Mr. Monk Ermittelt Auf Der Golden Gate Bridge
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MR. MONK ERMITTELT AUF DER GOLDEN GATE BRIDGE http://www.eviaggiatori.it/sfondi/1024x768%20golden%20gate.jpg http://www.mikelevin.com/GoldenGateRed.jpg http://www.beeker.com/images/gallery/g20/Golden%20Gate%20Bridge%206.jpg http://www.sbe.hw.ac.uk/staff/arthur/frbpc/Aug04/usa/images/San%20Francisco%20Golden%20Ga te%20Bridge%202_jpg.jpg PROLOG Sichtlich gut gelaunt strebte der junge, blonde Mann mit den tiefblauen Augen und dem neckischen Ziegenbärtchen auf dem Kinn auf sein etwas abseits in der Tiefgarage geparktes Auto zu. Er pfiff laut und vor allem falsch ein fröhliches Liedchen vor sich hin, zückte seinen nicht gerade sorgsam in der Hosentasche verwahrten Schlüssel, steckte ihn ins Schloss und öffnete die Tür. Er lehnte sich über den Fahrersitz hinweg in den Wagen, deponierte einen Becher Kaffee und eine Papiertüte, in der sich zwei Doughnuts mit Schokoladenüberzug befanden, auf dem Beifahrersitz und befreite sich dann von seiner Jacke, die er auf dem Rücksitz ablegte. Er krempelte die Manschetten seines langärmeligen Hemdes hoch und setzte sich vollkommen arglos hinters Steuer. Anschließend machte er die Autotür zu, ließ den Motor an und fuhr guter Dinge, noch immer mit der gleichen Melodie auf den Lippen, die er nunmehr allerdings vor sich hin summte, los - geradewegs hinein in sein Verderben. Ungefähr eine halbe Stunde früher, etwas weiter entfernt, saß Julie vollkommen verschlafen auf dem Rücksitz von Natalies Auto und schmollte vor sich hin. „Muss das denn unbedingt sein? Warum kann ich denn nicht zuhause bleiben und noch ein wenig länger schlafen?“ „Tut mir leid, Sweety, aber ich habe leider keine andere Wahl. Ich möchte, dass Du pünktlich in der Schule bist und wenn ich Dich alleine die Verantwortung dafür tragen lasse, dass Du Morgenmuffel Dich um Dich selbst kümmerst, zur rechten Zeit aufstehst, Dich anziehst und das Haus verlässt, um den Schulbus zu erwischen, dann kriegst Du das mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht hin.“ Natalie war froh, dass um diese Zeit noch nicht sehr viele Autos unterwegs waren, als sie das Auto über die hügeligen Straßen San Franciscos steuerte. „Mom, Du verwechselst da etwas. Ich bin nicht Mr. Monk!“ „Ja, Du hast recht. Aber ich arbeite nun mal für ihn und ich muss mich auch um ihn kümmern.“ Julie seufzte missmutig, als sie die Antwort ihrer Mutter hörte. „Ich habe mir zwar immer einen kleinen Bruder gewünscht, aber irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.“ Die Blondine, die am Lenkrad ihres Autos drehte, um in die Pine Street einzubiegen, musste grinsen, als sie diese Feststellung ihrer 12 jährigen Tochter vernahm. Schon von weitem konnte sie die beiden Passagiere, die sie abholen wollte, vor dem Haus stehen bzw. sitzen sehen. Und als sie näher kam, konnte sie auch erkennen, dass ihr Boss und Schützling gerade heftig gestikulierte. Er wollte dem auf der Treppe befindlichen Kevin ein Tuch aufdrängen, damit dieser es unter sein Hinterteil beförderte, um sich vor den gefährlichen Keimen, die auf den Stufen heimtückisch lauerten, zu schützen. Doch der junge Mann mit der dunkel umrandeten Brille erhob abweisend seine Hände. Natalie parkte ihr Auto ein, stellte den Motor ab und stieg aus. Doch nun war sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des berühmtesten Detektivs von Kalifornien und Umgebung gerückt. „Natalie, bei Ihrem Fahrtraining muss der Fahrlehrer regelrecht an Ihnen verzweifelt sein, als er Ihnen das Einparken beibringen wollte. Sehen Sie sich die Reifen ihres Wagens an. Der vordere ist eingeschlagen und der hintere steht ebenfalls schräg zum Randstein. Können Sie denn das Lenkrad nicht gerade richten, bevor Sie aussteigen? Ein Mathematik-Lehrer würde glatt durchdrehen, wenn er Ihre Auffassung von Parallel sehen müsste!“ „Guten Morgen, Kevin!“ Seine Assistentin ignorierte Monk und seine Klagen total und wandte sich stattdessen höflich an seinen Nachbarn von oberhalb. „Guten Morgen, Mrs. Teeger. Schöner Tag heute.“ Er erhielt ein freundliches Lächeln als Antwort. „Schöner Tag? Für Sie vielleicht. Aber für mich wird das heute der blanke Horror. Ich werde jetzt schon seekrank, wenn ich nur daran denke!“ Natalie musterte ihren Boss, der sich gerade beklagte, von oben bis unten, und er sah tatsächlich so aus, als ob er am ganzen Körper zittern würde. „Freut mich, dass Sie so gut aufgelegt sind, Mr. Monk. Da macht das Arbeiten doch gleich doppelt so viel Spaß. Einen Guten Morgen übrigens auch Ihnen.“ „Guten Morgen!“, brummelte nun auch der neurotische Detektiv und warf einen Blick auf den Rücksitz, von wo aus Julie, ebenfalls mit einem sauren Gesichtsausdruck, zurück starrte. „Muss sie denn auch unbedingt mitkommen? Reicht es denn nicht, wenn Kevin dabei ist, wenn ich tausend Höllenqualen erleide.“ Natalie sah ihm direkt ins Gesicht. „Mr. Monk, Sie wissen, warum ich Kevin mitnehme.“ Obwohl er es genau genommen nicht wusste, da sie ihm eine Ausrede gesagt hatte, um ihn nicht mit der Wahrheit in Panik zu versetzen. „Und es ist äußerst zuvorkommend von ihm, dass er sich dazu bereit erklärt hat, uns zu so früher Morgenstunde zu begleiten.“ „Ach, mir macht das überhaupt nichts aus. Ich bin ohnehin ein Frühaufsteher.“ Sowohl Natalie als auch Monk wussten, das nun wieder einer von Kevins unendlichen Redeschwallen bevorstand. „Mein Vater war auch Frühaufsteher, meine Mutter selbstverständlich auch. Und meine Tante Bridget und Onkel Julian. Nein, wenn ich es recht bedenke, dann war er ja Bäcker und da ein Bäcker ja von Berufswegen früh raus muss, ist nicht wirklich gesagt, dass er ein echter Frühaufsteher war, aber-“ „Danke Kevin, ich glaube, wir wissen jetzt Bescheid.“ Sie wandte sich wieder an Monk: „Julie muss ich mitnehmen, da ich um diese Zeit keinen Babysitter finde, der sich um sie kümmert und dafür sorgt, dass Sie den Schulbeginn nicht verpasst.“ „Also, mir dürfen Sie nicht die Schuld dafür geben. Von mir aus können Sie auch wieder umkehren, nach Hause fahren und wieder schlafen gehen und ich mache damit weiter, meinen Teppich zu saugen; der ist ohnehin noch nicht perfekt genug.“ Man konnte ein Seufzen von der jungen Frau hören. „Mr. Monk, Dr. Kroger hat gesagt, dass wir endlich einmal damit anfangen müssen, gegen Ihre Phobien anzukämpfen.“ „Und wozu soll das gut sein? Ich komme sehr gut mit meinen Phobien zurecht!“ „Ach ja? Sie vielleicht, aber ich nicht.“ „Genausowenig wie andere Leute“, warf Kevin beiläufig ein, und Natalie blickte ihrem Boss ungeduldig in die braunen Augen. „Bitte steigen Sie ein.“ Sie formulierte es zwar als Bitte, aber es klang eigentlich etwas streng. Kevin öffnete die Tür, trällerte - gut gelaunt wie immer - ein „Guten Morgen“ in Richtung der finster dreinblickenden Julie, das mit einem leisen Knurren erwidert wurde, und setzte sich neben sie. Monk jedoch verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und weigerte sich, die Tür zu öffnen. „Mr. Monk, ich habe den Wagen gestern erst durch die Waschstraße gefahren, erwarten Sie also nicht, dass ich Ihnen die Türe öffne; das tue ich ja sonst auch nicht.“ „Ich habe aber kein Tuch.“ Doch diese fadenscheinige Ausrede ließ Natalie nicht gelten. „Davon abgesehen, dass Sie nie und niemals das Haus ohne Tücher verlassen würden, auch wenn sich das verheerende Erdbeben von 1906 wiederholen würde, und dass ich persönlich ihre Tücheraufbewahrerin bin, habe ich sie beobachtet, wie sie Kevin grade vorhin eines aufnötigen wollten. Und was ist mit Ihrem Ärmel? Den benutzen Sie doch sonst auch immer für derartige Aktivitäten.“ Der ängstlichste Mann, den diese schöne Stadt am Pazifik wohl je gesehen hatte, hatte keine Ausrede mehr, zog den Ärmel seines braunen Sakkos über seine rechte Hand und öffnete die Beifahrertür. Dies war das Zeichen für Natalie, dass auch sie sich endlich wieder hinter das Steuer begeben konnte. Als Monk endlich Platz genommen hatte, Julie sich nach mahnender Aufforderung durch ihre Mutter ein eher halbherziges „Guten Morgen“ abgerungen hatte, das von einem seufzenden Monk Gedanken abwesend erwidert wurde und er sich endlich vorschriftsmäßig angegurtet und perfekt alles, was ihn störte, adjustiert hatte, konnte es losgehen. Die Blondine ließ den Motor an und fuhr aus der Parklücke. „Haben Sie alles mit, was Sie brauchen, Mr. Monk? Wo ist Ihre Augenbinde?“ „In meiner rechten Hosentasche“, kam es mit zittriger Stimme zurück. „Gut, den Baldrian von Dr. Kroger hab ich in meiner Handtasche.“ „Ich nehme aber keine Drogen!“ ,war ein Protest von rechts neben ihr zu vernehmen. „Baldrian ist keine Droge, Mr. Monk.“ „Da wären Katzen aber anderer Meinung.“ Natalie verdrehte unsichtbar für Monk die Augen. „Abgesehen davon, dass Sie keine Katze sind-“ „Gottseidank!“ Er hielt sich krampfhaft am Haltegurt oberhalb des Fensters fest, als Natalie ganz sachte in eine Nebenstraße einbog. „-ist Baldrian für Menschen ein ganz natürliches Beruhigungsmittel.“ Natalie ließ sich nicht von ihm abhalten, ihren Satz zu komplettieren. „Außerdem habe ich den Baldrian nur für Notfälle mit. Aber vielleicht schaffen Sie es ja auch so?“ „Sie sind wie immer eine hoffnungslose Optimistin.“ Trotz ihrer heftigen Debatte war Julie auf dem Rücksitz mittlerweile wieder in tiefen Schlummer versunken, während Kevin mit einem seiner Frohnatur vollkommen entsprechenden fröhlichen Grinsen die angeregte Konversation seines Nachbarn und dessen Assistentin verfolgte. „Hat Ihnen Dr. Kroger denn auch etwas für mich gegeben, dass mir gegen die Flugkrankheit helfen kann?“ „Flugkrankheit?“ Natalie sah ihn überrascht an, was Monk jedoch gar nicht begeisterte: „Würden Sie bitte nach vorne sehen. Da vorne kommt ein Stoppschild.“ „Es sind noch mindestens 200 Fuß bis zu dem Schild.“ „Nein, höchstens 178!“ Die Blondine ignorierte diese Korrektur ihres pedantischen Nachbarn und fragte stattdessen. „Mr. Monk, Sie fliegen nirgends hin. Also, warum sollten Sie irgend etwas gegen Flugkrankheit brauchen?“ „Aber für mich wird es sich so anfühlen, als würde ich mich mitten in der Luft befinden oder so, als wäre ich auf einer Kreuzfahrt mitten auf dem Meer bei Windstärke 12“ „Das ist nur eine Brücke, Mr. Monk. Nichts weiter.“ Monk erhob den Zeigefinger. „Großer Irrtum, Natalie. Das ist nicht irgendeine Brücke. Das ist die Brücke.