Diasporapolitik in Subsahara-Afrika:

Eine Politikfeldanalyse auf Basis der Fallbeispiele Kamerun und

Von der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen zur Erlangung des akademischen Grades

Dr. rer. pol.

genehmigte Dissertation

von

Magdalene Pac

aus

Ortelsburg (Polen)

1. Gutachter: Prof. Dr. Tobias Debiel 2. Gutachter: Prof. Dr. Walter Eberlei

Tag der Disputation: 9. Oktober 2019 1

Danksagung

Die nun fertige Dissertation erscheint zwar ausschließlich unter meinem Namen, es gibt jedoch eine Reihe von Personen, denen mein herzlichster Dank gilt. Ohne diese, wäre diese Dissertation nicht zu- stande gekommen. Ich möchte im Folgenden allen danken, die mich von Beginn an unterstützt und an mich geglaubt haben.

Insbesondere danke ich meinen beiden Betreuern. Prof. Dr. Walter Eberlei unterstützte von Beginn an meine Ideen und Pläne. Sein Überzeugung, dass diese zu realisieren sind, und sein Engagement haben nicht zuletzt den Grundstein dieses Dissertationsprojektes gelegt und mich auf meinem ge- samten Weg begleitet. Prof. Dr. Walter Eberlei und Prof. Dr. Tobias Debiel haben in zahlreichen Ge- sprächen stets wertvolle konstruktive Kritik und das notwendige Feedback gegeben. Sie haben nie die Geduld auf dem recht langen Weg zum Abschluss verloren und mich mit ihrer wertvollen positi- ven Einstellung immer wieder aufgebaut. Das sehe ich nicht als selbstverständlich an.

Mein Dank gilt auch dem Team des „Promotionskolleg Internationale Beziehungen/Friedens- und Entwicklungsforschung“ am Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen für die kritische Auseinandersetzung mit meinem Promotionsthema, den Anregungen und Denkanstö- ßen sowie zielführenden Diskussionen. Nicht zuletzt danke ich der Hochschule Düsseldorf und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst für die Unterstützung des Projektes.

Allen meinen kamerunischen und ghanaischen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern gilt mein per- sönlicher Dank dafür, dass sie mir den Zugang zur Thematik eröffnet haben und mich bei meinen For- schungsaufenthalten unterstützt haben. Sie haben dazu beigetragen, dass meine Forschung auch eine persönliche Bereicherung wurde. Meinen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern danke ich für die zahlreichen Gespräche, die ich auf intellektueller und persönlicher Ebene als bereichernd erlebt habe und für die Begegnungen, die mir in Erinnerung bleiben werden.

Dankbar bin ich auch denjenigen, die sich immer wieder zur Durchsicht meiner Arbeit bereit erklärt haben und differenzierte Anmerkungen sowie Korrekturen vorgenommen haben. Auch danke ich al- len promovierenden Leidensgenossinnen und Leidensgenossen, die durch zahllose Gespräche und praktische Tipps meine Arbeit unterstützt haben.

Eine herausragende Stellung nehmen meine Familie und Freunde ein. Sie haben nicht nur jederzeit ein offenes Ohr – insbesondere in den schwierigen und herausfordernden Phasen – gehabt, sondern haben häufig meine Abwesenheit in vielen Situation ohne Murren hingenommen und mich immer wieder versucht zu motivieren. Meine Familie hat mir insbesondere zum Schluss den Rücken freige- halten und damit überhaupt ermöglicht, das Dissertationsprojekt zu Ende zu stellen. Ohne ihre Un- terstützung wäre dieses kaum möglich gewesen. Das werde ich nie vergessen.

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ...... 5 Abkürzungsverzeichnis ...... 6 1. Einleitung ...... 9 1.1 Der Diaspora-Begriff ...... 9 1.2 Diasporapolitik ...... 11 1.2.1 Transnationalisierung und die Folgen von Migration auf Entwicklung ...... 11 1.2.2 Migration und Entwicklung ...... 13 1.2.3 Diasporapolitik in Subsahara-Afrika ...... 16 1.3 Ziel der Arbeit ...... 18 1.4 Politikfeldanalyse ...... 20 1.5 Aufbau der Arbeit ...... 22 2. Forschungsstand zum Politikfeld der Diasporapolitik ...... 24 2.1 Die Policy-Ebene der Diasporapolitik ...... 25 2.2 Die Polity-Ebene der Diasporapolitik ...... 31 2.3 Politics: Politische Prozesse im Politikfeld Diasporapolitik ...... 34 2.3.1 Akteure im Politikfeld Diasporapolitik...... 35 2.3.1.1 Die politische Ebene der Regierungen der Herkunftsstaaten ...... 35 2.3.1.2 Administratives System ...... 39 2.3.1.3 Politische Parteien und nicht-staatliche Akteure (außer der Diaspora) ...... 40 2.3.1.4 Regierungen der Aufnahmestaaten und internationale Organisationen ...... 41 2.3.1.5 Diaspora ...... 44 2.3.2 Doppelte Staatsangehörigkeit ...... 47 2.3.3 Auslandswahlrecht ...... 55 2.4 Zusammenfassende Auswertung des Forschungsstands ...... 60 3. Forschungsdesign ...... 63 3.1 Ziel und Fragestellung ...... 63 3.2 Fallstudiendesign ...... 64 3.3 Fallauswahl ...... 65 3.3.1 Einführung Fallbeispiel Kamerun ...... 67 3.3.2 Einführung Fallbeispiel Ghana ...... 71 3.4 Quellen und Datenerhebung ...... 76 3.5 Auswertung ...... 80 3

4. Das Fallbeispiel Kamerun ...... 82 4.1 Kameruns symbolische Diasporapolitik ...... 82 4.1.1 Mobilisierung der Diaspora durch die kamerunische Regierung ...... 84 4.1.2 Integration der kamerunischen Diaspora ...... 86 4.1.2.1 Strategische Planung der Diasporaförderung in Kamerun ...... 86 4.1.2.2 Diasporakonferenzen im Rahmen kamerunischer Diasporapolitik ...... 89 4.1.2.3 Treffen zwischen Regierungsvertreter_innen und Diasporamitgliedern ...... 92 4.1.2.4 Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht in Kamerun ...... 93 4.1.3 Rückkehrförderung in Kamerun ...... 95 4.2 Polity-Dimension: Blockierte Demokratie und Diasporapolitik ...... 96 4.3 Die Politics-Ebene der Diasporapolitik in Kamerun ...... 100 4.3.1 Rolle der Akteure im Politikfeld Diasporapolitik in Kamerun ...... 100 4.3.1.1 Dominanz des politischen Machtzentrums der Regierung Kameruns ...... 100 4.3.1.2 Das administrative System jenseits des Machtzentrums ...... 103 4.3.1.3 Politische Parteien, Parlament und Zivilgesellschaft ...... 107 4.3.1.4 Indirekter Einfluss externer Akteure auf die Diasporapolitik Kameruns ...... 109 4.3.1.5 Die "politische" und die „positive“ kamerunische Diaspora ...... 110 4.3.1.6 Bedeutungszuwachs der Diasporapolitik durch Rückkehrer_innen ...... 116 4.3.2 Verbot der Doppelten Staatsangehörigkeit ...... 117 4.3.3. Die Instrumentalisierung des Auslandswahlrechts ...... 120 4.4 Fazit: Die neopatrimoniale Logik der kamerunischen Diasporapolitik ...... 125 5. Das Fallbeispiel Ghana ...... 129 5.1 Ghanas diasporapolitische Ansätze ...... 129 5.1.1 Maßnahmen zum Aufbau und zur Mobilisierung der ghanaischen Diaspora ...... 131 5.1.1.1 Erfassung der Diaspora ...... 131 5.1.1.2 Ausbau institutioneller Kapazitäten ...... 133 5.1.2 Integration der ghanaischen Diaspora ...... 137 5.1.2.1 Strategische Planung der Diasporaförderung in Ghana ...... 137 5.1.2.2 Diasporakonferenzen und Treffen mit ghanaischen Regierungsvertreter_innen 140 5.1.2.3 Politische (Partizipations-) Rechte der ghanaischen Diaspora ...... 141 5.1.3 Rückkehrförderung in Ghana ...... 144 5.1.4 Die alte Diaspora als Zielgruppe ghanaischer Diasporapolitik ...... 146 5.2 Die Polity-Dimension: Hohe Relevanz von Transitions- und Demokratisierungsprozessen für ghanaische Diasporapolitik ...... 147 5.3 Politics – beteiligte Akteure und ihre Auseinandersetzung im Politikfeld ...... 151 5.3.1 Rolle der Akteure im Politikfeld in Ghana und ihre Interessen ...... 152 4

5.3.1.1 Die ghanaische Regierung ...... 152 5.3.1.2 Parteien - NDC und NPP ...... 154 5.3.1.3 Administrative System in Ghana ...... 159 5.3.1.4 Parlament und Zivilgesellschaft ...... 161 5.3.1.5 Indirekte und direkte Einflüsse auf die Diasporapolitik Ghanas durch Regierungen der Aufnahmestaaten und internationale Organisationen ...... 163 5.3.1.6 Die ghanaische Diaspora ...... 166 5.3.1.7 Ghanaische Rückkehrer_innen ...... 169 5.3.2 Auseinandersetzung um die Doppelte Staatsangehörigkeit in Ghana ...... 171 5.3.3 Akteure in der Auseinandersetzung um das Auslandswahlrecht in Ghana – die Haltung der NDC und der NPP ...... 173 5.3.3.1 Kufuors erster Versuch, das Auslandswahlrecht im Wahljahr 2004 einzuführen .... 174 5.3.3.2 Die Einführung des Auslandswahlrechts 2006 ...... 176 5.3.3.3 Analyse ...... 181 5.3.3.4 Nach der Verabschiedung des Auslandswahlrechts ...... 183 5.4 Fazit: Der Einfluss von Demokratisierung auf Diasporapolitik in Ghana ...... 184 6. Zusammenfassende Analyse der Fallbeispiele und Fazit ...... 188 6.1 Diasporapolitik der beiden Fallbeispiele im Kontrast ...... 188 6.2 Bedeutung des nationalen Systems für die Diasporapolitik ...... 190 6.3 Rolle und Interessen der Akteure im Politikfeld ...... 192 6.4 Fazit ...... 195 Quellenverzeichnis ...... 198 Verzeichnis der geführten Interviews mit Expert_innen ...... 237

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Anzahl von Diasporaorganisationen (Gamlen et al. 2013: 5) ...... 16 Abbildung 2 Diasporaorganisationen in Subsahara-Afrika (eigene Zusammenstellung) ...... 17 Abbildung 3 Typisierung von Diasporapolitik (eigene Darstellung) ...... 27 Abbildung 4 Diasporapolitische Empfehlungen der IOM (Agunias/Newland 2012: 24) ...... 29 Abbildung 5 Doppelte Staatsangehörigkeit in afrikanischen Staaten (Olivier 2015) ...... 49 Abbildung 6 Auslandswahlrecht in Subsahara-Afrika (Datenquelle: Hartmann 2015: 908f.) ...... 56 Abbildung 7 Fallauswahl (eigene Darstellung) ...... 66 Abbildung 8 Die beiden Fälle Kamerun und Ghana (eigene Darstellung) ...... 67 Abbildung 9 Qualitative Inhaltsanalyse (nach Mayring 2000) ...... 80 Abbildung 10 Diasporapolitik in Kamerun (eigene Darstellung) ...... 83 Abbildung 11 Maßnahmen im Rahmen ghanaischer Diasporapolitik (eigene Darstellung) ...... 131 Abbildung 12 Wahlergebnisse in Ghana (1996-2016) (eigene Darstellung) ...... 149 Abbildung 13 Diaspora-MP in Ghana (eigene Darstellung) ...... 157 Abbildung 14 Die Einführung des Auslandswahlrechts in Ghana (eigene Darstellung) ...... 180

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Abkürzungsverzeichnis

AAAG African American Association of ADM African Diaspora Marketplace Ghana

ALCEC Association de Lutte contre AU Afrikanische Union l’Emigration Clandestine

BMZ Bundesministerium für wirt- BUCREP Bureau Central des Recherche et schaftliche Zusammenarbeit und de Recensement Entwicklung

CAMDIAC Cameroon Diaspora for Change CASA -NET Cameroonian Skills Abroad – Network

CCD Conseil des Camerounais de la CIM Centrum für internationale Mig- diaspora ration und Entwicklung

C.O.D.E. Collectif des Organisations dé- CPDM Cameroon People Democratic mocratiques et patriotiques des Movement Camerounais de la Diaspora

CPP Convention People’s Party CMS Center for Migration Studies

DAB Diaspora Affairs Bureau DAU Diaspora Affairs Unit

DAVOC Draw a Vision of Cameroon DGSN Délégation générale à la Sûreté nationale

DSCE Stratégie pour la Croissance et DSU Diaspora Support Unit l’Emploi

DVC Diaspora Vote Committee EC Electoral Commission

ELECAM Elections Cameroon FDI Foreign Direct Investment

FNE Fonds National de l’Emploi FOREC- Forum Economique et Commer- DIA cial avec la Diaspora

FOSTDIC Forum Scientifique et Technolo- FSD Front Social Democrat gique de la Diaspora Camerou- naise

GCIM Global Commission on Interna- GDV Ghana Diaspora Voice tional Migration

GFMD Global Forum on Migration and GHACO Ghanaians Abroad against Development Corruption

GIMMA Ghana Integrated Migration GIPC Ghana Investment Promotion Management Approach Centre

GIS Ghana Immigration Service 7

GIZ Gesellschaft für internationale GNCM Ghana National Commission on Zusammenarbeit Migration

GPRS Ghana Poverty Reduction GSGDA Ghana Shared Growth and Strategy Paper Development Agenda

GSS Ghana Statistical Service HTA Home Town Associations

ICMPD International Centre for Migra- IDEA International Institute for De- tion Policy Development mocracy and Electoral Assis- tance

IFORD Institut de Formation et de IIAG Ibrahim Index of African Govern- Recherche démographiques ance

IMSCM Inter -ministerial Committee on INS Institut National de la Statistique Migration

IOM Internationale Organisation für IRIC Institut des Relations Internatio- Migration nales du Cameroun

ISODEC Integrated Social Development JERSIC Journées d’Excellence de la Re- Center cherche Scientifique et de l’Inno- vation au Cameroun

MIDA Migration for Development in MINCOM Ministère du Commerce Africa

MINEFOP Ministère de l'Emploi et de la MINEPAT Ministère de l’Economie, de la Formation Professionnelle Planification et de l’Aménage- ment du Territoire

MINESUP Ministère de l’Enseignement MINETAD Ministère de l’Administration Supérieur territoriale et de la Décentralisa- tion

MINFIN Ministère des Finance MINJEU- Ministère de la Jeunesse et de NESSE L'Education Civique

MINRESI Ministère de la Recherche Scien- MINREX Ministère des Relations Exté- tifique et de l’Innovation du Ca- rieures meroun

MINTSS Ministère du Travail et de la MP Mitglieder des Parlaments Sécurité sociale

MRC Mouvement pour la renaissance NCGC National Congress of Ghanaian du Cameroun Canadians

NDC National Democratic Congress NDPC National Development Planning Commission

NIA National Identification Authority NMP National Migration Policy

NPP New Patriotic Party NRCR National Remittances Credit Registry 8

NRGS Non -Resident Ghanaian Secre- NUGS National Union of Ghana tariat Students

OA One Africa ODA Official Development Assistance

PANA - Pan -African Historical Theatre PARIC Programme d’Appui au Retour Fest Festival des Immigrés Camerounais

PARI -JEDI Le Programme d’Aide au Retour PNC People National Convention et à l’Insertion des Jeunesses de la Diaspora

PNDC Provisional National Defence PRODESO Programme Franco -Camerou- Council nais pour un Développement So- lidaire

RDPC Rassemblement Démocratique RECOGIN Representative of the Council of du Peuple Camerounais Ghanaian Organisations in the Netherlands

ROPAA Representation of the People ROPAB Representation of the People (Amendment) Act (Amendment) Bill

ROPAL Representation of the People SCNC Southern Cameroon National (Amendment) Law Council

SDF Social Democratic Front SMIC Solutions aux Migrations Clan- destines

TOKTEN Transfer of Knowledge through TRQN Temporary Return of Qualified Expatriate Nationals Nationals

TUC Trade Union Congress UDA Union pour la diaspora active

UGAG Union of Ghanaian Associations UNC Union Nationale Camerounaise in Germany

UNEK Union nationale des étudiants UNDP United Nations Development du Kamerun Programme

UNSRC United Nations Social Recreation UNHCR United Nations High Commis- Club sioner for Refugees

USAID United States Agency for Inter- UPC Union des Populations du Came- national Development roun

ZAV Zentrale Auslands - und Fachver- WUS World University Service mittlung

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1. Einleitung Bereits im 19. und im frühen 20. Jahrhundert pflegten Staaten Beziehungen zu ihren Bürger_innen im Ausland (Glick Schiller/Fouron 2001: 19). Allerdings hegten sie die Erwartung, dass diese zurückkehren würden. Dauerhafte Migration wurde als Vaterlandsverrat gewertet (siehe auch Koslowski 2005: 10). Die Bewertung von Migration und damit auch die Sicht auf Migrant_innen haben sich geändert. Immer mehr Staaten erkennen an, dass im Ausland lebende Bürger_innen – die sogenannte Diaspora – wei- terhin zur Nation gehören und zur Entwicklung ihrer Herkunftsstaaten beitragen können. Daher bemü- hen sich Regierungen verstärkt, mit den Emigrant_innen in Kontakt zu bleiben. Dieses Interesse und die damit verbundenen Ansätze werden mit dem Begriff der Diasporapolitik zusammengefasst. Fragen der Diasporapolitik sind in Zeiten signifikanter Migrationsbewegungen und politischer Konflikte von größter Relevanz, so dass diasporapolitische Fragen verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Ein hochaktuelles Beispiel für Diasporapolitik sind beispielsweise die Wahlveranstaltungen türkischer Politiker_innen in Deutschland.

Im Folgenden wird zunächst der Begriff der Diaspora näher erläutert, bevor die Grundzüge des Politik- feldes der Diasporapolitik und anschließend der Diasporapolitik in Subsahara-Afrika skizziert werden. Anschließend werden die Zielsetzung der Arbeit und das methodische Vorgehen – die Politikfeldana- lyse – sowie der Aufbau der gesamten Arbeit dargestellt.

1.1 Der Diaspora-Begriff Der Diaspora-Begriff ist aus entwicklungspolitischen Diskursen nicht mehr wegzudenken. Allerdings gestaltet sich das Unterfangen, den Diaspora-Begriff klar zu umreißen, gar nicht so einfach, was darin begründet liegt, dass der Begriff eine historisch gewachsene Bedeutung hat, die sich zwischenzeitlich gewandelt hat. Der Begriff Diaspora wurde erstmals in der griechischen Übersetzung der jüdischen Tora verwendet und bedeutet „Zerstreuung“ oder „Verbreitung“. Für über 200 Jahre bezog sich der Begriff ausschließlich auf die jüdische Diaspora. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor allem seit den 1960er Jahren, weitete er sich auf einige weitere Fälle aus (beispielsweise auf die arme- nische und griechische Diaspora). Aufgrund der unfreiwilligen Existenz in der Fremde oder in der Ver- bannung dieser Gruppen, hatte der Begriff zunächst eine negative Konnotation (Mayer 2005: 8). Seit- her hat sich die Verwendung des Begriffes stark gewandelt. Mit der Steigerung der Bedeutung der Bürger_innen im Ausland erfährt der Begriff der Diaspora, mit dem sie bezeichnet werden, stärkere Verbreitung. In politischen Debatten oder medialen Kontexten wird er gegenwärtig zumeist in einem sehr weiten, umfassenden, aber auch unscharfen Verständnis verwendet und weist Überschneidungen mit Begriffen wie Migrant_innen, Auswander_innen, Flüchtlinge, Gastarbeiter_innen oder Exil-Ge- meinschaften auf (Brubaker 2005: 3). 10

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Diaspora-Begriff sind sowohl engere als auch weitere Verständnisse anzutreffen. Vertovec (2009: 5) definiert Diaspora sehr weit als „[...] imaginäre Gemeinschaft, die jenseits ihres ursprünglichen Herkunftsortes lebt ”. Die meisten Definitionen sind enger. Ihnen sind üblicherweise drei Eigenschaften gemeinsam, welche die Diaspora charakterisieren: (1) Verteilung der Migrant_innen auf mehrere Orte, (2) Orientierung in Richtung eines (realen oder imaginären) Herkunftsstaates und (3) Existenz eines Gruppengefühls, das eine Abgrenzung zur Aufnah- megesellschaft bildet (Brubaker 2005: 5; Gamlen 2008a: 842). Es besteht jedoch Uneinigkeit über die Ausprägung und Gewichtung dieser Faktoren. Laut Brubaker (2005: 11) ist das Merkmal eines verbin- denden Gruppengefühls, aufgrund hybrider Identitäten, weniger bedeutsam, wohingegen sich für Ma- yer (2005: 13) Diasporagemeinschaften durch die Idee eines gemeinsamen Ursprungs auszeichnen. Das Fortbestehen des Gruppengefühls über mehrere Generationen hinweg, das für einige Autor_innen (Armstrong 1976: 1982 zit. nach Brubaker 2005: 7) ebenfalls ein konstituierendes Element von Diaspo- ragruppen darstellt, wird durch Brubaker (2005: 7) in Frage gestellt. Für ihn sind die Aktivitäten der Mitglieder der Diaspora, die auf das Herkunftsland zielen, bedeutender als die Identität, die das Grup- pengefühl begründet (Brubaker 2005: 12).

Für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit ist insbesondere auch die Debatte über Diaspora(-politik) in entwicklungspolitischen Kontexten von Bedeutung. In diesem Diskurs wird die Diaspora mit Bezug auf Entwicklungsprozesse in ihren Herkunftsländern definiert; so beschreibt laut Ceschi und Mezzetti (2011: 4) der Diaspora-Begriff „in transnationalen Feldern kollektiv handelnde Akteure, die aus der Ferne Zugehörigkeit und wirtschaftliche, soziale und politische Mobilisierung, die sich auf die Entwick- lung des Herkunftslandes richtet, herstellen”. Der Bezug zur sozio-ökonomischen Entwicklung ist auch in der Definition der Afrikanischen Union (AU) gegeben. Die afrikanische Diaspora wird durch die AU als „Menschen afrikanischer Abstammung, die, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, jenseits des Kontinents leben und sich weiterhin verpflichtet fühlen, zur Entwicklung des Kontinents und der Afri- kanischen Union beizutragen“ definiert (AU 2005). Der Verweis auf die Abstammung in der Definition der AU verdeutlicht die Komplexität der afrikanischen Diaspora. Diese kann mehrfach differenziert werden, zunächst in eine sogenannte alte, bzw. originale, afrikanische Diaspora und eine neue Diaspora (Koser 2003: 1). Die alte afrikanische Diaspora (in den Vereinigten Staaten von Amerika) setzt sich aus den Nachkommen der verschleppten Sklav_innen zusammen. Im Gegensatz dazu bezieht sich der Begriff der neuen afrikanischen Diaspora auf gegenwärtige Migrationsprozesse. Davies (2007: 67) differenziert stärker und definiert drei Gruppen der afrikanischen Diaspora: 1) die Diaspora der Kolo- nialzeit, 2) der De-Kolonialisierung und 3) die Diaspora des globalisierten Neoliberalismus / der Struk- turanpassungsprogramme der 1980er Jahre. Daneben kann die afrikanische Diaspora unterschieden werden in die interne afrikanische Diaspora, die auf dem afrikanischen Kontinent migriert, und die externe afrikanische Diaspora, die den Kontinent verlässt (Okome 2007: 152). Die Herkunftsstaaten 11 afrikanischer Migrant_innen verwenden den Diaspora-Begriff häufig sehr allgemein, um die Summe ihrer Bürger_innen im Ausland zusammenzufassen. Turner und Kleist (2013: 201) hingegen machen darauf aufmerksam, dass aus Sicht mancher Regierungen der Herkunftsstaaten nicht alle Bürger_innen im Ausland als Teil der Diaspora begriffen werden. Turner und Kleist verweisen dabei auf mittellose Migrant_innen, die lediglich in die Nachbarländer migriert sind; auf Bürger_innen im Ausland, die nicht über ausreichendes soziales Kapital verfügen und die sich nicht in transnationale Aktivitäten einbrin- gen sowie auch Migrant_innen, die aufgrund ihrer politischen Einstellung durch Regierungen nicht be- rücksichtigt werden.

1.2 Diasporapolitik Die Anerkennung einer Diaspora als Teil der Nation drückt sich in politischen Maßnahmen und Pro- grammen aus, die auf die Einbindung der Bürger_innen im Ausland zielen. Diese Bemühungen mani- festieren sich in Institutionen, die für Diasporabelange geschaffen werden. Die Gewährung von politi- schen Rechten für Bürger_innen im Ausland in Form von Doppelter Staatsangehörigkeit und dem Aus- landswahlrecht bilden dabei die weitreichendsten Maßnahmen, die auf Migrant_innen zielen. Diese und andere staatliche Maßnahmen werden in dieser Arbeit, verschiedenen Autor_innen folgend, mit dem Begriff Diasporapolitik zusammengefasst. So definiert Gamlen (2008: 5) Diasporapolitik als „staat- liche Institutionen und Praktiken, die auf Bürger_innen zielen, die im Ausland leben“. In anderen Ar- beiten werden Bezeichnungen wie Emigration Policy (Brand 2006), Bonding Mechanisms (Chander 2006), Extraterritorial Citizenship Strategies (Ho 2011) und Sending State Strategies (ebd.) synonym verwendet.

Verschiedene Faktoren haben in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer stärkeren Beachtung der Diaspora und, daraus resultierend, zu einer aktiveren Diasporapolitik geführt. Diese sind insbesondere Transnationalisierungsprozesse und die Diskurse über die Folgen von Migration auf Entwicklung. Transnationalisierungsprozesse und die Folgen von Migration auf Entwicklung bilden die Basis für Diasporapolitik, reichen aber als Erklärungsfaktoren für die Diasporapolitik einzelner Staaten – und dies wird in den Analysen dieser Arbeit deutlich werden – keinesfalls aus.

1.2.1 Transnationalisierung und die Folgen von Migration auf Entwicklung Technischer Fortschritt – insbesondere digitale Telekommunikation – ermöglicht Migrant_innen mul- tiple Zugehörigkeit und soziale Beziehungen über nationale Grenzen hinweg. Diese multiplen Zugehö- rigkeiten und das Aufrechterhalten sozialer Beziehungen über nationale Grenzen hinweg werden mit dem Begriff Transnationalismus bezeichnet (Basch et al. 1994: 7). Nationale Zugehörigkeit definiert 12 sich, als Folge der Transnationalisierung, nicht mehr ausschließlich über die dauerhafte physische An- wesenheit an einem Ort. Diese veränderte Realität fordert Staaten heraus, Konzepte wie Nationalität und Staatsangehörigkeit zu überdenken. 1 In der Praxis folgen daraus insbesondere Debatten über die Rechte der in der Diaspora lebenden Bürger_innen, vor allem um die Themen Doppelte Staatsangehö- rigkeit und Auslandswahlrecht. In der Wissenschaft werden die neuen Herausforderungen in verän- derten Konzepten von Citizenship behandelt. Der Begriff beschränkt sich nicht auf die formale Staats- angehörigkeit, sondern umfasst auch die Nationalität. Fitzgerald (2000: 10) entwickelt auf Basis seiner Forschung im Migrationskorridor Mexiko-USA das Modell des Extra-Territorial Citizenship , womit „cit- izenship in a territorially bounded political community without residence in the community “ gemeint ist (2000: 10). Die nationale Zugehörigkeit, inklusive legaler und moralischer Rechte und Pflichten, be- steht fort, auch wenn die Bürger_innen in einem anderen Land ansässig sind. Die ökonomische Betei- ligung der Diaspora legitimiert Fitzgerald zufolge die Extra-Territorial Citizenship . Eine Zugehörigkeit als öffentlicher Ausdruck von Identität der Migrant_innen kann jedoch nur erfolgen, wenn auch die Gegenseite diese Zugehörigkeit akzeptiert (siehe auch Barry 2006: 25). Auch in Barrys Konzept des External Citizenship , das sie als „die fortbestehende Beziehung zwischen Emigrationsstaaten und ihrer Bürger_innen, die vorübergehend oder dauerhaft in Immigrationsstaaten leben“ (2006: 26) definiert, wird diese Gegenseitigkeit betont: Kernelement von External Citizenship ist die Bemühung sowohl der Diaspora als auch der Herkunftsstaaten, die Verbindung zueinander aufrechtzuerhalten. Transnatio- nale Konzepte von Bürgerschaft resultieren in transnationalen Konzepten des Staates: Basch, Glick Schiller und Szanton-Blanc (1994) sprechen von Deterritorialized Nation-States , Smith und Guarnizo (1998, zit in: Fitzgerald 2000: 29) sowie Glick Schiller und Fouron (2001) von transterritorialen Natio- nalstaaten. Alle diese Konzepte fassen die Beobachtung zusammen, dass Staaten ihre Staatstätigkeit nicht mehr auf Bürger_innen innerhalb ihrer Territorialgrenzen beschränken, da auch Bürger_innen im Ausland als Teil der Nation betrachtet werden.

1 Der Begriff der Staatsangehörigkeit beschreibt die rechtlich formale Zugehörigkeit (Schubert/Klein 2011). Der Begriff Nationalität ist mehrdeutig; zum einen wird mit ihm ebenfalls die formale Staatsangehörigkeit zu einem Staat bezeichnet, zum anderen meint er die nicht-formalisierte Zugehörigkeit zu einer Nation, die als eine Zuge- hörigkeitsgemeinschaft verstanden wird, und nicht in einem konservativen Sinne als Abstammungsgemeinschaft. Im Folgenden wird der Begriff der Staatsangehörigkeit als Bezeichnung für die formale Zugehörigkeit verwendet, während mit dem Begriff der Nationalität die nicht-formalisierte Zugehörigkeit bezeichnet wird. 13

1.2.2 Migration und Entwicklung In Staaten des globalen Südens ist, neben dem Transnationalismus, die Bewertung der Auswirkungen von Migration auf Entwicklung für Diasporapolitik relevant. 2 Diese werden seit dem Ende der 1990er Jahre auf globaler Ebene überwiegend positiv beurteilt, was Monsutti (2008) als „institutionellen Op- timismus“ bezeichnet. Migration wurde zum Entwicklungsfaktor und Migrant_innen zu Development Agents . Diese optimistische Sicht war allerdings nicht immer vorherrschend: Prägend für die Debatte um Migration und Entwicklung, die bis in die Nachkriegszeit zurückreicht, ist, dass die Bewertung der Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung einer Pendelbewegung gleichkommt: 3 Zuge- spitzt formuliert pendelt sie zwischen der Fokussierung auf negative Auswirkungen durch Brain Drain (in den Jahren ab 1970 bis in die 1990er hinein) und positive Auswirkungen durch das Engagement der Migrant_innen. 4 Besonders wichtig sind in diesem Kontext finanzielle, aber auch soziale und kollektive Rücküberweisungen der Migrant_innen, die positiven Effekte auf Handel und Investitionen (angekur- belt durch Migrant_innen) sowie auch die Rückkehr. 5

Unabhängig vom dominanten entwicklungspolitischen Diskurs, der die positiven Auswirkungen von Migration auf Entwicklung betont, ist zu fragen, welche Auswirkungen Migration tatsächlich haben kann. Hier liefert die Forschung zum Migrations-Entwicklungs-Nexus einige Antworten. Als empirische Größe sind Rücküberweisungen sehr wichtig. Sie stellten 2012 zum ersten Mal die größte externe Fi- nanzierungsquelle in Subsahara-Afrika dar – noch vor Mitteln der offiziellen Entwicklungshilfe und Di-

2 Die Diskurs- und Forschungsstränge um Transnationalismus sowie Migration und Entwicklung haben sich seit den 1990ern weitestgehend getrennt voneinander entwickelt (Goldring 2008). In beiden Forschungssträngen wird die Rolle der Herkunftsstaaten und insbesondere der Region Subsahara-Afrika gleichermaßen vernachläs- sigt.

3 Die Bewertung der Zusammenhänge von Migration und Entwicklung ist an allgemeine Entwicklungs- und Mig- rationstheorien (wie die Modernisierungs- oder Dependenztheorie) geknüpft. Darüber hinaus hängt die Bewer- tung nicht zuletzt auch von den zugrunde gelegten Konzepten von Entwicklung ab (de Haas 2008a: 17; Global Migration Group 2010: 10).

4 Mit Brain Drain wird die Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte beschrieben. Der Begriff hat eine nega- tive Konnotation, da er einen Verlust von Humanressourcen für die Herkunftsstaaten bedeutet.

5 Die Internationale Organisation für Migration (IOM) (2009) definiert Rücküberweisungen in einem weiten Sinne als persönliche Geldüberweisungen, die durch Migrant_innen an Verwandte in die Herkunftsländer getätigt wer- den. Soziale Rücküberweisungen werden als Ideen, Praktiken, Einstellungen, Ansichten, Werte, Verhaltensnor- men und soziales Kapital (Wissen, Erfahrung und Expertise), die durch Migrant_innen in die Herkunftsländer transferiert werden, definiert (Lacroix et al. 2016). Unter kollektiven Rücküberweisungen werden die finanziellen und nicht-finanziellen Rücküberweisungen zusammengefasst, die durch Migrant_innen im Kollektiv erbracht werden, beispielsweise Entwicklungsprojekte, die in den Herkunftsstaaten initiiert werden. 14 rektinvestitionen (African Economic Outlook 2013). Laut dem International Fund for Agricultural Deve- lopment werden die Überweisungsströme nach und in Afrika auf 40 Milliarden US Dollar pro Jahr ge- schätzt, was rund fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts des Kontinents entspricht (Mangala 2017: 8). In einigen afrikanischen Staaten sind die Zuflüsse aus Rücküberweisungen enorm. 6 Rücküberweisun- gen können zur Armutsbekämpfung auf der Mikro-Ebene beitragen und den Empfängerstaaten als De- visenquelle dienen, allerdings können strukturelle Entwicklungshindernisse, die ökonomisches Wachs- tum und Demokratisierung behindern, durch diese Gelder nicht beseitigt werden (Faist 2011: 11). Vor diesem Hintergrund gelten auf Rücküberweisungen basierende Entwicklungsstrategien als zu einfach und naiv (Castles 2007; de Haas 2008a: 41; Faist 2011: 11). Einige Studien (Adams/Page 2005; Alayi et al. 2009; Spatafora 2005 In: Ghosh 2006: 74) versuchen einen quantitativen Zusammenhang zwischen Rücküberweisungen und Armutsreduzierung nachzuweisen. Studien dieser Art sind jedoch mit kriti- scher Zurückhaltung zu betrachten, da sie den jeweiligen landesspezifischen Kontext nicht berücksich- tigen. 7

Der Anteil von Rücküberweisungen nach Subsahara-Afrika in Form von Investitionen ist laut Okele et al. (2008: 14) gering. Ob Migrant_innen in ihre Herkunftsländer investieren oder nicht, hängt nicht nur von persönlichen Faktoren wie der Motivation oder Qualifikation ab, sondern insbesondere von den vorzufindenden Strukturen in den Herkunftsstaaten, die geprägt werden durch die Wirtschaftskraft, die Regierungsführung, den lokalen Arbeitsmarkt, den Finanzmarkt sowie auch den Einstellungen, die den Investor_innen aus der Diaspora entgegengebracht werden (Galetto 2011; Newland/Tanaka 2010: 7-10; Plaza/Ratha 2011: 8). Kollektive Rücküberweisungen erhalten in Subsahara-Afrika insbesondere auf lokaler Ebene viel Aufmerksamkeit. Für die betroffene Bevölkerung können die Projekte der Mig- rant_innen lebensverändernde Auswirkungen haben (Chauvet et al. 2015). Allerdings ist davon auszu- gehen, dass die einzelnen Aktivitäten im Rahmen kollektiver Rücküberweisungen ein geringes Ausmaß haben, was auf die geringe Kapazität der sie durchführenden Diasporaorganisationen zurückzuführen ist (Ratha 2011: 162).

6 Schätzungen bezüglich Rücküberweisungen sind ungenau (Bakker 2014; Mohapatra/Ratha 2011: 9). Für viele Staaten sind Statistiken über die Höhe der empfangenen Gelder nicht verfügbar. Hinzu kommt, dass 45 bis 65 Prozent durch informelle Kanäle transferiert werden (Kemegue/Owusu-Sekyere 2010: 4; Ratha 2011: 48).

7 Anyanwu und Erhijakpor (2010) beispielsweise kommen für Subsahara-Afrika zu dem Schluss, dass eine Steige- rung von Rücküberweisungen um 10 Prozent den Anteil der in Armut lebenden Personen um 2,9 Prozent senken würde. Solche Studien vernachlässigen allerdings die Frage, welche Bevölkerungsgruppen von Rücküberweisun- gen profitieren. Zumeist sind es nämlich nicht die von (extremer) Armut betroffenen Bürger_innen, die ins Aus- land ziehen. In Folge sind es oftmals auch nicht direkt die in Armut lebenden Personen, die von den Rücküber- weisungen profitieren. 15

Soziale Rücküberweisungen können genauso bedeutend, wenn nicht bedeutender sein, als ökonomi- sche Rücküberweisungen (North-South Centre 2006: 13). In der Forschung und im entwicklungspoliti- schen Diskurs werden sie allerdings vernachlässigt. Es wird davon ausgegangen, dass soziale Rücküber- weisungen auf verschiedenen Ebenen wirken: zum Beispiel auf der Mikro-Ebene, auf der sich Famili- enstrukturen und Rollenmuster durch Migration verändern. Aber auch auf der Makro-Ebene, indem Migrant_innen politisch aktiv sind und politische Prozesse in den Herkunftsstaaten beeinflussen (Lyons/Mandaville 2012; Perez-Armendariz/Crow 2009), oder indem sie Einfluss auf das Wahlverhal- ten der Zurückgebliebenen nehmen (Ebeke/Yogo 2013: 6; Paarlberg 2017). Migrant_innen versuchen auch direkten Einfluss auf das politische Geschehen im Herkunftsstaat zu nehmen, beispielsweise durch Lobbying, finanzielle und ideelle Unterstützung politischer Parteien, Proteste und Aktivismus im Internet (Newland 2010). Dieses Engagement wird durch Herkunftsstaaten allerdings zumeist kritisch gesehen. Im Diskurs um die Auswirkungen von Migration auf Entwicklung erhält darüber hinaus insbe- sondere die Rückkehrmigration große Aufmerksamkeit. Migrant_innen, die in ihre Heimat zurückkeh- ren, können (unter anderem durch Wissenstransfer) Entwicklungsprozesse ankurbeln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der wissenschaftliche Konsens durchgesetzt hat, dass die Auswirkungen von Migration auf Entwicklung per Definition weder positiv noch negativ sind, sondern vor allem von dem jeweiligen spezifischen Kontext (von den politischen, sozialen, rechtlichen und öko- nomischen Rahmenbedingungen, unter denen Migration stattfindet, sowie von den Eigenschaften, Ressourcen und Verhalten der individuellen Migrant_innen) abhängen, aber auch von der zugrunde gelegten Definition von Entwicklung (de Haas 2008a; Farrant et al. 2006: 8; IOM 2006: 1). Laut Davies (2012: 99) sind im Kontext afrikanischer Migration die Auswirkungen des Engagements der Migrant_in- nen nicht so effektiv wie in anderen Weltregionen – eben aufgrund des Kontexts.

Internationale Organisationen (allen voran die IOM und die Weltbank) sprechen Empfehlungen aus, wie Diasporapolitik entwicklungsförderlich gestaltet werden kann – wobei sich diese zumeist auf die Förderung des ökonomischen Potentials der Diaspora beziehen. 8 Dadurch ermutigen sie Staaten, ihre Bürger_innen im Ausland in nationale Entwicklungsprozesse einzubinden. Forscher_innen wie Taylor (2007) und de Haas (2012) bezweifeln allerdings die Wirksamkeit staatlicher Versuche, die Diaspora in die nationale Entwicklung einzubeziehen, und betonen, dass allgemeine Entwicklungsstrategien, die beispielsweise darauf zielen, ein gutes Investitionsklima zu erzeugen, die beste Diasporapolitik seien.

8 Beispiele für Empfehlungen an eine erfolgreiche Diasporapolitik sind: Agunias und Newland (2012), Bericht der Weltkommission für Internationale Migration (2005), die Global Migration Group (2010) oder die IOM (2013). 16

1.2.3 Diasporapolitik in Subsahara-Afrika Seit einigen Jahren ist eine Zunahme diasporapolitischer Maßnahmen zu beobachten. So wurden seit 2000, verstärkt seit 2005, in vielen Entwicklungsländern Institutionen gegründet (siehe Abbildung 1), die sich um Diasporabelange kümmern (Agunias 2009; Gamlen et al. 2013). Ein weiteres Indiz für ver- stärkte Diasporapolitik ist, dass immer mehr Staaten die Doppelte Staatsangehörigkeit einführen (Vink et al. 2014).

Abbildung 1 Anzahl von Diasporaorganisationen (Gamlen et al. 2013: 5) 9

Die Gründung dieser Institutionen wird durch (internationale) Organisationen, wie der Weltbank, der IOM oder der United States Agency for International Development (USAID) empfohlen. Gamlen et al. (2013: 25) konstatieren, dass Diasporaorganisationen in gewisser Hinsicht „normal“ geworden sind. In Subsahara-Afrika war Senegal einer der ersten Staaten mit einer Diasporaorganisation. Weitere Staa- ten folgten, wie die nachfolgende Tabelle (Abbildung 2) demonstriert: 10

9 „Quangos“ sind quasi-staatliche nationale Organisationen (wie Stiftungen oder Räte); „Legislative Body“ meint Organisationen, die an legislative Abteilungen der Regierung angeschlossen sind; „executive Body“ sind Organi- sationen, die an exekutive Regierungsstellen angebunden sind (Gamlen 2013: 5).

10 In Staaten mit mehreren für Diaspora-Belange zuständigen Organisationen ist jeweils nur die zuerst gegrün- dete Institution genannt. 17

Land (Halb-)staatliche Diasporaorganisationen in Subsahara-Afrika Jahr

Äthiopien Diaspora Engagement Affairs General Directorate 2002

Angola Institute Providing Support to Angolan Communities Abroad im Außenministerium 1992

Benin Ministre des Affaires Etrangères, de l’Intégration Africaine, de la Francophonie et des Béni- 2009 nois de l’Extérieur

Burkina Faso Conseil Supérieur des Burkinabés de l’Étranger in Burkina Faso 1995

Burundi Directorate of Diaspora beim Ministry of Foreign Affairs 2009

Côte d'Ivoire Ministère de l'Intégration Africaine et des Ivoiriens de l'Extérieur 2003

Eritrea Commission for Eritreans Residing Abroad 1998

Ghana Non-Resident Ghanaian Secretariat im Ghana Investment Promotion Centre 2003

Kamerun Division des Camerounaise á l’Etranger 2005

Kap Verde Ministry of Emigrant Communities -

Kenia National Diaspora Council of Kenya 2004

Komoren Ministère des Relations extérieures et de la Coopération en charge de la Diaspora, de la - Francophonie et du Monde arabe

D. R. Kongo Deputy-Minister in charge of emigrants 2006

Mali Ministère des Malien l’Extérieur et de l’Intégration Africaine 2000

Malawi Diaspora Affairs Unit im Außenministerium 2012

Mauritius Mauritian Diaspora Unit am Board of Investment 2015

Mosambik Institute for Mozambican Communities Living Abroad am Außenministerium -

Nigeria Nigerians in the Diaspora Organization (NIDO) 2001

Ruanda Rwanda Global Diaspora Network 2001

Sambia The Diaspora Liaison Office im Büro des Präsidenten 2009

Senegal Minister in Charge of Senegalese living abroad 1983

Sierra Leone Office of the Diaspora im Büro des Präsidenten 2007

Simbabwe Migration and Diaspora Unit im Ministry of Economic Planning and Investment Promotion 2008

Somalia The Office for Diaspora Affairs im Außenministerium (Ministry of Foreign Affairs and Invest- - ment Promotion)

Uganda Department of the Diaspora im Außenministerium -

Abbildung 2 Diasporaorganisationen in Subsahara-Afrika (eigene Zusammenstellung)

Institutionen für Diasporabelange verfügen zwar oftmals über eine geringe Kapazität und es fehlt ihnen häufig an finanziellen sowie technischen Ressourcen (Kuschminder/Hercog 2011 für das Beispiel Äthi- opien), dennoch zeigt die Gründung der Institutionen deutlich eine Neubewertung der Diaspora. Mig- rant_innen werden von den Herkunftsstaaten nicht mehr als Verräter_innen der Heimat wahrgenom- men, sondern als Agenten der Entwicklung betrachtet (Iheduru 2011: 185; Nieswand 2011: 401). Die 18 meisten afrikanischen Staaten versuchen in diversen Formen Netzwerke mit ihren Diasporagemein- schaften aufzubauen, indem Staatsbedienstete und Politiker_innen bei ihren Besuchen im Ausland je- weils Treffen mit Diasporavertreter_innen wahrnehmen (Belai 2007: 24). Darüber hinaus veranstalten viele Staaten Konferenzen für ihre Bürger_innen im Ausland (beispielsweise Ghana, Kamerun, Kenia, Malawi, Ruanda, Senegal und Sierra Leone). Einige weitere Beispiele demonstrieren diese Bemühun- gen, die Diaspora einzubeziehen: Sambia hat eine Studie bezüglich der Diaspora durchgeführt, auf de- ren Basis ein Diaspora Engagement Framework formuliert wird. Die kenianische Regierung hat einen Investment Fund für Kenianer_innen im Ausland errichtet. Äthiopien bietet Rückkehrer_innen Zoller- leichterungen (Belai 2007). Niger und Benin erwähnen Migration in ihren Armutsbekämpfungsplänen (Black 2006; Global Migration Group 2010: 30). Kenia und Ruanda haben sogar Diasporastrategien for- muliert.

Im globalen Vergleich sind die Staaten Subsahara-Afrikas jedoch, trotz der geschilderten Beispiele, ins- gesamt Nachzügler im Politikfeld Diasporapolitik (Davies 2012: 93). Einige Staaten, insbesondere Se- negal, Mali oder Ghana bilden Ausnahmen. Diese Staaten scheinen eine Vorreiterrolle hinsichtlich ih- rer Diasporapolitik einzunehmen. Eine wirkliche Einschätzung zur Diasporapolitik in Subsahara-Afrika ist jedoch aufgrund der mangelhaften Dokumentation nicht ohne Weiteres durchführbar – unter an- derem deshalb, weil nur die wenigsten im Rahmen von Diasporapolitik geplanten Maßnahmen umge- setzt werden, weshalb Diasporapolitik nicht oder nur schwach sichtbar wird. Evaluationen im Feld der Diasporapolitik finden weltweit so gut wie gar nicht statt (Chappell/Laczko 2011). Noch weniger be- kannt sind die politischen Interessen, die hinter den jeweiligen Maßnahmen stehen. Nicht zuletzt soll die vorliegende Arbeit dazu beitragen, die Interessen der beteiligten Akteure hinter der Diasporapolitik zu beleuchten.

1.3 Ziel der Arbeit Diasporapolitik wird sowohl im Forschungskontext zu Migration und Entwicklung als auch in der Trans- nationalismusforschung vernachlässigt. Die Forschungslücke wird sogar größer, wenn der Blick auf die Region Subsahara-Afrika gerichtet wird. Zum einen sehen Obadare und Adebanwi (2009: 500) Gründe für diesen Mangel darin, dass Forschung zu Migration betreffenden Fragen im afrikanischen Raum zum größten Teil durch die quantitativ vorgehenden Ansätze der Demographieforschung oder Wirtschafts- wissenschaft betrieben wird – Disziplinen, die Fragen zu der Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft vernachlässigen. Zum anderen liegen Gründe für die Vernachlässigung der afrikanischen Region in der hierarchischen Verteilung von Forschungsgeldern zugunsten der westlichen/nördlichen Zielstaaten der Migration. Einen weiteren Grund sehen Délano und Mylonas (2017) darin, dass den südlichen Her- kunftsstaaten der Migrant_innen nur eine geringe Kapazität zugeschrieben wird, auf Emigration zu 19 reagieren oder sich für ihre Bürger_innen im Ausland einzusetzen. Existierende Forschung behandelt zwar diasporapolitische Ansätze, ohne jedoch die zugrundeliegenden Interessen in die Betrachtung einzubeziehen. Forschungsergebnisse mit Bezügen zur Rolle der beteiligten Akteure sowie zu den Hin- tergründen der politischen Ansätze seitens der Herkunftsstaaten sind kaum verfügbar. Vor diesem Hin- tergrund erscheint es unwahrscheinlich, dass sich theoretische Ansätze zum Verständnis von Diasporapolitik entwickeln können (Gamlen 2006: 4). An genau dieser Stelle setzt das vorliegende Dis- sertationsprojekt an.

Zu diesem Zweck werden die Diasporapolitiken Kameruns und Ghanas im Rahmen von Politikfeldana- lysen exemplarisch untersucht. 11 Dabei werden die beiden zentralen diasporapolitischen Maßnahmen der Doppelten Staatsangehörigkeit und des Auslandswahlrechts besondere Aufmerksamkeit erhalten. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge innerhalb des Politikfeldes Diasporapolitik zu entwickeln. Es soll die Frage beantwortet werden, mit welchen Faktoren die Diasporapolitik der beiden Staaten adäquat beschrieben und erklärt werden können. Hinsichtlich der konkreten Faktoren soll deutlich werden, wie sich ihre Ausprägung in der Diasporapolitik niederschlägt. Besondere Beach- tung werden dabei erfahren: einerseits die staatlichen Strukturen, insbesondere der Regime-Typus; andererseits die Rolle der einzelnen Akteure, die in die politischen Prozesse um die Diasporapolitik involviert sind, ihre Interessen und Machtpotenziale.

Ausgehend vom Forschungsstand werden spezifische Fragen an das Politikfeld gestellt. Die Beantwor- tung dieser Fragen zielt darauf ab, Theorien mittlerer Reichweite zur Diasporapolitik in Subsahara-Af- rika zu bilden. 12 Damit soll diese Untersuchung dazu beitragen, theoretisch fundierte Erkenntnisse über Diasporapolitik im regionalen Kontext Subsahara-Afrika zu erweitern, die empirische Basis für weitere Untersuchungen auszubauen, und überhaupt: Diasporapolitik sichtbarer und somit zugänglicher zu machen.

Die eingangs zitierte Definition Gamlens von Diasporapolitik als staatliche Institutionen und Praktiken, die auf Bürger_innen zielen, die im Ausland leben, macht deutlich, dass Diasporapolitik nicht als eine kohärente Strategie verstanden werden darf. Vielmehr handelt es sich um eine Konstellation von In- stitutionen und gesetzlichen Regelungen sowie Programmen, die zu verschiedenen Zeiten und aus ver- schiedenen Gründen zum Einsatz kommen, die auf verschiedenen Ebenen (Mikro- und Makroebene) angesiedelt sind (Gamlen 2006: 4). Dieses umfassende Verständnis von Diasporapolitik spiegelt sich im

11 Der Hauptuntersuchungszeitraum waren die Jahre 2010 bis 2013/14 mit einzelnen Aktualisierungen in den Folgejahren.

12 Theorien mittlerer Reichweite erklären die Politik einer bestimmten Region, eines bestimmten Bereichs und / oder eines bestimmten Zeitraums (Barrios/Stefes 2006: VIII). 20 englischen Sprachgebrauch in Policy , Politics und Polity wider, was im Deutschen als Politik zusammen- gefasst und in der politikwissenschaftlichen Forschung als Politikfeld bezeichnet wird. Mit dem Begriff Polity werden strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen zusammengefasst. Der Begriff Po- litics umfasst Entscheidungsprozesse und die darin involvierten Akteure. Policy meint die konkreten Inhalte von Politik. Die Analyse der konkreten Maßnahmen (also Policy ) ermöglicht zunächst keine Rückschlüsse auf die Interessen und Hintergründe der Ansätze, so dass in der vorliegenden Untersu- chung Diasporapolitik nicht auf die konkreten Maßnahmen, die auf Bürger_innen im Ausland zielen, beschränkt bleibt. Der Fokus richtet sich auf die Hintergründe, die bestimmte Formen von Diasporapo- litik hervorbringen. Es werden sowohl die involvierten Akteure (Regierung, das politisch administrative System, Diaspora- und internationale Organisationen, Geber, politische Parteien) und deren Interes- sen, als auch politische Prozesse (beispielsweise Gesetzgebungsprozesse), welche die Diasporapolitik betreffen, in die Analyse einfließen. Im Forschungskontext dieser Untersuchung wird die Policy, also die Diasporapolitik im Sinne von staatlich initiierten Maßnahmen, durch Institutionen und Prozesse im Politikfeld der Diasporapolitik erklärt. 13

Das Ziel der Arbeit wird durch einen strukturierten fokussierten Vergleich zweier Fälle angestrebt (George/Bennett 2005) – der Diasporapolitiken Kameruns und Ghanas (zur Fallauswahl vgl. Abschnitt 3.3). Beide Fälle werden durch eine systematische Politikfeldanalyse untersucht, die die genannten Dimensionen Policy, Polity und Politics umfasst.

1.4 Politikfeldanalyse In der Politikfeldanalyse werden die Politikformulierung, -durchführung und -wirkung bestimmter Po- litikbereiche untersucht. Die Politikfeldanalyse fragt danach, „was politische Akteure tun, warum sie es tun und was sie letztlich bewirken“ (Schneider/Janning 2006: 11, in Anlehnung an Thomas R. Dye, 1972). Der Fokus liegt „auf politische(n) Entscheidungen und deren Umsetzung in konkreten Hand- lungszusammenhängen unter Berücksichtigung der situativen oder strukturellen Voraussetzungen und Determinanten“ (ebd.). Durch die Politikfeldanalyse kann des Weiteren ein Verständnis dafür entwi- ckelt werden, warum gewisse Entscheidungen nicht getroffen werden (Blum/Schubert 2011: 16). Auch wenn in Politikfeldanalysen traditionell die Umsetzung und Wirkung konkret bestimmter politischer Entscheidungen eingeschlossen werden, so werden diese Aspekte in der vorliegenden Untersuchung vernachlässigt, da bislang nur wenige diasporapolitische Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden

13 Das Politikfeld der Diasporapolitik wird in der vorliegenden Arbeit verstanden als ein spezifisches Teilgebiet staatlichen Handelns, das sich mit den Bürger_innen im Ausland, der Diaspora, beschäftigt. 21

(Østergaard-Nielsen 2003b: 222) bzw. nicht weitgehend genug umgesetzt werden, um eine Wirkungs- analyse durchzuführen. Die drei Politikdimensionen Policy , Polity und Politics sind im Rahmen von Po- litikfeldanalysen und auch für diese Untersuchung zentral. Diese Analysekategorien sind näher zu be- leuchten.

Der Begriff Policy umfasst konkrete Inhalte von Politik, die mit politischen Programmen und Maßnah- men auf inhaltliche Fragen und Probleme reagieren (Blum/Schubert 2011: 14). Darüber hinaus werden mit dem Begriff in der Methodenliteratur auch Resultate politischer Aktivitäten umfasst (ebd.). Im Be- reich der Diasporapolitik wurde bereits ein Kapazitätslücke bei der Umsetzung festgestellt (siehe dazu beispielsweise Østergaard-Nielsen 2003b: 222). Daher wird der Fokus der Untersuchung weniger auf der Implementation politischer Aktivitäten oder gar ihrer Wirkung liegen, sondern auf der Politikfor- mulierung und den grundsätzlichen Inhalten der jeweiligen Policies . Ein besonderes Aktionsfeld von Diasporapolitik betrifft den Schutz der Bürger_innen im Ausland – insbesondere den Schutz von und- okumentierten Migrant_innen, die über keinen gesicherten Status im Aufnahmeland verfügen, und von Flüchtlingen. Da dieser Bereich der Diasporapolitik sich zunächst ausschließlich auf die Situation der Migrant_innen in den Aufnahmestaaten bezieht, und oftmals durch internationale Verträge (wie die Genfer Flüchtlingskonvention oder geschlossene bilaterale Rücknahmeabkommen) geregelt ist, wird dieser Bereich der Diasporapolitik in dieser Arbeit ausgespart. Ebenfalls nicht berücksichtigt wird die Diasporapolitik in Konflikt- und Post-Konflikt Situationen, da hier einige Besonderheiten vorzufin- den sind. 14

Der Begriff Polity beschreibt den strukturellen und institutionellen Rahmen, in den politische Prozesse eingebunden sind. Der Begriff umfasst den Bereich politischer Ordnung und Verfassung sowie die sich daraus ergebenden Strukturen und Institutionen; also beispielsweise das Parteien- oder Regierungs- system, aber auch die politische Kultur eines Landes und die darin vorherrschenden Normen und Werte (Blum/Schubert 2011: 15). Institutionen können sowohl formeller als auch informeller Natur sein. In den Staaten Subsahara-Afrikas kann begründet angenommen werden, dass informelle Institu- tionen und Prozesse aufgrund der weit verbreiteten und stark verankerten neo-patrimonialen Struk- turen den Einfluss formaler Institutionen überlagern, so dass diese besondere Berücksichtigung finden müssen (Erdmann/Engel 2006; Wigell 2008).

14 Oftmals steht Diasporapolitik in diesen Fällen unter dem Vorzeichen des Wiederaufbaus und der Wiederein- gliederung der migrierten Bürger_innen (Abutudu/Emuedo 2011; Chikezie 2011, 264; Fransen/Siegel 2011; Hai- der 2014; Koinova 2017; Nordien 2017; Reilly 2017; Sinatti 2010; Turner 2013). Darüber hinaus sind die Bezie- hungen zwischen Regierungen und Bürger_innen im Ausland stark durch die Konfliktsituation geprägt (Horst 2013: 236). Auf diese Besonderheiten kann in dieser Arbeit nicht eingegangen werden. 22

Die Politics -Ebene umfasst politische (Entscheidungs-) Prozesse. Im Vordergrund stehen die interes- senpolitische Willensbildung und die Entscheidungsfindung. Typische Elemente dieser Prozesse sind das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Meinungen, Interessen – sowohl der offen kommunizierten als auch der verborgenen – aber auch Absprachen, Kooperationen und Koalitionsbildungen (Blum/ Schubert 2011: 15). Eine der zentralen Fragen ist, wie Akteure versuchen, ihre Interessen durchzuset- zen und ob und wie sie in Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden sind und inwie- weit sie diese beeinflussen können (Blum/Schubert 2011: 61), d.h. auch, über welche Machtressourcen sie verfügen. Deshalb wird in der Politics -Analyse den Akteuren, die im Politikfeld Diasporapolitik wir- ken, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das sind im Einzelnen die Regierungen und das administ- rative politische System in den Herkunftsstaaten der Migrant_innen sowie in den Aufnahmestaaten. Des Weiteren relevant sind politische Parteien, Parlament und Zivilgesellschaft der Herkunftsstaaten sowie auch internationale Organisationen und natürlich die Diaspora selbst. Im Rahmen der Politics - Analysen dieser Arbeit werden jeweils zwei Gesetzgebungsprozesse im Feld der Diasporapolitik exemplarisch untersucht, nämlich das Auslandswahlrecht und die Doppelte Staatsangehörigkeit. Es geht darum, die Entscheidungsprozesse zu rekonstruieren. Sowohl die Doppelte Staatsangehörigkeit als auch das Auslandswahlrecht sind die beiden diasporapolitischen Maßnahmen, die den Bürger_in- nen im Ausland die stärksten politischen Rechte garantieren. Deshalb werden diese beiden Maßnah- men in der Regel sehr kontrovers diskutiert, so dass in diesen kontroversen Diskussionen und Prozes- sen – so die Annahme – die Interessen der beteiligten Akteure besonders deutlich werden.

1.5 Aufbau der Arbeit Die Arbeit wird mit einer Auswertung des Forschungsstandes zur Diasporapolitik fortgesetzt (Kapitel zwei). Die Auswertung des Forschungsstandes orientiert sich am analytischen Aufbau der Fallstudien. Folglich muss der Forschungsstand entlang der drei Politik-Dimensionen Policy , Polity und Politics aus- gewertet werden. Der Forschungsstand zu Policy beinhaltet zunächst hauptsächlich deskriptive Kate- gorisierungen von Diasporapolitik (Kapitel 2.1). Hier stechen besonders die Arbeiten von Alan Gamlen hervor, da sie aktuell den umfassendsten Ansatz zur Kategorisierung und Beschreibung von Diasporapolitik bieten, auf den auch für diese Untersuchung zurückgegriffen wird. Kapitel 2.2 gibt den Forschungsstand zum Einfluss von Polity -Faktoren auf Diasporapolitik wieder. Die Politics -Analyse (Ka- pitel 2.3) umfasst eine Auswertung des Forschungsstandes zu den in der Diasporapolitik involvierten Akteuren und deren Interessen sowie eine Betrachtung der Prozesse um die Einführung von Doppelter Staatsangehörigkeit und dem Auslandswahlrecht. Insbesondere bei der genauen Betrachtung dieser beiden diasporapolitischen Maßnahmen werden Prozesse und Interessen der Akteure im Politikfeld 23 der Diasporapolitik deutlich. Das Kapitel endet mit einer zusammenfassenden Auswertung des For- schungsstandes (Kapitel 2.5), auf deren Basis die Formulierung der dieser Forschungsarbeit zugrunde- liegenden Fragestellung erfolgt.

In Kapitel drei wird zunächst die Fragestellung detailliert erläutert (Kapitel 3.1). Im Anschluss werden das Fallstudiendesign (Kapitel 3.2) und die Fallauswahl (Kapitel 3.3) der beiden Fälle Kamerun und Ghana erläutert. Es folgt eine kurze Darstellung der beiden Fallbeispiele Kamerun (3.3.1) und Ghana (3.3.2). Den Abschluss des Kapitels bildet die Erläuterung der Quellen und der Datenerhebung (Kapitel 3.4) sowie der Auswertung (Kapitel 3.5).

Die beiden Fallkapitel vier und fünf sind in ihrem Aufbau im Sinne des strukturiert fokussierten Ver- gleichs identisch. Zunächst werden in beiden Fallkapiteln die diasporapolitischen Maßnahmen – die Policies – vorgestellt. Dabei werden die diasporapolitischen Maßnahmen entlang Gamlens Kategori- sierung dargestellt. Im Anschluss daran wird analysiert, wie sich die jeweilige Polity auf die Diasporapo- litik auswirkt. Der jeweils dritte Abschnitt in den Fallkapiteln enthält eine Analyse der Politics -Dimen- sion. Dabei steht die Frage im Vordergrund, welche Rolle die einzelnen Akteure im Politikfeld der Diasporapolitik spielen und welche Interessen sie mutmaßlich verfolgen. Den Abschluss der Fallkapitel bilden jeweils Analysen zu den politischen Prozessen um die beiden diasporapolitischen Maßnahmen Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht in den jeweiligen Staaten. In einem letzten Schritt werden in den Fallkapiteln jeweils die Ergebnisse der Analysen im Hinblick auf die Fragestellung beleuchtet. Das sechste Kapitel bildet die zusammenfassende vergleichende Analyse der beiden Fall- beispiele und die Beantwortung der Fragestellung. 24

2. Forschungsstand zum Politikfeld der Diasporapolitik Studien, die sich ausdrücklich der Diasporapolitik widmen, knüpfen selten an theoretische Vorarbeiten an und bleiben häufig rein deskriptiv, indem sie lediglich die Ansätze der Staaten, mit ihrer Diaspora zusammenzuarbeiten, beschreiben, ohne die Hintergründe der Zusammenarbeit systematisch zu ana- lysieren. Vergleichende Studien zur Diasporapolitik, die einen höheren Abstraktionsgrad aufweisen, gibt es nur vereinzelt (siehe auch Délano/Gamlen 2014; Délano/Mylonas 2017). 15 Im Fokus jener For- schung stehen jedoch in der Regel einige wenige Staaten, wie China (Biao 2006; Han 2017) oder Mexiko (Délano 2009, Iskander 2010, Smith 2003). Studien zur Diasporapolitik subsaharischer Staaten sind vergleichsweise selten. Ausnahmen sind Ghana und der Senegal, die häufiger im Interesse der For- schung stehen (African Diaspora Policy Center 2011; Alhassan 2010; Kleist 2011; 2013; Mohan 2008; Nilsson 2011; Teye et al. 2017; Toma 2017). Die vereinzelten Studien, die sich mit den Auswirkungen von Migration auf Entwicklung in der Region beschäftigen, fassen zumindest in Kürze diasporapoliti- sche Ansätze zusammen – ohne jedoch auf die Hintergründe einzugehen. 16 Selbst Studien, die sich explizit mit Diasporapolitik in einigen Staaten Subsahara-Afrikas befassen, streifen die zugrunde lie- genden politischen Prozesse lediglich und verbleiben somit weitestgehend auf einer rein deskriptiven Ebene. 17

Wird Diasporapolitik als Politikfeld begriffen, wie in dieser Arbeit, so sind drei Politikdimensionen für das Verständnis der Diasporapolitik elementar: Policies , Polity und Politics . Die Auswertung des For- schungsstandes zur Diasporapolitik muss sich an diesen drei Dimensionen orientieren, während, wie bereits gezeigt, sich die meisten Studien unverhältnismäßig stark auf die Policy -Ebene konzentrieren.

15 Einige der vergleichenden Forschungsarbeiten sind: Brand (2006) zu Marokko, Tunesien, Libanon und Jorda- nien, Davies zu Subsahara-Afrika (2010; 2012), Iskander (2010) zu Mexiko und Marokko, Itzigsohn (2000) zur Dominikanischen Republik, El Salvador und Haiti, Levitt/le Dehesa (2003) zu Brasilien, Mexiko, Haiti und der Do- minikanischen Republik, Mangala (2017) zu Marokko, Senegal, Nigeria, Ghana, Liberia, Äthiopien, Kenia, Demo- kratische Republik Kongo und Sambia, Østergaard-Nielsen (2003) zu Mexiko, Dominika, der Türkei, den Philippi- nen, Indien, Eritrea und Griechenland, Pedroza et al. (2016) zu 22 südamerikanischen/karibischen Staaten, Vez- zoli und Lacroix (2010) zu Ghana, Indien und Serbien und Gamlen (2006; 2008) sowie Ragazzi (2009; 2014) mit weltweiten Samples.

16 So z.B. Akinrinade und Ogen (2011) und de Haas (2008) zu Nigeria; Macalou (2009) zu Mali; Mberu und Pongou (2010) oder Nieswand (2009) zu Ghana; Sieveking und Fauser (2009) zu Ghana und Mali.

17 So z.B. Alhassan (2010), Ankomah et al. (2012), Mohan (2008) und Nilsson (2011) und Teye et al. (2017) zu Ghana; Bulwaka (2009) zu Uganda; Chacko/Gebre (2017) und Kuschminder (2010; 2011) zu Äthiopien; Fransen und Siegel (2011) zu Burundi und Ruanda; Hansen (2010 und 2012) zu Tansania; Iheduru (2011) zu Ghana und Nigeria; Kinuthia et al. (2017) zu Kenia; Koser (2003) zu Eritrea; Ogen (2017) zu Nigeria; Toma (2017) zu Senegal; Turner (2013) zu Ruanda. 25

2.1 Die Policy -Ebene der Diasporapolitik Im Fokus des folgenden Abschnitts steht die Policy -Ebene der Diasporapolitik. Diese Dimension um- fasst die „konkreten Inhalte der Politik, die materiell-inhaltlichen Fragen und Probleme, auf die mit politischen Programmen und Maßnahmen reagiert wird, aber auch die Resultate der politischen Akti- vitäten in den jeweiligen Politikfeldern“ (Blum/Schubert 2011: 14). Verschiedene Autor_innen nehmen unterschiedliche Kategorisierungen diasporapolitischer Maßnahmen vor. Diese Kategorisierungen werden zunächst dargestellt, da sie einen guten Überblick über die unterschiedlichen diasporapoliti- schen Maßnahmen ermöglichen und diese systematisieren. Alan Gamlens Verständnis der Diasporapo- litik mittels seiner kategoriellen Einteilung ist in der vorliegenden Arbeit der Vorzug zu geben, da Gam- len den umfassendsten systematischen Ansatz bietet.18

Diasporapolitik umfasst nach Gamlen (2008a) verschiedene politische Ansätze auf unterschiedlichen politischen Ebenen, die sich auf Bürger_innen im Ausland beziehen. Gamlen unterscheidet Diasporapolitik auf Mikro- und Makroebene (Gamlen 2011: 277). Diasporapolitik auf der Mikroebene ist universell und allgegenwärtig. Sie äußert sich in "ad hoc Maßnahmen" und ist wenig kohärent. Makro-Diasporapolitik ist dagegen kohärenter und umfasst die Gesamtheit der Regierung. Sie kann sich in einer festgeschriebenen Diasporastrategie ausdrücken. Eine No-Policy , bzw. eine Ablehnung der Bürger_innen im Ausland, wird durch Gamlen (2011: 277) ebenfalls als Diasporapolitik begriffen. Gam- len (2008a) unterteilt zudem diasporapolitische Ansätze in zwei Kategorien: Maßnahmen zum Aufbau und zur Mobilisierung einer Diaspora („ Diaspora Building “) und Maßnahmen zur Integration einer be- stehenden Diaspora („ Diaspora Integration “).

Erste Schritte zum Aufbau und zur Mobilisierung der Diaspora sieht Gamlen (2008a) im Erfassen von Daten bezüglich der Diaspora durch die Herkunftsstaaten. Oft legen Regierungsstellen Datenbanken zu diesem Zweck an. Gamlen (2006: 8) geht davon aus, dass dieser Schritt der Regierungen das Ziel hat, Mitglieder und vor allem Organisationen in der Diaspora für eine mögliche Zusammenarbeit zu identifizieren. Die Gründung von Institutionen, die sich um Diasporabelange kümmern sowie der Aus- bau der Kapazitäten bestehender Institutionen, wird ebenfalls als ein Schritt in Richtung Diasporamo- bilisierung betrachtet (Gamlen 2006). 19

18 Eine kritische Betrachtung der verschiedenen Ansätze geben Pedroza und Palop-Garcia (2017: 166).

19 Gamlen et al. (2013: 5) unterscheiden sechs unterschiedliche Diasporaorganisationen: 1) Quangos, quasi-staat- liche nationale Organisationen, 2) Organisationen, die an legislative Abteilungen der Regierung angeschlossen sind („ legislative Body “), 3) Sub-Ministerien, 4) Organisationen, die an exekutive Regierungsstellen angebunden sind („ executive Body “), 5) hybride Ministerien, Ministerien, die für verschiedene Bereiche zuständig sind – da- runter auch für Diasporabelange, 6) Diaspora-Ministerien, die ausschließlich für Diasporabelange zuständig sind (siehe auch Kapitel 1.2.2). 26

Andere Maßnahmen im Rahmen der Diasporamobilisierung haben eine symbolische Bedeutung: Die Idee einer Nation wird dazu genutzt, Zugehörigkeit aufrechtzuerhalten, was dazu führen soll, dass sich Bürger_innen im Ausland weiterhin für die Entwicklung ihrer Herkunftsstaaten engagieren (Nieswand 2011: 403). Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind beispielsweise Festivitäten für Mitglieder der Diaspora. Darüber hinaus werden muttersprachlicher Unterricht für Bürger_innen im Ausland angebo- ten und ein muttersprachliches Medienangebot gefördert sowie interaktive Internetforen initiiert. An besonders erfolgreiche und engagierte Migrant_innen werden gar Preise verliehen. Ferner nutzen Staaten zur Mobilisierung ihrer Diaspora eine gewisse Rhetorik, die Zugehörigkeit fördern soll: So wird die Diaspora beispielsweise als zusätzliche Verwaltungseinheit bezeichnet – auf Deutschland übertra- gen wäre die deutsche Diaspora im Ausland quasi das siebzehnte Bundesland. Insgesamt ist eine Neu- bewertung der Diaspora zu beobachten: Während ihre Mitglieder früher verächtlich als Deserteur_in- nen dargestellt wurden, werden sie nun als nationale Held_innen gefeiert (Chander 2006: 103; Gamlen 2006: 6 und für Subsahara-Afrika Iheduru 2011: 185).

Maßnahmen zur Integration einer bestehenden Diaspora dienen hauptsächlich dazu, das Vertrauen der Bürger_innen im Ausland zu gewinnen, um die Beziehung der Regierung mit ihnen zu verbessern. Diese Maßnahmen können in zwei Kategorien unterteilt werden: zum einen Maßnahmen, die den le- galen Status der Mitglieder der Diaspora in den Herkunftsstaaten verbessern – insbesondere die Ein- führung der Doppelten Staatsangehörigkeit und des Auslandswahlrechts – und zum anderen Maßnah- men, die die Verantwortung der Bürger_innen im Ausland gegenüber ihren Herkunftsländern steigern sollen (beispielsweise durch eine fortbestehende Steuerverpflichtung). Im Hinblick auf die Integration einer bestehenden Diaspora versuchen Regierungen, u. a. Maßnahmen zur Förderung von Wissens- transfer, kollektiver Überweisungen, Handel und Investment sowie formaler Überweisungssysteme zu implementieren (Gamlen 2008a: 850). In diesem Kontext veranstalten Regierungen beispielsweise Fo- ren, die es ermöglichen, dass Diasporavertreter_innen und Regierungsvertreter_innen zusammen- kommen, um miteinander in Kontakt zu treten. Neben Gamlens Typisierung existieren Klassifizierungen, die kurz aufgezeigt werden sollen und in Ab- bildung 3 zusammengefasst werden.

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Gamlen (2008a) Chander (2006) Ragazzi (2014) Levitt/Le Dehesa (2003) Maßnahmen zum Aufbau Kulturelle Mechanismen Symbolische Ansätze Ministerielle und konsula- und zur Mobilisierung ei- - Anerkennung der - Inklusion der Diaspora in rische Reformen ner Diaspora („ Diaspora Diaspora nationale Festivitäten Building “) - Gründung von Diaspora- - Anerkennung in der Ad- - Erfassung von Daten / ministerien ministration durch ent- Anlegen von Datenbanken - legaler Schutz der Bür- sprechende Strukturen - Identfizierung von ger_innen im Ausland - Diasporakonferenzen Diasporaorganisationen - Jugend- und Ruhestands- für die Zusammenarbeit programme - Gründung von Institutio- nen, die sich um Diaspora- Religiöse und kulturelle Erweiterung des Schutzes belange kümmern sowie Ansätze über die üblichen traditi- der Ausbau der Kapazitä- - Kulturelle und religiöse onellen konsularischen ten bestehender Instituti- Zentren Dienste hinaus onen - Schulen im Ausland - Symbolische Maßnah- Symbolische Maßnah- men zum Aufrechterhal- men, die das Zugehörig- ten der Zugehörigkeit keitsgefühl der Mig- (bspw. Festivitäten) rant_innen stärken sollen

Maßnahmen zur Integra- Politische Maßnahmen Bürgerrechtliche Ansätze Erweiterung politischer tion einer bestehenden - Doppelte Staatsangehö- - Doppelte Staatsangehö- Rechte in Form der Dop- Diaspora („Diaspora In- rigkeit rigkeit pelten Staatsangehörig- tegration“) - Auslandswahlrecht - Auslandswahlrecht keit, des Auslandswahl- - Maßnahmen zur Verbes- - direkte Repräsentation rechts und des Rechts, serung des legalen Status der Auslandsbürger_innen Staatlich-bürokratische aus dem Ausland für öf- (Doppelte Staatsangehö- in der Legislative Ansätze fentliche Ämter zu kandi- rigkeit und Auslandswahl- - spezielle Dokumente für - Ausstellen von Doku- dieren recht) ehemalige Staatsangehö- menten - Maßnahmen, die die Ver- rige - Unterstützung von antwortung der Diaspora Lobby-Aktivitäten der steigern (bspw. Steuern) Diaspora - Maßnahmen zur Förde- rung von Wissenstransfer, Ökonomische Mechanis- Sozialpolitische und öko- Investmentförderung und kollektiver Überweisun- men nomische Ansätze Förderung von Rücküber- gen, Handel und Invest- - spezielle Staatsanleihen - Wissenschaftsnetzwerke weisungen ment sowie formaler - direkte Unterstützung und Investmentpro- Überweisungssysteme für durch Mitglieder der gramme - Ansprache der Diaspora Diaspora initiierte Ent- - soziale Dienstleistungen durch die Veranstaltung wicklungsprojekte, für Bürger_innen im Aus- von Foren - Förderung von Auslands- land und Rückkehrer_in- investitionen nen - Rückkehrförderung - Transfer von Rentenzah- lungen Abbildung 3 Typisierung von Diasporapolitik (eigene Darstellung)

Chander (2006) charakterisiert politische, ökonomische und kulturelle Mechanismen, die Staaten im Zusammenhang mit ihrer Diaspora implementieren. Zu den politischen Mechanismen zählt er Maß- nahmen wie die Doppelte Staatsangehörigkeit, das Auslandswahlrecht, die direkte Repräsentation der Auslandsbürger_innen in der Legislative, spezielle Visa für Diasporamitglieder, oder eine andere Form 28 von Dokumenten für ehemalige Staatsangehörige. Die ökonomischen Mechanismen, die für Chander (2006) auch Wissensressourcen und soziales Kapital einschließen, umfassen spezielle Staatsanleihen für Bürger_innen im Ausland, direkte Unterstützung für durch Mitglieder der Diaspora initiierte Ent- wicklungsprojekte, Förderung von Auslandsinvestitionen, Rückkehrförderung und den Transfer von Rentenzahlungen. Anerkennung der Diaspora, die Gründung von Diasporaministerien, legaler Schutz der Bürger_innen im Ausland, Jugend- und Ruhestandsprogramme werden von Chander (2006) den kulturellen Mechanismen zugeschrieben. Ragazzi (2014: 77) unterscheidet (1) symbolische, (2) religiöse und kulturelle, (3) sozialpolitische und ökonomische, (4) bürgerrechtliche und (5) staatlich-bürokratische diasporapolitische Ansätze. Zu den symbolischen Maßnahmen (1) gehören laut Ragazzi (2014: 77): Die Inklusion der Diaspora in nationale Festivitäten, Anerkennung in der Administration durch entsprechende Strukturen und Diasporakonfe- renzen. Zu den religiösen und kulturellen Maßnahmen (2) zählen kulturelle und religiöse Zentren sowie Schulen im Ausland. Soziale und politische Ansätze (3) umfassen Wissenschaftsnetzwerke und Invest- mentprogramme für Mitglieder der Diaspora sowie soziale Dienstleistungen für Bürger_innen im Aus- land und Rückkehrer_innen. Zu Maßnahmen im Rahmen von Bürgerrechten (4) gehören Fragen zur Zugehörigkeit, nämlich die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslandswahlrecht. Unter den staat- lich-bürokratischen Ansätzen (5) werden das Ausstellen benötigter Dokumente für Bürger_innen im Ausland und die Unterstützung von Lobby-Aktivitäten der Diaspora zusammengefasst. 20 Levitt und La Dehesa (2003) definieren fünf diasporapolitische Ansätze: I) Ministerielle und konsulari- sche Reformen, II) Investmentförderung und Förderung von Rücküberweisungen, III) Erweiterung po- litischer Rechte in Form der Doppelten Staatsangehörigkeit, des Auslandswahlrechts und des Rechts, aus dem Ausland für öffentliche Ämter zu kandidieren, IV) die Erweiterung des Schutzes über die übli- chen traditionellen konsularischen Dienste hinaus und V) symbolische Maßnahmen, die das Zugehö- rigkeitsgefühl der Migrant_innen stärken sollen. Insbesondere ist der Verweis von Levitt und La Dehesa (2003) auf den erweiterten konsularischen Schutz (IV), den Regierungen ihren Bürger_innen im Aus- land zukommen lassen, elementar. Diese Unterscheidung macht sichtbar, dass es für die Staaten in der Region Subsahara-Afrika eine enorme Herausforderung darstellt, den Schutz ihrer Bürger_innen im Ausland zu wahren. Sie sind bei der Wahrung des Schutzes ihrer Bürger_innen im Ausland auf die Un- terstützung internationaler Organisationen wie der IOM und des United Nations High Commissioner

20 Auf der Basis von Gamlens und Ragazzis Kategorisierungen entwickeln Pedroza und Palop-Garcia (2017) einen Emigrant Policies Index zur Bemessung der Intensität von Diasporapolitik, den sie auf 22 Staaten Süd Amerikas anwenden. Die Kategorisierung der diasporapolitischen Maßnahmen ist für diese Studie jedoch zu umfangreich, da die diasporapolitischen Maßnahmen der Staaten Subsahara-Afrikas, nach einer ersten Einschätzung, weder so stark entwickelt noch ausreichend dokumentiert sind. Sie erscheinen von daher für die Anwendung des Index unangemessen. 29 for Refugees (UNHCR) oder nationaler Organisationen der Aufnahmestaaten angewiesen. Vor diesem Hintergrund wird in dieser Untersuchung der Schutz der Bürger_innen im Ausland vernachlässigt. Diasporapolitische Maßnahmen werden von Agunias und Newland (2012: 24) in der durch die IOM herausgegebenen Empfehlung für Diasporapolitik „ Developing a road map for engaging diasporas in development “ (Abbildung 4) hervorragend veranschaulicht, so dass ihre graphische Darstellung hier zur Übersicht dienen soll.

Abbildung 4 Diasporapolitische Empfehlungen der IOM (Agunias/Newland 2012: 24) 30

Sowohl in den vorgestellten Typologien als auch in Abbildung 4 wird die Rückkehrförderung nicht als ein eigenständiger Teil der Diasporapolitik betrachtet. Aus Sicht der Herkunftsstaaten ist die Frage der (permanenten) Rückkehr jedoch höchst relevant – nicht zuletzt wird auf Seiten der Herkunftsstaaten wiederholt für die Rückkehr geworben. Viele Staaten initiieren Rückkehrprogramme oder halten ihre Bürger_innen im Ausland dazu an, zurückzukehren. Nicht zuletzt übernehmen Rückkehrer_innen oft- mals Schlüsselfunktionen in der Politik (Chauvet/Mercier 2014; Turner 2013). Als Beispiel dient die lange Reihe der afrikanischen Präsident_innen, die ihre Hochschulabschlüsse im Ausland erworben haben. Folglich muss der Bereich der Rückkehrförderung als eigenständiger Bereich der Diasporapolitik berücksichtigt werden.

Sidel (2007) und Ragazzi (2014) entwickeln Typologien von Staaten entlang ihrer Diasporapolitik. Sidel (2007) identifiziert drei diasporapolitische Staaten-Typen: den unterstützenden Typus, den rent-see- king /inquisitive Typus und den restriktiv-kontrollierenden Typus. Den Typus des unterstützenden Staa- tes unterscheidet er ferner in zwei Subtypen: den unterstützenden Staat, der Diaspora Engagement durch tatsächliche Aktivitäten unterstützt (wie z.B. Budgetallokationen für Diaspora-Zwecke und Ab- bau legaler Barrieren, beispielsweise Zollvorschriften) und den Typus des rhetorisch unterstützenden Staates, der zwar die Zusammenarbeit mit den Bürger_innen im Ausland stark betont, aber keine kon- kreten Schritte unternimmt. Ein weiterer Subtypus dieser Kategorie ist der selektiv unterstützende Staat, der versucht, das Engagement der Migrant_innen in gewisse Bereiche zu lenken, oder aber nur mit gewissen Gruppierungen innerhalb der Diaspora zusammenarbeitet. Der zweite Typus, rent-see- king/inquisitive , verweist insbesondere auf Regierungseliten, die die Diasporapolitik für sich nutzen (siehe auch Davies 2012: 101 und Waterbury 2010: 135). Staaten dieses Typus versuchen genau über die Aktivitäten der Bürger_innen im Ausland informiert zu sein. Der restriktiv-kontrollierende Typus begrenzt die Möglichkeit des Engagements für gewisse Segmente der Diaspora, zum Beispiel aus reli- giösen oder (sicherheits-) politischen Gründen. Es kann vorweggenommen werden, dass insbesondere bei dem Typus des rent-seeking State, Erklärungen für die Diasporapolitik afrikanischer Staaten zu ver- orten zu sein scheinen (siehe auch Ihederu 2011: 190).

Ragazzi (2014) entwickelt ebenfalls eine Typologie von Staaten anhand ihrer Diasporapolitik, wenn- gleich in seinem Sample aus 35 Staaten lediglich drei Staaten Subsahara-Afrikas vertreten sind; nämlich die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien und Nigeria. Ragazzi identifiziert (1) den Typus des so- genannten „ Expatriate State “, der hauptsächlich kulturelle Ansätze der Diasporapolitik verfolgt. Als Beispiele dienen das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien, deren Bür- ger_innen im Ausland attraktive berufliche Positionen besetzen. In der Regel ermöglichen diese Staa- ten es ihren Bürger_innen, im Ausland zu wählen. (2) Unter der Gruppe „ Closed State “ fasst Ragazzi (2014: 80) Staaten zusammen, die ein starkes Bestreben zeigen, die Migration ihrer Bürger_innen zu 31 kontrollieren oder sogar einzuschränken. Diese Staaten erlauben vorwiegend kein Auslandswahlrecht. Beispiele, die Ragazzi aufführt, beziehen sich hauptsächlich auf autoritäre Regime (Kuba, Nordkorea aber auch die Demokratische Republik Kongo). (3) Staaten, die vielfältige Diasporastrategien verfolgen, fasst er unter dem Begriff „ Global-Nation State “ zusammen (beispielsweise Mexiko, Irland, Griechen- land, Indien oder Marokko). Ähnlich vielfältige Strategien verfolgen Staaten der Gruppe (4) „ Managed- Labor State “. Allerdings unterscheiden sich diese von der dritten Gruppe darin, dass sie auf die Rück- kehr der Migrant_innen und zirkuläre Arbeitsmigration fokussieren. Darüber hinaus identifiziert Raga- zzi (2014: 81) eine Gruppe von Staaten, die keine diasporapolitischen Maßnahmen verfolgen („ Indiffe- rent State “).

Wird die Implementierung der Diasporapolitik ins Auge gefasst, so wird von den meisten Autor_innen eine mangelnde Kapazität der Umsetzung der Maßnahmen diagnostiziert, die von Østergaard-Nielsen (2003b: 222) als “ Capability Gap ” bezeichnet wird (siehe auch Fullilove 2008). Diese "Lücke" manifes- tiert sich in der schwachen Kapazität der gegründeten Institutionen (insbesondere in mangelnden fi- nanziellen und technischen Ressourcen) sowie im Widerspruch zwischen der Rhetorik der Staaten und der tatsächlichen Umsetzung der oftmals gemachten Ankündigungen (siehe beispielsweise Kleist 2011 für Ghana). Oftmals weisen politische Ansätze keine Kontinuität und keine Kohärenz mit anderen Po- litikbereichen auf (African Diaspora Policy Centre 2011: 14). Es mangelt zudem an Kapazitäten, bei- spielsweise in den Auslandsvertretungen der Staaten, um die formulierten Ansätze umzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass Diasporapolitik eine starke symbolische Bedeutung hat. Positive Effekte im Sinn gezielter Entwicklungsförderung durch Diasporapolitik sind bisher nicht zu beobachten.

2.2 Die Polity -Ebene der Diasporapolitik Der Begriff Polity umfasst den Bereich der politischen Ordnungen und Verfassungen sowie die sich daraus ergebenden Strukturen und Institutionen. Im Begriff Polity sind sowohl das Parteien- und Re- gierungssystem als auch die politische Kultur eines Staates und die darin vorherrschenden Normen und Werte enthalten (Blum/Schubert 2011: 15). 21 Der Begriff Institutionen, der ein Element der Polity bildet, umfasst nicht nur formelle Institutionen, sondern auch Institutionen informellen Charakters. Scott (1994: 68, zit. nach Reisenauer/Faist 2010: 10) definiert Institutionen als „symbolische Verhal- tenssysteme, die gegenständliche, konstitutive und normative Regeln sowie Regulierungsmechanis- men enthalten, die ein gemeinsames Bedeutungssystem definieren und Akteure sowie Verhaltensrou- tinen festlegen.“ Aufschluss über die Ausprägung bestimmter Polity -Indikatoren (insbesondere den

21 Politische Kultur bezeichnet das Verteilungsmuster aller Orientierungen einer Bevölkerung gegenüber dem politischen System als der Summe aller Institutionen (Greiffenhagen/Greiffenhagen 2013). 32

Demokratisierungsgrad) in den einzelnen Staaten geben unter anderem statistische Messungen und (qualitative) Indicies , wie das Freedom in the World Assessement , der das Ausmaß politischer Rechte und ziviler Freiheiten beurteilt, oder der Ibrahim Index of African Governance (IIAG) .22 Der Bertelsmann Transformations Index misst den Grad der wirtschaftlichen und politischen Transformation zur Demo- kratie und Marktwirtschaft von Entwicklungs- und Transformationsländern. Die Governance Indikato- ren der Weltbank erfassen unter anderem Mitspracherecht und Verantwortlichkeit, politische Stabili- tät und Abwesenheit von Gewalt, Leistungsfähigkeit der Regierung, staatliche Ordnungspolitik und Korruptionskontrolle. Die hier erwähnten Indikatoren haben eine normative Grundlage: ihnen liegen zumeist Konzepte der "Guten Regierungsführung" , der Good Governance zugrunde, die sich u. a. an den Prinzipien Demokratie, Verwaltungstransparenz, Rechtsstaatlichkeit, Partizipation, Effizienz und Marktwirtschaft orientieren. Die meisten Staaten Subsahara-Afrikas (mit einigen Ausnahmen wie Mau- ritius, Botswana oder Ghana) zeigen schwache Governance Indikatoren. Demokratische Systeme (bei- spielsweise Ghana oder Botswana) und gescheiterte Staaten mit schwachen Indikatoren (beispiels- weise Somalia) bilden in gewisser Hinsicht das Ende einer Skala. Jedoch werden neopatrimoniale Struk- turen und Charakteristika mittels der Governance Indikatoren häufig unzureichend erfasst. Gerade im afrikanischen Kontext sind informelle Institutionen von Bedeutung, da hier hybride Regime vorherr- schend sind, die Mischtypen aus Demokratien und Autokratien bilden (Merkel et al. 2003: 32; Wigell 2008). Der Herrschaftszugang erfolgt hierbei auf demokratischen Wegen, nämlich durch Wahlen, wäh- rend die Herrschaftsausübung autokratische Züge annimmt. Kennzeichnend für die hybriden Regime Afrikas ist, dass patrimoniale Strukturen neben formalen Institutionen und Regelungen bestehen und traditionelle Autoritäten, insbesondere auf lokaler Ebene, einen großen Einfluss ausüben. Neo-patri- moniale Strukturen, zu denen ein ausgeprägter Präsidentialismus und Patronage-Netzwerke sowie Kli- entelismus gehören, sind verdeckt, so dass sie nur sehr schwer erforschbar sind (Erdmann/Engel 2006).

Bei den Staaten Subsahara-Afrikas handelt es sich nicht um historisch gewachsene Staatengebilde, sondern um Bildungen staatlicher Souveränität und staatlicher Grenzen. Daraus resultierende Folgen sind unter anderem eine große Heterogenität der Gesellschaften und ein ethnisches Bewusstsein, das für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass afrikanische Staaten laut Hyden (2006: 69) als "schwach" und "weich" gelten. Schwach meint in diesem Zusammen- hang, dass der Staat nur bedingt in der Lage ist, Kontrolle über die Gesellschaft auszuüben sowie (wohl- fahrts-) staatliche Leistungen seinen Bürger_innen gegenüber zu erbringen. Weich bedeutet, dass Staatsbedienstete sich nicht an formale Regeln und Vorgaben halten und diese dadurch untergraben,

22 Der IIAG bemisst die Qualität der Governance afrikanischer Staaten. Dabei wird Governance verstanden als die staatliche Bereitstellung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Leistungen (http://www.moibrahimfounda- tion.org/iiag/). 33 was sich in hohen Korruptionsraten ausdrückt (Hyden 2006: 69). Durch diese beiden Charakteristika wird das Verhältnis zwischen dem Staat und seinen Bürger_innen entscheidend geprägt. Inwieweit diese Merkmale afrikanischer Polity Diasporapolitik beeinflussen, ist bislang unzureichend erforscht.

Davies (2010: 132), die sich explizit auf die Staaten Afrikas bezieht, verweist auf die Bedeutung histo- risch gewachsener Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft und neo-patrimoniale Systeme, die in das Politikfeld hineinspielen. Sie macht deutlich, wie die „C risis of Stateness “ und die „ Nature of Governance“ in afrikanischen Staaten die Fähigkeit einschränken, Migrationspolitik zu formulieren und zu implementieren, um damit das Potential der Migration auf Entwicklung zu fördern. Davies (2010: 138) fasst ihre Kernthese wie folgt zusammen: „Es ist die fortbestehende Krise des post-kolonialen afrikanischen Staates und die historischen spezifischen Muster sozialer Beziehungen in den einzelnen Staaten, die Diaspora-Politics bestimmen.“ Aufgrund der Regierungssituation bilde die Diaspora ein weiteres Element des Machterhalts, insbesondere da, wo Regierungseliten auf klientelistische Struk- turen angewiesen sind, um ihre Macht zu erhalten (Davies 2012: 102; Davies 2010: 139). Iheduru (2011: 190) macht darüber hinaus darauf aufmerksam, dass im afrikanischen Kontext Extra-Territorial Citizenship bedeutet, dass auch bestehende Patron-Klient-Beziehungen exterritorialisiert werden (siehe auch Waterbury 2010: 141).

Des Weiteren wirft das aus der Grenzziehung während der Kolonialzeit resultierende Verhältnis von ethnischer und nationaler Zugehörigkeit Fragen nach den Konsequenzen für Diasporapolitik auf. Mo- han (2008: 465) macht am Beispiel Ghanas deutlich, dass Regierungen zum Zwecke der nationalen Entwicklung insbesondere an partikulare Zugehörigkeitsstrukturen appellieren. Unter anderem wird in diesem Zusammenhang die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit politisiert. Dies kann dazu führen, dass durch die Politisierung von Ethnizität die Ausübung formaler bürgerschaftlicher Rechte stark ein- geschränkt wird und im schlimmsten Fall Konflikte verschärft werden oder entstehen können (Tagou 2006: 13). In diesem Zusammenhang muss auf den Autochthonen-Diskurs verwiesen werden, der je- doch zumeist im frankophonen Afrika geführt wird (Kleist 2013: 286; Geschiere 2009: 4; 13). 23 Die Folie des Autochthonen-Konzeptes lässt deutlich werden, dass Citizenship eng an lokale Herkunft, bzw. kon- kret den Herkunftsort oder die Herkunftsregion, geknüpft ist und die sogenannten Politics of Belonging betrifft (Geschiere 2009). Ist aber die ethnische Zugehörigkeit primär gegenüber der nationalen (Ber- man et al. 2004: 11; Chabal 2009: 101; Ceuppens/Geschiere 2005), so müssen sich daraus Folgen für

23 Mit dem Autochthonie-Begriff werden Abgrenzungsphänomene in einem Landesteil ansässiger Bevölkerungs- gruppen gegenüber zugezogenen weiteren Bevölkerungsteilen zusammengefasst. In diesem Kontext werden zu- gezogene Bevölkerungsgruppen als Fremde angesehen, was sich auf deren soziale Stellung in den betroffenen Gebieten auswirkt. Zum Autochthonie-Diskurs siehe Geschiere (2009) und Ceuppens und Geschiere (2005), die insbesondere auf die Beispiele Côte d 'Ivoire und Kamerun verweisen (zu Kamerun siehe auch Tage 2006). 34

Diasporapolitik ergeben, insofern als das dadurch Diasporapolitik, die auf die Gänze der Nation zielt, unglaubwürdig erscheint. Diese Hintergründe von Diasporapolitik sind bisher unzureichend erforscht.

Generell – auch jenseits der afrikanischen Staaten – beschäftigen sich nur wenige Autor_innen mit der Frage, welche Auswirkungen die Polity auf Diasporapolitik hat. Laut Østergaard-Nielsen (2003: 217b) spiegelt sich das nationale politische System in dem Verhältnis eines Staates zu seinen Bürger_innen im Ausland und seiner Diasporapolitik wieder (siehe auch Smith 2003 für das Beispiel Mexicos). Fol- gende erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere Demokratisierungs- und Transitionsprozesse für Diasporapolitik relevant sind: So zeigt Brand (2006: 17), dass autoritäre Regime Emigrant_innen oftmals als Ressource entdecken, wenn sich die Staaten in einer Transitionsphase be- finden. Da neue Demokratien sich häufig an diejenigen Migrant_innen richten, die vor den Vorgänger- regierungen geflohen sind (Délano/Gamlen 2014: 45f.). Entsprechend weist Itzigsohn (2000: 1144) da- rauf hin, dass insbesondere politische Parteien nach der Einführung eines Mehr-Parteien-Systems in der Diasporapolitik aktiv werden. Des Weiteren zeigt Mangala (2017a: 361) in seiner vergleichenden Studie über die Diasporapolitik afrikanischer Staaten, dass Staaten mit fortgeschrittener Demokrati- sierung (Ghana, Kenia und Liberia) eher bereit sind, ihre Diaspora politisch einzubeziehen.

Im Rahmen der Polity -Analyse ist die vorhandene Relevanz der in einem Staat formulierten Entwick- lungsparadigmen für Diasporapolitik ebenfalls zu berücksichtigen. Denn die Entwicklungsparadigmen bieten einen Rahmen für die Betrachtung politischer Prozesse. Aus diesem Zusammenhang heraus gibt es in der Forschung bereits einige Erklärungsansätze von Diasporapolitik: Entsprechend zeigt Gamlen (2011a) am Beispiel von Neuseeland, wie die Diasporapolitik Neuseelands mit verschiedenen Lesarten des Neoliberalismus verknüpft ist . In Tansania (Hansen 2010: 14) verweist die Fokussierung auf das Engagement der Diaspora auf den Trend zur Privatisierung sozialer Leistungen. Auch in Ghana ging die Hinwendung zur Diaspora mit einem Trend zur Privatisierung und einer Betonung der Rolle der Zivil- gesellschaft in sozio-ökonomischen Entwicklungsprozessen einher (Kleist 2011: 12).

2.3 Politics: Politische Prozesse im Politikfeld Diasporapolitik Neben den Dimensionen Policy und Polity ist die dritte relevante Politikdimension Politics . Die Polity bildet hierfür den Rahmen und ist prägend für die Dimension Politics (siehe insbesondere Davies 2010: 138) . Die beiden Dimensionen beeinflussen und prägen sich wechselseitig, so dass sie immer in einem engen Zusammenhang zu betrachten sind. In Politics -Analysen liegt der Schwerpunkt auf den partei- und interessenpolitischen Willensbildungsprozessen und der politisch-staatlichen Entscheidungsfin- dung (Blum/Schubert 2011: 14). In der Forschung gibt es kaum Hinweise auf politische Prozesse, die im Politikfeld der Diasporapolitik stattfinden. Allein Mangala (2017a: 361) verweist auf ihre Bedeutung. 35

Daher soll im Folgenden eine Auswertung des Forschungsstandes zu den in der Diasporapolitik invol- vierten Akteuren und ihren Interessen mehr Aufschluss über den Einfluss von Politics auf Diasporapo- litik geben. Zu diesem Zweck werden exemplarisch zwei politische Prozesse im Rahmen der Diasporapolitik – Einführung von Doppelter Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht – näher be- trachtet. Sowohl die Doppelte Staatsangehörigkeit als auch das Auslandswahlrecht sind die bedeu- tendsten Maßnahmen im Rahmen der Diasporapolitik, da sie den Bürger_innen im Ausland formale politische Beteiligungsrechte zusichern. Deshalb sind diese beiden diasporapolitischen Maßnahmen besonders umkämpft, was sich in den politischen Prozessen um diese beiden Maßnahmen widerspie- gelt. Entsprechend eignet sich ihre exemplarische Betrachtung besonders gut dafür, die Politics Dimen- sion zu beleuchten.

2.3.1 Akteure im Politikfeld Diasporapolitik Im Politikfeld Diasporapolitik sind verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Funktionen und Inte- ressen involviert. Zu den Akteuren zählen die Regierungen der Herkunftsstaaten, das administrative System in den Herkunftsstaaten, politische Parteien und nicht-staatliche Akteure der Herkunftsstaa- ten, die Regierungen der Zielstaaten und internationale Organisationen sowie natürlich die Diaspora selbst. Im Folgenden werden Forschungsergebnisse zur Rolle dieser Akteure im Politikfeld und, damit verknüpft, ihre Interessen vorgestellt. Die Akteure Parlamente und Gerichte bleiben außen vor, weil die Forschung zur Diasporapolitik hierfür keine Ergebnisse liefert. Es ist fraglich, ob diese Akteure tat- sächlich keine Rolle spielen oder aber, ob sie in der Forschung keine angemessene Beachtung finden.

2.3.1.1 Die politische Ebene der Regierungen der Herkunftsstaaten Gamlen (2011: 277) macht deutlich, dass seitens der Regierungen die Diaspora auf zwei Arten wahr- genommen wird. Zum einen werden Bürger_innen im Ausland als Ressource für Entwicklung wahrge- nommen und zum anderen als Teil der Wählerschaft begriffen . Werden die Bürger_innen im Ausland als Ressource betrachtet, so wird stärker auf ihr entwicklungsbezogenes Engagement fokussiert. In zweiter Perspektive steht im Vordergrund, welche Rechte (insbesondere Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht) ihnen eingeräumt werden. Aus dieser Perspektive werden Bürger_innen im 36

Ausland weiterhin als legitime Stakeholder betrachtet. 24 Diese beiden Perspektiven werden im Folgen- den in ihrer Wechselwirkung entfaltet.

Ökonomische Interessen von Regierungen werden von den meisten Autor_innen als treibende Motive für eine aktive Diasporapolitik betont (Ankomah et al. 2012; Brand 2006: 17; Hansen 2010: 14; Iheduru 2011; Itzigsohn 2000: 114; Østergaard-Nielsen 2003: 211). Das ökonomische Interesse besteht über- wiegend darin, den Zufluss von Rücküberweisungen und Investment zu steigern. Die Stärkung des Zu- gehörigkeitsgefühls der Auslandsbürger_innen kann ebenfalls den Zufluss von Rücküberweisungen fördern. Des Weiteren kann es ein Zweck der Diasporapolitik sein, Migrant_innen bei ihrem (sozialen) Aufstieg in den Aufnahmeländern zu fördern, um hierdurch ihr ökonomisches Potential und ihre Kapa- zität für die Entwicklung der Herkunftsstaaten zu stärken (Østergaard-Nielsen 2003b: 201). Solche Maßnahmen fokussieren überwiegend auf gut ausgebildete und in den Aufnahmeländern gut inte- grierte Migrant_innen (Ho 2011). Es ist naheliegend, dass das Interesse an den Bürger_innen im Aus- land steigt, je stärker diese als ökonomisches Kapital wahrgenommen werden (Brand 2006: 15; Øster- gaard-Nielsen 2003b: 216; Waterbury 2010: 140). Das ökonomische Interesse als Motor der Diasporapolitik zu betrachten, legt nahe, dass Staaten, die stärker auf die Beiträge der Diaspora ange- wiesen sind, eine intensivere Diasporapolitik verfolgen. Dies konnten Østergaard-Nielsen (2003b: 216) und Ragazzi (2014: 84) in ihren Studien zur Diasporapolitik nicht bestätigen. Ökonomische Interessen der Regierungen allein sind nicht ausreichend, um Diasporapolitik zu erklären. Das ökonomische Inte- resse von Staaten erklärt nicht, warum bestimmte Ansätze innerhalb der Diasporapolitik verfolgt wer- den und andere hingegen nicht (Ragazzi 2014: 84).

Ökonomische Interessen afrikanischer Regierungen hinter der Diasporapolitik zielen nicht primär da- rauf, die Entwicklung voranzubringen (siehe auch Ihederu 2011: 190). Durch die Förderung der finan- ziellen Beiträge der Diaspora durch Diasporapolitik sollen bestehende Systeme aufrechterhalten wer- den (Chabal 2009: 147). Dieses lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Leistungen, die durch staat- liche Strukturen nicht erbracht werden können (beispielsweise im Gesundheitssektor), werden durch Bürger_innen im Ausland erbracht. So werden aus Rücküberweisungen die Kosten für medizinische Versorgung getragen (als besonders anschauliches Beispiel dient hier Simbabwe in Davies 2012: 100).

24 Diese beiden Perspektiven dienen laut Gamlen et al. (2013) als Motive für die Gründung von für Diasporabe- lange zuständigen Organisationen. Ein weiteres Motiv, das bei der Gründung eine Rolle spielt, sind die sich ent- wickelnden Normen im Bereich der globalen Migration Governance . Bei seiner Untersuchung zu der Gründung von Diasporaorganisationen konnten Gamlen et al. (2013) kein dominantes Muster nachweisen: Weder das Mo- tiv, die Bürger_innen im Ausland als Ressource oder Wählerschaft einzubeziehen, noch die Anpassung an inter- nationale Normen waren leitende Motive. 37

Hierdurch werden Regierungen ein Stück weit aus ihrer Verantwortung entlassen, wodurch das beste- hende System stabilisiert wird. Neben ökonomischen Interessen dient Diasporapolitik dazu, Macht, Autorität und Kontrolle über die Mitglieder der Diaspora auszuüben. Darunter fallen unter anderem Maßnahmen, welche die Einflussnahme auf innenpolitische Prozesse durch die Bürger_innen im Aus- land beschränken (Brand 2006: 18; Østergaard-Nielsen 2003b: 212). Das Ziel vor diesem Hintergrund ist es, zu verhindern, dass Mitglieder der Diaspora und Diasporaorganisationen in Konkurrenz zu be- stehenden Machtstrukturen treten (Brand 2006: 18).

Regierungen erhoffen sich die Unterstützung der Migrant_innen (Brand 2006: 19; Østergaard-Nielsen 2003b). Konferenzen, die für die Mitglieder der Diaspora veranstaltet werden, sollen Diasporavertre- ter_innen für die Sache der Regierung gewinnen (Gamlen 2006: 17; Østergaard-Nielsen 2003b: 213). Folglich hat Diasporapolitik unter anderem den Zweck, Mitglieder der Diaspora zu kooptieren (Iheduru 2011: 190) und direkt oder indirekt die Legitimität einer demokratischen Regierung zu steigern (Wa- terbury 2010: 138). Laut Gamlen (2006: 5) dienen einflussreiche Diasporavertreter_innen gar dazu, Interessen auf internationaler Ebene Gehör zu verschaffen, so dass einige Staaten Mitglieder der Diaspora in die Position von Lobbyisten oder Sprecher_innen in ihren Aufnahmeländern versetzen wol- len (siehe auch Itzigsohn 2000: 1140). Bürger_innen im Ausland werden in diesem Sinn für außenpoli- tische Zwecke instrumentalisiert (Bakewell 2007: 293). Hierbei fokussieren die außenpolitischen Inte- ressen an der Diaspora überwiegend auf Migrant_innen in solchen Aufnahmestaaten, die für die bila- terale oder multilaterale Zusammenarbeit von Bedeutung sind (Brand 2006: 217; Kapur 2007: 104; Østergaard-Nielsen 2003b: 212). Délano (2009) verdeutlicht am Beispiel der Diasporapolitik Mexikos mit Bezug auf die USA, dass Diasporapolitik als Teil von Außenpolitik begriffen werden muss, da in diesem Beispiel Mexiko mit seiner Diasporapolitik nicht zuletzt auf die Immigrationspolitik der USA reagiert. Entsprechend kann Diasporapolitik als Reaktion auf die Politik der Zielländer der Migrant_in- nen (im Näheren Diskriminierung oder Assimilierungsversuche) verstanden werden (Brand 2006: 16). Überwiegend besteht ein starkes Machtgefälle zwischen den Staaten Subsahara-Afrikas und den west- lichen Aufnahmestaaten, so dass hier scheinbar außenpolitische Überlegungen keine Relevanz besit- zen. Folglich kann dieses Interesse seitens afrikanischer Regierungen vernachlässigt werden. Waterbury (2010) macht darauf aufmerksam, dass als Reaktion auf die Heterogenität der Migrant_in- nen verschiedene Ansätze seitens der Herkunftsstaaten gegenüber den verschiedenen Segmenten der Diaspora vorzufinden sind. Es finde häufig eine Differenzierung der Diaspora statt nach Segmenten, mit welchen Regierungen zusammenarbeiten wollen, bei welchen es ihnen in mehrfacher Hinsicht be- sonderes lohnend erscheint (Waterbury 2010: 135). Turners (2013) Darstellung der ruandischen Diasporapolitik veranschaulicht, wie Ruander_innen im Ausland durch die Regierung in eine für sie „positive“ und eine „negative“ Diaspora unterschieden werden, für die unterschiedliche diasporapoli- tische Maßnahmen formuliert und implementiert werden. Diese Unterscheidung bleibt ruandischen 38

Diasporamitgliedern nicht verborgen: Einige Mitglieder der Diaspora kritisierten die Regierung dafür, dass die Vertreter_innen der Diaspora, die an der ersten ruandischen globalen Diaspora-Konvention teilnahmen, von der Regierung ausgewählt wurden und hierbei ein Großteil der Hutu ausgeschlossen worden sei (Black 2006: 76). Der liberianischen Regierung wird seitens der Migrant_innen vorgewor- fen, nur mit der Elite der Diaspora zusammenarbeiten zu wollen (Chikezie 2011: 265), so dass sich die spezifisch interessengeleiteten Einteilungen in Segmente hier gleichfalls abzeichnen.

In der Forschung zu Diasporapolitik verweisen unter anderem Gamlen (2012), Vezzoli und Lacroix (2010: 4) auf den national-historischen Kontext. Sie betonen, dass besonders bei der Untersuchung der Diasporapolitik die historische Dimension hinzugezogen werden muss. Dies macht die Bedeutung von "Pfadabhängigkeit" in zweifacher Hinsicht deutlich: 25 Die Migrationsgeschichte ist ein entschei- dender Faktor für die Beziehung zwischen Regierung und Diaspora. Folglich ist sie maßgeblich für Diasporapolitik: Sind die Menschen aufgrund der politischen Situation geflohen, so beeinflusst die sich darin widerspiegelnde Haltung der Migrant_innen das Verhältnis zwischen Regierung und Bürger_in- nen im Ausland. Insbesondere dann sind laut Mangala (2017a: 361) Regierungen in geringem Maß bereit, den Migrant_innen politische Rechte zuzugestehen. Findet ein Regimewechsel statt, so kann dies Veränderungen in der Beziehung zwischen den Herkunftsstaaten und den Bürger_innen im Aus- land hervorrufen. Ragazzi (2009) entwickelt eine Typologie zur Beziehung zwischen Regierungen und ihrer Diaspora: Ein Typus besagt, dass Migrant_innen zur Rückkehr bewegt werden sollen, was am archetypischen Beispiel Israel veranschaulicht wird (Ragazzi 2009: 385). Der zweite Typus ist von si- cherheitspolitischen Aspekten geprägt; in diesem Zusammenhang werden Bürger_innen im Exil als Feinde betrachtet (Ragazzi 2009: 386). Der dritte Typus der Beziehung ist geprägt durch eine Betonung der nationalen Identität. Hier wird ein freundlicher Umgang mit Emigrant_innen geprägt. Østergaard- Nielsen (2003b: 216) hingegen misst dem historischen Kontext geringere Bedeutung zu: ausschlagge- bender als die Migrationsgeschichte sei der sozio-ökonomische Status der Diaspora.

Nicht zuletzt hat Diasporapolitik laut Levitt (2001: 204) auch den Zweck, Modernität und Demokratie zu repräsentieren. Damit verfolgen Regierungen auch mit Diasporapolitik eine Wirkung nach außen – beispielsweise auf (potenzielle) Geberregierungen und Organisationen.

25 „Pfadabhängigkeit bedeutet, dass eine historische Entscheidung die Bedeutung für die nachfolgenden Entschei- dungen ändert und somit eine Weichenstellung darstellt, ohne die die Entwicklung jeweils anders verlaufen wäre“ (Schneider/Janning 2006: 35). 39

2.3.1.2 Administratives System Im Politikfeld Diasporapolitik gibt es sich überlappende Zuständigkeiten verschiedener staatlicher Stel- len, unter anderem der Innen- und Außenministerien sowie Entwicklungsministerien. 26 Geht es um Fragen der Legalität, wie Doppelte Staatsangehörigkeit, so sind in der Regel die Justizministerien eben- falls involviert. Häufig wird Migration, und damit zusammenhängend das Thema Diaspora, auf ver- schiedenen Ebenen als Querschnittsthema behandelt. Hierbei kommt es häufig zu Spannungen durch Interessenkonflikte zwischen den involvierten staatlichen Akteuren bzw. ihren Vertreter_innen (Agunias 2009: 19; Gamlen 2006: 9). Mangelnde Kooperation der in Diasporapolitik involvierten Be- hörden führt zu Verzögerungen der Formulierung von politischen Strategien und in der Folge deren Umsetzung.

Darüber hinaus werden im Rahmen der Diasporapolitik explizit für Bürger_innen im Ausland zustän- dige Organisationen (beispielsweise Ministerien) gegründet oder bestehenden Organisationseinheiten (beispielsweise Abteilungen in Ministerien) die Zuständigkeit für Diasporabelange zugewiesen. Der Typ der Organisation lässt laut Gamlen (2013: 5) und Agunias (2009a) auf den Einfluss der Institution schlie- ßen; Ministerien und hybriden Ministerien wird der größte Einfluss zugeschrieben. Ihnen steht in der Regel ein größeres Budget zur Verfügung und sie erhalten eine größere Unterstützung durch die Re- gierung als rangniedrigere Institutionen. Die Gründung von Ministerien lässt darauf schließen, dass die Regierung der Diaspora eine hohe Bedeutung beimisst. Neben den Organisationen, die für Diaspora- belange zuständig sind, kommt im institutionellen Rahmen der Diasporapolitik Botschaften eine be- sondere Bedeutung zu, da sie als staatliche Repräsentation im Ausland in direktem Kontakt mit Mit- gliedern der Diaspora stehen. Zu den Aufgaben von Botschaften gehört es, Reisepässe und andere Dokumente auszustellen, Unterstützung in Gesetzesfragen zu bieten und generell den Schutz der Rechte der Staatsangehörigen sicherzustellen. Für Brand (2006: 7) bilden das Ausmaß und der Typ der Dienste, die durch Botschaften angeboten werden, einen Indikator für das Interesse, das durch Staaten den Bürger_innen im Ausland entgegengebracht wird. Viele Botschaften sind durch eine schwache in- stitutionelle Kapazität charakterisiert: Entsprechend hat eine empirische Untersuchung von Plaza (2009) nur begrenztes Engagement der Botschaften mit ihren Diasporagemeinden aufzeigen können. Hierbei werden folgende Schwierigkeiten als Ursachen benannt: Mangel an Koordination, Mangel an demographischen Daten bezüglich der Diaspora und unzureichende personale Kapazitäten (Ratha

26 Migrant_innen bringen Regierungen oftmals wenig Vertrauen entgegen, da ihre (schlechte) Performance unter anderem zur Migration geführt hat (Mohan 2008: 465 für das Beispiel Ghana). Vor diesem Hintergrund gewinnen dezentrale Strukturen im Politikfeld Diasporapolitik an Bedeutung. Beispielsweise hat Mexiko seine Diasporapo- litik dezentralisiert und auf regionale Strukturen verlagert (Délano 2009: 775; Smith 2003: 473). 40

2011: 174). Darüber hinaus haben die Anzahl der Bürger_innen im Ausland, ihre Beziehung zum Her- kunftsstaat und die Regierungsform in den Herkunfts- und Aufnahmestaaten Einfluss auf die Arbeit der Botschaften (Brand 2006: 7).

Hansen (2010: 15) und das African Diaspora Policy Centre (2011: 15) machen darauf aufmerksam, dass sich im neu entstehenden Feld Diasporapolitik staatlichen Behörden und Staatsbediensteten die Mög- lichkeit bietet, ihre jeweiligen Wirkungsbereiche auszuweiten: Auf dieser Folie kann im Umkehrschluss die Spezialisierung auf den zusammengefassten Funktionsbereich Migration und Entwicklung (wozu die Diasporapolitik gezählt wird) als eine rationale Strategie, das Einsatzgebiet zu verfestigen, um hier- durch die eigene Position zu sichern, gedeutet werden. Andererseits können staatliche Regierungseli- ten laut Waterbury (2010: 137) den Bürger_innen im Ausland enorm kritisch gegenüberstehen, da sie in ihrem Engagement Konkurrenz für den eigenen Einflussbereich sehen (siehe auch Itzigsohn 2000: 1146). 27

2.3.1.3 Politische Parteien und nicht-staatliche Akteure (außer der Diaspora) Politische Parteien können ein Interesse daran haben, mit Bürger_innen im Ausland zusammenzuar- beiten, um sich dadurch ihre politische Unterstützung zu sichern (Levitt 2001: 207; für das Beispiel Mexiko Smith 2003), oder aber sie wollen Bürger_innen im Ausland von politischer Partizipation ab- halten, um dadurch ihre Macht zu erhalten (Escobar 2007: 69). Zum einen erhalten Parteien Spenden von Bürger_innen im Ausland; zum anderen wissen Parteien um den Einfluss, den Mitglieder der Diaspora auf das Wahlverhalten von Familienmitgliedern im Herkunftsland haben (Levitt 2001: 207). Entsprechend erweitern politische Parteien ihre Kampagnen häufig auf im Ausland lebende Bürger_in- nen. Die größten politischen Parteien haben Vertretungen in den Staaten, in denen die Mitglieder der Diaspora zahlenmäßig signifikant hoch sind (siehe Akinrinade/Ogen 2011 für das Beispiel Nigeria). Wel- che konkrete Rolle Parteidifferenzen im Rahmen von Diasporapolitik einnehmen, ist stark kontextab- hängig. Hier ist eine weitere, in diesem Fall gravierende Forschungslücke für die Region Subsahara- Afrika auszumachen.

Zivilgesellschaftliche Organisationen in den Herkunftsstaaten sind häufig Partner von Diasporaorgani- sationen bei der Umsetzung von Entwicklungsprojekten in den Herkunftsstaaten. Im Politikfeld Diasporapolitik sind sie bisher kaum in Erscheinung getreten – oder aber wurden bisher in der For- schung ignoriert. Daneben stellen Einwohner_innen eines Staates einen weiteren Faktor für

27 Chabal (2009: 145) hingegen macht darauf aufmerksam, dass insbesondere lokale Eliten von Migration profi- tieren, da sie hierdurch auf lokaler Ebene ihre Macht erhalten können. Im Kontext von Subsahara-Afrika könnten traditionelle Autoritäten, beispielsweise "Chiefs", höchst relevant sein. 41

Diasporapolitik dar. Sie sprechen sich häufig gegen diasporapolitische Maßnahmen aus, da eine Fokus- sierung auf die im Land lebende Bevölkerung für sinnvoller erachtet wird, was beispielsweise in kriti- schen Zeitungsberichten gegenüber der Diaspora zum Ausdruck kommt. Hierbei wird insbesondere die politische Beteiligung der Diaspora kritisch gesehen: Bürger_innen im Ausland sollen nicht an Entschei- dungen beteiligt werden, die sie selbst nicht betreffen – so das Argument (Gamlen 2011: 275; Vez- zoli/Lacroix 2010: 17).

2.3.1.4 Regierungen der Aufnahmestaaten und internationale Organisationen Bedeutende Rollen im Politikfeld Diasporapolitik spielen die Regierungen der Aufnahmestaaten, und vor allem internationale Organisationen. Die bedeutende Rolle entfaltet sich auf zwei Ebenen, die je- doch stark miteinander verwoben sind. Erstens wird durch die Zielstaaten der Migrant_innen und in- ternationale Organisationen das Engagement von Diasporaorganisationen auf der programmatischen Ebene unterstützt. Zweitens wird Diasporapolitik beeinflusst, indem das Thema Diasporapolitik auf der politischen Agenda gestärkt und Empfehlungen für effektive Diasporapolitik ausgesprochen werden. Es werden Ressourcen für den Bereich Migration und Entwicklung bereitgestellt, welche die Bedeu- tung des Politikfeldes erhöhen, da sie Staaten eine neue Quelle der Entwicklungsfinanzierung in Aus- sicht stellen. Des Weiteren sind im Politikfeld Prozesse von Policy Diffusion auszumachen. Zahlreiche Autor_innen konstatieren, dass es internationale Norm geworden sei, dass Staaten Verbindungen mit ihrer Diaspora aufbauen und aufrechterhalten (u.a. Gamlen et al. 2013; Levitt/La Dehesa 2003: 589; Rhodes/Harutyunyan 2010: 488). Alle drei Aspekte werden im Folgenden erörtert.

Internationale Organisationen engagieren sich mit Programmen im Handlungsfeld Migration und Ent- wicklung. Die bekanntesten sind das Migration for Development in Africa (MIDA) Programm, das 2001 durch die IOM ins Leben gerufen wurde, und das Transfer of Knowledge through Expatriate Nationals (TOKTEN) Programm des United Nations Development Programme (UNDP), das bereits seit 1977 exis- tiert. Insbesondere MIDA unterstützt Projekte, die auf zirkuläre Migration und Wissenstransfer abzie- len. Darüber hinaus unterstützt die IOM Regierungen dabei, diasporapolitische Maßnahmen und Diasporastrategien zu entwickeln. Die IOM sprach mit dem „ Developing a road map for engaging dias- poras in development. A handbook for policy makers and practitioners in home and host countries “ (Agunias/Newland 2012) umfassende Empfehlungen aus, wie Diasporapolitik gestaltet werden soll (Kapitel 2.1, Abbildung 4). Auf internationaler Ebene werden durch internationale Organisationen Kon- zepte, die Migration und Entwicklung sowie die positive Rolle der Diaspora betonen, in hochkarätigen Treffen bekannt gemacht: Die wichtigsten Ereignisse in diesem Kontext sind die Global Commission on International Migration (GCIM) (2005), der United Nations High-Level Dialogue on Migration and De- 42 velopment (2006 und 2013) und das erste Treffen des seither jährlich tagenden Global Forum on Mig- ration and Development (GFMD) in Brüssel (2007). Auf dem afrikanischen Kontinent dienen die An- sätze der Afrikanischen Union (AU) als Referenz für Ansätze, mit der Diaspora zusammenzuarbeiten (Belai 2007: i; Mangala 2017a: 360). 28

Das Engagement der Aufnahmestaaten im Bereich Diasporaförderung veränderte sich sukzessive. Ak- tivitäten der Aufnahmestaaten im Bereich Diasporapolitik fokussierten zunächst lediglich auf den Be- reich der Rückkehrförderung, erweiterten sich jedoch sukzessive und zielen mittlerweile darauf ab, das Engagement der Diaspora im Rahmen von Entwicklungszusammenarbeit zu stärken. Dieser Entwick- lungsprozess kann kursorisch nachvollzogen werden: So wurde im Vereinten Königreich im Jahr 1997 verfassten "Weißbuch zur internationalen Entwicklung" auf die Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung verwiesen. Ebenfalls Ende der 1990er Jahre entwickelt, zielt das französische Konzept auf Ko-Entwicklung, nämlich „[...] darauf ab, Migration und Entwicklung so miteinander zu verknüpfen, dass Migranten durch aktives Engagement dazu beitragen, die Kooperation zwischen Ursprungs- und Zielländern nachhaltig zu stärken, um Entwicklung zu fördern.“ (Bell/Does 2008: 1) Dem Konzept wird allerdings vorgeworfen, dass es vordergründig die Interessen Frankreichs beachte, indem es der Be- grenzung von Migration diene (Khoudour-Castéras 2009; Panizzon 2011: 196). Die Ausführungen Pa- nizzons (2011) zum französischen Ko-Entwicklungskonzept, Wabgous (2008) und Tomas (2017) zu Se- negal sowie Sieveking und Fauser (2009) zu Mali lassen auf mögliche postkoloniale Verbindungen schließen – sowohl im Senegal als auch in Mali ist die Diasporapolitik auffällig auf die Migrationssitua- tion in Frankreich fokussiert. Jedoch fehlen diesbezüglich weitreichendere Untersuchungen. Die staat- liche Entwicklungsagentur Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterhält ebenfalls ein Sektorvorhaben im Themenfeld Migration und Entwicklung. Die GIZ wurde vom Bundes- ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt, Mechanismen zu untersuchen und Konzepte zu entwickeln, die das in der Migration liegende Potenziale fördern sollen. In diesem Rahmen unterstützt die GIZ Projekte von Diasporagruppen, die in ihren Herkunftsländern wirken und fördert hierbei das privatwirtschaftliche Engagement von Migrant_innen. Darüber hinaus berät die GIZ die Herkunftsstaaten der Migrant_innen im Themenfeld Migration und Entwicklung.

Der beschriebene Entwicklungsprozess diasporapolitischer Ansätze deutet darauf hin, dass Policy Dif- fusion-Prozesse stattfinden. Es gibt unterschiedliche theoretische Konzepte, die unter dem Begriff Po- licy Diffusion zusammengefasst werden. Sie gehen davon aus, dass politische Entscheidungen von Staaten durch politische Entscheidungen anderer Staaten beeinflusst werden (Dobbin et al. 2007: 450).

28 2003 wurde Artikel 3 des Constitutive Act der AU um die Zusammenarbeit mit der Diaspora ergänzt, so dass die Förderung der Diaspora einen wichtigen Arbeitsbereich der AU bildet. Zur Darstellung der Diaspora innerhalb der Arbeit der Afrikanischen Union siehe auch Adisa 2017 oder Davies 2010: 134. 43

Die Idee, dass Migration Entwicklung fördert und Diasporapolitik diesen Mechanismus unterstützt, kommt im Sinne der Diffusion politischer Ansätze einer hegemonialen Idee gleich (vgl. Gamlen 2011: 276). 29 Es gibt zahlreiche Beispiele, die Prozesse von Policy Diffusion im Bereich Diasporapolitik bele- gen: Bakker (2014) beschreibt, dass die Überzeugung von der Signifikanz von Rücküberweisungen zu- nächst durch die bessere statistische Erfassung gestiegen ist. Dies wurde durch den Multilateral Invest- ment Fund der Inter-American Development Bank für Lateinamerika verbreitet. Délano (2014) zeichnet Policy Diffusion im Bereich Diasporapolitik für die Region Lateinamerikas nach. Hier haben sich Ansätze der Diasporapolitik durch den Austausch von Ideen beispielsweise bei gemeinsamen Konferenzen und auf anderen gemeinsamen Foren verbreitet, wobei sich die Staaten der Region vordergründig an Me- xikos Diasporapolitik orientierten. Für die Region Subsahara-Afrika liegen vergleichsweise wenige For- schungsergebnisse über Policy Diffusion-Prozesse im Bereich Diasporapolitik vor. Der Einfluss des glo- balen Diskurses und der daraus resultierenden Maßnahmen um Migration und Entwicklungen wird durch de Haas (2008: 177) in seiner Studie zu Nigeria bestätigt sowie durch Hansen (2010: 14) für Tan- sania. Darüber hinaus zeigt Bronden (2012: 5) für Tansania, dass politische Ansätze, die auf Rücküber- weisungen zielen, nicht auf einem tiefen Verständnis der transnationalen Zusammenhänge basieren, sondern vielmehr auf allgemeinen Annahmen, die von internationalen Organisationen in den Diskurs eingebracht werden. Der Diskurs um Migration und Entwicklung ist Nieswand (2011: 404) zufolge ins- besondere in afrikanischen Ländern anschlussfähig, da die Vorstellung, dass Globalisierungskräfte durch Gemeinschaftlichkeit und Solidarität (in diesem Fall die Solidarität zwischen den Bürger_innen im Ausland und den Herkunftsstaaten) aufgefangen werden können, in Afrika traditionell stark veran- kert sei.

Das Engagement der Regierungen der Aufnahmestaaten und internationaler Organisationen im Hand- lungs- und Politikfeld Migration und Entwicklung wird durchaus kritisch gesehen: Laut Gamlen (2011: 269), der sich auf de Haas (2006) und Ionescu (2006) beruft, entsteht ein Druck auf Staaten, ihre Diasporen einzubeziehen. Vezzoli und Lacroix (2010) sehen diesen Umstand überaus kritisch; der in- ternationale Druck führe dazu, dass Staaten, die eigentlich kein Interesse an ihrer Diaspora hätten oder nicht bereit seien ihre Diaspora einzubinden, diasporapolitische Maßnahmen anstießen, die jedoch nicht von Dauer seien und selten das Anfangsstadium überständen. Entsteht Diasporapolitik als Folge des Drucks von internationalen Entwicklungen und Akteuren, stellt sich die Frage nach der Ownership

29 Nach Dobbin et al. (2007: 456) werden hegemoniale Ideen rationalisiert, theoretisch untermauert und beein- flussen damit, wie politische Akteure Probleme konzeptualisieren und welche Lösungsvorschläge sie formulie- ren. Hegemoniale Ideen entfalten ihre Dynamik dadurch, dass sie nicht nur durch mächtige Akteure (in dem Fall internationale Organisationen) unterstützt werden, sondern auch dadurch, dass sie wissenschaftlich untermau- ert werden (Dobbin et al. 2007: 456), beispielsweise durch die breite Forschung zu Rücküberweisungen, die ver- sucht nachzuweisen, dass sich Rücküberweisungen positiv auf Armut auswirken. 44 der politischen Ansätze (Vezzoli/Lacroix 2010: 4). Konzepte von Migration und Entwicklung (wie zirku- läre Migration oder Formalisierung von Überweisungssystemen), die in diesem Zusammenhang geför- dert werden, passen laut Castles und Wise (2007: 8) in die Strategien der Migrationsbegrenzung der nördlichen Regierungen. Laut Bronden (2012: 3) dient der entwicklungspolitische Diskurs um Migra- tion und Entwicklung als Fassade für Interessen des Globalen Nordens, die in der Debatte verschleiert werden sollen – wie das zentrale Interesse: die Eindämmung von Migration. Die Debatte um Migration und Entwicklung dient den Staaten des Globalen Nordens dazu, die Staaten des Globalen Südens für Migrationsmanagement zu gewinnen, indem das Argument Entwicklung "angehängt" wird (Cast- les/Wise 2007: 3; Skeldon 2012: 21‘56). De Haas (2008a: 49) und andere Forscher_innen (z.B. Glick Schiller 2011) identifizieren im vorherrschenden Optimismus bezüglich Migration und Entwicklung eine starke ideologische Komponente, die sich an (neo-) liberalen politischen Paradigmen bemessen lässt: Die Rolle des Staates wird begrenzt, wohingegen Initiativen, die von der Zivilgesellschaft und ihren Individuen ausgehen, betont werden. Folglich zeigt die positive Bewertung der Migration und der Entwicklungsbeiträge von Migrant_innen ein (neo-) liberales politisches Paradigma (de Haas 2012: 10; Faist 2007: 16; Monsutti 2008: 3). Darüber hinaus identifizieren Gamlen et al. (2013: 10) eine Ge- legenheit für internationale Organisationen und andere Akteure (wie Think Tanks ) durch das Erschlie- ßen des Politikfelds der Diasporapolitik, ihr Interessen- und Einflussgebiet auszuweiten.

2.3.1.5 Diaspora Nach Schätzung der Vereinten Nationen lebten im Jahr 2010 36 Millionen Afrikaner_innen nicht in ihrem Geburtsland ( United Nations Department of Economic and Social Affairs Population Division 2017). Allerdings unterschätzen offizielle Statistiken häufig das Ausmaß der Migration, so dass davon auszugehen ist, dass die Anzahl afrikanischer Migrant_innen signifikant höher ist. Die afrikanischen Migrant_innen verbleiben überwiegend auf dem afrikanischen Kontinent. Das bedeutendste Zielland ist Südafrika (Ratha 2011: 17). Jenseits Afrikas sind die Hauptzielländer Frankreich, Saudi-Arabien, die USA und Großbritannien, gefolgt von Spanien und Italien. Einige Staaten Subsahara-Afrikas sind stärker von der Auswanderung ihrer Bürger_innen betroffen als andere (Ratha 2011: 18). Dazu zählen insbe- sondere Inselstaaten wie Kap Verde, die Seychellen sowie São Tomé und Príncipe. Darüber hinaus ver- lassen besonders viele Menschen die Diktaturen Eritrea und Äquatorial Guinea. Selbstverständlich dür- fen afrikanische Migrant_innen nicht als homogene Gruppe aufgefasst werden. Kategorien wie Her- kunft, Gender und Klasse spielen eine wichtige Rolle in der Diaspora. Folgt man Bakewell (2007: 298), so ist es typisch für Diasporagemeinschaften, dass sie verhältnismäßig selten mit einer Stimme spre- chen oder über Dachorganisationen verfügen (vgl. dazu Koser 2003: 7; 9). 45

Die Diaspora organisiert sich entlang von Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit und Migrationsursa- chen (Fransen/Siegel 2011: 3; Koser 2003: 8; Okome 2007: 155). Afrikanische Diasporamitglieder or- ganisieren sich in sogenannten Home Town Associations (HTA). HTA sind „[...] Organisationen, die es Immigrant_innen aus derselben Stadt oder aus derselben Region erlauben, Verbindungen mit ihren Herkunftsorten/-regionen zu erhalten und diese materiell zu unterstützen.“ (Orozco/Rouse 2007, zit. nach Gamlen 2011: 268) HTA deuten darauf hin, dass Ethnien- oder Klan-basierte Zugehörigkeitsstruk- turen für die Organisationsmechanismen der Diaspora wichtiger sein können als das nationale Zuge- hörigkeitsgefühl. In welchem Verhältnis regionale, ethnische und nationale Zugehörigkeit in konkreten Fällen zueinander stehen und in welcher Art sie sich auswirken – sowohl bei Organisationsmechanis- men der Diaspora, als auch bei Entscheidungsprozessen, die sich in bestehenden Organisationen ab- spielen – diese und ähnliche Fragen sind in der Forschung nur in Ansätzen bearbeitet worden. Akinri- nade/Ogen (2011), Lampert (2009) sowie Obadare/Adebanwi (2009) beschreiben eine gespaltene ni- gerianische Diaspora. Fransen/Siegel (2011) sowie Turner (2008) konstatieren dies über die burundi- sche Diaspora ebenfalls und Jamfa (2010) über die kamerunische Diaspora, die in Deutschland lebt. Die Gründe für die Spaltung müssen im Zugehörigkeitsgefühl, mit diesem zusammenhängend, in der ethnischen Zusammensetzung und der politischen Einstellung der Mitglieder der Diaspora näher be- leuchtet werden. Insbesondere in verfahrenen Konfliktsituationen, was sich im Fall Eritreas zeigt, spie- len ethnische Zusammensetzung und politische Einstellung herausragende Rollen (Horst 2013; Turner 2013), so dass hierbei die nationale Zugehörigkeit kein ausreichender Faktor für Einigkeit ist.

Neben HTA organisieren sich Mitglieder der Diaspora in thematisch orientierten Vereinen, beruflich orientierten Gruppierungen, Alumni-Netzwerken oder kirchlichen Organisationen, die ebenfalls Ent- wicklungsprozesse im Herkunftsland durch kollektive Rücküberweisungen unterstützen. Diese Grup- pierungen sammeln Geld und Güter, um in Bildungs-, Gesundheits-, Infrastruktur- und Gemeinwesen - -Projekte zu investieren. Statistische Angaben über das Ausmaß von kollektiven Rücküberweisungen existieren nicht. Mutmaßlich kann davon ausgegangen werden, dass die einzelnen Aktivitäten im Rah- men kollektiver Rücküberweisungen ein geringes Ausmaß haben, was auf die geringe Kapazität, der sie durchführenden Organisationen zurückzuführen ist (Ratha 2011: 162).

Die Diaspora ist nicht nur als Entwicklungsakteur, sondern ausdrücklich auch als politischer Akteur zu betrachten (Turner/Kleist 2013), wenngleich die Diaspora in entwicklungspolitischen Diskursen häufig de-politisiert wird (Goldring 2008; Horst 2013). Bürger_innen im Ausland können Einfluss auf innenpo- litische Prozesse der Herkunftsstaaten ausüben (Shain 2007: 129; Vari-Lavoisier 2016). Die Besonder- heit hierbei ist, dass Migrant_innen dem Einflussbereich der Regierungen weitestgehend entzogen sind (Turner/Kleist 2013: 200), während sie in ihren Herkunftsstaaten durch Beschneidung politischer 46

Freiheiten eventuell nicht solcherart frei agieren könnten. Newland (2010) zeigt unterschiedliche For- men des politischen Engagements durch Bürger_innen im Ausland auf; unter anderem Lobbying, Un- terstützung von politischen Parteien, Proteste und virtuelle Aktivitäten im Internet sowie durch den Einbezug weiterer Medien. Inwieweit Auslandsbürger_innen direkten Einfluss auf Diasporapolitik ha- ben, ist nicht hinreichend erforscht und daher nicht eindeutig geklärt. Folglich ist es nicht weiter ver- wunderlich, dass einige Autor_innen einen hohen Einfluss der Diaspora auf sie betreffende politische Prozesse beschreiben (Gamlen 2011: 275; Iskander 2010: 312; Lyons/Mandaville 2012; Levitt/la Dehesa 2003; Lyons 2012), während für andere Autor_innen die Diaspora nur wenig Einfluss auf (sie betreffende) Prozesse im Heimatland hat (Hartmann 2015: 915; Østergaard-Nielsen 2003b: 216;). Auch wenn manche Autor_innen den politischen Einfluss als groß einschätzen (wie Lyons/Mandaville 2012), muss einschränkend ergänzt werden, dass das Ausmaß des Engagements der einzelnen Diaspo- ramitglieder stark variiert (Portes 1999, zit. nach Gamlen 2011: 274). Es muss sogar davon ausgegan- gen werden, dass sich nur ein geringer Anteil der Bürger_innen im Ausland aktiv in politische Prozesse des Herkunftsstaates einbringt (Lafleur 2013: 4). Insgesamt lässt sich die Frage danach, inwiefern Bür- ger_innen im Ausland wirklich Einfluss ausüben können, nicht eindeutig beantworten. Der jeweilige Kontext (insbesondere die Qualität des demokratischen Systems) scheint ausschlaggebend zu sein. Koslowskis (2005) Beobachtungen der Staaten Europas zeigen, dass der politische Einfluss der Diaspora mit der fortschreitenden Demokratisierung eines Staates steigt, weil sie die Kosten des politischen En- gagements von Migrant_innen vermindert und Erfolg wahrscheinlicher erscheinen lässt. Darüber hin- aus bieten sich nach ersten Wahlen Gelegenheitsfenster für die Einflussnahme durch die Diaspora (Koslowski 2005: 5; 13; Østergaard-Nielsen 2003b: 217; Rhodes/Harutyunyan 2010). Durch Demokra- tisierung öffnet sich der Raum für politische Partizipation, von dem auch die Bürger_innen im Ausland profitieren. Darüber hinaus sind in demokratischen Staaten ein höheres Maß an Transparenz und Be- teiligungsmöglichkeiten gegeben, so dass es für Diasporagruppen leichter möglich wird, sich einzubrin- gen (Hartmann 2015: 915). Beispielsweise waren nigerianische Diasporagruppen in die Bemühungen, den damaligen Präsidenten Abacha abzusetzen und Demokratisierung zu erwirken, stark involviert (Okome 2007: 159). Insgesamt sieht Iheduru (2011: 193) politische Partizipation von Emigrant_innen in den Staaten Subsahara-Afrikas nicht realisiert. Bestehende Strukturen basieren auf einem Patro- nage-System. Raum für politische Partizipation jenseits des fortbestehenden Patronage-System sei nicht geschaffen worden.

Damit die Diaspora als Akteur an Bedeutung erlangt, muss sie über eine kritische Masse bezüglich der Anzahl ihrer Mitglieder, der Länge des Aufenthaltes und der Integration in den Aufnahmekontext ver- fügen (Brand 2006: 15). Dabei ist laut Østergaard-Nielsen (2003b: 216) das ökonomische und politische Kapital der Diaspora ausschlaggebend dafür, wie viel Interesse ihr auf Seiten der Regierung entgegen- gebracht wird. Eine lineare Kausalität zwischen der Größe der Diaspora und der Intensität der 47

Diasporapolitik lässt sich insgesamt jedoch nicht feststellen (Brand 2006: 17). Ist die Diaspora zu stark, so kann das laut Østergaard-Nielsen (2003b: 216) in einem geringen Interesse der Herkunftsstaaten an der Zusammenarbeit mit den Bürger_innen im Ausland resultieren, da eine zu große Einflussnahme befürchtet wird.

Die Beziehung zwischen Staaten und ihren Diasporagemeinden ist nicht einseitig: Bürger_innen im Ausland haben Erwartungen an ihre Herkunftsstaaten, wie z.B. die, dass die Regierung ihre Interessen vertritt und ihnen Schutz bietet. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, entsteht eine Diskrepanz; einerseits stellen die Regierungen durch Diasporapolitik Forderungen an die Migrant_innen, anderer- seits werden aber keine Zugeständnisse gemacht und ihre Position nicht gestärkt, beispielsweise durch die Doppelte Staatsangehörigkeit (Østergaard-Nielsen 2003a: 4). So können sich die Vorstellungen von Extraterritoral Citizenship der Migrant_innen von denen der Regierung unterscheiden, wie Smith (2003) für das Beispiel Mexiko nachweist. Mitglieder der Diaspora haben oftmals wenig Vertrauen in die Regierungen ihrer Herkunftsstaaten: mangelnde Perspektive als Folge von Entwicklungsdefiziten der oftmals durch Korruption geprägten politischen Systeme haben zur Migration geführt, so dass eine Zusammenarbeit mit Regierungsstellen mit Desinteresse und Ablehnung begegnet wird (Agunias 2009: 20; Davies 2012: 93; Østergaard-Nielsen 2003b: 222). Bakewell (2007: 299) beschreibt, dass die Bezie- hung zwischen Staaten und Bürger_innen im Ausland schlecht und durch Spannungen geprägt ist. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sich unter den Migrant_innen viele politische Opponenten oder Asylsuchende befinden, so auch beispielsweise im Fall Äthiopiens (Belai 2007: 51). Insbesondere in diesen Fällen mistrauen Bürger_innen im Ausland der Regierung. Für sie ist der Versuch der Staaten, mit ihnen in Kontakt zu treten, lediglich ein Versuch weiterhin Kontrolle auszuüben und sie hegen Misstrauen gegen die Regierung (siehe Fransen/Siegel 2011 für das Beispiel Ruanda und Burundi; Horst 2013). An dieser Stelle sei erneut auf die Beispiele Ruanda und Liberia verwiesen: Einige Mitglieder der Diaspora kritisierten die Regierung dafür, dass die Vertreter_innen der Diaspora, die an der ersten ruandischen globalen Diaspora-Konvention teilnahmen, von der Regierung ausgewählt worden wären und einen Großteil der Hutu ausgeschlossen hätten (Black 2006: 76). Auch der liberianischen Regierung wird auf Seiten der Diaspora vorgeworfen, nur mit der Elite der Diaspora zusammenarbeiten zu wollen (Chikezie 2011: 265).

2.3.2 Doppelte Staatsangehörigkeit Staatsangehörigkeit formalisiert die Zugehörigkeit zu einem Staat, woraus Rechte und Pflichten der Bürger_innen resultieren. Ermöglichen es Herkunftsstaaten ihren Bürger_innen, die ursprünglichen Staatsangehörigkeiten beizubehalten, wenn sie sich in einem anderen Staat einbürgern lassen, wird 48 von Doppelter Staatsangehörigkeit gesprochen. Diejenigen Staaten, welche die Doppelte Staatsange- hörigkeit nicht ermöglichen, haben Gesetze, die besagen, dass ihre Staatsbürger_innen die ursprüng- liche Staatsangehörigkeit verlieren, sobald sie eine andere Staatsangehörigkeit annehmen.

In den letzten dreißig Jahren hat fast die Hälfte aller Staaten weltweit die Doppelte Staatsangehörigkeit eingeführt (Blatter et al. 2009; Vink et al. 2014). Internationale Organisationen unterstützen einstim- mig das Konzept Doppelte Staatsangehörigkeit. Sie betonen, dass Doppelte Staatsangehörigkeit der Entwicklung dienlich sei (siehe Agunias/Newland 2012). Doppelte Staatsangehörigkeit ist eine globale Norm geworden. Ein Forschungsprojekt von Vink et al. (2014) beschäftigt sich damit, globale Policy Diffusion-Prozesse für Doppelte Staatsangehörigkeit zu untersuchen: Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Prozesse tatsächlich stattfinden. Escobar (2007) hat für die Region Lateinamerikas nachge- wiesen, dass sich Staaten gegenseitig kopiert haben und hierdurch bestärkt haben, die Doppelte Staatsangehörigkeit einzuführen. Spezifische Studien für die Region Subsahara-Afrikas, die Policy Dif- fusion zu Doppelten Staatsangehörigkeitsgesetzen untersuchen, existieren nicht, obwohl sich gerade hier ein vielversprechendes Untersuchungsfeld zu bieten scheint und in einem Großteil der Staaten Subsahara-Afrikas die Doppelte Staatsangehörigkeit mittlerweile auch ermöglicht worden ist (Abbil- dung 5). 30

30 Lediglich drei Studien, die sich schwerpunktmäßig mit der Doppelten Staatsangehörigkeit in Subsahara-Afrika beschäftigen, sind bekannt: Iheduru (2011), Manby (2010) und Whitaker (2011). Alle Studien liefern erste Erklä- rungen für Doppelte Staatsangehörigkeit in afrikanischen Staaten. 49

Abbildung 5 Doppelte Staatsangehörigkeit in afrikanischen Staaten (Olivier 2015) 31

Nach ihrer Unabhängigkeit entschied sich die überwiegende Anzahl der afrikanischen Staaten zunächst gegen die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit (Manby 2010). Ausgewanderten Personen haftete laut Iheduru (2011: 185) "ein Image des Desertierens und Verrats" an, so dass für sie Regelun-

31 Violett zeigt: Doppelte Staatsangehörigkeit ohne Einschränkungen möglich; gelb: nur mit ausdrücklicher Ge- nehmigung der Regierung möglich; blau: nur für eingebürgerte Bürger_innen möglich; orange: autorisiert für Frauen, die automatisch die Nationalität ihrer Ehemänner erwerben; grün: Genehmigung der Doppelten Staats- angehörigkeit für einige Herkunftsländer; rot: Kinder, die von äthiopischen Eltern in einem Land geboren werden, wo sie mit der Geburt automatisch die Staatsangehörigkeit erwerben (i us soli ), haben die Doppelte Staatsbür- gerschaft; dunkelgrau: verboten; hellgrau: keine Angaben. 50 gen zur Doppelten Staatsangehörigkeit als unangemessen erachtet wurden. Die hohe Anzahl der Staa- ten in Subsahara-Afrika, die die Doppelte Staatsangehörigkeit ermöglichen, verdeutlicht, dass sich diese Ansicht gewandelt hat. 32

Generell werden Staatsangehörigkeitsregelungen in den Staaten Subsahara-Afrikas nicht konsequent umgesetzt. Dies trifft im Bereich der Doppelten Staatsangehörigkeit ebenfalls zu: Selbst in solchen Fäl- len, in welchen eine Doppelte Staatsangehörigkeit auf legalem Wege nicht erworben werden darf, ver- fügen häufig Mitglieder der Diaspora über zwei Pässe (Manby 2010: 60). Ein Grund hierfür ist zunächst, dass die Verwaltungen der Staaten über unzureichende personelle Ressourcen und Finanzen verfügen und deshalb keine ausreichende bis gar keine Kontrolle über die Passvergabe haben (Manby 2010). 33 Die Tatsache, dass es auf Umwegen möglich ist, zwei Staatsangehörigkeiten zu führen – und hierbei sicherlich nicht von einzelnen Ausnahmen ausgegangen werden kann – lässt die symbolische Bedeu- tung der Regelungen zur Doppelten Staatsangehörigkeit deutlich werden: Die Doppelte Staatsangehö- rigkeit ist die politisch-formale Anerkennung transnationaler Lebensrealitäten und hat folglich, neben den resultierenden praktischen Konsequenzen, unter anderem symbolischen Charakter.

Bürger_innen mit Doppelter Staatsangehörigkeit bleibt der Zugang zu politischen Ämtern auffällig häu- fig durch entsprechende legale Regelungen verwehrt (beispielsweise in Ghana, Senegal, Côte d'Ivoire oder Mozambique) (Manby 2010). Iheduru (2011: 187) schlussfolgert hieraus, dass die Doppelte Staatsangehörigkeit keine vollständige Inklusion der Betroffenen bedeutet und Extra-territorial Citi- zenship folglich nur bedingt realisiert ist. Vor diesem Hintergrund scheint es plausibel, dass bei der Doppelten Staatsangehörigkeit ideologisch-normative Überzeugungen eine untergeordnete Rolle spielen, sofern sie mit den wichtigsten Interessen der Regierungen kollidieren und zu Machtverlust führen könnten: Die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit scheint zunächst sowohl eine prag- matische als auch symbolische Antwort auf sich verändernde Realitäten zu sein. Laut Iheduru (2011: 186) und Manby (2010) haben afrikanische Staaten entsprechend erkannt, dass die Einbürgerung ihrer Bürger_innen im Ausland nicht ein Ausdruck mangelnder Loyalität ist, sondern eine praktische Not-

32 Die Bevölkerung befürwortet nicht immer die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit, beispielsweise auch aufgrund von sicherheitspolitischen Bedenken: Teh (2014) beschreibt, dass Teile der liberianischen Bevöl- kerung die Doppelten Staatsangehörigkeit ablehnen würden, weil sie die liberianische Diaspora als Ursache wachsender Korruption und Rechtlosigkeit fürchten würden.

33 Hinzu kommen undokumentierte Ausnahmen, bei einflussreichen Persönlichkeiten (Regierungsangehörige, Sportler etc.) (Manby 2010: 73; Njungwe 2010; Tagne 2014). 51 wendigkeit, die der Verbesserung ihrer Situation dient und als eine Reaktion auf die begrenzten Mög- lichkeiten in den Herkunftsländern gesehen werden muss. 34 Citizenship , scheint im Verständnis der Regierungen ein instrumentell konstruierter, flexibler Status zu sein. Der Umstand, dass Whitaker (2011: 762) keine Beziehung zwischen den Grundprinzipien zur Staatsangehörigkeit – ius solis und ius sanguinis – und der Anerkennung von Doppelter Staatsangehörigkeit in den Staaten Subsahara-Afrikas feststellen konnte, untermauert diesen Befund. 35

In Fällen, in denen die Doppelte Staatsangehörigkeit aufgrund der Gesetze der Aufnahmestaaten ver- boten ist, gibt es in Äthiopien und Ghana Alternativen zur Doppelten Staatsangehörigkeit. Äthio- pier_innen, die eine andere Staatsangehörigkeit annehmen, haben die Möglichkeit eine sogenannte Identity Card ausgestellt zu bekommen, die es ihnen erlaubt nach Äthiopien einzureisen, dort zu leben und zu arbeiten, ohne den sonst üblichen Einschränkungen für ausländische Staatsangehörige (bei- spielsweise Visapflicht) zu unterliegen (Whitaker 2011). In Ghana bestehen ähnliche Regelungen – die sogenannte Right of Abode (siehe dazu ausführlich Kapitel 5.1.2.3).

Erklärungsansätze für die Einführung von Doppelter Staatsangehörigkeit

Die Gründe dafür, ob Doppelte Staatsangehörigkeit befürwortet wird oder nicht, sind höchst komplex. Dies wird in der bisherigen Untersuchung deutlich. Gamlen (2006: 10) beschreibt eine machtpolitische Komponente; das generelle Zugeständnis von Rechten (worunter die Doppelte Staatsangehörigkeit fällt) für Bürger_innen im Ausland diene Staaten dazu, ihren Machtbereich auf die Diaspora auszuwei- ten. Das Zugeständnis der Staatsangehörigkeitsrechte für Mitglieder der Diaspora, und damit verbun- den die Pflichten, ermöglicht es Staaten, eine (formalisierte und legale) Verbindung aufrechtzuerhal- ten (Brand 2006: 16; Gamlen 2006: 5; Sheffer 2003: 123). Welche Faktoren dafür letztlich ausschlag- gebend sind, ob die Doppelte Staatsangehörigkeit eingeführt wird oder nicht, bedarf jedoch weitrei- chenderen Klärung.

34 Es gibt auch andere Fälle. So erörtert Kieh (2012) ein Argument in der Debatte um die Einführung der Doppel- ten Staatsbürgerschaft in Liberia: Liberianer_innen, die während der Bürgerkriege geflohen sind und die Staats- angehörigkeit anderer Staaten angenommen haben, seien unpatriotisch. Dies impliziert das Postulat, dass ledig- lich Liberianer_innen, die während der Bürgerkriege nicht geflohen sind, Patrioten seien.

35 Es gibt zwei Staatsangehörigkeitsprinzipien: ius soli (Recht des Bodens) und ius sanguinis (Recht des Blutes). Das erste Prinzip besagt, dass die Staatsbürgerschaft an diejenigen, die auf dem Staatsgebiet geboren wurden, zu vergeben ist. Das zweite, dass die Staatsangehörigkeit aufgrund von Abstammung vergeben wird. Laut Fricke (2011: 24) und Manby (2010: 32) ist eine Kombination beider Prinzipien in den Staaten Afrikas vorzufinden. 52

Whitaker (2011) kommt in ihrer quantitativen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die koloniale Ge- schichte keine Signifikanz für die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit in den Staaten Subsa- hara-Afrikas habe, sondern andere Faktoren entscheidend seien. Die Faktoren, die in der Literatur identifiziert worden sind und im Folgenden beleuchtet werden, sind demographische Faktoren der Diaspora, ökonomische Interessen der Regierungen und Demokratisierungsprozesse.

Demographische Faktoren der Diaspora

Die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit setzt voraus, dass Bürger_innen im Ausland eine "kritische Masse" bilden. Dabei meint kritisch nicht die konkrete Anzahl, sondern die Bedeutung, die den Bürger_innen im Ausland durch die Regierung zugesprochen wird, resultierend aus ihrem ökono- mischen und politischen Kapital (Brand 2006: 15; Østergaard-Nielsen 2003b: 216). Werden die Mig- rant_innen jedoch als zu mächtig eingestuft, so kann das auch den umgekehrten Effekt haben, nämlich, dass befürchtet wird, dass die Diaspora zu stark wird und sich zu stark in innenpolitische Prozesse ein- bringt und dadurch den Status-Quo gefährdet (Mirilovic 2014: 6; Østergaard-Nielsen 2003b: 216). Whitaker (2011) untersuchte demographische Daten für Afrika, um einen Zusammenhang mit der Ein- führung der Doppelten Staatsangehörigkeit zu ermitteln. Sie kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass die Anzahl der Auslandsbürger_innen nicht von Bedeutung sei. Mirilovic (2014) – basierend auf einem alle Staaten weltweit umfassenden Sample – konstatiert, dass das Bildungsniveau der Migrant_innen die entscheidende Rolle spielt. Der Effekt hänge jedoch vom Regimetyp ab: Demokratien mit im Verhältnis zur Bevölkerung hohen Abwanderungsraten ihrer hochqualifizierten Bevölkerung seien eher gewillt, die Doppelte Staatsangehörigkeit zu tolerieren als Demokratien mit verhältnismäßig niedrigen Abwan- derungsraten derselben. In autoritären Staaten verhalte es sich umgekehrt: Eine Abwanderung Hoch- Qualifizierter stehe der Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit im Weg. Folglich muss im Ver- hältnis zum vorliegenden Regimetyp beachtet werden, ob eine "kritische Masse" im Hinblick auf die Diaspora vorliegt.

Ökonomische Interessen

Autor_innen, die sich mit Doppelter Staatsangehörigkeit beschäftigen, stimmen darin überein, dass eine Akzeptanz der Doppelten Staatsangehörigkeit ökonomisch motiviert sei (Barry 2006: 43; Blatter 2011: 782; Bob-Milliar und Bob-Milliar 2014; Goldring 1998; Iheduru 2011: 182). Quantitative Studien von Ebeke (2011), Leblang (2013), Oloufades und Pongous (2013) sowie Siaply (2014) bestätigen die Annahme, dass Doppelte Staatsangehörigkeit dazu beiträgt – bzw. dazu beitragen kann – Rücküber- 53 weisungen auf der Makro- und Mikro-Ebene sowie Investment und gar Rückkehrbereitschaft der Mig- rant_innen zu fördern. 36 Ökonomische Interessen sind jedoch nicht ausreichend, um die Einführung von Gesetzen zur Doppelten Staatsangehörigkeit hinreichend zu erklären: Entsprechend konnte Whitakers (2011: 777) Studie keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Abhängigkeit von Rücküberweisungen und der Bereitschaft eines Staates, die Doppelte Staatsangehörigkeit einzuführen, feststellen. Problematisch an dem Versuch, Doppelte Staatsangehörigkeit durch ökonomische Interes- sen zu erklären, kann ferner die konkrete Zuschreibung der ökonomischen Interessen sein. Hierbei ist maßgeblich, wer konkret von der Diaspora als ökonomische Ressource profitiert. Zielt das ökonomi- sche Interesse auf nationale Entwicklung, so liegt eine mögliche Diskrepanz auf der Hand: Die Frage ist, ob das ökonomische Interesse ein Interesse der herrschenden Eliten ist (Iheduru 2011; Whitaker 2011: 768). Mirilovic (2014: 4) bringt dies auf folgende Formel: „ Politics, rather than remittances, drives dual citizenship toleration “.

Demokratisierungsprozesse

Die Fachliteratur bietet Hinweise darauf, dass Demokratisierungsprozesse die Einführung der Doppel- ten Staatsangehörigkeit begünstigen (Escobar 2007; Rhodes/Harutyunyan 2010). Whitaker (2011: 777) konstatiert in ihrer quantitativen Studie die Signifikanz von Demokratisierungsprozessen für die Ein- führung der Doppelten Staatsangehörigkeit in der afrikanischen Region. 37 Es ergeben sich verschie- dene Möglichkeiten, wie die Einführung durch Demokratisierungsprozesse beeinflusst werden kann: Erstens, indem sich durch Demokratisierung Partizipationsräume öffnen, die durch die Diaspora dazu genutzt werden können, sich für die Doppelte Staatsangehörigkeit einzusetzen. Allerdings liegen keine gesicherten Erkenntnisse über den Einfluss von Diasporagruppen auf Gesetze zur Doppelten Staatsan- gehörigkeit vor. Zweitens kann die Diaspora aufgrund der Ressource, die sie darstellen kann, zum ent- scheidenden Machtfaktor werden. Ihre Bedeutung steigt mit dem demokratischen Wettbewerb (Whitaker 2011: 779). Rhodes und Harutyunyan (2010) stellen die These auf, dieser Wettbewerb er- höhe die Wahrscheinlichkeit, dass die Doppelte Staatsangehörigkeit eingeführt wird. Hier spielt insbe- sondere auch die Emigrationsgeschichte eines Staates eine relevante Rolle: Lagen der Auswanderung bestimmter Diasporagruppen politische Motive zugrunde, sind Regierungen weniger daran interes- siert, die Doppelte Staatsangehörigkeit einzuführen, weil sie von diesen keine Unterstützung erwarten

36 Allerdings kann Investment seitens der Diaspora negativ bewertet werden; denn in Liberia wird das Investment der Bürger_innen im Ausland gegebenenfalls mit steigender Korruption und Kapitalflucht in Verbindung gebracht (Ngafuan 2013; Pailey 2013).

37 Zur Operationalisierung der Demokratisierung nutzt Whitaker (2011: 764) den Freedom House Index . Hierbei verweist sie jedoch auf die Problematik der Demokratiemessung durch Indicies . 54 können, wie Escobar (2007: 56) deutlich herausstellt. Entsprechend fällt die Entscheidung pro oder contra Doppelte Staatsangehörigkeit auf Basis machtpolitischen Kalküls. Hierbei können unterschied- liche Parteien im Land unterschiedliche Positionen hinsichtlich der Doppelten Staatsangehörigkeit ver- treten, je nachdem, wie ihr Verhältnis zu den Bürger_innen im Ausland ist (Iheduru 2011: 188; Whita- ker 2011: 778). Politische Parteien, die Unterstützung von der Diaspora erhalten oder erwarten, befür- worten in der Regel die Doppelte Staatsangehörigkeit (Mirilovic 2014: 6). 38

Wird zugrunde gelegt, dass politische Unterstützung und insbesondere Unterstützung bestimmter Par- teien auf ethnischen Strukturen basiert (Basedau et al. 2011; Elischer 2013), ist die Frage entscheidend, welche konkrete Rolle die ethnische Zusammensetzung der Diaspora im Zusammenhang mit Doppelter Staatsangehörigkeit spielt. Denn Staatsangehörigkeitsregelungen können dazu genutzt werden, be- stimmte ethnische Gruppen zu exkludieren (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 120; Young 2007: 256; Ihe- duru 2011: 189; Manby 2009; 2010; 2011; Whitaker 2011).

Trotz der Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Demokratisierung und der Doppelten Staats- angehörigkeit bietet Demokratisierung keine notwendige Bedingung für Doppelte Staatsangehörig- keit: Es gibt Beispiele von Staaten, deren Demokratisierungsprozess vorangeschritten ist, welche die Doppelte Staatsangehörigkeit dennoch nicht eingeführt haben, nämlich Tansania und Liberia. Dagegen zeigt der Fall Nigeria, dass die Doppelte Staatsangehörigkeit vor der Demokratisierung eingeführt wer- den kann.

Die hier vorgestellten Einflussfaktoren müssen in ihren konkreten Wechselwirkungen betrachtet wer- den. Die Kombination verschiedener Faktoren zu spezifischen Zeitpunkten führt zur Doppelten Staats- angehörigkeit. Zum Abschluss ist zu erwähnen, dass der Aufnahmekontext der Migrant_innen eben- falls zu berücksichtigen ist, was das Beispiel Mexiko (Barry 2006) eindrucksvoll zeigt. Denn im Fall Me- xiko, wo der überwiegende Teil der Diaspora in den USA lebt, führte unter anderem die Verschärfung der Immigrationspolitik in den USA dazu, dass sich Mexiko der Idee der Doppelten Staatsangehörigkeit öffnete (Escobar 2007, zit. nach: Whitaker 2011: 759). Für Subsahara-Afrika fehlen entsprechende Ana- lysen.

38 Neben der Parteipolitik scheinen die Unterstützung der Bevölkerung sowie auch ein politisches Eigeninteresse der herrschenden Eliten relevant: Whitaker (2011: 779) macht am Beispiel Liberias deutlich, dass die herrschen- den Eliten nicht zwangsweise ein Interesse daran hätten, die Doppelte Staatsangehörigkeit einzuführen, da dann die neuen alten Staatsbürger_innen in Konkurrenz um knappe Ressourcen (wie Regierungspositionen und Ar- beitsplätze) treten würden. Diese Position teilt auch laut die liberianische Bevölkerung, die sich im Falle der Dop- pelten Staatsangehörigkeit in Konkurrenz mit eventuell zurückkehrenden Liberianer_innen sieht. 55

2.3.3 Auslandswahlrecht Das Wahlrecht und die Frage, wer wie wählen darf und insbesondere wer nicht, entscheidet über die Machtverteilung in einem Staat und ist entsprechend konfliktanfällig. Im Rahmen der Diasporapolitik und dieser Untersuchung werden im Zusammenhang mit dem Auslandswahlrecht somit insbesondere die Konfliktlinien im Politikfeld deutlich, so dass dem Forschungsstand zum Auslandswahlrecht an die- ser Stelle besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Das Konzept Auslandswahlrecht fasst verschiedene Möglichkeiten zusammen, wie Staatsangehörige, die im Ausland leben, wählen dürfen. Forschung, die sich mit Auslandswahlrecht beschäftigt, fokussiert in der Regel auf die Wahlen der nationalen Parlamente und auf Präsidentschaftswahlen. Es gibt diverse Formen der Ausübungsmöglichkeit des Auslandswahlrechts: beispielsweise das Wählen in den Aus- landsvertretungen, Briefwahl, elektronische Wahlmöglichkeiten oder die Möglichkeit Personen vor Ort zu bevollmächtigen, die Stimme abzugeben. Die Ausübung des Auslandswahlrechts kann an Bedingun- gen geknüpft sein, wie der Länge des Aufenthaltes im Ausland oder der Größe der Diaspora (im Fall Senegals wird das Auslandswahlrecht nur in Staaten ausgeübt, wo sich mindestens 500 Senegales_in- nen registrieren lassen). Des Weiteren kann der Status der Bürger_innen im Ausland eine Bedingung sein (beispielsweise gibt es Staaten, die nur Staatsbediensteten, Mitarbeiter_innen internationaler Or- ganisationen sowie staatlichen Stipendiat_innen zu wählen gestatten). Der Erfolg der Durchführung der Auslandswahl und die Wahlbeteiligung der Wähler_innen im Ausland hängen insbesondere von der Art des Auslandswahlrechts mit seinen Bedingungen ab (Institute for Democracy and Electoral As- sistance [IDEA] 2007). Mehr als die Hälfte aller Staaten weltweit ermöglicht eine Form des Auslands- wahlrechts (IDEA 2007). Das Auslandswahlrecht in den Staaten Subsahara-Afrikas ist kaum dokumen- tiert und es sind lediglich zwei vergleichende Studien bekannt (Hartmann 2015 und Iheduru 2011). Darüber hinaus gibt es eine Reihe von "kleineren" Einzelfallstudien, die bestehende Regelungen be- schreiben, ohne die Hintergründe der Gesetzeseinführung und Ausübung in den Blick zu nehmen. 39 Für das Auslandswahlrecht gilt dasselbe, was für die Doppelte Staatsbürgerschaft gilt: Systematische Ana- lysen zu politischen Prozessen, die in Subsahara-Afrika zur Einführung oder Nicht-Einführung des Aus- landswahlrechts führten, liegen zum Auslandswahlrecht ebenfalls nicht vor, obwohl 75 Prozent der afrikanischen Staaten Regelungen haben, die ihren Bürger_innen im Ausland unterschiedliche Formen von Wahlrecht bieten (siehe Abbildung 6).

39 Molutsi (2007) zu Botswana, Nanitelamio (2007) zu Mozambique, Silva/Chantre (2007) zu Kap Verde, Tung- warara (2007) zu Simbabwe und Vengroff (2007) sowie Vari-Lavoisier (2016) zu Senegal. 56

Auslandswahlrecht Kein A uslands - wahlrecht Benin (2002), Burundi (2009), Burkina Faso (2009), Côte d'Ivoire (1995), Djibouti (1992), Eritrea, Gabun (2005), Guinea (1993), Kapverden (1991), Komoren (2007), Äquatorial Gui- Kongo, (1992), Mali (1992), Mauretanien, Mozambique, Namibia (1994), Niger nea, Äthiopien, (2010), Sao Tome und Príncipe (1990), Senegal (1992), Südsudan (2011), Sudan Demokratische (1996), Togo (2005), Zentralafrikanische Republik (2009), Tschad (2001) Republik Kongo, Liberia, Malawi, Auslandswahlrecht vorhanden, aber nicht implementiert Nigeria, Sambia, Angola (2005), Ghana (2006), Kenia (2011), Gambia (2006), Guinea-Bissau, Seychellen, Tan- Lesotho (1992), Madagascar (2012), Mauritius (1968), Sierra Leone (2012), Zim- sania, Uganda babwe (2008)

Abbildung 6 Auslandswahlrecht in Subsahara-Afrika (Datenquelle: Hartmann 2015: 908f.)

Bei Wahlen ist die Beteiligung der Auslandsbürger_innen in der Regel gering (Fullilove 2008). Hierfür kommen diverse Gründe in Frage: Die geographische Lage der Wahllokale, die Verfügbarkeit für die Wahlen relevanter Informationen und individuelle Registrierungsprozesse, die den Wähler_innen die Teilnahme erst ermöglichen. Als politische Gründe für geringe Wahlbeteiligung sind die Faktoren Kam- pagnenarbeit politischer Parteien im Ausland, Bedeutung der Wahlen für Mitglieder der Diaspora und politische Kultur des Herkunftsstaates – insbesondere das Vertrauen, welches staatlichen Institutionen entgegengebracht wird – maßgebend (Lafleur 2013: 111). 40 Allerdings kann sich in Staaten mit hohem Anteil der emigrierten Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung, beispielsweise Kap Verde, durch die Beteiligung der Bürger_innen im Ausland das Ergebnis der Wahlen verändern und es kann zu einer Machtverschiebung durch Wahlen mit Diasporabeteiligung kommen (Iheduru 2011: 197; siehe auch Vari-Lavoisier 2016 für das Beispiel Senegal).

Collyer/Vathi (2007: 8), Lafleur (2013: 39) und Nohlen/Grotz (2007: 75) verweisen auf praktische As- pekte im Zusammenhang mit der Einführung des Auslandswahlrechts: Zu den Implementierungskos- ten tritt das Problem, Transparenz für Wahlen im Ausland zu gewährleisten. Dies kann insbesondere junge Demokratien oder Staaten betreffen, deren Wahlen unter dem Verdacht von Wahlbetrug ste- hen. Denn administrative Schwierigkeiten und jegliche Verzögerungen erwecken den Eindruck von Be- trugsversuch der amtierenden Regierungen (Thompson 2007: 114), so dass Misstrauen seitens der Diaspora und anderer Akteure im Hinblick auf das Auslandswahlrecht entsteht. Iheduru (2011: 193) warnt hingegen insgesamt davor, das Öffnen der politischen Systeme für die Bürger_innen im Ausland

40 Allerdings gibt es Beispiele für Wahlen, die hohe Beteiligung der Auslandsbürger_innen zeigen: Bei den ruan- dischen Präsidentschaftswahlen 2010 wählten 78 Prozent der registrierten Wähler_innen im Ausland (Plaza/Ratha 2011: 43). Diese hohe Wahlbeteiligung bildet einen Kontrast zu Botswana, als dass es dort Überle- gungen gab, das Auslandswahlrecht aufgrund der geringen Wahlbeteiligung zurückzunehmen (Molutsi 2007). 57 pauschal als Bemühungen um Inklusion zu werten. Es gehe nicht zwangsläufig darum, politische Parti- zipation zu ermöglichen, was insbesondere durch die inkonsequente Umsetzung der Gesetze bestätigt wird (Plaza/Ratha 2011: 26). Laut Hartmann (2015: 913) könne ein entsprechendes Kalkül seitens der Verantwortlichen vorliegen; die Einführung von Auslandswahlrecht würde vor diesem Hintergrund nicht darauf zielen, die Bürger_innen im Ausland tatsächlich partizipieren zu lassen. Diese Annahme spricht wiederum für einen symbolischen Akt. In der folgenden Auswertung des Forschungsstands zum Auslandswahlrecht werden weitere Ansätze identifiziert, die Erklärungen zur Einführung des Auslands- wahlrechts liefern sollen.

Erklärungsansätze zur Einführung des Auslandswahlrechts

Laut Bauböck (2005: 117) ist für die Einführung des Auslandswahlrechts “der offensichtliche Grund […] das Bestreben, politische Bindungen unter jenen zu fördern, die das Land verlassen, aber ihre Staats- angehörigkeit beibehalten haben.” Dieses Bestreben basiere auf ideellen Gründen; das nationale Selbstverständnis liefere „[...] ein offenkundiges Argument für die Inklusion von Auslandsbürger_in- nen.“ (ebd.) Damit hat das Zugeständnis des Wahlrechts an Bürger_innen im Ausland eine symbolische Dimension (Collyer/Vathi 2007: 8). Normative Begründungen, die auf die allgemeine Erklärung der Menschenrechte oder die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitneh- mer und ihrer Familienangehörigen fußen, spielen laut Nohlen und Grotz (2007: 66) zufolge im Diskurs um das Auslandswahlrecht keine große Rolle. Collyer und Vathi (2007: 6) verweisen darauf, dass poli- tische Interessen ausschlaggebend sind. Dagegen sei der "Knackpunkt" in öffentlichen Diskussionen um das Auslandswahlrecht die Frage, ob Bürger_innen im Ausland mitentscheiden dürfen, was im Staat passiert, obwohl sie die Konsequenzen nicht im gleichen Maße zu tragen haben, wie Bürger_in- nen, die sich im Inland aufhalten. Dem werde entgegengehalten, dass Bürger_innen im Ausland durch Rücküberweisungen, Investment und Entwicklungsprojekte zur Entwicklung beitrugen und deshalb po- litische Mitspracherechte besitzen sollten.

Im Gegensatz zu dargestellten idealistischen Gründen nach Bauböck (2005), sei es plausibler, dass in den Staaten Subsahara-Afrikas andere Faktoren ausschlaggebend für die Einführung des Auslands- wahlrechts sind (Hartmann 2015: 911). Sie sind in der realpolitischen Situation zu suchen. Ferner be- gründet Hartmann (2015) die Einführung des Auslandswahlrechts in den Staaten Subsahara-Afrikas in drei Ansätzen: 1) Als Reaktion auf die steigende Bedeutung von Rücküberweisungen; 2) im Zusammen- hang mit politischen Strukturen eines Staates inklusive dem Regime-Typus und 3) in Verbindung mit dem Interesse einzelner politischer Parteien. 58

Inwieweit eine Abhängigkeit von Rücküberweisungen Auslandswahlrecht begünstigt, ist nicht ausrei- chend geklärt. Hartmann (2015: 912) bestätigt, dass eine Abhängigkeit von Staaten von Rücküberwei- sungen dazu beitrage, dass diese das Auslandswahlrecht einführen. Auch Iheduru (2011) sieht die Zu- sammenarbeit mit der Diaspora und das Ausweiten der Rechte als Überlebensstrategie der finanziell schwachen Staaten in Subsahara-Afrika. Lafleur (2013: 47) sowie Collyer und Vathi (2007: 20) hingegen sehen keinen direkten Zusammenhang zwischen Rücküberweisungen und der Einführung des Aus- landswahlrechts, jedoch beziehen sich ihre Samples nicht auf die Staaten Subsahara-Afrikas.

Den politischen Strukturen eines Staates inklusive dem Regime-Typ ist laut Hartmann (2015: 913) der bedeutendste Einfluss zuzusprechen. Insbesondere in Staaten mit blockierten Demokratisierungspro- zessen oder in fragilen Situationen würde durch Bürger_innen im Ausland oftmals die Opposition un- terstützt. Vor diesem Hintergrund wären demokratischere Regime eher bereit, den Mitgliedern der Diaspora entgegenzukommen (Hartmann 2015: 915). Demokratisierungsprozesse gehen mit einer Er- weiterung der politischen Beteiligungsmöglichkeiten einher und Umbrüche sowie Transitionsprozesse bieten Gelegenheitsfenster für die Einführung des Auslandswahlrechts (Bauböck 2005; Escobar 2007; Lafleur 2013: 48; Rhodes/Harutyunyan 2010). Für Hartmann (2015: 914) scheint es jedoch unwahr- scheinlich, dass dies in Subsahara-Afrika der Fall sei. Allerdings würden Staaten ohne das Engagement der Mitglieder der Diaspora für das Auslandswahlrecht laut Collyer und Vathi (2007: 18) dieses nicht einführen. Hartmann (2015: 914) geht davon aus, dass in Staaten mit hybriden oder autoritären Regi- men die Lobby für das Auslandswahlrecht geringer sei, da die Befürchtung bestehe, dass Wahlunregel- mäßigkeiten auf die Wahlen im Ausland ausgeweitet würden. Dies bewerten Collyer und Vathi (2007: 9) anders: aufgrund des symbolischen Werts des Auslandswahlrechts würden sich in Staaten ohne freies und faires Wahlsystem Bürger_innen nichtsdestotrotz im Ausland für eine Wahlbeteiligung ein- setzten. Insgesamt sei das Ausmaß des Einflusses der Diaspora auf die Einführung und Umsetzung des Auslandswahlrechts allerdings nicht eindeutig zu belegen (Lafleur 2013: 151). Hartmann (2015: 913) identifiziert zudem einen Zusammenhang zwischen der kolonialen Vergangenheit und der Einführung des Auslandswahlrechts und schließt auf eine starke Pfadabhängigkeit. 41

Bei den Entscheidungen um das Wahlrecht stellen beteiligte Akteure strategische Überlegungen dar- über an, welche Auswirkungen die Einführung des Auslandswahlrechts haben könnten. Im Zentrum der Überlegungen stehe die Frage, für welche Partei die Wähler_innen im Ausland stimmen würden (Lafleur 2013: 41). Die Bereitschaft zur Beteiligung der Migrant_innen ist laut Iheduru (2011: 196) in

41 Hartmann (2015: 913) zeigt unter anderem auf, dass alle ehemaligen portugiesischen und französischen Kolo- nien Gesetze, die die Beteiligung ihrer Bürger_innen im Ausland an Wahlen ermöglichen, verabschiedet haben. In der Regel sind die ehemaligen britischen Kolonien zurückhaltender im Einführen des Auslandswahlrechts. 59 denjenigen Staaten größer, in denen durch das herrschende Regime erwartet werde, keine Stimmver- luste durch die Beteiligung der Diaspora zu erleiden. Auf Basis dieser Einschätzung unterstützen oder blockieren Parteien das Auslandswahlrecht (Bauböck 2005: 119; Hartmann 2015: 914f.). Viele Parteien erhalten darüber hinaus Spenden von Bürger_innen im Ausland, was zu einer größeren Bereitschaft führt, für die Ausweitung von Rechten zu stimmen. Als Folge des Auslandswahlrechts erweitern Par- teien entsprechend ihre Kampagnen auf im Ausland lebende Bürger_innen. Die größten Parteien ha- ben daher Vertretungen in Staaten, in denen die Mitglieder der Diaspora quantitativ signifikant sind. Es muss davon ausgegangen werden, dass im regionalen Kontext Subsahara-Afrikas Unterstützung ei- ner Partei tendenziell nicht ausschließlich aufgrund politischer oder programmatischer Überzeugun- gen erfolgt, sondern ethnische Zugehörigkeit bei der Parteipräferenz eine Rolle spielt. Die Stärke der ethnisch begründeten Parteipräferenz variiert jedoch stark zwischen den einzelnen Staaten Subsahara- Afrikas (Basedau et al. 2011; Elischer 2013). Beispielsweise konstatieren Whitaker und Inyanji (2015), dass bei den Wahlen 2013 in Kenia ethnisch-basierte Wahlmuster innerhalb der kenianischen Diaspora weniger stark ausgeprägt waren als in Kenia. Es resultiert daraus die Frage, inwiefern die ethnische Zusammensetzung der Diaspora Einfluss darauf hat, ob Gesetze zum Auslandswahlrecht verabschiedet werden oder nicht. Dieser Frage ist bisher unbeantwortet.

Neben den Parteien können andere Institutionen an der Einführung des Auslandswahlrechts mitwir- ken, insbesondere Wahlbehörden (Lafleur 2013: 48) oder Gerichte (Hartmann 2015: 914). Über die Rolle dieser Institutionen in der Frage um das Auslandswahlrecht ist nichts bekannt. Welche Rolle die Größe der Diaspora bei der Einführung des Auslandswahlrechts spielt, kann ebenfalls nicht eindeutig bestimmt werden: Während laut Nohlen und Grotz (2007: 75) eine große Anzahl von externen Wäh- ler_innen im Verhältnis mit den inländischen Wähler_innen ein Argument für die Einführung des Aus- landswahlrechts ist, sieht Gamlen (2008a: 848) keinen Zusammenhang zwischen der Größe der Diaspora und dem Auslandswahlrecht. Für Hartmann (2015: 912) ist eine große Anzahl von Bürger_in- nen im Ausland eher ein Hindernis für die Einführung des Auslandswahlrechts. Collyer und Vathi (2007: 8) erwägen außerdem außenpolitische Überlegungen: dass Staaten durch das Auslandswahlrecht das Bild eines modernen demokratischen Staates fördern wollen. Diasporapolitik diene demnach unter anderem dazu, das Image eines Staates (insbesondere vor der internationalen Gemeinschaft) aufzu- werten. Darüber hinaus wird vermutet, dass auch einige Diffusions-Prozesse stattgefunden haben (Hartmann 2015: 914).

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2.4 Zusammenfassende Auswertung des Forschungsstands Die zusammenfassende Auswertung des Forschungsstands verdeutlicht die Grundannahmen und For- schungslücken, die der Arbeit zugrunde liegen. Die aktuelle Forschungsliteratur attestiert Regierungen ökonomische Interessen hinter ihrer Diasporapolitik. Die Schlussfolgerung, dass Staaten, die stärker auf die Beiträge der Diaspora angewiesen sind, eine intensivere Diasporapolitik betreiben, konnte al- lerdings nicht belegt werden. Ökonomische Interessen äußern sich einerseits beispielsweise in dem Versuch Rücküberweisungen zu steigern; andererseits jedoch entstehen ökonomische Interessen dar- aus, dass die Regierungseliten danach streben, ihre Position mit Hilfe von Zuflüssen der Bürger_innen im Ausland aufrechtzuerhalten und auszubauen. Hier sollen die finanziellen Beiträge der Diaspora die bestehenden Systeme im Herkunftsland sichern und aufrechterhalten.

Der Diasporapolitik kommt eine symbolische Bedeutung zu. Sie dient den Regierungen der Herkunfts- staaten dazu, Souveränität, Modernität und Demokratie zu demonstrieren. Zahlreiche Autor_innen betonen darüber hinaus, dass es internationale Norm geworden sei, dass Staaten Verbindungen mit ihren Migrant_innen aufbauen und aufrechterhalten, wodurch Druck auf Staaten entsteht, diaspora- politische Maßnahmen einzuführen. Dieses deutet auf Prozesse von Policy Diffusion hin. Diasporapo- litik kann somit auch von Machthabern dazu verwendet werden, das Image eines Staates zu verbes- sern. Die Diaspora kann für außenpolitische Zwecke instrumentalisiert werden, indem sie beispiels- weise dazu dient, staatlichen Interessen auf internationaler Ebene Gehör zu verschaffen. Dabei fokus- sieren außenpolitische Interessen zumeist auf Migrant_innen in den Staaten, die für die bilaterale oder multilaterale Zusammenarbeit von Bedeutung sind. Empirische Belege für außenpolitische Interessen der Diasporapolitik afrikanischer Staaten sind nicht vorhanden. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass konkrete außenpolitische Interessen als Motor für Diasporapolitik im Falle der Staaten Subsahara-Af- rikas eher nachrangig sind. Inwiefern dieser Eindruck richtig ist, wird zu überprüfen sein.

Das nationale politische System spiegelt sich in der Diasporapolitik wider. Für die Staaten Subsahara- Afrikas müsste das heißen, dass sich der als Krise des afrikanischen Staates bezeichnete Zustand, sicht- bar in Neopatrimonialismus, Klientelismus, Patronagesystemen, hierarchischen Strukturen, schwa- chen und weichen staatlichen Strukturen, auf Diasporapolitik auswirkt. Einige Forschungsergebnisse, insbesondere zur Doppelten Staatsangehörigkeit und zum Auslandswahlrecht, deuten darauf hin, dass Demokratisierungs- und Transitionsprozesse relevant für Diasporapolitik sind. Dies erklärt sich dadurch, dass sich durch Demokratisierung der Raum für politische Partizipation öffnet, von dem auch Bürger_innen im Ausland profitieren. Dabei ist unklar, inwiefern entstehende Partizipationsräume durch die afrikanischen Migrant_innen genutzt werden. Resultierend daraus stellt sich die Frage, in- wiefern sich die Diasporapolitik autoritärer von der demokratischer Regime unterscheidet. Eine kau- sale Beziehung zwischen Regimetyp, bzw. Demokratisierung, und Diasporapolitik kann auf Basis des 61

Eingangs aufgeführten Forschungsstandes jedoch nicht abgeleitet werden und insgesamt ist nur wenig über die Auswirkungen der Polity -Dimension auf das Politikfeld bekannt.

Es scheint als können normative und ideologische Gründe in der Betrachtung von Diasporapolitik ver- nachlässigt werden; in den Diskursen bei der Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit und des Auslandswahlrechts spielen normative Argumentationsmuster (die beispielsweise auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte oder internationale Konventionen fußen) keine bedeutende Rolle.

Die Annahme, dass Regierungen mit ihrer Diasporapolitik Macht, Autorität und Kontrolle über die Mit- glieder der Diaspora ausüben wollen, erscheint plausibel. Diasporapolitik verfolgt den Zweck, die Ein- flussnahme auf innenpolitische Prozesse durch die Bürger_innen im Ausland zu beschränken. Die Diaspora bildet eine (Macht-) Ressource, deren Unterstützung es zu sichern gilt. Insbesondere in einem demokratischen Wettbewerb folgt Diasporapolitik einem machtpolitischen Kalkül, welches in Prozes- sen um die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslandswahlrecht deutlich wird. Dabei spielt unter anderem Parteipolitik eine Rolle. Wenn beispielsweise von Regierungsseite vermutet wird, dass die Organisationen in der Diaspora eine oppositionelle Haltung einnehmen (z.B. auf Grund der Migrations- geschichte) erschwert dies die Einführung von Doppelter Staatsangehörigkeit und dem Auslandswahl- recht. Wird berücksichtigt, dass politische Unterstützung und insbesondere Unterstützung gewisser Parteien auf dem afrikanischen Kontinent in vielen Fällen auf ethnischen Strukturen basieren, so muss nach der Bedeutung ethnischer Strukturen für Diasporapolitik gefragt werden. Inwiefern die ethnische Zugehörigkeit der Bürger_innen im Ausland bedeutsam ist, wird nur selten in der Literatur zur Diasporapolitik erwähnt.

Im Politikfeld der Diasporapolitik sind die in der Diaspora lebenden Personen nicht als passive Objekte zu sehen. Sind sie zu stark organisiert, so kann sich das in einem geringen Interesse der Herkunftsstaa- ten an der Zusammenarbeit niederschlagen, da eine zu große Einflussnahme in die politischen Ge- schehnisse im Herkunftsland befürchtet wird. Es gibt jedoch kaum Beispiele in den Staaten Subsahara- Afrikas, die auf einen starken Einfluss durch Bürger_innen im Ausland schließen lassen. Dabei darf die in der Diaspora lebende Bevölkerung nicht als eine Einheit verstanden werden. Oftmals ist die Diaspora stark ausdifferenziert. Demzufolge sind in Staaten auch verschiedene Ansätze gegenüber den verschie- denen Migrant_innen vorzufinden. Die Regierungen wollen primär mit den Segmenten der Diaspora zusammenarbeiten, bei denen es ihnen in mehrfacher Hinsicht besonderes lohnend erscheint.

Mehrere Autor_innen verweisen auf die Relevanz der Migrationsgeschichte eines Staates; die Migra- tionsgeschichte definiert die Beziehung zwischen Regierung, bzw. Staat, und Diaspora und ist somit maßgeblich für Diasporapolitik. Sind die Bürger_innen aufgrund der politischen oder ökonomischen Situation im Herkunftsstaat geflohen, so beeinflusst die sich darin widerspiegelnde feindliche Haltung 62 das Verhältnis zwischen der Regierung und den Bürger_innen im Ausland. Findet ein Regimewechsel statt, so kann dieser die Beziehung zwischen den Herkunftsstaaten und den Bürger_innen im Ausland verändern und kann diese Pfadabhängigkeit unterbrechen.

Nicht nur die Rolle der Diaspora im Politikfeld der Diasporapolitik ist unscharf; auch bezüglich der Rolle, die andere Akteure spielen, bleiben Fragen offen. Die Rolle der Eliten, der Zivilgesellschaft und staatli- cher Organisationen (wie zum Beispiel der Wahlbehörden) sowie internationaler Organisationen und der Regierungen der Aufnahmestaaten ist noch nicht erforscht. Die einheimische Bevölkerung spricht sich oft gegen diasporapolitische Maßnahmen aus, ob und wie dieses Prozesse im Politikfeld beein- flusst, ist nicht bekannt.

Nach dieser zusammenfassenden Auswertung des Forschungsstandes erscheinen folgende Faktoren relevant, um Diasporapolitik zu erklären: (außen-) politische Interessen, ökonomische Interessen, De- mokratisierungs- und Transitionsprozesse, Fragen bezüglich der Machtkonstellationen (deutlich im Parteienwettbewerb), die (ethnische) Zusammensetzung der Diaspora sowie ihre aktive Rolle in poli- tischen Prozessen der Herkunftsstaaten, die Rolle, die durch andere Akteure im Politikfeld gespielt wird.

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3. Forschungsdesign Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Politikfeldanalyse, in deren Rahmen die drei Dimensionen Policy , Politics und Polity untersucht werden. Die Diasporapolitik (im Sinn staatlicher Maßnahmen, also Policy ) wird durch Institutionen ( Polity ) und Prozesse im Politikfeld ( Politics ) der Diasporapolitik erklärt. Dieses Vorgehen bestimmt das Ziel der Arbeit, Diasporapolitik besser zu ver- stehen, indem der Versuch unternommen wird, sie hieraus - nämlich aus Polity und Politics – systema- tisch zu erklären. Im Folgenden werden auf Basis des Forschungsstands formulierte Forschungsfragen näher bestimmt. Im Anschluss wird das Fallstudiendesign mit den Fällen Kamerun und Ghana erläutert. Entsprechend wird die Fallauswahl aus der Funktion heraus begründet. Den Abschluss des Kapitels bildet die Darstellung des methodischen Vorgehens bei der Datenerhebung und der Auswertung der erhobenen Daten.

3.1 Ziel und Fragestellung In dieser Arbeit soll die Frage beantwortet werden, mit welchen Faktoren die Diasporapolitik der bei- den Staaten beschrieben und (so weit wie möglich) zutreffend erklärt werden kann. Im Hinblick auf die einzelnen Faktoren soll dabei deutlich werden, wie sich ihre Ausprägung in der Diasporapolitik nieder- schlägt. Konkret werden zu diesem Zweck mit Bezug zu den Variablen Polity und Politics folgende (Un- ter-) Fragen formuliert: 42

Polity

Inwieweit spielen vorherrschende Strukturen des nationalen Systems in das Politikfeld der Diasporapolitik hinein?

‹ Welche Rolle spielen Transitions- und Demokratisierungsprozesse für das Politikfeld Diasporapolitik? ‹ Unterscheidet sich im Hinblick auf die Rolle von Transitions- und Demokratisierungsprozes- sen die Diasporapolitik autoritärer Staaten von der demokratischer Regime? Politics

Welche Interessen verfolgen die Akteure im Politikfeld und welchen Einfluss haben sie auf Entschei- dungsprozesse im Politikfeld?

‹ Wie wird die Diaspora von den Regierungen der untersuchten Staaten eingeschätzt? Welche Folgen hat diese Einschätzung für Diasporapolitik? ‹ Welche Rolle spielen Parteien, Parteipolitik und Machtkämpfe? Welchen Einfluss hat das auf die Entscheidungsprozesse im Politikfeld?

42 Da internationale Diskurse die Bedeutung der Diaspora für die nationale Entwicklung betonen, womit sie auf alle Staaten gleichermaßen wirken, werden sie zur Erklärung der Diasporapolitik im weiteren Verlauf der Unter- suchung ausgeklammert. 64

‹ Welchen Einfluss nimmt die Diaspora auf politische Prozesse im Politikfeld Diasporapolitik? ‹ Welche Rolle spielen andere Akteure, nämlich Zivilgesellschaft und staatliche Organisatio- nen (des administrativen Systems) sowie internationale Organisationen und die Regierun- gen der Aufnahmestaaten? ‹ Gibt es andere Akteure, die in der bisherigen Forschung nicht identifiziert worden sind, je- doch relevant für das Politikfeld sind? Welche Rolle spielen sie?

Durch die Beantwortung dieser Fragen – unter Einschluss von Wechselwirkungen zwischen Polity- und Politics -Dimension - sollen Theorien mittlerer Reichweite zur Diasporapolitik in Subsahara-Afrika for- muliert werden, die das Zustandekommen von Policy -Entscheidungen im Politikfeld erklären.

3.2 Fallstudiendesign Zur Beantwortung der formulierten Fragen werden Fallstudien erarbeitet. Fallstudien zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Einblick auf den als Fall definierten Forschungsgegenstand ermöglichen. Fallstudien haben das Potential, kausale Komplexität zu erfassen und weisen zuverlässige (kontextu- elle) Validität auf. Nachteile von Fallstudien sind, dass die Reichweite der Ergebnisse, die Validität selbst, begrenzt ist und sie deshalb einerseits nur entsprechend begrenzt Generalisierungen erlauben. Generelle Repräsentativität der Ergebnisse ist aufgrund der Fallauswahl nicht gegeben (George/Ben- nett 2005: 22).

In dieser Dissertation werden exemplarisch die Fallbeispiele Ghana und Kamerun untersucht. Blatter et al. (2007: 177) betonen, „[...], dass Fallstudiendesigns mit mehreren Fällen […] mehr Möglichkeiten zu Schlussfolgerungen liefern, als Fallstudiendesigns ohne Varianz.“ Zwar werden im Vorliegenden le- diglich zwei Fälle betrachtet, diese wurden jedoch unter Berücksichtigung der Varianz ausgewählt (siehe dazu das nächste Kapitel 3.3 zur Fallauswahl).

Die beiden Fälle dieser Untersuchung werden zunächst jeweils im Rahmen von Politikfeldanalysen un- tersucht und anschließend im Rahmen eines fokussiert strukturierten Vergleichs einander gegenüber- gestellt. Fokussiert strukturierte Vergleiche zeichnen sich nach George und Bennett (2005: 67) dadurch aus, dass an die untersuchten Fälle systematisch dieselben Fragen gerichtet werden („strukturiert“) und sich diese auf vergleichbare Bereiche der jeweiligen Fälle konzentrieren. In der vorliegenden Un- tersuchung werden beide Fälle im Rahmen der Politikfeldanalyse in derselben Weise analysiert. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, wird den diasporapolitischen Maßnahmen Doppelte Staatsange- hörigkeit und Auslandswahlrecht besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da diese beiden Policies im Rahmen von Diasporapolitik am kontroversesten diskutierten werden und die am weitest gehenden Maßnahmen von Diasporapolitik sind. 65

3.3 Fallauswahl Es gibt verschiedene Methoden der Fallauswahl. Zu berücksichtigen ist bei der Fallauswahl in diesem Forschungsdesign, dass es sich zum einen um einen fokussiert strukturierten Vergleich handelt, und zum anderen die Fallauswahl aufgrund der Forschungslücke zur Diasporapolitik nur bedingt theoriege- leitet erfolgen konnte. Dadurch konnten einige Methoden der Fallauswahl nicht angewendet werden. Dazu gehören eine Fallauswahl nach dem Most-Similar oder Most-Different Case Prinzip oder die Aus- wahl von typical , diverse , extreme , deviant , influential , crucial oder pathway cases (Gerring 2008). Ein "typischer" oder "extremer" Fall konnte in dieser Untersuchung nicht bestimmt werden, da sehr we- nige Informationen bezüglich der Diasporapolitik der Staaten Subsahara-Afrikas vorlagen. Im Sinne des strukturiert fokussierten Vergleichs wurden zur Fallauswahl deshalb anhand des Forschungsstands Kri- terien festgelegt, anhand derer die zu untersuchenden Fallbeispiele ausgewählt wurden:43

- Fragile Staaten wurden von der Studie ausgeschlossen, da sie es nicht erlauben, ausreichend geregelte staatliche Maßnahmen zu betrachten. Fragile Staaten zeichnen sich dadurch aus, dass das Gewaltmonopol durch eine Zentralregierung nicht aufrechterhalten wird, so dass diese nicht das gesamte nationale Territorium kontrolliert (Fund for Peace 2015). Ferner fallen Staaten darunter, die durch Erosion der Fähigkeit der legitimen Autoritäten nicht in der Lage sind, kollektive Entscheidungen zu treffen und entsprechend diverse öffentliche Dienstleistun- gen bereitzustellen. Zu den Staaten, die vor diesem Hintergrund von der Untersuchung ausge- schlossen wurden, gehörten Somalia, Chad, Sudan (sowie das heutige Süd-Sudan), Zimbabwe, die Demokratische Republik Kongo, die Zentralafrikanische Republik, Guinea, Côte d'Ivoire, Ke- nia und Nigeria (Einschätzung erfolgte auf Basis des Fragile States Index 2010 des Fund for Peace) . - Staaten, die für die Untersuchung in Betracht kamen, sollten zumindest über eine in Ansätzen sichtbare Diasporapolitik verfügen, an die bei der Erhebung angeknüpft werden kann. Die In- dikatoren für Diasporapolitik waren zunächst die Gründung von Institutionen für Diasporabe- lange, die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit oder des Auslandswahlrechts. Staa- ten, die keine dieser diasporapolitischen Maßnahmen eingeführt haben, sind Äquatorial-Gui- nea, Liberia, Malawi und Tansania. 44 Infolgedessen wurden diese Staaten von der Untersu- chung ausgeschlossen.

43 Die Fallauswahl erfolgte 2011, so dass die Ausprägung der einzelnen Kriterien diesen Stand widergibt.

44 Liberia bietet nicht nur aufgrund seiner Entstehungsgeschichte einen Sonderfall. Es gibt darüber hinaus auf- grund des langjährigen Bürgerkriegs eine Elite im Ausland, die das politische Geschehen des Landes stark beein- flusst hat, so dass zwischen Liberias Regierungselite und Liberianer_innen im Ausland starke Verbindungen be- stehen. 66

- Der Forschungsstand hat ergeben, dass Demokratisierungs- und Transitionsprozesse relevant für die Ausgestaltung von Diasporapolitik sind. Daher sollten in die Untersuchung Staaten mit unterschiedlichen Regimen eingeschlossen werden. Zur Operationalisierung wurde der Free- dom House Index (Stand: 2010) verwendet. 45 Hierbei sollte ein als frei und ein als nicht frei eingestufter Staat untersucht werden. Staaten, die als teilweise frei bezeichnet wurden, wur- den von der Untersuchung ausgeschlossen. Mit diesem Auswahlkriterium wurden im Sinn von diverse cases Fälle ausgesucht, die maximale Varianz in einer für diese Untersuchung entschei- denden Variable (nämlich Regimetypus) aufweisen, denn Ziel solch einer Fallauswahl war es, das gesamte Spektrum der Varianz dieser Variablen zu erfassen (Gerring 2008). - Um eventuelle Pfadabhängigkeiten im Hinblick auf post-koloniales Erbe untersuchen zu kön- nen, mussten die zu untersuchenden Staaten unterschiedliche kolonial-geschichtliche Hinter- gründe aufweisen. Hierfür waren franko-, anglo- und lusophone Staaten zu unterscheiden.

Bei Anwendung der genannten Fallauswahlkriterien auf die Staaten Subsahara-Afrikas eigneten sich folgende Fälle für die Analyse (siehe Abbildung 7):

Anglophon Frankophon Lusophone

Frei Botswana, Namibia, Mali und Benin Kap Verde Ghana, Südafrika

Nicht Frei Eritrea, Swasiland Gabun, Ruanda, Ka- Angola merun

Abbildung 7 Fallauswahl (eigene Darstellung)

45 Der Freedom House Index wird jährlich durch die Nichtregierungsorganisation Freedom House erstellt. Durch eine Einschätzung der Verwirklichung politischer Rechte (Wahlprozesse, politischer Pluralismus und Partizipation die Funktionsweise des Regierungssystems) sowie bürgerlicher Freiheiten (Meinungs- und Glaubensfreiheit, Ver- sammlungs- und Vereinigungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit sowie persönliche Autonomie und Individualrechte) wird der Grad der Freiheit und Demokratie in den untersuchten Staaten auf einer Skala von eins (am freisten) bis sieben (am wenigsten frei) gemessen. Auf Basis dieser Skala erfolgt die Klassifikation der Staaten in frei, teilweise frei oder nicht frei. 67

Als letztes Auswahlkriterium musste bei der Fallauswahl darauf geachtet werden, dass Staaten mit einer größtmöglichen Diasporagemeinschaft ausgewählt wurden und aus forschungspragmatischen Gründen ein Zugang zum Feld gewährleistet war, so dass die Anzahl der Migrant_innen in Deutschland als letztes Kriterium zur Fallauswahl hinzugezogen wurde. Boger (2014: 110) schätzt, dass 2.5 bis 4 Millionen Kameruner_innen und 1.5 bis 3 Millionen Ghanaer_innen im Ausland leben. In Deutschland gehören beide Gruppen zu den größten Migrant_innen-Gruppen aus Subsahara-Afrika mit 21.337 Gha- naer_innen und 14.876 Kameruner_innen (Stand: 2010 nach Boger 2014: 117). Die Anzahl kameruni- scher und ghanaische Migrant_innen in Deutschland wurde als ausreichend vorausgesetzt, so dass Ghana und Kamerun für die Fallstudien ausgewählt wurden.

Ghana Kamerun

Diasporapolitik Erste Ansätze von Diasporapo- Erste Ansätze von Diaspo rapo- litik sichtbar, insbesondere litik sichtbar, unter anderem durch die Gründung von für durch die Einführung des Aus- Diasporabelange zuständige landswahlrechts Organisationen, Einführung der doppelten Staatsangehö- rigkeit und des Auslandswahl- rechts

Demokratisierungs - und Tran- Frei Nicht frei sitionsprozesse (Freedom House)

Kolonial -Geschichte Ehemals englische Kolonie Überwiegend ehemalige fran- zösische Kolonie, mit einer anglophonen Minderheit

Größe der Diaspora 1.5 bis 3 Millionen 2.5 bis 4 Millionen (in Deutschland) (21.337) (14.876)

Abbildung 8 Die beiden Fälle Kamerun und Ghana (eigene Darstellung)

Die nachfolgende kurze Übersicht über die historisch-politische Entwicklung dieser beiden Länder, ein- schließlich des jeweiligen Migrationsgeschehens, und der wichtigsten Ansätze der jeweiligen Diasporapolitik, zeigt deutlich dass Kamerun sich in zentralen Untersuchungsaspekten von Ghana un- terscheidet, wie Abbildung 8 zusammenfasst, was die kontrastierende Betrachtung der beiden Fälle besonders vielversprechend im Hinblick auf die Vielfältigkeit der Ergebnisse erscheinen lässt.

3.3.1 Einführung Fallbeispiel Kamerun Kamerun war von 1884 bis zum ersten Weltkrieg 1919 deutsche Kolonie. Danach wurde Kamerun in ein britisches und ein französisches Mandatsgebiet aufgeteilt: ca. ein Fünftel des Landes wurde durch Briten und ca. vier Fünftel durch Franzosen verwaltet. Die Transition in die Unabhängigkeit 1960 wurde 68 von einem Konflikt begleitet: Die Union des Populations du Cameroun / Union of the Peoples of Cameroon (UPC) lieferte sich ab Mitte der 1950er Jahre mit der französischen Mandatsmacht einen Guerillakrieg, bei dem die UPC vornehmlich durch die Gruppen der Bamiléké und der Bassa sowie durch Kameruner_innen im Exil unterstützt wurde (Mehler 2008: 39). Mit Unterstützung Frankreichs wurde 1960 Ahmadou Ahidjo erster Präsident Kameruns. Ahidjo und seine Partei Union Nationale Camerounaise (UNC) wurden vor allem im Süden des Landes abgelehnt, so dass der Guerillakrieg der UPC bis in die 1970er Jahre andauerte (Konings/Nyamnjoh 2003: 4). In einem Referendum 1961 ent- schied sich ein Teil der Bevölkerung des südlichen Teils Britisch-Kameruns, der Teil, der die heutigen anglophonen Westprovinzen ausmacht, mit dem unabhängig gewordenen ehemals französischen Teil des Landes eine Föderation zu bilden. Der ehemals nördliche Teil der anglophonen kamerunischen Protektorate schloss sich Nigeria an. Ahidjo setzte der Föderation der frankophonen und anglophonen Teile 1972 ein Ende. Das Ende der Föderation hat bis in die Gegenwart gravierende Folgen. Eine Folge zeigt sich im sogenannten „anglophonen Problem“: Trotz offizieller Zweisprachigkeit sind die durch die französische Kolonialherrschaft geprägten Strukturen in Administration und Bildungswesen dominant, so dass sich Teile der anglophonen Bevölkerung diskriminiert fühlen, was in Sezessionsbewegungen in den anglophonen Teilen des Landes zum Ausdruck kommt. 46 Ahidjo trat 1982 vom Präsidentenamt zurück. Sein Nachfolger, Paul Biya, befindet sich seit über dreißig Jahren bis dato an der Macht. Seine Partei, die Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais, bzw. Cameroon People Democratic Movement (RDPC bzw. CPDM), die Nachfolgepartei der UNC, und der Staat sind miteinander so stark verwoben, dass die Grenzen verschwimmen (Pigeaud 2011: 72). Oppositionsparteien, wie auch die größte Oppositionspartei die Social Democratic Front , bzw. Front Social Democrat (SDF, bzw. FSD), sind schwach. In den Präsidentschaftswahlen 2011 wurde Paul Biya mit knapp 80 Prozent für weitere sieben Jahre im Amt bestätigt. Die Wahlen sind jedoch kritisch zu betrachten, da sie immer wieder von Fälschungsvorwürfen begleitet werden. Die niedrige Wahlbetei- ligung (ca. 30 Prozent) spricht deutlich dafür, dass die Wähler_innen dem Wahlprozess nicht vertrauen (Gam Nkwi 2011; Herberg 2012; Pigeaud 2011: 78; 214; Riedel 2014; Transparency International 2011). Auch nach den durch Konflikte begleiteten Präsidentschaftswahlen am 7. Oktober 2018 wurde Paul

46 Die Vereinigung der beiden Landesteile war umstritten und wird teils gar als „Ahidjo’s Coup d’État“ tituliert (Ngenge 2003: 65). Ein großer Teil der anglophonen Minderheit sieht sich durch die politische Struktur und die politische Führung benachteiligt. Eine Minderheit fordert eine Rückkehr zum Föderalismus oder gar eine Sezes- sion (Awasom 2007; Jua 2003; Konings/Nyamnjoh 2003). Seit dem Ende 2016 bestimmen Proteste in den anglo- phonen Landesteilen das Tagesgeschehen in Kamerun. Die anglophone Bevölkerung wehrt sich gegen die jahre- lange Diskriminierung, der sie sich ausgesetzt sieht. Präsident Biya reagierte darauf mit militärischer Repression, im Zuge dessen gab es Tote und politisch motivierte Verhaftungen. Im Oktober 2017 erklärten Separatisten die Unabhängigkeit der anglophonen Teile des Landes unter dem Staatsnamen "Ambazonien", was als symbolischer Akt zu bewerten ist, da "Ambazonien" bis dato keinerlei Legitimation aufweist. 69

Biya mit rund 70 Prozent zum Sieger erklärt. Auch diese Wahl ist überaus kritisch zu bewerten, da aufgrund von Konflikten im Norden des Landes (verursacht durch Boko Haram) und aufgrund der Se- zessionsbewegung und der bürgerkriegsähnlichen Zustände in den anglophonen Teilen des Landes Wähler_innen ihre Stimme nicht abgeben konnten. Das politische System Kameruns ist formell zwar eine Demokratie, es muss jedoch tatsächlich davon ausgegangen werden, dass es sich bei Kamerun um eine „Fassadendemokratie“ und eine „Autokratie“ handelt (Mehler 2008; Riedel 2014; Werthmann 2008: 20). Denn jegliche formelle Entscheidungs- macht liegt beim Präsidenten (Bertelsmann Stiftung 2018: 12). In der dritten Änderung der Verfassung 2008 wurde die unbeschränkte Wiederwahl des Präsidenten ermöglicht sowie seine Immunität über die Zeit der Präsidentschaft hinaus beschlossen. 47 Bereits in der Kolonialzeit gab es hohe innerkamerunische Mobilität. Während der Unabhängigkeit und der Ära Ahidjo verließen viele Kameruner_innen das Land aus politischen Gründen. 48 Seit den 1990er Jahren kann Emigration auch auf die ökonomische Situation zurückgeführt werden (Alpes 2011: 15; Boger 2014: 111; Mba/Amougui 2011: 13; Pelican 2008). Die Gründe für das Verlassen Kameruns sind Studium oder Ausbildung (insbesondere in medizinischen und technischen Bereichen), Familienzusam- menführung und die Arbeitsplatzsuche (Evina 2009; Mba/Amougui 2011: 15). Fluchtmigration und Asylgesuche aus Kamerun sind in Anbetracht der Zahlen derer, die im Ausland leben, vernachlässigbar (laut UNHCR im Jahr 2013 ca. 3.500) (ACP 2010: 5), nehmen seit 2016 mit Beginn der anglophonen Krise jedoch zu. Migration als Option im Lebensentwurf ist stark verbreitet (Pigeaud 2011: 224).49 Schätzungen bezüglich der Anzahl kamerunischer Emigrant_innen variieren stark und hängen natürlich auch davon ab, welche Personen in der Statistik erfasst werden, beispielsweise Migrant_innen, die sich haben einbürgern lassen oder Kinder von Kameruner_innen, die im Ausland geboren worden sind. Darüber hinaus werden undokumentierte Migrant_innen in Statistiken üblicherweise nicht erfasst. Die Schätzungen bezüglich kamerunischer Migrant_innen reichen von daher zwischen 2.5 Millionen und 5

47 Als Folge dieser Änderung kam es 2008 zu Protesten auf den Straßen Kameruns, die mit Polizeigewalt beant- wortet wurden. Die Ereignisse forderten offiziellen Angaben zufolge 40 bis 139 Todesopfer. 729 Personen wur- den zu Haftstrafen verurteilt (Lambi 2011: 76).

48 Eine besondere Gruppe kamerunischer Migrant_innen stellen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Studie- rende dar, die ein staatliches Stipendium Kameruns erhielten (Kamdem 2008: 21). Das staatliche Stipendium verpflichtete diese Migrant_innen zur Rückkehr. Akono (2009) zählt diese Bildungsmigrant_innen zur kameruni- schen Elite.

49 Die Ethnologin Michaela Pelican (2012) verweist auf einen Unterschied zwischen anglophonen und frankopho- nen Kameruner_innen; im anglophonen Kamerun sei die Perspektivlosigkeit ausgeprägter als im übrigen Teil des Landes, so dass im anglophonen Teil Migrationswünsche vergleichsweise ausgeprägter sind. 70

Millionen Kameruner_innen im Ausland (Owono 2011; Sapouma 2011). Die Erhebung des kameruni- schen Außenministeriums 2017 geht von 5 Millionen im Ausland lebenden Kameruner_innen aus ( Mi- nistère des Relations Exterieurs ; Division des Camerounais á l'Etranger 2017). Bei einer Gesamtbevöl- kerung von ca. 23 Millionen würde der Anteil der Bürger_innen im Ausland zwischen ca. 10 bis 20 Prozent variieren. Die folgenden statistischen Angaben bezüglich der Zielstaaten kamerunischer Migrant_innen, die auf Schätzungen beruhen, sind stark widersprüchlich, so dass sie lediglich der Orientierung dienen: Nigeria ca. zwei Millionen, USA zwischen 800.000 und einer Million, Europa 60.000 (40.000 in Frankreich, 20.000 in Deutschland, 12.000 in Belgien), in Gabun ca. 50.000 (KM8-20130314: 52; Evina 2009; Kamdem 2008: 18; Mba/Amougui 2011: 13; Tabi Akono 2009). Andere außerafrikanische Migrations- ziele, wie unter anderem Dubai und China, gewinnen an Bedeutung, obwohl sich in diesen Ländern deutlich weniger Perspektiven für die Migrant_innen bieten (Pelican 2008). Das Geschlechterverhält- nis der Migrant_innen ist fast ausgeglichen, wenngleich mehr männliche als weibliche Kameruner_in- nen migrieren (Mba/Amougui 2011: 14). Schätzungsweise 54 Prozent der Migrant_innen haben min- destens die zweite Sekundarstufe durchlaufen (ACP 2013a; Mba/Amougui 2011: 15). Es wird allgemein angenommen, dass sich die Diaspora zu großen Teilen aus Bamiléké und anglophonen Kameruner_in- nen zusammensetzt (KRW2-20130408: 4) – hierfür gibt es jedoch keine statistischen Nachweise.50 Negative Folgen durch die Auswanderung hochqualifizierter Kameruner_innen ( Brain Drain) sind vor allem im Bildungs- und Gesundheitssystem deutlich spürbar (ACP 2010: 6; Yahadi 2012: 54). Allerdings überweisen die im Ausland lebenden Kameruner_innen auch hohe finanzielle Beiträge ins Heimatland. Die Auslandsüberweisungen sind in Kamerun seit 2003 gestiegen und wurden von der Weltbank im Jahr 2013 auf 244 Millionen US-Dollar geschätzt (World Bank 2016: 90). Die Schätzungen sind jedoch kritisch zu betrachten, denn es gibt in Kamerun keine Instrumente, um die genaue Höhe der Rücküber- weisungen statistisch zu erfassen: Zwar werden finanzielle Zuwendungen nach Kamerun durch das Fi- nanzministerium registriert; allerdings werden Rücküberweisungen nicht von anderen Zuwendungen getrennt (Dayang 2013: 12; KM12-20130425: 6). Kameruner_innen im Ausland gründen (informelle) Gruppen oder registrierte Assoziationen in den Zielländern. 51 Einerseits richtet sich das Engagement auf das Leben in den Zielländern und die Aktivi-

50 Die kamerunische Diaspora in Deutschland spiegelt laut Schmelz (2007: 5) die ethnische Diversität Kameruns wider, wenngleich sich die regionale Herkunft und ethnische Zugehörigkeit nicht proportional zur Situation in Kamerun abbilden; Migrant_innen aus dem Westen Kameruns (die Heimatregion der Bamiléké und der anglo- phonen Kameruner_innen) und aus den größten Städten Jaunde und Douala sind laut Schmelz‘ Einschätzungen hierbei überrepräsentiert (Lämmermann 2006; Schmelz 2007: 5).

51 Für eine Auflistung kamerunischer Diasporaorganisationen weltweit siehe Loumgam 2015. 71 täten zielen darauf ab, sich dort in lebenspraktischen Situationen gegenseitig zu unterstützen (bei- spielsweise bei der Arbeitsplatzsuche oder in Studienangelegenheiten), die Verbundenheit zum Her- kunftsland Kamerun aufrechtzuerhalten sowie darauf, das gegenseitige kulturelle Verständnis mit der Aufnahmegesellschaft zu fördern. Andererseits gibt es darunter Organisationen, die Entwicklungspro- jekte in Kamerun durchführen. Das Ausmaß des Engagements der Kameruner_innen im Ausland wurde bislang nur ansatzweise untersucht (z.B. Lämmermann 2006). Neben dem entwicklungsbezogenen En- gagement engagieren sich Mitglieder der Diaspora politisch in Kamerun. Die Diasporapolitik Kameruns ist zunächst weniger sichtbar als in Ghanas Fall, unter anderem, weil sie weniger erforscht ist. Nichtsdestotrotz sind diasporapolitische Ansätze deutlich auszumachen. Dies be- legt unter anderem, dass es Kameruner_innen im Ausland bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2011 erstmalig möglich war zu wählen. Interessant macht die Untersuchung Kameruns unter anderem die Beschaffenheit der Diaspora; kamerunische Migrant_innen sind bezüglich ihrer ethnischen Her- kunft divers, das ethnische Bewusstsein stark und konfliktgeladen (Schmelz 2007: 5). Die nationale Konsolidierung ist in Kamerun nicht weit vorangeschritten (Bertelsmann Stiftung 2018: 5). Der Trans- formationsprozess Kameruns ist stark eingeschränkt.

3.3.2 Einführung Fallbeispiel Ghana Ghana gilt als Erfolgsmodell der demokratischen Entwicklung in Afrika. Im Hinblick auf Governance belegt Ghana in Rankings im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten die vorderen Ränge; beispiels- weise den 8. Rang von 54 Rängen im Ibrahim Index of African Governance 2017 (Mo Ibrahim Founda- tion 2013) . Ghanas Demokratisierung manifestiert sich in fünf freien und fairen Wahlen, bei denen es zu drei Machtwechseln (2000, 2008 und 2016) kam. Ghanas Geschichte verlief aber keineswegs grad- linig zum "Erfolgsmodell"; sie ist geprägt durch vier Staatsstreiche (1966, 1972, 1979 und 1981) und wirtschaftliche Herausforderungen.

Die britische Regierung entließ die Kolonie im März 1957 in die Unabhängigkeit. Der Sozialist und Pa- nafrikanist Kwame Nkrumah wurde 1960 zum ersten Staatspräsidenten des Landes gewählt (Agyeman- Duah 2008). 52 Nach einem unblutigen Putsch des Militärs 1966 folgten fast dreißig Jahre Instabilität,

52 Nkrumah gehört zu den einflussreichsten Panafrikanisten. Panafrikanismus hat mehrere Dimensionen: 1) Als intellektuelle und politische Bewegung unter Afrikaner_innen und Afro-Amerikaner_innen, die Menschen afrika- nischer Abstammung als eine Einheit betrachtet, die zu einem Gefühl der Solidarität und einem neuen Selbstbe- wusstsein führt; 2) Als Idee, die Afrika als kulturelle Einheit betont und auf die politische Unabhängigkeit von Afrika zielt sowie die Rückkehr von Afrikaner_innen nach Afrika fordert; 3) Als politische Bewegung, welche die politische Einheit Afrikas oder zumindest enge politische Zusammenarbeit in diversen Formen anstrebt (Wallace 2014: 67). 72 die durch zivile und militärische Regierungen abwechselnd geprägt wurde; teilweise an die Macht ge- putscht teilweise gewählt. Keiner der Regierungen gelang es, politische und wirtschaftliche Stabilität herbeizuführen. Dieses änderte sich erst unter , der sich zwei Mal an die Macht putschte. Bei seiner zweiten Machtergreifung 1981 erließ Rawlings ein Parteienverbot, hob die Verfassung auf und stellte sich an die Spitze eines „ Provisorischen Nationalen Verteidigungsrates “ ( Provisional Natio- nal Defence Council - PNDC). Rawlings regierte kraft diktatorischer Gewalt durch Einschränkungen der politischen Rechte und Menschenrechtsverletzungen (Agyeman-Duah 2008: 17; Elischer 2009; STAR Ghana 2011: 23f.). Seit Beginn der 1990er Jahre ermöglichte Rawlings, mutmaßlich wegen des zuneh- menden Drucks im eigenen Land und des internationalen Drucks, die Demokratisierung des Landes, die einherging mit einer Entspannung der wirtschaftlichen Situation (Bergstresser 2016; Sithole 2012). Die Demokratisierung wurde 1992 durch eine neue Verfassung besiegelt, die ein Mehrparteiensystem und Präsidentschaftswahlen ermöglichte. Seither sind Wahlen tragende Ereignisse für die politische Entwicklung, was sich in den drei demokratischen Machtwechseln, die seither stattgefunden haben, manifestiert. Es etablierte sich ein stabiles Zwei-Parteien-System mit den beiden Parteien National De- mocratic Congress (NDC) und New Patriotic Party (NPP). Die Präsidenten wurden durch beide Parteien gestellt: John Agyekum Kufuor (NPP, Präsident von 2001 bis 2009), (NDC, 2009-2012, im Amt verstorben), John Dramani Mahama (NDC, 2012-2017) und Nana Akufo-Addo (NPP, amtieren- der Präsident seit 2017). Die politische Stabilität hat die wirtschaftliche Stabilität des Landes befördert.

In Ghana hat Mobilität eine lange Tradition (Awumbila et al. 2011: 5). Binnenmigration aus dem Nor- den in den Süden spielte und spielt eine große Rolle (Awumbila et al. 2011: 6). Internationale Migration begann mit Aufenthalten von Ghanaer_innen in Großbritannien zu Studienzwecken während der Ko- lonialzeit (Arthur 2008: 37; Awumbila et al. 2011: 7; Mazzucato/Kabki 2009: 231). Nach der Unabhän- gigkeit weist die Emigration aus Ghana verschiedene Phasen auf: Unmittelbar nach der Unabhängigkeit wanderten geschätzte zwei Millionen Ghanaer_innen auf der Flucht vor der instabilen politischen Lage und der Suche nach besseren wirtschaftlichen Bedingungen nach Nigeria oder in die Côte d 'Ivoire aus (Arthur 2008: 27; Mazzucato/Kabki 2009: 231; Sieveking/Fauser 2009: 40). Sukzessive erweiterten sich die Migrationsziele und in Europa gewannen, neben Großbritannien, andere Migrationsziele (u. a. Deutschland) an Bedeutung (Sieveking/Fauser 2009: 39). Darüber hinaus erhielten Ghanaer_innen Stu- dienstipendien für Staaten in Osteuropa und Russland sowie Nordamerika (Mazzucato/Kabki 2009: 231). Zwischen 1982 und 1991, während der nicht-demokratisch legitimierten Regierungszeit Rawlings, war aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation die Emigration sehr hoch (Arthur 2008; Quartey 2009). Unter den Migrant_innen fanden sich viele politische Flüchtlinge und Ghana stellte in den 1980er Jahren eines der Hauptherkunftsländer von Asylsuchenden in Europa dar (Arthur 2008: 32). Neben den politischen Fluchtursachen diente Migration auch dazu, den ökonomischen und 73 sozialen Lebensbedingungen zu entfliehen (Awumbila et al. 2011: 11; Quartey 2009: 59). Die Arbeits- platzsuche war und ist weiterhin das stärkste Motiv der Migration (Quartey 2009: 73; Yeboah o.J.: 18). Politische Gründe für Migration spielen seit der demokratischen Konsolidierung keine Rolle mehr.

Migrationsrelevante Themen genießen in Ghana hohe Aufmerksamkeit und sind deshalb im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten relativ gut untersucht.53 In zahlreichen Untersuchungen dient Ghana als Beispiel, um Auswirkungen von Migration auf Entwicklung zu untersuchen (Kleist 2011: 9; Mohan 2006; Sieveking/Fauser 2009: 48). Nichtsdestotrotz müsse die Qualität der Daten und ihre Konsistenz laut Sieveking und Fauser (2009: 31) in Frage gestellt werden. Zwar sind die vorhandenen Daten zu internationaler Migration aus Ghana so umfangreich, dass sie weitgehende Einsicht zu erlauben schei- nen, in Bezug auf konkrete Zahlen sind sie jedoch unstimmig (Quartey 2009: 58; Sieveking/Fauser 2009: 32). Eine Ursache liegt unter anderem in den verschiedenen Definitionen von Migrant_innen.

Es leben zwischen knapp einer Million und drei Millionen Ghanaer_innen (bei einer Gesamtbevölke- rung von ca. 24 Millionen) im Ausland (IOM 2012: 56; Mazzucato/Kabki 2009: 231; Quartey 2009: 13). Das macht demzufolge zwischen vier und zwölf Prozent der gesamten ghanaischen Bevölkerung aus (IOM 2012: 56; Mazzucato/Kabki 2009: 231). Ca. zwei Drittel der ghanaischen internationalen Mig- rant_innen verbleiben auf dem afrikanischen Kontinent, wobei Nigeria und Südafrika die wichtigsten Zielländer bilden. Die bedeutendsten Zielstaaten in den OECD-Staaten sind (in Reihenfolge abnehmen- der Quantität) die USA (ca. 235.000), Großbritannien (ca. 100.000), Deutschland (ca. 70.000), Italien (ca. 60.000) und Kanada sowie die Niederlande (ca. 23.000) (Ghana Business News 2015; Migration Policy Institute 2015; Mörath 2015: 12; Otieno Ong’ayo 2016: 4; Schmelz 2009: 8; Sieveking/Fauser 2009: 41). Fast die Hälfte der ghanaischen Migrant_innen verfügt über eine mittlere bis hohe Qualifi- zierung (Quartey 2009: 71). Zumeist migrieren gut qualifizierte Ghanaer_innen in die OECD-Staaten (IOM 2012: 57). Überproportional viele hoch-qualifizierte ghanaische Migrant_innen finden sich im Vereinigten Königreich (Quartey 2009: 60). 54 Ghanaer_innen in den Niederlanden und in Deutschland verfügen dagegen zumeist über eine niedrigere Qualifikation (Mazzucato/Kabki 2009: 231; Mörath

53 Siehe zu ghanaischer Migration beispielsweise Akabzaa et al. 2010; Awumbila et al. 2011; Faist und Sieveking 2011; Global Development Network o.J.; Quartey 2011; Sieveking und Fauser 2009 oder Smith 2007.

54 Ghanaische Migrant_innen in den USA oder in Großbritannien gelten als höher qualifiziert als die Diasporamit- glieder in den übrigen Ländern (GM2-20140409: 3-5; Mazzucato/Kabki 2009: 231; GM6-20130614: 85; Otieno Ong’ayo 2016: 5; Schmelz 2009: 28). Das hat Folgen auf das Engagement der jeweiligen Diasporagruppen: bei- spielsweise erfolgt aus Deutschland heraus mehr karitatives Engagement, während aus Großbritannien und den USA stärker Investmentaktivitäten zu verzeichnen sind (GM1-20130513: 6-10; GM2-20140409: 8-12; Marini 2013; Mazzucato/Kabki 2009: 231; Quartey 2009: 60). Allerdings fehlen statistische Beweise für diese Annahmen (GM6-20130614: 85). 74

2015: 13). Der Anteil an weiblichen und männlichen Migrant_innen ist in etwa gleich hoch (Sieve- king/Fauser 2009: 41). Ein Großteil gehört der Gruppe der Akan an, die fast die Hälfte der ghanaischen Bevölkerung ausmacht, und kommt aus der Aschanti und der Brongo-Ahafo Region (GM5-20130524; Mazzucato/Kabki 2009: 231). Migrant_innen aus dem Norden Ghanas sind stark unterrepräsentiert. Laut UNESCO (2017) studieren ca. 12.000 ghanaische Studierende im Ausland. Die meisten davon in den USA. Aufgrund der restriktiven Immigrationsbedingungen in den OECD-Ländern spielen Ketten- migration und Familiennachzug eine wichtige Rolle (Sieveking/Fauser 2009: 42). Es kann davon ausge- gangen werden, dass irreguläre Migration aus Ghana ein hohes Ausmaß aufweist (Quartey 2009: 63; Sieveking/Fauser 2009: 42).

Rücküberweisungen nach Ghana sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen (Mpreh 2013). Sie sind höher als die Zuflüsse aus dem Foreign Direct Investment (FDI) und der Official Development As- sistance (ODA) (, Ministry of Interior 2016: 69; Teye/Alhassan 2017: 154). Laut Angaben der (zit. nach Quartey 2011: 133) stiegen Rücküberweisungen von 449 Millio- nen US-Dollar im Jahr 1999 auf 1,8 Milliarden US-Dollar in 2008. 55 2015 stiegen sie auf 2 Milliarden US- Dollar (Teye/Alhassan 2017: 153). Hiernach würden die Zuflüsse der Ghanaer_innen im Ausland 2005 16,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen (Awumbila et al. 2011: 19). Laut der Bank of Ghana ist der Anteil jedoch 2016 auf knapp sieben Prozent gesunken (Acheampong 2012). Die bedeutendsten Zielstaaten der Migrant_innen, aus denen die Rücküberweisungen stammen, sind die USA, Kanada und Großbritannien sowie innerhalb Afrikas Nigeria, da hier die meisten ghanaischen Migrant_innen leben (Acheampong 2012; Teye/Alhassan 2017: 153). Ca. 64 Prozent der Rücküberweisungen werden durch informelle Kanäle übermittelt (Quartey 2011: 134). Ca. 16 Prozent aller Rücküberweisungen werden dabei in die Aschanti-Region geschickt (Quartey 2009: 88). Lediglich knapp drei Prozent gehen in die Upper East-Region. Orozco und Rouse (2007, zit. nach Awumbila et al. 2011: 21) schätzen, dass ca. 500 ghanaische Diasporaassoziationen weltweit existieren. Das Ziel der Organisationen hat zwei Ausrichtungen: Zum einen verstehen sich die Organisationen als eine Art "Selbsthilfeeinrichtung" für im Ausland lebenden Ghanaer_innen unter einander, zum anderen streben sie an, die Lebensbedingungen in Ghana durch verschiedene Projekte zu verbessern (Arthur 2008: 86; Awumbila/Teye 2014: 11; Kandt 2011: 357; Nieswand 2008: 12; Mazzucato/Kabki 2009: 232; Schmelz 2009). Darunter befinden sich religiöse Or- ganisationen (insbesondere christliche Kirchengemeinden), deren Bedeutung in der Diaspora stark zu-

55 Schätzungen der Weltbank fallen geringer aus: Die Rücküberweisungen von 31 Millionen US-Dollar in 1999 seien auf 128 Millionen US-Dollar in 2008 gestiegen (World Bank 2009, zit. in Quartey 2011: 133). 75 nimmt (Arthur 2008: 94; Aßhorn/Becker 2011; Awumbila et al. 2011: 21; Mohan 2008: 474; Sieve- king/Fauser 2009: 43). 56 HTA initiieren Entwicklungsprojekte in Ghana, beispielsweise im Gesundheits- bereich (Nieswand 2008: 12; Mohan 2006). Es ist davon auszugehen, dass sich die meisten entwick- lungsbezogenen Projekte von HTA in der Aschanti-Region konzentrieren, da hier ein Großteil der Mig- rant_innen beheimatet ist (Mazzucato/Kabki 2009: 233). Bei der Umsetzung der Projekte in Ghana kommt es zu Kooperationen zwischen Diasporaorganisationen und traditionellen lokalen Autoritäten – den Chiefs –, indem beispielsweise kollektive Rücküberweisungen durch traditionelle Autoritäten verwaltet werden (Akologo 2005; Awumbila/Teye 2014: 11; Nieswand 2008: 15). 57 Kooperationen mit dezentralen Regierungsstrukturen bei der Umsetzung kollektiver Rücküberweisungen finden nur in ei- nem geringen Ausmaß statt (Akologo 2005). Ghanaer_innen im Ausland bringen sich darüber hinaus in die Politik Ghanas ein (Arthur 2008: 99; Adepoju 2005: 45). Bemerkenswert aktiv waren sie während der Debatten um die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslandswahlrecht (siehe Kapitel 5.3.2 und 5.3.3). 58 Ghana nahm verschiedene Maßnahmen im Bereich der Diasporapolitik vor: Gesetze zur Doppelten Staatsangehörigkeit und zum Auslandswahlrecht wurden verabschiedet – jedoch wird letzteres nicht umgesetzt. 2001 fand das erste Home Coming Summit statt und es wurden für Diasporabelange zu- ständige Organisationen gegründet. Kleist (2011: 9) bezeichnet Ghana als ein "Paradebeispiel" für po- litische Ansätze zur Förderung des Potentials von Migration auf Entwicklung. Die Quantität der Daten zur Diasporapolitik in Ghana sind zweckmäßig, so dass diese Untersuchung auf den bestehenden For- schungsergebnissen aufbauen kann (Alhassan 2010; Iheduru 2011; Kleist 2011, 2013).

56 Die Gemeinden vernetzen die Mitglieder der Diaspora miteinander und bilden die Basis, auf der beispielsweise kollektive Rücküberweisungen unternommen werden (Mörath 2015: 23; Schmelz 2009: 24). Somit nehmen die Gemeinden nicht nur religiöse, sondern auch soziale Funktionen wahr (Arthur 2008: 95).

57 Laut Mazzucato und Kabki (2009) hängt von der Kooperation mit den lokalen Autoritäten der Erfolg der durch HTA initiierten Entwicklungsprojekte ab. Vermehrt kommt es vor, dass sich unter den Migrant_innen Chiefs fin- den, die ihr Amt aus dem Ausland ausüben (Michels/Möhl 2011; Nieswand 2008; Sieveking/Fauser 2009: 62).

58 Investment-Aktivitäten aus der Diaspora gibt es u. a. in "kleinerem" Rahmen, beispielsweise durch den Bau eines großen Familienhauses oder den Kauf eines Autos für ein Transportunternehmen (Arthur 2008: 128; Smith 2007; 2011: 108). Darüber hinaus sind Ghaner_innen in der Diaspora in geschäftliche Aktivitäten involviert, bei- spielsweise im Import- und Exportgewerbe (Ankomah et al. 2012: 390). Investment durch Migrant_innen findet vornehmlich in Accra und Kumasi statt (Smith 2011). Hinderlich für Investment sind insbesondere Korruption und die Bürokratie in Ghana (Mohan 2008: 468). 76

3.4 Quellen und Datenerhebung Es werden im Rahmen der Analyse der beiden Fälle Ghana und Kamerun sowohl Primär- als auch Se- kundärquellen verwendet. Bei den Primärquellen handelt es sich um Interviewmaterial aus teilstruk- turierten Expert_innen-Interviews, die im Rahmen dieser Untersuchung geführt worden sind, um Zei- tungsberichte und Internetdokumente (beispielsweise Blogeinträge), die Diasporapolitik betreffende Themen dokumentieren, sowie um Regierungsdokumente (beispielsweise Strategiepapiere und Ple- narprotokolle). Die Sekundärliteratur beinhaltet publizierte Forschungsergebnisse zu einzelnen Unter- suchungsaspekten. Unerlässlich ist die Vielschichtigkeit der Quellen insbesondere im Hinblick auf Tri- angulation (Abels/Behrens 2002: 183; Meuser/Nagel 2002: 78). Interviews allein reichen als Quellen nicht aus, da davon ausgegangen werden muss, dass sich die subjektive Einschätzung der Inter- viewpartner_innen in den Antworten wiederspiegeln kann (Dexter 2006: 100). Des Weiteren kann es passieren, dass Interviewpartner_innen versuchen, die Interviewerin für ihre Zwecke zu instrumenta- lisieren mittels beschönigender oder manipulativer Aussagen. Informationen, die in Interviews weiter- gegeben werden, können darüber hinaus auf Hören-Sagen basieren. Deshalb ist es unerlässlich, neben dem Interviewmaterial weitere Quellen in die Analyse einzubeziehen.

Zu Kameruns Diasporapolitik liegen nicht ausreichende Forschungsergebnisse vor, so dass im Fall Ka- merun hauptsächlich auf Interviewmaterial und andere Primärquellen zurückgegriffen wird – sie bil- den die Basis der Analyse. Im Fall Ghana liegt mehr Forschung zu migrationsrelevanten Themen und speziell zur Diasporapolitik vor. Somit können bei der Analyse der Diasporapolitik Ghanas Sekundär- quellen stärker in die Analyse einbezogen werden. 59

In beide Staaten wurden im Rahmen dieser Untersuchung mehrere Forschungsreisen unternommen. 60 Teilergebnisse wurden in beiden Fällen auf Konferenzen in den jeweiligen Staaten mit Expert_innen diskutiert. 61 Während der Datenerhebung wurden ethische Aspekte anhand der “ Ethical guidelines for good research practice ” der Association of Social Anthropologists of the UK and the Commonwealth (1999) zugrunde gelegt. Bei der Datenerhebung wurde berücksichtigt, dass in Interviewsituationen die

59 Dazu gehören: Alhassan (2010), Ankomah et al. (2012), Awumbila/Teye (2014), Iheduru (2011), Kleist (2008; 2011; 2013), Mohan (2008), Möhrath (2016), Nieswand (2009), Otieno Ong’ayo (2016), Sieveking und Fauser (2009), Teye et al. (2017) und Vezzoli und Lacroix (2010).

60 Es fanden mehrere Aufenthalte in Ghana und Kamerun statt: Januar 2011, Februar bis April 2013 und No- vember 2013 in Kamerun und Juni 2012 und Mai bis Juli 2013 in Ghana.

61 Dies waren die Konferenz “Migration and Development: Opportunities and Challenges in a Globalized World”, organisiert durch das Centre or Migration Studies in Legon, Ghana (19. bis 20. Juni 2012), und die Konferenz « Comment questionner les liens Migrations et Développement dans les Afriques de l’Ouest et du Centre ? » in Dschang, 6. bis 8. November 2013 an der Université de Dschang , Kamerun. 77

Datenerhebung durch die Person des oder der Forscher_in beeinflusst wird (siehe dazu Dexter 2006: 120). Die persönlichen Eigenschaften Geschlecht, Alter und Herkunft sind diesbezüglich von Bedeu- tung. In der vorliegenden Untersuchung ist ein prägendes Merkmal der Forscherin, dass sie aus einem anderen kulturellen Kontext kommt. Dies erfordert Sensibilität im sozialen und kulturellen Umgang und insbesondere Sensibilität im Hinblick auf eventuelle Hierarchien (Apentiik/Parpart 2006). Gleich- zeitig kann der Status der Interviewerin, bzw. des Interviewers, als Außenstehende_r jedoch dazu ver- helfen, dass in Interviews die Interviewpartner_innen eine deutlich erkennbare Offenheit an den Tag legen, da sie weniger Befürchtungen haben, die Weitergabe von vertraulichen Informationen könne bekannt werden und schädliche Konsequenzen haben (Apentiik und Parpart 2006). Dies trat bei der Datenerhebung (vor allem) in Kamerun zweifelsfrei und in aller Deutlichkeit auf.

Im Rahmen der Untersuchung wurden teilstrukturierte Expert_innen-Interviews geführt. Expert_innen sind Funktionsträger_innen innerhalb eines organisatorischen oder institutionellen Kontexts, die Prob- lemlösungen und Entscheidungsstrukturen (re-)präsentieren (Meuser/Nagel 2002). In den Interviews wurden sowohl Betriebswissen – also das Wissen über das entsprechende Handlungsfeld – und soge- nanntes Kontextwissen – also Informationen über die Kontextbedingungen des Handelns – abgefragt (Meuser/Nagel 2002: 75). Für die Interviews gab es keinen standardisierten Leitfaden, weil sich die Fragen und Gesprächsthemen je nach Akteursgruppe unterschieden. Die Interviewleitfäden wurden für die jeweiligen Interviewpartner_innen aus einem Fragenkatalog zusammengestellt. Der den Inter- views zugrundeliegende Fragenkatalog wurde anhand des Forschungsstandes sowie den zu Beginn dieses Kapitels vorgestellten Forschungsfragen (s. Abschnitt 3.1) angefertigt. In der jeweiligen Inter- viewsituation musste entschieden werden, inwiefern sensible Themen angesprochen werden können. Insgesamt musste jedes Interview der jeweiligen Gesprächssituation und den jeweiligen Gesprächs- partner_innen angepasst werden (Dexter 2006: 32). Insbesondere bei den Gesprächen in Kamerun, aber auch, wenngleich in einem geringeren Ausmaß, in Ghana, war zu beachten, dass in den Interviews zum Teil sensible Themen angesprochen wurden. Politische Machtfragen, insbesondere in einer blo- ckierten Demokratie wie Kamerun, müssen sensibel behandelt werden (Harrison 2006).

Es wurden Interviews geführt mit Vertreter_innen der verschiedenen im Forschungsstand identifizier- ten Akteursgruppen. Diese sind: Beschäftigte in staatlichen Institutionen, Parlamentarier_innen, Mit- arbeiter_innen von Organisationen der staatlichen und nicht-staatlichen Entwicklungszusammenar- beit, Mitarbeiter_innen multilateraler Organisationen, Forscher_innen, die zu verwandten Themenbe- reichen forschen, und Vertreter_innen der Zivilgesellschaft. Darüber hinaus wurden Interviews geführt mit von Diasporapolitik Betroffenen. Das sind Rückkehrer_innen und Mitglieder der Diaspora. Um in Kontakt mit dieser Akteursgruppe zu treten und Abläufe im Politikfeld zu beobachten, wurden Veran- 78 staltungen der Diaspora besucht, bei denen auch offizielle staatliche Vertreter_innen anwesend wa- ren. Bei der konkreten Auswahl der Interviewpartner_innen in den untersuchten Staaten spielten je- doch nicht nur theoretische Überlungen eine Rolle. Ausschlaggebende Faktoren waren, welche Funk- tionsträger_innen namentlich identifiziert und für ein Interview angefragt werden konnten, sowie ob sich die entsprechende Person zu einem Interview bereit erklärte. In Kamerun wurden schließlich ins- gesamt 42 Personen befragt. Es wurden Interviews mit hochrangingen Mitgliedern der kamerunischen Verwaltung in verschiedenen Ministerien sowie auch einige Interviews im Parlament geführt. 62 Der Zugang gelang hierbei zum einen durch „ Snow-Ball-Sampling “. 63 Gesprächstermine mit Inter- viewpartner_innen wurden häufig durch andere Interviewpartner_innen vermittelt. Zum anderen wurden eigenständig Gesprächstermine vereinbart, was jedoch seltener der Fall war. Kontakte zu in- ternationalen Organisationen, Organisationen der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und zivil- gesellschaftlichen Organisationen sowie anderen Forschungseinrichtungen gelangen problemlos. 64 Hier ist insbesondere der Kontakt mit dem Institut des Relations Internationales du Cameroun (IRIC), das unter anderem künftige Diplomat_innen Kameruns ausbildet, zu betonen. Einige Forscher_innen des Instituts beschäftigen sich mit Themen, die eng verbunden sind mit Fragestellungen des Disserta- tionsprojekts (wie kamerunische Diaspora und Auslandswahlrecht). Entsprechend konnten hier ergeb- nisreiche Interviews geführt werden. Des Weiteren konnte im IRIC zusätzliches schriftliches Material gesammelt werden, da hier unter anderem unveröffentlichte Abschlussarbeiten zu Themenfeldern des Dissertationsprojekts erstellt worden sind.

62 Namentlich aus der Arbeitsagentur ( Fonds National de l’Emploi – FNE), dem Außenministerium ( Ministère des Relations Extérieures – MINREX), dem Ministerium für Wirtschaft, Planung und Regionalentwicklung ( Ministère de l’Economie, de la Planification et de l’Amenagement du Territoire – MINEPAT), dem Ministerium für Arbeit und berufliche Bildung ( Ministère de l'Emploi et de la Formation Professionnelle – MINEFOP), dem Handelsminis- terium ( Ministère du Commerce – MINCOM), dem Ministerium für Wissenschaft und Innovation ( Ministère de la Récherche Scientifique et de l’Innovation du Cameroun – MINRESI), dem Ministerium für Territorialverwaltung und Dezentralisierung ( Ministere de l’Administration territoriale et de la Decentralisation – MINETAD), dem Mi- nisterium für Hochschulbildung ( Ministère de l’Enseignement Superieur - MINESUP), dem Finanzministerium ( Mi- niéstre des Finances – MINFIN), dem Büro des Premier Ministers sowie dem Ministerium für Jugend und poli- tische Bildung, ( Ministére De La Jeunesse Et De L'Education Civique - MINJEUNESSE).

63 Als Einstieg dienten hier Gespräche mit Kameruner_innen, die in Deutschland studiert hatten und nach Kame- run zurückgekehrt sind. Die Gruppe der sogenannten Rückkehrer_innen füllt häufig hohe Positionen in Gesell- schaft und Politik aus und ist entsprechend miteinander vernetzt.

64 Hierbei wurden in folgenden Institutionen Interviews geführt: Center for International Migration der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Goethe Institut , deutsche Botschaft, Nichtregierungsorganisa- tion Solutions aux Migrations Clandestines (SMIC), Université de Dschang, Université de Yaoundé I , Université de Douala , Université Protestante de Afrique Central , Internationalen Organisation für Migration und Foundation de Paulo Angoela . 79

In Ghana wurden ebenfalls Interviews mit Vertreter_innen von Ministerien und der Verwaltung, von Internationalen Organisation und zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie mit anderen For- scher_innen geführt. 65 Es ist gelungen, mit Parlamentarier_innen und Parteivertreter_innen Interviews zu führen und Plenarprotokolle, ausgehändigt zu bekommen. Das Prinzip „ Snow-Ball-Sampling “ funk- tionierte insgesamt weniger gut, so dass fast alle Kontakte eigenständig aufgebaut werden mussten. Insgesamt wurden 22 Personen für das Fallbeispiel Ghana befragt.

Ein Großteil der Interviews wurde aufgezeichnet und transkribiert. Von einigen Gesprächen hingegen wurden lediglich Gesprächsnotizen angefertigt, da die Gesprächssituation eine Aufnahme nicht zuließ oder die Gesprächspartner_innen der Aufnahme nicht zugestimmt haben. Die Interviews und Gesprä- che werden in der Analyse der beiden Fallbeispiele anonymisiert wiedergegeben. Dabei liegt der Ano- nymisierung folgendes Schema zugrunde: Der erste Buchstabe bezieht sich jeweils auf das Herkunfts- land des Interviewpartners mit G für Ghana und K für Kamerun. Die folgenden geben jeweils die Zuge- hörigkeit zu einer Gruppe der Befragten wieder:

M Für Angehörige von Ministerien und staatlichen Behörden

P Mitglieder und Mitarbeiter_innen des Parlaments

IOG Für Vertreter_innen internationaler Organisationen und Geberorganisationen

R Für Rückkehrer_innen

D Für Diasporamitglieder

W Für Vertreter_innen der Wissenschaft

Z Für zivilgesellschaftliche Vertreter_innen

In der Analyse der beiden Fallbeispiele finden sich dann Quellenangaben dieser Art: KRIOG 20130405: 75. Bei solch einer Angabe handelt es sich um einen oder eine Interviewpartnerin aus Kamerun (K), die nach Kamerun zurückgekehrt ist (R) und nun einer internationalen Organisation oder einer Geberor- ganisation (IOG) angehört. Die erste Zahl ist das Datum, an dem das Interview stattgefunden hat. Die zweite Zahl bezieht sich auf das Interviewtranskript.

65 Namentlich dem Ghana Investment Promotion Centre (GIPC), der nationalen Entwicklungsplanungsbehörde (National Development Planning Commission - NDPC) dem Außenministerium ( Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration ), der Migrationsbehörde ( Ghana Immigration Service - GIS), dem Ministerium für die Ent- wicklung des privaten Sektors ( Ministry for Private Sector Development ) und dem Innenministerium ( Ministry of the Interior ). Darüber hinaus mit Vertreter_innen bzw. Forscher_innen der University of Ghana (hier insbeson- dere dem Center for Migration Studie, CMS ), der Internationalen Organisation für Migration, dem Goethe Institut und dem Center for International Migration der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. 80

3.5 Auswertung Zur Auswertung des Materials wurde die qualitative Inhaltsanalyse (nach Mayring) angewendet. Als Hilfsmittel diente die Software MAX QDA . Im Einzelnen lief das Auswertungsverfahren, wie in Abbil- dung 9 dargestellt, ab (nach Mayring 2000):

Abbildung 9 Qualitative Inhaltsanalyse (nach Mayring 2000)

Die Kategorienbildung erfolgte auf Basis des Forschungsstandes. Insgesamt wurden die einzelnen Ka- tegorien, die sogenannten Codes, für die Auswertung wie folgt festgelegt:

Codes

Policy: Inhaltlich-materielle Fragen, Policy-Inhalte, Implementation

Polity: Politische Ordnung/Regierungssystem, Krise des Staates (weicher / schwacher Staat, Hierarchien, Ne- opatrimonialismus, Klientelismus, Patronagesystem, Normen und Werte, Heterogenität der Gesellschaft), Verhältnis von nationaler und ethnischer Zugehörigkeit, Verfassung, Konzepte von Staat, Beziehung zwi- schen Staat und Gesellschaft, Entwicklungsstrategien

Politics: Aufeinanderprallen unterschiedlicher Meinungen und Interessen, Kooperation und Koalitionsbil- dung

Akteure: Regierung (ökonomische Interessen, Entwicklung, Sicherheit, Souveränität, Modernität, Demokra- tie, Image, Macht, Autorität, Kontrolle, politische Unterstützung, Rückkehr, außenpolitische Interessen, Sicht 81

auf die Diaspora / Selektivität), (Regierungs-) Eliten, administratives System (Ministerien, Botschaften, an- dere Institutionen), politische Parteien, Zivilgesellschaft, Bevölkerung, Aufnahmestaaten, internationale Or- ganisationen, Diaspora (Definition, statistische Angaben, Zielländer, Struktur, Entwicklungsakteur, politischer Akteur, Verhältnis zur Regierung)

Doppelte Staatsangehörigkeit: Deskription der Prozesse, ökonomische Interessen, Demokratisierungspro- zesse, Streben nach politischer Unterstützung, Einwanderung / Aufnahmekontext, Rolle der Akteure

Auslandswahlrecht: Deskription der Prozesse, ökonomische Interessen, Demokratisierungsprozesse, Stre- ben nach politischer Unterstützung, Einwanderung / Aufnahmekontext, Rolle der Akteure

Den einzelnen Codes wurden die Textstellen zugeordnet, so dass ein Textkörper entstand, der inhalt- lich analysiert wurde und gemeinsam mit den bereits erwähnten Quellen die Basis für die Analyse der beiden Fallbeispiele darstellte. Die abschließende Formulierung der Theorien mittlerer Reichweite er- folgte auf Basis der kontrastierenden Gegenüberstellung der beiden Fallbeispiele.

82

4. Das Fallbeispiel Kamerun 4.1 Kameruns symbolische Diasporapolitik Kameruns Diasporapolitik umfasst eine Reihe expliziter Maßnahmen, die im Folgenden vorgestellt werden. Sie demonstrieren das Interesse Kameruns an seiner Diaspora und machen das Politikfeld Diasporapolitik sichtbar – obwohl die Implementation der Maßnahmen zumeist ungenügend ist. Von einer kamerunischen Diasporapolitik im Sinn eines eigenen Politikfelds kann erst seit 2006 gesprochen werden. In den Jahren zuvor wurden die Themen Migration und Diaspora überwiegend restriktiv be- handelt. In Ahidjos Amtszeit (1960 bis 1982) war das Ziel seiner Migrationspolitik, die Bewegungsfrei- heit der politischen Gegner zu steuern und zu begrenzen (Mbogning 2005: 28). Denn seit den 1970er Jahren war es Kameruner_innen untersagt, ohne explizite polizeiliche Erlaubnis auszureisen: Erst ab 1990, unter Biya, wurde die freie Ausreise möglich (Mbogning 2005: 50). Beim Amtsantritt von Präsi- dent Biya 1982 schien es, als würde sich das Verhältnis zwischen Kameruner_innen im Ausland und der Regierung entspannen: Biya ist zu Beginn seiner ersten Legislaturperiode 1983 nach Paris gereist, um sich dort mit den UPC-Anführer_innen zu versöhnen und diese zur Rückkehr zu ermutigen (KRW1- 20131024: 7). Doch ein sichtbarer Kurswechsel gegenüber den Bürger_innen im Ausland erfolgte da- mals nicht. Inzwischen werden die vermeintlich positiven Auswirkungen von Migration weltweit diskutiert und auch die kamerunische Regierung hat die kamerunische Diaspora als Ziel ihrer Politik entdeckt. Die kamerunische Regierung definiert die kamerunische Diaspora als „Personen mit kamerunischer Her- kunft oder kamerunischer Staatsangehörigkeit, die sich außerhalb der Grenzen Kameruns niedergelas- sen haben und deren Interesse an Kamerun weiterhin fortbesteht.“ (FODIAS Cameroun 2017) Kamer- uner_innen im Ausland werden in öffentlichen Diskursen und in den im Rahmen dieser Untersuchung geführten Interviews dementsprechend häufig als Entwicklungsakteure porträtiert. Seit 2006 deutet sich eine aktive(re) Diasporapolitik an, die mit dem Besuch des Präsidenten 2009 in Paris endgültig sichtbar wurde (Ayissi 2010). 66 Im Zuge der Präsidentschaftswahl 2011 bekamen Kameruner_innen im Ausland sogar die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Die politische Behandlung des Themas Migration und Entwicklung sowie Diaspora wird in Kamerun dem Oberthema Migration zugeordnet, das als transsektorales Querschnittsthema behandelt wird, wodurch viele unterschiedliche Ministerien im Politikfeld agieren. Durch die folgende Analyse der

66 Kamerun vergibt durch das Ministerium für Höhere Bildung seit über fünfzehn Jahren Auslandsstipendien an Kameruner_innen (KM14-20130425). Eine Bedingung, die an das Stipendium geknüpft ist, ist die Rückkehr nach Kamerun. Da es sich hierbei um einen vernachlässigbar kleinen Teil der Auslandskameruner_innen handelt, wird im Folgenden auf dieses Programm und die hiervon profitierenden Diaspora-Mitglieder nicht näher eingegangen. Staatliche Stipendien werden derzeit nur noch ausnahmsweise als Vollstipendien vergeben. Zumeist handelt es sich um Teilstipendien oder einmalige Leistungen (KM14-20130425). 83 diasporapolitischen Ansätze wird deutlich, dass es sich bei konkreten diasporapolitischen Maßnahmen um Ansätze einzelner Ministerien oder gar Individuen handelt (KM16-20130115: 23). Kameruns An- sätze in der Diasporapolitik zeichnen sich neben mangelnder Transparenz durch mangelnde Implemen- tierung aus. Vereinzelte Projekte der Diasporamitglieder werden von kamerunischen Regierungsstellen finanziell unterstützt. Die Mittelvergabe ist intransparent, da es keine offiziellen Förderinstrumente für Aktivitä- ten von Kameruner_innen im Ausland gibt. In der nachfolgenden Analyse werden die Ansätze kamerunischer Diasporapolitik entsprechend der Kategorisierung Gamlens (2008a) in zwei Kategorien unterteilt (siehe dazu Kapitel 2.1): erstens in Maß- nahmen zum Aufbau und zur Mobilisierung der Diaspora; zweitens in Maßnahmen zur Integration der Diaspora. Zusätzlich wird die Rückkehrförderung betrachtet. Tabellarisch lassen sich die im Folgenden detaillierter vorgestellten Maßnahmen wie folgt darstellen:

Diasporapolitik Kameruns Maßnahmen zur Integration der Diaspora Rück - Maßnahmen zum Auf- kehr- bau und zur Mobilisie- förde- rung der Diaspora rung Erfassung Ausbau Strategische Diaspo- Treffen zwi- Dias'I Auslands- Tätig- der instituti- Planung der rakonfe- schen Regie- nvest wahlrecht keiten Diaspora oneller Diasporaför- renzen rungsvertre- 237 seit 2011 des durch das Kapazi- derung 2006, ter_innen und Fond Wirtschafts- täten in der Ent- 2009, Diasporamit- natio- ministerium, Divison , wicklungspla- 2010, gliedern nal das Außen- bzw. Di- nung, in der 2017 und Besuch des Prä- d’émpl ministerium, rection Migrationspo- Draw a sidenten in Pa- oi (FNE) das Arbeits- des litik und in Vision Ca- ris 2009 und ministerium Camerou- den Strate- meroon 2013, und naise á gien der ein- (DAVOC) Wonyu-Delega- Cameroo- l’Etranger zelnen Mini- tion 2010 nian Skills im Au- sterien Abroad – ßenminis- Network terium (CASA-NET), Studien durch das ACP Obser- vatory on Migration Abbildung 10 Diasporapolitik in Kamerun (eigene Darstellung)

84

4.1.1 Mobilisierung der Diaspora durch die kamerunische Regierung Der Aufbau und die Mobilisierung der Diaspora umfassen zwei Teilbereiche; zum einen die Erfassung der Auslandsbürger_innen und zum anderen den Auf- bzw. Ausbau institutioneller Kapazitäten.

Die Erfassung der kamerunischen Diaspora durch kamerunische Institutionen erscheint nicht ausrei- chend systematisch und kohärent (Mba/Amougui 2011: 13). Es ist intransparent, welche spezifischen Daten durch welche Institutionen erhoben werden. Des Weiteren sind die einzelnen Ansätze zur Da- tenerhebung nicht miteinander vernetzt, so dass keine Synergieeffekte entstehen könnten (Dayang 2013: 6). 67 2017 veröffentlichte die Regierung kurzzeitig eine eigene Internetseite mit statistischen Da- ten zu Migration und in der Diaspora lebenden Kameruner_innen, die jedoch nicht mehr verfügbar ist (Stand: Oktober 2018).68 Zuvor wurden lediglich 2007 vom Ministerium für Wirtschaft, Planung und Regionalentwicklung (MINEPAT) Daten zur Auswanderung von Kameruner_innen und zu den Effekten der Migration auf die Haushalte ihrer Familien in Kamerun im Rahmen der Haushaltserhebung ( House- hold Survey ) erfasst (Dayang 2013: 10). Informationen über kamerunische Vereinigungen im Ausland werden vom Außenministerium gesammelt (Mba/Amougui 2011: 24). In diesem Zusammenhang zielt die Teilnahme kamerunischer Regierungsvertreter_innen an Diaspora-Veranstaltungen im Ausland da- rauf ab, Kenntnisse über Diasporaorganisationen, ihre Ziele und Ideen zu erhalten, um auf dieser Basis eine Zusammenarbeit zu initiieren (KMR2-20130320). Die Mitglieder der kamerunischen Diaspora wer- den des Weiteren im Rahmen des sogenannten Annuaire de Compétences, einer Art Datenbank, von CASA-Net und dem Ministerium für Arbeit und Berufsbildung erfasst. 69 Es geht in diesem Rahmen ins- besondere darum, Diasporamitglieder mit ihren professionellen Kompetenzen zu identifizieren. Die internationale Initiative ACP Observatory on Migration arbeitet ebenfalls daran, die Lücke der Daten über die Migration von kamerunischen Bürger_innen zu schließen. 70 Während der Projektlaufzeit in

67 Eine Ausnahme bildet das durch die IOM in Auftrag gegebene Migrationsprofil Kameruns, das 2009 von Roger C. Evina erstellt wurde.

68 https://www.diasporacameroun.cm/index.php/fr/, Zugriff: 20.03.2018.

69 Bei CASA-NET handelt es sich laut eigenen Angaben der Initiative um ein globales Netzwerk kamerunischer Diasporaorganisationen. Das Netzwerk verstehe sich selbst als Dachverband kamerunischer Vereine und Kame- runer_innen im Ausland. Derzeit hat CASA-NET 16 Mitgliedsorganisationen, wobei ein Großteil in Europa ansässig ist. Die Hauptaktivität von CASA-Net ist neben Entwicklungsprojekten in Kamerun die Organisation des DAVOC- Forums, das in Kapitel 4.1.2 vorgestellt wird. Die Organisation ist in Genf ansässig und nutzt dort die Räume der kamerunischen Botschaft (KM11-20130417: 17-19).

70 Das ACP Observatory on Migration ist eine 2010 gegründete Initiative des Sekretariats der Gruppe der afrika- nischen, karibischen und pazifischen (kurz AKP) Staaten. Sie wird unter anderem durch die EU unterstützt und von der IOM umgesetzt. Ziel ist es, Daten über Süd-Süd-Migration in den AKP Staaten zu sammeln. 85

Kamerun (2010 bis 2013) entstanden drei Studien, die Migration von Kameruner_innen in andere afri- kanische Staaten und interne Migrationsströme im Land sowie deren Auswirkungen beleuchten. 71 Als Ergebnis wurden Empfehlungen zur effektiveren Gestaltung der Migrationspolitik an die Regierung ausgesprochen (KIOG3-20130314: 2-3). 72 Im Hinblick auf den Ausbau institutioneller Kapazitäten wurde das Außenministerium als Schlüsselmi- nisterium im Bereich Diasporapolitik gestärkt. 2005 wurde im Außenministerium eine spezielle Abtei- lung gegründet, die für Kameruner_innen im Ausland zuständig ist: die sogenannte Division des Came- rounaise á l’Etranger (Division für Kameruner_innen im Ausland). Das neue Organigramm des Außen- ministeriums vom 22. April 2013 beinhaltet eine administrative Aufwertung der Abteilung in eine der zwölf Direktionen des Außenministeriums (Dekret 2013/112). Im Außenministerium unterliegt die Zu- ständigkeit für die Diaspora seither der sogenannten Sous Direction des Camerounais a l’Etranger et des Etrangers au Cameroun (Unterdirektion für Kameruner_innen im Ausland und Ausländer_innen in Kamerun) . Seither ist die Direktion unter anderem mit folgenden Aufgaben betraut: Erstellen und Pfle- gen einer Datei über Kameruner_innen im Ausland und Ausländer_innen in Kamerun; Dokumentation der Kameruner_innen im Ausland und Ausländer_innen in Kamerun; Konzipieren politischer Strategien und Ansätze zur Beteiligung der Kameruner_innen im Ausland an der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes; Implementierung der Regierungspolitik in Bezug auf das Manage- ment und den sozialen sowie rechtlichen Schutz von Kameruner_innen im Ausland. Seit der Gründung der Direktion 2013 tritt diese erstmalig mit einer eigenen Internetseite in Erscheinung und hat eine offizielle Statistik über die Anzahl und die Zielländer der kamerunischen Migrant_innen veröffent- licht. 73 Neben der Division existiert im Außenministerium seit 2007/2008 eine Arbeitsgruppe, die sich der Diaspora widmet (Ayissi 2010; Mba/Amougui 2011: 24). Laut Robert Marie Mba und dem Mitar- beiter des Außenministeriums Appolinaire Tite Amougui sollen in dieser Arbeitsgruppe politische An- sätze zur Mobilisierung und zum Schutz der Diaspora, die in die Migration Policy einfließen sollen, ent-

71 Diese drei Studien tragen die Titel „ Internal migration in Cameroon: Constraint or driver of urban health devel- opment?” (2013); “ Shedding light on the South: Migrant profiles and the impact of migration on human develop- ment in Cameroun ” (2013) und “ Amélioration des données sur les migrations au Cameroun: Évaluation et recom- mandations ” (verfasst von Dayang 2013 ).

72 Laut einer Untersuchung der Europäischen Union sollten durch eine Arbeitsgruppe des MINEPAT Studien zur internationalen Migration erstellt werden, auf deren Basis Maßnahmen zur Verringerung des Brain Drains , zur Mobilisierung der Diaspora und zur Förderung des Wissenstransfers entwickelt werden sollten (Union Europé- enne, gip et al. 2011). Im Rahmen dieser Untersuchung, bei einem Interview im MINEPAT, wurden Studien dieser Art von einer Vertreterin des MINEPAT nicht mehr erwähnt.

73 https://www.diasporacameroun.cm/index.php/fr/ (Zugriff 21.03.2018) 86 wickelt werden (Evina 2009: 67; Mba/Amougui 2011: 24). Darüber hinaus hat die Regierung intermi- nisterielle Komitees zur besseren Koordination der Migrations- und Diasporapolitik etabliert. Die Ar- beit dieser Komitees wird in Kapitel 4.3.1 beleuchtet.

4.1.2 Integration der kamerunischen Diaspora Kameruns Maßnahmen zur Integration der Diaspora können in vier Kategorien eingeteilt werden: stra- tegische Planung der Diasporaförderung, Diasporakonferenzen, Treffen zwischen Regierungsvertre- ter_innen und Diasporamitgliedern sowie die Stärkung der Rechte der Auslandskameruner_innen im Hinblick auf die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslandswahlrecht.

4.1.2 .1 Strategische Planung der Diasporaförderung in Kamerun Im Rahmen der strategischen Diasporaförderung können drei Ansätze identifiziert werden: 1. Das Thema der Diaspora wird in die Entwicklungsplanung eingeschlossen. Darüber hinaus gibt es 2. Pläne zur Diasporaförderung mittels Gesetzgebung auf Regierungsebene. Des Weiteren gibt es 3. auf Ebene der einzelnen Ministerien Strategien der Diasporaförderung.

1. Kameruns Diasporapolitik in der Entwicklungsplanung

In Kameruns langfristiger Entwicklungsplanung, der sogenannten Vision 2035 aus dem Jahr 2009, wird die Rolle der kamerunischen Diaspora im nationalen Entwicklungsprozess herausgestellt: “On the economic front, it can serve as a relay to the promotion of national production and thus to the conquest of external markets; in the area of cooperation, it can play the role of elite likely to participate in national capacity building on new themes and international negotiations; on the political front, it can serve as relay to improve Cameroon’s image; as its positions are usually seriously considered by foreign powers” (République du Cameroun 2009: 55).

Konkrete Maßnahmen für die Zusammenarbeit mit Kameruner_innen im Ausland sind laut der Vision 2035 eine kontinuierliche Dialog-Plattform zwischen der Regierung und der Diaspora, die Gründung von für die Diaspora zuständigen Institutionen, Regelungen zur Doppelten Staatsangehörigkeit, Kam- pagnen zur Stärkung des Patriotismus unter den im Ausland lebenden Kameruner_innen, Diplomatie zum Schutz und zur statistischen Erfassung der Diaspora, Verbesserung des Bankwesens sowie die Ver- einfachung des Erwerbs von Auslandsanleihen (République du Cameroun 2009: 50). Folgende Umset- zungen der Ziele sind bis dato in ersten Anfängen erkennbar: das jährlich stattfindende DAVOC-Forum (siehe nachfolgender Abschnitt), das als Dialogplattform zwischen der kamerunischen Regierung und Diasporavertreter_innen dient, wurde etabliert. Allerdings wird es nicht von der Regierung, sondern von CASA-NET, einer kamerunischen zivilgesellschaftlichen Organisation, durchgeführt. Der Status der 87 für Diasporabelange zuständigen Abteilung im Außenministerium wurde 2013 von der Division zur Di- rection aufgewertet. Das Thema Doppelte Staatsangehörigkeit ist auf der politischen Agenda. Eine Ver- besserung des Erfassungssystems von Rücküberweisungen erfolgt durch das Finanzministerium, näm- lich durch die 2012 gegründete Abteilung Service de Transferts . Die Vision 2035 ist in der Entwicklungsstrategie Growth and Employment Strategy (Stratégie pour la Croissance et l’Emploi – DSCE) von 2010 mit einer Gültigkeit bis 2020 operationalisiert. Die DSCE dient somit als Referenzrahmen für die Zusammenarbeit mit Kameruner_innen im Ausland, die in die Um- setzung der DSCE eingebunden werden sollen. Zu diesem Zweck definiert die Regierung das Ziel: „To achieve this, there is need to change the paradigm of government diplomacy. Cameroon must make peace with its diaspora “(République du Cameroun 2010: 78) . In beiden Strategiepapieren – der Vision 2035 und der DSCE – sind Investitionen in die Infrastruktur des Landes vorgesehen, die sogenannten „Grands Réalisations “ oder „ Grands Projets “, z.B. in die Be- reiche Elektrizität und Straßennetz. Kameruner_innen im Ausland sollen auf zwei Arten einbezogen werden; als qualifizierte Arbeitskräfte in diesen Projekten und als Finanziers mittels Investitionen. Die Umsetzung der Projekte hat zum Teil begonnen. Laut kamerunischem Ministerium für Wirtschaft, Pla- nung und Regionalentwicklung haben Mitglieder der Diaspora bereits Investitionen in diese Projekte getätigt (KM4-20130409: 63-68).

2. Pläne zur Diasporaförderung mittels Gesetzgebung auf Regierungsebene

2008 erließ die Regierung den Beschluss zur Revision der migrations-relevanten Gesetze (Evina 2009; Mba/Amougui 2011: 21). 74 Es wurden folgende Ziele gesetzt: a) Organisation der kamerunischen Ge- meinschaft im Ausland; b) Herstellen eines Bezugs zu Migration in der sektoralen Entwicklungspolitik, c) Gestaltung eines nationalen Rechts- und Regulierungsrahmen, der für Kameruner_innen im Ausland attraktiv ist, d) Verbesserung des Migrationsmanagements in den Grenzgebieten und im Inneren des Landes sowie e) Transformation von Brain Drain zu Brain Gain (République du Cameroun - Ministère des Relations Exterieurs - Secretariat General - Division des Affaires Juridiques et des Traites 2008). Es sind bis dato keine Maßnahmen erkennbar, die sich explizit auf diese Zielformulierung beziehen.

3. Strategische Ansätze auf Ministerialebene

Auf der Ebene einzelner Ministerien werden ebenfalls Strategien zur Einbindung der Diaspora entwi- ckelt. Das Außenministerium übermittelte 2013 den Entwurf einer Migration Policy an die Regierung, der dem Präsidenten vorgelegt wurde (KM13-20131025: 14-23). Auf der Internetseite des Außenmi-

74 Das jüngste Gesetz, das die Einreise, den Aufenthalt und die Ausreise regelt, ist das Gesetz Nr. 97/012, das seit dem 10. Januar 1997 nicht verändert wurde. 88 nisteriums wurde zudem im Oktober 2013 das Programm für Kameruner_innen im Ausland, das soge- nannte Programme des Camerounais à l’Étranger veröffentlicht. Es enthält fünf Aktivitäten, die mit Zielen und Indikatoren definiert sind. Zu den Aktivitäten zählt erstens Mobilisierung und Betreuung der Kameruner_innen im Ausland; zweitens die Erfassung und Evaluation ihrer Aktivitäten; drittens Einrichtung eines Informationssystems; viertens Kapitalisierung des finanziellen Potentials und der in- tellektuellen Netzwerke von Kameruner_innen im Ausland sowie fünftens der Ausbau der operativen Steuerungs-Kapazitäten. Der Charakter dieses Programms ist unklar, da die interviewten Regierungs- vertreter_innen das Programm weder namentlich erwähnten noch sich in der Darstellung der diaspo- rapolitischen Maßnahmen explizit darauf bezogen. Seit 2016 ist die tabellarische Übersicht auch nicht mehr auf der Internetseite des Außenministeriums vorhanden. Das Ministerium für Jugend und politische Bildung (Ministère De La Jeunesse Et De L'Education Civique – MINJEUNESSE) hat im Jahr 2009 ein Programm ausgearbeitet, das auf die Rückkehr und Eingliede- rung der Jugend aus der kamerunischen Diaspora zielt , das sogenannte Programme d’Aide au Retour et à l’Insertion des Jeunesses de la Diaspora (PARIJEDI) .75 Dieses Programm basiert auf einem allgemei- nen Plan des Ministeriums, die im Ausland lebenden jugendlichen Kameruner_innen in ihrem Her- kunftsland wirtschaftlich zu integrieren. Jedoch wurde es aufgrund mangelnder Finanzierung zunächst nicht umgesetzt (Sadjo 20131030): Erst acht Jahre nach der Formulierung des Programmes wurde 2017 ein Gremium im Ministerium gegründet, das auf die Umsetzung hinwirken soll. 76 Das Projekt Dias'Invest 237 ist ein bereits realisiertes Projekt des Außenministeriums und wird mit der finanziellen Unterstützung der französischen staatlichen Entwicklungsagentur ( l’Agence Française de Développement ) durchgeführt. 77 Im Rahmen des Projekts sollen Kameruner_innen in Frankreich dabei unterstützt werden, Investitionen in Kamerun durchzuführen, indem sie bei ihren Projekten intensiv beratend unterstützt werden. Das Projekt begann im November 2017 und dauert bis Dezember 2019. In den ersten Monaten des Projekts (bis März 2018) wurden bereits – laut Angaben auf der Internet- seite der Initiative – 70 Projekte ins Programm aufgenommen.

75 Unter Jugend wird laut dem Ministerium die Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren verstanden.

76 Das Forschungs- und Innovationsministerium hat 2012 eine Strategie vorgelegt, die im Rahmen des Komitees Comité consultative national sur le question de migration et de développement erarbeitet wurde, wie die akade- mische Diaspora Kameruns in Forschung und Wissenschaft eingebunden werden kann. Deren Ziel ist, die Diaspora als wissenschaftliche und technische Ressource zu erschließen (KM9-20130424). Sein Konzept hatte das Forschungsministerium dem Außenministerium vorgelegt, damit es den Kontakt zu den Mitgliedern der Diaspora herstellen kann. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung (2013) wartete das Ministerium auf eine Rückmeldung des Außenministeriums (KM9-20130424).

77 Die Informationen über das Projekt sind der Internetseite des Projekts entnommen: http://dias-invest.cm/ (Zugriff: 23.03.2018) 89

4.1.2.2 Diasporakonferenzen im Rahmen kamerunischer Diasporapolitik Kameruns Diasporapolitik umfasst auch einige größere öffentliche Veranstaltungen zum Thema (im Folgenden als Diasporakonferenzen bezeichnet). Insbesondere die erste dieser Konferenzen trug zur Etablierung der Diaspora-Thematik in Kameruns Regierungskreisen bei (KZ1-20130315: 19). Die drei- tägige Konferenz des Außenministeriums, die sogenannte „ Diaspora et développement dans les relati- ons euro-africaines “, wurde in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut IRIC zu den Themen Diaspora und Entwicklung sowie europäisch-afrikanische Beziehungen durchgeführt. Zu dieser Veran- staltung waren erstmalig Vertreter_innen der Diaspora als Redner_innen eingeladen. 78 Darüber hinaus organisierte das Ministerium für Forschung und Innovation 2009 sogenannte Exzellenztage ( Journées d’Excellence de la Recherche Scientifique et de l’Innovation au Cameroun - JERSIC) mit Bezug zur Diaspora. Die Exzellenztage finden alle zwei Jahre in Jaunde statt. Der thematische Schwerpunkt wird jedes Mal neu gewählt. Im Oktober 2009 fanden die JERSIC zum Thema „Wissenschaft und nachhaltige Entwicklung: die Rolle der kamerunischen Diaspora“ ( Science et développement durable: le rôle de la Diaspora Camerounaise) statt. Die Veranstaltung zielte maßgeblich auf den Wissenstransfer zwischen den Kameruner_innen im Ausland und den Akteuren in Kamerun ab. 79 Ein Vertreter des Forschungs- ministeriums berichtet, dass die Exzellenztage ein Erfolg gewesen und viele Kontakte mit der Diaspora daraus entstanden seien (KM5-20130424). Es nahmen ca. 200 Personen teil, hiervon zwischen 20 bis 25 Diasporavertreter_innen (hauptsächlich aus den USA und Europa) (VKII 2009; KM5-20130424: 18). Der Fokus auf die kamerunische Diaspora bei den Exzellenztagen 2009 ist der sichtbare Ausdruck eines tieferliegenden Interesses des Forschungsministeriums an Kooperationen mit Kameruner_innen in der Diaspora. 80

Bis dato das bedeutendste Ereignis im Rahmen kamerunischer Diasporapolitik, war das 2010 in Jaunde vom Handelsministerium ausgerichtete Wirtschaftsforum ( Forum Economique et Commercial avec la Diaspora – FORECDIA) mit dem Titel « La Diaspora camerounaise, un véritable acteur du développe- ment» . Denn das FORECDIA stellte das erste Diaspora-Forum dieser Größenordnung in Kamerun dar. Die Schirmherrschaft oblag dem Premierminister Philémon Yang, was die hohe Bedeutung des Forums

78 Die drei zentralen Themen waren die internationale wirtschaftliche Verortung der Diaspora und die makro- ökonomischen Auswirkungen ihres Engagements, Förderprogramme zur Mobilisierung der Diaspora selbst sowie Ko-Entwicklung und Strategien zur Mobilisierung der Ressourcen der Bürger_innen im Ausland.

79 Die Themen erneuerbare Energien, Klimawandel, Biotechnologie / Biosicherheit, traditionelle Pharmazie, na- türliche Ressourcen sowie Migration und Entwicklung standen im Vordergrund.

80 Ein weiter Ausdruck für dieses Interesse ist die Veröffentlichung eines Appells auf der Internetseite des Minis- teriums, der die Bürger_innen im Ausland zur Zusammenarbeit aufruft. 90 symbolisiert. 81 Die treibende Kraft hinter dem Forum sei der Handelsminister Luc Magloire Mbarga Atangana gewesen (KM1-20130410; Tchienehom 2010). 82 Eingeladen waren in der Diaspora lebende Kameruner_innen aus der ganzen Welt (überwiegend jedoch aus Europa und den USA) und Akteure aus den verschiedenen Sektoren Kameruns. Insgesamt nahmen rund 300 Personen am Forum teil (Tchienehom 2010). Die Teilnahme wurde seitens der Regierung durch vergünstigte Flugtickets und Sonder-Tarife bei der Unterkunft unterstützt – wenngleich nur wenige ausgesuchte Teilnehmer_innen von dieser Unterstützung profitierten (KM1-20130410). Inhalt des Forums war vor allem die Vorstel- lung von Kameruns Entwicklungsplanung Vision 2035 und DSCE. Das Forum sollte vor allem dazu die- nen, dass sich Vertreter_innen der Regierung und der Diaspora kennenlernen, in einen Dialog treten und sich gegenseitig annähern (KM1-20130410). Zum Abschluss des Forums wurde ein Memorandum zur Integration der Diaspora in Kameruns Entwicklung – das „ Mémorandum de la diaspora pour une plus grande implication de la Diaspora au développement du Cameroun “ – verfasst (Horizon 2010: 12). 83

Es muss beachtet werden, dass die anwesenden Vertreter_innen der Diaspora nicht als repräsentativ für die gesamte kamerunische Diaspora einzustufen sind. Insbesondere die intransparente Förderung der Teilnahme gewisser Diasporamitglieder lässt den Verdacht aufkommen, dass bereits existierende Netzwerke gefestigt werden sollten. Die Verantwortung für das „Follow up“ des Forums wurde vom Handelsministerium auf das Außenministerium übertragen. Nach dem scheinbar hoffnungsvollen Auf- schwung folgte eine gewisse Ernüchterung, weil keine weiteren Aktivitäten aus dem Forum erwachsen sind und das Forum auf Grund dessen von einer Reihe von Kritiker_innen als folgenlos eingeschätzt wird (KR1-20130314: 17; KZ1-20130315: 47).

81 Trotz des hochrangingen Protegés, schien es bei der Umsetzung des Forums Schwierigkeiten zu geben: Die Eröffnungsfeier verzögerte sich um zwei Tage, so dass das Forum zwei (anstelle der geplanten vier Tage) dauerte. Die Verzögerung habe an der mangelhaften Koordination zwischen dem Handelsministerium und dem Büro des Premierministers gelegen (Tchienehom 2010; Ekwé/Messé 2010; KZ1-20130315).

82 Das Engagement kann vermutlich auf die eigenen Erfahrungen des Ministers in der Diaspora zurückgeführt werden. Er schloss sein Studium in Paris ab und verbrachte einige Zeit nach dem Studium in Frankreich.

83 In diesem Memorandum werden Forderungen an die Regierung gestellt (beispielsweise, dass Informationen aus dem Bereich Wirtschaft und Handel in Kamerun dauerhaft verfügbar sein und spezifische Anreize für Inves- titionen der Bürger_innen im Ausland geschaffen werden sollen). Des Weiteren wurde gefordert, dass der Bei- trag der Migrant_innen zur nationalen Entwicklung stärker wertgeschätzt werden sollte. Wirtschaftsbeziehungen und Handel zwischen der Diaspora und lokalen Wirtschaftsakteuren zu etablieren und das Forum als Dialogplatt- form zu institutionalisieren, waren weitere Forderungen (Horizon 2010: 12). 91

Ein weiteres Forum, das sogenannte FODIAS, fand im Juni 2017 mit dem Titel „Cameroon and its diaspora: act together for the development of the Nation” statt. In seiner Zielsetzung und seinem Ab- lauf ähnelte das FODIAS dem FORECDIA. Das Forum stand unter der Schirmherrschaft des Präsidenten, vertreten durch den Premierminister, während die Verantwortung für das Forum sowie dessen Leitung diesmal dem Außenministerium oblag (FODIAS Cameroun 2017). Bei der Vorbereitung des Forums wurden Kameruner_innen im Ausland durch die Botschaften eingeladen. Ziel des Forums war es, Ka- meruner_innen im Ausland zu bestärken, Projekte in den Bereichen Gesundheit; Bildung, Landwirt- schaft, Wirtschaft und Finanzen; grüne Wirtschaft; Soziale Sicherheit; Kunst, Kultur und Tourismus; Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zu initiieren sowie durchzuführen (FODIAS Cameroun 2017). Finanzielle Unterstützung für die Projekte ist von der kamerunischen Regierung nicht vorgesehen. Dar- über hinaus zielte das FODIAS auf die Vernetzung mit der kamerunischen Diaspora (FODIAS Cameroun 2017a).

Eine regelmäßige Diasporakonferenz stellte das jährliche DAVOC-Forum dar. DAVOC wurde im Zeit- raum 2008 bis 2014 vom Netzwerk CASA-NET mit dem Ministerium für Arbeit und Berufsbildung sowie dem Außenministerium in verschiedenen Ländern Europas veranstaltet. Jedes der Treffen hatte einen anderen Themenschwerpunkt (beispielsweise zum Thema DSCE oder Agrarwirtschaft). Das erste DA- VOC-Forum entstand auf Initiative in der Schweiz lebender Kameruner_innen in Genf und einem Ver- treter des Ministeriums für Arbeit und Berufsbildung Samuel Icknack (KM11-20130417: 5). Am ersten DAVOC-Treffen (2008) nahmen lediglich 75 Personen teil. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Anzahl der Teilnehmer_innen auf jeweils rund 110 bis 150. CASA-NET gibt im Bericht seiner Aktivitäten aus dem Jahr 2011 an, finanzielle Unterstützung des Außenministeriums sowie des Ministeriums für Arbeit und Berufsbildung erhalten zu haben (Permanent Secratariat 2011: 17). 84

Während das DAVOC 2011, das in Jaunde stattfand, größere öffentliche Aufmerksamkeit erlangte, be- kam DAVOC insgesamt nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie FORECDIA (KZ1-20130315: 40). Nichtsdes- totrotz scheint dem DAVOC seitens der Regierung eine hohe Bedeutung beigemessen worden zu sein; ein Indikator dafür ist, dass das Forum 2013 von Premierminister Philémon Yang persönlich eröffnet wurde. Im Laufe der Jahre ließ sich eine zunehmende Partizipation der kamerunischen Regierung am DAVOC-Forum beobachten, sowohl hinsichtlich der finanziellen Unterstützung der Veranstaltung, als auch der Größe der teilnehmenden Regierungsdelegation und der Redeanteile auf den Podien – ein Indiz für eine stärkere Relevanz der Diasporapolitik (Stielike 2017: 297). Während die Initiative und die Themenschwerpunkte zunächst maßgeblich von Mitgliedern der Diaspora in Europa und Nordamerika ausgingen, setzte die kamerunische Regierung zunehmend eigene Themen auf die Agenda (Stielike

84 In 2009 waren das ca. 15.000 Euro und rund 12.000 Euro in 2010 ( Permanent Secretariat CASA-NET 2011: 17). 92

2017: 297). Ein Ergebnis des DAVOC ist eine elektronische Datenbank, in der kamerunische Diaspora- mitglieder mit ihren jeweiligen fachlichen Kompetenzen registriert werden. Diese Datenbank, die so- genannte Annuaire de Competence, wurde in Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit und Berufs- bildung erstellt (KM11-20130417: 17-19). Ziel der Datenbank ist es, den Fachkräftebedarf im Rahmen der geplanten Projekte der kamerunischen Regierung zu decken (KM11-20130417: 33-37).

4.1.2.3 Treffen zwischen Regierungsvertreter_innen und Diasporamitgliedern In unregelmäßigen Abständen kommen der Präsident und andere Regierungsvertreter_innen im Rah- men von Staatsbesuchen mit Mitgliedern der Diaspora zusammen. Die Teilnahme hochrangiger Regie- rungsvertreter_innen bei diesen Anlässen hat vor allem eine symbolische Wirkung: Sie signalisiert die Bereitschaft der Regierung Kameruns, mit Bürger_innen im Ausland zusammenzuarbeiten. Anlässlich eines Staatsbesuchs in Frankreich im Oktober 2009 und im Februar 2013 fanden derartige Treffen mit dem Staatspräsidenten Kameruns statt. Insbesondere das Treffen 2009 ist von Bedeutung: Hier stellte der Präsident erstmalig offiziell die Möglichkeit einer Doppelten Staatsangehörigkeit und des Auslands- wahlrechts in Aussicht (Ayissi 2010). Die 2009 getätigten Aussagen zur Zusammenarbeit mit der Diaspora dienten in der Folge immer wieder als Referenz im Bereich Diasporapolitik. Bei einem Follow up im Mai 2010, traf eine interministerielle Delegation, unter Leitung des Beauftragten Emmanuel Wonyu, mit Kameruner_innen im Ausland in unterschiedlichen europäischen Staaten und in Nordame- rika zusammen, um Kameruns Entwicklung mit der Diaspora zu diskutieren (Ekwalla 2010; KM10- 20130426). Bei diesen Gesprächen standen die Themen Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslands- wahlrecht im Vordergrund. Die Wonyu-Delegation erlangte diasporapolitische Bedeutung, da es zu ei- nem Eklat im Hinblick auf Pläne zur Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit kam. Die Aussagen des damaligen Leiters der Division des Camerounaise de l’Etranger, Thomas Fozein, der Teil der Dele- gation war, wurden von der anwesenden Presse dahingehend interpretiert, dass an einem Entwurf zur Doppelten Staatsangehörigkeit gearbeitet werde, was in einem Artikel der Zeitschrift Jeune Afrique entsprechend zitiert worden sei. Fozein äußerte, dass ein Entwurf des Gesetztes zur Doppelten Staats- angehörigkeit von einem Expertenteam entworfen werde und dann dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt würde (KM10-20130426; Ayuk Prince 2010; Ekwalla 2010; Nguini zit. nach Belibi/Ekwé 2010). Thomas Fozein wurde aufgrund seiner Aussage des Amtes enthoben und versetzt (KM10-20130426). Jeune Afrique widerrief die Aussagen des Artikels kurze Zeit später. In einem im Rahmen dieser Unter- suchung im Außenministerium geführten Gespräch wurde bestätigt, dass die Information über die Doppelte Staatsangehörigkeit nicht an die Öffentlichkeit hätte gelangen sollen (KM10-20130426).

93

4.1.2.4 Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht in Kamerun Zwei besondere Policy -Maßnahmen der kamerunischen Regierung stellen die Doppelte Staatsangehö- rigkeit und das eingeführte Auslandswahlrecht dar. Mit diesen beiden Maßnahmen werden Bürger_in- nen im Ausland politische Rechte gewährt, so dass diese Maßnahmen die weitestreichenden Konse- quenzen im Feld Diasporapolitik haben. Im Rahmen dieser Untersuchung erhalten sie deshalb zentrale Aufmerksamkeit.

Die Doppelte Staatsangehörigkeit regelt Sektion 31a des Staatsangehörigkeitsgesetzes (Loi No 1968- LF-3) vom 11. Juni 1968: Kameruner_innen, die die Staatsangehörigkeit eines anderen Staats anneh- men, verlieren die kamerunische Staatsangehörigkeit. 85 Vor 1986 war die Doppelte Staatsangehörig- keit möglich (KIOGR1-20120123: 13-14; KRW1-20131024: 7). 86 Forderungen nach der Doppelten Staatsangehörigkeit werden seit den 1990er Jahren – der Beginn verweist auf die einsetzende Demo- kratisierung – gestellt (KW1-20120117: 28-30). Wiederholt wird davon berichtet, dass es insbesondere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, u. a. Spitzensportler_innen, möglich sei, die kamerunische Staatsangehörigkeit auch nach Einbürgerung in einen anderen Staat weiterhin zu führen (KP1- 20131024: 7-12; KM8-20130314: 50; 23-28; Njungwe 2010). Es wird sogar davon berichtet, dass einige Minister_innen die Doppelte Staatsangehörigkeit besäßen (Tagne 2014). Es gibt Hinweise, dass an der Gesetzesreform zum Staatsangehörigkeitsrecht gearbeitet wird – ohne jedoch, dass es offizielle Anga- ben zum aktuellen Stand gäbe:

- Bei dem Treffen zwischen dem Präsidenten und Mitgliedern der Diaspora 2009 in Paris ver- sprach Paul Biya, sich den Themen Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht an- zunehmen.

- Die Fozein-Affäre 2010 offenbarte, dass ein Entwurf zur Doppelten Staatsangehörigkeit ausge- arbeitet wurde. Diese Information wurde offiziell nicht bestätigt und Fozein verlor aufgrund der gemachten Aussagen seinen Posten als Leiter der Abteilung für Auslandskameruner_innen beim Außenministerium.

- Im Februar 2013 traf Präsident Paul Biya Vertreter_innen der kamerunischen Diaspora erneut in Paris. Die Doppelte Staatsangehörigkeit wurde hier wiederholt gefordert. Die Antwort Biyas hierzu lässt Spielraum für Interpretationen. Der Präsident habe gesagt:

85 Im kamerunischen Staatsangehörigkeitsrecht dominiert das Prinzip ius sanguis , das Abstammungsprinzip, wäh- rend im Ausnahmefall, dass beide Eltern unbekannt sind, das ius soli angewendet wird und die Betroffenen Zu- gang zur kamerunischen Staatsangehörigkeit erhalten (Njungwe/Thorne 2009). Darüber hinaus kann die kame- runische Staatsangehörigkeit durch Heirat oder durch Einbürgerung erworben werden.

86 Laut Schätzungen haben 80 Prozent der Kameruner_innen im Ausland eine andere Staatsangehörigkeit ange- nommen, so dass sie von der Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit profitieren könnten (237online 2013). Die Zuverlässigkeit dieser Quelle kann allerdings nicht eingeschätzt werden. 94

„Ich habe zur Kenntnis genommen, was ihr mir bei diesem Treffen durch euren Repräsentanten übermittelt habt. Ich versichere euch, dass es in meinem Interesse ist und ich es nicht versäu- men werde, eine zeitnahe Lösung zu finden. “ (237online 2013) 87

- Interviewpartner_innen bestätigen, dass eine Vorlage zur Doppelten Staatsangehörigkeit vom Außenministerium erarbeitet worden ist und der Regierung vorliegt (KM8-20130322: 25-38; KM10-20130426; KM13-20131025: 6-12; siehe auch Nkoyock 2015: 90). Diese Infor- mation ist allerdings streng vertraulich, da es keine offiziellen Erklärungen der Regie- rung gibt, die dies bestätigen würden.

Die zweite zentrale Policy -Maßnahme, stellt die Einführung des Auslandswahlrechts für in der Diaspora lebende kamerunische Bürger_innen dar. Paul Biya stellte bei seinem Besuch 2009 in Paris das Aus- landswahlrecht bereits in Aussicht und erfüllte schließlich sein Versprechen bei den Wahlen 2011 und 2018. Das Gesetz Nummer 2011/013 vom 13. Juli 2011 erlaubt es seither, Kameruner_innen im Aus- land bei Präsidentschaftswahlen und Referenden zu wählen, während sie von Regional- und Lokalwah- len jedoch weiterhin ausgeschlossen sind. 88 Der Gesetzesentwurf wurde im Auftrag des Präsidenten vom Ministerium für territoriale Administration und vom Außenministerium erarbeitet (KM13- 20131025: 5) sowie vom Parlament am 6. Juli 2011 verabschiedet. 89 Dekret 2011/237 des Präsidenten vom 8. August 2011 ermöglichte die Teilnahme bereits während der Präsidentschaftswahl am 8. Okto- ber 2011. 90

87 Eigene Übersetzung aus dem Französischen: „ Je prends bonne note de [vos doléances ndlr] celles que vous venez de me soumettre, par la voix de votre Représentant, au cours de la présente rencontre. Soyez assurés que j'y accorde tout mon intérêt et ne manquerai pas d'y apporter des solutions en temps opportun ".

88 Referenden haben in der jüngsten Geschichte Kameruns nicht stattgefunden.

89 Das Gesetz legt zunächst fest, dass Kameruner_innen im Ausland wählen dürfen (Sektion 1) und sich hierfür in diplomatischen Vertretungen, wo die Wahlen stattfinden, registrieren lassen müssen (Sektion 2). Darüber hinaus müssen sie, um wählen zu dürfen, dieselben allgemeinen Kriterien erfüllen wie Kameruner_innen in Kamerun. Zur Durchführung der Wahlen werden in den Vertretungen Kommissionen gebildet (Sektion 3). Weitere Regula- tionen und Bedingungen, welche die Wahl betreffen, werden gesondert erlassen (Sektion 4 und 5). Dies ist ge- schehen durch das Dekret 2011/237 vom 8. August 2011.

90 Dies sind die wichtigsten Regelungen des Dekrets in Kürze: Artikel 2 besagt, dass das Außenministerium die diplomatischen Orte im Ausland für die Durchführung der Wahlen festlegt. Die Wahlregister müssen den diplo- matischen Missionen oder konsularischen Vertretungen fünfzehn Tage vor der Wahl vorliegen (Artikel 10). Arti- kel 6 des Dekrets besagt, dass Kameruner_innen, die sich für die Wahl registrieren lassen möchten, eine gültige konsularische Karte vorzeigen müssen; sie müssen also bereits bei der diplomatischen Mission oder der konsu- larischen Vertretung registriert worden sein. Artikel 18 des Gesetzes ermöglicht es, Repräsentant_innen der kan- didierenden Parteien die Wahlprozesse zu begleiten. 95

4.1.3 Rückkehrförderung in Kamerun Das erklärte Ziel der Rückkehrförderung der kamerunischen Regierung ist vor allem, hochqualifizierte Kameruner_innen aus der Diaspora in den lokalen Arbeitsmarkt zu integrieren. Bis in die 1990er Jahre wurden keine erkennbaren Schritte gegen das Auswandern junger Kameruner_innen seitens der ka- merunischen Regierung unternommen. Der Grund hierfür ist offensichtlich: Der Großteil der Emig- rant_innen waren Studierende mit Stipendien der kamerunischen Regierung, die nach ihrem Abschluss im Ausland ohnehin zurückkehren mussten, da sie sich mit Erhalt des Stipendiums zur Rückkehr ver- pflichtet hatten, oder aber politische Flüchtlinge (Mba/Amougui 2011: 21). Dies begann sich mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Situation Kameruns seit den 1980er Jahren zu än- dern. Heute wandern nach wie vor junge Kameruner_innen zum Studieren aus – die wenigsten erhal- ten jedoch ein staatliches Stipendium. Eine formale Verpflichtung zur Rückkehr besteht nicht mehr, so dass vermutlich ein weitaus geringerer Anteil der Kameruner_innen nach Abschluss ihres Studiums im Ausland zurückkehrt. Inwiefern aktuell Kameruner_innen aus dem Ausland nach Kamerun zurückkeh- ren, kann aufgrund der unzureichenden statistischen Erfassung nur geschätzt werden. Der Dachver- band kamerunischer Rückkehrer_innen, das Koordinationsbüro Kamerun (KBK), schätzte für das Jahr 2014, dass ca. 8.000 Kameruner_innen, die in Deutschland studierten, in Kamerun leben (Boger 2014: 156). Der geschätzte Anteil kamerunischer Studierender, die aus Deutschland zurückkehren, ist mit weniger als zehn Prozent im Vergleich zu Rückkehrer_innen aus anderen Ländern (wie den USA oder Frankreich) gering. Die geschätzte Zahl der Rückkehrer_innen aus Belgien, Frankreich, Großbritannien oder den USA ist wahrscheinlich um einiges größer, unter anderem da die Diaspora in diesen Ländern weitaus größer ist (Boger 2014: 156).

Der Präsident und andere leitende Regierungsvertreter_innen fordern Kameruner_innen im Ausland bei ihren Ansprachen dazu auf, nach Kamerun zurückzukehren und sich an der Entwicklung des Landes zu beteiligen (ACP 2013a: 23). Zuständig für die praktische Umsetzung der Rückkehrförderung ist die kamerunische Arbeitsbehörde, der sogenannte Fonds National de l’Emploi (FNE), der dem Ministerium für Arbeit und Berufsbildung untersteht. Im Rahmen der Rückkehrförderung informiert der FNE poten- zielle Rückkehrer_innen über Möglichkeiten der Rückkehr, unter anderem mittels der Broschüre «Guide au retour de l'immigré Camerounais » (FNE o.J.). Des Weiteren informiert der FNE über eine mögliche Selbständigkeit in Kamerun. Das staatliche Programm zur Rückkehrförderung, Programme d’Appui au Retour des Immigrés Camerounais (PARIC), das rückkehrwillige Kameruner_innen beispiels- weise bei der Arbeitsplatzsuche unterstützt, existiert bereits seit 1995.

Von 1998 bis 2010 kooperierte der FNE u. a. mit deutschen Organisationen, die in der Rückkehrförde- rung aktiv sind, nämlich mit dem internationalen Personalservice der deutschen Arbeitsagentur und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) sowie dem Verein World University Service (WUS) im Programm „Rückkehrende Fachkräfte“. In den Jahren zwischen 2005 bis zur ersten Jahreshälfte 96

2012 hätten laut Angaben der ZAV mehr als 600 Rückkehrer_innen von den gemeinsamen Aktivitäten bei PARIC profitiert (KMR2-20130320).

4.2 Polity -Dimension: Blockierte Demokratie und D iasporapolitik Formal ist Kameruns System eine Demokratie, de facto ist durch die Präsidenten Ahidjo und Biya seit der Unabhängigkeit ein autokratisches System etabliert worden, das sich auf die Diasporapolitik stark auswirkt (KMR1-20130318; KM3-20130320; KM9-20130424: 25-27). Stabilisiert werden Autokratien durch Repression, Legitimation und Kooptation (Gerschewski 2013; Gerswchewski et al. 2013). Dies sind Mechanismen, die auch in Kameruns Diasporapolitik zentrale Rollen spielen. Eine ebenfalls tra- gende Rolle für Kameruns Diasporapolitik spielen Merkmale, die auf neopatrimoniale Strukturen schließen lassen: Präsidentialismus, zu vermutende Patronage-Netzwerke sowie zu vermutender Kli- entelismus. Ob und wie diese Faktoren Kameruns Diasporapolitik beeinflussen, soll im Folgenden er- örtert werden (vgl. zur einführenden Darstellung der politischen Entwicklung Kameruns Abschnitt 3.3.1.).

Seit 1966 regierte Ahidjo als Diktator mit der Einheitspartei Union Nationale Camerounaise (UNC). Re- pressionen bildeten unter seiner Regierung ein wichtiges Machterhaltungsinstrument (Pigeaud 2011). Bereits damals wurde der Sicherheitsapparat mit dem Zweck stark ausgebaut, Repression auszuüben. Harte Repressionen, außergerichtliche Verhaftungen bis hin zu politisch motivierten Morden, prägten Kameruns politische Situation unter Ahidjo (Tagou 2006: 112).91 Mehler (2008: 40) bezeichnet Kame- run unter der Regierung Ahidjos (treffend) als einen afrikanischen „Polizeistaat der schlimmeren Sorte“. In der Folge wanderten unter Ahidjo zahlreiche Oppositionspolitiker ins Exil aus und die UPC, als Opposition zur UNC, wurde bis in die 1970er Jahre durch Kameruner_innen im Ausland unterstützt. Aufgrund dieser Verbindung galt die Diaspora in Kamerun als oppositionell, so dass Ahidjo eine rest- riktive Politik gegenüber kamerunischen Migrant_innen verfolgte. Ziel der Diasporapolitik Ahidjos war es, die Bewegungsfreiheit der politischen Gegner_innen zu steuern und zu begrenzen (Mbogning 2005: 28). Eine Diasporapolitik, im Sinn einer aktiven Kontaktaufnahme zu den Bürger_innen im Ausland, war unter Ahidjo nicht existent.

91 Harte Repressionsmaßnahmen beinhalten den Gebrauch physischer Gewalt. Sanftere Formen von Repressio- nen erreichen durch die Einschränkung bürgerlicher Freiheiten, dass sich Bürger_innen und Organisationen auch ohne physische Gewalt regimekonform verhalten (Gerschewski et al. 2013: 10). 97

Seit dem Machtwechsel 1982 bildet Repression unter der Herrschaft Biyas ebenfalls ein Kernelement – wenngleich in weicherer Form. 92 Offensichtlich führt Biya Ahidjos autokratisches System fort. Er übernahm zunächst auch Ahidjos restriktive Haltung gegenüber Kameruner_innen im Ausland. Diese Haltung weichte im Zuge der Demokratisierungswelle der 1990er Jahre geringfügig auf. Zunächst schien es, als würde die sukzessive Öffnung des politischen Systems in den 1990er Jahren (Parteien, Versammlungs- und Meinungsfreiheit wurden zugelassen, freie Ausreise wurde ermöglicht) den Weg für eine Zusammenarbeit mit der Diaspora ebnen, da die geringfügige politische Öffnung auch Kamer- uner_innen im Ausland betrafen (KMR1-20130318: 28; KM9-20130424: 25-27). Allerdings wurde die Demokratisierungsbewegung von der RDPC unterdrückt und das repressive System hat sich, mit seinen Auswirkungen auf die Diasporapolitik, bis in die heutige Zeit erhalten (Gros 2003: 16; Ikome und Kode 2010). Politische Beteiligung wird seitens der Regierung als Bedrohung erlebt und betrifft auch die Zusammenarbeit mit den Bürger_innen im Ausland (KM3-20130320: 115). Zivilgesellschaftliche Orga- nisationen werden in ihrem Wirken nur dann nicht behindert, sofern sie sich im Rahmen bewegen, der durch das Regime vorgegeben ist (Ikome/Kode 2010: 372). Zivilgesellschaftliche Partizipation ist im Hinblick auf konkrete Entwicklungsbeiträge gewünscht, so dass die Diaspora – als Teil der kameruni- schen Zivilgesellschaft – zwar als Entwicklungsakteur, jedoch nicht als politischer Akteur willkommen ist. Insbesondere ist keine Partizipation gewünscht, die kritische Aussagen über die Regierung Kamer- uns beinhaltet (KMR1-20130318: 18; KM3-20130320: 118; Tchiroma zit. nach: Krumova 2011).

Der für neopatrimoniale Regime typische Präsidentialismus ist in Kamerun anzutreffen: Alle Entschei- dungsmacht liegt beim Präsidenten (Bertelsmann Stiftung 2018: 12).93 Diese Struktur setzt den Rah- men für Diasporapolitik. Andere, staatliche und nicht-staatliche Akteure, spielen eine marginale Rolle

92 Die Organisationsfreiheit und Meinungsfreiheit sind begrenzt. Das Recht auf Versammlungsfreiheit wird immer wieder eingeschränkt. Hiervon sind oppositionelle Organisationen, insbesondere die anglophone Sezessionsbe- wegung ( Southern Cameroon National Council – SCNC), betroffen (von der Ruhr 2014; Freedom House 2018; Riedel 2014). Im World Press Freedom Index 2018 der Nichtregierungsorganisation Reporters without Borders nimmt Kamerun den 129. Rang von 180 Rängen ein. Immer wieder werden Menschenrechtsverletzungen be- kannt. Proteste der vergangenen Jahre, wie z.B. die Proteste in 2005, 2006 und 2008, wurden mit Repression und Gewalt beantwortet (Amin 2012; Lambi 2011; Pigeaud 2011: 83). Die neusten Proteste im anglophonen Ka- merun ab Dezember 2016 bis April 2017 wurden nicht nur gewaltsam unterdrückt, sondern führten auch dazu, dass in den anglophonen Teilen des Landes das Internet wiederholt und über Monate hinweg gesperrt wurde.

93 Die Institutionen der Legislative und der Judikative sind insgesamt schwach und haben wenig Kontrolle über die Exekutive (Bertelsmann Stiftung 2018: 9). Der Präsident ernennt und erlässt den Premierminister, die Kabi- nettsmitglieder, die Gouverneure und Präfekten. Darüber hinaus kann er das Parlament auflösen. Über verfas- sungsrechtliche Fragen entscheidet der Cour Suprême, dessen Mitglieder vom Präsidenten ernannt werden und ausschließlich Vorlagen des Präsidenten prüfen. In der dritten Änderung der Verfassung 2008 wurde die unbe- schränkte Wiederwahl des Präsidenten ermöglicht sowie seine Immunität über die Zeit der Präsidentschaft hin- aus beschlossen. 98

– so auch im Politikfeld Diasporapolitik –, denn die politische Landschaft wird durch den Präsidenten und seine Regierungspartei RDPC dominiert. Präsident Biya hat ein Patronagesystem aufgebaut, das seine Macht sichert (Freedom House 2018; Pigeaud 2011; Konings/Nyamnjoh 2003: 7). Die Diasporapolitik Kameruns bildet auf dieser Folie ein Instrument zum Machterhalt (siehe Kapitel 2.2). Ein System der austarierten Zuwendungen an Parteien und regionale Eliten unter der Vorherrschaft von Partei und Volksgruppe des Präsidenten hat sich inzwischen etabliert und stabilisiert (Riedel 2014; Tagou 2006: 127). Anführer_innen zivilgesellschaftlicher Organisationen werden von den politischen Machthabern kooptiert (Ikome/Kode 2010: 354). Offensichtlich dominiert eine Teile-und-herrsche - Strategie, mit der Biya an Ahidjo anknüpft. Eine Einbindung der Diaspora bedeutet vor diesem Hinter- grund eine Ausweitung der klientelistischen Patronage-Netzwerke auf die Bürger_innen im Ausland. Denn es existieren keine offiziellen Mechanismen, durch welche Diasporaorganisationen staatliche Förderung beantragen könnten. Hingegen gibt es Beispiele dafür, dass Mitglieder der Diaspora und Diasporaorganisationen finanzielle Zuwendungen erhalten: es handelte sich z.B. um staatlich ausge- wählte Diasporamitglieder, die einen Zuschuss zu ihrer Teilnahme am FORECDIA erhielten. Das DAVOC erhielt ebenfalls – jedoch scheinbar als einzige Diaspora-Initiative – staatliche Förderung (s. hierzu ins- besondere 4.1.2.I.-II.).

Das politische System instrumentalisiert Ethnizität als Element der Teile- und-herrsche-Strategie (Kon- ings/Nyamnjoh 2003: 7; Pigeaud 2011). 94 Die wichtigsten Posten innerhalb der Regierung werden durch die Volksgruppe des Präsidenten, Beti/Bulu, besetzt, so dass ihre Dominanz im Staatsapparat ausgebaut wird (Fonchingong 2005; Gam Nkwi 2011; Konings/Nyamnjoh 2003: 8; Tagou 2006). Andere Gruppen hingegen, nämlich die Bevölkerung des Nordens und die anglophonen Minderheiten, werden benachteiligt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die in verschiedene Kabinette berufenen oder in der Administration ernannten Bamiléké über keine reale Entscheidungsmacht verfügen (Tagou 2006: 185). Die gesellschaftliche Fragmentierung, die in der Politisierung von Ethnizität deutlich wird,

94 Das ethnische Bewusstsein ist konfliktgeladen und resultiert laut dem kamerunischen Politikwissenschaftler Celestin Tagou (2006: 67) aus der Kolonialzeit, aus Ahidjos Politik der nationalen Einheit und Biyas Politik der nationalen Integration (Tagou 2006: 128; vgl. dazu auch Awasom 2007: 145). Die Idee der nationalen Einheit (Unité Nationale) bildete eine der wichtigsten Säulen der Ideologie Ahidjos (Tagou 2006: 95). Drei wesentliche Elemente der Politik der nationalen Einheit waren: 1) die Gründung der Einheitspartei UNC (Tagou 2006: 105), 2) die Vereinigung der beiden Teile Kameruns 1972 (Konings/Nyamnjoh 2003: 15; Ngenge 2003) und 3) die Politik des Équilibre Régional . Die Politik des Équilibre Régional beinhaltete einen ethnisch-regionalen Proporz, mit dem ethnische Gruppen des Landes entsprechend ihrer Anzahl in allen Bereichen und staatlichen Stellen vertreten sein sollten (Tagou 2006: 109). Bei der Umsetzung wurde jedoch die Gruppe des Nordens – also die eigene Her- kunftsgruppe Ahidjos – bevorzugt (Pigeaud 2011: 122). Die Politik der nationalen Einheit trug zur Spaltung der Gesellschaft bei. Unter Biya wurde die Politik der nationalen Einheit durch eine Politik der nationalen Integration ersetzt, bei der die Politik Équilibre Régional angewandt werden soll. Der Proporz habe sich jedoch zu Gunsten Biyas eigener Gruppe, der Pahouin-Gruppe (auch Beti / Bulu genannt), verschoben (Tagou 2006). 99 spielt in die Diaspora sowie die Diasporapolitik hinein. Am deutlichsten wird die Bedeutung der Ethni- sierung von Politik für die Diasporapolitik am Beispiel der Bamiléké und der anglophonen Minderheiten im Land. Denn es wird allgemeinhin angenommen, dass sich die Diaspora zu großen Teilen aus Bamiléké und anglophonen Kameruner_innen zusammensetze, wobei statistische Belege allerdings fehlen (KRW2-20130408: 4) (siehe auch Kapitel 3.3.1). Beide Gruppen – die Bamiléké und die anglo- phonen Minderheiten - fühlen sich wirtschaftlich, politisch und kulturell diskriminiert und benachtei- ligt, was unter anderem im sogenannten „anglophonen Problem“ zum Ausdruck kommt (Tagou 2006: 80). Sowohl den Bamiléké als auch den anglophonen Kameruner_innen wird im Allgemeinen nachge- sagt, dass sie sich in Opposition zur Regierung befänden und die größte Oppositionspartei, die Front Social-Démocratique , bzw. Social Democratic Front (SDF), werde von der anglophonen Minderheit und von den Bamiléké unterstützt (Bertelsmann Stiftung 2018: 10; Eyoh 2004: 102; KW5-20130405: 20). Des Weiteren haben die Bamiléké durch die Unterstützung der UPC im Unabhängigkeitskampf ein his- torisches Erbe als Opposition (Tagou 2006: 148). Der Vorwurf der oppositionellen Haltung bezieht sich auf eine Allianz der Bamiléké mit den anglophonen Minderheiten (Tagou 2006: 168). Wenngleich es Indizien für eine gegenseitige Unterstützung gibt, so ist es nie zu einer klaren politischen Allianz der beiden Gruppen gekommen. Vor diesem Hintergrund wird laut Tagou (2006: 174) „[...] jeder Anspruch auf Partizipation bzw. auf Akzeptanz undifferenziert als politischer Hegemonialanspruch bezeichnet.“ Dies folgend muss angenommen werden, dass Bemühungen aus der Diaspora nach mehr Beteiligung kritisch gesehen und eine aktivere Diasporapolitik blockieren. Durch den 2016 begonnenen Konflikt in den anglophonen Landesteilen verschärft sich die ohnehin angespannte Situation zwischen der kame- runischen Regierung und der Diaspora: Immer wieder wird in online veröffentlichten Kommentaren zur Krise darauf hingewiesen, dass anglophone Kameruner_innen in der Diaspora zu den führenden Köpfen des Protests und der Sezessionsbewegung gehören würden (Arrey 2017; Jong 2017). In der Darstellung der Krise durch die International Crisis Group (2017) wird jedoch deutlich, dass der Anstoß zu den Protesten nicht aus der Diaspora kam, vielmehr schalteten sich Kameruner_innen im Ausland mit der steigenden Eskalation in den Konflikt ein (International Crisis Group 2017).

Bei der Darstellung kamerunischer Diasporapolitik ist deutlich geworden, dass diasporapolitische An- sätze in den verschiedenen Ministerien verfolgt werden (siehe Kapitel 4.1). Unabhängig von den dar- gestellten politischen Blockaden durch Kameruns autokratischem System, führen auch folgende Fak- toren dazu, dass die von den Ministerien angestrebten diasporapolitischen Maßnahmen nicht imple- mentiert werden. Die Zusammenarbeit der in der Diasporapolitik sowie auch in der Migrationspolitik involvierten Regierungsbehörden weist erhebliche Mängel auf (siehe auch Mbogning 2005: 58). Wäh- rend der im Rahmen dieser Untersuchung geführten Interviews wurde deutlich, dass mangelnde Ko- ordination im Politikfeld zu negativen Auswirkungen auf die Sichtbarkeit, Umsetzung und Wirksamkeit 100 der diasporapolitischen Maßnahmen geführt hat. Synergien können aufgrund der mangelnden Koor- dination nicht entwickelt und genutzt werden. Geringe finanzielle und personelle Kapazitäten der staatlichen Institutionen wirken sich ebenfalls auf das Politikfeld aus. Eine starke personelle Fluktua- tion ist charakteristisch für die Institutionen Kameruns (KMR1-20130318: 14). Politische Prozesse zie- hen sich stark in die Länge (KM9-20130424: 58-60). Es sind somit nicht nur die hierarchischen Struktu- ren, die zu Verzögerungen führen, sondern auch die mangelnde personelle Kapazität der Institutionen, die diasporapolitische Maßnahmen hemmen.

4.3 Die Politics -Ebene der Diasporapolitik in Kamerun 4.3.1 Rolle der Akteure im Politikfeld Diasporapolitik in Kamerun 4.3.1.1 Dominanz des politischen Machtzentrums der Regierung Kameruns Migrationspolitik und somit auch die Diasporapolitik unterliegen zweifelsfrei den (machtpolitischen) Zielen der jeweiligen Regierungen: Unter Ahidjo (1960 bis 1982) dienten Regelungen im Rahmen der Migrationspolitik dazu, Gegner_innen des Regimes zu kontrollieren und ihre Bewegungsfreiheit einzu- schränken (Mbogning 2005: 29). Mitglieder der Diaspora wurden unter Ahidjo als Oppon++enten des Regimes wahrgenommen (KM1-20130410: 87; KRW1-20131024: 7; 2013 143; KW4-20130321: 20; Krumova 2011). Entsprechend hatte dies zur Folge, dass Bürger_innen im Ausland nicht in nationale Prozesse eingebunden werden sollten – es existierte keine aktive Diasporapolitik unter Ahidjo (s. aus- führlicher Abschnitt 3.3.1). Unter Biya setzte sich politisch motivierte Migration fort und die Beziehung zwischen den Migrant_innen und dem Präsidenten war in den ersten 20 Jahren seiner Regierungszeit entsprechend konfliktgeladen, so dass keine aktive Diasporapolitik vorlag, die auf Zusammenarbeit zielte (s. ausführlicher ebd.). Insbesondere seit 2006 ist eine aktive Diasporapolitik festzustellen. Seit- her setzt sich in Regierungskreisen sukzessive eine differenziertere Sichtweise auf die Diaspora durch (KMR1-20130318: 28; KM8-20130314: 28; KRW1-20130318: 87-90; KD3-20130424: 16-24; KZ1- 20130315: 69). Offiziell wird davon gesprochen, dass sich Kamerun mit seiner Diaspora versöhnen muss. In der staatlichen Entwicklungsstrategie DSCE heißt es: “ Cameroon must make peace with its diaspora ” (République du Cameroun 2010: 78).

Ein Mitarbeiter des Handelsministeriums betont im Rahmen eines während dieser Untersuchung ge- führten Interviews, dass die veränderte Struktur der Kameruner_innen im Ausland dazu geführt habe, dass das Interesse an ihnen gestiegen ist: Als sich zunächst die Diaspora, neben den politisch Geflüch- teten, (hauptsächlich) aus zur Rückkehr verpflichteten Studierenden zusammensetzte, sei das Inte- resse der Regierung an der Diaspora gering gewesen (KM1-20130410). Gegenwärtig jedoch, zu einem Zeitpunkt, zu dem Migrant_innen sich nach dem Ende ihres Studiums erfolgreich in den Arbeitsmarkt der Zielstaaten integrieren, bilden sie in mehrerer Hinsicht eine ökonomische Ressource, auf die auch 101 die Regierung aufmerksam geworden ist. Die Diaspora solle durch Diasporapolitik für Kameruns Ent- wicklung nutzbar gemacht werden (KM1-20130410: 10; KM4-20130409: 15; KM3-20130320: 7; KM7- 20131028: 2; KM8-20130314: 18; Ayissi 2010; camnet.cm 2010; KM9-20130424). Die Sicht auf die Diaspora als ökonomische Ressource wird in den strategischen Dokumenten der kamerunischen Ent- wicklungsplanung – der Vision 2035 und dem DSCE – deutlich (s. ausführlich in Abschnitt 4.1.2). Im Außenministerium wird ferner ein Zusammenhang zwischen dem gewachsenen Interesse der kame- runischen Regierung an den Bürger_innen im Ausland und der globalen Finanzkrise beginnend 2008 gesehen (KM3-20130320: 22-23; KRW1-20130318: 90). Während der Wirtschaftskrise habe die Regie- rung aufgrund sinkender Geber-Zuflüsse nach neuen Einkommensquellen gesucht. Ökonomische Inte- ressen von Staaten, die sie mittels ihrer jeweiligen Diasporapolitik verfolgen, gelten allgemeinhin als selbstverständlich (siehe dazu Kapitel 2.2). Sie reichen somit nicht aus, um Interessen hinter der Diasporapolitik zu erklären. Auch in Kamerun scheinen weitere Interessen vorzuliegen, die der autori- tären Logik des Systems folgen.

Mehr Aufschluss über die Interessen des politischen Machtzentrums der Regierung hinter der Diasporapolitik gibt die Differenzierung, die hinsichtlich der Diaspora durch die Regierung unternom- men wird. Am bedeutendsten ist die Differenzierung der Diaspora entlang ihrer politischen Motivation (KMR1-20130318 : 44; Krumova 2011). 95 Beispielhaft kann für die Sicht auf die Diaspora der Artikel des damaligen Außenministers Henri Eyebe Ayissi im online-Journal Journal du Cameroun.com (Ayissi 2010) aufgeführt werden. In diesem werden Diasporaorganisationen, darunter die Challange Came- rounaise und nationale Dachorganisationen von Kameruner_innen im Ausland, lobend erwähnt, vor- wiegend Organisationen, die keine politische Position erkennen lassen. Politisch aktive, in der Regel regierungskritische Diasporaorganisationen, wie das Collectif des Organisations démocratiques et pat- riotiques des Camerounais de la Diaspora (C.O.D.E.), finden negative Erwähnung; sie seien für die ka- merunische Entwicklung nicht förderlich. 96 Ihnen steht die Regierung ablehnend gegenüber. Der Re- gierung kritisch gegenüberstehende Kameruner_innen gelten als „Antipatrioten“ (Essoh 2010; Manga Edimo 2013: 515). Offene kritische Meinungsäußerungen, insbesondere online in zahlreichen Online-

95 Des Weiteren wird anhand des sozialen Status und (vermuteten) ökonomischen Potentials der Kameruner_in- nen im Ausland differenziert. Diasporapolitik fokussiert auf die besonders erfolgreichen Kameruner_innen in der Diaspora (KM13-20131025: 35-39). Für Regierungsakteure ist der Organisierungsgrad der Diaspora wichtig, der gegeben sein muss, damit eine Zusammenarbeit stattfinden kann (KM8-20130322: 73; KMR2-20130320: 111- 113).

96 Bei C.O.D.E. handelt es sich um eine Dachorganisation kamerunischer Diasporaorganisationen, die sich für eine stärkere Demokratisierung Kameruns einsetzen. C.O.D.E. äußert sich überaus kritisch gegenüber der Präsident- schaft Paul Biyas und nimmt somit eine oppositionelle Haltung gegenüber der Regierung ein (siehe Abschnitt 4.3.1.5). 102

Plattformen publiziert, werden von interviewten Vertreter_innen der kamerunischen Regierung als auf Unwissen beruhende oder gar auf persönliche Frustration aufgrund mangelnder Integration in den Zielstaaten beruhende Kritik zurückgewiesen. Laut Riedel (2014) wird das Internet, ungeachtet der Tatsache, dass soziale Netzwerke für die politische Meinungsäußerung und –bildung in Kamerun selbst eine nur marginale Rolle spielen, von der Regierung durchaus ernst genommen (siehe auch KRW1- 20130318: 87-90; Tande 2011a). Dieses liegt auch darin begründet, dass beispielsweise die Pressefrei- heit in Kamerun eingeschränkt wird, kritische Beiträge aus dem Ausland – transportiert durch das In- ternet – kann die Regierung nicht kontrollieren. Vor diesem Hintergrund ist die Regierung insbeson- dere an der Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Diaspora interessiert, die keine oppositionelle Haltung einnehmen (Nguini, in Belibi /Ekwé 2010). Durch die kamerunische Migrationsforscherin Ruth Mireille Manga Edimo wird dieser Teil der Diaspora in einem im Rahmen dieser Untersuchung geführ- ten Gespräch als „positive Diaspora“ bezeichnet. Ein nicht offen genanntes Ziel der kamerunischen Diasporapolitik ist es, Macht und Kontrolle über die Bürger_innen im Ausland auszuüben, die nicht zu dieser „positiven Diaspora“ zählen. Insbesondere im Hinblick auf die der Regierung gegenüber kriti- schen Stimmen, dient Diasporapolitik dazu, Kontrolle über Kameruner_innen im Ausland auszuüben sowie Autorität zu demonstrieren (Abiezz.com 2011; Nguini, in Belibi/Ekwé 2010; Tande 2011). Jegli- che subversive Kraft – wozu unter anderem die kritischen Diasporamitglieder gezählt werden – muss aus Sicht des politischen Machtzentrums der Regierung kontrolliert werden (KM3-20130320: 110- 112). Durch Diasporapolitik soll die Machtbasis der Regierung gesichert werden (KMR1-20130318; KM3-20130320: 111).

Diasporapolitik soll des Weiteren dazu dienen, dem durch die Diaspora transportierten negativen Image von Kamerun und den Aktivitäten der Diaspora, die in den Augen der Regierung dem Image Kameruns schaden, entgegenzuwirken (KM8-20130314: 78-79; KRW1-20131024: 57). Bei mehreren Gelegenheiten wird die Diasporapolitik mit dem internationalen Image Kameruns offen in Verbindung gebracht: in der Vision 2035 (siehe Kapitel 4.1.2.1), durch den ehemaligen Außenminister Henri Eyebe Ayissi in einem online-Artikel auf Journal du Cameroun.com (Ayissi 2010) und durch Paul Biya auf ei- nem Parteitag der RDPC im Jahr 2011. Dort sagte der Präsident:

„An unsere Kameraden, die im Ausland leben; ich möchte daran erinnern, dass Sie in den Aufnahme- ländern Förderer und Verteidiger unserer Ideale sein müssen. Sie müssen wachsam bleiben, um allen Versuchen, Fehlinformationen und negative Informationen über unser Land zu verbreiten, entgegenzu- wirken!“ (Biya zit. nach: Boyomo 2011) 97

97 Eigene Übersetzung aus dem Französischen: «A nos camarades qui vivent à l’extérieur de nos frontières, je tiens à rappeler qu’ils doivent se comporter en promoteurs et défenseurs de nos idéaux auprès de leurs pays d’accueil, demeurer vigilants pour contrer toute tentative de désinformation ou de diffusion d’une image néga- tive de notre pays.» (Biya zit. nach Boyomo: 2011) 103

Ein positives Image von Kamerun zu vermitteln, sei die patriotische Pflicht der Bürger_innen im Aus- land, wie der Kommunikationsminister Issa Tchiroma gegenüber Vertreter_innen der Diaspora betonte (Tchiroma 2010). An diese Pflicht sollen die Mitglieder der Diaspora erinnert werden (KM8-20130314: 80-83; Tchiroma 2010). Dazu treten Regierungsvertreter_innen im Rahmen von Diasporapolitik in den Dialog mit Kameruner_innen im Ausland (KRW1-20131024: 57). Das FOREDICA sollte auch dazu die- nen, den Mitgliedern der Diaspora ein positives Bild von Kamerun näherzubringen, was diese dann weitertransportieren sollten (KM1-20130410: 87; 81). Auffällig ist hierbei der Zeitpunkt des FOREDICA und einiger anderer Maßnahmen im Rahmen der Diasporapolitik: 2010, ein Jahr vor den Präsident- schaftswahlen, fand nicht nur das FORECDIA statt, sondern auch der zitierte Aufruf des Kommunikati- onsministers Issa Tchiroma und die Auslandsreise der Delegation unter Wonyu. Hier wird der Zusam- menhang zwischen den diasporapolitischen Maßnahmen und dem Ziel, Unterstützung in der Diaspora zu generieren, deutlich. Insbesondere das DAVOC, das im Wahljahr 2011 in Jaunde durchgeführt wurde, habe, wie die Maßnahmen 2010, der Imagepflege und dem Zweck, Kritiker_innen des Systems zu überzeugen gedient (KM1-20130410). Entsprechend soll durch eine aktive Diasporapolitik ein Bild, das Kamerun als liberalen Staat nach außen suggeriert, geschaffen werden (Mbogning 2005: 30). Es ist eine Norm geworden, dass Staaten versuchen, ihre Bürger_innen im Ausland einzubeziehen (Gamlen et al. 2013; Levitt/La Dehesa 2003: 589; Rhodes/Harutyunyan 2010: 488). Allem Anschein nach folgt Kamerun dieser Norm mit seiner Diasporapolitik und präsentiert sich nach außen als moderner Staat, der sich nicht nur um die Diaspora kümmert, sondern gar ein offenes Verhältnis mit seinen Bürger_in- nen im Ausland zu pflegen versucht.

4.3. 1. 2 Das administrative Sys tem jenseits des Machtzentrums Das administrative System, zu dem Ministerien und nachgeordnete Institutionen des Regierungssys- tems (so auch die Botschaften) gehören, ist vom politischen Machtzentrum, um den Präsidenten zu unterscheiden. Im Vergleich zum politischen Machtzentrum der Regierung, wurden hier Unterschiede im Hinblick auf die Haltung gegenüber den Kameruner_innen im Ausland deutlich. Bei den interview- ten Mitarbeiter_innen der Ministerien, die nicht zum Machtzentrum zu zählen sind, wurde das Enga- gement der Diaspora willkommen geheißen und eine aktive Diasporapolitik befürwortet. Es wurde eine große Offenheit gegenüber den Bürger_innen im Ausland zum Ausdruck gebracht. Diese Offen- heit setzt sich aber nur bedingt durch. Ministerien können beispielsweise diasporapolitische Pro- gramme zwar vorschlagen, haben aber keinen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf; sie können von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen sein, so dass die durch die Ministerien konzi- pierten Programme nicht implementiert werden, wie das PARI-JEDI zeigt. Darüber hinaus können Un- zulänglichkeiten – beispielsweise fehlende Ressourcen – im administrativen System dazu führen, dass 104 sich Bestrebungen, die Bürger_innen im Ausland stärker einzubinden, nicht entfalten (siehe Kapitel 4.2).

Das Außenministerium, formal betrachtet das zuständige Ministerium im Politikfeld, hat im Bereich Diasporapolitik den größten Einfluss unter den Ministerien (KMR1-20130318: 151-158; KM8- 20130322: 15-16; KM9-20130424: 93; KRW1-20131024: 49; KM16-20130115: 44-51). Wenngleich diese formal anzunehmende Zuständigkeit sich bestätigen lässt, war innerhalb des Ministeriums die 2005 gegründete Division für Kameruner_innen im Ausland wenig sichtbar (KIOGR1-20120123 und 20130405: 11-16). Zweifel an der Effektivität der Abteilung werden unter anderem damit begründet, dass die Leitungsstelle lange unbesetzt blieb und anschließend ein häufiger Wechsel der Spitze der Division erfolgte (KM1-20130410: 72-75; KM3-20130320: 4). Zudem fehlte es der Abteilung an finan- ziellen Ressourcen, um konkrete Projekte und Programme umzusetzen (GIZ 2016: 12). Mit der Aufwer- tung der Division in eine Direktion 2013 ist ein Zuwachs an Personal und Finanzmitteln einhergegangen (KM3-20131021). Darauf deutet auch hin, dass die Division seit 2017 eine eigene Internetseite hat, also verstärkt öffentlich auftritt.

Aufgrund des intersektionalen Themas Migration, sind neben dem Außenministerium auch andere Mi- nisterien in die Zusammenarbeit mit der Diaspora involviert, was die Koordination der Ansätze im Po- litikfeld Diasporapolitik erschwert (KM5-20130424: 42; KM8-20130322: 15; Evina 2009: 80). Über- schneidungen in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen der Ministerien sind vorzufinden; beispiels- weise im Aufgabengebiet des MINJEUNESSE und der Arbeitsbehörde (Sadjo 20131030: 17). Ein Beispiel für die mangelnde Zusammenarbeit der Regierungsbehörden bietet das DAVOC Forum 2012, welches in Genf zum Thema DSCE stattfand. Denn an diesem Forum war das Ministerium für Wirtschaft, Pla- nung und Regionalentwicklung – das Ministerium in dessen Zuständigkeitsbereich die DSCE fällt – nicht beteiligt (KM11-20130417: 42-47).

Bezüglich der unzureichenden Koordinierung zwischen den Ministerien schreibt Mbogning (2005: 58):

„Eine der Ursachen für den Mangel an Interaktion liegt in der administrativen „one man show“, die alle Ministerien betrifft und seit mehreren Jahren für den öffentlichen Sektor in Kamerun charakteristisch ist .“ 98

Der Ausdruck „one man show“ verdeutlicht, dass es sich bei Blockaden oder Förderungen von Aktivi- täten um Interessen einzelner Akteure handelt und nicht um eine gesamtpolitische Strategie, die auf ministerialer Ebene mitgetragen würde. Diese Beschreibung wird gestützt durch die Beobachtung,

98 Eigene Übersetzung aus dem Französischen. 105 dass die unzureichende Koordination zwischen den Ministerien gepaart ist mit unzureichender Trans- parenz. Die Interviews mit Vertreter_innen für diese Untersuchung machten deutlich, dass sie als Ak- teure im Politikfeld überwiegend selbst keinen Überblick über die Rolle und die Aktivitäten anderer Akteure in der Diasporapolitik haben. Kooperationen fanden und finden weiterhin nur bedingt statt (siehe auch Mbogning 2005: 41), während Vertreter_innen der einzelnen Ministerien betonen, dass sie auf die Kooperation mit dem Außenministerium angewiesen seien – insbesondere dann, wenn es um die Kontaktaufnahme mit Kameruner_innen im Ausland gehe (KM9-20130424). Diese wird dann vom Außenministerium mittels seiner Außenvertretungen gesteuert. Laut einem Vertreter des Minis- teriums für Arbeit und Berufsbildung, gebe es keine Konkurrenz zwischen den einzelnen Ministerien (KM16-20130115: 44-51). Allerdings sei es bei der Frage, welches Ministerium das FOREDICA organi- sieren soll, zu Konkurrenz zwischen dem Handelsministerium und dem Außenministerium gekommen (KZ1-20130315: 28). Diese Konkurrenz habe sich jedoch auf das FOREDICA-Forum bezogen (KM1- 20130410: 60-71; KZ1-20130315: 31-34). Dass es zu Konkurrenzen zwischen den Akteuren der Mini- sterien komme, wird in einer Studie der GIZ (2016: 11) zur kamerunischen Diaspora ebenfalls bestätigt: Es wird von einem kompetitiven Verhältnis zwischen dem Außenministerium und dem Ministerium für Forschung im Bereich Diasporapolitik berichtet. Das Interesse des Forschungsministeriums an der Diaspora lässt sich unter anderem damit begründen, dass hochqualifizierte Migrant_innen vom For- schungsministerium zurückgewonnen werden sollen, um die vom Brain Drain betroffene Forschungs- landschaft in Kamerun zu verbessern.

Die verschiedenen kamerunischen Akteure, allen voran die Ministerien, die zu Migration arbeiten, kommen in interministeriellen Komitees zusammen. Im Zuge der Untersuchung in Kamerun wurde sichtbar, dass Unklarheiten bezüglich der Arbeit der Komitees bestehen: Die interviewten Mitarbei- ter_innen der jeweiligen Ministerien kannten die Komitees, deren Arbeitsmodi und Zielsetzungen nicht (KM3-20130320; KMR2-20130312). Zudem mangelt es der interministeriellen Arbeit an Kontinu- ität – ein Umstand, der zu der mangelnden Klarheit beiträgt (Evina 2009: 93). Ein Komitee zum Thema Migration, das 2013 vom Premierminister mit dem Ziel, Empfehlungen zu Migrationsthemen an die kamerunische Regierung auszusprechen, initiiert worden sei, bearbeitet sämtliche Auswanderungs- und Einwanderungsthemen (KM7-20131028; KM17-20130410: 20-32). 99 Die Mittglieder des Komitees würden sich planmäßig alle drei Monate treffen (KM17-20130410: 40-52). 2010 sei das beratende na-

99 In diesem Komitee seien unter anderem das Gesundheitsministerium ( Ministère de la Sante Publique ), das Ministerium für Höhere Bildung ( Ministère de l'Enseignement Supérieur ), das Ministerium für Arbeit und Berufs- bildung, das Außenministerium und das Ministerium für Wirtschaft, Planung und Regionalentwicklung sowie ka- merunische zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten (KM8-20130314: 4-12; KM17-20130410: 20-32). 106 tionale Komitee zu Fragen von Migration und Entwicklung, das sogenannte Comité consultative natio- nal sur le question de migration et de développement , im Außenministerium (im Auftrag des Premier- ministers) initiiert worden.100 Dieses Komitee würde durch das ACP Observatory on Migration Projekt unterstützt. 101 Im Komitee würden die verschiedenen Aspekte von Migration behandelt, beispiels- weise Sicherheitsaspekte, die mit Migration verbunden sind, aber auch die Themenkomplexe Rück- überweisungen, Wissenstransfer, Brain Drain und Rückkehr. Insbesondere die hochqualifizierten Ka- meruner_innen in Frankreich, Deutschland und in den USA stünden im Interesse der Arbeit des Komi- tees (Mba/Amougui 2011: 23). Ziel dieses Komitees sei es gewesen, unter anderem an der Formulie- rung einer Migration Policy für Kamerun zu arbeiten (KM3-20130320; Mba/Amougui 2011: 39; KMR2- 20130312). 2013 wurde ein entsprechender Entwurf an die Regierung übermittelt (KM13-20131025: 14-23) (siehe Kapitel 4.1.2.1).

Im Politikfeld Diasporapolitik kommt Botschaften eine besondere Bedeutung zu, da sie als staatliche Repräsentation im Ausland die Aufgabe haben, mit Mitgliedern der Diaspora in Kontakt zu treten (KM1-20130410: 30; KM3-20130320: 14-19; KM9-20130424: 45-52). Die Botschaften sollen die Ver- bundenheit der Kameruner_innen im Ausland mit Kamerun stärken (Stielike 2017: 277). Hierbei geht es insbesondere um die Förderung der Assoziationen der Kameruner_innen im Ausland (KM3- 20130320: 7). Der Dialog zwischen den Diasporaorganisationen und den Botschaften soll zu diesem Zweck verstärkt werden (KM3-20130320). Hierzu suchen die Botschaften aktiv den Kontakt zu Kamer- uner_innen in den jeweiligen Ländern und bauen eine Verbindung zu diesen auf (KM3-20130320: 18- 21; Stielike 2017: 277). Es gibt rund 39 kamerunische diplomatische Vertretungen und fünf Konsulate. Das Außenministerium beklagt die Funktionalität der Botschaften (KM3-20130320: 7): Die Anzahl der diplomatischen Vertretungen werde für nicht ausreichend erachtet, um den Aufgaben im Rahmen der Diasporapolitik gerecht zu werden (KM3-20130320: 7). Das Außenministerium möchte die Kapazität der Botschaften ausbauen, um das Vertrauen der Mitglieder der Diaspora in eine Zusammenarbeit mit

100 Evina (2009: 75) datiert die Gründung eines vergleichbaren Komitees auf das Jahr 2007. Es kann davon aus- gegangen werden, dass es mehrere Komitees gab, deren Aufgabenstellung sich ähnelte, die allerdings nicht kon- tinuierlich bestehen blieben.

101 Die Mitglieder dieses Komitees seien Vertreter_innen des Büros für Volkszählung ( Bureau Central des Recher- che et de Recensement - BUCREP), der Generaldelegation für nationale Sicherheit ( Délégation générale à la Sûreté nationale - DGSN), des UNHCR, des Instituts für Ausbildung und demographische Forschung ( Institut de Formation et de Recherche démographiques - IFORD), des nationalen Statistikinstituts, der Arbeitsbehörde, des Ministeriums für Wirtschaft, Planung und Regionalentwicklung, des Ministeriums für territoriale Verwaltung und Dezentralisierung, des Ministeriums für höhere Bildung, des Außenministeriums, des Tourismusministeriums, des Ministeriums für Arbeit und soziale Sicherung (Ministère du Travail et de la Sécuritésociale - MINTSS) sowie der IOM (Dayang 2013). 107 der Regierung zu gewinnen (KM3-20130320: 7). Eine verbesserte Dienstleistung der Botschaften, bei- spielsweise in Passangelegenheiten, solle ebenfalls diesem Zweck dienen (Stielike 2017: 277).

4.3. 1. 3 Politische Parteien, Parlament und Zivilgesellschaft Die Analyse der Rolle der politischen Parteien, des Parlaments und der Zivilgesellschaft im Politikfeld Diasporapolitik zeigt, dass die Regierungspartei RDPC die bedeutendste Rolle spielt, was in der heraus- ragenden Stellung der RDPC im kamerunischen System begründet liegt. Im Folgenden wird zunächst die Parteilandschaft in Kamerun kurz skizziert, um auf dieser Basis das Wirken der kamerunischen Par- teien im Ausland darzustellen. Dabei wird die Dominanz der RDPC evident. Die anderen eingangs ge- nannten Akteure – Parlament und Zivilgesellschaft – spielen eine untergeordnete Rolle im Politikfeld.

Kameruns Parteienlandschaft wird durch die RDPC dominiert. Die Opposition ist schwach und nur we- nige Oppositionspolitiker sind im gesamten Land bekannt (Freedom House 2018). Die älteste und lange Zeit stärkste Oppositionspartei SDF ist wie die RDPC stark personalisiert und klientelistisch geprägt (Riedel 2014). Mitglieder der Opposition wechseln häufig das Lager und schließen sich der RDPC an (Pigeaud 2011: 76). Sowohl RDPC, SDF und auch die anderen Parteien Kameruns sind ethnisch ausge- richtet und regional begrenzt (Awasom 2007; Bertelsmann Stiftung 2014: 10; Pigeaud 2011: 135). Die Diaspora wird aufgrund der historischen Entwicklung mit den Oppositionsparteien in Verbindung ge- bracht (s. dazu ausführlich Abschnitt 3.3.1 sowie 4.2). In den Wahlen 2018 wurde die stärkste Opposi- tionspartei die 2012 gegründete Mouvement pour la renaissance du Cameroun (MRC)

Kameruns politische Parteien hatten schon während der Kolonialzeit und zu Zeiten der Unabhängigkeit Unterstützer_innen in der Diaspora (s. Abschnitt 3.3.1 zu politischen Fluchtbewegungen). Die meisten Auslandsstellen kamerunischer Parteien befänden sich in Frankreich (KRW1-20130318: 101). 102 Die Anzahl der parteipolitischen Vertretungen wachse jedoch auch in den anderen Zielländern der Mig- rant_innen, wie Deutschland oder Großbritannien. Die RDPC in Deutschland verfüge über fast 400 ak- tive Mitglieder (Nkul-Beti-Camer.com 2010). Die Aktivitäten der Parteienableger im Ausland sind nur sehr bedingt transparent. Es ist den Parteien gesetzlich untersagt, finanzielle Mittel aus dem Ausland anzunehmen (Plate et al. 2005: 6). Allerdings legen die Parteien ihre Einkünfte nicht offen, so dass sie schlicht nicht überprüfbar sind: Der gesetzlichen Regelung widerspricht, dass die Finanzierung der Wahlkampagnen während der Präsidentschaftswahlen 1992, 1997 und 2004 die wesentliche Aufgabe

102 Es fehlen komparative Untersuchungen zu den kamerunischen Parteien im Ausland, so dass jegliche Aussagen über kamerunische parteipolitische Organisationen im Ausland lediglich als Tendenzen herangezogen werden können. 108 der Parteienableger im Ausland gewesen sei (Manga Edimo 2013: 155). Durch die intransparente Fi- nanzierung kann daran gezweifelt werden, inwiefern die RDPC sich an die gesetzlichen Vorgaben hält, und welche Rolle die Diaspora für ihre Finanzierung spielt. Entsprechend können finanzielle Interessen der Partei, die sie zum Ausbau und Erhalt ihrer Macht aufwendet, hinter ihrer Diasporapolitik vermutet werden.

Es kann nicht (eindeutig) bestimmt werden, ob eine der Parteien Kameruns mehrheitlich von Mitglie- dern der Diaspora unterstützt wird. Folglich muss zunächst angenommen werden, dass jede der Par- teien sowohl Befürworter_innen als auch Kritiker_innen im Ausland hat. Historisch betrachtet, gab es gewisse Verbindungen zwischen einzelnen politischen Parteien und Kameruner_innen im Ausland: Die UPC hätte – begünstigt durch die in der Vergangenheit – besonders starke internationale Verbindun- gen innerhalb Afrikas sowie nach Europa und Asien gehabt (Manga Edimo 2009; Manga Edimo 2013: 133; Plate et al. 2005: 10). Ursprünglich hätte die SDF auch tiefere Kontakte in die Diaspora, was sich jedoch sukzessive ändere (KW2-20130408: 34-39). Allerdings seien die Mitglieder der Diaspora in Frankreich und in Deutschland parteipolitisch eher in der RDPC organisiert (KRW1-20130318: 101). Die RDPC habe bei ihrer Gründung auf die bereits vorhandenen Auslandsstrukturen ihrer Vorgängerpartei, der UNC, anknüpfen können (Manga Edimo 2013: 160). Mehrere ranghohe Funktionäre der RDPC hät- ten selbst im Ausland gelebt und seien somit einst Teil der kamerunischen Diaspora gewesen (KRW1- 20131024: 7). Es wird angenommen, dass Kameruner_innen im Ausland sich u. a. deswegen in der RDPC engagieren, da sie sich von ihrem Engagement Vorteile bei der Rückkehr nach Kamerun erhoffen (KRW1-20131024: 9; KRW1-20130318: 113-119). Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass die RDPC finanzielle Mittel einsetzt, um Unterstützung aus der Diaspora zu erlangen, indem Mitglieder der Diaspora bezahlt würden, um dem Präsidenten bei seinen Besuchen in Frankreich zuzujubeln und als politische Unterstützer_innen der RDPC erschienen (KRW1-20131024: 37; Cameroon Info Net 2004; Mengueme 2013). Über die Auslandsaktivitäten der SDF ist nur wenig bekannt. 103 Es lässt sich eine klare Dominanz der Regierungspartei ersehen, worauf die Strukturen verweisen, die bis ins Ausland reichen – wenngleich daneben andere Parteien sicherlich ebenfalls Unterstützung im Ausland genie- ßen.

Durch die Dominanz der RDPC im Staatssystem Kameruns haben andere Parteien kaum Einfluss auf die offizielle Diasporapolitik. Das Parlament bietet nur formal eine Plattform, über die Parteien Einfluss nehmen können. De facto spielte das Parlament bisher mit Ausnahme des Engagements für die Dop-

103 Erste SDF-Sektionen in Frankreich seien 1991, kurz nach der Einführung des Mehrparteiensystems, gegründet worden (Manga Edimo 2013: 159). 109 pelte Staatsangehörigkeit und der parlamentarischen Debatten zum Auslandswahlrecht keine nen- nenswerte Rolle im Politikfeld (KMR1-20130318: 47-48) (siehe dazu ausführlich Kapitel 4.3.2 und 4.3.3).

Ausgewählte zivilgesellschaftliche Organisationen sind in den bereits erwähnten, interministeriellen Komitees vertreten und erfahren dadurch ein gewisses Maß an Beteiligung im Politikfeld. Zivilgesell- schaftliche Organisationen wie Association de Lutte contre l’Emigration Clandestine (ALCEC) oder So- lutions aux Migrations Clandestine (SMIC) betreiben zudem Lobbyarbeit zum Thema Migration und Entwicklung. Yves Tsala – der Präsident von SMIC – berichtet, dass SMIC seit 2004 Lobbyarbeit in Re- gierungsinstitutionen dafür betrieben habe, das Thema Migration in die Entwicklungspolitik Kameruns zu integrieren. Insbesondere durch empirische Studien sei es gelungen, das Verständnis für die Bei- träge der Kameruner_innen im Ausland zu steigern. Ziel sei es, dass die Diaspora mehr in ihren Ent- wicklungsbezügen als in ihren politischen Bezügen gesehen werde (KZ1-20130315: 69).

4.3. 1. 4 Indirekter Einfluss externer Akteure auf die Diasporapolitik Kameruns Kameruns Entwicklungspartner initiieren Projekte in Kamerun im Bereich Migration und Entwicklung, was indirekt dazu führt, dass die Themen Diaspora sowie Migration und Entwicklung von der Regierung stärker wahrgenommen werden (KIOG3-20130314: 34-43; KZ1-20130315: 74). Mehrere Regierungs- akteure verweisen auf Beispiele anderer Staaten, deren Diasporapolitik zu dieser Entwicklung beige- tragen habe; insbesondere Mali, Senegal und Ghana (KMR1-20130318: 20-26; KM1-20130410: 2; KM3- 20130320: 22-23; KM5-20130424: 46; KM9-20130424: 16-22; KM16-20130115: 25; KW5-20130405: 36). Die Bewertung der Folgen von Migration als förderlich für Entwicklung seitens der Entwicklungs- partner hat ebenfalls zu mehr Beachtung der Diaspora geführt (KIOGR1-20130405: 2; KM16-20130115: 25). 104 Sowohl die Regierungen der Aufnahmestaaten als auch internationale Organisationen haben Pro- gramme im Bereich Diasporaförderung in Kamerun. Aufnahmestaaten unterstützen Diasporaorgani- sationen dabei, Entwicklungsprojekte in Kamerun umzusetzen, durch das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) in Deutschland im Rahmen der Förderung des entwicklungspoliti- schen Engagements von Migrantenorganisationen sowie im Rahmen des französischen Développe- ment Solidaire, konkret im Programme Franco-Camerounais pour un Développement Solidaire (PRO- DESO) und im sogenannten Projet d’appui à l’investissement productif de la diaspora . Darüber hinaus

104 Dazu hätte auch die Teilnahme kamerunischer Regierungsakteure an internationalen Foren, bzw. Prozessen, wie dem UN High Level Dialogue zu Migration und Entwicklung und dem Rabat Prozess sowie dem Globalen Forum für Migration und Entwicklung beigetragen (KMR1-20130318: 138-146). 110 wird das Projekt Dias'Invest 237 durch die französische Entwicklungsagentur ( l’Agence Française de Développement ) finanziert. In den USA wird das Investment der afrikanischen Diaspora durch die Ent- wicklungsbehörde USAID und Western Union im Rahmen der Initiative African Diaspora Marketplace unterstützt. Hiervon haben auch kamerunische Diasporaunternehmen profitiert. Seit Januar 2015 führt die IOM in Kamerun das MIDA Projekt in den Bereichen Gesundheit und Hochschulbildung durch. Unter anderem wird im Rahmen des Projekts die kamerunische Diaspora in Frankreich mobilisiert, um den Beitrag der Diaspora zur Entwicklung Kameruns in den Bereichen Gesundheit und Hochschulbil- dung zu fördern (IOM France o.J.). Keines dieser Programme zielt jedoch auf die politische Ebene von Diasporapolitik, so dass die Regie- rungen der Aufnahmestaaten und internationale Organisationen keinen direkten Einfluss im Politikfeld ausüben (KIOGR1-20120123: 41), was einerseits daran liegt, dass die Aufnahmestaaten prinzipiell pri- mär an Migrationsmanagement – im Sinn von Migrationskontrolle – interessiert sind (KDRW1- 20120117) und daher bei politischen Regelungen auf den Bereich irreguläre Migration fokussieren. Andererseits wird die Tatsache, dass internationale Organisationen und die Aufnahmestaaten bei der Politikformulierung im Bereich Diasporapolitik keine direkte Rolle spielen, von Akteuren in Kamerun als sinnvoll erachtet; es seien die kamerunischen Akteure, die im Bereich Diasporapolitik aktiv werden sollten und nicht Akteure von außen: Von außen initiierte Maßnahmen zur Formulierung der Diasporapolitik verletzen die Souveränität Kameruns (KW3-20130408: 95-102; 110). Diese Haltung ver- hindere ebenfalls eine aktivere Rolle der IOM in der kamerunischen Diasporapolitik (Pasha 2012). Le- diglich das ACP-Projekt beinhaltete Aspekte der Politikformulierung: Das Projekt zielte auf die Verbes- serung der Datenlage zur kamerunischen Migration, um auf dieser Basis Empfehlungen für die kame- runische Migrations- und Diasporapolitik zu formulieren (KIOG3-20130314: 52-57).

4.3. 1. 5 Die "politische" und die „positive“ kamerunische Diaspora Die kamerunische Diaspora bringt sich in die Entwicklung des Landes ein, engagiert sich aber auch politisch und ist aus diesem Grund nicht nur als Entwicklungsakteur, sondern vor allen Dingen als poli- tischer Akteur zu sehen. In dieser Doppeltfunktion soll die kamerunische Diaspora im Folgenden be- trachtet werden, während die politische Dimension ihres Engagements für das Politikfeld Diasporapo- litik von zentraler Bedeutung ist. Insgesamt ist die kamerunische Diaspora fragmentiert, was im Fol- genden ebenfalls betrachtet wird, da die Fragmentierung untrennbar mit der politischen Rolle der Diaspora verknüpft ist.

Das entwicklungsbezogene Engagement der Diaspora äußert sich in verschiedenen Projekten, die durch Mitglieder der Diaspora initiiert und unterstützt werden (siehe hierzu 4.1.2). Diasporaorganisa- tionen kooperieren in Entwicklungsprojekten mit kamerunischen Regierungsbehörden, beispielsweise das CASA-NET bei der Organisation des DAVOC mit dem Ministerium für Arbeit und Berufsbildung 111

(KM11-20130417: 59). Bei diesem kooperativen Engagement spielt die politische Dimension von Ent- wicklung eine untergeordnete Rolle. 105 Die Kooperationen zwischen Regierungsstellen und Diaspora- mitgliedern bieten Hinweise auf Klientelismus und Patronage: Den Mitgliedern des DAVOC und ande- ren Diasporaorganisationen, die mit Regierungsakteuren kooperieren, werde von anderen Mitgliedern der kamerunischen Diaspora unterstellt, dass ihr Engagement persönlichen Zwecken diene; beispiels- weise um sich Regierungsposten zu sichern und dadurch die Rückkehr nach Kamerun vorzubereiten (KDRW1-20120117: 7-9; KRW1-20131024: 31).

Die häufigste Form von Diasporaorganisationen sind Home-Town-Associations (HTA) (KW3-20130408: 115; KW5-20130405: 42; KW6-20130409: 34; Kamdem 2008; Loumgam 2015; Schmelz 2007: 18; Zoyem 2015: 71). Darin wird die Fragmentierung der kamerunischen Diaspora deutlich. Die Spaltung und die Fragmentierung der kamerunischen Gesellschaft setzt sich in der kamerunischen Diaspora ent- sprechend fort. DIE kamerunische Diaspora, als Einheit, existiert nicht (KMR1-20130318: 16). Jamfa (2010: 27) und Schmelz (2007: 15) verweisen anhand ihrer empirisch basierten Studien zur kameruni- schen Diaspora in Deutschland darauf, dass die Diasporaorganisationen überwiegend ethnisch homo- gen seien und anderen ethnischen Gruppen in der Regel verschlossen bleiben würden .106 Die Spaltung zwischen frankophonen und anglophonen Kameruner_innen würde ebenfalls in die Diaspora transfe- riert (Jamfa 2010: 29; Lämmermann 2006). Laut Jamfa (2010: 31) ein Beweis dafür, dass keine natio- nale kamerunische Bewegung festzustellen ist.

Des Weiteren werden kamerunische Diasporaorganisationen durch zeitliche Unbeständigkeit ge- schwächt: Loumgam (2015: 349) verweist im Hinblick auf kamerunische Organisationen weltweit auf eine geringe Beständigkeit der Organisationen und auf eine hohe Fluktuation der Mitglieder (siehe auch Jamfa 2010). Zudem existiere in den Organisationen laut Loumgam (2015: 354) eine Fixierung auf einige wenige (Leitungs-) Personen; selten würden Diasporaorganisationen eine breite aktive Mitglie- derbasis vorweisen können. Ferner seien Konkurrenzdenken und Konflikte zwischen den Migrant_in- nen weitere Merkmale, die in der kamerunischen Diaspora vorzufinden seien (KMR2-20130312: 21-

105 Verdeutlichen lässt sich das am Beispiel der kamerunischen Diaspora in Deutschland. Bei einem Großteil der Mitglieder der kamerunischen Diaspora in Deutschland handelt es sich um Natur- und Ingenieurwissenschaft- ler_innen, die Entwicklung eher als einen technischen Prozess betrachten – losgelöst von politischen Dimensio- nen (KD3-20130424: 14; Schmelz 2007: 7).

106 Laut des kamerunischen Migrationsforschers Pierre Kamdem (2008) zu kamerunischen Diasporaorganisatio- nen in Frankreich sind affinitäre Vereinigungen, zu denen HTA vordergründig zu zählen sind, unter allen Organi- sationen an erster Stelle vertreten (38 Prozent). An zweiter Stelle stehen humanitäre Organisationen (34 Pro- zent), gefolgt von ökonomischen (22 Prozent) und politischen Assoziationen (3 Prozent) sowie glaubensbasierten Gruppierungen (3 Prozent) (Kamdem 2008: 38) (siehe auch KDRW1-20120117: 26-27; siehe auch Loumgam 2015 und Nguepé 2013). 112

25; KD4-20110930; Jamfa 2010: 27; Lämmermann 2006: 54; Loumgam 2015: 354; Schmelz 2007: 15; Zoyem 2015: 68).

Neben den diversen Organisationsformen, die auf ethnische und regionale Merkmale verweisen, muss zwischen diversen Einstellungen in der Diaspora anhand der Ausrichtung ihrer Bildung und dem sozia- len Stand differenziert werden. Bei den Kameruner_innen in China handle es sich beispielsweise zum Großteil um Unternehmer_innen und Händler_innen (KM1-20130410: 38). Bei Kameruner_innen in Deutschland handele es sich überwiegend um Studierende oder Hochschulabsolvent_innen (verstärkt in den Ingenieurswissenschaften und Medizin), wodurch ein hohes Potential für Kameruns Entwicklung entstehe (Schmelz 2007). Kameruner_innen in Frankreich seien diverser und der Anteil irregulärer Mig- rant_innen – wenngleich sie als irreguläre Migrant_innen für diasporapolitische Betrachtungen nicht primär interessant sind – sei höher (KM8-20130314: 38-44; KRW1-20130318: 103-106; KW5- 20130405: 24-28). Kameruner_innen in Deutschland gelten als gut organisiert (KM8-20130314: 38-44; KMR2-20130312: 21-25; Schmelz 2007: 14) und als weniger politisch als Kameruner_innen in Frank- reich, weshalb sie als die „positive Diaspora“ bezeichnet würden, mit der die Regierung zusammenar- beiten wolle (KRW1-20130318: 95-101). Diese "positive Diaspora" soll in die Entwicklung Kameruns eingebunden werden. Die "positive Diaspora" wird mehr und mehr in Regierungskreisen wahrgenom- men (KM8-20130314: 28; KZ1-20130315: 69). Der ehemalige Außenminister Henri Eyebe Ayissi äu- ßerte 2010, dass nur ein geringer Teil der Mitglieder der Diaspora der Regierung feindlich gegenüber- stehe (zit. nach Horizon 2010: 6). Ein Vertreter des Außenministeriums geht allerdings davon aus, dass über die Hälfte der Kameruner_innen im Ausland der Regierung kritisch gegenüberstehe (KM8- 20130314: 28).

Aufgrund ihres politischen Engagements werden Mitglieder der Diaspora überwiegend als Opposition wahrgenommen (KM1-20130410: 87; KM8-20130314: 28; Krumova 2011). Die Perspektive auf die Diaspora als Opposition steht im Gegensatz zum Bild der „positiven Diaspora". Dass sich das Bild der Diaspora als Opposition hält, hat mehrere Gründe: Zum einen gab es in der Vergangenheit wiederholt nachgewiesene Verbindungen zwischen der Diaspora und der Opposition. Eine der ersten und zwi- schen 1950 und 1970 wichtigsten Diasporaorganisationen war die kamerunische Studentenunion in Frankreich, die sog. Union nationale des étudiants du Kamerun (UNEK) (Kamdem 2008: 22). Sie habe gemeinsam mit der UPC den Kampf für die Unabhängigkeit Kameruns unterstützt (Manga Edimo 2009: 2). Nach dem Ende des Unabhängigkeitskampfes und dem Amtseintritt Ahidjos 1960 habe sich der Großteil kamerunischer Auswander_innen aus Gegner_innen des Ahidjo-Regimes zusammengesetzt (KW4-20130321: 20). Ein weiterer Hinweis auf die oppositionelle Haltung der Auslandskameruner_in- nen wird in ihrer ethnischen Zusammensetzung gesehen: Bamiléké und anglophonen Kameruner_in- nen, die als stark in der Diaspora vertreten anzunehmen sind, wird nachgesagt, die Opposition zu un- terstützen, was beispielsweise durch die Rolle von anglophonen kamerunischen Migrant_innen in der 113 aktuellen anglophonen Krise unterstützt wird. Zu schlussfolgern, dass die Diaspora aufgrund ihrer eth- nischen Zusammensetzung oppositionell sei, greift allerdings zu kurz (KRW2-20130408: 6). Kameru- ner_innen im Ausland sind sowohl in ihrer ethnischen Zusammensetzung als auch in ihrer politischen Affiliation diverser und bilden keinen einheitlichen Block (KRW2-20130408: 6). Gegenwärtig ist der wichtigste Faktor, der dazu beiträgt, dass die Diaspora trotzdem, zumindest mehrheitlich, als Opposi- tion wahrgenommen wird, das politische Engagement einiger Diasporagruppen – dabei handelt es sich ausdrücklich um frankophone und anglophone Kameruner_innen im Ausland. Ihre Forderungen bezie- hen sich auf mehr Demokratisierung, freie und faire Wahlen sowie auf die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit (sowie vor 2011 auf das Auslandswahlrecht). Sichtbar wird dieses politische Enga- gement der Migrant_innen insbesondere in den diversen online-Plattformen und Blogs. Seit den spä- ten 1990er Jahren bilden online-Plattformen eine der Hauptmöglichkeiten für Kameruner_innen im Ausland, um miteinander zu kommunizieren, aber auch um mit Bürger_innen in Kamerun im Austausch zu bleiben (Manga Edimo 2009). Zu diesen Foren zählen die Portale camerounlink.com; bonaberi.com (2003 in Paris, von kamerunischen Studierenden ins Leben gerufen); cameroon-info.net (2000 in den USA gegründet und eine der meistbesuchten Plattformen) und camer.be (2005 in Belgien gegründet), die regierungskritisch sind. 107 Darüber hinaus existieren diverse Yahoo Gruppen, in denen politische Themen diskutiert werden (Loumgam 2015). Die Stellungnahmen der Diasporamitglieder in den Foren sind überwiegend regierungskritisch.

Die oppositionelle Haltung wird nicht nur im virtuellen Aktivismus deutlich. Diasporaorganisationen, wie der Conseil des Camerounais de la diaspora (CCD) (ansässig in Frankreich), die Cameroon Diaspora for Change (CAMDIAC) (USA) oder das (2003 in Brüssel gegründete) Collectif des Organisations Dé- mocratiques et Patriotiques de la Diaspora Camerounaise (CODE) sowie die Union pour la diaspora active (UDA) in Frankreich, äußern sich ebenfalls regierungskritisch. Diese Organisationen werden teil- weise mit der SDF in Verbindung gebracht (Edjangue 2010; Manga Edimo 2013: 228). Sie veranstalten Demonstrationen gegen den Präsidenten in ihren Aufenthaltsländern, so beispielsweise vor und wäh- rend des Besuchs des Präsidenten in Paris 2004 und 2009 (Batongúe 2004; Cameroon Info Net 2004a; Cameroon Info Net 2009), wenngleich die Demonstrant_innen 2004 von der französischen Polizei da- von abgehalten worden seien, direkt vor dem Präsidenten zu demonstrieren (Moundé/Godong 2004). Insbesondere Präsidentschaftswahlen dienen als Anknüpfungspunkte für das Engagement; Diaspora- gruppen organisierten 2004 eine Wahl in den Straßen Paris‘ und ahmten die Wahlen Kameruns nach, offensichtlich, um auf Unregelmäßigkeiten während der Wahlen und das Demokratiedefizit in Kame-

107 Es kann nicht genau eingeschätzt werden, wie häufig die Seiten gelesen werden. Manga Edimo (2013: 233) spricht von 5000 Besucher_innen auf der Seite bonaberi.com täglich (Angabe bezieht sich auf das Jahr 2007). 114 run aufmerksam zu machen (Cameroon Info Net 2004b). Auch die Wahlen 2011 dienten als Bezugs- punkt vieler Aktivitäten, so beispielsweise für Proteste gegen Wahlbetrug vor der kamerunischen Bot- schaft in Berlin (Cameroon Info Net 2011; Essoh 2011; Foimoukoum 2011). Die Proteste in Kamerun 2008 seien ebenfalls von Kameruner_innen im Ausland unterstützt worden (Amin 2012: 32). Diese Ak- tionen der Diaspora weisen teils einen dem Präsidenten gegenüber feindlichen Unterton auf: Es heißt zum Beispiel, dass die Störungen einiger Mitglieder der Diaspora bei einem Besuch des Präsidenten in der Schweiz so massiv gewesen seien, dass er deshalb seinen Besuch abgebrochen habe (KMR1- 20130318: 103-116; J. Daniel 2013). Insbesondere seit dem 2016 begonnen Konflikt in den anglophonen Teilen des Landes manifestiert sich das Bild der „Unruhestifter“ verstärkt (siehe Kapitel 4.2). Es wurde jedoch nicht nachgewiesen, dass die Diaspora den Konflikt von außen geschürt habe – auch wenn sie in dem Konflikt eine bedeu- tende Rolle spielt – beispielsweise durch Lobbyaktivitäten in den Aufnahmestaaten. Die politischen Aktivitäten der Diaspora richten sich nämlich auch an Akteure in den Aufnahmestaaten und an inter- nationale und multilaterale Organisationen (Doo Bell 2004); Mitglieder von CODE sprachen beispiels- weise 2004 bei der europäischen Kommission in Brüssel vor, um auf die kritische Menschenrechtslage sowie die fehlende Transparenz und Fairness bei den Wahlen in Kamerun aufmerksam zu machen. Sie stellten die Forderung an die Europäische Kommission, ihre Zusammenarbeit mit Kamerun auszuset- zen (Cameroon Info Net 2004; Seumo 2004). Die Organisationen CCD und UDA versuchten, Beschwer- den bei französischen Behörden gegen die Veruntreuung öffentlicher Gelder durch den Präsidenten einzulegen (Edjangue 2010; Nzouankeu 2010).

Insgesamt ist die politische Affiliation der Bürger_innen im Ausland nicht eindeutig zu bestimmen. Re- alistischerweise kann davon ausgegangen werden, dass der überwiegende Teil der Diaspora nicht po- litisch aktiv ist. Für diese Vermutung gibt es mehrere Gründe; Kamdems (2008) Studie zu kameruni- schen Diasporaorganisationen in Frankreich sowie Loumgams (2015) Auflistung kamerunischer Diasporaorganisationen weltweit bestätigen, dass es sich nur bei einem geringen Teil der Diasporaor- ganisationen um politische Organisationen handelt. J. Daniel (2013a) macht darauf aufmerksam, dass bei den Demonstrationen der Diasporaorganisationen nur wenige Personen beteiligt sind. Dies wird durch Bild- und Videomaterial der Demonstrationen, das online verfügbar ist, bestätigt; bei den De- monstrationen handelt es sich um keine Massenveranstaltungen und es scheint, als würden sich je- weils wenige Personen beteiligen. 108 Zudem hat die Forschung zum politischen Engagement von

108 https://www.youtube.com/watch?v=oJsTGbNfAMQ; https://www.youtube.com/watch?v=cEjy8rGQ120, http://www.cameroon-info.net/stories/0,25207,@,video-de-la-manifestation-du-24-juillet-contre-la-visite-de- paul-biya-en-france.html; http://www.cameroon-info.net/stories/0,14361,@,manifestations-du-code-a-paris- la-diaspora-demande-le-depart-du-president-biya-e.html; http://www.camer.be/35191/11:1/etats-unis-usa- 115

Diasporagemeinschaften gezeigt, dass sich nur ein geringer Teil der Bevölkerung im Ausland in politi- schen Prozessen ihres Herkunftslandes engagiere (Lafleur 2013: 4) – dies dürfte auch für die kameruni- schen Bürger_innen im Ausland gelten. Es ist somit nicht die Quantität der politisch organisierten Diasporamitglieder, sondern die Art ihrer Aktivitäten, die – aus Sicht der Regierung – das internationale Image Kameruns prägen und stark schädigen (KRW1-20131024: 57). Ein Rückkehrer formuliert gut nachvollziehbar, dass sich nur ein geringer Teil der Diaspora in einer oppositionellen Haltung zur Re- gierung befindet und sich politisch engagiert, aber dieser Teil der Diaspora „macht so viel Geräusch, dass (...) man hat das Gefühl (sic), das ist DIE Diaspora" (KR1-20130314: 29).

Das politische Engagement der Mitglieder der Diaspora im Ausland wird durch kamerunische Regie- rungsakteure sehr deutlich wahrgenommen. Insbesondere durch die Aktivitäten im Internet fühle sich die kamerunische Regierung bedroht (KRW1-20130318: 87-90; Riedel 2014). Das Engagement wird durch Regierungsakteure nicht willkommen geheißen und beispielsweise auf Frustration der Diaspo- ramitglieder resultierend aus einer mangelhaften Integration in den Zielländern zurückgeführt (Ayissi 2010; Kala-Lobé 2010; KW4-20130321: 24). Den Mitgliedern der Diaspora wird unterstellt, ein falsches Bild von Kamerun zu haben und dieses ins Ausland zu transportieren (KM1-20130410: 87-90; KW4- 20130321: 24). Ihre Aktivitäten würden also auf Unwissenheit über die tatsächliche Situation in Kame- run beruhen. Die Kritik der Diaspora an den politischen Verhältnissen in Kamerun wird als wenig kon- struktiv beurteilt (KD3-20130424: 4; Nguini 2013: 11). Vor allem wird beanstandet, dass die Kritik öf- fentlich geäußert wird, beispielsweise im Internet, was sich negativ auf das internationale Image Ka- meruns auswirke (KRW1-20131024: 57). Auch werden selbstbezogene Gründe in solchem Engagement gesehen; es diene dazu, die eigene Rückkehr oder die eigene politische Karriere zu unterstützen (Manga Edimo 2013: 462). Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss das politische Engagement der Bürger_innen im Ausland auf die Politik Kameruns haben kann. Kamerunische Politikwissenschaftler_innen sprechen der kameruni- schen Diaspora keinen direkten Einfluss auf politische Entscheidungen zu (KDRW1-20120117; KW3- 20130408: 20-26; KRW2-20130408: 41); es gelänge ihr aber, die Regierung unter Druck zu setzen, was sich in der zögerlichen Diasporapolitik Kameruns widerspiegle (KM3-20130320).

cameroun-la-diaspora-camerounaise-vomit-paul-biya-a-washington-united-states.html; http://ko- aci.com/cameroun-manifestation-anti-biya-devant-maison-blanche-samedi--70652.html. (Zugriff: 26.04.2017) 116

4.3 .1 .6 Bedeutungszuwachs der Diasporapolitik durch Rückkehrer_innen Rückkehrer_innen bilden in ihren Heimatstaaten oftmals Eliten, die insbesondere in der Politik Schlüs- selfunktionen übernehmen. 109 In historischer Perspektive hing die Rückkehr überwiegend mit Verän- derungen der politischen Situation in Kamerun zusammen: zunächst bei der Machtergreifung Biyas und anschließend während der Demokratisierungswelle in den 1990er Jahren (KRW1-20131024: 7). Die erste Rückkehrer_innen-Welle betraf insbesondere die ausgewanderten Gegner_innen Ahidjos, die nach dem Amtsantritt Biyas zurückkehrten. Die zweite Welle von Rückkehrer_innen in den 1990er Jahren – der Zeit der Demokratisierungswelle, die mit der Einführung des Mehrparteiensystems ein- herging – umfasste politische Oppositionelle, die nach Kamerun zurückkehrten (Manga Edimo 2013: 154). Sie engagierten sich unter anderem in den nun zugelassenen Parteien.

Rückkehrer_innen gründen nach ihrer Rückkehr spezielle Organisationen, wie beispielsweise Alumni- organisationen. Von diesen Alumniorganisationen existieren allein 13 Vereinigungen von Kameru- ner_innen, die in Deutschland studiert haben. Darüber hinaus organisieren sich Rückkehrer_innen in Kamerun in beruflich und politisch geprägten Netzwerken (Boger 2014: 155). Die Alumniorganisatio- nen tragen dazu bei, Netzwerke unter den Rückkehrer_innen zu bilden und aufrechtzuerhalten. Sie helfen bei der Integration in den Arbeitsmarkt und dienen als Forum für die Entwicklung von Projek- tideen und Geschäftsplänen (Boger 2014: 245). Den Netzwerken kommt eine hohe Bedeutung zu, da in Kamerun Prozesse, die zwar formal geregelt sind, unter anderem Einstellungsverfahren, auf infor- mellem Wege über Beziehungen abgewickelt werden (Boger 2014; KRW1-20131024: 13). Dabei spie- len persönliche Netzwerke (beispielsweise zur RDPC) eine entscheidende Rolle (KRW1-20131024: 41; KD3-20130424: 43-48; siehe auch Boger 2014).

Im politischen System Kameruns gibt es prominente und einflussreiche Rückkehrer_innen: Dazu gehö- ren der Handelsminister Luc Magloire Mbarga Atangana, der Finanzminister Alamine Ousmane Mey und der Premierminister Philemon Yang. 110 In einem der im Rahmen dieser Untersuchung geführten

109 Im Folgenden wird auf Migrant_innen geschaut, die sich bewusst zur Rückkehr entschlossen haben, und deren Migrationsprojekt nicht mit einer erzwungenen Rückführung ein Ende gefunden hat.

110 Ebenfalls im Ausland haben studiert: Der Vize-Premierminister Amadou Ali (Paris), die Sozialministerin Nguene Irene Pauline (USA), der Minister für Kunst und Kultur Mouelle Kombi Narcisse (Strassburg), der Minister für Kommunikation Issa Tchiroma (Paris), der Minister für Energie und Wasser Basile Atangana Kouna (Paris), der Minister für wirtschaftliche und territoriale Planung Motaze Louis Paul (Paris), der Direktor des Kabinetts Martin Belinga Eboutou (Zaire und Paris). Der hochrangige Politiker Bello Bouba Maigari, der Minister für Post und Te- lekommunikation, war zuvor im Exil (Nigeria). Der 2015 ernannte Außenminister Lejeune Mbella Mbella war zu- vor kamerunischer Botschafter in Paris. (Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da nicht von allen Regierungsmitgliedern die Biografien verfügbar sind.) 117

Interview wird darauf hingewiesen, dass es innerhalb der RDPC eine Elite gibt, die sich aus Rückkeh- rer_innen zusammensetzt (KRW1-20131024: 7). Auch auf der mittleren Verwaltungsebene in den Mi- nisterien sowie in den Wissenschaftsinstitutionen sind Rückkehrer_innen vorzufinden. Außer Frage steht somit, dass Rückkehrer_innen aufgrund der im Ausland gewonnenen Ausbildung und Zuwachs an Prestige und finanziellen Ressourcen wichtige Schlüsselpositionen in Kamerun einnehmen. Diese Rückkehrer_innen haben in den hohen Regierungspositionen inhaltlich dazu beigetragen, dass sich die politische Sicht auf die Diaspora seit etwa Mitte des ersten 2000er-Jahrzehnts verändert hat (KW3- 20130408: 85). Durch diese einflussreichen Rückkehrer_innen werden somit Impulse im Politikfeld ge- setzt. Ein Beispiel, das dies bestätigt, ist das FORECDIA-Forum, von dem angenommen wird, dass es durch die Initiative des Handelsministers Mbarga Atangana stattgefunden hat (siehe hierzu Abschnitt 4.1.2. II). Initiativen der Rückkehrer_innen, die vermutlich aus persönlicher Sensibilität für das Thema erwachsen sind, stellen jedoch bestenfalls punktuelle Impulse dar und scheinen bislang keinen nach- weislichen strukturell umfassenden Strategiewechsel der kamerunischen Regierung gegenüber der Diaspora bewirkt zu haben.

4. 3.2 Verbot der Doppelte n Staatsangehörigkeit Bei der Akteursanalyse wurde deutlich, in welchem Umfang die Regierung, d.h. konkret das politische Machtzentrum, das Politikfeld dominiert. Hierbei verfolgt die Regierungselite allem Anschein nach vor allem das Ziel, ihre Macht abzusichern: Die Diasporapolitik unterliegt diesem primären, machtpoliti- schen Ziel. Akteure im administrativen System jenseits des Machtzentrums sind gegenüber den Bür- ger_innen im Ausland merklich offener. Der Diaspora gelingt es, die Regierung aus dem Ausland zu- mindest unter Druck zu setzen, so dass davon auszugehen ist, dass sie die Diasporapolitik der Regie- rung dadurch indirekt beeinflusst. Entsprechend muss gefragt werden, wie sich konkrete Prozesse im Politikfeld Diasporapolitik bei dieser Akteurskonstellation gestalten? Insbesondere am Thema Doppelte Staatsangehörigkeit wird deutlich, dass die Diasporapolitik Kamer- uns so konzipiert ist, dass vermeintliche Zugeständnisse an die Zielgruppe Diaspora seitens der Regie- rungselite zugleich dazu dienen, ihre Machtposition auch im Ausland zu sichern. Das Staatsangehörig- keitsgesetz wurde 1968 zu einer Zeit erlassen, als Kameruner_innen im Exil als Gegner_innen des A- hidjo-Regimes galten, so dass, um sie auszuschließen, die Doppelte Staatsangehörigkeit nicht zugelas- sen worden ist (KRW1-20131024: 7; KW1-20120117: 16-23). Für die ersten kamerunischen Migrant_in- nen ist die Doppelte Staatsangehörigkeit aber kein Thema gewesen, da es sich bei den kamerunischen Migrant_innen zunächst um Studierende handelte, für die klar gewesen wäre, dass sie nach Abschluss ihres Studiums nach Kamerun zurückkehren würden (auch aufgrund des sie verpflichtenden Stipendi- ums) oder aber tatsächlich um Oppositionelle im Exil, die nicht dauerhaft im Ausland leben wollten 118 und dort lediglich auf eine Veränderung des politischen Systems warteten (KP1-20131024: 7-12). Das Thema Doppelte Staatsangehörigkeit sei erst allmählich aufgekommen, als mehr und mehr Kameru- ner_innen längere Zeit im Ausland leben wollten (KP1-20131024: 7-12). Forderungen nach der Dop- pelten Staatsangehörigkeit seitens der kamerunischen Diaspora seien jedoch bereits seit den 1990er Jahren – also mit Beginn der Demokratisierungswelle – gestellt worden (KW1-20120117: 28-30). 111 Es setzen sich insbesondere die Kameruner_innen im Ausland für die Doppelte Staatsangehörigkeit ein, die in wirtschaftliche Aktivitäten involviert sind (KW2-20130408: 34-39). Ein Vertreter des Außenministeriums (KM8-20130314: 23-28) deutet an, dass es staatlicherseits eine gewisse Toleranz der Doppelten Staatsangehörigkeit gebe und gewisse Kameruner_innen, beispiels- weise Politiker_innen oder Spitzensportler_innen, zwei Pässe besäßen (siehe auch Cameroon Center for Democracy and Human Rights 2011). Der Besitz von zwei Pässen kann aber auch dazu genutzt wer- den, Politiker_innen an der Ausübung politischer Ämter zu hindern (Le Messager 2013; Tande 2006). 112 Durch staatliche Vertreter_innen werden zugleich Zweifel an der Loyalität der Bürger_innen im Aus- land laut (KW3-20130408: 34; Nguini 2013a: 5). Mitgliedern der Diaspora wird vorgeworfen, dass sie aus der Zugehörigkeit zu beiden Staaten ihren Nutzen ziehen wollen und sich aus diesem Grund nicht für eine Staatsangehörigkeit entscheiden (KR1-20130314: 19). Es schwingt die vorwurfsvolle Frage mit, warum die kamerunische Staatsangehörigkeit in erster Linie überhaupt aufgegeben worden sei, was als Ausdruck mangelnder Treue gewertet wird (KW1-20120117: 16-23; KW3-20130408: 34). Trotz dieser Vorbehalte nähert sich die Regierung der Legalisierung der Doppelten Staatsangehörigkeit an. Das Thema ist mit Beginn der aktiveren Diasporapolitik auf der politischen Agenda (KM17- 20130410: 60). Insgesamt zeichnet sich ab, dass es im staatlichen System Kameruns Tendenzen gibt, die Doppelte Staatsangehörigkeit zu legalisieren. Wie sind diese zu erklären?

- Die Struktur der Diaspora hat sich verändert. Während sie sich in früheren Jahren aus Kamer- uner_innen zusammensetzte, deren Migration politisch motiviert war, handelt es sich nun auch um Student_innen und Absolvent_innen, deren Migration nicht politisch begründet ist (KM8-20130314: 23-28). Kameruner_innen im Ausland (beispielsweise in Deutschland) treten längst nicht so oppositionell in Erscheinung. Es besteht somit ein Zusammenhang zwischen der

111 Auch wenn Mitglieder der Diaspora die Doppelte Staatsangehörigkeit fordern, ist über organisierte Lobby- Aktivitäten für die Doppelte Staatsangehörigkeit nichts bekannt. Die große Masse der Bürger_innen im Ausland scheint in den Prozess nicht involviert zu sein. Andere Akteure, wie die IOM, spielt beim Thema Doppelte Staats- angehörigkeit keine Rolle (KW1-20120117: 24-26).

112 Die Tatsache, dass viele Kameruner_innen im Ausland ihren kamerunischen Pass beibehalten, obwohl sie eine neue Staatsagehörigkeit annehmen, liege allerdings u. a. in der mangelnden Kapazität der kamerunischen Insti- tutionen begründet, die Passavergabe zu kontrollieren (KIOGR1-20120123: 20-23; KW1-20120117). 119

sich verändernden Struktur, der Zusammensetzung (beispielsweise im Hinblick auf das Bil- dungsniveau) sowie dem Verhalten der Diaspora und der Doppelten Staatsangehörigkeit.

- Die Beiträge der Kameruner_innen im Ausland zur Entwicklung Kameruns und ihr ökonomi- sches Gewicht haben zugenommen (Nguini 2013a: 9; KW3-20130408: 38). Zwei Inter- viewpartner_innen, gehen davon aus, dass die Doppelte Staatsangehörigkeit Investment durch Kameruner_innen im Ausland steigern würde ( KP1-20131024 : 14; KM8-20130314: 22). Diese Sicht entspricht dem internationalen Diskurs um die positiven Auswirkungen der Dop- pelten Staatsangehörigkeit auf Entwicklung. 113

- Die Integration der Bürger_innen im Ausland mittels Doppelter Staatsangehörigkeit würde Ka- merun auch in politischer Hinsicht dienen: durch den hohen Status einiger Auslandskameru- ner_innen könnten diese dazu beitragen, das internationale Image Kameruns zu verbessern (KW3-20130408: 38; siehe auch Kapitel 4.3.1.1).

- Es finde eine Transnationalisierung der kamerunischen Gesellschaft statt, so dass Befürwor- ter_innen der Doppelten Staatsangehörigkeit selbst von dem Gesetz profitieren würden ( KP1- 20131024 : 24). Mitglieder der Regierung und der Verwaltung haben Kinder im Ausland, die von der Doppelten Staatsangehörigkeit profitieren würden (KW3-20131028: 27-29).

- In Kameruns politischem System entsteht Druck für die Einführung der Doppelten Staatsange- hörigkeit. Es ist davon auszugehen, dass ein Gesetz zur Doppelten Staatsangehörigkeit durch eine breite Mehrheit im Parlament unterstützt werden würde. 2015 haben Zeitungsberichten zufolge Parlamentarier_innen – sowohl der SDF als auch der RDPC – eine Petition beim Präsi- denten für die Doppelte Staatsangehörigkeit eingereicht (Tchouakeu 2015). Diese ist von 100 der 179 Parlamentarier_innen unterzeichnet worden. Die Petition, die eine starke Initiative der Parlamentarier_innen gewesen sei, sei bei der Regierung gerade deshalb nicht auf positive Resonanz gestoßen. Die unterzeichnenden Parlamentarier_innen der RDPC sollen zurechtge- wiesen worden sein, weitere Aktionen zu unterlassen. Die Petition demonstriert, dass die De- batte um die Doppelte Staatsangehörigkeit nicht entlang von Parteilinien stattfindet (siehe auch KP1-20131024: 17-20). Es lässt sich keine dominante Rolle einer der Parteien in der

113 Aussagen, die den Stand der aktuellen internationalen Diskurse widergeben, verweisen auf Prozesse von Po- licy Diffusion. Policy Diffusion, im Forschungsstand identifiziert, scheint für die Doppelte Staatsangehörigkeit in Kamerun allerdings keine entscheidende Rolle zu spielen. Zumindest fand dieser Aspekt während der Feldfor- schung in Kamerun wie auch in den verwendeten Primär- und Sekundärquellen keine Erwähnung. 120

Debatte um die Doppelte Staatsangehörigkeit feststellen .114 Blockaden im politischen System Kameruns verhindern, dass die Doppelte Staatsangehörigkeit bisher eingeführt wurde (KM7-20131028: 7; KM8-20130314: 23-28). Die entscheidende Blockade scheint in der Wahrnehmung der kamerunischen Machtelite zu bestehen, die in der Diaspora weiterhin überwie- gend oppositionelle Kräfte sieht (KM8-20130314: 23-28; KW2-20130408: 28-33). Es scheint staatlicher- seits die Angst vor einem Szenario zu bestehen, das möglich wird, sobald die Doppelte Staatsangehö- rigkeit eingeführt würde: In diesem Szenario würde der Staat laut Nguini (2013a: 5) angreifbarer. Die Doppelte Staatsangehörigkeit würde den Mitgliedern der Diaspora sozusagen als Speer und Schutz- schild zugleich dienen: Sie würde den politisch aktiven Kameruner_innen im Ausland den Schutz der anderen Staatsangehörigkeit sichern, so dass sie auf dieser Basis ihre politischen Aktivitäten verstärken könnten. Diesem Szenario folgend scheint die kamerunische Regierung aufgrund der offen geäußerten oppositionellen Haltung von Diasporaorganisationen und Diasporamitgliedern gegenwärtig nicht ge- neigt zu sein, die Doppelte Staatsangehörigkeit einzuführen (KIOGR1-20130405: 2).

4. 3.3. Die Instrumentalisierung des Auslandswahlrechts Zunächst scheint die These, dass das politische Machtzentrum Kameruns die Diaspora durch die Ab- lehnung der Doppelten Staatsangehörigkeit zu kontrollieren suche, um ihre Macht zu sichern, der Ein- führung des Auslandswahlrechts zu widersprechen. Allerdings ist anzunehmen, dass auch hierbei die gesamten Prozesse um das Auslandswahlrecht dazu dienen, die Machtpositionen der regierenden Ak- teure zu stärken – und nicht die tatsächliche Partizipation der Kameruner_innen in der Diaspora be- deuten, wie im Folgenden aufgezeigt wird. Das Auslandswahlrecht ist auf politisches Kalkül der Regie- rung zurückzuführen und wird durch die Regierung für ihre Zwecke instrumentalisiert. Dem Auslands- wahlrecht kommt entsprechend eine symbolische Bedeutung zu, welche die machthabende Regierung stärkt. Auswirkungen auf die Regierungsbildung in Kamerun entstehen dadurch nicht, nicht nur auf Grund des relativ geringen Anteils der Wähler_innen im Ausland, sondern auch aufgrund der Schwäche der Opposition, die selbst mit Unterstützung der Bürger_innen im Ausland kaum eine Chance hätte, die Mehrheit zu bilden. Dessen war sich die kamerunische Regierung bei der Einführung offenbar be- wusst, was sie dazu bewogen hat, die Beteiligung der Kameruner_innen im Ausland an Wahlen in Ka- merun zu ermöglichen.

114 In der SDF kam das Thema auf, als ein Parteimitglied mit französischer Staatsangehörigkeit ein Parteiamt übernehmen wollte. Aufgrund seiner Staatsangehörigkeit kamen Zweifel hinsichtlich seiner Loyalität auf sowie die Diskussion über die Doppelte Staatsangehörigkeit. Zu einer Konklusion habe diese Diskussion nicht geführt (KP1-20131024). 121

Das Auslandswahlrecht gehörte, wie die Doppelte Staatsangehörigkeit, seit Ende der 1990er Jahre zu den Hauptforderungen der Bürger_innen im Ausland (Aurore Plus 2011). Im Wahljahr 2004 wurde die Forderung besonders laut (Cameroon Info Net 2004a), unter anderem durch Organisationen wie die Union pour la diaspora active oder die SDF-Frankreich-Sektion (SDF France 2003).115 Die SDF machte die Einführung des Auslandswahlrechts zu einer ihrer Bedingung für eine Beteiligung an der Präsident- schaftswahl 2011 und drohte mit einem Wahlboykott (Reuters Africa 2011; Voice of America 2011). 116 Inwiefern die SDF der entscheidende Faktor für die Einführung des Auslandswahlrechts war, kann nicht abschließend geklärt werden. Insgesamt erfolgte die Einführung des Auslandswahlrechts bei der Prä- sidentschaftswahl 2011 unerwartet (KIOG2-20120117: 6). Auffällig sind die kurzen Zeiträume zwischen der Verabschiedung des Gesetzes zum Auslandswahlrecht am 13. Juli 2011, dem Dekret zur Implemen- tation vom 8. August 2011 und dem Wahltag am 8. Oktober 2011 – insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Gesetz bereits 2009 in Aussicht gestellt worden ist (s. ausführlich in Abschnitt 4.1.2). Bei der Abstimmung im Parlament stimmte die Mehrheit der Abgeordneten – auch die der RDPC – für das Gesetz. Die Debatte sei laut einem SDF-Abgeordneten im Parlament sehr emotional geführt worden, wie es typisch sei für Wahlen betreffende Debatten im Parlament (KP1-20131024). Eine große Debatte um das Gesetz wollte die Regierung eigentlich vermeiden (KW3-20131028: 5-7).

In der parlamentarischen Debatte wurde insbesondere die Gefahr von Unregelmäßigkeiten diskutiert. Während der Debatte um das Gesetz wurden Befürchtungen geäußert, denen die Parlamentarier_in- nen durch entsprechende Anpassungen im Gesetz vorbeugen wollten ( République du Cameroun – As- semblee Nationale 2011). 117 Bedenken wurden auch seitens zivilgesellschaftlicher Organisationen ge- äußert (Aurore Plus 2011): Das Cameroon Center for Democracy and Human Rights (2011) und CODE (zit. in. Onana 2011) warfen der Regierung vor, dass ohne eine Reform des Wahlsystems lediglich Ma- nipulationen während der Wahl auf die Diaspora ausgeweitet würden, ohne dass diese tatsächlich

115 Formal lässt sich das Auslandswahlrecht zwar aus Artikel 2, Absatz 3 der Verfassung ableiten. Dort heißt es: “The vote shall be equal and secret, and every citizen aged twenty years and above shall be entitled to vote.“ Es kann jedoch stark bezweifelt werden, dass es der Regierung darum ging, die Vorgaben der Verfassung umzuset- zen.

116 Weitere offizielle Forderungen waren eine Digitalisierungen der Wähler_innenregistrierung, eine Umstruktu- rierung der Wahlbehörde Kameruns, Élections Cameroon (ELECAM), sowie zwei Wahlrunden (Voice of America 2011).

117 Unter anderem wurden Bedenken bezüglich der Art der Stimmzettel, die im Ausland verwendet werden, mehrfacher Stimmabgabe, der kurzen Zeit bis zur Wahl, der Verteilung der Wahlbüros im Ausland sowie der Zusammensetzung der die Auslandswahl durchführenden Kommissionen geäußert. Darüber hinaus wurde be- fürchtet, dass es zu gewaltsamen Ausschreitungen vor den konsularischen Vertretungen am Wahltag kommen könnte. 122 partizipiere. Kritisiert wurde zudem die kurze Zeitspanne zwischen der Verabschiedung des Gesetzes und der Wahl (Onana 2011). Des Weiteren wurde Kritik an der Unabhängigkeit und der Funktionalität von ELECAM, die ohnehin wenig Vertrauen genießt, geübt (Herberg 2012; Ndjoumi 2011). Auf Basis dieser Bedenken riefen Diasporaorganisationen, wie die Front uni de la Diaspora en Allemange, zum Wahlboykott auf (CODE 2011). Die SDF forderte, die Wahl zu verschieben, um die Registrierung zur Wahl an den Botschaften zu verlängern: Laut SDF wäre es der ELECAM nicht möglich, in der kurzen Zeit korrekte Wahlregister über alle Wähler_innen zu erstellen (Wirdze 2011).

Am Wahltag selbst fanden einige kleinere Demonstrationen vor den konsularischen Vertretungen statt, beispielsweise in Deutschland (Cameroon Info Net 2011; CODE 2011; KMR1-20130318: 72): Die Demonstrant_innen protestierten gegen das als „tyrannisch“ bezeichnete System Paul Biyas und ge- gen Wahlbetrug. Die SDF kritisierte, dass die politischen Parteien während des Wahlprozesses nicht die Möglichkeit bekommen hätten, diesen zu begleiten, wie das Dekret eigentlich (Artikel 18) vorsah (KP1-20131024: 38-42). Die Präsidentschaftswahl am 9. Oktober 2011 in Kamerun kann nur eine ge- ringe Wahlbeteiligung aufweisen; nur ca. jede_r zweite Wahlberechtigte gab seine Stimme ab (Ebodé 2015). Paul Biya wurde mit fast 80 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Ob die Wahlen den Willen des Volkes widerspiegeln, muss bezweifelt werden. Zum einen aufgrund der geringen Wahlbeteiligung, zum anderen jedoch aufgrund von Berichten über Unregelmäßigkeiten (Herberg 2012; Transparency International Cameroon 2011). 118 Trotz der Einführung des Gesetzes zum Auslandswahlrecht hat keine nennenswerte Beteiligung der Bürger_innen im Ausland stattgefunden (KP1-20131024: 32-34). Die Wahl ist durch verschiedene Regulationen so gestaltet worden, dass nur wenige Mitglieder der Diaspora wählen durften (KDRW1-20120117: 19-21). Insgesamt kann von bis zu 4.000.000 Kameru- ner_innen im Ausland ausgegangen werden (KDRW1-20120117: 19-21). Laut Vounsia (2011), der den Pressesprecher ELECAMs zitiert, hätten davon lediglich 25.578 Diasporamitglieder in 33 Ländern ge- wählt (siehe auch nl-aid 2011). Im deutschen Wahlbüro in der Botschaft in Berlin seien, bei einer Po- pulation von fast 20.000 Kameruner_innen, lediglich um die 200 Stimmen abgegeben worden (KIOG2- 20120117: 2-5). In Frankreich hätten laut Owono (2011) 900 der 40.000 registrierten Kameruner_in- nen gewählt.

Es gab zwei entscheidende Hürden zu einer breiteren Wahlbeteiligung der Auslandskameruner_innen: die Registrierung bei der Botschaft und die Lokalität der Wahlbüros. Den Auslandsbürger_innen stan- den lediglich 23 Tage für die Registrierung zur Verfügung: Das Dekret wurde am 8. August 2011 erlas- sen, die Frist für das Eintragen in die Wahlregister endete bereits am 31. August 2011 (Owono 2011).

118 Zu diesen Unregelmäßigkeiten zählten fehlerhafte Verteilung der Stimmzettel, mehrfach abgegebene Stim- men und Verwendung nicht wasserfester Tinte. 123

Für Kameruner_innen, die nicht bereits bei der Botschaft registriert waren und über keine konsulare Karte verfügten, war die Zeit zu kurz. Neben dem zu knappen Zeitrahmen gab es weitere Hürden bei der Registrierung: Die Botschaft in Belgien beispielsweise verlangte bei der Registrierung die Vorlage einer Geburtsurkunde. Laut Tande (2011) würden nur wenige Kameruner_innen im Ausland die Ge- burtsurkunde mit sich führen, so dass für sie die Registrierung bei der Botschaft äußerst umständlich oder gar unmöglich sei. Neben der Registrierung stellte die Verteilung der Wahlbüros in den konsula- rischen und diplomatischen Vertretungen ein weiteres Hindernis für eine breite Beteiligung bei den Wahlen im Ausland dar (KDRW1-20120117: 19-21). In den USA beispielsweise sind die beiden kame- runischen Vertretungen in Washington DC und New York, während die meisten Kameruner_innen in Atlanta, Chicago und Minneapolis sowie Los Angeles leben würden (Tande 2011). Die Wahlbeteiligung war somit mit einem enormen Reiseaufwand verbunden. Darüber hinaus sind nicht in allen Staaten, in die Kameruner_innen migriert sind, Vertretungen vorzufinden.

Neben diesen erschwerenden und gar unüberwindbaren Bedingungen wurden konkrete Betrugsvor- würfe geäußert: Auf Cameroon-Info.Net wird berichtet, dass sich auf der Wähler_innen-Liste der ka- merunischen Botschaft in Großbritannien Kameruner_innen befunden hätten, die die englische Staats- angehörigkeit besessen hätten und vor diesem Hintergrund von den Wahlen hätten ausgeschlossen werden müssen (Nitcheu 2011). Die Stimmen der Wähler_innen im Ausland seien mehrheitlich pro- Biya-Stimmen gewesen (KW1-20120117: 35-36). Der Oppositionskandidat der SDF Ni John Fru Ndi habe wenige Stimmen im Ausland erhalten, obwohl er insbesondere von Kameruner_innen in den eng- lischsprachigen Zielstaaten Großbritannien, Amerika und Südafrika, unterstützt werde (KP1-20131024: 33-34).

Die Auslandswahlen am 7. Oktober 2018 sind ähnlich abgelaufen: Es gab hohe Hürden bei der Regist- rierung, so dass nur ein verschwindend geringer Anteil der stimmberechtigten Kameruner_innen im Ausland tatsächlich gewählt hat (Nguepé 2018). Rund die Hälfte der Wähler_innen in der Diaspora stimmten dabei für eine weitere Amtszeit Biyas (Africa News 2018). Die Wahl wurde verstärkt durch Proteste in den Zielstaaten der Migrant_innen begleitet, die teilweise einen Bezug zu dem Konflikt in den anglophonen Teilen des Landes aufweisen (Cameroun Web 2018).

Das Ergebnis der Auslandswahl ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Wahlen in Kamerun wie- derholt von Fälschungsvorwürfen begleitet werden und kein Vertrauen der Wähler_innen genießen (Gam Nkwi 2011; Herberg 2012; Pigeaud 2011: 78; 214; Riedel 2014; Transparency International 2011), was die niedrige Wahlbeteiligung nahelegt. Es deutet sich daraus bereits an, dass das Auslandswahl- recht keine entscheidende Partizipation der Diaspora bedeuten kann. Durch das Auslandswahlrecht werden die bestehenden Wahlmanipulationen auf die Wahlen im Ausland ausgeweitet. Es wird geäu- ßert, dass das Gesetz so gestaltet worden sei, dass ohnehin nur diejenigen wählen durften, bei denen 124 davon ausgegangen werden konnte, dass sie für den Präsidenten und die Regierungspartei stimmen (KDRW1-20120117; Etahoben 2011). So gibt es Berichte, dass sich die Wählerschaft in Deutschland aus den Botschaftsmitarbeiter_innen und deren Angehörigen zusammensetzte (KIOG2-20120117: 2-5). Beim Auslandswahlrecht, so ist zu schlussfolgern, handelte es sich darum, scheinbar bestehende Un- terstützung aus der Diaspora für die bestehende Regierung formal zu generieren. 119

Neben dem Ziel pro-Biya Stimmen zu generieren, gibt es jedoch weitere Interessen, die sich hinter dem Auslandswahlrecht aufzeigen lassen:

- Das Auslandswahlrecht wurde eingeführt, um Kameruner_innen im Ausland zu zeigen, dass die Regierung bereit sei, mit ihnen zu kooperieren (KW2-20130408: 23). Dieser Schritt hin zur Diaspora solle jedoch zugleich von der Doppelten Staatsangehörigkeit ablenken und den Druck kritischer Diasporaorganisationen abmildern (KIOGR1-20120123: 42-43) .

- Das internationale Image Kameruns, das durch das Auslandswahlrecht verbessert werde, sei ein nicht zu vernachlässigender Faktor (KW3-20130408: 34; Nguini zit. nach Sapouma 2011). Die Einführung des Auslandswahlrechts helfe der kamerunischen Regierung dabei, internatio- nalen Standards näherzukommen (KW5-20130405). 120 Das Auslandswahlrecht soll eine Öff- nung und Demokratisierung symbolisieren ( République du Cameroun – Assemblee Nationale 2011), indem die Regierung durch dessen Einführung vermeintlich die Forderung der Mig- rant_innen nach Partizipation erfülle (Nguini zit. nach Sapouma 2011).

Insgesamt zeigt sich das manipulative Verhalten der kamerunischen Regierungselite und die Dominanz der Regierungspartei in der Einführung und Implementierung des Auslandswahlrechts. Darüber hinaus wird wiederholt die Geschlossenheit des kamerunischen Systems deutlich, das Diasporapolitik instru- mentalisiert, ohne dass Bürger_innen im Ausland tatsächlich umfassend eingeschlossen werden.

119 Diese Manipulationsvorwürfe werden von interviewten Regierungsvertreter_innen als Schwächen bei der Im- plementierung des Gesetzes deklariert. Die Kritik wird heruntergespielt (KMR1-20130415: 5). Den Kritiker_innen werde unterstellt, sie seien aus Prinzip kritisch und wären aus diesem Grund mit der Durchführung der Wahl unzufrieden (KMR1-20130415: 5-13). Die Defizite bei der Durchführung der Wahl werden darauf zurückgeführt, dass Kameruner_innen im Ausland zum ersten Mal wählen durften und es aufgrund dessen Probleme bei der Kapazität der entsprechenden Behörden gab, die Auslandswahlen angemessen durchzuführen (KM6-20131030).

120 Hierbei scheinen Policy Diffusion Prozesse zu wirken: Als ein Grund, warum Kamerun das Auslandswahlrecht einführte, wird angeführt, dass andere afrikanische Staaten das Auslandswahlrecht ebenfalls einführten. Diesen gesetzten Standard habe die kamerunische Regierung auch erfüllen wollen (Nguini zit. nach Sapouma 2011; KW3- 20131028: 11). 125

4. 4 Fazit: Die neopatrimoniale Logik der kamerunischen Diasporapolitik Trotz der Absichtserklärungen Kameruns, die Diaspora in Kameruns Entwicklung einzubinden, kann nur auf wenige konkrete diasporapolitische Maßnahmen verwiesen werden. Diese sind nicht ausrei- chend koordiniert, erscheinen wenig kohärent und die Vernetzung der Institutionen ist unzureichend. Die Implementierung der wenigen diasporapolitischen Ansätze ist insgesamt mangelhaft. Treffen hochrangiger Regierungsvertreter_innen mit Kameruner_innen im Ausland finden regelmäßig statt. Bei den kooperativen Ansätzen der Diasporaförderung handelt es sich um Kameruner_innen, die der Regierung nicht kritisch gegenüberstehen, oder ihre Kritik zumindest nicht offen äußern. Dieser Teil der Diaspora wird als „positive Diaspora“ bezeichnet.

Für das Verständnis kamerunischer Diasporapolitik ist ein Verständnis des kamerunischen Systems zentral, da es sich in der kamerunischen Diasporapolitik widerspiegelt. Die Polity in Kamerun und ihr Einfluss auf die Diasporapolitik veranschaulichen die in der Analyse des Forschungsstandes vorgestellte These von Davies (2010: 132). Demnach bestimmen die „ Nature of Governance “ sowie die Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft das Politikfeld. Das bedeutet, dass wesentliche erklärende Faktoren kamerunischer Diasporapolitik die autoritären und neopatrimonialen Charakteristika des kameruni- schen Systems sind. Diese haben Auswirkungen auf die Akteurskonstellation, die das Politikfeld prägt: die Diaspora – mit Ausnahme der als „positive Diaspora“ bezeichneten mit dem System kooperieren- den Kameruner_innen im Ausland – gilt als Opposition; Akteure innerhalb der Regierung, jedoch ab- seits des Machtzentrums, und im administrativen System, die eine aktivere Diasporapolitik befürwor- ten, beispielsweise die Ministerien oder das Parlament mit seiner Petition für die Doppelte Staatsan- gehörigkeit sowie Rückkehrer_innen, die einflussreiche Positionen im kamerunischen System beklei- den, können sich gegenüber dem politischen Machtzentrum aufgrund der autoritären Strukturen ins- gesamt nicht politisch entfalten. Zwar können von ihnen Impulse für das Politikfeld ausgehen, aller- dings können sie keine grundlegenden Entscheidungen treffen, was sich an der mangelnden Imple- mentierung der Diasporapolitik ablesen lässt. Es ist davon auszugehen, dass ihr Interesse einer neo- patrimonialen Logik folgt, nämlich Netzwerke mit Bürger_innen im Ausland zu stärken, um auf dieser Basis Ressourcen und Macht zu generieren. Andere Akteure wie internationale Organisationen spielen keine Rolle im Politikfeld, wenngleich die positive Bewertung der Folgen von Migration auf Entwicklung auf globaler und regionaler Ebene zu einem stärkeren Fokus auf die Migrant_innen führte. Ökonomi- sche Interessen, im Sinn beispielsweise der Entwicklungsfinanzierung durch Kameruner_innen im Aus- land, spielen eine untergeordnete Rolle. Die Zusammenarbeit mit den Bürger_innen im Ausland unter dem Deckmantel Diasporapolitik folgt einer neopatrimonialen Logik. Das führt dazu, dass diasporapo- litische Maßnahmen primär lediglich einen symbolischen Charakter haben und es zusätzlich ermögli- chen, Netzwerke der Regierungseliten auf Bürger_innen im Ausland auszuweiten. Die positiven Aus- wirkungen der Migration auf Entwicklung stehen folglich nicht im Fokus der Regierung. 126

Ein wesentlicher Faktor, der Kameruns Diasporapolitik erklärt, ist die mangelnde Demokratisierung, die eine offene Diasporapolitik verhindert. Diasporapolitik findet aus diesem Grund nur punktuell statt, so dass sich lediglich eine primär machtpolitisch orientierte selektive Einbindung der Bürger_innen im Ausland daraus entwickelt. Denn lediglich der Entwicklungsbeitrag der Diaspora ist erwünscht – kri- tisch politische Beteiligung hingegen nicht. An einer wirklichen Zusammenarbeit mit allen Kameru- ner_innen im Ausland ist die Regierung offensichtlich nicht interessiert. Die Einführung des Auslands- wahlrechts demonstriert dies eindrücklich: Die Beteiligung der Auslandskameruner_innen an der Prä- sidentschaftswahl 2011 war so gestaltet, dass sie Biya diente. Wenngleich die gesamte Implementie- rung fragwürdig verlief, ist es überzeugend davon auszugehen, dass das Zugeständnis Auslandswahl- recht das primäre Interesse des Machtzentrums verdeutlicht: Die Beteiligung der Diaspora sollte eine Offenheit symbolisieren, die de facto nicht vorliegt.

Existierende Vorbehalte gegenüber der politischen Beteiligung sämtlicher gesellschaftlicher Gruppen beschränken die Zusammenarbeit mit den Bürger_innen im Ausland und tragen ebenfalls zur Erklärung der kamerunischen Diasporapolitik bei. In diesem Zusammenhang ist ein Ziel der kamerunischen Diasporapolitik, Macht, Autorität und Kontrolle über die Bürger_innen im Ausland auszuüben. Jegliche subversive Kraft – wozu die kritischen Bürger_innen im Ausland gezählt werden – muss zu diesem Zweck kontrolliert werden. Kritische Kameruner_innen im Ausland spielen in der Diasporapolitik eine zentrale Rolle durch ihre Wahrnehmung seitens der Regierung. Die Diaspora wird – trotz vorhandener versöhnlicher Tendenzen (jenseits des Machtzentrums) – als Opposition wahrgenommen. Der ent- scheidende Faktor, der dazu beiträgt, dass die Diaspora als staatlich subversive Opposition tituliert wird, ist das politische Engagement von Diasporagruppen, die sich offen gegen die Regierung stellen. Darüber hinaus hat das Bild der Diaspora als Opposition eine historische Dimension: Es besteht eine Tradition der Verflechtung der Diaspora mit der Opposition. Insofern anzunehmen ist, dass sich die Diaspora zu großen Teilen aus Bamiléké und anglophonen Kameruner_innen zusammensetzt, ist die Unterstellung seitens der Regierung zumindest plausibel, da sowohl von den Bamiléké als auch von den anglophonen Kameruner_innen ebenfalls angenommen wird, dass sie sich in der Opposition zur Regierung befinden. Eine öffentlich bekundete Verbindung zwischen den Oppositionsparteien und der Diaspora konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.

Welchen Einfluss nimmt die Diaspora auf politische Prozesse im Politikfeld Diasporapolitik? Die kame- runische Diaspora ist aufgrund ihrer Fragmentierung insgesamt ein schwacher Akteur. Trotz des poli- tischen Engagements der Auslandskameruner_innen kann nicht auf gebündelte Lobby-Aktivitäten (beispielsweise für die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit) verwiesen werden. Die kame- runische Diaspora ist gespalten. Kamerunische Diasporaorganisationen sind überwiegend unbeständig 127 und ihre Mitgliederbasis ist nicht ausreichend breit aufgestellt, als dass kamerunische Diasporaorgani- sationen starke demokratische Akteure sein könnten. Realistischerweise kann davon ausgegangen werden, dass ein großer Teil der Diaspora politisch nicht aktiv ist. Es ist somit nicht die Quantität der politisch organisierten Diasporamitglieder, sondern die Art ihrer Aktivitäten, die – aus Sicht der Regie- rung – das internationale Image Kameruns prägen. Insbesondere durch die Aktivitäten im Internet, fühlt sich die kamerunische Regierung bedroht und es gelingt Kameruner_innen im Ausland bedingt, die Regierung unter Druck zu setzen. Dieses wird insbesondere in dem seit 2016 vorherrschenden Kon- flikt in den anglophonen Landesteilen deutlich: hier wird Kameruner_innen im Ausland eine zentrale Rolle zugeschrieben – zentraler als sie de facto ist.

Die kamerunische Regierung verspricht sich offensichtlich einen internationalen Imagegewinn durch eine Zusammenarbeit mit Kameruner_innen im Ausland. Sie soll das Bild Kameruns als liberaler Staat nach außen hin verstärken. Dies erscheint evident, da es zweifelsfrei im Interesse der Regierung liegt, das durch Wahlbetrugsgerüchte, Intransparenz und Menschenrechtsverletzung geprägte Bild Kamer- uns zu verbessern. Diasporapolitik soll in diesem Zusammenhang zugleich dazu dienen, dem durch regierungskritische Kameruner_innen im Ausland transportierten negativen Image von Kamerun und den Aktivitäten, die dem Image Kameruns im Ausland schaden, entgegenzuwirken. Es ist eine Norm geworden, dass Staaten versuchen, ihre Bürger_innen im Ausland weiterhin einzubeziehen. In diesem Sinn fügt sich Kamerun dieser Norm mit seiner Diasporapolitik und präsentiert sich nach außen hin als moderner Staat, der ein offenes Verhältnis mit seinen Bürger_innen im Ausland pflegt.

Zusammenfassend lässt sich Kameruns Diasporapolitik in Kürze mit folgenden Faktoren erklären: Das politische System, insbesondere seine neopatrimonialen Muster, spiegeln sich in der Diasporapolitik wider. Unzureichende Koordination, Transparenz und Kapazität wirken sich nachteilig aus. Die blo- ckierte Demokratisierung beeinflusst das Verhältnis zu den Bürger_innen im Ausland negativ, da ihre politische Beteiligung verhindert werden soll. Aufgrund Kameruns autoritärer staatlicher Strukturen ist der Einfluss im Politikfeld durch andere Akteure außer der Regierung marginal, obwohl Ministerien, das Parlament und zurückgekehrte Kameruner_innen sowie die Oppositionspartei SDF eine aktivere Diasporapolitik befürworten. Auch wenn ökonomische Interessen eine Rolle spielen, überwiegen poli- tische Interessen der Regierung an der Diasporapolitik. Insbesondere geht es der Regierung darum, Unterstützung zu generieren, während die Diaspora zugleich für die Verbesserung des internationalen Images Kameruns instrumentalisiert wird. Lediglich politisch nicht-aktive Kameruner_innen der Diaspora und der Ausbau eigener Netzwerke im Ausland wecken das Interesse der Regierung für eine entwicklungsbezogene und zugleich machtsichernde Zusammenarbeit. Oppositionelle Organisationen von Kameruner_innen im Ausland tragen zu einem angespannten Verhältnis zwischen der Regierung 128 und der Diaspora bei, während diese Spannungen gerade dafürsprechen, dass die Regierung bewusst kalkulierend instrumentalisierte Diasporapolitik betreibt.

129

5. Das Fallbeispiel Ghana 5.1 Ghanas diasporapolitische Ansätze Das ghanaische Außenministerium formulierte 2014 erstmals explizite Ziele der Diasporaförderung. Der Hauptzweck des Diasporaengagements ist es, die Kapazitäten der im Ausland ansässigen Gha- naer_innen zu stärken, um die nationale Entwicklung durch die Kanalisierung von Rücküberweisungen zur Förderung unternehmerischer Aktivitäten zu unterstützen, Innovationen zu fördern und vorrangige Wirtschaftszweige zu entwickeln. Darüber hinaus soll die Diaspora zur Entwicklung beitragen, indem sie sich mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten einbringt sowie wissenschaftliche und technische Netz- werke initiiert und unterstützt (Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration - Diaspora Affairs Bureau o.J.: 5). Bis zu diesen klar formulierten Zielen war es ein langer Weg, der im Folgenden kurz skizziert werden soll. Zuvor ist jedoch auf eine Besonderheit ghanaischer Diasporapolitik hinzuweisen: Der Begriff Diaspora wird auf zwei Diasporagruppen angewendet: Zum einen werden neuere Migrant_innen ghanaischer Herkunft in den verschiedenen Aufnahmeländern als Diaspora bezeichnet. Hierbei wird der Begriff Non-Resident Ghanaians durch die Regierung synonym verwendet. Zum anderen wird der Begriff Diaspora zur Bezeichnung der Nachfahren ehemaliger afrikanischer Sklav_innen, die nach Amerika ver- schleppt wurden, verwendet (GW1-20130704; Sieveking/Fauser 2009: 49). Die Gruppe der Afro-Ame- rikaner_innen und der Nachfahren der verschleppten Sklav_innen wird im Folgenden, in Anlehnung an Koser (2003), mit dem Begriff "alte Diaspora" zusammengefasst (siehe ausführlich zum Begriff Diaspora Kapitel 1.1). Der ghanaischen Regierung zufolge werden beide Gruppen unter dem Begriff Diaspora begriffen: “ Members of the Ghanaian Diaspora include Ghanaian citizens or nationals, their immediate relatives and others with roots to or interest in the country, who are domiciled outside the borders of Ghana.” (Ghana Homecoming Summit 2017) Erste Ansätze ghanaischer Diasporapolitik lassen sich bereits während der Regierungszeit Nkrumahs (1960-1966) finden. Nkrumah regte die Organisation ghanaischer Bürger_innen im Ausland an, indem er während der 1960er Jahre die Gründung sogenannter Ghana Unions im Ausland initiierte (Schmelz 2009: 18). 121 Des Weiteren wollte Nkrumah im genannten Rahmen auch die alte afrikanische Diaspora für Ghanas Aufbau gewinnen (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 125). Eine Unterbrechung fand die Diasporapolitik aufgrund der Militärregierungen zwischen 1966 und 1992. Erst seit der demokratisch legitimierten Regierung unter Rawlings 1992 wurde die alte Diaspora wieder berücksichtigt (Ankomahs

121 Die Ghana Unions gingen auf die Initiative Nkrumahs zurück, die intellektuelle Elite der ghanaischen Diaspora nach der Unabhängigkeit zu organisieren und sie für den Aufbau der ghanaischen Nation zu gewinnen (Schmelz 2009: 18). 130 et al. 2012: 391; Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 125). Die Diaspora – also ausgewanderte Ghanaer_in- nen – fanden in den diasporapolitischen Bemühungen Rawlings lediglich in der sogenannten „ Revised Population Policy “ von 1994 Berücksichtigung. Als ein Erfolg der Diasporapolitik Rawlings gelte, dass das fünfte Leon Sullivan African-African American Summit 1999 in Accra durchgeführt worden ist (Es- sien 2008: 155). 122 Ziel des Gipfeltreffens war es, auf Investmentmöglichkeiten in Afrika aufmerksam zu machen. Kufuor (Präsident Ghanas von 2001 bis 2009) führte Rawlings Ansätze bezüglich der alten Diaspora weiter und initiierte weitere Maßnahmen in diesem Feld (siehe Kapitel 5.1.4). Diasporapolitische Maßnahmen, die speziell auf die Diaspora zielten, begannen erst unter Kufuor ab 2001. Bereits in seiner Einschwörungsrede 2001 zur ersten Präsidentschaft erkannte Kufour die Bei- träge der gesamten Diaspora an: „I must also acknowledge the contributions made by our compatriots who live outside the country. Currently you contribute a third of the capital inflow into the country. Many of you do more than just send money home, many of you have kept up keen interest in the affairs at home, and some of you have even been part of the struggle of the past twenty years. I salute your efforts and your hard work and I extend a warm invitation to you to come home and let us rebuild our country.” (Kufuor 2001)

Der Amtsantritt Kufuors markiert einen Wendepunkt der Beziehung Ghanas zu seinen Migrant_innen, da seit dem Zeitpunkt die Diaspora Berücksichtigung findet (Kleist 2011: 10). Nach Kufuors Regierungs- ende 2009 wurden kurzzeitig weniger diasporapolitische Maßnahmen initiiert, jedoch rückten sie spä- ter (ab ca. 2011) wieder stärker in den Fokus, während sie in dieser Zeit allerdings von der IOM initiiert worden sind (Kleist 2013: 296). Von der Regierung initiierte diasporapolitische Maßnahmen beginnen erst wieder unter Nana Addo Dankwa Akufo-Addos Regierung 2017. Auffällig ist eine unzureichende Implementierung der Maßnahmen (Kleist 2011: 14; Kleist 2013: 296). Verdeutlichen lässt sich das am Beispiel der 2007 ins Leben gerufenen Staatsanleihen Golden Jubilee Bonds – einer Initiative der Regierung zum 50jährigen Unabhängigkeitsjubiläum – zu dessen Zielgruppe auch die Diaspora gehörte, deren Einkünfte für Infrastruktur-Projekte genutzt werden sollten (Kleist 2011: 15). In ihrer Studie zur ghanaischen Diasporapolitik weist Kleist (2011: 15) nach, dass sich zudem wenige Mitglieder der Diaspora beteiligten. Ein weiteres Beispiel ist das Non-Resident Ghanaian Secre- tariat (NRGS), das de facto nur auf dem Papier existierte (siehe Kapitel 5.1.1.2). Die unzureichende Implementierung und auch Reichweite ghanaischer Diasporapolitik insgesamt lässt deutlich werden, dass die Politik vorwiegend auf einer symbolischen Ebene stattfindet. Im Folgenden werden die Maßnahmen der ghanaischen Diasporapolitik dargestellt. Hierbei werden die Maßnahmen Gamlen (siehe Kapitel 2.1) folgend, für analytische Zwecke, in Maßnahmen zum Auf- bau und zur Mobilisierung der Diaspora sowie, in einem zweiten Schritt, in Maßnahmen zur Integration

122 Das seit 1991 alle zwei Jahre stattfindende Forum ist ein Diskussionsforum, das der Verbesserung der Lebens- bedingungen in Subsahara-Afrika durch wirtschaftliche Entwicklung, Entschuldung, Industrialisierung, Bildung und Gesundheit gewidmet ist. 131 der Diaspora unterteilt. Die Bereiche Rückkehrförderung und Maßnahmen, die speziell auf die alte Diaspora zielen, werden in der folgenden Darstellung gesondert behandelt. Tabellarisch lässt sich Ghanas Diasporapolitik mit den entsprechenden weiteren Unterteilungen wie folgt darstellen (Abbildung 11):

Diasporapolitik Ghanas Alte afri- Rück- Aufbau und Mobilisierung der kanische kehr- Integration der Diaspora Diaspora Diaspora förde- rung Erfassung der Ausbau institu- Strategi- Diaspora- Politische PANA-Fest, Bereit- Diaspora tioneller Kapa- sche Pla- konferenzen Partizipati- Emancipa- stellung Gründung des zitäten nung der und Treffen onsrechte tion Day , von In- Right of formati- Center for Mig- Non-Resident Diaspora- mit Regie- Doppelte Abode , Jo- onen, Er- ration Studies , Ghanaian Secre- förderung rungsvertre- Staatsangehö- Migration im tariat , National seph Pro- lass von Ghanas ter_innen rigkeit, Aus- Population und Migration Bureau ject Zöllen Entwick- große Home- landswahl- Housing Census / Migration Unit , lungsstra- coming Sum- recht, Partizi- 2006, Daten- Ministry of Tour- tegien, mits 2001 und pation an der banken bei Bot- ism and Diaspora Migration 2017 und wei- Entwicklungs- schaften, Sur- Relations , Inter- Policy , teres kleines planung durch vey der DSU, ministerial Com- Diaspora- Summit in die NDPC und Ghana In- mittee on Migra- Konzept 2013 im Rahmen tegrated Ma- tion , Diaspora der Revision nagement Ap- Support Unit / Di- der Verfas- proach , Econo- aspora Affairs Bu- sung mic Manage- reau , Director of ment Capacity Diasporan Rela- building tions at the Office of the Presidency Abbildung 11 Maßnahmen im Rahmen ghanaischer Diasporapolitik (eigene Darstellung)

5.1.1 Maßnahmen zum Aufbau und zur Mobilisierung der ghanaischen Diaspora Zur gezielteren Mobilisierung der ghanaischen Diaspora, soll diese besser erfasst werden. Die einzel- nen Maßnahmen zur Erfassung der Diaspora werden im Folgenden vorgestellt (5.1.1.1). Im Anschluss daran wird der Ausbau institutioneller Kapazitäten ghanaischer staatlicher Stellen, der ebenfalls dem Aufbau und der Mobilisierung der ghanaischen Diaspora dient, nachgezeichnet (5.1.1.2).

5.1.1.1 Erfassung der Diaspora Verlässliche statistische Daten bezüglich Migration fehlen in Ghana (GWR1-20130603: 106; GM7- 20130523: 25-30; Alhassan 2010: 48; Awumbila et al. 2011: 1; Quartey 2011: 136). Die Qualität der bestehenden Daten und ihre Konsistenz sind unzureichend (Sieveking/Fauser 2009: 31). Die Regierung ist sich der unzureichenden Datenlage seit langem bewusst: Bereits seit dem Home Coming Summit 132

2001 sollte die Diaspora besser erfasst werden (GMR1-20130516: 10-14). In der National Migration Policy (NMP) ist 2016 (fünfzehn Jahre später) wiederholt die Absicht formuliert, die Datensammlung zu systematisieren und zu verbessern (Government of Ghana, Ministry of Interior 2016). Im Laufe der fünfzehn Jahre zwischen dem Home Coming Summit und der NMP wurden verschiedene Ansätze der Datensammlung verfolgt:

• 2006 wurde an der University of Ghana – der ältesten und größten Universität des Landes – das Center for Migration Studies (CMS), das von da an eine zentrale Rolle bei der Erforschung ghanaischer Migration spielt, gegründet. Am Zentrum wird sowohl qualitative als auch quan- titative Forschung zur Migration in Ghana betrieben. Zahlreiche Studien des Zentrums bieten eine (statistische) Dokumentation des ghanaischen Migrationsgeschehens. • In der Volkszählung, dem sogenannten Population and Housing Census 2010, wurden auch Ghanaer_innen im Ausland durch das nationale Statistikinstitut erfasst (Republic of Ghana o.J.). • Einige ghanaische Botschaften arbeiteten daran, Datenbanken über qualifizierte Mitglieder der Diaspora zu erstellen (Awumbila/Teye 2014: 12). • Die Diaspora Support Unit begann nach ihrer Gründung 2012 damit, Diasporaorganisationen zu erfassen und eine Datenbank zu erstellen. Mit der Erstellung der Datenbank habe die DSU laut den Angaben eines Vertreters von Null gestartet (GMR1-20130516: 10-14). 2014 wurden Fragebögen an die ghanaischen Vertretungen im Ausland bezüglich der Diaspora versendet (The High Commission of the Republic of Ghana New Delhi India 2014). Diese Erhebung mittels der Fragebögen soll in die Formulierung der Diasporastrategie einfließen (siehe Kapitel 5.1.2.1). • Im Rahmen des Ghana Integrated Migration Management Approach (GIMMA) Projekts (2014- 2017) wurden Daten bezüglich Migration erfasst und systematisiert. Das Projekt wurde von der Europäischen Union, der IOM und vom GIS umgesetzt (IOM 2016; 2016a). • Die Bank of Ghana verstärkte die Bemühungen, Rücküberweisungen zu erfassen (GM1- 20130513: 10-13; Mpreh 2013; Republic of Ghana o.J.: 36). Mit Unterstützung der Weltbank und anderer Entwicklungspartner wurde vom Ministerium für Finanzen und ökonomische Pla- nung (Ministry of Finance and Economic Planning) im Rahmen des Economic Management Capacity Building Projekts seit 2012 das sogenannte National Remittances Credit Registry (NRCR) etabliert (Acheampong 2012). 133

Eine gemeinsame Plattform, auf der die Daten aller beteiligten Akteure systematisch und regelmäßig zusammengeführt werden, gibt es nicht (Republic of Ghana o.J.: 21). 123 Auffällig ist das Ausmaß, in dem internationale Akteure ghanaische Stellen bei der Erfassung der Diaspora unterstützen.

5.1.1.2 Ausbau institutioneller Kapazitäten In Ghana sind mehrere Stellen im Feld Diasporapolitik aktiv. Das Außenministerium – Ministry of For- eign Affairs and Regional Integration – etablierte sich sukzessive als zuständiges Ministerium für die Diasporapolitik. Zentral für die Arbeit des Außenministeriums sind die Botschaften: Seit 2014/2015 werden in den Botschaften sogenannte Diaspora Desks eingerichtet (siehe Kapitel 5.3.1.3). Neben dem Außenministerium kommt dem Innenministerium eine bedeutende Rolle zu, da hier die Migration Unit , auf die im weiteren Verlauf eingegangen wird (siehe Kapitel 5.1.1.2), beheimatet ist.

Im Rahmen der Diasporaförderung wurden zahlreiche institutionelle Kapazitäten geschaffen: Das Non- Resident Ghanaian Secretariat im Ghana Investment Promotion Centre (2003), das National Migration Bureau (2006), aus dem die Migration Unit (2009) hervorgegangen ist, das Inter Ministerial Committee on Migration (IMSCM) (2008) sowie die Diaspora Support Unit (2012) bzw. das Diaspora Affairs Bureau (2014). Darüber hinaus war das Tourismus-Ministerium von 2006 bis 2009 für Diasporabelange zustän- dig. Zuletzt wurde 2017 ein Direktor für Diaspora-Beziehungen im Büro des Präsidenten ernannt. An- hand der institutionellen Kapazitäten, die geschaffen werden, und deren Kompetenzen, wird deutlich, welcher Stellenwert der Diasporapolitik zugeschrieben wird (siehe Kapitel 1.1.2).

Das Non-Resident Ghanaian Secretariat (NRGS) im Ghana Investment Promotion Centre (GIPC) Das GIPC ist 1994 mit dem Ziel gegründet worden, Investment zu fördern ( Ghana Act 478 ). Die Ser- viceleistungen des Centers stehen auch Mitgliedern der Diaspora offen (Adjei 2012). 2001 veranstal- tete das GIPC den Home Coming Summit (siehe ausführlicher Kapitel 5.1.2.2) (Smith 2011: 106). Als Resultat der Empfehlungen aus dem Home Coming Summit wurde im GIPC 2003 das NRGS als speziell für Ghanaer_innen im Ausland zuständige Einheit gegründet (siehe Kapitel 5.1.2.2). 124 Erwartungen, die an das NRGS geknüpft waren, erfüllten sich nicht (GM3-20120620: 8; GW1-20130704: 41). Kleist kommt in ihrer 2011 durchgeführten Studie zu folgendem Ergebnis:

123 Eine punktuelle Ausnahme hiervon bildet das 2009 durch den ghanaischen Migrationsforscher Peter Quartey im Auftrag der IOM erstellte Migrationsprofil von Ghana, in dem alle verfügbaren Daten zu Migration in Ghana zusammengetragen wurden.

124 Zu den Aufgaben des Sekretariats sollte es gehören, die mit der Diaspora zusammenhängenden Aufgaben zu koordinieren; die Kommunikation zwischen Ghanaer_innen im Ausland und Ghana aufrechtzuerhalten; Gha- naer_innen im Ausland Unterstützung bei ihrem Wirken in Ghana anzubieten und ein internationales Netzwerk von Ghanaer_innen zu koordinieren (Adjei 2012). 134

„For instance, none of the interviewed government officials knew what had happened to the NRG sec- retariat that turned out never to have had its own offices, being downscaled to a Diaspora Investment Unit at GIPC in 2007. “ (Kleist 2011: 14)

In einem im Rahmen dieser Untersuchung geführten Interview mit dem GIPC wurde bekräftigt, dass auch ohne das NRGS ghanaische Unternehmer_innen aus der Diaspora in der Arbeit des GIPC berück- sichtigt würden. Sie müssten beispielsweise bei der Registrierung beim GIPC, im Gegensatz zu allen anderen ausländischen Investoren, keine Gebühren zahlen (GM1-20130513: 17). Vertreter_innen des GIPC würden versuchen, Kontakte zu Mitgliedern der Diaspora aufzubauen, beispielsweise durch Aus- landsreisen, bei denen das GIPC mit den Botschaften und der Diaspora Support Unit des Außenminis- teriums zusammenarbeite (GM1-20130513: 5). Das Zentrum war an der Durchführung des Diaspora Engagement Projects ebenfalls beteiligt (IOM o.J.).

Ministerium für Tourismus und Diasporabeziehungen Unter Kufuors Regierung wurde die Zuständigkeit für die Diasporabelange auf die Ministerialebene gehoben und dem Ministerium für Tourismus und die Modernisierung der Hauptstadt, Ministry of Tou- rism and Modernization of the Capital City, übertragen. 2006 wurde es umbenannt in Ministry of Tou- rism and Diasporan Relations .125 Der Fokus nach der Umbenennung 2006 war allerdings die alte Diaspora (Kleist 2013: 292; Nilsson 2011: 45). Diese sollte insbesondere durch Tourismus an Ghana gebunden werden, was in Investment resultieren sollte. Die nachfolgende NDC-Regierung entschied 2009, die Namensänderung wieder rückgängig zu machen. Den Fokus auf die alte Diaspora habe das Tourismusministerium allerdings weiterhin: Es gehöre zu den Missionen des Ministeriums, Beziehun- gen mit der Diaspora aufrechtzuerhalten, um diese zu mobilisieren und Investment anzukurbeln (Awumbila/Teye 2014: 9; Nilsson 2011: 45).

Die Migration Unit und das Inter-Ministerial Steering Committee on Migration (IMSCM) Das National Migration Bureau wurde 2006 im Innenministerium gegründet (Sieveking/Fauser 2009: 53), wobei es seine Arbeit aufgrund begrenzter räumlicher Kapazität erst in 2008 aufnehmen konnte (Republic of Ghana o.J.: 17). 2009 wurde das Büro unter der neuen NDC-Regierung in Migration Unit umbenannt. Bei ihrer Arbeit wird die "Einheit" technisch und finanziell von der IOM unterstützt (Re- public of Ghana Ministry of the Interior 2015). Durch ihre Arbeit soll Migration für Ghanas Entwicklung nutzbar gemacht werden. Die konkreten Ziele sind: 1) Sicherstellen, dass der Zusammenhang zwischen Migration und Entwicklung in Regierungsprogrammen berücksichtigt und entsprechend umgesetzt

125 Es sollte zunächst dem Außenministerium die Zuständigkeit für Diasporabelange übertragen werden (GP3- 20130606: 27). Allerdings erhielt das Außenministerium die Zuständigkeit für regionale Integration (notwendig geworden durch die New Partnership for Africa’s Development-Initiative der Afrikanischen Union), so dass der Bereich der Diaspora dem Tourismusministerium zugeordnet wurde (GP3-20130606: 3). 135 wird, 2) sicherstellen, dass Migration in Distrikt-, Sektor- und nationalen Plänen berücksichtigt ist sowie 3) identifizieren von Möglichkeiten, wie Migration für die sozio-ökonomische Entwicklung Ghanas ge- nutzt werden kann (Republic of Ghana Ministry of the Interior 2015). Zu ihren Aufgaben gehört es darüber hinaus, die Aktivitäten der verschiedenen Behörden im Bereich Migration zu koordinieren (GM7-20130523: 3-13). Die zentrale Aufgabe seit der Gründung war es, an einer Migrationsstrategie zu arbeiten. Die Migrationsstrategie wurde im April 2016 veröffentlicht. Für die Erarbeitung der Stra- tegie wurde 2008 das Inter-Ministerial Steering Committee on Migration (IMSCM) gegründet. Das sich einmal im Monat treffende IMSCM wird von der Migration Unit koordiniert (Republic of Ghana o.J.: 19). Der Vorsitzende des Komitees ist der stellvertretende Innenminister ( Honorary Deputy Minister for the Interior ). 126

Diaspora Support Unit (DSU) / Diaspora Affairs Bureau (DAB) / Diaspora Affairs Unit (DAU) Die Diaspora Support Unit (DSU), die 2014 in das Diaspora Affairs Bureau (DAB) bzw. die Diaspora Affairs Unit umbenannt wurde, ist aus dem Diaspora Engagement Project hervorgegangen. Das Projekt wurde von der IOM 2010 initiiert und in Kooperation mit dem Außen- und Innenministerium, dem GIS sowie dem GIPC durchgeführt (GM4-20120622: 3-13). Es zielte darauf, die ghanaische Regierung bei der Mobilisierung ihrer Diaspora zu unterstützen (IOM o.J.). Das Projekt beschränkte sich auf Gha- naer_innen in den USA, Italien, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden (IOM o.J.). Im Zentrum des Projekts standen das Erstellen eines Profils ghanaischer Diasporagruppen in den genann- ten Ländern; das Durchführen von Dialogforen mit Regierungsvertreter_innen und Mitgliedern der Diaspora; die Gründung einer nationalen Diaspora Support Unit und das Erstellen einer Diasporada- tenbank sowie einer Webseite für die Bürger_innen im Ausland (IOM o.J.). Während des gesamten Projekts sollte ein Maximum an Diasporapartizipation erreicht werden: Es haben Videokonferenzen mit Vertreter_innen der Diaspora aus den beteiligten Staaten stattgefunden, in denen Mitglieder der

126 Das Komitee setzt sich zusammen aus Vertreter_innen des Innenministeriums ( Ministry of Interior ), des Mi- nisteriums für Beschäftigung und Arbeitsbeziehungen ( Ministry of Employment and Labour Relations ), des Mi- nisteriums für Tourismus, Kultur und Kunst ( Ministry of Tourism, Culture and Creative Arts ), des Ministeriums für Nahrung und Landwirtschaft ( Ministry of Food and Agriculture ), des Ministeriums für Gender , Kinder und sozialen Schutz ( Ministry of Gender, Children and Social Protection ), des Ministeriums für äußere Angelegenheiten und regionale Integration ( Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration ), des Ministeriums für Handel und Industrie ( Ministry of Trade and Industry ), des Bildungsministeriums ( Ministry of Education ), des Gesundheitsmi- nisteriums ( Ministry of Health ), des Justizministeriums ( Ministry of Justice ) und der Generalstaatsanwaltschaft (Attorney General ), des Finanzministeriums ( Ministry of Finance ), der Nationalen Entwicklungsplanungskommis- sion ( National Development Planning Commission ), des GIS und des GSS sowie des CMS. Darüber hinaus genießt die IOM einen Beobachtungsstatus (Republic of Ghana o.J.: 20). 136

Diaspora über ihr Engagement in Ghana, insbesondere bestehende Hindernisse, berichten konnten. 127 Anschließend wurden im August 2012 Repräsentant_innen der beteiligten Organisationen zu einem Kolloquium nach Ghana eingeladen (Asima 2012). Beim Kolloquium tauschten sich die Akteure der ghanaischen Diasporapolitik (Vertreter_innen der IOM, des Außen- und Innenministeriums, GIS sowie CMS) mit den eingeladenen Repräsentant_innen aus (Republic of Ghana/IOM 2012). Laut Einschätzung einer am Prozess Beteiligten des Ghana Immigration Service hat die IOM einen starken Antrieb erzeugt, um das Projekt voranzubringen (GM4-20120622). Einige Resultate des Projekts waren zunächst die

Gründung der DSU im November 2012 und die Webseite http://www.ghanaiandiaspora.com/ , die im Dezember 2012 online gegangen ist. 128

Die DSU und später das DAB sowie die DAU waren zunächst im Außenministerium angesiedelt und erhielten in den ersten zwei Jahren finanzielle Unterstützung von CIM und der IOM (GMR1-20130516: 2-8). Die Hauptziele der Arbeit sind: die Förderung einer guten Beziehung zwischen den ghanaischen Behörden und den Migrant_innen, das Erstellen einer Diasporadatenbank, das Informieren der Bür- ger_innen im Ausland über politische Prozesse in Ghana, Förderung des Investments durch Diaspora- mitglieder, die Mitwirkung an Migrations- und Investitionspolitik sowie die Mobilisierung personeller und materieller Ressourcen für die nationale Entwicklung (Diaspora Support Unit 2013: 2). Unter an- derem hat die DSU im September 2013 ein Business Forum mit ca. 200 Teilnehmer_innen in Accra veranstaltet (Biztech Africa 2013). Ferner unterstützen Vertreter_innen der DSU Veranstaltungen der

Diaspora im Ausland und nahmen an ihnen teil (GUBA 2013) . Die DSU sowie auch später DAB/DAU haben keine finanziellen Mittel, mit denen die Diaspora gefördert werden könnte. Sie bieten lediglich Serviceleistungen an, beispielsweise Unterstützung bei der Verschiffung von Gütern nach Ghana (GMR1-20130516: 10-14). Die Aktivitäten sind hauptsächlich auf die USA, Großbritannien, Deutsch- land, die Niederlande und Italien gerichtet (GMR1-20130516: 10-14). Wenngleich die Regierung star- kes Engagement zur Gründung der Diaspora Support Unit gezeigt habe, so sei der stärkste Antrieb für die Initiative seitens der IOM aufgebracht worden und es liege starke Vernetzung (beispielsweise bei der Erstellung der Datenbank) mit dem MIDA-Projekt vor (GMR1-20130516: 2-8) (zum MIDA-Projekt der IOM siehe 2.3.1).

127 Mitglieder der Diaspora hätten sich dabei insbesondere über Probleme mit der Zollbehörde am Hafen beklagt (GM4-20120622). Es sei langwierig und teuer, Güter nach Ghana zu verschicken, selbst wenn dies zu wohltätigen Zwecken geschehe.

128 Die Webseite bietet Informationen zu Rückkehr, praktische Informationen bezüglich des Lebens in Ghana (beispielsweise zum Thema Wohnraum mieten und kaufen), Doppelte Staatsangehörigkeit, Arbeitsmarkt sowie Business in Ghana. Diasporaorganisationen können sich auf der Webseite registrieren. Derzeit sind 93 Organisa- tionen auf der Seite registriert (Stand: Februar 2018). 137

Seit 2014 soll das DAB eine Diasporastrategie entwickeln (Republic of Ghana o.J.:22). Dabei wird das Büro von der internationalen Organisation International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) unterstützt (siehe Kapitel 5.1.2). 2017 wurde das DAB aus dem Außenministerium dem Büro des Präsidenten in Form des eigens gegründeten Diaspora Liaison Office unterstellt. Präsident Nana Addo Dankwa Akufo-Addo ernannte erstmalig einen Direktor für Diasporabeziehungen innerhalb sei- nes Präsidialbüros ( Director of Diasporan Relations at the Office of the President ). Mit der Ernennung des Direktors, Akwasi Awua Ababio, erfüllte Akufo-Addo eines seiner Wahlversprechen (Daily Guide 2017; NPP 2016: 160). Unter anderem steuert der Direktor die weitere Entwicklung der Diasporastra- tegie und möchte in diesem Zusammenhang weitere Konsultationen mit Mitgliedern der Diaspora durchführen (Arthur-Mensah 2017). Des Weiteren wolle er sich und das gesamte Liaison Office der Datenerhebung über Ghanaer_innen im Ausland widmen sowie an der Implementierung des Gesetzes zum Auslandswahlrecht arbeiten (Tandoh 2017).

5.1.2 Integration der ghanaischen Diaspora Im Folgenden werden drei diasporapolitische Ansätze zur Integration der Diaspora unterschieden: Zum einen die strategische Planung der Diasporaförderung, zum zweiten Diasporakonferenzen und Treffen von Regierungsvertreter_innen mit Diasporamitgliedern sowie zum dritten die Partizipation der Mig- rant_innen an politischen Prozessen, was ebenfalls die Maßnahmen zur Doppelten Staatsangehörig- keit und zum Auslandswahlrecht umfasst.

5.1.2.1 Strategische Planung der Diasporaförderung in Ghana Die Bedeutung der Diaspora in der Entwicklungsplanung Ghanas hat sukzessive zugenommen, was sich konzeptionell an mehreren Stellen zeigt: in den Entwicklungsstrategiepapieren des Landes; in der 2014 verabschiedeten Migrationsstrategie, in der die Diaspora Berücksichtigung findet; sowie in einem vom DAB formulierten Konzeptpapier zur Diasporaförderung.

Strategische Entwicklungsplanung

In den letzten vier Entwicklungsstrategiepapieren Ghanas hat die Diasporaförderung immer stärkeren Eingang gefunden. In der Ghana Poverty Reduction Strategy Paper I (GPRS), An Agenda for Growth and Prosperity (2003-2005), wird von einem Non-Resident Ghanaians Fund gesprochen: Der Fonds soll pri- vater ausländischer Finanzierung als Quelle für Armutsbekämpfungsmaßnahmen dienen (Republic of Ghana 2003: 199). Diese geplante Maßnahme, wenngleich sie eine konkrete Einbindung der Diaspora vorsieht, wurde nicht umgesetzt. Im GPRS II (2006-2009) werden Ghanaer_innen im Ausland zwar nicht mehr einbezogen, jedoch finden Rücküberweisungen weiterhin Erwähnung. In der Ghana Shared Growth and Development Agenda (GSGDA, 2010-2013) und der GSGDA II (2014-2017) wird die 138

Diaspora gleich an mehreren Stellen erwähnt. 129 Die Planung sieht konkret vor, Investment für Mitglie- der der Diaspora zu erleichtern (Republic of Ghana 2014; Republic of Ghana 2010). Des Weiteren soll die Diaspora mobilisiert und eine Datenbank bezüglich der Diaspora angelegt werden. Darüber hinaus sollte eine Migrationsstrategie formuliert werden.

Migrationsstrategie

Das Ziel, eine Migrationsstrategie zu formulieren, wurde bereits mit der Gründung des Migrationsbü- ros im Innenministerium 2006 gefasst (GM7-20130523: 3-13), konnte aber erst zehn Jahre später mit der Veröffentlichung der „ National Migration Policy “ (NMP) im April 2016 realisiert werden. Federfüh- rend bei der Formulierung der NMP war, unter Leitung des Innenministeriums, das Inter-Ministerial Steering Committee on Migration (IMSCM). Der Prozess wurde maßgeblich durch externe Akteure ge- fördert und beeinflusst: Im Vorwort der NMP dankt die Regierung den Entwicklungspartnern Ghanas, allen voran der Europäischen Union, der IOM und der GIZ, ohne die – so die Regierung – die Realisie- rung der Strategie nicht möglich gewesen wäre (Government of Ghana Ministry of Interior 2016: xii). Der Prozess der Formulierung der Strategie wurde von der Europäischen Kommission und der United

Nations Joint Migration and Development Initiative finanziert (IOM 2015 ). Das CMS arbeitete an den Entwürfen der Strategie inhaltlich mit (IOM Ghana 2012). Das zehnte Kapitel der NMP bezieht sich auf Diaspora, Doppelte Staatsangehörigkeit und Transnationalismus. Die im Kapitel formulierten Ziele und strategischen Ansätze beziehen sich auf Rücküberweisungen und deren Maximierung sowie auf die Förderung der Diaspora. 130 Für die Umsetzung der Strategie ist in erster Linie das IMSCM unter der Migration Unit zuständig (Government of Ghana Ministry of Interior 2016: 77). Diese soll die Ghana National Commission on Migration (GNCM) ins Leben rufen, welche die Umsetzung der Strategie über- nimmt. Die GNCM soll sich zusammensetzen aus Regierungsvertreter_innen, zivilgesellschaftlichen Akteuren, Wissenschaftler_innen, Diasporamitgliedern und Medienverter_innen (Government of

129 In der GSGDA I bleibt die Einbindung der Diaspora weitgehend unspezifisch: Sie soll besser erfasst werden und ihre Transfers sollen in Investment kanalisiert werden. Darüber hinaus soll eine Migrationsstrategie formuliert und die Bürger_innen im Ausland als Human Ressource genutzt werden (Republic of Ghana 2010: 145). In der GDGSA II werden folgende konkrete diasporapolitische Maßnahmen formuliert: Es sollen externe Finanzierungs- quellen mobilisiert werden, darunter auch aus der Diaspora (Republic of Ghana 2014: 36); die Expertise der Bür- ger_innen im Ausland soll erschlossen werden (ebd.: 85).

130 Zur Förderung der Diaspora werden folgende Maßnahmen festgelegt (Government of Ghana Ministry of Inte- rior 2016: 71): Es soll eine Datenbank über die Mitglieder der Diaspora entstehen; es soll Unterstützung für Diasporainitiativen auf der Mikroebene geben; das DAB soll Unterstützung und materielle Ressourcen erhalten; durch die National Identification Authority (NIA) sollen Ghaner_innen im Ausland registriert werden; es sollen Anreize für Diasporainvestment sowie Wissenstransfer geschaffen werden. Letzteres soll in die Entwicklungspla- nung aufgenommen werden; der Zugang zu Aufenthalts- und bürgerschaftlichen Rechten für Bürger_innen im Ausland soll erleichtert werden; Richtlinien bezüglich der Verantwortung gegenüber Bürger_innen im Ausland und bezüglich ihres Schutzes sollen entwickelt werden sowie die Rückkehrförderung gestärkt werden. 139

Ghana Ministry of Interior 2016: 78). Für die Umsetzung der Strategie sollen unter anderem Mittel von Entwicklungspartnern mobilisiert werden (Government of Ghana Ministry of Interior 2016: 82). Die Schritte zur Umsetzung der Migrationsstrategie sollen in einem Aktionsplan festgelegt werden. Dieser wurde allerdings bis dato (Stand 2017) nicht formuliert (Graphic online 2017).

Diaspora Policy – Konzeptpapier zur Zusammenarbeit mit der Diaspora

Neben der NMP wird eine Diaspora Policy entwickelt. Hierbei wird Ghanas Regierung vom ICMPD un- terstützt (Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration/Diaspora Affairs Bureau o.J.). Am Prozess sind Mitglieder der Diaspora beteiligt. Die Diskussionen des Diaspora Kolloquiums 2012 und des Diaspora Business Forum 2013 sollen in die Strategie einfließen. Ferner gab es zu Beginn der Arbeit an der Strategie im Mai 2014 ein weiteres Forum in Accra. Am von der GIZ veranstalteten Forum waren insbesondere Rückkehrer_innen beteiligt (Ghanaweb 2014). Daneben wurde eine Befragung durch die DSU/DAB mit den Mitgliedern der Diaspora durchgeführt (siehe Kapitel 5.1.1). Vorab veröffentlichte das DAB ein Konzeptpapier zur Zusammenarbeit mit der Diaspora (Ministry of Foreign Affairs and Re- gional Integration/Diaspora Affairs Bureau o.J.). Inhalte und Ziele dieses Konzeptpapiers sind: Die Diaspora Webseite soll dazu genutzt werden, Ghanaer_innen im Ausland besser über alle sozialen und ökonomischen Entwicklungsinitiativen der Regierung zu informieren. Die Mitglieder der Diaspora sol- len ein klares Bild über die Entwicklungsherausforderungen in Ghana erhalten. Es soll eine vertrauens- volle Beziehung zwischen der Diaspora und den Regierungsstellen Ghanas kreiert werden sowie Struk- turen, die es den Bürger_innen im Ausland ermöglichen, sich in die nationale Entwicklung einzubrin- gen. Die Zusammenarbeit soll zwischen der Diaspora, insbesondere qualifizierten Ghanaer_innen im Ausland, und ghanaischen Institutionen, unter anderem den Kommunal- und Bezirksversammlungen (Municipal and District Assemblies ), gefördert werden. Die Vernetzung zwischen Ghanaer_innen im Ausland und dem privaten Sektor in Ghana soll zum Zweck gemeinsamer unternehmerischer Aktivitä- ten unterstützt werden. Aktuelle und umfassende Daten über den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräf- ten der Institutionen und über die vorhandenen personalen und technischen Ressourcen in der Diaspora sollen erstellt und gepflegt werden. Finanzielle Ressourcen der Migrant_innen sollen für In- vestitionen in zentrale Bereiche wie Gesundheit oder Landwirtschaft mobilisiert werden. Informatio- nen über die Bereiche tragfähiger wirtschaftlicher Investitionen sollen regelmäßig der ghanaischen Diaspora zur Verfügung gestellt werden, um ihre Bereitschaft für Investment in Ghana zu steigern. Der Zugang zu Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsrechten, insbesondere der Doppelten Staatsangehörig- keit und dem Auslandswahlrecht, soll vereinfacht werden, um die Beteiligung der Diaspora in Handel, Investment und Technologietransfer zu steigern sowie zugleich die Beziehung zwischen der Regierung und der Migrant_innen zu verbessern. 140

Die dem Konzeptpapier folgende Diaspora Policy ist bis dato nicht veröffentlicht worden (Stand: Okto- ber 2018).

5.1.2.2 Diasporakonferenzen und Treffen mit ghanaischen Regierungsvertreter_innen Treffen von Regierungsvertreter_innen mit Ghanaer_innen im Ausland sind zur Norm geworden (GM6- 20130614: 39-51). Sie werden von den Botschaften vor Ort organisiert (GM8-20130619: 2-15). Ein Be- richt des Treffens der Außenministerin Hannah Tetteh mit Vertreter_innen der ghanaischen Diaspora in New York 2015 während ihrer Teilnahme an der 70. Sitzung der United Nations General Assembly lässt deutlich werden, dass es sich überwiegend um ein gewisses Segment der Diaspora handelt, das an den Treffen mit Regierungsvertreter_innen teilnimmt: Die beim Treffen Anwesenden waren unter anderem Vertreter_innen der Ghanaian Lawyers in North America und des United Nations Social Re- creation Club (UNSRC), einer Organisationen der bei den Vereinten Nationen arbeitenden Ghanaer_in- nen (Permanent Mission of Ghana to the United Nations 2015) – beides Diasporaorganisationen von ghanaischen Migrant_innen mit hohem Status. Dies deckt sich mit den Darstellungen anderer Treffen (siehe beispielsweise Nieswand 2008: 9). Folglich treffen überwiegend Diasporaeliten Vertreter_innen der Regierung.

Die bis dato wichtigsten Treffen zwischen Regierungsvertreter_innen und im Ausland lebenden Gha- naer_innen waren die Homecoming Summits 2001 und 2017. 131 Die Bedeutung der Treffen kommt darin zum Ausdruck, dass der jeweilige Präsident, Kufuor bzw. Akufo-Addo, jeweils eine Rede hielten. Im Juli 2001 fand der erste vom GIPC organisierte Home Coming Summit in Accra statt (Manuh/Asante 2005: 308). Insgesamt nahmen 830 Personen teil, hiervon waren 572 Ghanaer_innen aus dem Ausland (Kleist 2011: 11). Das Thema des Summits lautete: „ Harnessing the Global Ghanaian Resource Potential for Accelerated National Development “ – mit dem Slogan „ Motherland Call-Together, We Create the Nation’s Wealth “. Das Treffen habe große mediale Aufmerksamkeit in Ghana erhalten, so dass die Diaspora durch das Treffen ihre öffentliche Wahrnehmung habe erhöhen können (Manuh/Asante 2005: 292; GP3-20130530: 17-20). Entsprechend wird das Treffen von den beiden ghanaischen Migra- tionsforscher_innen Takyiwaa Manuh und Richard Asante (2005: 292) als Anerkennung der politischen und sozio-ökonomischen Beiträge der Ghanaer_innen im Ausland seitens der Regierung gewertet.

Das Zusammenkommen zielte auf die Förderung von Rückkehr, Wissenstransfer sowie Investment gha- naischer Migrant_innen (Manuh/Asante 2005: 292). Ausgewiesene Ziele des Treffens waren: 1) Das

131 Ein weiteres Treffen wurde von der DSU 2013 in Accra organisiert (IOM Ghana o.J.). An diesem nahmen ca. 200 Personen teil. Laut IOM habe auch dieses Treffen starke Resonanz in der ghanaischen Presse erfahren. 141

Vertrauen der Bürger_innen in der Diaspora zu erneuern, 2) den Dialog zwischen Ghanaer_innen im Ausland und der Regierung zu verbessern sowie Möglichkeiten einer produktiven Beziehung zu son- dieren und 3) Wege zu identifizieren, die Kompetenzen ghanaischer Migrant_innen für die Entwicklung Ghanas nutzbar zu machen (Kleist 2011: 11; Manuh/Asante 2005: 298). Hierbei wurden fünf konkrete Maßnahmen vorgeschlagen (Manuh/Asante 2005: 299): Aufbau institutioneller Strukturen für Diasporaförderung; Operationalisierung und Harmonisierung sich widersprechender Regelungen zur Doppelten Staatsangehörigkeit und die Einführung des Auslandswahlrechts; Mobilisierung der Res- sourcen von Ghaner_innen im Ausland; Vereinfachung der Möglichkeiten des Landerwerbs sowie Rek- rutierung qualifizierter Personen aus der Diaspora zwecks Wissenstransfers. Als ein Resultat des Sum- mits wurde das NRGS gegründet (Manuh/Asante 2005: 299). Wie bereits in Kapitel 5.1.1.2 dargestellt, muss die Einsatzfähigkeit des NRGS bezweifelt werden. Andere Empfehlungen, die aus dem Home Co- ming Summit hervorgingen, wurden nicht umgesetzt. Die ghanaische Migrationsforscherin Mariama Awumbila bestätigte in einem im Rahmen dieser Untersuchung geführten Interview, dass das auf den Regierungswechsel bei den Wahlen 2008 zurückzuführen sei.

Das Treffen unter dem Titel „ Development, Opportunity, Value: Welcome Home “ im Juli 2017 verfolgte ähnliche Ziele. 132 Es wurde vom Diaspora Relations Office , GIPC, Ministry of Business Development und dem Außenministerium organisiert. Im Unterschied zum ersten Treffen waren Mitglieder der ghanai- schen Diaspora bei der Planung des zweiten Treffens eingebunden. Zudem erhielten Teilnehmer_innen diesmal vergünstigte Flugtickets der KLM Airline und vergünstigte Übernachtungen in ausgewählten Hotels Accras. Es ist geplant, dass – im Gegensatz zum Summit 2001 – ein vom Direktor des Diaspora Relations Office organisiertes Follow-up erfolgt. Das Summit war ein Wahlversprechen von Präsident Akufo-Addo im Wahlkampf 2016. Ein Diasporagipfel soll im Zwei-Jahres-Takt wiederholt werden. Dies zeigt den Stellenwert der Veranstaltung und ihre Verbindung zur jeweiligen Regierung.

5.1.2.3 Politische (Partizipations-) Rechte der ghanaischen Diaspora Die Beteiligungsrechte wurden sukzessive ausgebaut. Ghanaer_innen ist es gestattet, mehrere Staats- angehörigkeiten zu besitzen. Auch hat das ghanaische Parlament ein Gesetz zum Auslandswahlrecht verabschiedet. Darüber hinaus wurde es der Diaspora auf Seiten der Regierung ermöglicht, sich bei einer Reihe weiterer politischer Prozesse zu beteiligen.

132 Informationen über das Treffen sind der zugehörigen Webseite entnommen: http://www.ghanadiaspor- ahs.org/ (Zugriff: 19.02.2019). 142

Die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit in Ghana verlief in verschiedenen Phasen. Zunächst sah die Verfassung von 1992 die Doppelte Staatsangehörigkeit laut Artikel 8 nicht vor. Im Entstehungs- prozess dieser Verfassung sei die Doppelte Staatsangehörigkeit allerdings ein Thema gewesen (GP1- 20130531: 2-4). In der Verfassungsänderung von 1996 ( Constitution of the Republic of Ghana Amend- ment Act 527 ) wurde Artikel 8 dahingehend geändert, dass es nun heißt: „A citizen of Ghana may hold the citizenship of any other country in addition to his citizenship of Ghana ”. Allerdings sind in der Än- derung sieben Ämter enthalten, die nicht von Ghanaer_innen mit mehrfacher Staatsangehörigkeit be- setzt werden dürfen. Im November 1998 genehmigte das Kabinett schließlich einen Gesetzesentwurf zur Neuregelung der Staatsangehörigkeit (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 126). Am 25. Mai 1999 wurde die Gesetzesvorlage Citizenship Act 591 dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt. Am 29. Dezember 2000 wurde es durch das Parlament verabschiedet. Die für die Doppelte Staatsangehörigkeit notwen- digen gesetzlichen Änderungen seien im Konsens entstanden (GM5-20130524:4-10). Das Gesetz wird seit 2002 implementiert. Insgesamt würde die Doppelte Staatsangehörigkeit laut Quartey (2009: 82) nicht oft beantragt.133 Es muss jedoch angenommen werden, dass die genaue Zahl der Ghanaer_innen mit zwei Pässen unbe- kannt ist. Je nach Regelungen des Zielstaats, kann es Ghanaer_innen im Ausland möglich sein, eine weitere Staatsangehörigkeit anzunehmen, ohne dass der ghanaische Staat Notiz davon nimmt, bei- spielsweise wenn sie nach Regelungen der Zielstaaten die ghanaische Staatsangehörigkeit nicht aufge- ben müssen, sobald sie die neue Staatsangehörigkeit annehmen. Wie schon in der Anpassung der Verfassung werden gewisse Ämter für Bürger_innen mit Doppelter Staatsangehörigkeit versperrt (Absatz 2). 134 Der Ausschluss von Ghanaer_innen mit zwei Pässen von bestimmten politischen Ämtern hat schon mehrere Male dazu geführt, dass das Parlament der Ernen- nung von Minister_innen widersprach (Ankomah et al. 2012: 394; Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 129; Ghana Business News 2012; Ghanaweb 2008; Manby 2010: 73). Allerdings kündigte Präsident Akufo- Addo diese Passagen des Gesetzes revidieren zu wollen, damit auch Ghanaer_innen mit Doppelter Staatsangehörigkeit politische Ämter übernehmen können (Daily Guide Africa 2017).

133 Statistische Angaben liegen nur bis 2008 vor: zwischen 2002 und 2008 wurde die Doppelte Staatsangehörig- keit lediglich 5.903 beantragt (Quartey 2009: 82).

134 Diese sind: “(a) Chief Justice and Justices of the Supreme Court; (b) Ambassador or High Commissioner; (c) Secretary to the Cabinet; (d) Chief of Defence Staff or any Service Chief; (e) Inspector-General of Police; (f) Com- missioner, Custom, Excise and Preventive Service; (g) Director of Immigration Service; (h) Commissioner, Value Added Tax Service; (i) Director-General, Prisons Service; (j) Chief Fire Officer; (k) Chief Director of a Ministry; (l) the rank of a Colonel in the Army or its equivalent in the other security services; and (m) any other public office that the Minister may by legislative instrument prescribe.” 143

Als Alternative zur Doppelten Staatsangehörigkeit wurde in Paragraf 17 und 18 des Immigration Act (Act 573) des Jahres 2000 das sogenannte Right of Abode festgeschrieben. Von dieser gesetzlichen Regelung profitieren Ghanaer_innen, die ihre ghanaische Staatsangehörigkeit aufgrund der Einbürge- rung in einen anderen Staat verloren haben, und Personen afrikanischen Ursprungs (also Angehörige der alten Diaspora). Das Right of Abode wird als Sticker in den Pass geklebt (GM5-20130524: 40-42). Es sichert den Besitzer_innen einen unbefristeten Aufenthaltsstatus in Ghana, eine unbegrenzte Ar- beitserlaubnis und die uneingeschränkte Ein- und Ausreise in das Land. Die Bearbeitung der Anträge solle zwar nicht länger als sechs Monate dauern, allerdings haben nur wenige nach Ghana zurückge- kehrte Afro-Amerikaner_innen das Right of Abode zuerkannt bekommen – Antragsverfahren ziehen sich jahrelang hin (Dovi 2015). Das Wahlrecht für im Ausland lebende Ghanaer_innen lässt sich aus Ghanas Verfassung (Artikel 42) ableiten. Dazu stand bis 2006 das Representation of People Law (PNDCL 284) im Widerspruch, das den Mitgliedern der Diaspora untersagte, zu wählen. Dies änderte sich mit dem Representation of the Pe- ople (Amendment) Act (ROPAA), das 2006 verabschiedet wurde und das Auslandswahlrecht ermög- lichte. Allerdings wurde es seither bei den Wahlen 2008, 2012 und 2016 nicht implementiert. Kaum ein Gesetz hat in Ghana solch eine kontroverse öffentliche Diskussion ausgelöst, die hauptsächlich ent- lang der Parteilinien geführt wurde – mit der NPP als Auslandswahlrecht-Befürworterin und der NDC als Gegnerin des Gesetzes (Oduro 2009: 625). Laut eines Gerichtsbeschlusses soll das Gesetz zum Aus- landswahlrecht bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2020 implementiert werden (An- sah/Djabanor 2017).

In Ghana ist es üblich, dass zivilgesellschaftliche Akteure an politischen Prozessen in verschiedenen Formen beteiligt werden (Eberlei/Pac 2014). Dies trifft auch auf die Diaspora, als Teil der Zivilgesell- schaft, zu. Zur Erstellung der GPRS fanden Konsultationen mit Ghanaer_innen in der Diaspora statt (GM6-20130614: 39-51). Die National Development Planning Commission (NDPC) versucht, Gha- naer_innen im Ausland in ihre Arbeit zu involvieren (GM6-20130614; Mpreh 2012). Nieswand (2008: 8) berichtet, dass sich der Vorsitzende der NDPC, Kwesi Nduom, unter anderem im August 2002 mit Ghanaer_innen in Großbritannien, den US, Südafrika und Deutschland getroffen hat, um über Ideen für die weitere Entwicklung Ghanas zu sprechen. Eine Vertreterin der NDC verdeutlicht bei einem im Rahmen dieser Arbeit geführten Interview, dass die Einbindung der Diaspora in nationalen Planungs- prozessen ausgeweitet werden soll (GM6-20130614: 61). Die Constitution Review Commission schloss in ihre Arbeit Mitglieder der Diaspora in Botswana, Kanada, Ägypten, Deutschland, Kenia, Nigeria, Süd- afrika, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich sowie den USA ein, indem sie 2011 in diesen 144

Ländern Konsultationen bezüglich der Revision der Verfassung durchführte (Republic of Ghana Consti- tution Review Commission 2011: 22). 135 Während der Konsultationen, die in der ersten Jahreshälfte 2011 stattfanden, berichteten die Mitglieder der Diaspora über ihre Themen. Dazu gehören die Lega- lisierung der Doppelten Staatsangehörigkeit, Geldtransfer, Versenden von Gütern sowie Schwierigkei- ten während des Hausbaus (Atuguba 2012). Die resultierende Empfehlung der Kommission war, die Einrichtung eines Ministeriums für die Belange der Diaspora (Republic of Ghana Constitution Review Commission 2011: 633; 637).

5.1.3 Rückkehrförderung in Ghana Mit der Verbesserung der sozio-ökonomischen und politischen Situation nimmt die freiwillige Rück- kehr nach Ghana zu (IOM 2012: 83; Twum-Baah 2005: 62). Der ghanaische Migrationsforscher Peter Quartey (2009: 65) schätzt, dass jährlich ca. zehn Prozent der ghanaischen Migrant_innen zurückkeh- ren. Mörath (2015) schätzt die Anzahl der Rückkehrer_innen höher ein: Ca. 35 Prozent aller migrierten Ghanaer_innen wären 2007 zurückgekehrt. Verlässliche Statistiken über die Rückkehr gibt es nicht. Rückkehrförderung ist ein elementarer Teil der Diasporapolitik. Der Fokus liegt hierbei auf hochquali- fizierten Ghanaer_innen. Immer wieder werden Ghanaer_innen im Ausland von der Regierung aufge- fordert, zurückzukehren, so auch von Kufuor bei seiner Einschwörungsrede 2001:

„To those of our compatriots who have made homes beyond our shores, I make a special plea for your help; we need your newly acquired skills and contacts, we need your perspective and we need your capital. To those who left and have stayed out only because of the military revolution or political dif- ferences, I say come back, come back home where you belong and let us join in building a new Ghana.” (Kufuor 2001)

Auch die nachfolgenden Amtsinhaber hielten Ghanaer_innen im Ausland dazu an, zurückzukehren (Dovi 2015; Ghana Business News 2013; News Ghana 2013). Atta Mills sah Rückkehr differenziert: In einem Interview mit dem CNN verwies er auf den angespannten Arbeitsmarkt bei einer Rückkehr nach Ghana (Boulden, Interview mit John Atta Mills 2009).

135 Grundlage der Auswahl der Länder war die geschätzte Anzahl der Ghanaer_innen in den jeweiligen Ländern sowie die eigene Expertise der Kommission (Atuguba 2012). Darüber hinaus waren die Kapazität der Botschaften vor Ort sowie die Stärke der verfügbaren Diasporaorganisationen weitere Kriterien (Atuguba 2012). 145

Bei der Rückkehr muss differenziert werden zwischen der freiwilligen und der nicht freiwilligen Rück- kehr. 136 Hierbei sind die Grenzen fließend. Ghanaer_innen, die mit einem Stipendium der Regierung im Ausland studiert haben, waren verpflichtet, nach dem Abschluss ihres Studiums zurückzukehren (GW2-20130603: 6-10). Auf ghanaische Migrant_innen, die unfreiwillig nach Ghana zurückkehren, zie- len die in der NMP angedachten Unterstützungsmaßnahmen zur Reintegration sowie das Assisted Vo- luntary Return and Reintegration Programm der IOM, wenngleich der Name des letztgenannten Pro- gramms irreführend ist (irreguläre Migrant_innen sollen sich freiwillig für die Ausreise entscheiden um einer Ausweisung vorzukommen) (Government of Ghana Ministry of Interior 2016: 44ff.; IOM 2015).

Neben der Differenzierung nach dem Typus der Rückkehr bei der Rückkehrförderung muss eine Unter- scheidung zwischen der staatlichen und der nicht-staatlichen Rückkehrförderung in Ghana getroffen werden. Staatliche Rückkehrförderung war bereits Inhalt der Revised Population Policy von 1994: Durch die Förderung der Rückkehr von hochqualifizierten Ghanaer_innen aus dem Ausland, war die Umkehrung des Brain Drain beabsichtigt (Awumbila et al. 2011: 46). Konkrete Maßnahmen seien je- doch nicht umgesetzt worden. Aktuelle Maßnahmen staatlicher Rückkehrförderung beinhalten haupt- sächlich die Bereitstellung von Informationen auf der Webseite www.ghanaiandiaspora.com, die Un- terstützung des Gesundheitsministeriums bei der Eingliederung in den ghanaischen Arbeitsmarkt für medizinisch ausgebildete Ghanaer_innen im Ausland sowie den Erlass von Zollsteuern bei der Rück- führung von Gütern für Rückkehrer_innen (Boampong 2011: 42; GP3-20130530: 9-11). Insbesondere die Regierung unter Akufo-Addo, die im Dezember 2016 gewählt wurde, rühmt sich, seit Amtseintritt ca. 50 (Stand: Februar 2018) hochqualifizierte Ghanaer_innen in Führungspositionen berufen zu haben (Osei Bonsu 2018).

Im Bereich der nicht-staatlichen Rückkehrförderung bietet die IOM bereits seit 1988 Rückkehrförde- rung in Ghana in verschiedenen Formen an (IOM 2015) – seit 2013 im Rahmen des Projekts Temporary Return of Qualified Nationals III (TRQN), von 2005 bis 2012 im Rahmen des MIDA Programms.

Seit Mitte der 1990er Jahre unterstützt Deutschland rückkehrende ghanaische Fachkräfte – zunächst durch die ZAV und mittlerweile durch CIM. Ghanaische Fachkräfte, die nach dem Ende ihrer Ausbildung in Deutschland nach Ghana zurückkehren, erhalten einen Gehaltszuschuss, um so die Attraktivität der Rückkehr zu erhöhen, so dass sie zum Wissenstransfer beitragen (GIOGR1-20130523: 4). Das Pro-

136 In der Vergangenheit hat es mehrere Wellen der erzwungenen Rückkehr nach Ghana gegeben (Awumbila et al. 2011: 24). In den frühen 1980er Jahren wurden fast eine Million ghanaische Migrant_innen aus Nigeria aus- gewiesen (Sieveking/Fauser 2009: 40). Während des Bürgerkriegs in Liberia in den 1990er Jahren kehrten Gha- ner_innen aus Liberia massenhaft zurück (Awumbila et al. 2011: 24). Irreguläre Migrant_innen werden laufend nach Ghana zurückgeführt (Quartey 2009: 64). Zwischen 2001 und 2007 seien es an die 20.000 Personen gewe- sen. 146 gramm beinhaltet darüber hinaus Hilfestellung bei der Suche eines Arbeitsplatzes sowie einen Reise- kosten- und Transportzuschuss. Es werden vor allem entwicklungspolitisch relevante Arbeitsplätze und deren Ausstattung in den Bereichen Good Governance , nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sowie Ag- rarwirtschaft gefördert (Schmelz 2009: 15).

Ebenfalls auf die Rückkehrförderung fokussieren die im Folgenden vorgestellten Maßnahmen, die auf die alte afrikanische Diaspora zielen.

5.1.4 Die alte Diaspora als Zielgruppe ghanaischer Diasporapolitik Bereits unter Nkrumah, der selbst zehn Jahre in den USA studierte, gab es Ansätze, die alte Diaspora für Ghana zu mobilisieren und Verbindungen zwischen afrikanischstämmigen Menschen im Ausland und Ghana zu schaffen (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 125: Essien 2008). Im Fokus stand hierbei die Rückkehr: Mitglieder der alten Diaspora sollten nach Ghana kommen und zur Entwicklung des Landes beitragen (Kleist 2013: 288). Diesem Aufruf folgten laut Gloria und George Bob-Milliar (2014: 125) viele. In einer Schätzung 2014 heißt es, dass mehr als 3.000 Menschen, Afro-Amerikaner_innen und Personen aus der Karibik, nach Ghana zurückgekehrt sind (Dovi 2015). Eine Unterbrechung fand diese Politik durch die Militärregierungen zwischen 1966 und 1992. Erst unter Rawlings demokratischer Re- gierung rückte die alte Diaspora wieder in den Fokus (Ankomahs et al. 2012: 391; Bob-Milliar/Bob- Milliar 2014: 125; Essien 2008: 153). Rawlings, der selbst einen schottischen Vater und eine ghanaische Mutter hatte, führte die Ansätze Nkrumahs weiter und nahm Kontakte zur alten Diaspora in den USA auf. Ghana sollte, insbesondere für die Nachkommen der ehemaligen Sklav_innen, das „ Gateway to Africa “ werden und der sogenannte Diasporatourismus sollte im Rahmen des National Tourism Deve- lopment Plan for Ghana (1996–2010) gefördert werden (Reed 2013: 524). Unter der Regierung Rawlings‘ wurden das PANA-Fest und die Emancipation Day -Feierlichkeiten initiiert (Ankomah et al. 2012: 391; Essein 2008: 154). Das PANA -Fest (das Pan-African Historical Theatre Festival ) ist eine der am längsten existierenden Aktivitäten, die auf die alte afrikanische Diaspora zielt. Es wurde (im Wahl- jahr) 1992 zum ersten Mal durchgeführt (Ankomah et al. 2012: 391). Inhalte des Festivals sind eine Parade von Chiefs , Vorführungen traditioneller Tänze, musikalische Darbietungen, Performances und künstlerische Nachstellungen der Verschleppung der Sklav_innen (Ankomah et al. 2012: 392). Der Emancipation Day wurde 1998 von Rawlings ins Leben gerufen. An den Feierlichkeiten 1998 hätten ca. 5.000 Personen teilgenommen (Essien 2008: 155). Es handelt sich um einen Gedenktag zur Abschaf- fung der Sklaverei (Ankomah et al. 2012: 392). Im Rahmen seiner Diasporapolitik ermöglichte Rawlings das Right of Abode und leitete die Doppelte Staatsangehörigkeit durch die Verfassungsänderung 1996 in die Wege (Essien 2008: 154; Kleist 2011: 9). Des Weiteren setzte sich Rawlings dafür ein, dass den Rückkehrer_innen aus der Diaspora durch die Chiefs Land zur Verfügung gestellt wird (Essien 2008: 154). 147

Rawlings Ansätze wurden unter Kufour weitergeführt. Darüber hinaus wurden die Maßnahmen unter Kufuor erweitert, in dessen Folge das „Ministerium für Tourismus und Modernisierung der Hauptstadt“ in Ministerium für Tourismus und Diasporabeziehungen umbenannt wurde. Zudem begann 2005 in Kufuors Legislaturperiode das sogenannte Joseph-Project , das ebenfalls auf die alte Diaspora zielte. Der Name des Projekts „Joseph“ geht auf die biblische Geschichte zurück, in der Joseph von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft wird (Genesis 37, 25-28). Es ist ein Sinnbild für die Verschleppung von Afrikaner_innen in die Sklaverei. Das Projekt ist zu verstehen als eine Einladung Ghanas an die Nach- fahren der Sklav_innen, sich ihrer alten Heimat anzunähern (Kleist 2013: 291). Die zugrunde liegende Idee war, dass alle aus Afrika stammenden Menschen zumindest einmal im Leben eine Reise zu ihren Wurzeln unternehmen sollen (Africa Unlimited 2015). Das Projekt wurde vom damaligen Ministerium für Tourismus und Diasporabeziehungen durchgeführt. Das Ministerium sehe es als Erfolg, da es viele Reisen nach Ghana angeregt habe (Alhassan 2010: 61). Es wird geschätzt, dass jährlich ca. 10.000 Afro- Amerikaner_innen Ghana besuchen (Reed 2013: 524). Damit macht diese Gruppe ca. 60 Prozent der Besucher_innen Ghanas aus. Laut Awumbila hat das Joseph-Projekt zudem dazu geführt, dass einige Afroamerikaner_innen Eigentum in Ghana erworben haben, allen voran prominente Persönlichkeiten wie Stevie Wonder und Rita Marley. Awumbila macht darauf aufmerksam, dass die persönliche Initia- tive zum Projekt auf den damaligen Minister für Tourismus (und Diasporabeziehungen) Jake Obetsebi- Lamptey, der eine Zeit lang in Großbritannien gelebt habe, zurückgehe (GW1-20130704; siehe auch Africa Unlimited 2015).

5.2 Die Polity-Dimension: Hohe Relevanz von Transitions- und Demokratisierungs- prozessen für ghanaische Diasporapolitik Der Polity -Begriff beschreibt unter anderem den strukturellen Rahmen, in dem die Diasporapolitik ein- gebunden ist, umfasst aber ebenso normative Rahmenbedingungen. In Ghana spielen normative Fak- toren, die eine Basis für Diasporapolitik bilden, eine erkennbare Rolle. Darüber hinaus setzt die Demo- kratisierung den Rahmen für Diasporapolitik. Diese Faktoren werden im Folgenden im Hinblick auf ihre Wirkungen für das Politikfeld Diasporapolitik erörtert. Denn es gibt deutliche zeitliche Parallelen zwi- schen der Demokratisierung des Landes und dem Einsetzen einer aktiveren Diasporapolitik. Der histo- rische Abriss demonstriert, wie sich Ghanas Diasporapolitik parallel zur Demokratisierung des Landes entwickelt. Deshalb wird, nachdem die anfängliche normative sowie verfassungsrechtliche Basis kon- zise dargelegt wurde, anschließend der Demokratisierungsprozess anhand des Indikators Präsident- schaftswahlen nachgezeichnet, bevor der Zusammenhang mit der jeweiligen Diasporapolitik aufge- zeigt wird (zum Parlament siehe Kapitel 5.3.1.4). 148

Die normativen panafrikanistischen Ideen Nkrumahs und Rawlings spielen eine Rolle in Ghanas Diasporapolitik (siehe Kapitel 3.3.2). Die panafrikanistische Idee impliziert, dass auch Personen afrika- nischen Ursprungs im Ausland – die alte Diaspora – zu Ghana gehören. In Ghanas Selbstverständnis als Nation sind somit ganz selbstverständlich Personen außerhalb des nationalen Territoriums inbegriffen. Entsprechend stellt für Kleist (2013: 288) der Panafrikanismus eine Vorstufe für die neueren Ansätze der Diasporamobilisierung seit Kufuor dar. In diesem Sinn sind Kufuors Ansätze, die auf die Diaspora zielen, eine Fortführung der auf dem Panafrikanismus fußenden Ansätze. Ghana zeigt eine grundsätz- lich offene Haltung gegenüber Migration und Migrant_innen - im Gegensatz zu Kamerun (s. Kapitel 4, insbesondere 4.3.2). Dies wurde bereits in der Verfassung von 1992 deutlich, die Emigration ermög- licht, indem sie es allen Ghanaer_innen freistellt, Ghana zu verlassen (Kapitel fünf, Paragraf 21, Absatz 1g). Hierbei orientiert sich die Verfassung in ihren Ausführungen zur Emigration an Artikel 13 der All- gemeinen Erklärung der Menschenrechte. 137 Das Auslandswahlrecht basiert ebenfalls auf der Verfas- sung, wenngleich die Verfassung angepasst werden musste, um die Doppelte Staatsangehörigkeit zu ermöglichen (siehe dazu ausführlich Kapitel 5.3.2 und 5.3.3).

Der Demokratisierungsprozess, der in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre einsetzte, fand mit der Ver- fassung 1992 und der damit verbundenen Einführung des Mehrparteiensystems einen ersten Höhe- punkt.138 Eine bei den Wahlen seither zu verzeichnende hohe Wahlbeteiligung von um die 80 Prozent verdeutliche das Vertrauen der Bürger_innen in Ghanas Wahlsystem (Bertelsmann Stiftung 2012: 8). 139 Zwar boykottierten die wichtigsten Oppositionsparteien die Parlamentswahlen 1992, so dass Ghana trotz Wahlen zunächst de facto ein Einparteienstaat blieb. Seit den Wahlen 1996 jedoch, bei denen sich auch andere gewichtige Parteien, insbesondere die New Patriotic Party (NPP), zur Wahl stellten, hat sich ein stabiles Zwei-Parteien-System entwickelt, mit dem von Rawlings gegründeten National Democratic Congress (NDC) und der NPP. Die Wahlen werden sehr knapp zwischen den beiden Par- teien entschieden, was die folgende Tabelle verdeutlicht (siehe Abbildung 12). Bei den Stichwahlen im zweiten Wahlgang 2008 hatte Atta-Mills lediglich 40.000 Stimmen Vorsprung gehabt, der ihm den Sieg sicherte (Sithole 2012).

137 Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte garantiert das Recht jedes Menschen auf Mobilität — sowohl innerhalb des Staatsgebiets (Freizügigkeit) wie auch über die Staatsgrenze hinaus (Auswanderung), einschließlich des Rechts der Ausgewanderten, in das Heimatland zurückzukehren.

138 Für die Parlamentswahl gilt das Mehrheitswahlsystem. Zeitgleich mit dieser finden die Präsidentschaftswah- len statt (Anfang Dezember), in welchen der Präsident, die Präsidentin, direkt gewählt wird. Erreicht kein_e Kan- didat_in eine Mehrheit von über 50 Prozent, findet nach drei Wochen eine Stichwahl zwischen den beiden Erst- platzierten statt.

139 Wobei die Wahlbeteiligung bei den Wahlen 2016 überraschenderweise auf 68 Prozent gesunken ist (Bertels- mann Stiftung 2018a: 11). 149

1. Wahlgang 2. Wahlgang

NDC NPP NDC NPP

1996 Jerry Rawlings John Agyekum Kufour - - 57,40 % 39,61%

2000 John Atta Mills John Agyekum Kufour John Atta Mills John Agyekum Kufour 44,80% 48,40% 43,10% 56,90 %

2004 John Atta Mills John Agyekum Kufour - - 44,64% 52,45%

2008 John Atta Mills Nana Addo Dankwa Akufo- John Atta Mills Nana Addo Dankwa 47,92% Addo 50,23% Akufo-Addo 49,13% 49,77%

2012 John Dramani Ma- Nana Addo Dankwa Akufo- - - hama Addo 50,63% 47,81%

2016 John Dramani Ma- Nana Addo Dankwa Akufo- - - hama Addo 44,40% 53,80%

Abbildung 12 Wahlergebnisse in Ghana (1996-2016) (eigene Darstellung)

Bei den Wahlen 1996 zeichneten sich ethnische Wahlmuster ab: Die Ewe der Voltaregion wählten hauptsächlich Rawlings‘ NDC und die Akangruppen die NPP (Gyimah-Boadi/Debrah 2008: 148; STAR Ghana 2011: 28). 140 Diese Muster lösen sich jedoch sukzessive auf. Wenngleich die Wahlen mittler- weile als frei und fair gelten sowie ethnische Wahlmuster nicht ausreichen, um das Wahlergebnis zu erklären, spielen bei Wahlen weiterhin Klientelismus und persönliche Netzwerke eine erhebliche Rolle (Awal/Paller 2016: 2). Die Kosten für diese Netzwerke steigen, je kompetitiver der Parteienwettbewerb wird (Lindberg 2003: 131).

Nach der Einführung des Mehrparteiensystems und mit dem steigenden Parteienwettbewerb, also erst zu Ende Rawlings‘ Regierungszeit (1992 bis 2000), begannen – abgesehen von den auf die alte Diaspora zielenden Ansätzen Nkrumahs – diasporapolitische Initiativen. Erst mit der Öffnung des poli- tischen Systems und der Einführung des Mehrparteiensystems begann Rawlings auf die Mitglieder der alten Diaspora und auf Ghanaer_innen im Ausland zuzugehen. Insgesamt war Rawlings Diasporapolitik

140 Ghana ist ein multiethnischer Staat, wobei die Akan-Gruppen, hauptsächlich im südlichen Teil des Landes ansässig, ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ausmachen (Bergstresser 2016; STAR Ghana 2011: 12). Weitere größere Bevölkerungsgruppen sind die Mole-Dagbani (16,5 Prozent) im Norden des Landes und die Ewe (12,7 Prozent) im Osten an der togolesischen Grenze (Agyeman 2008: 78). 150 jedoch vergleichsweise wenig aktiv, was sich unter Kufuor grundlegend änderte. Die diasporapoliti- schen Maßnahmen setzen überwiegend unter Kufuors NPP-Regierung ab 2001 ein – nach dem ersten demokratischen Machtwechsel 2000 (siehe dazu Kapitel 5.2).

Die aktive Diasporapolitik Kufuors und Akufo-Addos Vergabe von Führungspositionen an Ghanaer_in- nen aus der Diaspora können als Hinweise auf die Erweiterung der Patronage-Netzwerke auf Gha- naer_innen im Ausland gesehen werden, die mit diasporapolitischen Maßnahmen aufrechterhalten werden sollen. Beim Wahlkampf der NPP bei den 2000er Wahlen seien Parteimitglieder ins Ausland gereist, um dort den Wahlkampf zu unterstützen (Lindberg 2003: 133). Die Verbindung zwischen der NPP und der Diaspora liefert einen Hinweis für die aktive Diasporapolitik der NPP-Regierung unter Kufuor. Hierbei spielen ethnische Strukturen eine bedeutende Rolle: Die NPP wird hauptsächlich von der Gruppe der Akan unterstützt, der Gruppe, die in der Diaspora die Mehrheit bilden . Die NDC-Regie- rung, die nach Kufuors NPP 2008 an die Macht kam, war weitaus weniger aktiv im Bereich Diasporapo- litik als ihre Vorgänger, so dass die Diasporapolitik wieder an Bedeutung verlor. In Anbetracht dessen, dass die NDC überwiegend im Norden Ghanas Unterstützer_innen hat und diese Gruppe in der Diaspora zahlenmäßig nicht so stark ist wie die Gruppe der Akan, erscheinen die Möglichkeiten – und der eventuelle Nutzen durch eine Vergrößerung der Wählerschaft – für die NDC Netzwerke unter den Ghanaer_innen im Ausland aufzubauen, bedeutend geringer. Nach 2008 wurden allerdings diaspora- politische Maßnahmen in Kooperation mit der IOM initiiert, deren Ownership vermutlich nicht bei der Regierung liegt, sondern bei der IOM. Das auffällig starke Engagement der IOM lässt sich auf die be- deutende Rolle internationaler Akteure und Geber in Ghanas politischem System zurückführen (siehe Kapitel 5.3.1.5). Externe Geber haben laut Abdulai und Crawford (2010: 49) starken Einfluss auf Ghanas politische Entscheidungen.

Ein erneuter Wandel in Ghanas Diasporapolitik ist nach dem Machtwechsel 2016 festzustellen: Die neue NPP-Regierung unter Nana Addo Dankwa Akufo-Addo war bereits im ersten Regierungsjahr auf- fällig aktiv im Hinblick auf die Diaspora. Dies erhärtet den Verdacht, dass die Diasporapolitik vom Par- teienwettbewerb wesentlich beeinflusst wird, insbesondere wenn hinzugezogen wird, dass die NPP stärkere Verbindungen zur Diaspora aufweist (siehe dazu ausführlicher Kapitel 5.3.1.2).

Neopatrimoniale Strukturen bestehen trotz des vorangeschrittenen Demokratisierungsprozesses wei- terhin fort. Patronagenetzwerke haben ebenfalls weiterhin relevante Bedeutung. Vor diesem Hinter- grund ergibt sich die folgende Beziehung zwischen der Demokratisierung Ghanas und der Diasporapo- litik: Im Parteienwettbewerb sind Ghanaer_innen im Ausland zur Ressource geworden, auf die Netz- werke ausgeweitet werden – auch um sie als Wähler_innen zu gewinnen. 151

Eine gesteigerte Bedeutung gewannen Ghanaer_innen im Ausland des Weiteren dadurch, dass die Par- tizipation im Rahmen der Transition der Bevölkerung und Zivilgesellschaft an politischen Entscheidun- gen zur Norm geworden ist. Ghanaer_innen im Ausland werden ganz selbstverständlich an diesen Pro- zessen beteiligt (GM6-20130614: 57). Die Beteiligung der Diaspora an politischen Prozessen, u. a. der Verfassungsrevision und der Formulierung von Armutsbekämpfungsstrategien, verdeutlicht, dass sich durch Demokratisierungsprozesse Möglichkeiten der Partizipation geöffnet haben.

Neben der Demokratisierung beeinflusst die Liberalisierung des Landes Ghanas Diasporapolitik: Gha- nas politische Orientierung setzt zunehmend auf private Beiträge und familiäre Verpflichtungen, wo- runter Rücküberweisungen fallen. Entwicklung werde, im liberalisierten Verständnis, angekurbelt durch einen unternehmerischen Geist und Selbsthilfeaktivitäten (Kleist 2011: 12; Mohan 2008: 467; Owusu-Ansah 2010). Hierbei wird nicht-staatlichen Akteuren eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil, zu welchen die Diaspora gehört. Migrationspolitik, somit auch Diasporapolitik, müssen laut Kleist (2011: 12) im Zusammenhang mit Privatisierung und der steigenden Bedeutung zivilgesellschaftlicher sowie nicht-staatlicher Akteure gesehen werden. Wirtschaftliche Liberalisierung, die stärker mit der NPP als mit der NDC in Verbindung gebracht wird (siehe unten Kapitel 5.3.1.2), gibt der Diasporapolitik Auf- schwung, da sie den Fokus stärker auf die ökonomischen Beiträge der Bürger_innen im Ausland lenkt.

5.3 Politics – beteiligte Akteure und ihre Auseinandersetzung im Politikfeld Der Demokratisierungsprozess hat dazu geführt, dass sich das Verhältnis zwischen Ghanaer_innen im Ausland und der Regierung sukzessive verbesserte (Kleist 2011: 9f.). Im Vergleich zu anderen Diaspo- ragruppen aus Subsahara-Afrika sind die Beziehungen zwischen den ghanaischen Migrant_innen-Ge- meinschaften und der Regierung insgesamt als verhältnismäßig gut und vertrauensvoll zu bezeichnen (Sieveking/Fauser 2009: 49). Insbesondere in Ghanas demokratischem Parteiwettbewerb ist die Diaspora zur Ressource geworden, die es zu erschließen gilt, weshalb die beiden bedeutendsten Par- teien – NPP und NDC – zentrale Akteure im Politikfeld sind. Ghanas politische Gesellschaft ist transna- tional stark vernetzt. Besonders deutlich wird das am Anteil der Rückkehrer_innen in Ghanas politi- schen System, die in den politischen Parteien ebenfalls aktiv sind, so dass sie eine gewichtige Rolle im Politikfeld spielen. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Einfluss der Auslandsbürger_innen auf das politische System in Ghana durch diese Verbindungen sukzessive gewachsen ist. Die Diaspora ist eine Größe, die aus Ghanas politischer Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken ist. Die Partizipati- onsräume, die im Rahmen der Demokratisierung entstanden sind, haben dazu geführt, dass die Diaspora als Teil der Zivilgesellschaft an politischen Prozessen beteiligt wird und entsprechend Einfluss ausübt. Den im Rahmen der politischen Öffnung entstandenen Raum für Partizipation zivilgesellschaft- licher Akteure, konnte insbesondere das Centre for Migration Studies (CMS) für sich nutzen. Die Rolle, 152 die das CMS im Politikfeld spielt bzw. die Einflussmöglichkeiten, die es hat, wurden besonders bei der Mitgestaltung der Migrationsstrategie deutlich. Gerade die Initiierung zahlreicher diasporapolitischer Maßnahmen macht darüber hinaus deutlich, welch bedeutende Rolle die IOM spielt.

Im Folgenden werden die Rollen und, anhand dessen, die Interessen der relevanten Akteure im Poli- tikfeld Diasporapolitik behandelt. Zu den relevanten Akteuren im Politikfeld Diasporapolitik gehören die Regierung(-en) Ghanas, die Parteien, das administrative System, das Parlament und Zivilgesell- schaft, die Regierungen der Aufnahmestaaten, die Diaspora selbst sowie Rückkehrer_innen. Anschlie- ßend wird anhand der Auseinandersetzung um die Doppelte Staatsangehörigkeit die Rolle der Akteure behandelt (5.3.2), bevor sie auf der Folie der Auseinandersetzung um das Auslandswahlrecht weiter vertieft wird (5.3.3).

5.3 .1 Rolle der Akteure im Politikfeld in Ghana und ihre Interessen 5.3.1.1 Die ghanaische Regierung Die Interessen der Regierungen Ghanas hinter der Diasporapolitik können in drei Kategorien unterteilt werden: idealistische Motive, ökonomische sowie politische Interessen. Hierbei überlappen ökonomi- sche und politische Interessen, in denen sich auch neopatrimoniale Elemente widerspiegeln.

Die idealistischen Motive in Ghanas Diasporapolitik haben sich sukzessive verändert. Nach der Unab- hängigkeit unter Nkrumah, fußten diasporapolitische Maßnahmen, die auf die alte Diaspora zielten, auf der Idee Panafrikanismus, die alle afrikanischstämmigen Menschen als Einheit begreift. Nach dem Sturz Nkrumahs 1966, verlor der Panafrikanismus als ideologische Basis an Bedeutung, was sich erst in Rawlings Regierungszeit wieder änderte. Rawlings, ebenfalls Panafrikanist, setzte an Nkrumahs Ideen an (Kleist 2013: 289). Allerdings setzte Rawlings insbesondere im Tourismussektor, der Mitglieder der Diaspora nach Ghana zurückbringen sollte, neue Schwerpunkte. Darüber hinaus waren Rawlings´ An- sätze des Panafrikanismus weniger politisch, als das noch bei Nkrumah der Fall war, und stärker durch neoliberale Ideen beeinflusst (Kleist 2013: 290). Kufuor baute auf Rawlings apolitischeren, eher neoli- beralen Ideen auf (Kleist 2013: 288). In einer neoliberalen Perspektive unter Kufuor wurden Gha- naer_innen im Ausland, ganz in der Linie internationaler Diskurse, zu Entwicklungsagenten (Kleist 2013: 287). Unter Kufour stiegen – mit dem Vorzeichen Liberalisierung – die Bedeutung privater un- ternehmerischer Aktivitäten (Owusu-Ansah 2010; Resnick 2016: 18; STAR Ghana 2011: 39). Die Diasporapolitik mit der Förderung der Diaspora reihte sich in dieses Konzept ein (siehe Kapitel 5.2).

Für alle Regierungen spielen in der Diasporapolitik ökonomische Interessen eine primäre Rolle. Zu- nächst könnten auf die alte Diaspora zielende Maßnahmen den Eindruck erwecken, als seien sie aus- 153 schließlich idealistisch motiviert. Selbstverständlich sollten die auf die alte Diaspora zielenden Maß- nahmen unter Nkrumah und Rawlings durch den Diasporatourismus Investment in Ghana steigern, so dass finanzielle sowie intellektuelle Ressourcen der Afroamerikaner_innen für Ghanas Entwicklung mobilisiert werden (vgl. dazu Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 125; Essien 2008: 154; Williams 2015: 371). Durch das unter Kufuor initiierte Joseph-Projekt, das Investitionen und dauerhafte Aufenthalte in Ghana fördern sollte, sollte ebenfalls Interesse an Ghana geweckt werden (GW1-20130704: 22-35). Den Maßnahmen, die auf die alte Diaspora zielen, liegen ökonomische Interessen zugrunde (Kleist 2013: 292). Insbesondere die Steigerung von Rücküberweisungen Ende der 1990er Jahre und Investi- tionen von Mitgliedern der Diaspora haben das Interesse an den Bürger_innen im Ausland gesteigert. Dieses primäre Interesse begründete die diasporapolitischen Ansätze unter Kufuor (GWR1-20130603: 32; Kleist 2011: 9; GP4-20130606: 3). Beginnend 2007/2008 gibt es in mehrfacher Hinsicht einen Zu- sammenhang mit der Weltwirtschaftskrise und der wirtschaftlichen Situation in Ghana: Zum einen wa- ren ghanaische Bürger_innen im Ausland von der Krise ebenfalls betroffen, weshalb Rücküberweisun- gen gesunken sind (Mills im Interview mit Boulden 2009). Zum anderen gehen Regierungsakteure da- von aus, dass internationale Zuflüsse nach Ghana aufgrund der Krise und des erlangten Middle-Income Status sinken, so dass Rücküberweisungen eine höhere Bedeutung zukommt (Ghanaian Diaspora En- gagement in Washington 2015; Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration - Diaspora Affairs Bureau o.J.). 141 Die Diaspora könne durch ihre Beiträge zur Entwicklung die Abhängigkeit von anderen internationalen Zuflüssen, insbesondere Mitteln der Entwicklungshilfe, verringern (Ghanaian Diaspora Engagement in Washington 2015).

Die politischen Interessen hinter der Diasporapolitik hängen davon ab, welche Partei die Regierung bildet. Insbesondere mit Kufuors aktiver Diasporapolitik und seiner Partei NPP werden politische Inte- ressen verbunden, auf die im nächsten Abschnitt ausführlich eingegangen wird (Kapitel 5.3.1.2). Hin- gegen wird der NDC unterstellt, ein geringeres Interesse an der Diaspora zu haben (GR1-20130513: 2- 11; GWR1-20130603: 21-26), was sich in der weniger aktiven Diasporapolitik äußern würde. Zu Beginn der Legislatur Rawlings‘ stand die Regierung Ghanaer_innen im Ausland skeptisch gegenüber (Kleist 2011: 9; Nieswand 2011: 412; Mohan 2006: 11; Vezzoli/Lacroix 2010: 22). Unter anderem beantragten viele der in den 1980er Jahren migrierten Ghanaer_innen politisches Asyl im Ausland, z.B. auch in Deutschland (Kleist 2011: 9; Nieswand 2011: 413; Schmelz 2009: 18, siehe auch Kapitel 3.3.2). Neben

141 Als Konsequenz des Middle Income Status ist seit 2011 der Zufluss an Mitteln der Entwicklungszusammenar- beit gesunken (UNDP Ghana/Republic of Ghana 2015: 64). Ghanas Entwicklung ist dennoch geberabhängig (Awumbila et al. 2011: 3). Im Diasporakonzeptpapier des Außenministeriums und des DAB (o.J.: 4) wird das Zu- sammenspiel zwischen Geberzuflüssen und Diasporapolitik aufgegriffen. Die ghanaische Diaspora soll dazu ge- nutzt werden die Geberabhängigkeit zu verringern. Entsprechend des Rückgangs der Entwicklungshilfe, so das Papier, rückt die Diaspora als Ressource stärker in den Fokus, um die nötige Höhe an Geberunabhängigkeit hin- sichtlich der Entwicklungshilfe zu kompensieren. 154 dem einsetzenden Prozess der Demokratisierung, legt diese Betrachtung nahe, dass die ghanaische Regierung unter Rawlings annahm, viele Migrant_innen seien entweder Unterstützer_innen der Op- position, oder zumindest keine Unterstützer_innen der Regierung. In der demokratisch legitimierten Phase von Rawlings’ Regierung in den 1990er Jahren (seit 1992 mit der NDC) wird eine andere Bewer- tung von Migration und der Diaspora sichtbar: Regierungsvertreter_innen betonten seither, dass Mig- rant_innen eine Ressource für die Entwicklung des Landes seien. Die Betonung der Bedeutung der Migrant_innen für die Entwicklung Ghanas deuten Gloria Bob-Milliar und George Bob-Milliar (2014: 126) als Versuch Rawlings, sich mit den Mitgliedern der Diaspora zu versöhnen. Darüber hinaus ver- deutlichen sie, dass die Verbindungen, die Rawlings mit der afroamerikanischen Diaspora aufgebaut hatte, dazu dienen sollten, internationale Unterstützung zu generieren, sollte es nach einer Abwahl zu einer juristischen Untersuchung wegen der begangenen Menschenrechtsverletzungen während seiner Regierungszeit kommen. Ghanaische Migrant_innen bildeten jedoch eine politische Lobby, die erst- malig durch Kufuors Politik und seit 2016 durch Akufo-Addo in einem höheren Maß angesprochen wurde – jeweils unter der Flagge der NPP (Mohan 2008: 466).

5.3.1.2 Parteien - NDC und NPP Ghanas Parteien spielen in zweifacher Hinsicht eine relevante Rolle im Politikfeld. Zum einen haben NPP und NDC Parteiableger im Ausland, durch die Ghanaer_innen im Ausland das politische Gesche- hen beeinflussen; zum anderen gibt es zwischen NDC und NPP Unterschiede hinsichtlich der Diasporapolitik. Wie bereits wiederholt aufgezeigt, ist die NPP aktiver im Hinblick auf Diasporapolitik. Bevor jedoch auf die doppelte Funktion der Parteien und ihrer Auslandsbranchen eingegangen wird, müssen Erläuterungen zu den beiden Parteien vorangestellt werden.

Die NPP weist eine liberal-konservative Prägung auf, die auf die Gründungsväter J.B. Danquah und Kofi A. Busia zurückgeht (Elischer 2013: 165). Die NDC beruft sich zwar auf Kwame Nkrumah als ideologi- sches Vorbild, basiert ihre Programmatik jedoch stark auf den politischen Visionen ihres Gründers Jerry Rawlings. Mittlerweile lässt sich die NDC der Sozialdemokratie zuordnen. Die Prägung der Parteien liefert jedoch kein Kriterium zur präzisen Bestimmung ihrer politischen Ideologie; ideologische Unter- schiede sind trotz dieser verschiedenen Prägungen nicht stark ausgebildet (Gyimah-Boadi/Debrah 2008: 150). Über lange Zeit war für die NDC ihre eigene Vergangenheit belastend gewesen; zum einen war die Partei aus einer Militärdiktatur entstanden (Elischer 2009), zum anderen war ein Personenkult um Rawlings in der NDC lange Zeit vorherrschend gewesen (Elischer 2013). Wenngleich beide Parteien ethnisch-regionale Basen haben (die NDC in der Volta-Region, insbesondere bei der Gruppe der Ewe und im Norden; die NPP bei der Gruppe der Akan), gelingt es beiden Parteien jenseits ihrer traditionel- 155 len Hochburgen, Unterstützung zu generieren (Elischer 2009; Gyimah-Boadi/Debrah 2008: 147). Eth- nische Wahlmuster reichen mittlerweile nicht mehr aus, um das Verhalten von Ghanas Wähler_innen sowie andere Unterstützungsstrukturen für Parteien zu erklären (Asante/Gyimah-Boadi 2004: 35; A- wal/Paller 2016: 2; Elischer 2013).

Seit der Einführung des Mehrparteiensystems 1992 finden sich Ableger der beiden ghanaischen Par- teien im Ausland. 142 Insbesondere in Großbritannien und den USA sind, aufgrund der Anzahl ghanai- scher Migrant_innen und der verfügbaren Ressourcen, die Auslandsstellen der Parteien sehr aktiv. Die Mitglieder der Diaspora haben über die Auslandsstellen der Parteien direkten Einfluss auf die partei- politische Situation in Ghana. Sie entscheiden mit über die Nominierungen für Partei- und Abgeordne- tenposten (Nilsson 2011 37; GP4-20130606: 47-55) oder nehmen sogar selbst wichtige Posten in den Parteien ein (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 127). Demokratische Strukturen innerhalb der Parteien sind allerdings nicht stark entwickelt, was den Einfluss der einzelnen Parteimitglieder und somit den der Ghanaer_innen im Ausland insgesamt begrenzt (Ayee 2008: 189; Gyimah-Boadi/Debrah 2008: 145). Vielmehr sind in den Parteien Patronagenetzwerke erkennbar (Gyimah-Boadi/Debrah 2008: 153). Es ist davon auszugehen, dass sich diese auch in die Auslandsposten der Parteien erstrecken.

Mitglieder der Diaspora unterstützen die Parteien in materieller, insbesondere finanzieller, Hinsicht (NPP Germany 2012; Owusu Nsiah 2015; STAR-Ghana 2011: 60). Die Parteien legen ihre Finanzen al- lerdings nicht offen, so dass nicht ersichtlich ist, um welche Summen es sich handelt (Ayee 2008: 188; Gyimah-Boadi/Debrah 2008: 151; Mohan 2008: 469). Die gesetzlichen Regelungen im dritten Teil des Political Parties Law von 2000 verbieten Parteispenden, die nicht von ghanaischen Bürger_innen ent- richtet werden. Laut einem ghanaischen Botschaftsvertreter in Deutschland dürfen Parteien keine Spenden aus dem Ausland annehmen (GM2-20140409: 22; siehe auch Owusu Nsiah 2015). Die Aus- landsstellen der Parteien unterstützen den Wahlkampf nicht nur in logistischer sondern auch in finan- zieller Hinsicht (Anane-Gyinde 2010; Mohan 2008: 469; NDC Germany 2012; NPP Germany 2012; 2012a). Darüber hinaus werden individuelle Parlamentskandidat_innen unterstützt (Dekportor 2012). Es kandidieren Mitglieder der Diaspora, die in den Auslandsstellen der Parteien aktiv waren, um Posten in Ghana (Dekportor 2012; NPP Germany 2010). Patronagenetzwerke scheinen erkennbar und liefern eine Erklärung für die aktive Diasporapolitik der NPP unter Kufuor, die als Antwort auf die Unterstüt- zung des Wahlkampfs verstanden werden kann, oder aber anders herum, für die zahlreichen Berufun- gen von Diasporamitgliedern in Führungspositionen, die Präsident Akufo-Addo nach seiner Wahl 2016 vorgenommen habe (Osei Bonsu 2018).

142 Über die Aktivitäten der Auslandsstellen der Parteien wird insbesondere auf www.ghanaweb.com berichtet. 156

Die NPP gilt als aktiver im Hinblick auf Diasporapolitik (GR1-20130513: 2-11; GWR1-20130603: 21-26). Im Jahr 2010 verfügte die NPP zehn Niederlassungen im Ausland – in Nigeria, Botswana, den Nieder- landen, Norwegen, Deutschland, Italien, Australien, Großbritannien, den USA und Kanada (Nilsson 2011: 37). Die Niederlassung in den USA setzt sich beispielsweise aus 23 weiteren Sektionen zusam- men, wodurch das umspannende Netz, das die Parteien im Ausland bilden, verdeutlicht wird. In den im Rahmen dieser Untersuchung geführten Interviews wurde wiederholt geäußert, dass die Mehrheit der Mitglieder der Diaspora die NPP stärker als die NDC unterstütze, was der Grund sei, dass die NPP im Ausland aktiver sei (GR1-20130513: 2-11; GW1-20130704: 11; GP2-20130611; GP4-20130606: 11- 13; Mohan 2006: 11). Für diese Annahme gibt es eine Reihe von Indizien, die ebenfalls Erklärungen für die aktivere Diasporapolitik der NPP liefern:

• Zu den Gründungsidealen der NPP gehören unter anderem die Unterstützung des freien Un- ternehmertums und der Kraft privater Initiativen (Ayee 2008: 192). Dies sind neoliberale Ideen, auf denen die Förderung der Diaspora fußt (siehe Kapitel 5.2).

• Es wird ein Zusammenhang zwischen den Mitgliedern und den Funktionären der NPP herge- stellt: Die Funktionäre verfügen selbst bemerkenswert häufig über Auslandserfahrung, was in der Zusammensetzung des Parlaments besonders deutlich wird, wie im weiteren Verlauf kon- kret aufgezeigt wird (GWR1-20130603) (siehe auch Kapitel 5.3.1.4). Laut Mohan (2008: 469) waren an der Gründung der NPP sogar Ghanaer_innen im Ausland beteiligt. Nach 2000, dem Regierungsantritt der NPP, seien viele Ghanaer_innen aus dem Ausland zurückgekehrt und übernahmen Regierungsposten, was die Verbindung der NPP mit Ghanaer_innen im Ausland stärkt (GIOGD1-20120620: 10).

• Eine eigens für diese Untersuchung durchgeführte Auswertung der Zusammensetzung des Par- laments ergibt, dass der Anteil der Mitglieder des Parlaments (MP) der NPP mit Auslandser- fahrung größer ist als der Anteil der NDC-Parlamentarier_innen (im Folgenden als Diaspora- MP bezeichnet; zur Analyse des Parlaments siehe Abbildung 13):

157

2004 2008 2012 2016 (80% der MP sind (99% der MP sind (99% der MP sind (alle MP sind erfasst) 143 erfasst) erfasst) erfasst) 32% 40% 38% 39% Anteil der Diaspora-MP am gesamten Parlament NDC NPP NDC NPP NDC NPP NDC NPP 10% 21% 14% 24% 18% 19% 22% 24% Anteil der Diaspora-MP 38% 50% 43% 38% der NPP Anteil der Diaspora-MP 25% 30% 33% 40% der NDC Abbildung 13 Diaspora-MP in Ghana (eigene Darstellung)

• Am deutlichsten wird der hohe Anteil der ehemaligen Diasporamitglieder in der Legislaturpe- riode 2008: 40 Prozent aller Parlamentarier_innen haben eine signifikante Zeit im Ausland ver- bracht (beispielsweise zu Studienzwecken). Fast ein Viertel aller Parlamentarier_innen stellt die Gruppe der MP, die zur NPP gehören und in der Diaspora gelebt haben. Die Hälfte aller Abgeordneten der NPP waren selbst einst Mitglieder der Diaspora. Bei den MP der NDC sind es immerhin 30 Prozent. 2016 ist der Anteil der NDC-Abgeordneten, die im Ausland gelebt haben, allerdings auf 40 Prozent gewachsen und liegt damit erstmalig höher als der Anteil der NPP Abgeordneten (38 Prozent).

• In den Manifestos der NPP und der NDC (zwischen 2000 und 2016) gibt es deutliche Unter- schiede hinsichtlich der Bürger_innen im Ausland: Während bereits im NPP-Wahlprogramm von 2000 Ghanaer_innen im Ausland Erwähnung finden und der Raum, den sie in den Mani- festos 2004, 2008 und 2012 sowie 2016 einnehmen, sich sukzessive steigert, verhält es sich in den Parteiprogrammen der NDC anders; hier werden Ghaner_innen im Ausland in den Mani- festos von 2000, 2004 und 2012 sowie 2016 lediglich am Rande erwähnt, ohne dass ihnen eine entsprechende Bedeutung zugesprochen wird. Im Manifesto im Wahljahr 2008 finden sie gar keine Erwähnung.

• Bei den Wahlen 2000, 2004 und 2008 stand die NDC unter dem Verdacht, Rawlings‘ Einfluss zu unterliegen (Agyeman-Duah 2008: 171; Elischer 2009: 4). Ghanaer_innen im Ausland, die durch ihre Migration Rawlings‘ Politik entkommen wollten, sympathisieren wegen des vermu- teten Einflusses Rawlings´ nicht mit der NDC (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 126). Die politische

143 Inwiefern ein MP der Diaspora zuzurechnen ist, wurde durch online-Recherche ermittelt. Als Indikator dienten längere Auslandsaufenthalte, die publik gemacht wurden, in erster Linie ausländische Bildungsabschlüsse. Auf der Seite http://ghanamps.com/mps/ sind die biografischen Daten aktueller MP einzusehen. Für die Abgeordne- ten im Jahr 2000 konnten lediglich für 52 Prozent aller MP Information eruiert werden, was nicht ausreichend ist, um valide Aussagen über die Gesamtheit der Parlamentarier_innen zu treffen. 158

Flucht der Migrant_innen bestärkt die Vermutung, dass die NPP bei den Wahlen 2000 bedeu- tende Unterstützung aus dem Ausland erhielt, weil jene sich ein Ende der Ära Rawlings wünschten. Laut Gloria Bob-Milliar und George Bob-Milliar (2014: 126) konnte die NPP bei den Wahlen 2000 u. a. finanzielle Mittel der Diaspora für sich generieren.

• Der NPP wird zugeschreiben, elitärer zusammengesetzt zu sein als die NDC (GMR1-20130516: 15-17); ein Image, das die NDC füttert, indem sie sich als eine Partei der durchschnittlichen Bevölkerung präsentiert (Elischer 2013: 173). Laut einem Mitglied der NDC setzen sich die Mit- glieder der NPP im Ausland mehrheitlich aus hochqualifizierten Personen, u. a. aus Ärzt_innen und Anwält_innen, zusammen (GR1-20130513). Deshalb seien mehr Ressourcen (sowohl im Sinn von Human Ressources als auch finanziell) den Anhänger_innen der NPP als der NDC im Ausland eigen, so dass aufgrund dessen die Auslandsaktivitäten der NPP stärker als der NDC seien.

• Ethnische Wahlmuster werden dazu genutzt, die stärkere Verbindung der NPP mit der Diaspora zu erklären: Insbesondere bei den Wahlen 2000 wurde die NPP von den Akan unter- stützt der Gruppe, aus der sich die Diaspora hauptsächlich zusammensetze (Bob-Milliar/Bob- Milliar 2014: 126; GP3-20130530: 21-27; GP4-20130606: 11-13).

Die hier aufgezählten Faktoren und die daraus resultierende Nähe der NPP zu Ghanaer_innen im Aus- land können als Basis für die aktive Diasporapolitik der NPP gewertet werden. Inwiefern Unterstützung der NPP aus dem Ausland zu Gute kommt, kann nicht präzise bestimmt werden. Um eine nähere Be- trachtung anzustellen, wäre es nötig, die Finanzflüsse der Auslandsstellen einzusehen. Dennoch ist er- sichtlich, dass die NPP Unterstützung aus dem Ausland erhält, die politische Züge aufweist, indem ein, wenngleich begrenzter, auf parteipolitische Entscheidungen und personelle Auswahl für Funktionäre wirkender Einfluss aus dem Ausland ausgeübt wird. Dieses Kapital aus dem Ausland erscheint seitens der NPP stärker erschlossen zu sein gegenüber der NDC, wie die höhere Anzahl der Auslandsstellen deutlich macht. Hierbei profitiert die NPP sowohl von sich auf das Ausland nachteilig auswirkenden Erbe Rawlings´, als auch dem Anteil ihrer Unterstützer_innen, der Akan, im Ausland. Aufgrund dessen liegt es nahe, dass ein bedeutend größeres Interesse für die NPP besteht, aktive Diasporapolitik zu betreiben, um politische Unterstützung - finanzieller Art und durch personelle Ressourcen – zu gene- rieren. Die Verbindungen ins Ausland aufgrund der Aufenthalte, die sich in der Zusammensetzung des Parlaments nachzeichnen lassen, deuten den Grad der Vernetzung ins Ausland an, bei der sich eine klare Tendenz zeigt: Die Vernetzung der Eliten mit dem Ausland, die hauptsächlich auf das Studium im Ausland zurückgeführt werden kann, sind mittlerweile ausgewogen. Wie sich das in der zukünftigen Diasporapolitik widerspiegelt, bleibt abzuwarten. 159

5.3.1.3 Administrative System in Ghana Im Hinblick auf die Politikformulierung, spielen die Institutionen des administrativen Systems im Poli- tikfeld Diasporapolitik eine marginale Rolle. Dagegen sind sie bei der konkreten Ausgestaltung und Umsetzung diasporapolitischer Maßnahmen umso bedeutender. Insgesamt besteht eine Diskrepanz zwischen den erklärten Absichten der Regierungen und der Realisierung der Maßnahmen (Kleist 2011: 15). Hierbei zeigt sich, dass die Umsetzung und Sichtbarkeit der Maßnahmen durch Unzulänglichkei- ten, die im administrativen System liegen, beeinträchtigt werden. Kleist (2011: 15) spricht in diesem Zusammenhang von einer "institutionellen Trägheit" innerhalb des politischen Systems. Diese ist nicht nur für das Politikfeld Diasporapolitik symptomatisch: Trotz der im regionalen Vergleich recht guten Regierungsführung, existieren Probleme bei der Umsetzung politischer Entscheidungen. Zudem wei- sen Ministerien und andere Behörden oftmals einen Personalmangel auf (Bertelsmann Stiftung 2018a: 26). 144 Insgesamt ist der Verwaltungsapparat aufgebläht und ineffektiv (ebd.). In den für diese Disser- tation geführten Interviews wird die Kapazität der Institutionen bemängelt: Es gebe im Hinblick auf das Know-How im Politikfeld Diasporapolitik deutliche Defizite (GM7-20130523: 25-30). Obwohl sich die Umsetzung diasporapolitischer Maßnahmen in den letzten Jahren sukzessive gebessert hat, berichten Akteure aus dem Politikfeld Diasporapolitik weiterhin von unzureichender Kapazität für die Implemen- tierung (GW1-20130704: 43). Gründe werden zum einen in einem unzureichenden Verständnis von Migrationsprozessen, zum anderen in der unzureichenden Finanzierung der Maßnahmen gesehen (GW1-20130704: 43). Die staatlichen Kapazitäten in Ghana sind hinsichtlich technischer und personel- ler Ressourcen schwach entwickelt (GM6-20130614: 119-129).

Es sind mehrere Institutionen des administrativen Systems im Feld der Diasporapolitik aktiv (ausführ- lich zur Entwicklung der Einrichtungen siehe Kapitel 5.1.1.2). Mittlerweile hat sich das Außenministe- rium – Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration – als zuständiges Ministerium für Diasporapolitik etabliert. Im Außenministerium war die DSU für die Zusammenarbeit mit den Bür- ger_innen im Ausland zuständig, bevor eine entsprechende Stelle zum Büro des Präsidenten transfe- riert worden ist. Die Arbeit der DSU, bzw. des DAB, beim Außenministerium und der Migration Unit beim Innenministerium haben sich überschnitten. Kleist (2011: 15) spricht von unterschiedlichen Agenden und sich überschneidenden Zuständigkeiten der verschiedenen Ministerien und staatlichen Institutionen. Insgesamt besteht ein Mangel an Koordination der Aktivitäten im Migrationsbereich (Kleist 2011: 14; Kleist 2013: 296; GM7-20130523: 3-13). Die Vernetzung unter den relevanten Akteu- ren scheint sich allerdings zu verbessern (GM3-20120620: 12). In im Rahmen dieser Arbeit geführten Interviews mit Akteuren der Diasporapolitik in Ghana 2013 entstand der Eindruck, dass im Zuge des

144 Laut der Bertelsmann Stiftung (2018a: 26) ist das politische System zentriert auf individuelle Stärken, Fähig- keiten sowie den Willen von hochrangiger Beamt_innen, die Implementierung im Wesentlichen beeinflussen. 160

Diaspora Engagement Project die Aufgabenverteilung klarer geworden sei und zentrale Schwierigkei- ten beseitigt würden. Eine im Rahmen dieser Untersuchung interviewte Vertreterin der NDPC nahm ebenfalls an, dass sich die Kapazität der Institutionen und die Koordination der Aktivitäten im Feld Diasporapolitik durch die Implementierung der Migrationsstrategie verbessern würden (GM6- 20130614: 129). Über eine Erhöhung der Kapazität kann keine Aussage getroffen werden, allerdings sind mit der NMP und dem Konzeptpapier zur Diasporapolitik zwei Strategien entstanden, die durch- aus eine Konkurrenzsituation zwischen dem Innen- und Außenministerium fördern. Problematisch ist, dass sich die in der NMP und im Diasporastrategie-Konzeptpapier genannten Ziele und Maßnahmen überschneiden. Die zu gründende GNCM und das DAB können in eine ungünstige Konkurrenzsituation geraten, die sich negativ auf die Implementierung diasporapolitischer Maßnahmen auswirken könnte.

Im Rahmen der Diasporapolitik spielen Botschaften eine herausragende Rolle. 145 Nieswand (2008: 8) beschreibt in seiner Studie zur ghanaischen Diaspora in Deutschland, dass die Botschaftsvertreter_in- nen in Berlin nach 2000 erheblich pro-aktiver im Hinblick auf die Diaspora waren als zuvor. Botschafts- vertreter_innen hätten ab diesem Zeitpunkt verstärkt Treffen mit Diasporamitgliedern in ganz Deutschland wahrgenommen. Eine Beobachtung, die untermauert, dass Kufuors NPP-Regierung die Diaspora-Thematik in Ghana einbrachte und zugleich die nationale Entwicklung widerspiegelt, bei de- ren Verlauf insgesamt – neben den (wiederholt genannten) Schwankungen aufgrund der verschiede- nen Regierungen – der Partizipation von Bürger_innen im Ausland sukzessive eine größere Bedeutung zuteilwird. 146 Seit 2014/2015 wurden an den Botschaften sogenannte Diaspora Desks eingerichtet, die als Verbindungsstelle zwischen dem Außenministerium und Ghanaer_innen im Ausland fungieren (Mörath 2015: 36f.). Die Botschaften organisieren Veranstaltungen zur Vernetzung mit der Diaspora (Ghanaian Diaspora Engagement in Washington 2015) und Treffen mit Vertreter_innen der Diaspora bei Auslandsbesuchen ghanaischer Regierungsvertreter_innen (GM8-20130619: 3). 147 Bei der auf die Diaspora zielenden Arbeit kooperieren die Botschaften mit Diasporaorganisationen, insbesondere den

145 Es gibt insgesamt 55 diplomatische und konsularische ghanaische Posten weltweit (Ministry of Foreign Affairs and Regional Integration 2013).

146 Zuvor war das Verhältnis zwischen Ghanaer_innen in Deutschland und der Botschaft, insbesondere während der 1980er Jahre, als es sich bei den Migrant_innen zum Großteil um Asylbewerber_innen handelte, angespannt (Nieswand 2008: 7).

147 Botschaften unternehmen eigenständige Projekte, um Kontakte mit den Migrant_innen auszubauen (Vez- zoli/Lacroix 2010: 24). Als bekanntes Beispiel kann die ghanaische Botschaft in Großbritannien genannt werden: Sie gründete die Medien-/Eventplattform „Ghana Diaspora Voice“ (GDV). GDV organisiert online Talkshows und Netzwerk-Events (an diesen nehmen Vertreter_innen ghanaischer Regierungsstellen und der ghanaischen Diaspora teil). Darüber hinaus bietet GDV unterstützende Beratung bei Engagement in Ghana an und arbeitet an der Gründung einer Ghana Union im südlichen England (Ghana Diaspora Voice o.J.). 161

Dachorganisationen, wie den Ghana Unions und den Ghana Councils . Zwischen den Dachorganisatio- nen und den Botschaften bestehen teilweise enge Verbindungen (siehe hierzu Ghanaian Diaspora 2016a). Botschaften initiieren gar die Gründung von Dachorganisationen: Auf Initiative der ghanai- schen Botschaft in Berlin wurde im Juni 2004 die Union of Ghanaian Associations in Germany (UGAG) als Dachorganisation aller ghanaischen Vereine in Deutschland gegründet (Schmelz 2009: 18). Aller- dings sind nur wenige ghanaische Vereine in Deutschland Mitglied der Vereinigung. Es entsteht das Bild, dass nur bestimmte Diasporaorganisationen und entsprechend Mitglieder der Diaspora mit den Botschaften in diesen vorgegebenen Strukturen zusammenarbeiten. Bei der Aufgabenerfüllung sehen sich die Botschaften mit einer mangelnden Kapazität konfrontiert (GWR1-20130603: 124; GM4-20120622: 20). Laut einem ghanaischen Botschaftsvertreter in Deutsch- land sei nicht die Kapazität das entscheidende Problem, sondern die mangelnde Bereitschaft der Mit- glieder der Diaspora, mit der Botschaft zusammenzuarbeiten (GM2-20140409: 18; siehe auch Kleist 2011: 6; Teye/Alhassan et al. 2017: 156). Der Kontakt zwischen den Mitgliedern der Diaspora und den Botschaften gestalte sich zeitweise schwierig (GM4-20120622). Ghanaer_innen im Ausland sind unzu- frieden mit der Arbeit der Botschaften, häufig werden die Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter bemängelt (Yahaya 2013). Laut Adotey (20140409: 22) gibt es keine Verbindungen zwischen den Botschaften und den Auslands- vertretungen der Parteien. Allerdings lässt sich ein Hinweis darauf finden, dass es durchaus Verbindun- gen gibt: Die ghanaische Botschafterin in Frankreich spendete der NDC in Ghana drei Wagen, was auf Netzwerke zwischen den Botschaften, Ghanaer_innen im Ausland und den Parteien hindeuten könnte (ghanainfrance.com 2016).

5.3.1.4 Parlament und Zivilgesellschaft Im Rahmen der Diasporapolitik spielt das Parlament in mehrfacher Hinsicht eine Rolle: Zum einen set- zen sich die Parlamentarier_innen zum großen Teil aus Rückkehrer_innen zusammen (siehe Kapitel 5.3.1.2), zum anderen unterhalten einige Parlamentarier_innen Kontakte zur Diaspora und es finden Treffen zwischen Mitgliedern der Diaspora und Parlamentarier_innen im Ausland statt (siehe beispiels- weise Ghanaian Diaspora 2016a; Nilsson 2011: 37). Des Weiteren verweisen die emotional geführten Debatten im Parlament zur Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit und zum Auslandswahlrecht sowohl auf den Stellenwert der Diasporapolitik als auch auf die starke Verbindung der Parlamenta- rier_innen mit dem Ausland (siehe Kapitel 5.3.2 und 5.3.3).148

148 Die Möglichkeit des Parlaments, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, ist unzweifelhaft vorhan- den (Gyimah-Boadi/Yakah 2012: 9; Lindberg 2008: 8; STAR-Ghana 2011: 57). Das Parlament kann insbesondere dann seine Macht entfalten, wenn es mit Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen eine Allianz bildet 162

Innerhalb Ghanas Zivilgesellschaft spielen Diaspora betreffende Themen – mit Ausnahme der Prozesse um das Auslandswahlrecht (siehe Kapitel 5.3.3) – keine große Rolle, so dass nur wenige zivilgesell- schaftliche Organisationen (innerhalb Ghanas) in diesem Politikfeld aktiv sind. 149 NGOs, wie die African Development Organisation for Migration , beschäftigen sich mit der Prävention irregulärer Migration (Wagner 2015). Sie zielen darauf, über die Risiken irregulärer Migration aufzuklären. Positive Auswir- kungen der Migration oder andere Themen der Diasporapolitik stehen dabei nicht im Fokus. Eine Son- derstellung innerhalb der (universitären) Zivilgesellschaft nimmt das CMS ein. Mit seiner herausragen- den Rolle in der Migrationsforschung in Ghana hat es maßgeblichen Einfluss. Das Zentrum gibt unter anderem Impulse für die Diasporapolitik, indem es Konferenzen veranstaltet, in deren Rahmen politi- sche Vertreter_innen mit Migrationsforscher_innen zusammenkommen, so dass Ergebnisse der For- schung in die Politik transferiert werden. Im September 2004 fand eine solche Konferenz zu Migration und Entwicklung in Accra statt. Die Ergebnisse der Konferenz wurden in der Monografie „At home in the world? International Migration and Development in contemporary Ghana and West Africa ” verö- ffentlicht. Die Konferenz wurde vom CMS zusammen mit UNDP Ghana und der niederländischen Bot- schaft in Ghana organisiert. Laut Sieveking und Fauser (2009: 56) hat diese Konferenz die Diskussion um die Auswirkungen von Migration auf Entwicklung in Ghana verstärkt und das Thema noch stärker in den Fokus gerückt. Der NPP-Politiker Papa Owusu-Ankomah bezeichnete die Konferenz gar als „wake-up call “ (Owusu-Ankomah 2006). Auf der 2012 in Accra durchgeführten Konferenz „ Migration and Development: Opportunities and Challenges in a Globalized World “, die in Kooperation mit der Radboud Universität in Nijmegen und dem Institute of Social Studies (Den Haag) stattfand, nahmen

(STAR Ghana 2011: 57). Es weist jedoch auch Schwächen auf, die seine Einflussmöglichkeiten einschränken (Ab- dulai/Crawford 2010: 40). Diese entspringen der Verfassung: Der wesentliche Faktor für die Position des Parla- mentes ist darin zu sehen, dass die Mehrheit des Kabinetts des Präsidenten sich aus Mitgliedern des Parlaments zusammensetzt. Ihre Unabhängigkeit scheint dadurch eingeschränkt zu sein (Abdulai/Crawford 2010: 40; Gyimah-Boadi/Yakah 2012: 10). Darüber hinaus wird die Effektivität des Parlaments durch logistische, finanzielle und technische Hindernisse eingeschränkt. Zudem werden die Empfehlungen der Ausschüsse des Parlaments nur selten umgesetzt (Gyimah-Boadi/Yakah 2012: 10). Gesetzesinitiativen gehen nicht vom Parlament aus (STAR- Ghana 2011: 33). Im Parlament wird entlang von Parteilinien gewählt (STAR-Ghana 2011: 33).

149 Der Einfluss zivilgesellschaftlicher Akteure auf makropolitische Entscheidungsprozesse in Ghana ist in Fällen nachgewiesen, welche die Stärke aufzeigen, die Ghanas Zivilgesellschaft entwickeln kann (Eberlei/Pac 2014). Konsultationen der Zivilgesellschaft in wichtigen politischen Prozessen und Entscheidungen sind zur Norm ge- worden und zivilgesellschaftliche Organisationen werden von der Regierung in vielen Bereichen als Partner ak- zeptiert (Eberlei/Pac 2014: 213; Gyimah-Boadi/Debrah 2008; Kpessa 2011). Entsprechend dieser Maxime werden Diasporaorganisationen im Politikfeld Diasporapolitik konsultiert. 163

Vertreter_innen des Außen- und Innenministeriums sowie des GIS teil. Im Mittelpunkt der auf der Kon- ferenz geführten Gespräche stand die zum damaligen Zeitpunkt entstehende Migrationsstrategie. 150 Diese wurde in enger Kooperation mit dem Zentrum erstellt (Government of Ghana; Ministry of Inte- rior 2016; IOM Ghana o.J.). 151 Das Zentrum lieferte Forschungsergebnisse zu Migrationsthemen und hat konsultierend mitgewirkt. Darüber hinaus arbeiteten Mitglieder des CMS an den Entwürfen der Strategie mit (IOM Ghana 2012; University of Ghana Centre for Migration Studies 2014). In seinen Transferaktivitäten kooperiert das Zentrum insbesondere mit dem GIS, was daran deutlich wird, dass mehrere Seminare am Zentrum Personen des GIS einbinden.

In der Bevölkerung werden Migration und ihre Auswirkungen überwiegend positiv bewertet. 152 Migra- tion gilt als eine Strategie sozialen Aufstiegs (Sieveking/Fauser 2009: 57). Sie ist aus Sicht der Bevölke- rung Teil gesellschaftlicher Entwicklung (Sieveking/Fauser 2009: 65). Ghanaische Migrant_innen und Rückkehrer_innen genießen innerhalb der Bevölkerung ein hohes Ansehen (Sieveking/Fauser 2009: 61). Diasporaorganisationen kooperieren bei kollektiven Rücküberweisungen mit zivilgesellschaftli- chen Organisationen in Ghana, beispielsweise um Projekte vor Ort umzusetzen. Bei dieser Zusammen- arbeit spielt nationale Diasporapolitik jedoch keine Rolle, so dass von der Bevölkerung auch kein Ein- fluss auf diasporapolitische Entscheidungen genommen wird (mit Ausnahme des Auslandswahlrechts, siehe Kapitel 5.3.3).

5.3.1.5 Indirekte und direkte Einflüsse auf die Diasporapolitik Ghanas durch Regierungen der Aufnah- mestaaten und internationale Organisationen Regierungen der Aufnahmestaaten und internationale Organisationen spielen in Ghanas Diasporapo- litik in mehrfacher Hinsicht eine Rolle: Zum einen wird Ghanas Diasporapolitik indirekt durch interna- tionale Debatten, die von internationalen Organisationen und Regierungen der Aufnahmestaaten do- miniert werden, beeinflusst, zum anderen sind sie im Politikfeld Diasporapolitik in Ghana aktiv, so dass sie direkten Einfluss ausüben.

150 Die Verfasserin dieser Arbeit nahm an der Konferenz teil, so dass die Aussagen hierzu auf eigenen Beobach- tungen beruhen.

151 Die Mitglieder des CMS Mariama Awumbila und Samuel Agyei-Mensah hoben die Rolle des Zentrums bei der Entstehung der Migrationsstrategie in ihren Eröffnungsworten zu Beginn der Konferenz vor.

152 Einen Sonderstatus nehmen die afroamerikanischen Besucher_innen und Rückkehrer_innen ein; aus ihrer Perspektive bildet Ghana ihre (spirituelle) Heimat, jedoch werden sie von der ghanaischen Bevölkerung ähnlich aller anderen westlichen Besucher_innen behandelt und keinesfalls als Brüder und Schwestern empfangen, wie von Mitgliedern der alten Diaspora erwartet (Ankomah et al.: 398f.; Essien 2008: 156; Harris 2008: 177). Der Diaspora-Tourismus stellt für Ghaner_innen in erster Linie eine Einkommensquelle dar (Reed 2013: 531). 164

Globale und regionale Diskurse um Migration und Entwicklung haben Ghanas Diasporapolitik stark be- einflusst (GW1-20130704: 7; Kleist 2013: 297; GIOG1-20130520). Das Aufkommen Ghanas aktiver Diasporapolitik unter Kufuor fällt mit globalen und zugleich regionalen Strömungen zusammen: 1) Auf globaler Ebene wurden die positiven Auswirkungen von Migration auf Entwicklung stark betont (siehe hierzu die Ausführungen in Kapitel 1.2.1).153 Der Fokus von Kufuors Diasporapolitik richtete sich auf Rücküberweisungen, die nicht nur gestiegen sind, sondern seitdem auch besser erfasst werden (siehe Kapitel 5.1.1.1 zur Erfassung und 5.1.2.1 zum Fokus unter Kufuor). 2) Auf afrikanischer Ebene erkannte die AU 2001 die afrikanische Diaspora als „sechste Region Afrikas“ an und unterstützt die Integration von Afrikaner_innen im Ausland in die Entwicklung des Kontinents (siehe Kapitel 2.3.1.4). In Anlehnung dazu wird Ghanas Diaspora ebenfalls als „elfte Region Ghanas“ bezeichnet. Durch die internationalen Diskurse veränderte sich – durch den indirekten Einfluss – die Sichtweise auf Migration und die Mig- rant_innen wurden als zu erschließende Ressource betrachtet. Diese Perspektive auf die Bürger_innen im Ausland, also Policy Diffusion , fand auf unterschiedliche Weise Eingang in Ghanas Regierungskreise.

In der internationalen Debatte um Migration und Entwicklung (in Afrika) ist eine Fokussierung auf Ghana festzustellen. Vor diesem Hintergrund nimmt Ghana im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten eine Sonderstellung ein. Dies liegt einerseits an der vergleichsweise guten Datenlage, ande- rerseits daran, dass sich das Land aufgrund seiner politischen, sozialen und ökonomischen Stabilität als Feld für Forschungsinitiativen und Projekte besonders anbietet (Sieveking/Fauser 2009: 48). 154 Hier- durch spielen externe Akteure (vor allem seit Ende 2000) eine zunehmend bedeutende Rolle im Poli- tikfeld. Die IOM nimmt eine herausragende Stellung ein (GM6-20130614: 153). Die Förderung der Ent- faltung des Potentials von Migration auf Entwicklung, durch die Förderung des Diasporaengagements in Ghana, ist eine der Hauptaufgaben der IOM . Laut IOM erfüllt Ghana aufgrund seiner positiven Ent- wicklung entsprechende Voraussetzungen für den starken Einsatz (Pasha 2012). 155

153 Laut einem NPP-Vertreter war Kufuors Diasporapolitik durch die Ansätze Mexikos und anderer Staaten mit einer aktiven Diasporapolitik inspiriert (GP3-20130606). Diese Entwicklung setzt sich fort: Ghanaische Vertre- ter_innen nehmen an internationalen Gremien um die Themenfelder Migration und Entwicklung teil (Schmelz 2009: 19). Das Innenministerium verweist bei seiner eigenen Arbeit im Bereich Migration auf die Bedeutung von Migration für Entwicklung auf die globale Agenda (Republic of Ghana Ministry oft he Interior 2015).

154 Seit Beginn der 1980er Jahre gilt Ghana als Modellfall der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (Bergstresser 2016). Fast alle internationalen staatlichen und nicht-staatlichen Entwicklungsagenturen sind in Ghana tätig. Ghana gilt in der Entwicklungszusammenarbeit als verlässlicher und vertrauenswürdiger Partner (Bertelsmann Stiftung 2018a: 31). Insbesondere das positive Image, das Ghana aufgrund seiner Erfolge im Be- reich Demokratisierung genießt, fördert internationale Kooperationen.

155 Diese Voraussetzung sei im Fall Kameruns dagegen nicht erfüllt (Pasha 2012). 165

Die Aktivitäten der IOM in Ghana – der direkte Einfluss – begannen 1987 mit einem Programm zur

Rückkehr (IOM 2015) . Seither haben sich die Aktivitäten der IOM in Ghana stetig ausgeweitet. Zu den Aktivitäten gehören die Förderung der positiven Auswirkungen von Migration auf Entwicklung, die Be- kämpfung des Menschenhandels, die Unterstützung freiwilliger Rückkehr, die Unterstützung der Grenzverwaltung und Informationskampagnen zu den Vorgängen sowie Risiken von Migration. Im Be- reich Diasporaförderung sind das MIDA-Projekt (2005-2012), gefolgt vom Programm Temporary Re- turn of Qualified Nationals III (TRQN, seit 2013) anzusiedeln. 156 Seit 2011 unterstützte die IOM die gha- naische Regierung dabei, eine nationale Migrationsstrategie zu formulieren und spielte hierbei eine zentrale Rolle (siehe Kapitel 5.1.2.1). Ghana diente im Rahmen der United Nations Joint Migration and Development-Initiative, mittels derer auch die Ausarbeitung der Migrationsstrategie finanziert wurde, als Pilotland (IOM Ghana 2011). Die Strategie wurde im April 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahre 2011 begann das Diaspora Engagement Project , aus dem das Diaspora Affairs Bureau hervorging (siehe Kapitel 5.1.1). Initiator und Hauptmotor war bei diesem Prozess ebenfalls die IOM (GMR1- 20130516: 4). Diese pro-aktive Rolle wird von Akteuren im Politikfeld der Diasporapolitik geschätzt (GM4-20120622: 24). Es wird deutlich, dass insbesondere die IOM Einfluss auf das Politikfeld in Ghana hat (GM6-20130614: 153).

Neben der IOM sind auch bilaterale Geber im Feld Migration aktiv. Diese nehmen jedoch keinen direk- ten, im engeren Sinn politischen, Einfluss auf das Politikfeld. Vielmehr geht es bei den Initiativen da- rum, die Entfaltung des Potentials ghanaischer Migrant_innen für die Entwicklung Ghanas entspre- chend zu fördern. 157 Am aktivsten in diesem Bereich scheinen die Niederlande zu sein. Durch die nie- derländische Botschaft in Accra wurde sowohl die „ International Conference on Migration and Deve- lopment “ in Accra im September 2004 (sowie die daraus beschriebene resultierende Publikation), als auch die 2012, ebenfalls in Accra, stattfindende „ International Conference on Migration and Develop- ment. Opportunities and Challenges in a globalized World ” finanziert. Die niederländische Botschaft in

156 Das von der IOM initiierte MIDA-Projekt führte zur internationalen Vernetzung. Im Rahmen des Projektes nahmen Vertreter_innen des Gesundheitsministeriums am GFMD teil (GIOG1-20130520). Durch die Teilnahme hat Ghana Ideen für seine Diasporapolitik bekommen wie eine Vertreterin der nationalen Entwicklungskommis- sion in einem Gespräch betont (GM6-20130614: 153).

157 Das Personal der DSU wurde für 18 Monate durch das deutsche CIM-Programm und von der IOM finanziert (GMR1-20130516). Weitere Aktivitäten beschränken sich vornehmlich auf die Diaspora: CIM hat zudem die Diasporaorganisation Clean Afrika e.V. dabei gefördert, ein Umweltprojekt in Ghana umzusetzen (GIOGR1- 20130523: 22). In den USA wird Investment der alten Diaspora durch die amerikanische Entwicklungsbehörde United States Agency for International Development (USAID) und das Geldtransferunternehmen Western Union im Rahmen der Initiative African Diaspora Marketplace (ADM) unterstützt. Während der Laufzeit seit 2009 wer- den Ghanaer_innen in den USA bei ihren unternehmerischen Aktivitäten in Ghana gefördert. 166

Accra beteiligte sich darüber hinaus an der Finanzierung des MIDA-Projektes (IOM Mission to the Netherlands 2012: 1).

5.3.1.6 Die ghanaische Diaspora Der internationale Diskurs um die positiven Auswirkungen von Migration auf Entwicklung hat der Ei- genwahrnehmung und der Selbstpräsentation der ghanaischen Migrant_innen als Entwicklungsakteur starken Auftrieb gegeben (Nieswand 2009). Entwicklungsdiskurse dienen den Diasporaorganisationen dazu, sich als sozialer Akteur in Ghana zu rechtfertigen und politische Zugehörigkeit zu fordern. Als Teil der Zivilgesellschaft, die in Ghana am überwiegenden Anteil der politischen Prozesse (in der Regel) beteiligt wird, haben Ghanaer_innen im Ausland, wie alle Ghaner_innen, die Möglichkeit, politischen Einfluss auszuüben. Bürger_innen im Ausland werden von der Regierung in politische Prozesse einbe- zogen. Insbesondere im Diaspora Engagement Project fand eine intensive Zusammenarbeit zwischen Regierungsvertreter_innen und Diasporamitgliedern statt. Der Einfluss von Auslandsghanaer_innen wird insbesondere in der Analyse der Prozesse um die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslands- wahlrecht deutlich. Hierzu muss die Einschränkung vorweggenommen werden, dass es selbstverständ- lich nicht die gesamte ghanaische Diaspora ist, die in politischen Prozessen partizipiert und versucht, Einfluss zu nehmen. Es handelt sich um verhältnismäßig wenige Mitglieder der Diaspora, die mit Re- gierungsvertreter_innen zusammenarbeiten. Diese Mitglieder können damit eigene Ziele verfolgen, wie beispielsweise die Vorbereitung der eigenen Rückkehr oder Unterstützung beim Investment. Im Folgenden wird zunächst die Organisationsstruktur der Ghanaer_innen im Ausland und ihr politisches Engagement vorgestellt, um anschließend das Verhältnis der Bürger_innen im Ausland zu Ghanas Diasporapolitik zu eruieren.

Eine häufig anzutreffende Organisationsform in der ghanaischen Diaspora sind die HTA (GWR1-

20130603: 12). Es scheint , dass die sogenannten Ghana Unions zu Gunsten der HTA und religionsba- sierter Zusammenschlüsse an Bedeutung verlieren (GM2-20140409: 8-12). Vermehrt organisieren sich die Mitglieder der Diaspora in ghanaischen Gemeinden (insbesondere in sogenannten Pfingstkirchen) (Awumbila et al. 2008: 14; Mohan 2008: 474). Die Gemeinden in der Diaspora sind überwiegend ent- weder Ableger ghanaischer Gemeinden, oder gehören einem internationalen Netzwerk von Kirchen an (Arthur 2008: 95; Aßhorn/Becker 2011: 145). Beruflich orientierte Vereinigungen von Ghanaer_in- nen im Ausland, wie die Ghana Physicians and Nurses Association (USA) oder die Ghanaian Doctors and Dentists Association UK , finden sich seltener – in Deutschland sind sie beispielsweise gar nicht vorhanden. Ghanaische Diasporaorganisationen sind in Dachorganisationen, unter anderem den Ghana Councils und den Union of Ghana Associations , vereinigt (GM2-20140409: 8-12). Diese zentra- lisierte Struktur vereinfacht die Zusammenarbeit zwischen den Diasporaorganisationen und den Bot- schaften, die teilweise sehr eng ist (Ghanaian Diaspora 2016a; Nieswand 2011: 416). Die Gründung von 167

Dachorganisationen wurde in mehreren Fällen, wie beispielsweise im Fall des Representative of the Council of Ghanaian Organisations in the Netherlands (RECOGIN) (Awumbila/Teye 2014: 12) oder der Union of Ghanaian Associations in Germany (UGAG) (Nieswand 2011: 416; Schmelz 2009: 18), von gha- naischen Botschaften initiiert (siehe auch Kapitel 5.3.1.3 zu den Initiativen und Zusammenarbeit der Botschaften). 158 Die Dachorganisationen repräsentieren die ghanaische Diaspora allerdings nur in ih- rem eigenen Selbstverständnis, sie sind keinesfalls repräsentative oder gar zur Repräsentation ge- wählte Vertreter_innen der jeweiligen Diasporagemeinschaften (Mörath 2015: 33; Nieswand 2011: 417). Die bestehende Konkurrenzsituation ghanaischer Gruppierungen ist ein Hindernis zur Bildung von repräsentativen Dachorganisation: So schreibt Schmelz (2009: 24) in ihrer Studie zur ghanaischen Diaspora in Deutschland, dass die Vereine, angesichts begrenzter zeitlicher und ökonomischer Res- sourcen der Mitglieder, im Hinblick auf das individuelle Engagement und die Rekrutierung neuer Mit- glieder miteinander im Wettbewerb stehen. Im Kontext von Machtpositionen innerhalb und zwischen ghanaischen Vereinen, lassen sich, ähnlich der kamerunischen Diaspora, Konkurrenzsituationen und Konflikte beobachten.

Der politische Einfluss der Ghanaer_innen im Ausland war insbesondere im Unabhängigkeitskampf und zu Zeiten Nkrumahs bedeutend gewesen (GM2-20140409: 20). Nach der Unabhängigkeit und wäh- rend der Zeit der Militärdiktatur bis in die 1990er Jahre hinein, war die Migration aus Ghanas haupt- sächlich politisch motiviert (Arthur 2008: 27; Mazzucato/Kabki 2009: 231; Quartey 2009; Sieve- king/Fauser 2009: 40). In Rawlings‘ Regierungszeit gingen ebenfalls viele politische Opponenten ins Exil (Arthur 2008: 9). Entsprechend dieser Ereignisse ist hierbei von einer Vielzahl von Menschen auszuge- hen, die aufgrund der politischen Situation aus Ghana flohen. Mittlerweile spielt politisch motivierte Migration aus Ghana keine Rolle mehr (ausführlicher zum Verlauf der politisch motivierten Migration aus Ghana siehe Kapitel 3.3.2).

Ghanas Demokratisierung hat gute Rahmenbedingungen für das politische Engagement der Bürger_in- nen im Ausland, das sich seit der Amtsübernahme Kufuors und seiner Anerkennung der Diaspora ge- wandelt hat, geschaffen. Politisches Engagement erfolgt unter anderem durch Mitgliedschaft in den politischen Parteien Ghanas. Ghanaer_innen im Ausland übernehmen Funktionen im Wahlkampf, nämlich Spenden einwerben und Wahlkampfstrategien entwickeln (Tettey 2013: 359). Im Rahmen des politischen Engagements der Mitglieder der Diaspora wird eine Nähe zur NPP unterstellt (GP4-

158 Die europäische Dachorganisation FEGHADE in Brüssel ist auf Initiative des ghanaischen Außenministeriums und mit Unterstützung des Centre for Migration Policy Development (ICMPD) sowie des EU Programms für Mig- ration eXpertise gegründet worden (Mörath 2015: 34). Die im Oktober 2014 gegründete Organisation ist relativ jung, so dass über ihr Wirken – bis auf einige Presseerklärungen – wenig bekannt ist (Stand: Dezember 2017). 168

20130606: 11, zur Unterstützung der Parteien aus dem Ausland siehe Kapitel 5.3.1.2). Aber auch un- abhängig von Parteien gestalten Ghanaer_innen im Ausland durch Internet-Blogs und Webseiten, Gha- naweb.com oder ModernGhana.com, politische Diskurse in Ghana mit (Nilsson 2013: 37; STAR-Ghana 2011: 60). 159 Hier können Ghanaer_innen aus dem Ausland Artikel posten oder sich an virtuellen Dis- kussionen beteiligen. Die in Ghana üblichen politischen Diskussionssendungen im Radio, in deren Rah- men die Zuhörer_innen durch Anrufe mitdiskutieren können, werden auch von Bürger_innen im Aus- land frequentiert. Auf diese Art können sich Mitglieder der Diaspora Gehör verschaffen und die öffent- liche Meinung beeinflussen (STAR-Ghana 2011: 60). Arthur (2008: 99) berichtet davon, dass auch gha- naische Gemeinden im Ausland eine Plattform politischen Engagements darstellen. Auf lokaler Ebene üben Ghanaer_innen im Ausland durch die HTA und ihr entwicklungsbezogenes Engagement Einfluss aus (STAR-Ghana 2011: 60). Im Rahmen des politischen Engagements bringen Mitglieder der Diaspora der Regierung gegenüber unter anderem eine kritische Haltung zum Ausdruck. Dieses äußert sich ins- besondere in Demonstrationen und Aktionen (wie Petitionen und Informationskampagnen), die von Migrant_innen im Ausland organisiert werden (Adofo 2012; Association of Concerned Ghanaians in Europe 2013; CENAB UK Advocacy Group 2015; Ghanaweb 2015; Koranteng 2012; The Young Patriots 2012). 160 Ziel der Demonstrationen ist es, die Regierungen der Zielstaaten auf die angeprangerten Missstände in Ghana (Korruption, Wahlbetrug oder Menschenrechtsverletzungen) aufmerksam zu ma- chen.

Ghanaische Migrant_innen sind Ghana gegenüber insgesamt positiv eingestellt (Kleist 2011: 16), wenngleich sie aber wenig Vertrauen in Ghanas Regierung und Bürokratie haben (Kleist 2011: 6). Gha- nas diasporapolitischen Initiativen stehen sie überwiegend skeptisch gegenüber: Die wenigsten von ihnen fühlen sich von den politischen Maßnahmen angesprochen, falls sie überhaupt über jene infor- miert sind. Tatsächlich verfügen nur wenige Migrant_innen über Kenntnisse der diasporapolitischen Maßnahmen. Darüber hinaus fokussiert Engagement von Ghaner_innen im Ausland mehrheitlich auf die lokale Ebene, so dass diasporapolitische Entwicklungen auf nationaler Ebene wenig wahrgenom- men oder gänzlich ignoriert werden (Kleist 2011: 16; Mohan 2008: 468). Mohan (2008: 465) sieht die Migrant_innen in einer paradoxen Situation: Während sich der ghanaische Staat im Namen der natio- nalen Entwicklung ihre Unterstützung erhoffe, hätten sie in der Regel Ghana aufgrund von Armut und

159 Ghanaweb.com ging 1999 in den Niederlanden online. Neben Nachrichten aus Ghana und weltweit, berichtet Ghanaweb auch über die ghanaischen Diasporagemeinden in den verschiedenen Staaten. Mittlerweile ist Gha- naweb laut eigenen Angaben auch eine der meist frequentierten Nachrichtenseiten in Ghana (Ghanaweb 2016). Modernghana.com wurde 2005 in Ghana gegründet.

160 Demonstrationen werden beispielsweise in Großbritannien von den Diasporaorganisationen Ghanaians Ab- road against Corruption (GHACO) oder Coalition of Ghanaians against Electoral Fraud organisiert . 169 politischer Unsicherheit verlassen, so dass ihnen das Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit des Staa- tes fehle. Staatlichen Institutionen Ghanas, darunter Botschaften, werde misstraut (Mörath 2015: 37). Auf der Folie von Mohans Ausführungen stellt sich die Frage, inwiefern Ghanaer_innen im Ausland zu einer Kollaboration mit staatlichen Institutionen bereit sind.

5.3.1.7 Ghanaische Rückkehrer_innen Rückkehrer_innen genießen ein hohes Ansehen in Ghana (Arthur 2008: 142; Hamidu 2014: 1058; Sie- veking/Fauser 2009: 58). 161 Historisch betrachtet spielten Rückkehrer_innen in Ghanas Politik eine wichtige Rolle: Kwame Nkrumah hatte, wie auch andere führende Persönlichkeiten des Unabhängig- keitskampfes, im Ausland, in seinem Fall nämlich in den USA und in England, studiert, bevor er der erste Präsident des Landes wurde. Die meisten Präsidenten und andere Personen, die zentrale politi- sche Ämter in Ghana bekleiden, waren ebenfalls Rückkehrer_innen (siehe auch Kapitel 5.3.1.2 zur An- zahl der Rückkehrer_innen im Parlament).162 Insbesondere für die ersten Bildungsmigrant_innen, aus welchen politische Persönlichkeiten hervorgingen, stellte die Rückkehr nach Beendigung ihres Studi- ums eine Selbstverständlichkeit dar (Ammassari 2003: 7). Schließlich waren sie durch das Beziehen eines staatlichen Stipendiums zur Rückkehr nach Studienabschluss auch verpflichtet. Diese ersten Rückkehrer_innen wurden als Been-to bezeichnet (Martin 2005). Der Begriff avancierte zum Symbol für westliches Wissen, Fortschritt und materiellen Wohlstand sowie soziales Prestige. Die Ströme der Rückkehrer_innen diversifizierten sich sukzessive. Zu Beginn der 1980er Jahre wurden mehr als eine Million Ghanaer_innen aufgrund der sinkenden Ölpreise und der daraus resultierenden Krise aus Ni- geria ausgewiesen (Awumbila et al. 2011: 24; Bump 2006). Um denselben Zeitpunkt herum entstand der Typus des Burger unter den Rückkehrer_innen. Der Begriff steht für (vorwiegend in der Bundesre- publik Deutschland lebende) niedrigqualifizierte Arbeitsmigrant_innen, die dort zu einem mehr oder

161 Gesellschaftliche Entwicklungsimpulse der Rückkehrer_innen werden jedoch, aufgrund des Misstrauens an- derer Ghanaer_innen, beschränkt. Impulse für Veränderungen werden häufig von der nicht-migrierten Bevölke- rung kritisch gesehen und überwiegend abgelehnt (Arthur 2008: 152). Rückkehrer_innen fühlen sich aufgrund solcher Haltung, wenn sie ihnen entgegen gebracht wird, im eigenen Land fremd (Martin 2005: 298).

162 (Premierminister von 1969 bis 1972) studierte in England und lebte im Exil; Joseph Arthur Ankrah (Staatsoberhaupt von 1966 bis 1969) nahm an Militärlehrgängen in England teil; Edward Akufo-Addo (Präsident von 1970 bis 1972) studierte in England; Ignatius Kutu Acheampong (Staatsoberhaupt von 1972 bis 1978) besuchte Lehrgänge in England und war in Deutschland stationiert; Fred Akuffo (Staatsoberhaupt von 1978 bis 1979) nahm an Lehrgängen in Großbritannien und Indien teil; (Präsident von 1979 bis 1981) schloss sein Studium in England ab; Jerry Rawlings (Präsident 1981 bis 2001) war ghanaisch-schottischer Abstam- mung und studierte in Großbritannien; John Agyekum Kufuor (Präsident von 2001 bis 2009) und John Atta Mills (Präsident von 2009 bis 2012) studierten beide in England; John Dramani Mahama (Präsident von 2012 bis 2017) absolvierte sein Studium in Russland. 170 minder großen Wohlstand gelangt sind (Martin 2005: 11f.). Burger ist ein vor allem in den urbanen Zentren weithin verbreiteter Begriff.

Während der Militärherrschaft kehrten nur wenige Diasporamitglieder zurück. 163 Dies änderte sich seit der Etablierung des funktionierenden Mehrparteiensystems unter Rawlings 1992 (Hamidu 2014: 1057; Iheduru 2011: 186). Die aktuelle Rückkehrmigration ist einerseits auf die verbesserte politische und ökonomische Lage im Land, andererseits auf die Restriktionen für Einwanderung, vor allem in die EU, und entsprechende Ausweisungen zurückzuführen (Sieveking/Fauser 2009: 39), aber auch auf be- grenzte berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, die sich den Mitgliedern der Diaspora in den Zielländer bie- ten (Yeebo 2015). Trotz der verbesserten ökonomischen Situation haben sich für heutige Rückkeh- rer_innen, im Gegensatz zu den früheren Migrant_innen, die Perspektive auf dem Arbeitsmarkt nach der Rückkehr verschlechtert (Ammassari 2003: 8; Boger 2014). Zugehörigkeitsgefühle spielen bei der Rückkehr nur noch eine minimale Rolle (Ammassari 2003: 8).

Hamidu (2014: 1055) stellt in ihrer Studie zur ghanaischen Diaspora fest, dass über die Hälfte der Rück- kehrer_innen in Großbritannien gelebt hat. Ein Großteil der Migrant_innen verbleibt nach ihrer Rück- kehr in Ghanas Hauptstadt Accra (Boger 2014: 289). 164 In einer Studie zur ghanaischen Diaspora kam Hamidu (2014: Minute 36) zum Ergebnis, dass 75 Prozent der von ihr befragten Rückkehrer_innen Par- teimitglieder sind. 165 Darüber hinaus verdeutlicht der hohe Anteil an ehemaligen Diasporamitgliedern im Parlament den Einfluss, den Rückkehrer_innen auf die politische Situation in Ghana nehmen. In den Legislaturperioden 2004, 2008, 2012 und 2016 setzte sich das Parlament zu ca. 40 Prozent aus Rück- kehrer_innen zusammen (siehe ausführlich Kapitel 5.3.1.2). Dies zeigt die engen Netzwerke, die zwi- schen dem politischen System Ghanas und Ghanaer_innen im Ausland bestehen.

Eine eigene Gruppe unter den Rückkehrer_innen bilden die heimgekehrten Mitglieder der alten Diaspora. Es wird geschätzt, dass diese Gruppe ca. 3.000 Personen umfasst (Dovi 2015). Sie vereinigen sich in eigenen Organisationen, nämlich der African American Association of Ghana (AAAG), die bereits

163 Ammassari (2003: 17) berichtet, dass einige der während der Militärherrschaft zurückgekehrten Ghanaer_in- nen sich für eine Demokratisierung des Landes einsetzten.

164 Unter den Rückkehrer_innen befinden sich Chiefs (Kleist 2011). Von ihnen wird erwartet, dass sie durch inter- nationale Verbindungen zu besonders auffälligen Entwicklungsfortschritten in ihren Regionen beitragen können, was vielen der zurückgekehrten Chiefs auch gelingt (Kleist 2011). Auf der anderen Seite sehen sich zurückge- kehrte Chiefs mit dem Vorwurf konfrontiert, sich von ghanaischen Werten und Traditionen entfernt zu haben (Kleist 2011: 3).

165 Rückkehrer_innen bilden nach ihrer Rückkehr Organisationen in Ghana, um sich zu vernetzten (Arthur 2008: 151; Boger 2014: 158). Diese Organisationen scheinen jedoch nicht zu den primären Netzwerken von Rückkeh- rer_innen zu gehören. 171 in den 1950er Jahren gegründet worden ist, und der One Africa (OA). In diesen Organisationen unter- stützen sich die Rückkehrer_innen bei der Integration in Ghana gegenseitig und führen gemeinsam Entwicklungsprojekte durch (Essien 2008: 159). Insbesondere im Rahmen der Projekte wollen die Or- ganisationen mit der ghanaischen Bevölkerung interagieren. Darüber hinaus ist OA an der Planung und Durchführung des PANA-Fests und des Emancipation Day beteiligt.

Unter den Rückkehrer_innen sind des Weiteren auch diejenigen, deren Leben in der Diaspora erfolglos bzw. unbefriedigend verlief und diejenigen, die aus den Zielstaaten ausgewiesen wurden. Die Rückkehr selbst birgt jedoch aufgrund der aktuell verschlechterten beruflichen Perspektiven und der Probleme bei der sozialen Integration ein gewisses Risiko (Boger 2014: 232 ff.; Sieveking/Fauser 2009: 77). Ge- nerell ist die Reintegration in Ghana von Schwierigkeiten geprägt (Ammassari 2003: 15; Hamidu 2014: 1057; Martin 2005: 300).

5.3.2 Auseinandersetzung um die Doppelte Staatsangehörigkeit in Ghana

Der Beginn des Prozesses zur Legalisierung der Doppelten Staatsangehörigkeit fand mit der Verfas- sungsänderung 1996 einen ersten erkennbaren Ausdruck und endete vorerst scheinbar mit der Imple- mentierung des Gesetzes zur Doppelten Staatsangehörigkeit 2002 (ausführlich zur Einführung der Dop- pelten Staatsangehörigkeit in Ghana siehe Kapitel 5.1.2.3). Allerdings gab es bis 2012 Kontroversen bezüglich der Umsetzung des Gesetzes und 2017 kündigt Akufo-Addo an, das Gesetz revidieren zu wol- len (Daily Guide Africa 2017). Die Prozesse um die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit las- sen deutlich werden, dass die Einführung durch den Demokratisierungsprozess befördert wurde. Näm- lich dahingehend, dass Bürger_innen im Ausland zur politischen Machtressource wurden, verbunden mit ihrem ökonomischen Potenzial, so dass ihre Unterstützung durch die Doppelte Staatsangehörigkeit gesichert werden sollte. Darüber hinaus lässt die Analyse die Rolle der Bürger_innen im Ausland deut- lich werden: Ghanaer_innen im Ausland betrieben Lobbyarbeit für ihre Forderung nach der Doppelten Staatsangehörigkeit. Im Zuge dessen kam eine starke Vernetzung zwischen Ghanaer_innen im Ausland und der politischen Machtelite Ghanas zum Ausdruck.

Die Perspektive auf Migration und die Bürger_innen im Ausland veränderte sich in Ghana sukzessive in den frühen 1990er Jahren, was die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit erleichterte: Die Anzahl der Ghanaer_innen in der Diaspora stieg und die Fälle ökonomisch motivierter Migration ge- wannen an Bedeutung, so dass der Widerstand gegen die Doppelte Staatsangehörigkeit geringer wurde (GP1-20130531: 2-4). Vor diesem Hintergrund verfolgte Rawlings mit der Doppelten Staatsan- gehörigkeit ökonomische und politische Ziele. 172

Laut Gloria Bob-Milliar und George Bob-Milliar (2014: 126) wollte Rawlings zum einen die Doppelte Staatsangehörigkeit einführen, um sich mit den Mitgliedern der Diaspora zu versöhnen. Dies würde entsprechend die Möglichkeit zur Rückkehr vereinfachen und Unterstützung für Rawlings generieren können. Es ist wahrscheinlich, dass die Verfassungsänderung darauf zielte, Unterstützung für die be- vorstehenden Wahlen zu generieren: Schließlich standen 1996 und 2000 die Präsidentschaftswahlen an. Der Ausschluss der Bürger_innen im Ausland von einer Reihe politischer Ämter darf allerdings als Beleg dafür gewertet werden, dass weiterhin Bedenken bezüglich der Loyalität der Ghanaer_innen im Ausland gegenüber der Regierung, verbunden mit Sicherheitsbedenken, bestanden (Ocansey 2012; Whitaker 2011: 770). Rawlings‘ Schritte in Richtung Doppelte Staatsangehörigkeit zielten insbesondere auch auf die Mitglieder der alten Diaspora, die in Ghana investieren sollten. Dafür spricht Folgendes: Rawlings versprach 1998 bei einer Reise in die USA Mitgliedern der alten Diaspora die zusätzliche gha- naische Staatsangehörigkeit, wenn sie zurückkehren würden, was später mit dem Right of Abode rea- lisiert wurde (Bob-Milliar/Bob-Milliar 2014: 126). Ghanaer_innen im Ausland hatten eine Lobby in Ghana, die sich ebenfalls für die Doppelte Staatsan- gehörigkeit einsetzte. Dieses wird anhand der Aktivitäten des National Congress of Ghanaian Canadi- ans (NCGC), einer ghanaischen Dachorganisation in Kanada, deutlich. NCGC versuchte erfolglos die Doppelte Staatsangehörigkeit bereits in der Verfassung 1992 zu verankern (Owusu 2012: 35). Die For- derung blieb auch nach der Verabschiedung der Verfassung 1992 bestehen (GM5-20130524: 4-10; GWR1-20130603: 13-20; Ghana News Agency 1997; Modern Ghana 1997; Owusu 2012: 35). 1994 reis- ten Mitglieder des NCGC nach Ghana, um dort Lobbyarbeit für die Einführung der Doppelten Staats- angehörigkeit bei Entscheidungsträger_innen in Ghana zu leisten (Owusu 2012: 36). Ein 1997 auf mo- dernghana.com veröffentlichter Artikel lässt deutlich werden , dass Netzwerke zwischen Ghanaer_in- nen im Ausland und dem politischen System in Ghana bestehen, die für die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit eine Rolle gespielt haben. Im Artikel wird geschildert, dass Mitglieder der ghanai- schen Diaspora dem damaligen Vizeminister des Straßen- und Transportwesens und Parlamentsabge- ordneten bei einem Treffen in den USA ihren Wunsch nach der Doppelten Staatsangehörigkeit mitteil- ten. Bedeutend hierbei ist die angebliche Zusage der Diasporamitglieder, im Fall der Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit, stärker nach Ghana zu investieren. Sie stellten in Aussicht, dass die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit ihr Investment nach Ghana steigern würde (Modern Ghana 1997; GWR1-20130603:13-20). Die Basis der Forderung der Mitglieder der Diaspora nach der Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit waren, neben Investment, die Rücküberweisungen und die Beiträge zur Entwicklung gewesen, die sie tätigen würden (Owusu 2012: 36). Es ist anzunehmen, dass die nach der Rückkehr zum Mehrparteiensystem einsetzende Rückkehrmigration die bereits vor- handenen Verbindungen zwischen der Diaspora und Ghana stärkte, was sich ebenfalls günstig auf die Bereitschaft zur Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit auswirkte. 173

Unter Kufuor wurde das Thema Doppelte Staatsangehörigkeit insbesondere mit Rücküberweisungen, also mit ökonomischen Ressourcen, verbunden (GP3-20130530), was beispielsweise eine Rede des (damaligen) Außenministers Hackman Owusu Agyeman 2001 in der ghanaischen Vertretung in London belegt (zit in. Modern Ghana 2001). Obwohl die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit im Konsens entstanden ist, gibt es doch Hinweise auf unterschiedliche Haltungen seitens der NDC und der NPP zum Thema (GM5-20130524) (zur Einführung ausführlich siehe Kapitel 5.1.2.3). Die Frage danach, wer sich für die Doppelte Staats- angehörigkeit qualifiziert, sorgte noch Jahre später für Uneinigkeit bei der Implementierung des Ge- setzes. 2011 äußerte der damalige Innenminister der NDC, Benjamin Kunbuor, zur Implementierung der Doppelten Staatsangehörigkeit in einer Pressekonferenz wie folgt: „It must, however, be stated that those who acquired their citizenship of any other country other than marriage under the old law cannot qualify under the new law. This is because the new law is not retro- spective in operation but rather prospective. This is why applicants who fall under the old law are not given dual citizenship by the Ministry” (Kunbuor 2011).

Personen, die sich nicht für die Doppelte Staatsangehörigkeit qualifizieren, stehe das Right of Abode zur Verfügung, so der Minister weiter (ebd.). Die Aussage des Innenministers ist dahingehend unstim- mig, dass es gerade Ziel des Gesetzes gewesen war, Ghanaer_innen, die ihre Staatsangehörigkeit auf- gegeben hatten, zu ermöglichen, diese wiederzuerlangen (Ghanaweb 2003). Der Interpretation des Innenministers zu Folge sei das mit dem Gesetz jedoch gerade nicht möglich. Schließlich entschied das Oberste Gericht – Supreme Court – im Präzedenzfall Kweku Asare im May 2012, dass auch diejenigen, die ihre ghanaische Staatsangehörigkeit vor 1997 erlangten, sich für die Doppelte Staatsangehörigkeit qualifizieren (Agorsor 2012 in Republic of Ghana/IOM 2012; Atuguba 2012). Unter der NDC-Regierung wurde das Gesetz zur Doppelten Staatsangehörigkeit somit zunächst weitaus strenger ausgelegt, so dass sich weniger Personen dafür qualifizierten, als dies durch die vorhergehende NPP-Regierung be- absichtigt gewesen sei (GM4-20120622: 30-34). Dies kann auf die stärkere Verflechtung der NPP mit Ghanaer_innen im Ausland zurückgeführt werden. Insbesondere gibt die Implementierung des Geset- zes zur Doppelten Staatsangehörigkeit Hinweise auf die jeweiligen Interessen hinter dem Auslands- wahlrecht, was im Folgenden Abschnitt behandelt wird.

5.3.3 Akteure in der Auseinandersetzung um das Auslandswahlrecht in Ghana – die Haltung der NDC und der NPP Im Prozess der Einführung des Auslandswahlrechts wird insbesondere deutlich, welch wichtige Rolle Parteidifferenzen im Politikfeld Diasporapolitik spielen. In keinem anderen diasporapolitischen Prozess offenbart sich die pro-aktive Rolle der NPP und die blockierende Rolle der NDC so stark, wie bei der Einführung des Auslandswahlrechts. 174

Das Auslandswahlrecht in Ghana lässt sich vor allem aus der Verfassung von 1992 ableiten. 166 Artikel 42 legt fest, dass alle Ghanaer_innen ab dem 18. Lebensjahr und „mit gesundem Verstand“ („ sound mind “), unabhängig vom Wohnort, das Wahlrecht haben. Allerdings wurde der Verfassungsartikel 42 durch das Representation of People Law (PNDCL 284) vom Juli 1992 ergänzt. Unter anderem wurde in Artikel 7 des ergänzenden Gesetzes festgehalten, dass wahlberechtigte Ghaner_innen mindestens sechs Monate in einem Wahlbezirk leben müssen, bevor sie sich für diesen Wahlbezirk für eine Wahl registrieren können (Democracy Watch 2004: 2). 167 Diese Regelung stand im Widerspruch zu Art. 42 der Verfassung, weil es Ghaner_innen, die im Ausland leben, de facto von den Wahlen ausschließt. Dekrete wie das PNDCL 284 sind gegenüber der Verfassung nachrangig (Oduro 2009: 626). Es bestand somit ein Widerspruch zwischen der Verfassung und nachrangigem Recht. Ghanaer_innen in der Diaspora forderten bereits für die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 1996, dass es ihnen ermög- licht wird zu wählen (Mensah o.J.: 3; 2006: 400). Das Oberste Gericht hat in zwei Fällen (Tehn-Addy gegen die Electoral Commission 1996-97 und Apalpp gegen die Electoral Commis- sion 2001-2002) die Electoral Commission (EC) dazu aufgefordert, es allen Ghaner_innen zu ermögli- chen, sich für die Wahl zu registrieren (Owusu-Ansah 2005: 3). Tatsächlich stellte 1996 der damalige Präsident J.J. Rawlings in seiner Neujahresansprache an das Parlament Schritte zur Ermöglichung des Auslandswahlrechts in Aussicht (Wereko-Brobby 2005). Erste Versuche, das Wahlrecht zu reformieren, gab es somit bereits unter Rawlings (Boateng 2005). Jedoch führten erst Kufuor und seine Regierung das Auslandswahlrecht ein.

5.3.3.1 Kufuors erster Versuch, das Auslandswahlrecht im Wahljahr 2004 einzuführen Kufuor stellte im Februar 2003 mit Blick auf die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2004 bei ei- ner Reise nach Äthiopien den dort lebenden Ghanaer_innen in Aussicht, dass er sich für das Auslands- wahlrecht einsetzen werde (The Evening News 2003). Am 9. März 2004 (also ca. neun Monate vor den Wahlen) wurde der Gesetzesentwurf zum Auslandswahlrecht, die sogenannte Representation of the

166 Neben der Verfassung wird das Wahlrecht für im Ausland lebende Ghanaer_innen auch aus dem Political Parties Act (Act 574) aus dem Jahr 2000 abgeleitet. Dieses Gesetz legt fest, dass alle Bürger_innen, die das Wahl- alter (18 Jahre) erreicht haben, das Recht haben, in politischen Aktivitäten zu partizipieren, was so ausgelegt werden könne, dass das Wahlrecht dazu zähle (Otoo 2006: 375, in Parliament of Ghana 2006).

167 Laut Artikel 8 des PNDCL 284 nehmen Mitarbeiter_innen der konsularischen Vertretungen Ghanas, außerhalb Ghanas stationiertes Militärpersonal und ghanaische Studierende im Ausland, die ein Regierungsstipendium er- halten, eine Sonderstellung ein: Diese Personen dürfen wählen, auch wenn sie (vorübergehend) im Ausland le- ben. Sie werden durch die Botschaften für die Wahlen registriert. Dabei handle es sich ca. um maximal 10.000 Personen (Ahwoi 2005). 175

People (Amendment) Bill (ROPAB), dem Parlament vorgelegt. 168 Das Gesetz wurde mit dem sogenann- ten Certificate of Urgency, einem Dringlichkeitsvermerk, vorgelegt. 169 Das bedeutet, dass die Zeit, in der über die Gesetzesvorlage debattiert wird, extrem verkürzt wird und das Parlament in nur einer Lesung über den Gesetzesentwurf entscheidet. Die Vorlage des Gesetzes und insbesondere das Vor- gehen der Regierung erzeugten ein großes Echo in der politischen Öffentlichkeit des Landes: Die Op- positionspartei NDC und weitere kleine Parteien erklärten bereits einen Tag nach dem Einreichen des Gesetzesentwurfs in einer gemeinsamen Presseerklärung, dass sie nicht per se gegen die Inhalte von ROPAB seien, aber die Methode der Gesetzeseinführung ihnen widerstrebe (Ghana News Agency 2004). Dem stimmten zivilgesellschaftliche Organisationen zu: Am 11. März 2004 hielt die National Union of Ghana Students (NUGS) das Parlament dazu an, die Debatte über das Gesetz auszusetzen, bis Konsultation mit der Bevölkerung abgehalten worden sind (Ghana News Agency 2004a ). NUGS unter- stützte zwar die Idee, dass alle Ghanaer_innen im Ausland wählen dürfen, allerdings müssten vorab für das Gesetz nötige Informationen eingeholt werden, insbesondere die genaue Anzahl der Bürger_in- nen im Ausland. Die Regierung entschied daraufhin am 12. März 2004, den Dringlichkeitsvermerk zu- rückzuziehen, so dass der Gesetzesentwurf den gewöhnlichen Weg für Gesetzgebungsprozesse pas- sieren würde (Ghana News Agency 2004b). Als Gründe führte der damalige Justizminister Papa Owusu- Ankomah (NPP) das starke öffentliche Interesse an, und dass die Regierung keine Spekulationen über ihre Absichten, die durch den Dringlichkeitsvermerk in einem negativen Licht erschienen, aufkommen lassen wolle (Democracy Watch 2004: 1; Ghana News Agency 2004b). Insbesondere im Hinblick darauf, dass das Auslandswahlrecht bereits ein Wahlversprechen der NPP im Wahlkampfjahr 2000 war, aber erst drei Jahre später, kurz vor der Wahl 2004, ein entsprechendes Gesetz in einem beschleunigten Verfahren verabschiedet werden sollte, erweckt den Eindruck, dass die NPP Debatten um das Gesetz verhindern wollte. In einem regulären Gesetzgebungsprozess sind ausgiebige Konsultationen vorgese- hen.

168 Im Folgenden wird von ROPAB ( Presentation of People Amendement Bill ), ROPAA ( Presentation of People Amendement Act) und ROPAL ( Presentation of People Amendement Law) gesprochen. Oftmals werden die drei Akronyme synonym verwendet. Allerdings meint ROPAB den Gesetzesentwurf, während ROPAA und ROPAL das verabschiedete Gesetz meinen.

169 Wenn ein Gesetzesentwurf mit einem Dringlichkeitsvermerk eingeführt wird, hat der Council of State, das beratende Gremium des Präsidenten, 72 Stunden Zeit, um den Gesetzesentwurf zu prüfen und Änderungen vor- zuschlagen. Danach erhält das Parlament den Gesetzesentwurf inklusive der Empfehlungen und stimmt über das Gesetz ab. Gesetzesentwürfe mit einem Dringlichkeitsvermerk werden durch das Parlament mit einer Zwei-Drit- tel-Abstimmung verabschiedet (Friedrich Ebert Stiftung 2011: 12). 176

5.3.3.2 Die Einführung des Auslandswahlrechts 2006 Ein Jahr nachdem die erste Gesetzesvorlage zum Auslandswahlrecht mit dem Dringlichkeitsvermerk zurückgezogen worden war, wurde sie im Parlament im Juni 2005 erneut eingereicht. 170 Die Zustän- digkeit oblag dem Committe on Constitutional, Legal and Parliamentary Affairs , dessen Vorsitz ein NPP Abgeordneter, Kwame Osei Prempeh, innehatte. Aufgrund der Resonanz, die der Gesetzesentwurf in der Öffentlichkeit hervorrief, führte das Komitee Konsultationen in ganz Ghana sowie auch in Togo, Nigeria, dem Vereinigten Königreich, Italien, den Niederlanden und Deutschland durch. Bei den Kon- sultation wurde das Auslandswahlrecht nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Vielmehr wurden von den Teilnehmer_innen Sorgen bezüglich der Implementierung geäußert (GP4-20130606; Parliament of Ghana 2006: 382). 171 Die Konsultationen, die 2004 insbesondere von der NDC eingefordert worden waren, wurden von der Partei diesmal boykottiert (Ghana News Agency 2005; Hayford 2006; States- man 2006). Die NDC stellte sich öffentlich gegen die Gesetzesvorlage und wurde die treibende Kraft hinter der Mobilisierung gegen das Gesetz.

Zivilgesellschaftliche Organisationen schalteten sich verstärkt in die Debatte ein. In den USA wurde das Diaspora Vote Committee (DVC) gründet, um Lobbyarbeit für das Auslandswahlrecht zu leisten (Vez- zoli/Lacroix 2010: 23). Im Oktober 2005 reiste ein dreizehnköpfiges Team des DVC, bestehend aus Ghanaer_innen aus den USA, Kanada, Europa und Afrika, zu einer fünftägigen Reise nach Ghana, um sich in die Debatte um das Auslandswahlrecht einzubringen (Boateng 2005). Das DVC selbst wertet die Reise aufgrund der Aufmerksamkeit, die den Mitgliedern in Ghana zuteilwurde, insgesamt als großen Erfolg. Während der Reise besuchte das DVC das Parlament und nahm Treffen mit einem Vertreter des Büros des Präsidenten, mit dem Generalstaatsanwalt, der Electoral Commission und dem National Identification Directorate wahr. Darüber hinaus wurden Pressekonferenzen in Accra und Kumasi sowie öffentliche Debatten an der University of Ghana abgehalten. Im Rahmen der Pressekonferenzen und der öffentlichen Debatten informierte das DVC zugleich über das Auslandswahlrecht in anderen Staa- ten (GP4-20130606: 57). Bei seiner Reise hat sich das DVC öffentlich mit keiner politischen Partei Gha- nas assoziiert. Dennoch verfügten die Vertreter des DVC offensichtlich über gute Kontakte zum politi- schen System in Ghana. Der damalige Vorsitzende des Committe on Constitutional, Legal and Parlia-

170 Das Parlament setzte sich nach den Wahlen 2004 wie folgt zusammen: NPP 128 Sitze, NDC 94 Sitze, People National Convention (PNC) vier Sitze, Convention People’s Party (CPP) drei Sitze und einen Sitz an ein unabhän- giges Mitglied des Parlaments.

171 Diese Sorgen betrafen insbesondere die entstehenden Kosten für die Durchführung der Wahlen im Ausland, die Identifikation von Ghanaer_innen im Ausland, Regelungen für Staatsangehörige mit Doppelter Staatsange- hörigkeit, die Besetzung von Wahlstationen die Verlängerung des Wahlprozesses durch den Einbezug der Diaspora (Parliament of Ghana 2006: 382). 177 mentary Affairs Kwame Osei Prempeh spricht dem DVC, in einem im Rahmen dieser Dissertation ge- führten Interview, einen hohen Einfluss auf den Prozess zu. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das DVC nur ein Segment aus der Diaspora darstellte, so dass es folglich nur die Interessen dieser spe- zifischen Gruppe vertreten hat (Djotor 201306111). Bei den Mitgliedern des DVC-Teams handelt es sich ausnahmelos um hochqualifizierte Ghanaer_innen in höheren beruflichen Positionen (Boateng 2005). Das DVC repräsentierte somit eher eine Elite innerhalb der Diaspora.

Auf der gegnerischen Seite befanden sich neben der NDC auch die Dachorganisation der Gewerkschaf- ten: der Trade Union Congress (TUC), weitere Berufsgenossenschaften, NUGS und das Integrated Social Development Center (ISODEC). 172 TUC und die Berufsgenossenschaften äußerten sich im entsprechen- den Ausschuss im Parlament kritisch zum ROPAA und forderten einen längeren Konsultationsprozess (Ghana News Agency 2006; Graphic 2005: TUC). Es fanden mehrere Pressekonferenzen statt, in deren Rahmen gegen die Einführung der Doppelten Staatsangehörigkeit argumentiert wurde: Im November 2005 organisiert von TUC, im Februar 2006 von NUGS und ISODEC sowie am 24. Januar 2006 von der NDC, bei der eine Erklärung gegen die Verabschiedung von ROPAB veröffentlicht wurde (Ghana News Agency 2006a; Ghana News Agency 2006b; Palaver 2006). TUC nimmt eine führende Position innerhalb der Zivilgesellschaft Ghanas ein und gilt als neutraler Akteur, da es keine Verbindung mit einer der Parteien Ghanas unterhalte (Akwetey/Dorkenoo 2010: 53; Webster 2007: 4). Die Organisation kann auf eine lange Tradition des Engagements zurückblicken; sie ist seit dem Unabhängigkeitskampf und der Demokratisierung 1992 in Ghanas Politik aktiv (Akwetey/Dorkenoo 2010: 42). Die Unabhängigkeit von politischen Parteien habe die Position von TUC gegen das Auslandswahlrecht in der Debatte um das Auslandswahlrecht gestärkt. Ebenso wie TUC hat NUGS in Ghanas Transition zum Mehrparteien- system eine wichtige Rolle gespielt und genießt dadurch politisches Gewicht.

Eine von Anhänger_innen der NDC unterstütze Gruppe, die Concerned Ghanaians , organisierte am 15. Februar 2006 und am 21. Februar 2006 in Accra und anderen größeren Städten des Landes Demonst- rationen gegen den Gesetzesentwurf. An der Demonstration nahmen unter anderem einflussreiche NDC-Mitglieder, der ehemalige Präsident J.J. Rawlings und der damalige Präsidentschaftskandidat der NDC John Evans Atta Mills, teil (Chronicle 2006; Ghana News Agency 2006c; Statesman 2006a). 173 Im Kontext der Demonstration wurde eine Petition gegen das Gesetz präsentiert (Ghana News Agency

172 Innerhalb NUGS habe es jedoch unter den führenden Mitgliedern unterschiedliche Positionen gegeben (Gha- naweb 2006).

173 Bei einer der Demonstrationen kam es zu einem Zwischenfall, bei dem Demonstrant_innen Steine warfen, so dass die Polizei Tränengas einsetzte und Demonstrant_innen verhaftete (Ghana News Agency 2006d). Insgesamt blieben die Demonstration jedoch friedlich. 178

2006e). Die NDC versuchte mit Hilfe des Obersten Gerichts, die Verabschiedung von ROPAB durch das Parlament zu verhindern. Sie ist jedoch bei diesem Versuch gescheitert (Oduro 2009: 627). Ein weiterer Versuch der NDC bestand darin, den Christian Council of Ghana zu mobilisieren. Der Christian Council of Ghana sollte vermittelnd tätig werden, indem er die Regierung konsultierte (Ghana News Agency 2006f). Am 13. Februar 2006 hat es ein Treffen des Christian Council of Ghana mit dem Präsidenten gegeben (Daily Graphic 2006), jedoch ohne, dass Inhalte des Treffens an die Öffentlichkeit gelangen. Ein eindeutiges Statement zum Gesetzesentwurf des Councils ist nicht bekannt. Ein Rückkehrer und DAB Mitarbeiter äußert in einem im Rahmen dieser Untersuchung geführten Interview, dass es nicht möglich gewesen wäre, das Gesetz in Ghana gegen eine ausdrückliche Empfehlung des Councils zu verabschieden (GMR1-20130516). 174 Aufgrund der hohen Bedeutung des christlichen Glaubens in Ghana kann der Council großen Einfluss ausüben.

Die NDC kreierte ein Szenarium des Chaos und eines möglichen Konflikts, sollte das Gesetz verabschie- det und implementiert werden (Bagbin 2006: 397 in Parliament of Ghana 2006; Efo 2005; Ghanaian Chronicle 2006; Chronicle 2005). Auf einer Pressekonferenz am 24. Januar 2006 heißt es: "If the NPP Government and Party decide to ignore our warnings, they alone shall be responsible for any chaos or instability that would follow from the passage of this Bill. " (Ghana News Agency 2006i) Weiter heißt es auf der Pressekonferenz, ROPAB würde die „[...] Nation zerstören [...]“ und "[...] das Land in eine Krise stürzen [...].” (Ghana News Agency 2006i). ROPAB wurde das Potenzial attestiert, Anarchie herbeizu- führen (Tamakloe 2005). Die Rhetorik der NDC in der Debatte ist insbesondere im Hinblick auf die militärische Vergangenheit der Partei bemerkenswert. Der Rhetorik der NDC läge laut NPP ein Plan zugrunde:

“According to the NPP General Secretary, security intelligent information available to the Party indi- cated that the NDC intended to create political instability and make the nation ungovernable. He said the indefinite boycott of parliamentary proceedings by the Minority was part of the grand scheme to create a parliamentary paralysis and undermine the integrity of the National Assembly and send wrong signal to the international and diplomatic community that ‘Ghana is descending into a state of chaos’.” (Ghana News Agency 2006h)

Allerdings erscheint der NDC durch diese Rhetorik als ein Garant für Stabilität, der er in der Vergan- genheit in gewisser Hinsicht auch war: Rawlings` Politik, aus der die NDC hervorgegangen ist, setzte

174 Der Christian Council of Ghana ist aufgrund der hohen Bedeutung von ein einflussreiches Gremium. Religiosität spielt eine wichtige Rolle (Bertelsmann Stiftung 2018a: 7). Das Christentum, dem ca. 70 Prozent der Bevölkerung angehören, dominiert (STAR Ghana 2011: 13). 16 Prozent sind Muslime. Muslime be- richten, dass der Islam eine Nebenrolle spielt (Freedom House 2016). Auf der höheren Regierungsebene wird eine religiöses Gleichberechtigung jedoch gewahrt (Bertelsmann Stiftung 2018a: 7). 179 den turbulenten Jahren der Militärherrschaft ein Ende und führte das Mehrparteiensystem ein. Wie- derholt stünde die NDC für Stabilität, indem sie das prognostizierte Chaos, das durch das durch die NPP eingeführte Auslandswahlrecht entstünde, verhindern würde.

Es ist fraglich, inwiefern die Szenarien, die von der NDC für den Fall der Implementierung ROPAAs ge- zeichnet wurden, als Drohung zu begreifen sind und welche Wirkung diese Rhetorik schlussendlich hatte. In offiziellen Statements seitens der NPP wurde mehrmals betont, sich nicht von diesen von der NDC ausgemalten Szenarien einschüchtern lassen zu wollen (Ghana News Agency 2006h).

Die Abstimmung über das Gesetz wurde von der NDC boykottiert (Ayee 2008: 199; Ghana News Agency 2006e). Das Gesetz wurde am 2. Februar 2006 beim sogenannten Second Reading im Parlament grund- sätzlich diskutiert, in dessen Verlauf es zu chaotischen Zuständen im Parlament kam (Ghanaian Chro- nicle 2006). Am 21. Februar 2006 wurde ROPAB, mit Empfehlung des Committe on Constitutional, Legal and Parliamentary Affairs, verabschiedet (Statesman 2006). Der Abschlussbericht des genannten Ko- mitees ging auf die kritischen Stellungnahmen der Oppositionsparteien und der Zivilgesellschaft ein (Parliament of Ghana 2006). Bei der Abstimmung wurde ROPAB nicht nur von den Abgeordneten der NPP unterstützt, sondern auch von vier MP der People National Convention (PNC), drei Mitgliedern der Convention People’s Party (CPP) sowie einem unabhängigen Abgeordneten (Ghana News Agency 2006g). Der Boykott der Abstimmung der Abgeordneten der NDC hat die Verabschiedung des Gesetzes nicht verhindert. Nichtsdestotrotz wurde das Gesetz bei den seitherigen Wahlen 2008, 2012 und 2016 nicht implementiert. Als begründet wurde dies mit den hohen finanziellen und technischen Herausfor- derung der Beteiligung von Ghanaer_innen im Ausland an den Wahlen.

Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über die beschriebenen Prozesse zur Einführung des Aus- landwahlrechts (siehe Abbildung 14).

180

April 1992 In Artikel 42 der Verfassung wird das Wahlrecht für alle Ghanaer_innen festgeschrieben

Juli 1992 Artikel 7 des Representation of People Law (PNDCL 284) macht es unmöglich für Gha- naer_innen, im Ausland zu wählen

1996 Ghanaer_innen fordern das Wahlrecht bei den Wahlen 1996

Unter J.J. Rawlings sollen die Regelungen bezüglich des Auslandswahlrechts geändert werden

1997 Das Oberste Gericht fordert die EC dazu auf, die Teilnahme an den Wahlen für alle Gha- naer_innen zu ermöglichen

2000 Aus dem Political Parties Act (Act 574) kann das Auslandswahlrecht abgeleitet werden

2002 Das Oberste Gericht fordert die EC dazu auf, Wahlen für alle Ghanaer_innen zu ermög- lichen

Februar 2003 Kufuor stellt bei einer Reise nach Äthiopien das Auslandswahlrecht in Aussicht

9. März 2004 Die Regierung unter Kufuor legt dem Parlament die ROPAB mit einem Urgency Certifi- cate vor

10. März 2004 Die Oppositionsparteien geben eine Presseerklärung ab, in der sie sich gegen die Ver- abschiedung von ROPAB aussprechen

11. März 2004 NUGS hält das Parlament dazu an, die Debatte über das Gesetz auszusetzen

12. März 2004 Die Regierung zieht die Gesetzesvorlage zunächst zurück, so dass sie den regulären Ge- setzgebungsprozess passieren kann

14. Juni 2005 ROPAB wird dem Parlament erneut vorgelegt

Darauf folgen landesweite Konsultation der Bevölkerung und Konsultation im Ausland

Oktober 2005 Das DVC unternimmt eine fünftägige Kampagne in Ghana pro ROPA

November 2005 TUC spricht sich gegen ROPAB aus

24. Januar 2006 NDC hält eine Pressekonferenz und veröffentlicht eine Erklärung gegen die Verabschie- dung von ROPAB

2. Februar 2006 Second Reading des ROPAB im Parlament

9. Februar 2006 In einer Pressekonferenz positioniert sich NUGS wiederholt gegen ROPAB

13. Februar 2006 Treffen des Präsidenten mit dem Christian Council of Ghana

15./21. Februar Concerned Ghanaians organisierten in Accra eine Demonstration gegen ROPAB 2006

21. Februar 2006 ROPAA wird unter Boykott der Abstimmung seitens des NDC verabschiedet

Dezember ROPAL wird bei den Wahlen nicht implementiert 2008/2012/2016

Abbildung 14 Die Einführung des Auslandswahlrechts in Ghana (eigene Darstellung)

181

5.3.3.3 Analyse Bei der Analyse der Verabschiedung des Gesetzes zum Auslandswahlrecht müssen zwei Ebenen unter- schieden werden: Zum einen die Ebene der öffentlich geäußerten Argumente und zum anderen die Ebene der zugrundeliegenden Interessen. Im Folgenden werden beide zunächst getrennt voneinander betrachtet, bevor sie anschließend im Kontext diskutiert werden.

Das Hauptargument der Befürworter_innen des ROPAB liegt im Widerspruch zwischen der Verfassung und den Beschränkungen des Wahlrechts für Bürger_innen im Ausland durch das PNDCL 284, das nicht verfassungskonform ist. ROPAA stellt aus dieser Perspektive lediglich eine Anpassung des Gesetzes an den verfassungsmäßigen Anspruch dar. Die Befürworter_innen berufen sich somit in erster Linie auf die Verfassung und darauf, dass das Wahlrecht nicht aufgrund von Migration aberkannt werden darf (Asare 2004). Daneben werden die Beiträge der Ghanaer_innen im Ausland zur Entwicklung Ghanas als weitere Basis eines legitimen Anspruchs gedeutet (GP2-20130611; GP4-20130606). Denn wer sich an der Entwicklung des Landes beteilige, solle auch über das politische Beteiligungsrecht verfügen – so die Forderung. Darüber hinaus vergleichen die Befürworter_innen Ghana mit anderen Staaten, die das Auslandswahlrecht realisieren; das Committee on Constitutional, Legal and Parliamentary Affairs , das sich für die Verabschiedung des ROPAB ausspricht, verweist bei seiner Stellungnahme ebenfalls auf das Auslandswahlrecht in anderen Staaten (Parliament of Ghana 2006: 380 ff.).

Gegner_innen des Auslandswahlrechts führen als Argumente logistische und technische Herausforde- rungen sowie die Kosten für die Umsetzung des Auslandswahlrechts ins Feld. Die Implementierung des Auslandswahlrechts sei schlicht zu teuer. Die Mittel seien besser in die Entwicklung Ghanas investiert (GP2-20130611). Das Committee on Constitutional, Legal and Parliamentary Affairs befand bezüglich dieser Argumente, dass die Implementierung zwar ein wichtiger Faktor sei und berücksichtigt werden müsse, dass aber die Details der Implementierung nachrangig seien, so dass sie, erst nach der Verab- schiedung des Gesetzes, seitens der zuständigen EC zu bestimmen seien (Parliament of Ghana 2006: 383). Im Hinblick auf die ökonomischen Beiträge der Mitglieder der Diaspora argumentierten die Geg- ner_innen des Gesetzes, dass Mitglieder der Diaspora keine Steuern in Ghana zahlen (Quarshie 2005). Ferner wird als Argument gegen das Auslandswahlrecht aufgeführt, dass Bürger_innen im Ausland nicht darüber entscheiden sollen, was im Land passiert, da sie selbst nur bedingt davon betroffen seien (GM9-20130517).

Neben diesen vordergründig sachlichen Argumenten wurde die Debatte um das Auslandswahlrecht von der Konkurrenz der beiden Parteien dominiert. Die Opponenten des Gesetzes, allen voran die NDC, warfen der NPP vor, mit dem Gesetz die anstehenden Wahlen 2008 zu ihren Gunsten beeinflussen zu wollen (GP1-20130531; GM9-20130517; Ayee 2008: 199; Bagbin 2006: 400 in Parliament of Ghana 2006; Democracy Watch 2004: 3; Oduro 2009: 262). 182

Hinter den dargelegten Argumenten bei der Debatte um das Auslandswahlrecht liegen weitreichende machtpolitische Interessen. Es wird angenommen, dass die Regierung unter Rawlings es Ghanaer_in- nen im Ausland nicht ermöglichte, zu wählen, da ein Großteil der Mitglieder der Diaspora zu Zeiten der Rawlings-Diktatur geflohen waren und dem Rawlings-Regime entsprechend ablehnend gegenüber- stünden (Democracy Watch 2004: 3). Aufgrund der Zusammensetzung der Diaspora – überwiegend aus Akan Gruppen – versprach sich der NDC weniger Stimmen aus der Diaspora, als sie ihren Konkur- renten zukommen würden. Der NDC habe sich damals durch Abschnitt 7 des PNDCL 284 einen Vorteil bei den Wahlen verschaffen wollen (Democracy Watch 2004: 3). Der NPP wird hingegen unterstellt, dass sie sich mit dem ROPAA ebenfalls einen Vorteil bei den Wahlen verschaffen oder gar eine Mög- lichkeit für Manipulationen erschließen wolle (GP1-20130531; GM9-20130517; Ayee 2008: 199; Bag- bin 2006: 400 in Parliament of Ghana 2006; Democracy Watch 2004: 3; Oduro 2009: 262;). Es ist zu- mindest zu vermuten, dass sich Kufuor der Stimmen der Akan in der Diaspora sicher gewesen sein dürfte. Als Beleg dafür gilt den Kritiker_innen der Versuch der NPP im Wahljahr 2004, das Gesetz mit dem Dringlichkeitsvermerk rasch verabschieden zu lassen (Oduro 2009: 262). Für diese These sprechen die stets sehr knappen Wahlergebnisse in Ghana (siehe Kapitel 5.2). Die knappen Ergebnisse der Wah- len machen deutlich, dass im Falle des Auslandswahlrechts Stimmen aus der Diaspora die Wahlergeb- nisse entscheidend beeinflussen könnten. Bürger_innen im Ausland würden, im Fall der Implementie- rung des Auslandswahlrechts eine bedeutende Wählerschaft darstellen. Hierbei ist allerdings zu be- denken, dass mit der Auflösung ethnisch basierter Wahlmuster, wie sie sich sukzessive von Wahl zu Wahl manifestieren, Prognosen, für wen Ghanaer_innen im Ausland stimmen würden, an Basis verlie- ren, so dass die Stimmen aus der Diaspora nur schwer zu kalkulieren sind.

Die Gründe der NDC für die entschiedene Opposition gegen ROPAA scheinen vielschichtig. Einerseits wird auf Seiten der NDC immer wieder betont, das Recht der Ghanaer_innen im Ausland zu wählen, prinzipiell nicht anzuzweifeln, was durch die Initiative Rawlings 1996 für das Auslandswahlrecht belegt werden würde (Bagbin 2006: 400 in Parliament of Ghana 2006). Der Widerstand der NDC gegen das Gesetz sei in den praktischen Aspekten der Implementierung begründet (Parliament of Ghana 2006: 404). Der Vorwurf, dass die NPP das Auslandswahlrecht einführen will, um so einen Sieg bei den Wah- len 2008 zu sichern, wurde durch die NDC offen geäußert (Ghana News Agency 2006h; GP3-20130530: 21-27; GM9-20130517). Hintergrund ist die Annahme, dass Ghanaer_innen im Ausland mehrheitlich die NPP wählen würden (Boateng 2006). Die Indizien für diese Annahme sind zahlreich (siehe Kapitel 5.3.1.2). Bei den jeweils knappen Wahlsiegen kann die Diaspora das Wahlergebnis entscheidend ver- ändern – laut Befürchtung der NDC, zu ihrem Nachteil (GP1-20130531; GP4-20130606). Die Befürch- tung der NDC bei einer Wahlbeteiligung der Diaspora Wahlverluste zu erleben, wird allerdings in offi- ziellen Statements der NDC bestritten (Chronicle 2005). 183

5.3.3.4 Nach der Verabschiedung des Auslandswahlrechts Nach der Verabschiedung des ROPAL ebbte die Diskussion um das Auslandswahlrecht zwar weitestge- hend ab, offen blieben jedoch die Frage nach der Implementierung des Gesetzes. Die Entscheidung über die Implementierung des Gesetzes lag nach der Verabschiedung bei der Electoral Commission (EC) (GP4-20130606; Ghana News Agency 2008; STAR-Ghana 2011: 60; Statesman 2006). Die EC habe ROPAL aufgrund technischer und administrativer Hürden sowie finanzieller Anforderungen nicht im- plementiert (GP2-20130611: 4-9; Hayford 2005). Die EC habe sich bei ihrer Entscheidung an anderen Staaten, die das Auslandswahlrecht implementieren, orientiert (Boateng 2007). Im Mai 2007 hielt die EC eine Konferenz zum Thema Auslandswahlrecht ab, bei der Vertreter_innen aus Mexiko und Mali teilnahmen und über ihre Erfahrungen berichteten. Es ist zu fragen, inwiefern die EC eine parteienun- abhängige Position einnimmt. Die Interviewpartner_innen stimmten darin überein, dass die EC gemäß ihres Mandats eine politisch neutralen Standpunkt bezüglich ROPAA habe (GM9-20130517; GMR1- 20130516). Die Implementierung des Gesetzes der EC zu überlassen, sei somit in gewisser Hinsicht ein Kompromiss und ein Zugeständnis an die Position der NDC (Ayee 2008: 199; GP4-20130606: 13-15). Ein interviewter Außenministeriums Mitarbeiter und Rückkehrer macht in diesem Zusammenhang da- rauf aufmerksam, dass es Teil der ghanaischen politischen Kultur sei, einen Konsens anzustreben, der mit der Nicht-Implementierung des Gesetzes in gewisser Hinsicht erreicht worden sei (GMR1- 20130516). Insbesondere die geschilderte Rhetorik der NDC, die ein düsteres Bild zeichnete, sollten Ghanaer_innen im Ausland an den Wahlen partizipieren dürfen, deutete an, dass eine Implementie- rung des Gesetzes problematisch werden würde. Die NPP, die hinter der Verabschiedung des ROPAA stand, stimmte sogar darin ein, dass das Gesetz nicht implementiert wird. Dies begründete der NPP- Abgeordnete P.C. Appiah-Offori wie folgt:

"The National Democratic Congress (NDC) is saying that the New Patriotic Party (NPP) wants to use the 'Diaspora Vote' to rig the elections and I want this misconception to be erased by not implementing the ROPAB for the 2008 elections ” (zit. nach Ghana News Agency 2006j). Die Befürchtung, dass ein möglicher Konflikt um die Wahlergebnisse durch das Auslandswahlrecht ver- stärkt werden könnte, würde auch von Kufour geteilt (GP4-20130606). Darüber hinaus stimmt die NPP dem ursprünglich von der NDC formulierten Argument bei, dass die Kosten für die Implementierung des Gesetzes besser in die sozio-ökonomische Entwicklung des Landes investiert seien (Ghana News Agency 2006j). Nichtsdestotrotz hätte sich die NPP die Implementierung des ROPAB gewünscht, ins- besondere bei den Wahlen 2012 (GP4-20130606; GM5-20130524). Die NPP war somit im Hinblick auf die Implementierung des Gesetzes ambivalent – was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass das Ergebnis der Auslandswahl durch die Auflösung ethnischer Wahlmuster nicht präzise genug vorherge- sagt werden kann. Im Manifesto 2016 verspricht die NPP allerdings sich für eine Implementierung des ROPAL einzusetzen (NPP 2016: 160). Die NDC hat an der Umsetzung des ROPAA kein Interesse (GP2- 20130611; GP3-20130530: 21-27; Quaye 2011). Auf Seiten der Zivilgesellschaft wird ebenfalls nicht auf 184 eine Implementierung des Gesetzes bestanden (GP2-20130611). Lediglich Ghanaer_innen in der Diaspora fordern eine Implementierung des Gesetzes (Joy Online 2012). Hierzu haben Ghanaer_innen aus New York (organisiert im Progressive Alliance Movement ) einen Gerichtsprozess angestoßen und der Oberste Gerichtshof in Accra ordnete im Dezember 2017 an, dass die EC innerhalb von 12 Monaten ROPAL implementieren muss, was bedeutet, dass Ghanaer_innen im Ausland bei den nächsten Präsi- dentschaftswahlen 2020 die Möglichkeit bekommen sollen, ihre Stimmen abzugeben.

5.4 Fazit : Der Einfluss von Demokratisierung auf Diasporapolitik in Ghana Eine Besonderheit ghanaischer Diasporapolitik besteht darin, dass der Begriff der Diaspora sowohl neuere Migrant_innen-Gemeinschaften ghanaischer Herkunft als auch die alte afrikanische Diaspora bezeichnet und die ersten diasporapolitischen Maßnahmen Ghanas auf die alte Diaspora zielten. Mitt- lerweile ist Ghanas Diasporapolitik vorangeschritten, was insbesondere in der Formulierung der Mig- rationsstrategie deutlich wird. Die Umsetzung der Maßnahmen ist allerdings mit Mängeln behaftet, so dass Ghanas Diasporapolitik im Hinblick auf die Implementierung keinesfalls weit vorangeschritten ist. Auffällig ist die starke Rolle von internationalen Akteuren – allen voran der IOM. Ghana bringt kaum eigene (finanzielle) Ressourcen auf, um die selbst gestellten Ziele ihrer Diasporapolitik zu erreichen. Ein weiteres Merkmal ghanaischer Diasporapolitik ist die hohe Partizipation der Mitglieder der Diaspora sowie des CMS nicht nur in diasporapolitischen Prozessen (wie der Formulierung der Migra- tionsstrategie), sondern auch in anderen politischen Prozessen, nämlich der Entwicklungsplanung und der Verfassungsrevision. An dieser Stelle wird die starke Verflechtung der ghanaischen Diasporapolitik mit der Demokratisierung des Landes deutlich.

Die Demokratisierung hat die Rahmenbedingungen für Ghanas Diasporapolitik geschaffen, die Diasporapolitik maßgeblich beeinflussen, was sich daran zeigt, dass sie eine weitreichende Erklärungs- kraft aufweisen. Der Zusammenhang zwischen der Diasporapolitik Ghanas und der Demokratisierung des Landes spiegelt die Ergebnisse der Auswertung des Forschungsstandes wider. Die Bemühungen um die Diaspora seitens der Regierung Kufuors richteten sich insbesondere an die Migrant_innen, die zuvor der politischen Situation in Ghana entflohen waren. Ein Umstand, der bereits von anderen For- scher_innen (Délano/Gamlen 2014: 45f.) für andere Staaten beschrieben wurde, aufgrund der nahe- liegenden These, dass sich neue Demokratien mit ihrer Diasporapolitik überwiegend an diejenigen Migrant_innen richten, die vor den Vorgängerregierungen geflohen sind. Darüber hinaus wirkt sich der Demokratisierungsprozess auf zwei Weisen aus: Zum einen wurden durch die Transition des politi- schen Systems Partizipationsräume geöffnet, welche die Inklusion der Bürger_innen im Ausland för- dern und dazu geführt haben, dass die Diaspora als Teil der Zivilgesellschaft an politischen Prozessen beteiligt wird. Zum anderen gewann die Diaspora als Ressource im Parteienwettbewerb an Bedeutung. 185

Zwei Prozesse, die durch Forschung in anderen Staaten ebenfalls nachgewiesen sind (beispielsweise durch Østergaard-Nielsen 2003a). Aufgrund der Demokratisierung Ghanas wird Ghanas Diasporapoli- tik durch die Parteidifferenz der NPP und des NDC bestimmt.

Die unterschiedlichen Positionen der beiden Parteien zur Diasporapolitik erklären die Diasporapolitik Ghanas und zeigen, welche Interessen die NPP-Regierungen mit der Diasporapolitik verfolgen. Beson- ders deutlich werden die unterschiedlichen Positionen in den Prozessen um das Auslandswahlrecht. Die NPP gilt insgesamt als aktiver im Hinblick auf Diasporapolitik. Eine gängige Meinung ist, dass die Mehrheit der Mitglieder der Diaspora die NPP unterstützen würde, wofür es zwar keine Beweise gibt, aber gewichtige Indizien: Unter den Ghanaer_innen im Ausland werden, aufgrund der Migrationsge- schichte Ghanas, mehr NPP-Sympathisant_innen vermutet; unter den Akan, der Gruppe, aus der sich die Migrant_innen hauptsächlich zusammensetzen, finden sich besonders NPP-Unterstützer_innen, deren Anzahl vermutlich entscheidend für die knappen Wahlen Ghanas sein kann; die Gründungside- ale der NPP unterstützen Diasporaförderung durch den Fokus auf neo-liberale Ideale; stärker vertreten als in der NDC, sind Parteifunktionäre und Abgeordnete der NPP ehemalige Diaspora-Mitglieder – eine Tendenz, die sich jedoch im Wandel befindet; in den Wahlprogrammen der NPP spielt die Diaspora eine größere Rolle. Die hier aufgezählten Faktoren und die daraus abgeleitete Nähe der NPP zur Diaspora sind starke Indizien, welche die aktivere Diasporapolitik der NPP plausibel erklären. Aufgrund dieser Indizien kann sich die NPP stärkere Unterstützung durch Ghanaer_innen im Ausland verspre- chen. Hierbei kann von neopatrimonialen Mustern in der Verbindung der Parteien und ihren Unter- stützer_innen in der Diaspora ausgegangen werden. Die in den Parteien vorhandenen Patronage-Netz- werke scheinen sich auch auf die Auslandsposten der Parteien zu erstrecken. Durch die Rolle der Par- teien im Politikfeld Diasporapolitik wird deutlich, dass – obwohl ökonomische Interessen ebenfalls eine Rolle spielen – politische Interessen das Politikfeld bestimmen.

Auslandsghanaer_innen gelingt es, Einfluss auf die politische Situation in Ghana zu nehmen, so dass sie auch direkten Einfluss auf die Diasporapolitik selbst ausüben können. Die Demokratisierung hat gute Rahmenbedingungen für zivilgesellschaftliches politisches Engagement geschaffen, was sich ebenfalls günstig auf das Engagement der Migrant_innen auswirkt. Durch verschiedene Kanäle und auf unterschiedlichen Ebenen, können sich Mitglieder der Diaspora Gehör verschaffen und die öffentliche Meinung beeinflussen. Der Einfluss, den die Diasporamitglieder ausüben können, geht jedoch nicht nur auf die Demokratisierung des Landes zurück: Die Verbindungen zwischen der politischen Gesell- schaft Ghanas und Ghanaer_innen im Ausland sind stark, zu denen auch informelle Netzwerke zählen, die zwischen einzelnen Diasporamitgliedern und der politischen Elite des Landes bestehen. Dies ver- deutlichen die Verbindungen zu den Mitgliedern des Parlaments. Es kann davon ausgegangen werden, 186 dass der Einfluss der Diaspora, durch diese Verbindungen, auf das politische System in Ghana sukzes- sive gewachsen ist. Besonders deutlich wurde der Einfluss der Bürger_innen im Ausland und den Netz- werken, die zwischen Diasporamitgliedern und der politischen Elite des Landes bestehen, bei den Pro- zessen um die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslandswahlrecht. Beide Prozesse wurden durch gezielte Lobbyaktivitäten aus der Diaspora beeinflusst.

In den Netzwerken, die zwischen Ghanaer_innen im Ausland und dem politischen System Ghanas be- stehen, spielen Rückkehrer_innen eine zentrale Rolle. Die Gruppe der Rückkehrer_innen ist ein politi- scher Akteur; ein Großteil der Rückkehrer_innen ist Mitglied einer Partei und ein hoher Anteil der Par- lamentarier_innen selbst sind ebenfalls ehemalige Diasporamitglieder. Dabei ist insbesondere auffäl- lig, dass der Anteil der MPs der NPP mit Auslandserfahrung größer ist, als der der NDC-Parlamenta- rier_innen, wenngleich diese Tendenz im Wandel befindlich ist. Der hohe Anteil an ehemaligen Diaspo- ramitgliedern im Parlament verdeutlicht, welch großen Einfluss Rückkehrer_innen auf die politische Situation in Ghana nehmen. Rückkehrer_innen bilden somit eine zentrale Schnittstelle zwischen gha- naischer (Diasporapolitik-) Gestaltung und den Bürger_innen im Ausland.

Neben den politischen Parteien üben die IOM und das CMS einen großen Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung ghanaischer Diasporapolitik aus. Als Modellfall der internationalen Entwicklungszusam- menarbeit, eignet sich Ghana für internationale Initiativen und ist von internationalen Organisationen entsprechend stark begleitet. Das CMS konnte den im Rahmen der politischen Öffnung entstandenen Raum für Partizipation zivilgesellschaftlicher Akteure zur Einflussnahme auf Diasporapolitik nutzen. Das CMS hat mit seiner herausragenden Rolle in der Migrationsforschung in Ghana maßgeblichen Ein- fluss im Politikfeld. Darüber hinaus zeigt der Fall Ghana, dass normative Faktoren durchaus auch zur Erklärung von Diasporapolitik herangezogen werden müssen. Ghanas Diasporapolitik basiert, aufgrund ihrer Wurzeln im Panafrikanismus, auf einem normativen Ideal. Die Auswertung des Forschungsstan- des deutete – für Afrika insgesamt und über Afrika hinaus – auf eine geringe Bedeutung normativer Ideen. Hier bildet Ghana mit seiner panafrikanistischen Prägung einen Sonderfall. Darüber hinaus dient die ghanaische Verfassung als Bezugspunkt für Diasporapolitik. Ghanas Diasporapolitik lässt sich aus folgenden Faktoren zusammenfassend erklären: Durch den Panafrikanismus, in Verbindung mit der Geschichte Ghanas, erstreckte sich Ghanas Selbstverständnis als Nation bereits recht früh auch auf Ghanaer_innen im Ausland. Hier konnte die jüngere Diasporapolitik gut anknüpfen. Allerdings bekam die Diasporapolitik erst mit der Demokratisierung des Landes, im entstandenen Zweiparteiensystem, Relevanz. In diesem entstandenen System ist die Erklärung für Ghanas Diasporapolitik zu sehen: Die NPP, die über starke Verbindungen zur Diaspora – auch im neopatrimonialen Sinne – verfügt, sucht in erster Linie aus politischen Gründen die Unterstützung der Bürger_innen im Ausland, wozu die Diasporapolitik dient. Daneben fördern die IOM und das CMS Diasporapolitik in Ghana, indem sie sehr 187 stark auf das Engagement der Diasporamitglieder zielen und dieses fördern wollen. Diasporamitglieder und Rückkehrer_innen spielen eine zentrale Rolle und beeinflussen das Politikfeld, insbesondere auch aufgrund ihrer bestehenden Vernetzung in die Diaspora.

188

6. Zusammenfassende Analyse der Fallbeispiele und Fazit Ziel der Untersuchung war es, ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge innerhalb des Politikfelds Diasporapolitik zu entwickeln. Die Auswertung des Forschungsstandes ermöglichte bereits die Identi- fikation von Faktoren, die für Diasporapolitik relevant sind. Die Analyse der beiden Fallbeispiele Kame- run und Ghana im Rahmen eines strukturiert fokussierten Vergleichs lieferte – insbesondere im Hin- blick auf die identifizierten Einflussfaktoren – Erklärungen von Diasporapolitik. Dabei werden insbe- sondere auch die Mechanismen erfasst, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren auf Diasporapolitik haben. Im Folgenden wird zunächst die Diasporapolitik der beiden Staaten im Vergleich deskriptiv zu- sammengefasst, so dass sie unter den gleichen Gesichtspunkten kontrastiert werden kann. Hierdurch sollen die Unterschiede deutlich werden, um die verschiedenen erklärenden Faktoren sichtbar zu ma- chen. Im Anschluss daran werden die in Kapitel 3.1 formulierten systematischen Forschungsfragen ab- gearbeitet. Insbesondere sollte die Frage danach beantwortet werden, mit welchen Faktoren die Diasporapolitik der beiden Staaten beschrieben und erklärt werden kann. Hauptsächlich sind das Fak- toren, die in den politisch-institutionellen Rahmenbedingungen, also der Polity, zu verorten sind und sich unter anderem auch in der daraus resultierenden Akteurskonstellation und ihren wesentlichen Interessen zeigen.

6.1 Diasporapolitik der beiden Fallbeispiele im Kontrast Es gibt einige Gemeinsamkeiten und Parallelen ghanaischer und kamerunischer Diasporapolitik. Gha- nas Diasporapolitik blickt auf eine längere Geschichte zurück und ist durch die entstehende Diaspo- rastrategie stärker formalisiert, als das in Kamerun der Fall ist. Kameruns Diasporapolitik befindet sich dahingegen erst in den Anfängen. Der größte daraus resultierende Unterschied liegt darin, dass Gha- nas Diasporapolitik nicht nur stärker entwickelt, sondern auch offener ist als Kameruns: Bürger_innen im Ausland werden stärker beteiligt und internationale Akteure spielen eine wichtige Rolle. Dies ver- weist auf die Verschiedenheit der politischen Systeme. Einen anderen Vergleichspunkt stellt das Po- tenzial der Diaspora für Entwicklung dar. In diesem Punkt sind beide Staaten bemüht, diese Ressource zu erschließen. Im Hinblick auf die Doppelte Staatsangehörigkeit und das Auslandswahlrecht bestehen ebenfalls Unterschiede: Während beide Staaten ein Gesetz zur Legalisierung der Doppelten Staatsan- gehörigkeit verabschiedet haben, wird es bislang lediglich in Kamerun implementiert, wohingegen die Doppelte Staatsangehörigkeit nur in Ghana legal ist.

Sowohl Ghana als auch Kamerun knüpfen mit ihrer Diasporapolitik an die globale Debatte um Migra- tion und Entwicklung an. Die Wahrnehmung der Diaspora ist infolge dessen in beiden Ländern ausge- prägt: Die Diaspora wird als Entwicklungsakteur wahrgenommen. Allerdings sind in beiden Staaten diasporapolitische Maßnahmen durch mangelnde Koordination, Transparenz und Kapazität geprägt, 189 was sich nachteilig auf die Sichtbarkeit und Umsetzung der Maßnahmen auswirkt. Aufgrund der man- gelhaften Implementierung, kommt in beiden Staaten der Diasporapolitik eine symbolische Bedeutung zu. Sowohl in Kamerun als auch in Ghana ist die Datenlage bezüglich Emigration lückenhaft, die Defizite in Kamerun sind jedoch besonders ausgeprägt. In beiden Staaten wurde wiederholt die Absicht geäu- ßert, die Datenlage verbessern zu wollen. In Ghana wurden mehr institutionelle Kapazitäten zur Diasporaförderung geschaffen als in Kamerun. Insbesondere die kurzfristige Umbenennung des Tou- rismus-Ministeriums in Ministerium für Tourismus und Diasporabelange zeugt von der hohen Bedeu- tung, die der Diaspora temporär zuteilwurde. Darüber hinaus hat die Erweiterung institutioneller Ka- pazitäten in Ghana früher begonnen; bereits 2003 wurde das NRGS im GIPC gegründet. Die Gründung der Division für Kameruner_innen im Ausland erfolgte 2005. Auffällig ist die externe Unterstützung der diasporapolitischen Maßnahmen in Ghana (vor allem durch die IOM). Eine externe Unterstützung gibt es im Fall Kameruns nicht. Dieses liegt unter anderem darin begründet, dass Ghana im Gegensatz zu Kamerun aufgrund des vorangeschrittenen Demokratisierungsprozesses international als verlässlicher Partner wahrgenommen wird - ein erklärender Faktor, der aus der Polity resultiert.

Ebenso findet in Kamerun keine Beteiligung der Diaspora an politischen Prozessen statt, wenngleich die Wahlen, die im Ausland ermöglicht werden, scheinbar darauf hindeuten. Wie dargelegt, handelt es sich dabei aber nur um eine begrenzte und gesteuerte Beteiligung. Dagegen partizipiert die Diaspora Ghanas stark bei politischen Entscheidungsprozessen und an öffentlichen politischen Debatten. Ent- sprechend der autoritären Ausrichtung des politischen Systems in Kamerun werden dort die kritischen Stimmen der Diaspora konsequent bekämpft. Ernsthafte Partizipation gestattet Kamerun nicht, so dass auch mit der Implementierung des Auslandswahlrechts plausibel angenommen werden kann, dass das Kalkül der Regierung Kameruns dahintersteht, das Image nach außen zu verbessern, während eine entscheidende politische Partizipation kalkuliert eliminiert wird.

In beiden Ländern gibt es hingegen Ansätze, die Diaspora strategisch in die nationale Entwicklung ein- zubinden. Dabei existieren einige Parallelen. Ghana und Kamerun integrieren die Diaspora in Prozesse der nationalen Entwicklungsplanung. Während die Bedeutung der Diaspora aber in den Dokumenten der strategischen Entwicklungsplanung Ghanas sukzessive zugenommen hat, verfährt Kamerun selek- tiv, indem nur nicht-oppositionelle Akteure der Diaspora beteiligt werden. In den nationalen Entwick- lungsstrategien beider Staaten finden sich Hinweise auf die beabsichtigte Diasporaförderung, vor al- lem im Rahmen der jeweiligen Migrationspolitik. Auch in diesem Bereich der Diasporapolitik ist Ghana weiter: In Ghana wurde eine entsprechende Migrationsstrategie 2016 verabschiedet und es wird an einer Diasporastrategie gearbeitet, zu der bereits ein Konzeptpapier zur Diasporaförderung vorliegt. Das kamerunische Außenministerium entwickelte 2013 den Entwurf einer Migrationsstrategie und brachte diesen in regierungsinterne Abstimmungsprozesse ein – dort verschwand dieser Entwurf sang- 190 und klanglos. Im Gegensatz zu Ghana werden in Kamerun auf der Ebene der einzelnen Ministerien Strategien zur Diasporaförderung entwickelt, die allerdings nicht implementiert werden. Dies macht deutlich, dass das politische Machtzentrum Kameruns solche Bemühungen, die von staatlicher Seite außerhalb des Machtzentrums unternommen werden, zumeist blockiert, wenn sie nicht den unmittel- baren Machtinteressen des Präsidenten und seines engeren Umfeldes dienen. Dagegen werden ent- sprechende Strategien in Ghana in Zusammenarbeit mit den Institutionen weitergehend entwickelt. Außerdem kooperieren in Ghana Regierungsstellen bei der Entwicklung der Strategien relativ offen mit zivilgesellschaftlichen (insbesondere wissenschaftlichen) Organisationen.

An Treffen mit Regierungsmitgliedern und Diasporavertreter_innen nehmen überwiegend Mitglieder der Diaspora mit einem hohen sozialen Status, die zur Elite gehören, oder aber Mitglieder, die eine jeweilige Regierung unterstützen, teil. Das deutet (insbesondere im Fall Kamerun) auf neopatrimoniale Patronage-Netzwerke hin, die zwischen der politischen Machtelite und entsprechenden Diasporamit- gliedern bestehen. In Ghana bestehen zwar ebenfalls diese Art von Netzwerken, allerdings haben sie aufgrund der stärker ausgebildeten demokratischen Strukturen einen anderen Wirkungskontext und die Netzwerke zwischen den politischen Parteien und den Diaspora-Mitgliedern spielen eine größere Rolle. Entsprechend zeigen die Debatten zur Einführung und zur Implementierung des Auslandswahl- rechts, inwiefern die politischen Interessen der jeweiligen Parteien zum Zuge kommen.

Sowohl Kamerun als auch Ghana fordern seine Bürger_innen im Ausland regelmäßig zur Rückkehr auf. Diese Aufforderungen sind im Fall Kameruns zumeist nur Lippenbekenntnisse, mutmaßlich, um den Erwartungen der Zielstaaten der Migrant_innen zu entsprechen. Dafür spricht, dass Kamerun zwar patriotische Haltung fordert, diese jedoch ebenfalls als Machtinstrument gebraucht, um oppositionelle Kräfte zu isolieren. Dagegen zeigt sich in Ghanas Politik die Tragweite idealistischer Motive, die im demokratischen System den nötigen Raum erfahren. So erschließen sich aus panafrikanistischen Ideen in Verbindung mit Ghanas Geschichte idealistisch motivierte Handlungen in der Diasporapolitik. In bei- den Staaten gibt es darüber hinaus diasporapolitische Besonderheiten. Kameruns Diasporapolitik fo- kussiert durch das Engagement des Ministeriums für Forschung und Innovation sehr auf die hochqua- lifizierten kamerunischen Migrant_innen und in Ghana gibt es speziell auf die alte Diaspora zielende Ansätze.

6.2 Bedeutung des nationalen Systems für die Diasporapolitik Bereits die Auswertung des Forschungsstandes hat neben den ökonomischen Interessen hinter Diasporapolitik und Prozessen von Policy Diffusion, die hohe Bedeutung des nationalen politischen Systems für die Diasporapolitik aufgezeigt. Autor_innen wie Østergaard-Nielsen (2003) und Davies 191

(2010) betonen, dass sich das nationale politische System in der Diasporapolitik eines Staates wider- spiegelt. Die Analyse der beiden Fälle Ghana und Kamerun bestätigt diese Annahmen und impliziert, dass ökonomische Interessen vernachlässigt werden können. Der Fall Ghana bietet zudem eine neue Perspektive, die in der Forschung wenig Beachtung findet. Diese verdeutlicht, dass in der Betrachtung afrikanischer Diasporapolitik normative und idealistische Aspekte berücksichtigt werden müssen, da sie den Nährboden für Diasporapolitik bilden können. Für das Politikfeld Diasporapolitik sind nichts- destotrotz demokratische Transitionsprozesse bedeutender, wenngleich sie in Interaktion mit idealis- tischen Aspekten begriffen werden müssen.

Relevanz von Transitions- und Demokratisierungsprozessen für Diasporapolitik

Die in dieser Arbeit aufgezeigten Ergebnisse der Untersuchung der beiden Fallbeispiele belegen, dass Transitions- und Demokratisierungsprozesse eine entscheidende Rolle für Diasporapolitik spielen. Durch Demokratisierung gewinnt Diasporapolitik an Auftrieb (zumindest auf symbolischer Ebene). Im Rahmen der demokratischen Transition steigt die Bedeutung von Parteipolitik, so dass Bürger_innen im Ausland zu einer Ressource werden. Hierbei sind die Bürger_innen nicht nur als Wähler_innen bei der Einführung von Auslandswahlrecht als Ressource zu sehen, sondern auch als Erweiterung von Pat- ronage-Netzwerken, die informelle Unterstützung bieten. Durch Demokratisierung öffnen sich Partizi- pationsräume, so dass sich die Diaspora beteiligen kann und durch Regierungen beteiligt wird, was Anreize für eine aktivere Diasporapolitik gibt. Blockierte Demokratisierung stellt ein Hindernis für Diasporapolitik dar. Zwar gibt es Ansätze von Diasporapolitik auch in autoritären Systemen, allerdings prägen und beschränken Vorbehalte gegenüber der politischen Beteiligung sämtlicher gesellschaftli- cher Gruppen die Zusammenarbeit mit Bürger_innen im Ausland. Eine Inklusion der Migrant_innen durch eine aktive Diasporapolitik wird nicht gefördert und die Diasporapolitik folgt der autoritären Logik.

Unterschiede zwischen Diasporapolitik in autoritären Staaten und in demokratischen Regimen

Die empirische Untersuchung zeigt, dass im Rahmen von Diasporapolitik nicht alle Bürger_innen im Ausland gleichermaßen angesprochen werden. Dieses gilt für sowohl demokratische als auch autori- täre Staaten – auch wenn es zunächst so erscheint, als würden durch Demokratisierungsprozesse alle Diasporamitglieder gleichermaßen angesprochen werden. Dem ist jedoch nicht so. Insbesondere in autoritären Regimen ist ersichtlich, dass das Regime mit der Diasporapolitik auf Segmente der Diaspora abzielt, die das bestehende System nicht gefährden. Die Diasporapolitik hat hier den Fokus somit aus- schließlich auf die Unterstützer_innen des politischen Systems. In autoritären Regimen werden Bür- ger_innen im Ausland überwiegend als Opposition wahrgenommen, was eine offene Diasporapolitik, 192 die auf alle Bürger_innen zielt, verhindert. In demokratischen Systemen konkurrieren politische Par- teien um die Gunst der Bürger_innen im Ausland, so dass die Diasporapolitik entsprechend auch hier auf Unterstützer_innen in der Diaspora zielt. In demokratischen Systemen nutzen vor allem Parteien elitäre Netzwerke mit Bürger_innen im Ausland für sich. Die beiden diasporapolitischen Maßnahmen Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht dienen dazu, die Unterstützung der potenziellen Wähler_innen im Ausland zu erlangen oder zu erhalten. Sobald Diasporapolitik rein symbolisch bleibt, wie in Kamerun, können diasporapolitische Maßnahmen dazu instrumentalisiert werden, eine Offen- heit gegenüber allen Bürger_innen im Ausland zu demonstrieren, die de facto nicht gegeben ist.

Vernetzung von Parteipolitik und Diasporapolitik

Ist die Bedingung gegeben, dass sich im Rahmen von Transitionsprozessen der politische Raum für politische Parteien geöffnet hat, gewinnen Parteidifferenzen in der Ausgestaltung der Diasporapolitik an Bedeutung. Parteien, die sich der Unterstützung von Bürger_innen im Ausland sicherer sein können, sind offener im Hinblick auf ihre Diasporapolitik. Die Nähe von Parteien zu Bürger_innen im Ausland kann durch die Migrationsgeschichte, aber auch durch ethnische Strukturen entstehen, insbesondere dann, wenn ethnische Wahlmuster für Wahlen entscheidend sind. Inwieweit der Faktor der ethnischen Zugehörigkeit für Diasporapolitik relevant ist, hängt somit vom Kontext ab: Die Ergebnisse der Unter- suchung zeigen, dass je bedeutender ethnische Zugehörigkeit im politischen System ist, desto bedeu- tender ist auch für Diasporapolitik, aus welchen ethnischen Gruppen sich die Diaspora zusammensetzt.

Ein Motiv für die offene Diasporapolitik von Parteien ist jedoch nicht nur die formale Unterstützung durch Wahlen, sondern auch durch informelle Unterstützungsmechanismen. Es bestehen durch die Parteien, und insbesondere deren Auslandsposten, informelle Verbindungen zwischen unterstützen- den Bürger_innen im Ausland und Parteieliten im Herkunftsland. Die in den Parteien vorhandenen Patronage-Netzwerke erstrecken sich auch auf die Auslandsposten der Parteien. In Mehrparteiensys- temen spielen somit politische Parteien als Akteure eine wichtige Rolle in der Gestaltung der Diasporapolitik. Diasporapolitik kann den regierenden Parteien dazu dienen, Patronage-Netzwerke im Ausland zu bedienen, indem sie durch ihre Position als regierende Partei staatliche Ressourcen im Rah- men der Diasporapolitik hierfür nutzen können. Nicht-regierende Parteien sehen darin einen Grund, entsprechende Bemühungen zu blockieren.

6.3 Rolle und Interessen der Akteure im Politikfeld Die beiden Fallbeispiele belegen, dass das politische System die Rolle bestimmt, die einzelne Akteure in der Diasporapolitik spielen. Im autoritären System spielt die politische Machtelite eine dominante 193

Rolle und Regierungen können diasporapolitische Maßnahmen beschließen und verabschieden, ohne andere Akteure mit einzubeziehen, bzw. nur rein formal einzubeziehen. Anderen Akteuren bleibt kein politischer Raum sich durchzusetzen, wenn sie eine offene Diasporapolitik befürworten. In demokrati- schen Systemen, die anhand von freien und fairen Wahlen bestimmt wurden, kommt den Parteien eine höhere Bedeutung zu und andere Akteure können einen größeren Einfluss im Politikfeld ausüben. Die Diaspora spielt – unabhängig davon, ob es sich um ein demokratisches oder autoritäres System handelt – eine bedeutende Rolle. Die Untersuchung hat darüber hinaus ebenfalls die bedeutende Rolle der Rückkehrer_innen deutlich werden lassen.

Generierung politischer Unterstützung als Ziel von Diasporapolitik

Selbst wenn ökonomische Interessen seitens der Regierungen hinter ihrer Diasporapolitik stehen, rei- chen diese nicht aus, um Diasporapolitik zu erklären. Politische Interessen müssen zur Erklärung von Diasporapolitik hinzugezogen werden. In erster Linie geht es Regierungseliten darum, ihre Macht zu sichern und die Unterstützung der Bürger_innen im Ausland für sich zu erlangen. Dieses Ziel wird auch mit Diasporapolitik verfolgt. 175 Darüber hinaus soll Diasporapolitik nach außen hin Offenheit demonst- rieren. Es ist eine Norm geworden, dass Staaten versuchen, ihre Bürger_innen im Ausland weiterhin einzubeziehen. Diasporapolitik dient dazu, sich auf internationaler Ebene als moderner demokrati- scher Staat zu präsentieren, um dieser Norm zu entsprechen. Die Diaspora wird hierfür instrumentali- siert.

Politischer Einfluss der Diaspora

Die Sicht der Regierungen auf die Diaspora als politischer Akteur unterliegt historischem Wandel und ist entscheidend dafür, welcher politischer Einfluss den Bürger_innen im Ausland zugestanden wird. Bürger_innen im Exil spielten während des Unabhängigkeitskampfes eine bedeutende Rolle. Nach der Unabhängigkeit war Migration in vielen Fällen politisch motiviert. Es gingen überwiegend Gegner_in- nen der jeweiligen Regime ins Ausland. Es bestand somit eine konfliktgeladene Situation zwischen den damaligen Regierungen und den Bürger_innen im Ausland. Allerdings wandelt sich mit voranschrei- tender Demokratisierung die politische Rolle der Bürger_innen im Ausland, so dass die Diaspora nicht

175 Hierbei gibt es zwar prinzipiell Unterschiede zwischen autoritären und demokratischen Staaten im Hinblick auf die Mittel zum Machterhalt (beispielsweise den Einsatz von Repression), diese machen sich in der Diasporapolitik jedoch nicht stark bemerkbar. Denn – unabhängig vom Regimetypus – haben Staaten nur sehr bedingt Einfluss auf ihre Bürger_innen im Ausland, allein dadurch, dass diese nicht auf dem nationalen Territo- rium leben. 194 mehr per se als oppositionell gilt. Auch wenn möglicherweise zwischen Oppositionsparteien und Diasporagruppen Verbindungen bestehen, kann davon ausgegangen werden, dass der überwiegende Teil der Bürger_innen im Ausland politisch nicht aktiv ist. Das Verhältnis zwischen Regierungen und Bürger_innen im Ausland bleibt im autoritären Kontext jedoch weiterhin angespannt, selbst wenn nur einzelne kritische Stimmen aus der Diaspora kommen.

Je demokratischer das politische System ist, desto stärker können Migrant_innen durch ihre aktive Mitgliedschaft in den Parteien im Ausland oder durch gezielte Lobbyaktivitäten Einfluss auf die Politik ihrer Herkunftsländer ausüben. Die im Forschungsstand formulierte These, dass der Kontext ausschlag- gebend ist für den Einfluss, den Bürger_innen im Ausland auf politische Prozesse ausüben können, kann durch diese Untersuchung nur zum Teil bestätigt werden. Er ist sicherlich ein wesentlicher Faktor, dessen Wirkung aber durch weitere Faktoren verstärkt oder abgeschwächt wird: Die Stärke der Diaspora muss berücksichtigt werden, diese hängt nicht zuletzt auch von der nationalen Fragmentie- rung ab. Ferner ist die Stärke der bestehenden Verbindungen zwischen Diaspora und Bürger_innen im Land zu berücksichtigen. In dieser Untersuchung wurde deutlich, dass durch Rückkehr und zirkuläre Migration Verbindungen zwischen Bürger_innen im Ausland und der politischen Elite eines Landes ent- stehen. Je stärker diese Verbindungen ausgeprägt sind, desto höher kann der Einfluss der Diaspora sein. Einen Indikator hierfür stellt die Anzahl der Rückkehrer_innen im Parlament dar. Auch dieser Zu- sammenhang wurde in der Literatur zur Diasporapolitik bisher nicht beachtet.

Einfluss von Rückkehrer_innen

Insbesondere Rückkehrer_innen nehmen Einfluss im Politikfeld. Sie engagieren sich nach ihrer Rück- kehr in Parteien und bekleiden auffällig viele wichtige politische Posten. Dadurch bringen sie Kennt- nisse der Situation der Diaspora ein. Entsprechend bestehen Kontakte zu anderen Diasporamitglie- dern. Rückkehrer_innen bilden eine zentrale Schnittstelle zwischen Diasporapolitikgestaltung und den Bürger_innen im Ausland. Sie verfügen über Netzwerke mit Bürger_innen im Ausland, die durch Diasporapolitik gestärkt und genutzt werden und verschaffen sich eventuell Vorteile durch eine akti- vere Diasporapolitik. Somit kann geschlussfolgert werden, dass je stärker Rückkehrmigration stattfin- det, desto stärker die Impulse im inneren der politischen Systeme für eine aktivere Diasporapolitik werden. Wie stark diese umgesetzt werden können, hängt von der Regierung und dem politischen System ab. Ein weiterer Unterschied zwischen demokratischen und autoritären Staaten scheint die Rückkehrwilligkeit zu sein; es ist zu vermuten, dass mit der Transition hin zur Demokratie die Rück- kehrbereitschaft steigt und sich die Transnationalisierung der politischen Elite erweitert. In der For- schung wurde der Einfluss von Rückkehrer_innen im Politikfeld bisher nicht wahrgenommen. 195

Stärkerer Einfluss auf Diasporapolitik durch unterschiedliche Akteure in demokratischen Staaten

Sowohl in autoritären als auch in demokratischen Staaten gibt es Akteure, die sich für eine aktivere Diasporapolitik einsetzen. Zu diesen können das Parlament (vor allem wenn viele Abgeordnete selbst Rückkehrer_innen sind oder stark mit der Diaspora vernetzt sind), Ministerien, Zivilgesellschaft und internationale Organisationen gezählt werden. Inwiefern die Initiativen diese Akteure für eine akti- vere, offenere Diasporapolitik erfolgreich verlaufen bzw. einen tatsächlichen Einfluss auf Diasporapo- litik haben, unterscheidet sich in den unterschiedlichen Regimen. In autoritären Regimen scheinen die Initiativen keinen nennenswerten Einfluss zu haben, während die genannten Akteure in demokrati- schen Regimen Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung der Diasporapolitik nehmen. Wie bereits im Forschungsstand deutlich wurde, spielt die IOM eine aktive Rolle – insbesondere was die inhaltliche Ausgestaltung von diasporapolitischen Maßnahmen und deren Finanzierung betrifft. Die aktive Rolle der IOM ist jedoch nur in den Fällen möglich, in denen Staaten den politischen Raum öffnen, damit die IOM im Politikfeld wirken kann. Eine Öffnung des Politikfeldes der Diasporapolitik für internationale Organisation wie die IOM deutet auf eine offenere Diasporapolitik hin. Allerdings ist zu hinterfragen, ob bei starkem Engagement der IOM, eine Ownership der Regierung für diasporapolitische Maßnah- men weiterhin gegeben ist.

Wissenschaftliche Einrichtungen tragen dazu bei, das Thema Diasporaförderung auf die politische Agenda zu setzen und können insbesondere innerhalb demokratischer Strukturen an der Ausgestal- tung der Diasporapolitik mitwirken. Die aktive Rolle von internationalen Akteuren in der Diasporapoli- tik (insbesondere von wirtschaftlich schwachen Staaten) und die damit verbundene Frage nach der Ownership sowie wissenschaftlicher Institutionen wurde in der bisherigen Forschung zur Diasporapo- litik nicht thematisiert. Ein Ergebnis dieser Untersuchung ist somit auch, dass diese Institutionen ein- bezogen werden sollten, um die Diasporapolitik eines Staates zu erklären.

6.4 Fazit Die Untersuchung der beiden Fallbeispiele Kamerun und Ghana hat viele der Annahmen, die in der Analyse des Forschungsstandes deutlich geworden sind, bestätigt. Insbesondere wurde deutlich, wie stark der Einfluss der Polity und das Ausmaß der demokratischen Transition auf Diasporapolitik ist. Darüber hinaus hat die Analyse der beiden Fallbeispiele Mechanismen aufgezeigt, wie Demokratisie- rung Diasporapolitik beeinflusst. Allerdings wurde auch in der Analyse der beiden Fallbeispiele deut- lich, dass einige Diasporapolitik erklärende Faktoren in der Forschung bisher nicht ausreichend berück- sichtigt wurden. Diese Faktoren sind in den vorangehenden Abschnitten erläutert worden und werden hier jetzt stark zusammenfassend präsentiert. Vor allem diese Faktoren bieten Anknüpfungspunkte für die weitere Forschung. 196

1. Auf Basis der vorliegenden Untersuchung wurde deutlich, dass Diasporapolitik ihre Dynamik auch als Resultat von Rückkehrmigration erhält. Durch Rückkehrmigration wird Transnationa- lisierung von Gesellschaften gefördert, indem Netzwerke zwischen Bürger_innen im In- und Ausland verstärkt werden. Deutlich wurde das in der Anzahl der Parlamentarier_innen, die längere Zeit im Ausland gelebt haben. Als ehemalige Diasporamitglieder verfügen sie über starke Netzwerke im Ausland und haben aus diesem Grund einen besonderen Blick auf Diasporapolitik. Künftige Forschung sollte den Zusammenhang zwischen der Anzahl von Rück- kehrer_innen und der Diasporapolitik sowie ihre Rolle im Politikfeld untersuchen.

2. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Untersuchung auf, dass idealistische Faktoren bei der Betrachtung afrikanischer Diasporapolitik berücksichtigt werden müssen. Im Falle Ghanas ist das der Panafrikanismus. In anderen afrikanischen Staaten können jeweils andere idealisti- sche und kulturelle Werte und Normen vorliegen, die als Basis für Diasporapolitik dienen. Bei- spielsweise ist Migration bei vielen Bevölkerungs- und ethnischen Gruppen Afrikas eine kultu- relle und soziale Norm, was oftmals unter dem Titel „Culture of Migration“ zusammengefasst wird (siehe hierzu Hahn 2007). Zu untersuchen ist, inwiefern die Selbstverständlichkeit von Migration eine idealistische Basis für Diasporapolitik bildet, und sich die Diasporapolitik einzel- ner afrikanischer Staaten im Hinblick auf die Selbstverständlichkeit von Migration unterschei- det. Es kann geschlussfolgert werden, dass Untersuchungen von Diasporapolitik afrikanischer Staaten kulturell bedingte idealistische Faktoren, die auf Diasporapolitik einwirken, zwingend berücksichtigen müssen. Darüber hinaus haben sich – anders als die Auswertung des For- schungsstandes vermuten ließ – außenpolitische Interessen als nicht unbedeutend erwiesen.

3. Als Ergebnis dieser Untersuchung ist darüber hinaus die starke Rolle der IOM, die in der bishe- rigen Forschung zur Diasporapolitik afrikanischer Staaten nicht erfasst worden ist, zu betonen. In jedem Fall muss berücksichtigt werden, dass durch eine starke Rolle der IOM im Politikfeld, die Ownership der Regierungen für diasporapolitische Maßnahmen kritisch zu hinterfragen ist. Dieser Aspekt wird in der bisherigen Forschung zur Diasporapolitik afrikanischer Staaten eben- falls vernachlässigt. Darüber hinaus können wissenschaftliche Institutionen bei entsprechen- den Voraussetzungen (Möglichkeiten zur Partizipation, Kapazität und Expertise) einen starken Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung von Diasporapolitik ausüben. Ihre Rolle ist bisher nicht untersucht.

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4. Die Rolle der IOM (und auch der wissenschaftlichen Institutionen) beschränkt sich stark auf die Förderung des entwicklungsbezogenen Engagements von Diasporamitgliedern. Diasporapoli- tische Maßnahmen, die mit politischer Teilhabe verbunden sind, bleiben von dem Einfluss ex- terner Akteure unberührt. Hier offenbart sich die Notwendigkeit der differenzierten Betrach- tung unterschiedlicher diasporapolitischer Maßnahmen. Auch wenn eine Differenzierung in dieser Untersuchung ansatzweise durch die gesonderte Betrachtung der beiden diasporapoli- tischen Maßnahmen Doppelte Staatsangehörigkeit und Auslandswahlrecht erfolgt, ist es sinn- voll, dass Forschung, die sich mit Diasporapolitik beschäftigt, eine stärkere Differenzierung hin- sichtlich der zu untersuchenden diasporapolitischen Maßnahmen unternimmt. Diasporapoliti- sche Maßnahmen, die mit politischen Rechten einhergehen, unterliegen anderen Interessen, als das bei entwicklungsbezogener Diasporaförderung der Fall ist – wie den Maßnahmen, die mitunter durch die IOM initiiert werden.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung erlauben Rückschlüsse auf die mögliche Wirksamkeit von diaspo- rapolitischen Maßnahmen. Nicht zuletzt wird in offiziellen Diskursen Diasporapolitik die Funktion zu geschrieben, das Potential, welches durch Migration für Entwicklung entsteht, zu fördern. Im Licht die- ser Untersuchung bedarf dieses offiziell formulierte Ziel von Diasporapolitik einer kritischen Prüfung. Wie die Analyse der Interessen hinter der Diasporapolitik aufgezeigt hat, sind diese zumeist nicht pri- mär entwicklungsbezogen. Dieses Ergebnis führt nicht prinzipiell dazu, dass Diasporaförderung in Frage gestellt werden soll; allerdings resultiert aus den Ergebnissen die Frage, nach den Wirkungen und der Wirksamkeit staatlicher Diasporaförderung durch die Herkunftsstaaten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung unterstützen nicht den „institutionellen Optimismus“ der mit der Diaspora-Thematik verbunden ist, sondern die kritische Haltung von Wissenschaftler_innen wie Taylor (2007) und de Haas (2012), demnach wirkungsvolle Entwicklungsstrategien der Herkunftsländer die wirksamste Diaspora- förderung darstellen.

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Verzeichnis der geführten Interviews mit Expert_innen und Schema der Anonymisierung

Schema der Anonymisierung K Kamerun

G Ghana

M Für Angehörige von Ministerien und staatlichen Behörden

P Mitglieder und Mitarbeiter_innen des Parlaments

IOG Für Vertreter_innen internationaler Organisationen und Geberorganisationen

R Für Rückkehrer_innen

D Für Diasporamitglieder

W Für Vertreter_innen der Wissenschaft

Z Für zivilgesellschaftliche Vertreter_innen

Verzeichnis der geführten Interviews

Anonymisierung Funktion des Interviewpartners / der In- Ort Datum terviewpartnerin

KAMERUN

KD1 -20120526 DAVOC Stuttgart 26.05.2012

KD2 -20111124 Diaspora Telefonisch 24.11.2011

KD2 -20120527 Stuttgart 27.05.2012

KD3 -20111001 DAVOC Telefonisch 01.10.2011

KD3 -20130424 Yaoundé 24.04.2013

KD4 -20110930 Africa Positive , Diaspora Dortmund 30.09.2011

KDRW1 -20120117 Université de Dschang Dschang 17.01.2012

KIOG1 -20130411 Deutsche Botschaft Yaoundé 11.04.2013

KIOG2 -20120117 Goethe Institut Yaoundé 17.01.2012

KIOG3 -20120124 Internationale Organisation für Migration Yaoundé 24.01.2012

KIOG3 -20130314 14.03.2013

KIOGR1 -20120123 Rückkehrer, GIZ, Centrum für internatio- Yaoundé 23.01.2012 nale Migration und Entwicklung 238

KIOGR1 -20130405 05.04.2013

KM1 -20130410 Handelsministerium Yaoundé 10.04.2013

KM2 -20130423 Handelsministerium Yaoundé 23.04.2013

KM3 -20131021 Außenministerium Yaoundé 21.10.2013

KM3 -20130320 20.03.2013

KM4 -20130409 Ministerium für Wirtschaft, Planung und Yaoundé 09.04.2013 Regionalentwicklung

KM5 -20130424 Wissenschaftsministerium Yaoundé 24.04.2013

KM6 -20131030 Ministerium für territoriale Verwaltung Yaoundé 30.10.2013 und Dezentralisierung

KM7 -20131028 Premierministerium Yaoundé 28.10.2013

KM8 -20130314 Außenministerium Yaoundé 14.03.2013

KM8 -20130322 22.03.2013

KM9 -20130424 Wissenschaftsministerium Yaoundé 24.04.2013

KM10 -20130426 Außenministerium Yaoundé 26.04.2013

KM11 -20130417 Ministerium für Arbeit und berufliche Bil- Yaoundé 17.04.2013 dung

KM12 -20130425 Finanzministerium Yaoundé 25.04.2013

KM13 -20131025 Premierministrium Yaoundé 25.10.2013

KM14 -20130425 Ministerium für Hochs chulbildung Yaoundé 25.04.2013

KM15 -20131030 Ministerium für Jugend und Beteiligung Yaoundé 30.10.2013

KM16 -20130115 Ministerium für Arbeit und berufliche Bil- Yaoundé 15.01.2013 dung

KM17 -20130410 Außenministerium Yaoundé 10.04.2013

KMR1 -20130318 Rückkehrer, Außenministerium Yaoundé 18.03.2013

KMR1 -20130415 15.04.2013

KMR2 -20130312 Fond National d'Emploi Yaoundé 12.03.2013

KMR2 -20130320 20.03.2013

KP1 -20131024 Abgeordneter, SDF Yaoundé 24.10.2013

KR1 -20130314 Rückkehrer, Kommunalverwaltung Yaoundé 14.03.2013

KR2 -20120123 Rückkehrerbüro Kamerun Yaoundé 23.01.2012 239

KRW1 -20130318 IRIC Yaoundé 18.03.2013

KRW1 -20131024 24.10.2013

KRW2 -20130408 Université Protestant d’Afrique Central. Yaoundé 08.04.2013 Rückkehrer

KW1 -20120117 Université de Dschang Dschang 17.01.2012

KW2 -20130408 Fondation de Paulo Angoela Yaoundé 08.04.2013

KW3 -20130408 IRIC Yaoundé 08.04.2013

KW3 -20131028 28.10.2013

KW4 -20130321 Université Yaoundé I Yaoundé 21.03.2013

KW 5-20130405 Université Douala Yaoundé 05.04.2013

KW 6-20130409 IRIC Yaoundé 09.04.2013

KWZ1 -20120121 Université Yaoundé I, SMIC Yaoundé 21.01.2012

KZ1 -20130315 SMIC Yaoundé 15.03.2013

GHANA

GIOG1 -20130520 Internationale Organisation für Migration Accra 20.05.2013

GIOG2 -20130516 Goethe Institut Accra 16.05.2013

GIOGD1 -20120620 Diaspora, Internationale Organisa tion für Accra 20.06.2012 Migration

GIOGR1 -20130523 GIZ, CIM , Rückkehrer Accra 23.05.2013

GM1 -20130513 Ghana Investment Promotion Cen tre Accra 13.05.2013

GM2 -20140409 Ghanaische Botschaft Berlin Berlin 09.04.2014

GM3 -20120620 Außenministerium Accra 20.06.2012

GM4 -20120622 Ghana Immigration Service Accra 22.06.2012

GM5 -20130524 Ghana Immigration Service Accra 24.05.2013

GM6 -20130614 Nat ion al Dev elopment Pla nning Commis- Accra 14.06.2013 sion

GM7 -20130523 Innenministerium Accra 23.05.2013

GM8 -20130619 Ghana Immigration Service Accra 19.06.2013

GM9 -20130517 Minister for Private Sector Dev elopment Accra 17.05.2013

GMR1 -20130516 Außenministerium , Rückkehrer Accra 16.05.2013

GP1 -20130531 Parlament Accra 31.05.2013 240

GP 2-20130611 Parlament Accra 11.06.2013

GP3 -20130530 Parlament Accra 30.05.2013

GP4 -20130606 Parlament Accra 06.06.2013

GR1 -20130513 Rückkehrerin , NDC Accra 13.05.2013

GW1 -20130704 Centre for Migration Studies Accra 04.07.2013

GW2 -20130603 University of Ghana Accra 03.06.2013

GWR1 -20130603 University of Ghana , Rückkehrer Accra 03.06.2013

Den Gutachtern dieser Dissertation wurden Namen der interviewten Personen und die Transkripte der Interviews zur Verfügung gestellt. Diese Dissertation wird über DuEPublico, dem Dokumenten- und Publikationsserver der Universität Duisburg-Essen, zur Verfügung gestellt und liegt auch als Print-Version vor.

DOI: 10.17185/duepublico/70942 URN: urn:nbn:de:hbz:464-20191217-100555-7

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