Kultur

Darsteller wurden ausge- POP tauscht – die neuen Leiden der jungen G. Die Farbe Immerhin hat ihre Band im Lauf der Jahre spektakuläre Live-Qualitäten entwickelt; der Unschuld wie ein durchtrainierter Der- wisch fegte Stefani – damals Mit „Don’t Speak“ gelang noch mit platin gefärbter Haar- pracht – bei den No-Doubt- der Sängerin und ihrer Auftritten über die Bühne. Ihr Band ein Schluchz-Hit exaltierter Look – halb Schleif- der neunziger Jahre. Nun singt sie chen-Lolita, halb Tankgirl – von neuem Liebesleid. machte Stefani gerade bei weiblichen Teenagern populär: n große und kleine Tragödien sind als sexy große Schwester, die die Mitstreiter der Band No Doubt, schon alles erlebt hatte, aber Aso scheint es, gewöhnt. Zuerst sich nicht zu schade war, den schien sich jahrelang kaum jemand zu in- Kleineren davon zu berichten. teressieren für die Musik der Ende der Doch auch über die krei- Achtziger im kalifornischen Anaheim ge- schenden Massen bei ihren gründeten Partyrock-Truppe, die damals Konzerten kann sich Stefani Ska mit Punk mischte wie hunderte von im Rückblick kaum freuen. Als Konkurrenzbands auch. sie nach dem Erfolg von Dann erschoss sich der erste Sänger von „Don’t Speak“ 27 Monate lang No Doubt. Nach einer Durststrecke hatte auf Tournee rund um die Welt auch der Gründer der Band, Eric Stefani, war, „fühlte ich mich am Ende vom Popgewerbe genug, verließ die Band physisch und psychisch total und wurde Zeichner bei der Comic-Fern- zerstört“. sehserie „The Simpsons“. Und als seiner Also zog sie sich ins Haus Schwester Gwen Stefani in der Rolle der ihrer Eltern zurück, wo sie sich No-Doubt-Sängerin schließlich 1997 ein in ihrem Kinderzimmer ver- Welthit gelang, ging es wieder um eine kroch: „Alles war so herge- ziemlich elende Geschichte: Die schöne richtet wie früher: die Puppen junge Frau ließ alle Popfans wissen, dass ihr abgestaubt, meine Lieblings- Liebesleben eine Katastrophe sei. decke mit den Pony-Bildern „Don’t Speak“ hieß das Klagelied einer auf dem Bett, und ich wusste Verlassenen, mit dem Stefani die Hitpara- nicht, wohin mit den Bergen den stürmte, und wenn man den Erzäh- von Konzertkostümen und

lungen der Sängerin glaubt, war der Anlass PRESS SIPA Schminkkoffern.“ ihres Liebeskummers auf der Platte zu Popstar Stefani: Privatleben als Soap-Opera Weil sie zudem ihren 30. hören: , der Bassist von No Geburtstag bedrohlich näher Doubt, hatte ihr offenbar nach längerer Andererseits heißt die erste Single aus kommen sah, sei sie daheim in immer tie- Zweisamkeit den Laufpass gegeben. „Tra- ihrem nun erscheinenden neuen Album fere Depressionen gefallen. „Die letzten gic Kingdom“, das Album zum Liebesleid- „“ ausgerechnet „Ex-Girl- Jahre waren die schlimmste Zeit meines Schluchzer, verkaufte sich bis heute mehr friend“, und im Refrain singt sie: „Irgend- Lebens“, behauptet sie. als 15 Millionen Mal – einer der größten wie wusste ich schon immer, dass ich mal Um all die finsteren Dinge, die ihr durch Pop-Erfolge der Neunziger. als deine Ex-Freundin enden würde.“ So den Kopf geisterten, loszuwerden, be- Mittlerweile hat Gwen Stefani einen inszeniert Stefani in bewährter Manier ihr gann sie, ein Tagebuch zu führen. Viele neuen Freund, der heißt, Privatleben als öffentliche Soap-Opera: Texte des neuen Albums stammen direkt wiederum anerkannt gut aussieht und ne- „Ex-Girlfriend“ erzählt die Geschichte daraus. „Return of Saturn“ hat sie das benbei Sänger der vor allem in Amerika von „Don’t Speak“, nur die männlichen Werk genannt, weil ihr jemand erzählt gefeierten britischen Rockband Bush ist. hat, dass der Saturn 29 Jahre benötigt, um Doch leider scheint es auch in dieser Be- einmal die Sonne zu umkreisen – dass ziehung immer wieder zu kriseln, obwohl also nach 29 Jahren alles wieder von vorn Stefani beteuert, die beiden seien immer beginnt. noch (oder wieder) ein Paar: „Wenn zwei Daran, dass der phänomenale Erfolg des aus dem Rock’n’Roll-Geschäft sich lieben“, „“-Albums zu wiederholen so die Sängerin, „dann müssen sie viel ist, glaubt Stefani nicht mal selbst. Viel- mehr dafür arbeiten als andere Menschen.“ leicht, so sagt sie, wäre sie insgeheim so- Allzu glücklich jedenfalls scheint Gwen gar ein wenig froh darüber, mehr Zeit für Stefani nicht zu sein, auch wenn sie sich ihr Privatleben zu haben: „Ich habe über- ihre Haare rosarot gefärbt hat und rosa haupt nichts gegen die Vorstellung, den glitzernde Sterne auf ihren Fuß- und Fin- Rest meines Lebens mit Ehemann und gernägeln zur Schau stellt. Dazu trägt sie Kindern und Nachbarschafts-Grillpartys einen knallpink Lippenstift und bauchna- im Garten zu verbringen.“ Und wenn das

belfreie T-Shirts in der gleichen Farbe. CORBIS / INTER-TOPICS doch nicht so toll sein sollte, kann sie auch Rosa, so sagt Stefani, 30, sei die Farbe der Sängerin Stefani (1997) darüber wieder ein paar traurige Lieder Unschuld und der großen Liebe. Halb Schleifchen-Lolita, halb Tankgirl schreiben. Christoph Dallach

300 der spiegel 15/2000