Kultur. Peter Fonda Schwärmt Von Dracula
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Sex, Liebe und Partydrogen Mehr als 800 Aroma-Komponenten Filmreife. Diane Keaton wird von Michael Douglas verführt, Schweizermeister. Der Barista Benjamin Hohlmann Kultur. Peter Fonda schwärmt von Dracula. Die Alten vergnügen vom «Unternehmen Mitte» hat das Brühen von Kaffee | Freitag, 3. Oktober 2014 | Seite 21 sich am Zurich Film Festival. Und die Jungen? Seite 23 zur Handwerkskunst erhoben. Seite 24 Gut geprobt ist Bis zur Unkenntlichkeit retuschiert halb gewonnen Ein Live-Album ist nicht immer ein authentisches Konzertdokument – zum Glück nicht Das Sinfonieorchester Basel spielte unter Heinrich Schiff Produzenten zu Retuschen verleitet. Von Sigfried Schibli Dabei sind es die Patzer, die in die Geschichte eingehen. 1972 wollte Man muss es gesehen, man muss es Richie Blackmore von Deep Purple der gehört haben: Mit Mühe schleppte sich Gitarrenriff zu «Smoke on the Water» der Dirigent Heinrich Schiff(62), in frü- einfach nicht einfallen; sein hilfloses heren Jahren als Cellist weltberühmt, Geschrammel trägt einiges zum rauen über das Podium des Basler Musiksaals, Charme des Doppelalbums «Made in um aufs Dirigentenpodest zu klettern. Japan» bei. Und dann fegte der Mann im schnee- Bis in die 1980er-Jahre hinein gal- weissen Jackett mit der grossen ten Live-Alben als Standortbestim- C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert alle mungen für die jeweiligen Künstler. Vorurteile über einen «milden Alters- Mit «Live at the Apollo» (1963) setzte stil» hinweg. James Brown beispielsweise eine Die Andante-Einleitung: korrekt als Marke, die sein Renommee als feuriger Allabreve-Takt dirigiert, also nicht Showman fixieren sollte. Die amerika- schleppend, sondern zügig. Das nach- nische Rockband Kiss tat es ihm mit folgende Allegro: fliessend und voller «Alive» (1975) nach. Damit das Dop- Energie. Nicht zu langsam war auch der pelalbum seine Wirkung nicht ver- zweite Satz genommen, in dem Hein- fehlte, spielten die New Yorker in rich Schiff und das Orchester Zeit für Schminke zusätzliche Gitarrenspuren einen schönen Dialog zwischen Oboe ein, reicherten die Musik mit Pyro- und Cellogruppe fanden. Viel Streicher- Effekten an und bauschten den Publi- Feinheit gabs im dritten Satz (mit einem kumsapplaus künstlich auf. förmlich federnden Trioteil), straffe Tempodisziplin im Finale, das wie eine Der Mythos von Woodstock Kutschenfahrt im Galopp durch den Ein Live-Mitschnitt verleiht einem Saal rauschte. Eine grossartige Leistung Konzert postum einen mythischen Sta- an Disziplin (die Streicher klangen wie tus. Ein frühes Beispiel dafür war das ein Mann, die Soloposaune strahlte) Woodstock-Festival, das der Warner und musikalischer Inspiriertheit. Konzern 1969 auf Film und Vinyl fest- hielt und so legendenträchtig in die Genaue Werkkenntnis Welt hinaustrug. Wie dürftig einige der Natürlich gibt es für diese orchest- unter schwierigen Bedingungen durch- rale Meisterleistung eine Erklärung: gezogenen Auftritte in Wirklichkeit Das Basler Orchester hat unter seinem waren, zeigte sich erst, als diese einzeln Chefdirigenten Dennis Russell Davies und in voller Länge veröffentlicht wur- diese achte (nach anderer Zählung den. Heute weiss man, dass Jimi Hen- neunte) Schubert-Sinfonie noch vor drix’ Gastspiel mehr Symbolcharakter zwei Jahren intensiv geprobt, im Kon- als musikalische Qualität hatte. zert gespielt und auf CD eingespielt. Die Oft ist es denn auch nicht die Musik, Musikerinnen und Musiker kannten die einem Konzertmitschnitt seinen ihre Partien somit sehr genau. Und Reiz verleiht. Manche Gruppen über- Heinrich Schiff, der einstige Cellopro- zeugen im Dialog mit ihrem Publikum. fessor am Basler Konservatorium, «Absolutely Live» von The Doors, 1970 nutzte diese Vertrautheit für seine veröffentlicht und 1996 mit zusätzli- jugendfrische Interpretation, für die er chem Material angereichert, zeigt nicht – Statistiker aufgepasst! – rund sieben nur das improvisatorische Flair der kali- Minuten weniger brauchte als sein Kol- fornischen Band, auch der provokative lege Dennis Russell Davies. Humor von Sänger Jim Morrison wird Das Sinfonieorchester Basel wird hier prickelnd dokumentiert. manchmal als «Orchester aus lauter Die deutsche Gruppe Die Ärzte trug Solisten» bezeichnet, aber seine Mit- der Erkenntnis, dass die Musik nur ein glieder haben nur selten Gelegenheit, Teil des Appeals eines Live-Albums aus- sich wirklich als Solisten zu profilieren. ABBA live in Wembley. Das Konzert aus dem Jahr 1979 ist jetzt als Doppel-Album herausgekommen. Foto Anders Hanser macht, 1999 auf «Wir wollen nur Deine Der Oboist Marc Lachat (31) bekam sie Seele» Rechnung: Sie legten dem Dop- nun und nutzte sie in Wolfgang Ama- Von Nick Joyce stark an Konzerte, die man selber Ende vom Publikum auch als qualitätsstei- pelalbum eine Bonus-CD bei, die nur deus Mozarts Oboenkonzert in C-Dur der 1970er-Jahre erlebt hat, dass man gernde Serviceleistung goutiert. Bühnenmoderationen und Applaus ent- KV 314 weidlich: eine klanglich Von «Dancing Queen» bis «Waterloo», beinahe nostalgisch wird; gleichzeitig hielt. Gitarrist Farin Urlaub bringt es auf geschmeidige, im Detail präzise (Ver- «SOS» bis «Thank You for the Music»: wirkt er für heutige Ansprüche etwas Im Studio nachbearbeitet den Punkt, was ein gutes Live-Album zierungen!) und mit weitem Phrasie- ABBAs grösste Hits hat man oft gehört. verstaubt. Man wünscht sich, dass die Wo live draufsteht, ist aber nicht auszeichnet: «Es sollte beim Zuhörer rungs-Atem ausgestattete Interpreta- Aber selten zuvor in Live-Versionen, bis- Produzenten das Material stärker auf- immer live drin. «Get Yer Ya-Ya’s Out» den Wunsch wecken, selber am Konzert tion, für die der junge französische Obo- her wurden von der schwedischen Pop- gefrischt hätten, um der Musik so die gilt zwar als eines der besten Live-Alben dabei gewesen zu sein.» ist den lebhaften Beifall des Publikums gruppe nur wenige Konzertmitschnitte sonische Schärfe zurückzugeben, die aller Zeiten, ein authentisches Doku- «Live at Wembley Arena» von ABBA wie seiner Orchesterkollegen erhielt. veröffentlicht. Der schmale Kanon wird man an ABBA liebt. ment der US-Tournee der Rolling Sto- erfüllt dieses Kriterium nicht. Zum Begonnen hatte das Konzert (am nun durch «Live at Wembley Arena» Ein Ding der Unmöglichkeit wäre nes 1969 ist diese Einzel-LP nicht. Das Glück weiss man, dass ABBA auch bes- Mittwoch als Coop-Sinfoniekonzert, am erweitert. Zwingend ist der Kauf dieses das sicher nicht gewesen. Seit den in Baltimore und New York aufgezeich- ser konnten: Ihr Konzertfilm «ABBA – Donnerstag als Volkssinfoniekonzert) Doppelalbums nicht. Denn «Live at 1960er-Jahren wird an Konzertmit- nete Repertoire wurde nämlich in The Movie» zeigt, wie die Gruppe 1977 mit den schwungvoll dargebotenen Wembley Arena», 1979 in London auf- schnitten geschraubt, mit dem Anbruch einem Londoner Studio nachbearbeitet, in Australien so engagiert spielt, als hin- «Rumänischen Volkstänzen» von Béla gezeichnet, ist eine leise Enttäuschung. der digitalen Aufnahmetechnik sind die wo Mick Jagger und Keith Richards ihre gen die Leben der Bandmitglieder Bartók. Ein schönes Beispiel dafür, dass An der Musik liegt das nicht: ABBA sin- Möglichkeiten zur Manipulation noch Gesangsparts neu einspielten. davon ab. Gerne hätte man diese auch moderne Tonkünstler aus der gen und spielen so geschlossen, wie viel grösser geworden. Dass verschie- Verzeihlich sind Nachbesserungen Aufnahmen jetzt im Player. Aber das Volksmusik Gewinn ziehen können. man das von ihnen erwarten darf. Die dene Konzerte im Studio zusammenge- dann, wenn technische Probleme die kann ja noch werden: Die Archive von Tonqualität lässt zu wünschen übrig. schnitten werden, um den Eindruck live eingespielten Aufnahmen tangiert ABBAs Plattenfirma Universal sind AnZeige Der dumpfe und mastige Klang von eines einzelnen Auftritts entstehen zu haben. Oft ist es aber ein verfehlter schliesslich tief. «Live at Wembley Arena» erinnert so lassen, ist allgemein bekannt und wird Perfektionsdrang, der Musiker und «ABBA Live at Wembley Arena», Universal. UF 2014 OKTOBER 11. VERKABIS Auf diesen vier Alben geht die Post ab SONDER Frank Zappa: «Roxy & Status Quo: Talking Heads: «The The Roots: «The Roots Elsewhere», 1974 «Live!», 1978 Name of this Band», 1982 Come Alive», 1999 Bestform. Frank Höhepunkt. So Werkschau. Mit Dynamik. gute Zappa gehörte zu schnörkellos der diesem in zwei Live-Alben von Freuen Sie sich auf den wenigen Musi- name des Albums, Hälften geteilten Hip-Hop-Acts gibt unsere Angebote. kern, die ganze so auf den Punkt Live-Album legten es kaum. «The Konzerte mit gespielt ist die die Talking Heads Roots Come Alive» Hyundai Veloster 1.6 GDi brandneuem Mate- Musik. Status Quo so etwas wie eine ist eine Ausnahme. statt CHF 27 030.- rial bestritten und befanden sich zum Werkschau ab. Die Das liegt nicht nur nur CHF 22 930.- die Live-Aufnahmen als grundlagen für Zeitpunkt ihrer Konzerte im Apollo erste Tranche zeigt die new Yorker als an der Meisterschaft der gruppe, die Studio-Alben verwendeten. «Roxy & glasgow eindeutig auf dem Höhepunkt kratzige Vertoner vonneurosen und auf Live-instrumente statt auf Samples · Einsparungen bis zu CHF 25 000.- auf alle Occasionen und Vorführwagen elsewhere» dagegen ist ein reines Live- ihres Schaffens. Das Doppelalbum, Zweifeln mit konventioneller Rock- und Loops setzt. Sondern auch an der Album, das dieenergie von Zappas das die besten Takes aus drei nächten band-Besetzung, die zweite dokumen- Publikumsführung von Hauptrapper · Bis zu CHF 10 000.- Rabatt auf Neuwagen womöglich bester Formation (unter vereint, wurde zum beliebtesten Werk tiert