Die Chronik der Sparte Segeln Teil 3 (2011 - 2012)

Die Intervalle der Chronik werden kürzer, weil mir mehr Bildmaterial zur Verfügung steht und die Texte aufgrund des kürzlich Erlebten immer umfangreicher werden.

2011

Jollensegeln

In diesem Jahr war es soweit und so konnten wir nach etlichen Jahren mal wieder ein neues Boot für unsere Segelgemeinschaft anschaffen. Der Weg dorthin war nicht einfach, zumal der Vorstand unserer Sportvereinigung immer wissen möchte warum, wieso und weshalb? Wir hat- ten uns seinerzeit vom Laser verabschiedet und dafür diesen Bootstyp eingeworben. Außerdem ist bei diesem Typ der Baum etwas höher angebracht und so gesehen für die Ausbildung als ideal zu bezeichnen. Am 20.05. konnten wir bei bestem Wetter und in einer kleinen Runde die Taufe vollziehen. Siggi, unser Spartenleiter, wurde dann von Thomas gebeten die Prozedur zu übernehmen, während die eigentliche Taufe nur von einer Frau durchgeführt werden darf.

Unser neues Boot, das „Joule-chen“. Kommen da noch welche, oder kann es jetzt losgehen?

Nach einer kurzen Präparation erfolgt die Ansprache zur Taufe durch den Spartenleiter.

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Hier der Text meiner Ansprache:

Ich habe mir vor kurzem alte Yacht-Zeitschriften angesehen und in der Ausgabe 17/86 einen Artikel gefunden, der sich mit Bootstaufen beschäftigt - Titel: "Umtrunk mit Zube- hör". Nachfolgend der Großteil des Artikels als wörtliches Zitat.

"Seemänner sind abergläubisch - Segler nicht. Und wenn sie Neptun und Rasmus für guten Wind den ersten Schluck aus der Flasche opfern; wenn sie den Schiffsnamen nie- mals ändern, weil das Unglück bringt; wenn sie nicht pfeifen an Bord, weil damit Sturm oder Schlechtwetter herangepfiffen werden, und wenn sie ihre Schiffe taufen und ihnen Namen geben, dann - so sagen sie - ist das lediglich ein Festhalten an den ehrwürdigen Bräuchen der Altvorderen....

Ein Schiff hat eine Seele, ist ein lebendes Wesen, das beschützt werden muss vor jegli- cher Unbill, vor Dämonen und anderen Ungeheuern, die den Meeresgrund bevölkern. Notfalls greift man zur Bestechung." Nachfolgend ein paar Beispiele welche Beste- chungsmethoden verschiedene Völker anwandten. Einige seien zur Nachahmung emp- fohlen von anderen würde ich abraten.

• Den Wikingern sei jedes Mittel recht gewesen, die Götter günstig zu stimmen: "Sie ließen beim Stapellauf ihrer Boote Menschen unter den Stapellaufbalken plattwal- zen, wenn das Boot zu Wasser ging. • Und wer bei den Polynesiern das Pech hatte, in Gefangenschaft zu geraten, dem drohte das gleiche Schicksal. Später opferte man keine Menschen mehr, sondern Tiere, mit deren Blut zum Beispiel die Bewohner der Kykladen-Insel Thera ein Kreuz aufs Deck malten. • Die Türken schlachteten noch bis in die Gegenwart ein Schaf, bestrichen den Stapel- laufschlitten und den Vorsteven mit dem Blut und verteilten das Fleisch an die Ar- men.

"Uralt, viel älter als die Kunst des Schreibens, ist der Brauch, ein Trankopfer zu brin- gen", schrieb Fred Schmidt in seinem Buch „Von den Bräuchen der Seeleute“. ... Dieser Mensch - es konnte die Braut, die Mutter, das Weib des Schiffsführers sein - trat vor den Steven des zum Ablaufen bereiten Schiffes und bot dort den Unsichtbaren das Weihgeschenk. Und sie boten das Beste, was man zu bieten hatte - was dem Liebenden die Seele befeuert und den Göttern die Seligkeit erhöht: Sie bot ein Opfer edlen Wei- nes."

Nun laufen Kunststoffyachten zwar auch vom Stapel, aber davon merkt der zukünftige Eigner meistens nichts, handelt es sich doch überwiegend um Serienboote. Die holt man aufgeriggt und fix und fertig bei der Werft ab, oder sie kommen - wie in unserem Fall - per Trailer angerollt, um zu Wasser gelassen zu werden.

Vorgeschichte: Da sämtliche Boote unserer Segelgemeinschaft irgendetwas mit Energie zu tun haben wollten wir auch, dass sich der Name unseres neuen Bootes dort einreiht. So sind wir auf den Namen Joule (nach James Prescott Joule - Englischer Physiker) gekommen. Joule ist dabei die abgeleitete SI-Einheit der Größen Energie, Arbeit und Wärmemenge (entsprechend der Maxime, die beim Segeln nötig sind)

Und weil es Glück bringt - ganz nach den Gebräuchen der Tradition - wollen wir nun un- seren Flying Cruiser durch eine Frau taufen lassen.

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Die Taufzeremonie wurde von Margret Günther mit folgendem Taufspruch vorgenommen:

Wir haben viel auf uns genommen, um endlich ein neues Boot zu bekommen;

eine „Flying Cruiser“ sollte es sein und so brachte es Thomas im Januar von der Messe mit Heim;

hier an der schönen Alster liegt es heute am Steg, um darauf zu warten wie es nun weitergeht;

nun, es wird da ja nicht nur liegen sondern beim Segeln soll sich der Mast schon biegen;

doch vorsichtig und mit Geschick sonst bekommt er noch einen Knick;

bevor wir gleich anfangen, uns um die Getränke zu raufen, möchte ich dich auf den Namen „Joule-chen“ taufen

Nach dem Übergießen des Bugs mit dem Taufpiccolo gab es für die Anwesenden noch den von der Segelsparte gespendeten Kuchen und Getränke.

Ausbildung

Seit vielen Jahren engagieren sich Mitglieder unserer Sparte im Bereich der Ausbildung und ge- ben ihr Wissen an neue Mitglieder weiter. Da dieses Thema hier bisher kaum beachtet wurde, möchte ich unsere Ausbildung einmal in den Fokus des Interesses rücken. Leider sind nicht alle Ausbilder namentlich überliefert (Anmerkung: falls dem Leser einige Na- men einfallen, dann bitte an den Autor Siegfried Böttcher übermitteln), die die Segelsparte un- terstützt haben, aber bereits ab den 80er wurden unsere Segler und Seglerinnen intern in Theo- rie und Praxis ausgebildet. Das Ziel der Sparte war und ist es auch weiterhin, dass jedes Mit- glied zumindest den Grundschein des Segelns, den sog. A-Schein erfolgreich bestehen sollte. Viele Jahre hat Klaus Jacobsen - unterstützt von Hans Wedel im praktischen Teil - den Part der Ausbildung übernommen.

Katharina erklärt und Olaf schaut skeptisch Praktische Ausbildung an Land. Das ist eine Jolle!

Ab 2010 hat sich dann die Emanzipation durchgesetzt und so konnte mit Katharina Matthaes zum ersten Mal eine Frau für die Ausbildung gewonnen werden. Aus dem A-Schein wurde in- zwischen der „Sportbootführerschein Binnen (Segel/Motor)“ und der BR-Schein zum Sportküs- tenschifferschein (SKS). Immer neue Regeln - auferlegt durch die Behörden - müssen in den

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Unterrichtsunterlagen integriert und den Teilnehmer vermittelt werden. Und wenn man überlegt, dass es sich hierbei um keine hauptamtlichen Ausbilder handelt, sondern um Mitglieder der Sparte, dann kann man davor nur den Hut ziehen! Ein Außenstehender muss - wenn er den Unterricht verfolgt - denken, dass hier kein Segellehrgang stattfindet, sondern ein Fremdspra- chenkurs abgehalten wird. Unter- und Achterliek, Schoten, Luv und Lee, Want, Verklicker, Talje, Bullenstander, Back- und Steuerbord, Halse u.v.m; diese Vokabeln müssen die Teilnehmer ver- innerlichen. Dann noch - abhängig vom Gewässer - die unterschiedlichen Regelwerke pauken und ab zur theoretischen Prüfung. Dass sich die gute Ausbildung innerhalb unserer Segelsparte inzwischen auch extern herumgesprochen hat, belegen auch die stetig zunehmenden Teilneh- merzahlen in den vergangenen Jahren. Inzwischen hat unsere Ausbildungsleiterin, die übrigens durch Daniela, Jens-Michael, Heidi und viele andere unterstützt wurde bzw. wird, den Teilneh- merkreis auf 20 begrenzt. Wenn die Tage länger und auch wärmer werden, dann geht es endlich aufs Wasser. Nun geht es erst richtig los! Während das Boot beim Betreten auf dem Land noch relativ stabil auf dem Trailer stand, sieht es jetzt ganz anders aus.

Der Trainer im Unterweisungsmodus. Unter zu Hilfenahme der Paddel wird abgelegt.

Wie komme ich überhaupt auf das Boot? Warum ist es vorne so schmal und taucht ein, wenn ich es betrete? Huch, ist das aber wackelig! Aller Anfang ist schwer und man muss auch erst einmal das Gefühl dafür entwickeln, um nicht baden zu gehen. Hat man es endlich geschafft, dass Boot unfallfrei betreten zu können, dann warten die nächsten Herausforderungen. Überall Taue, Seile und Drähte, was hat das denn alles zu bedeuten?

An der Boje werden die Segel gesetzt. Mit gesetzten Segeln von der Boje ablegen.

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Die Trainer - unsere Ausbilder für die praktische Ausbildung auf der Alster - erklären den Teil- nehmern jetzt alles ganz genau und auch wofür die einzelne „Taue“ sind. So werden z.B. mit dem Großfall und Fockfall das Großsegel bzw. die Fock - auch Vorsegel genannt - gesetzt, nachdem vorher die Segel angeschlagen wurden. So muss bei einigen Booten auch noch die Pinne (damit kann man das Schiff steuern) platziert und gegen Herausfallen gesichert werden. Wenn dieses und eigentlich immer wiederkehrende Procedere beendet ist, dann kann man ja wohl endlich ablegen und lossegeln, oder? Im Prinzip ja, wenn die Paddel bereitgelegt und die Festmacherleinen gelöst wurden. Die Paddel dienen dazu, um das Boot von seinem Liegeplatz an die Boje zu verholen, denn erst hier werden die Segel hochgezogen und es kann losgehen, äh losgesegelt werden. In den ersten Stunden ist immer ein Trainer mit an Bord und kümmert sich um mindestens 2 Teilnehmer (die weibliche Form lasse ich hier einmal außen vor, obwohl sehr viele Frauen - und das äußerst erfolgreich - inzwischen ihre Segelscheinprüfungen able- gen und auch bestehen), die aufmerksam seine Unterweisungen verfolgen und versuchen, es ihm gleichzutun.

Und schon nach dem Ablegen wird „seemännisch“ gesprochen und es zeigt sich, wer im theo- retischen Unterricht aufgepasst hat und wer nicht. Da unsere Antriebskraft für das Boot aus dem Wind allein besteht (…bei Windstille muss natürlich gepaddelt werden!), geht der Kopf des Steuermannes nach oben zum Verklicker. Dieses kleine Teil oben auf dem Mast besteht aus einem sich drehenden Fähnchen und deutet auf die Windrichtung hin. Im günstigsten Fall kommt der Wind aus der Richtung, wo man nicht hin möchte, denn es hat noch niemand ge- schafft, gegen den Wind zu segeln. Die Alster ist das schönste Segelrevier inmitten der Groß- stadt Hamburg, doch ein Nachteil hat das Ganze, denn man ist nicht allein! Gerade als Anfän- ger bedeutet es, erhöhte Aufmerksamkeit walten zu lassen und sich möglichst von den Alster- schiffen - die immer Vorfahrt haben und das durch Hupen auch kundtun - fernzuhalten. Die Kommandos des Trainers hämmern ab jetzt unaufhörlich auf die Teilnehmer ein wenn es heißt, alles klar zur Wende, klar zur Halse, anluven, abfallen usw., dann weiß man was geleistet wurde. Spätestens nach der 3. Doppelstunde sollten die grundlegenden Manöver im Fleisch und Blut übergegangen sein.

Nach dem praktischen Training werden die Boote noch aufgeklart (Segel verstauen etc.)

Einige sind bereits jetzt in der Lage und führen ihre Übungen ohne Trainer durch, während die- ser die Situation vom Steg aus beobachtet und ggf. die Teilnehmer zu kurzen Erläuterungen an diesen bittet. Nachdem auch die „Boje-über-Bord-Manöver“ ausgiebig geübt wurden, kann die Prüfung kommen. Wenn dann die Teilnehmer eines Lehrganges ihre Scheine in der Tasche ha- ben, dann wissen Trainer und Teilnehmer, dass sie alles richtig gemacht haben und das Segeln jetzt genießen können.

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Jollensegeln

In diesem Jahr waren wir etwas später dran und wurden - wie fast immer - mit gutem Wetter be- lohnt. Etliche Helfer hatten sich zum obligatorischen Abslippen und Aufriggen an der Alster ge- troffen.

Quatschen oder auch mit anpacken! Endlich ist der Proviant da!

Was soll ich denn damit? Kaum im Wasser und schon den Pfahl zerlegt! Aber JeMi hatte eine Idee!

An dieser Stelle möchte ich ein Lob an alle Helferinnen und Helfer aussprechen, die sich in ihrer Freizeit für die Segelsparte einsetzen. Das von mir während meiner Amtszeit als Spartenleiter geprägte Motto „Von Mitgliedern für Mitglieder“ ist nicht nur ein geflügeltes Wort, sondern wird inzwischen verinnerlicht und gelebt.

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Skippertraining (29.04. - 01.05.)

Zum 2. Mal hintereinander organisierte die Segelsparte ein Skippertraining in Heiligenhafen.

Was sollen wir machen? Wir nehmen die Box und legen rückwärst an

Bei eisigem Ostwind, aber ansonsten schönstem Wetter, trainierten unsere Dickschiffkapitäne Katharina, Thomas, Jens-Michael und Hannes An- und Ablegemanöver bis zum Erbrechen. Die darin enthaltenen Übungen wie z. B. Vor- und Rückwärts anlegen in der Box, Wenden auf engstem Raum, Längsseits anlegen am Steg usw. wurden ausgiebig an den beiden Tagen ge- übt und jeweils nur durch eine etwas längere Mittagspause unterbrochen, damit sich die Teil- nehmer zwischendurch ein wenig ausruhen und aufwärmen konnten.

Sind die Leinen klar? Oh, oh, oh das wie ganz schön eng!

Ostseetörn (28.05. - 05.06.)

In diesem Jahr bestand die Flottille aus 5 Yachten. Mit am Start von Greifswald aus waren Jens-Michael Tödten-Schreiner, Lars Heesch, Gert Rosenbach, Lothar Thöne und Siegfried Böttcher mit ihren Crews. Sehr früh am Morgen des 28. Mai trafen wir uns am Stützpunkt in

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Greifswald und konnten nach den entsprechenden Abnahmen unsere Wunschyachten überneh- men. Während sich 4 Skipper mit ihren Crews für einen Törn „Rund Bornholm“ ausgesprochen hatten, entschied sich die eine Yacht für den Törn „Rund Rügen“. Hier waren 2 Neulinge mit an Bord und unklar, wie sich diese auf hoher See zurechtfinden würden. Von der Charterbasis aus wurde als erstes gemeinsames Ziel Saßnitz angesteuert.

Kurz nach der Wende hatte ich hier das Segelrevier erkundet und u.a. auch den Hafen von Saßnitz kennengelernt. Es gab einige Liegeplätze für Yachten, einen Toilettenwagen und einen Wagen mit Waschgelegenheiten sowie Warmwasserduschen. In den darauffolgenden Jahren veränderte sich das Hafengelände zusehend, Gaststätten und Restaurants hielten Einzug für die zunehmende Zahl an Seglern und Touristen. Steganlagen wurden ausgebaut und bis zu ih- rem Abriss sich selbst überlassen. Die Steganlage sollte durch eine moderne Anlage mit Schwimmstegen ersetzt werden, doch auch dieses Vorhaben scheiterte an der Unzulänglichkeit einiger Verantwortlichen der Stadt. So war es nicht verwunderlich, dass noch etliche Jahre vergingen, bis sich der Traum einer neuen Steganlage für die Segler erfüllen sollte.

Nach unserer Ankunft in 2011 war davon allerdings immer noch nichts zu sehen und so nah- men wir Kurs auf einige freie Liegeplätze an der Innenseite der langen Hafenmole und legten uns zwischen die Dalben. Hier war - bis auf ein Dixi-Klo - weit und breit keine Sanitäreinrichtung zu entdecken, die aber gegenüber unseres Liegeplatzes - etwa 60 m Luftlinie entfernt - gesich- tet wurde. So gesehen dauert hier ein Toilettengang im wahrsten Sinne des Wortes mindestens 45 Minuten, da man einmal um das Hafengelände herumlaufen muss. So gesehen viel uns der Abschied am nächsten Morgen nicht schwer und wir steuerten den Yachthafen von Rönne auf Bornholm an. In der Vorsaison ist es - auch bei einer Ankunft am späten Nachmittag - noch kein Problem, einen der zahlreichen Liegeplätze zu bekommen, was sich jedoch in der Hochsaison als recht schwierig erweist.

Hier unser Törnverlauf: Hellblau = Jens-Michael, Rot = Lars und Lothar, Dunkelblau = Gert, Grün = Siggi (Zur Verfügung gestellt von Lars)

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Als wir am nächsten Morgen aus den Kojen kletterten, schien die Sonne und ein Hauch von Wind versetzte das Wasser im Hafen in leichte Bewegungen. Klaus, einer der besten Freunde und mein langjähriger Weggefährte auf dem Wasser, war schon sehr früh aufgestanden, um uns mit frischen dänischen Brötchen zu überraschen. Klaus ist absoluter Frühaufsteher und nutzt als einer der Ersten die sauberen Duschen im Sanitätsgebäude eines jeden Hafens. Nach dem ausgiebigen Frühstück hieß es „Klarschiff“ und unsere kleine Flottille war bereit, den nächsten Hafen anzulaufen. Skillinge - östlich der Wallander-Metropole Ystadt gelegenes Ört- chen - hatten wir uns als Ziel gesetzt. Südländische Temperaturen - ich glaube wir hatten um die Mittagszeit geschätzte 27º C - sowie absolute Windstille machten diesen Ansatz jedoch zu- nichte, zumal wir nicht die gesamte Strecke unter Motor bewältigen wollten.

Spiegelglatte See mit etwas Dünung Unsere kleine Flottille in Allinge (Bornholm)

Gemeinsames Grillen mit 4 Crews. Es kamen Würstchen und Grillfleisch zum Vorschein, während uns unser Smutje Thomas den gefangenen Fisch in Alufolie servierte. Alles in allem ein gelungener Abend.

Da an Segeln überhaupt nicht zu denken war, kam Klaus auf die Idee, mal die Angel ins Was- ser zu halten. Nach Rücksprache mit den anderen Yachten, verständigten wir uns dann auf Al- linge als nächstmöglichen Hafen auf Bornholm. Während unsere Mitsegler diesen Hafen an- steuerten, zappelte auch schon etwas an der Angel. Ein Dorsch war uns bzw. Klaus an den Ha- ken gegangen. Es sollte nicht bei dem einen bleiben und so kam Klaus ganz schön ins Schwit- zen, da er die Fische fachgerecht töten und ausnehmen musste. Jeder von uns hat sich ver- sucht und konnte seinen Fang einholen; dieses Erfolgserlebnis blieb mir allerdings versagt.

Am Nachmittag liefen wir dann auch in den Hafen von Allinge ein und legten uns längsseits an die Horizon, während die anderen Crews schon damit beschäftigt waren, ihren Grill vorzuberei- ten. Tische wurden zusammengestellt, Gläser und Teller herbeigeschafft und gemeinsam an

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einer langen Tafel gegessen, getrunken und - wie soll es unter Seebären auch anders sein - reichlich Seemannsgarn gesponnen. Ob alle Geschichten der Wahrheit entsprachen lässt sich im Nachhinein nicht mehr überprüfen. So neigte sich schließlich ein gemütlicher Abend dem Ende entgegen und nachdem noch gemeinsam aufgeräumt wurde, kehrte wieder Ruhe am Steg ein. Für den nächsten Tag wurde Wind prognostiziert und so legten wir in den frühen Mor- genstunden ab. Was am vorigen Tag aufgrund des mangelnden Windes nicht klappte, wurde in Angriff genommen und so verständigten wir uns nun auf Skillinge, dem kleinen Hafen in Schwe- den. Während eines Segelurlaubs vor etlichen Jahren hatte ich diesem Örtchen schon einmal einen Besuch abgestattet und war positiv überrascht. In diesem Jahr war es ganz anders, da viele Verkaufsstände - u.a. auch die Fischräucherei - noch geschlossen waren. So ein Pech, Vorsaison! Für den verbleibenden Zeitraum unseres Törns wurde nun „freies Segeln“ beschlos- sen und jede Yacht/Crew konnte ihren Rückweg nach Belieben planen. Während die anderen Boote Svanecke auf Bornholm ansteuerten, wollten zwei Mitsegler von mir - nach etlichen Jahren - wieder einmal zur Festungsinsel Christiansö, die schon des Öfteren von der HEW-/Vattenfall-Flottille angelaufen wurde. Christiansö ist eine von drei Felseninseln, zu der Frederiksö und Gräsholm gehören und die im Volksmund auch Erbseninseln genannt werden. Als Segler ist es ratsam, seine Ankunft auf der Insel so zu planen, wenn das letzte Ausflugsboot die Inselgruppe verlassen hat und sie wieder den Bewohnern und den paar Seg- lern allein gehört. Die urige Kneipe, die uns noch beim letzten Besuch vor 15 Jahren so in ihren Bann gezogen hatte (ich denke es lag eher an der weiblichen Bedienung), ist allerdings einem mondänen Restaurant gewichen. Der Rundgang hat sich aber wieder gelohnt, da der Weg über den höchsten Punkt der Insel (Møllebakken) mit ca. 22 m führt und wir von dort aus mit einem sehr schönen Blick über die Ostsee belohnt wurden. Am Mittwochvormittag verließen wir die kleine Inselgruppe und nahmen Kurs auf die Marina Kröslin im Peenestrom, die wir - zumal auch Wind und Wetter mitspielten - nonstop segelnd am Donnerstagmorgen nach 97 sm er- reichten. In der um diese Jahreszeit schon sehr kurzen Nacht haben wir uns abgewechselt und so sichergestellt, dass mindestens 2 Personen an Deck waren. Es ist schon ein tolles Erlebnis in die Nacht hinein zu segeln, die Sonne am Horizont untergehen und in den frühen Morgen- stunden des nächsten Tages im Osten wieder aufgehen zu sehen. Während ich mich von mei- ner Crew am Freitag in der Früh abschieden musste (ich war noch zu einer Hochzeit eingela- den), segelte mein Co-Skipper Klaus die Yacht in ihren Ausgangshafen zurück. Auch alle ande- ren Yachten fanden den Weg zurück in den Hafen und berichteten von ihren letzten Törntagen.

ECSG (European Company Sport Games)

Vom 22.06. - 26.06. fanden in Hamburg die Europäischen Betriebssportmeisterschaften in 22 Sportarten statt. Eine davon wurde auf der Alster ausgetragen und es ist sicherlich kein Ge- heimnis, dass es sich hierbei nur um die Segelwettbewerbe handeln konnte. Insgesamt nahmen 54 Teams aus 3 Nationen daran teil.

Startvorbereitungen Positionskämpfe im dichtgedrängten Feld

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Bei Wind das Segel beschweren! Die israelische Mannschaft mit den Siegern (hockend)

Mit den Teams Bernd Singer/Michael Möller und Klaus Fleck/Norbert Rosenberg waren auch Segler der Vattenfall Sportvereinigung Hamburg e.V. am Start und belegten die Plätze 23 und 31. Die Alster zeigte sich an diesen beiden Tagen nicht gerade von ihrer besten Seite, da im- mer wieder starke Böen das Feld auseinanderzogen. Am besten kamen die Segler aus Israel mit den Witterungsbedingungen und den Booten zurecht, die zum einen den Gesamtsieger stellten und noch 2 weitere Boote unter den Top 10 platzieren konnten.

Jollensegeln auf der Müritz (August)

Dass es sich hierbei vorläufig um den letzten Jollentörn auf der Müritz handeln sollte, war allen Beteiligten vor Antritt der Fahrt nicht bewusst. So konnte man die gemeinsame Zeit auf dem Zeltplatz noch unbekümmert genießen, obwohl sich bei einigen schon Unmut breit machte. Was war passiert? Durch die Veränderungen in den Betrieben - auch bei Vattenfall - war es einigen Teilnehmer nicht mehr möglich, zu einem bestimmten Termin an-/abzureisen bzw. Monate vor- her zu planen, so dass sich der Kern der Teilnehmer auf 3 Tage in der Wochenmitte kon- zentrierte. Die Dummen waren natürlich die, die vom Anfang bis zum Ende dabei waren, also auch inklusive der gesamten Arbeit mit auf- und abslippen an der Alster sowie an der Müritz. Die andern konnten also unbeschwert „Urlaub“ machen, was den Organisatoren auch ganz ge- waltig auf den Magen schlug. Sie machten klar und deuteten an, dass dieser Törn zukünftig nur noch dann stattfinden wird, wenn sich alle Beteiligten/Teilnehmer auf eine gemeinsame An- und Abreise verständigen. Also fanden in den nachfolgenden Jahren ab 2012 keine Törns mehr auf der Müritz statt.

Hesso-Cup (11.09.)

Wenn mich meine Aufzeichnungen nicht trügen, dann war das hier vorläufig das letzte Aufei- nandertreffen der Segler von der Esso und Vattenfall. Es liegt sicherlich nicht an der Seglerge- meinschaft der Esso, sondern eher daran, dass wir mit dem Rücktritt von Michael Minulla einen sehr engagierten Regattaobmann für uns verloren hatten und diesen auch nicht adäquat erset- zen konnten. Aber daran hat es allein auch nicht gelegen. Natürlich muss auch das Interesse unter den Seglerinnen und Seglern vorhanden sein und - wenn überhaupt die Chance eines Sieges oder einer der vorderen Plätze machbar wären - das entsprechende Equipment (Regat- tasegel usw.) für unsere Jollen/Boote zur Verfügung stehen. Aber vielleicht gelingt es dem neuen - im Februar 2015 - gewählten Spartenleitungsteam dieses Vorhaben wieder zum Leben zu erwecken. Jetzt möchte ich aber noch einmal auf diesen letzten Wettkampf eingehen, zudem wir mit den Bernd & Beate, Sabine & Jürgen sowie unseren Profis Michael & Erich wie immer

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unsere besten Teams an den Start brachten und die Segler der Esso des Öfteren in Verlegen- heit bringen konnten. Am Ende konnten unsere Profis einen hervorragenden 2. Platz in der Ge- samtwertung erringen und die interne Wertung zwischen unseren Seglern deutlich mit dem 1. Platz abschließen.

HESSO-Cup 2011: Glückliche Gesichter beim Gruppenfoto

ODBM (Offene Deutsche Betriebssport Meisterschaft)

Am 1. Oktoberwochenende fand vor Heiligenhafen die 2. ODBM statt. Die Hamburger Betriebs- sportsegler haben bei der „Ostseewoche – Deutsche Betriebssportmeisterschaft Segeln (ODBM)“ sensationell gute Ergebnisse erreicht. Zwei von drei Deutschen Betriebssportmeistern kommen aus der Hansestadt an der Elbe. Das Team der Lecare GmbH ersegelte sich in der stärksten Liga zwar nur einen dritten Platz, lag aber am Ende vor den Crews des amtierenden Deutschen Meister (DSV) und Weltmeisters 2010, Jürgen Klinghardt, sowie dem Deutschen Meister des DSV 2010, Uwe Wenzel. Insgesamt waren 16 Teams aus elf Hamburger Unterneh- men am Start. Mit mehr als 65 Dickschiffen und über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist die ODBM mit Abstand die größte Dickschiffregatta in Deutschland. Gestartet wurde in drei Li- gen. „Denn nirgendwo ist die Leistungsbandbreite so groß wie bei diesem Wettbewerb“, er- klärte der Organisationsleiter der ODBM, Torsten Strube.

Die Crew der „Blue Lady“ mit Skipper Achim Sitz (h.l.) und hier in Aktion auf Vor-Wind-Kurs!

In der 3. Liga (ohne Spi) nahmen auch 2 Yachten unserer Sportvereinigung erfolgreich teil. Ski- ppern Achim Sitz und seine Crew ersegelten sich auf der Charteryacht Blue Lady einen hervor- ragenden 18. Platz, während sich Skipper Jürgen Jacke mit seiner Bavaria 32, die den schönen

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Namen Julina trägt, und seiner Crews den 22. Platz von insgesamt 45 Yachten sicherte. Ein schöner Erfolg unserer beiden Starter!

Die „Julina“ auf Halb-Wind-Kurs! Skipper Jürgen Jacke (h.l.) mit seiner Crew

Die Veranstaltung wurde von allen Teilnehmern gelobt. „Wie sehr es ihnen gefallen hat, konnte man auch daran sehen, dass alle Sportler zu den Abendveranstaltungen gekommen waren. Bei einer Regatta ist das äußerst ungewöhnlich“, freute sich Torsten Strube. Das Außergewöhnliche an dieser Betriebssportveranstaltung ist, dass absolute Spitzensportler mehrere Tage mit Breitensportlern zusammen sind. „Die Weltmeister und Europameister wa- ren für jeden Sportler zu jeder Zeit ansprechbar. Die Topleute haben den Betriebssportlern viele Tipps gegeben, wie sie sich verbessern können“, sagte Strube. Die Veranstaltung wurde somit als voller Erfolg eingestuft und wird sicherlich eine Zukunft haben. (Quellennachweis: Text zum Teil aus BSV- Newsletter 10 / 2011)

2012

Jollensegeln

At Thomas: „The same procedure as last year!“ His answer: „The same procedure as every year?“

Ostseesegeln (30.05. - 08.06., ab Heiligenhafen)

An dem Törn nahmen 6 Yachten mit den Skippern Bernd Singer, Lars Heesch, Siegfried Bött- cher, Gert Rosenbach, Jens-Michael Tödten-Schreiner und Lothar Schmidt sowie deren Crews teil. Während Lothar schon am 30.05. in See stach, hatten sich die anderen Yachten eigentlich vorgenommen am 2. Juni zu starten. Daraus wurde allerdings nichts, da die Ostsee vor Heili- genhafen regelrecht „kochte“ (stürmischer Wind lässt weiße Schaumkronen entstehen, so dass es aussieht als würde man Wasser kochen) und an ein Auslaufen nicht zu denken war. So star- teten wir mit einem Tag Verspätung nach Spodsbjerg, von wo aus wir am nächsten Tag unsere Regatta um die „de Olsch“ starten wollten. Zielpunkt war die rote Tonne, die ca. 1,5 sm vor der Hafeneinfahrt von Femö an Backbord liegend passiert werden sollte.

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Unsere Flottille im Hafen von Femö und gemeinsames Grillen mit anschließender Siegerehrung

Um die Mittagszeit nahmen die Bewölkung und auch der Wind wieder zu, so dass wir relativ schnell unser Ziel auf Femö erreichten. Am Abend wurde dann in großer Runde gegrillt und der Spartenleiter vollzog anschließend noch die Siegerehrung.

Gewinner wurde Lothar Schmidt mit seiner aus Thomas Freiberg, Heike Klingemann, Dennis Lautenschlager und Karl Knickelbein bestehenden Crew.

Die Königliche Yacht an der Außenmole und kurz vor dem Auslaufen.

Einen Tag später setzten wir unsere Fahrt fort, nahmen Kurs auf Stubbeköbing und wurden hier vom sog. „Königinnen-Tag“ überrascht. An diesem Tag besucht die Königin von Dänemark auf ihrer Sommertour immer mal wieder ein anderes Städtchen und kommt dadurch ihren „Unterta- nen“ ganz nah.

Von dort aus segelten wir am nächsten Tag nach Gedser, wo uns nach dem gemeinsamen Gril- len das Clubhaus des dort ansässigen Segelvereins zum Verweilen angeboten wurde. Eine schöne Geste, denn für diese Jahreszeit war es absolut zu kalt. Nach einem längeren Schlag ging es am nächsten Tag wieder zurück in deutsche Hoheitsgewässer und nahmen - nachdem wir die Fehmarn-Sundbrücke passiert hatten - Kurs auf den kleinen Hafen Orth auf Fehmarn. Da wir mal wieder etwas zu spät unterwegs waren, konnten wir leider keinen der begehrten Plätze im geschützten Innenhafen bekommen und mussten im Außenbereich festmachen. Hier pfiff der Wind dermaßen kalt über die Mole, dass man annehmen konnte, im März oder April un- terwegs zu sein. Der letzte Schlag führte uns abschließend zurück nach Heiligenhafen, wo wir unsere Yachten aufklarten und für das Auschecken vorbereiteten.

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Hier der geschützte Innenhafen, während es hier draußen ganz schön stürmt (siehe Hamburg Fahne)

Möchte man sich dann noch von der einen oder anderen Crew verabschieden, dann kann es vorkommen, dass man nicht mehr alle erwischt, da jeder jetzt wieder ganz schnell nach Hause möchte.

Die Einfahrt zur Marina Heiligenhafen und darauf warten, dass die Tankstelle wieder frei ist.

BSG-Cup und ODBM

Am BSG-Cup nahm Jürgen Jacke mit seiner Crew teil und errang mit seiner Julina von 26 ge- starteten Yachten einen sehr guten 10. Platz. Bei der ODBM waren diesmal Lothar Schmidt und Jürgen Jacke mit ihren Crews dabei. Beide Yachten belegten Plätze im vorderen Starterfeld.

Mittelmeersegeln (Griechenland)

In diesem Jahr führte uns das Fernweh in das Land der zahlreichen Dichter und Denker wie z.B. Homer, Aristoteles, Archimedes und Pythagoras sowie zu den musikalischen Künstlern wie z.B. Mikis Theodorakis, Giorgos Dalaras oder Antonis Remos und nicht zu vergessen die in Deutschland bekannte Nana Mouskouri. Na, schon eine Idee? Richtig, unser Törn führte uns nach Griechenland.

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Blaue Kuppeln oder wie hier Fensterläden und das Weiß an den Hauswänden spiegeln die Nationalfarben wieder.

4 Skipper (Hannes, Gert, Achim und Hans-Georg) hatten sich im Vorwege auf einen Törn in Griechenland geeinigt und so ging es am Samstag den 22.09. nun endlich los. Morgens ging es mit dem Flugzeug von Hamburg aus - mit Zwischenstopp in München - nach Athen, wo wir am Nachmittag pünktlich landeten. Hannes hatte im Vorwege für sich und einige Damen an Bord ein kulturelles Rahmenprogramm gestrickt, das sie direkt vom Flughafen aus mit dem Taxi in die City von Athen bringen sollte. Hier begaben sie sich direkt zum kulturhistorischen Gelände mit der Akropolis und nahmen dort an einer Führung teil.

Die Koffer wurden in das Taxi gezwengt und dann ging es zur Akropolis

Knapp ein halber Tag stand für die Exkursion zur Verfügung und so brachte der Taxifahrer die Drei noch zum Tempel des Poseidons. Hier endete der Nachmittag mit einem herrlichen Son- nenuntergang.

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Während die Drei auf „Kultur“ machten, begab sich der Rest der Crew direkt zum Yachthafen nach Lavrion. Auf dem Weg dorthin wurden wir noch von Gert und seiner Crew begleitet, um zusammen noch ein paar Einkäufe im - auf dem Weg liegenden - Lidl zu besorgen. Nachdem die Einkäufe im Bus verstaut wurden, konnte es nun endlich weitergehen. Am Yachthafen ange- kommen wurden uns von der Stützpunktleitung die Yachten übergeben.

Erst am nächsten Tag und als bereits aller Proviant und sämtliche Getränke verstaut wurden ist uns aufgefallen, dass uns durch die Stützpunktleitung die falsche Yacht übergeben wurde. Wir hatten die Yacht von Gert und er hatte unsere, die natürlich - entsprechend unserer Fähigkeiten - mit einem Lattengroß ausgestattet war. Einen Rücktausch haben wir aber dann nicht vorge- nommen und so legten wir am Sonntagmittag in Lavrion ab und segelten mit 4 Yachten Rich- tung Insel . Kurz nach der Hafenausfahrt nahm der Wellengang zu und so wurden alsbald die ersten Tabletten gegen Übelkeit eingeworfen.

Unser Törnverlauf im Uhrzeigersinn mit dem südlichsten Ziel Santorin

Gegen den Wind kreuzend und später unter Motor fahrend erreichten wir gegen 18:30 Uhr die von uns als Ziel gesetzte Bucht Ormos Kalydonychi im östlichen Teil der Insel Kea. Ankermanö- ver, ein Bad im Meer und Spagetti am Abend beendeten diesen ersten Tag.

Nach 24 sm hatten wir unser nächstes Ziel Gallissas auf der Insel erreicht. Alle Yachten ankerten in dieser Bucht und am Abend wurden an einer langen Tafel die griechischen Speziali- täten probiert. Aufgrund einiger gesundheitlicher Probleme teilte sich die Flottille in 2 Gruppen auf. Während Achim und Hans-Georg am nächsten Morgen um die Insel herumsegelten, um in der größten Stadt nach einer Apotheke Ausschau zu halten, schlossen sich uns Gert mit seiner Crew an und so segelten wir von dort aus nach . Bevor wir jedoch nach Naxos einliefen,

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haben wir uns noch für einen Stopp in der Bucht Ormos Filizi auf entschieden, wo noch ausgiebig gebadet und geschnorchelt wurde.

Von hieraus war es knapp eine Stunde bis Naxos-Stadt. Auf der dem Hafen vorgelagerten eins- tigen Insel Palátia steht als einziges Relikt des unvollendeten Dionysos-Tempel des Lygdamis das mächtige Tor des Opisthodoms aus dem späten 6. Jahrhundert v. Chr., die Portara (Quelle Wikipedia).

Das marmorne Tempelportal misst knapp 6m in der Höhe und ca. 3,70 m in der Breite.

Nach dem Einlaufen in den Hafen wurden wir vom Hafenmeister in Empfang genommen, der uns dann einen Platz zuwies. Festmachen, den obligatorischen Anleger genießen und sich als- bald für den Landgang fertigmachen, da die Sonne allmählich relativ schnell hinter dem Hori- zont verschwand und die Mannschaft einen unwiderstehlichen Drang nach etwas Essbarem verspürte. Nach einem kleinen Rundgang wurden wir dann auch schnell fündig.

Einlaufen in den Hafen von Naxos. Hinter Paros versinkt die Sonne im Meer.

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Morgendliche Reparaturarbeiten am Baumniederholer (…die genauen Umstände sollen an die- ser Stelle nicht näher erläutert werden ;-)) verzögerten den Beginn unseres Frühstücks. Damit die Butter den Cockpittisch nicht fließend verlässt, haben sich die Frauen etwas einfallen lassen und für Schatten gesorgt.

Gefühlte 35oC in den Morgenstunden Gert und seine Crew verlassen Naxos

Nach dem Ablegen unseres Schwesterschiffes machte sich auch bei uns Unruhe breit. Aber nach dem Veto von Dorothea „Ich habe noch keine Teilchen besorgt“ kehrte wieder Ruhe ein und so verließen wir Naxos erst gegen 12:00 Uhr - allerdings mit Teilchen! Als Ziel hatten wir uns diesmal eine kleine Bucht auf der Insel Schoinousa ausgesucht. Ein herrlicher Ort, um nicht nur die Seele baumeln zu lassen, sondern auch geeignet für kleine Tauchgänge und ausgiebige Abkühlungen im warmen Wasser. Gegen Abend verabredeten sich noch Teile von Gerts und unserer Crew, um auf dem Hügel den Sonnenuntergang zu genießen.

Vor Anker liegend, der Bug nach Westen ausgerichtet. Auf dem Hügel die kleine Kapelle, wo das Bild (re.) entstanden ist. Von hier aus haben wir uns bei einem Gläschen Wein den Sonnenuntergang (gefühlt den 20. unserer Reise) angesehen.

In den Morgenstunden des 27. Septembers - die Sonne hatte sich noch nicht einmal über dem Horizont erhoben - wurde ich unsanft durch das Rasseln der Ankerkette geweckt; das Zeichen unseres Skippers und seines Co, die schöne Bucht in Richtung Santorin zu verlassen. Auf un- serem Schwesterschiff war es noch ruhig - Gert und seine Crew hatten sich gegen unseren Vorschlag entschieden, nach Santorin zu segeln - und noch niemand zu sehen, als wir mit un- serer Yacht leise vorbeifuhren und die Silhouette der kleinen Insel später im Morgengrauen ver- schwand.

In den Achtzigern und Neunzigern war ich großer Griechenlandfan und bereiste während dieser Zeit viele Inseln in der Ägäis, zum Teil auch mehrere innerhalb meines dreiwöchigen Urlaubs als

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sog. „Inselhüpfer“. Neben Naxos und verschlug es mich eines Tages auch nach Santo- rin. Damals zwar noch nicht als Segler, sondern als einfacher Flug-Tourist. So gesehen war der Törn für mich auch eine Reise in meine eigene Vergangenheit und ermöglichte mir, mich an Orte und Begegnungen zu erinnern. Das Positive, was mir auch bei diesem Törn immer wieder aufge- fallen war ist die Tatsache, dass die Griechen seit damals nichts von ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft eingebüßt haben. Zuerst Naxos und jetzt Santorin, wenn man nach über 20 Jah- ren und jetzt gerade einmal 28sm an den Ort seiner „Jugend“ zurückkehrt, dann ist das schon ein Ereignis, was man nicht so schnell vergisst.

Santorin liegt jetzt unmittelbar vor uns und von weitem sieht es so aus, als wäre der obere Teil der Insel mit weißer Farbe angestrichen worden. Bei näherem Hinsehen entdeckt man aber die in Weiß gehaltenen Häuser, die bis in den Krater hineinreichen.

Weiße Häuser zieren den Kraterrand. Unterhalb von Thira wollten wir einen Liegeplatz finden!

Von Norden kommend ließen wir die Insel an unserer Backbordseite liegen und fuhren in die hinein. Hierbei handelt es um einen mit Wasser gefüllten Kraterkessel eines Vulkans, bei dem sich nach einer größeren Eruption die Magmakammer entleerte und einstürzte. Aber das nur am Rande, denn jetzt wurde es ernst!

Auf den alten Hafen von Thira zusteuernd mussten wir feststellten, dass hier ein reger Schiffs- verkehr herrschte, der anscheinend mit den 4 Kreuzfahrtschiffen, die hier auf Reede lagen, im Zusammenhang stand. Zwischen diesen und dem Hafen pendelten die Zubringerboote und brachten die Inselbesucher wieder zurück an Bord. Wir mittendrin und auf der Suche nach einer geeigneten Anlegestelle. Inzwischen wurde unsererseits das Schlauchboot zu Wasser gelas- sen, Kathy an Land abgesetzt - sie sollte die Leinen von Thomas übernehmen und irgendwo festmachen - während Hannes und ich versuchte, den Anker auszubringen.

Eine einsame Yacht in dieser Bucht von Nea Kameni. Thomas bringt die Vorderleine aus.

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Fallböen von den bis zu 300 m hohen und fast senkrecht stehenden Kraterwänden peitschten dermaßen auf unser Schiff nieder, so dass wir von unserem Vorhaben, hier festmachen zu wol- len, schnell wieder Abstand nahmen. Also, alle wieder zurück an Bord und zusehen, dass wir in der näheren Umgebung einen für uns günstigen Liegeplatz finden. In unserem Revierführer wa- ren einige Ankerplätze auf der gegenüberliegenden Insel Nea Kameni eingezeichnet, die wir prompt auch ansteuerten. Inzwischen war die Zeit so weit fortgeschritten, dass wir uns mit dem Festmachen beeilen mussten.

Zielorientiert steuerten wir eine kleine Ankerbucht mit vielen kleinen und mittelgroßen Muring- tonnen an und haben angenommen, dass diese hier ausschließlich für die Sportschifffahrt - also für uns - ausgelegt wurden. Was uns allerdings stutzig machte, waren die vielen verlassenen Schlauchboote an den Muringtonnen. Möglichst weit in die Bucht hineinfahrend (Vorsicht vor den im Wasser schwimmenden Leinen!) suchten wir uns eine Muringtonne aus und sicherten die Yacht mit einer 2. Leine an Land. Nach dieser Odyssee jetzt etwas essen und den Abend bei Kerzenschein und ein paar Drinks ausklingen lassen. Eine Weile verging, als plötzlich Boote - die eben noch im Pendelverkehr einsetzt waren - in unsere beschauliche Bucht hineinrausch- ten und an „ihren“ Muringtonnen festmachten. Einige gaben uns zu verstehen, dass wir hier wohl falsch wären (das haben wir zumindest so interpretiert, denn sie fuchtelten eigentlich nur mit ihren Armen umher), während sich andere nicht um uns kümmerten, denn wir belegten schließlich auch nicht deren Tonne. Die Besatzungen verließen die Boote mit denen sie eben noch gekommen waren, stiegen in die Schlauchboote um und fuhren davon. Ein Crewmitglied eines der letzten ankommenden Boote teilte uns noch in gebrochenem Englisch mit, dass wir an einer Muringtonne liegen, die zu einem größeren Schiff gehört, was hier demnächst einlau- fen wird. Nun rede mal haben wir uns gerade noch gedacht, als wir plötzlich - von 1000 Watt Strahlern angeleuchtet - aus unserer Happy Hour aufgeschreckt wurden. Schon ahnend, dass wir den Platz dieses Zweimasters belegt hatten, wurden wir höfflich aber doch bestimmend dazu aufgefordert, diesen Platz zu räumen, woraufhin unser Skipper sagte: „Please, give us two minutes!“ und der Kapitän des Zweimasters antwortete: „Don´t worry, I give you five!“ Wir ver- holten unsere Yacht und auch diese Besatzung stieg in ihr Schlauchboot und verließ die Bucht in Richtung Thira. Nach diesem kurzen Aufreger kehrte nun endgültig Ruhe ein und wir konnten unsere Happy Hour fortsetzen.

Am nächsten Morgen konnten wir die Schönheit unseres Liegeplatzes in vollen Zügen genie- ßen, auch wenn uns Kathy später mitteilte, dass es auf dieser Insel von Ratten nur so wimmeln soll. Das wir keine sahen mag sicherlich auch daran gelegen haben, dass in der Nacht die Mu- sik von SCHILLER - in einer nicht enden wollenden Repeat-Schleife - womöglich für die Vertrei- bung dieser sorgte.

Während die Umgebung in der Abenddämmerung noch farblos wirkte, konnten wir bei der aufgehenden Sonne am nächsten Morgen ein Farbenspiel auf den Gesteinsformationen entdecken.

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Erst einmal die Umgebung mit der Kamera ablichten. Frühstück am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

Links liegt unsere Yacht und rechts der Zweimaster von gestern Abend

Da für heute eine Besichtigung von Thira geplant war, hatten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück vorgenommen, einen weiteren Versuch zu unternehmen, um etwas dichter an den Hafen heran zu fahren. Nach der Überfahrt von Nea Kameni haben wir die Manöver des Vorta- ges wiederholt, da wir ja schon Übung angeeignet hatten.

„Nisis Katharina“ mit mannshohen Pollern. Erster Kontakt mit den Hafenbehörden.

Kathy wurde jetzt von Thomas auf einem im Wasser befindlichen Betonsockel, der später als Nisis Katharina in aller Munde war, ausgesetzt, um dort eine Leine anzubringen, während Thomas mit einer Zweiten in Richtung Land unterwegs war, als plötzlich ein uniformierter Be-

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amter der Zollbehörde an Land auftauchte und sich über unser Tun wunderte. Wie sich heraus- stellen sollte, hat er uns darauf aufmerksam machen wollen, dass er seit gestern versucht hat uns über Kanal 16 des Funkgerätes zu erreichen! Oh, das müssen wir wohl in unserer Euphorie total überhört haben. Er teilte uns nun aber mit, dass die Behörde am heutigen Tage keine wei- teren Kreuzfahrtschiffe erwartet und wir bis morgen 7:00 Uhr an einer der großen Schwimmton- nen festmachen dürfen. Diese Entscheidung haben wir erleichtert zur Kenntnis genommen und uns über dieses Entgegenkommen seitens der Behörden sehr gefreut.

Also nichts wie hin zur Tonne, 2 Vorderleinen daran befestigt und uns für den Landgang ent- sprechend umgezogen. Thomas war gänzlich begeistert, dass er uns - aufgeteilt in zwei Touren - nun endlich mit dem Schlauchboot übersetzen durfte, das wir dann während unseres Land- aufenthaltes bei den Fischern „parkten“. Alle an Land abgesetzt, machten wir uns nun auf den Weg nach oben in die Stadt und nutzten hierfür mit der Gondel die bequemste der beiden Auf- stiegsmöglichkeiten. Bei der anderen nutzt man die Treppe, auf der man zu Fuß oder auf dem Rücken eines Esels hinaufkommt.

Unsere Yacht vom Kraterrand aus betrachtet. Rechts sieht man unsere Yacht und die Dimensionen dieser Anlegertonne.

Nach dem „beschwerlichen“ Aufstieg haben wir von oben erst einmal einen unvergesslichen Ausblick auf die Caldera und unser kleines Boot nehmen dürfen. Gut, dass wir nicht schon ei- nen Tag früher hier angekommen sind, als noch 4 Kreuzfahrtschiffe die Caldera säumten, denn dann hätten wir den Weg durch die Gassen wohl nur im Schneckentempo zurücklegen können. Die Stadt war zwar jetzt auch gut besucht, aber es hielt sich noch in Grenzen.

Eindrücke von unserem Stadtrundgang

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Noch verzückt von dem Blick in die Caldera hörten wir plötzlich ein vertrautes Stimmengewähr. Uns umblickend entdeckten wir Gert mit seiner Crew und fragten, wo sie mit ihrer Yacht liegen würden? Sie teilten uns aber mit, dass sie von der Insel Ios aus einen Abstecher nach Santorin mit einer Übernachtung gebucht hätten und morgen wieder mit der Fähre zurückfahren werden. Nach einem kurzen Smalltalk trennten sich unsere Wege wieder, verabredeten uns aber für eine der nächsten - auf dem Weg liegenden - Inseln.

Um alles Land auszunutzen, werden die Häuser bis in die Kraterwand hinein gebaut.

Nach einem Abstecher in eines der kleinen zahlreichen, aber sehr geschmackvoll eingerichte- ten, Restaurants haben wir uns auch in zwei Gruppen aufgeteilt. Kleine Einkäufe wurden erle- digt, in den Boutiquen und Souvenirlädchen gestöbert und etliche Fotos geschossen. Fast ei- nen halben Tag waren wir nun schon auf den Beinen als unsere 4-köpfige Gruppe beschloss, den Rückweg anzutreten. Eine gute Entscheidung, denn wir hatten das Glück, dass wir mit der letzten Gondel nach unten zum Hafen fahren konnten, während der Rest unserer Crew den be- schwerlichen Eselspfad nach unten nehmen musste. Hier haben wir den Abend in einem klei- nen Restaurant ausklingen lassen, bevor uns Thomas in tiefster Dunkelheit zu unserer Yacht zurückfuhr.

Kurz nachdem der nächste Tag anbrach - Skipper und Co waren bereits wieder mit ihren Kame- ras auf Motivsuche - konnten wir am Horizont auch schon die ersten Kreuzfahrer erkennen, so dass wir nun schweren Herzens Abschied nehmen mussten. Pünktlich und sogar noch vor 7:00 Uhr haben wir unsere Leinen eingeholt, während pue à pue auch die restlichen Crewmitglieder wach wurden. Mit einem Becher Kaffee in der Hand ließen wir uns noch ein wenig - einen letz- ten Blick auf die Kraterlandschaft werfend - vom Wind treiben bis wir uns dann dazu entschlos- sen, die Segel zu setzen und das nächste Ziel anzusteuern.

Auch heute konnten wir uns nicht über das Wetter und mangelnden Wind beschweren, der uns von Santorin zur 44 sm entfernten Insel Kimilos bringen sollte. Eigentlich wollten wir - nachdem wir nun schon seit 2 Tagen nicht mehr im Meer baden waren - mal wieder in einer schönen Bucht vor Anker gehen und ausgiebig schwimmen und hatten uns als möglichen Ankerplatz die

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kleine Blauwasserbucht Manololisi auf der Insel ausgesucht, die wir nach einer schö- nen und zum Teil auch böigen Überfahrt gegen 17:30 Uhr erreichten. Nach ein paar erfolglosen Ankermanövern - starke Fallböen und Strömung - stellte sich die traumhafte Bucht als ungeeig- net dar und so setzten wir nach Psathi auf über. Gerade noch am Kai festmachend, verschwand die Sonne relativ schnell hinter dem Horizont als plötzlich eine Zollbeamtin am Kai auftauchte und unseren Skipper mit den Formalitäten konfrontierte. Hierzu musste er sie zur nächstgelegenen Polizeistation begleiten und wurde, nachdem unsere Papiere ihre Kontrolle bestanden hatten, mit einer Gebühr von 2,43 € (richtig gelesen: zweieurodreiundvierzig) und ei- nem „kali nichta“ (gute Nacht) entlassen. Während unser Skipper die Formalitäten erledigte, hatten wir uns nach einem geöffneten Restaurant umgesehen und wurden am Strand fündig.

Satte und müde Seefahrer und Seefahrerinnen. Blick in die Bucht vom Molenkopf aus.

Am nächsten Morgen wurden wir gegen 6:00 Uhr unsanft von einem Tanker geweckt, der aus- gerechnet dort festmachen wollte wo wir lagen. Ich glaube es erübrig sich an dieser Stelle da- rauf hinweisen zu müssen, dass wir zwar die Diskussion für uns entscheiden konnten, aber aus Gründen der Fairness unseren Liegeplatz geräumt haben. Gegenüber war noch ein Molenkopf frei, an dem wir dann festmachen und unser Frühstück in Ruhe einnehmen konnten. Nach dem Frühstück konnte jeder machen was er wollte und so entschieden sich einige zu ba- den, während ein Crewmitglied wie wild ihr Ringelshirt suchte. Es war nicht so einfach, das Shirt bei Sonnenreflektion auf 3 m Wassertiefe zu entdecken, aber Thomas hatte sich mutig bereiter- klärt, die Bergungsmaßnahmen einzuleiten. Leichter gesagt als getan! Das Shirt lag so ungüns- tig zwischen den Steinen am Grund und der mit Seeigeln versehenen Molenwand, dass er das Shirt nur unter zu Hilfenahme des Peekhakens bergen konnte. Ohne Verletzung und nun auch endlich sein Bad genommen zu haben, kam Thomas aus dem Wasser und wurde von Kathy übermäßig als „Shirtretter“ gefeiert. Als die Euphorie darüber abgeklungen war, konnten wir endlich damit beginnen, Schiff und Mannschaft für die Weiterreise zu mobilisieren.

Nach dem Weckruf „Alles klar bei Schiff?“ kappten wir die Tampen und bewegten uns unter Mo- tor langsam aus der Bucht heraus, setzten alsbald die Segel und nahmen Kurs auf die ungefähr 10 sm entfernte Insel . Nach 2 Stunden der Überfahrt erreichten wir die schöne Bucht des Örtchens Vathi und stellten erstaunt fest, dass sich hier auch unsere anderen 3 Yachten mit ih- ren Crews befanden. Am Abend wurde dieses Wiedersehen mit einem gemeinsamen Essen in einer der naheliegenden Tavernen gefeiert. Es sollte sich herausstellen, dass sich ab dem nächsten Morgen unsere Wege allerdings wieder trennen würden, da die Skipper sich unterei- nander für freies Segeln ausgesprochen hatten und man sich irgendwo schon wiedertreffen wird.

Unsere Crew ließ es heute, am 1. Oktober, gemütlich angehen und so wurde erst einmal aus- giebig im Meer gebadet, bevor wir um 11:00 Uhr den Anker lichteten und die Bucht von Vathi in Richtung Ormos Koutala (Insel ) verließen. Unseren bisherigen Törn hatten wir uns so

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gut eingeteilt, dass wir uns jetzt Zeit nehmen und uns erholen konnten, denn schließlich möchte man ja ausgeruht aus dem Urlaub zurückkommen. Und trotzdem hatten wir das Gefühl, dass die Tage jetzt schneller vergehen würden als noch am Anfang der Reise. So gesehen waren wir gespannt, was uns am Ende des nächsten Törnabschnitts erwarten würde.

Dieser führte uns nach 24 sm von Ormos Koutala zur kleinen Hafenstadt Mericha auf der Insel , wo wir noch ein paar Einkäufe erledigen wollten und noch Wasser aufnehmen muss- ten. Jedes Crewmitglied hatte einen bestimmten Job zu erledigen und so trafen wir uns rein zu- fällig in der griechischen Taverne von Yannis wieder. Yannis hatte uns dabei geholfen, ein klei- nes Reparaturset zu besorgen und uns auf einen Drink in sein Lokal eingeladen. Da sämtliche Getränke aufs Haus gingen, wollten wir uns nicht einfach so verabschieden, sondern orderten noch ein paar Köstlichkeiten „to go“, die wir dann später an Bord zu uns genommen haben.

Mericha, die kleine Hafenstadt auf Kythnos. Blick über die Bucht (im Hintergrund Yannis Taverne)

Yannis (im gestreiften Hemd) nimmt die Bestellungen auf, die an Bord der Yacht verzerrt wurden.

Von der griechischen Gastfreundschaft ganz angetan, haben wir unseren Zeitplan völlig aus den Augen verloren, denn inzwischen war die Sonne hinterm Horizont verschwunden. Jetzt aber schnell zum Schiff zurück, den Motor gestartet und mit Marschgeschwindigkeit zu der von uns favorisierten Bucht Ormos Fikiadha gefahren. Das wir während diesen kleinen Streckenab- schnitts von der Dunkelheit „überrascht“ wurden, lassen wir an dieser Stelle mal unerwähnt. Mit dem Suchscheinwerfer und diversen Taschenlampen ausgestattet manövrierten wir durch die hier schon zahlreich vorhandenen Ankerlieger und erwischten noch in Strandnähe einen der in dieser Bucht begehrten Ankerplätze, wobei wir als zusätzliche Schutzmaßnahme (falls der Wind nachts drehen sollte!) noch unseren Heckanker ausbrachten. Nach diesen bootssichernden Maßnahmen haben wir uns erst einmal den „Anleger“ sowie Yannis Vorspeisen gegönnt und bis weit nach Mitternacht „philosophische“ Gespräche geführt.

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Ganz gespannt darauf, was uns im Hellen hier nun erwarten würde, krochen wir am nächsten Morgen aus unseren Kojen und wurden positiv überrascht. Wir lagen tatsächlich in der ersten Reihe zum Strand, der den östlichen von dem westlichen Teil der Bucht trennte und schätze, dass diese Sandbarre - die die Insel Kythnos und die kleine Insel Ay Louka verband - an der schmalsten Stelle höchstens 30 m breit war. Und wir stellten noch etwas fest! Die uns Anfangs begleitenden 3 anderen Yachten lagen auch in dieser Bucht und hatten sich, ebenso wie wir, für einen Ruhetag ausgesprochen. So erkundeten wir mit den Schlauchbooten die Bucht, statteten unseren anderen Crews einen Besuch ab, sprangen ins Wasser und unternahmen Exkursionen an Land. Auf einer kleinen Landerhebung konnten wir ein noch geöffnetes Restaurant ausma- chen und hatten uns dort mit den anderen Crews für den Abend zum Essen verabredet.

Der Blick in den westlichen Teil der Bucht. Die Sandbarre, die die beiden Inseln verbindet.

In der Absicht von der Anhöhe noch ein paar Fotos schießen zu können, startete Thomas den Motor vom Dinghi und setzte die ersten Crewmitglieder an Land ab, während Kathy und ich für die 2. Tour auserwählt wurden. Nachdem sie bereits zu Thomas ins Dinghi gestiegen und ich ihr folgen wollte, hatte Thomas schon das Ablegemanöver - mit fatalen Folgen für mich - einge- leitet. Mit den Händen noch am Schiff hängend glitten die Beine aus dem Schlauchboot heraus und ich landete bis zum Oberkörper im Wasser. Unter schallendem Gelächter setzten die bei- den ihre Fahrt fort und er brachte sie vorläufig an Land, während ich mich meiner nassen Kla- motten erledigte. Nach diesem unfreiwilligen Bad wurde ich - nun wieder in trockenen Tüchern - wenig später von dem immer noch grinsenden Thomas bei unserer Yacht abgeholt und nach einer kurzen Überfahrt endlich an Land abgesetzt. Froh darüber, dieses trockenen Fußes er- reicht zu haben, machten wir uns auf den Weg zum Restaurant. Schnell noch ein paar Fotos hier, noch ein paar Fotos dort erreichten wir die Anhöhe.

Die Wirtin Maria (li.) mit ihren „Küchenhelfern“. Unsere Crew

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Gert und seine Crew nach dem erfolgreichen Essen

Wir wurden nicht nur mit fröhlicher griechischer Musik empfangen, sondern auch von Maria und - das soll jetzt bitte nicht abwertend klingen - von ihren Küchenhelfern. Das wir die ersten hier oben im Lokal waren, sollte sich noch als vorteilhaft erweisen und so ließen wir uns von Maria einen Tisch zuweisen, bestellten die Getränke sowie das Essen. Die Speisekarte hatte sie im Kopf und so viel unsere Auswahl auf Hühnchen und Lamm (weitere Auswahlmöglichkeiten hat- ten wir nicht!), das sich bei näherer Betrachtung als Ziege herausstellen sollte. Inzwischen wa- ren auch unsere Mitsegler der anderen Boote angekommen und gaben - nachdem sie von Ma- ria entdeckt wurden - ihre Bestellungen bei ihr auf.

Weitere Besucher des Restaurants ließen sie aber immer hektischer werden und es hatte den Anschein, dass sie dem Ansturm nicht gewachsen war. So konnten wir beobachten, dass sie sich mit ihren Jungs den einen oder anderen Beruhigungstropfen in der Küche gönnte, was nicht gerade dazu führte, den Überblick zu behalten. Während die anderen noch auf ihr Essen warteten, schien uns Maria mit „allem“ zu versorgen, was die Küche so hergab. Getränke, Zaziki, Salat, Brot und die von uns georderten Hauptgerichte, bei denen wir eigentlich der An- sicht waren, hier jeweils für 6 Personen bestellt zu haben. Durch Zeichensprache haben wir das dann auch einem ihrer Jungs zu verstehen gegeben (wir konnten kein Griechisch und er kein Englisch), dass wir noch weitere Portionen erwarten.

Eine Weile passierte nichts und es schien so, dass er unsere darbietende Erklärung nicht ver- standen hatte, als er mit einigen Gerichten aus der Küche kam und suchend nach deren Abneh- mern Ausschau hielt. Wir erkannten die Situation sofort, machten auf uns aufmerksam und er stellte die Teller auf unserem Tisch ab. Diese Prozedur wiederholte sich noch dreimal, bis wir zu verstehen gaben, dass uns keine weiteren Portionen zustehen würden. Während Gert mit seinen Leuten am Nachbartisch ebenso „gut“ versorgt wurde wie wir, hatten die beiden anderen Crews zwar Getränke im Überfluss, warteten aber auf ihr Essen allerdings vergeblich und ver- ließen die Taverne enttäuscht nach gefühlten 2 Stunden. Unsere Crew hatte dagegen einen schönen Abend, den wir in der Taverne bei einem von Maria servierten Ouzo ausklingen ließen. Unser Resümee: Chaotische interne Abläufe, freundliches Personal und einfache griechische Küche mit eingeschränkter Auswahl.

Am nächsten Morgen haben wir alle noch ausgiebig gebadet, als Gert, der sich schwimmend in der Nähe unseres Schiffes aufhielt, ein Schlauchboot mit 2 Personen an sich vorbeifahren sah und trocken, aber für alle hörbar anmerkte: „Holt ihr jetzt eure Bestellung im Restaurant ab?“ Seitens des Schlauchbootes erntete er dafür nur böse Blicke, während wir diesen Kommentar humorvoll mit Gelächter begleiteten.

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Am frühen Morgen kam die Sea Cloud vorbei.

Als die Uhr langsam ihre Zeiger gegen 12:00 Uhr drehte, war auch für die Zeit gekommen, um Abschied von dieser schönen Bucht zu nehmen und so machten wir das Schiff startklar. Nach dem Bergen der beiden Anker nahmen wir langsam Fahrt auf und verließen - an der Sea Cloud (siehe Bild unten) vorbeifahrend - die Bucht.

Bereits in Ormos Kavia angekommen erkundet Thomas (Kopf i.d. Mitte des Fotos) den Ankergrund

Bis zur nächsten Bucht nach Ormos Kavia auf der Insel Kea legten wir 13 sm zurück und wur- den bei der Überfahrt doch tatsächlich von einem kleinen Regenschauer (dem einzigen des ge- samten Urlaubs) überrascht. In der Bucht abgekommen haben wir uns nach einem guten An- kerplatz umgesehen und anschließend die letzten Stunden im Meerwasser genossen, denn es war die letzte Bucht die wir in unserem diesjährigen Segelurlaub ansteuerten.

Nach dem morgendlichen Anbaden mit filmreifem Wasserballett bereiteten wir uns auf den letz- ten Segeltag vor, der uns von Ormos Kavia zurück zu unserem Ausgangshafen nach Lavrion bringen sollte. Verwöhnt wurden wir außerdem noch einmal mit schönen Wind aus Nordwest, so dass wir diesen Segeltag an der Kreuz noch bis zur Hafeneinfahrt in vollen Zügen genießen konnten.

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Am Hang entstandene Neubau-/Feriensiedlung. Die Sonne geht langsam unter.

Hier bargen wir die Segel und hielten Ausschau nach unserem Liegeplatz der uns, nach einer kurzen Hafenirrfahrt, von offizieller Stelle zugewiesen wurde. Mit diesem letzten Anleger war unser Törn de facto auch beendet. Am Abend begaben wir uns noch zum Fischmarkt mit seinen vielen Restaurants und haben diesen bei Vorspeisen und leckerem Oktopus gemütlich ausklin- gen lassen. Alle Mitsegler unserer Sportgemeinschaft haben ihren Törn gut überstanden und ihre vom Vercharterer überlassenen Yachten wohlbehalten zurückgebracht.

Mit dem Rückflug nach Hamburg am nächsten Tag endete unser 14tägiger Abenteuerurlaub.

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