August 2016 Magazin
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THE BRITISH SHOP August 2016 Magazin Reine Formsache Ungezähmte Natur? Aber doch fotogen. Die Figuren sind überwiegend ab- nicht in einem hochherr - strakt, Kegel, Kugeln, Würfel, aber einige schaftlichen Garten! So stellen durchaus etwas dar: Dame und Kö- dachten jedenfalls die Gärt- nig wie aus dem Schachspiel, Schirme, ner der Tudor- und Stuart- Pfauen … man braucht nur ein bisschen zeit in England und taten ihr Phantasie. Zu Füßen oder vielmehr Stäm- Bestes, das Grün gefällig zu- men der getrimmten Pflanzen breitet sich je rechtzustutzen. Formschnitte – zu nach Saison ein bunter Blumenteppich aus. Figuren, Zierborten, kompletten Laby- Formschnitt, auf Englisch „topiary“, galt rinthen „frisierte“ Büsche, Bäume und früher als die hohe Kunst des Gärtners. Hecken – waren im 16. und 17. Jahrhundert Auch der Garten von Levens Hall ist von ei- große Mode. Doch viele dieser kunstvollen nem Meister angelegt worden: Guillaume Anlagen wurden später der nächsten Mode Beaumont war der Chefgärtner des glück - geopfert, dem Englischen Landschafts - losen Königs James II., der in der „Glorious garten, der näher an der (wenn auch stark Revolution“ abgesetzt wurde (aber immer- idealisierten) Natur war und keinen Platz hin nicht geköpft, wie sein Vater vor ihm). hatte für Buchsbaumkugeln. Später besann In Levens Hall fand Beaumont Zuflucht. man sich und legte diese spezielle Variante Sein Werk hat ihn überdauert. Damit es in des Ziergartens neu an. Form bleibt, beginnt der Schnitt im Levens Hall im Lake District hat die Spätsommer und dauert bis ge samte Entwicklung damals verschlafen, nach Weihnachten. Levens was – wie das Leben so spielt – im Nach- Hall und die Gärten sind bis hinein ein Glück ist. Als einer der wenigen 6. Oktober geöffnet, da- Herrensitze im Land besitzt dieses präch- nach ab April 2017. Mehr: tige elisabethanische Haus einen komplett www.levenshall.co.uk erhaltenen „topiary garden“, dessen grünes Weitere schöne Gärten Inventar teilweise 300 Jahre alt ist. Er ist mit Formschnitt: nicht riesig, aber sehr beeindruckend und www.greatbritishgardens.co.uk Fotos: © Levens Hall 117 ieh ebe V as li nd d tor u Der Dok James Herriot muss wohl der berühmteste Tierarzt der Welt sein. Acht Bücher hat er geschrieben, Vorlage für zwei Spielfilme und eine BBC-Fernsehserie, die auch bei uns immer mal wieder zu sehen ist. Der Landveterinär, der seinem über fünfzigjährigen Berufsalltag so viel Lustiges, Bewegendes und Inspirierendes abgelauscht hat, hieß in Wirklichkeit James Alfred Wight, genannt Alf, und war ein Tier- und Menschenfreund. Er wäre am 3. Oktober 100 Jahre alt geworden. ie sein Sohn sagt, sah sich Wight reichen Schriftsteller – dann auch noch eine W sein Leben lang als Tierarzt, der Menge Absagen von Verlagen kassiert. Das nebenher ein bisschen schreibt. 1940 war der Geräusch eines abgelehnten Manuskripts, frisch gebackene „vet“ in eine Praxis in das durch den Briefschlitz plumpst, beglei- Thirsk im Norden Yorkshires – zwischen tete ihn viele Jahre lang – das hat er einmal den Dales und den Moors gelegen – einge- einem Reporter erzählt. stiegen. Erst 1991 zog er sich aus dem Be- Zum Glück für seine Leser ließ er sich aber rufsleben zurück. Als echter Landtierarzt nicht entmutigen. Wights Schreibstil ist be- erlebte er den fundamentalen Wandel seiner merkenswert: wortgewaltig, reich an De- Ära mit: den Abschied vom Zugpferd zu- tails, durchsetzt mit trockenem Humor. Er gunsten des Traktors, die zunehmende Spe- hat einen Blick für seltsame Charaktere, al- zialisierung der Bauern, die Veränderung len voran „Siegfried Farnon“. Hinter die- der ländlichen Gesellschaft. Er arbeitete eng sem Pseudonym verbarg er seinen einstigen mit den Bauern zusammen, hatte aber nicht Chef und späteren Kompagnon Donald Sin- nur das liebe Vieh, sondern auch die kleine- clair. Siegfried ist ein Original, leicht hyste- ren Haustiere im Blick. Obwohl ein ausge- risch, mit seltsamen Gewohnheiten. Doch prägter Hundefan und eigentlich nie ohne die Freundschaft, die sich zwischen den bei- Hund an seiner Seite, mochte er auch Kat- den Tierärzten im wirklichen Leben ent- zen gern. Seine Praxis mit der Adresse 23 wickelt hatte, überlebte Wights literarische Kirkgate ist heute ein äußerst populäres Interpretation. Museum, „The World of James Herriot“. Den Durch- Die Geschichten rund um den guten Doktor, bruch schaffte in der Ich-Form geschrieben, spielen in den der schreiben- 1930er- bis 1950er-Jahren, wurden aber viel de Veterinär später verfasst. Alf Wight veröffentlichte nicht in Groß- sein erstes Buch – „If only they could talk“, britannien, ob- „Wenn sie bloß reden könnten – im Jahr wohl er dort 1970. Da war er Mitte fünfzig. Als Autor schließlich ei- spät berufen, hatte er – wie fast alle erfolg- nen Verlag 118 Bild: © modul_a/Fotolia fand. Nein, in den USA wurden seine bei- Aber er liebte den Erstlingswerke (das zweite heißt im Yorkshire und Original „It shouldn t happen to a vet“, die Landbevöl- „Das sollte einem Tierarzt nicht passieren“) kerung und blieb in einem Band zusammengefasst. Dieser beiden zeitle- trug nun den Titel „All Creatures great and bens treu. small“, eine Zeile aus einem bekannten eng- Alf Wight wird als ausnehmend freundlich, lischen Kirchenlied. Er wurde ein Bestseller – höflich und rücksichtsvoll beschrieben – Ei- die Amerikaner konnten gar nicht genug be- genschaften, die allen Medizinern gut zu kommen vom Landleben in Yorkshire. Die Gesicht stehen. Trotz seines Ruhms blieb er guten Kritiken und Berichte über den Erfolg bescheiden und neigte zum typisch briti- kamen zurück nach Europa, und aus dem schen Understatement. Tierarzt, der nebenher schreibt, wurde ein „The World of James Herriot“ in der ehema- literarischer Star. Die Verfilmungen, vor al- ligen Praxis hat schon mehrere Preise als be- lem die BBC-Fernsehserie, trugen weiter sonders sehenswerte Besucherattraktion ab- dazu bei. geräumt. Das Haus ist im Stil der vierziger James Herriot wird ganz klar mit Yorkshire Jahre eingerichtet, zeigt die Privatwohnung assoziiert, und zwar in erster Linie mit den ebenso wie eine Sammlung von Tierarzt- Yorkshire Dales, obwohl Thirsk eher am utensilien und Erinnerungsstücken. Eine Rande dieser Region liegt (im Buch heißt Modellbahn mit einer Miniaturausgabe des das Städtchen übrigens Darrowby). Doch in „James-Herriot“-Zugs, der tatsächlich den Dales – einer wunderschönen Land- durch diese Gegend fährt, ist ebenfalls zu schaft mit karstigen Felsen, Hügeln und bestaunen, außerdem ein „BBC-Studio“ mit Tälern, saftigen Weiden und dem typischen Requisiten der Dreharbeiten zu der belieb- Netzwerk von Trockenmauern – wurde ge- ten Serie. Im Garten steht eine Bronzestatue filmt. Heute nennt sich diese Gegend selbst- des Autors, natürlich mit Hund im Arm, im bewusst „Herriot Country“. Hof ist eine Hufschmiede, im Keller ein al- Eigentlich war Alf Wight aber gar kein ech- ter Bunker. Autofans freuen sich über den ter Yorkshireman, sondern wurde in Sun- alten Austin 7, mit dem der Tierarzt in der derland geboren – das liegt bei Newcastle – TV-Serie über Land fuhr. Für die Außenauf- und wuchs in Glasgow auf. Sein Leben lang nahmen wurde aber ein anderes Haus ge- sprach er mit leicht schottischem Akzent, nutzt. „Skeldale House“ im Dorf Askrigg in der sich ziemlich deutlich von den langge- Wensleydale ist heute eine Bed-&-Break- zogenen Vokalen der Einheimischen abhob. fast-Pension. Infos zur „World of James Herriot“: www.worldofjamesherriot.com Mehr über die Gegend: www.yorkshire.com/places/north-yorkshire/herriot-country Wir bedanken uns bei World of James Herriot für die uns zur Verfügung gestellten Fotos. 119 Dorset Eton Apple Cake set or Von guter Herkunft D Ob nun Bake- Ein Lieblingsdessert der Briten ist „Eton well Tart Mess“, benannt nach der vornehmen Jun- oder Bake- genschule. „Mess“ bedeutet „Unordnung“, well Pudding: was natürlich keine Rückschlüsse auf die 1 Beide sind Ge- Zustände am Institut zulässt, eher auf die bäckspezialitäten Optik des Gerichts. Die simple Kombinati- mit Mandel- und Himbeer- on aus Schlagsahne, Erd- n Mess füllung, die erste aus Mürbe-, die zweite aus beeren und zerdrück- Eto Blätterteig. Sie finden sie in Großbritannien tem Baiser wird beim in jedem Supermarktregal, aber das Origi- jährlichen Cricket- nal stammt tatsächlich aus Bakewell im match der Schule ge- Peak District. Es rankt sich, wie meist, eine gen die fast genauso Geschichte darum; in diesem Fall handelt feine Harrow School sie von einer zerstreuten Küchenmagd, die serviert. Hierzu ha- Eier und Mandeln nicht in den Teig gab, ben wir bisher keine 2 sondern auf die Himbeerfüllung strich. Einladung erhalten, aber Wie auch im- Eton Mess gibt es mer: Ein echter „Und dann die englischen Käse. Es gibt in der Umgebung in vie- Bakewell Pud- nicht viele davon, aber ich glaube, Stilton len Lokalen in guter Qua- ding ist in die- ist der weltweit beste Käse seiner Art, lität, zum Beispiel im Ho- sem hübschen tel „The Christopher“ in und Wensleydale kommt gleich danach.“ Städtchen in Windsor. Es ist aber auch vielen Bäcke- George Orwell (1903 bis 1950), Autor leicht nachzumachen, reien und Lo - man braucht nur die drei ka len erhältlich, wir empfehlen das „Bake- Zutaten und nicht einmal Zucker, denn das well Pudding Parlour“ in der alten Baiser ist süß genug. Schmiede. Lieber etwas Deftiges, zum Beispiel einen In Dorset, der Grafschaft ganz unten in Lancashire Hotpot? Dieser Auflauf ist echte Südengland, wird eine spezielle Sorte Hausmannskost und stammt aus dem Apfel kuchen serviert, der Dorset Apple Nordwesten Englands. Ein wenig erinnert Cake. Der Apfel ist klein gewürfelt und er an Irish Stew: Lamm- oder Hammel - wird direkt in den mit Zimt gewürzten Teig ragout unter einer Schicht Kartoffelschei- gerührt, nicht daraufgelegt. Delicious! ben. Die besondere Zutat sind Lammnieren. Dazu passt Clotted Cream, wie in den Das Country-Pub Shireburn Arms in Hurst „Courtyard Tea Rooms“ in Poole serviert. Green serviert eine sehr gute Variante mit 120 Alle Speisebilder © Fotolia: 1 manyakotic; 2 Stolyevych Yulia; 3 und 4 Monkey Business Cromer Crab, Bakewell Tart und Cornish Pasty, Pork Pie aus Meltown Mobray, Cumberland Sausage, die Käsesorten Stilton und Wensleydale: Großbritannien kennt eine ganze Reihe von Speisen, die nach Gegenden oder Orten benannt sind.