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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Entomologie heute

Jahr/Year: 2011

Band/Volume: 23

Autor(en)/Author(s): Greven Hartmut

Artikel/Article: JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) – ein wenig bekannter Pionier entomologischer Forschung. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) – a Little-Known Pioneer of Entomological Research 145-206 JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 145

Entomologie heute 23 (2011) 145-206

JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) – ein wenig bekannter Pionier entomologischer Forschung

JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) – a Little-Known Pioneer of Entomological Research

HARTMUT GREVEN

Zusammenfassung: Der 1666 in Sulzbach (Bayern) geborene Pädagoge, Sprachwissenschaftler und Entomologe JOHANN LEONHARD FRISCH war ein universaler Geist der Frühaufklärung. Seine physikotheologisch motivierte – diese Motivation wird sehr viel weniger aufdringlich formuliert als von anderen Physikotheologen seiner Zeit –, in 13 Lieferungen von 1721 bis 1738 nebenberufl ich erarbeitete und verfasste „Beschreybung von allerley Insecten in Teutschland“ besticht durch sorg- fältige Beschreibungen von 300 „Insecten“, teilweise mit ihren Entwicklungsstadien, von denen etwa 260 weitgehend bestimmbare Hexapoden sind (weitere Organismen verteilen sich auf anderes „Gewürme“ wie Spinnentiere, Schnecken etc.), durch präzise Beobachtungen zu ihrer Lebensweise sowie durch originelle Schlussfolgerungen. Darüber hinaus fi nden sich in dem Werk 41 in ihrer Aus- sagekraft (in Verbindung mit dem Text) sicherlich unterschätzte, von seinen damals noch jugendlichen Söhnen PHILIPP JACOB und FERDINAND HELLFRICH angefertigte Kupferplatten (mit 296 Tafeln, die z. T. mehreren Einzelabbildungen enthalten) von unterschiedlicher Qualität. Bemerkenswert sind auch die kurzen, z. T. mit kritischen Anmerkungen versehenen Zusammenfassungen der Werke einiger namhafter entomologisch arbeitender Naturforscher der Renaissance und Frühaufklärung. Das Spektrum reicht von ALDROVANDI über MOFFETT bis SWAMMERDAM. Anfang des 20. Jahrhunderts ist FRISCH vor allem von BODENHEIMER sehr ausführlich gewürdigt worden; später wird er entweder überhaupt nicht mehr erwähnt oder seine Leistungen werden nur sehr kurz behandelt und/oder betonen vor allem seine Beschäftigung mit Parasiten und Vorratsschädlingen. Im Gegensatz dazu belege ich exemplarisch an einigen weniger spektakulären Details (Fangbeine von Wasserskorpionen, Atmung der Libellenlarven, Geburt von Blattläusen etc.), wie genau FRISCH seine Objekte beobachtet und beschrieben und wie scharfsinnig er oft seine Ergebnisse interpretiert hat.

Schlüsselwörter: Geschichte der Entomologie, Angewandte Entomologie, Biologie der Insekten

Summary: JOHANN LEONHARD FRISCH, pedagogue, linguist and entomologist, was born in 1666 in Sulzbach (Bavaria). He was a universal scholar of the Early Enlightenment. Among others he wrote aside from his job the “Description of various of ” („Beschreybung von allerley Insecten in Teutschland“), which was issued between 1721 and 1738 in 13 parts. Certainly, he was physico-theologically motivated, but this motivation is far less insistently expressed as by his con- temporaries or subsequent “entomologists”. The text often impresses with thorough descriptions of 300 “insects”, in many cases including their developmental stages. Approximately 260 specimen are Hexapoda, from which many can be determined to the species level. The remaining “insects” belong to various “worms” such as arachnids, millipeds, molluscs, with careful observations of their living and with ingenious and often amazing conclusions. In addition, he included 41 copper plates with 296 fi gures (tables; some with more than one fi gure) of different quality, which were engraved by his sons PHILIPP JACOB und FERDINAND HELLFRICH. Surely, meaningfulness of these plates (in combination with the text) is underestimated until now. Also noticeable are the short summaries, occasionally with critical annotations, of the entomological works of some famous naturalists of the Renaissance and the Early Enlightenment, among others ALDROVANDI, MOFFETT, and SWAMMERDAM.

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At the beginning of the 20th century BODENHEIMER has thoroughly acknowledged FRISCH, but later appreciations are either totally missing, are short, or focus on FRISCH’s main interest in parasites and store pests. Contrary to these approaches, I show exemplarily by some less spectacular details (e.g., striking legs of water scorpions, breathing of dragonfl y-nymphs, parturition of aphids etc.), how precisely FRISCH has observed his objects and how acutely he has commented his fi nding.

Key words: History of entomology, applied entomology, life history of insects

1. Einleitung systematische Einheit bildeten, Naturwis- senschaftler und Naturinteressierte, die sich Die Entomologie, also die Lehre vom „en- mit „Insekten“ befasst haben – das Spek- tomon“ (gr. „das Gekerbte“) oder „insectum“, trum reichte von Amateuren bis hin zu Phy- wie das lateinische Pendant heißt (von sikern – und auf diesem Gebiet Bedeutendes lat. (at)um), hat eine lange Tradition. geleistet haben (vgl. BODENHEIMER 1928, Anfänge der biologischen Teildisziplin, die 1929; BÄUMER 1991; JAHN 2000 a). Sieht man man heute Entomologie zu nennen pfl egt, jedoch von den Bemühungen der antiken fi nden sich schon im alten Mesopotamien Enzyklopädisten, vor allem ARISTOTELES (u. a. BODENHEIMER 1928; ESSIG 1936). (384-322 v. Chr.) und PLINIUS (ca. 23-79), ab, „Entomologie“ ist mittlerweile ein gängiger wurden „Insekten“ eingehender erst wieder Begriff und alle, die sich heutzutage mit in der späten Renaissance studiert. Während Insekten beschäftigen, bezeichnen sich der Renaissance – als Epoche etwa von als Entomologen, obgleich doch andere 1490 bis 1620 anzusetzen – etablierte sich Arthropoden ebenfalls „eingeschnitten“ die „Naturgeschichte“ als eigene Disziplin. oder „gekerbt“ erscheinen. Wäre es nach Auch in den Naturwissenschaften besann dem Schweizer „Entomologen“ und Phi- man sich auf die antiken Schriftsteller, na- losophen CHARLES BONNET (1720-1793) mentlich auf ARISTOTELES und dessen me- gegangen, hieße diese Teildisziplin der thodische Ansätze sowie auf seinen Schüler Zoologie heute wahrscheinlich „Insekto- THEOPHRAST (371-286 v. Chr.). logie“. BONNET, der Rechtswissenschaften Einer der herausragendsten Vertreter dieser studiert hatte, sich aber schon in jungen Renaissance-„Insektologen“ war ULISSE Jahren mit Blattläusen befasste (bei denen ALDRO VANDI (1522-1605), der hohe Gelehr- er die Parthenognese eindeutig bestätigte), samkeit mit einer scharfen Beobachtungsga- nannte sein 1745 erschienenes Werk über be verband. Darüber hinaus gab es aber auch Insekten „Traité d‘insectologie“ und schreibt reine Enzyklopädisten, deren Ziel es war, die im Vorwort (BONNET 1745, S. III): „La science vorhandene Literatur zusammenzufassen, des Insectes n‘ayant point encore reçu de nom, j‘ai z. B. THOMAS MOFFETT (1553-1604) und cru pouvoir lui donner celui d‘Insectologìe“ (Weil JOHN JOHNSTON (1603-1675). die Wissenschaft von den Insekten immer Aus der noch relativ kleinen, aber buntge- noch keinen Namen bekommen hat, glaubte würfelten Schar derer, die sich in der zweiten ich, ich könnte ihr den Namen Insektologie Hälfte des 17. Jahrhunderts mit „Insekten“ geben). Die Kombination der griechischen befasst und Neues entdeckt haben, sind zu Worte „entomon“ und „logos“, also den Begriff nennen JAN GOEDAERT (1617/20-1668), der „Entomologie“, lehnte er ab, da das Wort sich vor allem dem Studium der Metamor- für französische Ohren zu misstönend sei phose gewidmet hat, MARCELLO MALPIGHI (vgl. OGILVIE 2008). (1628-1694), allen Entomologen schon Es gab natürlich auch in der Zeit, bevor die deswegen bekannt, weil er u. a. die nach Insektenkunde als Entomologie bezeichnet ihm benannten Malphigischen Gefäße als wurde und in der Insekten auch noch keine Organe der Osmoregulation und Exkretion JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 147

Abb. 1: Porträt von JOHANN LEONHARD FRISCH (Kupferstich von FERDINAND HELLFRICH FRISCH 1741). Fig. 1: Portrait of JOHANN LEONHARD FRISCH (copper engraving by FERDINAND HELLFRICH FRISCH 1741). erkannte, ANTONIE VAN LEEUWENHOEK (1632- von S. MERIAN und GOEDAERT ab, überwiegen 1723), der seine eigenen Mikroskope baute bei diesen Namen offenbar die „Mikrosko- und u. a. zeigte, dass sich Kornkäfer und piker“, was wiederum den Stellenwert des Flöhe aus Eiern entwickeln, ROBERT HOOKE Mikroskops für das Studium von Insekten (1635-1703), der in seiner „Micrographia“ in dieser Zeit unterstreicht. auch Details von Insekten abgebildet hat, Alle diese Autoren wurden auch noch im JAN SWAMMERDAM (1637-1680), der ebenfalls 18. Jahrhundert gelesen und zitiert, zu- eingehend die Metamorphose studierte mindest von denen, die des Lateinischen und diese als Grundlage für ein System der (die lingua franca der Naturwissenschaften) „Insekten“ benutzte, MARIA SIBYLLA MERIAN mächtig waren. Zu denen, die dazu in der (1647-1717), die aufgrund ihrer Beobachtun- Lage waren, gehörte auch der Sprach- gen und beeindruckenden Kupferstiche als wissenschaftler und Pädogoge JOHANN Naturforscherin und bedeutende Künstlerin LEONHARD FRISCH (1666-1743), der sich gefeiert wird, und andere. Sieht man einmal nebenberuflich intensiv mit „Insekten“

Entomologie heute 23 (2011) 148 HARTMUT GREVEN befasst und darüber Beachtenswertes 2. JOHANN LEONHARD FRISCH, Sprach- publiziert hat (Abb. 1). FRISCH ist weit we- wissenschaftler, Pädagoge und Ento- niger bekannt als die gerade Genannten, mologe obwohl ihn ganz verschiedene Diszipli- nen vereinnahmt haben, so die Slawistik, Die wichtigsten Daten über das Leben und die Romanistik, die Germanistik, also die Wirken des JOHANN LEONHARD FRISCH sind Sprachwissenschaften insgesamt, aber auch vor allem seiner ersten Biographie (WIPPEL die Zoologie, insbesondere die Parasitolo- 1744; enthält relativ wenig über FRISCHs gie (HIEPE & WEIDAUER 1985), hier speziell wissenschaftliche Entwicklung) sowie den die Helminthologie (ENIGK 1986), und die Kurzbiographien von ECKSTEIN (1878), Entomologie (u. a. BODENHEIMER 1928, FISCHER (1890, 1896) und WINTER (1961) 1929; JAHN 2000 a). entnommen. Eine ausführliche Würdigung seines en- J. L. FRISCH wurde am 19. März 1666 in Sulz- tomologischen Werkes, unter anderem bach bei Nürnberg als Sohn des Licentiatus anhand ausführlicher Zitate, fi ndet sich juris und geheimen Registrators der Herren bei BODENHEIMER (1928, 1929). Alle spä- von Nürnberg, JOHANN CHRISTOPH FRISCH, teren über FRISCH erschienenen Bemer- und der Tochter des Goldarbeiters FECHER kungen in Büchern oder Artikeln, welche aus Straßburg geboren und besuchte bereits die Geschichte der Biologie oder ihrer als Vierjähriger die Schule. Nach Verset- Teildisziplinen (so auch die Entomologie) zung des Vaters wurde er von Hauslehrern behandeln, scheinen sich fast ausschließlich unterrichtet, kam aber 1680 wieder auf das an BODENHEIMER (l. c.) zu orientieren und Gymnasium nach Nürnberg, begann 1683 zählen die jeweils spezifi schen Verdienste an der Universität Altdorf (ehemalige Hoch- und Publikationen von FRISCH zwangs- schule der Reichsstadt Nürnberg in Altdorf läufi g stark verkürzt, manchmal sogar in bei Nürnberg) Theologie und Orientalistik missverständlicher Form auf (z. B. ENIGK zu studieren, wechselte dann an die Univer- 1986; JAHN 2000 b). Im angloamerikani- sitäten Jena (1686) und Straßburg (1688), wo schen Schrifttum habe ich auch in älteren er Italienisch und Französisch lernte, reiste Arbeiten nichts über FRISCH fi nden können dann durch Frankreich und die Schweiz, (z. B. ESSIG 1936). bestand nach seiner Rückkehr in Nürnberg Für den folgenden Beitrag habe ich mich die Prüfung als Kandidat der Theologie zwar bemüht, die wichtigsten der weit ver- (1690 oder 1691), begann (ab 1691) für acht streuten Notizen und Handbuchbeiträge Jahre ein Wanderleben, wurde Hilfsprediger über diesen originellen Beobachter einzu- in der ungarischen Stadt Neusohl (heute sehen, stütze mich aber besonders auf die Beszterczebánya), fl oh von dort, schloss 13 Teile seiner „Beschreibung von allerley sich im Türkenkrieg einem kaiserlichen Insecten in Teutschland“ (im weiteren Text Heer als Dolmetscher an und kehrte 1693 „Insecten in Teutschland“ genannt), aus über Venedig nach Nürnberg zurück. Er der ich öfter wörtlich zitieren werde, um so lernte Englisch, widmete sich 1695 und unmittelbare Motivation, Beobachtungsgabe 1696 als Hofverwalter der Landwirtschaft, und Stil dieses Mannes zu dokumentieren. wurde danach Erzieher des jungen Grafen Darüber hinaus werde ich auch kurz das en- von Erpach, reiste 1698 bis nach Holland, tomologische Umfeld seiner Zeit beleuchten predigte u. a. auf der Insel Norderney und und auf die „Entomologen“ eingehen, mit landete schließlich in Berlin. Dort gab er Pri- denen FRISCH sich in seinem Text und in vatunterricht, bis er durch Vermittlung des den Vorreden der einzelnen Teile auseinan- bekannten Pietisten PHILIPP JACOB SPENER dergesetzt hat. (1635-1705) im Jahre 1699 Subrektor am JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 149

Berliner Gymnasium zum Grauen Klos- rungen in der Landwirtschaft ausersehen, ter wurde. 1699 heiratete er; 1708 wurde während seiner Abwesenheit von Berlin die er Konrektor an dieser Schule und war Seidenraupenzucht zu beaufsichtigen. Er dann von 1726 bis zu seinem Tod Rektor wollte den Seidenbau als Einnahmequelle dieser Einrichtung. Er galt als Schulmann für die Sozietät in Preußen etablieren und der modernen Richtung und unterrichtete bekam 1706 tatsächlich vom preußischen hauptsächlich Mathematik und Physik. 1706 König FRIEDRICH WILHEM I (1688-1740) das wurde er auf Betreiben des Philosophen Privileg dafür. In den Briefen geht es daher und Universalgelehrten GOTTFRIED WILHEM viel um Organisatorisches, über die Kultur LEIBNIZ (1646-1716), mit dem er 1706 bis von Maulbeerbäumen, Beobachtungen an zu dessen Tod korrespondierte (der letzte Seidenraupen, chemische Versuche, das Brief an LEIBNIZ ist vom 6. September 1716), Berliner Blau (ein tiefblauer anorganischer ohne sich bisher besonders wissenschaftlich Pigmentfarbstoff, an dessen Verbesserung hervorgetan zu haben, in die Königlich FRISCH wohl beteiligt war) und bisweilen Preußische Sozietät (später Akademie) der auch über Alchemie. In den Jahren 1713 Wissenschaften zu Berlin aufgenommen, um und 1714 hat FRISCH je eine Abhandlung deren Gründung und Erhaltung sich LEIBNIZ über den Seidenbau publiziert, in denen er sehr bemüht hatte. allerdings nicht als Verfasser genannt wird. LEIBNIZ war auch der erste Präsident dieser Sicher waren diese Beobachtungen und die Institution (u. a. FISCHER 1890, 1896). FRISCH Aufzucht der Seidenraupen der Auslöser, wurde 1731 Direktor der Historisch-Philo- sich eingehender mit Insekten zu beschäfti- logisch-Deutschen Klasse der Akademie. Er gen. In einem Brief an LEIBNIZ vom 26. Juli starb kurz nach seinem 77. Geburtstag am 1715 heißt es u. a.: „Es sind nun zwey Jahr, dass 21. März 1743 und hinterließ fünf Söhne ich die insecta und ihre Natur untersuche, um zu und drei Töchter. sehen, ob Schwammerdam, Redi, Jonston, Goedart FRISCH hat einen festen Platz bei den Sprach- (zu den Autoren s. Anhang 2) und andere wissenschaftlern. Er hat unter anderem ein in ihren observationibus nicht bisweilen betrogen „Frantzösisch-Teutsches und ein Teutsch- worden, vieles übersehen, vieles gar nicht gesehen.“ Frantzösisches Wörter Buch“ (1712) und (s. FISCHER 1896, S. 37). Etwa ein Jahr spä- (in dreißigjähriger Arbeit) ein „Teutsch- ter, am 21. Juli 1716, schreibt er zunächst Lateinisches Wörter Buch“ (1741) verfasst. über die Seidenraupen „Es stehen diss Jahr die Er schrieb über slawische Sprachen, gab Würmer hir so wohl als noch niehmal“ und fährt Schulbücher für den Unterricht in Grie- dann fort: „Ich continuire meine observationes de chisch und Französisch heraus und hat nach insectis. Die Raupe, so ich für die grösste achte, weil WIPPEL (1744) LEIBNIZ in Russisch unterrich- sie ¼ Ellen lang wird, hab ich diss Jahr 4 mahl; ist tet. Vom Briefwechsel zwischen LEIBNIZ und auch schon ein papilio ausgekrochen, und wegen des FRISCH sind 37 Briefe von FRISCH an LEIBNIZ cocons und der Grösse, die er hat, recht selzam. Weil und drei Briefe von LEIBNIZ unmittelbar er auch von den nocturnis mit hangenden fl ügeln, und an FRISCH erhalten. Ein Teil der Briefe von niehmal mehr als zwey auf einem baum, weil sie LEIBNIZ an FRISCH ist offenbar verloren sonst in einer Stund einen baum abfressen könnten, gegangen (FISCHER 1896). wenn ihrer so viel als der anderen Raupen würden, Der Briefwechsel mit LEIBNIZ, der oft als ist er sowohl als Raupe als auch wie ein papilio selten letzter Universalgelehrter bezeichnet wird zu sehen. Ich hab auch unterschiedliche observationes und als bedeutender Vertreter der Frühauf- de insectis insectorum, welches ausser Jonston noch klärung gilt, ist nicht ganz so tiefschürfend, keiner observirt und dieser nur muthmasslich, ich wie man vielleicht erwartet hätte. LEIBNIZ aber habe von allen die Insecten selbst und ihre hatte FRISCH wohl wegen dessen Erfah- Verwandlung angesehen. Mein Kunststück wegen

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Abb. 2: Titelblatt des 1721 erschienenen dritten Teils der 13-teiligen Ausgabe „Insecten in Teutsch- land“, der vor Teil 1 erschienen ist. Fig. 2: Title page of the third part of the 13-part edition of “Insecten in Teutschland”, issued 1721 before part 1. der Raupen auf den Bäumen ist mir dieses Jahr wohl in den „Miscellania Berolinensia ex scriptis angegangen: ich hab sie alle gerettet, und offt 5 äpfel societati regiae exhibitis edita“, dem Ver- aus einem aug noch hangend; bin also confi rmirt, öffentlichungsblatt der Sozietät, und zwar dass keine Raupe auf einem Baum jung werde, der u. a. über linguistische Fragen, über die gesund ist, und wo sie sind, der baum ganz oder theils Regeneration der Baumrinde, über Band- kranck seye. Weil hier kein Mensch, mit dem ich würmer (Beiträge über die zuletzt genannten communiciren kann, was ich fi nde, sollte einer, der fi nden sich nicht, wie ENIGK (1986, S. 16) nicht andern Antrieb hat, leicht stumpf werden.“ schreibt, in den „Insecten in Teutsch- (FISCHER 1896, S. 45/46) land“), über Insekten (noch 1737 über das Seine rege Publikationstätigkeit, auch die Schlüpfen des Seidenspinners) sowie Fische natur wissenschaftliche, beginnt – sehr (einschließlich Neunaugen) und deren Para- wahrscheinlich von LEIBNIZ beeinfl usst – siten. Es ist bemerkenswert, dass FRISCH als relativ spät. Einzelarbeiten (in lateinischer gläubiger Christ (WIPPEL 1744), wie auch der Sprache) erscheinen ab 1710 bis etwa 1740 Herausgeber des Briefwechsels mit LEIBNIZ JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 151 betont, nichts Theologisches publiziert hat: sei nur das genannt, was helfen könnte, den „Der Theologie, für die er sich durch das Univer- Verfasser der „Insecten in Teutschland“ sitätsstudium vorbereitet hatte, gehört keine einzige besser zu beurteilen. Arbeit. Denn die … erst 1727 veröffentlichte Die Renaissance hat für die Entwicklung der deutsche Übersetzung von „Liber Symbolicus Rus- „Naturgeschichte“ (zum Begriff siehe OGIL- sorum oder der grössere Katechismus der Russen“ ist VIE 2005) und der sich langsam etablierenden … zu seinen linguistischen Arbeiten zu rechnen.“ Entomologie eine wesentliche Rolle gespielt. (FISCHER 1896, S. XXII) Herausragend und besonders einfl ussreich FRISCH legte ein Naturalienkabinett an, das waren vor allem der Schweizer CONRAD u. a. zahlreiche ausgestopfte einheimische GESNER (1516-1565), der allerdings keine Vögel enthielt, die er zum Teil selbst ge- entomologischen Schriften hinterlassen hat halten hatte, um sie zu beobachten. Sein (s. Anhang 2), und der Italiener ULISSE AL- daraus resultierendes Werk „Vorstellung DROVANDI (1522-1605) (u. a. BODENHEIMER der Vögel Deutschlands und beyläufi g auch 1928; HARMS 1989; ASHWORTH 1990; BÄU- einiger Fremden; nach ihren Eigenschaften MER 1991; JAHN 2000 a; OGILVIE 2008). Beide beschrieben“ ist allerdings erst 1763, also waren nicht nur reine Enzyklopädisten, als nach seinem Tod, abgeschlossen worden. welche sie oft bezeichnet werden, sondern Aufgrund dieses Unternehmens wurde er haben ganz im Sinne der Renaissance das bereits 1725 unter dem Namen Vegetius Wissen der antiken Schriftsteller mit eigenen Mitglied der Leopoldina (FISCHER 1896, S. Beobachtungen und Beobachtungen anderer XXIX; vgl. auch die Widmung in Teil 6, verknüpft. ALDROVANDI widmete in seiner FRISCH 1740), einer Akademie, die 1652 umfangreichen „Historia naturalis“ den als „Academia Naturae Curiosorum“ in Insekten sieben Bücher („De animalibus Schweinfurt gegründet worden war, die sich insectis libri septem“), die 1602, also noch nach Kaiser LEOPOLD I. (1640-1705) ab 1687 zu seinen Lebzeiten, mit einem Umfang von „Sacri Romani Imperii Academia Caesareo- nahezu 800 Seiten erschienen sind und auch Leopoldina Naturae Curiosorum“ nannte nach seinem Tode noch mehrmals aufgelegt und heute „Leopoldina Nationale Akademie wurden (z. B. ALDROVANDI 1638). der Wissenschaften“ heißt. Der Personenkreis, der sich im 17. Jahr- 1721 begann FRISCH in 13 Teilen die „In- hundert mit Insekten bzw. mit dem, was sekten in Teutschland“ zu publizieren (Abb. man als Insekten bezeichnete, befasst hat, 2) – da war er bereits 55 Jahre alt –, 1740 ist überschaubar. Das gilt bis zu einem erschien der letzte Teil dieser bemerkens- gewissen Grade auch noch für die erste werten Abhandlungen. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Man näherte sich der Thematik mit zum Teil ganz unter- 3. Das „entomologische“ Umfeld schiedlicher Motivation, Vorbildung, Ziel- setzung und unterschiedlichen Methoden. Die Fortschritte in der Entomologie, die Unter diesen „Entomologen“ waren nicht auch zu Zeiten von FRISCH noch keine eigen- nur Naturwissenschaftler, im wesentli- ständige Disziplin der Naturgeschichte war, chen Mediziner – die Naturgeschichte der und die verschiedenen Strömungen, welche Renaissance entstand aus der Medizin –, die Insektenkunde sowie die Darstellung sondern auch wissbegierige Laien und/oder insektenkundlicher Beobachtungen in Wort Personen, die von Haus aus Künstler waren. und Bild beeinfl usst haben, sind ausführlich Bedeutende Beobachtungen und Insekten- andernorts nachzulesen (u. a. BODENHEIMER darstellungen lieferten zum Beispiel der 1928, 1929; BÄUMER 1991; JAHN 2000 a; OGIL- Maler und Kupferstecher J. GOEDAERT und VIE 2008; s. auch Einleitung). Im Folgenden die Kupferstecherin S. MERIAN, die beide

Entomologie heute 23 (2011) 152 HARTMUT GREVEN offenbar von der holländischen Miniatur- der Physikotheologie, geprägt (BÄUMER und Stilllebenmalerei einschließlich der so 1991; OGILVIE 2005). Man schloss aus der genannten „Augentäuscher“ (Trompe-l’œil- Zweckmäßigkeit der Natur auf das Dasein Miniaturen) beeinfl usst worden sind. Solche Gottes. Nicht nur die Bibel, sondern auch Miniaturmalereien hatten primär nichts mit die Natur selbst wurde als Offenbarung Naturgeschichte zu tun, nutzten aber Tier- Gottes angesehen. Naturstudien waren darstellungen (auch Insekten) als dekoratives daher gewissermaßen Gottesdienst. Damit Beiwerk. Da kam es auch nicht so sehr vermehrte sich die Zahl derer, die zur Erfor- darauf an, ob z. B. die Pfl anzen, auf denen schung des göttlichen Weltenplans beitragen Insekten abgebildet wurden, tatsächlich konnten, vor allem um Pfarrer und Lehrer, etwas mit diesen zu tun hatten. Schmetter- namentlich Altphilologen, die aufgrund linge, die zusammen mit „falschen“ Pfl anzen ihrer Ausbildung in der Lage waren, die in abgebildet sind, fi nden sich auch noch bei S. Latein verfasste Fachliteratur zu lesen (vgl. MERIAN (u. a. OGILVIE 2008). dazu JAHN 2000 b). Die Beschäftigung mit den Naturwissen- In Deutschland tat sich vor allem der Thü- schaften war bereits in der Renaissance ringer Pfarrer FRIEDRICH CHRISTIAN LESSER überwiegend religiös motiviert (vgl. dazu (1692-1754) mit zahlreichen physikotheolo- OGILVIE 2005). Das wird aus den Vorwor- gischen Schriften hervor, so unter anderem ten vieler, auch „entomologischer“, Werke 1738 auch mit einer „Insecto-Theologia“ dieser Zeit deutlich. Im Vorwort zu seinen (Abb. 3; LESSER 1738), die bereits zwei Jah- Insektenbüchern lässt ALDROVANDI den HEI- re später in zweiter Aufl age erschien, also LIGEN AUGUSTINUS (354-430) sagen: „Quorum trotz ihrer extremen Oberfl ächlichkeit sehr omnium possumus rectè Deum non esse creatorem. erfolgreich war. Beide Aufl agen enthalten Inest enim omnibus quoddam naturae generis übrigens keine Abbildungen. Da heißt es: decus, sicut in his sit admiratio bené considerantis, „Es haben schon vor mir viel andere erkandt, daß & laus uberior omnipotentis artifi cis, qui omnia die Größe der göttlichen Allmacht und Weisheit, in sapientia fecit…” (Wir können keinesfalls auch in denen kleinen Insecten herrlich herfür leuch- sagen, dass Gott nicht der Schöpfer dieser te“ (LESSER 1738, S. 5), oder: “Ich bin schuldig aller (der Insekten, Verf.) ist. Alle zeichnen die Fußstapffen göttlicher Eigenschaften nicht nur sich nämlich durch eine Art natürlicher aus dem geoffenbarten Buche der Schrifft, sondern Schönheit aus, so wie zum Beispiel in diesen auch aus dem offenbahren grossen Buch der Natur wohl die Bewunderung dessen liegt, der zu untersuchen, und anderen Menschen anzupreisen. sie sorgfältig betrachtet, und ein größeres Ich bin schuldig, nicht nur die Capitel desselben von Lob des Allmächtigen sichtbar ist, der alles grossen Geschöpffen durch zu studieren. Je mehr ich weise geschaffen hat …) (ALDROVANDI 1638, solches thue, je ein grösser Feld neuer Wunder öffnet Prooemium, S. 2). In MOFFETTs „Theatrum sich meinen Augen“ (LESSER 1738, S. 13), und insectorum“ heißt es im Vorwort unter schließlich in der Aufl age von 1740 noch anderem „De Insectorum dignitate … illud at- „Ich habe … in der Vorrede meiner Lithotheologie texam: Nihil totâ hâc rerum universitate (praeter (eine physikotheologische Betrachtung der hominem) esse divinius.“ (Über das Wesen der unbelebten Welt, Verf.) meine Meinung zu Insekten … will ich dies anmerken: Nichts erkennen gegeben, dass das Buch der Natur uns zu im gesamten Weltall (außer dem Menschen) dem Buche der Heil. Schrifft führen müste, welches ist göttlicher.) (MOFFETT 1634, Prefatio, uns allein den rechten Weg zur Seligkeit zeiget.“ ohne Paginierung) (LESSER 1740, S. 37) Im beginnenden 18. Jahrhundert waren Den Physikotheologen ging es darum, die naturwissenschaftliche Schriften von der zweckmäßigen Anpassungen der einzelnen Naturtheologie in ihrer vollendetsten Form, Organismen an ihre biotische und abiotische JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 153

Abb. 3: Titelblatt der ersten Aufl age der „Insecto-Theologia“ (1738) des Pfarrers FRIEDRICH CHRISTIAN LESSER 1692-1754). Fig. 3: Title page of the fi rst edition of the “ Insecto-Theologia” (1738) of the priest FRIEDRICH CHRISTIAN LESSER (1692-1754). Umwelt zu beschreiben, um damit die „die von diesem Stück der Natur=Historie, als ich Größe der göttlichen Allmacht und Weisheit“ desselben von eingen bereits bey meinen mündlichen (s. o.) zu dokumentieren. JAHN (2000 b, S. Gesprächen hievon versichert worden: Welches allein 233) bezeichnet die Physikotheologie gera- kräfftig genug wäre, mich unermüdet hierinnen zu dezu als naturwissenschaftliche Modeströ- machen, wann ich nicht ohne dieses eine beständige mung und zählt auch FRISCh zu ihren Ver- Begierde hätte, diese Wercke Göttlicher Weißheit zu tretern (JAHN 2000 b, S. 250, Bildlegende). betrachten.“. Und am Schluss heißt es dann: Zweifellos war FRISCH physikotheologisch „… dann ich suche dieser Geschöpffe Natur, von motiviert. Dennoch ist es aufschlussreich zu ihrem Ursprung in der Fortpfl antzung an, bis zu lesen, was ihn bewogen hat, die „Insecten ihrem Tod, zu erforschen, zum Preiß des allweisen in Teutschland“ zu verfassen: „Das Gut- Schöpffers, zur Nachricht derjenigen, so solches zu heissen und den Beyfall aller verständigen Leute, wissen verlangen, wie oben gemeldet worden, und die verspreche ich mir eben so wol bey meinen Schriften aus geringen Spuren offt den Weg zu etwas fi nden

Entomologie heute 23 (2011) 154 HARTMUT GREVEN können, womit sie sich und den Ihrigen, ja gantzen allerdings erst 1762 wirksam) –, in der sich Nationen dienen können; und dann endlich zu eine Fülle diesbezüglicher Hinweise fi ndet, meinem eigenen Vergnügen, welches durch immer u. a. im Introitus der 10. Aufl age, dass es neue Entdeckungen vermehrt wird.“ (FRISCH 1730 großartig sei, „rerum Naturae latebras dimovere, a, Teil 1 Vorbericht) nec contentum exteriore ejus conspectu, introspicere FRISCH verbindet hier das Nützlichkeitsprin- & in Divina secreta descendere“ (die verbor- zip mit der Physikotheologie (die diesbe- genen Dinge der Natur zu entschlüsseln, züglichen Formulierungen sind allerdings sich nicht mit ihrer äußeren Betrachtung hier und an den wenigen anderen Stellen zu begnügen, hineinzuschauen und hinab- in den „Insecten in Teutschland“ für uns zutauchen in die göttliche Geheimnisse) sehr viel weniger aufdringlich als die Sen- (LINNAEUS 1758; Introitus, nicht paginiert). tenzen anderer Physikotheologen; man vgl. Ab 1740 begann der Nürnberger Mini- nur die obigen Zitate aus dem Vorwort aturmaler JOHANN AUGUST RÖSEL VON der „Insecto-Theologia“ von LESSER) und ROSENHOF (1705-1759) mit der Heraus- der Freude an der eigenen Erkenntnis und gabe seiner monatlich erscheinenden betont zugleich auch den ideellen Wert der „Insecten=Belustigung“. Diese Blätter wissenschaftlichen Anerkennung (also gele- wurden später zu mehreren Teilen zusam- sen zu werden) und des wissenschaftlichen mengefasst und von seinem Mitarbeiter Austausches. und Schwiegersohn CHRISTIAN FRIEDRICH Man beachte in diesem Zusammenhang CARL KLEEMANN (1735-1789) mit einigen auch die oben zitierte Bemerkung im Brief Fußnoten versehen (vgl. auch Abschnitt 5). an LEIBNIZ vom 21. Juli 1716, in dem er Am Ende der Vorrede zu Teil 2 heißt es, am Schluss schreibt, dass er niemanden „daß sich auch in solchen Creaturen ein Finger habe, mit dem er kommunizieren könne der Allmacht zeige; und daß es eine dumme und (s. o.). Dazu kommt noch ein gewisser Stolz gotteslästerliche Meinung seye; zu glauben … (sie) auf seine Leistung, wenn er zum Beispiel … könnten ihren Urspung nicht von einem gütigen schreibt, dass es sich dabei um den „sechsten, Schöpfer haben…“, (RÖSEL VON ROSENHOF oder ersten Theil des zweyten Hunderts der genauern 1749, keine Paginierung) Beschreibung der Insecten“ handelt (FRISCH 1740, Teil 6, Widmung). Eine wichtige Erkenntnis 4. Die „Beschreybung von allerley fi ndet sich im Vorbericht des dritten Teils, Insecten in Teutschland“ die noch einmal seine, man möchte fast sagen, ganzheitliche Betrachtungsweise 4.1. Umfang und Sprache deutlich macht („Man kann kein Mittel haben, der beschwerlichen Insecten loß zu werden, wann man Die „Insecten in Teutschland“ wurden von nicht ihre Natur vom Ey an weiß.“; FRISCH 1721 1721 bis 1738 in 13 Teilen publiziert. Die b, Teil 3, Vorbericht). einzelnen Teile umfassen 35 bis 45 paginierte Physikotheologisch geprägt sind auch noch Seiten. Insgesamt handelt es sich also ohne die Arbeiten nachfolgender „Entomolo- Vorberichte, die ab Teil 4 Vorreden genannt gen“. Das gilt auch für zwei wichtigen Wer- werden und nicht paginiert sind, Register ke, die FRISCH nicht (mehr) berücksichtigt und Kupferplatten um 501 Seiten. Zuerst hat, obwohl sie noch zu seinen Lebzeiten erschien 1721 (offenbar nicht 1720, wie oft veröffentlicht worden sind. 1735 erschien angegeben, s. Abb. 2) Teil 2 und nicht Teil 1, die erste Aufl age der „Systema naturae“ von der erst 1730 gedruckt vorlag. Der letzte, 13. (1707-1778) – VON LINNÉ Teil erschien 1738, fünf Jahre vor FRISCHs nannte er sich erst, als er 1756 geadelt wur- Tod. Behandelt werden – unterschiedlich de (die Erhebung in den Adelsstand wurde ausführlich – Morphologie, Lebensweise JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 155 und sehr oft auch Entwicklung von insge- der deutschen Sprache und Pfl ege der deutschen samt 300 „Insekten“. BODENHEIMER (1929, Geschichte thätig sei“ (zitiert nach FISCHER Tabelle 29, S. 399 ff.) hat versucht, diese 1896, S. XIII). FRISCH gehörte zudem zu den anhand der Abbildungen und der z. T. sehr fortschrittlichen Schulmännern. Er ließ u. a. detaillierten Beschreibungen zu bestimmen. „die lateinischen Deklamationen bei Schulakten … Demnach behandelt FRISCH 260 Hexapo- durch deutsche Reden ersetzen“ (FISCHER, 1896, den, die mit einem Namen belegt werden S. XXI). Darüber hinaus bemühte er sich können (Art oder höheres Taxon). Der Rest auch, wie im obigen Zitat bereits angedeutet, verteilt sich auf Spinnentiere, Chilopoden, um deutsche Namen für die verschiedenen Diplopoden, Crustaceen, Schnecken und „Insekten“. Unbestimmbares. Die im Folgenden und in den Abbildungen 4.2. Aufbau und Gliederung der „In- verwendeten Trivial- und wissenschaftlichen secten in Teutschland“ Namen orientieren sich an BODENHEIMER (1929), sind aber ergänzt und, soweit not- Die einzelnen Teile der „Insecten in Teutsch- wendig und möglich, einer Nomenklatur land“ sind in mehr oder weniger großen angepasst worden, die heute üblich ist. zeitlichen Abständen erschienen und die FRISCH schreibt – das ist wiederholt hervor- Behandlung der einzelnen „Arten“ erscheint gehoben worden (s. BODENHEIMER 1928; sehr willkürlich. Die Inhaltsangabe des dritten GREVEN & WICHARD 2010) – ganz im Sinne Teils möge das belegen (Abb. 4). der Aufklärung in deutscher Sprache und FRISCH erklärt das unsystematische Erschei- begründet dies im Vorbericht des ersten nen folgendermaßen: „… daß die Materie, wo- Teils folgendermaßen: „Dann die Lateinische, von ich hier schreibe, in lauter Experimenten bestehe, welche bisher in solcher Materie von den meisten die man nicht an der Schnur haben kan, sondern gebraucht worden, ist vielen unbequem, sonderlich diese Creaturen haben ihre gewisse, und offt sehr denen, die in Teutschland ohne Latein dergleichen kurze Zeit, im ganzen Jahr meistens nur einmahl; Untersuchungen lieben: Geschweige, dass die halb Einige nur des Nachts, welches dem Nachsuchenden oder gantz Griechischen Namen der Gewürme in unbequem ist; Oder sie sind in solchen Materien, solchen Schriften, auch denen, die sonst Latein die man selten fi nde; oder in einem Ort, der unge- verstehen, einen Eckel machen. So suche ich auch mächlich, ja manchmal nicht möglich zu erreichen, dadurch, bey so grossem Mangel an bequemen Wör- oder lang darinnen auf so kleinen Thierlein acht tern in dieser Arbeit, einige Teutsche Benennungen zu geben.“ (FRISCH 1721 a, Teil 2, Vorbericht) in gemeinen Gebrauch zu bringen.“ (FRISCH 1730 Dazu heißt es viel später noch einmal: „Was a, Teil 1, Vorbericht) ich in dem Vorbericht des ersten Theils, des ersten Spätere für die Entomologie bedeutsame Hunderts gesagt, muß ich hier bey dem letzten des Werke, so unter anderen die „Systema dritten Hunderts wieder sagen, und beklagen: Daß naturae“ von LINNÉ und die „Systema en- man die Beobachtungen der Natur dieser Creaturen tomologiae“ seines Schülers, des späteren nicht an der Schnur, oder als an einer Kette haben Professors für Kameralistik JOHANN CHRIS- kan. In zehen und mehr Jahren , hab ich manches TIAN FABRICIUS (1745-1808), sind allerdings kriechendes oder fl iegendes Insect nicht mehr antref- in lateinischer Sprache geschrieben worden. fen können, dass ich die Anmerckungen, die ich Es muss in diesem Zusammenhang aber ehemals gehabt, hätte wiederhohlen oder fortsetzen erwähnt werden, dass es neben anderen können.“ (FRISCH 1738, Teil 13, Vorrede) Aufgaben ein Anliegen der Sozietät der Für uns ein wenig ungewohnt ist, dass er bei Wissenschaften zu Berlin war – das steht im seinen Beschreibungen, vor allem, wenn es Stiftungsbrief aus dem Jahre 1700 –, „dass um Schmetterlinge geht, die er Zweifalter sie zur Ehre der deutschen Nation in Erhaltung nennt (dies gehe nicht darauf zurück, dass sie

Entomologie heute 23 (2011) 156 HARTMUT GREVEN

Abb. 4: Inhaltsverzeichnis des dritten Teils der „Insecten in Teutschland“ (FRISCH 1721 b). Fig. 4: Content of the third part of “Insecten in Teutschland” (FRISCH 1921 b). zwiefältig seien, d. h. doppelte Flügel hätten, welcher Raupe er komme. Allein, weil die Raupen sondern der Begriff Zweifalter sei eine Ver- viel bekannter, und mancher Papilion, so daraus wird, ballhornung des lateinischen Wortes papilio, nur bey Nacht fl ieget, des Tages sich verbirgt, so dass wie er philologisch zu erklären versucht; vgl. mancher Mensch niehmal denselben gesehen: Als habe dazu auch FRISCH 1721 b, Teil 3, Vorbericht), ich lieber die Kindheit und Jugend zuerst, und im aber auch bei anderen Insekten mit der Raupe Titel setzen wollen, welches die Raupen=Gestalt des bzw. dem „Wurm“ beginnt (sofern er sie/ihn Zweyfalters ist, hernach zum rechten Alter fortgehen entdeckt hat) und meist erst am Schluss die wollen, als in welchem und nicht eher diese Creaturen Imago behandelt. Er begründet dies bei den sich gatten und vermehren.“ (FRISCH 1730 a, Teil Schmetterlingen folgendermaßen: „Jeweils aus 1, S. 10/11) allen dergleichen Baum=Raupen Zweyfalter werden, Gewidmet ist jeder Band einer Person aus so dass die Raupe nichts anders als die verlarvete seinem Umkreis, oft Mitgliedern der Sozietät Zweyfalters Gestalt, die hernach durch wunderbahre oder der Leopoldina (s. Anhang 1). Darüber Veränderungen erscheint, so sollte billig vom Zweyfal- hinaus bespricht FRISCH ab Teil 5 in den ter angefangen, und hernach erst gezeigt werden, aus Vorreden Arbeiten früherer Gelehrter und JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 157

Naturliebhaber, die etwas über „Insekten“ Die Haltung der „Gabel=Schwanz=Raupe“ geschrieben haben. Es ist also zumindest (Großer Gabelschwanz, Cerura vinula) bis zur nicht ganz korrekt, wenn bei JAHN (2000 b, Metamorphose ist ein besonders schönes S. 250) steht, „FRISCH zitiert alle einschlägigen Beispiel dafür, wie FRISCH vorgegangen ist. Insektenwerke und widmete jede Lieferung einem Nachdem er sehr ausführlich diese Raupe Vorgänger oder Kollegen“. beschrieben hat, fährt er fort: „Es ist mir in vielen Jahren der Versuch ihre Natur und Art zu 4.3. Vorgehensweise und Hilfsmittel erforschen nicht angegangen, bis ich endlich gantze Weidenzweige durch Löcher eines Bretes gestecket, FRISCH muss trotz seiner Arbeitsbelastung dass sie unten das Wasser erreichen können, oben und seiner weitgespannten Interessen („… auf das Brett aber that ich Erde, weil viel Raupen so bitte ich zu meiner Entschuldigung zu bedencken, in Erde kriechen wenn sie sich einspinnen wollen, daß ich erstlich in einem Beruff stehe, der seine so bald diese Zweige einen oder zwey Tage gestan- täglichen Stunden unumgänglich erfordert. Für das den, steckte ich von eben diesen Baum von dem die andere, daß mich Lust und Liebe auch noch zu vorigen waren andere darein. Da nun die Zeit des andern Neben=Arbeiten treibe, womit ich meinem Einspinnens kam, verlohr ich viele, bis ich ihnen Nächsten zu dienen suche“. FRISCH 1721 a, Teil 2, Baum=Rinden auf die Erde legte, an diese legten Vorbericht) ungeheuer viel Zeit mit dem Stu- sie sich, suchten eine Tieffe an derselben, fi ngen an dium der „Insekten“ verbracht haben. Er hat den Kopf zuerst zu übersponnen, so offt sie die einen großen Teil nicht nur im Freiland be- Fäden Creutzweise über einander zogen, bissen obachtet, sondern auch gesammelt und viele aus der Rinde ein Spänlein, und kleben es mit lebend in verschiedenen Gefäßen gehalten einem Gummi=Safft aus dem Maul dazwischen. und einfache Experimente durchgeführt. Also dass nicht allein das Gewebe einerley Farb Das wird aus zahlreichen Bemerkungen im mit der Rinde wurde, sondern auch einerley Härte Text deutlich; in einigen Fällen macht er hatte, dass ich das Gespinst nicht würde gefunden dazu auch genauere Angaben. haben wann ich nicht den Ort derselben anfänglich Zur Sammlung sagt er: „Welche sich der schnel- gesehen.“ (FRISCH 1740, Teil 6, S. 20/21, Tafel len Vergänglichkeit unter solchen Creaturen, auf VIII) kurze oder lange Zeit entreissen lassen, die hab ich FRISCH hatte wohl verschiedene optische sorgfältig bewahrt, und kann sie in großer Anzahl Hilfsmittel zur Verfügung. In einem Kapitel, zeigen. Worunter sehr viel noch keine Veränderung in dem er „Wasser=Läuse, die das blosse Aug zum Verderben gelitten, ob sie gleich schon viel Jahre nicht sehen kann“ beschreibt, fährt er fort: todt sind: Andere aber, die sich etwas verändert, sind „Meine gewöhnlichen Vergrösserungs=Gläser doch sonst gantz kennlich geblieben.“ (FRISCH 1730 wiesen sie mir zwar, doch kaum als einen hin und a, Teil 1, Vorbericht) wieder fahrenden undeutlichen Punkt. Ein einfaches Feldgrillen (Gryllus campestris) hat er „…auch mit microscopium, aber, so ich aus der Erbschafft des Mehl, zerdrückten Erbsen, Kürbißkernen und andern, seel. D. Lichtscheids (vielleicht FERDINAND vom Auskriechen aus dem Ey, biß in ihr Alter und HELFREICH LICHTSCHEID, 1661-1707 [ab an ihren Tod erhalten.“ (FRISCH 1930 a, Teil 1, S. 1701 ordentliches Mitglied der Berlin- 4/5; vgl. Abb. 9) Die schwarze Nessel=Raupe Brandenburgischen Akademie]; Verf.), als (Kleiner Fuchs, Aglais urticae) hat er mit Bren- eines grossen Liebhabers der Dioptrick bekommen, nesseln großgezogen (FRISCH 1740, Teil 6, S. 5). und Ihm von Herr N. Godofr.Teuber, Ciza Misn. Ihm gelang unter anderem auch die Aufzucht (GOTTFRIED TEUBER, auch GOTHOFREDUS von Hummeln: „Ich ließ alte Hummeln auf den TEUBER(US) [1656-1731], Prediger; Verf.) Blumen todt schlagen, und mit dem Honig=Bläßlein so als der es selbst Anno 1686. verfertigt hat, verehrt in ihnen ist, hab ich die Jungen groß gefüttert.“ (FRISCH worden, das kaum eines Hirsekorns Grösse hat, 1730 c, Teil 9, S. 26) endeckte sie mir wie sie beschrieben worden, (welcher

Entomologie heute 23 (2011) 158 HARTMUT GREVEN beyden gelehrten Männer ich hier aus sonderbarer Mahl=Künstler in allem zu vergnügen, oder an- Hochachtung gedencke;) also das es Joblots Aus- deren etwas zum Nachzeichnen vorzumachen; Sie rechnung nach, auf eine zwantzig tausendmahlige sind nur beygefügt, der Beschreibung zu Hülffe zu Vergrößerung steigt.“ (FRISCH 1730 b, Teil 8, S. kommen. Und damit dieses recht geschehen möge, 6) Im Teil 11 bedankt er sich ausdrücklich habe ich selbst alles nach dem Leben abgezeichnet, für ein Microscopium: „Absonderlich, da ich und hernach, damit ich nicht etwan dem Eigensin das Glück gehabt, durch ein Mitglied der hiesigen eines anderen möge unterworffen seyn, der mehr auf Societät der Wissenschafften den Herrn Hof=Rath ein Schatten=Strichlein, als auf die Gleichheit der Joh. Herm. Reussen (JOHANN HERMANN REUSSE, Natur sieht, es in meinem Hause von meinem noch geb. 1680, ab 1729 Auswärtiges Mitglied der kleinen Sohn stechen und radiren lassen; Welchem, Berlin-Brandenburgischen Akademie, Verf.), da er diese Arbeit kaum einige Wochen getrieben, ein von seiner Hand verfertigtes Microscopium zur und eben auch kein Handwerck daraus machen soll, Verehrung bekommen, (wofür ich demselben hiemit doch die Figuren noch so gelungen sind, dass sie zu nochmahl öffentlich dancke, und seine Dioptrische meiner Absicht genug seyn können …“ (FRISCH Wissenschafft gebührend rühme,) welches mir 1730 a, Teil 1, Vorbericht) bisher viel Genügen gethan, also, dass ich damit, Wer der „kleine Sohn“ ist, wird von den wo nicht dem Leeuwenhoekischen gleich, doch Biographen ganz unterschiedlich angegeben. sehr nahe gekommen; Es auch von so ungemeiner WINTER (1961) nennt als Urheber der Tafeln Vergrösserung gefunden, dass ich alles was Joblot FRISCHs ältesten Sohn, den späteren Kupfer- von seinen Gläsern dieser Art schreibt, habe mit stecher PHILIPP JACOB FRISCH (1704-1753). grossem Vergnügen beobachten können.“ (FRISCH FISCHER (1896) schreibt in seinem Vorwort 1734, Teil 11, Vorrede) zur Ausgabe des Briefwechsels von FRISCH JAHN (2000 b) glaubt, diesem Abschnitt mit LEIBNIZ, die Bilder hätte der später eben- entnehmen zu können, FRISCH habe ein falls als Kupferstecher und Maler bekannte Mikroskop aus der LEEUWENHOEK‘schen zweite Sohn FERDINAND HELLFRICH FRISCH Produktion gehabt. Es könnte aber auch (1707-1758) angefertigt. Ganz offensichtlich daraus abzulesen sein, dass es sich um waren aber beide Söhne daran beteiligt. ein Mikroskop handelte, das Herr REUSSE Von den 13 Vignetten, die sich jeweils am gebaut hat. Beginn des (paginierten) Textteiles befi nden, An einer anderen Stelle beschreibt er ein Mi- sind zwei (in Teil 3 und 4) nicht deutlich, kroskop ein wenig genauer; da hat er das zu zwei von P.J. FRISCH (in Teil 1 und 2) und untersuchende Material in ein „wohlvermachtes der Rest von F.H. FRISCH signiert. Von den Microscopium, so unten eine halbe gläserne Kugel hat“ Kupferplatten sind nur zwei gekennzeichnet, gelegt (FRISCH 1734, Teil 11, S. 3). eine mit P.J. FRISCH (Abb. 5) und eine mit Über LEEUWENHOEK‘sche Mikroskope und FHF(Abb. 6). Zudem unterscheiden sich die weitere Mikroskope, die zu Zeiten von Platten zum Teil stark in ihrer Ausführung FRISCH benutzt wurden, informiert GERLACH (vgl. Abb. 5-8). (2009). Beide Söhne haben offenbar auch die meisten Kupferplatten für das oben erwähnte Vogel- 4.4. Die Abbildungen buch gestochen und koloriert, dessen erste Lieferung 1733 erschien, das aber erst 1763 Die 13 Teile enthalten insgesamt 41 Kupf- vollständig vorlag (FRISCH 1763). Die ersten erplattem mit jeweils mehreren Tafeln; diese Lieferungen haben RÖSEL VON ROSENHOF wiederum enthalten eine einzige Abbildung veranlasst, sich nicht, wie er ursprünglich oder mehrere Abbildungen (vgl. Abb. 5, vorhatte, den Vögeln, sondern den Insekten 6). FRISCH sagt zu ihrer Entstehung: „Die zu widmen. Er schreibt in der Vorrede des Abbildungen in Kupffer sind hier nicht einen ersten Teils seiner „Insecten=Belustigung“: JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 159

Abb. 5: Kupferplatte gestochen von PHILIPP JACOB FRISCH. Abgebildet sind die Riesenheuschrecke Tropidacris sp. (Tafel I); die Rotfl üglige Schnarrrschrecke, Psophus stridulus (Tafel II); die Blaufl üglige Ödlanschrecke, Oedipoda caerulescens (Tafel III); eine Ödlandschrecke (Oedipodinae) (Tafel IV); eine Feldheuschrecke (Acrididae) (Tafel V); ein Grashüpfer, Stenobothrus sp. (Tafel VI); Stenobothrus sp. (Tafel VII), die Wanderheuschrecke Locusta migratoria (Tafel VIII) (aus FRISCH 1730 c, Teil 9). Abb. 5: Copper plate by PHILIPP JACOB FRISCH showing the giant grasshopper Tropidacris sp. (table. I), Psophus stridulus (table II); the blue-winged grasshopper, Oedipoda caerulescens (table III); the band-winged grasshopper (Oedipodinae) (table IV); a fi eld grasshopper (Acrididae) (table V); a grasshopper, Stenobothrus sp. (table VI), Stenobothrus sp. (table VII), the migratory locust, Locusta migratoria (table VIII) (from FRISCH 1730 C, part 9).

„Ich nahm mir daher vor, eine Sammlung von denen Die Absicht, die FRISCH mit seinen Kupfer- Vögeln hiesigen Landes an das Licht zu stellen stichen verfolgt, nämlich den beschreibenden …alleine ich war noch mit der Einrichtung des Text zu unterstützen, gilt auch für die weit- Werckes beschäfftiget, als ich innen wurde, dass mir gehend schematischen Abbildungen in heu- ein anderer bereits darinnen zuvorgekommen, indem tigen Lehrbüchern und Bestimmungswerken, Herr FRISCH in Berlin Anno 1736. eine gleiche an die niemand besondere künstlerische Sammlung heraus zugeben anfi eng …“ (RÖSEL VON Anforderungen stellt. RÖSEL VON ROSENHOF ROSENHOF 1746, Vorrede, nicht paginiert) (1746, Vorrede) kritisiert die Abbildungen

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Abb. 6: Kupferplatte gestochen von FERDINAND HELLFRICH FRISCH. Abgebildet sind ein Pseudo- skorpion (Tafel I); eine Spinne (Tafel II); eine Wassermilbe (Tafel III); ein Federling (Mallophaga) (Tafeln IV-VI); eine Schlammschnecke, Lymnaea sp. (Tafel VII); Charakteristika von Großlibellen (Anisoptera) (Tafel VIII); ein Plattbauch, Libellula depressa (Larve) (Tafel IX); eine Libellenlarve (Tafel X) (aus FRISCH 1930 b, Teil 8). Fig. 6: Copper plate engraved by FERDINAND HELLFRICH FRISCH showing a false scorpion (table. I); a spider (table II); a water mite (table III); a. chewing louse (Mallophaga) (tables IV-VI); the pond snail, Lymnaea sp. (table VII); some characters of dragonfl ies (Anisoptera) (table VIII); the broad-bodied chaser, Libellula depressa (larva) (table IX); a dragonfl y larva (table X) (from FRISCH 1930 b, part 8). allerdings mit den Worten: „Der Beschreibung werden.“ In einem „Systematisch-literarischen von allerhand Insecten in Teutschland, welche Herr Handbuch“ von 1786 heißt es: „Icones a fi lio FRISCH herausgegeben, begehre ich zwar ihr Lob sculptae fi deles et in posterioribus satis nitidae …“ nicht streitig zu machen: wann ich aber sage, dass (Die Bilder sind vom Sohn (natur)getreu und seine Abbildungen schöner seyn könnten, so werde was die späteren anbelangt, recht nett gesto- ich wohl des Lasters der Verleumdung nicht schuldig chen worden) (BOEHMER 1786, S. 165/166). JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 161

Abb. 7: Kupferplatte Bärenspinner caja (Tafel IX); Schwalbenschwanz Papilio machaon (Tafel X) und Wolfsmilchschwärmer Hyles euphorbiae (Tafel XI) (aus FRISCH 1721 a, Teil 2). Fig. 7: Engraving showing the garden tiger Arctia caja (table IX); the swallowtail butterfl y Papilio machaon (table X), and the spurge hawkmoth Hyles euphorbiae (table XI) (from FRISCH 1721 a, part 2).

BODENHEIMER (1928: S. 450) meint: „Die Diese Einschätzung ist möglicherweise Illustrationen sind äußerst mäßige Kupferstiche, die unter dem Eindruck der professionellen in den meisten Fällen gerade noch zur Kenntlichma- und vor allem auch künstlerisch als wertvoll chung der Arten dienen.“ empfundenen Kupferstiche einer S. MERIAN,

Entomologie heute 23 (2011) 162 HARTMUT GREVEN deren Kupferstiche im Raupenbuch (MERI- dass ihr Urheber über gewisse Fähigkeiten AN 1679) noch nicht so ausgefeilt waren (s. verfügt, z. B. sorgfältig zu beobachten, Abb. 9), und eines RÖSEL VON ROSENHOF (s. Geschick und Ausdauer zu haben etc. (vgl. Abb. 21) zustandegekommen, die beide eine auch OGILVIE 2008). Ausbildung (S. MERIAN bereits als Kind) als Kupferstecher erhalten hatten. Der quali- 4.5. Die Auseinandersetzung mit der tative Unterschied zu den Kupfertafeln in Literatur den „Insecten in Teutschland“ ist natürlich offensichtlich (vgl. u. a. Abb. 21 und 22). Die Auseinandersetzung mit der Literatur FRISCH war sich des Mangels an Farben be- fi ndet im laufenden Text und in den Vorre- wusst, vor allem bei der Beschreibung der den statt. Zitierungen sind im Text allerdings Schmetterling-Imagines. Nachdem er z. B. nicht allzu häufi g und leider nicht immer ausführlich die Färbung des Bärenspinners, eindeutig, weil FRISCH manchmal den Titel Arctia caja, beschrieben hat, geht er näher einer Zeitschrift beliebig verändert (beson- auf diesen Sachverhalt ein: „Weil mir einige ders oft bei den französichen Journalen) Liebhaber solcher Beschreibung der Insecten ihr sowie Band, Jahr oder Seitenzahlen nicht Verlangen zu erkennen gegeben, daß sie gern einige immer angibt (s. Anhänge 1 und 2). Dass er Ausdrückungen der Farben derselben bey meiner nur so wenig zitiert, liegt sicher auch daran, Arbeit hinzu gethan sehen, wegen des Illuminirens, dass es nur wenig Vergleichbares gab, denn und dergleichen Ursachen willen, als werden mir die Nennung ganz verschiedener Autoren die andern zu gut halten, wann ich mich bisweilen belegt, dass FRISCH die einschlägige Literatur etwas dabei aufhalten muß. Ich habe dieses selbst kennt (s. Anhang 1). bey solchen Schrifften verlangt. Wann des Goedarts Darüber hinaus beginnt FRISCH, hierin ganz Wercke, als eines Meisters herinnen, diese nöthige Pädagoge, ab Teil 4 mit der Kommentierung Beschreibung der Farben dabei hätten, so hätten umfangreicherer naturwissenschaftlicher sie ihres gleichen nicht. Ob es gleich nicht möglich (vornehmlich entomologischer) Werke des eine so eigentliche Beschreibung der Farben solcher 17. und 18. Jahrhunderts (vgl. Anhang 1), Thierlein zu geben, als sie die Natur vortreffl ich „damit ich denen, welche diese Art von Büchern hierinnen vorstellt, so werde ich mich doch befl eißi- selten in die Hände nehmen oder bekommen können, gen, der Natur, so viel möglich, nahe zu kommen, benöthigte Nachricht davon geben möge“ (FRISCH und dem gelehrten Pinsel auch dazu Anleitung zu 1736 a, Teil 4, Vorrede). geben. Vielleicht fi nde ich einmahl einen Meister, Informationen zu den Autoren und zu den der sie auf meinem Kupferstich, nach dem Leben Journalen, die FRISCH im Text und in den selbst illuminirt, dann ich habe alles bisher so schön Vorreden erwähnt, fi nden sich im Anhang erhalten, als es im Leben gewesen, und kann bey (Anhang 2 A, B). jeder Copie das Original stellen.“ (FRISCH 1921 a, Teil 2, S. 40/41; vgl. Abb. 7) 4.5.1. Zitierungen im laufenden Text Das ist sehr pragmatisch. Dennoch will FRISCH, wie wohl jeder Illustrator von na- Zwei der Zitierungen aus dem laufenden turwissenschaftlichen Werken, mit seinen Text stelle ich etwas ausführlicher vor, um Abbildungen auch in einem gewissen Sinne einen Eindruck davon zu vermitteln, was überreden oder überzeugen, da solche Bilder für FRISCH bemerkenswert oder kritikwür- meist für sich in Anspruch nehmen, die Ob- dig war. jekte der Natur so zu zeigen, wie sie wirklich Bei der „Beschreibung der Buntknöpfi gen Gar- sind, oder der Natur möglichst nahe zu ten= und Wald= Raupe“ (s. Abb. 8, Tafel kommen (siehe Zitat oben). Zudem wollen III) – es handelt sich um den Schwamm- solche Abbildungen sicher auch vermitteln, spinner Lymantria dispar – schreibt er: „Ob JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 163 nun gleich diese Raupe in Gärten und Wäldern so Fleiß nach dem Leben gestochen; und (für die so es gemein, haben doch wenig Auctores etwas davon verlangen) eigentlich illuminiert, durch den Autor gemeldet… Die Frau Merianin hingegen hat Eleasar Albin, Mahler“ (FRISCH 1736 a, Teil sie gar zweymal, nehmlich in der neuen Edition 4, Vorrede). 4to auf dem 18ten und 31sten Kupfferstich FRISCH glaubt durch den Zusatz „Mahler“ des ersten Theils oder der ersten Funffzig… in den primären Zweck dieses Buches erkannt der Merianischen Beschreibung ist falsch, dass zu haben, nämlich den des Illuminierens sich diese Raupen des Abends in ein Gewebe (= Ausmalen von Kupferplatten, Verf.). zusammen begeben, das thut eine andere Art, so Bei LESSER (1738, S. 20) fi ndet man etwas offt auf einerley Baum ist, und solchen Irrthum über die Preisunterschiede zwischen der verursachen kann. Hernach ist num. 18, p. 7. illuminierten und nicht-illuminierten Aus- sehr verwirrt, was von der Gestalt und Farb dieser gaben: „… und man hat auch bey ihm (dem Raupe und ihres Zweyfalters steht, und endlich Maler ALBIN, Verf.) illuminirte Exemplare haben allzukurtz, was beydes mahl davon bemerckt können, da ein solch Exemplar 16. Thlr. gekostet, worden. Der Figuren zu geschweigen, die nicht ein unilluminiertes aber nur 8. Thlr.“ RÖSEL sonderlich nach dem Leben, ob sie gleich etwas VON ROSENHOF wird später dazu bemerken, künstlicher gemacht sind.“ (FRISCH 1730 a, Teil dass er das Werk von ALBIN durchgeblättert 1, S. 19) (s. Abb. 8, 9) habe, und dabei habe er „mit Verwunderung FRISCH wundert sich darüber, dass weder wahrgenommen, wie theuer sich die Herren Enge- ALDROVANDI noch GOEDAERT diesen so länder eine schlechte Waare bezahlen lassen. Dieses häufi gen Schmetterling nicht erwähnt haben: Buch kostet vier und zwanzig Thaler, und doch „Daß ich auch fast keine wahrscheinlichere Ursach kommen die wenigsten Abbildungen derer Insecten geben kann, warum im Aldrovando, Goedart, und in demselben mit der Natur überein; sonderlich ist andern, dieser Raupe und ihres Zweyfalters nicht die Illumination gar schlecht gerathen…“ (RÖSEL gedacht wird, da es doch eine Garten=Raupe, und VON ROSENHOF 1755, S. 62, in „Erste und solche Gelehrte eher in ihrem Garten ein Insect zu zweyte Supplementstabelle“) (s. Abb. 10) untersuchen, Gelegenheit nehmen, als auf dem Feld FRISCH kritisiert den Titel des Buches, und im Wald; als daß ihre Gärtner oder ihre Nach- weil überwiegend Schmetterlinge und barn, dieselben so fl eißig ausgerottet, daß man keine ihre Raupen gezeigt würden. Das Buch sei mehr davon fi nden können.“ (FRISCH 1930 a, S. eher ein „Raupen-Schauplatz“ („Theatrum 22). Allerdings unterschätzt er dabei zumin- erucarum“) wie das des Herrn BLANKAART dest die Arbeitsweise von ALDROVANDI, der (S. BLANKAART 1690). Der Text sei zu eben nicht nur in seinem Garten geforscht kurz, die Abbildungen „zum Nachmachen hat, sondern mit Schreiber und Zeichner sehr bequem“. Frau MERIAN habe aber mehr die Umgebung Bolognas durchstreift hat, Blumen und Pfl anzen gezeichnet als ALBIN sich auch Insekten von Bauern hat bringen und diese seien daher zum Nachzeichnen lassen und viel gereist ist (s. BODENHEIMER (wegen der Vielfalt) geeigneter. Allerdings 1928; BÄUMER 1991; OGILVIE 2008). habe diese im Gegensatz zu ALBIN die Raupen auch auf Pfl anzen gezeichnet, 4.5.2. Besprechung „entomologischer“ die diese gar nicht fräßen, während ALBIN Werke in den Vorreden wiederum besonders oft den Weiß- und Schwarzdorn gemalt habe (aber auch In Teil 4 kommentiert FRISCH das Buch “A andere Blätter, z. B. von Eichen), so dass natural history of English Insects“ (ALBIN „… der Gelehrte, so ihm den meisten Beitrag 1720). Den vollständigen Titel übersetzt gethan, in recht dornige Gegenden von Engelland er mit: „Eine natürliche Beschreibung Englischer muß gerathen seyn“. RÖSEL VON ROSENHOF Insecten, mit hundert Kupffer-Platten erklärt; mit mokiert sich später über diese Passage: „So

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Abb. 8: Kupferplatte mit Details zur Feldgrille Gryllus campestris (Tafel I); Gemeiner Ringelspinner, Malacosoma neustria, (Tafel II), und Schwammspinner, Lymantria dispar (aus FRISCH 1730 a, Teil 1). Fig. 8: Copper engraving showing details of the fi eld cricket Gryllus campestris (table I), the common lackey moth, Malacosoma neustria (table II), and the gypsy moth, Lymantria dispar (table III) (from FRISCH 1730 a, part 1). verächtlich will ich nicht gern einen Auswärtigen, ALBIN habe zudem, so FRISCH, Abbildun- von dem herrlichen und fruchtbaren Lande, gen aus anderen Werken entnommen (so worinnen ich wohne, zu urteilen, veranlassen.“ von MERIAN, MOFFETT, RAY, GOEDAERT, (RÖSEL VON ROSENHOF 1746, S. 40, in HUFNAGEL und JOHNSON), bilde jedoch „Zweyte Classe der Nacht=Vögel“). auch viele Insekten ab, die diese Auto- JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 165

Abb. 9: Kupfertafel Nr. 18 mit Schwammspinner, Lymantria dispar (aus MERIAN 1679). Fig. 9: Copper engraving no. 18 showing the gypsy moth, Lymantria dispar (from MERIAN 1679). ren nicht hätten. Dann zählt FRISCH auf: sind jetzt 160erley Arten, und doch von Albini SWAMMERDAM habe 54, ALDROVANDI 160, seinen nicht die Helffte darunter … Wenn da MOFFETT 86, HUFNAGEL etwa 50 und beliebt unsere Arbeiten gegen einander zu halten, GOEDAERT 85 Arten von Schmetterlingen dem wird leicht seyn ein Urtheil zu fällen, wer der in ihren Sammlungen gehabt, er aber habe Natur näher komme.“ (FRISCH 1736 a, Teil 4, auf jeden Fall mehr. „In meiner Sammlung Vorrede, nicht paginiert)

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Abb. 10: Illuminierte Tafel mit Abendpfauenauge, Smerinthus ocellata. FRISCH glaubt, dass eine der Raupen nicht zu diesem Schmetterling gehört (aus ALBIN 1720). Fig. 10: Illuminated plate with the Eyed Hawk-moth, Abendpfauenauge, Smerinthus ocellata. FRISCH believes that one of the caterpillars does not belong to this butterfl y (from ALBIN 1720).

In Teil 5 würdigt FRISCH die Bücher von LOU- so wohl mit einem einigen Glase/als mit mehren. IS JOBLOT (JOBLOT 1718) mit dem (von FRISCH Nebst neuen Anmerckungen, über eine unzehliche übersetzten) Titel: „Beschreibung und Gebrauch Menge Insecten und anderes Gewürme unterschied- unterschiedlicher neuen Vergrösserungs=Gläser, licher Arten, welche sowohl in den dazu bereiteten JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 167 als unzubereiteten Feuchtigkeiten hervorkommen. seien. Zudem bilde er auf Platte 10 nur die Durch L. Joblot, Königl. Professor der Mathematic Nymphe einer Grille ab und nicht die Imago; & c. …“ (FRISCH 1736 b, Teil 5, Vorrede) auch sei eine Beschriftung oder zumindest FRISCH geht auf den ersten Teil nicht ein, die Nennung der Namen der einzelnen In- bemerkt nur, dass JOBLOT erwähnt, dass sekten wünschenswert (Abb. 11). HARTSOEKER (Mitglied der Sozietät) das erste Der Kupferstecher und Maler JAN GOE- Mikroskop nach Paris gebracht und JOBLOT DAERT veröffentlichte zwischen 1662 und dieses verfeinert habe. Im zweiten Teil (mit 1667 eine insgesamt dreibändige „Me- zwölf Platten) behandle er vor allem die tamorphosis naturalis“ in holländischer „schlänglichen Würmlein im Essig“ und „andere Sprache. Die Bände wurden rasch – der erste Creaturen“ in unzubereitetem (reinem) und Band schon 1662 – ins Lateinische, später zubereitetem Wasser (Kräuteraufgüsse etc.). auch in andere Sprachen übersetzt. FRISCH Es handelt sich überwiegend um Protozoen, widmet sich dem GOEDAERT‘schen Werk obgleich FRISCH der Meinung ist, alle diese sehr ausführlich; er sei „ein Niederländer, so Abbildungen seien einem sich unterschied- in diesem Stück der vornehmste ist, dieweil seine lich zusammenziehenden und ausdehnenden Arbeit nicht nur in Abbildungen, sondern auch „Insekt“ zuzuordnen. FRISCH glaubt nicht, in schönen Anmerckungen bestehet. Der bey 25. dass alle im Wasser blieben, sondern nimmt Jahr damit umgegangen, und diese Creaturen zu an, dass aus ihnen sechsfüßige Insekten mehren gesucht, bis er ihre Verwandlungen gesehen, (manche ohne Flügel) würden. Man müsse und die schönen Papilionen mit Farben abbilden nicht jedem einen anderen Namen geben. können.“ (Abb. 12) Er erwähnt die seltene Lediglich im 27. Kapitel beschreibe JOBLOT holländische Ausgabe, geht dann aber nur ein Insekt. auf die lateinischen Übersetzungen von DE In Teil 6 (FRISCH 1740) werden gleich zwei MEY (GOEDAERT 1662, Band I; 1669, Band „Entomologen“ erwähnt, der Miniaturma- III), VEEZAERDT (GOEDAERT 1667, Band ler und Kupferstecher D. JACOB HUFNAGEL II) und LISTER (GOEDAERT 1685) ein, stellt (HOEFNAGEL) und der Maler und Kupferste- generell ein unsystematisches Vorgehen des cher JOHANNES GOEDAERT, und ihre Werke Autors fest, kritisiert vor allem die Zusätze kommentiert. FRISCH übersetzt den langen DE MEYs, der offenbar noch nicht vom lateinischen Titel der „Diversae insectorum „wahren Ursprung der Raupen“ überzeugt war, volatilum icones …“ von HUFNAGEL (1630) mit bemängelt, dass die Übersetzer (auch VEE- „Unterschiedliche Abbildungen fl iegender Insecten ZAERDT) keine eigenen Beobachtungen und nach dem Leben gemahlt von dem berühmten Mahler Experimente beigetragen hätten und sagt D.J. Hufnagel, und zum Abdruck befördert von zum dritten Band: „Die Anmerckungen dabey Nicol. Joannis Vischern“. Es handelt sich um sind von Hr. D. van Mey, der den ersten Theil ein Tafelwerk ohne jeden begleitenden Text. heraus gegeben, und von eben der Art, als die im FRISCH empfi ehlt eine Neuaufl age. Manche ersten Theile, nehmlich zusammen geklaubte Loci der 336 Abbildungen auf den 14 Kupferta- communes und Oerter aus allerley Büchern, überall feln, namentlich die kleineren, sollten jedoch nichts neues oder gründliches…“ Bei der lateini- mehr nach dem Leben gezeichnet werden; schen Ausgabe von LISTER (GOEDAERT 1685) so habe der „Weiden=Holz=Käfer“ zwanzig merkt er mit einem gewissen Wohlwollen Antennenglieder; dabei besitze er doch in an, dass dieser die Zusätze in den früheren Wirklichkeit wie alle Holzkäfer (= Bockkä- lateinischen Editionen weggelassen und dass fer, Verf.) nur zehn; auf der dritten Platte er die GOEDAERT‘schen Experimente besser sei ein Schmetterling, der auf dem Rücken geordnet habe. Besonders rühmt er die „eine zierliche Glatze“ habe, die aber davon Tatsache, dass LISTER stets darauf aufmerk- herrühre, dass hier die Haare abgeschabt sam gemacht habe, wenn eine „Fliege“ oder

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Abb. 11: Tafel aus HOEFNAGEL (1630) mit einem Schmetterling, der eine kahle Stelle auf dem Rücken hat (Mitte), und einem „Weidenholzkäfer“ (unten) mit einer zu hoher Anzahl von Antennengliedern. Fig. 11: Table from HOEFNAGEL (1630) showing a butterfl y with a hairless spot on the back (middle) and a “Weidenholzkäfer” (below) having too many antennal segments.

„Wespe“ statt des erwarteten Schmetterlings ULISSE ALDROVANDI, die er in der Aufl age von aus einer Raupe gekommen sei und dass dies 1638 vor sich hatte (s. ALDROVANDI 1638). Er dann meist Schmeißfl iegen oder Schlupf- listet akribisch den Inhalt der einzelnen Ka- wespen gewesen seien (Schlupfwespen pitel sowie die Anzahl der Abbildungen auf, lagen FRISCH ganz besonders am Herzen) bemängelt die beträchtliche Weitläufi gkeit und „dass keins derselben (Insekten, Verf.) („Alles mehr Philologisch, als genau historisch“), aus etwas anders entstehe, oder aus etwas lebloses dann, dass ALDROVANDI (wie auch ARISTO- herkommet, sondern ein jedes von Vater und Mut- TELES) Vieles geschrieben habe, ohne es ter seines gleichen“. Das war GOEDAERT noch aus eigener Anschauung gekannt zu haben, nicht bekannt. Zu den Abbildungen in der erwähnt einige Fehler (namentlich wenn LISTER-Ausgabe bemerkt er „Die Figuren sind es um seine „vespas ichneumones“ geht), hält sauber gestochen … in jedem Felde (der Platten, viele der Figuren (Holzschnitte) für grob Verf.) ist die Raupe, die Verwandlungs=Hülse (ALDROVANDI hat die abgebildeten Tiere und der Papilion, oder sonst eine Fliege, so daraus aquarellieren und dann in Holz schneiden gekommen, wann der Auctor alle drey Stücke lassen, Verf.), kommt jedoch insgesamt zu auf solche Art hat fi nden können.“ Auch den einem sehr positiven Urteil. „Ob nun gleich alle Appendix in der LISTER‘schen Ausgabe mit Figuren schlechte Holtz=Schnitte sind, so sind sie Flussmuscheln und Flussschnecken sowie doch besser und natürlicher, weil es lauter Originale, Käfern (aus England) fi ndet er „alle wohl als des Jonstons (s. JOHNSTON 1657; Anhang gezeichnet und radirt“. 2; Abb. 13) Kupfferstiche, weil sie nur Copeyen In Teil 7 (FRISCH 1728) gibt FRISCH eine davon sind, und noch weiter von der Natur abgehen. kurze Inhaltsangabe der Insektenbücher des Man ist diesem Manne viel Ehre und Dank wegen JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 169

Abb. 12: Illuminierte Kupferplatte aus der holländischen Ausgabe (wahrscheinlich vor 1662) von GOE DAERTs „Metamorphosis naturalis“ mit dem Tagpfauenauge (Inachis io) und seinen Entwick- lungsstadien. Fig. 12: Illuminierte copper plate from the Dutch edition (very probably before 1662) of GOEDART’s “Metamorphosis naturalis” (1662) showing the peacock butterfl y (Inachis io) and its developmental stages.

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Abb. 13: Links: Holzschnitt von Schmetterlingen aus ALDROVANDI (1638). Rechts: Die gleichen Schmetterlinge als Kupferstiche (aus JOHNSTON 1657). Von oben nach unten (rechts): Nachtpfau- enauge, Saturnia pyri (Weibchen); Großer Oleanderschwärmer, Daphnis nerii; Totenkopf, Acherontia atropos; Nachtpfauenauge, Saturnia pyri (Männchen). Abb. 13: Left: Woodcuts of butterfl ies from ALDROVANDI (1638). Right: The same butterfl ies as engravings (from JOHNSTON 1657). From top to bottom (right): Giant peacock moth, Saturnia pyri (female); Oleander hawkmoth, Daphnis nerii; death’s head hawkmoth, Acherontia atropos; giant peacock moth, Saturnia pyri (male). seines Fleisses, Sorgfalt und Treue schuldig, und sich von biologisch Irrelevantem zu trennen hat Ursach zu wünschen, dass zur Fortführung so und sich nur noch auf die Naturgeschichte nöthiger Untersuchungen noch mehr Aldrovandi zu beschränken. Das ist erstmals sehr kon- möchten aufstehen, dann es ist eine Materie, welche sequent bereits von JOHNSTON (1657) prak- zehen und mehr solche Männer nicht erschöpffen tiziert worden und markiert den Bruch mit werden, doch muß keine unnütze Weitläuffi gkeit der Naturgeschichte der Renaissance, deren dabey sein.“ Autoren, z. B. GESNER und ALDROVANDI, Die Kritik an dem weitläufigen „Philo- noch für Vertreter aller „artes“ geschrieben logischen“ (z. B. im ersten Buch, in dem haben (vgl. HARMS 1989). Dieser Bruch ausführlich über die Bienen berichtet wird; wird als wichtiger Schritt einer Entwicklung Ähnliches fi ndet sich aber auch bei allen an- angesehen, die zur „Wissenschaftlichen deren „Insekten“), zu dem FRISCH die ganzen Revolution“ geführt hat (ASHWORTH 1990; Exkurse über Mystica, Moralia – OGILVIE BÄUMER 1991). (2005) spricht sogar von einer moralisieren- In Teil 8 widmet FRISCH sich dem Holländer den Naturgeschichte – Fabulae, Epigram- JAN SWAMMERDAM und bespricht die französi- mata etc. zählt, entspricht dem Zeitgeist, sche Aufl age „Histoire generale des insects“ JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 171

(1682) des 1669 in holländischer Sprache glaube). Alles in allem kommt FRISCH zu erschienenen Werks „Historia generalis dem Schluss: „Indessen bleibt dem Herrn Doctor insectorum“ (s. SWAMMERDAM 1669, 1682). Schwammerdam der Ruhm vor allen, die jehmals FRISCH rekapituliert vor allem SWAMMERDAMs die Natur der Insecten untersucht. Und bedauren Einteilung der „Insekten“, die er unter Be- alle Gelehrte, dass seine besondern Anmerckungen rücksichtigung ihrer „Verwandlung“ in vier nicht auch herausgekommen sind.“ Und dann Klassen einteilt: „Die erste ist derjenigen, die am Ende des Absatzes: „Ich kann aber dabey keine Flügel bekommen und gleich vom Ey an ihre meine Freude nicht bergen, dass ich vielerley entdeckt, Gestalt haben, die sie bis ans Ende behalten, als welches ihm nicht vorgekommen …“ (FRISCH 1730 b, Spinnen, Läuse, Regenwürmer, Schnecken, u.a.m Teil 8, Vorrede) … Die andere Art ist derjenigen, die zuletzt Flügel In Teil 9 (FRISCH 1730 c) gibt er eine kurze bekommen, aber theils als Würme aus dem Ey Inhaltsangabe des 1668 in italienischer kriechen, theils ihre rechte Gestalt bis auf die Flügel Sprache veröffentlichten Buches „Über die haben, deren Spuren sich doch bey den Häutungen Erzeugung der Insekten“ des FRANCESCO mehr und mehr zeigen, als Heuschrecken, u.a.m REDI (1626-1697), von der er eine latei- … (dazu gehören auch die Libellen,Verf., nische Version besitzt (s. REDI 1686). Er s. Abb. 14). Die dritte Art begreifft die Insecten, bespricht REDIs Versuche zur Widerlegung welche auch endlich Flügel bekommen, aber ohne der Urzeugung, berichtet darüber, dass auch Spuren der Flügel unter einer fremden Gestalt die REDI‘schen Fliegenmaden von Schlupf- erwachsen, bis sie in einer Verwandlungs=Hülse wespen befallen waren und von dessen (Chrysalis oder Aurelia) sich in gefl ügelte Insecte Vermutung, manche Fliegen seien lebend- verwandeln, als Bienen, Wespen, Mücken, Kefer, gebärend (ohne seine eigene Beschreibung Papilionen, Motten, u.d.g. ... Die vierdte Art kriecht aus Teil 7, wo er indirekt die Viviparie einer als eine Maden aus ihrem Ey, wächst ohne Häu- Sarcophaga-Art beschreibt, aufzugreifen, vgl. tungen fort, verändert sich endlich in einem harten 4.6. Beispiel 3), dass REDI auch Skorpione Tönnchen, oder einige in einem Faden=Gespinst um abgebildet habe (die Abbildungen seien sich herum, in ein gefl ügeltes Insect, als die Fleisch= nicht so schön wie bei SWAMMERDAM) sowie oder Aaß=Fliegen und unzehliche andere. Die Spinnen, Galläpfel, Käsemaden und auch die Schlupf=Wespen (vespae ichneumones) u.a.m.“ Zeugung der Frösche behandle. Er bedauert Weiterhin bemerkt er, SWAMMERDAM habe REDIs Rückfall in antiqiuerte Vorstellungen, viele Autoren gründlich widerlegt und wenn dieser auf S. 160 von einer „Zeugung deren Fehler aufgezeigt, so unter anderem der Insekten, die nicht von Eyern der Mutter, MOFFETT, GOEDAERT, ALDROVANDI, LIBAVI- sondern auf andre weise geschehen soll“ schreibe, US, CLUSIUS, HARVEY (genauere Zitate und kritisiert dessen Aussage, dass Raupen Eier Einzelheiten werden nicht mitgeteilt). Dann legten, und zählt auf, wo er selbst mit seinen setzt sich FRISCH mit der Ursache der Fäulnis Beobachtungen weitergekommen sei. auseinander, von der Insekten angelockt In Teil 10 vervollständigt FRISCH die Be- würden, diese aber nicht Ursache der Fäulnis sprechung von SWAMMERDAMMs „Historie“, seien, wie SWAMMERDAM angenommen habe, da er in Teil 8 nur bis zu den Käfern ge- dann spricht er über die Vorteile des Baum- kommen sei (Band 4 bis S. 112). Er zählt schnittes, mit dem man den Schädlingsbefall im Wesentlichen nur noch auf, was SWAM- reduzieren könne, und befasst sich mit der MERDAM alles beschreibt (Käfer, Raupen Frage, ob sich die Extremitäten einer Insek- von Schmetterlingen, Fliegen), wo dieser tenlarve an einer anderen Stelle befi nden sich geirrt und wo er selbst eine bessere können als später nach der Metamorphose Erkenntnis gewonnen habe, dass SWAM- (wie GOEDAERT und auch er selbst annäh- MERDAM sechs Arten von Nashornkäfern men, SWAMMERDAM aber widerlegt zu haben in seiner Sammlung aufbewahrt (er habe

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Abb. 14: Stadien der Libellenentwicklung (Anisoptera) (aus SWAMMERDAM 1738). Fig. 14: Developmental stages of a dragonfl y species (Anisoptera) (from SWAMMERDAM 1738). JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 173 aber auch die Weibchen als separate Arten tion der Briefe an die Londische Societät geführt), dass er sich bei der Unterschei- der Wissenschafften“ (u. a. LEEUWENHOEK dung von Holzböcken geirrt und dass er 1696) in denen u. a. von Eiern des Seiden- auch Skorpione abgebildet habe, von denen spinners die Rede ist, von einem Urteil „über FRISCH aber meint, „sie gehören mehr unter die Joh. Francisci Griendels Micrographia nova, das gifftigen Thiere, die nicht eben Insecte zu nennen kurtz dahinaus fällt, dass sie dem Auctori, als sind“ und „Zum Beschluß beweiset er mit Zeugen, sehr mangelhafft, zu nichts nütze gewesen“ (s. dass er über zwölf hundert allerley Insecte habe auch GRIENDEL 1687), und über Ameisen. zeigen können. Welches ein grosses Zeugnuß seines In den „Epistolis Physiologicis“ (LEUWEN- Fleisses und löblichen Begierde die Natur zu erfor- HOEK 1719) stehe manches über Würmer in schen… Es ist fast ein unersetzlicher Schade, dass Fischteichen, Mieten (= Milben) auf dem seine besondere Erfahrenheiten von den Insecten Käse und Blattläuse, im 35. Brief fände sind verlohren worden …“. Zum Schluss lobt man Anmerkungen zu Libellenaugen etc. FRISCH die sieben in Kupfer gestochenen „Gleichwie der vortreffl iche Untersucher dieser Beispiele für die vier Klassen des SWAM- Art der geschöpffe Gottes, so wir Insecte bisher MERDAM (s. auch Abb. 14 mit einem Beispiel genennet, Herr Schwammerdam, mit mit seinem aus der zweiten Klasse) und endet “Ist also Buch so eingenommen, daß ich mich, da ich in der diese seine Schrifft ein dünnes Buch, aber von dieser Vorrede des einen Theils dessen gedachte, hernach Materie so voller vortreffl icher Nachrichten, dass lang dabey aufhalten müssen; so geht es mir mit den der Hr. Auctor seines Namenss Gedächtniß recht Schrifften des Herrn von Leeuwenhoek.“ (FRISCH damit verewigt, und vor den dicksten Tractate 1734, Teil 11, Vorrede) (Abb. 15) hievon den Vorzug erhalten hat.“ (FRISCH 1732, In Teil 12 rekapituliert FRISCH den Inhalt Teil 10 Vorrede) des „Theatrum insectorum“ von THOMAS In Teil 11 befasst sich FRISCH mit dem, was MOFFETT, dessen langen lateinischen Titel in den Schriften des Niederländers A. VAN er mit : „Schauplatz der Insekten, oder der LEEU WENHOEK (1632-1723) zu Insekten kleinsten Thiere von Wotton, Gesner und Penn gesagt wird: „Unter denen vielen seltsamen angefangen, endlich von Thomas Moufet in Ordnung Entdeckungen, die Herr Anton von Leeuwenhoek gebracht, vermehrte und gebessert, auch mit mehr als vermittelst der Vergrösserungs=Gläser gethan, und fünfhundert nach dem Leben gezeichneten Figuren so wohl der Englischen Societät der Wissenschafften, erläutert“ übersetzt (s. MOFFETT 1634). Buch als auch andern Gelehrten in Briefen mitgetheilt, I (29 Kapitel) umfasse, der aristotelischen theils in seiner Anatomia rerum ope microscoporum, Klassifi kation folgend, gefl ügelte Insekten, oder Betrachtung der kleinsten Theile eines Dings d. h. Bienen, Wespen, Hummeln, Fliegen, vermittelst der Vergrösserungs=Gläser, theils in Schmetterlinge, Libellen etc. Hier bemängelt seinen Epistolis Physiologicis super compluribus FRISCH z. T. falsche Einordnungen und die naturae arcanis, oder Briefen und Nachrichten kritiklose Übernahme von unglaubwürdigen von vielen natürlichen Geheimnissen; sind auch Erzählungen des ARISTOTELES. Buch II ent- unterschiedliche Anmerkungen, welche zur Historie halte die fl ügellosen Insekten wie Raupen, der Natur der Insekten gehören.“ (FRISCH 1734, Würmer, Spinnen, Asseln, Skolopender und Teil 11, Vorrede) andere. FRISCH listet die einzelnen Kapitel In der „Anatomia“ (LEEUWENHOEK 1687) auf, lobt den Autor für seinen Fleiß, be- zählt er fünf Stellen auf, die mit Insekten mängelt die Abschweifungen (s. o.), merkt bzw. ihren Entwicklungsstadien („Würm- an, dass man heute in Vielem schon weiter lein“) zu tun haben könnten. Die „Würmer“ sei, auch was die Abbildungen angehe, dass in den Galläpfeln sowie die zugehörigen die Holzschnitte Kopien von anderen Wer- „Fliegen“ (S. 210 ff.) seien nicht gut geraten. ken seien, „welche allezeit in vielen vom Original Weiterhin durchforstet er die „Continua- abgehen“, hebt das Alter der Publikation

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Abb. 15: Grüne Blattlaus. 1) Erwachsen, mit unbewaffnetem Auge betrachtet; 2) fast erwachsene Blattlaus mit Flügelanlage (WX) und weiteren Details; 3) gefl ügelte Blattlaus; 4) aus der Mutter herauspräpariertes, offenbar von einer Membran umgebenes Junges; 5) acht herauspräparierte Junge mit Augen; 6) Cornea (Legende nach und Abbildung aus LEEUWENHOEK 1695, Epistola 90). Fig. 15: Green aphid. 1) Adult specimen seen with the naked eye; 2) nearly adult aphid with wing- anlage (WX) and other details; 3) alate aphid; 4) embryo disected from the mother and obvioulsy covered by a “membrane”; 5) eight dissected young with visible eyes; cornea (legend after and fi gure from LEEUWENHOEK 1695, Epistola 90). JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 175 hervor und meint, dass es heute wohl auch Entwicklungsstadien. Die Beobachtungen bessere optische Hilfsmittel gebe. „Daher sind nach FRISCHs eigenen Aussagen nach hab ich mich bey allen seinen Capiteln nicht lange bestem Wissen und Gewissen geschrieben: aufhalten wollen, sondern ihn auf seiner löblichen „Ich habe offt vortreffl iche Zeugen meiner Anmer- Stuffe stehehn lassen, und nach dem Maas meines ckungen bekommen: Wo ich sie aber nicht haben schwachen Vermögens, weiter zu steigen gesucht.“ können, wird die Warheit einem jedem, der solche (FRISCH 1736 c, Teil 12, Vorrede) Untersuchungen lebt, ein unfehlbarer Zeuge sein, Die Vorrede von Teil 13 (FRISCH 1738) daß ich alles getreulich aufgezeichnet, nichts von weicht ein wenig von den Vorreden der anderen ausgeschrieben, auch nichts leichtgläubiger anderen Teile ab. Es ist fast eine Art Abge- oder verwegener Weise hingesetzt, womit viele ihre sang, auch wenn FRISCH, nachdem er betont sonst feine Arbeit befl eckt habe.“ (FRISCH 1930 hat, dass er mit diesem Teil 300 „Insekten“ a, Teil 1, Vorbericht) beschrieben habe, fortfährt: „Lässet mir Gott Das schließt natürlich nicht aus, dass man- die bisherige Munterkeit noch eine Zeit lang, und ches von dem, was FRISCH beschreibt, viel- die hierzu nöthige Schärfe des Gesichts, werde ich leicht doch schon andere vor ihm beschrie- nicht unterlassen das vierte Hundert anzufangen.“ ben haben. Das im Einzelnen nachzuprüfen Er erwähnt den Danziger Arzt PHILIPP und das jeweils Neue hervorzuheben, wäre BREYNE, der bereits 1731 in einer Abhand- eine gesonderte Studie wert. Der Autor lung mit dem Titel „Historia naturalis Cocci kennt aber die wesentlichen rezenten und radicum tinctorii“ nachgewiesen habe, dass früheren „entomologischen“ Arbeiten, er, J.L.FRISCH (FRISCH 1736 b, Teil 5, Kap. II, kann sie dank seiner (Aus)bildung lesen und S. 6 ff., Verf.), nicht die richtige Larve der zitiert sie auch. Schildlaus gesehen habe, sondern sich von Die Fülle guter Naturbeobachtungen in den einer Schlupfwespe habe täuschen lassen. „Insecten in Teutschland“ ist erstaunlich Ein Herr D. WAGNER habe „ein examen … (trotz zahlreicher Irrtümer und zeitbedingter über meine bisherige experimenta angestellt, um Fehlinterpretationen). FRISCH als Praktiker dasjenige, was ich nicht attendirt zu bemercken, und landwirtschaftlich Geschulter interes- weil ich aber befi nde, daß dieser erste Versuch seiner siert sich vor allem für Schadinsekten, die Prüfung nicht so gerathen, wie ich wünsche, muß er er am ausführlichsten und in großer Zahl wiederhohlt werden, und hoffe ich gründlichere zu beschreibt und deren genaues Studium sehen“. Um was es sich im Einzelnen handelt, er als Vorbedingung für eine erfolgreiche sagt FRISCH nicht. Schädlingsbekämpfung ansieht (s. o.). Da- Der kürzere Teil der Vorrede ist der „Micro- her sind vor allem solche Beobachtungen graphia“ (1665) des ROBERT HOOKE (1635- immer wieder gerühmt und hervorgehoben 1703) gewidmet; den Titel übersetzt Frisch worden. FRISCH behandelt unter vielen an- mit „Naturmäßige Beschreibung kleiner Cörper“. deren „Insekten“ z. B. sehr ausführlich den FRISCH zählt lediglich die Darstellungen von Mehlkäfer (FRISCH 1721 b, Teil 3, S. 1 ff., Insekten und Insektenteilen auf, so den Tafel I), Schaben, deren Oothek er genau Bienenstachel, Fliegenfüße, Halteren, das beschreibt, sie allerdings für ein großes Ei Libellenauge, Insekteneier, Springspinne, hält und deren Bekämpfung er eingehend Spinnennetz, Floh etc., ohne sie weiter zu diskutiert (FRISCH 1736 b, Teil 5, S. 14, Tafel kommentieren (s. auch HOOKE 1665). III). Er stellt verschiedene Pelz- und Speck- käfer der Gattungen (FRISCH 1736 4.4. Inhalt b, Teil 5, S. 22 ff., Tafel VIII) und Dermestes (FRISCH 1730 a, Teil 1, S. 35 ff., Tafel X) vor, In den „Insecten in Teutschland“ werden Baumschädlinge und Obstwürmer wie den 300 „Insekten“ beschrieben, z. T. mit ihren Weidenbohrer Cossus cossus (FRISCH 1728,

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Teil 7, S. 1ff.,Tafel I), Gespinstmotten Ypo- Beispiel 1 nomeuta spp. (FRISCH 1736 b, Teil 5, S. 38 ff. u. S. 39 ff., Tafeln XVI und XVII) und den „Beschreibung der Feld=Grille. Das Apfelwickler Cydia pomonella (FRISCH 1728, III. Capitel. Von Ihrer Gesellschafft und Teil 7, S. 16 ff., Tafel X). Die Beschreibung ihrem Begatten“ (FRISCH 1730 a, Teil 1; S. des Schwammspinners (Lymantria dispar) ist 1 ff.; s. auch Abb. 8). so typisch für FRISCH, dass BODENHEIMER FRISCH behandelt auf zehn Seiten die gesam- (1928, S. 451-456) sie fast vollständig wört- te Biologie der Feldgrille (Gryllus campestris), lich zitiert (s. o.). FRISCH befasst sich zudem also Morphologie, Lebensraum, Nahrungs- immer wieder und besonders eingehend mit aufnahme, Paarung, Eiablage sowie Wachs- den „vespas ichneumones“ (Schlupfwespen)( tum und Häutungen. Er hat diese Tiere auch z. B. FRISCH 1736 a, Teil 4, S. 39 ff., Tafel gezüchtet (s.o.) und dabei gelangen ihm XXII; 1732, Teil 10, S. 14 ff., Tafel XII. offenbar sehr genaue Beobachtungen, so u.a.), behandelt die Pferdemagenbremse zum Gesang, zur Aggressivität der Männ- Gastrophilus intestinalis (FRISCH 1736 b, Teil chen untereinander (er empfi ehlt, mit wilden 5, S. 21 ff., Tafel VII), die Schafl ausfl iege Grillen Heimchen im Haus zu vertreiben) Melophagus ovinus (FRISCH 1736 b, Teil 5, S. 40 und entdeckt die Spermatophore. Nachdem ff., Tafel XVIII), die Wiesenschnake Tipula er exakt die Paarungsstellung beschrieben paludosa (FRISCH 1736 a, Teil 4, S. 24 ff., Tafel hat, schildert er die weitere Aktivität des XII) und widmet der Strich=Heuschrecke Männchens so: „…thut darauf den Penem, der („weil sie nur Strichweise wie die meisten Vögel unter dem Leib ist, aufwärts hervor, und hänget zu uns kommen und wider weggehen“, FRISCH dem Weiblein zugleich ein rundes Körnlein als ein 1730 c, Teil 9, S. 69), gemeint ist die Wan- Hirsen=Körnlein an, so auf einem sehr subtilen derheuschrecke, Locusta migratoria, und ihrer Faden steif stehet, an demjenigen Theil, so davon in Bekämpfung ein langes Kapitel (FRISCH 1730 den Leib gekommen ist. In diesem Körnlein scheint c, Teil 9; s. auch Abb. 7). die Krafft der Belebung vieler Eyer im Weiblein zu sein.“ (FRISCH 1730 a, Teil 1, S. 7) 4.4.1. Ausgewählte Beispiele Beispiel 2 Es sind also im Wesentlichen Schädlinge und Parasiten (s. o.) sowie seine Begabung, „VIII. Von dem grossen schwarzen Was- Zusammenhänge zu erkennen, die genannt ser= Käfer mit dem gelben Saum.“ (FRISCH werden, wenn FRISCH andernorts – beson- 1721 a, Teil 2, S. 33 ff.; Abb. 16 oben) ders ausführlich bei BODENHEIMER (1928, Behandelt wird u. a. der Geschlechtsdimor- 1929) – gewürdigt wird (s. auch HIEPE & phismus des Gelbrandkäfers (Dytiscus sp.): WEIDAUER 1985; ENIGK 1986; zusammen- „Aber die Männlein haben an den vorderen Füssen gefasst bei JAHN 2000 b). eine besondere Knie-Scheibe, womit sie sich sehr fest Auch auf die Gefahr hin, dass dabei die an etwas anhhangen können…“ Frisch hält einen tatsächlichen Verdienste FRISCHs zu kurz Käfer dann in einem Glas und beobachtet kommen, habe ich im Folgenden weniger ihn, „aber er hieng sich bald darauf mit diesen anwendungsbezogene Passagen aus den zweien Knie=Scheiben neben an das Glaß an, „Insecten in Teutschland“ ausgewählt und starb; und als er erstarrt war, fi el er nicht ab, und einige von diesen mit einem kurzen sondern stunde fast (in angulo recto) Winkel-recht Kommentar versehen, um auch daran zu damit am Glas. Diese Knie=Scheibe hat innen eine belegen, wie akribisch FRISCH beobachtet Muskel, der der Käfer zurück ziehen kann. Wann und wie scharfsinnig er bisweilen inter- er nun die Scheibe auf etwas ansetzt, so schließt sie pretiert hat. mit ihrem Rand und herumstehenden Härlein gar JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 177

Abb. 16: Gelbrandkäfer, Dytiscus sp. Oben: 1) Von oben; 2) von unten; 3) Unterfl ügel von D. latis- simus (aus FRISCH 1721 a, Teil 2, Tafel VII). Unten: Vergrößerte Tarsalglieder des Männchens (aus RÖSEL VON ROSENHOF 1749, Ausschnitt aus Tafel I „Der Wasser=Insecten erste Classe“). Fig. 16: Great diving , Dytiscus sp. Top: 1) Dorsal view; 2) ventral view; 3) hind wing of. D. latissimus (from FRISCH 1721 a, part 2, table VII). Bottom: Tarsus of a male (from RÖSEL VON RO- SENHOF 1749, detail of table I “The fi st class of water-insects”). wohl an, die feuchte Muskel, so darinnen ist, legt geben. Der erste ist im Gatten mit dem Weiblein, sich auch an, und klebt zugleich fest, so dass keine daß er sich fest auf die glaten Flügel oben ankleben Lufft deßwegen zwischen dem Ort, wo sie anklebt, kann… Der andere Vorteil ist im Anhalten an und wischen der Scheibe bleiben kann. Wann der etwas, damit ihn die Lufft im Leib und unter den Käfer die Muskel in der Scheibe zurücke zieht, Flügeln nicht in die Höhe hebe, weil er kleiner und drückt die Lufft dieselbe auch an die härteste Ma- leichter als das Weiblein. Und der dritte, daß er terie fest auf, und also noch mehr an die weicheren.“ sich damit auch an etwas glattes und grosses, so er (FRISCH 1721 a, Teil 2, S. 33) Er gibt auch die zur Nahrung haben will, anhängen kann. Dann es Vorteile dieser Konstruktion an: „…daß diese ist dieser Käfer einer räuberischen Art.“ (FRISCH Knie-Scheiben dem Männlein dreyerley Vorteile 1721 a, Teil 2, S. 34)

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Die „Haftscheibe“ männlicher Gelbrandkä- etwas legen kann, so trägt sie dieselben bey sich, bis fer ist später immer wieder untersucht wor- sie lebendig werden. Als ich eine auf einem Stück den, etwas genauer bereits von RÖSEL VON faulen Fleisch fi eng und etwas drückte, krochen die ROSENHOF (1755; vgl. Abb. 16 unten). Es Maden aus dem Geburts=Glied mit starcker Re- handelt sich um die ersten drei Tarsalglieder, gung heraus, uns sobald sie heraus waren, zerspreng- die in ihrer Gesamtheit eine fast kreisrunde ten oder zerissen sie das Bälglein oder Ey=Hülse, Platte bilden, auf der sich kleinere und worinnen sie eingehüllt sind im Leibe…“ (FRISCH größere Saugnäpfe fi nden, die von Sinnes- 1728, Teil 7, S. 21) haaren umgeben sind. Bei KORSCHELT (1923, Larviparie bei Fliegen (Sarcophaga spp.) 1924) fi nden sich später bemerkenswerte schildern REDI (1686; italienische Ausga- Zeichnungen von histologischen Präparaten be 1668!) und LISTER (1671), der1666 bei dieses Haftapparates. An der Deutung, dass Fliegen lebende Larven in zwei „Säckchen“ die speziell geformten Tarsalglieder dem Er- fand und vermutete, dass alle Fliegen dieser fassen und Festhalten des Weibchens dienen „Tribus“ vivipar seien. Er zitiert ALDRO- und dabei besonders effektiv sind, hat sich VANDI (1638, S. 57), der von einer Fliege nichts geändert. berichtet, die „in vola manus aliquandiu retenta, plusculos edidit vermiculos candidos, mobilitate Beispiel 3 propria insignes“ (in der hohlen Hand eine Anzahl weißer Würmchen entließ, die „XIV. Von der Schmeiß=Fliegen mit durch eine charakteristische Beweglichkeit grau=und schwartzwürfl ichen Hinter- auffielen). Eine Übersicht über die bei leib.“ (FRISCH 1728, Teil 7, S. 21 ff.) Dipteren tatsächlich weit verbreitete Ovo- FRISCH beschreibt in diesem Kapitel offen- viviparie und Viviparie bzw. lecithotrophe bar eine Sarcophaga-Art (Sarcophaga carnaria). und matrotrophe Viviparie (zur Termino- Zur Fortpfl anzung sagt er: „Wann das Weib- logie vgl. GREVEN 1995) haben MEIER et al. lein seine Eyer nicht so bald loß werden, und auf (1999) gegeben. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 179

Abb. 17: Der Wasserskorpion Nepa cinerea. Links: 1) Ventral; 2) dorsal; 3) Kopf; 4) Oberfl ügel. 5) Unterfl ügel (aus FRISCH 1728, Teil. 7, Tafel XV). Oben: Imagines, Eier und Fangbein (aus RÖSEL VON ROSENHOF 1755, Ausschnitt aus Tafel XXII. Unten: Fangbein, REM-Aufnahme (aus GREVEN & BRENNER 2000); fe Femur, ta tarsus, ti Tibia. Grube im Femur (Stern). Fig. 17: Water scorpion Nepa cinerea. Left: 1) Ventral view; 2) dorsal view; 3) head; 4) forewing; 5) hind wing (from FRISCH (1728, part 7, table XV). Top: Imagos, eggs and striking leg (from RÖSEL VON ROSENHOF 1755, detail of table XXII). Bottom: Striking leg, SEM-image (from GREVEN & BRENNER 2000); fe femur, ra tarsus, ti tibia. Groove of the femur (asterisk) .

Entomologie heute 23 (2011) 180 HARTMUT GREVEN

Beispiel 4 er die Luft gesogen, wieder zu den Fischohren heraus drückt, so tut es dieses Insect zwischen den Spitzen an „XV. Von der breiten Wasser=Wantze mit dem Hintern. Ich bin durch viel experimenta, welche den zwey Fang=Klauen und der hintern ich deswegen angestellt habe, wegen dieser seltsamen Luftröhre.“ (FRISCH 1728, Teil 7, S. 22 ff.; Respiration versichert worden. Ich habe solche Würme Abb. 17) in die durchsichtigsten geschliffenen Gläser gethan; Die Rede ist von Nepa sp. (Nepa cinerea). FRISCH und gefunden, dass es allezeit unter dem Wasser, mit erkennt sie als Wanze und beschreibt u. a. sehr dem rechten Athemmäßigen Absatz und Puls, und so genau ihre Fangbeine: „Die Fang=Füsse stehen starck und sichtbar geschieht, dass das Wasser rechte immer vornen offen oder zusammen gelegt, und werden gyros und Kreisse macht von der herausgehenden Lufft, nicht zum gehen gebraucht, dienen auch zugleich an statt und wann ich sie auf ein wenig Erde im Wasser gesetzt der Fühlhörner, die sonsten die Wantzen haben, und die habe, wurde der Schlamm dadurch aufgerührt, und der auch in der Mitte also gebogen sind. Das breite Theil, als der Sand weggespült, und diese Bewegung gieng etliche Zoll Schenkel daran, hat vornen eine Aushöhlung, worein sich weit im Wasser.“ (FRISCH 1730 b, Teil 8, S. 22) der Unterfuß vom Knie bis zu Ende, als ein Taschenmesser, Hier wird ganz offensichtlich die Darmat- hinein legen kann…“ (FRISCH 1728, Teil 7, S. 22/23) mung der Großlibellenlarven beschrieben (s. Eine interessante Interpretation, die allerdings auch RÖSEL VON ROSENHOF 1749; Abb. 18). In so nicht ganz richtig ist. Ob FRISCH die kurzen der „zitierfähigen“ wissenschaftlichen Litera- Fühler übersehen hat, wird nicht ganz klar. tur taucht eine solche Beschreibung erst sehr RÖSEL VON ROSENHOF (1755) hat Nepa sp. viel später wieder auf. Einer er ersten, der die und ihr Fangbein später etwas detailreicher ge- Kiemenkammer histologisch untersucht hat, zeichnet (Abb. 17 oben). Spätere Untersucher war SADONES (1896), der auch die ältere Li- haben gezeigt, dass die Fangbeine tatsächlich reich mit Sinnesorganen ausgestattet sind. Die Beine besitzen einen kurzen Tarsus, eine langgestreckte Tibia und ein langes Femur. Das Vorhandensein einer Rinne („Aushöh- lung“) in der Tibia und besonders im Femur ist suggestiv. Sind allerdings Tarsus und Tibia in Ruheposition eingeschlagen, d. h. gegen das Femur geklappt, liegen beide nicht unmittelbar in der Längsfurche des Femur, sondern die Tibia liegt auf dem Femur, währen der Tarsus in eine proximale Vertiefung des Femur greift (Abb. 17 unten; vgl. GREVEN & BRENNER 2007; hier auch weitere Literatur).

Beispiel 5

„X. Von dem Wurm woraus die langlei- Abb. 18: Libellenlarve (Anisoptera) beim Ausstoß bige Libellula kriechet.“ (FRISCH 1730 b, Teil 8, S. 21 ff.) von Wasser aus der Kiemenkammer (aus RÖSEL VON ROSENHOF 1749, Ausschnitt aus Tafel III, „Es ist dieses Insect bis zu einer letzten Ver wandlung „Der Wasser=Insecten zweyte Classe“). ein Amphibium, und hat etwas sonderbares bey seinen Fig. 18: Dragonfl y larva (Anisoptera) discharging Athem holen unter dem Wasser. Es zieht die Lufft aus water out of its respiratory chamber (from RÖSEL dem Wasser durch den Nasen= und Lippen=Spalt VON ROSENHOF 1749, detail of table III from hinein, und an statt dass der Fisch das Wasser, woraus “The second class of water insects”). JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 181 teratur rekapituliert, FRISCH aber nicht nennt. Lehrbuch der Geschichte der Biologie Elektronenmikroskopische Untersuchungen genannt zu werden, sollte man innovativ haben sehr viel später wahrscheinlich ge- gewesen sein und häufig zitiert werden. macht, dass die Kiemenkammer sowohl der Die Frage stellt sich also, ob das für J.L. Respiration als auch der Osmoregulation FRISCH zutrifft. Schließlich hat BODENHEI- dient (u. a. GREVEN & RUDOLPH 1973). MER (1928) seinen Abschnitt über FRISCH folgendermaßen beendet: „Alles in allem ein Beispiel 6 herzerfrischendes Buch! Wenn auch einige Teile des Werkes eine zweite Aufl age erlebten, so ist seine „VIII. Die braun=grüne Baum=Laus auf Wirkung auf die Zeitgenossen nur gering geblie- den Blättern der Johannisbeer=Stauden.“ ben. Die herannahende Periode der Systematik, (FRISCH 1734, Teil 11, S. 9 ff.; Abb. 19 oben die durch Linnee eingeleitet wurde, ließ biologische rechts) Beobachtungen in den Hintergrund treten. Erst in „Das seltsamste an dieser und anderen Arten von neuerer Zeit wächst die Beachtung wieder, die dem Baum=Läusen ist, daß sie nicht Eyer legen, wie das treffl ichen Werke des verdienten Rektors geschenkt andre Gewürme, sondern lebendig gebähren, welches wird.“ (BODENHEIMER 1928, S. 461) ich unzehlich mahl beobachtet habe. Wann das Junge Zeitgenössische Würdigungen der „Insekten bis über die schwarzen Augen mit dem Kopf heraus in Teutschland“ in Form von Besprechun- ist, und also auch die Stirn=Knöpfe, worauf die gen in naturwissenschaftlichen Zeitschriften Fühlhörner stehen, so werden die Fühlhörner auch los, habe ich bisher (noch) nicht fi nden können. diese rühren sie indessen, und winden sie gleichsam durch Allerdings fi ndet man bei BOEHMER (1786, S. alle Gelencke. Hernach kommen die Vorder=Füsse 165/166) einen Hinweis auf eine Besprechung heraus, welche sie auch stetig rühren, und zuletzt die und die Bemerkung „…dignum opus, quod Hinter-Hüffte. Das junge klebet so lange mit dem exteris, quibus minus notum est, commendetur“ (ein Hintern und Fühlspitzen an dem etwas herausstehen- verdienstvolles Werk, welches den Ausländern, den Geburts=Gliede, bis seine Glieder genugsam hart denen es nicht bekannt ist, empfohlen werden worden sind, alsdann streifft die alte, welche es immer möge). Allerdings sind FRISCH und sein Werk in auf der Höhe gehalten hat, dasselbe auf dem Blatt Abhandlungen über „Insekten“ genannt und gelind ab.“ (FRISCH 1934 Teil 11, S. 9/10). gewürdigt worden. LESSER widmet ihm nahe- Dass Blattläuse lebendgebärend sind, hat be- zu eine Seite in seiner „Insecto-Theologia“: reits LEUWENHOEK beschrieben (s. Abb. 16). „Herr Joh. Leonh. Frisch, Rector des Gymnasii zu Für den Ablauf der Geburt, der übrigens Berlin, hat eine Beschreibung von allerley Insecten in fast genau 15 min dauert, haben sich aber Teutschland in Teutscher Sprache heraus gegeben, von offenbar nur wenige interessiert. FRISCH be- welchen bisher, da ich dieses schreibe, 12. Theile heraus schreibt ihn sehr präzise. Allerdings haben er kommen. Welche gewiß ein grosses Lob verdienen. Er und auch spätere Beobachter nicht bemerkt hat nicht allein hinlängliche Natur=Wissenschafft zur hat, dass die Jungen während der Geburt Unternehmung eines solchen Wercks, sondern auch von einer dünnen Cuticula umgeben ist, die unermüdete Gedult gehabt, die beschriebenen Insecta erst während des Geburtsvorgangs aufreißt durch Vergrösserungs=Gläser selbst zu untersuchen (vgl. Abb. 19 oben links, Mitte, unten; vgl. und auf ihre Handlungen genau Achtung zu geben. GREVEN & LINDERMANN 2002). Er hat selbst alles nach dem Leben accurat abgezeich- net, und durch seinen Sohn Philipp Jacob Frisch in 4.5. Spätere Beurteilung FRISCHs und Kupffer stechen lassen, auf welchen man sich vor allen der „Insekten in Teutschland“ Auctoribus verlassen kann, weil er gar genau die Zahl der Glieder, Gelencke, Lage der Theile, und Dürsen der Um in den Olymp der Großen aufgenom- Flügel in Acht genommen, dahero zu wünschen, dass er men zu werden oder zumindest in einem ferner damit fortfahren möge.“ (LESSER 1740, S. 22)

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Abb. 19: Blattläuse. Oben links: Grüne Erbsenlaus Acyrthosiphon pisum mit Embryonen. Oben rechts: Johannisbeerblasenlaus, Cryptomyzus ribis. 1) Totalansicht; 2) vergrößert; 3) Punktreihen auf dem Rücken (aus FRISCH 1734, Teil 11, Tafel XIV). Mitte: Ge- bärende A. pisum. Unten: Gebä- rende Holunder-Blattlaus (Aphis sambuci), die FRISCH ebenfalls als lebendgebärend beschreibt (FRISCH 1734, Teil 11, S. 14). Man beachte die das Neugeborene umgebende Hülle. Fig. 19: Aphids. Top left: Pea aphid Acyrthosiphon pisum with embryos. Top right: Cryptomyzus ribis.. 1) Total view; 2) magnifi ed; 3) dorsal spots (from FRISCH 1934, part 11, table XIV). Midd- le: Bearing A. pisum. Bottom: Bearing Aphis sambuci. This spe- cies was also described as being vi- viparous (FRISCH (1734, part 11,p. 14). Note that the newborn is covered by an envelope. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 183

In einer Schrift über die Geschichte des nach. Allein mit der Folge der Zeit lernte er solche Bernsteins aus dem Jahre 1742 wird FRISCH auch besser kennen, wie aus seinem 2 . 3. und 4. blumig als treuer Gefährte des Aeneas und Theil der Insectenbelustigung zu sehen ist.“ (RÖSEL als Kenner der Schmetterlinge gefeiert, kurz VON ROSENHOF 1746, S. 38) als Gewährsmann, wenn es darum geht, Allerdings muss RÖSEL VON ROSENHOF z. B. Schmetterlinge zu unterscheiden (SEN- FRISCH gekannt haben (s. o.) und er hätte DEL 1742; vgl. GREVEN & WICHARD 2010). auch im ersten Teil, in dem Schmetterlinge Die „Insecten in Teutschland“ haben sicher behandelt werden, Anlass genug gehabt, ihn eine Reihe zeitgenössischer Naturinteres- zu zitieren. Im zweiten, dritten und vierten sierte und Naturforscher beeinflusst, so Teil der „Insecten=Belustigung“ (der vierte z. B. den schon genannten Pfarrer LESSER ist postum von KLEEMANN herausgegeben (manches liest sich bei diesem so, als wäre worden; vgl. RÖSEL VON ROSENHOF 1749, er mehr als nur inspiriert worden). RÖSEL 1755, 1761) berücksichtigt RÖSEL VON RO- VON ROSENHOF zitiert zwar im ersten Teil SENHOF dann die einschlägigen Autoren (er seiner „Insecten-Belustigung“ einschlägige hat sich Vieles übersetzen lassen), u. a. auch Autoren, vor allem in den Vorberichten, u. FRISCH, diesen vor allem bei den Käfern a. S. MERIAN und REAUMUR, nicht aber im und lobt ihn sogar für den Bericht über den Text im Zusammenhang mit seinen Beob- Nashornkäfer (RÖSEL VON ROSENHOF 1755, achtungen. Allerdings stellt er unmissver- S. 42/43, vgl. Abb. 20, 21). Bemerkenswert ständlich fest, „habe ich schon vor der Herausgabe ist aber schon, dass er da, wo er FRISCHs Be- des ersten Stückes, in meinem vorausgeschickten obachtungen lediglich bestätigt (z. B. bei der Avertissiment, gemeldet, daß ich mich an keinen Atmung von Libellenlarven, den Haftfüßen Autor … binden und mich nicht so wol darum des Gelbrandkäfers etc.), ihn nicht zitiert. bekümmern würde, was dieser, oder jener saget, als Die „Art“beschreibungen aus den „In- um das, wovon mich meine eigene Sinnen überzeug- secten in Teutschland“ sind jedoch weiter ten. Ich schreibe demnach alles nach meiner blosen verwendet und kommentiert worden. So Erfahrung.“ (RÖSEL VON ROSENHOF 1746, hat LINNÉ im Zuge der weiteren Aufl agen S. 38 in „Zweyte Classe der Nacht=Vögel seiner „Systema Naturae“ das System der unter N.IV. „Die schöne, gross, grüne Raupe Tiere immer weiter ergänzt und war dabei etc.“; die Einzelblätter, die in Bänden vereint natürlich auf bereits vorliegende Schriften worden sind, sind hier nicht chronologisch angewiesen. angeordnet, sondern nach „Classen“; da- Eine etwas merkwürdig klingende, sehr her ist die Paginierung nicht fortlaufend.) wahrscheinlich aber durchaus wohlmeinende Übrigens argumentiert RÖSEL VON RO- Sentenz bringt FISCHER (1896) in der Ein- SENHOF ähnlich wie FRISCH (s. o.), der sich leitung zum Briefwechsel zwischen FRISCH ebenfalls primär auf das verlässt, was er und LEIBNIZ (1896). Er schreibt: „Die scharfe selbst gesehen hat, allerdings mit dem Unter- und liebevolle Beobachtung in diesen Beschreibungen schied, dass ihm im Gegensatz zu RÖSEL VON und die anspruchslose Darstellung des Beobachteten RÖSENHOF seine Bildung und die Kenntnis machen sie noch heute zu einer für den Naturfreund anderer Sprachen das Studium der Literatur angenehmen Lektüre.“ (FISCHER 1896: XXIX) ermöglicht haben. Das sagt er 156 Jahre (!) nach dem Erschei- KLEEMANN (s. o.) kommentiert auf derselben nen des letzten Bandes der „Insecten in Seite die Bemerkung RÖSEL VON ROSENHOFs Teutschland“. Das belegt sicher die damals folgendermaßen: „Damals, nemlich 1742. als noch recht lange „Halbwertszeit“ natur- der Verfasser dies schrieb, waren ihm freilich die wissenschaftlicher Beobachtungen, aber meisten Schriften, besonders ausländischer Natur- auch, dass der Berliner Stadtschulinspektor forscher, nicht viel bekanter, als nur dem Namen FISCHER offenbar nicht in der Lage war, den

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beruft sich dabei auf die Rede eines späteren Direktors des Gymnasiums zum Grauen Kloster, AUGUST FERDINAND RIBBECK (1790- 1847), die dieser viele Jahre nach FRISCHs Tod zu dessen Ehren gehalten hat (RIBBECK 1830). Bei LINNÉ hat er offensichtlich nicht nachgeschlagen, denn weder in der 10. (LINNAEUS 1758) noch in der 12. Aufl age der „Systema Naturae“ (LINNÉ 1767) wird ein M. frischii erwähnt. Es hat aber tatsächlich einmal einen Käfer dieses Namens gegeben (s. auch Abb. 23 oben), der heute als Typusart für das Genus Anomala gilt (s. u.). JOHANN CHRISTIAN FABRICIUS (s. o.) gibt in seiner „Systema Entomologiae“ eine sehr kurze Diagnose eines Käfers, den er Melolon- tha frischii nennt, offenbar, um die Leistungen von FRISCH sowie dessen Beschreibung des „Julius“-Käfers zu würdigen, ohne dies aber deutlich zu sagen. Er zitiert auch gewissen- haft S. 29, Tafel XIV aus dem vierten Teil der „Insecten in Teutschland“, in der der Julius-Käfer abgebildet und beschrieben wird (Abb. 22 a). Seine kurze Diagnose lautet: „25. M. (elolontha, Verf.) nigro aenea elytris testaceis. Scarabaeus Iulii f. vitis. Frisch. Ins. 4, p. 29, tab. 14. Habitat in vite, rosa Germaniae, Brasiliae Dom. Banks. Simillima M. horticolae, at duplo major. Caput et thorax obscure aenea, glab- ra, nitida. Scutellum rotundatum aeneum. Elytra Abb. 20: Nashornkäfer Oryctes nasicornis. Oben: testacea sutura virescente. Variat elytris thorace aus FRISCH 1721 b, Teil 3, Abbildungen aus Tafel III). Unten: Made (aus FRISCH 1736 b; Teil 5, concoloribus.” (25. Dunkmetallischer M. mit Tafel I). gewölbten Elytren. Scarabaeus Iulii forma Fig. 20: Rhinoceros beetle Oryctes nasicornis. Top: vitis … Lebt auf Wein, der Rosa Germaniae from FRISCH (1721 b, part 3, fi gures from table und der Rosa Brasiliae ... Sehr ähnlich dem III). Bottom: Larva (from FRISCH 1736 b, part M. horticolae, aber doppelt so groß. Kopf 5, table I). und Thorax dunkel-metallisch, glatt, glän- zend. Scutellum abgerundet, metallisch. Die Wert und die Originalität der „Insecten in gewölbten Elytren mit grün schimmernder Teutschland“ adäquat zu würdigen. Zudem Naht. Ist bunt durch gleichfarbige Elytren verwechselt er „anspruchslos“ wohl mit am Thorax.) (FABRICIUS 1775, S. 37) präzise, verständlich und sorgfältig. FISCHER FRISCH beschreibt Larve und Puppe und sagt schreibt überdies, dass LINNÉ in Anerken- dann: „Der Kefer, so herauskommt, ist Castanien- nung der Leistungen von Herrn FRISCH braun auf den Flügeln, wie die Maien=Kefer. „einem Käfer aus der Species (sic! Verf.) Melolontha Einige aber mit grün sehr untermenget, sonderlich den Namen „Melolontha Frischii“ gegeben die Männlein. Der Rück=Schild ist allzeit grün. habe“ (FISCHER 1896, S. XXIX). FISCHER Er ist etwan das dritte Theil so groß, als ein grosser JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 185

Abb. 21: Nashornkäfer Oryctes nasicornis (aus RÖSEL VON ROSENHOF 1749, Tafel VII “Der Erdkäfer erste Classe”). Fig. 21: Rhinoceros beetle Oryctes nasicornis (from RÖSEL VON ROSENHOF 1749, table VII “The fi rst class of terrestrial ”, table VII).

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Maien=Kefer, hat einen schwarzen Unter=Leib, und Allerdings hat der österreichische Arzt und keine weisse Zwickel oder Ecke an den Seiten, auch Naturforscher GIOVANNI ANTONIO SCOPOLI keine unter sich gebogene Schwantz=Spitze, wie die (1723-1728) 1763 einen Käfer als Scarabaeus Mayen=Kefer, sondern ist gantz stumpf und rund dubius beschrieben, den weder FABRICIUS am Hintern. Es ist daher auch ihr Gatten anders. Sie (l. c.) unter Scarabaeus oder Melolontha noch sind nicht häuffi g zu fi nden, sondern manches Jahr nur LINNÉ unter Scarabaeus in der 12. Aufl age eintzeln.“ (FRISCH 1736 a, Teil 4, S. 29 /30; Abb. der „Systema naturae“ (LINNÉ 1767) erwäh- 22; vgl. auch Abb. 23 unten Mitte) Nach dieser nen; beide kannten aber die Arbeiten von Beschreibung und der beigefügten Abbildung FRISCH und SCOPOLI, denn sie werden von glaubt BODENHEIMER (1929, S. 400), Phylloper- beiden sehr häufi g zitiert. SCOPOLI nennt tha horticola (Linné, 1758) vor sich zu haben bei seinem Scarabaeus dubius FRISCH nicht, (Abb. 23 unten links). Bei dem britischen obwohl er die „Insecten aus Teutschland“ Entomologen GEORGE SAMOULLE (etwa 1790- bei anderen Käfern als Quelle angibt, z.B. 1846) – Kurator am Britischen Museum („Na- bei Scarabaeus solstitialis, den LINNÉ unter tural History“) – steht M. frischii beim Genus Bezug auf FRISCH und SCOPOLI später Anomala („Genus 164. ANOMALA. … Scarabaeus solstitialis nennt und den FRISCH Elytra with the external edge not sinuated, very sehr ausführlich beschreibt (s. FRISCH 1730 slightly narrower at their base, than at their points: a,Teil 9, S. 30, Tafel XV, fi g. 3), bei dem tibiae terminated by very distinct heels: antennae er ebenfalls deutlich auf die Färbung der of both sexes nearly equal in size, with a lamellated Elytren hinweist und den BODENHEIMER club: body ovate or short ovate. A. Frischii. Mel. (1929) als Amphimallus solstitialis identifi ziert Frischii. Fabr. Inhabits the sandy coasts of the sea.” hat. Heute heißt dieser Käfer, leicht modifi - (SAMOUELLE 1819, S. 191; siehe auch ICZN ziert, Amphimallon solstitiale (Linnaeus, 1758) 1989: Opinion 1546) (Abb. 23 unten, rechts).

Abb. 22: Julikäfer. 1) Made; 2) Puppe; 3) Imago; 4) Flügel (aus FRISCH 1736 a, Teil 4, Tafel XIV). Fig. 22: July-beetle. 1) Maggot; 2) pupa; 3) imago; 4) wing (from FRISCH 1736 a, part 4, table XIV). JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 187

Abb. 23: Melolontha frischii Fabricius. Oben: Aus Panzer (1793). Unten: Von links nach rechts: Gar- tenlaubkäfer Phyllopertha horticola (Linnaeus 1758), Kleiner Julikäfer Anomala dubia (Scopoli 1763) (= M. frischii), Junikäfer oder Gerippter Brachkäfer Amphimallon solstitiale (Linnaeus, 1758). (Foto unten: D. S CHULTEN). Weitere Erklärungen s. Text. Fig. 22: Melolontha frischii Fabricius. Top: From PANZER (1793). Bottom: From left to right: Garden chafer Phyllopertha horticola (Linnaeus 1758); Anomala dubia (Scopoli 1763) (= M. frischii); Summer chafer Amphimallon solstitiale (Linnaeus, 1758), (Photo bottom: D. SCHULTEN). For further explana- tions see text.

Entomologie heute 23 (2011) 188 HARTMUT GREVEN

Die Diagnose des Scarabaeus dubius bei SCO- Dies alles sowie seine Verdienste in ande- POLI lautet: „Thorax cum elytris striatis glabris ren Disziplinen (s. o) weisen J.L. FRISCH als punctatus. Corpus subtus saltem atro-caeruleum. universalen Geist des 17. Jahrhunderts aus. Caput obtusum. Elytra abdomine breviora, ut in Solstitiali, quo minor & varians … Elytris Danksagung coloratis ut in priore (i. e. S. solstitialis, Verf). Thoracice atro-caeruleo: margine dorsoque elytris Ich danke ganz herzlich Frau Dr. SILKE concolore … Colore unico atro-caeruleo; torace STOLL, Aquazoo/Löbbecke-Museum der tamen & capite potius virescentibus.” (Thorax Stadt Düsseldorf, für die kritische Durch- punktiert mit glatten, gestreiften Elytren. sicht des Manuskripts und die Abbildung Körper zumindest unten schwarzblau. des Tagpfauenauges aus GOEDAERTs Kopf abgestumpft … Elytren kürzer als „Metamorphis naturalis“, von der sich ein das Abdomen, wie bei Solstitialis, kleiner Band der holländischen Ausgabe in der und variabler als dieser. … Elytren gefärbt Bibliothek des Aquazoo/Löbbecke-Mu- wie bei dem vorigen, mit schwarz-blauem seums befi ndet, Herrn Prof. Dr. WILFRIED Thorax: mit am Rand und dorsal gefärbten WICHARD, Bonn, der das Portät von J.L. Elytren …Von einzigartiger schwarz-blauer FRISCH beisteuerte und mir eine Datei der Farbe; Thorax und Kopf jedoch mehr grün von WIPPEL (1744) verfassten Biographie schimmernd.) (SCOPOLI 1763, 4. Scaraba- überließ, Herrn DIETER SCHULTEN, Aqua- eus. Nicht paginiert). Dabei soll es sich zoo/Löbbecke-Museum, der die Käfer auf um besagten M. frischii gehandelt haben; Abbildung 23 unten fotografi erte, Herrn dieser Name wäre also das jüngere Syno- Dr. VOLKER WALLDORF, Universität Düssel- nym von S. dubius. Das weitere Schicksal dorf, der mir bei der Identifi zierung einiger des M. frischii alias Scarabaeus dubius habe Insekten half, Herrn H. HIERONIMUS für ich nicht mehr verfolgt. Der Käfer heißt den Hinweis auf G. TEUBER und vor allem heute Anomala dubia (Scopoli, 1763) (Abb. dem GÖTTINGER DIGITALSIERUNGSZENTRUM, 23 unten, Mitte). dessen große Sammlung von digitalsierten BODENHEIMER beginnt seinen Exkurs über und frei zugänglichen „alten“ Texten eine FRISCH im Kapitel „Das bionomische Zeit- große Hilfe war. alter (1640-1750)“ mit dem Satz „Zu den bedeutendsten entomologischen Erscheinungen dieser Literatur Zeit muß auch Johann Leonhard Frisch gerechnet werden“ (BODENHEIMER 1928; S. 443) und (Aufgeführt sind alle von mir im Text zi- begründet dies mit dessen guten und aus- tierten Originalarbeiten und Bücher sowie führlichen Beobachtungen namentlich vieler die von FRISCH besprochenen und zitierten Schadinsekten und deren Bekämpfung sowie Werke, einige wenige allerdings in einer von Parasiten aller Art (s. o.). HIEPE & WEI- anderen Ausgabe, nicht aber die von FRISCH DAUER (1985, S. 291) bezeichnen ihn sogar zitierten Originalarbeiten.) als „Begründer der naturwissenschaftlich orientierten Parasitologie“. Er hat auch wohl als erster *nicht gesehen helminthologische Freilanduntersuchungen durchgeführt und darüber berichtet (vgl. ALBIN, E. (1720): A natural history of English Insects, illustrated with a hundred copper ENIGK 1986). JAHN (2000 b, S. 249) würdigt plates, curiously engraven from the live, and ihn mit den Worten: „Exemplarisch für die (for those, who desire it) exactly coloured Fülle neuer Erkenntnisse über bisher vernachlässigte by the Author Eleazar Albin, Painter. Innys; Tiergruppen ist das umfangreiche Insektenwerk von London. (http://resolver.sub.uni-goettingen. Johann Leonhard FRISCH …“ de/purl?PPN477852769) JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 189

ALDROVANDI, U. (1638): De animalibus insectis königlichen Bayerischen Akademie der Wis- libri septem. Apud Clementem Ferronium; senschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Bononiae. http://resolver.sub.uni-goettingen. Biographie, Band 8. Duncker & Humblot; de/purl?PPN487756266) München, Leipzig. ASHWORTH, W.B., Jr. (1990): Natural history and ENIGK, K. (1986): Geschichte der Helminthologie the emblematic world view. Pp. 303-332 in: im deutschsprachigen Raum. Gustav Fischer; LINDBERG, D.C., & WESTMAN, R.S. (eds.). Stuttgart. Reappraisals of the Scientifi c Revolution. ESSIG, E.O. (1936): A sketch history of entomol- Cambridge University Press; Cambridge. ogy. Osiris 2: 80-123. BÄUMER, Ä. (1991): Geschichte der Biologie. Band FABRICIUS, J.C. (1775): Systema entomologiae, 2. Zoologie der Renaissance-Renaissance der sistens insectorum classes, ordines, genera, Zoologie. Peter Lang; Frankfurt am Main, species, a diectis synonymis, locis, descriptio- Bern, New York, Paris nibus, observationibus. In Offi cina Libraria BLANKAART, S. (1690): Schau-Platz der Raupen, Kortii; Flensbvrgi et Lipsiae. (http://resolver. Würmer, Maden und fl iegenden Thiergen sub.uni-goettingen.de/purl?PPN578515547) welche daraus erzeuget werden. Gleditsch; FISCHER, L.H. (Hrsg. 1890): J. L. Frischs Schulspiel Leipzig. (http://resolver.sub.uni-goettingen. von der Unsauberkeit der falschen Dicht- und de/purl?PPN62470825X) Reim-Kunst (Schriften des Vereins für die BODENHEIMER, F.S. (1928): Materialien zur Ge- Geschichte Berlins 26). Mittler; Berlin. schichte der Entomologie bis Linné. Band I. FISCHER, L.H. (1896): Joh. Leonh. Frisch‘s Brief- W. Junk; Berlin. wechsel mit G.W. Leibniz (Mit Einleitung BODENHEIMER, F.S. (1929): Materialien zur Ge- und Anmerkungen herausgegeben von Dr. schichte der Entomologie bis Linné. Band L.H. Fischer). Archiv der „Brandenburgia“ II. W. Junk; Berlin. Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz BONNET, CH. (1745): Traité d’insectologie ou Brandenburg zu Berlin 2: 1-80. observations sur les pucerons. Premier Par- FRISCH, J.L. (1721 a): Beschreibung von allerley tie. Durand; Paris. (http://resolver.sub.uni- Insecten in Teutschland, nebst nützlichen goettingen.de/purl?PPN618094482) Anmerckungen und nöthigen Abbildungen BRADLEY, R. (1721): A philosophical account von diesem kriechenden und fliegenden of the works of nature, endeavoring to set inländischen Gewürme, zur Bestätigung und forth the several gradations remarkable in the Fortsetzung der gründlichen Entdeckung, so mineral, vegetable, and parts of the einige von der Natur dieser Creaturen heraus creation. Tending to the composition of a scale gegeben, und zur Ergäntzung und Verbesse- of life, to which is added account of the state rung der andern. Anderer Theil. Christoph of gardening, as it is now in Great Britain, and Gottlieb Nicolai; Berlin. (http://resolver. other parts of : together with several sub.uni-goettingen.de/purl?PPN 397698313) new experiments relating to the improvement FRISCH, J.L. (1721 b): Beschreibung von allerley of barren ground, and the propagating of Insecten in Teutschland, nebst … Dritter timber trees, fruit trees, etc. with many curious Theil. Christoph Gottlieb Nicolai; Berlin. cutts. W. Mears; London. (http://resolver.sub. (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ uni-goettingen.de/purl?PPN372424686) purl?PPN397698003) BOEHMER, G.R. (1786): Systematisch-literarisches FRISCH, J.L. (1728): Beschreibung von aller- Handbuch der Naturgeschichte, Oeconomie ley Insecten in Teutschland, nebst … Sie- und anderer damit verwandter Wissenschaf- bender Theil. Samt einer Vorrede, dar- ten und Künsten, Zweyter Theil, Thierreich, innen von Uliyssis Aldrovandi Buch von Zweyter Band. Friedrich Iunius; Leipzig. den Insecten ausführliche Meldung ge- (http://books.google.com) schicht. Christoph Gottlieb Nicolai; Berlin. *BREYNE, PH. (1731): Historia naturalis cocci (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ radicum tinctorii quod polonicum vulgo audit. purl?PPN397701136) Clutius; Danzig. FRISCH, J.L. (1730 a): Beschreibung von allerley ECKSTEIN, F.A. (1878): Frisch, Johann Leonhard. Insecten in Teutsch-Land, nebst … erster S. 93-95 in: Historische Commission bei der Theil. Christoph Gottlieb Nicolai; Berlin.

Entomologie heute 23 (2011) 190 HARTMUT GREVEN

(http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ Gottlieb Nicolai; Berlin. (http://resolver.sub. purl?PPN397693741) uni-goettingen.de/purl?PPN397698895) FRISCH, J.L. (1730 b): Beschreibung von allerley FRISCH, J.L. (1736 b): Beschreibung von al- Insecten in Teutsch-Land … etc. Achter lerley Insecten in Teutsch-Land, nebst … Theil. Worinnen in der Vorrede von Hr. Joh. Fünffter Theil. Samt einer Vorrede, wor- Schwammerdams Tractat von den Insecten innen des Herrn Joblots Buche von denen einige Nachricht überhaupt enthalten. In den Vergrösserungs=Gläsern in diesem Stück der folgenden aber auch vieles von demselben ins- Natur=Geschichten Nachricht gegeben wird. besonderheit durchgegangen wird. Christoph Und einem Register über alle fünff Theile. Gottlieb Nicolai; Berlin. (http://resolver.sub. Christoph Gottlieb Nicolai; Berlin. (http:// uni-goettingen.de/purl?PPN397701462) resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN FRISCH, J.L. (1730 c): Beschreibung von allerley 397699948) Insecten in Teutsch-Land, nebst … Neun- FRISCH, J.L. (1736 c): Beschreibung von allerley ter Theil. Samt einer Vorrede, worinnen Insecten in Teutsch-Land, nebst … Zwölfter ein Auszug aus des Herrn Francisci Redi Theil. Samt einer Nachricht in der Vorrede Buch von Erzeugung der Insecten enthal- von Thomas Moufets Schrift, die er von den ten ist. Wie auch einer Beschreibung der Insecten herausgegeben. Christoph Gottlieb Strich=Heuschrecken, welche in diesem Jahr Nicolai; Berlin. (http://resolver.sub.uni- grossen Schaden gethan. Im übrigen wird goettingen.de/purl?PPN397705271) theils zufolge der Schwammerdamischen Ord- FRISCH, J.L. (1738): Beschreibung von allerley In- nung, wie im achten Theil geschehen ist, theils secten in Teutsch-Land, nebst … Dreyzehender auch ausser derselben fortgefahren. Christoph Theil. Nebst einer Vorrede vom dem was Robert Gottlieb Nicolai; Berlin. (http://resolver.sub. Hooke in seiner Micrographia entdecket, und uni-goettingen.de/purl?PPN397704682) von dem muthmaßlichen Ursprung der grünen FRISCH, J.L. (1732): Beschreibung von allerley Haut die man nach der Überschwemmung der Insecten in Teutsch-Land, nebst … Zehen- Oder An. 1736 auf den Wiesen und andern der Theil. Nebst einer Vorrede, worinnen der Gründen gefunden hat. Wie auch nöthigen Tractat des Hn. Joh. Schwammerdamms voll- Zusätzen zu einigen Beschreibungen der drey- ends durchgegangen wird, welcher im achten hundert Insecten in den vorhergehenden XIII. Theil angefangen worden, und mit einem Theilen Und einem Register über die Centurie Register über die Centurie der Insecten, so der Insecten, so in diesen drey letzten Theilen in diesen fünff Theilen, nemlich vom VIten beschrieben werden. Christoph Gottlieb Nicolai; bis Xden beschrieben worden. Christoph Berlin. (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ Gottlieb Nicolai; Berlin. (http://resolver. purl?PPN39770545X sub.uni-goettingen.de/purl?PPN397704909) FRISCH, J.L. (1740): Beschreibung von allerley FRISCH, J.L. (1734): Beschreibung von allerley Insecten in Teutsch-Land, nebst … Sechster Insecten in Teutsch-Land, nebst … Anfang Theil. Samt einer völligen Nachricht von des dritten Hundert oder eilfter Theil. zweyer Mahler Arbeit in dieser Materie, Nebst einer Vorrede, worinnen des Hn. nehmlich (1.) Von D.J. Hufnagel blosen Ab- Anton von Leeuwenhoek Nachrichten von bildungen einiger Insecten und (2.) von Joh. allerley Insecten, so in seinen Schrifften Goedarts Abbildungen und Beschreibungen hier und da gefunden werden, sumarisch vieler Insecten und den unterschiedlichen erzehlt sind, welche hierbei auch Gelegen- Ausfertigungen dieses Buchs. Christoph heit gegeben haben, in einigen derselben Gottlieb Nicolai; Berlin. (http://resolver. fortzufahren. Christoph Gottlieb Nicolai; sub.uni-goettingen.de/purl?PPN397700628) Berlin. (http://resolver.sub.uni-goettingen. *FRISCH, J.L. (1763): Vorstellung der Vögel de/purl?PPN397705166) Deutschlands und beyläuffi g auch einiger FRISCH, J.L. (1736 a): Beschreibung von allerley Fremden; nach ihren Eigenschaften beschrie- Insecten in Teutsch-Land, nebst … Vierdter ben von J. L. Frisch ..., in Kupfer gebracht ... Theil. Samt einer Nachricht in der Vorrede von Ferdinand Helfreich Frisch. 14 Lieferun- von Hr. Albini Buch, so von dergleichen Mate- gen in 12 Classen + Supplement in 2 Bden. rie, in Engelland heraus gekommen. Christoph Friedrich Wilhem Birnstiel; Berlin. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 191

GERLACH, D. (2009): Geschichte der Mikroskopie. GREVEN, H., & WICHARD, W. (2010): Schmetter- Verlag Harri Deutsch; Frankfurt am Main. linge oder Köcherfl iegen? Bemerkungen zum GOEDAERT, J. (1662): Metamorphosis et historia Kapitel „De papilionibus“ aus der „Historia naturalis insectorum … Cum commentariis D. succinorum“ (1742) des Nathanael Sendel. Joannis de Mey Ecclesiastis Medioburgensis ac Entomologie heute 22: 107-150. Doct. Med. & duplice ejusdem appendice, una GRIENDEL VON ACH, J. (1687): Micrographia de hemerobiis, altera de natura cometarum, nova oder neu-curieuse Beschreibung ver- & vanis ex iis devinationibus. Apud Jacobum schiedener kleiner Körper/welche vermittelst Fierensium; Medioburgi. (http://resolver. eines absonderlichen von dem Authore neu sub.uni-goettingen.de/purl?PPN477304400) erfundenen Vergrösser-Glases verwunderlich GOEDAERT, J. (1667): Metamorphoseos et his- gross vorgestellet werden, samt beigefügten toriae naturalis Pars secunda, de insectis, deroselben Abbildungen/in vierzehn Kupfer- … latinitate donata, commentariis, & notis, platten bestehend ans Liecht gegeben werden. textui insertis, illustrata & auctuario notarum Nürnberg; Johann Ziegler. (www.BioLib.de ) sive appendice locupletata, de insectorum HARMS, W. (1989): Bedeutung als Teil der Sache origine, utilitate & usu a Paulo Veezaerdt, in zoologischen Standardwerken der frühen ecclesiaste in insulâ Wolphhardi Zelando- Neuzeit (Konrad Gesner, Ulisse Aldrovandi). rum. Apud Jacobum Fierensium; Medio- Pp. 352-37 in: BOOCKMANN, H., MOELLER, burgi. (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ B., & STACKMANN, K. (eds.): Lebenslehren purl?PPN477304656) und Weltentwürfe im Übergang von Mittel- GOEDAERT, J. (1669): Metamorphoseos et his- alter zur Neuzeit. Vandenhoeck & Ruprecht; toriae naturalis insectorum. Pars tertia & Göttingen. ultima, … et appendice de D. Joannis de HIEPE, T., & WEIDAUER, B. (1985): Zur Geschichte Mey, ecclesiasta Medioburgensis & Med. der Parasitologie an der Berliner Universität. Doc. Apud Jacobum Fierensium; Medio- Wissenschaftliche Zeitschruft der Humboldt- burgi. (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ Universität Berlin, Mathematisch-Naturwis- purl?PPN477305180) senschaftliche Reihe 34, 291-298. GOEDAERT, J. (1685): De Insectis, in methodum HOEFNAGEL, J. (1630): Diversae insectorum vola- redactus; cum notularum additione. Operâ tilum icones advivum accuratissime depictae M. Lister, é regiâ societate Londinensi. Item per celeberrimum pictorem D.J. Hufnagel, Appendicis ad Historiam animalium Angliae, typisque mandatae a Nicolao Joannis Vis- ejusdem M. Lister, altera editio hic quoque scher; Amsterdam. (http://resolver.sub.uni- exhibetur. Una cum scarabaeorum Angli- goettingen.de/purl?PPN371059488) canorum quibusdam tabulis mutis. Smith; HOOKE, R. (1665): Micrographia, or, some physi- Londini. (http://resolver.sub.uni-goettingen. ological descriptions of minute bodies made de/purl?PPN471241520) by magnifying glasses with observations and GREVEN, H. (1995): Viviparie bei Insekten. Ver- inquiries thereupon. Printed by Jo. Martyn handlungen Westdeutscher Entomologentag and Ja. Allestry; London. (http://books. 1994: 1-24. google.com) GREVEN, H., & BRENNER, M. (2007): Sensillen ICZN (International Commission on Zoological auf den Fangbeinen von Nepa cinerea (Hete- Nomenclature) (1989): Opinion 1546. Bulletin roptera) und Anmerkungen zum Beutefang. of Zoological Nomenclature 42: 149-150. Entomologie heute 19: 115-127. JAHN, I. (Hrsg., 2000 a): Geschichte der Biologie – GREVEN, H., & RUDOLPH, R. (1973): Histologie Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbio- und Feinstruktur der larvalen Kiemenkammer graphien. 3. Aufl age. Spektrum Akademischer von Aeshna cyanea Müller (Odonata: Aniso- Verlag; Heidelberg, Berlin. ptera). Zeitschrift für Morphologie der Tiere JAHN, I. (2000 b): Biologische Fragestellungen 76: 209-226. in der Epoche der Aufklärung (18. Jh.). S. GREVEN, H., & LINDERMANN, L. (2005): Notes on 231-273 in: JAHN, I. (Hrsg.): Geschichte der the birth process in the aphid-species Acyrthosi- Biologie – Theorien, Methoden, Institutionen, phon pisum and Aphis fabae (Sternorrhyncha: Kurzbiographien. 3. Aufl age. Spektrum Aka- Aphididae). Entomologia Generalis 27: 211-222. demischer Verlag; Heidelberg, Berlin.

Entomologie heute 23 (2011) 192 HARTMUT GREVEN

JOBLOT, L. (1718) : Descriptions & usages des rum. (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ plusieures Nouveaux Microscopes tant purl?PPN487201450) simples que composez. Avec de nouvelles *LEEUWENHOEK, VAN A. (1719): Epistolae phy- observations, faites sur une multitude in- siologicae super compluribus naturae arcanis, nombrable d’insectes, & d’autres animaux de ubi variorum animalium pantarum fabrica, diverses especes qui naissent dans des liqueurs conformatio, proprietates atque operationes prepareés & dans celles qui ne le sont point. novis et hactenus inobservatis experimentis il- Par L. Joblot, Professeur Royal en Mathema- lustrantur et oculis exhibentur, item peculiares tiques, de l’Academie Royale de Peinture & et hactenus incognitae rerum quarundam Sculpture. Paris . qualitates explicantur. Boutestein; Delphis JOHNSTON, J. (1657): Historiae naturalis de insectis Batavorum. libri III; de serpentibus et draconibus libri LESSER, F.C. (1738): Insecto-Theologia, Oder: II. Amstelodami: Apud Ioannem Iacobi fi l. Vernunfft= und schrifftmäßiger Versuch , wie Schipper. (http://resolver.sub.uni-goettingen. ein Mensch durch aufmercksame Betrachtung de/purl?PPN578515547) derer sonst wenig geachteten Insecten zu KERCKRING, TH. (1670): Spicilegium anatomicum, lebendiger Erkäntniß und Bewunderung der continens observationem anatomicarum rari- Allmacht, Weißheit, der Güte und Gerech- orum centuriam unam: nec non osteogeniam tigkeit des grossen Gottes gelangen könne. foetum,.... Sumptibus Andreae Frisii; Am- Michael Blochberger; Franckfurt und Leipzig. stelodami. (http://diglib.hab.de/download. (http://books.google.com) php?dir=drucke/11-4-phys-1&lang=en) LESSER, F.C. (1740): Insecto-Theologia, Oder: KORSCHELT, E. (1923): Bearbeitung einheimischer Vernunfft= und Schrifftmäßiger Versuch Tiere, Erste Monographie: Der Gelbrand, Dy- ... Zweyte und vermehrte Aufl age. Micha- tiscus marginalis L., Band 1. Verlag von Wilhelm el Blochberger; Franckfurt und Leipzig. Engelmann; Leipzig, (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ KORSCHELT, E. (1924): Bearbeitung einheimischer purl?PPN550878483) Tiere, Erste Monographie: Der Gelbrand, Dy- LINNAEUS, C. (1758): Systema naturae per regna tiscus marginalis L., Band 2. Verlag von Wilhelm tria naturae, secundum classes, ordines, ge- Engelmann; Leipzig. nera, species, cum characteribus, differentiis, KRUSEMAN, G. (1956): The editions of Goedaert‘s synomynis, tomus I. Editio decima, reformata. “Metamorphosis naturalis”. Entomologische Laurentii Salvii; Holmiae. (http://resolver. Berichten 16: 46-48. sub.uni-goettingen.de/purl?PPN362053006) *LEEUWENHOEK, VAN A. (1687): Anatomia LINNÉ, C. VON (1767): Systema Naturae, Tom. I. seu interiora rerum cum animatarum tum Pars II. Editio Duodecima. Laurentii Salvii; inanimatarum ope et benefi cio exquisitissi- Holmiae. (http://resolver.sub.uni-goettingen. morum microscopiorum detecta, variisque de/purl?PPN362053732) experimentis demonstrata una cum discursu LISTER, M. (1671): A letter … concerning a kind & ulteriore dilucidatione epistolis quibusdam of fl y that is viviparous. Philosophical Trans- ad celeberrimum, sermi magnae britanniae actions of the Royal Society 6: 2170-2171. regis auspicio Londini fl oret, Philosophorum MEIER, R., KOTRBA, M., & FERRAR, P. (1999): collegium datis comprehensa ab … Ludguni Ovoviviparity and viviparity in the Diptera. Batavorum Cornelius Boutesteyn. (http:// Biological Reviews 74: 199-258. books.google.com) MERIAN, M.S. (1679): Der Raupen wunderbare LEEUWENHOEK, VAN A. (1695): Arcana naturae Verwandlung / und sonderbare Blumen= detecta ope microscopiorum. Apud Hen- nahrung / worinnen / durch eine gantz=neue ricum a Krooneveld; Delphis Batavorum. Erfi ndung / der Raupen / Würmer / Som- (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ mer=vögelein / Motten / Fliegen / und purl?PPN487202317) anderer dergleichen Thierlein / Ursprung LEEUWENHOEK, VAN A. (1696): Continuatio / Speisen / und Veränderungen / samt epistolarum, datarum ad longè celeberrimam ihrer Zeit / Ort / und Eigenschaften / den regiam societatem Londinensem. Editio Naturkündigern / Kunstmahlern / und Gar- altera. Corneliu Boutetsein; Lugduni Batavo- tenliebhabern zu Dienst / fl eißig untersucht JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 193

/ kürtzlich beschrieben / nach dem Leben nach dem Leben abgebildet, vorgestellet … abgemahlt / ins Kupfer gestochen / und Fleischmann; Nürnberg. (http://resolver.sub. selbst verlegt / von Maria Sibylla Gräffi nn / uni-goettingen.de/purl?PPN369099737) Matthaei Merians / des Eltern / Seel. Tochter. RÖSEL VON ROSENHOF, A.J. (1755): Der monath- Graff. Nürnberg. (http://resolver.sub.uni- lich =herausgegebenen Insekten=Belustigung goettingen.de/purl?PPN476005086) dritter Theil worinnen ausser verschiedenen, MOFETT, TH. (1634): Insectorum, sive minimo- zu den in den beeden ersten Theilen ent- rum animalium theatrum olim ab Edoardo haltenen Classen, gehörigen Insecten, auch Wottono, Conrad Gesnero, Thomaque Pennio mancherley Arten von acht neuen Classen inchoatum, tandem Th. Moufeti Londinatis nach ihrem Ursprung, Verwandlung und opera sumptibusque maximis concinnatum, andern wunderbaren Eigenschafften, aus auctum, perfectum & ad vivum expressis eigener Erfahrung beschrieben, und in iconibus supra quingentis illustratum. Thom. sauber illuminirten Kupfern nach dem Le- Cotes; Londini. (http://resolver.sub.uni- ben abgebildet und vorgestellet werden … goettingen.de/purl?PPN371060702) Fleischmann; Nürnberg. (http://resolver. OGILVIE, B.W. (2005): Natural history, ethics, and sub.uni-goettingen.de/purl?PPN369101308) physico-theology. Pp. 75-104 in: Historia: RÖSEL VON ROSENHOF, A.J. (1761): Der monath- Empiricism and erudition in early modern lich =herausgegebenen Insekten=Belustigung Europe (POMATA, G., & SIRAISI, N., eds.). MIT vierter Theil, in welchem auser verschiedenen Press; Cambridge, MA. in= und ausländischen Insecten auch die OGILVIE, B.W. (2008): Nature’s Bible: Insects in hiesige grosse Kreuz=Spinne nach ihrem seventeenth-century European art and science. Ursprung, Wachsthum und andern wunder- Tidsskrift for kulturforskning 7 (3): 5-21. baren Eigenschaften, aus eigener Erfahrung PANZER, G.W.F. (1793): Faunae Insectorum Ger- beschrieben und in 40. sauber illuminierten manica Initia. Deutschlands Insekten. 4. Teil, Kupfern nach dem Leben abgebildet und Hefte 86 bis 108. Felseckersche Buchhand- vorgestellet werden … nebst einer zuverlässi- lung; Nürnberg. (www.BioLib.de) gen Nachricht von den Lebensumständen des REDI, F. (1686): Opusculorum pars prior sive ex- seel. Verfassers, beschrieben und herausgege- perimenta circa generationem insectorum. H. ben von C.F. C. Kleemann Mignaturmahler. Wetstenius; Amstelaedami. (http://resolver. Fleischmann; Nürnberg. (http://resolver. sub.uni-goettingen.de/purl?PPN624346129) sub.uni-goettingen.de/purl?PPN624988473) *RIBBECK, A.F. (1830): Oratio ad J.L. Frischii me- SADONES, J. (1896): L’appareil digestif et res- moriam secularem celebrandam. Programm piratoire larvaire des odonates. Cellule 11: des Grauen Klosters. 17 S. 271-325. RÖSEL VON ROSENHOF, A.J. (1746): Der monath- SAMOUELLE, G. (1819): The entomologist’s use- lich =herausgegebenen Insekten=Belustigung ful compendium; or, an introduction to the erster Theil, in welchem die in sechs Classen knowledge of British insects, comprising the eingetheilte Papilionen mit ihrem Ursprung, best means of obtaining and preserving them, Verwandlung und allen wunderbaren Eigen- and a description of the apparatus generally schafften, aus eigener Erfahrung beschrieben, used; together with the genera of Linné. T. und in sauber illuminirten Kupfern, nach Boys; London. (http://books.google.com/) dem Leben abgebildet, vorgestellet werden. SCOPOLI, J. A. (1763): Entomologia Carniolica Fleischmann; Nürnberg. (http://resolver. exhibens insecta Carnioliæ indigena et distri- sub.uni-goettingen.de/purl?PPN369099397) buta in ordines, genera, species, varietates. RÖSEL VON ROSENHOF, A.J. (1749): Der monathlich Methodo Linnæana. Trattner; Vindobonae. =herausgegebenen Insekten=Belustigung zwey- (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ ter Theil, welcher acht Classen verschiedener purl?PPN366664344) sowohl inländischer /als auch einiger ausändi- SENDEL, N. (1742): Historia succinorum corpora scher Insecte enthält: Alle nach ihrem Ursprung, aliena involventium et naturae opere pictorum Verwandlung und andern wunderbaren Eigen- et caelatorum ex Augustorum I et II cimeliis schafften, gröstentheils aus eigener Erfahrung Dresdae conditis aeri insculptorum. Apud beschrieben, und in sauber illuminirten Kupfern Fridericum Gleditschium; Lipsiae.

Entomologie heute 23 (2011) 194 HARTMUT GREVEN

SWAMMERDAM, J. (1669): Historia generalis insec- WINTER, E. (1961): „Frisch, Johann Leonhard“. torum, ofte allgemeene verhandeling van de Neue Deutsche Biographie 5, 616 .[Onlinefas- bloede loose dierkens … Eerste Deel. Mei nardus sung]; (http://www.deutsche-biographie.de/ van Dreunen; Utrecht. (http://resolver.sub.uni- artikelNDB_pnd118536095.html) goettingen.de/purl?PPN478744080) WIPPEL, J.J. (1744): Das Leben des weiland SWAMMERDAM, J. (1738) Bybel der Natuure od berühmten Rectors an dem Gymnasio zum Historie der Insecten, tot zeekere zoorten grauen Kloster in Berlin, Johann Leonhard gebracht. Band II (BOERHAAVe, H., ed., GAU- Frisch, nebst beygefügten Stand= und Lob= BIUS, H.D., Übersetzer). Severinus; Leiden. Reden, auch einigen Trauer=Gedichten, mit (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ einer Vorrede zum Druck befördert. Chris- purl?PPN483385956) toph Gottlieb Nicolai; Berlin. SWAMMERDAM, J. (1682): Histoire generale des insects: Ou l’on expose clairement la maniere Prof. Dr. Hartmut Greven lente & presqu’insensible de l’accroissement de leurs membres, & ou l’on decouvre evi- Zoologie II der Heinrich-Heine-Universität demment l’Erreur ou l’on tombed’ordinaire Universitätsstr. 1 au sujet de leur prétendué transformation. D-40225 Düsseldorf Jean Ribbius; Utrecht. E-Mail: [email protected] JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 195

Anhang 1: Bibliographische Daten der 13 Teile der „Insecten in Teutschland“ mit Jahresangabe, Anzahl der beschriebenen „Insekten“, Anzahl der Bilder, Seitenzahl der nicht paginierten Vorberichte bzw. Vorreden und Anzahl der Beschreibungen (linke Spalte), Namen der Personen, denen der Teilband gewidmet ist (mittlere Spalte) und Autoren, deren Bücher in den Vorreden gewürdigt und Autoren, die im Text genannt werden, der Grund ihrer Nennung, und das von FRISCH angeführte (z. T. falsche oder ungenaue) Zitat (rechte Spalte; weitere Erläuterungen s. Anhang 2 und Literaturverzeichnis). Die Zeitschriften-Zitate wurden nicht geprüft. Schreibweise der Eigennamen vereinheitlicht. F = FRISCH. Weitere Erklärungen s. Text. Appendix 1: Bibliographic data of the 13 parts of “Insecten in Teutschland” containing year of issue, number of items described, number of fi gures, pages of the preface and descriptions (left column), names of persons, to whom the given part was dedicated (middle column), and authors, who are mentioned and/or are acknowledged in the text and prefaces, why they are cited, and the citation (occasionally wrong or imprecise) given by FRISCH (right column; for further explanations see appendix 2 and literature). The correctness of citations from journals was not checked. Spelling of author’s names harmonized. F. = FRISCH; for further explanations see text.

Entomologie heute 23 (2011) 196 HARTMUT GREVEN

Anhang 1: Fortsetzung. Appendix 1: Continued. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 197

Anhang 1: Fortsetzung. Appendix 1: Continued.

Entomologie heute 23 (2011) 198 HARTMUT GREVEN

Anhang 1: Fortsetzung. Appendix 1: Continued. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 199

Anhang 1: Fortsetzung. Appendix 1: Continued.

Entomologie heute 23 (2011) 200 HARTMUT GREVEN

Anhang 1: Fortsetzung. Appendix 1: Continued. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 201

Anhang 1: Fortsetzung. Appendix 1: Continued.

Entomologie heute 23 (2011) 202 HARTMUT GREVEN

Anhang 2: Informationen über die in den Vorreden und im Text genannten Autoren (A) (alphabetisch geordnet), vor allem über deren entomologische Arbeiten (vollständige Titel im Literaturverzeichnis, wenn sie von mir zitiert oder bei FRISCH erwähnt werden) und die Zeitschriften (B), aus denen FRISCH Originalarbeiten zitiert. Die meisten Angaben sind aus BODENHEIMER (1928, 1929), BÄUMER (1991), JAHN (2000 a), WIKIPEDIA. Einige weitere Details aus OGILVIE (2008); Angaben zu den Ausgaben von GOEDAERTs Büchern aus KRUSEMAN (1956). Appendix 2: Some information about the authors (alphabetically ordered) cited in the prefaces and the text (A), especially about their entomological work (complete citations under “Literatur”, if I have cited them in the text or if they are mentioned by FRISCH) and the journals (B), from which FRISCH has cited original articles. Most data are from BODENHEIMER (1928, 1929), BÄUMER (1991), JAHN (2000 a), and WIKIPEDIA. Some details are taken from OGILVIE (2008); notes on the editions of GOEDAERT’s books are from KRUSEMAN (1956). Nicht näher identifi ziert/non identifi ed: DANDRIDGE, D. ELSHOLZEN, DE MARAIS, GEOFFREY oder GEOFFROI DER JÜNGERE, HOMBERG, D. CHRISTIAN MENZEL, J.A. VOGEL, D. WAGNER.

A. Autoren

ALBIN, ELEAZAR (ca. 1690-ca. 1742), naturinte- ARISTOTELES (384-322 v. Chr.), griechischer ressierter englischer Maler wahrscheinlich Philosoph, Lehrer des jungen ALEXANDER deutscher Abstammung, der zahlreiche DES GROSSEN, begründete die Zoologie als illustrierte Tierbücher, so auch ein Insekten- eigenständige Wissenschaft. Etwa ein Drittel buch, herausgebracht hat, dessen Inhalt auf seiner erhaltenen Schriften, die 1476 zum ers- eigenen Beobachtungen und Zuchten beruht ten Mal in lateinischer Übersetzung vorlagen, (s. ALBIN 1720). befassen sich mit biologischen Fragen. Die „Historia animalium“ (Biologie der Tiere, Fak- ALDROVANDI, ULISSE (1522-1605), italienischer tensammlung), „De generatione animalium“ Arzt, Naturforscher und Sammler, neben (Zeugungs-und Entwicklungsgeschichte), CONRAD GESNER (s. dort) einer der Begründer „De partibus animalium“ (vergleichende der modernen Zoologie. Sein Hauptwerk sind Anatomie und Physiologie) enthalten Ento- elf Foliobände (14 Bände waren ursprünglich mologisches. geplant) der „Historia animalium“ (> 7000 Seiten). Zu seinen Lebzeiten erschienen ARONDEL, GRAF VON (THOMAS HOWARD, 21. EARL die Vögel (in drei Bänden 1599-1603), die OF ARUNDEL) (1585-1646), englischer Adliger, Insekten (1602) und andere „blutlose“ Tiere bekannter Kunst- und Antiquitätensammler, (1606). Dem zeittypischen Ideal der Panso- der auch den Zeichner und Kupferstecher phie verhaftet, trug er (wie GESNER) neben WENZEL HOLLAR förderte (s. dort). eigenen Beobachtungen alles zusammen, was von verschiedenen Autoren und Diszi- BLANKAART, STEVEN, auch BLANKART, STEPHAN plinen (Philosophen, Dichter, Theologen, (1650-1704), holländischer Arzt, Naturkun- Juristen, Mediziner etc.) einschließlich der diger und Entomologe, von GOEDAERT (s. antiken Überlieferungen (ganz im Sinne dort) beeinfl usst, wiederholte REDIs (s. dort) des Renaissance-Humanismus) jemals zum Versuche, ohne ihn zu nennen, hat mit S. Thema geäußert worden war. Sein großes MERIAN zusammengearbeitet und schrieb Vorbild war ARISTOTELES (s. dort). Bemühte ein „Raupenbuch“ in Niederländisch (1688). sich im Insektenband um eine Systematik und FRISCH hatte offenbar die deutsche Ausgabe benutzte erstmals eine dichotome Einteilung. (Leipzig 1690) zur Verfügung (vgl. FRISCH 1721 b, Teil 2, S. 38). ANTONIUS, LE GRAND (Antonius der Große oder der Einsiedler) (um 251?-356), christ- BRADLEY, RICHARD (1688?-1732), englischer licher, ägyptischer Mönch. Die angegebene Botaniker mit modern anmutenden „ökologi- Literaturstelle konnte nicht identifiziert schen“ Vorstellungen über den Naturhaushalt werden. und biologische Produktivität, verfasste ein JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 203

mehrbändiges Werk über sukkulente Pfl anzen. Vogelbuch lediglich bei einem sprachlichen 1721 erschien sein Buch „A philosophical Problem (s. Tabelle 1). account of the works of nature…“, eine eher philosophische Darstellung der Natur. GOEDAERT, JOANNES, auch GOEDART, GOEDARTUS etc. (1617/20-1668), holländischer Maler und BREYNE, JOHANN PHILIPP (1680-1764), Botani- Kupferstecher, verfasste eine dreibändige ker, Paläontologe und Zoologe aus Danzig. „Metamorphis naturalis“ in holländischer Veröffentlichte 1731 eine umfangreiche und Sprache (1662-1669) mit den ersten Kupfer- detaillierte Arbeit über die Schildlaus Porphy- stichen von Insekten und ihren Entwicklungs- rophora polonica, in der FRISCHs etwas dubiose stadien. Die Bücher wurden ins Lateinische Ansichten über Schildläuse widerlegt werden. und anschließend auch ins Englische und Französische übertragen. LISTER (s. dort) CARLOWITZ VON, HANS CARL (1645-1714), Ober- besorgte eine zweite lateinische Ausgabe, in berghauptmann am kursächsischen Hof in der der Text gestrafft und die Tafeln sinnvoller Freiberg, schrieb als Verantwortlicher für gruppiert wurden. GOEDAERT war Amateur, die Forstwirtschaft eine „Sylvicultura oeco- der über Jahrzehnte Insekten vom Ei an nomica, oder haußwirthliche Nachricht und aufzog, versuchte, die richtigen Futterpfl an- Nathurmäßige Anweisung zur wilden Baum- zen für die Larven zu fi nden, und als Erster Zucht“ (1713). verschiedene Entwicklungsstadien zeichnete.

CLUSIUS, CAROLUS (1526-1609), niederländischer GRIENDEL VON ACH, FRANZ (um 1631-1687), Arzt und Botaniker, ging 1537 nach Wien, zunächst Kapuzinermönch, eröffnete später erhielt dort die Aufsicht über die kaiserlichen in Nürnberg eine Werkstatt für optische Ins- Gärten, wurde in den Adelsstand erhoben, trumente, war dann kurfürstlicher Ingenieur in war später bis zu seinem Tod Professor in Dresden und später kaiserlicher Ingenieur in Leiden. Publizierte 1601 eine „Rariorum Wien. Seine 1687 erschienene „Micrographia plantarum historia“ und 1605 eines der frü- nova“ zeigt eine Reihe sehr kurioser Organis- hesten Sammelwerke über fremdländische men, die das negative Urteil von SWAMMERDAM Naturprodukte („Exoticorum libri X“). Im rechtfertigen. 5. und 6. Band werden auch viele (exotische) Tiere beschrieben und abgebildet, jedoch HARTSOEKER, NICOLAS (1656-1725), niederländi- keine Insekten. scher Biologe, Mathematiker und Physiker, Schüler des Astronomen, Mathematikers und GESNER, CONRAD, auch GESSNER, GESNERUS Physikers CHRISTIAAN HUYGENS (1629-1695). etc. KONRAD (1516-1565), Schweizer Arzt Begründer der Wellentheorie des Lichtes, er- und Naturforscher, gilt neben ALDROVANDI fand das Hartsoeker-Mikroskop. Die berühm- (s. dort) als Begründer der modernen Zoo- te Homunculus-Darstellung im Kopf eines logie. Bekanntestes Werk ist eine vierbän- Spermiums stammt wahrscheinlich von ihm. dige „Historia animalium“ (1551-1558), ein Nachschlagewerk für Gelehrte, Professoren HARVEY, WILLIAM (1578-1657), englischer Arzt, und Bibliotheken (Glaube an die Einheit und Begründer der modernen Physiologie, 1602 Unteilbarkeit der Wissenschaft), die postum Doktor der Medizin in Padua, praktizierte 1587 um einen fünften Band über Schlangen dann in London, auch am königlichen Hof, und in einem Anhang über den Skorpion publizierte u.a.“ De motu cordu“ und hat die ergänzt wurde. Ordnete die Tiere lediglich Blutzirkulation bei Insekten untersucht. nach dem lateinischen Alphabet. Seine Auf- zeichnungen über Insekten sind von MOFFETT HOLLAR, WENZEL oder WENCESLAUS (1607-1677), (s. dort) verwendet worden. GESNER (wie böhmischer Zeichner und Kupferstecher, auch etwas später ALDROVANDI, s. dort) haben folgte 1637 dem EARL OF ARUNDEL nach Lon- das antike Wissen neu bearbeitet und durch don (s. dort), stach und malte unter anderem eigene oder Beobachtungen anderer, neuerer auch Tier- und Pfl anzenbilder, darunter auch Naturforscher ergänzt. FRISCH zitiert GESNERs Insekten und Schmetterlinge.

Entomologie heute 23 (2011) 204 HARTMUT GREVEN

HOOKE, ROBERT (1635-1703) englischer Phy- Hauptwerk sein „Spicilegium anatomicum“ siker, Mathematiker und Erfi nder, Mitglied (1670) gilt, ein Atlas, in dem klinische Beob- der Royal Society in London und ab 1665 achtungen, medizinische Merkwürdigkeiten Professor für Geometrie; prägte den Begriff und Autopsiebefunde zusammengestellt sind. Zelle, publizierte 1665 seine „Micrographia“, unzusammenhängend aneinandergereihte KIRCHER (auch KIRCHNER), ATHANASIUS (1602- Beobachtungen mit mikroskopischen Zeich- 1680), deutscher Jesuit, befasste sich u. a. mit nungen. Biologie, verfasste eine „Arca Noe“ (1675), in der er die Tiere aus der Arche Noah HOEFNAGEL, JACOB, auch HUFNAGEL (1575-ca. beschrieb und abbildete, sowie eine „Physio- 1629 oder 1630), Miniaturmaler und Kupfer- logia Kircheriana“, in der er als Verfechter stecher, schuf 1630 mit seinen „Diversae in- der Urzeugung und daher Gegner von REDI sectorum volatilum icones …“ ein Tafelwerk, (s. dort) Experimente zur Entstehung von in dem ausschließlich Insekten abgebildet Insekten vorstellte. waren. BODENHEIMER (1929) vermutet, dass diese Tafeln nach Aquarellen HUFNAGELs von KLEIN, JACOB THEODOR (1685-1759), Jurist, Herrn J. VISSCHER gestochen worden seien. Diplomat, Botaniker und Stadtsekretär von Danzig, interessierte sich für zoologische JOBLOT, LOUIS (1645-1723), Professor für Ma- Systematik und korrespondierte u.a. auch mit thematik, hielt Vorlesungen über Optik und dem Physikotheologen LESSER. die Anatomie des Auges, publizierte 1718 seine „Descriptions & usages des plusieures LEEUWENHOEK, VAN, ANTONIE PHILIPS (1632- Nouveaux Microscopes“, in der er im ersten 1723), Amateur, der wahrscheinlich nur Teil verschiedene Mikroskope, ihren Bau und Holländisch sprach, baute eigene zwei- und einige Verbesserungen und im zweiten Teil dreilinsige Mikroskope, war erklärter Gegner mikroskopische Beobachtungen, hauptsäch- der Urzeugung. Er beobachtete Einzeller, lich an Protozoen (er beobachtete als Erster entdeckte die Querstreifung der Skelettmus- die kontraktile Vakuole), beschrieb. Er gehört kulatur, den Blutfl uss in Kapillaren, vermutete zu denen, die die Urzeugung (generatio sponta- Parthenogenese und Viviparie bei Blattläusen nea) widerlegten. etc., verfasste keine Bücher, schrieb aber zahlreiche Briefe an die Royal Society Lon- JOHNSTON, JOHN, auch JON JONSTON(US) (1603- don. Von seiner „Arcana naturae detecta“ 1675), Universalgelehrter polnischer Herkunft. erschienen mehrere Übersetzungen, so auch 1632 zum Doktor der Medizin promoviert, in Deutsch (1696) und Englisch (1698). schrieb eine enzyklopädisch angelegte, sehr erfolgreiche, aber unvollendete „Historia natu- LIBAVIUS, ANDREAS (1555-1616), deutscher Phi- ralis animalium“ (fünf Bände zwischen 1650- losoph, Arzt und Chemiker. Mitbegründer 1653), die noch Mitte des 18. Jahrhunderts der modernen Chemie, hat 1599 eine Arbeit gelesen wurde. Ein Band („Historia naturalis de über die Entwicklungsgeschichte und äußere insectis libri III“, 1635) behandelt die Insekten. Morphologie des Seidenspinners Bombyx mori Hier fi nden sich erstmals nach den gröberen geschrieben. Vorlagen (u. a. aus GESNER, ALDROVANDI, MOF- FETT) in Kupfer gestochene Abbildungen aus LISTER, MARTIN (1639-1711), englischer Naturfor- der Werkstatt des MATTHÄUS MERIAN (1621- scher (bekannt vor allem als Conchologe) und 1687; Vater von S. MERIAN). JOHNSTON wertete Arzt, gab die zweite lateinische Übersetzung die vorhandene Literatur sehr unkritisch aus, von GOEDAERTs (s. dort) „Metamorphosis beschränkte sich aber auf das zur Kenntnis naturalis“ heraus und übersetzte das Buch der Tiere Notwendige und hebt sich damit von auch ins Englische (1682). LISTER straffte das ALDROVANDI (s. dort) und GESNER (s. dort) ab. Ganze, korrigierte manches, stellte Vieles um, ließ die Kupfertafeln neu gravieren, KERCKRING, THEODOR (1638-1693), niederlän- und ergänzte die Übersetzung durch eigene discher Anatom und Alchemist, als dessen Beobachtungen und Kupfertafeln. JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) 205

MERIAN, MARIA SIBYLLA (1647-1717), Kupfer- PEZ, BERNHARD (1683-1735) (bei Frisch PETZ) stecherin und Naturforscherin, ergänzte und PEZ, HIERONYMUS (1685-1762) (bei zunächst ihre Blumenbilder mit kleinen FRISCH Pater PETZ), österreichische Benedik- Schmetterlingen und Käfern. „Der Raupen tinermönche, Historiker und Philologen des wunderbare Verwandlung und sonderbare Barock. B. PEZ verfasste 1721-1729 einen Blumennahrung“ erschien 1697 in deutscher „Thesaurus anecdotorum novissimus…“ in Sprache. Als Hauptwerk gilt die „Metamor- sechs Bänden, H. PEZ von 1721-1745 eine phosis Insectorum Surinamesium“ (1705). Sie dreibändige Sammlung historischer Quellen befasste sich wie GOEDAERT (s. dort) mit der zur Geschichte ganz Österreichs „Scriptores Metamorphose von Insekten, bereicherte ihre rerum austriacorum veteres ac genuini quot- Studien aber durch eine ökologische Kom- quot ex Austriae vicarumque provinciarum ponente, indem sie auch die Pfl anzen, auf biliothecis et tabulariis …“. denen die Insekten lebten, berücksichtigte. Die die Kupferstiche begleitenden Texte sind PLINIUS SECUNDUS MAIOR, GAIUS (PLINIUS DER relativ kurz. ÄLTERE) (ca. 23-79), antiker Enzyklopädist, dessen Hauptwerk die „Naturalis historia“, MEY, DE JOHANN (1617- 1678), niederländischer eines der umfangreichsten Werke der latei- reformierter Theologe, Mediziner und später nischen Literatur, in 37 Büchern erhalten Professor der Theologie und Philosophie ist. Es handelt sich um eine Kompilation in Middelburg. Übersetzte und kommen- aus anderen Schriften, nach Wissenschaften tiere zwei Bänder von GOEDAERTs (s. dort) geordnet, die den gebildeten Römer über die „Metamorphosis naturalis“. Hat im ersten naturwissenschaftlichen Kenntnisse seiner Band im Anhang etwas über Ephemeriden Zeit informieren sollte. Die Bücher 8-11 hinzugefügt. behandeln die Zoologie; in Buch 11 werden die „Insekten“ abgehandelt. MOFFETT, THOMAS, auch MUFFET, MOUFFETT (1553-1604), englischer Arzt, untersuchte RAY, JOHN (1627-1705), britischer Theologe, 1580 die Anatomie der Seidenraupe. Sein Altphilologe und Naturforscher, widmete bekanntestes Werk – „Insectorum sive Mi- sich vor allem der Botanik, schrieb 1691 ein nimorum Animalium Theatrum“ – wurde einfl ussreiches Buch „The wisdom of God: postum erst 1634 von THEODORE DE MAYERNE manifested in the works of the creation“, (1573-1654 oder 1655), Baron von Aubonne, aus der die Absicht der Naturtheologie und u. a. Hofarzt CHARLES II, herausgegeben, damit auch der Physikotheologen besonders obwohl das Manuskript praktisch schon deutlich wird und das bis 1704 zahlreiche 1589 fertig war. Eine vorwiegend nach Aufl agen erlebte. Hinterließ eine fast vollen- Beobachtungen anderer zusammengestellte dete „Historia insectorum“ (1710) mit einem Enzyklopädie, die später auch in englischer System, das auf SWAMMERDAM (s. dort) und Übersetzung erschien. Erste Monographie einer vergleichenden Morphologie beruhte. über Insekten, Ergänzung der Insektenbücher von ALDROVANDI (s. dort). MOFFETT hatte die RÉAUMUR, RENÉ-ANTOINE FERCHAULT DE (1683- Materialensammlung des englischen Natur- 1757), französischer Naturforscher. Sein wissenschaftlers THOMAS PENN aufgekauft, Hauptwerk erschien 1734-1742 unter dem der wiederum entsprechende Sammlungen Titel „Mémoires pour servir à l‘histoire natu- von GESNER (s. dort) und EDWARD WOTTON relle des Insectes“ (sechs Bände). Behandelte (1492-1555) besaß. morphologische, ökologische und physio- logische Grundlagen, machte deutlich, dass MURALT, JOHANNES VON, auch JOHANN DE MURAL- eine Bekämpfung von Schadinsekten ohne TO (1645-1733), Schweizer Anatom und Chi- Kenntnis der Lebensweise nicht möglich sei rurg, beschäftigte sich auch mit Mineralogie, und forschte nicht nur des Nutzens wegen, Botank und Zoologie. War seit 1681 Mitglied sondern auch aus rein wissenschaftlichem der Leopoldina. Schrieb eine „Dissertatio Interesse. FRISCH zitiert eine frühere Ein- physica de insectis“ (1718). zelarbeit.

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REDI, FRANCESCO (1626-1697), italienischer 1669 eine „Historia generalis insectorum“ in Arzt (und Poet), bedeutender Experimen- Holländisch, die später in andere Sprachen tator, dessen Versuche über die Entstehung (Latein, Französisch) übersetzt wurde. Er der Insekten („Esperienze intorno alla nutzte die Metamorphose für eine neue generazione degli insecti“, Florenz 1668) Klassifi kation der Insekten. Postum wurden 1686 in Amsterdam in lateinischer Sprache seine Arbeiten in der „Bybel der Natuure“ in herauskam. REDI gehört in die Reihe derer, zwei Bänden in lateinischer und holländischer die die Urzeugung (generatio spontanea) wi- Sprache publiziert (1737-1738) und später derlegten und erbrachte den Nachweis, dass ebenfalls in mehrere Sprachen, so auch ins Insekten aus Eiern und nicht aus faulendem Deutsche, übersetzt. Stoff entstehen. VEEZAERDT, PAUL (?-ca. 1670), niederländischer SWAMMERDAM, JAN (1637-1680), niederländischer Theologe, Prediger u.a. in Wolphaartsdijk Arzt und Naturforscher, Begründer der (Dorf in der niederländischen Gemeinde Präformationslehre; Ovulist, d. h. er glaubte, Goes in der Provinz Zeeland). Übersetzer sämtliche Organe des erwachsenen Tieres des zweiten Bandes der „Metamorphosis seien bereits im Ei vorgebildet, veröffentliche naturalis“ von GOEDAERT (s. dort).

B. Zeitschriften und Verschiedenes

Die von FRISCH verwendeten Zitierweisen stehen jeweils am Anfang vor dem Doppelpunkt..

Acta literaria in Schweden: Leibnitzii Collect. Etymolog.: „Acta literaria Suecia“, erste wissenschaftliche LEIBNIZ, G.W. (1717): Collectania etymologica. Zeitschrift in Schweden, existierte von 1720 Illustrationi linguarum, veteris Celticae , Ger- bis 1739. FRISCH zitiert daraus eine Arbeit von manicae, Gallicae, aliarumque inservientia. 2 1701 (!!) Bände Hannover 1717. Postum herausgege- Acta Francon. erudit. : ben. Die Fränkischen Acta erudita et curiosa er- Memoirs der Academie der Wissenschaffen schienen 1725 unter dem Titel „Nova litteraria zu Paris, Memoires & c., Königl. Academie circuli Franconici“ und von 1726 bis 1732 der Wissenschafft zu Pariß, Physic. General, unter dem angegebenen Titel. Memoiren der Frantzösischen Academie der Codex anecdotorum: Wissenschafften, Parisische Academie der s. bei Autoren PEZ Wissenschafften, Nachrichten der Parisischen Ephemeridum Nat. Curios., Ephemer., Ephem Akademie der Wissenschafften, Memoires Naturae Curiosorum, Observationes Acade- de l´Acadademice Francoise, Mem. Acad. miae Naturae Curiosorum: Sciences: Die „Academia Naturae curiosorum“ gab „Histoire de l’academie des sciences“; ab 1699 ab 1670 ihre Publikationen als Ephemeriden „Histoire de l’Académie avec les mémoires de heraus, und zwar jährlich einen Band mit Mathematique et de Physique“. Journal der kürzeren Beobachtungen. Ursprünglicher 1666 gegründeten Pariser „Académie royale vollständiger Titel „Miscellanea curiosa sive des Sciences“ . Ephemeridum Medico-Physicarum Germa- Miscellania Berolinens. der Königl. Societät der nicarum Academiae Naturae Curiosorum Wissenschafften: Decuriae“. „Miscellanea Berolinensia ex scriptis societati F.E.B.M.D.: regiae exhibitis edita“ erschien von 1710 bis Curiosa de excretione vermis nunquam antea 1743 in lateinischer Sprache. excreti. Wolfenbüttel 1720 Script. Austriac. col.: Journal des scavans : s. unter Autoren bei PEZ. Die erste 1665 gegründete wissenschaftliche Fachzeitschrift.