Als Parasit Der Mörtelbiene Megachile Sicula
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©Bembix, Christian Schmid-Egger; download unter http://bembix.de oder www.zobodat.at ELFVING, R. (1968): Die Bienen Finnlands. chen Schleswig-Holstein und nordöstli- Leucospis gigas (Chalcidoidea: Leucospidae) als Parasit der Fauna fenn. 21: 169. chen Niedersachsen (Hymenoptera: Acu- Mörtelbiene Megachile sicula (Apoidea: Megachilidae). leata). Drosera '93: 125134. HEDICKE, H. (1930): Hautflügler, Hymenopte- Heinrich Bürgis, Worms ra. In: Brohmer, P., P. Ehrmann & G. Ul- STOECKHERT, F.K. (1954): Fauna Apoideorum mer (Hrsg.): Die Tierwelt Mitteleuropas. Germaniae. Abh. bayer. Akad. Wiss. 65: Literaturangaben zufolge soll Leucospis gigas eine einjährige Entwicklungszeit Band V, Insekten, 2. Teil, 246 S.; Leipzig 187. haben. Die Wespen sollen zum Verlassen des Wirtenestes auf benachbarte Gänge (Quelle & Meyer). ihrer zuvor ausgeschlüpften, nicht parasitierten Wirte angewiesen sein, da sie sich VOITH, J. (1995): Zur Wirtsfrage von Noma- wegen ihrer angeblich ungeeigneten Mundwerkzeuge nicht selbst aus dem Wirts- NEUMEYER, R. (1995): Verbreitung von Noma- da moeschleri ALFKEN. bembiX 4: 1618. nest befreien können. Die in dem folgenden Artikel wiedergegebenen Beobachtun- da moeschleri in der Schweiz. bembiX gen zeigen, daß diese Lehrbuchmeinung revidiert werden muß. 4: 1415. WARNCKE, K. (1981): Die Bienen des Kla- genfurter Beckens (Hymenoptera, Api- RASMONT, P., C. GASPAR, J. LECLERCQ, A. JACOB- dae). Carinthia 11 171/91: 275348. Beobachtungen 1991 ne). Diese verwendet als Unterlage für REMACLE & A. PAULY (1992): The faunistic ihre Nester neben Mauersteinen auch drift of Apoidea in Belgium. Proc. EC WESTRICH, P. (1984): Kritisches Verzeichnis ährend eines meeresbiologischen Geröll und Kiesel, was FABRE mit der Be- workshop Bees for Pollination: 6587. der Bienen der Bundesrepublik Deutsch- W Praktikums in Korsika, das von zeichnung le Chalicodome des Galets land (Hymenoptera, Apoidea). Courier der Abteilung Hydrobiologie der Univer- zum Ausdruck bringt. Heute trägt diese SCHMIEDEKNECHT, 0. (1930): Die Hymenopte- Forsch.-Inst. Senckenberg 66: 186. sität Essen unter der Leitung von Herrn Art den Namen Megachile (Chalicodoma) ren Nord- und Mitteleuropas. 2. Aufl., Prof. Dr. H. Schuhmacher durchgeführt parietina (FOURCROY). 1062 S.; Jena (G. Fischer). WESTRICH, P. (1990): Die Wildbienen Baden- wurde, sammelte ich am 24. September • Chalicodoma sicula ROSSIUS (le Chali- Württembergs. 2. Aufl., 2 Bde., 972 S.; 1991 bei Stareso in der Umgebung von codome de Sicile, Sizilianische Mörtel- SMISSEN, J. v.d. (1991): Beitrag zur Bienen- Stuttgart (Ulmer). Calvi ein Mörtelbienennest von Chalico- biene). Bei ihr unterscheidet FABRE je und Wespenfauna des südöstlichen doma spec. (Apoidea: Megachilidae). Das nach Platzwahl für das Nest zwischen le Schleswig-Holstein und des Wendlandes WOLF, H. (1994): Wer hilft, den Wirt von No- Nest hatte eine kugelförmige Gestalt mit Chalicodome des Hangars, der Schup- (Hymenoptera: Aculeata). Drosera '91: mada moeschleri zu finden? bembiX 3: einem Durchmesser von ca. 3 cm und pen-Mörtelbiene und le Chalicodome 9399. 6. war frei an dem Ast eines Zistrosen- des Arbustes, der Stauden-Mörtelbiene. strauchs angeheftet. FABRE (18231915), Auch diese Art wird heute zur Gattung SMISSEN, J. v.d. (1993): Zweiter Beitrag zur WOLF, H. (1995): Zum mutmaßlichen Wirt den Victor Hugo als den Homer der In- Megachile gestellt. Bienen- und Wespenfauna im südöstli- von Nomada moeschleri. bembiX 4: 16. sekten bezeichnet, und dessen Begeg- Im 2. Band der Souvenirs korrigiert nung und Beschäftigung mit den Mörtel- FABRE allerdings seine früheren Angaben bienen fast als Zündschnur für seine hinsichtlich Chalicodoma sicula dahin- an Besessenheit grenzende Leidenschaft gehend, daß es sich um zwei verschie- für Insekten angesehen werden kann dene Arten handelt, nämlich um die (FRANZ in FABRE 1989), beschreibt im 1. Schuppen-Mörtelbiene Chalicodoma py- Band seiner Souvenirs Entomologiques renaica LEP. bzw. die Stauden-Mörtel- für Frankreich zwei Chalicodoma-Arten biene Chalicodoma rufescens PER. Um no- (FABRE, 1985): menklatorischen Problemen auszuwei- • Chalicodoma muraria F. (le Chalico- chen, verwendet er in der Folge nur noch dome des murailles, Mauermörtelbie- die seiner Meinung nach eindeutigeren 26 bembiX Nr. 5 bembiX Nr. 5 27 ©Bembix, Christian Schmid-Egger; download unter http://bembix.de oder www.zobodat.at Bezeichnungen Chalicodome des Han- Imago überwintert in ihrer Zelle und ar- gars bzw. Chalicodome des Arbustes. beitet sich im April mit Hilfe ihrer Man- Mit der zweiten Bezeichnung, nämlich dibeln aus dem Mörtelnest heraus (JA- Stauden-Mörtelbiene, dürfte FABRE aus COBS & RENNER 1988 für Megachile parie- heutiger Sicht Megachile (Chalicodoma) tina). sicula gemeint haben. Die Nestanlage der Stauden-Mörtel- Beobachtungen 1992 biene schildert er folgendermaßen: In dem buschigen Dickicht wählt sie einen Auf obige Angaben bauend rechnete Zweig von Strohhalmsdicke und führt ich also für das Frühjahr 1992 mit dem auf dieser schmalen Grundlage ihren Erscheinen der Mörtelbienen. Zu meiner Bau aus Mörtel aus. Nach seiner Fertig- Enttäuschung schlüpfte jedoch 1992 stellung ist das Nest ein Erdball, durch nichts aus dem Nest, woraus ich den den der Zweig in seitlicher Richtung hin- Schluß zog, daß sein Inhalt infolge un- durchgeht. Es ist so dick wie eine Apri- sachgemäßer Aufbewahrung zugrunde kose, wenn es sich um die Arbeit eines gegangen sein müsse (Feuchtigkeit, einzelnen Insekts handelt, und wie eine Temperatur usw.). geballte Faust, wenn mehrere zusam- 01 23 4 5 mm mengearbeitet haben; der letztere Fall ist Beobachtungen 1993 jedoch selten. (FABRE 1914). Innerhalb der Mörtelummantelung befinden sich Um so überraschter war ich daher, als Abb. 1 Leucospis gigas F. f Habitus. Die in Ruhelage längsgefalteten Flügel sind mehrere nach oben orientierte Zellen, im Juli des darauf folgenden Jahres zwar zur Darstellung der Äderung ausgebreitet wiedergegeben worden. (Original) die mit Nektar und Pollen als Larven- keine Mörtelbienen, dafür aber drei gro- futter verproviantiert sind. Als Bauma- ße, schwarz-gelb gezeichnete Wespen terial dient ein Gemisch aus Erde und aus dem Mörtelbienennest schlüpften (2 in Ruhelage längs gefaltet und erinnern lich geleitet nach feinsten (bis zum In- Sandkörnern. Die Komponenten werden Exemplare am 4. Juli 1993, ein drittes somit an Faltenwespen (Vespidae). neren der Zellen durchgängigen?) Spal- durch ein Labialdrüsensekret aus lang- zwischen dem 11. und 13. Juli 1993). Spätestens seit Erscheinen der 2. Auf- ten, fahren, fündig geworden, den lan- kettigen Kohlenwasserstoffen miteinan- Jede hatte das Wirtsnest durch einen lage von JACOBS & RENNER (1988): Biologie gen Legestachel aus (der Legeapparat ist der verkittet, so daß nach dem Trocknen separaten, selbstgegrabenen Gang mit und Ökologie der Insekten, die als Titel- äußerst kompliziert gebaut) und führen eine steinharte Mörtelmasse entstanden kreisrunder Öffnung verlassen. Es han- bild Leucospis gigas bei der Eiablage ihn im Verlauf von 2060 Minuten bis ist (JACOBS & RENNER 1988). delte sich um Weibchen der Erzwespe zeigt, ist diese Wespe den meisten Ento- zu seiner Basis ein, sitzen dann zur Ei- Das von mir gefundene Nest stimmt Leucospis gigas FABRICIUS (Chalcidoidea: mologen ein Begriff. Dort wird zur Bio- ablage weitere 1020 Minuten auf dem von seiner Form her gut mit obiger Be- Leucospidae), die bei Mörtelbienen pa- logie von Leucospis gigas folgendes aus- Chalicodoma-Bau... Männchen in Europa schreibung überein. Um jedoch hinsicht- rasitiert (BOUCEK 1959 und 1974). geführt: Die Leucospis-Weibchen er- äußerst selten, bisher nur einige aus Süd- lich der Artzugehörigkeit ganz sicher zu Die Leucospidae sind leicht zu erken- scheinen im Juni, nachdem die Mörtel- frankreich und eines aus Istrien bekannt; gehen, nahm ich das Nest mit in der nen an ihren stark vergrößerten, bedorn- bienen ihre Bautätigkeit abgeschlossen Entwicklung somit (fast) ausschließlich Hoffnung, daß die daraus schlüpfenden ten Hinterschenkeln und vor allem im haben, landen nach Suchflügen auf den parthenogenetisch; die anfangs sehr be- Bienen die Diagnose bestätigen würden. weiblichen Geschlecht an dem über Bauten, betrillern deren Oberfläche Qua- wegliche Larve verspeist im Verlauf von Die Imaginalhäutung der Mörtel- den Rücken nach vorn gebogenen Lege- dratmillimeter für Quadratmillimeter 17 Tagen die Wirtslarve (gegebenenfalls bienen findet im frühen Herbst statt. Die bohrer (Abb. 1). Ihre Vorderflügel sind mit den Fühlern, suchen dabei geruch- auch Eier und Larven der eigenen Art). 28 bembiX Nr. 5 bembiX Nr. 5 29 ©Bembix, Christian Schmid-Egger; download unter http://bembix.de oder www.zobodat.at Abschließend heißt es: Die Imagines liegen, wie dies auch sonst bei vielen Hy- sicula (ROSSIUS), wodurch meine auf der können (im April und Mai des nächsten menopteren der Fall ist (siehe auch wei- Nestform basierende Vermutung hin- Jahres) erst nach den unparasitierten ter unten). sichtlich der Artzugehörigkeit bestätigt Mörtelbienen, die sich im selben Bau ent- · Leucospis ist sehr wohl in der Lage, wurde. wickelten, das Nest verlassen, da ihre sich selbst aus dem Wirtsnest herauszu- Mit diesem Befund hielt ich eigentlich Mundwerkzeuge zum Herausarbeiten arbeiten, ohne fremde Gänge benutzen die Untersuchungen endgültig für abge- aus der Tiefe des harten Mauerwerks un- zu müssen. Dies beweist der vorliegen- schlossen. Zu meiner Verblüffung fand geeignet sind. de Fall, bei dem keine Mörtelbienen aus ich jedoch bei einer Kontrollinspektion FRANZ zieht hieraus in seinem