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www.marktcom.de 03_Inhalt 08.02.2018 14:52 Uhr Seite 3

INHALT 3

LESERFORUM TRÖDLER ISSN 1863-0340 4 Expertenauskünfte VERLAG GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441/4022-0 Fax 08441/71846 MAGAZIN Internet: http://www.gemiverlag.de 6 eMail: [email protected] Ausstellungen – Messen – Märkte GESCHÄFTSFÜHRER Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTEUR Karl Ruisinger eMail: [email protected] SOUVENIRS 12 Taschenuhrständer REDAKTION Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt, Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf

AUTOREN DIESER AUSGABE Reinhard Bogena, Heidrun Th. Grigoleit, Klaus Mölbert AUKTIONEN 22 REDAKTIONSASSISTENZ Heike Genz Berichte –Preise – Termine

TERMINE Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: [email protected] SCHALLPLATTEN LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG Westner Medien GmbH 32 (Anschrift siehe Verlag) Schwarzes Gold für Sammler ANZEIGEN Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34

KLEINANZEIGEN Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12 GRAFIK 80 VERTRIEB Gerd Reddersen Crossing Cultures

ZEITSCHRIFTENHANDEL VU Verlagsunion KG

MARKTVERTRIEB Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638 ONLINETIPP 89 ABOVERWALTUNG Gemi Verlags GmbH Websites für Sammler Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: [email protected] POSTKARTEN 90 DRUCK westermann druck Gmbh Ostergrüße

FUNDSTÜCKE 98 Flohmarktpreise

TERMINE UND ANZEIGEN ERSCHEINUNGSWEISE monatlich ANTIKMARKTTERMINE TITELFOTOS Klaus Mölbert Reinhard Bogena SAMMLERBÖRSENTERMINE

AUSLANDSTERMINE Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Ge- nehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses REGELMÄSSIGE TERMINE Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elek- tronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE

KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/11 (Preise gültig seit 01.08.2006)

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LESERFORUM 4

EXPERTISEN

Ballettfigur

Ich wüsste gerne mehr über diese Bron- ?zefigur. Sie ist leider nicht signiert. Sie misst ohne Sockel 30 cm und ist 19 cm breit. Das einzige Manko scheint die Ver- bindung der beiden Figuren zu sein (Rock Schülerin/Bein Lehrerin). Können Sie mir etwas zu Künstler und Herstellungszeit sa- gen und eventuell auch den Namen der Gießerei nennen? Was ist die Figur wert? Der Mittelteil des Sockels ist für Marmor zu leicht. Welches Material könnte das sein? C. Hoheisel, Berlin

Die hier abgebildete Doppelfigur der !beiden Ballett-Tänzerinnen kann aus Bronze gefertigt sein. Möglich ist auch Spiauter, ein Gussmetall für Plastiken, das in Paris gezeigt. Ein Bronzeabguss der Fi- Heidelandschaft Bronze vortäuscht und braun patiniert und gur erfolgte nach dem Tode des Künstlers 1921. Bis 1931 wurden 28 weitere Abgüs- Wir besitzen etliche Bilder unterschied- se hergestellt. Diese sorgten für die weite- ?lichster Herkunft und möchten Sie bit- re Verbreitung dieses Darstellungsthe- ten, diese Heidelandschaft zu bewerten. mas. Die hier gezeigte Figur dürfte in die Sie ist 75 cm breit und 43 cm hoch. Der 1940er-/50er-Jahre zu datieren sein. Der Maler hat mit J.Dreesen signiert. Sockel ist dem Foto nach aus Marmor ge- Claus-Adolf Bremer, Büsum fertigt. Falls er zu leicht erscheint, könnte es sich auch eventuell um Holz handeln, Das Gemälde in Ihrem Besitz zeigt eine das marmoriert wurde. Die Figur kann, je !weite Heidelandschaft mit Postkutsche. nach Material, zwischen 100 und 250 Eu- Heidelandschaften entstehen meist durch ro anzusetzen sein, wobei Bronze das Abholzung und ungeregelte Überwei- wertvollere Material darstellt. dung. Heute werden noch einige solcher Dr. Gabriele Löwe-Hampp, Expertin Heideflächen in der Region Lüneburg mit Hilfe von Heidschnucken erhalten. Die Komposition des in Öl auf Leinwand aus- geführten Gemäldes ist eigentlich ganz gelungen, insbesondere die gelbe Post- kutsche gibt dem ganzen einen erzähleri- schen Orientierungspunkt. Dazu im Ge- gensatz steht der mangelhafte Duktus. Hier hat ein Laie sein bestes gegeben und stolz mit „J.Dreesen“ signiert. Die Diskre- panz zwischen Komposition und Aus- führung ist immer ein Anzeichen für eine Kopie. In diesem Fall diente wohl eine Landschaft mit Postkutsche um 1850 als

In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten ge- nannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos al- lein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach un- manchmal auch vergoldet wurde. Einen ten korrigiert werden können. Künstler konnte ich leider nicht ausfindig Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: machen. Orientiert haben dürfte er sich Gemi Verlags GmbH aber am Thema des Bronzegusses der Redaktion Leserforum „kleinen Tänzerin“ nach einer Wachsfigur Pfaffenhofener Straße 3 von Edgar Degas (1834-1917). Die 85293 Reichertshausen Wachsfigur wurde nur einmal 1881 im Zu- ge einer Ausstellung der Impressionisten

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LESERFORUM 5

Vorbild, die Kopie wurde im ersten Viertel tenstein, jetzt Zwickauer Land. Dieses des 20. Jahrhunderts ausgeführt. Der Wert Schloss wurde zum Ende des Zweiten wäre eher dekorativ, sicherlich unter 100 Weltkrieges dem Erdboden gleich ge- Euro. macht und nie wieder aufgebaut. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg Kerstin Neumann, Schneeberg

Die Kaffeekanne und die Portionskanne !mit Zuckerdose und Sahnekännchen Kollwitz Mappe wurden vermutlich 1910 hergestellt. Die Kaffeekanne zeigt das Zeichen der Firma Können Sie mir bei der Begutachtung Kallmeyer & Harjes aus Gotha, in diesem ?der Mappe helfen? Meine Schwieger- Fall den Adler mit der Schlange. Die Kall- mutter hat mir keine Einzelheiten genannt. meyer und Harjes Metallfabrik wurde 1887 gegründet und hatte 1909 etwa 500 An- gestellte. Die Firma produzierte einfache, solide Korpuswaren aus vernickeltem Me- tall oder Messing oder aus dünn versilber- tem Alpacca. Stilistisch würden auch die nicht weiter bezeichneten Teile zum Pro- gramm von Kallmeyer & Harjes passen. Vermutlich handelt es sich bei allen Teilen um vernickeltes Metall. Ein Schätzpreis wäre 50 bis 80 Euro. denn die Drucke sind extra auf Karton Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg montiert. Leider drückt sich die damalige Wertschätzung heute nicht mehr in Zahlen aus. Vergleichbare Mappen sind heute im Handel für 25 bis 50 Euro erhältlich. Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg

Kaffee-Set

Zu diesem dreiteiligen Kaffee-Set wür- ?de mich interessieren, aus welcher Zeit es wohl stammt und wo es angefertigt wur- de, und auch eine Wertangabe wäre schön. Das Set sieht außen versilbert aus und innen ist es wahrscheinlich vergoldet. Ich erhielt dieses Set noch zu DDR-Zeiten von einer älteren Dame, die inzwischen schon lange verstorben ist. Besagte Dame meinte, es stamme aus dem Schloss Har-

Der äußere Zustand der Mappe ist ein we- nig abgegriffen. Ich würde gerne mehr wissen über die Herkunft, das Alter und den Wert dieser Mappe, die vom Kunst- wart München bei Georg D.W. Callwey im Kunstwart Verlag herausgegeben wurde. Es ist dies die 5. Auflage, 13 bis 15 Tau- send. München 1927. Die Mappe misst 32 cm x 42 cm. Gerda Riedesel, Witten

Die „Käthe Kollwitz Mappe“ traf Mitte der !zwanziger Jahren den Zeitgeist und wur- de mehrfach wieder aufgelegt. Die Qua- lität der Lichtdrucke ist ausgezeichnet, die Verarbeitung insgesamt sehr aufwändig,

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AUSSTELLUNGEN

n Das satirische Werk

Im Zentrum der Ausstellung über den österreichischen Maler Josef Mikl (1929- 2008) steht ein einzigartiger Bestand von Skizzenbüchern, Textblättern, Episkop- bildern und Heften, der durch eine Schen- kung von Brigitte Bruckner-Mikl an das Wien Museum MUSA Museum Startgalerie Artothek kam. In pointierten Darstellungen und bissigen Satiren reagierte Mikl auf seine Zeitgenossen und die Kunstszene dieser Zeit. Es entstanden abenteuerli - che Geschichten, etwa in den Skizzenhef- ten „Wunderpferd“ und „Kulturtagung in Worpswede“. Mit seiner wohl bekannte- sten Figur, der Journalistenfresserin Haw - ranek, schaffte er sich ein Ventil gegen - über Kritik: „Vor vielen Jahren, als die Erde noch flach war, zerbiss die Hawranek schon Zeitungen und Redakteure.“ Der Künstler trennte diese Gesellschafts- Josef Mikl, Letzte Reise des Wunderpferdes, auch Zauberpferd genannt (Detail) 1951; Wien Museum satire von seinem malerischen Werk, das © Wien Museum mit den Decken- und Wandbildern im Gro - ßen Redoutensaal der Wiener Hofburg nach dem Brand von 1992 einen Höhe- Bedeutung. Für viele Kunstschaffende ist heimat bis zu seinem zu frühen Tod 2006. punkt erreichte. der Diskurs über ihre Arbeit, gleich ob die- Begleitet wurde er damals von seinem Stu- Durch den in dieser Ausstellung gelegten ser konsensuell oder kontroversiell geführt dienkollegen und Freund F.W. Bernstein Fokus auf das satirische Werk werden wird, von immenser Bedeutung, um sich (Fritz Weigle). Zusammen zogen sie von Mikls Persönlichkeit, seine Sicht auf Zeit- in den eigenen Standpunkten zu überprü- Berlin nach , um für das neu ge- genossen und die Kulturszene näher be- fen und sich überhaupt erst einmal zu in- gründete Satiremagazin pardon zu schrei- leuchtet. formieren, wo denn die eigene Arbeit in ben und zu zeichnen. Wenn einer der führenden Künstler seiner der Kunst der Zeit und in der Gesellschaft Seit 1964 arbeitete Robert Gernhardt – bis Generation die Satire als Kunstform und angesiedelt sei. Von hier aus können Kor- 1971 unter verschiedenen Pseudonymen, den satirischen Umgang mit den Kritikerin- rekturen vorgenommen und der Kurs ver- allen voran Lützel Jeman – bei pardon. Zu- nen und Kritikern seiner Kunst selbst wie- ändert werden oder eben gerade auch sammen mit F.K. Waechter riefen Gern- der als einen bedeutenden Aspekt seiner nicht. Und was heißt schon „Richtigkeit“ in hardt und F.W. Bernstein die beliebte Arbeit deklariert, dann hat dies zweifellos Bezug auf die Kunst? Es gibt einen Kata- Nonsens-Beilage „Welt im Spiegel“, kurz auch über sein eigenes Schaffen hinaus log. (Bis 1. April). „WimS“, ins Leben, welche bis 1976 Zei- tungsparodien mit Texten, Rätselspielen Telefon: 0043/1/4000-8400 und Zeichnungen bot und schnell Kultsta- tus erlangte. Zu den festen Bestandteilen von WimS gehörte u.a. Gernhardts legen- därer „Schnuffi“-Comicstrip mit Geschich- n Robert Gernhardt ten über die absurden Abenteuer eines Nil- pferdes. Robert Gernhardt war ein Meister der Bil- Bei pardon fanden sich diejenigen Zeich- dergeschichten und -gedichte und gilt als ner und Autoren zusammen, die wir heute einer der wichtigsten zeitgenössischen als „Neue Frankfurter Schule“ kennen und Dichter deutscher Sprache. Er war Zeich- die als Wegbereiter eines neuen Komikver- ner und Maler, Lyriker, Schriftsteller und ständnisses in Deutschland gelten. Die Drehbuchautor und verfasste humortheo- Künstlergruppe bestand neben den eben retische Schriften. Am 13. Dezember 2017 genannten Robert Gernhardt, F.W. Bern- wäre er 80 Jahre alt geworden. stein und F.K. Waechter aus den Zeichnern Am 13. Dezember 1937 wurde Robert Chlodwig Poth, Hans Traxler und den Au- Gernhardt in Reval, dem heutigen , toren Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und als einer von drei Söhnen eines Richters Pit Knorr. Robert Gernhardt wird dabei von geboren. Zwei Jahre nach seiner Geburt den Kollegen die Rolle des „Schuldirek- musste die Familie nach Posen umsiedeln. tors“ (Eckhard Henscheid), „Klassenpri- Als sein Vater 1945 im Zweiten Weltkrieg mus“ (Hans Traxler) oder auch „Supergu- fiel, floh die Mutter mit Robert und seinen rus“ (F.K. Waechter) zugeschrieben. Brüdern Per und Andreas über Thüringen Gemeinsam mit Pit Knorr schrieb Gern- nach Niedersachsen, wo sie sich 1946 in hardt ab 1971 Sketche und eigene Serien Göttingen niederließen. für den Hessischen Rundfunk, u.a. „Dr. Nach dem Abschluss seiner Schulausbil- Seltsams Sonntags-Sortiment oder Hörrohr dung in Göttingen und dem Studium der klar zum Gefecht – eine aktuelle Merkwür- Josef Mikl, Letzte Reise des Wunderpferdes, auch Malerei und Germanistik in und digkeitenschau” und „HELP – ein satiri- Zauberpferd genannt (Detail) 1948; Wien Museum Berlin kam Robert Gernhardt schließlich sches Aushilfsmagazin”. Bald stieß Bernd © Wien Museum mit 27 Jahren nach Frankfurt – seiner Wahl- Eilert dazu und das Autoren-Trio „GEK-

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stellungen und Auszeichnungen gewür- digt, z.B. mit dem „Kasseler Kulturpreis für grotesken Humor“, dem „Stadtschreiber von Bergen“, dem „Göttinger Elch“, dem „Bert-Brecht-Preis“, dem „Heinrich-Heine- Preis“ sowie dem „Joachim-Ringelnatz- Preis“. Robert Gernhardt starb am 30. Juni 2006 nach langer Krankheit in Frankfurt. Der zeichnerische Nachlass von Robert Gernhardt befindet sich in der Sammlung des Caricatura Museums Frankfurt. Ein Teil davon wird ständig in der Dauerausstel- lung gezeigt. Anlässlich seines 80. Ge- burtstags präsentiert das Caricatura Mu- seum Frankfurt bis 15. April in der Einzel- ausstellung „Robert Gernhardt“ ausge- wählte Werke seines satirischen Schaf- fens, allen voran Bildergeschichten, Car- Robert Gernhardt, Aller Anfang ist schwer, aus Titanic 10 1982; Caricatura Museum Frankfurt toons und Illustrationen sowie Originale zu © Robert Gernhardt seinen Buch-Covern. An verschiedenen Hörstationen werden dem Besucher zu- dem Gedichte und Texte zugänglich ge- Gruppe“ war geboren. Diese verantwortete Sitz in Frankfurt hat, und in dem Gernhardt macht. später u.a. die TV-Comedy-Schau „Dr. unzählige Texte und Zeichnungen veröf- Im Erdgeschoss ist ein Schwerpunkt der Muffels Telebrause“ sowie die Produktion fentlichte. Exemplarisch sind „Gernhardts Ausstellung zu sehen: Gernhardts Bilder- „Der Forellenhof – ein neuer Film zu alten Erzählungen“ zu nennen, die sich, be- geschichten und Cartoons für TITANIC aus Bildern“. In Kleinstarbeit wurde das Mate- stückt mit Bildergeschichten von Robert den Jahren 1979 bis 1994. Großen Raum rial der gleichnamigen Fernsehserie aus Gernhardt, meist auf einer Doppel-, nehmen hierbei die Zeichnungen aus den 1960ern auf höchst komische Art und manchmal auf einer Einzelseite, durch die Gernhardts langjährigen Serien „Gern- Weise neu zusammengeschnitten und syn- frühen TITANIC-Jahre zogen. Sie wurden hardts Erzählungen“ und „Mit Gernhardt chronisiert. Nicht zuletzt begann in den später abgelöst von „Mit Gernhardt durchs durchs Jahr“ ein. Daneben werden eine 1970ern die Zusammenarbeit mit dem Ko- Jahr“. Daneben erschien eine Fülle an wei- Reihe von Gernhardts bunten Pastellzeich- miker Otto Waalkes, für den die GEK-Grup- teren Texten, so auch Humortheoretisches nungen für seine Buchcover präsentiert pe zahlreiche Programme und Drehbücher für die Rubrik „Humorkritik“ und Zeichnun- sowie die vollständige Reihe „Deutsche schrieb. gen, die alleine oder in Gruppenarbeit ent- Leser“, erschienen 1986 in der Literatur- 1979 gehörte Robert Gernhardt zu den Mit- standen. beilage der Zeit, und Auszüge aus den 99 begründern des endgültigen Satiremaga- Seit Beginn der 1980er veröffentlichte Sudelblättern, die Robert Gernhardt zu 99 zins TITANIC, welches bis heute seinen Gernhardt zahlreiche Gedichtbände, u.a. Sudelsprüchen von Georg Christoph Lich- „Wörtersee“ 1981, eine Sammlung seiner tenberg gezeichnet hat. Gedichte und Bildgedichte aus dem „Zeit- Auf der Galerie werden Coverzeichnungen magazin“, in welchem Robert Gernhardt und Illustrationen zu Robert Gernhardts von 1978 bis 1986 veröffentlichte. Im Laufe Büchern „Die Falle“, „Ostergeschichte“, der 1990er-Jahre wurde Robert Gernhardt „Wege zum Ruhm“, „Das Ungeheuer von endlich auch vom Feuilleton zunehmend Well Ness“ (mit Pit Knorr und Bernd Eilert) als Lyriker geschätzt. und „In Zungen reden“ gezeigt. Diese In seinem lyrischen Schaffen verarbeitete Zeichnungen werden das erste Mal im Ca- Gernhardt auch seinen gesundheitlichen ricatura Museum ausgestellt. Kampf: Nach seiner schweren Herzopera- tion 1996 entstand der Band „Herz in Not“. Über seine Darmkrebserkrankung, von der er seit 2002 Kenntnis hatte, verfasste er zahlreiche Gedichte, welche unter dem Ti- tel „K-Gedichte“ veröffentlicht wurden. Zu Frankfurt am Main hegte Gernhardt eine sehr enge und besondere Verbindung. Zum 10-jährigen Jubiläum des Frankfurter GrünGürtels 2001 schenkte er der Stadt das von ihm gezeichnete GrünGürtel-Tier, laut Schöpfer eine „Mischung aus Wutz, Molch und Star“. Seit 2006 steht es in Bron- ze gegossen auf der Robert-Gernhardt- Brücke in Bonames. Neben seiner Wahl- heimat Frankfurt schaffte er sich 1972 in der Toskana ein zweites Domizil, in dem er jährlich drei bis vier Monate verbrachte. 2001 wurde Robert Gernhardt als Gastdo- zent für die Frankfurter Poetikvorlesungen an der Johann Wolfgang Goethe-Univer- sität eingeladen. In dem Jahr vor seinem Tod hielt er Lyrik-Vorlesungen an der Hein- rich-Heine-Universität Düsseldorf und resi- Robert Gernhardt, Unsere Erde ist vielleicht ein Robert Gernhardt, Neulich im Hegelstübchen, aus dierte kurzzeitig als Autor an der University Weibchen, aus 99 Sudelblätter; Caricatura Museum Titanic 12; Caricatura Museum Frankfurt of Warwick in England. Frankfurt © Robert Gernhardt Seine Werke wurden mit zahlreichen Aus- © Robert Gernhardt

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Ein weiteres Highlight der Ausstellung be- findet sich ebenfalls auf der Galerie: Über 50 Comic-Strips mit Schnuffis Abenteuern aus „Welt im Spiegel“ (pardon). Eine wei- tere Besonderheit, nicht nur für Frankfur- ter, sind Zeichnungen und Gedichte, die in Robert Gernhardts Amtsperiode 1991/ 1992 als „Stadtschreiber von Bergen“ ent- standen. Als mediales Extra zeigt das Caricatura Museum in der Ausstellung ein Interview mit Bernd Eilert und Pit Knorr, in dem sie u.a. von ihrer gemeinsamen Zeit mit Robert Gernhardt als Autorentrio „GEK- Gruppe“ berichten. Im 1. Obergeschoss in den Räumen der Dauerausstellung „Die Zeichner der Neu- en Frankfurter Schule“ werden im Gern- hardt-Kabinett Auszüge aus seinem Buch „Die Magadaskar-Reise“ präsen- tiert: Gernhardt fügte hierfür lose Zeich- nungen aus dem Zeitraum zwischen 1970 und 1980 zusammen und erstellte daraus einen (fiktiven) Reisebericht über seine „Magadaskar-Reise“. Neben den Zeichnungen kann der Besu- cher in einer Leseecke in den Büchern von Robert Gernhardt schmökern. Tomi Ungerer, Ohne Titel, 1966; Museum – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichen- Telefon: 069/21230161 kunst Hannover

rung als Wappentier wird ebenso vorge- nes Tages durch Helsinki spazierte, sah er n Zahme Viecher führt wie ihre Sinnbildfunktion in der politi- an einem Schaufenster ein Originalplakat schen Karikatur. Kurz: Eine Ausstellung, aus den 1930er-Jahren. Das Motiv: eine Das Wilhelm Busch Museum in Hannover der nichts Tierisches fremd ist. Dame, die an einem Champagnerglas lädt bis 21. Mai zu einer besonderen Kon- nippt, im Hintergrund die Stadt Helsinki. ferenz der Tiere: Ohne Scheu zeigen sich Telefon: 0511 16 9999-17 Dieses Plakat war Anstoß für ihn, finnische die Viecher dabei von ihrer mal witzigen, Reiseplakate zu sammeln. mal bissig-ironischen Seite, halten den Ursprünglich nur als Buch geplant, ist sei- Menschen den Spiegel vor, präsentieren ne Sammlung nun Grundstein für das Pro- sich als ihr Alter Ego – und natürlich lieb- n Finland jekt „Come to Finland”. ster Begleiter. Ihre jahrhundertealte Erfah- Mit „Auf nach Finnland. Finnische Plakate seit 1853” zeigt das Museum für Druck- kunst Leipzig bis 15. April einen Quer- schnitt durch finnisches Grafikdesign der letzten 150 Jahre. Rund 80 Plakate in druckgrafischer Meisterleistung spiegeln das Selbstverständnis eines Landes, das besonders für seine unberührte Natur be- kannt ist. Finnland, das Land der 1000 Seen, gilt noch heute als Sehnsuchtsort. Nach der Unabhängigkeit Finnlands vor genau 100 Jahren musste sich das Land erst neu positionieren. Weite Wälder, ein- same Seen, helle Sommernächte und schneebedeckte Landschaften: Dies galt es, den potenziellen Reisenden aus ganz Europa schmackhaft zu machen. Plakate eigneten sich dafür bestens, um die Moti- ve großformatig in Szene zu setzen. Die grafische Gestaltung übernahmen dabei Künstler aus Finnland, aber auch aus Deutschland, wie Adolf Bock, Alfred Mah - lau und Wilhelm Hanken. Gestaltet im je- weiligen Stil der Zeit und gedruckt in Tech- niken der Farblithografie oder dem Offset- druck, laden die gezeigten Arbeiten der Günter Kunert, „Für Marianne”; Museum Wilhelm Ausstellung zu einer Reise in die Ge- Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zei- schichte des Plakats und des finnischen chenkunst Hannover Grafikdesigns ein. © 1971. Museum Wilhelm Busch – Deutsches Mu- Leihgeber der Ausstellung ist der finni- Ingrid Hagström-Bade, Come to Finland, 1936; Mu- seum für Karikatur und Zeichenkunst sche Sammler Magnus Londen. Als er ei- seum für Druckkunst Leipzig (-15.04.)

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Als Wanderausstellung tourte die Schau bereits durch Finnland und Schweden, bevor sie nach Kiel nun Station im Muse - um für Druckkunst in Leipzig macht und anschließend auch in den USA gezeigt wird. Der zugehörige Katalog ist im Museums- shop erhältlich. (Bis 15. April).

Telefon: 0341/231620

Zum Wintersport Nivea Creme-Öl; Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen Foto: Sammlung Bernd Schönebaum

n Weißer als weiß lokaler Drogist dort gelagert hatte. Schö- nebaum konservierte und bearbeitete den „Gegen Unkraut Rasikal”, „Panol tötet”, Bestand, ergänzte und erweiterte seine „Blett vor der Rasur und der Bart ist ab” – Sammlung, fügte weitere Tafeln, Aufstel- die Sprache der Werbung in der ersten ler, Produktverpackungen und Objekte Hälfte des 20. Jahrhunderts gab sich ger- hinzu. ne martialisch. Es wurde kein Zweifel ge- Die Ausstellung im Museum und Galerie lassen an der sofortigen und konsequen- der Stadt Schwabmünchen zeigt bis 15. ten Wirksamkeit des beworbenen Pro- April über 100 Highlights. Auch Exponate, Heikki Athiala, 1905, Come to Finland; Museum dukts. Doch abgesehen von der Wortwahl die ihre Heimat in Augsburg hatten, fehlen für Druckkunst Leipzig (-15.04.) ist der Unterschied zu den Werbebot- nicht. schaften der heutigen Zeit oft nicht eben groß. FEWA verspricht „Hausarbeit in hal- Telefon: 08232/950260 ber Zeit” und „Seifix bohnert wunderbar, mühelos und spiegelklar”. Als ob es Seifix wäre, das sich selbsttätig damit abmüht, das Parkett glänzen zu lassen! Und wäh - rend Schwarzkopf mit „extra-mild, extra- blond” punkten möchte, zeigt Quick Cre- me Shampoo, wie es dem „müden Haar” unglücklicher schwarz-weißer Frauenköp- fe „neues Leben” einhaucht. „Weißer als weiß bietet einen unterhaltsa- men Blick auf die Geschichte von Wer- bung und Produktgestaltung im Drogerie- bereich. Sie ermöglicht daneben Schlüsse auf gesellschaftliche Entwicklungen und Rollenbilder. Und sie zeigt, dass sich im Grunde weder die Werbebotschaft für Drogerie-Artikel noch die Produktpalette seither wesentlich verändert haben. Was man damals beim Drogisten fand, findet man auch heute noch im Drogeriemarkt – abgesehen freilich von Gartenschläuchen und Schweinefutter. Und wer unter Gicht und Rheuma leidet, wird heute auf ein als „ausgezeichnetes Heilmittel” angepriese- nes Requisit verzichten müssen, und zwar gerne auf das Katzenfell. Bernd Schönebaum, Ausstellungsagent und Sammler aus Springe, sicherte vor Quick Creme-Shampoo gegen müde Haare; Muse- Erikki Hölttä, 1948, Come to Finland; Museum für über 30 Jahren aus einer Abbruch-Scheu- um und Galerie der Stadt Schwabmünchen Druckkunst Leipzig (-15.04.) ne 400 Werbeplakate und -tafeln, die ein- Foto: Sammlung Bernd Schönebaum

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n Innovation in Ton der Bauhausschüler diesen immensen Ar- chivbestand überhaupt angehäuft hat. In ganz Europa spielt Keramik seit jeher ei- Über das Thema Sachfotografie im Allge- ne wichtige Rolle im alltäglichen Leben der meinen und ihrem Verhältnis zur freien Fo- Menschen: Ob im privaten oder öffentli- tografie sprach die Autorin mit den Foto- chen Raum, Keramik umgibt uns überall grafen Hans Hansen und Fritz Haase, Pro- und wird täglich von uns genutzt. Welche fessor für Grafik-Design. Bedeutung hat das traditionelle Material Keramik heute? Wie stehen industrielle ISBN 978-3-86832-298-9n und handwerkliche Produktion zueinan- der, wo liegt das Potenzial digitaler Tech- niken und unter welchen Perspektiven wird das Material in Zukunft eine Rolle in der gestalterischen Ausbildung spielen? Mit diesen Fragen befasst sich die Aus- stellung „Ceramics and its Dimensions. Shaping the Future“, bis 22. April im Bröhan-Museum, Berlin. Es werden Er- Tuuli Saarelainen, BIS, 2016; Bröhan-Museum, gebnisse des gleichnamigen internationa- Berlin len Projektes gezeigt, das 25 Partnerinsti- tutionen aus elf europäischen Ländern vereint. Durch die Nutzung digitaler Medi- denen Aspekte des Themas aus allen en werden die Projektergebnisse einem Blickwinkeln – kulturell, akademisch, indu- breiten Publikum zugänglich gemacht. striell – zu untersuchen und so nachhaltige Das Bröhan-Museum mit seinem reichen Ergebnisse zu schaffen. Das Untermodul Keramik-Bestand aus der Zeit des Ju- „Shaping the Future“ ist eine Kooperation gendstil und Art déco wagt mit dieser zwischen der Aalto University Helsinki, der Schau erstmals einen Blick in die Zukunft weißensee kunsthochschule berlin, der des Keramik-Designs. Royal Academy Kopenhagen (KADK) und Moderne Keramiken müssen einer Viel- der University of Ulster Belfast, in Partner- zahl von Anforderungen gerecht werden schaft mit der KAHLA/Thüringen Porzellan (energiesparend, nachhaltig, bestimmte GmbH. Anforderungen an Design und Handha- Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen. bung, usw.). Gleichzeitig ändern sich Technologien rasant. Heutige Designer Telefon: 030/32690612 müssen somit ebenfalls neue Wege be- schreiten, sich auf neue Herstellungsme- BÖRSEN / MESSEN / MäRKTE thoden und Anwendungsbereiche einstel- len, um moderne Produkte entwickeln zu BÜCHER können. Die in der Ausstellung gezeigten Objekte zeigen exemplarisch das Auslo- ten neuer Möglichkeiten im keramischen n Barbie Bereich. Das Projekt „Ceramics and its Dimensions“ bringt Museen, Universitäten n Ganz sachlich Am Sonntag, 4.3.2018 findet die Doll Con- und Firmen zusammen, um die verschie- vention und Barbie Börse in Wiesbaden Bulk, Julia (Hg.): Die Entdeckung der Din- als 1. Barbie Börse in diesem Jahr an be- ge – Fotografie und Design, Klappenbro- kannter Stelle statt. Ab 10:30 können sich schur, 144 Seiten, 260 farbige und 58 Barbie- und Puppenbegeisterte im Dornit s/w-Abbildungen, Wienand Verlag, Köln, Pallas Hotel „Auguste-Viktoria” - Str. 15, 2015, Preis: 29,80 Euro. 65185 Wiesbaden einfinden, Fachge- In der Rangliste der namhaften deutschen spräche mit Ausstellern und Sammlern Industriedesigner steht der Name Wilhelm führen und noch nebenbei die eine oder Wagenfeld ganz weit oben, und egal, ob andere Puppe mit und ohne Zubehör er- es um seine Tätigkeit für die Jenaer Glas- werben. Auch ist die bekannteste Barbie- fabrik, die Württemberger Metallwaren - fabrik, besser bekannt unter dem Kürzel WMF, die Porzellanhersteller Rosen- thal und Fürstenberg oder den Klassiker schlechthin, die nach ihm benannte Tisch- leuchte, geht, Wagenfeld schrieb Design- geschichte und hat auf diversen industri- ellen Feldern deutliche Spuren hinterlas- sen. Sein kreatives Erbe verwaltet die Wil- helm Wagenfeld Stiftung, die ihren Sitz in Bremen hat. In ihrem Depot befinden sich u.a. über 2000 Fotos und Negative, die Wagenfeld ab 1954 bis zur Schließung sei- ner Werkstatt 1978 angesammelt hat. We- nigstens einen Teil davon der Öffentlich- keit zugänglich zu machen und längerfri- stig zur Verfügung zu stellen, war Anliegen einer Ausstellung und dieser Publikation. Hilda Nilsson, Clusters, 3D-Druck, 2016; Bröhan- Der Textteil widmet sich in erster Linie der Museum, Berlin Frage, weshalb und zu welchem Nutzen

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