Eltville: Umgestaltung Des Rheinufers
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Gute Beispiele der Städtebauförderung in Hessen Eltville: Umgestaltung des Rheinufers Ausgezeichnet mit dem Preis für zeitgenössische Gartenkultur Garten-Oskar 2017 der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landeskultur e.V. Förderprogramm Stadtumbau in Hessen Das Rheinufer in Eltville konnte durch umfassende Umgestaltungsmaßnah- men im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 als naturnaher Erlebnisraum für landschaftsbezogene Erholungs- und Freizeitaktivitäten aufgewertet wer- den. Dabei sind die charakteristischen Gegebenheiten sowie die Bedeu- tung des Uferbereiches für das Eltviller Orts- und Landschaftsbild berück- sichtigt worden. Entlang und im Nahbereich des überörtlichen Rad- / Wanderweges „Lein- pfad“ konnten die vorhandenen Freiräume, baulichen Anlagen und Wege durch gestalterische Maßnahmen aufgewertet und durch attraktivitätsstei- gernde Nutzungsangebote ergänzt werden. Die Umgestaltung des Rheinufers Eltville wurde im Jahr 2017 mit dem Preis für zeitgenössische Gartenkultur „Garten-Oskar“ der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landeskultur e.V. ausgezeichnet. Eltville Rheinufer zwischen Hattenheim und Walluf Quelle: Bauamt der Stadt Eltville Die Umgestaltung des Rheinufers ist als interkommunale Fördermaßnahme im Städtebauförderprogramm Stad- tumbau in Hessen eingebunden in ein überörtliches Kon- zept, das auch die Uferbereiche in den Ortslagen von Er- bach und Hattenheim mit einbezieht. Eltville am Rhein ist eine traditionsreiche Stadt im südöst- lichen Teil des Rheingau-Taunus-Kreises. Eingebettet in ei- ner der bekanntesten deutschen Weinbaulandschaften, dem Rheingau, bietet die Stadt ihren rund 17.000 Einwoh- nern eine außerordentlich hohe Wohnqualität. Malerisches Ortsbild von Eltville mit Rheinufer Während der städtebauliche und baukulturelle Bestand in Foto: Dieter Schenk den letzten Jahrzehnten, u. a. durch die Altstadtsanierung in der Kernstadt Eltville, behutsam weiterentwickelt wer- den konnte, wurden die Potenziale des Rheinufers bis 2015 nur partiell ausgeschöpft. Insbesondere in der un- mittelbar am Rheinufer gelegenen Kernstadt Eltville, de- ren Lage sich dadurch auszeichnet, dass sie anders als in den benachbarten Ortslagen von Hattenheim und Erbach nicht durch die Bundesstraße 42 vom Rhein getrennt ist, fanden sich noch ungeordnete Bereiche, die vom Besu- cher als zufällig und veraltet empfunden wurden. Für Erholungsnutzungen wie Spazierengehen / Wandern Über dem Rheinufer von Eltville thront Burg Crass und Radfahren sind die Uferbereiche saisonal hoch fre- Foto: Dieter Schenk quentiert. Punktuell dominieren Flächen und Einrichtun- gen zur Freizeitnutzung (Grünflächen, Liegewiese, Schwimmbad). Insbesondere im Bereich der Kernstadt El- tville sind auch touristische Nutzungen prägend. Der Ufer- bereich übernimmt zudem Erschließungsfunktionen für verschiedene Verkehrsarten. Gerade im Hinblick auf die sanierte Altstadt war hier eine Steigerung der Aufenthalts- qualität wichtig, um den Eltvillern und ihren Besuchern ei- nen attraktiven Freiraum für die Naherholung zur Verfü- gung zu stellen. Die Umgestaltung wurde in zwei Bauabschnitten im Zeit- Hohe Nutzungsfrequenz im öffentlichen Raum raum von 2015 bis Frühjahr 2017 durchgeführt und er- Foto: Scholtissek Landschaftsarchitekten folgte in enger Abstimmung mit Maßnahmen am Rhein- Stand: Juni 2017 2 ufer in den benachbarten Ortslagen, in denen bereits Neugestaltung, um das Rheinufer sowohl für die einheimi- zuvor Maßnahmen durchgeführt wurden. Auch dort sche Bevölkerung als auch für Besucher funktionsgerecht waren weitere Verbesserungen nötig. nutzbar und attraktiv zu machen. Im Rahmen der interkommunalen Fördermaßnahme Daher war es Ziel, den öffentlichen Raum am Rheinufer „Rheingau“ werden die Gemeinden Eltville am Rhein, auf eine Weise neu zu ordnen, die Nutzungskonflikte auf- Walluf, Geisenheim, Kiedrich, Lorch, Rüdesheim am löst, Verkehrs- und Besucherströme entsprechend trennt Rhein und Oestrich-Winkel seit 2005 aus dem Förder- und führt, bedarfsgerecht Flächen für Bewegung und Auf- programm Stadtumbau in Hessen unterstützt. enthalt zur Verfügung stellt und das Rheinufer insgesamt funktionaler und attraktiver gestaltet. Ausgangslage Das Eltviller Rheinufer ist in vielfältiger Weise Naher- Seit 2007 wurde in Eltville bereits über die funktionalen holungsraum für Bürger, Tagesausflügler aus der Re- und gestalterischen Defizite am Rheinufer diskutiert und gion sowie für Touristen, die den Rheingau bereisen. punktuell wurde in den folgenden Jahren mit Einzelmaß- nahmen interveniert, insbesondere im Bereich der Ort- Die Ausgangssituation am Eltviller Rheinufer, insbe- steile Erbach und Hattenheim. Im Jahr 2013 wurde, basie- sondere in dem Bereich, der zur Kernstadt Eltville ge- rend auf einem längeren partizipativen Prozess unter in- hört, stellte sich so dar, dass eine Vielzahl von Nutzun- tensiver Mitwirkung einer eigens gegründeten „Rheinufer gen teilweise ungeordnet nebeneinander existierte, AG“, die sich aus Vertretern von Politik und Verwaltung die sich gegenseitig störten und in Konflikt gerieten. sowie aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern zusam- Die Nutzungskonflikte entstanden saisonal aufgrund mensetzt, vom Bauamt der Stadt Eltville ein integriertes der hohen Anzahl an Besuchern und brachten durch- Gesamtkonzept für die Entwicklung des Rheinufers erar- aus Gefahrenpotenzial mit sich. Hier war eine Entzer- beitet. rung der Publikumsströme erforderlich. Umsetzung Zudem war bei den intensiv genutzten Rheinuferbe- Das Teilräumliche Städtebauliche Entwicklungskonzept reichen eine Neuordnung des öffentlichen Raumes ‚Aufwertung Rheinufer Eltville’ umfasst den gesamten nötig. Die Führung der verschiedenen Verkehrsarten Rheinuferbereich und sieht auf die jeweilige Bestandssitu- musste neu organisiert und der gesamte Bereich nicht ation und die jeweiligen Entwicklungsziele in den ver- nur funktional verbessert, sondern auch gestalterisch schiedenen Abschnitten des Rheinufers zugeschnittene aufgewertet werden. Auch die stark nachgefragten und zugleich insgesamt kohärente Einzelmaßnahmen vor. Aufenthaltsbereiche am Ufer sollten ausgeweitet und verbessert werden. Die Umsetzung aus dem Programm Stadtumbau in Hessen umfasst den Abschnitt des Rheinufers zwischen Nikolaus- Viele Anlagen und Nutzungseinrichtungen am Rhein- quelle und Sebastiansturm. Dieser Abschnitt gliedert sich ufer waren bereits „in die Jahre gekommen“ und be- in zwei Teilabschnitte (Nikolausquelle bis Matheus-Mül- durften einer Sanierung bzw. einer Neuerrichtung und ler-Straße sowie Matheus-Müller-Straße bis Sebastian- sturm). - Beide Teilabschnitte umfassen öffentliche Flächen und waren daher schnell für eine Umsetzung geeignet. Der Bereich weist außerdem die höchste Nutzungsfrequenz Stand: Juni 2017 3 Gesamtplanung für das Rheinufer in Eltville Plan: Scholtissek Landschaftsarchitekten Beide Teilabschnitte umfassen öffentliche Flächen und waren daher schnell für eine Umsetzung geeignet. Der Bereich weist außerdem die höchste Nutzungsfrequenz und -intensität auf, insbesondere saisonal vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Seine Neugestaltung hat ent- sprechende Impulswirkung für weitere Abschnitte. Zu- dem ist hier mit privaten Folgeinvestitionen zu rechnen, etwa in touristische Infrastruktur. Weitere Investitionen der Stadt und Dritter sind außerhalb des Abschnittes teilweise bereits erfolgt und teilweise noch vorgesehen (Errichtung von Unterführungen durch die Stadt, Lein- pfad als Projekt des Regionalparks etc.). Schmaler Uferweg Anfang 2015 wurde im Abschnitt zwischen Mattheus- Foto: Scholtissek Landschaftsarchitekten Müller-Straße bis Sebastiansturm mit der Umgestaltung begonnen. Auf dem 120 Meter langen Teilstück wurde die Promenade verbreitert, so dass Fußgänger nun deutlich mehr Platz zum Flanieren haben. Es wurden nach historischem Vorbild 20 Platanen gepflanzt und Rosenbeete angelegt. Der Fußweg wurde durch eine Stütz- und Sitzmauer aus Basaltlavastein von der Fahr- bahn abgetrennt. Die Fahrbahnbreite wurde auf vier Meter reduziert. Der Belag des Fußwegs, der aus einge- walzten Flusskieseln besteht, ist so befestigt, dass er bei Hochwasser nicht weggeschwemmt werden kann. Der Weg wurde auch von Rollstuhlfahrern getestet und für gut befunden. Straßenführung im Uferbereich Foto: Peter Foißner Mit dem zweiten Bauabschnitt, der Fortsetzung der Uferpromenade bis zur Nikolausquelle, wurde Anfang 2016 begonnen. Auch hier wurde die benachbarte Fahr- bahn von 5,5 auf 4,0 Meter verkleinert, um mehr Platz für Fuß- und Radverkehr zu schaffen. Mit der Einmün- dung der Mattheus-Müller-Straße in die Josef-Hölzer- Straße weitet sich das Profil der Rheinuferpromenade deutlich auf. Der Eindruck des großzügigen Profils wird durch die nördlich anschließenden Villengärten noch verstärkt. Um diesem parkähnlich geprägten Abschnitt gerecht zu werden, wurden, statt der strengen Schirm- platanen, locker wachsende Zierkirschen und Magno- lien als begleitende Bäume verwendet. Wichtig war den Durchführung der Baumaßnahme (2016) Planern der Erhalt der großgewachsenen Ahornbäume, Foto: Scholtissek Landschaftsarchitekten welche sich mit ihrem Habitus gut in die Auenlandschaft einfügen. Stand: Juni 2017 4 Der Uferbereich kann nun auch als Ausstellungsfläche Finanzierung (Kunstufer) oder als Standfläche bei Veranstaltungen Die Stadtumbaumaßnahme wird mit Fördermitteln des genutzt werden. Förderprogramms Stadtumbau in Hessen und Mitteln der Stadt Eltville finanziert. Während der Uferweg im ersten Bauabschnitt geradli-