Landkreis Integriertes Klimaschutzkonzept 2012

Klimaschutzkonzept

Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Impressum Alle Veröffentlichungen im Rahmen des Konzepts können als Pdf-Datei von der Website www.klimaschutz-schaumburg.de heruntergeladen werden. Herausgeber des Berichts und Projektträger des integrierten Klimaschutzkonzepts ist der Landeskreis Schaumburg, Amt 65 Hochbauamt Ansprechpartner Fritz Klebe, Leiter Dezernat III ([email protected]) Verantwortlich für den Inhalt ist die target GmbH. Nicht jede Aussage muss der Auffassung des Landkreises Schaumburg entsprechen. Autoren Der Bericht wurde von einem Konsortium mehrerer Fachbüros erstellt. Die Autoren sind in alphabetischer Reihenfolge: Marion Elle M. A., target GmbH Dipl.-Ing. Manfred Görg Dipl.-Geogr. Andrea Krause, target GmbH Dipl.-Ing. Dedo von Krosigk, e4-Consult Hermann Sievers, target GmbH Dipl.-Soz.-wirt Andreas Steege, target GmbH Dott. Ing. Erika Villa, target GmbH Dipl. Geogr. Hinnerk Willenbrink, Willenbrink Stadtentwicklung und Kommunikation Dipl.-Ing. Ulrike Wolf, target GmbH Lektorat Hermann Sievers, target GmbH

Layout set-up design.print.media; Ulrike Wolf, target GmbH

Stand: 30. November 2012

Gefördert durch:

Förderkennzeichen: 03KS1770

target GmbH Walderseestraße 7 30163 Hannover Telefon 0511 909688-30 Fax 0511 909688-40 [email protected] www.targetgmbh.de

1 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis ...... 3

Vorbemerkungen...... 5

Zusammenfassung...... 6

I Aufgabenbeschreibung und Erarbeitungsprozess...... 8

II Energiepolitische Rahmenbedingungen...... 10 II.1 Zielsetzungen der Europäischen Union...... 10 II.2 Zielsetzungen der Bundesrepublik Deutschland...... 10 II.3 Zielsetzungen des Landes Niedersachsen ...... 10 II.4 Fazit...... 11

III Energie- und CO2-Bilanz für den Landkreis Schaumburg ...... 12 III.1 Bilanzierungsmethode und Datengrundlage ...... 12 III.2 Energieverbrauch im Landkreis Schaumburg im Jahre 2010...... 13

IV Energiekosten und regionale Wertschöpfung...... 20 IV.1 Ausgaben für Energie im Landkreis Schaumburg 2010...... 20 IV.2 Regionale Wertschöpfung im Landkreis Schaumburg 2010 ...... 21

V Die Struktur der Energieversorgung im Landkreis Schaumburg...... 22 V.1 Hintergründe...... 22 V.2 Stromversorgung und Stromversorgungsunternehmen im Landkreis Schaumburg...... 23 V.3 Erdgasversorgung: Unternehmen bzw. Stadtwerke im Landkreis Schaumburg...... 24 V.4 Empfehlungen...... 25

VI Handlungsfelder im Landkreis Schaumburg...... 27 VI.1 Energieeffizienz in (Wohn-)Gebäuden ...... 27 VI.2 Ausbau der erneuerbaren Energien ...... 27 VI.3 Handlungsfeld Energieeffizienz in Unternehmen ...... 48 VI.4 Handlungsfeld klimafreundliche Mobilität ...... 51 VI.5 Handlungsfeld kommunale Einrichtungen ...... 55

VII Klimaschutzszenario und energiepolitische Leitlinien für den Landkreis Schaumburg...... 58 VII.1 Abschätzung der Energieeinsparpotenziale im Landkreis Schaumburg...... 58 VII.2 Fazit ...... 59

VIII Monitoring und CO2-Controlling...... 60

IX Empfehlungen zur Öffentlichkeitsarbeit in der Umsetzungsphase ...... 62

X Maßnahmeempfehlungen im Überblick ...... 65

Glossar ...... 72

Tipps und Hinweise / Links ...... 76

Quellenverzeichnis ...... 78

2 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Abkürzungsverzeichnis

3N Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe Niedersachsen a Jahr AEE Agentur für Erneuerbare Energien AG Arbeitsgruppe BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BEE Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. BGA Biogasanlage BHKW Blockheizkraftwerk BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BMVEL Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BSW Bundesverband Solarwirtschaft e. V. BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. BWE Bundesverband WindEnergie e. V.

CO2 Kohlenstoffdioxid

CO2eq CO2-äquivalente Emissionen dena Deutsche Energie-Agentur GmbH DGS Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. E-Bike Elektrofahrrad EE Erneuerbare Energien EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EEWärmeG Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz EFH Einfamilienhaus EnEV Energieeinsparverordnung EU Europäische Union EVU Energieversorgungsunternehmen GHD Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher GWh Gigawattstunde ha Hektar IHK Industrie und Handelskammer IÖW Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH IuK Informations- und Kommunikationstechnik KEM Kommunales Energiemanagement KfW Ehemals Kreditanstalt für Wiederaufbau KMU Kleine und mittlere Unternehmen KuK Klimawandel und Kommunen kW Kilowatt kWh Kilowattstunde kWhel Kilowattstunde elektrisch kWhth Kilowattstunde thermisch KWK Kraft-Wärme-Kopplung kWp Kilowatt peak LEADER Liaison entre actions de développement de l'économie rurale: Förderprogramm der EU für den ländlichen Raum

3 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

LCA Life Cycle Assessment: Ökobilanz LK Landkreis LSKN Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen MAP Marktanreizprogramm MIV motorisierter Individualverkehr MW Megawatt NBank Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen PKW Personenkraftwagen PV Photovoltaik ÖPNV, ÖV Öffentlicher Personennahverkehr RROP Regionales Raumordnungsprogramm SPNV Schienengebundener Personennahverkehr TWh Terawattstunde UBA Umweltbundesamt VGB Verkehrsgemeinschaft Grafschaft Bentheim WEA Windenergieanlage

4 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Vorbemerkungen

Das vorliegende Integrierte Klimaschutzkonzept für den Landkreis Schaumburg wurde am 18. Dezem- ber 2012 im Kreistag beschlossen.

Ein Kernelement des Konzepts ist der Maßnahmenkatalog zur Umsetzung, der als separates Dokument vorliegt und auf der Website www.klimaschutz-schaumburg.de einzusehen ist.

Ergänzend zum Konzept liegen eine zusammenfassende Präsentation sowie die Energiesteckbriefe der einzelnen Landkreiskommunen vor.

Zu den einzelnen Handlungsfeldern im Konzept wurden fachliche Workshops durchführt, in denen Fakten und Hintergrundinformationen in Fachbeiträgen von Experten geliefert wurden. Diese be- gleitenden Informationen sind ebenfalls auf der Website zu finden.

Hintergrundinformationen, Protokolle sowie Datenzusammenstellungen sind in einem separaten Materialband zusammengestellt worden.

Im Text wurde aufgrund einer besseren Lesbarkeit auf die Angabe von Literaturhinweisen verzichtet. Die Quellen sind im Anhang aufgeführt.

5 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Zusammenfassung Das Integrierte Klimaschutzkonzept für den Landkreis Schaumburg hat die Zielsetzung, Handlungs- leitlinien und Strategien für die zukünftige Energie- und Klimaschutzpolitik im Landkreis Schaumburg vorzulegen. Die Konzepterstellung erfolgte im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Bundes- ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU).

In der Gesamtbetrachtung der Energie- und CO2-Bilanz ergaben sich für den Landkreis Schaumburg folgende Ergebnisse:  Im Jahr 2010 lag der Energieverbrauch im Landkreis bei rund 5.030.000 MWh. Das entspricht etwa 0,2 % des Endenergieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland.  Dabei betrug der Anteil des Verkehrssektors 40 % (1.995.000 MWh), auf die Wirtschaft entfielen 31 % (1.575.000 MWh), auf die privaten Haushalte 28 % (1.396.000 MWh). Die kommunalen Einrichtungen haben einen Anteil von etwa 1 % (64.000 MWh) am Endenergieverbrauch.  Der Endenergiebedarf verteilte sich im Wesentlichen auf die Energieträger Strom mit 14 %, Treibstoffe mit 40 % (Diesel 24 %, Benzin 13 %, Kerosin 3 %) sowie auf Erdgas mit 24 % und Heizöl mit 19 %. Die übrigen Energieträger (Holz, Flüssiggas) haben einen Anteil von 3 %.  Der Endenergieverbrauch betrug pro Kopf 31,31 MWh und lag damit knapp über dem Bundes- durchschnitt von 30,77 MWh pro Einwohner.  Im Jahre 2010 wurden im Landkreis Schaumburg insgesamt rund 525 Millionen Euro für Strom, Wärme und Kraftstoffe ausgegeben. Den größten Anteil daran hatte mit 51 % der Bereich der Kraftstoffe: 259 Millionen Euro bezahlten die Bürger des Landkreises für Otto– und Dieselkraftstoff. Rund 23 % der Ausgaben entfielen auf Strom (121 Millionen Euro) und 26 % auf Wärme (136 Millionen Euro). Rechnerisch wurden im Kreis Schaumburg im Jahr 2010 rund 3.271 Euro pro Kopf für Energie ausgegeben.

 Der CO2-Ausstoss im Landkreis Schaumburg lag im Jahr 2010 bei reichlich 1,5 Millionen Tonnen.

Gegenüber über dem Referenzjahr 1990 bedeutet dies einen Rückgang der CO2-Emissionen um etwa 500.000 Tonnen.

 Im Jahr 2010 entstanden pro Einwohner 9,35 t CO2-Emissionen. Der Durchschnittswert in Deutschland beträgt aktuell etwa 10 t pro Einwohner und Jahr.

 Gegenüber dem Referenzjahr 1990 ist die Tendenz der CO2-Emissionen deutlich rückläufig und hat

sich von 13 auf 9,35 t pro Einwohner und Jahr reduziert. Dies bedeutet einen Rückgang der CO2- Emissionen um 25 % im untersuchten Zeitraum.  Im Landkreis Schaumburg wurden im Jahr 2010 insgesamt 101.000 MWh Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist. Das entspricht einem Anteil von etwa 15 % am gesamten Stromverbrauch im Landkreis. Der Beitrag der Bioenergie lieferte 45 %, gefolgt von der Windenergie mit 40 % und der Photovoltaik mit 14 %. Wasserkraft hatte einen Anteil von 1 %.  Der Landkreis hat das Potenzial, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 auf 100 % und an der Wärmeerzeugung auf 30 % zu erhöhen.

 An Energie- und CO2-Einsparpotenzialen können bis zum Jahr 2030 bis zu 30 % des Endenergiebedarfs bezogen auf das Jahr 2010 eingespart werden.  Der relativ hohe Anteil des Verkehrssektors am Energieverbrauch in Schaumburg erschwert eine deutliche Einsparung.

Zentrale Säulen für die Erschließung der Potenziale und die Umsetzung der Klimaschutzziele sind die Steigerung der Energieeffizienz und der Energieeinsparung, die energetische Modernisierung des Gebäudebestands sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien. Eine Schlüsselrolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien spielt die Windenergie. Trotz planerischer Restriktionen und Widerständen gegen einen weiteren Ausbau, sollten die vorhandenen Potenziale im Landkreis voll ausgeschöpft werden. Ein Energiemanagement in kommunalen Einrichtungen wird im Landkreis und in den Kommunen in zahlreichen Vorhaben bereits erfolgreich umgesetzt. Aufgrund der Vorbildfunktion der öffentlichen

6 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Hand sowie aus Gründen der Einsparung von Energiekosten sollte das Energiemanagement in kommu- nalen Einrichtungen weitergeführt und auf alle Kommunen im Landkreis ausgeweitet werden. Für die Umsetzung der Energiewende sind die Akzeptanz und Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger von besonderer Bedeutung. Information, Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sind daher wesentliche Aufgaben bei der Umsetzung des Konzepts. Die Klimaschutzinitiative des BMU bietet Möglichkeiten, die Umsetzung des Konzepts finanziell zu unterstützen. Über die Förderrichtlinie Umsetzung von Klimaschutzkonzepten soll ein Klimaschutz- manager für den Landkreis beantragt werden. Die Klimaschutzinitiative bietet eine Reihe weiterer Möglichkeiten, die ebenfalls geprüft werden. Um dauerhafte Strukturen für die Umsetzung der Klimaschutzstrategie zu schaffen, wird die Einrich- tung einer regionalen Klimaschutzagentur für den Landkreis ins Auge gefasst. Die verschiedenen Optionen zur Ausgestaltung der Agentur werden geprüft.

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I Aufgabenbeschreibung und Erarbeitungsprozess In seiner Sitzung vom 21. September 2010 wurde vom Kreisausschuss des Landkreises Schaumburg einstimmig der Beschluss gefasst: „Die Verwaltung wird beauftragt, das Gespräch mit den kreis- angehörigen Städten und Samtgemeinden sowie der Gemeinde Auetal mit dem Ziel zu führen, ein kreisweit und mit den Nachbarkreisen abgestimmtes Klimaschutzkonzept aufzustellen.“

Zielsetzungen des Landkreises sind die Erarbeitung eines energiepolitischen Leitbildes, die Festlegung von Klimaschutzzielen im Rahmen der Weiterentwicklung der Energieregion Schaumburg sowie die Ausarbeitung konkreter Handlungsansätze und Maßnahmevorschläge.

Im März 2011 hat der Landkreis einen Förderantrag zur Erstellung eines Klimaschutzkonzepts im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums (www.bmu-klimaschutzinitiative.de) gestellt, der im August 2011 bewilligt wurde. Die Projektlaufzeit war vom 1. Oktober 2011 bis zum 30. September 2012. Über die Förderung wurden 65 % der anfallenden Kosten der Konzepterstellung gedeckt.

Das Arbeitsprogramm ist nach den Vorgaben der Förderrichtlinie aufgebaut und deckt deren An- forderungen vollständig ab. Die Bausteine sind in der folgenden Übersicht dargestellt.

Abb. I-1: Übersicht über die Bausteine des Klimaschutzkonzepts (Quelle: target GmbH)

Regionale Akteure aus Politik, Verwaltung, Kammern, Verbänden, Energieversorgungsunternehmen, Kreditinstituten sowie Handwerk und Wirtschaft wurden in die Erarbeitung des Konzepts eingebunden (Baustein 1 – Akteursbeteiligung). Neben der Auftaktveranstaltung fanden 10 thematische Arbeits- gruppensitzungen statt. Es wurde ein Klimaschutzbeirat auf Landkreisebene eingerichtet, der dreimal zusammentrat. Zudem wurde das Konzept im Rahmen verschiedener Veranstaltungen präsentiert.

In der Energie- und CO2-Bilanz wurden die Energieverbrauchsdaten für den gesamten Landkreis sowie für jede einzelne Kommune erhoben und ausgewertet (Baustein 2 – Energie- und CO2-Bilanz und

Qualitative Analyse). Anhand der Verbrauchsdaten wurden die CO2-Emissionen für den Landkreis berechnet. Daneben wurden Klimaschutzaktivitäten recherchiert und zusammengestellt, die bereits erfolgreich im Landkreis umgesetzt wurden bzw. werden.

In Baustein 3 wurden die regionalen Potenziale zur CO2-Minderung in den relevanten Handlungsfel- dern abgeschätzt. Im Einzelnen sind dies:  Energieeffizienz in Gebäuden  Ausbau der erneuerbaren Energien  Energieeffizienz in Unternehmen  Klimafreundliche Mobilität  Kommunale Einrichtungen.

8 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Ein Kernelement ist die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs, der konkrete Handlungsansätze zur Umsetzung des Konzepts ab 2013 beinhaltet (Baustein 4 – Maßnahmen).

Die Entwicklung eines Klimaschutzszenarios für den Landkreis ist Inhalt des Bausteins 5. Die Zusammenstellung der Ergebnisse und die Erarbeitung eines Controlling-Konzepts sowie die Vorlage des Konzepts geschehen in den Bausteinen 6 und 7. Zielsetzung ist die Verabschiedung des Konzepts durch den Kreistag im Dezember 2012. In Baustein 8 findet zum einen eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit statt und wird zum anderen ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit in der Umsetzungsphase erarbeitet.

Weiterführende Informationen sowie die Protokolle und Präsentationen aus den Arbeitsgruppen, Bei- ratssitzungen und Veranstaltungen sind auf der Website www.klimaschutz-schaumburg.de hinterlegt.

Abb. I-2: Screenshot der Website www.klimaschutz-schaumburg.de

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II Energiepolitische Rahmenbedingungen

II.1 Zielsetzungen der Europäischen Union Zur Umsetzung einer zukunftsweisenden und nachhaltigen Klima- und Energiepolitik haben sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) für das Jahr 2020 die so genannten 20-20-20 Ziele gesetzt. In diesem Zeitraum sollen die Treibhausgasemissionen um 20 % gegenüber dem Referenzjahr 1990 reduziert werden, der Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung auf 20 % gesteigert und die Energieeffizienz um 20 % erhöht werden. Bis zum Jahr 2050 besteht die Zielsetzung, die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um mindestens 80 % zu verringern. Neben energie- und klimapolitischen Zielsetzungen verfolgt die Europäische Kommission mit ihrer Strategie die Erschließung von Potenzialen und Chancen für Innovation, Wirtschaftswachstum und Beschäf- tigung.

II.2 Zielsetzungen der Bundesrepublik Deutschland Im Energiekonzept 2050 vom September 2010 hat die Bundesregierung die energiepolitischen Ziel- setzungen bis zum Jahr 2050 beschreiben. Dazu heißt es:

Ziele Bezugs- Ziel für Ziel für Ziel für Ziel für jahr 2020 2030 2040 2050 Reduzierung der 1990 um 40 % um 55 % um 70 % um 80–95 % Treibhausgase Reduzierung des Primärenergie- 1990 um 20 % um 50 % verbrauchs Steigerung der – um 2,1 % pro Jahr Energieproduktivität Reduzierung des 2008 um 10 % um 25 % Stromverbrauchs Reduzierung des Wärmebedarfs von 2008 um 20 % Gebäuden Reduzierung des Primärenergiebedarfs 2008 um 80 % von Gebäuden Erhöhung des Anteils erneuerbarer – auf 18 % auf 30 % auf 45 % auf 60 % Energien am Brutto- endenergieverbrauch Erhöhung des Anteils erneuerbarer – auf 35 % auf 50 % auf 65 % auf 80 % Energien am Brutto- stromverbrauch Tab. II-1: Übersicht über die energiepolitischen Zielsetzungen (Energiekonzept 2050 der Bundes- regierung, September 2010)

II.3 Zielsetzungen des Landes Niedersachsen Die Niedersächsische Landesregierung hat am 31. Januar 2012 das Niedersächsische Energiekonzept beschlossen. Das Energiekonzept soll dazu beitragen, die Energiewende in Niedersachsen in den kommenden Jahren erfolgreich umzusetzen. Bis 2020 soll der Endenergieverbrauch in Niedersachsen zu 25 % aus erneuerbaren Energien stammen. Dies beinhaltet die Strom- und Wärmeerzeugung sowie

10 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg die Energiebereitstellung für den Mobilitätssektor. Aktuell hat Niedersachsen unter den Bundesländern den höchsten Anteil an regenerativem Strom aus Windkraft- und Biogasanlagen. In den Handlungsfeldern Energieeffizienz und Energieeinsparung orientiert sich das Land Niedersachsen an den Zielsetzungen des Energiekonzepts 2050 der Bundesregierung.

Niedersachsen hat die Chance, bereits ab 2020 bilanziell mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen als im Land verbraucht wird. Mengenmäßig kann die Kernenergie in Niedersachsen bis 2022 ersetzt werden. Bei offensiver Nutzung aller Potenziale können rein rechnerisch 90 % des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Wenn die geplanten Offshore- Windkraftanlagen mit einbezogen werden, soll dieser Anteil theoretisch auf 150 % gesteigert werden können.

Die Landesregierung wird sich laut Energiekonzept gegenüber der EU und dem Bund stark machen, einen Anstieg des Strompreises zu verhindern, der angesichts der hohen Investitionssummen in die erneuerbaren Energien befürchtet wird. Zudem steht das Energiekonzept für steigende Marktchancen bei der Stromerzeugung. Bis zum Erreichen der energiepolitischen Ziele sollen die Marktanteile stärker verteilt werden und kleine kommunale Energieversorger die Marktvielfalt ergänzen.

II.4 Fazit Die Europäische Union, der Bund und das Land Niedersachsen betrachten den Ausbau der erneuer- baren Energien, die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Reduzierung des Energieverbrauchs als entscheidende Stellschrauben einer umweltverträglichen und nachhaltigen Energieversorgung. Klima- schutz und Energiewende werden als Herausforderungen beschrieben, die erhebliche Zukunfts- potenziale und Chancen bieten.

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III Energie- und CO2-Bilanz für den Landkreis Schaumburg

Mit Hilfe der Energie- und CO2-Bilanz werden die Energieverbräuche und die CO2-Emissionen sowohl für den Landkreis Schaumburg insgesamt als auch für jede Einheits- und Samtgemeinde bewertet. So lassen sich lokale Handlungsschwerpunkte für Klimaschutzaktivitäten identifizieren. Die Bilanzierung umfasst die Bereiche Energie (Strom- und Wärmeverbrauch) und Verkehr (auf Basis bundesdeutscher Durchschnittswerte).

III.1 Bilanzierungsmethode und Datengrundlage Für die Erstellung der Bilanz wurde die internetbasierte Software ECORegion der Schweizer Firma Ecospeed benutzt, die gemeinsam vom Klima-Bündnis und der Bundesgeschäftsstelle des European Energy Award® entwickelt wurde. Dieses Programm wird von einem Großteil der bundesdeutschen Kommunen und Landkreise für die Bilanzerstellung eingesetzt, so dass die interkommunale Vergleich- barkeit ermöglicht wird. Die Software ermöglicht zudem die vereinfachte und konsistente Fortschreibung der Bilanz.1 Startbilanz und Endbilanz Das Programm ECORegion errechnet auf Basis statistischer Grunddaten (Bevölkerungs- und Beschäftig- tenzahlen, nationaler Strom-Mix, bundesdeutsche Durchschnittswerte zum Energieverbrauch) zunächst eine sogenannte Startbilanz. Dadurch ist eine Rückrechnung auf das Bezugsjahr 1990 möglich, auf das sich internationale und nationale Reduktionsziele berufen. Eine Startbilanz kann jedoch nicht lokale Strukturen und Besonderheiten abbilden – beispielsweise in der Versorgungsstruktur, vom Bundes- trend abweichende Erfolge bei Energieeffizienz oder beim Einsatz erneuerbarer Energieträger. Daher wurden in einem zweiten Schritt spezifische kommunale Verbrauchsdaten erhoben und eingepflegt (beispielsweise nach Energieträgern und Verbrauchssektoren differenziert). Je mehr lokale Daten eingepflegt werden, umso genauer kann die Endbilanz den aktuellen lokalen Energieverbrauch abbilden. Das Bezugsjahr für die Datenerhebung im Landkreis Schaumburg war das Jahr 2010.2 Datengrundlage Für die Endbilanzen des Landkreises Schaumburg und die einzelnen Einheits- und Samtgemeinden wurden die folgenden Daten erhoben:  Einwohnerzahlen für die Jahre 1990 bis 2010  Erwerbstätigenzahlen für die Jahre 1990 bis 2010  Verbrauchsdaten Gas und Strom für das Referenzjahr 2010  Verbrauch nicht-leitungsgebundener Energieträger (Öl, Kohle, Holz etc.) für das Referenzjahr 2010  Kfz-Dichte anhand der Zulassungszahlen für die Jahre 1990 bis 2010

Die Angaben zum Erdgas- und Stromverbrauch sowie die Stromeinspeisung aus erneuerbaren Ener- gien wurden – den jeweiligen Verbrauchssektoren zugeordnet – von den folgenden regionalen Ener- gieversorgungsunternehmen bereitgestellt:  E.ON Westfalen AG, Paderborn  E.ON Avacon AG, Helmstedt  Samtgemeindewerke Nienstädt, Helpsen  Stadtwerke Rinteln GmbH, Rinteln  Stadtwerke Schaumburg Lippe GmbH, Bückeburg

1 Beim Vergleich mit anderen kommunalen Bilanzen ist in jedem Fall darauf zu achten, ob diese hinsichtlich der Methodik, der

Definition der Bilanzgrenzen (Vorkette, CO2-Äquivalente, Strommix, Witterungsbereinigung) sowie der Qualität der Daten- grundlage hinreichend übereinstimmen.

2 Die Erarbeitung sowie die Auswertung der Energie- und CO2-Bilanz orientieren sich an der Musterauswertung, die niedersächsischen Kommunen von der Projektstelle KuK Klimawandel und Kommunen (www.kuk-nds.de) zur Verfügung gestellt wurde.

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Die Ermittlung des nicht-leitungsgebundenen Energieverbrauchs erfolgte über eine Feuerstätten- zählung durch die Bezirksschornsteinfegermeister in den insgesamt 19 Kehrbezirken im Landkreis Schaumburg. Der Verbrauch der ermittelten Heizungsanlagen für Gas und Öl wurde anschließend mit durchschnittlichen Verbrauchswerten berechnet. Auf diese Weise wurde auch der Energieverbrauch von Holz ermittelt. Die Daten zur Verkehrsdichte wurden den „Statistischen Mitteilungen des Kraftfahrt-Bundesamtes“ entnommen. Die gemeldeten Kraftfahrzeuge wurden, unterteilt in PKW, LKW, Zugmaschinen und Motorräder, für die Jahre 1990 bis 2010 den betreffenden Kommunen zugeordnet. Für die Berech- nung durch ECORegion werden nationale Kenndaten zu durchschnittlichen Verbräuchen und zurückgelegten Personenkilometern zugrunde gelegt. So wurden Flug-, Bahn- und PKW-Fernverkehr anteilig den Bewohnern des Landkreises Schaumburg zugerechnet. Für den Landkreis Schaumburg ist die Datenlage als gut zu bewerten. Wünschenswert ist eine genauere Analyse der Wohngebäudestrukturen im Landkreis sowie die differenzierte Erfassung der kommunalen Liegenschaften in den Landkreiskommunen.

Jede Kommune kann die Ergebnisse ihrer spezifischen Energie- und CO2-Bilanz im Internet (http://region.ecospeed.ch/reco/) mit den dort hinterlegten Datensätzen einsehen und auswerten. Die Zugangsdaten können beim Landkreis abgefragt werden.

CO2-Emissionen Die ausgewiesenen Treibhausgase berücksichtigen die gesamte Vorkette für die Bereitstellung der jeweiligen Energieträger – von der Primärenergiegewinnung bis zum Endkunden einschließlich aller Materialaufwendungen, Transporte und Umwandlungsschritte (das sogenannte Life Cycle Assessment,

LCA). CO2-Äquivalente werden nicht erfasst, das Programm ECORegion bilanziert ausschließlich CO2-

Emissionen. Andere Treibhausgase Methan (CH4) oder Lachgas (N2O), wie sie in landwirtschaftlichen oder industriellen Prozessen entstehen, bleiben unberücksichtigt. Eine Witterungsbereinigung des Verbrauchs an Brennstoffen für die Wärmeerzeugung wurde nicht vorgenommen, da das Gas ja tatsächlich verbraucht und die dadurch entstehende CO2-Menge emittiert wurde. Eine Witterungsbereinigung ist dann wichtig, wenn man über die Jahre den Verlauf des Energieverbrauchs zur Beheizung von Gebäuden in kalten und warmen Wintern vergleichen will.

Zur Ermittlung der CO2-Emissionen aus dem lokalen Stromverbrauch wurde der nationale Strom-Mix zugrunde gelegt.

III.2 Energieverbrauch im Landkreis Schaumburg im Jahre 2010

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Auswertung der Datenerfassung für das Jahr 2010 vor- gestellt. Hinweis: In den Tabellen und Abbildungen sind nicht alle Zahlen mit Dezimalstellen dargestellt. Da diese gerundet wurden, können die Summen von dem Wert abweichen, der sich eigentlich ergeben müsste.

Der Endenergieverbrauch im Landkreis Schaumburg lag im Jahr 2010 bei etwa 5.030 GWh/a. Das ent- spricht etwa 0,2 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland (der Bevölkerungsanteil des Landkreises Schaumburg in der Deutschland beträgt ebenfalls knapp 0,2 %). Pro Einwohner wurden 31,31 MWh verbraucht, der Bundesdurchschnitt betrug im gleichen Zeitraum 30,77 MWh pro Einwohner. Die Anteile am Endenergieverbrauch in 2010 betrugen für den Verkehrssektor 40 %, für den Wirt- schaftssektor 31 % und den Sektor der privaten Haushalte 28 %. Die kommunalen Liegenschaften haben einen Anteil von etwa 1 % am Gesamtverbrauch. Besonders auffallend ist der hohe Anteil des Verkehrssektors, der im Bundesdurchschnitt 28 %, in Niedersachsen 26 % beträgt. Der Anteil der Wirtschaft am Gesamtverbrauch fällt mit 31 % gegenüber 43 % auf Bundes- und 46 % auf Landes- ebene sehr niedrig aus.

13 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Abb. III-1: Endenergieverbrauch 2010 nach Sektoren

Die Verteilung des Endenergieverbrauchs in den Landkreiskommunen unterscheidet sich deutlich. Hauptursache sind die Standorte der größeren energieintensiven Unternehmen.

Abb. III-2: Endenergieverbrauch [MWh] 2010 nach Sektoren in den Einheits- und Samtgemeinden

Der Endenergieverbrauch im Landkreis Schaumburg entfällt zu 47 % auf die Wärmeerzeugung, zu 39 % auf die Mobilität und zu 14 % auf den Stromverbrauch. Deutlich geringer als im Bundes- durchschnitt liegt der Anteil am Stromverbrauch.

Abb. III-3: Endenergieverbrauch 2010, aufgeteilt auf Wärme- und Stromverbrauch sowie Mobilität

Bezogen auf die Energieträger lagen die größten Anteile am Endenergieverbrauch im Jahr 2010 bei den Treibstoffen Diesel und Benzin mit insgesamt 36 %. Der Anteil des Kerosins wurde mittels

14 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg bundesdeutscher Durchschnittswerte für den Flugverkehr und der Bevölkerungszahl berechnet und betrug im Landkreis 3 %. Der Anteil des Energieträgers Erdgas betrug 24 %, der des Heizöls 19 %. Auf den Energieträger Strom entfielen 14 % des Endenergieverbrauchs.

Abb. III-4: Endenergieverbrauch 2010 nach Energieträgern

Endenergieverbrauch Wärme Im Jahr 2010 wurden im Landkreis Schaumburg etwa 2.300.000 MWh Wärmeenergie verbraucht. Damit hatte der Wärmeverbrauch mit 47 % den größten Anteil am Endenergieverbrauch im Landkreis. Dabei werden 50 % durch Erdgas und 41 % durch Heizöl gedeckt. Der Fernwärmeanteil spielt im Landkreis kaum eine Rolle.

Abb. III-5: Anteile der Energieträger an der Wärmeerzeugung 2010

Der Wärmeverbrauch verteilt sich annähernd gleich auf die Sektoren Haushalte und Wirtschaft. Die kommunalen Einrichtungen schlagen mit 3 % zu Buche.

Abb. III-6: Wärmeverbrauch nach Sektoren im Landkreis 2010

15 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Endenergieverbrauch Strom Im Jahr 2010 wurden im Landkreis Schaumburg etwa 700.000 MWh Strom verbraucht. Der eindeutig größte Anteil entfiel auf die Wirtschaft mit 64 %. Die privaten Haushalte verbrauchten etwa 225.000 MWh Strom im Jahr, das entspricht 32 % des gesamten Stromverbrauchs.

Abb. III-7: Anteile der Sektoren am Stromverbrauch im Landkreis 2010

CO2-Emissionen

Der CO2-Ausstoß im Landkreis Schaumburg lag 2010 bei gut 1,5 Millionen Tonnen. Gegenüber dem

Referenzjahr 1990 bedeutet dies einen Rückgang der CO2-Emissionen um 500.000 Tonnen.

Im Jahr 2010 entstanden pro Einwohner 9,35 Tonnen CO2-Emissionen. Der Durchschnittswert für Deutschland beträgt aktuell etwa 10 Tonnen pro Einwohner und Jahr. Gegenüber dem Referenzjahr

1990 ist die Tendenz der CO2-Emissionen deutlich rückläufig und hat sich von 13 auf 9,35 Tonnen pro

Einwohner und Jahr reduziert. Dies bedeutet einen Rückgang der CO2-Emissionen um 25 % im untersuchten Zeitraum.

Abb. III-8: CO2-Emissionen pro Einwohner [t] im Landkreis Schaumburg gemäß Startbilanz

16 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Die Verteilung der CO2-Emissionen auf die Sektoren Verkehr, Wirtschaft und Haushalte ist analog zur Aufteilung der Endenergie auf die Sektoren.

Abb. III-9: CO2-Emissionen 2010 nach Sektoren

Abbildung III-10 zeigt die unterschiedlichen Verteilungen im Energieverbrauch und bei den CO2- Emissionen in den Landkreiskommunen.

Abb. III-10: Endenergieverbrauch [MWh] und CO2-Emissionen je Einwohner [t] je Einheits- und Samtgemeinde 2010

17 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

In der folgenden Abbildung sind die CO2-Emissionen den einzelnen Energieträgern zugeordnet.

Abb. III-11: CO2-Emissionen 2010 nach Energieträgern

Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energien – Strom Im Landkreis Schaumburg wurden im Jahr 2010 insgesamt 101.309 MWh Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist. Das entspricht einem Anteil von etwa 15 % des gesamten Stromverbrauchs im Landkreis im Jahr 2010. Schaumburg liegt damit deutlich unter dem niedersächsischen Durchschnitts- wert, der im Jahr 2012 schon 39 % (Quelle: BDEW 8/2012) beträgt. Der bundesdeutsche Durchschnittswert liegt bei 19 %.

Die Erfassung basiert auf den erhobenen Daten der Energieversorgungsunternehmen für das Jahr 2010. Im Bereich des Ausbaus der Photovoltaik wurden im Landkreis gerade im Jahr 2011 erhebliche Kapazitäten realisiert, die hier nicht eingeflossen sind.

Energieträger Verbrauch [MWh/a] andere 596.223 Wasser 546 Sonne 14.432 Biogas 45.986 Wind 40.344 697.532

Abb. III-12: Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch im Landkreis 2010

Den größten Anteil liefert derzeit die Biomasse mit 45 %, gefolgt von der Windenergie mit 40 % und von der Photovoltaik mit 14 %. Die Wasserkraft spielt eine marginale Rolle.

18 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Die beiden folgenden Abbildungen zeigen die Verteilung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in den einzelnen Kommunen im Landkreis.

Abb. III-13: Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in den Einheits- und Samtgemeinden 2010

Tab. III-1: Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in den Einheits- und Samtgemeinden 2010

19 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

IV Energiekosten und regionale Wertschöpfung

IV.1 Ausgaben für Energie im Landkreis Schaumburg 2010 Im Jahre 2010 wurden im Landkreis Schaumburg insgesamt rund 525 Millionen Euro für Strom, Wärme und Kraftstoffe ausgegeben. Den größten Anteil daran hatte mit 51 % der Bereich der Kraftstoffe: 259 Millionen Euro bezahlten die Bürger des Kreises Schaumburger allein für Otto- und Dieselkraftstoff. Rund 23 % der Ausgaben entfielen auf Strom (121 Millionen Euro) und 26 % auf Wärme (136 Millionen Euro) (siehe Abb. IV-1). Rechnerisch wurden im Kreis Schaumburg im Jahr 2010 rund 3.271 Euro pro Kopf für Energie ausgegeben.

Strom 121.134.544

Wärme 136.344.748

Kraftstoffe 267.882.538

0 100.000.000 200.000.000 300.000.000 € Abb. IV-1: Energiekosten im Landkreis Schaumburg im Jahr 2010; Quelle: WS&K, 2012

Die Abbildung IV-2 zeigt die Verteilung der Ausgaben auf die Energieträger. Auch dabei zeigt sich: Heizöl, Erdgas und Co. sind deutlich billiger als Benzin und Diesel. Im Schnitt kostete die Kilowatt- stunde (kWh) Wärme im Jahr 2010 nur 6 Cent, verglichen mit 15 Cent/kWh für Benzin und Diesel oder 19 Cent/kWh für Strom.

Die Verteilung von Kosten zum Verbrauch zeigt ein interessantes Ergebnis (siehe Abb. IV-3): Während der Anteil am Endenergieverbrauch bspw. des Stroms bei 14 % lag, betrug der Anteil an den Strom- ausgaben 23 %. Noch deutlicher sind die Unterschiede beim Wärmeverbrauch. Ihr Anteil lag mit 47 % knapp bei der Hälfte des Endenergieverbrauchs, der Kostenanteil betrug hingegen mit 26 % nur ein gutes Viertel der Gesamtausgaben für Energie.

Am höchsten waren die Ausgaben für Kraftstoffe, mit einem Anteil von 39 % am Endenergiever- brauch und einem Anteil von gut 50 % an den Gesamtausgaben des Kreises.

20 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Steinkohle 0,06% Flüssiggas Holz 0,3% 1,4% Erdgas 12% Strom 23% Heizöl 12% Kerosin 2% Benzin

20% Diesel 30%

Abb. IV-2: Anteile der Energieträger an den Ausgaben für Energie im Landkreis Schaumburg 2010; Quelle: WS&K, 2012

60%

Verbrauch 51%

50% Kosten 47%

39% 40%

30% 26% 23%

20% 14%

10%

0% Strom Wärme Kraftstoffe

Abb. IV-3: Anteile am Endenergieverbrauch sowie den Gesamtausgaben für Energie im Landkreis Schaumburg im Jahr 2010; Quelle: WS&K, 2012

IV.2 Regionale Wertschöpfung im Landkreis Schaumburg 2010 Die Regionale Wertschöpfung im Landkreis, also der Anteil der Ausgaben für Energie, der in der Region verbleibt, betrug im Landkreis Schaumburg im Jahr 2010 lediglich 5 %. Das bedeutet, dass 95 %, oder rund 500 Millionen Euro, den Kreis direkt verlassen. Pro Kopf blieben also rechnerisch knapp 130 Euro in der Region – und 3.140 Euro flossen ab.

21 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

V Die Struktur der Energieversorgung im Landkreis Schaumburg

Bei der Entwicklung von Handlungsleitlinien zur CO2-Reduzierung im Landkreis Schaumburg sind die aktuellen Diskussionen über eine Rekommunalisierung der Energieversorgung von Bedeutung. Daher werden im Folgenden ein Überblick über den aktuellen Sachstand gegeben sowie Empfehlungen zu Handlungsansätzen formuliert.

V.1 Hintergründe Konzessionsverträge Die Kommunen haben als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge die leitungsgebundene Versorgung ihrer Bürger und Betriebe mit Strom und Gas zu regeln. Dies erfolgt in Konzessionsverträgen, mit denen den Netzbetreibern die ausschließliche Nutzung der öffentlichen Wege für die Verlegung von Strom- oder Gasleitungen im Gemeinde- bzw. Stadtgebiet übertragen wird. Gegenstand von Regelungen in Konzessionsverträgen sind insbesondere:  Konzessionsabgaben und zulässige Kommunalrabatte  Laufzeit (max. 20 Jahre) und Sonderkündigungsrechte  Durchführung und Kostenübernahme bei Leitungsverlegungen  Endschaftsbestimmungen für die Übernahme des Netzes durch die Kommune oder Dritte  Zusatzvereinbarungen zur Unterstützung der Kommune bei deren Energiepolitik (z. B. Mitwirkung an Energiekonzepten; Unterstützung von Energie- und Klimaschutzagenturen; Erschließung lokaler Potenziale von Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung oder erneuerbaren Energien etc.). Dazu können sich die Kommunen eines Eigenbetriebs oder eines externen (privaten) Unternehmens bedienen. Weil die Netze ein sog. „natürliches“ Monopol darstellen, werden die Netznutzungsentgelte von der Bundesnetzagentur reguliert. Unabhängig von dem jeweiligen Netzbetreiber können die Verbraucher seit der Liberalisierung der leitungsgebundenen Energieversorgung (Ende der 1980er Jahre) frei einen Strom- oder Gaslieferanten wählen. Ebenfalls unabhängig von der Frage der Leitungskonzession ist die Definition eines sog. Grundversorgers, also desjenigen Energieversorgungsunternehmens, das die meisten Haushaltskunden in einem Netzgebiet der allgemeinen Versorgung beliefert. Zudem können Dritte in den Konzessions- gebieten Strom aus erneuerbaren Energien oder Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erzeugen und in das Netz einspeisen; Einzelheiten dazu regelt vor allem das EEG. Ähnliche Rahmenbedingungen bestehen auch für die Gasversorgung. Netze In der Vergangenheit dienten die Netze fast ausschließlich zur Verteilung des Stroms in einer Richtung von der Erzeugung – meist in Großkraftwerken – zum Verbraucher. Demgegenüber entwickelt sich die Aufgabe der Stromnetze und des Netzbetriebs immer mehr dahin, das wechselnde Angebot der dezentralen und regenerativen Stromerzeugung aus Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und KWK aufzunehmen und auszugleichen: einerseits mit der Nachfrage (durch sog. Smart Metering, gezieltes Abschalten von Verbrauchern, Einsatz von Speichern u. ä.) und andererseits mit den regelbaren Stromerzeugungskapazitäten (fossile Energieträger, vorzugsweise Erdgas, Bio- oder Windmethan u. ä.). Vor diesem Hintergrund wird sich das System mit der Energiewende hin zu einer überwiegend regenerativen Stromerzeugung grundlegend wandeln müssen: Die verbleibende fossile Strom- erzeugung wird die „additive“ Rolle übernehmen müssen, die temporär nicht durch erneuerbare Stromerzeugung oder Nachfragemanagement zu befriedigende Stromnachfrage abzudecken. Das erfordert natürlich neue Konzepte zur Vergütung bereitzuhaltender Kapazitäten, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Die Energiewende stellt aber auch sehr anspruchsvolle Anforderungen an eine zukünftige systemische Planung und an einen systemischen Betrieb von Netzen, Erzeugungs- und Speicherkapazitäten sowie an das Nachfragemanagement – auch auf regionaler Netzebene – um übermäßige Stromtransporte über größere Distanzen zu vermeiden. Dies stellt wiederum ent- sprechende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und die Ausrichtung der Geschäftspolitik von regionalen Netzbetreibern.

22 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Sinngemäß gelten die zuvor beschriebenen Anforderungen auch für die Gasnetze, wobei diese – anders als die Stromnetze – aufgrund des variablen Drucks eine gewisse eigene Speicherkapazität haben.

V.2 Stromversorgung und Stromversorgungsunternehmen im Landkreis Schaumburg Aktuell sind die Stromversorgungsnetze im Landkreis Schaumburg überwiegend in der Hand der E.ON Westfalen Weser AG mit Hauptsitz in Paderborn. Ausgenommen sind die Stadt Rinteln mit eigenen Stadtwerken als Netzbetreiber, die Gemeinden Hülsede, Lauenau und Messenkamp in der Samtgemeinde Rodenberg, die von der E.ON Avacon AG versorgt werden, und die Kernstadt Obernkirchens, deren Netz von der Stadtwerke Schaumburg-Lippe GmbH betrieben wird. Das Netz der Stadt ist dabei geteilt: Die Ortschaften Gelldorf, Vehlen, Röhrkasten und Krainhagen werden von E.ON Westfalen Weser versorgt.

Das Unternehmen E.ON Westfalen Weser AG befindet sich zu 63 % im Eigentum der E.ON Energie AG München; 37 % der Geschäftsanteile gehören diversen kommunalen Anteilseignern, das Gros (21,2 %) davon den Städten Herford und Paderborn. Der Landkreis Schaumburg sowie Kommunen aus dem Kreisgebiet sind lediglich im Promillebereich an E.ON Westfalen Weser AG beteiligt. Derzeit befindet sich die Stromversorgung im Kreisgebiet in einer Umbruchphase, denn zahlreiche Kommunen sind dabei, neue Konzessionsverträge zu verhandeln (Abb. IV-1)3.

Abb. V-1: Laufzeitstrukturen der Stromkonzessionsverträge der E.ON Westfalen Weser AG

Die Gemeinde Auetal hat bereits ihren Konzessionsvertrag mit E.ON Westfalen Weser AG gekündigt, ebenso wie mehrere Kommunen im Umfeld von Hameln und Lemgo / Detmold. Die Gemeinde Auetal will das Stromnetz selbst übernehmen und mit der Stadtwerke Rinteln GmbH als Partner betreiben. Die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Lindhorst haben sich bereits dagegen entschieden, den Vertrag mit E.ON Westfalen Weser zu verlängern. Uneinheitlich ist die Lage in der Samtgemeinde Nenndorf: Während die Stadt Bad Nenndorf und die Gemeinde Haste eine gemeinsame Lösung mit eigenen Stadtwerken oder eine Beteiligung an benach-

3 Präsentation der BPB Beteiligungsgesellschaft mbH für die interkommunale Arbeitsgemeinschaft von Kommunen aus dem Landkreis Schaumburg vom 02.02.2012

23 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg barten Stadtwerken präferieren, ist in Hohnhorst schon die Entscheidung für die Verlängerung des Vertrags mit E.ON Westfalen Weser gefallen; unklar ist die Lage noch in Suthfeld. Auch in der Samtgemeinde Rodenberg zeigt sich kein einheitliches Bild. Während Rodenberg, Pohle und Apelern ihre Verträge mit E.ON Westfalen Weser AG bereits verlängert haben, stehen die Entscheidungen in Lauenau, Messenkamp und Hülsede noch aus. Die Gemeinden und Städte Bückeburg, Eilsen, Niedernwöhren, Nienstädt, Obenkirchen, Sachsenhagen und (sowie außerhalb des Kreisgebiets ) haben eine interkommunale Arbeits- gemeinschaft mit dem Ziel der Rekommunalisierung gegründet und gemeinsam das Unternehmen WRG Group beauftragt, sie dabei zu beraten. Bislang ist nur das Interessebekundungsverfahren eröff- net worden. In Rinteln stehen derzeit keine Vertragsdiskussionen zur Stromkonzession an. Mitten während der laufenden Verhandlungen hat die E.ON Energie AG angekündigt, ihre Geschäftsanteile von 63 % an der E.ON Westfalen Weser AG veräußern zu wollen und diese den Kommunen und Landkreisen zum Rückkauf angeboten. Die Lage ist daher zurzeit etwas unüber- sichtlich.

V.3 Erdgasversorgung: Unternehmen bzw. Stadtwerke im Landkreis Schaumburg Die Erdgasversorgung im Landkreis Schaumburg ist stärker von kommunalen Unternehmen geprägt. Eine dominante Rolle spielt die Stadtwerke Schaumburg-Lippe GmbH, die etwa 270 km2 des Kreisgebiets mit Gas und die Kernstadt von Obernkirchen auch mit Strom versorgt. Zu den Geschäftsfeldern gehören auch die Lieferung von Flüssiggas, die Wasserversorgung für weite Teile des Landkreises sowie Nahwärmeangebote für Mehrfamilienhäuser. Außerdem betreiben die Stadtwerke in Bückeburg eine öffentliche Erdgastankstelle. Im Jahr 2010 lieferten die Stadtwerke knapp 682 GWh Erdgas an ihre Kunden, davon den größten Teil (460 GWh) an private Haushalte. Am gesamten Erd- gasabsatz 2010 im Kreisgebiet (1.179 GWh) sind die Stadtwerke Schaumburg-Lippe mit 58 % beteiligt. Folgende Kommunen werden von den Stadtwerken mit Erdgas versorgt:  Samtgemeinde Eilsen (alle Gemeinden, davon Buchholz nur mit einem geringen Erschließungsgrad von 15 %, / Heeßen 78 %, Ahnsen 72 %, Luhden 51 %)  Stadt Bückeburg (68 %)  Samtgemeinde Lindhorst (nur Lindhorst mit 52 % und Lüdersfeld mit 16 % erschlossen)  Samtgemeinde Niedernwöhren (alle Gemeinden mit Erschließungsgraden zwischen 42 % und 55 %)  Samtgemeinde Nienstädt (Helpsen / Seggebruch mit 51 % und Hespe mit 48 %; die Gemeinde Nienstädt wird durch eigene Gemeindewerke versorgt)  Stadt Obernkirchen (60 %)  Stadt Stadthagen (71 %)

Die Stadt Rinteln wird von der eigenen Stadtwerke Rinteln GmbH mit Erdgas versorgt. Im Jahr 2010 setzten die Stadtwerke 157 GWh (Anteil von 16 % am Kreisgebiet) ab; der Gaserschließungsgrad wird vom Unternehmen auf 67 % geschätzt. Zusätzlich vertreiben die Stadtwerke auch Flüssiggas für ca. 350 Tankanlagen in der Stadt Rinteln und deren Umland und betreiben eine Erdgas- und zwei Auto- gastankstellen. Außerdem versorgen die Stadtwerke immer mehr Kunden mit Nahwärme (Ende 2009 etwa 450 Kunden mit 92 Heizstationen) und erzeugen in zwei BHKW – im Kreiskrankenhaus und im Hallenbad Steinbergen – Wärme und Strom. Darüber hinaus bieten die Stadtwerke auch Gas- und

Stromprodukte an, deren CO2-Emissionen sie mit Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte weltweit kompensieren. Die Stadtwerke Rinteln haben sich 2009 mit den Stadtwerken Hameln und dem Flecken Coppen- brügge als weiteren Gesellschaftern zu den Stadtwerken Weserbergland GmbH zusammengeschlos- sen, wozu inzwischen auch die Gemeinde Auetal gehört. Die Stadtwerke Rinteln operieren in ihren Versorgungsgebieten jedoch als eigenständiges Unternehmen am Markt.

24 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Die E.ON Westfalen Weser AG versorgt anders als beim Strom nur die Samtgemeinde Nenndorf, in der Samtgemeinde Rodenberg die Stadt Rodenberg und die Gemeinde Apelern sowie in der Samtgemeinde Lindhorst die Gemeinde Beckedorf. Diese Konzessionsverträge laufen Ende 2014 aus. Das Unternehmen lieferte 2010 insgesamt 204 GWh in sein Versorgungsgebiet im Landkreis (18 % des gesamten Erdgasabsatzes im Landkreis). Über den Gaserschließungsgrad macht E.ON Westfalen Weser AG keine Angabe. Die E.ON Avacon AG versorgt die Samtgemeinde Sachsenhagen mit ihren Mitgliedsgemeinden sowie die Gemeinden Hülsede, Lauenau, Messenkamp und Pohle der Samtgemeinde Rodenberg. Im Jahr 2010 setzte E.ON Avacon knapp 83 GWh (7 % Anteil am Landkreis) in diesem Gebiet ab. Über den Gaserschließungsgrad macht das Unternehmen keine Angabe. Die Samtgemeinde Nienstädt wird von den eigenen Samtgemeindewerken mit Erdgas versorgt. Im Jahr 2010 wurden 23 GWh geliefert, darunter auch geringe Mengen (0,7 GWh) an Kunden in Obern- kirchen. Anders als bei der Stromversorgung sind nicht alle Siedlungsbereiche von einem Erdgasnetz erschlos- sen, da aus Sicht der Versorger zu geringe Siedlungsdichten bzw. zu geringe Abnahmepotenziale keine wirtschaftliche Erschließung erlauben. In folgenden Kommunen des Landkreises Schaumburg existiert keine Erdgasversorgung:  in der gesamten Gemeinde Auetal  in Teilen der Gemeinde Apelern (Soldorf, Lyhren, Kleinhegesdorf, Großhegesdorf, Reinsdorf)  in Teilen der Samtgemeinde Lindhorst (Heuerßen, Lindhorst, Lüdersfeld).

V.4 Empfehlungen Grundsätzlich ist der aktuelle Trend zur Rekommunalisierung der Netze im Rahmen der Energiewende positiv zu bewerten. Deren Gelingen erfordert in vielen Bereichen eine stärkere Identifizierung und Mobilisierung örtlicher bzw. regionaler Potenziale: Energieeinsparung und Energieeffizienz, Erzeugung erneuerbarer Energien, Ausgleich zwischen schwankendem Angebot und Nachfrage durch ein gezieltes Nachfrage- und Angebotsmanagement inklusive der temporären Speicherung von Über- schüssen. Eine Rekommunalisierung stärkt schließlich auch die regionale Wirtschaftskraft, indem sie Erträge und Steueraufkommen aus der Energieversorgung vorrangig in den Kommunen und in der Region belässt. Die bereits vorhandenen Stadtwerke im Landkreis Schaumburg bilden für die zu leistende Energiewende eine gute Basis.

Für ein regionales Nachfrage- und Angebotsmanagement sind jedoch ausreichend große Netz- strukturen nötig. Dies spricht gegen eine zu große Zersplitterung vor allem der Stromnetzgebiete. Die Kooperation mehrerer Städte und Gemeinden in einer interkommunalen Arbeitsgemeinschaft (s. o.) zum Neuabschluss ihrer Stromkonzessionsverträge ist daher sehr begrüßenswert. Das zersplitterte Vorgehen der Mitgliedsgemeinden in den Samtgemeinden Nenndorf und Rodenberg weist dagegen in die falsche Richtung.

Angesichts der Absicht der E.ON Energie AG, sich von ihren Geschäftsanteilen an der E.ON Westfalen Weser AG zu trennen, sollte im Zuge einer Rekommunalisierung, die von den wichtigsten kommunalen Anteilseignern Herford und Paderborn angestrebt wird, eine Option sehr sorgfältig abgewogen werden: die Aufstockung oder zumindest Beibehaltung der Beteiligungen der Kommunen bzw. kommunalen Unternehmen aus dem Schaumburger Bereich (zusammen zurzeit etwa 2,1%). Insbesondere da einzelne Kommunen aus dem Landkreis bereits neue Konzessionsverträge mit E.ON Westfalen Weser abgeschlossen haben. Mit einem Anteil von 2 % (bei proportionaler Aufstockung 6 %) kann zwar die operative Geschäftsführung nicht maßgeblich beeinflusst werden. Aber mit einer Bündelung der Geschäftsanteile bzw. einer gemeinsamen Interessenvertretung der Schaumburger Anteilseigner durch einen Partner – möglicherweise den Landkreis – könnte Einfluss auf die grundsätz- liche Ausrichtung des rekommunalisierten Unternehmens genommen werden; dies vor allem im Hinblick auf eine kooperative und unterstützende Geschäftspolitik gegenüber den Bürgern, den Kom-

25 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg munen und den Stadtwerken. Entscheidend ist, dass das Unternehmen einen klaren Geschäftsauftrag zur kooperativen Gestaltung der Energiewende in der gesamten Region erhält.

Laufende Konzessionsverhandlungen sollten angesichts der Unsicherheiten über die Zukunft der E.ON Westfalen Weser AG sinnvollerweise ausgesetzt werden, bis die neue Eigentümerstruktur und die Geschäftspolitik geklärt sind. Auch wenn zwischenzeitlich Konzessionsverträge auslaufen sollten, entsteht so weder ein rechtloser Zustand noch eine Gefährdung der Versorgungssicherheit. In einem solchen Fall würde nach den alten Verträgen vorläufig weiter verfahren. Dagegen würde ein überstürzter, neuer Vertragsabschluss eine verfrühte Festlegung für bis zu 20 Jahre bedeuten. Konzessionsverträge bzw. Zusatzvereinbarungen zu diesen Verträgen sollten möglichst detaillierte Verpflichtungen der Konzessionsnehmer zur Unterstützung lokaler und regionaler Aktivitäten im Rahmen der Energiewende enthalten, z. B.:  Verpflichtung zur Unterstützung nicht nur eines kommunalen, sondern auch eines regionalen (landkreisweiten) Energiekonzepts,  Verpflichtung der Netzbetreiber zur anteiligen Mitfinanzierung einer zu gründenden Energie- und Klimaschutzagentur,  Verpflichtung, die Daten zur lokalen Energieerzeugung zeitnah, vollständig und korrekt an die bundesweiten Meldestellen und an die Kommune zu melden (wozu die Netzbetreiber laut EEG eigentlich verpflichtet sind, dem aber teilweise nur sehr unvollständig oder nachlässig nachkommen).

Angesichts der Erfordernisse eines regional integrierten Managements von Angebot und Nachfrage sollten verstärkt kooperative Strukturen zwischen allen Netzbetreibern im Kreisgebiet bzw. innerhalb des derzeitigen Gebiets der E.ON Westfalen Weser AG geschaffen werden – unter Wahrung eines individuellen Marktauftritts der Partner im eigenen Versorgungsgebiet (z. B. nach dem Modell der Stadtwerke Weserbergland GmbH). Für die Erschließung örtlicher bzw. regionaler Potenziale bei Effizienz und erneuerbaren Energien sollten verstärkt kommunale und / oder Bürgergesellschaften gegründet werden. Dies erhöht die in der Kommune bzw. in der Region verbleibende Wertschöpfung und ggf. auch die Akzeptanz seitens der Bürger.

26 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VI Handlungsfelder im Landkreis Schaumburg

Im Rahmen der Konzepterstellung wurden die folgenden Klimaschutzhandlungsfelder untersucht:

 Energieeffizienz in Gebäuden  Ausbau der erneuerbaren Energien  Energieeffizienz in Unternehmen  Klimafreundliche Mobilität  Kommunale Einrichtungen

Zu allen Themenfeldern wurden Fachworkshops durchgeführt, in denen Fachbeiträge und Best- practice-Ansätze präsentiert sowie Umsetzungshemmnisse und Lösungsansätze diskutiert wurden. Die Dokumentationen der Workshops sind auf der Website www.klimaschutz-schaumburg.de hinterlegt.

In den folgenden Kapiteln wird jeweils eine kurze Einordnung des jeweiligen Handlungsfelds vorge- nommen, der Status quo und die Bedeutung für den Klimaschutz im Landkreis Schaumburg beschrie- ben sowie die Handlungsansätze für die Umsetzung aufgeführt. Diese sind im Maßnahmenkatalog noch einmal detailliert beschrieben. Hinweis: In den Tabellen und Abbildungen sind nicht alle Zahlen mit Dezimalstellen dargestellt. Da diese gerundet wurden, können die Summen von dem Wert abweichen, der sich eigentlich ergeben müsste.

VI.1 Energieeffizienz in (Wohn-)Gebäuden

In sämtlichen Klimaschutz- und Energieszenarien kommt der energetischen Modernisierung des Gebäudebestands eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele zu (siehe Kap. II). Auf den Raumwärmebedarf der Gebäude (Wohn- und Nichtwohngebäude) entfallen etwa 40 % des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland. Dazu werden überwiegend fossile Energieträger eingesetzt, die damit gut ein Drittel der CO2-Emissionen verursachen. Durch den Einsatz marktverfügbarer Techno- logien lassen sich bis 90 % des heutigen Heizenergieverbrauchs ohne Einschränkungen des Komforts einsparen.

Anteile des Raumwärmebedarfs von Gebäuden an: Endenergieverbrauch gesamt ca. 40 %

CO2-Emissionen gesamt ca. 33 % Wirtschaftliches Einsparpotenzial: ca. 90 % Tab. VI-1: Anteile des Raumwärmebedarfs und Einsparpotenzial von Gebäuden

Im Energiekonzept 2050 der Bundesregierung ist die Zielsetzung formuliert, bis zum Jahr 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Dieses Ziel wird wie folgt definiert: Klimaneutral heißt, dass die Gebäude nur noch einen sehr geringen Energiebedarf aufweisen und der verbleibende Energiebedarf überwiegend durch erneuerbare Energien gedeckt wird. Für den Bestand soll ein Sanie- rungsfahrplan erstellt werden, der bis 2050 zu einer Minderung des Primärenergiebedarfs um 80 % führt. Bis 2020 soll eine Reduzierung des Wärmebedarfs um 20 % erreicht werden. Das Land Niedersachsen hat diese Zielsetzung in seinem Energiekonzept weitgehend übernommen. In diesem Kapitel wird der Schwerpunkt auf die Betrachtung des privaten Wohngebäudebestands gelegt. Auf die kommunalen Gebäude sowie auf die gewerblich genutzten Nichtwohngebäude wird an anderer Stelle im Konzept eingegangen.

27 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Abb. VI-1: Aufteilung des Energieverbrauchs auf Sektoren und Nutzungsarten in Deutschland; Quelle: dena, 2011; Bezugsjahr 2011

VI.1.1. Analyse im Landkreis Schaumburg Auf die privaten Haushalte entfielen im Jahr 2010 etwa 1.396.000 MWh, das entspricht 28 % der eingesetzten Endenergie (siehe Kap. III.2). Dieser Wert deckt sich in etwa mit dem bundesdeutschen (30 %) und dem niedersächsischen (28 %) Durchschnitt. In Deutschland liegt der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte damit in der Größenordnung der Industrie und des Verkehrs. Auf die privaten Haushalte im Landkreis entfallen 50 % der gesamten Wärmeenergie (1.200.000 MWh) und 32 % des Stromverbrauchs (225.000 MWh). Der mit Abstand größte Anteil des Verbrauchs entfällt mit 85 % auf die Wärmebereitstellung (Raumwärme und Warmwasser); auf den Stromverbrauch entfallen etwa 15 %. Im Jahr 2009 gab es im Landkreis Schaumburg 76.911 Haushalte. Das Gros mit knapp 74 % stellen – wie in ganz Niedersachsen – Ein- und Zwei-Personen-Haushalte. Die Anzahl der Wohngebäude wurde im Jahr 2010 mit etwa 43.000 beziffert, etwa 80 % der Wohngebäude sind Ein- und Zweifamilien- häuser. Knapp 70 % der Wohngebäude wurden vor der Einführung der 1. Wärmeschutzverordnung 1978 errichtet und befinden sich, gemessen nach den heutigen Effizienzkriterien, in einem energetisch schlechten Zustand. Dieser Wert deckt sich auch mit den Untersuchungen in den Energieversorgungs- konzepten für die Städte Bückeburg, Stadthagen, Obernkirchen und für die Samtgemeinde Eilsen, die von der E.ON Westfalen Weser AG und den Stadtwerken Schaumburg-Lippe erstellt wurden. Die Energieeinsparpotenziale durch Gebäudedämmung, durch die Modernisierung der Heizungstechnik und durch den Einsatz erneuerbarer Energien sind dementsprechend groß.

Nach Auswertung der CO2-Bilanz werden im Kreisgebiet noch über 90 % des Endenergieverbrauchs für Raumwärme durch fossile Brennstoffe gedeckt (siehe Kap. III.2). Erdgas hat dabei mit 50 % den größten Anteil, was dem Bundesschnitt entspricht. Auffallend ist der hohe Heizölanteil mit 41 % (Bundesdurchschnitt 29 %). Der Einsatz von Fernwärme spielt so gut wie keine Rolle im Landkreis.

Abb. VI-2: Anteile der Energieträger an der Wärmeerzeugung 2010

28 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Je nach dem Zeitpunkt des Aufbaus und der Verfügbarkeit des Erdgasnetzes in den Ortsteilen variieren die Anteile von Erdgas und Heizöl zwischen den Einheits- und Samtgemeinden. Flüssiggas hat nur in der Gemeinde Auetal (bisher kein Erdgasnetz) mit 6 % sowie in Eilsen (2,5 %) und in Rinteln (1,8 %) einen etwas größeren Anteil an den Brennstoffen. Beim Erdgasanteil ist Bückeburg mit 66 % unangefochtener Spitzenreiter und beim Heizöl wegen des nicht vorhandenen Erdgasnetzes die Gemeinde Auetal (85 %). Ein überdurchschnittlicher Anteil von Holz zur Raumwärmeerzeugung findet sich vor allem in Niedernwöhren, Sachsenhagen und Auetal. In den 19 Kehrbezirken im Landkreis wurden Feuerstättenzählungen vorgenommen, um die Struktur der Heizanlagen zu erfassen. In den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse zusammengefasst.

Baujahr bis Jan. 1979 Jan.1983 Okt.1988/ Jan.1998 Summe Größen- Dez. 1978 bis bis Okt. 1990 bis struktur Leis- Dez. 1982 Sep.1988/ bis Dez. 2009 tung Okt. 1990 Dez.1997 [kW] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [%] 11–25 68 179 1.039 2.341 4.005 7.632 38,9 25–50 962 1.346 1.874 3.207 3.069 10.458 53,3 50–100 214 90 132 464 244 1.144 5,8 > 100 50 28 56 123 123 380 1,9 Summe 1.294 1.643 3.101 6.135 7.441 19.614 100 In % 6,6 8,4 15,8 31,3 37,9 100 In % 6,6 15,0 30,8 62,1 100 (kumuliert) Tab. VI-2: Struktur (Anzahl und prozentualer Anteil nach Baualter und Leistung) der Heizungsanlagen für Öl im Landkreis Schaumburg

Baujahr bis Jan. 1979 Jan.1983 Okt.1988/ Jan.1998 Summe davon Größen- Dez. 1978 bis bis Okt.1990 bis Brennwert- struktur Leis- Dez. 1982 Sep.1988/ bis Dez. 2009 kessel tung Okt. 1990 Dez.1997 [Anzahl] [kW] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] absolut [%] [%] 11–25 409 835 2.871 8.025 7.659 19.799 5.465 27,6 38,9 25–50 125 444 926 2.311 2.874 6.680 2.478 37,1 53,3 50–100 56 60 160 339 356 971 223 23,0 5,8 > 100 40 52 99 216 237 644 62 9,6 1,9 Summe 630 1.391 4.056 10.891 11.126 28.094 8.228 29,3 100 In % 2,2 5,0 14,4 38,8 39,6 100,0 In % 2,2 7,2 21,6 60,4 100,0 (kumuliert) Tab. VI-3: Struktur (Anzahl und prozentualer Anteil nach Baualter und Leistung) der Heizungsanlagen für Gas im Landkreis Schaumburg

Ende 2009 waren 16 % der Ölkessel zwischen 20 und 27 Jahre alt, weitere ca. 8 % zwischen 28 und 31 Jahre und fast 7 % über 31 Jahre alt. Ein Drittel der Ölkessel ist in einem Alter jenseits der üblichen Abschreibungsdauer. Über 50 % der Ölkessel befinden sich außerdem in der Leistungsklasse 25–50 kW, was darauf hindeutet, dass ein großer Teil trotz akzeptabler Abgaswerte überdimensioniert und relativ ineffizient ist. Die mit Erdgas betriebenen Heizanlagen sind etwas weniger überaltert. Das liegt wohl überwiegend daran, dass das Erdgasnetz teilweise erst später ausgebaut worden ist. Die besonders effiziente Brenn- werttechnik kommt hier erst in etwa 30 % der Erdgasheizungen zum Einsatz. Deutlich wird auch ein relativ hoher Anteil an Holzfeuerungsanlagen.

29 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Heizungsanlagen Brennstoff Scheitholz Pellets Hack- Summe Größen- schnitzel struktur Leis- tung [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [Anzahl] [%] [kW] < 15 169 58 0 227 34,2 15–25 117 53 3 173 26,1 25–50 193 33 4 230 34,7 50–100 8 1 7 16 2,4 > 100 6 0 11 17 2,6 Summe 493 145 25 663 100 In % 74,4 21,9 3,8 In % 74,4 96,2 100 (kumuliert) Einzelfeuerungsanlagen (Kaminöfen) 2–15 11.142 Tab. VI-4: Struktur (Anzahl und prozentualer Anteil nach Brennstoff und Leistung) der Heizungsanlagen und Einzelfeuerungsanlagen für Holz im Landkreis Schaumburg

Etwa 15 % (34.000 MWh) des Stromverbrauchs, der auf die privaten Haushalte entfällt, wird für Heiz- stromzwecke eingesetzt (siehe Kap. III.2).

VI.1.2. Maßnahmen- und Handlungsempfehlungen Die prinzipielle Marktverfügbarkeit energieeffizienter technischer Lösungen bedeutet nicht, dass diese auch umgesetzt werden. Noch mehr als in anderen Bereichen der Energiewende bedarf es zur Erschlie- ßung der Potenziale im Gebäudebereich der Unterstützungsaktivitäten vor Ort in den Kommunen und auf Landkreisebene. Das Integrierte Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg räumt daher dem Handlungsfeld Energieeffizienz in Gebäuden einen breiten und prioritären Raum ein. Die dort vorgeschlagenen 12 Maßnahmen konzentrieren sich auf den Wärmebedarf im Wohngebäudebereich (siehe Kap. X sowie Dokument Maßnahmenkatalog).

Die CO2-Minderungsziele in diesem Handlungsfeld decken sich mit den Zielen der Bundesregierung und des Landes Niedersachsen, den Primärenergieeinsatz für Raumwärme bis 2050 um 80 % zu reduzieren. Der Maßnahmenkatalog zur Umsetzung des Klimaschutzkonzepts enthält für das Handlungsfeld „Energieeffizienz in Gebäuden“ als zentrale Empfehlung die Durchführung einer „Dachkampagne Energetische Gebäudesanierung“. Die Dachkampagne zur energieeffizienten Modernisierung hat Ein- und Zweifamilienhausbesitzer als Zielgruppe, und ist in folgende Einzelmaßnahmen gegliedert:  Runder Tisch Gebäudemodernisierung  Berateroffensive Energetische Gebäudemodernisierung  Datenbank für gute Beispiele  Fördermittelberatung  Expertenpool energieeffiziente Modernisierung  Förderung der Qualitätssicherung in der Planung und Ausführung von Baumaßnahmen  Wärmeatlas für den Landkreis Schaumburg: Wohngebietsanalyse und Gebäudetypologie

Inhaltlich fokussieren die Maßnahmen das Ziel, die zukunftsfähigen Standards der Modernisierung mit Passivhaus-bewährten Technologien beschleunigt in den regionalen Markt einzuführen. Ergänzend zu diesen Maßnahmen, die sich an Ein- und Zweifamilienhausbesitzer wenden, wird mit der Einrichtung eines Forums der Wohnungswirtschaft der Mietwohnungs- und Mehrfamilienhaussektor angesprochen.

30 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Als weitere Maßnahme sollte in diesem Handlungsfeld eine Stromsparkampagne mit den Hauptziel- gruppen „Mieter generell“ sowie „sozial schwache Haushalte“ eingerichtet werden. Für den Neubau wird vorgeschlagen, durch die Kommunen die Realisierung klimaneutraler Neubau- gebiete auf Basis des Passivhaus-Standards anzustreben. Als Modellprojekt mit Vorbildwirkung soll ein Projekt gemäß dem Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung – Zuschüsse für integrierte Quartierskonzepte und Sanierungsmanager” der KfW Bankengruppe in enger Abstimmung mit den Kommunen entwickelt werden. Ergänzend zu den Vorschlägen im Handlungsfeld „Kommunale Einrichtungen“, die sich mehr auf das Energiemanagement beziehen, sollte folgende vorbildhafte Initiative gestartet werden: Möglichst viele Gebietskörperschaften beschließen hinsichtlich ihrer eigenen Liegenschaften kommunale Selbst- verpflichtungen, Neubauten nur noch im Passivhaus-Standard und Sanierungen unter Einsatz von Passivhaus-Komponenten und Passivhaus-bewährten Technologien umzusetzen.

VI.2 Ausbau der erneuerbaren Energien Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist das zweite Standbein der Energiewende. Im Energiekonzept der Bundesregierung ist die Zielsetzung formuliert, den Strombedarf bis 2050 zu 80 % aus erneuerbaren Energien zu decken. Im Jahr 2011 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bundesweit bereits bei 20 %, in Niedersachsen sogar bei 39 %. Die Senkung der Treibhausgasemissionen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien betrug 2011 rund 130 Mio. t

CO2-Äquivalente. Davon entfielen 87 Mio. t vermiedene Treibhausgase auf den Stromsektor. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Einsparung bei der Wärmeerzeugung lag bei 37 Mio. t, und

die durch Biokraftstoffe eingesparte Menge an CO2-Äquivalenten betrug rund 5 Mio. t.

40 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Ziele: 2020 35 35

30

25 20,3

% 20 18

15 14 12,5 11,0 11,0 10 10 6,8 5,5 3,9 3,9 5 2,9 0,4 0 Anteil EE am gesamten Stromerzeugung Wärmebereitstellung Kraftstoffverbrauch Anteil EE am gesamten EEV (bezogen auf gesamten (bezogen auf gesamte (bezogen auf gesamten PEV 2) Bruttostomverbrauch) Wärmebereitstellung) Kraftstoffverbrauch)1)

Abb. VI-3: Anteile erneuerbarer Energien an der Energiebereitstellung in Deutschland; Quelle: BMU, 2012 1) bis 2002 Bezugsgröße Kraftstoffverbrauch im Straßenverkehr, ab 2003 der gesamte Verbrauch am Motorkraftstoff ohne Flugkraftstoff, Militär und Binnenschifffahrt 2) berechnet nach Wirkungsgradmethode

Erneuerbare Energien erschöpfen sich bei nachhaltiger Nutzung zwar nicht wie fossile und atomare Energien, dennoch sind sie ebenfalls nur in einem endlichen Umfang verfügbar (am deutlichsten sichtbar bei Holz und anderer Biomasse) und ihre Nutzung kann mit anderen Ansprüchen an Natur- räume (z. B. Wohnsiedlungen, Naturschutz) kollidieren. Zudem sind sie nicht überall in gleichem nutz- baren Umfang verfügbar. Gerade hier sind die örtliche und regionale Ebene gefordert, um Potenziale zu identifizieren und diese unter Abwägung von Nutzungskonkurrenzen einer Erschließung zuzu- führen. Zugleich ermöglicht die stärkere Regionalisierung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien eine stärkere regionale wirtschaftliche Teilhabe der Bürger und Betriebe vor Ort (Bürger-

31 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg windparks, Bürgerenergiegenossenschaften u. ä.). Auch aus Akzeptanzgründen ist eine Bürgerbeteili- gung am wirtschaftlichen Ertrag von Bedeutung. Im Folgenden wird zunächst der aktuelle Stand der erneuerbaren Energien im Landkreis Schaumburg beschrieben, daran schließen sich die Abschätzung der regionalen Potenziale sowie Handlungsempfeh- lungen an. Dabei wird zunächst die Stromerzeugung (Windkraft, Biogas, Photovoltaik), danach die Wärmeerzeugung (feste Biobrennstoffe, Solarthermie, Abwärme aus Biogasanlagen, Geothermie) aus erneuerbaren Energien betrachtet. Die Erzeugung von Biotreibstoffen für den Kraftfahrzeugbereich spielt im Kreisgebiet noch keine Rolle. VI.2.1. Status der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien Für die Erfassung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien liegt eine relativ gute Datengrund- lage vor. Diese erlaubt sowohl eine zeitliche Betrachtung der Entwicklung als auch die Differenzierung nach Einheits- und Samtgemeinden sowie Vergleiche mit anderen Gebietskörperschaften. Im Jahr 2010 hatte die regenerative Stromerzeugung im Landkreis Schaumburg einen Anteil von 15,7 % am gesamten Stromverbrauch. Dieser Anteil lag im Vergleich leicht unter dem Bundes- durchschnitt von 19 % und deutlich unter dem Anteil Niedersachsens (für das Jahr 2009) in Höhe von 22,7 % in. Der hohe Anteil für Niedersachsen ist insbesondere auf einen deutlich höheren Ausbaugrad der Windenergie in den küstennahen Bereichen des Landes zurückzuführen, und beträgt inzwischen 39 % (2012). Die folgende Grafik verdeutlicht die Entwicklung der installierten Leistung und der Einspeisung der regenerativen Stromerzeugung im Landkreis Schaumburg in den Jahren von 2000 bis 2011.4

Abb. VI-4: Entwicklung der installierten Leistung (links) sowie der Einspeisung (rechts) regenerativer Stromerzeugung im LK Schaumburg von 2000 bis 2011; Quelle: www.energymap.info

Im Kreisgebiet von Schaumburg setzte die regenerative Stromerzeugung mit dem Bau erster Wind- parks – nach ersten Pilotanlagen – ab 2001 richtig ein. Seit 2006 hat sich der Beitrag der Windkraft allerdings nicht weiter erhöht. Seit diesem Jahr tragen – ebenfalls nach kleinen Vorläufern – Biogas- anlagen in wachsendem Umfang zur regenerativen Stromerzeugung bei, der sich in letzter Zeit aber nur noch geringfügig erhöht hat. Dafür verzeichnete nach 2006 die photovoltaische Erzeugung von Strom eine wachsende Dynamik. Der Vergleich beider Grafiken macht zudem deutlich, dass Biogas- anlagen aufgrund höherer Vollnutzungsstunden einen größeren Anteil an der Einspeisung haben, als ihrem Anteil an der installierten Leistung entspricht. Bei der Photovoltaik ist dies genau umgekehrt.

4 Die Daten sind wegen unterschiedlicher Qualität der Meldungen durch die Netzbetreiber mit gewissen Fehlern behaftet. Die Einspeisung ist mit Durchschnittswerten berechnet.

32 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Die folgende Abbildung zeigt die Aufteilung der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im Landkreis Schaumburg.

Energieträger Verbrauch [MWh/a] andere 596.223 Wasser 546 Sonne 14.432 Biogas 45.986 Wind 40.344 697.532

Abb. VI-5: Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch im Landkreis 2010

Wasserkraft spielt eine untergeordnete Rolle. Eine Netzeinspeisung aus Klär- oder Deponiegas findet nicht statt. Die Stromerzeugung der mit Klärgas betriebenen BHKW der Kläranlage in Stadthagen wird ausschließlich zur Eigenstromversorgung genutzt. Große Unterschiede bestehen in der regenerativen Stromerzeugung und deren Anteil am Stromverbrauch in den Einheits- und den Samtgemeinden.

Einheits- und Wasser Sonne Biogas Wind Gesamt kWh/EW Anteil EE Samtgemeingen in % Gemeinde Auetal 0 1.043 5.196 4.969 11.209 1.787 64,4 Stadt Bückeburg 0 1.597 0 8 1.605 78 1,7 Stadt Obernkirchen 0 533 3.712 0 4.245 456 4,2 Stadt Rinteln 111 2.793 2.098 18 5.019 187 2,3 Kreisstadt Stadthagen 0 2.154 16.658 7.072 25.883 1.162 29,7 SG Eilsen 19 207 0 0 226 34 1,0 SG Lindhorst 0 917 35 7.179 8.131 1.014 67,9 SG Nenndorf 383 1.026 5.173 14.707 21.290 1.258 58,3 SG Niederwöhren 0 1.356 3.850 2.717 7.923 933 39,0 SG Nienstädt 0 521 383 0 904 87 3,6 SG Rodenberg 33 1.245 4.495 2.085 7.858 508 19,1 SG Sachsenhagen 0 1.040 4.386 1.588 7.015 742 30,0 LK Schaumburg 546 14.432 45.986 40.343 101.309 630 14,5 Tab. VI-5: Stromeinspeisung aus regenerativen Quellen in den Einheits- und Samtgemeinden des LK Schaumburg; Quelle: Angaben der Stromversorgungsunternehmen für das Jahr 2010

Entscheidende Größen für den rechnerischen Deckungsgrad ist der Anteil des Stromverbrauchs der Gewerbebetriebe sowie die (Frei-)Flächen. Hier bestehen deutliche Unterschieden zwischen den Einheits- und Samtgemeinden.

33 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Status Photovoltaik Die installierte Leistung und die Stromeinspeisung von Photovoltaikanlagen haben in Deutschland ins- gesamt in den letzten Jahren einen stürmischen Aufschwung genommen. Die Investitionsausgaben für Photovoltaikanlagen verdeutlichen die dynamische Entwicklung in diesem Markt. Im Jahr 2011 wurden rund 15 Milliarden Euro in PV-Anlagen investiert, wohingegen es für Windkraftanlagen 2,95 Milliarden Euro waren. Die installierte Leistung lag wie schon im Vorjahr bei 7.500 MW, die installierte Gesamt- leistung betrug 24,8 GW. Dies entsprach einem Anteil von 3,1 % an Photovoltaik-Strom am gesamten Stromverbrauch im Jahre 2011 in Deutschland. Unter den erneuerbaren Energien liegt der Anteil an der Stromerzeugung durch Photovoltaik bei 15 %, hinter der Windenergie und der Wasserkraft. Der dynamische Zubau der Photovoltaik trifft grundsätzlich auch auf den Landkreis Schaumburg zu.

26.000 26.000 24.000 Stromerzeugung [GWh] 24.000

22.000 installierte Leistung [MWp] 22.000 20.000 20.000 18.000 18.000 16.000 16.000 14.000 14.000

MW GWh 12.000 12.000 10.000 10.000

8.000 8.000

6.000 6.000

4.000 4.000

2.000 2.000

0 0 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Abb. VI-6: Entwicklung der installierten Leistung und der Netzeinspeisung von Photovoltaikanlagen in Deutschland; Quelle: BMU, Juli 2012

Die größten installierten Leistungen finden sich in den Städten Rinteln, Stadthagen und Bückeburg. Bezogen auf die installierten Watt pro Einwohner liegen die Gemeinde Auetal (mit 245) und die Samtgemeinde Niedernwöhren (mit 217) klar an der Spitze. Die Samtgemeinden Eilsen (mit 46) und Nienstädt (mit 68) bilden die Schlusslichter. Seit dem Stichtag 31.12.2010 sind in den letzten zwei Jahren zahlreiche große Anlagen insbesondere auf landwirtschaftlichen Gebäuden in Betrieb genom- men worden. Die installierte PV-Leistung Ende 2012 dürfte sich damit deutlich erhöht haben.

Tab. VI-6: Installierte Photovoltaik-Leistung absolut und je Einwohner in den Einheits- und den Samt- gemeinden des Landkreises Schaumburg; Quelle: Angaben der Stromnetzbetreiber im LK Schaumburg, Stand: 31.12.2010

34 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Ein bundesweiter Vergleich wird über die sogenannte Solarbundesliga (www.solarbundesliga.de), er- möglicht, die seit 2001 durchgeführt wird. Die installierte PV-Leistung wird hier interkommunal ver- glichen. Aus dem Landkreis Schaumburg beteiligen sich bislang die Stadt Rinteln und die Samtge- meinde Rodenberg an der Solarbundesliga; Rinteln liegt innerhalb Niedersachsens auf einem respektablen Platz 31 (von 137 Teilnehmern).5

Status Windkraft Die Windenergie nimmt die zentrale Rolle in der Stromerzeugung aus regenerativen Energien ein. Sie deckte im Jahr 2011 allein 7,6 % des gesamten deutschen Stromverbrauchs ab. Ende des Jahres 2011 waren 22.297 Windkraftanlagen installiert, die eine elektrische Leistung von 29.075 Megawatt (MW) lieferten. Den kleineren Anteil mit 108 MW lieferten dabei die Offshore-Windparks.6 Kurz- und mittel- fristig bietet die Windenergie an Land (Onshore-Windenergie) das wirtschaftlichste Ausbaupotenzial im Bereich erneuerbarer Energien. Die installierte Leistung von Windkraftanlagen legte von 2010 bis 2011 um 23 % zu. Der Beitrag, den die Windenergie 2011 zum Klimaschutz leistete, wird laut BMU mit Ein- sparungen von 34,2 Mio. t CO2-Äquivalenten angegeben. Die Ausbauziele für die Windenergie wer- den bis zum Jahr 2025 mit einem Anteil von 25 % an der Stromproduktion beschrieben, was schließ- lich zu einer CO2-Minderung von 20 % führen wird.

50.000 30.000 Stromerzeugung [GWh] 45.000 installierte Leistung [MW] 25.000 40.000

35.000 20.000 30.000

25.000 15.000 MW GWh 20.000 10.000 15.000

10.000 5.000 5.000

0 0 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Abb. VI-7: Entwicklung der installierten Leistung [MW] und der Netzeinspeisung [GWh] von Windenergieanlagen in Deutschland; Quelle: BMU, Juli 2012

Niedersachsen hat bis Mitte 2012 ca. 5.500 Windkraftanlagen mit einer erzeugten Gesamtleistung von fast 7.200 MW errichtet, allein ein Viertel der bundesweit installierten Leistung. Im Landkreis Schaum- burg stockt der Ausbau der Windenergie seit einigen Jahren.

5 Mit 189 Watt pro Einwohner hat die installierte Photovoltaik-Kapazität in Rinteln gegenüber Ende 2010 weiter zugenommen. Rodenberg dürfte – wie viele Kommunen am Ende des Rankings – äußerst unvollständige Zahlen geliefert haben. 6 Erneuerbare Energien 2011, S. 6

35 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Abb. VI-8: Windenergienutzung in Niedersachsen nach Landkreisen (Stand: Dez. 2010); Quelle: Deutsches Windenergie-Institut (entnommen aus dem Energiekonzept des Landes Niedersachsen, Februar 2012)

Die folgenden Abbildungen liefern einen Überblick über die Verteilung der Windenergieanlagen inner- halb des Landkreises. Die meisten Windenergieanlagen stehen in der Samtgemeinde Niedernwöhren, die größte Leistung ist in der Samtgemeinde Nenndorf installiert. In den Samtgemeinden Nienstädt und Eilsen sowie in der Stadt Obernkirchen sind keine Anlagen installiert, in der Stadt Rinteln nur eine Anlage mit 40 kW Leistung.

Abb. VI-9a: Regionale Verteilung der Windenergieanlagen im Betrieb nach Anzahl; Quelle: LK Schaumburg, Amt 63 / LA (Stand: Mai 2012)

36 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Abb. VI-9b: Regionale Verteilung der Windenergieanlagen im Betrieb nach Leistung; Quelle: LK Schaumburg, Amt 63 / LA (Stand: Mai 2012)

Generell entspricht die Leistungsstruktur der im Landkreis installierten Anlagen bei weitem nicht den Standards, die heute bei Neuinstallationen angestrebt werden, um den Windstrom möglichst kosten- günstig und unter rationeller Ausnutzung der verfügbaren Standorte zu erzeugen. 72 % der Windenergieanlagen haben eine Leistung kleiner als 1 MW, nur 28 % liegen in der Leistungsklasse von 1,8–2 MW, die heute bei Neuinstallationen mindestens angestrebt werden sollte. Die Entwicklung der Anlagengrößen wird in der Abbildung VI-10 verdeutlicht. Im Landkreis Schaum- burg besteht ein entsprechendes Potenzial an Repowering. Der Landkreis Schaumburg hat in seinem Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) von 2003 keine Vorranggebiete für Windkraftnutzung ausgewiesen, sondern dies den kommunalen Flächennutzungs- plänen überlassen. Allerdings hat der Landkreis im Rahmen der Neuaufstellung des Landschafts- rahmenplans die naturschutzfachlichen Bewertungsgrundlagen zur Standortwahl von Windenergie- anlagen im Kreisgebiet aufbereitet und in einer Karte dargestellt. Bis auf die Samtgemeinde Eilsen sowie die Städte Obernkirchen und Rinteln haben alle anderen Einheits- und Samtgemeinden Vorranggebiete für Windenergieanlagen in ihren Flächennutzungs- plänen ausgewiesen. Derzeit nicht vollständig ausgenutzte Potenziale bestehen nur noch in den SG Niedernwöhren und Nienstädt sowie in der Stadt Bückeburg. Für Insgesamt sechs Windenergieanlagen liegen dort rechtskräftige Bauvorbescheide vor. Aufgrund von Investorenanfragen laufen derzeit zahl- reiche Verfahren zur Änderung von Flächennutzungsplänen.

Abb. VI-10: Installierte Windenergieanlagen im Landkreis Schaumburg nach Größenklassen; Quelle: LK Schaumburg, Amt 63 / LA (Stand: Mai 2012)

37 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

60

2010 50 2011

40

30

Anzahl in% 20

10

0 < 1,5 1,5–1,8 2 2,1–2,9 3–5 ≥ 5

Installierte Leistung [MW]

Abb. VI-11: In Deutschland in den Jahren 2010 und 2011 errichtete Windenergieanlagen nach Leistungsklassen; Quelle: BMU

Status Strom aus Biomasse Biogene Energieträger werden in feste und flüssige Biomasse, Biogas, Deponie- und Klärgas sowie in den biogenen Anteil des Abfalls unterschieden. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit sind die biogenen Energieträger eine der wichtigsten Quellen zur regenerativen Stromerzeugung. Mit einem Anteil von rund 37 % unter den erneuerbaren Energien ist die Biomasse hinter der Windkraft die zweitwichtigste Ressource zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland. Bundesweit lag der Anteil der Biomasse an der Stromerzeugung bei 6,1 % (2010: 5,5 %). Die produzierte Energiemenge belief sich damit auf 36,9 Mrd. kWh. Der größte Anteil des Bioenergie-Stroms wird aus gasförmiger Biomasse produziert. Im Jahr 2011 konnten mit dem Strom aus den Blockheizkraftwerken der Biogasanlagen rund fünf Millionen Haus- halte versorgt werden. Von den 36,9 Mrd. kWh insgesamt wurden aus den 7.215 Biogasanlagen in Deutschland rund 17,5 Mrd. kWh in das Stromnetz eingespeist. Das entspricht einer jährlichen Strom- produktion von zwei Atomkraftwerken.

40.000 8.000 Stromerzeugung [GWh] 35.000 7.000 installierte Leistung [MW] 30.000 6.000

25.000 5.000

20.000 4.000 MW GWh 15.000 3.000

10.000 2.000

5.000 1.000

0 0 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Abb. VI-12: Entwicklung der installierten Leistung [MW] und der Strombereitstellung [GWh] aus Biomasseanlagen (einschließlich des biogenen Abfalls) in Deutschland; Quelle: BMU, Juli 2012

38 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

In Niedersachsen erlebt die Biogasbranche seit 2009 einen Aufschwung. Rund 18 % der bundesweiten Biogasanlagen befinden sich in Niedersachsen, wo etwa 24 % des Stroms aus Biogas erzeugt wird. Die niedersächsische Staatskanzlei erwartet bis zum Jahr 2020 eine Verdoppelung der bisherigen Biogas- kapazität, was einer Zunahme der installierten Leitung von 450 MW auf rund 900 MW entspräche. Zwischen den Jahren 2005 und 2007 gab es im Kreisgebiet einen starken Anstieg der Einspeisung aus Biomasse. Derzeit sind im Landkreis 18 Biogasanlagen in Betrieb, von denen 17 mit verschiedenen Kombinationen aus nachwachsenden Rohstoffen (Mais, Grasschnitt, Getreide) und Gülle und Hühner- trockenkot beschickt werden. Eine Anlage der Abfallwirtschaftsgesellschaft Schaumburg in Sachsen- hagen wird mit organischen Reststoffen aus dem Haus- und Gewerbemüll beschickt. Diese Anlagen speisten 2010 insgesamt knapp 46.000 MWh nach den Regeln des EEG ins Netz ein.

18 28 13 15 26 1 13 668 Friesland 7 8 31 Cuxhaven 24 Wittmund 0 1 0 Stade 7 87 Wilhelmshaven Aurich 3 5 6 63 7 8 4 Emden, Stadt 999We se rma rsch 42 16 19 7 8 6 338 Harburg 8 Ammerland 0 1 0 Leer Osterholz 49 53 Lüneburg 87 Oldenburg, Stadt 81 21 22 43 Delmenhorst, Stadt 12Rotenburg 20 20 7 32 26 8 9 15 7 Lüch-Dan 63 59 Verden 54 24 Soltau-Fallingbostel Uelzen Oldenburg 61 45 46 33 19 Cloppenburg 1013 13 19 34 21 17 10 25 28 40 13 9 7 Emsland Vechta Celle 24 28 Diepholz Gifhorn Gr.Bentheim 14 17 6 220 Osnabrück 15 15 10 10 Wolfsburg, Stadt Hannover 4 110 2 44 Peine 1 Osnabrück, Stadt Schaumburg Braunschweig, StadtHelmstedt 18 17 17 14 Salzgitter, Stadt7 8 1 4 1 Wolfenbüttel Hameln-Pyrmont Hildesheim Installierte elektrische Leistung 8 9 pro Landkreis in MW 443 1 0 bis unter 5 Holzminden Goslar 5 bis unter 10 11 10 bis unter 20 5 8 20 bis unter 30 001 30 bis unter 40 Northeim Osterode 40 bis unter 60 60 bis unter 70 778 BGA's Gesamt 2008 BGA's Gesamt in 2009 Göttingen BGA's in Planung, Genehmigung, imBau Stand 6.2010

Abb. VI-13: Biogasanlagen in Niedersachsen nach Landkreisen 2010; Quelle: 3N-Kompetenzzentrum

Die kreisweise Übersicht über Biogasanlagen in Niedersachsen zeigt, dass der Landkreis Schaumburg damit vergleichsweise im unteren Mittelfeld rangiert. Auch bei der für den Pflanzenanbau zur Biogas- erzeugung beanspruchten Ackerfläche liegt Schaumburg mit knapp 8 % unter dem Landesdurch- schnitt von 12 %. Kontrovers diskutiert werden der hohe Anteil des Maisanbaus und die Belange des Natur- und Land- schaftsschutzes (Stichwort Vermaisung), wobei Mais nicht nur für Biogasanlagen, sondern auch als Futtermais angebaut wird. Im Kreisdurchschnitt liegt der Maisanteil bei 11,6 % der Ackerfläche. Innerhalb des Landkreises variiert der Anteil zwischen etwa 20 % in den Samtgemeinden Eilsen und Sachsenhagen und 7 % in den Samtgemeinden Lindhorst und Nienstädt. Insgesamt wird die Biogaserzeugung im Landkreis Schaumburg in der Potenzialstudie des Projekts BioenergieRegion Weserbergand plus als im Allgemeinen unproblematisch und noch ausbaufähig eingeschätzt. Der Ausbau der Biogasnutzung sollte in jedem Fall umweltverträglich und in Abstimmung mit dem Natur- schutz erfolgen.

39 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

30%

25%

20%

15%

Landesdurchschnitt 12% der Ackerfläche

10%

5%

0%

Abb. VI-14: Pflanzenanbau für Biogaserzeugung in Niedersachsen 2010; Quelle: 3N-Kompetenzzentrum

VI.2.2. Status der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien In Deutschland deckten erneuerbare Energien im Jahr 2010 etwa 9,5 % des Wärmeverbrauchs ab. 82,4 % davon basieren auf dem Einsatz von Holzbrennstoffen, weitere 6,7 % auf der Nutzung von Biogas (als Abwärme aus der Stromerzeugung). Solarthermie, oberflächennahe Geothermie und Umweltwärme (über Wärmepumpen) tragen jeweils nur knapp unter 4 % bei. Die Datenlage zur Erfassung der Wärmeerzeugung aus erneuerbare Energien ist jedoch ungleich dürftiger als bei der Stromerzeugung. Tiefengeothermie und Pflanzenöle spielen im Landkreis keine Rolle.

0,2% 3,9% Feste Biomasse (Holz, Abfall) 3,8% 3,0% Oberflächennahe Geothermie und 6,7% Umweltwärme Tiefengeothermie

Solarthermie

Gesamt: 136

Milliarden KWh Flüssie Biomasse (Pflanzenöl, Schwarzlauge)

Biogas, Klärgas und Deoponiegas 82,4%

Abb. VI-15: Wärme aus erneuerbaren Energien in Deutschland 2010; Quelle: BMU, 2011

Wärmenutzung aus Holz Unter den biogenen Energieträgern wird hauptsächlich feste Biomasse eingesetzt. In diesem Sektor sind private Haushalte mit einem Anteil von rund 70 % die überwiegenden Nutzer. Dabei handelt es sich meist um Scheitholz und Holzpellets in Kaminen, Holzöfen und Holzpelletheizungen.

40 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Der weitverbreitete Gebrauch von fester Biomasse im privaten Bereich lässt sich sowohl auf den weiter ansteigenden Heizölpreis zurückführen als auch auf die Vorgaben des EEWärmeG, indem unter anderem vorschrieben ist, dass Besitzer neuer Wohngebäude einen gewissen Anteil ihrer Wärme aus regenerativ erzeugter Wärme beziehen müssen. Daher ist gerade der Einsatz von Holzpelletheizungen in neu errichteten Ein- und Zweifamilienhäusern besonders häufig verbreitet. Der Holzverbrauch in Niedersachsen, der eine Energiemenge von rund 5.500 GWh liefert, entspricht rund 4 % des Heizöl- und Erdgasverbrauchs, der zur Niedertemperaturwärmeerzeugung eingesetzt wird.7

Abb. VI-16: Entwicklung des stofflichen und energetischen Holzverbrauchs in Deutschland, Quelle: BioenergieRegion Weserbergland plus

Im Zeitraum von 2002 bis 2008 hat im Kreisgebiet die traditionelle Scheitholznutzung um etwa 20 % zugenommen, die installierten Feuerungsleistung stieg von knapp 21.000 kW auf 25.000 kW. Die Anzahl der Pelletheizungen hat sich im gleichen Zeitraum zwar dynamisch entwickelt, allerdings von einem vergleichsweise sehr niedrigen Niveau. Zusammen mit den Hackschnitzelheizungen machen die modernen Holzheizungen nur etwa 1,2 % der Ende 2008 insgesamt installierten Feuerungsleistung an Holzheizungen aus. Der Anteil der Holzbrennstoffe an der Wärmeerzeugung beträgt im Kreisgebiet etwa 6 %.

Abb. VI-17: Entwicklung der installierten Feuerungsleistung an Holzheizungen im Landkreis Schaumburg; Quelle: BioenergieRegion Weserbergland plus: Potenzialstudie Biomasse

7 www.erneuerbare-energien-niedersachsen.de/bioenergie

41 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Wärmenutzung aus Biogasanlagen Die Abwärmenutzung aus Biogasanlagen kann derzeit nicht exakt quantifiziert werden. In verschie- denen Liegenschaften im Landkreis findet eine Wärmenutzung aus Biogas-BHKW statt: Auetal (Sport- halle), Rolfshagen (Kita), Bad Nenndorf (Hallenbad), Möllenbeck (Stallungen und Wohnhäuser), Rinteln (Berufsbildende Schule), Sachsenhagen (Grundschule) und Stadthagen (Hallenbad Tropicana sowie Gewerbebetriebe). Wärmenutzung aus Solarthermie Der Flächenzuwachs solarthermischer Anlagen hat sich seit dem Jahr 2000 bundesweit deutlich beschleunigt. Von 1990 bis 2000 wuchs die Gesamtfläche um 1,13 Mio. m2, in den folgenden zehn Jahren dann noch einmal um 3,94 Mio. m2 (Abb. VI-18). Dennoch liegt der Beitrag zum gesamten Niedertemperatur-Wärmebedarf im Jahr 2010 in Deutschland trotz beachtlicher 5,2 Mrd. kWh nur bei 3,8 %. Der Umfang der Niedertemperatur (NT)-Wärmebereitstellung aus Solarthermie im Kreisgebiet ist nicht genau bekannt. ECORegion berechnet den Anteil der Solarthermie am Endenergieverbrauch pauschal mit gut 8.000 MWh, das entspricht einem Anteil von 0,3 % des Endenergieverbrauchs (ohne Verkehr) oder von 0,4 % am NT-Wärmebedarf im Landkreis Schaumburg. Aus einer Auswertung der vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zwischen 2001 und 2010 geförderten Solarthermie-Anlagen sind die Anzahl und die Fläche der in diesem Zeitraum im Kreisgebiet errichteten Anlagen bekannt: In diesem Zeitraum wurden 2.024 Anlagen mit insgesamt 15.773 m2 installiert. Da bei bestehenden Fördermöglichkeiten wohl kaum Anlagen ohne BAFA- Förderung installiert worden sind, dürften diese Zahlen für den besagten Zeitraum vermutlich alle Anlagen erfassen. Über den Zeitraum zuvor ist nichts bekannt. Allerdings ist davon auszugehen, dass bereits seit Mitte der 1980er Jahre Solarthermie-Anlagen im Landkreis Schaumburg installiert wurden.

Kollektor- Samtgemeinde / Kollektor- Anlagen- Einwohner fläche Einheitsgemeinde fläche [m2] anzahl 2010 [m2 je Einw.] Nenndorf 1.778 208 16.291 0,109 Rodenberg 2.094 281 15.469 0,135 Sachsenhagen 1.482 174 9.453 0,157 Stadthagen 1.709 211 22.272 0,077 Bückeburg 1.449 190 20.491 0,071 Obernkirchen 781 102 9.290 0,084 Nienstädt 1.394 194 10.369 0,134 Lindhorst 1.110 143 8.016 0,138 Eilsen 487 60 6.714 0,073 Niedernwöhren 1.470 180 8.488 0,173 Rinteln 2.689 364 26.879 0,100 Auetal 1.095 136 6.274 0,174 Landkreis 17.537 2.243 160.636 0,109 Schaumburg Tab. VI-7: Vom BAFA zwischen 2001 und 2010 geförderte Solarthermieanlagen; Quelle: BAFA-Abfrage und eigene Berechnungen

Mit der von der BAFA geförderten installierten Kollektorfläche lassen sich etwa 6.500 MWh Nieder- temperatur-Wärme pro Jahr im Landkreis bereitstellen, was ungefähr dem bundesdeutschen Durch- schnitt entspricht.

42 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

6.000 18.000

Wärmebereitstellung [GWh] 5.000 15.000 installierte Fläche, kumuliert [m²]

4.000 12.000

3.000 9.000 m² GWh

2.000 6.000

1.000 3.000

0 0 1990 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2011

Abb. VI-18: Entwicklung der Kollektorfläche und Wärmebereitstellung aus solarthermischen Anlagen in Deutschland 1990–2011

VI.2.3. Potenziale der erneuerbaren Energien Der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien lag im Jahr 2010 im Landkreis Schaumburg bei etwa 15 % und damit leicht unter dem bundesdeutschen und deutlich unter dem nieder- sächsischen Durchschnitt. Um die Ziele der Energiewende zu erreichen, ist es notwendig, gerade in den ländlich geprägten Regionen höhere Anteile beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu erreichen als in den Ballungsräumen. Ein Ziel der Klimaschutzstrategie für den Landkreis Schaumburg besteht aus diesem Grunde darin, den Ausbau regenerativer Stromerzeugung im Kreisgebiet in Zukunft stärker als im Durchschnitt zu entwickeln. Im Folgenden werden die Ausbaupotenziale der Photovoltaik, der Windenergie und der Strom- erzeugung aus Biomasse für den Landkreis abgeschätzt. Der zweite Teil dieses Kapitels behandelt die Potenziale zur Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien. Photovoltaik Begrenzende Faktoren für den Ausbau der Photovoltaik (PV) sind die Verfügbarkeit geeigneter Dach- und Freiflächen sowie die Rahmenbedingungen des EEG. Sinnvoll kann die Anlage eines Dachflächen- katasters sein, wie sie im Landkreis Osnabrück umgesetzt wurde. Für die Ausschöpfung der PV-Potenziale wird eine gleichmäßige Entwicklung über den gesamten Betrachtungszeitraum bis 2050 angenommen. Dabei wird ein jährlicher Zubau der installierten Leistung um 5,5 MW angesetzt (die gesamte im Jahr 2010 installierte Leistung betrug 21,6 MW, der Zubau gute 11 MW). Dies entspricht einer zusätzlichen jährlichen Einspeisung von 3,8 GWh (Stand 2010: 14,4 GWh). Vor dem Hintergrund des Wachstumsbooms der Photovoltaik sind diese Annahmen moderat und trotz der Novellierungen des EEG tragfähig. Windenergie Das Potenzial für den mittelfristigen Onshore-Windenergieausbau in Niedersachsen wurde vom Deut- schen Windenergie-Institut GmbH (DEWI) detailliert und landkreisscharf ermittelt. Grundlage dafür waren die Angaben der Landkreise, kreisfreien Städte, Gewerbeaufsichtsämter und Netzbetreiber. Die

43 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Ergebnisse wurden kreisweise aufbereitet.8 In der Summe wurde das Potenzial bis zum Jahr 2015 mit 10.046 MW angegeben, womit rund 40 % des Stromverbrauchs in Niedersachsen gedeckt werden könnten. Für den Landkreis Schaumburg wurde bis 2015 eine zu erwartende Windenergieleistung von insgesamt 66 MW ausgewiesen. Bei einem Workshop im Februar 2012 im Rahmen des Integrierten Klimaschutzkonzepts für den Landkreis hat die Firma Wind & Energieverbund Schaumburg das aus ihrer Sicht nutzbare Wind- energiepotenzial im Landkreis Schaumburg präsentiert. Dabei wurden schrittweise Ausschlusskriterien auf die Gesamtfläche des Kreisgebiets angewendet und so die potenziell für die Windenergieerzeu- gung geeigneten Flächen ermittelt. Ausgegangen wurde von folgenden Bedingungen: Windenergie- anlagen mit etwa 150 m Gesamthöhe und 2–3 MW Leistung; Abstand zu Wohngebieten von 800 m bzw. zu Einzelgebäuden im Außenbereich von 400 m; Landschaftsschutzgebiete (obwohl im Landkreis sehr zahlreich ausgewiesen) waren pauschal kein Ausschlusskriterium. Es wurden sowohl Eignungs- gebiete ohne Restriktionen als auch potenzielle Eignungsgebiete mit Vorbehalten ermittelt. Demnach verbleiben 800 ha ohne erkennbare Restriktionen für die potenzielle Windenergienutzung und 900 ha in Landschaftsschutzgebieten: insgesamt also 1.700 ha oder 2,5 % der Landkreisfläche. Würden diese Flächen idealtypisch mit Windenergieanlagen belegt, ließen sich potenziell rund 580 GWh/a erzeugen (83 % des derzeitigen Stromverbrauchs im Landkreis). Berücksichtigte man nur die Flächen außerhalb der Landschaftsschutzgebiete, reduzierte sich die mögliche Erzeugung auf 270 GWh/a (39 % des derzeitigen Stromverbrauchs). Hierbei wird deutlich, wie wichtig die optimale Ausnutzung des knappen für Windenergie geeigneten Flächenangebots ist, um einen bedeutsamen Beitrag zur regenerativen Stromversorgung zu leisten. Stromerzeugung aus Biomasse In der Potenzialstudie des Projekts BioenergieRegion Weserbergland plus wird die Stromerzeugung aus Biogasanlagen im Landkreis als ausbaufähig eingeschätzt. Generell wird eine Verdoppelung der Stromerzeugung für möglich gehalten. Die Maisanbaufläche könnte sich dadurch auf etwa 18 % der Ackerfläche erhöhen, zuzüglich etwa 5 % für den Futtermaisanbau, wenn nicht andere Einsatzstoffe verstärkt mobilisiert werden können. Ein weiterer Ausbau der Bioenergienutzung sollte in jedem Fall umweltverträglich und in Abstimmung mit dem Naturschutz erfolgen. Die Potenzialschätzung sieht eine Steigerung der Stromerzeugung aus Biogas im Kreisgebiet von rund 46.000 MWh im Jahr 2010 auf rund 90.000 MWh für das Jahr 2020 vor. Der Beitrag zum Gesamt- stromverbrauch im Landkreis würde damit von derzeit knapp 7 % auf etwas über 13 % ansteigen. Statt der direkten Verstromung des erzeugten Biogases vor Ort besteht zukünftig auch die Option der Einspeisung von weiterbehandeltem Biogas als Biomethan in das Erdgasnetz. Für Biogas wird die Erschließung des identifizierten Potenzials (Verdoppelung) bis zum Jahr 2030 angenommen. Danach wird sich dieses Potenzial aus heutiger Sicht nur noch geringfügig durch Nutzungsgradverbesserungen steigern lassen. Den wichtigsten Beitrag zur regenerativen Stromversorgung im Landkreis Schaumburg muss die Wind- energie leisten. Trotz der Restriktionen besteht ein ausreichendes Potenzial, zumindest das Ziel einer bilanziellen 100 %-Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zu erreichen. Im Szenario wird das vorläufig identifizierte Potenzial außerhalb von Landschutzschutzgebieten von 270 GWh/a bis 2020 angenommen, das zu zwei Drittel realisiert werden kann. Der Rest sowie weitere Potenziale innerhalb von Landschaftsschutzgebieten (zusätzlich 225 GWh/a von identifizierten 310 GWh/a) könnten bis 2030 erschlossen werden. Für die Zeit danach wird nur noch eine geringfügige weitere Steigerung der Windstromeinspeisung durch Repowering angenommen. Nach diesem Szenario könnte der Beitrag der erneuerbaren Energien zum Stromverbrauch bis 2020 auf annähernd 50 % und bis 2030 auf etwa 100 % gesteigert werden. Bis zum Jahr 2050 ist eine weitere Steigerung auf etwa 125 % möglich.

8 Studie der DEWI GmbH Deutsches Windenergie-Institut im Auftrag der E.ON Netz GmbH, Kurzfassung, Juli 2010 (http://www.dewi.de/dewi/index.php?id=160&L=1 )

44 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Zusammenfassung: Potenziale der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung

Stromver- brauch 2010 2020 2030 2050 2010 GWh/a GWh/a % GWh/a % GWh/a % GWh/a % PV 14,4 2,1 53 7,6 91 13,0 168 24,1 Wind 40,3 5,8 180 25,8 495 71,0 580 83,2 Biogas 46,0 6,6 68 9,7 90 12,9 100 14,4 697,5 100,7 14,4 301 43,2 676 96,9 848 121,6 Tab. VI-8: Stromerzeugungspotenziale aus erneuerbaren Energien im Landkreis Schaumburg 2010 – 2050 (eigene Berechnungen)

Potenziale der regenerativen Wärmeerzeugung Das Energiekonzept der Bundesregierung vom 28. September 2010 enthält – anders als beim Strom – keine expliziten Zielsetzungen zur angestrebten regenerativen Wärmeerzeugung. Es werden lediglich Zielwerte für den Anteil der Erneuerbaren am gesamten Endenergieverbrauch, für die angestrebte Effizienzverbesserung in diversen Bereichen und für die angestrebte Gesamtreduktion der Treibhausgasemissionen genannt.

2020 2030 2040 2050 Anteil EE an 18 % 30 % 45 % 60 % Endenergie*) *) Anteil am jeweils abnehmenden Energiebedarf Tab. VI-9: Angestrebte Anteile erneuerbarer Energien am Endenergiebedarf laut Energiekonzept der Bundesregierung vom 28. September 2010

Im vorliegenden Klimaschutzkonzept werden die möglichen Potenziale der wichtigsten regenerativen Wärmequellen im Landkreis Schaumburg abgeschätzt und mit der ebenfalls angestrebten deutlichen Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude verknüpft. Generell wird der Niedertemperatur(NT)- Bedarf für Raumheizung und Warmwasser berücksichtigt, der Prozesswärmebedarf mit höherem Temperaturniveau in Industrie und Gewerbe wird nicht betrachtet. Wärme aus Holz Für das Ausgangsjahr 2010 wurde für den Landkreis Schaumburg ein Holzverbrauch zur Wärmeer- zeugung von 63.900 Festmetern ermittelt, womit etwa 153.000 MWh9 an Wärme bereitgestellt wurden. An der Bereitstellung der NT-Wärme hat Holz einen Anteil von 6,3 %. Etwa 75 % der Wärmeerzeugung aus Holz findet über die Scheitholzfeuerung statt. In Zukunft ist eine weitere Zunahme von modernen, vollautomatischen Pellet- und Hackschnitzelheizungen zu erwarten. Der schwer zu ermittelnde Holzeinsatz in Einzelfeuerstätten (Kaminöfen u. ä.) könnte einerseits bei einem weiteren Anstieg der Brennstoffpreise zunehmen. Andererseits gibt es in der Region bereits deutliche Verknappungstendenzen bei der Beschaffung von preiswertem Brennstoff über die Forstämter. Die weiter oben erwähnte Potenzialstudie Biomasse konstatiert für die Region Weserbergland im Mittel ein theoretisches Energieholz-Potenzial von 3,9 srm / ha10, das jährlich nachhaltig entnommen werden kann. Im Landkreis Schaumburg wird mit Ausnahme von Stadthagen jedoch ein höheres

9 Eine geringe Abweichung zu den rd. 149.000 MWh in der Gesamtbilanz des Energieträgereinsatzes für die NT- Wärmebereitstellung beruht auf verschiedenen Berechnungsmethoden und ist in der Größe irrelevant. 10 smr: Schüttraummeter

45 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Potenzial von 5–6 srm/ha identifiziert. Ausgehend von 5,5 srm / ha, könnten aus den 17.513 ha Wald im Landkreis Schaumburg theoretisch knapp 100.000 Schüttraummeter pro Jahr entnommen werden. Dieses maximale theoretische Potenzial muss jedoch aufgrund folgender Nutzungshemmnisse im Mittel um 50 % vermindert werden:  Hangneigung im Bergland u. ä.  Natur- und Landschaftsschutz  Klein- und Kleinstprivatwaldstruktur

Im Landkreis Schaumburg sind 557 ha Waldfläche als Naturschutzgebiet (davon 449 ha in Rinteln) und 2.040 ha als FFH-Gebiet (überwiegend in Niedernwöhren, Rinteln, Bückeburg und Sachsenhagen) ausgewiesen. Zudem sind fast 70 % der gesamten Waldfläche Privatwald, in dem das Energieholzpotenzial – abge- sehen von den wenigen großen Privatwaldbetrieben – nur ansatzweise genutzt wird. Die niedersäch- sischen Landesforsten nutzen dagegen ihr Potenzial bereits recht gut und sehen deshalb nur geringe Möglichkeiten, ihre Produktion auszuweiten. Unter Berücksichtigung der Hemmnisse stünden im Kreisgebiet damit etwa 50.000 srm/ha zur Verfü- gung. Der Vergleich mit der tatsächlichen Holznutzung zeigt, dass auch Energieholz von außerhalb im größeren Umfang zum Einsatz kommen dürfte. Das betrifft wohl insbesondere Holzpellets und Hack- schnitzel. Allerdings sehen die befragten Referenzbetriebe durchweg noch Steigerungsmöglichkeiten bei der Energieholzgewinnung. In den Annahmen für die Nutzung als Energieholz wird von einer moderaten Zunahme von ca. 150.000 MWh/a an Niedertemperatur(NT)-Wärme bis zum Jahr 2050 auf 200.000 MWh/a ausgegangen. Wärmenutzung aus Biogasanlagen Im Jahr 2010 fielen im Landkreis Schaumburg etwa 60.000 MWh an Abwärme bei der Stromerzeu- gung in Biogasanlagen an, von denen geschätzt 37 % für die externe Versorgung genutzt werden. Bei einer angenommenen Steigerung der Stromerzeugung aus Biogas und mit einer weiteren An- nahme der Steigerung des Anteils der genutzten Abwärme, könnte deren Beitrag zum heutigen NT- Wärmebedarf von derzeit 0,9 % auf 5,3 % im Jahr 2050 ansteigen. Wenn der NT-Wärmebedarf bis 2050 durch Effizienzverbesserungen auf etwa 60 % gesenkt werden kann, könnte der Beitrag der Abwärme aus der Biogas-Stromerzeugung gegenüber heute auf knapp 10 % erhöht werden. Das heißt, zukünftig kann die Nutzung der Abwärme aus der Biogas-Verstromung einen nennenswerten Beitrag zur Wärmeversorgung leisten.

2010 2020 2030 2050 [GWh/a] %*) [GWh/a] %*) [GWh/a] %*) [GWh/a] %*) Stromerzeugung 46,0 68 90 110 aus Biogas Gesamtabwärme 59,8 88,4 117,0 143,0 Nutzungsgrad der 37 50 60 70 Wärme in % genutzte 22,1 1,2 44,2 2,3 70,2 3,7 100,1 5,3 Abwärme NT-Wärmebedarf 1.900 *) Beitrag zum NT-Wärmebedarf in 2010 in % 2010 in GWh/a Tab. VI-10: Szenario einer möglichen Entwicklung der Wärmenutzung aus Biogasanlagen im Landkreis Schaumburg

46 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Wärmenutzung aus Solarthermie Die aktuelle EU-geförderte Studie „Potential of Solar Thermal in Europe“11 entwickelt für drei Szena- rien (2020, 2030 und 2050) die Beiträge der Solarthermie zum NT-Wärmebedarf:  BAU (Business as usual) = niedriges Entwicklungstempo  AMD (Advanced Market Deloyment) = mittleres Entwicklungstempo  RDP (Full R&D and Policy Scenario) = hohes Entwicklungstempo.

Ausgehend von einer installierten spezifischen Kollektorfläche von 0,1 m2 pro Einwohner im Jahr 2006, zeigen die Szenarien folgende mögliche Entwicklung. Die Annnahmen zur installierten Kollektor- flächen sind die entscheidenden Stellgrößen.

2006 2020 2030 2050 niedriges 0,1 0,5 1,3 2,0 Entwicklungstempo mittleres 0,1 1,0 2,7 5,3 Entwicklungstempo hohes 0,1 1,5 4,0 8,0 Entwicklungstempo Tab. VI-11: Entwicklung der installierten Kollektorfläche je Einwohner in drei Szenarien; Quelle: Studie Potential of Solar Thermal in Europe, 2010

Für den Beitrag der Solarthermie im Landkreis Schaumburg an der Wärmebereitstellung wird von einem niedrigen Entwicklungstempo ausgegangen.

2006 2020 2030 2050 Installierte qm je Einwohner 0,1 0,4 1,5 4,5 Gesamte installierte qm 16.000 64.000 240.000 720.000 Solarthermie-Erzeugung in MWh/a (bei 375 kWh/qm) 6.000 24.000 90.000 270.000 NT-Wärmebedarf (MWh) *) 1.900.000 1.710.000 1.520.000 1.140.000 Solarthermie-Anteil am NT-Wärmebedarf in % 0,3 1,4 5,9 23,7 *) Annahme: NT-Wärmebedarf lässt sich pro Dekade um 10 % reduzieren Tab. VI-12: Szenario einer möglichen Entwicklung der Solarthermie zum NT-Wärmebedarf im Landkreis Schaumburg

Man sieht, dass trotz der angenommenen beträchtlichen Steigerungsrate bei den installierten Solar- thermieanlagen (etwa um den Faktor 4 in den ersten beiden Dekaden) ein höherer Beitrag zur Deckung des NT-Wärmebedarfs erst auf längere Sicht und bei gleichzeitiger Erschließung der Effizienz- potenziale von jeweils 10 % pro Dekade geleistet werden kann.

Zusammenfassung der Wärmepotenziale Die drei erneuerbaren Wärmequellen – Holz, Biogas und Solarthermie – könnten zusammen bis 2050 ihren absoluten Beitrag fast verdreifachen. Wenn der NT-Wärmebedarf im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 10 % je Dekade reduziert würde, könnte sich der Anteil der Wärme aus erneuerbaren Energien am NT-Wärmebedarf von knapp unter 10 % im Jahr 2010 bis zum Jahr 2050 auf knapp unter 40 % etwa vervierfachen.

11 Werner Weiss (AEE-Institute for Sustainable Technologies, Gleisdorf / A); Peter Biermayr (Vienna University of Technology, Wien): Potential of Solar Thermal in Europe, 2010 (EU-funded project RESTMAC, TREN/05/FP6EN/S07.58365/020185)

47 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Energiequelle 2010 2020 2030 2050 [MWh/a]

Holz 150.000 160.000 170.000 200.000

Abwärme 22.100 44.200 70.200 100.100 aus Biogas

Solarthermie 6.000 24.000 90.000 270.000

Summe EE-Wärme 180.110 230.220 332.230 572.150

NT-Wärmebedarf*) 1.900.000 1.710.000 1.520.000 1.400.000

Anteil EE-Wärme am NT-Wärme- 9,5 13,5 21,9 40,9 bedarf in % Tab. VI-13: Wärmebereitstellungspotenziale aus erneuerbaren Energien im Landkreis Schaumburg bis 2050, Eigene Berechnungen

Potenzielle Beiträge zur Deckung des Wärmebedarfs über die oberflächennahe Geothermie sowie den Einsatz von Wärmepumpen wurden an dieser Stelle nicht betrachtet. Der Anteil der Wärmepumpen ist durch die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich (Kap. VI-1) berücksichtigt worden.

VI.3 Handlungsfeld Energieeffizienz in Unternehmen Die Bereiche Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher (GHD) sowie der Industrie- sektor haben bundesweit einen Anteil von 15 % bzw. 29 % am Endenergieverbrauch. Im GHD-Bereich werden alle Verbrauchsgruppen zusammengefasst, die nicht der Industrie, den privaten Haushalten oder dem Verkehr zuzuordnen sind. Der Sektor ist sehr heterogen und umfasst ganz unterschiedliche Akteure vom Handel über das Handwerk bis zu Dienstleistungsunternehmen. Der Energieverbrauch von Handwerksbetrieben sowie von produzierenden und verarbeitenden Unter- nehmen mit weniger als 20 Beschäftigten (industrielle Kleinbetriebe) wird ebenfalls dem GHD-Bereich zugeordnet. Trotz der Vielfalt der Akteure ist die Verbrauchsstruktur im Vergleich zum Industriesektor relativ homogen. Bei Dienstleistungsbetrieben überwiegen der gebäudebezogene Energieverbrauch sowie ein steigender Stromanteil für Geräte, Informations- und Kommunikations-Ausstattung (IuK), Beleuchtung und Klimatechnik. Im Handel und in Gewerbebetrieben finden verbreitete Querschnittstechnologien (Druckluft, Motoren, Beleuchtung, Lüftung, Kühlung) ihre Anwendung. Im Industriesektor werden Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes mit über 20 Beschäftigten zusam- mengefasst. Dazu zählen insbesondere Branchen wie Kraftfahrzeugindustrie, Ernährung, Chemische Industrie, Metallverarbeitung und Maschinenbau. Die Verbrauchsstruktur ist abhängig von der Branche und der Produktpalette und damit sehr heterogen; der Energieeinsatz in der Prozesstechnik überwiegt. Die Endenergie wird zu 70 % für die Prozesswärmeerzeugung, zu etwa 20 % für die Bereitstellung mechanischer Energie sowie zu etwa 10 % für die Raumwärme eingesetzt. Energieeinsparung und die Steigerung der Energieeffizienz sind die zentralen Ansätze in Industrie und GHD. Laut Zielsetzungen des Energiekonzepts 2050 der Bundesregierung soll der Primärenergie- verbrauch bis 2020 um 20 % und bis 2050 um 50 % gegenüber dem Jahr 2008 sinken. Zur Erschlie- ßung der Effizienz- und Einsparpotenziale steht auf Bundes- und Landesebene eine Reihe von Angebo- ten zur Verfügung, insbesondere Förderprogramme. Obwohl die Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld günstig sind, bestehen vielfältige Umsetzungshemmnisse gerade in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

48 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VI.3.1. Analyse im Landkreis Schaumburg Im Bereich Wirtschaft betrug der Endenergieverbrauch im Landkreis Schaumburg im Jahr 2010 insgesamt 1.574.919 MWh, das entspricht 31 % des gesamten Endenergieverbrauchs (siehe Kap. III.2). Davon entfallen auf die Industrie 22,8 % und auf den GHD-Bereich 9,2 %, und damit deutlich gerin- gere Werte als im Bundesdurchschnitt. Der Bereich Wirtschaft ist im Landkreis für 32 % der CO2-Emis- sionen verantwortlich, ebenfalls deutlich weniger als der Durchschnitt im Bund und oder im Land Niedersachsen mit 56 %. Der Gesamtwärmeverbrauch im Landkreis betrug im gleichen Jahr etwa 2.360.000 MWh, wovon auf den Bereich Wirtschaft 47 % (1.122.000 MWh) entfielen. Betrachtet man den Stromverbrauch im Landkreis mit insgesamt 697.532 MWh, so entfallen auf den Bereich Wirtschaft allein 446.932 MWh oder 64,1 %.

Abb. VI-19: Anteile am Stromverbrauch nach Sektoren im Landkreis 2010

Die Anzahl der Erwerbstätigen im Landkreis Schaumburg ist in den letzten Jahren tendenziell leicht rückläufig. Die folgende Abbildung enthält neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch die im Landkreis beschäftigten Beamten sowie die Selbstständigen, Freiberufler und geringfügig Beschäftigten.12

Abb. VI-20: Erwerbstätige im Landkreis Schaumburg von 1990 bis 2010

Erwerbstätigenzahlen nach Wirtschaftszweigen Die Erwerbstätigendaten werden nach Wirtschaftszweigen erhoben. Da die Anzahl der Selbstständigen bzw. der mithelfenden Familienangehörigen, Beamten und Freiberufler und geringfügig Beschäftigten in der Statistik nicht vorliegt, wurde bei den Beschäftigtendaten in den einzelnen Wirtschaftszweigen

12 Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen

49 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg jeweils ein 30 %-Aufschlag eingerechnet. Die folgende Abbildung zeigt, wie sich die Erwerbstätigen im Jahr 2010 auf die einzelnen Wirtschaftssektoren verteilen.

Abb. VI-21: Erwerbstätige im Landkreis Schaumburg 2010 nach Wirtschaftssektoren

Mit jeweils 26 % stellen das Verarbeitende Gewerbe sowie die Öffentlichen und privaten Dienst- leistungen den höchsten Anteil an Arbeitsplätzen, gefolgt von Handel, Instandhaltung etc. mit einem Anteil von 17 %. Knapp 25 % der Beschäftigten arbeiten in Kleinstbetrieben, etwa 54 % in kleinen und mittleren Betrieben.

VI.3.2. Maßnahmen- und Handlungsempfehlungen Die Handlungsansätze konzentrieren sich auf die Zielgruppe der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im GHD-Bereich sowie auf die industriellen Kleinbetriebe. Die realisierbaren Energieeinspar- potenziale werden für diese Zielgruppe mit durchschnittlich 20–30 % beziffert. Zudem stehen für diese Unternehmen attraktive Förderinstrumente zur Verfügung. Neben branchenspezifischen Optimie- rungen liegen die größten Potenziale in den Querschnittstechnologien wie Druckluft, elektrische Antriebe, Pumpensysteme, Beleuchtung, Prozesswärme und -kühlung sowie in der energetischen Modernisierung der Betriebsgebäude. Trotz vorhandener Technologien und Anreize bestehen zahlreiche Umsetzungshemmnisse, die auch im Workshop zu diesem Themenfeld benannt wurden: mangelndes Know-how und fehlende Personal- ressourcen, Unkenntnis über Einsparpotenziale, der geringe Stellenwert des Themas Energie im Unter- nehmen sowie Kosten- und Finanzierungsaspekte. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielen in erster Linie darauf, diese Hemmnisse abzubauen. Als zentrale Empfehlung wurde die Umsetzung einer „Dachkampagne Energieeffizienz in Unternehmen“ mit den folgenden Einzelmaßnahmen erarbeitet:  Unternehmensnetzwerk Energie- und Ressourceneffizienz  Aufbau eines Beraterpools für Unternehmen, Durchführung von Effizienzberatungen  Durchführung eines ÖKOPROFIT-Projekts im Landkreis Schaumburg  Förder- und Finanzierungsberatung für Unternehmen

Eine weitere Maßnahme, die an KMU adressiert ist, ist das Pilotprojekt Mobilitäts- und Fuhrpark- management für Unternehmen. In diesem Pilotprojekt sollen die positiven Effekte beispielhaft aufge- zeigt und weitere Unternehmen zur Einführung eines Mobilitätsmanagements motiviert werden.

50 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Einen übergeordneten Ansatz verfolgt die Maßnahme „Energieoptimierte Gewerbegebiete – Erst- analysen“. Dabei sollen für die Ausweisung neuer und für den Ausbau vorhandener Gewerbegebiete im Landkreis Energieoptimierungen und ganzheitliche Energiekonzepte eine wichtige Rolle spielen. Damit soll ein spezifisches und aufgrund der energetischen Rahmenbedingungen attraktives Standortangebot für geeignete Betriebe geschaffen werden.

VI.4 Handlungsfeld klimafreundliche Mobilität Der Anteil des Verkehrssektors am Endenergieverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2008 etwa 28 %,13 in Niedersachsen ca. 25 %. Dabei entfallen über 90 % des Endenergieverbrauchs und der

CO2-Emissionen im Verkehrssektor auf den Straßenverkehr: etwa zwei Drittel auf den Personenverkehr und ein Drittel auf den Straßengüterverkehr. Nach einer Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2008) erhöhte sich der Güterverkehr (in Tonnenkilometern) von 1991 bis 2007 um 66 %; der Personenverkehr, gemessen nach Personenkilometern, stieg um 26 %. Die Länge der öffentlichen Straßen nahm um 2,3 % zu, die der Autobahnen sogar um 14,4 %, wohingegen die Länge der Schienentrassen um 6,3 % reduziert wurde. Dies förderte insgesamt eine Verschiebung der Verkehrsträger zugunsten der Straße. Darüber hinaus führten die besser ausgebauten Straßen dazu, dass längere Strecken im motorisierten Indivi- dualverkehr zurückgelegt wurden. So sind etwa 15–20 % des Verkehrswachstums auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zwischen 1991 und 2006 zurückzuführen.14

Wenngleich auf nationaler Ebene in fast allen Bereichen CO2-Einsparungen erzielt wurden, sind die

CO2-Emissionen im Verkehrsektor seit 1990 auf einem annähernd hohen Niveau. Dies ist trotz des Verkehrsanstiegs auf die verbesserte Technik der Fahrzeuge, den gestiegenen Anteil von Biokraf- tstoffen und auf eine bessere Auslastung im LKW-Verkehr zurückzuführen. Derzeit hat der Verkehr- sektor einen Anteil von etwa 20 % an den gesamten energiebedingten CO2-Emissionen; diese haben sich im Flugverkehr seit 1991 sogar fast verdoppelt.

Im Energiekonzept 2050 der Bundesregierung ist die Zielsetzung formuliert, den Endenergieverbrauch im Verkehrsbereich bis zum Jahr 2020 um rund 10 % und bis zum Jahr 2050 um rund 40 % zu redu- zieren. Zudem sollen bis zum Jahr 2030 etwa 6 Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straße gebracht werden. In einer Studie hat das Umweltbundesamt15 fünf Kernmaßnahmen herausgestellt, mit deren Umsetzung dieses anspruchsvolle Ziel erreicht werden soll:  Verkehrsvermeidung: den Bedarf nach Verkehr beeinflussen und Wegstrecken verkürzen  Verkehrsverlagerung: Verlagerung des Verkehrs auf umweltverträgliche Verkehrsträger  Verkehrsoptimierung: verbesserte Auslastung bestehender Kapazitäten  Ökonomische Maßnahmen  Emissionsminderung: Verringerung der spezifischen Fahrzeugemissionen

Auch Niedersachsen verfolgt ehrgeizige Ziele: Hier sollen bis zum Jahr 2020 etwa 100.000 Elektro- fahrzeuge zugelassen werden.16 Im Rahmen des Schaufensters Elektromobilität wird die Metropolregion Hannover-Braunschweig- Göttingen-Wolfsburg, die auch den Landkreis Schaumburg umfasst, unter dem Slogan „Unsere Pferdestärken werden elektrisch. eMobilität in Niedersachsen“ zahlreiche Projekte umsetzen.17 Von besonderer Bedeutung ist die Kopplung des Ausbaus der Elektromobilität an den weiteren Aus- bau und Einsatz erneuerbarer Energien.

13 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), 2008: Verkehr in Zahlen 2008 / 2009, Berlin 14 Umweltbundesamt (Hrsg.), 2005: Determinanten der Verkehrsentstehung, Texte des Umweltbundesamtes 26/05, Dessau

15 Umweltbundesamt (Hrsg.), 2010: CO2-Emissionsminderung im Verkehr in Deutschland – Mögliche Maßnahmen und ihre Minderungspotenziale – Ein Sachstandsbericht des Umweltbundesamtes, Kurzfassung, Dessau-Roßlau 16 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, 2012: Verkehr, Website: www.umwelt.niedersachsen.de 17 Metropolregion, 2012: Mobilität, Website: www.metropolregion.de

51 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VI.4.1. Mobilität im Landkreis Schaumburg Die Fahrzeugzulassungen für PKW, LKW, Zugmaschinen und Motorräder wurden für jede Kommune für den Zeitraum von 1990 bis 2010 erhoben und in das Bilanzierungsprogramm ECORegion eingepflegt (siehe Kap. III). Auf Basis nationaler Durchschnittswerte zu Kilometerleistung und Kraft- stoffverbrauch wurde der Anteil am Endenergieverbrauch sowie an den CO2-Emissionen berechnet. Im

Zeitraum von 1990 bis 2010 haben sich die CO2-Emissionen im Verkehrssektor im Landkreis um 5 % reduziert. Der Anteil des Endenergieverbrauchs im Verkehrsbereich liegt im Landkreis Schaumburg bei 40 % und damit deutlich über dem nationalen Durchschnitt von rund 28 % und dem niedersächsischen von

25 %. Bezogen auf die CO2-Emissionen hat der Verkehrssektor in Schaumburg einen Anteil von 39 % gegenüber 20 % im Bundesdurchschnitt. Gründe hierfür liegen in der ländlichen Struktur des Landkreises Schaumburg, im überdurchschnittlich hohen Anteil an zugelassenen PKW und LKW sowie an dem relativ geringen Anteil der Wirtschaft am Endenergieverbrauch, wodurch der prozentuale Anteil des Verkehrssektors steigt.

1,4%1,0% PKW (46,5 %) 7,8% Nutzfahrzeuge (41,3 %)

Flugzeug (7,8 %)

Land- und forstwirtschaftliche Maschinen (1,4 %)

Schienennahverkehr / S-Bahn (1 %) 46,5% Schienenpersonenfernverkehr (0,4 %)

Schienengüterverkehr (0,4 %)

Schiffsgüterverkehr (0,2 %)

41,3% Motorrad (0,4 %)

Linienbusse (0,4 %)

Straßenbahn/U-Bahn (0,3 %)

Abb. VI-22: Anteil der Verkehrsmittel an den CO2-Emissionen im Landkreis Schaumburg 2010

18 Die Abbildung VI-22 zeigt den Anteil der Verkehrsmittel an der CO2-Bilanz (im Programm ECORegion werden grundsätzlich alle Fahrzeugkategorien bilanziert, auch wenn einzelne Verkehrsträger wie Stra-

ßenbahn oder U-Bahn nicht vertreten sind). Die Hauptanteile der CO2-Emissionen entfallen mit 46,5 % auf die PKW-Nutzung und mit 41,3 % auf die Nutzfahrzeuge. Im Rahmen der Konzepterstellung wurde eine grobe Analyse des Verkehrsbereichs durchgeführt, die auch als Basis für die Handlungsempfehlungen dient. Güterverkehr Der Anteil an LKW / Sattelzügen ist im Landkreis Schaumburg fast 50 % höher als im Bundes- durchschnitt. Der Straßengüterverkehr weist im Vergleich zu den Verkehrsträgern Bahn und Binnen- 19 schiff die höchsten spezifischen CO2-Emissionen auf. Dadurch trägt der Straßengüterverkehr sowohl durch seinen erheblichen Anteil an der Verkehrsleistung als auch durch die höchsten Emissionen pro

Tonnenkilometer zu dem hohen Anteil des Verkehrs an den CO2-Emissionen im Landkreis Schaumburg bei. Motorisierter Individualverkehr Mit 568 PKW pro 1.000 Einwohner liegt die PKW-Dichte im Landkreis über dem niedersächsischen Landesschnitt von 537 PKW und wird nur noch von der Stadt Wolfsburg sowie von den Landkreisen

18 Niedersächsisches Landesamt für Statistik 2008 19 Umweltbundesamt, 2012: Energieeffizienzdaten für den Klimaschutz

52 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Diepholz, Northeim und Holzminden übertroffen. Einen wesentlichen Anteil am motorisierten Individualverkehr haben die Berufspendler. Pendlerstatistiken liegen für die Jahre 2006 und 2007 vor und sollen an dieser Stelle dazu dienen, einen allgemeinen Überblick über die Pendlerströme zu geben. Da vor allem Arbeitsstätten, Bildungseinrichtungen und andere wichtige Institutionen sich nicht ent- sprechend den Abwanderungen der Bevölkerung verlagern lassen, führt dies zu erhöhten Pendler- zahlen und damit zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Die Abbildung VI-2320 stellt die Haupt- pendlerströme in und aus dem Landkreis Schaumburg für das Jahr 2006 dar. Aufgeführt sind nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ca. 75 bis 80 % aller Pendler); nicht erfasst sind Beamte, Selbstständige und Schüler sowie Personen, die über die angrenzenden Gebietskörperschaften hinaus pendeln.

Abb. VI-23: Einpendler / Auspendler in / aus angrenzenden Gebietskörperschaften (Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort nach ihrem Arbeitsort; Stichtag: 30.06.2006)

Für das Jahr 2011 liegen neuere Pendlerzahlen vor: Insgesamt pendelten 10.249 Personen in den Landkreis ein und 23.900 Personen aus dem Landkreis aus: Das ergibt einen negativen Pendlersaldo von -13.651. Dieser neue Wert ändert aber grundsätzlich nichts an den Pendlerverflechtungen, wie sie in Abb. VI-23 dargestellt sind. Lediglich die Städte Stadthagen und Bückeburg sowie die Gemeinde Bad Eilsen weisen 2011 eine positive Pendlerbilanz auf, d. h. die Zahl der Einpendler ist größer als die Zahl der Auspendler. Wie hoch der Anteil der Pendler ist, die täglich mit dem PKW zur Arbeit fahren bzw. Teilstrecken, z. B. zum nächsten Bahnhof, damit zurücklegen, ist nicht bekannt. Auf der Homepage des Landkreises Schaumburg wird auf das Pendlerportal verwiesen (http://schaumburg.pendlerportal.de), wobei unklar ist, in welchem Umfang diese Plattform auch genutzt wird. Öffentlicher Personennahverkehr Laut dem Niedersächsischen Nahverkehrsgesetz (NNVG) sind u. a. die Landkreise für eine Grundver- sorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Verkehrsleistungen verantwortlich. Zum Öffentlichen Per-

20 Niedersächsisches Landesamt für Statistik 2008

53 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg sonennahverkehr (ÖPNV) zählen Linienbusse, Straßenbahnen und Taxen, bei Strecken von bis zu 50 km oder Fahrzeiten bis zu einer Stunde. Der Landkreis Schaumburg gehört zwar keinem Verkehrsverbund an, kooperiert aber seit 1992 beim ÖPNV mit der Region Hannover (GVH-Tarif). Seitdem gilt auf der Kursbuchstrecke 370 der Bahn zwischen Bückeburg und Haste für Zeitkartenbesitzer der sog. „Schaumburg-Tarif“. Besitzer einer MobilCard können nach Hannover bereits von den Bahnhöfen Bückeburg, Kirchhorsten, Stadthagen und Lindhorst in das Tarifgebiet des Verkehrsverbunds der Region Hannover (GVH) einfahren. Dies gilt für alle Fahrten mit Bussen und Bahnen der Unternehmen üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe AG, RegioBus Hannover GmbH und DB-Regio AG in deren Geltungsbereich, und ist insbesondere für Berufspendler interessant. Darüber hinaus sind mit der Monatskarte nach Hannover – je nach Wohnort im Landkreis Schaumburg – auch Fahrten bis nach Schwarmstedt, Lindwedel, Vöhrum, Peine und Celle möglich. Die RegioBus Hannover GmbH ist mit einem Anteil von 49 % an der Schaumburger Verkehrs- Gesellschaft mbH, das größte Busunternehmen des Landkreises, beteiligt. Im Landkreis gibt es sowohl Gebiete ohne ÖPNV-Anbindung als auch solche, die nur mit zwei bis vier Fahrten pro Tag angebunden sind. Zumeist sind dies Ortsteile in Randlage, die aus wirtschaftlichen Gründen vom Linienverkehr nicht mehr bedient werden: Ortsteile der Samtgemeinden Niedernwöhren, Rodenberg und Sachsenhagen, der Stadt Rinteln und der Gemeinde Auetal, die nur vom Schüler- verkehr bedient wird. [60] Busse und bedarfsorientierte Angebote Im Landkreis Schaumburg sind insgesamt 35 Buslinien im Einsatz, die von acht Unternehmen betrieben werden. Die Fahrpläne sind vor allem auf Schüler zugeschnitten, die 85 % der Fahrgäste ausmachen. Die Busse fahren wochentags meist zwischen 5:30 Uhr und 19:30 Uhr. Zwei Schnellbuslinien – von Rinteln zum Bahnhof Bückeburg sowie von Lauenau über Rodenberg und Bad Nenndorf zum Bahnhof Haste – sind mit kurzen Umsteigezeiten auf die Bedürfnisse von Berufspendlern zugeschnitten. Als Ergänzung zum Linienbusverkehr wurden in den letzten Jahren unterschiedliche, bedarfsorientierte Angebote eingeführt: ein Anruf-Bürgerbus in der Samtgemeinde Niedernwöhren (wochentags von 7:30 Uhr bis 18 Uhr, Abholung vor der Haustür, flexible Linienführung), ein Anruf-Auto in der Samtgemeinde Rodenberg, ein Bürgerbus in Bad Nenndorf sowie ein Anrufsammeltaxi (AST) in der Stadt Rinteln (im Stundentakt abends und nachts sowie am Wochenende, Abholung von einer norma- len Bushaltestelle, nur für eine Person). Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren können freitags und samstags von 23 Uhr bis 6 Uhr zu vergünstigten Konditionen das Fifty-fifty-Taxi nutzen. Das Senioren- taxi kann von Menschen über 65 Jahre und generell von Behinderten genutzt werden (wochentags zwischen 18 Uhr und 6 Uhr, samstags ab 14 Uhr sowie sonntags ganztätig). Für das Fifty-fifty-Taxi und für das Seniorentaxi vergibt der Landkreis Bons in begrenzter Zahl. Bahnverkehr Der Landkreis Schaumburg bietet in Kooperation mit der Region Hannover den GVH-Regionaltarif an: Damit können Zeitkartenbenutzer die DB-Strecke Bückeburg–Kirchhorsten–Stadthagen–Lindhorst– Haste benutzen sowie alle Busse und Stadtbahnen in Hannover (s. o.). Die Erweiterung des Tarifgebiets des Großraum-Verkehrs Hannover (GVH) ist ein Schwerpunkt des Netzwerks Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover (EWH). Dazu liegt seit Anfang 2012 eine Markt- analyse vor, die derzeit erörtert wird; klimaschonende Mobilität ist dabei eine Zielsetzung. Radverkehr Die Radwege im Landkreis Schaumburg erstrecken sich an den Bundesstraßen über 51 km, an den Landesstraßen über 100 km und an den Kreisstraßen über 119 km Länge. Aus dem Jahr 2002 existiert der Verkehrsplan Kreisstraßen einschließlich Radwegebedarfsplan. Darin wird u. a. der Radwegebedarf an den Kreisstraßen nach Dringlichkeit bewertet.

54 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VI.4.2. Maßnahmen- und Handlungsempfehlungen Der Verkehrssektor lässt sich nur sehr bedingt auf der regionalen Ebene beeinflussen. Die Handlungs- ansätze konzentrieren sich daher auf die Bereiche, die vom Landkreis und den Kommunen gesteuert werden können. Dies betrifft insbesondere Ansätze zur Veränderung des Modal Split, der Verkehrsvermeidung sowie der Öffentlichkeitsarbeit und Information unterschiedlicher Zielgruppen. Die vorgeschlagenen Maßnah- men zielen in erster Linie darauf, vorhandene Hemmnisse abzubauen. Eine zentrale Empfehlung ist die Erarbeitung eines Klimaschutz-Teilkonzepts „Klimafreundliche Mobilität“, das über eine Förderung im Rahmen der Klimaschutzinitiative des BMU finanziell unter- stützt werden kann. Die Erstellung eines innovativen Mobilitätskonzepts in Schaumburger Kurorten zielt darauf ab, eben- dort eine Verbesserung der Luftqualität und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen sowie die Mobilität im Alter sicherzustellen. Die drei Maßnahmen „Stärkung und Ausbau des ÖPNV“, „Förderung der Nahmobilität“ sowie „Stei- gerung des Fahrradverkehrs“ sollen vor allem im Alltag den Anteil klimafreundlicher Verkehrsmittel am Gesamtverkehr erhöhen und damit Treibhausgase reduzieren. Mit der Maßnahme „Klimafreundliche Mobilität für Schulkinder“ soll die nächste Generation sensibili- siert und motiviert sowie die selbstständige und umweltfreundliche Mobilität von Schülerinnen und Schülern gefördert werden.

VI.5 Handlungsfeld kommunale Einrichtungen Die Energieversorgung der kommunalen Liegenschaften verursacht in Deutschland Kosten in Höhe von über zwei Milliarden Euro pro Jahr. Bei steigenden Energiepreisen wachsen diese Kosten kontinuierlich und belasten die kommunalen Haushalte bei tendenziell sinkenden Einnahmen jedes Jahr stärker. Soll die kommunale Infrastruktur wie Kläranlagen, Straßenbeleuchtung, Schulen und andere kommunale Gebäude finanzierbar bleiben, müssen die laufenden Betriebskosten gesenkt werden. Diese machen über die Lebensdauer eines Gebäudes den Löwenanteil der Gebäudekosten aus. Durch ein Energiemanagement lassen sich Schwachstellen systematisch ermitteln und Voraussetzungen für sach- gerechte Investitionsentscheidungen treffen. Die Bestandsaufnahme und genaue Kenntnis des Energie- verbrauchs ist Voraussetzung für die Umsetzung eines kommunalen Energiemanagements (KEM). Nach dem Entwurf der EU-Energieeffizienzrichtlinie sollen Kommunen zukünftig verpflichtet werden, 3 % ihrer Gebäudefläche pro Jahr energetisch zu sanieren und einen Effizienzplan sowie ein kommu- nales Energiemanagement einzuführen. Seit dem 1. Juli 2009 müssen für öffentliche Gebäude mit über 1000 m² Nutzfläche Energieausweise erstellt werden; damit wird der Energieverbrauch öffentlich sichtbar. Gerade in diesem Themenfeld haben die kommunalen Verwaltungen direkte Einflussmöglichkeiten und können ihre Vorbildfunktion für Bürgerinnen und Bürger demonstrieren. Die Einführung eines kommunalen Energiemanagements umfasst alle Strategien und Maßnahmen zur Erreichung einer nachhaltigen und effizienten Energienutzung in allen kommunalen Handlungsfeldern. Darin eingeschlossen sind Organisationsfragen ebenso wie technische Maßnahmen in den eigenen Liegenschaften sowie Maßnahmen der energieeffizienten und klimafreundlichen Beschaffung und Mobilität. Grundlage des KEM ist die kontinuierliche Erfassung und Auswertung der Verbräuche von Wärme, Strom und Wasser in den kommunalen Liegenschaften. Die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Umsetzung von KEM in den Kommunen sind mehr als günstig. Ein ganzes Bündel von Förderprogrammen (Klimaschutzinitiative des BMU, KfW Banken- gruppe, NBank) kann in diesem Themenfeld genutzt werden. Zudem sind gerade im Landkreis Schaumburg zahlreiche KEM-Projekte erfolgreich umgesetzt worden, die auch über die Region hinaus wahrgenommen werden (KEM in Liegenschaften des Landkreises und der Stadt Rinteln, Optimierung der Kläranlagen in Stadthagen und Rinteln, energieeffiziente Straßenbeleuchtung u. a. m.) Dem Handlungsfeld Energiemanagement in kommunalen Liegenschaften wurde im Klimaschutz- konzept daher ein besonderer Schwerpunkt gewidmet. So wurden in der Erarbeitungsphase

55 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg thematische Workshops zu den Themen kommunale Gebäude, Straßenbeleuchtung und Abwasser- entsorgung durchgeführt. VI.5.1. Analyse im Landkreis Schaumburg Der Anteil der kommunalen Einrichtungen am Endenergieverbrauch beträgt im Landkreis Schaumburg etwa 1 %. Durch ein Energiemanagement, in dessen Fokus der sparsame und nutzerfreundliche Einsatz von Wärme, Strom, Kälte und Wasser stehen, können die höchsten Kosteneinsparpotenziale in den Kommunen erschlossen und ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden. Zielsetzung des Klimaschutzkonzepts ist es, dazu beizutragen, dass ein Kommunales Energie- management in allen Kommunen des Landkreises eingeführt wird. Die Situation im Landkreis stellt sich derzeit unterschiedlich dar. Während der Landkreis Schaumburg sowie die größeren Kommunen erfolgreich ein KEM eingeführt haben, ist dies bei den kleineren Kommunen im Landkreis noch nicht der Fall. Die Bestandsaufnahme zum KEM in den Landkreiskommunen wurde in den Workshops am 23. Januar und am 13. März 2012 durchgeführt.

Abb. VI-24: Überblick über den Status quo der Gebäudeerfassung in den einzelnen Einheits- und Samtgemeinden, erarbeitet im Workshop am 13. März 2012

Die Themen Energieeffiziente Straßenbeleuchtung sowie Klimafreundliche Abwasserbehandlung wurden am 2. Februar sowie am 14. Februar 2012 behandelt. Als erster Schritt zur Einführung eines KEM werden eine Bestandsaufnahme der kommunalen Liegen- schaften sowie die Erfassung der Energieverbräuche in den Gebäuden vorgeschlagen. Im Rahmen der Konzepterstellung wurden Vorlagen zur Gebäudeerfassung zur Verfügung gestellt.

56 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VI.5.2. Maßnahmen- und Handlungsempfehlungen Die Handlungsansätze konzentrieren sich auf die Weiterführung und Intensivierung des KEM in den Kommunen des Landkreises. Im Fokus stehen die kleineren Kommunen, denen in den meisten Fällen keine ausreichenden personellen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen. Über die Klima- schutzinitiative des BMU stehen Förderinstrumente zur Verfügung, die von den Kommunen genutzt werden sollten. Die Beantragung dieser sogenannten Teilkonzepte bildet einen Schwerpunkt der Maßnahmevorschläge. Trotz vorhandener Technologien und Anreize bestehen zahlreiche Umsetzungshemmnisse, die auch in den Workshops zu diesem Themenfeld benannt wurden, insbesondere mangelnde personelle Res- sourcen, fehlendes fachliches Know-how sowie der geringe Stellenwert des Themas. Eine Anregung aus den Workshops war die Fortführung und Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit zu diesen Themen.

Hier die Maßnahmen im Einzelnen:  Initiierung von KEM in allen Landkreiskommunen  Fördermittelberatung, Unterstützung bei Antragstellung im Rahmen von Teilkonzepten der Klima- schutzinitiative  Netzwerk Kommunales Energiemanagement  Hausmeisterschulung Energiemanagement in Liegenschaften  Klimaschutztechnologien bei der Stromnutzung (Fortführung)  Teilnahme am Wettbewerb „Klimafreundliche Kommune“  Prüfung Teilkonzept „Klimafreundliche Abwasserentsorgung“  Prüfung Teilkonzept „Klimafreundliche Abfallentsorgung“

57 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VII Klimaschutzszenario und energiepolitische Leitlinien für den Landkreis Schaumburg

In der Abschätzung der Energie- und CO2-Einsparpotenziale lassen sich bis zum Jahr 2030 im Landkreis Schaumburg 27,1 % der Endenergie einsparen. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat das Potenzial – bei einem konsequenten Ausbau der Windenergie – bis zum Jahr 2020 einen Anteil von annähernd 50 % zu erreichen.

VII.1 Abschätzung der Energieeinsparpotenziale im Landkreis Schaumburg

Strom Wärme Kraftstoffe Gesamt Verbrauch 2010 698.000 2.380.000 1.972.000 5.050.000 in MWh/a Einsparpotenzial 47.600 in MWh/a (pro Jahr ab 2010) Verbrauch 2020 677.060 1.909.400 1.774.800 4.361.260 in MWh/a Verbrauch 2030 642.160 1.438.800 1.597.320 3.678.280 in MWh/a Veränderung minus 8 % minus 39,5 % minus 19 % minus 27,1 % 2030 zu 2010 Tab. VII-1: Abschätzung der Energieeinsparpotenziale im Landkreis Schaumburg

Der Wärmeverbrauch der privaten Haushalte beträgt 1.200.000 MWh/a  Eine Senkung des Endenergieverbrauchs von 2 % im Jahr durch energetische Modernisierung entspricht einer Einsparung von 24.000 MWh/a  Bis zum Jahr 2020 entspricht dies 240.000 MWh  Bis zum Jahr 2030 480.000 MWh

Der Wärmeverbrauch der Wirtschaft (Industrie, GHD und kommunale Gebäude) beträgt 1.180.000 MWh/a  Eine Senkung des Endenergieverbrauchs von 2 % im Jahr durch energetische Modernisierung entspricht einer Einsparung von 23.600 MWh/a  Bis zum Jahr 2020 entspricht dies 230.600 MWh  Bis zum Jahr 2030 461.200 MWh

Der Kraftstoffverbrauch im Verkehrsbereich beträgt 1.972.000 MWh/a  Eine Senkung des Endenergieverbrauchs um 10 % bis 2020 entspricht einer Einsparung von 197.200 MWh  Bei weiteren 10 % bis zum Jahr 2030 177.480 MWh

Der Stromverbrauch im Landkreis beträgt 698.000 MWh/a  Für den Bereich der Wirtschaft wird eine Senkung des Stromverbrauchs um 0,5 %/a angenommen 3.490 MWh  Bis zum Jahr 2020 ab 2014 entspricht dies 20.940 MWh  Bis zum Jahr 2030 55.840 MWh

Wird der Anteil der erneuerbaren Energien am Strom- und Wärmeverbrauch bilanziell angerechnet, lässt sich eine Reduzierung des Endenergieverbrauchs und damit der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 von bis zu 45 % erzielen.

58 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Der potenzielle Stromverbrauch kann bis zum Jahr 2020 zu 43 % und bis zum Jahr 2030 zu 97 % aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. 21

Energie- 2010 2010 2020 2030 2050 träger

[GWh/a] [GWh/a] [%] [GWh/a] [%] [GWh/a] [%] [GWh/a] [%] PV 14,4 2,1 53 7,6 91 13,0 168 24,1 Wind 40,3 5,8 180 25,8 495 71,0 580 83,2 Biogas 46,0 6,6 68 9,7 90 12,9 100 14,3 Gesamt 697,5 100,3 14,5 301 43,2 676 96,9 848 121,6 Tab. VII-2: Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in den Jahren 2010, 2020, 2030, 2050

VII.2 Fazit In der vorliegenden Potenzialabschätzung ist zunächst ein Ausblick bis zum Jahr 2030 vorgenommen worden, da die langfristige Perspektive bis 2050 mit starken Unsicherheiten behaftet ist. Dennoch sollte die Perspektive 2050 bei den Weichenstellungen zur Klimaschutzstrategie im Landkreis Schaum- burg bereits fest im Blick behalten werden. Der Landkreis Schaumburg hat das Potenzial, die Zielsetzungen des Energiekonzepts 2050 der Bundes- regierung mindestens zu erreichen und in einigen Punkten deutlich zu übertreffen. Eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um bis zu 50 % bis zum Jahr 2030 liegt im Bereich des Möglichen. Erneuerbare Energien haben das Potenzial, knapp 100 % des Stroms und bis zu 30 % der Wärme zu liefern.

Eine CO2-neutrale Energieversorgung ist im Landkreis – trotz der beschriebenen Potenziale – derzeit nicht absehbar. Große Herausforderungen stellen sich im der Bereich Mobilität, der nur sehr bedingt auf der regionalen Ebene beeinflusst werden kann. Dennoch sollten die Möglichkeiten auf Landkreis- ebene ausgeschöpft werden.

21 Hinweis: Nicht alle Zahlen sind mit Dezimalstellen dargestellt. Da diese gerundet wurden, können die Summen von dem Wert abweichen, der sich eigentlich ergeben müsste.

59 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

VIII Monitoring und CO2-Controlling Im Controllingkonzept werden die Methodik und die Instrumente beschrieben, die eingesetzt werden, um den Erfolg der Klimaschutzmaßnahmen zu überprüfen und zu steuern. Das Controllingkonzept dient der Entscheidungsfindung und der Überprüfung und zielgerichteten Steuerung der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts sowie der Energie- und Klimaschutzziele im Landkreis Schaumburg. Die folgende Grafik veranschaulicht die Verknüpfung der Instrumente des Controllingkonzepts sowie die Zwischenschritte.

Zielwerte festlegen Anpassung Grobziele / Feinziele

Energieberichte • Erstellung Konzeption & Planung • Veröffentlichung

Analyse & Controlling • Energie- und CO -Bilanz 2 • Maßnahmencontrolling Entscheidung

Umsetzung

Abb. VIII-1: Übersicht über die Schritte und Instrumente des Controllingkonzepts

Die Instrumente des Controllingkonzepts sind:  Festlegen von Zielwerten

 Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz  Durchführung eines Maßnahmencontrollings  Erstellung und Veröffentlichung von Energieberichten

Festlegen von Zielwerten Das Controlling basiert auf der Definition und Festlegung energie- und klimapolitischer Zielsetzungen für den Landkreis Schaumburg und deren regelmäßiger Überprüfung. Die politischen Zielsetzungen werden im Klimaschutzszenario (Zielsetzungen für die CO2-Minderung, Ausbau der erneuerbaren Energien, Erhöhung der Sanierungsquote im Gebäudesektor etc.) formuliert und politisch beschlossen.

Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz

Ein zentrales Element des Controllings ist die Energie- und CO2-Bilanz. Für die Erstellung der Bilanz wurde das Programm ECORegion eingesetzt, das eine kontinuierliche Fortschreibung ermöglicht und zur Überprüfung der Klimaschutz- und CO2-Minderungsziele gut geeignet ist. Die erste Fortschreibung wird nach einem Zeitraum von drei Jahren empfohlen, da die umfassende Datenabfrage und -eingabe recht zeitintensiv ist. Relevante Daten wie die Ausbauquote der erneuerbaren Energien im Landkreis oder der Energieverbrauch in den kommunalen Liegenschaften sind einfach zu recherchieren und sollten jährlich erhoben und veröffentlicht werden.

60 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Durchführung eines Maßnahmencontrollings Zur kontinuierlichen Überprüfung der Einzelmaßnahmen wird der Umsetzungsstand der Maßnahmen jährlich bewertet. Grundlage des Maßnahmecontrollings sind die in den Steckbriefen hinterlegten Erfolgsindikatoren, die die qualitative und quantitative Bewertung ermöglichen. Diese Aufgabe sollte dem Klimaschutzmanager zugeordnet werden.

Erstellung und Veröffentlichung von Energieberichten Die Ergebnisse des Controllings sollten in Form eines jährlichen Energie- oder Klimaschutzberichts zusammengefasst und publiziert werden, um Entscheidungsgremien und die Öffentlichkeit zu infor- mieren. Das jährliche Klimaschutzforum (Maßnahme 60) kann die Plattform für die Präsentation des Berichts bieten.

61 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

IX Empfehlungen zur Öffentlichkeitsarbeit in der Umsetzungsphase Information, Akzeptanz und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sind u. a. Voraussetzungen für das Gelingen der Energiewende. Aufgrund der Nähe zur Bevölkerung kommt der regionalen Ebene dabei eine besondere Bedeutung zu. Bestandteil des Klimaschutzkonzepts ist daher auch die Entwick- lung von Handlungsempfehlungen für die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit in der Umsetzungs- phase.

Die Umsetzung der Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit sollte dem künftigen Klimaschutz- manager zugeordnet werden. Die folgende Abbildung zeigt die Zielsetzungen auf einen Blick.

1 2 4 6 4 Eine Voraussetzung | Zwei Kernaufgaben | Vier Zeiträume | Sechs Zielgruppen | Vier Informationstiefen |

Eine zentrale Kommunikation nach Erreichtes Verwaltung Aktivierung Organisationsstruktur außen Aktuelles Klimaschutzakteure Info-Dach bis 2020 Kooperationspartner Info-Service und bis 2050 Dialog Unternehmen Kommunikation nach Multiplikatoren innen Private Investoren

Die Kommunikationsaufgaben werden unterschieden in die nach außen gerichtete Öffentlich- keitsarbeit, die sich an Endverbraucher wendet sowie in die nach innen gerichtete Kommunikation, deren Adressaten Politik, Verwaltung, Hersteller oder Institutionen sind.

Kommunikation Kommunikation nach innen nach außen Ziel Breite gesellschaftliche und Erzeugung von Interesse, Nachfrage verwaltungsinterne Unterstützung und Investitionen in Klimaschutz Zielgruppe Promotoren (öffentliche Institutionen, Investoren (Hausbesitzer, Konsumen- Unternehmen, Handwerksbetriebe, ten, Unternehmen, Multiplikatoren, Verbände, Vereine, Multiplikatoren Bürgerschaft) etc.) Medium Netzwerke, Foren, Beitrat, AGs Kampagnen und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit

Die Zielgruppen Die Identifikation von Zielgruppen ist für die anstehende Kommunikationsarbeit sehr wichtig und kann auch nach den beiden zentralen Stoßrichtungen – der Kommunikation nach innen und der Kommuni- kation nach außen – differenziert werden.

62 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Kommunikation nach innen Kommunikation nach außen

Verwaltung Private Investoren

Klimaschutzakteure Unternehmen

Kooperationspartner Multiplikatoren

Für die Zielgruppen sollten die Stoßrichtung der Kommunikation (Strategie) sowie die Botschaften und ein möglicher Kommunikationsstil festgelegt werden.

Kommunikation nach innen

Zielgruppe Verwaltung Klimaschutzakteure Kooperationspartner

Umfasst: Gesamte Mitarbeiterschaft Mitglieder des Klima- Alle regionalen und des Landkreises und der schutzbeirats und der überregionalen Partner, Kommunen, insbesondere Arbeitsgruppen, Vertreter z. B. aus Nachbar- Energie- und Umwelt- der Klimaschutzwirtschaft kommunen, REK Weser- beauftragte, Hausmeister, und regionaler Initiativen bergland plus, landes- Energie- und Gebäude- weiten Netzwerken, manager, Wirtschafts- Klimabündnis, EU-Projek- förderung ten Strategie: Kontinuierliche Einbezie- Aktive Einbeziehung bei Pflege und Ausbau von hung in Prozesse und der Planung und Kooperationen und gezielte Information über Ausführung von übergreifenden Anforderungen und Klimaschutzmaßnahmen Netzwerken Erfolge Botschaft: Klimaschutz: Wir gehen Klimaschutz: Wir Klimaschutz ist wichtig als Vorbild voran! Schaumburger schaffen im Landkreis Schaumburg! das! Stil: Inspirierend und Kooperativ und auf Verbindlich und fokussiert aktivierend Augenhöhe, gemeinsames auf die Sache Ziel

63 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Kommunikation nach außen

Zielgruppe Private Investoren Unternehmen Multiplikatoren

Umfasst: Alle Bürger, Kleine und mittelständische Kammern und insbesondere Unternehmen der Region, Innungen, Vereine und Hausbesitzer Großunternehmen mit Verbände, Schulen und besonderer Verantwortung Bildungseinrichtungen

Strategie: Aktivieren, mehr für Aktivieren, mehr für Aktivieren, mehr für Klimaschutz zu tun Klimaschutz in Klimaschutz zu tun und und im privaten Unternehmen zu tun und ihre Vorbildfunktion Bereich zu Klimaschutzdienstleistungen auszufüllen investieren auszubauen Botschaft: Klimaschutz: Alle Klimaschutz: Ein Klimaschutz: Wir stellen haben etwas davon! zukunftsträchtiges Geschäft uns der Verantwortung! für alle! Stil: Genau auf alle Konkrete Hilfestellung und Kooperativ und Fragen und gezielte Förderung aktivierend Bedürfnisse zugeschnitten

Die Informationstiefen und Instrumente Je nach Aufgabenstellung und den Anforderungen an das Informationsangebot werden die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit festgelegt. Im Rahmen der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts werden folgende Informationsangebote vorgeschlagen

Das zentrale Medium der Informationsarbeit sollte die Website www.klimaschutz-schaumburg.de sein, die bereits in der Konzepterstellung von der target GmbH eingerichtet wurde.

64 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

X Maßnahmeempfehlungen im Überblick Die Maßnahmeempfehlungen sind ein Kernelement des Klimaschutzkonzepts. Es wurden zum einen

Maßnahmen für eine CO2-Minderung durch Energieeinsparung, Energieeffizienz und die Substitution fossiler durch erneuerbare Energieträger formuliert sowie zum anderen Handlungsansätze für die Umsetzung dieser Maßnahmen. In diesem Kapitel wird ein Überblick über die Gesamtheit der Maßnahmen gegeben. Die Auswahl der Maßnahmen basiert auf den Diskussionsergebnissen der thematischen Arbeitsgrup- pensitzungen, den Ergebnissen der Ist-Analyse sowie Vorschlägen, die gemeinsam mit Fachleuten ent- wickelt wurden. Es wurden dabei ausschließlich Maßnahmen aufgenommen, die auf Ebene der Kom- munen und des Landkreises umgesetzt werden können. Die insgesamt 60 Maßnahmevorschläge wurden zehn thematischen Handlungsfeldern zugeordnet. In Abbildung IX-1 ist die Verteilung der Maßnahmeempfehlungen auf die einzelnen Handlungsfelder (A bis K) zu sehen.

7% 5% 19% A Energieeffizienz in Gebäuden

7% B Ausbau Erneuerbarer Energien C Energieeffizienz in Unternehmen 2% D Klimafreundliche Mobilität

E Kommunale Einrichtungen 10% 13% F Kommunikation und Vernetzung

G Klimaschutz in Schulen

H Regionalplanung und Verwaltung

15% I Überregionale Kooperation 12% K Organisationsstrukturen 10%

Abb. X-1: Übersicht über die Verteilung der Maßnahmeempfehlungen auf die Handlungsfelder

Jede Maßnahmeempfehlung wurde detailliert anhand eines ein- bis zweiseitigen Steckbriefs be- schrieben. Dieser beinhaltet folgende Kriterien:  Handlungsfeld  Priorität  Ziele  Kurzbeschreibung  Zielgruppe  Mögliche Umsetzungsinstanz  Partner  Beispiele  Kosteneinschätzung  Förderprogramme / Finanzierungswege  Indikatoren für Monitoring  Zeitrahmen / Dauer  Offene Fragen und mögliche Konflikte

65 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Die detaillierten Maßnahmesteckbriefe sind in einem separaten Katalog zusammengefasst. Einen Maßnahmesteckbrief mit den Erläuterungen finden Sie auf der folgenden Seite.

Alle Maßnahmen werden in eine Rangfolge eingeordnet. Dabei wurden für jede Maßnahme folgende acht Indikatoren in einer fünfstufigen Wertigkeit festgelegt, die in der Summe die Gesamtpriorität ergeben:

 CO2-Einsparpotenzial  Umsetzungsreife  Finanzierung und / oder Förderung  Kein zusätzlicher Personalbedarf  Wirtschaftlichkeit  Öffentlichkeitswirksam  Notwendigkeit  Politischer Stellenwert

Jeder dieser Indikatoren wird folgendermaßen bewertet:

Bewertung Zeichen Maximale Priorität Summe Im sehr hohen Maße +++ 24 sehr hoch gewährleistet Im hohen Maße gewährleistet ++ 16 hoch Gewährleistet + 8 mittel Unklar 0 0 niedrig Nicht gewährleistet - -8 sehr niedrig

sehr niedrig niedrig mittel hoch sehr hoch -8 bis -3 -2 bis 4 5 bis 12 13 bis 17 18 bis 24

Die Bewertungen der acht Indikatoren werden aufsummiert. Ein Minus führt zur Subtraktion von Punkten, eine Null hat keinen Einfluss auf die Summe. Je höher die Bewertung eines Indikators ist, umso besser. Der Indikator „Kein zusätzlicher Personalbedarf“ wurde so definiert, dass ein geringer bzw. gar kein zusätzlicher Personalbedarf die höchste Bewertung erhält.

66 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Maßnahmen- und Handlungsempfehlung Nr. X von 60 Erläuterung zum Maßnahmesteckbrief

Handlungsfeld Jede Maßnahme wird einem von zehn Handlungsfeldern zugeordnet. Die Handlungsfelder werden mit den Buchstaben A bis K abgekürzt. Vorgeschlagen von Maßnahmen wurden im Rahmen der Akteursbeteiligung in den thematischen Arbeitsgruppen oder darauf aufbauend von Fachleuten entwickelt.

Insgesamt: Alle Indikatoren werden

zu einer Gesamtpriorität von sehr CO2-Einsparpotenzial: Umsetzungsreife: niedrig bis sehr hoch addiert. Priorität Kein zusätzlicher Finanzierung/Förderung: Wirtschaftlichkeit: Personalbedarf:

Öffentlichkeitswirksam: Notwendigkeit: Politischer Stellenwert: Ziele Für jede Maßnahme werden Zielsetzungen formuliert, die eine Überprüfung möglich machen.

Kurzbeschreibung Jede Maßnahme hat eine Laufnummer und kann so eindeutig identifziert werden. Der Katalog umfasst 60 Maßnahmen in zehn thematischen Handlungsfeldern (A bis K). Jede Maßnahme wird in ihren Grundzügen kurz beschrieben. Dabei gibt es eine geringe Anzahl von übergeor- denten Maßnahmebündeln (z. B. eine Dachkampagne), denen Maßnahmen untergeordnet sind. Die meisten Maßnahmen können jedoch alleinstehend umgesetzt werden. Für jede Maßnahme wurde eine Priorität anhand der acht oben aufgeführten Indikatoren gebildet. Zielgruppe Die Zielgruppe wird so genau wie möglich definiert.

Mögliche Für jede Maßnahme wird eine zuständige Umsetzungsinstanz aufgeführt. Umsetzungsinstanz

Partner Viele Maßnahmen bedürfen einer Allianz von regionalen Partnern, um Erfolge zu erzielen. Mögliche Akteure werden hier aufgeführt.

Beispiele Gute Beispiele für Klimaschutzmaßnahmen in anderen Kommunen werden hier aufgeführt.

Kosteneinschätzung Sofern möglich, werden die Kosten für Personal und Sachmittel abgeschätzt.

Förderprogramme / Wo möglich und sinnvoll, werden Finanzierung und Förderwege aufgezeigt. Finanzierungswege

Indikatoren für Für jede Maßnahme werden Indikatoren definiert, die für ein weiterführendes Monitoring von Monitoring großer Bedeutung sind und nach Möglichkeit jedes Jahr überprüft werden sollten.

Zeitrahmen / Dauer Die nächsten Umsetzungschritte und eine zeitliche Planung werden hier in Stichworten beschrieben.

Offene Fragen und Falls wichtige Punkte noch geklärt werden müssen, werden sie hier aufgeführt. mögliche Konflikte

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Indikatoren +++ ++ + 0 -

Die Maßnahme hat ein sehr Die Maßnahme besitzt ein Die Maßnahme besitzt Das CO2-Einsparpotenzial kann Es existiert keine CO2-Einsparpotenzial hohes CO2-Einsparpotenzial. hohes CO2-Einsparpotenzial. CO2-Einsparpotenzial. nicht berechnet werden. CO2-Einsparpotenzial.

Konzepte, erste Planungs- schritte sowie Abstimmungen Konzepte und erste Planungs- Bisher ist die Maßnahme nur Umsetzungsreife Konzepte liegen vor. Die Umsetzbarkeit ist unklar. zu Finanzierung und Um- schritte liegen vor. ein Vorschlag. setzung liegen vor. Es existieren attraktive Förder- Es existieren Förderpro- Finanzierungs- oder Es stehen weder Förder- Finanzierung und / oder programme und / oder eine gramme und / oder eine Eine Finanzierung kann Fördermöglichkeiten sind programme noch Budgets zur Förderung Finanzierung ist bereits Finanzierung kann entwickelt entwickelt werden. unklar. Verfügung. geplant. werden. Für die Maßnahme müssen Die Maßnahme könnte mit Für die Maßnahme müssten keine zusätzlichen Personal- Es müsste zusätzliches Kein zusätzlicher geringem zusätzlichem einige Kapazitäten bei Die Personalanforderungen ressourcen eingeplant werden, Personal für die Maßnahme Personalbedarf Aufwand mit bestehendem bestehendem Personal der Maßnahme sind unklar. es existieren Synergien mit vorgesehen werden. Personal umgesetzt werden. geschaffen werden. bestehenden Strukturen. Mit der Maßnahme können Mit der Maßnahme können Mit der Maßnahme können hohe Kosteneinsparungen Kosteneinsparungen erzielt Kosteneinsparungen erzielt Die Wirtschaftlichkeit der Eine Wirtschaftlichkeit der Wirtschaftlichkeit erzielt werden, sie rechnet sich werden, sie rechnet sich werden, sie rechnet sich Maßnahme ist unklar. Maßnahme ist nicht gegeben. schon innerhalb von fünf innerhalb der nächsten 10 innerhalb der nächsten 20 Jahren. Jahre. Jahre. Die Umsetzung der Maßnah- Die Umsetzung der Maßnah- Die Umsetzung der Maßnah- me ist äußerst öffentlichkeits- me ist öffentlichkeitswirksam, me ist öffentlichkeitswirksam Die Öffentlichkeitswirksamkeit Die Maßnahme wird von der Öffentlichkeitswirksam wirksam, spricht ein breites spricht Publikum an und hat und kann zur Imagesteigerung der Maßnahme ist unklar. Öffentlichkeit eher abgelehnt. Publikum an und hat einen einen Imageeffekt. eingesetzt werden. sehr hohen Imageeffekt. Für das Erreichen der Klima- Es besteht keine zwingende Für das Erreichen der Für das Erreichen der Die Notwendigkeit für das schutzziele ist die Maßnahme Notwendigkeit der Maßnah- Notwendigkeit Klimaschutzziele ist die Klimaschutzziele ist die Erreichen der Klimaschutzziele eine zwingende Voraus- me, um die Klimaschutzziele Maßnahme entscheidend. Maßnahme wichtig. ist unklar. setzung. zu erreichen. Die Maßnahme wird im sehr Die Maßnahme wird im hohen Die Maßnahme wird von der Die Bedeutung für die Politik Die Maßnahme wird von der hohen Maße von der Politik Maße von der regionalen Politischer Stellenwert Politik in der Mehrheit oder die politischen Rahmen- politischen Mehrheit unterstützt, entsprechende Politik gewünscht, glaubhafte befürwortet. bedingungen ist unklar. abgelehnt. Verabschiedungen liegen vor. Erklärungen liegen vor. 68 Integriertes Klimaschutzkonzept Landkreis Schaumburg

Nr. Handlungs- Titel Priorität feld A Energieeffizienz in Gebäuden

1 A Dachkampagne Energetische Gebäudesanierung hoch 2 A Runder Tisch Gebäudemodernisierung mittel 3 A Berateroffensive Energetische Gebäudemodernisierung hoch 4 A Datenbank für gute Beispiele mittel 5 A Fördermittelberatung mittel 6 A Expertenpool energieeffiziente mittel Gebäudemodernisierung 7 A Förderung der Qualitätssicherung in der Planung niedrig und Ausführung von Baumaßnahmen 8 A Wärmeatlas für den Landkreis Schaumburg: hoch Wohngebietsanalyse und Gebäudetypologie 9 A Forum der Wohnungswirtschaft mittel zur energieeffizienten Modernisierung von MFH 10 A Modellprojekt Energetische Stadtsanierung (KfW) hoch 11 A Mieterbegleitung bei energetischen Modernisierungen niedrig im Mietwohnbereich 12 A Klimaneutrale Neubauten: mittel Ausführung von Neubauten im Passivhaus-Standard B Ausbau Erneuerbarer Energien 13 B Leuchtturmprojekt Bioenergiedorf in Schaumburg hoch 14 B Akteursforum Biogas mittel 15 B Akteursforum feste Biobrennstoffe mittel 16 B Effizienzsteigerung und technische Optimierung hoch von bestehenden Biogasanlagen 17 B Repowering von Windkraftanlagen hoch 18 B Initiierung eines Bürgerwindparks mittel 19 B Solarkataster machen Potenziale deutlich mittel 20 B Initiierung von Bürger-Solarstromanlagen mittel C Energieeffizienz in Unternehmen 21 C Dachkampagne Energieeffizienz in Unternehmen mittel 22 C Unternehmensnetzwerk hoch Energie- und Ressourceneffizienz 23 C Aufbau eines Beraterpools für Unternehmen, mittel Durchführung von Effizienzberatungen 24 C Durchführung eines ÖKOPROFIT-Projekts hoch im Landkreis Schaumburg 25 C Förder- und Finanzierungsberatung für Unternehmen mittel 26 C Energieoptimierte Gewerbegebiete – Erstanalysen mittel 27 C Pilotprojekt Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement mittel für Unternehmen

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D Klimafreundliche Mobilität 28 D Innovatives Mobilitätskonzept hoch in Schaumburger Kurorten 29 D Förderantrag Teilkonzept hoch „Klimafreundliche Mobilität” 30 D Stärkung und Ausbau des ÖPNV mittel 31 D Förderung der Nahmobilität mittel 32 D Klimafreundliche Mobilität für Schulkinder mittel 33 D Steigerung des Fahrradverkehrs mittel E Kommunale Einrichtungen 34 E Kommunales Energiemanagement (KEM) hoch 35 E Initiierung von KEM in allen Landkreiskommunen mittel 36 E Fördermittelberatung, Unterstützung bei hoch Antragstellung im Rahmen von Teilkonzepten der Klimaschutzinitiative 37 E Netzwerk Kommunales Energiemanagement hoch 38 E Hausmeisterschulung Energiemanagement mittel in Liegenschaften 39 E Klimaschutztechnologien bei der Stromnutzung hoch (Fortführung) 40 E Teilnahme am Wettbewerb hoch „Klimafreundliche Kommune” 41 E Prüfung Teilkonzept mittel „Klimafreundliche Abwasserentsorgung” 42 E Prüfung Teilkonzept hoch „Klimafreundliche Abfallentsorgung” F Kommunikation und Vernetzung 43 F Etablierung der Messe „Schaumburg Energie” niedrig 44 F Stromsparkampagne für private Haushalte mittel 45 F Bürgerinformation und Öffentlichkeitsarbeit mittel zu erneuerbaren Energien 46 F Website Klimaschutz in Schaumburg: mittel Bürgerinformation und Service 47 F Energieeinsparung und Ressourcenschonung mittel in Vereinen und Verbänden 48 F Qualifizierungsinitiative Klimaschutz für Fachkräfte mittel und Experten im Landkreis Schaumburg

G Klimaschutz in Schulen 49 G Einführung von Energiesparmodellen hoch in Schulen und Kindertagesstätten H Regionalplanung und Verwaltung

50 H Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz mittel 51 H Klimaschutzorientiertes sehr hoch Regionales Raumordnungsprogramm

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52 H Integrierte Wärmenutzung in Kommunen – mittel Potenzialabschätzung 53 H Umsetzung von Green-IT mittel (energieeffiziente Rechenzentren und Endgeräte) I Überregionale Kooperation 54 I Klimaschutzrelevante Zusammenarbeit mittel im Rahmen der REK Weserbergland plus 55 I Nutzung vorhandener Materialien und Konzepte mittel 56 I Einbindung in die Metropolregion mittel K Organisationsstrukturen 57 K Einrichtung einer Klimaschutzagentur mittel 58 K Förderantrag Klimaschutzmanager hoch 59 K Klimaschutzbeirat mittel 60 K Klimaschutzforum im Landkreis Schaumburg mittel

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Glossar Biogas entsteht, wenn Biomasse unter Ausschluss von Licht und Sauerstoff in einer Biogasanlage abgebaut wird. Als Rohstoffe eignen sich Energiepflanzen (z. B. Mais), Biomüll, Erntereste und Stroh sowie Gülle und Mist. Das Biogas kann in einem Blockheizkraftwerk genutzt, ins Erdgasnetz eingespeist, Erdgas beigemischt oder in Fahrzeugen mit Gasmotor als Kraftstoff genutzt werden. Biomasse ist die gesamte von Pflanzen oder Tieren erzeugte organische Substanz in Form von gebundener Son- nenenergie. Biomasse ist ein nachwachsender, erneuerbarer Energieträger, der zur Wärmegewinnung, zur Treibstoffproduktion oder zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Blockheizkraftwerk (BHKW) ist ein modular aufgebautes Heizkraftwerk mit meist geringer elektrischer und thermischer Leistung, das in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt. Vorteile sind der optimierte Brennstoffeinsatz, eine rationellere Nutzung von Energie und reduzierte CO2-Emissionen. Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Summe der Wertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche zuzüglich des Saldos von Gütersteuern minus Gütersubventionen. Das BIP gilt als Indikator der wirtschaftlichen Gesamtleistung.

CO2-neutral ohne Einfluss auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre

CO2-Vermeidungskosten sind effektive Kosten einer Klimaschutzmaßnahme pro Tonne vermiedener CO2-Emissionen.

CO2-Zertifikate werden im Rahmen des Emissionshandels vergeben und berechtigen zum Ausstoß einer bestimmten

Menge an Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre (oder eines anderen Treibhausgases mit CO2- Äquivalent).

Contracting bezeichnet eine vertraglich vereinbarte Dienstleistung zwischen dem Eigentümer einer Liegenschaft und einem Energiedienstleister, dem Contractor. Dabei geht es z. B. um die Versorgung mit Wärme, Strom oder Kälte, deren Lieferung der Contractor gewährleistet (Energieliefer-Contracting), oder um Maßnahmen zur Energieeinsparung, die dieser durchführt (Energiespar-Contracting). Emissionen sind die von Anlagen oder Produkten ausgehenden Verunreinigungen, Geräusche, Strahlen, Erschütte- rungen oder ähnliche Erscheinungen. Endenergie unterscheidet sich von der Primärenergie durch die in Umwandlungs- und Transportvorgängen (z. B. bei der Stromerzeugung) verlorene Energiemenge, und steht dem Verbraucher direkt zur Verfügung, z. B. in Form von Holzpellets oder Heizöl. Energieeffizienz gibt an, wie hoch der Energieaufwand ist, um einen bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Eine Steige- rung der Energieeffizienz liegt vor, wenn bei gleichem Nutzeffekt der Energieaufwand gesenkt werden kann, z. B. durch Wärmedämmung, LED-Beleuchtung oder die Nutzung von Abwärme. Energieeinsparverordnung (EnEV) In der EnEV sind Standardanforderungen für einen effizienten Energieverbrauch von Gebäuden oder Bauprojekten festgeschrieben, vor allem beim Wärmeschutz und bei der Anlagentechnik. Die EnEV ist 2002 in Kraft getreten und wurde seitdem mehrfach novelliert. Ab 2012 sollen die energetischen Anforderungen nochmals um bis zu 30 Prozent erhöht werden.

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Energiepflanzen sind Pflanzen, die extra für die energetische Nutzung angebaut werden. Hierzulande sind dafür gut geeignet: Getreide (Mais, Weizen, Roggen, Triticale), Gräser (Miscanthus, Weidelgras) und schnell wachsende Hölzer (Pappeln, Weiden) sowie Rüben und Hanf. Erneuerbare Energien sind Energieträger, die nach menschlichen Zeitmaßstäben quasi unerschöpflich zur Verfügung stehen bzw. sich immer wieder erneuern: Wasserkraft, Windenergie, Solarenergie, Biomasse, Geothermie und Gezeitenkraft. Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) heißt eigentlich Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien, ist seit April 2000 in Kraft und gibt in Deutschland die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor. Wesentlich ist dabei die Förderung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien: Die Energieversorgungsunter- nehmen sind verpflichtet, regenerativ erzeugten Strom zu garantierten Vergütungen abzunehmen und in das Stromnetz einzuspeisen. European Energy Award® ist ein Managementsystem und Zertifizierungsverfahren, mit dem die Klimaschutzaktivitäten von Kommunen erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden, um entspre- chende Potenziale zu identifizieren und auszuschöpfen. Externe Kosten sind Kosten, die nicht im Marktpreis enthalten sind, z. B. von Umweltbelastungen, weil sie nicht von ihrem Verursacher, sondern von der Allgemeinheit getragen werden. Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union zum Schutz wild lebender Arten und deren Lebensräume Forest Stewardship Council (FSC) internationale gemeinnützige Organisation zur Zertifizierung von Forstbetrieben und Holzprodukten und zur Sicherung der nachhaltigen Waldnutzung Fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas, Steinkohle und Braunkohle sind im Laufe von Jahrmillionen aus Pflanzen oder Tieren entstanden. Sie bestehen vor allem aus Kohlenstoff, der bei der Verbrennung in Kohlendioxid (CO2) umgewandelt wird, das wiederum wesentlich für den Klimawandel verantwortlich ist. Geothermie (Erdwärme) ist die Nutzung der Wärmeenergie, die im Erdinneren entsteht. Diese Wärmeenergie kann aus unter- schiedlichen Tiefen entnommen werden: entweder oberflächennah oder bei der Tiefengeothermie ab 400 m. Die Energie im flachen Untergrund wird über Wärmepumpen, Erdwärmekollektoren und Erd- wärmesonden genutzt. Immissionen sind Bestandteile der Emissionen schädlicher Stoffe (Abgase von Industrie, Straßenverkehr und Heiz- anlagen) sowie von Geräuschen, Erschütterungen, Gerüchen, Strahlen etc., die auf Menschen, Tiere und Pflanzen sowie auf Sachgüter einwirken. Die Immissionswerte sind gesetzlich festgelegt im Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Kilowattstunde (kWh) ist die gebräuchlichste Maßeinheit der elektrischen Arbeit = Leistung x Zeit (1 kWh = 1 kW x 1h). 1 kWh sind 1.000 Wattstunden (Wh) und 1.000 kWh sind eine Megawattstunde (MWh). Eine Glüh- lampe mit 40 Watt (0,04 kW) verbraucht in 10 Stunden 0,4 kWh. Ein durchschnittlicher 3-Personen- Haushalt verbraucht ca. 3.500 kWh Strom im Jahr. Mit 1 kWh kann man z. B. einmal mit der Wasch- maschine Wäsche waschen, oder für vier Personen Mittagessen kochen.

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Kohlenstoffdioxid (CO2) ist ein farbloses, geruchsneutrales und unsichtbares Gas aus Sauerstoff und Kohlenstoff. Es entsteht vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger, und trägt damit zu einem großen Anteil zur Klimaerwärmung bei. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bedeutet die gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom. Während in herkömmlichen Kraftwerken bei der Stromerzeugung die entstehende Abwärme ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird, wird diese bei der KWK ausgekoppelt und als Nahwärme oder als Fernwärme genutzt – und so eine wesentlich höhere Energieeffizienz erreicht. Megawatt (MW) 1 Megawatt = 1.000.000 Watt. Allgemein wird die Leistung von Kraftwerken und Turbinen zur Stromerzeugung in Megawatt angegeben. Modal Split bezeichnet die Verteilung des Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel. Nachhaltige Entwicklung wurde bereits 1987 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission) definiert: „Eine nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“

Nachwachsende Rohstoffe (Nawaro) sind land- und forstwirtschaftlich erzeugte Produkte (z. B. Holz, Raps, Stroh), die nicht als Nahrung, sondern insbesondere für die Verbrennung in Heizkraftwerken verwendet werden, aber auch als Ersatz oder Zusatz erdölbasierter Kraftstoffe oder als Baumaterial und Dämmstoffe. Niedersächsisches Energiekonzept Von der Landesregierung im Januar 2012 beschlossen: Bis 2020 soll der Endenergieverbrauch (Strom und Wärme sowie die Energiebereitstellung für den Mobilitätssektor) in Niedersachsen zu 25 % aus erneuerbaren Energien stammen. Pedelec elektrisch betriebenes Fahrrad mit einem Hybrid-Antrieb Pendlersaldo gibt an, ob in einer Region mehr Arbeitskräfte regelmäßig von ihrem Wohnort zum Arbeiten in die Region kommen, oder dort Wohnende die Region regelmäßig mehr verlassen, da sich ihr Arbeitsplatz außerhalb der Region befindet. Photovoltaik (PV) oder auch Solarstrom ist die direkte Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie über Solarzellen. Dabei entsteht Gleichstrom, der mit einem Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt wird und in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann. polyzentrisch mehrere Mittelpunkte / Zentren besitzend Primärenergie ist diejenige Energie, die in Form natürlich vorkommender Energieträger zur Verfügung steht, und die noch nicht in Endenergie (nutzbare Energie) umgewandelt worden ist. Primärenergieträger sind z. B. sowohl fossile Brennstoffe und Uran als auch erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Sonne und Wind. Repowering bezeichnet den Ersatz alter Anlagen zur Stromerzeugung durch neue, leistungsstärkere Anlagen am selben Standort, und wird vor allem im Zusammenhang mit Windenergieanlagen verwendet.

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Reserven sind die gegenwärtig bekannten und mit heutiger Technik wirtschaftlich gewinnbaren Mengen an nicht-erneuerbaren Energierohstoffen. Ressourcen sind die gegenwärtig zwar geologisch nachgewiesenen, aber wirtschaftlich bzw. technisch (noch) nicht gewinnbaren Mengen an nicht-erneuerbaren Energierohstoffen. Smart Metering bezeichnet in der Versorgungsbranche den Einsatz intelligenter Zähler, die über die reine Energiever- brauchsmessung hinaus zusätzliche Funktionen wahrnehmen können. Solarthermie ist die Nutzung der Solarenergie zur Erzeugung von Wärme, z. B. über Sonnenkollektoren. Die Solar- thermie wird aber auch bei der solaren Kühlung als Antriebsenergie für Kältemaschinen (z. B. Klima- anlagen) genutzt. Steinkohleneinheit (SKE) dient als Maßeinheit zur Beschreibung des Energieinhalts eines Brennstoffs. 1 kg SKE bezeichnet die Energiemenge, die beim Verbrennen von 1 kg Steinkohle frei wird, und entspricht ungefähr 8,14 kWh. Stromkennzeichnung gibt den Endkunden auf der Stromrechnung Auskunft über den Energieträger-Mix, mit dem der bezo- gene Strom erzeugt wurde, sowie über damit verbundene Umweltauswirkungen (CO2-Emissionen, radioaktive Strahlung). Treibhausgase sind gasförmige Stoffe in der Atmosphäre, die die Wärmerückstrahlung von der Erdoberfläche in das All verhindern und damit die Atmosphäre erwärmen. Dieser „natürliche“ Treibhauseffekt – insbe- sondere durch Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) – sorgt einerseits dafür, dass auf der Erde überhaupt Leben möglich ist (da sonst die Durchschnittstemperatur wesentlich tiefer liegen würde). Andererseits steigen die von Menschen verursachten (anthropogenen) Emissionen dieser Treib- hausgase aufgrund der Verbrennung fossiler Energieträger und der Aktivitäten in der Landwirtschaft und führen zu einer globalen Erwärmung und zu Klimaveränderungen. Die Emissionen an Treibhaus- gasen werden in CO2-Äquivalenten angegeben. Wasserkraft ist eine erneuerbare Energiequelle und wird mit Hilfe von Wasserrädern oder Turbinen aus fließendem Wasser gewonnen, um Strom zu erzeugen. Wasserkraft wird sowohl im Binnenland als auch im Meer genutzt. An Land werden Laufwasserkraftwerke (Flusskraftwerke), Speicherwasserkraftwerke (Tal- sperren, Stauseen) und Pumpspeicherkraftwerke unterschieden.

Windenergie ist eine erneuerbare Energiequelle, die sowohl an Land (Onshore) als auch auf dem Meer (Offshore) genutzt wird. Windenergie hat in Deutschland den größten Anteil an der erneuerbaren Strom- produktion.

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Tipps und Hinweise / Links

National

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) www.bmu.de

Klimaschutzinitiative des BMU: mit nationalem Teil u. a. für Kommunen sowie mit internationalem Teil www.bmu-klimaschutzinitiative.de Informationen zu Klima, Energie und Energiewende, www.bmu.de/energiewende/aktuell Informationen zu erneuerbaren Energien, www.erneuerbare-energien.de Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) www.bmwi.de

Förderdatenbank des BMWi: vollständiger Überblick über die Förderprogramme von Bund, Ländern und Europäischer Union, www.foerderdatenbank.de Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) www.bmelv.de Umweltbundesamt (UBA) Informationen u. a. zu den Themen Energie, Klimaschutz und Verkehr, www.umweltbundesamt.de

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme www.dena.de, www.thema-energie.de Agentur für Erneuerbare Energien e. V. Informationsportal zu erneuerbaren Energien, unterstützt von Unternehmen und Verbänden der Branche sowie vom BMU und vom BMELV, www.unendlich-viel-energie.de, www.kommunal- erneuerbar.de, www.energie-studien.de Bundesverband Erneuerbare Energien e. V. (BEE) www.bee-ev.de Bundesverband WindEnergie e. V. www.wind-energie.de Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. (DGS) www.dgs.de Solarenergie-Förderverein Deutschland e. V. (SFV) Unabhängige und kritische Informationen zu erneuerbaren Energien, insbesondere zu Sonnenenergie www.sfv.de Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e. V. (eaD) Links u. a. zu kommunalen Projekten, www.energieagenturen.de BINE Informationsdienst erneuerbare Energien Service des Fachinformationszentrums Karlsruhe, gefördert vom BMWi: praxisrelevante Informationen zu Energie, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien www.bine.info/hauptnavigation/themen/erneuerbare-energien Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) Informationen zu Heizen mit Holz, Biogas, Biomasse und Biotreibstoffen www.bio-energie.de, www.fnr.de

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Centrales Agrar-Rohstoff-Marketing- und Energie-Netzwerk e. V. (C.A.R.M.E.N.) Informationen, Beratung und Projektbetreuung zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe www.carmen-ev.de

Niedersachsenweit

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz www.umwelt.niedersachsen.de Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (MW) Vier Hauptabteilungen: Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik, Mittelstand, Industrie sowie Verkehr www.mw.niedersachsen.de Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Sicherung und nachhaltige Nutzung natürlicher Rohstoffe und Ressourcen www.lbeg.niedersachsen.de Erneuerbare Energien in Niedersachsen Informationen über Entwicklung und Akteure der erneuerbaren Energien, erstellt von fünf Landesministerien und der Niedersächsischen Staatskanzlei www.erneuerbare-energien-niedersachsen.de Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe (3N) Förderung der Entwicklung und Anwendung marktfähiger Produkte, Produktionsverfahren und Dienstleistungen im Bereich nachwachsender Rohstoffe einschließlich Bioenergie in Niedersachsen www.3-n.info Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) Ausführliche und aktuelle regionalstatistische Informationen zum Land Niedersachsen www.nls.niedersachsen.de NBank Zentrales Instrument des Landes Niedersachsen zur Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung, Unternehmensfinanzierung sowie zur Beratung über Fördermöglichkeiten, www.nbank.de Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) Trägergesellschaft verschiedener ökologischer Verbände zur Stärkung des niedersächsischen Ökolandbaus, unterstützt vom Land Niedersachsen, www.oeko-komp.de Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) mbH Landwirtschaftliche Baumaßnahmen, Flächenmanagement, Kommunalvorhaben und ländlicher Wohnungsbau, www.nlg.de

Regional

Regionale Entwicklungskooperation Weserbergland plus Schwerpunkte Energieregion, Gesundheitsregion und Ländliche Strukturen in den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Holzminden, Nienburg/Weser und Schaumburg www.rek-weserbergland.de BioenergieRegion Weserbergland plus Informationen zum Thema Bioenergie in den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Holzminden, Nienburg/Weser und Schaumburg www.bioenergie-weserbergland-plus.de Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg Schwerpunktthemen u. a. Mobilität und Energieeffizienz www.metropolregion-hbg.de

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