Sportevents als Plattform für Wirtschaft und Gesellschaft - Analyse am Beispiel der Prestige Events Hahnenkamm-Rennen Kitzbühel & Beach Volleyball Grand Slam Klagenfurt

Masterthesis

Assoz. Prof. Dr. Minas Dimitriou Universität Salzburg Interfakultärer Fachbereich für Sport- und Bewegungswissenschaft WS 2015

Erstellt von Julia Pammer 0922072

Salzburg, Oktober 2015

Inhaltsverzeichnis

1 Entwicklungszusammenhang /Relevanz ...... 1

Forschungsstand ...... 7

2 Fragestellung / Zielsetzung ...... 11

4 Methodisches Design ...... 15

5 Struktur der Arbeit ...... 23

6 Theoretische Grundlage ...... 23

6.1 Das System Sport ...... 26

6.1.1 Genuiner Bereich des Sports ...... 27

6.2 Eventisierung ...... 34

6.3 Das System Sport-Wirtschaft ...... 36

6.3.1 Win-win Situation trotz unterschiedlicher Spielregeln? ...... 36

6.3.2 Vermarktung von Sportlern ...... 37

6.3.3 Eventsponsoring ...... 42

6.3.4 Corporate Hospitality ...... 44

6.3.5 Compliance Richtlinien & Anti-Korruptionsregelungen ...... 46

6.4 Das System Sport-Medien ...... 49

6.4.1 Mediatisierung ...... 51

6.4.2 Infotainment als Teil der Mediengesellschaft ...... 55

6.5 Das System Sport-Publikum ...... 57

6.6 Sport und Prominenz ...... 59

7 Operationalisierung ...... 62

8 Ergebnisse Diskussion Wirkungsmodelle ...... 119

8.1 Wirkungsmodell Frage 2 ...... 120

8.2 Wirkungsmodell Frage 3 ...... 122

8.3 124

Wirkungsmodell Frage 4 ...... 124 8.4 Wirkungsmodell Frage 5 ...... 126

8.5 Wirkungsmodell Frage 6 ...... 128

8.6 Wirkungsmodell Frage 7 ...... 130

8.7 Wirkungsmodell Frage 8 ...... 132

8.8 Wirkungsmodell Frage 9 ...... 134

8.9 Wirkungsmodell Frage 10 ...... 136

8.10 Wirkungsmodell Frage 11 ...... 138

9 Ergebnisse Diskussion quantitative Medienanalyse ...... 140

10 Modell/Business Plan / Strategie / Ausblick ...... 144

10.1 Herstellung ausgeglichener Machtverhältnisse im Magischen Viereck ...... 144

10.2 Hervorstechen im gnadenlosen Auswahlsystem Sport ...... 145

10.3 Zukünftig drohende Entwicklungen in Print- und TV Journalismus ...... 146

10.4 Lockerung von Compliance Richtlinien ...... 147

11 Zusammenfassung ...... 149

12 Literatur ...... 152

13 Anhang ...... 163

13.1 Interview 1 ...... 163

13.2 Interview 2 ...... 169

13.3 Interview 3 ...... 178

13.4 Interview 4 ...... 191

15.5 Interview 5 ...... 205

13.6 Interview 6 ...... 217

13.7 Bericht 1 Klagenfurt ...... 223

13.8 Bericht 2 Klagenfurt ...... 224

13.9 Bericht 3 Klagenfurt ...... 225

13.10 Bericht 4 Kitzbühel ...... 226

13.11 Bericht 5 Kitzbühel ...... 229

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Magisches Viereck: Sport Medien, Wirtschaft und Publikum...... 25 Abbildung 2: Sport und Politik (1) ...... 30 Abbildung 3: Sport und Politik (2) ...... 31 Abbildung 4: Genutzter Sponsoringbereich ...... 38 Abbildung 5: Gesponserte Sportarten 2014 ...... 40 Abbildung 6: Zielsetzungen des Sportsponsorings ...... 41 Abbildung 7: Hospitality-Möglichkeiten ...... 46 Abbildung 8: Einfluss des Antikorruptionsgesetzes auf Hospitality-Einladungen ...... 49 Abbildung 9: TV Kategorien ...... 57 Abbildung 10: VIPs bei Sportevents ...... 60 Abbildung 11: Wirkungsmodell Struktur ...... 119 Abbildung 12: Wirkungsmodell Frage 2 ...... 120 Abbildung 13: Wirkungsmodell Frage 3 ...... 122 Abbildung 14: Wirkungsmodell Frage 4 ...... 124 Abbildung 15: Wirkungsmodell Frage 5 ...... 126 Abbildung 16: Wirkungsmodell Frage 6 ...... 128 Abbildung 17: Wirkungsmodell Frage 7 ...... 130 Abbildung 18: Wirkungsmodell Frage 8 ...... 132 Abbildung 19: Wirkungsmodell Frage 9 ...... 134 Abbildung 20: Wirkungsmodell Frage 10 ...... 136 Abbildung 21: Wirkungsmodell Frage 11 ...... 138 Abbildung 22: Berichterstattung krone.at ...... 141 Abbildung 23: Berichterstattung diepresse.com ...... 142 Abbildung 24: Vergleich krone.at vs. diepresse.com ...... 142 Abbildung 25: Strategie Modell 1 ...... 145 Abbildung 26: Strategie Modell 2 ...... 146 Abbildung 27: Strategie Modell 3 ...... 147 Abbildung 28: Strategie Modell 4 ...... 148

Abkürzungsverzeichnis

B2B…………………………………………………..……………………Business to Business et al……………………………………………………………………………..et. alii / et. aliae etc………………………………………………………………………………………et cetera FIFA……………………………………………………..Fédération Internationale de Football K.S.C……………………………………………………………………..Kitzbüheler Ski Club IOC………………………………………………….…..Internationales Olympisches Komitee HKR…………………………………………………….……..………….Hahenkamm-Rennen Mio…………………………………………………………………………………... Million OÖN…………………………………………………………..Oberösterreichische Nachrichten ORF…………………………………………………………………Österreichischer Rundfunk S……………………………………..……………………………………………………..Seite UEFA…………………………………………..……Union of European Football Associations URL…………………………………………………………...…….Uniform Resource Locator usw……………………………………………………...………………………..Und so weiter vgl…………………………………………………………………………………….Vergleich VIP………………………………………………………………………Very Important Person z.B…………………………………………………………………………………Zum Beispiel zit...... zitiert

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides statt durch meine eigenhändige Unterschrift, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht.

Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Magister- /Master-/Diplomarbeit/Dissertation eingereicht.

Datum Unterschrift

Gender-Hinweis

In dieser Arbeit wird aufgrund der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit auf eine gendergerechte Formulierung verzichtet. Personenbezogene Begriffe sind daher für beide Geschlechter gleichermaßen zu verstehen.

Abstract

Even though sporting events have always functioned as some sort of stage for issues not related to exercise in any kind, it seems that mainly in the past couple of years sport has lost its role of principal performer in the course of events to politics, economy and society. This paper seeks to provide an overview of the relationship between all stakeholders appearing in the context of a sporting event. Even though it would be far from reality to deny its dependence on financial support given by economy surfacing as sponsorships and big marketing initiatives, we must not forget about the original values and intentions of sport. Has the spotlight been moved from “faster, higher, stronger” to “extraordinary all around - entertainment, VIP, and networking platforms”? Concerning the found research deficit this paper gives an idea of how competing athletes think about sporting events, their function as local platforms for society and economy, and whether performing especially marginalized sports on a professional level in would be possible without the dependent relationship with corporate investors and sponsors. In several interviews with contacts in media, economy and high society issues like the current legal situation concerning compliance and its potential consequences resulting in funding shortfall, as well as the power of media and its impact on the “genuine form” of sports will be discussed. In order to establish an effect-model of interactions that come with big sporting events, every single stakeholder group will be asked to give an overview about current contentedness and future demands.

Obwohl Sport Events seit jeher als Bühne für sportfremde Zwecke fungiert haben, scheint der Sport vor allem in den letzten Jahren seine Protagonistenrolle an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abgereten haben. Im Rahmen dieser Master Thesis soll ein Überblick über die Beziehungen zwischen, im Kontext eines Events, auftretenden Akteuren gegeben werden. Obgleich eine Abstreitung der Abhängigkeit des Sports vom finanziellen Support der Privatwirtschaft in Form von Sponsoring Verträgen oder großen Marketing Initiativen realitätsfern wäre, dürfen die Interessen des Sports nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Transportiert und verkörpert der Sport anstatt der genuinen Werte „schneller, höher, stärker“ aktuell in erster Linie „Unterhaltung, VIPs und Netzwerk Plattformen“? Das behandelte Forschungsdefizit soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit in der Beleuchtung der Athleten – Perspektive und deren Meinung über Sport Events und deren Funktion als Plattformen für Gesellschaft und Wirtschaft, festgelegt werden. Zusätzlich soll der Fragestellung nachgegangen werden, inwiefern die professionelle Ausübung von Randsportarten in Österreich aufgrund der im internationalen Vergleich bestehenden strukturellen Defizite möglich wäre. Im Zuge mehrerer Interviews mit Kontaktpersonen aus Medien, Wirtschaft und VIP sollen Thematiken wie die aktuell bestehenden Compliance Vorschriften und deren potentielle Auswirkungen, sowie die Macht der Medien und deren Einflussnahme auf die genuine Form des Sports behandelt werden. Um ein Wirkungsmodell mit Inhalt der im Rahmen von Sport Events erwachsenden Interaktionen und konträren Meinungen, sollen alle befragten Institutionen gegenwärtige Zufriedenheit, Lob sowie zukünftige Wünsche oder Forderungen vorbringen 1 Entwicklungszusammenhang /Relevanz

Jarvie (2012) setzt für ein umfassendes Verständnis der gegenwärtige Gesellschaft und Kultur die Berücksichtigung des durch den Sport eingenommenen Stellenwerts voraus. In einer Welt, in der Sport ein internationales Phänomen darstellt, ist es für Politiker, sowie nationale und internationale Anführer wichtig mit Sportlerpersönlichkeiten in Verbindung gebracht zu werden. Sport leistet außerdem einen Beitrag zur Wirtschaft und bietet Anlassgrund für einige der sichtbarsten internationalen Spektakel (vgl. Jarvie, 2012). Lösche (2002) formuliert die Instrumentalisierung des Sports von Seiten der Politik dahingehend, dass der unpolitische Sport eigentlich nicht existent ist (vgl. Lösche, 2002). Marschik (2004) spricht von einer widersprüchlichen Positionierung des Massensports in Folge einer, von sämtlichen Akteuren mitgetragenen „Neutralisierung“ des Sports. Obgleich sowohl Politiker, als auch Wirtschaftsakteure und Sportler selbst um die starke Einflussnahme politischer und ökonomischer Vorgaben auf die Entwicklung des Sports wissen, wird das einzelne Sportereignis aktuell so konstruiert, inszeniert und erlebt, als wäre der Sport ein von jeglichen äußeren Einflüssen freies Terrain (vgl. Marschik, 2004). Laut dem Deutschen Sportbund (1988) eignen sich als Stichworte für die Autonomieproblematik des Sports etwa die steigende Kommerzialisierung und Politisierung sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport, sowie die Vereinnahmung des Leistungssports durch die Massenmedien (vgl. Deutscher Sportbund, 1988 zit. nach Schimank, 1995). Ruda und Klug (2010) sprechen von einem tagtäglichen Voranschreiten der Kommerzialisierung des Sports einhergehend mit dessen wachsender Bedeutung als Faktor in Wirtschaft und Gesellschaft (vgl. Ruda & Klug, 2010). Olympische Spielen und Welt- bzw. Europameisterschaften bekannter Sportdisziplinen können als marketingtechnische Großereignisse bezeichnet werden. Der wesentliche Teil der Einnahmen wird dabei von Veranstaltern durch Sponsorengelder und die Lizenzierung von „Eventmarken“, sowie die Veräußerung von Übertragungsrechten erzielt. Vor allem das Potential der Umsetzung eigener Marketingstrategien wirkt dabei aus Unternehmersicht attraktiv (vgl. Woratschek et al., 2015). Die Trikots der Sportler sind aktuell dermaßen mit Werbung übersät, dass man sie gut und gerne als „wandelnde Litfaßsäulen“ beschreiben kann. Vor allem aus Sicht der Zuseher ist die Kommerzialisierung und Werbung im Sport aktuell hart an der Grenze des Erträglichen (vgl. Hofer, 2011).

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Von unausgeglichenen Machtverhältnissen zwischen den Systemen Sport-Medien-Wirtschaft spricht Meinberg (2009), indem er die Einstellung oder Abschaffung des Sports als nicht existentiell gefährdend für andere gesellschaftliche Subsysteme charakterisiert. Sport hingegen ist von der Leistung anderer Systeme (Sponsoren der Wirtschaft, Medien, Wissenschaft usw.) abhängig (vgl. Meinberg, 2009). Nicht umsonst äußert Eisstar Katarina Witt bereits 1995 im Spiegel ihre Befürchtung, dass Sportler zu „Randfiguren werden“. Zweifelsfrei kann behauptet werden: Die Medien-Macher „feuern aus allen Rohren“. Im sogenannten „magischen Dreieck aus Sport-Medien-Wirtschaft“ fasst man einander nicht mit Samthandschuhen an. Görner (1995) beschreibt die ausgetragenen Machtspiele als einen Kampf mit harten Bandagen. Am Ende des Tages zählt alleine der Profit. Man will die Konsumenten zum Sehen, Nachfühlen und Nachmachen begeistern. Diese wiederum zögern nicht, Unsummen an Geld für Pay-TV, Eintrittsgelder, Sportartikel oder Imageprodukte zu bezahlen. Mit Spannung wurde daher bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts erwartet, welche Entwicklungen bei anhaltender Intensivierung der Verbindung des Sports mit Massenmedien die Zukunft bringt. Der Großteil sportinteressierter Rezipienten blendet den Schein einer „Reinheit“ des Sportereignisses, fernab von jedweder Kontamination mit Geld und Medien, von vornherein aus. Mit einem gewissen Maß an Zynismus scheint die normal gewordene Wahrnehmung von Sport als mehr oder minder mündiger Teil des „magischen Dreiecks“ als vernünftig. Jeglicher Glaube an die Eigenständigkeit bzw. die Verleugnung der immer passiveren Rolle des Sports würde laut Knobbe nur das Fan-Dasein erschweren. Er sagte dem „magischen Dreieck“ bereits zu Beginn der Jahrtausendwende die Gefahr einer Entwicklung hin zum „Bermuda Dreieck“, das den Spitzensport samt seiner Protagnisten verschlingen könnte, nach (vgl. Görner, 1995 zit. nach Kobbe, 2000).

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Beachvolleyball Grand Slam Klagenfurt & Hahnenkamm-Rennen Kitzbühel

Im Rahmen der vorliegenden Master Thesis sollen zwei österreichische Groß- Sport Events detailliert betrachtet werden. Um einen Überblick über einschlägige Zahlen, sowie organisatorische und finanzpolitische Thematiken und die gesellschaftliche Breitenwirkung zu geben, sollen jene im Folgenden nach den Kategorien Sport; Wirtschaft; Medien; Publikum; Gesellschaft aufbereitet und vorgestellt werden.

Hahnenkamm-Rennen Kitzbühel

Sport

Es wird als „Das Rennen“ im internationalen Skizirkus bezeichnet und zieht schon aufgrund seiner technisch anspruchsvollen Streckenführung jährlich zehntausende Skisportfans in seinen Bann. Die steilste Stelle des Rennens auf der Mausefalle bietet dabei ein Gefälle von 85% und in der Zielkompression werden Höchstgeschwindigkeiten von über 135 km/h erreicht. Der seit 1931 durch den Kitzbüheler Skiclub organisierte Mythos Kitzbühel ist aus dem alpinen Skirennlauf nicht wegzudenken.

Wirtschaft

Enorme Wirtschaftlichkeit: Die Hahnenkamm-Rennen sind nicht nur ein allgemeiner Publikumsmagnet. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Entertainment verleihen der Veranstaltung zusätzlich einen besonderen Rahmen, zumal zahlreiche internationale Unternehmen in die Sportveranstaltung involviert sind. Dazu kommt die enorme wirtschaftliche Auswirkung. Allein in der Region Kitzbühel beträgt der Umsatz in der Rennwoche rund 40 Millionen Euro, von dem insbesondere die Hotellerie vor Ort profitiert: Im sogenannten „Jänner-Loch“ ist das Ski-Großereignis ein Garant für die Auslastung der Gästebetten. Durch das Hahnenkamm-Rennen entstehen außerdem 600 Vollzeit-Arbeitsplätze. Das geplante Veranstaltungsbudget für das Hahnenkamm-Rennen beträgt ca. 6,5 Millionen Euro und wird vom Veranstalter K.S.C. ohne Unterstützung durch die öffentliche Hand erwirtschaftet. Die HKR-Einnahmen setzen sich wie folgt zusammen: 35 – 40 % TV; 35 – 40 % Sponsoren; 20 – 25 % Zuschauer; 1 – 5 % diverse Einnahmen

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Wertschöpfung für Kitzbühel Region

Die Anzahl der Übernachtungen, die 2015 durch Medienvertreter produziert wurde lag bei 3.267. Die Ausgaben in der Kitzbüheler Region beliefen sich dabei auf 326.7000 Euro für Übernachtungen, sowie 50.010 Euro für Essen und Sonstiges.

Der positive Einfluss reicht jedoch durch Einnahmen in Form von Flughafengebühren, Mautgebühren, Benzinkosten etc. weit über die Tiroler Landesgrenzen hinaus (vgl. K.S.C., 2015).

Medien

Das Hahnenkamm-Rennen ist seit vielen Jahrzehnten ein Garant für starke Medienpräsenz. Während die durchschnittlich Anzahl der Medienvertreter noch vor einigen Jahren bei 580 lag (vgl. http://www.hahnenkamm.com/hkr-statistik.html, 2015), wurden 2015 724 Mediavertreter aus den Bereichen Presse, Foto, Radio und TV akkreditiert. TV und Radio aus rund 40 Nationen, 45 TV Stationen und 30 Radio-Stationen berichteten über die Geschehnisse rund um den Hahnenkamm. Die EBU (European Broadcasting Union) sicherte die Live- Übertragung der Rennen in 450 Millionen Haushalte, davon im gesamten EBU Bereich, USA, Kanada, Japan sowie südliche Hemisphäre, und in 16 Sprachen. Zusammenfassungen der Kitzbüheler Bewerbe werden in 1000 Länder verbreitet. Eine Printanalyse im deutschsprachigen Raum zeigt über 6.5000 Artikel im Monat Jänner über die Hahnenkamm- Rennen. Der ORF überträgt die Hahnenkamm-Rennen durchgehend seit 1959 (K.S.C., 2015, S. 22).

Publikum

Website, Facebook und Twitter verzeichneten während der Rennwoche ungewöhnlich viele Zugriffe. Am Samstag, dem Tag des Abfahrtsrennens, wurde die Homepage des Hahnenkamm-Rennen von vier Servern im Cluster unterstützt. Sie verzeichnete 3.2000 Zugriffe/Sekunde. Aufgrund des Publikums-interesses sind bereits am Mittwoch die Server des Providers „in die Knie gegangen“. Teilweise funktionierte auch das Mobilnetz vor den Renntagen nicht mehr und die Mobilfunkbetreiber mussten technisch extrem aufrüsten. Im Dezember und Jänner wurden 200 Berichte / Artikel mit mehr als 200.000 Anschlägen in Deutsch und 136.000 Anschlägen in Englisch mit 2.198 Bildern in das Netz gestellt bzw. als

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Berichte an die Presse weitergegeben. Ab der Schneekontrolle am 9. Jänner war das Interesse in den Printmedien ungebrochen. Die Facebook-Seite hatte mehr als 1.077.547 Personen direkt und 780.000 Personen indirekt erreicht. Das ist eine Steigerung von mehr als 110% gegenüber dem Vorjahr. Allein in der Rennwoche wurden 76 Artikel gepostet. Besonders beliebt waren jene Berichte/Bilder von der Jurybefahrung (06.30-07.30 h), die bis zu 130.000 Personen täglich erreichten. Der Twitter-Account war voll, die Hahnenkamm-Rennen und kein anderer Account haben diese Werte erreicht. An den Renntagen waren 25.000 Tweets zu verzeichnen. Insgesamt war auf allen Social Media-Kanälen wie Facebook, Twitter und Instagram auf Kommunikation zu den Rennen beachtlich. Alleine auf Instagram wurden von den Fans über 5000 Fotos zum Hahnenkamm-Rennwochenende gepostet (K.S.C., 2015, S. 22f).

Gesellschaft

Beachvolleyball Grand Slam Klagenfurt

Folgende Facts zum Event sollen eine Vorstellung über Zuschaueranzahl, finanzielle Größen, sowie Geschichte, Ablauf und Prominenz Aufgebot geben. Im Folgenden soll dabei auf eine detaillierte Zahlenaufstellung der Beachvolleyball EM 2013 zurückgegriffen werden.

Sport

Der Großereignis am Wörthersee mit einer Dauer von fünf Tagen wird jährlich (mit Ausnahme im Falle einer Welt- oder Europameisterschaft wie z.B. 2013) als ein Stopp der World Tour ausgetragen. Nicht nur unter Athleten, sondern auch offiziell wurde es bereits vor langer Zeit als bester Sport Event Österreichs prämiert und vom früheren FIVB Präsidenten Dr. Ruben Acosta als „Best World Championship Ever“ gelobt (vgl. ACTS Sportveranstaltungen GmbH, 2015).

Wirtschaft

Die Kosten des Events beriefen sich – inklusive Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand – auf ca. 3,8 Mio. Euro. Die durch den Event lukrierte Anzahl von zusätzlichen Nächtigungen betrug 50.000, wozu ein Werbewert von 13 Mio., sowie eine Wertschöpfung von 7 Mio. Euro hinzuzurechnen sind. 5

Medien

Auch das Medieninteresse erreichte während der Übertragung angesichts des, vorhandenen Marktanteils des ORF von 17%, neue Dimensionen.

Publikum

2013 wurde mit der Heim- EM ein neuer Zuschauerrekord von 153.000 Personen, sowie ein Nächtigungsrekord von 15.000, auf der Camping Area gebrochen.

Gesellschaft

Neben ehemaligen Sportlegenden und aktiven Sportlern wie Michaela Dorfmeister, Fritz Strobel, , David Alaba oder Hannes Arch, gaben sich auch zahlreiche VIPS wie Reinhard Fendrich, Richard Lugner und Frank Stronach die Ehre (vgl. kaernten.orf.at, 2013, online im Internet http://kaernten.orf.at/news/stories/2596407/).

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Forschungsstand Im Folgenden soll anhand ausgewählter Publikationen ein Überblick über die aktuell in der Literatur bestehenden Erkenntnisse und Gedanken zu den Verstrebungen zwischen Sport, Wirtschaft, Medien und Publikum sowie Berufsbildern und zukünftigen Tendenzen gegeben werden.

Autor Titel Thematik 1. Marcus Franke, 2011 Internationale Sportevents im Aktuelle Trends und Umbruch? Instrumentalisierung, zukünftige Entwicklungen bei Digitalisierung, Trivialisierung Sportgroßveranstaltungen 2. Tim Ströbel, 2011 Die Einflussfaktoren der Finanzkennzahlen im Markenbewertung im Sport Zusammenhang mit Sportevents 3. SPORT+MARKT Sponsoring – Barometer Österreich Trends und Entwicklungen im AG et al., 2013 2012/2013 (Sport) Sponsoring 4. Thomas Horky, 2009 Was macht den Sport zum Voraussetzungen und Mediensport? Merkmale hinsichtlich der Etablierung von Mediensportarten 5. Dimitriou & Sportjournalismus in Österreich. Systematischer Ansatz zur Sattlecker, 2011 Empirische Fakten und Positionierung Erforschung des in Österreich sportjournalistischen Berufsfeldes 6. Daniel Nölleke & Medial dabei statt mittendrin? Nutzung von journalistisch Bernd Blöbaum, Sportzuschauer als Medienrezipienten vermittelten Sportinhalten in 2012 aktuellen Massenmedien 7. Johannes A. Wiid & Sport Fan Motivation: Are You Going Aufzeigen von Michael C. Cant, To The Game? Anreizelementen, die zum 2015 Besuch eines Rugby bzw. Fußball Wettkampfes führen 8. Daniel L. Wann et Motivational profiles of sport fans of Aufzeigen von Motiven zum al., 2008 different sports Besuch unterschiedlicher Sportwettkämpfe

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Ad 1.: Subsystem: Sport

Methodik: Im Zuge des Hamburger Sportsymposiums zum Thema „Sport und Ökonomie“ 2010 wurden provokante Thesen hinsichtlich der Instrumentalisierung, Digitalisierung und Trivialisierung im Sport durch 24 Referenten aus sieben Ländern beantwortet werden.

Fazit: Der Sport ist gefordert, aktuelle Entwicklungen wie die digitale Technologien der Medien und deren Einfluss auf die Präsentation des Sports aufzugreifen ohne seine Werte dabei zu verlieren. Neben einer Instrumentalisierung für ökonomische und politische Zwecke konnte eine fortschreitende Veralltäglichung des Gutes Sport, sowie ein grundlegender Umbruch des Sporteventmarktes, bestätigt werden (vgl. Franke, 2011).

Ad 2.: Subsystem Wirtschaft

Methodik: Im Rahmen einer Strukturgleichungsmodellierung ist der Autor auf die Rolle der Markenstärke, den Zusammenhang zwischen Markenstärke und Markenwert, sowie auf den Einfluss des sportlichen Erfolgs auf relevante finanzpolitische Kennzahlen, eingegangen.

Fazit: Die Erkenntnis über die Relevanz der Markenstärke aus Sicht der Zuschauer liefert dabei wichtige Erkenntnisse in Bezug auf das strategische Management von Clubmarken im Sport. Die Markenstärke aus Sicht der Rezipienten gilt als Steigerung des Markenwerts sowie finanzieller Kennzahlen. Außerdem konnte die positive Auswirkung des sportlichen Erfolgs auf die Performance des Geldgebers aufgezeigt werden (vgl. Ströbel, 2011).

Ad 3: Subsystem Wirtschaft

Methodik: Im Rahmen des Beitrages wurde das Meinungsbild werbetreibender Unternehmen in Österreich abgebildet. Dazu wurden unter anderem Zielsetzungen, Bedeutung der Zielgruppe, Sportartennutzung sowie Entwicklungen und Trends ausgewählter Sportarten als Sponsoringplattform betrachtet.

Fazit: Mit einem Anteil von über 90% lag die Nutzung von Sport als Sponsoringplattform 2013auf einem Rekordniveau. Die Zielsetzungen beinhalteten vor allem Imageverbesserung, Bekanntheitsgradsteigerung und Kontaktpflege. Hinsichtlich des Mediensponsorings konnte die abnehmende Tendez des TV-Sponsorings sowie eine zukünftige Stagnation der Nutzung von Social Media festgestellt werden.

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Ad 4.: Subsystem Medien

Methodik: Im Rahmen des Beitrages wurde ein Merkmalmodell von Mediensportarten und ihrer Mediatisierung vorgestellt. Dabei wurden die Charakteristiken von Mediensportarten anhand von Kontext, Organisation und Struktur aufbereitet.

Fazit: Als wesentliche Merkmale von Mediensportarten können anhand des Merkmalsmodells die soziale Verankerung in einer Gesellschaft, sowie nationale Erfolge möglichst charismatischer Athleten, aufgezeigt werden. Auch das Wesen und die Abfolge sportlicher Bewegungen gelten dabei als Voraussetzung für den Entstehungsprozess einer Mediensportart. Mediensportarten können nach Horky als ein Kondensat aus unterschiedlichen Prozessen, als eine kulturell geprägte, zeitlich variierende Mixtur besonderer Zutaten, charakterisiert werden (vgl. Horky, 2009).

Ad 5: Subsystem Medien

Methodik: In Zusammenarbeit mit der Sports Media Austria (SMA) wurde eine Stichprobe von 500 österreichischen Sportjournalisten ausgewählt, denen man einen Fragebogen samt Begleitschreiben zusandte. Der anhand vorangegangener Studien erstellte Fragebogen beinhaltete unter anderem folgende Themenschwerpunkte:

Aufgaben des Sportjournalisten, Werteverständnis, Rollenverständnis, Berufsaussichten und Berufszufriedenheit.

Fazit: Neben etwaigen Aussagen zum Berufsbild des Sportjournalisten konnten im Rahmen der Monografie folgende Entwicklungstendenzen festgestellt werden: Während der Unterhaltung eine ebenfalls hohe Relevanz zugesprochen wird, wird die Information der Rezipienten nach Meinung der befragten österreichischen Redakteure auch in Zukunft der wichtigste Aspekt im Sportjournalismus bleiben. Im Gegensatz zu vorhergegangenen Arbeiten messen die befragten Kommunikatoren den Aspekten „Boulevardisierung“ und „Kommerzialisierung“ eine verhältnismäßig kleine Bedeutung bei. Hinsichtlich der verschiedenen Mediengattungen wird das Fernsehen auch in Zukunft Nummer eins sein, während Agenturen und der Hörfunkt immer unwesentlichere Rollen spielen werden. Das auf Platz zwei gereihte Internet weist Zukunfts- Potential auf (vgl. Dimitriou & Sattlecker, 2011).

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Ad 6.: Subsystem Publikum

Methodik: Im Rahmen des Beitrages stellen die Autoren Befunde vor, die sich vorrangig an einem linearen Ablaufmodell des Rezeptionsprozesses orientieren. Dabei steht die Nutzung der journalistisch vermittelten Sportinhalten in aktuellen Massenmedien sowie die Aktivität von Sportzuschauern in sozialen Netzwerken im Mittelpunkt.

Fazit: Auf Basis der Aussage nach Luhmann (1996), „dass wir alles, was wir über unsere Gesellschaft wissen, durch die Medien wissen“, wird im Rahmen dieses Beitrages die Beeinflussung des Sportzuschauers durch die medialen Vermittlungsleistungen aufgezeigt. Des Weiteren werden Hinweise für die Annäherung von medienvermittelter und unmittelbarer Sportrezeption dargelegt. Während Medienrezipienten in Form von Public-Viewing das Gemeinschaftserlebnis anstreben, kommen Besucher vor Ort in den Genuss medial vermittelter Bilder, die Wiederholungen, Zeitlupen und neue Blickwinkel ermöglichen. Die Mediatisierung von Sportereignissen kann dabei als Kriterium hinsichtlich der medial erzeugten Erwartung an die Darstellung und Rezeption des Sports genannt werden. Das Resultat bilden dabei unter anderem neue TV-gerechte Wettbewerbe, neue Regeln, veränderte Sport- und Spielgeräte. Der Trend weist dabei in eine Richtung: Sportzuschauer via TV finden sich zunehmend nicht nur medial dabei, sondern mitten im Geschehen (Beispiel Helmkamera), während Zuschauer vor Ort nicht nur mittendrin, sondern auch medial dabei sind (vgl. Nölleke & Blöbaum, 2012).

Ad 7: Subsystem Publikum

Methodik: In der 2015 erschienen Studie wurde untersucht inwieweit motivationale Faktoren zum Besuch eines Sportevents mit der Sportart bzw. dem Geschlecht der befragten Probanden zusammenhängen. Dazu wurde von194 Personen, wovon 65% männliche Teilnehmer waren, der Cronbach Alpha Wert zu verschiedenen Faktor-Dimensionen erhoben (vgl. Wiid, J. A. & Cant, M. C., 2015).

Fazit: Während zwischen den betrachteten Sportarten kein großer Unterschied festzustellen war, zeigte sich, dass weibliche Eventbesucher im Gegensatz zu männlichen Eventbesuchern den Wettkampf nicht in erster Linie aufgrund der unterhaltenden Elemente, sondern der Möglichkeit der Ausflucht aus dem stressigen Alltag besuchten. Grundsätzlich konnte belegt werden, dass die Motive der Eventbesucher im Gewinn diverser Zusatznutzen liegen, deren Kenntnis aus organisatorischer Sicht eine wichtige Rolle hinsichtlich der garantierten Zufriedenstellung spielt (vgl. Wiid, J. A. & Cant, M. C., 2015). 10

Ad 8: Subsystem Publikum

Methodik: Im Rahmen einer Fragebogenzusendung wurden 886 Sportfans rekrutiert, die anschließend in Gruppen von ca. 50 Personen vor Ort getestet wurden. Neben soziodemografischen Aspekten wurde vorerst die Häufigkeit der TV Verfolgung verschiedener Sportarten erhoben. Im Anschluss wurde unter Berücksichtigung der am häufigsten verfolgten Sportart ein Sport Fandom Questionnaire, der unter anderem die 23 Item Sport Fan Motivation Scale beinhaltete ausgefüllt (vgl. Wann, D. L. et al., 2008).

Fazit: Hinsichtlich der motivationalen Faktoren zur Verfolgung verschiedener Sportarten konnten sowohl zwischen Team- und Einzelsportarten als auch zwischen aggressiven und nicht aggressiven Sportarten Unterschiede aufgezeigt werden. Mit Ausnahme der Faktoren escape und economic varrierten vor allem die Faktoren aesthetik, austress, self esteem, group affiliation, entertainment und familiy motives (vgl. Wann, D. L., 2008).

Identifiziertes Forschungsdefizit

Das im Rahmen dieser Master Arbeit definierte Forschungsdefizit besteht einerseits aus der bisher kaum thematisierten Athletenperspektive hinsichtlich der in Form von Sport-Events in Erscheinung tretenden Verstrebungen zwischen Sport, Wirtschaft und Medien. Der Fokus soll dabei vor allem auf die Instrumentalisierung und Bühnenfunktion, die aus Sicht des Sports toleriert werden muss um als Mitspieler im magischen Viereck überlebensfähig zu sein, gelegt werden. Während die Systeme „Wirtschaft“ und „Medien“ im Falle der Abschaffung des Sports nicht in eine existentielle Krise geraten, ist der Sport zur Gänze von den Ressourcen der anderen Mitspieler abhängig (vgl. Meinberg, 2009). Zusammengefasst soll die bestehende Entfernung vom genuinen Bereich des Sports hin zur Eventisierung und Instrumentalisierung, sowie deren Anpassung an telegene Anforderungen, beleuchtet werden. Zusätzlich soll die aktuell umstrittene Thematik „Hospitality, VIP-Einladungen und Korruption“ behandelt werden.

2 Fragestellung / Zielsetzung Fragestellung

Was macht eine Sportart zum Publikumsmagnet? Sind es attraktive Spielzüge, komplexe Regelsysteme, körperliche Höchstleistungen? Wieso bleiben Tribünen beim Hallenvolleyball leer, während vor dem Klagenfurter Stadion des Beachvolleyball Grand Slam auch bei Wind

11 und Wetter Zelte aufgeschlagen werden, um Eintrittskarten zu ergattern? Wieso reihen sich Sportarten, geprägt von nicht ermessbaren physischen Anforderungen und kognitiv forderndem Regelwerk, weit abgeschlagen in der Beliebtheitsskala ein? Verdrängt von volkstümlichen Freizeitgestaltungen, die durch mediale Inszenierung, bewusste Image- Generierung mit Hilfe von Prominenz und hintergründlichen wirtschaftlichen Verstrebungen zu Kassenschlagern werden. Ist das Motto „citius altius fortius“, unter dem der Sport einst stand heute Geschichte? Als naiv, blauäugig, weltfremd könnte man denjenigen bezeichnen, der den Einfluss von medialen und wirtschaftlichen Interessen auf die Erfolgs- und Überlebenschancen einer Sportart auszublenden versucht (vgl. Knobbe, 2000). Haben jedoch in einem Land wie Österreich, wo eine Verbandelung der großen Medien mit einem Verband (vgl. Czerny, 2015) kein Geheimnis ist, kritische Berichterstattung und ein fairer Wettbewerb zwischen anderen „marktteilnehmenden“ Sportarten Patz und Chance? Könnte es sein, dass zum größten Teil durch mediale Propaganda zu Publikumslieblingen gewordene Sportarten, häufig nur mehr Plattform für die Umsetzung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Interessen geben? Eine garantierte Sichtbarkeit, geschaffen durch mediale Selektion, motiviert durch Geldgeber, die diese wiederum für die Umsetzung unternehmensinterner Interessen nutzen. Bestimmen Sportarten wird oft wegen unzureichender „Telegenisierbarkeit“ und fehlender Identifikationsmöglichkeit öffentlicher Interessensträger, aufgrund ausbleibender Erfolge auf nationaler Ebene, grundsätzlich die Chance auf mediale Präsenz – und die meist erst dadurch mögliche Etablierung zu Publikumslieblingen und Wirtschaftsmagneten- verwehrt. Die wirtschaftlich interessanten Sportarten jedoch tendieren wiederum dazu sich einer Mediatisierung zu unterwerfen und mit Athleten, die man als wandelnde „Litfaßsäulen“ (vgl. Hofer, 2011) beschreiben kann, ihr erfolgreiches Bestehen zu wahren. Was also ist nun im Sinne des Sports? Sichtbarkeit, die nur auf Basis von geschlossenen Kompromissen möglich ist, oder die Besinnung auf die Genuinität des Sports mit dem Ergebnis einer oft nicht genügenden Attraktivität? Zu welchem Teil ist der Sport noch aktiver, mündiger Player in dieser Spirale des magischen Vierecks und zu welchem Teil muss er sich mit der Sichtbarkeit, als strategisches Tool in der Realisierung wirtschaftlicher Interessen, begnügen?

Meinberg (2009) lässt in seiner Zusammenfassung der aktuell bestehenden Wechselverhältnisse zwischen den Systemen Sport-Medien-Wirtschaft anklingen, dass sich der Sport mit unausgeglichenen Machtverhältnissen konfrontiert sieht.

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„Leistungen im Sport werden freiwillig erbracht, eine wirklich ausgesprochen humane Errungenschaft des Menschen. Wettkampsport, abgesehen von Aktiven, die diesen Beruf auf Zeit ausüben, ist für eine Gesellschaft nicht überlebensfähig, der Spitzensport ist durchaus entbehrlich, alle anderen gesellschaftlichen Subsysteme kommen ohne das Sportsystem aus, geraten in keine existentielle Krise, würde er plötzlich eingestellt oder abgeschafft. Dagegen ist der Sport von Leistungen anderer Systeme (Sponsoren der Wirtschaft, Medien, Wissenschaft usw.) abhängig“ (Meinberg, 2009, S 93).

Vor diesem Hintergrund stellen sich unter anderem im Konkreten folgende Forschungsfragen:

 Was macht den Sport aus Sicht der restlichen Teilsysteme des magischen Vierecks zu einer attraktiven Ressource?  Stellt der Sport neben Partys und Side-Events noch das Highlight der Events dar? Was bewegt Personen zum Besuch einen Sport Events?  Inwiefern fungieren Sport-Events als Plattform für ein gesellschaftliches Get-Together aus VIPs, Prominenz und High-Society? Stellen Sportler noch die Protagonisten des Events dar?  Herrschen im magischen Viereck ausgeglichene Machtverhältnisse? In wie weit muss der Sport seine genuinen Interessen jenen der Wirtschaft und Medien unterordnen?  In welche Form werden Adaptionen des genuinen sportlichen Bereichs hinsichtlich der Vorgaben von Medien, Wirtschaft und Publikum sichtbar?  Inwieweit stellt der Sport ein Vehikel für sportfremde Zwecke dar bzw. wird für sportfremde Interessen instrumentalisiert? Welche Wesensmerkmale des Sports machen dessen Instrumentalisierung attraktiv?  Mit welchen Herausforderungen haben unterschiedliche Sportarten im Rahmen der Akquise monetärer Mittel zu kämpfen? Wer ist der große Gewinner im System der Sportökonomie und wie schwer ist es für Athleten sich durch Spitzensport ein Vermögen aufzubauen? Stehen die eingegangen Gefahren im Verhältnis zum monetären Output?  Wie werden aktuell bestehende Compliance-Richtlinien empfunden und welche negativen Auswirkungen könnten jene zukünftig auf die Umsetzung der angesprochenen Events haben?

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 Wieso bieten die behandelten Prestige - Sport-Events aus Sicht der Privatwirtschaft eine attraktive Plattform und wie wird jene zur Realisierung unternehmensinterner Interessen genutzt?  Wie lassen sich die Bedürfnisse des gegenwärtigen Sportrezipienten vor Ort und via TV bzw. Printmedien zusammenfassen? Welche Herausforderungen kommen zukünftig auf Veranstalter und Medien zu und wie versucht man den Ansprüchen des Publikums zukünftig gerecht zu werden?  In wie weit beeinflussen Medien durch Inszenierung, Simplifizierung, Sensationalismus und Verzerrung die Wahrnehmung der Rezipienten und zu welchem Teil wird der hohe Unterhaltungsfaktor des Sports erst durch die besagten Eingriffe geschaffen? Welche Rolle spielt die rein sportliche Berichterstattung im Zuge eines Events bzw. ist jene überhaupt noch erwünscht und zu welchem Grad wird die Berichterstattung österreichischer Medien als kritisch bzw. objektiv empfunden?

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Zielsetzung

Im Rahmen der vorliegenden Thesis soll in Form eines sogenannten Wirkungsmodells eine direkte Gegenüberstellung von Kernaussagen verschiedener Akteure zu zehn spezifischen Fragestellungen erfolgen. Als Ziel kann das Sichtbar-machen von konträren Meinungen, Kritikpunkten, sowie die Etablierung etwaiger Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der bestehenden System-Wechselwirkungen im Rahmen von Sport Events, genannt werden. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse sollen anschließend zukünftig relevante Fragestellungen und Strategien formuliert werden.

4 Methodisches Design Leitfadeninterview

Grundsätzlich legt die qualitative Forschung den Fokus auf die handelnden Akteure mit dem Ziel einer Verständniserweiterung über deren soziale Wirklichkeit (vgl. Flick, Kardorff & Steineke, 2008). Scheuch (1977) beschreibt die Befragung als „ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen und mitgeteilter Stimuli zu verbalen Reaktionen veranlasst werden soll (vgl. Scheuch, 1977). Die Methode des Leitfadeninterviews bietet dabei die Möglichkeit zur Generierung einer breiten Masse an Informationen (vgl. Lamnek, 2010). Lamnek (1995) nennt auch methodisch-technische Aspekte, die es zu beachten und einzuhalten gibt. Dazu zählen neben vertraulicher Atmosphäre, zugesicherter Anonymität auch charakteristische Merkmale wie asymmetrische Kommunikation, Information der Befragten über Sinn und Zweck des Gespräches, sowie die Aufzeichnung des Interviews auf Tonband bzw. Video (vgl. Lamnek, 1995 zit. nach Assinger, 2008).

Als übergeordnetes Ziel der vorliegenden Master Thesis kann die Gewinnung individueller Standpunkte und Sichtweisen aller befragten Akteure beschrieben werden. Die Gespräche wurden aufgrund der Möglichkeit einer situativen Adaption in Form eines persönlichen bzw. telefonischen Gespräches durchgeführt.

Im Zuge der Akteur - Theorie sollen qualitative Experteninterviews mit Vertretern sämtlicher, im angestrebten Wirkungsmodell bestehenden, Perspektiven, geführt werden. Im Folgenden sollen jene vorgestellt werden:

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Sport

Beachvolleyball Athletinnen: Sara Montagnolli, Valerie Teufl & Bianca Zass

(Interview-Code : A (Athletinnen))

Wirtschaft

Brauunion Österreich: Marketing-Leiter Thomas Reisenberger

(Interview-Code: S (Sponsor))

Medien

Print Medien: Oberösterreichische Nachrichten: Marlies Czerny

TV Medien: ORF: Thomas Gonaus

(Interview-Code: M (Medien))

Übergeordnete Perspektive VIP / Co- Kommentation / Sport

Skilegende Alexandra Meissnitzer

(Interview-Code: V (VIP etc.))

Anmerkung: Da keine Möglichkeit zur Gesprächsführung mit den Veranstaltern der betrachteten Events bestand, wurden zur Analyse und Abbildung der Veranstalter-Perspektive stellvertretend Interviews aus dem Archiv-der OÖN sowie aus der Sport-Zeitung Color of Sports, herzugezogen. Aufgrund nicht vorhandener relevanter Aussagen ist die Organisatoren/Vermarkter – Perspektive nicht in allen Wirkungsmodellen vertreten.

Die Formulierung der Fragestellungen orientierte sich vorwiegend an folgenden Werken:

Käfer (2010), Walzel (2010; 2011), Domke (2008), Dimitriou & Sattlecker (2011), Nölleke & Blöbaum (2012), Franke (2011), Ströbel (2011) und Horky (2009), Zanger (2010), Gatterer et al. (2011) sowie Drengner & Köhler (2013).

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Der Leitfaden der Interviews beinhaltet folgende Themenschwerpunkte:

 Eventcharakter/Side Events/ Partys/Sport als Nebensache  VIP/Gesellschaftsaspekt  Genuine Interessen des Sports/Instrumentalisierung des Sports, Vehikel Funktion des Sports  Wirtschaft/Sponsoring/Finanzierung  Korruption/Compliance Richtlinien  Mediale Inszenierung/Simplifizierung/Realitätsverzerrung  Zukünftige Trend/Herausforderungen aus medialer Sicht

Theoriebasierte Vorgehensweise

Hinsichtlich der methodischen Vorgehensweise soll im Folgenden zwischen zwei Betrachtungsebenen unterschieden werden. Vorerst wird auf die der Mikro Ebene zuordenbare Akteurtheorie (nach den Ansatz von Uwe Schimank) eingegangen. Dabei sollen die vier Akteurmodelle des Homo Sociologicus, Homo Oeconomicus, Identitätsbehaupter und Social Man im Detail betrachtet werden.

Mikroebene: Akteurtheorie nach Schimank

Das Erkenntnisinteresse der Akteurtheorie besteht im Aufzeigen allgemeiner Muster, sowie der aus handelndem Zusammenwirken entstehenden Strukturdynamiken. Im Fokus steht dabei die Frage, welche strukturellen Wirkungen ein bestimmtes Handeln im Zusammenwirken mit fremden Handlungen entwickelt. Für den Soziologen Uwe Schimank verkörpern dabei Akteure durch ihre Funktion als Träger des Sozialen die Grundelemente allen sozialen Geschehens. Relevant sind daher die Betrachtung diverser Handlungsantriebe, denen Akteure folgen, sowie der Prozess der Entscheidungsfindung in bestimmten Situationen. Grundlegend wird davon ausgegangen, dass der typische Akteur in all seinen Handlungen durch die im System vorhandenen sozialen Strukturen beeinflusst wird. Etwaige Einflüsse biologischer, physikalischer oder psychischer Natur werden im soziologischen Erklärungsansatz nicht behandelt. Stattdessen eine Erklärung von Handlungsmustern rein über die Prägungskraft sozialer Strukturen angestrebt. Anhand der vier Akteurmodelle nach Schimank können die äußerst vielfältigen soziologischen Strukturen analytisch betrachtet werden (vgl. Kron, 2010).

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Im Rahmen dieser Arbeit soll das Verhalten der Akteure auf die im Folgenden aufgelisteten Handlungsmuster und die damit in Verbindung stehenden angestrebten Outputs / Ergebnisse zurückgeführt werden.

a. Homo Sociologicus

Dieser Akteurtyp orientiert sich in seinem Handeln an Normen. Vor allem die in sozialen Strukturen verflochtenen Regeln sind Anhaltspunkt für situative Handlungsentscheidung. Durch übergeordnete Normen, die das Vorgehen in vorgegebene Bahnen lenken, wird soziale Regelmäßigkeit garantiert. Normen üben auf den Homo Sociologicus nahezu zwangsartige Restriktionen in seinem Vorgehen aus. Durch den mehr oder weniger aus freien Stücken eingegangenen Zwang wird nach der These von Talcott Parson eine dauerhafte soziale Ordnung garantiert. Der Akteurtyp des Homo Sociologicus unterscheidet sich vor allem dadurch von der Individuen- Norm einer Gesellschaft, deren Handlungsmuster durch das Streben nach rationalen, der Nutzenmaximierung entsprechenden Ergebnissen definiert ist (vgl. Kron, 2010).

b. Homo Oeconomicus

Im zweiten Akteurmodell nach Schimank steht die Ausrichtung des Handelns mit dem Hintergedanken der Nutzenmaximierung im Vordergrund. Bei minimalen Mitteleinsatz bzw. Aufwand wird dabei der maximale Output verfolgt. Grundlegend wird dabei von der begrenzten Verfügbarkeit an Ressourcen ausgegangen. Damit einhergehend müssen hinsichtlich des Mitteleinsatzes Entscheidungen zwischen allein Alternativen getroffen werden. Da die Mehrheit der Welt, aufgrund begrenzter, zur Verfügung stehender Mittel, nicht im Schlaraffenland lebt, muss zumindest ein, auf die Nutzenmaximierung abzielender Algorithmus gefunden werden der den individuellen Mitteleinsatz anleitet. Vor allem im Falle der Verfolgung mehrerer Ziele wird eine derartige Handlungsselektionsanleitung wichtiges Werkzeug, um zu hohe Grenz- und Opportunitätskosten zu vermeiden. Gewählt wird vom Akteurtyp des Homo Oeconomicus schlussendlich jene Option, die nach einer Gewichtung der Nützlichkeit der Folge mit die maximal antizipierbare Eintrittswahrscheinlichkeit aufweist (vgl. Kron, 2010).

c. Identitätsbehaupter

Für die Handlungserklärung des Identitätsbehaupters wird die Prägung des Selbstbildes des Akteurs durch soziale Strukturen, wie etwa Erziehung, herangezogen. Das Akteurmodell

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d. Social Man

Bei Betrachtung des vierten Akteurmodelles stehen emotionale Handlungsantriebe im Mittelpunkt. Emotionen sind dabei sozial geprägt, wie aus einem kulturellen und historischen Vergleich hervorgeht. Nach Max Weber lassen sich Emotionen dabei von Instinkten und Kognitionen abgrenzen. Im Gegensatz zu Instinkten wird die strikte Reiz-Reaktion bei Emotionen und Kognitionen durch zuvor erlangte Informationen simultan bzw. sequentiell prozessiert. Während in kognitiven Prozessen Schritt für Schritt Informationen abgearbeitet werden, werden jene in emotionalen Prozessen ganzheitlich zusammengefasst und dadurch Handlungsempfehlungen gegeben. Vor allem die Rolle von Sympathie und Antipathie in Form von Liebe, Schadenfreude, Verachtung, Mitgefühl oder Neid stehen dabei im Vordergrund. Alle Emotionen lassen sich dabei auf Handlungsantriebe normativer bzw. rationaler Art zurückführen. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass sämtliche reine Emotionen einer Filterung durch rationale Nutzenerwägung unterzogen werden. In

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Extremfällen werden jene, gemessen an den Sollvorstellungen des sozialen Systems, sogar gänzlich umgeformt. Während im privaten Umfeld der ungehemmte Ausdruck von Gefühlen an der Tagesordnung steht, gilt es jene im Rahmen von Geschäftsbeziehungen zu unterbinden. Im Zuge der Umsetzung gefühlsneutraler bzw. gefühlszulässiger Rollen sind Akteure jedoch keineswegs frei. Sowohl Affektivität als auch Neutralität sind zum größten Teil einer normativen Regelung unterworfen. Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern sollte daher nicht nur von überschwänglicher Liebe, sondern auch dem Setzen von Grenzen geprägt sein. Das bedeutet, dass der Emotional Man einem sozialverträglichem Gefühlsmanagement unterworfen ist, das in spezifischen Fällen auch Akte wie das Vorspielen von Gefühlen beinhaltet. Durch das normativ vorausgesetzte Gefühlsmanagement werden häufig die Grenzen zu anderen Kategorien des Akteurmodells flüssig (vgl. Kron, 2010).

Makro Ebene: Systemtheorie nach Luhmann

Aus der Vorstellung einer als Einheit aufzufassenden Gesellschaft, deren Eigendynamik nicht von den Handlungen einzelner Akteure steuerbar ist, erfolgte der Anstoß zur Entwicklung der soziologischen Systemtheorie. Inhalt derer ist die Befassung mit der Funktionsweise von Gesellschaften als Systeme, sowie deren Entstehung und Reproduktion. Im Fokus steht außerdem die dafür grundlegende Selbstorganisation sozialer Systeme. Die Systemtheorie ist in den interdisziplinären Kontext der Systemforschung integriert, der stets innovative Anregungen und Impulse bereitstellt (vgl. Villányi, 2009).

Ziel der Systemtheorie durch Niklas Luhmann ist die Konstruktion eines Theoriegebildes, das eine Beschreibung sämtlicher Bereiche der modernen Gesellschaft sowie ein ganzheitliches Verständnis hinsichtlich deren Struktur ermöglicht. Dabei soll nicht versucht werden im Sinne einer Wahrheitsfindung eine einzige richtige Theorie zu liefern. Stattdessen soll die Chance auf die ganzheitliche Erfassung der Welt, frei von normativer Wertung, im Fokus stehen. Hauptmotiv der Forschung Luhmanns ist die Beantwortung der Frage nach der Erklärungsmöglichkeit von Ordnung im Rahmen der komplexen, chaotischen modernen Gesellschaft. Wie in der Wirtschaft, Politik oder den Massenmedien, sollen allen Systemen Strukturen zugrunde liegen, die auch in sämtlichen anderen Systemen wiederzufinden sind. Durch den systemtheoretischen Ansatz ist es auch möglich, aktuelle gesellschaftliche Probleme zu betrachten. Die als Struktur bezeichnete Erwartung bzw. Erwartungshaltung der einzelnen Systeme wird dabei laut Luhmann nicht durch ihr Wesen, sondern durch ihre Funktion, definiert. Im Rahmen seiner Forschung spricht er von der binären Codierung im 20

Sinne der Wahrnehmung, welche einzelne Systeme von innen begrenzt. Durch einen immer vorhandenen blinden Fleck ist es Individuen nur möglich, ihre eigene Realität wahrzunehmen, nicht jedoch den Blick auf das Ganze zu haben. Hinsichtlich der Auswahl von Handlungsoptionen verweist Luhmann auf den Begriff der Kontingenz, der den Vorgang der Entscheidungsfindung beschreibt. Im Falle der Interaktion zweier Interaktionspartner wird aufgrund der vielfältigen Auswahlmöglichkeiten eine doppelte Kontingenz realisiert. Diese wiederum bezeichnet er als grundlegend für das Entstehen sozialer Systeme (vgl. Rastelli, 2008).

Im Anschluss an die, die Mikroebene repräsentierende Akteurtheorie soll im Zuge der Systemtheorie auf die Verschmelzung sämtlicher angesprochener Systeme eingegangen werden. Das entstehende Wirkungsmodell soll veranschaulichen, was passiert, wenn aus Wirtschaft und Sport Sportwirtschaft, oder aus Medien und Sport das neue System Mediensport entsteht.

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Quantitative Medien- Inhaltsanalyse

Um zwischen den, literarisch begründeten Tendenzen der immer stärkeren Entfremdung von der Genuinität des Sports und den aktuell forcierten Inhalten hinsichtlich der medialen Sportberichterstattung im Zuge eines Events vorherrschenden Tatsachen den Bogen zu spannen, wurde folgende Analyse durchgeführt:

Im Rahmen einer quantitativen Medienanalyse wurde die Online-Berichterstattung der Kronenzeitung, die beim Beachvolleyball- Grand Slam als Partner bzw. Sponsor auftritt, mit der ebenfalls national berichtenden Tageszeitung Presse verglichen. Hinsichtlich der Vorgehensweise wurden nach Eingabe der Schlagwörter „Beachvolleyball Grand Slam Klagenfurt“ auf der Online-Nachrichten Plattform beider Medien jeweils die sieben meistgeklickten bzw. numerisch erst gereihten Artikel analysiert. Die gewählte Methodik soll ein objektives Auswahlverfahren der im Folgenden zur Diskussion stehenden Beiträge gewährleisten. Die herangezogenen Artikel sind im Anhang numerisch gelistet zu finden. Die jeweils sieben Berichte wurden anschließend auf das Vorhandensein der Punkte Promotion, Sport/Ergebnisberichterstattung, VIP/Prominenz, Rundherum und Finanzierung/Organisation/Wirtschaft hin analysiert. Die gewählten Kategorien wurden auf Basis einer vorangegangenen Analyse des qualitativen Experteninterviews erstellt. Der Bereich Promotion soll dabei alle Ankündigungen bzw. Werbungen vor dem Event beinhalten. Der Punkt Sport/Ergebnisberichterstattung soll nur die reine, rohe Ergebnis- bzw. Berichterstattung bezüglich des Spielgeschehens zum Inhalt haben. Die Kategorie VIP/Prominenz beinhaltet alle Berichte hinsichtlich der Präsenz von Stars und Personen mit öffentlichem Interesse. Im Rahmen der Kategorie Rundherum sollen etwaige Berichte zu den Themen Wetter, Fans, Camping Area, Feste etc. aufgelistet werden. Der letzte Punkt beinhaltet alle Facts zum Thema Finanzierung/Organisation/Wirtschaft, die Informationen über Partnerschaften mit Sponsoren und letztendlich zu setzende Aktionen kommunizieren. Außerdem sollen darin Entscheidungen des FIVB-Weltverbandes sowie etwaige Konzept/Regeländerungen aufscheinen. Im Anschluss wurde den thematisierten Kategorien der jeweilige prozentuelle Anteil an der Gesamtberichterstattung beigemessen um einen direkten Vergleich ziehen zu können. Jedem Artikel wurde dabei ein anteiliger Wert von 14,28% (1/7) zugewiesen. Dieser Wert wurde textspezifisch entweder gänzlich einer Kategorie zugeordnet, oder aber im bestehenden Verhältnis aufgeteilt. Konkret soll im Rahmen der quantitativen Medienanalyse folgender Fragestellung nachgegangen werden: „In

22 welchem Verhältnis treten die, aus dem qualitativen Experteninterview extrahierten Kategorien.

5 Struktur der Arbeit Unter den Punkten 6. und 7. soll die theoretische Grundlage zur behandelten Thematik aufbereitet werden. Im Anschluss soll im Rahmen der Operationalisierung präzise auf die Auswertung der qualitativen sowie quantitativen Daten eingegangen werden. Im anschließenden Teil sollen die aufgrund der extrahierten, kategorisierten und interpretierten Daten erhaltenen Ergebnisse präsentiert werden. Der darauf folgende Businessplan soll einen Ausblick über zukünftig mögliche Fragestellungen und Entwicklungen, sowie eine Strategie zur Beantwortung und Einschätzung jener geben. Abschließend sollen die gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen einer Conclusio nochmals kompakt aufbereitet werden.

6 Theoretische Grundlage Im Folgenden sollen die Etablierung der Systeme „Sportwirtschaft“ und „Mediensport“ aus den Wechselwirkungen im magischen Viereck behandelt werden. Dabei soll vor allem auf die durch Eventisierung und Mediatisierung bestehende Entfremdung des Sports von seiner genuinen Form, sowie dessen Instrumentalisierung durch Medien und Wirtschaft eingegangen werden. Neben der schier unmöglichen Neutralität des Sports soll auch das, zumindest nach außen hin harmonische Zusammenspiel zwischen Sport und Wirtschaft trotz deren unterschiedlicher Spielregeln thematisiert werden. Vorerst soll auf das Zusammenwirken der Subsysteme Sport-Medien-Wirtschaft-Publikum im sogenannten magischen Viereck eingegangen werden.

Die Ära einer Sportgesellschaft

Die Unterstellung, dass wir uns seit Beginn des neuen Jahrtausends auf dem Weg in eine Sportgesellschaft befinden, lässt sich nach Ansicht von Helmut Digel, der mitunter die Funktion des Deutschen Leichtathletik- Präsidenten verkörpert, klar verifizieren. Im Rahmen der Stuttgarter Fachtagung zu Beginn des 21. Jahrhunderts zum Thema „Sport und Medien – eine zunehmende Versportlichung der Gesellschaft“ unterstreicht Digel Mitsprache und Präsenz des Sportes in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft. Neben zunehmender politischer Einflussnahme, fungieren aktuell auch Wissenschaft und Technologie als Berater des Sports.

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Zusätzlich finden immer mehr Sport- Materien Beachtung und Bedeutung im Rechtssystem (vgl. Gleich, 2000).

Das magische Viereck aus Sport, Medien, Wirtschaft und Publikum

Becker (1983) spricht erstmals von der wechselseitigen Beeinflussung zwischen Medien und Sport. Als Voraussetzung der besagten Wechselbeziehungen gilt jedoch aus Sicht des Sports vorerst die Annahme des Eventcharakters und dadurch erfolgende Etablierung zu einer Mediensportart (vgl. Becker, 1983 zit. nach Ritzinger, 2015). Hinsichtlich der untrennbaren Verstrebung zwischen Sport, Medien und Wirtschaft kann grundsätzlich zwischen dem von Bruhn (1987), Knobbe (2000) oder Priebus (1999) geprägten Modell des „magischen Dreiecks“ und dem von Schauerte (2004) vertretenen Ansatz im Sinne der Systemtheorie unterschieden werden. Es spricht von einer „Sport-Medien- Wirtschafts-Allianz“, die sogar symbiotische Charakterzüge aufweise. Grundsätzlich bedeutet dies die Abwendung von der Betrachtung der drei Teilbereiche als voneinander unabhängige, sich gegenseitig beeinflussende Systeme. Stattdessen geht Schauerte davon aus, dass Entwicklung nur aufgrund der Abhängigkeit und Verwobenheit der Systeme möglich sei (vgl. Bruhn, 1987, Knobbe, 2000, Priebus, 1999 & Schauerte, 2004 zit. nach Bernhard, 2008). Im magischen Dreieck zwischen Sport, Wirtschaft und Medien nach Wernecken (2000) und Blödorn (1988) werden Werbe-/Sponsoringaktivitäten der Wirtschaft sowie der allgemeine Kommerzialisierungsdruck beleuchtet. Troisen & Dinkel (1999) behandeln in ihrem magischen Dreieck zwischen Sport, Medien und Publikum Seh,- Hör- und Leseverhalten des Publikums (vgl. Wernecke, 2000, Troisien & Dinkel, 1999 zit. nach Hagenah, 2008).

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Vom magischen Dreieck zum magischen Viereck

Hagenah (2004) ergänzte das magische Dreieck um eine Position, und betrachtet neben den Teilsystemen „Sport-Medien-Wirtschaft“ auch das Teilsystem „Publikum“ (vgl. Dimitriou, 2010).

Publikum Medien

Sport Wirtschaft

Abbildung 1 : Magisches Viereck: Sport Medien, Wirtschaft und Publikum

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hagenah, 2004, S. 15-29.

Das System des magischen Vierecks kann auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden:

 Makroebene: Auf der Makroebene fungieren die Subsysteme Sport, Wirtschaft, Medien und Publikum als eng verstrebte gesellschaftliche Teilbereiche.  Mesoebene: Auf Mesoebene spricht man von existierenden (Klein)-Gruppen. Beispiele dafür sind etwa Sportjournalisten, Sportverbände, Unternehmen, Fanclubs oder Parteien.  Mikroebene: Als Akteure gelten hier prinzipiell alle im medialen Sportsystem handelnden Personen. Zu jenen zählen u.a. Sportler, Trainer, Funktionäre, Konsumenten, Sponsoren und Sportjournalisten (vgl. Hagenah, 2008).

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6.1 Das System Sport Bevor die aktuelle bestehende Eventisierung und Instrumentalisierung, sowie die aus den Wechselbeziehungen hervorgegangenen Systeme „Sportwirtschaft“ und „Mediensport“ im Detail besprochen werden, soll vorerst das System „Sport“ an sich definiert und betrachtet werden.

Zum Begriff des Sports

Unter Sport wird einer Form wettbewerblicher Aktivität in Interaktion mit anderen Personen verstanden. Die primär auf körperlichem Geschick basierende Aktivität ist intrinsisch und extrinsisch belohnend. Je nach dem Ausmaß der äußeren Belohnung ist die Lokalisation der einzelnen Sportaktivität auf einem Kontinuum zwischen Spiel und Sport festgelegt (vgl. Gruppe et al., 2013). Sport wird grundsätzlich durch die beiden Elemente Wettbewerb und Skala definiert (vgl. Brailsford, 2014). Robinson (2013) beschreibt Sport als eine rätselhafte Institution, die in verschiedenen Formen und Größen auftritt (vgl. Robinson, 2013 zit. nach Stewart, 2014).

Autonomie des Sports

Sport beinhaltet seit jeher politische, soziologische, kulturelle und ökonomische Aspekte. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Sport Events zu den größten Events weltweit denen unter anderem dramatischer und spiritueller Charakter zugeschrieben wird (vgl. Yoo, S. K. et al, 2013). Nach dem, für die deutsche Sportförderung zuständigen Ministerialdirektor Erich Schaible (1988) bedeutet Autonomie aus Sicht des Sports die Regelung seiner Angelegenheiten in eigener Verantwortung. Eine Autonomie des Sports versagt daher jedwede mit äußeren Einwirkungen verbundene Einflussnahme auf die innere Entwicklung des Sports (vgl. Schaible zit. nach Schimank, 1995). Bette (1984; 1987) bezeichnet den Sport per se als ein ressourcenarmes System (vgl. Bette 1984;1987 zit. nach Schulze, 2005). Durch die ihm fehlenden Systemqualitäten (Funktion, Medium) besteht aus Sicht des Sports eine extreme Abhängigkeit von den dominanten Symbolsprachen Geld, Macht und Wissen. Dadurch ergibt sich für politische und wirtschaftliche Instanzen eine relativ einfache Interventionsmöglichkeit auf der Programmebene des Sports (vgl. Bette, 1987, zit. nach Schulze, 2005).

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6.1.1 Genuiner Bereich des Sports Sport als Funktionssystem

Systemparameter Ausprägungen – Erscheinungen Medium Leistung, Rekord, Rangplatz Binärer Code Sieg / Niederlage Ergebnis / Langeweile Semantik Leistung, Sinnprinzipien (Gleichheits, - Fairness, - Leistungsprinzip) Programme Sportartspezifische Regeln (Normative) Kognitive Programme (Training) Mitgliedschaftsbedingungen (Organisation) Funktion Leistungskommunikation Wertegenerierung, Unterhaltung Leistung Ereignisproduktion, Sozialisation Selbstreflexion Leistungssteigerung, Knappheit Quelle: Schulze, 2007 zit. nach Dimitirou, 2010

Im Rahmen dieses Konzepts soll das Sportsystem mittels Binnendifferenzierung in seiner Komplexität vermindert werden. Cachay & Thiel (2000) sprechen von einer Trennung der Systemparameter von deren spezifischer Zugangsweise zur Realität (vgl. Cachay & Thiel, 2000 zit. nach Dimitriou, 2010). Der Ausdifferenzierungsprozess besteht dabei nach Schulze (2007) einerseits aus dem tradierten Pyramidenmodell des Sports (Hochleistungs-, Leistungs-, Breiten-, Freizeitsport) und andererseits aus den in Form von Finanzierung, Organisation und Orientierung verkörperten Verbindungen zwischen Leistungs- und Spitzensport. Tradition, Publikumswirksamkeit, Rahmenbedingungen und die Chance auf Vermarktung beeinflussen dabei die Differenzierung einzelner Sportarten (vgl. Schulze, 2007 zit. nach Dimitriou, 2010).

Genuinitätsverlust des Sports

Dem Sport wird im Zeitalter segmentierter Publika, neben einigen Formen der Politik, mit der bestehenden gesamtgesellschaftlichen und weltweiten Wahrnehmung ein Alleinstellungsmerkmal nachgesagt. Das Durchdringen sozialer Ereignisstrukturen in diversen Lebensbereichen und Situationen mit Hilfe technologischer und institutioneller Medienaspekte formt ein Charakteristikum der „Mediengesellschaft“ des 21. Jahrhunderts und lässt sich im Bereich des Sports optimal umsetzen. „Mediatisierung“ von Sport soll im

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Rahmen dieser Arbeit als der Einfluss der Medien auf das, was der Rezipient als Realität wahrnimmt, definiert werden. Nach Kepplinger gilt es zwischen den folgenden Kategorien zu differenzieren.

Genuine Ereignisse: darunter sind Vorfälle zu verstehen, die auch dann so geschehen wären, wie sie geschehen sind, wenn keine Medien anwesend bzw. involviert gewesen wären. Auf den Begriff der Genuinität des Sports soll im Folgenden vor allem im Sinne der Neutralität des Sports noch im Detail eingegangen werden.

Mediatisierte Ereignisse: Mediatisierte Vorfälle, sind Vorfälle, die zwar ohne dem Beisein von Medien bestehen würden, jedoch aufgrund der antizipierten Berichterstattung nach den Regeln eines mediengerechten Charakters geformt werden.

Inszenierte oder Medienereignisse: Dieser Kategorie sind Vorfälle unterzuordnen, die rein zu Zwecken der Berichterstattung inszeniert werden und nur aufgrund der in Aussicht gestellten Berichterstattung geschehen (vgl. Stiehler, 1997).

Immer intensivere Beziehungsspiele zwischen Medien, Politik, Showbusiness, Wirtschaft und Sport, wie sie bereits von Jarren et. al. (1993) thematisiert werden, führen dazu, dass vor allem die letzte der Kategorien nach Kepplinger immer stärker präsent ist. Vor allem der genuine Bereich des Sports bleibt durch die immer komplexere Vernetzung sämtlicher angesprochener Akteure, die im Rahmen eines Sportevents auftreten, nicht unberührt. Was in anderen Bereichen kaschiert wird, ist im Sportbereich offensichtlich. Gemeint sind damit neben monetären Flüssen, die Adaptionen von Regelwerk und Gestaltung von Ereignissen hinsichtlich einer verbesserten medialen Verwertbarkeit, sowie die Erfindung immer neuer Unterhaltungsformen (vgl. Stiehler, 1997).

Dass dem Terrain des Sports eine immense Bedeutung zukommt lässt sich unschwer an der starken Medienpräsenz sowie an seinem großen ökonomischen und politischen Potenzial erkennen. Auch die Funktion sportlicher Großveranstaltungen als Vehikel politischer Maßnahmen ist durch die stetige Anwesenheit prominenter Ehrengäste, sowie der Schaffung von Nationalbewusstsein und Vorbildwirkungen offensichtlich. Zu umso größerem Erstaunen führt deshalb die von allen Beteiligten forcierte radikale Ausblendung der Verwobenheit der Sportkultur mit den Sphären der Wirtschaft und Politik. Im Rahmen der Konstruktion und Rezeption von Sportevents, versuchen neben Athleten und Funktionären, auch Fans, Sponsoren, Politik und Medien ein neutrales Bild des Sports aufrechtzuerhalten. Erst diese Inszenierung des Sports als neutrales Element garantiert dessen stimmige Vermittlung von 28

Wertigkeiten, sowie die Verkörperung von Idolen, die Vorbildwirkung und nicht zuletzt die Aufrechterhaltung des Unvorhersehbaren. Aus der aktiven Verdrängung jedweder politischen und ökonomischen Beeinflussung resultiert deshalb eine umso größere Macht, die jenen Akteuren letztlich zukommt. Zahlreiche Beispiele für die strikte Trennung sportlicher Geschehnisse von anderen Ressorts finden sich in der medialen Darstellung und Berichterstattung vor allem dort, wo Politik und Ökonomie am stärksten mit dem Sportgeschehen verwoben sind. So porträtiert man, den Event besuchende Politiker oder Manager beispielsweise in Kitzbühel stets als rein am sportlichen Geschehen interessierte Gäste, indem man sich in Interviews auf Tipps hinsichtlich des Ausgangs der Skirennen beschränkt. Dass der primäre Grund für die Anwesenheit jener die Kontaktpflege und Geschäftsanbahnung darstellt, scheint durch das einheitliche Stillschweigen aller Beteiligten in Vergessenheit zu geraten (vgl. Marschik, 2004).

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Instrumentalisierung des Sports

Sport als Polit-Show

Abbildung 2: Sport und Politik (1) Quelle: BKA/Andy Wenzel, 2014, online im Internet URL: http://fotoservice.bundeskanzleramt.at/bka- fotodetail.html?galleryPath=/bundeskanzler_faymann/fotos_2014_faymann/20140125kitz/_A ND2777 (Zugriff am 12.08.2015)

„Gerade weil der Sport einen scheinbar apolitischen Status innehat, wird er von Politiker/innen nicht nur zur nationalen, sondern auch zur persönlichen Imagepflege genutzt. Sie können (Fußball)Spiele scheinbar ‚zweckfrei’ besuchen, über Engagements in Vereinen und Sportverbänden lassen sich zusätzliche Imagegewinne als ‚Macher’ und ‚Unternehmer’ erzielen“ (Sinnreich 2008, S.61).

Speziell Politiker findet man oft auf den Tribünen und in den Zielräumen diverser Sportevents. Das lässt sich vor allem auf die hohe Erfolgswahrscheinlichkeit und den damit verbundenen Anlass zu feiern, ehren und „überreichen“ zurückführen. Dabei ist besonders bei einem antizipierten hohen Aufgebot an Zuschauern vor Ort und über sämtliche Medienkanäle die Dichte öffentlicher Interessensvertreter am größten. Doch stellt die damit von Seiten der Politik verfolgte Strategie keineswegs ein modernes Phänomen dar. Bereits zu Amtszeiten von Sportminister Fred Sinowatz zwischen 1970 – 1986 galt es als förderlich, sich mit Sportlern zu zeigen bzw. sich deren Lebensstilen anzupassen. Obgleich Sinowatz nicht das sportliche Idealbild verkörperte, posierte er als Langläufer beim Staatsbesuch in Finnland 30 oder bestieg mit Franz Klammer den Patscherkofel, der im Winter 1975 als Stätte des Triumphes galt. Zusätzlich nutzte er selbst den von Athleten verkörperten Lebensstil, indem er mit dem Fahrrad zu den Salzburger Festspielen anreiste und im Winter 1975 die Olympia- Bobbahn in Innsbruck Igls als mehr oder weniger aktiver Mitfahrer in einem Viererbob eröffnete (vgl. Puchner, 2010). Als Gründe für die Präsenz in mitten des Publikums bei Sportevents sowie für die aktive Ausführung sportlicher Tätigkeiten nennt der Politologe Georg Spitaler (2005) Authentizität, Ehrlichkeit und Unverbrauchtheit. Vor allem die Aufgabe der authentischen Verkörperung sämtlicher Medienakteure gelte laut ihm heutzutage als Schlüsselkompetenz. (vgl. Spitaler, 2005 zit. nach Puchner, 2010).

Abbildung 3: Sport und Politik (2) Quelle: BKA/Andy Wenzel online im Internet: http://fotoservice.bundeskanzleramt.at/bka- fotodetail.html?galleryPath=/bundeskanzler_faymann/fotos_2014_faymann/20140125kitz/_A ND2685 (Zugriff am 12.08.2015)

Sergej Barbarez, Profi des Fußball-Bundesligisten Hamburger Sport-Verein, tut 2005 in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung seine äußerst kritische Meinung zur damals bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland kund. Laut ihm habe die Ausrichtung von Großveranstaltungen wie beispielsweise der WM nichts mehr mit Fußball an sich, sondern nur mit der Höhe der Geldflüsse des ausrichtenden Landes und der Instrumentalisierung der Thematik Fußball durch amtierende Politiker zu tun. Die von Barbarez betreffend dem Beispiel Fußball geäußerte Kritik kann stellvertretend für eine Reihe an problemhaften Fehlentwicklungen des modernen Sports verstanden werden. Außerdem spricht er mit der Verbindung zwischen Sport, Politik und Wirtschaft einen relevanten

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Tatbestand an (vgl. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2005 zit. nach Bulgrin, 2014). Je näher ein Mega-Sportevent rückt, desto höher wird die Dichte an täglichen Meldungen aus der gemeinsamen Schnittmenge von Politik und Sport. Gleichzeitig werden kritische Stimmen über Sinnhaftigkeit solcher globalen Kultur-Events und deren Instrumentalisierung durch sportexterne Akteure für deren eigene Ziele immer lauter. Als stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses des Deutschen Bundestages verurteilte beispielsweise Norbert Barthle in einer Rede zum Sporthaushalt 2004 das Vorhaben der damaligen rot-grünen Bundesregierung, eine, der eigentlich Eröffnung vorgezogene Feier im Kostenausmaß von 22 Millionen Euro, veranstalten zu wollen. Barthle bezeichnete die geplante Feier als „Fete der Bundesregierung auf Kosten der Steuerzahler“ und politischem Missbrauch so kurz vor der damals geplanten Bundestagswahl (vgl. CDU/CSU, 2004, zit. nach Bulgrin, 2014). Der ehemalige CDU Generalsekretär Laurenz Mayser wurde in seiner Formulierung sogar noch deutlicher und unterstellt der Regierung den Fußball zu instrumentalisieren, um von ihrer „jämmerlichen Politik“ abzulenken (vgl. Die Zeit, 2004, zit. nach Bulgrin, 2014). Neben der Regierung versuchen auch Privatwirtschaft und Medien maximalen Profit aus sportlichen Großereignissen zu schlagen. Im Falle der Fußball-Weltmeisterschaft etwa traten Interessen aus Politik, Wirtschaft und Medien in der gemeinsamen Idee der Werbekampagne „FC Deutschland 06“ in Erscheinung. Das von der Bundesregierung verfolgte Ziel war dabei eine möglichst positive Repräsentation Deutschlands in der Welt die einen nachhaltigen Nutzen für die Deutsche Wirtschaft, Innovation und Wissenschaft sowie für den Tourismus mit sich bringen sollte (vgl. Bulgrin, 2014).

Der Weg zur reinen Kommerzialisierung und die Konsequenzen

Während die Beteiligten des Sport-Medien-Komplexes immer mehr ihrem Optimismus in das wirtschaftliche Potential des Sports verfallen, wird durch den steigenden Konkurrenzkampf das eigentliche Sportgeschehen immer mehr zur Nebensache. Schon lange treten die Athleten nicht mehr nur als sportliche Handlungsträger auf, sondern verkörpern Personen des öffentlichen Lebens, deren gesellschaftlicher Status mit jenem eines Popstars vergleichbar ist. Die Vorbildfunktion betrifft nicht nur sportliche Handlungsweisen und Leistungen, sondern auch die Bereiche Lifestyle, Mode und Werthaltung. Fokussierten sich die Fans in den 1980- er Jahren noch auf eine bestmögliche Imitation der Slalomtechnik Alberto Tombas, oder der Aufschläge Boris Beckers, trifft man heute auf Schulhöfen und in Discotheken unzählige Träger der aktuellen David Beckham Frisur. Aus den Erfolgsgeschichten von Sportstars haben sich durch die Pflege von Wirtschaft und Medien Markennamen entwickelt, die von

32 jenen zum Erreichen eigener Ziele instrumentalisiert werden. Die Distributionswege der Ware Sport, der man in allen Lebensbereichen begegnet, werden dabei immer länger und komplexer. Die Vermarktung von Sportarten beschränkt sich dabei schon seit langem nicht mehr rein auf die durch nationale Fernseh- und Werbemärkte erzielte massenmediale Verbreitung der sportlichen Handlung. Der Wettkampf in Vereinen, die als Global Player auftreten, zielt durch die rein an marktwirtschaftlichen Größen festgemachte Führung nicht mehr auf Ligatabellen, sondern Umsatzrankings ab (vgl. Deloitte & Touche, 2002 zit. nach Schauerte, 2004).

„Der Funktionsauftrag der TV-Sportberichterstattung liegt mittlerweile uneingeschränkt in der Aufbereitung der Ereignisse als Unterhaltungsformate. Kommentatoren nutzen narrative Elemente zur dramaturgischen Aufbereitung der Bilder, und Moderatoren leiten locker-leger durch die Sport-Show. Prominente Personen aus der aktiven oder vergangenen Sportszene werden als Studioexperten deklariert, sie werden zum vollwertigen journalistischen Partner und von den Medien als Werbepartner in eigener Sache instrumentalisiert. Zu diesem Gesamteindruck tragen die Journalisten durch die stetig sinkende persönliche Distanz zum Sportgeschehen und zu seinen Akteuren, die ebenfalls verstärkt in die Berichterstattung aktiv eingebunden werden, bei. So hat sich die simple Codierung des Sports in Sieg und Niederlage, die ehemals Sinn stiftend dem habitualisierten Sportverständnis entsprach, zu einem dramaturgischen Element zur Implementierung von Marketingstrategien des Sport- Medien-Komplexes gewandelt, dessen Impetus durch ökonomische Ziele determiniert ist“ (Schauerte, 2004, S. 18f).

Die Berliner Tageszeitung „taz“ hat im Jahr 2011 aufgrund der von Sportfreunden als „visuelle Belästigung“ betitelten Werbebotschaften sämtliche Firmenlogos konsequent verpixelt. Die ursprünglich nur für 14 Tage angesetzte Aktion erfuhr ein derartiges Echo, dass man sich laut Sportredakteur Andreas Rüttauer entschied, längerfristig daran festzuhalten. Mit dem Argument, es sei nicht Aufgabe des Mediums kostenlos Werbung abzudrücken geht Rüttenauer mit der Ansicht deutscher Qualitätszeitungen d´accord, die bis in die Achtzigerjahre darauf achteten Sponsoren, nicht ins Bild zu rücken. Das Trikot-Sponsoring ist jedoch längst nicht mehr die einzige Plattform für die Wirtschaft. Im Gegensatz zu Deutschland ist es beispielsweise österreichischen Fußballklubs sogar gestattet, den Namen ihres Financiers zu führen. Während jedoch die Sponsoren in der Berichterstattung der meisten Print-Redaktionen unerwähnt bleiben, beten Fernseh- und Radiokommentatoren unerbittlich die Namen etwaiger Energydrink-Produzenten, Bierbrauer oder Fenstermacher

33 herunter. Zwischen Bundesliga und den Fernsehsendern ORF und Sky ist vertraglich immerhin minuziös geplant, wie man Klubsponsoren werbewirksam in Szene setzt. Der ORF blendete aufgrund von Buh-Rufen aus der Bevölkerung im Anschluss an die Vergabe der Übertragungsrechte im Jahr 2004 umgehend sämtliche Sponsoren sowohl in TV- und Online Berichterstattung aus, um weiteren negativen Bewertungen vorzubeugen. Dass es durchaus negative Konsequenzen haben kann, das Unternehmen vor den Sport zu stellen, erfuhr Red Bull 2011 in der vierten deutschen Liga. Weil man mit Hilfe kreativer Köpfe das Verbot von aufscheinenden Sponsoren im Vereinsnamen umgehen und „RB Leipzig“ als Rasen Ballsport Leipzig verkaufen wollte, fand der Viertligist aufgrund seiner Unbeliebtheit nicht einmal Gegner für Vorbereitungsspiele (vgl. Hofer, 2011).

6.2 Eventisierung Nach Müller (2006) offenbart der Event-Trend das Bedürfnis der Menschen nach dem Außergewöhnlichen. Der Erwerb von Brot und Milch im Supermarkt wird zum Erlebniseinkauf, der Besuch im Restaurant zur Erlebnisgastronomie. Im Kampf um Einschaltquoten und damit verbundenen Werbeeinnahmen gilt es durch immer neue Medienerlebnisse den Kick des Zuschauers zu maximieren (vgl. Müller, 2006). Hepp et al. (2010) sprechen im Zusammenhang mit Events von einer „Spaßgesellschaft“, die sich aus dem tiefgreifenden soziokulturellen Wandel sowie aus der aktuell präsenten Eventisierung von Populär- und Medienkultur entwickelt. Der Begriff „Spaßgesellschaft“ charakterisiert dabei die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, für die außeralltägliche Events zunehmend Raum für Vergnügen werden (vgl. Hepp et al., 2010). Gebhard et. al. (2000) bezeichnen Events als aus dem Alltag hervorstechende, raum-zeitlich abgrenzbare, interaktive Performance-Ereignisse. Den Zuschauern wird dabei ein nach ästhetischen Kriterien konstruiertes Ganzes aus unterschiedlichsten Erlebnisinhalten und Erlebnisformen geboten (vgl. Gebhard et al., 2000 zit. nach Betz, 2014). Bereits in vergangenen Epochen organisierten Menschen Veranstaltungen, die ihren Besuchern etwas Außergewöhnliches boten. Feste und Feiern wurden mit der Vision einer „organisierten Einzigartigkeit“ geplant und gestaltet. Auch stand neben dem genuinen, sportlichen Inhalt des Spektakels seit jeher die Erreichung diverser politischer, religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Ziele mehr oder weniger im Vordergrund. Als Beispiele sind hier Gladiatorenkämpfe im römischen Reich, sowie Massenspektakel zu Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland zu nennen (vgl. Gebhardt, 2000). Die Zahl spektakulärer Sportveranstaltungen nimmt laufend zu. Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften fungieren als hochkomplexe Eventleuchttürme. Mit Millionen 34 von Zuschauern in den extra für einzelne Events konstruierten Wettkampfstätten oder vor den Bildschirmen kommt Sportveranstaltungen aufgrund von im Milliardenbereich liegenden Investitionsflüssen eine zentrale volkswirtschaftliche Bedeutung zu (vgl. Schulke, 2013). Span (2011) bezeichnet das Leben als eine einzige Aneinanderreihung von Events, durch deren professionelle Umsetzung unvergessliche Highlights stilisiert werden (vgl. Span zit. nach Gatterer et al., 2011). Schulze (2000) weist darauf hin, dass das Wirtschaftsgut „Event“ nicht mehr mit traditionellen ökonomischen Denkweisen zu verstehen sei, da es sich um Wirtschaftsgüter besonderer Art handle (vgl. Schulze, 2000).

Folgende vier Faktoren gelten nach Schulze (2000) als Voraussetzung für wirkungsvolle Events:

 Einzigartigkeit: Die Einzigartigkeit eines Events bedeutet, dass es sich um ein Ereignis handeln muss, durch das an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit seltene Erfahrungen generiert werden können. Events können in ihrer Einzigartigkeit weder via Fernsehen noch anderen Medien reproduziert werden.  Episodenhaftigkeit: Unter Episodenhaftigkeit eines Events wird der obligatorische Spannungsbogen verstanden, der beispielsweise im Zuge eines Fußballspiels auftreten muss. Neben einem Anfangs- und Endpunkt folgt der Event einer Dramaturgie, die ein gewisses Maß an zwischenzeitlichen Höhepunkten aufweist.  Gemeinschaftlichkeit: Die Gemeinschaftlichkeit eines Events entsteht durch das gemeinsame Erleben mit anderen Personen. Durch Applaus, Pfiffe, Zwischenruf oder Unruhe entsteht eine Art Gemeinschaftserlebnis, das durch das Publikum herausgearbeitet wird.  Beteiligung: Das für ein wirkungsvolles Event grundlegende Mindestmaß an Beteiligung wird in Form von Sprechgesängen, Tanzen, Anfassen oder die Publikums- Welle sichtbar (vgl. Schulze, 2000).

Im Gegensatz zu Sportveranstaltungen haben Sportevents ihre Identität, bestehend aus kultureller Tradition, und geformtem Regelwerk, an die individuellen Kommunikationsinteressen ihrer Financiers und Partner anzupassen. Neben Hospitality- Angeboten und Wettkampfzeiten im Sinne der Optimierung der TV-Einschaltquoten haben auch Gedanken an Sexappeal durch die adäquate Bekleidung der Athleten und die bestmögliche Vermarktung von Unternehmen laut weitverbreiteten Meinungen das Potential, die traditionelle Identität des Sportereignisses in den Hintergrund zu drängen. Ohne den

35 finanziellen Support wäre jedoch jedweder Gedanke an eine annährend in dieser Weise - wie sie im 21. Jahrhundert als selbstverständlich aufgefasst wird – bestehende Attraktivität des Sportsektors schlichtweg realitätsfern. Aufgrund der, auf die Umsetzung bestimmter Kommunikationsziele beharrenden, Erwartungshaltung seitens der Wirtschaft, sind an die bilateralen Gestaltungsprozesse entsprechend hohe Ansprüche gerichtet. Das führt zum Teil dazu, dass obgleich der sportlichen Hochwertigkeit mancher Meisterschaften oder Turniere keine finanzstarken Partner gefunden werden können. Genau in diesem Punkt liegt der Grund für die Abspaltung des Marktes für Sportevents, welcher sich aufgrund seiner kommunikationspolitischen Attraktivität hinsichtlich Akzeptanz und Qualität stets weiterentwickeln können wird, vom Markt für Sportveranstaltungen, der sich trotz hochwertiger Leistungen staatlicher Zuwendungen bedienen muss (vgl. Schulke, 2013).

6.3 Das System Sport-Wirtschaft Lagae (2005) beschreibt den Sport als einstigen Freizeitvertreib, der sich über die Zeit zu einem fixen Bestandteil der Wirtschaftswelt entwickelt hat. Sport ist seit jeher fest in den Gesellschaften verwurzelt und hat sich im Wesentlichen durch die Resonanz der Menschen entwickelt und verändert. Kommunikation und Werbung haben folglich auf das große Wachstum und die Professionalisierung im Sportsektor mit Enthusiasmus reagiert. Gemeinsam haben die Geschäftswelt (als Mittelgeber) und der Sport (angewiesen auf finanzielle Unterstützung) das Sportsponsoring als gemeinsames Terrain gefunden (vgl. Lagae, 2005).

6.3.1 Win-win Situation trotz unterschiedlicher Spielregeln? Das Nutzen des Sports zu wirtschaftlichen Zwecken hat unter anderem mit folgenden Vorurteilen zu kämpfen:

 Profitorientierung statt Gemeinnützigkeit  Beruflichkeit statt Ehrenamtlichkeit  Kommerzialisierung statt Idealisierung  Abhängigkeit statt Selbstbestimmung des Sports

Obwohl die Wirtschaft den Sport in großem Stile für Marketingkonzepte nutzt, ist immer noch eine gewisse Zurückhaltung hinsichtlich sportökonomischer Aktivitäten zu vernehmen. Oftmals scheint es aktuell noch an einem ausreichenden Verständnis für die sporteigenen Strukturen zu mangeln. Die Erwartungshaltung präsentiert sich dahingehend, dass man vom Sport ein Verhalten gemäß wirtschaftseigener Spielregeln fordert. Damit gemeint ist das 36

Aufeinanderprallen von ökonomischen vs. nicht ökonomischen Vorstellungen, das Unverständnis für den Begriff der Ehrenamtlichkeit, sowie unterschiedliche Interpretation und Umsetzung von ethischen, pädagogischen und gemeinwirtschaftlichen Werten. Während der Sport seine eingefahrenen Wege oft nicht verlassen kann und es ihm aufgrund dessen nicht möglich ist Probleme in ökonomisch systematischer und methodischer Herangehensweise zu lösen bestehen ebenso starke Vorurteile von Seiten des Sports der Wirtschaft gegenüber. Der Wirtschaft wird dabei oft vorgeworfen, sie wolle im Sport die „schnelle Mark“ und würde ihn dadurch unerwünscht beeinflussen und ein Abhängigkeitsverhältnis erzeugen. Die Anzahl von erfolgreicher und vor allem partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit beidseitiger Zufriedenheitsstiftung ist daher aktuell noch keine allzu hohe (vgl. Dreyer & Krüger 2004).

6.3.2 Vermarktung von Sportlern Sportmarketing beinhaltet Sponsoring, Lizenzgewährungen für Namen und Bilder, die Werbung via Massenmedien, sowie die Werbung bei Sportveranstaltungen oder durch Sportartikel (vgl. Desbordes, 2007 zit. nach Homayounifar, 2014).

Im Folgenden soll vor allem auf die Bedeutung des Sport Sponsorings eingegangen werden.

Folgende Grafik aus der WKO Studie 2012/2013 soll die enorme Bedeutung des Sports als Plattform für Sponsoringaktivitäten darlegen. Gemessen am Engagement von deutlich über 90% aller befragten Unternehmen stellen somit Sportevents neben Sponsoring- Verträgen mit Athleten wertvolle Bühnen und effiziente Kommunikationsplattformen dar.

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Abbildung 4: Genutzter Sponsoringbereich Quelle: SPORT+MARKT AG et al., 2013, S. 19

Zur Figur des Sportstars

Turner (2004) beschreibt Sportler aufgrund ihrer an konkrete Leistungen gekoppelten Prominenz als äußerst authentisch. Während Personen aus anderen Genres oft aufgrund ihrer Bekanntheit bekannt zu sein in den Genuss des Prominenz – Status kommen, werden Sportler durch das Erbringen großer Leistungen zu nationalen Volkshelden (vgl. Turner, 2004 zit. nach Stauff, 2007). Sport – Sponsoring gilt als die am längsten bestehende Form des Sponsorings. Aus Unternehmersicht präsentiert sich dabei vor allem die breite Palette an Betätigungsfeldern als attraktiv. Besonders die dem Sport zugeschriebenen Charakteristika „jung, dynamisch und leistungsbezogen“ wollen die Geldgeber im Zuge von Sponsoring- Maßnahmen in die Unternehmenskultur übernehmen. Als Vermittlungsvehikel der genannten Eigenschaften an den Konsumenten bedienen sie sich neben Sportlern als Personen auch Veranstaltungen und Events. Als weiteres Argument für die Entscheidung zu einer Sponsoring – Tätigkeit kann die generationenübergreifende Popularität des Sports genannt werden (vgl. Ruda & Klug, 2010).

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Profite durch die Vermarktung mit Hilfe von Sportstars in konkreten Zahlen

Marcel Hirscher und Anna Fenninger führen das Sportlerranking der Sponsoren-Focus Jahresbilanz an. Hirscher alleine erzielte Medialeistungen von 4,7 Mio. Euro für die Marken Atonmic (2,36 Mio Euro), Raiffeisen (1,95 Mio. Euro) und Eisbär (0,35 Mio. Euro) sowie einige andere Unternehmen (color of sports, Juni 2015 S. 17).

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Sportsponsoring in Österreich 2014

1,10% 0,70% 0,70% 1,20% 5,30% 1,40% Fußball 4,10% Ski Sprunglauf 9,20% 39,10% Motorsport F1 Eishockey Nordische Kombnation Biathlon 12,30% Basketball Handball Snowboard Restliche Sportarten

24,90%

Abbildung 5: Gesponserte Sportarten 2014 Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Sponsor-Focus-Jahresbilanz 2014 nach color of sports Juni 2015, S.18.

Ausgewählte Events 2014

Der mittels Sponsoring erzielte Werbewert lag 2014 bei insgesamt 811 Mio. Euro. Davon wurden 539 Mio. Euro in TV und 272 Mio. Euro in Printmedien generiert. Die folgenden Top 10 Events verkörpern 85% des gesamten Sponsorenwerbewertes:

1. Alpiner Ski-Weltcup 6. Vierschanzentournee 2. Fußball Bundesliga 7. Eishockeyliga 3. Formel 1 WM 8. Basketball Liga 4. Fußball – WM 9. ÖFB Cup 5. Nordischer Ski-Weltcup 10. Handball Liga Austria

(vgl. Sponsor-Focus-Jahresbilanz 2014 nach color of sports, Juni 2015, S. 18)

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Ziele des Sportsponsorings

Folgende Grafik gibt Aufschluss über die von den Unternehmen durch Sponsoringaktivitäten verfolgten Ziele. Neben Imageverbesserung und Erhöhung des Bekanntheitsgrades nimmt dabei vor allem die Kontaktpflege in Hospitality-Bereichen eine wichtige Funktion ein (vgl. SPORT+MARKT AG et al., 2013). Diese wiederum läuft Gefahr, sich aufgrund vorliegender Korruptionsvorwürfe und Compliance-Regelungen zu einem von vielen Unternehmen gemiedenen Instrument zu entwickeln. In diesem Fall würde sich die von Hubert Neuper angekündigte drohende „Gefährdung ganzer Wirtschaftszweige“ bewahrheiten. (vgl. Leingruber, 2014).

Abbildung 6: Zielsetzungen des Sportsponsorings Quelle: SPORT+MARKT AG et al., 2013, S. 26

Fazit: Sportsponsoring Engagements in Österreich

Das Volumen des österreichischen Werbemarkts befand sich 2013 auf einem Niveau von ca. 3,8 Mrd. Euro. Davon flossen mit ca. 575 Mio. Euro etwas 15% des Gesamtbudgets in das Sponsoring. Das wiederum lässt auf den Stellenwert des Sponsorings als Kommunikationstool moderner Unternehmen schließen. Mit einem Nutzungsanteil von 93% erreichte das Engagement im Sportsponsoring 2013 damit Rekordniveau. Interessant ist der

41 von mehr als der Hälfte aller Sponsoren geäußerte Wunsch, aktiv an der Plattform mitgestalten zu können. Standardisierte Pakte und Leistungen wiederum gelten als immer weniger attraktiv. Als wichtigste Sponsoringplattform dominierte 2013 der Fußball vor den ebenfalls sehr beliebten Sportarten Ski alpin und Skispringen (SPORT+MARKT et al., 2013).

6.3.3 Eventsponsoring Die wachsende Erlebnisorientierung der heutigen Gesellschaft birgt innovative Ansatzmöglichkeiten für Marketinginitiativen. Neumann (2008) spricht beschreibt die ehemals farblosen Hersteller heutzutage als bunte Erlebnisdesigner (vgl. Neumann, 2008 zit. nach Siebert, 2013). Als Kommunikationsinstrument für eine adäquate Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen eignet sich dabei das Sponsoring. Vor allem ausgebliebene Einsparungen hinsichtlich Sponsoring- Aktivitäten während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 zeugen von der Beliebtheit und Wirksamkeit des Kommunikationstools aus Sicht vieler Unternehmen. Sponsoring Report sowie Sponsoring Trends berichten 2010 vor allem von einer Stabilität des Sponsoring- Marktes mit Fokus auf den Bereich Sport (vgl. Siebert, 2013).

Ohne monetäre sowie strategische Unterstützung durch Sponsoren wären aufmerksamkeitsstarke Sportevents nicht mehr denkbar. Die Attraktivität aus Sicht der Unternehmen ist dabei durch die Chance auf Bekanntheit, Medienpräsenz und positiven Imagetransfer gegeben. Ein positiver Imagetransfer setzt jedoch die Passfähigkeit von Sponsor und Event hinsichtlich der zentralen Imagedimensionen voraus (vgl. Zanger, 2013).

Sportevents als Steckenpferde der gesamten Sportentwicklung

Seit Beginn der 90er Jahre entpuppen sich Sportgroßveranstaltungen immer mehr als die wichtigsten Treiber der gesamten Sportentwicklung. Das lässt sich am deutlichsten anhand der knallharten Wettbewerbe um die Ausrichtung von Olympischen Spielen oder Fußball Weltmeisterschaften veranschaulichen. Durch heute stattfindende Sportevents werden jedoch nicht nur junge Menschen zum Sporttreiben animiert, sondern neue Netzwerke zu Politik und Wirtschaft geknüpft, qualifizierte Mitarbeiter akquiriert sowie innovative Medientechnologien erprobt. Das Werben um die Ausrichtungsbefugnis von Großevents repräsentiert dabei den finanzwirtschaftlichen Beleg für die steigenden finanziellen Dimensionen sowie ökonomischen Implikationen (vgl. Büch et al., 2011).

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Finanzieller Engpass: Sinn von Sportevents hinterfragt

Im Folgenden soll auf die in der Literatur zum magischen Dreieck oft vernachlässigte, jedoch meist nicht wegdenkbare Finanzierungsfunktion des öffentlichen Sektors eingegangen werden. Ein finanzieller Engpass auf Seiten der öffentlichen Hand kombiniert mit immer komplexeren firmenintern auferlegten Compliance-Regelungen gestaltet die finanzielle Ermöglichung von Groß-Events aktuell als schwierig.

Obgleich der in der Literatur als einflussreich dargelegten Rolle des Sportsektors als Player in Medien und Wirtschaft sehen die Umsetzungsmöglichkeiten von Groß-Events in der Realität weniger rosig aus. Dem öffentlichen Sektor ist aufgrund der aktuellen finanziellen Lage hinsichtlich der Unterstützung diverser Großereignisse die Hände gebunden. Als Beispiel soll hier das Land Kärnten genannt werden. Sogar Mega-Events wie der Beachvolleyball Grand Slam Klagenfurt, der aufgrund seines dichten Prominenz Aufgebotes kombiniert mit einem hohen Medieninteresse eine optimale Plattform und Präsentationsmöglichkeit für Sponsoren bietet, wäre ohne Zuschüsse aus dem öffentlichen Topf nicht in gewohnter Art und Weise umsetzbar. Des Weiteren repräsentieren die in der Literatur zum magischen Dreieck vermittelten Geldflüsse zwischen Sport und Privatwirtschaft nur zum Teil die weitaus komplexeren realen Sachverhalte. Obwohl Mega-Events gerne als Aushängeschilder des Landes Österreich genutzt werden, gestaltet sich deren Finanzierung aktuell aufgrund verschärfter Anti-Korruptionsgesetze immer schwerer. Firmen scheuen den Kauf von VIP Karten bzw. laden nicht mehr in gewohnter Manier Kunden oder Geschäftspartner zu Sportevents ein (vgl. Martinz, 2013 online im Internet http://kurier.at/chronik/oesterreich/land-hinterfragt-sinn-der-sportevents/121.874.442).

Hubert Neuper bezeichnet die aktuelle Entwicklung hinsichtlich der unternehmensintern auferlegten Compliance Richtlinien als gefährdend für ganze Wirtschaftsbereiche (vgl. Leingruber, 2014).

Anhand nachfolgender aktueller Auszüge österreichischer Tageszeitungen wird klar, dass der in der Literatur oftmals ausschließlich auf Finanzierungsleistungen privater Hand gelegte Fokus teils fern realer Tatsachen ist. Während sich das prestigeträchtigen Hahnenkamm- Rennen in Kitzbühel gänzlich ohne den Support der öffentlichen Hand über Wasser hält, müssen andere Events aufgrund finanzieller Engpässe und Restriktionen von Gemeinde oder Land um deren Weiterbestehen zittern (vgl. K.S.C., 2015).

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Dass es durch die Unterstützung der privaten Hand noch lange nicht getan ist, wird bei Betrachtung der vorherrschenden Situation im Süden Österreichs klar. Während noch vor Jahren unter der Devise „Werbewert“, „Umwegrentabilität“ und „Tourismusimpuls“ der Freigebigkeit seitens Politik scheinbar keine Grenzen gesetzt waren, muss ab 2016 mit drastischen Einsparungen gerechnet werden.

„Sport, See und Subventionen“ – diese Zutaten waren jahrelang Bestandteil der simplen Erfolgs-Formel für die Sportevents am Wörthersee. Mit 840.000 Euro wurde der alljährliche Beachvolleyball-Event von der öffentlichen Hand getragen. Sportdirektor Arno Arthofer betont, dass sich große Sportevents wie Ironman oder Beachvolleyball künftig selbst tragen werden müssen, da nicht feststehe, wie viel man sich leisten können wird. Mister Beachvolleyball, Hannes Jagerhofer, spielte bereits in der Vergangenheit die „Wien-Karte“ aus, wobei er im Falle von Uneinigkeiten die Möglichkeit des Austragens seine „Sandspiele“ in der Bundeshauptstadt ankündigte. Im Falle der Bewahrheitung der prophezeiten drastischen Sparmaßnahmen „droht“ er dem öffentlichen Sektor mit einer abgespeckten Variante des Prestige-Events, wohlwissend, dass eine solche nicht zur Zufriedenheit bei Stadt und Land führen würde (vgl. Martinz, 2015 online im Internet http://kurier.at/chronik/oesterreich/poker- um-kaerntens-sportevents/138.598.527).

„Das Land, wo Milch und Honig fließen“, dieses Image schrieb man dem Sportland Kärnten einst im In- und Ausland zu. Aktuell können jedoch aufgrund der finanziellen Situation und Kreditsperre des Landes nur mehr 85% der Summe der letzten Jahre in Subventionen investiert werden. Vom Sparstift verschont bleiben sollen, laut Land, jedenfalls Nachwuchssportler. Neben dem Davis Cup drohen auch den Mega-Events Beachvolleyball und Ironman eingeschränkte Rahmenbedingungen (vgl. Rosenzopf, 2015 online im Internet http://www.krone.at/Kaernten/Sportevents_in_Kaernten_droht_der_Sparstift-Puste_geht_aus- Story-445141).

6.3.4 Corporate Hospitality Das Ziel, Sportveranstaltungen für Beziehungspflege und Networking zu nutzen ist keinesfalls eine dem 21. Jahrhundert entspringende Idee. Nach Guttmann (1981, 1986) existierten bereits in der Antike spezielle Sitzplätze und Logen für ausgewählte Veranstaltungsbesucher. Ebenso taucht dieses Phänomen nach Verben (2007) im Zusammenhang mit Ritterkämpfen und Pferderennen auf. Empacher (2001) nennt in diesem Zusammenhang auch die olympischen Spielen von München 1972 (vgl. Walzel, 2011). Wirklich breite Aufmerksamkeit erlangte der aktuell heiß diskutierte Bereich der Corporate 44

Hospitality jedoch erst, als im Rahmen der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006 der Versand von Ehren-Tickets an Geschäftspartner und Politiker zum Thema wurde. Trotz des damaligen Freispruchs eines nationalen Sponsors vor dem Bundesgerichtshof, sind die besagten Maßnahmen der Justiz aktuell ein Dorn im Auge und stellen daher einen sehr sensiblen Faktor im Bereich des Sponsorings da. Vor allem aufgrund der Umsetzungsmöglichkeit zahlreicher, von der Norm abweichender Initiativen zur Kundenakquise bzw. Stärkung deren Commitment, hat sich Corporate Hospitaliy in den letzten Jahren zu einem Hauptbestandteil von Sponsoringpaketen etabliert und stellt ein unabdingbares Finanzierungselement aus Sicht der Eventveranstalter dar. Der Begriff Corporate Hospitality subsummiert dabei die mit der sozialen Funktion des Sports einhergehenden Vorteile hinsichtlich eines strategischen Beziehungsmanagements. Der Begriff wird dabei in erster Linie mit Gastfreundschaft übersetzt. Lockwood (2000) definiert den Begriff grundsätzlich als die Fokuslegung auf die Zufriedenstellung des Gastes. Durch den Zusatz corporate, soll verdeutlicht werden, dass ein Unternehmen als Gastgeber auftritt (vgl. Lockwood, 2000 zit. nach Walzel, 2011). Walzel (2005) spricht von einer synonymen Verwendung der Begriffe „Client Entertainment“, „Client Hospitality“ sowie „Sport Hospitality“ (vgl. Walzel, 2005 zit. nach Walzel, 2011). Im Fokus sämtlicher Maßnahmen stehen dabei nach Bruhn (2005), sowie Esch, Tomczak, Kernstock & Langner (2004) und Rolke & Koss 2005, vorerst psychologische Aspekte, die als Basis für die Erzielung gewünschter Verhaltensweisen fungieren sollen. Dadurch sollen in weiterer Folge ökonomische Wirkungen verwirklicht werden, die zur Erreichung der Unternehmensziele beitragen sollen (vgl. Bruhn, 2005, Kernstock & Langner, 2004, Rolke & Koss, 2005 zit. nach Walzel, 2011).

Corporate Hospitality kann aufgrund der einheitlichen Auffassung als eigener Event, bzw. im Rahmen eines Events stattfindendes Kommunikationsinstrument, als Kommunikationsmaßnahme aufgefasst werden. Bennett (2003), Church (2003) und Walzel (2005) weisen auf die Kommunikationsmöglichkeit zwischen Unternehmer und Stakeholder durch Corporate Hospitality hin (vgl. Bennet, 2003, Church, 2003 & Walzel, 2005 zit. nach Walzel, 2011).

Gensmüller (2008) bezeichnet Hospitality- Veranstaltungen als Plattformen für den Kontakt- und Netzwerkaufbau sowie deren Pflege. Vor allem spricht er von einem aus Unternehmersicht wertvollen Tool zur Stärkung der Kundenbindung (vgl. Gensmüller, 2008 zit. nach Ruda & Klug, 2010). Laut einer 2009 durchgeführten Hospitality Grundlagenstudie von Sporftive ist vor allem das im Rahmen von Sportveranstaltungen bestehende Ambiente

45 für die Pflege von Geschäftskontakten und Customer Relations förderlich (vgl. Ruda, Klug, 2010).

Folgende Grafik gibt einen Überblick über die durch Hospitality-Maßnahmen verfolgten Ziele der Unternehmen.

Abbildung 7: Hospitality-Möglichkeiten Quelle: SPORT+MARKT AG et al., 2013, S. 23

6.3.5 Compliance Richtlinien & Anti-Korruptionsregelungen Eine, mit Logenplätzen, VIP Bereichen und Hospitality-Maßnahmen oft in einem Atemzug genannte Problematik, stellt der in jüngster Vergangenheit häufig diskutierte Begriff der Compliance dar. Aufgrund einer kürzlich erfolgten Reform des Korruptionsstrafrechtes tendieren Politiker und Wirtschaftsvertreter verstärkt dazu, Großveranstaltungen vorsorglich zu meiden. Vor allem im Rahmen prestigeträchtiger Sportevents hüten sich Großkonzerne aktuell davor Geschäftskunden durch den Ankauf großer Kartenmengen zu beschenken (vgl. Wiederstein & Datler, 2013 online im Internet

46 http://diepresse.com/home/sport/wintersport/1504455/Hubert-Neuper_Skifliegen-ist-nur-das- Rahmenprogramm).

Umdenken findet statt

Die heikle Thematik der Compliance Vorwürfe hat sich auch im Vorfeld der 2013 in Klagenfurt durchgeführten Beach Volleyball Europameisterschaft bemerkbar gemacht. Aufgrund der veränderten Rechtslage sei man laut Telekom Sprecher Peter Schiefer bei der Weitergabe von VIP Tickets vorsichtiger geworden. Von Seiten österreichischer Unternehmen wurde die mit 100 Euro festgelegte Höchstgrenze der Mitarbeitern oder Kunden legal zu offerierenden Tickets strikt eingehalten. (Hoepke, 2013 online im Internet http://kurier.at/wirtschaft/wirtschaftspolitik/compliance-firmen-bekommen-kalte- fuesse/22.915.085).

Unternehmensinterne Compliance-Vorschriften als „Finanzierungs-Killer“

Um mehr Klarheit zu schaffen, sind Unternehmen wie die im Folgenden stellvertretend genannte Deutsche Telekom aktuell bemüht, firmeninterne Rahmenbedingungen und Wertobergrenzen bei Geschäftseinladungen zu Sport- und Kulturveranstaltungen festzulegen. Die beschlossene Maximalsumme im mittleren dreistelligen Euro-Betrag soll dabei den Konflikt mit korruptionsstrafrechtlichen Regelungen von vornherein abwenden. Zusätzlich weist Sponsoringleiter Althoff auf das Verbot vertraglicher Abschlüsse rund um die Einladung hin. Aufgrund fehlender Rechtssicherheit im Hospitality Bereich (Einladungen in VIP-Bereiche) wird es aktuell für Unternehmen wie die Deutsche Telekom, die alleine in Deutschland rund 50 Millionen Euro in Sponsoring investiert, immer komplizierter, Geschäftspartner einzuladen, ohne Konflikte mit der Staatsanwaltschaft zu provozieren. Als konkretes Beispiel nennt Althoff hier die Rückgabe einer Loge mit zwölf Sitzen beim als Hauptsponsor auftretenden FC Bayern München. Zukünftig seit laut ihm keine weitere Klarheit hinsichtlich Sponsoring-Richtlinien, jedoch eine Verschärfung des Korruptionsstrafrechts seitens des Gesetzgebers zu erwarten. (vgl. Merx, 2011).

Auch den Besucher des VIP-Bereiches eines Fußballstadions kann man nun aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Als glücklichen Menschen einerseits, der über dunkel geöltes Parkett zum Buffet schreitet, wo ihm adrettes Service Personal Prosecco und Scampis reichen, während der angenehm gedämpfte Lärm des Spiels durch die dicken Glasfronten der VIP Loge dringt. Während am Spielfeld versucht wird, das Runde ins Eckige zu bekommen führt er angeregte Gespräche über Sport, Berufliches und Privates. Aktuell jedoch könnte die 47

Charakterisierung eines VIP-Besuchers eher folgenden bitteren Beigeschmack beinhalten. Während er schon bei Annahme der Einladung in eine gewisse Unruhe versetzt wurde, kann er sich weder auf das Spiel noch auf den Aperitif konzentrieren. Die Unsicherheit über ein mögliches Ansprechen unerlaubter Themen mit den falschen Gesprächspartnern sitzt ihm wie eine Angst im Nacken (vgl. Spannagel, 2011).

Dass diese Entwicklung nicht nur auf Unternehmer oder Besucherseite negative Auswirkungen mit sich bringt, sondern langfristig vor allem Veranstalter in finanzielle Engpässe treibt, ließ Uli Hoeneß bereits 2007 bei der Mitgliederversammlung des FC-Bayern anklingen. „Was glaubt ihr, wer euch finanziert? […] Die Leute aus den Logen, denen wir das Geld aus den Taschen ziehen“. Hoeneß machte dadurch deutlich, dass die Bemessung einer Eintrittskarte in der Südkurve des Stadions in Höhe von sieben Euro nur aufgrund der aus dem Verkauf von Corporate Hospitality-Rechten generierten Einnahmen möglich sei (vgl. Schlammerl, 2007 zit. nach Walzel 2011, S.3).

Noch 2011 unterstrich Mister Beachvolleyball Hannes Jagerhofer in einem Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten die aus finanzieller Sicht absolute Notwendigkeit einer Business-to-Business Plattform des 3,6 Millionen Euro verschlingenden Events am Klagenfurter Wörthersee. „Ohne Stadt, Land und den Charakter eines Business-to-Business Events ginge es gar nicht“ so Jagerhofer (vgl. Czerny, 2011 online im Internet http://www.nachrichten.at/sport/mehr_sport/So-manchen-VIP-Platz-koennte-man-ruhig- einem-Fan-geben;art109,684543).

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Abbildung 8: Einfluss des Antikorruptionsgesetzes auf Hospitality-Einladungen SPORT+MARKT AG et al., 2013, S. 24

Fazit: Nutzung von Hospitality-Möglichkeiten in Österreich

Trotz der unklaren Rechtslage spielen Hospitality-Maßnahmen für die Sponsoren eine wichtige Rolle. 85% der Unternehmen nutzen 2013 die Möglichkeit der Bewirtung von Kunden oder Mitarbeitern zu Verstärkung bzw. Neuaufbau von Kundenbindungen sowie Mitarbeitermotivation.

6.4 Das System Sport-Medien Damit Sportevents die im Rahmen dieser Arbeit thematisierte attraktive Bühne für Wirtschaft und Gesellschaft bieten können, bedarf es medialer Aufmerksamkeit, die für die angestrebte Sichtbarkeit sorgt. Im Folgenden soll auf die Wechselbeziehung zwischen dem Sport- und Mediensektor, Mediatisierung und den Begriff des Infotainment im Sportjournalismus eingegangen werden. Dazu soll kritisch auf sämtliche Effekte der Entstehung des Systems „Fernsehsport“, sowie auf aktuell zu schließende Kompromisse im Interesse aller Beteiligten eingegangen werden. Vor allem soll die Adaption an telegene Anforderungen, und der damit zum Teil verbundene „Verlust“ des genuinen Sports, Inszenierung, Simplifizierung im Fokus stehen. 49

Wachstum der Sportmedien

Spektakulären Sportarten, die meist als professionell gelten kommt ein großer Teil medialer Aufmerksamkeit zu. Vor allem Journalisten werden als wichtige Einflussfaktoren auf soziale und kulturelle Entwicklungen von Ländern angesehen und die Sportberichterstattung spielt eine große Rolle im Rahmen der Meinungsbildung der Bevölkerung. Die Rolle der Medien hat dabei auf etwaige Weiterentwicklungen bzw. Erfolge des Sports einen großen Einfluss. Neben dem Radio spielt vor allem das Fernsehen spielen aufgrund ihrer beachtlichen Breitenwirkung eine große Rolle. Vor allem das Fernsehen hat seit jeher beachtlichen Einfluss auf den Bekanntheitsgrad professioneller Spieler sowie die Entwicklung deren Einkommen. Die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta wurden laut Berichten von 3,7 Milliarden Zuschauern via TV verfolgt (vgl. Wenner, 1989 zit. nach Malek-Akhlagh et al., 2013). Die FIFA Weltmeisterschaft 2002 wurde live in mehr als 200 Länder übertragen, wobei die Eröffnungszeremonie von mehr als 500 Millionen Menschen und das Eröffnungsspiel von drei Milliarden Menschen verfolgt wurde (vgl. Tourism, 2010 zit. nach Malek-Akhlagh et al., 2013).

Kommerzialisierung des Sports durch die Medien?

Grundsätzlich ist der Sport in seiner natürlichen Form nicht von einer medialen Repräsentation abhängig. Trotzdem ist in der Postmoderne die symbiotische Verschränkung zwischen der medialen Berichterstattung und dem massenwirksamen Sport weiter fortgeschritten denn je. Ansätze dafür lassen sich jedoch bereits Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Aufnahme des Sports als fixes Ressort in den Großteil aller Tageszeitungen finden. Seit Beginn der detaillierten TV- Sport- Berichterstattung in den 1960 Jahren besteht eine Abhängigkeit hinsichtlich der Erfolgsquoten beider Systeme. Während der Sport den Medien als Unterhaltungs- und somit Konsumgarant dient, fungieren die Medien als Scheinwerfer, die Sportereignisse ins Rampenlicht des gesellschaftlichen Interesses rücken (vgl. Marschik & Müllner, 2010). Der Medienrezipient setzt sich in seinem Wissensgewinn bewusst oder unbewusst den Effekten medialer Vermittlungsleistungen aus. Diese Prägung nimmt in der Soziologen Luhmann beachtliche Dimension an. 1996 behauptet er, dass alles Wissen aus den Massenmedien gewonnen wird. Die Berichterstattung von Sportereignissen ist aktuell jedoch nicht mehr ausschließlich auf die Leistungen des professionellen Journalismus beschränkt. Sportzuschauer laden selbst gefilmte Beiträge im Zuge eines Sportevent-Besuches, oder sogar im Zuge der Rezeption durch ein Sportmedium live auf Social-Media Plattformen wie Twitter hoch (vgl. Nölleke & Blöbaum, 2012). Simplifizierungen und Stereotypisierungen spielen 50 neben dem gezielten Einsatz von Emotionalität, sowie systematischen Inszenierungen im Rahmen der Medienberichterstattung eine tragende Rolle. Neben boulevard-orientierten Formaten bedienen sich auch politisch angehauchte Sendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gerne der besagten Form der Berichterstattung. Im Fokus steht dabei die Schaffung einfacher Kausalzusammenhänge sowie die Generierung von Identifikationspotentialen aus Sicht des Publikums. Laut Wegener (2000) muss jedoch zwischen Simplifizierung und Stereotypisierung differenziert werden. Im Zuge der Stereotypisierung bedienen sich Medienanstalten zusätzlich der Darstellung von Klischees und standardisierten Handlungsabläufen, die beim Rezipienten an bekannte Wahrnehmungsmuster anknüpfen (vgl. Wegener, 2000 zit. nach Klöppel, 2008).

6.4.1 Mediatisierung Wir leben aktuell in einer Kultur des Spektakels. Bereits in den 60er Jahren prägte der französische Situationist Guy Debord den Ausdruck „societé du spectacle“ hinsichtlich der Spektaklisierung bestimmter Momente im Leben eines Menschen. Insbesondere der Mediensport, der durch das Zusammenspiel von Unterhaltung und Spannung geprägt ist, lässt sich dadurch charakterisieren. Die medialen Inszenierungen, Theatralisierungen und damit einhergehend auch Trivialisierungen des Sportfernsehens begleiten den realen Sport heute ununterbrochen. Um für den voyeuristischen Blick der Zuschauer entsprechend aufbereitet zu werden und telegenen Anforderungen zu entsprechen, ist der Sport geprägt von Tendenzen zu Sensationalisierung und Theatralisierung. Gebauer (2002) spricht daher von einer Analogie zwischen TV-Sport und Theater. Wie das Theater hat auch der Sport Aufführungsqualitäten und ist um Entscheidungen herum zentriert. Das Theater auf der anderen Seite besteht aus sportähnlichen Rededuellen, Kämpfen um die Durchsetzung von Positionen sowie gegeneinander stehenden Helden. Die Zuschauer werden durch die prätentiöse Art der telegenen Darstellung, und deren inhärente Verzerrung der Sport-Realität vor den Bildschirmen gehalten. Durch die visuelle Aufbereitung der sportiven Bilder als „heavenly bodies“ in Kombination mit den enthusiastischen Kommentaren der Sportjournalisten entsteht eine elektronische Sportarena. Das heutige Sportprogramm kann als zu Infotainment verflachte Kombination aus Information, Spannung und Unterhaltung bezeichnet werden. Eine mögliche, den genuinen Interessen und Werten des Sports entsprechende Darstellung fällt dem Streben nach hohen Einschaltquoten zum Opfer. Nolens volens spielen die Vereine das Machtspiel der Medienmacher mit, um sich über Fernsehgelder finanziell über Wasser zu halten. Die Autonomie des einzelnen Sportlers tritt dabei hinter seinen, durch die Funktion als Werbeträger und Testimonial erzielten Markenwertes zurück. Die Anforderung nach 51 zunehmenden Unterhaltungseinlagen steigt mit einer Diversifizierung des Sportprogramms in unterschiedliche Spartenkanäle. In seiner zunehmenden Rolle als TV-Ware schreckt das Sportfernsehen nicht einmal von Modifizierungen und Eingriffen in das sporteigene Regelwerk zurück. Im Vordergrund steht dabei die anhaltende Begeisterung des anspruchsvollen Rezipienten durch innovative Programminhalte (vgl. Gebauer, 2002 zit. nach Florschütz, 2015). Mitunter wurden sogar Veränderungen des Regelwerks im Volleyball vorgenommen. Seit 1998 hat man sich neben einer verkürzten Tiebreak- Zählweise auch für knappere Kleidungsvorschriften der Spielerinnen ausgesprochen. Durch die besagten Adaptionen soll ein gesteigertes Medieninteresse erreicht werden (vgl. Lamprecht & Stamm, 2000). Beispiele für die, durch ökonomische Kontexte geprägte Fernsehdramaturgie zeigen Schaaf & Nieland (2011) anhand des Biathlons, wo eine Veränderung des Regelwerks zu einer fernsehtauglicheren Gestaltung der Sportart führen soll. Zusätzlich sollen in figurbetonten Sportarten vor allem Bekleidungsvorschriften weiblicher Sportlerinnen zu einer gesteigerten Attraktivität für ein Massenpublikum führen (vgl. Schaaf & Nieland, 2011 zit. nach Lünenborg, 2014). Gleichzeitig sprechen Schwier & Leggewie (2006), sowie Schwier & Schauerte (2008) von einem, mit der Orientierung an Produktionszyklen und zeitlichen Logiken eines Mediums einhergehenden, negativen Beigeschmacks. Die mittlerweile geringe Popularität der Sportart Tennis im deutschen Raum ist daher nicht nur dem Verschwinden nationaler Spitzenspieler, sondern vor allem der abnehmenden Attraktivität aus Sicht des Mediums Fernsehen zuzurechnen. Matches, mit einer unvorhersehbaren Länge zwischen 30 Minuten und über drei Stunden, sind als Live-Übertragungen mit dem strikt kalkulierten Programmablauf unvereinbar. Der Grad ihrer medialen Verwertbarkeit bestimmt daher mehr denn je die Attraktivität und öffentliche Sichtbarkeit einer Sportart. Diese wiederum hängt von der Anpassungsfähigkeit der betroffenen Sportart an Zeit- und Organisationsstruktur der neuen Medien ab (vgl. Schwier & Leggewie, 2006, Schwier & Schauerte, 2008 zit. nach Lünenborg, 2014). Stetig steigenden Ansprüchen und Erwartungen an die Sportrezeption wird man durch neue TV-gerechte Wettkampfformen, veränderte Regelwerke und adaptierte Sport- und Spielgeräte gerecht. Aktuell ist ein Trend verfolgbar, nach dem Rezipienten nicht mehr nur dabei, sondern mittendrin sein sollen. Als Beispiel dafür kann etwa die Helmkamerafahrt genannt werden, die den Zuschauern die einzigartige Möglichkeit der Wahrnehmung des Geschehens aus der Perspektive des Athleten ermöglicht (vgl. Nölleke & Blöbaum, 2012). Im Rahmen der Sportveranstaltung wird vor allem vermehrt auf die Strategie der Personalisierung zurückgegriffen. Ein Trend hin zur Unterhaltungssendung lässt sich anhand der Rundherum- Berichterstattungen wie Athletenportraits, oder Stories

52 nationaler bzw. internationaler Helden feststellen. Dabei rückt anstatt des sportlichen Wettkampfes vermehrt der Sportstar in den Fokus der Berichterstattung. (vgl. Stiehler, 2003). Während sich technische, personelle oder inhaltliche Voraussetzungen oftmals durch ein ausreichendes Kontingent an Mitarbeitern und monetären Mitteln schaffen lassen, stellt die Mobilisierung potentieller Besucher durch erzeugte Erwartungen als besondere Herausforderung dar (vgl. Betz, 2014). Hitzler (2011) spricht von den Begriffen Präkonstruktion und Rekonstruktion. Während im Stadion der Präkonstruktion die besagte Erzeugung spezifischer Erwartungshaltungen stattfindet, soll im Zuge der Rekonstruktion das Geschehene in Relation zu den Erwartungen rückwirkend gedeutet, gewertet und erklärt werden (vgl. Hitzler, 2011 zit. nach Betz, 2014).

Vom Sport im Fernsehen zum Fernsehsport

Die Verwandlung eines Sportwettkampfs in ein Fernsehereignis kann als Transformationsprozess betrachtet werden, im Rahmen dessen zumeist Realismus und Unterhaltung miteinander in Konflikt stehen. Während die Ästhetik des Realismus eine transparente Bildsprache erfordert, mittels derer das Sportereignis möglichst wirklichkeits- getreu dargestellt wird, versucht das Unterhaltungsprinzip durch visuelle Inszenierung, Action und Dramatisierung das Zuschauerinteresse zu gewinnen. Je ausgeprägter also die Kriterien „Maximum an Aktion auf engstem Raum“ und „Maximum an Aktion in minimaler Zeitspanne“, desto geringer der „Regieaufwand“ (vgl. Whannel, 1992).

Die nach Stiehler (2003) grundlegenden Faktoren für die besagte Verwandlung sollen im Folgenden dargestellt werden:

Dynamisierung: Tempo, Unerwartetes und Ungewohntes (inhaltlich und formal) Veränderungen im Sport als Wettkampf: - Kurzwettkämpfe (wie jüngst im Ski, Biathlon, Skating) - Animation in Wettkampfstätten - Musikalische/Show- Begleitung/- Rahmung

Veränderungen im Sport als Fernsehsport: - Bildwahl, Schnittfolge, Kameraperspektiven, laufende und >fliegende< Kameras usw. - graphische Elemente mit Zusatzinformationen: Zeit, Entfernungs-/ Geschwindigkeitsmaße, virtuelles Gelbes Trikot usw. 53

Emotionalisierung: Stimulierung, Verbalisierung und Visualisierung von Gefühlen Veränderungen im Sport als Wettkampf: - Einbettung in Rituale (z.B. Eröffnungs-/Abschlussfeiern, Siegerehrung) - Zuspitzung zum Wettkampfende (Spezialregeln wie Golden Goal, Sudden Death, Tie Break; Wettkampfformen: Finaldurchgänge; >Dramaturgie< bei den Sechstage- Rennen usw. ) - >Organisation< von Rekorden (z. B. >Hasen< in der Leichtathletik) - Animation der Zuschauer - Outfit der Akteure zwischen Erotik und Funktionalität neue >Choreographien< des Jubels

Veränderungen im Sport als Fernsehsport: - emotionale Sportsprache: Zuspitzung, Boulevardisierung - >Heldenverehrung< (und -sturz!) - Großaufnahmen (Gesichter als Spiegel von Emotionen)

Narrativisierung: Einbettung der Sportberichterstattung in Geschichten Veränderungen im Sport als Wettkampf: - narrative >Loglken< der jeweiligen Sportarten (>Wer gewinnt wie?<) - Wettkampftitel als >Erzählrahmen<, teilweise an Filme angelehnt - Kommentierung >vor Ort< (Vorstellung der Sportler, reportagehafte Elemente in der Stadion-/Arena-Moderation)

Veränderungen im Sport als Fernsehsport: - tägliche Fortsetzungsgeschichten über internationale, nationale und z. T. auch regionale >Helden< in Sportkanälen, Nachrichtensendungen mit festen Sportrubriken (Bundesliga, Formell etc.) - Sporttalksendungen (als mediale Entsprechung des >Stammtisches<) - Konzentration auf >Stars< und Prominenz - umfangreiche >rahmende< Vor- und Nachberichterstattung bei Originalübertragungen - Spezialkameras für einzelne Sportler, Funktionäre, Trainer usw.

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Relevanzzuschreibung: Aufwertung von Themen (hier: Wettbewerben) Veränderungen im Sport als Wettkampf: - Rhythmussteigerung bei Welttitelkämpfens - Einordnung von Wettkämpfen in Hierarchien (Weltcup, Champions League)

Veränderungen im Sport als Fernsehsport: - Selektion von Hochleistungssport auf internationalem Niveau; - Beachtung des nationalen Spitzensports nur bei (wenigen) populären Sportarten (in vielen Ländern Fußball, in England dazu auch Rugby und Pferderennen, in den USA Football, Baseball, Basketball, Golf und Eishockey, in Irland Hurling, in Indien Kricket und Feldhockey usw. ) - Dramatisierung von Wettkämpfen zu >Events< und grundlegenden Entscheidungen - Verknappung auf >Duelle< (>Ullrich vs. Armstrong< usw.) (Stiehler, 2003, S. 162f).

6.4.2 Infotainment als Teil der Mediengesellschaft Setzt man sich mit der Entwicklung von Informations- und Nachrichtensendungen im Laufe der Zeit auseinander, stößt man auf unentwegt auf eine Intensivierung an Unterhaltungselementen sowie gestaltungsästhetischen Silmustern. Nach dem Politikwissenschaftler Andreas Dörner kann diese „Omnipräsenz massenmedial inszenierter Unterhaltungsangebote“ als charakteristisch für die heutige Gesellschaft bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang spricht Wirth (2000) vom Schlagwort der wachsenden Infotanisierung oder Boulevardisierung des Fernsehens. Jene werde durch lockere Ausdrucksstile von Moderatoren, ansprechende Gestaltung von Nachrichtenstudios- und Sendungen, Bedienung digitaler Computertechnik erzielt. Zusätzlich sei eine Tendenz hin zur Ausschmückung, Dramatisierung und Emotionalisierung im Zuge der Berichterstattung beobachtbar (vgl. Wirth, 2000 zit. nach Klöppel, 2008). Vermehrte Unterhaltung, die als Output der zunehmenden Infotainisierung festgelegt werden kann, wird von Dehm bereits in den achtziger Jahren folgendermaßen definiert. Als Unterhaltung gilt demnach die „Qualität einer Beziehung zwischen einer Person und einem Objekt. Die Rezipienten mit ihren interindividuell unterschiedlichen [psychologischen und sozialen] Eigenschaften bestimmt dabei, in welcher Situation sie die Beziehung zu welchen Objekten mit welchen Eigenschaften als Unterhaltung empfinden und ihnen deshalb die Bezeichnung Unterhaltung geben“ (Dehm zit. nach Klöppel, 2008, S. 13f). Nach Früh (2002) 55 beschreibt Unterhaltung demnach keinen spezifischen Begriff, sondern verkörpert einen variablen Bereich, der von Zuschauern auf individuelle Weise beschritten wird. Vor allem das durch Medien vermittelte Phänomen der Unterhaltung ist daher dem Publikum zuzuordnen. Konkret handelt es sich um eine „Zuschreibung des Rezipienten zu einer Beziehung in Abhängigkeit von Persönlichkeitsmerkmalen und von Merkmalen des Objekts in einer bestimmten Situation“ (Früh, 2002 zit. nach Klöppel, 2008, S. 13f).

Viele Fernsehstationen differenzieren zwischen den Ressorts „Information“ und „Unterhaltung“. Da sich der Sport in keines der beiden Ressorts einordnen lässt, wurde für ihn ein eigenes Ressort geschaffen. Klaus (1996) unterstreicht am Beispiel des Sports die Zusammengehörigkeit der beiden Bausteine Information und Unterhaltung im Journalismus (vgl. Klaus, 1996 zit. nach Beck, 2006). Bosshart (1998) nennt vor allem Entspannung, Abwechslung, Anregung, Spaß, Atmosphäre oder Freunde als die vom Publikum gewünschten Charakteristika einer Sportveranstaltung. Unterhaltsame Medieninhalte können daher als erholsam, amüsant, schön, vergnüglich ablenken oder stimulierend rezipiert werden (vgl. Bosshart, 1998 zit. nach Beck, 2006). Grundsätzlich ist eine starre Zweiteilung der Kategorien Unterhaltung und Information ist in der heutigen Mediengesellschaft aufgrund der teils flüssigen Grenzen weder möglich noch angebracht. Auch die Simplizität der Zuordnung des Informationsauftrages an die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sowie des Entertainmentauftrages an die Privaten ist aktuell nicht mehr haltbar (vgl. Klöppel, 2008). Medien verkörpern somit sowohl Informations- als Unterhaltungsmöglichkeit für das Publikum, als auch Ausdrucksmöglichkeit für Produzenten. Das Potential der Medien reicht jedoch aufgrund ihrer spezifischen Leistungen für das Individuum, Teilbereiche und die Gesellschaft als Ganzes weit darüber hinaus. Medien werden sogar als grundlegende Faktoren für eine funktionsfähige Gesellschaft betitelt. McQuail (1994) spricht von der Funktion der Medien als Fenster zu Welt, durch die Individuen die Teilnahme an Ergebnissen ermöglicht wird, die ihnen sonst verwehrt bliebe. Durch die Kraft der Medien werden neben der Überwindung räumlicher Distanzen jedoch auch psychologische und soziale Brücken gebaut (vgl. Mc Quail, 1994 zit. nach Siegert et al., 2013). Noch einen Schritt weiter geht Luhmann (1996) durch seine Aussage, dass die Wahrnehmung der Welt durch die Medien konstruiert sei. Die Darstellung der Welt erfolgt jedoch keines Falls objektiv, sondern nimmt selektive und teils verzerrte Formen an. Die aufgrund der Informationsflut zu treffende Auswahl seitens der Medien beeinflusst in erheblichem Maße die Weltanschauung der Rezipienten. Durch die intendierte Ausblendung bestimmter Teile der realen Welt resultiert eine starke Reduzierung

56 der Komplexität der Welt, die im Zuge fiktionaler Unterhaltung sogar neu geschaffen wird (vgl. Luhmann, 1996 zit. nach Siegert et al., 2013).

Aus wirtschaftlicher Sicht stellen unterhaltungswirksame Inhalte eine weitaus wertvollere Ressource als informierende Inhalte dar. Informationssendungen werden im Kontext einer, auf wirtschaftliches Wachstum ausgerichteten Gesellschaft als wenig Konsum fördernd angesehen. Auf Unterhaltung ausgerichtete Berichterstattungen bieten jedoch Plattformen für werbefreundliche, und gleichzeitig konsumanregende kommunikationspolitische Strategien. Zusätzlich eignet sich der Unterhaltungscharakter von kommunizierten Mitteilungen oder Programmen aus Sicht der Rezipienten zur Regeneration und Entspannung (vgl. Siegert et al., 2013).

Eine 2012 im ORF durchgeführte Umfrage zum Fernseh-Motiv der Rezipienten liefert folgende Ergebnisse:

Im Zuge der Betrachtung der dreißig meistgesehenen Sendungen 2012 wurde ein Ranking erstellt, welches zwischen den drei Kategorien Information, Sport und Unterhaltung differenziert. Folgend wurde die Relevanz jeder Kategorie in einer geschlechterspezifischen Umfrage festgestellt (vgl. Siegert et al., 2013).

Kategorie Unterhaltung Sport Information Frauen 21 6 3 Männer 9 18 3

Abbildung 9: TV Kategorien Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Siegert et al., 2013.

Das Ergebnis zeugt von der hohen Relevanz und Beliebtheit der Kategorie Unterhaltung, gefolgt von der Sportberichterstattung. Die Informationsfunktion des Fernseh- Mediums scheint im Verhältnis vor allem aus Sicht der jüngeren Generation lediglich eine marginale Rolle zu spielen (vgl. Siegert et al., 2013).

6.5 Das System Sport-Publikum „Weil sie net wisse, wie`s ausgeht!“ war die Antwort des deutschen Trainers Sepp Herberger, als man ihn bei der Fußball- Weltmeisterschaft 1954 nach der Faszination des Fußballs und den daraus entstehenden Motiven für den Zuschauer fragte (Stollenwerk, 1996, S. 21).

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Laut Scholz (1993) gilt es anzunehmen dass sich ein Aufstieg des Fernsehens zum Massenmedium ohne die Innovationskraft und Faszination des Sports bei Weitem nicht so rasch vollzogen hätte. Die Faszination sowie der große Unterhaltungsfaktor des Sports lassen sich auf die durch die Ungewissheit über den Ausgang vermittelte Spannung zurückführen. Zudem grenzt sich Sport durch einen überschaubaren Rahmen mit klar definierten Regeln von anderen Ressorts ab (vgl. Scholz, 1993 zit. nach Assinger, 2008).

Motive für die Zuwendung zu Sportmedien

Annahmen über die Bedürfnisbefriedigung durch den Konsum von Sportmedien erfolgten anfänglich aufgrund mangelnder empirischer Ergebnisse hauptsächlich basierend auf Plausibilitätserklärungen. Vor allem das Interesse an einer Sportart sowie das Interesse an einem bestimmten Verein oder Athleten waren demnach Annahmegründe für ein grundsätzliches Interesse am Sport (vgl. Beck, 2006).

Das Subsystem Publikum im Zentrum des magischen Vierecks?

Das Publikum tritt im System des magischen Vierecks als unorganisierte Kollektivität auf, die neben der Rezeption sportlicher Leistungen jene durch ihr massenhaftes Interesse anregt und erst in gewohnter Manier ermöglich. Es kann davon ausgegangen werden, dass das hochspezialisierte meritokratische Streben der Sportakteure ohne die stets präsente Nachfrage vonseiten des Publikums unwahrscheinlich geblieben wäre. Ernsthafte Legitimationsprobleme hätten ohne die Dauernachfrage des sportinteressierten Publikums diverse Kontakteinrichtungen und Grenzstellen in Wirtschaft, Politik und Massenmedien. Die logistische Ermöglichung, Betreuung, finanzielle Unterstützung und detaillierte Übertragung wird erst durch das immerwährende Interesse der Rezipienten diskussionsfähig. Jenes wird instrumentalisiert um durch sportaffine Marketingkonzepte die Kaufentscheidungen der Zuschauer zu beeinflussen. Ohne entsprechende Einschaltquoten und der Realisierung eigener Handlungsziele würden Fernsehanstalten nicht die gewohnten enormen Geldmengen für die Übertragung sportlicher Wettkämpfe ausgeben. Werron zitiert in seiner Arbeit zum Thema „Der Weltsport und sein Publikum“ die Aussage von Robert Musli (1931). Jener behauptet in seinem Werk „Als Papa Tennis lernte“, dass der Geist des Sports nicht aus der Ausübung, sondern aus dem Zusehen entstanden sei (vgl. Bette, 2012).

Personalisierungsstrategie der Medien

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Durch die von den Medien im eigenen Sinne verfolgte Personalisierungsstrategie profitieren vor allem die Sportakteure selbst. Durch den medial erzeugten Bekanntheitsgrad verkörpern diese aus Sicht der werbetreibenden Wirtschaft einen hohen ökonomischen Wert (vgl. Schierl & Schaaf, 2007 zit. nach Schierl & Bertling, 2007). Das Sportsystem profitiert in eweiterer Folge durch das ökonomisch attraktive Werbeumfeld rund um das Sportevent. Vor allem die häufige Erwähnung und meist positive Berichterstattung über die teilnehmenden Athleten entstehen positive Rückkopplungseffekte. Zusätzlich kann die Popularität einzelner Akteure in Zusammenhang mit einer steigenden Nachfrage neuer Mitglieder im Nachwuchsbereich gebracht werden (vgl. Schierl & Bertling, 2007).

6.6 Sport und Prominenz Die große Bedeutung von Prominenz im Sport ist nicht nur auf den daraus gewonnenen Mehrwert für die Medien, sondern vor allem auf die reziproke Nutzenstiftung mehrerer profitierender gesellschaftlicher Teilbereiche zurückzuführen. Durch den Profit der Akteure aus dem Medien- sowie Wirtschafts- und Sportsystem kann von einer Win-Win Situation gesprochen werden (vgl. Schierl & Schaaft).

Produktion von Prominenz durch mediale Kommunikation

Die grundlegende Funktion der Medien besteht in der Analyse und Beobachtung einzelner gesellschaftlicher Bereiche hinsichtlich daraus extrahierbarer Daten, Fakten und Ereignisse. Aus dem bezogenen Material werden in Folge durch die Medien aktiv Informationen und Nachrichten konstruiert. Zusätzlich werden die Nachrichtenportale auch zu Verbreitungszwecken mit - aus Sicht der einzelnen Teilbereiche relevanten – fertigen Berichterstattungen versorgt. Im Zuge der Nachrichtenproduktion – unabhängig davon ob jene als bereitgestellt oder eigenrecherchiert zu kategorisieren sind – entstehen im Anschluss personenbezogene bzw. personenungebundene Berichte. Sofern im Rahmen der Berichterstattung ein Personenbezug ersichtlich ist, geht damit als externer Effekt die Schaffung von Prominenz einher. Diese Entstehung von Prominenz als externen Effektes tritt in der Gegenwartsgesellschaft jedoch oftmals hinter die Funktion von Prominenz als willentlich produziertes Lockmittel für die Medienwirtschaft (vgl. Schierl, 2007).

Prominenz- Berichterstattung

Die Prominenz- Berichterstattung stellt vor allem aufgrund folgender Aspekte andere Ressorts in den Schatten:

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a. Hohe allokative Effizienz

Effizienzsteigerung in der Inputproduktion stellt die Grundvoraussetzung für das Überleben eines Mediums dar. Durch die Einbindung von Prominenten in die mediale Berichterstattung wird aufgrund des belegten Rezipienten- Interesses eine hohe allokative Effizienz der Medienunternehmung garantiert. Vor allem bestimmte Formate im Unterhaltungsbereich erfahren durch den Einfluss von Prominenz eine Aufwertung ihrer Attraktivität.

b. Gute crossmediale Verwertbarkeit

Vor allem Medienproduktionen mit Prominenten im Rahmen von Events lassen sich in anderen Situationen bzw. im Zuge der Vor- und Nachberichterstattung verwerten und bieten Spielraum für eine inhaltliche Ausschmückung und Weiterführungen. Die erzeugte Berichterstattung kann in weiterer Folge in verschiedenen Medienarten und Formaten häufig ohne umfassende redaktionelle Bearbeitung übernommen werden.

c. Potentielle Netzwerkeffekte

Im Gegensatz zu anderen medialen Inhalten verliert die Prominenz- Berichterstattung durch Wiederholung aus Sicht des Rezipienten keineswegs an Reiz. Im Gegenteil – durch häufige Wiederholung steigt die Attraktivität der thematisierten Inhalte (vgl. Schierl, 2007).

Abbildung 10: VIPs bei Sportevents

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Quelle: online im Internet: http://www.leadersnet.at/biz-talks/5983,das-war-der-beach- volleyball-grand-slam-2012.html (Zugriff am 8.8.2015)

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7 Operationalisierung Im Folgenden sollen die im Rahmen der qualitativen Leitfadeninterviews extrahierten Erkenntnisse nach der methodischen Vorgehensweise der Akteur Theorie aufbereitet werden. Es soll dabei der Reihe nach auf die spezifischen Aussagen eingegangen werden um die Thematik aus sämtlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Die getätigten Aussagen sollen dazu im Sinne der besseren Lesbarkeit bzw. Verständlichkeit sinnhaft wiedergegeben werden. Aufgrund dessen wird die Fundstelle in Form der kodierten Fragestellung wiedergegeben. Die den herangezogenen Berichten des OÖN Archiv entnommenen Statements werden anhand der durchnummerierten Artikel gekennzeichnet. Das Ziel soll dabei die Übernahme von auf Mikroebene getroffenen Aussagen der Akteurtheorie in die Makroebene der Systemtheorie und die anschließende Konstruktion eines Wirkungsmodelles sein. Dabei sollen nicht nur die einzelnen Systeme sowie deren Wirkungen aufeinander analysiert werden, sondern vor allem die Verschmelzung bestehender Systeme zu neuen Systemen und dadurch in Erscheinungen tretende Synergien sowie Machtkämpfe im Fokus stehen.

Aufbereitung und Auswertung der Daten nach der Akteur Theorie

SPORT

Vorab soll grundlegend für die folgenden Fragestellungen die Attraktivität des Sports aus Sicht der restlichen Systeme des magischen Vierecks aufbereitet werden. Dabei sollen die genuinen Werte und Interessen des Sports, deren Beliebtheit aus Sicht der Rezipienten sowie deren Nutzungs- Potential aus medialer und wirtschaftlicher Perspektive betrachtet werden.

Perspektive Aussagen/Fundstelle Fazit

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Frage 1: Was macht den Sport aus Sicht der restlichen Teilsysteme des magischen Vierecks zu einer attraktiven Ressource?

Sport als attraktive Ressource für Medien, Wirtschaft und Publikum Veranstalter

 Kitzbühel war immer schon so ein bisschen der Treffpunkt des Geldadels. Man hat bekannte Gesichter aus Wirtschaft, Politik, Sport – man trifft dort jeden der Rang und Namen hat (Frage 11S)

 Durch charismatische Typen lassen sich hohe Einschaltquoten generieren (Bericht 5 Kitzbühel)

 Typen wie begeistern die Jugend weil er sich nicht verbiegen lässt und „geil“ sagt (Bericht 5 Kitzbühel)

 Der Grand Slam wird gerne als Kärntner Wirtschaftsmotor verkauft – der immerhin 3,6 Millionen Euro (zum Teil aus der Landeskasse) verschlingt. „Das ist ein Wahnsinn für fünf Tage“, weiß Jagerhofer, „ohne Stadt, Land und den Charakter eines Business- to-Business-Events ginge es gar nicht.“ (Bericht 3 Klagenfurt)

 Die Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung - die bekommen sie (Bericht 1 Klagenfurt)  Um einem US-Investor Kitzbühel schmackhaft zu machen würde (Vermarkter) ihm erklären, dass es nicht nur eine irrsinnige sportliche Bedeutung hat, sondern auch eine gesellschaftliche (Bericht 4 Kitzbühel)  Neben dem Davoser Wirtschaftsgipfel kann man als Investor die meisten Leute treffen die für einen interessant sind- in legerer Atmosphäre im Skipullover an der Gösser- Bar (Bericht 4 Kitzbühel) Sport  Sport ist bei sehr vielen Leuten beliebt, man hat hohe Einschaltquoten und die Übertragungsrechte für große Veranstaltungen sind heiß begehrt (Frage 20A)  Man kann den Zusehern einfach Spannung bieten da der Ausgang immer unvorhersehbar ist (Frage 20A)  Die Zuseher freuen sich mit wenn man gewinnt und fühlen mit wenn es nicht gut läuft - Da spielen auch viele Emotionen mit und das lässt sich sowohl in der Wirtschaft als auch medial gut vermarkten (Frage 20A)

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 Vor allem Kinder empfinden Sportler oft als „cool“ und versuchen zu sein wie sie (Frage 20A)  Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen sind Sportler lässig und „angreifbar“ und sind deshalb sehr beliebt (Hohe Nachfrage nach Autogrammen) (Frage 20A)  Sport lässt sich gut im Sinne der Vorbildwirkung nutzen (Frage 20A)  Medien nutzen die Beliebtheit von Sportlern in Kampagnen in Print Medien sowie in der TV Werbung (Frage 20A) Wirtschaft  Die mediale Plattform ist riesig und man hat in den drei großen Sportarten die es gibt eine sehr große und weite Abdeckung (Frage 5S)  Eine Breitenwirkung ist wichtig, der Brauunion Österreich hilft keine eine kleine Spitze oder Insidergruppe - man muss wirklich in die Menge gehen und da ist ein Ski- Rennen mit 800.000 bis zu einer Million Zusehern ein breites Ding (Frage 5S)

Medien (Print - Journalismus)  Der Sport transportiert Sieger und etwas Positives, wie Bewegung, Dynamik und Zielorientiertheit (Frage 25M) Medien (TV - Journalismus)  Der Sport interessiert sehr, sehr viele Leute und unterhält auch (Frage 6M)  Es ist in vielen Bereichen so, dass jeder glaubt mitreden zu können - Wir haben 8 Millionen Teamchefs in Österreich (Frage 6M)  Erfolgreiche Sportler werden vom Publikum als sehr attraktiv wahrgenommen und sind sehr positiv besetzt (Frage 11M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Die Werte „schneller-höher-stärker“ sind ganz entscheidend (Frage 1V)  Sportler sind beliebt und Sport vermittelt etwas Positives (Frage 5V)  Sport ist positiv behaftet und wenn man sich mit Sportlern umgibt, dann rückt man sich automatisch ins positive Licht (Frage 5V)  Es gibt Kampagnen, wo es um einen Botschaft gegen Rassismus, um die Kommunikation von Respekt und Fairness oder das Miteinander geht (Frage 5V)  Man hat mit Sport ein Mittel mit dem man gegen Drogen kämpft und versucht eine Vorbildwirkung für die Jugend zu erzielen (Frage 5V)  Sport schafft es immer wieder Menschen zu begeistern (Frage 5V)

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 Sportler sind Heros (Frage 5V)  Im Sport kann man ganz viele Themen miteinander angehen und eine unheimliche Außenwirkung damit erzielen (Frage 7V)  Wenn man, wie aktuell sehr viele negative Nachrichten zu Gemüte geführt bekommt und kaum mehr etwas Positives dabei ist, dann kann man spätestens im Sportteil abschalten - Den Sportteil blättert man durch und freut sich mit wenn jemand gewonnen halt oder vor allen in Österreich sind die Leute dann stolz auf die Siege von Skifahrern (Frage 7V)  Man kann einfach die Seele ein bisschen baumeln lassen oder am Abend gemeinsam Fußball schauen und eine schöne Zeit haben (Frage 7V)  Der Sport hat sehr viel mit gemeinsamen Werten und Gemeinschaft zu tun und fördert diese auch (Frage 7V) Fazit

Sport als attraktive Ressource für die Medien: Sport ermöglicht den Medien eine sehr hohe Reichweite und durch andere Ressorts nicht erreichbare Einschaltquoten. Die Attraktivität des Sports als mediale Ressource kann dabei vor allem auf den Transport positiver Inhalte und das Auftreten charismatischer Typen und Helden zurückgeführt werden. Die durch den Sport vermittelten Grundsätze können mit erstrebenswerten Eigenschaften gleichgesetzt werden. Vor allem repräsentiert der Sport ein Feld, das von großem Interesse ist und aufgrund seiner vergleichsweise minderkomplexen Inhalte keine speziellen Wissens – oder Bildungs- Anforderungen an den Rezipienten stellt. Sport verkörpert außerdem eine in Alltagsgesprächen häufig thematisierte Materie, die aus Sicht vieler Menschen zur aktiven Mitsprache animiert. Nicht zuletzt schafft es der Sport durch die immerwährende Spannung und Ungewissheit über den Ausgang eines Rennens/Wettkampfes die Zuschauer emotional betroffen zu machen.

Sport als attraktive Ressource für das Publikum: Sport löst beim Rezipienten im Gegensatz zu anderen medialen Rubriken meist positive Emotionen aus. Neben damit verbundener Freude und Stolz kann das Verfolgen des Sports via TV bzw. das Durchblättern der Sportrubrik in den Print Medien vor allem als entspannend charakterisiert werden. Sport fördert zudem die Gemeinschaft, da er oftmals zusammen mit anderen Personen verfolgt wird. Die weitverbreitete aktive Meinungsäußerung im Sport rührt von den vergleichsweise

65 simplen Inhalten. Außerdem werden die durch den Sport vermittelten Werte mit Rezipienten Perspektive oftmals als erstrebenswerte Eigenschaften gleichgesetzt. Vor allem die Assoziation mit dem Heldentum und lässigen Typen, die sich „nicht verbiegen lassen“ lässt den Sport aus Sicht des jungen Publikums attraktiv wirken.

Sport als attraktive Ressource für die Wirtschaft: Sport wird von Unternehmen vor allem aufgrund der medialen Präsenz und damit erzielten großen Reichweite genutzt. Durch diese Aussage lässt sich jedoch auf eine sehr begrenzte, aus wirtschaftlicher Sicht als attraktiv geltende, Anzahl an Sportarten schließen. Das Gesamtsystem Sport hier als wirtschaftlich attraktive Plattform zu betiteln wäre insofern falsch, als sich die getätigte Aussage des Sponsors spezifisch auf die drei großen Sportarten (Fußball, Formel 1, Skifahren) bezieht. Grundsätzlich kann also behauptet werden, dass eine Sportart erst aufgrund ihrer medialen Präsenz und Reichweite für die Wirtschaft interessant wird und daher gewiss nicht das Gesamtsystem Sport, sondern nur bestimmte Teile davon (immer wieder) in den Genuss finanzieller Unterstützung kommen. Durch Sport transportiert die Wirtschaft Helden, die bei den Kunden sowohl Vertrauen und Hoffnung als auch Stolz hervorrufen. Unternehmen schaffen es dadurch außerdem Kunden für Produkte zu begeistern und Überzeugungsarbeit zu leisten. Die genuinen Werte und Eigenschaften des Sports lassen sich in Kampagnen optimal umsetzen um eine möglichst hohe Außenwirkung zu erzielen. Durch die Beliebtheit und das positive Image von Sportlern schaffen es Unternehmen sich selbst in ein positives Licht zu rücken. Vor allem die Möglichkeit der Kontaktpflege in angenehmem und abwechslungsreichem Ambiente sowie das Antreffen wichtiger Persönlichkeiten gelten aus wirtschaftlicher Perspektive als Anreiz zum Auftritt im Rahmen eines Sportevents.

Frage 2: Stellt der Sport neben Partys und Side-Events noch das Highlight der Events dar? Was bewegt Personen zum Besuch einen Sport Events?

Veranstalter

 Laut Hannes Jagerhofer ist es ein Schwachsinn, dass es den wenigsten Besuchern um den Sport geht (Bericht 1 Klagenfurt)  Einem Drittel geht es um die Party, zwei Drittel um den Sport (Bericht 1 Klagenfurt)

 Die Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung - die bekommen sie (Bericht 2 Klagenfurt)

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 Veranstalter des Volleyball - Turniers in Gstaad will eine Kehrtwendung zurück zum Sport und kritisiert Klagenfurt mit der Partymache (Bericht 2 Klagenfurt)  Ronnie Leitgeb rückt beim ATP-Turnier in Kitzbühel wieder den Tennisball in den Fokus, nicht die VIPs (Bericht 2 Klagenfurt) Sport  Als Athelt bekommt man von dem Rundherum nicht sehr viel mit weil der Fokus auf die Leistung zu groß ist (Frage 2A)  Halten sich persönlich lieber an den Side Courts auf, weil es da um Volleyball geht, während am Center Court die Party im Vordergrund steht (Frage 2A)  Bevorzugen es, wenn mehr Zuschauer vor Ort sind, weil die Stimmung dann besser ist - auch wenn die Leute nur zum Party machen kommen (Frage 3A)  Klagenfurt als reine Sportveranstaltung ist nach Meinung der Athleten surreal - es ist ein riesen Event mit positiven und negativen Seiten (Frage 3A)  Bewusstsein, dass ohne Side-Events und Hospitality Angebote sicherlich um die Hälfte weniger Leute das Event besuchen würden (Frage 4A)  Bewusstsein, dass es nicht mehr nur ums Volleyball geht und die Veranstalter viele Besucher durch Partys und das Rundherum anlocken (Frage 4A)  Verständnis dafür, dass es aus Zuschausicht ganz etwas anderes ist, wenn etwas geboten wird (Frage 4A)  Zuschauer sind „sensationsgeile Adrenalinjunkies“, die ihre Bedürfnisse durch den Sport alleine nicht befriedigen können (Frage 4A)  Manche Zuschauer würden auch zum Schach gehen wenn dort eine große Party wäre (Frage 4A)  Beschreiben die Volleyball-Kenntnisse des Publikums wie folgt: 95% Nackerpatzerl am Center Court (Frage 14A)  Den Leuten ist es egal ob im Semifinale Amerika gegen Brasilien spielt – weil es rein um die Stimmung geht (Frage 14A)  Es besteht der Eindruck, dass manche Leute gar nicht mehr vom Camp weggehen (Frage 14A)  Ohne das Event in Klagenfurt wäre es nicht möglich den Beachvolleyballsport in Österreich professionell auszuüben (Frage 15A)  Ohne die Partys und VIPs wäre sicher weniger los (Frage 16A)  Klagenfurt würde grundsätzlich zu wenig bieten wenn nicht irgendwelche Side

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Events wären – die gehören einfach dazu (Frage 16A)  Viele junge Leute kommen um eine Woche Party zu machen (Frage 16A)  Viele Zuschauer/Besucher interessiert nicht ob das Spiel jetzt 15:12 im dritten Satz ausgegangen ist, sondern wer noch aller da ist und wen man treffen kann (Frage 17A)  Wenn Österreicher spielen kommen Zuschauer in das Stadion hinein um zuzuschauen (Frage 19A)  Dankbarkeit, dass sie die Chance haben in Klagenfurt spiele zu dürfen und wissen, dass das Event aufgrund der professionellen Aufmachung lukrativ für Sponsoren ist und der Sport dadurch überleben kann (Frage 21A)  Glauben, dass ein großer Prozentsatz selbst Volleyball spielt (Frage 23A)  Die, die sich extrem gut auskennen und gute Spiele sehen wollen sind auf den Side Courts (Frage 23A)  Die, die Party machen wollen oder Österreicher spielen sehen wollen (die fast nie auf den Side Courts spielen) sind am Center Court (Frage 23A)  Wenn sie Stimmung machen und positiv eingestellt sind macht das prinzipiell nichts (Frage 23A)

 Clemens Doppler bezeichnet Klagenfurt als „geilstes Turnier der Welt“ (Bericht 1 Klagenfurt)  Sara Montagnolli nennt das Flair als Grund, warum sie mit ihrer Partnerin Barbara Hansel einen Spielrausch erreichte (Bericht 2 Klagenfurt)  Sara Montagnolli ist es egal, ob die Fans wissen, was ein „Side-out“ ist oder nicht (Bericht 2 Klagenfurt)

 Die Fans sollen ruhig Party machen (Bericht 2 Klagenfurt) Wirtschaft  Aus Sponsorensicht müssen Prestige-Events wie Kitzbühel besonders genutzt werden, wenn man die ganze Saison finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellt (Frage 7S)  Bewusstsein, dass der Sport die solide Basis eines Events darstellt und der Sport auf höchstem Niveau stattfinden muss (Frage 8S)  Wenn der Sport nicht mehr auf höchstem Niveau stattfindet, kann auch das Rundherum nicht mehr funktionieren (Frage 8S)  Generell würde ohne ein Rennen (Kitzbühel) kein Event stattfinden (Frage 8S)

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 Das Rundherum hat sich entwickelt, weil der Sport alleine nicht mehr reicht und ein Erlebnisdrang besteht (Frage 8S)  Sportevents haben sich zu einem Gesamterlebnis entwickelt (Frage 8S)  In Klagenfurt ist es Nebensache ob Argentinien oder Brasilien den „Ball herumschupft“ (Frage 8S)  In Klagenfurt kann aus einer Nebensportart ein Mega-Event entstehen, weil es das Rundherum gibt - trotzdem muss der Sport auf höchstem Niveau stattfinden, weil sonst das Rundherum auch nicht funktioniert (Frage 9S)  Kitzbühel stellt seit jeher einen Treffpunkt des Geldadels dar – dort sind viele Personen anzutreffen die Rang und Namen haben, egal ob aus Showbusiness, Sport, Politik oder Wirtschaft (Frage 9S)  Die 50.000 Leute die sich zur Abfahrt hinstellen, die Abfahrt von der Wiese oder vom Schnee aus sehen kommen schon hauptsächlich wegen dem Sport - aber dann natürlich auch wegen der Party und dem Fortgehen. Grundsätzlich kann man aber sagen: ohne Abfahrt würden sie nicht kommen (Frage 11S)  Es geht nicht mehr um andere Sachen als um den Sport. Kitzbühel ist die schwerste Abfahrt in der Saison. Das ist da Highlight und das Drumherum gibt es ja auch nur in der Form in Kitzbühel weil der Vermarkter Weirather gesagt hat er macht da mehr daraus als nur ein Skirennen (Frage 12S)  Es gibt zum Bsp. eine Abfahrt in den USA oder Kanada, da fahren sie auch mit 140 km/h, springen 60 Meter weit und dann stehen unten im Ziel 200 Leute (Frage 12S)  Es gibt bei jedem Event das reine Party Volk – sowohl in Klagenfurt also auch in der Formel 1. Bei Festivals gibt es oft Leute die keine einzige Band sehen, die bleiben einfach am Zeltplatz weil Party ist (Frage 13S)  Man muss einfach davon ausgehen, dass man immer einen gewissen Prozentsatz an reinen Partygästen hat (Frage 13S)  Aber es bleiben noch genug über, die wirklich für eine gute Stimmung im Stadion sorgen (Frage 13S)  Skifahren ist in Österreich so beliebt, weil dort ein Publikum ist und weil Emotion ist und ein Feedback auf die sportliche Leistung (Frage 13S) Medien (Print - Journalismus)  Es braucht den Sport für das Happening, aber es ist wirklich die Frage wie viele Leute sich wirklich für den Sport interessieren - die Anzahl ist verschwindend gering

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(Frage 22M)  Es braucht eine Wechselwirkung des Ganzen, damit es funktionieren kann - es braucht den Sport genauso wie VIPs, Promis und Society Leute (Frage 22M)  Einig sind schon sehr wohl am Sport interessiert, aber vielen geht es um das Volksfest, das da inszeniert wird – und das ist ganz sicher so (Frage 23M)  In Kitzbühel leidet der Sport am Sonntag unter der Katerstimmung von Samstag da nicht sehr viele Zuschauer vor Ort sind bzw. noch fertig sind von der Party des Vortages und „ein fades Aug“ haben (Frage 24M)  An dem Wochenende selber hat man als Journalist keinen Zugang mehr zu den Athleten, oder schwierig - da versucht man eher eine Stimmungsgeschichte zu machen (Frage 33M)  Man muss ehrlich sein und sich eingestehen, dass nicht sehr viele Menschen am reinen sportlichen Geschehen am Platz interessiert sind – es geht um mehr als nur das rein sportliche Geschehen (Frage 35M) Medien (TV - Journalismus)  Man will dem Publikum etwas bieten vor Ort (Frage 5M)  In Kitzbühel werden Rennen irgendwie durchgepeitscht um der Party keinen Abbruch zu tun damit diejenigen die rundherum Partys feiern auch ein Rennen zu sehen bekommen (Frage 8M)  Letzten Winter wurde geschaut irgendwie ein Rennen herunterzubringen (Frage 8M)  Das Rundherum hat gerade in Kitzbühel und Klagenfurt einen sehr, sehr hohen Stellenwert (Frage 8M)  Der Sport gerät nicht in den Hintergrund aber er ist Teil der Party (Frage 8M)  Den Mythos Kitzbühel macht zum einen Teil die Streif und die Schwierigkeit und Attraktivität des Rennens aus – und zum anderen Teil die Partys, das Rundherum und die VIPs (Frage 9M) VIP / Co- Kommentation/Sport  Die Werte schneller-höher-stärker sind nach wie vor ausschlaggebend – es ist entscheidend, dass eine sportliche Leistung erbracht wird (Frage 1V)  Das Gesellschaftliche und der Showcharakter werden immer mehr und die Leute erwarten in dieser Hinsicht auch immer mehr (Frage 1V)  Es reicht den Besuchern nicht aus nur den Sport zu sehen sondern man hat auch den Wunsch zu einem gewissen Grad unterhalten zu werden (Frage 1V)

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 Einerseits hat man die Helden, die sich die gefährlichste Skipiste hinunterstützen und andererseits ein sehr gut durchdachtes, brillantes Konzept was die Unterhaltung anbelangt (Frage 2V)  In erster Linie geht es natürlich schon um das Rennen, aber die Leute reisen danach nicht sofort ab sondern besuchen auch die riesengroße Siegerehrung und machen danach noch ordentlich Party (Frage 2V)  Der Sport ist ein ganz wichtiger und grundlegender Teil, aber es stimmt schon, dass das Rundherum immer wichtiger wird aber das ist nicht so negativ (Frage 3V)  Der Sport ist ein sehr wesentlicher Teil - wesentlich deshalb, weil die Veranstaltung ohne den Sport nicht stattfinden würde (Frage 3V)  Die Menschen fahren hin weil es ein Rennen gibt - wenn es von vorherein heißt „das Rennen findet nicht statt“ dann findet die ganze Show nicht statt (Frage 3V)  Wenn sich das Gesamtsystem nicht gut verkauft fährt man unter Ausschluss der Öffentlichkeit Ski (Frage 5V)  Es ist wichtig, dass man beide Seiten betrachtet – der Sportler profitiert von der derartigen Aufmachung des Events. Die erhöhte Aufmerksamkeit durch eine Veranstaltung kommt dem Sportler zugute indem der Wert seiner Leistung steigt - womit wiederum monetäre Vorteile, sowie Imageaufbesserung einhergehen (Frage 5V)

Fazit Veranstalter Obwohl laut Klagenfurt-Veranstalter Hannes Jagerhofer der Großteil der Besucher am Sport besteht von Seiten der Zuschauer vordergründig der Wunsch nach Party, Inszenierung und Unterhaltung. Dass der Partycharakter im Rahmen mancher Events überhandgenommen zu haben scheint hat lässt sich vor allem an der Kehrtwendung zurück zum Sport die aktuell von einigen Veranstaltern verfolgt wird ablesen. Anstatt VIPs und Partys soll wieder vordergründig der Sport in den Fokus gerückt werden. Sport Die Athleten sind sich darüber bewusst, dass nicht der (Volleyball)-Sport an sich als Publikumsmagnet fungiert, sondern die rundherum gebotenen Partys und Side-Events. Sie sind der Meinung, dass eine rein sportliche Darbietung den heutzutage standardmäßigen Adrenalin-/ und Sensationsbedarf bei Weiten nicht mehr stillen kann. Sie selbst bekommen

71 von dem Rundherum-Angebot nicht viel mit, da ihre Konzentration / ihr Fokus strikt auf ihre sportliche Leistung gerichtet ist. Grundsätzlich lautet die Einstellung der Athleten jedoch „lieber mehr Zuschauer, auch wenn sie nur wegen der Party kommen“. Es ist ihnen außerdem bewusst, dass ein großer Teil des Publikums weder Regelwerk noch sportartspezifische Begriffe kennt. Dies wird jedoch als Hilfestellung und Stimmungsgarant empfunden, da wahre Volleyball-Kenner viel höhere Erwartungen hätten und die Spiele teilweise nicht so attraktiv finden würden. Wirtschaft Grundsätzlich stellt der – auf hohem Niveau stattfindende – Sport die Basis eines jeden Sportevents dar. Auch wenn sich das Rundherum entwickelt hat weil die Sport alleine nicht mehr reicht, stellt der Sport trotzdem die solide Basis dar ohne derer das Event nicht stattfinden würde. Aus Sicht der Wirtschaft muss ein Ausnahme-Event wie Kitzbühel in besonderer Art und Weise genutzt werden um den finanziellen Aufwand die ganze Ski- Saison über auszugleichen. Im Rahmen von Events gibt es immer sowohl primär am Sport interessierte, als auch primär an der Party interessierte Zuschauer. Grundsätzlich kann aber die Aufmachung Kitzbühels als „mehr als ein Skirennen“ durch Hart Weirather als Hauptfaktor für derartig hohe Besucherzahlen identifiziert werden. Während man im Falle eines Events mit Partycharakter mit einem gewissen Prozentanteil an reinem Partyvolk rechnen muss erfahren beispielsweise Rennen in Kanada oder den USA mit nicht minderer Leistung der Athleten aufgrund fehlender Anreize nur wenig Interesse. Medien (Print – Journalismus) Die Anzahl derer die wirklich am Sport interessiert sind ist verschwindend gering da es den meisten Personen um das inszenierte Volksfest geht. Neben dem Sport stellen auch VIPs, Promis und Society-Leute essentielle Zutaten für einen funktionierenden und erfolgreichen Event dar. Vor allem in Kitzbühel nimmt die Partystimmung teilweise auf Kosten des Sports überhand da Zuschauer bis in die frühen Morgenstunden feiern und dann nicht fit sind um das Rennen vor Ort zu verfolgen. Medien (TV – Journalismus) Vor allem in Kitzbühel, wo das Rundherum einen sehr, sehr hohen Stellenwert hat versucht man Rennen unter allem Umständen durchzupeitschen um der Party keinen Abbruch zu tun. Grundsätzlich lässt es sich so formulieren, dass der Sport zwar nicht in den Hintergrund gerät, jedoch Teil der Party ist. VIP / Co- Kommentation/Sport Obwohl die genuinen Werte des Sports – schneller, höher, stärker – immer noch eine

72 grundlegende Rolle spielen reicht den Sportveranstaltungsbesuchern das rein sportliche Geschehen nicht mehr aus. Jene haben den Wunsch bis zu einem gewissen Grad unterhalten zu werden wodurch Sportevents immer mehr einen Showcharakter annehmen. Obwohl die Zuschauer in erster Linie wegen dem Sport anreisen wird das Rundherum sowie der gesellschaftliche Aspekt eines Sportevents immer wichtiger. Diese Entwicklung ist jedoch aus der Perspektive des Sports auch als positiv zu bewerten, da das erhöhte Zuschauerinteresse zu erhöhter Aufmerksamkeit, monetären Vorteilen und Imageaufbesserung führt. Obgleich die Show für viele Leute der Grund des Eventbesuchs ist steht trotzdem fest „ohne Rennen keine Show“.

Frage 3: In wie fern fungieren Sport-Events als Plattform für ein gesellschaftliches Get- Together aus VIPs, Prominenz und High-Society? Stellen Sportler noch die Protagonisten des Events dar?

Veranstalter  Veranstalter des Turniers in Gstaad will eine Kehrtwendung zurück zum Sport und kritisiert Klagenfurt mit der Partymache (Bericht 2 Klagenfurt)  Ronnie Leitgeb rückt beim ATP-Turnier in Kitzbühel wieder den Tennisball in den Fokus, nicht die VIPs (Bericht 2 Klagenfurt) Athleten  Ohne Partys und ohne VIPs wäre sicher weniger los (Frage 16A)  Viele interessiert nicht ob das Spiel jetzt 15:12 im dritten Satz ausgegangen ist, sondern wer sonst noch aller da ist und wen man treffen kann (Frage 17A)  Wenn irgendein Formel 1 Fahrer da ist, oder Thomas Muster auf Besuch ist, dann ist es klar, dass man Fotos macht und die ablichtet. Und es ist ja auch toll, wenn man so große Persönlichkeiten dabei hat (Frage 17A)  Es ist auf jeden Fall eine Hilfe für die Veranstaltung (Frage 17A)  Wenn der Hirscher dort ist, dann zeigt ihn her, damit alle wissen, dass sogar die Wintersportler dort sind (Frage 24A)

 Stefanie Schwaiger: „Ich will den VIPs ja nicht nachlaufen, das interessiert mich nicht. Manche von ihnen sitzen ja nur hinten im Partybereich. Es ist schade, dass solche Leute eine Bühne bekommen, obwohl sie keine Ahnung haben, worum es hier

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geht. Aber ich kann’s verstehen, sie zahlen einen Haufen Geld für die Karten und sind hier zum Urlaub.“ (Bericht 3 Klagenfurt)

 Clemens Doppler: „Für eingefleischte Fans ist es nur schade, wenn sie Spiele sehen wollen und nicht in den Center Court kommen, und andere drin interessiert das gar nicht. Aber das Turnier lebt zu einer Hälfte von Fans, die sich um drei in der Früh anstellen, und zur anderen von den VIPs. Man kann das dem Jagerhofer ja nicht vorhalten. Das Turnier ist immer größer geworden, darum hat er alles richtig gemacht.“ (Bericht 3 Klagenfurt)

 Dass die Plattform folglich nicht nur dem Sport vorbehalten ist, ärgert die Aktiven zwar nicht wirklich (schließlich präsentieren auch sie ihre Sponsoren). Aber zum Kopfschütteln regt manches Aha-Erlebnis an. Stefanie Schwaiger: „Richard Lugners Begleitung hatte vor zwei Jahren so ein enges Top an, dass links sogar der Busen herausgehängt ist.“ Doris wirft ein: „So einen Sitzplatz könnte man ruhig einem Fan von draußen geben.“ (Bericht 3 Klagenfurt) Wirtschaft  Kitzbühel war immer schon so ein bisschen der Treffpunkt des Geldadels. Man hat bekannte Gesichter aus Wirtschaft, Politik, Sport - man kann sagen man trifft dort alles das Rang und Namen hat (Frage 11S)  Das ist schon auch ein Netzwerken, Incentives Geschichten, Kontakte - Kundenbindung in Wahrheit (Frage 16S) Medien (Print – Journalismus)  Udo Jürgens, Niki Lauda, Andreas Goldberger und Hannes Kartnig sind hier, H.C. Strache war bei der Players-Party, Josef Hickersberger saß im langen Anzug auf der Tribüne - Klagenfurt ist der Promi-Magnet (Bericht 1 Klagenfurt) Medien (TV – Journalismus)  Wenn man nur den reinen Sport sehen will und es wird zum fünfzehnten Mal der Herr Gabalier, ein Politiker oder Promi eingeblendet ist das oft schon zu viel (Frage 18M) VIP / Co- Kommentation/Sport  Die VIPs spielen speziell im Medienbereich eine absolut große und tragende Rolle. Das merkt man immer wieder, wenn Superstars oder wichtige Personen aus der Politik vor Ort sind - mit denen wird die Veranstaltung auch promotet und davon lebt

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das Ganze (Frage 2V)  Das Rennen in Kitzbühel ist wirklich ganz etwas Besonderes, aber besonders wird es vor allem erst durch die Aufmachung der gesamten Veranstaltung. Und wenn man natürlich vor so einer Kulisse ein Rennen gewinnt ist das schon ein Unterschied zu einem Sieg in Lake Louise, wo nur wenige hundert Zuschauer sind. Deshalb ist es für den Sportler durchaus sehr positiv wenn er durch die Show zusätzlich noch ein bisschen gepusht wird (Frage 3V)

Fazit Veranstalter Aus Sicht einiger Veranstalter haben der Partycharakter sowie die Fokuslegung auf VIPs im Rahmen mancher Events überhandgenommen. Aktuell besteht deshalb wieder der Trend das sportliche Geschehen in den Fokus zu rücken. Sport Generell muss gesagt werden, dass den Sportlern der positive Einfluss der Anwesenheit berühmter Persönlichkeiten / Personen öffentlichen Interesses durchaus bewusst ist. Viel mehr als eine Ablenkung vom Sport sehen sie das VIP Aufgebot als Hilfestellung für die erfolgreiche Entwicklung des Events. Die Anwesenheit anderer Sportler wie Skifahrer, oder Formel 1 Fahrer lässt sich laut Spielern gut mit der im Fokus stehenden sportlichen Ausrichtung des Events vereinbaren. Dass ein gewisser Anteil der Zuschauer nur aufgrund der Möglichkeit einen Star zu treffen den Event besucht, ist den Spielern bewusst. Als Kritikpunkt nennen sie jedoch eine übertriebene Imagekreierung durch die Propaganda des vorherrschenden VIP- Aufgebots. Außerdem finden es die Athleten schade, dass so manch wahrer Fan aufgrund des großen Aufgebots an VIPs, die gar nicht am sportlichen Geschehen interessiert sind, die Spiele nicht live mitverfolgen kann. Zusätzlich regt das Verhalten mancher VIPs teilweise zum Kopfschütteln an. Wirtschaft Kitzbühel ist seit jeher bekannt für seine Funktion als Treffpunkt für den Geldadel. Dort trifft sich Alles das Rang und Namen hat. In den VIP Bereichen steht vor allem das Netzwerken und die Kontaktpflege im Vordergrund. Medien (Print – Journalismus) In Klagenfurt sind viele Prominente und Personen öffentlichen Interesses vor Ort die neben den Spielen auch die Partys besuchen – man kann Klagenfurt durchaus als einen Promi-

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Magnet bezeichnen. Medien (TV – Journalismus) Vor allem via TV wird die Anwesenheit berühmter Persönlichkeiten oft schon zu stark propagiert. VIP / Co- Kommentation/Sport VIPs, Superstars und Politiker spielen vor allem im Medienbereich eine tragende Rolle da sich ihre durch Anwesenheit Events sehr gut promoten lassen. Ein Sieg vor einer Kulisse wie in Kitzbühel pusht den Sportler zusätzlich.

Frage 4: Herrschen im magischen Viereck ausgeglichene Machtverhältnisse? In wie weit muss der Sport seine genuinen Interessen jenen der Wirtschaft und Medien unterordnen?

Sport  Bei dem System, dass im Beachvolleyball - Sport herrscht geht es nicht anders. Man kann es sich nicht leisten, das geht einfach nicht. Es wäre es anders nicht möglich, und dadurch profitiert natürlich der Sport und die Wirtschaft davon. In anderen Ländern wie Brasilien beispielsweise sind die Spieler beim Verband angestellt. Da ist das was ganz was anderes, die sind nicht angewiesen auf Sponsoren. (Frage 8A)  Polens Spieler Fidel/Prodl beispielsweise haben überhaupt keinen einzigen Sponsor und in Österreich ist man unter Anführungszeichen plakatiert, weil das sonst einfach nicht leistbar wäre (Frage 8A)  Also: DANKE, dass die Wirtschaft im Sport ist! (Frage 8A)  Ohne Klagenfurt hätte man in Österreich keine (so) professionellen Beachvolleyballer weil es den Sportlern erst durch das Turnier möglich ist sich zu präsentieren (Frage 8A)  Diese eine Woche wird im ORF übertragen – es ist das wichtigste Turnier für alle heimischen Sportler weil man die Medienpräsenz hat (Frage 8A)  Es sind sehr viele wichtige Personen dort und deswegen ist es ein Anreiz für Sponsoren sich an den Athleten zu präsentieren, weil jene die Chance haben Werbung zu machen (Frage 15A)  Ohne diesen Event wäre es nicht möglich den Beachvolleyballsport professionell in Österreich auszuführen (Frage 15A)  Man muss da professionell sein – in anderen Sportarten im Bundesheer sieht man wie es den Ringerinnen und Eisschnellläuferinnen geht und so weiter – die können 76

keine Preisgelder gewinnen und haben wenig Sponsoren wodurch es schwierig ist das professionell auszuüben (Frage 21A)  Man ist begrenzt und irgendwann will man mehr verdienen und sich etwas zusammensparen und das geht in andern Sportarten eigentlich so gut wie gar nicht (Frage 21A)  Es ist ein riesen Geschäft für die Athleten – das Turnier ist extrem wichtig weil es den Sport in Österreich schon sehr viel weiter gebracht hat und es bei guter Leistung die Chance bietet Sponsoren zu bekommen (Frage 24A) Wirtschaft  Das ist ein heikles Thema (Frage 8S)  Man muss unterscheiden zwischen der aktuellen Geschichte mit IOC, FIFA und UEFA, wo wirklich an den grundfesten Idealen gerüttelt wird. Da geht es um weltwirtschaftliche Themen und bei weitem nicht mehr nur um den Sport. (Frage 8S)  Das ist sicher kritisch zu beäugen, aber das hat mit Sponsoring an sich nicht wirklich etwas zu tun (Frage 8S)  Es muss ein faires Miteinander sein und man muss schauen, dass jegliche Interessen berücksichtigt werden (Frage 14S)  Ohne Sport keine Medien, ohne Medien keine Wirtschaft (Frage 14S)  Die Wirtschaft finanziert den Sport zu einem Großteil – wenn die Medien nicht darüber berichten wird die Wirtschaft den Sport nicht mehr finanzieren (Frage 14S)  Wenn aber die Medien und die Wirtschaft die Plattform des Sports nicht mehr haben, haben sie nichts zu berichten bzw. zu finanzieren (Frage 14S)  Die großen Verbände sind mächtig und wissen das auch (Frage 14S)  Viele Veränderungen haben dem Sport auch weitergeholfen - aber sobald es einmal ans „Eingemachte“ geht muss man natürlich schon aufpassen (Frage 15S) Medien (Print - Journalismus)  Es sollte so sein, dass der Sport den Ton vorgibt (Frage 29M)  Es ist oft absurd wenn man hört, wie es zu diversen Zeiten oder dergleichen kommt (Frage 29M)  Eigentlich ist es erschreckend welche Macht da ausgespielt wird (Frage 29M)  Die Athleten haben zu wenig gemacht um aufzubegehren (Frage 29M)  Aufstände bei denen Athleten sagen, dass es so nicht geht sind schwierig umzusetzen (Frage 29M)

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 Vor allem Übersee Rennen in Amerika müssen zur europäischen Prime time sein (Frage 30M)  Schon alleine aufgrund der Kosten, die durch Ausfallversicherungen schlagend würden, ist der Druck dementsprechend groß alles durchzupeitschen um einen großen Schaden zu vermeiden (Frage 32M)  Athleten werden sich intern nur schwer einig etwas nicht durchzuziehen obwohl Situationen ab einem gewissen Punkt für sie gefährlich sind (Frage 32M)  Irgendeiner wird trotzdem hinunterfahren – man wird nie eine Einigkeit erzielen, was aufgrund des großen Drucks verständlich ist (Frage 32M)  Der ÖSV hat lange versucht alle Athleten auf eine Linie zu bringen - man wirft den österreichischen Skifahrern oft vor zu einheitlich zu sein und nicht ausbrechen zu wollen (Frage 34M)  Das gibt Probleme – weil wirklich verkaufen tut man ander Leute, mehr alleinstehende Leute (Frage 34M) Medien (TV - Journalismus)

 Natürlich ist es eindeutig ein Abhängigkeitsverhältnis (Frage 7M)  Der Sport braucht Medien um sich zu präsentieren und um für das Publikum interessant zu werden (Frage 7M)  Je mehr eine Sportart in den Medien vertreten ist desto größer ist das Interesse das ihr zukommt - die Präsenz in den Medien wiederum ist Voraussetzung für das Sponsoreninteresse - je mehr man in den Medien vertreten ist, desto interessanter wird man für Sponsoren (Frage 7M)  Das Medium braucht den Sport um Einschaltquoten zu erzielen und sich zu positionieren (Frage 7M)  In Kitzbühel sieht man beispielsweise, dass Rennen irgendwie durchgepeitscht werden um der Party keinen Abbruch zu tun (Frage 8M)  Sport gerät nicht in den Hintergrund aber er ist einfach Teil dieser Party (8M)  Die Medien geben bis zu einem gewissen Grad die Richtung vor – die Medien geben zu einem sehr, sehr hohen Grad die Beginn Zeiten vor (Frage 13M)  Bei Olympischen Spielen sieht man sehr, sehr oft, dass Beginn Zeiten nach idealen Fernsehzeiten für Europa gerichtet werden – Beginn Zeiten werden so angepasst, dass es für Europa noch halbwegs tragbar ist (Frage 13M)

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 Bis zu einem gewissen Grad richten sich die Sportarten schon sehr, sehr stark nach den Vorgaben anderer Systeme (Frage 14M)  Walter Hofer (FIS Präsident) sagt immer „ eine Live-Event Sportveranstaltung darf nicht länger dauern als ein Fußballmatch“ (Frage 14M)  Die Bereitschaft sich anzupassen und diesen Weg mitzugehen um eine Sportart telegener bzw. kurzweiliger zu machen ist von Seiten des Sports auf jeden Fall da (Frage 14M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Wichtig ist, dass man beide Seiten betrachtet (Frage 5V)  Man muss ganz klar sagen, dass der Sportler von dem Ganzen auch profitiert (Frage 5V)  Je mehr Aufmerksamkeit man durch eine Veranstaltung erzielt, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt der Sportler und umso mehr ist die erbrachte Leistung wert - da geht es nicht nur um den monetären Bereich, sondern auch um das Image und durch das ergänzt das eine das andere (Frage 5V)  Es ist nicht so, dass der Sportler der arme Leidtragende ist während die anderen Säulen profitieren, sondern der Sportler braucht die anderen sehr dringend um seinen Job in dieser Art und Weise ausüben zu können und Geld verdienen zu können (Frage 6V)  Der Ton wird schon von der Wirtschaft und von den Medien angegeben - man darf aber auch nicht vergessen, dass die die Sportveranstaltung verkaufen (Frage 6V)  Im Bereich der Medien geht es um Fernsehrechte und Übertragungsrechte, die mit viel Geld eingekauft werden - natürlich wollen die Medien dann auch etwas dafür und geben die Richtung was Sendezeiten betrifft vor (Frage 6V)  Der Beitrag der Wirtschaft ist ganz wesentlich, dass das Ganze überhaupt in dieser Art und Weise funktioniert (Frage 6V)  Schlussendlich ist es so, dass keiner ohne den anderen kann (Frage 6V)

Fazit Sport

Aufgrund des im österreichischen Beachvolleyball-Sport vorherrschenden Systems hängt die

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Möglichkeit der professionellen Ausübung des Sports alleine von der Finanzierungs- Bereitschaft durch die Wirtschaft ab. Während die Abhängigkeit in anderen Nationen aufgrund der Anstellung von Athleten beim Verband nicht in diesem Ausmaß gegeben ist, kann sie in Österreich als sehr stark charakterisiert werden. Obgleich des Bewusstseins der Abhängigkeit besteht von Seiten der Athleten vorwiegend Dankbarkeit hinsichtlich der Unterstützung. Das Turnier in Klagenfurt stellt für alle österreichischen Sportler das wichtigste Turnier dar, da dies die einzige Woche ist in der der Beachvolleyballsport große Medienpräsenz erfährt. Erst durch die Medienpräsenz und die Assoziation mit dem gesellschaftlichen Geschehen wiederum wird der Sport für Sponsoren interessant. Die Athleten repräsentieren aus Sicht der Privatwirtschaft eine Präsentationsfläche. Wenn das Interesse der Wirtschaft nicht gegeben ist, ist es schwierig eine Sportart professionell auszuüben da man auf Dauer nicht genug verdient um sich ein Vermögen aufzubauen. Grundsätzlich kann also behauptet werden, dass der Sport aus Sicht von Medien und Wirtschaft eine wertvolle, jedoch nicht über Sein oder nicht Sein entscheidende Ressource darstellt. Dagegen ist der Sport als Berufsfeld absolut von einer medialen Präsenz und dem oft erst dadurch entstehenden bzw. wachsenden Interesse der Wirtschaft abhängig. Athleten die aufgrund der nicht vorhandenen innersystematischen Strukturen von Sponsoren abhängig sind, sind gerne bereit den gestellten Anforderungen nachzukommen ohne jene zu hinterfragen. Diese Bereitschaft rührt daher, dass eine gegenteilige Einstellung schlichtweg keine Option wäre. Zusammengefasst kann also das Interesse der Medien - basierend auf den Neigungen des Publikums - aufgrund des erst dadurch generierbaren wirtschaftlichen Interesses als übergeordnete Macht im magischen Viereck festgestellt werden. Wirtschaft

Aus Sicht der Privatwirtschaft ist das Aufeinandertreffen von verschiedenen Interessen im magischen Viereck ein heikles Thema. Während Sponsoring Maßnahmen grundsätzlich nicht kritisch zu beäugen sind, regen aktuelle Geschichten mit IOC, FIFA und UEFA zum Kopfschütteln an. Auf dieser Ebene steht ganz klar fest, dass an grundfesten Idealen gerüttelt wird und weltwirtschaftliche Interessen sportliche bereits in den Hintergrund gedrängt haben. Die Stellung des Systems Sport im magischen Viereck muss differenziert betrachtet werden, da die großen Verbände sehr wohl um ihre Macht wissen und diese auch richtungsweisend einsetzen, während vor allem in Randsportarten jegliche Hilfestellungen mit Kusshand angenommen werden müssen um ein Niveau bzw. Überleben zu sichern. Das Ziel muss ein faires Miteinander sein in dem jegliche Interessen berücksichtigt werden. Die Finanzierung

80 des Sports durch die Wirtschaft hängt sehr stark von der medialen Berichterstattung ab. Zusammengefasst kann also obgleich der überlebensnotwenigen Unterstützung von wirtschaftlicher Seite die Macht der Medien (und dem notwenigen Interesse der Publikums) als größte im System des magischen Vierecks festgelegt werden. Medien (Print – Journalismus)

Obwohl der Sport den Ton vorgeben sollte ist es oft absurd zu hören wie diverse Sendezeiten oder dergleichen zustande kommen. Die Macht, die von den anderen Systemen ausgespielt wird ist erschreckend, aber zum Teil auf das in der Vergangenheit fehlende Aufbegehren der Athleten zurückzuführen. Übersee – Rennen werden beispielsweise zur europäischen Prime-time gesendet um eine größtmögliche Anzahl an Zuschauern zu erreichen, während die genuinen Interessen des Sports in den Hintergrund geraten. Vor allem das eingegangene Risiko seitens der Athleten im Sinne der Entsprechung und Umsetzung wirtschaftlicher Interessen ist zum Teil ein sehr hohes. Das um jeden Preis zu unterbindende Schlagendwerden von Ausfallversicherungen erhöht den Druck, Wettkämpfe unter allen Umständen durchzupeitschen. Einzig ein mächtiger Verband in Österreich – der ÖSV – seit Jahren alle Athleten auf eine Linie zu bringen. Aus Seiten der Privatwirtschaft ist oft jedoch ein ausbrechender, mehr alleinstehender Athlet leichter bzw. besser vermarktbar. Im Falle des ÖSV, der sich seiner Macht bewusst ist kann im Gegensatz zu Randsportarten bzw. Sportarten mit geringerer medialer Plattform von einem Kräftemessen mit Wirtschaft und Medien auf Augenhöhe gesprochen werden. Medien (TV – Journalismus)

Der Sport braucht um für die Wirtschaft interessant zu werden vorerst die mediale Plattform. Grundsätzlich kann behauptet werden, dass das Publikumsinteresse für eine Sportart umso größer ist, je mehr dieser in den Medien vertreten ist. Das Medium auf der anderen Seite braucht den Sport um Einschaltquoten zu erzielen und sich zu positionieren. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Sport für ein Medium einen wertvollen, jedoch nicht überlebensnotwendigen Programminhalt verkörpert. Vor allem in Kitzbühel hat es jedoch den Anschein als würde der Sport immer mehr vom Hauptdarsteller zum Teil der Party. Grundsätzlich richten sich die Sportarten sehr stark nach den Vorgaben der anderen Systeme um telegener und kurzweiliger zu werden und dadurch wiederum von den Medien sowie in weiterer Konsequenz von der Wirtschaft als attraktiv empfunden zu werden. Als konkrete Beispiele sind vor allem die Anpassung der Sendezeiten an die, die meisten interessierten Rezipienten aufweisende Zeitzone im Sinne der Quotenmaximierung sowie die Adaption von

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Formaten anhand gesellschaftlicher Trends zu nennen. VIP / Co- Kommentation / Sport

Es wäre grundsätzlich nicht richtig den Sportler als armen Leidtragenden darzustellen während alle anderen Säulen profitieren, da der Sportler jene sehr dringend braucht um in gewünschter Art und Weise Geld verdienen zu können. Die durch eine Veranstaltung erzielte Aufmerksamkeit kommt dem Sportler nicht nur auf monetärer Basis zu Gute sondern hat auch positive Auswirkungen auf dessen Image. Es ist also generell sehr wichtig das Ganze immer von beiden Seiten zu betrachten. Da Wirtschaft und Medien die Sportveranstaltung verkaufen bzw. im Vorhinein die kostspieligen Übertragungsrechte erwerben ist es durchaus legitim, dass der Ton in erster Linie von diesen beiden Systemen angegeben wird. Zusammenfassend kann behauptet werden, dass im magischen Viereck keiner ohne den andern kann.

Frage 5: In welche Form werden Adaptionen des genuinen sportlichen Bereichs hinsichtlich der Vorgaben von Medien, Wirtschaft und Publikum sichtbar?

Sport  Früher konnte nur bei eigenen Aufschlag ein Punkt gemacht werden wodurch die Spielzeit deutlich länger war (Frage 13A)  Die Bekleidungsvorschriften – wie die maximale Breite des Bikinibundes – verändern sich (Frage 13A)  Maximale Hosenlänge für Herren um weg vom Skater-Look bzw. Basketballer-Look kommen (Frage 22A) Wirtschaft

 Entwicklung per se ist nicht etwas Negatives - es entwickeln sich ja alle Dinge weiter. Also alles das sich verändert ist jetzt nicht automatisch schlecht, aber sobald es einmal den Sport groß beeinflusst muss man das wahrscheinlich sehr kritisch sehen (Frage 15S)  Ein Night Race war früher technisch nicht möglich, laut Aussagen der Sportler sind das die besten Bedingungen um den Sport auszuüben von der Sicht her weil sie das beste Licht haben - da haben sie bei Tagesrennen viel mehr Schwierigkeiten und es passt noch dazu optimal in die Sendezeiten hinein (Frage 15S)

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 Bei den Night Races in Schladming hat man 1,3 Millionen Zuschauer, da hat eigentlich keiner verloren - da haben alle gewonnen. Es sind auch positive Beispiele für Entwicklung vorhanden (Frage 15S)  Im Fußball hat sich auch schon etwas geändert, es haben sich im Eishockey die Pausenzeiten geändert von zehn auf zwölf Minuten - das sind so Dinge wo jetzt der Sport nicht grundsätzlich darunter leiden muss (Frage 15S)  Aber natürlich sobald es einmal ans Eingemachte geht muss man schon aufpassen, das ist richtig - aber es soll nicht per se verdammt werden, denn viele Veränderungen haben dem Sport auch weitergeholfen (Frage 15S)  Ein Skispringen ist nicht mehr ganz zeitgemäß wie es jetzt ist mit dem Regelwerk und den Windpunkten, da kenn sich niemand mehr aus - man denkt schon darüber nach so etwas noch fernsehtauglich ist (Frage 15S)  Das Medienverhalten der Leute ändert sich einfach – es gibt nicht mehr die Bereitschaft sich zwei Stunden lang einen Bewerb anzuschauen (Frage 15S)  Eine Fußball WM in einem Wüstenstaat bei 40 Grad wo keiner „kicken“ kann ist das krasse Gegenteil - da glaubt man halt mit Geld alles machen zu können, aber das geht nicht (Frage 15S) Medien (Print - Journalismus)  Vor allem Übersee Rennen in Amerika müssen zur europäischen Prime Time sein (Frage 30M) Medien (TV - Journalismus)  Bis zu einem gewissen Grad richten sich die Sportarten schon sehr, sehr stark nach den Vorgaben anderer Systeme (Frage 14M)  Walter Hofer (FIS Präsident) sagt immer „ eine Live-Event Sportveranstaltung darf nicht länger dauern als ein Fußballmatch“ (Frage 14M)  Die Bereitschaft sich anzupassen ist da und diesen Weg mitzugehen um eine Sportart telegener sprich kurzweiliger zu machen (Frage 14M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Der Ton wird schon von der Wirtschaft und von den Medien angegeben - man darf aber auch nicht vergessen, dass die die Sportveranstaltung verkaufen (Frage 6V)  Im Bereich der Medien geht es um Fernsehrechte und Übertragungsrechte, die mit viel Geld eingekauft werden - natürlich wollen die Medien dann auch etwas dafür und geben die Richtung was Sendezeiten betrifft vor (Frage 6V)

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Fazit Veranstalter Sport Um die Spieldauer zu verkürzen wurde die Regelung der Punkt-Chance nur bei eigenem Aufschlag abgeschafft. Zusätzlich gab es in der Vergangenheit Änderungen der Vorschriften einer einzuhaltenden maximalen Bikinibund-Breite bzw. maximalen Hosenlänge bei Herren um das Image der Sportart Beachvolleyball zu verändern/kreieren. Wirtschaft Während Veränderung und Weiterentwicklung grundsätzlich etwas Positives darstellt, muss die grobe Einflussnahme auf des Wesen und die Merkmale des Sports kritisch betrachtet werden. Als Adaptionen können beispielsweise veränderte Formate und verlängerte Pausenzeiten genannt werden. Vor allem aufgrund der technischen Mittel eröffnen sich heutzutage neue Möglichkeiten wie etwa die Abhaltung von Nachtrennen. Während hierbei aufgrund der professionellen Umsetzung die sportliche Leistung nicht unter den Veränderungen leidet, stellt etwa die Abhaltung einer Fußball WM in einem Wüstenstaat das genaue Gegenteil dar. Die Veränderungen basieren nicht nur auf der Verfolgung wirtschaftlicher Interessen, sondern vor allem auf dem Medienverhalten der Rezipienten. Vor allem die Schaffung zeitlich kurzweiliger Formate spielt in der schnelllebigen Zeit eine große Rolle. Medien (Print – Journalismus) Der Sport muss sich an, aus Sicht der Medien optimale Startzeiten anpassen. Vor allem im Skisport werden Übersee Rennen zur mitteleuropäischen Prime-Time übertragen. Medien (TV – Journalismus) Die mediale Übertragung von Sportveranstaltungen muss kurzweiliger gestaltet werden um den Drang der Rezipienten nach Unterhaltung zu stillen. Der Sport ist grundsätzlich bereit den Anforderungen der anderen Systeme nachzukommen um Sportarten telegener zu gestalten. VIP/Co- Kommentation/Sport Sendezeiten werden von den Medien festgelegt, da diese die Sportveranstaltung verkaufen bzw. die Übertragungsrechte für viel Geld erwerben.

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Frage 6: In wie weit stellt der Sport ein Vehikel für sportfremde Zwecke dar bzw. wird für sportfremde Interessen instrumentalisiert? Welche Wesensmerkmale des Sports machen dessen Instrumentalisierung attraktiv?

Sport  Der Fokus auf die Präsenz von Politikern rückt immer mehr in den Vordergrund (Frage 6A)  Als aktiver Sportler vor Ort bekommt man das nicht so mit, aber aus der Perspektive eines TV- Zuschauers wird es schon extrem propagiert (Frage 6A)  Politiker wollen das Event für sich nutzen um fit und interessiert zu wirken indem sie sich vor Ort zeigen und das eigene Team bzw. Land unterstützen (Frage 6A)  Vor allem wichtige Anlasse werden politisch genutzt (Frage 6A)  Bei den Deutschen zeigt man Angela Merkel her wenn sie draußen sitzt und verpasst es dadurch eine Wiederholung zu zeigen – aber das gehört dazu (Frage 24A) Wirtschaft  Das ist ein heikles Thema (Frage 8S)  Bei der ganzen Geschichte mit IOC mit FIFA und UEFA wird wirklich an den grundfesten sportlichen Idealen gerüttelt - da geht es wirklich um weltwirtschaftliche Themen und lange nicht mehr nur um den Sport (Frage 8S)  Man glaubt mit Geld alles machen zu können (Frage 8S)  Dieses Level ist kritisch zu beäugen aber das hat mit Sponsoring an sich jetzt nicht wirklich etwas zu tun (Frage 8S) Medien (Print - Journalismus)  Es ist einfach zum Teil schon wirklich peinlich wie sich manche Politiker aufführen- sie drehen sich weg und bekommen eigentlich kaum etwas mit aber sobald der Sieger neben ihnen steht lächeln sie für ein Bild (Frage 36M)  Also das ist eigentlich schon peinlich, wenn man das genauer beobachtet (Frage 36M)  Der Sport transportiert Sieger und wer lässt sich nicht gerne mit einem Sieger von der Kamera abbilden (Frage 36M)  Sport ist eine gute Plattform (Frage 36M)  Sport transportiert etwas Positives wie Bewegung, Dynamik und Zielorientiertheit – und etwas Besseres gibt es für Politiker nicht um sich zu zeigen (Frage 25M)

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 Der Weirather vergleicht das Hahnenkamm Rennen mit dem Wirtschaftsgipfel in Davos auf sportlicher Ebene – man trifft viele wichtige Leute im Norweger Pullover an der Gösserbar in lockerer Atmosphäre (Frage 36M) Medien (TV - Journalismus)  Politiker sonnen sich mit den erfolgreichen Sportlern, weil erfolgreiche Sportler vom Publikum als sehr attraktiv wahrgenommen werden und mit Sicherheit positiv besetzt sind (Frage 11M)  Viele nutzen das viele um ein Stück vom Kuchen abzubekommen und im Ruhm des erfolgreichen Sportlers oder der Sportlerin mit zu schwimmen (Frage 11M)  Es ist oft schon zu viel wenn man nur den Sport sehen will und dann zum fünfzehnten Mal der Herr Gabalier oder ein Politiker oder Promi im Bild ist (Frage 18M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Sportler sind beliebt und vermitteln etwas Positives – wenn man sich mit Sportlern umgibt rückt man sich automatisch ins positive Licht (Frage 5V)  Mit Sport hat man ein Mittel mit dem man gegen Drogen kämpft und versucht eine Vorbildwirkung für die Jugend zu erzielen (Frage 5V)  Der Sport wird nicht rein instrumentalisiert, sondern einfach genutzt (Frage 5V)  Es gibt auf der anderen Seite auch genug Sportler, die speziell in der Karriere danach die Verbindungen genauso nutzen – es tun sich durchaus Synergien auf und dadurch ist das okay (Frage 5V)  Es gibt Kampagnen wo es um eine Botschaft gegen Rassismus, um die Kommunikation von Respekt und Fairness oder das Miteinander geht – das Schöne am Sport ist, dass man ganz viele Themen miteinander angehen und eine unheimliche Außenwirkung erzielen kann (Frage 7V)

Fazit Sport Während man als Sportler vor Ort deren Anwesenheit nicht so stark mitbekommt, ziehen neben Promis aller Art auch Politiker das mediale Interesse auf sich. Vor allem bei wichtigen Anlässen nutzen jene gerne die Plattform und Atmosphäre eines Sport Events um sich selbst als fit darzustellen. Sie wollen ihr Interesse für den wissentlich beliebten Sport und die Unterstützung für das eigene Land zum Ausdruck bringen. Solange sich das durch deren Anwesenheit erzielte mediale Interesse nicht in einer Vernachlässigung des Fokus auf das

87 sportliche Geschehen niederschlägt, wird die Anwesenheit von politischen Akteuren als okay empfunden. Wirtschaft Neben der Nutzung von Sport Events im politischen Kontext kann im wirtschaftlichen Bereich zum Teil von einer negativ behafteten Instrumentalisierung gesprochen werden. Sport wird auf Ebene von IOC, FIFA und UEFA - beispielsweise in Form der Ausrichtung von Wettkämpfen in Leistungsniveau – drückender Umgebung – zur Umsetzung weltwirtschaftlicher Interessen bzw. Strategien instrumentalisiert. Im Falle der Ausrichtung einer Fußball WM in einem Wüstenstaat ist klar ablesbar, dass hier der Sport in den Schatten von wirtschaftlichen Interessen tritt und den Charakter einer Vehikel Funktion zur Umsetzung derer annimmt. Medien (Print – Journalismus) Weil Sport positive Werte wie Bewegung, Dynamik und Zielorientiertheit transportiert bietet er eine gute Plattform, die manche Politiker in eigenem Interesse zu nutzen versuchen. Vor allem die durch den Sport geschaffenen Sieger werden im Rahmen der gemeinsamen Abbildung gerne zur Image-Pflege bzw. Image -Aufbesserung herangezogen. Teilweise ist es treffend das Verhalten der Politiker als „peinlich“ zu beschreiben. Dies ist beispielsweise der Fall wenn erst aufgrund der potentiellen Ablichtung mit dem Sieger für die Medien lächeln während sie sich vorher wegdrehen und kaum etwas vom Geschehen mitbekommen. Medien (TV – Journalismus) Poltische Akteure nutzen Sport Events und die Gesellschaft von Sportlern aufgrund des Wissens um deren Beliebtheit und positiver Besetztheit. Vor allem die Chance im Ruhm des erfolgreichen Sportlers mit zu schwimmen bzw. „ein Stück vom Kuchen abzubekommen“ lassen Sport Events aus politischer Sicht attraktiv wirken. Die Propaganda deren Anwesenheit via TV- Medien kann teilweise als zu stark beschrieben werden, da jene trotz gewünschten Fokus auf den Sport sehr häufig eingeblendet werden. VIP/Co- Kommentation/Sport Durch den Sport als wirksames Mittel im Kampf gegen Drogen und Rassismus bzw. zur Erzielung einer Vorbildwirkung für die Jugend und Vermittlung von Werten, kann eine unheimliche Außenwirkung erzielt werden. Sportfremde Akteure umgeben sich mit beliebten Sportlern um sich dadurch selbst in ein positives Licht zu rücken. Grundsätzlich muss jedoch betont werden, dass der Sport vielmehr genutzt als instrumentalisiert wird. Zusätzlich kann man vor allem im wirtschaftlichen Kontext aufgrund der von Sportlern nach Ende ihrer Karriere genutzten Verbindungen von sich auftuenden Synergien sprechen.

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WIRTSCHAFT (Organisation/Finanzierung/Rechtslage)

Frage 7: Mit welchen Herausforderungen haben unterschiedliche Sportarten im Rahmen der Akquise monetärer Mittel zu kämpfen? Wer ist der große Gewinner im System der Sportökonomie und wie schwer ist es für Athleten sich durch Spitzensport ein Vermögen aufzubauen? Stehen die eingegangen Gefahren im Verhältnis zum monetären Output?

Veranstalter

 Der Grand Slam wird gerne als Kärntner Wirtschaftsmotor verkauft – der immerhin 3,6 Millionen Euro (zum Teil aus der Landeskasse) verschlingt. „Das ist ein Wahnsinn für fünf Tage“, weiß Jagerhofer, „ohne Stadt, Land und den Charakter eines Business-to-Business-Events ginge es gar nicht.“ (Bericht 3 Klagenfurt)  Der All-inclusive-Urlaub am Wörthersee von Freitag bis Sonntag kostet in Form des „Golden VIP Package“ 1730 Euro (Bericht 3 Klagenfurt)  Doch ohne Geld keine Musik - Sponsoren-Hütten von A wie A1 bis Z wie Zipfer stehen auf dem Party-Gelände, daneben reiht sich Zelt an Zelt auf dem Campingplatz (Bericht 1 Klagenfurt)  Natürlich leben alle – Vermarkter, Rennfahrer, Trainer, Organisatoren, der Skiklub – in dem Bewusstsein : Das ist mit Riesengefahren verbunden (Bericht 4 Kitzbühel)  Damals ist man bei der Mausefalle 70 Meter gesprungen und einen Meter neben dem Staketenzaun aufgekommen – Gott sei Dank gibt es das jetzt nicht mehr (Bericht 4 Kitzbühel)  Der Skisport ist dort daheim, wo Berge sind – dort ist die emotionale Bindung der Zuschauer da, die hört außerhalb des Weißwurst-Äquators, in Deutschland auf - das ist der Nachteil, obwohl der Sport so spektakulär und toll ist (Bericht 4 Kitzbühel)  Fußball kannst du auf der ganzen Welt, in den Slums, spielen –den Ball ins Tor treten versteht jeder – eine Fußball-WM, -EM oder Champions League sind Selbstläufer (Bericht 4 Kitzbühel)  Im Skisport kann nur eine Hand voll Athleten richtig Kohle verdienen - Sport ist das gnadenloseste Auswahlsystem das es gibt (Bericht 5 Kitzbühel)

 Viele Athleten jammern, dass es immer schwieriger wird, einen Kopfsponsor zu finden. Nur die Veranstalter in Kitzbühel und Zagreb machen weit mehr als das vom Weltverband FIS festgelegte Mindestpreisgeld von 100.000 Schweizer Franken locker (Bericht 5 Kitzbühel)

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 Ich mache diesen Job seit 25 Jahren, und es hat sich diesbezüglich nichts verändert. Es war damals irrsinnig schwierig, Sponsoren zu finden, und es ist auch heute noch so (Bericht 5 Kitzbühel)

 Die Läufer müssen sich selbst bei der Nase nehmen und sich auch abseits der Piste etwas einfallen lassen. Der Werner Grissmann hat ein Weltcuprennen gewonnen und war dennoch jeden Tag in den Medien, weil er irgendeinen Blödsinn verzapft hat. Oder : Der muss nicht gewinnen, weil er als Person begeistert. Oder Lindsey Vonn: Hat sie etwas mit Tiger Woods oder nicht? Das ist ein gefundenes Fressen für Medien. Dazu rücken sich vornehmlich die Damen mit sexy Fotoshootings ins Bild. Sport ist auch Show, wer das begreift, hat es leichter (Bericht 5 Kitzbühel)

 Diese fünf haben die Chance, ein paar Millionen zu verdienen. Die können sich ein Vermögen aufbauen und ein Leben davon zehren. verdient heute noch gutes Geld, weil er sportliche Erfolge und Charisma hat (Bericht 5 Kitzbühel)

 Früher gab es den einzigen Vorteil, dass es der Ausrüster-Industrie wirtschaftlich besser ging, da konnten auch mittelmäßige Läufer gut verdienen (Bericht 5 Kitzbühel)

 Doch das Geld sollte nicht der erste Motivationsfaktor sein. Meine Tochter Tina hatte vier Kreuzbandrisse. Ich habe sie nicht nur einmal gefragt, ob sie aufhören möchte. Aber sie ist so mit Herzblut dabei. Wer sich hier in Kitzbühel mit Startnummer 50 hinunterwirft, wird nie etwas verdienen, der will diese Herausforderung. Auch wenn er etwas zahlen müsste, würde er das tun. Wer das nur wegen des Geldes tut, hat hier nichts verloren (Bericht 5 Kitzbühel) Sport  Ohne Hospitality wären sicher um die Hälfte weniger Leute (Frage 4A)  A1 wäre vielleicht ohne die Skifahrer zum Beispiel oder ohne Klagenfurt auch nicht so vertreten, und die Sportler wiederum bekommen dementsprechend für die Vertretung ein Geld – also man kann schon sagen, dass das Hand in Hand geht und gut ist, dass es so ist (Frage 8A)  In anderen Ländern wie beispielsweise Brasilien sind die Spieler beim Verband angestellt und nicht auf Sponsoren angewiesen (Frage 8A)

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 Polnische Teams beispielsweise haben keinen einzigen Sponsor und in Österreich ist man unter Anführungszeichen plakatiert, weil es sonst einfach nicht leistbar wäre (Frage 8A)  Bei dem Sportsystem in Österreich kann man es sich nicht anders leisten – gerade im Beachvolleyball wäre es anders nicht möglich und deshalb profitiert sowohl der Sport als auch die Wirtschaft (Frage 8A)  Also: Danke, dass die Wirtschaft im Sport ist (Frage 8A)  In Klagenfurt bekommt man so gute Essen wie sonst nie auf der World Tour – es fehlt den Athleten an nichts. Aber die Sportler sind Profis und sind nicht dort um Party zu mahcne, sondern um gut zu spielen – und da findet man wenig Zeit für andere Sachen (Frage 17A)  Es besteht Dankbarkeit, dass es Klagenfurt gibt und Hannes Jagerhofer einen so professionellen Job macht weil dadurch das Event für Sponsoren sehr lukrativ wird und der Sport deshalb überleben kann (Frage 21A) Wirtschaft  Man ist überzeugt, dass die Partnerschaft mit dem ÖSV dem Unternehmen Brauunion Österreich etwas gebracht hat weil es zwei Partner sind die gut zusammenpassen – es ist aber sehr schwierig das in Zahlen auszudrücken (Frage 1S)  Skisport ist auf Position Nummer 1 in Österreich – dort sind wir erfolgreich und gewinnen etwas (Frage 1S)  Es besteht jedenfalls eine Wirksamkeit durch den Einsatz bekannter Persönlichkeiten die einen Konnex zum Thema haben (Frage 3S)  Die Person mit der man arbeitet darf nicht geformt werden, weil dann die Glaubwürdigkeit fehlt und es meistens schief geht (Frage 4S)  Die mediale Plattform ist riesig – in den drei großen Sportarten hat man eine sehr große und weite Abdeckung (Frage 5S)  Wenn man über die größten Biermarken Österreichs redet braucht man eine Breite, da hilft nicht eine kleine Spitze oder irgendeine Insidergruppe sondern man muss in die Menge gehen – und da ist ein Ski-Rennen mit 800.000 bis zu einer Million ein breites Ding (Frage 5S)  Man muss ausloten welches sportliche Umfeld am besten zur Marke passt – Puntigamer hat mehr das Thema Regionalität und Geselligkeit und da passt Fußball besser dazu als Tennis (Frage 6S)

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 Es ist ein heikles Thema – bei der aktuellen Geschichte mit IOC, FIFA und UEFA wird wirklich an den grundfesten sportlichen Idealen gerüttelt – da geht es wirklich mehr um weltwirtschaftliche Themen und lange nicht mehr nur um den Sport (Frage 8S)  Dieses Level ist sehr kritisch zu beäugen aber das hat mit Sponsoring an sich jetzt nicht wirklich etwas zu tun (Frage 8S)  Die Wirtschaft finanziert den Sport zu einem Großteil aber wenn die Medien nicht darüber berichtet wird die Wirtschaft nicht finanzieren (Frage 14S)  Wenn die Medien und die Wirtschaft aber nicht die Plattform haben, die der Sport bietet, haben sie nichts zu berichten und finanzieren (Frage 14S) Medien (Print – Journalismus)  Es sollte sein, dass der Sport den Takt vorgibt, aber…ich finde es selber oft absurd wenn man hört wie es zu diversen Zeiten oder sonst etwas kommt. Also es ist eigentlich erschreckend welche Macht da ausgespielt wird (Frage 29M)  Das sind die zwei Highlights im Jahr – auf das konzentriert sich alles (Frage 32M)  Der wirtschaftliche Druck ist demensprechend groß aufgrund der finanziellen Kosten einer Ausfallversicherung peitscht man alles durch (Frage 32M)  Im Falle eines Ausfalls dürfte ein großer Schaden entstehen – die Veranstalter reden da immer von Summen und Schäden wenn nicht alles durchgepeitscht würde (Frage 32M)  Die Athleten werden sich nie so einig werden und sagen, dass sie das nicht durchziehen obwohl es ab einem gewissen Punkt wirklich gefährlich wird für sie (Frage 32M)  Irgendeiner wird trotzdem hinunterfahren und man wird nie die interne Einigkeit erzielen, was bei dem großen Druck auch verständlich ist (Frage 32M)  Die Athleten riskieren alles und geben alles – und wenn die Rahmenbedingungen zu gefährlich werden vertrauen sie trotzdem noch darauf, dass der Veranstalter die Sicherheit gewährleistet (Frage 32M)  Es wird sicherlich viel riskiert (Frage 32M)  Einmal im Jahr haben die Athleten die große Möglichkeit sich und die Sponsoren zu präsentieren – die Sportler wissen, dass es ohne Plattform nicht funktionieren würde und nehmen es in Klagenfurt auch in Kauf diese mit der Wirtschaft teilen zu müssen (Frage 36M)

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Medien (TV – Journalismus)  Es ist von Rennen zu Rennen unterschiedliche – Kitzbühel hat einen relativ hohen Stellenwert und deshalb hat man dementsprechend viel Sendezeit wo viel über das ganze Rundherum in die Berichterstattung einfließt (Frage 5M)  Je mehr die Sportart in den Medien vertreten wird desto interessanter wird sie für Sponsoren (Frage 7M)  Grundsätzlich erweisen die Medien dem Sport durch die Übertragung zu attraktiven Sendezeiten einen Dienst, weil dadurch das Interesse der Sponsoren gesteigert wird (Frage 13M)  Startzeiten, die aus Sicht des Sports optimale/faire Bedingungen schaffen lassen sich teilweise nicht mit den Wünschen und Anforderungen der Wirtschaft vereinbaren (Frage 13M)  Der Sport muss im Sinne der Akquise monetärer Mittel bereit sein die Vorgaben geldgebender Institutionen zu erfüllen (Frage 13M)  Das wirtschaftliche Interesse beschränkt sich im großen Stil auf die Sportarten Ski, Fußball und Formel 1, da sich nur damit die angestrebten Zuschauerzahlen erreichen lassen (Frage 13M)  Bei anderen Sportarten steht es bis auf wenige Ausnahmesituationen (besondere Ereignisse) nicht zur Debatte den Bewerb medial so zu timen, damit möglichst viele Personen ihn verfolgen können (Frage 13M)  Generell besteht die Frage ob andere Sportarten das Potential hätten vom Publikum als attraktiver empfunden zu werden, wenn sie eine größere mediale Präsenz bekämen (Frage 13M)  Grundsätzlich versucht man für alle das Optimum herauszuholen, auch wenn der Sport ab und zu weniger zu Wort kommt und die Richtung von den anderen Systemen vorgegeben wird (Frage 13M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Die Veranstaltung ist eine sehr gute Werbung und Einnahmequelle für die gesamte Region (Frage 2V)  Das Rennen in Kitzbühel ist wirklich ganz etwas Besonderes, aber besonders wird es vor allem erst durch die Aufmachung der gesamten Veranstaltung. Und wenn man natürlich vor so einer Kulisse ein Rennen gewinnt ist das schon ein Unterschied zu einem Sieg in Lake Louise, wo nur wenige hundert Zuschauer sind. Deshalb ist es für

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den Sportler durchaus sehr positiv wenn er durch die Show zusätzlich noch ein bisschen gepusht wird (Frage 3V)  Es gibt auf der anderen Seite auch genug Sportler, die speziell in der Karriere danach die Verbindungen genauso nutzen – es tun sich durchaus Synergien auf und dadurch ist das okay (Frage 5V)  Der Sportler kann nicht ohne die Wirtschaft damit alles funktioniert – der Beitrag der Wirtschaft ist ganz wesentlich, dass das Ganze in dieser Art und Weise funktioniert  Der Ton wird schon von der Wirtschaft und von den Medien angegeben - man darf aber auch nicht vergessen, dass die die Sportveranstaltung verkaufen  Wenn sich das Gesamtsystem nicht gut verkauft, fährt man zum Beispiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit Ski (Frage 6V)  Es ist nicht so, dass der Sportler der arme Leidtragende ist während die anderen Säulen profitieren, sondern der Sportler braucht die anderen sehr dringend um seinen Job in dieser Art und Weise ausüben zu können und Geld verdienen zu können (Frage 6V)

Fazit Veranstalter Da der Event am Klagenfurter Wörthersee bis zu 3,6 Millionen Euro (teilweise aus der Landeskasse) verschlingt wäre dessen Abhaltung ohne Stadt, Land und den Charakter eines Business-to-Business Events nicht möglich. Erst durch die Betrachtungsweise der grundsätzlichen Randsportart als Business-Plattform wird ein Event-Besuch aus Sicht der meisten Unternehmen interessant. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit ist vor allem ein als profitorientiert geführter VIP Bereich ausschlaggebend, da ersts dadurch hohe Einnahmen erzielt werden können. Die Omnipräsenz von Sponsoren aus der Privatwirtschaft über das gesamte Gelände verteilt muss aufgrund der Bewahrheitung des Spruches „Ohne Geld keine Musik“ – toleriert werden. Aus Athletenperspektive ist es essentiell zu begreifen, dass im gnadenlosen Auswahlsystem des Skisports nur eine Hand voll Sportler richtig verdienen kann, während der Fußballsport durch FIFA, UEFA und Champions League ein Selbstläufer ist. Da es nach wie vor äußerst schwierig ist Sponsoren zu finden müssen sich die Athleten beispielsweise im Skisport abseits der Piste für die Medien interessant machen. Wer begreift, dass „Sport auch Show ist“ und sich auf eine, nicht direkt mit dem Sport in Verbindung stehende Art und Weise in Szene setzt, hat es leichter. Durch die wirtschaftlich angespannte

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Lage der Ausrüsterfirmen wird es für mittelmäßige Läufer immer schwieriger sich ein Vermögen aufzubauen – laut Weirather darf das Geld grundsätzlich nicht der erste Motivationsfaktor sein, denn wer nur des Geldes wegen Rennen fährt hat im Skizirkus nichts verloren. Sport Aufgrund des Sportsystems in Österreich empfinden die Volleyball- Athleten die wirtschaftliche Abhängigkeit als sehr stark. Während die Sportler in anderen Nationen beim Verband angestellt sind ist man hier zu Lande auf die Unterstützung der Wirtschaft angewiesen und in Folge oft „plakatiert“. Die Chance zur Schaffung eines Vermögens ist nur durch das wirtschaftliche Interesse gegeben, und somit in bestimmten Sportarten von vornherein ausgeschlossen. Bezüglich Beachvolleyball besteht die Meinung, dass die professionelle Ausübung des Sports nur aufgrund des professionell organisierten Events in Klagenfurt möglich ist. Wirtschaft Grundsätzlich ist es für die Wirtschaft sehr schwierig den positiven Einfluss des Sportes auf den Unternehmenserfolg in konkreten Zahlen auszudrücken. Dem Sportler wird aufgrund seines hohen Bekanntheitsgrades in Kombination mit der Verkörperung von Unternehmenswerten und Image die Chance gegeben in der Werbewirtschaft Geld zu verdienen. Der Anreiz zur finanziellen Unterstützung einer Sportart wird zum größten Teil durch deren mediale Präsenz bestimmt. Hierbei kommt ganz klar zum Ausdruck, dass im Falle von zahlungskräftigen Unternehmen nur „die drei großen Sportarten“ für die gewünschte Abdeckung und Breitenwirkung sorgen. Sportarten die keine mediale Präsenz vorweisen können, erfahren grundsätzlich geringe finanzielle Unterstützung durch die Wirtschaft denn im Rahmen von Sponsoring-aktivitäten bzw. Partnerauftritten liegt der Fokus meist nicht auf Zielgruppe der Zuschauer vor Ort sondern auf der, durch mediale Distribution erzielten Breitenwirkung. Medien (Print – Journalismus) Obwohl der Sport den Ton vorgeben sollte, unterliegt er der Macht von Wirtschaft und Medien. Die Vorgaben hinsichtlich Startzeit bzw. vorherrschende Bedingungen bei Wettkämpfen können oftmals als absurd, oder gar gefährlich beschrieben werden. Aufgrund des hohen Drucks von Seiten der Wirtschaft riskieren die Athleten zum Teil sehr viel, um Kosten von Ausfallversicherungen und damit einhergehende Schäden zu vermeiden. Betreffend der Vehikel- Funktion des Sports ist den Athleten bewusst, dass sie vor allem im Rahmen der sportlichen Höhepunkte (Bsp. Klagenfurt) die geschaffene Plattform mit der

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Wirtschaft teilen müssen. Medien (TV – Journalismus) Das wirtschaftliche Interesse konzentriert sich vor allem auf Sportarten die eine hohe mediale Präsenz aufweisen. Hier ist wieder von den drei großen Sportarten Fußball, Skisport und Formel 1 die Rede. Grundsätzlich wäre es interessant zu erfahren welche Potentiale andere Sportarten hätten wenn man ihnen eine größere mediale Präsenz zugestehen würde, denn bis auf wenige Ausnahmesituationen steht die Ausstrahlung von Sportarten – die nicht zu den großen drei Sportarten gezählt werden - zu attraktiven Sendezeiten die Ausnahme dar. Obwohl aus Sicht des Sports jedenfalls ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, dem er durch Anpassung und Eingehen auf Wünsche und Anforderungen nachkommen muss profitiert er schlussendlich von der Vermarktungsstrategie von Wirtschaft und Medien. Im Gegenzug zur finanziellen Überlebensfähigkeit muss der Sport teilweise genuine Interessen etwas zurückstecken. Generell kann aber zusammengefasst werden, dass ein zu großer Fokus auf die genuinen Interessen und damit einhergehende Eigensinnigkeit für den Sport nicht von langfristigem Vorteil bzw. sogar überlebens-gefährdend wäre. VIP/Co- Kommentation/Sport Grundsätzlich muss unterstrichen werden, dass die Sportler auf die Wirtschaft angewiesen sind, damit alles funktioniert. Die Anpassung des Sportlers an die Vorgaben aus Wirtschaft und Medien kann dadurch legitimiert werden, dass ohne deren Vermarktung und Inszenierung der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden würde. Das bedeutet, dass der Sport nur durch das funktionierende Gesamtsystem dem Publikum bestehender Art und Weise zugänglich gemacht werden kann. Vor allem der Sportler selbst profitiert in letzter Konsequenz von dem Gesamtkunstwerk des Events, das durch die tolle Aufmachung eine Vielzahl an Zuschauern anlockt. Ob jene wirklich am genuinen sportlichen Geschehen interessiert sind ist aus Athletensicht nicht so relevant wie der Faktor, dass der Event als Ganzes viele Leute begeistert und die erbrachten Leistungen von einem möglichst großen Publikum wahrgenommen werden. Als negatives Beispiel, dass der genuine Bereich des Sports alleine nicht genug ist kann das Skirennen in Lake Louise genannt werden wo Athleten vor nur einigen hundert Zuschauern die gleichen Höchstleistungen bringen. Generell lässt sich also zusammenfassen, dass aus Athletensicht die Möglichkeit des Wettkampfes vor einem großen Publikum, das durch den Showcharakters eines Events angelockt wird als positiv und „pushend“ empfunden wird. Da Sportler nach dem Beenden ihrer Karriere oft von den Verbindungen zur Wirtschaft profitieren kann durchaus von Synergien gesprochen werden.

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Frage 8: Wie werden aktuell bestehende Compliance-Richtlinien empfunden und welche negativen Auswirkungen könnten jene zukünftig auf die Umsetzung der angesprochenen Events haben?

Veranstalter  Klagenfurt Veranstalter Hannes Jagerhofer maßt sich nicht an Firmen zu kritisieren, die Compliance-Abteilungen in ihrem Hause einrichten, aber dass hier mit viel härteren Regulativen an die Sache herangegangen wird, als es der Gesetzgeber eigentlich vorschreibt, findet er schade und zugleich auch bedauerlich (Color of Sports, August 2015, S. 2)  Auswirkungen: Seitdem das Compliance-Thema aufgekommen ist, merkt man das natürlich sehr stark im Bereich Annahme von Einladungen, seit dem letzten Jahr aber scheint es sich auf einer Ebene eingependelt hat (Color of Sports, August 2015, S.2)  Änderungen, die notwendig wären: Der Eingeladene muss lediglich den Wert der Karte versteuern, somit ist das Thema gut und vom Tisch (Quelle: Color of Sports, August 2015, S. 2)

 Der Grand Slam wird gerne als Kärntner Wirtschaftsmotor verkauft – der immerhin 3,6 Millionen Euro (zum Teil aus der Landeskasse) verschlingt. „Das ist ein Wahnsinn für fünf Tage“, weiß Jagerhofer, „ohne Stadt, Land und den Charakter eines Business-to-Business-Events ginge es gar nicht.“ (Bericht 3 Klagenfurt)

 Teilweise ist es megakompliziert geworden – die geringe politische Präsenz im sehr internationalen Publikum macht die Sache einfacher (Bericht 3 Klagenfurt)

 Ein Engagement eines Sponsors hat geschäftlichen Hintergrund und es gibt Firmen, die sich intern Regularien auflegen, die strenger sind als die gesetzlichen (Bericht 3 Klagenfurt)

 Klar ist, dass der Korruption ein Riegel vorgeschoben werden muss, da gehört aufgeräumt. Aber für die Privatwirtschaft muss es möglich sein, Kunden problemlos einzuladen, Produkte zu präsentieren und Veranstaltungen wie diese auch geschäftlich zu nutzen. Geschäfte machen immer noch Menschen, keine Maschinen.

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Und die müssen sich treffen dürfen (Bericht 5 Kitzbühel) Sport  Viele Geschäftspartner nutzen das Event um sich in einem anderen Rahmen zu treffen und Business machen zu können (16 A)  Es gehört dazu, dass man langjährigen Kunden Geschenke macht oder sie einlädt um in einem feinen Rahmen Geschäfte macht (Frage 16A)  Erst durch die professionelle Aufmachung wird das Event in Kitzbühel für Sponsoren lukrativ- und das wiederum führt dazu das der Sport überleben kann (Frage 21A) Wirtschaft  Hinsichtlich Compliance Vorschriften muss zwischen gesetzlichen Vorschriften für öffentlich rechtliche Institutionen und intern auferlegten Richtlinien für Privatunternehmen unterschieden werden (Frage 17S)  Die Regelung betrifft die Brauunion Österreich deshalb nicht, weil sie keine Politiker oder dergleichen, sondern nur Kunden einlädt (Frage 17S)  Wie viele andere Unternehmen ist die Brauunion Österreich jedoch durch unternehmensinterne Richtlinien bezüglich Compliance betroffen - jedes Unternehmen kann das handhaben kann wie es will, da gibt es keine Vorschriften (Frage 17S)  Beispiel: Wenn Einladungen an Lieferanten von der REWE untersagt werden verliert man im Bereich Handel einen wichtigen Kanal aus dem man keine Personen mehr einladen darf (Frage 17S)  Auswirkungen: Finanzierungsproblem. Dadurch, dass immer mehr Unternehmen sich selber Richtlinien auferlegen wird die Arbeit für viele Veranstalter nicht leichter, weil sie Schwierigkeiten haben ihre VIP Räumlichkeiten zu füllen. Der VIP Bereich kann einerseits als Cost Center oder andererseits als Profit Center aufgebaut sein. Wenn man – so wie Hubert Neuper oder Hannes Jagerhofer – den VIP Bereich als Profit Center hat, und dort Besucher wegfallen, führt dies zu einem Finanzierungsproblem. Bei großen Veranstaltungen wie Kitzbühel, Klagenfurt oder dem Kulm sind die VIP Bereiche als Profit Center aufgebaut und das erschwert die Dinge (Frage 17S)  Wenn der VIP Bereich als Cost Center gesehen wird, ist es von Vorteil wenn weniger Personen kommen, weil dann weniger Kosten entstehen (Frage 17S)  In Klagenfurt und am Kulm beispielsweise sind die VIP Bereiche schon kleiner geworden, obwohl man es nicht sieht. In Kitzbühel schafft der Veranstalter es noch

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dies zu verhindern aber es wird nicht leichter (Frage 17S)  Die Annahme einer Einladung von einer öffentlich rechtlichen Institution wie der Telecom ist unangenehm, weil man drei Wochen darauf dazu befragt wird (Frage 17S)  Adaptionen: Die Brauunion bietet bei vielen Events kleinere Packages an, die nicht so wertig sind. Während in Kitzbühel oder Klagenfurt die Kosten für ein Package im vierstelligen Bereich angesiedelt sind, zahlt man beim Night Race in Schladming nur einen Bruchteil. Dadurch ist es Compliance – mäßig auch einfacher zu handhaben (Frage 17S)  Es ist ein heikles Thema - sowohl für die Veranstalter als auch für die Sponsoren (Frage 17S) Medien (Print-Journalismus)  Für die Veranstalter bedeutet das große finanzielle Einbußen. (Frage 37M)  Die OÖN haben zwar Compliance Richtlinien, aber nicht so strenge wie der ORF (Frage 38M)  Beispiel: Bei einem Skiweltcup Rennen in Gröden hat der ÖSV zu einem klassischen Südtiroler Essen eingeladen und ein Mitarbeiter des ORF durfte die Einladung nicht annehmen, weil der Wert des Essens über dem erlaubten Grenzwert lag (Frage 38M)  Die Vorschriften sind heftig und es geht um Ethik (Frage 38M) Medien (TV-Journalismus)  Die Richtlinien werden nicht nach außen getragen, aber man weiß wie man sich zu verhalten hat - es gibt sehr klare Regelungen, ab einem bestimmten Wert darf überhaupt nichts angenommen werden, auch keine Einladungen (Frage 18M)  Es gibt einem bestimmten Grenzwert und alles muss von einer Compliance Stelle genehmigt werden (Frage 18M) VIP/Co-Kommentation/Sport  Die Compliance Regelung, die es momentan gibt ist nicht unbedingt positiv (Frage 8V)  Es wird schon sehr viel blockiert obwohl es nicht immer nur negativ war, dass es auf Events Geschäftsanbahnungen gegeben hat - die österreichische Wirtschaft hat sicher auch zu einem gewissen Teil davon profitiert (Frage 8V)  Wichtig ist, dass alles mit einem gewissen Maß und Ziel stattfindet aber trotzdem wäre es wünschenswert, dass nach wie vor Unternehmen viele gute Kunden in die

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VIP Zelte oder VIP Bereiche bringen, weil schlussendlich jeder ein bisschen davon profitiert (Frage 8V)  Man bekommt mit, wie eine Sportveranstaltung unter dem Thema eigentlich leidet - es ist viel schwieriger für Veranstalter Sponsoren zu finden, die aber wiederum notwendig sind um das Event überhaupt ausrichten zu können (Frage 8V)  Es wird teilweise viel zu dramatisch gesehen. Es lässt sich niemand zu einem Geschäftsabschluss überreden oder durch eine VIP Karte für ein Weltcup Rennen bestechen, weil das überhaupt nicht im Verhältnis steht - die Leistung muss im Verhältnis stehen (Frage 8V)  Eine Sportveranstaltung erfährt eine Aufwertung wenn tolle Firmen vor Ort, und die nicht überlegen müssen ob sie Personen einladen können oder umgekehrt eine Einladung annehmen dürfen (Frage 8V)  Durch das, was zurzeit abläuft richtet man mehr Schaden an als man hilft - es ist wichtig, dass alles sauber abläuft und es Regeln geben muss, weil Regeln auch im Sport elementar sind und für Klarheit sorgen (Frage 8V)  Man darf aber nie unterschätzen wie schwierig es ist solche Veranstaltungen überhaupt auf die Beine zu stellen, egal ob das jetzt Kitzbühel ist oder Schladming oder auch kleinere Veranstaltungen, die nicht wirklich im Rampenlicht stehen. Wenn es jetzt für so große Events wie Kitzbühel und Schladming schon so schwierig ist was passiert dann mit den kleineren Veranstaltungen? Es wird nicht leichter und deshalb gehören sollten die Compliance Regelungen in dieser Hinsicht ein bisschen gelockert (Frage 8V)

Fazit Veranstalter Das Beachvolleyball Turnier wird als Wirtschaftsmotor Klagenfurts bezeichnet und wäre ohne den Charakter eines Business-to-Business Events nicht umsetzbar. Vor allem Einladungen im öffentlichen Bereich sind sehr kompliziert geworden und Unternehmen erlegen sich zusätzlich interne Richtlinien auf, die teilweise strenger sind als die gesetzlichen Vorgaben. Generell gehört Korruption ein Riegel vorgeschoben – trotzdem muss es Unternehmen möglich sein Kunden einzuladen, Produkte zu präsentieren und Veranstaltungen geschäftlich zu nutzen. Es ist essentiell nicht zu vergessen, dass Geschäfte nicht von Maschinen sondern Menschen gemacht werden und jene sich treffen dürfen

100 müssen. Sport Es muss Firmen möglich sein sich – alternativ zu Büroräumlichkeiten- in einem feinen Rahmen mit Kunden zu treffen, jene einzuladen oder zu beschenken. Es gehört dazu, dass der Rahmen von Events für Business-Aktivitäten genutzt wird. Die professionelle Aufmachung der Veranstaltung als Business-to-Business Event ist grundlegend um das Event für Sponsoren lukrativ zu machen und somit das Überleben der Sportart zu garantieren. Wirtschaft Grundsätzlich muss zwischen Regelungen für öffentlich rechtliche Institutionen und privatwirtschaftliche Unternehmen unterschieden werden. Während öffentlich rechtliche Institutionen unmittelbar von den Anti- Korruptionsregelungen betroffen sind, erlegen sich die Unternehmen interne Compliance-Regelungen auf, die grundsätzlich auf individueller und freiwilliger Basis bestehen. Die negativen Auswirkungen der immer strengeren Compliance-Richtlinien führen aus Veranstaltersicht zu einem Finanzierungsengpass, da die Vergabe oder Annahme von Karten und Packages aus Sicht von Unternehmen und Privatpersonen oftmals mit unangenehmen Folgen (Bsp. Befragungen) verbunden ist. Grundsätzlich können Unternehmen das heikle Compliance Thema „umgehen“ indem sie weniger wertige Packages für Mitarbeiter/Kunden erwerben - wodurch jedoch das Finanzierungsproblem aus Veranstaltersicht bestehen bleibt bzw. intensiviert wird. Zusammenfassend lässt sich also behaupten, dass der Abgang monetärer Mittel aufgrund des Ausbleibens der VIP Kartennachfrage sich langfristig kritisch auf die Realisierungsmöglichkeit von Sportevents auswirken wird. Medien (Print – Journalismus) Die Compliance-Vorschriften sind mit finanziellen Einbußen für die Veranstalter verbunden und können daher zumindest langfristig als Gefährdung für die Realisierung von Sportveranstaltungen interpretiert werden. Vor allem im öffentlich rechtlichen Bereich können die Vorschriften als zu heftig beschrieben werden, da zum Teil bereits die Annahme einer Essenseinladung als regelwidrig gilt. Medien (TV – Journalismus) Obwohl die Richtlinien des ORF nicht nach außen getragen werden scheinen sie sehr klar formuliert und die Schwellenwerte zahlenmäßig klar festgelegt zu sein. Eine Compliance Stelle im Haus entscheidet hinsichtlich der Rechtswidrigkeit ab gewissen Grenzwerten. VIP/Co- Kommentation/Sport

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Die aktuell vorherrschende Compliance-Regelung richtet mehr Schaden als sie dem Sport hilft. Obwohl die Implementierung von Regeln hinsichtlich der Schaffung von Klarheit grundsätzlich positiv ist, wird die Situation aktuell teilweise zu dramatisch gesehen, da der Wert eine geschenkten VIP Karte keinesfalls Verhältnis zum Wert eines Geschäftsabschlusses steht sind Bestechungsvorwürfe übertrieben. Die Regelungen gehören vor allem deshalb gelockert, weil in letzter Konsequenz der Sport – und vor allem kleinere Veranstaltungen unter der Finanzierungserschwerung leiden.

Frage 9: Wieso bieten die behandelten Prestige - Sport-Events aus Sicht der Privatwirtschaft eine attraktive Plattform und wie wird jene zur Realisierung unternehmensinterner Interessen genutzt? Welche Vorteile bestehen im Vergleich zum Athleten-Sponsoring?

Veranstalter  Um einem US-Investor Kitzbühel schmackhaft zu machen würde ich erklären, dass es nicht nur eine irrsinnige sportliche Bedeutung hat, sondern auch eine gesellschaftliche (Bericht 4 Kitzbühel)  Neben dem Davoser Wirtschaftsgipfel würde ein Investor die meisten Leute treffen, die für ihn interessant sind (Bericht 4 Kitzbühel)  In legerer Atmosphäre, im Skipullover, locker an der Gösser-Bar (Bericht 4 Kitzbühel)  Kitzbühel ist die Super Bowl of Skiing (Bericht 4 Kitzbühel)

Sport  Es sind sehr viele wichtige Personen vor Ort (Klagenfurt) und deswegen ist es ein Anreiz für Sponsoren sich an den Athleten zu präsentieren (Frage 15A)  Im Winter gibt es Kitzbühel wo sich viele Geschäftspartner einfach in einem anderen Rahmen treffen (Frage 16A)  Wenn man bei einem Event Sponsor ist, ist das nicht negativ behaftet im Gegensatz zum Athletensponsoring, wo die Marke unter negativen Leistungen oder einem schlimmen Vorfall leiden oder an Gesicht verlieren kann (Frage 20A)  Wenn Sportler dopen oder sich unangemessen aufführen, dann ist das schlecht für die Marke (Frage 20A)  Wenn ein Event super aufgebaut ist und viel Stimmung macht, dann erreicht man sehr viele Leute und kreiert positive Emotionen (Frage 20A)

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 Im Rahmen eines Events erreicht man als Sponsor auf einen Schlag 10.000 Menschen innerhalb von wenigen Tagen (Frage 20A)  Wenn die Zuschauer Goodies oder gratis T-Shirts bekommen oder an einer kleinen Challenge teilnehmen können, erinnern sie sich sehr lange an die tolle Zeit, die sie mit Freunden dort verbracht haben (Frage 20A) Wirtschaft  Skisport ist auf Position Nummer 1 in Österreich – dort sind wir erfolgreich und gewinnen etwas (Frage 1S)  Im Sport spielen Emotionen eine große Rolle – alles ist stark emotionalisiert und der Österreicher kann als begnadeter Passivsportler mit leben und mitfiebern (Frage 5S)  Wissenschaftliche Themen und soziale Themen sind natürlich auch wichtig – aber im Sport hat man einfach einen anderen Zugang (Frage 5S)  Die mediale Plattform ist riesig – man hat in den drei großen Sportarten einfach eine sehr große und weite Abdeckung (Frage 5S)  Wenn man über die größten Biermarken Österreichs redet braucht man eine Breite, da hilft nicht eine kleine Spitze oder irgendeine Insidergruppe sondern man muss in die Menge gehen – und da ist ein Ski-Rennen mit 800.000 bis zu einer Million ein breites Ding (Frage 5S)  Sportevents sind aufgrund der medialen Plattform attraktiv (Frage 5S)  Man muss ausloten welches sportliche Umfeld am besten zur Marke passt – Puntigamer hat mehr das Thema Regionalität und Geselligkeit und da passt Fußball besser dazu als Tennis (Frage 6S)  Skisport ist die Nummer 1 Sportart in Österreich und Kitzbühel ist das Highlight im österreichischen Wintersportjahr und auch das Nummer 1 Event (Frage 7S)  Wenn man die ganze Saison im Skisponsoring ist, ist es wichtig Kitzbühel besonders zu nutzen (Frage 7S)  Hospitality ist der Brauunion Österreich grundsätzlich sehr wichtig, da man das Produkt vor Ort inszenieren kann – auf der Kundenseite hat man dabei nicht direkt Endverbraucher aber wichtige Ansprechpersonen aus dem Handel (Frage 16S)  Hospitality kann je nach Anlass unterschiedlich genutzt werden – dort wo es Sinn macht nutzt man das auch mit Einladungen, Promotions und dergleichen (Frage 16S)  In den Hospitalitybereichen geht es um Netzwerken, Incentives Geschichten, Kontakte und Kundenbindung (Frage 16S) Medien (Print – Journalismus) 103

 Der Sport transportiert Sieger - und wer lässt sich nicht gerne mit einem Sieger von der Kamera abbilden (Frage 25M)  Sport ist halt eine gute Plattform. Transportiert halt eigentlich etwas Positives wie Bewegung und Dynamik und Zielorientiertheit (Frage 25M)  Das sind die zwei Highlights im Jahr - auf das konzentriert sich alles (Frage 32M)  Großereignissen räumt man doch mehr Platz ein im Normalfall (Frage 33M)  Einmal im Jahr haben die Athleten die große Möglichkeit sich und die Sponsoren zu präsentieren – die Sportler wissen, dass es ohne Plattform nicht funktionieren würde und nehmen es in Klagenfurt auch in Kauf diese mit der Wirtschaft teilen zu müssen (Frage 36M)  Weirather (Kitzbühel) vergleicht das Hahnenkamm – Rennen immer mit dem Wirtschaftsgipfel in Davos auf sportlicher Ebene wo man viele wichtige Leute im Norweger Pullover an der Gösserbar in lockerer Atmosphäre trifft (Frage 36M) Medien (TV – Journalismus)  Es ist von Rennen zu Rennen unterschiedliche – Kitzbühel hat einen relativ hohen Stellenwert und deshalb hat man dementsprechend viel Sendezeit wo viel über das ganze Rundherum in die Berichterstattung einfließt (Frage 5M)  Mit Formel 1 und Fußball hat man zusammen an einem Sonntag Nachmittag eine Million Zuseher vor dem Fernseher (Frage 6M)  Eine Million Zuschauer Sonntag Nachmittag hast du sonst nicht - das ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel, das einfach zeigt, dass der Sport doch sehr, sehr interessant ist (Frage 6M)  Je mehr eine Sportart in den Medien vertreten ist, desto interessanter wird sie für Sponsoren (Frage 7M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Sport ist sehr positiv behaftet und wenn man sich mit Sportlern umgibt, dann rückt man sich automatisch ins positive Licht (Frage 5V)  Sportler sind Heros – mit Sportlern hat die Werbewirtschaft Helden egal ob das jemand ist der schnell Ski fährt oder gut Fußball spielt (Frage 7V)  Der Sport schafft es immer wieder Menschen zu begeistern (Frage 7V)  Es gibt Kampagnen, wo es um eine Botschaft gegen Rassismus, um die Kommunikation von Respekt und Fairness oder das Miteinander geht - und das ist im Sport so schön weil man ganz viele Themen miteinander angehen und eine unheimliche Außenwirkung damit erzielen kann (Frage 7V)

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 In einem VIP Bereich bei einer Sportveranstaltung herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre - es ist keiner im Anzug oder beruflich dort, sondern man trifft sich ganz leger (Frage 8V)  Natürlich macht sich der eine oder andere vielleicht sogar einen Termin dort aus, aber es ist eine ganz andere Stimmung als im Büro - die entspannte Atmosphäre lässt zu, dass man gemütlich plaudert und es nicht immer nur um Zahlen, Daten, Fakten geht (Frage 8V)  Durch den Sport wird die Situation aufgelockert und es ist ein wunderbares Ambiente um beispielsweise auch Erstkontakte zu knüpfen (Frage 8V)  Es finden keine wirklichen Vertragsverhandlungen direkt im VIP Bereich statt, aber trotzdem kann man unheimlich gute Kontakte aufbauen (Frage 8V)

Fazit Veranstalter Prestige-Events wie Kitzbühel haben nicht nur eine irrsinnige sportliche, sondern auch eine große gesellschaftliche Bedeutung. Investoren haben in Kitzbühel die Möglichkeit ein Aufgebot an interessanten Personen zu treffen, das mit dem Davoser Wirtschaftsgipfel vergleichbar ist. Im Unterschied dazu herrscht jedoch eine lockere Atmosphäre, die zu einem Beisammensein in legerer Kleidung bei einem Glas Bier lädt. Sport Den Anreiz ein Prestige- Sportevent in finanzieller Hinsicht zu unterstützen stellt vor allem die Anwesenheit sehr vieler wichtiger Personen dar. Außerdem schafft der besondere Rahmen eine gelungene Abwechslung zum geschäftlichen Alltag und eignet sich gut um Geschäftspartner außerhalb des Firmengebäudes zu empfangen. Grundsätzlich herrscht auch die Meinung, dass das Eventsponsoring aus Sponsorensicht mit weniger Risiken verbunden ist. Während das Image der Marke unter negativen Leistungen oder einem Dopingskandal des gesponserten Athleten leiden kann, erfährt die Marke durch den Auftritt im Rahmen eines Events jedenfalls eine Aufwertung. Innerhalb von wenigen Tagen ist es den Unternehmen möglich in emotionaler Atmosphäre mit tausenden Zuschauern und potentiellen Kunden durch Incentive-Aktionen und die Ausgabe von Goodies in direkten Kontakt zu treten und positive Erinnerungen zu generieren. Wirtschaft Sportevents eigenen sich aus Sicht der Privatwirtschaft vor allem aufgrund ihres emotionalen

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Charakters für die Realisierung eines speziellen Kundenzugangs. Vor allem die Hospitality- Möglichkeiten im Rahmen von Sportevents bieten sich als optimales Pflaster zum Netzwerken, für Incentive Aktionen, Kontaktaufbau und Kundenbindung an. Die gesponserte Sportart wird jedoch auch vor allem aufgrund des medialen Interesses und der dadurch geschaffenen Reichweite ausgewählt. Außerdem achten Unternehmen bei Auswahl zu sponsernder Sportarten auf die Vereinbarkeit mit den für das Unternehmen charakteristischen Werten. Es lässt sich also behaupten, dass Sportarten die von Seiten der Medien als attraktiv erachtet werden automatisch auch aus wirtschaftlicher Sicht als attraktiv gelten, weil man von vornherein mit dem positiven Feedback von Seiten des Publikums (im Falle der Wirtschaft: Kunden) rechnen kann. Vor allem der Fokus auf den Skisport kann dabei aufgrund der automatischen Assoziation mit Erfolg und Nationalstolz als wirtschaftlich effektiv und wenig risikoreich interpretiert werden. Medien (Print – Journalismus) Der Anreiz der Präsenz bei Sportevents liegt aus Sicht der Wirtschaft vor allem in der Möglichkeit sich mit Siegern zu umgeben und ablichten zu lassen. Vor allem das Wissen um die intensivierte Berichterstattung und die damit einhergehende Chance auf Erhöhung des Bekanntheitsgrades oder Image-Generierung spielen eine große Rolle hinsichtlich der Bereitschaft als Sponsor aufzutreten. Zusätzlich stellt das potentielle Zusammentreffen mit wichtigen Leuten in lockere Atmosphäre einen weiteren Anreiz dar um im Rahmen eines Prestige- Events als sponserndes bzw. Partner- Unternehmen aufzutreten. Medien (TV – Journalismus) Bei anderen Events bleiben neben der Übertragung des sportlichen Geschehens nicht viel Zeit / Ressourcen für die Schaffung einer medialen Bühne für finanzierende Sponsoren. Eine Inszenierung in Form von Hospitality-Bereichen oder Incentive Aktionen scheint daher abgesehen vom Erreichen der Zuseher vor Ort als nicht sonderlich effektiv Bei Prestige- Events garantiert vor allem die hohe Sendezeit und die damit einhergehende Berichterstattung über das Rundherum den gewünschten Breiteneffekt hinsichtlich der kostspieleigen in Szene Setzung. Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass obgleich der höheren Kosten die garantierte Sichtbarkeit die Wirtschaft zu Sponsoring Aktivitäten im Rahmen von Prestige- Events bewegt. VIP/Co- Kommentation/Sport Vor allem die breitgefächerten Möglichkeiten der Umsetzung von Kampagnen sowie die garantierte starke Außenwirkung bewegt die Privatwirtschaft zum Auftritt im Rahmen von Sportevents. Zusätzlich schafft die entspannte Atmosphäre und das Ambiente im VIP

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Bereich einer Veranstaltung die optimale Möglichkeit zum Knüpfen von Erstkontakten und stellt eine willkommene Abwechslung zur Büro- Stimmung dar.

Frage 10: Wie lassen sich die Bedürfnisse des gegenwärtigen Sportrezipienten vor Ort und via TV bzw. Printmedien zusammenfassen? Welche Herausforderungen kommen zukünftig auf Veranstalter und Medien zu und wie versucht man den Ansprüchen des Publikums zukünftig gerecht zu werden?

Veranstalter

 Die Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung - die bekommen sie (Bericht 1 Klagenfurt)  Die Leute jaulen mit und wollen geile Spiele sehen (Bericht 1 Klagenfurt)  Veranstalter des Turniers in Gstaad will eine Kehrtwendung zurück zum Sport und kritisiert Klagenfurt mit der Partymache (Bericht 2 Kitzbühel)  Ronnie Leitgeb rückt beim ATP-Turnier in Kitzbühel wieder den Tennisball in den Fokus, nicht die VIPs (Bericht 2 Kitzbühel)  Der Skisport wird nie zum Megahype werden - außer: Du hast so Wahnsinns charismatische Typen wie einen . Er generierte höhere Einschaltquoten als Fußball und Formel 1 in Italien. Typen wie Marcel Hirscher und helfen dabei, wieder Junge für den Skisport zu begeistern. Ich seh‘ das bei meinen Kids: Der Hirscher taugt ihnen, weil er sich nicht verbiegen lässt und „geil“ sagt (Harti Weirather) (Bericht 5 Kitzbühel) Sport  Ohne die Side-Events und Hospitaliy wären sich um die Hälfte weniger Leute (Frage 4A)  Die Leute bekommt man durch die Party und das Rundherum her (Frage 4A)  Wenn es nur den Sport gibt, dann schauen sich die Leute das an die sich im Sport auskennen und die den Sport sehen wollen (Frage 4A)  Viele Leute sind sensationsgeil oder Adrenalinjunkies - und das Adrenalin bekommt man halt durch andere Dinge als den Sport (Frage 4A)  Viele interessiert nicht ob das Spiel jetzt 15:12 im dritten Satz ausgegangen ist, sondern wer noch aller da ist und wen man treffen kann (Frage 17A)

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Wirtschaft  Das was rundherum passiert hat sich einfach so entwickelt weil der Sport alleine nicht mehr reicht (Frage 8S) Medien (Print- Journalismus)  Das rein Sportliche rückt generell in der ganzen Sportberichterstattung mehr in den Hintergrund weil es ein wenig fad ist (Frage 34M)  Die Verlagerung Richtung Online Journalismus ist sicher da - trotzdem ist das Kerngeschäft der Printbereich. Und das ist eh jetzt die große Challenge für alle Medien. Das ist die Frage wie man das erhalten kann (Frage 40M)  Social Media und Facebook geben Aufschluss darüber was den Leuten gefällt und was nicht (Frage 40M) Medien (TV - Journalismus)  Man versucht beispielsweise in Schladming mit der Helmkamera oder im Radsport mit einer Kamera am Sattel oder Lenker mitten im Geschehen drinnen und dabei zu sein (Frage 2M)  Das Medium richtet sich sehr, sehr stark nach den Anforderungen der Rezipienten (Frage 2M)  Unterhaltung hat einen sehr, sehr hohen Stellenwert in der Sportberichterstattung (Frage 4M)  Natürlich wird es diese Sportfreaks geben, oder gibt es diese Sportfreaks im Zuschauerbereich die wirklich nur das Sportliche haben wollen - aber der große Teil, sozusagen die größere Masse des Publikums erreicht man nur wenn man bestimmte unterhaltende Elemente genauso dabei hat (Frage 4M)  Sozusagen, jetzt nicht nur den Sport an sich zu präsentieren, sondern auch ein bisschen ein Rundherum mitzugeben (Frage 4M)  Man will einfach dem Publikum etwas bieten vor Ort (Frage 5M)  In unserer schnelllebigen Zeit muss man versuchen eine Sportart telegener zu gestalten sprich kurzweiliger zu machen, weil nicht mehr viele Leute vor dem Fernseher sitzen bleiben, wenn ein Skispringen drei Stunden dauert und immer wieder wegen Wind verzögert wird (Frage 14M)  Den Bereich von Social Media sollte und muss man mitreinnehmen (Frage 15M)  Das Publikum soll sich durch Interaktion und Kommunikation miteinbringen und die Möglichkeit haben mitzureden (Frage 15M)

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 Man soll sich durch Fragen direkt an die Kommentatoren in die Sendung einbringen können (Frage 15M)  In vielen Fällen wird das schon so gemacht, dass man durch Mails oder irgendwelche Twitter Meldungen mitdiskutieren kann und Fragen an die Experten stellen kann, die ein Ereignis gerade live kommentieren wie in der Formel 1 Alexander Wurz (Frage 15M)  In der schnelllebigen Zeit wo jeder sein Handy bei der Hand hat und permanent im Internet surft spielt das eine sehr, sehr starke Rolle (Frage 15M)  Man muss dem Publikum diese Möglichkeit bieten sich zu beteiligen (Frage 15M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Sportveranstaltungsbesuchern reicht es nicht nur den Sport zu sehen, sondern man hat auch den Wunsch bis zu einem gewissen Grad unterhalten zu werden (Frage 1V)  Man kann einfach die Seele ein bisschen baumeln lassen, oder am Abend gemeinsam Fußball schauen und eine schöne Zeit zu haben (Frage 7V)  Jeder hat heutzutage die Möglichkeit hat mit seinem Smartphone Bilder in den Social Media-Kanälen zu posten - jeder der einen bekannten Sportler am Abend in einer Bar sieht kann ein Bild posten (Frage 9V)  Umdenken wird man grundsätzlich ein bisschen müssen, weil die junge Generation in die Richtung tendiert, dass sie Fernsehen schauen möchte wann es ihnen passt und nicht zum Start der Sendezeit - manche verfolgen es vielleicht am Live Stream dann sind sie eh dabei aber andere wollen genau dieses Rennen eine Stunde später sehen weil sie um 11 Uhr noch keine Zeit haben (Frage 9V)  Alle müssen viel flexibler werden, das ist die große Herausforderung (Frage 9V)  Es gibt sehr viel zu tun und vor allem müssen wir die Jugend ins Boot holen - jetzt ist so eine Zeit wo alles ein bisschen im Umbruch ist und das ist sicher für die Medienlandschaft eine ordentliche Challenge (Frage 9V)

Fazit Veranstalter Die „Partymache“ in Klagenfurt bei der die Zuschauer laut Veranstalter Hannes Jagerhofer alles bekommen was sie wollen – nämlich Party, Inszenierung und Unterhaltung – erntet von Seiten anderer Veranstalter zum Teil Kritik. Im Rahmen anderer Events soll laut Veranstaltern im Rahmen einer Kehrtwendung zurück zum Sport wieder das Geschehen am

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Spielfeld/auf der Rennstrecke in den Fokus gerückt werden. Von Seiten mancher Veranstalter besteht auch die Zielsetzung wieder den Sport anstatt der VIPs ins Rampenlicht zu rücken. Sport Grundsätzlich lässt sich zusammenfassen, dass ein großer Teil (bis zu 50%) nur aufgrund des Angebots an Hospitality, Party oder Side-Events den Event besucht. Sowohl vor Ort als auch in der Berichterstattung bietet neben den sportlichen Ergebnissen vor allem der gesellschaftliche Aspekt des Events Anreiz zum Besuch. Die Veranstalter sowie Medien stehen daher vor der Herausforderung sowohl Anforderungen der sportinteressierten Zuschauer, als auch jenen der „Adrenalinjunkies“ und „Promi-Jäger“ gerecht zu werden um ein möglichst breites Publikum erzielt wird. Wirtschaft In der gegenwärtigen Spaß-und Eventgesellschaft bietet der Sport alleine zu wenig Attraktivität. Für Veranstalter und Sponsoren bedeutet dies den Spagat zwischen Sport und Rundherum zu schaffen indem ein Mehrwert für den Eventbesucher geschaffen wird ohne den Fokus vom sportlichen Geschehen wegzunehmen. Medien (Print – Journalismus) Aus Sicht der Print Medien rückt die reine sport- und ergebnisbezogene Berichterstattung aufgrund unzureichender Attraktivität/Spannung generell in den Hintergrund. Daraus kann geschlossen werden, dass die auf das Rundherum bezogene Berichterstattung sowie gesellschaftliche Themen immer stärker zunehmen wird. Die grundsätzlich unter Sportjournalisten herrschende Einstellung die besagten Themen nicht in den Sportteil einzubeziehen wird daher langfristig immer weniger mit der Zufriedenstellung der Leser einhergehen. Obwohl der zukünftige Trend in Richtung Online-Journalismus geht muss laut OÖN das Printbereich als Kerngeschäft forciert werden, da sich damit etwas verdienen lässt. Durch Möglichkeit der Mitsprache, Meinungsäußerung und des Feedbacks via Online- Portalen oder Social Media ist es den Rezipienten möglich aktiv Einflussnahme auf die Entwicklung der Berichterstattung zu nehmen. Medien (TV – Journalismus) Die TV-Medien versuchen hinsichtlich des Wunsches „nicht nur dabei sondern mittendrin“ zu sein den Anforderungen der Rezipienten beispielsweise durch den Einsatz von Helmkameras im Skisport bzw. Kameras am Lenker im Radrennsport gerecht zu werden. Genau wie die Wirtschaft und die Print-Medien vertritt auch der ORF die Meinung, dass der Anteil an Sportfreaks, die nur am rein sportlichen Geschehen interessiert sind

110 verhältnismäßig gering ist. Um zukünftig eine möglichst breite Publikumsmasse zu erreichen und zufrieden zu stellen muss jedenfalls der Fokus auf den Unterhaltungsaspekt verstärkt werden. Sowohl durch Zusatzangebote vor Ort, als auch durch die Berichterstattung über sportfremde Thematiken muss ein Mehrwert geschaffen werden um der Erwartungshaltung der Rezipienten gerecht zu werden. Zusätzlich muss auch der Sport an sich in seinen Formaten adaptiert und telegenisiert werden um den Anforderungen der schnelllebigen Gesellschaft zu entsprechen. Vor allem aufgrund der permanenten Informationsmöglichkeit via Smartphone ist es aus Sicht der Medien wichtig den Rezipienten durch die Möglichkeit der aktiven Einbringung via Social-Media einen Zusatznutzen zu verschaffen. VIP/Co- Kommentation/Sport Aus Sicht der Sportveranstaltungsbesucher besteht neben dem rein sportlichen Geschehen noch der Wunsch nach zusätzlichen Unterhaltungsaspekten. Der Rezeption von Sport wird aus Zuschauersicht außerdem mit Gemeinschaftswerten und entspannten Momenten gleichgesetzt. Aufgrund neuer Medien und der Möglichkeit Bilder in sozialen Netzwerken hochzuladen sind Journalisten gefordert schnell zu reagieren oder Stories zu liefern, die aus Leser bzw. Zuschauersicht einen Mehrwert bieten. Generell wird vor allem von Seiten des jungen Publikums zukünftig eine stärkere mediale Flexibilität gefordert.

Frage 11: In wie weit beeinflussen Medien durch Inszenierung, Simplifizierung, Sensationalismus und Verzerrung die Wahrnehmung der Rezipienten und zu welchem Teil wird der hohe Unterhaltungsfaktor des Sports erst durch die besagten Eingriffe geschaffen? Welche Rolle spielt die rein sportliche Berichterstattung im Zuge eines Events bzw. ist jene überhaupt noch erwünscht und zu welchem Grad wird die Berichterstattung österreichischer Medien als kritisch bzw. objektiv empfunden?

Veranstalter

 Die Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung - die bekommen sie (Bericht 1 Klagenfurt)

 Den Skisport hat man schon so oft tot geredet. Er ist zwar in den letzten zwei Jahrzehnten geschrumpft, aber auf diesem Niveau geht es nicht mehr nach unten, ich sehe eher eine Gegenbewegung. Er wird eine konstante Größe bleiben, vor allem, weil es von Ende Dezember bis Ende Februar wenig konkurrierende Sportarten gibt.

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Dennoch wird der Skisport nie zum Megahype werden. Außer: Du hast so Wahnsinns charismatische Typen wie einen Alberto Tomba. Er generierte höhere Einschaltquoten als Fußball und Formel 1 in Italien. Typen wie Marcel Hirscher und Felix Neureuther helfen dabei, wieder Junge für den Skisport zu begeistern. Ich seh‘ das bei meinen Kids: Der Hirscher taugt ihnen, weil er sich nicht verbiegen lässt und „geil“ sagt (Harti Weirather) (Bericht 5 Kitzbühel) Sport  Es ist ärgerlich, dass während dem Finale der Schwaigers oft Promis eingeblendet wurden während coole Spielzüge zu sehen gewesen wären (Frage 6A)  Das Gesellschaftliche rückt leider immer mehr in den Vordergrund und wir vor allem im Fernsehen extrem propagiert (Frage 6A)  Die Medienpräsenz sowie die Anwesenheit sehr vieler wichtiger Personen sind Anreiz für Sponsoren sich an den Athleten zu präsentieren (Frage 15A)  Die mediale Präsenz ist sicher auf den Sport fokussiert – es gibt eine „a dabei Story“ und einigen Zeitschriften gibt es ein Spezial-Klagenfurt in Form einer Mini-Zeitung oder eines Spezialblattes – dort werden sportliche Erfolge der österreichischen Teams sowie auch der Besuch wichtiger Persönlichkeiten (die zum Großteil aus dem Sport kommen) thematisiert (Frage 17A) Wirtschaft  Das was rundherum passiert hat sich einfach so entwickelt weil der Sport alleine nicht mehr reicht (Frage 8S)  Ein Skispringen ist nicht mehr ganz zeitgemäß wie es jetzt ist mit dem Regelwerk und den Windpunkten, da kenn sich niemand mehr aus - man denkt schon darüber nach so etwas noch fernsehtauglich ist (Frage 15S) Medien (Print – Journalismus)  Journalisten haben in Klagenfurt ihren Platz, eine tolle Verpflegung von Do&Co, es wird ihnen der Red Bull Kasten voll aufgefüllt - es ist super professionell und es wird geschaut, dass es den Medienvertretern gut geht, weil sie ja doch viel nach außen transportieren (Frage 19M)  Man kann sich verschieden akkreditieren lassen in Kitzbühel zum Beispiel- man gibt an welchen Schwerpunkt man wählt - Society oder Gesellschaft oder Sport. Es gibt auch verschiedene Redakteure die hinkommen - Seitenblick Redakteure oder Sportredakteure (Frage 20M)

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 Man kann sagen, dass sich Sportredakteure eher von den Seitenblick Redakteuren abgrenzen weil man über den Sport berichten will und nicht über das Tamtam rundherum (Frage 20M)  Es kommen zum Teil auch Wirtschafts- oder Seitenblickredakteure, die sonst nirgends hinkommen weil es halt einmal um etwas anderes auch geht (Frage 21M)  Es ist nicht mehr gefragt über technische Details und Zeiten oder Ergebnisse zu reden (Frage 21M)  Man macht beispielsweise eine Geschichte mit den ganzen Freundinnen und Frauen der Rennfahrer wie es ihnen da unten im Ziel geht, oder mit den Müttern. Man holt sich einfach irgendwelche anderen Aspekte, weil einfach alles schon so breitgetreten und „ausgelutscht“ ist irgendwann, dass man sich ein bisschen etwas anders suchen will (Frage 21M)  Anhand der Klicks merkt man, dass andere Sachen die Leute interessieren und eben nicht das was im Ziel zum fünfzehnten mal besprochen wird – wie beispielsweise den verpatzten Schwungansatz (Frage 21M)  Das rein Sportliche rückt generell in der ganzen Sportberichterstattung mehr in den Hintergrund weil es ein wenig fad ist (Frage 21M)  Die reine Berichterstattung, also ein Match-Bericht, ist durch die Online Medien, den ganzen Fast-food Journalismus und Live-Ticker usw. nicht mehr gefragt weil jeder das Ergebnis schon mitbekommt und man dadurch mehr darüber bringen muss (Frage 23M)  Die reine Ergebnisberichterstattung interessiert im Sportjournalismus kaum mehr jemanden weil man die Ergebnisse heutzutage über Teletext, Live-Ticker oder am Hand hat und nicht mehr erst am nächsten Tag in der Zeitung – man muss als Medium eigentlich schon den nächsten Schritt gehen und darüber berichten was die Leute angehabt haben und wer sich „weggesprengt“ hat – für viele Leute ist nicht wichtig wer im Finale steht, sondern dass sie Action bekommen (Frage 23M)  Kitzbühel ist ein Ausnahmezustand – Zielinterviews und die ersten Statements sind so viel wert wie heiße Luft aus dem Kaffeeautomaten (Frage 26M)  Das Zielgelände ist wie ein Löwengehege indem Print eigentlich immer das letzte Glied ist. Die Athleten fangen an beim ORF, der bereits mehrere Statements einholt, danach kommen sie zu Ö3 und anderen Radiostationen sowie zu den ausländischen TV Stationen bevor sie beim Printbereich sind – Die abermalige Frage wie es

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gelaufen ist, ist dementsprechend wertlos, weil sie schon etliche Male zuvor beantwortet wurde (Frage 26M)  Vor allem die objektive und kritische Berichterstattung der Kronenzeitung fraglich, da sobald sich Redakteure ein bisschen etwas trauen die Geschichte am nächsten Tag sofort revidiert wird – es wird „brutalste einseitige“ Berichterstattung betrieben (Frage 27M)  Die Macht zu Eingriffen in die Realität bzw. zur Realitätsverzerrung ist sehr groß (Frage 27M)  Es ist bedenklich wenn die großen Medien so „verbandelt“ sind mit einem Verband dem eine mächtige Person vorsteht - das ist schon ziemlich absurd (Frage 27M)  Die Leute nehmen gewisse Sachen so oberflächlich wahr, dass eine Schlagezeile reicht, und wenn die gegen diese gegen Anna Fenninger zielt ist sie automatisch „die Böse“ - es ist schwierig auf zwei Spalten die ganze Komplexität der Dinge darzulegen (Frage 28M)  An dem Wochenende selber hat man keinen Zugang mehr zu den Athleten, oder schwierig - da versucht man eher eine Stimmungsgeschichte zu machen (Frage 33M)  Im Idealfall hat man mindestens eine Doppelseite oder vielleicht eineinhalb Seiten oder zwei Seiten und da geht es mehr um Features und Rundum-Stories (Frage 34M)  Im besten Fall gliedert man die ganzen Society-Sachen in die Rubrik aus wo sie hingehören obwohl es immer wieder Thema ist wo man das hintut an so einem Tag  Vor Ort versucht man neben dem rein Sportlichen eine Stimmungsgeschichte einzufangen und vielleicht irgendwen für ein Interview zu treffen (Frage 34M)  Man macht eine Reportage über die Präparation der Strecke, oder fährt die Streif mit dem Naglich runter, oder fährt gemeinsam mit Hans Grugger die Strecke ab – es gibt sehr viele Teilaspekte her und es ist interessant sich andere Hintertürchen für Geschichten zu suchen (Frage 34M) Medien (TV – Journalismus)  In den USA ist es gar nicht unüblich ist bestimmte Dinge überhaupt zeitversetzt auch live mit einem bestimmten Zeitversatz von ein paar Sekunden zu übertragen um noch reagieren zu können sollte etwas passieren - also insofern wird da sicher eingegriffen, auf jeden Fall (Frage 1M)  Man versuchst möglichst interessante, immer neuer Kamerapositionen zu finden um dem Publikum eine bestimmte Dramatik und Schwierigkeit vermitteln zu können

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(Frage 1M)  In Schladming versucht man durch die Helmkamera / oder im Radsport durch die Kameras bzw. Lenker mitten drinnen im Geschehen zu sein- insofern richtet sich das Medium sehr stark nach den Anforderungen der Rezipienten (Frage 2M)  Die Sendezeit ist von Rennen zu Rennen unterschiedlich – Kitzbühel hat einen relativ großen Stellenwert und deshalb dementsprechend viel Sendezeit in der auch dementsprechend viel von dem ganzen Rundherum in die Berichterstattung einfließt an dem Wochenende (Frage 5M)  Der Fokus der Berichterstattung ist von Medium zu Medium zu einem gewissen Teil unterschiedlich – es stimmt, dass in Kitzbühel und Schladming auch Medien vor Ort sind, die zu normalen Weltcup Rennen oder Beachvolleyballturnieren nicht fahren – vor allem aus dem Society Bereich werden viele da sein, die sonst nicht vor Ort sind (Frage 8M)  Auch in der Berichterstattung hat das Rundherum und der Unterhaltungsfaktor – den der Sport grundsätzlich auch hat - einen sehr, sehr hohen Stellenwert (Frage 9M)  Von außen wird hinsichtlich objektiver und kritischer Berichterstattung des ORF immer wieder die „Freunderlwirtschaft“ kritisiert, und dass man so „verhadert“ ist – diese ist bei einem Partnermedium gefühlt noch offensichtlicher (Frage 12M)  Im Falle des jüngsten Beispiels „Anna Fenninger“ wurde versucht beide Seiten abzudecken –beide Seiten sind zu Wort bekommen und konnten ihre Standpunkte darlegen. Man hat sich in diesem Konflikt nicht auf die Seite des ÖSV geschlagen, sondern hat auch Fenningers Management die Chance gegeben sich zu äußern – dieses Beispiel zeigt, dass man in der Berichterstattung halbwegs ausgewogen ist (Frage 12M)  Es ist oft schon zu viel will man nur den reinen Sport sehen will und zum fünfzehnten Mal ein Politiker oder Promi im Bild ist (Frage 17M) VIP/Co- Kommentation/Sport  Das Gesellschaftliche und der Showcharakter werden immer mehr und, die Leute erwarten das auch (Frage 1V)  Sportveranstaltungsbesuchern reicht es nicht nur den Sport zu sehen, sondern man hat auch den Wunsch bis zu einem gewissen Grad unterhalten zu werden (Frage 1V)  Die VIPs spielen speziell im Medienbereich eine absolut große und tragende Rolle - das merkt man immer wieder, wenn Superstars oder wichtige Personen aus der Politik

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vor Ort sind. Mit denen wird die Veranstaltung auch promotet und davon lebt das Ganze (Frage 2V)

Fazit Veranstalter Im schon oft tot geredeten Skisport bedarf es charismatischer Athleten um ihn aus medialer Perspektive von einer konstanten Größe zu einem Megahype zu machen. Diese konstante Größe resultiert insbesondere aus der in den Wintermonaten begrenzten Anzahl an Sportarten. Vor allem durch „charismatische Typen“ wie Marcel Hirscher und Felix Neureuther schafft man es das junge Publikum wieder für den Skisport zu begeistern. Im Beachvolleyball wird das Verlangen der Rezipienten nach Inszenierung, Party und Unterhaltung gestillt. Sport Die mediale Propaganda des gesellschaftlichen Geschehens im Rahmen eines Sportevents rückt immer mehr in den Vordergrund. Vor allem die Anwesenheit vieler wichtiger Personen gilt als Auslöser medialen Interesses. Während die Propaganda des Promi- und VIP – Aufgebotes via TV als sehr stark empfunden wird, liegt der Fokus in der Print Berichterstattung neben einer „a dabei Story“ jedenfalls auf dem Sport. Betreffend das Turnier in Klagenfurt geben einige Zeitungen ein „Spezial—Klagenfurt“ in Form einer Mini- Zeitung oder eines Spezialblattes heraus. Darin werden in erster Linie die sportlichen Erfolge österreichischer Teams behandelt. Zusätzlich findet die Berichterstattung über den Besuch wichtiger Persönlichkeiten Platz. Wirtschaft Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass der Sport alleine nicht mehr reicht und ein zusätzliches Rundum- Angebot sowie die Berichterstattung darüber als Voraussetzung für die Befriedigung sämtlicher Rezipienten gilt. Vor allem bei Sportarten mit komplexem Regelsystem wie dem Skispringen muss auf die Fernsehtauglichkeit und Nachvollziehbarkeit von Seiten des Publikums geachtet werden. Medien (Print – Journalismus) Da die Medienvertreter sozusagen das Tor zur Außenwelt sind wird in Klagenfurt von Veranstalterseite eine sehr gute Betreuung, tolle Verpflegung, sowie ein eigener Platz zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich versucht man sich als Sportredakteur von den auch anwesenden Society- oder Seitenblickredakteure vor Ort abzugrenzen, da man nicht über das

116 ganze „Tamtam“, sondern über den Sport berichten will. In Bezug auf die Berichterstattung sind jedoch von Leser-Seite der isolierte Fokus auf technischer Details, Zeiten und Ergebnissen oder die Diskussionen über einen beispielsweise „verpatzten Schwungansatz“ nicht mehr gefragt. Anhand von Klicks lässt sich via Online-Berichte feststellen, dass das Interesse für das rein Sportliche immer mehr in den Hintergrund rückt. Um dieser „Fadheit“ der rein sportlichen Berichterstattung entgegen zu wirken sind Sportredakteure bei Events auf der Suche nach Stimmungsgeschichten, etwaigen Hintertürchen für interessante Stories und müssen auch das gesellschaftliche Geschehen miteinbeziehen um in Zeiten von Fast- Food Journalismus, Social Media und Live-Ticker einen Mehrwert zu bieten. Auf der Suche nach Aspekten die noch nicht „breitgetreten“ oder „ausgelutscht“ sind, findet deshalb zum Teil die Berichterstattung über Outfits und Eskapaden der Promis Platz im Sportteil einer Zeitung. Zusätzliche gestaltet sich das Einholen aussagekräftiger und einzigartiger Statements oder qualitativer Interviews beispielsweise im „Löwengehege“ des Kitzbühler Zielraumes als sehr schwierig. Aussagen von Athleten sind nicht nur aufgrund der in Kitzbühel vorherrschenden Ausnahmesituation, und der scheinbar endlosen Kette an Journalisten aus Sicht der immer das letzte Glied bildenden Printmedien so viel wert wie „heiße Luft aus dem Kaffeeautomat“. Hinsichtlich einer objektiven bzw. kritischen Berichterstattung ist vor allem der Zugang der Kronenzeitung (als Partnermedium des ÖSV) zu hinterfragen. Im Falle eines „Fehltritts“ werden Aussagen am nächsten Tag sofort revidiert, wodurch die Berichterstattung als „brutalst einseitig“ charakterisiert werden kann. Besonders aufgrund der oft oberflächlichen Wahrnehmung der Leser reicht eine auf Schlagzeile, die aufgrund des begrenzten Platzangebotes nicht die gesamte Komplexität der Dinge vermittelt, oft aus um beispielsweise Anna Fenninger als „die Böse“ wahrzunehmen. Grundsätzlich kann die Macht der Medien zu Eingriffen in die Realität bzw. deren Verzerrung als sehr groß beschrieben werden. Vor allem die „Verbandelung“ der großen Medien mit einem Verband, dem eine mächtige Person vorsteht ist bedenklich und ziemlich absurd. Medien (TV – Journalismus) In den USA ist es nicht unüblich bestimmte Dinge grundsätzlich mit einem bestimmten Zeitversatz von einigen Sekunden zu übertragen um reagieren zu können falls etwas passieren sollte. Eingriffe der Medien in die Realität sind jedenfalls zu bejahen. Vor allem durch spezielle Kamerapositionen soll den Rezipienten die gewünschte Dramatik und das Gefühl „mitten drin statt nur dabei“ zu sein vermittelt werden. Die Miteinbeziehung des Rundum-Geschehens in die Berichterstattung ist von der zur Verfügung stehenden Sendezeit

117 sowie dem Genre des Mediums abhängig. Vor allem der Unterhaltungsfaktor des Rundherum hat in der Berichterstattung einen sehr, sehr hohen Stellenwert. Bezüglich kritischer bzw. objektiver Darlegung der Tatsachen wird dem ORF von außen immer wieder das „verhadert sein“ und „Freunderlwirtschaft“ vorgeworfen. Aus Sicht des ORF-Vertreters wurde jedoch im Fall des jüngsten Beispiels „Anna Fenninger“ versucht beide Seiten zu Wort kommen zu lassen und deren Standpunkte darzulegen. Anhand dessen soll gezeigt werden, dass man in der Berichterstattung halbwegs ausgewogen ist. Der mediale Transport und die zwischenzeitliche Einblendung von Prominenz und Politik werden zum Teil schon als störend empfunden, wenn einfach nur der reine Sport verfolgt werden will. VIP/Co- Kommentation/Sport Das Gesellschaftliche und der Showcharakter spielen eine immer größere Rolle und die Leute erwarten sich das auch. Der durchschnittliche Sportveranstaltungsbesucher hat neben dem rein sportlichen Geschehen noch den Wunsch bis zu einem gewissen Grad unterhalten zu werden. Die Präsenz von VIPs und Prominenz spielt eine große Rolle, da Events dadurch promotet werden können.

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8 Ergebnisse Diskussion Wirkungsmodelle

Erstellung der System-Wirkungsmodelle nach der System Theorie

Aufbereitungsschema

Veranstalter/Ver markter

VIP / Co- Sport - Kommentation Athleten / Sport - Kritik - Konträre Meinungen - Zu vermeidende Enwticklungen - Zukünftige Wirtschaft - Medien (TV - Entwicklungen Sponsoren/Par Journalismus) tner

Medien (Print - Journalismus)

Abbildung 11: Wirkungsmodell Struktur

Quelle:: Eigene Darstellung

Die erststellten Wirkungsmodelle sollen nach deren Zugehörigkeit zu den jeweiligen Teilsystemen (Sport; Wirtschaft; Medien; Publikum) des magischen Vierecks aufbereitet werden. 119

Sport

8.1 Wirkungsmodell Frage 2 Stellt der Sport neben Partys und Side-Events noch das Highlight der Events dar? Was bewegt Personen zum Besuch einen Sport Events?

Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung

Zuschauer kommen in erster Linie wegen dem Lieber mehr Sport - aber der Sport Zuschauer - auch alleine reicht nicht mehr aus - Das wenn sie Gesellschaftliche und hauptsächlich wegen der Showcharakter Alle Institutionen sind sich der Party kommen werden immer stärker bewusst, dass der Sport alleine nicht mehr ausreicht und die meisten Eventbesucher/Rezipienten aufgrund des inszenierten Volksfestes mit Ein gewisser Anteil an Partycharakter kommen/zusehen Sportfreaks - der Rest Sport alleine reicht hat den Wunsch nach nicht mehr - zusätzlichen unterhaltenden Event ist ein Elementen- Sport ist Gesamtkunstwerk Teil der Party Interesse gilt dem inszentieren Volksfest Reine Sportberichterstattung in den Hintergrund

Abbildung 12: Wirkungsmodell Frage 2

Quelle: Eigene Darstellung

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Fazit

 Event ist ein Gesamtkunstwerk  Sport ist Teil der Party  Wunsch nach zusätzlich unterhaltenden Elementen und Inszenierung

Interpretation / Diskussion

Raney (2006) betont hinsichtlich der großen privatwirtschaftlichen Investitionssummen im Rahmen von Sport Events, dass es wichtig ist um die Motivationsfaktoren, die Zuschauer zum Besuch des Events bewegen Bescheid zu wissen. Die erhobenen Aussagen bestätigen den bereits von Gebhard et al. (2000), Müller (2006) oder Hepp et al. (2010) thematisierten Event- Trend, sowie die Entwicklung zur gegenwärtigen „Spaßgesellschaft“. Gebhard (2000) zeigt rückblickend die seit jeher bestehende Verfolgung politischer, religiöser, sozialer und wirtschaftlicher Ziele im Rahmen spektakulärer Sport Events auf. Während jedoch früher der genuine, sportliche Inhalt selbst als Anreiz für die Nutzung des Events zu sportfremden Zwecken galt, bedarf die gelungene Event- Veranstaltung heute mehr als nur dem rein sportlichen Geschehen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte vor allem der starke Party-Charakter aktueller Sport Event als Erfolgsfaktor hinsichtlich der Generierung von Publikumsinteresse festgestellt werden. Der aufgezeigte Wunsch nach Inszenierung, Party und Showcharakter deckt sich mit den Aussagen von Span (2011 zit. nach Gatterer et al., 2011), der das Leben als eine einzige Aneinanderreihung von Events und Highlights bezeichnet. Als Grundaussage der gesammelten Daten kann formuliert werden, dass der durchschnittliche Eventzuschauer neben den, durch den genuinen Sport vermittelten Werten den starken Wunsch nach zusätzlichen unterhaltenden Elementen hat. Das nach Müller (2006) bestehende Bedürfnis nach Außergewöhnlichem kann anhand der gesammelten Aussagen betreffend dem Wunsch nach einem inszenierten Gesamtkunstwerk mit Volksfestcharakter bestätigt werden. Wiid & Cant (2015) konnten in ihrer Studie betreffend der Motive des Besuches eines Rugby bzw. Fußball Wettkampfes aufzeigen, dass jeweils der Faktor Entertainment am intensivsten ausgeprägt war. In der vorliegenden Studie kann bestätigt werden, dass der Sport zur Befriedigung des schier unerschöpflichen Unterhaltungswunsches der gegenwärtigen Gesellschaft jedenfalls einen Teil beitragen kann, doch alleine nicht mehr ausreichend ist.

121

8.2 Wirkungsmodell Frage 3 Inwiefern fungieren Sport-Events als Plattform für ein gesellschaftliches Get-Together aus VIPs, Prominenz und High-Society? Stellen Sportler noch die Protagonisten des Events dar?

Fokus zum Teil zu stark auf die VIPs- aktueller Trend hin zur Kehrtwendung zurück zum Sport VIPs spielen vor allem im Medienbereich eine VIP Aufgebot wird tragende Rolle, da das sehr stark propagiert - Event durch sie es ist schade, wenn VIPs wirklichen Fans promotet wird und Plätze wegnehmen zum Teil von deren Kehrwendung zurück Anwesenheit lebt zum Sport, weil der aktuelle Fokus auf VIPs zum Teil zu stark ist VIPs nehmen zum Teil wahren Fans Plätze Vor allem via TV weg Kitzbühel ist seit jeher wird die Anwesenheit Treffpunkt des berühmter Geldadels - dort trifft Persönlichkeiten sehr sich alles, das Rang stark propagiert und Namen hat Klagenfurt kann als Promi-Magnet bezeichnet werden - die VIPs besuchen neben den Spielen auch die Partys

Abbildung 13: Wirkungsmodell Frage 3

Quelle: Eigene Darstellung

122

Fazit

 Fokus auf VIPs teilweise zu stark  Trend zur Kehrtwendung zurück zum Sport  Event wird durch VIPs promotet und lebt zum Teil von deren Anwesenheit

Diskussion / Interpretation

Dem Aufgebot an VIP, Prominenz und High – Society kommt vor allem hinsichtlich der erst der dadurch möglichen Promotion und Image-Erzielung, sowie Anlockung finanzieller Partner eine tragende Rolle im Blick auf die Umsetzbarkeit von Großsportevents zu. Schierl (2007) hat im Zuge der Auseinandersetzung mit der Prominenz-Berichterstattung vor allem hohe allokativen Effekte, gute crossemediale Vermarktbarkeit sowie potentielle Nebeneffekte festgestellt. Vor allem bestimmten Formaten im Unterhaltungsbereich ist es möglich durch die Assoziation mit Prominenz eine Aufwertung ihrer Attraktivität zu erfahren. In der vorliegenden Arbeit konnte jedoch die kritische Einstellung sämtlicher Akteure hinsichtlich der aktuell zu starken Fokus-Legung auf die VIP Gäste aufgezeigt werden. Die betrachteten Prestige-Events können aufgrund der extrahierten Aussagen jedenfalls als Treffpunkt des Geldadels bzw. Promi-Magneten betitelt werden. Da jedoch aufgrund der profitorientierten Ausrichtung der VIP Bereiche große finanzielle Abhängigkeit, wird der resultierende Platzmangel als Sicht „wahrer“ Fans bedauerlicherweise als legitim betrachtet.

123

8.3

Wirkungsmodell Frage 4 Herrschen im magischen Viereck ausgeglichene Machtverhältnisse? Inwieweit muss der Sport seine genuinen Interessen jenen der Wirtschaft und Medien unterordnen?

Ton von Medien und Notwendige Sturkuren Wirtschaft vorgegeben - im Verband nicht verkaufen vorhanden - Sportveranstaltung - Dankbarkeit, dass die Sportler ist nicht der Wirtschaft im Sport ist - Leidtragende, sondern Sport sollte Ton nur dadurch ist es kann nur durch andere angeben- Trotz möglich Vermögen Systeme verdienen Machtspielen der aufzubauen anderen Systeme sind Athleten in Randsportarten aufgrund nicht vorhandener Strukturen im Verband dankbar Auf hohem Level Sportarten richten sich und agieren werden sehr, sehr stark nach professionell weltwirschaftliche Vorgaben von Medien Interessen vor sportliche und Wirtschaft - Sport Interessen gestellt - ist bereit sich Eingriffe sind positiv, anzupassen Sport sollte den Ton solange es nicht ans angeben, aber Athleten "Eingemachte" geht haben in der Vergangenheit zu wenig aufbegehrt Es ist erschreckend, welche Macht ausgespielt wird

Abbildung 14: Wirkungsmodell Frage 4

Quelle: Eigene Darstellung

124

Fazit

 Ton wird von Medien und Wirtschaft vorgegeben - diese verkaufen eine Sportveranstaltung  Sport sollte den Ton angegeben, aber Athleten haben in der Vergangenheit zu wenig aufbegehrt  Die Machtspiele sind erschreckend – vor allem auf IOC, FIFA und UEFA Level drängen weltwirtschaftliche Interessen sportliche Interessen in den Hintergrund

Interpretation / Diskussion

Bette (1987) thematisiert bereits in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts die fehlenden Systemqualitäten des Sports und die damit einhergehende Abhängigkeit letzterem von den dominanten Symbolsprachen Geld, Macht und Wissen. Dreyer & Krüger (2004) sprechen hinsichtlich der unterschiedlichen Machtverhältnisse vor allem die, dem Sport oft vorgeworfene Intention der schnellen Geldmache durch den Sport an. Diese Abhängigkeit des ressourcenarmen Systems Sport kann auch im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der als Entscheidungsträger identifizierten Systeme „Wirtschaft“ und „Medien“ bestätigt werden. Das Wissen um die Abhängigkeit des Sports beschreibt Bette als Eröffnung diverser Interventionsmöglichkeiten aus Sicht wirtschaftlicher und politischer Akteure. Schierl & Schaaf (2007) sowie Schierl & Bertling (2007) thematisieren den Einfluss verfolgter Medienstrategien auf die Erfolgschancen unterschiedlicher Sportarten und sprechen dabei die, erst aufgrund medialen Bekanntheitsgrades entstehende attraktive Werbeplattform aus ökonomischer Sichtweise an. Das von Dreyer & Krüger (2004) behandelte Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ziele und Vorurteile im System der Sportökonomie kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit jedenfalls auf dem Höchstlevel von IOC, FIFA und UEFA bestätigt werden. Vor allem die aufeinanderprallenden Zielsetzungen der Kommerzialisierung und Idealisierung werden in Form von, für die sportliche Leistung kontraproduktiven, getroffenen Entscheidungen offensichtlich. Die große Abhängigkeit und Machtverlagerung in Richtung der Co-Systeme des magischen Vierecks ist letztendlich auch dem mangelnden Aufbegehren seitens der Athleten zuzuschreiben. Aufgrund der zahlreichen Statements in Bezug auf die, erst durch die mediale Sichtbarkeit mögliche ökonomische Attraktivität des Sports, sowie die andererseits nicht ausschließliche Abhängigkeit der Co Systeme vom System Sport, kann das bestehende Machtverhältnis wie folgt dargestellt werden:

Medien > Wirtschaft > Sport

125

8.4 Wirkungsmodell Frage 5 In welche Form werden Adaptionen des genuinen sportlichen Bereichs hinsichtlich der Vorgaben von Medien, Wirtschaft und Publikum sichtbar?

Spielregeln werden Startzeiten werden von verändert, um Medien festgelegt, da Spieldauer zu verkürzen diese die - Sportveranstaltung Bekleidungsvorschriften verkaufen Anforderungen der werden zu Image- schnelllebigen Zeit nach Zwecken verändert immer telegeneren Formaten - Veränderung grundsätzlich gut, solange keine grobe Einflussnahme auf das Veränderung ist Sportarten müssen Wesen des Sports stattfindet grundsätzlich positiv, telegener gestaltet solange Wesen des werden - Formate sollen Sports nicht grob für Rezipienten in beeinflusst wird - schnelllebiger Zeit Beispiele für attraktiver gemacht Veränderungen: werden kurzweiligere Formate, Vorgabe der Startzeiten längere Pausen durch die Medien - Übertragung von Übersee Ski-Rennen zur mitteleuropäischen Prime-Time

Abbildung 15: Wirkungsmodell Frage 5

Quelle: Eigene Darstellung

126

Fazit

 Spielregeln, Bekleidungsvorschriften und Formate werden den gesellschaftlichen Wünschen angepasst  Startzeiten werden durch die Medien festgelegt  Veränderungen sind grundsätzlich im Sinne des Sports, solange sie dessen Wesen nicht grob beeinflussen

Interpretation / Diskussion

Franke (2011) zeigt auf, dass der Sport gefordert ist, aktuelle Entwicklungen medialer und technischer Natur aufzugreifen um den Anforderungen der Außenwelt zu genügen. Kritisch ist dabei jedoch die Bewahrung seiner genuinen Werte betrachten. Der Sport unterliegt neben der Instrumentalisierung durch politische und ökonomische Institutionen vor allem der fortschreitenden Veralltäglichung. Gebauer (2002 zit. nach Florschütz, 2015) spricht hinsichtlich der medialen Inszenierung und Spektakulisierung von einer Analogie zwischen TV-Sport und Theater, im Rahmen derer die genuinen Interessen und Werte des Sports dem Streben nach hohen Einschaltquoten zum Opfer fallen. Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit festgestellten Tendenzen hin zur Adaption genuiner sportlicher Werte und Regeln geht mit den von Gebauer angesprochenen Modifizierungen und Eingriffen in das sporteigene Regelwerk einher. Die von Lamprecht & Stamm (2000 zit. nach Lünenborg, 2014) bzw. Schaaf und Nieland (2011 zit. nach Lünenborg, 2014) aufgezeigten Veränderung des Regelwerks sowie der Bekleidungsvorschriften in Volleyball bzw. Biathlon sowie die erst dadurch ermöglichte fernsehtaugliche Gestaltung der jeweiligen Sportart wurden auch in der vorliegenden Arbeit thematisiert Als weitere Adaptionen konnten im Rahmen der vorliegenden Arbeit kurzweiligere Formate, länger Pausen und veränderte Startzeiten festgestellt werden. Während die telegenere Gestaltung dem Sport grundsätzlich zu Gute kommt, muss die grobe Einflussnahme auf das Wesen des Sports jedenfalls unterbunden werden.

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8.5 Wirkungsmodell Frage 6 In wie weit stellt der Sport ein Vehikel für sportfremde Zwecke dar bzw. wird für sportfremde Interessen instrumentalisiert? Welche Wesensmerkmale des Sports machen dessen Instrumentalisierung attraktiv?

Durch Assoziation mit beliebten Sportlern rückt Events werden als man sich selbst in Plattform genutzt, um positives Licht - Sport Interesse/Unterstützung wird jedoch genutzt und für den bei potentiellen nicht instrumentalisiert - Wählern beliebten Sport entstehende Synergien, da kund zu tun und selbst Sportler von "fit" zu wirken Nutzung der vermittelten Verbindungen profitieren Werte des Sports und Beliebtheit der Athleten im politischer Kontext- Instrumentalisierung des Politiker nutzen Sports zur Realisierung Vehikel Funktion auch Möglichkeit um sich mit weltwirtschaftlicher in wirtschaftlichem erfolgreichen Sportlern Interessen Kontext - zu sonnen und in deren Instrumentalisierung zur Ruhm mit zu Erreichung schwimmen - weltwirtschaftlicher Propaganda deren Ziele durch IOC, UEFA, Anwesenheit via TV ist Politiker nutzen FIFA etwa bei Vergabe teilweise zu stark vermittelte Werte zur von Weltmeisterschaften Imagepflege -Verhalten ist zum Teil nur auf Ablichtung mit dem Sieger ausgerichtet und kann als "peinlich" beschreiben werden

Abbildung 16: Wirkungsmodell Frage 6

Quelle: Eigene Darstellung

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Fazit

 Politik nutzt Sport im Sinne der Image Pflege  Wirtschaft instrumentalisiert Sport zum Erreichen ökonomischer Ziele

Interpretation / Diskussion

In der Literatur finden sich zahlreiche Beispiele und Beiträge zur Thematik „Sport und Politik“. Hofer (2011) greift in seinem Beitrag die Rolle sportlicher Akteure als wandelnde Litfaßsäulen sowie die Überhandnahme von Werbung in TV, Print und Online auf. Marschik (2004) spricht von der Funktion sportlicher Großveranstaltungen als Vehikel politischer Maßnahmen sowie der durch Medienpräsenz gewachsenen Bedeutung des sportlichen Terrains hinsichtlich ökonomischer und politischer Potenziale. Sinnreich (2008) zeichnet den scheinbar apolitischen Status des Sports für seine optimale Eignung zur persönlichen Imagepflege sowie das daraus resultierende Macher-Image diverser Politiker verantwortlich. Spitaler (2005 zit. nach Puchner, 2010) nennt als Anreizfaktoren zur Nutzung der sportlichen Plattform vor allem Authentizität, Ehrlichkeit und Unverbrauchtheit. Die Ablenkung von der jämmerlichen Politik Deutschlands bringt Bulgrin (2014) mit der Instrumentalisierung des Sports in Zusammenhang. Auf die immer stärkere Kommerzialisierung des Sports, sowie die Verkümmerung des Sportgeschehens zur Nebensache gehen Deloit & Touche (2002 zit. nach Schauerte, 2004) ein. Franke (2011) spricht von einer Instrumentalisierung des Sports sowohl für ökonomische als auch politische Zwecke. Während dem Besuch politischer Akteure obgleich deren zum Teil „peinlichem“ Verhalten anhand der erhobenen Aussagen die simple Nutzung der Plattform zur Imagepflege zugeschrieben werden kann, scheint der Begriff „Instrumentalisierung des Sports“ im weltwirtschaftlichen Kontext durchaus angebracht. Im Rahmen der Vergabe von Fußballweltmeisterschaften beispielsweise drängt der Irrglaube - „mit Geld alles machen zu können“ - die genuinen Interessen des Sports in den Hintergrund. Vor allem auf dem Level von IOC, FIFA und UEFA, wo Korruption längst kein Fremdwort mehr ist, ist fraglich, inwiefern Handlungen und Vertragsabschlüsse im Sinne des Sports getätigt werden.

Skirennläuferin formuliert ihre Meinung bezüglich der ausgetragenen weltwirtschaftlichen Machspiele auf Ebene des IOC wie folgt „Meiner Meinung sollte nicht darüber diskutiert werden, ob eine Olympia-Abfahrt stattfinden kann, sondern warum olympische Winterspiele an einen Ort vergeben werden, wo es gar keine Ski-Abfahrten gibt.“ (Facebook, 2015).

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Wirtschaft

8.6 Wirkungsmodell Frage 7 Mit welchen Herausforderungen haben unterschiedliche Sportarten im Rahmen der Akquise monetärer Mittel zu kämpfen? Wer ist der große Gewinner im System der Sportökonomie und wie schwer ist es für Athleten, sich durch Spitzensport ein Vermögen aufzubauen? Stehen die eingegangen Gefahren im Verhältnis zum monetären Output?

Ohne Geld keine Musik - große Abhängigkeit von Wirtschaft Nur eine Hand voll Athleten kann im Skisport richtig verdienen - Geld darf nicht Sportler ist von der erster Motivationsfaktor sein Im Gegensatz zu andern Wirtschaft abhängig - aber Nationen bestehen Defizite Sportler profitieren nach im System, da man so dem Beenden ihrer abhängig ist von der Karriere oft von den Wirtschaft - in manchen Verbindungen zur Sportarten ist Schaffung Wirtschaft - es kann Aufgrund von eines Vermögens durchaus von Synergien Strukturdefiziten im grundsätzlich nicht gesprochen werden Sportsystem große möglich Abhängigkeit von der Wirtschaft - immer gleiche Sportarten mit hoher medialer Präsenz und Breitenwirkung und gut vermarktbaren Werten Wirtchaft ist grundsätzlich sind Gewinner - Schaffung von Wirtschaft braucht meist nur an drei großen Vermögen in machnen Sportarten mit großer Sportarten interessiert, da Sporarten nicht möglich medialer Breitenwirkung - diese hohe Medienpräsenz immer gleiche Sportarten aufweisen - favorisiert - Charakter und Mittelgenerierung für andere vermittelte Werte von Sportarten schwierig- Sport Sportarten relevant für muss sich wirtschaftlichen Vermarktungsmöglichkeiten Interessen anpassen Athleten riskieren zum Teil und Sponsoreninteresse sehr viel um wirtschaftliche Interessen umzusetzen/zu erfüllen - großer Druck aufgrund hoher potentieller Schäden, wenn Ausfallversicherungen schlagend werden

Abbildung 17: Wirkungsmodell Frage 7

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Quelle: Eigene Darstellung

Fazit

 Wirtschaft braucht Sportarten mit großer medialer Breitenwirkung  Sportler gehen teilweise großes Risiko ein um wirtschaftliche Interessen zu realisieren  In manchen Sportarten ist die Schaffung eines Vermögens schlichtweg nicht möglich  Strukturelle Defizite in Randsportarten sorgen für hohe Abhängigkeit im internationalen Vergleich

Interpretation / Diskussion

Grundsätzlich kann ein finanzieller Engpass hinsichtlich der Unterstützung von Sport Events durch die öffentliche Hand festgestellt werden. Rosenzopf (2015) behandelt beispielsweise die Kreditsperre des Landes Kärnten, von der nur die Nachwuchssportler verschont bleiben sollen. Peter Kleinmann, Präsident des österreichischen Volleyball-Verbandes (2013, zit. nach derstandard.at, 2013 online im Internet: http://derstandard.at/1381369022725/ORF-Sport- kuendigte-Budgetreduktion-um-nahezu-70-Prozent-an) spricht im Zusammenhang mit dem Entzug medialer Plattformen von einer Versetzung der Sportart Volleyball ins „Niemandsland“. Die garantierte TV-Übertragung und damit geschaffene ökonomische Plattform stellen Grundvoraussetzungen für die Teilnahme an der Champions League dar. Vor allem für Randsportarten und deren mühsame Akquise von Sponsorengeldern aufgrund fehlender medialer Breitenwirkung, wirkt der Sparstift der öffentlichen Hand bedrohlich. Im Rahmen dieser Fragestellung konnte einmal mehr die für den Anreiz der finanziellen Unterstützung grundlegende medial geschaffene Sichtbarkeit aufgezeigt werden. Dass in vielen Sportarten Geld nicht der erste Motivationsfaktor sein darf, zeigt sich auch anhand der ungleichen Mittel-Verteilung. Ein Blick auf die Grafik der Sponsor-Fokus-Jahresbilanz 2014 macht sichtbar, dass den Top zehn Sportarten – allen voran Fußball und Ski – über 95% des gesamten Budgets von Seiten der privaten Hand zukommt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll auch auf die Mitverantwortlichkeit im internationalen Vergleich bestehender Strukturdefizite für die Missstände hingewiesen werden. Während Athleten in anderen Nationen beim Verband angestellt sind, besteht in Österreich eine extreme Abhängigkeit von den Systemen Wirtschaft und Medien, die im Falle von unzureichender Attraktivität bzw. Vermarktbarkeit in einem Mangel an monetären Mitteln endet.

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8.7 Wirkungsmodell Frage 8 Wie werden aktuell bestehende Compliance-Richtlinien empfunden und welche negativen Auswirkungen könnten jene zukünftig auf die Umsetzung der angesprochenen Events haben?

Beach Volleyball Veranstaltung ist Wirtschaftsmotor Klagenfurts und bedarf eines Business-to-Business Charakters - Korruption muss vermieden werden, jedoch muss es Menschen möglich sein, sich Firmen muss es möglich Aktuell vorherrschende zu treffen, um Geschäfte zu sein, Kunden einzuladen und Compliance Regelungen schließen in feinem Rahmen Business richten mehr Schaden an zu machen - Sponsoren als sie helfen - Regelungen finden Event nur aufgrund gehören gelockert, weil dessen professioneller Bestechungsvorwürfe oft Ausrichtung mit B2B unverhältnismäßig sind Charakter lukrativ - Sport Obwohl eine klare überlebt dadurch Vorgehensweise gegen Korruption gewünscht ist werden aktuelle Compliance Vorschriften als unverhältismäßig und kontraproduktiv empfunden Compliance Vorschriften Es gibt sehr klare werden unternehmensintern Richtlinien - eine auferlegt und führen Compliance Stelle im langfristig zu einem Haus des ORF entscheidet Finanzierungsengpass für ab bestimmten Veranstalter, da die Einladung Schwellenwerten oder Kartenannahme immer problematischer wird Vor allem die Vorschriften im öffentlich rechtlichen Bereich sind teilweise sehr heftig - Compliance Vorschriften sind mit finanziellen Einbußen verbunden

Abbildung 18: Wirkungsmodell Frage 8

Quelle: Eigene Darstellung

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Fazit

 Sponsoren empfinden Sport Events aufgrund deren B2B Charakter als lukrativ  Compliance Vorschriften führen langfristig zu einem Finanzierungsengpass  Aktuell bestehende Regelungen richten mehr Schaden an als sie helfen und gehören deshalb gelockert

Interpretation / Diskussion

Martinez (2013) spricht von zunehmenden Gestaltungsschwierigkeiten der Finanzierung aufgrund verschärfter Anti- Korruptionsgesetze. Vor allem im Rahmen von sportlichen Mega- Events, die gerne als Aushängeschilder der Nation genutzt werden, ist die Scheu vor der Kartenannahme bzw. der Einladung von Kunden in VIP Bereiche deutlich spürbar. Auch Hoepke (2013) beschreibt die VIP Kartenakquise im Rahmen der Beachvolleyball Europameisterschaft als heikle Thematik. Merx (2011) nennt als Folgen unternehmensinterner Compliance - Vorschriften die Rückgabe einer Loge mit zwölf Sitzen beim Hauptsponsor des FC Bayern. Spannagel (2011) spricht in diesem Zusammenhang von dem durch ständige Angst vor möglicherweise unerlaubten Gesprächsthemen geprägten VIP Besucher. Die negativen Auswirkungen in Form finanzieller Engpässe sprach Uli Hoeneß bereits 2007 bei einer Mitgliederversammlung des FC-Bayern mit den Worten „Was glaubt ihr, wer euch finanziert? […] Die Leute aus den Logen, denen wir das Geld aus den Taschen ziehen“ (vgl. Walzel, 2011, S.3) an. Laut erhobenen Meinungen werden die vorherrschenden – zum Teil von den Unternehmen freiwillig über den rechtlich vorgeschriebenen Regelungen bemessenen – Compliance Vorschriften durchwegs als „Finanzierungskiller“ für Sport Events empfunden. Sogar die Athleten sind gegenüber dem Charakter einer B2B Plattform nicht abgeneigt, da dieser hinsichtlich einer zufriedenstellenden Durchführbarkeit und Überlebensfähigkeit der Veranstaltung offensichtlich ein bedeutendes Kriterium ist. Dass man durch die aktuell vorherrschenden Richtlinien mehr Schaden anrichtet als hilft, lässt sich bereits am Schrumpfen so manch profitorientierter VIP Bereiche veranschaulichen. Während die Vermeidung von Korruption jedenfalls zu unterstützen ist, erschweren unverhältnismäßige Bestechungsvorwürfe die Umsetzbarkeit von Sport Events, die sich in letzter Konsequenz als Plattform- und Verdienstverlust für Athleten niederschlagen. Man muss sich also die Frage stellen, inwiefern der Wert einer als Geschenk erhaltenen Karte mit dem Vorwurf eines etwaig durch den gemeinsamen Besuch des Events entstandenen Geschäftes in Verhältnis stehen kann.

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8.8 Wirkungsmodell Frage 9 Wieso bieten die behandelten Prestige - Events aus Sicht der Privatwirtschaft eine attraktive Plattform und wie wird jene zur Realisierung unternehmensinterner Interessen genutzt?

Kitzbühel hat neben sportlicher Bedeutung auch eine gesellschaftliche - mit dem Davoser Wirtschaftsgipfel in legerer Atmosphäre Sport Events eignen sich vergleicherbar opitmal für Kampagnen Anwesenheit vieler und locken mit wichtiger Personen und entspannter Atmosphäre Businessaktivitäten in als willkommene feinem Rahmen wirken Abwechslung zur Bürö- attraktiv stimmung Gesellschaftlicher Stellenwert des Events und B2B Plattform in feinem/emotionalisierte m Rahmen geben Anreiz für Unternehmensautritt Hohe Sendezeit schafft Emotioinaler Charakter Möglichkeit der ermöglicht speziellen Berichterstattung über Kundenzugang - optimales Pflaster zum Netzwerken - das Rundherum - und durch Sponsoring im gibt Unternehmen die Skisport werden Chance die mediale Unternehmen mit Erfolg Plattform zu nutzen und Nationalstolz assoziiert Unternehmen sind von Siegern umgeben und können das hohe mediale Interesse in eigenem Sinne nutzen

Abbildung 19: Wirkungsmodell Frage 9

Quelle: Eigene Darstellung

134

Fazit

 Der gesellschaftliche Stellenwert, sowie die durch Events geschaffene B2B Plattform wirkt auf privatwirtschaftliche Geldgeber attraktiv  Der feine und emotionsgeladene Rahmen bietet eine willkommene Abwechslung zum Büroalltag  Die hohe Breitenwirkung durch mediale Übertragung sowie die Assoziation mit Siegern geben Anlass für den Unternehmsauftritt

Interpretation / Diskussion

Schulze (2000) nennt als kritische Faktoren im Zusammenhang mit einem erfolgreichen Event die geschaffene Einzigartigkeit, Episodenhaftigkeit, Gemeinschaftlichkeit sowie Beteiligung. Der daraus hervorgehende emotionale Charakter des Events ermöglicht einen speziellen Kundenzugang. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit stellen sowohl die Anwesenheit vieler wichtiger Personen, das optimale Netzwerkpflaster, als auch die lockere Atmosphäre Anreizfaktoren für die Nutzung von Sport Events im unternehmerischen Sinne dar. Der durch verschärfte Compliance Vorschriften vorhergesagte Finanzierungsengpass kann aufgrund der Verkleinerung von VIP-Bereichen und des damit einhergehenden drohenden Verlustes des B2B Charakters jedenfalls als zutreffend bestätigt werden. Die Möglichkeit des Sportsponsorings wirkt nach Ruda & Klug (2010) vor allem aufgrund der dem Sport zugeschriebenen Charakteristika jung, dynamisch und leistungsbezogen auf Geldgeber attraktiv. Als Vermittlungsvehikel der genannten Eigenschaften bedient sich die Privatwirtschaft vor allem der Athleten. Auch im Rahmen dieser Arbeit konnte die angestrebte Assoziation und Umgebung mit Siegern im Sinne der Image- Aufbesserung bestätigt werden. Die aus der Jahresbilanz des Sponsoren-Fokus hervorgehende Medialeistung durch Marcel Hirscher unter anderem für die Marken Atomic, Raiffeisen, Eisbär lag bei 4,7 Millionen Euro (vgl. color of sports, Juni 2015, S. 17). In der vorliegenden Arbeit konnte das Wissen um die hohe Sendezeit im Rahmen von Prestige Events und die Nutzung jener im eigenen Sinn als anreizgebend festgestellt werden.

135

Publikum

8.9 Wirkungsmodell Frage 10 Wie lassen sich die Bedürfnisse des gegenwärtigen Sportrezipienten vor Ort und via TV bzw. Printmedien zusammenfassen? Welche Herausforderungen kommen zukünftig auf Veranstalter und Medien zu und wie versucht man den Ansprüchen des Publikums zukünftig gerecht zu werden?

Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung Veranstalter rücken zum Teil trotzdem bewusst Sport wieder in den Fokus Rundherum spielt große Sport alleine ist zu wenig Rolle - - Sportinteressierte, Medien müssen flexibler Adrenalinjunkies und werden um junges Promi-Jäger müssen Publikum zu gewinnen Fokus trotz immer höherem Stellenwert des zufrieden gestellt werden Runderhum auf den Sport- Rezipienten haben Wunsch nach Unterhaltung neuen Perspektive, Flexibilität Mittendrin statt nur dabei - der Medien, Neue Kameraperspektiven Interaktionsmöglichkeit Rundherum spielt große und Fokus auf Rolle, weil der Sport Unterhaltungsaspekt alleine nicht mehr - Interaktion / aktivere Rolle ausreicht des Publikums via Social Media Printbereich muss trotz Verlagerung Richtung Online-Journalismus der Kernbereich bleiben, um Geld verdienen zu können

Abbildung 20: Wirkungsmodell Frage 10

Quelle: Eigene Darstellung

136

Fazit

 Trotz zunehmendem Wunsch nach Party und Inszenierung soll der Sport wieder in den Fokus gerückt werden  Medien müssen flexibler werden um das junge Publikum zu begeistern  Wunsch nach neuen Kameraperspektiven, verstärkter Unterhaltung und Interaktionsmöglichkeit bzw. aktiven Mitsprache

Interpretation / Diskussion

Bette (2012) bezeichnet das Publikum im System des magischen Vierecks als unorganisierte Kollektivität, durch deren massenhaftes Interesse das gesamte System erst in gewohnter Manier funktionsfähig wird. Die Dauernachfrage der Rezipienten stellt dabei die solide Ausgangsbasis etwaiger Diskussionen über die logistische Ermöglichung bzw. finanzielle Unterstützung dar. Die TV Medien stehen daher laut erhobenen Aussagen vor der Herausforderung mit Flexibilität und neuen Perspektiven zu begeistern, während der Printjournalismus einer zu starken Verlagerung Richtung Online-Journalismus entgegenhalten muss um weiterhin Geld verdienen zu können. Die Rolle der Rezipienten wird durch die Möglichkeit der Diskussionsteilnahme und Mitgestaltung in Form von Feedback auf Online- und Social Media Portalen immer mehr von einer passiven zu einer aktiven. Vor allem der Gedanke an die verstärkte Einbindung von Social Media Kanälen kann anhand vorliegender Zahlen des K.S.C. jedenfalls als relevant erachtet werden. Durch die Facebook Seite zum Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel wurden mehr als 1.077.547 Personen direkt und etwa 780.000 Personen indirekt erreicht, was eine Steigerung von mehr als 110% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Neben dem Twitter Account, der mit 25.000 Tweets an den Renntagen als einziger Account voll war, war die Kommunikation auf allen Social Media-Kanälen beachtlich. Über 5000 Fotos zum Hahnenkamm-Rennwochenede wurden von den Fans alleine auf Instagram gepostet (vgl. K.S.C., 2015, S.22f). Der Anstieg in der Nutzeranzahl von Facebook in Deutschland zwischen Jänner 2010 und Mai 2014 beläuft sich auf rund 21,25 Millionen (von 5,75 Millionen auf rund 27 Millionen) (vgl. Statista, 2014).

Trotz der großen Rolle des Rundherum und dem hohen Anteil an Adrenalinjunkies bzw. Promi- Jägern wird aktuell von Seiten der Veranstalter versucht, in einer Kehrtwendung zurück zum Sport, diesen wieder in den Fokus zu rücken. Grundsätzlich muss versucht werden, in der Berichterstattung den optimalen Mittelweg zu finden, um sowohl Sportfreaks als auch nicht nur am Sport Interessierten einen Mehrwert zu bieten.

137

Medien

8.10 Wirkungsmodell Frage 11 In wie weit beeinflussen Medien durch Inszenierung, Simplifizierung, Sensationalismus und Verzerrung die Wahrnehmung der Rezipienten und zu welchem Teil wird der hohe Unterhaltungsfaktor des Sports erst durch die besagten Eingriffe geschaffen? Welche Rolle spielt die rein sportliche Berichterstattung im Zuge eines Events, bzw. ist jene überhaupt noch erwünscht und zu welchem Grad wird die Berichterstattung österreichischer Medien als kritisch bzw. objektiv empfunden?

Medien müssen charismatische Athleten transportieren, um junges Publikum zu begeistern- Verlangen nach Inszenierung und Unterhaltung muss gestillt Leute erwarten sich werden Medial inszenierte Showcharakter und Plattform für zusätzliche Gesellschaft - Unterhaltung neben dem Printmedien legen reinen Sport - durch Fokus auf Sport und VIPS und Prominenz Medien greifen in Realität bringen gewisse "a wird das Event promotet ein - Aufbauschung und dabei Story" Promotion von Events durch Prominenz - Sport alleine bietet nicht genug Unterhaltung - kritische/objektive Sport alleine ist nicht Eingriffe in Realität Berichterstattung durch mehr genug - sind jedenfalls da - "Verbandelung"mit Rezipienten fordern Rundherum bietet hohen Verband nicht möglich mehr als reinen Sport - Unterhaltungsfaktor - Sportarten mit ORF oft als "verhadert" komplexerem kritisiert - Regelwerk müssen Aufbauschung durch Medienvertreter sind fersehtauglich gemacht Prominenz / Politik via mächtiges Tor zur werden, da sich sonst TV oft schon störend Außenwelt - reiner Sport rückt in der keiner auskennt Berichterstattung in den Hintergrund - Kritische Berichterstattung teils nicht gegeben - Verbandelung zwischen Medien und Verband bedenklich und absurd

Abbildung 21: Wirkungsmodell Frage 11

Quelle: Eigene Darstellung

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Fazit

 Eingriffe in die Realität, sowie die Telegenisierung von Formaten und Regelsystemen gelten aktuell als Standard  Die rein sportliche Berichterstattung rückt in den Hintergrund, da die Rezipienten den verstärkten Wunsch nach Inszenierung und Unterhaltung haben  Objektive und kritische Berichterstattung ist zum Teil aufgrund ökonomischer Verwobenheit zwischen Medien und Verbänden nicht möglich

Interpretation / Diskussion

Whannel (1992) beschreibt die Verwandlung eines Sportwettkampfes in ein Fernsehereignis als Transformationsprozess im Rahmen dessen zumeist Unterhaltung und Realismus aufeinandertreffen. Dabei stehen die Anforderungen an die Ästhetik des Realismus hinsichtlich der wirklichkeitsgetreuen Darstellung und die mit dem Unterhaltungsprinzip einhergehende visuelle Inszenierung und Dramatisierung in Konflikt. Letzteres gilt als wichtiges Kriterium um die Zufriedenheit und das Interesse der Rezipienten zu gewinnen bzw. zu wahren. Auch im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte das Verlangen nach Inszenierung und Unterhaltung, sowie dem Showcharakter belegt werden. Gebauer (2002 zit. nach Florschütz, 2015) nennt im Zusammenhang mit dem Sportfernsehens zu Beginn des 21. Jahrhunderts Inszenierungen, Theatralisierungen und Trivialisierungen. So wie Stiehler (2003) von einem Trend hin zur Rundum-Berichterstattung spricht, sehen auch die befragten Akteure die Rolle der rein sportlichen Berichterstattung immer mehr im Hintergrund. Nach Schauerte (2004) beschränkt sich der Funktionsauftrag der TV-Sportberichterstattung uneingeschränkt auf die Aufbereitung von Ereignissen in Form von Unterhaltungsformaten. Nölleke & Blöbaum (2012) sprechen hinsichtlich eines Mediatisierungs- Trends von der Annährung der Erlebniswelten zwischen den Sportzuschauern via TV und den Zuschauern vor Ort. Während sich die Rezipienten via TV nicht nur medial dabei, sondern beispielsweise durch Helmkameras mitten im Geschehen finden, sind Zuschauer vor Ort nicht nur mittendrin sondern auch medial dabei. Den stetigen Ansprüchen und Erwartungen soll von Seiten der Medien durch Eingriffe in Wettkampfformen, Regelwerke und Sport- und Spielgeräte entsprochen werden. Vor allem bewusst eingesetzte dramatische Elemente und die narrative Aufbereitung von Sendungsformaten gelten dabei als charakteristisch. In der vorliegenden Arbeit konnte vor allem der Wunsch medialen Rezipienten mitten im Geschehen zu sein, sowie die damit einhergehende Forderung nach immer spektakuläreren Kameraperspektiven bestätigt werden. 139

9 Ergebnisse Diskussion quantitative Medienanalyse

Im Rahmen einer quantitativen Medieninhaltsanalyse wurde die Online-Berichterstattung der Kronenzeitung, welche beim Beachvolleyball Grand Slam als Partner bzw. Sponsor auftritt, mit der ebenfalls national berichtenden Tageszeitung Presse verglichen. Hinsichtlich der Vorgehensweise wurden nach Eingabe der Schlagwörter „Beachvolleyball Grand Slam Klagenfurt“ auf der Online-Nachrichten Plattform beider Medien jeweils die sieben meistgeklickten bzw. numerisch erstgereihten Artikel analysiert. Die gewählte Methodik soll ein objektives Auswahlverfahren der im Folgenden zur Diskussion stehenden Beiträge gewährleisten. Die herangezogenen Artikel sind im Anhang numerisch gelistet zu finden. Die jeweils sieben Berichte wurden anschließend auf das Vorhandensein der Punkte Promotion, Sport/Ergebnisberichterstattung, VIP/Prominenz, Rundherum und Finanzierung/Organisation/Wirtschaft hin analysiert. Die gewählten Kategorien wurden auf Basis einer vorangegangenen Analyse des qualitativen Experteninterviews erstellt. Der Bereich Promotion soll dabei alle Ankündigungen bzw. Werbungen vor dem Event beinhalten. Der Punkt Sport/Ergebnisberichterstattung soll nur die reine, rohe Ergebnis- bzw. Berichterstattung bezüglich des Spielgeschehens zum Inhalt haben. Die Kategorie VIP/Prominenz beinhaltet alle Berichte hinsichtlich der Präsenz von Stars und Personen mit öffentlichem Interesse. Im Rahmen der Kategorie Rundherum sollen etwaige Berichte zu den Themen Wetter, Fans, Camping Area, Feste etc. aufgelistet werden. Der letzte Punkt beinhaltet alle Facts zum Thema Finanzierung/Organisation/Wirtschaft, die Informationen über Partnerschaften mit Sponsoren und zu setzende Aktionen kommunizieren. Außerdem sollen darin Entscheidungen des FIVB-Weltverbandes sowie etwaige Konzept/Regeländerungen aufscheinen. Im Anschluss wurde den thematisierten Kategorien der jeweilige prozentuelle Anteil an der Gesamtberichterstattung beigemessen um einen direkten Vergleich ziehen zu können. Jedem Artikel wurde dabei ein anteiliger Wert von 14,28% (1/7) zugewiesen. Jener Wert wurde textspezifisch entweder gänzlich einer Kategorie zugeordnet, oder aber im bestehenden Verhältnis aufgeteilt.

140

Konkret soll im Rahmen der quantitativen Medienanalyse folgender Fragestellung nachgegangen werden:

„In welchem Verhältnis treten die, aus dem qualitativen Experteninterview extrahierten Kategorien in zwei Medien mit unterschiedlichen Hintergrundinteressen auf?“

Grundsätzlich ist anzumerken, dass sich die von der Kronenzeitung ausgehende Information nicht ausschließlich auf die Berichterstattung im Rahmen des Turnieres beschränkt, sondern aufgrund der Rolle als Partner auch die Bewerbung des Events im Vorhinein im Fokus liegt. Dieser grundlegende Unterschied wurde jedoch, wie im obigen Teil erklärt, bewusst in Kauf genommen, um etwaige Besonderheiten eines als Sponsor auftretenden Mediums offen zu legen.

Abbildung 22: Berichterstattung krone.at

Quelle: Eigene Darstellung

141

Abbildung 23: Berichterstattung diepresse.com

Quelle: Eigene Darstellung

Abbildung 24: Vergleich krone.at vs. diepresse.com

Quelle: Eigene Darstellung

142

Conclusio

Während der Fokus der Berichterstattung der Presse ganz klar auf das sportliche Geschehen gerichtet ist, steht in den Artikeln der Kronenzeitung vor allem das Entertainment am und rund um den Center Court im Mittelpunkt. Dieser Unterschied ist vor allem auf das seitens der Kronenzeitung bestehende wirtschaftliche Interesse an der bestmöglichen Vermarktung des Events zurückzuführen. Der deutliche Unterschied in der Berichterstattung der beiden Medien verdeutlicht, dass der Sport alleine nicht genug Attraktivität zu bieten scheint. Zusammenfassend könnte man behaupten, dass der genuine Sport im Rahmen der Berichterstattung der Kronenzeitung mehr Vehikel als Hauptinteresse verkörpert.

143

10 Modell/Business Plan / Strategie / Ausblick

Nachfolgend sollen Strategien zur Vermeidung von, anhand der gewonnenen Erkenntnisse als kritisch zu beäugenden, zukünftigen Entwicklungen erstellt werden. Zusätzlich sollen Vorschläge für, hinsichtlich weiterer Erkenntnisse als relevant erachteter, Fragestellungen gegeben werden.

10.1 Herstellung ausgeglichener Machtverhältnisse im Magischen Viereck Im Folgenden soll nochmals auf den bereits thematisierten Charakter des Sports als „ressourcenarmes System“ eingegangen werden.

Bette (1984; 1987) bezeichnet den Sport per se als ein ressourcenarmes System (vgl. Bette 1984; 1987 zit. nach Schulze, 2005). Durch die ihm fehlenden Systemqualitäten (Funktion, Medium) besteht aus Sicht des Sports eine extreme Abhängigkeit von den dominanten Symbolsprachen Geld, Macht und Wissen. Dadurch ergibt sich für politische und wirtschaftliche Instanzen eine relativ einfache Interventionsmöglichkeit auf der Programmebene des Sports (vgl. Bette, 1987, zit. nach Schulze, 2005).

Um eine Strategie für einen Machtzuwachs bzw. die Vermeidung grober Eingriffe in die Wesensmerkmale des Teilsystems Sport im magischen Viereck zu gestalten ist daher die Untersuchung und Klärung folgender Fragestellungen relevant:

144

Inwieweit wären Wirtschaft und Medien aufgrund zu erwartender defizitärere Enwicklungen (Einschalquoten, Positionierung, Image) bereit, den gestellten Anforderungen nachzukommen? Ist ein Aufbegehren des Sports in Ab wann kann man von Anbetracht seines ressourcenarmen "groben Eingriffen" in System -Charakters legitim und in Wesensmerkmale und welcher Form müsste ein solches Charakterzüge einer Sportart stattfinden um zielführend zu sprechen? wirken?

Schaffung ausgeglichener Machtverhältnisse

Abbildung 25: Strategie Modell 1

Quelle: Eigene Darstellung

10.2 Hervorstechen im gnadenlosen Auswahlsystem Sport Kitzbühel Vermarkter Harti Weirather fasst die Erfolgsbedingungen im gnadenlosen Auswahlsystem wie folgt zusammen: „Die Läufer müssen sich selbst bei der Nase nehmen und sich auch abseits der Piste etwas einfallen lassen. Der Werner Grissmann hat ein Weltcuprennen gewonnen und war dennoch jeden Tag in den Medien, weil er irgendeinen Blödsinn verzapft hat. Oder Bode Miller: Der muss nicht gewinnen, weil er als Person begeistert. Oder Lindsey Vonn: Hat sie etwas mit Tiger Woods oder nicht? Das ist ein gefundenes Fressen für Medien. Dazu rücken sich vornehmlich die Damen mit sexy Fotoshootings ins Bild. Sport ist auch Show, wer das begreift, hat es leichter“ (vgl. Czerny, 2013)

Anhand der Aussage von Kitzbühel Vermarkter Harti Weirather lassen sich hinsichtlich eines erfolgreichen Bestehens bzw. Hervorstechens im gnadenlosen Auswahlsystem des Sports folgende Hypothesen aufstellen, die Inhalt zukünftiger Untersuchungen sein könnten:

145

H1: Ein erfolgreiches Bestehen im gnadenlosen Auswahlsystem Sport ist trotz ausbleibender Siege möglich.

H2: Der rein sportliche Erfolg ist für ein erfolgreiches Bestehen im gnadenlosen Auswahlsystem Sport unzureichend.

Zusätzlich könnten Untersuchungen hinsichtlich der absoluten und relativen Relevanz folgender Faktoren angestellt werden:

Sportliche Leistung (Ranglistenplatz, Siege etc.)

Aussehen/Körper Entertainment/Show

Privatleben/Familie/Bezie Charisma/Persönlichkeit hung

Abbildung 26: Strategie Modell 2

Quelle: Eigene Darstellung

10.3 Zukünftig drohende Entwicklungen in Print- und TV Journalismus Bezugnehmend auf die, durch technische Mittel mögliche, Verlockung zur Verzerrung der Realität im Sinne des Entsprechens der Rezipienten Wünsche / bezugnehmend auf die offensichtliche Verlagerung hin zum Online Journalismus, ergeben sich folgende Fragestellungen:

146

Wie weit sind Medien hinsichtlich Inszenierung und Realitätsverzerrung bereit zu gehen, um das scheinbar unerstättliche Verlangen nach Dramatik, Unterhaltung und Showcharakter zu stillen? Kritisch zu beäugende / zu vermeidende TV + PRINT potentielle Entwicklungen medialer Berichterstattung Inwiefern sieht sich der Verdienst durch die journalistische Berufsausübung im Print-Medien Bereich aufgrund der immer stärkeren Verlagerung hin zum Online - Journalismus gefährdet?

Abbildung 27: Strategie Modell 3

Quelle: Eigene Darstellung

10.4 Lockerung von Compliance Richtlinien Während die Auswirkung zu streng auferlegter innerbetrieblicher Compliance Vorschriften im Rahmen dieser Arbeit als zukünftiger „Finanzierungskiller“ festgestellt wurde, wäre im Sinne der Lockerung jener die Offenlegung etwaiger gesamtwirtschaftlicher Einbußen von Vorteil.

Strategie: Anstellen einer Studie zur Offenlegung von gesamtwirtschaftlichen Effekten bei unverhältnismäßiger Compliance-Auslegung im Zuge eines Vorher-Nachher Vergleichs.

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Gelockerte Compliance Richtlinien

Strengere Compliance Richtlinien

Abbildung 28: Strategie Modell 4

Quelle: Eigene Darstellung

148

11 Zusammenfassung

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden folgende Themenschwerpunkte in Form kategorisierter Fragestellungen multiperspektivisch erschlossen.

 Eventcharakter/Side Events/ Partys/Sport als Nebensache  VIP/Gesellschaftsaspekt  Genuine Interessen des Sports/Instrumentalisierung des Sports, Vehikel Funktion des Sports  Wirtschaft/Sponsoring/Finanzierung  Korruption/Compliance Richtlinien  Mediale Inszenierung/Simplifizierung/Realitätsverzerrung  Zukünftige Trend/Herausforderungen aus medialer Sicht

Dazu wurden nach der Methode der Akteurtheorie qualitative Leitfadeninterviews auf der Mikroebene geführt. Die extrahierten Aussagen im Anschluss stellvertretend für die jeweilige Interessensgruppe nach der Methode der Systemtheorie makroperspektivisch gegenübergestellt. Anhand grafisch erstellter Wirkungsmodelle sollte eine übersichtliche Darstellung der individuellen System-Perspektiven gegeben werden. Zusätzlich wurden in Form einer quantitativen Analyse die Inhaltsschwerpunkte der Sportberichterstattung zweier Medien verglichen. Die verglichenen Medien unterschieden sich nicht nur hinsichtlich qualitativer Kriterien, sondern auch in deren Funktion als unabhängiges bzw. Partner Medium.

In einer zusammenfassenden Schlussfolgerung sollen nochmals alle gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen der Wirkungsmodell-Erstellung kompakt dargestellt werden:

Hinsichtlich des für diese Arbeit ausschlaggebenden Anscheins, der immer mehr zur Plattform mutierenden Funktion des Sports kann jedenfalls behauptet werden, dass dies sowohl von medialer und wirtschaftlicher Seite, als auch von Veranstalter- und Athletenseite gewissermaßen zutrifft. Vor allem durch die immer höheren Anforderungen der Rezipienten vor Ort sowie via TV- und Print-Medien rückt das rein sportliche Geschehen etwas in den Hintergrund, während Showcharakter und Gesellschaftsaspekt immer präsenter werden. Im Rahmen des Kitzbüheler Hahnenkamm-Rennens ist der Sport bereits Teil der Party und auch beim Beachvolleyball Turnier in Klagenfurt besteht seitens der Athleten das Bewusstsein, dass Party, Inszenierung und Unterhaltung den eigentlichen Anreiz zum Eventbesuch geben. 149

Die Werte „schneller-höher-stärker“ und der auf höchstem Niveau stattfindende Sport stellen zwar die solide Basis eines jeden Events dar, jedoch bedarf es mehr als des rein sportlichen Geschehens, um die „Sensationsgeilheit“ und den Adrenalinbedarf des durchschnittlichen Sportveranstaltungsbesuchers zu stillen. Obwohl erst durch die Umsetzung von Events als Gesamtkunstwerken die Zufriedenheit aller Systeme des magischen Vierecks garantiert ist, soll der Sport obgleich seiner in isolierter Form nicht ausreichenden Attraktivität wieder in den Fokus des Geschehens gerückt werden. Nicht nur Athleten, sondern auch so mancher Veranstalter kritisiert die aktuelle Partymache und die zum Teil zu starke Propaganda und Beleuchtung von VIPs. Vor allem von Seite der Athleten wird ein in zu hohem Maße bestehendes Aufgebot an, die Partybereiche nicht verlassenden bzw. eigentlich nicht am sportlichen Geschehen interessierten VIPs kritisiert, da durch den entstehenden Platzmangel wirkliche Fans oft nicht ins Stadion gelangen. Nicht nur das Verhalten von VIPs, sondern auch jenes von, Sportevents zu Imagezwecken nutzenden Politikern, kann zum Teil als „peinlich“ beschrieben werden. Obgleich die oft erst durch den Gesellschaftsaspekt und das Rundherum gewonnene mediale Präsenz – und in weiterer Folge Interessengewinnung von monetären Unterstützern – besteht aktuell der Trend zu einer Kehrtwendung zurück zum Sport. Hinsichtlich (un)gleich verteilter Machtverhältnisse im magischen Viereck ist vor allem auf Höchstebene von IOC, FIFA und UEFA eine zur Realisierung weltwirtschaftlicher Interessen vernachlässigte Berücksichtigung genuiner Werte des Sports festzustellen. Auch auf österreichischer Ebene ist die ausgespielte Macht von Seiten der Systeme Wirtschaft und Medien – die wiederum den Anforderungen des Publikums nachkommen – erschreckend. Vor allem aufgrund fehlenden Aufbegehrens seitens der Athleten in der Vergangenheit kann die grundsätzlich wünschenswerte Richtungsvorgabe bzw. deren aktive Mitbestimmung durch den Sport als nicht gegeben festgestellt werden. Vor allem gesellschaftliche Bedürfnisse beeinflussen dabei das Ausmaß von in die genuinen Interessen des Sports getätigten Eingriffen seitens Medien und Wirtschaft. Um den telegenen, formatspezifischen und zeitlichen Anforderungen der Rezipienten zu entsprechen, werden Verkäufer von Sport Events die Sportarten zukünftig einer Weiterentwicklung und Adaptierung unterziehen. Hinsichtlich der Entscheidung zu einer Sponsoring Maßnahme ziehen Unternehmen sowohl erzielbare Breitenwirkung sowie die Vermarktbarkeit sportartspezifischer Eigenschaften ins Kalkül. Die, abgesehen von der Fokussierung auf eine Insiderzielgruppe, für die gewünschte Breitenwirkung notwendige, mediale Präsenz ist grundsätzlich nur mit den drei großen Sportarten (Formel 1, Fußball, Skifahren) erzielbar. Während vor allem der Fußball finanzierungstechnisch ein Selbstläufer ist, ist der Vermögensaufbau in anderen Sportarten

150 aufgrund fehlender wirtschaftlicher Interessen – die wiederum aus der nicht vorhandene medialen Plattform resultieren – nicht möglich. Vor allem in Randsportarten wie z.B. Beachvolleyball ist die Abhängigkeit von der Privatwirtschaft aufgrund im internationalen Vergleich bestehender, struktureller Defizite im Verband-System, groß. Die professionelle Ausübung des Beachvolleyballsports ist laut Meinung der Athleten nur aufgrund der professionellen Ausrichtung des einmal jährlich stattfindenden Prestige-Events am Wörthersee möglich. Um in gewohnter Art und Weise funktionieren zu können, bedürfen Events vor allem des Charakters einer B2B Plattform. Die aktuell vorherrschenden Compliance-Vorschriften können also aufgrund des damit einhergehenden Schrumpfens von VIP Bereichen, sowie der Abgeneigtheit zu Annahme bzw. Vergabe von Tickets, langfristig als „Finanzierungskiller“ beschrieben werden. Man muss sich also die Frage stellen inwiefern der Wert einer als Geschenk erhaltenen Karte mit dem Vorwurf eines etwaig durch den gemeinsamen Besuch des Events entstandenen Geschäftes in Verhältnis steht. Während die Vermeidung von Korruption aus Sicht aller Akteure jedenfalls zu unterstützen ist, erschweren unverhältnismäßige Bestechungsvorwürfe die Umsetzbarkeit von Sport Events, die sich in letzter Konsequenz als Plattform- und Verdienstverlust für Athleten niederschlagen.

Die quantitative Inhaltsanalyse lieferte folgende Ergebnisse:

Während der Fokus des unabhängigen Qualitätsmediums eindeutig vordergründlich auf das genuine Sportgeschehen gerichtet war, stand beim Partnermedium vor allem die Berichterstattung zur Thematik des Rundherum – Geschehens, sowie die Bewerbung des Events im Vorhinein im Mittelpunkt.

151

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Herangezogene Online Zeitungsartikel im Rahmen der quantitativen Medienanalyse

Kronenzeitung

1: http://www.krone.at/Beachvolleyball (Zugriff am 20.1.2015)

2: http://www.krone.at/Beachvolleyball/Beachvolleyball- Hit_der_Rekorde!_2015_dann_die_EM-Klagenfurt-Turnier-Story-414301 (Zugriff am 20.1.2015)

3: http://www.krone.at/Nachrichten/Heiratsantrag_vor_Tausenden_Fans_am_Beach-Grand- Slam-Klagenfurt-Liebe-Story-328538 (Zugriff am 20.1.2015)

4: http://www.krone.at/Beachvolleyball/Klagenfurt-Grand- Slam_Heisser_als_die_Feuerwehr_erlaubt-Bombenstimmung-Story-328432 (Zugriff am 20.1.2015)

5: http://www.krone.at/Beachvolleyball/Wetter_macht_Grand_Slam_einen_Strich_durch_die_R echnung-Spiele_verschoben-Story-328522 (Zugriff 20.01.2015)

6: http://www.krone.at/Nachrichten/Mit_der_Krone_zum_Beachvolleyball_Grand_Slam- Aktion_zu_Ende-Story-209634 (Zugriff 20.01.2015)

7: http://www.krone.at/Nachrichten/Boardingpaesse_fuer_A1_Beach_Volleyball_Grand_Slam- Top-_Termin_2014-Story-359385 (Zugriff am 20.01.2015)

Presse

1: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/3848860/Beachvolleyball_AlisonBruno-siegen- in-Klagenfurt-?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

2: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/3848921/Beachvolleyball_Von-Sandkisten- und-Luftschlossern?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

161

3: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/3848065/Beachvolleyball_DopplerHorst- souveraen-im-Achtelfinale?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

4: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/3847640/Beachvolleyball_OVVYoungstern- gelingt-Ueberraschung?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

5: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/1437849/Schwaigers-vergolden-sich-beim- Heimspiel?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

6: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/1437254/Beachvolleyball_Ansturm-auf- Klagenfurt?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

7: http://diepresse.com/home/sport/mehrsport/1427295/BeachvolleyballWM_DopplerHorst- ausgeschieden-?from=suche.intern.portal (Zugriff am 20.01.2015)

162

13 Anhang

Qualitative Experteninterviews

13.1 Interview 1

Perspektive: Sport

Transkript Interview Valerie Teufl/ Bianca Zass

Frage 1A: Pammer: Danke Valerie Teufl und Bianca Zass, dass ihr euch Zeit genommen habt für das Interview. Ich werde euch jetzt einfach abwechselnd die Fragen stellen. Also, Valerie, wie oft warst du schon beim Grand Slam in Klagefurt als aktive Spielerin dabei?

Teufl: Vier mal.

Pammer: Und du, Bianca?

Zass: Ich war einmal dabei.

Frage 2A: Pammer: Okay, und was sagt ihr zur Stimmung? Also ist da mehr Partyfeeling vor allem am Center Court und rund um das Gelände im Vergleich zu anderen Volleyballveranstaltungen?

Teufl: Im Vergleich zu anderen Volleyballveranstaltungen ist auf jeden Fall mehr Rundherum und Feeling!

Zass: (lacht)

Teufl: Bis auf Litzlberg! Allerdings ist das mein Heimturnier. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich vom Rundherum nie so viel mitbekommen habe, weil ich meistens so fokussiert bin, dass ich das irgendwie ausschalte.

Pammer: Was sagst du zum Partyfeeling in Klagenfurt?

163

Zass: Hmm […] Partyfeeling ist sicher am Center Court der Wahnsinn. An den Side Courts bin ich persönlich wenn ich zuschaue lieber, weil da kannst du Volleyball schauen. Also wenn man spielt ist es am Center Court natürlich der Wahnsinn.

Frage 3A: Pammer: Okay kommen wir jetzt dazu, dass Sport quasi ein bisschen in den Hintergrund gedrängt wird und, dass das mehr einen Eventcharakter hat. Was glaubst du Valerie – kann man überhaupt noch von einer reinen Sportveranstaltung in Klagenfurt reden, oder ist das wirklich schon mehr Party und Event? Und macht dir das etwas aus, oder bist du eigentlich froh darüber, dass quasi der Volleyballsport einfach eine gewisse Bühne hat sich da zu präsentieren?

Teufl: Ähm […] Klagenfurt als reine Sportveranstaltung ist glaube ich surreal, also ist es einfach nicht mehr! Es ist ein riesen Event. Das hat sicher positive und negative Seiten – für mich als Spieler […] ich finde es eigentlich nur cool, dass so extrem viele Leute sind, weil wenn man als Österreicher am Center Court spielt, egal wann ich dort war bis jetzt […] wir haben am ersten Tag immer schon eine unglaubliche Stimmung gehabt. Also das ist […] das wird finde ich, seitdem ich die letzten paar Jahre dabei bin besser. Also wie ich die ersten zweimal dabei war, waren noch relativ wenige Leute bei unserem Spiel. Die letzten zwei, drei Mal war es schon ein Wahnsinn. Also wie gesagt, lieber mehr Leute – auch wenn sie nur zum Party machen kommen und Stimmung am Feld wie weniger.

Pammer: Okay und macht dir das was aus, wenn du merkst, dass die ganzen Leute nur kommen um zu Feiern und keine Ahnung vom Volleyball haben eigentlich, oder spielst du auch einfach gerne in einem vollen Stadion?

Zass: Hmm […] ich glaube es ist egal, ob sich die Leute auskennen jetzt. Wirklich als Österreicher ist in Klagenfurt wichtig, dass du einfach eine Stimmung hast und ja […] ich meine wenn Österreich spielt, dann gehen sie sowieso voll ab, und wenn Österreich auch nicht spielt, dann ist eigentlich voll Party. Ich meine Klagenfurt […] es ist halt wirklich wichtig auch für Sponsoren und sowas, das muss man jetzt schon auch sagen. Wie...

Frage 4A: Pammer: Ja zu dem kommen wir dann eh noch! Und ah […] wie glaubst du würde die ganze Sache ausschauen, Bianca, wenn ahm […] wenn jetzt nur das rein sportliche Geschehen geboten werden würde. Also wenn es jetzt nicht so Blobbing und Side Events und Hospitality und was weiß ich rundherum…

164

Zass: Naja dann wäre sicher mal um die Hälfte weniger von den Leuten. Also es ist halt wirklich einfach mittlerweile […] ja, es geht halt einfach auch nicht wirklich mehr ums Volleyball. Ich meine natürlich schon ums Volleyball, aber die Leute bekommen sie her mit den Partys und dem ganzen Blödsinn.

Pammer: Okay, bist du wahrscheinlich auch der Meinung…

Teufl: Ja, das würden einfach viel weniger Leute da sein. Also das ist halt […] wenn was geboten wird, dann ist es einfach ganz was anderes. Wenn es nur den Sport gibt, nur die Spiele, dann schauen sich halt die Leute das an, die sich im Sport wirklich auskennen, die das sehen wollen. Aber den Rest […] also, die sind halt einmal sensationsgeil oder halt Adrenalinjunkies und das kriegst du halt einmal anders…

Zass: Die gehen halt auch zum Schach wenn da eine Fette Party ist.

Frage 5A: Pammer: Okay also das ganze Leisten und Wettkämpfen spielt eigentlich weniger Rolle, weil die Leute wahrscheinlich auch gar nicht wissen was dahintersteckt an Training et cetera...

Zass: Die sind am Side Court!

Pammer: Ah, die sind am Side Court...

Teufl: Die die sich wirklich auskennen sind am Side Court.

Frage 6A: Pammer: Wie bekommt man jetzt als ahm […] aktiver Athlet das mit, was da rundherum um den Center Court stattfindet? Seit ihr da dann auch teilweise dabei oder? […] Also wie kommt euch das vor, wenn da draußen quasi die Prominenz herumläuft […] würdet ihr sagen, dass überhaupt das Geschehen am Center Court noch im Vordergrund steht, oder, dass eher das Meet and Greet von der High Society draußen die mediale […] ahm […] Präsenz oder Aufmerksamkeit erregt?

Teufl: Ahm […] also ich als Spieler jetzt selber, ich war noch nie irgendwie als Favorit oder sonst irgendwas dort. Ich habe es immer so halt ein bisschen hinein geschafft, aber ahm […] ich kann mich noch erinnern, ich habe mich ziemlich geärgert wie ich mir das Finale von den Schwaigers angeschaut habe und eigentlich, weiß ich nicht wie oft der […] Entschuldigung […] Alaba eingeblendet worden ist.

Pammer: Okay…

165

Teufl: Das, da kann ich mich erinnern […] da war ich nämlich auf Hüttenurlaub und wir sind extra in eine Hütte gegangen die einen Fernseher gehabt hat, dass wir uns das Finale anschauen können und wir sind nur dagesessen – meine Eltern und ich – „jetzt spielen sie schon wieder diesen depperten Alaba ein“. Nix gegen den Alaba, ich mag ihn so eigentlich jetzt gern, aber da waren teilweise […] irgendwelche coolen Spielzüge und ich wollte eigentlich das sehen. Man hört den Kommentator und sieht den Alaba.

Pammer: Also quasi einfach auftrumpfen wer nicht aller da ist? Wie schaut es da mit Politikern aus? Nutzen die eurer Meinung nach den Sport als Vehikel um eigene Interessen oder Ziele zu verfolgen?

Teufl: Genau, es ist […] es rückt leider immer mehr in den Vordergrund wer aller da ist egal ob Promi, Schauspieler, Politiker [...] Ich glaube zwar, dass man das als aktiver Sportler, wenn man dort ist nicht so mitkriegt, aber wenn man jetzt ein Zuschauer ist oder das im Fernsehen anschaut, dann wird es finde ich extrem propagiert. Politisch […] ja natürlich will jeder das für sich nutzen um ja […] irgendwie auch fit und interessiert zu wirken und sich bei Events zeigen und auch sozusagen das eigene Team oder Land unterstützen. Vor allem wenn es ein wichtiger Anlass ist das ist sicher so.

Frage 7A: Pammer: Wie würdest du sagen, Bianca, dass man als Athlet behandelt wird, im Vergleich zu den Ehrengästen und VIPs, vor allem wenn man jetzt nicht im Pool der top acht Spieler ist […] wenn man da quasi den Center Court verlässt, ist da auch große mediale Aufmerksamkeit da, oder ist die wirklich eher im VIP Zelt?

Zass: Hm […] naja durch das, dass ich halt mit der Babsi (Barbara Hansel) gespielt habe, ah […] ist mir halt medial auch viel Aufmerksamkeit zu Teil geworden muss ich sagen. Also, dass wir bei A1 Autogrammstunde gehabt haben, und bei Smart und […] bei der Smart Autoeinführung waren und so Blödsinn. Also kann ich jetzt sagen […] also […] es war jetzt […] du fühlst dich dann schon eigentlich ganz gut behandelt sage ich jetzt einmal. Ich meine, wenn du jetzt da nicht bei den Sponsoren irgendwie dabei bist oder so, dann bist du glaube ich auch ein normaler Spieler einfach als Österreicher. Ich meine […] in Klagenfurt […] es geht dir einfach super gut, also da geht dir nichts ab im Vergleich zu anderen Turnieren ist Klagenfurt ein Wahnsinn.

Frage 8A: Pammer: Bleiben wir gleich beim Bereich Sponsoring. Stört es dich, dass Sport als Plattform einfach für die Wirtschaft genutzt wird, oder glaubst du, dass der Sport eigentlich davon profitiert, wenn wirtschaftliches Interesse da ist? 166

Zass: Der profitiert sicher, also ich glaube man profitiert auch als Spieler. Also ich meine…

Pammer: Also einfach ein Geben und Nehmen?

Zass: Ja sicher, weil A1 wäre vielleicht ohne die Skifahrer zum Beispiel oder ohne Klagenfurt auch nicht so vertreten, und die bekommen halt dann dementsprechend ein Geld, also das muss man schon sagen, dass das Hand in Hand geht und gut ist, dass es so ist.

Pammer: Okay, findest du das auch, Valerie?

Teufl: Bei dem System, dass wir haben im Sport geht es nicht anders. Also du kannst es dir nicht leisten, das geht einfach nicht. Gerade im Beachvolleyball bei dem System, das bei uns herrscht […] ahm […] wäre es anders nicht möglich, und dadurch profitiert natürlich der Sport und die Wirtschaft davon. In anderen Ländern ah […] Brasilien beispielsweise da sind die Spieler beim Verband angestellt. Da ist das was ganz was anderes, die sind nicht angewiesen auf Sponsoren…

Zass: Aber ist auch nicht mehr so wie früher...

Teufl: Genau […] ist nicht mehr ganz so, aber früher […] oder Polen zum Beispiel Fidel, Prodl – die haben überhaupt keinen einzigen Sponsor und ich bin unter Anführungszeichen plakatiert, weil das sonst einfach nicht leistbar wäre. Also: DANKE, dass die Wirtschaft im Sport ist!

Zass: (lacht) Ja danke!

Frage 9A: Pammer: Alles klar kommen wir noch zu einer Abschlussfrage […] ich habe mir vorbereitend auf dieses Gespräch ein bisschen Videos angeschaut vom VIP Bereich und Ö3 Befragungen ah […] rund um den Center Court wo sich einfach herausgestellt hat, dass die Leute eigentlich überhaupt keine Ahnung vom Beachvolleyball haben. Also nicht einmal Pritschen, Baggern, oder die einfachsten Sachen […] wie kommt euch das vor wenn ihr da im Stadion seid? Was glaubt ihr, wie ist da die Verteilung Volleyballkenner und quasi absolute Nackerpatzerl?

Teufl: (lacht) Am Center Court?

Pammer: Ja.

Teufl: Wenige Volleyballkenner, viele Nackerpatzerl. Am Sidecourt findet man die Volleyballkenner. 167

Zass: 95% Nackerpatzerl am Center Court (lacht).

Pammer: Und ihr fühlt euch aber dadurch nicht irgendwie ah […]?

Teufl: Nein!

Zass: Hauptsache die schreien für dich oder?

Frage 10A: Pammer: Wie schaut es da aus, ist da das Stadion zum Beispiel wenn im Achtelfinale zwei eher unbekannte Teams gegeneinander spielen, ist da das Stadion dann weniger voll als wenn Österreicher spielen?

Zass: Nein, glaube ich nicht...

Teufl: Nein, in Klagenfurt eben nicht, das ist ja genau das. Also in Klagenfurt ist es mir glaube ich sogar lieber da sind mehr Nackerpatzerl weil da geht es einfach dann voll ab.

Pammer: Okay…

Teufl: Während […] wenn da lauter Kenner wären fänden die teilweise…

Zass: Mhm!

Teufl: […] die Spiele einfach nicht so attraktiv, wie wenn du ein Nackerpatzerl bist.

Zass: Für dich ist einfach wichtig, dass sie schreien können. Wenn der eine sagt „schreit´s“, dann schreien die einfach und das passt…

Pammer: Okay ja optimal, danke dann hoffe ich, dass wir euch anfeuern dürfen 2015…

Teufl: Yes! Bei der EM!

Pammer: Vielen Dank für das Gespräch!

Teufl: Gerne!

Zass: Bitte gerne!

168

13.2 Interview 2

Perspektive Sport

Transkript Interview Sara Montagnolli

Frage 11A: Pammer: Danke, Sara Montagnolli, dass du dir Zeit genommen hast für das Gespräch. Fangen wir gleich an mit ein paar allgemeinen Fragen ahm […] wie oft warst du schon in Klagenfurt beim Grand Slam dabei als aktive Spielerin?

Montagnolli: Ich glaube zwölfmal waren es […] glaube ich […] also von 2001 war das erste Mal, dass die Damen da waren und dann halt bis 2012 wo ich dann aufgehört habe.

Frage 12A: Pammer: Was sagst du so zur Stimmung im Vergleich zu anderen Grand Slam Turnieren oder generell im Vergleich zu anderen Sportveranstaltungen […] wie kann man das in Klagenfurt beschreiben?

Montagnolli: Ahm […] ja das kann man […] also es ist einfach wirklich der Höhepunkt der World Series und ich glaube auch nicht, dass es in sehr vielen Sportarten so einen Hexenkessel gibt wie in Klagenfurt und das sage ich jetzt nicht nur weil ich Österreicherin bin, das sagen alle. Das Turnier ist super aufgestellt, die Leute kommen um Party zu machen und ja […] wenn die Leistung am Feld passt, dann ist es einfach das genialste Feeling, das man haben kann. Also es ist wirklich […] man kann sagen das beste Turnier der Welt.

Frage 13A: Pammer: Und wie hat sich das in den letzten zwölf Jahren wo du dabei warst verändert? War das eher schon noch klein am Anfang und ist jetzt ein Mega Event geworden oder ahm […] oder war das immer schon so ein richtiges Event mit Side Events und Hospitality Geschichten oder war eher vielleicht doch am Anfang das sportliche Geschehen doch noch im Fokus, im Vordergrund? Hat sich am Spiel generell etwas verändert?

Montagnolli: Ahm […] nein ich glaube 2001 das war eine Weltmeisterschaft, da waren Damen und Herren das erste Mal gemeinsam und da war es auch schon durch das, dass es eine WM war sehr professionell aufgestellt und danach war es eigentlich immer Grand Slam, also es war immer schon auf einem sehr hohen Niveau. Vielleicht was sich geändert hat ist, dass ahm […] vielleicht an den ersten 2,3 Tagen auch noch mehr Leute sind, weil einfach der Sport populärer geworden ist und vielleicht waren da 2002, 2003 am Dienstag, Mittwoch

169 nicht so viele Leute und wenn das Wetter passt ist ja jetzt auch schon das Stadion halb oder dreiviertel voll. Ahm […] und ja natürlich wird immer alles ein bisschen besser […] also was die Leute nicht sehen […] der VIP Bereich ist viel schöner und größer geworden. Ja und die Sponsoren denken sich halt immer neue Sachen aus wie sie außen für die Zuschauer irgendwelche Attraktionen bieten können und manches gefällt einem halt prinzipiell mehr und manches weniger, aber es war eigentlich […] vielleicht ist es ein bisschen größer geworden. Ja seit Kurzem ist der Court 2 weg genau, früher hat es immer neben dem Center Court noch den Court 2 am Gelände gegeben und da das Gelände aber begrenzt ist durch den See und durch die Straße haben sie jetzt ich glaube seit zwei Jahren schon den Court 2 nicht mehr und das ist eine Veränderung, dass einfach nur mehr der Center Court ist und dann noch die Side Courts ein bisschen außerhalb. Am Spiel…ja also früher gab es noch die Regelung, dass du halt nur bei eigenem Aufschlag den Punkt machen hast können […] das ist jetzt nicht mehr, das hat halt dann länger gedauert klar und sonst […] naja immer Änderungen mit der Bekleidungsvorschrift. Die maximalen Bikinibünde ja.

Frage 14A: Pammer: Was würdest du jetzt sagen – kommen wir zum Thema „Sport im Hintergrund oder Sport ein bisschen als Nebensache – dass ah […] viele der Zuschauer einfach nur aufgrund des Partyfeelings anreisen und eigentlich der Sport wirklich eine Nebensache ist? Würdest du das so sehen?

Montagnolli: Teilweise ja. Teilweise kommen sie weil wirklich Party ist, also vor allem auch in den Camps, die sie jetzt wirklich professionell gemacht haben wo alle zelten können […] ja viele […] ich glaube, dass einige gar nicht mehr vom Camp weggehen, sondern einfach dort im Camp bleiben und auf die Feste gehen am Abend und untertags dort Party machen. Aber im Großen und Ganzen, wenn du jetzt am Spielfeld bist und spielst und die feuern dich an also […] vor allem es ist ja so, dass wir wirklich gute Moderatoren haben und die machen die Stimmung und ja, die Leute kennen einen dann schon. Also es kennen schon sehr viele vor allem die heimischen Spieler, und ob jetzt ob jetzt manchmal in einem Semifinale ein Amerikaner gegen einen Brasilianer spielt ah […] es ist dann den Zuschauern auch wurscht, weil die Moderatoren bringen das einfach so gut rüber, dass die Spaß haben und anfeuern und dann ist die Stimmung auch gut. Also von dem her […] ich finde es jetzt gar nicht so tragisch und es ist schon […] es kommt dem Sport zu Gute, ja weil…

Frage 15A: Pammer: Okay das wäre meine nächste Frage gewesen. Also du glaubst schon, dass der Sport generell davon profitiert, wenn das Ganze einfach rundherum ein bisschen aufgebauscht wird. 170

Montagnolli: Auf jeden Fall, also ich bin mir sicher, dass wenn wir Klagenfurt nicht hätten in Österreich, dass wir keine professionellen […] so professionellen Beachvolleyballer hätten, weil durch das Turnier ist es den Sportlern sich zu präsentieren. Diese eine Woche wird im ORF übertragen, die Semifinalspiele sind im ORF ah… es ist das wichtigste Turnier für alle heimischen Sportler. Wenn man da die Medienpräsenz hat... es sind sehr viele wichtige Personen dort und deswegen ist es ein Anreiz für Sponsoren sich an den Athleten zu präsentieren, weil wir die Chance haben da ja… Werbung zu machen. Ohne dieses Event ahm… ja glaube ich nicht, dass es möglich wäre den Beachvolleyballsport professionell in Österreich auszuführen.

Frage 16A: Pammer: Okay wenn das ganze Drumherum jetzt nicht wäre, also die ganzen Side Events und VIPs und High Society und so, glaubst du wie würde dann das Publikumsaufgebot sein? Also jetzt auch im Vergleich mit anderen Turnieren in Österreich?

Montagnolli: Hmm […] ohne Parties und ohne VIPs […] ja dann wär sicher weniger los, ich meine es ist schon so im Winter gibt es halt Kitzbühel wo sie ah […] ja viele Geschäftspartner einfach in einem anderen Rahmen treffen und Business machen können, und das gehört irgendwie dazu, dass man nicht nur keine Ahnung im Büro irgendwelche Geschäfte macht, sondern manchmal in einem feinen Rahmen, oder dass man Kunden einlädt mit denen man Jahre lang zu tun hat und denen dann ja […] so ein Geschenk macht und dann dort Business macht und ja […] Für die Zuschauer, es sind ja echt sehr viele junge Leute die kommen um eine Woche Party, oder vier Tage Party zu machen wär halt wahrscheinlich das zu wenig, wenn sie nur untertags keine Ahnung acht Stunden am Court stehen und dort Party machen ich meine […] wer geht denn heut schon noch um acht Uhr schlafen? Also die brauchen dann […] (lacht) die brauchen dann schon was wo sie (lacht) […] wo sie noch ihren Spaß haben und ich glaube da würde Klagenfurt prinzipiell zu wenig bieten wenn da nicht noch irgendwelche Side Events wären also ich glaube es ist jetzt eh schon viel auf dem Camp das sie das gestalten, wo sie alle campen tun und da sind ja eh schon so Side Events, aber wenn dann Fabrik oder so weiter ist das gehört einfach dazu finde ich.

Frage 17A: Pammer: Okay, kommen wir zum VIP Bereich und zur High Society. Wie bekommt man das als Athlet mit was da draußen los ist und glaubst du, dass die mediale Aufmerksamkeit oder mediale Präsenz eher dem sportlichem Geschehen gilt, oder dem was da im VIP Zelt sich tut?

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Montagnolli: Also die mediale Präsenz ist sicher auf den Sport fokussiert. Es gibt natürlich dann ein bisschen eine „a dabei Story“ aber es gibt zum Beispiel von einigen Zeitschriften ein Spezial- Klagenfurt, also eine Mini-Zeitung oder halt so ein Spezialblatt wo sie dann sportliche Erfolge der österreichischen Teams sowie auch wichtige […] .keine Ahnung […] .Skifahrer die da sind […] meistens sind es andere Sportler, die da im Rampenlicht sind oder halt ganz wichtige Persönlichkeiten. Wenn jetzt da der ah…irgendein Formel 1 Fahrer da ist, oder der Thomas Muster auf Besuch ist, dann ist es klar, dass man da Fotos macht und die ablichtet eben. Und es ist ja auch toll, wenn man so große Persönlichkeiten dabei haben…

Pammer: Also du siehst das eher als Hilfe für die Veranstaltung?

Montagnolli: Ja genau, auf jeden Fall!

Pammer: Und nicht als Ablenkung vom eigentlichen Geschehen?

Montagnolli: Nein, nein weil ich glaube, dass Sport […] also wenn man sich die Zeitschriften anschautdann ist schon der Großteil vom Sportgeschehen und dann halt noch so ein paar Geschichten. Aber ja, viele interessiert nicht ob das Spiel jetzt 15:12 im Dritten ausgegangen ist, sondern die interessiert[...] wer ist noch aller da und wen kann man treffen. Ist der Lugner da und so weiter.

Pammer: Aber als Athlet stört dich das nicht?

Montagnolli: Nein, weil es war für mich […] prinzipiell war es auch so, dass ich bis 2009 eigentlich so gut wie nie im VIP Bereich drinnen war, und erst dann ist das gekommen, dass halt ah […] ja, dass es schon auch gewünscht war, dass die Athleten in den VIP Bereich kommen immer wieder mal. Aber prinzipiell unsere Akkreditierung der Sportler ist nicht für den VIP Bereich sondern das ist getrennt.

Frage 18A: Pammer: Ahm […] wie würdest du sagen wird man als Athlet im Vergleich zur Prominenz behandelt? Also habt ihr auch das Angebot an Hospitality Geschichten, die die wichtigen Gäste haben […] super Buffets und so weiter oder…

Montagnolli: Also das Essen…

Pammer: Oder läuft man da ein bisschen mit und ist das eher für die wirtschaftliche Seite?

Montagnolli: Nein, also man muss sagen also so gutes Essen wie in Klagenfurt bekommt man so gut wie nie auf der World Tour und uns fehlt es an nichts, aber es ist ja auch so […] wir

172 sind Profis, wir sind Athleten und wir sind nicht da um Party zu machen, sondern eigentlich sind wir dazu da um gut zu spielen und uns auf unsere Spiele vorzubereiten und wenn man gut spielt, dann hat man wirklich wenig Zeit für andere Sachen. Weil wenn man zwei bis drei Spiele am Tag hat und zusätzlich die Vorbereitung, die Nachbereitung, das Aufwärmen, die taktische Vorbesprechung und so weiter […]und die Konzentration. Natürlich muss man in Klagenfurt mehr Medientermine wahrnehmen, die der Trainer natürlich einberechnen muss und ja […]der Hauptfokus steht einmal auf der sportlichen Leistung.

Pammer: Okay das heißt ihr werdet in der Pause oder in der Vorbereitung wahrscheinlich auch ein bisschen weg vom Geschehen gehen und nicht da mitten drinnen sein…

Montagnolli: Nein genau, wir haben immer geschaut, dass wir uns da abkapseln können, dass wir da vor dem Spiel Ruhe haben und unser Trainer hat uns dann nach dem Spiel keine Ahnung so eine halbe, dreiviertel Stunde gegeben, dass wir mit Medien reden können, dass wir mit der Family kurz abklatschen können. Dann wollte er wieder, dass wir zurückkommen, dass wir ins Zimmer gehen, dass wir uns vorbereiten auf […] dass wir keine Ahnung […] essen, genug trinken, uns ausrasten und vielleicht wenn wir irgendwie muskulär Probleme gehabt haben das kurz behandeln..

Pammer: Einfach eine Zeit quasi kurz alleine haben…

Montagnolli: Ja genau. Und einfach der Trubel ist extrem vor allem für die Österreicher und da muss man schon schauen, dass man da Abstand findet.

Frage 19A: Pammer: Wäre dir schon einmal negativ aufgefallen, dass vor allem in einer Vorrunde, wenn jetzt vielleicht gerade nicht die Top Teams am Court stehen, dass es da fast zu viele Side Events gibt, dass die Leute eher draußen sich aufhalten als die Spiele anzuschauen?

Montagnolli: Hmm […] nein ich glaube das ist dann nur wenn das Stadion voll ist…

Pammer: Dann weichen die Leute aus?

Montagnolli: Ja dann bleiben sie alle draußen und amüsieren sich draußen und ab und zu…

Pammer: Aber sonst ist schon der Center Court wahrscheinlich das…

Montagnolli: Ja, ab und zu kann es sein glaube ich, dass am…wenn jetzt an einem Freitag ah […] ein wichtiges Österreichspiel ist […] sagen wir der Clemens Doppler spielt und danach

173 ist noch Italien gegen Frankreich oder irgend sowas. Und da kann es sein, dass wenn man weiß es spielt heute kein Österreicher mehr, dass dann ein paar sagen du jetzt gehe ich heim. Aber das ist auch […] oder man sagt ich gehe raus was trinken das ist auch verständlich weil man muss auch überlegen, dass die Leute oft um vier, fünf in der Früh schon anstehen, dass sie reinkommen und wenn dann um fünf Uhr das letzte Mal Österreicher spielen und danach ist noch ein anderes Spiel, dass irgendwann die Luft draußen ist also, dass verstehe ich. Also ist manchmal schade weil ab und zu gibt es wirklich tolle Spiele noch, die da […] so Viertelfinale die da echt entscheidend sind, wenn da Amerika gegen Italien oder so spielt aber es ist verständlich weil die stehen in der Hitze, wenn sie rausgehen verlieren sie ihren Platz oder so. Aber normal wenn Österreicher spielen dann kommen sie schon rein.

Frage 20A: Pammer: Okay, wie würdest du den Vorteil für die Wirtschaft beschreiben, der im Zuge eines sportlichen Events bestehet im Gegensatz zu anderen Strategien, wo sie sich präsentieren können […] also normalem Marketing. Was ist einfach das Besondere am Sport von dem Firmen oder Sponsoren dann profieren? Vielleicht vom ganzen Ambiente oder der Stimmung?

Montagnolli: Also ich glaube einfach Events ist halt einfach […] wenn man bei einem Event Sponsor ist, dann ist das einfach nicht wirklich negativ behaftet. Also wenn du jetzt nur bei einem Athleten bist, kann es sein, dass wenn der Athlet nicht gut spielt oder wie auch immer, dass dann die Marke halt auch ein bisschen an Gesicht verliert. Oder keine Ahnung, wenn irgendwas Schlimmes ist. Wenn der Sportler dopt oder solche Sachen, wenn er sich schlecht aufführt, dann ist das schlecht für die Marke. Wenn du bei einem Event bist und jetzt das Event ist wirklich super aufgebaut, es macht viel Stimmung, du erreichst extrem viele Leute ah […] und man hat positive Emotionen mit dem Event. Von dem her glaube ich, dass die Sponsoren einfach auf einen Schnall innerhalb von vier, fünf Tagen 10.000 Leute erreichen ja […] und dann gibt es halt irgendwelche Goodies die sie hergeben. Dann gibt es keine Ahnung irgendwelche Gummibärchen wo ein Sponsor oben steht, da gibt es eine Klatschhand, die man aufblasen kann, da gibt es kleine Geschenke für Kinder. Und dann nimmst das mit erinnerst dich immer […] weil prinzipiell kommen ja die Leute dorthin wenn das Wetter passt um Spaß zu haben, Party zu haben und dann verbindest du die Marke mit etwas Positivem und ich glaube, dass…

Pammer: Genau, das deckt sich eh […] also ich habe in Vorbereitung auf dieses Gespräch einige Studien gelesen, wo eben auch herausgekommen ist, dass Unternehmen vor allem

174 diesen emotionalen Charakter gerne mögen und das bleibt wahrscheinlich dann viel besser in Erinnerung als […] normale Werbung, normales Marketing.

Montagnolli: Ja, wenn du da jetzt sagen wir ah […] so eine Bade Ente mitbekommst oder so ein Trägershirt, was dem Unternehmen nicht extrem viel kostet und das dann ausgibt gratis, oder du machst eine kleine Challenge und gewinnst das, dann hast du das keine Ahnung zwei, drei Jahre lang an. Dann erinnerst du dich immer an die tolle Zeit, die du mit Freunden dort gehabt hast und ich glaube, dass das extrem positiv ah […] ja haften kann.

Pammer: Ein paar grundlegende Eigenschaften die den Sport attraktiv machen aus Sicht der Wirtschaft und der Medien?

Montagnolli: Naja Sport ist bei sehr vielen Leuten beliebt, man hat hohe Einschaltquoten und die Übertragungsrechte für große Veranstaltungen sind heiß begehrt. Man kann den Zusehern einfach Spannung bieten und es ist immer […] ja unvorhersehbar. Und die Zuseher freuen sich mit wenn man gewinnt und fühlen mit wenn es nicht gut läuft. Da spielen auch viele Emotionen mit und das lässt sich natürlich sowohl in der Wirtschaft als auch medial gut vermarkten. Vor allem Kinder finden Sportler oft cool oder so, die wollen so sein […] und das lässt sich natürlich gut nutzen, dass man da eine Vorbildwirkung braucht und ja also […] es ist schon […] natürlich ist nicht alles positiv man muss jetzt nur an Doping Skandale denken oder so aber generell kann man schon sagen, dass Sport sich gut vermarkten lässt. Jeder will ein Autogramm wenn er einen Skifahrer sieht […] das ist in anderen Wirtschaftszweigen nicht so auch wenn die Personen bekannt sind. Also zumindest nicht in dem Ausmaß weil ja […] Sportler halt eben irgendwie […]. Sportler sind halt auch irgendwie angreifbar unter Anführungszeichen. Die sind meistens lässig und ja […] die Medien nutzen das auch da braucht man ja nur in die Zeitung schauen oder den Fernseher einschalten das sind sicher beliebte Markenträger.

Frage 21A: Pammer: Okay und als Athlet sieht man das wahrscheinlich auch positiv, dass sich die Unternehmen so viel antun, und alleine aufgrund des Finanzierungscharakters, weil das sonst gar nicht stattfinden könnte. Also dich stört das jetzt nicht, dass quasi jeder diese Plattform nutzt um sich selbst ins Rampenlicht zu stellen, sondern der Sport würde wahrscheinlich sonst gar nicht in dieser Art und Weise bestehen können.

Montagnolli: Genau, also ich habe das […] ich war immer sehr dankbar, dass wir diese Chance haben, dass wir Klagenfurt haben, dass da eben der Hannes Jagerhofer so einen super Job macht, weil der macht einen sehr professionellen Job. Und durch das, dass der so einen 175 guten Job macht, ist der Event einfach sehr lukrativ für Sponsoren und deswegen überlebt unsere Sport. Also von dem her habe ich das schon aus der Perspektive gesehen und dann ja […] richtet man sich halt dann in der Woche hat man halt dann vielleicht mehr Stress aber das gehört dazu. Wenn das eine Woche im ganzen Jahr ist, dann ist das halt so.

Pammer: Okay sehr gut, also grundsätzlich sehr positive Einstellung zu dem ganzen Kreislauf aus Wirtschaft, Medien und Sport?

Montagnolli: Man muss da professionell, ja […] ich habe andere Sportarten im Bundesheer gesehen, wie es den Ringerinnen geht, wie es den Eisschnellläuferinnen geht und so weiter.

Pammer: Also wenn kein wirtschaftliches Interesse da ist?

Montagnolli: Ja dann haben die keine […] die können keine Preisgelder gewinnen, die haben wenig Sponsoren, ja dann ist es einfach schwierig das professionell auszuüben. Oder ja, dann bist du halt begrenzt und irgendwann willst du halt mehr verdienen als nur das Bundesheergehalt oder so. Da willst du dir was zusammensparen, und das geht in anderen Sportarten eigentlich so gut wie gar nicht.

Frage 22A: Pammer: Klar. Wie kommt die als weibliche Spielerin am Grandslam diese ganze unter Anführungszeichen Sexualisierung des Sports vor? Also fühlt man sich schon vor allem, wenn dann auch Bilder gemacht werden…

Montagnolli: Ja ich glaube man gewöhnt sich einfach dran. Ganz am […] wenn man jung ist und vielleicht mit dem Körper noch nicht so ganz zufrieden ist oder irgendwie, dann kann das einen stören, oder man verschwendet irgendwelche Gedanken darauf „ma wie schau ich aus, wenn ich das und das mache?“. Ahm […] ich prinzipiell war immer eine Sportlerin, die auf das nicht so viel Wert legt. Für mich war es wichtig, dass der Ball in der Luft ist, auf unserer Seite nicht am Boden geht und auf der anderen am Boden geht. Und egal ja, wenn ich dann manchmal eine komische Bewegung gemacht habe aber solang der Ball in der Luft war, war mir das eigentlich egal. Und es ist auch so, dass einige Teams davon extrem profitieren, weil wenn du dich gut vermarkten kannst, dann kannst du profitieren, dass du gut ausschaust…

Pammer: Sex sells?

Montagnolli: Ja genau! Wenn du einen guten Körper hast, dann ist das auch sehr […] ja dann wollen die Sponsoren auf die oben sein. Was ich zeitweise als unfair, oder ungerecht empfunden hab, eine Zeit lang war eine Beschränkung da von den Logogrößen auf den Hosen

176 der Herren und auch eine Hosenlänge, da hat der Verband […]der wollte so ein bisschen, dass das von dem Skater Look weggeht oder von dem Basketballlook oder so. Das ist aber dann wieder aufgehoben worden. Wenn man sich das anschaut wieviel Fläche ein Mann hat und wieviel Fläche eine Frau hat ja, dann ist da ein Ungleichgewicht. Und das kann man sagen, dass irgendwie bei den Frauen […] dass die den sexy Körper haben können, aber die Logogröße, um das es ja eigentlich geht […]wie viel man gesehen wird, wie oft man gesehen wird haben die Männer einen Vorteil. Wobei wir vom Preisgeld her eine der wenigen Sportarten sind wo international Damen und Herren gleichgestellt sind.

Frage 23A: Pammer: Gut, kommen wir jetzt zu einem ganz anderen Punkt noch abschließend. Wie schätzt du das ein, wie viele Zuschauer im Publikum sind, die eine gewisse Ahnung vom Volleyball haben, gewisse Kenntnisse vom Regelwerk […] und wieviel quasi „Nackerpatzerl“ drinnen sitzen? Ich habe mich nämlich ein paar Videos angeschaut, wo Interviews gemacht worden sind, bei denen sich herausstellt, dass die Leute teilweise einfach überhaupt, also überhaupt keinen Plan haben, aber dann zum Beispiel sowas wie „Side out“ oder so natürlich schreien, obwohl sie nicht wissen…

Montagnolli: Jaja, was das heißt…

Pammer: Ja, was denkst du dir da als Athletin?

Montagnolli: Nein, ich glaube, dass sich schon mehr auskennen. Also vielleicht nicht Profis sind, aber ich glaube, dass ein großer Prozentsatz auch selber spielt und ahm…

Pammer: Merkt man das am unterschiedlichen Publikum zwischen Center Court und Side- Courts?

Montagnolli: Naja, die die extrem sich auskennen und die einfach gute Spiele sehen wollen, glaub ich, dass die auf den Side Courts sind und die, die mehr Party machen wollen […] oder auch Österreicher spielen fast nie am Side Court […] Die die Österreicher einmal sehen wollen und anfeuern wollen, die sind am Center Court. Aber ja aber prinzipiell wenn sie Stimmung machen und positiv eingestellt sind, macht das ja nichts.

Frage 24A: Pammer: Okay und jetzt noch eine Abschlussfrage. Ich habe mit anderen Athletinnen über das Thema geredet, dass in der medialen Ausstrahlung einfach […]teilweise sehr wichtige und gute Spielzüge gar nicht zu sehen sind im Fernsehen, weil dann eben gerade irgendetwas anderes wichtiger ist. Irgendein prominenter Gast gezeigt wird oder halt

177 versucht wird die Ganze ah […]das Ganze einfach aufzubauschen und, dass ein bisschen der Fokus weg ist vom Spielgeschehen. Kommt dir das auch so vor oder nicht?

Montagnolli: Nicht wirklich.

Pammer: Okay, also wir haben da über das Finale geredet von den Schwaigers letztes Jahr, wo halt anscheinend sehr oft David Alaba und andere prominente Gäste eingeblendet worden sind wo eigentlich ganz gute Spielzüge auch zu sehen gewesen wären…

Montagnolli: Das ist beim Fußball auch. Da zeigen sich auch […] keine Ahnung bei den Deutschen wenn die Merkel draußen sitzt, dann zeigen sie das auch einmal und verpassen eine Wiederholung zu zeigen. Ich meine wenn dann gehen sie eh immer nur in den Pausen drauf und das gehört dazu. Und der Alaba ist halt einfach ein Liebling in Österreich und ja…mich interessiert es auch, wenn der da ist, ob der oben einen Spaß hat oder weißt […] so, also nein. Finde ich nicht, also ich finde vor allem wenn man lang genug spielt, dass man in einem Live Spiel ist, hat man eine Stunde Zeit sich zu präsentieren und wenn sie dann in der einen Stunde in insgesamt ah […] acht Minuten irgendwelche Promis zeigen das gehört dazu. Ja wenn der Hirscher dort ist, dann zeigt man den Hirscher her ja und weiß sogar die Wintersportler sind da.

Pammer: Also abschließend einfach ein sehr positives…

Montagnolli: Ja es ist so. Ich habe Höhen und Tiefen mitgemacht in Klagenfurt. Ich habe alle Spiele verloren glaube ich oder halt ich bin nicht aus der Gruppe raus, oder ins Semifinale […]aber es ist ein riesen Geschäft für uns. Es ist extrem wichtig, ohne dem…also das Turnier hat den Sport in Österreich schon sehr viel weiter gebracht weil einfach ja, die Chance da ist wenn man gut ist, dass man Sponsoren bekommt. Das ist nicht in jedem Land so.

Pammer: Ja dann danke vielmals für das Gespräch!

Montagnolli: Gerne!

13.3 Interview 3

Perspektive: Wirtschaft

Transkript Interview Brauunion Österreich Thomas Reisenberger

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Frage 1S: Pammer: Vielen Dank Herr Reisenberger, dass Sie Zeit gefunden haben. Fangen wir gleich an mit der ersten Frage. Haben Sie das Dokument vor sich oder? Zitat von Peter Schröcksnadel „Gösser und das Austria Ski Team gelten als österreichische Topmarken in ihren Bereich. Nicht zuletzt hat diese enge und professionelle Zusammenarbeit dazu beigetragen, dass beide heute eine Nummer 1 Position innehaben“. Wie denken Sie wäre die Erfolgsgeschichte der Marke Gösser ohne die Zusammenarbeit mit den ÖSV denkbar gewesen oder wie hätte es sich sonst entwickelt?

Reisenberger: Naja es ist immer schwierig Erfolg oder Misserfolg auf einzelne Maßnahmen herunterzubrechen. Natürlich gerade bei Markenartikeln […] das besteht aus einer Vielzahl an Aktivitäten. Das fängt beim Produkt an, das geht eben über das Marketing, über Preispolitik. Über viele, viele Dinge. Das heißt man kann nicht sagen, dass eine Marke genau deswegen erfolgreich ist oder nicht. Das wäre ein bisschen zu einfach abgeleitet, aber in Summe sind wir der Überzeugung, dass uns diese Partnerschaft schon etwas gebracht hat. Dass es einfach zwei Partner sind, die gut zusammenpassen. Für uns das Thema Skisport als Nummer eins Position in Österreich. Dort sind wir erfolgreich, da gewinnen wir etwas. Also wir glauben schon, dass es ein wesentlicher Beitrag war, aber das irgendwie so in Zahlen oder was wäre wenn […] das ist ganz schwierig. Das kann man nicht so einfach ableiten.

Frage 2S: Pammer: Okay und welche Ziele verbindet die Brauunion vornehmlich mit Sportsponsoring Aktivitäten?

Reisenberger: Naja bei uns haben an sich […] die Marken mit denen wir im Sponsoring tätig sind überall bereits eine sehr hohe Bekanntheit. Also da geht es jetzt nicht so darum Bekanntheit aufzubauen weil wir mit allen unseren großen Marken jenseits der 90 Prozent Bekanntheit sind. Also ich brauche jetzt nicht sagen Gösser gibt es oder Zipfer gibt es oder Heineken gibt es. Das weiß mehr oder weniger jeder Österreicher. Unser Job im Sponsoring ist eher die Marke mit Leben zu füllen. Wofür stehen wir? Also die Message ist nicht Hallo uns gibt es, sondern die Message ist uns gibt es und wir stehen für das, das oder das. Das heißt uns geht es eigentlich um die Inhalte und um den Fit dieser Sponsorings. Deshalb sind wir mit der Auswahl so genau und kritisch also eben was passt inhaltlich zu uns, worüber können wir auch mit ruhigem Gewissen etwas sagen und nicht nur wie viele Minuten war irgendwo ein Logo im Bild. Weil das ist nicht mehr unsere erste Zielsetzung die wir haben.

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Frage 3S: Pammer: Verstehe. Und wieso glauben Sie jetzt, dass Sportler oder Athleten so begehrte Testimonials sind?

Reisenberger: Naja das ist bei uns gar nicht so leicht zu beantworten. Wir sind eine Brauerei, wir produzieren Alkohol. Das heißt wir müssen da eh weitaus sensibler vorgehen als eine andere Branche. Wir müssen immer aufpassen, dass wir halt das Produkt jetzt nicht in Verbindung bringen mit der aktiven Ausübung von Sport etc. Und darum ist unsere Auswahl bei den Testimonials immer ganz klar: Wer kann glaubwürdig dafür stehen, dass auch nach dem Sport einmal vernünftig und mit Maß und Ziel einmal ein Glas Bier oder zwei Gläser Bier trinkt. Das heißt der muss schon eine gewisse Reife haben, der muss ein bisschen gesettled sein […] also das ist ganz wichtig, dass wir da ja keine falschen Interpretationen zulassen und na klar […] die Wirksamkeit einer bekannten Persönlichkeit ist halt einmal groß. Es gibt eine gewisse Vorbildwirkung, es gibt einfach eine Bekanntheit dieser Person es gibt einen Konnex zum Thema. Das heißt man muss da einfach schauen wie können wir mit unserem Produkt Bier da glaubwürdig und nach allen Regeln der Verantwortlichkeit eindringen?

Frage 4S: Pammer: Es gibt ja jetzt einen einigermaßen neuen Werbespot […] also zur Ski WM in Schladming hat es den gegeben mit dem „Kracherl“ wo die Michi Kirchgasser zum Beispiel war und der Hans Knauß. Wie entscheidet man sich da für eine Person? Passt die vorher schon zum Unternehmen oder formt man die quasi ein bisschen?

Reisenberger: Nein die kannst du nicht […]. Wenn du eine Person formst dann geht es meistens schief weil dann ist es nicht glaubwürdig. Und grad im Fall der Kirchgasser Michi […] durch unsere langjährige Partnerschaft kennt man ja die Person ein bisschen und da haben wir schon gewusst hallo die würde vom Typ her jetzt gut passen zu dem Produkt. Ist ein bisschen ein frecheres Produkt, ein bisschen was lockeres, da brauchst du einen guten Schmäh und das ist das erste Mal, dass wir mit einer Frau gearbeitet haben. Da haben wir gesagt ok bei dem Produkt können wir das einmal machen, weil das einfach ein bisschen ein anderer Zugang ist. Und ich muss wirklich sagen sie hat das dann auch alles bestätigt, sie war die Natürlichste mit der wir jemals irgendetwas gemacht haben. Also bei der ist nichts gespielt, die ist wirklich so wie sie ist. Das ist wirklich phänomenal muss ich wirklich sagen. Die spielt das nicht, die hat ein fröhliches Wesen, die ist so positiv. Die setzt sich hin, die macht auch am Set eine gute Stimmung. War wirklich sehr lustig zu arbeiten mit ihr dort. Muss man schon sagen.

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Frage 5S: Pammer: Passt gehen wir weiter. Wieso geben Sportevents so eine attraktive Plattform für Unternehmen? Wieso ist das beispielsweise viel attraktiver als andere Sponsoring Richtungen?

Reisenberger: Ja also die mediale Plattform ist halt riesig. Und da kann ich halt in den drei großen Sportarten die es halt gibt habe ich einfach eine sehr große und weite Abdeckung. Und wenn ich jetzt über Bier rede und über die größten Biermarken Österreichs dann brauche ich auch eine Breite. Da hilft mir nicht eine kleine Spitze […] irgendwas Insiderzielgruppe. Da muss ich wirklich in die Menge gehen und da ist halt ein Ski-Rennen mit 800.000 bis zu einer Million ein breites Ding. Also es ist sicher einmal das Mediale. Und das Zweite ist auch. [...] Sport ist halt auch eine Emotion. Da kann man mit leben, da kann man mitfiebern, das ist im Skisport […] das ist etwas anderes als wissenschaftliche Themen oder soziale Themen die natürlich auch wichtig sind […] keine Frage aber es ist einfach ein anderer Zugang. Du kannst in diesem Umfeld […] da hast du alles sehr stark emotionalisiert und das ist halt einfach wo der Österreicher als begnadeter Passivsportler halt einfach mit lebt.

Frage 6S: Pammer: Okay und wie versucht man jetzt die verschiedenen Biermarken an des verschiedene Umfeld anzupassen beziehungsweise emotional erlebbar zu machen? Also ich war jetzt gerade in Klagenfurt […] da tritt ja Zipfer schon noch als Partner auf oder?

Reisenberger: Nur mehr als Getränkepartner.

Pammer: Ja das ist mir aufgefallen, weil am Center Court…

Reisenberger: Hätten wir können das Interview in Klagenfurt machen weil am Freitag war ich auch unten.

Pammer: Ah ja ich war auch am Freitag.

Reisenberger: (lacht) Das hätte genau gepasst.

Pammer: Aber da wäre es wahrscheinlich nicht so leise gewesen.

Reisenberger: (lacht) Naja warum ist das so […] unsere Situation ist ja im Gegensatz zu den anderen Brauereien wir sind ja ein Mehrmarkenunternehmen und für uns ist bei sämtlichen Dingen die wir tun unsere Marken zu differenzieren. Also Kaiser Bier hat eine andere Aufgabe als ein Heineken ein Gösser und ein Zipfer und jetzt musst du halt in allen Dingen die du tust […] egal ob es Fernsehwerbung ist oder Promotion ist oder Internet oder im Sponsoring musst du halt schauen, dass du auch eigenständige Kanäle findest, weil sonst ist 181 irgendwann einmal alles gleich. So quasi ist eh egal ob das ein Puntigamer ist, ein Gösser, ein Zipfer […] die machen eh alles gleich. Darum ist eben unser Job gewesen auszuloten welches sportliche Umfeld passt am besten zur Marke. Und so das hat teilweise auch schon historische Gründe weil Gösser ist im Skisport seit 25 Jahren jetzt. Da wäre es jetzt nicht sinnvoll das auf eine andere Marke abzutauschen. Oder es hat im Falle von Heineken…da gibt es einfach Vorgaben aus Amsterdam die sagen „Heineken ist Championsleague“. Da brauche ich nicht darüber nachdenken, ob ich das mache oder nicht weil das ist einfach so. Und so sucht man sich einfach die Felder. Puntigamer hat mehr das Thema Regionalität und Geselligkeit da passt halt ein Fußball besser dazu als ein Tennis angenommen und so hat man halt einfach für jede Marke versucht möglichst eigenständige Felder zu finden.

Frage 7S: Pammer: Okay und was sind jetzt genau die Werte die man mit Gösser in Kitzbühel vermitteln will?

Reisenberger: Ja da geht es ja nicht nur um Kitzbühel. Kitzbühel ist halt ein Teil des Ganzen. Das ist ja keine Einzelmaßnahme bei Gösser. Und bei Skisport eben […] das ist die Nummer 1 Sportart in Österreich und Kitzbühel ist halt das Highlight im österreichischen Wintersportjahr das ist auch das Nummer 1 Event. Und das ist halt schwierig wenn du jetzt das ganze Jahr im Skisport oder die ganze Saison im Skisponsoring aktiv bist und zum Beispiel jetzt Kitzbühel auslassen würdest oder nicht ganz besonders nutzen würdest. Da musst du einfach […] das ist in einem Jahr ohne Olympia, ohne Ski WM ist Kitzbühel das Highlight und kommt halt auch jedes Jahr. Das ist eben der Vorteil, Olympia gibt es nur alle vier Jahre, Ski WM nur alle zwei Jahre. Es ist in Österreich […] was eben für uns ganz wichtig ist. Wir setzten ja fast nur auf die Österreich Events, machen ja im Ausland fast nichts. Und all diese Punkte spielen da halt zusammen, dass man ein Produkt für einen Event auswählt oder auch nicht.

Frage 8S: Pammer: Und jetzt kommen wir zu einer Frage die mich persönlich sehr interessiert, weil das ist eigentlich das Thema meiner Arbeit. Wie Sport teilweise nur mehr Plattform bietet für Wirtschaft und Gesellschaft und eben eigentlich so ein bisschen fast in den Hintergrund tritt neben den ganzen Side Events und Hospitality Geschichten. Also von einer Partner Perspektive aus […] wie schätzen Sie das ein. Wie sehr steht der Sport noch im Vordergrund bei so Prestige Events wie Kitzbühel und Klagenfurt und wie sehr ist das eher schon Bühne, dass man sich präsentiert beziehungsweise, dass im Hintergrund Geschäfte geschlossen werden und so weiter.

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Reisenberger: Ja das ist ein heikles Thema. Aber ich glaube da muss man auch unterscheiden zwischen zwei Dingen. Das eine ist die ganze Geschichte die da jetzt abgeht mit IOC mit FIFA und UEFA was wirklich glaube ich da jetzt an den grundfesten sportlichen Idealen gerüttelt wird. Da geht es wirklich um weltwirtschaftliche Themen und lange nicht mehr nur um den Sport. Das Thema ist jetzt sage ich einmal ein Level auf dem wir sowieso nicht mitspielen und das ist sicherlich kritisch zu beäugen aber das hat mit Sponsoring an sich jetzt nicht wirklich etwas zu tun. Da geht es einfach um weltwirtschaftspolitische Nutzen und so weiter […] das ist nicht ganz unsere Liga. Sonst jetzt auf Österreich Events oder generell […] meiner Philosophie ist halt auch […] ein Sportevent kann nur funktionieren dauerhaft wenn es auf einer soliden Basis aufgebaut ist. Das heißt das Grund […] sagen wir so der Auslöser für einen Event muss eine in dem Fall Sportart sein, die im Mittelpunkt steht. Das heißt das ist entweder ein Skirennen, oder Beachvolleyball oder wurscht was. Aber du kannst keinen Event aufbauen um nichts herum. Das heißt das Fundament ist der Sport und wenn das einmal wegfällt dann kannst du […] Also Beispiel in Kitzbühel war schon des Öfteren ist ein Rennen ausgefallen. Das hältst du durch ein, zwei Jahre weil es halt einfach verständlich ist durch Witterung aber wenn ich halt da drei Jahre kein Rennen habe dann wird da auch keiner mehr hinfahren. Das heißt also diese Basis darf man nie unterschätzen. Die muss einfach auf einem hohen Level sein, wertig sein. Egal was es ist. In Kitzbühel ist es halt ein Skirennen. Und was rundherum passiert […] das hat sich halt einfach entwickelt, weil halt der Sport alleine nicht mehr reicht. Dass du halt auch die Zuschauer brauchst, dass du halt auch das mit VIP Gästen auffüllst, dass du halt einen Side Event hast. Das hat sich einfach sag ich einmal […] eine Entwicklung […] es ist ein Gesamterlebnis. Klagenfurt ist ja ein gutes Beispiel. Klagenfurt ist ja rein vom Sportlichen wenn man sich jetzt einmal […] ob da unten jetzt Argentinien oder Brasilien oder Lettland den Ball herumschießt ist ja Nebensache.

Pammer: Das stimmt, ja.

Reisenberger: Aber in Summe ist es einfach eine super klasse Geschichte die einfach hineingeht. Und wenn aber nicht mehr auf höchstem Niveau der Ball geschossen wird, dann wird das Rundherum auch nicht mehr funktionieren. Das heißt wenn die Basis […] die muss gescheit sein, die muss solide sein und das Rundherum […] das ist einfach der Drang nach Erlebnissen. Glaube es würde kein Luftschlossevent länger als zwei Jahre funktionieren. Das glaube ich nicht.

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Frage 9S: Pammer: Ja ich denke mir vor allem so eine Randsportart wie Volleyball, Beachvolleyball hätte ja sonst auch gar keine Bühne wenn man es nicht Rundherum so aufzieht, oder?

Reisenberger: Beachvolleyball ist ein ganz dramatisch die Situation wenn du sagst außer in Klagenfurt ist das ja in Österreich defakto gestorben wieder. Da gibt es ja keine Masters Tour mehr, es gibt ja nichts mehr. Das heißt da schafft es eigentlich der Jagerhofer aus einer Nebensportart einen Megaevent zu machen weil es gibt halt einfach ein Rundherum. Und trotzdem muss der Sport unten auf höchstem Niveau sein sonst geht das Rundherum auch nicht.

Pammer: Genau, ich habe ein paar Athletengespräche geführt und die haben alle gesagt eben „ohne Klagenfurt wäre es auch nicht möglich Beachvolleyball professionell auszuüben in Österreich und du musst dann quasi bei dem Event teilweise in den Hintergrund treten“.

R: Ja nein es würde nichts anderes geben. Wir waren ja lange Partner bei der Masters Tour. Die Masters Tour gibt es nicht mehr. Also wenn du jetzt österreichischer Beachvolleyballer bist aus der zweiten, dritten Reihe da kannst du nicht einmal wo spielen auf einem guten Niveau. Da kannst du im Freibad spielen, ja. Diese A Cup, B Cup Geschichten […] das ist ja alles ein Trauergespiel was davon übergeblieben ist.

Pammer: Das stimmt ja, es ist schwer mit dem internationalen Niveau Schritt zu halten.

Reisenberger: Absolut. Und darum kommt auch […] also das ist jetzt ein bisschen eine Abschweifung aber ich glaube es ist eine gefährliche Entwicklung für Klagenfurt, wenn einmal keine Österreicher mehr da sind. Und es kommt ja jetzt nicht wirklich viel nach. Dann wird es auch kritisch. Weil da merkst du schon ein Österreicherspiel ist halt von der Stimmung her doch noch einmal eine Spur über den anderen Spielen. Nur wenn einmal Doppler und Horst einmal aufhören, die sind ja auch nicht mehr die Jüngsten […] wer kommt den nach? Der Xandi Huber wird es nicht sein mit seinen 1,75m? Mit aller Freundschaft. Ich kenne ihn und ich mag ihn und wir waren auch Partner bei ihm aber er ist einfach limitiert.

Pammer: Das stimmt, ja.

Reisenberger: Das hilft nichts. Und ich finde es ein bisschen komisch. Der Kleinmann und Co sonnen sich da im Lichte Klagenfurts. Tragen dazu nichts bei. Und letztendlich für Beachvolleyball in Österreich tun sie nichts, oder wenig. Oder wenig Sichtbares[...] je nachdem. 184

Pammer: Ja und im Winter bleibt die Halle sowieso leer bei den ganzen Indoorspielen.

Reisenberger: Also ich bin jetzt kein Sportexperte, aber ich wüsste nicht wer da jetzt in zwei, drei Jahren für Österreich am Center Court steht. Aber da haben Sie vielleicht mehr Einblick als aktive Volleyballerin.

Pammer: Ja ich kenne von den Damen einige die da nachkommen aber an einen Erfolg wie 2013 anzuknüpfen wird nicht leicht.

Reisenberger: Ja dann sind wir wieder soweit, dass am Donnerstag alle Österreicher draußen sind. Das ist auf Dauer nicht gut für den Event.

Pammer: Das stimmt. Okay schauen wir weiter.

Reisenberger: Jetzt habe ich mich verquatscht (lacht).

Frage 10S: Pammer: Glauben Sie […] dass die sportlichen Leistungen noch im Rampenlicht stehen oder…

Reisenberger: Ja. Also ohne denen geht es nicht.

Pammer: Okay weil ich habe ein paar Aussagen gesammelt so quasi, dass es nicht mehr wirklich um den Sport geht sondern die Leute hauptsächlich wegen der Party kommen oder dass sie auch zum Schach gehen würden, wenn dort eine fette Party wäre. Wie sehen Sie das?

Reisenberger: Sie kommen wegen dem Gesamtkunstwerk hin. Beachvolleyball in Klagenfurt, das ist ein Gesamtkunstwerk. Und da muss einfach alles zusammenpassen. Hätte damals der Jagerhofer vor 15 Jahren oder wie lange ist es her […] 20 Jahre Beachsoccer gemacht wäre vielleicht das zum großen Boom geworden. Könnte auch sein ja, du brauchst eine gewisse Attraktivität der Sportart. Also Schach wäre mir jetzt zu übertrieben aber, dass es unbedingt […] in diesem Fall Beachvolleyball sei muss würde ich auch nicht behaupten. Es könnte durchaus was anderes sein.

Pammer: Jetzt trotzdem noch einmal zurück zu Kitzbühel.

Reisenberger: Ja.

Frage 11S: Pammer: Kitzbühel ist ja auch so extrem, dass es jeden Abend eine andere Party gibt und irgendwelche Side Events, Veranstaltungen. Und da haben wir jetzt eh darüber

185 geredet […]das Gesamtgeschehen. Aber es kommen ja wahrscheinlich eine gewisse Anzahl der Leute trotzdem mehr wegen dem Rundumgeschehen hin.

Reisenberger: Kitzbühel […] naja Kitzbühel hat ja sowieso schon einmal aufgrund der Location ein besonderes Flair. Kitzbühel war immer schon so ein bisschen der Treffpunkt des Geldadels. Man hat bekannte Gesichter aus Wirtschaft, Politik, Sport [...] man kann schon sagen man trifft dort alles was Rang und Namen hat. Also die 50.000 Leute die sich zur Abfahrt hinstellen, die wirklich jetzt nur auf der Wiese die Abfahrt sehen oder im Schnee, die kommen schon hauptsächlich wegen dem Sport. Aber dann natürlich auch wegen der Party und wegen dem Fortgehen und das ist eh klar. Aber noch einmal […] ohne Abfahrt würden sie nicht kommen.

Frage 12S: Pammer: Ja aber ich frage mich manchmal ob der ganze Skizirkus so wie wir ihn jetzt kennen bestehen würde wenn es nicht ein so ein Prestige Event gäbe quasi wie Kitzbühel das aus Sponsorensicht den Gesamtaufwand während der Saison wett macht? Ist Kitzbühel nicht auch ein bisschen die Chance andere Sachen in den Vordergrund zu rücken um das Gesamtsystem am Laufen zu halten?

Reisenberger: Nein es geht nicht mehr um andere Sachen. Das würde ich nicht behaupten. Kitzbühel ist die schwerste Abfahrt in der Saison. Wie gesagt, das ist ein Highlight und das Drumherum gibt es ja auch nur in der Form in Kitzbühel auch weil der Vermarkter Weirather gesagt hat er macht da mehr daraus als nur ein Skirennen. Und ich meine wir haben eh […] wir haben auch schon eine Abfahrt in den USA oder Kanada, da fahren sie auch herunter mit 140 km/h, springen 60 Meter weit und dann stehen unten im Ziel 200 Leute.

Pammer: Lake Louise, oder?

Reiseberger: Zum Beispiel ja. Ist genauso im Fernsehen, hat auch 800.000 Leute die sich das anschauen im Fernsehen und es gibt auch einen Sieger und ein Preisgeld. Aber es ist halt nur ein Skirennen. Und das andere ist halt […] da wird das Drumherum um das Skirennen mitgemacht und das ist halt der Unterschied.

Frage 13S: Pammer: In Sölden ist auch jedes Jahr eine riesen Party am Gletscher. Da muss man als Sportler wahrscheinlich auch offen dafür sein, weil sonst die Bühne und das Interesse nicht in bestehender Art und Weise gegeben wäre, oder?

Reisenberger: Naja da musst du dir Schladming anschauen als Beispiel. Schladming ist da ein gutes Beispiel das Night Race. Es gibt glaube ich keinen Skifahrer, der nicht sagt Schladming 186 ist das beste Rennen der ganzen Saison. Weil dort ist einfach die beste Stimmung, da sind die meisten […] du hast von den 40.000 Leuten die dort sind sehen wahrscheinlich 8000 das Rennen nicht einmal weil sie irgendwo hängen bleiben. Bei einem Zelt oder in der Stadt oder in irgendeinem Lokal. Es bleiben ja dann trotzdem 32.000 über die im Stadion das anfeuern und mitfiebern. Das heißt dieses reine Party-Volk, das hast du immer. Das hat sich in Klagenfurt so entwickelt, das hat sich bei den Festivals entwickelt, das hat sich in der Formel 1 entwickelt. Bei Festivals hast du oft Leute die keine einzige Band sehen. Die bleiben einfach am Zeltplatz weil einfach Party ist. Dieses Partyvolk ist […] oder beim GTI Treffen. Es gibt weiß ich nicht GTI Treffen und da sind Leute die einfach nicht annährend einen GTI haben. Aber dort ist Party, dort ist was los, dort feiern wir bis zum Umfallen. Also da muss man einfach davon ausgehen, einen gewissen Prozentsatz an Partytigern die hast du immer. In Sölden genauso. Aber es bleiben noch genug über die da wirklich für eine gute Stimmung im Stadion sorgen und das ist halt in Österreich […] deswegen sind die Österreich Skirennen bei allen Skifahrern so beliebt, weil dort einfach ein Publikum ist. Weil dort eine Emotion ist und eine Feedback auch auf die sportliche Leistung. Dass ein paar nur zum Feiern hinfahren ja damit muss man leben glaube ich.

Frage 14S: Pammer: Dann nächste Frage. Magisches Dreieck aus Sport-Medien-Wirtschaft. Haben Sie das Gefühl, dass sich das immer mehr zum „Bermudadreieck“ unter Anführungszeichen für den Sport entwickelt. Und die Mächte aus Medien und Wirtschaft den Sport ein bisschen verschlucken. Also ist der Sport noch aktiver Mitgestalter, wenn es jetzt da um Sendezeiten, um Regelwerk und Formatgestaltung geht?

Reinsenberger: Naja also ich würde sagen das magische Dreieck ja […] Bermudadreieck klingt schon so ein bisschen negativ besetzt. Aber es geht nicht anders. Die Wirtschaft finanziert den Sport zu einem Großteil, wenn die Medien nicht darüber berichten wird die Wirtschaft nicht finanzieren. Wenn aber die Medien und die Wirtschaft keine Plattform haben, die der Sport bietet, haben sie nichts zu berichten und die Wirtschaft nichts zu finanzieren. Das muss ein faires Miteinander sein und man muss halt schauen, dass jegliche Interessen berücksichtigt werden. Aber ich sage ohne Sport keine Medien, ohne Medien keine Wirtschaft. Also ich glaube schon, dass der Sport da […] und man sieht es ja auch bei den großen Verbänden sieht man ja wie die mächtig sind also ohne dem geht es schon nicht und das wissen die auch.

Pammer: Wie wir vorher gesagt haben jetzt mit Peking […] Olympische Spiele. 187

Reisenberger: Ja wie gesagt da sind wir jetzt wieder auf diesem Level ganz oben, auf dem wirklich auch für mich bedenklichen Level aber das ist halt schon eine Nummer zu groß, dass ich das kommentieren kann. Ich finde es auch bedenklich jetzt, aber das ist nicht das was sich in Österreich abspielt jetzt. Aber das ist eine Entwicklung die wir auch eher sehr kritisch sehen.

Frage 15S: Pammer: Die Interessen von Medien und Wirtschaft sind nicht immer die des Sports. Veränderte Startzeiten zur Generierung höherer Einschaltquoten im Hauptabendprogramm wo dann teilweise keine fairen Bedingungen oder optimalen Bedingungen für den Sport garantiert werden. Oder, dass man Formate verändert, Regelwerke oder kürzere Bewerbe hat so wie Walter Hofer, Präsident von der FIS gesagt hat „Ein Skispringen darf nicht länger dauern als ein Fußballmatch“. Muss sich er Sport formen lassen um wirtschaftliche Interessen erfüllen zu können? Wie glauben Sie wird sich das in Zukunft verändern?

Reisenberger: Also ich sage einmal Entwicklung per se ist ja nicht etwas Negatives. Es entwickeln sich ja alle Dinge weiter. Also alles das sich verändert ist jetzt nicht automatisch schlecht. Aber ich bin auch der Meinung sobald es einmal den Sport grob beeinflusst muss man das wahrscheinlich sehr kritisch sehen, aber es […] ich sage einmal Skirennen in der Nacht, also Night race war jetzt früher technisch nicht möglich. Jetzt ist es technisch möglich, laut Aussagen der Sportler sind das die besten Bedingungen um den Sport auszuüben von der Sicht her weil sie einfach das beste Licht haben. Da gibt es…da haben sie bei Tagesrennen viel mehr Schwierigkeiten und es passt noch dazu optimal in die Sendezeiten hinein. Also wir haben bei den Night races in Schladming 1,3 Millionen, also da hat eigentlich keiner verloren. Da haben alle gewonnen. Es sind auch positive Beispiele für Entwicklung vorhanden. Natürlich, eine Fußball WM in einem Wüstenstaat bei 40 Grad wo keiner kicken kann ist halt das krasse Gegenteil. Da glaubt man halt mit Geld alles machen zu können. Das geht halt nicht. Das sind die Dinge wo ich sage es ist nicht immer alles nur schwarz weiß. Aber eine Regelwerkänderung […] es hat sich im Fußball auch schon etwas geändert, es haben sich im Eishockey die Pausenzeiten geändert von zehn Minuten auf zwölf Minuten. Das sind so Dinge wo ja jetzt der Sport nicht grundsätzlich immer darunter leiden muss. Aber natürlich sobald es einmal ans Eingemachte geht dann muss man schon aufpassen, das ist schon richtig. Aber ich will es jetzt nicht per se verdammen. Vieles hat dem Sport auch weitergeholfen, viele Veränderungen. Und, dass ein Skispringen vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß ist so wie es jetzt ist und das Regelwerk mit Windpunkten hinauf hinunter, niemand kennt sich

188 mehr aus. Kann man schon darüber nachdenken ob sowas noch fernsehtauglich ist. Das Medienverhalten ändert sich einfach der Leute. Es setzt sich keiner mehr hin zwei Stunden und schaut sich einen Bewerb an.

Pammer: Das stimmt.

Reisenberger: Da muss man sich schon ein bisschen anpassen, es hilft nichts.

Frage 16S: Pammer: Okay kommen wir zum Schluss noch zu einem anderen Themengebiet. Thema Hospitality. Welche Rolle spielt Hospitality im Rahmen ihrer Sponsoring Strategie?

Reisenberger: Naja unterschiedlich je nach dem […] je nach Anlass halt den man nutzt. Grundsätzlich ist es uns schon sehr wichtig. Ich meine wir sind eine Brauerei, wir haben ein Produkt, das können wir vor Ort direkt inszenieren. Wir haben auf der Kundenseite jetzt auch nicht direkt Endverbraucher aber Ansprechpersonen aus dem Handel die uns wichtig sind. Das heißt Hospitality ist für uns durchaus ein wichtiges Thema. Und dort wo es für uns Sinn macht, da nutzen wir das natürlich auch mit Einladungen, mit Promotions, mit was auch immer. Das ist schon auch ein Netzwerken, Incentives Geschichten, Kontakte enge […] ja Kundenbindung in Wahrheit.

Frage 17S: Pammer: Genau. Und genau darum geht es jetzt da bei der nächsten Frage. Es gibt ja eine neue Rechtslage mit Compliance Vorschriften. Was ja jetzt nicht nur öffentlich rechtliche Institutionen wie den ORF betrifft, sondern auch die Privatwirtschaft. Dass eben ja Huber Neuper gesagt hat „Unternehmen VIP Karten kaufen wollen, aber nicht wissen wem sie sie geben sollen, was erlaubt ist, wen man einladen darf und so weiter“. Also wie wirkt sich das dann finanziell aus, weil da werden ja dann Unternehmen auch nicht mehr bereit sein so viel zu investieren wenn sie es dann nicht auch im eigenen Interesse nutzen können.

Reisenberger: Da muss man einmal zwei Sachen trennen. Einmal das was Sie gesagt haben mit den öffentlich Rechtlichen […]das ist das was uns nicht trifft, weil wir laden niemanden ein aus der Politik oder was weiß ich. Das ist nicht unser Zugang. Wir laden unsere Kunden ein. Also bei uns geht es um Kunden, das heißt dieses Gesetzt das jetzt da steht das betrifft uns einmal nicht. Was uns schon betrifft ist natürlich […] das sind die unternehmensinternen Richtlinien. Weil viele Unternehmen haben ja Richtlinien, auch wir [...] was das Thema Compliance betrifft. Und da ist man natürlich schon damit konfrontiert wenn die REWE jetzt sagt beispielsweise Einladungen an Lieferanten No, dann fällt dir einmal im Bereich Handel ein wichtiger Kanal weg den du einfach nicht mehr einladen darfst.

189

Pammer: Okay aber diese Regelungen, die legen sich Unternehmen selbst auf?

Reisenberger: Genau, es gibt das Gesetzt, das trifft die öffentlich Rechtlichen. Und es gibt unternehmensinterne Richtlinien. Wo jedes Unternehmen das handhaben kann wie es will, da gibt es ja keine Vorschriften. Und natürlich, dadurch dass immer mehr Unternehmen sich selber Richtlinien auflegen wir halt die Arbeit nicht leichter für viele Veranstalter ihre VIP Räumlichkeiten zu füllen, das ist schon klar. Und natürlich gibt es auch wieder zwei Aspekte. Es gibt den VIP Bereich als Cost Center und den VIP Bereich als Profit Center. Wenn ich jetzt den VIP Bereich als Profit Center habe wie der Hubert Neuper hat oder der Jagerhofer in Klagenfurt und die fallen mir weg, dann habe ich natürlich ein Finanzierungsproblem. Wenn ich es als Cost Center sehe, dann ist es mir lieber es kommen weniger, weil dann kostet es mir weniger. Aber natürlich bei einer großen Veranstaltung wie Kitzbühel oder Klagenfurt, Kulm ist das halt auch als Profit Center aufgebaut. Und da verstehe ich es natürlich schon, dass es schwieriger wird.

Pammer: Genau weil Kitzbühel ist ja in gar keiner Weise von Stadt oder Land finanziert, sondern nur über Medienrechte und…

Reisenberger: Und über Privatwirtschaft ja, die Sponsoren…

Pammer: Genau, und das wir ja dann […] das werden sich dann viele gründlich überlegen, oder?

Reisenberger: Ja. Klagenfurt ist zum Beispiel der VIP Bereich schon kleiner geworden. Man sieht es nicht, aber es ist schon kleiner geworden. Kulm ist auch viel kleiner. Kitzbühel ist noch nicht so […] die schaffen das noch die Veranstalter, aber es wird nicht leichter. Und wenn ein Unternehmen wie die Telecom dich einlädt ist es halt blöd sowas anzunehmen weil du halt drei Wochen darauf schon wieder befragt wirst weil Telecom gehört zu den öffentlich Rechtlichen. Und das sind einfach so Dinge, die es sicher nicht leichter machen. Auch für uns nicht. Vor allem im Bereich des Handels, da gibt es große Ketten, die halt einfach ihre Guide Lines haben. Gastronomie ist einfach, wir haben 35.000 Kunden, da ist fast jeder sein eigener Chef. Der kann selbst entscheiden fahre ich hin oder nicht. Was wir halt auch gemacht haben ist, dass wir halt bei vielen Events kleinere Packages anbieten, die jetzt nicht so wertig sind. Also ein Kitzbühel, ein Klagenfurt Package kostet ja gleich einmal vierstellig. Wenn ich aber sage du fährst zum Night race nach Schladming, dann kostet das halt einen Bruchteil davon und dann ist es auch wieder einfacher Compliance mäßig.

190

Pammer: Verstehe.

Reisenberger: Aber es ist ein heikles Thema. Sowohl für die Veranstalter als auch für die Sponsoren.

Pammer: Ja ich denke mir man will jetzt ein Event aufwerten durch Politiker und so weiter, die wollten das auch nutzen um sich da zu sonnen im Licht des Erfolges. Aber in Zukunft werden sich wahrscheinlich auch Unternehmen auch eher fernhalten um nicht…

Reisenberger: Naja da ist immer die Frage wer lädt den ein? Wer lädt den Politiker ein. Meistens ja nicht das Unternehmen sondern der Veranstalter selber. Also das trifft jetzt uns als Wirtschaft nicht so weil wir laden zum Beispiel keine Politiker ein, das ist nicht unsere Aufgabe.

Pammer: Okay passt, dann haben wir es!

Reisenberger: Haben wir es? Sehr gut!

Pammer: Danke vielmals für die doch ziemlich lange Zeit.

Reisenberger: Das macht ja nichts. Also wenn sie noch Fragen haben bitte einfach melden.

Pammer: Ja danke vielleicht wenn mir noch die eine oder andere Frage einfällt melde ich mich.

Reisenberger: Gerne.

Pammer: Dann danke vielmals! Auf Wiederhören.

Reisenberger: Bitte! Wiederhören.

13.4 Interview 4

Perspektive: Medien (Print - Journalismus)

Transkript Interview OÖN Marlies Czerny 191

Frage 19M: Pammer: Danke Marlies Czerny, dass du dir Zeit genommen hast für das Gespräch. Du warst schon öfter in Klagenfurt und hast von dort berichtet. Kannst du einmal ein bisschen einen Überblick geben wie das als Medienvertreter dort ist, also wie das dort abläuft?

Czerny: Ja Klagenfurt rennt eigentlich für uns sehr luxuriös ab sage ich einmal. Eigentlich wird dir da sehr viel geboten, du hast einmal so deinen Platz, deine tolle Verpflegung von Do&Co, es wird dir dein Red Bull Kasten voll aufgefüllt. Ja es ist einfach super professionell und da wird halt auch geschaut, dass es uns gut geht, weil wir ja doch viel nach außen transportieren. Ja megaprofessionell. Eigentlich muss ich auch sagen neben Kitzbühel die professionellste Veranstaltung. Ich meine Fußball ist auch super aufgezogen immer, aber da ist halt eh so ein Meisterschaftsbetrieb. Da kommst du doch nur einmal jährlich zu den Ereignissen, das ist einfach top.

Frage 20M: Pammer: Okay und haben die Medienvertreter Zutritt zum VIP Bereich, also zu den Hospitality Bereichen der Sponsoren?

Czerny: Nicht generell, aber man kann sich das VIP Band ausleihen, vor allem wenn man […] also ich war zumindest sicher immer einmal, dass ich mit dem Jagerhofer ein großes Interview gemacht habe, oder in Kitzbühel mit dem Weirather. Und da kannst du dir schon Zugang verschaffen. Aber ich sage einmal das ist jetzt nicht meine Intention, dass ich in die Bereiche einblicke. Ich sage einmal mal kann sich ja verschieden akkreditieren lassen in Kitzbühel zum Beispiel da gibt man an welchen Schwerpunkt man wählt Society oder Gesellschaft oder Sport. Das heißt es gibt auch verschiedene Redakteure die hinkommen. Seitenblick Redakteure oder Sportredakteure. Man kann sagen, dass Sportredakteure sich da eher abgrenzen von den Seitenblick Redakteuren weil ja […] man halt über den Sport berichten will nur nicht über das Tamtam rundherum.

Frage 21M: Pammer: Das heißt kommen da auch Medien hin die sonst im Skizirkus- wenn wir jetzt bei Kitzbühel sind – oder bei anderen Tour Stopps im Beachvolleyball nicht unbedingt anwesend wären.

Czerny: Nein. Nein, also es kommen da zum Teil auch Wirtschaftsredakteure oder auch Seitenblick Redakteure vor allem, die sonst nirgends hinkommen. Weil es halt da einmal um etwas anderes auch geht.

192

Frage 22M: Pammer: Und wie würdest du jetzt sagen steht bei Prestige Events Hahnenkammrennen oder Grand Slam noch das sportliche Geschehen im Vordergrund? Oder ist grundsätzlich das mediale Interesse schon mehr an Wirtschaft, Politik und High Society interessiert?

Czerny: Das ist immer die große Frage. Ohne das Rundherum würden die nicht so funktionieren wie sie funktionieren. Es braucht den Sport für das Happening […] aber es ist halt echt immer die Frage wie viele Leute interessieren sich wirklich da für den Sport. Verschwindend gering. Ich habe das auch in verschiedensten Reportagen schon herausfinden zu probiert. Aber ja das ist halt einfach […] ja wie gesagt eine Wechselwirkung von dem Ganzen, dass das so funktionieren kann. Es würde nicht ohne den Sport funktionieren, nicht ohne die VIPs und Promis, nicht ohne die Society Leute. Aber ja mich würde das selbst interessieren, weil es halt immer wieder die Frage ist…

Frage 23M: Pammer: Ja genau, wie viele Leute sind dann auch im Rahmen der Berichterstattung am genuinen Bereich des Sports interessiert. Also an der reinen Berichterstattung? Ich kann dir da einmal ein Statement vorlesen, die die Athleten getroffen haben :„Viele interessiert nicht, ob das Spiel im dritten Satz 15:12 ausgegangen ist, sondern die interessiert wer ist sonst noch aller da? Wen kann man treffen? Ist der Lugner da?“ Wie siehst du das?

Czerny: Naja ich glaube da hat sich generell, jetzt nicht nur auf die zwei Veranstaltungen heruntergebrochen, sondern generell im Journalismus sich einfach getan. Weil die reine Berichterstattung, also ein Match-Bericht, der ist ja auch nicht mehr gefragt durch die Online Medien, den ganzen Fast-food Journalismus und Live-Ticker und sonstigen. Das Ergebnis theoretisch bekommt ja jeder schon mit, da musst du natürlich schon mehr bringen drüber.

Pammer: Da hat man als Medium gar eine Chance mehr mit den ganzen Social Media, wenn man da jetzt irgendeine Zusatz…

Czerny: Ja jetzt nicht nur Social Media Kanäle […] eben die reine Ergebnisberichterstattung, die interessiert im Sportjournalismus kaum mehr jemanden. Weil die Ergebnisse hast du heutzutage über Teletext, über Live-Ticker, am Handy und nicht mehr erst am nächsten Tag in der Zeitung. Das heißt du musst eigentlich schon den nächsten Schritte gehen und halt eben darüber berichten […] ja bei den Veranstaltungen halt auch wer hat was angehabt und wer hat sich weggesprengt (lacht). Ja und es ist halt wirklich für viele Leute nicht wichtig wer da jetzt im Finale steht und spielt, Hauptsache es ist die Action da. Ich meine das ist klar, dass da 193 schon viele […] was heißt viele […] einige sind schon sehr wohl am Sport interessiert, aber vielen geht es halt um das Volksfest, das da inszeniert wird. Und das ist ganz sicher so.

Frage 24M: Pammer: Okay und es wird immer in der Literatur von Infotainment gesprochen. Dass eben Information immer mehr in Richtung Unterhaltung geht. Das trifft auf jeden Fall zu?

Czerny: Ja, die punkten damit auf den Veranstaltungen. Also am heftigsten finde ich eigentlich Kitzbühel. Also die Slalomfahrer sind wirklich arm. Der erste Durchgang am Sonntag am Ganslernhang da […] da ist eine Katerstimmung noch. Die Leute, die haben alle ein fades Aug. Die Hälfte schaut sich das Rennen eh noch im Fernsehen an und kommt dann zum zweiten Durchgang, dann wird die Stimmung eigentlich auch ein wenig besser. Aber ja […] die Leute […] weil sie halt allem vom Abfahrtssamstag ein bisschen erledigt sind.

Frage 25M: Pammer: Verstehe, jetzt sprechen wir einmal den VIP Bereich an. Sehr großes Aufgebot an Wirtschaft und Politik. Wieso glaubst du einfach, dass es so eine attraktive Plattform ist, sich zu präsentieren. Jetzt sagen wir einmal aus Sicht der Politik. Wieso ist Sport […] wieso bietet der Sport so eine attraktive Bühne. Image-Aufbesserung etc.?

Czerny: Ja der Sport, der transportiert einfach Sieger. Und wer lässt sich nicht gerne mit einem Sieger von der Kamera abbilden? Es ist einfach zum Teil […] ich habe das beobachtet schon wirklich peinlich wie sich da manche Politiker aufführen. Drehen sich weiß ich nicht ein Bild wo sie sich eh wegdrehen und kaum etwas mitbekommen und nacher ist der Sieger neben ihnen und dann lächeln sie. Also das ist eigentlich schon peinlich, wenn man das genauer beobachtet. Und ja […] Sport ist halt eine gute Plattform. Transportiert halt eigentlich etwas Positives wie Bewegung und Dynamik und Zielorientiertheit. Und etwas Besseres gibt es für Politiker nicht um sich zu zeigen.

Frage 26M: Pammer: Okay und sagen wir […] wenn man jetzt in Kitzbühel ist als Medienvertreter, unter wieviel Personen ist man da […] also ist das möglich, dass man da von einem Sportler ein gescheites Interview bekommt?

Czerny: Nein! An so einem Wochenende […] vergiss es! Die Geschichten passieren nicht da. Die werden auch abgeschottet eher wo es verständlich ist. Du kommst ins Hotel eigentlich nicht einmal mehr wirklich hinein. Und wenn du über Kitzbühel eine gute Geschichte mit einem Sportler willst, dann mache ich das Interview zwei Wochen davor. Wenn die noch nicht in dem Modus sind, wo sie noch eine Ruhe haben. Weil Kitzbühel selbst ist ein

194

Ausnahmezustand, da kapiert keiner mehr was weil […] das bringt nichts. Und im Ziel selbst die Interviews, die ersten Statements […] die sind so viel Wert wie eine heiße Luft die da aus dem Kaffeeautomaten herauskommt. Das ist einfach […] das wie an einem Löwengehege das Zielgelände. Ich weiß nicht ob du das kennst. Da ist einfach die Absperrung. Nacher gibt es da Radio dann Print. Und Print ist eigentlich sowieso immer das letzte Glied. Dann fangen sie an bei ORF, Ö3 […] also der ORF alleine holt schon fünf Statements ein von einem Athleten. Nacher kommt er zu den anderen Radiostationen und nacher zu ausländischen TV Stationen und nacher […] bis er beim Printbereich ist, hat er das was eh nanona ist schon zehn Mal gesagt. Und dann bekommt er noch einmal die Frage „Na wie ist es gerennt?“. Ja was will er da sagen? Kann ja nichts mehr Gescheites herauskommen. Und dementsprechend wertlos ist sowas. Und ja […] so wie in einem Löwengehege. Der Athlet ist das Stück Fleisch und da scharren sich dann fünfzehn Journalisten von Tageszeitungen und die Kronenzeitung halt gleich mit zwei oder drei…weil sie sich in aller Fläche präsentieren wollen. Und ja…dann ist da vorne der Athlet, da ist der Zaun und alle hechten sich da hinaus. Dass ich als 1,60m großes Mädel kann mich vielleicht noch über andere Schultern mit meinem Diktiergerät da nach vorne. Und was der gesagt hat höre ich mir dann danach am Band an. Also sinnlos.

Frage 27M: Pammer: Okay du hast jetzt gerade die Kronenzeitung angesprochen. Kronenzeitung ist ja Sponsor und Partnermedium. Genauso wieder ORF, der ja die Exklusivrechte hat bei der Berichterstattung. Wie glaubst du, ist da überhaupt eine neutrale oder kritische Berichterstattung möglich, wenn man wirtschaftlich so verflochten ist?

Czerny: Ja dieser Medien nicht. Wenn irgendwie etwas Kritisches berichtet wird einmal, weil manchmal trauen es sich Redakteure halt doch ein bisschen was dort auch. Aber dann kommt am nächsten Tag sofort eine andere Geschichte, also ja da könnte man auch Beispiele nennen wenn mir jetzt etwas einfällt…

Pammer: Also ich habe mit einem Vertreter vom ORF gesprochen, der gesagt hat, dass in der Causa Fenninger schon versucht wurde beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, kritisch zu hinterfragen etc.

Czerny: Der ORF vielleicht. Krone definitiv nicht! Also das mit der Fenninger habe ich zu wenig verfolgt. Aber es gibt ja auch Fälle davor wo es um einen Marcel Hirscher geht oder so. Da wird brutalste einseitige Berichterstattung betrieben.

Pammer: Da geht es um die wirtschaftliche Abhängigkeit wahrscheinlich die man hat?

195

Czerny: Ja!

Frage 28M: Pammer: Da gibt es auch ein Zitat von Luhmann 1996 dazu „Alles was wir wissen, wissen wir durch die Medien“. Wie groß glaubst du, dass die Macht der Medien ist hinsichtlich Inszenierung und ja […]Verzerrung der Realität?

Czerny: Ja schon sehr groß. Vor allem halt bedenklich wenn die großen Medien halt so verbandelt sind mit einem Verband dem halt eine mächtige Person vorsteht. Also das ist schon ziemlich absurd. Wobei ich sage heutzutage wenn man von Medien spricht gehören ja auch die Social Media Kanäle dazu. Und da hat man dann eh gesehen was eine Fenninger auch wieder bewirken kann. So eine Möglichkeit und Plattform hätte ein Goldberger damals noch nicht gehabt wo auch Geschichten aktuell waren. Und ich glaube das heutzutage schon jeder einzelne auch noch mehr Möglichkeiten hat […] seine Macht auch irgendwie auszuspielen und darzulegen als früher wo das noch schwieriger war. Aber ja es ist halt…die Leute nehmen halt gewisse Sachen so oberflächlich aus, dass halt eine Schlagezeile reicht. Und wenn die gegen die Fenninger zielt ja…nacher automatisch ja […] Fenninger böse. Und wie willst du auch in einem Medium wie der Kronenzeitung, wo du halt zwei Spalten hast…wie willst du die ganze Komplexität der Dinge darlegen? Geht halt auch nicht. Da hat man halt irgendwie eine Verkürztheit und Verknapptheit…

Frage 29M: Pammer: Also wir haben jetzt gesprochen von der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Ist eh klar das magische Dreieck Sport, Medien, Wirtschaft besteht natürlich. Nehmen wir das Beispiel Skirennen…der Sport will faire Verhältnisse, die Medien sagen wir brauchen aber Einschaltquoten, ich will andere Startzeiten…am Abend zum Beispiel. Oder wie gesagt, dass man Kitzbühel um Zeiten ansetzt, wo […] da gab es eine Diskussion nach dem Slalom, wo zwischen Abfahrt und Slalom die Zeit zu knapp bemessen war weil es rein um die Einschaltquoten geht. Wie glaubst du jetzt wird sich das entwickeln? Werden da rein die Medien die Richtung vorgeben, oder hat der Sport auch etwas mitzureden, weil er so eine wertvolle Ressource ist? Oder wird sich der Sport einfach anpassen müssen?

Czerny: Ja es sollte sein, dass der Sport den Takt vorgibt, aber […] ich finde es selber oft absurd wenn man hört wie es zu diversen Zeiten oder sonst etwas kommt. Also es ist eigentlich erschreckend welche Macht da ausgespielt wird…

Pammer: Es ist eigentlich nicht vorteilhaft einseitige Machtverhältnisse aufkommen zu lassen, weil ich denke mir wenn eines von den beiden Systemen wegbricht funktioniert es nicht mehr. Aber im Endeffekt ist nur eines wirklich der Macht Pol. Beim Gespräch mit dem ORF wurde 196 gesagt, dass an einem Sonntag Nachmittag mit Formel 1 und Fußball zusammen über eine Million Zuschauer erreicht werden. Und wenn man da eben nicht auf die Bedürfnisse des Sports eingeht auf Dauer…

Czerny: Ja ich glaube dass trotzdem, dass auch die Athleten zu wenig gemacht haben da aufzubegehren. Dass man auch immer wieder irgendwie mit Aufständen, da wo die Athleten sagen „He so nicht“[…] aber es ist richtig schwer, dass das auch umgesetzt wird. Ich habe das auch im Hinterkopf mit den Startzeiten, aber wo genau das war weiß ich jetzt nicht.

Frage 30M: Pammer: Nein mir geht es auch um Großveranstaltungen wo das dann auch so gedreht wird unter Anführungszeichen, dass in Mitteleuropa einigermaßen annehmbare Startzeiten sind dann. Dann aber Athleten sagen „He das hat nichts mehr mit fairen Bedingungen zu tun“. Was im Endeffekt dem Sport und der Leistung schadet mehr oder weniger.

Czerny: Ja ich meine was halt da in Europa Thema ist […] ich weiß nicht ob das jetzt beim Grand Slam oder in Kitzbühel so markant ist, aber halt vor allem auf die Übersee Rennen in Amerika bezogen, das stimmt schon, dass die halt nacher zu unserer Prime time sein müssen.

Frage 31M: Pammer: Im Zuge des Gespräches mit dem ORF sind auch Meldungen gefallen zum Beispiel, dass man letztes Jahr einfach geschaut hat, dass man einfach ein Rennen herunterbringt in Kitzbühel, dass der Party kein Abbruch getan wird. Und Sport ist eigentlich nur ein Teil der Party. Findest du das auch so extrem?

Czerny: Ja!

Frage 32M: Pammer: Das was wir vorher angesprochen haben […] glaubst du aber, dass Kitzbühel und Klagenfurt einfach Ausnahmeevents sind, die quasi einfach eine Vehikel- Funktion einfach nur erfüllen um einfach das ganze Sportgeschehen aufrecht zu erhalten? Weil einfach so viel hineinfließt und man dann bei so hohem medialen Interesse vielleicht auch bzw. vor allem selbst von der Plattform profitieren will?

Czerny: Ja das sind halt die zwei Highlights im Jahr. In Kitzbühel gibt es halt dann meistens noch irgendein anderes Großereignis, aber auf das konzentriert sich alles. Es gibt halt praktisch immer noch die Woche, was halt für die Schweizer das kleine Kitzbühel ist, aber in Wahrheit ist Kitzbühel einfach…

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Pammer: Glaubst du, dass Kitzbühel und der immense gesellschaftliche Stellenwert für manchen Sponsoren Anreiz genug ist die ganze Saison über als Förderer aufzutreten? Wie wichtig ist es dann, dass man dort alles umsetzt und das Publikum erreicht? Wird da mit Ellenbogentechnik gearbeitet?

Czerny: Ja. Und der Druck ist halt dementsprechend groß, dass man alles durchpeitscht, weil was schon alleine die Ausfallversicherungen kosten würden […] Und dürfte im Fall dann wirklich ein großer Schaden sein. Ich meine ich weiß nicht ob du vielleicht eh mit Weirather und Jagerhofer und so auch sprichst,oder…

Pammer: Leider nicht.

Czerny: Weil die reden da schon immer von Summen und Schäden, wenn das nicht durchgepeitscht würde sage ich einmal…

Pammer: Ja klar.

Czerny: Und da hat jetzt der Athlet […] der weiß he die werden sich nie so einig sein und sagen das ziehen wir nicht durch wobei es halt an einem gewissen Punkt schon wirklich gefährlich wird für sie. Weil irgendeiner wird trotzdem hinunterfahren. Sie werden nie die Einigkeit erzielen, auch intern nicht. Was auch wieder verständlich ist, aber da ist einfach der Druck so groß…

Pammer: Also das Risiko ist sehr hoch. Nur um der Wirtschaft zu entsprechen oder vor allem im eigenen Sinne?

Czerny: Ja es ist halt das prestigeträchtigste Rennen. Vielen Leuten ist der Hahnenkammtitel mehr wert wie eine Olympia-Medaille. Es ist halt einfach […] ja Hahnenkammsieger. Wenn du Kitzbühel gewonnen hast […] und da riskierst du halt einfach alles und gibst alles. Und wenn die Rahmenbedingungen halt einfach zu gefährlich werden, dann vertraust du trotzdem noch darauf, dass der Veranstalter die Sicherheit gewährleisten wird aber da riskiert man sicherlich schon viel.

Frage 33M: Pammer: Wenn du jetzt dich vorbereitest auf eine Berichterstattung von so einem Großevent, wie schaut das aus. Planst du da…wird da ein gewisser Platz quasi schon eingeplant in der Zeitung und planst du von dem dann wieder einen gewissen Bereich über den genuinen Bereich des Sports? Ist das vorher schon einigermaßen vorgegeben, oder wie es sich ergibt?

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Czerny: Ja bei so Großereignissen […] denen räumt man doch mehr Platz ein im Normalfall und da fängt man doch auch schon ein, zwei vielleicht sogar drei Wochen vorher schon einmal zum Nachdenken an was könnten wir da machen? An dem Wochenende selber hast du keinen Zugang mehr zu den Athleten, oder schwierig. Da versuchst du eher eine Stimmungsgeschichte zu machen…

Pammer: Aber was machst du dann direkt vor Ort?

Czerny: Direkt dort?

Frage 34M: Pammer: Genau, was machst du dann vor Ort genau? Da fängst du wahrscheinlich dann vom Geschehen rundherum so viel wie möglich ein? Irgendwelche Sachen, die andere…

Czerny: Ich sage jetzt einmal […] im Idealfall über sowas hat man mindestens einmal eine Doppelseite oder vielleicht eineinhalb oder zwei Seiten. Und da geht es halt immer um irgendwelche Features […] irgendwelche Rundum-Stories. Im besten Fall die ganzen Society Sachen die gliedert man in die Rubrik aus wo sie hingehören […] eben in die Klatsch und Tratsch Spalten, dass das nicht im Sport Platz findet. Was halt immer wieder Thema ist wo du das hintust an so einem Tag. Das kann man ja auch nicht ganz genau planen. Aber am Wochenende selber direkt vor Ort schaut man halt schon, dass man ein bisschen eine Stimmungsgeschichte einzufangen. Vielleicht auch noch wenn man irgendwen trifft für ein Interview. Und ja das rein Sportliche natürlich auch. Und vor allem in Kitzbühel kommt es ja oft zu Verschiebungen und wettertechnischen Geschichten […] Oder du machst eine Reportage wie die Strecke präpariert wird. Dass du mit dem Naglich runterfährst und dir die Streif selber gibst. Oder wo die arge Geschichte war mit dem Grugger Hans, wo er nacher wieder gekommen ist […] dass man mit ihm nacher die Strecke abfährt. Also es gibt schon so viele Teilaspekte her. Und da ist es auch interessant bei so einem großen Rennen, dass man halt sich auch irgendwelche andere Hintertürchen sucht für Geschichten. Und ich sage jetzt einmal ein großes Interview mit dem Marcel Hirscher über Kitzbühel, oder früher auch sehr interessant der Herrmann Maier über Kitzbühel. Das Interview hat man schon im Dezember eingefädelt und mit ihm über das geredet. Weil so kurz vorher einfach so viel Aufmerksamkeit auf das Ganze ist, dass es zu viel wird und die nicht mehr die Zeit dazu haben.

Pammer: Und du wirst halt auch versuchen sagen wir, in deinen Interviews auch ein paar Aspekte anzusprechen, die nicht nur sportinteressierten Personen einen Mehrwert bieten… 199

Czerny: Ja. Das auf jeden Fall.

Pammer: Die Leute haben das Rennen gesehen oder hören es im Radio. Zu welchem Teil ist es gefragt dann sportspezifische Themen, technische Details, Material etc. anzusprechen?

Czerny: Ja das wir schnell fad […] rein über technische Details und Zeiten oder Ergebnisse zu reden…das ist nicht mehr gefragt! Und ich habe dann einmal eine Geschichte gemacht mit den ganzen Freundinnen und Frauen der Rennfahrer wie es ihnen da unten im Ziel geht. Oder mit den Müttern. Man holt sich einfach echt irgendwelche anderen Aspekte her, weil einfach alles schon so breitgetreten und ausgelutscht ist irgendwann, dass es halt einfach noch ein bisschen etwas anderes suchen willst. Man merkt das Feedback der Leser ja auch an den Klicks oder wie auch immer, dass das halt auch die Leute nacher oft interessiert und eben nicht das was der im Ziel zum fünfzehnten mal […] ja und da hat der Schwungansatz nicht gepasst und das und das. Also rein das Sportliche, das rückt halt auch glaube ich generell in der ganzen Sportberichterstattung mehr in den Hintergrund weil […] es ist halt auch fad ein wenig.

Pammer: Ja und das andere hat einen Unterhaltungsaspekt…

Czerny: Das ist halt auch das, was man den österreichischen Skifahrern oft vorwirft, dass sie halt zu einheitlich sind und nicht mehr ausbrechen wollen, was halt der ÖSV lange versucht hat, dass er halt die Athleten auf eine Linie bringt. Sieht man eh…

Pammer: Fenninger?

Czerny: Ja genau welche Probleme es dann gibt. Aber ja wirklich verkaufen tust du vielleicht schon andere Leute. Mehr alleinstehende Leute…

Frage 35M: Pammer: Wir haben dann auch noch das angesprochen […] da geht es jetzt mehr um das Fernsehen. Aber dass halt wirklich oft während des Spiels […] sagen wir es ist ein guter Ballwechsel in Klagenfurt und es werden der Gabalier, der Alaba oder irgendwelche Politiker eingeblendet weil damit wahrscheinlich irgendwie das Event aufwerten will oder es geht um Prestige. Wie siehst du das? Nimmt das Überhand?

Czerny: Ich habe sie mir nie im Fernsehen angeschaut die Veranstaltungen, weil ich immer nur eben selber […] darum kann ich das eigentlich schwer beurteilen.

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Pammer: Wenn während eines tollen Ballwechsels der mediale Fokus nicht am Spielfeld ist sondern auf der VIP Tribüne um durch Promi-Bilder einen Mehrwert zu schaffen […] wie siehst du das?

Czerny: Ja gut es ist halt die Frage auch gerade beim Volleyball […] wie viele Leute beschäftigt jetzt wirklich der reine Sport am Platz […] so ehrlich muss man dann auch sein, dass es da einfach echt um mehr geht.

Frage 36M: Pammer: Ja aber wenn einfach eben wirklich nicht das eine Event wie wir vorher schon gesagt haben im Jahr da ist, wo die Leute auch die Möglichkeit haben Party zu machen […] wäre das ganze Jahr über […] hätte der Sport wahrscheinlich überhaupt keine Bühne weil auch kein Geld da wäre. Also wenn man das nicht irgendwie attraktiv verpackt…

Czerny: Ja es geht nicht nur so um die Partys, sondern es ist halt auch für die Sportler verdammt wichtig. Und weiß ich nicht wer da […] ich glaube Swatch ist in Kitzbühel […] oder nein in Klagenfurt und Smart glaube ich die Automarke. Und ich weiß auch, dass für den Doppler Clemens zum Beispiel das so wahnsinnig wichtig ist bei dem Turnier dann gut abzuschneiden, weil das ist halt einmal im Jahr die große Möglichkeit sich und die Sponsoren dann halt auch zu präsentieren. Ohne die Plattform wissen die Sportler halt dass es nicht funktionieren würde […] und in Klagenfurt nehmen sie es halt dann auch in Kauf, dass sie die mit der Wirtschaft teilen.

Pammer: Ich denke mir das wird genau das Gleiche sein wie in Kitzbühel. Der Sponsor denkt sich „Hey da habe ich so und so viele views, clicks, likes […] Berichte.“ Man wird in Verbindung gebracht mit High Society. Und dafür ist man halt dann vielleicht auch bereit, dass ich die ganze restliche Saison über finanzielle Unterstützung zu gewähren.

Czerny: Ja und der Weirather sagt […] der vergleicht eigentlich das Hahnenkamm Rennen immer so mit dem Wirtschaftsgipfel in Davos auf sportlicher Ebene, aber dass du halt so viele Leute, wichtige Leute triffst und dass halt noch in einer […] wie sagt er immer […] im Norweger Pullover an der Gösserbar. In lockerer Atmosphäre.

Pammer: Bei der Weißwurstparty?

Czerny: Ja genau. Wäre auch ein interessanter Punkt […] weiß nicht ob das für dich interessant ist, aber die Antikorruptionsregel…

Frage 37M: Pammer: Ja die Compliancevorschriften wollte ich gerade ansprechen.

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Czerny: Ja, dass das halt […] einer der heftigsten Punkte für sie finanziell […] dass da große Einbußen sind.

Pammer: Das glaube ich. Die Kontakte die da geschlossen werden und Geschäftsanbahnungen die stattfinden […] findest du es verhältnismäßig da so strenge Richtlinien einzuführen?

Czerny: Das ist halt das, das für mich auch interessant wäre einmal herauszufinden was ist da gerade abgeschlossen worden. Schwierig zu sagen.

Pammer: Ja aber das lässt sich…also das wird wahrscheinlich eh nicht nach außen getragen. Es wird sich schwer zurückverfolgen lassen was da genau besprochen wurde, oder?

Czerny: Ja, das erfährt man so nicht […] aber es wäre interessant.

Pammer: Beim ORF gibt es ja da sehr strenge Vorschriften […] deine Meinung nach zu streng?

Czerny: Ja sehr streng!

Frage 38M: Pammer: Wenn du jetzt unter Anführungszeichen ein neutrales Medium bist und keine Exklusivrechte hast bzw. als Partner auftrittst […] wie sieht das da aus? Habt ihr wahrscheinlich nicht so…

Czerny: Schon, haben wir schon. Aber es ist nicht so heftig wie beim ORF. Weil beim ORF hat es Bedenken gegeben […] also da waren wir einmal…wo waren wir denn da? Bei irgendeinem Skiweltcup Rennen in Gröden glaube ich und da hat uns der ÖSV zu einem klassischen Südtiroler Essen eingeladen und der ORF-ler hat wirklich sagen müssen das ist wahrscheinlich über 20 Euro oder keine Ahnung wo das liegt die Grenze und er kann nicht kommen. Also so heftig ist es bei uns nicht aber die […] also da geht es halt echt nur um Ethik.

Pammer: Aber ich verstehe nicht wieso man das so auf die Art verschleiern will, weil das liegt ja im Endeffekt eh offen, dass Abhängigkeiten da sind und jeder vom anderen profitiert. Da hat es in der Vergangenheit wahrscheinlich konkrete Fälle gegeben aufgrund derer man das verschärft hat…

Czerny: Ja hat es…

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Frage 39M: Pammer: Das Thema Damen und Herren im Sport und die unterschiedliche Behandlung von Seiten der Wirtschaft und der Medien. Frauen punkten mit knappen Outfits und Männer mit mehr Werbefläche hat es im Interview mit Sara Montagnolli geheißen. Wie ist das in der Print-Berichterstattung wenn man da ein Bild auswählt sage ich jetzt einmal vom Grand Slam. Unterschiede zwischen Frauen und Männern? Bei den Männern vielleicht ein bisschen kämpferischer und bei den Frauen schon wo sie gut ausschauen? Wählt man das bewusst aus?

Czerny: Ich nicht. Aber ich bin eine Frau (lacht).

Pammer: Also das gesamte Thema Sexualisierung im Sport meine ich…

Czerny: Jaja. Ich habe dazu mit der Babsi Schett einmal ein Interview geführt, weil beim Tennis ist es ja jetzt auch nicht so anders. Und ja […] die sagt auch Sex sells und du hast halt eigentlich auch mehr Möglichkeiten als Frau sozusagen. Beim Beachvolleyball sind ja auch immer die Regelung […] mit der…

Pammer: Bikini? Maximalen Bikinibund mit sieben Zentimeter?

Czerny: Ja genau. Und sowas ist halt eigentlich schon ein Wahnsinn.

Pammer Aber es wird nicht anders funktionieren wahrscheinlich?

Czerny: Ich weiß nicht, also ich habe jetzt da in der Bildauswahl […] da gibt es einfach ein cooles Foto oder kein cooles Foto und da geht es mir auch eher um die Aussage des Bildes und nicht um irgendeinen optischen Reiz. Aber das ist jetzt meine Sichtweise, ich weiß nicht ob das die männlichen Kollegen anders sehen.

Pammer: Ich habe noch mit keinem darüber geredet. Mich interessiert nur ob es vielleicht auch gewisse unter Anführungszeichen Vorschriften gibt wie man weibliche Athleten präsentiert, weil mir kommt immer vor das ist so ein großes Thema aber wenn man es dann im Detail anspricht gibt es eh nicht wirklich konkrete Beispiele.

Czerny: Ja ich weiß nicht […] Aussehen hilft auf jeden Fall im Bereich der Vermarktung, das lässt sich sicherlich nicht abstreiten.

Frage 40M: Pammer: Zukünftig […] was glaubst du, was ist die große Challenge für alle Medienvertreter, damit man das junge Publikum quasi bei der Stange hält, die alle mit

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Facebook aufgewachsen sind. Oder geht man auf das gar nicht so ein und bleibt seiner Linie treu? Oder ist man auch im Netz aktiv?

Czerny: Ja die Verlagerung Richtung Online ist sicher da. Trotzdem ist halt das Kerngeschäft der Printbereich. Und das ist eh jetzt die große Challenge für alle Medien […] das ist die Frage wie man das erhalten kann. Mit Social Media, Facebook […] ist sicher das Thema auch für sich zu nutzen. Weil man schon merkt was den Leuten auch gefällt und was nicht…

Pammer: Man sieht es gleich an den Likes und Kommentaren oder?

Czerny: Genau. Aber die Verdienstmöglichkeiten sind eben über das Printgeschäft vorhanden und nicht Online. Und da ist eben die Frage…inwiefern bringt man die Leute noch zu Printprodukten hin. Aber das ist halt eh die Einserfrage für alle.

Pammer: Wenn du das wüsstest wärst du schon Chefin, oder?

Czerny: Genau (lacht).

Frage 41M: Pammer: Jetzt ist mir gerade noch eingefallen […] wenn du jetzt sagen wir eine Berichterstattung bringst aus Kitzbühel zum Beispiel. Wie sehr muss man das aufpassen, dass man nicht zu sehr ins Private geht? Wird man da […] gibt es da schnell auch einmal irgendwelche Beschwerden wenn man versucht quasi etwas möglichst unterhaltsames zu bringen für die Medien?

Czerny: Ja aber so die eigene Privatsphäre stecken eh die Athleten ab und die wissen eh was sie preisgeben wollen und was nicht. Ich sage einmal wenn du einen Athleten besser kennst dann erzählt er dir sicher mehr als wenn du als Society Reporter genau so eine Geschichte machst und zum ersten Mal in deinem Leben mit dem redest. Ich sage einmal ich war dann sechs Jahre mit den Skifahrern unterwegs und da kennst du sie halt dann auch schon. Die wissen ja dann auch was können sie dir erzählen und was nicht. Und sicher gibt es immer wieder grenzwertige Geschichten vor allem wenn du es über andere Zugänge probierst, aber defakto…

Pammer: Aber die Konkurrenz ist jetzt nicht so groß mit anderen Medien, dass du da krampfhaft…

Czerny: Also für die Oberösterreichischen Nachrichten nicht, nein. Aber ich sage einmal wenn ich bei der Heute, Österreich oder Kronenzeitung wäre, dann hätte ich vielleicht einen Stress mit diversen Geschichten die man halt dann hat oder nicht hat. Aber ich glaube als 204

Qualitätsmedium hast du einfach auch einen anderen Zugang als ein Boulevardmedium. Wenn der Hermann Maier seine neue Flamme oder Zwillinge präsentiert dann wäre es natürlich der Supergau für eine Kronenzeitung wenn sie das nicht hätte. Aber wo wir sagen können, ja geht auch nicht die Welt unter wenn man das vielleicht nicht so aktuell oder exklusiv oder als Erster hat.

Pammer: Okay danke Marlies, super passt!

Czerny: Bitte, ich hoffe ich habe dir irgendwie weiterhelfen können!

15.5 Interview 5

Perspektive : Medien (TV – Journalismus)

Transkript Interview ORF Thomas Gonaus

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Frage 1M: Pammer: Danke Thomas Gonaus, dass du dir Zeit genommen hast für das Interview. Fangen wir gleich an, erstes Zitat von Luhmann 1996 „Die Wahrnehmung der Welt ist durch die Medien konstruiert“. Also alles dass wir wissen, wissen wir durch die Medien. Wie sehr simplifizieren oder mediatisieren die Medien deiner Meinung nach die Realität. Also wie weit, wenn ein Sportevent übertragen wird, wie weit kann man das beeinflussen was die Rezipienten dann auch wahrnehmen…

Gonaus: Zu sehen bekommen...

Pammer: Ja genau!

Gonaus: Ich meine es ist ja in vielen Fällen sowieso so, dass, wenn ich jetzt das Fernsehen hernehme, zum Beispiel in den USA gar nicht unüblich ist bestimmte Dinge überhaupt zeitversetzt auch live zu übertrage mit einem bestimmten Zeitversatz von ein paar Sekunden oder ich weiß nicht wie lang das genau ist, um da eben noch reagieren zu können sollte da etwas passieren. Also insofern wird da sicher eingegriffen, auf jeden Fall. Mediatisierte Realität…

Pammer: Inwiefern muss sich der Sport an die telegenen Anforderungen anpassen deiner Meinung nach? Was erwarten sich die Leute?

Gonaus: Natürlich geht es auch […] ich denke jetzt wieder an Fernsehen [...] natürlich auch wieder um Kamerapositionen. In dem Fall dann will man doch möglichst spektakuläre Bilder auch, die das Publikum sehen will in den meisten Fällen. Sozusagen da möglichst interessante immer neue Kamerapositionen zu finden um das dem Publikum dann auch vermitteln zu können… eine bestimmte Dramatik oder ja Schwierigkeit. Brauch ich nur schauen […] Skirennen, es ist auch ganz schwierig oft mit normalen Kamerapositionen Hangneigungen einzufangen um das praktisch dann irgendwie dem Publikum näher zu bringen ja. Da wird sehr, sehr viel getüftelt und versucht denke ich auch um das irgendwie rüberzubringen. Ansonsten, ja ich glaube was da sicher auch hineinspielt ist der Punkt irgendwie mitten drinnen zu sein jetzt mit den immer neueren Kameras.

Pammer: Helmkamera?

Gonaus: Genau, wie es in Schladming versucht worden ist mit der Helmkamera. Wie das teilweise mit dem Radsport auch versucht wird auch mit Kameras am Sattel zu arbeiten beziehungsweise auch am Lenker um da irgendwie mitten drinnen mitten dabei zu sein im

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Geschehen also insofern richtet sich da sehr, sehr stark auch das Medium nach den Anforderungen der Rezipienten oder der Zuschauer dann ja.

Frage 2M: Pammer: Wie weit würdest du jetzt sagen ist der Unterschied zwischen einer Person die vor Ort ist, und einer Person die das Geschehen am Bildschirm wahrnimmt? Also wie groß ist die Macht der Medien zu verzerren unter Anführungszeichen?

Gonaus: Naja sicher bei demjenigen der vor dem Fernseher sitzt größer als bei demjenigen der sich das vor Ort quasi anschaut. Wobei ja du eigentlich oft dann durch das Fernsehen erst… du bekommst einfach viel mehr mit in manchen Fällen als wenn du das nur so siehst. Du hast die Möglichkeiten mit Zeitlupen zu schauen. Beispiel Fußball um wieder auf ein Beispiel zu kommen. Bestimmte strittige Situationen, Elfmeter, Tor wie auch immer. Der Zuschauer im Stadion sieht das einmal und kann dann mit seinem Nachbarn vielleicht diskutieren war´s ein Tor oder war´s kein Tor? Aber der Zuschauer vor dem Fernseher der bekommt das aufbereitet mit Zeitlupen und unterschiedlichsten Kameraeinstellungen wo dann natürlich ja […] entsprechend die Realität beeinflusst wird aber ich bekomme doch ein anderes Bild von dieser Situation dann wenn ich das vorm Fernseher mitverfolge als nur im Stadion sehe.

Frage 3M: Pammer: Und es wird immer wieder von einer Simplifizierung gesprochen. Also, dass die Medien alles möglichst einfach und abgeflacht aufbereiten. Das ganze was eigentlich kompliziert ist beim Sport […] Regelwerk, Material etc. lässt man eher raus. Man geht eher Richtung Unterhaltung, Dramatisierung…

Gonaus: Das sehe ich bis zu einem gewissen Grad nicht unbedingt so, weil wenn ich schaue Skispringen wird eigentlich jetzt immer komplizierter ja. Und komplexer was in den letzten Jahren so passiert ist mit Wind und Gate Faktoren. Also da ist es zum Beispiel sicher nicht so. Da ist halt dann das Fernsehen sozusagen dann gefordert das zu transportieren, dieses doch sehr komplexe, komplizierte Regelwerk. Formel 1 wird das genauso versucht um jetzt darzustellen eben mit Einblendungen wer jetzt noch wieviel Prozent überhat von seiner kinetischen Energiereserve oder sowas, oder Geschwindigkeiten, G-Kräfte, also sowas…besonders durch Grafiken wird das in manchen Bereichen glaube ich schon sehr aufbereitet..

Frage 4M: Pammer: Also du bist nicht der Meinung, dass der typische Sportjournalist von einem Informierer zum Unterhalter wird?

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Gonaus: Bis zu einem gewissen Grad schon, weil Unterhaltung doch einen sehr, sehr hohen Stellenwert hat denke ich auch. Gerade in der Sportberichterstattung. Natürlich wird´s diese Sportfreaks geben, oder gibt´s die Sportfreaks jetzt im Zuschauerbereich, die halt wirklich nur das Sportliche haben wollen. Aber ich glaube den großen Teil, sozusagen die größere Masse des Publikums erreicht man nur oder wird man nur erreichen, wenn man bestimmte unterhaltende Elemente genauso auch dabei hat. Um sozusagen jetzt nicht nur rein den Sport an sich zu präsentieren sondern halt auch ein bisschen ein Rundherum mitzugeben.

Frage 5M: Pammer: Wie würdest du das einschätzen, beispielsweise bei einem Skirennen, wie viele sind da am genuinen Bereich des Sports interessiert und wie viele…

Gonaus: Es ist unheimlich schwierig das jetzt zu sagen jetzt auf den Skisport bezogen weil das ja auch von Rennen zu Rennen verschieden ist. In Kitzbühel spielt das Rundherum eine riesengoße Rolle als Beispiel. Oder ja […] gerade [...] gut ich kenne jetzt die Rennen in Österreich, da wird halt wirklich geschaut rundherum Rahmenprogramm zu bieten. Wenn ich Flachau hernehme mit Veranstaltungen in der Pause […] man will einfach dem Publikum was bieten vor Ort. Vor dem Fernseher ja […] natürlich ist es von Rennen zu Rennen unterschiedlich weil jetzt Kitzbühel hat halt doch einen relativ großen Stellenwert da habe ich dementsprechend viel Sendezeit wo eben auch dementsprechend viel von dem ganzen Rundherum in die Berichterstattung einfließt an dem Wochenende. Kleinere Rennen unter Anführungszeichen […] da gibt’s wahrscheinlich dieses Rundherum gar nicht. Ich weiß jetzt nicht wie es zum Beispiel in Italien üblich ist […] wird es genauso geben, aber da ist einfach von der Sendezeit her wahrscheinlich gar nicht so viel Platz um das auch so zu transportieren.

Frage 6M: Pammer: Wieso glaubst du, dass Sportevents aus Perspektive der Medien eine so wertvolle Ressource darstellen? Wieso lässt sich das so gut vermarkten?

Gonaus: Weil der Sport denke ich einmal einfach sehr, sehr viele Leute interessiert und eben auch unterhält sage ich jetzt einmal. Also es ist in vielen Bereichen so, dass einfach jeder glaubt zumindest, dass er mitreden kann (lacht). Wir haben 8 Millionen Fuballteamchefs in Österreich (lacht). Teamchefs und Teamchefinnen […]. Nein das sagt man immer so schön […] 8 Millionen Teamchefs in Österreich. Ich glaube, dass das einfach ein […] ja gerade in Österreich der Sport bis zu einem gewissen Grad etwas ist, das viele interessiert, besonders der Skisport. Ja natürlich gibt es genauso Sportarten wo jetzt das Interesse nicht so groß ist […] auch wenn ich das im Fernsehen herzeige wo ich dann die Einschaltquoten nicht habe. Aber besonders wenn ich die Nationalsportarten wie es so schön heißt hernehme […] Skisport

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[…] da sind dementsprechend die Einschaltquoten hoch, da ist der Zuschaueransturm bei den Rennen sehr, sehr hoch. Also ich glaube schon, dass der Sport, Fernsehsport einen sehr, sehr hohen Stellenwert hat. Und deshalb natürlich auch für ein Medium interessant ist um dadurch auch Einschaltquoten zu erzielen. Also ich kann da jetzt wieder ein Beispiel bringen. Habe nur geschaut zufällig Sonntag Nachmittag, da war parallel Formel 1 und Fußball. Da hast du mit beiden zusammen an einem Sonntag Nachmittag vor dem Fernseher […] auf ORF 1 gelaufen ist Fußball, und am 2er Formel 1 oder umgekehrt egal aber da hast du parallel dann gehabt eine Million Zuschauer. Und das an einem Sonntag Nachmittag wo noch dazu das Wetter auch noch schön war wenn ich mich richtig erinnere. Das bekommst du sonst mit nichts. Da kannst du Spielfilme spielen Ende nie. Also eine Million Zuschauer Sonntag Nachmittag hast du sonst nicht nein. Ich glaube das ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel, das einfach zeigt, dass der Sport doch sehr, sehr interessant ist…

Frage 7M: Pammer: Und dadurch besteht natürlich auch eine sehr große Abhängigkeit zwischen Sport und Medien? Ist das Abhängigkeitsverhältnis gleichmäßig oder überwiegt es auf einer Seite?

Gonaus: Natürlich, es ist eindeutig ein Abhängigkeitsverhältnis, weil ich denke, dass der Sport […] der Sport braucht Medien um sich zu präsentieren um für das Publikum interessant zu werden. Bis zu einem gewissen Grad je mehr mal eben vertreten ist, umso größer wird auch zum Teil noch das Interesse für eine Sportart. Auf der anderen Seite, da kommen dann natürlich auch die ganzen Sponsorengeschichten dazu […] je mehr vertreten in den Medien desto interessanter für Sponsoren. Auf der anderen Seite braucht aber das Medium genauso auch den Sport um eben beispielsweise Einschaltquoten zu erzielen und da sozusagen sich auch zu positionieren.

Frage 8M: Pammer: Bei Prestige Events wie Klagenfurt oder Kitzbühel, steht da das sportliche Geschehen noch im Vordergrund oder stellen VIPs und Wirtschaft […] also das Geschehen abseits der Piste das mediale Interesse dar?

Gonaus: Ich denke das ist von Medium zu Medium zu einem gewissen Teil unterschiedlich. Also es sind natürlich [...] das stimmt in Kitzbühel und Schladming auch Medien vor Ort, die also zu normalen Weltcup Rennen oder Beachvolleyturnieren nicht fahren. Wenn ich Society Berichterstattung hernehmen, werden da sicher viele da sein, die sonst nicht vor Ort sind. Aber natürlich spielt dort das Rundherum insgesamt eine sehr, sehr große Rolle. Beispielsweise Kitzbühel wo man halt sieht […] da werden halt dann Rennen auch irgendwie

209 durchgepeitscht um halt sozusagen auch der Party keinen Abbruch zu tun […] also zumindest denjenigen die da sind und rundherum die Partys feiern, dass die halt auch ein Rennen zu sehen bekommen. War im letzten Winter wo man halt dann geschaut hat irgendwie ein Rennen herunterzubringen. Das Rundherum hat gerade bei diesen beiden Events einen sehr, sehr hohen Stellenwert ja auf jeden Fall. Der Sport […] ich würde nicht sagen, dass er in den Hintergrund gerät, aber er ist einfach Teil dieser Party.

Frage 9M: Pammer: Und wie denkst du würde es aussehen, wenn jetzt nur der genuine Bereich des Sports übertragen werden würde? Wäre es dann überhaupt möglich, dass so etwas „wertvolles“ unter Anführungszeichen wie in Kitzbühel oder Klagenfurt entsteht?

Gonaus: Das glaube ich mit Sicherheit nicht. Den Mythos Kitzbühel […] klar, Klagenfurt hat auch eine Sonderstellung. Aber den Mythos Kitzbühel macht zum einen die Streif an sich aus. Die Schwierigkeit der Rennstrecke, die attraktiven Rennen. Aber genauso auch die Partys, das Rundherum, die VIPs die da sind. Und deshalb glaube ich jetzt […] nur rein das Rennen in Kitzbühel wäre mit Sicherheit auch spektakulär, aber […] da auch in der Berichterstattung wirklich auch das Rundherum einen sehr, sehr hohen Stellenwert hat […] Stichwort […] sind wir wieder bei der Unterhaltung eigentlich. Unterhaltungsfaktor den der Sport auch hat…

Frage 10M: Pammer: Und gibt es da bestimmte Vorgaben? Wenn ich auf das Interesse der Zuschauer eingehe, dass ich weiß mit so und so viel Prozent muss ich den VIP Bereich mit reinnehmen, damit ich alle zufrieden stelle?

Gonaus: Das kann ich dir jetzt ehrlich gesagt nicht beantworten. Also wir machen schon Kitzbühel auch von uns jetzt im Salzburger Studio aus, wobei da bei uns im Prinzip wirklich das Sportliche hauptsächlich im Vordergrund steht. Wir bekommen dann zum Teil aus Tirol Geschichten zugeliefert was das alles Rundherum betrifft. Wir selbst machen nur das Sportliche in Kitzbühel. Wie das jetzt […] wenn ich jetzt das Fernsehen hernehme, ob das da an sich Vorgaben hat oder wie das die Kollegen in Wien dann machen das weiß ich jetzt nicht. Ob es da intern vielleicht Regelungen gibt, dass man sagt […] wir brauchen so und so viel diesen Anteil an Berichterstattung rundherum um das Sportliche das kann ich dir leider gar nicht sagen.

Frage 11M: Pammer: Wieso glaubst du, dass sich vor allem politische Akteure oder Personen öffentlichen Interesses so gerne in dem Rampenlicht und Ruhm von Sportevents und Athleten sonnen? Welche positiven Image- Auswirkungen hat das?

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Gonaus: Ja weil erfolgreiche Sportler […] es ist ja so, dass sie sich dann mit den erfolgreichen Sportlern sonnen in den meisten Fällen, weil erfolgreiche Sportler sicher vom Publikum als sehr attraktiv wahrgenommen werden, positiv besetzt dann mit Sicherheit. Und ich denke das nutzen halt in dem Fall dann viele aus um ein Stück vom Kuchen mit abzubekommen, um ja […] positiver besetzt zu sein oder halt mit zu schwimmen sozusagen […] im Ruhm des erfolgreichen Sportlers oder Sportlerin.

Frage 12M: Pammer: Ok ich lese was vor und da hätte ich gerne deine Meinung dazu: „Der ORF hat als öffentlich rechtlicher Sender die Exklusiv Rechte im Skizirkus, da es laut ÖSV Präsident Schröcksnadel in Österreich nicht üblich ist, dass der Zuschauer für den geliebten Skisport zahlen muss. Zugleich könnte man allerdings auch sagen, dass der ORF und seine Journalisten keine Konkurrenz fürchten müssen, vor allem weil Skisport der absolute Quotenrenner ist. Also vorsichtig ausgedrückt, das sind nicht die besten Voraussetzungen für eine objektive und kritische Berichterstattung, weil eben mit den privaten Sendern nicht wirklich ein Konkurrenzverhältnis besteht“. Quasi der ORF muss nicht darum fürchten, dass ihm das weggenommen wird. Wie glaubst du wirkt sich das aufgrund dieser Abhängigkeit, wirtschaftlichen Abhängigkeit auf die Qualität und vor allem Objektivität der Berichterstattung aus?

Gonaus: Gute Frage. Das ist das was immer wieder auch kritisiert wird von außen […] Freunderlwirtschaft oder so verhadert…

Pammer: Oder kann man das vielleicht eher bei einem Partner- Medium behaupten? Weil der ORF ja […] der hat die Exklusiv Rechte…

Gonaus: Aber ist kein offizielles Partnermedium sozusagen. Ja [...] als Partnermedium, ich glaube, dass es da noch, gefühlt noch offensichtlicher ist. Aber ich glaube, dass am Beispiel, um jetzt ein jüngstes Beispiel herzunehmen […] Anna Fenninger, dass da doch auch von uns beide Seiten abgedeckt wurden, beide Seiten zu Wort gekommen sind oder ihre Standpunkte darlegen konnten. Also, dass man sich da jetzt nicht auf eine Seite, beispielsweise auf die Seite des ÖSV geschlagen hat in diesem Konflikt, sondern, dass man da natürlich auch dem Management der Anna die Möglichkeit gegeben hat sich dazu zu äußern obwohl das Management das oft gar nicht wollte. Aber ich glaube, dass man da doch halbwegs ausgewogen in der Berichterstattung war an diesem Beispiel sozusagen. Ansonsten ist es auch für mich von der Einschätzung her ein bisschen schwierig, weil das im Prinzip ein eigenes Team ist, eine eigene Truppe, die im Prinzip im Winter dann mit diesem Team unterwegs ist

211 ja wo wir jetzt eigentlich im Landesstudio gar nicht so drinnen sind in dieser Mannschaft quasi. In der Weltcup Mannschaft des ORF sozusagen, die die einzelnen Weltcups miteinander fährt. Aber ich glaube schon,, dass wir halbwegs kritisch auch bestimmte Dinge ansprechen, hinterfragen. Dopingskandal Turnin damals, also ich glaube schon dass das passiert.

Frage 13M: Pammer: Okay. Jetzt gehen wir eher zur wirtschaftlichen Seite. Der ORF ist ja nicht auf Gewinn ausgerichtet, aber die ganzen Töchter sind es schon habe ich gelesen. Das heißt auf Deutsch man wird immer nach mehr Leistung, nach mehr Einnahmen, nach besseren Formaten streben und größerer Abdeckung streben. Wie glaubst du, dass sich dieses Erzielen von Gewinn und generell der Finanzierungsanreiz der Unternehmen in Zukunft mit den sportlichen Interessen vereinbaren lässt? Medienvertreter wollen lieber Nachrennen und bessere Sendezeiten, spätere Startzeiten für mehr Einschaltquoten. Und die Sportler sagen, dass die fairen Verhältnisse darunter leiden. Wie glaubst du wird sich das in Zukunft gestalten?

Gonaus: Ich glaube schon, dass da bis zu einem gewissen Grad sozusagen die Medien die Richtung vorgeben. Man sieht es auch bei Olympischen Spielen und so weiter, wo sehr, sehr oft Beginnzeiten nach idealen Fernsehzeiten auch gerichtet werden, speziell jetzt auch dann für Europa bis zu einem gewissen Teil. Wo Beginnzeiten so angepasst werden, dass es für Europa noch halbwegs tragbar ist. Fußball Weltmeisterschaft […] ja das gleiche. Ich meine in manchen Fällen geht es halt einfach nicht anders, da beginnen Spiele um 3.00 in der Früh, das lässt sich dann nicht verhindern, aber ich denke schon, dass da bis zu einem gewissen oder sehr, sehr hohen Grad die Medien die Beginnzeit vorgeben. Wobei […] Stichwort Skisport und Nachtrennen es ja auch wieder so ist, dass da Österreich denke ich eine Sonderrolle einnimmt, was die Nachtrennen betrifft weil […] Beispiel Flachau die ARD oder ZDF, also die deutschen Sender gar nicht daran interessiert sind an einer Beginnzeit 20.15 Uhr. Also die übertragen das dann zum Beispiel auch gar nicht weil sie sagen […] zweiter Durchgang Nachtslalom 20.15 Uhr bei uns im Programm zieht deutschlandweit nicht. Also da hast du halt in Österreich einen sehr, sehr hohen Marktanteil, erreichst aber damit beispielsweise in Deutschland […] was halt einem Ort wie Flachau dann schon sehr wehtut bis zu einem gewissen Grad auch wahrscheinlich, weil ja doch ein sehr, sehr hoher Prozentsatz der Gäste auch aus dem deutschen Raum kommt […] aber da ist es zum Beispiel so, dass die deutschen Sender das gar nicht live dann herzeigen aufgrund dieser Beginnzeit. Da nimmt Österreich in diesem Fall dann denke ich schon eine Sonderrolle ein. Grundsätzlich ist es schon so, dass die

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Medien […] wenn sie den Sport sozusagen zur Prime time zeigen dem Sport auch gewissermaßen […] ja einen Dienst erweisen weil dann sicher viel mehr Sponsoren sagen werden, dass sie da auch dabei sein wollen. Es wäre auch nicht optimal wenn man ein Rennen/Match zeigt wenn alle Leute in der Arbeit sind oder ja […] Schule oder wo auch immer. Dann würden die Sponsoren sagen, dass sie nichts davon hätten was auch wiederum stimmt. Also jeder muss sich gewissermaßen anpassen damit alles optimal funktioniert […] und der Sport muss eben wenn er monetäre Mittel erlangen will bereit sein die Vorgaben der geldgebenden Institutionen zu erfüllen. Natürlich spreche ich da jetzt von Fußball, Skisport […] ja Formel 1 und dann gibt es eh schon nicht mehr wirklich etwas mit dem man die angestrebten Zahlen erzielen kann, oder die angestrebten […] ja […] Zuschauerzahlen. Bei anderen Sachen steht das nicht zur Debatte, dass man den Bewerb sag ich jetzt mal […] so legt, damit den möglichst viele sehen können außer ja wenn jetzt ein besonderes Ereignis ist aber das ist dann halt die Ausnahme. Ist halt immer die Frage ob die Leute die Sportart vielleicht attraktiver finden würden wenn man sie öfter bringen würde […] aber ja grundsätzlich wird schon versucht für alle das Optimum herauszuholen auch wenn ab und zu vielleicht der Sport ein bisschen weniger zu Wort kommt und die anderen die Richtung vorgeben.

Frage 14M: Pammer: Glaubst du, dass das so weit gehen wird, dass die Medien auch gewissermaßen in das Regelwerk oder die Spielzeiten, oder hingehend zu einer attraktiveren Form des Spiels eingreifen um den Unterhaltungsfaktor hochzuhalten? Immer attraktiver, schneller, simpler?

Gonaus: Naja bis zu einem gewissen Grad richten sich die Sportarten schon sehr, sehr stark danach. Skispringen […] Walter Hofer zum Beispiel, der da in den letzten Jahren sehr, sehr viel bewegt hat sagt immer sagt, glaube ich „eine Live- Eventsportveranstaltung darf nicht länger dauern als ein Fußballmatch“.

Pammer: Okay als das bedeutet, die Bereitschaft ist schon auch von Seiten des Sports da?

Gonaus: Ja die Bereitschaft ist da sich anzupassen und sozusagen diesen Weg auch mitzugehen um natürlich eine Sportart telegener zu gestalten, sprich vielleicht auch kurzweiliger zu machen. Um eben Beispiel Skispringen herauszugreifen […] drei Stunden ein Springen anschauen wenn immer wieder wegen Wind verzögert wird und so weiter […] ich glaube in unserer schnelllebigen Zeit werden da nicht mehr viele Leute vor dem Fernseher sitzen bleiben. Und da hat sich doch das Beispiel Skispringen sehr, sehr stark danach

213 gerichtet, angepasst mit den Windregeln und Gate Regeln um eben solche Springen dann im Falle des Falles durchzubringen und in einer halbwegs kompakten Zeit durchzubringen. Und ich denke das ist auch in sehr vielen anderen Sportarten so, dass man schaut bis zu einem gewissen Grad sich da anzupassen um das kompakter zu gestalten und auch auf die Wünsche der Medien bis zu einem gewissen Grad einzugehen. Speziell natürlich jetzt einmal das Fernsehen, weil es vor allem in der Live Berichterstattung eine sehr, sehr große Rolle halt spielt.

Frage 15M: Pammer: Jetzt ein paar abschließende zukunfts- gerichtete Fragen. Worin besteht deiner Meinung nach aktuell die größte Challenge der Medien um dem Publikum des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, das alles via Social Media oder anderen Portalen live verfolgen kann. Wie tritt man da attraktiv auf, vor allem gegenüber dem jungen Publikum?

Gonaus: Ich denke, dass man sehr, sehr stark […] weil du Social Media ansprichst auch diesen Bereich mitreinnehmen sollte und muss. Die Interaktion, Kommunikation mit dem Publikum […] das da irgendwie auch mitreden unter Anführungszeichen können soll, sich einbringen kann vielleicht mit Fragen sich direkt an Kommentatoren wie auch immer […] Dass man sich da wirklich auch in die Sendung miteinbringen kann wie es eh in vielen Fällen schon gemacht wird. Alles was jetzt mit Mails, oder irgendwelchen Twitter Meldungen wo man dann vielleicht mitdiskutieren kann, Fragen stellen kann an Experten die vielleicht gerade live ein Ereignis kommentieren […] Formel 1 Alexander Wurz beispielsweise. Also das glaube ich spielt schon eine sehr, sehr starke Rolle und da grade in dieser schnelllebigen Zeit wo jeder sein Handy bei der Hand hat und permanent irgendwo im Internet surft glaube ich muss man auch diese Möglichkeit dem Publikum bieten sich da zu beteiligen.

Frage 16M: Pammer: Es tritt immer wieder der Begriff „Infotainment“ auf. Du hast vorher gesagt Information ist wichtig, aber wahrscheinlich wird der Anteil der wirklich sportaffinen Personen auf Dauer…

Gonaus: Wird auf Dauer wahrscheinlich eher weniger werden und du wirst wirklich […] das „Tainment“ wird wahrscheinlich einen größeren Bereich in Zukunft einnehmen. Bin überzeugt davon, ja.

Pammer: Und versucht man deshalb auch im Zuge eines Interviews sozusagen das Level möglichst flach zu halten um alle Personen damit anzusprechen? Man wird bewusst nicht zu viele technischen Diskussionen anreißen in Analysen […] sondern redet eher über die

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Vorbereitung und vielleicht ein paar private Geschichten damit möglichst viele Zuschauer interessiert bleiben?

Gonaus: Ja da muss man einfach einen Mittelweg finden, dass du sowohl die zufriedenstellst, die sehr, sehr sportaffinen […].die Sportfreaks, dass du die zufrieden stellst. Aber genauso auch diejenigen die vielleicht in dem Thema jetzt nicht so drinnen sind. Dass du für die auch irgendwie einen Ansatz findest, dass du sagst ich stelle auch für die interessante Fragen wo die dann sagen „okay da habe ich jetzt auch einen Mehrwert“ oder „okay da habe ich jetzt auch wieder etwas Neues erfahren“. Also diesen Mittelweg denke ich muss man auf jeden Fall finden. Und ja vielleicht immer irgendwie so […] gerade wie es bei uns in den Radiogeschichten auch ist, unser Publikum von Radio Salzburg wenn ich das hernehme ist doch zum Teil auch sage ich jetzt mal älter […] dass man sich oft selbst auch die Frage stellt wenn man eine Geschichte macht „was würde jetzt meine Oma interessieren, was würde die vielleicht gerne hören?“.

Pammer: Also vor allem mit dem Fokus auf eine generationenübergreifende Berichterstattung?

Gonaus: Ja genau, dass man da den Mittelweg findet sowohl für denjenigen, der nicht so drinnen ist in dem Thema Interessantes zu bringen, das so zu gestalten, dass er etwas Neues erfährt, dass er was mitnehmen kann. Und genauso auch für den, der drinnen ist, den Sportfreak. Dass der nicht sagt „okay völliger Schwachsinn, interessiert mich nicht“. Das ist glaube ich gar nicht so einfach.

Frage 17M: Pammer: Okay, jetzt noch ein anderer Bereich zum Schluss. In meiner Arbeit geht es auch sehr stark um die Hospitality Bereiche und die Geschäfte, die da gemacht werden die nicht zu unterschätzen sind. Sprich um Compliance Vorschriften […] „Bestechung“ durch Karten etc. Gibt es da beim ORF bestimmte Richtlinien an die es sich zu halten gilt?

Gonaus: Es gibt die Richtlinien ja, weiß jetzt gar nicht ob ich das so nach außen tragen darf. Aber man weiß wie man sich zu verhalten hat. Ab einem bestimmten Wert sozusagen darfst du sowieso überhaupt gar nichts annehmen, auch keine Einladungen annehmen. Da gibt es einen bestimmten Grenzwert und das muss alles genehmigt werden. Zum einen da bei uns im Haus abhängig […] weiter auch nach oben da gibt es eine Compliance Stelle auch im Haus also das muss alles genehmigt werden. Es gibt sehr klare Regelungen.

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Frage 18M: Pammer: Jetzt möchte ich noch einmal ganz kurz das ansprechen vor allem in Klagenfurt. Das Promi Aufgebot. Man versucht schon, dass man daraus als Medium einen Mehrwert generiert? Gib es Zuschauer die deiner Meinung nach nur wegen dem Meet and Greet ein Event besuchen?

Gonaus: Ja, aber mir persönlich muss ich sagen ist es oft schon ein bisschen zu viel. Ich komme halt jetzt aus der Ecke Sportberichterstattung. Ich muss sagen, wenn ich nur rein jetzt den Sport will dann denk ich mir oft jetzt sehe ich zum fünfzehnten Mal den Herrn Gabalier im Bild, oder zum fünfzehnten Mal den Politiker oder den Promi […] also mir persönlich ist es oft zu viel schon.

Pammer: Genau diesen Punkt habe ich mit Klagenfurt - Athletinnen angesprochen und die haben gesagt „Ja während dem Finale der Schwaigers ist 10 Mal der Alaba eingeblendet gewesen wo eigentlich interessante Ballwechsel waren“. Du siehst den Ballwechsel dann zwar in der Wiederholung aber…

Gonaus: Ja […] mir persönlich ist es auch oft in vielen Fällen zu viel wo ich mir denke persönlich schau ich mir das jetzt an, dass ich das Spiel sehe. Damit ich das spannende Finale vielleicht sehe in Klagenfurt und ich will jetzt nicht irgendwie den Herrn Alaba sehen oder so.

Pammer: Aber gibt es deiner Meinung nach Zuschauer die nur zu sportfremden Zwecken vor Ort sind. Um prominente Gäste zu sehen beispielsweise?

Gonaus: Ja genug. die fahren nur hin um zu schauen, wer ist sonst noch dort, wer schaut sich das an. Ja natürlich. Also da auch wieder sehr schwierig die Balance zu finden in der Berichterstattung

Pammer: Okay passt Thomas, Dankeschön für das Interview!

Gonaus: Kein Problem, gerne!

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13.6 Interview 6

Perspektive: VIP/Co- Kommentation/Sport

Transkript Interview Alexandra Meissnitzer

Frage 1V Pammer: Danke Alexandra, dass du dir Zeit genommen hast für dieses Gespräch. Sprechen wir zur Beginn gleich den Bereich der Events direkt an. Inwiefern glaubst du stehen in der Spaß- bzw. Eventgesellschaft des 21. Jahrhunderts noch die rein sportlichen Werte wie „schneller, höher, stärker“ im Vordergrund und zu welchem Teil gilt die Aufmerksamkeit den Events und Parties?

Meissnitzer: In den letzten Jahren hat sich das sicher ein bisschen verändert, wobei ich finde, dass beides seine Berechtigung hat. Abgelöst würde ich nicht sagen, die Werte „schneller, höher, stärker“ sind nach wie vor ausschlaggebend und es ist ganz entscheidend, dass die sportliche Leistung erbracht wird. Aber natürlich kommt jetzt dazu, dass das Gesellschaftliche und der Showcharakter immer mehr wird und, dass sich die Leute das auch erwarten. Sportveranstaltungsbesuchern reicht es nicht nur den Sport zu sehen, sondern man hat auch den Wunsch bis zu einem gewissen Grad unterhalten zu werden.

Frage 2V Pammer: Sprechen wir Kitzbühel an. Wieviel Besucher sind deiner Meinung nach alleine bzw. primär aufgrund des Rennens vor Ort?

Meissnitzer: Die Streif ist natürlich schon etwas Besonderes. Einerseits hat man die Heros, die sich auf der allergefährlichsten Strecke die Abfahrt hinunterstürzen und andererseits besteht ein sehr gut durchdachtes und brillantes Konzept was die Unterhaltung anbelangt. Die VIPs spielen speziell im Medienbereich eine absolut große und tragende Rolle. Das merkt man immer wieder, wenn Superstars oder wichtige Personen aus der Politik vor Ort sind. Mit denen wird die Veranstaltung auch promotet und davon lebt das Ganze. In erster Linie geht es natürlich schon um das Rennen, aber die Leute reisen danach nicht sofort ab sondern besuchen auch die riesengroße Siegerehrung und machen danach noch ordentlich Party. Die Veranstaltung ist auch eine sehr gute Werbung und Einnahmequelle für die gesamte Region.

Frage 3V Pammer: Aus der Perspektive einer ehemaligen Sportlerin...Ist es dir lieber die Anzahl der Besucher ist höher auch wenn manche offensichtlich nur der Party halber gekommen sind?

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Meissnitzer: Der Sportler an und für sich steht schon am Start mit dem Ziel die Leistung zu bringen und natürlich dem Willen dieses Rennen zu gewinnen. Das hat viel mit dem Ruhm und der Ehre zu tun, die mit dem Sieg beim Hahnenkammrennen verbunden sind. Das Rennen in Kitzbühel ist wirklich ganz etwas Besonderes, aber besonders wird es vor allem erst durch die Aufmachung der gesamten Veranstaltung. Und wenn man natürlich vor so einer Kulisse ein Rennen gewinnt ist das schon ein Unterschied zu einem Sieg in Lake Louise, wo nur wenige hundert Zuschauer sind. Deshalb ist es für den Sportler durchaus sehr positiv wenn er durch die Show zusätzlich noch ein bisschen gepusht wird.

Frage 4V Pammer: Ein Sportjournalist vom ORF hat es in Bezug auf Kitzbühel so formuliert, dass „Sport ein Teil dieser Party ist“. Empfindest du das auch so extrem, oder…

Meissnitzer: Der Sport ist ein sehr wesentlicher Teil. Wesentlich deshalb, weil die Veranstaltung ohne den Sport nicht stattfinden würde. Die Menschen fahren hin weil es ein Rennen gibt. Wenn das Rennen am gleichen Tag abgesagt wird, ist das eine andere Situation als es heißt von vornherein „das Rennen findet nicht statt“, weil dann findet die gesamte Show nicht statt. Obwohl der Sport ein ganz wichtiger und grundlegender Teil ist, stimmt es aber schon, dass das Rundherum immer wichtiger wird aber ich sehe das nicht ganz so negativ.

Frage 5V Pammer: Okay. Stellen deiner Meinung nach Athleten im Rahmen von Prestige Events neben Politik und Wirtschaft immer noch die Protagonisten dar, oder werden sie immer mehr zu Randfiguren? Man spricht immer von der Instrumentalisierung des Sports bzw., dass der Sport für sportfremde Interessen missbraucht wird.

Meissnitzer: Naja missbraucht…

Pammer: Oder nicht so negativ formuliert, dass der Sport ein Vehikel für sportfremde Interessen darstellt.

Meissnitzer: Wichtig ist, dass man da beide Seiten betrachtet. Man muss schon ganz klar sagen, dass Sportler von dem Ganzen auch profitiert. Je mehr Aufmerksamkeit man durch die Veranstaltung erzielt, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt der Sportler und umso mehr ist die erbrachte Leistung wert. Da geht es nicht nur um den monetären Bereich, sondern auch um das Image und durch das ergänzt das eine das andere.

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Pammer: Genau, und noch einmal zurück zur Instrumentalisierung des Sports durch die Politik. Wieso nutzen deiner Meinung nach Politiker den Sport zur Umsetzung eigener Interessen?

Meissnitzer: Weil Sportler beliebt sind, weil Sport etwas Positives vermittelt. Man hat mit Sport ein Mittel mit dem man gegen Drogen kämpft und versucht eine Vorbildwirkung für die Jugend zu erzielen. Sport ist sehr positiv behaftet und wenn man sich mit Sportlern umgibt, dann rückt man sich automatisch ins positive Licht. Ich würde nicht sagen, dass es rein instrumentalisiert wird sondern es wird einfach genutzt. Andererseits gibt es auch genug Sportler, die speziell in der Karriere danach die Verbindungen genauso nutzen. Es tun sich also durchaus Synergien auf und dadurch empfinde ich das als okay.

Frage 6V Pammer: Passt, kommen wir zum magischen Viereck aus Sport, Wirtschaft, Medien und Publikum. Würdest du sagen, dass dem Sport gleich viel Macht zukommt wie der Wirtschaft und den Medien, oder geben eher die anderen Systeme die Richtung vor und der Sport muss sich anpassen. Ich denke da jetzt an Formate, Sendezeiten oder Startzeiten.

Meissnitzer: … Der Ton wird schon von der Wirtschaft und von den Medien angegeben. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die die Sportveranstaltung verkaufen. Im Bereich der Medien geht es um Fernsehrechte und Übertragungsrechte, die mit viel Geld eingekauft werden. Natürlich wollen die Medien dann auch etwas haben dafür und geben die Richtung was Sendezeiten betrifft vor. Der Beitrag der Wirtschaft ist ganz wesentlich, dass das Ganze überhaupt in dieser Art und Weise funktioniert. Wenn sich das Gesamtsystem nicht gut verkauft, fährt man zum Beispiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit Ski. Wenn im System Publikum, Medien, Sport und Wirtschaft eine wesentliche Säule wegbricht läuft das Ganze nicht mehr rund und das hat sich natürlich auch hochgeschaukelt und aufgebaut. Schlussendlich ist es so, dass keiner ohne den anderen kann. Der Sportler kann nicht ohne die Wirtschaft damit alles funktioniert. Man braucht das Publikum dazu, weil das Interesse und die Nachfrage gegeben sein müssen. Die Medien wiederum sind verantwortlich um das Geschehen nach außen zu tragen. Für mich ist es nicht so, dass der Sportler der arme Leidtragende ist während die anderen Säulen profitieren, sondern der Sportler braucht die anderen sehr dringend um seinen Job in dieser Art und Weise ausüben zu können und Geld verdienen zu können.

Frage 7V Pammer: In Bezug auf das Zusammenspiel zwischen Sport und Werbewirtschaft berufe ich mich auf ein Zitat von dir das besagt „Sport ist von der Wirtschaft als ein sehr

219 effizienter Bereich der Kommunikation anerkannt. Davon profitieren Unternehmen und Athleten gleichermaßen.“. Wieso sind deiner Meinung nach Sportler so attraktiv für die Werbewirtschaft?

Meissnitzer: Weil sie Heros sind. Mit Sportlern hat die Werbewirtschaft Helden. Ob das jetzt jemand ist, der schnell Ski fährt oder gut Fußball spielt. Der Sport schafft es immer wieder Menschen zu begeistern. Es gibt Kampagnen, wo es um eine Botschaft gegen Rassismus, um die Kommunikation von Respekt und Fairness oder das Miteinander geht. Und das ist im Sport so schön weil man ganz viele Themen miteinander angehen und eine unheimliche Außenwirkung damit erzielen kann. Durch das ist der Sport glaube ich sehr wichtig. Wenn man, wie aktuell, sehr viele negative Nachrichten zu Gemüte geführt bekommt und kaum mehr etwas Positives dabei ist, dann kann man spätestens im Sportteil abschalten. Den blättert man dann durch und freut sich mit wenn jemand gewonnen oder vor allem in Österreich sind die Leute dann stolz auf die Siege von Skifahrern. Man kann einfach die Seele ein bisschen baumeln lassen, oder am Abend gemeinsam Fußball schauen und eine schöne Zeit zu haben. Der Sport hat sehr viel mit gemeinsamen Werten und Gemeinschaft zu tun und fördert diese auch.

Frage 8V Pammer: Okay. Sprechen wir noch kurz den Hospitality-Bereich an. Wieso glaubst du, bieten Sportevents für viele Unternehmen eine so attraktive Plattform um sich mit Kunden zu treffen? Was macht das Ambiente bei einer Sportveranstaltung so besonders?

Meissnitzer: In einem VIP Bereich bei einer Sportveranstaltung hat du eine sehr entspannte Atmosphäre. Es ist keiner im Anzug oder beruflich dort, sondern man trifft sich ganz leger. Natürlich macht sich der eine oder andere vielleicht sogar einen Termin dort aus, aber es ist eine ganz andere Stimmung als im Büro. Die entspannte Atmosphäre lässt zu, dass man gemütlich plaudert und es nicht immer nur um Zahlen, Daten, Fakten geht. Durch den Sport wird die Situation aufgelockert und es ist ein wunderbares Ambiente um beispielsweise auch Erstkontakte zu knüpfen. Ich glaube nicht, dass wirkliche Vertragsverhandlungen direkt im VIP Bereich stattfinden, aber trotzdem kann man unheimlich gute Kontakte aufbauen. Und deshalb finde ich die Compliance Regelung, die es momentan gibt nicht unbedingt positiv. Da wird schon sehr viel blockiert obwohl es nicht immer nur negativ war, dass es auf Events Geschäftsanbahnungen gegeben hat. Die österreichische Wirtschaft hat da sicher auch zu einem gewissen Teil davon profitiert. Wichtig ist, dass alles mit einem gewissen Maß und Ziel stattfindet aber trotzdem hoffe ich, dass nach wie vor Unternehmen viele gute Kunden in

220 die VIP Zelte oder VIP Bereiche bringen, weil schlussendlich jeder ein bisschen davon profitiert.

Pammer: Genau, das wollte ich jetzt in einem weiterführenden Punkt noch ansprechen. Was glaubst du wären die Folgen, wenn die Auferlegung interner Compliance Regelungen überhandnimmt und alle Unternehmen davor zurück scheuen VIP Karten zu kaufen weil man nicht weiß wem man sie geben darf oder soll?

Meissnitzer: Ja ich bekomme das teilweise schon sehr stark mit und vor allem wie die Sportveranstaltung unter dem Thema eigentlich leidet. Es ist viel schwieriger für Veranstalter Sponsoren zu finden, die du aber wiederum brauchst um das Event überhaupt ausrichten zu können. Aus meiner Sicht wird das teilweise viel zu dramatisch gesehen. Es lässt sich niemand zu einem Geschäftsabschluss überreden oder bestechen durch eine VIP Karte für ein Weltcup Rennen weil es nicht im Verhältnis steht. Die Leistung muss im Verhältnis stehen finde ich. Es hat eine Sportveranstaltung natürlich schon immer aufgewertet, wenn tolle Firmen vor Ort sind, und die nicht überlegen müssen ob sie Personen einladen können oder umgekehrt eine Einladung annehmen dürfen.

Pammer: Ich denke jetzt wieder an Kitzbühel, das ja zu gar keinem Teil von der öffentlichen Hand getragen wird sondern nur von privater Seite. Wenn dann ein Unternehmen wie die Brau Union angenommen nur mehr halb so viele VIP Karten kauft wie bisher fehlt es ja früher oder später an monetären Mitteln. Ich kann dazu nur Uli Hoeneß zitieren, der sagt, dass die unter Anführungszeichen normalen Zuschauer auch von den VIP Bereich profitieren weil nur deshalb verhältnismäßig billige Karten für diese Personen zur Verfügung stehen. Also er hat das so formuliert „Wie glaubt ihr, dass…“

Meissnitzer: Ja das habe ich eh gehört. Natürlich ist es immer wieder schwierig, dass solche öffentlich getätigten Aussagen nicht missverstanden werden. Ich habe es vorher schon angesprochen, dass man durch das was zurzeit abläuft mehr Schaden anrichtet als hilft. Ich bin schon dafür, dass alles sauber abläuft und es Regeln geben muss, weil ich selbst aus dem Sport komme wo Regeln auch elementar sind und für Klarheit sorgen. Nur darf man nie unterschätzen wie schwierig es ist solche Veranstaltungen überhaupt auf die Beine zu stellen, egal ob das jetzt Kitzbühel ist oder Schladming oder auch kleinere Veranstaltungen, die nicht wirklich im Rampenlicht stehen. Wenn es jetzt für so große Events wie Kitzbühel und Schladming schon so schwierig ist was passiert dann mit den kleineren Veranstaltungen? Es

221 wird nicht leichter und ich glaube, dass die Compliance Regelungen in dieser Hinsicht ein bisschen gelockert gehören.

Frage 9V Pammer: Okay, Abschlussfrage. Aus deiner Perspektive als Co-Kommentatorin der Damen Rennen im alpinen Ski-Weltcup…welche Herausforderungen kommen in Zukunft auf die Medien zu? Wie versucht man dem neue Publikum in Zeiten von Social Media, wo jeder nicht mehr nur dabei ist sondern mittendrin, gerecht zu werden?

Meissnitzer: Es hat sich in diesem Bereich in den letzten Jahren unheimlich viel getan. Das fängt im Print-Bereich weil heutzutage jeder die Möglichkeit hat mit seinem Smartphone Bilder zu posten in den Social Media Kanälen. Wenn jeder, der einen bekannten Sportler am Abend in einer Bar sieht ein Bild posten kann dann müssen sich die Medien etwas einfallen lassen um noch interessant zu bleiben oder Schritt zu halten. Da muss man im Presse Bereich unheimlich schnell sein und viel mehr Stories suchen, die sich ein bisschen abheben vom Rest. Den seriösen Journalisten, den es einmal gegeben hat stelle ich manchmal ein bisschen in Frage. Umdenken wird man grundsätzlich ein bisschen müssen, weil die junge Generation in die Richtung tendiert, dass sie Fernsehen schauen möchte wann es ihnen passt und nicht zum Start der Sendezeit. Manche verfolgen es vielleicht am Live Stream dann sind sie eh dabei aber andere wollen genau dieses Rennen eine Stunde später sehen weil sie um 11 Uhr noch keine Zeit haben. Ich glaube wir müssen alle viel flexibler werden, das ist die große Herausforderung. Die Fernsehrechte werden das nächste Thema sein um das Ganze finanzierbar zu machen. Da stellt sich die Frage in welcher Form man Werbeeinschaltungen bringen kann wenn man Sendungen über das Internet laufen lässt. Das sind alles Einnahmen die derzeit entscheidend sind damit man super Produktionen abliefern kann. Ich glaube, dass das eine ganz große Herausforderung ist und Lösung habe ich dafür jetzt selber noch keine (lacht).

Pammer: Aber es gibt auf jeden Fall einiges zu tun?

Meissnitzer: Es gibt sehr viel zu tun und vor allem müssen wir die Jugend ins Boot holen. Jetzt ist so eine Zeit wo alles ein bisschen im Umbruch ist und das ist sicher für die Medienlandschaft eine ordentliche Challenge.

Pammer: Passt. Vielen Dank!

Meissnitzer: Gerne!

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Folgende Berichte wurden dem Archiv der OÖN entnommen:

13.7 Bericht 1 Klagenfurt

Von Marlies Czerny OOeN – Sa, 2. August 2008

Partys, Promis, Profis: Doppler ist im großen Sandspiel weiter

Was den Skifahrern ihr Kitzbühel, das ist den Beachvolleyballern ihr Klagenfurt. Hier schwitzen beim Grand Slam Pompons schwingende Bikini-Mädels neben Josef Hickersberger und dem Steyrer Olympia-Starter Clemens Doppler.

Lang ist es her, als Hannes Jagerhofer vor zwölf Jahren die Leute mit Freibier aus dem Strandbad locken musste - zu einem Beachvolleyball-Turnier. "Beachvolleyball? Was ist das denn?" Nun kommen die Fans von selbst - zum "geilsten Turnier der World Tour", wie Doppler sagt. Nach den Kärntnern die meisten aus Oberösterreich: Hunderte harren vor den Toren der Sandburg schon nachts aus, um auf den Center Court zu kommen. 100.000 sollen's in Summe werden. Die Zutaten zum Erfolgsrezept? Profis, Promis und Partys.

Die Profis: Der Center Court wäre der perfekte Schauplatz für die finnische Sauna-WM. Höllisch heiß ist es hier. Da ist sogar der kurze Regen willkommen. Schließlich reißen die heißen Matches in der Sandkiste alle von den Sitzen: Angetrieben von DJ und Musik peitschen die Fans die lokalen Größen wie Doppler/Gartmayer oder die brasilianischen Beach-Stars Emanuel/Ricardo bis ins Achtelfinale. "Die Leute jaulen mit, wollen geile Spiele sehen", sagt Party-Macher Hannes Jagerhofer. "That's the way!", dröhnt's aus den Boxen. Alle schreien mit. "Und jetzt die Welle!" Alle machen mit.

Die Partys: Doch ohne Geld keine Musik. Sponsoren-Hütten von A wie A1 bis Z wie Zipfer stehen auf dem Party-Gelände, daneben reiht sich Zelt an Zelt auf dem Campingplatz. Gefeiert wird rund um die Sanduhr. Jagerhofer: "Die Leute wollen Party, Inszenierung und Unterhaltung." Die bekommen sie.

Die Promis: Udo Jürgens, Niki Lauda, Andreas Goldberger und Hannes Kartnig sind hier, H.C. Strache war bei der Players-Party, Josef Hickersberger saß im langen Anzug auf der Tribüne. Klagenfurt ist der Promi-Magnet. So schauen sogar die Chinesen auf die Sandfestspiele. Tom "The Voice" Bläumauer aus Waidhofen an der Ybbs, die Stimme des Grand Slams, ist mit seinem DJ-Team bei Olympia der Einheizer. Was Doppler in Peking 223 einen kleinen Heimvorteil verschaffen könnte. Auch wenn eine Kopie nie so gut ist wie das Original. Und schon gar nicht, wenn sie durch die Zensur muss: wie Toms 700 Songs.

13.8 Bericht 2 Klagenfurt

Von Marlies Czerny OOeN – Sa, 1. August 2009

Beachvolleyball-szene Spielrausch ohne Katerstimmung

Als die Schwestern Doris und Stephanie Schwaiger Freitagvormittag im Achtelfinale mit gesenkten Köpfen aus der Sandkiste beim Beachvolleyball-Grand-Slam in Klagenfurt stapften, räkelte sich ein Bursche Mitte 20 aus dem Schlaf. Auf dem Parkplatz vor seinem Pkw mit Mattersburg-Kennzeichen ist er eingenickt, 15 Kilometer von den Schwaigers entfernt. Ein Side-Event hat Tausende in die "Fabrik" gelockt, wo gefeiert wird bei 18 Euro Eintritt und Getränkepreisen, die höher sind, als die Beachvolleyballer springen.

Nicht allen der 100.000 Fans geht es in Klagenfurt um den Sport. Oder gar nur den wenigsten?

"Schwachsinn", blockt Hannes Jagerhofer ab, der das Turnier in 13 Jahren zum größten Sandspiel der Welt machte. Einem Drittel gehe es um die Party, zwei Drittel um den Sport. Eine Kehrtwendung zurück zum Sport gab's heuer beim Turnier in Gstaad, dessen Veranstalter Klagenfurt mit der Partymache kritisierte. Oder beim ATP-Turnier in Kitzbühel: Dort rückte Ronnie Leitgeb wieder den Tennisball in den Fokus, nicht die VIPs. Jagerhofer scheut den Vergleich: "Im Tennis ist es mucksmäuschenstill, hier geht jeder mit."

Also wird in Klagenfurt trotz Krise weiter Kaviar statt Würschtl serviert. 44.000 Anfragen für Boarding-Pässe gab es, doppelt so viele wie im Vorjahr. Die VIP-Anfragen schrumpften um 30 Prozent - auch wegen des Anti-Korruptionsgesetzes, wonach Politiker nicht mehr jede Einladung annehmen dürfen.

Um mittendrin, statt nur dabei zu sein, stellen sich Hunderte Menschen um drei Uhr früh an. Sie wollen dorthin, wo der Bass die Stahlbühne zum Wackeln bringt, darauf in Bikini und Badehose gesungen, gesprungen und mit Fahnen geschwungen wird. Die Inszenierung ist perfekt, die Fans sind mit Sonne und Alkohol, aber ohne negative Energie geladen.

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Sara Montagnolli nennt dieses Flair als Grund, warum sie mit ihrer Partnerin Barbara Hansel einen Spielrausch erreichte. Erst besiegten sie die Europameisterinnen, dann die Nummer eins der Welt und heute stehen sie im Halbfinale. Ihr ist es egal, ob die Fans wissen, was ein Side- out ist oder nicht. "Die sollen ruhig Party machen." Auch wenn Montagnolli sagt, sie sei keine Tanzmaus, wird sie hier noch einstimmen: "Hey, was geht ab? Wir feiern die ganze Nacht!"

13.9 Bericht 3 Klagenfurt

Von Marlies Czerny Sa, 6. August 2011 00:34

„So manchen VIP-Platz könnte man ruhig einem Fan geben“ „So manchen VIP-Platz könnte man ruhig einem Fan geben“ KLAGENFURT. Beim Beachvolleyball-Grand-Slam in Klagenfurt gehörte ein lautes „Uhhhh“ nach dem Ausscheiden aller Österreicher zum guten Ton wie ein entzücktes „Ohhhh“ beim Erblicken des Desserts. Was halten die Superstars in der Sandkiste von den Promis auf der VIP- Tribüne?

Von Marlies Czerny

Es war ein Abschiedsbussi, das Doris und Stefanie Schwaiger Richtung Fans und Bussi- Bussi-Gesellschaft entsandten. Im Achtelfinale war gegen die US-Amerikanerinnen Hanson/Fendrick mit 0:2 Endstation. Den anfänglichen Ärger wollten die Waldviertlerinnen nicht zwischen Schickis und Mickis bei einem Glas Prosecco verwässern, Rang neun darf sich auch sehen lassen. Stefanie feiert ihren 25. Geburtstag am Sonntag trotzdem lieber im Kreis ihrer Liebsten, Doris mit ihr. „Ich will den VIPs ja nicht nachlaufen, das interessiert mich nicht“, sagt sie. „Manche von ihnen sitzen ja nur hinten im Partybereich. Es ist schade, dass solche Leute eine Bühne bekommen, obwohl sie keine Ahnung haben, worum es hier geht. Aber ich kann’s verstehen, sie zahlen einen Haufen Geld für die Karten und sind hier zum Urlaub.“

Der All-inclusive-Urlaub am Wörthersee von Freitag bis Sonntag kostet in Form des „Golden VIP Package“ 1730 Euro. Die Chance auf 30.300 Euro Sieger-Preisgeld haben keine Österreicher mehr, erstmals seit dem Jahr 2000 ist kein Team mehr im Wochenend-Einsatz. Die Kärntner Alex Huber und Robin Seidl verbannten zwar die Europameister Nummerdor/Schuil nach einem 2:1 sensationell auf die Tribüne, in der Zwischenrunde gingen 225 sie aber k.o. So auch der Steyrer Clemens Doppler mit Matthias Mellitzer. Den Brasilianern Ricardo/Pedro bot das Duo zwar Paroli, am Ende setzte es ein 1:2 und den 17. Platz in den Sand.

Vize-Europameister Doppler wird das Beachfeeling nächste Woche bei der EM in Kristiansand vermissen. Er fühlt sich mit den 8000 Fans im Rücken um einen dritten Mann verstärkt. „Für eingefleischte Fans ist es nur schade, wenn sie Spiele sehen wollen und nicht in den Center Court kommen, und andere drin interessiert das gar nicht. Aber das Turnier lebt zu einer Hälfte von Fans, die sich um drei in der Früh anstellen, und zur anderen von den VIPs. Man kann das dem Jagerhofer ja nicht vorhalten. Das Turnier ist immer größer geworden, darum hat er alles richtig gemacht.“

Der Jagerhofer, das ist der Hannes, der erstmals vor 15 Jahren mit einer Kiste Bier eine Handvoll Leute aus dem Strandbad zum exotisch-erotischen Ball über die Schnur lockte. Heute stehen hinter dem Mister Klagenfurt 1800 Helfer, damit kein Sand ins Getriebe kommt. Der Grand Slam wird gerne als Kärntner Wirtschaftsmotor verkauft – der immerhin 3,6 Millionen Euro (zum Teil aus der Landeskasse) verschlingt. „Das ist ein Wahnsinn für fünf Tage“, weiß Jagerhofer, „ohne Stadt, Land und den Charakter eines Business-to-Business- Events ginge es gar nicht.“

Dass die Plattform folglich nicht nur dem Sport vorbehalten ist, ärgert die Aktiven zwar nicht wirklich (schließlich präsentieren auch sie ihre Sponsoren). Aber zum Kopfschütteln regt manches Aha-Erlebnis an. Stefanie Schwaiger: „Richard Lugners Begleitung hatte vor zwei Jahren so ein enges Top an, dass links sogar der Busen herausgehängt ist.“ Doris wirft ein: „So einen Sitzplatz könnte man ruhig einem Fan von draußen geben.“

13.10 Bericht 4 Kitzbühel

Von Marlies Czerny 19. Januar 2011

Gipfelgespräch mit Harti Weirather: „Ich war nur ein armer Bauernbub“

Zehn Jahre lang hielt Harti Weirather den Streckenrekord auf der Streif. Heute ist Kitzbühels Werbekönig froh, nicht hinunterzujagen. Er stürzt sich lieber in die Vermarktung des Ski- Spektakels. Ein Gipfelgespräch am Hahnenkamm

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OÖN: Gut geschlafen? Weirather: Ja, aber je näher die Rennen rücken, desto weniger wird der Schlaf. Es gibt so viele Veranstaltungen am Abend, ich versuche fast überall dabei zu sein. Von Samstag auf Sonntag schlafe ich fast gar nichts mehr. Aber das sind ja nur ein paar Tage im Jahr, das hält man schon durch. OÖN: Das Erste beim Munterwerden?

Weirahter: Ist der Blick aus dem Fenster. Zum Glück ist es schon kälter geworden, die Piste müsste für das Rennen passen. OÖN: Wie soll die nach Ihrem Geschmack präpariert sein: hart und eisig? Weirather: Da hat sich meine Einstellung in den letzten 25 Jahren geändert. Als Aktiver hat es mir nicht brutal genug sein können: hart, eisig, wellig, bucklig, da hab ich mir die besten Chancen ausgerechnet. Als Sportvermarkter wünscht man sich eine spektakuläre Piste, aber es sollte nichts passieren, weil sonst die Sponsoren vorsichtig sind. Als Vater einer Rennfahrerin (Tina Weirather, Anm.) hätte man am liebsten, wenn vom Start bis ins Ziel alles in Watte verpackt ist. OÖN: Haben Sie 2009, nach dem schweren Sturz von , als „Kitzbühels Money Maker“ alles in Frage gestellt? Oder nimmt man das in Kauf? Weirather: Natürlich leben wir alle – Vermarkter, Rennfahrer, Trainer, Organisatoren, der Skiklub – in dem Bewusstsein: Das ist mit Riesengefahren verbunden. Beim Dani, muss man leider sagen, war das ein reiner Fahrfehler. Er hat den Zielsprung wohl zu leicht eingeschätzt. Auf der Streif kann eine Unachtsamkeit fürchterliche Folgen haben. Bei uns damals bist du bei der Mausefalle 70 Meter gesprungen und einen Meter neben dem Staketenzaun aufgekommen. Gott sei Dank gibt es das jetzt nicht mehr. OÖN: Was denken Sie, wenn Sie heute hier oben im Starthaus stehen? Weirather: Gott sei Dank muss ich nicht mehr herunter, das ist irre, das sind alles Wahnsinnige. Das erste Mal hatte ich die Hosen voll. Jetzt kann ich nicht mehr nachvollziehen, da jemals gefahren zu sein. OÖN: Hätten Sie einen US-Investor an der Angel – wie würden Sie ihm Kitzbühel schmackhaft machen? Weirather: Ich würde erklären, dass es nicht nur eine irrsinnige sportliche Bedeutung hat, sondern auch eine gesellschaftliche. Er würde hier neben dem Davoser Wirtschaftsgipfel die meisten Leute treffen, die für ihn interessant sind. In legerer Atmosphäre, im Skipullover locker an der Gösser-Bar. Kitzbühel ist die Super Bowl of Skiing. OÖN: Kommt Arnold Schwarzenegger? 227

Weirather: Audi hat ihn zwar eingeladen, aber ich glaube nicht. OÖN: Ein Kritikpunkt lautet oft, dass der Skisport nur im Alpenraum interessiere. Sie sind auch mit Real Madrid groß im Geschäft – wie interessant ist der Skisport auf dem Werbemarkt? Weirather: Der Skisport ist dort daheim, wo Berge sind. Dort ist die emotionale Bindung der Zuschauer da, die hört außerhalb des Weißwurst-Äquators, in Deutschland, auf. Das ist der Nachteil, obwohl der Sport so spektakulär und toll ist. Fußball kannst du auf der ganzen Welt, in den Slums, spielen. Den Ball in das Tor treten versteht jeder. Eine Fußball-WM, -EM oder Champions League sind Selbstläufer. OÖN: Dank Ihrer Initiative durften sich damals die Rennläufer über den Kopfsponsor selbst vermarkten. Auf welchen Kopf würden Sie heute wie viel setzen? Weirather: Da tu ich mir hart. Aus österreichischer Sicht ist momentan wohl der attraktivste. International sind sicher Svindal und Vonn vorne. Zu Zahlen äußere ich mich nicht, das wird geheim gehalten. Aber klar: Wenn einer gut ist, kann der extrem viel verdienen und davon ein Leben lang zehren. Der Hermann Maier könnte sich zurücklehnen und von seinem Vermögen leben. Das war zu unserer Zeit noch nicht möglich. OÖN: Das Hahnenkammrennen setzt mehr als 40 Millionen Euro um. Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient? Weirather: Ich war 13 bei ’ Millionen-Deal mit Kneissl. Ich war nur ein armer Bauernbub mit zwei Paar Skiern, die Konkurrenz hatte viel besseres Material. Ich hab die Sekretärin so lange genervt, bis sie mir einen Termin gegeben hat. In der Ski-Schule simulierte ich eine Krankheit und schlich mich aus dem Heim. Per Autostopp bin ich zum alten Kneissl ins Büro. Ich hab’ alles erzählt und meine Ergebnisse gezeigt. Das muss ihn beeindruckt haben. Er hat mir fünf Paar Ski, Hauben und Handschuhe versprochen. Ich erzählte weiter, dass ich auch kein Geld hab und schwarzfahren muss. Da hat er mir 20.000 Schilling gegeben. Für mich war das damals ein Vermögen. Der Harti verwandelt Gold in Geld Hartmann „Harti“ Weirather wird in einer Woche 53 Jahre alt. Zurück blickt Kitzbühels Chefvermarkter auf eine bemerkenswerte Ski-Karriere: 1982 gewann er in Schladming WM- Gold und die Klassiker in Wengen und Kitzbühel. Vier Jahre später heiratete er Doppel-Olympiasiegerin . Sie leben in der Schweiz und zogen neben drei Kindern Herbert (21), Tina (20, Skirennläuferin) und Thomas (14, Tennis-Talent) ein Baby groß: die Agentur WWP („Weirather, Wenzel & Partner“), ein Pionier im

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Sportmarketing. War die Schwiegermutter anfangs die Sekretärin, haben sie heunun 75 fixe Mitarbeiter. Die Auch unter den Kunden: Real Madrid und Barcelona.

Harti über den Hahnenkamm Hahnenkamm, wo sonst: Die Frage erübrigt sich, welchen Ort wir für das Gipfelgespräch wählen. Natürlich jenen, wo auf 1665 Metern Seehöhe die verwegenen Abfahrer ihre Mutprobe starten. Weil für Weirather Zeit in dieser Woche so rar ist, wählen wir die flotte Aufstiegsvari-ante: die Hahnenkammbahn. Der Harti ist nicht so eitel, um auf die Gondel zu warten, die wie er heißt – jeder Sieger wird bekanntlich Namenspatron einer Kabine. Wir steigen im Strobl Fritz empor. Ein gutes Zeichen, er hält den Streif-Streckenrekord, den hatte seinerzeit auch Harti inne. Wir blicken auf die Piste unter uns, die schlängelt sich als weißer Schlauch zwischen grünen Wiesen hinauf. Viele Helfer arbeiten da, auch 100 Soldaten. Was er von der Abschaffung der Wehrpflicht hält? „Nichts! Jeder soll sich für sein Land einmal ins Zeug legen.“

Auf Höhe „Brückenschuss“ läutet (wieder einmal) das Handy. „Du, ich sitz’ schon in der Gondel. Wie schaut’s aus? Um drei hab’ ich einen Termin, um vier, um sechs ist OK-Sitzung. Heilige Zeiten, wie machen wir das dann?“

Weirather bleibt im Jetzt, nach zehnminütigem Lifting marschieren wir von der Bergstation auf einen Hügel zum Starthaus. „Nicht runterfahren, gell!?“, mahnt uns der Wächter am Eingang. Keine Angst, Mann...

Die Sonne scheint, es bleibt Zeit für einen Panoramablick – und Tiefblick in die Mausefalle. „Unglaublich, da geht’s gleich ab. Da reitet dich von oben bis unten der Teufel“, sagt Harti. Ob er von einem besessen ist? Er fährt ab. Ich gehe auf Nummer sicher. Und warte auf die Weirather-Gondel.

13.11 Bericht 5 Kitzbühel Von Marlies Czerny

Mi, 23. Januar 2013

Weirather: „Sport ist das gnadenloseste Auswahlsystem, das es gibt“

Chef-Vermarkter Harti Weirather über Kitzbühel, Korruption und die große Kohle

Von Marlies Czerny aus Kitzbühel

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OÖNachrichten: Inwieweit bereitet Ihnen als Vermarkter der Hahnenkamm-Rennen die WM in Schladming Kopfzerbrechen?

Harti Weirather: Gar nicht. Wir haben nur einen Sponsor, der sein Budget in diesem Jahr vornehmlich Richtung Schladming verlagert hat. Kitzbühel steht für sich, ist eine immens starke Marke und auch, was die Zuschauer betrifft, rechne ich mit keinen Einbußen. Im Gegenteil: Durch den Erfolgslauf von Felix Neureuther werden gerade am Sonntag mehr deutsche Fans kommen.

Viele Athleten jammern, dass es immer schwieriger wird, einen Kopfsponsor zu finden. Nur die Veranstalter in Kitzbühel und Zagreb machen weit mehr als das vom Weltverband FIS festgelegte Mindestpreisgeld von 100.000 Schweizer Franken locker. Ist der Skisport weniger wert als früher?

Ich mache diesen Job seit 25 Jahren, und es hat sich diesbezüglich nichts verändert. Es war damals irrsinnig schwierig, Sponsoren zu finden, und es ist auch heute noch so. Die Läufer müssen sich selbst bei der Nase nehmen und sich auch abseits der Piste etwas einfallen lassen. Der Werner Grissmann hat ein Weltcuprennen gewonnen und war dennoch jeden Tag in den Medien, weil er irgendeinen Blödsinn verzapft hat. Oder Bode Miller: Der muss nicht gewinnen, weil er als Person begeistert. Oder Lindsey Vonn: Hat sie etwas mit Tiger Woods oder nicht? Das ist ein gefundenes Fressen für Medien. Dazu rücken sich vornehmlich die Damen mit sexy Fotoshootings ins Bild. Sport ist auch Show, wer das begreift, hat es leichter.

Und doch ist es so, dass sich der große Geldkuchen auf einige wenige verteilt?

Sport ist das gnadenloseste Auswahlsystem, das es gibt. Beispiel Formel 1: Ein Spitzenfahrer verdient 30 Millionen im Jahr, ein Junger muss 30 Millionen mitbringen, damit er überhaupt ein Cockpit bekommt. So ist das Geschäft. Im Skisport kann nur eine Hand voll Athleten richtig Kohle verdienen.

Was verdienen diese fünf?

Die haben die Chance, ein paar Millionen zu verdienen. Die können sich ein Vermögen aufbauen und ein Leben davon zehren. Hermann Maier verdient heute noch gutes Geld, weil er sportliche Erfolge und Charisma hat. Früher gab es den einzigen Vorteil, dass es der Ausrüster-Industrie wirtschaftlich besser ging, da konnten auch mittelmäßige Läufer gut verdienen. Doch das Geld sollte nicht der erste Motivationsfaktor sein. Meine Tochter Tina hatte vier Kreuzbandrisse. Ich habe sie nicht nur einmal gefragt, ob sie aufhören möchte. Aber sie ist so mit Herzblut dabei. Wer sich hier in Kitzbühel mit Startnummer 50 hinunterwirft, 230 wird nie etwas verdienen, der will diese Herausforderung. Auch wenn er etwas zahlen müsste, würde er das tun. Wer das nur wegen des Geldes tut, hat hier nichts verloren.

Eher in der Fußball-Regionalliga…

Leider Gottes ist das richtig. Wenn ein Fußballer dem Ball gerade nachlaufen kann, verdient er eine Megakohle – und alleine in Europa gibt es Zehntausende Fußballer. Das ist in unserem Sport nicht möglich. Mein Sohn spielt Tennis, auch das ist gnadenlos! Du hörst ja nur von den Millionen, welche die Ersten kassieren. Bei den Hinteren ist es ein Überlebenskampf, der kann die Flüge nicht bezahlen.

Hat der Skisport eine Zukunft?

Den Skisport hat man schon so oft tot geredet. Er ist zwar in den letzten zwei Jahrzehnten geschrumpft, aber auf diesem Niveau geht es nicht mehr nach unten, ich sehe eher eine Gegenbewegung. Er wird eine konstante Größe bleiben, vor allem, weil es von Ende Dezember bis Ende Februar wenig konkurrierende Sportarten gibt. Dennoch wird der Skisport nie zum Megahype werden. Außer: Du hast so Wahnsinns charismatische Typen wie einen Alberto Tomba. Er generierte höhere Einschaltquoten als Fußball und Formel 1 in Italien. Typen wie Marcel Hirscher und Felix Neureuther helfen dabei, wieder Junge für den Skisport zu begeistern. Ich seh‘ das bei meinen Kids: Der Hirscher taugt ihnen, weil er sich nicht verbiegen lässt und „geil“ sagt.

In Österreich gelten seit 2013 neue, strengere Anti-Korruptionsgesetze. Spüren Sie die als Vermarkter?

Ja, es ist teilweise megakompliziert geworden. Was uns in dieser Sache hilft: Wir haben eigentlich wenige Politiker im sehr internationalen Publikum. Man darf eines nicht vergessen: Ein Engagement eines Sponsors hat geschäftlichen Hintergrund. Und es gibt Firmen, die sich intern Regularien auflegen, die strenger sind als die gesetzlichen.

Eine gefährliche Frage: Finden Sie diese Regeln in Ordnung? Oder übertrieben?

Klar ist, dass der Korruption ein Riegel vorgeschoben werden muss, da gehört aufgeräumt. Aber für die Privatwirtschaft muss es möglich sein, Kunden problemlos einzuladen, Produkte zu präsentieren und Veranstaltungen wie diese auch geschäftlich zu nutzen. Geschäfte machen immer noch Menschen, keine Maschinen. Und die müssen sich treffen dürfen.

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