Südküste Der Eckernförder Bucht Und Vorgelagerte Flachgründe 1
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Steckbrief Natura 2000 Gebiete Ostsee, FFH Südküste der Eckernförder Bucht und vorgelagerte Flachgründe 1 Südküste der Eckernförder Bucht und vorgelagerte Flachgründe In Kürze: Typ: EU FFH Gebiet FFH DE1526-391 Andere Ausweisungen: HELCOM BSPA 175, IBA DE006 und 007, EU VS Gebiet DE1525-492 Lage: Kieler Bucht, westliche Ostsee Größe: 8238 ha, davon 8098 ha marin Meldung durch: S-H Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume SCI seit: 13.11.2007. Die Landesregierung gibt an 08.01.20101 Abb. 1: Eckernförder Bucht. Schweinswalbeifang ist Schutzgüter: Eindrucksvoller Biotopkomplex das größte Problem. Hier ein im Juni 2012 bei aus Meeres- (Sandbänke u. Riffe) und Damp angetriebener Schweinswal, der mit einem Stein beschwert wurde (Quelle s. Fußnote2). Küstenlebensräumen (Strand, Lagunen, Dünen, Steilküste und Wald), Schweinswale. Gebietsspezifische Maßnahmen: nein Graudünen (2130), sowie bewaldeten Dünen (2180) geprägt. Der FFH Gebietsteil in der Eckernförder Bucht Gebietsbeschreibung2 erstreckt sich entlang der Küste zwischen Eckernförde und Strande (in der nördlichen Das FFH Gebiet in der Eckernförder Bucht ist Kieler Förde). Die Flachwasserbänke 8238 ha groß und in mehrere Teilgebiete Stollergrund und Mittelgrund wurden als aufgeteilt. Zu den Meereslebensräumen zählen separate Gebiete ausgewiesen. die im Flachwasser der Ostsee ausgebildeten Sandbänke (1110) und Riffe (1170) sowie die Die Wasserkörper der Eckernförder Bucht sind Flachgründe Stollergrund und Mittelgrund. Die mesohaline offene Küstengewässer (Typ B4 und Flachgewässer sind unter anderem Lebensraum B3 WRRL, (Fürhaupter et al., 2009; Meyer et al., des Schweinswales und ein Rastgebiet für 2008)), bis zu 27 m tief, und nach Osten hin Wasservögel von internationaler Bedeutung. exponiert. Die Eutrophierung der Daher ist das gesamte Gebiet auch als EU Küstengewässer (Nausch et al., 2011) ist immer Vogelschutzgebiet „Eckernförder Bucht mit noch zu hoch und verursacht nicht nur eine Flachgründen“ (DE 1525-491) ausgewiesen. erhöhte Trübung und dadurch Verminderung des Phytals (s. z. B. Schramm, 1996), sondern Das FFH Gebiet umfasst die die Küste gelegentlich auch exzessive Phytoplankton- und prägenden Lebensräume, die Strand- und Blaualgenblüten, sowie Sauerstoffdefizite (BSH, Dünenbereiche sowie die anschließende 2008; Petenati, 2009). Steilküste. Die Küste zwischen Eckernförde und Strande ist durch eine typische Abfolge von Das übergreifende Schutzziel ist die Erhaltung Spülsäumen (1210), zum Teil bewachsenen des weitgehend natürlichen und dynamischen Kiesstränden (1220), Primär- (2110), Weißünen Biotopkomplexes. (2120) und dem prioritären Lebensraumtyp 1 http://www.umweltdaten.landsh.de/public/natura/daten/detail.php?&smodus=short&g_nr=1526-391 2 s.http://www.umweltdaten.landsh.de/public/natura/daten/detail.php?&smodus=short&g_nr=1526-391 2 http://gsm-ev.de/2007/06/20/toter-wal-mit-ziegelstein-an-der-schwanzflosse-am-ostseestrand/ Sabine Christiansen, Elke Körner Endfassung Steckbriefe Freitag, 21. Dezember 2012 Steckbrief Natura 2000 Gebiete Ostsee, FFH Südküste der Eckernförder Bucht und vorgelagerte Flachgründe 2 Schutzgüter m Tiefe, und werden dann durch mehr oder Das FFH-Gebiet wurde nicht als LRT 1160 weniger ausgeprägte Seegrasflächen abgelöst „Großer, flacher Meeresarm und -bucht“ (Fürhaupter et al., 2008). Dagegen lag die untere ausgewiesen, obwohl dies laut Biotopkarte des Verbreitungsgrenze in den 1960er Jahren noch BfN (vgl. Anhang 4B) der die Teilgebiete des bei 10 m (Breuer and Schramm, 1988). Rotalgen FFH-Gebiets verbindende Großlebensraumtyp bestände, gemischt mit fädigen Algen besetzen ist. So werden nur die im Gebiet heute die Tiefen zwischen 6 und 10 m, wobei vorkommenden Lebensraumtypen von der ursprünglich dominierende Gabeltang besonderer Bedeutung, Sandbänke (31 %, 1110), (Furcellaria lumbricalis) durch andere und Riffe (35 %, 1170) ausgewiesen. Fraglich ist, Rotalgenarten ersetzt wurde (Breuer and in wieweit die Seegras- und Schramm, 1988). Makroalgenbestände umfasst sind. Die Steine bilden auch das Substrat für Makroalgen, u. a. Laminaria-Arten, welche am Sandbänke (1110) Stollergrund Süd, Stollergrund Nord und vor Rote Liste, FFH LRT 1110, HELCOM, Bern Strande in 10-12 m Wassertiefe vorkamen Konvention, BNatschG §30) (Schwenke 1966, Schaffelke 1996). Der tiefere Teil des Mittel- und die nicht riffartigen Flächen des Stollergrundes sind als Seegraswiesen Lebensraumtyp Sandbank ausgewiesen, (Rote Liste, FFH LRT 1110,1130,1140,1150, 1160, insgesamt etwa 30 % der Fläche des FFH- OSPAR, HELCOM, Bern Konvention, BNatschG §30) Gebietes. Der stellenweise nur 5 m tiefe Das Gemeine Seegras (Zostera marina) wächst Stollergrund ist Fanggebiet für Dorsch und bei optimalen Lebensbedingungen in der wegen seiner vielfältigen benthischen Fauna westlichen Ostsee in dichten Beständen kurz einer der „Hausgärten“ der Universität Kiel unterhalb der Niedrigwasserlinie bis zu einer (aber es gibt keine Veröffentlichungen dazu!). Wassertiefe von 10 m, vereinzelt bis 17 m . Es kann in der Kieler Bucht Blattlängen von bis zu Riffe1 und assoziierte Makrofauna2 und -flora 2 m erreichen (Meyer and Nehring, 2006). Bis in 1 Rote Liste, FFH LRT 1170, HELCOM, Bern die 1960er Jahre war Zostera marina bis zu einer Konvention, BNatschG §30 Wassertiefe von 6 m die bestandsbildende Art, 2 Rote Liste, FFH LRT 1140, 1170, HELCOM, OSPAR, in den 1980er Jahren nicht mehr. Die 6 m Linie BNatschG §30 stellt heute die absolute Tiefengrenze dar (Review in Meyer and Nehring, 2006) Riffartige geogene Hartsubstrate gibt es sowohl auf dem der Küste zwischen Dänisch-Nienhof Der gesamte Küstenabschnitt des FFH Gebietes und Strande vorgelagerten Flach, wie auch auf weist einen mehr oder weniger durchgehenden dem Mittelgrund (hier das gesamte Plateau) Bewuchs mit Fucus-Arten und Seegras (Zostera und dem Stollergrund. Auf dem Stollergrund marina) auf, in der Regel zoniert, aber auch in wechseln sich Riff- und Sandbankstrukturen durchmischten Beständen. Seegras wächst meist kleinräumig ab (vgl. Abbildung B in Anhang 2). ab 2 m Tiefe und erreicht an einigen Abschnitten einen Bedeckungsgrad von über 50 % Der Lebensraumtyp Riffe beinhaltet sowohl (Fürhaupter et al., 2008). geogene als auch biogene Riffstrukturen. In der Ostsee werden biogene Riffe hauptsächlich Schweinswale (Phocoena phocoena) durch Steinfelder mit flächendeckende Besiedlung der Miesmuschel Mytilus edulis (Rote Liste, FFH 1351, Anhang II, IV, OSPAR, HELCOM, Bern Konvention, Bonn Konvention, gebildet (Nehls et al., 2008). Die Schalen der CITES) Miesmuscheln bilden als Bänke ein komplexes Habitat mit einer vielfältigen Begleitfauna. Für Nach Untersuchungen von (Sveegaard et al., die Muschel fressenden Eiderenten bilden diese 2011; Teilmann et al., 2008) gehört das FFH Bänke ein wichtiges Nahrungs- und Gebiet nicht zu den Verbreitungsschwerpunkten Überwinterungshabitat. des Schweinswals in der westlichen Ostsee. Dennoch werden Schweinswale häufig Fucusarten (Fucus vesiculosus, F. serratus), beobachtet (Loos et al., 2011), vgl. Abb. 2), und bewachsen alle künstlichen und natürlichen und auch ganzjährig im Monitoring erfasst Hartsubstrate im Flachwasser bis nur etwa 1.5 Sabine Christiansen, Elke Körner Endfassung Steckbriefe Freitag, 21. Dezember 2012 Steckbrief Natura 2000 Gebiete Ostsee, FFH Südküste der Eckernförder Bucht und vorgelagerte Flachgründe 3 (Herr, 2009; Siebert et al., 2006). Die große Zahl Kiesgründe mit Ophelia Arten der Totfunde zwischen Olpenitz und Bülk - (Rote Liste DE Biotoptypen (gefährdet), Rote Liste DE allein 54 im Jahr 2011) - verweisen auf die Ostsee (Ophelia rathkei, pot. gefährdet), HELCOM, Bedeutung des Gebietes als Lebensraum für den BNatschG §30) Schweinswal (vgl. Müller 2012, Kiesgründe mit Ophelia-Arten sind vom Stollergrund und aus einem Gebiet vor Bülk bekannt (Hiebenthal et al., 2012). Man findet diese Grobsand- und Kiesgründe fleckenhaft entweder auf Abtragungszonen oder auf strömungsexponierten Sandbänken der Ostsee. Sie sind lagestabil und vergleichsweise struktur- und artenreich mit den Ophelia-Arten Ophelia limacina, O. rathkei und Travisia forbesi als Indikatorarten (Hiebenthal et al., 2012). Kiesgründe sind bevorzugtes Siedlungssubstrat für Miesmuscheln, und in deren Gefolge auch von Seesternen. Pockmarks Am Fuß des Mittelgrunds in etwa 25 m Tiefe befinden sich bis zu 900 m lange, 50-60 m breite Abb. 2: Sichtungen von Schweinswalen in der und 1-2 m tiefe Depressionen, aus welchen westlichen Ostsee durch Wassersportler im Methan entweicht (Whiticar and Werner 1981 in Sommer 2011. Ausschnitt aus Karte von DMM/ Orsi et al., 1996); s. Abb. 3. Es wird vermutet, 3 GSM . Einzeltiere (rotes Dreieck), 2-5 Tiere (gelber daß aufsteigendes Süßwasser die Punkt), 6-10 Tiere (grünes Viereck), 11-15 Tiere Methanbildung anregt. Der Meeresboden ist (blaues Fünfeck). sehr fein und instabil. Karbonatkrusten wurden Andere Schutzgüter nicht beobachtet. Islandmuschel (Arctica islandica) (Rote Liste des deutschen Meeres- und Küstenbereichs der Ostsee, OSPAR) Islandmuscheln kommen in den tieferen Bereichen des Eckernförder Bucht, zum Teil innerhalb der zum FFH Gebiet gehörenden Bänke auf sandig-schlickigem Grund vor (Hiebenthal et al., 2012a). Dieser Bereich liegt heute zum größten Teil innerhalb der 3 Seemeilenzone in der laut Schleswig- Holsteinischer Küstenfischereiverordnung (2008) nicht mit Grundschleppnetzen gefischt werden darf, wurde aber früher intensiv befischt (Krost et al., 1990). Die Mortalität von Arctica islandica durch Schleppnetze ist belegt (Rumohr and Krost, 1991). Abb. 3: Pockmarks am Fuß des Mittelgrundes