Gesetzentwurf Der Abgeordneten Peter Hintze, Dr
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Deutscher Bundestag Drucksache 15/4716 15. Wahlperiode 25. 01. 2005 Gesetzentwurf der Abgeordneten Peter Hintze, Dr. Wolfgang Schäuble, Dr. Gerd Müller, Peter Altmaier, Thomas Silberhorn, Veronika Bellmann, Kurt-Dieter Grill, Olav Gutting, Gunther Krichbaum, Patricia Lips, Dr. Georg Nüßlein, Albert Rupprecht (Weiden), Michael Stübgen, Matthias Wissmann, Norbert Barthle, Klaus Brähmig, Alexander Dobrindt, Ingrid Fischbach, Roland Gewalt, Josef Göppel, Michael Grosse-Brömer, Ursula Heinen, Michael Hennrich, Ernst Hinsken, Klaus Hofbauer, Bernhard Kaster, Volker Kauder, Michael Kretschmer, Barbara Lanzinger, Michaela Noll, Franz Obermeier, Thomas Rachel, Dr. Andreas Schockenhoff, Matthias Sehling, Marco Wanderwitz, Annette Widmann-Mauz, Dr. Angela Merkel, Michael Glos und der Fraktion der CDU/CSU Entwurf eines Gesetzes zur Ausweitung der Mitwirkungsrechte des Deutschen Bundestages in Angelegenheiten der Europäischen Union A. Problem Der Vertrag über eine Verfassung für Europa enthält Fortschritte zur Weiterent- wicklung der europäischen Integration, die die EU handlungsfähiger, transpa- renter und demokratischer machen. Der Verfassungsvertrag stärkt die Stellung der nationalen Parlamente gegenüber der Europäischen Union und überträgt zu- gleich weitere Zuständigkeiten von den Mitgliedstaaten auf die europäische Ebene. Die mit fortschreitender Integration vom Deutschen Bundestag und vom Bun- desrat auf die Europäische Union übertragenen Gesetzgebungsbefugnisse wer- den dort für Deutschland im Wesentlichen durch die Bundesregierung im Rat wahrgenommen. Zuständigkeitsübertragungen auf die EU haben eine Verschie- bung des innerstaatlichen Gleichgewichtes zwischen Bundesregierung auf der einen Seite und Deutschem Bundestag und Bundesrat bzw. den Ländern auf der anderen Seite zur Folge. Die Bundesregierung ist dem Deutschen Bundestag parlamentarisch verantwortlich. Diese Kontrollfunktion kann aber nur dann wirksam wahrgenommen werden, wenn die Beteiligungs- insbesondere die Un- terrichtungsrechte des Deutschen Bundestages in Europaangelegenheiten aus- reichend entwickelt sind. B. Lösung Der Deutsche Bundestag hält es deshalb für erforderlich, als Folge der im Ver- fassungsvertrag vorgesehenen Kompetenzübertragungen auf die EU seine Mit- wirkungsrechte in Angelegenheiten der Europäischen Union weiter zu entwi- ckeln. Dazu dient dieser Gesetzentwurf. Drucksache 15/4716 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode C. Alternativen Beibehaltung der geltenden Rechtslage. D. Kosten Durch die Gesetzesänderung entstehen keine zusätzlichen Kosten. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/4716 Entwurf eines Gesetzes zur Ausweitung der Mitwirkungsrechte des Deutschen Bundestages in Angelegenheiten der Europäischen Union Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen: destag zugeleitet werden, zu Beginn der Sechs-Wochen-Frist gemäß Artikel 6 des Protokolls über die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit Artikel 1 mit einer umfassenden Bewertung eines EU-Vorschlags. Gesetz über die Zusammenarbeit Diese Bewertung umfasst auch die Prüfung der Zustän- von Bundesregierung und Deutschem Bundestag digkeit der EU zum Erlass des vorgeschlagenen Gesetz- in Angelegenheiten der Europäischen Union gebungsaktes sowie die Beachtung des Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsprinzips. Hierzu sind im Rahmen einer § 1 umfassenden Abschätzung der Folgen für Deutschland in rechtlicher, wirtschaftlicher und finanzieller Sicht Aussagen In Angelegenheiten der Europäischen Union wirkt der zu Regelungsinhalt, Alternativen, Kosten, Verwaltungsauf- Deutsche Bundestag an der Willensbildung des Bundes mit. wand und Umsetzungsbedarf zu machen. § 2 § 5 Der Deutsche Bundestag bestellt einen Ausschuss für die (1) Die Bundesregierung gibt vor ihrer Zustimmung zu Angelegenheiten der Europäischen Union. Der Deutsche Rechtsetzungsakten der Europäischen Union dem Deutschen Bundestag kann den Ausschuss ermächtigen, für ihn Bundestag Gelegenheit zur Stellungnahme. Die Frist zur Stellungnahmen abzugeben. Stellungnahme muss so bemessen sein, dass der Deutsche Bundestag ausreichend Gelegenheit hat, sich mit der Vorlage § 3 zu befassen. (1) Die Bundesregierung unterrichtet den Deutschen Bun- (2) Die Bundesregierung darf von der Stellungnahme des destag umfassend und zum frühestmöglichen Zeitpunkt über Deutschen Bundestages nur abweichen, wenn eine maßgeb- alle Vorhaben im Rahmen der Europäischen Union, die für lich zu berücksichtigende Stellungnahme des Bundesrates die Bundesrepublik Deutschland von Interesse sein könnten. oder wenn zwingende außen- und integrationspolitische (2) Vorhaben in diesem Sinne sind alle Maßnahmen, Gründe dies erfordern. Die Bundesregierung kündigt eine durch die Rechtsetzungsakte der Europäischen Union vorge- Abweichung von der Stellungnahme des Deutschen Bundes- schlagen oder vorbereitet werden sowie Maßnahmen, wel- tages zuvor an und legt die Gründe dafür dar. che außerhalb des Rechtssetzungsverfahrens zu Festlegun- (3) Die Bundesregierung unterrichtet den Deutschen Bun- gen führen, die sich auf die Bundesrepublik Deutschland destag unverzüglich nach der Beschlussfassung im Rat über auswirken können. die Durchsetzung seiner Stellungnahmen. § 4 (4) Beabsichtigt der Europäische Rat, einen Beschluss zum Übergang von der Einstimmigkeit zu Mehrheitsentscheidun- (1) Die Bundesregierung übersendet dem Deutschen Bun- gen gemäß Artikel I-55 Abs. 4 oder gemäß Artikel IV-444 destag insbesondere die Entwürfe von Rechtsetzungsakten Abs. 1 des Vertrags vom 29. Oktober 2004 über eine Verfas- der Europäischen Union und unterrichtet den Deutschen sung für Europa zu fassen, stellt die Bundesregierung recht- Bundestag zugleich über den wesentlichen Inhalt und die zeitig vor dem geplanten Beschluss des Europäischen Rates Zielsetzung, über das beim Erlass des geplanten Rechtset- das Einvernehmen mit dem Deutschen Bundestag her. Erteilt zungsakts innerhalb der Europäischen Union anzuwendende der Deutsche Bundestag sein Einvernehmen nicht, stimmt Verfahren und den voraussichtlichen Zeitpunkt der Befas- die Bundesregierung im Europäischen Rat gegen einen sung des Rates, insbesondere den voraussichtlichen Zeit- Beschlussvorschlag gemäß Satz 1. Artikel 23 Abs. 1 Satz 3 punkt der Beschlussfassung im Rat. Die Bundesregierung in Verbindung mit Artikel 79 Abs. 2 des Grundgesetzes gilt übermittelt dem Deutschen Bundestag die Angaben der entsprechend. Kommission und der Mitgliedstaaten, insbesondere der Bun- desregierung, im Rahmen der Gesetzesfolgenabschätzung zu (5) Vor der Zustimmung im Europäischen Rat zu Be- den Folgen eines EU-Vorhabens in rechtlicher, wirtschaft- schlüssen zur Aufnahme von Verhandlungen zur Vorberei- licher und finanzieller Sicht. Sie unterrichtet den Deutschen tung von Beitritten zur Europäischen Union sowie zur Auf- Bundestag unverzüglich über ihre Willensbildung, über den nahme von Verhandlungen zur Änderung der vertraglichen Verlauf der Beratungen, über die Stellungnahmen des Euro- Grundlagen der Europäischen Union stellt die Bundesregie- päischen Parlaments und der Europäischen Kommission, rung das Einvernehmen mit dem Deutschen Bundestag her. über die Stellungnahmen der anderen Mitgliedstaaten sowie Erteilt der Deutsche Bundestag sein Einvernehmen nicht, über die getroffenen Entscheidungen. lehnt die Bundesregierung Beschlüsse gemäß Satz 1 im Eu- ropäischen Rat ab. (2) Die Bundesregierung übermittelt dem Deutschen Bun- destag Entwürfe von Europäischen Gesetzgebungsakten, welche durch die Kommission der Europäischen Union ge- § 6 mäß Artikel 2 des Protokolls über die Rolle der nationalen Vor der Zustimmung zu Vorhaben,die auf Artikel I-18 des Parlamente in der Europäischen Union dem Deutschen Bun- Vertrags vom 29. Oktober 2004 über eine Verfassung für Drucksache 15/4716 – 4 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode Europa gestützt werden, stellt die Bundesregierung das Ein- b) Berichten und Mitteilungen von Organen der Europäi- vernehmen mit dem Deutschen Bundestag her. Erteilt der schen Union über Sitzungen Deutsche Bundestag sein Einvernehmen nicht, so lehnt die – des Europäischen Rates, des Rates und der informel- Bundesregierung das Vorhaben im Rat ab. len Ministertreffen; § 7 – des Ausschusses der Ständigen Vertreter und sonsti- ger Ausschüsse oder Arbeitsgruppen des Rates; (1) Über die Erhebung einer Klage des Deutschen Bun- destages gemäß Artikel 8 des Protokolls über die Anwen- – der Beratungsgremien bei der Kommission. dung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnis- c) Berichten der Ständigen Vertretung über mäßigkeit beschließt der Deutsche Bundestag auf Antrag – Sitzungen des Rates und der Ratsgruppen1), der infor- mindestens eines Drittels seiner Mitglieder. mellen Ministertreffen und des Ausschusses der Stän- (2) Die Bundesregierung übermittelt eine Klage namens digen Vertreter; des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 8 des Protokolls – Sitzungen des Europäischen Parlaments und seiner über die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und Ausschüsse; der Verhältnismäßigkeit unverzüglich und ohne inhaltliche Prüfung an den Gerichtshof der Europäischen Union. – Entscheidungen der Kommission, (3) Bei Klagen gemäß Absatz 1 übernimmt der Deutsche wobei der Deutsche Bundestag dafür Sorge trägt, dass Bundestag die Prozessführung vor dem Europäischen diese Berichte nur an die Mitglieder des Bundestages und Gerichtshof. einen begrenzten Personenkreis in der Verwaltung des Deutschen Bundestages weitergeleitet werden. § 8 d) Dokumenten und Informationen über förmliche Ini- tiativen, Stellungnahmen