Chronik Der Konsum- Genossenschaft Nord Eg
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Autorenkollektiv Die erste dauerhafte Konsumgenossenschaft der Welt begann ihre Arbeit am 12. Dezember 1844 in Rochdale, England. Die Gründer Chronik der Konsum- waren 28 arbeitslose Flanellweber, die sich gegen das Preisdiktat der privaten Krämer und Händler für Lebensmittel auflehnten. Sie genossenschaft Nord eG versuchten durch den Verkauf der Lebensmittel über die Konsumge- nossenschaft die Not der Familien zu lindern. In Deutschland gab es erste frühe Gründungen von Konsumvereinen 1849 in Chemnitz und 1850 in Eilenburg. Den Mecklenburgern und Vorpommern wird gern nachgesagt, dass sie es mit der Aufnahme und Umsetzung neuer Ideen nicht so eilig haben. Offensichtlich trifft das nicht für alle Mecklenburger und Vor- pommern zu, denn unter dem Motto: „Ausdauer, Mut und Kraft sind Träger der Genossenschaft“ wagten es nachweislich eine Handvoll aktiver Menschen bereits 1864 in Rostock und Stralsund sowie 1871 in Greifswald Konsumvereine ins Leben zu rufen. Chronik der Konsumgenossenschaft Nord eG ISBN 9783833484469 Autorenkollektiv: Antje Michael, Kristina Obenaus, Sylke Saß, Jürgen Hahn Chronik der Konsumgenossenschaft Nord eG Herausgegeben von der Heinrich-Kaufmann-Stiftung des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften e.V. und dem Adolph von Elm Institut für Genossenschaftsgeschichte e.V., Baumeisterstraße 2, 20099 Hamburg, Telefon 040 - 235 19 79-0, www.zdk.coop Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt ISBN: 9783833484469 „ …aber mit den besten Aussichten auf eine schuldenfreie Zukunft.“ Der vorliegende Text über die Geschichte der Konsumgenossenschaften im ehemaligen Bezirk Rostock, in Mecklenburg und Vorpommern, wurde bereits im Jahre 2000 fertig gestellt. Damals schrieben die Autoren noch voller Hoffnung: „In diesem Monat besteht die Konsumgenossenschaft bereits 10 Jahre, 9 Jahre davon in Gesamtvollstreckung, aber mit den besten Aussichten auf eine schuldenfreie Zukunft.“ Die Hoffnung hat sich zer- schlagen, weil der weitgehende Zusammenbruch des Immobilienmarktes es verhindert hat, das einst große Vermögen der Genossenschaft dafür zu nutzen, die Schulden zu bezahlen und den Neuanfang zu finanzieren. Aus der umfangreichen Arbeit des Autorenkollektivs wurde eine Ausstellung und eine CD-ROM mit dem Text dieses Buches. Die Heinrich-Kaufmann-Stiftung des Zentral- verbandes deutscher Konsumgenossenschaften e.V. hat es übernommen, das Buch nun mit beträchtlicher zeitlicher Verzögerung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die vorliegende Arbeit enthält eine Fülle an Informationen zur Regionalgeschichte, die auf Dauer nutzbar sein sollen. Erzählt werden die Geschichten von zahlreichen Aktiven aus der Genossenschaftsbewegung, von Menschen, die Vorbild waren und die für eine neue Genossenschaftsbewegung wieder Vorbild sein können. Unser Dank gilt dem Autoren- kollektiv, das in mühsamer Kleinarbeit eine solche Fülle an Material zusammengetragen hat. Hamburg, April 2008 Burchard Bösche Herausgegeben von der Heinrich-Kaufmann-Stiftung des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften e.V. und dem Adolph von Elm Institut für Genossenschaftsgeschichte e.V., Baumeisterstraße 2, 20099 Hamburg, Telefon 040 - 235 19 79-0, www.zdk.coop Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt ISBN: 9783833484469 Konsumgenossenschaft Nord eG Die Konsumgenossenschaft Nord eG wurde am 08. Dezember 1990 durch Beschluß der Vertreterversammlung von 10 der insgesamt 11 Konsumgenossenschaften des ehemaligen Bezirkes Rostock gegründet. Die Konsumgenossenschaft Greifswald nahm an diesem Zusammenschluß nicht teil. In diesem Monat besteht die Konsumgenossenschaft bereits 10 Jahre, 9 Jahre davon in Gesamtvollstreckung, aber mit den besten Aussichten auf eine schuldenfreie Zukunft. Mit diesem Blick nach vorn darf man sich auch gern daran erinnern, welche Vergangenheit ein Unternehmen hat. Vertreter, Mitglieder und Mitarbeiter schlugen deshalb vor, die Entwicklung der Konsumgenossenschaft Nord eG zurückzuverfolgen. Die Geschichte von Konsum-Vereinen in der Region Mecklenburg-Vorpommern beginnt bereits um 1864. Die vorliegende Chronik beschränkt sich auf die Darstellung der Konsumgenossenschaften in Mecklenburg-Vorpommern, welche Mitglieder des ehemaligen Bezirkes Rostock (DDR) waren und deren Ursprung in der Gründung von Konsum-Vereinen bzw. Konsum- und Spargenossenschaften um die Jahrhundertwende liegt. Die Ausführungen in der Chronik zu den einzelnen Konsumvereinen bzw. Konsumgenossenschaften sind differenziert. Die Verfasser weisen darauf hin, daß das Quellenmaterial vom Umfang und von der Aussage her z.T. nur Fragmente über die Gründung, Existenz und Arbeit der Konsum- Vereine und Genossenschaften beinhaltet. Der Beginn Die erste Konsumgenossenschaft der Welt begann ihre Arbeit am 12. Dezember 1844 in Rochdale, England. Die Gründer waren 28 arbeitslose Flanellweber, die sich gegen das Preisdiktat der privaten Krämer und Händler für Lebensmittel auflehnten. Sie versuchten durch den Verkauf der Lebensmittel über die Konsumgenossenschaft die Not der Familien zu lindern. In Deutschland gab es erste Gründungen von Konsumvereinen 1849 in Chemnitz und 1850 in Eilenburg. Den Mecklenburgern und Vorpommern wird gern nachgesagt, daß sie es mit der Aufnahme und Umsetzung neuer Ideen nicht so eilig haben. Offensichtlich trifft das nicht für alle Mecklenburger und Vorpommern zu, denn unter dem Motto: „Ausdauer, Mut und Kraft sind Träger der Genossenschaft“ wagten es nachweislich eine Handvoll aktiver Menschen bereits 1864 in Rostock und Stralsund sowie 1871 in Greifswald Konsumvereine ins Leben zu rufen. Für den ersten „Consum- Verein zu Rostock m.u.H.“ wurde das erste Statut am 02.09.1863 angenommen und der Verein per 08. Januar 5 Konsum-Vereine in Mecklenburg-Vorpommern Seite 2 1864 als gegründet eingetragen. Das Statut ist in einer Generalversammlung am 09.09.1871 geändert worden. Der Verein muß 1889 im Mai noch bestanden haben.1 Alle Konsumvereine verpflichteten sich, den Konsummitgliedern unverfälschte, qualitativ gute Waren zu niedrigen Preisen gegen Barzahlung zu verschaffen. Im Vordergrund der Handelstätigkeit stand nicht Vermögensbildung für den Konsumverein, sondern Ersparnis für die Mitglieder und ihre Familien. Die ersten Versuche der Bildung eines Konsumvereins von den in der Chronik untersuchten Konsumvereinen überlebte nur der am 03.Juli 1871 gegründete Brot- Konsum- Verein und spätere Konsum- Produktiv- Verein für Greifswald und Umgegend e.G.m.b.H. nahtlos bis in das 20. Jahrhundert. Die Konsumvereine in Rostock und Stralsund, die in älteren Materialien erwähnt werden, mußten zunächst aufgeben. Sie starteten nach der Jahrhundertwende neu. Vergleichsweise ... zu anderen Regionen hatten es die Konsumgenossenschaften in Mecklenburg und Vorpommern nicht leicht, sich zu etablieren. Es gab wenige größere Städte mit entsprechenden Einwohnerzahlen, wie z.B. Rostock, Schwerin, Stralsund, Greifswald, Neustrelitz und Neubrandenburg. Auf einen Quadratkilometer kamen damals in Mecklenburg- Schwerin ca. 50 Einwohner (Sachsen hatte ca. 330 Einwohner je Quadratkilometer). Die Wirtschaftsstruktur war ebenfalls besonders ungünstig, es existierten überwiegend landwirtschaftliche und kleine gewerbliche Betriebe, die Industrie war schwach entwickelt. Da die Arbeiterschaft aus gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben die Mehrzahl der Konsummitglieder ausmachte und aufgrund ihres niedrigen Verdienstes eher bereit war, Mitglied zu werden, war es eher schwierig, auf breiter Ebene eine Basis für Konsumgenossenschaften zu finden. Die ersten Gründungen von Konsumgenossenschaften in Mecklenburg erfolgten 1902 in Grabow, Lübz und Wismar. In den nachfolgenden Jahren bis 1911 entstanden weitere Konsumvereine in: Boizenburg, Güstrow, Laage, Rostock, Tessin 1903 Schwerin, Rehna, Schwaan, Neustrelitz 1904 Doberan, Röbel 1905 Teterow, Neubukow, Parchim 1906 Schönberg, Gnoien, Friedland, Malchin, Sternberg 1907 Goldberg, Malchow 1908 Waren 1909 Hagenow 1910 Wittenburg 1911 In Vorpommern wurden in folgenden Orten Konsumvereine bzw. Konsum- und Spargenossenschaften gegründet: Wolgast 1900 Stralsund (im 2. Versuch) 1903 Anklam 1903 Barth 1908 Diese Schnellentwicklung konnte nicht ohne Fehlgründungen bleiben, zumal der zuständige Revisionsverband erst zu einer wirksamen Tätigkeit finden mußte. Verschmelzungen und Konkurse waren die Folge. Der KV Schwerin ging 1907 , Rehna 1910 und Stralsund erneut 1907 in Konkurs. Einige der kleinen Ortskonsumvereine verschmolzen mit größeren, da diese ihre wirtschaftliche 1 Quelle: Schriftverkehr mit dem zuständigen Ministerium in Schwerin, Landeshauptarchiv Mecklenburg- Vorpommern, Schwerin 1999 6 Konsum-Vereine in Mecklenburg-Vorpommern Seite 3 Leistungskraft erhöhen wollten. Der Gedanke des Bezirks- Konsumvereins setzte sich durch. Es verschmolzen die KV Teterow, Laage, Goldberg, Malchow und z.T. Gnoien mit dem KV Güstrow die KV Neubukow, Doberan und Tessin mit dem KV Rostock der KV Schönberg mit dem KV Lübeck der KV Hagenow mit dem KV Parchim der KV Friedland mit der Konsum- und Spargenossenschaft Neustrelitz. In der Region des ehemaligen Bezirkes Rostock gelang 10 Genossenschaften der Start in das Konsumleben gegen Anfechtungen in Form von Steuergesetzen, Anfeindungen der Lebensmittelhändler, Zwänge der Fabrikanten von Markenartikeln mit Preisbindungen, politische Repressalien etc. gut. Das betraf die Genossenschaften Rostock, Wismar, Barth, Gnoien (sie wurde 1914 Konsum- und Spargenossenschaft Stralsund), Wolgast, Tessin, Doberan, Neubukow, Greifswald und Bergen (Rügen), welche erst 1921 gegründet wurde.