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Montag, 2. August 2021 Sport

Nachfolger von Ihre Gedanken spielen Achterbahn Bolt ist Italiener

Leichtathletik Lamont Marcell Die 27-jährige Innerschweizer Schützin ist Olympiasiegerin im Dreistellungsmatch mit dem Kleinkalibergewehr. Jacobs war nach dem Final über 100 Meter nicht aufzuhalten. Mit einem überragenden Finish Rainer Sommerhalder setzte sich der Italiener erst die Sprintkrone von Usain Bolt auf – Nina Christens Aussagen lassen und rannte danach einfach wei- erahnen, welch anspruchsvoller ter. Bis in die Arme von Hoch- mentaler Weg für sie bis zum springer Gianmarco Tamberi, Gewinn der Goldmedaille zu ge- der gerade Gold im Hochsprung hen war. Die 27-Jährige selbst gewonnen hatte. Jacobs wer? Bis hat dabei die Ansprüche an sich zum Sonntag kannte den 26-Jäh- in maximale Höhen getrieben. rigen kaum jemand, dann setzte Nach der überraschenden Bron- sich der krasse Aussenseiter im zemedaille mit dem Luftgewehr ersten olympischen 100-m- vor einer Woche bei der allerers- Rennen nach der Ära Bolt unwi- ten Titelentscheidung in Tokio derstehlich mit dem Europa- sagte sie mit Blick auf ihre Para- rekord von 9,80 Sekunden vor dedisziplin: «Ich habe das Ge- Fred Kerley aus den USA (9,84) fühl, nur Silber oder Gold würde und dem Kanadier Andre De die Bronzemedaille rechtferti- Grasse (9,89) durch. «Ich wuss- gen.» Damit setzte sie sich unter te wirklich nichts über ihn», sag- enormen Druck. te Kerley über Jacobs, der seine Kein Wunder, fühlte sich die Bestzeit in diesem Jahr um 23 Europameisterin von 2019 vor Hundertstelsekunden verbes- dem Kleinkaliber-Wettkampf sert hat. Glückselig und mit mental «nicht ganz frisch». einem Dauergrinsen posierte Ja- Schliesslich war auch die Ver- cobs nach dem Rennen für die arbeitung von Emotionen und Fotografen, schliesslich hatte Eindrücken nach Bronze mit noch nie zuvor in der Geschich- dem Luftgewehr kein Selbstläu- te ein Italiener Olympia-Gold fer. «Diese Bronzemedaille mit über 100 m gewonnen. Über dem Luftgewehr kam unerwar- 200 m triumphierte 1980 in tet.Sie hat in mir enorm viel aus- Moskau Pietro Mennea. (sid) gelöst», sagte Christen. Christens Gedanken spiel- Nina Christen gewinnt als erste Schweizerin zwei Einzelmedaillen an denselben Sommerspielen. Bild: Ju Huanzong/Freshfocus (Tokio, 31. Juli 2021) ten Achterbahn. Sie sei ja eigent- lich nach Tokio gereist, um im Nachrichten Kleinkaliber-Wettkampf zu bril- der Finalqualifikation nichts Schüssen hatte sie die russische Podestplätze schafften die Dres- unterstrich auch eine Szene lieren, dachte sie. Verstärkt wur- mehr zu verlieren.» Konkurrentin bereits eingeholt. surreiterin Christine Stückelber- nach dem Gewinn der Goldme- Weltrekord durch Rojas de dieses Gefühl durch die vie- So ruhig, wie Christen gegen Und auch in der K.o.-Phase hielt ger 1976 sowie Fechterin Gianna daille. Da bedankte sich Chris- Leichtathletik Der venezolani- len Gratulanten nach Luftge- aussen wirkte, war es in ihr drin die Frau aus Wolfenschiessen Hablützel-Bürki 2000 jeweils ten bei den wenigen anwesen- schen Dreispringerin Yulimar wehr-Bronze, die ihr schrieben aber auch während des Finals im Kanton Nidwalden ihr ext- im Einzelbewerb und mit dem den Journalisten persönlich für Rojas holte nicht nur die Gold- «jetzt erst recht». nicht. «Ich spürte meinen Puls rem hohes Niveau und erzielte Team sowie Belinda Bencic in ihr Kommen. medaille, sondern stellte auch Christen war klar, dass sie ir- am Hals ziemlich stark. Das ist einen olympischen Rekord. Tokio im Einzel und Doppel. Bereits bei ihrer Olympia- einen Weltrekord auf. Die gendwie von diesen Gedanken sehr unangenehm, aber es gibt Nina Christen, das frühe Ta- Premiere 2016 in Rio lag Chris- 25-Jährige kam auf 15,67 Meter wegkommen musste. Als Sym- nichts anderes, als es auszuhal- Eine doppelt historische lent, verblüffte ihre Trainer be- ten im Dreistellungsmatch sen- und verbesserte die alte Best- bol sperrte sie sogar die Bronze- ten», sagte sie. Leistung an Sommerspielen reits während der sportlichen sationell auf Goldkurs. Damals marke um 17 Zentimeter. (chm) medaille weg in einen Safe. Nach dem Start kniend lag Mit dieser Goldmedaille leistet Anfänge mit elf Jahren immer hielt das Nervenkostüm im Ste- «Aus den Augen, aus dem Christen auf Platz 5, ebenso Christen in verschiedener Hin- wieder. Motiviert durch ihren hendschiessen noch nicht stand Sinn», lautete im wahrsten Sin- nach der Liegendserie. Die Zeit- sicht Historisches. Sie ist die ers- ebenfalls schiessenden Vater und die zusammen mit ihrem Gold für Zverev ne das Ziel dieser Aktion. soldatin mit einer Anstellung te Schweizer Olympiasiegerin entschied sich die junge Frau Freund in Immensee im Kanton Tennis Der Deutsche Alexander seit 2017 in Magglingen blieb im Schiessen seit Emil Grünig später, ihr Studium in Biologie Schwyz wohnende Sportlerin «Sascha» Zverev gewinnt das Unglaubliche Nervenstärke aber stets in Tuchfühlung mit an den Sommerspielen 1948 in zu Gunsten des Sports abzubre- fiel noch auf Platz 6 zurück. Finalspiel gegen den Russen Ka- im entscheidenden Moment den Podestplätzen. An der Spit- London. Ein hübsches Detail am chen und voll auf die Karte Inzwischen hat sich die Nid- ren Khachanov in zwei Sätzen Wie bei ihrem ersten Exploit ze schien die Russin Julia Zyko- Rande. Ihr Olympiagewehr hat Schiesssport zu setzen. waldnerin in der Weltspitze eta- mit 6:3, 6:1 und holt sich damit steigerte sich Christen im Ver- wa indes uneinholbar. Nina Christen aus dem Fachge- Nicht alle in ihrem Umfeld bliert. Um ihre Auszeichnungen die Goldmedaille im Tennis- lauf des Wettkampfs stetig und Doch dann kam die Zeit von schäft von Grünigs Enkel in Mal- begriffen, wie man einen ver- stilgerecht zu präsentieren, hat Einzel der Männer ab. Zverev war bei den entscheidenden 15 Nina Christen. Wie bereits in ters. Und sie ist die erste Schwei- heissungsvollen beruflichen ihr Vater – ein gelernter Holz- dominierte den russischen Ath- Schüssen stehend die stärkste der Qualifikation brillierte die zer Sportlerin, die bei denselben Weg zu Gunsten einer Rand- bildhauer – der Tochter einen leten nach Belieben. (chm) Athletin im Kopf. Sie habe es ge- Weltranglistendritte stehend Olympischen Sommerspielen sportart aufgeben kann. Wie we- Kranzkasten gezimmert. Dort- schafft, die Zweifel zu deponie- mit einer schier unglaublichen zwei Medaillen in einer Einzel- nig der Schiesssport im Ram- hin kommen auch die zwei ren. «Schliesslich hatte ich nach Zehnerserie. Nach 12 von 15 disziplin gewinnt. Doppelte penlicht der Öffentlichkeit steht, Olympiamedaillen von Tokio. Heimberg Elfte Wasserspringen Die Aar- gauerin Michelle Heimberg schliesst die Olympischen Spie- le mit 283,35 Punkten auf dem Del Ponte und Kambundji schreiben Sportgeschichte elften Rang ab. Das ist ein gutes Resultat für die erst 21-Jährige, Erstmals standen Schweizer Leichtathletinnen über 100 m in einem Olympiafinal – Ajla Del Ponte wird Fünfte. die etwas überraschend in den Final einzog. (chm)

Es war die erwartete Reihenfol- mögen und schob sich auf den Vorlauf Kambundji nicht nur sehr stolz auf uns beide. Die klei- kommt vor dem Gewinnen» für ge an der Spitze des Feldes. letzten Metern noch an ihrer den Landesrekord abgeluchst. ne Schweiz hat heute gezeigt, die Schweizer Leichtathletik Totes Pferd Gegen den jamaikanischen Landsfrau vorbei. Mit 10,97 und Sie feierte im Olympiafinal den dass sie auch da ist. Das ist den Ausdruck eines Superlativs. Reiten Im Verlauf des Gelände- Dreizack war kein Kraut ge- 10,99 blieben beide Schweize- allerersten Sieg im direkten Du- grossartig», sagt die Tessinerin. Nie zuvor stand bei Olympi- tags des Concours Complet er- wachsen. Das favorisierte Trio rinnen unter der magischen Elf- ell mit ihrer Landsfrau. Sie realisiere es noch nicht rich- schen Spielen eine Schweizerin eignete sich ein tragischer Un- lieferte auch im Final ab. Schnel- Sekunden-Grenze. Von Konkurrenzdenken war tig, aber es sei «einfach Wahn- oder ein Schweizer in einem Fi- fall. Bei der Landung nach dem ler als Elaine Thompson-Herah Sie sei stolz darauf, es erst- bei Del Ponte nach dem Final je- sinn». Für einmal bedeutete be- nallauf über 100 Meter. Und fünftletzten Sprung zog sich das lief in diesem Jahr niemand. mals in einen Final geschafft zu doch nichts zu spüren. «Ich bin reits das Motto «Mitmachen jetzt durfte man in Tokio diese Pferd Jet Set, geritten vom Gleichzeitig bedeutet die Sieger- haben, sagte die 29-jährige Ber- Premiere gleich in doppelter Be- Schweizer Robin Godel, einen zeit olympischen Rekord. nerin nach Platz 6. Kambundji setzung feiern. schweren Bänderriss am rech- Einzig Marie-Josée Ta Lou strahlte über ihren historischen Mujinga Kambundji (10,96) ten Vorderbein zu. Aufgrund der von der Elfenbeinküste war im Erfolg, kommentierte die Leis- Schweizer Einsätze am Dienstag und Ajla Del Ponte (11,01) liefen Schwere der Verletzung und der Vorfeld zugetraut worden, in die tung trotzdem mit einem Anflug in ihren Halbfinals jeweils auf damit einhergehenden Schmer- jamaikanische Phalanx einzu- an Selbstkritik. «Ich hätte mir 03:00 Beachvolleyball; Frauen, Viertelfinal; Heidrich/Vergé-Dépré Platz 2 und holten sich so die di- zen musste das Pferd einge- greifen. Doch letztlich musste erhofft, im Final noch schneller 04:05 Leichtathletik: Männer, 200 m, Vorlauf; Reais rekte Finalqualifikation. Beide schläfert werden. (chm) sie im Finallauf froh sein, gegen zu laufen», sagte sie. 09:22 Rad: Bahn, Mannschaftsverfolgung, Ausscheidungsläufe; Schweizerinnen machten dank die beiden Schweizerinnen be- Wie stark ihre Nerven sind, Bissegger/Schmid/Froidevaux/Thièry ihrem Stehvermögen die ent- stehen zu können. bewies Ajla Del Ponte auch im 12:00 Springreiten, Einzel, Qualifikation; Fuchs, Guerdat, Mändli scheidenden Positionen auf den Sport im TV Ajla Del Ponte und Mujinga Olympiafinal. Zwar wirkte sie 12:10 Leichtathletik: Männer, 110-m-Hürden, Vorlauf; Joseph letzten Metern wett. Del Ponte Kambundji starteten auf der vor dem Start angespannt, aber 13:00 Leichtathletik: Männer, 5000 m, Vorlauf; Raess überholte dabei niemand Gerin- Montag Aussenbahn direkt nebeneinan- dafür umso befreiter auf der 13:50 Leichtathletik: Männer, 200 m, Halbfinal; evtl. Reais geren als die amtierende Euro- SRF2 der. Kambundji kam besser weg, Bahn. Nun hat die 25-jährige 14:50 Leichtathletik: Frauen, 200 m, Final; evtl. M. Kambundji pameisterin Dina Asher-Smith ab 01.55 Olympische Spiele live Del Ponte bewies mehr Stehver- Tessinerin mit ihren 10,91 im aus Grossbritannien. (rs) 20.05 Olympia kompakt 24

Sport Montag, 2. August 2021

Auf dem Hochseil des Lebens Olympia-Kolumne Immer dieses Wie Belinda Bencic bei den Olympischen Spielen Gold im Einzel und Silber im Doppel mit Viktorija Golubic gewann. Künstlerpech!

Simon Häring, Tokio Am Samstag schrieb ich an dieser Stelle über die Beliebt- Belinda Bencic ist erst 24 Jahre heit von Novak Djokovic im alt, und doch hat sie das Tennis olympischen Dorf, was mir schon in all seinen Facetten er- böse Zuschriften eingebracht lebt. Mit 16 war sie die beste Ju- hat. Zugegeben: Dass Djokovic niorin der Welt, mit 17 stand sie im Bronzespiel an jenem Tag in den Viertelfinals der US seine weniger nette Seite zeigte, Open, mit 18 gehörte sie zu den indem er den Schläger in die Top Ten der Weltrangliste. Der (leeren) Ränge schleuderte und Himmel, so schien es, lag ihr zu danach seine Mixed-Partnerin Füssen. Doch es kam anders. im Stich liess, weil er sich müde Die Abnabelung vom Eltern- fühlte, wirft kein gutes Licht auf haus fiel schwer, sie trennte sich ihn. Und mich. Künstlerpech. von ihrem Manager und Förde- rer Marcel Niederer. Dazu spiel- Denn es war nicht mein einzi- te sie zu viel. Immer öfter rebel- ger Fauxpas. Deshalb hier eine lierte der Körper. Mal stoppte sie nicht abschliessende Liste das Steissbein, dann das Hand- meiner Missgeschicke: Verlust gelenk, schliesslich der Fuss. der Kopfhörer auf dem Hinflug 2017 war sie am Tiefpunkt an- (Grüsse an meinen Ex-Kollegen gelangt, als sie nach einer Ope- Dean), falscher Adapter einge- ration für fünf Monate pausieren packt (Dank an den holländi- musste und in der Weltrangliste schen Hotelgast, der mir den auf den 318. Rang abstürzte. seinen zur Verfügung stellte, bis Es folgten mässig erfolgrei- der von mir bei Amazon auf che Lehr- und Wanderjahre, in Japanisch (!) bestellte eintraf), denen es ihr nur selten gelang, Verlust des Tickets für den das Versprechen einzulösen, das Tennis-Final, Versäumen des sie einst abgegeben hatte. Mal obligatorischen Spucktests. war sie mit Vater Ivan unter- wegs, dann wieder ohne. Die Das Leben könnte einfacher Trainer wechselte sie im Rhyth- sein, wenn man nicht so ein mus von wenigen Monaten, nur, Schussel wäre wie ich. Immer- um am Ende wieder bei ihrem hin kann ich berichten: Die Vater zu landen. Seit Mitte Juni Japanerinnen und Japaner sind sitzt er als Trainer wieder einmal die freundlichsten Menschen auf der Ersatzbank, derzeit auf Erden, auch wenn der heisst Bencics Trainer Sebastian mehrfach verpasste Bus deswe- Sachs, er ist Deutscher und ver- gen nicht öfters fährt. folgte die Olympischen Spiele in Viktorija Golubic und Belinda Bencic mit den olympischen Silbermedaillen. Bild: Peter Klaunzer/Keystone (Tokio, 1. August 2021) Tokio nur aus der Ferne. Was ich ihnen jedoch übel nehme, ist, dass mich im Mit der Stabilität im Umfeld Spielen zu dieser Zeitung: «Ich würde nicht tauschen wollen.» ehe sie sich nach 2:30 Stunden Martina. Ich kann nicht glauben, 24-Stunden-Shop, in dem ich kehrte der Erfolg zurück weiss nicht, wann mein Moment Wieso auch? Sie balanciert der- noch mit 7:5, 2:6, 6:3 durchsetzt. was ich erreicht habe.» mir Sushi geholt habe, bevor ich Seit zwei Jahren die grösste Kon- kommt, aber ich arbeite jeden zeit besser und entspannter auf Die ultimative Krönung mit diese Zeilen schreibe, keiner stante in Bencics Leben ist der Tag hart für meine Träume. Ich dem Hochseil des Lebens denn Das SMS von Roger Federer Gold im Einzel und Doppel, was darauf aufmerksam gemacht Slowake Martin Hromkovic, der bin überzeugt, dass ich irgend- je zuvor. Immer im Wissen dar- und Bencics Widmung zuvor bei Olympischen Spielen hat, dass es eine Elektroabtei- erst ihr Fitnesstrainer und dann wann dafür belohnt werde.» um, dass der nächste sportliche Am Morgen vor dem Final hatte nur den Williams-Schwestern lung gibt. Immerhin habe ich ihr Freund wurde. Seit in ihrem Zwei Wochen später ist sie Absturz jederzeit folgen könnte. Bencic ein SMS von Roger Fede- Venus (2000) und Serena jetzt endlich neue Kopfhörer. Umfeld Stabilität herrscht, hat Olympia-Siegerin im Einzel und Sinnbildlich für das Auf und rer erhalten. Er schrieb: «Heute, (2012) gelungen war, blieb Be- sich Bencic in der Weltspitze Silbermedaillengewinnerin im Ab ihrer Karriere ist der Einzel- Belinda, ist ein wunderbarer linda Bencic zwar verwehrt, etabliert. In jenem Jahr gewann Doppel an der Seite von Viktori- Final, in dem sie den ersten Satz Tag,um deine Träume Wirklich- doch sie löste das Versprechen sie erstmals nach dreieinhalb ja Golubic – nach einem 5:7, 1:6 gegen die Tschechin Marketa keit werden zu lassen.» Bencic ein, das sie einst abgegeben hat- Jahren wieder ein Turnier und im Final gegen das tschechische Vondrousova (22, WTA 42) mit machte ihren Traum wahr, ge- te. Sie sagt: «Das kann mir kei- qualifizierte sich für den Final Duo Krejcikova/Siniakova. Ben- 7:5 gewinnt, den zweiten mit 2:6 wann Einzel-Gold und schaffte ner nehmen, auch wenn ich nie der acht Jahresbesten. Doch auf cic sagt: «Manchmal fand ich es verliert und im dritten mit damit etwas, das weder Federer mehr ein Spiel gewinne.» Damit einen grossen Sieg wartete sie ungerecht,dass man mich abge- einem Break ins Hintertreffen noch Martina Hingis gelungen ist nicht zu rechnen. Aber der seither. Darauf angesprochen, schrieben hat. Jede Karriere hat gerät, dann in Führung geht und war. Bencic sagte: «Dieser Sieg nächste Sturz vom Hochseil des Simon Häring, Tokio sagte sie vor den Olympischen ihre Höhen und Tiefen, aber ich diese wieder aus der Hand gibt, ist auch für sie, für Roger und für Lebens – er wird kommen. [email protected]

Vergé-Dépré und Plötzlich, aber nicht zufällig Heidrich weiter Wie die Schweiz mit Medaillengewinnen durch Noè Ponti und Jérémy Desplanches zur Schwimmnation wurde. Beachvolleyball In der Tat ist es eine Seltenheit, dass in einem Eine einzige Medaille hatte die doch bereits im Halbfinal die haupt einen Olympia-Final, in Noè Ponti, Roman Mityukov den die Schweizer fast schon Achtelfinal an Olympischen Schweiz in 125 Jahren Geschich- drittbeste Zeit geschwommen. dem sie in 7:06,12 Minuten noch und Antonio Djakovic ist im paradiesische Bedingungen vor. Spielen gleich beide Schweizer te der Olympischen Spiele der Im Final verbesserte er seinen einmal um eine halbe Sekunde Durchschnitt erst 21 Jahre alt. «Wir konnten fast durchgehend Duos aufeinandertreffen. Doch Neuzeit in der Kernsportart eigenen Schweizer Rekord noch schneller schwammen. Das Ponti sagte: «Wir sind wie eine normal trainieren und mussten das Los wollte es so. Während Schwimmen geholt, 1984 in Los einmal und schlug nach 50,74 Quartett um Antonio Djakovic, grosse Familie und spornen uns uns das Becken nicht mehr mit der erste Satz eine klare Angele- Angeles durch Etienne Dagon Sekunden an. Danach sagte mit unseren Leistungen gegen- Badegästen teilen», sagt Markus genheit war, duellierten sich die über 200 Meter Brust. Nun gab Ponti, der nun für ein Studium seitig an. Die Medaille von Jéré- Buck, Chef Leistungssport. Zu- beiden Schweizer Teams in der es in Tokio innerhalb von knapp in die USA ziehen wird: «Schon my hat mir sehr geholfen.» dem seien viele Alltagslasten bei Folge auf Augenhöhe. Am Ende 24 Stunden gleich zwei Mal nach dem Halbfinal wollte ich seinen jungen Athleten wegge- siegten Joana Heidrich und An- Bronze: durch den 26-jährigen losweinen. Dann habe ich ge- Das Schwimmbecken für fallen. «Ausser Trainings gab es ouk Vergé-Dépré nach einem Genfer Jérémy Desplanches sagt, einen Tag noch, dann einmal für sich ganz alleine fast nichts mehr zu tun. Die Jun- Krimi gegen Tanja Hüberli und über 200 Meter Lagen und am kannst du dich gehen lassen.» In die Karten spielte den Schwei- gen konnten so trainieren, wie Nina Betschart in drei Sätzen. Tag darauf durch den 21-jähri- Die beiden Medaillen mö- zer Schwimmern auch der Lock- sie das nie zuvor tun konnten», Im ersten Durchgang liessen gen Tessiner Noè Ponti über 100 gen alles überstrahlen, sie sind down im Frühling 2020. Wäh- sagt Buck. Dazu komme, dass Heidrich/Vergé-Dépré dem Meter Schmetterling. aber weder Zufall noch auf zwei rend viele Schwimmer, unter an- vor allem Ponti, Djakovic und Zentralschweizer Duo keine Während sich Desplanches, Ausnahmetalente zurückzufüh- derem Jérémy Desplanches, der Liess in einem Alter seien, in Chance. Dann fiel der Aus- der 2018 schon Europameister ren. Bester Beweis dafür ist die während des harten Lockdowns denen sie noch sehr grosse Fort- gleich. Der dritte Satz avancier- und 2019 WM-Silber gewonnen Schweizer 4x200-Meter-Staffel. an seinem Wohnort Nizza zwei schritte machen könnten. «Vor te zum Hitchcock-Finale. Das hatte, eine Medaille zum Ziel ge- Bereits im Vorlauf pulverisierte Monate auf Training im Becken einem Jahr waren sie noch bei glücklichere Ende behielten setzt hatte, kam der Erfolg von sie den Landesrekord um fast verzichten musste, unter den weitem nicht auf diesem Level.» Heidrich/Vergé-Dépré. Die Bas- Ponti überraschend, wenn auch fünf Sekunden und erreichte als Beschränkungen durch die Pan- lerin und die Bernerin setzten nicht aus dem Nichts, war dieser erste Schweizer Staffel über- Ponti und Desplanches Bild: EPA demie zu kämpfen hatten, fan- Simon Häring, Tokio sich knapp 23:21 durch. (chm) 25

Montag, 2. August 2021 Sport

Die Spiele des Jahrtausends Weshalb die Schweiz in Tokio mit bereits zwölf Medaillen zur Halbzeit die erfolgreichsten Olympischen Sommerspiele seit 1952 erlebt.

Simon Häring, Tokio mung unter den Sportlerinnen und Sportlern zu sorgen. «Das Die Zitrone ist ausgepresst, sag- schafft Vertrauen, und das ist die te Ralph Stöckli nach den Olym- Basis für erfolgreiche Wett- pischen Spielen in Rio de Janei- kämpfe», sagt Ralph Stöckli. Er ro, bei denen die Schweizer De- lässt auch nicht unerwähnt, dass legation 7 Medaillen bejubeln die Schweizer Sportler während konnte. Mehr sei nicht möglich. der Pandemie vergleichsweise Er sollte sich gewaltig täuschen. wenig Einschränkungen erfah- Bei den Olympischen Spie- ren hätten. «Wir hatten das len in Tokio hat die Schweiz bei Glück, dass unsere Athletinnen Halbzeit schon zwölf Medaillen und Athleten sich relativ gut vor- auf sicher: Drei Mal Gold durch bereiten konnten.» Schützin Nina Christen, die Tennisspielerin Belinda Bencic Keine Freundinnen und und Jolanda Neff im Mountain- Kinder als Ablenkung biking, vier Mal Silber durch Dass die meisten Wettkämpfe Viktorija Golubic und Bencic im wegen der Pandemie ohne Zu- Tennis-Doppel, Marlen Reusser schauer stattfinden, bedauert im Zeitfahren, Mathias Flücki- Stöckli zwar, ebenso den Fakt, ger und Sina Frei im Mountain- dass die Sportlerinnen ohne Fa- biking und fünfmal Bronze milie, Freundinnen oder Kinder durch Christen, Linda Inder- anreisen mussten. Das sei zwar gand beim Schweizer Dreifach- schade, aber sicher kein Nach- Erfolg mit dem Mountainbike, teil. «Es geht hier nur um den BMX-Freestyle-Fahrerin Nikita Sport, um nichts anderes. Dass Ducarroz und die beiden die Familien nicht hier sind, ist Schwimmer Jérémy Desplan- schade, aber das sind oft auch ches und Noè Ponti. zusätzliche Faktoren, denen Für die Schweiz ist es bereits man gerecht werden muss.» bei Halbzeit die beste Bilanz bei Viele hätten ihm gesagt, dass es Sommerspielen in diesem Jahr- ein Vorteil für sie sei, dass sie tausend. 2000 in Sydney gab es sich nur auf die sportliche Leis- 9 Medaillen (1 x Gold, 6 x Silber, tung konzentrieren müssten. 2 x Bronze), 2004 in Athen wa- Das zuvor formulierte und ren es 5 Medaillen (1/1/3), 2008 längst übertroffene Ziel von 7+ in Peking (2/1/4) und 2016 in Medaillen möchte Stöckli nicht Rio de Janeiro (3/2/2) je 7. Etwas nach oben korrigieren, auch weniger erfolgreich waren die wenn er sagt: «Ich bin über- Wettkämpfe 2012 in London mit zeugt, dass wir noch viele schö- vier Medaillen (2/2/0). Letzt- ne Momente erleben werden.» mals hatte die Schweiz 1952 in Zum Beispiel im Reiten, wo Helsinki die Marke von 10 Me- Steve Guerdat und Martin Fuchs daillen geknackt, damals gab es im Einzel und die Equipe zu den gleich 14 Medaillen (2/6/6). Ralph Stöckli, Chef de Mission, flankiert von Mujinga Kambundji (links) und Fechter Max Heinzer. Bild: Laurent Gillieron/KEY (Tokio, 22. Juli 2021) Favoriten zählen. Oder im Rin- gen, wo Stefan Reichmuth eine Auch Ralph Stöckli fehlen Medaille gewinnen könnte. Die «ein wenig die Worte» Wir müssen demütig bleiben.» wusst, was in den Pandemie- die letzten Tokio. Positive Co- gab es nun schon einige – schickt Erfolge haben übrigens auch Ralph Stöckli sagt: «Wir kom- Sie würden immer davon ausge- Spielen auf sie zukomme. Zum vid-Fälle oder enge Kontakte hat er an alle Athletinnen ein SMS. einen schönen Nebeneffekt: die men kaum nach mit dem Zählen hen, dass es für eine Medaille Beispiel lange Wartezeiten bei es keine gegeben. Das ist zwar Am Nationalfeiertag feierte die Dopingfälle Kariem Hussein der Medaillen. Mir fehlen ein drei Anwärter brauche. «Da sind der Einreise nach Japan, was al- auch Glück, aber nicht nur. Schweizer Delegation Bronze und Alex Wilson gehen bei den wenig die Worte. Ich bin extrem wir nach meiner Einschätzung les andere als eine optimale Vor- durch Nikita Ducarroz und Sil- vielen Erfolgsmeldungen unter. stolz, und ich hoffe, die ganze drüber, was mich natürlich sehr bereitung auf Wettkämpfe dar- Massen-SMS und ein ber durch das Frauen-Doppel Trotz des Medaillenregens Schweiz ist stolz auf die Leistun- stolz macht», sagt Stöckli. Er stelle. «Diese Gelassenheit ist virtuelles Konzert Bencic/Golubic und freute sich in Tokio bleibt die Rekordmarke gen.» Doch der ehemalige Cur- sagt, Swiss Olympic und den die Basis für gute Leistungen», Entscheidend für die Erfolge ist über ein virtuelles Konzert des von 25 Medaillen (7/8/10) bei ler, der 2010 selber Olympia- Teamchefs sei es gelungen, den sagt Stöckli. Dazu hätten sie es auch die gute Atmosphäre im Rapperswiler Künstlers Aaron. den Olympischen Spielen 1924 Bronze gewonnen hatte, hebt Athletinnen und Athleten mit geschafft, alle Athletinnen und Schweizer Team, für die Stöckli Das mögen Details sein, helfen in Paris wohl für immer un- den Mahnfinger: «Das ist alles den Vorbereitungen Gelassen- Athleten sicher nach Japan zu gleich selber sorgt. Nach jedem aber offenbar, Lagerkoller zu erreicht. Aber das war ja auch im andere als selbstverständlich. heit zu schenken. Sie hätten ge- bringen. Am Freitag erreichten Medaillengewinn – und davon verhindern und für gute Stim- letzten Jahrtausend.

Nach Panikattacke zu Olympia-Bronze Seit ihrer Kindheit kämpft Nikita Ducarroz mit Panikattacken, nun gewinnt sie in der neuen Disziplin BMX-Freestyle die Bronzemedaille.

Als Kind litt Nikita Ducarroz an eine Panikattacke heim, sie sagt: ziehen und sie vom dritten Rang roz blieb dank ihres ersten Laufs Die BMX-Fahrerinnen absolvie- zur Welt, wuchs in Frankreich Panikattacken, mit 14 Jahren «Die Angststörung ist nicht weg, verdrängen würde. Es dauerte um 0,7 Punkte vor der Amerika- ren je zwei Läufe über 60 Sekun- und Kalifornien auf und ver- verliess sie kaum noch ihr El- auch heute hatte ich eine Panik- Minuten, bis die fünf Kampf- nerin: 89,20 gegenüber 88,50. den, in denen es gilt, möglichst brachte den Grossteil ihrer Fe- ternhaus, selbst alltägliche Din- attacke. Am schlimmsten ist es richter ihr Urteil gefällt hatten. Bronze für Nikita Ducarroz, die fehlerfrei so viele verschiedene rien jeweils in Genf bei den ge machten ihr Angst; der Ein- vor dem Wettkampf; wenn ich Dann kam die Erlösung: Ducar- 24-jährige Schweizerin. Tricks wie möglich zu zeigen. Grosseltern. Mit der Familie lebt kauf im Supermarkt, der Gang auf dem Bike sitze, fühle ich Bewertet werden dabei Schwie- Ducarroz heute in Kalifornien, zur Schule, das Fussballspielen mich meistens sehr viel besser.» rigkeitsgrad, Kreativität, Aus- in den letzten anderthalb Jahren hatte sie längst aufgegeben und führung und Höhe. Im Gegen- trainierte sie aber in Holly verbrachte die meiste Zeit im Ducarroz musste bis zum satz zur Qualifikation kam im Fi- Springs im Bundesstaat North Schutz ihres Zuhauses, bis sie Schluss um Bronze bangen nal nur der bessere Run in die Carolina in einem Trainings- auf Youtube BMX-Freestyle ent- Wie viel besser, zeigte sie an den Wertung. Bereits dort hatte Du- komplex der venezolanischen deckte. Irgendwann nahm sie al- Olympischen Spielen in Tokio, carroz mit einem dritten Rang BMX-Koryphäe Daniel Dhers. len ihren Mut zusammen und wo BMX-Freestyle erstmals im und zwei Läufen mit über Nikita Ducarroz, die lieber fuhr zum Skatepark. «Es mach- Programm war, und wo Nikita 83 Punkten ihre Ambitionen Englisch als Französisch spricht, te unglaublich Spass. Der Wille, Ducarroz Bronze gewann, hin- untermauert. sagt: «Ich fühle mich nicht ganz BMX zu fahren, war gross ge- ter der Britin Charlotte Wor- als Amerikanerin, aber auch nug, um die Angst zu besiegen.» thington und der US-Amerika- Kindheit in Frankreich und nicht ganz als Schweizerin.» Besiegt ist die Angststörung nerin Hannah Roberts. Nach- in den USA, Ferien in Genf Bronze bei den Olympischen nicht, aber Nikita Ducarroz hat dem Ducarroz im zweiten Lauf Nikita Ducarroz ist Vertreterin Spielen in Tokio gewann sie aber gelernt, sie als ständige Beglei- gestürzt war, musste sie den einer vielfältigen und multikul- für die Schweiz – und das ausge- terin zu akzeptieren. Auch vor Lauf der Amerikanerin Perris turellen Schweiz. Sie kam als rechnet am Nationalfeiertag. dem Finaldurchgang bei den Benegas abwarten und zuschau- Tochter einer US-Amerikanerin Olympischen Spielen suchte sie en, ob diese noch an ihr vorbei- Nikita Ducarroz: Befreiung auf dem Bike. Bild: Laurent Gillieron/KEY und eines Schweizers in Nizza Simon Häring, Tokio 26

Sport Montag, 2. August 2021

Fussball Das Feuerwerk der Leidenden Super League 2. Runde: FC Zürich – Lausanne 3:1 (3:1) Der FCB und FCZ starten toll in die Saison, Meister YB hat noch Mühe – Erkenntnisse aus der Super League. Young Boys – Grasshoppers 0:0 St.Gallen – Luzern 2:2 (2:0) Basel – Sion 6:1 (5:0) Servette – Lugano 0:2 (0:0) Etienne Wuillemin 1. Basel 2 2 0 0 8:1 6 2. Zürich 2 2 0 0 5:1 6 FC Basel: So viel Spielfreude 3. St.Gallen 2 1 1 0 4:3 4 wie in den besten Zeiten Young Boys 2 1 1 0 4:3 4 Die Frage ist einfach, die Ant- 5. Lugano 2 1 0 1 2:2 3 wort schwierig: Wann hat man 6. Servette 2 1 0 1 2:3 3 in Basel letztmals über schönen 7. Luzern 2 0 1 1 5:6 1 und erfolgreichen Fussball 8. GC 2 0 1 1 0:2 1 diskutieren dürfen? Die Wirren 9. Lausanne 2 0 0 2 2:5 0 in der Führung, das Chaos auf 10. Sion 2 0 0 2 2:8 0 dem Platz, es kam sehr viel zu- sammen in den letzten Jahren. Challenge League Aber jetzt scheint diese triste 2. Runde: Winterthur – Wil 3:1 (1:0) Zeit gerade ziemlich weit weg. Aarau – Schaffhausen 2:0 (0:0) 6:1 besiegt der FCB gestern Kriens – Thun 1:3 (1:2) Sion. Heisst: Tabellenführer in Yverdon – Lausanne-Ouchy 1:3 (0:0) der Super League. Heisst: vier Vaduz – Xamax 1:2 (0:2) Siege aus vier Spielen in diesem Sommer. Und heisst schliess- 1. Stade LS 2 1 1 0 4:2 4 lich: Die Führung um Neo- Winterthur 2 1 1 0 4:2 4 Präsident David Degen und 3. Thun 1 1 0 0 3:1 3 Trainer Patrick Rahmen hat ei- 4. Aarau 1 1 0 0 2:0 3 niges richtig gemacht in der kur- 5. Xamax 1 1 0 0 2:1 3 zen Zeit seit dem Neuanfang. 6. Vaduz 2 1 0 1 4:4 3 Die neuen Gesichter beim 7. Kriens 2 0 1 1 2:4 1 FCB überzeugen schon jetzt. Da 8. Schaffh. 2 0 1 1 1:3 1 9. Yverdon 1 0 0 1 1:3 0 ist Stürmer Esposito, der zu 10. Wil 2 0 0 2 3:6 0 einer Ligaattraktion werden wird. Das ist Verteidiger Pelmard, der die Mannschaft zusammenhält. Und da ist Regisseur Quintilla, der, obwohl Sensationssieger er noch nicht zur Stammelf gehört, dem Team zu sehr viel Ocon in Ungarn Balance verhilft. Aufzählung vor Vettel unvollständig. Der FCB zeigt Spielwitz wie Eine der neuen Liga-Attraktionen: Sebastiano Esposito (rechts) vom FC Basel. Bild: Marc Schumacher/Freshfocus (Basel, 1. August 2021) in den Zeiten, als er regelmässig Automobil Ein Massencrash, Meister wurde. Und er zeigt ein Sensationssieger und ein neben der Lust am Fussball auch matisch. Trainer Walker muss Lausanne, 2:0 gegen Lugano), nicht ganz zufriedener Sebas- Lust an der Leidenschaft. Das FC Sion: Constantins Abgang den einsatzbereiten Kevin Bua ist vielversprechend. Meister YB: Noch fehlt die tian Vettel: Das Formel-1-Ren- war zuletzt auch nicht immer und der Frust von Bua noch vor dem Anpfiff wieder Zwei Siege zu Beginn, das ist Überzeugung – Fragen erlaubt nen am Hungaroring bot Enter- selbstverständlich. Ist das nun Und Sion? Präsident Christian vom Feld holen – weil dieser für nach drei Spielzeiten, die mit YB ist schon viel schwungvoller tainment pur. Vettel nutzte auf eine Kampfansage an die Kon- Constantin hat den St.-Jakob- die Partie gar nicht gemeldet den Rängen 8, 7 und 7 endeten, gestartet in eine Saison. Beim Platz zwei die Gunst der Stunde, kurrenz? Darf der FCB nach vier Park bereits zur Halbzeitpause wurde. Das ist an Peinlichkeit gerade für Präsident Ancillo 0:0 gegen GC war der Meister Weltmeister Lewis Hamilton Jahren ohne Meistertitel wieder verlassen und die Rückreise an- kaum zu überbieten. Canepa wohltuend. Die Ver- zwar optisch überlegen, brachte verabschiedete sich mit der er- an den Angriff denken? «Wir getreten. Im Wallis stehen be- pflichtung von Breitenreiter aber kein Tor zu Stande. Dies, neuten WM-Führung im Gepäck bleiben jetzt erst einmal demü- reits wieder ungemütliche Tage FC Zürich: Ein Geburtstag bei könnte sich als Glücksgriff her- nachdem die ersten Spiele alle in die Sommerpause: In einem tig», sagt Trainer Rahmen. Und an. Nach der Rettung in letzter bester Laune ausstellen. Der neue Trainer von rätselhaften Defensivleis- wilden Rennen in Ungarn profi- Pajtim Kasami ergänzt: «Es wer- Sekunde in der letzten Saison 125 Jahre alt wurde der FC Zü- lässt im selben System spielen tungen geprägt waren. Der neue tierte Vettel beim Sensations- den auch schwierigere Momen- gibt es auch heuer keinen rich gestern am 1. August 2021. wie Vladimir Petkovic mit der Trainer David Wagner hat noch sieg des Franzosen Esteban te kommen.» Mag sein. Vorerst Grund, warum Sion nicht wieder Die Feierlichkeiten des Jubilä- Schweizer Nati, das 3-4-1-2 passt einiges zu tun. Doch es geht wei- Ocon vom anfänglichen Regen- gilt trotzdem: Diesem FCB zu- in Turbulenzen geraten sollte. ums passen zum guten Saison- bestens zum FCZ. Trotzdem: In ter, am Dienstag tritt YB in Ru- chaos inklusive Massencrash. zuschauen, ist ein Genuss. Mal sehen, was das 1:6 für Trai- startdes FCZ. Was das Team mit den nächsten Wochen warten mänien gegen Cluj in der Cham- Hamilton fuhr nach einer pa- Das erste Duell mit YB folgt ner Marco Walker bedeutet. dem neuen Trainer André Brei- noch einige grössere Herausfor- pions-League-Qualifikation an, ckenden Aufholjagd im Merce- dann am 29. August. Eine Szene in Basel ist sympto- tenreiter bislang zeigt (3:1 gegen derungen auf die Zürcher. es muss eine Steigerung her. des als Dritter über die Ziellinie. «Ich hab’s versucht, ver- sucht, versucht», funkte der im Thurgau wohnende Vettel nach der Zieldurchfahrt an die Aston- Daniel Gisiger hofft auf den Exploit «seines Kindes» Martin-Box. Versucht, aber nicht geschafft: Ocon im Alpine- Renault verteidigte seine Füh- Der Schweizer Bahnvierer träumt von einer Medaille in Tokio – als Abschiedsgeschenk für den 67-jährigen Trainer. rung mit dem allerletzten Ein- satz bis ins Ziel. «Klar bin ich ein Da steht er nun im Velodrome habe in den Vierer mehr Zeit in- Lediglich acht Nationen qualifi- stecken. Doch der Traum blieb prägt.» Gleichzeitig sagt Dillier, wenig enttäuscht», sagte Vettel, Grenchen am Rand des Holz- vestiert als für die Familie. zieren sich für die Verfolgung in Gisigers Kopf am Leben. habe es wegen dessen Kompro- «aber Esteban hat keinen einzi- ovals, wo er immer steht. Da Denn im Grunde steht Da- bei Olympia. 2012 in London ge- Während die Fahrer wechselten, misslosigkeit immer wieder Rei- gen Fehler gemacht.» schaut er den Fahrern mit der niel Gisiger seit 15 Jahren immer hörte die Schweiz noch nicht arbeitete der gestrenge Vater bereien gegeben, etwa wenn es Stoppuhr in der Hand zu, wie er dort unten am Rande des Holz- dazu. Vier Jahre später in Rio des Projekts mit einer nie nach- um neue Ideen ging, die der Lewis Hamilton verpasst immer schaut. Da macht er mit ovals. Während die Fahrer auf träumte man bereits von der lassenden Akribie weiter. Fahrer ins Projekt einfliessen den 100. Sieg seiner durch markante Gesichts- der Strasse von A nach B fahren, Medaille, musste mit Rang sie- lassen wollte. «Gisiger hat bei Hamilton verpasste in Ungarn züge geprägten strengen Miene, drehen sie sich auf der Bahn ste- ben aber eine Enttäuschung ein- Dilliers Erinnerungen an vielen Themen seine Meinung, zwar seinen 100. Sieg, als Trost was er immer macht. Daniel Gi- tig im Kreis. Alle 15 Sekunden Ziehvater Gisiger die nur schwer zu ändern ist.» überflügelte der Engländer al- siger, 67 Jahr alt, Schweizer passiert der Bahnvierer an die- Ein Fahrer der ersten Stunde Gisiger sagt, er werde seiner lerdings Max Verstappen im Red Bahn-Nationaltrainer seit 2006. sem Trainingstag vor Olympia, war Silvan Dillier. Nach Rio be- Zeit als Nationaltrainer nicht Bull. Der 23-jährige Niederlän- Daniel Gisigers «Kind» ist wo seine «Lokomotive» Stefan endete der Aargauer Profi seine nachtrauern. Vor allem nicht der erlebte mit Platz zehn die der Bahnvierer. Nach den Olym- Bissegger auf direktem Weg von erfolgreiche Zeit auf der Bahn. den vielen schlaflosen Nächten nächste Enttäuschung und liegt pischen Spielen 1980 mit Robert der Tour de France dazugestos- Zum Abschied gab es eine öf- vor den Selektionen – «wenn in der WM-Wertung nun sechs Dill-Bundi als Zugpferd ver- sen ist, seinen Chef. Immer und fentliche Schelte von Gisiger, man einem Fahrer in die Augen Punkte hinter Hamilton. «Wenn schwand das Aushängeschild immer wieder der gleiche Ab- der seinem damaligen Teamlea- schauen muss, um ihm mitzutei- man die Umstände heute be- des Bahnradsports in der Ver- lauf, als gäbe es keinen Ausweg. der zu wenig Engagement für len, dass er bei Olympia nicht im trachtet, bin ich sehr zufrieden», senkung, bevor es der Ex-Profi Gisiger hat durch die Ver- den Vierer vorwarf. «Ich emp- Team ist.» Und welche Pläne hat sagte Hamilton, «wir haben uns vor 15 Jahren als Olympiaprojekt schiebung der Olympischen fand diese Kritik als unfair», er in Zukunft? «Endlich wieder das Leben selbst ein bisschen wieder ausgrub. Seither betreut Spiele seine Laufbahn nochmals sagt Dillier rückblickend. Man selber aufs Velo steigen. Einfach schwergemacht, aber ich habe es der viersprachige Gisiger mit um ein Jahr verlängert. Man spürt im Gespräch das ambiva- losfahren ohne klares Ziel.» alles gegeben.» Für die Alfa-Ro- einer Leidenschaft und Beharr- müsse im Bahnvierer «intelli- lente Verhältnis des Fahrers zu Nach 15 Jahren drehen im Kreis meo-Rennfahrer gab es keine lichkeit, die Bewunderung aus- gent schnell fahren, um erfolg- seinem früheren Chef. «Gisiger eine verständliche Sehnsucht. Punkte: Kimi Räikkönen wurde löst. Dabei plage ihn ein schlech- reich zu sein», erklärt er das Au- hat mir als Fahrer viel vermittelt, Elfter, Antonio Giovinazzi lan- tes Gewissen, sagt Gisiger. Er genmerk in der Vorbereitung. Trainer Daniel Gisiger. Bild: Imago er hat meine Karriere mitge- Rainer Sommerhalder dete auf Platz 14. (sid) 27

Montag, 2. August 2021 Sport

An der Klasse des Gegners gescheitert Keine Punkte im ersten Heimspiel der Saison: Der SC Kriens verliert 1:3 (1:2) gegen den FC Thun.

Turi Bucher nur die Latte. Danach kam nicht mehr viel von Kriens. Enttäuschte Gesichter in Kriens Ein Ballverlust von Urtic und am Samstagabend kurz vor sein darauffolgendes Foul im 20 Uhr: Die Challenge-League- Strafraum ermöglichte den Gäs- Fussballer des SC Kriens kas- ten noch per Karlen-Penalty das sierten eine 1:3-Niederlage 3:1. «Kriens ist und bleibt ein un- gegen den FC Thun. Nach dem angenehmer, unbequemer Geg- guten 1:1 vom Mittwoch aus- ner», sagte Thun-Trainer Carlos wärts in Schaffhausen ist es im Bernegger. «Nach einer schwie- zweiten Saisonspiel allerdings rigen Zeit in der Quarantäne bin nur ein kleiner Rückschlag für ich sehr froh, dass wir diesen die Krienser, denn die Mann- Sieg aus Kriens mitnehmen kön- schaft von Trainer Davide Mo- nen.» SCK-Coach Morandi randi konnte lange mithalten. meinte: «Meine Spieler sollen Es entstand nicht der Ein- nach einer Niederlage ent- druck, die Krienser seien an sich täuscht sein. Ich selber bin nicht selber gescheitert oder hätten enttäuscht, denn wir haben schlecht gespielt. Vielmehr gegen einen starken Gegner reichte die SCK-Leistung insge- eine gute Leistung gezeigt und samt nicht an die Klasse von lange Zeit mitgehalten. Viel- Aufstiegsanwärter Thun heran. leicht waren wir gegen Thun Trotzdem offenbarte Kriens im manchmal etwas zu naiv, aber es ersten Heimspiel Mängel: Teil- gibt keinen Grund, meinen Spie- weise war es anfällig und zu we- lern Vorwürfe zu machen.» nig dicht in der Verteidigung, Am Schluss siegte jenes und vorne, das kennen wir von Team mit mehr Challenge- letzter Saison, agierte es mit zu League-Klasse. Kriens war aller- wenig Durchschlagskraft, nach dings nicht weit vom Punktge- guten Angriffsauslösungen zu winn entfernt. Und ein Punkt harmlos. Die Gäste siegen ver- hätte vor dem nächsten Aus- dient – auf Kriens wartet noch ei- wärtsspiel am Freitag bei Neu- nige Arbeit. châtel Xamax gut getan, beruhi- gend gewirkt. Schon nach drei Der Krienser Anthony Goelzer (rechts) trickst den Thuner Pius Dorn aus. Bild: Patrick Hürlimann (Kriens, 31. Juli 2021) Minuten in Rückstand Kriens – Thun 1:3 (1:2) Die Krienser mussten schon Kleinfeld. – 1100 Zuschauer. – SR Schärli. nach drei Minuten einem Rück- kreieren. Kriens hielt tapfer mit. hatte, hielt das Unentschieden SCK-Hälfte geschickt wurde, hatte Albion Avdijaj die Tore: 3. Gerndt 0:1. 30. Mulaj 1:1. 36. Dos stand hinterherrennen. Der Gerade als man sich die Frage zu nur sechs Minuten. Auch das stand die zentrale Krienser Ver- 1:1-Chance (52.). Mittelstürmer Santos 1:2. 82. Karlen (Foulpenalty) 1:3. Schiedsrichter diktierte sehr stellen begann, wer denn beim zweite Thuner Tor war nicht teidigung schon ziemlich ver- Avdijaj wirkt im Moment noch Kriens: Neuenschwander; Urtic, Isufi, Mis- trafovic, Busset (59. Goelzer); Bürgisser streng einen Freistoss – Rans- SCK das Offensivspiel entwi- ohne Makel, schien abseitsver- waist da. Goalie Neuenschwan- wie ein Fremdkörper im Krien- (46. Lang), Selasi, Aliu, Mulaj (82. Yesilçayir); ford Selasi schien Thuns 35-jäh- ckeln soll, spurtete Kriens-Cap- dächtig. «Ja, wir haben auch ein der konnte sich ausserdem nicht ser Kollektiv. Das braucht noch Sessolo (75. Sukacev); Avdijaj (59. Binous). rigen Stürmerstar Alexander tain Marijan Urtic in den Thun- Offside gesehen», bestätigte rasch genug für das Herauslau- Zeit. Thun: Hirzel; Dorn, Havenaar, Bürki, Hefti; Gerndt nicht wirklich gefoult zu Strafraum. Sein Schussversuch Kriens-Trainer Morandi nach fen entscheiden und wurde Karlen, Rüdlin (87. Roth); Castroman (69. Hasler), Dos Santos (83. Vasic), Dzonla- haben. Der Schwede Gerndt wurde geblockt, der Ball gelang- der Partie. «Aber wir wollten dann von Dos Santos umspielt. «Kein Grund, den Spielern Vorwürfe zu machen» gic (69. Ndongo); Gerndt (46. Kyeremateng). versenkte den Freistoss aus rund te aber zu Liridon Mulaj, der im unsere Energie nicht unnötiger- Das Heimteam übernahm Bemerkungen: Kriens ohne Brügger (krank), 20 Metern herrlich im SCK-Tor. zweiten Versuch flach zum 1:1 weise in Reklamationen inves- nach dem Seitenwechsel das Ganz, ganz nahe am Ausgleich Marleku und Alessandrini (beide verletzt). Die Thuner dominierten skorte. tieren.» Beim 2:1 für Thun durf- Spieldiktat, machte viel Druck waren die Krienser in der 66. Thun ohne Fatkic und Schüpbach (beide ver- und beherrschten in der Folge Obwohl Kriens nicht nur das te aber nicht unerwähnt bleiben: auf das Thuner Tor. Ein Schuss Minute. Neuzugang Anthony letzt). 66. Lattenschuss Goelzer. 74. Pfosten- schuss Kyeremateng. Verwarnungen: das Spielgeschehen, ohne aber Resultat, sondern auch das Als Torschütze Daniel Dos San- von Helios Sessolo in der 48. Mi- Goelzer schoss im gegnerischen 17. Gerndt, 50. Rüdlin (Fouls), 72. Dos Santos weitere Torgelegenheiten zu Spielgeschehen ausgeglichen tos mit einem weiten Ball in die nute war ein erstes Signal. Dann Strafraum mit Finesse, traf aber (Unsportlichkeit), 93. Lang (Foul).

Scherrer verliert Schewtschenko Flühli-Schlussgang Schweizer haben Luft nach oben gibt sein Amt ab Das Landhockey-Nationalteam testete in Luzern gleich drei Mal gegen Italien. Gesiegt hat Schwingen Der Nichtkranzer Fussball Andrej Schewtschen- Fabian Scherrer aus Uffikon es nie. Und trotzdem gibt sich Coach Chris Elste optimistisch für die EM in Polen. ko gibt sein Amt als National- schaffte es am Bergschwinget in trainer der Ukraine nach fünf Flühli dank vier Siegen und Jahren auf. Der ehemalige Welt- einem Gestellten bis in den Vor den Partien wurden auf dem dass es am nächsten Tag wieder deshalb will er bei der Zielset- klassestürmer teilte am Sonntag Schlussgang. Dort musste er Utenberg-Platz die National- funktioniert.» Und das tat es. zung nicht ganz unbescheiden bei Twitter und Instagram mit, sich vom Emmentaler Christian hymnen abgespielt. Die Italie- Die Schweiz trat wieder als Ein- wirken. «Wir wollen den fünften dass er seinen auslaufenden Gerber geschlagen geben. (reb) ner sangen mit wie ihre Lands- heit auf, das einzige Manko war Platz erreichen. Das würde die Vertrag nicht verlängern werde. leute an der Fussball-EM. Nicht die fehlende Torausbeute. Im automatische Qualifikation für Schewtschenko hatte die Ukrai- Flühli. Bergschwinget Sörenberg (79 ganz so inbrünstig, aber die Penaltyschiessen waren die Ita- die WM in Cardiff bedeuten. ne zuletzt ins EM-Viertelfinale Schwinger, 0 Zuschauer). Schlussgang: Töne dieser so schönen Hymne liener kaltblütiger, trafen in drei Das Minimalziel ist, die Klasse geführt. Christian Gerber (Röthenbach) bezwingt Fabian Scherrer (Uffikon) nach 2 Sekunden traf diese Squadra Azzurra ge- Versuchen jedes Mal, während zu halten.» Die Gruppengegner «Es war harte Arbeit, die be- mit Überstossen. – Rangliste: 1. Gerber nau so wenig wie der frisch er- die Schweizer nur einmal reüs- an der acht Teams umfassenden wiesen hat, dass wir in der Lage 58,50. 2. Fritz Ramseier (Süderen) 57,75. korene Fussball-Europameister. sieren konnten. EM sind Österreich, Ukraine sind, modernen Fussball zu 3. Scherrer 57,25. 4. Marcel Vogel (Menz- In den Spielen traf der Gast und Schottland. spielen. Ich danke dem Präsi- nau), Gregor Ulrich (Schenkon), Ronny aus dem Süden dann jeweils die Ziel ist die Qualifikation Auch Fabio Reinhart gibt denten und dem Exekutivkomi- Schöpfer (Wiggen), Niklaus Scherer (Esch- für die WM in Wales olzmatt), Matthias Jund (Oberkirch), Josef richtigen Töne. Am Freitag sieg- sich optimistisch im Hinblick tee für die Möglichkeit, mit der Portmann (Wiggen) und Tim Lustenberger te Italien mit 3:2, am Samstag Dennoch zeigte sich der Luzer- Chris Elste, der deutsche Coach auf die EM. «Alles ist möglich. ukrainischen Nationalmann- (Hasle), je 57,00. 5. Marco Thierstein (Hoch- sogar 6:1 und zum Abschluss am ner Fabio Reinhart zufrieden des Schweizer Nationalteams. Wir müssen mutig und noch et- schaft zusammenzuarbeiten», dorf) und Urs Riebli (Neuenkirch), je 56,75. Sonntagmittag nach 0:0 in 60 mit dem Auftritt. «Diesmal hat Bild: Alexander Wagner was cleverer nach vorne spie- schrieb der 44-Jährige. Er dank- Kaltbrunn. St.Galler Kantonalschwingfest Spielminuten mit 3:1 im Penal- jeder Verantwortung übernom- len.» Werden die richtigen Leh- te zudem den Spielern und Fans (189 Schwinger, 0 Zuschauer). Schluss- tyschiessen. Vor allem das 1:6 men, denn beim 1:6 hat nicht je- ren aus der Länderspiel-Serie für ihre Unterstützung: «Ge- gang: Samuel Giger (Ottoberg) bezwingt Mario Schneider (Schönenberg an der Thur) am Samstagnachmittag warf der seinen Job erledigt.» Der Bevor die Schweiz an die Euro- gegen Italien gezogen, ist das meinsam haben wir gezeigt, nach 4:31 Minuten mit Fussstich. – Rang- aus Schweizer Sicht Fragen auf. Megger, der gestern seinen 24. pameisterschaft Division II nach keine Utopie. Für Geburtstags- dass unser Fussball wettbe- liste: 1. Giger 58,50. 2. Werner Schlegel Bereits nach sechs Minuten mit Geburtstag feierte, wurde beim Polen fährt (15. bis 21. August), kind Reinhart wäre eine WM in werbsfähig, produktiv und (Hemberg) 58,00. 3. Marcel Räbsamen 0:2 im Hintertreffen fanden die Luzerner SC gross und spielt trifft sich das Team nochmals zu Wales sogar ein Glücksfall: Sein spannend sein kann.» (Müselbach) 57,75. 4. Schneider und Manu- el Bollhalder (Flawil), je 57,50. 5. Beni Notz Schweizer nie ins Spiel und lies- derzeit an der Loughborough einem Trainingslager in Tenero. derzeitiger Wohnort Loughbo- Laut ukrainischen Medien (Güttingen), Sandro Schlegel (Fideris) und sen die Italiener fast nach Lust University in England, wo er «Die 20 Jungs, die ich im Kader rough, das zwischen den beiden wurden sich der Verband und Ramon Baumgartner (Niederglatt), je 57,25. und Laune gewähren. «Wir wa- Chemie studiert. «Wir haben habe, sind klasse», sagt Coach Städten Leicester und Notting- Schewtschenko nicht über die 6. Andy Signer (Wittenbach), Markus Schläp- ren mental nicht auf dem Platz», noch viel Luft nach oben, doch Elste. «Wir hatten vor zwei Jah- ham liegt, ist nur 240 Kilometer Rahmenbedingungen eines fer (Niederbüren), Pirmin Gmür (Amden), sagte Nationalcoach Chris Elste. es war bis vor kurzem auch ren einen grossen Umbruch zu von Cardiff entfernt. neuen Vertrages einig. Ein Lars Geisser (Mörschwil), Fabian Rüegg (Mörschwil), Adrian Elmer (Eschenbach SG) «Wenn es so schiefläuft wie an schwierig, sich zu treffen und ge- bewältigen, befinden uns aber Nachfolger steht noch nicht und Cédric Lenherr (Abtwil), je 57,00. diesem Tag, muss man schauen, meinsam zu trainieren.» auf einem guten Weg.» Auch René Barmettler fest. (sid) 28

Montag, 2. August 2021

An der Spielidee wird festgehalten Die Bilanz Vaso Vasic Torhüter 4 Wie bereits im Startspiel gegen YB ist der FC Luzern in St. Gallen Teil eines spektakulären Spiels. Verrücktes FCL-Debüt: Nach 70 Diesmal treffen die Innerschweizer mit der letzten Aktion – zum 2:2-Endstand. Sekunden erstmals bezwungen, nach 13 Minuten steht’s 0:2. Fehl- pass (65.) kann er gut machen.

Patrick Farkas Rechter Verteidiger 3,5 Er ist in der ersten Halbzeit einer der wenigen Luzerner mit Offen- sivaktionen, aber später bleibt er unter seinen Möglichkeiten.

Marco Burch Innenverteidiger 3 Er verliert vor dem 0:2 den Zwei- kampf mit Schütze Babic, wirkt insgesamt etwas verunsichert.

Marvin Schulz Innenverteidiger 1,5 Einziger stabiler Abwehrspieler in der St. Galler Druckphase. Aber dann sein Aussetzer an der Seitenlinie in der 69. Minute: Nach grobem Foul gegen Still- hart verdient er die rote Karte.

Martin Frydek Linker Verteidiger 3,5 Der offensive Abwehrmann kommt kaum richtig ins Spiel, auf seiner Seite lassen ihn Lüchin- ger und Görtler nicht gewähren.

Varol Tasar Rechtes Mittelfeld 5 Findet seinen Platz lange nicht, kaum brauchbare Aktionen des Super-Jokers. Steigert sich klar 96. Minute: Varol Tasar (links) trifft per Kopf zum 2:2-Ausgleich. Bild: Ennio Leanza/Keystone (St.Gallen, 1. August 2021) und köpfelt gekonnt das 2:2 (96.).

Simon Grether Daniel Wyrsch aus St. Gallen weiss wohl nur der 26-jährige Deut- Zentrales Mittelfeld 2 sche selbst. Celestini versuchte, die Wiegt die Captainbinde bei sei- Was ist denn das für ein Saisonauftakt Der kleine «Joker» trifft per Kopf rote Karte für seinen erfahrenen In- ner Premiere im Amt zu schwer? des FC Luzern? Eine Woche nach der nenverteidiger mit folgenden Worten Der zweite Fehlpass innert 70 3:4-Heimniederlage gegen Meister YB Reaktion Er hat es wieder getan: Varol war super.» Tatsächlich war die Stim- zu erklären: «Wir waren nicht 100 Pro- Sekunden führt zum 0:1. kassierte der Cupsieger im Revanche- Tasar sichert dem FC Luzern mit sei- mung im Stadion zwischen den Fans zent bereit im Kopf, er foulte wohl aus match gegen Finalgegner FC St.Gallen nem schönen Kopftor in der Nachspiel- und mit zunehmender Spieldauer auch der Frustration heraus. Ich muss mit Christian Gentner auswärts in den ersten 13 Minuten zwei zeit einen Punkt auswärts gegen St.Gal- auf dem Rasen zwischen den Mann- Marvin und dem Team sprechen, bei Zentrales Mittelfeld 4,5 Tore – lag nach nicht einmal einer Vier- len. In der letzten Saison schoss der schaften aufgeladen und emotional. elf gegen zehn macht eine solche Ak- Er ist noch zu neu im Team, um in telstunde 0:2 hinten. Filip Ugrinic, Lu- wirblige Flügelspieler die wichtigen Klar, die Ostschweizer wollten Revan- tion keinen Sinn.» der Startphase Leader zu sein. zerns einziger Profi in Topform, meinte Tore oft nach seiner Einwechslung – er che nach der Niederlage im Cupfinal – Erstaunlicherweise lief es dem FCL Insgesamt aber ein Aktivposten. zu dieser inferioren Startphase: «Für war der Edeljoker. Irgendwie war Tasar, und sie waren lange Zeit auf gutem in der Schlussphase mit zehn gegen ein paar Aktionen im Fussball gibt es trotzdem er in der FCL-Startelf stand, Weg. «Kompliment an St.Gallen, sie zehn Spielern besser: Der überragende Filip Ugrinic keine Erklärung. Vielleicht hätten wir auch gegen den FC St.Gallen der Joker, waren am Anfang klar besser. Wir ha- Filip Ugrinic schoss in der 82. Minute Linkes Mittelfeld 5,5 nach dem zweiten oder dritten verlore- der am Ende sticht. Er hatte kaum eine ben viele Fehler gemacht und fast je- den 1:2-Anschlusstreffer. Das Zuspiel Spielt dynamisch, ermöglicht nen Ball in der eigenen Zone, einmal gute Offensivaktion, bis zur letzten Mi- den Zweikampf verloren», gesteht Ta- lieferte der eingewechselte Silvan Sid- Alounga (50.) die erste FCL- lange spielen müssen.» nute der Partie: Die Flanke von Ibrahi- sar ein. ler. Mit der letzten Aktion der Partie ge- Chance. Er schiesst das 1:2 und Sekunden nach dem Anpfiff hatte ma Ndiaye, der 1,74 Meter grosse – oder In der zweiten Halbzeit habe der lang Super-Joker Varol Tasar, der dies- ist auch am 2:2 beteiligt. Keeper Vaso Vasic bei seinem Einstand kleine – Tasar steigt hoch und versenkt FCL dann besser Fussball gespielt, ver- mal von Anfang an spielte, mit dem beim FC Luzern schon einen Schuss das Leder wunderschön im weiten Eck. sucht Tore zu erzielen. «Das ist uns Kopf das 2:2 (96.). Das ist das Positive Ibrahima Ndiaye von Victor Ruiz aus kurzer Distanz ab- Ekstase pur auf der Luzerner Bank dann auch dank etwas Glück gelun- an dieser lange schlechten Leistung: Rechter Stürmer 4 wehren müssen. Nach 70 Sekunden lag und rund um den Torschützen. Tasar gen», so Tasar. Ob es wirklich noch Die Celestini-Elf bewies auch ohne die Steigt wie gewohnt konsequent der Ball hinter dem 31-jährigen Ersatz sagt nach dem Spiel: «Es ist immer geil Glück ist beim Luzerner Edeljoker? Bei verletzten Pascal Schürpf und Marius in die Zweikämpfe, Zählbares des verletzten Marius Müller im Netz: auswärts in St.Gallen zu spielen, ich diesem Kopfballtor war auch viel Klas- Müller eine hervorragende Moral. bringt er lange nicht zustande – Wiederum hatte Simon Grether einen glaube, die Fans hassen den FC Luzern. se dabei und eine Portion Schlitzohrig- Am Donnerstag wartet Feyenoord bis zu seiner Massflanke zum 2:2. Fehlpass in die Füsse der St.Galler ge- Das Gefühl nach meinem Tor zum 2:2 keit. (jwe) Rotterdam zu Hause in der Confe- spielt, Boris Babic bediente Ruiz, der rence-League-Qualifikation. Und die Yvan Alounga unhaltbar zum 1:0 der Ostschweizer Frage sei erlaubt: Hat St.Gallen, das Linker Stürmer 2,5 einschoss. einmal mehr gegen den FCL Punkte Harmlos: Vergibt seine einzige In der 13. Minute lenkte Alessio Be- spielt. Doch wir hatten den Cupfinal ler weniger sofort zurück, verteidigten herschenkte, einen Luzern-Komplex? Chance (50.) – zum Anschlusstor. sio mit dem Kopf einen langen Ball aus gegen denselben Gegner mit unserer – bis auf einzelne Konter – vor allem Trainer Peter Zeidler: «Luzern ist ein der eigenen Abwehr auf Sturmpartner Spielweise gewonnen.» Und: «Wir den 2:0-Vorsprung. sehr gutes Team. Ärgerlich ist der Aus- Holger Badstuber Babic weiter. Der St.Galler setzte sich müssen akzeptieren, dass Fehler, wie Der FCL wurde auch in Überzahl gleich in letzter Sekunde, aber ein Kom- Innenverteidiger 4,5 im Zweikampf gegen Marco Burch jener von Simon Grether, passieren. nicht viel besser, spielte sich in den plex ist etwas anderes. Klar verbessert im Vergleich zum durch und schloss den Angriff mit Wir haben den Plan im Kopf, dass wir knapp 20 Minuten bis zur Halbzeitpau- Debüt-Kurzeinsatz gegen YB. einem Schuss zwischen den Beinen notfalls mit unserer Spielidee sterben.» se weiterhin keine einzige Torchance St. Gallen – Luzern 2:2 (2:0) von Vasic zum 2:0 ab. Der FCL wurde heraus. Celestini erkannte zu Recht: Lorik Emini Bruch der Partie durch Kybunpark. – 12 548 Zuschauer. – SR Jaccottet. nach allen Regeln der Kunst ausge- «St.Gallen hielt dagegen, wir probier- Tore: 2. Ruiz (Babic) 1:0. 13. Babic (Besio) 2:0. 82. Zentrales Mittelfeld 2,5 spielt, die Mannschaft von Fabio Ce- die rote Karte gegen Youan ten, unser Spiel durchzubringen. Lan- Ugrinic (Sidler) 2:1. 96. Tasar (Ndiaye) 2:2. Verhält sich nach der roten Karte lestini machte in dieser Phase einen Ein kompletter Bruch erfuhr dieser ge Zeit gelang uns das nicht. Das war St. Gallen: Zigi; Lüchinger, Stergiou, Fazliji, Kempter; gegen Schulz unsportlich. schlechten Eindruck. Jedes Steilzuspiel Match in der 26. Minute: Der bereits ungenügend.» Erst in der 50. Minute Görtler, Diakité, Youan; Ruiz (84. Cabral); Besio (46. Stillhart), Babic (46. Schubert). in die FCL-Abwehrzone wurde zu mit einer gelben Karte vorbelastete kam Yvan Alounga, der den verletzten Luzern: Vasic; Farkas (80. Sidler), Schulz, Burch, Fry- Nicht bewertbar: Silvan Sidler. einem gefährlichen Angriff für ein wohl Elie Youan liess sich im Strafraum Dejan Sorgic im Sturm ersetzte, zur dek; Tasar, Gentner, Grether (61. Badstuber), Ugrinic; vorentscheidendes 3:0. beim Zweikampf mit zu ersten Luzerner Gelegenheit: Doch der Ndiaye, Alounga (67. Emini). (Benotet von Daniel Wyrsch) Hätte seine Mannschaft gegen den einer Schwalbe hinreissen, Schieds- 19-jährige Kameruner schoss weit am Bemerkungen: St.Gallen ohne Kräuchi (verletzt), Nuhu, Münst, Gonzalez, Traore, Abaz, Sutter, Jacovic, hochstehenden, extrem pressenden richter Adrien Jaccottet zeigte dem Tor vorbei. Schmidt, Witzig, Campos und Diarrassouba (nicht im Notenschlüssel Gegner in der Anfangsphase nicht auch 22-jährigen Franzosen sofort die gelb- Aufgebot). Luzern ohne Ndenge, Sorgic, Campo, 6 Weltklasse einmal mit einem befreienden langen rote Karte. «Dieser Platzverweis war Direkter Platzverweis Schürpf, Alabi, Müller (alle verletzt). 5 Leistungsträger Ball operieren müssen? entscheidend», stellte St.-Gallen-Trai- für Marvin Schulz 26. Gelb-Rote Karte gegen Youan (Unsportlichkeit, 4 Normalform «Schwalbe»). 69. Rote Karte gegen Schulz (Foul). Ver- wollte nichts davon wissen: «Wir wech- ner Peter Zeidler zu Recht fest, «da- Warum Marvin Schulz in der 69. Minu- 3 Mitläufer warnungen: 16. Youan (Foul), 44. Ndiaye (Foul), seln unsere Spielidee nicht, St.Gallen nach war das ein anderes Spiel.» Die te an der Seitenlinie derart brutal den 64. Stillhart (Foul), 70. Görtler, 70. Emini (beide Un- 2 Schwachpunkt hat in diesem Match klar besser ge- Gastgeber zogen sich mit einem Spie- eingewechselten Basil Stillhart foulte, sportlichkeit). 1 Totalausfall