Jane Stark

Stills Faszienkonzepte Eine Studie

Aus dem Kanadischen von Dr. Martin Pöttner Überarbeitet von Elisabeth Melachroinakes

Titel der Originalausgabe

Still’s Fascia © 2004, Jane Stark 4328 11th Concession RR #1 Moffat, ON L0P 1J0 Canada ISBN 978-3-936679724 Inhalt

Erster Band

Danksagung ...... 15 Abstract ...... 17 Einleitung ...... 19

Kapitel 1 – Methodologie ...... 27 Vorgehensweise und Quellen beim historischen Erforschen der Person Still . . . 29 Vorgehensweise und Quellen beim historischen Rückverfolgen der Faszienkonzepte ...... 45 Vorgehensweise und Interviewpartner beim Vergleich: Stills Faszienkonzepte und die moderne osteopathische Praxis ...... 50 Zusammenfassung ...... 59

Kapitel 2 – Still verstehen ...... 61 Sein Leben ...... 61 Seine Person ...... 78 Sein Werk und seine Ausdrucksweise ...... 87 Bestimmende Einflüsse ...... 109 Seine Ära ...... 114 Zusammenfassung: Still verstehen ...... 166

Kapitel 3 – Über die Faszien ...... 169 Die Geschichte des Begriffs „Faszie“ ...... 169 Stills Kontakt mit Faszienkonzepten ...... 182 Zu Stills Zeiten übliche Therapien und deren Einfluss auf ihn ...... 190 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

Abbildung: Die Elemente eines komplexen System S. 211 Tabelle I: Quellen für eine historisch fundierte Darstellung von Stills Leben und Person S. 33 Tabelle II: Für das Faszien-Kapitel verwendete Quellen S. 48 Tabelle III: Liste der ursprünglich ausgewählten und der empfohlenen Osteopathen S. 52 Tabelle IV: Liste der interviewten Osteopath/inn/en und der externen Experten S. 54 Tabelle V: Liste der externen Experten S. 55 Tabelle VI: Stills Sicht vom Menschen S. 135 Tabelle VII: Die Herkunft des Faszienbegriffs – Expertenaussagen und -definitionen S. 173 Tabelle VIII: Vergleich zwischen den strukturellen Eigenschaften eines komplexen Systems und Stills Faszien-System S. 216 Tabelle IX: Vergleich zwischen den funktionellen Eigenschaften eines komplexen Systems und Stills Faszien-System S. 217 Tabelle X: Textstellen aus Research and Practice, wo Still Krankheiten aufzeigt, an denen Faszien beteiligt sind S. 238 Tabelle XI: Stills Sicht vom Körper und moderne Begrifflichkeit S. 284 Tabelle XII: Stills dreifach differenzierte Einheit im Vergleich mit heutigen Begriffen S. 284 Tabelle XIII: Wann/wie fand Ihr erster Kontakt mit A. T. Stills Lehren statt? S. 288 Tabelle XIV: Haben Sie seitdem A. T. Stills Werk weiter gelesen oder studiert? S. 290 Tabelle XV: Wie häufig denken Sie an A. T. Stills Werk? S. 292 Tabelle XVI: Sind Sie mit Stills Verwendung des Ausdrucks Biogen vertraut? S. 293 Tabelle XVII: Antworten auf Fragebogen-Frage 4: Nehmen Sie routinemäßig eine Einschät- zung und Behandlung der Faszien vor? S. 295 Tabelle XVIII: Was bedeutet für Sie Einschätzen der Faszien? S. 298 Tabelle XIX: Können Sie die Faszien berühren? Wenn ja, wie wissen Sie das? S. 301 Tabelle XX: Können Sie die Faszien sehen oder wahrnehmen, ohne den Patienten zu be rühren? Wenn ja, wie? S. 305 Tabelle XXI: Wie fühlen sich gesunde Faszien für Sie an? S. 308 Tabelle XXII: Finden Sie, dass alle Ihre Patienten eine Faszien-Behandlung benötigen? Wenn ja, warum? S. 311 Tabelle XXIII: Was ist Ihr Ziel, wenn Sie die Faszien behandeln? S. 314 Tabelle XXIV: Wie wissen Sie, dass Sie erfolgreich waren? S. 317 Tabelle XXV: Wie verstehen Sie den Zusammenhang zwischen Faszien und Vitalität? S. 320 Tabelle XXVI: Antworten auf das erste physische Zitat S. 323 Tabelle XXVII: Antworten auf das zweite physische Zitat S. 324 Tabelle XXVIII: Antworten auf die beiden philosophischen Zitate S. 326 Tabelle XXIX: Antworten auf das erste philosophische Zitat S. 328 Tabelle XXX: Antworten auf das zweite philosophische Zitat S. 330 Tabelle XXXI: Antworten auf die beiden spirituellen Zitate S. 332 Vorwort

„Er [der Osteopath] erkennt, dass er all die das Leben störenden Ursachen finden kann, die Krankheiten hervorrufen und wachsen lassen, die Samen von Krankheit und Tod .“ 1 *

Andrew Taylor Still benutzte den Begriff Faszien wechselweise mit dem Begriff Membranen. Er bezog sich demnach bei der Verwendung dieser beiden Begriffe auf fibröse oder seröse und/oder auf muköse Membranen (Schleimhäute). Obgleich es ungewöhnlich ist, in einer Einführung gleich die Schlussfolgerung voranzustellen, sind deren Auswirkungen für die Osteopathie zu bedeutend, um sie erst ans Ende dieser umfangreichen, von Viola Frymann DO, FAAO, FCA als „eine hervorragende Tiefenstudie der philosophischen Fundamente der Osteopathie“ be- zeichneten Arbeit zu setzen, deren Hauptteil zur besagten Schlussfolgerung führt und sie bestätigt. A. T. Still studierte „Gott und Erfahrung“ und das „Große Buch der Natur“. Er folgte den „Wahrheiten in der Natur“, beschrieb diese aber auf seine ganz eigene Art. Mit Faszien oder Membranen meinte er wie gesagt sowohl fibröse bzw. seröse wie auch muköse Membranen, wobei unter fibrösen Membranen die Aponeurosen bzw. das Periost zu verstehen sind, unter serösen Membranen das Peritoneum sowie die Mesenterien und unter mukösen Membranen die epitheliale Auskleidung der Ver- dauungs-, Atmungs- und Fortpflanzungssysteme. Diese Art der Membranen-Klassifizierung ähnelt mehr jener von Xavier Bichat (1771–1802) als der histologischen Einteilung unserer Tage, die fibröse und seröse Membranen als Bindegewebe bezeichnet, wohingegen die mukösen Membranen dem Epithelgewebe zugeordnet werden. Mit dem wiederauflebenden Interesse an Stills Original-Philosophie kann eine erneute, aus dem damaligen Kontext heraus erfolgende Bewertung seines Werks helfen, einige seiner bisher unterschätzten Äußerungen besser zu verstehen. So bekommen beispielsweise auf die Rolle der Faszien bezogene Feststellungen wie „Durch ihre Aktion leben wir, durch ihr Versagen schrumpfen oder schwellen und sterben wir“ eine reichere Bedeutung, wenn man berücksichtigt, dass hier auch die epithelialen Auskleidungen der Organe gemeint sind.

* Sämtliche Anmerkungen auf Seite 399 ff. Vorwort 11 den Faszien zugeschrieben hat, ein ganz eigenes Verständnis besaß wie einen Edel- stein und dass nur dann, wenn man all diese einzelnen Juwelen zu einem Ganzen zusammensetzte, die Faszienkonzepte der Osteopathen jene von A. T. Still wider- spiegelten. Wenn Osteopathen den menschlichen Körper als funktionelle Einheit betrach- ten, könnte umgekehrt der menschliche Körper von den vereinten Bemühungen der Osteopathen profitieren, sich untereinander über ihre Arbeit auszutauschen, um gemeinsam die Mysterien und Antworten zu entdecken, die in der göttlichen Konstruktion und Funktionsweise des Körpers verborgen sind. Möge die vorliegende Studie der erste Schritt sein auf dem Weg zu einer Einigkeit im osteopathischen Denken. Jane Stark September 2006 Danksagung

Nachfolgend sind alphabetisch die Namen der Personen aufgelistet, die mich beim Erstellen der vorliegenden Studie unterstützt haben, indem sie mir Hilfe und Rat boten, mich inspirierten oder beim Korrekturlesen halfen: Rueben P. Bell, D.O., University of New England, College of : inhaltliche Beratung, Korrektur Robert Davis, Ph. D., Pikeville, Kentucky: philosophische und historische Ein- sichten Walter Davidson, Adair County Historical Society in Kirksville, Missouri, Kirksville, Missouri: Unterstützung bei der Recherche Jerry Dickey, D.O., F.A.A.O., Forthworth, Texas: historische Einsichten Jean Drouin, Toronto, Ontario: persönliche Unterstützung, Korrektur Philippe Druelle, D.O., Montreal, Quebec: Gründer und Präsident des Canadian College of Osteopathy, Toronto, Canada: Inspiration, Ermutigung Norman Gevitz, Ph. D., Michigan State University, College of Osteopathic , Athens, Ohio: kritische Besprechung von Ideen Guy Goldston, Guelph, Ontario: Korrektur Ruth Gotthardt Ph. D., Whitehorse, Yukon Territories: redaktionelle Unterstüt- zung und Korrektur Kristin Honey, Guelph, Ontario: Korrektur John M. Jones III, DO, Philadelphia College of Osteopathic Medicine, Philadelphia, Pennsylvania: historische Einsichten und kritische Besprechung von Ideen Harold I. Magoun Jr., DO, F.A.A.O., Englewood, Colorado: historische Einsich- ten Michael M. Patterson, Ph. D, NOVA Southeastern University, College of Osteopathic Medicine, North Miami Beach, Florida: Betreuer der Studie Marcee Rosenzweig, DO M. P., Toronto, Ontario: Korrektur Ida Sorci, Bibliotheksleiterin, Library/Archives of the American Osteopathic Associ- ation, Chicago, Illinois: Unterstützung bei der Forschung Julie Saint Pierre, DO, Montreal, Quebec: Übersetzung des [englischen] Abs- tracts Ed Stiles, DO, F.A.A.O., Pikeville College of Osteopathic Medicine, Pikeville, Ken- tucky: Historische Einsichten. Robert Stark, Moffat, Ontario: persönliche Unterstützung Pierre Tricot, D.O., Frankreich: französische Übersetzungen Abstract

In der vorliegenden Arbeit, die helfen soll, eine Andrew Taylor Stills Faszienkon- zepte betreffende Lücke in der osteopathischen Literatur zu schließen, wurden zwei qualitative Forschungsansätze verwendet: ein literaturbasierter und ein interview- basierter. Eine Zusammenschau der Ergebnisse aus diesen beiden Ansätzen soll auf- zeigen, welche Bedeutung Still den Faszien gab und wie seine Konzepte von einer Stichprobe heute praktizierender Osteopathen bzw. osteopathischer Ärzte verstan- den werden. Die literaturgestützte Forschung liefert eine Skizze von Stills Leben, um sein We- sen zu erfassen und die Einflüsse aufzuzeigen, die seinen Charakter und seinen Stil formten. Zu diesen Einflüssen gehörten seine Familie, die Lebensweise der Pioniere, Lektüre, der amerikanische Bürgerkrieg, die spiritistische Bewegung im Amerika des 19. Jahrhunderts sowie Freundschaften, die ihm halfen, sein Denken und seine Weltsicht auszubilden. Es wurde auch untersucht, inwiefern die Geschichte des Be- griffs Faszien und die verschiedenen, zu Stills Zeit populären mechanischen Thera- pien seine Faszienkonzepte beeinflusst haben. Die verwendete Textbasis umfasst alle bekannten und veröffentlichten Schriften von Still, seine relevanten nichtveröffent- lichten Texte sowie die damalige medizinische Literatur. Auf dieser Basis werden Stills Faszienkonzepte vor dem Hintergrund der Philosophien und intellektuellen Strömungen seiner Zeit sorgfältig identifiziert und definiert. Für die interviewgestützte Forschung wurden 37 Osteopathen und osteopathische Ärzte verschiedener Nationalität ausgewählt, die jeweils eine mindestens 20-jährige osteopathische Praxis vorzuweisen hatten und in den Interviews ihre Ansichten über Still, über die Faszien und über Stills Faszienkonzepte darlegen sollten. Bei der Analyse und Synthese dieser Interviews ergab sich ein beachtlicher Unterschied zwischen Stills Faszienkonzepten und denen der Befragten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ließ sich ein allgemeines Nichtübereinstim- men in Bezug auf die getreue Fortführung von Stills Faszienkonzepten feststellen. Die Autorin kam deshalb zu der Überzeugung, dass der osteopathische Berufsstand aus einem erneuerten Verständnis Stills und seiner Philosophie Gewinn ziehen würde, besonders im Bereich Faszien. Einleitung

„Wer die Osteopathie verstehen will, muss Andrew Taylor Stills Werk verstehen und in diesem Zusammenhang auch etwas über die unmittelbaren Vorgänger dieses Mannes wissen. Wie sah die medizinische Welt aus, in der sich Stills Augen öffneten und in die sie mit der schärfsten Kritik der Geschichte blickten?“ 1

Worum es in der vorliegenden Studie geht, ist ein umfassendes und kritisches Unter- suchen von Stills Faszienkonzepten, die wir zu diesem Zweck in physische, philo- sophische und spirituelle Konzepte unterteilen. Eine derartige Arbeit gibt es unter den zur Osteopathie veröffentlichten Werken bislang nicht. Kleinere Artikel zu Stills physischen Faszienkonzepten enthält die noch im Auf- bau befindliche Datenbank Ostmed (Ostmed®, The Osteopathic Literature Database, 2003). Einige Osteopathen oder osteopathische Ärzte (in der Folge stets einheitlich „Osteopathen“ genannt), die über Stills Faszienkonzepte schrieben – im Einzelnen sind das: Truhlar, Arbuckle, Kerr, McConnell und gelegentlich sogar Magoun se- nior –, zitierten in ihren Texten zwar Stills Gedanken zum Thema Faszien, unter- nahmen aber kaum je den Versuch, deren Bedeutung zu interpretieren. Zu den prominentesten Osteopathen, die sich zu Stills Faszienkonzepten schrift- lich geäußert haben, gehören Arthur Becker, Fredrick Becker, Roland Becker und Angus Cathie. Harold I. Magoun senior DO, stellte in seinem berühmten Abhand- lung über Stills physische Faszienkonzepte fest, dass Still damals das Faszienproblem sogar besser verstanden habe als einige Spitzenleute in der heutigen Forschung.2 We- niger bekannt, obgleich einer der bedeutendsten Unterstützer von Still, ist Charles H. Kauffmann DO, der in den 1940er- und den frühen 1950er-Jahren ein Dutzend Artikel zu Stills Faszienkonzepten schrieb. Kauffmann besaß Zugang zu Stills selte- nem dritten Buch The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy. Keinerlei osteopathische Literatur liegt zu Stills philosophischen und spirituel- len Faszienkonzepten vor. William Garner Sutherland äußerte zu Stills Sicht des Lebensprinzips,3 das dieser im Kontext der Faszien erörtert hat: „Dr. Still gab sein Bestes, um uns in das Phänomen einzuführen. Doch wir waren dafür nicht aufnah- mefähig“ 4. Und auch Rollin E. Becker DO zitierte Sutherland in diesem Sinne: „Ich habe oft darauf hingewiesen, dass wir in der Osteopathie etwas verloren haben, das Still mitzuteilen versuchte, und zwar das Spirituelle, das er in die Wissenschaft der Osteopathie einschließen wollte“.5 Einleitung 21

Still-Biografin Carol Trowbridge (1991) eingegangen. Das ist notwendig, weil man, um Stills Faszienkonzepte zu verstehen, seinen einzigartigen Charakter, der sich in seiner Ausdrucksweise und Wortwahl widerspiegelt, vor dem Hintergrund zeitge- nössischer Einflüsse und Strömungen betrachten muss. „Er [Still] war ein komplexer Mensch. Seine Schriften sind oft schwer zu verstehen. Sie sind in der Sprache seiner Zeit geschrieben und enthalten viele Allegorien.“ 10 „Sein symbolischer und allegorischer Schreibstil erlaubt es nur einem geneigten Leser, die Bedeutung seiner Sprache und den darunterliegenden eigentlichen Sinn zu erfas- sen. Und es gibt einen Sinn, auch wenn Andersdenkende diese Werke nicht verstehen können.“ 11

Der erste Absatz des Kapitels Faszien in Stills Philosophy of Osteopathy lautet: „Krankheit wird offensichtlich als Gas-, Flüssigkeits- oder Feststoffatome gesät. Zu- nächst ist eine geeignete Stelle zum Deponieren des aktiven Lebensprinzips nötig, was immer dies sein mag. Dann muss das Lebewesen, das entwickelt werden soll, eine an- sprechende Art von Ernährung bekommen. Folglich müssen wir den Teil des Körpers finden, der durch Aktion und geeignete Ernährung mithelfen kann, das Lebewesen im fötalen Leben zu entwickeln. Vernunft weist den Verstand zunächst auf die Regeln des menschlichen Lebens während der Schwangerschaft hin und wir betrachten, als Denk- basis, das sich bewegende Atom, das werdende Lebewesen, dessen Lebenskeim wir nur durch das stärkste Mikroskop sehen können. Es sieht aus wie ein Atom weißer Fasern oder ein abgelöstes Teilchen einer Faszie. Es verlässt einen Elternteil als Faszienatom und muss, um leben und wachsen zu können, in einem freundlichen Umfeld hausen und mit solcher Nahrung versorgt werden, wie sie in Eiweiß, Fibrin und Lymphe so- wie in den Nerven generierenden Kräften und Qualitäten enthalten ist, während es auf der Stelle mit dem Aufbauen einer geeigneten Form beginnt, in der es leben und gedeihen kann. Und da die Faszien bestens mit Nerven, Blut und weißen Korpuskeln ausgestattet sind, ist es nur logisch, den Teil zu suchen, der überwiegend aus Faszie be- steht, und anzunehmen, dass der Keim sich dort zum Ernährtwerden und Wachsen aufhält.“ 12 Liest man diesen Absatz, entstehen sofort eine Reihe von Fragen. Wovon spricht Still im ersten Satz? Was meint er mit dem aktiven Lebensprinzip? Wieso spricht er in einem Kapitel über Faszien vom fötalen Leben? Was heißt menschliches Leben während der Schwangerschaft? Wie definiert Still den Ausdruck Keim und was ist dann ein vitaler Keim? Am wichtigsten aber ist die Frage, was dies alles mit dem zu tun hat, was wir heute unter Faszien verstehen. Der Rest des Still’schen Faszien- Kapitels ist nicht weniger kryptisch, kaum mit Interpunktionen versehen und ent- Einleitung 23 und bei ihm studiert haben. Es gibt niemanden mehr, der irgendeine direkte Er- fahrung mit ihm, seinen Lehren oder seinen Ideen gemacht hat. Seine Kinder, von denen fünf Osteopathen waren, leben nicht mehr. Seine Enkel, darunter neun Os- teopathen, sind ebenfalls alle verstorben. Obwohl über die verschiedenen Disziplinen der Osteopathie, wie osteoartiku- läre Anpassung, viszerale Osteopathie, kraniale Osteopathie, muskuläre Energie und , eine Menge Lehrbücher geschrieben worden sind, verblieb das Gebiet Faszien relativ spärlich dokumentiert und schlecht definiert. Trotz des Man- gels an maßgeblichen Referenzwerken, die eine klare Interpretation von Stills Fas- zienkonzepten bieten, existiert aber eine überquellende Terminologie, die fasziale Zustände beschreibt. Zu den heute üblichen, umschreibenden Ausdrücken für fas- ziale Probleme gehören Einschränkung, Spannung, Zug, Läsion, Verklebung, Stoß, ease and bind, gewöhnliches Kompensationsmuster, ungewöhnliches Kompensati- onsmuster und nicht kompensiertes fasziales Muster. Noch verwirrender wird diese Terminologie durch die Austauschbarkeit bzw. die fehlende Unterscheidung myo- faszialer und faszialer Anwendungen. In den letzten 15 Jahren wurden von anderen Osteopathen neue Einschätzungs- und Behandlungstechniken für Faszien einge- führt wie das Fascial Distortion Model von D.O. (1994) und das Bioelectric Fascial Activation Model von Judith O’Connell D.O. (1998). In der vorliegenden Studie wird die Meinung vertreten, dass es erforderlich ist, Stills Originalanschauungen zum Thema Faszien neu, und zwar im Kontext seines Lebens, seiner Zeit und der ihn beeinflussenden Faktoren, zu betrachten, um die Faszien so, wie er sie ursprünglich definiert hat, besser zu verstehen. Diese Meinung teilen auch andere Osteopathen, z. B. Jocelyn C. P. Proby: „Ich glaube kaum, dass wir Dr. Stills Ideen begreifen können, wenn wir sie nicht vor dem historischen Hinter- grund sehen.“ 17 oder Stills erster Biograf E. R. Booth: „Vieles, was Dr. Still zu dem machte, was er war und noch ist, lässt sich auf seine Lebensumstände zurückführen.“ 18 Entscheidend ist aber, dass Stills Anschauungen eben nicht nur von diesen Lebens- umständen, sondern auch von seinem Wesen geprägt wurden. Carl McConnell, zu Stills Lebzeiten Professor an dessen American College of Osteopathy, schrieb:

„Um Dr. Stills Werk angemessen würdigen zu können, müssen wir seine spirituelle und mentale Disposition mitbedenken. Seine Wahrheitsliebe, eine tiefe spirituelle Ein- sicht in die Werke der Natur, deren physische Form nur eine äußerliche Offenbarung ist, und Mut: Das sind, wie wir es sehen, seine wichtigsten spirituellen und mentalen Eigenschaften.“ 19 Einleitung 25

Faszien und untersucht die Rolle der Faszien in anderen zu Stills Zeit bekannten me- chanotherapeutischen Methoden. Es beleuchtet Stills Umgang mit den Faszien vor dem Hintergrund seiner medizinischen Ausbildung und seines Pionierlebens und führt die Gewebetypen auf, die Still in den Begriff Faszien einschloss. Schließlich wird eine repräsentative Auswahl seiner Äußerungen zum Thema Faszien interpre- tiert. Die Kapitel 2 und 3 befassen sich also mit der ersten Forschungsfrage: Wie entwickelte Still seine Faszienkonzepte und wie sahen sie aus? Mit der zweiten Frage – Wie werden Stills Faszienkonzepte, insbesondere die philosophischen und spirituellen, von erfahrenen Osteopathen verstanden und in der manipulativen Praxis umgesetzt? – beschäftigt sich Kapitel 4, Inter- views mit erfahrenen Osteopathen, das die Antworten von 37 erfahrenen Osteopa- then und osteopathischen Ärzten auf 20 Fragen vorstellt, die schwerpunktmäßig auf das Faszienverständnis der Befragten abzielten sowie auf deren Meinung zu dem verborgenen Sinn in Stills Äußerungen über die Faszien. Kapitel 5, Stills Faszienkonzepte und die moderne osteopathische Praxis, vergleicht schließlich die im Rahmen des literaturgestützten Forschungsansatzes erarbeitete Interpretation von Stills Faszienkonzepten mit den bei der interviewgestützten Un- tersuchung eingeholten Antworten und dreht sich somit um die dritte und letzte Forschungsfrage: Weichen heutige Faszienkonzepte wesentlich von Stills Origi- nal-Konzepten ab? Was bedeutet dies für die Osteopathie? Die dazu interview- ten Osteopathen besaßen praktische Erfahrung in Manipulativ-Techniken und hat- ten Gelegenheit, diese Techniken sowie die osteopathische Philosophie von Kolle- gen zu erlernen, die nur eine oder zwei Generationen von A. T. Still entfernt gewesen waren. Das Kapitel macht deutlich, wo Stills Faszienkonzepte (so wie die Autorin der vorliegenden Studie sie aufgrund eingehender literaturgestützter Forschung in- terpretiert) und die Konzepte der Befragten konvergieren oder divergieren, disku- tiert die Bedeutung der Untersuchungsergebnisse, erörtert, inwiefern sie die gegen- wärtige Osteopathie beeinflussen, und gibt einige Anregungen für die Zukunft.

„Die Faszien kommen überall im Menschen vor und gleichen sich in allen Bereichen. Vor der Welt tut sich das größte Problem auf, der angenehmste Gedanke. Dem Phi- lospohen erscheint es einleuchtend, absolut, dass er den ‚materiellen Mensch‘ und den Aufenthaltsort seines spirituellen Wesens vor sich hat. Sie[die Faszien] sind das Haus Gottes, die Wohnstätte des Unendlichen – soweit es den Menschen betrifft.“ 20

Dieses Still-Zitat wirft eine Reihe von Fragen auf: Teilt der osteopathische Berufs- stand heute immer noch Stills Anschauungen in Bezug auf die Wichtigkeit der Fas- Kapitel 1 – Methodologie

Dieses Kapitel skizziert die methodischen Schritte beim Entwerfen, Gliedern, Ge- stalten und Schreiben der vorliegenden Studie. Die in dieser Arbeit angewendete Methode der qualitativen historischen Forschung erlaubt laut Bailey 1 „eine ganzheit- liche Beschreibung und Analyse eines bestimmten Phänomens“ – in unserem Fall also eine qualitative Untersuchung der Faszienkonzepte von . Historische Forschung wurde hier verstanden als „systematische Zusammenstel- lung von Daten und kritische Darstellung, Bewertung und Interpretation von Fakten, die auf Personen, Ereignisse und Begebenheiten der Vergangenheit bezogen sind“. 2 Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit standen drei Fragen: Wie entwickelte Still seine Faszienkonzepte und wie sahen sie aus? Wie werden diese Konzepte, insbesondere die philosophischen und spirituellen, von erfahrenen Osteopathen verstanden und in der manipulativen Praxis angewen- det? Weichen heutige Faszienkonzepte wesentlich von Stills Konzepten ab und was bedeutet dies für die Osteopathie? Diesen Fragen wurde mithilfe zweier Methoden – der literatur- und der interview- gestützten Forschung – nachgegangen. Zur Untersuchung der ersten Frage wurde unter Einbeziehung veröffentlichten und unveröffentlichten Materials (Bücher, Aufsätze, Briefe, Interviews, Websites) literaturgestützte Forschung in zwei Schritten betrieben: Schritt eins beschäftigt sich mit Stills Leben aus historischer Sicht, betrachtet die Geistesströmungen im 19. Jahr- hundert, die ihn beeinflusst haben könnten, und entwirft schließlich ein Bild von Stills Wesen. Schritt zwei verfolgt in Stills Schriften sämtliche Stellen, die sich auf „Faszien“ beziehen, beginnend mit der Prägung dieses Begriffs bis hin zu den um 1900 veröffentlichten Äußerungen von Still zum Thema Faszien. Die interviewgestützte Forschung diente dazu, von erfahrenen Osteopathen und osteopathischen Ärzten deren Ansichten über frühere und heutige Faszienkonzepte einzuholen. Dazu wurde ein unstrukturierter Interviewentwurf 3 verwendet, der es erlaubte, die Informationen (in diesem Fall also die Faszienkonzepte heutiger Osteo- pathen sowie deren Interpretationen von Stills Faszienkonzepten) zu erfassen und eingehend zu analysieren. Als Abschluss der Studie wurden die erfassten Informatio- nen in Erzählform wiedergegeben, um so die Fragen eins und zwei zu beantworten. Methodologie 29

Von einer bloßen Möglichkeit spricht man dann, wenn eine Primärquelle keiner kritischen Bewertung unterzogen worden ist oder nur Sekundär- oder Tertiärquel- len verfügbar waren. Die Daten für historische Forschung stammen aus Primär- und Sekundärquellen.9 Eine Primärquelle wird definiert als Originalbericht von einem Ereignis. Unter Se- kundärquelle versteht man eine Informationsquelle, die zumindest einen Schritt von der Primärquelle entfernt ist. Für die hier vorliegendene Studie wurden nach dem Ratschlag des Betreuers auch solche Personen als Primärquellen eingestuft, die zwar keine eigene Theorie entwickelt, jedoch über 20 Jahre hindurch intensiv praktiziert haben und somit als reife und erfahrene Osteopathen bezeichnet werden können.

Vorgehensweise und Quellen beim historischen Erforschen der Person Still

Diese Stufe des Forschungsprojekts diente zur Beantwortung der ersten Forschungs- frage: Wie entwickelte Still seine Faszienkonzepte und wie sehen diese aus? Dazu wurde die Behauptung aufgestellt, dass der Versuch, Still als Mensch zu verstehen, zu einer tieferen Einsicht in die Entwicklung seiner Konzepte verhelfen kann. Stills erster Biograf, E. R. Booth10, seine jüngste Biografin, Carol Trowbridge11, und der Osteopathie-Forscher Norman Gevitz12 fanden es erforderlich, zunächst Stills Leben, seine Zeit und ihn beeinflussende Faktoren zu beschreiben. Ihre Aufzeich- nungen werden in dieser Studie durch weitere, teils von ihnen nicht verwendete, teils ihnen nicht zugängliche Dokumente und Quellen ergänzt. Das somit aus biografi- schen und historischen Quellen entwickelte Porträt des Menschen Still bildet den Rahmen für eine sachkundige Interpretation seiner Faszienkonzepte.

Untersuchung der Lebens- und Zeitumstände

Die Untersuchung von Stills Leben und Zeit wurde folgendermaßen gegliedert: Sein Leben – Dieser Abschnitt berichtet der Reihe nach, wo Still wann lebte, und umfasst bedeutende Ereignisse in seinem Leben wie Geburten, Heiraten, To- desfälle, einflussreiche Freundschaften, die Kriegsteilnahme, die Entwicklung der Osteopathie, seine Schule und schließlich seinen Tod. Das liefert den notwendigen chronologischen und geografischen Hintergrund, um seine Aufenthaltsorte und Methodologie 31

Quellen und Hilfsmittel

Die geschichtliche Darstellung von Stills Leben fußt auf vielfältigen Quellen wie Zeitschriftenartikeln, unveröffentlichten Aufsätzen, Dokumenten, Zeitungsberich- ten, Briefen, aufgezeichneten Erinnerungen und Büchern, von denen viele älter als 100 Jahre sind. Hinzu kamen wissenschaftlich fundierte und vertrauenswürdige Internetseiten, elektronische Kommunikation und persönliche Gespräche mit ver- schiedenen Experten. Nach dem Lesen oder Befragen wurden aus den gesammelten Informationen bestimmte Themen oder Passagen exzerpiert, kategorisiert, elektro- nisch gespeichert und dann in gegliederter Erzähl-Form dargestellt. Tabelle I (folgende Doppelseite) erfasst überblickartig die beim Aufbau dieses Kapitels herangezogenen Quellen und deren Verwendung. Eine detaillierte Darstel- lung dieser Quellen folgt im Anschluss.

Autobiografie Stills erstes Buch, The Autobiography of Dr. A. T. Still, erschienen erstmals 1897, in zweiter Auflage 1908, bietet nur einen begrenzten Einblick in sein Erwachsenenle- ben, weil es bereits 20 Jahre vor seinem Tod veröffentlicht wurde und außerdem zur Hälfte aus abgedruckten Reden besteht, die Still bei Graduiertenfeiern oder anläss- lich von Jahrestagen zur Gründung der Osteopathie gehalten hat. Viele der hinteren Kapitel dieser Autobiografie finden sich auch in früheren Ausgaben des Journal of Osteopathy.13 Leider war es der Autorin nicht möglich, ein vollständiges Exemplar der ersten Auflage zu erhalten, obgleich ein solches im Internet auf der Webseite des Meridian Institute verfügbar ist (vgl. http://www.meridianinstitute.com). Wo immer es möglich war, wurden für die Aufzeichnung seiner Lebensgeschichte Stills Selbstbeschreibungen herangezogen, obwohl sich seine Autobiografie als nur skizzenhaft erwies und er offenbar sehr stark ausgewählt hatte, was er dort darstel- len bzw. nicht darstellen wollte.

Biografien Was das biografische Material anbelangt, stützte sich die Autorin weitgehend auf die im Folgenden chronologisch aufgeführten Sekundärquellen, die zwar nicht alle ausschließlich über Still persönlich schreiben, aber doch oft wertvolle Einblicke in sein Familienleben gewähren. Zeitschriftenartikel Andere Autoren The Journal of the American Osteopathic As-  sociation, The D.O., The Cosmopolitan Os- teopath, Osteopathic , The Bulletin. Verfügbar nur über NCOH und The American Academy of Osteopathy. Unveröffentlichte Aufsätze/ A. T. Still  Skizzen CE Still jun.

Nur NCOH Nur NCOH Dokumente zu Still Verschiedene ATS (Andrew Taylor Still) Document Collec-  tion. Nur NCOH Verlorengegangene (?) Werke A. T. Still Augenzeugenberichte (ansonsten nicht mehr  durch verfügbar) Schlussfol- gerungen Persönliche Bibliothek Verschiedene Titel von Büchern, in verschiedenen Bibliothe-  ken durchgesehen Aufzeichnungen Landratsämter Die meisten Berichte stammen aus Sekundär-  ein quellen. wenig Historische Bücher Historiker Verfügbar über Fernleihe oder Internet  Andere Bücher Verschiedene Verfügbar über Fernleihe  Internet Verschiedene Breit genutzt, gut zugänglich  Expertenmeinungen Verschiedene Gespräche, Briefe oder elektronischer Brief-  wechsel

Tabelle I: Quellen für eine historisch fundierte Darstellung von Stills Leben und Persönlichkeit Methodologie 35

Marovia Clark

„Meine Freunde und Kinder baten mich öfters, über mein Leben in zu schrei- ben.“ 18

Marovia Still Clark, ebenfalls eine von Stills jüngeren Schwestern, schrieb Remi- niscence of the Early Events in Osteopathic History. Ihre kuriosen Geschichten sind undatiert. Dieser Text, dem Stil nach ein unveröffentlichtes Manuskript, ist nur über das NCOH zugänglich.

M. A. Lane

„Der Schlüssel zum Verständnis von A. T. Stills Werk als Leistung eines wissenschaft- lichen Reformers liegt in seinem ungewöhnlichen, beindruckend originellen Ver- stand.“ 19

Das von M. A. Lane verfasste, etwa 1925 erschienene Buch Dr. A. T. Still Founder of Osteopathy, in dessen Vorwort Lane als erfahrener Osteopath charakterisiert wird, der „aufgrund eigener Forschungstätigkeit schon eine fundierte Reputation in der biologischen Wissenschaft“ 20 besitzt, besteht aus 10 einzelnen Aufsätzen über Still, die verschiedene Lebensabschnitte behandeln. Der Autor verzichtet auf Quellenver- weise, versucht aber, Stills wissenschaftliche Ideen glaubwürdig darzustellen. Das Thema Faszien klammert er aus. Weil sich das Werk in jedem Kapitel zunächst Stills Wesen widmet, bevor Stills Ideen erörtert werden, diente es bei der Erstellung dieser Studie als Vorlage.

Barbara Vaughn Kennedy „Stellen Sie sich die Sorge für fünf Kinder vor, eins davon ein Wickelkind, während man bei Sturm auf Trampelpfaden das Land durchquert, Flüsse durchwatet, im Freien campiert, bei gutem Wetter täglich einen Weg von 18 bis 20 km zurücklegt und ständig auf Hindernisse trifft, die zu überwinden sind.“ 21

Die nur elf Seiten umfassenden, nicht veröffentlichten und undatierten Aufzeich- nungen von Stills Schwester Barbara Vaughn mit dem Titel Family History,22 in denen es um die frühen Jahre von Stills Eltern, vor allem aber um seine Mutter und ihre Kinder geht, hat Stills Nichte Barbara Vaughn Kennedy 1933 auf der Schreib- maschine abgetippt. Methodologie 37 dem das meiste Material stammt, als jemand beschrieben wird, der sich vielleicht „gelegentlich eine literarische Freiheit“ erlaubt hat, „obwohl man sagen kann, dass sie [sc. Charles Still senior und Grant Hildreth] in ihrem Alter zu ein bisschen Ausschmü- ckung und Selbstbeweihräucherung durchaus berechtigt waren.“ 26

Carol Trowbridge

„Am besten versteht man Still, wenn man ihn sich in der Welt seiner Zeit vorstellt“ 27

Das im Jahr 1991 von der Historikerin Carol Trowbridge veröffentlichte Buch An- drew Taylor Still 1838–1917 ist die jüngste Still-Biografie. Sie basiert auf achtjähriger, sorgfältiger und gut dokumentierter Forschung. Trowbridge verwendete zahlreiche Primärquellen, die sie in Archiven und bei historischen Gesellschaften im ganzen Land ausfindig machte. Außerdem stellten ihr Stills Enkelinnen Jane Denslow und Elizabeth Laughlin bereitwillig Quellenmaterial zur Verfügung. Der osteopathische Berufsstand ist Carol Trowbridge zu Dank verpflichtet für ihre umfangreiche geschichtliche Darstellung des amerikanischen Mittelwestens im 19. Jahrhundert, einer Ära, die Still prägte und in der sein Lebenswerk, die Osteo- pathie, entstand.

Geschichten der Osteopathie Obgleich sich die Werke über die Geschichte der Osteopathie und die Still-Biogra- fien teilweise überschneiden, sind – neben der bereits oben erwähnten, ebenfalls als Zugang zur Osteopathie-Historie geltenden Biografie von Booth – doch die fünf nachfolgend beschriebenen Bücher die geschichtlichen Haupt-Quellen:

Grant Hildreth

„Dr. Hildreth stand Still zweifellos näher als jeder andere Osteopath.“ 28

Arthur Grant Hildreth, dessen Werk The Lengthening Shadow of Andrew Taylor Still erstmals 1938 veröffentlicht wurde, war eine Generation jünger als Still, weshalb der Wert seiner biografischen Erinnerungen in der Darstellung des älteren Still, also des Osteopathen, liegt. Hildreths Worten zufolge sollte sein Buch dazu dienen, dem Leser zu helfen „eine genauere Kenntnis vom Charakter und vom Geist dieses Mannes zu erlangen, der der Welt die Osteopathie geschenkt hat“ 29. Da Hildreth Stills geschätz- ter Kollege und Freund war, stammen die meisten seiner biografischen und historischen Methodologie 39

Zusammenfassung Insgesamt erfassen diese Bücher und Schriftstücke einen großen Teil von Stills Fa- milien- und Lebensgeschichte. Die Materialien wurden zunächst gelesen, um einen ersten Eindruck zu bekommen, und dann erneut gesichtet, um bestimmte, Stills Leben betreffende Fakten und Beeinflussungen, seine Ideen, sein wiederholtes Ver- wenden bestimmter Wörter oder Redewendungen usf. zu markieren. Sofern in die- sen Büchern, insbesondere bei Gevitz und Trowbridge, Primärquellen angeführt sind, die für die vorliegende Studie von Bedeutung waren, ist die Autorin diesen Quellenverweisen nachgegangen – primär über das NCOH und mittels Fernleihe. Daneben wurden aufgrund des wissenschaftlichen Charakters der Werke von Ge- vitz und Trowbridge gelegentlich auch diese beiden Autoren zitiert.

Weitere osteopathische Bücher Titel und Veröffentlichungen früher, während Stills Lebenszeit von Studenten ver- fasster osteopathischer Bücher wurden aus der Datenbank von MOBIUS bezogen, einem Verband akademischer Bibliotheken, dem fünfzig Colleges und Universitä- ten des Staates Missouri angehören, darunter auch die A. T. Still Memorial Library in Kirksville. Erst sehr spät im Verlauf der Arbeiten an der vorliegenden Studie wurde OST- MED®, eine neue Datenbank für osteopathische Literatur zugänglich, die über ei- nen bibliografischen Index Zugriff auf osteopathisch-medizinische Literatur bietet. OSTMED® entstand aus einem fünfjährigen, von der American Osteopathic Associa- tion und der American Association of Colleges of Osteopathic Medicine gesponserten Projekt.36 Über die Website des Meridian Institute (2001) waren einige frühe osteopathische Bücher zugänglich, die allerdings nur wenige biografische Informationen enthielten und deshalb vor allem im Hinblick auf das Thema „Stills Faszienkonzepte“ genauer durchgesehen wurden.

Zeitschriftenartikel Um 1905 gab es mehr als 20, zumeist allerdings nur regional verbreitete osteopathi- sche Zeitschriften.37 Es war unmöglich, diese Zeitschriften ganz durchzugehen, zu- mal nicht alle einen umfassenden Index besaßen, der die Suche hätte beschleunigen Methodologie 41 der Jahre von verschiedenen Spendern zugegangen ist. Beim NCOH handelt es sich um die früheren Special Collections der A. T. Still Memorial Library, die seit 1997 vom Museum geführt wird. Der Hauptanteil des aus überwiegend aus Originalen bestehenden Materials wurde dem NCOH von Elizabeth Laughlin, der Witwe von Stills Enkel George Andrew Laughlin, 1990 geschenkt. Es umfasst Stills eigenhän- dige Schriften (hand- und maschinengeschriebene Essays, Reden und Briefe), Briefe an Still, Todesanzeigen, Beileidsbezeugungen und Ähnliches, das sich auf Stills Tod 1917 bezieht, dazu verschiedene Dokumente, die Still betreffen, enthält aber auch Belegexemplare von anderswo verwahrtem Material. Dokumente, bei denen es frag- lich sie, ob Still sie verfasst hat, tragen einen entsprechenden Vermerk.39 Das Material ist zwar weitgehend undatiert, liefert aber wertvolle Einblicke in A. T. Stills Philosophie, nicht nur, was die Osteopathie anbelangt, sondern – noch wichtiger – auch in Bezug auf seine philosophischen Untersuchungen über das We- sen von Leben und Sterblichkeit.

Charles E. Still, Jr. Collection Die Charles E. Still Jr. Collection wurde im August 1995 von Doris Still, Charles’ Witwe, gespendet. Es handelt sich um ungefähr 1,20 Aktenmeter Texte und Fotos, wovon sich rund 95 % nicht direkt auf A. T. Still beziehen. Die verbleibenden 5 % (zwischen 200 und 250 Seiten) bestehen aus Briefen, die Charles’ Vater von Osteo- pathen angefordert hatte, die Still kannten.40 Irvin Korr erklärte, Charles Still se- nior habe dieses Material für ein Buch verwenden wollen, stattdessen sei es aber 60 Jahre lang ungenutzt in einem Metallbehältnis aufbewahrt worden.41 Diese Briefe stellen vor allem deshalb eine unschätzbare Ressource dar, weil sie keinem anderen Biografen außer Charles E. Still junior zur Verfügung standen, der ihr Potenzial aber nicht nutzte, um A. T. Stills Charakter und die Einflüsse, die ihn geformt ha- ben, zu enthüllen.

Die ATS Document Collection Die ATS Document Collection (Andrew Taylor Still Document Collection), die Do- kumente aus Stills Leben, z. B. Militärzeit und Pension betreffende Unterlagen und medizinische sowie urheberrechtliche Urkunden, enthält, war besonders hilfreich beim Recherchieren der genauen Veröffentlichungdaten von Stills Büchern und lie- ferte Belege für seine in Missouri ausgestellten medizinischen Zulassungen. Methodologie 43

In einigen Fällen kam auf Anfrage unterstützendes Material von historischen Vereinen. Doch erwies sich diese Forschungsmethode als beschwerlich, dem Zufall unterworfen und teuer. Zunächst wurden lange Briefe geschrieben, um das Thema der Forschung zu erläutern. Darauf wählte die Gesellschaft ehrenamtliche Mit- arbeiter aus, nicht weil dies kompetente Forscher gewesen wären, sondern weil sie Neigung und Zeit dazu aufbringen konnten. Viele wussten gar nicht, wer A. T. Still war oder worum es sich bei der Osteopathie handelt. Das gelieferte Material wurde verwendet, um daraus lokale Informationen über Schulen, Kirchen, Geheimgesell- schaften, Bibliotheken und historische Ereignisse in den jeweiligen Gemeinden zu bekommen.

Geschichtsbücher der Landkreise Douglas und Schuyler in Missouri bzw. Macon und Adair in Kansas, die vier Land- kreise, in denen Still größtenteils lebte, besitzen jeweils zumindest ein Geschichts- buch, das vor Stills Tod (1917) geschrieben worden ist. Es handelt sich um History of the State of Kansas, Douglas County;43 History of Adair County;44 General History of Macon County Missouri 1910; History of Adair, Sullivan, Putnam and Schuyler Coun- ties Missouri 1888 und History of Randolph and Macon Counties Missouri 1884. Aus diesen Bücher bezog die Autorin vor allem Informationen darüber, welche förderlichen Einrichtungen (z. B. Bibliotheken) Still zur Verfügung standen. Da- neben wurden sie auf biografisches, insbesondere Stills Freundeskreis betreffendes Material durchforscht.

Weitere Bücher Eine Reihe Texte, verfasst und noch zu Stills Lebzeiten veröffentlicht von Osteopa- then, die ihn kannten oder bei ihm studiert haben, wurden auf Hinweise zu Stills Faszienkonzepten durchforstet, waren aber wenig ergiebig.

Quellen im Internet und Hilfsmittel Als zeitsparendes Hilfsmittel eingesetzte Zitate aus dem Internet erwiesen sich als nur begrenzt hilfreich für eine bessere Darstellung des Themas. Soweit es möglich war, wurden verlässliche Internetquellen wie Universitäts- und Regierungs-Websites benutzt sowie Zusendungen historischer Vereine. Methodologie 45

Sicherung der Daten

Im Verlauf der Literatursuche wurden elektronische Dateiordner und Unterord- ner angelegt, um die einschlägigen Daten zu sortieren und zu speichern. Gelesenes Material wurde markiert und kategorisiert, Ordner und Unterordner entsprechend benannt. Jedes Zitat wurde in den entsprechenden Ordner eingegeben und mit einer Fußnote versehen, die Name, Titel, Quelle, Seitenzahl usf. enthielt. Sobald diese Dateien oder Ordner zu 90 % vollständig waren, wurde ihr Inhalt als Rahmen für das Verfassen der Unterkapitel von Kapitel 2 Still verstehen ver- wendet.

Vorgehensweise und Quellen beim historischen Rückverfolgen der Faszienkonzepte

Dieses Stadium des Forschungsprojekts drehte sich um die Frage: Wie entwickelte Still seine Faszienkonzepte und wie sehen diese aus? Bei dem Versuch, zu erfassen, was man in der Zeit vor Still unter Faszien verstand und wie im Vergleich dazu Still diesen Begriff verwendete, ließ sich trotz bewuss- ter Bemühungen ein Definieren aus dem Begriffsverständnis des 20. Jahrhunderts heraus nicht immer vermeiden. Die Erforschung des Themas wurde in folgende Schritte gegliedert:

Die Geschichte des Begriffs Faszien Aufgezeigt wird hier die historische Entwicklung des Begriffs und dessen Verwen- dung, beginnend vom Ursprung dieses oder verwandter Begriffe. Um herauszufin- den, auf welcher Basis Still seine Definitionen entwickelt hat, wurde auch die Ver- wendung von Faszien oder ähnlichen Begriffen in anderen zeitgenössischen Texten untersucht, die nicht zu Stills Bibliothek gehörten. Um die Begriffsverwendung nachzuverfolgen, wurde schließlich ein chronologischer Überblick der Literatur er- stellt, die etwas zu diesem Thema enthält.

Stills frühe Erfahrungen Untersucht wurden anhand von Quellen Stills frühe Kindheitserfahrungen im ame- rikanischen Grenzland. Methodologie 47

Quellen und Hilfsmittel

Das Material für den Überblick über die Geschichte des Faszienbegriffs entstammt vorwiegend Sekundärquellen wie Wörterbüchern, Aufsätzen, Büchern und Exper- tenmeinungen. Das für die Abschnitte über Stills Faszienkonzepte verwendete Quel- lenmaterial ist hauptsächlich seinen Büchern und Aufsätzen entnommen. Auch hier wurden wieder ausgewählte Themen bzw. Passagen exzerpiert, kategorisiert, elekt- ronisch gespeichert und schließlich in gegliederter Erzähl-Form präsentiert. Eine vollständige Liste des herangezogenen Materials und dessen Verwendung in Kapitel 3 zeigt Tabelle II.

Weitere von Still veröffentlichte Bücher

Philosophy of Osteopathy Philosophy of Osteopathy47 enthält das berühmte Kapitel X mit der Überschrift „Fas- zien“, das in der Einleitung der vorliegenden Studie erwähnt wurde. Aber auch sonst finden sich überall in diesem 270 Seiten starken Buch zahlreiche wichtige Bezug- nahmen auf die Faszien.

The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy Wie Philosophy of Osteopathy enthält auch The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy 48 einen Abschnitt über die Faszien. Auch hier finden sich über 300 Seiten verstreut viele Bezugnahmen auf die Faszien und Membranen.

Osteopathy Research and Practice Charakteristisch für Still letztes, 1910 veröffentlichtes Werk sind die wenigen Be- zugnahmen auf das Thema Faszien. (Die Autorin zitiert hier aus der Neuausgabe von 1992.49) Das Buch ist relevant im Zusammenhang mit Stills Faszienkonzepten, weil es zeigt, dass seine Faszienkonzepte für ihn über längere Zeit wichtig waren – obgleich er sie in diesem letzten Buch bei weniger als zehn Prozent der erörterten Zustände erwähnt. Methodologie 49

Stills medizinische Bibliothek Sämtliche Autoren und Bücher, auf die Still sich in seinen Schriften bezogen hat, wurden zusammengestellt, um eventuelle Ähnlichkeiten zwischen Stills Anschau- ungen über Faszien und dem Gedankengut in diesen Quellen herauszufinden. Die Originale oder Kopien der Bücher waren durch das Still National Osteopathic Mu- seum oder durch Fernleihe zugänglich.

Osteopathische Bücher Diese Bücher wurden auf Informationen zu Stills Faszienkonzepten hin durchsucht, waren in dieser Hinsicht aber wenig ergiebig.

Journal of Osteopathy Obgleich die Artikel sich kaum auf das Thema „Faszien“ bezogen, sind die wenigen Stellen doch höchst aufschlussreich.

Unveröffentlichte Texte Stills unveröffentlichte Texte enthalten keine direkten Bezugnahmen auf das Thema „Faszien“, erlauben jedoch gelegentliche Rückschlüsse auf seine Faszienkonzepte.

Weitere Bücher Hier geht es ebenso um Bücher aus Stills persönlicher Bibliothek wie um andere anatomische und physiologische Werke seiner Zeit, die ihm wahrscheinlich zugäng- lich waren. Schließlich findet sich hier ein Überblick über alle Bücher, die Faszien beschreiben.

Seltene Bücher Der größte Teil der Geschichte des Faszienbegriffes findet sich nicht in Büchern, die auf Lager oder über Fernleihe zugänglich waren. Einige Bücher konnte die Autorin bei der Thomas Fisher Rare Book Library an der Universität von Toronto überprüfen, doch die meisten Originale waren in Latein oder Italienisch geschrieben.

Internet Wie im vorigen Kapitel beschrieben, wurde dieser Forschungsweg beschritten, wenn Experteninformationen nicht aus gedrucktem Material bezogen werden konnten. Methodologie 51

Auswahl der Interviewpartner/innen und Durchführung der Interviews Zum Auswählen der Interviewpartner/innen wurde zunächst eine Liste mit zwölf Osteopathen und osteopathischen Ärzten erstellt, die alle den folgenden zwei Grundvoraussetzungen entsprachen: Sie hatten mindestens zwanzig Jahre in der manipulativen Praxis gearbeitet und sie waren sehr gerne zu einem Interview be- reit. Weiterhin war für diese Studie auch die Mitwirkung international arbeitender Osteopathen erwünscht, um eine möglichst große Vielfalt an osteopathischer Aus- bildung und Erfahrung verteten zu haben. Die zwölf ursprünglich ausgewählten Osteopathen konnten weitere Osteopathen empfehlen, die die Kriterien ebenfalls erfüllten. Mit Rücksicht auf die vertrauliche Natur der Interviews darf die Autorin nicht mitteilen, wer wen empfohlen hat. Einige Osteopathen, mit denen sich ein persönliches Interview ergab, wurden im Nachhinein noch in die ursprüngliche Zwölferliste aufgenommen. Ab Juni 2001 wurde in einem Zeitraum von 10 Monaten insgesamt 73 Osteopath/ inn/en ein einführendes Paket zugesandt. 52 antworteten, wovon einer kurz darauf verstarb. 11 lehnten ab, wobei die meisten ihre Entscheidung freundlich erläuterten. 12 antworteten nicht. 41 willigten ein, einer davon allerdings zu spät. 40 Interviews wurden geführt. Drei Interviews wurden abgelehnt, weil die erforderliche praktische Erfahrung in Manipulativ-Techniken nicht vorlag. Somit flossen die Daten aus 37 Osteopathen-Interviews in diese Studie ein.

Tabelle III führt in der linken Spalte sowohl die 12 ursprünglich ausgewählten wie auch die fünf weiteren, zufällig hinzugekommenen Osteopathen. Einige Na- men erscheinen in beiden Spalten, weil die Betreffenden von anderen Osteopathen empfohlen wurden, die nichts von den 12 ursprünglich ausgewählten und schon in- terviewten Osteopathen wussten. In der rechten Spalte sind die Namen der Osteo- pathen aufgeführt, die von den 12 ursprünglich ausgewählten empfohlen wurden. Ein Sternchen (*) hinter dem Namen zeigt an, dass der Betreffende die Auswahl- kriterien nicht erfüllt hat. Methodologie 53

Zusätzlich zu den Interviews mit Osteopathen wurden fünf externe Experten be- fragt, um verschiedene andere Aspekte des osteopathischen Berufsstands zu verste- hen und das geistige Klima in Stills Ära zu erfassen. Für diese Studie wurde externer Experte definiert als jemand, der zwar sehr viel mit Osteopathie zu tun hat, aber nicht notwendigerweise über manipulative Pra- xis verfügt. Es handelt sich bei diesen Personen um Norman Gevitz, Robert Davis, Frank Willard, Martin Collins und John Jones D.O., wobei Collins und Johnes zwar Osteopathen sind, aber keine zwanzigjährige Berufspraxis in Manipulativ- Techniken vorzuweisen hatten. Kurzporträts der befragten Experten enthält Ap- pendix A. Tabelle IV zeigt die Namen der interviewten Osteopathen, das Land, in dem diese gegenwärtig praktizieren, die Praxisjahre, den Interviewtyp (persönliches Ge- spräch, Telefonat, E-Mail) sowie das Datum des Interviews und stellt die Experten mit ihrem jeweiligen Fachgebiet vor.

Name des/der Osteopath/ Land der Praxis Praxis- Interview- Datum des en/in jahre typ Interviews

Harold Magoun jun. USA 51 Gespräch 16.06.2001 Alain Andrieux* Frankreich 20 Gespräch 16.06.2001 Wayne English USA 43 Gespräch 17.06.2001 Steve Sandler England 26 Gespräch 17.06.2001 Gilles Drevon* Argentinien 22 Gespräch 17.06.2001 Edward Stiles USA 36 Gespräch 07.08.2001 Anthony Chila USA 36 Gespräch 10.08.2001 Anne L. Wales USA 75 Gespräch 27.08.2001 Pierre Tricot* Frankreich 27 E-Mail Sommer 2001+ Fred Mitchell, Jr. USA 42 Gespräch 14.10.2001 Gerald Lamb England 20 Gespräch 13.10.2001 Philippe Druelle* Kanada 22 Gespräch 06.069.2001 Alain Abraham Abehsera* Frankreich 25 Telefonat 04.09.2001 Methodologie 55

Name des Experten Heimatland Fachgebiet Interviewtyp Robert Davis USA Philosophie, Religionswissen- Gespräch schaft Norman Gevitz USA Geschichte der Osteopathie Gespräch Soziologie Martin Collins England Physiologie Telefonat John M. Jones USA Geschichte der Osteopathie Telefonat und Theologie E-Mail Frank Willard USA Anatomie Telefonat

Tabelle V: Liste der externen Experten

Der erste Kontakt mit den potenziellen Interviewpartnern bestand aus drei Ele- menten: 1) einem Anschreiben 2) einer kurzen Darlegung der Studienzwecke 3) einem kurzen Fragebogen. Die Unterlagen wurden postalisch, in wenigen Fällen elektronisch versandt. Um das Antworten zu erleichtern, wurde bei postalischem Versand jeweils ein adressierter und mit dem entsprechenden Porto frankierter Umschlag beigelegt. Erfolgte inner- halb von sechs Wochen keine Antwort, wurde erneut ein Paket per Post versandt. Um es der Autorin zu ermöglichen, auch Französisch sprechende Osteopathen zu interviewen, wurden die drei Elemente des Pakets freundlicherweise von dem französischen Osteopathen Pierre Tricot übersetzt, aus dessen Übersetzung des Still- Buches Philosophy of Osteopathy/Philosophie de l’ Osteopathie 50 auch die das Thema Faszien betreffenden Zitate für das Interview direkt übernommen wurden. Der Zweck des Fragebogens war, von den antwortenden Osteopathen einige Vorab-Informationen einzuholen, um zu erfahren, wie häufig sie Faszien einschät- zen und behandeln und wie sie selbst ihr Wissen über Stills Faszienkonzepte be- urteilen. Auf der Basis dieser Antworten konnte die Interviewerin die Fragestellung dann individuell gestalten. Sobald der Fragebogen zurückkam, wurde ein Bestäti- gungsbrief versandt oder ein Telefongespräch geführt, um einen Interviewtermin zu vereinbaren. Methodologie 57 die ausgewählten Fragen übergeleitet wurde. Die Dauer der einzelnen Interviews reichte von 15 bis 220 Minuten, betrug aber in den meisten Fällen rund 25 Minu- ten. Vier der Interviews wurden auf Französisch geführt, zwei auf Französisch und Englisch, wobei die Fragen auf Englisch gestellt und die Antworten auf Französisch erteilt wurden. Die Mehrzahl der gestellten Fragen wurde beantwortet, wobei Jerry Dickey D.O. eine Ausnahme bildete: Er wollte zwar am Interview teilnehmen, aber keine Fragen beantworten. Die Autorin hat jedes der auf Gesprächsbasis entstandenen Interviews wörtlich vom Band abgeschrieben und sie dann (ebenso wie die elektronischen) den inter- viewten Osteopathen zugesandt mit der Bitte um Prüfung (gegebenenfalls Korrek- tur) und Rücksendung des Typoskripts (ein an die Autorin adressierter, frankierter Umschlag lag jeweils bei). Kam innerhalb von sechs Wochen keine Antwort, wurde der Brief erneut zugesandt. Bei Diskrepanzen zwischen amerikanischem und bri- tisch/kanadischem Englisch wurde jeweils die von dem interviewten Osteopathen benutzte Form beibehalten. Wenn die kanadische Autorin ein auf Französisch ge- führtes Interview übersetzte, wählte sie kanadisches Englisch. Dreißig der vierzig Typoskripte wurden zurückgesandt. Alle seitens der Osteopa- then gewünschten Veränderungen wurden akzeptiert und das Ganze in einer end- gültigen Version gespeichert.

Sobald die abgeschlossenen Interviews in ihrer endgültigen Version vorlagen, wurde jedem interviewten Osteopathen eine Zufallsnummer zwischen 1 und 37 zugewie- sen. Die Antworten aus allen Interviews wurden der jeweils entsprechenden Frage zugeordnet und zusammen mit dieser in einer eigenen Datei abgelegt. Mit Aus- nahme von Osteopath 30, Jerry Dickey, wurden die Urheber der einzelnen Antwor- ten jeweils nur über die ihnen zugewiesene Nummer identifiziert. Bei den Antwor- ten, die sich auf die Still-Zitate zum physischen, philosophischen und spirituellen Aspekt der Faszien bezogen, war die Vorgehensweise ein wenig anders: Da den Be- fragten zu jedem dieser Aspekte zwei Still-Zitate vorgelegt worden waren und sie die Möglichkeit hatten, das erste, das zweite oder beide (zusammen oder einzeln) zu kommentieren, wurden die Antworten entsprechend gruppiert.

Analysieren der Interviewantworten Durch Analysieren der Antworten auf die relevanten Interviewfragen sollte For- schungsfrage zwei (Wie werden Stills Faszienkonzepte, insbesondere die philoso- Methodologie 59

(1986) die Glaubwürdigkeit und Angemessenheit einer qualitativen Studie gewähr- leisten: Überprüfen der Repräsentativität der Daten als Ganzes und Kodieren der Ka- tegorien und Beispiele, die zum Reduzieren und Präsentieren der Daten verwendet werden. Überprüfen, ob Beschreibungen und Erklärungen von Daten oder Theorien über sie die typischen und atypischen Elemente dieser Daten enthalten. Bewusst versuchen, aus den Daten gezogene Schlüsse außer Acht zu lassen bzw. zu widerlegen. Bestätigung aus dem Untersuchungsgegenstand selbst gewinnen.

Ebenso bewusst war sie sich auch der Bedeutung der Begriffe Tatsache, Wahrschein- lichkeit und Möglichkeit, da diese mit der Stichhaltigkeit historischer Forschung zusammenhängen.

Zusammenfassung

In diesem Kapitel wurden die beim Entwerfen, Recherchieren, Darstellen und Schreiben der vorliegenden Studie erfolgten methodischen Schritte beschrieben, die Vorgehensweisen in der historischen Forschung und bei den Interviews umris- sen, die Charakteristika einer qualitativen Darstellung erläutert und die zur Sicher- stellung wissenschaftlicher Striktheit notwendigen Kriterien genannt. Ebenso wurden die einzelnen Forschungsphasen skizziert, die der Behandlung der drei Forschungsfragen dienten, und die gewählten Forschungsmethoden be- schrieben. Kapitel 2 – Still verstehen

„Ich glaube nicht, dass wir Stills Ideen losgelöst vom historischen Kontext verstehen können.“ 1

In diesem Kapitel geht es um den historischen Hintergrund von Andrew Taylor Stills Leben. Es wird der Versuch unternommen, einige der Einflüsse zu entdecken, die ihn schließlich zur Entwicklung der Osteopathie führten und richtungswei- send waren für seine Schriften. Um zu verdeutlichen, was und warum Still schrieb, werden auch die Geistesströmungen im Amerika des 19. Jahrhundert, darunter der Spiritismus, dargestellt. Dazu kommen, in Form einer kurzen biografischen Skizze, Elemente aus Stills Lebensgeschichte, die wichtige Einblicke in Stills Charakter und Wesen geben. Stills metaphorischer Stil lässt sich u. a. auf seine Teilnahme am Bürgerkrieg, seine Basteleien an mechanischen Erfindungen und sein Vertrauen auf einen irr- tumsfreien Gott zurückführen. Ein Vertrautsein mit Stills Leben, seiner Philoso- phie, seiner Ausdrucksweise und seinen Zielen bildet die Basis für die Untersuchung seiner Faszienkonzepte.

Sein Leben

„Eine Reihe von Faktoren, die Dr. Still zu dem machten, was er war und noch ist, ergeben sich aus seinen Lebensumständen.“ 2 Die 89 Jahre seines Leben verbrachte Still in zehn Pioniergemeinden des mittleren Westen Amerikas. Nach dem Wunsch seiner Mutter, die für ihre Kinder eine gute Bildung anstrebte, wählte er, in die Fußstapfen des Vaters tretend, den medizini- schen Berufsstand. Er wurde in den Jahren vor und während des amerikanischen Bürgerkriegs erwachsen, heiratete zwei Mal und wurde Vater von 13 Kindern. Seine beiden Ehefrauen, acht seiner Kinder und viele Freunde starben vor ihm. Zielstre- big und mit leidenschaftlichem Engagement entwickelte er eine medikamentenfreie Heilkunst, die er Osteopathie nannte. In der Folge werden wesentliche Details sei- nes Lebens und seiner Zeit dargestellt, die sowohl Still selbst als auch die erste Ent- wicklung der Osteopathie prägten. Mit Einzelheiten seiner medizinischen Ausbil- dung beschäftigt sich dann Kapitel drei, Über die Faszien. Still verstehen 63 anern des Shawnee-Stammes umgebracht worden waren,19 zog sie später mit ihrer Familie zu diesem Stamm, um dort zu leben. Seine Entschlossenheit und die Auffas- sung, dass Zurückweichen eine Schande und Blamage sei, schrieb Still „dem Schneid meiner Mutter“ und deren Einimpfungen zu20. „Sie ist der Leuchtturm meiner Kam- mer des Schließens.21“ 22

Johnsville, Lee County, Virginia, Mitte der 1820er Jahre bis 1833 Andrew Taylor Still wurde am 6. August 1828 in einem Blockhaus in Lee County, Virginia, geboren.23 Zusammen mit seinen Geschwistern James, Thomas und Bar- bara Jane24 besuchte er eine Privatschule, wo die Ausbildungsqualität allerdings so schlecht war, dass Stills Mutter auf Umzug bestand. Abraham entsprach ihren Wün- schen und wurde 1834 Prediger für Newmarket, Tennessee. 25

Newmarket, Jefferson County, Tennessee (1834–1837) In Newmarket wurden Abraham und Martha zwei weitere Kinder geboren, John Wesley und Thomas. Es wird angenommen, dass die männlichen Familienglieder ihren Widerstand gegen die Sklaverei in Tennessee entwickelt haben, zumal Ab- raham dort Hausarzt des berüchtigten Parson Brownlow26 gewesen sein könnte, eines methodistischen Wanderpredigers, emporgekommenen Journalisten und po- litischen Aktivisten, der mit ätzender Zunge und scharfem Stift die Sklaverei und die Union verteidigte.27 1835 begann A. T. Stills Schulunterricht am Holston Seminary in Newmarket.28 Die Ausbildung wurde aber bald durch einen weiteren Umzug unterbrochen, entwe- der weil Abraham mit dem sesshaften Leben nicht zurechtkam oder weil er das preis- günstige Land im Westen unwiderstehlich fand.29 Wie auch immer: Abraham über- nahm eine neue Stellung als erster methodistischer Prediger Still,30 in Macon County, im Norden Missouris,31 eines damals die Sklaverei befürwortenden Staates.32

Macon County, Missouri (1837–1839) Die Stills gehörten zu den ersten Siedlern im Bereich Macon County,33 der so weit entfernt von der Zivilisation war, dass es dort keine Schulen, Kirchen oder Läden gab.34 Mehrere Familien verpflichteten einen Privatlehrer, der die Kinder im Win- ter 1839/40 unterrichte.35 Während der kurzen Zeit in Macon County wurde A. T. Still verstehen 113

Deason zufolge hat Still sich zudem mit den Werken von Thomas Henry Huxley, Charles Darwin und anderen bedeutenden europäischen Biologen beschäftigt. In seinen Schriften zitiert Still medizinische Autoritäten wie Dorland,479 Cham- bers,480 Dunglinson481 und gelegentlich Potter.482 Außerdem erwähnt er Grays Ana- tomie, die er in der Ausgabe von 1893 besaß483, Anatomiebücher von Morris484 und Gerrish485, von Wilson ein Buch über Therapien486 und William Henry Howeles 1000-seitiges Physiologielehrbuch An American Text-Book of Physiology487, das er tat- sächlich einmal anführte.488 Er kannte auch das Werk des französischen Internisten Jean-Baptiste Bouillaud489, dessen einzige englische Veröffentlichung er gehört oder gelesen haben könnte490, wusste von den Arbeiten des englischen Arztes Thomas Addison (1795–1860) sowie von Edward Jenner (1749–1823) und lobte William Har- vey (1578–1675).491 Zudem behauptete er, ein 700-seitiges Gynäkologie-Buch gelesen zu haben,492 sagte jedoch nichts über Titel und Autor.

Zusammenfassung

„In der Hoffnung, etwas über das große Gesetz zu erfahren, von dem die antiken Phi- losophen sprechen, habe ich durch Lesen und Nachfragen alles erforscht, was über ver- wandte Themen [Medizin, Krankheit, Heilmittel] geschrieben worden ist, kam aber so leer zurück, wie ich begonnen hatte.“ 493

Still profitierte von dem Streben nach kultureller und wissenschaftlicher Bildung, das Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfasst hatte und zur Grün- dung förderlicher Gesellschaften, Bibliotheken und Lesezirkeln führte, die sicher- stellten, dass auch in Gegenden fernab der Zivilisation neue Veröffentlichungen, Bücher, Magazine, Zeitschriften und Zeitungen verfügbar waren. Seinen Interes- sen entsprechend könnte Still sich intensiv mit klassischen und aktuellen Philoso- phien, auch dem Spiritismus, befasst haben. Er hatte offensichtlich ungehinderten Zugang zur damals aktuellen medizinischen und sonstigen wissenschaftlichen Li- teratur – trotz seiner mangelhaften Schulbildung und des rauen Pionierlebens im Grenzland. Still verstehen 115 hören das Vermächtnis der Aufklärung, insbesondere die Naturphilosophie und die Debatte um Vitalismus und Mechanismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts, sowie die Jackson’sche Demokratie. Es wird hier davon ausgegangen, dass ihn diese Ideen in Kombination mit seiner fortwährender Suche nach der Seele des Menschen zur spiritistischen Bewegung des 19. Jahrhunderts geführt haben.

Aufklärung Das Zeitalter der Aufklärung oder der Vernunft ersetzte im Denken die Offenba- rung durch die Vernunft als Quelle der Wahrheit. Die religiösen Werte wurden durch säkulare Werte ersetzt und „an die Stelle der Idee vom Göttlichen Gesetz trat die Idee vom Naturgesetz und das Naturgesetz erschien den Menschen zugänglicher als das Göttliche Gesetz“. 501 Die Aufklärung, eine Geistesströmung des 17. und 18. Jahrhunderts, die „beim Streben nach Wissen und Glück auf den Gebrauch der Vernunft setzte“ 502, hatte ihre Endphase zwischen 1800 und 1830, reichte also bis in Stills erste Lebensjahre hinein. Aufklärung stand für „eine neue und deutlichere Weise, die Welt zu sehen. Dabei unterstellte man, dass sich eher die Einstellung zu den Dingen als die Dinge selbst geändert hatten.“ 503 Die Themen Vernunft, Natur und Naturgesetz durchziehen Stills Schriften. Er behauptete, er habe sein Wissen aus einem Verstehen der Natur bezogen504 und zog seine Schlüsse auf der Grundlage der Naturgesetze505, obwohl er die Idee vom Göttlichen Gesetz niemals ablehnte. 506 Stills höchste Offenbarungs-Erfahrung war ganz einfach, dass die Osteopathie ein Gottesgeschenk ist. Die Osteopathie galt ihm als „das Gesetz Gottes, das dem Menschen gegeben wurde, um die Kranken zu heilen.“ 507 In philosophischen Kreisen entstand in der Mitte des 19. Jahrhun- derts die vor allem in Deutschland entwickelte Naturphilosophie. Sie setzte eine biologische Debatte um Mechanismus versus Vitalismus in Gang, die weiter unten behandelt wird.

Jackson’sche Demokratie In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Amerika das Zeitalter des gemeinen Menschen, das sich mit der Wahl Andrew Jacksons zum Präsidenten der USA in Stills Geburtsjahr 1828 ankündigte.508 Die so genannte Jackson’sche Demokratie be- tonte die Autonomie des Individuums und dessen Recht, sein Leben selbst zu be- Still verstehen 117 ten.“ 516 Cunningham & French zufolge hatte man Hippokrates und Galen bis in die Aufklärung hinein als medizinische Autoritäten betrachtet.517 Doch um die Mitte des 18. Jahrhunderts bildeten deren Werke nicht mehr die Basis der medizinischen Ausbildung. Stills persönliche Rebellion gegen das medizinische Denken seiner Zeit hat H. P. Frost D.O so beschrieben: „In Dr. Stills innerstem Bewusstsein rebellierte es gegen die vorherrschende Art des „me- dizinischen Schlussfolgerns“. Als Konsequenz daraus revoltierte er therapeutisch.“ 518

Die Medizin erlebte im Zeitalter der Aufklärung eine Transformation und war nun auf eine neue Philosophie gegründet. Obgleich es von Empirismus und Rationalis- mus ganz unterschiedliche Definitionen gibt, so gilt doch, dass sich die Empiristen auf die Erfahrung verlassen, die Rationalisten auf die Vernunft. „Diese Begriffe ste- hen jedoch in Bezug zueinander, weil man ohne Erfahrung keine Schlüsse ziehen und umgekehrt ohne das Fundament der Vernunft keine Erfahrungen machen kann.“ 519 Gevitz, der allerdings zugestand, dass er Schwierigkeiten hatte, Stills Position genau zu bestimmen, fand, dass dieser beide Tendenzen aufweist: „In gewisser Weise war er Empirist. Das heißt, er behandelte, was er vorfand. Ande- rerseits war er aber auch Rationalist, weil er ein System aufbaute, und zwar meiner Meinung nach eher deduktiv als induktiv. Er behandelte eine relativ kleine Zahl von Menschen, bevor er mit großen Theorien darüber auftrat, wie der Körper funktio- niert, was nicht funktioniert und warum es nicht funktioniert und wie man es wieder in Ordnung bringt. Seine daraus folgende Praxis und Lehre basierte auf diesen ra- tionalistischen Überzeugungen. Aufgrund der Prinzipien, an die er glaubte, schloss er andere Formen der Therapie und Diagnose aus. Es handelt sich also eher um eine philosophiebasierte Medizin als um eine pragmatisch begründete, die in erster Linie danach fragt, was dem Patienten praktisch hilft.“ 520

Tatsächlich findet man in Stills Werk beide Überzeugungssysteme. Der Rationalist Still sagt: „Wir erfassen die Wahrheit nur durch die mächtigen Regeln des vernünf- tigen Schließens.“ 521 H. L. Coulter stellte fest, dass empirisch arbeitende Ärzte das neue anatomische, physiologische und chemische Wissen weitgehend ignorierten. Wenn sie es akzeptierten, dann „ordneten sie es ihrer sensualistischen Erkenntnis- theorie und vitalistischen Physiologie unter“.522 Ein Musterbeispiel für diese Denk- weise wäre Stills Keime-Theorie. Obgleich er sagte: „Ich hatte mit den Wissenschaft- lern keinen Streit über die Tatsache, dass sich im System Keime befinden, denn das wurde ja schon vor Jahren bewiesen“, 523 betrachtete er Mikroben als etwas natür- licherweise zum Körper Gehöriges, entstanden aus sterbenden Blutkörperchen.524 Still verstehen 119 viduelle Ursachen, Verläufe und Symptomatiken zugeordnet wurden. Sie wandte sich daher allmählich von der holistischen Sicht des Körpers ab und entwickelte eine eher mechanistische und reduktionistische Sicht seiner Funktion.“ 542 Vorreiter im medi- zinischen Denken waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts der französische Anatom Xavier Bichat (1771–1802) und der italienische Anatom und Pathologe Giambat- tista Morgagni (1682–1771). Bichat zeigte, dass es sich bei Krankheit nicht um eine Veränderung des Blut-Zustandes handelt, sondern dass sie lokal auftritt und in den Organen und Geweben haust.543 Seine und Morgagnis Arbeit hatte zur Folge, dass sich der Schwerpunkt in der Medizin vom Flüssigkeitsmodell (humorales Modell) auf ein Gewebe- oder Organmodell verlagerte. Da diese neuen Ideen aber nur lang- sam nach Amerika gelangten544, wurde an den dortigen medizinischen Schulen auch noch einige Jahre nach dem Bürgerkrieg das humorale Modell der Pathologie gelehrt. Man glaubte, dass eher die Flüssigkeiten als die festen Bestandteile des Körpers für Krankheiten verantwortlich seien. 545 Still begann seine medizinische Berufstätig- keit zwar in einer Phase, als noch das humorale Modell vorherrschte, an der Wende zum 20. Jahrhundert, als seine Bücher erschienen, gewann aber das Gewebemodell die Oberhand. Er blieb jedoch weiterhin ein Anhänger des alten humoralen Modells, demzufolge die Flüssigkeiten bzw. die Disharmonien in deren Fluss, insbesondere in dem des Blutes, die Ursache einer Krankheit sind und sich in jedem Organ oder Sys- tem befinden. Seiner Ansicht nach bestimmt „eine gestörte Arterie bis auf die Stunde und Minute genau den Zeitpunkt, zu dem eine Krankheit beginnt.“ 546 Die wichtigste Veränderung im medizinischen Denken des 19. Jahrhunderts bestand im Wechsel von der Meinung, der Körper besitze einen natürlichen Zu- stand, der für das betreffende Individuum charakteristisch sei, zu der Ansicht, es gebe einen Normalzustand, der mittels „quantifizierbarer Normen“ „objektiv mess- bar“ sei.547 Vor der Mitte des Jahrhunderts definierte John Wesley den natürlichen Zustand des menschlichen Körpers als einen Zustand „in dem alle Teile des Kör- pers gebührend ihre natürlichen Verrichtungen ausführen. Die wichtigsten sind der Blutkreislauf durch Herz und Gefäße, die Atmung durch die Lungen, Einverleibung und Ernährung durch die Verdauungsorgane, Sekretion und Ausscheidung durch die entsprechenden Organe, Wahrnehmung und Bewegung sowie der Gehorsam des Körpers gegenüber dem Verstand.“ 548 In den 1880ern wechselte die therapeutische Perspektive zum quantifizierten Normalzustand des Körpers, also zu standardisier- ten Normen des Herz- bzw. Pulsschlags und der Temperatur, die mit bestimmten Instrumenten wie Stethoskop, Thermometer und Uhr objektiv messbar waren.549 Diese aus Frankreich stammende Technologie des Messens, der Perkussion und Still verstehen 121

Still erwarb Wissen aufgrund seines Naturverständnisses560 und schloss auf der Ba- sis der Naturgesetze. 561 Eine präzisere Klassifikation von Stills Philosophie stützt sich auf seine Sicht des Körpers als „verbundene Einheit“ 562. Für Still bedeutete Gesundheit „Vollkom- menheit und Harmonie, nicht nur in einem Teil, sondern im Ganzen“. 563 Oder wie es einer seiner Studenten ausdrückte: „Alles in der Natur war für ihn [Still] nichts als Teil des Einen grossen Ganzen und damit wesentlicher Teil des Unend- lichen oder Gottes“ Haight ca. 1924–1938. Professor Christoph Lüthy, Ph. D. der Geschichte der Wissenschaft, Harvard University, erläuterte diesen philosophischen Ansatz. Lüthy zufolge gab es im 19. Jahrhundert zwei Klassen von Philosophen: „Die einen akzeptierten die ‚Naturphilosophie‘ im alten Sinn als ‚das Fundament der wis- senschaftlichen Forschung‘. Anderen verstanden den Begriff so wie die deutschen Philosophen der Romantik, als von der Natur inspirierte Art des Philosophierens nämlich.“ Aus Lüthys Sicht ist es klar, „dass sich Still, wenn er von ‚natural philosophy‘ spricht, auf die deutschte Interpretation von ‚Naturphilosophie‘ bezieht (und nicht auf die an den aristotelisch geprägten Universitäten des Mittelalters gelehrte Naturphilo- sophie), weil sein Umgang mit dem Patienten und mit dem menschlichen Körper von der Idee der funktionalen Einheit bestimmt gewesen zu sein scheint. Er verstand den Körper nicht als Ansammlung von Teilen.“ 564 Dr. Martin Pöttner, Theologe und Philosoph an der Universität Heidelberg, Deutschland, meinte unter Bezug auf Paul Tillich, Main Works, Vol. VI: Theological Writings, 179 f, dass „Naturphilosophie“ in die englische Sprache als „philosophy of nature“ und „Naturphilosoph“ als „philoso- pher of nature“ übersetzt werden könne. Pöttner fügte hinzu, hierbei handele es sich um keine offizielle Festlegung, sondern eher um eine stillschweigende Übereinkunft in der philosophischen Welt. 565 Die Philosophie der Natur war eine Philosophie, die in der Welt des Lebendigen nach metaphysischen Zusammenhängen und wechsel- seitigen Verbindungen suchte.566 Als Anstoßgeber für diese Philosophie gilt der Phi- losoph Immanuel Kant. Er versuchte grundlegend zu zeigen, dass eine teleologische Betrachtungsweise (also der Blick auf den Zweck oder das Ziel) mit einer Beschrei- bung der Phänomene vereinbar ist. Sowohl bei Goethe als auch bei Oken lässt sich der Einfluss Kants nachweisen.567 Der britische Osteopath Walter McKone verglich Stills philosophischen Ansatz mit dem von Goethe. „Still und Goethe repräsentieren eine Art der phänomenologischen Annäherung an den Menschen und an die natür- liche Welt … Sie wollten, dass wir im Phänomen baden und unsere Sinne öffnen.“ 5 6 8 Still sagte: „Ein Student des Lebens muss jeden Teil des Körpers verinnerlichen und seine Aufgaben und Verbindungen zu den anderen Teilen des Systems studieren.“ 5 6 9 Still verstehen 123 lem, dass die Ursache von Krankheit in einem gestörten oder wie er er sagte „nicht harmonischen“ Gleichgewicht, einer „Disharmonie“ 582 der Körperflüssigkeiten, vor allem des Blutes, liege.583 Dass Stills „verbundene Einheit“ auf einer naturphilosophischen Sichtweise des menschlichen Körpers basiert, hilft beim Deuten mancher seiner Äußerungen über Faszien: „Die Faszien kommen im Menschen überall vor und gleichen sich in allen Bereichen.“ 584

Vitalismus und Mechanismus

„Wenn wir den Menschen als eine Maschine ansehen, haben wir ein komplettes Bau- werk vor uns, eine Maschine, die nach Inspektion und Kritik verlangt. Sie erfordert eine umfassende Untersuchung ihrer Teile und deren Verwendung. Der Verstand ist aufgerufen, die Verbindung zwischen dem Physischen und dem Spirituellen zu finden und zu erkennen.“ 585

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es vor allem zwei Ansichten zur Funktionsweise des lebendigen Organismus: den Vitalismus und den Mechanismus. Im frühen 17. Jahrhundert war die mechanistische Perspektive sehr weit verbreitet. Der Mensch galt als Maschine. Mitte des 18. Jahrhunderts legte man jedoch mehr Wert auf die Wahrnehmung des ganzen Patienten, so kam es zu einem revidierten vitalistischen Ansatz.586 In Stills Schriften finden sich beide Sichtweisen. Eine Unterscheidung zwischen mechanistischer und vitalistischer Perspektive wird sich im folgenden Kapitel, wo es um Stills Faszien- und Membranenkonzepte geht, als notwendig er- weisen.

Still als Mechanist

„Der Osteopath besitzt ein mechanisches Wissen über den menschlichen Körper und da- rüber, wann sich dieser im Normalzustand oder in einem anormalen Zustand befindet. Und er sollte wissen, wie er Variationen des Normalzustands anpassen kann.“ 587

Man nimmt an, dass der frühe Aufklärungsphilosoph und Begründer der modernen Philosophie René Descartes auch die mechanistische Sicht der Natur des Lebens be- gründet hat.588 Justin Leiber schrieb in seiner Einleitung zu de La Mettries Man a Machine, and Man a Plant, erstmals veröffentlicht 1748, Descartes habe „detailliert Still verstehen 125

„Ihr als osteopathische Maschinisten könnt nicht weiter gehen, als den anormalen Zustand korrigieren, in dem Ihr den Kranken vorfindet. Die Natur wird den Rest erledigen.“ 604 „Als die Maschine konstruiert wurde, bekam sie die Fähigkeit zur Fortbewegung, zur Selbsterhaltung, alle animalischen Leidenschaften und alle göttlichen Bestrebun- gen.“ 605 „Wir können den materiellen Körper untersuchen, müssen aber an der Lebensader innehalten.“ 606

Vitalismus Selbst René Descartes war sich im Klaren darüber, dass das menschliche Verhalten nicht ausschließlich aus mechanistischer Sicht analysiert werden kann. So unter- stellte er, dass der vitale Anteil, die Seele, über die Epiphyse mit dem Körper inter- agiert. 607 Er vertrat die Ansicht, „das Blut werde durch die Aorta ins Gehirn geschickt und transportiere das reinste Element, den vitalen Geist, dorthin. Der lebendige Geist erweitere das Gehirn und ermögliche so, dass es Eindrücke von externen Objekte, also sinnliche Wahrnehmungen, empfangen könne, aber auch Eindrücke von der Seele, die Descartes streng von der Materie unterschied.“ 608 Der Vitalismus, entstand, als – auch schon zu Descartes’ Zeiten – Wissenschaftler feststellten, dass sich nicht alle lebendigen Abläufe rein physisch erklären lassen. Als eigentlicher Begründer gilt der belgische Philosoph Jan Bapist van Helmont (1577–1644), der wie zuvor der Schweizer Arzt und Philosoph Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim alias Paracelsus (1493–1541) behauptete, alle physiologischen Prozesse seien chemisch erklärbar. 609 Den Wechsel von der mechanistischen zur vitalistischen Sichtweise hat, wie man annimmt, die umfassende experimentelle Forschung von Albrecht von Haller (1708–1777) bewirkt. Er bewies, „dass Lebenskraft eine primäre Qualität der spezifi- schen Strukturen des beseelten Lebens ist“.610 Still, der auch die Schriften des Vitalis- ten Johannes Müller (1801–1865) und dessen Schüler Rudolf Virchow (1821–1902) gelesen hatte,611 vertrat aber nicht nur einen chemischen bzw. physiologischen Vi- talismus.612 Seine Position war näher an der von Müller, der betonte „dass es im Le- bensprozess etwas gibt, das sich jeder mechanistischen Erklärung oder physikalischen Messung entzieht und immer entziehen wird“,613 oder an der des englischen Biologen John Hunter (1728–93), der vom élan vital bzw. der Lebenskraft sprach und meinte „dass selbst eine vollständige Beschreibung der biologischen, physischen und chemischen Still verstehen 127

„Kann es die Maschine antreiben, wenn es fertig ist?“

Darüber hinaus ging er ständig der Frage nach: „Was ist Leben? … Ist das Leben per- sonal bzw. so organisiert, dass man es ein individualisiertes Prinzip der Natur nen- nen könnte?“ 621 Darauf haben heute auch Biochemie und Genetik noch keine Ant- wort. Der Osteopath Carl P. McConnell stellte fest: „Wir müssen klar verstehen, dass Dr. Stills Lebensphilosophie-Konzept nicht auf einer materialistischen Basis beruht.“ 6 2 2 „Er tendiert weder zur einen noch zur anderen Vitalismus und Materialismus genann- ten gegensätzlichen Anschauung. Er ist sowohl fähig den Körper zu sehen wie die Seele zu fühlen.“ 623 „Der Hauptpunkt seiner Physiologie basiert auf der vitalistischen In- terpretation.“ McConnell zufolge kreist Stills Interesse um das Konzept des Lebens, um Bewegung, und Antriebskraft, um Seele, Geist, Bewusstsein und Verstand, um Gottes Verstand und Gottes Abbild im Menschen. In Bezug auf Stills Philosophie sagte er: „Der Verstand und der Körper sind bei ihm zwei Aspekte einer Einheit. Es gibt für ihn keinen vernünftigen Zweifel daran, dass die Seele unabhängig vom Kör- per existiert.“ 624

Zusammenfassung Still betrachtete den Körper nicht nur aus einer mechanistischen Sicht, sondern auch aus zwei verschiedenen vitalistischen Perspektiven, wovon die eine den Körper che- misch und physiologisch erklärt, während die andere eher das Spirituelle im Blick hat – ein dem Körper innewohnendes, nicht messbares Element, ein unfassbares Ingredienz oder Prinzip, das die Menschen zu Individuen macht.

Stills Auffassung von der Natur des Menschen Osteopathie ist gemäß Still „das Gesetz von Verstand, Materie und Bewegung“.625

Manche Denker definieren den Menschen als rein materielles Lebewesen, andere sehen ihn als dreifach differenziertes Wesen aus Seele, Körper und Geist, wieder andere erklären ihn als zweifach differenziertes Wesen aus Körper und Geist, die in wechselseitigem Bezug aufeinander ein harmonisches Ganzes bilden, den soge- nannten Menschen.626 Für Still ist der Mensch beides: zweifach und dreifach differenziert, wobei diese Still verstehen 129 mit sich oder in sich trug. Der vitalistisch verstandene Geist brachte den Körper zum Leben, hielt ihn in diesem Zustand und verlieh ihm seine physiologischen Ei- genschaften, wie Wahrnehmsfähigkeit, Erregbarkeit, Kontraktilität, und damit die Fähigkeit zur Aktion (im Unterschied zur Bewegung). Im spirituellen bzw. religiösen Sinn war „Geist“ synonym mit Seele nach christ- lichem Verständnis. Dieses Konzept ähnelte den Ideen von Johannes Müller oder John Hunter, die bereits oben dargelegt wurden. Im spiritistischen Sinn galt der Geist des Menschen als unsterblich, denn er war der Teil, der nach dem Tod weiterlebte.632 Still zufolge diente der physische Körper als „Brutkasten“, in dem der Geist wuchs und reifte, bis er schließlich bereit war, den Körper zu verlassen und „den Schritt aus der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit zu vollziehen … Die Vereinigung von Materie und Leben dient dazu, den Menschen zu dem Grad der Vollkommenheit zu entwi- ckeln, den der Gott der Natur entworfen hat … Das Leben des Menschen ist das Verbin- dungsglied im dem Ring, der mit dem Ring des ewigen Lebens verbunden ist … Wenn wir der Phase des Brutkastens entwachsen sind, dann sind wir dazu bereit, die Sphäre des vollkommenen Lebens auszufüllen, für die die Natur uns entworfen hat“.633 Die Sphären-Idee erinnert an die Schriften von Emanuel Swedenborg, Madame Blavat- sky und Andrew Jackson Davis, deren möglicher Einfluss auf Still und seine Ideen in späteren Abschnitten erörtert wird.

Seele Nun ist zum Verständnis von Stills Faszien- und Membranenkonzepten noch die Definition der letzten Komponente der Natur des Menschen erforderlich: der Seele. Die Erörterung dieser Frage wird dadurch erschwert, dass Still die Begriffe „Geist“ und „Seele“ miteinander vertauscht und den Begriff „Seele“ außerdem im vitalisti- schen, spirituellen und spiritistischen Sinn verwendet. Auch bleibt bei Still stets un- klar, ob er der von Aristoteles definierten klassischen Unterscheidung von vegetativer, sinnlich wahrnehmender und rationaler bzw. intellektueller Seele634 gefolgt ist. Der von Still vertretenen spiritistischen Auffassung zufolge bewohnt die Seele den lebendigen Körper635 und lebt nach dem Tod des physischen Körpers weiter.636 Während sie den Körper bewohnt und – in Übereinstimmnung mit der christlichen Auffassung – die Seele oder der Geist des Menschen ist, entwickelt sie den „spiri- tuellen Menschen“ zur Vollkommenheit. 637 Still war zunächst bestrebt, die Seele als physische und/oder als nicht materielle Entität im physischen Körper zu finden, und suchte, als ihm das nicht gelang, außerhalb des Körpers weiter, indem er nach „der Wahrheit des Lebens jenseits des Grabes“ fragte.638 Für ihn zeigte sich die „die Still verstehen 131

Die Autorin dieser Studie geht davon aus, dass Still, da er überzeugt war, weder von kirchlicher noch von wissenschaftlicher Seite eine befriedigende Erklärung auf seine brennende Frage nach der Natur der menschlichen Seele zu bekommen, auch im Spiritismus, der Theosophie oder anderen metaphysischen Philosophien nach Antworten gesucht hat.

Leben und Tod Wie die folgende Auswahl an Zitaten zeigt, hat bei Still der Begriff „Leben“ eine vielfältige Bedeutung: „Da das als das höchste von der Natur ausgesandte Prinzip „Leben“ alle Wesen belebt, gestaltet und lenktlebendig macht, erbaut und reguliert, gilt es als Bewohner und Maschinist und als eines der größten wahrnehmbaren und universalen Gesetze der Natur.“ 648 „Leben ist tatsächlich eine Substanz und der Summe aller Elemente im Universum überlegen. Seine Überlegenheit wird durch eine seiner Eigenschaften bewiesen – durch den Verstand.“ 649 „Das Leben ist der Gott , die Weisheit, die Kraft und die Bewegung aller Dinge.“ 650 „Das Leben ist jene vom Verstand des Universums gesandte Kraft, welche die ge- samte Natur bewegt. Lasst uns alle Energien darauf verwenden, diese Lebenskraft im Ausgleich zu halten, indem wir das Haus des Lebens vom Fundament bis zur Kuppel in guter Form erhalten.“ 651 „Folglich schließt der Philosoph, dass das Universum durch die Eigenschaften der Leben genannten Substanz reguliert wird. Wir bezeichnen sie als den lebendigen Gott.“ 652 Still zufolge bestand – jenseits dieser sich überschneidenden Ideen – die wesent- liche beobachtbare Offenbarung des Lebens in der Bewegung. „Der Gedanke, dass Bewegung die erste und einzige Evidenz für Leben ist, führt uns zu der Maschine, durch die das Leben seine Ergebnisse erreicht.“ 653 Folglich behindert jede Erschwernis der Bewegung die Vereinigung von Leben und Leben.654 Es war diese Vereinigung von Leben und Materie oder von physischer und spiritueller oder von zweifach und dreifach differenzierter Natur, auf die Still sich bezog, wenn er sich mit dem mensch- lichen Körper in Gesundheit und Krankheit beschäftigte. Über den Tod sagte er: „Wenn diese große Maschine Mensch aufhört, sich in allen Teilen zu bewegen, was wir dann Tod nennen, entdeckt des Forschers Messer keinen Verstand, keine Bewegung. Er findet nur geformte Materie ohne den sie bewegenden Motor, ohne den sie dirigie- renden Verstand.“ 655 „Wenn es nötig wird, die freundschaftliche Beziehung zwischen Still verstehen 133

Still schrieb, dass „Verstand“ dann verwendet wird, „wenn wir von der verbundenen Kraft sprechen, deren Qualitäten in Zahl und Wirkungen endlos sind, unbegrenzt in allen Sphären ihrer Aktion … Sie steht so weit über dem Lebewesen, in dem sie wohnt, dass das Lebewesen kein Wissen darüber hat, wie und warum sie agiert … Sie agiert jenseits der Vorstellung des Menschen von ihrer Perfektion, ihrem Werk.“ 662 „Der Mensch repräsentiert die Weisheit und den Verstand Gottes entsprechend seiner Begabung.“ 663

Zweifach vs. dreifach differenzierte Einheit Aus Stills Perspektive verbindet der „Verstand“ das Konzept der zweifach differen- zierten mit dem der dreifach differenzierten Natur des Menschen. Denn der Ver- stand ist für ihn das einigende Band zwischen Materie und Leben bzw. Material und Geist.664 Gelegentlich scheint Stills Auffassung einer zweifach differenzierten Einheit ganz simpel zu sein: „Durch die Vereinigung des männlichen mit dem weib- lichen Element entsteht ein Kind.“ 665 Doch andere Beispiele erscheinen komplexer. Man findet eine entsprechende Ausarbeitung von Stills Auffassung der zweifach differenzierten Natur des Menschen im Kapitel Biogen in PMP. Im Biogen besit- zen alle materiellen Körper irdisches Leben und der ganze Raum besitzt ätherisches oder spirituelles Leben. „Wenn sich beide vereinigen, bilden sie den Menschen. Das irdische Leben hat Bewegung und Kraft; die himmlischen Körper besitzen Wissen oder Weisheit . Biogen bedeutet das Leben beider in gemeinsamer Aktion, die allen Dingen Bewegung und Wachstum schenkt.“ 666 Die zweifach differenzierte Natur des Menschen besteht daher in der Vereinigung des physisch/materiellen Teils mit dem spirituellen/religiösen Geist, um das lebendige Wesen hervorzubringen, das sich als Bewegung und als Mensch offenbart. Die dreifach differenzierte Einheit des Menschen ist daher nur eine Ausarbeitung, aber kein direkter Auswuchs der zweifach differenzierten Natur. In beiden Perspektiven bleibt der physische Anteil gleich, während der spirituelle Anteil im dreifach differenzierten Modell eine eher physiologische/vitalistische Gestalt annimmt. Die Äußerung, „der Mensch besitzt eine zweifach differenzierte Natur, physisch zuerst in der Form, mental in der Aktion, kraftvoll in der Vereinigung“ 667 veranschau- licht vielleicht am besten, wie Still die zweifach differenzierte Natur des Menschen mit einem dritten Element kombiniert, nämlich mit dem Verstand als vereinigendes bzw. verbindendes Prinzip, um das dreifach differenzierte Modell zu schaffen. Gelegentlich fungiert bei Still der Verstand nicht als vereinigendes Prinzip, son- Still verstehen 135 spiritistisch Bewegung spirituell stanz Materie mechanistisch Aktion vitalistisch Tabelle VI: Tabelle Stills Menschen vom Sicht Das Prinzip, leitende das den Körpers ordnet und Ak- tion zur Verfügung stellt, ihm bestimmte Zwecke und Bewegung verleiht. Die vitale Kraft, die Lebenskraft. des LebensDie Wahrheit jenseits des Grabes. spirituelle Sub- Die Materie, die physischen Substanzen des Körpers wie Riemen, Rollen, Hebel, d. h. die Knochen und Anhaftungen. ihre Der physische Mechanismus. Der Körper als Maschine. Das Prinzip der Aktion, Irritierbarkeit, Empfindlich- keit, Kontraktionsfähigkeit. Die Arterien, Lymphgefäße, Venen, Nerven usf., wel- che primär die Vitalität transportieren. Die biochemischen oder genetischen Geheimnisse des Körpers. bzw. bzw. 672 das spirituelle Lebewesen in religiö- Sinn sem Die Seele, der Bewohner, der Geist des Menschen im spiritistischen Sinn ElementeMaterieller Körper, physisches Lebe- wesen oder Materie Qualität Manifestation Denkansatz Das spirituelle Lebewesen im vitalisti- schem physiologischen bzw. Sinn Das Lebewesen des Verstandes Still verstehen 137 zeichneten) Ansatz benutzt oder die Sichtweise der Kybernetik, um den gesunden und kranken Körper zu erklären und zu behandeln. Es ist für jeden, der Stills Arbeit verstehen möchte, von Vorteil, sie unter diesem Aspekt zu betrachten.

Komplexitätstheorie, Systemtheorie und Kybernetik Mit „Komplexitätstheorie“ bezeichnet man „den Forschungsbereich, der sich mit Systemen beschäftigt, in denen sehr viele unabhängige Agenzien auf sehr viele Ar- ten miteinander agieren.“ 677 „Systemtheorie“ ist eine „disziplinenübergreifende Betrachtungsweise der abstrak- ten Organisation von Phänomenen, gleichgültig von welcher Substanz oder Art diese sind oder welche räumlichen oder zeitlichen Ausmaße sie haben. Dabei werden die gemeinsamen Prinzipien aller komplexen Entitäten ebenso erforscht wie die (gewöhn- lich mathematischen) Modelle, die sich für deren Beschreibung heranziehen lassen.“ 678 Viele in der Systemtheorie verwendete Begriffe wie „Information“, „Kontrolle“, „Feedback“, „Kommunikation“ stammen aus der eng verwandten Kybernetik. Die Systemtheorie konzentriert sich auf die Anordnung und die Relationen der Teile zu- einander, die diese zu einem Ganzen verbinden (vgl. Holismus).679 Die Kybernetik, so genannt nach dem griechischen Wort für „Steuermann“ (kybernetes), wurde von dem Mathematiker Norbert Wiener entworfen als Wissenschaft von der Kommu- nikation und Steuerung in lebendigen Organismen und Maschinen (und wir fügen heute hinzu: in der Gesellschaft und in menschlichen Individuen). Kybernetik und Systemtheorie „beschäftigen sich mit komplexen Systemen wie Organismen, Ökosys- teme, mentale Prozesse, Gesellschaften und Maschinen. Diese Systeme werden als kom- plexe mehrdimensionale, netzwerkartige Informationssysteme verstanden“.680 Dabei unterstellt die Kybernetik (wie es auch Still tut), dass gemeinsame Prinzipien und Gesetze zugrunde liegen, die sich für ein einheitliches Verständnis solcher scheinbar unterschiedlichen Systeme verwenden lassen.681 Edward G. Stiles, D.O., vertrat 2001 vor der Versammlung der American Aca- demy of Osteopathy die Auffassung, Still sei ein komplexer Denker gewesen – ein Ausdruck, der aus dem Paradigma der Komplexitätstheorie stammt. Nach Meinung des Philosophen Robert Davis vom Pikeville College of Osteopathic Medicine, der zu- sammen mit Edward Stiles das Buch Osteopathy, The Clinical Approach of the Com- plex Thinker 682 verfasst hat, besitzt Komplexität „das Potenzial, das nächste große Begriffsmodell oder Wissensmodell zu werden … Dieses Modell setzt auf die Einheit von Wissen, anstatt es künstlich zu zerstückeln“.683 Still nahm diese Idee schon vor- Still verstehen 139 mischer Ansatz ist nicht linear.690 Kybernetik und Systemtheorie untersuchen tat- sächlich dieselben Typen von Problemen. Dabei konzentriert sich die Systemtheorie eher auf die Struktur der Systeme und ihrer Modelle, während sich die Kybernetik eher mit der Funktionsweise beschäftigt. „Da Struktur und Funktion eines Systems nicht getrennt voneinander verstanden werden können, ist es klar, dass Systemtheorie und Kybernetik als zwei Facetten desselben Ansatzes zu betrachten sind.“ 691 Dieses Konzept ähnelt Stills Kombination aus mechanistischem und vitalistischem Ansatz, die er vor hundert Jahren angewandt hat. In Stills Zeit herrschte, wie bereits erwähnt, das Newton’sche Paradigma vor. Da- vis stellte bei einer Präsentation von Edward G. Stiles 2001 fest, dass die Newton’sche Sprache mechanistisch und deterministisch gewesen sei. Sie beschrieb ein geschlos- senes System physikalischer Gesetze, aber es gab es Abweichungen. Diese anomi- schen Phänomene wurden durch den „Gott der Lücken“ 692 „gelöscht“. Im Unter- schied zum Newtonschen Modell sind komplexe Systeme gegenüber ihrer Umwelt offen.693 Denkansätze außerhalb des Newton’schen Paradigmas zu verfolgen oder quer zu denken oder die ausgetretenen Pfade (für den Pionierssohn Still waren es die „Planwagenspuren“) zu verlassen, bedeutete für Still häufig, dass er zu kämpfen hatte, um einen eigenen Wortschatz zu finden, mit dem er seine Gedanken kommunizie- ren konnte. Herumschlagen musste er sich auch mit seinem aus Kollegen, Freunden, Gegnern, Studenten und Lesern bestehenden Publikum – das nur unzureichend da- rauf vorbereitet war, seine Gedanken zu verstehen, denn „auch die Bildung zog die analytische Denkweise dem systemischen Ansatz vor.“ 694 Thomas Kuhn, Autor von Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen, beschreibt die Schwierigkeiten beim Schritt in ein neues Denkmuster:

„Wer sich ein neues Paradigma zu Eigen macht, muss das in einem frühen Stadium gegen die Evidenz tun, die das Problemlösen liefert. Er muss also darauf vertrauen, dass das neue Paradigma die vielen großen Probleme, die es konfrontieren, bewäl- tigen wird, und weiß dabei nur, dass das alte Paradigma in einigen Problemfällen versagt hat. Eine derartige Entscheidung kann man nur aus Vertrauen heraus tref- fen.“ 695

Dass Still ein solches Vertrauen hatte, zeigen Äußerungen wie diese: „Durch die Gesetze des Wissens und der Intuition gelangen alle Menschen zum Erfolg. Daher sollten wir nicht damit zufrieden sein, zu wissen, dass wir recht haben, sondern dies auch fühlen und mit Energie an der Umsetzung arbeiten. Dann werden unsere Er- folge mit der Zeit wachsen.“ 696 Obgleich weder Still noch seinen Zeitgenossen eine Still verstehen 141 dung komplexer Modelle die Zusammenarbeit von Philosophie und Wissenschaft für beide Disziplinen von Vorteil. So behauptet er: „Wissenschaft ohne Philosophie ist blind und Philosophie ohne Wissenschaft gelähmt.“ 704 Still kombinierte Wissen- schaft und Philosophie, als er schrieb: „Die Osteopathie ist eine Wissenschaft, die bei der Analyse des Menschen entdeckt, dass er an der Göttlichen Intelligenz teilhat.“ 705 Nimmt man die Osteopathie als ein Beispiel für Komplexitäts- bzw. Systemtheorie oder für ein kybernetisches Modell, dann verschiebt sich der Betrachtungsschwer- punkt von den einzelnen Systemelementen wie Knochen, Faszien, Lymphgefäßen, Blutgefäßen auf die Interaktion zwischen diesen Elementen bzw. zwischen den ein- zelnen Systemen – wie etwa den Feedbacksystemen des arteriellen Systems oder des Nervensystems und das wechselseitige Verbundensein der Faszien. Still wusste um dieses Verbundensein, als er schrieb: „Wenn ein Kind durch eine Krankheit stirbt, so stirbt jedes seiner Teile. Die Obergrenze der Zerstörungen, die die Krankheit an- richtet, lässt sich nur durch die Anatomie des gesamten Körpers beschreiben.“ 706 und „Vergiftende Wirkungen werden durch die Nerven und Fasern der Faszien leicht zu jeder Faser des ganzen Körpers transportiert.“ 707 Weil Still bei seinen Bemühungen, sein System der Osteopathie zu beschreiben, gezwungenermaßen ohne angemessene Sprache auskommen musste, verlegte er sich auf einen zunehmend langatmigen und metaphorischen Schreibstil, um Konzepte wie Rückkopplungsschleifen und selbst- regulierende Systeme darzustellen, die, soweit die Autorin weiß, zuvor noch nie in der Fachliteratur beschrieben worden waren. Mit seinem Versuch, die Funktionsweise des menschlichen Körpers durch die Entwicklung der Osteopathie zu verstehen, zeigt Still, dass er die althergebrach- ten medizinischen Mutmaßungen abgelehnt hat.708 Er stellte stattdessen eine ganze Reihe neuer Annahmen auf, die besagten, dass der Körper alle Elemente enthält, die zu seiner Selbsterhaltung notwendig sind. Er glaubte, dass „der große Maschinist den menschlichen Körper mit allem Erforderlichen ausgestattet hat, damit dieser ohne jedes Medikament reibungslos läuft“ 709– und er gelobte, so lange danach zu suchen, bis er es gefunden habe.710 Es war dieser für Stills mit Philosophie kombinierten Wissenschaftsstil so grund- legend charakteristische Ansatz, der ihn zu einem komplexen Denker machte, wie Robert Davis ihn definiert: „Jemand, der verstehen möchte, wie alles zusammengefügt ist und interagiert. Ein solcher Denker muss, was die Funktionsweise der Welt und des Universums sowie das Vernetztsein der Dinge anbelangt, von völlig anderen Annah- men ausgehen. So mussten die ersten Komplexitätsdenker bewusst alle Annahmen, die man ihnen beigebracht hatte, vergessen und ihr gesamtes Lehrbuchwissen über Bord Still verstehen 143 sich kaum entnehmen, ob er einer religiösen Organisation angehörte, nachdem man ihn, den „Spinner“, aus der methodistischen Gemeinde in Baldwin, Kansas, ausge- schlossen hatte.717 Es scheint eher, dass er die organisierte Religion und die offizielle Gottesverehrung in der Kirche gering schätzte und eine ganz eigene Auffassung von Religion vertrat: „Meine Religion besteht in Liebe und Gerechtigkeit für alles. Zuerst liebe ich die Werke der Natur und bete sie an. Ich liebe sie, weil sie in der Welt des endlosen Raums vollkommen harmonieren.“ 718 Gott brachte er höchste Verehrung entgegen: „Ich liebe Gott. Weshalb liebe ich ihn? Weil ich keine Widersprüche in sei- nem Werk finde, wenn ich es untersuche.“ 719 Und beim Studium des menschlichen Körpers fühlte er sich Gott am nächsten. „Es ist die Beschäftigung mit dem Werk des Architekten, die wirkliche Gotteserkenntnis erzeugt.“ 720 Dieser Abschnitt stellt kurz Stills religiöse Ansichten vor und geht der Behauptung nach, Still habe nach der Seele gesucht – auch mithilfe des Spiritismus und vielleicht auch der Theosophie. Still, der wie bereits oben beschrieben aus einem methodistischen Elternhaus stammt und sich in seiner Autobiografie selbst als einen Methodisten bezeichnete,721 kam wie viele seiner Generation als junger Mensch mit dem Adventismus in Berüh- rung.722 Es handelte sich um eine Anschauung, die auf eine Folge von Prophetien zurückging, in denen das angebliche Ende der Welt für 1843 oder 1844 vorhergesagt wurde.723 Still schrieb darüber: „Mir wurde von Zeichen und Halbzeichen berichtet, die das Kommen des Endes ankündigten, bis man mich fast um meinen jungen Verstand gebracht hatte.“ 724 Während seiner Berufstätigkeit wurde er zur Zielscheibe religiöser Führer und ihrer Gemeinden, die seinen Erfolg in der Medizin seinem Besessensein von einem unnatürlichen Geist zuschrieben und ihn für ein gefährliches Element in der Ge- meinde hielten. Verschiedene Prediger meinten, es sei ihre Pflicht „Macon [als Bei- spiel]von seinem bösen Einfluss zu befreien“. Still erzählte: „Man erklärte mich für ungläubig, sonderlich, verrückt und Gott wurde von diesen heulenden theologischen Eulen dazu angerufen, mich umzubringen, damit Seine Schafe gerettet würden.“ 725 In Baldwin bat man ihn, die Gemeinde zu verlassen. 726 Stills Kommentar zu dieser gefühllosen Behandlung war, sie wirke als Dünger für sein Lebenswerk 727 und als Ansporn für seine Courage und Entschlossenheit.728 Obgleich schließlich ein Pre- diger dazu beitrug, seine Reputation wieder zu stärken, schenkte er dem offensicht- lich wenig Beachtung. Wie gesagt hatte Still offenbar sehr eigene Auffassungen über den christlichen Glauben und seine Beziehung zu Gott. Obgleich er selbst leugnete, die Bibel studiert zu haben,729 stellte sein Schwiegersohn fest, Still habe „die Bibel besser gekannt als die Still verstehen 145 reichtum etwas dem Mechanismus dieser ersten großartigen Schöpfung Vergleichbares vollbringen kann.“ 741 „Denkt immer daran, dass die Osteopathie an die unveränderlichen Gesetze der Natur gebunden ist und dass eine unfehlbare Gottheit ihr Urheber ist.“ 742 Über Gott sagte Still: „Durch seine Kraft und Weisheit hat er einen Teil seiner selbst in dich gepflanzt und gesagt ‚du bist mein Kind‘.“ 743 Er war davon überzeugt, dass er durch das Studieren des menschlichen Körpers und das Entwickeln der Os- teopathie eine engere Beziehung zu Gott erreichen könne. Seine Meinung, dass man durch ein Verstehen des Menschen die Vollkommenheit von Gottes Werk beweisen könne,744 ähnelt sehr dem, was der berühmte Deist Thomas Paine (1737–1809) in seinem Buch The Age of Reason sagte: „Wir können Gott nur anhand seiner Werke erkennen.“ Die Deisten lehnten jede übernatürliche Offenbarung der Wahrheit ab und der Wunderglaube stand ihnen zufolge der Natur entgegen.745 Solchen Gedanken be- gegnet man auch in Stills Schriften: „Als Christus einen geschrumpften Arm heilte, wusste er, wie er das Schlüsselbein bewegen musste, um die subclaviale Arterie und die Venen wieder funktionstüchtig zu machen.“ 746

Kreationist vs. Evolutionist „Ich glaube, dass Gott keinen Fehler gemacht hat. Ich glaube, der Mensch hat einen Fehler gemacht, als er giftige Substanzen in den menschlichen Körper spritzte als Heil- mitttel gegen Krankheiten, anstatt die Gesetze der Schöpfung bis zum Ende zu verfol- gen.“ 747 „Der Mensch kann zu diesem vollkommenen Werk nichts hinzutun oder die Funktionen des normalen Körpers verbessern.“ 748 35 Jahre nach Stills Tod schrieb Ernest E. Tucker D.O.: „Still gehörte ganz und gar zu denen, die an die Schöpfung und ihre Prozesse, an das Leben, die Logik und die der Schöpfung innewohnende Vernunft glaubten. Er glaubte an die Ganzheit und Vollkommenheit dieser Vernunft für jedes Geschöpf, an ihre Ein- heit … Seine Philosophie ist völlig untrennbar von seiner Gottesvorstellung, von Gesetz und Ordnung und Intelligenz in allem Erschaffenen.“ 749 Vor dem Hintergrund seiner Vorstellung von Gott bezeichnete Still diesen als den „Vater der Osteopathie“ 750 und die Osteopathie als „Gottes Gesetz“.751 „Du solltest Dich immer daran erinnern, dass die Osteopathie in den Grenzen der unver- änderlichen Naturgesetze operiert.“ 752 „Die Osteopathie wird in der Natur entdeckt. Die Osteopathie beruht auf der Natur. Die Osteopathie ist Natur.“ 753 Still verstehen 147

State University, die zweite aus dem schon erwähnten Buch von V. L. Milner, Reli- gious Denominations of the World (1871), das Still besaß. Laut Santucci geht es beim Spiritismus um „die Überzeugung, dass die Geister oder Seelen der Menschen nach dem Tod überleben. Diese Überzeugung wird in Séancen und durch Medien demonstriert, die mit den Toten kommunizieren können. Im Allge- meinen ist damit keine Philosophie verbunden, sieht man von den Botschaften ab, die die Geister über das Leben nach dem Tod vermitteln.“ 759 Und Milner sagt: „Das große Prinzip des Spiritismus besteht darin, dass die Geister der Verstorbenen, die sich nicht mehr ‚in der Form‘ befinden, mit den noch Lebenden in vernünftigen und wahrnehm- baren Kontakt treten können und das auch tun – und zwar auf verschiedene Weisen … Spiritisten glauben, dass der Geist des Menschen unsterblich ist … Sie glauben, dass die Wesen, die jetzt in der ‚Welt der Geister‘ existieren, früher in Verbindung mit einem physischen Körper existierten oder ‚in der Form‘, wie sie es formulieren.“ 760 Spuren von spiritistischem Jargon, insbesondere der bereits oben erörterte Ausdruck „in [der] Form“ 761, lassen sich in Stills Schriften überall finden.

Die Spiritisten Zu Still Zeiten wurde jeder als Spiritist betrachtet, der von sich behauptete, ein sol- cher zu sein.762 „Die Spiritisten glaubten, dass Individuen als Vehikel für die Wahr- heit fungieren können, weil er oder sie die Naturgesetze verkörpern.“ 763 Die meisten waren gegen die regulären Ärzte (Allopathen) eingenommen, obgleich sie Frauen unterstützten, Medizin zu praktizierten, unabhängig davon, ob sie das orthodox oder sektiererisch taten. Sie setzten ihr Vertrauen auf die Naturgesetze als die mäch- tigsten therapeutischen Agenzien, denn herkömmliche Ärzte verließen sich ihrer Meinung nur auf ihre Rezepte.764 Entsprechende Äußerungen in Stills Schriften besagen aber noch nicht unbedingt, dass er tatsächlich Spiritist war, denn solche Ansichten waren in vielen intellektuellen und philosophischen Schulen der nach- aufklärerischen Zeit populär. Man schreibt Still ein Zitat über die Spiritisten zu, in dem er sagt: „Sie sind geschworene Feinde des Medikamentenschlamms und ‚schwö- ren in ihrer Weisheit‘, sie wünschten keine weitere Bekanntschaft mit den tödlichen Medikamentengaben von Whisky, Morphium und Opium sowie dem nutzlosen Her- umschnipseln bei Blinddarmentzündung und anderen eingebildeten Problemen der medizinischen Schulen.“ 765 Still verstehen 149 den Immigranten, die den Spiritismus in den Westen brachten,776 auch Stills Frau Mary Elvira sowie sein enger Freund Major J. B. Abbott, durch den er zum ersten Mal mit Hellsichtigkeit konfrontiert wurde,777 was die Theosophin Blavatsky „die Fähigkeit mit dem inneren Auge zu sehen bzw. die spirituelle Sehweise“ 778 nannte. Still bezeichnete diese Gabe, für ihn „eine der Eigenschaften, die Gott dem Menschen verleiht“, 779 als „Merkwürdigkeit“ 780 und meinte, Hellsichtigkeit könne auch Intu- ition bzw. Inspiration sein. 781 In seiner Autobiografie 782 geht Still mit dem Thema Hellsichtigkeit und Hell- hörigkeit – letztere ist nach Blavatsky „die angeborene oder durch okkulte Übung erworbene Fähigkeit, etwas in beliebiger Entfernung zu hören“ 783– auf lockere, hu- morvolle Weise um: Unter der Überschrift Hellseher und Hellhörige schreibt er sich diese Fähigkeiten zu, weil er seinen Vater im Geiste schon sehen konnte, wie dieser Ruten schnitt, wenn Bruder Jim und er „kein gutes Tagewerk verrichtet hatten“, und ihn schon sagen hörte: „Wenn Ihr nicht schneller pflügt, werde ich Euch zweimal die Woche verdreschen.“ 784 Dass er überhaupt gerne zum Mittel der Ironie griff – auch um sich gegen die Ver- bohrtheit und Verständnislosigkeit seiner Umwelt zu wehren –, zeigt das Wortspiel mit Hüfte (englisch: hip) und Hypnose, mit dem er die aggressive Frage, ob seine Heilmethode nun Christliche Wissenschaft, Spiritismus oder Hypnose sei, parierte: „Ja, verehrte Dame, ich renke täglich 17 Hüften ein“ 785 oder die ihm zugeschriebene Bemerkung: „Kein Geist hat mir je beim Behandeln oder beim Getreidefeldpflügen geholfen.786 Laut Laurie Dennis, Bibliothekarin an der American Antiquarian Soci- ety, einer unabhängigen Forschungsbibliothek in Boston, wurde das Banner of Light 1856 gegründet. Sie beschrieb es als „Exponent der spiritistischen Bewegung des 19. Jahrhunderts“. 787 Das Banner of Light gilt als „größte und gemäßigtste spiritistische Zeitung, die eine breite nationale Leserschaft erreichte und Abonnenten und Korres- pondenten in jedem Staat und Gebiet hatte“.788 Laut Rodney Davis, Autor von Pru- dence Crandall, Spiritualism and Populist Era Reform in Kansas, hatte „jemand, der in Korrespondenz mit dem Banner of Light trat, mehr als ein übliches Interesse am Spiritismus“ 789

Der Spiritismus in Kirksville Still hat niemals direkt gesagt, er habe eine periodische spiritistische Zeitschrift wie das Banner of Light gelesen. Da dieses Blatt damals allerdings allgegenwärtig war, darf man annehmen, dass er es sehr gut kannte. Aus den Tatsachen, dass Still einen Still verstehen 151

Sofern Still nicht selbst Spiritist war, gehörten doch zumindest einige seiner en- gen Freunde sowie Kollegen zu diesem Kreis. Und wie schon erwähnt symphatisierte offenbar auch seine zweite Frau Mary Elvira damit. Obgleich sie Methodistin blieb, nachdem man Still aus der Gemeinde ausgeschlossen hatte, erwies sie sich doch – so- zusagen hintenherum – als Verteidigerin der spiritistischen Bewegung, indem sie aus Milners schon mehrmals erwähntem Buch Religious Denominations of the World die Seiten 497 bis 450 und damit den Appendix zum Spiritismus-Kapitel heraus- riss, weil dort – anders als im Kapitel selbst – der Spiritismus als Betrügerei und als Ergebnis „von Einfällen erkrankter Gehirne, von Halluzinationen Mondsüchtiger“ dargestellt wird.809 Anstelle der ausgerissenen Seite befindet sich auf der linken Seite eine handschriftliche Bemerkung, die Cheryl Gracey zufolge ganz sicher von Still stammt. „Ich bin mir so gut wie sicher, dass die handschriftliche Notiz in Milners Re- ligious Denominations of the World von Still stammt. Neben dem Schreibstil gibt es zwei weitere Hinweise in der Wendung „my wif“: 1. gehörte das Buch Stills Frau Mary Elvira; 2. handelt es sich um einen typischen Schreibfehler Stills (wif anstatt wife [Ehe- frau]).“ 810 Die Bemerkung erstreckt sich über die verbleibenden Seiten 546 und 551 und lautet: „Meine gute Ehefrau [my good wif] ist eine rechtschaffene methodistische Frau. Sie hat die Seiten [5]47, [5]48, [5]49, [5]50 herausgerissen, weil sie davon über- zeugt[???] war, dass es sich um ein Pamphlet verleumderischer Lügen handelte. Sie hat Recht__“ [der Satz endete mit ‚__‘].811 Sowohl Charles E. Still junior (Charlie) als auch Harold Magoun junior, D.O. be- haupteten, Still habe Interesse am Spiritismus gehabt. So schrieb Charlie wie schon oben erwähnt, dass sich Still in der 10-jährigen Phase von 1897–1907 „in den Spi- ritismus vertieft“ und „Kontakt zum Geist einer indianischen Frau namens Matah gesucht und ihr einige philosophische Fragen gestellt“ habe. „Doch als er ein stärke- res Vertrauen in die eigene Konzentrationsfähigkeit gewonnen hatte, war er kraftvoll genug, um sich einige Antworten auf diese Fragen selbst zu geben.“ 812 Harold Magoun junior, Englewood, Colorado – bei dem es sich, wie er auf die diesbezügliche Frage der Autorin hin bestätigte, um den in Charlies Buch nicht namtlich erwähnte Os- teopathen handelt, den Charlie Einblick in unveröffentlichte Still-Texte nehmen ließ 813– sagte zu dem Inhalt dieser Texte: „Es gibt einige nicht veröffentlichte Schriften von Dr. Still, doch sie sind relativ kurz und handgeschrieben. Dr. Still war Spiritist und führte ein Tagebuch, in er jeweils auf einer Seite normale Eintragungen vornahm und auf der gegenüberliegenden Seite solche, die er, wenn er in Kontakt mit der Geisterwelt stand, durch automatisches Schrei ben zu Papier brachte. Die Familie wollte nicht, dass dies bekannt würde, man Still verstehen 153

dass ich der Kraft der Krankheit nicht widerstehen konnte. Ich wusste, dass meine Tage gezählt waren. Ich starb, wie ich gelebt hatte, ich wusste nichts über das Leben jenseits des Grabes. Ich kann nicht sagen, dass ich länger in der Form des Menschen leben wollte. Meine physischen Schwächen zeigten mir klar das Ende meiner Nützlichkeit an. So war der Tod ohne Schrecken … Meine Freunde alle wiederzufinden, hat mich so mit Freude erfüllt, dass ich Dir sagen möchte: Das wird im Allgemeinen Himmel genannt. Ich habe mit dieser Botschaft versucht, Dir die Tatsachen meines vergange- nen und gegenwärtigen Lebens mitzuteilen, meine Furcht damals, meine Freude jetzt. Herzliche Grüße an alle meine Freunde, Deine Freunde sind meine Freunde, jetzt und für immer.“ 823

Still wollte jedoch nicht so sehr mit seinen Freunden kommunizieren. Was er suchte, war „… Evidenz … „Wenn ein Mensch heute stirbt, wird sein Körper leben“ – und was be- deutet das? Wir brauchen den lebendigen Menschen. Wir wollen die lebendige Sub- stanz erfassen, die die Mentalität, die Kraft der Vernunft enthält. Darüber wollen wir uns informieren, bevor wir einen Menschen mit vergrößerter Leber behandeln. Denn vom inneren Menschen hängen die Ergebnisse ab. In diesem menschlichen Lebewe- sen findest du den Hüter deines Lebens, deine Wohlfahrt und deinen Erfolg – und deinen einzigen Freund. Der Geist ist der Mensch, der innere Mensch, von dem ich spreche.“ 825 Der zweite den Spiritismus begünstigende Faktor war die Abkehr vom Calvinis- mus zugunsten einer liberaleren Theologie.825 Es wurde schon gezeigt, dass Stills Religions- und Gottesbezug individualistisch geprägt war, und so gesehen dürften Still bestimmte mit dem Spiritismus verbundene Konzepte gereizt haben. Der stren- gen calvinistischen Lehre zufolge war beispielsweise Gottes Gerechtigkeit die Ur- sache von Krankheit, die die Bösen ereilte. 826 Dieses Dogma war nicht nach Stills Geschmack. Er spottete: „Wir sind mit der überkommenen Meinung aufgewachsen, dass die Krankheiten des Menschen die Strafe dafür sind, dass Großmutter Eva ein paar Äpfel nahm und seit dieser Zeit nicht mehr gesund geworden ist.“ 827 Der dritte und wichtigste Faktor war vermutlich auch der Hauptgrund für Stills Interesse am Spiritismus: Die Sehnsucht nach einem empirischen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele. In diesem Zusammenhang sei hier nochmals auf den bereits oben zitierten nicht veröffentlichten Text aus der A. T. S. Document Collection in Kirksville ver- wiesen wo er heißt: „Was ist die Seele des Menschen? Handelt es sich um eine Substanz oder ein Prinzip? Geduldig warte ich mit einer A …“[der Text bricht hier ab].828 Diese Äußerung findet sich erneut in vollständigerer Form im JO: Über die Faszien 209 stroms einschließlich Flüssigkeitsstau und -verlust überwachen; ein Mechanismus, der den Fluss verändert. In Kapitel zwei wurde auch erläutert, wie sich die moderne Idee der komplexen Systeme und der Kybernetik für ein einheitliches Verständnis dieser Systeme nutzen lässt, auf deren Basis aus Stills Sicht der Körper funktioniert. Für Still funktionie- ren die Faszien nicht isoliert vom Rest des Körpers, den er als „verbundene Einheit“ betrachtete. Diese Betrachtungsweise ähnelt Ideen, die man bei Swedenborg, in der deutschen Naturphilosophie, im Komplexitätsdenken, im systemischen Ansatz und in der Kybernetik findet. Stills Konzept von der Natur des Menschen bildet den Eckstein seiner Wis- senschaft der Osteopathie. Seine Perspektiven auf die physischen und spirituellen Komponenten des Menschen führten zu den mechanistischen, vitalistischen und spirituellen Sichtweisen des Körpers. Sie stellen die Grundlage der osteopathischen Philosophie dar, die sich therapeutisch anwenden lässt. Doch unter diesen weitge- spannten Perspektiven findet sich ein Modell, das er ausschließlich auf den mensch- lichen Körper beschränkte. Still benutzte einen mechanistischen Zugang bei seiner manuellen Behandlung, weil er davon überzeugt war, dass physische Störungen die Ursachen der Krankhei- ten waren. Diese Krankheiten manifestieren sich ihm zufolge jedoch als Störungen in den vitalen Eigenschaften des Menschen. Die wahrnehmbaren Symptome ermög- lichten es ihm, auf die vitalen Störungen zu schließen und mittels der anatomischen Prinzipien konnte er das physische Hindernis aufdecken. Die mechanistischen An- passungen erlauben es der Lebenskraft, zu fließen – durch welche verfügbaren Trä- ger auch immer, also z. B. durch Venen, Arterien, Nerven, Lymphe, Darmlymphe, zerebrospinalen Flüssigkeit und sogar durch das Cerumen (Ohrenschmalz). Der Schlüssel zur Anpassung des physischen Anteils des Körpers war für Still das Herstellen von Harmonie, insbesondere im Fluss der Flüssigkeiten im Körper. Still vertrat das Prinzip, dass „Harmonie nur dort ist, wo es kein Hindernis gibt“.302 Diese Vorstellung von Harmonie stand bei Still im Mittelpunkt, denn er war davon überzeugt, dass Harmonie der Schlüssel zur Gesundheit ist. „Was ist Harmonie an- deres als Gesundheit?“ 303 „Sie [die Gesundheit] benötigt vollkommene Harmonie jedes Nerven, jeder Vene und Arterie in allen Teilen des Körpers.“ 304 Aus der spirituellen Perspektive gibt es keine Garantie, dass die physische Anpassung den Schlüssel zur Heilung darstellt. „Ihr als osteopathische Maschinisten könnt nicht weiter gehen, als den anormalen Zustand zu beheben, in dem Ihr den Kranken vorfindet. Die Natur wird den Rest erledigen.“ 305 Das Element der Natur, das Gott gegeben hat, besitzt Über die Faszien 211

InputSystem Output

Throughput

Boundary

Environment

Abbildung 1: Die Elemente eines komplexen Systems311

Organismen werden als offene Systeme betrachtet, denn sie können nicht überle- ben, ohne ständig Energie und Materie mit ihrer Umgebung auszutauschen. Ihr hervorstechendes Merkmal ist, dass sie mit anderen Systemen in ihrer Umgebung interagieren – und zwar auf zweierlei Weise: in Form von Input und in Form von Output. Input ist das, was von draußen in das System hineinkommt, Output das, was von dem System in die Umgebung entlassen wird. Ein System und seine Umge- bung trennt im Allgemeinen eine Grenze voneinander. Bei lebenden Organismen ist das die Haut. Der Output eines Systems ist ein direktes oder indirektes Ergebnis des Inputs, wird aber verändert aufgrund der Verwendung des Inputs im System. Ein Beispiel: Die Inputs Sauerstoff, Nahrung und Flüssigkeit werden im Körper verändert und verlassen ihn als Kohlendioxid, Exkremente und Urin. Die systemische Tranforma- tion von Input in Output nennt man Durchsatz oder Throughput. 310

Für Joel de Rosnay ist der menschliche Körper ebenso ein Beispiel für ein komplexes System wie eine Stadt, eine Wirtschaft, eine Zelle oder ein anderer lebender Orga- nismus.312 In seinem Buch The Macroscope erörtert er die Elemente einer Stadt, zu Über die Faszien 213

Lymph- und Blutgefäße sowie für die Nerven, die durch sie hindurch von ihrem Ur- sprung zu den aufgehängten Organen verlaufen. Im folgenden Zitat kommt Stills Auffassung von Input, Output und Throughput (Durchsatz) wohl am deutlichsten zum Ausdruck: „Ich schreibe ausführlich über die Universalität dieser Faszien, um dem Leser den Gedanken einzuprägen, dass diese verbindende Substanz in allen Teilen frei sein muss, um alle Flüssigkeiten zu empfangen [Input] und zu entlassen [Output], sie in geeigneter Weise zum Erhalt des animalischen Lebens zu verwenden [Throughput bzw. Durchsatz] und alle Unreinheiten [Output] auszustoßen [Energieelement], da- mit die Gesundheit nicht durch tote und giftige Flüssigkeiten [Output] beeinträchtigt wird.“ 318 Stills System ist verletzbar durch ungünstige Umwelteffekte. Diese bewirken durch mechanische oder nichtmechanische Interferenzen Störungen im System, die zum Zusammenbrechen der Harmonie von Form und Funktion führen.319 Zu solchen Interferenzen zählt Still Wunden, Prellungen, sowie mentale oder durch Klei- dungswechsel oder atmosphärische Veränderungen hervorgerufene Schocks, Gifte, raschen Wetterumschwung im Herbst und Winter, Stürze und Verletzungen al- ler Art, Jahreszeitenwechsel oder mechanische Unordnung, schweres Heben oder Überarbeitung, „eine Welt voller Unfälle“, körperliche Verletzungen oder Reizstoffe, die über die Lungen oder die Haut in den Körper eindringen. Eine Verletzung kann ihm zufolge auch „durch die magnetischen Kräfte der Sonne oder durch ein kaltes Getränk“ entstehen oder durch Hitze, Kälte, Fieber. Ebenso beschrieb er nichtphysi- sche Komponenten wie emotionale, soziale oder Umweltbedingungen, die eine Per- son „verwunden“ können. Hierunter fallen mentale Schocks, zu viel essen, Schlaf- losigkeit, Verlust von Freunden oder Eigentum. 320 Es liege, sagte, in der Natur der Kälte, dass sie Gewebe zusammenziehe.321 „Rei- zungen durch Temperaturwechsel, Schock, Stöße usf. erzeugen Kontraktionen und ein Durcheinander beim Empfangen und Weiterleiten von Flüssigkeiten oder Kräften, die eigentlich dazu bestimmt waren, durch die Schleimhaut in und aus jedem Organ des Brustkorbes hindurchzupassieren. Diese andauernde Irritation erzeugt Stauung, Ent- zündung und Zersetzung der Flüssigkeiten.“ 322 Verengung der Muskeln und Memb- ranen rund um die Blutgefäße führe, so Still, zu einer Stockung oder fast vollstän- digen Hemmung des durchfließenden Blutes.323 Warme Temperatur ruft „Entspan- nung der Nerven, des Blutes und aller anderen Gefäße der Faszien hervor“. Die von den Arterien eingespeisten Flüssigkeitsmengen sind dann zu groß, um durch das Ausscheidungssystem erneuert zu werden. 324 Über die Faszien 215 umgekehrt. Es herrscht eine strenge Kontrolle. Das System oszilliert um ein ideales Gleichgewicht, das aber niemals erreicht wird.“ 333 Dieses Gleichgewicht-Konzept korrespondiert mit Stills Vorstellung von „Harmonie“ ebenso wie mit dem moder- nen Allostase-Konzept, das 2001 auf der Versammlung der American Academy of Osteopathy präsentiert wurde.334 Allostase, ein dynamischerer Zustand als Homöos- tase, bezeichnet einen Zustand mit variierenden Graden von Ungleichgewicht. Die- ses Konzept entspricht mehr einem kybernetischen Modell oder einem komplexen System sich verändernder Umgebungen. Stets wird ein Gleichgewichtszustand bzw. die Homöostase angestrebt, aber niemals erreicht. Wie Still sagte, sind die Faszien die „mutmaßliche Matrix von Leben und Tod“,335 das Medium, die Struktur, der Rahmen, das Milieu, in dem sein System arbeitet. In den Tabellen VIII und IX sind die aus de Rosnays Modell entnommenen charakte- ristischen Eigenschaften eines komplexen Systems einer fiktiven Liste entsprechender Elemente aus Stills Modell (plus Seitenangaben in PMP) gegenübergestellt.

Eine wichtige Rolle bei der Selbstregulierung des Organismus spielen in Stills Sys- tem die Nerven. Man könnte sie auch als Komponenten der Rückkopplungsschlei- fen verstehen. In Philosophie und in PMP unterschied Still folgende fünf Arten von Nerven: die sensorischen, die ernährenden, die motorischen, die willkürlichen und die unwillkürlichen. Diese Klassifikation, die auf seiner Wahrnehmung der unter- schiedlichen Nervenfunktionen basierte, hat er dann in seinem 1910 erschienenen Buch Forschung und Praxis etwas abgeändert, denn dort beschreibt er folgende fünf Nerventypen: die sensorischen, die motorischen, die ernährenden, die mentalen und die emotionalen. Zudem lässt sich, egal auf welche Klassifikation man sich bezieht, feststellen, dass Still sich beim Beschreiben der verschiedenen Nerventypen oder deren Funktionen leider nicht immer klar und konsistent ausgedrückt hat: „Die sensorischen Nerven beurteilen den Zustand des Gewebes darauf hin, ob in einem Bereich eine Über- oder eine Unterversorgung durch die zirkulierenden Flüs- sigkeiten vorliegt.“ 336 „Die sensorischen Nerven begrenzen „das Angebot an arteriellem Blut auf die not- wendige Menge“ zum einen durch (wahrscheinlich verlangsamend wirkende) Kommu- nikation mit dem Herzen und zum anderen durch Begrenzung der Lungenaktion.337 „Die sensorischen Nerven können durch Druck und Ernährungsmangel irritiert werden.“ 338 „Die motorischen Nerven kontrollieren die Pfade, auf denen die Substanzen trans- portiert werden.“ 339 Über die Faszien 217

Funktionale Eigenschaften Elemente aus Stills Modell Bezüge in PMP (Seitenangaben) Flüsse Vitale Kraft 82, 101 Lebenskraft 65 magnetisch/elektrisch 101 Blut 55 Nerven 62 ZSF – „Gehirnflüssigkeit“ 44, 53 Lymphe 65 Darmlymphe 136 Saft der Bauchspeicheldrüse 158 Galle 53, 159 Albumen, Galle, Säuren, Laugen, 53 Öle 60 Schmierstoff 69 Lösemittel Klappen Klappen 104 Verzögerungen Positive Verzögerungen – vasomoto- 98 rische Reaktion 104 Negative Verzögerungen – mangeln- * der Druck 129 Verletzung 161 Hindernisse 105, 4, 59 Verkleben 36 Irritation, Reizstoff 161 Tumoren 38 Hernien – viszeral 57 Tore/Öffnung zwischen den Kno- 59 chen 161 zusammengepresster Dickdarm 161 Verkrampfung der Faszien auf den Venen Knicke oder Verdrehungen in den Mesenterien fäkale Materie Rückkopplungsschleifen Sensorische Nerven 63 Fieber 105, 115 Blutfluss 63

* Zum Element Verletzung siehe Still, A. T., 1903, Seite 1.

Tabelle IX: Vergleich zwischen den funktionellen Eigenschaf- ten eines komplexen Systems und Stills Faszien-System Über die Faszien 219 im gleichen Buch verweist, das Gedankengut aus diesen beiden Seiten sinngemäß wieder: Sobald das Blut seine Nährstoffe geliefert hat, müssen die Venen das gesamte Blut wegtransportieren. Kommen die Venen (aufgrund irgendeiner physischen Blockade, bedingt durch Verengung von Muskeln, Faszien oder Membranen) mit dem Abtransportieren nicht nach, verursacht die Verzögerung eine Asphyxie [bzw. eine Fermentation] des Blu- tes.350 Diese Asphyxie des Blutes bringt veranlasst das Herz, schneller zu schlagen, um mehr Blut durch das System zu pumpen. Die gesteigerte Kraft des Herzen bringt jedoch den Blutfluss dazu, den Wider- stand in den Gefäßwänden zu überwinden, sodass die Kapillaren zerreißen. Als Ergebnis dringt Blut in die Schleimhäute ein. Hier werden die Nerven der Faszien, vor allem die sensorischen Nerven, durch den umgebenden Druck kraftlos. Unter gewöhnlichen Umständen würden diese Nerven dem Herzen einen vorbe- stimmten, von ihrem Input abhängigen Schlagrhythmus vorgeben. Doch in diesem Fall löst die Irritation der sensorischen Nerven einen noch schnelleren Herzschlag aus und so wird der Kreislauf noch stärker angetrieben. Es gibt jedoch ein System, das die angesammelten Flüssigkeiten ausstößt. Dieser Prozess beginnt erst in den Faszien und dann im arteriellen und venösen Kreislauf. [Die Lymphbahnen erneuern durch die ausscheidenden Kanäle.351 Nimmt die Irritation der sensorischen Nerven ab, entspannen sich die Nervenfa- sern der Venen und ermöglichen die Fortsetzung eines normalen Blutflusses. Obgleich seinerzeit die entsprechende Theorie und die dazugehörige Sprache noch nicht entwickelt worden waren, lässt sich aus dem eben Beschrieben schließen, dass Still die Faszien als komplexes System verstand, das sowohl die strukturellen Eigenschaften eines systemtheoretischen Modells als auch die funktionalen Eigen- schaften eines kybernetischen Modells aufweist. Denn das System der Faszien hat mit komplexen Systemen viele Eigenschaften gemein. Dazu gehören das Offensein zur Umgebung hin, interagierende Elemente, Rückkopplungsschleifen und die wesentlichen parallelen Elemente, die in den Ta- bellen VIII und IX aufgelistet sind. Über die Faszien 221

„Wir denken, wir haben bewiesen, dass Empfängnis, Wachstum und die Ursachen aller Krankheiten in den Faszien zu finden sind.“ 356 „Durch ihre Aktion leben wir, durch ihr Versagen schrumpfen oder schwellen und sterben wir.“ 357 „Die Faszie jedoch ist der Grund, auf dem alle Todesursachen das Leben zerstö- ren.“ 358 „Diese dem Menschen und allen Lebewesen vererbte starke Lebenskraft wirkt durch die Faszien von Mensch und Tier.“ 359 „Die Seele des Menschen mit allen Strömen reinen lebendigen Wassers scheint in den Faszien seines Körpers zu wohnen.“ 360 „Dies ist das Haus Gottes, die Wohnstätte des Unendlichen – soweit es den Mensch betrifft.“ 361 „Sie sind der Aufenthaltsort seines spirituellen Wesens.“ 362 (Fehlt in PMP.)

In der Folge wird nun, beginnend mit einer kurzen Untersuchung der Bedeutung des Begriffs Universalität, jede dieser repräsentativen Äußerungen aus der ihr ent- sprechenden mechanistischen, vitalistischen, spirituellen und/oder spiritistischen Perspektive näher betrachtet.

Universalität und wechselseitige Verbundenheit der Faszien „Die Faszien kommen überall im Menschen vor und gleichen sich in allen Berei- chen.“ „Sie [die Faszien] bedecken den ganzen Körper. Wir sehen diese ganzen Fasern an allen Knochen angeheftet, mit Ausnahme der Nerven.“ In welcher Hinsicht waren die Faszien nach Stills Meinung universell? Immerhin sind sie das einzige Körpergewebe, das er auch in Verbindung mit dem Tier- und dem Pflanzenreich erwähnte. So schrieb er beispielsweise: „Das Leben des lebendi- gen Baumes befindet sich in der Rinde und den darunter befindlichen Oberflächen- faszien.“ 363 Und das, was er unter Lebenskraft verstand, wirkt ihm zufolge durch die Faszien von Mensch und Tier.364 Ihr Allgegenwärtigsein „in allen Lebewesen zu Lande und zu Wasser“: War es das, was Still unter der „Universalität“ der Faszien meinte? 365 Oder meinte er mit „universal“, dass sie überall im Körper vorkommen? Wahrscheinlich verwendete er das Wort in beiden Bedeutungen. In PMP schreibt er auf den Seiten 60–61: „Die Faszien umgeben jeden Muskel, jede Vene, jeden Nerv und alle Organe des Körpers … Sie bedecken alle Muskeln, Sehnen und Fasern und Über die Faszien 223

Faszien-System beitragen. Hier deshalb eine kurze Zusammenfassung seiner von Ver- ständnisses von der Funktionsweise des Körpers:

Die Teile des Körpers

„Verstehe die Teile und deren Plätze und sie werden Dir ihre Funktionen zeigen.“ 375

Das Herz Still bezeichnete das Herz als „Wunder des Menschen, das Geheimnis des Lebens“ 376 und schwankte, ob dem Herzen oder dem Gehirn der Vorrang gebühre.377 Er be- trachtete das Herz als Triebwerk für die Kraft des Blutstromes und für das Blutan- gebot378 „Das Herz ist die weise, formgebende Macht des Lebens“ 379 „Der Bereich des Herzens ist das Hauptquartier, in dem alle Befehle der gesamten lebendigen Regierung, also des menschlichen Körpers, erteilt und empfangen werden“ 380 „Von seiner [des Her- zens] Arbeit hängen Kraft und Stärke aller Nerven ab, die gebraucht werden für den Bau und die Erneuerung des Körpers mit allen seinen Knochen, Muskeln und Nerven – also müssen alle vom und zum Herzen führenden Kanäle ganz ohne Behinderung sein“.381 Das Herz ist, wie Still es ausdrückte, von einem Zaun bzw. einer Wand umgeben, dem Perikard.382 Das spirituelle Herz – im Unterschied zum physischen Herz – „erfüllt mit seiner Anwesenheit die Erfordernisse und Bauanleitungen zur Konstruktion eines menschlichen Körpers.“ Für Still war das [spirituelle?] Herz „die Mutter sämtlicher Nerven des menschlichen Körpers und aller seiner Teile und Prin- zipien, die in vitalen Systemen zu finden sind.“ „Von ihrer vitalen Hauptkammer aus liefert sie Lebenskraft in alle Formen, Fasern und funktionierende Substanzen des Le- bens und der Bewegung.“ 383 Die Kraft, die das Blut vom und zum Herzen befördert, bezeichnete er als die „Lebenskraft“.384

Das Blut Das Blut „baut, ernährt und erhält das ganze Nervensystem in Form und Funktion normal.“ 385 „Vollkommene Gesundheit ist das natürliche Ergebnis reinen Blutes.“ 386 „Die Arterien bedienen jede Nachfrage mit einem Angebot, die Venen transportieren das verbrauchte Material ab.“ 387 Die Arterien ernähren auch die Venen. „Das Blut baut das Gehirn, die Knochen, Nerven, Muskeln, Drüsen, Membranen, Faszien, und die Haut auf.“ 388 „Wenn das Blut zu einer Drüse oder einem Organ gelangt und nicht in einer bestimmten Zeit abtransportiert wird, wird der Stau so umfangreich, dass er die Ausscheidungs-Nerven [von Still nicht näher definiert] blockiert und eine lo- Über die Faszien 225

Faszien, den zellulären Membranen, den gestreiften und ungestreiften Organen. Sie verbinden sie mit den Arterien und begleiten diese durch den gesamten Kreislauf.“ 404 „Die Nerven tragen alle von der Natur bei der Konstruktion des Menschen benutzten Substanzen in sich und leiten sie weiter“ 405 und fungieren seiner Ansicht nach „alle in vollkommener Harmonie und [sind] zufrieden, ihren Teil in der Ökonomie des Lebens zu leisten“.406

Die Haut „Die Haut ist das Dach und der Wetterschenkel des ganzen Hauses mit Millionen Po- ren um zu lüften und Unreinheiten auszuscheiden.“ 407

Die Lungen Die Lungen „nehmen die Luft in hinreichenden Mengen auf und stoßen sie wieder aus, um die Reinheit des Blutes zu gewährleisten etc.“.408 Sie galten Still als „die Quelle, von der Wasser in das Lymphsystem und andere Bereiche des Körpers transportiert wird“.409 Aus den Lungen wird das Wasser „vom sekretorischen System aufgenommen und in das Lymphsystem transportiert … und von dort weiter in den Körper zwecks Speiche- rung und Gebrauch“. 410 Er bezeichnete sie auch als „Fächer und Sieb“. 411

Die Lymphbahnen Die Lymphbahnen erscheinen als das vielfältigste aller Elemente. Sie können das System aufbauen, erneuern, entschlacken, waschen und verdünnen – aber, wenn diese Funktionen ausfallen, ebenso auch die Quelle von Krankheiten sein. Stills Feststellung: „Wir treffen auf die Quelle des Lebens und des Todes, wenn wir uns mit den Lymphbahnen befassen“ 412, umschreibt ihre vielfältigen Rollen. Gelegentlich interpretierte Still die Lymphbahnen als Drüsen413 und behauptete, sie seien in den „dazwischenliegenden Faszien“ enthalten.414 Er sagte aber auch, die Lymphbahnen lägen in den Oberflächenfaszien und den tiefen Faszien sowie „in je- der Membran des Körpers“ 415 und seien der Ausgangspunkt „von Aufbau und Rein- heit“.416 Er betrachtete sie als „ein universales Bewässerungssystem.417 „Kein Raum ist so klein, dass er nicht mit ihnen, mit ihren Nerven, ihren sekretleitenden und sekre- tausscheidenden Gängen in Verbindung stünde.“ 418 Ihre Funktion, sagte er, bestehe darin, ihr Wasser mit den festen oder flüssigen Unreinheiten des Körpers zu vermi- schen und diese hinauszutransportieren, das heißt so weit zu verdünnen, dass sie aus- geschieden werden können.419 Er bezeichnete sie als Wasserlieferanten, aber auch als Drainagen sowie als Ableiter der Faszien, „die verseuchte oder verletzte Blutkörperchen Über die Faszien 227

Systems und als auch mit dessen Abläufen. Die strukturellen Eigenschaften eines komplexen Systems nach F. Heylighen (1999) wurden, bezogen auf Stills Faszienkon- zepte, schon in Tabelle VIII dargestellt. Stills Vorstellung, die Faszien seien der „materielle Mensch“, entstand vermut- lich auf seiner Sichtweise von der zweifach bzw. dreifach differenzierten Natur des Menschen, wonach dieser „Leben und Materie“ 429 oder „materieller Körper, spiritu- elles Wesen und Verstandeswesen zugleich“ ist. 430 Faszien, wie Still sie begriff, sind Materie, Material, etwas Fühlbares. Er arbeitete dieses mechanistische Faszienkonzept weiter aus, indem er fortfuhr, die Faszien als etwas zu beschreiben, das jeden Muskel, jede Vene, jede Arterie und alle Organe umgibt: „Ein Netzwerk aus Nerven, Zellen und Röhren führt von den Faszien weg und zu ihnen hin. Millionen von Nervenzentren und Fasern durchkreuzen und füllen sie … Diese Faszien begleiten und bedecken alle Muskeln, Sehnen und Fasern und trennen sie sogar bis in die letzte Faser hinein voneinander. Auch alle Organe haben Überzüge aus dieser Substanz, mag es dafür auch verschiedene Bezeichnungen geben.“ 431 Still betrachtete die Faszien ihrer Beschaffenheit nach nicht als wirklich mechanisch, sondern sah in ihnen ein Vehikel bzw. Medium für das System der Gefäße, Nerven, Lymphbahnen, Drüsen und Zellen. „Sobald wir die Haut durchschneiden und sie ent- fernen, treffen wir auf die Faszien. Wir finden in ihnen Zellen, Drüsen, Blut – und Nerven, die von einem Teil zum anderen verlaufen.“ 432 In diesem Sinn fungieren die Faszien als Leiter. Die mechanische Funktion wird den Membranen zugeschrieben wie dem Me- sozökum, Meso-Transversalis und Meso-Kolon. Still bezog sich auf diese „memb- ranösen Hüllen“,433 die „die Organe und Gefäße an ihrem Ort halten“ 434, als Meso- System bzw. System der Membranen.435 Der Anatom, sagte er, würde sie als „Perito- neum“ bezeichnen und sie besäßen „reichlich Nerven, Blut- und Lymphgefäße“.436 Ihre Aufgabe bestand seiner Ansicht nach darin, Lymphe und andere Substanzen abzusondern und zum Herzen und zu den Lungen zu schicken. Über ihre Beschaf- fenheit schrieb er, sie seien sehr elastisch und dehnten sich, sobald die Eingeweide durch mechanische Einwirkung oder große Mengen an Fäkalien nach unten gepresst werden.437 Auf diese Elastizität mag es zurückzuführen sein, dass Still das Mesente- rium als „Membran oder weißen Muskel“ einstufte.438 Die wichtigere Funktion der Membranen ist Still zufolge aber die einer Grenze bzw. Barriere zwischen dem System und seiner äußeren Umgebung. Technisch ge- sehen liegen die Schleimhäute, die den Verdauungstrakt und den Atmungsapparat Über die Faszien 229 mit dem für ihre Existenz Notwendigen beliefert durch „Tore und Öffnungen zwi- schen den Knochen“, durch die alle Nerven verlaufen und sie und andere Gewebe versorgen.446 Das Blut transportiert die Flüssigkeiten zu den Faszien für deren Auf- bau und Erhalt.447 Wie für alle komplexen Systeme gilt also auch für den Körper, dass seine Systeme und Organe einander wechselseitig dienen und voneinander abhängig sind. Die Funktion der Faszien kann daher nicht isoliert von anderen Funktionsme- chanismen in einem lebenden System betrachtet werden. Dass Stills Sicht vom Körper dessen Funktionsweise als dynamisches, stets in Be- wegung befindliches, fließendes System betonte, zeigen Aussagen wie die folgenden, die alle vier in Philosophy of Osteopathy zu finden sind448: „Alle Prozesse irdischen Lebens müssen in fortdauernder Bewegung gehalten werden, um sich auszubilden und den gesunden Zustand zu erhalten, sonst wird die Welt verdorren und sterben“ „Das Blut muss sich in beständiger Bewegung befinden.“ „Die Gesundheit erlaubt keinen Stopp der Bewegung in Vene oder Arterie“. „Die Bewegung ist der erste und einzige Beweis für Leben.“ John Wesley schrieb als Zusammenfassung der damals populären Ansichten über die Körperfunktionen: „Einverleibung und Ernährung durch die Verdauungsorgane, Sekretion und Ausscheidung durch die entsprechenden Organe, Wahrnehmung und Bewegung; dazu Gehorsam des Körperteils gegenüber dem Verstand.“ 449 Stills Be- schreibung der Körperfunktionen konzentrierte sich dagegen nicht so sehr auf die Inputs wie Essen, Sauerstoff und Luft oder auf die Outputs wie Exkretionen und Abfallprodukte der Atmung, sondern stärker auf das, was im Körper vor sich ging: auf das harmonische Strömen der Flüssigkeiten und der Nervenkraft. Diese Flüs- sigkeiten erhalten ihm zufolge das System oder erneuern es. Gemäß den funktiona- len Eigenschaften komplexer Modelle betrachtete Still die Faszien als einen Bereich der Flüssigkeitsbalance, als dynamisches Fließgleichgewicht. Seinerzeit, also vor gut hundert Jahren, begnügte er sich damit, dies „Harmonie“ zu nennen450, eine Idee, die in Kapitel 2 auf die Schriften von Andrew Jackson Davis zurückgeführt wurde, eines damals bekannten Spiritisten. Osteopathie verstand Still als „ein System, um die gesamte Lebensmaschinerie harmonisch zu organisieren, indem alle Kommunika- tionen mit dem Gehirn offen gehalten und alle Hindernisse des Blutkreislaufs und an- derer Flüssigkeiten überwunden werden.“ 451 Um Osteopath zu sein, musste man ihm zufolge außer der Anatomie „den Verlauf und Fluss aller Flüssigkeiten des Kör- pers, ihre einzelnen Beziehungen untereinander und ihre Funktionen bei der Aufrechterhaltung des Lebens und der Gesundheit“ 452 kennen. „Der menschliche Körper ist eine Maschine, die von der unsichtbaren Kraft, Leben genannt, am Laufen Über die Faszien 231 denz stets in Richtung „Gesundheit und Erholung“ geht.460 Obgleich er sich über die Bedeutung von vitalen Qualitäten nicht genauer ausließ, definierte er doch zwei Klassen vitaler Flüssigkeiten: aufbauende und zerstörende. Die hauptsächliche auf- bauende Flüssigkeit ist das Blut – „das Blut baut das Gehirn, den Knochen, die Ner- ven, Muskeln, Drüsen, Membranen, Faszien und die Haut“ 461. Die seiner Ansicht nach bei der Auflösung anormalen Wachstums entstehenden destruktiven Flüssig- keiten betrachtete er offenbar als natürliche Lösungsmittel, die „den Schmutz aus- waschen“, wie er nannte.462 „Die Natur hat ein Lösungsmittel für alle Überschüsse, die als Klumpen oder verdickte Stellen in den Muskeln, in der Haut oder in den Drüsen vorkommen. Dasselbe Gesetz wirkt bei steifen Gelenken und beim Reduzieren von Ablagerungen in Muskeln, Sehnen und Bändern.“ 463 Der Körper, so sagte er, sei Gottes Apotheke und unter den natürlichen Substan- zen seien „alle Flüssigkeiten, Medikamente, Schmieröle, Opiate, Säuren und Laugen und überhaupt alle Arten von Arzneien …, welche die Weisheit Gottes für menschliches Glück und Gesundheit als nötig erachtet hat“.464 Insofern stellte sich für Still nicht nur die Frage, wie man die Knochen in eine Normalposition bringt, damit Muskeln und Ligamente „an ihren angestammten Orten in Freiheit arbeiten können“. Über all das hinaus, schrieb er, gebe es eine noch größere Frage zu lösen: nämlich wie und wann die Chemikalien des Lebens im Sinne der Natur anzuwenden seien.465 Mit Chemikalien meinte er Lymphe, Fibrin und Albumin, Harnsäure, Salzsäure oder irgendeine andere Flüssigkeit aus dem „großen chemischen menschlichen Labor“. Und das Mittel zur Anwendung dieser Chemikalien waren für ihn die Faszien, denn: „Ein Netzwerk aus Nerven, Zellen und Röhren führt von den Faszien weg und zu ihnen hin. Es ist vernetzt und ohne Zweifel angefüllt mit Millionen von Nerven- zentren und Fasern, die fortwährend vitale und zersetzende Flüssigkeiten nach innen und außen absondern“. 466

Das zweite vitalistische Zitat „Sie verschaffen allen Teilen des Körpers Ernährung.“ Aus seinen eigenen intensiven Studien an Tier- und Menschenkörpern hatte Still die Erkenntnis gewonnen, dass die Faszien überall im Körper vorkommen: „Die Faszien umgeben jeden Muskel, jede Vene , jeden Nerv und alle Organe des Körpers und trennen sie voneinander … Sie durchdringen sogar ihre eigenen, feinsten Fasern … 467 Da, wie er sagte „die Nerven der Faszien so universell sind, dass kein fleischliches Atom beim Angebot mit Nerven und Blut ausgenommen ist“ und sich ihm zufolge „das allgemeine ernährende Gesetz“ in den Faszien und deren Nerven befände, das Über die Faszien 233

In PMP vertrat Still identische Ideen, korrigierte aber glücklicherweise einige seiner seltsamen Formulierungen. 475 Der Krankheitssamen – sein aktives Prinzip – ver- bleibt ungestört in einem „Faszien-Atom“ 476, bis er vitalisiert wird, was auf zweierlei Arten geschehen kann: Zum einen durch die Kraft der in den Faszien beheimateten Nerven – also die ernährenden Nerven, die ihr Angebot an „ernährenden Schauern“ zur Verfügung stellen,477 die motorischen Nerven, die ihm zufolge alle Substanzen zu diesem Bereich treiben,478 sowie die sensorischen Nerven, denn sogar sie seien, so Still, mit Vitalität aufgeladen479 – und zum anderen durch ein Prinzip wie etwa das „männliche Prinzip der Pocken“.480 Leider erklärt Still kaum, was er unter Prinzip versteht, aber seine Idee von männlichen und weiblichen Prinzipien ist ein Thema in seinem Kapitel über Biogen. Das Fortschreiten bzw. die Vitalisierung der Krankheit erläutert er am Beispiel der Masern. Diese dringen durch die Lungen in den Körper ein und legen dort ein Ei ab. Still beschreibt ein „lebendiges Prinzip“ in den Lungen, das sogenannte Bio- gen, das das Ei „begrüßt“ und bei dessen Entwicklung behilflich ist. Die Krankheit erreicht die Nervenendigungen, wird durch Sekretion in die universalen Faszien übertragen und dort genährt und getränkt bis zum „vollendeten Mannesalter“, wie er den Reifezustand der Masern ausdrückte. Die Einpflanzung und Entwicklung des Keims verglich er mit der eines Fötus in der Gebärmutter, denn er war der Ansicht, die Gebärmutter sei „nahezu ein selbst- ständiges Lebewesen. Sie ist Zentrum, Ursprung und Mutter aller Faszien“.481 Aller- dings nahm er an, dass der Krankheitssamen nicht vorzugsweise in der Gebärmutter landet, sondern höchstwahrscheinlich in den Bereichen, wo Faszien im Überfluss vorhanden sind. Mit „Faszien“ meint Still hier die mukösen Membranen (Schleim- häute)482, vor allem die der „Lungen, Leber, Eingeweide und Haut“. 483 Er war der Ansicht, der Krankheitssamen könne aus zwei Quellen entstammen:484 aus einer internen, also bereits im System vorhandenen, oder aus einer externen, also außer- halb des Systems existierenden. Wir erinnern uns, dass „außerhalb des Systems“ in Stills komplexem System der Faszien sowohl „außerhalb des Körpers“ als auch „in- nerhalb des Atmungsapparats oder Verdauungssystems“ bedeuten kann. So können die Krankheitssamen aus der äußeren Umgebung als „Atome von Gas, Flüssigkeiten oder Feststoffen“ gesät werden,485 wozu die „gewöhnlichen Winde“ 486 beitragen. Bei den aus systeminterner Quelle entstandenen Keimen handelt es sich um die halbvi- talen oder halbnormalen Korpuskeln auf den mukösen Membranen (Schleimhäu- ten) überall in den entsprechenden Trakten. Die Faszien scheiden die Korpuskeln durch die Leitungen [gemeint sind die Lymphbahnen] in diese Schleimhäute aus, wo sie sich ansammeln. 487 Über die Faszien 235 den. „Werft alle toten, auf den Faszien lastenden Gewichte über Bord und weckt die Kräfte des exkretorischen Systems“, sonst werden die „vitalen Energien der Natur“ re- duziert.495 In den Faszien finden wir einen Ort, in dem „neue weiße Blutkörperchen [Korpuskeln] gebildet werden und die Unreinheiten des Körpers durch die Röhren [Ausscheidungssystem?] entfernen, die von der Haut zu den Tanks nützlicher Flüs- sigkeiten [Lymphdrüsen?] führen, die dort [mit Abfall?] gesammelt und für den Kör- per nicht länger von Nutzen sind.“ 496 Alternativ könnten die Flüssigkeiten in Gas transformiert werden. Stills Vorstellung nach kann die Natur „ihre Maschine an- heizen“, um Ablagerungen zu entfernen, die die Bewegung der Flüssigkeit stoppen, und „Flüssigkeit in Gas“ transformieren.497 „Durch diese Anstrengung der Natur in Form einer ansteigenden Aktion der motorischen Nerven wird die Elektrizität bis zum Fieber gesteigert. Wenn dies besser verstanden wird, erkennen wir vielleicht die Notwendigkeit der Hitze für den Ofen des Körpers und die Verwandlung toten Mate- rials in Gas, das durch das exkretorische System wandern und leichter aus dem Körper ausgeschieden werden kann als Wasser, Lymphe, Eiweiß oder Fibrin.“ 498 Das Gas in den Faszien tritt Still zufolge dann durch die Haut aus (bzw. durch die Grenze, um es in der Sprache der komplexen Systeme auszudrücken. Kann das Gas nicht durch die Haut austreten, entsteht eine „eruptive Entzündung“ 499– in milden Fällen als Ausschlag, in schweren Fällen als Pocke. In Osteopathy Research and Practice, seinem letzten Buch, führt Still im Rahmen einer Ursachenbestimmung oder einer Behandlungsbeschreibung etwa ein Dutzend Krankheiten oder Zustände auf, die ihm zufolge in direktem Zusammenhang mit den Faszien stehen (siehe Tabelle X).

Seite Zustand Beschreibung 37 Kopfhauterkran- Ätiologie: „Störung der angemessenen Blutzirkulation kungen und der Drainage des venösen und lymphatischen Sys- tems der Oberflächenfaszie.“ 38 Ausschlag auf der Behandlung: „Der Zustand kann verbessert werden, Gesichtshaut indem die Zirkulation der Nervenflüssigkeit und die Zirkulation in den Gefäßen der Oberflächenfaszie des Gesichts wiederhergestellt wird.“ „Nach der Anpassung der Knochen und Muskeln lockere ich den Bereich und knete die Nackenmuskulatur mit gleitenden Bewegun- gen meiner Daumen, damit die Blutzirkulation und die Nervenflüssigkeit angeregt werden, um Knochen, Mus- keln, Faszie und Haut wieder normal zu nähren.“ Über die Faszien 237

227–235 Ansteckende Krank- „Warum werden in allen diesen Krankheiten tiefe und heiten und Masern oberflächliche Drüsensysteme des Nackens, der Wirbel- säule und des Gesichts angefüllt, und warum entledigen sich diese Drüsensysteme nicht ihrer Last oder tragen diese Flüssigkeiten fort? Anstelle dessen halten sie sie so lange zurück, dass Stauung, Fermentation und Entzün- dung ihre Arbeit verrichten können?“ Ätiologie: Masern sind ein Zustand bzw. eine Wirkung, die unseres Wissens nach durch ein giftiges, infektiöses und ansteckendes Gas verursacht wird … Wir schlie- ßen: Wenn die Körperflüssigkeiten in der Faszie, in den Organen und in anderen Teilen des Systems zurück- gehalten werden, tritt Stillstand, Fermentation, Hitze und generelle Unordnung ein. Das System erhitzt sich im Normalfall so weit, bis es ein feineres Gas produzie- ren kann, oder aber es kühlt sich selbst, sodass die Haut sich entspannt und giftige Flüssigkeiten passieren lässt… dass das irritierende Gift die Ursache für die Produk- tion entzündlicher Aktion ist, welche die Flüssigkeiten in der Faszie in Eiter umwandelt. Die lokalen gangränen Hautflecken schaffen bei Bildung von Eiter Öffnungen, damit er die oberflächliche Faszie verlassen und aus dem System entweichen kann.“ 235 Diphtherie Ätiologie: U. a. „Kontraktion der Haut, wobei Faszie und Lymphe das Blut- und Nervenangebot in Kehle und Na- cken behindern.“ Behandlung: „…bringe ich zunächst die Schlüsselbeine und das Brustbein weit genug nach vorne… Dann passe ich sorgfältig die ersten vier Rippen auf beiden Seiten an… Nun bewege ich meine Hände entlang dem Verlauf der Harnleiter auf die Nieren zu, um alle Beeinträchti- gungen in diesem Bereich zu beseitigen.“ 243f Pocken Ätiologie: „Ich schließe, dass die Wirkung Pockenerkran- kung die Folge eines Staus wässriger Substanzen in der Oberflächenfaszie ist. Die Variola arbeitet in den oberflächlichen und tiefen Faszien des gesamten Sys- tems. Schwere Muskel- und Bänderkontraktionen über- wältigen die normale Aktion des ausscheidenden Sys- tems im ganzen Körper, und dies erzeugt Blutandrang, Stau, Zersetzung und Bildung von Eiter in den tiefen und Oberflächenfaszien.“ Über die Faszien 239

Obgleich Still die Ausdrücke „schrumpfen“ und „schwellen“ gelegentlich als Sy- nonyme für „öffnen“ und „schließen“ verwendete503, bezog er sich, wenn es um Fas- zien oder Schleimhäute ging, stets auf deren flüssigen Inhalt, dessen Übermaß zum „Schwellen“ führt und dessen Mangel „Schrumpfen“ oder Verdorren zur Folge hat. Alle Membranen wie auch das Gehirn, die Nieren, die Gebärmutter, die Lymphbah- nen, Drüsen, Nerven, Venen, Arterien und die Haut „sind Gegenstand von lokalen oder allgemeinen Schwellungen. Mit der gleichen Sicherheit sterben und schrumpfen sie dahin“.504 Für die harmonische Funktionsweise des Körpers sind diese Prozesse des Schwellens und Schrumpfens nicht wünschenswert, denn sobald sie in Gang sind, laufen sie unvermindert weiter wie positive Rückkopplungsschleifen. Still vertrat die Ansicht, eine frühzeitige Intervention mittels der osteopathischen Herangehens- weise und Behandlung könne den Rückkopplungsprozess stoppen und auf Erholung umstellen. Die Natur, meinte er, werde den Rest erledigen. Bei seiner oben zitierten vierten vitalistischen Äußerung stützt er sich auf fol- gende drei Annahmen: „Ein Netzwerk aus Nerven, Zellen und Röhren, führt von den Faszien weg- und zu ihnen hin. Es ist durchsetzt und ohne Zweifel angefüllt mit Millionen von Nerven- zentren und Fasern, die fortwährend vitale und zersetzende Flüssigkeiten nach innen und außen absondern.“ 505

„Alle Flüssigkeiten werden mittels Arterien, Venen, Lymphbahnen sowie ausscheiden- der und sekretorischer Tunnel durch den Körper geleitet.“ 506

„Die Faszien müssen in allen Teilen frei sein, sodass sie alle Flüssigkeiten empfan- gen und abgeben können“, insbesondere solche, die anormal lange zurückgehalten wurden. 507 Schwellungen, so glaubte er, ließen auf eine Behinderung der sensorischen Ner- ven zurückführen. „Angenommen, die Empfindung verlässt einen Körperteil für eine Zeit: Geben wir dort dann nicht alle Zellen und Drüsen auf? Ein unangemessenes Auffüllen ist die Folge, da die Empfindung eingeschränkt ist und nicht sagt, wenn das Angebot zu stark für die Benutzung im Sinne des Erbauers ist.“ 508 Im Normalfall mel- det ja die Empfindung „durch lokales oder allgemeines Unwohlsein ungewöhnliche Ansammlungen der zirkulierenden Flüssigkeiten“. 509 Die positive Rückkopplungsschleife des Schwellens kann irgendwo in der Schleife beginnen. Es kann sich um einen beschleunigten Herzschlag handeln, der zu viel Blut in die Schleimhäute treibt, oder um einen Zwerchfellzustand, der eine venöse Stauung im unteren Körperbereich verursacht, oder um ein Versagen der ausschei- Über die Faszien 241

Die folgenden zwei Beispiele verdeutlichen Stills Ansichten über Schrumpfen und Schwellen: „Dem Tod geht ein allgemeines Anschwellen des Systems voraus, eine wasserhaltige Schwellung von Faszie und Lymphe, ja sogar der Nervenstränge. In den Fällen, in de- nen eine Krankheit das Leben zerstört, indem sie alle Flüssigkeiten zurückhält, können wir eine solche Ursache bis zu dem Zeitpunkt zurückverfolgen, zu dem es in den Zen- tren der Nerven der Ernährung eine solche Wasseransammlung gab, dass die Nerven- bahnen blockiert waren, bis die Sinne versagten. Nun konnten die sich ansammelnden Flüssigkeiten nicht mehr erneuert und ferngehalten werden, solange die Fermentation das Werk der Erhitzung tat, bis alle Flüssigkeiten eingetrocknet und die Angebotska- näle durch eine klebrige Entzündung geschlossen waren und der Tod aufgrund allge- meiner Atrophie eintrat.“ 518 Das Gegenteil von Schwellung ist Zerstörung, verursacht durch „Zurückhalten von Nahrung und allen Flüssigkeiten“, was in Aushungerung, Schrumpfung und Tod resultiert. 519 „In einem Fall ergibt sich der Tod durch einen Überfluss an unangemessenen Flüssig- keiten und Ernährung, im anderen Fall besteht keine Aneignungsmöglichkeit, um das Leben zu erhalten, und der Patient verhungert. Das gleiche Gesetz gilt sowohl für die einzelnen Körperteile wie für den ganzen Körper.“ 520

Zusammenfassend lässt sich sagen: Selbst wenn der Körper einem Schrumpfen, einer Aushungerung oder einem Vertrocknen bzw. Ausdürren unterliegt, führt zieht dies aufgrund der Schädigung durch Brennstoff- und Wassermangel zu einer Schwel- lung. Still zufolge kann dieser Prozess ohne osteopathische Intervention wie bei ei- ner positiven Rückkopplungsschleife außer Kontrolle geraten, worauf der Tod des Organismus folgt. Stützt man sich auf diese Äußerungen, die seine Annahmen hinsichtlich der Funktion der Faszien und der Flüssigkeiten untermauern, kommt man zu dem Schluss, dass Stills Feststellung: „Durch ihre [der Faszien] Aktion leben wir, durch ihr Versagen schrumpfen oder schwellen und sterben wir.“ durchaus gerechtfertigt war.

Das fünfte vitalistische Zitat „Die Faszie jedoch ist der Grund, auf dem alle Todesursachen das Leben zerstören.“ Formuliert man diese Äußerung ein klein wenig um, dann geht es um etwas, das die Harmonie des Körpers unterbricht und verheerenden Schaden oder Zerstörung im faszialen System anrichtet, sodass letztlich der Tod eintritt. Über die Faszien 243 entwickeln, der den größten Faszienanteil hat. Die Faszien, behauptete er, seien der Ort, wo sich alle lebenszerstörenden Ursachen befinden, Krankheiten keimen und die Samen des Todes sich entwickeln. 528 „Sämtliche Wucherungen, anormales Wachstum, Krankheiten und andere Zustände benötigen die freundliche Unterstüt- zung der Faszien bei ihrer Entwicklung. Die Faszie ist jener Ort, an dem nach der Ursache für Krankheiten gesucht werden muss.“ 529 Er war der Ansicht, dass in allen Fällen von Erkrankung zunächst die lymphatischen und zellulären Systeme der Fas- zien, des Gehirns, der Lungen und des Herzens im gesamten Blutversorgungssystem mit ungesunden und unreinen Flüssigkeiten durchtränkt werden und dass dann der Veränderungsprozess, die sogenannte Fermentation, einsetzt mit ihren „elektroma- gnetischen Störungen“.530 „Bei allen Krankheiten sind wir mit totem Blut, stagnie- render Lymphflüssigkeit und Eiweiß in halb totem, totem oder zersetztem Zustand im Lymphsystem und im restlichen Körper, im Gehirn, in den Lungen, in den Nieren, der Leber und den Faszien konfrontiert.“ 531

Warum führt dies zum Tod? Durch die Ansammlung von totem Blut, toter Lymphe und totem Albumen kommt es zur Fermentation der Faszienflüssigkeiten, was z. B. bei Scharlach zunächst zu Ausschlag 532 und schließlich zum Tod führen kann. Still war der Überzeugung, dass die Faszien „in allen Teilen frei sein müssen, um alle Flüssigkeiten empfangen und wei- terleiten zu können. So können diese zum Erhalt des animalischen Lebens verwendet und alle Unreinheiten ausgewaschen werden, damit die Gesundheit nicht durch tote und giftige Flüssigkeiten beeinträchtigt wird.“ 533 Sind die tiefen und an der Oberflä- che liegenden Drüsensysteme des Nackens, der Wirbelsäule und der Faszien gefüllt und die giftigen Flüssigkeiten werden nicht wegtransportiert, dann, so meinte Still, „verrichten Stauung, Fermentation und Entzündung ihr Werk“. 534

Die letzte vitalistische Anschauung Es gibt eine weitere wichtige Äußerung von Still, die seine vitalistische Sicht auf die Faszien reflektiert. Ihr soll im Rahmen dieser Erörterung besonderes Augenmerk gelten, weil sie eines der Zitate ist, zu denen die 37 interviewten Osteopathen um einen Kommentar gebeten wurden: „Denkt daran, dass es die Faszien sind, die in allen durch Eingeweide und Lungen ver- ursachten Todesfällen leiden und absterben! Die Nerven aller Faszien der Eingeweide und des Abdomens müssen funktionieren oder ihr werdet alle Fälle von Durchfall ver- lieren, denn in den Faszien befinden sich viele der lindernden und vitalen Qualitäten Über die Faszien 245 sind, das Blut innerhalb der normalen Zeitspanne zum Herzen zu leiten. Und diese Verzögerung setzt dann einen Abbau in Gang, dessen Produkte über die Schleim- häute in die Eingeweide ausgeschieden werden.543 Ähnliches geschieht nach Stills Ansicht in den ebenfalls überfließend mit Faszien ausgestatteten Lungen: Wird das venöse Blut aus irgendeinem Grund aufgehalten, sammeln sich in den Faszien Ödeme, die dann eine „Verkrampfung der Faszien auf den Venen“ hervorrufen.544 Dies verursacht ein weiteres Schwellen und Verkrampfen, was dann letztlich zu Ver- zögerung, Stagnation, Fermentation, Asphyxie, Zerfall und Tod führt. „Ursache und Wirkung bestehen fortwährend“, glaubte Still. „Die Ursache mag in einigen Fällen am Anfang gar nicht so groß sein wie in anderen, aber die Zeit verstärkt die Wirkung, bis die Wirkung die Ursache überragt und es im Tod endet. Der Tod ist das Ende oder die Summe aller Wirkungen.“ 545 Im Fall von (blutigem) Durchfall können die Ursachen vielfältig sein, doch die Wirkungen sind kumulativ. Diese Denklinie ist in Einklang mit der komplexen Systemtheorie. Denn nach Cilliers besteht eine Eigenschaft komplexer Systeme darin, dass deren Interaktionen nicht- linear verlaufen „was bedeutet, dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können – und umgekehrt“.546 „…denn in den Faszien befinden sich viele der lindernden und vitalen Qualitäten der Natur“. Über diese Qualitäten wurde bereits ausführlich im Rahmen der Erörterung des ersten vitalistischen Zitats gesprochen. „Pflegt sie gut, damit sie arbeiten und die Verluste reparieren, sonst beginnt das Absterben in den Faszien und breitet sich über den ganzen Körper aus.“ Drei Jahre später führte Still diesen Gedanken in PMP noch etwas weiter aus, indem er schrieb, um die Gesundheit zu erhalten, müssten die Faszien, „diese verbindende Substanz“, wie er sie nennt, in allen Teilen frei sein, um sämtliche Flüssigkeiten zu empfangen und weiterzuleiten, sodass diese sich zum Erhalt des animalischen Lebens und zum Auswaschen aller Unreinheiten verwenden lassen, damit die Ge- sundheit nicht durch tote und giftige Flüssigkeiten beeinträchtigt werde.547 Er war überzeugt, dass sich die Lymphbahnen, Muskeln und Faszien ausdehnen und zu- sammenziehen können, um „mit großer Kraft, wenn es nötig ist, Substanzen aus einer Drüse, einem Muskel und einer Faszie auszustoßen“.548 Diese „Drüsen“ (vermutlich meinte er die Lymphbahnen), würden sich, so sagte er, gelegentlich verengen, um die Flüssigkeit zu halten, und sich erweitern, um sie auszustoßen. Alles jedoch, was län- ger als notwendig in den Lymphbahnen verbleibe, führe zu „Fermentation, Fieber, Krankheit und Tod“. Im Fall einer Erkrankung der Eingeweide oder der Lungen resultiert nach Stills Meinung eine woher auch immer rührende Blockade der Venen in einer Schwellung der irritierten Nerven, die ein Sichzusammenziehen der Venen Über die Faszien 247 den Begriffen der modernen Theorie komplexer Systeme ausgedrückt handelt es sich beim menschlichen Lebewesen im Still’schen Sinne um die „Vitalität des Systems“ 552 Vitalität wäre demnach für ihn der Inbegriff der „universalen Anpassungen“, die die Natur vollzieht, „um alle ihre Kräfte durch und mithilfe des Nervensystems zu transportieren“.553 Trotz des Fehlens einer klaren Definition geht aber aus Stills Ge- samtwerk doch deutlich hervor, dass er Vitalität als die Qualität oder als das Prin- zip betrachtete, das sich durch die Offenbarung des Lebens, des Verstandes und insbesondere der Bewegung erschließt – Bewegung als „der erste und einzige Beweis für Leben“.554 Das Vorhandensein von Vitalität zeigt sich für ihn im harmonischen Funktionieren der menschlichen Maschine. Vitalität sei, so sagte er, als Qualität in allen Körperflüssigkeiten präsent. Sauer- stoff werde durch das System transportiert und vitalisiere das Blut, das Abdomen, den ganzen Menschen.555 Die vitalen Kräfte müssten Zugang zu den Arterien und Venen besitzen.556 Der nicht zum Denken verwendete Anteil des Gehirns, diene „zur Ernährung der vitalen Kräfte“,557 die Lymphbahnen enthielten „vitalisiertes Wasser“ und die Nerven seien „aufgeladen mit Vitalität“.558 Vitalität manifestiert sich für ihn daher als der lebendige Aspekt des Systems, als jene Qualität, die tote von lebendiger Materie unterscheidet. Krankheit bedroht, wie Still sagt, die Vitalität des Systems. So saugt z. B. bei Mumps der „Samen“ die „Vitalität in den Faszien der Drüsen“ auf.559 Er war der Ansicht, dass Keime ihre Nahrung aus der Vitalität in den menschlichen Faszien beziehen. 560 Widmen wir uns nun dem zweiten Satz des hier untersuchten Zitats: Bei der For- mulierung „Es steht vor dem Philosophen als eines der wesentlichen Probleme, wenn nicht das tiefste lebendige Problem überhaupt, dass sich je dem Verstand des Menschen gestellt hat“ wollte Still vermutlich bewusst übertreiben, um die Bedeutung der Fas- zien in seiner Philosophie hervorzuheben. Denn die nähere Beschäftigung mit sei- nem Werk zeigt, dass er viele Aspekte des Körpers – etwa die Lungen, die Leber, die Lymphbahnen und das Zwerchfell – als Rätsel empfand, die erstauntes Nachdenken wert sind: „Die Lunge stellt heute ein unbekanntes Rätsel dar.“ 561 Die Leber „steht heute als Wunder da, das den Verstand herausfordert“. 562 „Von den Lymphbahnen ist möglicherweise weniger bekannt als von irgendeinem anderen Bereich des lebenserhal- tenden Mechanismus des Menschen.“ 563 „Das Zwerchfell ist als Ursache von Krank- heiten möglicherweise am wenigsten bekannt.“ 564 Obgleich Still erkannte, dass die Funktionen anderer Systeme unerfasst blieben, hielt er die Faszien für eine große Quelle philosophischer und wissenschaftlicher Über die Faszien 249 während sein spiritistischer Blickwinkel repräsentativ war für die spiritistische Be- wegung im Amerika des 19. Jahrhunderts. „Diese dem Menschen und allen Lebewesen vererbte starke Lebenskraft wirkt durch die Faszien von Mensch und Tier.“ 572 „Dies ist das Haus Gottes, die Wohnung des Unendlichen – soweit der Mensch betrof- fen ist.“ 573 „Dies ist der Aufenthaltsort seines spirituellen Lebewesens.“ 574 „Die Seele des Menschen mit allen Strömen reinen lebendigen Wassers scheint in den Faszien seines Körpers zu wohnen.“ 575 Komplexe Systeme laden dazu ein, das Gotteskonzept in Erwägung zu ziehen 576 oder wie Still gesagt hätte: den „großen Erfinder des Universums“ 577, denn letztlich mag es eine anfängliche Ursache oder einen Grund gegeben haben, warum das System existiert. Dabei geht es nicht darum, andere Konzepte von Schöpfung zu ignorieren, sondern Stills Schöpfungsidee in eine komplexe Sichtweise des Körpers einzubezie- hen. Stills Schöpfungskonzept ist spirituell, er glaubte, Gott habe den Menschen geschaffen und in seinen Körper alles für dessen Funktionieren hineingelegt. „Er hat alle Bewegungs- und Lebensprinzipien, auch die bei einer Krankheit zu nutzenden Medikamente im Körper platziert. Er hat sie in der Struktur unterge- bracht, falls er weiß wie. Anderenfalls hat Er Seine Lebensmaschine an dem Punkt verlassen, an dem Seine Kunstfertigkeiten sich durch ihre wichtigste Arbeit ausdrü- cken.“ 578 Rosnay warnt allerdings davor, einem System eine Ursache zuzuschreiben, weil dies das System öffne (wobei man ein offenes Systeme nicht mit dem Öffnen eines offenen Systems verwechseln darf), und sobald das System offen ist, ist es kein komplexes Sys- tem mehr. Dann wird das System linear und kann reduktionistisch interpretiert wer- den.579 Die Kreationisten sehen das anders, weil sie glauben, die Schöpfung komme von einem Zentrum, sei es nun Gott oder der Zufall. Stills philosophischer Ansatz beschäftigt sich nicht so sehr mit der Schöpfung des Menschen, sondern betont eher, dass dieser von der Natur gut ausgestattet worden ist. „Kann ein tief denkender Philosoph eine andere Schlussfolgerung ziehen, als dass die Natur im Menschen alle Qualitäten für sein Wohlbefinden und seine Langlebig- keit verankert hat?“ 580 Still war, wie schon gesagt, der Überzeugung, dass Gottes Werk vollkommen ist, dass alle für die Gesundheit notwendigen Heilmittel bereits im Körper vorhanden sind581, der eine natürliche Tendenz zu „Gesundheit und Er- Über die Faszien 251

Kapitel zwei ausgeführt, so: „Etwas im vitalen Prozess entzieht sich mechanischer Erklärung oder physikalischer Messung.“ 592 Und der englische Biologe John Hun- ter vertrat die Ansicht, dass selbst bei einer umfassenden biologischen, chemischen und physikalischen Erklärung der Funktionsweise des menschlichen Körpers immer noch Unerklärtes verbleibe, das man nur als „das undefinierbare, nicht lokalisierbare und dennoch reale ‚vitale Prinzip‘“ bezeichnen könne.593 Dass auch Still sehr intensiv über die Geheimnisse des Lebens nachgegrübelt hat, zeigen beipielsweise folgende Fragen, die er sich in seinem Biogen-Kapitel594 stellte: „Wie bewegt sich dieser Körper, wie und wo greift die Kraft an?“ „Enthält animalisches Leben das Wissen und die Kraft , alle Teile des Menschen zu erbauen?“ „Reichen die Gesetze des animalischen Lebens aus, um alle diese erbauende und repa- rierende Arbeit zu leisten und am Laufen zu halten?“ „Hat der Mensch so etwas wie ein chemisches Labor in sich, das die notwendigen Pro- dukte für seine physischen Nachfragen herstellt?“

Da er in diesem Zusammenhang auch aus William Henry Howeles Werk An Ame- rican Textbook of Physiology zitiert hat, soll hier eine darin enthaltene Erörterung des Themas Vitale Kraft wiedergegeben werden: „Viele wesentliche Offenbarungen des Lebens lassen sich nicht mit den bekannten Fak- ten oder Gesetzen von Physik und Chemie erklären … Die meisten Physiologen glauben jedoch, dass dies im Zuge weiteren Wissens-Wachstums möglich sein wird … Andere wiederum halten die Schwierigkeiten für zu groß. Sie sind der Überzeugung, dass die derzeit bekannten Gesetze von Physik und Chemie nicht ausreichen, um eine Erklä- rung für alle Phänomene des Lebens zu liefern, und sich dies auch nicht ändern wird. Sie unterstellen, dass es in der Aktivität der lebendigen Materie etwas gibt, das sich in der toten Materie nicht findet – und das man in Ermangelung eines besseren Begriffs als Vitale Kraft oder Vitale Energie bezeichnen kann.“ 595

Stills Aussage: „Das Leben ist jene vom Verstand des Universums gesandte Kraft, wel- che die gesamte Natur bewegt“ 596 zeigt, dass er der Schule angehörte, die die Quelle der Lebenskraft bzw. Vitalen Kraft mit Gott gleichsetzte. Und wenn er von der „dem Menschen und allen Lebewesen vererbten starken Lebenskraft“ sprach, dann meinte er damit, dass der „Verstand des Universums“, also Gott, den Menschen jenes Prin- zips, das die menschliche Maschine und alle anderen lebendigen Geschöpfe steuert, teilhaftig werden lässt. Über die Faszien 253

„Wie tief auch immer Stills Glaube gewesen sein mag, ich kann nur sagen, dass es sich um einen grundlegend evangelikalen Glauben handelt … Der evangelikalen Chris- tenheit schien es damals klar, dass Gott als transzendent zu beschreiben sei. Er ist dasjenige, was über uns und jenseits von uns ist, also der Andere, der gleichwohl der Menschheit Leben, Weisheit und Verstand schenkt und deswegen Erlösung. Sicher gibt es hierbei auch im Anschluss an die Psalmen im Alten Testament eine Sprache, welche die Durchdringung der verschiedenen Sphären ausdrückt, dass Gott in gewisser Weise Teil von allem zu sein scheint. Doch um gegenüber Ihnen genau zu sein: Davon hat nur die Transzendentalistische Bewegung Gebrauch gemacht.“ 610

In seinen Schriften spricht Still von Gott als dem Unendlichen, dem Unendlichen in sich und an sich.611 Er verwendete das Wort Gott lieber als andere Begriffe, weil er es für am besten geeignet hielt, um die Vorstellung von einer absoluten Intelli- genz sowohl tiefschürfenden als auch mittelmäßigen und oberflächlichen Denkern zu vermitteln.612 Die Entscheidung darüber, ob Gott nun etwas Persönliches sei oder nicht, über- ließ er jedem selbst.613 Ob er den Geist Gottes mit dem spirituellen Lebewesen gleichsetzte, bleibt spekulativ. Wie schon zuvor beschrieben, verwendete Still den Begriff Geist in drei verschiedenen Bedeutungen: im physiologisch-vitalistischen, im religiös-spirituellen und gelegentlich auch im spiritistischen Sinn. Im vitalistischen Sinn bedeutet Geist das für gewöhnlich flüssige Element, das durch den Körper fließt und das vitalisierende Prinzip mit sich oder in sich führt. Der vitalistische Geist macht den Körper lebendig, erhält ihn in einem lebendigen Zustand und verleiht ihm von Bewegung zu unterscheidende Aktivität. Im spiri- tuellen Sinn ist der Geist jenes „undefinierbare, nicht lokalisierbare gleichwohl re- ale vitale Prinzip“,614 das vom „Verstand des Universums“ (Still nach also von Gott)615 kommt, und im spiritistischen Sinn schließlich der unsterbliche, nach dem Tod weiterlebende Teil des Menschen.616 Still zufolge fungierte der physische Kör- per als Brutkasten, in dem der Geist wuchs und reifte bis zu der Zeit, zu der er den Körper verlassen und den Schritt von der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit voll- ziehen konnte.617 In den beiden Zitaten zu Beginn dieses Abschnittes gelten die Faszien als „Haus Gottes“, als Wohnstätte des Unendlichen bzw. des menschlichen „spirituellen Lebewesens“. Warum spielen sie eine derart bedeutende Rolle in Stills Philosophie? Erneut wird hier daran erinnert, dass Still die Faszien schon lange vor der Entwicklung des modernen Komplexitätsgedankens als komplexes System auf- fasste, ausgestattet mit all den strukturellen und funktionellen Eigenschaften, die zur Erhaltung des Lebens nötig sind. Er vermutete in ihnen die Matrix für Leben Band Zwei Kapitel 4 – Interviews mit erfahrenen Osteopathen

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse aus Interviews mit 37 Osteopathen präsen- tiert, die die Forschungsfrage 2 behandeln: Wie werden Stills Faszienkonzepte, insbesondere die philosophischen und spirituellen, von erfahrenen Osteopa- then verstanden und in der manipulativen Praxis angewendet? Der Auswahlprozess für die Interviews und der Interviewprozess selbst sind in Kapitel 1 beschrieben. Einen Überblick über die Interviewfragen enthält Appen- dix B. Der gesamte Fragenkomplex wurde in vorbereitende, abschließende und ziel- führende Fragen untergliedert, wovon die letzteren den Kern des vorliegenden Kapi- tels bilden. Die Intention bei diesen zielführenden Fragen war, festzustellen, inwie- weit die Befragten mit Stills Werk vertraut sind, was für eine Auffassung sie selbst von den Faszien haben und wie sie Stills Äußerungen über die Faszien verstehen. Aus den vollständigen Transkriptionen der Interviews wurden für die Haupt- und Nebenthemen der Fragen repräsentative Auszüge zur Erörterung ausgewählt. Die meist sehr langen Antworten machten es erforderlich, handhabbare Textmen- gen daraus zu entnehmen, um eine repräsentative Darstellung zu erreichen. Dabei wurde aber auf den Kontext dieser Exzerpte geachtet. Wie in Kapitel drei beschrieben geht es in Stills Konzepten um die Faszien als verbundene Einheit und um ihr Funktionieren als komplexes System. Still zufolge arbeiten der Körper und die Faszien, zu denen er die Membranen und gelegentlich auch das Epithelium zählte, nach drei Prinzipien: dem mechanistischen, dem vita- listischen und dem spirituellen. Heute könnte man diese drei Kategorien oder Ebenen als mechanisch oder struk- turell (repräsentativ für Stills mechanistische Perspektive), als physiologisch oder funktionell (repräsentativ für Stills vitalistische Perspektive) und als spirituell be- zeichnen. Einen Vergleich moderner Perspektiven mit Stills Sichtweisen vom Kör- per zeigt Tabelle XI.

Still betrachtete den Körper als dreifach differenzierte Einheit, die sich als Materie, Bewegung und Verstand darstellt. Dieses Konzept ist nicht äquivalent mit Körper, Verstand und Geist – einem heute häufig verwendeten Ausdruck.Tabelle XII stellt Interviews mit erfahrenen Osteopathen 285

Um die Antworten der Osteopathen nicht zu beeinflussen, wurden ihnen reprä- sentative Aussagen von Still über die Faszien als entweder physisch, philosophisch oder spirituell vorgelegt.

Präsentationsform der Fragen und Ergebnisse

Jede den Osteopathen gestellte Frage wurde individuell analysiert. Die Antworten auf jede Frage wurden gesammelt und dann nach Kategorien unterschieden, die auf breiten Ähnlichkeiten zwischen den Antworten basieren. Analyse und Synthese der einzelnen Fragen wurden jeweils in vier Teilen präsentiert, die im folgenden Absatz skizziert sind. Die insgesamt etwa zwanzig Fragen fielen unter drei abschnittweise dargestellte Gruppen. Abschnitt eins enthielt die erste Gruppe von Fragen, die da- rauf abzielten, den Grad des Vertrautseins und des persönlichen Verbundenheitsge- fühls der Osteopathen mit Still und/oder seinem Werk festzustellen. Mithilfe der zweiten Fragengruppe sollte herausgefunden werden, welche Sicht die Osteopathen von den Faszien haben und wie sich diese Anschauung beim Einschätzen und Be- handeln der Faszien zeigt. Und die Fragen der dritten Gruppe sollten den Osteopa- then entlocken, wie Still ihrer Ansicht nach die Faszien konzeptualisiert hat.

Fragengruppe 1 : Vertrautheit mit Stills Werk

Diese Gruppe umfasste vier Fragen: Wann/wie fand Ihr erster Kontakt mit A. T. Stills Lehren statt? Haben Sie sein Werk seitdem weiter gelesen bzw. studiert? Wie häufig denken Sie an A. T. Stills Werk? Sind Sie mit A. T. Stills Verwendung des Ausdrucks „biogen“ vertraut? Ziel war es, herauszufinden, ob und in welchem Grad ein Vertrautsein mit Stills Werk besteht.

Wann/wie fand Ihr erster Kontakt mit A. T. Stills Werk statt? Die zusammengefassten Antworten der 34 befragten Osteopathen zeigt Tabelle XIII. Interviews mit erfahrenen Osteopathen 287

Nach dem College Nein, nicht sehr viel, als ich Kirksville besuchte, wo das ursprüng- liche osteopathische College ist. Das meiste habe ich nach der Gra- duierung durch die American Academy of Osteopathy gelernt und durch meine eigene Lektüre. (20) Ich glaube, ich wurde zuerst durch zwei Menschen beeinflusst… Dr. Wilbur Cole und Fred Mitchell, Jr. Sie hatten beide zu verschiede- nen Zeitpunkten meiner Ausbildung ihre eigenen Beobachtungen und Kommentare zu Stills Schriften, seiner Rolle in der Entwick- lung des medizinischen Denkens und seine Bedeutung in der ameri- kanischen Medizin. Seit ich den Beruf nicht mehr ausübe, habe ich mich weiter darum bemüht. (22) Grob beginnt es 1974. Ich hörte nicht direkt von den Lehren A. T. Stills, das muss ich zugeben. Ich gehöre zu denen, mit denen die Os- teopathie in Frankreich erst begann. Damals begann es mit kleinen Gruppen, ein Treffen abends in der Woche (jede Woche). Irgend- wann wollte jemand zu Still und darüber reden, aber es erschien uns äußerst rätselhaft. Die Osteopathie wurde noch nicht in einer Schule gelehrt. Als die Gruppe größer wurde, entstand eine Schule. (27) … um das Jahr 1959 verstand ich, dass ich die Osteopathie als Beruf ausüben sollte. Ich führte schon seit 1952 Manipulationen durch (ein sehr kleiner Teil der Osteopathie). Die Entdeckung und Lek- türe von Büchern löste bei mir Interesse an Dr. Still aus. (28) … Ich wurde von Dr. Gordon Zink in Dr. Stills Lehren eingeführt … (29) … Und damals lernte ich wirklich etwas über A. T. Still von seinem Enkel George Laughlin. (32) Sowohl als auch Wahrscheinlich als ich meine Ausbildung begann. Auf Still wird ziemlich früh in der Übung Bezug genommen. Meine Ausbildung war teilweise nicht so gut, dass man darauf hingewiesen worden wäre, bestimmte Sachen zu lesen. Man hatte sich also selbst darum zu kümmern. Daher war es wahrscheinlich damals, dass ich Still zu lesen begann, weil er eine Schlüsselfigur der Profession ist. Man muss schon irgendetwas von dem gelesen haben, was er zu sagen hatte. (12) Ich wurde in die Lehren von Dr. A. T. Still durch den Besuch des Kurses „Prinzipien der Osteopathie“ eingeführt. Es waren Vorle- sungen, die Herr Webster Jones an der British School of Osteopathy hielt. Dann durch seine Einleitung in Andrew Taylor Stills Schrif- ten, von denen ich damals einige las und in der Folge weiter stu- dierte. (17) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 289

Haben Sie A. T. Stills Werk seitdem weiter gelesen bzw. studiert? Diese Frage wurde einunddreißig Osteopathen gestellt. „Seitdem“ bezieht sich auf die vorhergehende Frage und bedeutet daher: seit jenem ersten Kontakt. (Zusam- menfassung der Antworten siehe Tabelle XIV.)

Kategorie Repräsentative Äußerungen (in Klammern: ID Osteopath/in) Emphatisches Ja Auf jeden Fall. (7) Ja, natürlich, ja… (10) Oh, absolut. (22) Ganz sicher, ich habe Still gelesen und wieder gelesen und werde ihn auch weiter lesen… (27) Ja Ja. (1) Ja, seine Werke studiert. (3) Stärker, als ich in der Schule war. Dann viel, als ich mein Buch schrieb… (20) Ja, zurückhaltend Ja, einige von ihnen. (5) Ich habe sie oft gelesen, aber ich muss es nicht mehr. (8) Periodisch, wenn ich eine Auffrischung oder einen Überblick benö- tige. Ich lese Stills Bücher nicht als Bibel oder Mantra. (11) Ja, aber nicht über lange Zeit. Ich habe mir vor ungefähr sechs Mo- naten wieder einmal eines seiner Bücher genommen, davor aber viele Jahre nicht. (12) Nur mit Unterbrechungen. Ich lehrte „Prinzipien der Osteopathie“ und natürlich las ich Still dafür erneut. Und ich denke, ich tauchte, sagen wir einmal, ein und las nicht den ganzen Still vollständig neu durch. Es geht tatsächlich um eine Frage der Auswahl, hier und da und folgend. (15) Ab und an. Ich bin kein Verehrer aller Details seiner Schriften. Doch von Zeit zu Zeit habe ich mir verschiedene Sachverhalte noch einmal angeschaut. Immer wenn ich Fragen hatte. (16) … Daher habe ich Stills Schriften nicht wirklich zu lesen begonnen, bevor ich eine Reihe von Jahren in der Praxis war. Ich bin mir nicht sicher, was mich dazu führte, wahrscheinlich waren es die Treffen, auf denen manche Menschen tatsächlich Andrew Taylor Still zitier- ten, auch die beeindruckende Tatsache, dass so viele Menschen sich damit gequält hatten, ihn zu lesen und ihn tatsächlich auswendig zitieren konnten… (23) Ja, periodisch. Je mehr ich in der Praxis fortschreite, um so weniger lese ich. Ich lese dann kleine Passagen und reflektiere diese kleinen Sätze, die mich eine Zeitlang bewegen oder inspirieren bis ein neuer Interviews mit erfahrenen Osteopathen 291

Zusammenfassung Offensichtlich hat sich die große Mehrheit der befragten Osteopathen nach ihrer ersten Berührung mit Stills Werk weiterhin damit befasst, allerdings meist nur pha- senweise. Vier gaben an, Stills Werk nach ihrer Einführung nicht weiter studiert zu haben. Fünf nannten andere osteopathische Autoren, die sie anstelle von Still gelesen hatten.

Wie häufig denken Sie an A. T. Stills Werk? Diese Frage wurde an neunundzwanzig Osteopathen gerichtet, um herauszufinden, welchen Stellenwert Stills Worte oder sein Vermächtnis in ihrem Leben bzw. ihrer praktischen osteopathischen Arbeit haben. (Zusammengefasste Antworten siehe Tabelle XV.)

Kategorie Repräsentative Äußerungen (in Klammern: ID Osteopath/in) Quantitativ Mehr als einmal Viele Male am Tag. (14) am Tag Etwa stündlich. (19) Oh, wahrscheinlich nicht öfter als alle drei oder vier Minuten. Was ich damit meine, ist, dass seine Philosophie und Denkweise dasje- nige durchdringt, was ich dazu denke. Ich bin einer seiner Jünger, Schüler … (36) Täglich Täglich. (20) Ich denke jeden Tag an A. T. Still, weil er die Haupt-Rechtfertigung unserer Profession ist. Es ist immer und im Verlauf und meine Pro- fession, meine Praxis mit den Patienten, um irgendetwas zu erklären. (26) Ich würde sagen, nahezu täglich. (35) Wahrscheinlich denke ich täglich daran. Doch es handelt sich wie- der um kleine Aphorismen, kleine Erinnerungssätze, kleine An- stöße, eher nicht darum, dass ich klinisch aufgrund seiner Werke arbeite. (37) Wöchentlich oder „… Ich würde nicht sagen, dass mehr als eine Woche vergeht, ohne monatlich dass ich an Still gedacht hätte. (15) Ich glaube mit explizitem Namensbezug vergehen kaum einige Wo- chen… (17) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 293

Buch The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy (PMP) vorkommt. Es wurde angenommen, dass eine Frage nach biogen, einem zwanzigseitiges Kapitel, als Indikator für die Vertrautheit mit Stills drittem Buch dienen könnte. (Zusammenfassung der Antworten siehe Tabelle XVI.)

Kategorie Repräsentative Äußerungen (in Klammern: ID Osteopath/in) Entschieden Nein. (1, 2, 3, 5, 6, 7, 14, 15, 18, 19) nein. Nein, ich kenne das nicht, diesen Ausdruck. (12) Ich kann mich daran nicht besonders erinnern, nein. (17) Biogen? Ich weiß nicht, was es bedeutet … (23) Biogen, nein, ich habe mich darum niemals näher gekümmert. (27) Ich bin mit dem Begriff biogen nicht vertraut. (34) Nein mit Kom- Es gibt da eine Firma an der New Yorker Börse, die verteufelt viel mentar Geld macht. Sie heißt Biogen. So ist der Grad meines Wissens. (8) Nein, ich weiß nicht, was Still damit meinte. Ich habe eine Idee. Aber was Still wirklich meinte, nein … (25) Nein, aber meine Tochter. Ich habe davon gehört und weiß, dass es ei- nen derartigen Begriff gibt. Doch ich weiß nicht, was er damit meinte und wo sich der Begriff findet. (29) Oh, Junge. Ich habe das Wort schon lange nicht mehr gehört. Ich glaube, ich muss zu diesem Punkt „nein“ sagen. (33) Biogenetik? Nein? Ich weiß nur, dass er das Wort verwendete. (37) Vertraut Ich habe wahrgenommen, dass er den Begriff „biogenes Leben“ ver- wendet. Aber ich habe damit keinen besonders wichtigen oder bedeu- tenden Sinn verbunden. (11) Nein. Es ist ein Wort, das ich gehört habe. Ich habe es vor langer Zeit gelesen, aber leider klingelt keine Glocke dabei. (13) Nicht sehr gut, aber ich habe es gehört. Ich werde mich mit einer In- terpretation von biogen zurückhalten, weil ich dazu einen Überblick über den Kontext benötige. Denn alles, was ich so sage, bezieht sich vielleicht nicht auf den angemessenen Kontext… (35) Vielleicht … Sehr oft ist ein Wort der Versuch zu einer Synthese. Es ist in dem Sinn gut, dass es eine kurze Zusammenfassung darstellt. Nach meiner persönlichen Auffassung geht es darum, dass alles Teil der großen Fa- milie Lebewesen ist, mit unserer Besonderheit, dass es mit allen inter- agiert. Es handelt sich um das besondere Feld der Art. So kann man es sehen. Allerdings handelt es sich nicht um ein Wort, das ich beson- ders mag. Ich erfasse es nicht. Vielleicht wenn Still mit mir darüber gesprochen hätte, würde ich es mögen. Bedauerlicherweise muss ich an ein Wort denken, wenn es bei mir keine Resonanz findet. (25) Ja Vgl. unten die Erörterung.

Tabelle XVI: Sind Sie mit Stills Verwendung des Ausdrucks biogen vertraut? Interviews mit erfahrenen Osteopathen 295

Wie fühlen sich gesunde Faszien für Sie an?

Der Abschnitt „Behandeln von Faszien“ enthält drei Fragen: Haben Sie herausgefunden, ob alle ihre Patienten eine Behandlung der Faszien benötigen? Wenn ja, warum ist dies Ihres Erachtens der Fall? Worin besteht Ihr Ziel, wenn Sie die Faszien behandeln? Wie wissen Sie, dass Sie erfolgreich waren?

Die letzte Frage lautet: Wie verstehen Sie den Zusammenhang zwischen Faszien und Vitalität?

Was bedeutet für Sie Einschätzen der Faszien? Diese Frage war im Interview als Anschlussfrage formuliert und nahm Bezug auf die jeweils angekreuzte Antwort zu der im verschickten Fragebogen enthaltenen Frage 4, bei der jeder der 36 befragten Osteopathen angeben sollte, wie häufig er die Fas- zien seiner Patienten einschätzt und behandelt. Deshalb werden hier zunächst die Ergebnisse der zugrunde gelegten Fragebogen-Frage behandelt.

Fragebogen-Antwort Antwortender Osteopath Zahl der Osteo- Anteil in % pathen Immer 1 2 3 4 7 9 12 14 15 20 21 22 23 24 68 25 26 27 28 29 31 32 33 35 36 37 Oft 5 11 17 19 34 5 14 Manchmal 6 1 3 Nahezu nie - 0 0 Nie - 0 0 Es hängt davon ab 8 10 13 16 18 5 14

Tabelle XVII: Antworten auf Fragebogen-Frage 4: Nehmen Sie Routinemässig eine Einschätzung ung und Behand- lung der Faszien vor?

Ergebnis der Fragebogen-Frage 4 Ungefähr 68 % der 36 Osteopathen gaben an, die Faszien ihrer Patienten immer ein- zuschätzen und zu behandeln. Dass er nie eine Einschätzung und Behandlung der Interviews mit erfahrenen Osteopathen 297

Vitalität Vitalität, Energie, Gesundheit. (3) … die Vitalität des Patienten und wie gut die Person die Flüssigkeiten in ihrem vitalen Immunflüssigkeitssystem balancieren kann. (9) … Ich schätze die Vitalität der Person ein und das ist es etwas, was in den Faszien wohnt… (37) Struktur … Sie sagen mir wie der Körper in einem strukturellen Sinn balanciert ist – zumindest auf einer membranösen Ebene, sofern dies die Ebene ist, die für den Patienten angemessen ist. Die Faszien sind im Wesentlichen flüs- sig, aber das ist eine andere Geschichte… (11) Sie sagen mir etwas über die interne Architektur… (19) Da die Faszien an den Bewegungsapparat angeheftet sind, werden sie von der Mechanik des Skeletts beeinflusst und reflektieren sie folglich… (21) Stress Die Erinnerung des Stresses, die in die Faszien eingeschrieben ist, denke ich… (5) Antrieb und … Es geht tatsächlich um die Freiheit ihrer Gewebe, die Möglichkeit sich Bewegung zu bewegen… (15) … Ich betrachtete sie eher bezogen auf die übergreifende Funktion der neu- romuskulärskelettösen Elemente, die sich in Bewegung befinden… (16) … Sie besitzen eine kontraktile Fähigkeit, die Fähigkeit, einen bestimmten Grad an Spannung zu erhalten und sie drücken Bewegung und Motilität aus usf. (18) die Qualität der Bewegung, die Reichweite der Bewegung und alle biome- chanischen Einschränkungen, die auch andere Physiologie beeinflussen kann als Atmen bzw. Sitzen-Stehen-Gehen. (35) Zeichen von Ich empfinde die vektoriellen Kräfte, die am Entstehen des Traumas be- Läsionen, teiligt waren, das die Symptome hervorruft, über die sie sich beschweren… Kräften und (1) Spannungen Sie zeigen auf den Problembereich. Es ist tatsächlich ganz einfach. (2) Sie sagen mir, wo das Problem liegt. (7) Nun, man bekommt eine Anschauung der Spannung des Teiles. (17) Sie helfen mir dabei, den Mechanismus der Verletzung, die Richtung der Kraft und möglicherweise die Schwere der Verletzung zu bestimmen und wie lange sie schon besteht. Denn die Qualität der Faszien hilft bei der Diagnose. (29) Nun man erfährt etwas über die Kräfte im Körper… Und sie sind dann überrascht, dass man weiß, dass sie einen Autounfall hatten, aber es steht da gut aufgeschrieben in den Faszien. (31) … man bekommt eine schlüssige Idee davon, wo die nächste Hauptbin- dung ist, und wie viele Bindungen darüber hinaus vorhanden sind, und wenn Sie das an zwei oder drei Orten machen, können Sie gewöhnlich die Interviews mit erfahrenen Osteopathen 299

Die Faszien sind ein Instrument, mit dem sich vielschichtige Informationen über den Zustand des untersuchten Patienten einholen lassen.

Können Sie die Faszien berühren? Wenn ja: Wie wissen Sie das? Festzustellen, wie die Osteopathen die Faszien einschätzen und ob es dabei eine übereinstimmende Methode gibt, war Zweck dieser an 34 Osteopathen gerichte- ten Frage. Absichtlich wurden aber weder der Begriff Berühren noch der Begriff Faszien definiert, was zu recht vielfältigen Antworten führte. An diesem Punkt der Befragung wurde davon ausgegangen, dass die Osteopathen die Faszien mithilfe des Tastsinns einschätzten.

Kategorie Repräsentative Äußerungen (in Klammern: ID Osteopath/in) Ja Durch Wahrnehmung, durch Einstimmung auf den Körper. (3) Aufgrund des palpatorischen Aspekts. Sie sind starr. Wir können die Qua- lität, die Dichte und ihre Flüssigkeitsbeschaffenheit fühlen. (4) Weil die Faszien eine bestimmte Antwort geben. Jede Art von Geweben besitzt eine besondere Antwort … (5) Ich glaube, dass das Bindegewebe sich selbst ausdrückt, wenn ich eine 3-D-Wahrnehmung der Gewebe habe; wenn ich ihre tiefen Verdrehungen wahrnehme, eine Verdrehung, die sich über Organe, Knochen und Mus- keln ausdrückt (10). Mit anderen Worten, Sie sprechen über die Palpation von Schichten und das Gelangen zur eigentlichen Schicht, um das über den muskulären Ein- heiten liegende Gewebe wahrzunehmen. (16) Das FÜHLEN der Gewebe spricht zu Ihnen!… (21) Das ist gar keine Frage! Wenn Sie die Handflächen auf die äußere Oberflä- che des Körpers legen und versuchen sie den Geweben anzupassen, wird die Erkenntnis der Faszien und ihrer Rolle bei Gesundheit und Krankheit le- bendig, wenn visuelle Ablenkungen entfernt worden sind. (22) Lebendig oder nicht lebendig. (26) Daher nehme ich Kontakt durch die Haut auf und nehme die Antwort der Faszien sogar hier draußen wahr. (29) Ich frage mich selbst, wenn man es von der Komponente der Faszien her bewertet, wird es eine erheblich diffusere Bewertung sein. (32) Doch wenn Sie den Körper palpieren, dann können sie drei prinzipielle Sachverhalte unterscheiden, also die Knochen, die Faszien und die Flüssig- keiten. Der Knochen besteht zu siebzig Prozent aus Flüssigkeit, die Faszien sind zu neunzig Prozent Flüssigkeit, daher können Sie die Flüssigkeit in Interviews mit erfahrenen Osteopathen 301

mehr handelt… Und so können Sie schnell Ihre Hände über den Patienten gleiten lassen und Sie können fühlen, wo die Störungen der Faszien sind. Es ist verräterisch. Es ist sehr einfach, sehr schnell. Sie können die ganze physische Diagnose, die man Sie gelehrt hat, umgehen … Auch … „allge- meines Hören“ oder „örtliches Hören“. (2) Denken Sie nicht an „die Faszien berühren“. Denken Sie an die grundle- gende, fundamental nicht spezialisierte (wenn wir die nicht spezialisierte Körperstruktur fühlen, dann fühlen wir die Faszien) Körperstruktur. Sie fühlen sie nicht, Sie sind sich ihrer bewusst. Es ist alles da und Sie konzent- rieren Ihren Verstand auf den Aspekt des Körpers, der Sie interessiert. (11) Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich glaube, dass der Hauptteil unserer palpatorischen Fähigkeiten auf einer ausgedehnten sinnlichen Fähigkeit beruht, die zu einem gewissen Grad von der Visualisierung abhängt… So verhält es sich mit der meisten Palpation, es handelt sich um eine Frage des Entwurfes Ihrer Aufmerksamkeit. Und wenn Sie die Faszien entwerfen, dann fühlen Sie die Faszien. (12) Es gibt eine intelligente Kommunikation zwischen der kunstfertigen pal- pierenden Hand und dem System des Patienten. (14) Die Beobachtung zeigt es Ihnen. (21) Daher nehme ich wahr, wie sich der Körper bewegt, wie er seine Faszien benutzt. (34) Keine Ich weiß nicht immer, welches Gewebe ich berühre. Meistens bin ich an direkte einer besonderen Region (einen Bereich, einen Raum) des Körpers interes- Antwort siert – und nicht an einem besonderen Gewebe. Ich arbeite daran, wenn es zurückgezogen ist (der Austausch ist reduziert). Ich bin mir dessen bewusst, dass es nicht um direkte Arbeit an einem spezifischen Gewebe geht, die Faszien oder ein anderes. (24) Wenn ich ein menschliches Wesen berühre, wenn ich seine Form wahr- nehme. Ich weiß schon, ich bin schon in Kontakt mit ihnen. (25) Ich denke wieder nicht daran, es „Berühren“ der Faszien zu nennen. Ich denke im Moment, ich schaue eine Person an und sehe, wie sie ihre Schul- tern hält. Dann beginne ich zu bewerten, was die Faszien mir sagen. Die Minute, in der ich wahrnehme, was mir die Haut sagt, schaue ich, wie die Physiologie des Bindegewebes ist und versuche, über viele Jahre, dies mit der mentalen, emotionalen und spirituellen Reaktion der Patienten zu ver- binden. Weil ich die Faszien nicht verstehe, Sie kennen Stills Äußerung, „egal wie lange Du lebst, Du wirst es nie ganz verstehen“, es ist tatsächlich wunderbar ermutigend. (37)

Tabelle XIX: Können Sie Die Faszien berühren? wenn ja, wie wissen sie das? Interviews mit erfahrenen Osteopathen 303

und voraussagbar tun zu können. (23) Manchmal glaube ich, ich kann es, aber ich weiß nicht. (35) Ich versuche Ich versuche es nicht. (16) es nicht Ich würde nicht sagen, dass ich dies ablehne. Aber ich denke nicht ab- sichtlich darüber nach, weil ich meine Verantwortlichkeit eher im Auf- bau der Reputation der Profession nach außen sehe und in der Beschäfti- gung mit den Studenten. (32) Jaa, das geht. Da wird viel draus gemacht, aber das sollte nicht der Fall sein. Osteopathie besteht nicht aus Tricks und Magie, nicht wirklich. Ich mag solche Leute nicht, die Osteopathie so betreiben. (33) Ja … man kann sie ganz leicht fühlen, wenn man die Manuelle Thermale Dia gnose verwendet … (2) Ja, indem ich selbst ganz still werde und ihren Körper visualisiere. Dabei muss ich nicht meine Augen offen haben. Ich sehe sie mir durch das Auge des Verstandes an und lese ihre Faszien. (3) Schauen Sie hin … Dadurch gewinnen Sie einen Eindruck, wie die Fas- zien eine Person ziehen, sie festhalten, sie einschränken (9). Ja, natürlich, weil ich glaube, dass die Faszien ständige Fortführungen darstellen oder auch das Gegenteil (ich kann nur schwer entscheiden, wie es sich verhält) … Doch es gibt da ein Netzwerk von der Haut aus, und in die Tiefe des Raums, in jeden Raum. (10) … Aber ich habe niemals jenes ausgedehnte sensorische Phänomen ver- standen, aus was es nun eigentlich bestehen soll. Doch die einfache Ant- wort lautet: ja. (12) Ich sehe bzw. nehme die Funktion bzw. Dysfunktion des Patienten wahr, ohne den Patienten zu berühren, ja, ziemlich oft. Ich bin dazu einfach offen für die visuellen Hinweise, die da sind, und ich passe mein Senso- rium als Empfänger an, nicht in einem übersinnlichen Sinn, sondern so, dass ich etwas erfasse, was noch nicht von den Physiologen verstanden wurde. (13) Ja. Das ist so wie Dr. Still sagte, man müsse alle Sinne verwenden. Man kann die Gegenwart des Individuums wahrnehmen und wenn das holo- grafische Selbst des Individuums seine Faszien sein sollten, wenn Sie mit allen Sinnen einen Zugang zu den Faszien suchen, dann haben Sie einen Zugang zu den Faszien. (14) Das unterstellt, dass wir wahrscheinlich elektromagnetische Felder ein- schätzen. Daher, ja, sie können die Bewegung wahrnehmen, entweder di- rekt oberhalb der Haut oder indem sie es in ein Tuch einwickeln oder Sie fühlen es durch einen Gips. (15) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 305

Keine Ant- … Daher müssen Sie gelegentlich den Patienten nicht berühren, um eine wort Einschränkung der Faszien wahrzunehmen. (1) … Denken Sie daran, dass die Faszien nur ein Teil des Ganzen sind – Knochen, Membranen, ZNS, Flüssigkeit, … denken Sie nicht an isoliertes Fühlen der Faszien – bzw. der Faszien in Isolation. (11) Ich bewerte eine ganze Menge vom Körper des Patienten aufgrund seiner Haltung. (21) Ich denke, wir betrachten den tatsächlichen Mechanismus, mit dem wir es zu tun haben. Und dann erinnern wir uns daran, was Sutherland ge- lehrt hat und was er gezeigt hat, es handelt sich tatsächlich um ein mecha- nisches Modell. Es wird klarer, wenn man das Modell benutzt, aber ein mechanisches Modell ist unzureichend. Es greift oft zu kurz. (15).

Tabelle XX: Können Sie die Faszien sehen oder wahrnehmen, ohne den Patienten zu berühren? wenn ja, wie?

Zusammenfassung der Ergebnisse Annähernd 60 % der Osteopathen sagten, sie könnten die Faszien des Patienten ohne Berührung sehen oder wahrnehmen, wobei rund 25 % behaupteten, dazu ih- ren Sehsinn bzw. Beoabachtung zu nutzen. 20 % meinten, das sei nicht der Fall. Ungefähr 10 % sagten, sie würden bzw. man solle nicht versuchen, die Faszien ohne Körperberührung wahrzunehmen, und weitere 10 % waren sich in Bezug auf ihre Fähigkeit, die Faszien ohne Körperberührung wahrzunehmen, nicht sicher.

Wie fühlen sich gesunde Faszien für Sie an? Diese an 36 Osteopathen gerichtete Frage wurde entwickelt, weil A. T. Still zwar von „gesunden Faszien“ 1 sprach, aber nicht sagte, wie sich gesunde Faszien anfühlen. Zu- gegebenermaßen ist das Berühren von Faszien eine nur schwer in Worte zu fassende Sinneserfahrung. Die Antworten der Befragten lieferten beachtliche Einsichten in die Faszienkonzepte moderner Osteopathen.

Kategorie Repräsentative Äußerungen (in Klammern: ID Osteopath/in) Schwer zu be- Mir sind niemals gesunde Faszien begegnet. (4) antworten Ich weiß nicht, was ich Ihnen dazu sagen soll. (6) Ich kann diese Frage nicht beantworten… (8) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 307

Gesund Nahezu wie flüssig. Gesunde Faszien zu sehen ist nahezu unmöglich. (1) Sie fühlen sich nicht irgendwie ungewöhnlich an. (2) Vital, dynamisch, flexibel, elastisch. Es entsteht eine Resonanz mit meiner guten Energie. (3) Die Faszien sind geschmeidig, die Faszien sind lebendig… Es ist ein Rhythmus da… Sie sind dehnbar, warm. Sie sind schlicht lebendig. (5) … Sie sind geschmeidig, dehnbar. Sie reagieren auf meine Berührung. (7) Das Gewebe der gesunden Faszien ist einförmig und es besteht Bewe- gungsfreiheit in den verschiedenen Regionen des Körpers. (9) Gesunde Gewebe sind flüssig, weich, flexibel, dynamisch und glücklich – nicht zuletzt glücklich. (11) Nun, schlicht besitzen gesunde Faszien Elastizität, Federkraft und dar- über hinaus, dass die Bewegung… Sie sind gesund, weil sie die Verbun- denheit offenbaren … sie offenbaren ebenfalls eine bestimmte Feder- kraft, Elastizität und Vitalität… (12) Lebendig, dynamisch. (14) … ihr unwillkürlicher Mechanismus… arbeitet innerhalb normaler Grenzen, er arbeitet leicht, man nimmt keine Anstrengung dabei wahr, das System auszuführen. (15) … die Faszien wirken durchgängig einförmig getönt… (16) Man entdeckt, dass die Unterstützung des Gewebes elastisch ist und dass es sich um eine ausbalancierte Unterstützung handelt… (17) … Sie besitzen Dynamik, Potency, Kontraktibilität, daher halten sie einen bestimmten Grad an Spannung aufrecht. Man kann eine be- stimmte Dichte der Struktur wahrnehmen, sie besitzen eine bestimmte Dichte… es gibt Dynamik, Potency und Kontraktibilität da, mithin auch einen bestimmten Grad an Spannung… es geht gut und hat eine entsprechende Qualität … (18) Sie fühlen sich flüssig an. Sie fühlen sich gleitend, unterstützend und zur selben Zeit gleitend an… (19) … Wahrnehmung des Patienten und das Gefühl der Gewebe… (21) Ihre Position, ihre Beweglichkeit, ihre Vitalität und ihre Fähigkeit, eine Resonanz mit dem Leben aufzubauen… (25) … fließend… (27) Sie sind geschmeidig, locker/entspannt. Sie fordern nichts von meiner Hand. (28) Sie sind biegsam, sie geben und vergeben (jedenfalls sollte das so sein)… unterstützende Struktur, Stabilität, eine Stabilität, die sich mit der Biegsamkeit verträgt… (29) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 309

Ich glaube, jeder profitiert von der Behandlung der Faszien, weil die Fas- zien eigentlich die Gestalt des Körpers darstellen… (5) Ja, bei jedem Patienten, der eine Behandlung benötigt, behandelt man die Faszien. (7) Offensichtlich, ich meine, ich tue nichts anderes. Ich meine, ich unter- stelle das zu machen, ich visualisiere das Nervensystem, das Blutsystem. Doch sobald man die Hände auf jemanden legt, fühlt man unmittelbar die Faszien, daher handelt es sich um einen zwingenden Bestandteil jeder osteopathischen Handlung. (10) … JA, weil die Faszien ein derart fundamentales Gewebe des Körpers dar- stellen, dass man bei der Behandlung „des Körpers“ stets „die Faszien“ be- einflussen muss. Doch das ist allzu offensichtlich… (11) Absolut, da die Faszien ein Hologramm darstellen, sind sie die Totalität dessen, was sie sind. (14) Ja, weil sie einen derart bedeutenden Teil des strukturellen Aufbaus dar- stellen, sie einen derartig bedeutenden Teil des Stoffwechselprozesses dar- stellen, des Immunsystems. Es handelt sich um ein äußerst bedeutendes Organsystem, das allzu häufig übersehen wird. (20) … Ich weiß nicht, wann das Bindegewebssystem des Patienten keine Auf- merksamkeit erfordert. (22) Ja… (27) Ja. Weil die Faszien das Bindegewebe sind… (28) … Es findet nichts statt ohne Beteiligung der Faszien und daher muss ich die Faszien betrachten und mich den Faszien zuwenden, um die Lymph- drainage einzuleiten, um kardiopulmonale Reaktionen zu erreichen und hinreichende Exkursion des Zwerchfells… (29) … weil die Faszien alles und überall sind. Sie stellen den „Brutgrund aller Krankheit“ dar, dort wo die Probleme sind. Das Problem befindet sich kaum in einer Leberzelle oder einer Nierenzelle oder einer Muskelzelle, sondern es befindet sich immer in den Faszien. (33) Wie ich Ihnen schon gesagt habe, stellen die Faszien das Zentrum meiner Tätigkeit dar – daher ja. Ich denke, sie brauchen alle Behandlung der Fas- zien, weil die Faszien die Drehscheibe, das Zentrum darstellen… (36) Ja, bedingt Meine Patienten sind in der Regel nicht gesund, und wenn sie nicht ge- sund sind, brauchen sie eine Behandlung der Faszien. (3) Zu einem bestimmten Zeitpunkt auf jeden Fall… Ich kombiniere stets die Vorbereitung mit Mobilisierung, meine Vorbereitung bezieht stets in be- stimmter Hinsicht die Faszien ein. (18) Ja, wir benötigen alle solche Behandlungen (der Faszien/der Gewebe). Das ist der Fall, weil wir eine Dysfunktion in unseren Geweben während unseres Lebens speichern. Ich denke, dass das Problem darin besteht, dass die Faszien beim Auftreten einer Schwierigkeit Energie speichern. (24) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 311

Die Faszien … doch es ist wahrscheinlich so, dass die Faszien auf jede Behandlung, die reagieren in- man durchführt, auf einer anderen Ebene reagieren. Wenn man unter- direkt stellt, dass jede angewandte Behandlung im besten Fall eine allgemeine und systemische Wirkung besitzt, dann reagieren auch die Faszien mit. (12) Nun, es gibt nichts, dass nicht irgendeine Reflexion in einem anderen Ge- webebereich findet… Daher behandele ich die Faszien nicht immer direkt. Aber ich weiß, dass es eine „Anklopf“-Wirkung gibt. Ich halte also daran fest, dass ich bei allen durchgeführten Behandlungen, weil ich stets die Vorbereitung mit Mobilisierung kombiniere, meine Vorbereitung stets in bestimmter Hinsicht die Faszien einbezieht, ja. (18) … sogar diese [Schläge auf die Gelenkverbindungen] beeinflussen die Fas- zien dramatisch. Doch wenn Sie sich der Faszien bewusst sind, erreichen Sie wahrscheinlich viel bessere Ergebnisse. (36) Keine Ant- Erneut aufgrund der Information. (4) wort Ja. Weil ich mich nicht an bestimmte Ebenen des Verlaufes erinnern kann, einen demzufolge die Inhalation der Gewebe gut ausbalanciert waren, vollkommen. Natürlich liegt bei vielen Menschen kein Notfall vor, wenn sie mit demselben kleinen Problem nach zwei Jahren ohne Einschrän- kung in ihrem Leben wiederkommen. (27) Daher, wenn ich das runterbreche und sage, macht man etwas jenseits ei- ner artikulären Technik an den Faszien – jeder einzelne Patient – jaa. (37)

Tabelle XXII: Finden Sie, dass alle ihre Patienten eine Faszien-Behandlung benötigen? Wenn ja: warum?

Zusammenfassung der Ergebnisse 54 % der befragten Osteopathen waren der festen Ansicht, dass alle oder die meisten ihrer Patienten einer Behandlung der Faszien bedürften, rund 25 % vertraten eine gegenteilige Meinung. Weitere 20 % meinten, dass man beim Behandeln die Faszien nicht vom Rest der Gewebe trennen könne oder dass sich ohnehin jede osteopathi- sche Behandlung auch auf die Faszien auswirke.

Was ist Ihr Ziel, wenn Sie die Faszien behandeln? 36 Osteopathen wurden mit dieser Frage konfrontiert, die unterstellte, dass sie eine Faszienbehandlung vornahmen, und herausfinden sollte, was sie dabei erreichen wollten. Interviews mit erfahrenen Osteopathen 313

Um wieder die Atmungsmöglichkeit zu finden, um eine Faszie aus ihrer Gefangenschaft auf einer bestimmten Ebene zu befreien, um ihr zu er- möglichen zu atmen. (27) Um die Faszien zu befreien, sodass sie nicht gebunden sein, nicht gestaut sein können. (33) Anderes verän- … Ich versuche die funktionale Komponente der Faszien zu optimieren dern … (9) Das Ziel der Behandlung besteht darin, dem Körper zu ermöglichen, dass er die optimale Balance und Leichtigkeit des Primären Respiratori- schen Mechanismus erreicht – mit dem Minimum an Stress. (11) Insoweit ich an die Faszien denke, wenn ich behandele, ist meine Inten- tion bei der Befreiung der Faszien, um die Struktur zu befähigen, welche sie umschließen, diese Struktur zu befähigen eine bessere Ebene zu er- langen. (15) Es geht darum, die Balance in dem weichen Gewebe wieder aufzubauen. (17) Um Abnahme von Stauung hervorzurufen. Um Abnahme von Stauung hervorzurufen oder Reduzierung des Schmerzes. (28) Mein Ziel besteht darin, die Immunsysteme der Menschen zu verbes- sern. (35) Beides verän- Um die Faszien so zu haben, wie ich es zuvor beschrieben habe, – elas- dern tisch, federnd, vital und vor allem, dass man in jedem Teil feststellen kann, dass er integriert und mit allem verbunden ist. (12) Kein besonde- Um, sollen wir sagen, optimale strukturelle Relationen wieder aufzu- res Ziel bauen, sodass die Gesundheit erreicht werden kann. (2) Um die Gesundheit zu erhalten und Vitalität, Flexibilität und Fließend- heit zurückzubringen. (3) Um die Information zu erhalten. (4) Das Ziel der Behandlung besteht in der Ermöglichung einer besseren Offenbarung der Funktion … (13) Balance. (14) Ich denke gegenwärtig geht es darum, eine Empfindung der Befreiung hervorzurufen. Mit anderen Worten, wenn die Faszien sehr stark kon- trahiert sind oder wenn ein Vektor durch die Faszien verläuft, dann zieht er in einer bestimmten Weise oder schafft eine bestimmt Art der Bewegung, und ich versuche das wieder besser zu balancieren. Daher besteht mein Ziel im Bereich der Faszien darin eine bessere Balance her- zustellen, sodass er keine fremden Züge oder fremde Fulkren ausdrückt. Und mache ich sonst noch etwas damit. Jedenfalls nicht absichtlich. So sehe ich es. Und so arbeite ich damit. (18) Interviews mit erfahrenen Osteopathen 315

Wie wissen Sie, dass Sie erfolgreich waren? Diese Frage wurde entwickelt, um festzustellen, welche Indikatoren die 33 befragten Osteopathen verwendeten, um zu entscheiden, ob sie bei der Behandlung der Faszien erfolgreich waren – vorausgesetzt, sie behandelten die Faszien.

Kategorie Repräsentative Äußerungen (in Klammern: ID Osteopath/in) Primär Ich erreichte eine andere Qualität der Faszien, ich meine lokal und auch subjektiv global … Sie wissen schon, wann die Faszien Flüssigkeiten absorbiert ha- ben, dann hat sich die Qualität der Faszien verändert, weil sie sich zur flüssigen Qualität erholt haben. (5) Ich schätze neu ein und sehe, ob sich das Bewegungsmuster verändert hat. (6) Wenn sie stehen, betrachte ich ihr Haltungsmuster. Ich überprüfe die Kreuzungspunkte des Patienten in der Rückenlage neu. Ich beobachte ebenfalls die Tiefe und das Muster ihrer Atemanstrengung. (9) Das Gewebe des Faszienbereiches verändert sich, es wird zugleich weicher und vitaler … (10) Der Körper sagt Ihnen, dass er glücklicher ist. Er lächelt Sie an … (11) Ich denke, durch Beobachtung und Palpation … Sie können wahrnehmen, wie sich der Körper umkehrt und sich im Verlauf der Behandlung tatsäch- lich anpasst. (12) Rückkehr zur Beweglichkeit. (16) Durch Palpation. Und durch die Beobachtung aktiver Bewegungen … (17) … Daher verändert sich das qualitative Gefühl, wenn die Lösung stattfin- det … (18) Die Energie ist befreit, die Dichte und Spannung nehmen ab und die phy- siologische Bewegung, welche die Motilität ist, kehrt zum Normalzustand zurück… wahrnehmbare Veränderungen in der Physiologie des PRM. (24) Wenn meine Hand mir mitteilt, sie atmeten und möglicherweise, wenn die Gestalt jetzt modifiziert ist. (27) Durch einen Blick in die Augen des Patienten. Sie können damit fortfah- ren. Durch die allgemeine Reaktion des Körpers, sowohl systemisch; blut- drucksmäßig niedriger, die Verbesserung der Effektivität bei der Reaktion der Gewebe, der Bewegungsgrad und Abnahme des Schmerzes. (29) … man fühlt es weicher werden und es fühlt sich viel freier an und nicht gestaut und dicht, nicht verdreht und es besteht eine größere Bewegungs- freiheit und der Tidenmechanismus drückt sich jetzt selbst aus … (33) Die Bewegung fühlt sich leichter an … (34) … Die örtliche Hauttemperatur sollte sich verändern … Ihre Erscheinung kann sich verändern, viele Menschen können einen rosigeren Schimmer Anmerkungen

Vorwort

1 Still, A.T., 1899g.

Einleitung

1 Lane, 1925, S. 1. 11 Frost, 1918. 2 Magoun, 1970, S. 159. 12 Still, A. T., 1899, 161f. 3 Still, A. T., 1899g, S. 161. 13 Ebenda S. 165. 4 Sutherland, 1990, S. 7. 14 Ebenda S. 163. 5 Becker, R. E., 1997, S. 245. 15 Editorial 1918, S. 266. 6 Northup, 1983, S. 211. 16 Northup, 1983, S. 211. 7 Gevitz, persönliche Mitteilung, 10. August 17 Probey, 1953, S. 8. 2001. 18 Booth, 1905, S. 1. 8 A. T. Still, 1902e, S. 9. 19 McConnell, 1915b, S. 643. 9 A. T. Still, 1899g, 11f. 20 Still, A. T., 1899g, S. 163. 10 Northup, 1966, S. 18.

Kapitel 1

1 Bailey, 1991, S. 142. 11 Trowbridge, 1991. 2 LoBiondo-Wood, Geri & Haber, Judith, 12 Gevitz, c1892. 1994, S. 271. 13 Vgl. z. B. Journal of Osteopathy, Bd. 1, Nr. 10 3 Ebd. S. 143. (Februar 1895) mit der Autobiografie (Still, 4 American Psychological Association, A. T. 1908a, 187). 2001. 14 Adams 1893, S. 280. 5 Mueller & Chan. 15 Booth 1905, S. 39. 6 1994, S. 271. 16 Page, 1932, S. 38. 7 Johnston, 1999. 17 Ebenda 8 Näheres zu diesen Kriterien siehe San- 18 Clark, 1919, S. 1. delowski, 1986. 19 Lane, c1925, S. 18. 9 Bailey 1991, S. 122; LoBiondo-Wood & Ha- 20 Ebenda. S. IX ber 1994. 21 Kennedy 1933, S. 3. 10 Booth, 1905. 22 Ebenda. zu Kapitel 2 403

195 Raynesford, n.d. 237 Still, A. T., 1910 [1992ed.], S. xxiii. 196 Arnold, 1976. 238 Ebenda, S. 1. 197 Laughlin, G. M. 1927, S. 279–281. 239 Adams, 1893, S. 291. 198 Walter, 1992, S. 87. 240 Still, C. E. Jr., 1991, S. 198. 199 Author unkown 1918, S. 277. 241 Ebenda S. 64, 81 u. 103. 200 Still, A. T., 1894a. 242 Still, A. T., 1896, S. 2f. 201 Steve Sandler, persönliches Gespräch, 6. 243 Ligon, 1921, S. 664. Oktober 2002. 244 Editorial, 1921, S. 338. 202 Still, A. T., 1898d, S. 4. 245 Shibley, ca. 1924–1938. 203 Still, A. T., 1898a, S. 54. 246 Still, C. E., Jr. 1991, S. 98–100. 204 Still, A. T., 1899g, S. 33. 247 General History of Macon County Mis- 205 Still, A. T., 1908c, S. 433. souri, 1910, S. 409. 206 Steve Sandler, persönliches Gespräch, 2. 248 Still, C. E. Jr., 1991, S. 39. März 2002. 249 Still, A. T., 1895h, S. 6. 207 Still, A. T., 1902e, S. 9. 250 Still, A. T., 1899g, S. 94. 208 Hildreth, 1906, S. 107. 251 Still, A. T., 1899a, S. 67. 209 McConnell, 1918, S. 244. 252 Publisher’s Note 1898b, S. 87. 210 McConnell, 1915b, S. 643. 253 Still, C. E. Jr., 1991, S. 194f. 211 Sullivan, J. H., 1925, S. 749. 254 Ebenda, S. 18. 212 Anm. d. Übers.: etwa 2 m. 255 Still, A. T., 1908a, S. 85 (Hervorhebung hin- 213 Bureau of Pensions, 14. Juni 1904. zugefügt). 214 Booth,1917, S. 79. 256 Ebenda, S. 21f. 215 Bunting,1899, S. 436. 257 Laughlin, G. M. 1927, S. 279. 216 Pickler, 1921, 25. 258 Still, A. T., 1908a, 55f. 217 McConnell, 1915b, S. 643. 259 Ebenda 1908a, S. 91ff. 218 Tucker, 1952, 7, S. 12. 260 Ebenda S. 23. 219 Ebenda, S. 11. 261 Still, C. E. Jr., 1991, S. 228. 220 Ebenda, S. 12. 262 Adams, 1893, S. 34f. 221 Ebenda, S. 33 263 Clark, 1919, S. 59. 222 Willard, F. P. 1923, S. 405 264 Still, C. E. Jr., 1991, S. 26f. 223 Still, A. T. 1908a, S. 352. 265 Clark, 1919, S. 24ff. 224 Booth 1905, S. 36. 266 Still, A. T. 1908a, S. 59f. 225 Still, C. E. Jr., 1991, S. 98–116. 267 Clark, 1919, S. 39. 226 Hulett, F. M. 1921, S. 662. 268 Still, C. E. Jr., 1991, 104f. u. 110–117. 227 Tucker 1952, 11f. 269 Still, A. T., 1899g, S. 84. 228 Booth 1905, 31f. 270 Still, C. E. Jr., 1991, S. 98 u.176. 229 Ebenda S. 59. 271 Ebenda S. 45. 230 Greenwood 1894, S. 1. 272 Ebenda S. 93f. 231 Booth 1905, S. 24. 273 Hildreth 1921, S. 83. 232 Still, C. E. Jr., 1991, S. 4. 274 Still, C. E. Jr., 1991, S. 101. 233 Bunting, 1906, S. 102. 275 Still, C. E. Jr., 1991, S. 225. 234 McConnell, 1918, S. 244. 276 Tucker 1952, S. 95. 235 Still, A. T., n.d.-b, S. 6. 277 [Anm. d. Übers.:] Die Autorin ist m. E. 236 Still, A. T., 1908a, S. 173. auch aus heutiger Sicht philosophisch be- zu Kapitel 2 407

487 Howele, 1897 [c1896]. 529 Ebenda S. X. 488 Still, A. T., 1899g, S. 66. 530 Ebenda S. 6 489 Bouillaud, 1796–1881. 531 Ebenda S. 18. 490 Still, A. T. 1910-[1992ed.], S. 96. 532 Brieger 1967, 217f. 491 Ebenda S. 152. 533 Still, A. T. 1896k, S. 1. 492 Still, A. T., 1899g, S. 23–25. 534 Still, A. T. 1902e, S. 204 493 Still, A. T. 1908a, S. 150f. 535 Still, A. T., 1908a, S. 106. 494 Proby 1953, S. 8. 536 Still, A. T., 1902e, S. 223–247. 495 Still, A. T., 1895d, S. 4. 537 Still, A. T.n 1899g, S. 164. 496 Still, A. T., zitiert in Schnucker 1991, S. 59. 538 Still, A. T., 1899g, S. 168 497 Still, A. T., 1908a, S. 43. 539 Still, A. T., 1902e, S. 44f. 498 Bonner 1959, S. 14, 247. 540 Still, A. T., 1899g, S. 174. 499 Still, A. T., 1898g, S. 396. 541 Still, A. T., 1902e, S. 223. 500 Booth, 1905, S. 70. 542 Vogel & Rosenberg 1979, S. 3. 501 Cunningham & French 1990, S. 1. 543 Bonner 1959, 142f. 502 King c1970, S. 11 544 Ebenda S. 20. 503 King c1970, S. 11. 545 Ebenda S. 64 504 Still, A. T., 1901e, S. 396. 546 Still, A. T. 1901c, S. 33. 505 Hildreth 1921, S. 88f. 547 Warner, J. H. 1986, S. 86. 506 Still, A. T., 1908a, S. 226. 548 Wesley, John, 1836, S. 109. 507 Still, A. T., 1908a, S. 139 u. 224. 549 Warner, J. H. 1986, S. 86. 508 Legan 1971. 550 Vgl. Bonner 1959, S. 142f. 509 Young 1961, S. 55. 551 Still, A. T. 1902e, S. 85. 510 Cunningham & French 1990, S. 2. 552 Conner 1925, S. 275. 511 Starr 1982, S. 94f. 553 Still, A. T. 1910-[1992ed.], S. 7. 512 Still, A. T., 1902b, S. 61. 554 Still, A. T., 1902e, S. 83. 513 William Rothenstein, persönliches Ge- 555 Chiles 1918, S. 253. spräch, 21. Januar 2002. 556 McConnell 1915b, S. 642. 514 Woodall, Percy H. 1921, S. 667. 557 Still, A. T., 1901g, S. 361 515 King 1978, S. 11. 558 Still, A. T., 1899g, S. 12f., 53, 58. 516 Warner, J. H. 1986, S. 1. 559 Ebenda S. 169. 517 Bonner 1959, S. 14. 560 Still, A. T. 1901e, S. 396. 518 Frost 1918, S. 80. 561 Hildreth 1921, S. 88f. 519 King c1970, S. 76. 562 Still, A. T., 1902e, S. 73 (Hervorhebung 520 Norman Gevitz, persönliches Gespräch, 23. hinzugefügt) Januar 2002. 563 Still, A. T., 1902e, S. 44. 521 Still, A. T. 1899g, S. 86. 564 Christoph Lüthy, persönliches Gespräch, 522 Coulter, H. L. 1977, S. xxiii. 18. Februar 2002. 523 Still, A. T., 1910-[1992ed.], S. 228, 565 Martin Pöttner, persönliches Gespräch, 20. 524 Still, A. T. 1902e, S. 52. Februar 2003. 525 Still, A. T. 1910-[1992ed.], S. 229. 566 Numbers, R. L. c1980. 526 Still, A. T. 1902e, S. 29. 567 Singer C. J. 1931, S. 213. 527 Ebenda, S. 30. 568 McKone 2001, S. 42. 528 Vogel & Rosenberg, 1979, S. 5. 569 Still, A. T., 1902e, S. 65. zu Kapitel 2 411

807 Author unknown, 1875c 843 Still, A. T., 1899g, S. 236. 808 Vgl. Gill, 1875. 844 Blavatsky, 1892 [1914], S. 75. 809 Milner 1871, S. 548f. 845 Ebenda S. 74. 810 Cheryl Gracey, persönliches Gespräch, 10. 846 Ebenda S. 95. Februar 2003. 847 Still, A. T., 1902e, S. 248–268. 811 Milner 1871, 546, 551. 848 Cutright & Broadhead, c.1981, S. 296. 812 Still, C. E. Jr., 1991, S. 223. 849 Marble, n. d. 813 Ebenda. 850 Coues, 1884. 814 Harold Magoun, Jr., persönliches Gespräch, 851 Cutright & Broadhead c.1981, S. 292f. 12. Oktober 2002. 852 Coues, 1884, S. 55. 815 Jerry Dickey, persönliches Gespräch, 20. 853 Brodhead 1973, S. 1. April 2002. 854 Cutright & Broadhead c.1981, S. 308. 816 Still, C. E., Jr. 1991, 224. 855 Ebenda S. 293. 817 Ebenda S. 225f. 856 Still, A. T., 1894e, S. 3. 818 Ebenda, S. 223. 857 Unknown 1921, S. 73–84. 819 Ebenda S. 226. 858 Donant n.d. 820 Braude 1989, S. 33f. 859 Tucker 1919. 821 Still, A. T., 1899g, S. 27; 1902c, S. 178f; 1908a, 860 McKone 2001 S. 57, 87, 108f, 149, 346; 1910-[1992ed.], S. 861 Still, A. T., 1902e, S. 248–268. 11. 862 Jerry Dickey, persönliches Gespräch, 1. Mai 822 Still, A. T., n.d.-b, S. 4. 2002. 823 Abbott, n.d. 863 [Anm. d. Übers.:] Hier besteht eine Am- 824 Still, A. T. n.d.-b, S. 5. biguität des Sinns. Zwar muss es bei Still 825 „Verstand“ für mind heißen, bei Santucci 826 Cunningham & French, 1990, S. 2. und der Autorin kann der englische Aus- 827 Still, A. T. 1897f, S. 183f. druck aber auch mit „Geist“ wiedergegeben 828 Still, A. T. n.d.-q, S. 6. werden (vgl. Anm. 672). 829 Still, A. T. 1904b, S. 34. 864 James Santucci, persönliches Gespräch, 18. 830 Pickler 1921, S. 224f. August 2002. 831 Unknown 1903. 865 Still, A. T., 1908a, S. 164. 832 Bennett & Bush 1903, S. 3f. 866 Still, A. T., 1896l, S. 2; 1908a, S. 248. 833 James Santucci, persönliches Gespräch, 18. 867 Still, A. T., 1902f, S. 1 August 2002. 868 Still, A. T., 1896a, S. 1. 834 Martindale 1914, S. 21, 32, 39. 869 Still, A. T., 1913, S. 376. 835 James Santucci, persönliches Gespräch, 18. 870 Still, A. T., 1899g, S. 33. August 2002. 871 Still, A. T., 1908a, S. 205. 836 Still, A. T., n.d.-b., S. 5. 872 Still, A. T., 1908a, S. 303. 837 John Buescher, persönliches Gespräch, 24. 873 Still, A. T., 1908a, 251. September 2002. 874 Janini English, persönliches Gespräch, 1. 838 Blavatsky, 1892 [1914], S. 33, 241. Oktober 2002. 839 Still, A. T., 1899g, S. 203. 875 Still, C. E. Jr., 1991, S. 222. 840 Ebenda S. 220. 876 James Santucci, persönliches Gespräch, 8. 841 Still, A. T., 1908a, S. 286. August 2002. 842 Still, A. T., 1901d, S. 357. zu Kapitel 3 415

157 Author unknown 1898, S. 143; Still, A. T. 197 Graham, 1884, S. 1. 1895c, S. 3; 1896k, S. 2; 1898a, S. 165; 1908a, 198 Murrell. 1889. S. 296; 1910-[1992ed.] 199 Ebenda S. v-vi. 158 Still, A. T., 1895a, S. 1. 200 Vgl. Still, A. T., 1900c, S. 211; Still, A. T., 159 Bynum & Porter, 1987, S. 163,171; Fassett, 1902e, S. 38–40. 1904, S. 1. 201 Graham, 1884, S. 62. 160 Still, A. T., 1902e, S. 21. 202 Millard, 1923, S. 402. 161 Woodall, H., c1913, S. 67. 203 Dupree, Fleming, & Hindle 1980; Graham, 162 Hazzard, c1899, S. 292. 1884. 163 Wardwell, c1992, S. 2. 204 Graham, 1884, S. 68. 164 Peterson & Wiese, 1995, S. 79. 205 Dupree et al. 1980; Graham, 1884. 165 Vgl. Bennett & Bush, 1903. 206 Ebenda. 166 Palmer, 1950, S. 57f. 207 Still, A. T., 1899g 167 Peterson & Wiese, 1995, S. 78f. 208 Howele, 1897 [c1896]. 168 Goetz, 1897, S. 282. 209 Still, A. T., 1899g, S. 66. 169 Ling, 1834. 210 Webster, 1921, S. 93. 170 Cyriax, E., 1926, S. 225. 211 Still, A. T., 1910-[1992ed.], S. 150f. 171 Cyriax, E. F., 1903, S. 12f. 212 Still 1910-[’92 ed], S. 150–151. 172 Cyriax, E., 1926, S. 232. 213 Still, A. T., 1902e, S. 38f. 173 Walter 1992, S. 30. 214 Riadore, 1843. 174 Littlejohn, 1900, S. 369. 215 Schiller, 1971, 257. 175 Cyriax, E. F., 1903, S. 3. 216 Wardwell, c1992, S. 31f. 176 Ebenda S. 152. 217 Schiller, 1971, S. 50. 177 Murrell, 1889, S. 31–48. 218 Ebenda S. 265. 178 Vgl. Hartelius, 1883; Hoffmann Professor, 219 Still, A. T., 1902e. 1892; Wide, 1895–1896. 220 Still, A. T., 1902e, S. 243. 179 Vgl. Still, A. T., 1896g. 221 Ebenda S. 93. 180 Vgl. Cyriax, E. 1926; Cyriax, E. F., 1903. 222 Ebenda S. 243. 181 Still, C. E. Jr., 1991, S. 67. 223 Murrell, 1889, S. 162–165. 182 Hood, 1871, S. 3–4. 224 Ebenda S. 45f. 183 Ebenda S. 6. 225 Still, A. T., 1896k, S. 2. 184 Hood, 1871, S. 60. 226 Still, A. T., 1908a, S. 234 185 Lewit, 1985, S. 6. 227 Still, A. T., 1895c, S. 3. 186 Bynum & Porter, 1987, S. 160. 228 Bunting, 1906, S. 10. 187 Ebenda. 229 Littlejohn, 1898a, S. 14. 188 Rosen 1944, S. 10f. 230 Still, A. T., 1902e, S. 142. 189 Still, C. E. Jr., 1991, S. 96–99. 231 Still, A. T., 1902e, S. 243. 190 Still, A. T., 1902e, S. 39. 232 Dr. Frank Millard, persönliches Gespräch, 191 Still, A. T., 1908a, S. 209f. 2. Juli 2002. 192 Steel 1895, S. 346. 233 Still, A. T., 1902e, S. 240. 193 Starr 1982, S. 49. 234 Ebenda S. 290. 194 Fassett 1904, S. 212. 235 Still, A. T., 1902e, S. 116. 195 Still, A. T., n. d.-c. 236 Still, A. T., 1899g, S. 139. 196 Still, A. T., 1895e, S. 6. 237 Still, A. T., 1902e, S. 91. zu Kapitel 2 401

33 General History of Macon County Mis- 70 Ebenda. souri, 1910, S. 408. 71 Still, A. T., 1895a, S. 2. 34 Still, C. E. Jr., 1991, S. 8. 72 Still, C. E. Jr., 1991, 29, S. 41f. 35 Still, A. T., 1908a, S. 18. 73 General History of Macon County Mis- 36 Booth, 1905, S. 2. souri, 1910, S. 409. 37 Still, C. E. Jr., 1991, S. 14. 74 Still, A. T., 1908a, S. 58. 38 Still, A. T., 1908, S. 18. 75 Trowbridge, 1991, S. 88. 39 Still, C. E. Jr., 1991, S. 15f. 76 Still, C. E. Jr., 1991, S. 118. 40 Still, A. T., 1908a, S. 18. 77 Ebenda 41 Cartwright 1856 [1857?], S. 361. 78 Ebenda. 42 Booth, 1905, S. 2. 79 Still, A. T., 1908a, S. 75. 43 Still, C. E. Jr., 1991, S. 17. 80 Still, C. E. Sr., 1930. 44 General History of Macon County Mis- 81 Still, A. T., 1908a, S. 73. souri, 1910, S. 409. 82 Still, A. T., n.d.-f, S. 11. 45 Still, A. T., 1908a, S. 55. 83 Still, C. E. Sr., 1930. 46 Denslow (n.d.) 84 Still, A. T., 1895c, S. 1. 47 Still, A. T., 1908a, S. 56. 85 Still, C. E. Jr., 1991, S. 50. 48 General History of Macon County Mis- 86 Still, A. T., 1908a, S. 186. souri, 1910, S. 408. 87 Bonner, 1959, S. 22. 49 Still, A. T., 1908a, S. 60. 88 Still, A. T., 1908a, S. 80. 50 Still, A. T. 1908a, S. 56 und 62. 89 Still, A. T., n.d-f, S. 11. 51 Still, C. E. Jr., 1991, S. 18. 90 Still, A. T., n.d.-f, S. 12. 52 Still, C. E. Jr. 1991, S. 22. 91 Still, C. E. Jr., 1991, S. 53. 53 General History of Macon County Mis- 92 Still, C. E. Jr., 1991, S. 55. souri, 1910, S. 409. 93 Still, C. E. Jr., 1991, S. 58. 54 Still, C. E. Jr., 1991, S. 24; Trowbridge 1991, 94 Still, C. E. Jr., 1991, S. 59. S. 57. 95 Still, C. E. Sr., 1930. 55 Still, A. T., 1908a, S. 57. 96 Tucker 1952, S. 68. 56 Still, C. E. Jr., 1991, S. 26ff. 97 Still, A. T., 1896e, S. 1. 57 Still, C. E., Sr. 1930. 98 Still, A. T., 1908a, S. 87f. 58 Still, A. T., 1897d, S. 2. 99 General History of Macon County Mis- 59 Conger 1898, S. 2. souri, 1910, S. 409. 60 Still, A. T., 1897d, S. 2. 100 Still, A. T., 1908, S. 90–93. 61 Still, A. T., 1896d, S. 3. 101 A Book of Adair County History, 1976, S. 62 Still, A. T., 1897d, S. 2. 213. 63 Still, A. T., 1902e, S. 9. 102 Still, C. E. Jr., 1991, S. 65. 64 Still, C. E. Jr., 1991, S. 29. 103 Ebenda, S. 65ff. u. S. 70f. 65 Clark 1919, S. 37. 104 Ebenda S. 69. 66 Still, A. T. 1897a, S. 79. 105 Deason, W. J. 1946, April. 67 Still, A. T. 1908a, S. 99. 106 Conner 1925, S. 275. 68 General History of Macon County Mis- 107 Durgin 1875, S. 8. souri, 1910, S. 409; Still A. T., 1908a, S. 36 108 Still, A. T., 1897a, S. 99. u. 56. 109 Still, C. E. Jr., 1991, S. 87–95. 69 Still, A. T., 1895e, S. 3. 110 Still, C. E. Jr., 1991, 85f. u. S. 90. zu Kapitel 2 409

654 Still, A.T., 1908a, S. 197. 688 de Rosnay 1997. 655 Still, A. T., 1899g, S. 27. 689 Vgl. de Rosnay 1975, S. 57. 656 Still, A. T., 1899g, S. 179. 690 Ebenda 657 Still, A. T., n.d.-b, S. 7f. 691 Heylighen, F. et al. 1999. 658 Still, A. T., 1912, S. 348–351. 692 Stiles & Davis 2001 659 Still, A. T., 1902e, S. 17. 693 Heylighen, F. & Joslyn, 1992. 660 Still, A. T., 1902e, S. 256, 694 de Rosnay, 1975. 661 Still, A. T., 1902e, S. 257. 695 Kuhn 1996, S. 158. 662 Still, A. T., 1901f, S. 241. 696 Still, A. T. 1898i, 267. 663 Still, A. T., 1902e, S. 27. 697 Still, A. T. 1895b, S. 1. 664 Still, A.T., 1902e, 16f. 698 Heylighen, F. & Joslyn, 1992. 665 Still, A. T., n.d.-j. 699 Ebenda. 666 Still, A. T., 1902e, S. 251. 700 Smith 1896, S. 6. 667 Still, A. T., 1898g, S. 364. 701 Booth 1905, S. 24. 668 Still, A. T., 1898b, S. 267. 702 Still, A. T. 1908a, S. 110. 669 Still, A. T. 1899g, S. 151. 703 Cilliers, 1998, S. IX. 670 Still, A. T. 1896d, S. 3. 704 Ebenda, S. 13. 671 Still, A. T., 1908a, S. 188. 705 Still, A. T., 1908a, S. 188. 672 [Anm. d. Übers.:] Im Sinne der Autorin 706 Still, A. T., 1902e, S. 89. müsste vielleicht hier eher mit „Geist“ über- 707 Still, A. T., 1899g, S. 167. setzt werden. Da sie aber im Laufe ihrer Ar- 708 Vgl. ebenda S. 12. beit die Aktion des Verstandes, das Schlie- 709 Still, A. T., 1897b, S. 6 ßen, durchaus berücksichtigt hat, halte ich 710 Still, A. T., 1895a, S. 1. mich an die Übersetzung von mind, die im 711 Robert Davis, persönliches Gespräch, 8. Still-Kompendium gewählt wurde. Vgl. August 2001. dort zur Sache auch die ausführliche Dar- 712 de Rosnay, 1975, S. 80. stellung in der „Einleitung des Überset- 713 Still, A. T., 1899g, S. 13. zers“. 714 Still, A. T., 1899g, S. 196, (Hervorhebung 673 Still, A. T. 1899g, S. 197. hinzugefügt). 674 Ebenda S. 163–165. 715 McConnell, 1915b, S. 648. 675 Still, A. T. 1895b, S. 1. 716 Still, A. T., 1899g, S. 163ff. 676 de Rosnay 1975, S. 193 717 Still, C. E. Jr., 1991, S. 45. 677 Waldrop 1992. 718 Still, A. T., n.d.-r. 678 Heylighen, F., & Joslyn, 1992. 719 Still, A. T., 1908a, S. 345. 679 Heylighen, F., Joslyn, & Turchin, 1999. 720 Still, A. T., n.d.-b, S. 2. 680 Joslyn 1992. 721 Still, A. T., 1908a, S. 340. 681 Ebenda 722 Still, A. T., 1908a, 23–23. 682 Stiles & Davis, 2001. 723 Numbers, R. L. & Butler, 1993, S. xv. 683 Robert Davis, persönliches Gespräch, 7. 724 Still, A. T., 1908a, S. 23. August 2001. 725 Still, A. T., 1908a, S. 107; Still, C. E., Jr. 684 Still, A. T. 1899g, S. 223. 1991, S. 93f. 685 Heylighen, F. et al., 1999. 726 Still, C. E. Jr., 1991, S. 45. 686 Howele, 1897 [c1896]. 727 Still, A. T., 1908a, S. 305. 687 Still, A. T. 1902e, S. 38. 728 Ebenda S. 307. zu Kapitel 3 417

310 Heylighen, F., 1998. 351 Ebenda S. 68. 311 Grafik übernommen aus: Heylighen, F., 352 Still, A. T., 1899g, S. 163. 1998. 353 Still, A. T., 1902e, S. 65. 312 de Rosnay 1975, S. 1–57. 354 Still, A. T., 1898h, S. 163. 313 de Rosnay, 1975, S. 30. 355 Still, A. T., 1902e, S. 60. 314 Still, A. T., 1902e, S. 85. 356 Still, A. T., 1899, S. 162. 315 Still, A. T., 1899g, S. 168 357 Ebenda S. 164. 316 Still, A. T., 1902e, S. 129. 358 Still, A. T., 1899g, S. 23. 317 Still, A. T., 1902e, S. 242. 359 Ebenda S.64. 318 Still, A. T., 1902e, S. 61. 360 Ebenda S. 165. 319 Still, A. T., 1908a, S. 203. 361 Still, A. T., 1902e, S. 61. 320 Still, A. T., 1902e, S. 198, 197, 231, 97, 204, 362 Still, A. T., 1899g, S. 163 209, 129, 41, 244; 1900b, S. 163, 165. 363 Still, A. T., 1902e, S. 144. 321 Ebenda S. 93. 364 Ebenda S. 65. 322 Ebenda S. 243. 365 Ebenda S. 61. 323 Ebenda S. 80. 366 Still, A. T., 1902e, S. 60–61. 324 Ebenda S. 116. 367 Ebenda S. 93. 325 Still, A. T., 1908a, S. 240. 368 Ebenda. 326 Still, A. T., 1902e, S. 29. 369 Still, A. T., 1902e, S. 65. 327 Still, A. T., 1908a, S. 182. 370 Still, A. T., 1899g, S. 182. 328 Still, A. T., 1899g, S. 72. 371 Still, A. T., 1902e, S. 62. 329 Ebenda S. 109. 372 Still, A. T., 1908a, S. 182. 330 Heylighen, F., et al. 1999. 373 Still, A. T., 1902e, S. 63. 331 de Rosnay, 1975, 69f. 374 Ebenda S. 93. 332 Ebenda S. 72. 375 Still, A. T., 1896j, S. 6. 333 de Rosnay 1975, S. 73. 376 Still, A. T., 1899g, 98 334 Stiles & Davis, 2001. 377 Vgl. Still, A. T. 1902e, S.49f. 335 Still, A. T., 1902e, 116. 378 Still, A. T., 1902e, S. 49. 336 Still, A. T., 1899g, S. 127, 220; 1902e, S. 49, 379 Still, A. T., 1902e, S. 47. 50, 69. 380 Still, A. T., n. d.-i. 337 Still, A. T., 1902e, S. 63. 381 Still, A. T., 1899g, S. 99. 338 Ebenda S. 4. 382 Still, A. T., 1902e, S. 48. 339 Still, A. T., 1899g, S. 82; 1902e, S. 50, 67. 383 Ebenda. 340 Still, A. T., 1902e, S. 63. 384 Still, A. T., 1900j, S. 470. 341 Ebenda S. 50, 106. 385 Still, A. T., 1902e, S. 59. 342 Ebenda S. 60. 386 Ebenda S. 52. 343 Still, A. T., 1902e, S. 50. 387 Ebenda S. 55. 344 Still, A. T., 1899g, S. 71. 388 Ebenda 345 Still, A. T. 1902e, S. 63. 389 Ebenda S. 56. 346 Ebenda S. 66. 390 Still, A. T., 1902e, S. 52. 347 Still, A. T., 1902e, S. 63. 391 Still, A. T., 1899g, S. 97. 348 Still, A. T., 1896i, S. 5. 392 Ebenda S. 47. 349 Still, A. T., 1896k, S. 2. 393 Still, A. T., 1902e, S. 62. 350 Still, A. T., 1902e, S. 84. 394 Ebenda 1902e, S. 61 zu Kapitel 3 421

653 Still, A. T., 1902e, S. 66. 694 Still, A. T., 1896i, S. 5. 654 Still, A. T., 1902e, S. 109. 695 Still, A. T., 1898c, S. 411. 655 Still, A. T., 1899g, S. 110. 696 Still, A. T., 1902e, S. 57. 656 Howele, 1897 [c1896] S. 438. 697 Still, A. T., 1908a, S. 253. 657 Magoun, 1976, 19.20.24–26.350. 698 Still, A. T., 1894d, S. 2. 658 Reuben Bell, persönliches Gespräch, 699 Still, A. T., 1908a, S. 253 und S. 224. 23. Februar 2003. 700 Still, A. T., 1904a, S. 257. 659 [Anm. d. Übers.:] Vgl. Anm. 672 zu 701 Still, A. T., 1902e, S. 152. Kapitel 2. 702 Still, A. T., 1895, S. 2. 660 Still, A. T. 1899g, S. 26. 703 Still, A. T., 1910-[1992ed.], S. 7. 661 Ebenda. S. 27. 704 Ebenda S. 218. 662 Ebenda S. 196. 705 Still, A. T., 1908a, S. 289. 663 Still, A. T., 1901f, S. 241. 706 Still, A. T. 1902e, S. 166. 664 Still, A. T., 1902e, S. 17. 707 Still, A. T., 1902e, S. 40. 665 Still, A. T., 1899g, S. 26. 708 Still, A. T., 1908a, S. 184. 666 Still, A. T., 1902e, S. 16, 709 Still, A. T., 1902e, S. 163. 667 Still, A. T., 1899g, S. 106. 710 Still, A. T., 1910-[1992ed.], S. 126 f. 668 Still, A. T., 1899g, S. 86. 711 Still, A. T., 1902e, S. 10. 669 Still, A. T., 1902e, S. 193. 712 Ebenda. S. 34. 670 Still, A. T., 1902e, S. 222. 713 Ebenda. S. 40. 671 Ebenda. S. 193. 714 Still, A. T., 1899g, S. 25. 672 Still, A. T., 1899c, 92; 1899d, S. 125. 715 Still, A. T., 1908a, S. 191. 673 McConnell 1917, S. 992. 716 Still, A. T., 1902b, S. 276. 674 Still, A. T., 1902e, p.18 717 Still, A. T., 1902e, S. 167. 675 Still, A. T. 1910–[1992ed.], S. xxii. 718 Ebenda. S. 61. 676 Tucker, E. E,. 1918, S. 247. 719 Ebenda, S. 34. 677 Still, A. T., 1908, S. 182. 720 Still, A. T., 1910-[1992ed.], S. 7. 678 Still, A. T., 1902e, S. 195. 721 Still, A. T., 1899g, S. 21. 679 Vgl. McConnell 1915a, 1915d. 722 Still, A. T., 1908a, S. 202. 680 Still, A. T,. 1908a, S. 229. 723 Ebenda. S. 88. 681 Still, A. T., 1902e, S. 227 [Hervorhebung 724 Still, A. T., 1902b S. 276. hinzugefügt]. 725 Still, A. T., 1910-[1992ed.], S. 123. 682 Still, A. T., 1899g, S. 77. 726 Still, A. T., 1902e, S. 57. 683 Still, A. T., 1902e, S. 211. 727 Still, A. T., 1902e, S. 40. 684 Ebenda. S. 226. 728 Ebenda. S. 29. 685 Still, A. T., 1910-[1992ed.]. 729 Still, A. T., 1899g, S. 34. 686 Still, A. T., 1899g, S. 84. 730 Still, A. T., 1904a, S. 257. 687 Still, C. E. Jr., 1991, S. 104f., S. 110–117. 731 Still, A. T., 1902e, S. 86. 688 Still, A. T., 1902e, S. 113. 732 Still, A. T., n. d.-m. 689 Still, A. T., 1908a, S. 224, 139, 188 und 229. 733 Still, A. T., 1900i, S. 292. 690 Still, A. T., 1902e, S. 152. 734 Ebenda 691 Still, A. T., 1908a, S. 275, S. 232 und S. 249. 735 Still, A. T., 1899g, S. 218. 692 Still, A. T., 1903, S. 1. 736 Still, A. T., 1902e, S. 125. 693 Still, A. T., 1908a, S. 90. 737 Still, A. T., 1899g, S. 13. zu Kapitel 5 425

165 Still, A. T., 1899g, S. 162. 176 persönliches Gespräch, 9. August 2001. 166 Ebenda. S. 164. 177 Toal, 2002, S. 24. 167 Ebenda. S. 163. 178 Arbuckle, 1947a, S. 13–15. 168 Still, A. T., 1899g, S. 165. 179 Gevitz 2003, S. 16f. 169 Still, A. T., 1895f, S. 5. 180 Still, A. T. 1908a, S. 151. 170 Still, A. T., 1908a, S. 345. 181 Still, A. T. 1901d, S. 357. 171 Still, A. T., 1896f, S. 8. 182 Still, A. T., 1895e, S. 6. 172 Still, A. T., 1908a, S. 188. 183 Still, A. T., 1910-[‚92 ed.], S. 6. 173 Still, A. T., 1910-[‚92 ed.], S. xxiii. 184 Still, A. T., 1895a, S.1. 174 Still, A. T., 1902e, S. 27. 185 Still, A. T., 1896f, S. 7. 175 Still, A. T., 1908a, S. 188 (Hervorhebungen 186 Becker, A. R., 1947, S. 13. hinzugefügt). 187 Still, A. T., 1910-[‚92 ed.], S. 2. Literatur 429

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er Professor am OMM Department am Philadelphia College of Osteopathic Medicine. Dr. Jones war sechs Jahre Chairman des Educational Council on Os- teopathic Principles of the American Association of Colleges of Osteopathic Medicine (dessen Mitglieder Leiter der OMM Departments aller amerikani- schen Colleges of Osteopathic Medicine sind) Er war Mitherausgeber and Au- tor beider Auflagen des American Osteopathic Association’s omnibus reference text, Foundations for Osteopathic Medicine. Er hat osteopathische Philosophie, Prinzipien und Praxis in den USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Russland, Japan and Spanien gelehrt. Dr. Jones war 2000–2001 Präsident der American Academy of Osteopathy. Kaiser, Drake, studierte Vergleichende Religionswissenschaft und Biblische Spra- che am Bryn Athyn College (Pennsylvania) und der Edinburgh University (Scot- land). Er studierte 15 Jahre lang Emanuel Swedenborgs theologische Schriften. Zurzeit ist er stellvertretender Direktor Swedenborg Association, einer Organi- sation, welche Swedenborgs Werke für spirituell Interessierte verkauft und pub- liziert und das Studium der ewigen Religion unterstützt. Laforest-Spilsbury, Nathalie, Übersetzerin, ATIO Associate, Tel: 705-435-3349, Fax: 705-435-1866 [email protected] Lüthy, Christoph, Ph. D., Wissenschaftsgeschichte, Harvard University(1995). Er ist Stipendiat an der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences. Er ist mit dem KUN Center for Medieval and Renaissance Natural Philosophy Depart- ment of Ancient and Medieval Philosophy der Nijmegen University verbunden. McKenzie, Rev. Douglas George, Geistlicher der Asbury and West United Church, Toronto Canada. Rev. McKenzie hat einen theologischen Master, Mc- Gill University, Montreal – 1972 und wurde im selben Jahr von der The United Church of Canada ordiniert. Moore, Laurence Newman, Professor für Amerikanistik (Ph. D., Yale University, 1968) an der Cornell University seit 1972. Autor von: Selling God: American Religion in the Marketplace of Culture (Oxford University Press, 1992) und Ko- autor von The Godless Constitution: The Case Against Religious Correctness (W. W. Norton, 1996). Gegenwärtig leitet er das American Studies program an der Cornell University. Pöttner, Dr. Martin, Theologe und Philosoph, Privatdozent für Neutestament- liche Theologie an der Universität Heidelberg, Deutschland, hat verschiedene Aufsätze über Hermeneutik, Semiotik und Philosophie veröffentlicht. Sandler, Steve, Graduierung durch die British School of Osteopathy 1975. Er hat