Wölfe Und Herdenschutz – Von Jonathan Shaun Minko 02.18
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Wölfe und Herdenschutz – von Jonathan Shaun Minko 02.18 1. Herdenschutzhund ist nicht gleich Herdenschutzhund Jeder, der sich schon mal mit Hundezucht befasst hat, wird feststellen dass HSH nicht gleich HSH, Jack-Russel nicht gleich Jack Russel und Schäferhund nicht gleich Schäferhund ist. Es ist richtig dass ein kleiner drahtiger, fast schon pinscherartiger Pitbullterrier von 16 kg der für Hundekämpfe gezüchtet wurde und ein Austellungs-AmStaff, ein 40 kg schwerer American Bully allesamt englische und irische Kampfhunde zum Vorfahren haben. Doch kämpft der eine locker 2 Stunden in der Arena während der andere nach 15 Minuten aufgibt oder aus der Pit gefegt wird. Ebenso ein auf Schönheit getrimmter Sibirische Husky aus Ausstellungszucht, der durch seine bestechend blauen Augen Ausstellungspreise abräumt aber anders als seine Cousins in der Tundra Sibiriens keinen Blumentopf als Arbeitshund oder bei einem 500 Meilen Schlittenrennen gewinnt. Doch haben beide Schlittenhunde zum Vorfahren. Und selbiges gilt für Herdenschutzhund und Jagdhunde. Ein Hund ist nur so lange ein Kampfhund, Herdenschutzhund, Jagdhund oder Hütehund wie er, seine Vorfahren und seine Nachkommen für eine bestimmte Aufgabe selektiert wurde, ausgebildet wird und nur diejenigen sich vermehren die für die Aufgabe tauglich sind. So wie ein von Afro-Amerikaner aus der Bronx sich nicht automatisch im Senegal wohlfühlt, weiß wie man Hirse zubereitet und Löwen tötet nur weil seine Vorfahren vor 300 Jahren von dort gegen ihren Willen verschleppt wurden. Auch wenn er gegenüber mir russlanddeutschem Weißbrot den Vorteil hat nicht sofort von der afrikanischen Sonne ohne Lichtschutzfaktor 50 komplett gegrillt zu werden. So ist es auch mit Herdenschutzhunden. Ein HSH ist ein Hund der durch sorgfältige Auslese, das Vorbild der Eltern und Sozialisierung und Ausbildung durch Menschen dazu gemacht wird. Und genau das ist bei dem Großteil der Pyrenäenberghunde, Mastin Espanol, Kangals, Akbash, Karabash, Kaukasischen Ovcharki oder Alabay nicht mehr der Fall. Die meisten Mastin und Pyrenäenberghunde in Deutschland sind einfache Ausstellungshunde und Wachhunde. Meist mindestens 3-5 Generationen von Hunden entfernt die noch den Herdeneinsatz gesehen haben. Die meisten Kangal und Akbash sind Ausstellungshunde und durchaus fähige Wachhunde oder auch das patriotische Mitbringsel von Türken die keine Ahnung von Schafzucht haben, einen Wachhund und Statussymbol suchen und den Tieren nicht im geringsten gerecht werden können. Und damit deutsche Tierheime mit schwervermittelbaren Hunden segnen. Die meisten Kavkaz und Alabai stammen von Hunden ab die aus sowjetischen Zuchtstätten, nicht selten der Polizei oder der Teilstreitkräfte, stammen. Diese Hunde sind ohne Zweifel erstklassige oder außergewöhnliche Arbeitshunde. Doch liegt bei ihnen der Fokus vor allem darauf Personenschutzhund zu sein, zivilen und militärischen Anlagenschutz zu übernehmen. Und das schon seit mehr als 80 Jahren. Und so wie ein Am-Staff meist lebensgefährlich kämpft und bessere Chancen in einer Pit hat als ein Golden Retriever und ein deutscher Kangal aus Hobbyzucht von Dönerladenbesitzer Ali bessere als Heinz sein Labrador wenn er eine Begegnung mit einem Leitwolf hat steht außer Frage. Aber der Import von echten wolfsgeprüften Arbeitshunden aus der Sowjetunion oder der Türkei setzt Geld, ein Auge, Sprachkenntnisse, Erfahrung und Freiheit zum Reisen und Lernen Vorort voraus. Etwas was die meisten Viehhalter nicht haben. Geld nicht, Zeit nicht. Und Erfahrungen mit HSH nicht, wie auch, nach Jahrhunderten ohne Wölfe und Bären. Die meisten deutschen Schafhalter werden noch nicht mal so wirklich wissen wo sie Issyk-Kul oder Magadan auf der Landkarte suchen müssen. Und mit dem kirgisischen Kollegen kommunizieren können sie auch nicht, der nicht mal Englisch spricht. Wer also zahlt uns das? Die Regierung und der NABU die noch nicht mal gerissene Zuchttiere nach ihrem Wert entschädigen? Zahlt der NABU Ramazan den Besuch in Deutschland um deutsche Kollegen zu lehren? Wer zahlt die Experten die nach der Sowjetunion reisen und die Hunde für Züchterverbände und Einzelbetriebe auswählen? Wer zahlt die Quarantänemaßnahmen aus diesen tollwutgefährdeten Ländern? Punkt 1 abgehakt. Abbildungen: Bild 1: "Gamebred" Pitbull der Chinaman Linie, ca. 16-22 kg, auf ca. 50 cm. Bild 2: Sogenannter "American Bully" ca. 40 kg auf bis zu 70 cm Bild 3 und 4: Russische Volkoday (" Wolfszerschmetterer") und Alabai 2. Viele Herdenschutzhunderassen "stehen auf dem Index " in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Kommen wir nun zu Punkt 2. Der HSH und die sogenannten Rasselisten und Gesetze, die gefährliche Hunde betreffen. In vielen Ländern der EU gibt es weitreichende Vorschriften, etwa rassespezifische Listen, und Gesetze die das Halten von Hunden mit gesteigertem Aggressionspotenzial betreffen. Die bekanntesten Vertreter sind Rassen wie der American Pit Bull Terrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier und Bullterrier. Allerdings sind auch viele HSH von den Kampfhundeverordnungen betroffen, mal mehr gravierend manchmal weniger. Von den Hunden die in sogenannten Kampfhunde- verordnungen erfasst sind, sind eigentlich nur diese oben genannten plus der Chinesische Shar-Pei echte Kampfhunde. Alle anderen sind Treibhunde, HSH, Jagdhunde, und Hütehunde. So betrifft in Bayern die Kampfhundeverordnung die Rassen Cane Corso (und damit auch den Mezzocorso, eine Kreuzung aus Maremma und CC), Mastin Espanol, Alano Espanol (besonders relevant in Bezug auf HSH-Kreuzungen von spanischen Farmen), Dogo Argentino und Fila. Außerdem kann bei angezeigten Vorfällen oder Anzeichen gesteigerter Aggression gegen Mensch und Tier jede Rasse und Kreuzung als (umgangsprachlich sogenannter) "Kampfhund Klasse 3" eingestuft werden, also Kangal, Alabai, Kavkaz, Volkoday, Sarplaninac. In Hessen sind diese alle auf der Liste. In Dänemark ist u.a. der Kangal eine verbotene Rasse, welche wenn angetroffen, automatisch eingezogen und vernichtet wird. In Frankreich ist der Boerboel betroffen, der Südafrikanische Farmhund. In der Schweiz sind Boerboel, die Sowjetischen HSH, Kangals, Mastin, Kuvasz, je nach Kanton von verboten bis bewilligungspflichtig betrachtet. Je nach Bundesland oder Land bedeutet das Meldepflichten, Bewilligungspflichten, Wesenstests (welche nicht jeder HSH besteht, und deren Bestehen sehr oft vom Gutachter abhängig ist), Leinen und Maulkorbbefreiungen, was massive zusätzliche Kosten und Aufwand verursacht. Nicht selten geht diese Kategorisierung mit einem massiv erhöhten Hundesteursatz einher, welcher den eines Border Collies, Altdeutschen Hütehundes oder Schäferhundes massiv übersteigt. Wie Pitbull, Staff und Bullterrierbesitzer schon erfahren mussten, ist man als "Kampfhundebesitzer" immer mit einem Bein im Knast. Tendenziell zeigt sich in der Vergangenheit, dass immer wieder bei Vorfällen der SoKa-Halter und sein Hund der Schuldige bei Gerichten und Ämtern waren, auch wenn die Provokation eines Vorfalls nicht von dem Halter und seinem Hund ausgingen. Folgen waren jahrelange Auseinandersetzungen mit Gerichten und Ämtern, Versicherungen. Erst diesen Sommer gab es in BaWü einen Vorfall mit einem Kangal der eine Frau totgebissen hat, der medial aufgebauscht wurde, und wo sofort die Forderungen nach Beschränkungen und Verboten für Kangal und verwandte Rassen laut wurden. Einen weiteren Punkt in diesem Zusammenhang ist die Versicherungspflicht, bzw. gesteigerte Versicherungskosten für sogenannte Listenhunde und eingestufte Individuen. Es gab bereits reichlich Fälle, in denen Versicherer sich bei Personen- oder Sachschäden durch SoKas aus der Zahlungsverantwortung für die hochpreisige Kampfhundeversicherung zu stehlen versucht haben. Auch hier ist oftmals der Halter in der Nachweispflicht, und jahrelange Streitigkeiten mit der Versicherung sind das Damoklesschwert. Für Viehhalter ist hier die Hütesicherheit der Zäune ähnlich relevant wie bei den Nutztieren selber. Nur dass hier zusätzlich zu den Verpflichtungen nach den Richtlinien der BG zum hütesicheren Zaun, auch obendrein noch Urteile über einen hundesicheren Zaun tangiert werden können. So wurde eine bayrische Bullterrierhalterin vor einigen Jahren verpflichtet einen 2 m hohen Festzaun wegen ihrer Bullterrier die allesamt einen Wesenstest bestanden haben zu errichten. Keinen Elektroweidezaun, sondern einen Yardzaun, wie einen Stabzaun. Versicherungen haben mit den Zahlungen bei SoKas schon auf dieser Grundlage zu verzögern versucht. Grundsätzlich gilt, wie bei der Hütesicherheit von Rindern, Pferden oder Schafen, dass vieles was nicht hütesicher ist über Jahre hinweg funktioniert ohne das was passiert. Und dann gibt es einen Vorfall und das Erwachen ist böse. Im Fall des HSH gilt, dass HSH selbstständig agierende Hunde sein müssen, die eigenständig Gefahren erkennen müssen, die Herde zusammenholen, und blitzschnell einen Angreifer oder Eindringling identifizieren müssen, und gegebenenfalls auch ausschalten. Das bedeutet, dass nicht nur Wölfe in das Lock-On-System eingebucht werden, sondern auch streunende Hunde oder u.U. Menschen die sich verdächtig im Umfeld der Weidefläche benehmen. Wie jeder Weidehalter weiß, gibt es genügende die ihre Hunde nicht anleinen, deren Hunde Schafe und Ziegen hetzen. Wie die Öffentlichkeit auf Vorfälle reagieren wird, erst Recht wenn HSH einen Zaun überschreiten, ist wohl fraglich. Wie die Hexenjagd auf andere Hunderassen und auch auf den Kangal im letzten Sommer die Akzeptanz in der Bevölkerung zusätzlich verringern würden. 3. Die Selektionsmethoden