Belcea Quartet
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BELCEA QUARTET 26. FEBRUAR 2017 ELBPHILHARMONIE KLEINER SAAL Sonntag, 26. Februar 2017 | 19.30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal 18.30 Uhr | Einführung mit Oliver Wille im Kleinen Saal DIRIGENT.DER NEUE BMW 7er MIT GESTIKSTEUERUNG. BELCEA QUARTET DER ANSPRUCH VON MORGEN. CORINA BELCEA VIOLINE AXEL SCHACHER VIOLINE KRZYSZTOF CHORZELSKI VIOLA ANTOINE LEDERLIN VIOLONCELLO Franz Schubert (1797–1828) Streichquartett G-Dur D 887 (1826) Allegro molto moderato Andante un poco moto Scherzo: Allegro vivace – Allegretto Allegro assai ca. 45 Min. Pause Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) Streichquartett Nr. 15 es-Moll op. 144 (1974) Elegie: Adagio Serenade: Adagio Intermezzo: Adagio Nocturne: Adagio Trauermarsch: Adagio Epilog: Adagio ca. 40 Min. In Kooperation mit der Hamburgischen Vereinigung von Freunden der Kammermusik Principal Sponsor der Elbphilharmonie BMW BMW Hamburg Niederlassung www.bmw-hamburg.de Hamburg www.bmw- hamburg.de Freude am Fahren Abbildung zeigt Sonderausstattungen. 5978 BMW 7er Kultur Engagements DIRIGENT 2016 148x210 NL Hamburg Abendprogramm 20160812.indd 1 01.08.16 16:20 WILLKOMMEN Wir gratulieren der Spätestens seit seinem sensationellen Beethoven- Zyklus in der Laeiszhalle in der Saison 2011/12 Stadt Hamburg, gehört das Belcea Quartet zu den absoluten Lieb- ihren Bürgern und lingen des Hamburger Kammermusik-Publikums allen Beteiligten – und zu den treuesten Gästen: Fast jedes Jahr konzertierten die vier Ausnahme-Streicher um die charismatische Primaria Corina Belcea seither an zur gelungenen großartigen Komposition der der Elbe. Ehrensache, dass sie auch dem neuen Konzerthaus einen Besuch abstatten, um mit ihrem in über 20 Jahren Zusammenspiel perfekt Elbphilharmonie, ausbalancierten Klang die Akustik des Kleinen dem Konzerthaus von Saals auszuprobieren. Im Gepäck haben sie zwei weltweiter Bedeutung. düstere, groß dimensionierte Werke, die als Prüf- steine für wahre Spitzen-Streichquartette gelten. Ohren auf! Alles, was zählt. Auch in der Elbphilharmonie. Unser Beitrag zur Energieeinsparung - über 10 Millionen Messgeräte in der Betreuung. Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG | 70771 L.-Echterdingen | minol.de Niederlassung Hamburg | Spaldingstraße 64 | 20097 Hamburg | Tel.: +49 40 25 40 33-0 | [email protected] Anzeigen_ElbPhilharmonie_2.2.indd 1 15.11.2016 21:05:10 DIE MUSIK SCHUBERT UND DER TOD Franz Schubert: Streichquartett G-Dur D 887 Mit den Themen Tod und Jenseits beschäftigt sich wohl jeder Mensch, der ein gewisses Alter erreicht hat. Das gilt erst recht für Künstler, auch für Komponis- ten, die in ihren späten Phasen oft ihre intensivsten, »jenseitigsten« Werke schu- fen. Das trifft sicher auf das letzte Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch zu, das nach der Pause erklingt. Bei Franz Schubert allerdings – der überhaupt nur 31 Jahre alt wurde – schwingt dieser Topos in seinem gesamten Schaffen mit und bildet einen wesentlichen Teil seines romantischen Kunstverständnisses: Man denke etwa an seinen Erlkönig oder an das Lied Der Tod und das Mädchen, das er in seinem berühmten d-Moll-Streichquartett mit demselben Beinamen verarbeitete. Interessanterweise sind Liebe und Tod einander dabei sehr nah, denn sie haben etwas Wesentliches gemeinsam: Überhöhung und Entgrenzung. Liebe kann verletzlich machen und Wunden zufügen, versetzt den Menschen aber gleichzeitig in einen höheren Zustand, der ihn über allen Schmerz erhebt. Der Tod ist Leid und zugleich auch Überwindung des Leids. Er ist schrecklich und doch verführerisch, er löst Entsetzen aus und gibt doch Ruhe von dem mühse- ligen Erdendasein. Diese Zweideutigkeit findet sich auch in Schuberts letztem Streichquartett in G-Dur aus dem Jahr 1826. Abrupte Dur-Moll-Wechsel ziehen sich durch das gesamte Stück. Sie verleihen der Musik eine besonders starke emotionale Span- Arnold Böcklin: Selbstporträt mit fiedelndem Tod (1872) nung und Dramatik, die zum Ende hin immer stärker hervortritt. So wird ver- träumtes Schwelgen in Dur oftmals durch abrupte, beinahe groteske Passagen in Moll unterbrochen, die wie einst das mittelalterliche Motto »memento mori« Todes in Form von beängstigenden Tremoli und reißenden Akkorden, die den inmitten des jungen, blühenden Lebens immer wieder an den Tod ermahnt. punktierten Rhythmus aus dem ersten Satz aufgreifen. In der Mitte des darauf- Gleich in den Anfangsakkorden des ersten Satzes stehen sich Dur und Moll folgenden spielerischen Scherzos dagegen erklingt ein liebliches Trio, das einen gegenüber. Sie stellen die Frage nach der Bewertung des Todes: Ist er, wie es in kontrastierenden Ruhepunkt darstellt. Der letzte Satz knüpft an die anfangs vor- Matthias Claudius’ Gedicht Der Tod und das Mädchen heißt, ein »sanfter Freund« gestellte Idee von der Aufdringlichkeit des Todes an und steigert sie noch weiter. oder doch der »wilde Knochenmann«, der wahllos und unerbittlich seine Sichel Gleichzeitig erklingen Reminiszenzen aus allen drei vorangegangenen Sätzen; schwingt? Eine tänzerische, durch süßliche Tremoli begleitete Melodie wechselt die Dur-Moll-Gegenüberstellung ist noch intensiver und hektischer, sodass bis sich mit offensiven Passagen der Eroberungslust ab; der Übergang von ver- kurz vor Schluss unklar bleibt, ob die Grundtonart wiederkehrt. Die fulminanten lockender Transzendenz zu kompromissloser Gewalt ist nahtlos. Im zweiten Schlussakkorde lösen jedoch die Spannung mit siegreichem Gestus auf. Ob es Satz, einem instrumentalen Klagegesang, erscheint die drohende Gestalt des ein Sieg des Lebens oder des Todes ist, möge jeder für sich entscheiden. DIE MUSIK PRESENTS Eine Besonderheit dieses Quartetts ist seine ungewöhnliche Länge, die geradezu sinfonische Ausmaße erreicht. Das ist kein Zufall: In einem Brief an seinen Freund Leopold Kupelwieser schreibt Schubert 1824, er wolle sich »den Weg zur großen Sinfonie bahnen«. Etwa in dieser Zeit beginnt er die Arbeit am G-Dur-Streichquartett, das in seiner gesamten Anlage grenz- überschreitend und auf Expansion ausgerichtet ist. Die Klang- gebung bricht häufig aus dem viel zu engen kammermusika- lischen Rahmen aus und nähert sich insbesondere durch die häufige Verwendung des Tremolo oftmals dem Klang eines Orchesters an. In einer Rezension aus der Allgemeinen Musika- RUSSISCHE lischen Zeitung von 1871 werden diese Eigenheiten zu wesentli- chen Kritikpunkten: »Das Stück ist sehr lang und hat einzelne hervorragend schöne Stellen. Anspruch auf ein wirkliches KLAVIERQUINTETTE Kunstwerk kann es aber nicht machen; es ist in seiner ganzen modulatorischen Anordnung wild, bunt, formlos und auch oft BAIBA SKRIDE, GERGANA GERGOVA, sehr arm an wirklich musikalischen Gedanken (an Melodien). LISE BERTHAUD, HARRIET KRIJGH, LAUMA SKRIDE Stattdessen wird ein sehr verschwenderischer Gebrauch von äußerlich wirkenden Manieren, z. B. vor allem von dem soge- nannten Tremolo gemacht.« Und auch die Dur-Moll-Kontraste WERKE VON GNESIN, ARENSKY UND SCHOSTAKOWITSCH missfallen dem Rezensenten: »Eine auch in manchen seiner Lieder angewandte Manier Schuberts, fortwährend mit Dur und Franz Schubert 1814, Moll auf derselben Tonstufe zu wechseln, kommt hier bis zum 11.4.2017 | 20 UHR Gemälde von Josef Abel Überdrusse vor, ja, einer der vier Sätze schließt sogar mit dieser LAEISZHALLE KLEINER SAAL sinnlosen Wendung ab.« Dass Schuberts letztes Quartett noch 45 Jahre nach seiner TICKETS 040 357 666 66 Entstehung auf so wenig Verständnis stößt, bezeugt seine kom- WWW.ELBPHILHARMONIE.DE positorische und interpretatorische Fortschrittlichkeit. Dennoch wurde es zumindest gespielt. Zu Lebzeiten des Komponisten wurde das Werk dagegen weder gedruckt noch aufgeführt. Er selbst hat möglicherweise nur den ersten Satz bei seinem ein- zigen Privatkonzert 1828 hören können, was aber nicht vollends belegt ist. Auch heute wird das Quartett selten aufs Programm gesetzt, da es sowohl von den Interpreten als auch von den Zuhörern viel Konzentration erfordert – eine Anstrengung, die sich, wohlbemerkt, durchaus lohnt. DIE MUSIK Insbesondere der erste und längste Satz zwingt mit seinem grüblerischen Charakter und seiner Asketik der Ereignisse zum Innehalten und bremst die Gedanken, sodass die Zeit aufge- hoben erscheint. Schostakowitschs sarkastisch überzeichnete Spielanweisung dazu lautet: »Spielt es so, dass die Fliegen im Flug sterben und das Publikum den Saal aus purer Langeweile verlässt.« Doch langweilig ist der Satz nicht. Er verzichtet nur auf besonders hervorstechende musikalische Ausdrucksmit- tel, was letztlich ein nicht weniger starkes Ausdrucksmittel ist. Durch seine Einfachheit und kreisende Bewegung um das tonale Zentrum es-Moll erinnert das erste Thema an eine melancho- lische russische Volksweise aus alter Zeit. Es wird von der Zweiten Violine vorgestellt und dann von den anderen Stimmen quasi-fugisch aufgegriffen. Wenig später erklingt ein zweites, von ruhiger Leuchtkraft durchdrungenes Thema, das weniger kontrastierend, als ergänzend wirkt. Eine »Serenade« ist ursprünglich eine heitere Abendmusik – der Prototyp ist Mozarts Kleine Nachtmusik. Nun, als Abend- Schostakowitsch mit dem Beethoven-Quartett musik darf der zweite Satz von Schostakowitschs Quartett schon gelten, nur heiter ist sie nicht. Einzelne, aus dem Nichts anschwellende und plötzlich abreißende Töne, die sich mit geräuschvollen Akkorden abwechseln, wirken wie unheimliche DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Spukgestalten, die mal hier mal dort beängstigend die Zähne Buchtipp Streichquartett Nr. 15 es-Moll op. 144 fletschen – ein Abend, wie ihn der von staatlichen Drohungen Julian Barnes: Der Lärm der Zeit; Die Zeit lässt sich weder anhalten noch zurückdrehen.