Preußen, Münster Und Die Politik
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Was ist eigentlich Münsters Problem mit den Preußen und Preußens Problem mit Münster? Warum wird hier seit mehr als 30 Jahren über ein marodes Stadion diskutiert? Warum geben sich Politik und Wirtschaft so zurückhaltend gegenüber dem Verein? Warum fnden Münsters Fans nie die Mitte zwischen Pessimismus und Optimismus, sondern nörgeln „auf Halde“? Ist Münster DAHLKAMP überhaupt für den Proffußball geschaffen? ERT DAHLK Fragen über Fragen, erörtert in einem Buch, das • HUB AMP • H SCHULZE-MARM nicht nur vom Geschehen auf dem Rasen erzählt. Die TRIC ELI DIE NG Autoren plädieren für eine nachhaltige Fußballpolitik. SCHULZE-MARMELING Und stärker zu lieben, was man hat. Anstatt nur davon zu träumen, was man haben möchte. PREUSSEN& MÜNSTER Ein Sportclub und MÜNSTER seine Stadt & „Münster ist schon immer Fußballstadt gewesen. Wo man auch war und sich unterhielt, ob auf der Straße, in den Büros und auf den Baustellen: Alles drehte sich um die eine und einen jeden bewegende Frage: Wird es Preußen Münster schaffen?“ „WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN“ IM JAHR 1951 PREUSSEN Stadt seine und Sportclub Ein ISBN 978-3-7307-0481-3 VERLAG DIE WERKSTATT C-PreussenMuenster.indd Alle Seiten 14.10.19 10:12 Inhalt Vorwort ....................................................... 7 Die Preußen, Münster und ich .................................. 9 Die Preußen, Münster und ich .................................16 KAPITEL 1 Preußen, Münster und die Politik ...............................23 KAPITEL 2 Der bürgerliche Klub ..........................................43 Einwurf – Früher war nicht alles besser ........................70 KAPITEL 3 Ein neues Stadion, ein anständiges Stadion oder gar kein Stadion? 72 Einwurf – 1989 bis 1991 .......................................95 KAPITEL 4 Grau ist alle Teorie – entscheidend ist vor Gericht ..............99 Einwurf – 20.000? 30.000? 35.000? Oder mehr? ................127 Einwurf – „Des moag i net!“ ..................................143 KAPITEL 5 Der SCP im Paternoster .......................................149 Einwurf – Der Aufstieg 2010/11 ..............................177 KAPITEL 6 Zwischen Dixi-Klo und 2. Bundesliga ..........................180 Einwurf – Fette Jahre zwischen Barisspor Oelde und Bayern München ............................................205 KAPITEL 7 Preußen 2.0 – gegen den Strom ................................211 Einwurf – Von Münster nach Bösensell und wieder zurück .....255 Einwurf – Currywurst statt Fenchelsalami .....................267 Die Autoren ..................................................283 Vorwort „Die Familie weiß voneinander: Was der Sportdirektor und der Trainer falsch machen, warum der Mittelstürmer nicht mehr trif, dass der Kapitän im Sommer wechseln wird, dass ganz bestimmt ein neues Sta- dion gebaut wird, dass der Verein gar nicht aufsteigen will. Derartige Nachrichten pfanzen sich rund um die Uhr in den sozialen Netzwerken fort. Die Familie weiß alles, missbilligt es aber grundsätzlich. Die Familie sitzt auf dem Sofa und nimmt übel.“ Frei nach Kurt Tucholsky Wir konnten es nicht lassen. Wir haben es wieder getan. Ein Buch über die Preußen. Eigentlich war das Tema für uns seit dem „Jubiläums- buch“ von 2006 durch. Aber dann wurde uns vom langjährigen Preußenfan und Sammler Romanus Krick ein Berg von Ordnern übereignet – gefüllt mit Presse- berichten und anderem „Zeugs“ über unseren Sportclub. Was tun? Wir haben hin und her diskutiert. Es gibt so eine Frage, die uns seit vielen Jahren bewegt, mit der man außerhalb der Stadt und ihrer Region immer wieder konfrontiert wird: „Was ist eigent- lich Münsters Problem mit den Preußen bzw. Preußens Problem mit Münster? Ist ja eine nette Stadt, aber wenn’s um euren Profklub geht, seid ihr irgendwie komisch.“ Im Detail geht es dann darum, warum wir seit über 30 Jahren über ein Stadion diskutieren; warum die Stadt ihre Immobilie nicht in Schuss bekommt; warum sich Politik und Wirt- schaf so zurückhaltend gegenüber dem Verein geben – ganz anders als in Osnabrück, vor allem aber in Bielefeld; warum Münsters Fans nie die Mitte zwischen Pessimismus und Optimismus fnden – nach zwei Nie- derlagen in Folge sind die Preußen so gut wie abgestiegen, nach zwei Siegen in Folge auf dem Weg in die 1. Bundesliga (die 2. Bundesliga wird übersprungen); warum Preußens Fans ständig herumnörgeln und so gehässig gegenüber der eigenen Mannschaf sind; warum die Fans in der Kurve „Osnabrücker Hurensöhne“ rufen, wenn der Gast aus Unter- haching kommt; und ob Münster überhaupt für den Fußball geschafen ist. Zusammengefasst: Warum Münster ist, wie es ist (und was ist dieses Münster überhaupt genau?) – und wir sind, wie wir sind. 7 Gewöhnlich beginnen wir dann mit dem Münster-„Tatort“, den kennt schließlich jeder. Ob ihnen daran etwas aufallen würde? Ja, dieser Professor Börne – gibt es dieses Milieu in Münster wirklich? Ja, es gibt dieses Milieu wirklich. Und es wird nicht einmal überzogen dar- gestellt. Aber Münster besteht nicht nur aus diesem Milieu – Münster ist mehr. Und für dieses „mehr“ steht ein bisschen auch der SCP. Doch was ist mit diesem anderen Kommissar, dem Tiel, ein Hinzugezo- gener aus Hamburg, das Kontrastprogramm zu Börne, ein bisschen „Fußball-Proll“? Fan des FC St. Pauli, nicht von Preußen Münster – geht so etwas in Münster? Ja, das geht. Wir haben unserem Projekt einen Arbeitstitel gegeben: „Versuch, uns und anderen die Stadt und seinen Verein zu erklären“. Die Beto- nung liegt auf „Versuch“. Ein Scheitern ist nicht ausgeschlossen. Wie auch immer: Herausgekommen ist ein Buch, das nicht nur vom Spiel erzählt. Es geht um die Stadt, ihre Menschen und den Fußball – also um ein schwieriges Verhältnis. Manche Beobachtungen und Urteile werden Schmerzen bereiten. So wie auch das Zerstören von Mythen. Aber wir glauben, dass dies der Diskussion über den Klub und den Fußball in Münster allgemein hilf. Wer ständig von alten Zeiten träumt und über angeblich riesige, aber leider brachliegende Poten- ziale schwadroniert, vernebelt seinen Blick auf die Wirklichkeit. Und ist nicht dazu in der Lage, die mal kleinen, mal größeren Schritte in die richtige Richtung zu registrieren, zu honorieren und zu genießen. Schon gar nicht ist er dazu in der Lage, mit Rückschlägen in einer Weise umzugehen, dass nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Wir verstehen das Buch aber auch als Liebeserklärung an die Stadt und ihren Klub. Und als ein Plädoyer dafür, stärker zu lieben, was man hat. Anstatt nur zu lieben, was man haben möchte. Support your local club! Neben dem Archivar Romanus Krick gebührt unserer Dank den Gast- autoren Tomas Austermann, Alexander Hefik, Carsten Schulte und Justus Heinisch. Und natürlich unserem Lektor Simon Kraßort, der in Münster wohnt, aber Fan des VfL Wolfsburg ist. Da haben wir es schon wieder … Hubert Dahlkamp und Dietrich Schulze-Marmeling Oktober 2019 8 Die Preußen, Münster und ich von Hubert Dahlkamp Als ich 1954 in Münster das Licht der Welt erblickte, deutete nichts und gar nichts auf eine besondere Beziehung zum SC Preußen Münster hin. Beide spielten vor sich hin, der Verein in der Oberliga, ich in den Zimmern der elterlichen Wohnung. Zusammen mit meiner Familie lebte ich zunächst in der Kerßenbrockstraße, dann in der Maximilian- straße. „Fußball mit der Muttermilch eingesogen?“ Meine Mutter war Dortmunderin, sie und ihre Familie hatten mit dem Sport nichts am Hut. Mein Vater stammte aus dem Münsterland. Größeres Interesse am Fußball war auch bei ihm Fehlanzeige. Zwar hatte er den Empfang des SC Preußen 1951 nach dem verlorenen Endspiel in Berlin persön- lich in Münster miterlebt, ein regelmäßiger Besucher der Oberliga- spiele war er aber nicht. Zum ersten Mal kam ich mit Preußen Münster während meiner Kindergartenzeit in Kontakt. Weil ich zusammen mit meinem jün- geren Bruder unsachgemäß mit Streichhölzern gespielt hatte, war sein Bett zum Teil verbrannt. Nicht ungefährlich, und Pastor Larsen, der unseren Kindergarten um Schwester Josefne spirituell begleitete, riet mir, solche Kokeleien demnächst draußen vor der Stadt, am Preu- ßenstadion vorzunehmen. Meine Eltern erläuterten mir Funktion und abstrakt auch die Lage dieser Stätte. Interessant, da spielten also Erwachsene völlig ungestört Fußball. So kannte ich Fußballspielen auf einer städtischen Grünfäche der Aapromenade nicht. Kaum waren genügend Kinder beisammen, kaum rollte der Plastikball, da erschien auch schon dieser kleinwüchsige Wald- und Wiesenkontrol- leur, brüllte, dass hier Ballspielen verboten sei, und fragte, ob wir nicht lesen könnten, zog den Ball ein, wenn wir ihn und uns nicht recht- zeitig in Sicherheit bringen konnten, und verschloss das Spielgerät zusammen mit seinem Gärtner-Werkzeug im Zwinger nahe einer weiteren Aabrücke. Der jedenfalls konnte am Preußenstadion schon mal nicht aufaufen, den Spielern den Ball wegnehmen und damit ver- schwinden. Doch dieses Eldorado war unerreichbar. Und so musste 9 ich mich weiter mit der Rasenfäche neben der Aabrücke an der Maxi- milianstraße als Fußballplatz begnügen, spielerische Widrigkeiten wie Stadtmännchen und Hundehaufen eingeschlossen. Denn mein Vater zeigte Anfang der 1960er Jahre leider wenig Interesse, mir das Preu- ßenstadion zu zeigen. Überhaupt, mein Vater. Mit ihm gingen seltsame Veränderungen vor. Nie hatte ich den Eindruck, dass er ein Sünden behafetes Leben führte, trotzdem verkürzte sich im Sommer des Jahres 1963 seine Beichtfrequenz von ungefähr feiertäglich deutlich auf regelmäßige vierzehntägige Bußgänge. Alle zwei Wochen und immer samstags um die gleiche Uhrzeit verließ er seine Familie am frühen