Presseinformation

Eine große Idee – 50 Jahre Lehmbruck Museum Das Jubiläum

Pressetermin: Mittwoch, 21. Mai 2014, 14 Uhr

EINE GROSSE IDEE – 50 JAHRE LEHMBRUCK MUSEUM 14. Juni 2014 bis 18. Januar 2015 Eröffnung: Samstag, 14. Juni, 16 Uhr

Am 14. Juni 2014 feiert das Lehmbruck Museum seinen 50. Geburtstag.

Sculpture 21st - wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts Den Auftakt zur Reihe der Jubiläumspräsentationen „Sculpture 21st“ macht Tino Sehgal mit seinem Stück „Kiss“. Die Tänzer erscheinen bei dem stummen Tanz wie in einem endlosen Kuss gefangen. Dabei zitiert die Choreografie berühmte Kussszenen der Kunstgeschichte von Künstlern wie Klimt, Brancusi und Rodin. Wie viele von Sehgals Arbeiten bewegt sich auch diese an der Grenze zwischen Installation, Choreografie und lebendiger Skulptur. Zu den Öffnungszeiten wird jeweils ein Paar gemeinsam die präzise Choreografie ausführen.

Neueröffnung des Lehmbruck-Flügels – Rekonstruktion der Ausstellung von 1964 Pünktlich zum Jubiläum wird der sanierte Lehmbruck-Flügel neu eröffnet. Dort ist die Rekonstruktion der ersten Ausstellung der Werke Wilhelm Lehmbrucks zu sehen, wie sie das internationale Publikum 1964 zur Eröffnung des Museums erlebte. Die Plastiken und Gemälde Lehmbrucks sind auffallend sparsam gesetzt. Den Werken wird genug Raum gelassen, um ihre originäre Wirkung und Aura zu entfalten. Im unteren Bereich des Lehmbruck-Flügels, der meist für wechselnde Grafikausstellungen genutzt wurde, wird eine Dokumentation der Anfangszeit des Museums zu sehen sein.

Positionen der Moderne – in einer Ausstellungsarchitektur von raumlabor berlin Die präsentierten Werke sind Highlights der Sammlung und zugleich bedeutende Beispiele des Surrealismus, des Expressionismus, der konstruktivistischen Skulptur und der Klassischen Moderne, u.a. von , Hans Arp, Rudolf Belling, Constantin Brancusi, Alexander Calder, , Lucio Fontana, Naum Gabo, Alberto Giacometti, Jaques Lipchitz, Henry Moore, , Auguste Rodin und David Smith. Im Souterrain sind Werke der zeitgenössischen Medienkunst von Lynn Hershman, Andreas M. Kaufmann und Knowbotic Research zu sehen.

Die Ausstellungsarchitektur von raumlabor berlin trägt den Titel „Geister der Moderne“. Das räumliche Konzept inszeniert verschiedene Begegnungsformate mit der Kunst – das Alleinsein mit Kunst, die Betrachtung im Kontext oder auf Augenhöhe an einem „Tisch“ – um so unsere heutige Position zur Kunst (der Moderne) neu zu definieren. Die Besucher sind eingeladen, zu verweilen und sich an dem Diskurs über die heutige Rolle der Kunst in unserer Gesellschaft zu beteiligen.

Jubiläumsprogramm 14./15. Juni

Samstag 14. Juni 2014

Das Lehmbruck Museum ist am Samstag, 14. Juni, von 12 bis 21 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Der Lehmbruck-Flügel ist erst mit dem Festakt öffentlich zugänglich.

Ab 14 Uhr finden verschiedene Aktionen im Museum und im Kant Park, statt:

14 – 17.30 Uhr Kunstworkshops für Kinder im und am Museum, mit Barbara Koxholt und Katharina Nitz 14 – 17.30 Uhr Duisburger Künstler präsentieren sich im Kant Park 15 Uhr Fotoshooting mit Porsche Oldtimer vor dem Museum, mit dem Fotografen Pascal Bruns

16 Uhr Beginn des Festaktes mit Grußworten von: Ute Schäfer, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen; Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg; Christine Rotermund-Lehmbruck, Tochter des Architekten Manfred Lehmbruck. Einführung: Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums Festrede: Prof Dr. Wolfgang Ullrich, Kunsthistoriker: „Das Museum im Zeitalter des Ausstellens“ Musik: Johannes Fischer, Schlagzeug ab 18 Uhr Führungen durch die Präsentationen mit den Kuratoren und den Kunstvermittlern gemeinsam mit Kai Magnus Sting ab 19 Uhr Live Musik und Beats der 60iger Jahre auf dem Skulpturenhof

Sonntag, 15. Juni 2014

11 – 18 Uhr Familientag im Museum und im Kant Park: „Pay what you want“

11.30 Uhr Öffentliche Führung 14-17.30 Uhr Bobbycar-Rennen durch den Kantpark für Jung und Alt, JugendTrifftKunst-Workshops im Park, Duisburger Künstler präsentieren sich im Kant Park 15.30 Uhr Öffentliche Familienführung

Öffnungszeiten Sonntag: 11 bis 18 Uhr Montag/Dienstag: nach Terminabsprache Mittwoch: 12 bis 18 Uhr Donnerstag: 12 bis 21 Uhr Freitag: 12 bis 18 Uhr Samstag: 12 bis 18 Uhr

Abbildungen (zum download auf www.lehmbruckmuseum.de unter „Presse“)

Neueröffnung des Lehmbruck-Flügels – Rekonstruktion der Ausstellung von 1964 Blick in den Lehmbruck-Flügel, 1964 © Foto: Bernd Kirtz

„Geister der Moderne“ – inszeniert von raumlabor berlin Modell der Ausstellungspräsentation in der Glashalle © Foto: raumlabor berlin

A Big Idea – Logo © Gestaltung: Stijlroyal

Über Ihr Interesse an unserem Haus oder Ihren Besuch würde ich mich sehr freuen, bei Rückfragen bin ich gerne für Sie da.

Mit herzlichen Grüßen,

Andreas Benedict Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Hintergrundinformationen „Eine große Idee – 50 Jahre Lehmbruck Museum“

Die „große Idee“ eines Lehmbruck Museums stammt aus den 1920er Jahren. Die Stadt Duisburg hatte zu dieser Zeit schon die große Bedeutung ihres Sohnes und seines bildhauerischen Werks erkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee wieder aufgenommen und schließlich im Jahr 1964 realisiert. Der Architekt Manfred Lehmbruck, Sohn des Bildhauers, hat ein Museum speziell für das Werk seines Vaters entworfen, das eine ideale Symbiose zwischen der Kunst und Architektur darstellt.

Sculpture 21st - wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts Die transparente Glasarchitektur des Architekten Manfred Lehmbruck wurde 1964 als erster "dynamisch transparenter Museumsraum Deutschlands" (Axel Fohl) gefeiert. Anlässlich des Jubiläums wird der vitrinenartige Glaskubus zum „Schaufenster in den Park“. Im wechselnden Rhythmus sind dort Werke und Installationen internationaler Bildhauerinnen und Bildhauer zu sehen. Mit diesen Präsentationen unternimmt das Lehmbruck Museum eine aktuelle Standortbestimmung der Skulptur im 21. Jahrhundert.

Das Stück von Tino Seghal wird von fünf Werken der Sammlung des Lehmbruck Museums begleitet. Neben den figürlichen Arbeiten von Hans Stangl „Stehender Mädchenakt, Hände auf den Oberschenkeln“ (1930), Georg Kolbe „Kniende“ (1926) und Waldemar Grizmek „Liegender Junge“ (1950) sind auch zwei abstrakte Arbeiten der Künstler Max Bill „viereckfläche im raum mit gleichen seitenlängen“(1952/1070) und Kenneth Snelson „Sigma-Data“ (1976) präsent. Unabhängig von ihrer Differenz in der Entstehungszeit greifen alle das Thema der Bewegung im Raum auf. So untermalen die Stücke der Sammlung, den sich langsam entwickelnden Tanz der Interpreten von „Kiss“.

Als zweite Position im Rahmen von „Sculpture 21st“ zeigt Monika Sosnowska vom 26. Juli bis 24. August ihre Raumarbeit Untitled (2004). Diese erscheint von außen wie ein unscheinbarer Kubus, beim Betreten jedoch findet sich der Betrachter in einer verwirrenden architektonischen Situation wieder: Die klaren Bezüge von Boden, Decke und Wänden werden aufgehoben, indem an allen sechs Innenwände Türen zu sehen sind, die scheinbare Aus- und Eingänge bilden. Physikalisch sind diese jedoch nicht zu erreichen. Monika Sosnowska schafft so eine Atmosphäre der Verunsicherung über die eigene Orientierung im Raum.

Die dritte Position ist Erwin Wurm (30. August bis 28. September), von dem das Lehmbruck Museum Arbeiten aus einer seiner jüngeren Serien, den Abstract Sculptures, zeigt. Seine Arbeiten sind ein humorvoller, subversiver Kommentar zur Konsumgesellschaft und zur zeitgenössischen Skulptur. Erwin Wurm thematisiert sowohl Körperproportionen als auch den Köper der Passion bzw. die Fleischwerdung mit all seinen christlichen Implikationen.

Neueröffnung des Lehmbruck-Flügels – Rekonstruktion der Ausstellung von 1964 Die Sanierung des Lehmbruck-Flügels gilt als Modell für denkmalgerechtes Sanieren bedeutender Museumsarchitektur der 1960er Jahre: Internationale Architektenteams, wie die Londoner David Chipperfield Architects, informierten sich vor Ort in Duisburg über die Sanierungsarbeiten.

Im Gegensatz zu heute befanden 1964 noch nicht alle ausgestellten Arbeiten im Besitz des Lehmbruck Museums. Zu sehen waren auch viele Leihgaben von der Familie Lehmbruck (u.a. besonders die Großplastiken, mit Ausnahme der „Großen Stehenden“ – auch “Duisburgerin“ genannt –, des „Sitzenden Jünglings“ und der damals als Außenplastik aufgestellten Bronzeversion der „Knienden“). Im Jahr 2008 konnte der Nachlass mithilfe der Stadt Duisburg, der Duisburger Wirtschaft (Franz Haniel & Cie. GmbH, Klöckner & Co. SE und Thyssen Krupp Steel AG), der Bundesrepublik Deutschland, des Landes NRW, der Kulturstiftung der Länder und der Kunststiftung NRW erworben werden.

Die ausgestellten Dokumente des Museumsarchivs (u.a. Architekturpläne, Fotografien, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel) wurden zum Teil noch nie zuvor gezeigt. Ein Modell des Lehmbruck-Flügels, das von der Modellwerkstadt der Stadt Duisburg angefertigt wurde, wird ein besonderer Blickpunkt sein: In ihm werden 38 Modelle von Lehmbruck-Skulpturen aufgestellt, die der Architekt Manfred Lehmbruck persönlich aus Holz geschnitzt hat, um die Positionierung der Werke im Gebäude zu überprüfen.

Positionen der Moderne – in einer Ausstellungsarchitektur von raumlabor berlin Die Gruppe raumlabor berlin erarbeitet seit 1998 als Kollektiv für Architektur und Städtebau in variierenden interdisziplinären Arbeitsteams Projekte an der Schnittstelle von Städtebau, Landschaftsarchitektur, Gestaltung des öffentlichen Raumes und künstlerischen Installationen. raumlabor berlin entwickelt Strategien für die Stadterneuerung und baut interaktive Stadtlandschaften. 2006 präsentierte es das für Duisburg und Mülheim entstandene mobile „Küchenmonument“ und „Ballsaal Ruhrperle“ auf der Architektur Biennale in Venedig. Von 2007 bis 2012 war raumlabor berlin für die architektonische Entwicklung des Hamburger Theaters „Kampnagel“ verantwortlich.

Weite Informationen unter www.raumlaborberlin.de

Generation Guide Speziell zur neuen Präsentation im Lehmbruck-Flügel stellen die Kunstvermittlerinnen des Lehmbruck Museums eine Neuerung für die Besucherführung vor: einen Generation Guide. Dabei handelt es sich um einen Audio Guide, der den Besucher in 14 Kunstdialogen zu den Schlüsselwerken Lehmbrucks führt und ihm die Entwicklung des Bildhauers veranschaulicht. Kunstfreunde zweier Generationen lassen den Hörer an Ihrer gemeinsamen Kunstbetrachtung teilhaben. Ihre verschiedenen, teilweise ungewöhnlichen Sichtweisen sind inspirierend und bereichernd. Der Besucher kann ihre anregenden Gespräche über eine (kostenlose) App oder ein ausgeliehenen Apple iPod touch verfolgen und sich zu eigenen Gedanken und Deutungen inspirieren lassen.

Der Generation Guide wurde mit Schülerinnen und Schülern des Max Planck Gymnasium in Duisburg und älteren Museumsfans produziert und von der Volksbank Rhein Ruhr gefördert.

Tino Seghal (*1976 in London, lebt und arbeitet in Berlin) Tino Sehgal wuchs in Düsseldorf, Paris und in der Nähe von Stuttgart auf. Er studierte Tanz und Volkswirtschaftslehre in Berlin und Essen. In Berlin lernte Sehgal den Choreografen Xavier Le Roy kennen, der ihm den Blick für neue Ideen im Tanz öffnete. 2000 arbeitete Sehgal mit dem Tanzkollektiv Les Ballets C. de la B. in Gent, Belgien, zusammen. Seit 2000 entwickelt Sehgal „konstruierte Situationen“, Kunstwerke ohne jede materielle Form außer Menschen, Zeit und Raum. Seine Kunstwerke dürfen nicht durch Fotografien, Kataloge, Filme oder auf andere Weise dokumentiert und festgehalten werden. Die Arbeiten Tino Sehgals werden über eine komplizierte Transaktion verkauft, bei der Zeugen und Anwälte anwesend sein müssen. Es werden keine Papierdokumente überreicht.

Im Jahr 2005 gestaltete Tino Sehgal zusammen mit Thomas Scheibitz den deutschen Pavillon bei der 51. Biennale in Venedig. Dafür hatte er 30 Laiendarsteller für zwei Situationen ausgewählt. In ersteren, This is so contemporary (2003), tanzten Museumsaufseher um die Besucher herum und sangen den Titel der Arbeit, den Namen des Künstlers, das Entstehungsjahr und den Namen der entsprechenden Galerie. Im zweiten Werk, This is exchange (2004), verwickelte das Sicherheitspersonal die Besucher in Diskussionen über das Thema Marktwirtschaft, während sie ihnen Geld anboten, um so jede Hoffnung zu vereiteln, ihr Kunsterleben erlaube es ihnen, sich auf die Rolle von Voyeuren zu beschränken.

Auf der dOCUMENTA (13) im Jahr 2012 zeigte Sehgal im lichtlosen Bode-Saal des Grand City-Hotels Hessenland ein Stück, bei dem die Akteure mit den Besuchern in Form von Bewegungen, gesprochenen Worten oder Gesang in Kontakt traten und somit selbst zu Interpreten wurden.

Die Kunst von Tino Sehgal nimmt allein in dem Moment Gestalt an, in dem der Zuschauer ihr unmittelbar begegnet. Seine Interpreten beziehen die Besucher der jeweiligen Ausstellung in das Geschehen ein. In den meisten seiner Werke erteilt Tino Sehgal einem oder mehreren Interpreten Sammlern, Kindern, Museumswärtern und anderen eine Reihe mündlicher Anweisungen, die die Sprache und / oder Körperbewegung betreffen. Sehgals Werk wendet sich aber auch an die Betrachter und provoziert diese, da sie beim Betreten der Ausstellung zunächst den Eindruck haben, Zeugen eines zufälligen Geschehens zu sein. Doch allmählich wird ihnen klar, dass es sich um eine sorgfältig konstruierte Situation handelt. Seine Arbeiten, die nur in Museen oder Kunstausstellungen realisiert werden, sind käuflich und können über Monate hinweg während der ganzen Öffnungszeit aufgeführt werden.

Im Jahr 2013 war Tino Sehgal für den Turner Prize nominiert und gewann Anfang Juni 2013 bei der 55. Kunst-Biennale in Venedig den Goldenen Löwen als bester Künstler. Tino Sehgal lebt in Berlin.

Ausstellungen (Auswahl): 2002: I promise it’s political, Museum Ludwig, Köln 2003: Le Plein, Galerie Jan Mot, Berlin This is right, Wrong Gallery, London; Utopia Station, 50. Internationale Kunstausstellung der Biennale in Venedig 2004: Van Abbemuseum, Eindhoven, This objective of that object, Galerie Johnen & Schöttle, Köln 2005: ICA, London, Fundacão Serralves, Porto 2007: Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main This is so contemporary; This situation 2010: Solomon R. Guggenheim Museum, New York City 2012: Tate Gallery of Modern Art, London, These Associations; documenta (13), Kassel. Erwin Wurm (*1964 in Bruck an der Mur (A), lebt und arbeitet in Wien und New York) Erwin Wurm beschäftigt sich mit Malerei, Objekten, Installationen, Zeichnungen, Videos, Fotografien und Staubobjekten. Legendär sind seine One Minute Sculptures. Seit 2002 ist Erwin Wurm Professor für Bildhauerei/Plastik und Multimedia am Institut für Bildende und Mediale Kunst der Universität für Angewandte Kunst Wien. In den 1980er Jahren zimmerte Wurm aus Brettern, Latten und Blech Skulpturen, die er bunt bemalte. In diesen frühen Arbeiten bezieht er sich in ironischer Anspielung auf den Futurismus und unterläuft damit kunsthistorische Gewissheiten. Es folgten seine Staubobjekte, in denen lediglich die Abdrücke im Staub auf die gerade vergangene Gegenwart eines Volumens verwiesen. Die in Staub materialisierten, sedimentierten Formen von Objekten suggerieren die Vorstellung eines verschwundenen Gegenstandes. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er durch das Video der Red Hot Chili Peppers zu ihrer Single Can't Stop im Jahre 2003 bekannt, in welchem sie - lustig und unverkrampft - Erwin Wurms One Minute Sculptures als Inspiration angaben. Bekannt sind auch Wurms Fat-Skulpturen, die kleinbürgerliche Statussymbole wie Autos oder Einfamilienhäuser in einem „verfetteten“, aufgeblähten Zustand zeigen.

Im Herbst 2006 widmete ihm das MUMOK im MuseumsQuartier in Wien eine Ausstellung. Für Aufregung sorgte dort vor allem ein Einfamilienhaus in Originalgröße, das schräg und auf den Kopf gestellt auf dem Dach am Dach des MUMOK-Gebäudes angebracht wurde. 2010 zeigte das Kunstmuseum Bonn Werke Wurms aus der Zeit von 2007 bis 2009. Auf der 54. Kunstbiennale in Venedig 2011 war Wurm mit der Arbeit Narrow House vertreten, einem Modell seines Elternhauses, das auf ein Sechstel seiner Größe in der Längsachse verkleinert wurde. „Humor ist eine Waffe“, hat Erwin Wurm einmal gesagt. Doch versteht er sich nicht als Humorist, seinen Witz setzt er ein, um den „Alltag aus einer anderen Perspektive“ zu zeigen. So sind seine Arbeiten von einem häufig ins Satirische gehenden skurrilen Humor getragen. Ganz in diesem Sinne gestaltete er 2008 ein Selbstporträt als Essiggurkerl, das sich heute im Besitz des Museums der Moderne Salzburg befindet.

Erwin Wurm findet seine Objekte in der Welt des Gegenständlichen, verdreht ihren Sinn und gewinnt so neue Bilder. Der Gedanke des Performativen spielt dabei eine wesentliche Rolle. So verwandelt er scheinbar banale Situationen, Gesten oder Handlungen in One Minute Sculptures zu Ausdrucksformen einer „verfestigten Zeit“. Allein einen Gestus über eine Minute lang auszuhalten, verdeutlicht Sinnbezüge, die in der Geschwindigkeit des „normalen“ Ablaufs verloren gehen.

Ausstellungen (Auswahl): 2009: Xavier Hufkens Gallery, Brüssel: Desperate Philosophers; 2010: Städtische Galerie im Lenbachhaus, München: Erwin Wurm; Wallhouse #2, Groningen: Yes Biological; Kunstmuseum Bonn: Liquid Reality; BASE, Progetti per L'Arte, Firenze; Museum der Moderne Salzburg: Selbstporträt als Essiggurkerl; Lehmann Maupin Gallery, New York: Gulp; 2011: Galerie Thaddaeus Ropac, Paris: Yes Biological; Bo Bjerggaard, Kopenhagen: I am Erwin Wurm; Kunsthallen Brandts, Odense, Dänemark: Misconceivable; 54. Biennale in Vendig, Palazzo Cavalli Franchetti: Superstress; Middelheimmuseum, Antwerpen: Wear me out; 2012: Bass Museum of Art, Miami Beach, USA: Beauty Business; Centro de Arte Contemporáneo, Malaga; Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg: Samurai & Zorro; 2013: Vitra Design Museum, Weil am Rhein: Home; Albertina, Wien: De Profundis; Galerie Thaddaeus Ropac, Paris Pantin: Grammaire Wittgensteinienne de la culture physique; Xavier Hufkens Gallery, Brüssel Monika Sosnowska (*1972 in Ryki (PL), lebt und arbeitet in Warschau) Monika Sosnowska hat von 1993 bis 1998 an der Kunstakademie studiert. Von 1999–2000 absolviert sie ein Postgraduierten Studium an der renommierten Amsterdamer Rijksakademie. Nach Ablauf der Akademiezeit in Amsterdam kehrte sie nach Polen zurück, lebt und arbeitet in Warschau. In Amsterdam hatte Sosnowska im Jahr 2000 ihre erste Ausstellung. 2004 erhielt sie die Einladung in der Galerie The Modern Institute in Glasgow eine große Installation aufzubauen. Seither ist ihre Arbeit regelmäßig in Gruppen- und in Einzelausstellungen in Europa und Amerika präsent.

Aufsehen erregte Sosnowska 2007 mit ihrer Stahlkonstruktion im Polnischen Pavillon bei der 52. Biennale von Venedig. Der weiße Ausstellungsraum des Pavillons wurde fast vollständig von einem schwarzen Eisengebilde ausgefüllt, das an ein deformiertes Gerüst erinnert, auf das enorme Kräfte eingewirkt haben. 2004 füllte sie die Räume der Londoner Serpentine Gallery mit einem begehbaren Raumgebilde. Auf dem Londoner Primrose Hill ließ sie das wie vom Wind zerzauste Wind-House errichten. Mit einem kantigen ockerfarbenen Lindwurm ist sie in der Sammlung Boros vertreten. Im Wiener Sigmund-Freud-Museum installierte sie ein expressionistisch verzerrtes weißes Raumgebilde The Tired Room aus schiefen Wänden abschüssigem Boden und spitzen Winkeln, das an eine expressionistische Skulptur erinnert. Die Künstlerin arbeitet dabei mit Raumgebilden, die den äußeren Raum zum Innern werden lassen. Ihre Werke greifen in die architektonische Wirklichkeit ein, höhnen ironisch der Bewegungslogik innerhalb des Raumes und lösen dadurch Verwirrung in der sinnlichen und geistigen Wahrnehmung des Betrachters aus. Die Künstlerin baut ihre Modelle im Atelier und lässt sie dann von Handwerkern umsetzen. Nach der Ausstellung werden die Raumstrukturen abgebaut und meist vernichtet. Sammler können sich die Rechte zum Nachbauen sichern.

Ausstellungen (Auswahl): 1999: Double Reality, Rijksakademie, Amsterdam; 2000: Escape, Centre de Solai, Bamako, Mali; 2001: Warschau, Laboratorium Gallery, Center for Contemporary Art; 2003: Mailand, Laura Pecci Gallery; 2004: London, The Serpentine Gallery; Glasgow, The Modern Institute; 2005: Warschau, Foksal Gallery Foundation; Wien, Sigmund Freud Museum; Galerie Gisela Capitain, Köln; 2006: New York, MoMA; Interventions 41, Sprengel Museum, Hannover 2008: Basel, Schaulager; Glasgow, The Modern Institute/Toby Webster Ltd; 2013: Gute Aussichten. Zoom, Gruppenausstellung im MARTa Herford (Lippold- Galerie)