MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 2/2010 Termin: Samstag, 6. November 2010, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Seminar 2

mit Nadja Schubert und Catrin Anne Wiechern

In the Mood – ein swingender Blockflötentag mit Nadja Schubert (Köln) und Catrin Anne Wiechern (Celle). Nadja Schubert hat sich als Jazz-Flötis tin einen Catrin Anne Wiechern ne ben Ihrer Tätigkeit als Namen. Mit ihrer aktuellen fünfköpfigen Elec- Leiterin der Kreismusikschule Celle ist sie als tric-Band präsentiert sie ihr Instrument neben Dozentin für verschiedene Workshops tätig, E-Gitarre, E-Bass, Keyboard und Schlagzeug in außerdem ist sie die künstlerische Leiterin des elektronischem Kontext und erforscht neue Jugendblockflötenorchesters NORD. Klangwelten. In Köln betreibt sie ihre eigene Musikschule.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die Einstudierung des Big Band Klassikers In the Mood (Joe Garland/Andy Razaf) nach einem Arrangement von Paul Leenhouts für Blockflöten-Big-Band. Erarbeitet werden soll – in Anlehnung an das legendäre Glen- Miller-Orchester – ein eigener Block flöten-Big-Band-Sound, der am Ende des Tages durch eine Rhythmusgruppe, bestehend aus Bass, Klavier und Schlagzeug komplettiert wird. Neben In the Mood, das mit allen Teilnehmern des Seminars musiziert wird, stehen weitere swingende und peppige Stücke in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen auf dem Programm. Sie werden in zwei Gruppen unter der Leitung von Nadja Schubert und Catrin Anne Wiechern erarbeitet. Gespickt ist der Kurs mit Informationen und Anekdoten aus dem Bereich der U- Musik, so dass für jeden etwas dabei ist, egal ob professioneller Spieler, Blockflöten- lehrer oder fortgeschrittener Anfänger. Teilnahmegebühr € 40,00

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle | Tel. 05141-8853-0 | [email protected] | www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle TIBIA · Magazin für Holzbläser 35. Jahrgang · Heft 2/2010

Inhalt David Lasocki: Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2006, Teil 1 82 Das Porträt: Flautando Köln – ein Interview von Sabine Haase-Moeck 89 Klaus Hofmann: Dem Urtext auf der Spur: Eine fehlerhafte Stelle in Tele- manns a-Moll-Quartett für Blockflöte, Oboe, Violine und Generalbass 101 Siegbert Rampe: Zur Authentizität von Händels Oboenkonzerten 111 Summaries 116 Berichte Natalie Gal: Flauto dolce con echo 117 Guido Klemisch: Nachruf auf George Davies 119 Moments littéraires 121 Rezensionen Bücher 126 Noten 129 Tonträger und AV-Medien 142 Leserforum 151 Neues aus der Holzbläserwelt 153 Veranstaltungen 154 Impressum 160

Titelbild: Mercier, Philip (1689–1760): Georg Friedrich Händel, Inschrift auf der Rückseite: Portrait of Mr. Handel given by him to Thomas Harris Esquire, about 1748. Entstehungszeit wahrscheinlich zwischen 1730 und 1735, Öl auf Leinwand, 127 cm x 101,6 cm. Der Rechtsanwalt Thomas Harris war ein guter Bekannter Händels und später sein Testamentsvollstrecker. Heute ist das Bild im Privatbesitz seiner Nachfahren, der Familie FitzHarris, Earl of Malmesbury. Von dem Gemälde gibt es mehrere Kopien.

Diese Ausgabe enthält folgende Beilagen: Stephan Blezinger, Eisenach; ERTA, Karlsruhe David Lasocki

David Lasocki Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2006, Teil I

Ikonographie

Anthony Rowland-Jones führt seine wegwei- aprins a jouer / A l’eschequier et flaioler.“ Row - sende Folge von Abstechern in die Welt der land-Jones übersetzt diese Passage mit „Meine Blockflötenikonographie mit einem langen, Nägel sind nicht so schlimm, als dass sie mich zweiteiligen Artikel über das Mittelalter fort. vom Erlernen des Spiels auf dem Chekker [ein Die nützlichsten Teile des Artikels sind meines frühes Clavichord] und dem flajol abhalten Erachtens die liebevoll und kenntnisreich könnten.“ Dazu merkt er an: „‚L’ongle‘ (im Sin - gesammelten Illustrationen. gular) kann sich hier nur auf den Dau men nagel beziehen, da kein flageol die Benutzung von Was jedoch den Kommentar angeht, so enthält Fingernägeln erfordert; und nur bei der Block - er zwar viele wertvolle Ideen, andererseits flöte ist der Daumennagel zur Her vor bringung äußert der Autor meiner Meinung nach jedoch klarer und leiser Töne in der oberen Oktave eine Reihe überraschender Spekulationen und vonnöten. Darüber hinaus bezieht sich die nicht belegter Feststellungen. Auch könnte der Passage auf ein flageol, dessen Gebrauch erlernt Text von der Einordnung des Themas in einen werden musste. Dies trifft auf das komplizierte größeren Gesamtzusammenhang profitieren. Griffsystem der Blockflöte zu, nicht jedoch auf Es würde eines langen Artikels bedürfen, um das normale flageol mit sechs Grifflöchern, das das eben Gesagte zu untermauern (und in der seine diatonische Leiter bis zur Oktave allein Tat werde ich dieses im Kapitel über das Mit tel - dadurch bildet, dass ein Finger nach dem ande- alter in meinem demnächst bei Yale University ren abgehoben wird – ein System, das zu leicht Press erscheinenden Buch über die Blockflöte erlernt werden kann, um der Langeweile der tun). Rekonvaleszenz viel entgegenzusetzen. Und die beiden gewählten leisen Instrumente waren Zunächst möge ein Beispiel genügen. Rowland- im Jahre 1378 selten oder neu, so dass Pierre ihr Jones meint, dass aufgrund eines „interessanten Spiel vorher nicht beherrscht haben dürfte.“ und möglicherweise signifikanten Zufalls“ eine weitere Erwähnung einer Blockflöte aus dem So kreativ diese Analyse auch sein mag – ongle Jahr 1378 existiert, die nur fünf Monate älter ist kann in diesem Zusammenhang sowohl im Sin - als die bisher frühe- gular als auch im Plu - ste bekannte Quelle David Lasocki, Musikbiblio- ral stehen. Darüber aus Saragossa (Spa - thekar an der Indiana Uni- hinaus kann das Wort nien). Der Dichter versity (USA), schreibt über metaphorisch gemeint Eustache Deschamps Holzblasinstrumente, ihre ge wesen sein, und versandte am 23. Geschichte, ihr Repertoire überhaupt bedeutete Februar 1378 einen und ihre Aufführungspraxis. es selbst im wörtli- Brief in Versform, Die zweite Ausgabe seiner chen Sinn nicht nur der vorgeblich von kommentierten Bibliogra- „Na gel“. In Fré deric dem kranken Pierre phie der Veröffentlichungen Go de froys Wör ter - über die Blockflöte, nun mit de Navarre stammte. buch des Alt- und dem Titel The Recorder: A Research and Informa - Darin schrieb er: „Je tion Guide (mit Richard Griscom) erschien 2003 bei Mit tel fran zö si schen, n’ay mie si mal en Routledge, New York. Eine vollständige Liste sei ner Dic tion naire de l’an- l’ongle / Que je n’aie Publikationen: http://php.indiana.edu/~lasocki. cienne langue fran -

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çaise et de tous des dialectes du IXe au XVe siè- reich verziert, u. a. mit zwei hölzernen Mu si ker - cle, erschienen 1902 in Paris, findet sich die figuren, von denen die eine eine lange Block - Definition „Eine Au gen krank heit: der dicke, flöte, die andere eine lange Oboe spielt, beide großflächige und fest mit der Bindehaut ver- ungefähr in Tenorgröße. „Übrigens sind die bundene Belag ist schwer zu kurieren.“ Die bei den Instrumente nicht ‚echt‘, sondern viel- Wucherung bzw. der Auswuchs kann auch die mehr geschnitzte oder sogar gedrechselte Imi - Finger betreffen. In A Dic tio narie of the French ta tionen: Die Oboe besitzt beispielsweise keine and English Tongues von Randle Cotgrave Klappe.“ Bouterse fragt sich, ob der zehn - (, 1611) heißt es: „Onglée: f. Schmerz jährige Mozart wohl den Block flö ten spieler der Fingerspitzen bei extrem kaltem Wetter; wahrgenommen hat, als er die Orgel anlässlich auch eine schmerzhafte Ablösung des Fleisches seines Besuches in Haarlem 1766 ausprobierte. vom, oder sein Schwel len über den Nagel.“ (Jan Bouterse: Der Block flö ten spieler auf der Orgel der Grote of St. Bavokerk in Haarlem Mir scheint, dass Probleme mit den Augen oder (NL), in: Tibia 31, Nr. 3/2006, S. 193-196) Fingern im allgemeinen eine viel näherliegende Erklärung für Deschamps Aussage liefern als Deutungen, die sich speziell auf den Dau men - Geschichte und Allgemeines nagel beziehen. Außerdem erfordert das Er ler - nen des Spiels einer Kernspaltflöte weit mehr Der holländische Blockflötist Peter Holtslag als nur das Verständnis der Griffweise. un ternimmt vier kurze Streifzüge durch acht Jahrhunderte Blockflötengeschichte, die viel- Bei Deschamps Ausdruck flaioler handelt es leicht für seine Schüler in Hamburg und Lon - sich meines Erachtens um das Verb zum No - don konzipiert waren. Die ersten drei Reisen men flajol. Schriftliche Zeugnisse legen nahe, sind in der Tat geschwind, sie benötigen zusam- dass dieses sich im Mittelalter auf Kern spalt - men nur fünf Textseiten. Die erste Reise jagt flöten im allgemeinen bezog (die sowohl von uns von der (möglichen) Darstellung einer Spielleuten als auch von Schäfern gespielt wur- Block flöte in einer geschnitzen Misericordie in den), gelegentlich auf die Taborpfeife oder sogar der Kathedrale von Chichester (aus dem 14. auf alle Blasinstrumente des Schäfers. (Anthony Jahr hundert und nicht aus dem 13., wie er Rowland-Jones: Iconography in the History of angibt) über die Dordrechter Blockflöte um the Recorder up to 1430, in: Early Music 33, Nr. 1400 bis zu Virdung, Ganassi und die Familie 4 (November 2005), S. 557-574; Early Music 34, Rauch im 16. Jahrhundert. Die zweite Reise Nr. 1 (February 2006), S. 3-27; Œuvres com- verläuft ein wenig geruhsamer, bringt uns aber plètes de Eustache Deschamps, Gaston Raynaud immerhin noch von der Bassano-Familie in (Hg), Paris 1893, Didot, VIII, 36) Lon don und Venedig (16. Jahrhundert) zu Prae torius, Mersenne und van Eyck ins 17. Die Große oder St.-Bavo-Kirche, größtes Got - Jahr hundert. Holtslag wiederholt einige mitt- teshaus in Haarlem (Niederlande), entstand lerweile veraltete Angaben zum „broken con- nach und nach zwischen dem 14. und 16. Jahr - sort“ (ein Begriff, den es um 1600 noch gar hun dert. Ihre derzeitige Orgel wurde 1735– nicht gab), zu Mersenne (der zu seinen fünf 1738 von dem deutschen Orgelbauer Christian Block flötengrößen keine genauen Ton hö hen - Müller gebaut. Jan Bouterse stellt erfreut fest, ang aben machte) sowie zu van Eycks Verleger dass das Rückpositiv ein Register mit der Paulus Matt hysz (der niemals ein „Vorwort“ zu Be zeichnung Fluit douce, der damaligen hollän- Der Fluy tenLust-hof verfasste). dischen Bezeichnung für die Blockflöte, enthält. Holtslags dritte Reise bringt uns zum Nürn - Das Instrument wurde von dem Amsterdamer berger Instrumentenbauer Kynseker, zu den Holzschnitzer und Bildhauer Jan van Logteren Hotteterres in der Normandie und in Paris und

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zu Bismantovas Blockflötenabhandlung von historische Musikpraxis 29, 2005, S. 21-34) Fer rara. Die vierte Reise ist Gott sei Dank ge - mächlicher und nimmt allein fünf Textseiten In einem dazugehörigen Artikel beschäftigt ein. Sie führt zu den Blockflöten des ausgehen- sich Timothy J. McGee mit der Musik und den den Barock und den „Nationalstilen“ der Nie - Musikern in Florenz, wo die pifferi 1459 aus der lande (Haka, Van Aardenberg, die beiden drei Schalmeienspielern und einem Posaunisten Beu kers, Terton, Wijne, Rottenburgh), bestanden. Wir wissen jedoch aus In ven tar - Deutsch lands (die Denners, die Oberlenders, listen, dass ihnen auch Blockflöten zur Ver fü - Eichen topf) und Englands (die Stanesbys, gung standen. Bei festlichen Anlässen „be stand Bressan). (Peter Holtslag: Streifzüge durch acht ihre Funktion darin, den Tanzweisen improvi- Jahr hun derte Blockflötengeschichte, in: Tibia sierte polyphone Sätze zu unterlegen, und zwar 31, Nr. 2/2006, S. 108-12, und Nr. 4/2006, S. sowohl den bekannten Melodien, die den Balli 264-268) und Bassedanze zugrunde lagen, als auch Tanz - gattungen wie dem Saltarello.“ Keith Polk, Experte für Instrumentalmusik und Musiker des Spätmittelalters und der Re nais - Im 15. Jahrhundert waren Melodieinstrumente, sance, betrachtet die Blockflöte aus einem ande- wie die Blasinstrumente, unter Angehörigen ren Blickwinkel als in seinem Artikel The Re - der gehobenen Schichten noch nicht populär. corder in Fifteenth-Century Consorts (s. mein „Folglich gab es keine Nachfrage nach No ten - Rückblick 2005 in Tibia 2/2009). Er präsentiert material für Instrumente, die üblicherweise von Belege, die nachweisen, dass „das Instrument Profis gespielt wurden – deren Ruf wiederum seit dem frühen 15. Jahrhundert anscheinend maßgeblich von ihrer Im pro vi sa tions gabe oft in homogenen Consorts gespielt wurde, (all’improvviso) abhing.“ Um das frühe 16. wobei vier wohl die übliche Mitgliederzahl sol- Jahrhundert herum entwickelte sich dann aller - cher Gruppen war.“ dings ein wachsender Amateurmarkt, für den Ottavio Petrucci seine Odhecaton A, Canti B Nach 1480 „kauften deutlich mehr Ensembles und Canti C schrieb – drei Sammlungen von Blockflöten … Ebenso wichtig ist, dass eine beinahe 300 Kompositionen, „von denen nur größere Anzahl von Instrumenten pro En sem - sieben in mindestens einer Stimme einen kom- ble für nötig erachtet wurde, denn die Zahl der pletten Text aufweisen.“ Diese und ähnliche Block flöten überstieg die Zahl der Spieler in Kompositionen ohne Text waren sowohl für den Gruppen … Um 1532 wurden in Ant wer - Instrumentalisten als auch für vokalisierende pen über zwanzig Blockflöten für die üblichen Sän ger gedacht, um einen ausreichend großen fünfköpfigen Ensembles vorgehalten. All dies Käu ferkreis anzusprechen. „Wenn wir schließ - mag belegen, dass Blockflötisten jener Tage mit lich ab dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahr hun - ähnlichen Problemen konfrontiert waren wie derts auf Ver öffent lichungen für Me lo die in - heutige Spieler: Bei allen seinen Vorzügen ist stru mente stoßen, so belegen sie ein Wachstum das Instrument doch manchmal zum Ver zwei - des Ama teur mu si zierens insofern, als dieses feln schwer sauber zu spielen … Instrumente von den Verlegern als rentabler Absatzmarkt wurden im Satz hergestellt und erworben, … an gesehen wurde.“ Wir sollten hinzufügen, und … offensichtlich wurden die Spieler mit dass die Nachfrage dieser Amateure nach Hil - zusätzlichen Instrumenten versorgt, damit sie fen zur Verzierung solcher Musik zu einer das passendste Instrument für eine bestimmte Reihe von Lehrwerken führte, angefangen mit Stimme auswählen konnten. Nur im Falle der Sylvestro di Ganassis berühmter Fontegara Blockflöte wurden solch vielfältige Aus wahl - (Venedig, 1535). (Timo thy J. McGee: Flo ren - möglichkeiten für nötig gehalten.“ (Keith Polk: tine In stru men ta lists and their Repertory circa Instrumental Music c. 1500: Players, Makers, 1500, in: Basler Jahrbuch für historische Musik - and Musical Contexts, in: Basler Jahrbuch für praxis 29, 2005, S. 145-159)

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Seit ich im Jahr 2005 die Aufstellung A Listing tugiesischen Hofes aus dem Jahr 1544. (Alberto of Inventories and Purchases of Flutes, Re cor - Mammarella: Musical Instruments in a 1592 ders, Flageolets, and Tabor Pipes, 1388–1630 Inventory of the Marquis Ferdinando ver öffentlichte, sind neue Archivquellen aufge- d’Alarçon, in: Galpin Society Journal 59, 2006: taucht. Der Marquis Ferdinando d’Alarçon 187-205; A Listing, in: Lasocki (Hg.): Musicque gehörte zu einem spanischen Adelsgeschlecht, de joye: Proceedings of the International Sym - das sich im 16. Jahrhundert in Italien niederließ, po sium on the Renaissance Flute and Re cor der insbesondere im Valle Siciliana [heute: Valle del Consort, Utrecht 2003, Utrecht: STIMU Foun - Vomano] im Königreich Neapel. Der Palast, dation for Historical Per for mance Prac tice, den Fernando an der Neapolitanischen Küste 2005, S. 419-511; ) Reihe wichtiger Komponisten und Haus mu si - ker, und der Marquis selbst war für seine Ge - Michael D. Greenberg hat aus den Archiven des sangs künste und sein Spiel auf verschiedenen französischen Hofes von 1733 bis 1792 Hin - Instrumenten bekannt, zudem für seine Kennt - weise auf Instrumente extrahiert. Eine Rech - nisse in Musikgeschichte und -theorie. nung, die vermutlich von dem Flötisten Fran - çois-Alexandre Sallentin stammt, belegte, dass Im Jahre 1575 notierte ein Besucher des Schlos - dieser der königlichen Kapelle in den Jahren ses: „Da er ein Freund der Musik ist, sowohl 1764–1765 vier Piccolos (petites flutes), zwei des Gesangs als auch der In stru men talmusik, Elfenbein-Blockflöten (flutes A Bec d’jvoire) sahen wir in einem seiner Räume beinahe alle sowie sechs zugehörige Auf be wahrungstaschen Arten von Musikinstrumenten.“ Die Identität lieferte. Obwohl petites flutes in der zweiten dieser Instrumente erschließt sich aus dem Hälfte des 18. Jahrhunderts durchaus oft kleine Nach lassverzeichnis, das nach seinem Tod 1592 Blockflöten sein konnten, handelt es sich bei von seinen Besitztümern erstellt wurde. In die- diesen eindeutig um Piccolo flöten, weil sie ser Liste werden außerdem mehr als 230 Mu - zweiteilig sind und eine silberne Klappe be sit - sik bücher aufgeführt. Unter den 159 genannten zen. Es ist interessant, dass der Hof in den Blas- und Saiteninstrumenten sind nicht weni- 1760er Jahren noch immer Blockflöten kaufte, ger als 76 Blockflöten (frauti): (1) ein großes obwohl das Instrument schon seit über Etui mit sechzehn, klein und groß; (2) ein gro- zwanzig Jahren nicht mehr auf den Titelseiten ßes Etui mit dreien groß und klein; (3) ein gro- französischer Publikationen erwähnt wurde. ßes Etui mit zwölf groß und klein; (4) ein gro- (Michael D. Greenberg: Musical Instruments ßes Etui mit acht groß und klein; (5) ein kleines in the Archives of the French Court: The Ar gen - Etui mit elf groß und klein; (6) ein kleines Etui terie, Menus Plaisirs et Affaires de la Chambre, mit sieben groß und klein; (7) ein großes Etui 1733–1792, in: Journal of the American Musical mit drei groß; (8) ein Etui mit fünf groß und Instrument Society 32, 2006, S. 5-79) klein; (9) ein Consort (consierto) aus sieben in einem Etui mit zehn Krummhörnern; (10) zwei Eine englische Übersetzung von Thiemo Winds groß; (11) eine klein; (12) eine aus indischer monumentaler Dissertation über Jacob van Walnuss (de noce d’India). Diese riesige und Eyck und „die anderen“ (Block flö ten kom po - unverhältnismäßige Zahl weist sicherlich auf nisten in seinem Umkreis) ist in Vorbereitung. Amateur- wie auch auf professionellen Ge - In der Zwischenzeit präsentiert Wind weiterhin brauch auf dem Schloss hin. interessante Leckerbissen daraus in seinem Online-Magazin Jacob van Eyck Quarterly. Die Bezeichnung frauti ist im Italien der 2006 schrieb er Kurzartikel über die folgenden Renaissance einzigartig. Vermutlich spiegelt sie Themen: iberischen Einfluss auf das Italienische wider, (1) Da Jacob van Eyck blind zur Welt kam, denn frauta findet sich in einem Brief des por- lernte er niemals schreiben. Deshalb benutzte er

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gewöhnlich einen Unterschriftsstempel. Eine A Genuine Signature of Jacob van Eyck, in: „handschriftliche“ Signatur ist erhalten: ein X, Jacob van Eyck Quarterly, Januar 2006; The von einem Notar beglaubigt. Fantasia & echo and Recorder Dynamics, April (2) In seiner Fantasia & echo hob van Eyck 2006; Jan Baptist Verrijt: A Carillon (and seine Echo-Abschnitte vom Rest des Stückes Recorder) Pupil of Jacob van Eyck, Juli 2006; ab, indem er sie eine Oktave tiefer notierte, aber The Titles of Jacob van Eyck’s Collections, auch die dynamische Angabe pian im Ge gen - Oktober 2006; ) satz zum forte vermerkte. Wind zieht daraus den Schluss, dass die Dyna mik bezeichnungen Bisher war es üblich, über den „Symbolismus“ nicht wörtlich genommen werden sollten, son- oder über „Assoziationen“ von Mu sik in stru - dern vielmehr die Rolle des Echos in dem Stück men ten zu sprechen, so auch im Fall der Block - anzeigen sollten. Dennoch kann auf der flöte. In einem klugen und geistreichen Buch Blockflöte ein gewisser dynamischer Kontrast erweitert Raymond Monelle, einer der führen- durch Hilfsmittel wie Artikulation oder Ver - den Köpfe im aufblühenden Bereich der änderung der klingenden Länge der Töne Musiksemiotik, diese Diskussion, indem er die erreicht werden. Idee der Topoi („topics“) aufgreift, Cluster mit- (3) van Eyck hatte einige Carillon-Schüler. einander verbundener assoziativer Be deu tun - Einer von ihnen, der Organist und Komponist gen, die sich an die wörtliche Bedeutung anhef- Jan Baptist Verrijt, erhielt die Anweisung, ten. Der Begriff geht auf den Mu sik wis sen - „eifrig seine Zeit damit zu verbringen, von van schaft ler und Komponisten Leonard Ratner Eyck im Blockflötenspiel zu lernen.“ Die Kom - zurück, der ihn auf die klassische Musik an - po sition Allemande Verryt aus van Eycks wandte: „ein Thesaurus charakteristischer Fi - Sammlung könnte aus Verrijts Concentus har- gu ren“, die „dem musikalischen Diskurs unter- monici stammen, einem Band fünfstimmiger worfen“ wurden: Tanzmaße, Stile und Beispiele Tänze, der nicht erhalten ist. für Wortmalerei. (4) Wind versucht zu erklären, warum van Eycks Verleger Paulus Matthysz den ersten Ausgehend von der Tatsache, dass „ein umfas- Band seiner Sammlung 1644 Euterpe oft Speel- sendes Studium musikalischer ‚topics‘ … zwan- goddinne, eerste deel (Euterpe oder die Göttin zig Bände und lebenslange Arbeit erfordern der In stru mental mu sik, Teil 1) betitelte, dann würde“, widmet sich Monelle in seinem Buch aber beim zweiten Teil 1646 auf Der Fluyten nur dreien, von denen eines für Blockflöten Lust-hof, II. deel (Der Blockflöte Lustgarten, höchst bedeutsam ist, nämlich der Bereich des Teil 2) um schwenkte und schließlich 1649 den Pastoralen. Zunächst erwähnt er, unter anderen Titel von Euterpe in Der Fluyten Lust-hof, frühen Beispielen, Lullys Opern-pastorales, eerste deel (Teil 1) änderte, als er den Band neu wobei sich das Kapitel „nicht mit der Pastorale auflegte und erweiterte. Die Erklärung liefern als Genre oder einer Art Musikstück beschäf- die Anthologien, die Matthysz parallel zu den tigt, sondern vielmehr mit dem Topos des van-Eyck-Sammlungen herausgab: Der Goden Pastoralen, so wie er in Musik jeglicher Art ein- Fluit-hemel (Der Blockflötenhimmel der Göt - geflossen ist.“ Sein erstes Beispiel ist Vivaldis ter) aus dem Jahr 1644 und ‘t Uitnement Kabi - Kammerkonzert La Pastorella (RV 95) für net, eerste deel (Das vortreffliche Kästlein, Teil Block flöte, Oboe, Violine, Fagott und Con - 1) von 1646. Matthysz „wollte vermutlich un - tinuo, in dessen erstem Satz „man versucht ist, nötige Verwirrung durch den wiederholten [die Solisten] als Echo der [antiken griechi- Gebrauch des Wortes ‚fluyt‘ … in zeitgleichen schen] auloi zu hören, obwohl sie eher nach Ausgaben vermeiden.“ Als er sich entschloss, Vogelgesang klingen.“ keinen zweiten Teil von Der Goden Fluit-hemel herauszubringen, war der Begriff „fluyt“ frei Weiterhin merkt Monelle an, dass „Bachs Blas - für die van-Eyck-Sammlungen. (Thiemo Wind: in strumente oft zu pastoralen Be deu tung s -

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trägern werden. Es ist schwer zu sagen, ob … ten von Arnold Dolmetsch hörte. Anders als Oboen oder Blockflöten typischer sind; Block - von Edgar Hunt berichtet hat Harlan anschei- flöten spielen in einigen der berühmtesten Bei - nend keine Instrumente von Dolmetsch erwor- spiele – paradoxerweise, denn Oboen wären ben, weil diese zu teuer waren. Etwa um diesel- den klassischen auloi klanglich näher gekom- be Zeit besuchte Harlan das In stru men ten mu - men. Denken wir z. B. an die beiden Block flö - seum in Berlin. ten in Schafe können sicher weiden.“ Unter den weiteren Beispielen, die Monelle für die Imi ta - 1926 brachte Harlan seine erste Blockflöte auf tion von Vogelgesang anführt, ist Händels pas- den Markt, eine Altblockflöte in e1. Er hatte das torale Arie Con rauco mormorio aus Ro de linda; Instrument jedoch nicht selbst hergestellt, wie- weiterhin Händels idyllischer „locus amoenus“ wohl es seinen Stempel trug – es stammte von (Ort der Sicherheit oder des Trostes), der durch dem Markneukirchener Flötenhersteller Kurt die Arie Augelletti, che cantate aus Rinaldo Jacob. Schon bald unterstützte Harlan die vertreten ist. (Raymond Monelle: The Musical Massenproduktion in der Werkstatt von Martin Topic: Hunt, Military and Pastoral, Bloo min g - Kehr in Zwota. Luise Rummel meint, dass ton 2006, Indiana University Press) ihnen ein Instrument in f1 von Rottenburgh aus der Berliner Sammlung als Vorbild diente, das 2006 erschienen zwei umfangreiche Artikel eine Standardtonhöhe von A=404 Hz aufwies über den deutschen Instrumentenbauer und und damit nur ca. 6 Hz tiefer gestimmt war als -händler Peter Harlan (1898–1966), der eine ein Instrument in e1 mit A=435 Hz, der vor- wichtige Rolle im Prozess der wachsenden herrschenden Stimmung zu Harlans Zeit. Popularität der Blockflöte im frühen 20. Jahr - hundert spielte und bekannt (oder vielleicht Die Berliner Rottenburgh wurde in Sachs’ auch eher „berüchtigt“) ist für die Erfindung Museumskatalog aus dem Jahr 1922 jedoch als der so genannten deutschen Griff weise. Peter „unspielbar“ bezeichnet, und die erhaltenen Thalheimer meint, dass Harlans Rolle bisher „Harlan“-Instrumente um 1926/27 unterschei- falsch eingeschätzt wurde. den sich in ihrer Bohrung wesentlich von der Berliner Rottenburgh. Deshalb hält Thalheimer Im folgenden nun der wesentliche Punkt der es für wahrscheinlicher, dass eine oder mehrere Geschichte. Harlan machte in Markneukirchen, andere Altblockflöten aus der Berliner Samm - einer für ihren Instrumentenbau berühmten lung als Vorbild dienten. Jedenfalls passte ein ost deutschen Stadt, eine Ausbildung zum In strument in e1 statt f1 besser zur Gitarre, Gitar renbauer und eröffnete 1920 gemeinsam einem in der Jugendbewegung vielbenutzten mit seinem Vater eine eigene Werkstatt. 1924 Instrument. Harlan vermarktete dieses In stru - stellte er auch bereits Lauten her und begann ment derart erfolgreich, dass bereits 1931 von bald darauf, gemeinsam mit vier anderen Mu si - 50 neu entstandenen Blockflötenfabriken rund kern landauf, landab auf historischen In stru - um Markneukirchen berichtet wurde. Und menten zu konzertieren. obwohl er niemals selbst ein Instrument gefer- tigt hatte, konnte Harlan sich zu dieser Zeit als Schon 1921 hatte Harlan durch Wilibald „Vater der heutigen Blockflötenbewegung“ Gurlitt, Gründer eines Collegium Musicum in bezeichnen. (Peter Thalheimer: Peter Harlan Freiburg, die Blockflöte kennen gelernt, u. a. in und die Wiederentdeckung der Blockflöte, in: Form von Kopien von Kynseker-Blockflöten, Tibia 31, Nr. 3/2006, S. 183-191) gefertigt von Oscar Walcker. Im Jahre 1925 besuchte Harlan das Haslemere Festival, wo er Durch die Veröffentlichung von Ausschnitten eine Aufführung von Bachs F-Dur-Konzert für aus einer gerade entdeckten Quelle trägt Nik zwei Blockflöten, Cembalo und Orchester Tarasov zu Thalheimers Forschung bei. Es han- (BWV 1057) unter Verwendung von Block flö - delt sich um die Tonbandaufzeichnung eines

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Interviews, das Fritz Jöde irgendwann nach dem 2. Weltkrieg mit Har lan führte. Im ersten Wiener Urtext Edition Teil seines Artikels setzt Tarasov Harlans Aus - sagen über seine Arbeit mit Instrumenten in Carl Reinecke ihren historischen Zusammenhang und fügt Undine-Sonate hinzu: „Zwar ist die Erinnerung Harlans in vie- für Klarinette und Klavier len Daten und Details oft getrübt oder unrich- Herausgeberin: Irmlind Capelle tig. Seine Äußerungen zeichnen jedoch ein ein- Interpretationshinweise: Elisabeth Eichenberg malig persönliches Charakterbild.“ Im zweiten UT 50263  14,95 (D) Teil betrachtet Tarasov Harlans Arbeit als Mu - si ker und Pädagoge und rettet so dessen ange- kratzten Ruf. Tarasov zitiert die guten Kritiken, die Harlan für seine Aufführungen Alter Musik in der Anfangszeit der Alte-Musik-Bewegung erhielt. Und er weist auf Harlans Bemühungen hin, nach dem Ende der Jugendbewegung eine neue Musik für das Volk zu erschaffen, die die Improvisation einschloss und sich an Hin de - mith und Orff orientierte. (Nik Tarasov: Peter Harlan im Spiegel der Geschichte. Teil 1: Die ‡ Zuverlässiger Notentext Wie derentdeckung der Blockflöte“, in: Wind - durch kritische Prüfung aller kanal 3/2006, S. 8-17; Teil 2: Peter Harlan als verfügbaren Quellen Musiker und Pädagoge“, Windkanal 4/2006, S. ‡Erläuterung des zugrunde- 14-21; Das Interview im vollen Wortlaut ist auf liegenden Undine-Stoffs www.windkanal.de unter „Zusatzmaterial“ zu ‡ Interpretationshinweise auf der lesen.) Übersetzung: D. Presse-Requardt Spur von Textüberlieferung und außermusikalischem Programm Teil II erscheint in TIBIA 3/2010

Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeit - schrift American Recorder, May 2008

Danksagung: Für das Einsenden von Quellen sowie son- stige Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Be - sprechung möchte der Autor sich bedanken bei Sabine Haase-Moeck und der Firma Moeck Musikinstrumente und Verlag, Hans Maria Kneihs und ERTA Österreich, Nikolaj Tarasov und der Conrad Mollenhauer GmbH, Jan Bouterse, Jeremy Burbidge, Adrian Brown, Bernard Gordillo, Roland Jackson, Thomas J. Mathiesen, Patricia Carl Reinecke M. Ranum, Anthony Rowland-Jones, Thiemo Wind und Undine-Sonate den Kollegen in der William and Gayle Cook Mu sik - für Flöte und Klavier bibliothek an der Universität Indiana, besonders bei Herausgeberin: Irmlind Capelle Michael Fling und Philip Ponella. Interpretationshinweise: Susanne Schrage UT 50242 Er bittet die Leser, ihn über die Tibia-Anschrift auf  14,95 (D) wichtige Publikationen hinzuweisen, die er möglicher- weise übersehen hat. Die meisten Artikel sind dem Leser über Bibliotheken zugänglich – sie sind entweder direkt Wiener Urtext Edition in großen Musikbibliotheken oder bei örtlichen Bibli o - www.wiener-urtext.com theken über Fernleihe erhältlich. o

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Kerstin de Witt Flautando Köln Susanne Hochscheid Katharina Hess Ursula Thelen

Foto: Christina Feldhoff

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von Flautando Köln bestimmte Konzertreihen hineinzukommen. sprach Sabine Haase-Moeck mit Kerstin de Witt, die für Von da an haben wir dann auch selber angefan- das Ensemble Aus kunft gab. gen, uns um Konzerte zu kümmern.

Damals war ich allerdings noch gar nicht dabei. 20 Jahre Flautando Köln, das ist eine lange Ich bin erst 1999 dazugestoßen. Lucia Mense gemeinsame Zeit. Wie hat sich die Gruppe zu - hatte sich vom Ensemble getrennt und wollte sammengefunden? eigene Wege gehen. Damals studierte ich mit Ursula zusammen in Hamburg, daher kannten Das fing an der Musikhochschule in Köln an. wir uns. Ursula hatte dann die Idee, mich zu Schon im ersten Semester bei Günther Höller fragen, und es klappte sofort sehr, sehr gut. Das haben sich Katharina Hess, Ursula Thelen, war im Mai 1999, und seitdem gehöre ich dazu. Susanne Hochscheid und Lucia Mense zusam- mengetan. Da ging es gar nicht darum, nun ein Was bringen die einzelnen Ensemble-Mitglieder Profi-Ensemble werden zu wollen, sondern musikalisch in die Gruppe ein? Fast alle haben man wollte einfach nur viele Dinge ausprobie- ja bei Günther Höller angefangen, da besteht ren. Und dann hat das ganz langsam angefan- vielleicht die Gefahr einer Gleichförmigkeit gen. Es gab einen Kontakt zu Hans Otto, der oder Fixiertheit. später das Management für Musica Antiqua Köln hatte, das damalige Ensemble von Katharina Hess hat ein Aufbaustudium bei Reinhard Göbel. Er hat uns sehr geholfen, in Walter van Hauwe in Amsterdam gemacht.

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Ursula Thelen ist nach Hamburg zu Peter Orchestern, auch mit der Geige. Das macht Holtslag gegangen, beide jeweils bis zum Ursula auch, mit ihrer Traversflöte. Susanne hat Konzertexamen. Susanne Hochscheid hat zu - noch das besagte Mittelalter-Ensemble, Ohren - sätzlich zu ihrem Studium Privatunterricht bei weyde heißt es. Katharina spielt noch zusam- Karel van Steenhoven genommen. Das war men mit einem Gitarristen, viele Arrangements, natürlich für das Quartett sehr hilfreich. Ich u. a. Bartók, auch folkloristische Stücke. selber habe bei Peter Holtslag in Hamburg stu- diert und bei Kees Boeke in Trossingen. Für das Hauptensemble ist das sehr wichtig, weil wir alle davon profitieren. Es kommen Gibt es irgendwelche Spezialinteressen oder immer wieder ganz neue musikalische Impulse, -kenntnisse, deren Früchte sie in die Grup pen - die wir aufnehmen. Dadurch bleibt Flautando arbeit einbringen konnten? Köln lebendig. Aber es ist auch ganz wichtig bei Flautando, dass es etwas Beständiges ist, dass es Ich habe in Trossingen bei Kees ganz viel immer irgendwie auch so etwas bedeutet wie moderne Musik gemacht und auch viel Mit tel - „Nachhausekommen“. Mittlerweile können altermusik. Das waren so meine Schwerpunkte. wir uns auf der Bühne enorm aufeinander ver- Momentan liegt mein Interesse bei der Im - lassen. Wir kennen uns untereinander so gut, provisation, also beim Experiment, und bei der dass eine ganz große Freiheit da ist. Bei allem, Folklore. Katharina arbeitet auch viel im folk- was man so macht, und bei allen Schwie rig - loristischen Bereich, das liegt ihr sehr, sie macht keiten, die es geben mag, wenn man dann zu - z. B. Irish Folk und arbeitet an Folklore in der sammen ist, merkt man, dass das eine Einheit Alten Musik. Sie hat auch viel bearbeitet, z. B. ist, die passt. aus dem Dancing Master von John Play ford. Welche Art von Musik wollen Sie spielen und Einige von uns spielen auch noch andere In stru - wie wird die Auswahl getroffen? mente, was sehr hilfreich ist. Ursula hat eine sehr schöne Singstimme und spielt auch Traversflöte, Wir legen Wert auf ein breitgefächertes Re per - ich selber spiele noch Barockgeige. Susanne ist in toire. Deshalb probieren wir viel aus und legen einem Mittelalter-Ensemble und spielt In stru - uns nicht fest. Das ist anders als z. B. bei den mente wie Rauschpfeife und Krumm horn. Kolleginnen von QNG, die sagen „Mo derne Musik ist unser Ding“ und für die es von zen- Und wir spielen auch jeder für sich in anderen traler Wichtigkeit ist, dass Komponisten Werke Formationen, ich z. B. in einem Trio mit dem für sie komponieren. Bei uns gibt es sowas ei - Namen Trigon, zusammen mit Katrin Krauß gent lich nicht. Wir unternehmen mehr so Rei - (Blockflöte) und Holger Schäfer (Harfe). Da sen in unterschiedliche Gefilde und setzen auf machen wir mittelalterliche Musik, Minnesang, ein breites Spektrum, z. B. haben wir jetzt ganz irische Folklore, und ich setze auch die Geige aktuell ein Programm, das Neuland heißt. ein. Dann habe ich noch eine „Band“, wo wir Darin enthalten ist Musik von Kurt Weill. Wir Sachen machen, die wir selber schreiben, etwas sind nämlich zum Kurt-Weill-Festival nach Experimentelles. Dann kommt dazu, was man Dessau eingeladen worden. „Weill für Block - so schön „mucken“ nennt, in verschiedenen flöten, das geht gaaar nicht“, fanden wir zuerst. Doch dann haben wir es ausprobiert, wobei uns zugute kam, dass wir Ursula Thelen mit ihrer großen Neigung zum Chansongesang dabeiha- ben. Wir haben dann festgestellt, dass vieles von Weill sich unglaublich gut für Blockflöten Hinein ins Ensemblevergnügen eignet und haben einige Stücke für uns bearbei- www.moeck.com tet. Rein instrumental darf man dabei nicht

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bleiben, aber mit Singstimme ist es perfekt, so Westfalen, ist also eigentlich Orchestermusiker. dass wir jetzt Weill für drei Blockflöten und Nebenbei macht er aber auch Jazz. Mit ihm Gesang im Programm haben. Es ist schön, dass zusammen haben wir ein spanisches Programm wir auf diese Weise über die „normale“ Block - mit Renaissancemusik und ein gemischtes Pro - flötenliteratur hinausgehen können. gramm, das auch Neue Musik enthält. Außer - dem ist er bei dem Neuland-Programm dabei Wer macht für Sie solche Arrangements? und auch bei unserem Weih nachts programm. Torsten ist sehr vielseitig und ideenreich und Wir machen sie selber und zwar meistens in der bringt mit seinem Schlagzeug eine zusätzliche Gruppe. Wir setzen uns hin und fangen einfach Dimension ins Spiel. Er spielt nicht nur „Set“, an. Manchmal bereitet eine es am Schreibtisch sondern auch Marimbaphon und Congas etc. vor, aber das A und O ist das Ausprobieren, Es macht enorm viel Spaß, Programme mit ihm gerade auch, was die Instrumentierung betrifft zu entwickeln und einzustudieren. oder die Harmonik. Da kann man sich vieles ausdenken, aber am Ende klingt es dann ganz An unserem Neuland-Programm ist auch ein anders, als man sich vorgestellt hat. Es dauert Bassist beteiligt, Tilmann Schmidt aus Leipzig. oft lange, bis wir zufrieden sind, und nach Mit seinem Kontrabass kommt er eben doch einem Vierteljahr heißt es dann plötzlich „nee, tiefer als die tiefste Blockflöte, und dieser ande- jetzt machen wir es noch mal anders.“ So bleibt re Sound ist gerade bei den Weill-Stücken sehr es ein ständiger Prozess. willkommen.

Dadurch, dass Ursula Thelen mit ihrer Sing - Dann haben wir noch ein Programm mit einer stimme dabei ist, war der Weg gebahnt, auch großen Continuo-Gruppe, mit der wir auch noch andere Instrumente hinzuzuziehen. damals die sechs Konzerte von Schickhardt auf- genommen haben. An unserem England-Pro - Besonders für CD-Aufnahmen haben wir mit gramm ist der Countertenor Franz Vitz thum verschiedenen anderen Musikern zusammenge- beteiligt und die Lautenistin Andrea Cordula arbeitet. Zum Beispiel haben wir eine CD mit Baur. Die Zu sammenarbeit mit Spielern anderer englischer Musik gemacht. Wir hatten viele Instrumente ist immer befruchtend für unser schöne Quintette gefunden und die konnten eigenes Spiel. Man bleibt einfach offen für wir dann mit Katrin Krauß realisieren. Sie hat Anregungen aller Art, und es ist schön, dass die bei uns noch eine weitere Funktion – bei vier Blockflöten zu sammen mit anderen In stru men - Frauen kommt es ja mal vor – sie macht die ten noch viel mehr musikalische Aus drucks - Schwangerschaftsvertretungen. Katrin war eine möglichkeiten haben, als wenn sie unter sich Mitstudentin bei Peter Holtslag und wir haben blieben. im gleichen Jahr Diplom gemacht. Das Gute war, dass es mit ihr sofort funktionierte, sowohl Wieviel Programme haben Sie eigentlich anzu- musikalisch als auch persönlich. Da hatten wir bieten? ganz großes Glück. Auf den CDs ist sie deshalb häufiger dabei, und wir hoffen, dass wir das Ich würde sagen, wir haben ständig so 10 auch in Konzerten machen können. Programme, wobei zu sagen ist, dass gerade die Programme, die wir zu viert spielen, ständig in Erzählen Sie noch ein bisschen mehr über die Bewegung sind, weil wir immer wieder etwas Zusammenarbeit mit den Musikern, die Sie für weiterentwickeln. Als Quartett spielen wir oft unterschiedliche Projekte heranziehen. gemischte Programme, weil die Veranstalter gern möchten, dass wir die ganze Palette der Ganz wichtig ist unser Schlagzeuger, Torsten Blockflöten zeigen und alle Instrumente vor- Müller, der spielt in der Neuen Philharmonie stellen.

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Bach-Söhne-CD: Friedemann Bach. Da stellten wir fest, dass es nicht so wahnsinnig viel gibt, was sich für Blockflöten eignet. Aber irgend etwas ergibt sich immer, und dann muss man aus- probieren: Passt es vom Umfang her, liegt es gut auf den Instrumenten, findet man die richtige Oktav lage, ist es klang- lich vertretbar? Das hat etwas mit Stil gefühl zu tun, das man ja schon während des Stu diums mitbekommt und das sich mit der Zeit immer weiter schärft.

Natürlich hört man auch mal hin, wie die Kollegen es machen, gerade auch die, die andere In - stru men te spielen. Wenn ich etwas Früh klassisches machen Foto: Christina Feldhoff will, muss ich mir natürlich Aber wir haben auch spezielle Programme, anhören, wie das auf der Traversflöte klingt z. B. ein Bach-Programm oder Musica His pa - oder auf der Geige. Natürlich können wir das nica, unser spanisches Programm. So etwas ist nicht einfach kopieren, denn unser Instrument für Festivals gedacht, die bestimmte Themen ist nun mal die Blockflöte. Die Anregungen von haben. Das Bach-Programm beinhaltet Musik außen sind deshalb so wichtig, weil bei der von Bach und verschiedenen Vorläufern, wie Block flö ten technik vieles über den Kopf geht z. B. Palestrina, Buxtehude, Telemann und und ganz viel mit Suggerieren zu tun hat. Dazu natürlich Vivaldi, also Komponisten, die ihn braucht man „Futter“, und das liefern einem die mit ihren Werken beeinflusst haben. Dann ur sprünglich für die Stücke vorgesehenen In - haben wir 2009 eine Bach-CD aufgenommen1, stru mente. Einige von uns spielen ja, wie schon bei der es um Johann Sebastian Bach und Söhne gesagt, auch selbst noch andere In stru mente, was geht. Da haben wir uns also auch mal an die sehr hilfreich ist. Auch hier gilt wieder das Über- Frühklassik herangewagt. Für Blockflöten ist den-Tellerrand-blicken oder vielmehr: -hören. das nicht so einfach. Damit es funktioniert, muss man die Stücke sorgfältig auswählen, Haben Sie Lieblingskomponisten oder Lieb - denn die Musik passt oft nicht so direkt zum lings tücke, die Sie selber gern hören? Gibt es Block flötenklang. etwas, wovon Sie sich inspirieren lassen und das dann als Impuls in die Gruppe eingeht? Wie wählen Sie das dann aus? Wie kommen Sie an die passenden Stücke? Das ist natürlich bei uns allen sehr unterschied- lich. Für mich gesprochen, habe ich mich in Das ist unterschiedlich. Wenn ein Veranstalter letzter Zeit für vieles geöffnet. Im Moment gibt uns mit einem bestimmten Thema eine Vorgabe es ein Stück, das mich sehr inspiriert. Es ist von gibt, suchen wir in den einschlägigen Bib li o - Jan Rokyta jun. und heißt Balkanology. Es theken und natürlich auch im Internet nach kommt aus seiner Heimat, der Walachei im Informationen. Oder wie jetzt z. B. bei der Nord osten von Tschechien, und hat auch folk-

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loristische Anklänge. Er arbeitet viel mit Im - wissen die meisten Menschen nichts, und wenn pro visation, und damit setze ich mich im man dann ein paar Worte dazu sagt, kommt das Moment sehr intensiv auseinander. Das wirkt gut an und ergibt auch gleich eine entspannte natürlich in die Gruppe hinein. Stimmung.

Nach welchen Kriterien werden Kon zert pro - Wenn der Funke mal nicht überspringt, dann ist gramme zusammengestellt? es auch eine reizvolle Aufgabe, alles zu geben, Das hängt, wie schon ausgeführt, vom Ver an - damit es doch noch geschehen kann. Wichtig stalter und dessen thematischenVorgaben ab, ist, glaube ich, dass man, wenn es dann nicht aber auch nicht zuletzt davon, in welcher Reihe passiert, es nicht persönlich nimmt. Dann ist es man spielt und wie das Publikum ist. Wir eben mal so. Nicht jeder kann zu jedem Zeit - machen uns viele Gedanken darüber, was das punkt das mögen, was wir machen. Aber ich Publikum vertragen kann und wie wir es ge - muss sagen, meistens klappt es, und das ist toll. winnen und überzeugen können. Es gibt uns die nötige Bestätigung, und das ist der Kraftstoff. Mittlerweile fühlen wir uns total Das führt uns zum Bühnenverhalten. Wie wohl auf der Bühne. Natürlich ist die eine oder gehen Sie auf das Publikum zu? andere mal etwas nervöser, je nachdem, was man in dem Programm gerade für eine Aufgabe Das hat sich im Lauf der Zeit entwickelt. Wir hat, trotzdem macht es eigentlich immer Spaß. machen uns selber keine Vorgaben, wie wir uns Routine ist es aber nicht. Die Situation ist wann anlächeln oder so ähnlich. Wir versuchen, immer wieder neu, aber das beunruhigt uns natürlich zu sein, und haben mit wachsender Er - nicht, es ist schön. fahrung eine Sicherheit entwickelt. Unser Büh - nenverhalten soll professionell sein, aber eben Wie ist es eigentlich mit dem Üben, wenn man auch Individualität zulassen. Was z. B. Kleidung sich so lange kennt, aber auch angesichts der angeht, haben wir uns auf die Farbe Schwarz Tat sache, dass Sie alle weit voneinander ent- geeinigt, aber jede kleidet sich so, wie sie sich fernt leben. Wie üben Sie, wenn Sie ein neues wohlfühlt. Wir sprechen natürlich darüber. Es Programm einstudieren? soll zwar eine Einheit da sein, aber keine soll etwas tun müssen, was sie eigentlich nicht mag. Das ist mehr eine Frage der Organisation. Wir üben projektbezogen, d. h. wir treffen uns meh- Wenn man vor ein Publikum tritt, dann ist es rere Tage lang und machen nichts anderes als oft so, dass ganz schnell ein Draht da ist und so stundenlag ganz gezielt zu üben. Das tut uns eine Art gemeinsamer Atmosphäre entsteht, gut. Außerdem konzertieren wir sehr regelmä- und das ist wunderbar. Es ist ausgesprochen ßig und treffen uns vorher und manchmal hän- schön, diese Zugewandtheit beim Publikum zu gen wir auch noch einen Tag dran, um uns auf spüren, man sieht es an den Gesichtern oder das nächste Projekt vorzubereiten. Was aber merkt es am Klatschverhalten oder an bestimm- mittlerweile auch geht, ist, dass wir uns, wenn ten Geräuschen aus dem Publikum. Das kriegt die Zeit knapp ist, vorm Konzert zum Ein spie - man ziemlich schnell mit. len treffen, und dann läuft es. Bei der Vielzahl der Konzerte geht es oft nicht anders. Funk - Eine Verbindung zum Publikum bekommt man tionieren kann es aber nur, weil wir schon so auch schnell, wenn man seine Konzerte mode- lange miteinander musizieren. Manchmal be - riert. Wir machen das fast immer, meistens ist es dauern wir, dass man sich nicht einfach mal Susannes Aufgabe. Die Musik, die wir spielen, spontan treffen und etwas ausprobieren kann. ist für das „normale“ Publikum oft ungewohnt, Alles muss immer genau geplant werden. Wenn und da sind weiterführende Informationen sehr wir dann aber zusammen sind, dann nehmen willkommen. Auch über all unsere Instrumente wir uns auch die nötige Zeit.

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nimmt Blockflötenunterricht. Er hat irgend- wann einmal die Liebe zu diesem Instrument entdeckt und trägt das in sein Land, und seit einigen Jahren lädt er jedes Jahr ein Ensemble ein, dort zu spielen. Wir waren auch einige Male in Portugal. Dort ist die Blockflötenszene klein, aber durch verschiedene Alte-Musik- Festivals und -Kurse im Wachsen begriffen. In Albanien waren wir, in England im Rahmen des Early-Music-Festivals in Greenwich, in der Türkei, in Istanbul, dort gibt es ein Bach- Festival, in St. Gallen/Schweiz in einer Kon - zertreihe, dann waren wir bei einem Festival in Rougemont in der französischen Schweiz. Leben Sie eigentlich davon, konzertierende Blockflötistinnen zu sein? Spielen Sie alle ihre Programme durcheinander?

Flautando Köln ist unser Standbein. Doch wir Ja. Jetzt in Taiwan war es so, dass wir bei allen machen noch verschiedene andere Dinge. fünf Konzerten das gleiche Programm gespielt Katharina und ich unterrichten beide je einen haben, was auch mal schön ist. Es wird dann Nachmittag an einer Musikschule, und ich habe Per fektionsarbeit und kommt der Ensemble- jetzt auch einen Lehrauftrag an der Hochschule Arbeit zugute. in Hamburg. Susanne und Ursula unterrichten im Moment nur wenig. Sie haben Familie und Wie schätzen Sie die Konzertbedingungen in Eu - sind da sehr eingebunden. Sie machen aber ropa oder im Ausland, z. B. auch für Tourneen regelmäßig einmal im Jahr bei einem Projekt in ein? Nicaragua mit, das über pan y arte läuft. Das ist ein sehr spannendes Projekt, bei dem Fünf Konzerte hintereinanderweg wie in Musiklehrer vor Ort weitergebildet werden, die Taiwan, das ist in Deutschland für uns im dann ihrerseits Straßenkinder unterrichten.2 Moment schwierig. Es kommt schon vor, dass wir zwei oder drei Konzerte bei einem Ver an - Letztes Jahr haben wir in Korea einen Kurs für stalter geben können, aber das ist die Aus - Blockflötenstudenten gegeben. Ich selber nahme. Man muss also immer kreuz und quer mache regelmäßig einen Kurs in Prachatiche durch die Republik reisen. Klar, wenn man (Tschechien). Das ist eine sehr lohnende Arbeit, dann im Ausland an einen Manager gerät, der weil dort während des Jahres so effektiv weiter- eine Tournee für einen organisiert, ist es per- gearbeitet wird, dass man Fortschritte erkennen fekt. Einiges delegieren wir, ansonsten machen kann. Mittlerweile ist die Teilnehmerzahl auf wir unser Management selbst. ca. 200 angestiegen. Gibt es etwas, was Sie an der Ausbildung zum Im Ausland sind wir sonst nur noch als Spieler Blockflötisten kritisieren würden oder auch posi- auf Tournee. Wir kommen gerade aus Taiwan, tiv anmerken würden? Versetzt einen die Aus - wo wir eine Tournee gespielt haben. Ein Block - bildung, die man genossen hat, in die Lage, sein flötenlehrer in Tai-Chung, Mr. Huang, der sich Leben als Musiker selbst in die Hand zu nehmen? zur Aufgabe gemacht hat, in Taiwan die Block - flöte zu verbreiten, hat uns eingeladen. Der Ich denke, dass die rein künstlerische Aus - reist seit mindesten 20 oder 30 Jahren sogar bildung sehr gut sein kann, wenn die Studenten nach Europa zu den angesagten Dozenten und es selbst auch wirklich wollen und bereit sind,

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das ihre dazu zu tun. Wir haben in Deutschland ganz viele tolle Block flö ten dozenten, die die besten Voraussetzungen bieten.

Was an den Hochschulen fehlt, ist die Vor be - reitung auf das wirkliche Leben als Musiker. Es reicht eben nicht, einfach nur gut zu sein. Als Musiker muss man viele Berufe haben: Mana - ger, Pädagoge vielleicht, Werbefachmann. Ge - rade auf Äußerlichkeiten muss man viel mehr Wert legen, als man eigentlich möchte, denn nur durch eine geschickte Vermarktung kann man Geld mit seinem Beruf verdienen. An den Hochschulen erfährt man darüber nichts. sagen „Ich will ich bleiben und mich nicht ver- biegen“. Aber was ist dieses Ich denn schon, es Wie ist denn das Coaching an den Hochschulen, verändert sich doch sowieso ständig. Mein Ich was das Bühnenverhalten betrifft? vor 10 Jahren war doch völlig anders als heute, und in 10 Jahren wird das hoffentlich auch wie- Leider hört man darüber auch zu wenig. Da der so sein. Es ist doch auch eine Riesenchance, kann man sich ganz viele Scheiben bei den die eigenen Möglichkeiten zu entdecken, wenn Sängern abschneiden, die ja oft auf der Opern- man sein Verhalten mal ganz bewusst gestaltet. oder Konzertbühne stehen. Da hat die Selbst- Präsentation eine ganz andere Wertigkeit als bei Wie kann man Kinder an Musik heranführen? den Instrumentalisten. Bei Orchestermusikern Sie haben ja auch ein Kinderprogramm „Julius, ist das vielleicht auch nicht so wichtig, da fällt der Flötenspieler“, was ist das Konzept? der einzelne nicht so auf. Aber wenn man Kam - mer musik macht, und das machen ja Block - Es ist uns wichtig, Kinder an Musik heranzu- flötisten in der Regel, dann muss man sich führen, und da muss man besondere Pro - schon Gedanken darüber machen, wie man gramme konzipieren. Bei Julius haben wir rela- wirkt oder wie bestimmte Verhaltensweisen tiv kurze, bzw. gekürzte Stücke gewählt, darum oder Gesten auf das Publikum wirken können. herum eine Geschichte gesponnen und alles in eine szenische Aufführung eingebettet. Kinder Wir haben mal einen Wettbewerb mitgemacht, sind sehr offen für diese Art der Mu sik ver - bei dem wir auch gecoached wurden, und zwar mittlung. von einer Sängerin. Die hat uns auf vieles auf- merksam gemacht, z. B. dass man nicht ständig Wo kommt diese Geschichte her? Soll sie nur seine Bluse runterziehen soll oder sonstwo musikalische Unterhaltung sein, oder verbinden rumzippeln, denn das Publikum sieht alles, und Sie auch didaktische Ziele damit? man muss sich schon überlegen, was es zu sehen bekommen soll oder wenigstens, was Dieses Programm führen wir vormittags in nicht. Dass es nicht nur um das reine Mu si - Schulen auf oder in den Kinderprogrammen zieren geht, dafür muss man ein Bewusstsein von Festivals oder Konzertreihen. Die Ge - entwickeln, und eigentlich muss das schon im schichte ist märchenhaft: Julius soll zu seiner Studium anfangen. Das fehlt aber. Flö tenstunde reisen, steigt in den Bus und schläft ein. Er verpasst die Haltestelle und Quantz hat schon gesagt, ein Musiker ist auch wacht im Mittelalter auf, von wo er dann durch ein Schauspieler, und so ist es irgendwie auch. die Zeit und durch die Länder reist und z. B. Es gibt Musiker, die sich dagegen wehren und auch Johann Sebastian Bach trifft. Da wird

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dann erklärt, was das Dreh buch dann noch mal verändert, das eine Fuge ist und war eine gute Sache mit ihr. natürlich wird auch die Block flö ten fa - Jetzt haben wir ein neues Kin der pro gramm. Es milie vorgestellt heißt Mara und das merk würdige Meer. Wir und noch etliches haben es vom Am ster dam Loeki Star dust andere dazu. Das Quartet ge schenkt be kom men, das die Erst auf - Pu bli kum kann also führung ge macht hat. Die Musik ist von Chiel etwas lernen, wenn Meijering und der Text von dem Schriftsteller es will. Markus Orths. Das Projekt ist gerade bei uns im Werden. Wir führen das Stück zusammen Die Texte haben wir mit dem Schauspieler Burkgard Schmeer im selber gemacht, was April 2010 im Rolf-Liebermann-Studio im gar nicht so leicht NDR auf, im Rahmen des Familienprogramms ist, denn die Ge - der Konzertreihe Das Alte Werk. Dort haben schichte darf kei- wir vor einigen Jahren auch Julius gemacht. nesfalls betulich wir ken oder ober - Welches sind die Hauptprobleme, mit denen lehrerhaft. Die Sprache soll locker sein, aber Ensembles zu kämpfen haben? nicht anbiedernd. Das hat sich dann mit der Zeit entwickelt. Zum Glück haben wir damals Zu allererst die Beständigkeit. Es gibt immer im Rahmen einer Schwan ger schaft vertretung mal Krisen zu überwinden. Je mehr man davon mit Iris Hammacher zu sam mengearbeitet, die überwindet, desto fester und sicherer wird es sehr viel Er fahrung auf diesem Gebiet und im und desto freier kann man auch mit den ande- schau spielerischen Be reich hat. Da ha ben wir ren agieren.

Was wären das für Krisen? Worauf muss man sich einstellen, wenn man ein Ensemble gründet?

Wenn die Voraussetzung stimmt, nämlich das man musikalisch zusammenpasst, dann sind es hauptsächlich persönliche Probleme: Man nimmt zu viele Dinge zu persönlich, man fühlt sich in der Probenarbeit angegriffen, oder man kann mit Kritik nicht richtig umgehen. Das Blockflöten, die ansprechen! sind so Kleinigkeiten, die sich ganz schnell hochschaukeln können. Wichtig ist, das man von Anfang an offen damit umgeht und immer um Klärung bemüht ist. Wenn man das in sich hineinfrißt, dann staut es sich über Jahre hin- weg auf, und irgendwann ist dann die Trennung unvermeidlich.

Ob man musikalisch zusammenpasst, kriegt MARSYAS Blockflöten GmbH man schnell raus, und wenn man merkt, dass CH-8200 Schaffhausen man etwas zusammen aufbauen kann, dann www.marsyas-blockfloeten.ch muss man ganz bewusst darauf achten, dass, wenn diese kleinen Nager kommen, die persön-

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lichen Probleme, man sich nicht von ihnen diri- von uns auch ihre eigenen Flöten ins Spiel: gieren lässt. In jeder Beziehung zu anderen Paetzold-Bässe, die Ehlert-Flöten von Moeck, Men schen entstehen sie immer wieder, aber sie die man sehr schön kombinieren kann, beson- gehen auch wieder weg, wenn man sich mit den ders die Sopranflöte. Das sind so die Haupt - Betroffenen darüber austauscht und sich selbst instrumente. Und dann haben wir noch ein nicht zu wichtig nimmt. Sammelsurium aus verschiedenen Richtungen; was man so hat, wenn man ein so breitgefächer- Was ist das Schwierigste am Ensemblespiel? tes Repertoire zu bedienen hat wie wir.

Man muss sich zurücknehmen und seinen Platz 20 Jahre Blockflöte, und man hört Ihnen an, kennenlernen. Man muss die Stärken und dass Sie das Instrument noch immer lieben. Schwächen der anderen kennen und sich darauf einstellen können. Da kommt es auf die eigene Das gilt für uns alle. Die Blockflöte ist ein In - Persönlichkeit an: Manche können das besser, strument, das man nicht so leicht einordnen manche schlechter. Man muss die Beständigkeit kann. Wir haben mal mit modernem Orchester im Auge behalten und auch mal die eigene und Chor ein Konzert gespielt, Händel. Da Bequemlichkeit oder Müdigkeit überwinden. kam dann bei den Proben ein Musiker und Auch rein technisch ist es einfach wichtig, dass wollte wissen, wie man denn mit der Blockflöte man dranbleibt, so mühselig es manchmal sein leben könne, und stellte all die sattsam bekann- mag. Man muss einfach viel üben. ten Fragen, die auf reinem Unverständnis beru- hen. Wir waren leicht genervt. Als wir am näch- Ist es eigentlich sinnvoll, dass man jemand von sten Abend dann das Konzert gaben, kam in außen das eigene Spiel beurteilen lässt, beson- der Pause ein Zuhörer nach vorn, schnurstracks ders in den Übungsphasen? auf uns zu, ließ die Solisten links liegen und lobte uns über die Maßen für unser Spiel und Ja, das machen wir. Wir fragen zum Beispiel meinte, die Blockflöte sei überhaupt das schön- gern unseren Schlagzeuger. Wir spielen ihm was ste Instrument. Da mussten wir innerlich sehr vor, und dann soll er etwas dazu sagen. Das ist lachen, weil die Wahrnehmungen so auseinan- sehr, sehr hilfreich, gerade wenn wir selbst noch dergehen. Die Blockflöte ist wirklich ein In - nicht so sicher oder einig sind. Man kann sich strument, das man nicht einordnen kann, es ist so schnell in seiner eigenen musikalischen Welt immer wieder für Überraschungen gut und vergraben und wenn man keine Impulse von lässt sich in keine Schublade packen. Es ist kein außen aufnimmt, dann schmort man im eigenen Mittelmaß-Instrument. Es ist immer entweder Saft und kann sich nicht weiterentwickeln. – oder.

–––––––––––––– Welche Flöten bevorzugen Sie für sich im ANMERKUNGEN Ensemble. Arbeiten Sie mit bestimmten Block - 1 Die CD Dies wunderbarste Rätsel aller Zeiten … flö tenbauern zusammen? erscheint im Frühjahr 2010 bei Carus. 2 Pan y Arte ist eine deutsche Organisation zur För - Wir haben natürlich im Lauf der Jahre einen derung von Kulturprojekten in Nicaragua, die von dem bekannten Schauspieler und Fernsehmoderator Dietmar unglaublichen Schatz an verschiedenen In stru - Schönher 1994 gegründet und bis 2006 geleitet wurde. menten gesammelt. Wir haben zwei Renais - Heute übt der ehemalige Bremer Bürgermeister Hen - sance-Consorts, eins von Adriana Breukink, ning Scherf das Amt des Vorstandsvorsitzenden aus. eins von Adrian Brown. Die kombinieren wir Eines der Projekte dieser Organisation ist „Música en los Barrios“ (Musik in den Armenvierteln), in dessen auch teilweise, das geht ganz gut. Und dann Rahmen man Kindern in den Armenvierteln von Mana - haben wir ein barockes Consort in 392 Hertz gua kostenlos Musikunterricht anbietet. Work shops zur von Ralf Ehlert, was etwas Besonderes ist, denn musikalischen Weiterbildung einheimischer Lehrkräfte das gibt es nicht so häufig. Natürlich bringt jede helfen, die Qualität des Unterrichts zu sichern.

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DISKOGRAPHIE Flautando Köln 1996 (Schlag zeug), Membran in Koproduktion mit La Spiritata. Blockflötenklänge aus vier Jahr - dem WDR Köln, Best.-Nr. 232314 hun derten, Flautando Köln (Blockflöten), Inhalt: Ancor che col partire (Giovanni Bas - Mem bran, Best.-Nr. 232445, sano, Antonio de Cabezón); Doulce Memoire Inhalt: Tarquinio Merula: Canzon La Lusig - (Pierre Sandrin, Diego Ortiz, Hernando de nuola, Giovanni Pierluigi da Palestrina: Cabezón), Ung gay bergier (Thomas Cre - Super flumina (Psalm 117), Sicut cervus desi- quillon, Antonio de Cabezón, Riccardo Ro g - derat (Psalm 41), Torsten Wilke Müller: noni), Alla dolc’ombra (Girolamo dalla Casa), Räume I, Giovanni Gabrieli: Canzon La Frais et gaillard (Giovanni Bassano, Cle mens Spiritata – Canzon seconda, Girolamo Fres - non Papa, Andrea Gabrieli), Ancor che col cobaldi: Re cer car quarto sopra mi re fa mi, partire (Andrea Gabrieli, Riccardo Rog noni) Frans Geysen: Periferisch – Diagonaal – Concentrisch, Gio vanni Maria Trabaci: Can- 2001 zona francesca cromatica, Giovanni Bassano: Johann Christian Schickhardt: VI Concerts Diminution über Ancor che col partire, à 4 flutes et basse continue, Flautando Köln Ryohei Hirose: Idyll I, Anonymus: Saltarello (Blockflöten), Stefan Horz (Cembalo), Nicho - las Selo (Violoncello), Miriam Shalinsky (Vio - 1997 lone), Rainer Johannsen (Fagott), Michael Musikwelt Eifel. Von Tristans Klagelied bis Dücker (Theorbe), Membran in Ko pro duk - zur Kunst der Fuge – 450 Jahre Musik- und tion mit dem WDR Köln, Best.-Nr. 232341 Kul tur geschichte rund um die Eifel, Teil I: Inhalt: Johann Christian Schickhardt: Con - 1300–1600, Text von Hans Otto, Teil II: 1600– certo I, C-Dur – Concerto IV, F-Dur – Con - 1750, Text von Karsten Erik Ose; CD von cer to II, d-Moll – Concerto V, e-Moll – Con - Flautando Köln (Blockflöten), Helios ISBN 3- cer to III, G-Dur – Concerto VI, c-Moll 925087-83-4 (vergriffen) Inhalt der CD: Anonymus 14. Jh.: Lamento 2002 di Tristano, Francesco Landini: Amor in Wie schön leuchtet der Morgenstern. Musik huom gentil, Heinrich Glarean: Vier Stücke zur Weihnachtszeit, Flautando Köln (Block - aus dem Dode ka chor don, Josquin Desprez: flö ten), Franz Vitzthum (Countertenor), Adjuva nos, Ludwig Senfl: Fortuna ad voces Michael Dücker (Laute, Chitarrone), Stefan musicales, Jean Ghiselinum: Cum Sancto Horz (Orgel, Cembalo), Torsten Müller Sequenz des Gloria aus Missa Narayge, Pierre (Schlag werk), Membran in Koproduktion mit de La Rue: Christe eleison aus Missa S. dem WDR Köln, Best.-Nr. 232357 Antonii, Orlando di Lasso: Missa sopra II me Musik zu den einzelnen Adventssonntagen, suffit, Giovanni Gabrieli: Canzona terza, Weih nachten und Epiphanias von Michael Gio vanni Maria Trabaci: Canzona francesa, Prae torius, Samuel Scheidt, Pierre Phalèse, Antonio Vivaldi: Konzert C-Dur, RV 443, Eustache du Caurroy, dazu böhmische Hir - Johann Sebastian Bach: Kontrapunktus I und ten weisen, Tänze aus Terpsichore, Werke von Kontrapunktus IX aus Die Kunst der Fuge, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann: Kon zert F-Dur Henry Purcell u.a.

2000 2004 Ancor che col partire. Diminutionen des 16. Musica Hispanica. Musik aus Spaniens golde- Jahrhunderts, Flautando Köln (Blockflöten), nem Zeitalter für Blockflöten, Flautando Köln Ursula Thelen (Gesang), Torsten Müller (Blockflöten), Gesang (Ursula Thelen) und

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Schlagwerk (Torsten Müller), Membran, Torsten Wilke Müller: Un cuento pequeño, Best.-Nr. 232380 Ste fan Thomas: Inherent Patterns, Dietrich Inhalt: Diego Ortiz: Recercada primera – Buxte hude: Ciacona in e, BuxWV 160, An - Recercada quinta, Pedro de Escobar: In tonio Vivaldi: Concerto d-Moll op. 3/1, Festivitatibus Beatissimae Virginis Mariae – In Samm lung John Playford: Tunes, Gerry Epiphania Domini – In Natale Apostolorum, Mulligan: Line for Lions, Marco Uccelini: Pedro Escobar: Ora sus, Juan Ponce: Como Aria Quinta sopra La Bergamasca, Heinrich esta sola mi vida – Dar palmadas, Anonymus: Isaac: Tenorlieder, Fulvio Caldini: Fade- L’amor dona, ch’io te porto – De fosse la qui Control, Anonymus: Saltarello mecho – El cervel mi fa nocte i die, Con - stanzo Festa: Contrapunto Nona – Con tra - 2009 punto Nonagesima Nona – Contrapunto Ye Sacred Muses. Music from the House of Otto gesima Nona – Contrapunto Ottogesima Tudor. Englische Renaissancemusik von den Prima, Anónimo: Riu, riu, chiu, Antonio de Höfen Heinrichs VIII. und Elisabeths I., Cabezón: Dife rencias sobre la Pavana Italiana Flautando Köln (Blockflöten), Franz – Dife ren cias sobre la Galliarda Milanesa, Vitzthum (Countertenor), Andrea Baur Francisco de la Torre: Alta, Anonymus: La (Laute), Katrin Krauß (Blockflöte), Carus Spagna in re, Guillaume Dufay: Hymnus Ave Verlag in Coproduktion mit dem WDR Köln, maris Stella, Antonio de Cabezón: In ter - Best.-Nr. 6127610 medios para las estrofas del Himno Ave maris Musik von Heinrich VIII., Byrd, Holborne, Stella, Diego Ortiz: Recercada segunda Patt rick, Dowland, Simpson, Johnson, Jero ni - mo und Augustine Bassano sowie verschiede- 2007 nen Anonymi. La Spiritata 2. Blockflötenmusik durch die Jahr hunderte. Musik vom Mittelalter bis Außerdem spielten Flautando Köln drei heute, Flautando Köln (Blockflöten), Torsten Stücke für die Werbe-CD der Firma Mol len - Müller (Schlagzeug), Membran in Co pro duk - hauer, Adri’s Traumflöte, ein. Best.-Nr. 6705 tion mit dem WDR Köln, Best.-Nr. 232418 Juan de Espinosa (1479–1520): De vosotros e Inhalt: Anonymus: Estampien, Francesco mansilla, Anonymus: Pase el agua ma Julietta, Lan dini: Virelai, Anonymus: Irish Folk, Viktor Ekimowskij (*1947): Kites Flying o

TIBIA 2/2010 99 PRESSEINFORMATION HÄNDEL-HAUS Internationales Zentrum Halle (Saale), 22. Februar 2010 der Händel-Pflege Online-Orientierung in Händel-Veröffentlichungen Stiftung Händel-Haus schaltet Händel-Bibliographie und -Diskographie im Internet frei / Allein 1.722 Einträge aus den letzten zehn Jahren

Pünktlich zum 325. Geburtstag des Komponisten Georg Friedrich Händel am 23. Februar 2010 schaltet die Stiftung Händel-Haus morgen eine neue Datenbank zu einer vollständigen Händel-Bibliographie und -Disko - gra phie online. Mit der neuen Funktion sind weitreichende Recherchen in dem Internetverzeichnis von Print - publi ka tionen, Audio-, Film- und On line ver öffentlichungen zu Georg Friedrich Händel möglich. Die Datenbank umfasst zunächst alle Händel-Neuerscheinungen der letzten zehn Jahre und soll künftig bis ins 18. Jahrhundert zurückgehen. Damit macht das internationale Zentrum der Händel-Pflege in Halle einen weiteren Teil seiner umfangreichen Informationssammlung auf www.haendelhaus.de zugänglich. „Das Werk und die Persönlichkeit Georg Friedrich Händels haben bis heute zu einer unüberschaubaren Menge an Veröffentlichungen aller Art geführt. Allein im Jubiläumsjahr 2009 war die Zahl der Neuerscheinungen doppelt so hoch wie in den Jahren davor. In dieser Informationsflut möchten wir mit der neuen Online-Funktion den Zugang zur ‚Händel’schen Materialfülle’ vereinfachen“, sagt Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel- Haus. Insgesamt befinden sich derzeit 1.722 Einträge in der Online-Datenbank. Sie verweisen auf alle Ver öffent - lichun gen rund um Georg Friedrich Händel in Büchern, Fachpublikationen, auf CDs und DVDs sowie im Internet seit dem Jahr 2000 bis heute. Schätzungsweise weitere 15.000 biblio- und diskographische Eintragungen lie- gen im Händel-Haus vor, die gesichtet und für ihre weitere Verwendung in der Online-Datenbank bearbeitet werden. Ziel ist es, parallel zu zukünftigen Neuerscheinungen auch alle vorliegenden, weiteren Daten rückwir- kend bis zum 18. Jahrhundert gebündelt im Internet zur Verfügung zu stellen. Seit 1948, dem Gründungsjahr des Museums im Händel-Haus, arbeiten die wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Zusammenstellung der Informationen. Im Jahr 2009, dem 250. Todesjahr Hän dels wurde die Entwicklung der Online-Datenbank und die Eintragung der In for ma tionen vorangebracht, um sie zum 325. Ge burts tag des Komponisten im Internet frei schalten zu können. Bereits im letzten Jahr wurde anlässlich des Händel-Ge burtstages eine Datenbank zu Händels Opernwerken online gestellt, die weltweite Aufführungsdetails seit 1705 enthält. Hinweise von Autoren und Nutzern zu weiteren Händel-Neuerscheinungen bzw. fehlenden Angaben in der Biblio gra phie/-Diskographie-Datenbank können direkt per E-Mail an [email protected] gesendet werden. Die Online-Datenbank ist unter folgendem Link direkt erreichbar: http://www.haendel.haendelhaus.de/de/bibliografie/ Anfragen für weitere Informationen, Interviews und Fotomaterial richten Sie bitte an: Bianca Berger, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit; Tel. 0345 / 5 00 90 125, Fax 0345 / 5 00 90 416, E-Mail: [email protected]

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Klaus Hofmann Dem Urtext auf der Spur: Eine fehlerhafte Stelle in Telemanns a-Moll-Quartett für Blockflöte, Oboe, Violine und Generalbass

I Georg Philipp Telemanns Quartett in a-Moll Von den vier Sätzen unseres Quartetts zieht der für Blockflöte, Oboe, Violine und Generalbass Schlusssatz als Formexperiment spezielles TWV 43:a3 hat seit seiner Erstveröffentlichung Interesse auf sich. Telemanns Ziel, das er auch durch Ilse Hechler 1960 im Verlag dieser Zeit - anderweitig auf vielerlei Weise verfolgt hat, ist schrift1 viele Freunde gefunden und liegt inzwi- die Verbindung von Sonate und Konzert,7 hier schen auch in weiteren Editionen vor: 1963 also von kammermusikalischem Quartettsatz erschien bei Sikorski in Hamburg eine Ausgabe und Konzertform. Formvorbild ist dabei der von Hermann Töttcher und Karl Grebe;2 2004 italienische Solokonzertsatz, wie er vor allem gab Bernhard Päuler das Werk im Amadeus von Antonio Vivaldi geprägt worden ist. Dabei Verlag Winterthur neu heraus3. Telemanns Ori - wird der Satz durch das Ritornell des ches - gi nalhandschrift ist nicht erhalten. Alle drei ters gerahmt und gegliedert, und zugleich mar- Aus gaben beruhen auf einer zeitgenössischen kieren die Auftritte des Ritornells die struktu- Par titurabschrift der Universitäts- und Lan des - rell bedeutsamen Tonartstationen des Satz ver - bibliothek Darmstadt,4 die lange Zeit als der laufs, während die Soloepisoden sich zwischen einzige Überlieferungsträger galt. Dass das den Ritornellen thematisch ungebunden und Werk in einer weiteren Abschrift überliefert ist, modulatorisch frei entfalten. wurde erst 1992 durch Band 2 des Telemann- Werkverzeichnisses von Martin Ruhnke be - Telemann stand Stil und Form des italienischen kannt.5 Es handelt sich um einen Stimmensatz Solokonzerts kritisch gegenüber.8 Was er im des 18. Jahrhunderts, der, damals noch zu den Finale unseres Quartetts anstrebt, ist denn auch Beständen des Haager Gemeentemuseums ge - alles andere als eine direkte Übertragung des hörend, heute im Nederlands Muziek Instituut italienischen Modells auf den Quartettsatz – Den Haag aufbewahrt wird.6 Zu bedauern ist, etwa in der Weise, dass jeweils ein Instrument dass auch noch die Ausgabe Bernhard Päulers ein Solo spielt und das Quartett als Quasi- die Haager Handschrift unberücksichtigt lässt, Orchester die Ritornelle übernimmt. Ohnehin hält diese doch neben einer vollständigen Ge ne - der französischen Musik mehr als der italieni- ralbassbezifferung eine Reihe von Lesarten be - schen zugetan, orientiert er sich zugleich am reit, die geeignet sind, Fehler der Darmstädter Rondeau, betrachtet also, vereinfacht gesagt, Abschrift zu korrigieren. die Ritornelle als Refrains, die Soli als Couplets.

Klaus Hofmann, geboren 1939 in Würzburg, studierte Musikwissenschaft, Neuere deutsche Literaturgeschichte und Urheber- und Verlagsrecht in Erlangen und Freiburg und promo- vierte 1968 mit einer Arbeit über die Kompositionstechnik der Motette im 13. Jahrhundert. Anschließend war er zehn Jahre als Verlagslektor tätig. Von 1978 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im März 2006 gehörte er dem Johann-Sebastian-Bach-Institut Göttingen an, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 1981 als dessen Leiter. Seit 1994 ist er Honorarprofessor der Georg-August-Universität Göttingen. Sein besonderes Interesse gilt der Musik Johann Sebastian Bachs und seiner Zeit. Neben zahlreichen Aufsätzen und einem Buch über die Motetten Bachs ist aus seiner Arbeit eine Vielzahl von Editionen Alter Musik hervorgegangen. Klaus Hofmann spielt Blockflöte und Oboe.

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Als Ritornell wählt er aller dings ein Thema,9 das weder viel mit Italien noch mit Frankreich zu tun hat und wohl im Kern aus seiner frühen Be geg nung mit der sla- wischen Volksmusik stammt, von deren „bar- barischer Schön heit“ er noch in seiner Auto - biographie von 1740 schwärmt,10 und das je - denfalls formal weit ent- fernt ist von der Art, in der die Italiener damals ihre Kon zert - ritor nelle an legten. Auf fäl lig ist, dass es nicht mo du liert. Auf das Form muster des Re frains deutet die hälf- tige Glie de r ung des Haupt satzes T. 1–13 mit der Öffnung der ersten Hälfte zur Dominante in T. 7.

In groben Umrissen be - schrieben besteht unser Quar tettsatz aus vier Auf tritten des „Tutti“- Ri tor nells der drei Solo - in stru mente und des Basso continuo (T. 1, 51, 102, 150), die den Rah - men bilden für je eine Soloepisode der Block - flöte, der Oboe und der Violine. Das Ritornell umfasst bei seinem ersten und seinem letz- ten Auf tritt 18 Takte (s. Abb. 1), beim 2. und 3. Auftritt ist es verkürzt auf 13 bzw. 7 Takte. Als dem italienischen Kon - Abb. 1: T. 1–20 mit Ritornell T. 1–18, darin Ritornell-Anhang T. 13–17 (Ausgabe zert satz fremde, eher von Ilse Hechler 1960). dem Ron deau zuzuord-

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nende Be son derheit wäre zu vermerken, dass das Ritor nell an diesen Stellen jeweils in der Grund ton - art a-Moll eintritt.

Nach dieser Beschreibung könnte formal alles ganz unkompliziert sein, hätte Telemann sich auf eine so einfache Anlage eingelas- sen. Aber er sucht zu ver- mitteln zwischen Tutti- und So lo ebene und zu - gleich dem Quartett als Solisten ensemble Geltung zu verschaffen. So zieht er zwischen Tutti und Solo gewissermaßen eine mitt- lere Ebene ein, in der Blockflöte, Oboe und Vi ol ine zusammen als „Con certino“ der So listen in Er scheinung treten. Es ist eine Kon sequenz da - raus, dass er das Ritornell in dessen Hauptteil (T. 1– 13) quasi als Orchester - tutti behandelt, indem er Blockflöte, Oboe und Violine im – nur leicht mo difizierten – Unisono spie len lässt: Irgendwann muss das Quar tett aber Abb. 2: T. 61–78 mit dem Ende des 2. Ritornells, Beginn des Oboensolos (T. 63) seine instrumentale Far - und eingeschaltetem Ritornell-Anhang (T. 67–71). bigkeit in vier eigenen Stim m verläufen ent falten können, irgendwann muss nicht nur eines, son- menten (T. 13–15/15–17; s. Abb. 1); dern müssen alle drei Solo instrumente mitein- b) die Begleitung des Flötensolos durch Oboe ander konzertierend her vortreten. Dafür finden und Violine in T. 38–40 und 43–45; sich, recht unterschiedlich über den Satz ver- c) dreistimmige Ritornellvarianten der Ober - teilt, drei Lö sun gen: stimmen „senza Basso“ in T. 45–51 und 96–102, a) eine Art Anhang zum Eingangsritornell in T. die den beiden verkürzten mittleren Ritornellen 13–17, der später im Rahmen der Soloepisode vorgeschaltet sind. der Oboe in T. 67 und 84 wiederkehrt, ein kur- zer Ab schnitt mit selbständigen Stimm ver - Eine Maßnahme, die man kritisch bewerten läufen in Block flöte, Oboe und Violine und kann, ist, dass Telemann sich hier nicht für eine Stimm tausch zwischen den beiden Blas in stru - Lösung entschieden hat. Die Vielfalt und der

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unterschiedliche Einsatz der „Concertino“- rhythmus den triolischen Verlauf des Obo en - Formen und ihr zum Teil sehr enger Bezug zum solos in einer sonst nicht zu beobachtenden Ritornell – das seinerseits variiert wird11 – Weise. Hinzu kommt, dass Blockflöte und erschweren dem Hörer die Orientierung und Oboe von T. 69 an in parallelen Oktaven gehen stellen damit auch den Interpreten eine beson- und dabei ein Motiv simultan präsentieren, das dere Aufgabe. bei den beiden anderen Auftritten derselben „Concertino“-Wendung, T. 13ff. und T. 84ff., II sukzessiv im Stimmtausch zwischen beiden Das soll freilich nicht unser Thema sein. Uns Instrumenten erklingt. interessiert im Folgenden speziell die oben unter Buchstabe a genannte „Concertino“- Eine satztechnisch korrekte Form der fragli- Form und ihr Auftritt in T. 67 sowie dessen chen Stelle ist leicht herzustellen. Dabei ist für unmittelbarer Kontext (s. Abb. 2). An dieser die Takte 67–73 in Übereinstimmung mit T. Stelle ergibt sich ein Problem. Unsere These 13ff. und in Anlehnung an T. 84ff. folgende lautet: Im Notentext liegt hier ein komplexer Gestalt anzunehmen (s. Abb. 3). Überlieferungsfehler vor: Blockflöte und Vio - line einerseits und Oboe andererseits sind ge - Unsere Korrektur erfordert Retuschen im Bass geneinander verschoben; Blockflöte und Vio - von T. 71–72. Zweifellos muss der Bassverlauf line haben – vereinfacht gesagt – erst zwei Takte hier derselbe sein wie in T. 15–16. Wie noch zu später einzusetzen, nämlich in T. 69 statt 67; zeigen sein wird, ist aber auch der Bassverlauf zudem aber ist in T. 65–76 der Basso continuo in T. 67–68 (sowie T. 73 Anfang), obwohl in der entstellt. Und wahrscheinlich enthält das Obo en - wiedergegebenen Form satztechnisch untade- solo in den ersten Takten einen groben Fehler. lig, nicht der originale. Zur Klärung des Sachverhalts gehen wir in drei Schritten vor: Es liegt nahe, als Ursache des Fehlers beim „Concertino“-Einsatz falsche Pausenangaben 1. Dass T. 67ff. fehlerhaft überliefert ist, liegt zu vermuten: Blockflöte und Violine setzen, auf der Hand: Oboe und Violine passen in T. 67 wie es scheint, zwei Takte zu früh ein, es müss- und 68 satztechnisch nicht gut zusammen: In T. ten demnach jeweils zwei Pausentakte fehlen. 67 bilden sie auf dem 2. und 3. Viertel regelwid- Fehler dieser Art sind in Musikalien der Zeit rig Dissonanzen, zu Beginn von T. 68 wird keine Seltenheit. Begünstigt wurden sie durch unmotiviert die Akkordterz gis1 verdoppelt. die Überlieferung in Stimmen (die im 18. Jahr - Vor allem aber konterkarieren Violine und hundert den Standardfall darstellt). Geradezu Block flöte mit ihrem Sechzehntel- und Achtel - zwangsläufig führen hierbei falsche Pau sen -

Abb. 3: T. 67 bis 73 Anfang in provisorischer Berichtigung.

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Abb. 4: Georg Philipp Telemann, Quartett a-Moll TWV 43:a3, Satz 4 (Vivace), T. 62–75. Zeitgenössische Abschrift von Johann Gottfried Vogler (Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Signatur Mus. ms. 1033/36).

angaben oder Auslassungen einzelner Takte zu tragenen Ganzepausen unter der dritten, im fol- Verschiebungen im Stimmgefüge, die ohne Par - genden Takt unter der vierten Note sowie in titur kaum zu korrigieren sind. Vorweg sei frei- dem gestrichenen Takt. Was die Kom pli ka tio - lich gesagt, dass wir unsere Vermutung bezüg- nen ausgelöst hat, ist heute nicht mehr zu sagen: lich falscher Pausenangaben später noch einmal Waren etwa in Voglers Vorlage für die Flöte die in Frage stellen werden. Pausentakte falsch oder uneindeutig angege- ben? Oder hat Vogler sich nur geirrt, hatte ver- Merkwürdig ist, dass sich in der Darmstädter sehentlich den „Concertino“-Einwurf über- Abschrift an der fraglichen Stelle eine tiefgrei- sprungen und war – was der ge strichene Takt fende Korrektur findet (s. Abb. 4). Der Schrei - ver muten lassen könnte – im Oboenpart von T. ber, Johann Gottfried Vogler12, der in Darm - 68 unversehens in T. 77 geraten? Was sich sicher stadt von 1725 bis 1733 als Hofmusiker tätig sagen lässt, ist, dass er sich, vielleicht ohne es zu war, hat seine Partitur offensichtlich anhand merken, ganz nah an einem Problem bewegt von Einzelstimmen zusammengestellt – und ist hat, das er wohl eigentlich als „munterer Com - dabei just hier in Schwierigkeiten geraten: Vor poniste und starcker Violiniste“, wie Telemann dem Einsatz der Blockflöte mit dem „Con cer - ihn in seiner Au to biographie von 1718 nennt,13 tino“-Anhang hatte er zunächst nicht nur für auch hätte lösen können. In der von Vogler kor- drei, aber auch nicht für fünf, sondern für sechs rigierten Form stimmen jedoch die Hand - Takte Pausen eingetragen, hat dies aber dann schriften Darmstadt und Den Haag in ihrer fal- revidiert und die Blockflöte bereits nach drei schen Lesart überein. Wahrscheinlich gehörte Pausentakten einsetzen lassen. Beim Flö ten ein - der Fehler also in beiden Fällen bereits zur satz in T. 67 erkennt man noch die zuerst einge- Erblast aus den jeweiligen Kopier vor lagen.14

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2. Offenbar ist der Bass der Takte 65–76 durch Bei genauerer Betrachtung lassen die Lesarten Fehler und provisorische Korrekturversuche der Handschrift Den Haag auf überraschende verderbt. Wir hatten bereits vermerkt, dass der Weise den ursprünglichen Bassverlauf erken- überlieferte Bass in T. 71f. nicht zu unseren nen: Mit Ausnahme einer Note, der Halben c Oberstimmenkorrekturen von T. 67–73 passt. von T. 66/74 – die auf einen früheren Kor rek - Darüber hinaus gibt es mehrere weitere In di - turversuch zurückgehen könnte –, lässt sich der zien. Im Mittelpunkt stehen dabei Be ob - Bass in der Haager Version, beginnend mit T. achtungen zu den in der Oboenstimme identi- 65, um zwei Takte verschoben von T. 67 an den schen Taktpaaren 65–66 und 73–74: Oberstimmen problemlos und harmonisch a) In der Handschrift Darmstadt (und entspre- überzeugend unterlegen (wobei auch unsere chend in den drei Ausgaben) stimmt der vorläufige Retusche des Bassverlaufs in T. 71f. Bassverlauf in den Takten 66 und 74 nicht über- bestätigt wird). Ersetzen wir also versuchswei- ein (s. Abb. 2): In T. 66 steht im 1.–2. Taktviertel se die Halbe c von T. 66 und 74# jeweils durch eine Halbe c, in T. 74 stehen hier zwei Viertel a– eine Halbe e mit Bezifferung und verbinden d. In T. 66 kommt das c unerwartet: Das Ohr dies mit dem korrigierten Einsatz des Ritornell- rechnet mit dem Tonika-Grundton A oder a, Anhangs in T. 69, so zeichnet sich für den nicht mit der Terz des Akkords, zumal diese gesamten Verlauf von T. 63 an folgende Lösung gleichzeitig in der Oboe eintritt. In T. 74 dage- ab (s. Abb. 6). gen ist die Oberstimme mit den Grundtönen von Tonika und Sub dominante völlig befriedi- 3. Eine offene Frage ergibt sich für die ersten gend harmonisiert. Freilich handelt es sich Takte des Oboensolos bis zum „Concertino“- dabei um eine nachträgliche Konjektur, zwar Einsatz in T. 69 daraus, dass Oboenpartie und nicht von Vogler, wohl aber in einer der Bass um zwei Takte differieren: Entweder ent- Abschriften, die in der Überlieferung des hält der Bass zwei Takte zu wenig oder der Werkes seiner Partitur vorausgingen. Oboenpart zwei Takte zu viel. Beide Mög lich - b) Die Haager Handschrift weicht in T. 65f. keiten sollen im Folgenden erörtert werden. und 73f. von der Handschrift Darmstadt ab. Die beiden Taktpaare lauten in Den Haag über- Richten wir zuerst den Blick auf den Bass: Da einstimmend: beim Kopieren von Musikalien erfahrungsge- mäß weit häufiger etwas ausgelassen als etwas hinzugefügt wird, liegt zunächst die Vermutung nahe, dass der Fehler im Continuopart zu suchen ist und hier zwei Takte fehlen. Der Blick fällt dabei sogleich auf die Lücke in unserem Notenbeispiel Abb. 5 bei T. 65–66. Wie sie ge - Abb. 5: T. 65–66 und 73–74 nach Handschrift Den Haag. schlossen werden kann, zeigt die Wiederholung der Stelle in T. 73–74 des Notenbeispiels mit der Notenfolge A c e | a gis e. Das aber ist genau Die satztechnisch problematische Fort schrei - dieselbe Basslinie wie bei den beiden ersten tung in das dissonante d in T. 65 und 73 und die Takten des Oboensolos, T. 63–64. Gehört der unbefriedigende Harmonisierung der Ober - Bass von T. 63–64 also womöglich überhaupt stimme durch die beiden Sextakkorde über d zu T. 65–66 statt zu T. 63–64? Da die Bass wen - und c macht wahrscheinlich, dass wir es mit dung zu beiden Taktpaaren der Oberstimme einer älteren, freilich ebenfalls verderbten passt, ist die Frage nicht zu entscheiden. Sollte Lesart, und in der Handschrift Darmstadt also im Original an dieser Stelle zweimal dieselbe bereits mit Verbesserungen zu tun haben Basswendung gestanden haben – womöglich (wobei hier T. 66 versehentlich unkorrigiert nur einmal notiert und mit Wie der holungs - geblieben ist). zeichen versehen –, so hätte eine Auslassung

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Abb. 6: T. 63 bis 79 Anfang, vorläufiger Lösungsentwurf. besonders nahe gelegen. Unter diesen – freilich Die so gefundene Lösung mag musikalisch hypothetischen – Voraussetzungen ergibt sich befriedigen, aber sie ist nicht die einzig mögli- für die ersten Takte des Oboensolos folgende che, und sie ist auch nicht sonderlich plausibel: Ergänzung der in Abb. 6 angedeuteten Lösung Unsere Kritik am überlieferten Notentext (s. Abb. 7). bestand bisher im Kern in der Annahme, dass

Abb. 7: 1. Konjekturvorschlag für den Beginn des Oboensolos in T. 63.

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Abb. 8: 2. Konjekturvorschlag für den Beginn des Oboensolos in T. 63. zwischen dem Schluss des zweiten Ritornells in zum „Concertino“-Einsatz sähe danach folgen- T. 63 und dem Einsatz des „Concertino“-An - dermaßen aus (mit Fortsetzung wie in Abb. 6): hangs in den Stimmen der Blockflöte, der Vio - (s. Abb. 8) line und des Basso continuo je zwei Takte aus- gefallen seien, in den Oberstimmen zwei Pau - Wie man das Ergebnis beurteilt, ist gewiss zu sen takte, im Bass zwei Takte mit Noten. Ein einem guten Teil Geschmackssache; doch wird solch komplexer Fehler ist nicht unmöglich, kaum zu bestreiten sein, dass die vorgeschlage- aber doch sehr unwahrscheinlich, müsste er ne Streichung dem Oboensolo zum Vorteil doch in drei verschiedenen Stimmen aufgetre- gereicht. ten sein und übereinstimmend genau zwei Takte betroffen haben. Unsere Konjekturen haben Konsequenzen für den nachfolgenden Notentext: In den Stimmen Zu prüfen bleibt die Frage, ob die Oboenpartie von Blockflöte und Violine verkürzt sich der zwei Takte zu viel enthält. Es spricht einiges Pausenabschnitt nach dem „Concertino“- dafür: Die eigentliche Fehlerursache läge dann Einwurf von 12 auf 10 Takte, und im Bass müs- nicht in drei Stimmen, sondern nur in einer – sen zwei Takte gestrichen werden. Nimmt man und das wäre weitaus plausibler: Die Pau sen an - an, dass die Oboenstimme im weiteren Verlauf gaben der Quellen für Blockflöte und Violine korrekt überliefert ist, so betrifft dies die Takte wären korrekt; nicht diese beiden Instrumente 76 und 77. Vermutlich sind sie nachträglich ein- setzten an der kritischen Stelle T. 67 zu früh ein, geschaltet worden, um die zweitaktige Ver - sondern die Oboe wäre zwei Takte zu spät schiebung der Oboenstimme gegen den Bass zu dran. Und der Bass wäre keineswegs unvoll- kompensieren. Allerdings lässt die ganze Stelle ständig überliefert, sondern lediglich durch von T. 78 bis zur Kadenz in T. 83 die sonst von provisorische Anpassung an die Verwerfungen Telemann gewohnte melodische, rhythmische im Oberstimmengefüge entstellt. und harmonische Stringenz vermissen, so dass nicht auszuschließen ist, dass der überlieferte Die Lösung bestünde unter dieser Vor aus set - Notentext hier weitere Entstellungen auf - zung in der Streichung von zwei Takten des weist.16 Oboenparts. Es liegt auf der Hand, dass dafür nur die Takte 63–64 in Betracht kommen.15 Die III Streichung ist ohne Komplikationen möglich. Wer eine der drei eingangs genannten Ausgaben T. 65 alter Zählung wird dabei zu T. 63. Die des Quartetts besitzt, wird nicht viel Mühe Basswendung von T. 63–64 bleibt unverändert, haben, den Notentext provisorisch zu korrigie- tritt jedoch (wie überliefert) nur einmal auf. In ren. Zu wünschen wäre freilich, dass die Verlage der Oboenstimme muss allerdings das Solo me - sich zur Revision der Ausgaben entschließen. lodisch sinnvoll an den Schlusston des Ritor - Dabei sollten dann auch allerhand De tail kor - nells angeschlossen werden, etwa durch die rekturen erfolgen, die von der Handschrift Den Wendung a1–f2 (statt e2–f2) auf dem 1. Viertel Haag nahegelegt werden. Als wichtigste Les - des Taktes. Der Anfang des So lo ab schnitts bis arten wären hier zu nennen:

108 TIBIA 2/2010 Dem Urtext auf der Spur Flötenhof Kurse 25 Jahre 1984-2009 Schwabenstrasse 14 Konzerte 87640 Ebenhofen Tel.: 08342-899 111 Musikunterricht www.alte-musik.info

1. Adagio Lesarten gegenüber. Bisweilen aber findet sich 2 2 2 2 T. 19, Oboe, letzte Sechzehntelgruppe e f e f in beiden Handschriften auch übereinstimmend (analog zu T. 21 Violine, T. 23 Blockflöte; die derselbe Fehler oder dieselbe zweifelhafte beiden letztgenannten Stellen nur bei Moeck Lesart, vereinzelt divergieren sie an solchen korrekt, bei Sikorski und Amadeus Fehl deu - Stellen und bieten unterschiedliche, aber glei- tung von Korrekturen in Darmstadt) chermaßen fragwürdige Lesarten.17 Hier be - 2. Allegro dürfte es bei einer umfassenden Revision oder 3 T. 45, Blockflöte, letztes Viertel: Viertelnote c einer Neuherausgabe sorgsamer Abwägungen. statt Viertelpause (vgl. T. 15) 3. Adagio Es gilt auch hier: Ziel aller editorischen Be - T. 4, Basso continuo, 4. Note G statt H (so mühungen muss stets der Urtext sein, und wo bereits als Konjektur bei Sikorski und Ama - er, wie bei unserem Quartett, nicht mehr greif- deus; vgl. T. 1) bar ist, besteht die Aufgabe im Versuch der T. 14, Blockflöte, letztes Viertel: Achtel vor - größtmöglichen Annäherung an das verlorene 2 2 schlag (fehlt bei Amadeus) es statt c Original. 4. Vivace 2 2 T. 83, Oboe, 2. Note e statt f –––––––––––––– T. 93, Oboe, 3. Note f2 statt dis2 (undeutlich ANMERKUNGEN bereits in Darmstadt korrigiert) 1 Georg Philipp Telemann, Concerto a 4 (a-Moll) für T. 95, Basso continuo, 2. Note f statt fis (so Alt-Blockflöte, Oboe (Tenor-Blockflöte, Violine), Violine und Cembalo (Klavier); Violoncello (Gambe) ad bereits als Konjektur bei Sikorski und Ama - lib., herausgegeben von Ilse Hechler, Celle (Hermann deus) Moeck Verlag) 1960. T. 100, Oboe, am Taktanfang Achtelpause statt 2 Georg Philipp Telemann, Konzert a-Moll für Achtelnote c2 Blockflöte, Oboe, Violine und Basso continuo, heraus- gegeben und bearbeitet von Hermann Töttcher und Karl T. 133, Basso continuo, 6 Achtelnoten g G G g Grebe, Hamburg (Musikverlag Hans Sikorski) 1963. g G; analog in T. 136, 138, 140 3 Georg Philipp Telemann, Concerto in a-Moll für Altblockflöte, Oboe, Violine und Basso continuo, her- Freilich ist die Haager Handschrift keineswegs ausgegeben von Bernhard Päuler, Continuo-Aussetzung grundsätzlich der Darmstädter Quelle überle- von Wolfgang Kostujak, Winterthur (Amadeus Verlag gen. Nicht selten ist auch umgekehrt die Hand - Bernhard Päuler) 2004. 4 Signatur: Mus. ms. 1033/6. Der Werktitel lautet (wie in schrift Den Haag fehlerhaft und die Hand - die Ausgaben übernommen) „Concerto“. schrift Darmstadt korrekt. Gelegentlich stehen 5 Georg Philipp Telemann, Thematisch-Systematisches sich in den beiden Quellen zwei gleichwertige Verzeichnis seiner Werke. Telemann-Werkverzeichnis

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(TWV), Instrumentalwerke, herausgegeben von Martin 14 Stemmatisch gesehen sind die Handschriften Darm - Ruhnke (Georg Philipp Telemann, Musikalische Werke, stadt und Den Haag voneinander unabhängig, d. h., herausgegeben von der Gesellschaft für Mu sik for - keine von beiden geht auf die andere zurück. Sie gehören schung, Supplement), 3 Bde., Kassel 1984–1999. zwar einem gemeinsamen Überlieferungsstrang an (auf 6 Signatur: Hs ds II. Der Werktitel lautet hier „Sonata“. den ihre gemeinsamen Fehler zurückgehen), aber zu ver- 7 Grundlegend hierzu Steven Zohn, Music for a Mixed schiedenen Zweigen (mit nach der Verzweigung neu hin- Taste. Style, Genre, and Meaning in Telemann’s In stru - zugekommenen je eigenen Lesarten). mental Works, New York 2008, Kap. 6, „Telemann and 15 Der damit unterstellte Fehler könnte so zustande ge - the Sonate auf Concertenart“, S. 283–331; zu unserem kommen sein, dass ein Kopist in der Oboenstimme bei Quartett S. 315–319. T. 63 – vielleicht durch vorübergehendes Überspringen 8 Vgl. Telemanns Bemerkungen in seiner Auto bio gra phie einer Notenzeile – in T. 71 geriet und dann versäumte, von 1718 in: Johann Mattheson, Grosse General-Baß- die fälschlich als T. 63–64 kopierten Takte 71–72 am Schule, Hamburg 1731, S. 176. Beginn des Oboensolos zu tilgen. Bemerkenswert ist in 9 Den Themenkopf (T. 1–3) verwendet Telemann auch in diesem Zusammenhang, dass in der Haager Handschrift Nr. 8 (TWV 33:8) seiner Fantaisies pour le clavessin, 3. T. 63f. und 71f. vollkommen übereinstimmen: Die 1. Douzaines, Hamburg 1732–1733, hier in g-Moll Note von T. 64 lautet hier e2 (in Darmstadt c2), die 1. (Neuausgabe u. a. in: Telemann, Zwölf Fantasien für Note in T. 71 a1 (in Darmstadt c2). Klavier zu zwei Händen, herausgegeben von Hermann 16 Während das Oboensolo bis dahin regelmäßig in Keller, Frankfurt/M. und Leipzig, Edition Peters, 1955, Gruppen von jeweils zwei rhythmisch übereinstimmen- Nr. IX, S. 24–26). den und meist auch melodisch korrespondierenden 10 In: Johann Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, Takten verläuft, folgen von T. 79 an fünf Takte, zwischen Hamburg 1740, S. 360. denen keinerlei rhythmische und melodische Analogie 11 Betroffen sind die beiden Binnenritornelle: Während besteht und von denen zwei, T. 80 und 82, überdies das beim 1., 3. und 4. Ritornell die Oboe das Oberstimmen- triolische Grundmuster verlassen. Im harmonischen Uni sono anführt, ist diese Rolle beim 2. Ritornell der Verlauf kommt die Wendung von a-Moll nach C-Dur in Vio line zugewiesen. Außerdem wird im 2. und 3. T. 77–79 überraschend, die Modulation über die unver- Ritornell der Satz vorübergehend von der Zwei- zur mittelt eintretende Dominante in T. 78 ist wenig elegant, Drei stimmigkeit erweitert, wobei Elemente aus den und das gilt insgesamt für die Bassführung und Har mo - dreistimmigen Ritornellvarianten der Oberstimmen (c) nisierung bis zu der Kadenz in T. 83. übernommen werden: Im 2. Ritornell wird der Bass von 17 Dass am Ende des 1. Satzes die Schlusswendung der der Blockflöte in Dezimenparallelen begleitet (T. 51ff., Violine mit der Viersechzehntelgruppe e1 d2 e2 f2 auf dem 57ff., vgl. T. 45ff., 96ff.), im 3. Ritornell wird, ebenfalls letzten Viertel von T. 45 und dem Absprung ins kleine a im Blockflötenpart, ein Tonrepetitionsmotiv mit an - in T. 46 in der Handschrift Darmstadt verderbt sein schließender freier Kadenzwendung interpoliert (T. dürfte, wurde bereits von Töttcher und Grebe im Vor - 105ff., vgl. Oboe T. 48f. und 99f. [wobei in T. 48 die 2. wort ihrer Ausgabe (Sikorski) vermerkt. Sie setzen statt Achtelnote h1 statt a1 heißen muss und in T. 100 statt der der Sechzehntelgruppe eine Viertelnote e1; ebenso Päuler 1. Achtelnote eine Achtelpause zu lesen ist]). (Amadeus). In Den Haag lautet die Sechzehntelgruppe e1 12 Zur Biographie siehe Steven Zohn, Music for a Mixed c2 d2 e2, was ebenfalls wenig glaubwürdig erscheint. Eine Taste (wie Anm. 7), S. 180. satztechnisch plausible Lösung wäre: e1 h1 c2 d2 mit 13 Wie Anm. 8, S. 173. anschließendem Akkord a–e1–c2. o

110 TIBIA 2/2010 Zur Authentizität von Händels Oboenkonzerten

Siegbert Rampe Zur Authentizität von Händels Oboenkonzerten

Bei der Programmgestaltung hat der Oboist die dienten die zuletzt genannten Kompositionen Wahl zwischen je drei Konzerten und Sonaten einen festen Platz im Repertoire, bieten sie Händels und muss sich angesichts der wider- doch den beiden Oboisten dankbare Aufgaben, sprüchlichen Hinweise in der Literatur den- welche in der Regel weit über die Anf or de run - noch fragen, welche Werke er zurecht für den gen an das Blasinstrument im sog. Oboen kon - Jubilar des letzten Jahres in Anspruch nehmen zert Nr. 2 hinaus gehen. Nur der Voll stän dig - kann. Solche Zweifel stellten sich auch beim keit halber sei vermerkt, dass auch vier der sog. Autor ein, als er 2007 den Bestand an Quellen Grand Concertos op. 6 von 1739, nämlich Nr. und die Forschungsarbeiten bis in jüngste Zeit 1–2 und 5–6 HWV 319–320 und 323–324), ori- hinein sichtete. Um es gleich vorweg zu neh- ginale Ripienopartien für je 2 Oboen (plus men: Die drei Sonaten für Oboe und Continuo Fagott[e]) enthalten, die offenkundig die Praxis in B-Dur HWV 358, F-Dur HWV 363a und c- in Händels Londoner Konzertveranstaltungen Moll HWV 366 sind alle authentisch; sie ent- spiegeln. D. h. der Interpret ist jederzeit dazu stammen der Hannoveraner (HWV 358: ca. berechtigt, auch zu den übrigen acht Werken 1710) und frühen englischen Periode (HWV des Opus adäquate Bläserstimmen zur Ver stär - 363a: wohl 1712–1716, HWV 366: ca. 1712) des kung des Streicherripieno selbst anzufertigen Komponisten, wie Untersuchungen von Papier und damit eine bislang ungehörte Klang ver - und Stil beweisen. Die Geschichte der seit bindung zu schaffen. Friedrich Chrysanders (1826–1902) Edition von 1865 so genannten „Oboenkonzerte Nr. 1– 3“ aber musste vollkommen neu geschrieben Oboenkonzert Nr. 1 B-Dur HWV 301 werden. Hier ein Werkstattbericht.1 Das dreisätzige Werk wurde ebenso in die neue Als Oboenkonzerte gelten die Werke in B-Dur Gesamtedition von 1971, die sog. Hallische HWV 301 (Oboenkonzert Nr. 1) und 302a Hän del-Ausgabe im Bärenreiter-Verlag, wie (Oboenkonzert Nr. 2) sowie g-Moll HWV 287 auch in das dort 1986 erschienene Werk ver - (Oboenkonzert Nr. 3), während bis zum späten zeich nis aufgenommen,2 galt es doch seit 18. Jahrhundert in Großbritannien aufgrund Chrysanders Ausgabe von 1865 als Händels der bevorzugten Stellung des Instrumentes Komposition – eine Zuschreibung, welche die Händels Concerti grossi op. 3, veröffentlicht Quellenlage in keiner Weise rechtfertigt: 1734, den Beinamen „Hautboy Concertos“ Einzige Quelle ist nämlich ein Sammeldruck in oder „Oboe Concertos“ trugen. In der Tat ver- Stimmen, der 1740 von Händels Verleger John

Siegbert Rampe ist Solist auf historischen Tasteninstrumenten (Cembalo, Orgel, Ham - mer klavier, Clavichord) sowie Gründer und Dirigent des Orchesters NOVA STRAVA- GANZA (auf historischen Instrumenten). Weltweite Konzerttätigkeit, rund 80 CDs, dazu mehr als 150 verschiedene Bücher, musikwissenschaftliche Studien und Editionen zu fast allen Bereichen Alter Musik. Von 1989 bis 2007 war er Dozent und Professor für Alte Musik und historische Tasteninstrumente, zuletzt an der Folkwang-Hochschule Essen, der Universität Mozarteum Salzburg und der Arizona State University, Phoenix (USA).

TIBIA 2/2010 111 Siegbert Rampe

Walsh junior (1709–1766) unter dem Titel Select den Chandos Anthems HWV 250a–b und 253, Harmony Fourth Collection. Concertos in welche der Komponist während seines Auf ent - Seven Parts For Violines and other Instruments haltes 1717–1719 auf dem Landsitz des schwer- Compos’d by M.r Handel, Tartini and Veracini reichen Earl of Carnarvon James Brydges in London veröffentlicht worden war. HWV (1674–1744), seit 1719 auch 1st Duke of Chan - 301 ist dort als Concerto No. II enthalten, aller- dos, in Cannons, Middlesex, nordwestlich von dings anonym, also ohne Nennung des Autors London für dessen Privatgottesdienste schuf. (HWV 302a erscheint als Concerto No. III Händel hat seine Chandos Anthems, die dem unter Händels Namen). Dennoch blieb bis vor Londoner Publikum unbekannt blieben, in spä- kurzem unbemerkt, dass es Bruce Haynes terer Zeit wiederholt für Entlehnungen heran- bereits für die Zweitauflage seiner Obo en - gezogen und dabei oft sogar ganze Sätze kopie- bibliographie3 (1992) gelungen war, den wahren ren lassen, indem er geplante Änderungen Autor des Werkes zu ermitteln, nämlich Johann direkt in die autographen Originalpartituren Georg Linike (1680–1762), den Bruder von Jo - eintrug. HWV 302a aber könnte mit Blick auf hann Sebastian Bachs Köthener Cellisten Jo - seine reduzierte Streicherbesetzung ohne Viola hann Bernhard Linike (1673–1751) und von Hän - für die limitierte Hofkapelle des Grafen ent- dels Bratscher und Hauptkopisten der frühen standen sein, entweder für Kam mer mu sik ver - Londoner Periode, D(ietrich?). Linike (?–1725/ an staltungen oder als Tafelmusik, ein Auf ga - 26). Der Geiger Johann Georg Linike war bis ben bereich, der in Cannons dokumentarisch zu 1713 Mitglied und schließlich Vize ka pell - belegen ist.5 Unter solchen Umständen lässt meister der königlichen Hofkapelle in Berlin, sich auch die einzige Oboenpartie begreifen: 1714–1722 Konzertmeister am Hof von Sach - letztlich nur eine klangliche Bereicherung der sen-Weißenfels, 1725–1728 Konzertmeister der hohen Streicher und so gut wie ganz ohne soli- Hamburger Oper am Gänsemarkt und seitdem stisches Profil. Von einem Oboenkonzert im Kapelldirektor des herzoglichen Hofes von eigentlichen Sinn kann also keine Rede sein, die Mecklenburg-Strelitz in Ludwigslust.4 Von Klassifikation als solches entspricht eher biblio- 1721 bis spätestens 1725 hielt er sich in London thekarischen Interessen als musikalischen Ge - auf und wirkte dort, offenbar auf Vermittlung sichtspunkten. Allerdings zählt das Con certo seines Bruders hin, im Orchester der Royal zu den wenigen Orchesterkompositionen Hän - Academy of Music unter Händel mit. Auf die- dels, die ohne weiteres mit geringen Mit teln – sem Weg dürfte sein Oboenkonzert nach Lon - im vorliegenden Fall einer nur zweifachen don gelangt sein, wenngleich der Stil des an spre - Besetzung pro Violinstimme – darzustellen chen den, galanten Werkes eher um 1730 oder sind, und ist daher vor allem zur Pro gramm - später anzusetzen ist. Es wird unter seinem Na - gestaltung kleinerer Ensembles zu empfehlen. men durch je eine zeitgenössische Abschrift in den Universitätsbibliotheken von Uppsala (In str. Die wesentliche Substanz des ersten Satzes Mus. i hs. 53:7) und Lund (Sammlung En gel - Vivace hat Händel zwischen etwa 1731 und hart 246) überliefert, womit sich die Zu schrei - 1739 als Largo (!) in F-Dur für 2 solistische bung an Händel ein für alle Mal erledigt hat. Hörner, 2 Oboen, Streicher und Continuo neu gefasst, und zwar wohl direkt nach der Anthem-, nicht nach der Konzertvorlage.6 Die Oboenkonzert Nr. 2 B-Dur HWV 302a Benennung als Suite de Pieces im Autograph, der einzigen Quelle, lässt darauf schließen, dass Könnte man dieser Komposition angesichts der es sich hier um den Eingangssatz einer geplan- widerlegten Authentizität von HWV 301 eben- ten Orchestersuite handelte, welche angesichts falls Misstrauen entgegen bringen, so lassen ihrer unbegleiteten Hornpartien vielleicht als indes die Vorlagen aller vier Sätze an Händels Freiluftmusik bestimmt war, jedoch Fragment Urheberschaft keinen Zweifel. Sie entstammen geblieben ist.

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00Oboenkonzert Nr. 3 g-Moll HWV 287 Anlehnung an die Orgelkonzerte op. 4 von Händel geschrieben hat“, die erst 1738 bei Angesichts der unterschiedlichen, ja wider- Walsh junior heraus kamen, so dass „das Obo - sprüchlichen Forschungsergebnisse der letzten en konzert nicht vor 1740 entstanden sein“ Jahrzehnte erscheinen jene Echtheitsfragen, könne. Die Jahreszahl 1703 hielt Marx für eine welche die vorliegende Komposition aufwirft, Fälschung. weitaus komplizierter. Zwar könnte man es sich einfach machen und darauf verweisen, dass Schon 1994 machte Gerhard Poppe auf besagte inzwischen zwei voneinander unabhängige Konkordanz aufmerksam, eine Stim men ab - hand schriftliche Quellen unter Händels Namen schrift mit dem Titel Concerto. à. 5. 1 Flut[e] bekannt geworden sind, die das Risiko einer Travers. è [= o] Hautb[ois]. 2 Violino 1 Alto Fehlzuweisung reduzieren, so die Position der Viola Col Basso Continuo: Ex Gb: Di Sigr. Hallischen Händel-Ausgabe. Dem stehen je - Hendel, die in der Universitätsbibliothek doch gravierende Bedenken gegenüber, die Rostock (Mus. Saec. XVIII. 3311) aufbewahrt 1990 von dem Händel-Forscher Hans Joachim wird. Der Schreiber Caspar Heinrich Hetsch, Marx vorgetragen wurden und durch eine Neu - Oboist und Kopist im Umfeld des Lud wigs - ausgabe nicht ohne weiteres auszuräumen sind. luster Hofes, ist in dem erhaltenen Hand schrif - Dem Vernehmen nach hat die Diskussion über tenbestand mit Kopien vertreten, deren Daten die Authentizität von HWV 287 seit deren Ver - von 1717 bis 1723 reichen. Dadurch ist zwar öffentlichung speziell unter Oboisten weite der vermutete Zusammenhang mit Händels Kreise gezogen und mehr für Verunsicherung Orgelkonzerten hinfällig, die Autorschaft des als Aufklärung gesorgt, zumal die Komposition nunmehr für Querflöte oder Oboe bestimmten inzwischen primär als Flötenkonzert gilt. Um Konzertes jedoch keineswegs „als endgültig ge - die einzelnen Argumente besser nachvollziehen klärt anzusehen“, wie Poppe darlegt und auch zu können, sei hier noch einmal der For - die von Terence Best neu herausgegebene Edi - schungs stand zusammen gefasst. tion als Ergänzung zur Gesamtausgabe glauben macht.8 Denn die Rostocker Bibliothek besitzt Das Werk erschien erstmals um 1863/64 im noch ein weiteres Werk unter Händels Namen, Hamburger Verlag von Julius Schuberth (1804– das nunmehr ohne jeden Zweifel nicht von die- 1875) als Partiturdruck sowie in Bearbeitung sem stammt.9 Grundsätzlich stellen mehrfache für Klavier zu 4 Händen mit den ausdrückli- Fehlzuschreibungen ein und desselben Stückes chen Angaben „im Jahre 1703 in Hamburg keine Seltenheit dar. Man muss also schon den componirt“ und „Diese Partitur ist genau nach Kontext des Händel’schen In stru men tal schaf - dem Manuscripte gestochen“. Die Edition dien- fens kennen, um beurteilen zu können, ob sich te wiederum Friedrich Chrysander als Vorlage das Concerto dort einfügt oder nicht. Hier eine für die alte Händel-Gesamtausgabe (1865); die Diskussion in neun Schritten: handschriftliche Quelle selbst aber – mögli- cherweise aus dem Nachlass von Schu berths 1. HWV 287 entstand als Oboen-, nicht als Vater Gottlob (1778–1846), einem Ham bur ger Flötenkonzert; denn der Tonumfang der So lo - Oboenvirtuosen – ist verschollen. partie d1–c3 (ohne cis1) berücksichtigt die Ge - gebenheiten der Barockoboe, Händels „Lieb - Während Frederick Hudson (1913–1994), dem lingsinstrument“ der frühen Jahre. Die Alter - Herausgeber des Konzertes in der Hallischen nativbesetzung im Titel der Rostocker Quelle Händel-Ausgabe (1971), noch „jeder Zug in schließt im Unterschied zum verschollenen dieser Komposition typisch händelisch“ er - Hamburger Manuskript von 1703 auch das schien,7 äußerte Marx die Vermutung, sie stam- neue Modeinstrument ein, das allerdings da - me von einem unbekannten Autor, welcher mals bis mindestens d3 geführt worden wäre „das Konzert (möglicherweise in England) in und dies wohl kaum in der ungünstigen Tonart

TIBIA 2/2010 113 Siegbert Rampe

g-Moll, also offenbar von einem Kopisten lierender Ritornelle, die also wie in den raschen ergänzt worden ist. Laut Johann Joachim Sätzen auf der Tonika beginnen und auf einer Quantz (1697–1773) hatte man um 1720 „noch Nebenstufe enden – eine für Händel noch in nicht viel Stücke, die eigentlich für die Flöte den 1730er Jahren übliche Technik. gesetzt waren. Man behalf sich größtentheils mit Hoboen- und Violinenstücken, welche sich 5. Das Soloinstrument wird, wie bei Albinoni ein jeder selbst, so gut er konnte, brauchbar die Violine, durchgehend vom gesamten Ri - machte“10 – im Falle von HWV 287 ohne An - pieno begleitet und vielfach in dessen Satz ein- passung der Solostimme. gebettet; eine Begleitung nur mit Continuo, wie sie später üblich wurde, fehlt und bestätigt 2. Der harmonische Verlauf aller Sätze lässt den erneut die frühe Jahreszahl 1703. Einfluss der typischen Quintfallsequenzen Antonio Vivaldis (1678–1741) vermissen, was 6. Für die Konstruktion des Ritornells zum tatsächlich auf eine frühe Entstehung hindeutet, zweiten Satz im dreifachen Kontrapunkt lassen bevor das Opus 3 des Venezianers, L’Estro sich nur wenige Parallelen bei Telemann, armonico, 1711 heraus kam und in Deutschland Graupner und Bach aufzeigen. Bei Händel be - schon um 1714 weite Verbreitung fand.11 Für gegnet man dieser Technik freilich stets dann, ein frühes Kompositionsdatum spricht auch die wenn ein Orchestersatz auf der Struktur einer viersätzige Anlage analog den ältesten Kon zer - Trio sonate beruht. ten Georg Philipp Telemanns (1681–1767). 7. Dieser Sachverhalt verweist auf einen 3. Der Verfasser des Oboenkonzertes muss sei- Komponisten, welcher als erfahrener Kon tra - nen harmonischen Verbindungen nach ein punk tiker zugleich Organist gewesen sein deutscher, seinen äußerst souveränen Mo du la - muss. Die bereits Genannten kommen mit tionen zufolge ein herausragender Komponist Blick auf die harmonische und formale Ge - gewesen sein, der Zeitgenossen wie Reinhard staltung nicht in Frage, weshalb allein Händel Keiser (1674–1739), Christoph Graupner verbleibt, dem auch angesichts der Überein- (1683–1760), Johann David Heinichen (1683– stimmung mit Ritornellformen seiner Ham bur - 1729), Johann Friedrich Fasch (1688–1758), ger Clavierwerke eindeutig der Vorzug ge - Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) und bührt. auch Telemann übertraf. Formpläne unter Ak - zen tuierung der II. und VII. Harmoniestufen 8. Auf Händel deutet neben vielen stilistischen sind damals nur bei Händel und Bach anzutref- Einzelheiten auch eine formelhafte Ka denz - fen. Letzterer scheidet aus stilistischen Grün - wendung hin, die das Ritornell des Grave be - den aus, während Händels Capricio F-Dur schließt (T. 5f., 14f., 20, 22f. und 27) und im HWV 481 und Sonata G-Dur HWV 579 für zweiten (T. 7f., 11f., 23f. und 47f.) und letzten Clavier (1703–1706) deutliche Parallelen offen- Satz wiederkehrt (T. 9ff., 20ff., 42ff. und 68ff.), baren. zugleich also belegt, dass diese Sätze aus der Feder ein und desselben Komponisten stam- 4. Vorbild für Ritornellform und Satztechnik men. Hans Joachim Marx verdanke ich den war Tomaso Albinonis (1671–1751) Opus 2, Hinweis, dass besagte Formel in Händels genannt Sinfonie e Concerti, welches im Jahr Bühnenerstling von 1704, Almira, Königin von 1700 in Venedig erschien und sechs Konzerte Kastilien HWV 1, häufig auftritt, also geradezu für Violine und fünfstimmiges Orchester ent- ein Echtheiskriterium erfüllt.12 hält: die ältesten datierbaren In stru men tal - werke in Ritornellform. Mit Albinoni teilt der 9. Letztendlich aber findet das Thema des Komponist von HWV 287 Grundzüge harmo- Ritornells aus dem Finale Entsprechungen in nischer Verlaufspläne sowie das Prinzip modu- authentischen Werken des Komponisten, und

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zwar nicht nur im zweiten Satz des Or gel - mit Opus 4 (1738) inspirierte. Höchst wahr - konzertes g-Moll op. 4,3 HWV 293 (1735), son- schein lich handelt es sich um das früheste deut- dern auch im Allegro des ohne Titel überliefer- sche Oboenkonzert der Musikgeschichte über- ten Clavierwerkes Preludio & Allegro a-Moll haupt, entstanden wohl kurze Zeit nach der HWV 576 wohl aus der Hamburger Zeit und Ankunft 1703 in Hamburg und geprägt von der im Finale der Triosonate g-Moll op. 2,5 HWV Beschäftigung mit den Vorbildern Albinonis. 390a vermutlich aus Cannons (ca. 1718): Für den Oboisten mag dies Grund genug sein, statt der häufig strapazierten Konzerte von Al - Allegro HWV 576/2, T. 1–8 bi noni und Alessandro Mar cello (1684–1750) fort an wieder Händel zu spielen, nämliche sein ein- ziges Oboenkonzert, das Allegro HWV 287/4, T. 1–11 diesen Namen verdient.

–––––––––––––– ANMERKUNGEN 1 Für Einzelnachweise und Se - kundärliteratur vgl. S. Rampe Allegro HWV 390/4, T. 1–8 (Hrsg.), Händels In stru men - talmusik (Das Händel-Hand - buch 5), Laaber 2009. 2 G. F. Händel, Acht Concerti (Hallische Händel-Aus gabe, Serie IV, Bd. 12), hrsg. von F. Allegro HWV 293/2, T. 1–12 Hudson, Kassel etc. und Leipzig 1971. Händel-Hand - buch 3. Thematisch-systemati- sches Verzeichnis: In stru men - talmusik, Pasticci und Frag - mente (Hallische Händel-Aus - gabe, Supp le ment), hrsg. von B. Baselt, Kassel etc. und Leipzig 1986, S. 41. Eine Die vier Varianten – drei der Ritornelle (HWV Kurzfassung des Werk ver zeich nisses mit Berichtigungen nach aktuellem For schungs stand in: S. Rampe (Hrsg.), 576/2 und 390/4) sind übrigens wie HWV Händel und seine Zeit (Große Kom po nisten und ihre 287/4 modulierend – stehen dadurch zueinan- Zeit), Laaber 2009, S. 346–366. der in Beziehung, dass die Ensemblewerke 3 B. Haynes, Music for Oboe: A Bibliography, Berkeley durch Umgestaltung aus der Cla vier kom po si - (Kalifornien) 21992, S. 213. 4 tion HWV 576/2 hervorgegangen sind. Zwar Zur Biographie Linikes vgl. H. J. Marx, Händel und seine Zeitgenossen. Eine enzyklopädische Biographie, 2 kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein an - Bde. (Das Händel-Handbuch 1/1–2), Laaber 2008, Bd. 2, derer Komponist das Clavierstück entlehnte, S. 659–660. aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es 5 Händel-Handbuch 4. Dokumente zu Leben und Händel selbst war, zumal in T. 5 von HWV Schaffen (Hallische Händel-Ausgabe, Supplement), Kassel etc. und Leipzig 1985, S. 111. 293/2 der Sprung in die Unteroktave aus HWV 6 287/4 wiederkehrt. Händel-Handbuch 3, S. 43f. 7 F. Hudson, „Ein seltener Händel-Druck? Das Con - certo g-Moll für Oboe, zwei Violinen, Viola und Folglich ist HWV 287 nicht nur das älteste Continuo“ in: Händel-Jahrbuch 13/14 (1967/68), S. 125– Kon zert Händels, sondern ein Beleg dafür, dass 137 (S. 133). der Komponist seinem Concerto-Modell zeit- 8 G. Poppe, „Eine bisher unbekannte Quelle zum Obo - lebens treu blieb, was Marx zu dem Vergleich en konzert g-Moll HWV 287“, in: Händel-Jahrbuch 39

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(1993), S. 225–235 (S. 233). G. F. Händel, Konzert in g- Aufnahme der Musik I, Berlin 1755, S. 197–250, zitiert Moll für Flöte (Oboe) und Orchester HWV 287. Urtext nach: W. Kahl, Selbstbiographien deutscher Musiker des nach einer neu entdeckten Quelle, hrsg. von T. Best, XVIII. Jahrhunderts, Köln etc. 1948, S. 104–181 (S. Kassel etc. 2002, Vorwort. 116f.). 9 S. Rampe, „Die Solokonzerte für Oboe sowie Violine“, 11 ebd., S. 112. in: ders. (Hrsg.), Händels Instrumentalmusik, a. a. O., S. 12 Freundliche Mitteilung von Prof. Dr. H. J. Marx, 382–391 (S. 383 f.). Ham burg 2008, der sich inzwischen meiner Argu men - 10 J. J. Quantz, „Lebenslauf, von ihm selbst entworfen“, tation angeschlossen hat. o in: F. W. Marpurg, Historisch-kritische Beyträge zur

Summaries for our English Readers

David Lasocki TWV (Telemann opus catalogue) by Martin The Recorder in Print: 2006 Ruhnke. This copy is an edition in parts from 18th century, which today is kept at the This is the eighteenth of a series of reviews of Nederlands Muziek Instituut The Hague. In significant new research on the recorder. By “re- this article, the author compares in detail the search” Lasocki means anything written about two copies in an attempt to get to grips with the the recorder that advances our knowledge of the original manuscript which did not survive. instrument, its depiction in works of art, makers, Translation: Angela Meyke making, players, playing technique, perfor- mance practice and repertory, in the past or pre- sent. He has surveyed as many period icals and Siegbert Rampe books in English, Dutch, French, Spanish, Ger- About the Authenticity of Händels Oboe Con - man and Italian published during 2006 as he certos could readily obtain (in addition, a few earlier items have reached him). This article examines the three oboe concertos, HWV 287, 301 and 302a, attributed to Handel and proves that the last work is authentic, in which the oboe is employed almost exclusively Klaus Hofmann Tracing the original manuscript: An inaccurate colla parte, so that the work cannot be classified passage in Telemann’s A minor quartet for as an oboe concerto in the accepted sense. On recorder, oboe, violin and bass line the other hand, according to more recent research, HWV 301 has now been proven as the There are differing editions of Georg Philipp work of another German composer, Johann Telemann’s quartet in A minor (TWV 43:a3/ Georg Linike (ca.1680 – 1762), who played in Telemann opus catalogue). Telemann’s original Handel’s London orchestra for a time. The only autograph no longer exists. The editions are original composition is HWV 287, the authen- based on the contemporary copy of the score ticity of which is proven in this article, but belonging to the Universitäts- and Lan des bi - although doubted for a considerable time, it can blio thek in Darmstadt, which was long regard- be assumed that the work was written in 1703 ed as the only available source. It was only in in Hamburg and can thus be considered the 1992 that a further copy which had been passed earliest oboe concerto in the German speaking down became known, from volume 2 of the area. Translation: Angela Meyke

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Natalie Gal Flauto dolce con echo

Am 30. und 31.01.2010 fand das 2. Block flö ten - Die ausgebildete Encouraging-Trainerin Eva fest am Musikum Salzburg statt. Flauto dolce Mayr wurde zur Weiterbildung ans Musikum con echo ist eine von den Block flö ten lehr kräf - eingeladen, die Blockflötenlehrkräfte trafen ten des Musikum Salzburg entwickelte Prä sen - sich zu Diskussionsrunden und entwickelten ta tionsform, die, wie bereits beim 1. Block flö - im Laufe mehrerer Monate die Prä sen ta tions - tenfest 2008, auch dieses Mal das „Herzstück“ form Flauto dolce con echo, die in ein abwechs- der zweitägigen Veranstaltung bildete. lungsreiches Rahmenprogramm eingebettet wurde. Die Initialzündung für Flauto dolce con echo fand 2007 statt, als das Thema „Motivation“ in Rund 100 Schüler aller Altersstufen nahmen der Fachgruppe aufkam und Überlegungen heuer an dieser wettbewerbsalternativen Prä - angestellt wurden, was man Nachhaltiges für sen tationsform teil. „Die große Bandbreite das Image und die Wertschätzung der Block - macht den besonderen Reiz dieses Festes aus“ flöte tun könne. Wie lässt sich erreichen, frag- meint Mag. Peter Martin Lackner, Fach grup - ten sich die Blockflötenlehrkräfte des Mu si - pen leiter für Blockflöte am Musikum Salzburg. kums, dass nicht nur die sog. Elite an Wett be - Sehr gute Schüler, für die der Auftritt eine Ge - wer ben teilnimmt, sondern auch alle anderen ne ralprobe für den Wettbewerb „Prima la musi- die Möglichkeit erhalten, ihr Können unter ca“ darstellen kann, aber auch weniger erfahre- Beweis zu stellen und sich einer breiteren ne Schüler haben die Möglichkeit zur Prä sen - Öffentlichkeit in entspannter Atmosphäre zu tation. Allen, die den Mut haben und sich der präsentieren? Wie kann man es schaffen, dass Situation stellen möchten, wird hier ein öffent- ein größerer Anteil der rund 750 Block flö ten - licher Rahmen geschaffen. schüler des Musikums über den An fän ger un - ter richt hinaus dabei- Anders als bei herkömm- bleibt? lichen Wettbewerben gibt es bei Flauto dolce Auf der Suche nach con echo keine Auflagen, neuen Impulsen stieß ein im Mittelpunkt steht die ganzheitlicher Ansatz Prä sentation. So listisch, aus dem Bereich der In - als Duo, Trio, Quartett, di vi du alpsychologie auf in gemischten Ensembles höchs tes Interesse, das bis hin zum Block flö - sog. „Encouraging-Train- tenchor wurden Beiträge ing“, das auf Theo Schoe - naker und Alfred Adler zurückgeht. Der Begriff „Encouraging“ steht für Ermutigung und diese sei Susanne Koch (Klasse Claudia das einzige Mittel, das Berger) spielte zusammen mit das natürliche Wachs - Susanne Kammerhofer (Vi o line) tums potential des Men - und Katharina Kam merhofer (Violoncello) Stücke von George schen zur Ent fal tung Bing ham, Eras mus Wid mann, brin gen könne, heißt es Valentin Hauss mann und Brian dort unter anderem. Bonsor. © by Musikum/Lackner

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Der Blockflötenchor der Klasse Roswitha Klaus - hofer spielte Stücke von Béla Bartók, Thoinot Ar - beau, Claude Gervaise, Bryan Lester und Agnes Dorwarth. (v.r.n.l.: Verena Frank, Cornelia Hofer, Hannah Seer, Elisabeth Sauper, Leonie Mayer, Lea Bern steiner und Christina Enn) © by Musikum/Lackner

verschiedener Stilepochen, vom mittelalterli- sowohl für die Kandidaten als auch für das chen Trotto bis zur zeitgenössischen Popsuite, Publikum aufschluss- und lehrreich ist. Ilse auf diversen Flöten vom So pra nino bis zum Strauß von der Musikschule Innsbruck und Groß bass, aber auch auf „Exo ten“, wie dem Michael Seywald, künstlerisch-pädagogischer Gems horn, vorgestellt. Lan desdirektor des Musikums bildeten die Jury, Mag. Peter Martin Lackner hatte die Mo - Im Konzept ist für jeden Schüler bzw. jedes de ration inne. Ensemble eine Auftrittszeit von 10 Minuten vor gesehen, die einerseits die Präsentation und Im Rahmenprogramm standen eine Block flö - andererseits ein direkt im Anschluss daran ten klinik für mitgebrachte Instrumente sowie stattfindendes Echo in Form eines differenzier- eine Blockflötenausstellung, eine No ten aus stel - ten Feedbacks der Fachjury umfasst. Dieses lung und eine Tombola. Eine besondere Attrak - besteht aus Lob, positiv formulierter Kritik, tion stellte die „Blockflötenschatzsuche“ dar, Anregungen und konkreten Übehilfen, was an der 87 Kinder teilnahmen. Mittels Schatz - karte galt es, einzelne Stationen im Haus ausfin- dig zu machen, an denen Aufgaben gelöst wer- den mussten, die einen schließlich zum Ziel C69?6H8=J7:GI  :A:8IG>876C9 führten: zum phantasievoll mit Spinnweben de - ko rierten Schatzzimmer samt Schatztruhe. Back On The Block Der Fest- und Erlebnischarakter stand beim 2. Blockflötenfest im Mittelpunkt und machte den Das neue Album Erfolg dieser Veranstaltung aus. Das nächste der Kölner Blockflötistin Nadja Schubert: Blockflötenfest ist für 2012 geplant. Evtl. soll Ab 16. April 2010 Flauto dolce con echo noch durch eine Schüler- als CD & Download erhältlich! Jury ergänzt werden. www.nadjaschubert.de www.mrd-music.de www.brokensilence.biz Die Autorin, Natalie Gal, ist Pro jekt ko or di na torin beim Musikum Salzburg. o

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Guido Klemisch Nachruf auf Malcolm George Davies

Am 9. Februar 2010 starb Prof. Bis zu seinem Tod war er Direktor Dr. Malcolm George Davies, ge - der Ab tei lung Musik- und Kunst - bür tiger Brite und seit Mitte der erziehung an der In ter nationalen 1970er Jahre in Den Haag (Nie der - Schule in Den Haag und leitete lande) lebend, im Alter von 57 viele Jahre die Musikschule St. Jahren nach kurzer, schwerer Cecilia, Cecilia übrigens Schutz - Krank heit an seinem Wohnort. pa tronin der Musiker und der Kir chen musik. Außerdem war er Sein Vater – Musiklehrer und Or - Lei ter des Cecilia International ga nist – brachte Malcolm noch Choir, den er 1975 gründete, Kir - während seiner Schulzeit mit der chen mu sik direktor der Angli ka ni - Blockflöte in Berührung. Er war auch die trei- schen Kir che in Den Haag, Leiter des Uni ver si - bende Kraft, dass Malcolm sich dem Mu sik - täts chores Leiden und Grün der sowie Leiter studium zuwandte, auch wenn er selbst lieber des In ter na ti onalen Jugendchores Den Haag. Literatur studiert hätte. Als Mu sik wis senschaftler und Diri gent ist er weit über die Grenzen der Nie der lande be - Mit 18 Jahren, noch während seiner Schulzeit, kannt geworden. Nicht zuletzt sollen seine erwarb er am Trinity College of Music in Lon - Kom positionen für Chor und Orchester er - don sein Blockflötenexamen, studierte danach wähnt werden; für Blockflötisten von besonde- an der Universität Southampton und schloss rem Interesse sind die Recorder Routines 1974 mit dem Bachelor of Arts ab. Im An - (Übungsstücke) und ein Block flö ten trio, wel- schluss daran setzte er am Koninklijk Con ser - ches allerdings nicht publiziert ist. va torium in Den Haag als Stipendiat sein Block flötenstudium fort, wobei der „niederlän- Aufgrund seiner außerordentlich vielseitigen dische“ Blockflötenstil ihm eigentlich nicht Tätigkeit trat die Blockflöte in den Hin ter - zusagte. Wie er meinte, war es reine Neugier, grund. Er war jedoch nicht nur ein hervorra- die ihn zur „niederländischen Schule“ brachte. gender Musiker und Dirigent, sondern auch ein Da Brüggen jedoch eine Gastprofessur in den sehr guter Blockflötist. Unser letztes gemeinsa- Vereinigten Staaten annahm, erhielt er Un ter - mes wunderschönes Konzert im Dezember richt bei Jeannette van Wingerden, der langjäh- 2008 mit englischen Weihnachtsliedern des 13. rigen Kollegin von Brüggen und Professorin und 14. Jahrhunderts in der alten Dorfkirche am Konservatorium. Später verlegte Malcolm Pan kow (Berlin) wird mir unvergessen bleiben: sich auf das Fach Chorleitung, das damals von Die Sopranistin Rachel Farr sang auf ihre dem hervorragenden Chordirigenten Frans unnachahmliche Art, er spielte eine der Partien Moonen geleitet wurde und schloss mit dem auf sehr professionelle, mitreißende Weise, ob - Master ab. schon er die Renaissanceblockflöten (mit offe- ner None !!) erst einige Tage zuvor in die Hand 2003 promovierte er an der Universität Utrecht bekommen hatte. über Musik und Musiker in der niederländi- schen Freimaurerei, 1730–1806. Auch wegen Ich habe mich manches Mal gefragt, welche die ser grundlegenden Studie erhielt er 2008 eine Eigenschaften seine Persönlichkeit insbesonde- Professur an der Fakultät für Re li gions wis sen - re ausmachten: Intelligenz, Musikalität, char- schaften der Universität Leiden (Niederlande). manter Umgangston, brillianter Schreibstil,

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intellektuelle Vielseitigkeit? Sicher dies alles, sehr beliebt bei seinen Schülern, Studenten, aber vielleicht ist die für Malcolm typischste Kol legen, den Chormitgliedern, Freunden und Eigenschaft seine wirklich große Be schei den - nicht zuletzt seiner Familie, die ihn bis zu sei- heit: Ruhig, befähigt und überaus kenntnisreich nem Tod liebevoll umsorgt hat. Wir und viele ging er seinen zahlreichen Tätigkeiten nach, andere werden ihn schmerzlich vermissen. o

Sinn für das Schöne: TeilnehmerInnen gesucht Eine Untersuchung der Universität Zürich befasst sich mit Persönlichkeitsmerkmalen und mit dem „Sinn für das Schöne“ von Berufs-, Hobby- und NichtmusikerInnen. LeserInnen von TIBIA, die den Online-Fragebogen „Sinn für das Schöne“ ausfüllen, bekommen eine individuelle, wissenschaftlich fundierte Rückmeldung zu ihrem Stärkenprofil und nehmen an einer Preisverlosung teil.

www.sinn-für-das-schöne.ch

Stockstädter Musiktage 2010 Alte Musik in der Altrheinhalle – vom 14. bis 16. Mai 2010

Freitag, 14. Mai 2010 11.00-13.00 Uhr: Blockflötenkurs mit Dorothee aus Un garn, Rumänien und Bulgarien Ober linger 16.00 Uhr: Ensemble Caprice: „Vivaldi und die ba - 16.00 Uhr: Franz Vitzthum, Andrea Bauer, Katrin rocken Zigeuner“ Krauß und Flautando Köln: „Ye Sacred Muses“, 19.30 Uhr: Ars Musica Zürich: „Eine musikalische Mu sik aus dem Hause Tudor Reise von Darmstadt nach London“, Musik von 19.30 Uhr: Ensemble 1700: „Les Saisons Amu san - Grau p ner, Händel, Corelli, Geminiani u.a. tes“, Musik aus Versailles von Hotteterre, Chéde - Sonntag, 16. Mai 2010 ville, Marais, Naudot, Montéclair 11.00 Uhr: Sabine Federspieler, Maja Mijatovic: Samstag, 15. Mai 2010 „Flö tenmusik aus verschiedenen Epochen“ 11.00 Uhr: David Bellugi, Ivano Battiston: J. S. 15.00 Uhr: Ensemble RED PRIEST: „Werke von Bach, A. Vivaldi, B. Bartok, Klezmermusik, Tänze J. S. Bach“ in Arrangements von Red Priest

Von Freitag bis Sonntag ist tagsüber eine große Verkaufsausstellung mit Instrumenten (Blockflöten, Traversflöten, Oboen, Re nais sance blasinstrumenten, Cembali) und Musikalien (Noten, Musikbücher, Tonträger und Zubehör) aus aller Welt für alle In ter es sierten geöffnet. Eintrittspreis pro Konzert: €12,00 · Kursteilnahme: €12,00 Information und Kartenbestellung: Eva und Wilhelm Becker · Berliner Straße 65 · D-64598 Stockstadt am Rhein Tel. +49 (0)61 58 / 8 48 18 (von 11-17 Uhr) · Fax +49 (0)61 58 / 8 48 18 · www.stockstaedter-musiktage.de

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Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Flötistische Flegeljahre Jean Paul führt zwei Brüder durch Flötentöne Lektüre in einem berühmten Brief voll Be - zusammen geisterung antwortete: Und wenn Sie am Ende der Erde wären, und müßt’ ich hundert Stürme Der Autor liebte das Außerordentliche: seinen aushalten, um zu Ihnen zu kommen, so flieg’ ersten Roman begann er mit einer Idee, die ich in Ihre Arme! – Wo wohnen Sie? Wie heißen mitt lerweile im österreichischen Amstetten und Sie? Wo sind Sie? – Ihr Werk ist ein Juwel! neuerdings auch in den USA Realität geworden ist, allerdings auf grausige und ganz andere Die eigentliche Handlung dieses Juwels beginnt Weise, als der Schriftsteller sich das 1791–1792 mit der Auferstehung des kindlichen Helden aus gedacht hatte. Gustav aus seiner unterirdischen Bil dungs an - stalt: Ein Kind wird von seinem zweiten bis zu sei- nem zehnten Lebensjahr in einer Art Mönchs - Eine Flöte hob oben ein inniges liebendes Rufen zelle ausschließlich unter der Erde erzogen, von an, und der Genius sagte, selber überwältigt: einem Lehrer aus der Herrnhutischen Brü der - »Es ruft uns heraus aus der Erde, hinauf gen gemeinde,1 der nur der Genius genannt wird. Himmel; geh mit mir, mein Gustav.« Der Nach dieser von allen äußeren Störungen unab- Kleine bebte vor Freude und Angst. Die Flöte gelenkten Bildungszeit soll der Junge an seinem tönet fort – sie gehen den Nachtgang der Him - zehnten Geburtstag, am ersten Juni, sterben melsleiter hinauf – zwei ängstliche Herzen zer- und zugleich auferstehen, das heißt an die Erd - brechen mit ihren Schlägen beinahe die Brust – oberfläche, in die uns vertraute Welt zu rück - der Genius stößet die Pforte auf, hinter der die kehren – mit Flötenbegleitung! Welt steht – und hebt sein Kind in die Erde und unter den Himmel hinaus … Nun schlagen die Jean Pauls erster von der literarischen Öffent- hohen Wogen des lebendigen Meers über lichkeit wahrgenommender Roman, Die un - Gustav zusammen – mit stockendem Atem, mit sicht bare Loge, erschien 1793,2 nachdem sein erdrücktem Auge, mit überschütteter Seele steht 1763 in Wunsiedel geborener Autor jahrelang er vor dem unübersehlichen An ge sicht der als Hauslehrer gearbeitet und nebenher satiri- Natur und hält sich zitternd fester an seinen sche Schriften verfasst hatte, die in der großen Genius …4 Jean-Paul-Ausgabe des Hanser-Verlags immer- hin an die 2000 Seiten füllen, von denen aber zu Jean Pauls zweiter Roman, Hesperus oder 45 den Lebzeiten des Autors kaum etwas veröf- Hundsposttage. Eine Lebensbeschreibung5, fentlicht wurde.3 1795 erschienen, begründete dann endgültig seinen Ruhm. Aus der fränkischen Provinz zog Das Schicksal des unbekannten Schriftstellers er nun nach Weimar, nach Hildburghausen und wendete sich am 7. Juni 1792 – an diesem Tag Berlin, um schließlich über Coburg (1803) doch sandte er das Manuskript des Romans Die wieder 1804 im fränkischen Bayreuth zu lan- unsichtbare Loge an den Schriftsteller Karl den, wo er bis zu seinem Tod (1825) vielbesuch- Philipp Moritz in Berlin, der ihm nach der te Berühmtheit und Sonderlingsexistenz zu -

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gleich war und neben Franz Liszt begraben wie das ganze Testament sind: einen Tag lang wurde. Klaviere stimmen, Gärtner und Jäger sein (bis er einen Hasen erlegt, es dauere nun zwei Stun - 1803, in Coburg, entstand der Roman Fle gel - den oder zwei Jahre), Schule halten und jahre, die von Flötentönen durchzogene Ge - schließ lich Pfarrer werden. Die ganze Ge - schichte der zwei über lange Jahre getrennten schichte der Erbschaft soll schließlich ein dazu Zwillingsbrüder Walt und Vult. Sie hat nicht gesattelter Schriftsteller aufschreiben und dabei zuletzt in Robert Schumanns Werk einen nach- für jedes Kapitel eine Nummer aus dem Kunst- haltigen Widerhall hervorgerufen: Eusebius und Naturalienkabinet des Erblassers er - und Florestan, die beiden gegensätzlichen Ton- halten.8 Gestalten in den Papillons, op. 2, gehen unmit- telbar, worauf Schumann selbst mehrfach hin- Damit beginnt die Geschichte der zwei gegen- gewiesen hat, auf die beiden Kontrastbrüder in sätzlichen Zwillingsbrüder, des romantisch- den Flegeljahren zurück. Schumanns Hand - dichterischen Träumers Walt/Gottwalt und des exem plar des Romans weist zahlreiche Lek tü re - zynischen Vult, der von klein auf die Bat zen - spuren (Notizen, Anstreichungen usw.) auf; noch flöte, d. h. eine billige Kinderflöte, spielte und 1853 kommt es, zusammen mit Clara, zu einer als Jugendlicher mit einem betrunkenen Mu si - ausgedehnten erneuten Lektüre Jean Pauls.6 kus, der nur noch sein Instrument, aber nicht mehr sich und die Zunge regieren konnte, in die Die Flegeljahre (1804/1805 erschienen) begin- weite breite Welt hinein ausgerissen ist.9 nen mit einer skurrilen Szene. In der Kleinstadt Haßlau ist ein alleinstehender reicher Hol län - Gerade, als Walt von seinem Erbe erfährt, der gestorben. Sieben noch lebende weitläufige taucht auch ein reisender Flötenvirtuose in Anverwandte von sieben verstorbenen weitläu- Elter lein auf, der mit dem Universalerben nach figen Anverwandten machen sich Hoffnungen Haßlau zieht, wo Walt seine Aufgaben aus dem auf das große Erbe, versammeln sich im Rat - Testament absolvieren muss, während der haus und warten begierig darauf, was er jedem Flötist dort ein Konzert geben will. Weder Walt von ihnen vermacht hat. Ihnen allen vermacht noch seine Eltern erkennen zunächst den verlo- der verstorbene van der Kabel vorläufig nichts, renen Sohn und Bruder, der sich auch nicht zu […] weil ich aus ihrem eigenen Munde weiß, erkennen gibt. Aber unterwegs übernachten die dass sie meine geringe Person viel lieber haben beiden in einem Wirtshaus, in dessen Nach bar - als mein großes Vermögen. schaft ein Friedhof der Herrnhuter Brü der - gemeinde liegt. Hier gesteht Vult, vom Abend Dann vererbt er aber doch sein großes Haus in gerührt, seinem Bruder Walt, wer er eigentlich der Stadt demjenigen von den Herren An ver - ist. wandten, der in einer halben Stunde (von der Verlesung der Klausel an gerechnet) früher als Im Fortgang des Romans beschließen die bei- die übrigen sechs Nebenbuhler eine oder ein den Brüder dann, gemeinsam einen Roman zu paar Tränen über mich, seinen dahingegange- schreiben (Walt ist für das Sentimentale, Vult nen Onkel, vergießen kann. für die Satire zuständig)10; sie erleben ein Konzert mit einer Riesenschlägerei;11 Walt ver- Sein gesamtes sonstiges Vermögen aber soll liebt sich unsterblich in die schöne Wina, in die Gottwalt Peter Harnisch bekommen, Schulzen- sich auch Vult verliebt – und am (offenen) Ende Sohn in [dem Dorf] Elterlein und dazu ein recht steht, nach einem der berühmten Jean Paul - feines, blondes, liebes Bürschchen.7 schen Träume (den Walt träumt) die erneute Trennung der Gegensätze: Vult nahm die Flöte Allein er hat Nüsse vorher aufzubeißen, sprich und ging, sie blasend aus dem Zimmer – die neun Aufgaben zu erfüllen, die ähnlich skurril Treppe hinab – aus dem Hause davon und dem

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Posthause zu. Noch aus der Gasse herauf hörte Richter Geborene an, um seine Verehrung für Jean Walt entzückt die entfliehenden Töne reden, Jacques Rousseau auszudrücken. 4 Jean Paul, Loge (wie Anm. 2), S. 62 denn er merkte nicht, daß mit ihnen sein Bruder 5 12 Jean Paul: Sämtliche Werke I,1 (wie Anm. 2), S. 471- entfliehe. 1236. – Der seltsame Untertitel des Romans rührt daher, dass der Verfasser und Ich-Erzähler Jean Paul, der auf einer Insel in den ostindischen Gewässern lebt, von –––––––––––––– einem durch das Meer schwimmenden Spitzhund die ANMERKUNGEN Kapitel des Romans zugestellt bekommt. 1 Die Herrnhuter Brüdergemeinde ist eine Glau bens be - 6 Robert Schumann und die Dichter. Ein Musiker als wegung innerhalb der evangelischen Kirche, deren Wur - Leser, bearbeitet von Bernhard R. Appel und Inge zeln im böhmischen Protestantismus wie im Pietismus Hermstrüwer, Düsseldorf: Droste 1991, S. 12-14, 125 f., liegen. Im Zusammenwirken mit den aus ihrer Heimat 135-137 u. ö. vertriebenen Böhmischen Brüdern von Nikolaus Lud - 7 Jean Paul: Flegeljahre, Eine Biographie, in: Jean Paul: wig Graf von Zinzendorf begründet, breitete sie sich Sämtliche Werke, Abteilung I, 2 (wie Anm. 2), S. 583-588 rasch von der Lausitz aus in ganz Europa und in Über- 8 Nach diesen Kunst- und Naturaliengaben sind dann see. Ihre Friedhöfe vermeiden jeden Prunk und sind von die Kapitel des Romans benannt, von Bleiglanz über großer Schlichtheit. Edler Granat bis zu Mondmilch vom Pilatusberg. 2 Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Eine Le bens be - 9 Flegeljahre (wie Anm. 7), S. 613 schreibung. In: Jean Paul: Sämtliche Werke. Abteilung I., 10 Für diesen gemeinsamen Roman schlägt Vult den hg. von Norbert Miller, Erster Band, 5. korr. Aufl., Mün - Titel Flegeljahre vor, den sein Bruder aber als auffallend chen: Carl Hanser 1989, S. 469 und so wild ablehnt; sie einigen sich auf: Hoppelpoppel 3 Jean Pauls Jugendwerke erschienen in vier Bänden als oder Das Herz (Flegeljahre, ebd., S. 670) zweite Abteilung der eben genannten Hanser-Ausgabe 11 Zweites Bändchen, Nr. 26, Ein feiner Pektunkulus 1974, herausgegeben von Norbert Miller. – Den Künst - und Turbinite. Das zertierende Konzert (ebd., S. 766 ff.) lernamen Jean Paul nahm der als Johann Paul Friedrich 12 Ebd., S. 1088

»Herr Wirt«, sagte Vult freudig, dem seine Flöte, den Zauberstab, der die innere Welt beherrschende Rolle so wohl tat wie sein sanf- verwandelt, wenn er sie berührt, eine Wün - ter Bruder ohne Stolz, »servier’ Er hier ein rei- schelrute, vor der die innere Tiefe aufgeht.« – ches Souper, und trag’ Er uns ein paar Fla - »Die wahre Mondachse des innern Monds«, schen vom besten aufrichtigsten Krätzer sagte Vult. »Ach sie ist mir noch sonst teuer«, [scherz haft für: Wein] auf, den er auf dem sagte Walt und erzählte nun, wie er durch sie Lager hält.« oder an ihr einen geliebten Bruder verloren – und welchen Schmerz er und die Eltern bisher Walten schlug er einen Spaziergang auf den getragen, da es ein kleinerer sei, einen Ver - benachbarten Herrnhuter Gottesacker [Fried - wandten im Grabe zu haben, als in jeder fro- hof] vor, während man [im Wirtshaus] fege. hen Stunde sich zu fragen: mit welcher dunk- »Ich ziehe droben«, fügt’ er bei, »mein Flauto len, kalten [Stunde] mag jetzt der Flüchtling traverso heraus und blase ein wenig in die [wie ein Schiffbrüchiger] auf seinem Brett im Abendsonne und über die toten Herrnhuter Weltmeer ringen? »Da aber Ihr Herr Bruder hinüber; – lieben Sie das Flauto?« – »O wie ein Mann von musikalischem Gewicht sein sehr gut sind Sie gegen einen fremden soll, so kann er ja ebensogut im Überflusse Menschen!« antwortete Walt mit Augen voll schwimmen als im Weltmeer«, sagte er [Vult] Liebe; denn das Ganze des Flötenspielers ver- selber. kündigte bei allem Mutwillen des Blicks und Mundes heimliche Treue, Liebe und Recht - »Ich meine«, versetzte Walt, »sonst dachten lichkeit. »Wohl lieb’ ich«, fuhr er fort, »die wir so traurig, jetzt nicht mehr; und da war es

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kein Wunder, wenn man jede Flöte für ein strah lenlosen Abendsonne, an einen Kirsch - Stummenglöckchen [Glocke, mit der Taub - baum, aus welchem das Brust- und Hals ge - stumme auf sich aufmerksam machen] hielt, schmeide eines blühenden Jelängerjelieber wie das der in Nacht hinaus verlorne Bruder eigne Blüte hing; und blies statt der schwer- hören ließ, weil er nicht zu uns reden konnte.« sten Flöten-Passagen nur solche einfache Unwillkürlich fuhr Vult nach dessen Hand, Ariosos nebst einigen eingestreueten Echos gab sie ebenso schnell zurück, sagte: »Genug! ab, wovon er glauben durfte, daß sie ins uner- Mich rühren hundert Sachen zu stark – zogne Ohr eines juristischen Kandidaten mit Himmel, die ganze Landschaft hängt ja voll dem größten Glanz und Freuden-Gefolge zie- Duft und Gold.« hen würden.

Aber nun vermochte sein entbranntes Herz Sie tatens auch. Immer langsamer ging Gott - keine halbe Stunde länger den Kuß des brü- walt, mit einem langen Kirschzweige in der derlichen aufzuschieben; so sehr hatte die ver- Hand, zwischen der Morgen- und Abend- trauende unbefangene Bruderseele heute und Gegend auf und nieder. Seliger als nie in sei- gestern in seiner Brust, aus welcher die Winde nem trocknen Leben war er, als er auf die lieb- der Reisen eine Liebes-Kohle nach der andern äugelnde Rosen-Sonne losging und über ein verweht hatten, ein neues Feuer der Bru der - breites goldgrünes Land mit Turmspitzen in flammen angezündet, welche frei und hoch Obstwäldern und in das glatte weiße Mut ter - auf schlugen ohne das kleinste Hindernis. dorf der schlafenden stummen Kolonisten im Stiller gingen jetzt beide im schönen Abend. Gar ten hineinsah, und wenn dann die Als sie den Gottesacker öffneten, schwamm er Zephyre der Melodien die duftige Landschaft flammig im Schmelz und Brand der Abend - wehend aufzublättern und zu bewegen schie- sonne. Hätte Vult zehn Meilen umher nach nen. Kehrt’ er sich um, mit gefärbtem Blick, einem schönen Postamente für eine Gruppe nach dem Osthimmel und sah die Ebene voll zwillings-brüderlicher Erkennung gesucht, grüner auf- und ablaufender Hügel wie Land - ein besseres hätt’ er schwerlich aufgetrieben, häuser und Rotunden stehen und den als der Herrnhuter Totengarten war mit sei- Schwung der Laubholzwälder auf den fernen nen flachen Beeten, worin Gärtner aus [den Bergen und den Himmel in ihre Windungen herrnhutischen Missionen in] Amerika, Asia eingesenkt: so lagen und spielten die Töne und Barby [herrnhutische Gemeinde, gegrün- wieder drüben auf den roten Höhen und det 1747] gesäet waren, die sich alle aufeinan- zuckten in den vergoldeten Vögeln, die wie der mit dem schönen Lebens-Endreim »heim- Aurorens [Aurora = Göttin der Morgenröte] gegangen« reimten. Wie schön war hier der Flocken umherschwammen, und weckten an Knochenbau des Todes in Jugend-Fleisch einer düstern schlafenden Morgenwolke die gekleidet und der letzte blasse Schlaf mit Blü - lebendigen Blicke aufgehender Blitze auf. ten und Blättern zugedeckt! Um jedes stille Vom Gewitter wandt’ er sich wieder gegen das Beet mit seinem Saat-Herzen lebten treue vielfarbige Sonnenland – ein Wehen von Bäume, und die ganze lebendige Natur sah Osten trug die Töne - schwamm mit ihnen an mit ihrem jungen Angesicht herein. die Sonne – auf den blühenden Abendwolken sang das kleine Echo, das liebliche Kind, die Vult, der jetzt noch ernster geworden, freuete Spiele leise nach. – Die Lieder der Lerchen sich, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach vor flogen gaukelnd dazwischen und störten keinem Kenner zu blasen habe, weil seine nichts. – Brust, solcher Erschütterungen ungewohnt, heute nicht genug Atem für sein Spiel behielt. Jetzt brannte und zitterte in zartem Umriß Er stellte sich weg vom Bruder, gegenüber der eine Obstallee durchsichtig und riesenhaft in

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der Abendglut – schwer und schlummernd Nun warf Vult Kopf-schüttelnd die Flöte weg schwamm die Sonne auf ihrem Meer – es zog – ergriff ihn – hielt ihn von sich, da er ihn sie hinunter – ihr goldner Heiligenschein umarmen wollte - sah ihm brennend ins from- glühte fort im leeren Blau – und die Echotöne me Gesicht und sagte: »Gottwalt, kennst du schwebten und starben auf dem Glanz: Da mich nicht mehr? Ich bin ja der Bruder.« – kehrte sich jetzt Vult, mit der Flöte am »Du? O schöner Himmel! – Und du bist mein Munde, nach dem Bruder um und sah es, wie Bruder Vult?« schrie Walt und stürzte an ihn. er hinter ihm stand, von den Scharlachflügeln Sie weinten lange. Es donnerte sanft im der Abendröte und der gerührten Entzückung Morgen [im Osten]. »Höre unsern guten überdeckt und mit schüchternem, stillem Allgütigen!« sagte Walt. Der Bruder antwor- Weinen im blauen Auge. – Die heilige Musik tete nichts. Ohne weitere Worte gingen beide zeigt den Menschen eine Vergangenheit und langsam Hand in Hand aus dem Gottesacker. eine Zukunft, die sie nie erleben. Auch dem Flötenspieler quoll jetzt die Brust voll von (Jean Paul: Flegeljahre. Eine Biographie. ungestümer Liebe. Walt schrieb sie bloß den Erstes Bändchen. No 13. Berliner Marmor mit Tönen zu, rückte aber wild und voll lauterer glänzenden Flecken. »Ver- und Erkennung«. [ehrlicher] Liebe die schöpferische Hand. Vult Zitiert nach: Jean Paul: Sämtliche Werke. Abt. sah ihn scharf an, wie fragend. »Auch an mei- I, Band 2. Hg. von Norbert Miller, Nach wort nen Bruder denk’ ich«, sagte Walt; »und wie von Walter Höllerer, München, Wien: Carl sollt’ ich mich jetzt nicht nach ihm sehnen?« Hanser 1987, S. 657-660) o

STAUFENER STUDIO FÜR ALTE MUSIK 30. Juli – 7. August 2010 Kurse für Sänger/innen und Spieler/innen historischer Blasinstrumente und Gamben Leitung Regine Häußler, Antonie Schlegel, Ingo Voelkner (Holzblasinstrumente) Jens Bauer (Posaune und historische Improvisation) Frederik Borstlap, Ivanka Neeleman (Gamben) Ute Goedecke (Vokalarbeit) Kursprogramm Renaissancemusik in Europa Rahmenprogramm Abendkonzerte der 62. Staufener Musikwoche Ausflüge um die Fauststadt Staufen, zwischen Freiburg und Basel

Informationen /Anmeldung: Studio für Alte Musik, Frau Kille St. Martinallee 19 · 79219 Staufen i.Br. · Telefon: 07633-5660 · [email protected] www.staufen.de

TIBIA 2/2010 125 Bücher

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Herrmann Abert: Johann Sebastian Bach einer neuen Buchreihe Bach nach Bach zu - Bausteine zu einer Biographie (Hg. Michael Heine - sammen und ergänzt sie um autobiographische mann), Reihe: Bach nach Bach – Vol. 1, Köln 2008, Aufzeichnungen Hermann Aberts, die neben Verlag Christoph Dohr, ISBN 978-3-936655-56-8, 187 S., Anmerkungen zu Forschungsrichtungen und 16,0 x 23,5 cm, geb., €29,80 -fragen auch Bemerkungen über Lehrer und Fachkollegen enthalten. Hier wird dem moder- Die Erforschung des Lebens und Wirkens gro- nen Leser ein ziemlich anschauliches Bild über ßer Komponisten ist immer ein Teil des Faches die Musikwissenschaft jener Zeit vermittelt, in Musikwissenschaft gewesen und damit auch einem Stil, der fachliches und persönliches En - den Strömungen der Zeit unterworfen, in der ga gement so verbindet, dass lesbare Texte dabei diese Forschungen betrieben wurden und wer- herauskommen. den. Forschungswege und -ansätze aus frühe- Sowohl der Fachmann als auch der interessierte ren Zeiten, besonders aus dem späten 19. und Bachfreund sollten ein Auge auf diesen und die frühen 20. Jahrhundert, finden heute vermehrt weiterhin geplanten Bände der Reihe haben. Interesse. Das Bild des Thomaskantors war und ist unter- Hermann Abert (1871–1927) gehört trotz sei- schiedlichen Bewertungen unterworfen, die es ner relativ kurzen Lebensspanne zu den heraus- durchaus wert sind, betrachtet zu werden, um ragenden Persönlichkeiten der deutschen Mu - das eigene Empfinden zu stärken. sik wissenschaft in seiner Zeit. In der Haupt - Peter Gnoss sache als Mozart-Biograph bekannt geworden, gehören seine Arbeiten zur Musikanschauung Reinhild Spiekermann: Erwachsene im In - der Antike und des Mittelalters mit einigen Ab - stru mentalunterricht. strichen heute noch zu den Standardwerken Didaktische Impulse für ein Lernen in der Le bens - jener Epochen. spanne, Reihe: üben & musizieren, texte zur instru- Wenig bekannt war bisher, dass er plante, eine mentalpädagogik, inkl. 1 DVD, Mainz 2009, Schott Bach-Biographie zu schreiben, die das monu- Music, ISBN 978-3-7957-0678-4, 192 S., 15,0 x 21,0 cm, mentale Werk von Philipp Spitta ersetzen sollte. brosch., €22,95 Geistesgeschichtlicher Ansatz und Per sön lich - Musikpädagogische Arbeit mit Erwachsenen – keit des Komponisten sollten als gleichberech- angesichts der demographischen Entwicklung tigte Komponenten ein Bild des Kom po nisten mit abnehmendem Bevölkerungswachstum und erstellen, das sich dem geistig-moralischen zunehmender Lebenserwartung ein ganz aktu- Verfall der Werte nach dem ersten Weltkrieg elles Thema, für das sich auch schon der entgegenzustellen hatte. Leider konnten nur Deutsche Musikrat mit seiner Wiesbadener Er - noch die ersten Kapitel entstehen, die eine Fort - klärung (www.musikrat.de) eingesetzt hat, lei- führung des Weges darstellen, den Philipp der mit dem der Akzeptanz nicht sehr förderli- Spitta und Albert Schweitzer in ihren Arbeiten chen Untertitel 50+ – im Alter mit Musik aktiv beschritten haben. (nach heutigem Konsens ist man mit 50+ noch Michael Heinemann trägt die erhaltenen Teile lange nicht alt). Zu hoffen ist jedenfalls, dass die der Abertschen Biographie im ersten Band Initiative trotzdem etwas bringt, z. B. sollten

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Musikschulen mehr Kapazitäten für die Arbeit mit Erwachsenen zu gestanden werden, etwa um Familien ein ge ne rationenübergreifendes Musizieren zu er mög lichen. Mit der Thematik ausgesprochen gründlich und produktiv auseinandergesetzt hat sich ein Projekt der Musikhochschule Detmold, begon- nen im Januar 2007, dessen Ergebnisse hier in Buch und DVD als gelungenes Zu sam men - gehen von Theorie und Praxis vorgestellt wer- den. Texte und Filmsequenzen mit Gesprächen und Unterrichts-Demonstrationen zeigen, wel- ches Potential in den erwachsenen In stru men - tal- und Gesangsschülern steckt und dass die allesamt noch recht jungen Studierenden sich intensiv mit der Problematik des Erwachsenen- Unterrichts beschäftigt haben, so aufgeschlos- sen, flexibel und kompetent wirken sie. Locker gelingt es allen Beteiligten, das sogenannte De - fi zitmodell, demzufolge Lernen grundsätzlich nur in der Jugend möglich ist, zu widerlegen The Early Music Schop, Salts Mill, Victoria Road, Saltaire, West Yorkshire BD18 3LA und durch ein Modell des Lebenslangen Ler - Email: [email protected] www.earlymusicshop.com nens zu ersetzen, wonach der allmähliche Ab - Tel.: +44 (0)1274 288100 Fax: +44 (0)1274 596226 bau der kognitiven und motorischen Fä hig - keiten im Alter zwar auch nicht wegzudiskutie- ren ist, sich aber durch Übung (in unserem Fall Or chestern hat aber auch einen hohen Mo ti va - der für das Musizieren notwendigen Fä hig - tions-Wert. Mit Erwachsenen arbeiten zu wol- keiten) durchaus positiv beeinflussen lässt. len verlangt von den Unterrichtenden, das wird Auf sehr lebendige und ansprechende Weise überzeugend deutlich, sich auf die Perspektive erfährt man, wie sich Ziele und Vor ge hens wei - von musikalischen Laien einzustellen, Erfolg sen von denen, die im Unterricht mit Kindern und Leistung individuell und nicht absolut zu und Jugendlichen üblich und erprobt sind, un - definieren und den Zielen Freude an der Musik, ter scheiden müssen. Erwachsene haben meist individuelle Selbstverwirklichung und die klare Zielvorstellungen, brauchen aber speziell Möglichkeit zu intensiven sozialen Be geg nun - für sie geeignete Lernstrategien, sie wünschen gen unterzuordnen. sich nicht so sehr Führung als vielmehr eine Leider hat das Literaturverzeichnis, in dem die eher partnerschaftliche Zusammenarbeit, die bisherige Forschung zum Thema In stru men tal - ihnen erlaubt, einen ganz eigenen musikali- unterricht mit Erwachsenen ausführlich doku- schen Entwicklungsweg zu gehen. Sehr auf- mentiert ist und worauf im Text häufig Bezug schlussreich ist auch, was die Teilnehmer bewo- genommen wird, keinen Platz mehr im Buch gen hat, sich intensiv mit Musik zu beschäfti- gefunden, es ist nur online über den Verlag gen, sei es an früher Gelerntes anknüpfend oder erhältlich. Abgesehen davon verdient es die von eine gänzlich neue Begegnung mit Stimme oder Reinhild Spiekermann zusammen mit ihrem Instrument wagend. In ihren Äußerungen wird Team geleistete Arbeit, gründlich gelesen und immer wieder der Wunsch nach individueller beherzigt zu werden. Sie gehört in die Hand - Förderung im Einzelunterricht deutlich, die bibliothek von Unterrichtenden, ist aber auch Möglichkeit zur Mitwirkung in Chören und geeignet, potentiell Lernwillige, die mit dem

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Wie dereinstieg oder dem Neubeginn noch Ich habe es ehrlich bedauert, dass sich der Hein - zögern, zu einer Entscheidung für die Musik zu richshofen’s-Verlag in den letzten Jahren ver- motivieren. Ursula Pesek ˇ mehrt auf den pädagogischen Bereich der Musik konzentriert und die klassischen Ur text - ausgaben sowie die zeitgenössische Musik nur Ardal Powell (Hg.): Traverso, Historical Flute Newsletter, The Second Decade (1999– noch am Rande betreibt. Schliesslich hat die 2008) Neu gier aber gesiegt und mein Bedauern hat sich in freudiges Interesse verwandelt. with a bibliography of publications on historical flutes 1999–2008, compiled by David Lasocki, Hillsdale, Die Autorinnen des vorliegenden Bandes haben New York, 2009, Pendragon Press, ISBN 978-1-57647-183-8, sich vorgenommen, ein relativ trockenes Gebiet 206 S., brosch., inkl. 1 CD (Notenschrift, musikalisches Grundwissen) sowie instrumentenspezifische Informationen Für die, die Traverso (noch) nicht kennen: Die - auf eine Weise darzustellen, die sowohl Kin - ses kleine Periodikum erscheint viermal jährlich dern als auch Erwachsenen zusagt. Das Vor ha - als vierseitiger Brief („newsletter“) mit je einem ben ist gelungen: die Informationen über Flöten „Hauptartikel“ im Blick auf die historische sind für den Leser, der aus einem anderen In - Quer flöte (Geschichte, Instrument, Musik und stru mentenbereich kommt, nicht nur verständ- Praxis), angereichert mit aktuellen Kurz nach - lich, sondern auch informativ. Die Mög lich kei - richten („news“), neudeutsch eine „Info“. ten eines modernen, augenfreundlichen Lay - Es ist schon eine gute Idee, so viele Blätter eines outs tun das Ihrige noch dazu. Was waren die Jahrzehnts noch einmal als Reprint in Buch - Theoriebücher früher (vor 20-30 Jahren) doch form zusammenzufassen. Es ist eine mindestens so öde und trocken. Musik soll Spass machen, so gute Idee, eine wohlgeordnete Bibliographie zum Lernen motivieren und vom Alltag ablen- des thematisch einschlägigen Schrifttums anzu- ken. hängen, wie wir sie vom selben Autor aus Natürlich kann dieses kompakte Heft eine TIBIA für die Blockflöte kennen. Neben Bei - „richtige“ Instrumentenschule und Etüden - trägen aus der Feder (vor allem) von Ardal samm lungen nicht ersetzen, aber gerade für den Powell, aber auch von Lazzari, Verzulli oder de Liebhaber bietet die Ausgabe viele Anregungen Reede (übersetzte Übernahmen) werden histo - und macht Lust auf mehr. Peter Gnoss risch Interessierte in der Bibliographie auch über die Inhalte von Traverso hinaus viel An re - gung finden. Gute Register geben weitere Hilfe stellung. Dem Reprint ist eine CD beigelegt, eine voll- NEUEINGÄNGE ständige Kopie desselben von ausgezeichneter Gallois, Pascal: Die Spieltechnik des Fagotts, dieses Qualität im PDF-Format. Diese digitale Fas - Buch erläutert sämtliche spiel- und klangtech- sung läutet die Zukunft ein, so Powell im Vor - nischen Möglichkeiten des Instruments in wort. Die Buchform dieser Dekade ist die letz- systematischer Form (Text in deutsch, englisch, te. Schade. Nikolaus Delius französisch), inkl. 2 CDs, Kassel 2009, Bä ren - reiter Verlag, ISBN 978-3-7618-1860-2, 126 S., Maria Evers/Andrea Osthoff: Spielend 24,00 x 31,00 cm, brosch., € 49,95 Theorie lernen Röbke, Peter/Ardila-Mantilla, Natalia (Hg.): Vom Noten lesen und schreiben, umfangreiche Infos über wilden Lernen, Musizieren lernen – auch ausser- Flöten, musikalische und rhythmische Grundbegriffe, halb von Schule und Unterricht, Reihe: üben & mit Erklärungen und über 175 Trainingsfragen musizieren. texte zur instrumentalpädagogik, rund um die Flöte, Wilhelmshaven 2009, Heinrichshofens Verlag, N 2669, €12,90 Mainz 2009, Schott Music, ISBN 978-3-7957- 0665-4, 176 S., 15,0 x 21,00 cm, brosch., € 14,95

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Paul Hindemith: 3 American Folksongs Die Spieler, die diese kleinen und leichten (1938) Stücke heute spielen, sind keine Profis, sondern für 3 Blockflöten, hrsg. von Luitgard Schader, Mainz u. a. Kinder, Jugendliche oder Laien, die diese 2009, Edition Schott OFB 211, ISMN M-979-0-001-15317-1, Notation nicht oder nur mit Mühe lesen kön- Partitur und Stimmen, €7,95 nen. Dadurch wird der vorliegende Erstdruck leider zu einer unpraktischen Ausgabe – schade Paul Hindemith: Plöner Musiktag um die hübschen Stücke. Abendkonzert: Trio für Blockflöten (1932), hrsg. von Giselher Schubert, Mainz u. a. 2008, Edition Schott Hindemiths Trio aus dem „Plöner Musiktag“ OFB 208, ISMN M-001-15202-0, Partitur und Stim men, wurde 1932 für Blockflöten in a1 d1 d1 geschrie- €12,95 ben, „einzeln oder chorisch besetzt“. Von 1952 – nicht 1932, wie im Vorwort zu lesen – bis jetzt Die kleine Sensation zuerst: Ja, es gibt weitere war das Werk nur in einer transponierten Aus - Blockflötenmusik von Hindemith außer dem gabe von Walter Bergmann für Blockflöten in c2 bekannten Trio aus dem „Plöner Musiktag“. f1 f1 oder c2 f1 c1 zugänglich. Bergmann hatte Die 3 American Folksongs erschienen nun als Hindemiths originale Ar ti ku la tions be zeich - Vor abdruck aus der Hindemith-Ge samt aus ga - nun gen „revised for practical use“. Die Neue be in einer Einzel-Edition. Aus gabe für Sopran- und zwei Alt block flöten Hindemith schrieb die drei kurzen Sätze 1938 (oder Alt- und Tenorblockflöte) nach der Paul- während einer Tournee durch die USA. Seine Hindemith-Gesamtausgabe übernimmt Berg - Vorlagen waren Melodien, die damals in manns Terztransposition, enthält aber Hin de - Amerika populär waren: Dixi (Daniel Emmet: I miths Artikulationsangaben, wie sie im Au to - wish I was in Dixie), Old Folks at Home graph und im Erstdruck von 1932 vorhanden (Stephen Forster: Way down upon the Swanee sind. Zur Problematik der „Revision“ Berg - river) und das schottische Lied Auld Lang Syne manns wird auf den Vortrag des Rezensenten (Nehmt Abschied, Brüder). Allerdings gibt es Hindemith heute – Anmerkungen zur Auf füh - keine Hinweise auf die Komponisten der Me lo - rungs praxis seines Trios für Blockflöten verwie- dien und auch keinen Abdruck der Liedtexte sen, gedruckt in der TIBIA 4/1995, S. 586-593. im Vorwort. Der Herausgeber der „Neuen Ausgabe“ scheint Zur Besetzung machte der Komponist keine diesen Text nicht zur Kenntnis genommen zu genauen Angaben, gemeint ist aber wohl ein haben. Darin wird ausführlich dargelegt, Trio in c2 c2 f1 oder auch c2 f1 c1. Im Autograph warum das Trio bei der Verwendung von heuti- hat Hindemith alle Stimmen in Klangnotation gen Barockblockflöten eben gerade nicht um geschrieben, die erste Sopranflötenstimme also eine Terz aufwärts, sondern besser um einen c2 – a3. Wir kennen diese Schreibweise sonst nur Ganzton abwärts transponiert und mit Block - von Hindemiths Trio für Blockflöten (Au to - flöten in f1 c1 c1 gespielt werden sollte. Willy graph und Erstdruck) und von Harald Strecker, der damalige Besitzer des Schott-Ver - Genzmers Trio (1942). Sicher ist es korrekt, lages, hat übrigens 1936 in einem Brief an Hin - diese Originalnotation in eine Gesamtausgabe de mith für das Trio ebenfalls diese Besetzung zu übernehmen, in einer praktischen Ausgabe vorgeschlagen. Im verlagseigenen Archiv wur - mit Einzelstimmen macht sie aber wenig Sinn. de also wohl auch nicht recherchiert.

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Nach Giselher Schubert soll Hindemith das für separate Aufführungen des Trios fehlt. Ob Trio offenbar erst in Plön geschrieben haben. es dem Verlag wohl gelingt, vor Ablauf seiner Allerdings ist er erst zwei Tage vor der urheberrechtlichen Schutzfrist im Jahr 2033 Aufführung am 20. Juni 1932 in Plön angekom- eine gute praktische Ausgabe vorzulegen? Bis men. In diesen Tagen war Hindemith mit Er - zur Tilgung der Bergmann-Eingriffe hat es gän zungen zum Aufführungsmaterial und Pro - immerhin 56 Jahre gedauert … ben der vielen einzelnen Stücke des „Plöner Zusammenfassend muss festgestellt werden: Mu siktages“ beschäftigt. Es ist sehr unwahr- Bedeutende Blockflötenmusik in misslungenen scheinlich, dass die zahlreichen erhaltenen Ausgaben. Warum ist es einem internationalen Skizzen zum Trio, die komplett in Reinschrift- und renommierten Musikverlag nicht möglich, Einzelstimmen erhaltene Frühfassung des so wichtige Editionen auf wissenschaftlicher ersten Satzes und das endgültige Auf füh rungs - Basis und praxisgerecht herauszubringen? material des Trios in dieser kurzen Zeit entstan- Offen sichtlich fehlte der sachkundige Blick den sind. Die Autographe belegen eher einen eines erfahrenen Lektors. Vor einiger Zeit ging längeren Entstehungsprozess in der ersten die Meldung durch die Fachpresse, der Schott- Hälfte des Jahres 1932. Verlag habe sein Lektorat aus Kostengründen Im Vorwort wäre eine Erklärung für die unge- stark reduziert. Wenn solche Neuausgaben die wöhnliche Satzfolge (mit dem langsamen Satz Folge sind, dann wurde an der falschen Stelle am Schluss) sinnvoll gewesen. Hans Ulrich gespart. Peter Thalheimer Staeps hat dazu 1965 geschrieben: Schon in der frühen deutschen Schott-Ausgabe von Hin de - Inés Zimmermann: Just So Duets – Duette miths berühmtem Trio für Blockflöten findet für jeden Tag sich nach zwei lebhaften Sätzen das langsame für zwei Blockflöten; Celle 2009, Moeck Verlag, zwei Spielpar - Fugato am Schluß, und schon, bevor Hindemith ti turen, ZfS 816/817, €6,00 es selbst bestätigte, gab es für mich keinen Zwei - fel darüber, daß das Fugato, ein komplizierter, Man könnte diese hübschen und zum auspro- gehörsmäßig beinahe radikale An for de rungen bierenden Spiel anreizenden Miniaturen, ge - stellender Satz, in die Mitte gehöre und daß das setzt für Sopran und Alt, auch als kleine Vor - lustige Rondo in Wahrheit das Trio zu beschlie- schule der Jazz-Spielweise bezeichnen. Stücke ßen habe. Aus ganz äußeren Gründen war die in triolischen Achteln (Der Knoten im Ta schen - Umstellung seinerzeit in Plön erfolgt, wo das tuch/Moment mal) stehen neben Stücken à la kleine Trio als Teil eines Abendkonzertes von Perpetuum mobile (Verkehr und Wo sind meine einem wiederum lebhaft beginnenden Stück Schlüssel?). Und das Easy Baby Girl (Kein gefolgt wurde. Eine entsprechende Empfehlung Problem) dürfte durchaus die entspannte Hal -

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tung bezeichnen, mit der man diese (um mit dem alten Ernesto Köhler von der Quer flö ten - fraktion zu reden) „lusterweckenden“ Duette Musiklädle’s am besten spielt. Die Schwierigkeiten halten Blockflöten- und Notenhandel sich einerseits in Grenzen, andererseits enthält Der kompetente Partner an Ihrer Seite das Heft durchaus auch spieltechnische He - Neureuter Hauptstraße 316 D-76149 Karlsruhe-Neureut r aus forderungen, die auch in der Mittelstufe Tel. 0721/707291, Fax 0721/78 2357 (noch) einige lohnende Arbeit erfordern. e-mail: [email protected] Ulrich Scheinhammer-Schmid Notensuch- und Bestellservice unter www.musiklaedle.eu . Umfangreiches Blockflötennotenlager, weltweiter Notenversand, großes Blockflötenlager namhafter Hersteller, Versand von Auswahlen, Reparatur- Siegfried Rath: Albumblätter service für alle Blockflötenmarken. Bilder der Vergangenheit für Blockflötenensemble (SATB); Kennen Sie unser Handbuch? Über 35.000 Informationen. Jetzt im Internet auf Herrenven/Holland, de Haske Publications (DHP 1084567), unserer homepage. Partitur und 16 Stimmen

Der Titel lässt an einzelne Blätter denken, die auf den Notenständer schweben: tatsächlich ist oder Vineta). Pommerland taucht auch auf in diese Edition aber die umfangreichste Pro duk - den Maikäfer, flieg-Variationen oder wird In tion, die je auf meinem Rezensenten-Notenpult Gedanken beschworen, bevor der Abschied gelandet ist. Neben der Partitur ist jede der vier einen bewegten Abschluss setzt. Stimmen in vierfacher Ausfertigung vorhanden, wobei der beigefügte Karton-Umschlag darauf Die Kompositionen klingen mit größeren verweist, dass es sich nicht um einen Fehler der Ensembles sicher eindrucksvoll, wenn die Packabteilung handelt, die die Re zen sions - schnellen Figuren, die nicht ohne synkopische exemplare versendet, sondern dass die zehn Tücken sind, präzis und rhythmisch sicher aus- Sätze für eine (blockflöten-)orchestrale Auf - gearbeitet werden. füh rung gedacht sind. Ulrich Scheinhammer-Schmid Das macht das Werk freilich zu einem Zwitter, der nach zwei Seiten orientiert ist: für ein einfa- ches Blockflötenquartett ist die Ausgabe zu Johann Rosenmüller: Sonata Settima à 4 aufwändig (was machen wir bloß mit den rest- für Blockflöten (AATB) und Basso continuo (Hg. und lichen drei Stimmen?), für ein großes Ensemble Generalbassaussetzung Klaus-Jürgen Gundlach), Celle wiederum ist die Komposition in vielen Teilen 2009, Moeck Verlag, Partitur und 5 Stimmen, EM 1145, zu sehr auf die einfache Vierstimmigkeit ausge- €16,80 richtet. Zwar wird in einzelnen Passagen (meist Der deutschstämmige Posaunist, Organist und im Sopran) eine zusätzliche zweite Stimme ein- Lehrer Johann Rosenmüller (1619–1684) ver- geführt – die beschränkt sich aber weitgehend brachte einen Großteil seines Lebens in Italien auf Terzparallelen. und ließ sich in seinen Kompositionen stark Dabei haben die Albumblätter durchaus klang- von seiner neuen Heimat beeinflussen. liche Überzeugungskraft, wenn sie ihre „Bilder Während er einerseits die Werke von Giovanni der Vergangenheit“ beschwören. Neben mun- Legrenzi (1626–1690) und Francesco Cavalli teren Tanzsätzen „im Volkston“, wie man das (1602–1676) schätzte, genoss er auf der anderen im 19. Jahrhundert wohl genannt hätte (Pott Seite selbst ein hohes Ansehen bei seinen Kol - mit Bohnen), stehen getragene Klangbilder, die legen. Seine deutschen Landsleute machten auf die pommersche Heimat des Komponisten ihren Italienreisen gerne bei ihm Station, um beschwören (Im Camminer Dom; Ruine Hoff von seinem originären Kompositionsstil zu ler-

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nen. Neben seinen geistlichen Vo kal kom po si - zum Beispiel die häufige Verwendung von tionen sind es vor allem die Suiten und Sonaten, Chromatik. In der Blockflötenbearbeitung sind die heute noch gerne gespielt werden. alle vier Stimmen gut zu spielen und interessant Klaus-Jürgen Gundlach legt hier die 7. Sonate einzustudieren. Der Bass der Continuostimme besteht aus einer vereinfachten Version der aus der 1682 in Nürnberg erschienenen Samm - Stimme für Bassblockflöte. Die Aussetzung ist lung für 2 bis 5 Streich- oder Blasinstrumente sparsam und unterstützt die beherrschenden vor, die bereits in der Titelwahl keine eindeuti- Oberstimmen durch rhythmische Akzen tu ie - ge Besetzung vorgibt. Diese Stücke sind das run gen. Vielleicht geht ja nur meine Fantasie letzte Instrumentalwerk, das Rosenmüller ver- mit mir durch, aber wenn ich Rosenmüller höre legen ließ. In diesem Zusammenhang mag es oder spiele, fühle ich mich in Zeit und Raum von Interesse sein, dass Arcangelo Corellis zurückversetzt, als wäre ich an seiner ehemali- opus 1 ein Jahr früher, 1681, entstand. gen Arbeitsstätte, San Marco in Venedig, und Rosenmüller hat weder die Sicherheit des klas- hörte die Musik bei ihrer ersten Aufführung sisch barocken Stiles noch der eindeutigen mit noch nicht trockener Tinte auf den No ten - Tonalität Corellis, sondern entwickelt die span- blättern. Mit anderen Worten: Es ist unglaub- nendsten Elemente des frühbarocken Stils wei- lich lebendige Musik. Meine Empfehlung ist ter und vermischt Italienisches mit deutschem ein deutig: Mindestens ein Werk von Johann Kontrapunkt. Heraus kommt ein formal noch Ro senmüller sollte jeder Musiker einmal ge - weicher, aber kompositorisch absolut überzeu- spielt haben, warum also nicht mit der Settima gender eigener Rosenmüller-Stil. Typisch ist beginnen? Inés Zimmermann

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Georg Philipp Telemann: Lauter Wonne, lauter Freude Kantate für hohe Stimme, Altblockflöte (Violine) und Basso continuo [TVWV 1:1040], herausgegeben von Franz Müller- Musik ist ... Busch, Generalbassaussetzung von Eck hart Kuper, Celle 2009, Girolamo Musikverlag, Partitur und 3 Stimmen, G 11.011, €18,00

Die schöne dreisätzige Adventskantate, die der Blockflöte wie der Singstimme anspruchsvolle Aufgaben stellt, wurde erstmals in den 1950er Jahren innerhalb der Gesamtedition von Tele - manns Kantatenjahrgang Der harmonische Got tesdienst (1725/26) durch Gustav Fock in Band 2–5 der Telemann-Ausgabe bei Bä ren rei - ... ein Klang der Liebe ter in Neuausgabe vorgelegt, fand aber Ver - breitung vor allem durch Gerhard Brauns 1963 im Hänssler-Verlag veröffentlichte praktische Einzelausgabe (jetzt bei Carus). Eine weitere Aus gabe, herausgegeben von Horst Koppe, erschien 1970 bei Vieweg. Ein besonderer Reiz der Kantate liegt in Telemanns sehr direkter HUBER „musicalischer Mahlerey“ und Affekt dar stel - swiss musical instruments lung: In der ersten der beiden Arien geben die Worte „Lauter Wonne, lauter Freude spielt in meiner regen Brust“ Anlass zu lebhaftem musi- kalischem Figurenspiel; und die zweite Arie lisch) irrelevante Varianten handelt, fragt man kostet geradezu drastisch die affektive Anti - sich, wozu ihre Beibehaltung gut sein soll. these aus, die der Text vorgibt mit den Wor ten: Ein weiteres Beispiel allzu großer Quellentreue „Ein stetes Zagen, ein ewigs Nagen, ein Trau - verdient einen Exkurs: In der Partitur (nicht in ren, das kein Ziel erhält, beschließet den Jubel den Stimmen) finden sich immer wieder über- der lachenden Welt“. flüssigerweise eingeklammerte Akzidentien. Während Gerhard Braun vor gut viereinhalb Dabei stören die Klammern, weil sie einen Ent - Jahr zehnten den Notentext noch mit allerhand scheidungsspielraum suggerieren, der in Wirk - Vor tragszeichen, besonders zur Artikulation, lichkeit nicht besteht: Die eingeklammerten aus stattete und an dem barocken Worttext einige Akzidentien sind nicht etwa Vorschläge des Retuschen vornahm, bietet Franz Müller-Buschs Her ausgebers, denen man folgen mag oder auch Neuausgabe, heutigen Gepflogenheiten entspre- nicht, sondern sind durchweg obligatorisch. chend, den Urtext. Schlüsselung und Akzi - Wir haben es mit zwei verschiedenen Fällen zu dentiensetzung sind modernisiert, Zusätze des tun: Zum einen handelt es sich um frei vom Herausgebers durch Klammern gekennzeichnet. Herausgeber hinzugefügte Warnungs- oder Bisweilen treibt die Ausgabe allerdings das Ur - Sicherungsakzidentien, d. h. solche Ver set - textprinzip zu weit. So stolpert man beim Lesen zungs zeichen, die nicht im Original stehen und des Textes verschiedentlich über die Recht schrei - dort auch weder nach den Regeln der Zeit bung: „Gluht“, „Bluhmen“ oder „bey des“ – das Telemanns noch nach unserer heutigen musika- ist doch sehr ungewohnt. Es sind die Schreib - lischen Orthographie zu stehen brauchten, son- weisen des Originaldrucks. Da es sich jedoch um dern nur gesetzt sind, um zu verhindern, dass rein orthographische, lautlich (also auch musika- der Ausführende irrtümlich beispielsweise cis

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bild ausdrückt. Das Auflösungszeichen steht denn auch in Müller-Buschs Ausgabe, aber ROHMER eben in Klammern. Celle Tel: 05141 / 217298 Da es in einer Neuausgabe nicht darum geht, das Schriftbild, sondern die Intention des Kom - ponisten wiederzugeben, wäre den Ansprüchen an eine Urtextausgabe vollauf Genüge getan, wenn die alte Schreibung ohne Ein zel kenn - zeich nungen modernisiert würde: Es ginge dabei inhaltlich nichts verloren, Ver un si che - r ung durch überflüssige Detailinformation würde vermieden, und dem Lese- und Mu si - zier fluss wäre gedient. Zugleich wären die Klammern für wirklich relevante, über das von Telemann Angezeigte hinausgehende Er gän - zun gen des Herausgebers reserviert und ließen diese im Partiturbild um so deutlicher hervor- treten. Grundsätzlich kann sowohl für den Wort- als auch für den Notentext die editori- sche Faustregel gelten, dass redaktionelle Ände- rungen gegenüber der Quelle, die allein das [email protected] Schrift-, nicht aber das Klangbild betreffen, nur www.rohmer-recorders.de eines generellen Hinweises bedürfen, nicht aber durch Einzelnachweise oder diakritische Kenn - zeichnungen ausgewiesen zu werden brauchen. statt c liest (wie im Basso continuo der 1. Arie Den erforderlichen generellen Hinweis aber in T. 3). Zum anderen haben wir es mit Ak zi - gibt ohnehin bereits Müller-Buschs Vorwort dentien zu tun, die bei der Neuedition durch mit der Bemerkung: „Die Schreibweise der die Umstellung der historischen auf die moder- Noten (Schlüssel, Vorzeichen usw.) wurde den ne Notation erforderlich geworden sind. heute üblichen Regeln angepasst“. Zu Telemanns Zeit galt ein Akzidens in der Es bleiben weitere Wünsche offen: Nicht unbe- Regel nur für die ihm unmittelbar folgende dingt zu begrüßen ist die Entscheidung des Note und eventuell sich direkt anschließende Her ausgebers, in der ersten Arie einen von Tonwiederholungen, und zwar dann auch über Tele mann mit Wiederholungszeichen notierten den Taktstrich hinweg. Heute dagegen gilt ein Ab schnitt (T. 7–17) auszuschreiben, weil sich Akzidens jeweils für alle ihm unmittelbar oder dadurch für die Partitur eine bessere Wen de - auch mittelbar folgenden Noten der betreffen- stelle ergibt. Ein Überspringen der Wie der - den Position bis zum Ende des Taktes. holung „bei Bedarf“ (Vorwort) – etwa beim Beispielsweise gilt also bei Telemann das Kreuz Dacapo – ist vom Herausgeber durch die Bei - für dis2 bei der 3. Note der Blockflöte in T. 12 schrift Vi-de zwar immerhin erleichtert, doch der 1. Arie nach sieben anderen Zwischennoten steht diese merkwürdigerweise beim ersten nicht mehr für die 11. Note desselben Taktes: Auftreten des Abschnitts, nicht bei der ausge- Die Note ist ein d2, die Alteration gilt ohne schriebenen Wiederholung T. 17–27. Ver wir - Auflösungszeichen als aufgehoben. In moder- rung ist also nicht ausgeschlossen, zumal nun ner Notenschrift freilich muss hier ein Auf - der Flötist schnell blättern muss; auch ver- lösungszeichen stehen; denn erst damit wird schiebt sich die Taktzählung gegenüber den heute wiedergegeben, was Telemanns No ten - anderen Ausgaben.

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Des weiteren wünschte man sich bei dem Rezitativ, das die beiden Arien verbindet, zweier lei praktische Hilfen: die Andeutung der wichtigsten Appoggiaturen der Singstimme in einem übergelegten System und die Kenn zeich - nung der nachschlagenden Kadenzen im Ge ne - Blockflöte ral bass. Telemann geht auf den ersten Punkt in seinem Vorbericht ein, Müller-Busch erwähnt aktuell dies auch in seinem Vorwort und verweist er - Spiel und Spaß gänzend auf Tosi-Agricolas Anleitung zur Sing - mit der Blockflöte kunst (1757). Aber konkrete Vorschläge wären I Barocke Tänze hier mehr wert. Zumindest die nicht auf die Die schönsten Tänze aus Epoche spezialisierten Sänger wissen nach mei- Barock und Renaissance ner Erfahrung häufig mit den Ge pflo gen heiten für 2 Sopran-Blockflöten – des barocken Rezitativvortrags nicht umzuge- leicht gesetzt. hen, und auch die Praxis des Nach schlagens Die wichtigsten Tanztypen, von Kadenzen ist bei Ge ne ral bass spielern viel- die berühmtesten fach immer noch unbekannt. Komponisten der Renaissance- und Barockzeit – Was das optische Erscheinungsbild betrifft, so von Praetorius, Händel und könnte man sich in der Partitur Blockflöten- Lully bis zu Purcell, Bach und und Singstimme etwas größer und damit besser Rameau. lesbar vorstellen. – Die Partitur enthält ein Ausgabe mit CD knap pes und informatives Vorwort auf Deutsch ISBN 978-3-7957-5952-0 und Englisch und am Schluss auch den Text der ED 20652 · € 13,95 Kantate im Originalwortlaut und in englischer Übersetzung. Schön ist, dass auch drei Fak si - I Baroque Recorder mile-Ausschnitte aus dem Originaldruck beige- Anthology 2 geben sind. 33 Stücke Die in der Partitur enthaltene Ge ne ral bass aus - für Sopran-Blockflöte setzung von Eckhart Kuper ist sachgerecht und Diese Sammlung enthält gut spielbar (im Schlusstakt der 1. Arie sollte leichte und mittelschwere allerdings in der zweiten Auflage ein No ten - Stücke in verschiedenen hals, in T. 28 der 2. Arie beim 4. Achtelwert Stilen von Komponisten des ein b ergänzt werden). Die drei beigegebenen 17. und 18. Jahrhunderts. Stim men verwöhnen geradezu ihre Benutzer: Ausgabe mit CD Blockflöte und Singstimme erscheinen in vor- ISBN 978-1-84761-081-2 züglichem Notenbild auf zwei Systemen in ED 13135 · € 14,95 Partitur (2 Exemplare). Die Basso-continuo- Band 1 Stimme ist beziffert und im Rezitativ mit einem ISBN 978-1-84761-080-5 übergelegten Singstimmensystem versehen. ED 13134 · € 14,95 Klaus Hofmann Paul Hindemith Wolfgang Amadeus Mozart: 12 beliebte I 3 amerikanische Stücke Volkslieder aus der Oper Don Giovanni, für Flöte solo oder Kla ri - für 3 Blockflöten nette/Violine solo (eingerichtet von Charles-François (SSA od. SAT) Du monchau, herausgegeben von Gerhard Braun), Karls - Bisher unveröffentlichte Blockflötentrios, ruhe 2008, Tre Media Musikverlage, TME 134, €16,80 die Hindemith 1938 während einer Tournee durch die USA geschrieben hat. leicht bis mittelschwer ISMN 979-0-001-15317-1 TIBIA 2/2010 OFB 211 · € 7,95 MA 0017-05 · 2/10 Noten

Seit über 25 Jahren : Der Umfang der Stimme wurde mit d1-f3 so ge - wählt, dass allen drei Instrumenten Rechnung ge - Alles für Blockflötisten tragen wurde. Für die Violine und besonders die Klarinette wäre es im Interesse von Laien mu si - kern oder Schülern jedoch viel leichter spiel bar ge wesen, wenn der Bearbeiter das tiefe Register nicht vollkommen ausgespart hätte, da beson- ders Mozart als Schöpfer dieser Melodien das tiefe Register besonders geschätzt hat. Man denke nur an die Instrumentierungen mit Bassett hör - Flöten nern und Bassettklarinette in seinen Werken. Noten Als klassische Etüden sind die Bearbeitungen bestens geeignet. Der Spieler kennt die Me lo - Zubehör dien und übernimmt im Wechsel nicht nur den Sängerpart, sondern auch virtuose Flöten- oder Streicherpassagen. Die lebhaften Arien sind damit eine vorzügliche Stoßübung. Als reine Notenschlüssel Solovortragsstücke sind sie auf Grund der vie- Musikalienhandlung S.Beck & CoKG len Wiederholungen einzelner Motive nicht so Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen geeignet und gewiss auch vom Bearbeiter nicht als solche gedacht. Trotz dieser Ein schrän kun - RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 gen wird die Herausgabe dieses Neudruckes Internet: www.notenschluessel.net Instrumentalisten aber viel Freude bei der Beschäftigung mit Don Giovannis Arien berei- Die Herausgabe der „12 beliebten Stücke“ ist ten. Susanne Ehrhardt eine wertvolle Bereicherung des Solorepertoires besonders für die Klarinette. Flötisten und Gei - ger können sich nicht über einen Mangel an So - Giuseppe Rabboni: Variations sur Rigoletto lo literatur für ihre Instrumente beklagen. Solo - werke für Klarinette aus der Zeit der Klassik opus 55, opéra de Giuseppe Verdi, pour piccolo, flûte und Romantik, abgesehen von den Trois Ca pri - et piano (Beaumadier), Paris 2009, Gé rard Billaudot ces, komponiert von Mozarts Kla ri net tisten Édi teur, Partitur und Stimmen, G 8624 B Anton Stadler, sind leider sehr rar. Da ge gen Luigi Hugues: Fantaisie sur Mefistofele fehlt es nicht an sehr überzeugenden Kom po - opus 104, opéra d’Arrigo Boïto, pour flûte piccolo et sitionen des 20. Jahrhunderts. piano (Beau madier), Paris 2009, Gé rard Billaudot Éditeur, Der Komponist, Violoncellist und Pianist Partitur und Stimme, G 8625 B Char les-François Dumonchau (1775 geboren in Strasbourg – gestorben 1820 in Lyon) hat ent- Die Idee der Collection Jean-Louis Beaumadier, sprechend den Geflogenheiten seiner Zeit die Fantasien bzw. Variationen über Opern- zwölf berühmtesten Opernarien aus Don Gio - Themen mit Piccolo zu besetzen, gibt diesen vanni für ein Soloinstrument in Form der ansonsten musikalisch nicht unbedingt not- Klarinette oder Flöte oder der Violine bearbei- wendigen Stücken als „Studentenfutter“ bei tet. Um möglichst viele verschiedene Spieler Klas senvorspielen einen vernünftigen Ver wen - anzusprechen und damit wahrscheinlich eine dungs zweck. größere Verkaufszahl an Exemplaren zu erzie- Rabboni hat seine Variationen op. 55 mit dem len, hat er sich nicht auf ein Instrument be - Originaltitel Pensieri del Rigoletto für zwei schränkt. Flöten und Klavier komponiert, die neue

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Billaudot-Ausgabe titelt das um für Piccolo, Umarbeitung einige Zugeständnisse an den Flöte und Klavier. Das knappe aber immerhin Publikumsgeschmack gemacht hatte. Boito, vorhandene Vorwort von Gian Luca Petrucci eine musikalische und literarische Dop pel - postuliert dazu passend die These, dass „the begabung, ist uns heute jedoch mehr als pieces typically included possible instrument Librettist von Verdis Othello und Falstaff ge - substitution patterns, such as replacing the flute läufig. Zˇeljko Peˇsek by a piccolo, flauto d’amore or flute in G, or even violin, oboe, bassoon …“, was mir so explizit gesagt für die Musik des 19. Jahr hun - Heinz Holliger: pour Roland Cavin derts aber doch etwas seltsam erscheint. Die Kom bination Piccolo/Flöte stört die Klang ba - für Piccolo, Flöte und Altflöte, Mainz 2007, Schott Ver lag, 3 Spielpartituren, FTR 196, €4,95 lance erheblich, besonders im ersten Teil (Va ri - ation über Caro nome, wo aus Terzen Dezimen Dies ist eine Trauermusik an einen lieben werden), das macht die Musik noch unseriöser Freund. Die zarte, durchsichtige Musik ent- als sie es an sich schon ist. spricht ganz dem von Heinz Holliger vorange- Von Rabboni (1800–1856), Soloflötist der Mai - stellten Motto: „…Ton âme si aimable et les länder Scala und Professor für Flöte in Mailand sons si doux et transcendants de ton piccolo weiß man, dass er ein Instrument Zieglerscher vont ouvrir tout grand les portes du paradis.“ Bauweise spielte, mit 13 Klappen und bis zum So sollten die Piccolotöne mit besonderer kleinen a hinab reichend (wie man an seinen Zartheit klingen. Flöte und Altflöte grundieren Etüden erkennen kann). Auch Hugues (1836- mit warmen Klängen. Das ist eine wunderschöne 1913) wechselte nicht zur Böhmflöte, neben neue Musik voller Poesie. Die schöne Aus gabe seinem Hauptberuf als Professor für Geo gra - hat drei Spielpartituren, die sowohl dem Ver - phie in Turin war er zugleich ein angesehener ständnis als auch dem Spiel sehr förderlich sind. Lehrer und Komponist für Flöte, der, obwohl Sehr empfehlenswert! Frank Michael im strengen Sinne Amateur, viele seiner Vir tu - osen-Kollegen übertraf. Technisch ist seine Fantaisie sur Mefistofele op. Norbert Laufer: Mobile 104 (Spieldauer ca. 10 Minuten) leichter als die fünf Lieder für Oboe, Violine und Viola, Köln 2009, Edi tion Variationen von Rabboni (etwas über 15 Dohr, Partitur und Stimmen, E.D. 28806, €24,80 Minuten), aber auch viel interessanter, weil sie mit Themen aus Mefistofele von Arrigo Boito Der Autor dieser Rezension gesteht freimütig, (1842–1918) spielt, eine Oper, die man sich, dass ihn die vorliegende Komposition des 1960 nicht nur als Voraussetzung für eine sinnvolle in Düsseldorf geborenen Norbert Laufer etwas Interpretation, unbedingt anhören sollte. Mei - ratlos lässt. nes Wissens gibt es neben Hugues’ Fan taisie Der mittlerweile fünfzigjährige Komponist hat nur noch zwei auch nicht weiter bekannte bei Jürg Baur an der Kölner Musikhochschule Stücke, die sich damit beschäftigen, Pieroni op. studiert und lehrt heute Musiktheorie und Vio - 24 und Alassio op. 721. Das Piccolo repräsen- line an der Clara-Schumann-Musikschule seiner tiert klanglich die Titelperson, passt also gut Heimatstadt. Sein kompositorisches Schaffen, zum Charakter der Musik. In der Erst fassung das, neben pädagogischen Arbeiten, Solostücke von 1868 fiel die Oper wegen ihrer Mo der nität und Kammermusik unterschiedlichster Be set - und ihres literarischen Anspruchs (Texte aus zung und Vokalwerke (sowohl solistisch als auch Faust, Teil 1 und 2) beim Publikum der Mai - chorisch – u. a. eine Sym pho nische Kantate mit länder Scala durch, es gab einen richtigen großem Orchester) beinhaltet, wird (ausschließ- Skandal. Die gekürzte Neufassung war 1875 in lich?) vom Verlag Dohr in Köln betreut und Bologna sehr erfolgreich, wohl auch, weil die zählt immerhin schon über 60 Werke, dessen

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TIBIA 2/2010 139 Noten

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Christoph Graupner: Per il flauto. Concerto, Hier allerdings zeigen sich gelegentlich die Sonate e Ouverture Probleme unserer aufs Äußerste beschleunigten Sabrina Frey, Blockflöte und Leitung, Ars Musica Zürich, mit Zeit: speziell die Sonata canonica hätte etwas Gastmusikern, edel Classics GmbH, 0016532BC mehr Ruhe vertragen (sie hat interessanterweise nur langsame Satzbezeichnungen, Largo/ So wie die Alpen auch abseits vom Matterhorn Adagio/Largo, während die schnellen Sätze un - oder dem Eiger durchaus wunderschöne und bezeichnet sind). sehenswerte Partien haben, hat auch die Barockmusik jenseits des großen Trios Bach, Insgesamt aber eine höchst erfreuliche und Händel, Telemann noch eine ganze Reihe wun derbar anzuhörende Erweiterung des Re - hörenswerter Entdeckungen von großem For - pertoires. Ulrich Scheinhammer-Schmid mat zu bieten. Rayuela & Cordatum: Dolci Canti Zu ihnen gehört zweifellos der Darmstädter Italienische Liebeslieder aus Spätmittelalter und Renaissance, Hofkomponist Christoph Graupner (1683– Andrea Kaltenecker (canto, salterio, liuto), Walter Waidosch 1760), 1723 immerhin Rivale Johann Sebastian (canto, citola, viella, vihuela), Claudia Gerauer, Martina Bachs und Telemanns bei der Neubesetzung Joos, Thomas Engel (flauto dolci, canto), Verena Kronseder der Stelle des Thomaskantors in Leipzig (nach (viella, viola da gamba, canto), Stefan Baier (organo di legno, einer deutlichen Gehaltsaufbesserung blieb organetto, canto), David Kuckhermann (percussione), 1000 Graupner dann doch lieber in Darmstadt). Sein Sounds records 2009, 1 CD, TS 001 Blockflötenkonzert in F-Dur (GWV 323) dürf- te vielen Blockflötisten von der 1939 erstmals Wann haben wir das letzte Mal Ähnliches ge - erschienen Schott-Fassung für Klavier und hört? Vielleicht bei den iberischen Er kun dun - Blockflöte her vertraut sein – dieses elegante gen Jordi Savalls mit Hesperion XX in deren und leichte Konzert mit seinem langen ersten klangüppiger Spontaneität? Oder bei den fran- Ton der Soloflöte und der Pizzicato-Begleitung zösischen Entdeckungen des vokal und instru- im Andante-Satz bringt Sabrina Frey auf der mental gemischten Ensembles Le Poème Har - vorliegenden CD wunderschön zum Klingen. mo nique mit seiner farbenreich-intensiven Das Ensemble Ars Musica Zürich begleitet mit Aus druckspalette? Manchem wird vielleicht spritziger Rasanz und beweist seine Qualitäten auch Christina Pluhars L’Arpeggiata in den am Ende der CD noch einmal mit der Sinn kommen, die kürzlich mit ihrem wunder- Ouverture für Blockflöte und Streicher (GWV bar leichtfüßig und „swingend“ nachempfun- 447). Dazwischen liegen Kammermusikwerke, denen Monteverdi einen frischen Akzent in der die Graupners Originalität und seinen Ein falls - Historischen Aufführungspraxis setzte. Mit reichtum verdeutlichen: bei der Sonata canoni- diesen Assoziationen jedenfalls ist die umwer- ca für 2 Blockflöten, Viola da Gamba und B. c. fende Qualität der Aufnahme umrissen, die (GWV 216), zum ersten Mal auf CD einge- dem Hörer schon in den ersten Momenten ent- spielt, sekundiert Maurice Steger der Solistin, gegenspringt. die darüber hinaus noch zwei Flötensonaten Was wird überhaupt geboten? Italienische Lie - Graupners und ein Trio mit Violine bietet (alle bes lieder des Spätmittelalters und der Re nais - drei ursprünglich für Querflöte bestimmt). sance, entdeckt und musikalisch packend in

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Szene gesetzt von den fünf Musikern der Mit - tel altertruppe Cordatum und den drei Block - flö tisten des Ensembles Rayuela. „Die Me lo - dien schweben in der italienischen Luft. Und oft im wenig beachteten Abfall großer Samm - lungen – an den frei gebliebenen Rand gekrit- zelte Einfälle, Notizen von fragmentarisch Ge - hörtem, Bemerkenswertem“, so Walter Wai - dosch, der spiritus rector des Unternehmens, im Begleitheft. Tatsächlich sind die meisten der Lieder echte Ausgrabungen; das eine oder an - dere wird vielleicht in Süditalien noch gepfiffen, aber als „Kunstmusik“ sind es wirkliche Funde. „Kunstmusik“ ist natürlich der falsche Aus - druck – es ist eine zur Aufnahme geronnene magische sessio, in der auf denkbar vielfältigste Weise die so farbenreichen Instrumente – flauti dolci, liuto, salterio, citola, viella, vihuela, viola da gamba, organo di legno, organetto und das allgegenwärtige percussione in immer neuen Schattierungen – miteinander scherzen, stöh- nen, singen, sich verflechten und gemeinsam mit den menschlichen Stimmen einen bezwin- genden Kosmos ganz eigener Art kreieren. Dabei sind die Sänger und Spieler eins, sind die- selben Musiker, so dass das Ineinander von Singstimme und Instrument wie improvisiert und doch zugleich auf schlafwandlerische Weise „richtig“ ist. Schon der Beginn lässt aufhorchen: Die Laute kommt in ihrem knackigen Anschlag mit un - vermutetem „groove“ daher, eine geheimnisvoll leuchtende Klanglichkeit entsteht im Verein mit den nach und nach einsetzenden Instrumenten und mündet ins A la stagion che’l mondo … des ungekünstelten Gesangs, der auch in der Folge das eine oder andere Mal leise an Paolo Conte denken lässt. Die Grenzen von E- und U-Mu - sik verdunsten, aber es entsteht kein „Cross - over“ der gewohnten Art, sondern etwas ganz Eigenes, nur schwer Beschreibbares. Was ver- mag da der Rezensent, der sich nicht auf den kritischen Vergleich zurückziehen kann? An - deuten, hinweisen, umschreiben … Keusch und wie aus anderen Sphären gespeist beispielsweise in Track 5 das wundervoll homo- gen a capella intonierte dreistimmige Merzede

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aggiate, das dann in eine melancholische und Blockflötenkonzerte von Telemann, doch untergründig pulsierende Canzonetta Graupner, Schultze mündet. Oder in Track 12 das gelassen aus- Dorothee Oberlinger (Blockflöte), Ensemble 1700 unter schwingende Amor dolce senza pare mit weitem Leitung von Reinhard Goebel; Deutsche Har monia Atem und eindringlicher Eingängigkeit. Doch Mundi/Sony Music Entertainment Germany, 2009 erschie- auch viel Temperamentvolles, Überbordendes nen; Bestell Nr. 88697509662 ist zu hören, wobei der jubilierende oder auch Antonio Vivaldi: Recorder Concertos im satten Klang sich verzehrende Anteil der Erik Bosgraaf (Blockflöte), Izhar Elias (Gitarre), Ales sandro Blockflöten dem ganzen eine atmosphärische Pianu (Cembalo) und Ensemble Cordevento; Brillant classic, Dichte verleiht, weil er zwischen den gezupften 2009; Bestell Nr. 93804; www.brilliant oder gestrichenen Instrumenten und der ja classics.com gleichfalls atmenden Stimme vermittelt. Zwei Einspielungen barocker Block flö ten kon - Der unzweifelhafte Wert dieser CD liegt darin, zerte, in denen die Blockflöte unterschiedliche den aufgefundenen Melodien ein Klanggewand Rollen spielt: Sie ist Soloinstrument mit Or - gestrickt zu haben, das jene nahtlos einkleidet, chesterbegleitung oder –’primus inter pares’– das die Jahrhunderte gekonnt und unbeschwert gleichwertiges Mitglied des Ensembles. Zudem in communio zueinander treten lässt – kurz, das stehen sich hier auch zwei Konzepte in der einfach einen zeitlosen Hörgenuss schenkt. Führung der Instrumentalgruppe gegenüber: Dass es diese Musik, diese Aufnahme einmal Während Dorothee Oberlinger sowohl in der nicht gab, ist nach ihrer Kenntnis nur schwer Solistenrolle als auch im Ensemble 1700 glänzt vor stellbar. Georg Göbel und die Leitung keinem geringeren als ihrem

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Kölner Kollegen Reinhard Goebel anvertraut Orchesterleben: viele Pausen. Als Blas in stru - hat, führt Erik Bosgraaf sein neunköpfiges En - ment teilt die Blockflöte hier dieses Schick sal. semble selbst. Wenn man von einem Blockflötenkonzert nicht Solokonzerte und große Besetzungen nehmen nur Virtuosität mit zu vernachlässigender in einem barocken Repertoire, das sich naturge- Kontribution der Streicher erwartet, ist Graup - mäß auf kleinere Kammermusikbesetzungen, ner eine Entdeckung. Ein echtes Stück Kam - Solosonaten und Duette konzentriert, eine mer musik, was auch Reinhard Goebel einsah Sonderstellung ein und werden seltener einge- und die Suite zum Glühen brachte. spielt, da hier die Schwelle vom enthusiasti- Johann Christoph Schultze (1733–1813) nennt schen Amateur zum virtuosen Profi überschrit- Goebel „eine würdige Fermate“ für den an - ten wird, sowohl was Können als auch Logistik schließenden zweihundertjährigen Dorn rös - angeht. chen schlaf der Blockflöte. In strahlendem G- Liest man die Komponistennamen der Ober lin - Dur brilliert Dorothee Oberlinger in einem ger/Goebel Koproduktion, muss die Re zen sen - späten, schon klassisch anmutenden Concerto, tin schon bei Christoph Graupner und Johann das viel mit Vivaldis Fröhlichkeit und Ein stel - Christoph Schultze passen. Das Repertoire ist lung der italienischen Leichtigkeit gemeinsam anscheinend doch größer als man denkt. Und hat. bei den beiden Telemann-Konzerten überrascht Und vom italienisch parfürmierten Schultze eines der beiden als Neueinspielung. Das be - zum zertifizierten echten Italiener: Antonio son dere Vergnügen, ein frisches Block flö ten - Vivaldi (1678–1748). Dass es einem als Bläser konzert zu hören (sei es nun ein lang verschol- bei dieser Aufnahme wärmer ums Herz wird, lenes Werk Telemanns oder nicht) ist trotz die- hat weniger mit Vivaldi als mit der Wahl der ser Unklarheit ungetrübt und qua Höreindruck Besetzung zu tun. Während sich Dorothee und kompositorischer Qualität könnte es Oberlinger mit Reinhard Goebel und dem durch aus echt sein. Und man möchte es ja auch Ensemble 1700 hervorragende Streicher ins gerne glauben. Boot geholt hat, schafft Erik Bosgraaf durch die Der Orchesterklang ist prägnant und zeigt Wahl eines Fagotts und des Tripelkonzerts mit immer wieder eine würzige Schärfe. Die In ter - Oboe ein Extra an Bläsern, das die Streicher in pretation ist detailliert und stringent und immer Schach hält. Bläser und Bläser gesellen sich auf den Punkt gespielt. Hier wird keine Note gerne, und es gibt Klang zum Sattwerden. ihrem Schicksal überlassen. Dorothee Ober lin - Doch Bosgraaf überzeugt auch allein, wie im F- ger gelingt die Balance zwischen großer Solistin Dur-Konzert RV442, in dem er den Streichern, und Orchestermitglied. Offensichtlich fühlt sie allein gegenübertritt und durch die feine Aus - sich in beiden Rollen zuhause. wahl der Klangfarben auf das con-sordino-Spiel Nach den kurzen Telemann-Konzerten nimmt der Streicher reagiert. die Suite von Christoph Graupner (1683–1760) Antonio Vivaldis Virtuosentum lässt die Block - schon durch ihre Länge und ihren französi- flöte glänzen und Erik und Antonio ergänzen schen Stil eine Sonderstellung ein. sich gut. Beide nehmen sich nicht zu ernst und Vielleicht hat sich Dorothee Oberlinger wäh- nützen ihre außerordentlichen Fähigkeiten, um rend der Aufnahme der Orchestersuite dieselbe sich für spielerische Leichtigkeit, technische Frage gestellt, die sich mancher unterbeschäf- Finesse und Unterhaltung einzusetzen. tigte Bläser in Orchesterprojekten stellt: Wa rum Vivaldi war ein Vielschreiber, vergaß in der Eile dürfen wir nur an dieser einen Stelle und nicht manchmal die richtigen Harmonien zur Melo - an den vielen anderen Parallelstellen mitspielen, die zu schreiben, aber seine Schülerinnen des warum habe ich hier ein schönes Solo und Venezianischen Waisenhauses, die dort eine werde dann abgehängt? Aber so ist eben das pro fessionelle Musikausbildung erhielten, kor-

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Schultzes Schwanengesang eine bittersüße Traurigkeit ob des Abschieds aufkommen zu lassen. Erik Bosgraafs Vivaldi-CD ist Barockmusik zum Schwelgen, nicht intellektuell, sondern emotional anrührend. Äpfel und Birnen lassen sich nicht vergleichen, doch kann man beiden Musikern zu der exzel- lenten künstlerischen Qualität ihrer Produkte gratulieren. Inés Zimmermann

Ye sacred Muses – Music from the Flautando Köln: Katharina Hess, Susanne Hochscheid, Ursula Thelen; Gäste: Franz Vitzthum (Gesang), Andrea C. Baur (Laute), Katrin Krauß (Blockflöte); Co-Produktion von WDR und Carus Verlag; 2009, Carus 83.433

Jubiläen sind immer ein guter Grund, sich wie- der mit einem bestimmten Komponisten zu beschäftigen, und 500 Jahre nach der Thron - besteigung Heinrichs VIII. (1491–1547) erfährt auch die Musik der Tudorzeit eine Renaissance. Im Jubiläumsjahr 2009 haben sich die Eng - rigierten dies während des prima vista Spiels länder einiges einfallen lassen. In London gibt mit einem Lächeln, ohne sich die Mühe zu es zahlreiche Sonderausstellungen, wie z. B. machen, die Fehler jemals schriftlich zu korri- Young Henry in Hampton Court. Der junge gieren. Henry VIII übte auf seine Untertanen und den ganzen Hof eine ähnliche Aus strah lung aus wie Erik Bosgraaf nimmt auch mal Takes hinein, die heutzutage die englischen Prinzen William und nicht makellos sind und erhält sich seine Harry. Er war gutaussehend, sportlich und Spontaneität. Er verweigert sich den überlade- damals erstaunliche 1,85 Meter groß. Nicht zu nen Verzierungen und vertraut auf die Kraft der vergessen, dass er auch die politische Macht in Schlichtheit. Händen hielt. Im krassen Gegensatz dazu steht Seit wann wird eigentlich die Alte Musik und das später von Hans Holbein gemalte Porträt, überhaupt die Klassische Musik in eine seriöse das einen breitbeinig dastehenden Koloss von Schublade gesteckt? Wann haben wir uns dafür König zeigt – die fleischgewordene Macht. entschieden, das aufführungspraktische Lineal Nachdem 2008 schon das FRQ eine mit The six anzulegen und über Authentizität zu streiten, wives of Henry VIII betitelte CD herausgab, statt einfach zuzuhören? Erik Bosgraaf beißt in beschäftigt sich auch Flautando Köln mit die- Vivaldi wie in einen reifen Pfirsich und lässt ihn sem Repertoire und hat neben Henrys eigenen sich schmecken, dass ihm der Saft herunter- Werken Kompositionen von Augustine Bas - tropft. Und dieses Gefühl stellt sich auch beim sano und der nachfolgenden Kom po nis ten - Zuhörer ein. generation Jeronimo Bassano, William Byrd, Die Zusammenstellung der Oberlinger/Goebel John Dowland, Anthony Holborne, Nathaniel Produktion ist überzeugend und hat ihren thea- Pattrick und Thomas Simpson eingespielt. Mit tralischen Höhepunkt bei Graupner, um durch Katrin Krauß zum Quintett erweitert, mischt

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das Ensemble geschickt bekannte mit weniger be kannten Stücken und spielt in gewohnter Qualität ein Programm, das man von Anfang bis Für die CD Can She Excuse? erhielt das Ensemble Mikado den Pasticcio Preis des Ende auch gerne so im Konzert hören würde. Österreichischen Radiosenders ORF (Ö 1) Die herbe Klangfarben der beiden Renaissance Consorte von Adriana Breukink und Adrian Brown gehen gut zusammen und betonen Can She Excuse? English Consort Music durch ihre manchmal geräuschvolle Ansprache and Songs interessante Aspekte der Artikulation instru- Ensemble Mikado: Theresa Dlouhy (Sopran); Thomas List, mental ausgeführter Vokalmusik. Katharina Lugmayr, Maja Osojnik (Blockflöten); Eva Reiter What first did break thee of thy first quiet rest (Viola da gamba, Blockflöten), Gramola 98850 ist ein schönes Beispiel für eine runde, volle Io canterei d’amor – Ich singe von der Aufnahme mit den beiden Sängern Ursula Liebe Thelen und Franz Vitzthum, in der sich Flöten Quartetto con affetto; Regina Kabis (Sopran), Kai Christian und Gesang harmonisch zu einem dreidimen- Moritz (Sprecher), Animato, ACD 6111 sionalen Klangball vereinen. Manchmal klingt die Aufnahmetechnik jedoch sehr frontal und Zweimal vier Blockflöten mit Garnierung: im zweidimensional, es ist eine Tendenz vorhan- einen Fall um eine Sängerin vermehrt, im ande- den, die Bässe zurückzunehmen, was in den ren um eine Sängerin und einen Sprecher. Und wenigen tiefen Sätzen mulmig klingt. Manche in beiden Fällen sind, allerdings in sehr unter- Stücke könnte man sich sehr gut in einer tiefe- schiedlichem Ausmaß, diese „Fremdkörper“ ren Version vorstellen, aber das helle obere das Problem. Klangspektrum ist hier bewusst gewählt wor- Die beiden Blockflötenensembles selbst klingen den, vielleicht um die Leichtigkeit der „jolly wunderbar, auch wenn sie unterschiedliche mu - pastimes“ zu betonen und ein Gegengewicht zu sikalische Epochen vorstellen. Das En semble den vielen die Melancholie in den Vordergrund Mikado konzentriert sich auf die englische stellenden Aufnahmen zu legen. Consortmusik um 1600, die bei den schnellen Sätzen leicht, elegant und spritzig (Giles Schön ist auch Jeronimo Bassanos (1559–1635) Farnaby: His humour) und bei den getragenen Fantasia Nr. 2 à 5 und die Stücke seines Onkels Sätzen mit schönen Klangwirkungen und inter- Augustine. Um 1530 kam der erste Kontakt der essanter Instrumentierung (Gamben-Pizzicati) Bassano Familie mit England zustande. Die dargeboten wird. Theresa Dlouhys Ge sangs - Nachkommen der auf die Insel emigrierten stimme allerdings wirkt bei einigen wenigen Bassanos machten sich als Flötenbauer und Sätzen (Nr. 2, 16) wenig frei, überzeugt dafür in Musiker einen Namen und konnten sich mit anderen Stücken mit Gesang der schönsten einem zusätzlichen Privileg für das Verkaufen Sorte – Beispiel: Nr. 11 (How can the tree), das von Rotwein eine weitere Einkommensquelle mit unbegleitetem Sologesang einsetzt, dem sichern. Die Zeiten waren damals wie heute sehr sich dann in den folgenden Strophen die Block - unsicher und eine breite Basis wünschenswert. flöten zugesellen. Manchmal treten zum Sopran Mit dem Klagelied auf Thomas Tallis Tod endet auch Stimmen der Spieler, was auf wunderhüb- die CD mit Ye sacred Muses, in dem William sche Weise das bei den Engländern der Zeit so Byrd seinem verehrten Lehrer ein Denkmal beliebte gesellige Singen vergegenwärtigt (Mor - setzt. Leise verabschiedet sich Flautando Köln ley: Come lovers follow me). vorerst von seinen Fans. Die Elegie bildet den Das Quartetto con affetto dagegen spielt die runden Abschluss einer Aufnahme mit wun- von ihm ausgewählten Werke des 16. Jahr hun - derschöner Musik. Inés Zimmermann derts mit ausdruckvoll kolorierten Varianten

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zwar ebenfalls wunderschön, hat aber zwei NEUEINGÄNGE Miss griffe getan: zum einen mit der Wahl des Aldo Abreu: Telemann – Twelve Fantasias and Sprechers Kai Christian Moritz, zum anderen other works, G. Ph. Telemann: Fantasia no. 1 – mit der Auswahl des von diesem Ge spro che - Fantasia no. 12; J. J. Quantz: Presto; G. Ph. nen. Zwar kann man durchaus Kontraste bie- Telemann: Concerto in E minor; J. C. Pepusch: ten, Modernes etwa mit Altem kombinieren; Vivace; Aldo Abreu (performing on 18th-centu- aber man kann nicht in ein auf Petrarcas edle ry recorders from the von Huene collection), Gefühlslyrik konzentriertes Programm Verse with Suzanne Stumpf (transverse flute) and the von Francois Villon (1431– ca. 1463) einbauen, Musicians of the Old Post Road, Bressan die – das die schönste Pointe – teilweise nicht Records 2009, 1 CD, Bressan 0901, www.aldoa - einmal von Villon sind! Und die, die tatsächlich breu.com auf den berühmten Vaganten zurückgehen, sind vom 15. Jahrhundert so weit wie nur denkbar Aulos Quartet/Peter Waters: Schumann – Filas, entfernt! Piano Quintets, Robert Schumann: Piano Quintet in E flat major, Op. 44; Juraj Filas: Die Wurzel des Übels heißt Paul Zech (1881– Piano Quintet (2003); Peter Waters (piano), 1946), der seiner Sammlung der lasterhaften Aulos Quartet: Martin Gebhardt (oboe), Rico Balladen und Lieder des Francois Villon den Zela (alto oboe), Miriam Moser (tenor oboe), vielsagenden Untertitel Nachdichtung gab – Raphael Tanner (cello), Guild GmbH, Ramsen eine Bezeichnung, die man ohne weiteres durch (Schweiz) 2009, 1 CD, GMCD 7339 den Begriff „Neudichtung“ ersetzen könnte. Denn der berühmteste Titel aus dieser Samm - Erik Bosgraaf/Cordevento: Vivaldi, Recorder Con - lung („Ich bin so wild nach deinem Erd beer - certos, Concerto in C major RV 444, Concerto mund“), bekannt geworden durch Klaus in G minor RV 439 (La notte), Concerto in F Kinski, hat leider in Villons schmalem Werk major RV 98 (Tempesta di mare), Concerto in G keine französische Entsprechung, es stammt minor RV 105, Concerto in F major RV 442, ganz und gar von Paul Zech. Aber auch die Concerto in C minor RV 441, Concerto in C Zech-Werke, denen tatsächlich eine Vorlage major RV 443; Erik Bosgraaf (recorders), von Villon zugrunde liegt, klingen im Kontext Cordevento: Sophie Rebreyend (oboe), Benny von Renaissance-Musik skurril, etwa wenn in Aghassi (bassoon), Zefira Valova (solo vio lin/ der Marien-Ballade die Mutter des Poèt maudit violin I), Ivan Iliev (violin II), David Woolfrey von ihrem „Witwenkral“ spricht, als sei sie in (viola), Linda Mantcheva (cello), Silvia Jiménez Südafrika aufgewachsen. Soriano (double bass), Alessandro Pianu (harp- sichord/organ), Izhar Elias (guitar), Brilliant Trüge nun der Sprecher diese Verse des „versof- Classics, Leeuwarden (Niederlande) 2009, 1 fenen Burschenschafters protestantischer Pro - CD, 93804 venienz“ (Kurt Tucholsky in einer sehr nachle- senswerten Besprechung der Zech-Ausgabe) Das Klarinettenduo Beate Zelinsky/David Smeyers: wenigstens mit Verve und Leidenschaft vor, Annäherung / Abweichung, Paul Termos: Buste; parallel zur Spielweise der musizierenden Barbara Kolb: Rebuttal; Malika Kishino: Halo; Damen – aber nein: Moritz trägt Villon vor wie Elliott Carter: Hiyoku; Daniel Rothman: Two ein Prokurist den Jahresabschluss, mit über- Figures in Dense Violet Light; Beat Furrer: deutlich gedehnter Betonung, damit auch ja Apoklisis; Adriana Hölszky: A Due; Lee Hyla: kein Wort den geschätzten Anwesenden verlo- We speak Etruscan; Beate Zelinsky, David ren geht. Schade! Smeyers (Klarinetten), edition zeitklang, Aden - Ulrich Scheinhammer-Schmid buettel 2009, 1 CD, ez-34036 Ensemble Caprice: Telemann – Les Gitans Baro - ques, Traditionell Roumanie: Fà nyé mama; Pièces Gitanes (Collection Uhrovska, 1730): C 91, C

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260; Georg Philipp Telemann: Grillen sympho - nie, Symphonie capricieuse en sol majeur; Pièces Gitanes: Hungaricus 45 & 49, Hungaricus 58, Netrap zradna; Georg Philipp Telemann: Sonate à la Gitane en ré mineur – Allegro; Pièce Gitane: Samas biela biwala; Georg Philipp Telemann: Quatuor en mi mineur – Modéré; Pièces Gitanes: Mostek mame ustessenj, Co nam nassj reknu; Georg Philipp Telemann: Sonate à la gitane – Presto; Pièces Gitanes: C 257, C 276; Georg Philipp Telemann: Gigue pour violon seul; Pièces Gitanes: Visel som, Ach ma myla, C 298, Ksobassu Nota; Georg Philipp Telemann: Con certo en mi mineur; Pièces Gitanes: Hungaricus 4-Fejedvar-Tantz – Hun - garicus 1, C 160; Matthias Maute (recorder, transverse flute, piccolo transverse flute, baro- que violin), Sophie Larivière (recorder, trans- verse flute), Mark Simons (chalumeau), Philippe Magnan (baroque oboe), David Greenberg (baroque violin, octave violin), Olivier Brault (baroque violin, violino piccolo), Pemi Paull (viola), Susie Napper (cello, viola da gamba), Francis Palma-Pelletier (double bass), Nicolas Lessard (double bass), David Jacques (baroque guitar, theorbo), Erin Helyard (harp- Troisième Suitte B-Dur (orig. G-Dur), Carin sichord), Ziya Tabassian (percussion), Carmen van Heerden (Blockflöten), Matthias Müller Genest (voice), Analekta, Montréal (Kanada) (Viola da Gamba), Johannes Bogner (Cembalo), 2009, 1 CD, AN 2 9919 Cavalli Records, Bamberg 2009, 1 CD, CCD Michel Godard: Le Concert des Parfums, improvi- 286 sation, Ambre, Impermanence, improvisation, L’Orfeo Bläserensemble: Josef Mysliveãek – Archan gelica, improvisation, improvisation, Complete Wind Quintets & Octets, Ottetto I E flat Nebia del baix camp, improvisation, Icono - major, Quintetto III E flat major, Quintetto IV claste, Allemande, Trace de Renaissance, impro- B Major, Quintetto V F Major, Ottetto II E flat visation, La ligne d’ombre, improvisation, major, Quintetto I D Major, Quintetto II G Ferma l’ali, improvisation, Michel Godard (ser- Major, Quintetto VI C Major, Ottetto III B pent, electric bass), Patrice Héral (percussion, flat major, Carin van Heerden (Direction & electronics, voice), Gérard Marais (guitar), Oboe 1), Andreas Helm (Oboe 2), Ernst Schla - Sébastien Marq (recorders), Gavino Murgia der (Clarinet 1), Markus Springer (Cla rinet 2), (voice, saxophone), Ursula S. Yeo (perfume Christian Binde (Horn 1), Albert Heitzinger maker), Carpe Diem Records, Detmold 2009, 1 (Horn 2), Györgyi Farkas (Bassoon 1), Niko - CD, CD-16277 laus M. Broda (Bassoon 2), Maria Vahervuo Jacques Hotteterre le Romain (1674–1763): Pieces (Double Bass), cpo, Georgsmarienhütte 2010, 1 pour la Flûte traversière avec la Basse, Premier CD, cpo 777 377-2 Livre 1715, Deuxième Suitte B-Dur (orig. G- Musica Tre Fontane: Lux Vita Est, Guillaume Dur), Première Suitte D-Dur, Cinquième Suitte Dufay: O lux beata trinitas; Renate Kelletat: g-Moll (orig. e-Moll), Quatrième Suitte e-Moll, Licht-Spiel; Wilhelm Friedemann Bach:

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oomoxx-media, Münster 2009, 1 CD, Info: www.frank-oberschelp.de Rayuela & Cordatum: Dolci Canti, Italienische Lie - beslieder aus Spätmittelalter und Renaissance, Compiuta Donzella: Dolci Canti; Gabriello Chiabrera: Rosetta; Lionardo Giustiniani: Dio ti dia; Francesco Petrarca: Amor m’a posto; HOLZ FÜR MUSIK Dante da Maiano: Fresca rosa; Cecco An gio - KLANGSTARK UND INDIVIDUELL leri: S’I’fosse; Alessandro Coppini/Matteo Ban dello: Quando sará; Michelangelo Buo - umfangreiche Auswahl narotti: Morte’n cielo; Settimia Caccini: Due an einheimischen und Luci; Cecco Angioleri: Oimè d’amor; Laudario exotischen Holzarten, di Cortona: Ohime lasso; Laudario di Cor -

teilweise mit Zert.-Nr. SCS-COC-00448 tona/Jacopone da Todi: Amor dolce; Lionardo Giustiniani/Diego Ortiz: Quattro sospiri; für Blas-, Streich-, und Zupfinstrumente, Jaco pone da Todi: O dolc’amore; aus Kala - Klaviere, Orgeln, Cembalos und Bestandteile brien: Cicerenella; Lorenzo de’ Medici: eigene Sägewerke, gute Trockenkapazitäten Quanto è bella; Lionardo Giustiniani: Non ti ricordi; Baldassare Olimpo degli Alessandri: ;OLVKVY5HNLS.TI/r)PSSZ[YHtL r /HTI\YN Lingua crudel; aus Neapel: Adoramus te; ;LS! r-H_!  Andrea Kaltenecker (canto, salterio, liuto), Walter Waidosch (canto, citola, viella, vihuela), ,THPS!PUMV'[OLVKVYUHNLSJVT ^^^[OLVKVYUHNLSJVT r Claudia Gerauer, Martina Joos, Thomas Engel (flauto dolci, canto), Verena Kronseder (viella, Christe, der du bist Tag und Licht; Anonymus: viola da gamba, canto), Stefan Baier (organo di Lau dent Deum omnes creationes; Hildegard legno, organetto, canto), David Kuckhermann von Bingen: O Ignis Spiritus Paracliti; Gio - (percussione), 1000 Sounds records 2009, 1 CD, vanni Battista Fontana: Sonata Undecima; TS 001 Anonymus: Lux fulgebit hodie; Johann Se - Nadja Schubert & Electric Band: Back on the Block, bastian Bach: Sonate B-Dur; Renate Kelletat: Sascha Delbrouck/Nadja Schubert: Jungle Du bist das Licht (Hymnus Teil 1), Schatten, Mangel; Sascha Delbrouck: Backstage, Crazy Du bist das Licht (Hymnus Teil 2); Henry Dance, Crossing, Five On The Floor, Folias Purcell: Sonata VIII; Renate Kelletat: Lux Dance, Hey There, Bubblerock, Is There Any - Sapientiae; Dietrich Buxtehude: Wie schön body Here, Sascha Delbrouck/Nadja Schu - leuchtet der Morgenstern; Renate Kelletat: Two bert: House Raus; Nadja Schubert (Blockflöte), upon a Ground; Renate Kelletat, Erdmute Uli Brodersen (E-Gitarre), Denis Cosmar Kather, Donata Dörfel (Blockflöten, Gesang (Keyboards), Sascha Delbrouck (E-Bass/ und Cembalo), Berlin 2009, 1 CD, C508-09, Loops), Oliver Rehmann (Schlagzeug), Mr. D. Info: www.musica-tre-fontane.de Music (Vertrieb: Broken Silence), Köln 2010, Frank Oberschelp/Sonja Kemnitzer: Händel & 1 CD, Info: www.nadjaschubert.de, www.mrd- Friends, Georg Friedrich Händel: Sonate C-Dur music.de [HWV 365], Rinaldo [HWV 7]; Charles Dieu - part: Suite Nr. 1 A-Dur; Georg Friedrich Hän - Ahorn natur del: Suite d-moll [HWV 428], Sonate a-moll Buchsbaum [HWV 362]; Francesco Geminiani: Ann thou Palisander were my ain thing; Frank Oberschelp (Block - Olive www. .com flöte), Sonja Kemnitzer (Cembalo), Vertrieb: Rosenholz

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Betrifft: Tibia 1/2010, Beitrag von Peter DDR günstig erworben), doch die genügten Thalheimer: Erinnerungen an Ernst Stieber (1907– nicht Pätzolds Qualitätsansprüchen – und bald 1990) auch meinen. So bekam ich leihweise je eine Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Stieber-Violine und -Blockflöte und war damit Thalheimer! glücklich. Ans käufliche Erwerben war für mich allerdings nicht zu denken; das Wirt - Mit Interesse habe ich oben genannten Beitrag schafts wunder hatte in meiner Familie noch gelesen – hatte ich doch als Schüler in den fünf- nicht begonnen, ich konnte nur dank einer ge - ziger Jahren (es muss so um 1953–1955 gewesen währten Schulgeldermäßigung in Nagold sein. sein) persönlichen Kontakt mit Herrn Stieber; Natürlich wollte Herr Stieber irgendwann Geld und auf Grund dieser Begegnung kann ich nur sehen, sah aber nach einem Gespräch mit Herrn schwer die Begriffe „humorlos“ und „geldgie- Pätzold davon ab und lud mich für ein Wo - rig“ als alleinige Charakterisierung des Men - chen ende zu sich nach Tübingen ein, wo ich schen Ernst Stieber verdauen. Ich möchte das Einblick in seine Werkstatt und seine In stru - nicht so stehen lassen. Deshalb meine Ge - mentensammlung nehmen konnte – ich erinne- schichte: re mich neben der in Ihrem Artikel erwähnten Von 1952 bis 1957 war ich Schüler der Lehrer - Kirst-Traverse und der Grenser-Oboe an eine oberschule – später „Auf bau gym na sium“ – in Laute und eine Barock-Bratsche mit verziertem Nagold. Instrumentalunterricht gehörte zum Griffbrett. Herr Stieber lebte damals wohl Lehrplan dieser Internatsschule, und dafür war allein mit seiner Tochter in der Pfleghofstraße – neben einigen nebenamtlich klavierunterrich- über der Werkstatt. „Meine“ Instrumente durf- tenden Kollegen – vor allem Ernst Pätzold te ich kostenlos bis zum Ende meiner Nagolder (1904–1978; nicht verwandt mit dem Block - Schulzeit behalten. flötenbauer Joachim Paetzold) zu ständig. Als Es versteht sich fast von selbst, dass ich nach früherer Mitarbeiter von Fritz Jöde der meiner Anstellung als Volksschullehrer 1959 Singbewegung entstammend, war der begei- sternde Violin-, Musik- und Singpädagoge nach dem Krieg von Berlin nach Nagold gekommen, wo er ein reges Musikleben entfachte. Seine Schüler brauchten natürlich auch Instrumente, und da wurde er bei Ernst Stieber im nicht allzu fernen Tübingen fündig. Als einer, der in Berlin Kontakt zum Scheck-Wen zinger-Neumeyer- Kreis hatte und uns Schülern von der damals gegründeten Capella Colo nie n sis vorschwärm- te, hatten es ihm sicher auch die bei Stieber anzutreffenden Barock-Instrumente angetan. Bei mir war es so: Ich hatte zwar eine Geige und zwei Blockflöten von „Johannes Adler, Traversflöte nach Kirst der Firma Ernst Stieber/Tü bin - Mark neukirchen“ (über Verwandte in der gen, 1959

TIBIA 2/2010 151 Leserforum

noch im selben Jahr bei Tibia-Beitrag abgebildeten Preisliste), bei der Stieber eine Alt block flöte Tra vers flöte habe ich später das Mund loch und bald darauf auch eine durch einen Elfenbein-Ein satz verändert. Traversflöte erwarb, die Verstehen Sie nun, dass mir Ernst Stieber mit Blockflöte für 60,00 DM „humorlos“ und „geldgierig“ etwas zu einseitig und die Tra versiere für beschrieben erscheint? Ich nehme einmal an, 250,00 DM (mit drei Ober - dass Herr Thalheimer darauf durch Gespräche stücken für a = 415, 430 und mit Joachim Paetzold gekommen ist. Dieser 440 Hz und Etui). Damals konnte als Mitarbeiter in Stiebers Werkstatt lernte ich auch Joachim nicht glücklich werden, weil er zu viel Gän ge - Paetzold kennen, dessen lung erfuhr und seine Vorstellungen nicht ver- Kunde ich später wurde. wirklichen konnte. So hat er sich schließlich Fotos der beiden Stieber- auch selbständig gemacht. Instrumente lege ich bei; die Es grüßt Sie freundlich Blockflöte ist das Mo dell „Solo“ (Nr. 40 in der im Dieter Röthig, Neckarsulm

Altblockflöte Modell „Solo“ der Firma Ernst Stieber/Tü bin gen, 1959

152 TIBIA 2/2010 Neues aus der Holzbläserwelt

Neue Flötengesellschaft in Frankreich 2009 gründete sich die Gesellschaft der französischen Flö - ten geschichte, zu deren Mitgliedern Flötenspieler, Flö ten - forscher, Flötenamateure und ganz allgemein an Flöte inter- rd essierte Menschen gehören. Auf der 3 International Flute Convention, die vom 15.–17. Januar 2010 in Nizza statt- fand, wurde nun die erste Ausgabe ihrer Verbandszeitschrift Tempo flûte. Revue de l’association d’histoire de la flûte française vorgestellt, deren Herausgeber, Pascal Gresset, auch Vorsitzender der Gesellschaft ist. Weitere Informationen unter

Neues aus der Holzbläserwelt

Moeck/SRP Solo Recorder Playing Competition

Im November 2009 fand das Finale des Wett - ge wählt. Leonard Kwon, der 2009 schon beim bewerbs Moeck/SRP Solo Recorder Playing In ter na ti o nalen Block flö ten wett be werb in Com petition in Lon don statt. Die Jury, beste- Mon treal den 3. Platz belegt hatte, konnte auch hend aus Maurice Steger (CH), Julien Feltrin in London einen 3. Platz für sich behaupten. Er (F) und Jane Chapman (UK) vergab den studiert bei Reine-Marie Ver hagen am Kö nig - 1. Preis an die dänische Blockflötistin Pernille lichen Kon ser vatorium in Den Haag und prä- Petersen, die bei Dan Laurin, Lene Langballe sentierte sich mit Stücken von Berio, Yun, Fin - und Nikolaj Ronimus studiert hat und u. a. mit ger, van Eyck und zwei Ei gen kom po si tio nen. Werken von Berio, Castucci, Christen - sen, Ho so kawa und Ucce lini überzeug- te. Der 2. Preis ging an Per Gross, der bei Dan Laurin am Royal College of Music in Stock holm studiert. Er hatte Werke von u. a. An - driessen, Bach, Hot - teterre, Shino hara und Zahnhausen

TIBIA 2/2010 153 Mai Ort: Ort: TIBIA 2/2010 Ort: Inzigkofen, Christa Schmetzer www.soli-deo-gloria.info , , Info: Volkshochschule Beijing Nicolet International nd Ort: Peking, Info: info@nico , Info: Forum Artium, Am Soli Deo Gloria. Bärbel Kuhn Karin Schmid Sirius . Viols den unter: Informationen Mehr Feste Feste Alter Musik im Braunschweiger Land John Eliot Gardiner, der Monteverdi Choir mit eröffnen Soloists Baroque English die und der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach die Feste Alter Musik. Konzerte mit Jordi Außerdem Savall (Viola da Gamba), gibt es Christine Schornsheim (Cembalo), Ophélie Gaillard (Violoncello) sowie Hille Perl (Viola da Gamba), Dorothee Mields (Sopran) und Flute Flute Competition, Inzigkofen, Parkweg 3, 72514 Inzigkofen, Tel. +49 (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 [email protected], www.vhs-heim.de 739833, und für fortgeschrittene gerne im Ensemble musizieren Blockflötenspieler,und mindestens die beherrschen, Griffweise barocker in Flöten drei Leitung: Schwelm, Consort Spätrenaissance – und Doppelchöriges Katja Dolainski, Frühbarock, Info: aus early music im +49 Leitung: Tel.: Schwelm, 58332 43, Ibach- Wilhelmstr. Haus, (0)2336 990290, [email protected],www.blockfloetenladen.de Georgsmarienhütte, - un Meisterklasse, zel Ein richt, Technik ter und Interpretation, Leitung: Prof. Han Tol Kasinopark 1-3, 34223, (0)5401 +49 Fax: 34160, (0)5401 49114+49 Tel.: Georgsmarienhütte, [email protected], www.forum-artium.de 08.05.2010 Spieltag im Ibach-Haus, 07.05.–11.05.2010 29.04.–02.05.2010 Meisterkurs Blockflöte, Mai’n“ ist im Jahr Zeit beste „Die 03.05.–08.05.2010 – Ensemblespiel für Blockflöten, 24.04.–03.05.2010 2 letcompetition.cn, www.nicoletcompetition.cn Ort: Ort: Ort: Ort: Geri Prof. Thomas oder , tung: Lei Ort: Eben - Ort: Eben Block flö ten - flö Block Küng 17.04.2010 Thomas Küng Erik Bosgraaf: Jacob van , Info: Blockflötenzentrum Erik Bosgraaf: Rund um Jacob Geri Bollinger, 12.00–15.00 Uhr

oder April mit Workshop van Eyck, 15.30 Uhr Schwelm, 11.00–13.30 Uhr bau: Beratung, Infos, Austausch mit Küng Bremen, Thema: mehrstimmigeMusik des 16. Jh. auf hohem Niveau, polyphoneLeitung: Paul Leenhouts Bremen, Tel.: +49 (0)421 (0)421 702852, 702337, Fax: [email protected], +49 www.loebnerblockfloeten.de Georgsmarienhütte, Kursinhalt: - spiel das samim men Blockflötenensemble, Zu für fortge- Studenten Laienmusiker, und Schüler schrittene sowie insbesondere Lehrer an und Musikschulen an allgemeinen bara , Husenbeth Info: Forum Artium, Am Schulen, Bar Leitung: Kasinopark 1-3, 34223, (0)5401 +49 Fax: 34160, (0)5401 49114+49 Tel.: Georgsmarienhütte, [email protected], www.forum-artium.de Brühl, Tanz und Tanzelemente in der vom Musik Mittelalter bis Lucia Mense, Info: zumLucia Mense, Bismarckstr. Barock, 53, Leitung: 50672 Köln, [email protected], www.luciamense.de Tel.: +49 (0)221-2409109, 154 24.04.2010 5. Blockflötentag im Ibach-Haus, 23.04.–25.04.2010 Kurs für Blockflöte, 23.04.–25.04.2010 Ensemblekurs Blockflöte, 17.04.–18.04.2010 Ensemblekurs „La Dansa“, 16.04.–18.04.2010 „Deutsche Consortmusik“, Veranstaltungen Veranstaltungen hofen, Anmeldeschluss: Bart , Spanhove Info: Flötenhof - e.V., Schwa benstr. 14, 87640 Ebenhofen, Tel.: +49 (0)8342 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, alte-musik@ floetenhof.info, www.alte-musik.info Bollinger: Was Sie schon immer - über Block flöten oder die Firma Küng 16.30 Uhr wissen Konzert: wollten, Eyck im Perspektiv, Info: early music im Ibach- im music early Info: Perspektiv, im Eyck +49 Tel.: Schwelm, 58332 43, Wilhelmstr. Haus, (0)2336 990290, [email protected],www.blockfloetenladen.de Veranstaltungen

08.05.2010 Blockflöten-Orchester-Tag, Ort: Uehl - Pot, Monika Höfling-Grote und Harry Gosse, feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- Info: BDB-Musikakademie, Alois-Schnorr- schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist Str.10, 79219 Staufen, info@bdb-musikakade die Beherrschung von mindestens Tenor- oder mie.de, www.floetentage.de Bassblockflöte, Leitung: Petra Menzl, Info: 13.05.–16.05.2010 17. Kammermusikkurs Wetzlar, Petra Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 Ort: Wetzlar, angesprochen sind Mu sik pä da go - (0)9129 402584, [email protected], gen, Studenten und fortgeschrittene Laien in www.petra-menzl.de festen Ensembles wie auch Einzelteilnehmer, 08.05.2010 4. Bremer Blockflötentag, Ort: Hoch - Dozenten: Ruth Wentorf (Flöte), Prof. Marco schule für Künste Bremen, Studenten und Do - Thomas (Klarinette), Prof. Karsten Nagel zen ten laden ein zu einem Fest mit der Block - (Fagott), Prof. Werner Dickel (Violine/Viola), flöte: Orchester- und Ensemblespiel, Neue und Prof. Susanne Müller-Hornbach (Vio lon - Alte Musik, Recital Blockflöte, international: cello), David Böhler (Klavier), Info: Kam mer - eine Reise mit Bildern und Musik, Ab schluss - musikkurs Wetzlar, Gutenbergstr.39a, 61231 konzert, für jugendliche Spieler ab 14 Jahren Bad Nauheim, Tel. +49 (0)6032 4817, Mobil und Erwachsene, Leitung: Dörte Nienstedt 0171 260 98 29, info@kammermusikkurs-wetz und Prof. Han Tol, Info: Veranstaltungsbüro lar.de, www.kammermusikkurs-wetzlar.de der Hochschule für Künste Bremen, Almut Hei bült, Tel: +49 (0)421 95951506, a.heibuelt 14.05.–25.05.2010 @hfk-bremen.de Internationale Händelfestspiele Göttingen 12.05–17.05.2010 Holzbläser im Schloss, Ort: Im Mittelpunkt der diesjährigen Hän del fest - Schloss Weikersheim, für Studierende und sol- spiele steht die Oper Tamerlano, mehrmals che, die es werden wollen; die Kursteilnehmer aufgeführt von Gesangssolisten und dem werden auf Konzerte, Aufnahmeprüfungen FestspielOrchester Göttingen unter der Lei - und Hochschulwechsel vorbereitet, Dozenten: tung von Nicholas McGegan. Ein sehr um - Prof. Wally Hase (Flöte), Prof. J. Müller- fang reiches und vielseitiges Kon zert pro - Brincken (Oboe), Prof. Manfred Lindner (Kla - gramm flankiert diese Aufführungen. rinette), Prof. Albrecht Holder (Fagott), Info: Mehr Informationen unter: www.haendel-festspiele.de Thomas Acker, Attichäckerstr. 36, 74078 Heil - bronn, [email protected], www.jmdbw.de 17.05.–21.05.2010 Meisterkurs für Flöte, Ort: 13.05.–16.05.2010 Dirigieren von Block flö ten en - Lich tenberg, gearbeitet wird Literatur für Flöte sem bles & Blockflötenorchestern, Ort: Tros sin - mit Klavier, für Flöte solo und Orches ter stel - gen, für Blockflötenpädagogen, die nur wenig len, Leitung: Anette Maiburg und Prof. An - Erfahrungen im Bereich des Dirigierens haben, drea Lieberknecht, Info: Internationale Mu sik - Dozenten: Daniela Schüler, René Schuh, Jörg begegnungsstätte Haus Marteau, Lo ben steiner Partzsch, Christina Hollmann (Leitung), Str. 4, 95192 Lichtenberg, www.haus-marteau.de Info: Bundesakademie für musikalische Ju - 21.05.–24.05.2010 Pro Musica Antiqua – Tage Alter gend bildung Trossingen, Tel.: +49 (0)7425 Musik, Ort: Regensburg, neben 14 Konzerten 94930, www.bundesakademie-trossingen.de findet auch eine international beschickte Aus - 13.05.–16.05.2010 Internationale Flötentage stel lung von Nachbauten historischer Mu sik in - Staufen, Ort: Staufen, Workshops zu Spiel tech - strumente, von Noten, Büchern und CDs im nik, Ausdruck und Lampenfieber, Meister kurse, historischen Salzstadel an der Steinernen „Tag für junge Flötisten“, Justierworkshop, Brücke statt, Info: Tage Alter Musik Re gens - Yoga, sowie eine Musikalien- und In stru men - burg, Postfach 10 09 03, 93009 Regensburg, tenausstellung, Flötenorchester, Konzerte der Tel.: +49 (0)941 8979786, Fax: +49 (0)941 Dozenten und Teilnehmer, Leitung: Philippe 8979836, [email protected], www. Boucly, Aldo Baerten, Rudolf Döbler, Robert tagealtermusik-regensburg.de

TIBIA 2/2010 155 [email protected], [email protected], 502561, (0)6129 +49 Fax: 502560, (0)6129 +49 Payr, Kirchenpfad 6, 65388 Schlangenbad, Tel. Schlangenbad, 65388 6, Kirchenpfad Payr, , Info: musica viva musikferien, Fabian musikferien, viva musica Info: Caldara, fortgeschrittene Spieler mit guten Blatt Blatt le guten Leitung: - se fähigkeiten, mit Spieler fortgeschrittene mit ergänzender Klavierbegleitung, für deutlich pe i dn neshelcse Formationen unterschiedlichsten den in spiel Schloss Hochhausen, Thema: Das Block Das Thema: Hochhausen, Schloss flö ten - e gsme Bokltnuret erwartet, Leitung: Blockflötenquartetts den gesamten des von Beherrschung die zudem wird Block eingeladen, flötisten Vom- und Consortspiel- Blatt-Spielerfahrung guter Teil mit sind - nehmer Seminargruppen beiden in weiler, forum-artium.de www. [email protected], 34223, (0)5401 +49 Fax: 34160, (0)5401 Ge Tel.:+49 marienhütte, orgs 49114 - 1-3, Kasinopark Am Artium, Leitung: Technik und Interpretation, Probespieltraining, Einzelunterricht, Meisterklasse, marienhütte, ed Wie ee mus fr a Tra das für vers Impulse flö neue Weise - rende inspirie- auf der Ensembleunterricht, und zel- 25.05.–30.05.2010Meisterkurs Flöte, pur, Blockflöte 24.05.–28.05.2010 Veranstaltungen 156 Schleh Kloster- in Musik Alte 02.06.–06.06.2010 Kla tung vier und be glei Blockflöte - 29.05.–05.06.2010 gamba, da Viola und flöte Block für - Wochenendseminar 28.05.–30.05.2010 iam-ev.de www. [email protected], 996310, (0)5461 +49 Fax 99630, (0)5461 +49 Tel. Bramsche, 49565 1a, Kloster Am (IAM), Musik für Arbeitskreis Wallach, Leitung: möchten, arbeiten sortliteratur intensiv an mittelschwerer bis schwieriger Con - gerne und haben Ensemblespiel im Erfahrung beherrschen, Quartett gesamte das die Jahren, 16 ab Spieler fortgeschrittene für burg/Bayern, 4 ()41 93, a +9 056 996310, (0)5461 [email protected], +49 Fax 99630, (0)5461 Tel.+49 Bramsche, 49565 1a, Kloster Musik Am (IAM), für Arbeitskreis Internationaler Info: Zadow-Reichling von nore Junidorf, (Solo- bis Ensemblespiel) – Level C, Ort: C, Level – Ensemblespiel) bis (Solo- r: clhof Taesltnus Ein- Traversflötenkurs: Schlehdorf, Ort: , Info: Internationaler Info: Rother , Andrea afe Harras Manfred rf Flx Renggli Felix Prof. Stephan Schrader Stephan Ort: Freiburg-Lit Ort: ten - (Blockflöte), (Viola da gamba), da (Viola If: Forum Info: , Ort: Ham Ort: mel - Ort: GeOrt: orgs - und Silke Leo - P. Franck Leitung: Fortgeschrittene, und Anfänger für gibt, sancetraversflötenspiel Re das nais in ten Einführung - eine sowie spiel ain rue-rnk Tl: 4 (0)89 +49 [email protected], schlehdorf 12475874, Tel.: (0)89 +49 Fax: 6012755, Treupel-Franck, des Marion Leitung: Grundlagen Fortgeschrittene, an Arbeit und Theorben- und Lautenspiels, für Einsteiger und sowie Theorie in Praxis Solo - Generalbassspiel mitgebrachter an literatur, Arbeit sind Inhalte für’s Ensemble, Leitung: Leitung: Ensemble, Arrangements für’s Peppige – block“ the on „pop laden.de www.blockfloeten [email protected], 990290, (0)2336 +49 Tel.: Schwelm, 58332 43, Wilhelmstr. Ibach-Haus, im music early Info: lu Hltn Tl: 4 ()87 75228, (0)38374 +49 Tel.: [email protected] Holsten, Klaus Leitung: Pädagogen, Einsteiger,und und Amateure Fortgeschrittene pro für Spieltechniken, neue und visationsspiele werk Querflöte, statt Im – pro Vision vi Flute sa 12.06.–13.06.2010 tions - unterricht, Quer im Basistechnik Erweiterte 12.06.2010 flö ten - 12.06.2010Spieltag Ibach-Haus,im Gefühl klingendes und Klang Gefühlter 19.06.–20.06.2010 www.loebnerblockfloeten.de [email protected], 702337, (0)421 trum Bremen, Tel.: +49 (0)421 702852, Fax: +49 Lei tung: - Neuentdeckungen, und Klängen mit tenden Reise musikalische anmu- heimatlich gar mitunter wohlbekannten, eine Bremen, Ort: Jim!“, Anker, letzten den „Hiev 19.06.–20.06.2010 lt 1 778 slne, e. +9 (0)711 [email protected] +49 Tel.: musik 3512552678, (0)711 +49 Esslingen, Fax: 35122638, 73728 1, platz Bla Esslingen, Musikschule Städtische Info: rer - Querflötenunterricht den ein Leitung: kann, bauen in früh techniken mittlung der ersten Grundlagen moderne Spiel - Verder neben man wie geben, Hilfestellungen - If: Block flö Info: ten Beutler, zen Irmhild - im Instrumentalunterricht für Holz Holz - für Instrumentalunterricht im und r: slne, isr us möchte Kurs dieser Esslingen, Ort: ; Lautenkurs: Labbé; Marie-Céline r: eln vesiie Im vielseitige - Berlin, Ort: lu Holsten Klaus Prof. Robert Aitken, Robert Prof. af Bienioschek Ralf xl Wolf Axel ain Treupel- Marion Ort:Schwelm, TIBIA 2/2010 TIBIA Info: , Info: , , a: 4 ()1 585, info@kulturkreis 3538750, www.kulturkreisarosa.ch arosa.ch, (0)81 +41 Fax: Arosa, CH-7050 Arosa, Tel: +41 (0)81 3538747, Leitung: schrittene Laien, Studenten und Berufsmusiker, e Tne üe de arudre fr fortge- für Jahrhunderte, die über Tanzes des n Sne; reois vesimg und vierstimmige Praetorius’ Sänger; und 961820, [email protected] 961820, Lauch (0)7363 +49 Tel.:Fax: heim, 96180, (0)7363 +49 - 73466 Kapfenburg, Kul Schloss zen tur trum - Musikschulakademie Internationale stimmigen Ensemblesätzen und die Geschichte die und Ensemblesätzen stimmigen sechs- bis Blockflöte solo von Barock, dem aus Dulzian und andere Bläser/Streicher, Cembalo Bläser/Streicher, andere und Dulzian fort geschrittene Spieler von Blockflöte, Gambe, ui, Leitung: Juli), (6. Dozentenkonzert Kam mer und Vorträge- und musik, Einzelunterricht Mainz, Stadt der europäischen des Peter-Cornelius-Konservatorium Ort: Musik Barock, der in tio nalstile mainz.de [email protected], 320993, (0)6131 +49 Tel.: Hübner-Hinderling, Renate Schwannberger Leininger Streicherkammermusik), und violine TIBIA 2/2010 TIBIA Sommerakademie Thüringische 06.07.–11.07.2010 Blockflötenkurs, 04.07.–10.07.2010 Aufführungspraxis: 03.07.–06.07.2010 7. Mainzer Workshop für barocke Blockflöte, für Meisterkurs 02.07.–04.07.2010 Held Regine Leitung: vermitteln, Oboe der Beispiel am sern Holz mit Instrumentalunterricht im mögen blä - Aus und Empfinden drucks musikalischem ver - zur Schulung Anregungen von Körperbewusstsein, Klanggefühl, didaktisch-methodische te bläser, Ort: Lauchheim, dieser Lehrgang möch- Schweiz, Tänze vom Mittelalter bis zu Tänzen zu bis Mittelalter vom Tänze Schweiz, [email protected], [email protected], alte- 899122, (0)8342 +49 Fax: 899111, (0)8342 +49 Tel.: Ebenhofen, 87640 14, Schwabenstr. tung: bnoe, Anmeldeschluss: Ebenhofen, Böhlen, n brce Gestik), barocke und Juli , Info: Flötenhof e.V.,Flötenhof Info: Schneider, Michael r: öln Kmemskus für Kammermusikkurs Böhlen, Ort: , Info: Kulturkreis YanInfo: Thérèse , Marie Cmao n Generalbass), und (Cembalo und hrn Weller Sharon Üe Gezn – i Na Die - – Grenzen“ „Über Föe ud at) Info: Laute), und (Flöten , Info: Stockmann, Angelika sbl Schau Isabel Lei - 26.06.2010, (Barockgesang r: Arosa/ Ort: (Ba rock - Thomas Sven Ort: m lse 1, 96 Bash, e. +49 [email protected], Tel. iamev 996310, Bramsche, (0)5461 +49 Fax 99630, 49565 (0)5461 1a, Kloster Am com (0)30 +49 Tel.: 21756283, Anmeldung: Info: www.sommer-akademie. Bultmann, Gaby tung: Lei erarbeitet, - Zeit seiner Aufführungspraxis der und Schriften seiner anhand Tempiwerden und Verzierungen Besetzungsmöglichkeiten, mehrchörige Werke, die Tänze aus Terpsichore, Internationaler Arbeitskreis für Musik (IAM), Musik für Arbeitskreis Internationaler Stratmann Leitung: wollen, erproben Gruppe flöte spielen und nun das Zusammenspiel in der lcföesil ae, ih nr i So die pran nur nicht - haben, Blockflötenspiel sicales.de, www.berlin.jeunessesmusicales.desicales.de, berlin@jeunessesmu 53071222, 53071205, (0)30 +49 (0)30 Fax: +49 Tel.: Berlin, 12459 197, Wuhlheide der An des Berlin, musikakademie Lan c/o Valentin,- Antje Berlin, Musicales ses Martin Ripper, Berlin Dreiklang Ensemble Anmeldeschluss: spieler, Ein und Ensembles zel feste für Jahren, - 80 bis cwi, noain kn mn a lernen? das man kann – Intonation Schweiz, ahsn Mskneeset, i Fed am Freude die Musikinteressierte, wach sene 10.07.2010 Blockflöten-Orchester-Tag,10.07.2010 Ibach-Haus, im Spieltag 10.07.2010 flöte, Block - der auf Ensemblespiel 09.07.–11.07.2010 80.2.721 Intonationskurs, 18.07.–24.07.2010 16.07.–22.07.2010 Blockflöte für Spätberufene und Bassblockflöte, Leitung: Leitung: Bassblockflöte, Tenor-oder mindestens von Beherrschung die ist Voraussetzung Besetzungen, schiedensten feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- ihlsr 4, 83 Shem Tl: +49 www.blockfloetenladen.de [email protected], Tel.: 990290, Schwelm, (0)2336 58332 43, Wilhelmstr. Leitung: Jahrhundert, Beisch 17. dem aus -bearbeitungen und Liedvariationen Schwelm, Wiedereinsteiger, 092 428, [email protected], www.petra-menzl.de 402584, (0)9129 +49 Fax: 26004, (0)9129 +49 Tel. Menzl, Petra Ort: Berlin, für Blockflötenspieler von 12 von Blockflötenspieler für Berlin, Ort: If: al msc m Ibach-Haus, im music early Info: , , , hitn Jungermann Christina Sylvia C. Rosin), Info: Jeu nes - Ort: Willebadessen, für er er - für Willebadessen, Ort: Veranstaltungen Leitung: 25.06.2010, er Menzl Petra Irmhild Beutler, (Irmhild r: Arosa/ Ort: Anna Irene Anna Ort: Uehl Ort: - Info: , Info: , Katja Ort: 157 August r a n , Ort: n e TIBIA 2/2010 i i (Gambe), l (Holz blas - blas (Holz m k a i e t s I S

Regine , Häußler u d s e (Posaune/Historische n M l

gesang blockflöte traversflöte barockbratsche, barockgeige, d’amore Viola barockcello, Viola da gamba laute, guitarre cembalo, orgel, generalbass historischer tanz u Hanna , Schüly-Binder a • • • • • • • • e

t Ort: Kloster dorf/ Donn n Ingo Ingo Voelkner h l o c Frederik Frederik Borstlap a i (Gesang, Chor), Info: Regine a

t Auskunft Anmeldung: und r Jens Bauer Jens a B Chri st a Pesendorf er tel. + fax: +43/1/979tel. 58 98 e-mail: [email protected] ü

1. bis 8. August 2010 n . f lANDESbIlDuNgSzENtruM homepage: www.alte-musik.music.at r 01.06.2010, Leitung: S Marianne rÔNEz e

gertraud WIMMEr Andrew SchultzE ulrich WEDEMEIEr Ernst KubItSchEK t . Jadwiga NoWAczEK gerhart DArMStADt J n A-3001 Mauerbach b. AuStrIA Wien, 61b/8, hauptstr. christa PESENDorfEr I SchloSS zEll AN DEr PrAM, oö., AuStrIA Häußler, Häußler, Stefan-Zweig-Str. 10, 22175 burg, [email protected] - Ham Ute Goedecke Improvisation), instrumente), Antonie Schlegel, Thüringen, für Erwachsene Freude mit am gemeinsamen besonderer Musizieren, bei den Staufen, für Sänger und Blatt- gutes sehr Gamben, und Blasinstrumente Spieler historischer Spielvermögen - wird de vorausgesetzt, mel An schluss: 01.08.–07.08.2010 Sommerwoche für Blockflöte, Gambe und Chor, 30.07.–07.08.2010 62. Staufener Studio für Musik Alte – „Renaissance-Musik in Staufen“ nik, Literatur), für Laien, Studenten - und rufsmusiker, Be Leitung: Info: Kulturkreis Arosa, CH-7050 Arosa, Tel: +41 (0)81 3538747, Fax: [email protected], +41 (0)81 3538750, arosa.ch www.kulturkreis Ort: Ort: Ort: Lydia und Ort: Arosa/ Ort: , Info: Kulturkreis , Info: Kul tur - tur Prof. , Pierre Info: Feit Kul Doris Geller, Info: Kulturkreis Bernhard Gillitzer Ort: Urbino/Italien ein Kurs mit Arosa/Schweiz, erarbeitet werden Werke eige- ner Wahl, Kammermusik für - nik, für die fortgeschrittene Oboen, - Laien tech und Stu Atem rende, Leitung: kreis Arosa, CH-7050 Arosa, Tel: 3538747, +41 Fax: +41 (0)81 (0)81 3538750, info@kultur kreisarosa.ch, www.kulturkreisarosa.ch Arosa/Schweiz, Interpretation, Kammermusik, indi- Tricks, u. Tipps Technik, flötenspezifische viduelle Förderung auf jedem Level, Leitung: Magda Schwerzmann 3538747, (0)81 +41 Tel: Arosa, CH-7050 Arosa, Fax: +41 (0)81 rosa.ch, www.kulturkreisarosa.ch 3538750, info@kulturkreisa Arosa/Schweiz, Erarbeitung und Interpretation und Erarbeitung Arosa/Schweiz, - set von eigener Werken in Wahl gemischter Be Streicher, für Musik der Epochen allen aus zung Schweiz, Jazz-Blues (Komponieren visieren), und - pro Im Interpretation, monielehre(Har Jazz-Standard und Improvisation),Recorder für Jazzy Einsteiger tech - (Notation, Spiel 158 25.07.–31.07.2010 Blockflöte und Jazz, und Blockflöte 25.07.–31.07.2010 25.07.–31.07.2010 Kammermusikwoche, 25.07.–31.07.2010 Querflöte und Traverso, 23.07.–02.08.2010 Interpretationskurs Oboe, 18.–28.07.2010 - Atem- und Körperarbeit si für Mu Innen, ker Grund lagen der sauberen Intonation von Strei - lagen der sauberen Intonation von Strei Grund chern, Bläsern und Sängern, praktische Übun- gen im Ensemble und Hörübungen - am Com Leitung: ter, pu 3538747, (0)81 +41 Tel: Arosa, CH-7050 Arosa, Fax: +41 (0)81 rosa.ch, www.kulturkreisarosa.ch 3538750, info@kulturkreisa Veranstaltungen „Atem- und Körperarbeit für MusikerInnen“ im MusikerInnen“ für Körperarbeit und „Atem- sica Mu di Internazionale Corso 42. des Rahmen Antica. Die Leitung hat unter 040/76101201 oder [email protected] Ute Schleich. Info: Bläser und Tasteninstrumente, Bläser für und fortgeschrit- Tasteninstrumente, tene Laien, Studenten - und Berufsmusiker, be stehende Ensembles sind ebenfalls willkom- Gillitzer, Info: Kulturkreis Arosa, Arosa, CH-7050 Tel: +41 (0)81 3538747, Fax: +41 (0)81 3538750, [email protected], www.kul turkreisarosa.ch men, Leitung: September 159 Prof. , Info: (Block flö - (Block Ort: Ort: Arosa/ Anna Irene Ort: Wei kers - kers Ort: Wei Yvonne Yvonne Ritter Bernhard Gil lit - lit Bernhard Gil Ort: Bremen, für , Info: Kulturkreis Veranstaltungen (Tanz), (Tanz), Matthias Weilenmann Christina Jungermann Katharina Lugmayr , Lydia Lydia Gillitzer Ort: Arosa/Schweiz, täglicher Un ter richt Ort: ter Arosa/Schweiz, täglicher Un und Bernd Niedecken Tanz Tanz am Hofe Louis XIV um 1700, heim, - Meisterkurs für rock Blockflöte und Ba 18.09.2010 „In high spirits“, 22.08.–28.08.2010 - Kammermusikwoche und Wan dern, und Musik – Monde de Soleil Le 23.08.–28.08.2010 17.08.–23.08.2010 Meisterkurs Fagott, Meisterkurs 17.08.–23.08.2010 09.08.–15.08.2010 Musizieren für fortgeschrittene Ort: Freiburg-Littenweiler, mit Blockflöten, Spieler ab 16 Jahren, die das gesamte Quartett beherrschen, Großbässe und besonders willkommen, Subbässe Leitung: sind Jugendliche ab 12 Jahren, die gerne einmal mit Schweiz, Fagottliteratur nach (z. freier B. Wahl Mozart KV 292 und KV spielvorbereitung, Technik, 191), Körpergefühl - und auch be Pro -beherrschung, - für fortgeschrittene Laien, Stu ten den und Berufsmusiker, Isamu , Magome Info: Kulturkreis Arosa, CH- Leitung: 7050 Arosa, Tel: +41 (0)81 3538747, Fax: +41 www. (0)81 3538750, [email protected], kulturkreisarosa.ch am Vormittag, nachmittags wandern, für fort- geschrittene Laien, Leitung: zer 3538747, (0)81 +41 Tel: Arosa, CH-7050 Arosa, Fax: +41 (0)81arosa.ch, www.kulturkreisarosa.ch 3538750, info@kulturkreis tanz in der - Musikakademie kers Schloss Wei Stratmann vielen anderen „Orchesterfeeling“ schnuppern heim, Dozenten: (Block flöte), (Block te), giers bach, giers Herr Vockensperger,(0)6532 2731, Tel.: [email protected], www. luciamense.de +49 Internationaler Arbeitskreis für Musik (IAM), Am Kloster 1a, iamev@ 996310, (0)5461 +49 Fax 99630, (0)5461 49565 Bramsche, Tel. t-online.de, www.iam-ev.de +49 und in die faszinierende der Welt mehrstimmi- (Korrepetition), Info: Allegra – Kultur, Agentur Kalmitstr. 24, für 68163 Mannheim, Tel.: +49 (0)621 8321270, +49 (0)621 8321271, info@ allegra-online.de und Ort: Silke Anja Lydia Alexander (Chor, Bro - (Chor, Bro Ort: Arosa/ (Blockflöte), Elisabeth Wein - Elisabeth Wein Elisabeth Weinzierl (Barockgeige), Lucia Mense Steffen Hinger (Leitung, Blockflöte, Tanz), Edmund , Wächter Info: Kulturkreis (Cembalo), Info: Musikkreis Sprin - (Gambe), und Blonay/Schweiz, Interpretation, Kam mer mu - Blonay/Schweiz, mu Interpretation, mer Kam sik, Flötentechnik, - Methodik, lieb für ten Flö Schweiz, Ensemblespiel in grossen und kleinen Besetzungen; Werke aus Renaissance, - Barock, na to Moderne; Artikulation, Interpretation, In tion; für fortgeschrittene Laien, Leitung: Gillitzer, Info: Kulturkreis Arosa, Arosa, CH-7050 Tel: +41 (0)81 3538747, Fax: +41 (0)81 3538750, [email protected], www.kul turkreisarosa.ch TIBIA 2/2010 08.08.–15.08.2010 Springiersbacher Meisterkurse, Ort: Kloster Springiersbach/Eifel (bei lich), - Witt Dozenten: 07.08.–14.08.2010 18. Sommerkurs Flöte, zierl 3538747, (0)81 +41 Tel: Arosa, CH-7050 Arosa, Fax: +41 (0)81arosa.ch, www.kulturkreisarosa.ch 3538750, info@kulturkreis 01.08.–07.08.2010 Querflöte Interpretationskurs, Ort: Arosa/Schweiz, Themen: Flötentechnik, gerechte Interpretation, stil Ensemblespiel, für - si mu fortgeschrittene rufs Laien, Studenten, Be Leitung: ker und Flötenlehrer, 01.08.–07.08.2010 Blockflötenkurs, Wallach Eckert Blockflötisten Blockflötisten ist die Beherrschung des halben bei den Gamben sind Quartetts Voraussetzung, alle Spieler - mit stru in Erfahrung Sololiteratur eingeladen, historische Blas in Consort- und mente sind zur Erarbeitung eines gemeinsamen Projektes sehr willkommen, Dozenten: ken Consort, histor. Blasinstrumente), Internationaler Arbeitskreis für Info: Musik (IAM), Am Kloster 1a, (0)5461 49565 Bramsche, 99630, Tel. [email protected], www.iam-ev.de +49 Fax +49 (0)5461 996310, haber jeden Alters, Musikstudenten - und Flö Christoph Mayer ter.de Edmund , Wächter Info: zierl/ Elisabeth Wein ten lehrer, lehrer, ten Leitung: Puliaev Puliaev Edmund Wächter, Magdalenenstr. 36, München, 80638 Tel. +49 (0)89 [email protected], 155492, weinzierl- www.weinzierl-waech Oktober Seite,) bis TIBIA 2/2010 16 / 1 1/88 53 42 Carin , Levine Ort: Lan des mu sik aka - aka sik Ort:mu des Lan Ulrich Gottwald, Ulrich viermal jährlich – Januar, April, Redaktionsschluss: 15. November, 1/88 53 Fax: 0514 67, Seite) zuzüglich Mehrwertsteuer; - an 1 Jahresabonnement im Inland € 20,00, / 1 müllerDITZEN, Bremerhaven müllerDITZEN, Petra Petra Menzl, - Info: Volkshochschule In Moeck Musikinstrumente + Verlag e. Celle K., Verlag + Musikinstrumente Moeck Ort: Inzigkofen, es werden die Grundlagen Ein zelheft zelheft € 6,50; Ein Jahresabonnement im kosten Ausland € 22,50; zuzüglich Versand fallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden geson- werden kosten Bearbeitungs und Satz- fallende gestellt. Rechnung in dert Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. September 1. Juni, ISSN 0176-6511 Printed in Germany, € 470,00 ( Juli, Oktober. 15. August 15. Mai und 15. Februar, e. K. Verlag + Musikinstrumente Moeck Postfach 31 31, D-29231 Celle : 0514 Telefon E-Mail: [email protected] Zur Zeit gilt Preisliste 20, Nr. € 34,00 ( Satz: Satz: Druck: e. + Celle, K., by2010 © Verlag Musikinstrumente Moeck vor bereitung bereitung geeignet, Leitung: vor Info: Jeunesses Musicales Deutschland (JMD), Musikakademie Schloss - Weikersheim, Markt platz 12, 97990 +49 Tel.: Weikersheim, (0)7934 9936-0, Fax: +49 (0)7934 9936-40, weikersheim @jeunessesmusicales.de, www.jmd.info demie Rheinland-Pfalz/Neuwied-Engers, für mit Laien qualifizierte und Studierende Schüler, - stand unterschiedlichem Ausbildungsstand, Be teile des Kurses sind die Erarbeitung von blas- technischen Grundlagen und Sololiteratur und das Musizieren im Fagott-Ensemble, Leitung: der in Musik Arbeitskreis Info: , Ventulett Karl gend (AMJ), Ju Adersheimer Straße 60, 38304 fenbüttel, Tel. +49 (0)5331 46016, Wol Fax +49 (0)5331 43723, amjmusikinderjugend@t-online. de Erscheinungsweise: 04.10.–08.10.2010 Blockflötenensemble für Ein stei - stei für Ein Blockflötenensemble 04.10.–08.10.2010 ger, 06.10.–10.10.2010 Fagottissimo: Kurs für und Fagott Fagott-Ensemble, Bezugskosten: Anzeigenverwaltung: für das Zusammenspiel im großen und im kam- im und großen im Zusammenspiel das für mermusikalischen Ensemble erarbeitet, tung: - Lei kofen, zig Parkweg 3, 72514 Inzigkofen, +49 Tel. (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 [email protected], www.vhs-heim.de 739833, Ort: , Info: , Info: Ort: - Ge Ort: Uehl - Ort: Uehl 1/88 53 42 Petra Petra Menzl , - Info:ten flö Block Prof. Michael Faust 1/88 53 0, Fax: 0514 Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Annette John E-Mail: [email protected] Peter Thalheimer Peter Moeck Musikinstrumente +Verlag e. K., +Verlag Musikinstrumente Moeck Postfach 31 31, D-29231 Celle 0514 Telefon: E-Mail für redaktionelle Beiträge: [email protected] nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des Verlages Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- ben vorbehalten. Nachdruck weise – – auch nur teil mit vorheriger langt Genehmigung unver eingesandte des Verlages. Manuskripte Für und Fotos übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Die Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu gekürzt Leserbriefe vor, sich behält tion Redak Die ver öf fentlichen. öf ver Petra Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 402584, www.petra-menzl.de [email protected], Schloss Weikersheim, Studierende und flötenspieler, Pädagogen, Quer - für per re richts fortgeschritteneter zur Erweiterung des eigenen Un toires, aber auch - zur fungs (Aufnahme-) Prü feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- in Stilepochen verschiedener Literatur feld, schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die Beherrschung von mindestens oder Tenor- Bassblockflöte, Leitung: 160 29.09.–03.10.2010 Flöte auf neuen Wegen, 28.09.–03.10.2010 Meisterkurs Flöte, - Ge 49114 1-3, Kasinopark Am Artium, Forum marienhütte, Tel.: +49 (0)5401 orgs 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, www.forum-artium.de [email protected], 25.09.2010 Blockflöten-Orchester-Tag, gen Blockflötenmusik eintauchenLeitung: möchten, marienhütte, für begabte Jugendliche, fort- orgs geschrittene Flötisten, - Studierende da und Pä gen, go Leitung: Veranstaltungen zentrum Bremen, +49 Tel.: (0)421 702852, Fax: +49 (0)421 702337,ten.de, www.loebnerblockfloeten.de info@loebnerblockfloe Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser 35. Jahrgang · Heft 2/2010 Herausgeber: Anschrift der Redaktion: Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- Matthias Maute

Matthias Maute RUSH für vier Altblockflöten

Edition Moeck Nr. 2829 ISMN M-2006-2829-6

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