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LEIBNIZ-INSTITUT FÜR EUROPÄISCHE GESCHICHTE ERLÄUTERUNG

Die doppelseitigen Collagen an den Kapitelanfängen die anlässlich des 70. Jubiläums des IEG im Jahr dieses Jahresberichts basieren auf der Ausstellung 2020 eröffnet wurde (s. u. S. 89). Ergänzt werden »Vom Kalten Krieg zum europäischen Umbruch. die historischen Motive durch aktuelle aus dem Das Institut für Europäische Geschichte 1950–1990«, Berichtsjahr 2020. INHALT

4 Geleitwort 91 INSTITUTSVERÖFFENTLICHUNGEN 6 Das IEG 92 VIEG 8 Personen im Fokus 95 Periodika 96 IEG digital

FORSCHUNGSPROGRAMM 10 2018–2023 WISSENSCHAFTLICHE BILANZ 13 Pluralisierung und Marginalität 99 UND UNIVERSITÄRE LEHRE 25 Sakralisierung und Desakralisierung 100 Publikationen 33 Mobilität und Zugehörigkeit 106 Vorträge 45 Digitale historische Forschung | DH Lab 109 Präsentationen, Kommentare, Moderationen, Gespräche 110 Forschungskolloquium 53 FÖRDERUNG UND VERNETZUNG 112 Lehre 55 Stipendien- und Gastwissenschaftler­programm 113 Gutachten 67 Netzwerk

115 ORGANISATORISCHES 77 VERN ­A ­STAL­TUNGEN 116 Organisation und Gremien 118 Gleichstellung / Chancengleichheit 118 Bibliothek 88 70 JAHRE IEG 120 Beschäftigte im Jahr 2020 122 Spektrum 125 Resonanz in den Medien 126 Abkürzungsverzeichnis 128 Bildnachweis 130 Impressum

IEG-Jahresbericht 2020 | Inhalt 3 Das hinter uns liegende Berichtsjahr 2020 war in jeder in den virtuellen Raum konnten wir unsererseits Hinsicht ein Besonderes. Wie alle Einrichtungen, die Entfernungen überbrücken, den Kontakt zu allen so hat auch unser Institut auf die durch die Corona- Fellows aufrechterhalten und die Öffnung unserer Pandemie geschaffenen Bedingungen reagieren müs- Veranstaltungen in die Internationalität hinein noch sen. »Home-Office«, die verstärkte Nutzung digitaler erhöhen. Dem dient auch unsere Präsenz auf Angebote, Videokonferenzen, Kolloquien und Tagun- YouTube, die wir weiter ausgebaut haben. gen im virtuellen Raum haben das Jahr bestimmt. Ein besonderes Jahr war 2020 aber auch als Jubilä- Nicht alles wurde als Einschränkung erfahren – man- umsjahr des 1950 gegründeten Instituts. Wir haben che nötige Maßnahme auch als Entschleunigung das 70-jährige Bestehen des damaligen »Instituts für und Möglichkeit der Konzentration auf individuelle Europäische Geschichte« in Maßen, aber durchaus Forschungsziele wahrgenommen. So fällt die Bilanz effektiv begangen. Im September wurde – in Präsenz trotz abgesagter Vortrags-, Bibliotheks- und Archiv- ausgewählter Gäste – die Ausstellung »Vom Kalten reisen insgesamt positiv aus. Zwar konnten nicht alle Krieg zum europäischen Umbruch. Das Institut für Stipendiat:innen sowie Senior Research Fellows und Europäische Geschichte 1950–1990« im Konferenz- Gäste zu uns nach anreisen, aber durch die Ver- raum des Hauses eröffnet. Sie wurde parallel dazu lagerung der wöchentlichen Forschungskolloquien als virtuelle Ausstellung konzipiert und ist weiterhin GELEITWORT

im Internet zugänglich. Wenig später erschien erfolgreich beendet werden. Dies sind nur einige unsere Jubiläumspublikation »Europäische Köpfe in wenige Glanzlichter des zurückliegenden Jahres. Mainz. Die Direktoren des Instituts für Europäische Viele herausragende Aktivitäten unserer wissen- Geschich­te«. Das handliche, mit Bildern versehene schaftlichen Mitarbeiter:innen wurden durch den Buch lässt erstmals die Geschichte des Instituts über Erhalt von Preisen für ihre Publi­kationen, von Fellow- eine personenorientierte Perspektive Revue passie- ships zur Vertiefung ihrer Forschungsschwerpunkte ren, erschließt so neue Facetten, aber wird bei man- sowie die Assoziierung am Centre Marc Bloch und chen Leser:innen auch nostalgische Erinnerungen die Berufung in die Junge Akademie | Mainz – Akade- wachrufen. mie der Wissenschaften und der Literatur honoriert. Erfolge in der Forschung spiegeln sich u. a. im Ab- Auch wenn so mancher Auslandsaufenthalt aus schluss großer Projekte, in der Einwerbung von Pandemie-Gründen verschoben werden musste und Drittmitteln und in herausragenden Publikationen. Ehrungen nur virtuell entgegengenommen werden Im Januar lag die offizielle Bewilligung des Lang- konnten, erfüllt uns diese öffentliche Resonanz auf fristprojekts »Europäische Religionsfrieden Digi- die im Institut geleistete Forschung mit Stolz. tal« (EuReD) vor, das im Rahmen des gemeinsam Unsere Kooperationspartner:innen sowie die Mit- von Bund und Ländern getragenen Akademien- glieder unseres Wissenschaftlichen Beirats tragen programms finanziert wird, so dass die Arbeiten wesentlich zur Exzellenz unserer Forschung bei und starten konnten. Im November kam die Finanzie- stärken die persönliche Identifikation mit einem sich rungszusage für die »Digitale Kartenwerkstatt Altes als interdisziplinäre Wissenschaftsgemeinschaft Reich« (DigiKAR) hinzu – ein Verbundprojekt, das ver­stehenden Institut. Ermöglicht wird all dies nicht im SAW-Verfahren durch die Leibniz-Gemeinschaft zuletzt durch die hervorragenden Arbeitsbedingun- gefördert wird und einen alten Schwerpunkt des gen, die durch unser wissenschaftsunterstützendes Instituts innovativ weiterführt. Mit der Einwerbung Personal gewährleistet werden. Der Jahresbericht einer eigenen Stelle bei der Deutschen Forschungs- 2020 darf deshalb auch als »Hommage« und Dank an gemeinschaft wurde das Projekt » ›Neue Menschen‹ alle gelesen werden, die in ihrer fördernden und bera- schaffen und werden. Rationalisierung, Subjektivie- tenden Funktion das Leibniz-Institut für Europäische rung und Materialität in Baťas Industriestadt Zlín, Geschichte so großartig unterstützen. 1920–1950« gestärkt. Und das drittmittelgeförderte Projekt »Versöhnungsprozesse in Europa nach dem Mainz, im Mai 2021 Zweiten Weltkrieg« konnte mit der Einreichung einer daraus hervorgegangenen Habilitationsschrift Irene Dingel und Johannes Paulmann US-Hochkommissar John McCloy übergibt Joseph Lortz am 23.04.1951 eine Spende über 400.000-Mark zum Aufbau des Instituts (Ausschnitt aus der Kinowochenschau »Welt im Film«, 04.05.1951).

Diese Bezeichnungen aus der Gründungs­phase zeigen, dass die Akteure (Militär­re­gie­rung, Landes­regierung, Universitätsleitung) ganz unterschiedliche Vorstellungen von dem künftigen Institut hatten. Ende 1949 er- hielten die beiden Abteilungen mit der »euro­ päischen Geschichte« ein gemeinsames Dach.

Institut für Kultur- und Religionsgeschichte

Institut international d’histoire

Internationales Institut für Geschichte

Institut für Internationale Geschichte

Institut für Universalgeschichte und ökumenische Forschung

Historisches Institut

Institut d’Histoire universelle

Institut für Intereuropäische Geschichtsforschung

Institut für Universalgeschichte und abendländische Religionsgeschichte

Institut für Europäische Geschichte

Die Domus Universitatis, das Hauptgebäude des Instituts, im Jahr 2020. DAS IEG

Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) kussion anregende Thesen, mit denen das IEG in der in Mainz ist ein selbstständiges und unabhängiges Wissenschaftsgemeinschaft und über deren Gren­zen Forschungsinstitut und seit 2012 Mitglied der Leib- hinaus präsent ist, gibt es dem inter­dis­ziplinären und niz-Gemeinschaft. Bei seiner Gründung im Jahr 1950 internationalen Austausch wichtige Impulse. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die konfliktreiche Zu den zentralen Aufgaben des IEG gehört die Förde- historische Entwicklung Europas zu erforschen und rung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Zahlreiche so auf wissenschaftlichem Weg auf Frieden und Ver- Bewerbungen gehen für die zweimal jährlich aus- ständigung in Europa hinzuarbeiten. Die Forschun- geschriebenen Promotions- und Postdoc-Stipendien gen des Instituts reichen epochenübergreifend vom beim Institut ein. So leben und forschen stets Gäste Beginn der europäischen Neuzeit um 1500 bis zum aus der ganzen Welt am IEG. Durch seine interna- Umbruch von 1989 / 1990 und legen den Fokus auf tionale Umgebung und regelmäßig stattfindende politische, religiöse und kulturelle Grundlagen Euro- Forschungskolloquien und Konferenzen befördert pas, einschließlich der jüdischen und islamischen Ge- das IEG den länder- und kulturübergreifenden wissen- schichte und der Beziehungen Europas mit der Welt. schaftlichen Austausch. Die aus den Forschungen des Im IEG arbeiten die beiden Abteilungen – die Abtei- IEG hervorgehenden Publikationen dienen der histo- lung für »Abendländische Religionsgeschichte« und rischen Europaforschung weltweit als wissenschaftli- die Abteilung für »Universalgeschichte« – und der che Ressourcen. Zentrale Fragestellungen des IEG-For- Bereich Digitale Historische Forschung | DH Lab eng schungsprogramms werden mithilfe von Methoden zusammen. Das laufende Forschungsprogramm wid- und Verfahren der Digital Humanities kontinuierlich met sich dem Umgang mit Differenz im Europa der weiterentwickelt. Durch ein breites digitales Angebot Neuzeit und untersucht dies in drei Forschungsberei- und thematische Veranstaltungen wird das Institut chen: »Pluralität und Marginalität«, »Sakralisierung seinem Anspruch gerecht, Forschungser­gebnisse über und Desakralisierung« sowie »Mobilität und Zuge- ein Fachpublikum hinaus einer breiten, interessierten hörigkeit«. Durch neue, die wissenschaftliche Dis- Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 1 2

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8 IEG-Jahresbericht 2020 | Personen im Fokus PERSONEN IM FOKUS

IEG-Direktorin Irene Dingel wur- Esther Möller vertritt seit dem de zur Vorsitzenden der Wissen- 01.04.2020 die Professur für schaftlichen Kommission der »Neuere und Neueste Kultur- Union der deutschen Akademien geschichte Nordafrikas« an der der Wissenschaften gewählt. Universität der Bundeswehr Die Wissenschaftliche Kommission München.(Abb. 4) ist das zentrale Beratungs- und Empfehlungsgremium für alle wis- Sarah Panter wurde in das senschaftlichen Fragen des Akade- Mentor­ing-Programm der mienprogramms. Von April bis Au- Leibniz-Gemeinschaft (2020 / 21) gust 2020 war Irene Dingel zudem aufgenommen. Mit diesem Senior Fellow des Maimonides Programm für Wissenschaft­ Centre for Advanced Studies – lerinnen in Leibniz-Einrichtun- Jewish Scepticism (MCAS) der gen unterstützt und fördert die Universität Hamburg.(Abb. 1) Leibniz-Gemeinschaft die Chan- cengleichheit von Frauen und Anne Friedrichs, wissenschaft­ Männern.(Abb. 5) liche Mitarbeiterin am IEG, wur- de für 2020 und 2021 am Centre Stanislau Paulau erhielt den Marc Bloch (CMB) in Berlin als Dissertationspreis 2020 der Forscherin assoziiert. Das CMB Dr. Walther-Liebehenz-Stiftung hat zur Aufgabe, die bilatera- für seine Göttinger Dissertation len Beziehungen zwischen der »Das andere Christentum. Zur Bundes­republik Deutschland und transkonfessionellen Verflech- der Französischen Republik im tungsgeschichte von äthiopischer Bereich der Geistes- und Sozial- Orthodoxie und europäischem wissenschaften zu stärken und Protestantismus« (s. S. 93). zu vertiefen.(Abb. 2) Mit dem Preis würdigt die Stiftung die Verwendung der deutschen Andrea Hofmann, wissenschaft­ Sprache in wissenschaftlichen liche Mitarbeiterin am IEG, wurde Arbeiten und fördert Nach­ in die Junge Akademie | Mainz wuchs­­wissenschaftler:innen aus gewählt. Die Junge Akademie dem Bereich der Kulturwissen- der Akademie der Wissenschaf- schaften.(Abb. 6) ten und der Literatur fördert wissenschaftlichen Nachwuchs. Manfred Sing vertritt seit Ihr Ziel ist der fächer- und dem 01.10.2020 die Professur generationenüber­greifende für Islamwissenschaft und Dialog, der zu einem fruchtbaren Geschichte des Islam an der Austausch und zu wissenschaft- Albert-Ludwigs-Universität Frei- licher Exzellenz führen soll. burg / Br. (Abb. 7) Für ihr Forschungsprojekt »Zwischen Heimatfront und Mirjam Thulin war 2019 / 20 Visit­ Schlachtfeld – ›Kriegsbilder‹ in ing Scholar am Max Kade Center protestantischen Predigten und for European and German Studies Andachtsschriften des Ersten at Vanderbilt University, Nashville, Weltkrieges« erhielt Andrea TN, USA, und außerdem 2020 / 21 Hofmann eine Finanzierung durch Visiting Scholar am Herbert D. Katz die »FONTE-Stiftung zur Förde- Center for Advanced Judaic Studies rung des geisteswissenschaft­ an der University of Pennsyl­vania lichen Nachwuchses«.(Abb. 3) in Philadelphia, PA, USA.(Abb. 8)

IEG-Jahresbericht 2020 | Personen im Fokus 9 An die Gründung des Instituts knüpften sich hohe Erwartungen – viele Zeitungen zitierten aus der Rede von Bundespräsident Theodor Heuss bei der Eröffnung des Institutsgebäudes am 17.01.1953.

Fritz Kern, Gründungsdirektor der Abteilung für Universalgeschichte, wollte das Institut auf drei Pfeilern aufbauen: seine eigenen »universalgeschichtlichen Synthesen«, den »ökumenischen Forschungen« seines Mitdirektors Joseph Lortz und »geschichtspädagogischen Aufgaben«.

Ausschnitt aus einem Artikel in der Mainzer Allgemeinen Zeitung, 22.10.1951. FORSCHUNGSPROGRAMM 2018–2023

Mit seinem Forschungsprogramm zum Umgang wie »Sakralität« als verhandelbare Ressource mit Differenz in Europa untersucht das IEG, wie zur Her­stellung und Überbrückung von Diffe- Andersartigkeit und Ungleichheit in der euro- renz aktiviert oder aufgegeben wurde. Unter päischen Geschichte der Neuzeit reguliert und dieser Fragestellung lassen sich die Verflech­ be­­grenzt, aber auch hergestellt und bewahrt tungen von Religion, Politik und Gesellschaft in wurden. Die konfliktreiche Dynamik des Raumes Europa in einer innovativen Pers­pektive unter- »Europa«, so die These, rührt aus den vielfälti- ­suchen.

UMGANG MIT DIFFERENZ

gen Inter­aktionen und Verstrickungen her, die (3.) Differenzerfahrungen wurden in besonderem zu Aus­tausch, Aneignung und Integration so- Maße durch Mobilität erfahrbar gemacht und wie zu Abgrenzung und Konfrontation auf dem reflektiert. Ausgehend von dieser grundlegen- Kontinent und jenseits seiner Grenzen führten. den Erkenntnis, analysiert der Forschungsbereich Mobilität und Zugehörigkeit die Bedeutung von Mobi­ Seit 2018 führt das Institut das Leitthema »Umgang lität und – räumlichen, sozialen und ideellen – Trans­ mit Differenz im Europa der Neuzeit« mit neuen gressionen für individuelle und gruppenspezifische Schwerpunktsetzungen weiter. Das Forschungs­ Prozesse und untersucht, wie transnationale und programm gliedert sich in drei Forschungsberei­che: transkulturelle Grenzüberschreitungen auf religiöse, (1.) Mit der Untersuchung des konfliktbehafteten ethnische, kulturelle, soziale und geschlechtsspezi­ Zusammenspiels von Pluralisierung und Marginalität fische Zugehörigkeitszuschreibungen einwirkten. fragt das IEG danach, welche Herausforderung Darüber hinaus reflektiert und fördert das IEG die Pluralität für das Streben nach Einheit bedeutet und laufende digitale Transformation historischer For­ unter welchen Umständen sich Wertschätzung von schung und Publikation. Wo immer möglich, bezie­ Vielfalt und Vielheit entwickelte oder sie abgelehnt hen die drei Forschungsbereiche im Dialog mit den wurde. Darüber hinaus verfolgen die IEG-Projekte, Digital Humanities digitale Methoden, Verfahren wie Indivi­duen und Gruppen in eine marginale und Instrumente in ihre wissenschaft­liche Arbeit ein. Position gerieten bzw. diese gezielt für ihre Anliegen Zudem treibt das IEG die gemeinsame Nutzung und einsetzen konnten, und wie bestimmte Akteur:innen Nachnutzung digitaler Forschungsdaten und deren beanspruchten, für marginalisierte Gruppen Für­ Integration in Open-Access-Publikationen voran. sprache und Anwaltschaft zu leisten. In den Jahren 2020 bis 2022 veranstaltet das IEG die Kon- (2.) Zudem geht das IEG der gesellschaftlich wirk- ferenzreihe Ein Europa der Differenzen. Sie bündelt ­samen Dialektik der Sakralisierung und Desakrali­ wesentliche Ergebnisse des For­schungs­pro­gramms sierung handlungsleitender Vorstellungen zum Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit und nach. Dieser Forschungsbereich fragt danach, zeigt neue Forschungsperspekti­ven auf (s. S. 79).

FORSCHUNGSBEREICH 1

PLURALISIERUNG UND MARGINALITÄT

Mit der Formel »In Vielfalt geeint« stellen die Befür- Gruppen. Anhand von Fallstudien aus der Reli­ worter:innen der europäischen Einigung das Ideal gions- und Gesellschaftsgeschichte verortet der der Vielheit als Grundmerkmal Europas heraus. Aber Forschungsbereich 1 die Entstehung der Idee eines gehört die Pluralität zur DNA Europas oder ist sie pluralistischen Europa in der Neuzeit. Er gibt Einblick eine Erfindung der Nachkriegszeit, die den euro- in Pluralisierungsprozesse, die das gesellschaftliche päischen Einigungsprozess legitimieren soll? Der Leben seit dem 16. Jahrhundert dynamisierten und Forschungsbereich 1 geht dieser Frage nach, indem erhellt die Strategien, mit denen Minderheiten mar­ er das dynamische Verhältnis von Pluralisierung und ginalisiert wurden, sich aber zugleich gegenüber der Marginalität in Europa zwischen dem 16. und dem Mehrheit positionierten und kulturelle Souveränität 20. Jahrhundert untersucht. beanspruchten. Außerdem weisen die Forschenden auf die umkämpfte Gestaltung und prekäre Akzep­ Die Forschenden des Bereichs zeigen auf, wie sich tanz von Pluralitätsordnungen hin. Sie analysieren, die Konstruktion und Wahrnehmung von sowie der wie sich religiöse Lehrformulierungen, wissenschaft­ Umgang mit kultureller, sozialer und religiöser Vielfalt liche Begriffe und juristische Normen herausbildeten. historisch wandelten; außerdem beleuchtet er das Indem der Forschungsbereich 1 die historische Kondi­ Schicksal derjenigen, die nicht als Teil der Mehrheit tionalität von Pluralisierungs­prozessen und Margina­ verstanden wurden oder sich selbst als Minderheit litätspositionen untersucht, bestätigt er den zeitlich betrachteten. Dafür greift der Forschungs­bereich auf und räumlich geformten Charakter des Umgangs mit vier Themenbereiche zurück: Sie reichen von intra- Differenz in der europäischen Neuzeit. und interkonfessionellen Differenzierungsversuchen und Handlungsstrategien von Minderheiten bis hin Sprecherin und Sprecher (2020): Eveline Bouwers, zu religiös-weltanschaulichen Differenzregulierungen Christopher Voigt-Goy (bis Juni) und Henning P. und Repräsentationspraktiken von marginalisierten Jürgens (seit Juni) Drohbrief (Ausschnitt) von einem Katholiken gesendet an Premier Émile Combes, nachdem dieser 1901 die Säkularisierung französischer Klöster angeordnet hatte. IM FOKUS GLAUBENSKÄMPFE: RELIGION UND GEWALT IM KATHOLISCHEN EUROPA (1848–1914)

Eveline G. Bouwers (Leitung), Bilderzerstörungen. Von Historiker:innen eher pau­ Sara Mehlmer, Péter Techet schal als »Kultur­kämpfe« bewertet, zeigten die Mitar­ 2013–2019 finanziert im Emmy Noether- beiter:innen von »Glaubenskämpfe« die lokale Vielfalt Programm der DFG religionsbezogener Gewaltkulturen. Diese Diversität Seit 2020 institutionelle Förderung manifestierte sich sowohl in der unterschied­lichen Bereitschaft, sich für die Kirche zu engagieren oder andere Gläubige zu bekämpfen, als auch in der Religionsbezogene Gewalt habe im 19. Jahrhundert Mahnung, Andersgläubige oder Andersdenkende nachgelassen oder wäre sogar komplett verschwun­ nicht voreilig als fanatisch oder bösartig einzustu­ den – so hieß es lange in der Forschung. Doch stimmt fen. Auch Vorfälle, bei denen katholische Laien trotz das? Hat religionsbezogene Gewalt in der neuesten bischöflicher Warnungen zu Gewalt griffen oder Geschichte tatsächlich nach­­gelassen? Dieser Frage sogar Priester verjagten, warnen vor der Idee einer ging die Nachwuchsgruppe »Glaubenskämpfe« nach. einheitlichen katholischen Reaktion wie auch vor Anhand von Fallstudien aus Westeuropa, der Ibe­ der angeblich allumfassenden klerikalen Dominanz rischen Halbinsel und dem westlichen Balkan er­ im 19. Jahrhundert. forschte das Projekt, wie Männer und Frauen – die Statt also nachgelassen zu haben, stieg die Zahl von politischen Entscheidungsprozessen weitgehend religionsbezogener Gewaltakte in Europa während ausgeschlossen waren – in ihrem Alltag mit Konflik­ der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kräftig an. ten um die Grenzen des religiös-kirch­lichen Raums Die Konfliktdynamik gestaltete sich dabei weniger umgegangen sind. Dabei entdeckten die Forschenden im Sinne eines bipolaren »Kulturkampfs«. Vielmehr zahlreiche Fälle, in denen Gläubige noch im 19. Jahr­ bestätigte sie die Zerstrittenheit des katholischen hundert auf Gewalt zurückgriffen, um die bestehen­ Lagers im Umgang mit einem religiös-weltanschau­ de religiös-kirchliche Ordnung zu schützen, sich von lichen Gegenüber. Diese Vielfalt an Handlungs­op­ Andersgläubigen und -denkenden zu distanzieren tionen hat zu einer weiteren Erkenntnis geführt: oder sich von der Kirche zu emanzipieren. Zugleich Die von der Sozialwissenschaft vorgeschlagenen, zeigte das Projekt, dass Religion alleine im 19. Jahr­ oft monokausalen Erklärungen zum Wesen der hundert kaum noch Menschen zu gewalt­samen »religiösen Gewalt« greifen zu kurz, um die Ent­ Aktionen bewegen konnte. Sie diente auch nicht stehung von religionsbezogenen Gewaltakten zu als Grund für die Eskalation von Konflikten. Anders begründen. Wie das Projekt »Glaubenskämpfe« gesagt: Religion führte nur dann zu Gewalt, wenn für die neueste Geschichte Europas belegt, konnte sie im Zusammenhang mit säkularen Konflikt­gefällen Gewalt im Zusammenspiel mit säkularen Konflikten stand. Das waren beispielsweise soziale Ungleichheit, entstehen. Sie konnte die Bekämpfung einer religiö­ ländliche Marginalisierung, national-ethnische Diskri­ sen Norm­verletzung begleiten oder aber auch kon­ minierung oder koloniale Unterdrückung. struiert werden, um die Unterdrückung von Gläubi­ Das Projekt »Glaubenskämpfe« konnte zeigen, dass gen zu legitimieren. die Überlappung von religiös-weltanschaulichen und Das DFG-geförderte Gesamtprojekt und das Teil­ säkularen Differenzen vor allem in den Jahrzehnten projekt von Péter Techet wurden abgeschlossen nach 1870 für eine Verdichtung religionsbezogener (Techets Studie erscheint 2021 als VIEG Bd. 263). Die Gewalt sorgte. Dabei wurden frühneuzeitliche Ge­ Teilprojekte von Eveline Bouwers und Sara Mehlmer waltkulturen häufig soziokulturell wieder­verwertet. wurden weitergeführt; die beiden Studien werden Sei es in Form einer Verwendung von Begriffen voraussichtlich 2021 fertiggestellt. Darüber hinaus wie »Ketzer«, »Religionskrieg« und »Reconquista«, bereite­te Eveline Bouwers mehrere Publikationen oder im Sinne von Bücher­ver­brennungen oder vor, da­runter zwei englischsprachige Sammelbände.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 15 CONTROVERSIA ET CONFESSIO – MARGINALISIERUNG DURCH QUELLENEDITION ZUR HISTORIOGRAPHIE. WERDEN, BEKENNTNISBILDUNG UND ENTWICKLUNG UND WIRKUNG KONFESSIONALISIERUNG (1548–1580) DER KATEGORIE »ORTHODOXIE«

Irene Dingel (Leitung), Christian V. Witt Jan Martin Lies, Hans-Otto Schneider Seit 2017 2003–2022 Institutionelle Förderung 2017–2018, Seit 2007 finanziert durch das Akademienprogramm ab Sep­tember 2018 durch ein Heisenberg- der Union der deutschen Akademien der Wissen- Stipendium der DFG schaften (zuvor 2003–2007 DFG-Förderung), angesiedelt an der AdW Mainz, in Koope­ra­t­ion mit dem IEG und der JGU Mainz Wurde die Kategorie der »Orthodoxie« in der Weitere Partner: HAB, ULB Darmstadt, For­ Kirchengeschichtsschreibung des 18. und 19. Jahr­ schungsstelle für Personalschriften, Marburg hunderts zu einem Marginalisierungsinstrument? (AdW Mainz), DTA (BBAW Berlin), Projekt »Frucht- Welche Konstruktionsinteressen und historiogra­ bringende Gesellschaft« – die deutsche Akademie phischen Programme lagen hinter ihrer Nutzung des 17. Jahrhunderts (SAW), NDB (BADW München) im Gegenüber zu »Pietismus« und »Aufklärung«? Welche Alternativen stellte die protestantische Kirchengeschichtsschreibung warum und seit Bloßes »Theologengezänk« oder doch mehr? Das wann bereit? Diesen Leitfragen geht das Projekt Projekt arbeitet erstmals systematisch die großen von Gottfried Arnold bis Ernst Troeltsch und somit Kontroversen auf, die nach dem Erlass des kaiser­ von Anfang des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts lichen Interims von 1548 allseits aufbrachen. Die nach. Ausgangspunkt ist der Befund, dass die his­ Edition macht Quellen zugänglich, in denen theolo­ toriographische Kategorie »Orthodoxie« in der gische Differenzierungsprozesse sichtbar werden, werdenden protestantischen Kirchengeschichts­ aber auch Oppositionen und Widerstandsvorstel­ schreibung des frühen 18. Jahrhunderts eine lungen, die sich teilweise auf politischer Ebene polemisch-abwertende Wendung erfuhr. Diese von auswirkten und die zur langfristigen Etablierung Gottfried Arnold popularisierte negative Wendung konfessioneller Differenz in Europa entscheidend wurde in den kirchenhistorischen Theoriebildungen beitrugen. Damit trat zugleich die weitreichende des 18. Jahrhunderts weitestgehend abgelehnt. Seit theologische Pluralität zutage, nicht nur zwischen dem 19. Jahrhundert gehörte sie jedoch zum festen den entstehenden Konfessionen, sondern auch begrifflichen Repertoire kirchenhistorischer Dar­ unter den Anhängern der Confessio Augustana stellungen. Das Projekt wies einen Zusammenhang selbst. Im Jahr 2020 wurde die Bearbeitung von jenes Wandels mit dem Übergang von der kritischen Band 6 (»Der Erbsün­­denstreit 1560–1578 / 86«) zur positionellen Theologie nach. 2020 konnte das abgeschlos­sen und mit der Bearbeitung von Projekt abgeschlossen und eine monographische Band 7 (»Der Osian­drische Streit 1550–1570«) Publikation vorbereitet werden. begonnen. Die digitale Bereitstellung von Band 2 (»Der Adiaphoris­tische Streit 1548–1560«) mit­ tels XML-Codierung wurde fortgesetzt. Seit 2020 wird die digitale Edition von der ULB Darmstadt gehostet und betreut. Auch die Dokumentation der bildhaften Sprache der Streitschriftenautoren jener Zeit wurde auf der Website in der Rubrik »Schimpfwort des Monats« fortgeführt (URL: ). Denn in einer Zeit, in der die Alphabetisierungsrate sehr niedrig lag, war es ein probates Mittel, den Geg­ ner durch Beschimpfung wirksam und einprägsam zu charakterisieren, um so die eigene inhaltliche Argumentation zu verstärken. Ein Printband, der diese kleinen Artikel sammelt, ist in Vorbereitung.

16 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 EUROPÄISCHE RELIGIONSFRIEDEN EUROPÄISCHE RELIGIONSFRIEDEN: DIGITAL (EuReD) RECHTLICHE ORDNUNGSMUSTER KONFESSIONELLER VIELFALT IM Irene Dingel (Leitung, IEG), Thomas Stäcker (Leitung, VERGLEICH ULB Darmstadt), Corinna Ehlers (IEG / TU Darmstadt, seit April 2020), Silke Kalmer (ULB Darmstadt, seit Christopher Voigt-Goy Juli 2020), Christopher Voigt-Goy (IEG, seit August Institutionelle Förderung seit 2018, seit 2020 2020), Kevin Wunsch (ULB Darmstadt, seit Juli 2020) Förderung durch die Union der deutschen 2020–2041 Akademien der Wissenschaften Finanziert durch das Akademienprogramm der Union der deutschen Akademien der Wissenschaf- ten, angesiedelt an der AdW Mainz, in Kooperation Eine besondere Herausforderung für die Friedens­ mit dem IEG und der ULB Darmstadt wahrung und Friedensstiftung zwischen 1500 und 1800 stellte die Bewältigung derjenigen Konflikte dar, die seit der aus der konfessionellen Der konstruktive Umgang mit religiöser und konfes­ Pluralisierung Europas entstanden waren. Für diese sioneller Pluralität ist eine Aufgabe, die sich nicht Bewältigung waren die vielfältigen Erlasse, Edikte, erst in der Gegenwart stellt. Richtungweisend für Abschiede, Kapitulationen und Verträge wichtig, alle neuzeitlichen Koexistenzformen wurde das Ent­ durch die seit dem 16. Jahrhundert »weltliche«, stehen von »Religionsfrieden« seit dem 15. / 16. Jahr­ d. h. nicht-kirchliche Herrschaftsträger das Zusam­ hundert, die besonders nach der Reformation das menleben unterschiedlicher christlicher Glaubens­ Zusammenleben der christlichen Konfessionen richtungen rechtlich regelten. In der Forschung hat politisch-rechtlich ordneten. Ziel des Vorhabens ist sich zur Beschreibung dieses historisch neuen Phäno­ es, durch eine digitale Edition solcher politisch-recht­ mens die Bezeichnung »Religionsfrieden« etabliert. lichen Koexistenzregelungen und deren historische Das Projekt untersucht europäische Religionsfrieden Kontextualisierung einen Schlüssel für das Verständ­ in vergleichender Perspektive: Wie wurden einzelne nis der europäischen Vormoderne anzubieten, der Religionsfrieden bzw. ihre Regelungen in anderen es ermöglicht, auch gegenwärtige Entwicklungen Religionsfrieden als Vorbilder benutzt? Derartige problembewusst einzuschätzen. »Demonstrationseffekte« schließen einerseits die In dem Projekt, dem als Erprobungsstudie das von Ein- und Anpassung der Regelungen in die jeweili­ der DFG geförderte Projekt »Religiöse Friedenswah­ gen politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen rung und Friedensstiftung in Europa (1500–1800): Kontexte der Rezipienten ein. Andererseits machen Digitale Quellenedition frühneuzeitlicher Religions­ sie aber darauf aufmerksam, dass die rechtlichen frieden« vorausging, werden zwölf Editionsmodule Ordnungsvorstellungen miteinander verbunden sind. bearbeitet: Sie werden neben territorialen Religi­ In dieser Perspektive wird die Entwicklung der Reli­ onsfrieden aus ganz Europa und den nordamerika­ gionsfrieden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als nischen Kolonien auch religionsbezogene Regelun­ ein gesamt­europäischer Prozess der immer wieder gen in Handels-, Bündnis- und Friedensverträgen umstrittenen Gewährung »staatlicher« Toleranz- und zwischen den entstehenden europäischen Staaten religiöser Freiheitsgarantien analysiert. Das Projekt sowie Eheverträge konfessionsverschiedener adli­ wurde bis 2020 in Kooperation mit dem DFG-Projekt ger Herrscherhäuser erschließen. Die Edition bietet »Religiöse Friedensstiftung und Friedenswahrung durch Einleitungen in deutscher und englischer in Europa (1500–1800)« durchgeführt. Ab 2020 wird Sprache Einblick in eine Religionsfriedenspraxis, die es im Rahmen des Langzeitvorhabens »Europäische im »Kommunikationsraum Europa« schon sehr früh Religionsfrieden Digital (EuReD)« des Akademien­ einsetzte. Sie wird u. a. ermöglichen, die Entwicklung programms der Union der deutschen Akademien der von Religionsfrieden, inhaltliche Querverbindungen Wissenschaften fortgesetzt. Im Jahr 2020 konnte die sowie ihre Rezeption in verschiedenen Kulturräumen Arbeit an dem Projekt mit weiteren Quellenstudien zu erforschen. Hierzu werden die Texte kommen­ und Vorträgen vorangebracht werden. tiert, durch digitale Methoden erschlossen und Open Access verfügbar gemacht. Im Jahr 2020 wurden technische und digitale Vor­ arbeiten abgeschlossen sowie die Grundlagen für die weitere inhaltliche Arbeit gelegt.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 17 RELIGIOUS TOLERATION AND PEACE SELBSTMARGINALISIERUNG (RETOPEA) DER TÄUFER. »ABSONDERUNG« ALS THEOLOGISCHES KONZEPT Irene Dingel (Leitung), Henning P. Jürgens und UND GESELLSCHAFTLICHE Thorsten Wübbena (Koordination), Ilenia Laudito, PRAXIS BEI DEN TÄUFERN DES Christophe Schellekens (Projektmitarbeit) 16. BIS 18. JAHRHUNDERTS Seit 2018 Förderung: EU-Kommission Horizon 2020, Henning P. Jürgens H2020-SC6-CULT-COOP-2017-2017 Seit 2020 Partner: KU Leuven, Universität Tartu, UKIM, Institutionelle Förderung Universität Granada (Koordination), Universität Helsinki, Universität Warschau, The Open University Milton Keynes, MLIMC / MCIC, Euro-Arab Foundation, Absonderung meint das Konzept der Hingabe an Gott Le Foyer im Gehorsam. Aber wie lebte es sich damit in einer Gesellschaft, die darin eine Ketzerei sah? Das Projekt untersucht die Selbstmarginalisierung RETOPEA ist ein Kooperationsprojekt mit Part­ der täuferischen Gruppen, einer radikal-christlichen nern aus acht euro­päischen Ländern. Das Projekt Bewegung der Reformationszeit. Es widmet sich besteht aus acht Teilkomponenten. Unter der der Entstehung, argumentativen Fortentwicklung Leitung von Irene Dingel hat das IEG die Führungs­ und gesellschaftlichen Umsetzung des Konzepts rolle in den Bereichen »Historische Forschung« und der »Absonderung von der Welt« zwischen 1527 »Daten­management« inne, koordiniert von Henning und den Assimilations‐ und Migrationsprozessen P. Jürgens und Thorsten Wübbena. Christophe des 18. Jahrhunderts. Schon kurz nach Entstehen der Schellekens (bis April 2020) und Ilenia Laudito sind Bewegung reagierten täuferische Gruppen mit den als Projekt­mitarbeiter:innen beteiligt. »Schleitheimer Artikeln«, den 1527 beschlossenen Im Mittelpunkt steht das Zusammenleben von Grundsätzen, auf die einsetzende gewaltsame Ver­ unterschiedlichen Religionen und Konfessionen in folgung: Sie entschieden sich für eine konsequente historischer und aktueller Perspektive. Auf Grundlage Separierung von ihrer Umwelt. Im Mittelpunkt des von 21 beispielhaft ausgewählten Religionsfrieden Forschungsprojekts stehen sowohl die kommunika­ oder Regelungen religiöser Toleranz aus mehr als tiven Strategien der als auch die alltagspraktischen zwei Jahrtausenden, vom Indien des dritten Jahr­ Konsequenzen für die Täufer und später Mennoniten hunderts v. Chr. bis zu den Abkommen zur Beilegung in ihrer Reaktion auf den sich wandelnden gesell­ des Jugoslawienkonflikts Ende des 20. Jahrhunderts, schaftlichen Marginalisierungsdruck. wurden im Teilprojekt »Historische Forschung« kurze Im Jahr 2020 wurden die »Schleitheimer Artikel« Quelleneinheiten, sog. »Clippings«, und »Reports« als Dokument der Selbstmarginalisierung in einem mit Hintergrundinformationen erstellt. Das Teilpro­ Vortrag auf der XIV. Wittenberger Frühjahrs­tagung jekt arbeitet mit Teenagern: Sie sollen anhand des analysiert; in dem Tagungsband erscheint 2021 ein historischen Quellenmaterials in begleiteten Projek­ Aufsatz dazu. ten kurze Videofilme drehen, sog. »Docutubes«. Dieses Teilprojekt wurde deshalb besonders in den sozialen Netzwerken bekannt gemacht. Die für das Jahr 2020 vorgesehenen Pilotgruppen mussten aller­ dings pandemiebedingt verschoben werden. Am Ende der Laufzeit wird eine weitere Teilgruppe des Projektverbunds zudem Politikempfehlungen formu­ lieren. Während das historische Teilprojekt Mitte 2020 seine Arbeit planmäßig beendet hat, wird der Bereich »Daten­management« vom IEG für die volle Laufzeit von vier Jahren verantwortet. Eine besondere He­ raus­forderung besteht dabei darin, dass die Clippings und ihre Metadaten unter Nutzung von computer­ linguistischen Konzepten in acht europäischen Spra­ chen bereitgestellt werden. Langfristig gilt es, die Betreuung der gemeinsamen Arbeitsumge­bung und die Koordination der Zusammenarbeit der anderen Arbeitseinheiten zu gewährleisten.

18 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 KONFESSIONSKULTUR DES »STAATSKATHOLIEKEN EN REFORMIERTENTUMS IM ROOMSKATHOLIEKEN«: NORD- UND OSTSEERAUM DIE KATHOLISCHEN LAIEN UND DAS SCHISMA IN DER KATHOLISCHEN Christian V. Witt KIRCHE IN DER NIEDERLÄNDISCHEN Seit 2019 REPUBLIK (UM 1650–CA. 1750) Partner: Kęstutis Daugirdas, Johannes a Lasco Bibliothek Emden (JALB) Jaap Geraerts Institutionelle Förderung Seit 2019 Institutionelle Förderung

Lässt sich angesichts der Pluralität des frühneuzeit­ lichen Reformiertentums eine spezielle reformierte Was kann das Schisma in der katholischen Kirche Konfessionskultur bestimmen? Dem geht das Koope­ der niederländischen Republik des 18. Jahrhunderts rationsprojekt entlang zentraler Interaktionsfelder aussagen über Prozesse der Fragmentierung und Plu­ nach, auf denen mögliche konfessionelle Prägungen ralisierung oder über Themen wie religiöse Toleranz? erwartet werden: Wissens- und Wirtschaftskultu­ Das Projekt untersucht die Entscheidungen katholi­ ren finden genauso Beachtung wie ästhetische und scher Lai:innen für eine der beiden konkurrierenden politisch-rechtliche Kulturen. Sie werden, mit Schwer­ katholischen Kirchen in verschiedenen niederländi­ punkt auf dem Nord- und Ostseeraum, durch inter­ schen Städten und Dörfern. Es setzt diese lokalen nationale, interdisziplinäre Tagungen exemplarisch Muster der intrakatholischen Konfessionszugehörig­ ausgeleuchtet. Können dabei die die frühneuzeitliche keit mit der generellen Entwicklung des Schismas in religiöse Pluralisierung dynamisierenden Differenzen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Beziehung. und Konflikte im inner- und interkonfessionellen Be­ Dafür werden Daten aus seriellen Quellen wie Tauf-, reich zur Bestimmung dessen beitragen, was eventu­ Bestattungs- und Heiratsregistern in einer Graph­ ell als »reformierte Konfessionskultur« beschreibbar datenbank miteinander verknüpft. Durch den Einsatz ist? Ein Ziel ist die Konzipierung eines umfassenden digitaler Methoden einschließlich des Data-Mining – internationalen und digitalen Editionsprojekts der Mustererkennung in Datenbeständen mithilfe relevanter Quellencorpora, womit das Kooperations­ von Algorithmen – und Netzwerkanalysen, wird der projekt auch den Bereich der digitalen historischen Prozess religiöser Entscheidungen analysiert. Außer­ Forschung / Digital Humanities umfasst. Daher dienen dem nutzt das Projekt andere, qualitative Quellen, die genannten Tagungen auch der interdisziplinären um die weiteren Kontexte, in denen der Prozess der Sichtung der digital zu edierenden Quellen. religiösen Entscheidung stattgefunden hat, zu verste­ Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen hen und zu untersuchen. Gleichzeitig ermöglicht die­ musste die für 2020 geplante Tagung zu den ästheti­ ser Ansatz es, unser Wissen über die Art und Weise, schen Kulturen in das Jahr 2022 verschoben werden. wie Lai:innen das Schisma erlebt haben, zu vertiefen. Im Jahr 2020 wurden daher die konzeptionellen Über­ Im Jahr 2020 wurden die Daten über einen Teil der legungen zu der für 2021 geplanten Tagung zu den katholischen Gemeinschaft in Utrecht bereinigt, politisch-rechtlichen Kulturen fortgeführt. standardisiert und analysiert. Diese Daten wurden mit denen aus Leeuwarden verglichen. Außerdem wurde mit dem Studium der umfangreichen Literatur zum Jansenismus begonnen.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 19 WIRTSCHAFT, VERWANDTSCHAFT GLOBAL HUMANITARIANISM UND JÜDISCHE POLITIK: RESEARCH ACADEMY DIE GESCHICHTE DER WERTHEIMER-FAMILIE (CA. 1650–1900) Organisation: Johannes Paulmann (Mainz), Stacey Hynd (Exeter), Fabian Klose (Köln), Mirjam Thulin Andrew Thompson (Oxford) Seit 2012 Partner: Internationales Komitee vom Roten Kreuz Institutionelle Förderung Genf, Universitäten Oxford, Exeter und zu Köln

Im Jahr 1703 wurde Samson Wertheimer (1658–1724) Die Global Humanitarianism Research Academy sollte vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 2020 im Rahmen einer internationalen Konferenz deutscher Nation zum »Ober-Hoffactor« ernannt. Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen und Wertheimers Ernennung in diesen hohen Finanz­ Vertreter:innen humanitärer Organisationen zusam­ posten bildete den Auftakt für eine jahrhunderte- menführen. Die etwa einhundert Teilnehmer:innen lang währende, wechselvolle und spannende wollten in Vorträgen, auf Podien und in Arbeits­ Familien­geschichte. Obwohl die Familie zeitweise gruppen historische, gegenwärtige und künftige berühmter war als die erst ein Jahrhundert später Entwicklungen humanitärer Governance diskutieren. auftretenden Rothschilds, ist sie heute weithin un- Fragen der globalen Gerechtigkeit und Sicherheit, der bekannt. Souveränität und Menschenrechte sowie der Finan­ Neben seinen Geschäftsverbindungen in Wien zierung und Organisation standen im Mittelpunkt des pflegte Wertheimer enge Beziehungen zu anderen umfangreichen Programms. Aufgrund der Pandemie euro­päischen Fürstenhöfen und schuf ein wirt­ musste die Veranstaltung zwar auf das Jahr 2021 schaftliches Netz, das sich weit über Zentral- und verschoben, dank der Flexibilität und großzügigen Osteuropa erstreckte. Seine sieben Kinder verheira­ Förderung der VolkswagenStiftung jedoch glück­ tete er strategisch in andere einflussreiche jüdische licherweise nicht abgesagt werden. Hoffaktoren- und Rabbiner-Familien in ganz Europa. So sicherte er ein verlässliches Verwandtschafts- und Machtnetzwerk innerhalb und außerhalb der jüdischen Gemeinschaft für seine Familie und sein Geschäft. Die Geschichte der Wertheimer-Familie vom ausgehenden 17. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gibt einen faszinierenden Einblick in die jüdische Wirtschafts­tätigkeit und die Lebensbedingungen von Jüdinnen und Juden im Europa der Frühen Neuzeit und der sich anbahnenden Moderne, wie auch in die jüdische Fürsprache vor den europäisch-christlichen Obrigkeiten der Zeit. Außerdem gibt sie Aufschluss über geschäftliche, soziale und Verwandtschafts­ netzwerke. Als Visiting Scholar am Max Kade Center for European and German Studies an der Vanderbilt University in Nashville, TN, sowie am Herbert D. Katz Center for Advanced Judaic Studies an der University of Pennsylvania in Philadelphia, PA, konnten 2020 die Quellenanalyse und die weitere Niederschrift fort­ gesetzt werden.

20 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 AUF DER SUCHE NACH EINER NEUEN IMPERIALE WELTLÄUFIGKEIT GLOBALEN HUMANITÄREN ORDNUNG: UND IHRE INSZENIERUNGEN. DER ÄGYPTISCHE ROTE HALBMOND THEODOR BUMILLER, (1948–1973) MANNHEIM UND DER DEUTSCHE KOLONIALISMUS UM 1900 Esther Möller Seit 2012 Bernhard Gißibl Förderung: DFG Seit 2019 Institutionelle Förderung

Das Projekt will einerseits eine nicht-westliche Perspektive auf die Geschichte von Humanitaris­ Als einer der größten Binnenhäfen Deutschlands mus befördern. Andererseits präsentiert es eine und industrielles Herz Badens wurde Mannheim in neue Geschichte Ägyptens und der arabischen Welt der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem im 20. Jahrhundert, indem es humanitäre Hilfe als Knotenpunkt transkontinentaler Verbindungen zentrales Element nationaler Souveräni­tät, anti­ des deutschen Südwestens mit der kolonialen Welt kolonialer Solidarität und regionaler Machtansprüche der Südhalbkugel: Mannheims Industrie verarbei­ analysiert. Diese verschiedenen Ebenen humani­ tete Palmöl, Kautschuk und Chinin aus kolonialen tärer Hilfe werden innovativ unter dem Konzept der Plantagen und das 300. Jubiläum der Quadrate­ »humanitären Souveränität« erfasst. Aufbauend auf stadt 1907 wurde mit einer großen ›Völkerschau‹ neu erschlossenen ägyptischen, schweizerischen, gefeiert. Jahrzehntelang erzählte man sich in der britischen und libanesischen Quellen zeigen sich Rhein-Neckar-Region außerdem bewundernd die so die vielfältigen Sinn- und Bedeutungsmuster Anekdoten und Eskapaden des Korpsstudenten und von Konflikten im Nahen Osten für ägyptische und Kolonialeroberers Theodor Bumiller. Und bis heute andere arabische humani­täre, politische und zivil­ lagern tausende während der Kolonialzeit gesammel­ gesellschaftliche Gruppen. te Artefakte und Ethnographica in den Magazinen Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt der Mannheimer Reiß-Engelhorn-Museen. Für die wurde 2020 abgeschlossen und die daraus hervor­ Öffentlichkeit unsichtbar, geben sie Zeugnis vom lang gegangene Studie unter dem Titel »Claiming Human­ gehegten Traum Mannheimer Bürger:innen, in ihrer itarian Sovereignty in the Arab World. The Egyptian Stadt das größte Kolonialmuseum des deutschen Red Crescent, 1940–1975« im Oktober 2020 als Habili­ Südwestens zu errichten. tationsschrift an der Johannes Gutenberg-Universität Ausgehend von der imperialen Weltläufigkeit des Mainz eingereicht. »Kurpfälzer Kolonialhelden« Bumiller und auf Basis bislang unbekannter und unveröffentlichter Quellen untersucht das Projekt erstmals systematisch die Verbindungen Mannheims zur kolonialen Welt in Übersee. Mit seinem Interesse für ortsspezifische Inszenierungen und Lokalisierungen in der Hafen- und Industriestadt am Rhein leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Provinzialisierung des Koloni­ alen in der imperialen Metropole. Die weitgehend abgeschlossenen Forschungen münden 2021 in einen stärker biographisch akzentuierten Sammelband zu imperialen Weltläufigkeiten sowie einer Monogra­ phie über die Verflechtungen Mannheims mit dem überseeischen Kolonialismus.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 21 GESCHICHTE DER HUMANITÄREN EIN EUROPÄISCH-FRANZÖSISCHER HILFE IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT PATRIOT? ADOLPHE CRÉMIEUX ALS VERFECHTER VON MINDERHEITS- Johannes Paulmann RECHTEN ÜBER IMPERIALE GRENZEN Seit 2012 HINWEG Institutionelle Förderung Noëmie Duhaut Seit 2019 Gender ist eine fundamentale Differenzkategorie in Institutionelle Förderung der Geschichte humanitärer Hilfe: Sie schlägt sich nicht nur nieder in den unterschiedlichen Rollen, die Frauen und Männer einnehmen, sondern auch Adolphe Crémieux (1796–1880), ein französischer in handlungsleitenden Vorstellungen von Männlich­ jüdischer Anwalt und Staatsmann, prägte die franzö­ keit und Weiblichkeit. Nicht zuletzt ist sie implizit sische, europäische und jüdische Politik des 19. Jahr­ auch in wissenschaftlichen Konzepten, wie etwa der hunderts. Anstatt ihn als Sinnbild für die Integration »Professionalisierung« der humanitären Hilfe, enthal­ der Menschen jüdischen Glaubens in die französische ten. In gemeinsamer Herausgeberschaft mit Esther Imperialgesellschaft – Frankreich mitsamt seiner Möller (IEG) und Katharina Stornig (Gießen) erschien Kolonien – darzustellen, untersucht das Projekt seine 2020 ein Band in der Reihe Palgrave Macmillan Trans­ Rolle in einem weiteren kolonialen und europäischen national History unter dem Titel »Gendering Global Kontext. Humanitarianism in the Twentieth Century: Practice, In Crémieux’ Lebensweg lässt sich die Entwicklung Politics, and the Power of Representation«. Frankreichs als nationale, imperiale und europäi­ sche Macht nachzeichnen. Wie verhandelte eine marginalisierte Gruppe ihren Ort in diesen drei sich überschneidenden Kontexten? Das Projekt fokussiert dabei auf die individuelle Handlungsmacht anstatt auf abstrakte Strukturen. So fragt es nach den Inte­ grationsstrategien französischer Jüdinnen und Juden über den nationalen Rahmen hinaus, nach ihrem Ver­ ständnis der französischen Variante des Säkularismus (laïcité), nach ihrer Teilnahme am imperialen Projekt sowie nach ihrer Selbstpositionierung gegenüber anderen marginalisierten Gruppen innerhalb des französischen Reiches. Das Projekt unterstreicht Crémieux� Rolle im Kampf gegen die mit Pluralisierungsprozessen verbunde­ nen Ungleichheiten. Die Strategien der Vertretung marginalisierter Gruppen, die er einsetzte, bilden einen zentralen Aspekt dieser Biographie. Denn Crémieux formulierte eine spezifische Vision vom Ort des Judentums in der Geschichte, um das Prinzip der jüdischen Emanzipation in der europäischen Politik und im Völkerrecht zu verankern. Neben der öffent­ lichen Selbstdarstellung untersucht das Projekt auch die politischen Allianzen, die Crémieux schloss, blickt auf die Netzwerke, die er für die jüdisch Glaubenden und ihre Rechte außerhalb der französischen Metro­ pole mobilisieren wollte, sowie auf die Verbindungen, die er zwischen der internationalen jüdischen Solida­ rität und der Politik anderer marginalisierter Grup­ pen herstellte. Aufgezeigt wird, wie jüdische Eliten versuchten, einem Minderheitenkampf Sichtbarkeit und Legitimität zu verleihen und ihn über religiöse Grenzen hinaus zu unterstützen.

22 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 »Fleurs, fruits & Légumes du jour / 21. / Plante grasse« – die satirische Lithographie des französischen Karikaturisten Alfred le Petit erschien im Februar 1871, wenige Monate nach dem sog. Décret Crémieux. Es verlieh den meisten Jüdinnen und Juden in der französischen Kolonie Algerien die französische Staatsbürgerschaft. Le Petit stellt Adolphe Crémieux als alten weißhaarigen Kaktus dar und betont damit seine Verbindung zum französischen Kolonialismus. IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 23

FORSCHUNGSBEREICH 2

SAKRALISIERUNG UND DESAKRALISIERUNG

In allen Epochen der Geschichte und in allen rung, zum Beispiel Prozesse, durch die sakralisierte Gesellschaften wurden bestimmte Ideen, Prinzipien, Instanzen oder Phänomene ihren Status verändern Schriften, Objekte oder Praktiken als übergeordnet oder einbüßen. Es geht dem Forschungsbereich also und unverfügbar verstanden. Ihnen wurde eine um das Paradox der Verhandelbarkeit dessen, was ordnungsgebende Funktion für kollektive Denk- unverhandelbar sein soll. und Handlungsweisen zugeschrieben, dazu gehörten Auf der Grundlage eines kulturwissenschaftlich fun­ beispielsweise Religion, politische Ideologien, Krieg, dierten Verständnisses des Sakralen befassen sich die Nation, Fortschritt, Technik, das Individuum und die im Forschungsbereich angesiedelten Projekte exem­ Menschenrechte, aber auch Kunst und Natur. Sie plarisch erstens mit Sakralisierungs- und Desakralisie­ alle wurden in der Vergangenheit und Gegenwart rungsprozessen, die sich als Bewälti­gungs­strategien Europas Gegenstand von Sakralitätszuschreibungen in existentiellen Extrem- und Schwellensituationen oder produzierten sie. zeigen oder durch sie ausgelöst werden. Zweitens interessieren Phänomene der Sakralisierung von Untersuchungsgegenstand des Forschungsbereichs Ordnungsvorstellungen und die damit verbundenen sind solche Prozesse, Akte und Formen, mit denen Praktiken, mit denen diese Entwürfe gesellschaft­ Ideen, Personen und Handlungen, aber auch Objekte liche Relevanz erhielten. Ein dritter Schwerpunkt und Räume als »sakral« ausgezeichnet und hervor­ liegt schließlich auf unterschiedlichen, historisch gebracht wurden. Sie werden damit als absolut und wandelbaren Formen und Praktiken des »Sakralitäts­ unverfügbar, normgebend, sinn- und gemeinschafts­ managements« und daraus resultierenden Konflikten. stiftend sowie ordnungsstabilisierend etabliert und empfunden. Mitreflektiert werden müssen dabei Sprecherin und Sprecher (2020): Andrea Hofmann gleichzeitig immer auch Phänomene der Desakralisie­ und Bernhard Gißibl Motivkarte »Gebet während der Schlacht. Gott, dir ergeb’ ich mich«, Textdichter: Theodor Körner, Komponist: Friedrich Heinrich Himmel, vorläufige Datierung: 25. Mai 1915. IM FOKUS ZWISCHEN HEIMATFRONT UND SCHLACHTFELD: »KRIEGSBILDER« IN PROTESTANTISCHEN PREDIGTEN UND ANDACHTSSCHRIFTEN DES ERSTEN WELTKRIEGES

Andrea Hofmann schrieben werden, dem eine entscheidende Funktion 2013–2017, 2020–2022 für das Erreichen von (Kriegs-)Zielen zugesprochen Institutionelle Förderung am IEG: wurde: Der Soldat – so war man überzeugt – diene 03 / 2013–09 / 2017 und 09 / 2020–03 / 2022 dem Vaterland durch das freiwillige Opfer des eige­ DFG-Forschungsstipendium 04 / 2018–03 / 2019 nen Lebens. Das Vaterland müsse als heilige Instanz Kooperationspartner: Prof. Dr. Matthieu Arnold, verteidigt werden. So trage der Soldat zur Erlangung Université de Strasbourg eines endgültigen deutschen Sieges bei. Mit dieser Deutung griffen Predigten und Andachtsschriften gängige nationale Vorstellungen auf und verbanden »Gefallen im Feld! Gestorben an seinen Wunden! sie mit biblischen und theologischen Motiven wie Nun ist es gewiß; die bangen Stunden des Wartens dem »Opfer« Jesu am Kreuz, das einst für die Erlö­ sind vorbei. Du weißt, wo du dran bist. […] Du denkst sung der Menschen dargebracht worden war. Auch als braver deutscher Vater, Bruder, als deutsche dem Krieg selbst wurde Sinn und Wert beigemes­ Mutter oder Gattin: das ist also mein Anteil an dem sen, indem man ihn zu einem Meilenstein innerhalb großen Opfer! […] Die Stände, die Parteien, die eines historischen Kontinuums stilisierte, das man Klassen, vorher einander so fremd und fern – jetzt heilsgeschichtlich deutete: Durch den Krieg gegen all werden sie durch den ehernen Ring der gemeinsa­ das, was man als falsch, ungerecht, ver­brecherisch men Not zusammengeschmiedet, verbunden auch ansah, sollte die Verbreitung des Gottesreiches in der durch die gemeinsamen Opfer. […] Fürs Vaterland ist Welt und damit die Erlösung aller Menschen beför­ es gebracht, und du solltest, du durftest es bringen«. dert werden. So formulierte der Tübinger Theologe Paul Wurster in Das Projekt untersucht Sakralisierungsprozesse, die seinem Trostbüchlein für die Trauer um die fürs Vater­ dazu dienten, Grenzerfahrungen oder in die Diskus­ land Gefallenen (1918). Das Trostbüchlein war eine im sion geratene Werte wie z. B. Krieg, Tod oder Nation Ersten Weltkrieg weit verbreitete Andachtsschrift. neu zu erklären. Es fragt danach, wie im Ersten Welt­ Predigten und Andachtsschriften aus dem Südwes­ krieg Geschichte und Gegenwart gedeutet wurden ten des Deutschen Reiches (einschließlich des Elsass) und welche Rolle die Rezeption theologischer Tradi­ stehen im Zentrum des Habilitationsprojekts, das die tionen, v. a. aus dem 19. Jahrhundert, dabei spielte. theologische Deutung des »Großen Krieges« unter­ Auch die Entwicklung von nationalen und regionalen sucht. Wie trugen Predigten und Andachtsbücher mit Identitäten wird betrachtet. All dies spiegelt sich ihren unterschiedlichen Bildern vom Krieg zur poli­ in der damaligen theologischen Gebrauchsliteratur tischen Propaganda, vor allem aber zur Sinnstiftung wider. Auf diese Weise bietet das Projekt eine neue und Kontingenzbewältigung während des Krieges Perspektive auf die Theologie des Ersten Weltkrie­ bei? Gemeinsam ist den Schriften, dass in ihnen die ges, die die alltägliche Frömmigkeit und die politische Nation ebenso wie der Tod auf dem Schlachtfeld sa- Meinungsbildung von Menschen im Grenzgebiet kra­lisiert wurden. Beispielhaft können Sakralisierungs­ zwischen Deutschem Reich und Frankreich maß­ prozesse anhand der Deutung des Soldaten­todes be­ geblich beeinflusste.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 27 HEILIGER KRIEG UND DEN TOD INS LEBEN ZIEHEN. GÖTTLICHER FRIEDE. DEUTUNGEN VERGLEICHENDE PERSPEKTIVEN AUF DEN VON KRIEG UND FRIEDEN PROTESTANTISCHEN UMGANG MIT DEM IN EUROPÄISCHEN PREDIGTEN TOD ZWISCHEN DESAKRALISIERUNG DER FRÜHEN NEUZEIT UND RESAKRALISIERUNG (1580–1750)

Henning P. Jürgens Benedikt Brunner 2018–2020 Seit 2018 Institutionelle Förderung Institutionelle Förderung

Gedruckte Friedenspredigten des 17. und 18. Jahr­ Sanft und selig sterben: Das Projekt geht den Hinter­ hunderts, gehalten aus Anlass von Friedensschlüs- gründen dieses Ideals nach und untersucht, wie sich sen oder -feiern, boten eine religiöse und ethische der Umgang mit Tod und Sterben in der Lebenswelt Einordnung nicht nur des beginnenden Friedens, der Menschen im frühneuzeitlichen Europa nieder­ sondern häufig auch der vorangegangenen Kriegs­- schlug. Es fragt einerseits nach den Normen, in die ereignisse. Doch verliehen die Predigten auch ein­ die durch Tod und Sterben ausgelösten Emotionen zelnen Kriegsgeschehnissen oder überhaupt dem eingebunden waren. Andererseits legt es einen Fokus Krieg als Mittel eine theologische Legitimation? auf die ethischen Implikationen, die mit dem Rück­ Wurden Friedensschlüsse als Verhandlungserfolge blick auf ein erloschenes Leben verbunden wurden. der beteiligten Potentaten verstanden oder als dem Als Quellengrundlage dienen vor allem Funeralschrif­ menschlichen Handeln übergeordnetes, göttliches ten. Wurden bislang in der Erforschung dieser Quel­ Geschehen? Welche Konsequenzen zogen die Predi­ len in erster Linie die biografischen Anteile genutzt, ger aus der Bewältigung kriegerischer Ereignisse für berücksichtigt dieses Projekt die Gesamtheit dieser die ethische Orientierung in der Zukunft? Und welche vielfältig zusammengesetzten Quellen, einschließlich Veränderungen traten mit dem Gedankengut der Auf­ der Leichenpredigt selbst. Einen besonderen Reiz klärung in diesen Predigten auf? Anhand eines Quel­ stellt die konfessionsvergleichende Perspektive dar – lenbestands von mehreren hundert europäischen gerade angesichts wechselvoller Krisen im 16. und Predigten und dazugehörigen anderen Texten wie 17. Jahrhundert. Lutherische Funeralschriften aus Gebeten, Liedern und Liturgien wurden diese Fragen der Reichsstadt Nürnberg, Funeralschriften aus dem im interkonfessionellen und internationalen Vergleich reformierten Basel sowie aus dem Raum der Church untersucht. Im Jahr 2020 wurden die Ergebnisse des of England geben Aufschluss darüber, ob sich im Projekts in einem grundlegenden Handbuchartikel Umgang mit Tod und Sterben Unterschiede erkennen zusamme­ ngefasst. lassen, oder ob es an dieser Stelle eher zu Konver­ genzen kam. Im Jahr 2020 wurde die Quellenanalyse abgeschlossen und mit der Verschriftlichungsphase des Habilitationsprojekts begonnen.

28 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 »MINHAG ITALIA«: VARIATIONEN DES CHRISTENTUM, TECHNISIERUNG JÜDISCHSEINS IM 19. JAHRHUNDERT UND GESELLSCHAFT IM IM SPIEGEL ITALIENISCHER GEBET- GROßBRITANNIEN DER 1940ER- BÜCHER. EINE DIGITALE ANALYSE BIS 1960ER-JAHRE

Alessandro Grazi John Carter Wood Seit 2018 Seit 2019 Institutionelle Förderung Institutionelle Förderung

Untersucht werden italienische jüdische Gebet­ Welche Rolle soll der christliche Glaube in einer bücher. Sie umfassen jeden Aspekt des jüdischen industrialisierten, hochtechnologischen und konsum­ Lebens, vom täglichen Gebet bis zu den besonderen orientierten Gesellschaft spielen? Nach dem Zweiten Anlässen der Hohen Feiertage, und sind daher die Weltkrieg fanden in Europa intensive Diskussionen am häufigsten gedruckten Bücher im Judentum, über diese Frage statt, die in die breitere Ausein­ was die verschiedenen Ausgaben angeht. Trotz ihrer andersetzung mit dem Thema soziale Erneuerung Prominenz im jüdischen Leben haben sie kaum akade­ eingebettet waren. Menschen christlichen Glaubens – mische Aufmerksamkeit erhalten, weil sie als stabile ob kirchliche Amtsträger:innen oder unabhängige Faktoren angesehen wurden, deren Dynamik der Intellektuelle – versuchten, diesen politischen, wirt­ Analyse unwürdig sei. Zwar behielten Gebetbücher schaftlichen und sozialen Umbruch in Einklang mit eine gewisse Einheitlichkeit in Raum und Zeit bei, ihren religiösen Prinzipien zu bringen. Dabei traten doch kleine Änderungen in den verschiedenen Aus­ einige mit Idealen hervor, die mit einer traditionel­ gaben konnten die politische und kulturelle Wahrneh­ len christlichen Weltanschauung konkurrierten. Sie mung einer bestimmten Ausprägung des Judentums schlugen sich beispielsweise in Naturwissenschaft- in ihrem jeweiligen Kontext wesentlich verändern. und Technikgläubigkeit, Individualismus und Selbst­ Das Projekt fragt unter anderem danach, inwieweit verwirklichung sowie den Ideolo­gien des Kalten bestimmte politische und gesellschaftliche Elemente, Krieges nieder. Diese Ideale können als sakralisierte indem sie in einen kanonischen Text wie das Gebet­ säkulare Alternativen zu althergebrachten Glaubens­ buch Eingang fanden, sakralisiert wurden, und wel­ prinzipien betrachtet werden. Manche Christen und che Gebete verkürzt oder gestrichen wurden, so dass Christinnen waren der Überzeugung, sie müssten sich von einer Desakralisierung durch Entritualisierung dieser neuen Herausforderungen stellen. zu sprechen wäre. Im Prisma des Gebetbuchs verwi­ Das Projekt erforscht den Umgang britischer schen sich, so die Ausgangsthese der Untersuchung, Christ:innen mit der technologischen Gesellschaft der die Grenzen zwischen traditionellen Kategorien der 1940er- bis 1960er-Jahre wie auch die damit einherge­ jüdischen Geschichte wie Orthodoxie und Reform hende Überzeugung, vermeintlich unverfügbare und oder Italienisch, Aschkenas und Sefarad. ordnungsgebende Aspekte ihres Glaubens neu kon­ Das Projekt wird eine digitale und konzeptuelle zipieren zu müssen. Untersucht werden die Themen, Analyse der italienischen jüdischen Gebetbücher des mit denen sich Vertreter:innen der etablierten Church 19. Jahrhunderts durchführen, um sie als historische of England, ökumenische Intellektuellenkreise und Untersuchungsobjekte zu erhalten und zu nutzen. die christliche Presse intensiv befassten: Freiheit Die Digitalisierung dieser Gebetbücher wird eine digi­ und Verantwortung, Sakralisierung und Desakrali­ tale Untersuchung mit optischer Zeichenerkennung sierung religiöser und nichtreligiöser Konzepte und (OCR) ermöglichen. 2020 wurde mithilfe der Platt­ Praktiken, dem Umgang mit der Natur, Veränderun­ form eScriptorium – A Digital Palaeography Framework gen im Arbeitsleben und potenzielle Bedrohungen mit der Transkription und Korrektur der zuvor aus­ des Familienlebens. gewählten Quellentexte begonnen.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 29 MENSCH UND TIER AM SERENGETI ZWISCHEN THEOLOGISCHEN RESEARCH INSTITUTE. MANAGEMENT POSITIONEN UND NATIONAL- UND WISSENSCHAFTEN SAKRALI- POLITISCHEN INTERESSEN. KATHOLISCHE SIERTER NATUR IN DER ZWEITEN BISCHÖFE ALS AKTEURE DER DEUTSCH- HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS FRANZÖSISCHEN UND DEUTSCH- POLNISCHEN VERSÖHNUNG NACH DEM Bernhard Gißibl ZWEITEN WELTKRIEG (1945–1990) Seit 2020 Institutionelle Förderung Urszula Pękala 2011–2016 und 2020 institutionelle Förderung, 2017–2019 DFG-Förderung In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Serengeti-Nationalpark in Ostafrika zu einem der weltweit bekanntesten Orte vermeintlich ur­ Das Habilitationsprojekt hat in vergleichender sprünglicher Natur. Die Vielfalt und Populationsgröße Perspektive die Rolle katholischer Bischöfe im der dort lebenden Großsäugetiere, vor allem aber deutsch-französischen und deutsch-polnischen Ver­ die saisonalen Wanderungen hunderttausender söhnungsprozess nach dem Zweiten Weltkrieg unter­ Gnus und Zebras machten das Ökosystem in den sucht. Die zentrale Frage lautete: Wie positionierten Augen westlicher Naturschützer:innen zur »letzten sich Bischöfe aus der BRD, der DDR, Frankreich und Wildnis« und einem »Fenster zur Schöpfung«. Polen zwischen einer theologischen Untermauerung Zum besseren Verständnis und Management dieses des Versöhnungskonzepts einerseits und ihren poli­ Ökosystems und seiner tierischen Bewohner wurde tisch-nationalen Loyalitäten andererseits? Anfang der 1960er-Jahre auf Betreiben europäischer Die Überzeugung von der Notwendigkeit, das und nordamerikanischer Stiftungen und Naturschutz­ Verhältnis zu dem jeweiligen Nachbarland auf der organisationen das »Serengeti Research Project« Grundlage christlicher Prinzipien wieder aufzubauen, eingerichtet. 1965 wurde es zu einem formellen blieb unter den Bischöfen in allen untersuchten Län­ Forschungsinstitut zur Untersuchung von Verhal­ dern unbestritten. Allerdings variierte die praktische ten und Ökologie der freilebenden Wildtiere im Umsetzung dieses theologischen Konzepts durch Nationalpark. Das Forschungsprojekt untersucht die Bischöfe in den beiden Versöhnungsprozessen. die Wissenschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte Ausschlaggebend waren die unterschiedlichen poli­ dieser Institution, die im Kontext der Dekolonisierung tisch-gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Tansanias in den 1960er- und 1970er-Jahren zu einer sie agierten, sowie ihre jeweilige Auffassung des der wichtigsten internationalen Produktionsstätten Verhältnisses von religiöser und politischer Sphäre. biologischen und naturschutzrelevanten Wissens Sowohl hinsichtlich der Motivationen der Bischöfe über charismatische Großsäugetiere wurde. Es fragt als auch bezüglich ihrer Handlungen fiel jedoch die einerseits nach dem Beitrag verschiedener, kon­ Grenze zwischen diesen beiden Sphären äußerst kurrierender Wissenschaften des wilden Tiers zur unscharf aus – sie wurde von den Bischöfen immer Sakralisierung der Serengeti. Andererseits beleuchtet wieder kon­textabhängig ausgehandelt. es das Verständnis menschlichen und tierischen Ver­ Die auf Grundlage von Recherchen in insgesamt haltens. Untersucht wird weiterhin, ob und wie sich 28 kirch­lichen und staatlichen Archiven sowie wissen­ durch die gezielte »Afrikanisierung« des Instituts seit schaftlichen Bibliotheken in Deutschland, Frankreich den späten 1960er-Jahren die sozialen Beziehungen und Polen verfasste Monographie wurde im Dezem­ des am Institut beschäftigten Personals wandelten. ber 2020 bei der Katholisch-Theologischen Fakultät Inwieweit gingen Kategorien »rassischer« Differenz der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz als in anderen Differenzkategorien auf? Schließlich Habilitationsschrift eingereicht. analysiert das Projekt auch, wie Wissenschaft und Forschende in die Verwaltungs- und Leitungsstruk­ turen des Parks eingebunden waren und wie sich wissenschaftliche Erkenntnis zu den Erfordernissen des Parkmanagements verhielten.

30 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 »NEUE MENSCHEN« SCHAFFEN gehorsam. Der neue Mensch bei Baťa wurde zu einer UND WERDEN. RATIONALISIERUNG, ordnungsgebenden und unverfügbaren, d. h. zu einer SUBJEKTIVIERUNG UND sakralisierten, Leitidee für die industrielle Moderne. MATERIALITÄT IN BAT’AS » ›Neue Menschen‹ schaffen und werden« unter­ INDUSTRIE­STADT ZLÍN (1920–1950) sucht industrielles Leben in der südmährischen Industriestadt Zlín während der ersten Hälfte des Gregor Feindt 20. Jahrhunderts und verbindet die Perspektive von 2014–2020 institutionelle Förderung, Unternehmen und Beschäftigten. Mit Blick auf das seit 2020 DFG-Förderung Unternehmen fragt das Projekt nach der Disziplinie­ rung von Arbeiterinnen, Arbeitern und Angestellten. Es zeigt, wie die in der Schuhproduktion eingeübte »Was wollen Sie im Leben werden?« fragte das Rationalisierung auf den Alltag ausgeweitet wurde tschechoslowakische Schuhunternehmen Baťa seine und das Leben in Internaten und Wohnsiedlungen Bewerber:innen. Trotz einer Bandbreite möglicher prägte. Zudem betrachtet das Projekt die Arbeiten­ Antworten stand für Baťa das Ziel fest: Aus seinen den selbst als handelnde Subjekte und untersucht Beschäftigten sollten »neue industrielle Menschen« Personalakten, Tagebücher von Arbeitern und werden. Nur solche leistungsstarken Menschen konn­ Arbeiterinnen oder rückblickende Lebensberichte. ten, so die Überzeugung des Firmengründers Tomáš Damit arbeitet es heraus, wie das Unternehmen Baťa und seiner Nachfolger, die Herausforderungen autoritäre »neue Menschen« formte und wie sich der Moderne bewältigen und die Tschechoslowakei diese Arbeitenden das Sozialexperiment aneigneten, verbessern. Der männlich gedachte Idealtyp dieses eigensinnig neue Menschen wurden oder dies Menschen arbeitete zielstrebig an sich selbst, war vermieden. sportlich, sauber und gesund, aber auch weltge­ wandt – und vor allem dem Unternehmen gegenüber

Das luxuriöse Hotel Společenský Dům (Gesellschaftshaus) beherbergte Geschäftsreisende und internationale Gäste und stellte die Modernität und Annehmlichkeit des Lebens in Zlín zur Schau. Handkolorierte Postkarte vom 1. Mai 1937. IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 31

FORSCHUNGSBEREICH 3

MOBILITÄT UND ZUGEHÖRIGKEIT

Mobilität macht Andersartigkeit besonders sichtbar. rigkeiten hatten. Epochenübergreifend lassen sich Die Bewegung von Personen und Konzepten stellten Prozesse der sozialen und räumlichen Verflechtung bestehende politische, soziale, religiöse und regio- und Entflechtung beobachten. Zugehörigkeit konn­ nale Differenzen und Zugehörigkeiten infrage oder te unterschiedliche Aggregatszustände annehmen. veränderten sie. Differenzen und Zugehörigkeiten Differenzkategorien verstärkten sich wechselseitig, mussten von mobilen Akteur:innen und den mit traten in Konkurrenz zueinander oder neutralisierten ihnen konfrontierten Gesellschaften (neu) definiert sich. Mobilität lässt sich auf diese Weise als Testfall und ausgehandelt werden. für die Ambiguitätstoleranz von Gesellschaften ver­stehen. Umgekehrt bedingen sich verändernde Zugehörig­ Die Mitglieder des Forschungsbereichs setzten sich keiten die Mobilität von Akteur:innen. Der For- im Jahr 2020 u. a. mit digitalen Methoden und praxe­ schungs­bereich untersucht diese Phänomene in o­logischen Ansätzen auseinander. Erste Ergebnisse breiter räumlicher und zeitlicher Perspektive und wurden auf der Tagung »Ein Europa der Differenzen – stellt so das Narrativ einer stetigen Zunahme von Pluralisierung, Provinzialisierung und Säkularisie­ Mobilitäts­potenzialen infrage. Stattdessen treten rung« im November präsentiert. Diskontinuitäten, Umbrüche und schubartige Ver­ änderungen hervor, die Auswirkungen auf Zugehö­ Sprecher (2020): Thomas Weller und Markus Müller Karikatur auf die Niederschlagung der Revolutionen von 1848 / 1849: »Rundgemälde von Europa im August MDCCCXLIX«, Federlithografie von Ferdinand Schröder, 1849. IM FOKUS TRANSATLANTISCHE FAMILIEN. DIE LEBEN DEUTSCHER REVOLUTIONSFLÜCHTLINGE (1848 / 49–1914)

Sarah Panter gelangten über Zwischenstationen in der Schweiz, Seit 2015 Frankreich oder England in die USA. Durch diesen Institutionelle Förderung grenzüberschreitenden, familialen und intergenera­ tionellen Zugriff eröffnet das Projekt einerseits eine zeitlich erweiterte Perspektive auf die Wirkungsge­ Das Projekt fragt nach der Bedeutung von »Familie« schichte der Revolution und untersucht andererseits für die Handlungsmacht deutscher Revolutionsflücht­ ihr transatlantisches Erbe jenseits der Kategorien von linge während der transatlantischen Migration im Flucht, Exil oder Rückkehr. Insgesamt zeigt die Analyse »langen« 19. Jahrhundert. Die bislang vorherrschende der transatlantischen Leben deutscher Revolutions­ Deutung ihrer Leben nach 1848 / 49 entwickelt es in flüchtlinge, dass Mobilität, Familie und politisches dreifacher Weise weiter: Erstens erfasst es ihre Leben Selbst­verständnis eng miteinander verknüpft wa­ als Migrationsbiographien, das heißt, Selbstverständ­ ren und nur in ihrem Zusammenwirken verstanden nis und Handlungskompetenz der Akteure werden werden können. aus der Erfahrung ihrer transatlantischen Mobilität Indem multiple Zugehörigkeiten, grenzüberschrei­ erklärt. Dadurch schreibt sich das Projekt in das inter­ tende Mobilitätspotentiale und revolutionäre disziplinäre Forschungsfeld der »mobility studies« ein. Selbst­inszenierungen gleichwertig ein- und auf­ Zweitens analysiert es die sozialen, wirtschaft­lichen einander bezogen werden, möchte das Vorhaben und kulturellen Grundlagen des Mobilitätsprozesses schließlich auch ein neues Licht auf das transatlan­ und unterstreicht so die zentrale Bedeutung familialer tische Selbstverständnis der »Achtundvierziger / Netzwerke für die Handlungskompetenz der Akteure. Forty-Eighters« werfen: Wie verständigten sie Damit hinterfragt es auch etablierte postrevolutio­ sich durch ihre (auto-)biographische Praxis über näre Zäsuren, wie den Amerikanischen Bürger­krieg den gemeinsamen sinnstiftenden Kern ihrer Zuge- oder die Reichsgründung von 1871. Drittens nimmt hörigkeit zu dieser Gruppe und wie veränderte sich das Vorhaben nicht nur die Ehefrauen, sondern auch dieser Kern im Prozess der transatlantischen die Zugehörigkeiten und Karrieren der Kinder von Migration? Revolutionsflüchtlingen systematisch in den Blick. Neben der Niederschrift erster Teile der Habilitations­ Denn die Revolutionsflüchtlinge reisten oft nicht als schrift wurden 2020 vor allem Quellen über die Leben Individuen, sondern gemeinsam mit ihren Ehefrauen, und Karrieren der Kinder der Revolutionsflüchtlinge Kindern oder anderen Familienangehörigen und ausgewertet.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 35 MULTIPLE KONFESSIONELLE MÖNCHISCHE MOBILITÄT IM ZUGEHÖRIGKEITEN? REZEPTION UND TRANS­OSMANISCHEN RAUM. ZENSUR DES MAINZER DOMPREDIGERS DIE DONAU­FÜRSTENTÜMER UND DAS JOHANN WILD OFM (1495–1554) OSMANISCHE SÜDOSTEUROPA ZWI- SCHEN DEM 14. UND 17. JAHRHUNDERT Markus Müller Seit 2018 Mihai-D. Grigore Institutionelle Förderung Seit 2018 Institutionelle Förderung

Über die konfessionelle Zugehörigkeit des Mainzer Dompredigers Johann Wild ist sich die heutige For­ Inwiefern waren die Donaufürstentümer Walachei schung ähnlich uneins wie die kirchlichen Zensoren und Moldau eine Drehscheibe der Kommunikation des 16. Jahrhunderts. Wilds umfangreiche Postillen in der orthodoxen Welt? Das Projekt untersucht die und Bibelkommentare enthielten Zitate und Para­ Verbindung zwischen Mobilität und Herrschaft bzw. phrasen von Theologen aller Konfessionen. Seit 1550 Herrschaftsbildung am Beispiel der mönchischen Mo­ in gedruckter Form erhältlich, verkauften sie sich in bilität im »transimperialen« Südosteuropa des 14. bis ganz Europa bestens. Dabei verzichtete der Mainzer 17. Jahrhunderts. »Transimperial« wird hier nicht nur Domprediger auf konfessionelle Polemik und pran­ als Durch- und Über-Schreiten von Imperien und ihrer gerte kirchliche Missstände vehement an. Er legte Grenzen verstanden, sondern auch in einem diachro­ aber, bildlich gesprochen, seine Mönchskutte nie nen Sinn hinsichtlich des Übergangs vom Byzantini­ ab, sondern forderte Treue zur römischen Kirche. schen zum Osmanischen Reich. Die kirchlichen Zensoren in Frankreich, Spanien und Eine für 2020 geplante Tagung zum Thema »Export­ Italien verdächtigten Wild des »Lutheranismus«, gut Herrschaft« musste aufgrund der Corona-Pan­ hielten seine Schriften aber dennoch für lesens­ demie verschoben werden. Sie soll untersuchen, wert. Sie erstellten daher »expurgierte«, d. h. »von inwiefern ost- und südosteuropäische Herrschafts­ Glaubensirrtümern gereinigte« Neudrucke, die sich verbände des späten Mittelalters ihre Entstehung allerdings stark voneinander unterschieden. Ein mobilen kollektiven Akteuren verdanken. computergestütztes Verfahren – Texterkennung mit 2020 lag der Fokus auf der Literaturrecherche und dem Werkzeug »Transkribus« und Textvergleiche mit der Verschriftlichung des Projektes. Python-Skripten – legt die Differenzen zwischen den Expurgationen offen. Durch die breite theologiege­ schichtliche Kontextualisierung dieser Unterschiede lässt sich besser verstehen, wie die gedankliche Abgrenzung zwischen den Konfessionen entstand und funktionierte. Im Berichtsjahr 2020 wurden für rund 150 Seiten des Originaltexts die Expurgationen rekonstruiert, die die spanischen und römischen Zensoren vorge­ nommen hatten. Mit Hilfe der Software »TRACER« wurde ein computergestütztes Verfahren entwickelt, um Gemeinsamkeiten zwischen Texten zu suchen und so die Quellen Wilds freilegen zu können. Die Inter­ pretation der Funde und der Abgleich mit archivali­ schen Zensuren wurde erfolgreich vorangetrieben und die Verschriftlichung der geplanten Publika­ tion begonnen. Die Recherche zur Rezeption der Wild-Zensur im jakobinischen England konnte 2020 abgeschlossen werden.

Manuell zensierte Auslegung des Römerbriefs, Kap. 7, in: Johann Wild (O. F. M.), In sacrosanctum Iesu Christi secundum Ioannem Euange­ lium Commentaria … Accessit eiusdem authoris Paulinæ Epistolæ ad Romanos interpretatio etc., Alcalá de Henares (Anton Sánchez de Leyva) 1578, fol. 31r.

36 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 MIGRANTEN IN ISTANBUL. BEWEGTE LEBEN. DIFFERENZ UND ZUGEHÖRIGKEIT MOBILE IDENTITÄTEN UND IN DER OSMANISCHEN WELT DES ZUGEHÖRIGKEITEN IM IBERISCHEN 16. BIS 18. JAHRHUNDERTS ATLANTIK (1570–1700)

Denise Klein Thomas Weller Seit 2014 Seit 2018 Förderung im Rahmen des Schwerpunktprogramms Institutionelle Förderung Transottomanica der DFG, Laufzeit: 2019–2022 (zuvor institutionelle Förderung seit 2014) Das südspanische Sevilla, seit 1503 Monopolhafen für den Amerikahandel, war im 16. Jahrhundert Istanbul war und ist noch immer eine Stadt von ein Knotenpunkt der Weltwirtschaft und fungierte Einwander:innen. Nach ihrer osmanischen Eroberung als »Tor zur Neuen Welt«. Doch nur gebürtige Spanier 1453 wurden vor allem osmanische Untertan:innen und sogenannte »naturalisierte« Ausländer durften aus den Provinzen sowie Sklav:innen aus Osteuropa mit den spanischen Besitzungen in Übersee Handel in der Stadt zwangsangesiedelt. Später kamen treiben, und nicht jedem war es offiziell erlaubt, jüdische und muslimische Religionsflüchtlinge aus den Atlantik zu überqueren. Wer dies tun wollte, Spanien nach Istanbul, seit dem 16. Jahrhundert vor musste u. a. nachweisen, dass er selbst und seine allem junge Männer vom Balkan und aus Anatolien, Vorfahren katholischen Glaubens waren. In der seltener auch aus den arabischen Provinzen, dem Praxis gab es jedoch vielfältige Möglichkeiten, die Kaukasus und Iran. Sie immigrierten in der Hoffnung obrigkeit­lichen Handels- und Reisebeschränkungen auf Bildung, Karriere oder ein besseres Leben. Die Zu­ zu um­gehen. Einblicke in die Modalitäten der Reise wanderung stellte neben Staat und Stadtgesellschaft und der Lebensbedingungen in Amerika gewähren insbesondere die Migranten selbst, die sich in der u. a. Briefe von Migrant:innen an Angehörige im spa­ fremden Großstadt ein neues Leben aufbauen und nischen Mutter­land (sogenannte cartas de llamada). ein Zuhause finden mussten, vor Herausforderungen. Anhand von ausgewählten transatlantischen Biogra­ Das Projekt erzählt ihre Geschichte und untersucht phien unter­sucht das Projekt den Zusammenhang exemplarisch, anhand von Einzel- und Kollektivbio­ zwischen Mobilität und Zugehörigkeiten aus akteurs­ graphien, den Zusammenhang zwischen Migration zentrierter Perspektive. Im Mittelpunkt stehen dabei und Zugehörigkeit in der vormodernen osmanischen fremde Kaufleute, die sich im 16. und 17. Jahrhun­ Welt. Es zeigt, wie Zuwandernde unterschiedlicher dert in großer Zahl in Sevilla ansiedelten, um sich Herkunft die Differenz und die Zugehörigkeit sub­ am lukrativen Amerikahandel zu beteiligen. Auf die jektiv erlebten. Es fragt, wie sich soziale, religiöse, obrigkeitlichen Migrationsregime reagierten sie regionale und weitere Zugehörigkeiten überlagerten häufig mit Praktiken der Dissimulation und Verstel­ und wie sie von den Akteuren immer wieder neu lung. Es soll untersucht werden, wie sich derartige ausgehandelt und hierarchisiert wurden. Im Jahr Praktiken auf die »biographische Navigation« der 2020 wurde die osmanische Dichtung als Quelle zur Akteure und die Konstruktion von mobilen Identitä­ osmanischen Migrations- und Emotionsgeschichte ten und Zugehörigkeiten auswirkten. Am Beispiel von ausführlicher untersucht. Im Fokus der Literatur- und (meist protestantischen) Kaufleuten aus dem Heiligen Quellenstudien standen die Diskurse der Istanbuler Römischen Reich hat sich gezeigt, dass die individu­ Stadtgesellschaft zum Thema Migration und Zugehö­ ellen Bewältigungs­strategien bei dieser Gruppe von rigkeit. Der Sammelband »Transottoman Biographies, seltenen Fällen der konfessionellen Konfrontation bis 16th–20th c.« wurde für die Publikation im Sommer hin zu weit­gehender Anpassung an die katholische 2021 vorbereitet. Seine neun Beiträge fragen nach Konfessionskultur reichten. Während »nationale« dem Einfluss grenzüberschreitender Mobilität auf die Mehrfachzu­ge­hörigkeiten weitgehend akzeptiert Lebenswege mobiler Akteure, auf lokale Gesellschaf­ waren, waren sie im religiösen Bereich prinzipiell ten und nach der regionalen Verflechtung zwischen ausgeschlossen. dem Osmanischen Reich, Ost­europa und Iran.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 37 KULTURELLE DIFFERENZ UND FRÜH- MIGRATION UND VERGESELLSCHAF- NEUZEITLICHE AUßENBEZIEHUNGEN. TUNG JENSEITS DES NATIONALEN DIE SPANISCHE MONARCHIE UND PARADIGMAS. EINE RELATIONALE DIE HANSESTÄDTE (CA. 1570–1700) GESCHICHTE DER »RUHRPOLEN« (1860–1950) Thomas Weller Seit 2018 Anne Friedrichs Institutionelle Förderung Seit 2018 Institutionelle Förderung

Die spanische Monarchie und die Hansestädte können gleich in mehrfacher Hinsicht als »ungleiche Anlässlich der Flucht von zahlreichen Menschen nach Partner« gelten. Trotzdem kam es seit dem letzten Europa werden die Fragen, wann Migrant:innen zu Drittel des 16. Jahrhunderts zu einer wirtschaft­ einer Gesellschaft gehören und welche Folgen ihr lichen und politischen Annäherung zwischen der Aufenthalt für die Sozial- und Rechtssysteme hat, katholischen Weltmacht Spanien und den mehrheit­ besonders kontrovers diskutiert. Das Habilitati­ lich protestantischen Hansestädten, von der beide onsprojekt will solche Kontroversen in Perspektive Seiten profitierten. Am Beispiel dieses von der histo­ rücken, indem es sich mit der Geschichte der häufig rischen Forschung bislang wenig beachteten Annähe­ als »Ruhrpolen« bezeichneten Arbeitsmigrant:innen, rungsprozesses untersuchte das Projekt den Umgang Abenteuersuchenden, Kriegsgefangenen, Zwangs­ mit Differenz im Rahmen frühneuzeitlicher Außenbe­ arbeiter:innen, Flüchtlingen, Vertriebenen und ziehungen. Im Anschluss an ein erweitertes Konzept »Displaced Persons« befasst. Es untersucht, wie sich frühneuzeitlicher Außenbeziehungen gerieten dabei Fremdzuordnung und Selbstverortung veränderten nicht allein die vermeintlichen »Hauptakteure« und in einer Zeit, als die Idee einer Deckungsgleichheit Träger frühmoderner Staatlichkeit in den Blick. von Nation, Volk und Staatsterritorium zunehmend Neben politischen Funktionsträgern und Gesandten im öffentlichen und politischen Diskurs Niederschlag richtete sich das Augenmerk vielmehr auch auf an­ fand. Ältere ökonomisch und religiös geprägte Ord­ dere Akteursgruppen, wie etwa Kauf- oder Seeleute, nungsvorstellungen, so zeigt es, waren häufig ebenso die als Broker der hansisch-spanischen Beziehungen maßgeblich für die Zugehörigkeitskonstruktionen. eine nicht minder wichtige Rolle spielten. Dabei hat Die Interaktionen innerhalb der Ruhrregion, aber sich gezeigt, dass sich die Frühneuzeitforschung in auch die von ihr ausgehenden Kontakte und Kolla­ den letzten Jahren zu Recht von einigen zentralen borationen brachten eine veränderte gesellschaft­ Narrativen verabschiedet hat. Konfessions- und liche Toleranz gegenüber Vielheit hervor. Die damit Staatsbildung, ein aufkommendes Nationalbewusst­ verbundenen Tendenzen einer Entmenschlichung sein, dynastisches Prestige- und ständisches Ord­ wirkten sich erheblich auf die ökonomisch geprägten nungsdenken waren gewissermaßen nur die eine Leben und politischen Subjektivitäten aus. Seite der Medaille. Auf der anderen lässt sich gerade Durch das multiperspektivische Vorgehen trägt das auf dem Feld der Außenbeziehungen ein mithin Projekt zum einen zu einer Neukonzeptionalisierung erstaunlich pragmatischer und flexibler Umgang mit von Gesellschaft als Analysebegriff bei, der Mobilität religiösen, »nationalen« und politisch-sozialen Diffe­ und Differenz als konstitutive Elemente einbezieht. renzen erkennen, der die Frühe Neuzeit vor allem als Darauf aufbauend wird zum anderen eine europä­ eines kennzeichnet: eine Epoche der Uneindeutigkeit ische Kulturgeschichte von Zugehörigkeit als ge­ und der Vielfalt. Die Ergebnisse des abgeschlossenen schichtswissenschaftlicher Zugang entwickelt, der Projekts sind in einer Habilitationsschrift gebündelt Einheitsvorstellungen von Gruppen und distinkten worden, die im Januar 2021 an der Johannes Guten­ Sozialräumen entgegentreten kann. berg-Universität Mainz eingereicht wurde.

38 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 SÄKULARISMUS IN ÄGYPTEN lierender Konzepte. Das am IEG angesiedelte Teil­ ZWISCHEN GRENZÜBERSCHREITUNG projekt im Leibniz-Kooperationsprojekt HISDEMAB UND GRENZZIEHUNG untersucht dabei, wie globale Konzepte der Gesund­ heits- und Nationalisierungspolitik in lokale Kontexte Manfred Sing umgesetzt wurden. Das Teilprojekt soll die Kontrolle 2013–2020 und Überwachung von Räumen und Körpern vor Institutionelle Förderung dem Hintergrund des Mit- und Gegeneinanders von kolonialer Verwaltung und nationaler Elite aufzeigen. Unter Bezugnahme auf eine notwendige Moderni­ Ägypten war seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sierung wurden Prozesse gestärkt und legitimiert, ein Zentrum arabischer Intellektueller und islamischer die ein »modernes«, geschlechtlich differenziertes Reformer, die im Kampf gegen den britischen Kolo­ Subjekt konstituierten. Inwiefern klagte die von nialismus verschiedene mobile Konzepte wie etwa der politischen Umgestaltung betroffene Bevölke­ »Säkularismus« aufgriffen. Über konfessionelle und rung bereits vorhandene oder neue Formen der ethnische Grenzen hinweg debattierten sie bereits politischen Teilhabe ein? Welche Partizipations- und vor der Unabhängigkeit über Fragen der nationalen Widerstandsmöglich­keiten konnten die als nicht-nor­ Zugehörigkeit. Nachdem Teile der Forschungsarbeit mativ oder nicht-ägyptisch eingestuften – mobilen, in die Habilitationsschrift und einen Artikel geflossen ethnischen, religiösen und geschlechtlich diversen – sind, wird nun am Beispiel der transnationalen Bio­ Gruppen wahrnehmen? graphie einer arabischen Feministin, Widad Sakakini (1913–1991), gezeigt, wie sie säkulare und islamische Argumentationsweisen kombinierte, um feministi­ Noso-Politik und die Konstruktion geschlechts­spe­ sche Forderungen in der islamischen Geschichte und zifischer Stadträume im halbkolonialen Ägypten – in verschiedenen lokalen Kontexten – Libanon, Syrien Studie 1 und Ägypten – zu verankern. Die Monographie soll im Laufe des Jahres 2021 erscheinen. Die Forschung Marianne Dhenin zu mobilen Konzepten im modernen Ägypten wird ab Oktober 2020 mit neuem Schwerpunkt in einem Das Projekt verfolgt die Entwicklung eines neuen Teilprojekt des Leibniz-Verbundprojekts »The Histo­ öffentlichen Gesundheitsregimes im halbkolonialen ricity of Democracy in the Arab and Muslim World« Ägypten. Wurden diese Gesundheitsregime dazu (HISDEMAB) am IEG fortgeführt. eingesetzt, um bestimmte Geschlechterpraktiken zu normalisieren und andere als nicht-normativ auszuweisen? Wie gelang es außerdem, mit neuen SELBSTBESTIMMUNG UNTER DER Formen der Hygiene und Krankheitsprävention, Räu­ BESATZUNG? DIE HERAUS­BILDUNG me und Körper, die als nicht-normativ – schmutzig, DES MODERNEN ÄGYPTEN unnatürlich oder ungesund – galten, zu überwachen (1879–1956) und zu kontrollieren? Teilprojekt im Leibniz-Kooperationsprojekt »The Historicity of Democracy in the Arab and Muslim World« (HISDEMAB) Debatten über Staatsbürgerschaft und Säkularismus im halbkolonialen Ägypten – Manfred Sing, Marianne Dhenin Studie 2 2020–2023 Förderung: Wettbewerbsverfahren der Manfred Sing Leibniz-Gemeinschaft Kooperationspartner: ZMO Berlin, ZZF Potsdam, Die Herausbildung demokratischer Kernelemente Institut français du Proche-Orient (Amman), im halbkolonialen Ägypten stehen hier im Fokus: Manouba University (Tunis) Wahlrecht, Staatsbürgerschaft, Parlament und Verfassung, vor dem Hintergrund des Wechsels von Ägypten als international verflochtener Teil des briti­ osmanischer Herrschaft, britischem Protektorat und schen Empires, der arabischen Welt, der isla­mischen formaler Unabhängigkeit nach 1922 bei fortdauern­ Reformbewegung und des (post-)osmanischen Rau­ der britischer Präsenz. Wie wurden in diesem Prozess mes war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Treffpunkt politische, kulturelle und religiöse Zugehörig­keit von sowohl mobiler Akteur:innen als auch global zirku­ den verschiedenen Akteuren ausgehandelt?

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 39 TRANSKONFESSIONELLE MOBILITÄT. AM RANDE EUROPAS? DIE RUSSISCH-ORTHODOXE MISSION GRENZWAHRNEHMUNG UND UND DAS OSTSYRISCHE CHRISTENTUM MOBILITÄT IN DEUTSCHEN INSEL­ IM IRAN (1898–1918) DARSTELLUNGEN (1648– CA. 1763)

Stanislau Paulau Monika Barget Seit 2019 Seit 2019 Institutionelle Förderung Institutionelle Förderung

Das russisch-iranisch-osmanische Grenzgebiet wurde Wurden europäische Inselregionen in Darstellungen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einer marginalisiert? Das Projekt untersucht Texte und Kontaktzone von überregionaler Bedeutung. In Karten vermeintlich marginalisierter Insel­regionen, diesem transimperialen Raum wurde der machtpoliti­ die zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs sche Streit um den Einfluss in Zentralasien ausgetra­ und der Mitte des 18. Jahrhunderts im Heiligen gen, an dem mehrere europäische Akteure beteiligt Römischen Reich deutscher Nation oder in deutscher waren. Eng damit verbunden ist ein religionshistori­ Sprache entstanden. Im Fokus stehen Prozesse sches Phänomen, das bisher kaum erforscht ist: die der Inklusion und Exklusion sowie regionale und Aufnahme beziehungsweise Verdichtung von Kontak­ europäische Identitäten, die in den Quellen ver­ ten zwischen den lokalen orientalischen Christentü­ handelt und verbreitet werden. Einerseits kam mern und den Kirchen europäischer Provenienz. Im es durch die Standardisierung der europäischen Mittelpunkt steht hier das Fallbeispiel der Interaktion Karto­graphie, geographischen Lehrbücher und zwischen der russischen Orthodoxen Kirche und der Nachschlagewerke (u. a. für Kaufleute) zu einer Apostolischen Kirche des Ostens, jener Kirche, die in Kanonisierung und Popularisierung grundlegen­ der ostsyrischen theologischen Tradition verwurzelt den Wissens über europäische Inseln. Andererseits ist. Sie wird oft fälschlicherweise als »nestorianisch« wurden die Entwicklung von Raumkonzepten und bezeichnet. Erstmals werden die Aushandlungen die Klärung von Zugehörigkeiten zunehmend von religiöser Differenz zwischen der russischen Ortho­ Sachverständigen (z. B. Historiker oder Diplomaten) doxie und dem ostsyrischen Christentum sowie ihre übernommen, die international unterschiedlich gegenseitigen Wechselwirkungen analysiert. Der stark vernetzt waren. Im Jahr 2020 wurden diese Unter­suchungszeitraum umfasst die Zeit der unmit­- Verbindungen durch quantitative Auswertung der telbaren Tätigkeit der »Russischen Geistigen Urmia- gesammelten Metadaten im Vergleich mit beste­ Mission« (genannt nach der Stadt im Nordwesten henden Forschungsdaten analysiert. Die hier abge­ Irans) von ihrer Gründung 1898 bis zu ihrer Auflösung bildete Karte zeigt exemplarisch die Orte (rot), an 1918 im Zuge von Massakern an den christlichen Min­ denen deutschsprachige Kartographen im 17. und derheiten im osmanisch-iranischen Grenzgebiet. Wie 18. Jahrhundert Karten europäischer Inseln anfer­ hängen Mobilität und Wandel der selbst- wie auch tigten. Die grünen Punkte markieren die Orte, an fremdzugeschriebenen religiösen Zugehörigkeit zu­ denen der einflussreiche kartographische Verlag sammen? Diese Frage ist von zentraler Bedeutung für Homann aus Nürnberg über Agenten seine Atlanten, das Forschungsvorhaben. Damit möchte das Projekt die Inselkarten enthielten, vertrieb. Die Vorlagen der ein methodisches Instrumentarium erarbeiten, um Homann̕schen Kartenproduktion kamen vor allem die neueren missionsgeschichtlichen Ansätze unter aus den Niederlanden und übernahmen niederländi­ Berücksichtigung von orthodoxer und orientalischer sche Schwerpunktsetzungen in der Auswahl der dar­ Christentumsgeschichte konzeptionell auszuweiten. gestellten Orte. Textquellen wie Reiseberichte oder Im Jahr 2020 wurden die Quellenrecherchen zu die­ wissenschaftliche Traktate aber gehörten zu anderen sem Projekt entscheidend vorangetrieben. diskursiven Kontexten und vermittelten demnach komplementäre oder konkurrierende Inselbilder. Um Textquellen miteinander zu vergleichen, werden u. a. Volltexte aus der Bayerischen Staats­bibliothek München und HathiTrust für digitale Textver­gleiche genutzt.

40 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 Digitale Karten als Werkzeuge der Analyse von Mobilität: Druckorte der von deutschen Kartographen erstellten Inselkarten des 17. und 18. Jahrhunderts (rot) sowie Vertriebsorte der Homann-Atlanten aus Nürnberg (grün) im Vergleich. IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 41

DIE AUSHANDLUNG SOZIALER Das Projekt geht über diese Ansätze hinaus und BEZIEHUNGEN IN AFFILIATIONS- untersucht Interaktionen zwischen Individuen, NETZWERKEN Gruppen und ihren Zugehörigkeitsbeziehungen anhand von sogenannten Affiliationsnetzwerken. Demival Vasques Filho Wie wirken sich die Interaktionen auf die Indivi­ Seit 2019 duen aus? Indem kollektive Strukturen einbezogen Institutionelle Förderung werden, soll gezeigt werden, wie Ideen, Konzep­ te und Wissensbestände über soziale Netzwerke vermittelt wurden. Durch die Analyse historischer Das methodologisch ausgerichtete Querschnitts­ Datensätze aus unterschied­lichen Projektkontexten projekt möchte das Instrumentarium der so­ des IEG kann so ein vertieftes Verständnis mensch­ zialen Netzwerkanalyse weiterentwickeln. Im licher Beziehungen und gesellschaftlicher Struk­ Mittelpunkt stehen zentrale Forschungsfragen turen in (europäischen) Gesellschaften befördert der drei Forschungs­bereiche des IEG und seines werden. Rah­men­themas »Umgang mit Differenz«. Im Jahr 2020 wurde in dem in einer Fachzeitschrift Vorausgesetzt wird, dass soziale Beziehungen im veröffentlichten Artikel »Transitivity and degree Allgemeinen innerhalb einer kollektiven Struktur assortativity explained: The bipartite structure of social ausgehandelt werden. Die Akteure gehören sozialen networks« untersucht, wie sich die Größe sozialer Einheiten an oder nehmen an sozialen Handlungen Einheiten auf die Eigenschaften »Transitivität« (der teil, die mit dem gängigen Modell der paarweisen Freund meines Freundes ist auch mein Freund) und Interaktionen (von Individuum zu Individuum) jedoch »Gradassortativität« (stark verbundene Menschen nur unzureichend erfasst werden können. Dennoch neigen dazu, mit anderen stark verbundenen zu stützt sich die historische Netzwerkanalyse bislang interagieren) auswirkt. vor allem auf diese Art von Interaktionen.

Diagramm eines Affiliationsnetzwerkes und seiner Ein-Modus-Projektion. Akteure sind Teil von sozialen Kreisen (sind ihnen angegliedert), die durch das Zwei-Modus-Netzwerk dargestellt werden. Das Ein-Modus-Netzwerk repräsentiert die Beziehungen, die als Folge solcher Zugehörigkeiten entstehen. IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 43 Blog des Bereichs Digitale Historische Forschung | DH Lab. DIGITALE HISTORISCHE FORSCHUNG | DH LAB

Der Bereich »Digitale Historische Forschung | DH Lab« Es unterstützt ein kontinuierliches Management ist die Antwort des IEG auf die zukunftsweisenden digitaler Forschungsdaten im laufenden For­schungs­ Herausforderungen des digitalen Wandels in der prozess. Den vernetzten, dezentralen und koopera­ Wissenschaft. So werden im DH Lab einerseits die tiven Strukturen digitaler Forschung entsprechend Aktivitäten digital gestützter Forschung gebündelt, pflegt das DH Lab ein breites Netzwerk und baut andererseits wirkt es in die Arbeit der Forschungs­ auf die fachübergreifende Zusammenarbeit mit bereiche am IEG hinein, um dort Quellenkritik, Part­­nereinrichtungen. Heuristiken und Analysen mit digitalen Werkzeugen Das geschieht auf regionaler Ebene im »Mainzer und Verfahren zu unterstützen. Die Mitglieder des Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kultur­ DH Lab forschen zu eigenen Vorhaben im Rahmen wissenschaften« (mainzed) und findet darüber des Forschungsprogramms des IEG, konzipieren hinaus auf nationaler und europäischer Ebene neue Verfahren und Methoden zur formalen statt. Die in diesen Kooperationszusammenhängen Model­lierung historischer Fragestellungen und entwickelten Methoden weisen einerseits über unter­stützen den Transfer digitaler Verfahren in die am IEG bearbeiteten Forschungsfragen hinaus, der Nachwuchsförderung. und wirken andererseits produktiv auf sie zurück, indem das DH Lab den Dialog in und zwischen Darüber hinaus wird aus dem DH Lab die Entwick­ den Forschungsbereichen über geisteswissen­- lung, der Ausbau und die Kuration digitaler For­ schaftliche Verfahren und Methoden anregt und schungsinfrastrukturen koordiniert (u. a. IEG digital). befördert. Blog des Bereichs Digitale Historische Forschung | DH Lab. IM FOKUS PLÖTZLICH DIGITAL: VIRTUELLE LEHRE IN DER COVID-19-PANDEMIE

Das IEG ist Gründungsmitglied des Mainzer Zen­ Das Team des DH Labs hat sich mit den Erfahrungen trums für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissen­ auseinandergesetzt und darüber mit Kolleg:innen schaften (mainzed), das Wissenschaftler:innen am IEG diskutiert. Als wichtigste Lektion und über die Fächergrenzen hinweg einen Rahmen gibt, zukünftige Herausforderung für die Lehre hat sich um die digitale Forschung und Lehre in Mainz wei­ dabei die Ausbalancierung aus synchroner Kom­ terzuentwickeln. In den Mainzer Masterstudiengang munikation, vorrangig per Videokonferenz, und »Digitale Methodik in den Geistes‐ und Kulturwissen­ asynchronen Arbeitsaufträgen herausgestellt. schaften« bringen sich die Mitglieder des DH Lab mit Am erfolgversprechendsten scheint eine zweck­ unterschiedlichen Kompetenzen und Schwerpunkten orientierte Abwechslung der Formate zu sein: regelmäßig ein. Live-Diskussionen per Video, Gruppenarbeiten und Das DH Lab des IEG bietet für die Studierenden Chatkommunikation sowie Lektüre oder Einzelauf­ wertvolle Einblicke in die Anwendung digitaler Me­ träge. Wöchentliche Videokonferenzen mit umfang­ thoden in aktueller Forschung. Aus den im DH Lab reichem Präsentationsanteil erhöhen dagegen die versammelten Kompetenzen und Erfahrungen sind Belastung der Studierenden. Der Lehrvortrag wird bereits Veranstaltungen aus den Themenfeldern vor allem als Aufzeichnung präferiert oder sollte Netzwerktheorie und Netzwerkanalyse, digitale Edi­ durch eine Textfassung ergänzt werden, um die tionen, digitale Kunstgeschichte, Public Humanities Inhalte in Tempo, Zeitplan und Tiefe individuell zu (öffentliche Geschichte) sowie Projekt‐ und Prozess­ erschließen. management in DH‐Projekten entstanden. Innerhalb Die erzwungene, plötzliche und vollständige Um­ des mainzed deckt das IEG den Bereich »Digital stellung auf digitale Distanzlehre lenkte den Blick History« (digitale Geschichtswissenschaften) ab und auf grundsätzliche Aspekte des digitalen Wandels. erweitert so die Perspektive des Studiengangs the­ Digitale Werkzeuge wurden über Nacht zur kritischen matisch und methodisch. Infrastruktur, und dem Zugang zu einem breiten Die Schließung der Hochschulen war seit Beginn der Angebot an digitalen Diensten kommt zukünftig eine COVID-19-Pandemie Teil der Einschränkungen, die das Schlüsselrolle zu. Die digitalen Werkzeuge und For­ Virus eindämmen sollten. Das Sommersemester 2020 mate sind als Erweiterung, nicht als Ersatz analoger musste in kürzester Zeit auf ein reines Online-Semes- Angebote konzipiert. Sie können die Kommunikation ter umgestellt werden und die Lehre im Winter 2020 / 21 entlasten, verbessern oder effizienter gestalten, aber fand vollständig im digitalen Raum statt. Die plötzli­ nicht fehlende physische Interaktion kompensieren. che Umstellung hat dabei auch die Lehrenden »digita­ Eine einfache Übertragung etablierter Methoden ler« Themen unvermittelt und folgenreich getroffen. und Abläufe ins Digitale scheitert oft – eine gewinn­ Denn die Vermittlung digitaler Methodik setzt ebenso bringende digitale Transformation erfordert auch auf physische Begegnung und direkte Interaktion. ein Neudenken der eigenen Routinen.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 47 ConedaKOR CLARIAH-DE

Die Open-Source-Software ConedaKOR, ein graph­ Seit dem Gründungsjahr 2011 war das IEG in den basiertes Datenbanksystem, dient der Verwaltung Infrastrukturverbund DARIAH-DE (Digital Research und Präsentation akademischer Objektsammlungen Infrastructure for the Arts and Humanities) involviert aus den bildbasierten Kultur- und Geisteswissen­ und damit auch Teil des europäischen Netzwerkes schaften. In ConedaKOR werden die Informations­ DARIAH-EU. Auf nationaler und europäischer Ebene zusammenhänge innerhalb eines Graphen organi­ bildet DARIAH-DE einen strategischen Angelpunkt der siert, der den Kontext ebenso wie die Beziehungen Infrastrukturentwicklung für die Geisteswissenschaf­ der Entitäten untereinander (Werke, Objekte, Perso­ ten. Im Laufe der drei Förderphasen von DARIAH-DE nen, Orte etc.) darstellt. Das passiert inklusive ihrer (2011–14, 2014–16 und 2016–19) wurde eine digitale multimedialen Repräsentationsformen (Abbildungen, Forschungsinfrastruktur für die Geistes-­ und So­ Videos, PDFs etc.). Die Netzwerkstruktur eröffnet zialwissenschaften entwickelt und aufgebaut. Im dabei alternative und explorative Recherchemöglich­ Anschluss an die Förderphase wurde die Infrastruktur keiten. Standardisierte Schnittstellen vereinfachen DARIAH-DE durch eine Betriebskooperationsvereinba­ die Integration in bestehende Systeme und ermög­ rung bis 2021 von 16 Partnerinstitutionen betrieben lichen maschinelle Abfragen. Ein detailliertes Be­ und mit dem Vorhaben CLARIN aus den Sprachwissen­ rechtigungs- und Authentifizierungssystem erlaubt schaften zusammengeführt (CLARIAH-DE). paralleles Arbeiten mehrerer Arbeitsgruppen. Als eine der DARIAH-DE mittragenden Einrichtungen Neben der Möglichkeit, mit dem als Open Source engagierte sich das IEG durch Eigenleistungen des verfügbaren Code eigene ConedaKOR-Instanzen zu Bereichs Digitale Historische Forschung | DH Lab. betreiben, wird das seit 2008 kontinuierlich weiter­ Neben Tätigkeiten im Bereich Dissemination und entwickelte System auch als »Software as a Service« Beratungsaufgaben verantwortete das DH Lab 2020 (SaaS) im Rahmen von DARIAH-DE als eine »in-a-box«- die Organisation und Durchführung mehrerer Work­ Lösung angeboten. Mit dem Dienst werden neben shops zu Themen der Digital Humanities (s. S. 80). reinen Forschungseinrichtungen insbesondere auch Die Partnereinrichtungen von CLARIAH-DE sind Teil Lehrstühle an Universitäten angesprochen, die Objek­ verschiedener Konsortien und Initiativen der Nationa­ te mit visuellen Medien verwalten. Sie könnten diese len Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Neben der damit Wissenschaftler:innen sowie Studierenden Infrastrukturförderung wird die Nachhaltigkeit auch zugänglich machen. über einen geplanten Verein zur Bündelung und Steu­ Der Bereich Digitale Historische Forschung | DH Lab erung des gemeinsamen Angebotes vorangetrieben. des IEG beteiligt sich nicht nur aktiv an der weiteren Das IEG wird mit dem DH Lab auch in den kommenden Konzeption und Entwicklung der Software gemein­ Jahren sein Engagement für nachhaltige Forschungs­ sam mit der Community – u. a. wurde im Februar infrastrukturen in den historisch arbeitenden Geistes­ 2020 im IEG ein Workshop zur Software durchgeführt wissenschaften kontinuierlich fortsetzen. (s. S. 81) – sondern beriet auch Interessierte der Fach­ wissenschaft im Rahmen der Betriebskooperations­ vereinbarung mit DARIAH-DE.

48 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 RESEARCH INFRASTRUCTURE­ ON RELIGIOUS STUDIES (ReIReS)

Irene Dingel (verantwortlich), Anna Aschauer und Jaap Geraerts (Projektmitarbeit) Seit 2018 Förderung: Europäische Kommission, H2020-INFRAIA-2016-2017 Koordination: FSCIRE Bologna

Zusammen mit akademischen Institutionen aus sie­ und »Training Schools«, angeboten, in denen Wis­ ben weiteren europäischen Ländern arbeitet das senschaftler:innen weitere Kompetenzen erwerben IEG seit 2018 in dem Projekt ReIReS daran mit, können und die beteiligten Partner­institutionen ihre eine europaweite Gemeinschaft von Forschenden zu Kenntnisse und Erfahrungen vermitteln. bilden, um mit ihnen eine europa­weite Forschungs­ Im Jahr 2020 war das IEG mit dem Bereich Digi­tale infrastruktur für religionsbezogene Studien aufzu­ Historische Forschung | DH Lab im Rahmen von bauen. ReIReS hauptsächlich für die Koordination dieser Diese Infrastruktur soll zum einen aus technologi­ »Digital Humanities Workshops« und »Training schen Hilfsmitteln bestehen, wie z. B. webbasierte Schools« verantwortlich. Wegen COVID-19 wurden Daten­banken, die Forschenden den Zugang zu den diese Veranstaltungen auf Online-Formate um­ Sammlungen der Partnerinstitutionen des Projekts gestellt. In diesem neuen Format haben mehrere ermöglichen. Zum anderen werden eine Vielzahl von Mit­arbeitende des IEG an verschiedenen Veran­ Veranstaltungen, wie »Digital Humanities Workshops« staltungen der Partnerinstitutionen teilge­nom­men.

Vor-pandemische Zeiten: Die ReIReS-Generalversammlung, , 30. Januar 2020.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 49 RESILIENCE FORSCHUNGSDATENMANAGEMENT

Irene Dingel (verantwortlich), Sofie Sonnenstatter (Projektkoordination am IEG) Digitale Daten bilden in vielen Vorhaben am IEG die Seit 2019 Grundlage für die Beantwortung von Forschungs­ Förderung: EU-Kommission Horizon 2020, fragen. Das Forschungsdatenmanagement umfasst H2020-INFRADEV-2018-2020 die systematische, planvolle und gesteuerte Vor­ Koordination: FSCIRE Bologna gehensweise, die alle datenverarbeitenden Arbeits­ abläufe effizient, effektiv, sicher und nachvollziehbar gestaltet. Die Koordinationsstelle im DH Lab (Fabian Mit RESILIENCE (REligious Studies Infrastructure: Cremer) leistet sowohl eine individuelle Unterstüt­ tooLs, Expert, conNections and CEnters in Europe) zung für die einzelnen Vorhaben als auch für instituti­ ist das IEG, gemeinsam mit elf weiteren beteiligten onelle Aufgaben. Das umfasst neben der Kuration der Institutionen aus zehn Ländern, am Aufbau einer Datenbestände, der Koordination von Infrastruktur Forschungsinfrastruktur für die religionsbezogenen sowie der Einführung von Standards auch die Mit­ Wissenschaften beteiligt. Im September 2020 wurde gestaltung des fachspezifischen Forschungsdaten­ der Antrag zur Aufnahme auf die ESFRI-Roadmap, managements. d. h. auf die Liste der vom »European Strategy Forum Mit der Einrichtung der Koordinationsstelle lag der on Research Infrastructures« priorisierten Infra­ Fokus zunächst auf der Analyse der Bedarfe in beste­ strukturvorhaben, eingereicht. henden Vorhaben sowie vorhandener Prozesse und Ziel von RESILIENCE ist es, eine dezentrale, inter­ Praktiken im Umgang mit Forschungsdaten. Die The­ disziplinäre Forschungsinfrastruktur aufzubauen, die men der Beratung umfassten Datensicherheit, Quel­ Zugang zu Quellen, Forschungsdaten und digitalen lenorganisation, Datenmodellierung und automati­ Diensten erleichtert. Digitale Werkzeuge zur Erfas­ sierte Sammlung von Daten sowie die Einbindung von sung, Verarbeitung und Analyse religionsbezogener Forschungsdatenmanagement in Drittmittelanträge. Daten werden zur Verfügung gestellt und Forschende In der fachspezifischen Weiterentwicklung stand bei deren Auswahl und Anwendung begleitet. Zudem neben dem Engagement des IEG in der Nationalen soll die internationale Vernetzung sowie der Aus­ Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) ein Weiterbil­ tausch zwischen verschiedenen religionsbezogenen dungskonzept für Nachwuchswissenschaftler:innen. Forschungsfeldern angeregt und erleichtert wer­ In einigen Projekten ist das Forschungsdatenmanage­ den. Neben der Bereitstellung innovativer digitaler ment bereits integriert und verankert. In RETOPEA Dienste, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der trans­ (s. S. 18) unterstützt Ilenia Laudito als Forschungsda­ disziplinären Religionsforschung, trägt RESILIENCE tenmanagerin die digitalen Produktions- und Publi­ der Notwendigkeit physischer Zugänge zu Archiven kationsprozesse der Bildungsmaterialen sowie deren und Spezialbibliotheken Rechnung, etwa durch ge­ Integration in eine virtuelle Umgebung. Langfristiges plante Stipendien für Forschungsaufenthalte. Diese Ziel ist es, dass alle Forschenden am IEG das Datenma­ Brücke zwischen physischen und digitalen Zugängen nagement in ihre wissenschaftlichen Arbeitsabläufe unterscheidet RESILIENCE von bestehenden Infra­ integrieren können. So werden auch die gemeinsame strukturen im Bereich der Geistes- und Sozialwissen­ Nutzung und Nachnutzung digitaler Forschungsdaten schaften. sowie deren Integration in Open-Access-Publikatio­ In der 2019 begonnenen frühen Vorbereitungs­ nen vorangetrieben. phase erhält RESILIENCE finanzielle Förderung durch Horizon 2020. Das IEG ist dabei für die Entwicklung einer Organisationsstruktur, inklusive einer Personal­ strategie, sowie für die Ausarbeitung von Zugangs­ richtlinien und -prozessen für Nutzer:innen zuständig.

50 IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 »LINKED ART« – SONDIERUNGS­ BOMBER’S BAEDEKER: PROJEKT ZUM EINSATZ DER VOM BILD ZUM TEXT NETZWERKANALYSE IM BEREICH DER KUNSTGESCHICHTE Ines Grund, Thorsten Wübbena Seit 2019 Demival Vasques Filho, Thorsten Wübbena Institutionelle Förderung Seit 2020 Partner: h-da Institutionelle Förderung

2019 wurde die originale Ausgabe des »Bomber’s Ausgelöst durch das Seminar »Network Science in the Baedeker: Guide to the Economic Importance of Humanities«, das IEG-Mitarbeiter Demival Vasques German Towns and Cities« (2. Auflage, 1944) des IEG Filho im Sommersemester 2020 im Mainzer Master­ vom Servicezentrum Digitalisierung und Fotodo­ studiengang »Digitale Methodik in den Geistes- und kumentation der Universitätsbibliothek Mainz Kulturwissenschaften« durchführte, starteten die digitalisiert und im Open Access zur Verfügung Studierenden Sophia Renz und Vanessa Tissen ein gestellt. Aufbauend auf einer Machbarkeitsstudie, Projekt, um die Nutzung der sozialen Netzwerk­ die im Wintersemester 2019 / 20 an der Hochschule analyse für Forschungsfragen in der Kunstgeschichte Darmstadt durchgeführt wurde, entstand 2020 das mit Daten aus Museen zu erkunden. Sie untersuchten Konzept für einen automatisierten Prozess, der im die vom Museum of Modern Art (New York) bereitge­ Herbst 2020 umgesetzt wurde: die Transformation stellten Daten und die hieraus abzuleitenden Netz­ vom digitalisierten Druckwerk (Bild) zum maschinen­ werke von Künstlern basierend auf den vom Museum lesbaren Text (XML) in einem dreistufigen Verfahren. kuratierten Ausstellungen ihrer Kunstwerke. Zunächst wurden wiederholt auftretende Fehler in Das IEG griff dieses studentische Interesse und En­ der automatischen Texterkennung OCR (optical gagement auf und startete das »LinkedArt«-Projekt character recognition) verbessert, die im weiteren am DH Lab, um die weiteren Anwendungsmöglichkei­ Verlauf des Skriptes zu Fehlern oder falscher Er­ ten von Netzwerkmethoden in der Kunstgeschichte fassung der Objekte führen könnten. So wird etwa zu untersuchen. Das Hauptziel ist, den Designprozess die Entfernungsangabe »miles« durch das teilwei­ von Untersuchungen und Fragestellungen zu diskutie­ se unklare Druckbild als »ndles« erkannt. Mit der ren, die Netzwerke in der Kunstgeschichte einbezie­ Erstellung eines Verzeichnisses der häufigsten Fehler hen: Welche Datensätze können fruchtbar gemacht war eine effektive Autokorrektur möglich. Danach werden? Welche Arten von Informationen in diesen wurden mithilfe eines Skripts bestimmte Muster im Datensätzen sind relevant? Wie werden Netzwerk­ Text abgefragt, z. B. Städtenamen in Großschrift oder grenzen definiert? Geokoordination mit Gradzeichen, und hierüber die »Netzwerkanalyse kann in der Kunstgeschichte jeweiligen Objekte erkannt, bevor dann im finalen gewinnbringend sein. Wenn Kunsthistoriker:innen Schritt diese Informationen auch in die Textdatei dafür sensibilisiert werden, ihre Quellen als komplexe übertragen werden (in einer XML-Struktur). Datensätze für die Netzwerk­analyse zu betrachten, Die Transformation von digitalisierten Druckwerken könnte die Zusammenarbeit mit Netzwerkanalysten von einer Bilddatei zur maschinenlesbaren XML-Da­ noch viele spannende Forschungsthemen / -fragen tei ist für zahlreiche Methoden der Digital Humani­ aufdecken«, fassen Sophia Renz und Vanessa Tissen ties ein wichtiger Schritt in der Datenaufbereitung ihren Ansatz zusammen. und für Nachnutzungsszenarien (z. B. für Websites, maschinelles Lernen oder auch Datenvisualisierung). Die Erfahrungen, Arbeitsabläufe und die Skripte aus diesen Vorhaben erleichtern die Arbeit in zukünftigen Projekten. Die angereicherten Daten des »Bomber’s Baedecker« sind nun bereit für weitere Forschungs­ arbeiten, etwa eine tiefere Auszeichnung oder erste Analysen.

IEG-Jahresbericht 2020 | Forschungsprogramm 2018–2023 51 Seit den 1960er-Jahren waren viele junge Forschende aus dem »Ostblock« als Stipendiat:innen am Mainzer Institut. Einige berich- teten dann »zuhause« über die westdeutsche Forschungslandschaft. FÖRDERUNG UND VERNETZUNG

NACHWUCHS UND KOOPERATIONEN

Interview mit Caroline Fink (Ohio, USA), Senior Research Fellow am IEG 2020, s. hier S. 60f. Kollektive Individualförderung: das internationale Stipendienprogramm

Schon die ersten Gründungspläne sahen vor, jüngere For- schende – »etwa je zur Hälfte Deutsche und Auausch-Aus- länder« – als Stipendiat:innen in Mainz zu fördern. Diese Idee wurde kontinuierlich zu einem Programm ausgebaut. Das Auswärtige Amt finanzierte Stipendien für Forschen- de aus anderen Ländern. Bis 1990 waren etwa 570 jüngere Forschende mit Förderung des Instituts oder anderer Geld- geber in Mainz. Etwa 100 von ihnen kamen mehrmals ans Institut.

Wohnheimzimmer in der Domus Universitatis um 1981.

Politische Zuordnung in Europa (Forschungsaufenthalte // Machtblöcke nach Staats­angehörigkeit) | IEG 2020.

Erst seit 1966 durften auch Wissenschaftlerinnen im Institutsgebäude wohnen: Korrespondenz zwischen der Vorprüfungsstelle der Obersten Landesbehörden beim Rechnungshof und dem IEG, 1961 / 1964. STIPENDIEN- UND GASTWISSENSCHAFTLER­ PROGRAMM

» Ich habe das IEG als Ort der gelebten eu­ro­pä­ischen Vielfalt empfunden. « Indravati Félicité, Senior Research Fellow am IEG 2020

» Nebenbei sei auch noch bemerkt, dass ich das tägliche Zusammenleben mit anderen Fellows am IEG gerade in den Zeiten der Abschottung während des Lockdowns im Frühjahr und Winter persönlich auch immer als einen Segen erfahren habe. « Tom Menger, Stipendiat am IEG 2019–2020

LIVING RESEARCH

Mit seinen Stipendien für Promovierende und Post- und Internationalisierung des Instituts bei. Im Be- docs fördert das IEG Forschungsvorhaben zur europä- richts­jahr haben 41 Personen Forschungs­pro­jekte ischen Geschichte von der Frühen Neuzeit bis 1989 / 90. am IEG verfolgt. Wesentlicher Bestandteil des wissenschaftlichen Zugleich empfängt das IEG Gastwissenschaftler:innen Lebens am IEG ist das wöchentliche Forschungs­kol­ aus aller Welt, die am IEG ihre Forschung voran­­trei­ loquium, in dem Projekte vorgestellt und diskutiert ben wollen. Die verschiedenen Stipendien für For­ werden. Damit schafft es Verbindugen unter den schen­de aus dem In- und Ausland und das Senior Re- Forschenden am IEG und lädt zum wis­senschaftlichen ­search Fellowship Programme tragen zu Vernetzung Austausch und zur Dis­kus­si­on ein.

Wohnheimzimmer mit Blick auf den Dom, 2020. STIPENDIEN- UND GASTWISSENSCHAFTLER­PROGRAMM

Im Rahmen des Stipendien­pro­gramms fördert das IEG Nachwuchswissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland.

ANTEILE DER FÖRDERARTEN AM IEG 2020

Förderung mit 30 % Drittmitteln 52 % IEG-Stipendien für Promovierende

Senior Research 8 % Fellowships

IEG-Stipendien 10 % für Postdocs

56 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung WOHER KAMEN DIE STIPENDIAT:INNEN UND GASTWISSENSCHAFTLER:INNEN?

Promovierende

Postdocs

Gastwissenschaft- ler:innen

Senior Research Fellows *

Gesamt

Forschungseinrichtungen innerhalb Deutschlands Forschungseinrichtungen außerhalb Deutschlands

* SRF wurden nur an Fellows aus dem Ausland vergeben.

GEFÖRDERTE PERSONEN NACH AFFILIATION UND NACH NATIONALITÄT

Vereinigtes Königreich USA Ungarn Türkei Slowakei Schweiz Sambia Rumänien Österreich Niederlande Litauen Kolumbien Kanada Japan Italien Israel Frankreich Deutschland Bosnien-Herzegowina Äthiopien Gesamt

Affiliation (Sitzland der wissenschaftlichen Einrichtung) Nationalität

IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 57 » Ich habe das IEG als Ort der gelebten eu­ro­pä­ischen Vielfalt empfunden. « Indravati Félicité, Senior Research Fellow am IEG 2020

» Nebenbei sei auch noch bemerkt, dass ich das tägliche Zusammenleben mit anderen Fellows am IEG gerade in den Zeiten der Abschottung während des Lockdowns im Frühjahr und Winter persönlich auch immer als einen Segen erfahren habe. « Tom Menger, Stipendiat am IEG 2019–2020

» 2020 war ein besonderes Jahr, und ich kam am Institut genau zu dem Zeitpunkt an, als Europa wegen des Coronavirus zum ersten Mal begann, seine Bürger in den Lockdown zu schicken. Alle Konsequenzen daraus haben natürlich das Schreiben verzögert. Aber es machte das IEG auch, vielleicht mehr als sonst, zu einem idealen Rückzugsort zum Schreiben. « Morgane Walter, Stipendiatin am IEG 2020

58 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 59 IEG-ALUMNI

Seit Bestehen des Instituts entstanden sind. Langfristig sollen Interessierte Informationen haben rund 1500 Personen aus beide Seiten von der Beziehung über das Institut, Publikationen aller Welt am IEG geforscht. Die profitieren: durch regelmäßige und vieles mehr über die Social- verschiedenen Gruppen von Kommunikation mit den Alumni Media-Kanäle auf Facebook und Forschenden aller Qualifizierungs- und ihre Einbindung in aktuelle Twitter. stufen bilden die Gesamtheit der Forschungs­zusammenhänge des Eine Anmeldung zum IEG-Alumni- IEG-Alumni. Mit einer gezielten IEG. Seit 2019 informiert das IEG Newsletter ist jederzeit möglich. Alumni-Arbeit knüpft das IEG an zweimal pro Jahr seine Ehemali- die persönlichen Kontakte an, gen mit einem Newsletter über URL: Forschungsaufenthalte in Mainz in Mainz. Außerdem erhalten

ALUMNI IM FOKUS

• IEG-Alumna Mona Garloff • IEG-Alumna Sarah Lentz wur- • IEG-Alumna Nora Mengel wur- erhält für ihr Forschungsprojekt de für ihre Dissertation von de für ihre Dissertation »Biogra- »Fernbuchhandel in Wien und »unifreunde« der Universität ph(i)en des Reichs? Zum Werk- Prag 1680–1750« an der Univer- Bremen und der Jacobs Univer- und Selbstverständnis von sität Innsbruck eine Förderung sity Bremen mit dem »Bremer Constantin von Wurzbach und durch den österreichischen Studienpreis für herausragende Aleksandr A. Polovcov« mit Fonds zur Förderung der Abschlussarbeiten« ausge- dem Forschungspreis der Stif- wissenschaftlichen Forschung. zeichnet. Ihre Dissertation tung für Personengeschichte • IEG-Alumnus Luka Ilić, der » ›Wer helfen kann, der helfe!‹ ausgezeichnet. sich mit dem Leben und Deutsche SklavereigegnerInnen • Der ehemalige Executive Chair Wir­ken des aus Istrien und die atlantische Abolitions- des Arts and Humanities Re­- stammenden Reformators bewegung, 1780–1860« ist 2020 search Council (AHRC), IEG- Matthias Flacius Illyricus be- in der VIEG-Reihe erschienen Alumnus Andrew Thompson, schäftigt, hat am 17. August (s. S. 92). wurde in den New Year Hon­ 2020 für sein viel­fältiges Wir- ours für seine Verdienste ken den Ehrenpreis von Labin, um die Wissenschaft zum der Heimatstadt von Flacius, Command­er of the Order of the er­halten. British Empire (CBE) ernannt.

IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 59 » Ich habe im März 2020 einen Ort entdeckt, an dem ich konzentriert und produktiv inmitten einer kongenialen wissenschaftlichen Gemeinschaft arbeiten konnte. «

INTERVIEW MIT IEG- Nachwuchswissenschaftlern so- am IEG verfolgt werden, sowie ALUMNA CAROLE FINK wie Kolleginnen und Kollegen über von den Aktivitäten, an denen ihre angenehmen und produktiven ich teilnahm. Ebenso schätze Carole Fink besuchte das IEG im Aufenthalte erhalten habe. ich die Freundlichkeit der Insti- Frühjahr 2020. Das Auftreten der Im März 2020, als ich an das Institut tutsleitung, der Mitarbeiterinnen Corona-Pandemie beendete früh- in Mainz kam, stand ich gerade an und Mitarbeiter und Fellows, die zeitig ihren Aufenthalt, aber trotz einem wichtigen Punkt meiner For­- Häufigkeit und den Tiefgang der dieser kurzen Zeit zeigte sie sich schung. Nachdem ich einige Dut- Gespräche und, ja, die Schönheit begeistert vom wissenschaftlichen zend Archive besucht hatte, wollte der Stadt Mainz. Kurz gesagt, Austausch am Institut in Mainz. ich nun meine Zeit am Institut nut­- ich habe im März 2020 einen Ort Ihr Forschungsschwerpunkt ist zen, um meine Notizen zu überar­ entdeckt, an dem ich konzentriert die Neuere / Neueste Europäische bei­ten, Sekundärliteratur zu kon­- und produktiv inmitten einer Geschichte. Wie sie zu diesem sul­tieren, einen Artikel für die Ver­- kongenialen wissenschaftlichen Schwerpunkt gekommen ist, er- öffentlichung vorzubereiten und Gemeinschaft arbeiten konnte. zählt sie im Interview. Außerdem meine Ergebnisse den Kolleginnen spricht sie über ihre Erfahrungen und Kollegen am IEG zu prä­sentieren. An welchem Thema haben Sie aus mehr als 50 Jahren wissen- während Ihres Fellowships am schaftlicher Arbeit sowie über die Welchen Eindruck haben Sie IEG gearbeitet? Vorteile des Reisens. vom IEG erhalten (von seinem Im Mittelpunkt meines Buch- Forschungsprogramm, von projekts steht der unerwartete Wie sind Sie auf das Institut auf- seinen Netzwerken)? und größtenteils unbekannte merksam geworden? Ungeachtet der Kürze meines Zustrom von tausenden sowjeti- Ich bin schon seit geraumer Zeit Aufenthaltes sind meine Eindrücke schen Jüdinnen und Juden nach mit dem Institut vertraut, da ich äußerst positiv. Ich war beein- Westdeutschland vor Beginn der immer wieder Berichte von Nach- druckt von Bandbreite, Umfang großen Einwanderungswelle in wuchswissenschaftlerinnen und und Originalität der Themen, die den 1990er-Jahren. Diese frühen

Carole Fink schätzt die Schönheit der Stadt Mainz.

60 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung IM FOKUS

sowjetisch-jüdischen Ankömmlin- von meiner in Polen geborenen Sie sind über die Jahre hinweg ge entschieden sich aus verschie- Großmutter, die mit 15 Jahren weit gereist (so z. B. nach Aus- denen Gründen dafür, sich in dem den Atlantik überquerte. Bedeut- tralien, China und an viele ver- Land niederzulassen, das nicht nur sam war auch meine Stu­dienzeit schiedene Orte in Europa), aus während des Zweiten Weltkriegs in New York im Schatten des Forschungsgründen und privat. die Shoah verübt hatte, sondern Zweiten Weltkriegs und des Kalten Gerade in der jetzigen Zeit, in der bis Anfang der 1970er-Jahre auch Krieges sowie meine weiteren viele von uns zu »Schreibtisch­ von der sowjetischen Regierung Studien bei deutschen emigrier- gelehrten« werden mussten, bin verunglimpft worden war. War- ten Professoren. Schließlich war ich besonders dankbar für die um haben sie diese Entscheidung da noch meine frühe Liebe zur Möglichkeiten, die ich hatte, die getroffen? Wie wurden sie von europäischen Literatur und meine Welt aus erster Hand kennenzu- lokalen und nationalen Autori- Bewunderung für Joseph Con- lernen. Das Studium von Original- täten aufgenommen? Welche rad, Thomas Mann, Isaak Babel, dokumenten in dutzenden von Ar- diplomatischen Komplikationen André Malraux und Ignazio Silone. chiven, das Fachwissen vor Ort zu ergaben sich daraus? Und welche nutzen, die Befragung historischer Aus­wirkungen hatte ihre Ankunft Sie wurden 1968 promoviert. Akteurinnen und Akteure und der auf die BRD und ihre jüdische Seitdem waren Sie in der akade- Besuch der Orte, an denen sich Gemeinde? mischen Welt tätig. Wie hat sich die Ereignisse ereignet haben, Mein Vortrag am Institut sollte sich die akademische Welt seitdem waren allesamt unschätzbare auf das überraschende Auf­treten verändert? Ihre Erfahrungen sind Erfahrungen, ebenso wie meine von ungefähr 650 sow­je­ti­schen Ju- wahrscheinlich anders als die, mit informellen und formellen Begeg- den und Jüdinnen in West-Berlin zwi- denen junge Akademikerinnen nungen an Forschungs­zentren und schen 1973 und 1975 konzen­trieren. und Akademiker heute konfron- auf Konferenzen mit zahlreichen Die unbeständige Emigrationspolitik tiert werden. Wissenschaftlerinnen und Wis- der UdSSR wollte ich untersuchen, Von den zahlreichen Veränderun- senschaftlern, die zu langjährigen wie auch die geltend gemachte gen, die ich seit meinem Eintritt Kolleginnen und Kollegen und Entscheidungs­freiheit der sowjeti- in die Wissenschaft erlebt habe, Freundinnen und Freunden gewor- schen jüdisch Glaubenden. Warum waren diese drei die bemerkens- den sind. Darüber hinaus haben emigrierten sie statt nach Israel wertesten: die Einladungen, Studierende und oder in die USA nach West-Berlin? (1.) Die neuen Forschungs­­themen, Promovierende in Israel, China, Was war die Antwort der deut- die möglich wurden durch die Er­ Australien und Deutschland zu schen Behörden und Autoritäten weiterung der sprachlichen Fähig­ unterrichten, meine wissenschaft­ und der jüdischen Gemeinschaft keiten und der globalen Per­spek­ti­ liche Perspektive und mein Ver- auf diese unerwarteten (und ven von Wissenschaft­lerinnen und ständnis sehr bereichert und viel haupt­sächlich illegalen) Ankünf- Wissenschaftlern, der enormen Freude gemacht. te, und was der unmittelbare und Menge an verfüg­ba­ren digitalen auch längerfristige Effekt dieser Ressourcen und durch die Zunah- Aus dem amerikanischen Englisch Episode im größeren Kontext der me der öffentlichen und privaten übersetzt von Linda de Wilde Westdeutschen, der Jüdinnen und fi­nan­ziellen Förderung, insbeson­ Juden, des Kalten Kriegs und der dere für die interdiszi­plinäre For­ Carole Fink war bis zu ihrer Migrationsgeschichte. schung. Emeritierung 2011 Professorin (2.) Die Zunahme von transnatio- für Geschichte an der Ohio State Neuere Europäische Geschichte nalen und vergleichenden An­sät­ University in Columbus. Ihre ist eines Ihrer Fachgebiete. zen und der kooperativen Arbeit. zahlreichen Veröffentlichungen Warum haben Sie sich für dieses (3.) Die Leistung von Institu­ten widmen sich der deutschen und ent­schieden? wie dem IEG, die den wis­sen­ europäischen Geschichte des Viele Erfahrungen in meiner schaf­tlichen Austausch zwischen 20. Jahrhunderts. Sie arbeitet Jugend führten mich zur Europä­ Nachwuchs und etablierten derzeit zu »Unsettl­ing Arrivals: ischen Geschichte, unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissen- The Migration of Soviet Jews to die faszinierenden Geschichten schaftlern fördern. West , 1972–1988«.

IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 61 STIPENDIAT:INNEN Borgmann, Malte (Deutschland): Inagaki, Kentaro (Japan): Eastern AM IEG Zwischen Notaufnahmelager und Wisdom and Biblical Philology in the Neubauwohnung. Unterbringung Early Modern Republic of Letters, Die aus Institutsmitteln finanzier­ und Wohnen von Zugezogenen in Universität Tokio, Japan ten Stipendien für exzellente in­- West-Berlin (1961–1989), Universität ternationale Nachwuchswissen- Osnabrück, Deutschland Kubekas, Vilius (Litauen): The Will schaftler:innen (Promovierende to Culture: Catholic Political thought und Postdocs) werden von einem Calvarin, Juliette (Frankreich / USA): in Lithuania, 1918–1940, Central wissenschaftlichen Ausschuss Ornamenta Sacerdotum: Figurative European University, Budapest, unter dem Vorsitz der Direktorin Chasubles in Bohemia and Moravia, Ungarn und des Direktors vergeben. Für Harvard University, Cambridge, MA, die Dauer des Stipendiums steht USA Lautenschläger, Henning (Deutsch- den Stipendiat:innen eine wissen- land): Imperium der Bilder – Die Farb- schaftliche Mitarbeiterin oder ein Çakirlar, Remzi Cağatay (Türkei): The fotografien Sergej Prokudin-Gorskijs wissenschaftlicher Mitarbeiter als French Radical Party and the Making vom späten Zarenreich bis zur Pariser Ansprechperson zur Seite. Die Sti- of Kemalism, 1901–1939, Universität Emigration (ca. 1900–1948), Universi- pendiat:innen sind eingeladen, sich Leiden, Niederlande tät Basel, Schweiz entsprechend ihrem persönlichen Interesse in den interdisziplinären Chilufya, Precious (Sambia): The Leisner, Lars-Dieter (Deutschland): Austausch und die Diskussionszu- Zimbabwe African National Union- Das Ehepaar als Arbeitspaar in sammenhänge am IEG einzubringen. Patriotic Front Politics of Legitimacy der frühneuzeitlichen Diplomatie. Während ihres Aufenthalts am IEG 1980–2017, Universität Addis Ababa, Geschlechterrollen zwischen Hof- wohnen und arbeiten sie im Insti- Äthiopien gesellschaft und Staatsgeschäften, tutsgebäude im Zentrum der Stadt. Universität Wien, Österreich Aufgrund der Pandemie konnten De Majo, Claudio (Italien): Collective leider nicht alle Personen ihr Sti- Agency in Ecological Perspective: An Malonytė, Aistė (Litauen): Infor­ pendium in Mainz antreten. Einige Environmental History of the Com- mation and Communication of the Personen haben nach Rücksprache mons in Europe, Ludwig-Maximilians- Pre-Enlightenment Public Sphere. mit dem Institut ihre Aufenthalte Universität München, Deutschland The Scientific Epistolary Network of verschoben, während andere ihr Stanisław Lubieniecki, Universität Stipendium von ihrem Wohnort aus Eibach, Christoph (Deutschland): Zur Groningen, Niederlande angetreten haben. Das wöchent- Bedeutung der Befreiungstheologie liche Kolloquium war auch nach für die marginalisierte Bevölkerung Mann, Valentina (Italien / USA): Beginn der Pandemie der Ort, an Lateinamerikas – am Beispiel der Theories of the Mind and Disciplin­ dem sich alle am IEG Forschenden basiskirchlich-karitativen Bewegung ing of Anthropology, c. 1875–1914, zum wissenschaft­lichen Austausch Cristo Vive, Johannes Gutenberg- University of Cambridge, Vereinigtes im digitalen Raum getroffen haben. Universität Mainz, Deutschland Königreich

Fausch, Benedikt (Deutschland / Menger, Thomas (Niederlande): Promovierende 2020 Schweiz): Persisch-britische Beziehun- Shared Expertise. Knowledge, gen (1763–1841): Statuskonflikte und Practice, and the European Practi- Folgende Personen wurden 2020 Völkerrechtspraxis in der Sattelzeit, tioners of Extreme Violence in the mit einem IEG-Stipendium für Westfälische Wilhelms-Universität British, German and Dutch Colonial Doktorand:innen gefördert: Münster, Deutschland Wars, c. 1890−1914, Universität zu Köln, Deutschland Aselmeyer, Norman (Deutsch- Fricke, Magdalena (Deutschland): land): The Shadow Line: Railway Theorie und Praxis subversiver Text- Murtić, Aida (Bosnien-Herzegowina): and Society in Colonial East strategien im Zeitalter der Aufklärung Multiple Pasts of Sarajevo Čaršija Africa, c. 1890–1914, Europäisches am Beispiel Gotthold Ephraim Lessings, (Bazaar Quarter): Transcultural History Hochschul­institut, Italien Universität Erfurt, Deutschland of Urban Heritage, Ruprecht-Karls- Universität , Deutschland Ball, Roii (Deutschland / Israel): Con­ Herzog, Richard (Deutschland): structing the Imperial Frontier: »A So- Zwischen »altepetl« und »patria«: Mustaţă, Radu (Rumänien): Syriac cial History of the Prussian Settlement Politische Konzepte einheimischer Paideia and Jesuit Erudition in Project in the German-Polish Border- Gelehrter im kolonialen Zentral-Mexi- Malabar in the Times of the Synod lands, ca. 1880s–1920s«, University of ko, Justus-Liebig-Universität Gießen, of Diamper (1599), Central European California, Los Angeles, USA Deutschland University, Budapest, Ungarn

62 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung Múneras Dueñas Guillermo Augusto Herrnstadt, Martin (Deutschland): SENIOR RESEARCH (Kolumbien): The Genesis and Spread of Ringen um Differenz: Eine Wissens- FELLOWSHIP Liberation Theology between Europe und Sozialgeschichte der Enquête in PROGRAMME and Latin American, 1965–1979, École Frankreich und Algerien 1830–1852, Pratique des Hautes Études – Paris zuvor Goethe-Universität Frank- Mit dem Senior Research Fellow­ Sciences et Lettres, Paris, Frankreich furt / M., Deutschland ship Programme wird der wis­sen­- schaftliche Austausch mit eta­blier­ Preiß, Stefan (Deutschland): Kolo- Johnston, Sky Michael (USA): Theo­ ten internationalen Wissenschaft- nialismus, katholische Mission und l­ogy and Nature Together: Towards ler:innen am IEG gefördert. Die laïcité: Die »Weißen Väter« in der a New Model of the Shared Develop- Senior Research Fellows kom­men Kabylei (1868–1919), Universität Kon­ ment of Science and Religion, zuvor für mehrere Monate ans Institut stanz, Deutschland Tübingen, Deutschland und arbeiten mit den Wissen- schaftler:innen vor Ort zusammen. Sanchez Camacho, Alberto (Spanien): Keeley, Samuel (USA): Awakening. Auf Einladung der Direk­torin und »Up and down«: Genoese Financiers Transnational Evangelicism, Immigra- des Direktors erhalten sie die Mög- and their Relational Capital in the tion, and Piety in the Anglo-German lichkeit, ihre eigenen Forschungs- Early Reign of Philip II, Europäisches World: 1815–1871, zuvor University of projekte voranzutreiben. Ihnen Hochschulinstitut, Italien California, Los Angeles, CA, USA steht für die Dauer des Auf­enthalts eine voll ausgestattete Wohnung Schulte, Philipp (Deutschland): »Es Schoepfel, Ann-Sophie (Frankreich): in der Mainzer Altstadt zur Verfü­ ist doch mein Bild!« Bildkonflikte, Von der individuellen Erfahrung zur gung. Sie haben vollen Zugang zur Recht am eigenen Bild und Right to offentlichen Inszenierung: Differenz insti­tutseigenen Bibliothek und er­- Privacy in Deutschland und den USA und Zugehörigkeit der Vietnamesi- hal­ten darüber hinaus einen Arbeits- (1880−1940), Ruprecht-Karls-Univer- schen Migranten in Städten der DDR ­platz im Institutsgebäude. sität Heidelberg, Deutschland / EHESS und der Bundesrepublik, 1979–1989, Aufgrund der Pandemie konnten Paris, Frankreich zuvor Institute for Advanced Study leider nicht alle Personen nach Konstanz, Deutschland Mainz kommen, die für 2020 eine Speed, Jonathon (USA): The Schwa- Einladung erhalten hatten. Wenn benkinder and Child-Welfare in the möglich, sollen die Aufenthalte zu Eastern Alps, 1869–1921, Vanderbilt IEG-Stipendium einem späteren Zeitpunkt nach­ University, Nashville, TN, USA Digital Humanities 2020 geholt werden. Folgende Personen waren 2020 als Walter, Morgane (Frankreich): Die Im Rahmen der strategischen Senior Research Fellows in Mainz: Kunst ist abstrakt geworden: Eine Erweiterung »Digitale historische Geschichtsschreibung der modernen Forschung und Forschungsinfra- Defrance, Prof. Dr. Corine (Frankreich): Kunst in der Bundesrepublik Deutsch- strukturen« wird seit 2019 jedes Françoise Frenkel (1889–1975): eine land (1945–1964), Université Paris 1 Jahr ein mehrmonatiges Stipen- jüdisch-polnische Buchhändlerin und Panthéon-Sorbonne, Frankreich dium in den Digital Humanities Schriftstellerin zwischen Deutschland ausgeschrieben. und Frankreich. Geschichte und Quel- Folgende Person wurde 2020 len einer Biographie, Université Paris 1 Postdocs 2020 mit einem Stipendium des IEG Panthéon-Sorbonne / CNRS, Frankreich gefördert: Folgende Personen wurden 2020 Félicité, Prof. Dr. Indravati (Frank- mit einem IEG-Stipendium für Lang, Sarah (Deutschland): Digitale reich): Das Alte Reich im Spiegel sei- Postdocs gefördert: Erschließungsmethoden für alche- ner Außenbeziehungen (16.–18. Jahr­ mische Texte am Beispiel des Korpus hun­dert), Université Paris 7 Diderot, Gonçalves Pita do Serrado, Joana des Latrochymikers Michael Maier Frank­reich (Portugal): Caring Slaves: The Voices of (1568–1622), Karl-Franzens-Universi- Early Modern Religious Women in the tät Graz, Österreich Fink, Prof. Dr. Carole (USA): Un- TransOceanic Portuguese World, zuvor settl­ing Arrivals: The Migration Universität Groningen, Niederlande of Soviet Jews to West Germany, 1972–1988, Ohio State University, Hathaway, Ian (Italien): Patenting Columbus, OH, USA Power: Travel, Diplomacy, and Coexistence in the Sixteenth-Century Pfeil, Prof. Dr. Ulrich (Deutschland): Mediterranean, zuvor Europäisches Die historische Dimension von Versöh- Hochschulinstitut, Italien nung, Université de Lorraine, Metz, Frankreich IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 63 GASTWISSEN­ Ferrari, Federico (Italien): Ernesto Turcotte, Dr. Jean-Michel (Kanada): SCHAFTLER:INNEN MIT Buonaiuti and Lydia von Auw: Quand les militaires s̕intéressent EXTERNER FÖRDERUNG A Study of Unpublished Corres- à l̕humanitaire. La participation des pondance, 1923–1946, Università autorités militaires au développement Mit seinem Gastwissenschaftler- Cattolica del Sacro Cuore, Italien, du droit international humanitaire programm möchte das IEG die und Johannes Gutenberg-Universität, et des Conventions de Genève, internationale und interdiszipli­ Deutschland 1864–1949, zuvor Freie Universität näre Vernetzung am Institut för- Berlin, Deutschland dern. Im Rahmen des Programms Leisner, Lars-Dieter (Deutschland): erhalten Wissenschaftler:innen Das Ehepaar als Arbeitspaar in Walter, Morgane (Frankreich): Die nationaler und internationaler För- der frühneuzeitlichen Diplomatie. Kunst ist abstrakt geworden: Eine derorganisationen (wie z. B. der Geschlechterrollen zwischen Hof- Geschichtsschreibung der modernen Alexander von Humboldt-Stiftung gesellschaft und Staatsgeschäften, Kunst in der Bundesrepublik Deutsch- oder des DAAD) die Möglichkeit, Universität Wien, Österreich land (1945–1964), Universität Paris I als Gastwissenschaftler:innen Panthéon-Sorbonne, Frankreich für einige Wochen bzw. mehrere Mann, Valentina (Italien / USA): Monate am IEG zu forschen. Theories of the Mind and Disciplin­ Während der Pandemie 2020 ha- ing of Anthropology, c. 1875–1914, ben viele der Stipendiat:innen von University of Cambridge, Vereinigtes der Möglichkeit profitiert, ihren Königreich Aufenthalt am IEG über die Stipen- diendauer hinaus als Gastwissen- Múneras Dueñas, Guillermo Augusto schaftler:innen zu ver­längern. (Kolumbien): The Genesis and Spread of 2020 waren folgende Personen Liberation Theology between Europe am IEG zu Gast: and Latin American, 1965–1979, École Pratique des Hautes Études – Paris Batka, Prof. Dr. L’ ubomir (Slowakei): Sciences et Lettres, Paris, Frankreich Evangelische Theologie und das Recht, Universität Bratislava, Murtic, Aida (Bosnien-Herzegowina): Slowakei Layered Materiality and Multiple Urban Pasts of the Sarajevo Caršija Çakirlar, Remzi Cağatay (Türkei): The (Bazaar), Ruprecht-Karls-Universität French Radical Party and the Making Heidelberg, Deutschland of Kemalism, 1901–1939, Universität Leiden, Niederlande Schomerus, Nathalia (Deutschland): The Secession of Modern Orthodox Calvarin, Juliette (Frankreich / USA): Kehillot in 19th Century Germany, Ornamenta Sacerdotum: Figurative Universität Potsdam, Deutschland Chasubles in Bohemia and Moravia, Harvard University, Cambridge, MA, Schulte, Philipp (Deutschland): »Es USA ist doch mein Bild!« Bildkonflikte, Recht am eigenen Bild und Right to Chilufya, Precious (Sambia): The Privacy in Deutschland und den USA Zimbabwe African National Union- (1880−1940), Ruprecht-Karls-Univer- Patriotic Front Politics of Legitimacy sität Heidelberg, Deutschland / EHESS 1980–2017, Universität Addis Ababa, Paris, Frankreich Äthiopien Teller, Dr. Katalin (Ungarn): Ge- schichtsbilder des Zirkus, Eötvös- Loránd-Universität, Budapest, Ungarn

64 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung

Internationale Vernetzung akademischer Institutionen über den »Eisernen Vorhang« hinweg: Die Grafik zeigt Verbindungen zwischen solchen Einrichtungen, aus denen mindestens zwei Personen gleichzeitig am Institut für Europäische Geschichte waren (1950–1990).

NETZWERK

KOOPERATIONEN UND MITGLIEDSCHAFTEN

Das IEG kooperierte 2020 in mehreren Projekten mit Partnern weltweit, bspw. ist es als einer von 12 Partnern an dem vom Forschungsrahmenprogramm »Horizon 2020« finanzierten Infrastrukturprojekt RESILIENCE (REligious Studies Infrastructure: tooLs, Expert,IEG-Jahresbericht conNections and CEnters 2020 in Europe) | Förderung beteiligt. und Vernetzung 67

IM FOKUS GRADUIERTENKOLLEG 2304 »BYZANZ UND DIE EUROMEDITERRANEN KRIEGSKULTUREN. AUSTAUSCH, ABGRENZUNG UND REZEPTION«

Beteiligt seitens des IEG: lrene Dingel, Berücksichtigung von Byzanz nicht angemessen ver- Mihai-D. Grigore, Stanislau Paulau stehen. Der fundamentalen Bedeutung von Byzanz Seit 2019 für die europäische Kulturgeschichte steht, zumin- Förderung: DFG dest in Westeuropa, in der Öffentlichkeit eine nahezu Partner: JGU Mainz (Johannes Pahlitzsch, Sprecher; völlige Unkenntnis dieses Zusammenhangs gegen- Heike Grieser, stellv. Sprecherin), RGZM und Leibniz­ über. Und auch in der Forschung wurde diese Frage WissenschaftsCampus »Byzanz zwischen Orient und bisher noch nicht systematisch an einem konkreten Okzident« Themenfeld behandelt. Dies will das Graduiertenkol- leg ändern, indem es Byzanz und die euromediterra- nen Kriegskulturen untersucht. Das IEG bringt seine Welche Bedeutung hat Byzanz für die Geschichte Methodenkompetenz für Fragen des inter­kulturellen und kulturelle Entwicklung des euromediterranen Vergleichs, des Transfers und der Rezeption von Raumes – das ist die zentrale Forschungsfrage des Ideen und Praktiken aus seinem europäisch-grenz­ Graduiertenkollegs. Unter dem euromediterranen überschreitenden Forschungs­programms ein. Zudem Raum wird Europa und das Mittelmeer mit seinen stellt die historische Friedens- und Konfliktforschung angrenzenden Gebieten verstanden. Die Geschich- am IEG für die Untersuchung der euromediterranen te dieses Raumes in seiner Gesamtheit und die Kriegs­kulturen eine optimale Ergänzung und Kon­ ihn konstituierenden Dynamiken lassen sich ohne trastfolie dar.

Webpräsenz des Graduiertenkollegs 2304.

IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 69 LEIBNIZ-WISSENSCHAFTSCAMPUS reichen bzw. ausgewählten Perspektiven mit Byzanz MAINZ / FRANKFURT: BYZANZ befassen. Er ermöglicht themenorientierte, multidis­ ZWISCHEN ORIENT UND OKZIDENT ziplinäre Forschung unter einem Dach und bewirkt eine bessere Sichtbarkeit der Byzanzforschung, auch Beteiligt seitens des IEG: Irene Dingel, Mihai-D. in historisch-kulturwissenschaftlicher Hinsicht. Im For­ Grigore, Denise Klein, Stanislau Paulau schungsprogramm des Jahres 2020 rückte die Frage in Seit 2017 den Mittelpunkt, wie Wissen, Ideen und Objekte im eu­ Förderung: Leibniz-Gemeinschaft romediterranen Raum zirkulierten und welchen Trans­ Partner: IEG, JGU Mainz, RGZM, lationsprozessen sie unterworfen waren. Das IEG ist Goethe-Universität Frankfurt / M. durch Irene Dingel im Vorstand des WissenschaftsCam­ pus und durch Mihai-D. Grigore, Denise Klein und Sta­ nislau Paulau als reguläre Mitglieder vertreten. Sie sind Ziel des WissenschaftsCampus Mainz / Frankfurt ist mit ihren Forschungsschwerpunkten in die Thematic es, eine breite Plattform für interdisziplinäre Byzanz­ Area 2 »Effects of Contact and Exchange in the Eu­ forschung institutionell zu etablieren. Beteiligt sind ro-Mediterranean« eingebunden: Mihai-D. Grigore mit alle Fächer, die zur Erforschung des Byzantinischen seinen Forschungen zu mobilen mönchischen Akteu­ Reichs und seiner Kultur beitragen bzw. beitragen ren in der Walachei und der Moldau zwischen dem 14. können: Christliche Archäologie / Byzantinische und 17. Jahrhundert (s. S. 36), Denise Klein mit ihrem Kunstgeschichte, Mittelalterliche Geschichte, Vor- Projekt »Gurbet Istanbul: Being a Migrant in the Otto­ und Frühgeschichtliche Archäologie (Schwerpunkt man Capital, 1500–1800« (s. S. 37), Stanislau Paulau Mittel­alterarchäologie), Byzantinistik, Osteuropäische mit seinem Vorhaben zu interkulturellen Kontakten Geschichte, Frühneuzeitliche Kirchen- und Theolo­ zwischen der Russisch-Orthodoxen Kirche und den giegeschichte, Musikwissenschaft und Neuere Ge­ orientalischen Christen­tümern im langen 19. Jahrhun­ schichte (Frühe Neuzeit). Der WissenschaftsCampus dert (s. S. 40) und Irene Dingel mit Untersuchungen Mainz / Frankfurt fördert damit die Integration all jener zur Rezeption der griechischen Kirchenväter in den Disziplinen, die sich schwerpunktmäßig oder in Teilbe­ Kontroversen des 16. Jahrhundert (s. S. 16).

D | E

Aktuelles Struktur/Personen Forschung Aktivitäten Fellowship Publikationen Presse

Leibniz-WissenschaftsCampus – Byzanz zwischen Orient und Okzident Veranstaltungen – Mainz / Frankfurt Keine News in dieser Ansicht.

Themenfeld

Das Byzantinische Reich spielte bei der Entstehung des modernen Europa und des Vorderen Orient eine herausragende Rolle. Zwischen dem 4. und dem 12. Jahrhundert war es die Leitkultur, welche in allen Lebensbereichen Maßstäbe setzte und sämtliche Nachbarstaaten wesentlich beeinflusste. Byzanz bildete eine Brücke von der Antike in die Neuzeit und gleichzeitig von Europa in den Orient. In Gestalt der orthodoxen Kirche ist das byzantinische Erbe in vielen Staaten bis heute präsent. Trotz ihrer historischen Bedeutung fristet die Erforschung der byzantinischen Geschichte und Kultur in Deutschland ein Nischendasein, obwohl das byzantinische Element vor dem Hintergrund des europäischen Einigungsprozesses ein neues Gewicht bekommt.

Zielsetzung

Ziel des WissenschaftsCampus Mainz/Frankfurt ist es, eine breite Plattform für interdisziplinäre Byzanzforschung Webpräsenz des WissenschaftsCampus Mainz / Frankfurt.

70 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung INSTITUTIONELLE KOOPERATIONEN

Das IEG kooperiert mit zahlreichen Darmstadt, Universitäts- und Landes- Mainz, Johannes Gutenberg-Univer­ Forschungseinrichtungen in ge­ bibliothek Darmstadt: Forschungs- sität, Hochschule Mainz, Akademie meinsamen Forschungsprojekten, projekt »Controversia et Confessio. der Wissenschaften und der Litera­tur, beim Aufbau von Forschungsin­ Quellenedition zur Bekenntnisbildung Institut für geschicht­liche Landes- frastrukturen und beim Austausch und Konfessionalisierung (1548–1580)«, kunde, Römisch-Germanisches von Wissenschaftler:innen. Von Forschungsprojekt »Europäische Reli- Zentralmuseum: Zusammenarbeit im diesen zahlreichen Kooperationen gionsfrieden Digital« mainzed und im Masterstudiengang sind die folgenden auch vertrag- »Digitale Methodik in den Geistes- lich geregelt. Emden, Stiftung Johannes a Lasco und Kulturwissenschaften« Bibliothek: DFG-Projekt Berlin, Centre Marc Bloch e. V.: »Sozinianische Briefwechsel«; Mainz, Johannes Gutenberg-Univer- Gemeinsame Veranstaltungen, »Konfessionskultur des Reformier­ sität, Römisch-Germanisches Zen­ wissenschaftlicher Austausch und tentums« tralmuseum sowie Goethe-Universität Nachwuchsförderung Frankfurt / M.: WissenschaftsCampus Enschede / Niederlande, Stiftung Mainz / Frankfurt – »Byzanz zwischen Berlin, Clio Online – Historisches Refo500: internationale Plattform Orient und Okzident«; DFG-Graduier- Fachinformationssystem e. V.: The- refo500 tenkolleg »Byzanz und die euromedi- menportal Europäische Geschichte: terranen Kriegskulturen« EGO | Europäische Geschichte Online Genf / Schweiz, Internationales Komitee vom Roten Kreuz: Paris / Frankreich, Laboratoire d’excel- Berlin, Leibniz-Zentrum Moderner Öffnung der Archive des IKRK für lence »Écrire une histoire nouvelle de Orient, Leibniz-Zentrum für Zeithis- Forschende des IEG; Nachwuchs­ l’Europe« und Deutsches Historisches torische Forschung Potsdam sowie förderung (Global Humanitarian Institut: Zusammenarbeit bei Institut Francais du Proche-Orient Research Academy) Online-Plattformen, Forschungs- und Universitè de La Manouba kooperation (Tune­sien): Leibniz-Kooperations­ Gießen, International Graduate projekt HISDEMAB (s. S. 39) Centre for the Study of Culture: Potsdam, Leibniz-Zentrum für Zeit- Vereinbarung zur Ausbildung von historische Forschung und weitere Bologna / Italien, Fondazione per Doktorand:innen Verbundpartner: Leibniz-Forschungs- le scienze religiose Giovanni XXIII verbund »Historische Authentizität« und zahlreiche weitere internatio- Göttingen, Niedersächsische nale Partner: Projekte ReIRes und Staats- und Universitätsbibliothek, Trier, Universität, Trier Center for RESILIENCE (s. S. 49 u. 50) Göttingen Centre for Digital Digital Humanities: EGO | Europäische Humanities und weitere Partner- Geschichte Online Bonn, Max Weber Stiftung – Deut- einrichtungen: Verbundprojekte sche Geisteswissenschaftliche DARIAH-DE und CLARIAH-DE Warschau / Polen, Historisches Institut Institute im Ausland (Deutsches Tedeusz Manteuffelder Polnischen Forum für Kunstgeschichte Paris; Leuven / Belgien, Katholieke Akademie der Wissenschaften: Aus- Deutsche Historische Institute Lon- Universiteit Leuven mit KADOC: tausch von Forschenden don, Moskau, Paris, Rom, Warschau Austausch von Forschenden; Projekt und Washington, D. C.; Orient-Institut RETOPEA (s. S. 18) Zürich / Schweiz, Universität, Institut Beirut): Austausch von Forschenden, für Hermeneutik und Religionsphi- Betreuung von Gastwissenschaft- Mainz, Johannes Gutenberg-Uni­- losophie: gemeinsame Tagungen zu ler:innen, Nachwuchsförderung, ver­sität und Akademie der Wis- »Religion in historischer und herme- Forschungsvernetzung senschaften und der Litera­tur: neutischer Perspektive« Forschungsprojekt »Controversia Braunschweig, Georg-Eckert-Insti- et Confessio. Quellenedition zur tut – Leibniz-Institut für internatio- Bekenntnisbildung und Konfessio­ nale Schulbuchforschung: Digitale nalisierung (1548–1580)«; Forschungs- Forschungsinfrastrukturen projekt »Europäische Religionsfrie- den Digital«

IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 71 WEITERE INTERNATIONALE UND NATIONALE KOOPERATIONEN

Wissenschaftler:innen des IEG Leibniz-Wissenschafts­Campus Johannes Gutenberg-Universität arbeiteten 2020 mit Forschenden Mainz / Frankfurt: Byzanz zwischen Mainz, Geschichts- und Kulturwissen- an folgenden Universitäten und Orient und Okzident (Irene Dingel, schaften, Evangelisch-Theologische Forschungs­ein­richtungen zu­ Mihai-D. Grigore, Denise Klein, Fakultät, Katholisch-Theologische sammen: Stanislau Paulau) Fakultät, Institut für Altertumswissen- schaften, Historisches Seminar, Insti- Centre Marc Bloch, Berlin: Assoziierte Universität Leipzig, Kirchen­ tut für Kunstgeschichte und Musik- Forscherin (Anne Friedrichs) geschichtliches Seminar sowie wissenschaft: Graduiertenkolleg 2304 Leucorea Stiftung Lutherstadt »Byzanz und die euromediterranen Zentrum für Osteuropa- und Witten­berg und Stiftung Luther- Kriegskulturen« (Irene Dingel) internationale Studien Berlin (Felix gedenkstätten in Sachsen-Anhalt: Krawatzek), Albert-Ludwigs-Universi- Frühjahrs­tagungen zur Geschichte Herder-Institut, Marburg, und Uni- tät Freiburg / Br. (Friedemann Pestel) der Wittenberger Reformation versität Koblenz-Landau, Institut für und Universität Greifswald (Rieke (Irene Dingel, Henning P. Jürgens) Evangelische Theologie: Sammelband Trimçev): Projekt »dis | integration: zur Tagung »Reformation im östlichen Competing for Europe’s Past and Katholieke Universiteit Leuven / Mitteleuropa« (Irene Dingel, Henning Imagining Its Future« (Gregor Feindt) Belgien, mit Beteiligung der Uni- P. Jürgens) ­ver­sitäten in Helsinki / Finnland, Fondazione per la Scienze religiose Warschau / Polen, Tartu / Estland, Universidad Pablo de Olavide, Sevilla / Giovanni XXIII, Bologna: Edition Skopje / Nordmazedonien, Granada / Spanien: Internationale Forscher­ der »Conciliorum Oecumenicorum Spanien, der Open University / gruppe »Rex Publica – Res Pública Decreta V« (Irene Dingel, Henning P. Vereinigtes Königreich sowie von Monarquica. La monarquía Hispánica Jürgens), Projekt RESILIENCE (Irene Le Foyer, Brüssel / Belgien: Projekt una estructura imperial policéntrica Dingel, Henning P. Jürgens) Religious Toleration and Peace de repúblicas urbanas« (Thomas (RETOPEA) (Henning P. Jürgens, Weller) DFG-Schwerpunktprogramm 1981 Ilenia Laudito) »Transottomanica: Osteuropäisch- University of Oxford / Vereinigtes osmanisch-persische Mobilitäts­ Akademie der Wissenschaften Königreich, Faculty of History: dynamiken«, Bonn (Denise Klein) und der Literatur, Mainz, sowie PhD Graduate Workshops »European Lutheran Theological Seminary, History Across Boundaries« (Johannes Rheinische Friedrich-Wilhelms- Philadelphia, PA, und Concordia Paulmann) Universität Bonn, Institut für Seminary, St. Louis, MO, USA: Projekt Geschichtswissenschaft, weitere »Con­troversia et Confessio. Quellen­ Universität Straßburg / Frankreich, Wissenschaftler:innen der Universi­ edition zur Bekenntnisbildung und Theologische Fakultät (Prof. Dr. Mat- tä­ten Cambridge, Marburg, Osna­ Konfessionalisierung (1548–1580)« thieu Arnold): Kriegspredigten im brück und Stuttgart (Institut für (Irene Dingel) Ersten Weltkrieg (Andrea Hofmann) Literaturwissen­schaft): Handbuch Frieden (Irene Dingel) Johannes Gutenberg-Universität Universität Straßburg / Frankreich: Mainz: DFG-Graduiertenkolleg 2304 Groupe de Recherches sur les Universitäts- und Landesbibliothek »Byzanz und die euromediterranen Non-conformismes religieux du Darmstadt: Projekte »Religiöse Kriegskulturen. Austausch, Abgren­- XVIe siècle et l’histoire des Protestan- Friedenswahrung und Friedensstif- zung und Rezeption« (Irene Dingel, tismes (GRENEP) (Irene Dingel) tung in Europa (1500–1800)« sowie Mihai-D. Grigore, Stanislau Paulau) »Europäische Religionsfrieden Eberhard Karls Universität, Tübingen, Digital« (Irene Dingel) Evangelisch-Theologische Fakultät: Europäische Ökumene (Irene Dingel) Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, Eberhard Karls Universität, Tübingen, Düsseldorf: Mitglied der Kommission Germanistisches Seminar (Jörg zum Leitthema »Migration« (Anne Robert; Astrid Dröse): Hybridedition Friedrichs) Martin Opitz (Andrea Hofmann)

72 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung MITGLIEDSCHAFTEN UND FUNKTIONEN

Akademie der Wissenschaften und DFG, Fachkollegium 102 »Geschichts- Junge Akademie der Akademie der der Literatur | Mainz: ordentliches wissenschaft« (Johannes Paulmann) Wissenschaften und der Litera- Mitglied, Leitung der Kommission tur | Mainz (Andrea Hofmann) für Personalschriften, Leitung des DFG-Netzwerk »Religion im Plural. Projekts »Controversia et Confessio«, Wahrnehmung religiöser Differenzie- Leucorea-Studien zur Geschichte der Mitglied der Projektkommissionen rung im Spiegel der Künste, Theolo- Reformation und der Lutherischen »Deutsche Inschriften« und »Regesta gien und Gesellschaften im langen Orthodoxie: Mitglied im Herausgeber- Imperii«, Mitglied der Projektkommis- 19. Jahrhundert« (Christian V. Witt) gremium (Irene Dingel) sion »Handschriftencensus«, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Europäischen Melanchthon-Akademie Mainzer Zentrum für Digitalität in den Kalkhof-Rose-Stiftung (Irene Dingel) Bretten: Wissenschaftlicher Beirat Geistes- und Kulturwissenschaften (Henning P. Jürgens) (mainzed): Beirat (Johannes Paulmann) Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: Interakademische Kom- Fachinformationsdienst »Geschichts- Nordrhein-Westfälischen Akademie mission der Leibniz-Edition, Mitglied wissenschaft«, Bayerische Staatsbib- der Wissenschaften und der Künste: der Kommission (Irene Dingel) liothek München: Wissenschaftlicher Mitglied der Kommission zum Leit­ Beirat (Johannes Paulmann) thema »Migration« (Anne Friedrichs) Alexander von Humboldt-Stiftung: Auswahlausschuss für das Forschungskolleg Humanwissen- Postdoc-Netzwerk »Jewish Roots & Humboldt-Forschungsstipendien- schaften der Goethe-Universität in Routes: A Research Network in Trans- Programm (Johannes Paulmann) Kooperation mit der Werner Reimers national American Jewish Studies«: Stiftung: Mitglied des Direktoriums Mitglied (Mirjam Thulin) Ausstellung »Gewissensfreiheit (Irene Dingel) 1521–2021«, Museum der Stadt Postdoc-Netzwerk für Jüdische Stu- Worms: Beirat (Johannes Paulmann) Forum »Humandifferenzierung«, dien der Wissenschaftlichen Arbeits- Johannes Gutenberg-Universität, gemeinschaft des Leo-Baeck-Instituts Berlin-Brandenburgische Akademie Mainz (Anne Friedrichs, Johannes (WAG): Mitglied (Mirjam Thulin) der Wissenschaften: Interakade­ Paulmann) mische Kommission der Leibniz- Reformationsgeschichtliche Edition, Mitglied der Kommission Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesell- Forschungsbibliothek Wittenberg: (Irene Dingel) schaft Hannover: Mitglied im Vor- Mitglied des Wissenschaftlichen stand (Irene Dingel) Beirats (Irene Dingel) Centre Marc Bloch, Berlin: Stellvertr. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Heidelberger Akademie der Wissen- Reformed Historical Theology / Beirats (Johannes Paulmann) schaften: »Theologenbriefwechsel Reformierte Historische Theologie: im Südwesten des Reichs der Frühen Mitglied im Herausgebergremium Deutsches Historisches Institut, Neuzeit (1550–1620)«, Mitglied der be- (Irene Dingel) Moskau: Beiratsvorsitzender gleitenden Kommission (Irene Dingel) (Johannes Paulmann) Revue d’Histoire et de Philosophie Johannes a Lasco Bibliothek, Emden: Religieuses: Mitglied im Herausgeber- Deutsches Historisches Institut, Mitglied des Wissenschaftlichen Bei- gremium (Irene Dingel) Paris: Karl Ferdinand Werner-Fellow­ rats (Irene Dingel) ship, Mitglied des Auswahlgremiums Sächsische Akademie der Wissen- (Irene Dingel) Johannes Gutenberg-Universität, schaften, Leipzig: Mitglied der Mainz: Mitglied des Hochschulrats Wissenschaftlichen Begleitkommis- Deutsches Literaturarchiv Marbach: (Irene Dingel) sion »Briefe und Akten zur Kirchen­ Mitglied des Kuratoriums (Irene politik Friedrichs des Weisen und Dingel) Johanns des Beständigen 1513 bis 1532« (Irene Dingel)

IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung 73 »Saisir l’Europe – Europa als St Antony’s College, Oxford, Verein für Reformationsgeschichte: Herausforderung« (Centre Marc Auswahlausschuss für Richard von Mitglied des Vorstands; Quellen und Bloch, Humboldt-Universität zu Weizsäcker Fellowship (Johannes Forschungen zur Reformationsge- Berlin, Goethe-Universität Frank- Paulmann) schichte: Herausgeberin (Irene Dingel) furt, Institut français d’histoire en Allemagne in Frankfurt, Deut- Stiftung »Kreisau« für Europäische Vereinigung Jüdische Studien, sches Historisches Institut Paris, Verständigung, Krzyżowa: Mitglied Potsdam: Mitglied sowie Mitheraus- Centre interdisciplinaire d’études des Stiftungsrates, Mitglied der geberin von PaRDeS – die Zeitschrift et de recherches sur l’Allemagne an Gedenkstätten- und Akademiekom­ der Vereinigung Jüdische Studien der EHESS, Fondation de la Maison mission (Gregor Feindt) (Mirjam Thulin) des Sciences de l’Homme): Beirat, Ko-Vorsitzender (Johannes Paulmann) Union der deutschen Akademien Wissenschaftliche Arbeitsgemein- der Wissenschaften: Mitglied der schaft des Leo-Baeck-Instituts: DFG-Schwerpunktprogramm 2130 Wissenschaftlichen Kommission; Mitglied (Mirjam Thulin) »Übersetzungskulturen der Frühen seit Juli 2020 Vorsitzende (Irene Neuzeit«: assoziiertes Mitglied Dingel) Wissenschaftliche Gesellschaft für (Andrea Hofmann) Theologie, Sektion Kirchengeschichte: Universität Osnabrück, Interdiszipli­ Mitglied (Irene Dingel, Mihai-D. Scio-Stiftung für Kirchen- und näres Institut für Kulturgeschichte Grigore, Christopher Voigt-Goy, Kirchenzeitgeschichte am Helmut- der Frühen Neuzeit: Mitglied des Wis- Christian V. Witt), assoziiertes Hild-Haus der Evangelischen Kirche in senschaftlichen Beirats (Irene Dingel) Mitglied (Joachim Berger) Hessen und Nassau, Darmstadt: Mit- glied des Wissenschaftlichen Beirats Verband der Historiker und Histori- Zeitschrift für Kirchengeschichte: (Irene Dingel) kerinnen Deutschlands: Schriftführer Mitglied im Herausgebergremium und Vorstandsmitglied (Johannes (Irene Dingel); Redaktion des Rezen- sehepunkte – Rezensionsjournal Paulmann) sionsteils (Irene Dingel, Christian V. für die Geschichtswissenschaften: Witt) Fachredakteur für den Bereich Refor- mation / frühneuzeitliche Kirchenge- schichte (Christian V. Witt)

74 IEG-Jahresbericht 2020 | Förderung und Vernetzung

Mit dem Festakt zur Eröffnung der wiederaufgebauten »Domus Universitatis« am 17.01.1963 wurde das Institut erstmals in einer weiteren Öffentlichkeit bekannt. Erste Reihe (v.l.n.r.): Adolf Dabelow (Rektor der JGU), Bundespräsident Theodor Heuss, Ministerpräsident Peter Altmeier sowie die Instituts­direktoren Martin Göhring und Joseph Lortz.

Einladung des IEG zu Vorträgen, 1973.

VERANSTALTUNGEN

FÜR WISSENSCHAFT UND ÖFFENTLICHKEIT

Um neue Forschungsergebnisse und -perspektiven Im Jahr 2020 konnten viele Veranstal­tungen pande- mit der internationalen Wissenschaftsgemeinde zu miebedingt nicht wie sonst stattfinden. Das IEG hat diskutieren, veranstaltet das IEG regelmäßig Fach­ sein Veranstaltungsprogramm an die außerordent­ tagungen und Workshops. Zudem vermittelt das IEG liche Situation angepasst, zu digitalen und hybriden seine Forschung auf vielfältige Weise einer breiten Veranstaltungen eingeladen und die digitale Präsenz Öffentlichkeit. mit Live-Übertragungen und Videos ausgebaut.

Eröffnung der Ausstellung »Vom Kalten Krieg zum europäischen Umbruch. Das Institut für Europäische Geschichte 1950–1990« am 12.09.2020.

IM FOKUS EIN EUROPA DER DIFFERENZEN – PLURALISIERUNG, PROVINZIALI­SIERUNG UND SÄKULARISIERUNG TEIL 1: EINHEIT UND VIELHEIT – EUROPA PLURALISIEREN?

02.–03.11.2020, Konferenz Ordnungs- und Einheitsvorstellungen den Plurali- Online-Veranstaltung IEG Mainz sierungsprozessen in europäischen Gesellschaften Erster Teil der Konferenzserie »Ein Europa der entgegen­gesetzt wurden. Differenzen – Pluralisierung, Provinzialisierung Die erste Sektion »Mobilität und Pluralisierung« und Säkularisierung« fragte danach, wie sich raumbezogene Mobilität auf politische, soziale, kulturelle und religiöse Zugehörigkeiten auswirkte, welche Strategien und In den Jahren 2020 bis 2022 veranstaltet das IEG Mechanismen der Vereindeutigung, Ambiguität die Konferenzreihe »Ein Europa der Differenzen«, und Dissimulation dabei griffen und wie sich ver- mit der wesentliche Ergebnisse und Erkenntnisse des schiedene Differenzkategorien zueinander verhiel- laufenden Forschungsprogramms zum Umgang mit ten. Diese historisch ausgerichteten Fachvorträge Differenz im Europa der Neuzeit mit internationalen wurden durch eine systematisch-interdisziplinäre Expert:innen diskutiert und so neue Forschungs­ Diskussionsrunde zur Praxis des Vergleichens, zum per­spektiven aufgezeigt werden sollen. Mit dem Theorieprojekt der Humandifferenzierung und zur Problem von »Einheit und Vielheit« widmete der kulturwissenschaft­lichen Herausforderung des erste Teil der Konferenzserie sich einer Kernfrage des Befunds der »Ähnlichkeit« abgerundet. Die zwei- europäischen Umgangs mit Differenz. Diese sollte, te Sektion »Ordnungs­modelle und Pluralisierung« wie der Untertitel »Europa pluralisieren?« anzeigt, zu- nahm historische Verfahren im Umgang mit religiöser gleich als Forschungsperspektive und als historischer Vielfalt in den Blick und fragte danach, unter wel- Gegenstand verstanden werden. chen Umständen sich Duldung, Akzeptanz oder Wert- Zum einen wurden die gegenwärtigen Selbstbe- schätzung von Vielfalt entwickelten bzw. abgelehnt schreibungen Europas und normativ aufgeladene wurden, und wie bestimmte Akteur:innen ihre freiwil- Diagnosen historisch-kritisch überprüft. Anstatt lige oder erzwungene Marginalisierung einsetzten, deklamatorisch bestimmte »Charakteristika« Euro- um ihre Positionen zu artikulieren. Schließlich wurde pas wie Toleranz, Diversität oder Pluralismus fest- durch eine Reihe von Impulsen die Doppelperspek- schreiben zu wollen, untersuchte die Tagung, wie tive der Konferenz – Einheit und Vielheit zwischen Andersartigkeit und Ungleichheit in der europäischen historischem Gegenstand und Forschungsperspekti- Geschichte der Neuzeit reguliert und begrenzt, aber ve – anhand der Konzepte Ambiguitätstoleranz, Ver- auch hergestellt und bewahrt wurden. Zum ande- eindeutigung, Diversität / Pluralisierung und Ökume- ren arbeiteten die Referate exemplarisch heraus, ne resümierend gebündelt. Link zum Tagungsbericht: wie sich die Wertschätzung kultureller, sozialer und URL:

IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen 79 TAGUNGEN, KOLLOQUIEN, WORKSHOPS

OPENING / CLOSING ALS ELEMEN- BROWNBAG LUNCHES IN TARER SOZIALER MECHANISMUS IN DIGITAL HUMANITIES DER FUNKTIONAL DIFFERENZIERTEN WESTLICHEN MODERNE Impulse zu digitalen Methoden und Verfahren in der historischen Forschung 23.01.2020, MasterClass IEG Mainz Christopher Voigt-Goy Für den Austausch und die Weiterbildung zu digitalen Partner: Uwe Schimank, Universität Bremen Methoden und Werkzeugen innerhalb des IEG wird seit 2019 das informelle Format der Brownbag- Lunches genutzt. Hierbei wird in Sitzungen von In seiner Masterclass trug Uwe Schimank kon­ ca. ein bis eineinhalb Stunden Dauer ein zuvor fest­ zeptionelle Perspektiven aus der Soziologie an den gelegtes Thema vorgestellt, näher beleuchtet und Forschungsbereich »Pluralisierung und Marginalität« dann gemeinsam diskutiert. Diese Trainings- und des IEG heran, der sich mit dem Spannungsverhältnis Informationsveranstaltung findet immer zur Mittags- von gesellschaftlicher Pluralität und Einheit aus­ zeit statt und wie der Name der Reihe schon verrät, einandersetzt. ist es üblich, dass die anwesenden Personen während der Sitzung Speisen und Getränke einnehmen, die sie in ihrer »brown bag« selber mitbringen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten in 2020 weniger Veranstaltungen dieser Art stattfinden, als zunächst geplant waren.

Einführung in HTML und CSS 27.01.2020, 13–14 Uhr Ilenia Laudito

Introduction to XML / TEI: Theory and Practice 09.03.2020, 13–14 Uhr Alexandra Schäfer-Griebel, Corinna Ehlers, Jaap Geraerts

Lehre in Zeiten von Corona 14.09.2020, 13–14 Uhr Monika Barget

80 IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen DARIAH-DE – ConedaKOR. TRANSEUROPÄISCHE UND DAS GRAPHBASIERTE DATEN- TRANS­OSMANISCHE WELTEN. MOBILE BANKSYSTEM FÜR SAMMLUNGEN RÄUME, STRUKTUREN UND AKTEURE

12.02.2020, Workshop 28.–29.02.2020, Workshop IEG Mainz IEG Mainz Fabian Cremer, Thorsten Wübbena Denise Klein, Sarah Panter, Manfred Sing Partner: DFG-Schwerpunktprogramm 1981 »Trans­ottomanica: Osteuropäisch-osmanisch- Die Open-Source-Software ConedaKOR dient als persische Mobilitätsdynamiken« graphbasiertes Datenbanksystem der Verwaltung und Präsentation akademischer Objektsammlungen aus den bildbasierten Kultur- und Geisteswissen- Grenzen uberschreitende Mobilität hat in den schaften. In ConedaKOR werden die Informations­ vergangenen Jahren verstärkte Aufmerksamkeit in zusammenhänge innerhalb eines Graphen organi- der historischen Forschung erfahren. Ziel des Work- siert, der den Kontext ebenso wie die Beziehungen shops war es, die Mitglieder des Forschungsbereichs der Entitäten untereinander (Werke, Objekte, »Mobilität und Zugehörigkeit« und des Schwer­ Personen, Orte etc.) darstellt, inklusive ihrer visuel- punktprogramms »Trans­ottomanica« miteinander len Repräsentationsformen (Abbildungen, Videos, bekannt zu machen und ins Gespräch zu bringen. PDFs etc.). Die Netzwerkstruktur eröffnet dabei Der Austausch uber geographische, epochale und alternative und explorative Recherchemöglichkei- disziplinäre Grenzen hinweg regte dazu an, uber ten. Standardisierte Schnittstellen vereinfachen die eigene Vorannahmen zu reflektieren und sich mit Integration in bestehende Systeme. Ein fein granu- anderen Ansätzen vertraut zu machen, um Impulse lares Berechtigungs- und Authentifizierungssystem fur die eigene Arbeit und die Arbeit als Gruppe zu erlaubt paralleles Arbeiten mehrerer Arbeitsgruppen. gewinnen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand Der Workshop brachte Anwendende und Interessier- dabei die epochenübergreifende und interdiszipli­näre te zusammen, um gemeinsam neue Entwicklungen zu Dis­kussion der Themenfelder Quellen und Methodik, diskutieren und weitere Einsatzszenarien auszuloten. Räume und Infrastrukturen, sowie Familien und Das Programm umfasste neben einer grundständigen Netzwerke. Einführung in die Software und die Einsatz­szenarien auch tiefergehende Einblicke in die praktische Daten- modellierung und die technischen Aspekte sowie viel Raum für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch.

IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen 81 GLOBALE FRÜHNEUZEIT? XIV. WITTENBERGER FRÜHJAHRS­TAGUNG » ›AN DEN RAND 05.03.2020, Workshop GEDRÄNGT – DEN RAND GEWÄHLT‹. IEG Mainz RELIGIÖSE SELBST- UND FREMDVER- Johannes Paulmann, Thomas Weller ORTUNG IM 16./17. JAHRHUNDERT«

05.–07.03.2020, Tagung Im Rahmen dieses 3. Mainzer Arbeitsgesprächs zur Stiftung LEUCOREA, Lutherstadt Wittenberg Geschichte Europas diskutierten Forschende des IEG Henning P. Jürgens, Christian V. Witt mit auswärtigen Wissenschaftler:innen über Grenzen Partner: Universität Leipzig, Stiftung Leucorea und Chancen globalgeschichtlicher Ansätze innerhalb der Frühneuzeitforschung. Dabei ging es u. a. um Fragen der Epocheneinteilung, der Bedeutung von Die Tagung widmete sich der Erprobung eines wissen- Machtrelationen und Ungleichheiten sowie um The- schaftlichen Konzepts aus dem Kontext des IEG-For- orien und Methoden. Zwingt eine Provinzialisierung schungsbereichs 1 des IEG. Die Organisatoren luden Europas im Rahmen einer globalen Verflechtungsge- Kolleg:innen dazu ein, Marginalisierungsprozesse, schichte Historiker:innen dazu, über neue, alternative die von politischen oder theologischen Akteuren des Zeiteinteilungen nachzudenken? Treten angesichts 16. / 17. Jahrhunderts angestoßen und verantwortet des globalgeschichtlichen Interesses am Austausch wurden, mit dem Begriffspaar »Selbstmarginalisie- und Transfer von Gütern und Wissensbeständen die rung« und »Fremdmarginalisierung« differenzierter bis heute wirksamen kolonialen Machtverhältnisse zu erfassten und dabei die Bandbreite der dahinter- manchmal ungewollt in den Hintergrund? Blendet der liegenden Wahrnehmungsmuster und Strategien zu postkolonial geschärfte Blick die agency der Subalter- analysieren. Die behandelten Themen erstreckten nen, entgegen der ursprünglichen Intention, auf die- sich von der frühen »Wittenberger Bewegung« über se Weise aus? Inwieweit hat die globalgeschichtliche die Täufer und reformatorischen »Schwenckfel- Wende zu einer Erweiterung oder Erneuerung des der«, die katholische Predigt und Laienkelchdebatte geschichtswissenschaftlichen »Werkzeugkastens« in der Mitte des 16. Jahrhunderts bis hin zu den beigetragen? Pietisten und Gottfried Arnold. Die Vorträge und anschließenden lebhaften Diskussionen belegten die Frucht­barkeit des konzeptionellen Ansatzes. Der Tagungsband erscheint im März 2021 in der Reihe »Leucorea-Studien«.

82 IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen GLOBAL HISTORIES OF THE DARIAH-DE – FORSCHUNGSDATEN IN SOCIAL SURVEY IN THE LONG DER GESCHICHTSWISSENSCHAFT NINETEENTH CENTURY 02.–03.09.2020, Workshop 18.–19.03.2020, Workshop Anna Aschauer, Fabian Cremer (beide IEG), Martin Herrnstadt (IEG-Postdoc-Stipendiat), Michael Czolkoß-Hettwer (Staatsbibliothek zu Centre Marc Bloch, Berlin Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Der Workshop analysierte die Koproduktion des Die Publikation digitaler Forschungsdaten gewinnt Sozialen und des Kolonialen als verwandte Gegen- auch in den Geschichtswissenschaften eine zu­ stände wissenschaftlicher Erkenntnis sowie poli- nehmende Bedeutung. Der Erwerb von grundle­ tischer und ökonomischer Intervention im langen genden Kenntnissen und die reflektierte Auseinan- 19. Jahrhundert. Der betrachtete Zeitraum verbindet dersetzung mit diesem Publikationsformat bilden die militärisch-wissenschaftlichen Expeditionen ein wichtiges Element für Qualifizierungsarbeiten nach Ägypten und in die Terres Australes der späten und die berufliche Weiterbildung. Der digitale Work- Republik und des frühen napoleonischen Kaiserreichs shop richtete sich folglich an historisch arbeitende mit der Rekonfiguration der kolonialen Weltordnung Nachwuchswissenschaftler:innen. in Folge des Ersten Weltkriegs (ca. 1798–1918). Da Nach einer Einführung zum Forschungsdaten­ sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten vor management wurden von den Teilgebenden, die aus allem auf das Schaffen von staatsbezogenem Sozial- der gesamten Breite der Geschichtswissenschaf- wissen als Herrschafts- und Regierungsinstrument ten kamen, die Möglichkeiten und Praktiken bei konzentriert hat, untersuchte der Workshop neben der Veröffentlichung von Forschungsdaten in der weniger staatszentrierten Wissenspraktiken auch Geschichtswissenschaft gesammelt und diskutiert. die administrative Wissensproduktion. Leitfragen Eine praktische Übung zur Dokumentation und Ver- waren u. a.: Welche Repräsentationen des »Sozialen« öffentlichung der eigenen Daten wurde durchgeführt und des »Kolonialen« waren in Untersuchungen ein- und am Folgetag gemeinsam reflektiert. So konnten gebettet und wurden von ihnen erzeugt? Wie wurden die Teilnehmenden ermitteln, welche Potentiale die sie entwickelt und zirkulierten sie in Imperien und Publikation der eigenen Forschungsdaten entfalten sozialen Bewegungen gleichermaßen? Was sind die könnte. methodischen Potentiale und Herausforderungen Der Workshop wurde umfangreich dokumentiert und einer globalen Geschichte der sozialen Erhebung als die aufbereiteten Materialen veröffentlicht (URL: alternativer Weg, die Geschichte der Sozial- / Kolonial- ). wissenschaften im langen neunzehnten Jahrhundert Die im Rahmen von DARIAH-DE angebotene Koope- zu schreiben? rationsveranstaltung soll auch aufgrund der hohen Nachfrage und positiven Rückmeldungen weiter­ entwickelt und regelmäßig angeboten werden.

IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen 83 A DISEMBODIED RELIGION? HISDEMAB: THE HISTORICITY OF CORPOREALITY AND EMBODIMENT DEMOCRACY IN THE ARAB AND IN EARLY REFORMED THOUGHT MUSLIM WORLD

05.–06.11.2020, Tagung Digitale Seminarreihe Benedikt Brunner Manfred Sing Partner: Institut d’histoire de la Réformation, Université de Genève Das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Verbundprojekt »The Historicity of Democracy in the Die in Kooperation mit dem Genfer Institut Arab and Muslim World« (s. S. 39) beleuchtet in einer d’histoire de la Réformation organisierte Tagung digitalen Seminarreihe das Wesen beratender Insti- widmete sich der offenen Forschungsfrage nach der tutionen und Praktiken von der islamischen Frühzeit Bedeutung der Körperlichkeit im frühen internatio- bis zur Gegenwart. Diskutiert werden die Trans- nalen Reformiertentum. Während es im Hinblick auf formation, die Neuerfindung oder das Ende eben Luther schon einige Studien gibt, ist die Rolle der dieser Praktiken im Kontext von Modernisierung, theologischen Implikationen der reformatorischen Kolonisierung und nationaler Unabhängigkeit. Den Anthropologie im Reformiertentum noch offen. Die Anfang machte die tunesische Historikerin Dalenda internationale und interdisziplinäre Tagung widmete Larguèche, die über die Frauenbewegung in Tunesien sich drei thematischen Schwerpunkten: der Konfi- von den Anfängen in osmanischer Zeit bis zur Gegen- guration des Verhältnisses von Leib und Seele, der wart referierte und dabei besonderes Augenmerk auf Materialität des Abendmahls sowie der Bedeutung Praktiken des öffentlichen Redens, des Protests und der sinnlichen Erfahrungen. Ein französisch­sprachiger der Mobilisierung legte. Im zweiten Vortrag der Semi- Sammelband, der die Ergebnisse der Tagung zusam- narreihe sezierte François Hartog, früherer Direktor menfasst, erscheint 2022 in den Cahiers de la Revue der EHESS Paris, die Bedeutungsebenen des Begriffs de Théologie et de Philosophie. »Historizität«. Er verwies unter anderem darauf, dass sich der Zeitbegriff in der Moderne verdichtet habe und dass Zeitdruck abträglich für die demokratische Meinungsbildung sei.

Feminine Deliberative Practices in Tunis: Between Intimacy, Decision-Making Processes and the Opinion 26.11.2020, Dalenda Larguèche (Université de La Manouba, Tunis)

Reflections on Historicity, Time and Historical Research 10.12.2020, François Hartog (Directeur d’études émérite, Ecole des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris)

84 IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen BUCHVORSTELLUNGEN

KREISAU | KRZYŻOWA. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN IN 1945 – 1989 – 2019 EUROPA IM 20. JAHRHUNDERT

29.01.2020 21.09.2020 IEG Mainz Institut français Mainz Buchvorstellung mit den Autoren Buchvorstellung mit den Autorinnen Corine Defrance, Waldemar Czachur, Gregor Feindt Pia Nordblom, Tanja Hermann Partner: Landeszentrale für politische Bildung Partner: Institut français Mainz, JGU Mainz, Rheinland-Pfalz, Bundeszentrale für Politische Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz Bildung

Eine der ersten Städtepartnerschaften Europas 30 Jahre nach der geschichtsträchtigen »Versöh- begann bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Im nungsmesse« im November 1989, an der Bundes- Dezember 1918 schickte die britische Stadt Manchester kanzler Helmut Kohl und der polnische Minister- der französischen Gemeinde Lille einen Weihnachts- präsident Tadeusz Mazowiecki drei Tage nach dem baum. Nach dem Zweiten Weltkrieg förderten Berliner Mauerfall teilnahmen, schildern Waldemar Städtepartnerschaften bilaterale Annäherungen, in- Czachur (Warschau) und Gregor Feindt (IEG) in ihrem tensivierten die internationalen Beziehungen und er- zweisprachigen Buch »Kreisau | Krzyżowa. 1945 – möglichten die direkte Beteiligung der Bürger:innen 1989 – 2019« die Geschichte eines Ortes zwischen im europäischen Austausch. Was zeichnet Städtepart- Deutschland und Polen. Lebensnah und anschaulich nerschaften aus – früher und heute? Welchen Beitrag durch Fotos, Karten und historische Dokumente illus- leisten sie zur Stärkung des europäischen Gedankens triert, zeigt das Buch, wie das Dorf unterschiedliche oder der Wettbewerbsfähigkeit Europas im Zeitalter Menschen aus beiden deutschen Staaten und Polen der Globalisierung? Warum entstanden sie und wel- zusammenbrachte und gibt damit auch einen Einblick chen Schwierigkeiten sehen sich heutzutage gegen- in die deutsch-polnischen Beziehungen von 1945 über? Mit diesen und vielen weiteren Fragen setzt bis heute. »Kreisau | Krzyżowa. 1945 – 1989 – 2019« sich der von IEG-Alumna Corine Defrance mit heraus- ist die Chronik einer Verwandlung: der Verwand- gegebene Sammelband »Städte­partnerschaften in lung eines unscheinbaren Dorfes hin zu einer Stätte Europa im 20. Jahrhundert« auseinander. der Versöhnung und europäischer Begegnung. Die Buchvorstellung mit beiden Autoren fand, noch vor Ausbruch der Pandemie, im vollbesetzten Konferenz- raum des IEG statt.

DEMOKRATIE. EINE GEFÄHRDETE Deutlich wurde: Die Geschichte der Demokratie ist auch LEBENSFORM die der Gesellschaft. Wie könne unsere private Lebens- form die Demokratie stärken, wie van Rahden schreibe? 28.09.2020 Van Rahden bekräftigte, dass für ihn die Demokratie Online-Buchvorstellung im Rahmen eines Gesprächs nicht nur eine Herrschaftsform sei, sondern eine zwischen Till van Rahden und Julia Angster Lebensform. Sie sei keineswegs ein harmonisches Partner: Landeszentrale für politische Bildung Einvernehmen, sondern vielmehr die Akzeptanz von Rheinland-Pfalz Differenz. Wenn wir im Privaten Wege und Regeln des Zusammenlebens finden und Konflikte austragen können, wirkt sich das auf die Form der Demokratie Die Veranstaltung wurde live übertragen und steht unseres Landes aus. Angster und van Rahden waren auf dem YouTube-Kanal des Instituts. Moderiert sich einig: Momentan lebe Deutschland eine liberale wurde sie von IEG-Direktor Johannes Paulmann. parlamentarische Demokratie. Eine Krise der Demo- Die liberale Demokratie galt uns lange als selbst­ kratie sehen Angster und van Rahden darin, dass die verständlich. Nun stecke sie in der Krise, sagte Buch- Veränderungen der Gesellschaft nicht beachtet würden. autor Till van Rahden, Senior Research Fellow am IEG So sei im postmigrantischen Deutschland der Anteil de- 2019. Die Gesellschaft selbst, wir, könnten sie durch rer, die im Land leben, aber nicht wählen können, hoch, die Form unseres privaten Zusammenlebens stärken. evtl. höher als 30 %. Wenn sie aber nicht wählen dürfen, Diesen Gedanken griff Julia Angster auf und hob ist dann Deutschland noch demokratisch? Statt also den hervor, dass van Rahdens Buch »zum richtigen Mo- Niedergang der Demokratie zu beklagen, gelte es, so ment« erschienen sei. In Auseinandersetzung mit dem van Rahden, unser Bewusstsein für sie zu schärfen. Buch zeichnete sie die Geschichte der Demokratie in URL: Deutschland nach, so, wie sie das Buch interpretiere. IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen 85 WEITERE ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN

EIN GESCHICHTSBUCH FÜR EUROPA? 150 JAHRE ERINNERUNG AN DEN DIE INTERNATIONALEN HISTORIKER- DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN KRIEG TREFFEN IN SPEYER UND DIE VON 1870 / 71 GRÜNDUNG DES INSTITUTS FÜR EUROPÄISCHE GESCHICHTE 16.12.2020 IN MAINZ (1948–1950) Online-Vortrag von Ulrich Pfeil, Université de Lorraine, Metz, Frankreich, Senior Research 09.12.2020 Fellow am IEG IEG Mainz Partner: Landeszentrale für politische Bildung Online-Vortragsabend mit Corine Defrance, Rheinland-Pfalz, Institut français Mainz Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne / CNRS, Senior Research Fellow am IEG Christian Könne, Pädagogisches Landesinstitut Vor 150 Jahren tobte der Deutsch-Französische (PL) Rheinland-Pfalz Krieg, der mit der Proklamation des Deutschen Rei- Partner: PL Speyer, Zentrum für Frankreich- und ches und der Niederlage Frankreichs 1871 endete. Er Frankophoniestudien (ZFF) an der JGU Mainz gilt heute zumeist als vergessener Krieg, dominieren doch in Deutschland und Frankreich die Erinnerun- gen an die beiden Weltkriege. Ein genauerer Blick in Zwischen August 1948 und Juni 1950 fanden in beiden Ländern lässt den Betrachter jedoch schnell Speyer vier Treffen französischer und deutscher auf die vielfältigen Spuren des Konflikts stoßen, nicht Historiker und Pädagogen statt – die ersten Begeg- nur in dem damals annektierten Elsass-Lothringen. nungen seit dem Zweiten Weltkrieg, entscheidend Ulrich Pfeil untersuchte im Vortrag die Verarbeitung unterstützt von der Bildungsabteilung der franzö- dieses Waffenganges in Deutschland und Frankreich sischen Besatzungsbehörde. Tatsächlich war für und ging der Frage nach, wie sich die Erinnerung auf viele Teilnehmer der Speyerer Gespräche »Europa« beiden Seiten des Rheins wechselseitig bedingte. (in konservativem Duktus »Abendland«) eine Zauber- formel v. a. gegen das »Gift« des Nationalismus. Sie forderten, ein »europäisches« Geschichtsbewusstsein zu formen. Dafür seien die Schulgeschichtsbü­ cher von nationalistischen und konfessionalistischen Vor- urteilen zu »reinigen«. Fernziel war ein »Europäisches Geschichtsbuch« zu schaffen – einer der Impulse für die Gründung des Instituts für Europäische Geschich- te in Mainz. Corine Defrance, 2020 Senior Research Fellow am IEG, ordnete die Speyerer Treffen in die Bildungspolitik der französischen Militärregierung ein. Christian Könne vom Pädagogischen Landesin­ stitut sprach über »Die Genese des Geschichtsunter- richts auf Basis von Lehrplänen und Lehrmaterialien im Hinblick auf das Thema Nation / Europa seit den Konferenzen in Speyer«. Er stellte fest, dass die Speyerer Gespräche bis heute Auswirkungen auf den Geschichtsunterricht haben – nicht nur, was die Vervielfachung von Themen und Unterrichtsstun- den in Bezug auf Europa betrifft. An der lebhaften Diskussion beteiligten sich schulische Lehrkräfte und Fachwissenschaftler:innen gleichermaßen.

86 IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen

70 JAHRE IEG

JUBILÄUM PUBLIKATION

Das IEG konnte im Jahr 2020 auf eine 70-jährige Aus Anlass des 70. Jubiläums des IEG versam- Geschichte zurück­blicken. 1950 wurde es im An- melt der Band »Europä­ische Köpfe in Mainz. schluss an die Internationalen Historikergespräche Die Direktoren des Instituts für Europäische gegründet, die von Raymond Schmittlein, dem Chef Geschichte« (URL: ) bio- damaligen französischen Militärregierung, nach dem graphische Skizzen seiner verschiedenen Direk- Zweiten Weltkrieg initiiert worden waren. Dabei toren, sodass nicht nur deren Charaktere, son­ ging es darum, eine dauerhafte europäische Zusam- dern auch ihre unterschied­lichen Zugänge zur menarbeit und insbesondere die deutsch-franzö­ europäischen Geschichte greifbar werden. Die sische Annäherung auf wissenschaftlichem Wege zu Abfolge der Biographien ist – außer bei den gleich- unterstützen. Man war davon überzeugt, dass dies zeitig am 25. April 1950 ernannten Gründungs­ nur dann erfolgreich geschehen könne, wenn man direktoren – chro­no­logisch und orientiert sich an die Geschichte als Fundament und Orientierungs- den Eintritts­da­ten der jeweiligen Di­rektoren in rahmen für das Verstehen der Gegenwart und eine das Institut. Den Abschluss bildet ein Inter­view verantwortungsvolle Zukunftsgestaltung begriff. mit dem zuletzt ausge­schie­denen Direktor der Das neu zu gründende Institut sollte deshalb mit Abteilung Universal­geschichte, Heinz Duchhardt, seinen Forschungen dazu beitragen, eine vertiefte der gleichsam als Zeitzeuge auf seine ersten Be- Kenntnis der Besonderheiten, Gemeinsamkeiten und gegnungen mit dem Institut und seine spätere Wechselbeziehungen in den reli­giös-konfessionellen Amtszeit (1994–2011) zurückblickt. Die Wirkungs- und nationalen Entwicklungen zu gewährleisten, geschichten der anderen, inzwischen verstorbe­ um so Vorurteile überwinden zu können und zu nen Direktoren wurden von Autor:innen aufge- einem besseren, unvoreingenommenen Verständnis arbeitet, die entweder durch ihre Forschungen zwischen den Europäern beizutragen. An jenen Ge- als Spezialist:innen über eine intime Kenntnis sprächen nahmen der Mediävist Fritz Kern als Leiter der Instituts­geschichte verfügen oder die der deutschen Delegation und am zweiten Treffen vorzustellen­den Personen noch kennen­gelernt auch der katho­lische Theologe und Kirchenhistoriker haben. Joseph Lortz teil. Beide wurden Gründungsdirek- toren des 1950 in zwei Abteilungen (Abteilung für Abendländische Religions­geschichte und Abteilung für Universalgeschichte) ins Leben gerufenen Insti- tuts für Europäische Geschichte, das Ende 1952 in die Domus Universitatis einzog. Die Einweihungsfeier konnte schließlich am 17. Januar 1953 stattfinden. In diesem Gebäude im Herzen der Stadt Mainz befindet sich das Institut bis heute.

Cover: Irene Dingel / Johannes Paulmann (Hg.): Europä­ische Köpfe in Mainz. Die Direktoren des Instituts für Euro­päische Geschichte, Michael Imhof Verlag, 224 Seiten, 19 SW-Abbildungen, ISBN 978-3-7319-1071-8. 88 IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen 1950–2020 PUBLIKATION UND AUSSTELLUNG

AUSSTELLUNG

»Vom Kalten Krieg zum europäischen Umbruch. Das Institut für Europäische Geschichte 1950–1990« seit 12.09.2020, IEG Mainz

Die Ausstellung führt in die Entwicklung des Insti­ Die Ausstellung zeigt ferner, wie sich das Institut tuts für Europäische Geschichte von seiner Gründung in der westdeutschen und in der internationalen 1950 bis zum europäischen Umbruch von 1989 / 1990 Wissenschaftslandschaft etablierte, und wie es seit ein. Das Institut wurde 1950 mit Unterstützung der den 1960er-Jahren für Wissenschaftler:innen aus franzö­si­schen und US-amerikanischen Besatzungs- dem »Ostblock« ein »Fenster zum »Westen« wurde. behörden in Trägerschaft des jungen Landes Rhein- Die von IEG-Forschungskoordinator Joachim Berger land-Pfalz gegründet, um ein »neues Geschichts­ kuratierte Ausstellung war im September / Okto­ber bewusstsein« zu etablieren, das die politischen und im Rahmen von Führungen öffentlich zugänglich. konfessionellen Gräben in Europa überbrücken helfen Derzeit pandemiebedingt geschlossen, soll sie im sollte. Die Ausstellung spürt den französisch-deut- Jahr 2022 erneut ge­öffnet werden. schen Gründungs­impulsen nach und zeigt, wie sich die charakteristische Doppelstruktur des Hauses mit Online-Ausstellung seinen Abteilungen für »Universalgeschichte« und Eine digitale Version der Ausstellung ist auf dem »Abend­ländische Religionsgeschichte« etablierte. Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek zu sehen. In den 1950er-Jahren suchte das Institut seine »euro- URL: »Last« des National­sozialismus umgehen. Zugleich entfaltete sich unter dem Dach der Domus Univer- Digitale Buchvorstellung und Lesung sitatis das Arbeiten und Leben der Institutsange­ Irene Dingel und Johannes Paulmann lesen in der hörigen. Von Beginn an war zudem das inter­nationale Ausstellung aus dem Band »Europäische Köpfe in Stipendien­programm ein wichtiger Pfeiler des IEG. Mainz«. URL:

Eingangsseite der digitalen Ausstellung (im Hintergrund: Domus Universitatis nach August 1942).

IEG-Jahresbericht 2020 | Veranstaltungen 89 Seit 1953 sind in den »Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz« 264 Bände erschienen – hier die ersten Bände der Unterreihe »Beiträge zur Sozial- und Verfassungs­geschichte des Alten Reiches«.

In den »Beiheften« wurden auch englisch- und französischsprachige Arbeiten sowie Übersetzungen aus anderen Sprachen veröffentlicht, um sie in der deutschsprachigen Wissenschaft bekannt zu machen. INSTITUTS­ VERÖFFENTLICHUNGEN

2020 erschienen wieder zahlreiche Beiträge bei EGO | Europäische Geschichte Online. VIEG

VIEG BAND 261

Entgegen der bisherigen For­ schungsmeinung gab es im In der Reihe »Veröffentlichungen VIEG BAND 259 deutschen Raum Sklaverei­ des Instituts für Europäische gegner:­innen, die sich zwischen Geschichte Mainz« werden For­ Wie ließ sich das Ideal einer dem späten 18. und der Mitte schungsergebnisse der Wissen­ um­fassenden Menschheits­ des 19. Jahrhunderts mit Abo­ schaftler:innen des IEG sowie der ver­brü­derung im Zeitalter von litionist:innen im atlantischen vom Institut geförderten Stipen­ Natio­nalismus, Kolonialismus und Raum vernetzten. Deutsche diat:innen publiziert. Seit 2009 Kulturkämpfen organisatorisch Akti­vist:innen brachten nicht nur erscheinen die VIEG im Programm umsetzen? »Mit Gott, für Vater­ kritische Stellungnahmen in den der Vanden­hoeck & Ruprecht Ver­ land und Menschheit?« ist die grenzuber­schreitenden Diskurs lage, Göttingen. Die Neuerschei­ erste umfassende Studie zum In­ ein, sondern verliehen ihrem nungen sind sowohl in gedruckter ternationalismus von Frei­maurern. Protest darüber hinaus durch eine Form als auch als E-Books erhält­lich. Sie untersucht, mit Fokus auf Vielzahl von Praktiken Ausdruck, Ab 2019 erscheinen alle Pu­blika­ti­ Deutschland, England, Frankreich wie z. B. den Boykott von Zucker onen standardmäßig ebenfalls im und Italien, wie sich europäische oder die Gründung von Vereinen. Open Access. Drei Titel konnten im Freimaurerverbände für oder Das Buch erweitert und verändert letzten Jahr auf dem sogenannten gegen eine weltweite organisato­ den Blick auf die Abolitionsbewe­ Goldenen Weg als Erstveröffent­ rische Vereinigung der »Bruder­ gung als grenz­uber­schreitendes lichung im Open Access und paral­ schaft« einsetzten. Dabei zeigt historisches Phänomen. lel als gedrucktes Buch publiziert sich, dass die trans­nationalen werden: Joachim Bergers Studie Organisationsversuche vor und Die Autorin zum Internationalis­mus von Frei­ nach dem Ersten Weltkrieg die Sarah Lentz ist wissenschaft­ maurern (VIEG Band 259) sowie Gegensätze ver­stärkten, die sie liche Mitarbeiterin und Postdoc die preisgekrönten Dissertationen eigentlich überwinden wollten. an der Universität Bremen. von Sarah Lentz zur Abolitionsbe­ Ebenda erhielt sie 2019 den Disser­ wegung (VIEG Band 261) und von Der Autor tationspreis. Die Arbeit an der IEG-Mitarbeiter Stanislau Paulau Joachim Berger ist Historiker Dissertation wurde u. a. durch ein »Das andere Christentum« (VIEG und arbeitet als Forschungs­ Stipendium des IEG gefördert. Band 262). Das VIEG Beiheft 131, koordinator am IEG. das die Ergebnisse des Abschluss­ Sarah Lentz: kolloquiums des von 2009 bis 2018 Joachim Berger: »Wer helfen kann, der helfe!« geförderten Gradu­iertenkollegs Mit Gott, für Vaterland und Deutsche SklavereigegnerInnen »Die christlichen Kirchen vor der Menschheit? Eine europäische und die atlantische Abolitions­ Herausforderung ›Europa‹ (1890 Geschichte des freimaurerischen bewegung, 1780–1860, bis zur Gegenwart)« präsentiert, Inter­nationalismus (1845–1935), 456 Seiten, gebunden, erscheint auf dem Grünen Weg 648 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-525-36099-6, auch und wird nachträglich auch im ISBN 978-3-525-56485-1, auch Open Access (PDF): URL: doi.org/10.13109/9783666564857>

92 IEG-Jahresbericht 2020 | Instituts­veröffentlichungen RESONANZ ZU VIEG BAND 261

»Angesichts aktueller Entwick­ lungen wie der Black Lives Matter-Bewegung und einem VIEG BAND 262 VIEG BEIHEFT 131 auch in Deutschland zuneh­ menden Bewusstsein über das »Das andere Christentum« Der Band fasst wichtige Ergeb­ koloniale Erbe, wundert es nicht, erschließt erstmals die vielfälti­ nisse des von 2009 bis 2018 dass die Thematik sich auch gen Wechsel­wirkungen von geförderten Gra­duiertenkollegs in hochkarä­tigen Forschungs­ äthiopisch-ortho­doxem Christen­ »Die christ­lichen Kirchen vor der pro­jekten wiederfindet. Nun hat tum und europäischem Protes­ Herausforderung ›Europa‹ (1890 Sarah Lentz, Universität Bremen, tantismus im Zeitraum vom 16. bis zur Gegenwart)« zusammen. eine umfassende und beein­ bis zum frühen 20. Jahrhundert. Die Autor:innen widmen sich druckende Studie vorgelegt, die Damit bietet es einen neuen den Themen Europa­verständnis sich mit Sklavereigegner : innen Blick sowohl auf die afrikanische der christlichen Kirchen, der im ausgehenden 18. und dem als auch auf die europäische Frage »Europa« im Zeichen von 19. Jahrhundert beschäftigt. Mit Kirchengeschichte der Neuzeit. Ver­söhnung und Ökumene so­ ihrer Doktorarbeit räumt sie mit Das Werk zeigt beispielhaft, auf wie der Problematik Recht und einigen Vorurteilen über deutsche welche Weise konfessionell und Ethik vor der Herausforderung Abolitionist : innen auf und kann kulturell diver­gierende Varianten »Europa«. An dem Band beteiligen wichtige Forschungsdesiderate des Christen­tums kontinentüber­ sich Wissenschaftler:innen aus erhellen. […] An zahlreichen Bei­ greifend miteinander verknüpft Kirchengeschichte und Theolo­ spielen wie etwa dem ›National­ waren, und leistet somit einen gie, Geschichts- und Poli­tik­wis­ verein für Abschaffung der grundlegenden Beitrag zur Ge­ senschaft. Sklaverei‹ (1848–1853) macht sie schichte des globalen Christen­ deutlich, wie Bewegungs­momente tums und der Inter­kulturellen Der / die Herausgeber:innen in den deutschen Staaten entstan­ Theologie. Irene Dingel ist Direktorin des den, mit welchen Schwierigkei­ IEG. ten diese aber auch zu kämpfen Der Autor Jan Kusber ist Professor für hatten. […] dennoch gelingt Stanislau Paulau ist wissen­ Ost­europäische Geschichte Lentz der Nachweis zahlreicher schaftlicher Mitarbeiter am IEG. am Historischen Seminar der Bewegungs­formationen, die Die Arbeit wurde mit dem Dis- JGU Mainz. durchaus größere Handlungsmög­ sertationspreis der Dr.-Walther- Małgorzata Morawiec war wis­ lichkeiten und Heterogenität auf­ Liebehenz-Stiftung 2020 ausge­ senschaftliche Mitarbeiterin am weisen, als dies bisher vermutet zeichnet. IEG und Geschäftsführerin des wurde. In diesem Rahmen kann Graduiertenkollegs. sie auch Beispiele für black agency Stanislau Paulau: nachweisen. […] So ist Lentz’ Das andere Christentum. Zur Irene Dingel / Jan Kusber / […] Doktor­arbeit eine durch und transkonfessionellen Verflech- Małgorzata Morawiec (Hg.): durch lohnenswerte Lektüre, tungsgeschichte von äthiopischer Die europäische Integration und die mit zentralen Forschungs­ Orthodoxie und europäischem die Kirchen IV. Versöhnung und an­nahmen bricht und diesen Protestantismus, Ökumene, Ethik und Recht, detaillierte Mikrostudien entge­ 270 Seiten, gebunden, 209 Seiten, gebunden, gensetzt.« ISBN 978-3-525-33604-5, auch ISBN 978-3-525-56043-3, Open Access (PDF): URL: eISBN 978-3-666-56043-9 H-Soz-Kult, 08.01.2021)

IEG-Jahresbericht 2020 | Instituts­veröffentlichungen 93 VIEG Band 229 VIEG Beiheft 92 Justus Nipperdey: Heinz Duchhardt / Die Erfindung der Bevölkerungs­- Martin Espenhorst (Hg.): politik. Staat, politische Theorie Frieden übersetzen in der Vor­­- und Population in der Frühen mo­der­ne. Translations­leistungen Neuzeit in Diplomatie, Medien und URL: URL: VIEG Band 230 Bettina Braun: VIEG Beiheft 93 Princeps et episcopus. Studien Irene Dingel / zur Funktion und zum Selbst- Heinz Duchhardt (Hg.): verständnis der nordwest­ Die europäische Integration deutschen Fürstbischöfe nach und die Kirchen. Teil 2: dem Westfälischen Frieden Denker und Querdenker URL: 9783666101151>

VIEG Band 231 VIEG Beiheft 95 OPEN ACCESS Jan Martin Lies: Henning P. Jürgens / AUF DEM GRÜNEN WEG Zwischen Krieg und Frieden. Thomas Weller (Hg.): Die politischen Beziehungen Streitkultur und Öffentlichkeit Auf dem Grünen Weg erscheinen Landgraf Philipps des Großmütigen im konfessionellen Zeitalter die Veröffentlichungen des IEG von Hessen zum Haus Habsburg URL: einer festgelegten Frist von ein URL: werden somit alle neuen Publika­ tionen im Open Access verfügbar. VIEG Band 233 Zusätzlich werden auch Bücher, Esther Möller: die vor 2019 im Programm der Orte der Zivilisierungsmission. RETRO- Vanden­hoeck & Ruprecht Verlage Französische Schulen im Libanon DIGITALISIERUNG erschienen sind, nach und nach im 1909–1943 Open Access zugänglich gemacht URL: ten­­reihen, die zwischen 1953 folgenden Titel hinzugekommen: und 1989 erschienen sind, kann VIEG Beiheft 89 das IEG in Kooperation mit der VIEG Band 224 Irene Dingel / Universitäts- und Landes­­bib­ Johannes Arndt: Christiane Tietz (Hg.): lio­thek Darmstadt jetzt wieder Herrschaftskontrolle durch Kirche und Staat in Deutsch- digital im Open Access zur Ver­ Öffentlichkeit. Die publizistische land, Frankreich und den USA. fügung stellen. Den Auftakt zum Darstellung politischer Konflikte Geschichte und Gegenwart einer 70. Jubi­läumsjahr des Instituts im Heiligen Römischen Reich spannungs­reichen Beziehung machen Bände der ehemaligen 1648–1750 URL: Bände, darunter z. B. auch viele 9783666101083> vom Institut geförderte Arbeiten VIEG Beiheft 90 ehemaliger Stipendiat:innen, VIEG Band 225 Zaur Gasimov (Hg.): werden folgen. Die Titel, die Luka Ilić: Kampf um Wort und Schrift. das Digitalisierungs­zentrum Theologian of Sin and Grace. Russifizierung in Osteuropa der ULB fertiggestellt hat, The Process of Radicalization in im 19.–20. Jahrhundert finden sich in den Digitalen the Theology of Matthias Flacius URL: ) URL: liothek des IEG.

94 IEG-Jahresbericht 2020 | Instituts­veröffentlichungen PERIODIKA

Gegenwart, sondern eine Ausfor­ mung der kontinuierlichen Ausein­ andersetzungen um Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten un­ terschiedlicher gesellschaftlicher, staatlicher und internationaler Akteure seit Ende des 19. Jahr­ hunderts. Mit dem heuristischen Konzept der »kulturellen Souverä­ nität « erschließen die Beiträge die widerstreitenden Ansprüche auf Selbstbestimmung, Intervention und Regulierung durch und gegen den Staat sowie jenseits des Staa­ tes. Im Fokus der Ausgabe stehen die Verfügung über Räume und Ressourcen sowie die Konflikte um mediale Repräsentation und den Aufbau von Informations­ ordnungen. EUROPEAN HISTORY Im jährlichen Forum-Artikel stellt YEARBOOK VOL. 21 eine Gruppe von Autor:innen der Konsortialinitiative NFDI4Memory Das European History Yearbook strategische Überlegungen für das widmet sich der Europäischen Forschungsdatenmanagement Geschichte von der Frühen Neuzeit historisch arbeitender Geisteswis­ bis in die Zeitgeschichte in ihrer senschaften vor. Sie sollten dazu thematischen Vielfalt. Es erscheint dienen, die digitale Quellenkritik und im Open Access auf Englisch und Hermeneutik so zu gestalten, dass wird am IEG von Johannes Paul­ sie nicht nur den Herausforderungen mann in Kooperation mit Markus des digitalen Wandels der Wissens­ Friedrich (Hamburg) und Nick ordnung standhalten, sondern zu­ Stargardt (Oxford) herausge­ gleich die kritische gesellschaftliche geben. Den einzelnen Jahrgang Funktion der histo­rischen Geistes­ verantworten jeweils wechselnde wissenschaften sichern und stärken. Gastherausgeber:innen. Das European History Yearbook Die Herausgeber behandelt in seiner von Gregor Gregor Feindt und Bernhard Gißibl Feindt, Bernhard Gißibl und sind seit 2014 bzw. 2012 wissen­ Johannes Paulmann herausgegeben schaftliche Mitarbeiter am IEG. Ausgabe 2020 ein Thema, das mit Johannes Paulmann ist Direktor dem Forschungsprogramm des des IEG. IEG eng verknüpft ist: »Cultural Sovereignty beyond the Modern Gregor Feindt / Bernhard Gißibl / State: Space, Objects, and Media«. Johannes Paulmann (Hg.): In den letzten gut zwei Jahrzehn­ Cultural Sovereignty beyond ten haben Beobachter:innen eine the Modern State: Space, Objects, Krise des Nationalstaats diagnos­ and Media, tiziert, die durch supranationale De Gruyter Oldenbourg, Institutionen, die globale Mobili­ 180 Seiten, Broschur, tät von Kapital, Gütern, Informa­ ISBN 978-3-110-67905-2, tionen und Menschen ausgelöst eISBN 978-3-110-67925-0, worden zu sein scheint. Aus histo­ auch Open Access (EPUB, PDF): rischer Perspektive ist dies jedoch URL:

IEG-Jahresbericht 2020 | Instituts­veröffentlichungen 95 IEG DIGITAL – ONLINE-RESSOURCEN ZUR GESCHICHTE EUROPAS

IEG digital ist der Oberbegriff für die digitalen Angebote des Leibniz- Instituts für Europäische Geschichte (IEG). Sie gehen aus Forschungs­ projekten des IEG hervor und werden größtenteils im Open Access auf Deutsch und /oder Englisch publiziert. Die Forschungsdaten in IEG digital weisen eine große Bandbreite auf und ermög­lichen viel­­fäl­tige Auswertungen in den Geschichtswissenschaften, den religions­bezogenen Wissenschaften und den Digital Humanities.

❶ Analysen und Studien

www.ieg-mainz.de/publikationen ❶ http://hhr-atlas.ieg-mainz.de ❶

www.ieg-ego.eu ❶ ieg-differences.eu ❶ www.ieg-mainz.de/publikationen ❶

❷ Lehrmaterialien

wiki.ieg-mainz.de/konjunkturen ❷ www.ieg-mainz.de/europäische- mission-und-kulturkontakte ❷

96 IEG-Jahresbericht 2020 | Instituts­veröffentlichungen ❸ Quellen

www.ieg-friedensvertraege.de ❸ www.controversia- religionsfrieden.de ❸ et-confessio.de ❸

❹ Karten

www.atlas-europa.de ❹ www.ieg-maps.de ❹

www.atlas-infra.eu ❹ www.hgis-germany.de ❹

❺ Blogs und Ausstellung

europehist.hypotheses.org ❺ dhlab.hypotheses.org ❺ https://ausstellungen.deutsche- digitale-bibliothek.de/ieg2020/ ❺

IEG-Jahresbericht 2020 | Instituts­veröffentlichungen 97 Bilanz nach sieben Jahren: Bericht über das Institut für Europäische Geschichte der damaligen Direktoren Joseph Lortz und Martin Göhring vom 22.10.1957. WISSENSCHAFTLICHE BILANZ UND UNIVERSITÄRE LEHRE

VORTRÄGE UND PUBLIKATIONEN

Jahresberichte des IEG 1996 bis 2019 in unterschiedlichem Layout. PUBLIKATIONEN

Die Übersicht enthält Veröffent­ Barget, Monika Renate: Geschichte Berger, Joachim: Vom Kalten Krieg lichungen eigenständiger For­ der Inselrezeption im deutschspra- zum europäischen Umbruch 1950–1990. schungsergebnisse der am IEG chigen Raum, in: Blog »INSULAE« Eine Ausstellung im Leibniz-Institut Beschäftigten sowie von ihnen (02.04.2020), URL: . Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, mit dem Erscheinungsjahr 2020. Wirtschaft, Geschichte 40 (2020), H. 3, Barget, Monika Renate: Inseln liegen S. 82–85. Aschauer, Anna / Cremer, Fabian / nicht nur im Meer. Binneninseln in Czolkoß-Hettwer, Michael: Publika- früh­neuzeitlichen Quellen, in: Ebd. Bouwers, Eveline G.: Not so Paral­ tion von Forschungsdaten in der Ge- (02.04.2020), URL: . the German and Italian Tradition, in: Resource), in: Zenodo (01.12.2020), Journal of Modern Italian Studies 25 URL: . Wissensordnung – der »Atlas Metho- . Barget, Monika Renate: Building Fea- URL: . ­tured HathiTrust Collections with Web Brunner, Benedikt: Volkskirche. Zur Automation, in: Blog »INSULAE« Barget, Monika Renate: Reiselitera- Geschichte eines evangelischen (06.10.2020), URL: . frühneuzeitlicher Mobilität, in: Ebd. 2020. (02.04.2020), URL: . Brunner, Benedikt: Zwischen kon­ to­ry Repository. Linux / Windows, struktivem Beitrag und Fundamen- Python, in: GitHub Pages (01.12.2020), Barget, Monika Renate: Women’s talkritik. Kapitalismusdeutungen im URL: . (1915–1923), Data Repository, in: frühen Bundesrepublik, in: Christoph GitHub Pages (05.10.2020), URL: . Zusammenbruch der alten Ordnung? History with Python I. Reading (Messy) Die Krise der Sozialen Marktwirt- XML & JSON Data, in: Blog »Digital Berger, Joachim: Mit Gott, für Vater- schaft und der neue Kapitalismus in Humanities Lab« (30.04.2020), URL: land und Menschheit? Eine europä­ Deutschland und Europa, Stuttgart . ische Geschichte des freimaurerischen 2020, S. 127–149. Internationalismus (1845–1935), Göt- Barget, Monika Renate: Doing tingen 2020 (VIEG Bd. 259), URL: . Steyer, Timo: Abstract Enhancement. ing Custom Word Clouds, in: Ebd. Potentiale der DHd-Konferenzab­­­­ (26.06.2020), URL: . Krieg zum europäischen Umbruch. 2020 Spielräume: Digital Human­i­ties Das Institut für Europäische Geschich- zwischen Modellierung und In­ter­pre­ Barget, Monika Renate: Geohu­ te 1950–1990. Eine Ausstellung des tation. Konferenzabstracts, Pader­born manities I. Ortsdaten mit Geojson. Leibniz-Instituts für Europäische 2020, URL: . (14.08.2020), URL: . digitale-bibliothek.de/ieg2020>. Cremer, Fabian / Aschauer, Anna / Czolkoß-Hettwer, Michael: Publikati­ Barget, Monika Renate: Geohu­ Berger, Joachim / Dingel, Irene / Paul- on von Forschungsdaten in der Ge­ manities II. Gestaltung und Druck mann, Johannes (Hg.): Ortstermine. schichtswissenschaft (Open Educa­- einfacher Karten mit QIGS, in: Ebd. Umgang mit Differenz in Europa / On tional Resource), in: Ebd., URL: (18.12.2020), URL: . in Europe, Mainz 2016–2020, URL: 4300275>. .

100 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre Cremer, Fabian / Roeder, Torsten / Dingel, Irene / Kusber, Jan / Morawiec, Dingel, Irene: Dorothea Susanna of Wübbena, Thorsten u. a.: Digital Małgorzata (Hg.): Die europäische Sachsen-Weimar (1544–92) amid Hu­manities from Scratch 2020, in: In­tegration und die Kirchen IV. Con­fessions and Politics, in: Lutheran Ebd., URL: . und Recht, Göttingen 2020 (VIEG Bei­hef­t 131), URL: . Müller, in: Lutherische Kirche in der Wood, John Carter: Linkage – Digitale Welt 67 (2020), S. 29–34. Gegenwart und Zukunft historischer Dingel, Irene / Paulmann, Johannes Forschung. Die Ziele der Konsortialini­ (Hg.): Europäische Köpfe in Mainz. Die Duhaut, Noëmie: L’Alliance israélite tiative 4Memory. Die Geschichtswis- Direktoren des Instituts für Europä­ universelle, les Juifs roumains senschaft im digitalen Zeitalter, in: ische Geschichte, Petersberg 2020. et l’idée d’Europe, in: Archives VHD Journal 9 (2020), S. 26–34, URL: Juives 53 (2020), H. 2, S. 72–89, URL: . Dingel, Irene / Pękala, Urszula (Hg.): . Zmagania o pojednanie [Ringen um Cremer, Fabian / Neumann, Katrin / Versöhnung]. Religia i polityka w sto- Ehlers, Corinna: Konfessionsbildung Wübbena, Thorsten: Intermediation sunkach polsko-niemieckich po roku im Zweiten Abendmahlstreit der Forschungsinfrastruktur. Ein Rol- 1945 [Religion und Politik im Verhält- (1552–1558 / 59), Tübingen 2020. lenmodell für den Umgang mit einer nis zwischen Deutschland und Polen komplexen Infrastrukturlandschaft, seit 1945], Warschau 2020. Ehlers, Corinna: Edikte von in: DHd 2020 Spielräume: Digital Hu- Kassel (18. April 1685) und Potsdam manities zwischen Modellierung und Dingel, Irene u. a. (Hg.): Handbuch (8. Novem­ber 1685). Einleitung und Interpretation. Konferenzabstracts, Frieden im Europa der Frühen Neu- Edition, in: Irene Dingel (Hg.), Religiöse Paderborn 2020, URL: . tung in Europa (1500–1800). Digitale Dingel, Irene u. a.: Einführung – Intro- Quellenedition frühneuzeitlicher Re- Cremer, Fabian / Wübbena, Thorsten: duction, in: Ebd., S. XV–XLVII. ligionsfrieden, Darmstadt 2020, URL: ConedaKOR-as-a-Service. Über Kon­ . in: Blog »Digital Humanities Lab« Ebd., S. 267–290. (19.03.2020), URL: . Dingel, Irene / Kusber, Jan / Morawiec, (18. Juli / 9. und 11. August 1712). Małgorzata: Vorwort [Einleitung], Einleitung und Edition, in: Ebd., URL: Cremer, Fabian: Calling for Data in: Irene Dingel, Jan Kusber und . Research, in: Ebd. (06.11.2020), URL: europäische Integration und die Kir­ . chen IV. Ver­söhnung und Ökumene, Feindt, Gregor u. a.: Europe’s Europes. Ethik und Recht, Göttingen 2020 (VIEG Mapping the Conflicts of European Dingel, Irene (Hg.): Religiöse Frie­ Bei­heft 131), S. 7–12, URL: . ologies 25 (2020), H. 1, S. 51–77, URL: Eu­ro­pa (1500–1800). Digitale Quellen­ . frie­den, Darmstadt 2020, URL: Europas – überkonfessionell und in­ . Patristik und Früher Neuzeit, in: stopp für »Gastarbeiter« aus Südeu- Irene Dingel und Johannes Paulmann ropa und Nordafrika. Neuverortung Dingel, Irene / Berger, Joachim / Paul- (Hg.), Europäische Köpfe in Mainz. und Pluralisierung der westdeutschen mann, Johannes (Hg.): Ortstermine. Die Di­rek­toren des Instituts für Euro­ Gesellschaft als Prozess und Aufgabe, Umgang mit Differenz in Europa / On päische Geschichte, Petersberg 2020, in: Andreas Fahrmeir (Hg.), Deutsch- Site, in Time. Negotiating Differences S. 192–205. land. Globalgeschichte einer Nation, in Europe, Mainz 2016–2020, URL: München 2020, S. 750–754. . Dingel, Irene: Georg Major on Church Fathers and Councils, in: Lutheran Quarterly 34 (2020), H. 2, S. 152–170.

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 101 Friedrichs, Anne: Banyuls-sur-Mer – Hofmann, Andrea: Art. Ulenberg, Möller, Esther / Stornig, Katharina / Portbou, in: Joachim Berger, Irene Kaspar, in: Traugott Bautz (Hg.), Bio- Paulmann, Johannes: Gender Histories Dingel und Johannes Paulmann graphisch-bibliographisches Kirchen- of Humanitarianism. Concepts and (Hg.), Ortstermine. Umgang mit lexikon, Bd. 41, Nordhausen 2020, Perspectives, in: Ebd., S. 281–300. Differenz in Europa / On Site, in Sp. 1343–1353, URL: . Müller, Markus: »Gehorsam ist des Europe, Mainz 2016–2020, Kindes erste Pflicht?«. Aufstieg und URL: / . (2020), URL: . 114 (2020), S. 111–128, URL: . on and Secular Law. Catholic Marriage Hofmann, Andrea: Mutter. Ehefrau. Practices in the Dutch Golden Age, in: Predigerin?, in: Die Eule (02.04.2020), Paulau, Stanislau: Das andere Chris- Archiv für Reformationsgeschichte URL: . tentum. Zur transkonfessionellen 111 (2020), S. 246–288, URL: . Jürgens, Henning P.: Clippings on pischer Orthodoxie und europäischem the Augsburg Religious Peace, the Protestantismus, Göttingen 2020 Geraerts, Jaap: ReIReS Meetings in Warsaw Confederation and the Peace (VIEG Bd. 262), URL: . Lab« (25.02.2020), URL: . Union, URL: . tlement and Contested Belongings. Geraerts, Jaap: Research in Times of Letters of Pavel Cicianov to Mar COVID, in: Ebd. (23.10.2020), URL: Jürgens, Henning P.: Friedens­pre­ Shemʿon XVI Yoḥannan and Mar . digten, in: Irene Dingel u. a. (Hg.), Yoḥannan of Urmia in the Context of Handbuch Frieden im Europa der Early Con­tacts between East Syriac Geraerts, Jaap: The Archaeology Frühen Neuzeit, Berlin u. a. 2020, Christianity and Imperial Russia, in: of Reading, COVID-19, and Online S. 741–759, URL: . (Hg.), Überleben, Pilgern, Begegnen . im orientalischen Christentum, Wies- Lies, Jan Martin: Schimpfwort des baden 2020, S. 201–210. Gißibl, Bernhard: Der erste Transna­ Monats. »Tyrann«, »Papist«, »Interim«, ti­onalpark Deutschlands. Die Geburt »Interimsmeister, Interimsschmied« Paulmann, Johannes (Hg.): Human­i­- des Nationalparks Bayerischer Wald und »Galater«, in: Irene Dingel (Hg.), tarianism and Media. 1900 to the aus dem Geiste internationa­ler Rück- Controversia et Confessio, Februar, Pres­ent, New York u. a. paperback ständigkeit, in: Christof Mauch und April, Juli, September und Oktober edition 2020. Marco Heurich (Hg.), Der Urwald der 2020, URL:. Dingel, Irene (Hg.): Ortstermine. Göttingen 2020, S. 47–65, URL: . Möller, Esther / Paulmann, Johannes / Site, in Time. Negotiating Differences Stornig, Katharina (Hg.): Gendering in Europe, Mainz 2020, URL: . Samuele Reggio tra Haskalah e »Wis- tieth Century. Practice, Politics and senschaft des Judentums«, in: Filosofia the Power of Representation, New Paulmann, Johannes u. a. (Hg.): Online Italiana. Filosofia Ebraica in Italia York 2020. Atlas on the History of Humanitari­ (XV–XIX secolo) 1 (2020), S. 181–194, anism and Human Rights, 2020, URL: URL: . wp-content/uploads/2020/07/Grazi.pdf>. Stornig, Katharina: Gendering Twen­ tieth Century Humanitarianism. An Introduction, in: Ebd., S. 1–32.

102 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre Paulmann, Johannes / Möller, Esther / Pękala, Urszula: Europejska Thulin, Mirjam: Introduction: From Stornig, Katharina (Hg.): Gendering działalność Bolesława Kominka the 1920s to the 2020s. A Century Global Humanitarianism in the Twen- [Das Wirken von Bolesław Kominek of Jewish Family Research, in: Ebd., tieth Century. Practice, Politics and auf europäischer Ebene], in: Wojciech S. 27f., URL: . York 2020. Kardynał Bolesław Kominek, biskup, dyplomata, wizjoner [Kardinal Thulin, Mirjam: Arthur Czellitzer Paulmann, Johannes / Möller, Esther / Bolesław Kominek – Bischof, Diplo- (1871–1943) and the Society for Jew-­ Stornig, Katharina: Gender Histories mat, Visionär], Warschau u. a. 2020, ish Family Research, in: Ebd., S. 29–42, of Humanitarianism. Concepts and S. 139–162. URL: . Pękala, Urszula: Polen. Staat und Paulmann, Johannes / Cremer, Fabian / Religion, in: Heribert Hallermann u. a. Vasques Filho, Demival / Błoch, Agata / Wood, John Carter: Linkage – Digitale (Hg.), Lexikon für Kirchen- und Bojanowski, Michał: Networks from Gegenwart und Zukunft historischer Staatskirchen­recht. Bd. 3: L-R, Pader- Archives. Reconstructing Networks of Forschung. Die Ziele der Konsortialini­ born 2020. Official Correspondence in the Early tiative 4Memory. Die Geschichts- Modern Portuguese Empire, in: Social wissenschaft im digitalen Zeitalter, Schneider, Hans-Otto: Schimpfwort Networks 9 (2020), URL: . URL: . Teufelsirrwisch«, »Distelkopf«, »Polter- ­kopf«, »Pragmosiner«, »Stürmer« und Vasques Filho, Demival / O’Neale, Paulmann, Johannes / Möller, Esther / »Affensteiger«, in: Irene Dingel (Hg.), Dion R. J.: Latent Space Generative Stornig, Katharina: Gendering Twen- Controversia et Confessio, Januar, Model for Bipartite Networks, in: tieth Century Humanitarianism. An März, Mai, Juni, August, November und Naoki Masuda u. a. (Hg.), Proceedings Introduction, in: Ebd., S. 1–32. Dezember 2020, URL: . Network Science, Cham 2020, S. 3–16, Eva: Digitale Wissensordnung und URL: . Anforderungen und Beitrag historisch und die Journalistenehre, in: Zenith 1 arbeitender Wissenschaften, in: Der (2020), S. 126–129. Vasques Filho, Demival / O’Neale, Archivar 73 (2020), H. 1, S. 9–12. Dion R. J.: The Role of Bipartite Struc- Sing, Manfred: The Communist Move­ ture in R&D Collaboration Networks, Paulmann, Johannes / Wood, John ment and Citizenship in Arab Coun­ in: Journal of Complex Networks 8 Carter: Die digitale Integration von tries, in: Roel Meijer, James N. Sater (2020), H. 4, URL: . einrichtungen und Infrastrukturen. Handbook of Citizenship in the Mid­dle Zur Konsortialinitiative 4Memory in East and North Africa, Milton Park, Vasques Filho, Demival / O’Neale, Dion der NFDI, in: Hessisches Landesarchiv Abingdon 2020, S. 187–200, URL: R. J.: Transitivity and Degree Assorta- (Hg.), Archivnachrichten aus Hessen. . tivity Explained. The Bipartite Structure Sonderheft, Wiesbaden 2020, S. 77–81, of Social Networks, in: Physical Re- URL: . Thulin, Mirjam / Krah, Markus / Pick, view E 101 (2020), H. 5, URL: . Pękala, Urszula / Dingel, Irene (Hg.): ship in the Early Modern and Modern Zmagania o pojednanie [Ringen um Eras, Potsdam 2020, URL: . of Interdependent Co-Authorship and stosunkach polsko-niemieckich po Citation Networks, in: Scientometrics roku 1945 [Religion und Politik im Thulin, Mirjam / Krah, Markus: The 125 (2020), S. 385–404, URL: . Polen seit 1945], Warschau 2020. dern and Modern Times. A Disci­pline in Search of Its Roots and Roles, in: Ebd., S. 13–23, URL: .

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 103 Vasques Filho, Demival: Mechanisms Voigt-Goy, Christopher: Warschauer Witt, Christian Volkmar: Von der and Emergent Properties of Social Konföderation 1573, in: Irene Dingel »imitatio Christi« zur Societas Jesu. Struc­ture. The Duality of Actors and u. a. (Hg.), Handbuch Frieden im Christusnachfolge bei Ignatius von Social Circles, in: SocArXiv (12.11.2020), Europa der Frühen Neuzeit, Berlin u. a. Loyola, in: Achim Aurnhammer und URL: . 2020, S. 877–896. Johann Anselm Steiger (Hg.), Christus als Held und seine heroische Nachfolge. Vasques Filho, Demival: IEG DH Lab at Witt, Christian Volkmar: Der GEKE- Zur »imitatio Christi« in der Frühen NetSciX 2020, in: Blog »Digital Human­ Studienprozess »Theologie der Dias­ Neuzeit, Berlin u. a. 2020, S. 113–128. ities Lab« (03.02.2020), URL: . Klaus Fitschen und Gabriele Wulz Witt, Christian Volkmar: Wie kam es (Hg.), Graswurzel oder Heiliger Rest? zu Luthers »reformatorischen Haupt- Vasques Filho, Demival: Research Auf dem Weg zu einer Theologie der schriften«? Schlaglichter vom 18. Visit in New Zealand. Modelling the Diaspora, Leipzig 2020, S. 7–26. bis zum 20. Jahrhundert, in: Luther. Spread of COVID-19 on Higher-Order Zeitschrift der Luther Gesellschaft 91 Networks, in: Ebd. (30.07.2020), URL: Witt, Christian Volkmar: Evangelium (2020), H. 3, S. 142–156. . in und durch Partnerschaft. Gedanken zum reformatorischen Eheverständnis, Wood, John Carter (Hg.): Christian Voigt-Goy, Christopher: Die Herausbil- in: Maria Groos und Burkard M. Zapff Modernities in Britain and Ireland in dung neuer staatlicher Formationen (Hg.), Kann man so lieben? Das Leben the Twentieth Century, London 2020 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges als Geschenk und Berufung, Sankt (Contemporary British History 34 / 4), und ihre religionspolitischen Implikati- Ottilien 2020, S. 259–264. URL: . Abmeier (Hg.), Syrien liegt in Europa. Witt, Christian Volkmar: Kontrovers­ Vor 400 Jahren begann der Dreißig- theologie als Gesprächsmodus durch Wood, John Carter: Going »Part of jährige Krieg, Rehburg-Loccum 2020, Fundamentbestimmung. Ein Beitrag the Way Together«. Christian Intel- S. 183–198. zur argumentativen Struktur des früh- lectuals, Modernity and the Secular neuzeitlichen Konfessionsstreits, in: in 1930s and 1940s Britain, in: Ebd., Voigt-Goy, Christopher: Puritanismus Zeitschrift für Kirchengeschichte 131 S. 580–602, URL: . in: Detlef Pollack und Matthias Pohlig (Hg.), Die Verwandlung des Heiligen. Witt, Christian Volkmar: Luthers Wood, John Carter: Introduction. Die Geburt der Moderne aus dem Geist Reformation der Ehe. Eine theologie­ Christian Modernities in Britain and der Religion, Berlin 2020, S. 382–393. geschichtliche Skizze, in: Andreas Ireland in the Twentieth Century, in: Schüle (Hg.), »Es ist nicht gut, dass Ebd., S. 495–509, URL: . Innovation. Law, in: Dorothea Wende­ Ehe und Sexualität als Themen der bourg, Euan Cameron und Martin Ohst Theologie, Leipzig 2020, S. 49–59. Wood, John Carter / Cremer, Fabian / (Hg.), Sister III. From Paulmann, Johannes: Linkage – Digi­ Reformation Movements to Reforma- Witt, Christian Volkmar: Reformation tale Gegenwart und Zukunft histo­ tion Churches in the Holy Roman Em- im Spannungsfeld der deutenden Ein- rischer Forschung. Die Ziele der pire and on the British Isles, Tübingen und Zuordnungen. Ein orientieren- Kon­sortialinitiative 4Memory. Die 2020, S. 509–522. der Prospekt, in: Lutherjahrbuch 97 Geschichtswissenschaft im digitalen (2020), S. 249–296. Zeitalter, in: VHD Journal 9 (2020), Voigt-Goy, Christopher: Tradition S. 26–34, URL: . Wendebourg, Euan Cameron und der Diaspora. Der Studienprozess Martin Ohst (Hg.), Schwesterreforma- der GEKE zur Standortbestimmung tionen III. Von der reformatorischen der evangelischen Kirchen im Bewegung zur Kirche im Heiligen Rö- pluralen Europa, in: Zeitschrift für mischen Reich und auf den britischen Theologie und Gemeinde 25 (2020), Inseln, Tübingen 2020, S. 495–508. S. 233–250.

104 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre Wood, John Carter / Paulmann, Wübbena, Thorsten / Keazor, Henry: Johannes: Die digitale Integration von Populär versus Pop? Beethoven- historischer Forschung, Gedächtnis­ Bilder zwischen Comic, Malerei und ein­richtungen und Infrastrukturen. Market­ing, in: Moritz Baßler u. a. Zur Konsortialinitiative 4Memory (Hg.), Ludwig lebt! Beethoven im Pop, in der NFDI, in: Hessisches Landes- Münster u. a. 2020, S. 129–148. archiv (Hg.), Archivnachrichten aus Hessen. Sonderheft, Wiesbaden 2020, Wübbena, Thorsten: Von Warburg S. 77–81, URL: . operabilität kunsthistorischer Da­tenbanksysteme am Beispiel von Wood, John Carter: Sympathies ConedaKOR, in: Canan Hastik und and Scandals: (Counter-)Narratives of Philipp Hegel (Hg.), Bilddaten in den Criminality and Policing in Inter-War Digitalen Geisteswissenschaf­ten, Britain, in: Martina Althoff, Bernd Bd. 16, Wiesbaden 2020, S. 133–148, Dollinger und Holger Schmidt (Hg.), URL: . Punishment, Cham 2020, S. 161–180, URL: .

Wübbena, Thorsten (Hg.): Blog »Digital Humanities Lab« 2020, URL: .

Wübbena, Thorsten / Cremer, Fabian / Neumann, Katrin: Intermediation der Forschungsinfrastruktur. Ein Rollen- modell für den Umgang mit einer komplexen Infrastrukturlandschaft, in: DHd 2020 Spielräume: Digital Hu- manities zwischen Modellierung und Interpretation. Konferenzabstracts, Paderborn 2020, URL: .

Wübbena, Thorsten / Cremer, Fabian u. a.: Digital Human­­ities from Scratch 2020, in: Ebd., URL: .

Wübbena, Thorsten / Cremer, Fabian: ConedaKOR-as-a-Service. Über Kon­text, Komplexität und Komplika­- tione­ n, in: Blog »Digital Humanities Lab« (19.03.2020), URL: .

Wübbena, Thorsten: ORCIDgraph, in: Ebd. (12.06.2020), URL: .

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 105 VORTRÄGE

Nähere Details und weiter­füh­ Dingel, Irene: Christliche Feste – Feindt, Gregor: Ein Leben hinter rende Informationen zu IEG- warum feiern wir Weihnachten?, der Akte. Biographie(n) des »neuen Veranstaltungen sind im Kapitel Podcast der Leibniz-Gemeinschaft Menschen« in Bat'as Zlín, Forschungs- »Veranstaltungen« ab S. 77 zu und t-online »Tonspur Wissen«, stelle Osteuropa, Universität Bremen, finden. 22.12.2020, URL: . wurden in der Regel nicht am Ort Friedrichs, Anne: Multiperspektivität der veranstaltenden Einrichtung, Duhaut, Noëmie: Europe as a Default als Schlüssel zur Kontingenz sozialer sondern online bzw. im Rahmen Choice. French Jewish International Zugehörigkeit. Die deutsch-polnische von Videokonferenzen gehalten. Diplomacy in the 19th Century, Pa­nel Migration aus dem Ruhrgebiet nach »France Within Transnational Edu­ Frankreich ab 1919, Kolloquium »Ost- Barget, Monika Renate: The Prob­ cational and Religious Networks« europäische Geschichte«, Universität lem of »Text« and »Meaning« in the des History Research Seminars der Göttingen, 28.01.2020. Humanities and the Role of Scholarly London School of Economics, London, Editions in Hermeneutics, Reflections 22.01.2020. Friedrichs, Anne: Differentiating Mo- on Code – International Summer bilities – Mobilizing Differences. Für School Mainz, 05.10.2020. Ehlers, Corinna: Eindeutiger Außen- eine trans:europäische Ge­schichts­ seiter? Die Auseinandersetzung des schreibung von Zugehörigkeit im 19. Dingel, Irene: Die Kirchen vor der Flaciuskreises mit Schwenckfeld im und 20. Jahrhundert, Tagung »Einheit »Sozialen Frage« des 19. Jahrhun- Vergleich mit anderen innerreforma- und Vielheit. Europa pluralisieren?«, derts, Studientag »Die Industrialisie- torischen Debatten, XIV. Frühjahrs­ Mainz, 02.11.2020. rung in Deutschland (1848–1914)«, tagung zur Wittenberger Reformation DHI Paris, 16.01.2020. »An den Rand gedrängt – den Rand Geraerts, Jaap u. a.: Using the Ar- gewählt. Religiöse Selbst- und Fremd- chaeology of Reading in the On-Line Dingel, Irene: Freiheit und Verant­ verortung im 16./17. Jahrhundert«, Classroom for Student Learning and wortung. Luthers reformatorische Wittenberg, 06.03.2020. Re­search, Bib­lio­­graphical Society of Gedanken in seinen Hauptschriften America, 23.03.2020, URL: . Vortrag, Evangelische Kirche der hen einer sozialistischen Moderne Pfalz, Speyer, 03.03.2020. in Polen, Fünfter Kongress Polenfor- Geraerts, Jaap u. a.: Ask the Archae­ schung, Halle / S., 07.03.2020. ologists. Using the Archaeo­logy of Dingel, Irene: Der Umgang mit theo- Read­ing in the Online Class­room, logischer Devianz auf der Straßburger Feindt, Gregor: »Neue Menschen« Biblio­graphical Soci­ety of America, Synode von 1533, XIV. Frühjahrsta- schaffen und werden. Leben und 02.04.2020, URL: . »An den Rand gedrängt – den Rand Kolloquium »Neuere und Neueste gewählt. Religiöse Selbst- und Fremd- Geschichte«, Universität zu Köln, Geraerts, Jaap: Scholarly Editions verortung im 16./17. Jahrhundert«, 20.06.2020. in the Digital Age, Reflections on Wittenberg, 05.03.2020. Code – International Summer School Feindt, Gregor: »Neue Menschen« Mainz, 01.10.2020. Dingel, Irene: Helfen Glaube und Re­ schaffen und werden. Leben und ligion (besonders) in Corona-Zeiten?, Arbeiten in Bat’as Zlín, 1920–1950, Hofmann, Andrea: »In frölich­keit Podcast der Leibniz-Gemeinschaft Kolloquium »Osteuropäische Sein lob außbreitt«. Frauen und die und t-online »Tonspur Wissen«, Geschichte«, LMU München, Aus­bildung evangelischer Frömmig- 23.04.2020, URL: . zeit und im konfessionellen Zeital- Feindt, Gregor: Das Leben hinter der ter, Kolloqui­um »Moderata-FONTE- Dingel, Irene: Scepticism as a Akte. Wie schreibt man mit Personal­­­ Atelier«, Gießen, 03.09.2020. Po­litical Argument in Pierre Bayle’s akten Biographie(n)?, Workshop »Diction­naire«, Internationaler »An Personalakten arbeiten. Beiträge Jürgens, Henning P.: Friedens- Workshop des Maimonides Center und Herausforderungen, methodische predig­ten der Frühen Neuzeit, Ein- for Advanced Studies der Universität und ethische Grenzen«, Universität becker Geschichtsverein, Ein­beck, Hamburg, 25.08.2020. Fribourg (CH), 20.11.2020. 20.01.2020.

106 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre Jürgens, Henning P.: Selbst- und Paulau, Stanislau: African Zion. Sing, Manfred: Islamic Socialism Fremdmarginalisierung der Täufer: (Re-)Narrating Sacral Pasts in in Bangladesh and Egypt, Webinar die Schleitheimer Artikel, XIV. Früh- Neo-Solomonic Ethiopia, Konfe- des Netzwerks »Islamic Socialism in jahrstagung zur Wittenberger Refor- renz »Contested Religious Spaces – the Global South«, 17.09.2020, URL: mation »An den Rand gedrängt – Narratives as Evidence. De-Cen­ . den Rand gewählt. Religiöse Selbst- tering and Re-Authenticating Pasts und Fremdverortung im 16./17. Jahr- for the Future«, Berlin, 01.12.2020. Vasques Filho, Demival / O’Neale, hundert«, Wittenberg, 07.03.2020. Dion R. J.: Transitivity and Degree Paulau, Stanislau: Cranach, Luther Assortativity Explained. The Bipar- Lies, Jan Martin: Marginalität² = Elite? und Abba Mikaʾel – Reformatorische tite Structure of Social Networks, Die Idee einer »heiligen Verwandt- Weltdeutungen und das äthiopische Konferenz »Sunbelt 2020«, Paris, schaft« im reichsgräflichen Adel um Christentum. Transkontinentale 08.05.2020. 1700, ebd., 07.03.2020. Verflechtungen im 16. Jahrhundert, Öffentliche Vortragsreihe »MdbK Vasques Filho, Demival / O’Neale, Müller, Markus: »Pseudoferum reso­- [in transit]«, Leipzig, 17.12.2020. Dion R. J.: Transitivity and Degree net pulpita Cacolicon«. Die römische Assortativity Explained. The Bipartite Expurgation des Mainzer Dompredi- Paulmann, Johannes: Geschichts- Structure of Social Networks, Konfe- gers Johann Wild OFM (1495–1554) wissenschaft und gesellschaftliche renz »Content Meets Structure 2020«, und ihr Echo beim englischen Puri- Differenzierung. Überlegungen Heidelberg, 30.09.2020. taner William Crashaw (1572–1626), zur historischen Erforschung von ebd., 06.03.2020. Differenzierungsprozessen, Videokon- Vasques Filho, Demival: The ferenz »Humandifferenzierung. Diszi- Emer­gence of Social Structure. Panter, Sarah: Beyond Marginal­­ plinäre Perspektiven und empirische Deconstruct­ing the Myths of ization. The (German-)Jewish Soldiers’ Sondierungen«, Mainz, 25.06.2020. Preferential Attachment and Triadic Agency in Times of War, 1914–1918, Closure, Konferenz »Complex Konferenz »German-Jewish Agency in Paulmann, Johannes: NFDI4Memory, Systems 2020«, 12.11.2020. Times of Crisis, 1914–1938«, Sussex, eine Konsortialinitiative für die 17.02.2020. historisch arbeitenden Geisteswissen- Voigt-Goy, Christopher: Zur Genese schaften, NFDI Webkonferenz 2020, des »exercitium religionis privatum«, Panter, Sarah: Mobilität – Margi­na­- 08.07.2020. XIV. Frühjahrstagung zur Witten- lisierung – Pluralisierung. Forschungs- berger Reformation »An den Rand perspektiven auf Mobilität und die Paulmann, Johannes: NFDI4Memory, gedrängt – den Rand gewählt. Herstellung von Differenzen und Zu­ 3. Leibniz-Symposium / Webkonferenz Religiöse Selbst- und Fremdverortung gehörigkeit, Tagung »Einheit und Viel- »Starting to Work: Leibniz in der Nati- im 16. / 17. Jahrhundert«, Wittenberg, heit. Europa pluralisieren?«, Mainz, onalen Forschungsdateninfrastruktur 06.03.2020. 02.11.2020. (NFDI)«, 19.07.2020. Voigt-Goy, Christopher: »Religions- Panter, Sarah: Transatlantische Pękala, Urszula: Oświęcim. Polnische frieden«. Konfessionelle Ordnungs- Familien. Die Leben deutscher Perspektive auf Auschwitz und den entwürfe im europäischen Kontext, Revo­lutionsflüchtlinge, 1848 / 49– Zweiten Weltkrieg, 11. Europäischer Tagung »Einheit und Vielheit. Europa 1914, Kolloquium »Neuere und Neu- Workshop zum Umgang mit der pluralisieren?«, Mainz, 03.11.2020. este Geschichte«, Universität zu Köln, gewaltbelasteten Vergangenheit von 15.12.2020. Auschwitz, Auschwitz, 15.08.2020. Weller, Thomas: Loyal Citizens or Members of a »Foreign Nation«? Paulau, Stanislau: The Proto-Ecumeni- Pękala, Urszula: Einheit in der Viel- Migrants from the Holy Roman Em- cal Dialogue of Abba Mika’el, Martin heit? Versöhnung zwischen theo- pire in Seventeenth-Century Seville, Luther, and Philip Melanchthon, logischem Konzept und politischer Annual Conference German History Webinar »Ecclesiological Investi­ Handlungspraxis, Tagung »Einheit Society, London, 02.09.2020. gations International Research Net- und Vielheit. Europa pluralisieren?«, work«, Berkley Center for Religion, Mainz, 03.11.2020. Weller, Thomas: Fließende Grenzen. Peace & World Affairs, Georgetown Mobilität und Zugehörigkeiten im University, 18.11.2020, URL: . und Vielheit. Europa pluralisieren?«, Mainz, 02.11.2020.

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 107 Witt, Christian Volkmar: Haupt­schrif­ ten in Rezeption. Exemplarische Be- ­ob­achtungen, Studientag » ›Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nie und nimmermehr?‹ Luthers Haupt- schriften von 1520 heute gelesen«, Universität Leipzig, 20.01.2020.

Witt, Christian Volkmar: Der Rand als eigentliches Zentrum. Oder: Eine erleuchtete Umkehrung, XIV. Früh- jahrstagung zur Wittenberger Refor- mation »An den Rand gedrängt – den Rand gewählt. Religiöse Selbst- und Fremdverortung im 16./17. Jahrhun- dert«, Wittenberg, 07.03.2020.

Witt, Christian Volkmar: Christen- tumsgeschichtliche Überlegungen zu Pluralität, Konflikt und Pazifizierung, Tagung »Einheit und Vielheit. Europa pluralisieren?«, Mainz, 03.11.2020.

Wübbena, Thorsten: »ConedaKOR x Wikidata«. Lookup und Harvesting – Implementierung, Workshop »Wiki­ data in kunsthistorischen Daten­ banken«, Berlin, 20.01.2020.

Wübbena, Thorsten: DH Lab IEG. His- torische Forschung digital gestalten, unterstützen, wandeln, Vorlesungs- reihe des Studium generale »Digital Humanities«, JGU Mainz, 21.01.2020.

108 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre PRÄSENTATIONEN, KOMMENTARE, MODERATIONEN, GESPRÄCHE

Berger, Joachim: Einführung in Müller, Markus: OCR mit lateinischen die Ausstellung »Vom Kalten Krieg Drucken des 16. Jahrhunderts und zum europäischen Umbruch. Das Automatisierung mit Transkribus und Institut für Europäische Geschichte Python, Präsentation im Kolloquium 1950–1990«, IEG, Mainz, 12.09. und »Digital Humanities und Theologie«, 14.10.2021. Heidelberg, 08.05.2020.

Berger, Joachim: Moderation des On- Müller, Markus: DH-Komponenten line-Vortragsabends »Ein Geschichts- im Wild-Projekt. Entwicklung und buch für Europa? Die internationalen Funktion einer Web-App mit Python / Historiker-Treffen in Speyer und Flask, um automatisch transkribierte die Gründung des Instituts für lateinische Texte Korrektur zu lesen Euro­päische Geschichte in Mainz und Unterschiede sowie Gemeinsam- (1948–1950)«, IEG, Mainz, 09.12.2021. keiten zwischen Texten zu suchen, Präsentation im Oberseminar von Berger, Joachim: Diskutant bei Claus Arnold, JGU Mainz, 05.10.2020. »Doing research in [the] humanities«, Online Talk Series von Research in Paulmann, Johannes: Europa und Germany, 10.12.2021, URL: . Preisverleihung Schreibwettbe- werb »Europa – Eine Reise«, Mainz, Dingel, Irene: Kurz nachgefragt … 12.09.2020. bei Prof. Dr. Irene Dingel, Interview im Newsletter der Union der Deut- Paulmann, Johannes: Globale Gerech- schen Akademien der Wissenschaf- tigkeit in der Krise. Die Politik huma- ten, 05.10.2020, URL: . Podiumsdiskussion der Volkswagen- Stiftung »Herrenhäuser Gespräch«, Dingel, Irene: Wittenberg und die Hannover, 28.10.2020. Reformation, Interview im News­ letter vom DAAD und BMBF »Re­ Paulmann, Johannes: Kooperation search in Germany«, 01.11.2020. im Bereich von Infrastruktur- und Provenienzforschungsprojekten zu Friedrichs, Anne / Barboutie, Bettina Sammlung und Beständen aus kolo- Severin: Abschlusskommentar, Kon- nialen Kontext, DFG-Rundgespräch, ferenz »Population Transfers on the Berlin, 23.11.2020. European Continent. During the First Half of the 20th Century. Socio-Eco- Vasques Filho, Demival / O ̕ Neale, nomic Outcomes and Perceptions of Dion R. J.: Latent Space Generative Displacements«, Athen, 07.02.2020. Model for Bipartite Networks, Pos- terpräsentation auf der Konferenz Hofmann, Andrea: Online-Lehre im »NetSciX 2020«, Tokio, 25.01.2020. (ersten) Corona-Semester. Schlaglich- ter aus der Jungen Akademie, Mainz, Vasques Filho, Demival / O’Neale, Online-Präsentation »Corona und Dion R. J.: Transitivity and De- Digitalisierung. Reflexionen aus der gree Assortativity Explained. The Jungen Akademie, Mainz«, 26.06.2020, Bipartite Structure of Social Net- URL: . 25.01.2020.

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 109 FORSCHUNGSKOLLOQUIUM

Das Forschungskolloquium zielt 18.02.2020 30.06.2020 vorrangig darauf ab, konstruktive Henning Lautenschläger (Basel): Im­- Malte Borgmann (Osnabrück): Impulse für die Forschungs­arbeit perium der Bilder: Die Farbfotogra­fien Migration and Housing Policy in am IEG zu vermitteln und den Sergej Prokudin-Gorskijs vom spä­ten West Berlin in the 1960s to 1980s Austausch zwischen den am IEG Zarenreich bis zur Pariser Emigration Forschenden zu fördern. Dabei (ca. 1900–1948) 07.07.2020 können sowohl Ideen und Thesen Benedikt Fausch (Münster): British- vorgestellt als auch spezifische 03.03.2020 Persian Relations, 1763–1841: Status Methoden­probleme diskutiert Valentina Mann (Cambridge): The­o- Struggles and Shared Practices of werden. Darüber hinaus lädt das ­ries of the Mind and Disciplining of Diplomacy at the End of the Early IEG regelmäßig externe Vortra­ Anthropology, c. 1875–1914 Modern Period gende und Gäste zum Forschungs­ kolloquium ein. Martin Herrnstadt: Verwaltung des 14.07.2020 Selbst-Epistemologie des Staates: Philipp Schulte (Heidelberg): »Es ist 14.01.2020 Joseph-Marie de Gérando, die Wis- doch mein Bild!«: Bildkonflikte, Recht Johnathon Speed (Nashville): The senschaft vom Menschen und der am eigenen Bild und right to privacy Schwabenkinder and Child-Wel­fare 18. Brumaire des Jahres VIII in Deutschland und den USA (1880–1940) in the Eastern Alps, 1869–1921 10.03.2020 21.07.2020 14.01.2020 Guillermo Augusto Múnera Dueñas Roii Ball (Los Angeles): Constructing Remzi Cağatay Çakırlar (Leiden): The (Paris): The Genesis and Spread of the Imperial Frontier: A Social History French Radical Party and the Making Liberation Theology Between Europe of the Prussian Settlement Project of Kemalism, 1901–1939 and Latin American (1965–1979) in the German-Polish Borderlands, c. 1880s–1920s 21.01.202 Richard Herzog (Gießen): Zwischen Anne Friedrichs (IEG Mainz): Polish- »altepetl« und »patria«: Politische 28.07.2020 German Migrations to the Ruhr Valley Konzepte einheimischer Gelehrter Indravati Félicité (Paris): Das Alte in a European Context, 1860–1950: im kolonialen Zentralmexiko Reich im Spiegel seiner Außenbezie- Towards a Relational History of hungen (16. bis 18. Jahrhundert) So­ciety 24.03.2020 Carole Fink (Columbus): Un­settling 04.08.2020 04.02.2020 Arrivals: The Migration of Soviet Jews Ann-Sophie Schoepfel (Konstanz): Prof. Dr. Klaus Oschema (Bochum): to West Germany (1972–1988) Von der individuellen Erfahrung zur Europabilder im Mittelalter öffentlichen Inszenierung: Differenz 09.06.2020 und Zugehörigkeit der Vietname­ 11.02.2020 Aida Murtić (Heidelberg): Multiple sischen Migranten in Städten der DDR Monika Barget (IEG Mainz): Deutsch­ Pasts of Sarajevo Čaršija (Bazaar und der Bundesrepublik (1979–1989) sprachige Inseldarstellungen der Quarter): A Transcultural History of Frühen Neuzeit – eine Ana­lyse von Urban Heritage 01.09.2020 Mobilität und Zugehörigkeit mit digi- Precious Chilufya (Addis Abeba): The talen Methoden 16.06.2020 Zimbabwe African National Union Christoph Eibach (JGU Mainz): Zur Patriotic Front (Zanu-PF): Politics of Jaap Geraerts (IEG Mainz): Dutch Bedeutung der Befreiungs­theologie Legitimacy, 1980–2017 Catholics between Rome and für die marginalisierte Bevölkerung Utrecht: Controversy, Religious Lateinamerikas – am Beispiel der 15.09.2020 Choice, and Confessional basiskirchlich-karitativen Bewegung Morgane Walter (Paris): Die Kunst Coexis­tence in Leeuwarden and Cristo Vive ist abstrakt geworden – eine Ge- Roelofarendsveen schichts­schreibung der mo­der­nen Kunst in der Bundesrepu­blik Deutsch- land (1945–1964)

110 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 29.09.2020 27.10.2020 17.11.2020 Magdalena Fricke (Erfurt): Theorie Thomas Menger (Köln): Shared Ex- Aistė Malonytė (Groningen): Infor- und Praxis subversiver Textstrategien pertise: Knowledge, Practice, and the mation and Communication in the im Zeitalter der Aufklärung am Bei­- European Practitioners of Ex­treme Pre-Entlightenment Public Sphere: spiel Gotthold Ephraim Lessings Violence in the British, German and The Scientific Epistolary Network of Dutch Colonial Wars, c. 1890–1914 Stanislaw Lubieniecki 13.10.2020 Sarah Lang (Graz): Digitale Erschlie- 10.11.2020 01.12.2020 ßungsmethoden für alchemische Texte Benedikt Brunner (IEG Mainz): Den Corine Defrance (Paris): Françoise am Beispiel des Korpus des Latrochy- Tod ins Leben ziehen: Vergleichende Frenkel (1889–1975): Eine jüdisch-pol- mikers Michael Maier (1568–1622) Perspektiven auf den protestanti- nische Buchhändlerin und Schrift- schen Umgang mit dem Tod in der stellerin zwischen Deutschland und 20.10.2020 Frühen Neuzeit (1580–1750) Frankreich: Geschichte und Quellen Eva-Maria Roelevink (JGU Mainz): einer Bio­graphie »Mythos Krupp«: Von der Bewirt- schaftung der Geschichte zwischen Ulrich Pfeil (Metz): Die historische 1900 und 1968 Dimension von Ver­söh­nung

»Kleines Kolloquium«

Als das Forschungskolloquium 21.04.2020 12.05.2020 pandemiebedingt pausieren Diskussion mit Juliette Calvarin Vortrag von Tom Menger: From musste, veranstaltete IEG-Direktor und Aida Murtic: Bilder und Ge- Conquest to Genocide. Colonial Johannes Paulmann mit Noëmie schichte anhand des Blogs von Errol Rule in German Southwest Africa and Duhaut und Anne Friedrichs mit Morris »The Interminable, Everlasting German East Africa; Diskussion. den Stipendiat:innen Gesprächs­ Lincolns«, URL: Diskussion über Publikations­ 14.04.2020 strategien Diskussion: Das Medium »Blog« am 28.04.2020 Beispiel von »Following the Fugitive: Diskussionsimpuls von 26.05.2020 Reflections on the Concept of Morgane Walter: The Presence Textdiskussion mit Jonathon Speed: Memorial Routes and the Possibilities of Official Nation­al-Socialist Statuary Allison James: The Child as Cititzen of Representing Escape«, URL: 1945, around the Case Study of of Childhood (2001) Arno Breker 02.06.2020 05.05.2020 Diskussion mit Juliette Calvarin Diskussion mit Nathalia Schomerus: und Tom Menger: How to Prepare Der Film »Jud Süß«, 1940 a Post-Doc Project

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 111 LEHRE

Barget, Monika / Jaap Geraerts: Witt, Christian V.: Vorlesung »Kir­ Semi­nar 9e »Digital Scholarly Edit- chengeschichte 1: Das Christentum ing«. Tutorial im Studiengang »Digi- in den ersten fünf Jahrhunderten«, tale Methodik in den Geistes- und JGU Mainz, SoSe 2020, 4 SWS Kul­tur­wissenschaften«, JGU Mainz, WiSe 2020 / 2021, 2 SWS Witt, Christian V. / Christopher Voigt- Goy: Seminar »Max Webers histo­ Barget, Monika: Übung 5b »X-Tech- rische Religionssoziologie«, Kirchliche nologien«. Tutorial im Studiengang Hochschule Wuppertal /Bethel, WiSe »Digitale Methodik in den Geistes- 2020 / 2021, 2 SWS und Kulturwissenschaften«, JGU Mainz, WiSe 2020 / 2021, 1 SWS Wood, John Carter: Übung »Themen und Methoden der europäischen Kri- Cremer, Fabian / Thorsten Wübbena: ­minalitätsgeschichte«, JGU Mainz, Kurs »Plötzlich Projektmanagement! SoSe 2020, 2 SWS Annäherung an eine Kernkompe- tenz in den Digital Humanities«. Lehrauftrag im Studiengang »Digi- tale Methodik in den Geistes- und Kultur­wissenschaften«, JGU Mainz, SoSe 2020, 2 SWS

Feindt, Gregor: Seminar »Staat und Gesellschaft in der Tschechoslowakei, 1918–1938 / 39«, Christian-Albrechts- Universi­tät zu Kiel, SoSe 2020, 2 SWS

Hofmann, Andrea: Übung (digital) »Johann Sebastian Bach und seine Zeit«, HU Ber­lin, SoSe 2020, 2 SWS

Hofmann, Andrea: Proseminar »Confessio Augustana«, HU Berlin, SoSe 2020, 2 SWS

Sing, Manfred: Hauptseminar »Ara­ bischer Marxismus und islamische Ge- schichte«, Albert-Ludwigs-Universität Frei­burg / Br., WS 2020 / 21, 3 SWS

Sing, Manfred: Hauptseminar »Die revisionistische Geschichts­schreibung zur Entstehung des Islams«, Albert- Ludwigs-Universität Frei­burg / Br., WS 2020 / 21, 2 SWS

Vasques Filho, Demival / Deicke, Aline: Seminar »Network Research in the Humanities and Cultural Studies«, JGU Mainz, SoSe 2020, 2 SWS

Weller, Thomas: Übung / Englische Quellenlektüre »No Peace Beyond the Line: the Anglo-Spanish Wars, 1585–1763«, JGU Mainz, SS 2020, 2 SWS

112 IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre GUTACHTEN*

Bundesministerium für Bildung und Wissenschaftsrat, Köln, verschiedene Forschung, Begutachtung eines For­ Evaluationen bzw. Strukturberatung schungszentrums (Irene Dingel) (Irene Dingel)

Forschungszentrum Internationale Zeitschrift für digitale Geisteswis- und Interdisziplinäre Theologie, Uni- senschaften, Aufsatzbegutachtung ­versität Heidelberg, Lauten­schlae­ger- (Fabian Cremer) Award (Irene Dingel)

German History, Aufsatzbegutach- tung (Sarah Panter)

Goethe-Universität Frankfurt, Mit­ wirkung an einem Audit-Workshop (Irene Dingel)

Herzog August-Bibliothek Wolfen­ büttel, Kurzzeitstipendien (Andrea Hofmann)

Hessische Landesregierung, Evalua­ tion (Irene Dingel)

Karlsuniversität Prag, Evaluation (Gregor Feindt)

Konrad-Adenauer-Stiftung, Auswahl- verfahren der Pro­mo­tions­förderung (Andrea Hofmann)

Narodowe Centrum Nauki (Na­tio­na­ les Wissenschaftszentrum), Polen, Journal for the Early Modern History of Religion, Alexander von Humboldt- Stiftung (Henning P. Jürgens)

Oxford University Press, Manuskript- begutachtung (Sarah Panter)

Studienstiftung, Auswahlverfahren für Studierende (Joachim Berger)

Universität Wien, Gutachten im Rewire- Programm (Gregor Feindt)

Universität Warschau, Pre-Review (Gregor Feindt)

* Umfasst nur die offen gelegten Gutachtertätigkeiten.

IEG-Jahresbericht 2020 | Wissenschaftliche Bilanz und universitäre Lehre 113 Die Struktur des Instituts mit seinen beiden Abteilungen wurde in der ersten Satzung vom 19.04.1951 festgeschrieben.

Arbeitsplatz in der Bibliothek des IEG um 1981.

ORGANISATORISCHES

STRUKTUREN

Digitale Versammlung der Beschäftigten des IEG im März 2021. ORGANISATION UND GREMIEN

Das IEG, eine Stiftung des bürgerl­ichen Rechts, wurde bis zum Jahre 1976 von der Gemeinschaft der Länder der Bundesrepublik Deutschland nach dem Königsteiner Abkommen finanziert. Anschlie- ßend wurde es vom Land Rheinland-Pfalz getragen; einen Teil der Stipendienmittel übernahm das Aus- wärtige Amt. Seit 2012 wird das IEG gemeinsam von Bund und Ländern im Rahmen der Leibniz-Gemein- schaft gefördert. Zusätzlich wirbt das Institut Mit- tel Dritter ein, um seine Forschungsprojekte und internationalen Kooperationen zu unterstützen. Das IEG besteht aus zwei Abteilungen, einer reli­ gions­historischen und einer allgemeinhistorischen, die im Dialog mit den Digital Humanities in den Forschungsbereichen sowie bei der Nachwuchsförde- rung und den Forschungsinfrastruktu­ren zusammen- arbeiten. Sie werden von Wissenschaftsorganisation und Verwaltung unterstützt. Die Direktorin und der Direktor der beiden Abteilungen bilden den Vorstand, der die Geschäfte des Instituts (unter Hinzuziehung des For­schungskoordinators und des Verwaltungs­ leiters) führt.

EINNAHMEN 2020

EUR 3.547.108

EUR 557.315

EUR 11.715

Einnahmen aus Drittmittelprojekten Einnahmen aus institutionellen Zuwendungen Sonstige Einnahmen

116 IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches Der Verwaltungsrat des Instituts verabschiedet das Programmbudget des Instituts, das von den federfüh- renden Ministerien in Bund und Land genehmigt wird, und ist für strukturelle und organisatorische Fragen von übergeordneter Bedeutung ebenso zuständig wie für die Anstellung der Direktor:innen. Im Berichtsjahr gehörten dem Verwaltungsrat an:

– Barbara Schleicher-Rothmund (Vorsitzende), MdL, Bürger­beauftragte des Landes Rheinland-Pfalz und Beauftragte für die Landespolizei – Dr. Carola Zimmermann, Ministerium für Wissen­ schaft, Weiterbildung und Kultur, Abteilung For­ schung und Hochschulbau – Grit Beck (bis Okt. 2020), Michael Sondermann, Bundesministerium für Bil­­dung und Forschung – Manfred Geis, MdL – Nina Klinkel, MdL – Pr of. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Pr of. Dr. Claudius Geisler, Generalsekretär der Aka- demie der Wissenschaften und Literatur | Mainz

Der Wissenschaftliche Beirat begleitet die wissen- schaftliche Arbeit des Instituts fachlich. Er wirkt an der Arbeitsplanung und der Bewertung der Arbeits- ergebnisse des Instituts mit. Er ist interdisziplinär und international zusammengesetzt. Im Berichts- jahr bestand der Beirat aus folgenden Wissenschaft- ler:innen:

– Re nate Dürr, Eberhard Karls Universität Tübingen – Bi rgit Emich, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main – Ul rike Freitag, Leibniz-Zentrum Moderner Orient, Berlin – Ma deleine Herren-Oesch, Europainstitut der Uni­ versität Basel, Schweiz – Ar min Kohnle, Universität Leipzig – Ch arlotte Methuen, University of Glasgow, Ver­ei­ nig­tes Königreich – Ol ivier Millet, Université Paris-Sorbonne UFR, Frank­reich – Ju dith Pollmann, Universiteit Leiden, Niederlande – Ju lia Richers, Universität Bern, Schweiz – Ma rgit Szöllösi-Janze, Ludwig-Maximilians-Univer- sität München – Gi useppe Veltri, Universität Hamburg – Gü nther Wassilowsky, Humboldt-Universität zu Berlin

IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches 117 GLEICHSTELLUNG / CHANCENGLEICHHEIT BIBLIOTHEK

Gleichstellungsbeauftragte: Barbara Müller, M. A. Leitung: Dr. Ines Grund Stellv. Gleichstellungsbeauftragte: Andrea Maier

Die Bibliothek bietet Literatur zur Geschichte Das Institut unterstützt die Ziele der Leibniz- Euro­pas seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Gemeinschaft zur Chancengleichheit und Schwer­punkte bilden die europäische und inter­nati­ der DFG zu den »Forschungsorientierten onale Geschichte sowie die Kirchen- und Theologie­­- Gleichstellungs­standards«. Die im Allgemeinen ge­schichte seit Humanismus und Reformation. Gleichbehandlungsgesetz, im Landesgleich­stel­ Der reguläre Gesamtetat der Bibliothek blieb 2020 lungsgesetz Rheinland-Pfalz und im Bun­des­gleich­ im Vergleich zum Vorjahr stabil. Die Neuzugänge stellungs­gesetz verankerte Gleichstellung gemäß der Bibliothek lagen bei 869 Medieneinheiten. Art. 3 Grundgesetz wird am IEG aktiv vorange- Auch 2020 konnten die thematischen Vorgaben des trieben und nachhaltig gesichert. Das beinhaltet Forschungsprofils des Instituts bei den Erwerbun- das aktive Entgegenwirken gegen jegliche Art von gen berücksich­tigt und der Bestand entsprechend Benachteiligung oder Dis­kriminierung, die Verbes- auf- und ausgebaut werden. Im Zuge von Maßnah- serung von Zugangs- und Aufstiegsbedingungen men zur Bestandserhaltung wurde wie schon im für Frauen, die Erhöhung des Frauenanteils in Vorjahr ältere gedruckte Literatur buchbinderisch Führungspositionen, den Ausgleich geschlechter- aufge­arbeitet. spezifischer Unterrepräsentationen und die Ver- Die Katalogisierung der Beiträge des Projektes meidung struktureller Benachteiligungen. Das In- »EGO | Europäische Geschichte online« stitut fördert die bessere Vereinbarkeit von Beruf (URL: ) durch die IEG- und Familie für alle Beschäftigten. Gleichstellung Bibliothek wur­de fortgeführt. Ebenso wurden und Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind Lei­ die Beiträge des Pro­jektes »Ortstermine« tungs­aufgaben. (URL: ) katalogisiert. Auch 2020 war die oberste Leitungsebene am IEG Die Sacherschließung der Bibliotheksbestände paritätisch besetzt, bei den promovierten wissen- er­folgt auf der Grundlage der für den HeBIS-Ver- schaftlichen Beschäftigten waren mehr Männer als bund gültigen Regelwerke RSWK, DDC deutsch Frauen angestellt. und RVK weiterhin für Neuerwerbungen ebenso Das IEG ermöglicht regelmäßige Fortbildungen zur wie für retrokonvertierte Titel. 2020 wurde zwecks Karriereförde­rung und zur Gleichstellungsarbeit. Qualitätssicherung der Retrokonversionsarbeiten Es bietet flexible Arbeits­zei­ten sowie Sonder­re­ die Gegen­prüfung der systematischen Kataloge gelungen für familiäre Betreuungsnotfälle. Das fortgesetzt. IEG strebt eine kontinuierliche Ver­besserung der Der Präsenzbestand der Bibliothek wird von Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Beschäf- den Stipendiat:innen, den Gästen sowie den tigten an. Beschäftigten des Instituts genutzt und steht Die Gleichstellungsbeauftragte unterstützt und be- auch allen interessierten Institutsexternen zur rät die Institutsleitung und die Beschäftigten in allen Verfügung, die in der Bibliothek lesen, arbeiten und Fragen der Chancengleichheit. Sie arbeitet eng mit forschen wollen. Aufgrund der räumlichen Gegeben- der Personalverwaltung zusammen, u. a. bei Erstel- heiten konnten die Leseplätze im Bibliotheksraum lung des Frauenförderplans und den Zertifizierungs- während der geltenden amtlichen Bestimmungen maßnahmen. Die Gleichstellungsbeauftragte und ihre in der Corona-Pandemie nicht freigegeben werden. Stellvertreterin sind eingebunden in den Arbeitskreis Für Externe war die Bibliothek deshalb leider seit Chancengleichheit und Diver­sität der Leibniz-Gemein- dem Frühjahr geschlossen. Die weitere institutsinter- schaft und in die Landesarbeitsgemeinschaft der ne Benutzung (Ausleihe im Haus, Rückgabe im Haus, Gleichstellungsbeauftragten in Rheinland-Pfalz. Besorgung von Literatur aus externen Bibliotheken) blieb mit Ausnahme des Zugangs zu den Leseplät- zen unverändert. Alle Bestände sind im Online-Katalog (OPAC, URL: ) des Instituts recherchierbar. Dort finden sich auch die Neuzu- gänge des laufenden Erwerbungsjahres sowie eine große Zahl von DFG-geförderten Online-Ressourcen und Datenbanken. Die Bibliothek gehört im Rahmen des übergeordneten Bibliotheksverbundes HeBIS zum Lokalen Bibliothekssystem (LBS) Rheinhessen (Organisation und Technik: UB Mainz).

118 IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches Die Bibliothek stellt zahlreiche internationale Fach- und in den Digitalen Sammlungen der ULB zeitschriften und Periodika bereit (siehe Zeitschrif- (URL: ) im tenübersicht ZDB, URL: ). Außerdem steht Titel, darunter z. B. auch viele vom Institut geför- eine große Anzahl von Fachbibliografien und allge- ­derte Arbeiten ehemaliger Stipendiat:innen, meinen bibliografischen Hilfsmitteln zur Verfügung. folgen sukzessive. Seit 2020 nimmt die Bibliothek am in diesem Jahr ab- 2020 beantragte die Bibliothek Lizenzen zur Retro- geschlossenen DEAL Springer teil und kann darüber digitalisierung vergriffener Werke aus dem Biblio- das Springer-DEAL-Zeitschriftenpaket online an den theksbestand im Programm VW-LiS der Deutschen Rechnerarbeitsplätzen im Institut zur Verfügung stel- Nationalbibliothek (URL: ). Für Ar- de/DB=3/CMD?ACT=SRCHA&TRM=lzi%3Av927>). beiten der ehemaligen Direktoren und wissenschaft- 2020 beteiligte sich die Bibliothek zur Freischaltung lichen Beschäftigten des Instituts, die im Programm- der OPEN Library Politikwissenschaft des transcript- zeitraum bis 1965 erschienen sind, wurden mehrere Verlages erneut am sogenannten Mikrosponsoring, Lizenzen erteilt. Diese Titel werden in Zusammen- das explizit für kleinere Institutionen wie Spezial- arbeit mit dem Servicezentrum Digitalisierung und oder Regionalbibliotheken eingerichtet wurde, die Fotodokumentation der Universitäts­bibliothek Mainz die Open-Access-Transformation wissenschaftlicher sukzessive retrodigitalisiert und auf Gutenberg Cap- Publikationen unterstützen wollen (Teilnehmerliste, ture im Open Access zur Verfügung gestellt (Guten- URL: ). mainz.de/provenienzen/nav/classification/519127>). Das Institut ist Rechteinhaber der Veröffentli- Auf Gutenberg Capture bereits zugänglich ist der chungen in den beiden Institutsschriftenreihen IEG-Bibliotheksbestand des »Bomber’s Baedeker«, aus den Erscheinungsjahren 1953 bis 1989. 2020 Ausgabe 1944 in 2 Bänden (URL: ). 2020 gehörten chungen in Kooperation mit dem Digitalisierungs- Studierende der Hochschule Darmstadt zu den zentrum der Universitäts- und Landesbibliothek Gewinner:innen des Team Award Information Profes- Darmstadt. Zum 70. Jubiläumsjahr des Instituts sionals (TIP-Award 2020) mit einem Auswer­tungs­ wurden u. a. Titel der ehemaligen Direktoren und projekt des digitalen »Bomber’s Baedeker« wissenschaftlichen Beschäftigten retrodigitalisiert (URL: ).

IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches 119 BESCHÄFTIGTE IM JAHR 2020

VORSTAND Martina Schmitt Dr. Noëmie Duhaut Prof. Dr. Irene Dingel Sachbearbeiterin, Finanzbuch­ Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Direktorin der Abteilung für haltung Abteilung für Universalgeschichte Abendländische Religions­ Ute Scholl-Poensgen Dr. Corinna Ehlers geschichte (geschäfts- Sachbearbeiterin, Finanzbuch­ Wissenschaftliche Mitarbeiterin, führend seit 01.01.2019) haltung Projekt »Religionsfrieden« Prof. Dr. Johannes Paulmann Dr. Juliane Schwoch (bis 31.03.2020) Direktor der Abteilung für Referentin, Medien- und Öffentlich- Dr. Gregor Feindt Universalgeschichte keitsarbeit (seit 01.04.2020) Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Sandra Starck Projekt » ›Neue Menschen‹ VERWALTUNG UND Sachbearbeiterin, Stipendien- und schaffen und werden« WISSENSCHAFTS- Gastwissenschaftlerprogramm Dr. Anne Friedrichs ORGANISATION Vanessa Weber M. A. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dr. Christiane Bacher Redakteurin Abteilung für Universalgeschichte Wissenschaftliche Lektorin Dr. Jaap Geraerts (Elternzeit vom 28.02.2020 BIBLIOTHEK Wissenschaftlicher Mitarbeiter, bis 31.05.2021) Dr. Ines Grund Digitale Historische Forschung Dr. Joachim Berger Bibliotheksleitung; Dr. Bernhard Gißibl Forschungskoordinator EDV-Koordinat­ion Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dipl.-Betriebsw. Klaus Bergmann Annette Reichardt Abteilung für Universalgeschichte Verwaltungsleiter Aufsicht Dr. Alessandro Grazi Fabian Cremer M. A. Katja Schneider M. A. Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungsdatenmanager Akzession, Benutzung, Kataloge Abteilung für Abendländische Karin Droste Religionsgeschichte Sachbearbeiterin, Personal WISSEN­ PD Dr. Mihai-D. Grigore Dr. Claudia Falk SCHAFTLER:INNEN Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Wissenschaftliche Redakteurin Anna Aschauer M. A. Abteilung für Abendländische »EGO | Europäische Geschichte Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Religionsgeschichte, Vertretungs- Online« Projekte »DARIAH-DE« und professur an der FAU Erlangen- Barbara Kunkel »ReIRes« (bis 31.12.2020) Nürnberg vom 01.10.2019 bis Sekretärin, Abteilung für Monika Barget 31.03.2020 Universalgeschichte Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dr. Andrea Hofmann Percy Latzke Digitale Historische Forschung Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Gebäudebetreuung, Logistik Marion Bechtold-Mayer (a) Abteilung für Abendländische Reli- Ilena Laudito M. A. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, gionsgeschichte (seit 01.09.2020) Forschungsdatenmanagerin, Projekt »Religionsfrieden« Dr. Henning P. Jürgens Projekt »RETOPEA« (bis 15.08.2020) Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Andrea Maier Dr. Eveline G. Bouwers Abteilung Abendländische Reli- Sekretärin, Abteilung für Wissenschaftliche Mitarbeiterin, gionsgeschichte, Projektkoordi- Abendländische Religions­ge­ Abteilung für Universalgeschichte nator Work Package 2 im Projekt schichte, stellv. Gleichstellungs­ Jana Bruggmann M. A. »RETOPEA« beauftragte Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dr. Denise Klein Stefanie Mainz Abteilung für Universalgeschichte Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sachbearbeiterin, Presse- und (bis 15.09.2020) Projekt »Migranten in Istanbul« Öffentlichkeitsarbeit, Forschungs- Dr. Benedikt Brunner Dr. Jan Martin Lies koordination Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Sabine Mischner M. Phil., M. A. Abteilung für Abendländische Projekt »Controversia et Wissenschaftliche Lektorin, Religionsgeschichte Con­fessio« Elternzeitvertretung Marianne Dhenin M. A. Sara Mehlmer (a) (seit 04.02.2020) Wissenschaftliche Mitarbei- Projekt »Glaubenskämpfe« Barbara Müller M. A. terin, Projekt »HISDEMAB« Dr. Esther Möller (a) Referentin, Stipendien- und Gast­- (seit 01.10.2020) Wissenschaftliche Mitarbeiterin, wis­senschaftlerprogramm, Projekt »Ägyptischer Roter Gleichstellungs­beauftragte Halbmond« (bis 31.03.2020)

120 IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches Dr. Markus Müller PD Dr. Christopher Voigt-Goy Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung für Abendländische Projekt »EuReD (Europäische Religionsgeschichte Religionsfrieden Digital)« Dr. Sarah Panter Dr. Thomas Weller Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung für Universalgeschichte Abteilung für Universalgeschichte Dr. Stanislau Paulau PD Dr. Christian V. Witt (a) Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Heisenberg-Stipendiat Projekt Abteilung für Abendländische »Marginalisierung durch Religionsgeschichte Historiographie« Dr. Urszula Pękala (a) PD Dr. John Carter Wood Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Wissenschaftlicher Koordinator, Projekt »Katholische Bischöfe« Projekt »NFDI4Memory« (bis 15.07.2020) Thorsten Wübbena M. A. Dr. Alexandra Schäfer-Griebel Leitung des Bereichs Digitale Histo- Wissenschaftliche Mitarbeiterin, rische Forschung | DH Lab Projekt »Religionsfrieden« (bis 15.04.2020) WISSENSCHAFTLICHE Dr. Christophe Schellekens HILFSKRÄFTE Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Felix Bach Projekt »RETOPEA« Jonathan Beil (bis 30.03.2020) Tabea Brixius Dipl.-Theol. Hans-Otto Schneider Sarah Büttner Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Elena Cronauer Projekt »Controversia et Linda Antonia de Wilde Confessio« Veronika Dyks PD Dr. Manfred Sing (a) Anna Eickenberg Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Tekle Ekvtimishvili Abteilung für Abendländische Lena Fleper Religionsgeschichte Victoria Hadzik (bis 30.06.2020) Lisa Heinrich Sofie Sonnenstatter M. A. Anne Heumann Projektkoordinatorin, Projekt Leon Holzemer »RESILIENCE« Carolin Katzer Dr. Mirjam Thulin Katharina Kleine Wächter Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Martin Kupp Abteilung für Abendländische Alexander Niemietz Religionsgeschichte, Gastwis- Derya Özdemir senschaftlerin am Max Kade Jana Psotna Center for European and German Nadya Ramirez Studies an der Vanderbilt Univer- Sophia Renz sity in Nashville /Tennessee vom Cristian Secco 01.10.2019 bis zum 31.08.2020 Jannik Schulze-Selmig sowie am Herbert D. Katz Center Lara Schott-Storch for Advanced Judaic Studies an der Sophie Treins University of Pennsylvania in Phil­ Vanessa Tissen adelphia vom 01.09.2020 bis zum Yusuf von Denffer 30.04.2021 Isabelle Vowinkel Dr. Demival Vasques Filho Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Digitale Historische Forschung

(a) Assoziierte Wissen­schaft­- ler:innen

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7 8 9 SPEKTRUM

Das Langfristprojekt »Europäische nung und Ökumene, Ethik und Kunstgeschichte mit Daten aus Religionsfrieden Digital« wurde Recht« (hg. v. Irene Dingel u. a.) Museen. Ihr Untersuchungsobjekt im Rahmen des gemeinsam von (s. S. 93) bündelt die Beiträge eines waren vom Museum of Modern Bund und Ländern geförderten Kolloquiums aus dem Jahr 2018, Art (New York) bereitgestellte Akademienprogramms bewilligt: das am Ende der neunjährigen Daten und die hieraus abzuleiten- Ziel des Langfristprojekts ist interdisziplinären Forschung des den Netzwerke von Künstler:innen es, der Forschung europäische Graduiertenkollegs »Die christ­ basierend auf den vom Museum Religionsfriedensregelungen in lichen Kirchen vor der Herausfor- kuratierten Ausstellungen ihrer einer kritischen, mit innovativen derung ›Europa‹ « stand. An dem Kunstwerke. Das IEG förderte Digital-Humanities-Verfahren Band beteiligten sich Kirchen- Interesse und Engagement und erarbeiteten Edition zur Verfü- historiker:innen, Theolog:innen, startete das »LinkedArt«-Pro- gung zu stellen und im Internet Historiker:innen und Politikwis- jekt am DH Lab, um die weite- frei zugänglich (Open Access) zu senschaftler:innen.(Abb. 4) ren Anwendungsmöglich­keiten präsentieren. Dadurch wird es von Netzwerkmethoden in der erstmals möglich, die Entwicklung »Mit Gott, für Vaterland und Kunstgeschichte zu unter­suchen. von Religionsfriedensregelun- Menschheit?«: Mit diesem Buch Welche Datensätze können frucht- gen im »Kommunikationsraum schließt IEG-Forschungskoordi­ bar gemacht werden? Welche Europa«, ihre textlichen Abhän- nator Joachim Berger seine For- Arten von Informationen in gigkeiten sowie ihre Rezeption schungen zum Internationalismus diesen Datensätzen sind relevant? und Wirkung über Kulturräume von Freimaurern ab. Die Studie, Wie werden Netzwerk­grenzen hinweg vergleichend zu verfolgen. publiziert innerhalb der VIEG-Rei- definiert?(Abb. 7) Die Projektleitung liegt bei Irene he (s. S. 92), untersucht, mit Fokus Dingel, Direktorin des IEG, und auf Deutschland, England, Frank- »Engage!« ist online: Die Web- Thomas Stäcker, Direktor der ULB reich und Italien, wie sich europäi- site zum »seriösen Spiel«: Das Darmstadt.(Abb. 1) sche Freimaurer­verbände für oder aus der Kooperation von Monika gegen eine weltweite organisato- Barget (IEG), Susan Schreibman »NFDI4Memory«: In der Nationa- rische Vereinigung der »Bruder- (Maastricht), Jack Kavanagh len Forschungsdateninfrastruktur schaft« einsetzten.(Abb. 5) (Maynooth), Kathleen Fitzpatrick (NFDI) werden bundesweit die und Sharon M. Leon (East Lansing, Da­tenbestände von Wissenschaft Der DH-Lab Blog https://dhlab. MI) entstandene Spiel »engage!« und Forschung systematisch er­ hypotheses.org/ wurde im Rah- hat jetzt eine eigene Website. schlossen, vernetzt und nach­hal­ men der DH Awards 2020 in der »Engage!« ist ein englischsprachi- tig nutzbar gemacht. Im Septem­ Kategorie »Best DH Blog Post ges Brettspiel, das den Mitspielen- ber 2020 hat das IEG feder­führend or Series of Posts« nominiert. In den einen spielerischen Zugang zu mit zehn Partnern den Antrag für diesem Blog berichtet das Team den Möglichkeiten und Herausfor- NFDI4Memory eingereicht. Die Kon- des DH Lab aus der täglichen derungen von »engaged research« sortialinitiative NFDI4Memory – Arbeit, von Forschungsreisen und »public humanities« bietet. Sprecher: IEG-Direktor Johannes und Veranstaltungen, und bie- Die Website stellt nicht nur alle Paulmann – soll mit über 80 betei- tet Best Practices und Tutorials Spielmaterialien kostenlos zum ligten Einrichtungen die historisch an. Regelmäßige Gastbeiträge Download und Ausdrucken zur arbeitenden Wissenschaften in ergänzen ihn. (Abb. 6) Verfügung, sondern bietet auch der NFDI vertreten.(Abb. 2) ein Glossar wichtiger Begriffe, eine DH Lab startet neues Projekt: Leseliste und einen Bewertungs- Der Sammelband »Gendering »Linked Art« – Sondierungs- fragebogen zum Spiel.(Abb. 8) Global Humanitarianism in the projekt zum Einsatz der Netz- Twentieth Century. Practice, werkanalyse im Bereich der Das Handbuch »Frieden im Europa Politics and the Power of Repre- Kunstgeschichte: Unterstützt der Frühen Neuzeit« (hg. v. Irene sentation« (hg. v. Esther Möller, von IEG-Mitarbeiter Demival Dingel u. a.) versammelt in insge- Johannes Paulmann und Katharina Vasques Filho im Mainzer Master- samt 51 Beiträgen in deutscher Stornig / Gießen) untersucht, wie studiengang »Digitale Methodik und englischer Sprache neueste humanitäre Hilfe und Gendervor- in den Geistes- und Kulturwis- und internationale Forschungs- stellungen im 20. Jahrhundert mit- senschaften« untersuchten die ergebnisse über politische und einander verbunden waren.(Abb. 3) JGU-Studierenden Sophia Renz gesellschaftliche Friedensordnun- und Vanessa Tissen die Nutzung gen, Friedenskonzepte und -prak- Der Band »Die europäische Inte­ der sozialen Netzwerkanalyse tiken sowie Kulturen des Friedens gration und die Kirchen IV: Versöh- (SNA) für Forschungsfragen in der in der Frühen Neuzeit.(Abb. 9)

IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches 123

RESONANZ IN DEN MEDIEN

»Erforschung der Grundfesten Am 16.03.2020 berichtete SWR2 Gregor Feindt im Interview in Europas. Das Leibniz-Institut für über »Bomber̕s Baedeker«, einer L. I. S. A., dem Wissenschaftspor- Europäische Geschichte feiert Art Reiseführer für britische tal der Gerda Henkel Stiftung: dieses Jahr sein 70-jähriges Beste- Piloten, um beson­ders wichtige Gefragt nach einer europäischen hen«, Allgemeine Zeitung Mainz, Industrien in Deutschland wäh- Erinnerungspolitik sagte er, dass 15.08.2020, mit einem Interview rend des Zweiten Weltkriegs zu sie auf den vielfältigen Erfahrun- mit Irene Dingel und Johannes bombardieren. In dem Beitrag gen verschiedenster europäischer Paulmann. über den 2019 digitalisierten Gruppierungen, bspw. regionale, »Bomber’s Baedeker« berichtet sozio-kulturelle oder konfessio- » ›Der Krieg im Namen der Huma­ IEG-Bibliothekarin Ines Grund, nelle Erinnerungsgemeinschaften nität‹. Völkerrecht als Machtspiel«: die den öffentlichen Zugang zum fuße. Diese Komplexität müsse Fabian Klose spürt den imperialen seltenen historischen Dokument öffentlich transparent werden, und kolonialen Ursprüngen eines in die Wege geleitet hat, dass es sagt Gregor Feindt. Eine Homo­ aktuellen Rechtskonzepts nach, weltweit nur noch drei Exemplare genisierung von Erinnerungsin- so die FAZ am 17.04.2020 über des »Bomber̕s Baedeker« gibt. halten werde es nicht geben, aber Fabian Kloses Habilitationsschrift Umso wichtiger sei ein öffent­ eine gemeinsame Erinnerungspra- » ›In the Cause of Humanity‹. licher Zugang. xis sei denkbar. Diese Europäische Eine Geschichte der humanitären Erinnerung könnte so zu einer Intervention im langen 19. Jahr- »Mit Yoga gegen Corona. Das dritten Instanz werden, die über hundert«. (Der Titel ist 2019 als Leibniz Institut für Europäische diesen Differenzen liegt. VIEG Band 256 erschienen). Geschichte beherbergt Stipen- URL: , 23.04.2020. »Neue Wege für ein friedliches die Allgemeine Zeitung Mainz Europa entwickeln. Institut für am 28.07.2020. Ein Interview mit »Neue Wege für ein friedliches Europäische Geschichte schafft zwei Stipendiat:innen, die wäh- Europa entwickeln« – Das SWR2 neues Geschichtsbild«. SWR2 be- rend der Corona-Pandemie am Journal am Mittag berichtete richtete über die Ausstellung zum IEG waren. am 15.09.2020 über die Ausstel- 70. Jubiläum des IEG, wobei auf lung des IEG »Vom Kalten Krieg die Aufgabe des Instituts, sprich »Mit Reibungsflächen. 70 Jahre zum euro­pä­i­schen Umbruch. »die Umerziehung zur Demokratie Leibniz-Institut: ›Vom Kalten Das Institut für Euro­päische und die Entgiftung der Geschichts- Krieg bis zum europäischen Ge­schichte 1950–1990«. bücher« voranzutreiben, einge- Umbruch‹ «, Bericht der Allge­ »Zwölf Jahre Diktatur unterm gangen wurde. meine Zeitung Mainz am Nationalsozialismus hatten auch 14.09.2020 anlässlich der Eröff- die wissenschaftlichen Eliten »70 Jahre Leibniz-Institut für Euro- nung der Jubiläums­ausstellung infiltriert. Auf Betreiben der Be- päische Geschichte in Mainz«. Der des IEG. satzungsmächte sollten deutsche Deutschlandfunk sendete in seiner Historiker:innen darum nach dem Sendung »Aus Kultur- und Sozial­ »Jubiläumsband Europäische Ende des Zweiten Weltkriegs ein wissenschaften« am 19.11.2020 Köpfe«. Ein Bericht über das neues Geschichtsbild schaffen und ein Interview mit Irene Dingel anlässlich des 70-jährigen Beste- die Geschichtsbücher entgiften«, und Johannes Paulmann anlässlich hens des Instituts erschienene schreibt die Autorin Anke Sprenger des Jubiläums des Instituts. Buch (s. S. 88) von Irene Dingel auf der Web­site von SWR2. URL: . und Johannes Paulmann in der URL: Allgemeinen Zeitung Mainz vom 14.11.2020.

IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches 125 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AdW Mainz Akademie der Wissenschaften GEI Georg-Eckert-Institut – Leibniz- und der Literatur | Mainz Institut für internationale AJS Association for Jewish Studies Schulbuchforschung AZ Allgemeine Zeitung Mainz GHRA Global Humanitarianism BADW München Bayerische Akademie der Research Academy Wissenschaften München GNM Germanisches National- BBAW Berlin Berlin-Brandenburgische museum – Leibniz-Forschungs- Akademie der Wissen- museum für Kulturgeschichte schaften Berlin Nürnberg BGleiG Bundesgleichstellungsgesetz GRENEP Groupe de recherches sur les BMBF Bundesministerium für Bildung non-conformistes religieux des und Forschung XVIème et XVIIème siècle et CLARIAH-DE Zusammenschluss der beiden l’histoire des protestantismes Forschungsinfrastrukturver- Strasbourg bünde CLARIN-D und DARIAH-DE GRK Graduiertenkolleg DAAD Deutscher Akademischer GWZO Leibniz-Institut für Geschichte Austauschdienst und Kultur des östlichen Europa DARIAH Digital Research Infrastructure HAB Herzog August Bibliothek for the Arts and Humanities Wolfenbüttel DDC Dewey-Dezimalklassifikation h-da Hochschule Darmstadt DFG Deutsche Forschungs­- HeBIS Hessisches Bibliotheks- ge­meinschaft ­InformationsSystem DH Digital Humanities HU Berlin Humboldt-Universität zu Berlin DHd Digital Humanities im IEG Leibniz-Institut für Europäische deutschsprachigen Raum Geschichte DHI Deutsches Historisches Institut IHPAN Historisches Institut der DI Leibniz-Institut für jüdische Polnischen Akademie der Geschichte und Kultur – Simon Wissenschaften Dubnow IKRK Genf Internationales Komitee vom DTA Das Deutsche Textarchiv Roten Kreuz Genf EADH European Association for JALB Johannes a Lasco Bibliothek Digital Humanities Emden EAJS European Association for JGU Mainz Johannes Gutenberg- Jewish Studies Universität Mainz EGO Europäische Geschichte Online JLU Gießen Justus-Liebig-Universität EHESS École des Hautes Études en Gießen Sciences Sociales Paris KADOC Documentation and Research EHNE Écrire une Histoire Nouvelle de Center on Religion Culture and l’Europe Societ, KU Leuven EKHN Evangelische Kirche in Hessen KU Leuven Katholische Universität Leuven und Nassau LabEx EHNE Laboratoire d’excellence ESFRI European Strategy Forum on »Écrire une Histoire Nouvelle Research Infrastructures de l’Europe« EuReD Europäische Religionsfrieden LBI Leo Baeck Institut Digital LBS Lokales Bibliothekssystem FAU Friedrich-Alexander-Universität LMU München Ludwig-Maximilians-Universität Erlangen-Nürnberg München FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung mainzed Mainzer Zentrum für FSCIRE Fondazione per le scienze Digitalität in den Geistes- und religiose, Bologna Kulturwissenschaften GEGJ Gesellschaft zur Erforschung MLIMC / MCIC Macedonian Center for der Geschichte der Juden International Cooperation

126 IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches MWWK Ministerium für Wissenschaft, VJS Vereinigung Jüdische Studien Weiterbildung und Kultur, ZDB Zeitschriftendatenbank Rheinland-Pfalz ZMO Leibniz-Zentrum Moderner NDB Neue Deutsche Biographie Orient NFDI4Memory Nationale Forschungsdaten­ ZZF Leibniz-Zentrum für infrastruktur, Konsortium für Zeithistorische Forschung die historisch arbeitenden Geisteswissenschaften NGO Nichtregierungsorganisation OCR Optical Character Recognition OIB Orient-Institut Beirut OIIST Orient-Institut Istanbul OFM Ordo Fratrum Minorum OPAC Online Public Access Catalogue (Online-Katalog) OSI – MCJ Oxford Summer Institute on Modern and Contemporary Judaism RefoRC Reformation Research Consortium ReIReS Research Infrastructure on Religious Studies RESILIENCE REligious Studies Infrastructure: tooLs, Expert, conNections and CEnters in Europe RETOPEA Religious Toleration and Peace RGZM Römisch-Germanisches Zentralmuseum – Leibniz- Forschungsinstitut für Archäologie Mainz RLP Rheinland-Pfalz RSWK Regeln für die Schlagwort­- katalogisierung RVK Regensburger Verbund- klassifikation SaaS Software as a Service SAW Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig SPP Schwerpunktprogramme SWR Südwestrundfunk TU Darmstadt Technische Universität Darmstadt TU München Technische Universität München UB Mainz Universitätsbibliothek Mainz UKIM United Kingdom Islamic Mission ULB Darmstadt Universitäts- und Landes­ bibliothek Darmstadt VHD Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands VIEG Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz

IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches 127 BILDNACHWEIS

■ Titelseite: Coverabbildung: Domus Universitatis. ■ S. 54–55: Collage: Stipendien- und Gastwissen- Universitätsarchiv Mainz (UA MZ 424-402) schaftlerprogramm. Demival Vasques Filho / ■ S. 4–5, 10–11, 54–55, 66–67, 76–77, 90–91: Joachim Berger, Politische Zuordnung in Europa Gestaltete Bildelemente und Ausschnitte aus (Forschungsaufenthalte | Machtblöcke nach Staats- der Ausstellung »Vom Kalten Krieg zum euro­pä­ angehörigkeit) 1950–1990, digitale Grafik, 2020; ischen Umbruch. Das Institut für Europäische Universitätsarchiv Mainz Geschichte 1950–1990«. Susanne Hartmann, ■ S. 60: Portrait. Carole Fink media | machine GmbH, Mainz ■ S. 66–67: Collage: Netzwerk. Demival Vasques ■ S. 4–5: Collage: Geleitwort. IEG, Fotografin: Filho / Joachim Berger, Internationale Vernetzung Angelika Stehle, Sabine Wetzel akademischer Institutionen durch das Institut ■ S. 6–7: Collage: Das IEG. Welt im Film 309 / 1951, 1950–1990, digitale Karte, 2020; 04.05.1951, Bundesarchiv, Bestand Film – URL: URL: URL: ■ S. 8: Mitarbeiterportraits. Henning P. Jürgens, ■ S. 70: Webpräsenz. RGZM – IEG; Angelika Stehle, Sabine Wetzel URL: ■ S. 10–11: Collage: Forschungsprogramm. ■ S. 88: Coverabbildung. Michael Imhof Verlag, Mainzer Allgemeine Zeitung Peters­berg – ■ S. 14: Drohbrief. Archives Nationales, Paris URL: Paris (CC0) ■ S. 92f., 122: Coverabbildungen. ■ S. 26: Motivkarte. Historische Bild­post­karten, Vandenhoeck & Ruprecht Verlage, Göttingen – Universität Osnabrück, Sammlung URL: ; URL: ; object_representations_media_65688_medium.jpg> URL: ; URL: image/e0/ef/5f/[email protected]> ■ S. 34: Karikatur. Düsseldorfer Monats­hefte 1849, ■ S. 95, 122: Coverabbildungen. S. 431 (o.S.). Wikimedia Commons (CC0) – Walter de Gruyter GmbH, Berlin – URL: cover/isbn/9783110679151/product> ; ■ S. 36: Römer­brief. Universidad Complutense, URL: URL: TOTAL E-QUALITY Deutschland e.V. ■ S. 41: Karte. Monika Barget, IEG ■ S. 122: Bilderseite. Europäische Religionsfrieden ■ S. 43: Diagramm. Demival Vasques Filho, IEG Digital: AdW Mainz – ■ S. 46, 122: Blog. IEG – URL: paeische-religionsfrieden/informationen.html>; URL: 4Memory/Nationale Forschungsdaten ■ S. 49: Gruppenbild. ReIReS – Research Infrastruktur (NFDI); Palgrave Macmillan – Infrastructure on Religious Studies – URL: ; Pweb?format=jpg&name=900x900> engage!: URL: ■ S. 52–53: Collage: Förderung und Vernetzung. ■ Alle weiteren Aufnahmen: IEG Petko Petkov, Izučavane na istorijata na Jugoiztočna Evropa vŭv FRG, in: Istoričeski pregled 3, 1982, S. 144–147, Bibliothek des IEG

128 IEG-Jahresbericht 2020 | Organisatorisches

IMPRESSUM Jahresbericht 2020 Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Alte Universitätsstraße 19 55116 Mainz Telefon: +49 (0)6131-39 393 50 Fax: +49 (0)6131-39 359 26 E-Mail: [email protected]

HERAUSGEGEBEN VON Irene Dingel und Johannes Paulmann

REDAKTION Juliane Schwoch mit Joachim Berger, Sabine Mischner und Vanessa Weber

DTP Vanessa Weber

COLLAGEN ZUM 70. JUBILÄUM Stefanie Mainz unter Verwendung von gestalteten Bildelementen (aus der Ausstellung »Vom Kalten Krieg zum europäischen Umbruch«) von Susanne Hartmann, media | machine GmbH, Mainz

GRUNDLAYOUT Eva Jares evajares.de

DRUCK I. B. HEIM GmbH Reprocenter + Copyshop Mainz

URN urn:nbn:de:0159-2021012707 www.leibniz-gemeinschaft.de www.ieg-mainz.de