Politische Konzepte in Jakob Rufs Werk : Eine Untersuchung Mit Edition Von Jakob Rufs Spielen ”Etter Heini” Und ”Wilhelm Tell” Sowie Dem ”Konstanzerlied”
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Zurich Open Repository and Archive University of Zurich Main Library Strickhofstrasse 39 CH-8057 Zurich www.zora.uzh.ch Year: 2007 Identität konstruieren, Identität vermitteln - politische Konzepte in Jakob Rufs Werk : eine Untersuchung mit Edition von Jakob Rufs Spielen ”Etter Heini” und ”Wilhelm Tell” sowie dem ”Konstanzerlied” Kauer, Andrea Abstract: Die vorliegende Dissertation befasst sich mit den politischen Werken des Zürcher Stadtchirur- gen und Theaterautoren Jakob Ruf (ca. 1505−1558). Sie setzt sich aus einem editorischen Teil sowie einem Studienteil zusammen. Ediert werden die Spiele Etter Heini und Wilhelm Tell sowie die historisch- politische Ereignisdichtung Konstanzerlied. Alle Editionen werden ausführlich sowohl sprachlich als auch inhaltlich kommentiert. Der Etter Heini ist das früheste von Ruf überlieferte Werk. Weil es in zwei Handschriften erhalten ist, wird die Edition ergänzt durch einen überlieferungsgeschichtlichen Apparat. Das Spiel ist geprägt durch starke Konfessionspolemik und Gegenwartskritik. Der Wilhelm Tell wurde 1545 aufgeführt und gedruckt. Es spiegelt die veränderten innereidgenössischen Verhältnisse: statt zu polemisieren ruft das Spiel zur Einigkeit auf. Das Konstanzerlied von 1548 zeugt von Rufs anhalten- dem Interesse an der konfessionellen und politischen Entwicklung seiner Geburtsstadt. Angesichts der Rekatholisierung von Konstanz dominiert im Lied abermals die konfessionelle Polemik. Ziel der an die Editionen anschliessenden Studie ist es, die Konstruktion und Vermittlung von Identitätsvorstellungen im eidgenössisch-politischen Spiel am Beispiel von Jakob Rufs Werken aufzuzeigen und diese dadurch in den Kontext der frühneuzeitlichen Kommunikationskultur einzubetten. Dazu wird das aus der Geschichtswis- senschaft stammende Konzept der «imagologischen Bastelei» auf die Texte angewendet. Die Rolle der performativen Eigenschaften des Spiels im Identitätsdiskurs wird hervorgehoben. This dissertation ad- dresses the political work of Jakob Ruf (ca. 1505-1558), official surgeon of Zurich and playwright. It consists of two parts: edition and further analysis. Included are the plays Etter Heini and Wilhelm Tell as well as the Konstanzerlied, a versification of a historical event of political significance. The textsare accompanied by extensive comments regarding linguistics and content. Etter Heini is Ruf’s earliest exist- ing work. Since the play exists in two handwritten versions, the text is supplemented with annotations of the differences. The play challenges the religious views of the time and criticizes the political status quo. The second political play Wilhelm Tell was first performed and printed in 1545. It reflects the changed situation within the confederation. Instead of creating controversy and challenging the polit- ical and religious conditions, the play appeals for unity. The Konstanzerlied illustrates Ruf’s on-going interest in the religious and political development of his birthplace. Facing the recatholisation of the city of Constance, the versification is again dominated by polemics. The critique that follows thetexts investigates the acquisition and construction of an confederate identity as expressed in these works. Thus, Jakob Ruf’s plays became incorporated into the early modern culture of communication. Therefore, the concept of «imagological bricolage», developed within historical sciences, is adopted. The dissertation also points that the performative qualities of a play helped to transmit a unified social identity within the confederation. Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-163600 Dissertation Published Version Originally published at: Kauer, Andrea. Identität konstruieren, Identität vermitteln - politische Konzepte in Jakob Rufs Werk : eine Untersuchung mit Edition von Jakob Rufs Spielen ”Etter Heini” und ”Wilhelm Tell” sowie dem ”Konstanzerlied”. 2007, University of Zurich, Faculty of Arts. 2 Identität konstruieren, Identität vermitteln − politische Konzepte in Jakob Rufs Werk Eine Untersuchung mit Edition von Jakob Rufs Spielen Etter Heini und Wilhelm Tell sowie dem Konstanzerlied Zürich 2007 Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich vorgelegt von Andrea Kauer von Zürich und Trachselwald (BE) Angenommen im Sommersemester 2007 auf Antrag von Frau Prof. Dr. Hildegard Elisabeth Keller und Herrn Prof. Dr. Werner Röcke Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Einleitung 3 I. Etter Heini 7 1. Einleitung 9 1.1. Literar- und kulturhistorische Einordnung 9 1.2. Struktur und theatrale Mittel 14 1.3. Textgrundlage 19 1.4. Überlieferungsgeschichte von Z1 19 1.5. Überlieferungsgeschichte von Z2 22 1.6. Das Verhältnis zwischen Z1 und Z2 23 1.7. Illustrationen 26 1.8. Beschreibung der Handschrift Z1 26 1.9. Beschreibung der Handschrift Z2 27 1.10. Editorische Eingriffe und Stellenkommentar 28 1.11. Szenenbestand 30 2. Primärtext 33 3. Überlieferungsgeschichtlicher Apparat 121 4. Sprachapparat 159 5. Stellenkommentar 213 II. Wilhelm Tell 243 1. Einleitung 245 1.1. Literar- und kulturhistorische Einordnung 245 1.2. Struktur und theatrale Mittel 254 1.3. Illustrationen 257 1.4. Beschreibung des Druckes 258 1.5. Editorische Eingriffe und Stellenkommentar 259 1.6. Szenenbestand 260 2. Primärtext 261 3. Sprachapparat 315 4. Stellenkommentar 342 III. Konstanzerlied 367 1. Einleitung 369 1.1. Literar- und kulturhistorische Einleitung 369 1.2. Textgrundlage und Überlieferungsgeschichte 374 1.3. Struktur und Aufbau 376 1.4. Beschreibung der Handschrift 377 1.5. Editorische Eingriffe und Stellenkommentar 378 2. Primärtext 379 3. Sprachapparat 383 4. Stellenkommentar 386 IV. Studie: Konstruktion und Vermittlung eidgenössischer Identitätsvorstellungen in Jakob Rufs Spielen 393 1. Einleitung 395 1.1. Die Eidgenossenschaft im 16. Jahrhundert 397 1.2. Zur Terminologie 399 2. Zum Konzept der imagologischen Bastelei 401 3. Auserwähltheit 406 3.1. Die auserwählten Eidgenossen in Rufs Spielen 410 4. Generationen der Eidgenossen 415 4.1. Biblische Väter 415 4.2. Helvetier, Römer, Goten, Schweden 417 4.3. Tell und die alten Helden 421 4.4. Der Generationenkonflikt 424 5. Die Weltreichlehre 427 5.1. Interpretationen der Danielprophetie zur Reformationszeit 431 5.2. Die Weltreichlehre in Rufs Spielen 437 6. Performative Eigenschaften des Spiels bei der Vermittlung eidgenössischer Identitätsvorstellungen 441 7. Zusammenfassung 445 V. Nachwort 447 VI. Bibliografie 449 1. Primärliteratur 449 1.1. Schriften von Jakob Ruf (Ausgaben und Handschriften des 16. Jhs) 449 1.2. Ungedruckte Quellen und Archivalia 449 1.3. Gedruckte Quellen 449 2. Sekundärliteratur 451 Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand parallel zum Nationalfondsprojekt «Jakob Rufs Theater- und Heilkunst» unter der Leitung von Prof. Dr. Hildegard Elisabeth Keller, wo ich während der letzten Jahre als Mitarbeiterin tätig war. Im Rahmen des Projekts ist 2006 bereits der Band «Jakob Ruf, ein Zürcher Stadtchirurg und Theatermacher» erschienen. Damit hielten der bei- nahe in Vergessenheit geratene Autor und sein Werk wieder Einzug in die Forschungsdis- kussion. Meine Dissertation fokussiert auf einen spezifischen Aspekt von Rufs Werk, nämlich seine politische Literatur. Zwei Spiele und ein Lied werden ediert sowie sprachlich, inhaltlich und überlieferungsgeschichtlich kommentiert. Daneben wird in einer Studie untersucht, wie Jakob Ruf mit seinem politischen Werk am eidgenössischen Identitätsdiskurs teilnimmt. Bei der Arbeit an der vorliegenden Dissertation haben mich viele Personen unterstützt und be- gleitet. Ich möchte mich bei meiner Doktormutter Hildegard Elisabeth Keller für die enge Be- treuung während der gesamten Dissertationszeit sehr herzlich bedanken. Mit ihren zahlreichen Anregungen und ihrer konstruktiven Kritik eröffnete sie mir immer wieder neue, wichtige Perspektiven. Spezieller Dank gebührt auch dem Zweitgutachter meiner Arbeit, Werner Röcke, auf dessen Unterstützung mittels Hinweisen und Ratschlägen ich in den vergangenen Monaten zählen durfte. Weiter gilt mein herzlicher Dank Stefan Schöbi und Seline Schellenberg Wessendorf für den regen Austausch, den ich sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht sehr zu schätzen weiss. Auch den anderen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Hilfskräften des For- schungsprojekts sei sehr gedankt für Hinweise, Beobachtungen und zahlreiche beantwortete Fragen, insbesondere Hubert Steinke, Anja Buckenberger, Clemens Müller, Linus Hunkeler, Eliane Burckhardt, Nadine Adler, David Eugster, Mirjam Geyer, Nathalia Giontsis, Jakob Kuratli und Monika Rhyner. Zahlreichen weiteren Personen bin ich für ihre Unterstützung in verschiedenen Belangen der Editionsarbeit zu grossem Dank verpflichtet. Sie sind in den jeweiligen Kapiteln namentlich genannt. Meine Familie sowie meine Freundinnen und Freunde sind mir während der vergangenen zwei Jahre mit viel Verständnis für meine knappe Zeit begegnet und haben mich stets er- mutigt. Dafür bedanke ich mich herzlich. Mein ganz besonderer Dank gilt schliesslich Rainer Hugener, der als kritischer Gesprächspartner und Leser wesentlich zur Entwicklung meiner Arbeit beigetragen und mich auch sonst in jeder Hinsicht unterstützt hat. Zürich, im April 2007 Andrea Kauer 1 2 Einleitung Jakob Ruf wurde um 1505 in ärmlichen Verhältnissen in Konstanz geboren. Für ihn war eine klerikale Laufbahn vorgesehen: Er trat wohl bereits als Jugendlicher in ein Kloster in Chur ein. Als junger Mönch erlebte er, wie sich die Reformation in Europa ausbreitete. Seiner