AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Koalitionspoker

Das Onlinemagazin zur Gesundheitspolitik AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Inhalt

Titelstory Koalitionspoker ���������������������������������������������������������� 4

Nachruf & Auslobung Präventionsgesetz ���������������������������������������������������� 10

Kommunikation ������������������������������������������������������� 11 Seite 12 BARMER GEK Heil- und Hilfsmit- Nachrichten telreport 2013 BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2013 ������� 12 VLK Zukunftspreis ������������������������������������������������������ 15 TK Initiative „Von Mensch zu Mensch“ Filmvorführung im Zeughaus ���������������������������������� 18 Deutscher Psychologiepreis 2013 �������������������������� 21

GKV-SV – Positionen zur Krankenhausreform 2014 ��������������������������������������� 25

Seite 15 VLK Zukunftspreis

Seite 18 Seite 21 Seite 28 TK Initiative „Von Mensch zu Deutscher Psychologie- Apothekertag 2013 – Auf dem Mensch“ preis 2013 Weg zu einem neuen berufs- politischen Leitbild 22 AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Inhalt

Seite 41 Seite 45 Seite 51 MVZ – Kooperation und „Schicksalsmühle Kranken- Wahlparty LetV Verlag Integration haus – Die Studie“

Berichte Apothekertag 2013 – Auf dem Weg zu einem neuen berufspolitischen Leitbild ������������ 28

Delegiertenversammlung Hausärzteverband ��������������������������������������������������� 33

MVZ – Kooperation und Integration ���������������������� 41 Seite 66 Eröffnung des 36. Deutschen Übrigens Hausärztetages „Schicksalsmühle Krankenhaus – Die Studie“ ������ 45

Buchbesprechung Mark Leibovich, This Town �������������������������������������� 49

Boulevard Wahlparty LetV Verlag �������������������������������������������� 51 Eröffnung der 36. Deutschen Hausärztetages ����� 66 PKV Herbstfest im Hamburger Bahnhof ����������������� 73

Seite 73 Impressum ���������������������������������������������������������������� 82 PKV Herbstfest im Hambur- ger Bahnhof 33 RUBRIKTITELTITELSTORY AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

TitelKoalitionspoker

Zwischentitel

Der Koalitionspoker ist in vollem Gange. Vie- Zusammenarbeiten mit der Union, die Re- les, was zurzeit durch die Medien geistert, ist alos wollen die Möglichkeit einer schwarz- offensichtlich weitgehend eine Inszenierung grünen Koalition nach der Wahl 2017 nicht für die Galerie. ausschließen. Sie wollen sich aus der baby- Die Politik hat realistisch betrachtet nur eine lonischen Gefangenschaft von der SPD be- Option. freien. Sie werden ein Hintertürchen, sollte Rot-Rot-Grün scheidet aus, eine Koaliti- eine große Koalition nicht zustande kom- on unter Beteiligung der Linken würde die men, kaum gegen den massiven Wider- SPD bei der nächsten Wahl mit erheblichen stand der Rot-Fundis durchsetzen können. Wählerverlusten bitter bezahlen müssen. Auch eine Minderheitsregierung, geduldet Das eigentliche Entscheidungskriterium für durch die Linken, wäre in Bezug auf die Zu- die eine oder andere Koalition wird aber kunft der SPD mehr als leichtsinnig und für die rote Bundesratsmehrheit sein, denn ge- Deutschland in Zeiten ernster Krisen gerade- gen sie zu regieren – wie wir spätestens seit zu hazardeurhaft. wissen – ist beinahe un- Theoretisch wäre auch eine schwarze Min- möglich. derheitsregierung denkbar, aber für sie gilt Allein aus diesem Grund scheint eine große dies ebenso. Koalition für Union und auch SPD die einzig vernünftige Option. Zudem – 66% der Bevöl- Schwarz-Grün wäre eine Variante – zynisch kerung präferieren sie. formuliert – mit hohem Neuigkeits-, aber vor Bliebe noch die Option Neuwahlen. Diese allem Unterhaltungswert. Aber so lange sich kann die SPD aber nicht ziehen, sagen die noch zumindest einige aus der Führungs- Demoskopen ihr schon heute erhebliche ebene der Grünen und Schwarzen trotz, Einbrüche und der Union deutliche Zuwäch- wie allerseits betont, friedvoller Sondierungs- se an Wählerstimmen voraus. gespräche argwöhnisch wie vor 30 Jah- ren beäugen und die alten Gräben, wenn Das Gerede, sauge ihre Ko- überhaupt, nur kurzzeitig verlassen wollen, alitionspartner wie ein Vampir aus, kann ist eine erfolgreiche schwarz-grüne Regie- niemand ernst meinen. Die FDP hat sich rung nur schwer denkbar. ihr Grab selbst ausgehoben, insbesonde- Folgerichtig haben sich die Grünen nach re Philipp Rösler hat dazu beigetragen. Die den Sondierungsgesprächen gegen ei- Haupt­ursache dieses Wahlergebnisses für ne schwarz–grüne Koalition ausgespro- die FDP scheint zu sein, dass die Wähler ei- chen. Unübersehbar ist aber, dass die Grü- nes veralteten, wenn auch boygroupmäßig nen zerrissen sind. Die Fundis wollen kein vorgetragenen Neoliberalismus schwinden 44 TITELSTORY AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

und der gesellschaftliche Liberalismus, der nicht immer an erster Stelle der Entschei- Markenkern der alten FDP, unter Lobbyin- dungskriterien. Sicherlich ist eine große Ko- teressen zugeschüttet wurde. Dieses wurde alition nicht der Traum aller in der Wolle ge- aber schon vor mehr als einem Jahr sattsam waschener Demokraten, verfügt sie doch diskutiert, nur die FDP wollte dies nicht wahr über die Möglichkeit zur Verfassungsände- haben. Ob sie nun die Kraft zu einem libe- rung allein mit den Stimmen der Regierungs- ralen Neustart unter einem „geläuterten“ fraktionen. Die im Grundgesetz festgeschrie- findet? bene hohe Hürde zur Verfassungsänderung Die SPD leidet zu allererst an der Zersplitte- würde deutlich gesenkt und dies beflügelt rung der Linken und einem an der eher links- Ängste, die einen realen Hintergrund ha- liberalen Mitte völlig vorbeigegangenen ben. Damit übernähme eine große Koalition Wahlkampf. enorme Verantwortung. Tages- oder Partei- Für dies alles Angela Merkel die Schuld zu politik können für Verfassungsänderungen geben, kann nur kindliche Gemüter beruhi- nicht das ausschlaggebende Kriterium sein. gen, die für ihr Unglück gern der Mutter die Allerdings ist für Verfassungsänderungen Schuld geben. Sie überhöhen unbeabsich- auch eine 2/3-Mehrheit im Bundesrat erfor- tigt damit die Wirkmächtigkeit dieser Mut- derlich, und davon wäre auch eine große terfigur und machen sich selbst kleiner als Koalition weit entfernt. Die übergroße Mehr- sie sind. heit im wächst damit nicht in den Himmel. Die „Jammerphase“ hat die SPD inzwischen überwunden. Der Parteivorstand hat sich Eine große Koalition ist und bleibt die ein- mit einer Gegenstimme für Koalitionsver- zig vernünftige Reaktion der Politik auf das handlungen entschieden, der Konvent mit Wahlergebnis. Gegen sie könnte nur die Mit- über 80%. Der 10 Punkte Beschluss des Kon- gliederbefragung der SPD stehen, aber Sig- vents weist die Richtung der SPD für Koali- mar Gabriel, Andreas Nahles und andere tionsverhandlungen. Eine Reform der Pfle- arbeiten eifrig an einem entsprechenden geversicherung ist einer dieser Punkte, Wording. Einige Bezirksverbände haben sich Gesundheitspolitik wird nicht aufgeführt. schon offen gegenüber einer großen Koali- Die Linken in der SPD unter Führung von Hil- tion gezeigt, in anderen wird noch Überzeu- de Mattheis wettern zwar noch gegen die gungsarbeit zu leisten sein. Aufgabe der Steuerpläne der SPD für Bes- serverdienende, aber die SPD scheint „auf Wenn Union und SPD Koalitionsverhand- Linie“ gebracht worden zu sein. Vielleicht lungen führen, dürfte die Gesundheitspo- „wedelt“ der eine oder andere noch mit litik gemäß den 10 Punkte Beschluss kaum Steuererhöhungen als Verhandlungsmasse im Mittelpunkt stehen, sie wird aus vielerlei für den großen „Fight“. Gründen unter ferner liefen gebucht wer- den müssen. Aber noch ist alles offen und Vernunft steht Erstaunlich ist, wie wenig sich die BürgerInnen 55 TITELSTORY AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

in Deutschland für Gesundheitspolitik inter- formuliert werden, dass mit diesen Maßnah- essieren, wie wenig die „große“ Politik. Zeit- men auch verfassungsrechtliche Bedenken gleich wird die USA von den Republikanern überprüft werden könnten. in die Zahlungsunfähigkeit getrieben, um Wie ernsthaft und mit welcher Verve eine eine Verzögerung der Obama`schen Ge- solche, allmähliche Konvergenz betrieben sundheitsreform zu erzwingen. wird, hängt nicht nur davon ab, ob SPD oder Offensichtlich scheinen Gesundheitspolitik Union das BMG erhalten, sondern auch da- und das Gesundheitswesen in Deutschland von, ob diese Person eher liberal oder ein kein derart großes Problem zu generieren, Hardliner der jeweiligen Partei, ob sie ein Ak- wie es zu bestimmten Anlässen und Grün- tivist oder eher ein Zauderer, ob der einen den immer wieder in die Republik posaunt oder anderen Lobbygruppe geneigter oder wurde. Keines der an die Wand gemalten nicht geneigt ist. Horrorszenarien ist bisher eingetreten und An dieser Stelle könnte man trefflich über wahrscheinlich werden sie auch nicht ein- Köpfe spekulieren und sie in die jeweiligen treten. Die BürgerInnen in Deutschland sind Schubladen einordnen, aber dies verbietet offensichtlich mit ihrem Gesundheitswesen der Respekt vor den Personen. nicht unzufrieden, wie oft propagiert wurde. Der Faktor M gilt auch für alle anderen ge- Deshalb können die Verhandler mit ruhiger sundheitspolitischen Projekte der beginnen- Hand Kompromisse über gesundheitspoliti- den Legislatur. sche Projekte finden, die niemanden bis ins innerste Mark treffen, viel einfacher als in In einer großen Koalition würde es deutlich anderen Politikbereichen. einfacher als in jedweder anderen Konstel- lation, einige große Reformprojekte „anzu- Die Bürgerversicherung, der auch von etli- packen“, wie die Reform der Pflegeversi- chen Genossen ungeliebte, aber noch ein- cherung. In einer großen Koalition würde es mal hochgepuschte Restant alter Denk- deutlich einfacher als in jedweder anderen weisen, wird zumindest für 4 Jahre in einer Konstellation, einige große Reformprojekte Schublade verschwinden. Vorstellbar, dass „anzupacken“, wie die Reform der Pflege- sich Formulierungen im Koalitionsvertrag fin- versicherung, für die es unter Punkt 3 heißt: den werden wie „die Konvergenz der Sys- „Wir wollen umfassende Verbesserungen teme soll mit geeigneten Maßnahmen vo- bei der Pflege erreichen. Wir wollen die Pfle- rangetrieben werden“. Damit wäre die gebedürftigkeit besser anerkennen, um die Bürgerversicherung zur Gesichtswahrung Situation der Pflegebedürftigen, von Ange- nicht ganz vom Tisch. Ein Unionsprotagonist hörigen und Menschen, die in der Pflege ar- wie hat Ähnliches schon öfter beiten, zu verbessern. Wir wollen zusätzliche geäußert und in Papieren niedergeschrie- Anstrengungen unternehmen, um Pflege- ben, die sogar konsentiert waren. Selbst die bedürftigkeit zu vermeiden. Um diese Ziele PKV könnte mit solchen Vereinbarungen zu erreichen, wollen wir den Beitrag zur Pfle- leben. Vielleicht könnte für die SPD noch geversicherung anheben.“ 66 TITELSTORY AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Nun sind sich die Gesundheitspolitiker aller zudem bestehen nicht ganz von der Hand Parteien im Grunde einig, was eine sachge- zu weisende rechtliche Bedenken gegen ei- mäße Pflegereform kosten würde, aber es ne Verlängerung des Abschlags, aber aus- werden auch die allseits beliebten Lohnne- schließen kann dieses Szenario niemand. benkosten und der/die FinanzministerIn ei- ne große Rolle spielen. Fachlich wird kein Ob man in diesem Zusammenhang weiter großer Dissens herrschen. Vielleicht muss die an GBA-Strukturen schrauben wird, ist frag- Union eine Erhöhung der Beiträge zur Pfle- lich oder es wäre zumindest nicht klug, denn geversicherung „schlucken“, um Steuerer- erst einmal muss sich zeigen, in wie weit sie höhungen zu vermeiden, dies könnte man tatsächlich wirken. Die angepeilten Einspa- auch den Arbeitgebern „verkaufen“, die rungen waren immer schon illusorisch, aber sicherlich auf eine Kompensation drängen niemand weiß, wie hoch sie tatsächlich sein werden, was die SPD ablehnen wird. In die- werden. ser Frage könnte sich ein Kuhhandel ab- zeichnen, zumal auch die Union weiß, dass Vielleicht diskutiert man in diesem Zusam- die Beiträge zur Pflegeversicherung erhöht menhang auch noch andere GBA Struk- werden müssen. Man kann nur hoffen, dass turen, denn die Politik möchte zu gern die es nicht auf einen Staatszuschuss herauslau- Selbstverwaltung zu ihrem eigenen Satelli- fen wird. tensystem umstrukturieren, um ihren Einfluss weiter auszubauen. Darin scheinen sich die Ob ein solcher Kuhhandel für eine Reform Parteien einig zu sein, nur noch wenigen ist des stationären Sektors eine Rolle spielen der Selbstverwaltungsgedanke, die Subsidi- wird, bleibt abzuwarten. Hier werden vor al- arität ein ehernes Anliegen. Aber ob man lem die Länder ein gehöriges Wort mitspre- dies offen in einen Koalitionsvertrag gießt chen. Der Vorteil ist, dass sich die SPD auf oder ob hier noch eine Schamgrenze wirkt? Bundesebene nicht gegen die Union stem- men muss, sie kann relativ entspannt die For- Sicherlich wird man sich in irgendeiner Form derungen der Länder abwarten, zumal wie mit dem Thema Medizinprodukte beschäfti- wir aus Ulla Schmidts Ära wissen, die Länder gen müssen. Die Spannbreite der Möglich- auch eine SPD BMG ausbremsen, wenn es keiten ist groß – von einer Nutzenbewertung um ihre eigenen Interessen geht. über neue Zulassungsbestimmungen, um- fassende Register und vieles mehr. Sicher- Auch in der Arzneimittelpolitik werden Uni- lich spielt hier die europäische Ebene hin- on und SPD nicht weit auseinander liegen ein, aber dies war bei den Arzneimitteln – das AMNOG wird unberührt bleiben, viel- ebenso. Den Bereich Medizinprodukte völ- leicht ein wenig gängiger gestaltet werden. lig auszusparen, wird kaum möglich sein, Ob der Arzneimittelabschlag prolongiert aber wie sich die Koalitionäre dazu positi- wird, ist eher fraglich, denn für ein Vorschalt- onieren werden, ist vor Verhandlungen nur gesetz dürfte die Zeit recht knapp werden, schwer einzuschätzen. Wenn eine Koalition 77 TITELSTORY AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

die Kraft hat, hier neue Rahmenbedingun- viele Lösungsvorschläge liegen seit gerau- gen zu schaffen, dann eine große Koalition. mer Zeit auf dem Tisch. Welche sich durch- setzen, wird auch davon abhängen, wie Auch das Schicksal des Fonds in der beste- weit man sich von entsprechenden Lobby- henden Form ist nicht vorherzusagen. Elke interessen freimachen kann. Ferner hat schon eine Beitragsautonomie Weit auseinander liegen die Positionen der der Krankenkassen angemahnt. Eigent- Parteien zu Selektivverträgen, zum Verhält- lich ist unter dem Konvergenzszenario, der nis Kollektiv- und Selektivvertrag, Integrierter ins Dunkel der Vergangenheit entschwun- Versorgung, zum § 73 und zwar in mehrer- denen Prämie, einer blockierten und dann lei Hinsicht. Hier spielen Lobbyinteressen ei- wahrscheinlich auch dort landenden Bür- ne nicht zu unterschätzende Rolle, aber an gerversicherung der Fonds in der heutigen den Entscheidungen zu diesem Bereich ent- Form ohne Sinn und Zweck. Selbst wenn scheidet sich nicht zuletzt, wie das Gesund- man ihn nicht kastrieren würde, müsste die heitswesen zukünftig aussehen wird. Dies Fondsmechanik nachjustiert werden. Die wird ein kontroverser Punkt sein, der aber ständig drohenden Zusatzbeiträge haben nicht schlicht vertagt werden kann, denn ei- sich nicht wirklich segensreich ausgewirkt, ne alternde Bevölkerung benötigt eine steu- und die Koalitionäre könnten sich dieser ernde Versorgung. Probleme, die sie einst geschaffen haben, ohne Gesichtsverlust entledigen. Auch das Thema Korruption im ambulan- Sicherlich wird auch der Morbi-RSA, in wel- ten Sektor wird man aufgreifen müssen. Hier cher Konstellation auch immer, einer Korrek- sind unterschiedliche Kompromisse vorstell- tur bedürfen, aber dies dürfte nicht im Vor- bar, von denen aber keiner den Lobbyisten dergrund der Verhandlungen stehen. gefallen dürfte. Die Strafbarkeit von Korrup- tion muss aber geregelt werden, und die Dagegen wird das Thema medizinische Ver- Politik müsste sich eigentlich beeilen, dies sorgung auf dem Land wahrscheinlich eine so schnell wie möglich abzuarbeiten, damit bedeutende Rolle spielen und auch in die Unangenehmes vom Tisch ist. Krankenhausreform hineinragen. Die ge- fährdete Versorgung auf dem Land wurde Und täglich grüßt das Murmeltier – ein Prä- in der letzten Legislatur als politisches Thema ventionsgesetz. Schafft eine große Koalition enorm „hochgefahren“, aber geschehen ist es auch dieses Mal nicht, ein ordentliches realiter nichts, außer für die ÄrztInnen. Dem- Präventionsgesetz unter Wahrung der kom- nach wird man hier tatsächlich steuernd munalen, Länder- und Selbstverwaltungs- eingreifen müssen, auch um für die nähere strukturen durch den Bundesrat zu bringen, Zukunft die Versorgung sicherzustellen. Dazu sollte sie lieber völlig „die Finger“ von einem wird man sich mehr einfallen lassen müssen, neuen Anlauf „lassen“. als zusätzliches Geld für ÄrztInnen auszulo- ben, aber dies ist nicht problematisch, denn Dazu kommen noch viele kleinere, aber 88 TITELSTORY AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

nicht unwichtige Regelungsnotwendigkei- stattdessen praxisorientiert agiert, dürften ten, die nach und nach abgearbeitet wer- nicht das große Problem sein. Lässt man die den können, einige Wünsche der Lobby Ideologen und Intensivlobbyisten außen vor, und Steckenpferde der Protagonisten. könnten die Verhandlungen sogar recht entspannt laufen. Koalitionsverhandlungen für den Bereich Gesundheit und Pflege, wenn man nicht wie bei den Verhandlungen für die letzte große Koalition ein Riesenfass aufmacht,

Forum für Gesundheitspolitik

Ausgabe 3-4/2013

Bilanz der 17. und Vorhaben für die 18. Legislaturperiode

99 NACHRUF & AUSLOBUNG AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Auslobung

Mit den Jahren stimmen uns die Präventionsgräber doch recht traurig. Ein unbefangener Beobachter würde sicherlich ausrufen, es könne doch kein Hexenwerk sein, ein konsentierbares Präventionsgesetz zu schreiben! Doch, würden wir antworten, es bedarf eines großen Poli- tikkünstlers, eines Magiers, einer großen Hexe, ein solches Werk zu vollbringen, an dem schon Große der Politik ge- scheitert sind oder scheitern wollten.

Sollte es einer oder eine tatsächlich schaffen, ein großes Präventionsgesetz bis ins Bundesgesetzblatt zu tragen, wol- len wir ihm oder ihr mit einer Kiste Champagner huldigen. Das versprechen wir feierlich!

1010 KOMMUNIKATION AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor einer Bundestagswahl beherrscht hektische Betriebsamkeit den Alltag. Nach der Wahl geht es zumindest für die Spitzen der Parteien nicht minder an- strengend weiter – der Koalitionspoker frisst bei vielen an den letzten Reserven, einige zeigen sich dünnhäutig, verletzt und sogar ohne Not bissig.

Wir bemerken nach Bundestagswahlen besonders intensiv die sentimentale Sei- te unserer Psyche, denn wir müssen im täglichen Geschäft von vielen Politikern Abschied nehmen. Viele von ihnen haben wir geschätzt und mit etlichen beinahe freundschaftli- che Verhältnisse aufgebaut.

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie werden dies sicherlich kaum anders empfinden als wir.

Wir werden die vielen Gespräche mit den aus dem Bundestag Ausgeschiede- nen vermissen, ihr bissigen Kommentare, ihre kleinen Eigenheiten, das fröhliche Lachen, die schönen Abende mit ihnen, aber auch ihre Sachkompetenz, ihr En- gagement und ihre menschliche Wärme. Schon bald werden wir nostalgisch blickend kleine Anekdoten von ihnen erzäh- len, die sich bei jedem Erzählen leicht verändern und in einiger Zeit zur Legen- denbildung beitragen.

Wir denken auch an die vielen Abgeordnetenmitarbeiter, die noch keinen neu- en Job gefunden haben und wie auf einem Sklavenmarkt gehandelt werden. Dies ist zutiefst sittenwidrig und sollte nicht noch von den Fraktionsspitzen unter- stützt werden. Es muss sich doch ein anderer Modus finden lassen, nach dem diese Mitarbei- ter menschlicher vermittelt werden können.

Mit Neugier warten wir schon auf die „Neuen“ im Gesundheitsausschuss und sind gespannt, was uns die Weisen in den Fraktionen bescheren werden. Vielleicht erleben wir noch einige Überraschungen durch den Wechsel des Ei- nen oder Anderen in einen anderen Ausschuss!

Ihr highlights team 1111 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2013

Berlin, 18.9.2013 Heil- und 2,7% für Hilfsmittel gelegen. Völlig Auch im zehnten Jahr seiner Veröffentli- anders entwickle sich die Ausgabensteige- chung zeigt der BARMER GEK Heil- und Hilfs- rung in diesem Jahr. mittelreport die große Bedeutung dieses Für Heilmittel werde mit einem Plus von äußerst heterogenen Leistungs- bzw. Pro- 3,5%, für Hilfsmittel mit einem Plus von 5,1% duktbereichs auf. Die Ausgaben im letzten gerechnet, ihre eigenen Zahlen lägen mit Jahr hätten bei 11,5 Mrd. € – gleichauf mit rund 10% deutlich darüber. den Ausgaben für die zahnärztliche Versor- gung (inkl. Zahnersatz) – gelegen. Die Prognose für 2013 – insgesamt erwarte- Nach Krankenhausbehandlungen, ärztli- ten sie eine Steigerung von rund 8%. Im Ver- cher Behandlung und Arzneimitteln handle gleich zur Steigerung von 2,5% im Vorjahr es sich um einen der großen Ausgabenpos- sei erkennbar, dass Ausgabensteigerungen ten im Gesundheitssystem mit 7% der Ge- nicht linear fortgeschrieben werden könn- samtausgaben, 4% entfielen auf Heil-, 3% ten. auf Hilfsmittel. Die Menge an Heil- und Hilfsmitteln sei um Das Ausmaß der Ausgabensteigerung sei rund 5% gestiegen, die Preise um rund 7%. unerwartet niedrig, so Rolf-Ulrich Schlen- Diese Preissteigerung sei letztlich aber auch ker. Im letzten Jahr habe sie bei nur 2,2% für auf die demographische Entwicklung und den technischen Fortschritt zurückzu- führen.

In diesem Jahr ste- che die Stomaver- sorgung als Son- derthema hervor.

Rolf-Ulrich Schlenker (BARMER GEK) 1212 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Nach eigenen Zahlen handle es sich hoch- abschließen wollen, müssten aber mit der gerechnet um rund 160.000 Stomaträger Innung verhandeln. in Deutschland. Sie wollten ihr Augenmerk Der Hilfsmittelmarkt sei gigantisch – 30.000 stärker auf eine gute Versorgung richten. Produkte seien im Katalog gelistet. Der he- terogene Markt weise ein hohes Maß an In- Ein weiteres großes Thema seien Hörhilfen. transparenz auf. Jedes Jahr würden ca. 500.000 neue Gerä- Rolf-Ulrich Schlenker bekräftigte noch ein- te verordnet. Die Betroffenenzahlen gingen mal die seit Jahren gestellte Forderung eines weit in die Millionen. Die Festbeträge wür- einheitlichen europäischen zentralisierten den zum 1.11.2013 von 400 auf 785 € knapp Zulassungsverfahrens für Medizinprodukte, verdoppelt. Dass mit diesem Betrag nur die das auf medizinischen Tests und einer Nut- technische Minimalausstattung bezahlt wer- zenbewertung beruhen sollte. de, sei nicht richtig, vielmehr seien Geräte dieser Preiskategorie auf dem Stand der modernsten Technik. Komfortleistungen wie Fernbedienung oder besonders ho- he Kanal- oder Pro- grammzahlen wür- den allerdings nicht bezahlt. Für eine „normale“ Versor- gung seien die er- statteten Hörgeräte aber völlig ausrei- chend. Eigenleis- tungen dürften kein Thema mehr sein. Festbeträge gäben jedoch ein Preissig- nal ab – Lieferanten Gerd Glaeske (Universität Bremen) und Hersteller wür- den sich sicher anpassen. Festbeträge funk- Nach Gerd Glaeske sieht es im Bereich tionierten dort, wo Märkte funktionierten. Rollatoren ähnlich aus, ein unübersicht- Wenn eine Bündelung wie bei Hörgeräten licher Markt und Festbeträge, auch dort stattfinde, funktionierten Festbeträge nicht. sei man den Anbietern „ausgeliefert“. CE- Sie hätten Verträge mit einzelnen Anbietern Zeichen seien nicht ausreichend, eine 1313 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

patientenorientierte Nutzenprüfung sinnvoll. Es könne nicht richtig sein, dass nur Herstel- Ab Klasse 2b werde es kritisch. Hilfsmittel der lerangaben verglichen werden könnten. Klassen 2b und 3 wie Beatmungsgeräte, De- Dies gelte für viele Produkte im Hilfsmittel- fibrillatoren, Herzkatheter, Stents u.a. könn- markt. Trotz CE-Zeichen sei mangelhafte ten große Risiken verursachen. Qualität festgestellt worden. Sie hätten ein Gutachten für die GKV er- stellt, aus dem hervorgehe, dass eine Ver- gleichsprüfung der Geräte benötigt werde.

Forum für

FÜR GESUNDHEITSPOLITIK 1-2/13 Gesundheitspolitik

Ausgabe 1-2/2013

Positionen zur Bundestagswahl

Positionen zur Bundestagswahl 1414 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Verleihung des VLK Zukunftspreises

Berlin, 21.9.2013 Der Anlass sei für ihn eine besondere Freude, In diesem Jahr ehrte der VLK Frank Ulrich eröffnete Hans-Fred Weiser die Feierstun- Montgomery. de. Zum 100-jährigen Bestehen des Verban- Schon in jungen Jahren habe er sich im des Leitender Krankenhausärzte (VLK) seien Marburger Bund engagiert und eine Ärz- Fragen aufgekommen, wie man den Ver- tegewerkschaft aufgebaut, zumindest für band modernisiere, wie man ihn zukunftssi- nachgeordnete Ärzte. Er wolle nicht unken, cher gestalte. Aus diesen Überlegungen sei so Hans-Fred Weiser, doch Ähnliches werde auch dieser Zukunftspreis hervorgegangen. wohl auch für den VLK Bereich geschaffen Die meisten Preise honorierten aktuelle Er- werden müssen. eignisse und Leistungen, der VLK Zukunfts- Frank Ulrich Montgomery werde aus folgen- preis hingegen wolle besonders nachhalti- den Gründen geehrt: ges Verhalten auszeichnen, dessen positive Er habe sich mit Empathie und Engagement, Auswirkungen sich erst in der Zukunft erwei- besonders unter Berücksichtigung ethischer sen würde. Aspekte vor dem Hintergrund ökonomi- scher Herausforde- rungen in seinem Wirken für eine qua- litativ hochstehen- de Patientenversor- gung eingesetzt, für die gesamte Ärzte- schaft durch Reduk- tion der Bürokratie und Verbesserung der Bezahlung un- strittige Verdienste erworben. Er habe im Bereich der Ge- sundheits- und So- zialpolitik, der Wis- senschaft und der

Hans-Fred Weiser (VLK) 1515 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

medizinischen Ethik ein hohes Engage- ment bewiesen. DKG und BÄK hätten eruiert, wie Verträ- ge für leitende Ärzte aussehen könnten. Es sei eine Stelle ein- gerichtet worden, um zu prüfen, ob Verträge dem Geist des § 136a SGB V entsprächen. Die Krankenhaus- v.l.: Hans-Fred Weiser (VLK), Frank Ulrich Montgomery (BÄK) träger würden sich künftig überlegen, ob Case-Mix-Steigerun- Er dankte Frank Ulrich Montgomery und gen Bestandteil der Verträge sein sollten. übergab ein Preisgeld in Höhe von 3.000 €. Interessant sei, was Montgomery mit dem „Umschlag mache“. Gegenüber der BÄK sei die KPM, ob er seiner Frau eine Überraschung bereite? Der neue Preisträger dankte ge- rührt. Er selbst verleihe regelmä- ßig Preise, in dieser Rolle fühle er sich deutlich wohler. Er werde heute pars pro toto geehrt, auch und vor allem für die hauptamtli- chen Mitarbeiter.

Der Zukunftspreis erinnere ihn an die Verleihung des Friedensno- belpreises an Barack Obama – obwohl er sich nicht mit ihm ver- gleichen wolle. Dieser habe den Frieden noch nicht geschaffen.

Frank Ulrich Montgomery (BÄK) 1616 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Was werde von ihm erwartet? Was von der ƒƒ Die Emanzipation des Marburger Bundes BÄK? sei mit einer Stärkung des Selbstbewusst- seins der Ärzteschaft einhergegangen. ƒƒ Ärzte sollten sich in die Organisation stär- In der Zukunft bedürfe es eines Schul- ker politisch einmischen. Sie sollten nicht terschlusses der gesamten Ärzteschaft. nur den Mangel verwalten – er sehe die- Nach außen müsse man geeint auftre- se Tendenz bereits. Ärzte seien eine hoch ten. politische Gruppe, die Profession mit der höchsten Wahlbeteiligung. Doch laut Dies seien die zukünftigen Aufgaben. Er Umfragen werde ein großer Teil die fal- werde nichts zur KPM tragen, sondern den sche Partei wählen. Geldpreis einem vernünftigen Zweck zu- ƒƒ Der Konflikt zwischen Ökonomie und Me- kommen lassen. dizin sei immerwährend, er sei nie zu lö- Was das wohl sein mag? sen. Die Quadratur des Kreises werde befriedigend nie gelingen. Ökonomie an sich sei nichts Schlechtes.

Forum für

FÜR GESUNDHEITSPOLITIK 5-6/13 Gesundheitspolitik

Ausgabe 5-6/2013

Interview mit Ulrich Weigeldt und Eberhard Mehl

Interview mit Ulrich Weigeldt und Eberhard Mehl 1717 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

TK Initiative „Von Mensch zu Mensch“ Filmvorführung im Zeughaus

Berlin, 20.9.2013 seien es nur 459 Organspender gewesen, Die Skandale um die Organspende im letz- 100 Spender weniger als im gleichen Vor- ten Jahr beunruhigten alle Patienten und jahreszeitraum. konterkarierten die Bemühungen um Spen- Die TK übernehme jetzt schon mehr an Auf- der, so Jens Baas. klärung, als vom Gesetzgeber verlangt wer-

Als ausgebil- deter Trans- plantations- chirurg weiß der Vor- standsvorsit- zende der TK sehr genau, wovon er re- det. Nur weil einer „be- schissen“ ha- be, so Jens Baas weiter, müsse man keine Vorbe- halte gegen die Organ- spende he- gen. Eigent- lich sei der Organspen- Jens Baas (TK) denskandal ein Wartelistenskandal. Aus Sicht der Spen- de. Unter TK-Versicherten sei daher der In- der sei kein Organ verschenkt worden. Den- formationsstand über das Thema höher. noch sei es ein Skandal, dass Ärzte in dieser Laut einer repräsentativen Umfrage liege Art und Weise agierten. Die Spendenbe- die Quote von Organspendeausweisinha- reitschaft sei aus diesem Grund deutlich bern im Bundesdurchschnitt bei 20%, unter zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2013 TK-Versicherten bei 31%. Statistiken reichten 1818 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Flo Bauer, Jens Baas (TK), Roland Kaiser

Flo Bauer sei be- reits für den Schul- info-Film „Organ- spende macht Schule“ an Bord gewesen. Sie woll- ten schon früh, schon in Schulen sachliche Infor- mationen vermit- teln, denn vieles sei unbekannt. Für den Film „Mensch aber nicht aus, hinter den Zahlen ständen zu Mensch“ sei Flo Bauer durch die Republik Geschichten. Sie wollten niemanden über- gereist. Entstanden seien 23 Interviews mit reden, ein Organ zu spenden, aber sie woll- Patienten, Ärzten, Angehörigen, auch mit ten mit Unterstützung der BZgA zum Nach- Politikern, darunter Frank Walter Steinmeier, denken anregen, eine Diskussion in Gang , Jens Spahn und . bringen. Dies nicht nur durch Information, Unter den Porträtierten sei auch Roland Kai- sondern indem sie unterschiedliche Pers- ser – selbst lungentransplantiert. Aus der Ko- pektiven mit Geschichten um Betroffene operation zwischen Flo Bauer und Roland sichtbar machten. Mit Stars an der Seite ge- Kaiser sei auch ein Song entstanden. linge dies leichter. v.l.: Dorothee Meusch, Jens Baas (beide TK), Roland Kaiser, Flo Bauer

1919 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Flo Bauer habe es geschafft, diese schwieri- In einem Filmausschnitt wurde Flo Bauer auf ge Problematik in die Unterhaltungsmusik zu seiner Reise durch Deutschland gezeigt mit übertragen. einem Blick in das Leben des Schülers Moritz, Roland Kaiser dankte Jens Baas dafür, eine der auf eine Nierenspende wartet und täg- große Kampagne zu starten. Aus der Betrof- lich, teilweise sogar mehrfach auf eine Peri- fenenperspektive wisse man, dass mit einer tonealdialyse angewiesen ist. Auf die Frage Organspende ein zweites Leben geschenkt nach seinen Eindrücken wirkte Flo Bauer ge- werde. Problematisch sei nicht nur der Infor- rührt, es seien zu viele gewesen, um einzel- mationsstand, vielfach beständen ethische ne herauszugreifen. Oft habe das Team auf Bedenken, wie ob man als Christ „so etwas den Fahrten geschwiegen, sogar geweint. überhaupt machen dürfe“? Nächstenlie- Er habe aber nicht nur Leid auf seiner Reise be sei ein christliches Ideal. Auch der „deut- gesehen, sondern auch ebenso viel Freude, sche Papst“ besitze einen Organspenden- Zusammenhalt und Respekt. ausweis.

Highlights Magazin Ausgabe 22/13 und 23/13

Pflegereform (I und II)

2020 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Deutscher Psychologie Preis 2013 für Anke Ehlers

Rainer Richter be- tonte in seiner Er- öffnungsrede in der Berlin-Bran- denburgischen Akademie der Wissenschaft, dass die Verbin- dung von For- schung und Re- levanz für die Gesellschaft von immenser Bedeu- tung sei. Für die Jury werde es immer schwieri- Rainer Richter (BPtK), Foto: Rolf Schulten ger, eine Auswahl zu treffen, da vie- Berlin, 7.10.13 le hervorragende Der Berufsverband Deutscher Psycholo- Leistungen erbracht würden. ginnen und Psychologen (BDP), die Bun- Sie hätten sich in diesem Jahr für eine Wis- despsychotherapeutenkammer (BPtK), senschaftlerin entschieden, die sich mit den die Christoph-Dornier-Stiftung (CDS) und psychischen Folgen schrecklicher Ereignisse die Deutsche Gesellschaft für Psychologie beschäftige. Das Leiden dieser Menschen (DGPs) verleihen in jedem Jahr gemeinsam werde oft nicht oder nur unzureichend er- den Deutschen Psychologie Preis – in die- kannt, Behandlungen würden erst spät ein- sem Jahr an Anke Ehlers, Professorin für ex- geleitet. perimentelle Psychopathologie in Oxford Anke Ehlers habe Antworten auf die Frage mit dem Schwerpunk posttraumatische Be- gesucht, wer leide, wer nicht und warum. handlungsstörungen (PTBS). Die Preisträgerin lebe die Verbindung von Der Preis ist mit 20.000 € dotiert. Grundlagenforschung und Anwendung. 2121 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Thomas Fydrich (Humboldt Universität Berlin), Foto: Rolf Schulten

Personen oft mit unsagba- rem Leid verbunden – Sol- daten, die in Afghanistan gedient hätten, Flüchtlinge, körperliche Züchtigung und Missbrauch, Gewalt gegen Kinder und Erwachsene. Es sei allerdings eine Fehlinter- pretation, jede psychische Erkrankung als posttrauma- tische Belastungsstörung zu diagnostizieren. Anke Ehlers habe in experi- Thomas Fydrich (Humboldt Universität Berlin) mentellen Studien nachgewiesen, dass Pa- hielt die Laudatio. tienten mit dieser Störung stärker auf Reize Zum 19. Mal werde dieser Preis, der insbe- im Kontext des Traumas reagierten und sich sondere die Praxisrelevanz der jeweiligen der Therapieerfolg vergrößere, wenn trau- Forschung hervorhebe, verliehen, in diesem matische Situationen in der Therapie durch- Jahr erneut mit dem Schwerpunkt klinische gespielt, auch die traumatisierenden Orte Psychologie und Psychotherapie. aufgesucht würden. Die Wissenschaft Psycho- logie sei die Kernwissen- schaft der Psychothera- pie. Deren Ergebnisse, Störungs- und Änderungs- wissen, müssten sachge- recht auf erkrankte Per- son angewendet werden. PTBS würden mehr und mehr be- und erkannt. Sie seien für die betroffenen

v.l.: Gerhard Stemmler (DGPs), Anke Ehlers (Uni- versität Oxford), Sabine Siegl (BDP), Wolfgang Fie- genbaum (CDS), Rainer Richter (BPtK), Foto: Rolf Schulten 2222 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Alena und Valentin Butt, Foto: Rolf Schulten

Die Verleihung des Preises wurde musikalisch von Alena und Valen- tin Butt umrahmt.

In ihrer Dankesre- de sprach Anke Ehlers über die Er- gebnisse ihrer For- schung. In Studien sei bis 2002 belegt, dass für die Behandlung von PTBS Medikation die Gründe, warum bei den restlichen 50% kei- gleiche Effektstärke wie eine Psychothera- ne natürliche Selbsterholung greife, würden pie hatte. Seit diesem Zeitpunkt erweise sich gegenwärtige Bedrohungen, persönliche die Psychotherapie als erfolgreicher als Me- Schuld, übertriebene Sicherheitsmaßnah- dikamente. men und Grübeln angesehen. Aufrechter- Die Spontanremission posttraumatischer Be- haltende Faktoren von PTBS seien unklare lastungsstörungen liege bei bis zu 50%. Als Erinnerungen, negative Bedeutungen, die Unterdrückung von Erinnerungen und Erinnerung im „hier und jetzt“. Als Aus- löser des Wiederer- lebens würden oft sensorische Über- schneidungen fest- gestellt, so eine be- stimmte Farbe oder Tonfrequenz.

Dies nutze man in der Therapie, in dem diese Empfindungen

Anke Ehlers (Universität Oxford), Foto: Rolf Schulten 2323 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

mit einer anderen Deutung versehen wür- Das Ergebnis der Forschungen und prak- den, damit sich z.B. die Todesangst auflöse. tischen Erfahrungen von Anke Ehlers wei- Die kognitive Verhaltenstherapie erziele zur sen einen Weg für die Behandlungen die- Behandlung von PTBS die größten Erfolge. Es ser schweren Störungen, unter der mehr sei Detektivarbeit, Auslöser zu identifizieren Menschen leiden als oft vermutet. Nicht je- und die Unterschiede von damals und jetzt der bedarf einer Behandlung nach einem herauszuarbeiten. traumatischen Ereignis, eine Lebenserfah- Die Preisträgerin berichtete aber auch von rung, die jetzt auch wissenschaftlich belegt Misserfolgen. Man habe unmittelbar nach ist. Man muss abwarten, ob eine natürliche einem Unfall bei allen Beteiligten eine In- Selbsterholung eintritt, wenn nicht, erweist tervention durchgeführt, einmalig sogar 48 sich die kognitive Verhaltenstherapie als der Stunden nach einem Verkehrsunfall. Die Medikation überlegen. Kontrollgruppe ohne Behandlung habe auf- grund natürlicher Selbsterholung deutlich Diese Ergebnisse machen neugierig, welche besser abgeschnitten. Die Intervention ha- Faktoren positiv zu einer natürlichen Selbst- be sogar geschadet, ein für die Behandler erholung führen und im Vergleich, welche erschreckendes Erlebnis. Ergebnisse andere Therapieformen erzielen. Als Alternative habe man darauf hin eine „offene Tür“ für Symptombetroffene ent- wickelt und mittels eines Screening-Pro- gramms Betroffene, z.B. über Familienärzte, angeschrieben. Damit erreiche man gute Effektstärken.

Anke Ehlers Schlussfolgerungen: ƒƒ PTBS seien behandelbar. ƒƒ Kognitive Faktoren müssten stärker be- rücksichtigt werden. ƒƒ Man könne Fortschritte für Therapieeffek- te und Akzeptanz belegen. ƒƒ Der richtige Weg sei ein Screening und Behandlung für Symptombetroffene statt einer Intervention für alle.

2424 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

GKV-SV: Positionen zur Krankenhausreform 2014

v.l.: Wulf-Dietrich Leber, Johann-Magnus v. Stackelberg, Ann Marini (alle GKV-SV)

Berlin, 9.10.2013 Ca. einen Monat nach Beschlussfassung Dies sind die zentralen Punkte des Positions- durch den Verwaltungsrat des GKV-Spit- papiers, die inhaltlich miteinander verwo- zenverbandes stellten Johann-Magnus v. ben sind, wie die Statements auf der Presse- Stackelberg und Wulf-Dietrich Leber das konferenz zeigten. krankenhauspolitische Positionspapier des GKV-SV öffentlich vor. Johann-Magnus von Stackelberg führte Sie konzentrierten sich im Wesentlichen auf aus, dass die bestehenden Probleme viel- die Punkte schichtig seien wie die Lösungsansätze. Die ƒƒ Strukturbereinigung einleiten Investitionen der Bundesländer seien rück- ƒƒ Qualitätsanreize durch Direktverträge läufig. Der Kontrahierungszwang sei in Fra- setzen und ge zu stellen, alternativ sollten durch Direkt- ƒƒ überhitzte Mengenentwicklung stoppen. verträge Qualitätsanreize gesetzt werden. 2525 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Johann-Magnus v. Stackelberg (GKV-SV)

der Wirtschaftlichkeit. Die Mengenentwick- lung sei die Folge von Überkapazitäten und überhöhter Preise. Aus diesem Grund müsse man die Preisentwick- lung fair gestalten. Ein Beispiel sei der Orien- tierungswert. Das Sta- tistische Bundesamt berechne das „Fal- sche“, Kosten- und Produktivitätsentwick- lung berücksichtigt werden müssten.

Man müsse eine Strukturbereinigung ein- Die überhitzte Mengenentwicklung kön- leiten, die auch im Interesse der Kranken- ne man über den Preis „in den Griff“ hausträger sei. Umwidmungspotentiale kön- bekommen. Dazu benötige man ne man durch Anreize heben, wie durch Umstrukturierungshilfen für in- teressierte Träger. Mehrleistungsab- schläge seien gezielt anzusetzen.

Wulf-Dietrich Leber analysierte die Mengenentwicklung im Kontext der DRGs. Oft werde das DRG-System verant- wortlich für die bestehenden Pro- bleme gemacht. Ihre Analyse zeige ein anderes Ergebnis, das DRG-Sys- tem habe die damals gesetzten Zie- le erreicht, eine leistungsgerechte Vergütung, einen enormen Trans- parenzgewinn, eine Steigerung

Wulf-Dietrich Leber (GKV-SV) 2626 NACHRICHTEN AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Mehrleistungsabschläge. Diese sollten ge- Sieht man von der stärkeren Betonung der zielt zur Sicherstellung und zu Marktaustrit- Selektivverträge ab, liegt das Papier mit ten eingesetzt werden. Damit unterstütze seinem Schwerpunkt auf der Linie des ent- man auch die Träger. Mit dem Beitrags- sprechenden Reformpapiers der Friedrich- schuldengesetz seien flächendeckend Zu- Ebert-Stiftung – eine konsequente Quali- schläge finanziert worden, nach dem Aus- tätsorientierung, eine Neujustierung des laufen dieser Regelung sollte man die dafür DRG-Systems, Anreizsetzung für Marktaustrit- verwandten Mittel zur Sicherstellung und für te, bzw. zu Umstrukturierungen. Marktaustritte verwenden. Johann-Magnus v. Stackelberg ergänzte, Staat und Krankenkassen im Wettbewerb könne eine Mengensteuerung nicht gelin- gen, man müsse am Betreiber ansetzen.

Forum für Gesundheitspolitik

Ausgabe 6-7/2012

Themenschwerpunkt: Präventionsstrategie

2727 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Apothekertag 2013 – auf dem Weg zu einem neuen berufspolitischen Leitbild

Düsseldorf, 18.-20.9.2013 zurückhaltend. Der Schwerpunkt dieses Apothekertags war Auf der Eröffnungsveranstaltung spra- die Berufspolitik. chen für die Koalition Daniel Bahr und Jens Wenige Tage vor der Wahl machte zwar Spahn. Tenor der Reden war, dass es „so auch Berliner Politprominenz den Apothe- schlimm“ mit ihnen nicht gewesen sei, un- kern ihre Aufwartung, doch das Interesse ter hätten es die Apothe- der Delegierten an den Wahlkämpfern war ker „doch schwerer“ gehabt. Vertreter der

Daniel Bahr (BMG) Jens Spahn (MdB CDU) 2828 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Martina Bunge (MdB Die Linke) Friedemann Schmidt (ABDA)

Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen Startschuss sollte auf diesem Apothekertag blieben dem Auftakt des Apothekertages frei von dessen Regularien und geöffnet fern. Dagegen war erschie- auch für Nicht-Delegierte, auch via Internet, nen, die gesundheitspolitische Sprecherin in einem „Diskussionsforum zur zukünftigen der Linksfraktion, die in ihrem letzten gro- Ausrichtung der Berufspolitik“ fallen. Nun ßen Auftritt als Bundestagsabgeordnete wie soll eine einjährige Diskussion der Mitglieder schon in den Jahren zuvor die Bedeutung und in den Gremien der ABDA folgen und in der Apothekerschaft für die Versor- gung hervorhob. Selbstverständlich wurde ihr viel Beifall zuteil.

In seiner Eröffnungsrede legte Frie- demann Schmidt eine Apothe- keragenda vor, die innerprofes- sionelle Auseinandersetzung um den richtigen Weg zur Entwicklung des Leitbilds der Apotheker. Die- sen Meinungsbildungsprozess hat- te die ABDA-Führung strategisch längst vorbereitet, aber der offizielle

Fritz Becker (ABDA, DAV), Jens Spahn (MdB CDU) 2929 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

einen Beschluss auf dem nächsten Apothe- ƒƒ Schaffung einer Honorierungsgrundla- kertag in München münden. ge durch einen Beitrag zur Qualitätsstei- Dass der ABDA Vorstand eine eigene Posi- gerung der Arzneimittelversorgung und tion in dieser Leitbild-Diskussion vertritt, war zur Sicherung des finanziellen Gleichge- im dem mehrstündigen Diskussionsforum of- wichts der Sozialversicherungssysteme. fensichtlich. Das Impulsreferat hielt Mathias Die folgende Diskussion war lebhaft, und es Arnold aus der „AG Leitbild“ des ABDA Vor- wurden auch andere Positionen als die des stands. Vorstandes vertreten, aber auch viele Fra- gen an das Podium gestellt. Ihr Thema seien nicht aktuelle Defizite der Einige Auszüge: Apotheker, sondern eine Neuerfindung des Berufsstandes mit Blick auf das Jahr 2030 un- ƒƒ Welche Konsequenzen habe das neue ter Beibehaltung und Ausbau der heutigen Leitbild für die Honorierung der Apothe- Kernkompetenzen. Nur dann sei die Gesell- ker? schaft für eine Optimierung der Arzneimit- Friedemann Schmidt – Medikationsma- teltherapie bei angemessener Honorierung nagement usw. würden Geld kosten, aber bereit. Zusatzleistungen würden nur gegen Honorar erbracht. Die Apotheker müssten den Mut Erforderlich seien: haben, diese Debatte auszuhalten. ƒƒ Die Definition einer neuen und umfassen- den Leistung für und mit dem Patienten ƒƒ Weshalb seien diese Visionen – Heilberuf- ƒƒ Kooperation in heilberuflichen Netzwer- ler, Medikationsmanager – auf das Jahr ken 2030 terminiert, sie seien doch schon ƒƒ Umstrukturierung von Aus- und Weiterbildung vor geraumer Zeit formuliert worden.

v.l.: Mathias Arnold, Karin Graf, Friedemann Schmidt, Sebastian Schmitz, Fritz Becker, Andreas Kiefer (alle ABDA) 3030 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Warum warten? Dieses neue Leitbild nur ein Werkzeug. werde schon heute praktiziert, man kön- ne es jetzt beschließen. ƒƒ Werde durch die Leitbild-Diskussion das Mathias Arnold – Therapiebegleitung sei ein Tagesgeschäft vernachlässigt? kontinuierlicher Prozess. Apotheker müss- Mathias Arnold – natürlich werde der DAV ten neue Kompetenzen entwickeln, die weiter z.B. über den Inflationsausgleich ver- Aus- und Weiterbildung müsse man entspre- handeln. Man müsse aktuelle Aufgaben mit chend anpassen, teilweise auch Gesetze einer langfristigen Vision verbinden. ändern. Es werde viel Lobbyarbeit notwen- dig sein. Das Leitbild werde 2030 fertigge- stellt sein. Friedemann Schmidt – er sehe noch nicht, dass die Apotheker diesen Weg tatsächlich gehen wollten. Sicher, es sei schon vor 20 Jahren thematisiert worden, aber „wollen wir da hin“, die Steine gemeinsam tragen, wenn das öffentliche Gejammer losgehe, dass die Apotheken schon wieder mehr Geld wollten? Zudem könne man die Etablierung einer neuen Dienstleistung nicht unter Zeitdruck vorantreiben. Medikationsmanagement sein zwar das Tool, aber nicht das Ganze,

Mathias Arnold (ABDA) 3131 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

ƒƒ Sei das neue Leitbild nicht zu eng ge- nicht der richtige Weg. Man könne die An- fasst? Wo bleibe das Selbstverständnis forderungen in die Grundausbildung integ- des Apothekers z.B. als Lotse in der Ge- rieren. Wenn diese Leistungen der Apothe- sundheitsversorgung? Was sei mit neuen ker gesellschaftlich gewollt seien, müssten Aufgaben, die zur Kernkompetenz pass- die Mittel in den Universitäten bereitgestellt ten? werden. Friedemann Schmidt – er wolle im Leitbild eine Konzentration auf die Kernkompetenz ƒƒ Was folge aus einem Leitbild-Beschluss des Apothekers. Der Gegenentwurf sei die des Apothekertags 2014? Gesundheitskompetenz – Stichwort Lot- Friedemann Schmidt – dann sei man am se. Als solche sehe er die Apotheker nicht. nächsten Tag bei den Hochschulen „auf „Wollen wir Fachkompetenz oder einen Ge- der Matte“, dann würden sie mit prakti- mischtwarenladen?“ Man müsse auch zur schen Aufgaben starten. Allein die Ände- Sicherung der Privilegien (Fremd- und Mehr- rung der Berufsausbildung dauere 10 Jahre. besitzverbot) die Kernkompetenz stärken. Dies sei die Verantwortung für apotheken- Das Ziel des ABDA Vorstands ist ambitioniert, pflichtige Arzneimittel. Gelinge es, andere ein eindeutiger Beschluss auf dem nächs- Dienstleistungen zu integrieren, sei dies kein ten Apothekertag. Der Zeitpunkt ist klug ge- Problem, denn um diese Kernkompetenz wählt. Bis eine neue Regierung sich gesund- herum könne man viel bauen. Der Berufs- heits- und arzneimittelpolitisch sortiert hat, stand lebe vom Arzneimittel. wird einige Zeit ins Land gehen. Diese Zeit kann für eine breite konzeptionelle Debat- ƒƒ Könnten alle Apotheken diesen Weg mit- te in der Apothekerschaft genutzt werden. gehen? Benötige man dann nicht mehr Nach dem Beschluss wird eine politische Personal? Auseinandersetzung notwendig sein. Die Mathias Arnold – er glaube nicht, dass nur Politik in Bund und Ländern hegt zwar Sym- große Apotheken dies leisten könnten. Man pathie für Therapiebegleitung und Medika- müsse Wege finden, diese Leistungen in die tionsmanagement durch Apotheker, aber Fläche zu bringen – mit welchen Instrumen- besteht die Bereitschaft, diese als zusätzli- ten, könne er noch nicht sagen. che Leistungen zu honorieren?

ƒƒ Zum Berufsbild – müsse man nicht einen neuen Fachapotheker kreieren, um den Anforderungen gerecht zu werden? Sei- en die Hochschulen dazu bereit? Andreas Kiefer – der Fachapotheker sei

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Delegiertenversammlung des Deutschen Hausärzteverbandes

Berlin, 25/26.9.2013 ƒƒ Die Entscheidung der Studenten für die Nach der „obligatorischen Abarbeitung“ Hausarztmedizin müsse durch mehr or- aller notwendigen Regularien legte Ulrich dentliche Lehrstühle für Allgemeinme- Weigeldt den Bericht des Bundesvorsitzen- dizin gefördert, ein Pflichtquartal Allge- den zur Lage ab. meinmedizin eingeführt werden. Eine Für die Vorbereitung von Koalitionsverhand- garantierte Finanzierung der Weiterbil- lungen habe der Hausärzteverband einige dung könne man nicht den KVen über- unverzichtbare Elemente für die Politik zu- lassen. Der Hausarztverband unterstütze sammengefasst: die Bildung von Weiterbildungsverbün-

ƒƒ Der Wettbewerb im Gesund- heitswesen funktioniere, müs- se aber strukturiert sein. Sie wollten einen Wettbewerb um Qualität und Leistung, Wahl- freiheit für Versicherte und Ärz- te. Wer sich für Selektivverträ- ge entschieden habe, dürfe im Kollektivvertrag nicht be- nachteiligt werden. ƒƒ Sie forderten, MVZ auch als hausärztliche Organisation betreiben zu dürfen, auch, um die Lebensplanung des haus- ärztlichen Nachwuchses ver- wirklichen zu können. ƒƒ Die GOÄ müsse an die rea- le Kostensituation angepasst Ulrich Weigeldt (HÄV) und die hausärztliche Medizin adäquat abgebildet werden. den mit der Stiftung „Perspektive Haus- ƒƒ Richtgrößen und Regresse müssten be- arzt“ (Beiratsmitglieder Ulla Schmidt, endet werden. Ferdinand Gerlach etc.) als Plattform. ƒƒ Der Notfalldienst dürfe nicht als Spielball Gemeinsam mit der DEGAM müs- gegen Selektivverträge genutzt werden. se die Aus- und Weiterbildung gezielt 3333 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

weiterentwickelt werden. Dazu gehöre neuen EBM sei mit 22 Stimmen zu 22 Stim- auch das Konzept VERAH. men abgelehnt worden. Zum hausärztli- ƒƒ § 73b, 5a müsse gestrichen werden, chen EBM, der am 1.10. eingeführt werde, aber die Verpflichtung zum Angebot von sei entschieden worden, erst einmal da- Hausarztverträgen erhalten bleiben. mit zu beginnen. Wenn er nicht funktionie- re, setze man ihn zum 1.1.2014 wieder aus. Der Bedarf an flächendeckender hausärztli- Dies sei mit der Mehrheit der Fachärzte be- cher Präsenz wachse, zarte Pflänzchen einer schlossen worden. Sie hätten eine andere Trendwende würden zunichte gemacht. Sie Linie vertreten – erst prüfen, dann mit den hätten, betrachte man die KBV, wenig Hoff- Krankenkassen sprechen und dann einfüh- nung. Die aktuellen Vorgänge zeigten ein ren. Was der KBV Beschluss in den Hausarzt- totales Systemversagen verkrusteter Struk- praxen auslösen werde, könne man sich turen, die das Problem nicht lösen könnten. leicht vorstellen. Man könnte doch eigent- Passe man sich dort nicht an, werde man lich alles im Konsens lösen und die Haus- aus dem System ausgeschlossen. Die jüngs- ärzte darüber abstimmen lassen. Dies wäre ten Ereignisse um Regina Feldmann zeigten, wenigstens ein vernünftiger Umgang mitei- dass kleine Anlässe genügten, um „daran nander. Ihre Kritik am EBM habe sich nicht etwas aufzuhängen“. „Gravierende Eska- verändert, aber sie verschlössen sich Lö- paden“ bis zum KBV-Vorsitzenden blieben sungen nicht. Die hausärztlichen KV-Funk- folgenlos, wenn er kurz mit Rücktritt drohe. tionäre müssten sich mit dem Verband ab- Mit der anstehenden Satzungsänderung stimmen. Das korporatistische System könne könnten Öffentlichkeit und Pflichtmitglieder eine flächendeckende Versorgung nicht ohne Begründung ausgeschlossen werden. mehr sichern. Das verpflichtende Angebot Werde die Geheimhaltung nicht beachtet, zu einer Alternative müsse um die fachärzt- würden strafrechtsähnliche Maßnahmen liche und stationäre Versorgung erweitert angedroht. Dies alles müsse aber noch ge- werden. Honorarzuwächse wanderten im- nehmigt werden. mer noch weitgehend in den fachärztlichen Die KBV bemühe sich um Säuberung von Bereich. Ohne Honorartrennung funktionie- Hausärzten, aber dies würde nichts nutzen. re es nicht. Selbst die staatliche Aufsicht habe man ver- Ihre Kritik an der Überarbeitung der Muster- sucht auszuladen. Dies sei nicht positiv ver- weiterbildungsordnung sei anscheinend an- merkt worden. Aber eine Hausärztliche KV gekommen. Mittlerweile sei ein konstruktives würde nichts „besser machen“. Zusammenarbeiten mit den Berufsverbän- Zunächst habe man die Demission von den entstanden. Hartmannbund, BDI und Regina Feldmann verhindert, sie sei der HÄV hätten einen diesbezüglichen Antrag 3. hausärztliche Vorstand, der in 6 Jahren entschärft – keine Vertretung der angestell- „verschlissen“ werde. Er warne vor voreili- ten Ärzte in Arztpraxen durch den MB. War- gen Personaldebatten. Der Antrag Berthold um wolle die KBV den MB stärken? Etwa um Dietsches auf Vorstandsüberweisung des die Verbände zu schwächen? Man müsse 3434 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

mit den Berufsverbänden einen gemeinsa- beispielhaft. Die Gespräche zu den Versor- men Weg gehen. gungslandschaften mit den Krankenkassen In den Schiedssprüchen habe sich der Um- würden immer konkreter, sie hofften auf ei- gang mit dem Wirtschaftlichkeitsgebot ver- nen Vertragsabschluss zum Jahresende. ändert, die Verträge würden immer besser. In Baden-Württemberg sei die Teilnahme Die Aussprache zum Bericht zur Lage kreis- an der HZV flächendeckend, die IKK Clas- te weitgehend um den neuen EBM und die sic habe sich für die Vollversorgung mit der Vorgänge innerhalb der KBV um Regina HZV entschieden. Der Vorsitzende der BAR- Feldmann. MER GEK dagegen hoffe, mit vielen Netzen Nach dem EBM Beschluss seien in BaWü Verträge schließen zu können. 1.500 Hausärzte der HZV beigetreten, so Den Vorschlag aus der KV-Welt, das Gute Berthold Dietsche. der HZV in den Kollektivvertrag zu integrie- ren, lehnten sie wegen der befreienden Ge- Das verdeutlicht, welche Auswirkungen der samtvergütung ab, aber auch, weil sie Milli- neue EBM auf die Vertragslandschaft ha- onen investiert hätten, und davon solle nun ben kann, aber ob eine solche Konsequenz die KV profitieren? von der KBV Vertreterversammlung beab- Mit der AOK BaWü bestehe seit 5 Jahren sichtigt war? Konsens, die Zusammenarbeit mit MEDI sei

Berthold Dietsche (HÄV Baden-Württemberg) 3535 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Rainer Kötzle (HÄV Nordrhein)

Kötzle – gestärkt. Dieser äu- ßerte, sie sollten sich nicht mehr mit dem Kollektivver- trag und der KBV auseinan- dersetzen, sondern sich aus- schließlich auf die HZV und die sich in deren Nachbar- schaft entwickelnden Ver- träge befassen. Bei den Puristen ist der Ru- bikon offensichtlich über- schritten.

Angriffe auf Regina Feld- Es wurde weiter, auch kontrovers diskutiert, mann wegen „Fraternisierens“, selbst alter- aber nur, wie stark der Widerstand gegen native Personalvorschläge wurden vor allem den neuen EBM und die KBV sein sollte und von Klaus-Dieter Kossow und Ulrich Weigeldt Nichtbeachtung oder partielle Zusammen- abgefangen, der argumentierte, das Prob- arbeit zur Wahrung der Interessen der Haus- lem sei das System, nicht die Person. ärzte im Kollektivsystem. Die Verärgerung vieler Dele- gierter, die auch Mitglieder der KBV-Vertreterversamm- lung sind, war immens, ihre Stimmung regelrecht explo- siv. Die Aussprache erweckte den Anschein, als hätten die Auseinandersetzungen um den neuen EBM den Haus- ärzteverband noch enger zusammengeschweißt und die puristischen Positionen – an vorderster Front Rainer

Klaus-Dieter Kossow (HÄV) 3636 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Burkhard John (HÄV Sachsen-Anhalt)

Kompromisslösung.

Aber auch rein sachliche Probleme wie das Grenzgän- ger-Problem wurden diskutiert, welches laut Eberhard Mehl wohl im SGB V gere- gelt werden müsse.

Der Bericht über konkrete Projek- Aber nicht nur Regina Feldmann ist ins Fa- te führte nur zu einer kurzen Diskussion, der denkreuz der Kritik geraten, sondern auch Konsens war groß, und die meisten Dele- Burkhard John und Wolfgang Krombholz, gierten wollten zum Schluss ein wenig rege- die sich auf der letzten Delegiertenver- nerieren und sich ganz einfach für den Eröff- sammlung für einen „ruhigen“ Umgang mit nungsabend umziehen. dem neuen EBM stark gemacht hatten. Die Fachärzte-Mehrheit hat sie augenschein- Am zweiten Tag der Delegiertenversamm- lich ins offene Messer laufen lassen und lung, nach der Pressekonferenz, stellte Mo- Zusagen sind anscheinend nicht so recht nika von Berg den neuen gemeinsamen eingehalten worden – eine nicht gerade Verlag „Medizin und Medien GmbH“ mit Sitz kommode Situation für die Verfechter einer in München vor, demnächst Herausgeber v.l.: Eberhard Mehl, Ulrich Weigeldt, Kristina Schröter (alle HÄV)

3737 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Monika von Berg („Der Hausarzt“)

der runderneuerten Zeitschrift „Der Haus- arzt“. Sie ist Mitge- sellschafterin und wird auch die Chef- redaktion überneh- men.

Es folgte der TOP Stiftung „Perspektive Haus- ƒƒ Förderung von Mentorprojekten arzt“, in dem über den aktuellen Stand der ƒƒ Stiftungsprofessur Projekte berichtet wurde: ƒƒ Vergabe von Stipendien ƒƒ Nachwuchsförderung ƒƒ Informationsveranstaltungen an Universi- ƒƒ Förderung in der Weiterbildung täten. ƒƒ Förderung PJ in einer Praxis für Allgemeinme- dizin

Diese Projekte sollen mit dem geringst- möglichen finanzi- ellen Aufwand auf den Weg gebracht werden und mög- lichst viele errei- chen.

Danach wurden als eigener TOP die Fol- gen der Wahl für

v.l.: Wolfgang Meunier (HÄV Saarland), Ingrid Dänschel (HÄV Sach- sen) 3838 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

eine Gesundheitsreform diskutiert. Laut Ul- Für politische Mehrheiten müsse geduldig rich Weigeldt wollten sie den Fokus auf die und beharrlich gesorgt werden, so Ulrich Primärversorgung legen. Weigeldt. Ihr Modell: Systemwettbewerb, Kollektiv- Von Burkhard John hörte man versöhnliche vertrag und freie Vertragswelt. Die Letzte- Töne, die Zwistigkeiten müssten aufgelöst re starte immer mit der HZV, darauf würde werden. Ein Vertragswettbewerb sei sinnvoll. die fachärztliche ambulante Versorgung mit Das KV-System müsse modernisiert und ver- kassenspezifischen Schwerpunkten aufbau- nünftig aufgestellt werden. en. Sie wollten den Selektivvertragsbereich Dies wurde aber beileibe nicht von allen weiter aufbauen. Delegierten unterstützt. Die Gräben sind tief und gerade wieder ein Stück tiefer gewor- Eberhard Mehls Ausführungen schlossen den. daran an. Die Versorgungslandschaften müssten konsequent als Versorgungsalter- Die folgenden Antragsberatungen wie native ausgebaut werden. Die Krankenkas- auch die Anträge waren wenig spektaku- sen müssten eine Alternative haben, aber lär und folgten der Mehrheitsmeinung, auch gleichzeitig würden manche Menschen wenn man über marginale Details trefflich weiter im Kollektivertragssystem versorgt und ausführlich diskutieren konnte. werden müssen. Die Vision laute KV und freie Verträge. Wieder einmal dominierten die Auseinan- dersetzungen mit der KV Welt, sprich mit der KBV, eine Delegierten- versamm- lung des Deutschen Hausärzte- verbandes, der Fokus lag auf dem neuen EBM. Offensicht- lich hatten die Mahner und Warner

Dieter Geis (HÄV Bayern) 3939 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

auf der letzten Delegiertenversammlung aber ihre Befürworter in SPD und CSU, die Recht behalten. Der vermeintliche Coup hier einen Schulterschluss gegen die Union der fachärztlichen Mehrheit zur Einführung vollziehen könnten, auch koalitionspolitisch des hausärztlichen EBM zum 1.10.2013, den ein Schmankerl. Andreas Köhler zumindest nicht verhindert Ob Jens Spahn und andere Gegner der hatte, könnte sich als Pyrrhussieg erweisen, HZV die KBV Welt so lieb sein wird, dass sie denn viele Hausärzte setzen jetzt erst recht einen solchen Schulterschluss nicht für an- voll auf die HZV. dere Kompromisse nutzen? Die politischen Forderungen des Hausärzte- verbandes dürften der KBV und etlichen Sys- temkonservativen im Krankenkassenlager nicht gefallen. Diese Forderungen haben

Forum für Gesundheitspolitik

Ausgabe 3-4/2010

Hausarztzentrierte Versorgung Internationale Vernetzung

4040 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

MVZ – Kooperation und Integration

Berlin, 24.9.2013 Im 1. Themenblock des 7. Praktikerkongres- Vorstandsvorsitzender Bernd Köppl gab ei- ses des Bundesverbandes Medizinischer Ver- nen Bericht zur Lage. sorgungszentren – Integrierte Versorgung Vor dem Versorgungsstrukturgesetz (2011) (BMVZ) standen allgemeine Aspekte der habe die Zahl von MVZ ständig zugenom- Entwicklung von MVZ sowie politische For- men, danach sei die Zunahme abge- derungen an eine neue Bundesregierung. schmolzen, weil sich die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen ver- schlechtert hätten. Dennoch verzeichne man einen Zuwachs – es bestehe offen- sichtlich ein Bedarf an MVZ. Krankenhäuser rollten den ambulanten Markt nicht auf, wie von einigen prognostiziert und befürchtet, der Anteil der Krankenhaus-MVZ sinke sogar. Ca. 10.000 Ärzte arbeiteten in einem MVZ, der Versorgungsanteil liege mittler- weile sogar bei 8% in Richtung 10%. Sie

Detlev Heins (BMVZ)

In seiner kurzen Einführung beleuchtete BMVZ Vorstandsmitglied Detlev Heins kurz das Leitthema des Kongresses – „Mehr Ko- operation wagen, Integration fördern“. In diesem Jahr könne man einen neuen Teil- nehmerrekord verkünden. Er danke für das Vertrauen.

Bernd Köppl (BMVZ) 4141 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

repräsentierten damit relevante Anteile der Ihre Hauptforderungen: Versorgung, seien keine „nebensächliche ƒƒ Die Stellung des ärztlichen Leiters müs- Angelegenheit“ mehr. Dies müsse auch von se im Gesetz klarer gefasst werden, ei- der Politik und der KBV berücksichtigt wer- ne klare Trennung von kaufmännischem den. und ärztlichem Geschäftsführer, kein Ein- Das durchschnittliche MVZ sei immer noch fluss wirtschaftlicher Interessen auf die klein, aber die „Etablierten“ würden wach- Behandlung. sen. Wünschenswert wären 8 bis 9 Ärzte pro ƒƒ Die Zulassung müsse verändert, das Ar- MVZ. beitsrecht angepasst werden. Politik und KVen konzentrierten sich immer ƒƒ Weitere Änderungen im Vertragsarzt- noch auf Einzelpraxen, aber die Ärzte ten- recht: Nachfolgeregelung (Frist von 6 auf dierten nicht mehr zu diesen. Perpetuiere 12 Monate erhöhen), Ausweitung der sich der heutige Trend, werde das Verhältnis Vertretungszeiten (1 Monat im Quartal), Einzelpraxen zu Kooperationsformen schon Erweiterung der Vertretungsgründe. 2015 „halbe – halbe“ sein. Gerade junge ƒƒ Ein MVZ als Institution solle nicht stimmbe- Kollegen suchten kooperative Versorgungs- rechtigtes Mitglied der KV sein können, formen, dieser Trend werde anhalten. Der dann würden sie den Regularien der KV Anteil der angestellten Ärzte wachse stän- unterliegen. dig. Auch dies sei in der Politik noch nicht ange- kommen. Diese Entwicklung entspreche den Bedürf- nissen der nachwachsenden Generation. Sie wollten nicht auch noch Unternehmer sein. Dies sei auch im hohen Frauenanteil begründet. Man werde in Zukunft einen noch größeren Block von angestellten Ärz- ten erleben. Das Verhältnis der KVen zu den regionalen MVZ-Betreibern habe sich inzwischen ent- spannt. Aber nach wie vor seien sie starken wirtschaftlichen und strukturellen Benach- teiligungen ausgesetzt. Arztrecht und Zulassungsrecht seien auf den Einzelarzt ausgerichtet und dies verur- Regina Feldmann (KBV) sache zunehmend Probleme. Es bestehe ein Modernisierungsbedarf, der Rechtsrah- Regina Feldmann zeigte in ihrem Beitrag men müsse sich ändern. Verständnis für die Positionen des BMVZ. Die Generation Y denke anders als die ihre. 4242 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Die Zahl an Kooperationen steige gene- Franz Knieps, der letzte Redner dieses The- rell an, nicht nur die von MVZ und Gemein- menblocks, spannte einen großen reform- schaftspraxen, sondern auch die Anstellun- politischen Bogen. Kooperationen kenne gen in Einzelpraxen. Ein Berufsmonitoring man von Beginn an in der Geschichte der unter Medizinstudenten habe ergeben, Medizin. Manches sei schon in der Weimarer dass nur 38% das Berufsfeld Hausarzt in ei- Republik und in der DDR gelebt worden. Das gener Praxis wünschten, 75% Facharzt in ei- Modell einer Kombination von Angestellten gener Praxis, angestellt in Krankenhäusern und unternehmerisch denkenden Freiberuf- wollten 77% sein, angestellt in der Einzelpra- lern habe ihm immer imponiert, Stichwort xis immerhin schon 56%. Polikliniken. Im Osten seien ganze Bereiche Die Zahl angestellter Ärzte in MVZ, aber sehenden Auges in den Ruin getrieben wor- auch in Arztpraxen, steige ständig. den. Er wolle nichts beschönigen, aber man Es solle nicht jeder für sich (damit vielleicht hätte Synergieeffekte nutzen können. Nicht konträre) Wunschlisten erstellen, man sollte nur ein unternehmerisch tätiger Arzt könne sich vielmehr zusammensetzen und gemein- ein guter Arzt sein. Das neue Modell habe same Forderungen erarbeiten. seinerzeit nicht Poliklinik (wegen der DDR-Be- Eine neue Form der kooperativen Versor- nennung) oder Gesundheitszentum (wegen gung seien auch Praxisnetze. Die KBV habe des Namens im SPD-Programm) heißen dür- Vorgaben zur Anerkennung von Praxisnet- fen. Dann habe man sich in den Verhand- zen beschlossen (Kriterienkatalog und Struk- lungen zum GKV-Wettbewerbsstärkungsge- turanforderungen, Professionalisierungsmo- setz auf die Bezeichnung MVZ geeinigt. dell). Er sei froh, dass die ideologische Debatte über MVZ nahezu beendet sei. Daniel Bahr habe mit dem Versor- gungsstrukturge- setz Kapitalgeber für MVZ verhin- dern wollen, da- mit den Kran- kenhäusern Spielräume erhal- ten, aber es den niedergelassenen Ärzten erschwert, das erforderliche

Franz Knieps (BKK Dachverband) 4343 BERICHTE AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Kapital aufzubringen. Vernünftig wäre, die geltenden Normen in Eine medizinische Entscheidung müsse frei einer Art und Weise zu flexibilisieren, dass sie sein, aber habe der niedergelassene Arzt auch für Versorgungs- und Kooperationsfor- keine wirtschaftlichen Zwänge? Dennoch men jenseits der Einzelpraxis passen. Geht müsse man den Vorrang der ärztlichen Ethik man diesen Weg, müsste mit Sicherheit und Profession sicherstellen. auch die Körperschaft und darauf folgend In keinem Land sei die Grenzziehung zwi- auch andere Strukturen grundlegend refor- schen ambulant und stationär so strikt wie in miert werden, was nicht überall auf Wohlge- Deutschland. Deshalb finde auch kein Fort- fallen stoßen dürfte. schritt in Sachen Integration statt. Die Be- reiche seien zu abgeschottet, positive und Ein anderer Weg wäre, für Kooperationsfor- negative Erfahrungen würden nicht schnell men jedweder Art einen eigenen Regelkreis genug einfließen. zu schaffen. Dies würde aber auch wieder Franz Knieps forderte, die Vielfalt der Rege- die Frage der Körperschaft aufwerfen. Sie lungen zu IV, MVZs etc. im SGB V zu ordnen. steht so oder so durch die Entwicklung zu neuen Kooperationsformen auf dem Prüf- Offenbar sind viele der gesetzlichen und stand einer Reform und zwar nicht durch untergesetzlichen Normen, die für Einzel- politischen Willen, sondern durch reale Ver- praxen getroffen wurden, für MVZ nicht ad- änderung in den Strukturen der ambulanten äquat. Selbstverständlich benötigen sie mit Versorgung. einem Versorgungsanteil von bald 10% aber passende Regelungen. Der Gesetzgeber Welcher Weg funktionaler und adäquater kann in der gesellschaftlichen Realität ent- ist, müssten eigentlich unabhängige (wenn standene Trends nicht einfach aus welchen es solche überhaupt gibt) Vertragsarztrecht- Gründen auch immer ignorieren. ler aufzeigen, aber wahrscheinlich werden „Frickelt“ man nun an einzelnen Regelun- diese Fragen auch in der neuen Legislatur- gen herum, wird ein wilder Flickenteppich periode nach den entsprechenden Macht- entstehen, der wieder neue Probleme auf- verhältnissen entschieden werden. werfen wird.

4444 ÜBRIGENS AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

„Schicksalsmühle Krankenhaus Die Studie 2013“

Eckart von Hirschhausen

Berlin, 9.10.2013 verändern? Offensichtlich hatte dieser eher „reißeri- Eckart von Hirschhausen: ‚Unsere Kranken- sche“ Titel für eine Krankenhausstudie vie- haus-Studie rüttelt auf, denn es wird deut- le Journalisten angelockt. Aber auch der lich: Nicht nur die Patienten, sondern glei- Einladungstext für die Pressekonferenz von chermaßen Ärzte und Pflegekräfte fühlen Eckart von Hirschhausen und Vertretern des sich, als wären sie in einer Schicksalsmühle Kölner Rheingold-Instituts hatte dazu beige- gefangen.‘ “ tragen: „Wie erleben Patienten, Pflegekräfte und Verständlicherweise war die Erwartungshal- Ärzte heute deutsche Krankenhäuser? tung besonders der Fachjournalisten nach Was geschieht mit ihnen, wenn sie in die dieser Ankündigung in Bezug auf die Ergeb- ‚Schicksalsmühle Klinikum‘ geraten? Und nisse der Studie hoch. wie kann man den Aufenthalt und die see- Auf der Pressekonferenz verstärkte Eckart lische Verfasstheit im Krankenhaus positiv von Hirschhausen diese Erwartungen noch 4545 ÜBRIGENS AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Birgit Langebartels, Stephan Grünewald (beide Rheingold-Institut) mehr. Vor 5 Jahren habe er die Stiftung „Hu- als Schicksalsbegleiter. mor hilft Heilen“ gegründet, die seit Länge- rem auch bundesweit mit Clowns in Kran- I. Erleben der Patienten kenhäusern arbeite. (Kennen wir dies nicht Sie erlebten schicksalhafte Einbrüche, hät- schon seit Längerem aus Krankenhäusern ten keine Privat- und Intimsphäre (das wer- und auch aus us-amerikanischen Blockbus- de als entwürdigend erlebt), vorher seien tern?) In seiner Stiftung sollten Standards für sie dem Anspruch von Turboeffizienz in der derartige Aktivitäten entwickelt werden. Arbeitswelt ausgesetzt gewesen, dann im Dass Lachen die beste Medizin sei, sei be- Krankenhaus stillgelegt. kannt – aber könne man dafür einen Nach- 6 heilende Prinzipien könne man festma- weis erbringen? Das zu erforschen, sei Ziel chen: der Studie gewesen. ƒƒ Aufgenommen und sich gesehen fühlen ƒƒ einen einfachen und sinnvollen Rhyth- Deren Ergebnisse präsentierte Stephan Grü- mus finden newald, Rheingold-Institut. ƒƒ unbeschwerte Freiräume, Autonomie fin- Grundlage der Studie sei kein Fragebogen, den sondern 120 jeweils zweistündige „Tiefenin- ƒƒ konkrete, leibhafte Behandlungen wirk- terviews“ mit je 40 Ärzten, Pflegekräften und haft erfahren Patienten, in denen man versucht habe, ƒƒ den Glauben an Weisheit und Autorität die „Logik“ (?) der Interviewten zu ergrün- bestärken, die ärztliche Autorität müsse den. Das Krankenhaus sei die Gegenwelt sich ihnen zuwenden zur Alltagswelt, Ort einer Schicksalsbehand- ƒƒ sich neue Horizonte und Lebensauf- lung – Ärzte als Schicksalskämpfer, Patien- gaben eröffnen (nicht nur Begrü- ten in der Schicksalsmühle und Pflegekräfte ßungs-, sondern Verabschiedungsritual, 4646 ÜBRIGENS AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Nachgespräche). 2. Formalisierung der Abläufe 3. Einseitige Fokussierung auf rein medizini- II. Erleben der Ärzte sche Erfordernisse Eine Schicksalsbekämpfung zwischen Gott 4. Hierarchische Aufspaltungen und unpro- und Gosse, das Machbarkeitsideal stehe im duktive Statusspiele Vordergrund, sie müssten Wunder vollbrin- 5. Fehlende Entwicklungsperspektiven der gen, seien aber in eine Betriebsverengung Mitarbeiter, „Krankenhaus frisst eigene geraten, würden in Notdienste abrutschen Kinder“. und einfach nur – so ihre Ängste – noch ihr Programm abspulen. Die Ärzte sähen sich Humor sei der humane Schmierstoff der in der Diskrepanz zwischen Triumph und Schicksalsmühle, er schaffe im Unterschied Schicksal / Verwaltung. zum Witz Verständnis, einen Haltungswech- Heilendes für Ärzte: sel: ƒƒ Rückzugsräume ƒƒ Peinliche/schambehaftete Situation auf- ƒƒ Aufweichung strenger Hierarchieregeln, fangen echte Teamarbeit ƒƒ sich verstanden und gesehen fühlen ƒƒ Die Ebene wechseln können. ƒƒ eine hierarchieübergreifende Nähe wer- de geschaffen, Gemeinsamkeiten und III. Erleben der Pflegekräfte Augenhöhe könnten hergestellt werden Sie hätten die Sehnsucht, in das Schicksal ƒƒ man könne sich über das Schicksal er- der Patienten einzusteigen, damit eins zu heben werden, die Möglichkeit zur Beziehungs- ƒƒ Leid lindern und blockierte Gefühle lö- Pflege zu haben, eine mütterliche Mitbe- sen. wegungs-Kunst zu leben, Vermittlung zu Bedeutung der Klinik-Clowns sei, sie könn- schaffen, erlösender Engel sein mit einem ten das Selbstbewusstsein stärken und hel- Alleingesundungsanspruch. Auf der ande- fen, an einen Heilungserfolg zu glauben. ren Seite stehe die Kappung der Entwick- lungsmöglichkeiten, mangelnde Wertschät- Dies Wirkung von Clowns in Kinderkliniken ist zung, das auf dem Sprung Sein. unbestritten, aber ob deren Einsatz nach- Heilendes für Pflegekräfte: weisbar zu messbaren Erfolgen für erwach- ƒƒ Eine wertschätzende Miteinbeziehung sene Patienten, für Ärzte und Pflegeperso- ƒƒ Intradisziplinäre Zusammenarbeit nal führt und ob die oben beschriebene ƒƒ Verantwortung übernehmen lernen Gefühlslage tatsächlich verallgemeinbar ƒƒ Verläufe langfristig begleiten können. ist, müsste nachgewiesen werden. Dies ist si- cherlich nicht mit 120 Interviews bewerkstel- Stephan Grünewald machte 5 übergreifen- ligt, aber selbst wenn dies nach diesen 120 de Kritikpunkte an der stationären Versor- Interviews zu finden ist, bleibt die Frage, wie gung für diese Situation verantwortlich: sie geführt, welche Fragen gestellt wurden 1. Ökonomisierung des Krankenhauses und wie ausgewertet wurde. 4747 ÜBRIGENS AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Deshalb schon während der Pressekonfe- können. Ich denke, es ging darum, mit die- renz die Frage von Andreas Lehr, wie die- ser Studie etwas nachzuweisen. Dies kann se Interviews durchgeführt und ausgewertet man aber anhand der Zusammenfassung worden seien. beim besten Willen nicht überprüfen. Dies Stephan Grünewald antwortete, es seien macht doch auch eine objektive Bericht- Tiefeninterviews mit einem Leitfaden (The- erstattung, die doch in Ihrem Interesse sein menkomplexe), von Psychologen durchge- müsste, unmöglich.“ führt. Dann habe man eine Strukturanalyse vorgenommen und systematisch-phäno- Datiert auf den 10.10. erhielten wir eine Mail menologisch verdichtet. des Rheingold-Instituts: „Ihr Interesse freut uns natürlich sehr. Ich Ende der Pressekonferenz – unsere Neugier werde mit Herrn Grünewald über Ihr Ansin- hielt an. nen sprechen und komme auf Sie zurück.“ Deshalb fragten wir per Mail, ob die Stu- die verfügbar sei, eigentlich eine Selbstver- Unsere Antwort auf diese Reaktion des ständlichkeit, wenn man Studienergebnisse Rheingold-Instituts: auf einer Pressekonferenz präsentiert. „Vielen Dank für Ihre Bemühungen. Wir er- warten die Studie mit großer Spannung! Wir erhielten folgende Antwort per Mail: In unserer Redaktion wurde schon scherz- „Ich habe Ihr Anliegen an das Rheingold haft diskutiert, dass einige unserer Leserin- Institut weitergereicht, welche erklärten, nen und Leser glauben könnten, dass die dass sie die Studie nicht herausgeben. Die Studie gar nicht existiert, aber das ist selbst- Zusammenfassung ist speziell für Journalis- verständlich Unsinn.“ ten erstellt worden. Die Charts geben sie je- doch unter anderem auch aus dem Grund Dies war das (vorläufige?) Ende des Mail- nicht heraus, weil sie ohne Erklärungen nicht verkehrs. sofort verständlich sind.“ Bei der Abfassung dieses Beitrags (Abschluss 16.10.) war auf der Homepage des Rhein- Wir hakten selbstverständlich weiter nach: gold-Instituts immer noch keine Studie zu fin- „Keine Sorge – ich (Andreas Lehr) bin auch den. Professor für Management im Gesundheits- wesen an der Uni Köln, ich kann solche Stu- Liebe Leserin, liebe Leser, dien lesen – und das wäre auch sicher für haben Sie eine Vermutung, warum man uns meine Studenten interessant. diese Studie vorenthält? Wir sind außerdem in der Redaktion 4 Geis- teswissenschaftler, sodass wir sogar Ihren Ihr highlights team spezifischen hermeneutischen Ansatz ver- stehen und auch seine Tragweite beurteilen 4848 BUCHBESPRECHUNG AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Mark Leibovich, This Town

Anfang dieses in den USA gefeierten Best- Den Leser beschleicht zwar öfters das Ge- sellers ist der Bericht über das Begräbnis von fühl, ein Voyeur zu sein, auch Teil der „Chat- Tim Russert, einem bekannten amerikani- tering Class“, wenn auch aus zweiter Hand. schen Journalisten, am 18. Juni 2008 in Wa- Man fühlt sich bisweilen sogar ein wenig un- shington. wohl – hat man dies alles wissen wollen? Die gesamte politische Szene Washington`s Aber man liest unverdrossen weiter! Wer will –„The political Class“, “The Chattering bei aller Distanziertheit, aller Distinguiertheit Class“, „The Usual Subjects“, “The Club”, nicht wissen, was sich seit 2008 in Washing- etc. oder “This Town” – ist zur Trauerfei- ton hinter den Kulissen abgespielt hat? er erschienen. Die Szenerie erinnert an ein Staatsbegräbnis mit viel echter oder wahr- Mark Leibovich, selbst Teil von „This Town“, scheinlich noch mehr öffentlich-medien- sogar mit dieser erstaunlich intim verban- wirksamer Betroffenheit. delt wie man im letzten Drittel des Buches So oder so ähnlich hätte dieses Begräbnis erfährt, gibt sich immer wieder den An- auch in Berlin stattfinden können, nur dass schein des reinen Chronisten und wechselt für einen Journalisten nicht so viel Aufwand dann wieder unvermittelt die Position nicht betrieben worden wäre. nur zum Insider, sondern auch zum Akteur. Dies, so lernt man im Laufe der Lektüre, Die Intimität, dieses Involviertsein des Autors scheint früher in den USA auch nicht üb- in „This Town“, die in Deutschland zu einem lich gewesen zu sein, Journalisten saßen am ausgewachsenen Skandal geführt hätte, Katzentisch. nimmt den Leser mit auf eine ebenso intime Der deutsche Leser überlegt – war es in Erkundungstour durch „This Town“. Deutschland nicht genau umgekehrt, wa- Der Autor ist chief national correspondent ren Journalisten in Deutschland nicht höher des New York Times Magazins, ausgezeich- reputiert als heute? net mit wichtigen Journalismuspreisen, also Der Bericht über diese Beerdigung ist ei- kein Unbekannter. ne amüsante Mischung aus journalistischer Aber zum Innersten des Inner Circles scheint Berichterstattung, Klatsch und Tratsch. Der auch er keinen Zugang zu haben, ist teilwei- Autor befriedigt damit sowohl den Wunsch se auf on dits angewiesen, oder vielleicht nach politischer Information, als auch den lässt er auch den Leser in einigen Fällen be- nach Klatsch und Tratsch und dies in einem wusst außen vor. süffisanten Stil, der dem Leser eine genüssli- Man lernt aber dennoch von ihm „wer, mit che, aber auch leicht schäbige Freude be- wem und zu welchem Zweck“ und das al- reitet, handelt es sich doch um ein Begräb- les mit vollen Namen, Aufgabenbereichen nis! und Firmen. Diese Mischung gelingt Mark Leibovich über In Deutschland wäre ein solches Buch mit weite Strecken des Buches. dieser Form der Darstellung, auch direkt aus 4949 BUCHBESPRECHUNG AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

dem Schlüsselloch berichtet, über Charak- Es fällt schwer, nicht mehr über dieses Buch ter und Vita der handelnden Personen, für zu schreiben, aber alles andere würde nur einen seriösen Journalisten in Berlin schlicht die Lust an der Lektüre mindern! das Aus. Niemand würde ihn/sie mehr ins Nur so viel – es folgt noch ein Begräbnis. Vertrauen ziehen. In Washington scheint dies anders zu sein. Für uns, die nicht ausgewiesene Kenner von „This Town“ sind, ist es ein wenig mühsam, Nicht wirklich erstaunlich sind die Verqui- Namen, Vita und Funktionen nachlesen ckungen von Abgeordneten, Senatoren, zu müssen, damit man sie richtig zuordnen Regierungsapparat, Mitarbeitern und Lob- kann – aber diese Mühe ist es allemal wert! by, die Geschichten von Abgeordneten Leider wurde „This Town“ bisher nicht ins und Senatoren, die nach ihrem Ausschei- Deutsche übersetzt. Mit einem schlanken den über die Grenzen der politischen Lager Schulenglisch könnte man an der einen gemeinsam höchst erfolgreiche Lobbyfir- oder anderen Stelle Schwierigkeiten haben, men gegründet haben. Sogar ihre Umsätze die oft leicht bösartigen Zwischentöne zu er- der letzten Jahre werden aufgeführt! fassen. Aber selbst wenn man sie nicht hö- Auch Journalisten werden aufs Korn ge- ren kann, sollte man sich das Buch – wie im- nommen, ihre Verquickungen und Verstri- mer man es einordnen will – nicht entgehen ckungen genüsslich dargestellt und einige, lassen. auch ihre charakterlichen „Besonderhei- Es ist kein literarisches Meisterwerk, sprengt ten“ werden weidlich ausgebreitet. literaturwissenschaftliche Gattungen, aber Dies alles wird an bestimmten Vorgängen führt den politischen Betrieb in Washington und Ereignissen auf der Tour durch „This auf höchst amüsante Weise vor Augen und Town“ von Mark Leibovich festgemacht. hält damit auch uns in Berlin den Spiegel Der Autor führt den Leser auch in die Wa- vor. shingtoner Gesellschaft ein, soweit sie ihm So gelingt es Mark Leibovich auch, sehr offen stand und amüsiert sich lästerlich über nachdenklich zu stimmen. diese Gesellschaft.

Gemeinsamkeiten mit der Berliner Szene sind nicht zu übersehen, aber auch nicht die Unterschiede. Die politischen und ge- sellschaftlichen Kulturen unterscheiden sich und damit auch die politische Szene. Man- che Charaktere aber glaubt man zu ken- Mark Leibovich, This Town, New York, 2013 nen, den eineiigen Zwilling in Berlin identifi- Published by Pengiun Group, blue rider press ziert zu haben. ISBN 978 -0- 399 – 16130 – 8 5050 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

WAHLPARTY LetV VERLAG

Berlin, 22.9.2013 Mit großer Spannung hat- ten nicht nur die Parteien, sondern auch wir den Wahl- abend erwartet, aber wir warteten nicht nur auf die Wahlergebnisse, sondern auch auf unsere Gäste für die Wahlparty.

Diese „trudelten“ nach und nach im Murphy‘s ein und wir alle erlebten einen auf- regenden Abend, der na- turgemäß nicht jeden jubeln ließ, der eine oder andere

bedurfte sogar des Trostes.

Obwohl Mitglieder und Sym- pathisanten aller Parteien die Wahlparty mit ihrer An- wesenheit bereicherten, kam keinerlei Häme, ka- men keinerlei Konflikte auf. Es war sogar eine regelrecht harmonische und fröhliche Wahlparty!

Dafür danken wir allen unse- ren Gästen von Herzen! 5151 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Christian Breidenbach (DKG), Markus Grunenberg (GKV-SV) 5252 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Andreas Meusch, Dorothee Meusch (beide TK), Sabine Skwara (GSK), Henning Blume, Dagmar Walluf-Blume

5353 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Klaus-Dieter Voß (Expertenbeirat Pflege- bedürftigkeitsbegriff)

5454 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Michael Mörsch (DKG), Thomas Braun (AG Gesundheit Unionsfraktion)

v.l.: Tobias Sentz (Die Schwenniger Krankenkasse), Peter Kraus (advitares) 5555 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Maria, Leyla und Sven Jansen (MSD)

v.l.: Eva Walzik (DAK-Gesundheit), Gabriele Prissok (vdek) 5656 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Katja Riedel, Jessica Beyer (ApoBank), Franziska Seidel (Büro MdB )

v.l.: Robin Rüsenberg (dagnä), Sonja Optendrenk (Kanzleramt)

Delia Strunz (Astra Zeneca) 5757 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Michael Mörsch (DKG), Jessica Beyer (ApoBank), Tjarko Schröder (Deutscher Hausärzteverband) 5858 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Ralf Breitgoff (kompart), Manuela Mor- genstern, Ariane Bachmann (beide PVS), Ralf Sjuts (patiodoc)

v.l.: Dorothee Meusch (TK), Daniel Rühmkorf

v.l.: Fina Geschonneck (IKK e.V.), Andrea Röder (BKK DV) 5959 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Eva Walzik (DAK-Gesund- heit), Wilhelm Walzik (BMG), Koji, Elianor und Kirsten Sucker-Sket (DAZ)

6060 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Maren Stantien (KBV), Norma Leona Krause (BKS)

v.l.: Wilhelm Walzik (BMG), Stefan Etgeton (Bertelsmann Stiftung), Mar- tin Wernitz

6161 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Klaus-Dieter Voß (Expertenbeirat Pflege- bedürftigkeitsbegriff), Jürgen Hohnl (IKK e.V.), Anne Dohle (ZDH)

v.l.: Norbert Klu- sen, Heike Strutz (Sanofi)

6262 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Monika Kücking (GKV-SV), Claus Moldenhauer (DAK-Gesundheit)

v.l.: Christian Breidenbach (DKG), Florian Eckert (Bayer), Tjarko Schröder (Deutscher Hausärzteverband) 6363 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Gabriela Soskuty (Braun Melsungen), Rolf Koschorrek (BFB)

v.l.: Beate Schmidt (Bundesrat), Bruno Koch, Elke Reich (Bundesrat), Thomas Reich 6464 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Frank Schulze-Ehring, Marc-Pierre Möll (beide PKV), Norbert Klusen

Weitere Bilder von unserem Verlagsfest finden Sie hier: www.letv-verlag.de 6565 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Eröffnung des 36. Deutschen Hausärztetages

Berlin, 25.9.2013 3 Tage nach der Bundestagswahl lud der Deutsche Hausärzteverband zur Eröffnung des Deutschen Hausärz- tetages wie in den vergangenen Jah- ren ins TIPI am Kanz- leramt ein – eine be- zaubernde Location mit einer pracht- vollen, aber auch gewissen Zirkusat- mosphäre, nur ei- nen Steinwurf vom Machtzentrum der deutschen Politik entfernt.

Zahlreich kam wie in jedem Jahr die Prominenz aus der gesundheitspolitischen Sze- ne dieser Einladung nach – natürlich auch, um sich lebhaft an den an diesem Abend kursierenden Speku- lationen über den weiteren Fortgang der Gesundheits- politik zu beteiligen.

Christopher Herrmann (AOK Ba-Wü) 6666 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Rolf Koschorrek (BFB), Ulrich Sommer (ApoBank)

demonstrativ gestützt hat- te. Sie fühlte sich auf diesem Abend des Hausärztever- bandes sichtlich wohl. Noch 2 highlights zu Beginn - Heinz Jarmatz verkündete auch den wenigen, die es noch nicht wussten, dass sie an diesem Abend auch den Geburtstag des Hausärzte- verbands-Urgesteins Klaus- Dieter Kossow feierten, der dies ein wenig verschämt abwehrte. Wolfgang Meunier kündigte Schon zum Empfang wurden die Gäste da- (ein wenig stolz) an, dass der Hausärztetag zu gestärkt – neben einen Gläschen Sekt im nächsten Jahr ein internationaler Haus- und alkoholfreien Getränken, aber vor al- ärztetag sein werde und in Bonn im Wasser- lem mit Currywurst, mariniertem Gemüse werk (für die Berliner: im alten Bundestags- am Spieß und Backpfläumchen im Speck- plenarsaal) stattfinde. mantel.

Wolfgang Meunier und Heinz Jarmatz begrüßten die Gäste – Daniel Bahr könne leider nicht begrüßt werden (wenig aufrichtiges Mitleid im Publikum), dafür viel Bei- fall für Regina Feldmann, die der Hausärzteverband we- nige Tage zuvor in den Aus- einandersetzungen in der KBV-Vertreterversammlung

v.l.: Klaus-Dieter Kossow, Ulrich Weigeldt (beide HÄV) 6767 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Ulrich Weigeldt (HÄV)

Mit einer kurzen Einführung stimmte Ul- Parteien, dass der Präsident der Bundesärz- rich Weigeldt auf den politischen Teil des tekammer beim nächsten Mal zur Wahl ihrer Abends ein – zuerst mit einer Pointe auf Kos- Partei aufrufen könne. Schallendes Geläch- ten des anwesenden Frank Ulrich Mont- ter. Frank Ulrich Montgomery blieb sichtlich gomery. Nachdem dieser auf dem letzten gelassen und soll sich jeden Kommentars Ärztetag gleichsam zur Wahl der FDP aufge- enthalten haben. rufen habe, befürchteten nun alle anderen Ulrich Weigeldt zu den Essentials der v.l.: Rainer Richter (BPtK), Rainer Kötzle (HÄV Nordrein)

6868 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Karl Lauterbach (MdB SPD)

Hausärztepolitik: Das korporatistische System sei un- zuverlässig, Hausärzte benötig- ten stabile Rahmenbedingungen, auch mit einer neuen Stiftung und einer Stiftungsratsvorsitzenden Ulla Schmidt wolle man der Sache die- nen.

Politische Grußworte hielten und Karl-Josef Lau- mann – beide ganz offensichtlich noch im „Wahlkampfmodus“. Karl Lauterbach schaffte es, mit Hin- weis auf einen dringenden privaten Termin, in weniger als 1 Minute zu reden! Die Hausärzte seien auch in der Lage, intelli- Arbeit der Hausärzte sei besonders wich- gente Honorarverteilungssysteme ohne Hil- tig, sie könnten sich selbständig vertreten. fe der KVen zu entwickeln. Aus seiner Sicht sei belegt, dass Hausärzte einen wesentlichen Beitrag zur Kosten- stabilität leisteten. Er wolle sich an Stelle Daniel Bahrs dafür bedan- ken. Er werde sich persönlich da- für einsetzen, dass der Arzneimit- telregress falle. Er hoffe, der Inhalt seiner Ausführungen sei dicht ge- nug gewesen, und freue sich auf weitere gute Zusammenarbeit, in welcher Funktion auch immer. Er werde weiter mitmischen. Starker Beifall.

Karl-Josef Laumanns Gruß- wort war zwar etwas länger, aber auch er hielt einen klaren

Karl-Josef Laumann (CDU) 6969 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Pro-Hausarzt-Kurs. Ohne eine ausreichen- Er sehe den niedergelassenen Arzt als un- de Anzahl von Hausärzten sei das deutsche abhängigen Freiberufler, der frei sei in sei- Gesundheitswesen nicht funktionsfähig. Ein nem Tun sei als Teil des Mittelstandes. Das Land wie Deutschland dürfe es nicht zulas- Gesundheitssystem müsse durchschaubar sen, dass in ländlichen Gebieten die Haus- und transparent sein. Vertrauen entstehe arztversorgung nicht mehr gewährleistet sei. nur durch Transparenz. Dies gelte auch für Er wisse, dass im CDU-Parteibuch die Fach- die Abrechnungssysteme. arztschiene stärker als die Hausarztschiene gesehen werde, aber in seiner politischen Über so viel „Rückendeckung“ erfreut, kom- Funktion habe er zu den Hausärzten „gehal- mentierte Ulrich Weigeldt, dass eine große ten“. Die KV sei gut beraten, wenn sie die Koalition mit Karl Lauterbach und Karl-Jo- Hausärzte nicht tyrannisiere. Wenn man die- sef Laumann nicht das Schlechteste wäre, ses Verhältnis nicht austariere, breche der man müsse dann nur noch Karl-Josef Lau- Kuchen. Das sehe man an der Entwicklung mann mit Christopher Hermann zusammen- von verdi und Marburger Bund. bringen, damit sie über die HzV plaudern Deutschland bilde zu wenige Ärzte aus, der könnten. Ärztemangel sei ein Stück weit politisch zu verantworten. Die Universitäten benötig- Aber was diese politischen Bekenntnisse ten ein anderes Zulassungssystem, es dür- wert sind, wird man frühestens im Koalitions- fe nicht ausschließlich der Numerus Clausus vertrag, wahrscheinlicher in den ersten Ge- ziehen. setzen nachlesen können. 7070 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Max Kaplan (BÄK), Friedemann Schmidt (ABDA)

Schon während der Redebeiträge wur- de das Menü ser- viert – so dass kein kulinarischer Stau entstand. Als Vorspeise wur- den Brot mit Dipp, Kartoffel-Gurken-Sa- lat, berliner Minibou- lettchen mit Perl- zwiebeln, Spieß von

v.l.: André Klein-Wiele (Kanzleramt), Klaus Rein- hardt (Hartmannbund) 7171 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l. Wolfgang Meunier (HÄV), Gabriele Gerstner (Herry Schmitt Band)

Kirschtomaten mit Mozzarella und Rucco- Danach war neben vielen intensiven Ge- lapesto serviert, ganz bodenständig. Zum sprächen Musik und Tanz angesagt. Es Hauptgang folgten Saltimbocca vom Jung- spielte die Herry Schmitt Band, am späte- schweinrücken mit Salbeischaum auf Rata- ren Abend sogar mit dem Sänger Wolfgang touille und Parmesanpolenta, zur Nachspei- Meunier. se Créme Caramel mit Cassisfeigen. Dazu konnten man einen Grünen Veltliner Kamp- Ein Abend wie dieser macht Delegierten- tal DAC und einen Château Clos Fontaine, versammlungen, die manchmal „ruppig“ Côtes de Francs AC genießen. und kontrovers verlaufen, doch viel leichter Endlich einmal kein Buffet, an dem man an- verdaubar! stehen muss, dachten sich – sichtlich zufrie- den – viele der Gäste.

7272 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

PKV Herbstfest im Hamburger Bahnhof

Berlin, 8.10.2013 Bald schon strömten die erwartungsvollen Bereits am Eingang begrüßten in der Tradi- Gäste in den Festsaal im Hamburger Bahn- tion der guten, alten Schule der frisch ge- hof. wählte Vorstandsvorsitzende des PKV-Ver- bands Uwe Laue und Verbandsdirektor Uwe Laue eröffnete als Nachfolger des Volker Leienbach ihre Gäste – Abgeordne- langjährigen Vorsitzenden Reinhold Schulte te, Vertreter von Verbänden und Vereini- zum ersten Mal den Abend im Hamburger gungen, von Industrie und Medien. Bahnhof: Nach einem kurzen come to- gether, für etliche das erste Wie- dersehen nach der Sommerpau- se und der Bundestagswahl, fand ein lebhafter Austausch statt.

Der erste Hunger nach einem langen Arbeitstag wurde durch Manchego-Spieße mit sonnen- getrockneten Tomaten, Back- pflaumen im Speckmantel, ge- räucherten Filet vom Lachs mit Honig-Senf-Sauce gestillt und von einem guten Tröpfchen begleitet.

Uwe Laue (PKV) 7373 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Doris Pfeiffer (GKV-SV), Ulrike Flach (BMG)

Das Herbstfest sei inzwischen eine Tradition, „immer drauf los“. Der zweite sei, dass alle eine angenehme Tradition, es finde inzwi- 4 Jahre das Herbstfest kurz nach der Bun- schen schon zum 11. Mal statt. Zwei Umstän- destagswahl stattfinde. In diesem Jahr herr- de wolle er besonders betonen, ein per- sche große Ungewissheit, wer regieren wer- sönlicher, er sei heute 100 Tage im Amt, die de. Die Union führe Sondierungsgespräche, Schonfrist vorbei. Entsprechend offen sollten doch ob Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün, die Gespräche geführt werden, „frech“ und in beiden Konstellationen sei eine Partei vertreten, die sich für eine Bürgerversi- cherung ausgespro- chen habe. Vergessen werde, dass sich Deutsch- land im internati- onalen Vergleich als weltweit benei- denswert darstelle. Dieses System müs- se behutsam entwi- ckelt werden, es sei

Erwin Rüddel (MdB CDU) u.a. 7474 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Jens Spahn (MdB CDU), Reinhold Schulte (Signal Iduna)

sähen den nächs- ten Wochen zu- versichtlich ent- gegen.

Er freue sich, heu- te Abend einen echten Erfolgska- barettisten prä- sentieren zu dür- fen. Das erste Mal sei Jürgen Becker zu kostbar, als dass man es durch eine Ra- bereits vor 10 Jahren beim PKV-Herbstfest dikal-Operation gefährden dürfe. 82% der aufgetreten. Er wünsche viel Freude. Bürger seien mit dem Gesundheitswesen zu- frieden (Allensbach). Ein zweigliedriges Ver- Dann – Bühne frei für Jürgen Becker: sicherungssystem forciere keine 2-Klassen- Jürgen Becker bedarf keinerlei Vorstellung. medizin, sondern im Gegenteil, es sei die Der bodenständige Rheinländer ist aus der beste Vorbeugung gegen eine Behand- lung nach Geldbeu- tel. Auch angesichts der alternden Ge- sellschaft sei die PKV unverzichtbar. Me- dizinisch Notwendi- ges werde nur finan- zierbar, wenn ein Teil kapitalgedeckt sei. Auch Angela Mer- kel habe sich für den Erhalt der PKV ausgesprochen. Sie

Jürgen Becker 7575 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Jürgen Becker politischen Kabarett- landschaft Deutsch- lands nicht mehr weg- zudenken und begeis- tert nicht nur durch zahl- reiche Auf- tritte im TV, neuerdings sogar mit ei- ner eigenen Fernsehshow, sondern vor al- sofort, das Publikum für sich zu gewinnen. lem durch klassisches Kabarett, durch Auf- Kernfigur Jürgen Beckers war sein rheinischer tritte auch und gerne auf kleinen Bühnen Landsmann Konrad Adenauer, dessen Här- vor einem Liebhaberpublikum. te und Durchsetzungsvermögen, aber auch Auch an diesem Abend gelang es ihm politisches Geschick heute zuweilen wie aus einer ande- ren Welt wir- ken. So ha- be Konrad Adenauer im Streit um den Bau der Mühlheimer Brücke eine

v.l.: Wolfgang Zöller (Patien- tenbeauftrag- ter der Bun- desregierung), Volker Leien- bach (PKV) 7676 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Anne Dohle (ZDH), Wolfgang Mennicken (DKV)

Stimmenmehrheit im Rat mit Hilfe der KPD erlangt. Er ha- be die kommunisti- schen Abgeordne- ten zu sich geladen und ihnen erklärt, dass es in Leningrad genau die gleiche Hängebrücke gebe, wie die, welche er in Mühlheim bauen wolle. Das habe funktio- Politische Anekdoten gespickt mit deftigem niert. Dass es in Leningrad überhaupt keine Humor. solche Brücke gebe – unwichtig. So hänge die Zukunft Deutschlands davon ab, wie viele es vom Förderunterricht auf die Universitäten schafften, wie vie- le den Sprung von der AOK in die PKV schafften, sprach Jürgen Becker!

Trotz großem Beifall für den Kabarettis- ten konnte Volker Leienbach wie in je- dem Jahr die ent- scheidenden Worte an die Gäste rich- ten:

Ulrich Orlowski (BMG) 7777 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Volker Leienbach (PKV)

„Das Buffet ist eröff- net“ – und schon warfen sich an- scheinend durch die lange festarme Zeit ausgehunger- te Gäste in Scharen ans Buffet. Zur Vorspeise wur- den Carpaccio vom Rind mit Vo- gerlsalat und Ma- rillenkernöl, Ceasar Salad, als Haupt- gang rosa gebrate- ne Kalbshochrippe auf Schmorgemüse und kleinen Kartoffeln, Nudelsäckchen mit Wurzelgemüse und Butterkartoffeln, zum Ricotta-Basilikumfüllung, Kirschtomaten und Dessert Frischkäsekuchen im Glas Joghurt- Parmesan, Kabeljau mit Kräuter-Senfhaube, mousse mit Honig und Haferkrokant und ro- te Grütze mit Vanille Sau- ce angebo- ten.

Der geselli- ge Teil des Abends war eröffnet.

v.l.: Inken Ben- thien (BDI), Hubert Hüppe (Behinderten- beauftragter der Bundesre- gierung) 7878 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Birgit Naase, Daniel Bahr (beide BMG)

Die Frage, die an diesem Abend inte- ressierte, und wohl auch die nächs- ten Wochen für Ge- sprächsstoff sor- gen wird: „Wer wird der Nachfolger des abgewählten Ge- sundheitsministers Daniel Bahr?“ Spe- kulationen über den/die neue/n BMG, über die stra- tegische Ausrich- tung der Parteien, über Mögliches und Unmögliches domi- nierten die Fachge- spräche.

Als Mitternachtss- nack wurden Berli- ner Currywurst mit Kashmircurry und Schrippe gereicht. Kennen wir nicht al- le die leckere Cur- rywurst auf AOK Festen? War das

v.l.: Jens Spahn (MdB CDU), Uwe Laue (PKV), Daniel Bahr (BMG) 7979 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Corinna Cohnen (BKV), Michael Weller (GKV-SV), Katja Riedel

Bekenntnis von Uwe Laue zur behutsa- men Weiterentwick- lung kein reines Lip- penbekenntnis? Es scheint zumindest so. Was bei der AOK gut ist, kann doch bei der PKV nicht schlecht sein. Das ist echte Konvergenz, zumindest in der Ver- pflegung!

Ob Leichtigkeit und Freigeis- tigkeit dieser Entscheidung als Skizze für die Weiterent- wicklung des dualen Versi- cherungsmarkts gesehen werden können, verbleibt noch im Ungewissen. Ob auch die AOK einen solch` mutigen Schritt ge- hen wird? Manch einer steht für kla- re Grenzen, gegen jegliche Aufweichung, gegen eine Konvergenz der Systeme.

v.l.: Georg Kippels (MdB CDU), Willi Zylajew 8080 Boulevard AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

v.l.: Rolf Stuppart, Frank Dudda, Ute Repschläger (beide IFK)

v.l.: Elfi Schmidt-Gar- recht (KZBV), Peter Schmidt, Katja Kohfeld (AG Gesundheit Unions- fraktion)

Doch an diesem Abend zahlte sich der Mut aus – die Gäste, egal welcher Couleur, goutierten es. Die so körperlich und geistig Gestärk- ten diskutierten bis nach Mitternacht. Die PKV hat es wie- der einmal ge- schafft, ein erfolg- reicher Startschuss zur gesundheitspo- litischen Festsaison 2013/14. 8181 IMPRESSUM AUSGABE 25/13 – 23. OKTOBER 2013

Impressum

ISSN 1614-029X 10. Jahrgang 2013

Herausgeber: Dr. Andreas Lehr, Dr. Jutta Visarius Loeschckestr. 37, 53129 Bonn, Tel. 02 28 – 6 19 59 25, Fax. 02 28 – 6 19 59 26, E-Mail: [email protected]

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