Segeln Teil 3 (2011 - 2012)
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Die Chronik der Sparte Segeln Teil 3 (2011 - 2012) Die Intervalle der Chronik werden kürzer, weil mir mehr Bildmaterial zur Verfügung steht und die Texte aufgrund des kürzlich Erlebten immer umfangreicher werden. 2011 Jollensegeln In diesem Jahr war es soweit und so konnten wir nach etlichen Jahren mal wieder ein neues Boot für unsere Segelgemeinschaft anschaffen. Der Weg dorthin war nicht einfach, zumal der Vorstand unserer Sportvereinigung immer wissen möchte warum, wieso und weshalb? Wir hat- ten uns seinerzeit vom Laser verabschiedet und dafür diesen Bootstyp eingeworben. Außerdem ist bei diesem Typ der Baum etwas höher angebracht und so gesehen für die Ausbildung als ideal zu bezeichnen. Am 20.05. konnten wir bei bestem Wetter und in einer kleinen Runde die Taufe vollziehen. Siggi, unser Spartenleiter, wurde dann von Thomas gebeten die Prozedur zu übernehmen, während die eigentliche Taufe nur von einer Frau durchgeführt werden darf. Unser neues Boot, das „Joule-chen“. Kommen da noch welche, oder kann es jetzt losgehen? Nach einer kurzen Präparation erfolgt die Ansprache zur Taufe durch den Spartenleiter. 34 Hier der Text meiner Ansprache: Ich habe mir vor kurzem alte Yacht-Zeitschriften angesehen und in der Ausgabe 17/86 einen Artikel gefunden, der sich mit Bootstaufen beschäftigt - Titel: "Umtrunk mit Zube- hör". Nachfolgend der Großteil des Artikels als wörtliches Zitat. "Seemänner sind abergläubisch - Segler nicht. Und wenn sie Neptun und Rasmus für guten Wind den ersten Schluck aus der Flasche opfern; wenn sie den Schiffsnamen nie- mals ändern, weil das Unglück bringt; wenn sie nicht pfeifen an Bord, weil damit Sturm oder Schlechtwetter herangepfiffen werden, und wenn sie ihre Schiffe taufen und ihnen Namen geben, dann - so sagen sie - ist das lediglich ein Festhalten an den ehrwürdigen Bräuchen der Altvorderen.... Ein Schiff hat eine Seele, ist ein lebendes Wesen, das beschützt werden muss vor jegli- cher Unbill, vor Dämonen und anderen Ungeheuern, die den Meeresgrund bevölkern. Notfalls greift man zur Bestechung." Nachfolgend ein paar Beispiele welche Beste- chungsmethoden verschiedene Völker anwandten. Einige seien zur Nachahmung emp- fohlen von anderen würde ich abraten. • Den Wikingern sei jedes Mittel recht gewesen, die Götter günstig zu stimmen: "Sie ließen beim Stapellauf ihrer Boote Menschen unter den Stapellaufbalken plattwal- zen, wenn das Boot zu Wasser ging. • Und wer bei den Polynesiern das Pech hatte, in Gefangenschaft zu geraten, dem drohte das gleiche Schicksal. Später opferte man keine Menschen mehr, sondern Tiere, mit deren Blut zum Beispiel die Bewohner der Kykladen-Insel Thera ein Kreuz aufs Deck malten. • Die Türken schlachteten noch bis in die Gegenwart ein Schaf, bestrichen den Stapel- laufschlitten und den Vorsteven mit dem Blut und verteilten das Fleisch an die Ar- men. "Uralt, viel älter als die Kunst des Schreibens, ist der Brauch, ein Trankopfer zu brin- gen", schrieb Fred Schmidt in seinem Buch „Von den Bräuchen der Seeleute“. ... Dieser Mensch - es konnte die Braut, die Mutter, das Weib des Schiffsführers sein - trat vor den Steven des zum Ablaufen bereiten Schiffes und bot dort den Unsichtbaren das Weihgeschenk. Und sie boten das Beste, was man zu bieten hatte - was dem Liebenden die Seele befeuert und den Göttern die Seligkeit erhöht: Sie bot ein Opfer edlen Wei- nes." Nun laufen Kunststoffyachten zwar auch vom Stapel, aber davon merkt der zukünftige Eigner meistens nichts, handelt es sich doch überwiegend um Serienboote. Die holt man aufgeriggt und fix und fertig bei der Werft ab, oder sie kommen - wie in unserem Fall - per Trailer angerollt, um zu Wasser gelassen zu werden. Vorgeschichte: Da sämtliche Boote unserer Segelgemeinschaft irgendetwas mit Energie zu tun haben wollten wir auch, dass sich der Name unseres neuen Bootes dort einreiht. So sind wir auf den Namen Joule (nach James Prescott Joule - Englischer Physiker) gekommen. Joule ist dabei die abgeleitete SI-Einheit der Größen Energie, Arbeit und Wärmemenge (entsprechend der Maxime, die beim Segeln nötig sind) Und weil es Glück bringt - ganz nach den Gebräuchen der Tradition - wollen wir nun un- seren Flying Cruiser durch eine Frau taufen lassen. 35 Die Taufzeremonie wurde von Margret Günther mit folgendem Taufspruch vorgenommen: Wir haben viel auf uns genommen, um endlich ein neues Boot zu bekommen; eine „Flying Cruiser“ sollte es sein und so brachte es Thomas im Januar von der Messe mit Heim; hier an der schönen Alster liegt es heute am Steg, um darauf zu warten wie es nun weitergeht; nun, es wird da ja nicht nur liegen sondern beim Segeln soll sich der Mast schon biegen; doch vorsichtig und mit Geschick sonst bekommt er noch einen Knick; bevor wir gleich anfangen, uns um die Getränke zu raufen, möchte ich dich auf den Namen „Joule-chen“ taufen Nach dem Übergießen des Bugs mit dem Taufpiccolo gab es für die Anwesenden noch den von der Segelsparte gespendeten Kuchen und Getränke. Ausbildung Seit vielen Jahren engagieren sich Mitglieder unserer Sparte im Bereich der Ausbildung und ge- ben ihr Wissen an neue Mitglieder weiter. Da dieses Thema hier bisher kaum beachtet wurde, möchte ich unsere Ausbildung einmal in den Fokus des Interesses rücken. Leider sind nicht alle Ausbilder namentlich überliefert (Anmerkung: falls dem Leser einige Na- men einfallen, dann bitte an den Autor Siegfried Böttcher übermitteln), die die Segelsparte un- terstützt haben, aber bereits ab den 80er wurden unsere Segler und Seglerinnen intern in Theo- rie und Praxis ausgebildet. Das Ziel der Sparte war und ist es auch weiterhin, dass jedes Mit- glied zumindest den Grundschein des Segelns, den sog. A-Schein erfolgreich bestehen sollte. Viele Jahre hat Klaus Jacobsen - unterstützt von Hans Wedel im praktischen Teil - den Part der Ausbildung übernommen. Katharina erklärt und Olaf schaut skeptisch Praktische Ausbildung an Land. Das ist eine Jolle! Ab 2010 hat sich dann die Emanzipation durchgesetzt und so konnte mit Katharina Matthaes zum ersten Mal eine Frau für die Ausbildung gewonnen werden. Aus dem A-Schein wurde in- zwischen der „Sportbootführerschein Binnen (Segel/Motor)“ und der BR-Schein zum Sportküs- tenschifferschein (SKS). Immer neue Regeln - auferlegt durch die Behörden - müssen in den 36 Unterrichtsunterlagen integriert und den Teilnehmer vermittelt werden. Und wenn man überlegt, dass es sich hierbei um keine hauptamtlichen Ausbilder handelt, sondern um Mitglieder der Sparte, dann kann man davor nur den Hut ziehen! Ein Außenstehender muss - wenn er den Unterricht verfolgt - denken, dass hier kein Segellehrgang stattfindet, sondern ein Fremdspra- chenkurs abgehalten wird. Unter- und Achterliek, Schoten, Luv und Lee, Want, Verklicker, Talje, Bullenstander, Back- und Steuerbord, Halse u.v.m; diese Vokabeln müssen die Teilnehmer ver- innerlichen. Dann noch - abhängig vom Gewässer - die unterschiedlichen Regelwerke pauken und ab zur theoretischen Prüfung. Dass sich die gute Ausbildung innerhalb unserer Segelsparte inzwischen auch extern herumgesprochen hat, belegen auch die stetig zunehmenden Teilneh- merzahlen in den vergangenen Jahren. Inzwischen hat unsere Ausbildungsleiterin, die übrigens durch Daniela, Jens-Michael, Heidi und viele andere unterstützt wurde bzw. wird, den Teilneh- merkreis auf 20 begrenzt. Wenn die Tage länger und auch wärmer werden, dann geht es endlich aufs Wasser. Nun geht es erst richtig los! Während das Boot beim Betreten auf dem Land noch relativ stabil auf dem Trailer stand, sieht es jetzt ganz anders aus. Der Trainer im Unterweisungsmodus. Unter zu Hilfenahme der Paddel wird abgelegt. Wie komme ich überhaupt auf das Boot? Warum ist es vorne so schmal und taucht ein, wenn ich es betrete? Huch, ist das aber wackelig! Aller Anfang ist schwer und man muss auch erst einmal das Gefühl dafür entwickeln, um nicht baden zu gehen. Hat man es endlich geschafft, dass Boot unfallfrei betreten zu können, dann warten die nächsten Herausforderungen. Überall Taue, Seile und Drähte, was hat das denn alles zu bedeuten? An der Boje werden die Segel gesetzt. Mit gesetzten Segeln von der Boje ablegen. 37 Die Trainer - unsere Ausbilder für die praktische Ausbildung auf der Alster - erklären den Teil- nehmern jetzt alles ganz genau und auch wofür die einzelne „Taue“ sind. So werden z.B. mit dem Großfall und Fockfall das Großsegel bzw. die Fock - auch Vorsegel genannt - gesetzt, nachdem vorher die Segel angeschlagen wurden. So muss bei einigen Booten auch noch die Pinne (damit kann man das Schiff steuern) platziert und gegen Herausfallen gesichert werden. Wenn dieses und eigentlich immer wiederkehrende Procedere beendet ist, dann kann man ja wohl endlich ablegen und lossegeln, oder? Im Prinzip ja, wenn die Paddel bereitgelegt und die Festmacherleinen gelöst wurden. Die Paddel dienen dazu, um das Boot von seinem Liegeplatz an die Boje zu verholen, denn erst hier werden die Segel hochgezogen und es kann losgehen, äh losgesegelt werden. In den ersten Stunden ist immer ein Trainer mit an Bord und kümmert sich um mindestens 2 Teilnehmer (die weibliche Form lasse ich hier einmal außen vor, obwohl sehr viele Frauen - und das äußerst erfolgreich - inzwischen ihre Segelscheinprüfungen able- gen und auch bestehen), die aufmerksam seine Unterweisungen verfolgen und versuchen, es ihm gleichzutun. Und schon nach dem Ablegen wird „seemännisch“ gesprochen und es zeigt sich, wer im theo- retischen Unterricht aufgepasst hat und wer nicht. Da unsere Antriebskraft für das Boot aus dem Wind allein besteht (…bei Windstille muss natürlich gepaddelt werden!),