Mozart in Brixen 250 Jahre Bartholdy Quintett Domchor und Domorchester Brixen Hildegard Herrmann-Schneider

Samstag 7. September & Sonntag 8. September 2019 Hofburg Brixen & Dom zu Brixen Mozart in Brixen Vor 250 Jahren erster Aufenthalt Mozarts in Brixen

Samstag, 7. September Sonntag, 8. September Brixen Hofburg, 20.00 Uhr Dom zu Brixen, 10.00 Uhr

Bartholdy Quintett Gottesdienst Ulf Schneider Violine mit Bischof Ivo Muser Anke Dill Violine Volker Jacobsen Viola Solisten, Domchor und Domorchester Brixen Barbara Westphal Viola Heinrich Walder, Leitung Gustav Rivinius Violoncello W. A. Mozart W. A. Mozart Spaur-Messe KV 257 Streichquintett in B-Dur KV 174 Auff ührung nach der von Leopold und Wolfgang Amadé Mozart Allegro moderato eigenhändig revidierten Stimmenhandschrift für Graf Ignaz von Adagio Spaur (1724-1779) im Diözesanarchiv Brixen Menuetto ma allegro Allegro anschließend um 11.30 Uhr Joseph Leopold Eybler im Kaisersaal der Hofburg Brixen Streichquintett in Es-Dur, op. 5/1 Allegro Hildegard Herrmann-Schneider Menuetto. Allegro - Trio »Ein Blick auf Mozart in der Brixner Hofburg« Adagio Finale. Vivace Kurzvortrag mit Präsentation des originalen Notenmaterials von 1776 zur Spaur-Messe KV 257

W. A. Mozart Streichquintett Nr. 5 in D-Dur KV 593 Larghetto – Allegro Adagio Sonntag, 17. November Menuetto. Allegretto – Trio Forum Brixen, 17.00 Uhr Allegro »Mozart auf Reisen« Marionettentheater mit den »Wunderkindern« Wolfgang und Nannerl Seite 1: Wolfgang Amadé und Leopold Mozart. Detail aus dem Gemäldeporträt 2 der Familie Mozart von Johann Nepomuk Della Croce, 1780/81. in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Brixen Musik 3 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Nepomuk_della_Croce#/media/ Datei:Croce_MozartFamilyPortrait.jpg (9/2019) . Zum Konzert in der Hofburg am 7. September W. A. Mozart, 1773, im Kompositionsjahr des Quintetts KV 174; Miniatur auf Elfenbein, ziem- Mozart und Eybler in der Hofburg Brixen lich sicher von Martin Knoller (1716 Steinach am Brenner – 1804 Mailand); Original in Mozarts Geburtshaus, Salzburg. Abb.: Archiv ITMf (1991). Wolfgang Amadé Mozart, Joseph Eybler und Brixen stehen mitei- nander in unterschiedlicher Weise in Beziehung: Für Mozart war in jungen Jahren Brixen Durchreisestation auf dem dreimaligen Weg nach bzw. von Italien, in Begleitung seines Vaters. Dies hat- te auf der Rückkehr von der zweiten Italienreise einen Aufenthalt der beiden Mozarts samt Musizieren in der Hofburg zur Folge; sie verweilten hier am 11. und 12. Dezember 1771 als Gäste bei ihrem Gönner und Freund Graf Ignaz von Spaur, der seit 1755 Domherr zu Salzburg und gleichzeitig seit 1763 Kanonikus in Brixen war. Was die Verknüpfung von Mozart mit Brixen untrennbar und welt- weit einmalig macht, ist die Geschichte von Mozarts Spaur-Messe KV 257 bzw. deren Identifi zierung im Jahr 2007 durch Hildegard Herrmann-Schneider. Im Gegensatz zu Mozart machte Joseph Eybler mit Brixen nie persönlich Bekanntschaft; er war hier jedoch um 1820/30, in bereits fortgeschrittenem Alter, mit ca. 20 reprä- sentativen seiner in Summe über 130 Sakralkompositionen im Graf Ignaz von Spaur (1729 Innsbruck - 1779 Repertoire des Domchors vertreten. Das zugehörige Notenmate- Brixen), ab 1763 Kanonikus, ab 1776 Bistums- rial wird noch heute im Diözesanarchiv Brixen (Bestand Domka- Koadjutor und -Administrator in Brixen. pitelarchiv) verwahrt und ist über Förderung der Brixner Initiative Anonymes Gemälde, Öl auf Leinwand, im Musik und Kirche wissenschaftlich erschlossen (siehe www.rism. Diözesanmuseum Brixen, Hofburg. info). Eybler besaß Mozarts Hochachtung und Vertrauen als Kom- Foto: Bildarchiv Hofburg Brixen (2007). ponist, Musiker und schließlich persönlicher Freund. Die genann- ten Fakten ließen die Grundidee für das Konzept des heutigen Kon- zertprogramms aufkommen: Zu einem Jubiläum erklingt höchst März in Brixen verbracht hatten, machte sich Mozart an die Kom- vollendete Kammermusik Mozarts an der Stätte seines einstigen position seines ersten Streichquintetts in B-Dur KV 174. Es mag Auftretens, in Kombination mit einem passenden Werk aus der sein, dass das vom Salzburger Hofmusikus und Konzertmeister Feder seines engen Verbündeten Joseph Eybler. Die Stadt Brixen am 17. Februar 1773 fertig gestellte Streichquintett gedenkt 2019 des ersten Verbleibs von Wolfgang Amadé und Leo- in C-Dur, dessen Erstlingswerk in dieser kammermusikalischen pold Mozart in Brixen. Dieser beschränkte sich, im Rahmen der Gattung, für Mozart eine Anregung bot, sich nun ebenfalls den He- ersten Italienreise, auf eine Übernachtung vom 20. auf den 21. De- rausforderungen des fünfstimmigen Streichersatzes zu stellen. zember 1769, in Richtung Süden. Details zu dieser Kurzvisite sind Ob hier ein Wetteifern der beiden Salzburger Konzertmeister im unbekannt. Gange war? Es erscheint auff ällig, dass nach dem Vorliegen eines zweiten Streichquintetts von Michael Haydn in G-Dur, vollendet am Nachdem Vater und Sohn Mozart von ihrer dritten Italienreise 1. Dezember 1773, Mozart das Trio und den Finalsatz seines Quin- am 13. März 1773 wieder zu Hause in Salzburg eingetroff en wa- 4 tetts in B-Dur noch im Dezember desselben Jahres substanziell 5 ren und davor noch – mutmaßlich – die Nacht vom 11. auf den 12. umarbeitete. Dies deutet auf seine Intention, nach den sechs in Ita- lien 1772/73 komponierten Streichquartetten, davon KV 155 in Bo- zen, nun die erweiterte Gattung des Streichquintetts nach seinen Vorstellungen noch tiefer auszuloten. Es unterliegt von vornherein keinem Zweifel, dass Mozart die Möglichkeiten des fünfstimmigen Satzes kompositorisch umfassender wahrzunehmen wusste als Michael Haydn. Mozart war von seinem B-Dur-Streichquintett sehr überzeugt, denn er nahm es noch 1777 auf die Reise nach Mün- chen, Mannheim und Paris als Referenzwerk mit.

Bis in das frühe 19. Jahrhundert wurde das Streichquintett gegen- über der kammermusikalischen Königsdisziplin Streichquartett teilweise argwöhnisch betrachtet, sei es, dass ge- meint habe, er hätte „immer mit vier Stimmen genug gehabt“ und die „fünfte Stimme nicht fi nden können“ oder dass der Komponist, Musikliterat und -kritiker Johann Friedrich Reichardt 1773 schrieb, das Streichquartett sei für ihn wie ein „Gespräch unter vier Per- sonen“, die Ausweitung auf eine Unterredung von gleichsam fünf W. A. Mozart, „Trois Quintetti“ Personen im Streichquintett sei entbehrlich sowohl für die „Man- (KV 593, 614, 406), Paris: Jean- nigfaltigkeit des Gesprächs“ als auch für die „Vollstimmigkeit der Jérôme Imbault ca. 1805, Harmonie“, sie erzeuge lediglich „Verwirrung“ und „Undeutlich- Exemplar im Diözesanarchiv keit im Stück“. Auch Robert Schumann assoziierte 1838 mit dem Brixen. Streichquartett einen Disput von „vier einzelnen Menschen“ und Oben: Beschnittener mit dem Streichquintett eine „Versammlung“ von Leuten. Gleich- Drucktitel auf dem Einband zeitig räumte er ein, „ein tüchtiger Harmoniker“ könne sich im der Ersten Violinstimme, Quintett „nach Herzenslust ergehen und zeigen, was er kann“. unten: vollständiges Titelblatt. Fotos: HHS (2019). Luigi Boccherini, seit 1769 in Madrid Kammerkomponist und -vir- tuose der Hofmusik des spanischen Infanten Don Luís Antonio Jaime de Borbón y Farnesio, erfand dort 1771 das Streichquintett mit zwei Violoncelli und schrieb infolge eine Reihe von Werken für diese Besetzung. So konnte er sich als Cellist, mit „seinem“ Instru- ment, dem aus Mitgliedern der spanischen Musiker-Dynastie Font bestehenden Streichquartett anschließen und etablieren. Die Zu- sendung einer Auswahl von seinen über 100 Streichquintetten in der Besetzung mit zwei Violoncelli an den eben dieses Instrument spielenden Kronprinzen Friedrich Wilhelm in Berlin wird Bocche- rinis Berufung zum Hofkammerkomponisten in Berlin 1786 in die Wege geleitet haben. In Wien kam um 1780/90 die Gattung Streich- quintett markant in Mode; zuvor hatten fünfstimmige Sinfonien 6 und Divertimenti mit zwei Violen, chorisch oder solistisch besetzt, 7 in der Kaiserstadt die Musikszene erobert. Mozart hielt sich in allen seinen Streichquintetten an die Beset- zung mit zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello. Was ihn be- wegte, nach 1773 in Salzburg 15 Jahre später in Wien drei wei- tere Streichquintette, zeitlich gedrängt und dann in seinen letzten beiden Lebensjahren noch je ein Streichquintett zu komponieren, ist fraglich. Ein Impuls von außen wäre denkbar. Ob der auf dem bei Artaria & Co. 1793 (posthum) erschienenen Erstdruck von Mozarts Streichquintett KV 593 beigefügte Hinweis „composto per un amatore ongarese“ der Wahrheit entspricht, ob sich hin- ter dem „amatore ongarese“ möglicherweise Josef Tost, der Wid- mungsträger von Joseph Haydns Streichquartetten op. 54, 55 und 64 (erschienen in Wien 1789 bzw. 1791) verbergen könnte oder ob vielleicht ein fi ktiver Spruch den Absatz der Edition steigern sollte, ist ungeklärt. In einem Inserat des Artaria-Verlags in der Wiener Zeitung vom 22. Mai 1793 wird neuerlich damit geworben, in Oktaven, Sexten, Terzen oder in Terz und Oktav miteinander ver- dass Mozart seine beiden letzten Streichquintette (KV 593, 614) woben. Elemente des freien wie kontrapunktisch strengen Satzes „auf eine sehr tätige Aneiferung eines Musikfreundes schrieb“. entfalten sich. Die ersten beiden Sätze sowie das abschließende Warum aber war keine Drucklegung zu Mozarts Lebzeiten erfolgt? Allegro orientieren sich an der Sonatensatzform. Die führenden Warum hatte Mozart 1788 in von ihm persönlich aufgegebenen Stimmen liegen vor allem in der Ersten Violine und Ersten Viola, Zeitungsannoncen um Subskribenten für den Erstdruck seiner doch trägt jedes beteiligte Instrument mit deutlich konturierten „drey neuen Quintetten“ (KV 515, 516, 406/516b) geworben, dabei Soli neben Stimmenpaaren im Dialog zur vielfältigen Gestaltung aktualisiert, dass er wegen der „noch sehr geringen“ Anzahl von bei. Die beiden Violen verleihen der Mittellage Fülle, ihre wech- Subskribenten die „Herausgabe […] bis auf den 1. Jänner 1789“ selweise Zuordnung zum hohen oder tiefen Klangregister ergibt verschieben müsse (Wiener Zeitung 1788, 2. April bzw. 25. Juni)? mannigfaltige Klangmischungen. Im Quintett KV 593 fi nden sich Spricht diese prekäre Situation nicht dafür, dass es sich bei den weiträumig konzertante wie orchestrale Klangwirkungen. Es Streichquintetten Mozarts aus den späten Wiener Jahren um Be- mutet an wie ein Kammerkonzert, das ausschließlich von Soloin- kenntniswerke handelt? Immerhin hatte er vor diesen Stücken strumenten bestritten wird. Während dem Salzburger Quintett zwischen 1782 und 1785 sechs Streichquartette geschaff en, die er verspielte Eigenheiten anhaften, so erscheinen die letzten Wiener nicht einem fi nanzkräftigen Patron, sondern dem unbestrittenen Quintette Mozarts in ihrer Faktur merklich gestraff t, transparent, Meisterkomponisten dieses Genres, Joseph Haydn, widmete und im Satz noch mehr diff erenziert und polyphon, spieltechnisch vir- damit zum Ausdruck gebracht, dass er sein Kunstschaff en einem tuos. Sie gehören zu den absoluten Höhepunkten der gesamten wahren Kenner übereignen wollte. Kammermusikliteratur.

In seinem ersten Streichquintett KV 174 schöpfte Mozart als nun- Mozart und Joseph Eybler mögen sich bei einer der Akademien, mehr 17-Jähriger überlegen alle essenziellen Mittel aus, die der Konzertveranstaltungen, die der im kaiserlichen Dienst stehende fünfstimmige Satz in sich barg: Hohe und tiefe Stimmen werden Gottfried Freiherr van Swieten um 1780/90 in Wien veranstalte- gegeneinander ausgespielt. Kleine Abschnitte werden nach Art te, erstmals begegnet sein. Eybler war angetan von Mozarts Hän- eines Wechselgesangs wiederholt. Melodische Bausteine und Fi- del-Bearbeitungen, und beide studierten zusammen die Partituren guren, fl oskelhafte Wendungen werden variiert. In verschiedener mit Musik von Bach und Händel, die van Swieten aus Berlin nach 8 Zusammenstellung werden zwei bis vier Stimmen parallel geführt, Wien mitgebracht hatte. Mozart bescheinigte am 30. März 1790 9 eigenhändig, dass er „Herrn Joseph Eybler als einen würdigen Schüler seines berühmten Meisters Albrechtsberger, als einen gründlichen Komponisten, sowohl im Kammer- als Kirchenstil gleich geschickten, in der Singkunst ganz erfahrenen, auch voll- kommenen Orgel- und Clavierspieler, kurz, als einen jungen Mu- siker befunden habe, wo es nur zu bedauern ist, dass seinesglei- chen so selten sind“. Eybler war damals 25 Jahre alt und auch mit Joseph Haydn bekannt, der etwa zwei Monate nach Mozart at- testierte, Eybler sei befähigt, „mit der größten Ehre die strengste Prüfung vor jedem musikalischen Richterstuhle auszuhalten“, es fehle ihm „weiter nichts als an einem großmütigen Fürsten, der ihn an einen Platz setzt, auf dem er [noch] mehr seine Talente entwi- ckeln und in Tätigkeit setzen kann“. Eybler (* 8. 2. 1765 Schwechat, † 24. 7. 1846 Wien) war der Sohn eines Schulmeisters und Regens chori und spielte schon als Sechsjähriger einem in Schwechat zu Joseph Eybler, Ölporträt, anonym; Original bei Besuch weilenden Wiener Hofbeamten ein Klavierkonzert vor. Da- der Gesellschaft der Musikfreunde Wien. raufhin kam der Bub in das Wiener Stadtseminar und erhielt eine Abb.: Archiv HHS (1974). intensive musikalische Ausbildung, 1777-1779 in Komposition bei Johann Georg Albrechtsberger, den nicht zuletzt Beethoven zur Unterweisung aufsuchte. 1782 beendete Eybler sein Jurastudium, Süßmayr (1766-1803) wagte sich an die gesamte Ergänzung. Mo- da seine Eltern durch eine Feuersbrunst in Schwechat alles ver- zart persönlich hatte Eybler mit der Einstudierung seiner Così fan loren hatten und ihn fi nanziell nicht mehr unterstützen konnten. tutte beauftragt (Urauff ührung Wien 26. 1. 1790), um sich selbst Er erteilte nun Musikunterricht, fand hinreichend sein Auslangen noch der Fertigstellung der Partitur widmen zu können. Dies ist und so den Weg zum Berufsmusiker, sein Leben lang in Wien. Nach ein großer Vertrauensbeweis in Eyblers Können. Die Freundschaft einem Jahrzehnt als Chorregent an der Karmeliten- und Schotten- der beiden hielt an. Eybler stand Mozart auf dem Krankenbett bei, kirche (seit 1793 bzw. 1794) wurde er Vizehofkapellmeister (1804, es wird berichtet, dass er „ihn auch in seiner schmerzvollen To- unter Antonio Salieri) und Hofkapellmeister (1824-1846). In dieser deskrankheit gehoben, gelegt und warten geholfen“ hat. letzten Position besaß er hohes Ansehen und hatte einen gesi- cherten Lebensunterhalt. Kaiser Franz II. verfügte 1835 Eyblers Wie Mozart ließ Eybler auf drei Streichquartette, 1794 erstmals ge- Erhebung in den Adelsstand, der den erblichen Titel „Edler von“ druckt in Wien bei als Opus 1 und Joseph Haydn ge- und ein Wappen mit einschloss. widmet, ein Streichquintett folgen. Es erschien 1798 ebenfalls bei Traeg, als Opus 5/1, terminologischer Tradition gemäß als Grand Eybler war damals nur mehr mit Einschränkungen dienstfähig, Quintetto. Als einziges von Eyblers insgesamt sechs Streichquint- denn 1833 hatte ihn, während er Mozarts dirigierte, ein etten hat es die „Mozart“-Besetzung von zwei Violinen, zwei Violen Schlaganfall ereilt. Dies dürfte für ihn auch eine außergewöhn- und Violoncello. Eybler war selbst ein vielseitiger Instrumentalist. liche psychische Belastung gewesen sein, hatte doch Constanze Seine Fähigkeiten als Geiger und Bratschist werden mehrfach er- Mozart ihm zuerst nach dem Tod ihres Gatten 1791 dessen Re- wähnt, und er brachte diese in die Komposition mit ein. Seine Be- quiem-Fragment zur Vollendung übergeben. Eybler hatte die Ar- vorzugung der Viola ist in der Besetzung seiner übrigen Quintette beit fortgeführt, aber dann beim Satz Lacrimosa abgebrochen. mit der Betonung des tiefen Klangregisters zu erkennen. Alle fünf 10 Erst der Mozart-Schüler und Wiener Kapellmeister Franz Xaver dieser Quintette sind sowohl mit Cello als auch Violone (Kontra- 11 bass) besetzt, zwei davon auch mit je zwei Violen, eines davon mit Viola und gleichzeitig zwei Violen d’amore.

Eybler schrieb sein Quintett op. 5/1 in derselben Tonart Es-Dur wie Mozart sein letztes Quintett KV 614. Der Part für die Erste Viola ist weithin solistisch gestaltet, teils gepaart mit der Ersten Violine, bis zum Unisono, teils im Dialog mit ihr. Er dominiert das Menuett und Trio. Eybler bringt als konzertierende Zweiergruppen gerne Violine 1 und 2 gegenüber Viola 1 und 2. Das Adagio beginnt mit konzertierender Violine 1, der im Verlauf des Satzes die analog hinzukommende Viola 1 kaum nachsteht. Dieser Satz überrascht nachhaltig aufgrund seiner durchgehend markanten Chroma- tik und diffi zilen Rhythmik im Melodieverlauf sowie durch seine kühne Harmonik: Ausgehend von der Grundtonart Es-Dur des Ge- samtwerks wird bereits im zweiten Takt die Tonart C-Dur erreicht, die Dur-Variante der zu Es-Dur parallelen Tonart c-Moll. Bevor der Satz in klarem C-Dur schließt, wird eine Reihe nahestehen- der Tonarten eindrucksvoll durchwandert. Frei bildet Eybler auch die Form der Sätze, nach Art des Divertimentos. Ihre Gestaltung erfolgt kleinteilig, in variantenreicher Abfolge gegensätzlicher Bartholdy Quintett Elemente, ohne den in sich geschlossenen Rahmen zu verlieren. Im Mendelssohnjahr 2009 entstand bei einem gemeinsamen Konzert Das Violoncello bringt sich melodisch dezent ins Spiel, es trägt vor der fünf prominenten Musiker der Wunsch, ein Streichquintett in allem das klanglich-harmonische Satzgerüst. Wiederholt wird mit fester Besetzung zu gründen. Üblicherweise werden Gäste von Doppelgriff en in den Mittelstimmen orchestrales Klangvolumen einzelnen Streichquartetten eingeladen, die dann punktuell zusammen angestrebt. musizieren, feste Formationen führen im Konzertleben eher ein Hildegard Herrmann-Schneider Schattendasein. Zudem stellte sich bei Durchsicht der Literatur heraus, dass es außer dem bereits bekannten Repertoire wahre Perlen herausragend schöner Werke gibt, die so gut wie nie in Konzerten zu erleben sind. Dieses zu ändern, haben sich die fünf Künstler, die sich bereits über viele Jahre kennen, auf die Fahne geschrieben. Der Vorteil liegt auf der Hand: die langjährige kammermusikalische Erfahrung der einzelnen Mitglieder fl ießt in die gemeinsame, kontinuierliche und intensive Arbeit ein und ermöglicht so Interpretationen größter Homogenität und Virtuosität. Zusätzlich eint die Musiker des Bartholdy Quintetts die Lust auf Neues. Sie wollen einen eigenen Beitrag zur Entstehung Neuer Musik leisten und sie so dem Publikum nahebringen. Daher hat das Quintett 2010 einen Kompositionsauftrag an den jungen Lübecker Komponisten Robert Krampe vergeben, die im April 2011 ihre Urauff ührung erlebte und im Mai beim Münchner Debüt-Konzert in der Allerheiligen- 12 Hofkirche dem Publikum vorgestellt wurde. 13 Hildegard Herrmann-Schneider, Univ.-Doz. Mag.art Dr.phil.

Hildegard Herrmann-Schneider ist freiberufl iche Musikwissen- Hildegard Herrmann-Schneider studierte in ihrer schaftlerin und renommierte Expertin für musikalische Quellen kunde Heimatstadt München an der Staatlichen Hochschule und Quellendokumentation. Zu den Attraktionen ihrer Forschungs- für Musik (Staatsexamen: Schulmusik 1974, Viola/ ergebnisse zählen die im Jahr 2007 von Brixen aus erfolgte Identifi - Konzertfach 1976) sowie an der Universität Innsbruck zierung von Mozarts Spaur-Messe mit KV 257, die Auffi ndung und (Promotion in Musikwissenschaft 1978, Habilitation Identifi zierung eines zuvor unbekannten Klavierstücks von Mozart 1996). 1978-1991 war sie wissenschaftliche (Allegro molto, C-Dur) im Tiroler Lechtal 2011, die schlüssige Darlegung, Mitarbeiterin in der Musikabteilung der Bayerischen dass die beiden zuvor zweifelhaften Tantum ergo-Vertonungen von Staatsbibliothek München, 1995-2005 nahm sie Mozart KV 142 (Anh. C 3.04) und KV 197 (Anh. C 3.05) mit Sicherheit Lehraufträge an der Universität Innsbruck wahr. 1983 echte Werke sind (2009) oder die Beweisführung anhand einer gründete sie mit dem Tiroler Musikwissenschaftler Quelle aus dem Musikarchiv des Zisterzienserstiftes Stams, dass Dr. Manfred Schneider das Institut für Tiroler der tatsächliche Komponist der sog. Kindersinfonie, die früher als Musikforschung in Innsbruck. Seit 1993 arbeitet ein Werk von Leopold Mozart, Josef bzw. Michael Haydn angesehen sie auch im Auftrag der Kulturabteilung der worden war, Edmund Angerer OSB aus dem Kloster Fiecht ist (1997). Tiroler Landesregierung an der systematischen Die Beweisführungen sind jeweils publiziert in den führenden Periodika wissenschaftlichen Dokumentation musikhistorischer der internationalen Mozart-Forschung, dem Mozart-Jahrbuch oder Quellen Tirols. den Mozart-Studien. 2014/2015 folgte die erstmalige ausführliche Beschreibung von Leben und Werk des in Rom tätigen, aus Vils/Tirol stammenden Orgelbauers Johann Konrad Wörle samt der umfassenden Klangdokumentation seiner weitgehend original erhaltenen Orgel im Oratorio del Crocifi sso in Rom aus dem Jahr 1744.

Hildegard Herrmann-Schneider führt im Auftrag der Brixner Initiative Musik und Kirche die wissenschaftliche Erschließung der Musikalien im Diözesanarchiv Brixen durch. Daraus resultiert unter anderem, dass aktuell in der für jedermann frei zugänglichen Datenbank des RISM (Répertoire International des Sources Musicales/Internationales Quellenlexikon der Musik, www.rism.info) mehr als 6.000 Titel von Musikhandschriften und -drucken aus dem Diözesanarchiv Brixen verfügbar und nutzbar sind (Bibliothekssigel: I-BREd). Derzeit liegen von Hildegard Herrmann-Schneider ca. 270 Fachpublikationen vor, in Europa und den USA (Schriftenverzeichnis: www.musikland-tirol.at).

14 15 in Zusammenarbeit mit

Hofburg Brixen Domchor und Domkapitel Brixen

gefördert von

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