Hochwasserschutz 090909.Indd
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Der neue Weg Nachhaltiger Schutz und ökologisches Bewusstsein Hochwasserschutz schutzim Burgenland Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 9, Wasser- und Abfallwirtschaft Lafnitz Flussverlauf - Landesgrenze Impressum Herausgeber und Medieninhaber Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 9, Wasser- und Abfallwirtschaft, WHR Dipl. Ing. Gerhard Spatzierer, A-7000 Eisenstadt Koordination WHR Mag. Herbert Szinovatz Inhalt und Textgestaltung Büro plan+land, DI Sabine Tomasits, DI Mag. Richard Artner, A-7041 Wulkaprodersdorf Grafik und Layout Mag. Peter Schuber, A-7041 Wulkaprodersdorf Druck Wograndl, A-7210 Mattersburg Bildnachweis Artner, Maier, Lehner, Rojacz, Schuber, Tomasits, Wagner Digitale Grundlagendaten GIS Burgenland, BEV Datenaufbereitung und Kartendarstellung Büro plan+land, A-7041 Wulkaprodersdorf, Büro Mayr & Sattler, A-1180 Wien, Büro Lang, A-2700 Wr. Neustadt Copyright Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 9, Wasser- und Abfallwirtschaft, A-7000 Eisenstadt. Die Rechte an den Fotos und Plänen liegen bei den jeweiligen Autoren. Umschlag Naturnahe Leitha bei Hornstein Vorwort Neue Herausforderungen Kaum ein Naturereignis hinterlässt in der Gemeinsam machen wir das Burgenland sicher! Öffentlichkeit so einen nachhaltigen Eindruck wie ein Hochwasser. Dies zeigte sich zuletzt bei In der Frage, wie der bestmögliche Schutz den Flutkatastrophen in den Jahren 2002, 2005, vor Hochwässern gewährleistet werden kann, regional 2008 und 2009. Trotzdem leben seit prallen oft unterschiedlichste Interessen auf- Jahrhunderten Menschen im Nahbereich der einander. Die Wasserwirtschaftsverwaltung Flüsse. Vielfältige Maßnahmen wurden in den im Burgenland steht deshalb im ständigen letzten Jahrzehnten seitens der Burgen- Dialog mit den Gemeinden, der betroffenen ländischen Wasserbauverwaltung gesetzt. Bevölkerung, den Fachdienststellen für Natur- Sicherer und wirksamer Hochwasserschutz schutz, Raumordnung und Katastrophenschutz, kann aber nicht durch singuläre Aktionen Vertretern der Wissenschaft und Wirtschaft, alleine, sondern nur durch eine Kombination sowie lokalen und regionalen Umwelt- und verschiedener Maßnahmen erfolgen. Neben Naturschutzorganisationen. den Methoden des ‚aktiven Hochwasserschut- zes’ - dieser wurde bis in die 80er Jahre an den Vieles wurde in den letzten Jahrzehnten größeren Flüssen unseres Landes, wie Leitha bereits geschaffen. Durch das Zusammen- oder Pinka ausgeführt - wird im Burgenland wirken von EU-Wasserrahmenrichtlinie und vor allem auf den ‚passiven Hochwasserschutz’ EU-Hochwasserrichtlinie müssen aber neue gesetzt, der eine Schadensvermeidung durch Konzepte für eine integrierte wasserwirt- Stärkung der Retention vorsieht. Die gesetzten schaftliche Planung entwickelt werden. Da- Maßnahmen an der Lafnitz, wie z.B. der Ankauf bei ist dem verstärkten Schutzbedürfnis der von flussnahen Bereichen, waren österreichweit Bevölkerung unter möglichster Beachtung der beispielhaft und ein Vorbild für viele Folgepro- ökologischen Rahmenbedingungen Rechnung jekte. Auch Rückhaltebecken werden in Zukunft zu tragen. immer größere Bedeutung für den Hochwasser- schutz im Burgenland haben – gerade in Hinblick Der bisher im Burgenland eingeschlagene Weg, auf den stetig steigenden Flächenverbrauch technische mit nicht-technischen Maßnahmen durch die Aufschließung neuer Siedlungs-, zu kombinieren und diese grenzüberschreitend Gewerbe- und Industriegebiete. mit unseren Ober- und Unterliegern abzustim- Die letzten Hochwässer haben aber auch men, hat sich als richtig und zukunftsweisend gezeigt, dass selbst aufwändige Schutzmaß- erwiesen. Die Betrachtung gesamter Flussein- nahmen keine absolute Sicherheit gewähr- zugsgebiete – die ja in der EU-Wasserrahmen- leisten können. Ein Restrisiko bleibt auch bei richtlinie vorgegeben ist – erfordert auch die noch so großen Anstrengungen bestehen. Mitwirkung der gesamten Bevölkerung. Die vorliegende Broschüre soll eine kurze Jeder ist zur Mitarbeit, zur Mitbestimmung auf- Information, Anleitung und Hilfestellung zum gerufen. Dadurch wird es möglich, die erforder- Hochwasserschutz im Burgenland bieten. Dies lichen Maßnahmen bestmöglich und wirt- betrifft alle Bürger die einerseits vom Hochwass- schaftlich umzusetzen. er betroffen sein können, aber auch politisch Verantwortliche, die in ihren Gemeinden Die Bildung von flussgebietsbezogenen Hoch- zukünftige Raumplanungen zu verantworten wasserschutzverbänden würde diese Arbeiten haben. erleichtern. Ing. Werner Falb-Meixner WHR DI Gerhard Spatzierer Landesrat Vorstand Abt. 9 01 Hochwasserschutz hochGesternwasser - Heute - Morgen s Die Geschichte des Schutzwasserbaus ist so alt wie die Siedlungsgeschichte des Menschen. Nach dem Rückzug der Gletscher erfolgte die Besiedelung zunächst in den höher gelegenen, hoch- wassersicheren Lagen, die Talbereiche waren für die damaligen Nutzungsformen unge- eignet. Mit der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung wurde die Nähe zum Wasser als Produktions- und Transportmittel immer wichtiger, es wurden auch die weniger sicheren Flächen in Flussnähe besiedelt und damit begann der Mensch sich auch aktiv vor dem Wasser zu schützen. Im Zuge der Industrialisierung und des starken Bevölkerungswachstums im 20. Jahrhundert wurden Regulierungen an den meisten Flüssen durchgeführt, Talräume wurden trockengelegt, die Flussläufe verkürzt. Die Ziele des Schutzwasserbaus orientierten sich primär an einer schnellen Wasserabfuhr, an der Nutzung der Wasserkraft und der Bereitstellung hochwassersicherer Flächen für Besiedelung und Industrie. Erst Mitte der 1980er Jahre entwickelte sich zunehmend eine Sensibilität für Umwelt- belange. Man erkannte, dass durch die gängige Praxis wertvolle Lebensräume und Strukturen zerstört wurden. Gleichzeitig zeigten die immer massiveren Hochwasserereignisse die Grenzen des technischen Wasserbaus auf und lösten einen Umdenkprozess hin zu einer gesamtheitlichen Betrachtung der Fluss-Systeme und ihrer Umländer aus. Auch auf EU-Ebene wurde den neuen Prinzipien Rechnung getragen. Mit der Wasserrahmen- richtlinie wurde erstmals ein umfassendes Ordnungsinstrument erarbeitet. In Österreich wurde diese Richtlinie in einer Novelle des Wasserrechtsgesetzes im Jahr 2003 umgesetzt. Die Weiter- entwicklung des Schutzwasserbaus vom linearen, harten Verbau hin zu nachhaltigen und zukunfts- orientierten Maßnahmen findet auch im Wasserbautenförderungsgesetz und in den technischen Richtlinien für die Bundeswasserbauverwaltung (RIWA-T) Entsprechung. Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Wasserrechtsgesetz (WRG 1959) Die im Jahr 2000 verabschiedete Wasserrahmen- Das Wasserrechtsgesetz 1959 (i.d.F. 2006) ist ein umfas- richtlinie (RL 2000/60/EG; WRRL) legt einen Rahmen sendes Regelwerk, das die Benutzung und den Schutz für den Schutz aller Oberflächen-, Küsten- und Grund- der Gewässer, sowie den Schutz der von den Gewässern wässer vor. Das Hauptziel umfasst den Schutz der ausgehenden Gefahren behandelt. Gewässer selbst, die Vermeidung der Verschlechterung des Zustands der Gewässer, aber auch den Schutz der Wasserbautenförderungsgesetz (WBFG 1985) mit diesen Gewässern verbundenen Feuchtgebiete. Das Wasserbautenförderungsgesetz regelt die Planung, Bis 2015 müssen alle natürlichen Oberflächengewäss- Förderung und Finanzierung von Hochwasserschutz- er sowohl einen guten ökologischen Zustand als maßnahmen. auch einen guten chemischen Zustand aufweisen (für künstliche bzw. erheblich veränderte Gewässer gilt ana- RIWA-T 2006 log dazu das gute ökologische Potential). Die zur Erreich- (Technische Richtlinien Wasserbau) ung dieser Ziele erforderlichen Maßnahmen für jedes Auf Basis des Wasserbautenförderungsgesetzes (WBFG Flussgebiet werden bis 2009 in Bewirtschaftungsplänen 1985) wurden die RIWA-T entwickelt. Diese technischen erarbeitet und müssen bis 2012 umgesetzt werden. Richtlinien regeln die Vergabe von Bundesmitteln an Ihre Umsetzung findet die WRRL im ‚Nationalen die Schutzwasserwirtschaft unter Berücksichtigung der Gewässerbewirtschaftungsplan’ (NGP). Er ist die Grund- EU-Wasserrahmenrichtlinie und der Wasserrechts- lage für alle aktuellen und künftigen Planungen der gesetznovelle 2003. Wasserwirtschaft. hochwasserschutz │ seite 4 Diese Regelwerke und Gesetze bilden die Basis für die Grundsätze schutzdes österreichischen Wasserbaus, die nicht auf die kurzfristige Reaktion nach Hochwasserereignissen, sondern auf eine lang- fristige Planung und nachhaltige Entwicklung setzen: ► Schutz des Menschen ► Minimierung von Sachschäden ► Erhaltung/Verbesserung des ökologischen Zustandes der Gewässer ► Flussgebietsbezogene Betrachtung ► effizienter Ressourceneinsatz Hochwässer sind Naturereignisse und lassen sich nicht verhindern. Durch die Kombination aus vorbeugendem und technischem Hochwasserschutz, sowie Hochwasservorsorge, versucht der Wasserbau bestmöglichen Hochwasserschutz zur Verfügung zu stellen. Gesetze und Regelungen werden laufend evaluiert und neuesten Erkenntnissen aus Wasserwirtschaft, Raumordnung und Ökologie angepasst. Die fachliche und inhaltliche Weiterentwicklung soll in Zukunft noch stärker unter Einbeziehung der Bürger/Innen erfolgen. Diesem Leitgedanken trägt auch die neue Hochwasserrichtlinie der EU Rechnung. Regulierte Leitha bei Gattendorf hochwassers Hochwasserrichtlinie Die Hochwasserrichtlinie wurde 2007 vom Europäischen Parlament ratifiziert. Damit wurde ein EU-weit einheitlicher Rahmen zur Reduktion bzw. zum Management von Hochwasserrisiken verabschiedet. Die Konkretisierung der Ziele liegt in der Zuständigkeit der Mitgliedsländer, bei grenzüberschreitenden Einzugsgebieten