Oldenburger Beiträge Zur Geschlechterforschung Band 12
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Oldenburger Beiträge zur Geschlechterforschung Band 12 Die Schriftenreihe „Oldenburger Beiträge zur Geschlechterforschung“ wird seit September 2004 vom Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (ZFG) herausgegeben. In variablen Abständen erschei- nen Bände von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Kreis des ZFG zu aktuellen Fragestellungen, neueren Untersuchungen und innovativen wissenschaftlichen Projekten der Frauen- und Ge- schlechterforschung. Vor allem für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bietet die Schriftenreihe die Möglichkeit, Projekt- berichte, Diplomarbeiten oder Dissertationen zu veröffentlichen. Herausgegeben vom Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (ZFG) Musik und Emanzipation Festschrift für Freia Hoffmann zum 65. Geburtstag Herausgegeben von Marion Gerards und Rebecca Grotjahn BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Mariann Steegmann Founda- tion Zürich sowie des Zentrums für interdisziplinäre Frauen- und Ge- schlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Oldenburg, 2010 Verlag / Druck / Vertrieb BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Postfach 2541 26015 Oldenburg E-Mail: [email protected] Internet: www.bis-verlag.de ISBN 978-3-8142-2196-0 Inhalt Grußwort für Freia Hoffmann zum 65. Geburtstag aus dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 9 Musik und Emanzipation Freia Hoffmann zum 65. Geburtstag 11 Geschlechterpolaritäten in der Musik Birgit Kiupel Die unbekannte Komponistin 20 Andreas Kisters Singt da ein Mann oder eine Frau? Anmerkungen zur Stimme in der mediterranen Volksmusik 23 Kadja Grönke Über das Werk zur Person. Čajkovskijs Romanzen op. 73 33 Fred Ritzel Über die (vielleicht) populärste Melodie einer Komponistin im 20. Jahrhundert 43 Dörte Schmidt Composing beyond gender. Kreativität und Geschlecht im Werk der Komponistin Pauline Oliveros 53 Annegret Huber Die Erforschung von Gehirn – Geist – Seele musikalischer Menschen. Epistemologische Probleme biologistischer Argumentationen in bzw. zwischen natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen 69 Instrument und Körper Violeta Dinescu Bindfaden. String für Flöte und Klavier 83 Irène Minder-Jeanneret Artistes ou auxiliaires de la foi ? Les premières femmes organistes en Suisse romande protestante (1750–1850) 91 Anja Herold Sax & Sex. Rezeption und Selbstinszenierung von Saxophonistinnen gestern und heute 101 Volker Timmermann „Das Violoncello aber, dieser halbgewachsene Mann …“ Violoncellistinnen in den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts 111 Axel Weidenfeld Hector Berlioz und die Gitarre 119 … nahm sie statt der Flöte das Schwert Rebecca Grotjahn Die Teufelinn und ihr Obrister. Primadonnen, Komponisten und die Autorschaft in der Musik 131 Claudia Schweitzer Bühnenabbrüche als Karrierekick 141 Melanie Unseld Goldene Zeiten für Musikerinnen im Goldenen Buch der Musik? Ein Fundstück unter der Lupe einer geschlechtergerechten Musikgeschichtsschreibung 151 Sabine Giesbrecht Die Germania vom Niederwald auf der Bildpostkarte der Kaiserzeit oder Der sichtbare Einzug der Frau in die Gemeinschaft der deutschen Nation 161 Yuko Tamagawa Vier Musikerinnen. Die Genderstruktur der Musikkultur im modernen Japan 177 Jane Bowers Musicologist Helen Hewitt and the Genesis of her Renowned Edition of Petrucci’s Odhecaton 187 Gunilla Budde Musik – Macht – Politik. Überlegungen zu einer Beziehungs-Geschichte 199 Walter Mossmann Eine Landpartie 207 Musiklernen männlich – weiblich Florence Launay Musikerinnen in Frankreich. Kurze Geschichte einer langen Professionalisierung 219 Anna-Christine Rhode-Jüchtern Neue Wege des musikalischen Denkens. Über die Musikpädagogin, Frauenrechtlerin und „Kestenbergianerin“ Maria Leo (1873–1942) 229 Martina Oster Getrennte Welten oder heterosexuelle Matrix? Jungen und Mädchen im Musikunterricht 239 Marion Gerards Emanzipation am Xylophon? Musikalische Gruppenimprovisation zwischen performativer Praxis und ästhetischem Anspruch 247 Peter Schleuning Der Schüttelpapst Eine Erzählung für die reifere Jugend 257 Anhang Schriftenverzeichnis Freia Hoffmann 267 Die Autorinnen und Autoren 281 Grußwort für Freia Hoffmann zum 65. Geburtstag aus dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Im Studienjahr 1997/98 wurden an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zwei Gender-Studiengänge eröffnet, Frauen- und Geschlechter- studien als grundständiges Magisternebenfach (heute als „Gender Studies“ ein Fach im Bachelor-Studium) und Kulturwissenschaftliche Geschlechter- studien als Aufbaustudiengang (heute Promotionsstudiengang). Diese Stu- diengänge waren völlig neu an deutschen Universitäten, im internationalen Maßstab gab es sie bereits seit etwa 25 Jahren. Ende 2000 wurde das Zent- rum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (ZFG) gegründet, als ein institutioneller Rahmen für interdisziplinäres Nachdenken und Forschen über Zusammen- hänge von Geschlecht und Gesellschaft, ein Ausgangspunkt auch für innova- tive Lehrinhalte. Erneut nahm die Universität Oldenburg eine Pilotrolle ein: Das ZFG war das erste Zentrum seiner Art in Niedersachsen. Diese intensiven Gründungsprozesse wären ohne die in Oldenburg forschenden und lehrenden Pionierinnen der Frauen- und Geschlechterforschung nicht denkbar gewesen. Eine von ihnen ist Freia Hoffmann; sie ist Gründungsmitglied des ZFG. Mit ihren Forschungsthemen nahm Freia Hoffmann frühzeitig Geschlechter- fragen auf den Grenzlinien zwischen Musikpädagogik und historischer Musikwissenschaft auf, ihre Studie Instrument und Körper (Frankfurt/Main 1991) ist dafür nicht das einzige, aber eines der markantesten Beispiele: Dass die Wahl eines Instruments für Frauen nicht nur aus Neigung geschah, son- dern dass Mädchenausbildung immer in den Grenzen der Schicklichkeit statt- fand, beschrieb Freia Hoffmann anhand ihrer Studie über die bürgerliche Musikkultur zwischen 1750 und 1850. Ebenso frühzeitig führte sie geschlech- terbezogene Themen in die musikdidaktische und musikwissenschaftliche Ausbildung ein, nicht als exotische Aperçus, sondern als grundlegende, auch disziplinkritisch ansetzende Perspektive auf das Erfahren, das Lehren und das Lernen von Musik. Damit kam Freia Hoffmann zum einen eine wichtige Rolle bei der Verankerung von geschlechterbedeutsamen Wissensbeständen in der universitären Ausbildung zu und zum anderen – fast noch wichtiger – 9 bei der Initiierung von genderbezogenen Forschungsfragen und damit verbun- dener Nachwuchsförderung. Das Sophie-Drinker-Institut in Bremen, An-Insti- tut der Carl von Ossietzky Universität, dessen Leiterin Freia Hoffmann seit 2001 ist, stellt auch im Blick auf solche Nachwuchsförderung einen bedeu- tenden Knotenpunkt im inzwischen fein geknüpften Netzwerk der interdis- ziplinären Genderforschung in Deutschland dar. Zu den Aufgaben, die sich das ZFG und seine Mitglieder gegeben haben, ge- hört – neben Forschungs- und Lehrinnovation in gesellschaftskritischer, an Veränderung orientierter Absicht – auch die Einmischung in gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen. Eines der Auseinandersetzungsfelder ist dabei die Institution Universität mit ihren historisch und kulturell tief verankerten Geschlechterstrukturen, die immer noch auch Ermöglichungsräume bilden können für gewaltförmige, insbesondere gegen Frauen gerichtete Diskriminierung und sexualisierte Ge- walt. Freia Hoffmann hat mit der von ihr herausgegebenen und von Anja Herold durchgeführten Studie Panische Gefühle. Sexuelle Übergriffe im Instrumentalunterricht (Mainz 2006) einen wichtigen Beitrag geleistet, die in der wissenschaftlichen Gemeinschaft so schwer zu durchbrechende Tabuisie- rung sexualisierter Gewalt sprechbar zu machen. Auch dafür gebührt ihr großer Dank, ebenso wie für ihre unverbrüchliche aktive Kooperation in Gen- derforschung und Lehre im Rahmen des interdisziplinären Projektes ZFG. Wir wünschen uns, dass die aktive Kooperation mit dem ZFG auch nach dem 65. Lebensjahr in der bisherigen Freundschaft und Intensität erhalten bleiben möge. Heike Fleßner (Direktorin des ZFG bis 2009) und Melanie Unseld (Direktorin des ZFG seit 2009) 10 Musik und Emanzipation Freia Hoffmann zum 65. Geburtstag „Zwar hat auch die Emanzipation des Worts ihr Recht, und man muß dafür kämpfen, ich gebe es zu. Aber die wahre Emanzipation ist die Emanzipation der Tat. Die Emanzipation der Tat soll leben.“1 Mit diesen Worten der Frauenrechtlerin Louise Aston endet Freia Hoffmanns wohl wichtigstes Buch, ihre Habilitationsschrift Instrument und Körper.2 Ein Lebens- und Arbeitsprogramm der Autorin? Auf den ersten Blick scheint das Zitat gänz- lich ungeeignet als Motto für eine Musikwissenschaftlerin, deren Lebenswerk am Ende einer universitären Laufbahn zu feiern ist: Ist das Betreiben von Wissenschaft nicht gerade eine Entscheidung für das Wort und gegen die Tat – sowohl gegen die politische Aktion als auch gegen die musikalisch-künst- lerische Praxis? Tatsächlich begann Freia Hoffmanns Laufbahn zunächst ‚praktisch‘, mit der Aufnahme eines künstlerischen Studiums an der Musikhochschule Freiburg in den Meisterklassen der damals führenden Flötisten Gustav Scheck und Aurèle Nicolet. Danach hätte sie ohne Weiteres