ZUKUNFTSLABOR MUSIK

STUTTGARTER TEXTE ZUR ZUKUNFTSFORSCHUNG

HEFT 02 / 2019

ZUKUNFTSLABOR MUSIK

STUTTGARTER TEXTE ZUR ZUKUNFTSFORSCHUNG HEFT 2 / 2019

01 Innovationskongress Zukunftslabor Musik 012 – 135

02 Fachaufsätze Zukunftslabor Musik 136 – 181

03 Zukunftsoffensive der Stuttgarter Philharmoniker 182 – 193

04 Konzertbarometer 194 – 203

05 Doppelpass „Klassik trifft Fußball“ 204 – 211

06 Impressum 212 VORWORT 6

“I can‘t understand why people are frightened of new ideas. I‘m frightened of the old ones.”

John Cage Zitiert nach Richard Kostelanetz, Conversing with Cage, 1988 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 7 Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Um- folgenden Jahren weiter vorangetrieben wird, ist brüche und Entwicklungen hat das Stuttgarter Kul- es, den Klangkörper weiterzuentwickeln und ein turamt das Zukunftslabor Kultur etabliert. Ziel ist zukunftsorientiertes orchestrales Leitbild zu erar- es, gemeinsam mit der Stadtgesellschaft in einem beiten. Die Orchestermitglieder setzen sich hierbei mehrjährigen Prozess – ausgehend von der Kultur mit gesellschaftlichen Trends, Audience Develop- der Gegenwart – gesellschaftliche Entwicklungen ment und mit Fragen auseinander: „Wie kann das und Trends zu identifizieren, empirische Befunde Orchester den Anschluss an das digitale Zeitalter zu liefern und aus den Untersuchungsergebnissen vollziehen?“ oder „Wie erreicht man das Publikum langfristige Strategien abzuleiten. Leitfragen lauten des 21. Jahrhunderts mit klassischer Musik?“. Er- hierbei: „Wie kann die Kulturstadt von morgen möglicht wird die „Zukunftsoffensive Philharmo- aussehen?“, „Welche Kulturstadt wollen wir?“ und niker“ in den Jahren 2018 und 2019 mit Mitteln in „Wie machen sich Kultureinrichtungen für die Zu- Höhe von 150.000 €, die der Gemeinderat zusätz- kunft fit?“. lich zur Verfügung stellt.

Das Stuttgarter Kulturamt möchte mithilfe des Zahlreiche in diesem Band aufgeführten Prozesse Zukunftslabors Kultur eine visionäre Rolle ausfüllen stehen in einem mittel- oder unmittelbaren Zusam- und als Ermöglicher, Vordenker und Impulsgeber menhang mit der Zukunftsoffensive: operieren. Neben den Entwicklungen und Projek- ten in den digitalen Laboren der eigenen Insti- Die Zukunftswerkstatt für Orchestermitglie- tute, steht die Analyse der Kultursparten unter den der, Intendanz und Verwaltung der Stuttgarter oben erwähnten Fragestellungen im Vordergrund. Philharmoniker – durchgeführt vom Leiter des Als Pilot-Sparte bot sich die Musik an – zum einen Instituts für Trend- und Zukunftsforschung betrifft diese Thematik zwei eigene Institute (die Heidelberg, Dr. Eike Wenzel. Stuttgarter Philharmoniker und die Stuttgarter Musikschule), zum anderen verfügt Stuttgart über Die Nichtbesucher-Umfrage unter VfB-Fans in renommierte musikalische Einrichtungen, eine der Mercedes-Benz Arena zur Ermittlung von breit aufgestellte Chorlandschaft, hochqualifi- Bedürfnissen und Wünschen hinsichtlich Kon- zierte professionelle Orchester und Ensembles aus zertbesuchen (insbesondere bei den Stuttgar- dem Bereich der musikalischen Breitenarbeit, die ter Philharmonikern) und Kulturverständnis. sich in den kommenden Jahren alle mit den gesell- schaftlichen Veränderungen auseinandersetzen Die Entwicklung und Erprobung des „Konzert- müssen. barometers“ als gemeinsames Projekt des Zu- kunftslabors Kultur mit den Studierenden der Ausgehend von den allgemein formulierten Leitfra- Hochschule der Medien, mit dem Ziel, die gen des Zukunftsprozesses stehen im Rahmen der Konzert- und Kulturbedürfnisse des jungen Analyse der Sparte Musik folgende Fragestellungen Publikums und dessen Wünsche und Anfor- im Vordergrund: „Wie wird sich die Musiklandschaft derungen an ein zeitgemäßes Konzerthaus zu in den nächsten Jahrzehnten entwickeln?“, „Wel- ermitteln. che Auswirkungen wird die Digitalisierung auf die Musik haben?“ und „Welche Anforderungen muss Eng gekoppelt mit dem „Konzertbarometer“ ein Konzerthaus im 21. Jahrhundert erfüllen?“. sind die Konzertbesuche bei den Stuttgarter Philharmonikern, an die sich ein Talk der Stu- Das Zukunftslabor Kultur bedient sich bei der Ergeb- dierenden mit dem Chefdirigenten Dan Ettinger nisermittlung des wissenschaftlichen Methoden- anschließt. repertoires der Zukunftsforschung. Konkret wurden innerhalb des Musikprozesses mehrere Umfragen Um das Fachpublikum aber auch interessierte (auch Nichtbesucher-Umfragen), Zukunftswerkstät- Bürgerinnen und Bürger Stuttgarts über die neues- ten, ein Innovationskongress und Workshops durch- ten Entwicklungen und Zukunftstrends im Bereich geführt, deren Ergebnisse im vorliegenden Band der Musik zu informieren, veranstaltete das Kultur- vorgestellt werden. amt im Januar 2018 den Innovationskongress „Zukunftslabor Musik“ im Carl-Zeiss-Planetarium. Ein wichtiger Baustein des Musikprozesses war In fünf thematisch unterschiedlich ausgerichteten die Initiierung der „Zukunftsoffensive der Stutt- Panels kamen Experten der nationalen und inter- garter Philharmoniker“. Ziel der Offensive, die in den nationalen Musik- und Kulturszene sowie aus der VORWORT 8 Wirtschaft zu Fragen der Digitalisierung in der Musik, Jahren die Frage nach einer neuen Konzerthalle zu neuen Konzertformaten und -häusern und zu beschäftigen, viele Stuttgarter Ensembles werden posthumaner Musik zu Wort. weitere Schritte in Richtung Zukunft gehen und sich den gesellschaftlichen Veränderungen stellen. Ein eigens für den Innovationskongress gefertigtes Der vorliegende Band gibt einen Überblick über die Video von Folkert Uhde führte auf den Workshop bisherigen Ergebnisse und bietet eine Vielfalt an „Konzertdesign“ hin, der sich an Interessierte aus Ideen, möglichen Schritten und Anregungen. der Stuttgarter Musikszene richtete. Im Rahmen des Workshops stellte Folkert Uhde anhand his- Dr. Susanne Haist torischer, psychologischer und gesellschaftlicher Aspekte die von ihm entwickelte Theorie des Kon- zertdesigns vor und diskutierte und verdeutlichte diese anschließend anhand konkreter Projektfra- gestellungen aus dem Publikum.

Der Transformationsprozess in die digitale Zukunft hat - angeregt vom Zukunftslabor - auch bei den ei- genen Instituten des Kulturamts Einzug gefunden: Die Stuttgarter Musikschule beschäftigt sich inten- siv mit den Möglichkeiten einer digital unterstütz- ten Musikpädagogik. Bereits seit rund fünf Jahren wird in den Unterrichtsfächern Musiktheorie, Ge- hörbildung und Komposition eine cloud-gestützte Lernplattform verwendet. Hier kommt den Tablets eine besondere Bedeutung in der Umsetzung eines Peer-2-Peer-Lernkonzeptes im Unterricht zu. Eine Erweiterung des digitalgestützten Musikunterrichts sollen vor allem die digitalen Lern-Tutorials bewerk- stelligen, die in den instrumentalen und vokalen Fachbereichen ab sofort erstellt werden. Es ist geplant, die Tutorials in die neue Homepage der Musikschule zu integrieren, damit Schülerinnen und Schüler diese Lernsequenzen zur Unterstützung des selbstständigen Lernens aus dem Netz her- unterladen können. Weitere Einsatzmöglichkeiten von digitalen Medien, von Musik-Apps und Musik- programmen werden derzeit erforscht. Hierbei sollen auch deren Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht mit speziellen Zielgruppen untersucht werden, wie zum Beispiel die der Menschen mit Behinderungen oder ältesten Menschen. Ein wei- teres langfristiges Ziel der Stuttgarter Musikschule ist die Konzipierung von rein digitalen Unterrichts- angeboten in Form von „app-music“ und digitalen Ensembles. Einen guten Überblick über die geplanten und be- reits gestarteten Aktivitäten bei den Stuttgarter Philharmonikern bietet der in diesem Band abge- druckte Beitrag von Tilman Dost.

Abgeschlossen ist der Zukunftsprozess im Bereich Musik nicht – dies ist allerdings prozessimmanent. So wird die Stuttgarter Bürgerschaft genauso wie die Landeshauptstadt Stuttgart in den nächsten ZUKUNFTSLABOR MUSIK 9 VORWORT 10

Dr. Fabian Mayer, Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht der Landeshauptstadt Stuttgart Foto: Thomas Wagner ZUKUNFTSLABOR MUSIK 11 „Das Zukunftslabor Musik ist mit dem Ziel konzipiert worden, zukunftsweisende Neu- und Weiterentwicklungen im Bereich der klassischen Musik vorzustellen, zu diskutieren und in einem Tagungsband der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Prozess hat sich als Wissens- und Energietankstelle für Innovationen im Konzertsaal bewiesen und Impulse für digitale Vermittlungsformate gesetzt.“

Bürgermeister Dr. Fabian Mayer zum Zukunftslabor Musik 12 13 Innovationskongress Zukunftslabor Musik

014 – 059 Programm, Social Media, Pressestimmen, Feedback

060 – 117 Referenten Innovationskongress Zukunftslabor Musik

118 – 135 Viewspace Kurzumfrage PROGRAMM – INNOVATIONSKONGRESS 14 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 15 PROGRAMM – INNOVATIONSKONGRESS 16 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 17 SOCIAL MEDIA – INNOVATIONSKONGRESS 18

Franziska E. Rauch @franzilissy24 27. Jan.

#zulabkultur #innovation #kongress #musik #futureart #Stuttgart #planetarium ZUKUNFTSLABOR MUSIK 19

Björn Gottstein @BGottstein

#zulabkultur Computer komponieren Bach-Choräle. Dürfen die das? SOCIAL MEDIA – INNOVATIONSKONGRESS 20

Janine Sack @janinesack 27. Jan.

#zulabkultur Echtzeit, graphic patterns, Pentatonische Permutationen, pot-digital art. Es bleibt die Frage: Was machen wir mit den Daten? ZUKUNFTSLABOR MUSIK 21

Johannes M. Gerlitz @jomagerlitz 27. Jan.

Interessanter Themenblock zur Digitalisierung in der Musik auf dem Innovationskongress des Kulturamts @stuttgart_stadt #zulabkultur – bei Planetarium SOCIAL MEDIA – INNOVATIONSKONGRESS 22

Janine Sack @janinesack 27. Jan.

#zulabkultur Björn Gottstein: Tanzen Androiden zu elektronischer Musik? Technologie als Ideologie. Kunst als Korrektiv. ZUKUNFTSLABOR MUSIK 23

Matthias Röder @matthiasroder 27. Jan.

With @JochenSandig at #zulabkultur #stuttgart Discussing future of music and #creativity. We are entering an era of #exponential creativity! SOCIAL MEDIA – INNOVATIONSKONGRESS 24

Matthias Röder @matthiasroder 27. Jan.

Talking #eternal #music on a #cosmic scale with @JochenSandig #BenjaminHeidersberger and @opera_visionary at #zulabkultur #Stuttgart ZUKUNFTSLABOR MUSIK 25

Matthias Röder @matthiasroder 27. Jan.

Every music festival, orchestra and cultural institution needs a Chief Technology Officer to stay competent in our world. #zulabkultur #podiumFestival #StevenWalter SOCIAL MEDIA – INNOVATIONSKONGRESS 26

Janine Sack @janinesack 27. Jan.

#zulabkultur Stephen Walter (Podium Esslingen): Sind wir nur Coverbands des 19. Jahrhunderts? ZUKUNFTSLABOR MUSIK 27

matthiasroeder77 27. Jan.

Young #Habermas at #zulabkultur #future of #music. I spoke about #AI, #Karajan and #music. Great event! Lots of cool people here! @jochensandig #planetarium #stuttgart PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 28

Neue Räume braucht das Land | zuerst erschienen in: das Orchester 6/2018 | Mit Genehmigung der SCHOTT MUSIC GmbH & Co. KG, Mainz - ZUKUNFTSLABOR MUSIK 29

Neue Räume braucht das Land | zuerst erschienen in: das Orchester 6/2018 | Mit Genehmigung der SCHOTT MUSIC GmbH & Co. KG, Mainz - Germany PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 30

Wie klingt die Zukunft? | Stuttgarter Zeitung ZUKUNFTSLABOR MUSIK 31

Wie klingt die Zukunft? | Stuttgarter Zeitung PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 32

Neue Wege in die musikalische Zukunft | Stuttgarter Amtsblatt ZUKUNFTSLABOR MUSIK 33

Einzigartiges und Überraschendes | Stuttgarter Zeitung PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 34

Wo spielt in Zukunft die Musik? | Stuttgarter Amtsblatt Stuttgarter Zeitung/ Einzigartiges und Überraschendes Angabe des Mediums Stuttgarter Zeitung ZUKUNFTSLABOR MUSIK 35 PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 36

Zukunftsforschung als Verwaltungsaufgabe | Staatsanzeiger ZUKUNFTSLABOR MUSIK 37 PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 38

Zukunftslabor Kultur | Kontext: Wochenzeitung ZUKUNFTSLABOR MUSIK 39 PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 40

Zukunftslabor Kultur | Kontext: Wochenzeitung ZUKUNFTSLABOR MUSIK 41 PRESSESTIMMEN – INNOVATIONSKONGRESS 42

Zukunftslabor Kultur | Kontext: Wochenzeitung ZUKUNFTSLABOR MUSIK 43 FEEDBACK – INNOVATIONSKONGRESS 44 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 45 FEEDBACK – INNOVATIONSKONGRESS 46 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 47 FEEDBACK – INNOVATIONSKONGRESS 48 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 49 FEEDBACK – INNOVATIONSKONGRESS 50 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 51 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 52 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 53 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 54 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 55 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 56 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 57 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 58 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 59 # Tolle Veranstaltung – mehr davon. Gerade die enge Taktung (ohne Diskussionen nach einzelnen Beiträgen) ermöglichen eine große Themen REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 60

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 61 Friedrich-Koh Dolge Ein pragmatischer emotionaler Blick auf die Auswirkung der Digitalisierung auf Kunst, Musik und Kultur

Die Anzahl der vernetzten Geräte verdoppelt sich derzeit Jahr für Jahr. Der amerikanische Telekommunikationsgigant Cisco Systems prognostiziert, dass im Jahr 2020 rund 50 Milliarden Geräte miteinander vernetzt sein werden. Ange- sichts einer Weltbevölkerungszahl von rund 7,6 Milliarden Menschen, eine unvorstellbare Zahl – fast das Siebenfache. Analysten sagen ebenfalls für 2020 voraus, dass von den 50 Milliarden Geräten allein 6,1 Milliarden Smartphones sein werden. Seit 2016 hat sich diese Zahl vervierfacht.

Bis vor kurzem wurde noch vom „Internet of Things“ (IoT) gesprochen, in dem Gegenstände „intelligent“ gemacht wurden. Die Verknüpfung von „things“ – also Geräten – stand hierbei im Vordergrund. Sie tauschen Informationen durch Logiken und Netzwerkfunktionalität untereinander aus.

Seit etwa sieben Jahren wird vom „Internet of Everything“ (IoE) gesprochen. Beim IoE sind nicht nur Geräte, Computer, Laptops, Smartphones und Tablets miteinander verknüpft, sondern auch „intelligente Maschinen“, wie Autos, Küchen- geräte oder Waschmaschinen. Insbesondere werden auch Menschen, Prozesse und Daten miteinander vernetzt. Alle gesammelten Informationen sollen so miteinander verknüpft werden, damit alles online in Echtzeit, zur jeder Tages- und Nachtzeit, an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt abgerufen werden kann.

Der US-Marktforscher Gartner geht für das IoE von einem weltweiten Umsatzwachstumspotenzial von rund 230 Milli- arden Euro aus. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass zum Beispiel die Republik Österreich Jahresstaatsausgaben REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 62 von rund 180 Milliarden Euro dafür tätigt, lässt das immense Investitionsvolumen für das IoE erkennen.

Gleichzeitig werden derzeit sogenannte „Neuro-Gadgets“ entwickelt, mit deren Hilfe zum Beispiel ein Smartphone Gehirnwellen lesen kann, um in der Lage zu sein, diese auf direktem Weg zu steuern. Es bleibt zu hoffen, dass eines Tages nicht die Künstliche Intelligenz menschliche Gehirne steuern wird.

Was hat das alles mit der Kunst, der Kultur und mit der Musik zu tun? Computer der letzten Generation, sogenannte neuronale Netzwerke, sind bereits in der Lage, selbstständig zu lernen und zu komponieren. François Pachet, Ingenieur, Com- puterwissenschaftler und Musiker, Gründer des Musikfor- schungsinstitutes bei Sony Computer Science Lab, hat „Deep Bach“ erschaffen. Ein Computer, ein neuronales Netzwerk, das nichts von musikalischen Strukturen weiß, sondern sich nur durch Zuhören eigene Regeln ausdenkt und einen Choral im Stile von Johann Sebastian Bach setzt. Oder „Iamus“, ein von Forschern der Universität Malaga entwick- elter Supercomputer, der völlig selbstständig Musik kreieren kann. Apps wie „Jukedeck“, „Amper“ oder „Humtap“, die sekundenschnell Songs erstellen, in dem Nutzer nur eine Melodie in ihr Smartphone summen. „Popgun“ entwickelt eine künstliche Intelligenz namens „Alice“, die in Echtzeit mit Musikern komponiert und dabei auch eine Klaviermelodie vervollständigen kann. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Künstler und Musiker selbst entwerfen derzeit Ideen für virtuelle Konzerthäuser und Museen mit innovativen Ver- mittlungskonzepten. Es stellt sich zugleich die Frage, ob all diese, von Künstlern selbst entwickelten und voran- getriebenen Innovationen, eine Konkurrenz bedeuten zu unserer großartigen Orchester-, Konzert-, Opern-, breite mit einem enormen Input. # Glückwunsch, mehr davon!# spannendes Konzept, tolle Referenten, schöner Veranstaltungsort – hoffentlich ZUKUNFTSLABOR MUSIK 63 Theater- und Museumslandschaft, zu unserer Kulturland- schaft schlechthin.

Braucht die Kunst der Zukunft noch ausübende Künstler und Komponisten, oder wird nur noch konsumiert, was künstlich, nicht von Menschenhand, erschaffen wurde? Wird noch von der Kunst und der Musik als schöpferischer Akt des Menschen gesprochen, oder übernimmt die künstliche Intelligenz mit ihren treffsicheren Algorithmen das kulturelle Schaffen?

Die Digitalisierung wird vor Kunst, Kultur und Musik keinen Halt machen. Dazu sind wir Künstler selbst zu kreativ, zu innovativ und letztlich auch zu mutig, um uns nicht mit den Möglichkeiten der Digitalisierung in Kunst, Kultur und Musik zu beschäftigen. Aber gerade dieses Paradoxon wird uns erkennen lassen, dass Kunst, Kultur und Musik – die menschliche Interaktion schlechthin – durch nichts zu ersetzen sind. Gerade die Sicherung und Weitergabe des kulturellen Erbes, die Pflege unserer kulturellen Vielfalt, die Weitergabe unseres reichhaltigen Wissens- und Erfahrungsschatzes, wird ein bewusster, emotionaler menschlicher Akt bleiben. Ein menschlicher Akt, um auch unserem Gegenüber zu zeigen, was uns am Menschen liegt, um einen authentischen Kontakt herzustellen, um für eine menschliche Atmosphäre, für Aufmerksamkeit und vor allem für Wertschätzung zu sorgen. Kunst, Kultur und Musik werden in einer total digitalisierten Welt, die von Perfektion und maschinellem Pragmatismus geprägt sein wird, das letzte Refugium des Menschen sein. Das letzte Refugium, in dem der Mensch in seiner Unvollkommenheit Mensch sein kann und darf. Eine große Verantwortung und gleichzeitig eine neue große Chance für uns Kunstschaf- fende. Kunst, Kultur und Musik werden auch in einer digitalisier- ten Welt an Bedeutung gewinnen. Sie werden der Inbegriff des lebendigen Ausdrucks menschlichen Daseins bleiben! findet es Umsetzung in der Kulturpolitik! toi, toi, toi! # Ich komme sehr gerne wieder! Danke an alle, die diese Veranstaltung auf die Beine REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 64 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 65 Friedrich-Koh Dolge Moderation

Friedrich-Koh Dolge übernahm nach Abschluss der Studi- engänge Diplom-Musiklehrer und Diplom-Orchestermusik mit Hauptfach Violoncello an der Staatlichen Hochschule für Musik Mannheim 1992 die Leitung der Städtischen Sing- und Musikschule in Sulzbach-Rosenberg (Bayern). 2001 wurde ihm die Leitung der Städtischen Musikschule Ratingen (Nordrhein-Westfalen) übertragen; seit 2002 ist er Musik- schuldirektor der Stuttgarter Musikschule.

Friedrich-Koh Dolge arbeitet in verschiedenen Stiftungen mit, z. B. von 2005 bis 2013 als stellvertretender Vorsitz- ender der Stiftung des Landesjugendorchesters Baden- Württemberg. Seit 2009 ist er im Vorstand der Stiftung Stuttgarter Musikschule. 2005 wurde er als stellvertre- tender Vorsitzender des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württembergs, seit 2018 als dessen Vorsitzender gewählt und ist ebenso seit 2005 Mitglied im Vorstand des Landesausschusses Jugend musiziert Baden-Württemberg. Seit Oktober 2008 ist er Mitglied im Bundesvorstand des Verbandes deutscher Musikschulen, seit Mai 2013 dessen stellvertretender Bundesvorsitzender. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 66 Dr. Birgit Schneider-Bönninger Kulturelle Zukunftsforschung

Mit dem „Zukunftslabor Kultur“ praktiziert das Stuttgarter Kulturamt ein agiles Start-up-Government, das auf den drei Säulen Analyse, Diskurs und Experiment basiert. In einem interdisziplinären Netzwerk wirken Partner aus Kunst und Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivil- gesellschaft produktiv zusammen und entwickeln innovative Formate für die Kulturstadt von morgen. Der Beitrag zeigt auf, wie die kulturelle Zukunftsforschung in der Praxis funkti- oniert und wie eine Kulturverwaltung im 21. Jahrhundert ihre Rolle als „Ermöglicher, Vordenker und Impulsgeber“ ausfüllt.

Dr. Birgit Schneider-Bönninger studierte Zeitgeschichte, Politik und Publizistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Nach Promotion und Referendariat gestaltete sie 14 Jahre lang Kulturarbeit in Wolfsburg. Im Zeitraum 2014 bis 2018 war sie Direktorin des Kulturamtes der Landeshauptstadt Stuttgart. Seit 1.3.2019 ist sie Kultur- und Sportdezernentin der Bundesstadt Bonn. gestellt haben! # Mehr davon! – auch mehr junges Publikum! # Tolles Ambiente! # Spannende & abwechslungsreiche Referentenauswahl # 5

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67 übernehmen.« »Wir brauchen »Wir brauchen dringend positive dringend positive verantwortung zu verantwortung gefordert, Zukunfts- gefordert, Zukunftsbilder und sind Minuten nach Präsentation für Fragen wäre jeweils gut gewesen. # Planetarium, super Ort für das Event # Rolle des Kulturamts auch reflektie REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 68 starres Gebilde, sondern ein Sinfonieorchester ist kein sich ständig wandelnder, lebendiger Organismus.« »Ein städtisches

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 69 Tilman Dost Zukunftsoffensive Stuttgarter Philharmoniker

Die Stuttgarter Philharmoniker nehmen als Abteilung des Kulturamtes am Projekt „Zukunftslabor Kultur“ teil, das die Zukünfte der künstlerischen Sparten untersucht. 2017 wurden erste Bausteine im Zukunftsprozess realisiert, auf deren Basis eine Standortbestimmung vorgenommen werden kann und Visionen für die Zukunft entwickelt werden sollen. Tilman Dost und die Leitbildgruppe des Orchesters geben einen Überblick über den aktuellen Stand der Entwicklung sowie erste Erfahrungen des Orchesters mit dem Prozess.

Tilman Dost ist Kaufmännischer Intendant der Stuttgarter Philharmoniker. Er studierte Violine an der Musikhochschule Köln sowie Kulturmanage- ment an der FernUniversität in Hagen. Von 2008 bis 2013 war er im Künstler- ischen Betriebsbüro der Wiener Symphoniker tätig. Anschließend arbeitete ● er als Orchestermanager der Magdeburgischen Philharmonie am Theater der Fachaufsatz Landeshauptstadt Magdeburg. Seit Januar 2017 steht er im Dienst der ab Seite 138 Stuttgarter Philharmoniker. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 70 Alexander Mankowsky Kunst und Innovation

Wir gestalten unsere Zukunft jetzt, im Hier und Heute. Unsere Lebensbereiche werden durch Digitalisierung und Automatisierung verändert, sogar transformiert. Alle kreativen Kräfte haben dabei eine wichtige Rolle - Kunst und Künstler gehören dazu. Der Vortrag stellt die STARTS Initiative der EU vor, die sich zum Ziel gemacht hat, Kunst und Innovation zusammen zu bringen und beleuchtet zudem die Aktivitäten aus der Daimler-Forschung.

Alexander Mankowsky ist Diplom-Soziologe und Knowledge Engineer. Er studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Freien Universität . Seit 1989 ist er für die Daimler AG im Bereich Forschung tätig. Dort beschäftigte er sich zunächst mit Expertensystemen, Wissensmanagement, dem Aufspüren von Marktchancen sowie der Darstellung von automobilen Zeitgeistströmungen. Dies führte ihn im Jahr 2001 zu seinem aktuellen Arbeitsgebiet „Mensch, Technik & Zukunft. Er arbeitet eingebunden in das weitgespannte und vielfältige kreative Netzwerk von Daimler. ren – wie kann es die Impulse aufgreifen? # Der Service war ein Traum! Besonders die Mädels am Empfang waren besonders nette! # Vielen Dank ZUKUNFTSLABOR MUSIK 71 »Das Kunstwerk »Das Kunstwerk jeden Stil erkennen, jeden Stil erkennen, Die Maschinen können Die Maschinen können steuert auf ein Zeitalter steuert auf ein Zeitalter kopieren und anwenden.« kopieren unendlicher Permutation zu. unendlicher Permutation für die tolle Veranstaltung. Alles war gut organisiert und der Ort war sehr ungewöhnlich und interessant. Würde immer wieder gern weitere be REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 72 Formen der Musik-produktion und –rezeption. Musikmachen mobile und gemeinschaftliche wird Massenphänomen.« »Apps ermöglichen neue,

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 73 Matthias Krebs Appmusik: Ist das Smartphone ein Musikinstrument der Zukunft?

Mit digitalen Musiktechnologien eröffnen sich für Musiker und neue Zielgruppen vielfältige Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung. Darunter steht ihnen auch eine breite Auswahl an Musikapps zur Verfügung, um die eigene Musik zu produzieren, gemeinsam im Ensemble zu musi- zieren, sich musikalisch zu bilden und mit Klängen zu experimentieren. Der Vortrag thematisiert die kreativen Potenziale des Instrumentariums für künstlerisches Schaffen und illustriert anhand von Bildungsprojekten, wie damit kreative Prozesse gefördert werden können.

Matthias Krebs ist Wissenschaftler, Diplom-Musik- und Medienpädagoge, Physiker, Opernsänger (Tenor) und steht regelmäßig als Appmusiker auf der Bühne. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin und leitet dort die Forschungsstelle Appmusik (Institut für digitale Musiktechnologien in Forschung und Praxis) sowie das Lehrforschungsprojekt DigiMedial. Die Erweiterung von Musikpraxen durch digitale Technologien steht seit 2009 im Fokus seines wissenschaftlichen, künstlerischen und pädagogischen Schaffens. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 74 Björn Gottstein Tanzen Androiden zu elektronischer Musik? – Die Digitalisierung und die musikalische Avantgarde

Musik kann neue Technologien vorwegnehmen, sie ist innovativ. Sie kann sich Techniken einverleiben, sie wirkt integrativ. Und sie kann Technik unterwandern, aus- hebeln und entlarven, sie ist subversiv. Dennoch steht zu befürchten, dass der schöpferische Akt im Zuge der technischen Entwicklungen an Bedeutung verliert. Schon heute kuratieren Algorithmen unser Hören, bringen Orchester die Partitur einer künstlichen Intelligenz zur Aufführung. Der Vortrag macht Vorschläge, wie sich Musik in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis zur Technologie entwickeln kann.

Björn Gottstein ist Redakteur für Neue Musik beim SWR in Stuttgart und seit 2015 künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage. Als Kritiker ● schrieb er unter anderem für die taz, die Neue Zeitschrift für Musik und Fachaufsatz die Spex. Er unterrichtete unter anderem bei den Darmstädter Ferienkursen ab Seite 142 für Neue Musik und an der TU Berlin. suchen. # Super Programm # Vielen Dank für die Organisation! Ich habe sehr viele Impulse bekommen und nehme viel mit! Sehr spannende Bei ZUKUNFTSLABOR MUSIK 75 is over<.« is over<.« »Wir leben bereits im >the digital revolution revolution >the digital postdigitalen Zeitalter: Zeitalter: postdigitalen träge tolle Location

REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS

passive Konsumieren, 76 sondern das aktive eigentlich nicht das eigentlich nicht das »Die Grundhaltung »Die Grundhaltung des Menschen ist des Menschen ist … und auf jeden Fall das Zeitmanagement! Danke!!! # Sehr interessante Veranstaltung und netter Service! #zulabkultur #in Mitgestalten.«

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 77 Dr. Matthias Röder Künstliche Intelligenz in der Musik

Welche Daten können wir für die lernenden Algorithmen in der Musik verwenden? Wie werden diese gewonnen? Warum sind die Daten von solch zentraler Rolle? Ausgehend von einer kurzen Definition von Künstlicher Intelligenz als Lernsystem, beleuchtet der Vortrag anhand von zahlreichen Beispielen, wie Musik mit Hilfe von Algorithmen heute verstanden werden kann.

Dr. Matthias Röder ist Direktor des Eliette und Herbert von Karajan Instituts und Gründer der Karajan Music Tech Conference sowie der Classical Music Hack Days. Nach einem Musikstudium an der Universität Mozarteum, promovierte Matthias Röder zum Thema Musik und Öffentlichkeit an der Harvard University. Dort war er als Harvard Fellow ebenfalls als PostDoc und Lehrender tätig. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 78 Benjamin Heidersberger Pentatonische Permutationen: Eine algorithmische Klavierkomposition und wie sie gespielt werden kann

Vor 14 Milliarden Jahren hat sie begonnen, und sie dauert noch weitere 16 Billionen Jahre an: Die Klavierkompo- sition von Benjamin Heidersberger kennzeichnet jeden Moment der Zeit auf einzigartige Weise. Primzahlenlange pentatonische Tonleitern verschieben sich laufend gegen- einander und erzeugen dadurch Narrationen, Melodie- fragmente entstehen und vergehen. Gespielt wird die Komposition über den Pentatonic Permutations Player (PPP), ein taschenbuch-großes Gerät mit zwei Lautsprechern für unterwegs, das einen gesampelten Steinway spielt. Ein Computerprogramm erzeugt die algorithmische Kompo- sition als Midi-Events, die von einem Software-Synthesizer unter Linux gespielt werden.

Benjamin Heidersberger, geboren 1957. Studium der Physik, Biologie und Informatik (abgebrochen). In Wolfsburg 1978 Mitgründung der Künstlergruppe Head Resonance Company, in Hamburg 1989 des Ponton-Lab und seit- dem dessen Geschäftsführer. 1994 Umzug nach Hannover. Interaktive Medien- projekte (Van Gogh TV, Ars Electronica, documenta) in Europa, USA und Japan. 2000 Gründung des Kulturservers, 2002 des Institut Heidersberger. ● Veröffentlichungen und Vorträge über Computer, interaktive Medien und Fachaufsatz Gesellschaft. 2017/2018 künstlerischer Leiter des Produktionskunst-Festivals ab Seite 146 „Drehmoment“ in Stuttgart, seit 2010 Pentatonic Permutations. novation #kongress #musik #futureart #Stuttgart #planetarium #zulabkultur Computer komponieren Bach-Choräle. die das? Dürfen #zulab ZUKUNFTSLABOR MUSIK 79 der Algorithmus.« eine regelbasierte Handlungsvorschrift, und damit autonome Kunst steht zwischen Künstler und Kunstwerk und Kunstwerk Künstler »Bei der algorithmischen kultur Echtzeit, graphic patterns, Pentatonische Permutationen, pot-digital art. Es bleibt die Frage: Was machen wir mit den Daten? #Interes REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 80 rezeptiver Wandlungen durch Zeiten gesellschaftlicher und Zeiten gesellschaftlicher und »Kulturinstitutionen müssen Innovationen immer wieder sich fragen, wie sie sich in Zukunft und vor allem ein erneuern, damit sie eine erneuern, damit sie eine Publikum haben.«

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 81 Dr. Cornelia Weidner Das Hugo-Wolf-Art-Lab. Wege und Chancen für das Lied im digitalen Heute

Im kreativen Dialog mit Künstlern und Publikum sucht die Internationale Hugo-Wolf-Akademie Anknüpfungspunkte zu anderen Kunstsparten und erweitert mit dem Hugo-Wolf- Art-Lab den traditionellen Aufführungskontext des Kunst- lieds. Unter besonderer Berücksichtigung des digitalen Zeit- alters und gewandelter Musikrezeption werden zeitgemäße Präsentationsformen entwickelt und realisiert.

Dr. Cornelia Weidner ist Intendantin der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie (IHWA). Nach dem Studium der Germanistik und der Historischen Musik- wissenschaften an der Universität Hamburg arbeitete sie als freie Dramaturgin, ● Regieassistentin und Opernagentin. Bei den Ludwigsburger Schlossfest- Fachaufsatz spielen war sie als Redakteurin und Projektleiterin tätig, bevor sie 2009 die ab Seite 154 Geschäftsführung der IHWA übernahm. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 82 Kurt Laurenz Theinert Visual Piano: der Raum, die Klänge und die Bilder

Welche Potenziale finden sich zwischen den drei Aspekten Raum, Klang und Bild und wie kann man sie als künstleri- sches Material nutzen? Wie nehmen unsere Sinne wahr, und welche Ansätze ergeben sich daraus für die Zusammen- arbeit der Kunstgattungen Musik und Licht- oder Medienkunst, und wie können diese den Charakter des jeweiligen Raums mit einbeziehen? Neben einer kurzen Vorstellung des Instru- ments „Visual Piano“ und dessen Entwicklungsgeschichte, behandelt der Vortrag das Zusammenspiel von Klang, Raum und Bild.

Kurt Laurenz Theinert ist Live-Licht- und Medienkünstler. Er schafft mediale Licht-Environments – live, abstrakt und raumfüllend mit 360°-Projektionen. ● Dafür erfand er das weltweit einzigartige Instrument „Visual Piano“, das es ihm Fachaufsatz ermöglicht, Grafiken in Echtzeit zu erzeugen und passend zur Musik live ab Seite 160 zu spielen. santer Themenblock zur Digitalisierung in der Musik auf dem Innovationskongress des Kulturamts @stuttgart_stadt #zulabkultur – bei Planeta ZUKUNFTSLABOR MUSIK 83 formulieren.« »Die Aufgabe der aufzugreifen und zu Kunst ist es, Ahnungen Kunst ist es, rium #zulabkultur Björn Gottstein: Tanzen Androiden zu elektronischer Musik? Technologie als Ideologie. Kunst als Korrektiv. #Ich möchte

REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS

Community. Das Netzwerk 84 ist der Held. Das Manage- »Netzwerke sind die Basis ment ist post-heroisch.« Kulturarbeit: Die Ideen für zukunftsfähige für zukunftsfähige kommen aus der

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 85 Steven Walter PODIUM Esslingen: Erfahrungsbericht und Best-Practice-Beispiele

Was im Jahr 2009 als kleines, alternatives Kammermusik- festival junger Menschen gegründet wurde, hat sich in wenigen Jahren zu einer vielfach ausgezeichneten 360°-Plattform für Innovation im Bereich klassischer und zeitgenössischer Musik entwickelt. Das alljährlich im Frühjahr stattfindende PODIUM Festival ist das Flaggschiff in einem vielseitigen Gesamtprogramm mit Satelliten, Gastspielen in ganz Europa, Digitalprojekten und Bildungsprogrammen sowie seit 2018 dem großen Fellowship-Projekt #bebeethoven.

Steven Walter ist Initiator, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer von PODIUM Esslingen und ein europaweit aktiver Musiker, Kurator und Konzertgestalter. Er studierte Cello am Barrat-Due Institute of Music in Oslo und an der Hochschule für Musik Detmold. Im Rahmen der Künstlerischen Leitung von PODIUM Esslingen, verantwortet er auch das Programm des digitalen Musikkurators „Henry“, ● einem transmedialen und seriellen Streaming-Angebot. In den Jahren 2017 Fachaufsatz bis 2020 ist er zudem Kurator des vom PODIUM Esslingen getragenen Fellowship- ab Seite 164 Programms #bebeethoven. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 86 zukünftig jede #Präsentation mit einer Kuppel haben #zulabkultur – im Planetarium #zulabkultur Stephen Walter (Podium Esslingen): ZUKUNFTSLABOR MUSIK 87 Sind wir nur Coverbands des 19. Jahrhunderts? Every music festival, orchestra and cultural institution needs a Chief Technology Officer REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 88 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 89 Dr. Regula Rapp Moderation

Regula Rapp studierte ab 1980 historische Tasteninstru- mente (Hauptfach Cembalo) an der Hochschule der Künste Berlin sowie Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin. 1990 promovierte sie über ein Thema zur Klaviermusik des 18. Jahrhunderts und ging 1992 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Schola Cantorum Basiliensis. Hier war sie bis 1998 stellvertretende Direktorin. Von 1999 bis 2005 war sie Chefdramaturgin an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin und parallel hierzu Lehrbeauftragte am Institut für Theaterwissenschaft an der FU Berlin. 2005 kehrte sie als Rektorin an die Schola Cantorum Basiliensis zurück und leitete die Einrichtung bis 2012. Seit 2012 ist Regula Rapp Rektorin an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart sowie Robert M. Trotter Visiting Professor an der University of Oregon in Eugene/USA.

Regula Rapp ist Mitglied in zahlreichen Beiräten und Stif- tungen, unter anderem im wissenschaftlichen Beirat des Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) Wien sowie Stiftungsrätin in der Kiefer Hablitzel Stiftung, Bern. Sie hat den Juryvorsitz der Jury des Gesangswettbe- werbs MIGROS Kulturproduzentin in Zürich inne und ist Mit- glied der Jury der MBM Mitteldeutsche Barockmusik. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 90 Sven Helbig & Prof. Dr. Stefan Sorgner Gesamtkunstwerk, posthumane Musik und die Zukunft der Künste Dr. Regula Rapp Moderation

Das philosophisch-künstlerische Gespräch zwischen Sven Helbig und Stefan Lorenz Sorgner wird fünf unterschied- liche Themenbereiche umfassen, die für den gegenwärtig kulturellen Paradigmenwechsel von besonderer Bedeutung sind. Im ersten Diskurs soll das Thema der Nicht-Dualität im Zusammenhang mit den Entwicklungsprozessen von Musikdramen erörtert werden, so dass die gegenwärtige kulturelle Einbettung in einem größeren Zusammenhang begriffen werden kann. In einem zweiten Diskurs soll hierbei dem Themengebiet „Gesamtkunstwerk“ ein besonderes Augenmerk gewidmet werden, da deren kulturelle Relevanz insbesondere im deutschsprachigen Kontext einem signifi- kanten Bedeutungswandel unterlag. Nach diesen allgemei- neren Überlegungen kann im dritten Diskurs das Verhältnis vom Klassischen und Populären als spezielle Ausformung der posthumanen Nichtdualität genauer analysiert werden. Diese Vorabüberlegungen erlauben die posthumane Neu- bewertung einer speziellen ästhetischen Kategorie, der innerhalb der Ästhetik des 20. Jahrhunderts keine große Bedeutung zukam, nämlich die der musikalischen Schön- heit. Im abschließenden fünften Diskurs kann schließlich noch die Frage nach dem Mythos und den Archetypen als Prinzip des dramaturgischen Handlungsaufbaus neu gestellt werden. Auf diese Weise tritt ein buntes Kalei- doskop sich ereignender Veränderungen hervor, die für die Frage nach der Zukunft der Künste von herausragender Relevanz sein werden. to stay competent in our world. #zulabkultur #podiumFestival #StevenWalter #Talking #eternal #music on a #cosmic scale with @Jochen ZUKUNFTSLABOR MUSIK 91 Sven Helbig schreibt Musik für Chor, Orchester und Kammerensemble. Elektronische Sounds sind Teil seiner Kompositionen. Er gehört zu einer Komponistengeneration, für die Grenzen zwischen der klassischen Orchesterwelt, experimenteller Kunst und der sogenannten U-Musik nicht mehr existieren. Beim Traditionslabel Deutsche Grammophon erschien sein Debütalbum Pocket Symphonies. Mit der Verbindung von klassischer Kompositionstechnik, Synthesizer und verfremdeten Vibraphonklängen spricht er live auch ein jüngeres Publikum der Indie- und Electronica-Szene an. Sein aktuelles Chorwerk „I Eat The Sun And Drink The Rain“ ist auf dem Berliner Label Neue Meister erschienen.

Prof. Dr. Stefan Lorenz Sorgner unterrichtet Philosophie an der John Cabot University in Rom. Er ist Direktor und Mitbegründer des Beyond Humanism Network, außerdem Editor-in-Chief und Founding Editor des „Journal of Posthuman Studies” (a double-blind peer review journal, Penn State University Press). Er ist Autor und Herausgeber von mehr als zehn Büchern, unter anderem „Metaphysics without Truth“ (Marquette University Press 2007), „Menschenwürde nach Nietzsche“ (WBG 2010), „Transhumanismus“ (Herder 2016). Sandig #BenjaminHeidersberger and @opera_visionary at #zulabkultur #Stuttgart With @JochenSandig at #zulabkultur #stuttgart Discussing REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 92 denen, die bereit sind, denen, die bereit sind, »Die Zukunft gehört »Die Zukunft gehört neu zu denken.« ZUKUNFTSLABOR MUSIK 93 REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 94 Christopher Lindinger Future Lab – Extended Stages

Seit 1997 entwickelt das Ars Electronica Futurelab in Linz (Österreich) eine Vielzahl von richtungsweisenden Projekten im Bereich der bühnenbasierten Medienkunst. Das Spektrum reicht vom Einsatz von Virtual Reality, Augmented Reality und Robotern auf der Bühne bis hin zu interaktiven und partizipativen Performances. Im Rahmen des Vortrags wird ein Überblick über diese Aktivitäten gegeben und anhand von Beispielen, die Pers- pektive und das Potential dieses Bereichs dargelegt.

Christopher Lindinger ist Leiter für Forschung und Innovation am Ars Electronica Futurelab und verantwortet dort die künstlerischen und wissenschaftlichen Aktivitäten. Neben Beratungstätigkeiten für die Industrie und Regierungseinrich- tungen, ist er als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten tätig. future of music and #creativity. We are entering an era of #exponential creativity! # Tolle Veranstaltung – mehr davon. Gerade die enge Taktung ZUKUNFTSLABOR MUSIK 95 ermöglichen.« um Vordenken zu um Vordenken »Experimente sind wichtig und notwendig, wichtig und notwendig, (ohne Diskussionen nach einzelnen Beiträgen) ermöglichen eine große Themenbreite mit einem enormen Input. # Glückwunsch, mehr davon!

REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS

Stuttgart ist notwendig und 96 muss den Anschluss an die längst überfällig. Stuttgart längst überfällig. Stuttgart internationale Konkurrenz regionale, nationale und »Ein Konzerthaus für schaffen, bevor es zu spät ist.« ZUKUNFTSLABOR MUSIK 97 Felix P. Fischer Das Konzerthaus der Zukunft – vom bürgerlichen (Hochkultur-)Tempel zum lebhaften Musikzentrum in einer offenen Gesellschaft

Was erwartet die urbane Gesellschaft der Zukunft von einem Konzerthaus? Was können die „Neuen“, was die „Alten“ nicht konnten? Überall in Europa wird gebaut und renoviert, sei es in Hamburg, in Genf oder in Reykjawik. Architektur spielt dabei eine wichtige Rolle, denn das Auge hört mit. Mit den neuen Häusern wird auch ein neues Publikum ange- sprochen und das nicht nur für die klassische Musik. Der Vortrag thematisiert Visionen, Strategien und Best-Practice- Beispiele zu einem Phänomen des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels.

Felix P. Fischer ist der geschäftsführende Orchesterdirektor im neuen SWR Symphonieorchester. Nach seinem Studium der Musik und betriebswirt- schaftlichen Ergänzungsfächern, engagierte er sich in unterschiedlichen Positionen als aktiver Orchestermusiker, Instrumentallehrer und Orches- tergeschäftsführer. So leitete er unter anderem den Bereich Marketing und Kommunikation bei der Köln Musik GmbH (Kölner Philharmonie). 1992 kam er zum Süddeutschen Rundfunk, wo er zunächst als Produktionsleiter Musik ● für den Südfunkchor und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart tätig war. Fachaufsatz Mit der Fusion der beiden Sender SDR und SWF 1998 wurde ihm das Orches- ab Seite 168 termanagement des RSO Stuttgart übertragen. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 98 Thomas Koch Forever Young – 20 Jahre Junge Oper

Neuland betreten, seine Sinne öffnen lernen, um den Dingen Sinn zu geben, Staunen üben und Geschichten erzählen, das sind nur einige der Prozesse, an denen an der Jungen Oper mitgewirkt werden kann. Anders gesagt, arbeitet die Junge Oper daran, dass das Musiktheater zukunftsfähig bleibt. Der Beitrag beschreibt die Junge Oper als lebendiges Versuchslabor, Thinktank, Spielwiese und Erfahrungsschatz- kammer in einem – ein Zukunftslabor der Fantasie für das Musiktheater.

Thomas Koch ist der Direktor Kommunikation an der Oper Stuttgart. Er studierte Linguistik und Biologie in Kassel und Berkeley (USA). Im Anschluss an seine Tätigkeit als Redakteur bei Reader’s Digest wurde er 1984 Pressesprecher des ● Amerika-Hauses in Stuttgart. 1995 wurde er Sprecher der Intendanz an der Fachaufsatz Staatsoper Stuttgart. Von 2006 bis 2014 war er Direktor für Kommunikation an ab Seite 178 der Bayerischen Theaterakademie in München. # spannendes Konzept, tolle Referenten, schöner Veranstaltungsort – hoffentlich findet es Umsetzung in der Kulturpolitik! toi, toi, toi! # Ich ZUKUNFTSLABOR MUSIK 99 Kulturarbeit.« »Jugend- und ist ein essenzieller ist ein essenzieller Vermittlungsarbeit Vermittlungsarbeit und zukunftsfähiger Baustein nachhaltiger komme sehr gerne wieder! Danke an alle, die diese Veranstaltung auf die Beine gestellt haben! # Mehr davon! – auch mehr junges Publikum! REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 100 auf den viele Parameter ist wie ein Organismus, »Das Konzerterlebnis Einfluss nehmen.« ZUKUNFTSLABOR MUSIK 101 Folkert Uhde Konzertdesign

In einem Videobeitrag erklärt Folkert Uhde die Entstehung und Herleitung der Idee von Konzertdesign als eine neue Herangehensweise für die Entwicklung von Konzertformaten. Entscheidend ist dabei die Neudefinition des Konzertes als Ort des musikalischen Erlebens, bei dem unterschied- lichste Parameter individuellen Einfluss auf die Wirkung der Musik haben.

Hinweis: In einem ausführlichen Workshop in Stuttgart am 26. April 2018 stellte Folkert Uhde die Theorie und praktische Heran- gehensweise in eigenen Beispielen und Projekten der Teil- nehmer vor.

Link zum Video: https://vimeo.com/251128932 Kennwort: konzertdesign Folkert Uhde war nach Stationen als Fernsehtechniker, Musikwissenschafts- Konzertdesign. Form follows Function, student, Barockgeiger und Konzertagenturbetreiber 2006 Mitgründer in: Martin Tröndle (Hg.): Das Konzert II. des Berliner RADIALSYSTEM V, das sich innerhalb weniger Jahre als Vorreiter Beiträge zum Forschungsfeld der für innovative Konzertformate etabliert hat. Concert Studies, Bielefeld 2018, Im Laufe der letzten fünf Jahre hat sich der von Folkert Uhde entwickelte Begriff S. 121–148 „Konzertdesign“ im Diskurs über neue Konzertformen etabliert. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 102 Folkert Uhde Workshop „Konzertdesign“ am 26. April 2018

Was kann ein Konzert mit klassischer Musik dem Publikum heute über die Wiederholung des Bekannten hinaus bieten? Zu welcher Art von ästhetischer Erfahrung lädt es ein? Welches emotionale Erlebnis kann es bieten?

Es geht um möglichst vielfältige Angebote für ein vielfältiger werdendes Publikum mit unterschiedlichen Bedürfnissen.

Das Konzert soll ein persönliches Erlebnis werden – jenseits eines gelernten Rituals.

Bekanntes Repertoire soll auf eine neue Art erlebbar gemacht werden.

Im Zentrum steht die Suche nach dem „optimalen Wirkungs- und Resonanzraum für Musik“.

Alle Parameter beeinflussen sich gegenseitig und stehen in Wechselwirkung miteinander.

Das Konzert als bewusster Raum für Rückzug, Kontemplation und Konzentration – ein Ort der Innerlichkeit.

Statt der reinen Pflege des kulturellen Erbes, wird eine lebendige und kreative Konzertkultur benötigt, die Menschen aller Gesellschafts- schichten begeistern kann. # Tolles Ambiente! # Tolle Veranstaltung – mehr davon. Gerade die enge Taktung (ohne Diskussionen nach einzelnen Beiträgen) ermöglichen ZUKUNFTSLABOR MUSIK 103 eine große Themenbreite mit einem enormen Input. # Glückwunsch, mehr davon! # spannendes Konzept, tolle Referenten, schöner Veranstal REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 104 Vermittlungsansätze »Wir wollen digitale Entwicklung neuer Entwicklung neuer Technologien zur nutzen.«

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 105 Dr. Raphael von Hoensbroech Das Virtuelle Konzerthaus

Seit August 2016 entwickelt das mit dem dreijährigen Projekt „Virtuelles Konzerthaus“ innovative Vermittlungskonzepte für klassische Musik im digitalen Raum. Im Fokus stehen Virtual Reality und Augmented Reality. Das „Virtuelle Konzerthaus“ ist Teil des APOLLO-Projekts in Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin und wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Dr. Raphael von Hoensbroech war bis 2018 Geschäftsführender Direktor des Konzerthauses Berlin. Nach seinem Studium in Musikwissenschaft, Philosophie sowie Schuld- und Urheberrecht arbeitete er von 2005 bis 2013 als Unter- nehmensberater bei BCG. Für Unternehmen entwickelte er zudem einen Orchester-Workshop, der das Thema „Führen aus der Perspektive des Dirigenten“ beleuchtet. Seit der Saison 2018/19 ist er Intendant am Konzerthaus Dortmund. REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 106 Christian Lorenz The Real Virtual Concert Hall – Ein Hightech-Konzertsaal des 21. Jahrhunderts

Zu Beethovens Zeiten fanden Konzerte noch in Versamm- lungsräumen, Ballsälen oder Theatern statt – gewisser- maßen als Sondernutzung. Erst im 19. Jahrhundert sind Konzertsäle entstanden, die als Musentempel das kulturelle Leben der Städte bündeln und als markante Wahrzeichen ihr Stadtbild prägen. Die Aura eines Konzertsaales, sein Glanz, seine besondere Architektur und Akustik prägen seither das Musikleben ebenso wie die Aufführungen selbst, die darin stattfinden. Jüngste Beispiele (, Philhar- monie de Paris) setzen diese Tradition aus dem 19. Jahr- hundert bis in die Gegenwart fort. Das Beethoven-Jubiläum 2020 bietet Anlass, eine Vision für einen Konzertsaal des 21. Jahrhunderts zu entwickeln, die sich – ganz im Sinne Beethovens – radikal von dieser 200-jährigen Tradition löst und neue Horizonte für künstlerische Kreativität, Produktion und Rezeption eröffnet. Die Real Virtual Concert Hall ist kein statischer Raum mehr, sondern ein „Raum-Angebot“, eine Kubatur mit sowohl visuell als auch akustisch frei bespielbaren Begrenzungen: Die Wände sind Projektionsflächen und mit Lautsprechern hinterlegt. In ihm lässt sich ein virtueller Raum hineinproji- zieren. Der „Konzertsaal 4.0“ ist begehbar, kann Musiker und Publikum aufnehmen, der soziale Aspekt eines Konzert- besuches besteht also fort – deshalb: The Real Virtual Concert Hall.

Christian Lorenz ist Dirigent und Kulturmanager. Nach Stationen an verschiedenen Opernhäusern war er acht Jahre lang Leiter der internationalen Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals, wechselte anschließend als Intendant zur Südwestdeutschen Philharmonie nach Konstanz und war von 2008 bis 2013 Intendant der Internationalen Bachakademie Stuttgart und des Musikfestes Stuttgart. Seit 2017 ist er künstlerischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums Gesellschaft Bonn. tungsort – hoffentlich findet es Umsetzung in der Kulturpolitik! toi, toi, toi! # Ich komme sehr gerne wieder! Danke an alle, die diese ZUKUNFTSLABOR MUSIK 107 Veranstaltung auf die Beine gestellt haben! # Mehr davon! – auch mehr junges Publikum! # Tolles Ambiente! # Spannende & abwechslungsreich REFERENTEN – INNOVATIONSKONGRESS 108 können optisch und oder gar verlorene akustisch simuliert akustisch simuliert werden, überall Konzerträume auf der Welt.« »Bestehende »Bestehende

ZUKUNFTSLABOR MUSIK 109 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 110 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 111 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 112 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 113 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 114 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 115 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 116 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 117 VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 118

MEIN VORSCHLAG

AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL

1. Proberaumkonzepte Jetzt und in Zukunft 2. Musikrat 21 3. Authentische Musikkultur leben 4. Social Media und Musik

NAME / INSTITUTION

MIR | Musikinitiative Rock Stuttgart e.V. Junghansstr. 5, 70469 Stuttgart ZUKUNFTSLABOR MUSIK 119

KURZBESCHREIBUNG

1. Proberaumkonzepte Jetzt und in Zukunft – Wie kann sicher- gestellt werden, dass Künstler, Musiker und Bands jeden Alters, Amateure ebenso wie Profis oder Semiprofis, in Gegenwart und Zukunft die Möglichkeit haben, ihre Instrumente bzw. ihre Musik in einem bezahlbaren Rahmen zu erlernen und zu üben? Wo finden sie günstige und gute Proberäume und was kann die Stadt Stuttgart dafür tun, um dabei zu helfen? Kann sie selbst solche Räume zur Verfügung stellen oder dafür sorgen, dass diese bei Bauvorhaben – z. B. in Untergeschossen – mit eingeplant werden?

2. Musikrat 21 – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z. B. Clubs, Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen), eine stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart um- gesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich bzw. zumutbar? Wir schlagen, unter der Ägide des Kulturamtes, die Gründung eines „Musikrates 21“ vor.

3. Authentische Musikkultur leben – Wo wird es in Zukunft Anlauf- punkte für Bands geben, in denen authentische, selbst geschaffene Musik als Kulturmedium dem Publikum erfahrbar gemacht werden kann? Wo kann authentische Musikkultur selbst mit eingebracht werden?

4. Social Media und Musik – Bedingt durch eine immer stärker zunehmende Konzentration auf elektronische Medien: Wo finden wir außerhalb von öffentlichen Räumen, Musikkneipen und Clubs die Möglichkeit, dass Künstler ihre kreativen Schaffensprozesse den Menschen Stuttgarts präsentieren können? VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 120 MEIN VORSCHLAG MEIN VORSCHLAG LecturePerformance des STUDIOs NEUE MUSIK und des neuen – Landeszentrums CAMPUS GEGENWART der HMDK Stuttgart

AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL Zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven 1) Proberaumkonzepte[Arbeitstitel!] Jetzt und in Zukunft 2) Musikrat 21 3) Authentische Musikkultur leben 4) Social Media und Musik

NAME / INSTITUTION NAME / INSTITUTION STUDIO NEUE MUSIK & CAMPUS GEGENWART MIRder | Musikinitiative Staatlichen Hochschule Rock Stuttgart für Musik e.V. und Darstellende Kunst Stuttgart Junghansstr.Christof M. 5, Löser 70469Leitung Stuttgart STUDIO NEUE MUSIK ZUKUNFTSLABOR MUSIK 121 KURZBESCHREIBUNG KURZBESCHREIBUNG Hinter der Gründung des Landeszentrums CAMPUS GEGENWART 1) Proberaumkonzepte Jetzt und in Zukunft – Wie kann stehen Geschichten einzelner „Disziplinen“. Vor dem CAMPUS sichergestellt werden, dass Künstler, Musiker und Bands jeden GEGENWART liegen (zunächst) 5 Jahre interdisziplinärer, tenden- Alters, Amateure ebenso wie Profis oder Semiprofis, in Gegenwart ziell performativer, kollaborativer, theoretischer wie praktischer, und Zukunft, die Möglichkeit haben, ihre Instrumente bzw. ihre künstlerischer und forschender Arbeit. Die Verflechtungen der Musik in einem bezahlbaren Rahmen zu erlernen und zu üben? Musik und der Darstellenden Künste in der HMDK Stuttgart Wo finden sie günstige und gute Proberäume und was kann die sowie der Bildenden Kunst an der ABK Stuttgart einerseits sind Stadt Stuttgart dafür tun, um dabei zu helfen? Kann sie selbst ebenso Thema wie andererseits das Aufnehmen von und solche Räume zur Verfügung stellen oder dafür sorgen, dass Eingreifen in Wirklichkeiten außerhalb dieser Institutionen. Wie diese bei Bauvorhaben - z.B. in Untergeschossen - mit eingeplant sich, motiviert von den beiden neuen Professuren für Gegen- werden? wartsästhetik und Performance, die einzelnen Künste an diese Plattform andocken und gemeinsam gesellschaftlichen, politischen, AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL 2) Musikrat 21 – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen urbanen u.a. Kontexten stellen wollen, wird – 3 Monate nach und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z.B. Clubs, Start des CAMPUS GEGENWART – in einer von Studierenden und Zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen) eine Lehrenden gemeinsam vorbereiteten LecturePerformance [Arbeitstitel!] stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart (Dauer 30 – 60 Minuten) reflektiert und gezeigt. umgesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich bzw. zumutbar? Wir schlagen, unter der Ägide des Kulturamtes, die Gründung eines „Musikrates 21“ vor.

3) Authentische Musikkultur leben – Wo wird es in Zukunft Anlaufpunkte für Bands geben, in denen authentische, selbst geschaffene Musik als Kulturmedium dem Publikum erfahrbar gemacht werden kann? Wo kann authentische Musikkultur selbst mit eingebracht werden?

4) Social Media und Musik – Bedingt durch eine immer stärker zunehmende Konzentration auf elektronische Medien: Wo finden wir außerhalb von öffentlichen Räumen, Musikkneipen und Clubs die Möglichkeit, dass Künstler ihre kreativen Schaffensprozesse den Menschen Stuttgarts präsentieren können? VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 122 MEIN VORSCHLAG MEIN VORSCHLAG LecturePerformance des STUDIOs NEUE MUSIK und des neuen – MEINLandeszentrums VORSCHLAG CAMPUS GEGENWART der HMDK Stuttgart

Diskussion über das zukünftige Format des Musik-Hörens

AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven 1) AUSSAGEKRÄFTIGERProberaumkonzepte[Arbeitstitel!] Jetzt und in TITEL Zukunft 2) Musikrat 21 3)Differenzierung Authentische Musikkultur statt „like“ oderleben „dislike“. 4)Neue Social Räume Media in und Stuttgart Musik für die Musik-Kunst der Zukunft

NAME / INSTITUTION NAME / INSTITUTION STUDIO NEUE MUSIK & CAMPUS GEGENWART MIRNAMEder | Musikinitiative Staatlichen / INSTITUTION Hochschule Rock Stuttgart für Musik e.V. und Darstellende Kunst Stuttgart Junghansstr.Christof M 5, Löser 70469ChristineLeitung Stuttgart Fischer,STUDIO NEUE MUSIK Musik der Jahrhunderte ZUKUNFTSLABOR MUSIK 123 KURZBESCHREIBUNG KURZBESCHREIBUNG Hinter der Gründung des Landeszentrums CAMPUS 1) KURZBESCHREIBUNGProberaumkonzepte Jetzt und in Zukunft – Wie kann GEGENWART stehen Geschichten einzelner „Disziplinen“. sichergestellt werden, dass Künstler, Musiker und Bands jeden Vor dem CAMPUS GEGENWART liegen (zunächst) 5 Jahre Alters, Amateure ebenso wie Profis oder Semiprofis, in Gegenwart „Ichinterdisziplinärer, sende, also bin tendenziellich.“ Die Selbstbeschreibung performativer, kollaborativer, einer „Digital und Zukunft, die Möglichkeit haben, ihre Instrumente bzw. ihre Native“theoretischer zeichnet wie das praktischer, Bild der isolierten künstlerischer KünstlerIn, und vielfach forschender Musik in einem bezahlbaren Rahmen zu erlernen und zu üben? zwar,Arbeit. aber Die eben Verflechtungen nur digital vernetzt der Musik in der und globalen der Darstellenden Community. Wo finden sie günstige und gute Proberäume und was kann die JungeKünste KünstlerInnen in der HMDK erleben Stuttgart Aufführungen sowie der Bildenden ihrer Werke Kunst oft nur an der Stadt Stuttgart dafür tun, um dabei zu helfen? Kann sie selbst hinterABK StuttgartKamera- undeinerseits Mikrostativ sind ebenso und haben Thema die digitalewie andererseits Hörerschaft solche Räume zur Verfügung stellen oder dafür sorgen, dass indas Soundcloud Aufnehmen und von Youtube und Eingreifen mindestens in Wirklichkeitenso sehr auf dem außerhalb Schirm diese bei Bauvorhaben - z.B. in Untergeschossen - mit eingeplant wiedieser die physisch Institutionen. anwesende. Wie sich, Alle motiviert sind ständig von den auf beiden Sendung. neuen Aber werden? werProfessuren empfängt? für Und Gegenwartsästhetik was wird empfangen? und Hört Performance, jemand zu die – odereinzelnen hört man Künste nur rein? an diese Plattform andocken und gemeinsam AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL 2) Musikrat 21 – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen Alsgesellschaftlichen, Produzentin zahlreicher politischen, Uraufführungen urbanen u.a. weiß Kontexten ich: Der stellenMoment, und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z.B. Clubs, inwollen, dem ein wird Werk – 3 das Monate Licht nachder Welt Start erblickend des CAMPUS durch GEGENWART die Ohren – in zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen) eine mehrerereiner von Hörer Studierenden wahrgenommen und Lehrenden wird, ist magisch.gemeinsam Das vorbereiteten Werk wird [Arbeitstitel!] stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart inLecturePerformance der Verbindung zwischen (Dauer Interpreten 30-60 Minuten) und Zuhörern reflektiert und und deren umgesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich gemeinsamemgezeigt. Hören quasi vollendet. Das ist durch keine digitale bzw.Darstellung zumutbar? der Wir Welt schlagen, nachvollziehbar. unter der Nicht Ägide in des YouTube, Kulturamtes, nicht in dieeiner Gründung Cloud und eines auch „Musikrates nicht in einer 21“ vor. Digital Concert Hall. Mit diesem gemeinsamen Erleben, das – mag es Euphorie oder 3)Ratlosigkeit, Authentische Nachdenklichkeit Musikkultur leben oder – Wo Neugierde wird es in hervorrufen Zukunft – AnlaufpunkteHorizonte erweitert für Bands und geben, neue Weltenin denen eröffnet, authentische, besitzt selbstdie Musik- geschaffeneKunst einen Musik unschätzbaren als Kulturmedium Wert. dem Publikum erfahrbar gemachtDer Konzertsaal werden kann? der Romantik, Wo kann Sinnbildauthentische bürgerlicher Musikkultur Hochkultur, selbst mitist eingebracht sicher ein Auslaufmodell. werden? Niemand kennt die Musik, die in 20, 30 Jahren entstehen wird. Ganz bestimmt aber fordert sie neue 4)Wahrnehmungsräume Social Media und Musik ein, – setztBedingt multiple durch Interdisziplinarität eine immer stärker zunehmendevoraus, löst dieKonzentration Dualität Bühne/Zuschauer auf elektronische auf Medien: zugunsten Wo finden wirdiskursiver außerhalb Wahrnehmungshaltungen. von öffentlichen Räumen, Musikkneipen und Clubs dieDie Möglichkeit, Zukunft der dass Musik Künstler liegt nicht ihre darin, kreativen Formate Schaffensprozesse der Romantik dendigital Menschen verfügbar Stuttgarts zu machen. präsentieren Sie liegt auch können? nicht darin, vermeint- lich Unvermittelbares in niederschwellige Events zu packen und damit zu marginalisieren. Ich plädiere dafür, gemeinsam mit KünstlerInnen Räume zu schaffen – im metaphorischen wie im physisch-architektonischen Sinn! – für das Zuhören, für Konzentration, Zugewandtheit, Aufmerksamkeit. Und damit als Musik-Welt eine offene Gesell- schaft mitzugestalten. VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 124 MEIN VORSCHLAG MEINMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG LecturePerformance des STUDIOs NEUE MUSIK und des neuen – MEINLandeszentrums VORSCHLAG CAMPUS GEGENWART der HMDK Stuttgart International ausgerichtetes Konzerthaus mit eigener Leitung und Programm. Diskussion über das zukünftige Format des Musik-Hörens

AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGERAUSSAGEKRÄFTIGER TITEL TITEL zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven 1) AUSSAGEKRÄFTIGERProberaumkonzepte[Arbeitstitel!] Jetzt und in TITEL Zukunft Das Konzerthaus 2) Musikrat 21 3)Differenzierung Authentische Musikkultur statt „like“ oderleben „dislike“. 4)Neue Social Räume Media in und Stuttgart Musik für die Musik-Kunst der Zukunft

NAME / INSTITUTION NAMENAME / INSTITUTION / INSTITUTION STUDIO NEUE MUSIK & CAMPUS GEGENWART MIRNAMEder | Musikinitiative Staatlichen / INSTITUTION Hochschule Rock Stuttgart für Musik e.V. und Darstellende Kunst Stuttgart Gabriele Zerweck, Junghansstr.Christof M 5, Löser Stiftsmusik Stuttgart 70469ChristineLeitung Stuttgart Fischer,STUDIO NEUE MUSIK Musik der Jahrhunderte ZUKUNFTSLABOR MUSIK 125 KURZBESCHREIBUNG KURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNG Hinter der Gründung des Landeszentrums CAMPUS 1) KURZBESCHREIBUNGProberaumkonzepte Jetzt und in Zukunft – Wie kann GEGENWARTEin Konzerthaus stehen mit Geschichten großem und einzelnerkleinem Saal, „Disziplinen“. mit eigener sichergestellt werden, dass Künstler, Musiker und Bands jeden VorLeitung dem CAMPUS und international GEGENWART ausgerichtetem liegen (zunächst) Programm 5 Jahre und Alters, Amateure ebenso wie Profis oder Semiprofis, in Gegenwart „Ichinterdisziplinärer,eigenständigen sende, also bin tendenziellKonzertreihen. ich.“ Die Selbstbeschreibung performativer, kollaborativer, einer „Digital und Zukunft, die Möglichkeit haben, ihre Instrumente bzw. ihre Native“theoretischer zeichnet wie das praktischer, Bild der isolierten künstlerischer KünstlerIn, und vielfachforschender zwar, Musik in einem bezahlbaren Rahmen zu erlernen und zu üben? aberArbeit.Die eben Stiftsmusik Die nur Verflechtungen digital bietet vernetzt an, derdie in derPlanungMusik globalen und und der KoordinationCommunity. Darstellenden Junge der Orgel Wo finden sie günstige und gute Proberäume und was kann die KünstlerInnenKünsteim großen in der Saalerleben HMDK zu übernehmen. StuttgartAufführungen sowie ihrer der BildendenWerke oft nurKunst hinter an der Stadt Stuttgart dafür tun, um dabei zu helfen? Kann sie selbst Kamera-ABK Stuttgart und Mikrostativ einerseits und sind haben ebenso die Thema digitale wie Hörerschaft andererseits in solche Räume zur Verfügung stellen oder dafür sorgen, dass Soundclouddas Aufnehmen und Youtube von und mindestens Eingreifen in so Wirklichkeiten sehr auf dem außerhalb Schirm wie diese bei Bauvorhaben - z.B. in Untergeschossen - mit eingeplant diedieser physisch Institutionen. anwesende. Wie Alle sich, sind motiviert ständig von auf den Sendung. beiden Aberneuen wer werden? empfängt?Professuren Und für was Gegenwartsästhetik wird empfangen? undHört Performance, jemand zu – oder die hört maneinzelnen nur rein? Künste an diese Plattform andocken und gemeinsam AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL 2) Musikrat 21 – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen Alsgesellschaftlichen, Produzentin zahlreicher politischen, Uraufführungen urbanen u.a. weiß Kontexten ich: Der stellen AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z.B. Clubs, Moment,wollen, wirdin dem – 3 einMonate Werk nach das Licht Start der des Welt CAMPUS erblickend GEGENWART durch die – in zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen) eine Ohreneiner mehrerervon Studierenden Hörer wahrgenommen und Lehrenden wird, gemeinsam ist magisch. vorbereiteten Das [Arbeitstitel!] stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart Das Konzerthaus WerkLecturePerformance wird in der Verbindung (Dauer zwischen 30-60 Minuten) Interpreten reflektiert und Zuhörern und umgesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich undgezeigt. deren gemeinsamem Hören quasi vollendet. Das ist durch bzw.keine zumutbar? digitale Darstellung Wir schlagen, der unter Welt dernachvollziehbar. Ägide des Kulturamtes, Nicht in dieYouTube, Gründung nicht eines in einer „Musikrates Cloud und 21“ auch vor. nicht in einer Digital Concert Hall. 3)Mit Authentische diesem gemeinsamen Musikkultur Erleben,leben – Wo das wird – mag es ines Zukunft Euphorie oder AnlaufpunkteRatlosigkeit, für Nachdenklichkeit Bands geben, in oder denen Neugierde authentische, hervorrufen selbst – geschaffeneHorizonte erweitert Musik als und Kulturmedium neue Welten dem eröffnet, Publikum besitzt erfahrbar die Musik- gemachtKunst einen werden unschätzbaren kann? Wo kann Wert. authentische Musikkultur selbst mitDer eingebracht Konzertsaal werden? der Romantik, Sinnbild bürgerlicher Hochkultur, ist sicher ein Auslaufmodell. Niemand kennt die Musik, die in 4) Social Media und Musik – Bedingt durch eine immer stärker NAME / INSTITUTION 20, 30 Jahren entstehen wird. Ganz bestimmt aber fordert sie zunehmendeneue Wahrnehmungsräume Konzentration auf ein, elektronische setzt multiple Medien: Interdisziplinarität Wo finden wirvoraus, außerhalb löst die von Dualität öffentlichen Bühne/Zuschauer Räumen, Musikkneipen auf zugunsten und Clubs Gabriele Zerweck, diediskursiver Möglichkeit, Wahrnehmungshaltungen. dass Künstler ihre kreativen Schaffensprozesse Stiftsmusik Stuttgart denDie Menschen Zukunft der Stuttgarts Musik liegt präsentieren nicht darin, können? Formate der Romantik digital verfügbar zu machen. Sie liegt auch nicht darin, vermeintlich Unvermittelbares in niederschwellige Events zu packen und damit zu marginalisieren. Ich plädiere dafür, gemeinsam mit KünstlerInnen Räume zu schaffen – im metaphorischen wie im physisch-architektonischen Sinn! – für das Zuhören, für Konzentration, Zugewandtheit, Aufmerksamkeit. Und damit als Musik-Welt eine offene Gesellschaft mitzugestalten. VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 126 MEINMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG MEINMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG MusikLecturePerformance als menschenverbindende des STUDIOs und spirituelle NEUE MUSIK Kraft. und des neuen – MEINLandeszentrums VORSCHLAG CAMPUS GEGENWART der HMDK Stuttgart International ausgerichtetes Konzerthaus mit eigener Leitung und Programm. Diskussion über das zukünftige Format des Musik-Hörens

AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGERAUSSAGEKRÄFTIGER TITEL TITEL SPIRITzwischen OF ONE den – Stunde Stühlen der – Kulturen interdisziplinäre Perspektiven 1) AUSSAGEKRÄFTIGERProberaumkonzepte[Arbeitstitel!] Jetzt und in TITEL Zukunft Das Konzerthaus 2) Musikrat 21 3)Differenzierung Authentische Musikkultur statt „like“ oderleben „dislike“. 4)Neue Social Räume Media in und Stuttgart Musik für die Musik-Kunst der Zukunft

NAME / INSTITUTION NAME / INSTITUTION NAMENAME / INSTITUTION / INSTITUTION OrchesterSTUDIO der NEUE Kulturen MUSIK / & CAMPUS GEGENWART ChorMIRNAME derder | Musikinitiative StaatlichenKulturen / INSTITUTION Hochschule Rock Stuttgart für Musik e.V. und Darstellende Kunst Stuttgart Gabriele Zerweck Junghansstr.Christof M 5, Löser Stiftsmusik Stuttgart 70469ChristineLeitung Stuttgart Fischer,STUDIO NEUE MUSIK Musik der Jahrhunderte ZUKUNFTSLABOR MUSIK 127 KURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNG KURZBESCHREIBUNGKurzbeschreibung Bei der „Stunde der Kulturen“ handelt es sich um ein Projekt zur Hinter der Gründung des Landeszentrums CAMPUS interkulturellen1) KURZBESCHREIBUNGProberaumkonzepteEin Konzerthaus Verständigung mit Jetzt großem undund inVersöhnungund Zukunft kleinem – Wie vermittelsSaal kann mit eigener Leitung GEGENWART stehen Geschichten einzelner „Disziplinen“. religiösersichergestelltund und international philosophischer werden, ausgerichtetem dass Künstler,Texte und Musiker Programm davon inspirierter und und Bands eigenständigen Musik. jeden Vor dem CAMPUS GEGENWART liegen (zunächst) 5 Jahre DieAlters, VeranstaltungKonzertreihen Amateure wird ebenso ab 2. wie Juli Profis monatlich oder inSemiprofis, der Martinskirche in Gegenwart „Ichinterdisziplinärer, sende, also bin tendenziell ich.“ Die Selbstbeschreibung performativer, kollaborativer, einer „Digital Stuttgartund Zukunft,Die stattfinden. Stiftsmusik die Möglichkeit Im bietet Dezember an, haben, die Planungwird ihre es Instrumente 2und Sonderveranstal- Koordination bzw. ihreder Orgel im Native“theoretischer zeichnet wie das praktischer, Bild der isolierten künstlerischer KünstlerIn, und vielfachforschender zwar, tungenMusikgroßen mit in einemder Saal Uraufführung bezahlbaren zu übernehmen. der Rahmen „Misa Latina“ zu erlernen geben. und zu üben? aberArbeit. eben Die nur Verflechtungen digital vernetzt der in derMusik globalen und der Community. Darstellenden Junge ZuWo den finden Veranstaltungen sie günstige wird und kein gute Eintritt Proberäume erhoben, und sondern was kann um die KünstlerInnenKünste in der erleben HMDK StuttgartAufführungen sowie ihrer der BildendenWerke oft nurKunst hinter an der SpendenStadt Stuttgart gebeten. dafür Die Veranstaltung tun, um dabei richtet zu helfen? sich Kannan Menschen, sie selbst die Kamera-ABK Stuttgart und Mikrostativ einerseits und sind haben ebenso die Thema digitale wie Hörerschaft andererseits in sichsolche für Weisheitstraditionen Räume zur Verfügung der stellen unterschiedlichsten oder dafür sorgen, Kulturen dass und Soundclouddas Aufnehmen und Youtube von und mindestens Eingreifen in so Wirklichkeiten sehr auf dem außerhalb Schirm wie Religionendiese bei öffnen Bauvorhaben wollen. Im- z.B. Vordergrund in Untergeschossen steht die Musik, - mit eingeplantohne diedieser physisch Institutionen. anwesende. Wie Alle sich, sind motiviert ständig von auf den Sendung. beiden Aberneuen wer undwerden? mit Gesang: sie verhindert eine Überintellektualisierung und empfängt?Professuren Und für was Gegenwartsästhetik wird empfangen? undHört Performance, jemand zu – oder die hört gewährt, dass jeder Mensch angesprochen wird. maneinzelnen nur rein? Künste an diese Plattform andocken und gemeinsam AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL 2) Musikrat 21 – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen Alsgesellschaftlichen, Produzentin zahlreicher politischen, Uraufführungen urbanen u.a. weiß Kontexten ich: Der stellen AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z.B. Clubs, Moment,wollen, wirdin dem – 3 einMonate Werk nach das Licht Start der des Welt CAMPUS erblickend GEGENWART durch die – in zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen) eine Ohreneiner mehrerervon Studierenden Hörer wahrgenommen und Lehrenden wird, gemeinsam ist magisch. vorbereiteten Das [Arbeitstitel!] stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart Das Konzerthaus WerkLecturePerformance wird in der Verbindung (Dauer zwischen 30-60 Minuten) Interpreten reflektiert und Zuhörern und umgesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich undgezeigt. deren gemeinsamem Hören quasi vollendet. Das ist durch bzw.keine zumutbar? digitale Darstellung Wir schlagen, der unter Welt dernachvollziehbar. Ägide des Kulturamtes, Nicht in dieYouTube, Gründung nicht eines in einer „Musikrates Cloud und 21“ auch vor. nicht in einer Digital Concert Hall. 3)Mit Authentische diesem gemeinsamen Musikkultur Erleben,leben – Wo das wird – mag es ines Zukunft Euphorie oder AnlaufpunkteRatlosigkeit, für Nachdenklichkeit Bands geben, in oder denen Neugierde authentische, hervorrufen selbst – geschaffeneHorizonte erweitert Musik als und Kulturmedium neue Welten dem eröffnet, Publikum besitzt erfahrbar die Musik- gemachtKunst einen werden unschätzbaren kann? Wo kann Wert. authentische Musikkultur selbst mitDer eingebracht Konzertsaal werden? der Romantik, Sinnbild bürgerlicher Hochkultur, ist sicher ein Auslaufmodell. Niemand kennt die Musik, die in 4) Social Media und Musik – Bedingt durch eine immer stärker NAME / INSTITUTION 20, 30 Jahren entstehen wird. Ganz bestimmt aber fordert sie zunehmendeneue Wahrnehmungsräume Konzentration auf ein, elektronische setzt multiple Medien: Interdisziplinarität Wo finden wirvoraus, außerhalb löst die von Dualität öffentlichen Bühne/Zuschauer Räumen, Musikkneipen auf zugunsten und Clubs Gabriele Zerweck diediskursiver Möglichkeit, Wahrnehmungshaltungen. dass Künstler ihre kreativen Schaffensprozesse Stiftsmusik Stuttgart denDie Menschen Zukunft der Stuttgarts Musik liegt präsentieren nicht darin, können? Formate der Romantik digital verfügbar zu machen. Sie liegt auch nicht darin, vermeintlich Unvermittelbares in niederschwellige Events zu packen und damit zu marginalisieren. Ich plädiere dafür, gemeinsam mit KünstlerInnen Räume zu schaffen – im metaphorischen wie im physisch-architektonischen Sinn! – für das Zuhören, für Konzentration, Zugewandtheit, Aufmerksamkeit. Und damit als Musik-Welt eine offene Gesellschaft mitzugestalten. VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 128 MEINMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG MEINMEIN VORSCHLAGMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG MusikLecturePerformance als menschenverbindende des STUDIOs und spirituelle NEUE MUSIK Kraft und des neuen – MEINLandeszentrums VORSCHLAG CAMPUS GEGENWART der HMDK Stuttgart Betrifft ZukunftslaborInternational Kultur–Veranstaltungen ausgerichtetes Konzerthaus mit eigener Leitung und Programm. Diskussion über das zukünftige Format des Musik-Hörens

AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGERAUSSAGEKRÄFTIGERAUSSAGEKRÄFTIGER TITEL TITEL TITEL SPIRITzwischen OF ONE den – Stunde Stühlen der – Kultureninterdisziplinäre Perspektiven 1) AUSSAGEKRÄFTIGERProberaumkonzepte[Arbeitstitel!] Jetzt und in TITEL Zukunft Das Konzerthaus 2) Musikrat 21 3)Differenzierung Authentische Musikkultur statt „like“ oderleben „dislike“. 4)Neue Social Räume Media in und Stuttgart Musik für die Musik-Kunst der Zukunft

NAME / INSTITUTION NAME / INSTITUTION NAMENAME NAME/ INSTITUTION / INSTITUTION / INSTITUTION OrchesterSTUDIO der NEUE Kulturen MUSIK / & CAMPUS GEGENWART ChorMIRNAME derder | Musikinitiative StaatlichenKulturen / INSTITUTION Hochschule Rock Stuttgart für Musik e.V. und Darstellende Kunst Stuttgart Gabriele Zerweck Junghansstr.Christof M 5, Löser Stiftsmusik Stuttgart 70469ChristineLeitung Stuttgart Fischer,STUDIO NEUE MUSIK Musik der Jahrhunderte ZUKUNFTSLABOR MUSIK 129 KURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNG KURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNG Bei der „Stunde der Kulturen“ handelt es sich um ein Projekt Hinter der Gründung des Landeszentrums CAMPUS zur1) KURZBESCHREIBUNGinterkulturellenProberaumkonzepte Verständigung Jetzt und undin Zukunft Versöhnung – Wie kannvermittels 1. GEGENWARTEin Konzerthaus stehen mit Geschichten großem und einzelnerkleinem Saal „Disziplinen“. mit eigener Leitung religiösersichergestellt und philosophischer werden, dass Künstler, Texte und Musiker davon undinspirierter Bands jeden Eines derVorund größten dem international CAMPUS Probleme GEGENWART ausgerichtetem bei allen Kulturschaffenden liegen Programm (zunächst) und und 5 eigenständigen Jahre für Musik.Alters, Die Amateure Veranstaltung ebenso wird wie ab Profis 2. Juli oder monatlich Semiprofis, in der in Gegenwart kulturelle„Ichinterdisziplinärer,Konzertreihen Entfaltungen sende, also bin ist tendenziell inich.“ Stuttgart Die Selbstbeschreibung performativer, das Raumproblem kollaborativer, einer bzw. „Digital Martinskircheund Zukunft, Stuttgart die Möglichkeit stattfinden. haben, Im ihreDezember Instrumente wird es bzw. ihre die KostenNative“theoretischerDie für Stiftsmusik zeichnet Räume. wie Esdas bietet praktischer,ist Bild sehr an,der schade, dieisolierten künstlerischer Planung dass KünstlerIn, undjedes Koordination und Fleckchen vielfachforschender zwar,der Orgel 2 SonderveranstaltungenMusik in einem bezahlbaren mit der Rahmen Uraufführung zu erlernen der „Misaund zu üben? wirtschaftlichemaberArbeit.im eben großen Die nur Nutzen Verflechtungen Saaldigital geopfertzu vernetzt übernehmen. wird.der in derMusik globalen und der Community. Darstellenden Junge Latina“Wo finden geben. sie Zu günstige den Veranstaltungen und gute Proberäume wird kein und Eintritt was kann die KünstlerInnenKünste in der erleben HMDK StuttgartAufführungen sowie ihrer der BildendenWerke oft nurKunst hinter an der erhoben,Stadt Stuttgart sondern dafür um Spenden tun, um dabei gebeten. zu helfen? Die Veranstaltung Kann sie selbst 2. Kamera-ABK Stuttgart und Mikrostativ einerseits und sind haben ebenso die Thema digitale wie Hörerschaft andererseits in richtetsolche sich Räume an Menschen, zur Verfügung die sich stellen für Weisheitstraditionen oder dafür sorgen, dass der Die EinrichtungSoundclouddas Aufnehmen der und Stuttgarter Youtube von und Kulturnachtmindestens Eingreifen in ist so Wirklichkeiten eine sehr wunderbare auf dem außerhalb Schirm wie unterschiedlichstendiese bei Bauvorhaben Kulturen - z.B. und in UntergeschossenReligionen öffnen -wollen. mit eingeplant Im Sache.die Siedieser physisch wird Institutionen. von anwesende. vielen Menschen Wie Alle sich, sind genutzt,motiviert ständig die von auf sonst den Sendung. beidennicht Aberneuen wer Vordergrundwerden? steht die Musik, ohne und mit Gesang: sie verhindert unbedingtempfängt?Professuren in der Kulturszene Und für was Gegenwartsästhetik wird zu empfangen? Hause sind. AußerdemundHört Performance, jemand haben zu – oder die hört eine Überintellektualisierung und gewährt, daß jeder Mensch viele Kultureinrichtungenmaneinzelnen nur rein? Künste andie diese Möglichkeit, Plattform sich andocken in der Öffentlichkeit und gemeinsam AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL angesprochen2) Musikrat 21 wird. – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen zu präsentieren.Alsgesellschaftlichen, Produzentin zahlreicher politischen, Uraufführungen urbanen u.a. weiß Kontexten ich: Der stellen AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z.B. Clubs, Moment,wollen, wirdin dem – 3 einMonate Werk nach das Licht Start der des Welt CAMPUS erblickend GEGENWART durch die – in zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen) eine 3. Ohreneiner mehrerervon Studierenden Hörer wahrgenommen und Lehrenden wird, gemeinsam ist magisch. vorbereiteten Das [Arbeitstitel!] stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart Das Konzerthaus GroßveranstaltungenWerkLecturePerformance wird in der sindVerbindung natürlich (Dauer zwischen 30-60ein großer Minuten) Interpreten Aufwand, reflektiert und sie Zuhörern und umgesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich erreichenundgezeigt. aberderen auch gemeinsamem ganz andere Hören Bevölkerungsgruppen. quasi vollendet. Das ist durch Wennbzw. keinedas zumutbar? ein digitale Ziel ist, Darstellung Wir so schlagen,kann das der über unter Welt spezielle dernachvollziehbar. Ägide Veranstaltungen des Kulturamtes, Nicht in erreichtdieYouTube, Gründungwerden. nicht Denkbar eines in einer „Musikrates wäre Cloud vielleicht und 21“ auch auchvor. nicht in einem in einer Zwei- Digital jahresturnusConcert jeweils Hall. eine Sparte mit einer Großveranstaltung – etwa3) einMit Authentische verlängertes diesem gemeinsamen Musikkultur Wochenende Erleben,leben – herauszustellen. – Wo das wird – mag es ines Zukunft Euphorie oder AnlaufpunkteRatlosigkeit, für Nachdenklichkeit Bands geben, in oder denen Neugierde authentische, hervorrufen selbst – geschaffeneHorizonte→ Stuttgarter erweitert Musik Musiksz als und Kulturmediumene neue Welten dem eröffnet, Publikum besitzt erfahrbar die Musik- gemachtKunst→ Stuttgarter einen werden unschätzbaren Literatur kann? Woszene kann Wert. authentische Musikkultur selbst mitDer→ eingebracht Stuttgarter Konzertsaal Szene werden? der Romantik, Bildende Kunst Sinnbild bürgerlicher Hochkultur, ist→ Stuttgartersicher ein Auslaufmodell. Tanzszene Niemand kennt die Musik, die in 4) Social Media und Musik – Bedingt durch eine immer stärker NAME / INSTITUTION 20,→ Schauspiel 30 Jahren inentstehen Stuttgart wird. Ganz bestimmt aber fordert sie zunehmendeneue→ etc. Wahrnehmungsräume Konzentration auf ein, elektronische setzt multiple Medien: Interdisziplinarität Wo finden wirvoraus, außerhalb löst die von Dualität öffentlichen Bühne/Zuschauer Räumen, Musikkneipen auf zugunsten und Clubs Gabriele Zerweck Einedie Mödiskursiver Möglichkeit,glichkeit wäre,Wahrnehmungshaltungen. dass das Künstler System ihreder kreativenKulturnacht Schaffensprozesse Stuttgart Stiftsmusik Stuttgart hierbeidenDie anzuwenden Menschen Zukunft der Stuttgarts für Musik einen liegt weiterenpräsentieren nicht darin, Termin. können? Formate Vor allem der Romantik brauchtdigital es dafür verfügbar viele Räumezu machen. und dieSie werdenliegt auch von nicht vielen darin, Mit- machendenvermeintlich zur Verfügung Unvermittelbares gestellt oder in niederschwelligeauch mit Kreativität Events zu gefundenpacken (vgl. und Stuttgarter damit zu Chorfest marginalisieren. im Jahr 2016, wo die Chöre überallIch gesungen plädiere haben,dafür, gemeinsam sogar in den mit Unterführungen, KünstlerInnen als Räume zu der Regenschaffen niederging). – im metaphorischen wie im physisch-architektonischen Sinn! – für das Zuhören, für Konzentration, Zugewandtheit, Aufmerksamkeit. Und damit als Musik-Welt eine offene Gesellschaft mitzugestalten. VIEWSPACE KURZUMFRAGE – INNOVATIONSKONGRESS 130 MEINMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG MEINMEINZUSAMMENFASSUNG VORSCHLAGMEIN VORSCHLAG VORSCHLAG DER UMFRAGE MusikLecturePerformance als menschenverbindende des STUDIOs und spirituelle NEUE MUSIK Kraft und des neuen – MEINLandeszentrums VORSCHLAG CAMPUS GEGENWART der HMDK Stuttgart Betrifft DieZukunftslaborInternational Verflechtung Kultur ausgerichtetes von Musik– Veranstaltungen und Konzerthaus anderen Kunstformen mit eigener im Leitung und gesellschaftlichen,Programm. politischen, urbanen u.a. Kontexten soll Diskussionreflektiert werden.über das zukünftige Format des Musik-Hörens

Differenzierung statt „like“ oder „dislike“

Die Musik, die in 20, 30 Jahren entstehen wird, fordert neue Wahrnehmungsräume, setzt multiple Interdisziplinarität voraus, löst die Dualität Bühne / Zuschauer auf, zugunsten diskursiver Wahrnehmungshaltungen. AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL AUSSAGEKRÄFTIGERAUSSAGEKRÄFTIGEREs AUSSAGEKRÄFTIGERmüssen gemeinsam mit TITEL Künstlerinnen TITEL TITEL und Künstlern Räume SPIRITgeschaffenzwischen OF ONE den –werden Stunde Stühlen – derim – metaphorischen Kultureninterdisziplinäre wiePerspektiven im physisch- 1) AUSSAGEKRÄFTIGERProberaumkonzeptearchitektonischen[Arbeitstitel!] Sinn! Jetzt – fürund das in TITEL Zukunft Zuhören, für Konzentration, Das Konzerthaus 2) Zugewandtheit,Musikrat 21 Aufmerksamkeit. 3)Differenzierung Authentische Musikkultur statt „like“ oderleben „dislike“. Gründung eines „Musikrates 21“: Wie kann eine stärkere 4)Neue Social Räume Media in und Stuttgart Musik für die Musik-Kunst der Zukunft Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart umgesetzt werden?

Authentische Musikkultur leben: Wo wird es in Zukunft Anlauf- punkte für Bands geben, in denen selbst geschaffene Musik als Kulturmedium dem Publikum erfahrbar gemacht werden kann? NAMEProberaumkonzepte / INSTITUTION Jetzt und in Zukunft. NAME / INSTITUTION NAMENAMEDiskussion NAME/ INSTITUTION / INSTITUTION über / INSTITUTION zukünftige Format des Musik-Hörens! OrchesterSTUDIO der NEUE Kulturen MUSIK / & CAMPUS GEGENWART ChorMIRNAMEWo derder | Musikinitiativefinden StaatlichenKulturen / INSTITUTIONwir außerhalb Hochschule Rock Stuttgartvon öffentlichen für Musik e.V. und Räumen Darstellende die Möglichkeit, Kunst Stuttgart Gabriele Zerweck Junghansstr.dassChristof Künstler M 5, Löser ihre Schaffensprozesse präsentieren können? Stiftsmusik Stuttgart 70469ChristineLeitung Stuttgart Fischer,STUDIO NEUE MUSIK MusikEin Konzerthaus der Jahrhunderte – mit eigener Leitung, international ausgerichtetem Programm und eigenständigen Konzertreihen.

Musik als menschenverbindende und spirituelle Kraft zur inter- kulturellen Verständigung und Versöhnung. ZUKUNFTSLABOR MUSIK 131 KURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNG KURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNGKURZBESCHREIBUNG Bei der „Stunde der Kulturen“ handelt es sich um ein Projekt Hinter der Gründung des Landeszentrums CAMPUS zur1) KURZBESCHREIBUNGinterkulturellenProberaumkonzepte Verständigung Jetzt und undin Zukunft Versöhnung – Wie kannvermittels 1. ÜberGEGENWARTEin Großveranstaltungen Konzerthaus stehen mit Geschichten großem wie die und Stuttgarter einzelnerkleinem Saal „Disziplinen“.Kulturnacht mit eigener werden Leitung religiösersichergestellt und philosophischer werden, dass Künstler, Texte und Musiker davon undinspirierter Bands jeden Eines derbreiteVorund gr demößten Bevölkerungsgruppeninternational CAMPUS Probleme GEGENWART ausgerichtetem bei allen erreicht. Kulturschaffenden liegen Programm Verschiedene (zunächst) und und 5 eigenständigen KulturspartenJahre für Musik.Alters, Die Amateure Veranstaltung ebenso wird wie ab Profis 2. Juli oder monatlich Semiprofis, in der in Gegenwart kulturelle„Ichkönnteninterdisziplinärer, KonzertreihenEntfaltungen sende, über also solche bin ist tendenziell inich.“ Veranstaltungsreihen Stuttgart Die Selbstbeschreibung performativer, das Raumproblem herausgestellt kollaborativer, einer bzw. „Digital und so Martinskircheund Zukunft, Stuttgart die Möglichkeit stattfinden. haben, Im ihreDezember Instrumente wird es bzw. ihre die KostenNative“auchtheoretischerDie für vielen Stiftsmusik zeichnet Räume. Menschen wie Esdas bietet praktischer,ist Bild sehr zugänglich an,der schade, dieisolierten künstlerischer Planung gemacht dass KünstlerIn, undjedes werden, Koordination und Fleckchen vielfachforschender die sonst zwar,der nicht Orgel 2 SonderveranstaltungenMusik in einem bezahlbaren mit der Rahmen Uraufführung zu erlernen der „Misaund zu üben? wirtschaftlichemaberinArbeit. derim eben großen Kulturszene Die nur Nutzen Verflechtungen Saaldigital geopfertzu zu vernetzt übernehmen. Hause wird.der sind.in derMusik globalen und der Community. Darstellenden Junge Latina“Wo finden geben. sie Zu günstige den Veranstaltungen und gute Proberäume wird kein und Eintritt was kann die KünstlerInnenKünste in der erleben HMDK StuttgartAufführungen sowie ihrer der BildendenWerke oft nurKunst hinter an der erhoben,Stadt Stuttgart sondern dafür um Spenden tun, um dabei gebeten. zu helfen? Die Veranstaltung Kann sie selbst 2. Kamera-ABK Stuttgart und Mikrostativ einerseits und sind haben ebenso die Thema digitale wie Hörerschaft andererseits in richtetsolche sich Räume an Menschen, zur Verfügung die sich stellen für Weisheitstraditionen oder dafür sorgen, dass der Die EinrichtungSoundcloudBeiträgedas Aufnehmen dervon: und Stutt Youtube vongarter und Kulturnacht mindestens Eingreifen inist so Wirklichkeiten eine sehr wunderbare auf dem außerhalb Schirm wie unterschiedlichstendiese bei Bauvorhaben Kulturen - z.B. und in UntergeschossenReligionen öffnen -wollen. mit eingeplant Im Sache.die Siedieser physisch wird Institutionen. von anwesende. vielen Menschen Wie Alle sich, sind motiviertgenutzt, ständig die von auf sonst den Sendung. beiden nicht Aberneuen wer Vordergrundwerden? steht die Musik, ohne und mit Gesang: sie verhindert unbedingtempfängt?ChristofProfessuren in der M. KulturszeneUnd Löser für was Gegenwartsästhetik (STUDIO wird zu empfangen? Hause NEUE sind. MUSIK undHörtAußerdem & Performance, jemandCAMPUS haben zu GEGENWART) – oder die hört eine Überintellektualisierung und gewährt, daß jeder Mensch viele Kultureinrichtungenmandereinzelnen Staatlichennur rein? Künste Hochschule andie diese Möglickeit, Plattform für sich andocken in der Öffentlichkeit und gemeinsam AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL angesprochen2) Musikrat 21 wird. – Wie kann, trotz unterschiedlicher Strukturen zu präsentieren.AlsMusikgesellschaftlichen, Produzentin und Darstellende zahlreicher politischen, Kunst Uraufführungen Stuttgart urbanen u.a. weiß Kontexten ich: Der stellen AUSSAGEKRÄFTIGER TITEL und musikalischer Stile einzelner Institutionen ( z.B. Clubs, Moment,Christinewollen, wirdin Fischer dem – 3 einMonate (Musik Werk nach derdas Jahrhunderte) Licht Start der des Welt CAMPUS erblickend GEGENWART durch die – in zwischen den Stühlen – interdisziplinäre Perspektiven Vereine, Orchester, Chöre, Bands, lose „Pop up“ – Gruppen) eine 3. OhrenMusikinitiativeeiner mehrerervon Studierenden Rock Hörer Stuttgart wahrgenommen und Lehrenden e.V. wird, gemeinsam ist magisch. vorbereiteten Das [Arbeitstitel!] stärkere Vernetzung der verschiedenen Musikszenen in Stuttgart Das Konzerthaus GroßverWerkGabrieleLecturePerformanceanstaltungen wird Zerweckin der sind Verbindung (Stiftsmusik natürlich (Dauer zwischen 30-60ein Stuttgart) großer Minuten) Interpreten Aufwand, reflektiert und sie Zuhörern und umgesetzt werden? Was ist dabei Ehrenamtlichen noch möglich erreichenundOrchestergezeigt. aberderen auch gemeinsamem der ganz Kulturen andere / Chor Hören Bevölkerungsgruppen. der quasi Kulturen vollendet. Das Wenn ist durch bzw. zumutbar? Wir schlagen, unter der Ägide des Kulturamtes, das einkeineAnette Ziel digitaleist, Holzwarth-Maier so kann Darstellung das über der spezielle Welt nachvollziehbar. Veranstaltungen Nicht in die Gründung eines „Musikrates 21“ vor. erreichtYouTube, werden. nicht Denkbar in einer wäre Cloud vielleicht und auch auch nicht in einem in einer Digital 2-JahrestournusConcert Hall. jeweils eine Sparte mit einer Großveranstaltung – etwa3)Mit Authentischeein diesem verlängertes gemeinsamen Musikkultur Wochenende Erleben,leben – –herauszustellen. Wo das wird – mag es ines Zukunft Euphorie oder AnlaufpunkteRatlosigkeit, für Nachdenklichkeit Bands geben, in oder denen Neugierde authentische, hervorrufen selbst – geschaffeneHorizonte• Stuttgarter erweitert Musik Musikszene als und Kulturmedium neue Welten dem eröffnet, Publikum besitzt erfahrbar die Musik- gemachtKunst• Stutt einengarter werden unschätzbaren Literaturszene kann? Wo kann Wert. authentische Musikkultur selbst mitDer• Stutteingebracht Konzertsaalgarter Szene werden? der BildendeRomantik, Kunst Sinnbild bürgerlicher Hochkultur, ist• Stutt sichergarter ein Auslaufmodell.Tanzszene Niemand kennt die Musik, die in 4) Social Media und Musik – Bedingt durch eine immer stärker NAME / INSTITUTION 20,• Schauspiel 30 Jahren in entstehen Stuttgart wird. Ganz bestimmt aber fordert sie zunehmendeneue• etc. Wahrnehmungsräume Konzentration auf ein, elektronische setzt multiple Medien: Interdisziplinarität Wo finden wirvoraus, außerhalb löst die von Dualität öffentlichen Bühne/Zuschauer Räumen, Musikkneipen auf zugunsten und Clubs Gabriele Zerweck Einedie Möglichkeitdiskursiver Möglichkeit, wäre,Wahrnehmungshaltungen. dass das Künstler System ihreder Kulturnachtkreativen Schaffensprozesse Stuttgart Stiftsmusik Stuttgart hierbeidenDie anzuwenden Menschen Zukunft der Stuttgarts für Musik einen liegt weiterenpräsentieren nicht darin, Termin. können? Formate Vor allem der braucht Romantik es dafürdigital viele verfügbar Räume und zu machen.die werden Sie von liegt vielen auch Mitmachenden nicht darin, zur Verfügungvermeintlich gestellt Unvermittelbares oder auch mit inKreativität niederschwellige gefunden Events (vgl. zu Stuttgarterpacken Chorfest und damit im Jahr zu marginalisieren. 2016, wo die Chöre überall gesungen haben,Ich sogar plädiere in den dafür, Unterführungen, gemeinsam mit als KünstlerInnender Regen niederging) Räume zu schaffen – im metaphorischen wie im physisch-architektonischen Sinn! – für das Zuhören, für Konzentration, Zugewandtheit, Aufmerksamkeit. Und damit als Musik-Welt eine offene Gesellschaft mitzugestalten. IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 132 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 133 IMPRESSIONEN – INNOVATIONSKONGRESS 134 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 135 136 137 Fachaufsätze Zukunftslabor Musik

138 – 141 160 – 163 Tilman Dost Kurt Laurenz

„Gehen wir gemeinsam den Weg in die Zukunft“ Theinert Die Zukunftsoffensive der Stuttgarter Philharmoniker – Zwischenbilanz und Ausblick Der Raum, die Klänge und die Bilder

142 – 145 164 – 167 Björn Gottstein Steven Walter Tanzen Androiden zu elektronischer Musik? Zur Zukunft von Musik-Institutionen Wie sich Neue Musik zur Zukunft verhält.

146 – 153 168 – 177 Benjamin Felix P. Fischer Das Konzerthaus der Zukunft Heidersberger (In Zusammenarbeit mit Ralf Püpcke)

Pentatonic Permutations 178 – 181 154 – 159 Thomas Koch Dr. Cornelia Weidner Forever Young – 20 Jahre Junge Oper

DAS HUGO-WOLF artLAB Wege und Chancen für das Lied im digitalen Heute FACHAUFSÄTZE 138 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 139 Tilman Dost

„Gehen wir gemeinsam den Weg in die Zukunft“

Die Zukunftsoffensive der Stuttgarter Philharmoniker – Zwischenbilanz und Ausblick

Die Stadt Stuttgart hat mit dem modellhaften Pro- Benötigt wird eine grundlegende Analyse sowie jekt „Zukunftslabor Kultur“, das die Kulturverwal- eine Vision, die Veränderungsprozesse trägt und zu tung 2017 in der Sparte Musik startete, neue Mög- konkreten Ergebnissen führt. lichkeitsräume für Partizipation und kreativen Diskurs eröffnet. Unter dem Stichwort „Zukunftsof- Bereits Anfang 2017 hatte sich im Orchester fensive Philharmoniker“ gehen die Stuttgarter Phil- eine achtköpfige „Leitbildgruppe“ aus Musikerin- harmoniker darunter die Aufgabe Zukunftsfor- nen und Musikern konstituiert, die das Anliegen schung und Zukunftsgestaltung mit dem gesamten aus Sicht der ausübenden Künstler wie folgt defi- Orchester und seinem Publikum an, um für eine mit- nierte: „Wir wollen uns klar werden, wer wir sind, telfristige Perspektive die Weichen des Klangkör- wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Und wie pers richtig zu stellen. Dabei möchten sich die Mit- wir Kommunikations- und Organisationsstrukturen glieder des Orchesters mit gesellschaftlichen Trends bekommen, sodass Ideen, die bei uns keimen, in und Veränderungen auseinandersetzen und Folge- einer Weise wachsen und reifen, dass sie letztend- rungen für die eigene Zukunft formulieren. Ziel ist, lich den ganzen Klangkörper bereichern können.“ sowohl eine Standortbestimmung vorzunehmen als (Irene Reise, Solo-Englischhornistin auch Visionen für die Zukunft zu entwerfen. und Oboistin).

Ausgangspunkt dieses (Transformations-)Pro- In einem ersten Schritt wurde eine Zusammenar- zesses ist die Überlegung, wie ein „Orchester der beit mit der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) Zukunft“ aussehen könnte und welchen gesell- initiiert. Speziell für die Studierenden des Studien- schaftlichen Entwicklungen es sich stellen muss – ganges Bibliotheks- und Informationsmanagement beispielsweise mit folgenden Fragestellungen: entwickelte das Orchester einen Fragebogen, das so genannte „Konzertbarometer“, der Konzertein- Wie lässt sich das Publikum von drücke und Wünsche eines dezidiert jungen Pub- morgen mit klassischer Musik erreichen? likums erhebt. In der späteren Auswertung wurde Muss das Konzert im 21. Jahrhundert der Wunsch der Studierenden nach einem Gesam- neu erfunden werden, bzw. wohin wird terlebnis deutlich, nach einem Ort, der zum län- sich die Darbietungsform entwickeln? geren Verweilen einlädt und noch andere Freizeit- Und wie kann ein analoges Orchester den möglichkeiten bietet. Zudem waren die Befragten Anschluss an das digitale Zeitalterbewältigen? an Aufführungen der Stuttgarter Philharmoniker Welche Strategien, welche an alternativen Orten interessiert, insbesondere an Veränderungen braucht es? Open-Air-Aufführungen (auch in Kombination mit Wie könnten Zukunftsoptionen Lichtshows). Häufig wurde der Wunsch nach Kon- aussehen? zerten mit Filmmusik (Soundtracks, Filmmusik live FACHAUFSÄTZE 140 zum Film) oder Musik zu Videospielen geäußert. Stadtgesellschaft, zum Beispiel mit Auftritten beim Der persönliche After-Concert-Talk mit den jewei- „Tag der offenen Tür“ im Stuttgarter Rathaus, bei der ligen Künstlern, wie beispielsweise mit Chefdiri- „stuttgartnacht“ oder bei Benefizkonzerten zuguns- gent Dan Ettinger, wurde immer wieder als absolu- ten Obdachloser in der benachbarten Vesperkirche. ter Höhepunkt bewertet. Aus dem ersten positiven Kick-off hat sich längst eine langfristig angelegte Überhaupt spielt das Gustav-Siegle-Haus in den Kooperation mit der Hochschule der Medien erge- zukünftigen Überlegungen eine (mit-)entschei- ben. Das Konzertbarometer hilft den Stuttgarter dende Rolle. Als Labor für neue Konzertideen und Philharmonikern, ihre eigene Arbeit und Wirksam- als kulturelles Herz des Leonhardsviertels, soll hier keit zu überprüfen und dient damit der Entwicklung die Weiterentwicklung des Orchesters mit weite- eigener Zukunftsstrategien. ren innovativen Konzertformaten und zur Gewin- nung neuer Publika vorangetrieben werden. Mit Der Prozess mündete in einen ganztägigen Work- der Belebung des Gustav-Siegle-Hauses wird der shop, den das Heidelberger Institut für Trend- und Klangkörper noch stärker und tiefer in der umge- Zukunftsforschung in den Proberäumen der Stutt- benden Stadtgesellschaft verankert und kann damit garter Philharmoniker mit allen 86 Musikern, der auch eine wichtige Integrationsrolle bei der Ent- Intendanz und dem Management durchführte. Die- wicklung der Leonhardsvorstadt zu einem urbanen ser Zukunftsworkshop schärfte noch einmal den Stadtviertel spielen. Angedacht sind ein eigener Fokus, indem er sich auf vier essentielle Fragestel- Club im Gustav-Siegle-Haus oder ein Musik-Café lungen konzentrierte: sowie Happenings und Performances auf dem Leon- hardsplatz. Exklusive Back-Stage-Einblicke und Wer sind wir? Meet&Greet-Aktionen im Foyer oder an der Bar Was können wir füreinander sein? zwischen Musikern und Publikum sind ebenso mög- Was können wir für das Publikum lich, wie die Entwicklung eines grenzüberschrei- der Zukunft sein? tenden Konzertdesigns mit Medienkünstlern und Wie sieht das Publikum der Zukunft aus? Künstlern aus anderen Kultursparten, oder einfach nur „Traum-Konzerte“ im Liegen. Kernziel war, ein Gefühl dafür herzustellen, dass Identität immer neu nach vorne entwickelt werden Die Landeshauptstadt Stuttgart unterstützt die muss. Die Ergebnisse dieser intensiven Prozess- „Zukunftsoffensive Philharmoniker“ in den Jahren arbeit zeigten, dass das Orchester einerseits seine 2018 und 2019 mit zusätzlichen Mitteln in Höhe Wurzeln als klassischer Klangkörper bewahren von 150.000 €. Damit werden die Bereiche „Digi- möchte. Darüber hinaus sind weiterführende, weg- tales Storytellung“, „Digitale Kommunikation“ und weisende und einzigartige Produkt- und Präsen- „Digitales Lernen“ sowie die innovative Weiterent- tationsinnovationen notwendig. Der Klangkörper wicklung der Konzertauftritte des Orchesters voran- möchte sich jung, zeitgemäß und lebendig darstel- getrieben. Grenzüberschreitungen und neue Allian- len und dafür auch sämtliche Kommunikationsfor- zen verschiedener Kreativbereiche sollen bewusst men des digitalen Zeitalters nutzen. gewagt werden können, wie beispielsweise in der Spielzeit 2018/19 mit einem Konzertprojekt zur Die theoretische Reflexion führte bald zu ersten Farbe „BLAU“: In dem die musikalischen Auffüh- Ergebnissen auf der operativen Ebene: So konnte rungen mit blauen Lichtkörpern des Objektkünst- das Konzertangebot bereits im ersten Jahr um 25 % lers Nikolaus Koliusis zu einer neuen und einmali- erhöht und um diverse neue Formate bereichert gen Konzert-Wirklichkeit verbunden werden sollen. werden. Beispielsweise wurden im Gustav-Siegle- Haus – dem Stammsitz des Orchesters – gemeinsam Dies alles ist ein zusätzliches Angebot, das den mit dem benachbarten BIX Jazzclub die so genann- Markenkern des Orchesters um Vielfalt bereichert. ten „Nachtschwärmer-Konzerte“ eingeführt: ein Die grundlegende Identität der Stuttgarter Philhar- Crossover-Konzept, angesiedelt zwischen Klassik, moniker besteht hingegen auch weiterhin vor allem Jazz und anderen Genres. in der Aufführung von klassischer Musik im tradier- Weiter wurden Konzerte angeboten, bei denen ten Konzertformat und in klassischen Konzertsälen das Publikum zwischen den Orchestermusikern – wie beispielsweise der Liederhalle Stuttgart, bzw. „mitten im Orchester“ sitzen kann. in vergleichbaren Konzertsälen im In- und Ausland. Die Stuttgarter Philharmoniker präsentierten Das Orchester benutzt bewusst die Formulierung sich als städtisches Orchester zudem aktiv in der des „analogen Gegentrends“, um zu verdeutlichen, ZUKUNFTSLABOR MUSIK 141 dass die Bewältigung der Zukunft nicht in der Auf- gabe seiner Wurzeln bestehen kann. Vielmehr geht es um die Frage des Bezugssystems – also zu ermit- teln, wie die Philharmoniker in den bzw. auf die relevanten Umwelten (re-)agieren: Wie verhält sich das Orchester gegenüber seinen Kunden, Koopera- tionspartnern und Konkurrenten und wie verhalten sich diese dem Orchester gegenüber?

Ziel ist ein Orchester als ein „Offenes System“ und als fortlaufend „Lernende Organisation“, das sich flexibel, dynamisch und proaktiv auf verän- derte Umwelten einstellen kann, ohne seine Tradi- tion zu verleugnen.

„Ich bin sehr erfreut über das Projekt Zukunftsla- bor, in dem wir, die Stuttgarter Philharmoniker, Teil dieses zukunftsweisenden Projektes sind, in dem wir uns unserer Zukunft stellen und auch perspek- tivisch über unser Publikum von morgen nachden- ken werden. Gehen wir also alle gemeinsam diesen Weg in die Zukunft“. (Dan Ettinger, Chefdirigent und Generalmusik- direktor der Landeshauptstadt Stuttgart) FACHAUFSÄTZE 142 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 143 Björn Gottstein

Tanzen Androiden zu elektronischer Musik?

Wie sich Neue Musik zur Zukunft verhält

1 http://sonami.net/ladys-glove/ resp. http://www.crackle.org/TheHands.htm. 2 Friedrich Kittler Grammophon. Film. Typewriter. Berlin 1986, S. 149. 3 https://www.mitpressjournals.org/doi/10.1162/014892600559489

1. Impetus mit sich bringt. Es ist das Paradigma der Es lassen sich im Umgang von Musikern mit der Subversion. Der Künstler, der subversiv mit Tech- Technologie drei Verhaltensmuster bzw. Paradig- nik umgeht, missbraucht und hinterfragt die Tech- men beschreiben. Es gibt das Paradigma der Inno- nik. Er ermöglicht es uns, unseren Umgang mit zu vation. Hier formuliert die Musik einen innovativen reflektieren. Rückkopplung, zerstörte Industrie- Anspruch und weist der technischen Entwicklung tonträger, verlötetes Kinderspielzeug – die Liste ihren Weg. Es ist das heroische Paradigma. Die der subversiven Strategien im Umgang mit techni- Kunst ist der Technik voraus, ja, ihre Bedürfnisse schen Innovationen ist im Bereich der experimen- ermöglichen die Technik erst. Dieser Fall ist selten. tellen Musik immens. Wichtige Genres in der Musik Kaum einmal ist von der Musik her eine technische heißen Glitch, benannt nach zu ästhetisierenden Revolution gedacht worden. Öfter hingegen schritt Rechenfehlern der Maschinen, und Circuit Bending, die Musik mit der Technik voran. Ich nenne dies benannt nach den verspielt-chaotisch manipulier- das Paradigma der Inkorporation. Es geht wesent- ten Schaltkreisen der Unterhaltungselektronik. lich um die Rückversicherung der Kunst durch die Vereinnahmung technischer Innovationen. Wenn 2. zum Beispiel die Automobilindustrie Sensoren Schaut man auf Science-Fiction-Filme und wie entwickelt, die nicht einfach die Geschwindigkeit dort Zukunft imaginiert wird, dann stehen Architek- messen, sondern die Veränderung der Geschwin- tur, Design und technische Möglichkeiten an ers- digkeit und mithilfe dieser Sensoren Autos mit Air- ter Stelle. Akustisch futuristisch ist allenfalls das bags ausstatten kann, dann ist es für den Musiker Sounddesign. Musik, die Teil der Filmhandlung ist, zunächst interessant, diese Technik auf die Musik hat oft eher sentimentalen Charakter. Man denke, zu übertragen und zum Beispiel, wie dies Michael um zwei jüngere Beispiele zu nennen, an die Mix- Waisvisz in Amsterdam und Laetitia Sonami in San kassetten mit Rockmusik der 1970er-Jahre in Guar- Francisco taten, ein Instrument zu bauen, bei dem dians of the Galaxy (2014) oder der „Country Roads“- man den Klang mit diesen Sensoren steuern kann. Funkspruch in Alien: Covenant (2017), aber auch Auch wenn sich diese beiden Instrumente1 letzt- an das infantile „Daisy Bell“ des regressieren- lich nicht durchsetzen konnten, sind sie doch ein den Computers in 2001: A Space Odyssey (1968): guter Beleg für die technische Neugierde der Musi- Musik ist hier stets das Psychologem einer nost- ker. Gleichzeitig ist dies das affirmative Paradigma; algisch verklärten Vergangenheit. Eine Darbie- die Technifizierung wird von der Kunst unterstützt. tung, wie die der Diva in Le Cinquième Élément Das dritte Paradigma ist eines, das nicht vorweg- (1997), gehört zu den seltenen Versuchen, auch nimmt oder Schritt hält, sondern das reagiert. Es eine Musik der Zukunft zu inszenieren. Auch im hinkt gewissermaßen hinterher. Und doch ist es das Science-Fiction-Soundtrack wird die musikalische Paradigma, das den größten gesellschaftskritischen Rhetorik im Hollywood-Idiom bemüht, bei der vor FACHAUFSÄTZE 144

Abb. 1

Abb. 1 – Circuitbent Gameboy Classic | Foto: www.gieskes.nl ZUKUNFTSLABOR MUSIK 145 allem hinlänglich konfektionierte Gefühle abgeru- Video What Happens If You Shoot an iPhone 6? fen werden. Auch hier sind nur wenige Ausnahmen zum Beispiel hat über 22 Millionen Views und ist zu nennen, wie Forbidden Planet (1956) oder Sola- keineswegs eine Ausnahme. Wo sich in der Musik ris (1972), in denen je durchaus avantgardistische von einem subversiven Umgang mit Technologien elektronische Musik zum Einsatz kommt. Die Musik sprechen lässt, ist das Destructive Video eine vor- hat, mit anderen Worten, ein gebrochenes Verhält- künstlerische Ausprägung dieses Reflexes. In bei- nis zur Zukunft. Sie verweigert sich ihr nicht, aber den Fällen wird ein Unbehagen an der Technologie sie nimmt, wenn es um technologischen Fortschritt offenbar; mal dominiert die Lust an der renitenten geht, eher selten an der aktiven Gestaltung von Zerstörung, mal die Frage, wie man konstruktiv und Zukunft teil. Gelegentlich wurde sie Gegenstand der kreativ damit umgeht. technischen Innovation. Das ist vor allem im Falle der Digitalisierung geltend zu machen, also bei der 4. Einführung des MIDI-Standards, der CD, des MP3. Im Jahre 2000 veröffentlichte der US-amerika- Aber das waren keine künstlerischen Innovationen, nische Computermusiker Kim Cascone einen Auf- sondern der Versuch, die künstlerischen Ergeb- satz mit dem Titel „The Aesthetics of Failure, bei: nisse zu verwalten. Man muss sich vielleicht damit ‚Post-Digital‘ Tendencies in Contemporary Com- abfinden, dass Musik nicht das Medium ist, mit puter Music“3. Cascone beschreibt zunächst das dem die Zukunft verhandelt wird. Friedrich Kitt- Paradigma Subversion und die Ästhetisierung lers berühmt gewordene Formulierung, „Unterhal- des Fehlers, um daraus den Begriff des Postdigi- tungsindustrie ist in jedem Wortsinn Mißbrauch von talen abzuleiten. Vor dem Hintergrund der bereits Heeresgerät“2, weist in diese Richtung. Die techni- 1998 geäußerten Diagnose Nicholas Negropon- sche Innovation ist militärisch respektive kommer- tes, „the digital revolution is over“, konstatiert Cas- ziell motiviert. Die Musik hingegen reagiert darauf cone, dass sich die avancierte Computermusik der kritisch und kreativ. Man mag dieses Verhalten Sub- 2000er-Jahre längst in der digitalen Welt eingerich- version oder Missbrauch nennen. Entscheidend ist tet hat. Das Digitale ist nicht mehr Gegenstand der die Korrektivfunktion, die der Musik in diesem Pro- Werke, sondern als Tatsache akzeptiert. Im postdigi- zess zuteil wird. talen Kunstwerk, so lässt sich das Paradigma heute zusammenfassen, sind zwei Szenarien virulent. In 3. dem einen Szenario wird die digitale Technik ver- Es gibt in Steven Spielbergs A. I. (2001) eine menschlicht, der Unterschied zwischen Mensch bemerkenswerte Szene: Einige Androiden sind und Maschine ist aufgehoben. Im anderen Szena- glücklicherweise ihrer eigenen Show-Verschrot- rio ist der Mensch bemüht, sich von der Technik zu tung entkommen. Die Figur Gigolo Joe erklärt emanzipieren, wobei dieses Bemühen zwangsläufig dem Androiden-Kind David daraufhin, in wel- scheitert. Die Emanzipationsbewegung selbst aber chem Verhältnis der Mensch zu seinen Maschinen scheint der Musik als ein Charakterzug eingeschrie- steht: „They hate us you know. The humans. They ben zu sein. will stop at nothing.“ Tatsächlich ist das Verhält- nis des Menschen zu seiner Technologie latent ödi- pal. Wir erschaffen die Maschinen, sie erleichtern unser Leben, sie dienen uns. Sie verheißen zum Bei- spiel Freiheit, Unabhängigkeit, Wohlstand, Kom- fort, Mobilität, Sicherheit und Kontrolle. Gleichzei- tig spüren wir, dass die Maschinen uns beherrschen, dass wir in eine Abhängigkeit geraten, dass sie uns ähnlich werden und uns in ihrer Makellosigkeit schließlich sogar übertreffen. Eine ungute Konstel- lation also.

Seit einigen Jahren wird auf Video-Portalen wie Youtube mit großem Erfolg das Genre des „Destruc- tive Videos“ gepflegt, bei dem brandneue techni- sche Geräte, am liebsten Geräte der Marke Apple, aber auch Playstations und dergleichen mehr, auf brutale und originelle Weise zerstört werden. Das FACHAUFSÄTZE 146 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 147 Benjamin Heidersberger

Pentatonic Permutations

1 Head Resonance Company. By Peter Elsner, Helsinki, 2011 2 I Ging. Text und Material. Übersetzt von Richard Wilhelm, Köln, 1973 3 The I Ching and the Genetic Code von Martin Schonberger, 1992 4 Das Klangforschungsprojekt. Katalog der Ars Electronica 84 im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes 1984 5 PPP Manual, Version 20180103, 2018 6 Die Ars generalis ultima des Raymundus Lullus: Studien zu einem geheimen Ursprung der Computertheorie. Werner Künzel, Heiko Cornelius, 1986 7 The Thinking Machine. Ramon Llull and the Ars Combinatorica, 2016 8 Jorge Louis Borges, La biblioteca de Babel (dt. Die Bibliothek von Babel), 1941 9 How to Make a Clock Run for 10,000 Years, Wired, 2006

Einleitung realisiert, vor der endgültigen Fertigstellung hat Pentatonic Permutations (http://www.pentato- sich die HRC aufgelöst. Ein Teilsystem war ein Soft- nic-permutations.de) ist eine algorithmische Kla- waresynthesizer auf Basis eines 8080-Micropro- vierkomposition von Benjamin Heidersberger, die cessors sowie die Kompositionsstudie “The Long mit dem Urknall vor 14 Milliarden beginnt, sich Meditator” mit phasenverschobenen pentatoni- noch weitere 16 Billionen Jahre fortsetzt, danach schen Tonleitern, gespielt von einem von mir entwi- endet, und jeden Moment der Zeit mit einer einzig- ckelten analogen Doppelsequencer auf einem EMS artigen Tonfolge zeitsynchron kennzeichnet. Die Synthi AKS (1982). Tonfolgen entstehen durch die Phasenverschiebung primzahlenlanger pentatonischer Tonleitern. Was ist algorithmische Kunst? In diesem Text werden die Entstehungsge- Bei der algorithmischen Kunst steht zwischen schichte, einige Hintergrundüberlegungen und die Künstler und Kunstwerk eine regelbasierte und technische Realisierung beschrieben. damit autonome Handlungsvorschrift, der Algo- rithmus, der eine Verballhornung des Namens Head Resonance Company von al-Chwarizmi darstellt, des choresmisch-per- Peter Elsner (geb. Kohlrusch) und ich haben sischen Universalgelehrten, der ca. 780 bis 850 von 1978 bis 1984 in Wolfsburg als Künstlergruppe gelebt hat. Head Resonance Company (HRC) zusammenge- Beispiele in der Musik sind der Kanon (Kanon arbeitet, um “die Gesetze zu erforschen, wie Ideen heißt Regel, Anweisung), die mittelalterliche Sol- Wirklichkeit werden” [Abb. 1]. misation, Mozarts “Musikalisches Würfelspiel” Ausgehend von freien Vokalimprovisationen (1792), die Zwölftonmusik und in neuerer Zeit die in Kunstkopf-Stereophonie mit einem sogenann- Computermusik nach Lejaren Arthur Hiller (1952), ten Time-Lag-Akkumulator im Keller des Schloss die bereits von Ada Lovelace (1815 – 1852) als Mit- Wolfsburg und später im Kaiserdom zu Königslutter, arbeiterin von Charles Babbage vorhergesehen wurden interdisziplinäre Projekte aus den Berei- wurde (“the [Analytical] engine might compose ela- chen Architektur, Design, Druck, Konzeptkunst, borate and scientific pieces of music of any degree of Musik, Performance und Skulptur realisiert1. complexity or extent”). Eine Grundlage hat Pythagoras (570 – 510 vor Solar Powered Random Sound Christi) durch die Verknüpfung von Musikinterval- Generator (SPRSG) len und Mathematik geschaffen. Der SPRSG war eine Klangskulptur der HRC, Mich beschäftigen bei algorithmischer Kunst die Sonnenlicht aufgrund eines I-Ging-Systems2/3 zwei Fragen: Wie kann aus Nichts etwas ent- in Musik verwandeln und auf der Ars Electronica stehen? Was passiert zwischen Beobachter und 1984 gezeigt werden sollte4. Es wurden Teilsysteme Beobachtetem? FACHAUFSÄTZE 148

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 1 – Head Resonance Company Logo Abb. 2 – Benutzeroberfläche ZUKUNFTSLABOR MUSIK 149 Was ist Pentatonik? den zugehörigen Teil der Komposition spielen In der abendländischen Musik wird die Oktave (z.B. Beginn des 2. Weltkrieges). (Frequenzverhältnis 1/2) in zwölf Halbtöne unter- Als besonders schön haben sich die Steinway- teilt, wovon – je nach Tonart – sieben gespielt wer- Model-B-Samples des Electronic Music Studios der den (Heptatonik). Lässt man die Leittöne weg, blei- University of Iowa aus dem Jahre 2001 herausge- ben Tonleitern mit fünf Tönen übrig (Pentatonik), stellt, die frei im Internet verfügbar sind, wofür ich die als ambig, schwebend und ohne Tongeschlecht mich bedanke. empfunden werden. In einer einfachen Form beste- hen diese aus in den denselben Oktavraum trans- Der Pentatonic Permutations Player (PPP) ponierten Quinten (Frequenzverhältnis 2/3). Alle Aus anfänglich aufwändigen Installationen mit Töne harmonieren mit allen. Die Anwendung der Laptop, Mehrkanal-Soundkarte, Verstärker, Kabel Pentatonik umfasst alle Kulturen und Zeiten bis und Lautsprechern entstand bald der Wunsch nach hin zur Kindermusik (Carl Orff), sie ist mindestens einem kompakten, alle Komponenten umfassenden 3.000 Jahre alt. Gerät, dem Pentatonic Permutations Player (PPP). Es gibt je nach Zählung 66 oder 330 mögli- Darin enthalten sind der DCF77-Empfänger mit che pentatonische Tonleitern mit den Intervallen Ferritantenne, ein Class-D-Amplifier, zwei Laut- 1-1-1-1-8 bis 7-2-1-1-1, wie ein einfacher Brute- sprecher, Raspberry 2, ein Lautstärkeregler, ein Force-Ansatz zeigen kann. Shut-Down Button, mit dem der Rechner kontrol- liert heruntergefahren werden kann, sowie je eine Pentatonic Permutations LED für die Anzeige des DCF77-Empfangs und des Auf einem Segeltörn um Sardinien begann ich Synchronstatusses5. 2011 an Bord der “Electra” mit der Programmie- Einen Überblick über das Gesamtsystem gibt die rung der oben beschriebenen Idee phasenverscho- Abbildung [Abb. 3], über das Äußere die Abbildung bener pentatonischer Tonleitern in “FirstBasic” auf [Abb. 4] und über das Innere die Abbildung [Abb. 5]. einem HP-200 LX. Die andauernden Tontests auf Das taschenbuchgroße Gerät wird mit Strom ver- dem einfachen Piezo-Buzzer des Rechners inmit- sorgt und beginnt nach einer Synchronphase die ten der Stille des Meeres führte schnell zu scharfen aktuellen Tonfolgen zu spielen. Protesten der Mitsegler, sodass die Idee entstand, statt dessen Klaviertöne einzusetzen, die anfänglich Der Zeitzeichensender DCF77 von midi-seriell angesteuerten Wavetable Synthesi- Um die deutsche Amtszeit zu verbreiten, betreibt zern wie dem Yamaha TG-100 oder FB-01 erzeugt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) wurden. Später wurde dann fluidsynth unter Linux in Braunschweig Cäsiumuhren, die den Lang- mit natürlichen Klavier-Samples im .sf2-Format wellensender DCF77 genauer als eine Sekunde angesteuert. in 30.000 Jahren steuern. Über den Sender in der Die Software ist im Kern ein selbstmodifizie- Nähe von Frankfurt wird diese Zeit ausgestrahlt und render Midi-Sequencer mit einer entsprechenden gibt für ganz Europa den Sekundentakt vor. Benutzeroberfläche [Abb. 2], bei dem viele Para- Typische Anwendungsfälle sind Radiowecker, meter eingestellt werden können. Es begann eine Armband- und Bahnhofsuhren, die auf ca. eine mehrjährige Erforschung der Möglichkeiten des 1/100 Sekunde genau gehen. Ähnliche Systeme Sequencers. Am Ende stand die jetzige Komposition gibt es in den USA, Russland, England, Japan und PPV mit der Pentatonik 1-4-2-3-2, die in Südin- China, die mit Multistandardempfängern ausgewer- dien für Spiel des Raga Vighavari (Revati) und in tet werden können und in zukünftigen PPP-Versio- Japan als Kokin-Joshi aus einer alten Shamisen- nen implementiert werden. Tonleiter entwickelt für Jazz und Rock Verwendung Es wurden alternative Zeitsychronisierungen findet. getestet. NTP benötigt Internet und damit eine PPV sind Sequenzen von 16 Tönen im Sekun- Benutzeroberfläche mit Login, Username und Pass- dentakt, wovon die ersten fünf Töne stumm bleiben. word. Ohne Internetverbindung gibt es keine Prob- Die Sequenzen und ihre Abfolge sind streng deter- leme mit Updates, Hacking und Viren. ministisch, es gibt keinen Zufall. Da die Komposi- GPS funktioniert nicht innerhalb von Gebäuden. tion insgesamt 16 Billionen Jahre dauert, sind seit dem Urknall bis heute erst 0,1 % gespielt. Bekannte Implementierungsprobleme Da jeder Moment der Zeit einzigartig gekenn- Der FirstBasic Compiler verwendet für einige zeichnet ist, kann eine zukünftige Version der Soft- Zahlen das 128-Bit Float bzw. Integer Format EXT ware an einen beliebigen Zeitpunkt fahren und und QUD. Zu prüfen wäre, ob das für das Ende der FACHAUFSÄTZE 150

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 3 – PPP Schema Abb. 4 – PPP Outside Abb. 5 – PPP Inside ZUKUNFTSLABOR MUSIK 151

Abb. 7

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Abb. 9

Abb. 10 Abb. 6 – Raimund Llull Ars Magna Abb. 7 – King Wen Folge des I-Ging Abb. 8 –Weltzeitzähler der Weltmaschine von Philipp Matthäus Hahn Abb. 9 – Pooja Box 36 in 1 Abb. 10 – Benjamin Heidersberger | Foto: Joachim Mottl FACHAUFSÄTZE 152 Komposition in 16 Billionen Jahren in Millisekun- Pfarrers und Ingenieurs Philipp Matthäus Hahn den Auflösung ausreicht (ca. 5x10^23). (1739 – 1790) stellt neben dem geo- und helio- Der beim PPP eingesetzte Raspberry Pi mit zentrischen Weltbild die aktuelle Zeit dar. Hinzu ARM-Processor hat nur eine 60 bit Floating-Point-Unit kommt ein bibelbasierender Weltzeitzähler [Abb. 8] (FPU), daher wurde eine FPU-Software-Emulation nach Johann Albrecht Bengel, der vergangene und von 84 Bit eingesetzt. zukünftige Ereignisse innerhalb der auf 7777 Jahre Der Chip der Realtime Clock (RTC) DS3231 berechneten Weltdauer anzeigt („Thurm zu Babel“, hat die Schaltjahre nur bis zum Jahr 2100 „Welt Ende Erreicht.“). eingespeichert. Die Codierung der Jahre erfolgt beim DCF77 nur Vergleichbare Ideen mit 2 Digits (20XX). Erik Satie (1866 – 1925) hat eine Art früher Linux verwendet +-32 Bit für die Darstellung der Ambient- oder Minimal-Musik mit der Musique Unixtime. Es wird ein Überlauf nach 293 Milliarden d’ameublement (ca. 1920) entwickelt, also eine Jahren stattfinden. akustische Hintergrunduntermalung, die nicht den Durch Reibung verlangsamt sich die Erddre- Anspruch erhebt, Musik zu sein und ihr Komponist hung um ca. eine Millisekunde pro Tag. Daher wer- Musiker. den in unregelmäßigen Abständen Schaltsekunden „Music for Airports” von Brian Eno (geb. 1948) eingefügt. erschien 1978. Eno arbeitete mit Tape Loops unter- schiedlicher Länge, sodass sich ständig verän- Einige Gedanken dernde, permutative Soundcollagen entstanden. Seit 30 Jahren höre ich zum Frühstück die Gold- Das Werk gilt als Meilenstein der Ambient-Musik. bergvariationen (1741) von Johann Sebastian Bach, Seit 2001 wird in der Sankt-Buchardi-Kirche gespielt von Glenn Gould (Aufnahme von 1981). Sie in Halberstadt das Orgelstück ORGAN²/ASLSP sind ein Höhepunkt barocker Variations- und damit (1987) von John Cage über eine Dauer von 639 Jah- algorithmischer Kunst. ren aufgeführt. Zu den seltenen Tonwechseln ver- Pentatonic Permutations ist die direkte Umwand- sammelt sich eine Fangemeinde. Um einen unge- lung von Zeit in Musik und damit eine akustische störten Betrieb zu gewährleisten, hat die Kirche Uhr. Sie ist nicht interaktiv und läuft wie eine Welt- inzwischen ein Notstromaggregat angeschafft. Das maschine einfach ab. Da die Zeit für alle Zuhörer Projekt hat sicher zur Bekanntheit von Halberstadt gleich ist (Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit beigetragen. mal abgesehen), hören sie den gleichen Teil der Die Long-Now-Foundation, mit u.a. dem Connec- Komposition, was sie mental verbindet. tion-Machine Entwickler Danny Hillis, dem Whole- Der Mallorquiner Philosoph, Logiker und Theo- Earth-Catalogue-Herausgeber Steward Brand und loge Ramon Llull (1232 - 1316) konstruierte eine dem Musiker Brian Eno, versucht seit dem Grün- „Logische Maschine“ aus konzentrischen Scheiben dungsjahr 01996 (fünfstellige Schreibweise), finan- [Abb. 6], auf denen Begriffe und logische Operati- ziert durch den Amazon-Gründer Jeff Bezos, eine onen notiert sind, die durch Drehung permutativ zu Uhr zu bauen, die 10.000 Jahre läuft. Brian Eno hat allen möglichen Erkenntnissen kombiniert werden dazu verschiedene Musiken komponiert9. können6/7. Der permutative Ansatz von Pentatonic Permuta- In Indien und China gibt es kostengünstige tions erinnert an Jorge Louis Borges (1899 - 1986) Geräte für ca. 2 Euro, die digital gespeicherte Loops Erzählung „Die Bibliothek von Babel“8, in der sich von Mantren und heiligen Texten abspielen, oft aus alle möglichen Bücher befinden vom ersten Buch einer größeren, durch Schalter selektierbaren Aus- mit lauter Leerzeichen bis zum letzten mit lauter „z“. wahl. Die Geräte werden in Tempeln oder zu Hause Das chinesische I-Ging ist ein Orakelsystem, eingesetzt [Abb. 9]. Auf Basis dieser Geräte haben dass durch Ziehung von sechs Strohhalmen zwei- Christiaan Virant und Zhang Jian in Beijing die erlei Länge Hexagramme entstehen lässt, die als sogenannte „Buddha Machine“ entwickelt, die Lebenssituationen interpretiert werden. Das I-Ging Loops spielt, z. B. von Philip Glass. Mehrere Geräte geht damit von einer Gesamtmenge von 64 mögli- mit unterschiedlicher Länge der Loops nebeneinan- chen Lebenssituationen aus. Die älteste bekannte der führen zu Phasenverschiebungen. Folge des I-Ging wird Wen, König von Zhou (1152 – 1056 vor Christi), zugeschrieben [Abb. 7]. Rezeption Die im Württembergischen Landesmuseum Seit 2012 führe ich zu Pfingsten in Berliner Kir- befindliche „Ludwigsburger Weltmaschine“ des chen die Pentatonic Permutations auf. Installationen ZUKUNFTSLABOR MUSIK 153 in Galerien und auf Festivals im In- und Ausland sowie verschiedene Publikationen folgten. Die amerikanische Videokünstlerin Madeleine Altmann hat Pentatonic Permutations als Soundt- rack verwendet. Meine Mutter, die Schauspielerin und Regisseu- rin Renate Heidersberger-Weber (geb. 1935), hat zur szenischen Lesung des Gilgamesch-Epos (Premiere 2018) die Pentatonic Permutations zwischen den einzelnen Keilschrift-Tafeln eingesetzt. Ein Höhepunkt 2018 war sicherlich ein Kon- zert im Suddhananda-Ashram in Tiruvannamalai in Südindien.

Wie geht es weiter? Naheliegend ist die Realisierung der Pentatonic Permutations von vier oder acht realen Pianisten, wobei statt Notenblättern LCD-Screens die Noten darstellen, die bereits als Midi-Events vorliegen. Eine Smartphone-App verzichtet auf den dingli- chen Charakter des PPP, ist aber leicht zu realisie- ren, da im Smartphone die Weltzeit UTC (Universal Time Coordinated), Synthesizer und Soundausgabe bereits vorhanden sind. Ebenso einfach sollte die Realisierung in intelligenten Lautsprechersyste- men sein. Eine Anwendung könnte in der musiktherapeu- tischen Behandlungen von Tinnitus liegen, da hier eine sich verändernde Beschallung konstanter Laut- stärke hilfreich ist. „Chillende“ akustische Environ- ments könnten in Arztpraxen, Yogastudios und öffentlichen Räumen zum Einsatz kommen.

Hier noch eine Stunde PPV, aufgenommen 2016 in der St.-Johannes-Evangelist-Kirche in Berlin: https://soundcloud.com/benjamin_heidersberger/ ppv_20161019mp3 FACHAUFSÄTZE 154 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 155 Dr. Cornelia Weidner

DAS HUGO-WOLF artLAB

Wege und Chancen für das Lied im digitalen Heute

Die Internationale Hugo-Wolf-Akademie für die Zukunft machen können, wie sie sich also durch Gesang, Dichtung und Liedkunst (IHWA) ist welt- „Erneuerung“ (innovare = lat. erneuern) dem gesell- weit eine der ältesten und traditionsreichsten Insti- schaftlichen und rezeptiven Wandel der Zeiten tutionen zur Förderung und Erhaltung einer einzig- anpassen können, um so auch weiterhin ein Publi- artigen Kunstform – des Kunstlieds. Ihre Anfänge kum zu interessieren, auch wenn dies in der Zukunft reichen bis zu den Lebzeiten ihres Namenspatrons womöglich ganz anders aussehen wird als heute. im ausgehenden 19. Jahrhundert zurück. Seinerzeit bemühte sich ein Stuttgarter Freundeskreis Hugo Wie geht nun die IHWA diesen Weg in die Wolfs, den stets mittellosen Komponisten nach Kräf- Zukunft durch „Erneuerung“? ten zu unterstützen – unter anderem durch das Orga- Erste innovative, zukunftsgerichtete Ansätze nisieren von Konzerten, in denen die Lieder Hugo wurden bereits durchaus erfolgreich und vielge- Wolfs auf dem Programm standen. An diese Tra- staltig im „Analogen“ ausprobiert: Es gab sowohl dition knüpft die IHWA bis heute an und hat sich szenische Formate als auch eine Kooperation mit laut Vereinssatzung der „Förderung des Werks von der Popakademie zum Thema „Hugo Wolf und der Hugo Wolf und der Pflege der Tradition der Lied- Song“; neue Lied-Präsentationsformen wurden und Gesangskunst“ verschrieben. Um diesen Ver- ebenso erprobt wie neue, „andere“ Konzertorte. einszweck zu erfüllen, ist die IHWA zunächst Und schließlich stand das „neue“, das zeitgenössi- hauptsächlich „analog“ unterwegs: Sie veranstaltet sche Lied im Zentrum eines viertägigen Festivals Konzerte, Lied-Meisterklassen, alle zwei Jahre den im Jahr 2015, das von der Kulturstiftung des Bun- Internationalen Wettbewerb für Liedkunst und ver- des umfangreich gefördert wurde. All diese Ver- leiht regelmäßig die Hugo-Wolf-Medaille an Künst- suche bewegten sich jedoch im Bereich des Ana- lerpersönlichkeiten, die sich besonders um die Lie- logen, also der klassischen Live-Aufführung mit dkunst verdient gemacht haben. Darüber hinaus gibt Live-Publikum. es zahleiche Vermittlungsangebote wie Künstlerge- spräche, Konzerteinführungen u.v.m. – alles mitt- Ob es uns aber nun gefällt oder nicht – wir leben lerweile Standard im klassischen Konzertbetrieb im Zeitalter der Digitalisierung, und diese öffnet und scheinbar nicht wirklich innovativ [Abb. 1]. uns ganz neue Vertriebs- und Präsentationsmög- lichkeiten. Online-Plattformen kommen auch im Was ist nun aber innovativ und warum sollten klassischen Konzertbereich eine immer größer Kulturinstitutionen wie die IHWA innovativ sein werdende Bedeutung zu. Dieser Entwicklung ver- bzw. sich mit diesem Thema auseinandersetzen? schließt sich auch die IHWA nicht. Seit einigen Jah- Im Rahmen des Innovationskongresses „Zukunfts- ren ist die Aufzeichnung (in Ton und Bild) sowie das labor Musik“ standen Fragen im Mittelpunkt, wie Livestreaming von Konzerten ein fester und wichti- sich Kulturinstitutionen – durch Innovation – fit für ger Bestandteil ihrer Arbeit. Die IHWA-Mediathek FACHAUFSÄTZE 156 und der YouTube-Kanal wachsen beständig und animierten Clip (zum Mörike-Lied „Er ist’s“) im weisen beachtliche View-Zahlen auf, ebenso wird Zentrum der Geschichte stehen wird [Abb. 2]. die Facebook- und Twitter-Präsenz und -Aktivität beständig ausgebaut. Was bezweckt die IHWA nun mit dem artLAB ANIMATION? Durch das Internet erschließen sich dem Konzert- Zunächst bedeutet diese Zusammenarbeit für betrieb neue Zielgruppen und Publikumsschichten, beide Kooperationspartner das Denken und Arbei- die neue Präsentationsformen und andere Konzert- ten in neuen, bislang fremden Formen und Arbeits- formate erfordern und erlauben. Um noch einmal prozessen, durch die sich für beide Seiten neue den Satzungszweck der IHWA zu zitieren: Das Inter- künstlerische Räume erschließen. Der innovative net ist ein neuer Raum, um „das Werk von Hugo Wolf Ansatz in der Zusammenarbeit mit Moritz Mayer- zu fördern und die Tradition der Lied- und Gesangs- hofer und dem studioNICE ist die Verknüpfung der kunst zu pflegen“, denn schließlich steht nirgendwo, klassischen, eher traditionellen Inhalte der IHWA dass dies nur in Form analoger Konzerte geschehen (das Kunstlied) mit einer eigenen Interpretation soll. durch eine moderne künstlerische Ausdrucksform, der Animation. Durch die Verbindung einer eher Wie sieht nun das Konzert der Zukunft aus? Es konservativen, musikalischen Kunstform mit einer wird kaum eine einzige, richtige Antwort auf diese noch relativ jungen, visuellen Kunstform stellen wir Frage geben. Doch sich dem Wandel der Seh- und die Musik Hugo Wolfs in neue Kontexte und prä- Hörgewohnheiten zu stellen und darauf zu reagie- sentieren sie auch in völlig klassikfernen Zusam- ren, ist ein erster Schritt auf dem Weg, der uns viel- menhängen (z.B. durch Einreichung der Clips leicht zu Antworten führen wird. An diesem Punkt bei Filmfestivals etc.). Damit erreichen wir neue setzt auch das Hugo-Wolf artLAB an, mit dem die Zuschauergruppen – vor allem auch im Internet IHWA einen Raum schafft, um neue, innovative und u.ä., da sich animierte Clips, wie die im Rahmen zukunftsträchtige Präsentationsformen für das Lied des artLAB ANIMATION entstehenden, bestens zu entwickeln – sowohl im Konzertsaal als auch an für die Verwendung und Verbreitung in den digita- anderen Orten und in anderen Medien. Als künst- len Medien eignen. Aber auch der Einsatz im „Ana- lerischer Katalysator für diesen Prozess, bei dem logen“, sprich im Konzertkontext, ist denkbar und die IHWA noch am Anfang steht und in dem sie für angestrebt als Teil neuer Aufführungskonzepte und alle Richtungen offen ist, soll die Auseinanderset- Konzertformen. zung mit anderen Künstlern und Kunstgattungen dienen, das heißt, dass neue Präsentationsformen Das Hugo-Wolf artLAB ist somit ein Raum für die durch einen kreativen Dialog mit anderen Künstlern Begegnung des Liedes mit anderen Kunstformen, und Künsten entwickelt und gefunden werden sol- aus der heraus sich innovative und zukunftsträchtige len. In zeitgemäßer Weise wird dieser Prozess online Aufführungsformen für das Lied entwickeln können. umfangreich aufbereitet und begleitet. Das artLAB ANIMATION, das im Sommer 2018 in einer Kooperation mit dem Animationsinstitut der Im Jahr 2018 hat die IHWA nun ein erstes kon- Filmakademie Baden-Württemberg fortgeführt wird, kretes Projekt im Hugo-Wolf artLAB in Angriff ist hier nur ein Anfang, ein erster Schritt. Für wei- genommen: das artLAB ANIMATION, das gemein- tere Kooperationspartner aus den unterschiedlichs- sam mit dem Animationskünstler Moritz Mayerhofer, ten Kunstrichtungen ist die IHWA offen. Sie ist neu- dem studioNICE aus Berlin und der Firma eyecatch- gierig auf weitere kreative und spannende Ideen und productions, dem langjährigen Medienpartner der Projekte, um mit den Ausdrucks- und Darstellungs- IHWA, realisiert wird. Zum Jahreswechsel 2017/18 formen und -möglichkeiten des 21. Jahrhunderts das ist ein erster Kurzfilm entstanden, der eine Konzer- Werk von Hugo Wolf zu fördern und die Tradition der taufzeichnung von Hugo Wolfs Mörike-Vertonung Lied- und Gesangskunst zu pflegen. „Zum neuen Jahr“ mit Animation verbindet: Livebil- der eines Konzerts, das im März 2017 im Rahmen Mit dem Hugo-Wolf-Art-Lab erweitert die Inter- der IHWA-Reihe „Der ganze Hugo Wolf“ im Wei- nationale Hugo-Wolf-Akademie den traditionel- ßen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart stattge- len Aufführungskontext des Kunstlieds. Im kre- funden hat, gehen über in einen animierten Clip. ativen Dialog mit Künstlern und Publikum sucht Für das Animationsprojekt wurde ein neuer Charac- sie Anknüpfungspunkte zu anderen Kunstsparten. ter entwickelt, die Hugo-Wolf-Biene, die in einem Unter besonderer Berücksichtigung des digitalen zweiten, gerade im Entstehen befindlichen und voll Zeitalters und gewandelter Musikrezeption werden ZUKUNFTSLABOR MUSIK 157 zeitgemäße Präsentationsformen entwickelt und realisiert, so z.B. inszenierte Formate, „Lied online“ (live und Mediathek) oder auch die Kombination von Lied und Animation: www.ihwa.de. FACHAUFSÄTZE 158

Abb. 1

Abb 1 – 20180123_IHWA_ArtLab_PraeseInnovKongr27Jan18_DOME2: (c) IHWA 2018/studioNICE ZUKUNFTSLABOR MUSIK 159

Abb. 2

Abb. 2– 20180123_IHWA_Universum_PraeseInnovKongr27Jan18_DOME1: (c) IHWA 2018 FACHAUFSÄTZE 160 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 161 Kurt Laurenz Theinert

Der Raum, die Klänge und die Bilder

Das „visual piano“, ein weltweit einzigartiges 360°-Projektionstechnik ein raumfüllendes Instrument, mit dem sich bewegte (Raum-) Bilder Erlebnis. erzeugen lassen, wurde von dem Lichtkünstler und Wie die Musik, ist auch jedes visuelle Ereignis in Fotografen Kurt Laurenz Theinert gemeinsam mit Echtzeit erzeugt und gespielt. den Softwareentwicklern Roland Blach und Phil- Das Ergebnis ist somit etwas, das man visuelle lip Rahlenbeck konzipiert und entwickelt. Eine Musik nennen könnte. MIDI-Tastatur erlaubt es, verschiedenste grafi- sche Muster zu generieren und per Beamer raum- Wichtiger aber ist der künstlerische Gestal- füllend zu projizieren. Anders als bei der gängigen tungsspielraum, der zwischen den Sinnen aufgeht. VJ-Soft- und Hardware, basieren die spontanen, Unser Gehirn erkennt alle Reize als ein Ereignis, dynamischen „Lichtzeichnungen“ hier nicht auf die innerhalb von ca. einer Drittelsekunde stattfin- gespeicherten Clips: Jeder Moment der Aufführung den. Somit gibt es einen Zeitraum in diesen audio- wird über Keyboard und Pedale live und in Echtzeit visuellen Live-Performances von ca. 0,6 Sekunden, erzeugt und moduliert. der spontan gestaltet werden kann. Interessant ist hier vor allem der Übergang, in dem alles ausein- Feine Linien aus Licht tasten die Wände ab anderzufallen droht. Das fordert die Wahrnehmung und verdichten sich zu bewegten Netzen, die den der Besucher und macht die Klang-Lichtkonzerte Betrachter wie die Raumsimulationen eines riesigen zu einem einzigartigen Erlebnis, an dem alle aktiv Computerbildschirms umschließen. Weiße, recht- wahrnehmend beteiligt sind. eckige Flächen lösen die Linien ab. Erst winzig, dann plötzlich mannshoch blitzen sie stroboskopar- Die Projektionen erfolgen immer in die architek- tig an unvorhergesehenen Orten auf – sich verfor- tonische Situation, so wie sie ist. Der Charakter des mend, sich umstülpend, „tanzend“. Die Fixpunkte Raums verbindet sich mit der Ästhetik der Bilder. So des verdunkelten realen Raums werden durch große werden die Zuschauer nicht durch Bildinhalte in eine und bewegte Strukturen aus Licht ersetzt. Schließ- andere Welt „entführt“. Vielmehr wird die vorhan- lich verschmelzen Linien und Flächen zu pulsie- dene räumliche Situation durch die Bespielung sozu- renden Mustern aus psychedelischen Farben und sagen überbewusst. Was wir sehen und als Wirklich- kristallinen Formen – und hinterlassen nach ihrem keit bezeichnen, ist im Grunde eine Haut sich ständig Verschwinden den Betrachter in einem regelrech- verändernder Reflexionen. Wenn wir nur einen Mil- ten Farbrausch. limeter in das bohren, was wir sehen, herrscht in den meisten Fällen Dunkelheit. Die Idee der „visual Wie die Musik, sind die gespielten Grafiken piano“-Konzerte ist unter anderem, mit dieser Haut immer abstrakt. zu spielen, die wir Realität nennen, und dadurch Wie die Musik, sind auch die Muster durch die scheinbar Bekanntes in Unbekanntes zu verwandeln. FACHAUFSÄTZE 162 Zukunftspotenziale? heiliges Abenteuer! Die Ungewissheit solcher Wag- nisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, Ein großes künstlerisches Potenzial liegt sicher die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in darin, den Raum noch mehr mitzudenken – unab- die Ungewissheit, in die Führerlosigkeit geführt hängig von üblichen Konzertsälen und Formaten werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren sowie in dem, was zwischen den Sinnen passiert. Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen lassen Innovationen passieren also nicht nur in den einzel- und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – nen künstlerischen Disziplinen, sondern vor allem das Ziel bestimmen. Dieses Offensein für jede neue auch in dem „Dazwischen“. Oft reicht es, den Fokus Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesen- auf diesen Zwischenraum zu legen, um Neues zu hafte des modernen Menschen, der in aller Angst entdecken. des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt“ Wir können uns vorstellen, dass wir rückwärts (Pastoraltheologische Informationen 34 (2014), durchs Leben und damit in die Zukunft gehen. Die Heft 2. S. 258 f.) Zukunft ist einfach schwarz und unklar. Aber in unserer Bewegung tauchen im Augenwinkel The- men undeutlich auf. Die Aufgabe der Kunst ist es, diese Ahnungen aufzugreifen und zu formulieren. Diese Form – einmal formuliert – ist dann diskutier- bar und gibt Orientierung für den weiteren Weg in das „schwarze Nichts“.

Nur darf man nicht den Fehler machen, diese Formulierungen einfach in die Zukunft zu proji- zieren. Das verhindert echte Innovation, weil nur Bekanntes weitergedacht wird. Viel wichtiger wäre es, unkuratierte künstlerische Freiräume zu schaf- fen, in denen Neues passieren kann. Wo Ahnun- gen intuitiv künstlerisch bearbeitet werden und das Ergebnis sich wirklich ergeben darf – idealer- weise multi- und interdisziplinär. So ein Labor sollte eine technische Grundausstattung für verschiedene künstlerische Disziplinen haben. Sehr interessant in diesem Zusammenhang war das „Forum Neues Musiktheater“, das es einmal im Römerkastell in Stuttgart gab. Die große Aufgabe ist dann, die Potenziale in die- sen Ergebnissen zu entdecken. In Fall des »visual pianos« war es so, dass anfänglich niemand außer mir selbst an die Zukunft des Instruments geglaubt hat. Seitdem beschäftigt mich nicht mehr so sehr die Frage, wie man innovativ sein kann, sondern vielmehr die Frage, wie kann ich die Potenziale in etwas Neuem erkennen und entwickeln? Aber dafür muss das Neue erst einmal einen geschützten Raum haben, um in Erscheinung zu treten und im Augen- winkel sichtbar zu werden.

Pablo Picasso: „Ich suche nicht, ich finde! Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuen. Finden – das ist das völlig Neue! Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein ZUKUNFTSLABOR MUSIK 163 FACHAUFSÄTZE 164 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 165 Steven Walter

Zur Zukunft von Musik-Institutionen

Was im Jahr 2009 als kleines, alternatives Kam- wiederum ist für die Repertoire-Pflege da, sozu- mermusikfestival junger Menschen gegründet sagen den musikalischen Denkmalschutz. Es wurde, hat sich in wenigen Jahren zu einer viel- erscheint uns aber, dass mit Musik viel zu viel Kul- seitigen Plattform für Innovation im Bereich klas- tur und deutlich zu wenig Kunst gemacht wird. sischer und zeitgenössischer Musik entwickelt. Im Selbst wenn die klassischen Meisterwerke zweifel- Esslinger Festival, in europaweiten Satelliten- und los höchste Kunst sind, so werden sie zu oft durch Gastspielveranstaltungen sowie mit digitalen und ihre bloße Reproduktion in der habituellen, bürger- Bildungsinitiativen entstehen immer neue und oft lichen Konzertkultur gewissermaßen „entschärft“. interdisziplinäre Inszenierungen sowie diskursive, Unter welchen Bedingungen gelingen also künst- digitale und experimentelle Formate. lerische Erlebnisse? Dies ist die Leitfrage für eine Mit dem Aufbau einer Organisation und nach Organisation, die sich diesem künstlerischen bald zehn Jahren des Bestehens, stellt sich uns aber Selbstverständnis verschreibt. Das bedeutet heute auch die Frage nach der strukturellen Beschaffen- vor allem: ein Profil, das auf radikale Kuration und heit einer zukunftsfähigen „Musik-Institution“ im Formate setzt. Musik muss durch künstlerische Allgemeinen. Wie kann in der heutigen Welt mit Kuration wieder als wirkliche Zeitkunst betrachtet Musik Wert und Sinn geschaffen werden? Welche werden, die – sofern sie Kunst sein darf – im Moment gesellschaftlichen und künstlerischen Funktio- neu erklingt, gestaltet und erlebt wird. Oder sind wir nen können Musik-Organisationen haben, wenn nur Cover-Bands des 19. Jahrhunderts? sich ihre ursprünglichen Daseinsgrundlagen durch technologische und gesellschaftliche Veränderun- b) Konzertdesign gen radikal verschoben haben? Bei der Arbeit am Konzertdesign (ein von Fol- kert Uhde geprägter Begriff) lohnt sich zunächst die a) Kuration Frage, was eigentlich die „ersten Prinzipien“ des Zunächst stellt sich die notwendige und oft unbe- Konzerts sind. Wofür ist es fundamental da? Was antwortete Frage, ob man sich als Institution nun im muss es heute leisten? Was ist nur tradierte Über- Bereich der „Kunst“ oder der „Kultur“ sieht. Die lieferung und welche Funktion hat es im heutigen Begriffe werden häufig synonym verwendet, es gibt Musikschaffen? Welche könnte es haben? aber entscheidende – wenn auch meist nicht trenn- Das Konzert ist keinesfalls die einzige und auch scharfe – Unterschiede im Selbstverständnis und in nicht mehr zwingend die beste Form des Musikhörens. den notwendigen Strukturen, die sich daraus ablei- Als live-Schnittstelle zwischen Musik, Ausführen- ten. Eine Institution, die Musik als Kunst präsen- den und Publikum kann das Konzert nach wie vor – tieren will, wird sich zeitgenössischer Formen und oder sogar mehr denn je – Magie erzeugen. Es be- Inhalte bzw. neuartiger Kontextualisierung klas- darf aber einer künstlerischen und inszenatorischen sischer Musik widmen. Eine Kultureinrichtung Gestaltung dieser Schnittstelle, die das Konzert ist. FACHAUFSÄTZE 166 An welche Konzerte der letzten Jahre kann man c) Sinnstiftung sich erinnern? Die allermeisten Befragten nennen Denken wir weiter über den gegenwärtigen Sinn Beispiele, bei denen irgendetwas Überraschendes, und Zweck von Kunst-Organisationen im Allge- Authentisches, den Rahmen Durchbrechendes pas- meinen und das Konzert im Speziellen nach, so siert ist. Das sind meist im Konzertablauf nicht vor- erscheint irgendeine Form der „Sinn-Produktion“ gesehene Zufälligkeiten oder gar Fehler. ein zentrales Ziel. Dem Konzert als sozial-ästhe- Was aber, wenn wir die Überraschung, den offe- tische Plattform ist eine sinn- und gemeinschafts- nen Raum aller musikalischen Möglichkeiten, die stiftende Eigenschaft sogar wesentlich eingeschrie- Komposition von Einmaligkeit zum Prinzip eines ben, auch wenn sie oft in der betrieblichen Routine Konzerts erheben? Dieser Anspruch erfordert ganz verloren geht. Im besten Fall kann Musik als Kunst andere Formen des Konzertschaffens, zum Beispiel sogar spirituelle Erfahrungen ermöglichen. Musik auch, dass das Publikum vielleicht nicht immer als uralte und doch wieder frisch gewordene Kodifi- wissen sollte, was genau passieren wird. Seit Jah- zierung von Spiritualität. „Aufmerksamkeit ist eine ren veröffentlichen wir also bei PODIUM Esslingen Form des Gebets“ (Simone Weil) – wenn es gelingt, keine genauen Programme, um die Entdeckungen echte und tiefe Aufmerksamkeit eines Publikums zu und das Unerwartete zum Prinzip des Konzerts zu gewinnen, dann schafft man einen ungeheuren Wert. erheben. Wodurch kann das gelingen? Auch hier spielt der Kontext und das Format der Darbietung eine c) Kontext & Interdisziplinarität entscheidende Rolle. Da ist zum einen die schiere Es gibt diesen schönen Satz von John Cage, der es Nähe, die so wichtig ist. Die Möglichkeit der Reso- auf den Punkt bringt: „Music – the imaginary sepa- nanzerfahrung nimmt mit jedem Meter Entfernung ration of hearing from the other senses – does not ab. Eine weitere Quelle echter Aufmerksamkeit für exist.“ Die Geschichte des Konzertwesens als eine Musik ist der oben beschriebene Fokus auf Über- Geschichte zunehmender Fokussierung auf Musik raschung statt Standardisierung. Das Konzert als hat ein großes Missverständnis erzeugt, das tief in Raum für Überraschung und Aufregung kann die- den Köpfen vieler Akteure verwurzelt ist. Musik ist sen auratischen Kitzel erzeugen, der in heutiger unmöglich vom Kontext zu separieren. Das Umfeld, Zeit so wertvoll und sinnstiftend geworden ist. Dies der Rahmen, das soziale Setting klingen immer mit. muss nicht durch Addition zusätzlicher Reize oder Und diesen Kontext künstlerisch zu gestalten, ist für besonders ausgefeilter szenischer Vorgänge heraus- uns bei PODIUM Esslingen die vornehmliche Auf- gefordert werden, sondern entsteht oft auch durch gabe einer musikvermittelnden Organisation. Reduktion. Musik als extrem abstrakter Ausdruck will sich mit allem Möglichen verbinden: synästhetisch mit d) Medienunternehmen Licht, körperlich mit Bewegung, erzählend mit Jede Kunst- und Kultureinrichtung ist heute Sprache. Diese Interdisziplinarität, die Musik for- auch ihr eigenes Medienunternehmen. Es steckt dert, sollte wesentlicher Bestandteil und nicht ange- eine kommunikative Notwendigkeit in der Ermäch- docktes Gimmick des Musikschaffens sein. Längst tigung von Institutionen, mit ansprechenden multi- arbeiten auch Komponisten multimedial und inter- medialen Formaten (Podcasts, Video-Serien, Blogs, disziplinär, ein Großteil der zeitgenössischen Musik Social Media, VR etc.) für die eigenen Inhalte zu ist gar nicht mehr vom Licht und der Szene zu tren- begeistern. nen. Die verabsolutierte Musik findet allmählich Es gibt aber auch ein gewaltiges künstlerisches wieder zurück in ihren synästhetischen, multime- Potential im Digitalen. Es ist nicht nur als öffentli- dialen, performativen Kontext. Auch die rasanten cher Raum, sondern vor allem auch als künstleri- technologischen Entwicklungen können unmög- sches Handlungsfeld interessant und relevant. Zu lich spurlos am Kunstmusikschaffen vorübergehen. diesem Zweck haben wir 2015 bei PODIUM Ess- Diese stellen mehr Chancen als Gefahren dar, wenn lingen mit PODIUM.Digital eine Digitalsparte ins wir diese Technologie künstlerisch, diskursiv und Leben gerufen, welche genau an diesen Schnittstel- vielleicht auch entlarvend einsetzen. Insbesondere len zwischen Musikschaffen und Musikvermittlung die Musik kann ein Tech-Spielplatz werden, in dem im Digitalen experimentiert. wir neue Produktions- und Kommunikationsformen Häufig wird das Internet noch als digitaler Zweit- spielerisch erproben und hinterfragen. verwertungskanal gesehen und nicht als ein originä- res, inhaltliches und künstlerisches Handlungsfeld. Dies verschenkt die Chancen, die sich hier auftun. Institutionen, wie z.B. Festivals oder Konzerthäuser, ZUKUNFTSLABOR MUSIK 167 die ehemals vielleicht „nur“ Konzerte veranstaltet haben, müssen sich fragen, ob das zukünftig wirk- lich ihr einziges Handlungsfeld ist. Denn wenn man sich – wie wir bei PODIUM Esslingen – im Kern ein- fach als Plattform für die Produktion, Kontextuali- sierung und Vermittlung von Musik begreift, dann ist plötzlich sehr Vieles möglich: digitale Produkti- onen, technologische Projekte, Bildungsprogramme und natürlich nicht zuletzt all das, was Konzerte sein könnten. FACHAUFSÄTZE 168 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 169 Felix P. Fischer

Das Konzerthaus der Zukunft

In Zusammenarbeit mit Ralf Püpcke (Geschäftsleitung Püpcke Kulturmarketing)

Die Elbphilharmonie – Sehen, Hören und Gesehen werden scheint unend- exemplarisch in jeder Hinsicht lich attraktiv. Die Elbphilharmonie in Hamburg [Abb. 1] löst Scharen von Touristen bevölkern das Gebäude bei uns allen unterschiedliche Reaktionen aus. Für rund um die Uhr, der Kultursenator spricht von die einen ist das ein Paradebeispiel verfehlter Pla- 15.000 Besuchern pro Tag. Tourismusexperten nung für ein Großprojekt, ein Millionengrab. Die sagen für die kommenden Jahre hunderttausende ursprünglich geschätzten Kosten von 77 Millionen von neuen Gästen für die Stadt voraus. Euro wurden mehr als verzehnfacht. Die Bauzeit Was ist aber aus der guten alten Konzerthalle verzögerte sich endlos, es dauerte am Ende neunein- Hamburgs geworden, der , einem klassi- halb Jahre bis zur Fertigstellung. Drei regierende schen Konzertsaal aus dem 19. Jahrhundert? Bürgermeister sahen sich in der Folge für das Bau- Es mag überraschen, ist aber Tatsache. Der Saal projekt verantwortlich. ist nach wie vor gut gebucht! Neue Veranstaltungs- Für die anderen ist die Elbphilharmonie ein reihen sind entstanden, es hat sich ein Publikum Leuchtturm moderner Architektur, eines der spek- eingefunden, das die Intimität des Kleinen, Ver- takulärsten Konzerthäuser der Welt und neues trauten und gewissermaßen „Klassischen“ liebt und Wahrzeichen der Stadt Hamburg. Ein herausragen- sucht. Es öffnet sich offenbar ein ungeahntes Poten- des Beispiel dafür, wie mit einem Raum für Kul- tial an Konzertbesuchern und neuen Angeboten in tur die Attraktivität einer ganzen Stadt und ihrer der Stadt. Region befördert werden kann. Warum steht das Beispiel Hamburg zu Beginn Alles eine Frage des Standpunktes? Vielleicht ... meiner Gedanken zum Konzerthaus der Zukunft? Tatsache ist, dass die „Elphi“ einen Hype unge- Weil sich daraus einige exemplarische Erkennt- ahnten Ausmaßes ausgelöst hat. Ein Jahr nach ihrer nisse ableiten lassen, die in unterschiedlicher Aus- Eröffnung haben viereinhalb Millionen Besucher prägung und Gestalt für alle Konzerthausbauten der das Gebäude besucht, es wurden 850.000 Tickets letzten Jahre zutreffen und daher auch für die Über- verkauft, sämtliche Konzerte waren ausverkauft. legungen in Stuttgart Relevanz haben. Die Elbphilharmonie ist für die kommenden Monate Bevor wir darauf eingehen, richten wir den Blick komplett ausgebucht. Das Publikum kauft Plätze auf Europa und die Frage, wie viele Konzerthäuser für Konzerte der philharmonischen Tradition, der im Verlauf der letzten 25 Jahre gebaut wurden. Neuen Musik, des Jazz, der gehobenen Rock- und Es sind seit Mitte der Neunzigerjahre sage und Popmusik, der Weltmusik. Egal ob im kleinen oder schreibe über sechzig neue Konzerthäuser in im großen Saal. Die sensationelle Architektur, die Europa entstanden, davon allein 13 in Deutschland. besondere Akustik, das Gemeinschaftserlebnis im Neue Konzerthäuser werden in den nächsten Jah- Saal, der einmalige Ausblick auf die Umgebung, die ren in unmittelbarer Nachbarschaft von Stuttgart Nähe der neuen Hafencity … dieser Dreiklang von entstehen, in München und – in kleinerer Variante FACHAUFSÄTZE 170

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 1 – Fotonachweis: www.mediaserver.hamburg.de | Foto: Jung von Matt Abb. 2 – Fotonachweis: www.mediaserver.hamburg.de | Foto: Claudia Höhne ZUKUNFTSLABOR MUSIK 171 in Heidelberg. Die Region ist mit Künzelsau, Reut- und Stadtmarketing lassen sich mit diesem Effekt lingen und zukünftig Weikersheim ebenfalls bes- ebenso verknüpfen, wie andere kulturelle Einrich- tens ausgestattet. tungen einer Stadt. Die Gesamtattraktivität des Ich frage mich bei dieser Betrachtung, was es Städtischen Angebotes, auch als Standortfaktor für mit der vielbesagten Krise der Klassik und des die Wirtschaft, ist in diversen Studien nachgewie- Hörens anspruchsvoller Musik auf sich hat? Wäre sen worden. dem tatsächlich so, hätten über 60 Bauherren in Für die Angebote der Veranstalter und Produ- ganz Europa aus Ahnungslosigkeit oder geleitet zenten anspruchsvoller Musik aber, ist ein solcher von Fehleinschätzungen Milliarden in den Sand Raum essenziell und unverzichtbar, wenn es darum gesetzt … mir ist kein einziger Fall eines Konzert- geht, ein Publikum der Zukunft aufzubauen. hauses bekannt, das aufgrund mangelnder Nach- Das gilt übrigens nicht nur für die Musik. Sagt frage geschlossen werden musste. Ihnen der Name Bilbao etwas im Zusammenhang Laut einer statistischen Erhebung des Musik- mit Kunst? Vermutlich schon: 1997 wurde hier ein informationszentrums des Deutschen Kulturrates Guggenheim Museum in der spektakulären Archi- übertrifft die Zahl der Konzert-, Theater- und Festi- tektur von Frank Gehry eröffnet. valbesucher klassischer Musik (im weitesten Sinne Das Gebäude verlieh der Stadt und der ganzen des Begriffs) die Gesamtzahl der Besucher der 1. Region einen ungeahnten Auftrieb, weg vom Image Fußball-Bundesliga bei weitem. Übrigens liegt die einer tristen, von Arbeitslosigkeit geprägten Indus- Stuttgarter Liederhalle nach einer Erhebung von triestadt. Dass kaum einer weiß, was für Kunstwerke 2012 an dritter Stelle der Deutschen Konzerthäuser, darin ausgestellt sind, kümmert wenige. Ebenso mit damals 490.000 Konzertbesuchern. wenig interessiert der Umstand, dass die Räum- Nein es scheint vielmehr so, als dass die Städte lichkeiten als Ausstellungsflächen nur sehr bedingt und Kommunen etwas ganz anderes erkannt haben: geeignet sind. Wir sprechen vom sogenannten Das große Potential nämlich, durch den Bau eines „Bilbaoeffekt“. Musikquartiers oder einer Philharmonie, in einer Stadt wirtschaftliche und kulturelle Impulse zu set- Dritte Erkenntnis – zen, ihre Attraktivität als Standort und Wohnort zu die Symbolik des Hochwertigen steigern und Besucher anzulocken. Das Konzerthaus als ein öffentliches Gebäude, Doch zurück zum Beispiel Elbphilharmonie und das Nahbarkeit und Begehbarkeit für alle ver- zu den exemplarischen Erkenntnissen. spricht, steht in keinem Widerspruch zum Begriff des Hochwertigen, Wertvollen. Die Elbphilhar- Erste Erkenntnis – monie gehört zu den besten Konzertsälen der Welt Identifikation und Wahrzeichen und rühmt sich offensiv, die Elite der Künstler aller Das Konzerthaus der Zukunft ist offenbar ein Genres zu präsentieren. Trotzdem, oder – wie ich Gebäude, mit dem sich die Bürgerschaft einer meine - gerade deshalb, ist sie von hoher Attraktivi- Stadt identifizieren kann und soll. Es gehört zu den tät für die Bürgerschaft der Stadt und ihrer Region. Wahrzeichen einer Stadt, ist Anziehungspunkt und Es sieht so aus, dass in einer Zeit des Beliebigen, Attraktion für Besucher von nah und fern, ähnlich allzeit Verfügbaren, dem Besonderen und Einmali- anderen öffentlichen Bauten wie Museen, Kirchen, gen eine ganz neue Bedeutung zukommt. Auch und historischen Bauwerken. Das hat natürlich Konse- vor allem dann, wenn dies live in einem exklusiven quenzen für die Lage und für die architektonische Rahmen zu hören und sehen ist. Das gelingt aller- Konzeption. Ein nüchterner Zweckbau als funkti- dings nur, wenn die räumlichen Gegebenheiten ein onelle Spielstätte für klassische Musik wird kaum Gefühl der Zugänglichkeit und der Offenheit ver- zu diesem Effekt führen. Dieser Funke springt also mitteln. Das Ensemble der Räumlichkeiten muss dann über, wenn eine besondere Idee, etwas Ein- zusammen mit den Sälen zum Verweilen einladen maliges, Unverwechselbares entsteht, das weit über und zum Besuch auch außerhalb der Konzertveran- die Region ausstrahlt [Abb. 2]. staltungen anregen. So hat sich denn die Rolle der Konzerthäuser Zweite Erkenntnis – Raum schafft Nachfrage aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen in den Attraktive Räumlichkeiten in und um ein Kon- vergangenen zweihundert Jahren gewandelt. Im 19. zerthaus, die vielfältigen Nutzungen dienen, schaf- Jahrhundert entstanden die meisten Einrichtungen fen Nachfrage. Das räumliche Gesamterlebnis des bürgerlichen Musiklebens. Es war die Zeit der erhöht die Attraktivität des Konzertbesuchs und privaten Initiativen, Gesangvereine, Musikvereine, spricht eine breite Öffentlichkeit an. Tourismus Orchestervereine. Das prominenteste Beispiel ist FACHAUFSÄTZE 172 wohl der Wiener Musikverein, dessen weltberühm- diesen Effekt mittels mobilen Resonanzflügeln oder ter Konzertsaal bis heute als die „Urmutter“ der Textilen Paneelen für die Beschallung günstig zu Konzertsäle bezeichnet werden darf. Der Kunstge- verändern. nuss war aber in erster Linie dem Bildungsbürger Ein weiteres Spezifikum des Saales hängt mit vorenthalten, das Konzerthaus feinsäuberlich in die den eben beschriebenen akustischen Prioritäten guten (sprich teuren) und in die schlechten (sprich zusammen. Die Anordnung des Publikums im Saal. erschwinglichen) Platzkategorien aufgeteilt. Man spricht von zwei Grundmustern. Der soge- In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat nannten „Schuhschachtel“ und dem sogenannten sich das verändert. Hans Scharoun baute 1960 bis „Weinberg“. 1963 die . Ein Gebäude, das Es gilt einen Widerspruch aufzulösen, mit dem von jedem Platz aus einen akustischen und opti- sich jeder Konzertsaalarchitekt auseinanderzuset- schen Hochgenuss versprechen sollte. Der große zen hat. Nämlich die für die Optik und das Gemein- Saal und der Kammermusiksaal wurden von den schaftserlebnis des Zuschauers ideale Weinberg- Berlinern begeistert aufgenommen. Soweit der Blick architektur gegen die akustisch erwiesenermaßen zurück, doch nun der Blick nach vorne. Wohin geht bessere Schuhschachtelanordnung auszutarieren die Reise der Konzerthäuser der Zukunft? [Abb. 3], [Abb. 4]. Wir denken an einen „Dreiklang“ der Anforde- Akustiker, denen die Konzeption solcher Säle rungen für das Konzerthaus der Zukunft. gelingt, sind hochbezahlte „Stars“ der Szene. Zu Dabei sind wir von den Erfahrungen von Best- ihnen gehört beispielsweise der Japaner Yasu- Practise-Modellen weltweit ausgegangen und hisa Toyota, der weltweit Konzertsäle akustisch haben versucht, diese Kenntnisse in ein Anforde- konzipiert. rungsprofil zu fassen. Der Katalog ist weit genug Fragt man Dirigenten und Solisten nach dem gefasst, um Spielräume zu öffnen, enthält aber auch besten Saal in Europa, wird sehr oft und vielleicht Basisanforderungen, die unverzichtbar sind. Das ist überraschend der Konzertsaal des KKL in Luzern für Stuttgart denkbar, aber auch auf andere Situati- genannt, vor allem wegen seiner herausragenden onen mit entsprechender Modifikation übertragbar. Akustik. Schauen wir den Dreiklang einmal an und ergänzen Das Gebäude wurde vom Stararchitekten Jean ihn durch Bilder der best practise Beispiele. Nouvel konzipiert, die Akustik von Russell John- son, der, mittlerweile leider verstorben, mit seiner 1. Konzerthaus mit herausragender Akustik und Firma artec in den Neunziger Jahren akustisch füh- zeitgemäßer technischer Ausstattung rend war.

Ausgangspunkt und Kern ist stets der große Kon- Die wichtigsten Stichpunkte der akustischen zertsaal, dessen Ausmaße sich nach der Anzahl der Konzeption formulierte er wie folgt: möglichen Besucher, der Größe der Bühne und dem Musikalische Visionen – eine Vorstellung Grundriss der Architektur ausrichtet. Hier spielt die davon entwickeln, wie ein bestimmter Frage nach der Akustik eine zentrale Rolle, denn sie Raum klingen soll. bestimmt maßgebend die räumliche Ausrichtung. Eigenschaften: Optimale Ausmaße Warum ist das so? Bei der Wiedergabe von nicht – hier geht es unter anderem um verstärkter Musik wird das Volumen, der Raumef- das wichtige Verhältnis Höhe-Breite-Länge. fekt, das Hörerlebnis, vom Resonanzraum des Kon- Echokammern: zusätzliches Volumen – zertsaales entscheidend geprägt. Der Klang der mittels dieser Kammern kann die Nachhallzeit Originalquelle, beispielsweise der menschlichen um bis zu drei Sekunden verlängert oder Stimme oder einer Geige auf der Bühne, wird durch verkürzt werden. die Schallwellen im Raum oberhalb, seitwärts sowie Höhenverstellbarer Schallreflektor – optimiert hinten und vor der Bühne reflektiert und schmilzt die Akustik bei kleinen Besetzungen, schafft zu einem Gesamtklang zusammen. Der Saal wird einen intimeren Klangraum. gewissermaßen selbst zum „Instrument“. Diese Gleichmäßiger Räumlichkeitseindruck – einer Resonanzfunktion ist für die Qualität und den Rang der wichtigsten subjektiven Aspekte für die eines Konzertsaales von absolut entscheidender Wahrnehmung von guter Akustik. Bedeutung. Diese Qualität ist jedoch für die Wie- Stille, keine Störgeräusche – das erklärt dergabe von Sprache und Musik mit Beschallung sich von selbst, ist aber bei vielen nicht notwendig, ja bisweilen sogar hinderlich. Es Sälen ein Defizit. gibt aber je nach Saalkonzeption Möglichkeiten, ZUKUNFTSLABOR MUSIK 173

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 3 – Beispiel „Schuhschachtel“. Fotonachweis: Konzerthaus Dortmund | Foto: Annika Feuss Abb. 4 – Beispiel „Weinberg“. Fotonachweis: Dresdner Philharmonie | Foto: Markenfotografie FACHAUFSÄTZE 174 Selbstverständlich gehört zu einem solchen Saal Begegnungsstätte, dank vielfältigem eine flexible, fahrbare und modulare Bühnentech- zusätzlichem Raumangebot. nik, die einem musizierenden Duo ebenso gerecht Konzerthaus Dortmund: ein Best- werden kann, wie einer Besetzung mit großem Chor, Practise-Beispiel, wie bei minimaler Solisten und Orchester. Baufläche in einem unwirtlichen Das Spektrum reicht also von zwei bis zweihun- Stadtviertel ein exzellenter dert Mitwirkenden. Ebenso müssen die technischen Konzertsaal entstehen kann. Voraussetzungen für sämtliche medialen Präsentati- KKL Luzern: mit See, geglückte onsformen und Übertragungsformen einschließlich Verschmelzung von historischem der digitalen Verwertung mit Livestreams im Inter- Stadtbild und modernster Architektur, net vorgesehen sein. Das gilt auch für eine Beleuch- Kultur und Tourismus, Verortung. tungstechnik, die rasch auf die Bedürfnisse wech- Konserthus Stavanger: Parkanlage mit selnder Produktionen eingestellt werden kann. Blick auf den Hafen, zwei Säle unter Auf den Themenkomplex Backstagebereich mit einem Dach, ein akustischer Garderoben, Aufenthaltsräumen, Künstlercafé, Konzertsaal und eine Eventlocation. ausreichend Lagerräumen etc. gehe ich in diesem Besonderheit: vor dem Gebäude im Park Zusammenhang nicht ein. Es muss die Aussage rei- ein Freiluft-Amphitheater [Abb. 5]. chen, dass diese dem neuesten Standard moderner Konzerthausarchitektur entsprechen müssen. 3. Täglicher Zusatznutzen für eine heterogene In der Regel besteht im Konzertbetrieb die Not- Gesellschaft im Wandel wendigkeit, für bestimmte Konzerte und Perfor- mances im Kleinformat sowie für Experimental- Zum Anforderungskatalog gehören: musik einen zweiten, kleineren Saal vorzusehen. Ganztägig geöffnetes und lebendiges Ein besonders gelungenes Beispiel für eine sol- Haus der Musik che Konzeption ist der Pierre Boulez Saal in Berlin. Barrierefreie Teilhabe an Musik für alle Die Besonderheit liegt neben der hervorragenden Zentrales Anliegen: Räume für Akustik bei den Möglichkeiten, den Zuschauerraum Musikvermittlung/Education (u.a. Workshop- und die Bühne räumlich zu verschieben, um so den Räume, Instrumentenwelt) und für jeweiligen Gegebenheiten einer Aufführung gerecht Kooperation mit Schulen, Musikgymnasien zu werden. Räume für weitere Musik-Institutionen (z.B. Orchester, Musikschule, 2. Außergewöhnliche Architektur an einem Veranstalter, Musikfachgeschäfte) sinnvollen zentralen Standort Vielfältiges Gastronomisches Angebot (ganztägig) Die dazu gehörenden Stichpunkte lauten: Angebote für Kulturtourismus Herausragende Architektur Brücken schlagen zu anderen Inspirierendes Umfeld (Freiflächen, Kultureinrichtungen, z.B. Museen Kultur, Wohnumfeld, Natur) Gute Erreichbarkeit (ÖPNV, Parkplätze) Als zwei unterschiedliche, aber sehr gelungene Touristische Ausstrahlung Beispiele für diese Konzeption des offenen Musik- (da überregionale Konkurrenzsituation) quartiers seien genannt das Helsinki Music Center Neues Wahrzeichen für eine Stadt und die Cité de la musique in Paris [Abb. 6], [Abb. 7], [Abb. 8], [Abb. 9]. Dazu gibt es vielfältige Beispiele, wie: Seine Musiques in Paris: auf einer Insel Fazit gebaut, mitten in der Seine, Konzerthäuser sind mehr als nur „Spielstätten alle Genres der Musik in mehreren für klassische Musik“. Sie stiften bürgerschaftli- Veranstaltungsräumen. Hier der che Identität, stehen für urbane Lebensqualität und klassische Konzertsaal und die zeugen von wirtschaftlicher und kultureller Strahl- Eventlocation für 4.000 bis 6.000 kraft einer ganzen Region. Für die großen Orches- Besucher. ter, die Veranstalter anspruchsvoller Musik und für The Sage in Gateshead: mit Blick nach die Träger von Musikeinrichtungen sind sie unver- Newcastle, touristische Attraktion, ganztägige zichtbar. Sie sind die räumlich-akustische Grund- Nutzung des Foyers als Bildungs- und voraussetzung für das Entstehen musikalischer ZUKUNFTSLABOR MUSIK 175 Kunst. Darüber hinaus aber, kann ein Publikum der Zukunft nur in einem einladenden, für alle zugäng- lichen, attraktiven architektonischen und räumli- chen Ambiente gewonnen werden. Das Publikum erwartet ein räumlich-soziales Gesamterlebnis mit hohem Freizeitwert. Es geht also um eine existen- zielle Frage. Die Angebote der Nachkriegszeit rei- chen bei weitem nicht mehr aus. Diese Erkenntnis hat sich weltweit durchgesetzt. Für Stuttgart heißt das: Es besteht jetzt die ein- malige Chance, im Zuge der städteplanerischen Überlegungen für die Zukunft des Kulturquar- tiers und der freiwerdenden Bauflächen hinter dem neuen Bahnhof, den verlorenen gegangenen räum- lichen Anschluss an die führenden Musikstädte Deutschlands und Europas wieder zu finden – das Renommee und das Ansehen Stuttgarts als Musik- stadt ersten Ranges steht auf dem Spiel. FACHAUFSÄTZE 176

Abb. 5

Abb. 6

Abb. 7

Abb. 5 – Fotonachweis: Stavanger Konserthus | Foto: Jiri Havran Abb. 6 – Fotonachweis: Cité de la musique_Philharmonie de Paris | Foto: William Beaucardet Abb. 7 – Fotonachweis: Cité de la musique_Philharmonie de Paris | Foto: William Beaucardet ZUKUNFTSLABOR MUSIK 177

Abb. 8

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Abb. 8 – Fotonachweis: Cité de la musique_Philharmonie de Paris | Foto: William Beaucardet Abb. 9 – Fotonachweis: Cité de la musique_Philharmonie de Paris FACHAUFSÄTZE 178 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 179 Thomas Koch

Forever Young – 20 Jahre Junge Oper

„Hättest Du mich angesehen, Du hättest mich Blicken wir kurz zurück: Im Herbst 1995 enga- geliebt ...“ (Salome, den Kopf des enthaupteten gierte der damalige Opernintendant Klaus Zehe- Jochanaan betrachtend, in der Oper Salome von lein einen Experten für die Vermittlung von Musik- Richard Strauss). theater. Zwei Jahre später folgte die Gründung der Ansehen, wahrnehmen und wahrgenommen wer- Jungen Oper als eigene Produktionsstätte für Kin- den, sich selbst finden im Blick des Anderen. Das der- und Jugendopern mit vier festen Mitarbeite- Fremde als Herausforderung, dem Eigenen näher zu rinnen und Mitarbeitern im Kammertheater der kommen. Wahrzunehmen, dass man selbst fremd für Staatstheater Stuttgart. Erst kürzlich hat die Toch- das Andere ist. Und wie damit umgehen? ter einer dieser Pionierinnen im Rahmen ihres Dra- Bei Salome ist in dem Prozess etwas schiefgegan- maturgiestudiums ein Praktikum an der Oper Stutt- gen. Das jeweils Fremde blieb dem anderen fremd. gart gemacht. Die Junge Oper ist also schon ein Diskursverweigerung? Oder sprachen sie einfach Generationenprojekt. nicht dieselbe Sprache? Geschichten wie diese, von Menschen, die in Oper ist in ihrer Struktur und Formensprache bestimmter Weise von der Jungen Oper berührt und nicht nur eine Herausforderung, sie ist auch immer geprägt worden sind, haben wir in dem Buch „Fore- eine Zumutung, für die Künstlerinnen und Künst- ver Young – 20 Jahre Junge Oper“ gesammelt und ler sowie für die Besucher. Weil sie die komple- in einen größeren Zusammenhang gestellt. Wie xeste aller Kunstformen ist und alle Sinne fordert. Zukunft mit und durch Musik und Theater gestal- Sie löst Gefühlsstürme aus und stimuliert den Geist. tet werden kann, ist hier in anschaulichster Weise Der Plan der Oper ist: zu überwältigen – mit Erzäh- erzählt. lungen, die ihre Gültigkeit auch nach Jahrtausen- Es sind Sängerpersönlichkeiten wie Markus den nicht verloren haben. In diesem Sinne: Steinalt Eiche oder Michael Nagy, heute gefragte Protago- und forever young. Oper ist lebendiger Widerspruch nisten in Aufführungen bei den Bayreuther Fest- in sich selbst oder die Vereinigung gegensätzlicher spielen, oder Sarah Maria Sun und Wiebke Renner, Prinzipien. Ihre Absicht ist zu transzendieren: Das die sich besonders der Interpretation Neuer Musik schließt eben diese Widersprüche ein sowie unse- verschrieben haben. Sie haben hier ihre erste Bühn- ren Alltag mit seinem normalen Wahnsinn. Man enerfahrung gesammelt. Auch Ausnahme-Tänzer könnte sagen: Der Wahnsinn der Oper hat Methode. wie Eric Gauthier, heute Chef seiner eigenen Kom- Ich möchte Sie jetzt auf eine Gedankenreise mit- pagnie, damals noch beim Stuttgarter Ballett, haben nehmen, in eine Welt voller Ideen. Manche sind hier wichtige Erfahrungen für ihre weitere Arbeit bereits realisiert und haben sich bewährt, andere machen können. befinden sich in der Entwicklung und wieder andere Für viele Jugendliche, die an den Produktionen sind noch „Zukunftsmusik“ und leiten zum überge- mitgewirkt haben, war die Junge Oper ein Meilen- ordneten Thema dieses Kongresses. stein in ihrer Entwicklung. Julia Nachtmann, die als FACHAUFSÄTZE 180 Schülerin an Projekten mitwirkte, wurde Schauspie- Poetry-Slammerin und Ingeborg-Bachmann-Preis- lerin und ist im Kino, im Fernsehen und im Deut- trägerin Nora Gomringer von Marius Felix Lange schen Theater in Berlin auf der Bühne zu erleben. vertont. Das Buch von Janne Teller ist seit einigen Stefanie Rinke leitet heute als Professorin den Jahren Schullektüre. Die Geschichte ist die Einla- Studiengang Figurentheater an der Hochschule für dung zu einem Gedanken- und Empathie-Experi- Musik und darstellende Kunst in Stuttgart. Mary ment. Was würde passieren, wenn heute der krie- Summer, die nach dem Abitur Sozialpädagogik stu- gerische Konflikt nicht im Nahen oder Mittleren dierte und dann – inspiriert von den Methoden der Osten stattfände, sondern hier und wir zur Flucht Jungen Oper – eigene Musikprojekte entwickelte, beispielsweise nach Ägypten gezwungen wären? leitet heute eine psychologische Beratungspraxis im Premiere der Uraufführung ist am 27. April dieses Stuttgarter Osten. Nebenbei war sie noch Halb-Fi- Jahres. nalistin bei The Voice of Germany. Digitalisierung, interpersonelle Beziehungen Von den Lernprozessen der Jugendlichen hat und Kommunikation sind die Themen des Musik- auch die Junge Oper gelernt, die sich in den 20 theaterprojekts „On_the_line“, das bereits jetzt in Jahren immer wieder neu erfunden hat, ohne sich der Entwicklungsphase ist. Neben dem professio- dabei untreu zu werden. Denn am wichtigsten sind nellen Produktionsteam der Jungen Oper und dem die jungen Menschen, die an den Produktionen und Komponisten Julian Siffert aus der Kompositions- Projekten beteiligt sind, egal, ob als Mitwirkende klasse an der Hochschule für Musik und Darstel- oder Besucher, als Profis oder als Laien. Bemüht lende Kunst Stuttgart, wirken 32 Jugendliche mit, man Statistiken erfährt man, dass es pro Jahr etwa die in einem Casting-Prozess im Herbst gefun- 15.000 sind. Das entspricht der Einwohnerzahl von den wurden und bereits in den Ferien und an den Künzelsau. Tendenz steigend, da immer neue Pro- Wochenenden immer wieder an der Stückentwick- jekte hinzukommen und die Nachfrage stetig steigt. lung arbeiten. Auf einer eigens eingerichteten Zum Beispiel die Sitzkissenkonzerte für 5-7-Jäh- Website. www.onlineoper.de können die einzelnen rige und neuerdings in einem anderen Format auch Entwicklungsschritte der Produktion mitverfolgt für 2-4-Jährige. 80 Kinder können an einer Vorstel- werden, die gleichzeitig ein digitales Forschungs- lung teilnehmen, die von Mitgliedern der Jungen projekt ist. Premiere ist am 1. Juni dieses Jah- Oper sowie Musikerinnen und Musikern des Staats- res. Geplant ist eine Fortführung des Forschungs- orchesters gestaltet wird. Im Anschluss haben die projekts. Die Webadresse wird beibehalten und Kinder die Möglichkeit, die Instrumente, die sie in auch zukünftig zentrale Anlaufstelle für alle digi- der Vorstellung erlebt haben, unter Anleitung selbst talen Projekte der Jungen Oper sein. „On_the_line“ auszuprobieren. Dafür stellt ein Musikalienhändler beziehungsweise Onlineoper wird gefördert durch die entsprechenden Übe-Instrumente zur Verfü- Mittel des Kindermendienlandes Baden-Würt- gung. Es ist sehr berührend, die Begeisterung und temberg, die LBBW-Stiftung, die Bertold-Leibin- Neugier der Kinder gepaart mit der hingebungsvol- ger-Stiftung, die Karl-Schlecht-Stiftung sowie zahl- len Zuwendung der Musikerinnen und Musiker zu reiche Kooperationspartner aus Stadt und Region. beobachten. Drees und Sommer unterstützt die Produktion Damit sind wir schon beim nächsten wichtigen „Krieg. Stell Dir vor, er wäre hier“. Punkt: Zukunft zu gestalten heißt, sie zunächst ein- Wie geht die Reise in Sachen Zukunftsmusik wei- mal gut zu erzählen. Dazu braucht es Antizipations- ter? Ein zentraler Gedanke für Zukunftsfragen ist und Vorstellungskraft. Die hat die Junge Oper in der der Kooperation. Dieser Gedanke liegt allen der Vergangenheit bewiesen, braucht sie aber noch modernen Konzepten zur Entwicklung eines res- mehr für die Zukunft. Sie wird durch die Auswir- sourcenschonenden urbanen Lebensstils zugrunde. kungen und Langzeitfolgen kriegerischer Konflikte Und er war der Überlebensschlüssel unserer ältes- in einem nicht allzu fernen Ausland sowie durch die ten Vorfahren. Der Kooperationsgedanke umfasst Digitalisierung unserer Lebenswelten bestimmt. das Teilen begrenzter Ressourcen und er schließt Nicht zu vernachlässigen sind die psychischen das Zusammenführen unterschiedlicher Talente, Belastungen durch fragiler werdende interperso- Ressourcen und Fähigkeiten zu einem gemeinsa- nelle Bezugssysteme. Die Junge Oper greift daher in men größeren Ziel ein, das von jedem einzelnen den beiden kommenden Produktionen die Themen allein nicht erreicht werden könnte. Krieg, Vertreibung, Flucht, Digitalisierung, Bezie- Komplexe Kunstformen wie das Musiktheater hung und Kommunikation auf: oder das sinfonische Musizieren sind beste Bei- In „Krieg. Stell dir vor, er ist da“, nach der Buch- spiele dafür. Das Prinzip gilt genauso für erfolg- vorlage von Janne Teller, werden Gedichte der reiche Mannschaften aller Sportarten. Aber auch ZUKUNFTSLABOR MUSIK 181 eine funktionierende Stadtverwaltung basiert auf Voraussetzung den notwendigen Kooperationswil- diesem Prinzip. Ein erfolgreiches Unternehmen len dieser Partner. Interessant wird das besonders in baut genauso darauf auf wie das Forschungslabor der spartenübergreifenden Kooperation, beispiels- in der Antarktis oder die Internationale Raumsta- weise zwischen Bildender Kunst, Musik, Oper, Tanz, tion ISS. Ein Erfolgsfaktor bei jeder Kooperation sowohl in den etablierten Institutionen als auch in ist das gegenseitige Vertrauen der Akteure und das der freien Szene. dazugehörige Empathievermögen. Kontinuität in Im Bereich der interdisziplinären Arbeit und den gegenseitigen Beziehungen und gemeinsame Kooperationen wird die Junge Oper auch zukünf- Erfahrungen sind weitere positive Voraussetzungen tig eine wichtige Rolle spielen. Dafür ist aber eine für gelingende Kooperationen. ganzjährig bespielbare Bühne und ein Ausbau der In der Jungen Oper konnten die Akteure die- Vermittlungsebene über die Zielgruppe der Kinder ses Kooperationsvermögen über 20 Jahre aufbauen, und Jugendlichen hinaus nötig. Die Nachfrage nach auch wenn es immer wieder personelle Wechsel solchen Projekten und Produktionen ist riesig und gab. Der Kooperationsgedanke gehört unabhängig das Kammertheater kann nur zu bestimmten Zei- davon inzwischen zum kollektiven Bewusstsein der ten genutzt werden, weil dort auch Produktionen des Jungen Oper und ist Teil ihrer DNA geworden. Um Schauspiels und des Stuttgarter Balletts stattfinden. einen Begriff der modernen Kognitionspsychologie Betrachten wir die bereits bestehende Qualität zu verwenden, könnte man auch sagen, Kooperation und das Innovationspotenzial der Kulturstadt Stutt- ist zum Frame geworden, in dem das Denken, Spre- gart, müsste genau dies zu einem zentralen Narrativ chen und Handeln stattfindet. der Stadt werden. Kunst und Kultur sind Bestand- Bleiben wir in Stuttgart, einer Stadt, die ich als teile des Markenkerns von Stuttgart. Um diesen sehr offen für das Kooperationsprinzip empfinde. Trumpf in angemessener Form ausspielen zu kön- Wie konnte beispielsweise das HipHop-Wunder nen, müssen sich alle verantwortlichen Akteure dies der „Mutterstadt“ stattfinden? Natürlich nur durch zu Eigen machen. Die eine oder andere Kampagne, Kooperation. Da war das Zusammentreffen von Rap- die das untermauert, darf in dem Zusammenhang pern, Breakdancern und Musikern im Jugendhaus nicht fehlen. Und wenn wir es schließlich gemein- Mitte an der Hohe Straße – einer Einrichtung, die sam schaffen, die beiden durch eine Verkehrs- noch immer von der Landeshauptstadt Stuttgart schneise getrennten Teile des innerstädtischen gefördert wird. Dort gründeten Stadtjugendring, Kulturquartiers zu einem großen Ganzen zusam- Jugendamt und Jugendhausgesellschaft das cumu- menzufügen, auf welche Weise auch immer, dann ist lus Kulturbüro, das in den 1990er Jahren zu einer diese Idee auch wirklich in allen Köpfen und Her- zentralen Anlauf- und Organisationsstelle für die zen der Menschen dieser Stadt angekommen. Jugendlichen wurde, in dem sie ihre Aktivitäten unter dem Begriff der „Kolchose“ zusammenführ- ten. In den Jahren 1993 und 1994 führte die erwei- terte Kooperation der städtischen Jugendarbeit mit dem damaligen Amerika-Haus und dem Süddeut- schen Rundfunk (SDR) zu einem mehrwöchigen Austausch mit der Gruppe Eco-Rap aus San Fran- cisco und einer Musik-Tour der Kolchose durch San Francisco und die Bay Area. Für die Jugendlichen war das eine wichtige Erfahrung in der Entschei- dung über die Gestaltung ihres weiteren Lebens- weges. Ohne die Offenheit aller Partner für etwas Neues und die damit einhergehende Bereitschaft, sich auf bis dahin unbekanntes Gelände zu wagen, ohne die Lust auf gemeinschaftliches Erkunden von Möglichkeiten, wäre dieses Projekt nie zustande gekommen. Erfolg wurzelt vor allem in einem funktionie- renden Gefüge oft unterschiedlicher Koopera- tionspartner und Förderer. Stuttgart ist für die Zukunft dahingehend gut vorbereitet. Denn neben den Kooperationspartnern gibt es als weitere 182 183 Zukunftsoffensive der Stuttgarter Philharmoniker

184 – 193 Dokumentation des Workshops vom 26.05.2017 in Stuttgart

Erstellt vom ITZ Heidelberg ZUKUNFTSOFFENSIVE STUTTGARTER PHILHARMONIKER 184 Ein für alle zustimmungsfähiges Bild über die Zu- Die Zukunft der kunft der Stuttgarter Philharmoniker wird nur dann Stuttgarter Philharmoniker möglich, wenn Gegenwart und Vergangenheit nicht unter den Tisch gekehrt werden, sondern mit Phantasie, Mut und Engagement ins Auge gefasst werden. Der Workshop hatte zum Ziel, eine grundsätzliche Bei der Klärung der Erwartungen gegenüber der Reflexion über Gegenwart und Zukunft der Stutt- Zukunftswerkstatt stand zunächst die kontrover- garter Philharmoniker zu beginnen. se Diskussion über organisatorisch-institutionelle Rahmenbedingungen und die finanzielle Ausstat- Die vorliegende Dokumentation protokolliert die tung aus der künstlerischen Sicht der Orchester- Themen und Diskussionsstränge, spitzt Wahrneh- musikerInnen im Vordergrund. mungen zu und beschreibt die Wünsche und Er- wartungen des Orchesters. Abb. 1: | Foto: Achim Zweygarth Abb. 2: | Foto: Achim Zweygarth Abb.

In drei Schritten wurde diese Zukunftswerkstatt in Angriff genommen: 1. Megatrends sind ein TRENDS, MEGATRENDS, LEBENSSTILE DER ZUKUNFT: Frühwarnsystem für die Annäherung an das Thema Zukunft gestalten, Zu- Bedürfnisse der Zukunft kunft planbar machen. Dr. Eike Wenzel lieferte den Einstieg in die Themen WAS WOLLEN WIR FÜR UNS, FÜR DAS der Zukunftswerkstatt, in dem er die Methoden und PUBLIKUM, FÜR STUTTGART KÜNFTIG SEIN?: Modelle der wiss. Trend- und Zukunftsforschung Brainstorming/Reverse Brainstorming – spontan vorstellte. das Schlechte benennen, an die Wurzel kommen. Wichtig sind dabei die vier Trendkategorien, mit denen zukünftige Prozesse analysiert und bewer- SZENARIEN – ZUKUNFTS-RÄUME: tet werden können: Konsum- bzw. Lebensstiltrends Zukunfts-Räume funktionieren ähnlich wie ein mit einer Halbwertzeit von fünf bis zehn Jahren; World Café: Es geht darum, möglichst alle Betei- Technologie- und Gesellschaftstrends, beide mit ligte zu Wort kommen zu lassen, gemeinsame einer Halbwertzeit von zehn bis 20 Jahren; Megat- Ziele und Strategien zu finden und dadurch ihre rends als die großen Veränderungsbeschleuniger, Engagement-Bereitschaft zur Mitwirkung an Ver- die in den kommenden 30 bis 50 Jahren alle re- änderungsprozessen in ihrem Sinne zu wecken. levanten Vorgänge in Gesellschaft und Wirtschaft maßgeblich verändern werden. Wichtig: Der Workshop sollte die Gruppe zuerst in die Lage versetzen, den Blick nach vorne zu richten Die Megatrends stellen insofern ein praktisches und ein Gespräch über Innovationen und Möglich- Frühwarnsystem dar, als es mit ihrer Hilfe gelingt, keiten, aber auch die Reflexion von Limitierungen, für nahezu jede Berufsgruppe und für jede Bran- offenen Baustellen und (finanziellen) Engpässen in che die wichtigsten Veränderungsparameter für Gang bringen. die kommenden Jahre zu definieren. ZUKUNFTSLABOR MUSIK 185 EXKURS: WIE INNOVATION IN TECHNIK UND WIRTSCHAFT FUNKTIONIERT Am Beispiel eines Unternehmens wie Google und dessen Autoprojekten lässt sich sehr gut verdeut- lichen, wie radikale Veränderungsprozesse ihren Ausgang nehmen können. Mit seinem Konzept der selbstfahrenden Autos hat sich Google bereits vor zehn Jahren mit Megatrends und Lebensstilt- rends befasst, um den Automobilmarkt zu revolu- tionieren. Die erste schnelle Schlussfolgerung des Suchmaschinengiganten: Autos müssen zu selbst- fahrenden Einheiten werden, womit unendlich viele

Abb. 3: Megatrends: die großen Veränderungstreiber | Veränderungstreiber die großen 3: Megatrends: Abb. Foto: ITZ Heidelberg neue Nutzungssituationen entstehen und zusätz- liche Zielgruppen an Automobilität teilhaben kön- nen. Google hat nicht gefragt, wie der Automarkt aktuell aussieht, sondern was die (neuen) Bedürf- nisse der Nutzer sind und versucht, eine alternative Lösung zur Frage zu liefern, wie wir in Zukunft un- terwegs sein werden. Auf was Google abzielte, war nicht mehr nur Autos zu verkaufen, sondern grund- legend neue Mobilitätsoptionen zu entwickeln, und so eine disruptive Innovation voranzutreiben, mit der ein wichtiger Markt, wie die Automobilindustrie, einer völlig neuen Logik und einem grundlegend neuen Geschäftsmodell unterworfen wird.

Abb. 4: Die Logik der Trends: Trends als Frühwarnsystem | als Frühwarnsystem Trends 4: Die Logik der Trends: Abb. Foto: ITZ Heidelberg Gleichzeitig berief sich die deutsche Automobil- industrie darauf, dass ihre Kunden nach besseren Der Megatrend Digitalisierung erwies sich für alle Autos „Made in Germany“ sowie mehr „Freude am Etappen der Zukunftswerkstatt als ein Verände- Fahren“ verlangten. Tatsächlich bauen Deutsch- rungsimpuls, der die Teilnehmer umtrieb und min- lands Ingenieure die besten Autos der Welt. Allein, destens so viele Befürchtungen und Bedenken es gibt zu viele Autos mit Verbrennungsmotoren, wachrief, wie er neue Horizonte eröffnete. es werden auch längst viel mehr Autos gebaut als verkauft werden können. Und es ist absehbar, dass noch mehr Verbrennungsmotoren – auch auf den Straßen in Asien und Afrika – zu einer ökologischen Katastrophe führen werden. Während also Google (und viele andere natürlich auch) nach neuen We- gen der Mobilität suchen, möchten die deutschen Weltklassehersteller noch möglichst lange ihr altes Geschäftsmodell durchsetzen. Schon jetzt ist aber klar, dass die klassischen Autohersteller damit Ar- beitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit riskieren.

ABLEITUNGEN FÜR DIE STUTTGARTER ZUKUNFTSWERKSTATT:

Abb. 5: Was disruptive Innovationen vom „weiter so“ unterscheidet unterscheidet | so“ „weiter vom disruptive Innovationen 5: Was Abb. Foto: ITZ Heidelberg → Es ist sinnvoll, Arbeitsweisen, Routinen und Erlöswege radikal infrage zu stellen und sich an Um einen Resonanzboden dafür zu schaffen, was relevanten Megatrends zu orientieren. Veränderung und vorwärtsgerichtete Identitätsbe- → In jedem Arbeitszusammenhang sollte eine stimmung heute bedeuten kann, wies Dr. Wenzel Balance bestehen zwischen Innovationsbereit- auf das Konzept der disruptiven Innovation hin, wie schaft, Beobachtung des Nutzungswandels sie seit Jahren viele Bereiche der Wirtschaft und (Trends) und dem Vertrauen in die eigene Kern- Unterhaltungsindustrie nachhaltig verändere. kompetenz. ZUKUNFTSOFFENSIVE STUTTGARTER PHILHARMONIKER 186 → In jedem Arbeitszusammenhang sollte in regel- mäßigen Abständen geprüft werden, ob ähnliche disruptive Innovationen unterwegs sind oder ob es vielleicht sogar angeraten ist, selbst disruptive Wege einzuschlagen.

MIT LEBENSSTILTRENDS DIE KLASSIKFANS VON MORGEN ANTIZIPIEREN: In einem weiteren Trendausblick auf Lebenssti- le der Zukunft ging es darum, den Übergang von der Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts in ist digital: Die Zuhörer-Mindset Das 7: Abb. Sehnsucht sich ins Analoge richtet | Foto: ITZ Heidelberg die neue Welt des 21. Jahrhunderts zu beschrei- ben. In diesem Übergang vollzieht sich in fast allen Lebensentwürfen moderner Gesellschaften der Wandel von einer 3-phasigen in eine 6-phasige 2. Reverse-Brainstorming: Biografie. Lebensstile orientieren sich immer stär- Blick zurück ker an prägenden Lebensphasen und nicht mehr nur an soziodemografischen Grundmustern (Alter, In einer ersten Phase der Gruppen-Reflexion er- Bildung, Einkommen). Mit anderen Worten: In den hielten die Teilnehmer die Gelegenheit, ihren Status vergangenen rund zehn Jahren hat ein Demogra- Quo bzw. ihre eigentliche Befindlichkeit zu bestim- fiewandel begonnen, der grundlegend neue Le- men. Dies wurde den Teilnehmern bewusst in Form bensgewohnheiten und Bedürfnisse geprägt hat. eines „Reverse Brainstorming“ angeboten. Rever- Die 20- bis 30-Jährigen des Jahres 2020 haben se Brainstorming heißt vor allem, dass über keine komplett andere Bedürfnisse als ihre Alterskolle- schnellen Lösungen nachgedacht wird, sondern be- gen vor 30 oder 40 Jahren. wusst Ursachenforschung betrieben werden kann, was falsch gelaufen ist und worin die Gründe liegen. FÜR DIE ZUKÜNFTIGEN ZIELE DER STUTTGARTER PHILHARMONIKER HEISST DAS KONKRET: Neue Lebensstile und neue Bedürfnisse und Sehn- süchte müssen verstanden werden. Sie bieten gleich- 3. Zukunfts-Räume zeitig die Chance, das, was die Hörerschaft in ihrer aktuellen Lebenssituation umtreibt, besser zu ver- In den vier Zukunftsräumen war die Zwiegespal- stehen. Mit diesem Trendwerkzeug („Stages not tenheit (zwischen verbesserungswürdigem Hier- Ages“) sollte ein Phantasieraum dafür geschaffen und-Jetzt und dem Blick nach vorne) deutlich zu werden, was in Zukunft an Wünschen und Anforde- spüren. Die Zukunftsräume waren vornehmlich rungen auf das Orchester zukommen könnte. Dass dafür vorgesehen, erste Schritte zur Planung der die Musikfreunde der Zukunft konkret mit einem di- kommenden Jahre zu planen: gitalen Mindset unterwegs sind, wurde kontrovers diskutiert und auf seine Relevanz für zukünftige → Raum 1: Wo können wir neue Wege gehen, Projekte der Philharmoniker überprüft. Trends helfen dabei? → Raum 2: Was fehlt uns an „Ressourcen“, um in

die Zukunft zu kommen? → Raum 3: Wie sieht unser „Durchschnittskunde“ aus? → Raum 4: Wie soll unser „Durchschnittskunde“ zukünftig aussehen?

Hier ging es zunächst wieder (wie zu Beginn des Workshops) um die reale Stellensituation des Or- chesters und um Budgetfragen. Die personelle und finanzielle Überlegenheit anderer Orchester, wie bspw. des SWR-Orchesters, wurde hervorge- hoben, die „Praktikanten-Lösung“ diskutiert, feh- Abb. 6: Zuhörer der Zukunft: Von der 3-phasigen zur 6-phasigen Von der Zukunft: 6: Zuhörer Abb. Biografie | Foto: ITZ Heidelberg Biografie lende Gastspiele wurden bemängelt, es ging um ZUKUNFTSLABOR MUSIK 187 ungenügendes Marketing und die Situation in den Gefragt wurde in den Zukunfts-Räumen auch nach Proberäumen. dem dezidierten Kulturauftrag der Stadt resp. des Landes. In einer Wortmeldung wurde die Schaf- Die grundlegende Verärgerung und die Verunsi- fung einer „philharmonischen Volkshochschule“ cherung der OrchestermusikerInnen hinsichtlich angeregt, ein schöner Begriff, der noch einmal da- der Stellensituation und der finanziellen Ausstat- rauf hinweist, dass die pädagogische Vermittlung tung konnte im Laufe des Zukunftstages kaum ab- von Klassik den Zugang zu neuen Interessenten- gebaut werden und war in den Diskussionen stän- gruppen aufschließen könnte. dig präsent. Erfreulich aber war, dass sich über die Zukunfts-Räume am Nachmittag allmählich der Die Teilnehmer suchten darüber hinaus nach An- Blick auf die kommenden Jahre richten ließ. sätzen, wie sich die Philharmoniker des Weiteren stärker als Repräsentant der Stadt profilieren könn- ANALOGE IDENTITÄT UND DIGITALE CHANCEN: ten. Gibt es – in Anlehnung an die Lösungsorientie- Das Orchester insistiert mit Selbstbewusstsein rung von disruptiven Innovationen – einen Nutzen darauf, dass sein Markenkern oder das Alleinstel- der Philharmoniker für die Stadt, der bislang noch lungsmerkmal in der Vermittlung und kreativen nicht entdeckt ist? Wie können die Philharmoniker Überlieferung von klassischer Musik intakt ist. Die ihre Präsenz in der Stadt (möglicherweise an „un- Stuttgarter Philharmoniker bieten ein einmaliges typischen“ Orten) ausbauen? Die Bereitschaft, dies Live-Erlebnis in Echtzeit zur persönlichen Erbau- zu tun und aus dem Elfenbeinturm herauszukom- ung und Seelenreifung. Mit der aufgeführten Mu- men, war deutlich spürbar. sik wird ein hochwertiges emotionales Produkt geschaffen und Vergangenheit lebendig erhalten. NEUE ZIELGRUPPEN – Klassische Musik ist nichts Verstaubtes oder Mu- KEINE DURCHSCHNITTSKUNDEN: seales, sondern Emotionalität pur. Eine weitere Zuhörerschaft könnten verstärkt Men- schen in der „Rushour des Lebens“ sein. Diese ZUKUNFTSPLÄNE: WO ES FÜR DIE STUTTGARTER Menschen (30 bis 55, hohe Zeitbelastung) sollen für PHILHARMONIKER HINGEHEN KÖNNTE: Klassik begeistert werden, indem das Orchester Neue Konzertideen, die von einer Arbeitsgruppe hochwertige Ruhepole, Entschleunigung, Ruhe- schon im Vorfeld entwickelt wurden, gehen unter phasen und Gelegenheit zur Besinnung offeriert. anderem in die folgenden groben Richtungen: Konzerte für Familien und Kinder; Traumkonzer- Ein innovativer Weg in die Zukunft, das zeigten te: Konzerte im Liegen mit „Bettenhaus“ o. ä. als mehrere Gedankenprotokolle, besteht in der päd- Sponsor; Familienkonzerte mit Erläuterung: Eltern agogischen Anreicherung des Konzerterlebnisses. und Kinder hören das gleiche Konzert, für die Kin- Das reicht von erläuternden Konzerten für Kinder der wird das Musikstück zusätzlich didaktisch auf- bis zur „Hörschulung“ für Klassikneulinge und bereitet; Crossover-Projekte: ein- bis zweimal im Backstage-Aktionen („Starappeal“ schaffen, mehr Jahr bewusst ein neues Publikum, möglicherweise Publikumsnähe). Dem Megatrend demografischer auch an einem neuen Ort ansprechen. Wandel angepasste Formate könnten auch Kam- mermusikaufführungen für Senioren am Nach- mittag sein, kürzere Konzerte oder kurze Mittags- pausenkonzerte (inkl. Lunchpaket). Synergien mit anderen Kulturinstitutionen zu schaffen steht für viele Teilnehmer ebenfalls im Vordergrund, wenn es um Zukunftsthemen geht. Dabei sind Koopera- tionen mit Museen, mit der Medienhochschule, mit anderen Orchestern oder Firmenevents vorstell- bar. Als wichtig und verbesserungswürdig sahen viele Teilnehmer die Zusammenarbeit mit der Mu- sikhochschule an. Überhaupt wurde angeregt, die Zusammenarbeit mit anderen großen Orchestern zu intensivieren. Reiner Informationsaustausch mit der Konkurrenz sei ebenfalls anzustreben. Abb. 8: Vision Digital Concert Hall | 8: Vision Abb. Foto: Achim Zweygarth ZUKUNFTSOFFENSIVE STUTTGARTER PHILHARMONIKER 188 Abb. 9: Wir wollen keine Durchschnittskunden | Durchschnittskunden keine wollen 9: Wir Abb. Foto: Achim Zweygarth

Große öffentliche Open-Air-Konzerte sollten eben- Bedeutung die Stuttgarter können 10: Welche Abb. für die Stadt haben? in Zukunft Philharmoniker Foto: Achim Zweygarth falls in Betracht gezogen werden. Zu denken sei an Veranstaltungen auf Schiller-/Schlossplatz, die mit großen Leinwänden vonstatten gehen und wo auch eine digitale Ausspielung eine tragende Rolle spielen könnte. Solche Konzerte sollten umsonst zugänglich sein, könnten den Kulturbezug der Stadt Stuttgart unterstreichen und weitere neue Ziel- gruppen erschließen.

Mit dem Megatrend Digitalisierung in direkter Ver- bindung stehen dagegen weitere Ideen um eine „Digital Concert Hall“ – Angebote also, die stärker (jüngere) Kunden in der digitalen Welt ansprechen sollen. Überhaupt wurde ausführlich darüber de-

battiert, welche digitalen Wege mit der Präsentati- 11: ist gemacht | Abb. Ein Anfang Foto: Achim Zweygarth on von klassischer Musik wirkungsvoll beschritten werden können. Fest steht, dass es auch in der di- POSITIVE ANSÄTZE UND DER gitalen Welt eine steigende Nachfrage nach klassi- KREATIVITÄTSSTAU: scher Musik gibt. Die Frage muss also beantwortet Die Philharmoniker empfanden die letzten zwei werden, wo die Stuttgarter Philharmoniker Mög- Jahre als eine künstlerische Erfolgsgeschichte. lichkeiten sehen, in der digitalen Welt in Erschei- Dazu maßgeblich beigetragen hat der neue Chef- nung zu treten. dirigent.

NEUE HORIZONTE ... Es wurde darüber hinaus intensiv über konstruk- tive Kommunikation gesprochen. Dabei standen Themen wie die Koordination zwischen Verwal- tung und Philharmoniker im Vordergrund. Außer- dem wurde die Frage aufgeworfen, wie sich die Politik „ihre“ Philharmoniker vorstellt und welchen Stellenwert Kultur bei der Politik innehat. Für das Problembewusstsein der Teilnehmer spricht, dass häufiger neue „Strukturen“ gefordert wurden, „um von den (vorhandenen) Ideen in die Realität zu kommen“.

Zusätzlich zu dem Wunsch, im größeren Arbeits- zusammenhang bessere Kommunikationswege zu entwickeln, wurde immer wieder betont, dass kein offener Kontakt zur „Politik“ existiert. Für die Akteure des Orchesters ist nicht greifbar, wie sich

die Politik die Zukunft der Philharmoniker vorstellt. finden | in der Kundenansprache 12: Neue Wege Abb. Foto: Achim Zweygarth ZUKUNFTSLABOR MUSIK 189 Als positiver Schritt wurde das Projekt „Jahres- hefte“ bezeichnet, das als Innovation intern große 4. Schlussfolgerungen, Wertschätzung genießt. Zudem wurde die Kon- weitere Handlungs- kurrenzfähigkeit für die kommenden Jahre damit in Verbindung gebracht, dass eine Anpassung an schritte, Einleitung von aktuelle (Trend-)Erfordernisse stattfinde. Neben ersten Maßnahmen Marketing und PR wurde auch hier immer wieder auf den Megatrend Digitalisierung hingewiesen. In einer Art Trend-Konvent stellten die einzelnen Unterfüttert durch die Präsentation von Dr. Wenzel, Gruppen abschließend ihre wichtigsten Zukunfts- wurde Digitalisierung als eine Herausforderung für themen vor, die sich im Durchgang durch die das Orchester identifiziert. Dabei gehe es nicht da- Zukunfts-Räume aufgedrängt haben. In der Mo- rum, dass das Alleinstellungsmerkmal der Philhar- deration verständigten sich die Teilnehmer auf zu- moniker (Überlieferung, Klassik, „analoge Musik“) nächst zehn To-do-Schritte, bemerkten aber, dass dadurch neu definiert werde. Digitalisierung wurde der Bereich der Digitalisierung zu stark gewichtet vielmehr als sich aufdrängendes Marketinginstru- wurde. Bei den wichtigsten Zukunftsaufgaben der ment ins Spiel gebracht, das Orchester prominen- Stuttgarter Philharmoniker sollten in nächster Zeit ter in der Öffentlichkeit zu platzieren. digitale Projekte vorangetrieben werden, aber nicht als oberste Priorität, um die Zukunft des Orches- Angelehnt an die vormittägliche Diskussion der ters zu sichern. Denn grundsätzlich, so der Tenor Megatrends (sozioökonomische Veränderungen am Ende, werde Digitalisierung überbewertet. der kommenden 30 bis 50 Jahre) wurde noch an- geregt, dass sich die Stuttgarter Philharmoniker Gleichzeitig sei der Megatrend Digitalisierung in nach dem Vorbild des „Orchester des Wandels“ aller Munde und treibe die Leute um. Klar ist, dass (www.orchester-des-wandels.de) kreativ mit dem jüngere Zielgruppen über digitale Formate gut an- Thema Klimawandel auseinandersetzen könnten. gesprochen werden können. Andererseits bleibe Das Orchester liefere damit einen Beitrag zu aktuel- das Bewahren von (musik-)kultureller Tradition das len Diskussionen und eröffne einen künstlerischen zentrale Alleinstellungsmerkmal eines jeden Or- Reflexionsraum für drängende Themen der Zeit. chesters. Die Stuttgarter Philharmoniker sehen in ihrem emphatischen Bekenntnis zu Überlieferung und „analogem Grundauftrag“ das Schlüsselele- ment ihrer Identität und ihres Markenkerns in den kommenden Jahren.

An dieser Stelle werden, der Vollständigkeit wegen, acht Zukunftsthemen erläutert (die nummerische Reihenfolge stellt keine Hierarchie dar):

1. Zuhören schulen! Klassik muss sich heute mit einer Vielzahl von Unterhaltungsangeboten messen, technologische Entwicklungen haben Freizeit- und Hörgewohnheiten verändert. Des- wegen ist eine Pädagogik des Hörens ein wich- tiger Baustein, um Klassik in Stuttgart und für die Philharmoniker nachhaltig zukunftsfähig zu

Abb. 13: Jahreshefte als ein Aufbruch zu mehr Innovation | zu mehr Innovation als ein Aufbruch 13: Jahreshefte Abb. Foto: Achim Zweygarth machen.

2. Digitale Wege ins Konzert: Es gibt bei allen Be- teiligten ein Bewusstsein dafür, dass Digitalisie- rung immer wichtiger wird – auch im Kultursek- tor. Den Teilnehmern ist es wichtig zu betonen, dass digitale Wege zur Klassik unbedingt besser erschlossen werden sollten. Es sollte so schnell wie möglich ein Verständnis dafür geschaffen werden, wie sich Kunden und potenzielle Kunden ZUKUNFTSOFFENSIVE STUTTGARTER PHILHARMONIKER 190 in ihrer Freizeit in der „digitalen Welt“ bewegen. keit digitale Projekte angeschoben werden müs- Daraus müssen Erkenntnisse für ein digitales sen. Zum einen, um von den offensichtlichen Marketing im Rahmen der Stuttgarter Philhar- Marketingtrends in der digitalen Welt zu profitie- moniker gewonnen werden. ren. Zum anderen, um – in Kooperation – digitale Wege zu erforschen, auf denen klassische Musik 3. Digitale Konzerte, wie oben bereits erwähnt, bei den „Konsumenten“ künftig ankommt. beginnen sich immer mehr durchzusetzen. Live- mitschnitte aus der Elbphilharmonie auf Face- EINSCHÄTZUNGEN VON ITZ book sind schon jetzt ein großer Erfolg. Es muss BEZÜGLICH DES WEITEREN VORGEHENS geprüft werden, wie mit digitaler Ausspielung die → Strategische Eckpunkte sollten zeitnah entwi- Reichweite der Philharmoniker wirksam vergrö- ckelt werden: Wir empfehlen ein Ideen-Forum, ßert werden kann und neue Zielgruppen adres- das mit einer gewissen Regelmäßigkeit zusam- siert werden können. menkommt, um den Transfer der vielen Anre- gungen von der Orchesterbasis zur Administ- 4. Gegentrends besetzen (analog, live, crosso- ration und Intendanz zu gewährleisten. In einer ver): Der Identitätskern der Stuttgarter Philhar- kleinen Kopfgruppe sollten bspw. digitale Mar- moniker besteht in der Aufführung von klassi- keting-Lösungen geprüft werden, ebenso digi- scher Musik. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist tale Wege der Musikausspielung. Grundsätzlich in den vergangenen Jahren gepflegt und ver- muss dort zudem die jeweilige Umsetzbarkeit bessert worden. Es herrscht Übereinstimmung, im Rahmen der finanziellen Gegebenheiten ge- dass ein Megatrend wie die Digitalisierung die- meinsam geprüft und mögliche Begrenzungen sen Identitätskern nicht zerstören wird. Das Or- seitens der Intendanz erläutert werden. Ziel ist chester braucht jedoch organisatorische und die Entwicklung eines strategischen Ansatzes, finanzielle Rahmenbedingungen, um den Iden- der Antworten auf viele im Workshop gestellte titätskern weiterhin aufrechterhalten zu können. Fragen liefert und Etappen der Umsetzung von Projekten definiert. 5. Firmenkonzerte, Sponsoring: Alternative Wege der Finanzierung von Kunst und Kultur werden → Storytelling der Wertebildung durch das Or- bereits seit Jahren von den Wettbewerbern des chester: Vom Orchester wurde mit gesundem Orchesters ausgelotet. Nicht alles, was man hier Selbstbewusstsein auf die „analoge, überliefern- an Maßnahmen einleiten kann, wird automatisch de“ Kernkompetenz hingewiesen. Dieser Aspekt funktionieren. Trotzdem sehen die Teilnehmer muss in der Kommunikation nach außen (auch in Firmenkonzerten und überdies in Sponso- bei der Ansprache Jüngerer und Digital Natives) ring-Modellen nachhaltige Ansätze für die Zu- verstärkt hervorgehoben werden. Verkürzt ge- kunftsfähigkeit der Philharmoniker. sagt: Bilder wie „bleibende Werte“, „Tradition“, „Einfachheit und Ursprünglichkeit“, „Entschleu- 6. Digitales Marketing und digitaler Vertrieb: Es nigung“, „Fokussierung“ sollten in der Kommu- ist Konsens aller Beteiligten, dass sich mit der nikation nach außen unbedingt stärker themati- Digitalisierung neue Chancen in der Kundenge- siert und in gutes Storytelling übersetzt werden. winnung bieten. Diese müssen zeitnah ergriffen Musik als zeitloses „Medium der Sammlung und werden. Orientierung in veränderungsbeschleunigten, 7. Mehr Aufmerksamkeit für Kultur in Stuttgart: unsicheren Zeiten“. Die Teilnehmer treibt die Frage um, welche Wertschätzung es für die Philharmoniker in der Politik gibt. Wichtiger ist vielleicht noch, dass in vielen Statements geäußert wird, dass es mehr Resonanz für Kultur in der Stadt im Allgemeinen geben sollte. In einer kulturfreundlicheren Stadt entstehen mehr kreative Synergien und jeder Kulturträger lebt mit großzügigeren Existenzbe- dingungen.

8. Digitale Projekte: Wie oben bereits erwähnt, herrscht Übereinstimmung, dass mit Dringlich- ZUKUNFTSLABOR MUSIK 191 Zusammenfassung

ITZ empfiehlt dem Kulturamt Stuttgart, auf Innova- Ziel ist eine ständige Kommunikationsschleife zwi- tionsfähigkeit hinsichtlich neuer Publika und neuer schen OrchestermusikerInnen und Administration, Formate (digital und analog) der Philharmoniker zu welche die Anregungen der MusikerInnen als wert- beharren. Wir empfehlen – auch aus den Schluss- volle Beiträge aufnimmt, aber auch in der Rück- folgerungen der ersten Zukunftswerkstatt heraus kopplung auf die gegebenen Begrenzungen und – Trends in Richtung Musikmarkt, Kommunikation, Realitäten des Betriebs hinweisen und diese im Marketing, PR, Digitalisierung zu analysieren und Orchester vermitteln sollte. die Ergebnisse auf die Orchesterentwicklung ab- zustimmen. Die Zukunftswerkstatt kann dabei nur Resultat sollte sein, realistische Handlungsopti- eine erste Initialzündung für eine rege Weiterent- onen auszuloten und einen ersten strategischen wicklung innerhalb des Orchesters selber sein. Zukunftsplan für die kommenden zehn Jahre er- Dabei steht die Diskussion noch ganz am Anfang – stellen zu können. und deswegen sollte sie unbedingt betriebsintern weiterverfolgt werden. ZUKUNFTSOFFENSIVE STUTTGARTER PHILHARMONIKER 192 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 193 194 195 Konzertbarometer

196 – 203 Zielgruppe/Befragte: Studierende der Hochschule der Medien Teilnehmer: 25

Ausgewählte Fragen und Antworten KONZERTBAROMETER 196 Wie sieht das Konzerthaus der Zukunft aus?

→ »Es sollte verschiedene Areas bieten, die miteinander verbunden sind, sodass man z. B. beim Konzert draußen sitzen und einen Kaffee genießen kann.« → »Die Elbphilharmonie setzt schon vermutlich schwer zu kopierende Standards. Eine attraktive Architektur dürfte schon viel bringen. Und das Gebäude sollte auch außer- halb der Konzertzeiten offen und bespielt sein.« ZUKUNFTSLABOR MUSIK 197

Ist ein Programmheft noch up to date?

→ »Es geht ja um die Musik. Da fände ich z. B. eine Digitalisierung unnötig. Die Leute nutzen meiner Meinung nach sowieso schon zu viel digitale Medien.« KONZERTBAROMETER 198

Was müsste passieren, damit Sie Konzerte der Stuttgarter Philharmoniker besuchen?

→ »Konzerte an ungewöhnlichen Orten« → »modernere Musik« → »Soundtracks von Filmen« → »Garderobe billiger machen« → »Open-Air mit Lichtshow oder so« ZUKUNFTSLABOR MUSIK 199 Was soll ein Neues Konzerthaus bieten? Ist das Neue Konzerthaus eine Klangskulptur?

→ »Mobiles Mobiliar wäre praktisch, sodass die Zuhörer sich frei bewegen können.« → »Normal setze ich mich nicht 1,5-2 Stunden hin, um nur Musik zu hören.« → »Displays neben der Bühne mit Texten, sodass man die Solisten besser versteht.« → »Bühne in der Mitte des Konzertsaals, sodass die Zuschauer aus jeder Perspektive einen guten Blick auf das Orchester haben.« → »Eine gute Akustik für viele verschiedene Arten von Musik!« → »Soll eine breite Zielgruppe ansprechen!« → »Lichttechnik, Laser?« KONZERTBAROMETER 200 ZUKUNFTSLABOR MUSIK 201 Welche technologischen Errungenschaften möchten Sie mit dem klassischen Konzertformat verbinden?

→ »Gar keine, Musik muss auch weiterhin analog überzeugen.« → »Es kommt auf das Konzept an, man kann alles Mögliche miteinander verbinden und kreativ sein!« → »Es kommt ganz auf das Stück und die Umsetzung an. Dann steht auch modernen Technologien nichts im Weg.« → »Kinoübertragung« → »Hologrammtechnologie« → »Lichteffekte mit Farben, die eine Stimmung unterstreichen.« → »Lichtershow« KONZERTBAROMETER 202 Kulturamt startet Zukunftslabor | Stuttgarter Nachrichten ZUKUNFTSLABOR MUSIK 203 Zukunftslabor – das Konzertbarometer Stuttgart (HdM) der Medien | Hochschule 204 205 Doppelpass „Klassik trifft Fußball“

206 – 211 Zielgruppe/Befragte: VfB-Fans und Besucher des VfB-Spiels am 7. Mai 2017 in der Mercedes-Benz Arena, VfB Stuttgart vs. Erzgebirge Aue

Ausgewählte Fragen und Antworten DOPPELPASS „KLASSIK TRIFFT FUSSBALL“ 206

Was müsste passieren, damit Sie (noch) mehr Lust auf ein klassisches Konzert bekommen?

→ interaktive Formate → Rock/Pop, populäre Musik → Im Stadion wäre ok – am besten in Dauerkarte integriert. → Spielzeiten für Leute, die bis 20:00 Uhr arbeiten. → ungewöhnliche Orte → weniger spießig → Klassik meets Rock ZUKUNFTSLABOR MUSIK 207

Welchen Song sollen die Stuttgarter Philharmoniker spielen?

→ VfB-Hymne → Filmmusik → Moderne Rocksongs → David Garrett → Pop DOPPELPASS „KLASSIK TRIFFT FUSSBALL“ 208

Kennen Sie die Stuttgarter Philharmoniker?

→ Die Mehrheit antwortete mit „nein“ oder „nur dem Namen nach“. ZUKUNFTSLABOR MUSIK 209

Vom Fußballfan zum Klassik-Fan. Würden Sie ein „Fan-Special“-Angebot nutzen: eine vergünstigte Eintrittskarte für 7 Euro für ein klassisches Konzert in der Liederhalle?

→ Die Mehrheit hat mit „ja“ geantwortet. DOPPELPASS „KLASSIK TRIFFT FUSSBALL“ 210

Kultur ist ...

→ wichtig. → was wert. → manchmal cooler, als man denkt. → Fußball. → Essen. → etwas Altes, wie Ritterburgen, Tradition. → Genuss. → das, was den Menschen aus macht. → Nationalität. → schönes Wetter, gechillte Atmosphäre. → was man in der Freizeit macht. → Theater, Literatur, Museen. ZUKUNFTSLABOR MUSIK 211 Kulturumfrage | Stuttgarter Amtsblatt im Stadion 212 213 Impressum

214 Impressum

Herausgeberin Landeshauptstadt Stuttgart Kulturamt Eichstraße 9 70173 Stuttgart Mail: [email protected]

Redaktion Dr. Birgit Schneider-Bönninger Dr. Susanne Haist Mail: [email protected]

Redaktionelle Mitarbeit Jule Böttcher Bärbel Strasser

Fotorechte Vorwort/Einleitung Fotorechte: Thomas Wagner

Innovationskongress „Zukunftslabor Kultur“ Fotorechte: Thomas D. Spitzenberger Nutzungsrechte: Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart

Fachaufsätze Bildnachweise sind in den Aufsätzen genannt.

Zukunftsoffensive „Stuttgarter Philharmoniker“ Fotos außerhalb des Textes: Fotorechte: Achim Zweygarth Nutzungsrechte: Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart

Umfrage „Konzertbarometer“ Fotorechte: Joachim E. Röttgers Nutzungsrechte: Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart

Umfrage in der Mercedes-Benz Arena Fotorechte: Achim Zweygarth Nutzungsrechte: Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart

Coverbild Ausschnitt aus dem Kalender „Totale Reflexion“ Bureau Progressiv & The Apic

Lektorat editorio GmbH

Gestaltung Bureau Progressiv © 2019 www.bureau-progressiv.com

Druck Dr. Cantz´sche Druckerei Medien GmbH, Esslingen

Hinweis der Redaktion Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet.

Stuttgart 2019