Versorgung und Standards

Versorgung und Standards | AUS UNSEREM FACH

Interesse am Bewegungsapparat Karrieren im Spitzensport und in der Orthopädie

Eine Karriere im Spitzensport und als Arzt miteinander zu vereinbaren stellt Anforderungen an diejenigen, die beides erfolgreich schafen wollen. Ein besonderes Interesse am Bewegungsapparat darf dem Sportler dabei per se unterstellt werden. So verwundert es nicht, dass sich gerade bei sportlich erfolgreichen Medizinern ein hoher Anteil im Fach­gebiet von O und U wiederfndet. Das jedenfalls ist das Ergebnis unserer Suche nach Fachkollegen, die nicht nur im Beruf Orthopäde, sondern auch im Sport Spitzenleistungen vollbracht haben. Zu nennen wären hier beispielsweise Schwimmer Roland Matthes, Turner Hans-Peter Boschert oder Zehnkämpfer Siegfried Wentz und andere mehr. Thomas Wessinghage, Wolfgang Birkner, Sebastian Thormann und Sabine Bau konnten wir für ein Interview gewinnen und zu ihrem Erfolgskonzept befragen.

er Grandseigneur im Krei- se der erfolgreichen Ortho- päden und zugleich Spit- zensportler ist Prof. Dr. Tomas Wessinghage. Der D1952 im westfälischen geborene Mittel- und Langstreckenläufer wurde in den Jahren 1972 bis 1984 viermal für die deutsche Olympiamannschaf nomi- niert, erzielte mehrfach Europameister- schafs-, Weltcup- und Europacupsiege und erlief sich insgesamt 22 Mal den ­Titel „Deutscher Meister“. Auch heute noch hält er aktuell gültige deutsche Re- korde auf 1.500 und 2.000 Metern. Als Facharzt für Orthopädie arbeitet er nach Tätigkeiten in Norderstedt, Mett- lach-Orscholz und Damp seit 2008 in den Medical Park Kliniken im Tegern- seer Tal. Aus dem Süden kommt Dr. Wolfgang Birkner, Jahrgang 1960. Nach Kliniktä- privat / Wessinghage / privat tigkeit in Ulm und Rheinfelden ist er seit 2013 leitender Arzt der Orthopädischen © Klinik -Botnang. Als Ruderer Prof. Dr. Thomas Wessinghage (zweiter Läufer von rechts), Facharzt für Orthopädie, im Leichtgewicht wurde er in den Jahren beim Weltcup 1977. Viermal Nominierung Deutsche Olympiamannschaft (1972 bis 1984), Teilnahmen 1972 und 1976. Europameister 5.000 Meter, Athen 1982. Weltcup­ 1983 bis 1990 zehnmal Deutscher Meis- sieger 1.500 Meter, ,1979. Europacupsieger 1.500 Meter, Nizza 1975. Europa­ ter und 1984 bis 1987 dreimal Vizewelt- cupsieger 5.000 Meter, London 1983. Hallen-Europameister 1.500 Meter 1975, 1980, meister. Derselben Sportart hat sich auch 1981 und 1983. Insgesamt 22 Mal Deutscher Meister (und siebenmal erster über 1.500 der 1976 geborene und in Wertheim am sowie zweimal über 5.000 Meter). Mehrfache Deutsche und Europa Rekorde, aktuell Main aufgewachsene Dr. Sebastian gültige Deutsche Rekorde 1.500 Meter in 3:31,58‘, 2.000 Meter in 4:42,20‘.

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Tormann verschrieben. Er kann stolz Prof. Dr. Thomas Wessinghage: Das war Aus welchem Grund sind Sie in die Or­ sein auf 15 Deutsche und einen Schwei- eher eine zufällige Initialzündung durch ­die thopädie gegangen? Wann fel der Ent­ zer Meistertitel, den Junioren-Weltmeis- Bundesjugendspiele 1966 und die dabei er- schluss? tertitel 1993, mehrere Vizeweltmeister- folgreiche Teilnahme am 1.000-Meter-Lauf. Wessinghage: Eigentlich war ich im Herzen titel und Siege bei Nations-, World- und Dr. Wolfgang Birkner: In der Schule such- Unfallchirurg. Aufgrund der größeren Vari- Canal-Cup. Nach Kliniktätigkeit in te unser Sportlehrer für „Jugend trainiert für ationsbreite im Tätigkeitsfeld des Orthopä- Cambridge, Luzern und Emmental ar- Olympia“. Die Aussicht an der Teilnahme mit den im Vergleich zum Unfallchirurgen habe beitet er heute in einer Praxis mit Beleg- Bundesfnale in Berlin, damals noch geteilt, ich die Orthopädie als Fachbereich vorge- arzttätigkeit im Medicum Wesemlin in war attraktiv. Dafür war ich bereit, sechsmal zogen, damals war das noch getrennt. Luzern. in der Woche zu trainieren. Der Ruderclub Birkner: Nach dem Studium wollte ich im- Unvergessen sind auch die Mann- wurde zum Lebensmittelpunkt. mer irgendetwas „mit Sport“ studieren. Ich schafsgoldmedaille und die Silberme- Dr. Sebastian Thormann: Ich habe schon entschied mich zunächst für das Lehramt daille im Einzel der Tauberbischofshei- sehr früh viel Sport getrieben, anfänglich Sport/Physik für ein Semester. Sport war mer Fechterin Dr. Sabine Bau bei den sehr viele unterschiedliche Sportarten, bis ­super, Physik nicht. Deshalb wechselte ich Olympischen Spielen in Seoul 1988. Ins- ich dann zum Rudern kam. Mein Vater war dann auf Medizin, mein Abi-Schnitt reichte gesamt 23 Medaillen bei Olympischen Mitglied im Ruderverein und da bin ich mit- problemlos, um Sportmedizin machen zu Spielen, Welt- und Europameisterschaf- gegangen. Die sportliche Betätigung im können. Nach dem Ende meines Studiums ten im Damenforett hat sie erkämpf, Freien und auf dem Wasser bei Wind und war es schwierig, überhaupt eine Stelle zu bevor sie nach der Facharztausbildung Wetter, verbunden mit der Eleganz eines bekommen; deshalb zunächst Unfallchirur- in Creglingen, Würzburg und Bad Mer- Ruderbootes, das nahm mich ein. gie in Ulm und danach Wechsel zur Ortho- gentheim zur Orthopädin wurde. Heute Dr. Sabine Bau: Bei mir war es Zufall bezie- pädie in Rheinfelden. ist sie als Oberärztin im Caritas-Kran- hungsweise kam das durch meine Mutter, Thormann: Es war schon sehr lange mein kenhaus in Bad Mergentheim tätig. die auch Ärztin ist. Ihr Kollege war Fechter. Ziel. Eigentlich schon vor dem Studium. Ich Sie schlug vor, dass meine Schwester und wollte etwas mit dem Schwerpunkt Bewe- Wie sind Sie zu Ihrer Sportart gekom­ ich das mal probieren sollten. Mich hat der gungsapparat machen, verbunden mit dem men? Was hat Sie begeistert? Facettenreichtum dieser Sportart gefesselt. Sport. Orthopädie, verbunden mit Manuel- ler Medizin, Osteopathie, Chiropraktik wa- ren meine initialen Vorstellungen. Heute sind es eher die klassische Orthopädie inklu- sive der Operationen am Bewegungsappa- rat sowie die Traumatologie. Bau: Der Wunsch, diesen Facharzt zu ma- chen, wurde durch den Sport schon sehr früh geweckt. Im Laufe der klinischen Semester kam für mich keine andere Fachrichtung mehr infrage. Ich wollte schon immer kon­ servative Orthopädin werden.

Wie haben Sie es geschaf, sportliche Karriere und Studium beziehungsweise ärztliche Tätigkeit miteinander zu ver­ einbaren? Wessinghage: Durch Fleiß, Organisation und Unterstützung durch Vorgesetzte. Dank an meine Chefs Dr. Axel Thiel, Kran- kenhaus für Sportverletzte Hellersen, und Prof. Dr. Gerd Biehl, St. Franziskus Kranken- haus Köln. Und letztlich natürlich durch die Freude an der Bewegung, die immer da war und es bis heute ist. privat / Birkner / privat

© Birkner: Während des Studiums in Tübin- gen wohnte ich noch bei meinen Eltern. Su- Dr. Wolfgang Birkner (links), Facharzt für Orthopädie. Weltmeister im Leichtgewicht- per, Kühlschrank immer voll, Wäsche wurde Vierer ohne Steuermann 1985 in /Belgien, zusammen mit Thomas Jaekel, Frank Rogall und . Vizeweltmeister 1984 in Montreal/Kanada. Vizewelt­ gewaschen. Da kann ich mich bei meinen meister im deutschen LGW-Achter 1986 und 1987. 4. Platz im LGW-Doppelzweier 1983 Eltern nur ganz herzlich dafür bedanken! in Duisburg. Zehnmal Deutscher Meister 1983 bis 1990. 2. Platz bei der Thormann: Ich war sehr zielorientiert und 1987 im deutschen Achter in Zagreb. fokussiert. Neben Studium und Sport gab es

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nichts beziehungsweise kaum etwas ande- res. Sicherlich habe ich etwas länger fürs Studium gebraucht, da ich einige Ausfall­ zeiten hatte. So musste ich das Physikum wegen der Teilnahme an der Weltmeister- schaft verschieben. Danach war es immer ein Spagat zwischen Sport und Studium. In den Olympiajahren mussten wir aufgrund der vielen Trainingslager und Abwesenhei- ten Urlaubssemester nehmen. Bau: Durch gutes Zeitmanagement, einen Verein, der darauf ausgerichtet war, es den Sportlern zu ermöglichen, ein Studium oder einen Beruf auszuüben, und einen Trainer, der sich sehr auf meine Bedürfnisse einge- stellt hat.

Was fanden Sie in Ihrer Zeit als aktiver Sportler in der eigenen sportorthopädi­ privat / Thormann schen Betreuung am wichtigsten? Was ra­ © ten Sie Kollegen? Dr. Sebastian Thormann (links), Facharzt für Orthopädie. Rudergesellschaft Wertheim, Wessinghage: Meine sportorthopädische Cambridge University Boat Club, Ruderclub Reuss Luzern und Seeclub Sempach. Betreuung als Athlet fel mangels Bedarfs 15 Deutsche Meistertitel in den verschiedenen Altersklassen. gering aus: keine Massagen, keine Physio- therapie. Gelegentliche Blessuren stamm- ten aus Unfällen, zum Beispiel beim Fuß- Gab es während Ihrer sportlichen Karri­ Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich oder Basketball. Mein Rat: „Man kann alles ere einmal bedeutende, eigene sportor­ mich mit dem Karriereaus schwergetan übertreiben.“ Oder auch: „Konzentration auf thopädische Probleme, Verletzungen, habe, da das nicht wirklich freiwillig und ich das Wesentliche!“ Operationen? Wie sind Sie mit diesem nicht darauf vorbereitet war. Außerdem Birkner: Ich hatte kaum orthopädische Pro- Einschnitt umgegangen? brach für mich eine Welt zusammen, der ge- bleme. Die sportmedizinische Diagnostik Wessinghage: Besagte Unfälle ereigneten regelte Tagesablauf sowie die Kamerad- war wichtig und als Trainingssteuerung her- sich nicht beim Lauftraining. Ausnahme: schaft unter den Sportlern waren weg. Eine vorragend geeignet, damals bei Prof. Dr. eine Fissur des Os naviculare, die auf einen schwierige Zeit. Dieter Jeschke in Tübingen. Da habe ich Sturz in einem zahlenmäßig überbesetzten Bau: Es gab ständig irgendwelche Probleme dann auch meine Promotionsarbeit ge- Rennen 1984 zurückzuführen war und mich – Gott sei Dank vor allem kleinere Wehweh- macht. die Olympiateilnahme 1984 kostete. Ich hat- chen, die in der Regel die Physios in den Thormann: Das gegenseitige Vertrauen te hervorragende, aber selten benötigte Be- Grif bekamen. Doch auch größere Blessu- und dass man „seine“ Sportler kennt. Eine treuung durch Dr. Axel Thiel, Hellersen, und ren blieben nicht aus. Ich habe mal einen gewisse Nähe zu dem Sportler macht die Ar- Dr. Bernhard Segesser, Basel. Vortrag über Sportverletzungen und Sport- beit leichter und efzienter. Außerdem ist es Birkner: In der Übergangszeit Junior zu Ak- schäden nur anhand meiner Person gehal- von Vorteil, wenn die Sportler wissen, dass tiv während des Wehrdiensts verletzte ich ten – das würde hier zu weit führen. man den Sport selbst auch gemacht hat und mich am Handgelenk. Ich sollte schon im weiß, wovon sie reden. Rat? Das muss jeder Bundeswehrkrankenhaus Wildbad operiert Haben Sie sich selbst in der orthopädi­ für sich herausfnden. Prinzipiell ist es aber werden, dann wurde aber doch konservativ schen Betreuung von Sportlern weiter die Begeisterung für den Sport, denn der mit drei Monaten Gips behandelt. Ich hatte ­engagiert, wenn ja wie? Aufwand ist enorm. Eine Vergütung gibt es Glück, dass dies auch ohne Operation gut Wessinghage: Ich war für einige Jahre Ver- häufg kaum bis gar nicht. Der Dank der ausgeheilt war. bandsarzt des Deutschen Leichtathletik- Sportlerinnen und Sportler ist aber meist Thormann: Prinzipiell hatte ich Glück in Verbandes. Die Bemühungen um meine an- Lohn genug. meiner Karriere. Neben den üblichen Ver- deren Patienten standen für mich aber im- Bau: Für mich waren Vertrauen und Ehr- schleißproblemen und kleineren Verletzun- mer – auch zeitlich – im Vordergrund, von lichkeit von großer Bedeutung. Schon da- gen habe ich diese wegen einer schlimme- denen viele auch sehr sportlich sind – aber mals war es mir wichtig, auf meine Ressour- ren, langwierigen Rückenverletzung, die ich eben keine Hochleistungssportler. cen zu achten und meine Gesundheit mög- mir bei ­einem unverschuldeten Fahrradun- Birkner: Lediglich lokal im Verein, RC Rhein- lichst wenig zu gefährden. Die Betreuung fall zuzog, erst spät aber doch vorzeitig be- felden. von Spitzensportlern erfordert sehr viel enden müssen. Das war nicht einfach, denn Thormann: Ich habe schon während mei- Einfühlungsvermögen und Fingerspitzen- ich hatte noch vieles im Sport vor, was aber nes Studiums häufg die Betreuung in den gefühl. die Gesundheit dann nicht mehr erlaubte. Trainingslagern oder im Stützpunkt mit

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Wessinghage: Wie bereits erwähnt, emp- erforderlich. Das Berufsziel Orthopäde kann fnde ich die Unfallchirurgie als besonders ich auch heute noch empfehlen! befriedigend für den handelnden Arzt. Thormann: Die Zukunft liegt in der Stär- Auch hat mir die manuelle Tätigkeit immer kung unseres Faches, in der Kommunikati- die größte Freude bereitet. Heute würde ich on darüber, was wir alles Gutes tun können meine Aufgabe als die eines „Controllers“ und auch machen. Dass wir es hofentlich und „Coaches“ bezeichnen. Die meisten schafen, uns gegen die ganzen politischen ­Patientengespräche drehen sich um die Entwicklungen besser zu positionieren, die- Notwendigkeit, die Wichtigkeit der Eigen­ se mitgestalten, und dass wir wieder mehr initiative für die eigene Gesundheit zu er­ Zeit für unsere Patienten haben. Unser Au- läutern. genmerk sollte auf dem Patienten liegen Birkner: Mein Lehrer, Prof. Dr. Hans-Rudolf und der Qualität unserer Versorgung. Ich er- Henche, hat in den 1970er-Jahren die Arth- lebe es tagtäglich in der Praxis, dass man roskopie in Deutschland publik gemacht. durch ein gut geführtes Gespräch mit Erklä- Ich habe von ihm den traditionellen Arthro- rungen und Aufklärung häufg viel errei- skopiekurs in Arosa übernommen, wo jedes chen kann und zufriedene Patienten hat. Jahr circa 100 Ärzte die Arthroskopie erler- Medizin ist kein Geschäft, die ewige Diskus- nen und in Kursen vertiefen. sion um die Wirtschaftlichkeit ist zwar wich- H. M. Rupp

© Thormann: Natürlich ist der konservative tig, beschädigt aber unseren schönen Beruf. Dr. Sabine Bau, Fachärztin für Ortho-­ Bereich, in den ich die Prävention explizit Ja klar, ich freue mich immer wieder über pädie. 23 Medaillen bei Olympischen mit integriere, für mich sehr wichtig. Inzwi- Studenten und Assistenten, die in unserer ­Spielen, Weltmeisterschaften und Euro­ schen widme ich dem Erhalt der körperli- Praxis hospitieren und die man für unsere pameisterschaften im Damenforett. chen Leistungsfähigkeit und des Wohlbefn- schöne Tätigkeit begeistern kann. Ich hofe, dens einen Großteil meiner Arbeit. dass wir das Boot wieder etwas in die richti- Bau: Mich fasziniert die konservative Ortho- ge Richtung gesteuert bekommen. Mitein- übernommen und in der Zeit sehr eng mit pädie. Ich glaube, dass das Potenzial der ander als Team können wir wesentlich mehr den ärztlichen Kollegen zusammengearbei- konservativen Therapie nicht immer aus­ erreichen, als wenn wir als Einzelkämpfer tet. Nach meinem eigenen sportlichen Kar- geschöpft wird. auftreten und nur auf den eigenen Vorteil riereende bin ich ins Ausland gegangen. Na- bedacht sind. Eine Begeisterung für den Be- türlich lag der Fokus in dieser Zeit auf der Wie beurteilen Sie die Zukunf für unser wegungsapparat sollte man auf jeden Fall persönlichen Ausbildung. Da ich im Vor- Fach? Wo sehen Sie die Herausforderun­ mitbringen, alles andere wird sich dann stand der Nationalen Anti Doping Agentur gen? Können Sie jungen Menschen heute schon ergeben! (NADA) ehrenamtlich gearbeitet habe, war noch den Rat geben, Arzt beziehungs­ Bau: Die Menschen werden immer Ärzte meine Zeit begrenzt, mich auch noch in ei- weise Orthopäde und Unfallchirurg zu brauchen – also kann ich auf jeden Fall jun- nem Sportverband zu betätigen. Außerdem werden? gen Menschen den Rat geben, Arzt und be- wollte ich nicht in einen Konfikt mit der Ar- Wessinghage: Unser Fach wird in Zukunft sonders Orthopäde zu werden. Unser Fach beit bei der NADA geraten. nicht an Bedeutung verlieren. Die Schwer- steht für mich noch immer für Fingerfertig- In der klinischen Tätigkeit war ich meist der punkte sind operativ heute zwar in Rich- keit, Fingerspitzengefühl, den Umgang mit Ansprechpartner im kollegialen Umfeld und tung Endoprothetik verschoben, aber das Patienten unterschiedlichen Alters und viel hatte diesbezüglich Schwerpunkte in mei- Fach weist eine enorme Bandbreite auf – Menschenkenntnis. ner Sprechstundentätigkeit. Inzwischen bin von ganz jungen zu hochbetagten Patien- ich soweit aufgestellt, dass ich eine Vielzahl ten, angeborene und erworbene Krank- Wir danken nochmals allen Teilnehmern Sportler in meiner Praxis sehe und über ent- heitsbilder betrefend, konservative und an diesem Interview für die interessanten sprechende Kooperationen auch direkter operative Therapieansätze bietend. Und ein Einblicke in ihr Leben als Arzt und Sport­ Ansprechpartner von Trainern und Vereinen wichtiger Aspekt aus meinem Blickwinkel: ler und wünschen für die Zukunf alles bin. In der Orthopädie und Unfallchirurgie ha- Gute! Bau: Ich habe eine Zeitlang die Physiothe- ben wir nach Abschluss einer Behandlung rapie im ehemaligen Olympiastützpunkt als eine hohe Zahl geheilter oder doch zumin- ärztliche Leitung unterstützt und bin Mit- dest sehr zufriedener Patienten. glied der Medizinischen Kommission des Birkner: Es wird schwierig, das gesamte Ge- Deutschen Fechterbundes. Im Moment bin biet der Orthopädie, mit neuem Facharzt in- ich in diesem Bereich aber nicht mehr sehr klusive Unfallchirurgie, zu überblicken. Ich aktiv. fnde es irgendwie schade, dass viele Ärzte sich auf ein kleines Gebiet hoch spezialisie- Welchen anderen Teilbereich der Ortho­ ren. Der „Gesamt-Patient“ rückt damit etwas Dr. Karsten Braun, LL. M. pädie außerhalb der Sportorthopädie mö­ in den Hintergrund. Eine breite orthopädi- Heilbronn-Franken Schreiner © gen Sie am liebsten und warum? sche Grundausbildung halte ich für absolut BVOU-Bezirksvorsitzender ©

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