School of Education, Culture and Communication

Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in Wilhelm Landigs Roman Götzen gegen Thule Herkunft, Gestaltung und Weiterentwicklung eines Mythos in der rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur

Specialarbete i tyska, 15hp Daniel Hertel Betreuer/handledare: Thorsten Päplow

Herbstsemester 2012/ht12

1. Einleitung …………………………………………………………………………..3

1.1. Biographie Wilhelm Landigs …………………………………………………...5

1.2. Der Roman Götzen gegen Thule ………………………………………………..7

2. Analyse des Motivs der „Schwarzen Sonne“ …………………………………….8

2.1. Hintergrund, Mythologie und literarische Popularisierung ……………………8

2.2. Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ………13

2.3. Zur Funktion der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule …...15

2.4. Zur Weiterentwicklung der „Schwarzen Sonne“ nach Götzen gegen Thule …..27

3. Zusammenfassung und Diskussion ………………………………………………35

Literaturverzeichnis und Quellen …………………………………………………..42

Anhang ………………………………………………………………………………..45

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1. Einleitung

Am 11. Februar 2012 hatte die Science-Fiction-Komödie Iron Sky1 auf der 62. Berlinale Weltpremiere: Ende 1945 ist eine Gruppe von Wissenschaftlern und SS-Soldaten von dem geheimen deutschen Antarktisstützpunkt „Neuschwabenland“ mit Raumschiffen zu der dunklen Seite des Mondes geflüchtet und hat dort eine Nazibasis „Schwarze Sonne“ angelegt.2 Das Ziel der ‚Mondnazis‘ ist es, die Erde wiederzuerobern und damit die Weltherrschaft zu ergreifen. Als Mittel dazu stehen ihnen unter anderem sogenannte ‚Reichsflugscheiben‘3, also ‚fliegende Untertassen‘, zur Verfügung, die neben dem Hakenkreuz auch das Balkenkreuz der Wehrmacht als Hoheitszeichen tragen. In dem Film taucht darüber hinaus mehrmals ein zwölfspeichiges Sonnenrad auf, welches sich auch in Form eines Bodenmosaiks in der bei Paderborn gelegenen findet. Die Idee für den Film hatte angeblich ein Freund des Regisseurs, dem in einem Traum Nazis begegneten, die auf dem Mond wohnen und die Erde erobern wollen.4 Googelt man allerdings nach Begriffen wie „Schwarze Sonne“, ‚Reichsflugscheiben‘, ‚Neuschwabenland‘ oder ‚Nazi-Ufos‘ dann stellt sich schnell heraus, dass es eine Unzahl von Büchern und Internetartikeln gibt, in denen diese Wörter vorkommen. Gemeinsam ist den meisten, dass sie in ein verschwörungstheoretisches, rechtsesoterisches Ideenkonglomerat eingehen, welches man sowohl als Teil einer Nachkriegserinnerungskultur an den Nationalsozialismus als auch einen Zweig populärkultureller Verschwörungstheorien bzw. -mythen betrachten kann. Bei der Frage, wie „Schwarze Sonne“, Reichsflugscheiben, geheime unterirdische deutsche Stützpunkte und die SS miteinander zusammenhängen, stößt man immer wieder auf den Österreicher Wilhelm Landig und die von ihm verfassten Romane

1 Homepage: www.ironsky.net. Der Film ist eine finnisch-deutsch-australische Ko-Produktion und wurde teilweise durch „Crowdfunding“ finanziert. Für den Film konnte man immerhin einen renommierten Schauspieler wie Udo Kier gewinnen. Die Filmmusik wurde von der kontroversiellen slowenischen Avantgardegruppe Laibach beigesteuert. Ein Computerspiel zum Film ist bereits erschienen und ein Comic in Vorbereitung. 2 Vgl. Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=wx_mk_kxi-s (Zuletzt abgerufen am 23.2.2013) und Anhang 1 3 Der Terminus ‚Reichsflugscheibe‘ bzw. ‚Flugscheibe‘ (vereinzelt wird auch der Begriff ‚Flugkreisel‘ angewendet) ist ein etablierter Begriff in der rechtsesoterischen Literatur, welcher sich auf scheiben- oder diskusförmige Luft- und Raumfahrzeuge bezieht, die im nationalsozialistischen Deutschland unter Verwendung von ‚Geheimtechnologie‘ gebaut worden sein sollen. In der englischsprachigen Literatur werden dagegen die Begriffe ‚Nazi-UFO‘ oder ‚German flying saucer‘ verwendet. Um die verschiedenen für diese Arbeit relevanten Motive und Mythen der rechtsesoterischen Literatur untersuchen zu können, werden diese Begriffe deshalb so in dieser Arbeit übernommen. 4 Vgl. Anhang 2 3

der sogenannten Thule-Trilogie.5 Ein wichtige Rolle scheint hier der erste Band der Trilogie, der 1971 erschienene Roman Götzen gegen Thule einzunehmen, da in ihm das erste Mal die literarische Gestaltung eines Geheimbundes „Schwarze Sonne“ auftritt, und der Autor völkische Mythen mit populärkulturellen Nachkriegsmythen verschmelzen lässt. Ein herausstehendes Charakteristikum dieses Romans ist, dass er sich aus einer Vielzahl teilweise schwer zu überschauender ideologischer und religiöser Symbole und Motive zusammensetzt, welche in die Mythenkonstruktion der „Schwarzen Sonne“ eingehen. Die auf den ersten Anblick eklektisch wirkende Vermischung von Verschwörungstheorien mit völkischen, religiösen und populärkulturellen Mythen ist jedoch Ausdruck eines in sich kohärenten Weltbildes des Autors. In dieser Untersuchung ist jedoch kein Platz, die Vielzahl heterogener Quellen, die Wilhelm Landig in dem Roman Götzen gegen Thule verarbeitet, im Detail zu beschreiben. Zum besseren Verständnis werden notwendig erscheinende Erklärungen und Informationen zu den Mythen und Symbolen, die von dem Autor benutzt werden, hauptsächlich in den jeweiligen Fußnoten kurz erklärt und mit relevanter Sekundärliteratur komplettiert. Man muss sich als Leser immer bewusst sein, dass es ein Charakteristikum der zu untersuchenden Primärliteratur ist, dass sie sich aus vielen unterschiedlichen Quellen zusammensetzt, die miteinander verwoben werden. Die mitunter schwer nachvollziehbare Vernetzung dieser Quellen ist aber ein Teil der rechtsesoterischen literarischen Tradition. Um zu verdeutlichen, wie dies bei einem Autor wie Wilhelm Landig geschieht, wurde bewusst gewählt, längere Passagen des Romans Götzen gegen Thule im Abschnitt 2.2. zu zitieren. Dadurch kann illustriert werden, dass sich das Motiv der „Schwarzen Sonne“ aus einer Vielzahl unterschiedlicher Symbole und Traditionen zusammensetzt, die vom Autor zu einem sinnstiftenden Mythos miteinander verwoben werden.6 Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Roman Götzen gegen Thule anhand von Textstellen und Sekundärliteratur in Hinsicht auf die folgenden Fragestellungen zu untersuchen: In welchem Kontext taucht das Symbol der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman auf? Welche Funktionen lassen sich ihm zuordnen? Was möchte der Autor mit dem Mythos der „Schwarzen Sonne“ bezwecken? Wie wird das Motiv der „Schwarzen Sonne“ von anderen Autoren aufgegriffen und literarisch gestaltet? Welche Funktionen werden übernommen und

5 Wilhelm Landig: Götzen gegen Thule, Hannover, Hans Pfeiffer, 1971; ders.: Wolfszeit um Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1980; ders.: Rebellen für Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1991. 6 Dasselbe gilt für die Weiterentwicklung des Symbols der „Schwarzen Sonne“ (Abschnitt 2.4.). Auch hier verarbeiten die jeweiligen Autoren eine Vielzahl heterogener Quellen, übernehmen einzelne Aspekte dieses Symbols von Wilhelm Landig und fügen ihm neue hinzu. 4

inwieweit werden neue Inhalte hinzugefügt? Wie kommt es zur heutigen Verbindung der „Schwarzen Sonne“ mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg? Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Symbol bzw. Mythos der „Schwarzen Sonne“, was im 2. Teil dieses Aufsatzes untersucht wird. Dort wird erst Hintergrund, Mythologie und relevante Literatur zur „Schwarzen Sonne“ präsentiert. Danach werden die wichtigsten Textstellen des Romans, in denen das Motiv der „Schwarze Sonne“ auftaucht ausführlicher zitiert, um dann eine Analyse dieses Symbols anhand von Primär- und Sekundärliteratur durchzuführen. Zum besseren Verständnis der Thematik ist es jedoch von Interesse, in Kapitel 1.1. den Autor Wilhelm Landig kurz zu präsentieren, sowie in Kapitel 1.2. den Inhalt des zu untersuchenden Buches Götzen gegen Thule wiederzugeben. Abschließend sollen in Kapitel 3. die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und diskutiert werden. Am Ende des Aufsatzes befinden sich zudem die in dieser Arbeit verwendeten Internetquellen als Anhang.

1.1. Biographie Wilhelm Landigs

Wilhelm Landig7 wurde am 20. Dezember 1909 in Wien geboren und gilt als ein früher Anhänger Adolf Hitlers. Er erhielt eine militärische Ausbildung als Mitglied eines „Mittelschul-Freikorps“ und trat anscheinend schon früh der NSDAP bei. Da diese 1933 in Österreich verboten wurde, wurde er zum ‚Illegalen‘. Nach Teilnahme an dem 1934 in Wien gescheiterten nationalsozialistischen Putschversuch floh er ins Deutsche Reich, wo er einen hohen Status als Mitglied der in Österreich verbotenen NSDAP erhielt. Im selben Jahr trat er auch der SS bei, wobei er gleichzeitig Mitglied des Sicherheitsdienstes SD und der Waffen-SS war, weil ihm die Freikorpszeit als militärische Dienstzeit anerkannt wurde. Anstellung fand er von 1937-38 beim Arbeitswissenschaftlichen Institut in Berlin, welches der Deutschen Arbeitsfront (DAF) unterstand. Unmittelbar nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs kehrte er aufgrund einer Sondergenehmigung Heinrich Himmlers nach Wien zurück, wo er von 1938-41 als Sachberater des SD für geheime Reichssachen tätig war. Obwohl er offiziell direkt dem NSDAP-Mitglied und

7 Die biographischen Daten Landigs sind eher spärlich. Lediglich die Autoren Heller/Maegerle scheinen direkt mit dem Autor im Gespräch gewesen zu sein, und es ist möglich, dass Landig seine eigene Biographie und sein Wirken im Dritten Reich beschönigt hat. Allgemein zu Landig vgl. Friedrich Paul Heller und : Thule, Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten, Stuttgart, Schmetterling-Verlag, 1998, S. 96-102. Nicholas Goodrick-Clarke: Black Sun, Aryan cults, esoteric and politics of identity, New York, New York University Press, 2002, S. 128-150. Göran Dahl: Radikalare än Hitler? De esoteriska och gröna nazisterna, Inspirationskällor, Pionjärer, Förvaltare, Ättlingar, Stockholm, Bokförlaget Atlantis, 2006, S. 157ff. Die einzige bekannte Videoaufnahme Landigs ist das Interview Wilhelm Landig ‒ Ein Zeitzeuge berichtet: http://www.youtube.com/watch?v=eA23BVO79WY. Zuletzt abgerufen am 23.2.2013. 5

Reichsstatthalter Baldur von Schirach unterstellt war, war er bei Beschlüssen oft direkt mit den zuständigen in Berlin ansässigen SS-Instanzen in Verbindung, weil er aufgrund seiner SS- typischen elitären Einstellung die NSDAP und deren Mitglieder als minderwertig und von Opportunisten durchsetzt ansah.8 Laut Landigs eigener Auskunft war er in Wien auch mit der Koordination und Konstruktion von Flugscheiben beschäftigt9, welche eine zentrale Rolle in seiner nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Thule-Trilogie spielen. Von 1942-44 kämpfte Wilhelm Landig in den besetzten Balkanländern gegen Partisanen. 1944 kehrte er aufgrund einer Verwundung nach Wien zurück, und arbeitete in der Abteilung I (Inland) des SD. Nach dem Kriegende 1945 war er bis 1947 in einem britischen Kriegsgefangenenlager interniert. Danach gehörte er einigen nationalsozialistischen Organisationen (Verband der Unabhängigen, Demokratisch-nationale Arbeiterpartei) und Zirkeln (Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik, Wiener Zirkel) an. Publizistisch tätig war Landig u.a. in der monatlich erscheinenden Zeitschrift Kommentare zum Zeitgeschehen und der von ihm ab 1955 herausgegebenen Europa-Korrespondenz. Er gründete auch einen eigenen Buchverlag, den Volkstum-Verlag, in dem er u.a. Teil 2 und 3 der Thule-Trilogie herausgab.10 Landig war auch nach dem Krieg noch politisch aktiv. Er war in regem Kontakt mit ehemaligen Mitgliedern der SS11 und nahm 1951 an dem sogenannten Malmötreffen teil, bei dem sich die wichtigsten Nachkriegsnationalsozialisten (u.a. der ehemalige Führer der Hitler- Jugend Karl-Heinz Priester, der Schwede Per Engdahl und der Brite Oswald Mosley) trafen und eine ‚faschistische Internationale‘, das European Social Movement (ESB) gründeten, für welche Landig Vorsitzender des österreichischen Zweigs wurde. 1971 übernahm Landig ebenfalls den österreichischen Vorsitz für die 1967 in Taiwan gegründete World Anti- Communist League (WACL).12 Zu den letzten Lebensjahren Landigs lassen sich keine Daten finden, er starb 1998.

8 Vgl. Heller/Maegerle, S. 97. 9 Ibid. 10 Ibid. S. 98f. Gründungsdatum des Verlags 1958 oder 1961. Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 137 und Dahl, S. 157. 11 Er scheint umfangreiche Kontakte mit der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der Waffen- SS (HIAG) gehabt zu haben und gab u.a. die Bücher des SS- Untersturmführers Lothar Greil heraus. Zu seinem Freundeskreis gehörten außerdem Hans-Ulrich Rudel, Savitri Devi, und der Rechtsanwalt Jürgen Rieger, alle Zentralfiguren im rechtsradikalen und rassistisch-neuheidnischen Nachkriegsuntergrund. Vgl. Dahl, S. 159. 12 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 137 und Dahl, S. 157. 6

1.2. Der Roman Götzen gegen Thule

In dem Roman Götzen gegen Thule wird die Odyssee von vier Offizieren der Luftwaffe und der Waffen-SS im Rahmen einer „Aktion Ultima Thule“ in der Zeitspanne vom Ende des 2. Weltkrieges bis ca. 1950 geschildert. Im ersten Teil des Romans werden die Luftwaffenoffiziere Recke und Reimer mit einem geheimen Auftrag von Norwegen zu der geheimen, in der Nähe des Nordpols gelegenen, arktischen SS-Basis „Punkt 103“ geschickt. Dieser unterirdische Stützpunkt beherbergt modernste Hochtechnologie des Dritten Reiches, vor allem Flugscheiben, mit denen der Kampf für eine Neugestaltung der Welt auch nach dem Kriegsende fortgesetzt wird. „Punkt 103“ erklärt sich nach dem Kriegsende zu einem geheimen selbstständigen Reich mit der „Schwarzen Sonne“ als Symbol. „Punkt 103“ versteht sich als das wahre „Ultima Thule“, dessen Gegner die freimaurerische Weltverschwörung und der sich hinter dieser verbergende „Berg Zion“ ist. Für diesen Kampf hat sich „Punkt 103“ mit anderen über die ganze Welt verstreuten geheimen Logen und Orden, vor allem tibetanischen Lamas in Form des Geheimbundes „Schwarze Sonne“ alliiert. Als esoterische Mentoren dienen den zwei Luftwaffenoffizieren die SS-Offiziere Gutmann und Juncker, die als Mitglieder eines geheimen elitären Kreises innerhalb der SS die zwei Luftwaffenangehörigen im Laufe des Buches in geheimes Wissen einweihen. Das Ziel der geheimen Bruderschaft der „Schwarzen Sonne“ ist die spirituelle Wiedergeburt der weißen Rasse in Form eines paneuropäischen Vierten Reiches beim Anbruch des Wassermannzeitalters. Im zweiten Teil des Buches fliegen die Protagonisten nach Frankreich um einen in die Mysterien des Grals und der Tradition der Katharer eingeweihten französischen Kollaborateur mit Namen Belísse zum „Punkt 103“ zu holen. Dieser stirbt aber durch die Hand alliierter Soldaten und die Helden des Buches müssen nach Spanien fliehen. Ständig von den Verbündeten der feindlichen Freimaurer verfolgt, werden sie dazu gezwungen, von Spanien nach Marokko, Ägypten, Libanon, Syrien, Irak, Kuwait, Iran, Pakistan und schließlich Indien zu fliehen, immer wieder darum bemüht, einen Weg für die Rückkehr zu dem „Punkt 103“ zu finden und immer wieder auf Mitglieder geheimer Logen treffend, die sich mit ihnen zum Kampf für die Wiedergeburt eines ‚arischen’ Zeitalters verbündet haben. Im dritten und letzten Teil des Buches werden die Hauptfiguren von Mongolen gegen ihren Willen von Indien nach Tibet entführt und dort in einem Kloster unter Hausarrest gestellt. In philosophischen und mythologischen Diskussionen gibt der Lama des Klosters zu verstehen, dass das Zusammenarbeiten von Nationalsozialisten und Vertretern Tibets ein nahes Ende

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haben wird, da die Tibeter eine eigene Agenda bei der Errichtung eines ‚gelben’ Reiches mit Bezugnahme auf das unterirdische Reich von „Agarthi“ verfolgen. Deshalb beschließen sich die Deutschen aus dem Kloster zu fliehen, was ihnen auch gelingt, bis sie in Indien in einem britischen Kriegsgefangenenlager interniert werden. Nachdem sie freigelassen worden sind, kehren sie nach Deutschland und Österreich zurück. Der Nachkriegswelt treten sie mit Abscheu entgegen, und bei einem letzten Zusammentreffen wird resigniert konstatiert, dass der „Punkt 103“ alle Aktivitäten bis zu dem Tag, an dem die Vision von Thule bei allen weißen Völkern erwacht sein wird, eingestellt hat.

2. Analyse des Motivs der „Schwarze Sonne“

2.1. Hintergrund, Mythologie und literarische Popularisierung

Die „Schwarze Sonne“ ist heute das wichtigste esoterische Symbol verschiedenster neurechter, neuvölkischer, neuheidnischer und rechtsokkultistischer Gruppierungen.13 Grafisch dargestellt wird sie am häufigsten durch das Bodenornament (ein aus zwölf S-Runen zusammengesetzten Sonnenrad) des sogenannten Gruppenführersaals der in Nordrhein- Westfalen gelegenen Wewelsburg. Diese diente im Nationalsozialismus als 1934 von initiiertes Forschungszentrum der SS für ‚germanische Zweckforschung‘ dessen Schwerpunkte u.a. auf archäologischen Ausgrabungen und Studien zur germanischen Vor- und Frühgeschichte lagen.14 Das zwölfspeichige Sonnenrad ist, umgeben von zwölf Marmorsäulen, als dunkelgrüne Marmorkrustation in den hellgrauen Marmorboden des Saals eingelassen; weder zum Zweck des Saales noch zur Bedeutung des Symbols lässt sich Eindeutiges sagen. Es kann lediglich vermutet werden, dass dort Zeremonien für höhere SS- Generale abgehalten wurden, und dass das Symbol auf bei Ausgrabungen gefundenen, die Sonne symbolisierenden germanischen Zierscheiben basiert.15 Die Verknüpfung des Begriffs bzw. Symbols „Schwarze Sonne“ mit dem Bodenornament der Wewelsburg scheint jedoch erst in den 1990er Jahren erfolgt zu sein.16 Am wichtigsten hierfür ist der 1991 im rechten Arun-Verlag erschienene Roman Die schwarze Sonne von

13 Vgl. Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne: Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik, Freiburg i. Br., Herder/Spektrum, 1999, S. 144. Ebenso Goodrick-Clarke 2002, S. 148ff. 14 Vgl. Sünner, S. 103-109 und Goodrick-Clarke 2002, S. 125ff. 15 Vgl. Sünner, S. 148. 16 Vgl. Ibid, S. 45 und die Diskussion unten im Abschnitt 2.4. 8

Tashi Lhunpo eines unbekannten Autors mit dem Pseudonym Russell McCloud.17 In diesem wird die SS zu einem gegen Freimaurerei und Weltverschwörung kämpfenden mystischen Orden stilisiert. Das war zwar schon in den Romanen des Österreichers Wilhelm Landig literarisch gestaltet worden (siehe unten), neu ist aber nun die Verbindung des Bodenornamentes im Nordturm der Wewelsburg mit dem Begriff „Schwarze Sonne“. So zeigt das Cover des Romans Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo die Ansicht der Wewelsburg und auf dessen Deckblatt ist das zwölfspeichige Sonnenrad des Gruppenführersaals abgebildet. Ab den 1990er Jahren taucht die Verbindung SS - Schwarze Sonne - zwölfspeichiges Sonnenrad - Wewelsburg dann immer wieder auf, und hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem fest etablierten Zweig der Verschwörungsliteratur von rechts entwickelt. Das Bodenornament der Wewelsburg ziert (stilisiert oder als Originalfoto) zahlreiche Büchercover18 und Cd-Hüllen19 Mittlerweile hat sich darüber hinaus ein regelrechter ‚Schwarze-Sonne-Kitsch‘ entwickelt: Das zwölfspeichige Sonnenrad gibt es heute als Motiv für Uhren, Anstecker, Krawattennadeln, Flaggen, Ringe, Manschettenknöpfe, Armreifen, Unterhosen und T-Shirts.20 Zur Popularisierung der „Schwarzen Sonne“ trug sicherlich auch der 1997 erschienene Dokumentarfilm Schwarze Sonne. Kultorte und Esoterik des 3. Reiches von Rüdiger Sünner bei, auf dessen Cover ebenfalls das zwölfspeichige Bodenornament der Wewelsburg abgebildet ist. Seit den 1990er Jahren ist eine Vielzahl von Publikationen veröffentlicht worden, in denen die „Schwarze Sonne“ in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien um die SS, der Wewelsburg und dem zwölfspeichigen Sonnenrad gebracht wird. Man kann diese Literatur in drei Bereiche einteilen: Seriöse Forschungsliteratur, spekulative Wahrheitsanspruch proklamierende Sensationsliteratur (rechts-)esoterischer Herkunft sowie literarische Gestaltungen in Romanform, in denen die „Schwarze Sonne“ irgendwie auftaucht. Die zwei wichtigsten wissenschaftlichen Werke, in denen das Motiv der „Schwarzen Sonne“ untersucht wird, sind Rüdiger Sünners Schwarze Sonne: Entfesselung und Missbrauch der

17 Russell McCloud: Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, Engerda, Arun, 3. Auflage, 1997. Laut dem Internet-portal welt-buerger.org verbirgt sich hinter dem Pseudonym der deutsche Publizist Stephan Mögle- Stadel. Vgl. Anhang 3. 1995 erschien auch ein „Drehbuch“ des Romans, ebenfalls wieder mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg auf dem Buchumschlag. 18 Beispielsweise M.B. Hasler: Die schwarze Sonne, Göttliches Licht der Erkenntnis, Schleswig, Walknut- Verlag, 2002. Kai Breidenbach: Die Zeit ist reif, Das Erbe um Thule im 21. Jahrhundert, Wagner-Verlag, Berlin, 2007. James Twinning: Die schwarze Sonne, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 2008. Stephen E. Flowers u. Michael Moynihan: The secret king, The Myth and Reality of Nazi Occultism, Feral House, Los Angeles, 2007. 19 Z.B. auf dem Cover der CD In eine neue Zeit des rechten Liedermachers Veit und auf dem Cover der CD Gotos=Calanda der österreichischen Avantgardegruppe Allerseelen. 20 Z.B. unter dem Suchbegriff „Schwarze Sonne“ bei google.de oder ebay.de. 9

Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik und Nicholas Goodrick-Clarkes Black Sun. Aryan cults, and politics of identity.21 Als Beispiel für Verschwörungsliteratur, die behauptet, Fakten zum Hintergrund der „Schwarzen Sonne“ wiederzugeben, sind vor allem M.B. Haslers Die Schwarze Sonne. Göttliches Licht der Erkenntnis, Rudolf J. Mund und Gerhard von Werfensteins Mythos Schwarze Sonne. Karl Maria Wiligut/Weisthor, der heilige Gral und das Geheimnis der Wewelsburg22, Jan von Helsings Die Innere Welt. Das Geheimnis der Schwarzen Sonne23 und Kai Breidenbachs Die Zeit ist reif. Das Erbe um Thule im 21. Jahrhundert zu nennen. Romane, in denen die „Schwarze Sonne“ in Verbindung mit Verschwörungstheorien um die SS auftaucht sind u.a. Wilhelm Landigs Thule-Trilogie, Russell McClouds Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo und James Twinings Die schwarze Sonne. Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ ist aber älteren Ursprungs als die seit den 1970er Jahren publizierten Bücher. Die mythologischen Wurzeln der „Schwarzen Sonne“ gehen zum einem wahrscheinlich auf die in der Alchemie bekannte Sol niger und zum anderen auf den Terminus „Schwarze Sonne“ bei der Begründerin der Theosophie, Helena Blavatsky, zurück. Diese nennt in ihrem 1901 erschienenen Hauptwerk Die Geheimlehre mehrmals eine „Zentralsonne“24, die als unsichtbarer Mittelpunkt des Universums existiert, und um die alle anderen Sonnen- und Planetensysteme kreisen. Diese Sonne ist bei Blavatsky der Ursprung allen Daseins, ähnlich dem indischen Atman-Brahman. In der jüdischen Kabbala taucht diese Zentralsonne laut Blavatsky auch als „schwarzes Licht“25 auf. Der eigentliche Ursprung dieser Zentralsonne ist aber gemäß Helena Blavatsky „bei den geheimen Lehren der Arier“ zu suchen, und da die Arier ursprünglich aus dem hohen Norden stammen, wird der Mythos der (schwarzen) Zentralsonne bei ihr mit dem Mythos von einem legendären polaren Urvolk der Arier (der „hyper-boreischen Rasse“) verknüpft.26 Diese Vorstellungen werden dann später bei völkischen Autoren weiterentwickelt. Zu nennen wären beispielsweise der Begründer der Ariosophie, Guido von List, der 1910 in seinen Schriften von einem unsichtbaren „Urfeuer“

21 Deutsch: Nicholas Goodrick-Clarke: Im Schatten der Schwarzen Sonne: Arische Kulte, Esoterischer Nationalsozialismus und die Politik der Abgrenzung, Marixverlag, 2009. 22 Rudolf J. Mund und Gerhard v. Werfenstein: Mythos Schwarze Sonne, Karl Maria Wiligut/Weisthor, der heilige Gral und das Geheimnis der Wewelsburg, Riga, DHV-Verlag, 2004. 23 : Die innere Welt, Das Geheimnis der Schwarzen Sonne, Ama-Deus-Verlag, 1998. Jan Udo Holey ist einer der bekanntesten rechten Verschwörungstheoretiker Deutschlands, der unter dem Pseudonym Jan van Helsing zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Vgl. Heller/Maegerle, S. 167-170. 24 Zitat nach Sünner, S. 146. 25 Zitat nach Sünner, S. 146, vgl. auch Dahl, S. 124. 26 Zitate nach Sünner, S. 146. Vgl auch Goodrick-Clarke 2002, S. 79-81. 10

spricht, und der Esoteriker Peryt Shou, der die Idee von der „dunklen Ursonne“27 mit der astrologischen Idee von unterschiedlichen Weltzeitaltern verknüpft. Für die Zeit des Nationalsozialismus lassen sich keine eindeutigen Beweise für die Beschäftigung mit dem Begriff der „Schwarzen Sonne“ nachweisen. Ob dies beispielsweise innerhalb der SS, wie dies z.B. von Rudolf J. Mund in der Schrift Das Mysterium der Schwarzen Sonne28 behauptet wird, geschah, lässt sich anhand der heute zugängigen Quellen nicht zweifelsfrei belegen.29 Oft wird behauptet, der Runenmystiker Karl Maria Wiligut, von 1933-1939 Mitglied der SS und u.a verantwortlich für die Gestaltung des SS-Totenkopfringes, hätte sich während der Zeit des Nationalsozialismus mit der „Schwarzen Sonne“ beschäftigt.30 Als Beweis dafür werden oft die zwischen 1920-1928 entstandenen „Hagalrita“- Sprüche Wiliguts angeführt. Diese Sprüche sind von Wiligut in Form einer von ihm erfundenen Runenschrift niedergeschriebene Gedichte, die von Wiliguts Schülern Emil Rüdiger und Werner von Bülow ‚übersetzt‘ und kommentiert worden sind. Ein Beleg für die „Schwarze Sonne“ soll der Spruch 27 sein, der laut den Übersetzern ein „20.000 Jahre alter Sonnensegen“31 ist. Der Spruch lautet:

Sunur saga santur toe Sintyr peri fuir sprue (e)h Wiligoti haga tharn Halga fuir santur toe32

Die Transkription des Spruches lautet wie folgt:

1. Zeile: Die Sage meldet, dass der Sonnen zwei Heilsam im Wechsel-Waltung UR und SUN der Sanduhr glichen, welche umgedreht der einen stets zum Sieg verhilft.

2. Zeile: Der Sinn des göttlichen Irr-Wandels-Wegs, der Schlackensintern in des Feuers Sphäre ward so in Feuersprache offenbar dem Erd-Ich-Lauf der Paradiesgeschlechter.

3. Zeile: Gottwillige Führer leiten zum Guten durch ihre Hege in der Weltallrunde, was sichtbar und bald vertarnt erschien, in dem sie lenkten Phantasie der Menschheit.

27 Zitate nach Sünner, S. 146. Allgemein zur Ariosophie in Nicholas Goodrick-Clarke: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Wiesbaden, Marix-verlag, 2004. Zu Guido von List und Peryt Shou vgl. Sünner, S. 147. 28 Rudolf J. Mund: Das Mysterium der Schwarzen Sonne. In: Mund/Werfenstein 29 Vgl. Hans Jürgen Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne (Internetquelle, vgl. Anhang 4) und Sünner S. 148. 30 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 135ff. Das Standardwerk zu Wiligut ist Hans Jürgen Lange: Weisthor, Karl Maria Wiligut, Himmlers Rasputin und seine Erben, Engerda, Arun, 1998. 31 Mund, S. 12. Dort findet sich auch ein Bild des Runenspruchs. 32 Ibid. S. 12. Ebenso in Lange 1998, S. 215. 11

4. Zeile: Polar im Wechselspiel von UR zu SUN im Opferdienst von Werden und Vergehen, im heiligen Feuer Santur so versprüht zwiespältig, doch zum Segen siegreich wendet.33

Die Übersetzung des Spruchs nennt hier zwei Sonnen, die in einer „polaren“ Beziehung, gleich einer „Sanduhr“ zueinander stehen und sich gegenseitig zum „Sieg“ verhelfen. Diese Sonnen haben auch einen Zusammenhang mit Geburt und Tod, „Werden und Vergehen“ und von ihnen geht ein „heilige[s] Feuer Santur“ aus. Die Übersetzer behaupten nun, dieses „Feuer Santur“ sei eine erloschene Zentralsonne, die vor 230.000 Jahren über den Hyperboreern des Nordpols geleuchtet habe und ihnen zur spirituellen Entwicklung gedient habe.34 Diese Sonne kreise heute als erloschener Stern um die Erde und, obwohl sie unsichtbar sei, beeinflusse sie immer noch als „Schwarze Sonne“ das Leben der Menschen.35 Was auffällt, ist, dass von Wiligut selber überhaupt keine Deutung des Spruches und damit auch keine Nennung einer „Schwarzen Sonne“ vorliegt. Zum anderen gibt es keine Datierung der Übersetzung des Spruchs.36 Erst 1954 wird das Gedicht im Zusammenhang mit der „Schwarzen Sonne“ erstmalig bei Rudolf J. Mund erwähnt,37 so dass die Behauptung, man habe während des Nationalsozialismus mit dem Begriff „Schwarze Sonne“ innerhalb der SS laboriert, äußerst fragwürdig bleibt.38 Die Popularisierung und ideologische Instrumentalisierung der „Schwarzen Sonne“ begann erst in den 1950er Jahren und hier sind es vor allem die zwei ehemaligen SS-Mitglieder Wilhelm Landig und Rudolf J. Mund, welche als Stifter eines revisionistischen Bildes der SS genannt werden müssen: Die SS wird in den Schriften dieser Autoren zu einem mystischen Geheimorden verklärt, der über umfangreiches bis in die Vorzeit reichendes esoterisches Wissen verfügt, und für die Wiedergeburt eines arischen Zeitalters kämpft. Das Symbol für diesen Kampf ist die „Schwarze Sonne“.39 Literarisch gestaltet wird dieser Kampf das erste Mal in Wilhelm Landigs Thule-Trilogie und in dem im nächsten Abschnitt zu untersuchendem ersten Roman der Trilogie, Götzen gegen Thule.

33 Zitiert nach Hasler, S. 45. 34 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S.136 und Mund, S. 12-32. 35 Ibid. 36 Laut Forschungsliteratur wurden die Sprüche das erste Mal 1994 publiziert, vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 327, Fußnote 19. 37 Vgl. Mund, S. 12. Verwirrend ist hier, dass der Text Das Mysterium der Schwarzen Sonne (Mund 2004) das erste Mal 1954 unter dem Titel Vom Mythos der Schwarzen Sonne erschien, die Texte sind aber identisch. Vgl. Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne, Fußnote 9. 38 Vgl. Victor und Victoria Trimondi: Hitler, Buddha, Krishna, Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute, Wien, Uebberreiter, 2002. S. 414. 39 Vgl. Sünner, S. 149f. 12

2.2. Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule

Um zu zeigen, wie und in welchem Zusammenhang das Motiv der „Schwarze Sonne“ bei Wilhelm Landig auftaucht, werden im Folgenden die wichtigsten Passagen des Buches zitiert, in denen der Autor die „Schwarze Sonne“ nennt. Es wurde bewusst gewählt, zuerst ausführliche Zitate des Romans Götzen gegen Thule aufzuführen, um ein übergreifendes Bild zur Verwendung des Motivs der „Schwarzen Sonne“ geben zu können, und zu verdeutlichen, in welchen unterschiedlichen Kontexten es auftreten kann. Einzelne Aspekte bzw. Funktionen des Symbols der „Schwarzen Sonne“ werden dann näher im Kapitel 2.3. analysiert. Dort werden die relevanten Zitate dann zielgerichteter verwendet als in diesem Kapitel. Diese Vorgehensweise scheint aufgrund des Charakters des zu untersuchenden Materiales sinnvoller, als bei der Textanalyse nur mehr oder weniger losgerückte Zitate ohne Kontext zu verwenden. Es ist ja außerdem, wie schon in der Einleitung erwähnt, ein Charakteristikum der rechtsesoterischen Literatur, dass in ihr oft auf eine mitunter willkürlich erscheinende Art und Weise eine Vielzahl von Motiven, Symbolen und Mythen miteinander verwoben wird, was dem Leser die Orientierung im Text erschweren kann. Diese Tatsache gilt auch für den Roman Götzen gegen Thule und kann durch das Wiedergeben längerer Zitate untermauert werden. Die „Schwarze Sonne“ ist nur ein Motiv bzw. Mythos von vielen, die in dem Buch Götzen gegen Thule auftauchen.40 Es soll anhand der Zitate vor allem gezeigt werden, wie in dem Buch der Grundstein für eine Mythenbildung um die SS anhand des Motivs der „Schwarzen Sonne“ gelegt wird, welche Teile dieser Mythenbildung später von anderen Autoren übernommen worden sind, und sich dadurch sowohl als ein fester Bestandteil aktueller rechtsesoterischer Verschwörungstheorien als auch ein Teil der Populärkultur etabliert haben. Das Symbol der „Schwarzen Sonne“ wird in Götzen gegen Thule im ersten Teil des Buches eingeführt:41

Am nächsten Morgen erlebten die Hauptleute eine neue Überraschung. Sie befanden sich, in warme Pelzparkahs [sic] gekleidet, eben auf einem Morgenspaziergang im Freien, als eine Maschine auf der Startbahn ausrollte, die anstelle des erwarteten Hoheitszeichens eine fremde

40 Der Roman könnte auch hinsichtlich einer Anzahl anderer Gesichtspunkte untersucht werden: Man könnte beispielsweise den Fokus darauf richten, wie des Motiv bzw. der Begriff ‚Thule‘ in dem Roman auftaucht, oder wie die Motive ‚Atlantis‘, ‚Gral‘ und ‚Arier‘ auftauchen. Man kann den Roman ebenso als Teil der Genres ‚Verschwörungsliteratur‘ oder ‚UFO-Literatur‘ untersuchen. Ein anderer Aspekt wäre ‚Antisemitismus nach 1945‘. Der Fokus dieser Arbeit liegt aber auf dem Mythos bzw. Symbol der „Schwarzen Sonne“. 41 Alle Seitenangaben dieser Untersuchung beziehen sich auf die Faksimileausgabe des Romans. 13

Signatur trug. [...] Sie verhielten beide den Schritt und starrten auf die Tragflächen und den Rumpf des himmelwärts steigenden Apparates, wo als Kennzeichen schwarze Punkte prangten.42

Die noch uneingeweihten Hauptfiguren Recke und Reimer suchen den SS-Soldaten Juncker auf, um mehr über das Symbol zu erfahren, bekommen doch vorerst von diesem nur die Antwort, dass das „unser Flugzeugkennzeichen“43 sei. Mehr Klarheit verschafft ein anderes Mitglied der SS, Gutmann, welcher den Hintergrund des neuen Hoheitszeichens darlegt:

Ich will es ohne viel Einleitung begründen, warum wir hier kein Balkenkreuz auf den Maschinen haben und gerade eine schwarze Ronde als Zeichen wählten. Vor allem ist es uns doch schon klar geworden, dass die Heimat über kurz oder lang kapitulieren muss. [...]. Wenn nun wirklich der Fall eintreten sollte, dass Deutschland kapitulieren muss oder nach einer Besetzung des Reiches der Krieg für beendet erklärt wird, sind ab einem Zeitpunkt X alle Feindseligkeiten einzustellen. Das würde bedeuten, dass die deutsche Wehrmacht zu bestehen aufgehört hat und niemand mehr befugt wäre, unter Fahnen oder Kennzeichen des Reiches weiter zu kämpfen. [...]. Wenn dennoch weitergekämpft wird, dann darf das Reich nicht kompromittiert werden, weil sonst die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung durch Repressalien die Not und das Elend vergrößern würden. Aus diesem Grunde haben wir beschlossen, als selbständige Organisation, von der später noch ausführlicher die Rede sein wird, ein neues Kennzeichen für unsere Maschinen zu führen. Dieser schwarze Punkt, wie ihr ihn bezeichnet, ist Sol nigra, oder die schwarze Sonne, wie es auf deutsch heißt. Sie hat eine tiefe symbolische Bedeutung und sollte eigentlich anstelle des optisch sichtbaren Schwarz ein Tiefdunkelrot zu sehen sein. Es ist die sol nigra der Alchemie, in der Farbe eine bestimmte Phase des Lapis andeutend.44

Auf die Frage, was dies mit Alchemie zu tun habe, antwortet Gutman: „[...] Zuerst die Bedeutung der Sonne: es ist dasselbe Symbol wie das Gammadium, jedoch unter dem Aspekt der Kreuzigung. Eben genau: Unser Balkenkreuz.“45 Er erklärt weiter:

Es kann die runde Form der Sonne zum Heilszeichen werden und das im Zeichen des Kreuzes zur Opferung bestimmte deutsche Volk retten! Weltpolitik wird ja nicht nur von Regierungen allein betrieben, sondern von Kräften, die über den sichtbaren Gewalten stehen.46

42 Wilhelm Landig, Götzen gegen Thule, S. 86. 43 Ibid. 44 Ibid. S. 88. 45 Ibid. 46 Ibid. 14

Nachdem Reimer den Stützpunkt als „das Reich der Schwarzen Sonne“47 bezeichnet hat, erklärt Gutmann weiter:

Ja, es ist das Reich der Schwarzen Sonne! Es ist der Sammelpunkt der esoterischen Kreise der , deren Wissen auch Herr Himmler ahnt, aber nicht teilhaftig wurde. Es ist jener Kreis von Männern, die gemäß den Hinweisen eines unserer geistigen Führer, des Standartenführers Rahn, das Recht und das Rechte suchen, die ungeachtet der mosaischen zwölf Gebote aus eigenem Recht und Pflicht gefunden haben; Männer, die eigenmächtig und stolz nicht vom Berg Sinai Hilfe erwarten, sondern zu einem ‚Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht‛ gegangen sind, um Hilfe zu holen und den Menschen ihres Blutes zu bringen.48

Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ taucht wenig später wieder in dem Roman auf. Zeitlich spielt das Geschehen kurz nach der Kapitulation Deutschlands am 8. bzw. 9. Mai 1945. Alle Bewohner des „Punkt 103“ sind zu einer Versammlung zusammengerufen worden. Dem höchsten Befehlshaber fehlen jegliche Rangabzeichen. Er proklamiert:

Die fallenden Runenstäbe der Geschichte haben entschieden: Deutschland hat derzeit zu bestehen aufgehört! Es gibt keine staatliche Autorität mehr und vier Militärregierungen haben im gevierteilten Reich die Macht übernommen. Dazu teile ich Ihnen den Entschluss des Kommandeurs unseres Stützpunktes mit: Punkt 103 gilt ab sofort als vom Reiche losgelöst und ist in seiner militärischen Einheit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht nicht unterworfen. Sämtliche Hoheitsabzeichen des Deutschen Reiches sind sofort von den Uniformstücken zu entfernen! Das Zeichen der Schwarzen Sonne ist vorläufig das alleinige Symbol unseres geheimen selbstständigen Reiches.49

2.3. Zur Funktion der „Schwarze Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule

Die „Schwarze Sonne“ hat in dem Roman Landigs also fünf Funktionen: Erstens dient sie als Hoheitszeichen und ersetzt das Balkenkreuz der Deutschen Wehrmacht. Zweitens steht sie in Zusammenhang mit der alchemistischen Sol niger. Drittens ist die „Schwarze Sonne“ der „Sammelpunkt“ der „esoterischen Kreise der Schutzstaffel“.50 Dadurch verkörpert sie einen inneren Kreis der SS, der ein umfangreiches Geheimwissen besitzt, d.h. eine Elite innerhalb

47 Landig, S. 90. 48 Ibid. 49 Ibid. S. 160. 50 Ibid. S. 90. 15

der Elite. Viertens ist die „Schwarze Sonne“ ein militärisch organisierter Geheimbund oder Geheimorden, der in seiner Struktur der SS ähnelt.51 Fünftens verbirgt sich hinter der „Schwarzen Sonne“ ein in der Arktis liegender militärischer Stützpunkt „Punkt 103“, der nach dem Untergang des Dritten Reiches ein „geheimes selbstständiges Reich“52 bildet, in dem Menschen und (Geheim-)Technologie gehortet werden. Nachfolgend sollen nun die einzelnen Funktionen näher anhand von Zitaten und Sekundärliteratur analysiert werden. Als grafisches Zeichen für die „Schwarze Sonne“ wird in dem Roman eine „schwarze Ronde“53 genannt, welches als Ersatz für das Balkenkreuz der Wehrmacht dient: Die Kapitulation Deutschlands ist nicht mehr abzuwenden. Um weiter kämpfen zu können, wird eine „selbstständige Organisation“ gegründet, deren Zeichen ein „schwarze[r] Punkt“ bzw. eine „schwarze Ronde“ ist, welche grafisch an „die runde Form der Sonne“ erinnert.54 Dieses Symbol soll, ähnlich dem Hakenkreuz des Dritten Reiches, ein neues „Heilszeichen“ werden, unter dem das „zur Opferung bestimmte deutsche Volk“ gerettet wird.55 Der schwarze Punkt ist eine andere Form des „Gammadiums“56 (des Balkenkreuzes) und dient als militärisches Hoheitszeichen des „Punkt 103“, welcher „in seiner militärischen Einheit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht nicht unterworfen“57 ist. Dadurch erhält der „Punkt 103“ (möglicherweise in den Augen des Autors Wilhelm Landig) auch den juristischen Status einer militärischen Organisation und unterliegt dem internationalen Kriegsrecht und den damit verbundenen Rechten und Pflichten, darf also beispielsweise nicht als Partisanenbewegung behandelt werden. Da Landig selbst Mitglied der SS war, und an der Partisanenbekämpfung teilgenommen hat, kann man vermuten, dass er es als wichtig erachtet, die Organisation der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman auch gemäß militärischem Etikett zu verankern. Der schwarze Punkt hat in dem Roman Götzen gegen Thule aber neben der Funktion als alternatives Hoheitszeichen auch einen Bezug zur Alchemie, deren „Sol nigra“58 er entspricht. Die „Schwarze Sonne“ steht in Verbindung mit der alchemistischen „Sol nigra“ und deutet eine „bestimmte Phase des Lapis“ an.59 Worauf sich dieser „Lapis“ bezieht, wird jedoch nicht näher von der Figur des Romans, dem SS-Mitglied Gutmann, erklärt. Wohlmöglich wird hier auf den alchemistischen Stein der Weisen (Lapis philosophorum) verwiesen. In der Alchemie

51 Ein Hinweis dafür wäre auch die Abkürzung für Schwarze Sonne, SS. 52 Landig, S. 160. 53 Ibid. S. 88. 54 Ibid. 55 Ibid. 56 Ibid. 57 Ibid. S. 160. 58 Ibid. S. 88. Eigentlich korrekt lat. Sol niger. 59 Landig, S. 88. 16

ist der Stein der Weisen die Substanz60, mit deren Hilfe man unedle Metalle in Gold umwandeln kann, ein Vorgang, der Opus magnum („Das Große Werk“) genannt wird. Die Sol niger ist die erste Stufe des Opus magnum, die der ‚Schwärzung-Fäulnis‘ (lat. nigredo- putrefactio) des zu transformierenden Stoffes dient. Die zweite Stufe ist die ‚Weißung‘ (lat. albedo) und die dritte Stufe ist die ‚Rötung‘ (lat. rubedo).61 In der neuzeitlichen Esoterik kann der Stein der Weisen auch für die mystische Erleuchtung des Menschen stehen.62 Hier entsprechen die drei Stufen erstens ‚Individuation/Ausbrennen von Unreinheit‘ (nigredo-putrefactio), zweitens ‚Vergeistigung/Erleuchtung‘ (albedo) und drittens ‚Vereinigung des Menschen mit Gott‘ bzw. ‚Vereinigung des Begrenzten mit dem Unbegrenztem‘ (rubedo). Eine Interpretation der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ist demnach, dass sie die mystische Erleuchtung63 und das ‚Gottwerden‘ der Romanfiguren veranschaulicht: Der schwarze Punkt deutet „eine bestimmte Phase des Lapis“64 an. Der Hinweis, dass der schwarze Punkt eigentlich die Farbe „Tiefdunkelrot“65 habe, veranlasst die Annahme, dass hier die 3. Stufe, die ‚Rötung‘ (rubedo), des alchimistischen Opus magnum gemeint ist. In diesem Zusammenhang symbolisiert das Motiv der „Schwarzen Sonne“ die Entwicklung und Transformation der Hauptpersonen des Romans. Zu Beginn des Buches sind die zwei Luftwaffenoffiziere Recke und Reimer noch unwissend bezüglich der „Kräfte […], die über den sichtbaren Gewalten stehen.“66 Nach und nach werden sie aber in die Zusammenhänge und Hintergründe der Weltgeschichte von den zwei Waffen-SS-Offizieren Juncker und Gutmann eingeweiht, so dass sie am Ende die alchemistische, mystische Reinigung vollzogen haben, und in den Kreis der Erleuchteten, als Mitglieder des „geheimen selbstständigen Reiches“67 der „Schwarzen Sonne“ aufgenommen worden sind.68

60 In Form eines pulvrigen Stoffes, der den verschiedenen Metallen zugesetzt wird, und diese in Gold umwandelt. Vgl. Karl Hoheisel: Christus und der philosophische Stein, Alchemie als über- und nichtchristlicher Heilsweg. In: Christoph Meinel: Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Wiesbaden, Harrassowitz, 1986, S. 65. 61 Vgl. Ibid. S.66f. Allgemein zu den alchemistischen Grundbegriffen vgl. Carl Gustav Jung: Psykologi och alkemi, Stockholm, Natur och Kultur, 1999. S. 271-287. 62 Vgl. Jung, S. 309. 63 Ähnlich bei Jung, welcher von der „seelischen Verwandlung“ des Menschen als ein Ziel der Alchemie spricht. Jung, S. 349. 64 Landig, S. 88. 65 Ibid. 66 Ibid. 67 Landig, S. 160 68 Diese Art von (alchemistischer) Initiation hat eine lange Tradition in der abendländischen Esoterik: Der Unwissende wird in geheimes Wissen eingeweiht und transformiert sich dadurch selbst mit dem letztendlichen Ziel der ‚Vergöttlichung‘ im Diesseits. Vgl. Kocku von Stuckrad: Was ist Esoterik, Kleine Geschichte des geheimen Wissens, Verlag C.H.Beck, München, 2004. S. 39f. 17

Eine weitere Funktion der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ist, dass sie ein „Sammelpunkt der esoterischen Kreise der Schutzstaffel [ist], deren Wissen auch Herr Himmler ahnt, aber nicht teilhaftig wurde.“69 Dass Heinrich Himmler und die Mitglieder des SS sich als militärische und weltanschauliche Elite des nationalsozialistischen Deutschlands sahen, ist nicht abzustreiten.70 Ebenso ist das Interesse Himmlers für Esoterik, Okkultismus, Astrologie, germanische Mythologie und das Mittelalter gut belegt.71 Um den wissenschaftlichen Beweis für die ‚Überlegenheit der Arier‘ zu bringen, gründete Heinrich Himmler 1935 zusammen mit dem niederländischen Privatforscher Hermann Wirth das „Deutsche Ahnenerbe, Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte“.72 Man kann vermuten, dass der in Götzen gegen Thule genannte „Sammelpunkt der esoterischen Kreise der Schutzstaffel“73 im näheren Umfeld des Ahnenerbes der SS liegt, vielleicht sogar mit ihm identisch ist, denn auf einen Teil der Themen, die im SS-Ahnenerbe untersucht wurden, wird in dem Roman Landigs angespielt.74 Ebenfalls werden Personen, die innerhalb des SS- Ahnenerbes tätig waren, auch direkt beim Namen genannt. So bezieht sich beispielsweise die Aussage, die Mitglieder der „Schwarzen Sonne“ seien „[...] jener Kreis von Männern, die gemäß den Hinweisen eines unserer geistigen Führer, des Standartenführers Rahn, das Recht und das Rechte suchen [...]“75 auf den Gralsforscher Otto Rahn, der 1933 das Buch Kreuzzug gegen den Gral veröffentlichte. Die Hauptidee des Buches ist, dass die Gralsburg Montsalvatge (Montsalvatsch), die in Wolfram von Eschenbachs Parzival genannt wird, identisch mit der in den französischen Pyrenäen liegenden Burg Montségur sei. Diese Burg war der letzte Zufluchtsort der ‚Katharer‘, die aufgrund ihrer von der antiken Gnosis inspirierten, vom Dogma der christlichen Religion abweichenden Lehren von der mittelalterlichen Inquisition verfolgt und hingerichtet wurden.76 Rahn behauptet in dem Buch, der Glaube der Katharer ginge auf eine uralte gnostische Untergrundreligion arisch- westgotischen Ursprungs zurück. Diese Art, historische Ereignisse mythologisch zu

69 Landig, S. 90. 70 Vgl. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Hakenkreuz, Die Geschichte der SS, Verlag Der Spiegel, Hamburg, 1966. S.125. 71 Goodrick-Clarke 2002, S. 123-127. 72 Das Standardwerk zum SS-Ahnenerbe ist: Michael Kater: Das Ahnenerbe der SS 1935-1945, Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches, München, R. Oldenbourg-Verlag, 3. Auflage, 2001. Zur Entstehung des SS- Ahnenerbes Ibid. S. 11-24. 73 Landig, S. 90. 74 Zu nennen wären beispielsweise die Suche nach dem Heiligen Gral, den sagenhaften Inseln Atlantis und Thule, die Frage nach dem Ursprung der ‚Arier‘ bzw. der ‚nordischen Rasse‘, die Beschäftigung mit Runenmystik und nordischer bzw. indogermanischer Mythologie, sowie die Suche nach verborgenen esoterischen Zentren in Asien. Diese Themen wurden sowohl innerhalb des SS-Ahnenerbes untersucht, als auch von Wilhelm Landig in dem Roman Götzen gegen Thule verarbeitet. Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 122-150. 75 Landig, S.90. 76 Vgl. Hans-Jürgen Lange: Otto Rahn und die Suche nach dem Gral, Arun, Engerda, 1999. S. 15-19. 18

verklären, passt zweifellos in das Geschichtsbild Heinrich Himmlers. Dieser hatte das Buch Rahns gelesen und via Vermittlung des oben erwähnten Karl Maria Wiligut, für den Otto Rahn von 1935-1936 arbeitete, persönlich Kontakt zu dem Autor aufgenommen. Rahn war ab 1936 Mitglied im „Stab des Reichsführers SS“ 77 und veröffentlichte 1937 sein zweites Buch Luzifers Hofgesind, welches innerhalb großer Teile der SS gelesen wurde und sogar in Form einer Luxusausgabe in Pergament als Geburtstagsgeschenk Heinrich Himmlers an überreicht wurde.78 Die Thesen Rahns um den Gralsmythos und die Katharer sind wichtige Motive in Wilhelm Landigs Roman Götzen gegen Thule. Der Autor war sicherlich gut mit dem Werk Rahns vertraut. Zum einen spielt das Geschehen des Romans in den französischen Pyrenäen und in der Nähe der Burg Montségur, zum anderen ist folgende Textstelle unzweifelhaft von Rahn inspiriert:

[...] Männer, die eigenmächtig und stolz nicht vom Berg Sinai Hilfe erwarten, sondern zu einem, Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht‛ gegangen sind, um Hilfe zu holen und den Menschen ihres Blutes zu bringen [...].79

In Otto Rahns Buch Luzifers Hofgesind findet sich folgende Textstelle:

Unter Luzifers Hofgesind verstehe ich diejenigen, die nordischen Geblütes inne und ihm getreu, einen ‚Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht’ als Ziel ihrer Gottsucht sich erkoren hatten und nicht die Berge Sinai oder Zion in Vorderasien.80

Identisch ist in den beiden oben angeführten Zitaten das Nennen des „Berg Sinai“ und des „Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht“, welche im Kontrast zueinander stehen. Der Berg Sinai ist der Ort, wo im Alten Testament Moses die zehn Gebote von Gott empfangen hat. Damit hat ist er sowohl für die christliche als auch die jüdische Tradition von Bedeutung.81 Der bei Rahn in Luzifers Hofgesind genannte Berg Zion ist ein Hügel in Jerusalem und hat ebenfalls biblische Bezüge. Dort befindet sich laut jüdischer Tradition der

77 Ibid. S. 60 und S. 177ff. 78 Ibid. S. 65. 79 Landig, S. 90. 80 Otto Rahn: Luzifers Hofgesind, Eine Reise zu den guten Geistern Europas, Verlag Zeitenwende, 2. Auflage, Dresden, 2006. S. 81. Ursprünglich 1937 erschienen. 81 Der Berg Sinai ist auch heute noch eine Wallfahrtsstätte für Gläubige aus aller Welt. Auf dem Gipfel des Berges befindet sich sowohl eine christliche Kapelle als auch eine Moschee. 19

Sitz Jahwes.82 Dieser Berg Zion taucht auch mehrmals an anderer Stelle in dem Roman Götzen gegen Thule auf.83 Er steht bei Landig in Zusammenhang mit einer „Weltbrüderschaft“ von Freimauerlogen, deren Ziel das „One World Government“ ist.84 Die Kräfte hinter dem Berg Zion werden von dem SS-Offizier Gutmann wie folgt definiert: „Es ist eine Macht, die über allen anderen Kräften ihr Netz hat und mit allen zusammen gegen den Mitternachtsberg anstürmt.“85 In beiden Textstellen findet sich damit eine weltanschaulich fundierte Ablehnung der jüdisch-christlichen Tradition, wie sie innerhalb der SS praktiziert wurde.86 In dem Nachkriegsroman Landigs wird der Berg Zion außerdem in Zusammenhang mit einer mittlerweile in weiten Kreisen der Populärkultur etablierten Verschwörungstheorie um Freimaurerlogen, den sogenannten ‚Illuminaten‘87, gebracht. Dem entgegen stellen beide Autoren einen „Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht“88, zum welchem sich bei Rahn die Menschen „nordischen Geblütes“89 wenden. Diese Formulierung findet sich bei Landig nicht, aber auch er benutzt mit der Formulierung „Menschen ihres Blutes“90 eine Sprache, die mit der nationalsozialistischen Blutsymbolik assoziiert werden kann. Zwei übereinstimmende Aspekte der Romane Luzifers Hofgesind und Götzen gegen Thule sind demzufolge, dass sie sich zum einen von der jüdisch-christlichen Religion und Tradition abzuwenden, und dieser zum anderen eine Verherrlichung des ‚nordischen Menschen‘ entgegenzustellen. In diesem Zusammenhang steht bei Otto Rahn auch das Ziel der „Gottsucht“ 91 des Menschen, was sich in ähnlicher Form auch bei Wilhelm Landig findet, vgl. den obigen Abschnitt über Alchemie und deren Bezug zum Symbol der „Schwarzen Sonne“. Auch worauf sich der „Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht“ bezieht, wird bei Rahn in Luzifers Hofgesind erläutert: „Im höchsten Norden

82 Allgemein zur Mythologie um die Berge Sinai und Zion bei: Friedrich Heiler: Die Religionen der Menschheit, Reclam-Verlag, Stuttgart, 1959. S. 562-576. 83 Landig, S. 109, 296, 398. 84 Ibid. S. 109. 85 Ibid. 86 Vgl. Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, Göttingen, Musterschmidt, 1970, S. 53-96 zu Himmlers Kampf gegen das Christentum und dem Bestreben nach der Schaffung eines „neuen Glaubens“ innerhalb der SS mit eigenen Symbolen, Brauchtum, Liturgie und Riten. Die Ablehnung des Christentums ist genauso wie die Ablehnung des Judentums ein immer wiederkehrendes Motiv in Götzen gegen Thule, vgl. Landig, S. 89, 109, 164ff, 169, 232f, 235, 296, 299, 337. So behauptet eine der Romanfiguren beispielsweise, dass die „[…] Hebräsierung der griechisch-römischen und dann der nordischen Welt […] zum Großteil dem Christentum zu verdanken ist […]“. Landig, S. 165. 87 Beispielsweise in der der zwischen 1969 und 1971 entstandenen Roman-Trilogie Illuminatus der amerikanischen Autoren Robert Anton Wilson und Robert Shea. Der ‚Illuminatenorden‘ ist auch Gegenstand des 2003 erschienenen Romans Angels and demons (dt. ) des Erfolgsautors Dan Brown. 88 Rahn 2006, S. 81. Landig, S. 90. 89 Rahn 2006, S. 81. 90 Landig, S. 90 91 Im gleichen Abschnitt schreibt Rahn auch: „Unter Luzifers Hofgesind verstehe ich diejenigen, die ihr Menschenmöglichstes getan [haben], um einer Vergottung würdig zu sein.“ Rahn 2006, S. 81. 20

muss dieser Berg gelegen haben, denn der Norden ist das Mitternachtsland.“92 Wenn man das Auftauchen von Blutmystik und Verherrlichung des ‚Nordischen‘ bei Rahn und Landig vergleicht93, kann man konstatieren, dass Wilhelm Landig beim Konstruieren des Mythos der „Schwarzen Sonne“ klar auf Mythenkonstruktionen innerhalb der SS zurückgreift, und diese in seinem nach dem 2. Weltkrieg erschienenen Roman verarbeitet. Die „esoterischen Kreise der Schutzstaffel“94 lokalisiert Landig im Umfeld Otto Rahns und damit vermutlich innerhalb (oder jedenfalls in der ideologischen Nähe) des Ahnenerbes der SS. In dem Roman Götzen gegen Thule werden außerdem weitere Thesen und Forscher, die direkt oder indirekt mit dem SS-Ahnenerbe in Verbindung standen, genannt. Landig nennt beispielsweise den Begründer der sogenannten Welteislehre Hanns Hörbinger95 und dessen Schüler Edmund Kiß.96 Ebenso wird die teils vom SS-Ahnenerbe finanzierte deutsche Tibet- Expedition (1936) Ernst Schäfers von Landig erwähnt.97 Auch der niederländische Philologe Herman Wirth, Gründungsmitglied des Ahnenerbes, wird mehrmals in dem Roman beim Namen genannt. Wirth prägte mit seiner Theorie von einer uralten atlantisch-nordischen Rasse das Weltbild der SS.98 Dieser atlantisch-nordische Rassenmythos ist ein von Landig übernommenes und immer wieder rekurrierendes Motiv in Götzen gegen Thule99, welches der mythologisch-rassischen Verherrlichung des Nordens dient. An gleicher Stelle wird der ebenfalls dem SS-Ahnenerbe nahestehende italienische Philosoph und Rassentheoretiker genannt, der u.a. für die angebliche rassische Überlegenheit der Arier und für eine „urnordische Tradition“100 propagierte. Kann man so weit gehen, zu behaupten, dass das „Reich der Schwarzen Sonne“ als „Sammelpunkt der esoterischen Kreise der Schutzstaffel“101 identisch mit dem SS-Ahnenerbe ist, oder im Umfeld der ihm ideologisch nahestehenden Kreise zu suchen ist? Wilhelm Landigs Nennungen von unterschiedlichen Theorien, die innerhalb des SS-Ahnenerbes rezipiert und propagiert wurden, könnte ein Indiz dafür sein. Damit würde Landig dann auch die Behauptung aufstellen, es habe schon während des Nationalsozialismus einen

92 Ibid. S. 80f. 93 In Götzen gegen Thule wird die Verherrlichung des Nordens auch an anderer Stelle von dem SS-Soldaten Gutman proklamiert: „Unsere Parole lautet: Nicht ex oriente lux, sondern aus dem Norden kommt das Heil und das Licht.“ Landig, S. 84. 94 Ibid. S. 90. 95 Ibid. S. 37. 96 Ibid. Am Ende des Romans Götzen gegen Thule zitiert Landig auch aus Edmund Kiß Buch Singschwäne von Thule, vgl. Landig, S. 469. 97 Ibid. S. 89. 98 Zur Rolle der Thesen Wirths für das Weltbild der SS vgl. Goodrick-Clarke 2002, S.129f und Kater, S. 11-16. 99 Landig, S. 159, 163ff, 296f, 337, 396. 100 Ibid. S. 162. Zu Evola und dessen Einfluss auf die Ideologie der SS vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 129. 101 Landig, S. 162. 21

‚Geheimbund Schwarze Sonne’ innerhalb der SS gegeben, dessen Existenz Heinrich Himmler „ahnt[e] aber nicht teilhaftig wurde“102, womit der Autor einen Beitrag zur Mystifizierung bzw. Verklärung der SS nach dem 2. Weltkrieg leisten würde. Dagegen spricht vor allem, dass Himmler in alle Forschungsbereiche des Ahnenerbes eingeweiht war und diese gutheißen musste, womit das Existieren eines ‚geheimen esoterischen Kreises’ innerhalb der SS fragwürdig erscheint. Die Organisation der sich mit Esoterik beschäftigenden Kreise der SS erfolgt in Form eines Geheimbundes mit militärischen Strukturen, was eine vierte Funktion der „Schwarzen Sonne“ ist. Zu diesem „Kreis von Männern“103 gehören aber nicht nur Mitglieder der SS, sondern auch Menschen anderer Nationen und Kulturen. So erhält der „Punkt 103“ Hilfe von Verbündeten aus den USA und Kanada104 und hat Kontakte zu tibetischen Lamas.105 Auf ihm befinden sich ebenso japanische Offiziere des Geheimbundes „Schwarzer Drache“106. Es gibt außerdem einen „Kommandeur“107 des „Punkt 103“, der den Soldaten nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches befiehlt, „sämtliche Hoheitszeichen [...] von den Uniformstücken zu entfernen.“108 Das „Stammpersonal des geheimen Stützpunktes“109 besteht eigentlich überhaupt nur aus anderen (geheimen) „Ordensgemeinschaften“110, deren Mitglieder aufgrund ihres geheimen Wissens wichtig für den Kampf um die Wiedergeburt eines atlantisch-arischen „Groß-Thules“111 sind. Dieses Beschreiben der „Schwarzen Sonne“ als ein militärisch organisierter Geheimbund mit Ordensstruktur ist sicherlich von Landigs Mitgliedschaft in der SS inspiriert worden. Die SS wurde von Himmler ab 1929 nach Vorbild des mittelalterlichen „Deutschritter- Ordens“ und der „Gesellschaft Jesu“ (Den Jesuiten) aufgebaut.112 Die Organisation als klösterliche Gemeinschaft, das Selbstbild einer vorbestimmten, religiös verklärten Auserwähltheitsmission, das Diktum vom unbedingtem Gehorsam und ein klare Aufteilung in Ränge findet sich sowohl beim ursprünglichen Deutschritter-Orden, der SS113 und in ähnlicher Form auch bei dem Geheimbund „Schwarze Sonne“. Dieser Geheimbund ist ein

102 Landig, S. 90. 103 Ibid. 104 Ibid. S. 85. 105 Ibid. S. 89. 106 Ibid. S. 95. 107 Ibid. S. 160. 108 Ibid. 109 Ibid. S. 93. 110 Ibid. 111 Wie dies am Ende des Romans formuliert wird. Vgl. Landig, S. 468. 112 Vgl. Höhne, S. 53 und Ackermann, S. 101-106. 113 Zur Rolle des Jesuitenordens für den Aufbau der SS vgl. Lange 1998, S. 280ff. 22

reiner Männerbund, denn Frauen befinden sich nicht auf dem „Punkt 103“. Das Leben auf dem Stützpunkt ist militärisch als „Dienst“ „in vollster Disziplin“ organisiert.114 Von den Mitgliedern wird „höchste Einsatzbereitschaft“115 und „unbedingter Gehorsam“116 gefordert, womit „Punkt 103“ einer Militärkaserne der SS oder Wehrmacht nicht unähnlich ist. Eine fünfte Funktion der „Schwarzen Sonne“ ist, dass sich hinter ihr auch ein geheimer, in der Nähe des Nordpols gelegener „Punkt 103“ verbirgt, welcher nach der deutsche Kapitulation 1945 „als vom Reiche losgelöst“ proklamiert wird, und in Form eines „geheimen selbstständigen Reiches“ existiert.117 Die Aufgabe dieses militärisch organisierten Reiches ist es, zum einen Verbündete zu sammeln und (Geheim-)Technologie zu horten, und zum anderen, aktiv in das Weltgeschehen einzugreifen. Am Ende des Romans gibt einer der Protagonisten dann Hinweise darauf, dass man den „[…] Punkt 103 aufgelöst [hat] und alles getan hat, um gehortetes Material unauffindbar zu machen!“118 Es gäbe zwar noch ein „Restkommando“ und „eine Widerstands- und Beobachtungsgruppe“, wo diese aber lokalisiert sein könnte, ist den Romanfiguren nicht bekannt.119 Mythen über geheime deutsche Stützpunkte außerhalb des Dritten Reiches haben sich seit 1945 in unterschiedlichster Form etabliert. Basis bilden oft tatsächliche nationalsozialistische (wissenschaftliche) Expeditionen, welche in schillerndster Weise verklärt werden.120 Die zwei spektakulärsten Expeditionen sind zweifellos die deutsche Antarktis-Expedition 1938/39121 und die vom SS-Ahnenerbe teilfinanzierte Tibetexpedition Ernst Schäfers 1938/39.122 Eine deutsche Expedition an den Nordpol hat jedoch während der Zeit des Nationalsozialismus nicht stattgefunden, dagegen eine 1936 ebenfalls vom SS-Ahnenerbe finanzierte Expedition nach Schweden und Norwegen unter der Leitung von Hermann Wirth.123 1937 fand auch eine ‚Nordlandfahrt‘ von 20 SS-Männern nach Island statt, um dort nach mythischen Spuren der Insel Thule zu forschen. An dieser Expedition nahm auch der oben erwähnte Otto Rahn teil.124 Die SS-Expeditionen nach Schweden, Norwegen und Island

114 Landig, S. 168. 115 Ibid. S. 166. 116 Ibid. S. 176. 117 Ibid. S. 160. 118 Ibid. S. 397. 119 Ibid. S. 398. 120 So soll es beispielsweise unterirdische deutsche Stützpunkte in der Antarktis, den Anden und Tibet gegeben haben bzw. auch heute noch geben. Für einen Überblick vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 107-126. 121 Vgl. Heinz Schön: Mythos Neu-Schwabenland, Für Hitler am Südpol, Bonus-Verlag, Selent, 2004. 122 Offizielle Bezeichnung: „Tibet-Expedition Ernst Schäfer. Unter Schirmherrschaft des Reichsführer SS Himmler und in Verbindung mit dem Ahnenerbe Berlin e.V.“ Vgl. Trimondi, S. 119-128. 123 Vgl. Heather Pringle: Härskarplanen, Himmlers jakt på det ariska ursprunget, Historiska Media, Falun, 2008. S. 76-87. 124 Vgl. Trimondi, S. 268. 23

werden in Götzen gegen Thule nicht erwähnt, vermutlich weil sie in den Augen des Autors zu unspektakulär waren. Dagegen wird die deutsche Tibetexpedition in dem Roman erwähnt und mythologisch verklärt.125 Die deutsche Antarktis-Expedition spielt in dem Roman Götzen gegen Thule keine Rolle.126 Landig greift sie aber im 2. Teil der Thule-Trilogie auf und integriert sie in den von ihm geschaffenen Mythos um die „Schwarze Sonne“.127 Eine Erklärung dafür, warum der Autor einen geheimen deutschen Stützpunkt in die Nähe des Nordpols legt wäre, dass dort die Heimat des ‚legendären polaren Urvolks der Arier‘ und der Sitz der Insel Atlantis gewesen sein soll,128 und damit wären die Protagonisten des Romans in der Nähe des eigenen mythologischen Ursprungs. Eine andere mögliche Erklärung wäre, dass der Autor die Mythologie um das Symbol der „Schwarzen Sonne“ noch nicht voll entwickelt hat, denn in den folgenden Romanen der Thule-Trilogie werden die geheimen Stützpunkte dann nach Lateinamerika und in die Antarktis verlegt. Die Hortung von ‚Geheimtechnologie‘ ist neben dem Sammeln eines elitären kampfbereiten Männerbundes die wichtigste Aufgabe des „geheimen selbstständigen Reiches“129 der „Schwarzen Sonne“.130 Im Zusammenhang mit der „Schwarzen Sonne“ verbindet der Autor in dem Roman Götzen gegen Thule zwei Nachkriegsmythen miteinander und gestaltet als einer der ersten den ‚Flugscheibenmythos‘131 literarisch. Das Motiv der Flugscheiben, also von deutschen Forschern bzw. von Abteilungen der SS entwickelter ‚fliegender Untertassen‘ ist ein immer wiederkommendes Leitmotiv des Romans.132 Der Autor Wilhelm Landig hat nach Ende des 2. Weltkrieges behauptet, selber an der Entwicklung und Koordination dieser

125 So heißt es, die Expedition habe „gewisse esoterische Aufgaben“ gehabt. Landig, S. 89. Dort wird auch Schäfer namentlich genannt. Die Expedition wird an anderer Stelle in Verbindung mit der Forschung nach „Geheimwissen“ gebracht. Ibid. S. 326. 126 Die Antarktis wird jedoch einmal als möglicher Zielort von Absetzbewegungen deutscher U-Boote nach der deutschen Kapitulation erwähnt. Vgl. Landig, S. 169. 127 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 144. 128 Allgemein zum Polmythos in Verbindung mit dem Mythos der Arier vgl. Joscelyn Godwin: Arktos, The polar myth in science, symbolism and nazi survival, Kempton, Adventure unlimited press, 1996. Ebenso Léon Poliakov: Der arische Mythos, Zu den Quellen von Rassismus und Nationalismus, Hamburg, Junius, 1993. 129 Landig, S. 160. 130 Vgl. Ibid. S. 78, 96, 115, 168, 173, 397f. 131 Die Begriffe ‚(Reichs-)Flugscheibe‘ und ‚Nazi-UFO‘ sind mittlerweile (neben der Verbreitung in rechtsesoterischer Verschwörungsliteratur) auch fest etablierter Bestandteil der Populärkultur. Filmatisiert sind diese Nazi-Ufos inzwischen, wie schon in der Einleitung erwähnt, in dem 2012 erschienenen Film Iron Sky. Zum Film ist inzwischen auch Computerspiel erschienen, in dem man Nazi-Ufos abschießen kann. Auf dem Auktionsportal ebay.de kann man inzwischen auch Modellbausätze, Tassen und T-Shirts von Flugscheiben bestellen. 132 Landig S. 67, 71ff, 79, 122, 234, 336, 438, 455. 24

Flugscheiben beteiligt gewesen zu sein,133 was von ihm auch explizit im Vorwort des Romans Götzen gegen Thule zur Sprache gebracht wird.134 Als Hintergrund für diesen Mythos sind zum einen die Entwicklung von (geheimen) ‚Wunderwaffen‘ am Ende des Dritten Reiches, und zum anderen die Sichtung von ‚unbekannten Flugobjekten‘ (engl. unidentified flying objects, UFOs) im hauptsächlich englisch- und europäischsprachigen Raum ab Ende der 1940er Jahre zu nennen. Dass es eine Reihe unter Geheimhaltung entwickelter deutscher Technikinnovationen am Ende des 2. Weltkrieges gab, ist nicht abzustreiten. Beispiele sind u.a. die sogenannte ‚Vergeltungswaffe‘ V1, die erste ballistische Rakete V2, das erste Flugzeug mit Jetmotor (Messerschmitt Me 262), sowie neuartige, elektrisch betriebene U-Boote. Ebenfalls gab es innerhalb der Flugzeugproduktion Prototypen, die in ihrer Form an fliegende Untertassen erinnern, aber nicht über das Teststadium herausgekommen sind.135 Die Verbindung nationalsozialistischer (Geheim-)Technologie mit den fliegenden Untertassen begann in Deutschland 1950 in einem vom Spiegel136 publizierten Interview mit dem Flugkapitän Rudolf Schriever, welcher behauptete, er habe zusammen mit dem Ingenieur Otto Habermohl in den BMW-Werken bei Prag einen senkrecht startenden diskusförmigen ‚Flugkreisel‘ mit einem Gewicht von drei Tonnen, einer Fluggeschwindigkeit von 4200 km/h und einer Reichweite von 6000 km entwickelt. Dieser Flugkreisel soll im April 1945 noch testgeflogen und kurz vor Einmarsch der Sowjetarmee gesprengt worden sein.137 Dieser Vorgang wird auch von Wilhelm Landig in das Romangeschehen von Götzen gegen Thule eingebaut: Die Protagonisten des Romans reisen im Auftrag des Geheimbundes „Schwarze Sonne“ am Kriegsende 1945 nach Prag. Dort haben sie den Auftrag, den von Schriever, welcher in dem Roman explizit genannt wird, entwickelten Flugkreisel vor dem Zugriff der sowjetischen Armee sicherzustellen.138 Die Vermutung liegt nahe, dass Landig die nach dem 2. Weltkrieg erschienenen Interviews und Berichte über UFOs und ‚nationalsozialistische Geheimtechnologie‘ zumindest teilweise als Inspiration bei der Konstruktion seines Flugscheibenmythos verwendet hat. Dazu kommt, dass Teile der SS ab 1942 nachweisbar an der Entwicklung von sogenannten Wunderwaffen

133 Vgl. Heller/Maegerle, S. 97. 134 Dort meldet sich Landig als „Verfasser“ und proklamiert, dass „Im vorliegenden Buche […] authentische Begebenheiten […] der geheimen Rüstungstechnik […] aufgetaut [werden].“ Landig, S. 5. 135 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 151-172. Siehe auch Rudolf Lusar: Die deutschen Waffen und Geheimwaffen des 2. Weltkrieges und ihre Weiterentwicklung, J.F. Lehmanns Verlag, 2. Auflage, München, 1958. Der Major Lusar hatte während des Dritten Reiches im Deutschen Patentamt gearbeitet, und überraschenderweise findet sich in dem Buch neben einem seriösen Durchgang der unterschiedlichsten Waffengattungen auch ein Abschnitt über „Fliegende Untertassen“ und ein Bild einer „Fliegenden Scheibe“, vgl. Lusar, S. 146f. 136 Vgl. Anhang 5. 137 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 154f. 138 Vgl. Landig, S. 122. 25

und Geheimtechnologie, vor allem in der Flugzeug- und Raketenproduktion, beteiligt waren.139 Auch innerhalb des SS-Ahnenerbes gab es Versuche, Wunderwaffen herzustellen. Nennenswert ist hier beispielsweise der misslungene Versuch einer Konstruktion eines ‚Strahlengerätes‘, welches Lebewesen töten oder lähmen sollte.140 Andere Projekte waren der Versuch der Konstruktion eines Erdölortungsgerätes und die Goldsuche mit Wünschelruten.141 Inwieweit der Autor Wilhelm Landig in eines oder mehrere dieser innerhalb der SS organisierten und von Himmler sanktionierten Projekte involviert gewesen ist, lässt sich heute nicht mit Sicherheit nachweisen. Sicherlich hat die aussichtslose Kriegslage mehr und mehr zu immer desperateren Versuchen geführt, den Untergang des Dritten Reiches zu verhindern. Auch innerhalb der SS muss es fieberhafte Versuche gegeben haben, technische Innovationen und Prototypen zu entwickeln, um doch noch den Krieg gewinnen zu können. Diese ‚Wunderwaffen‘ und ‚Geheimtechnologien‘, auch wenn sie nur auf dem Papier oder als Gerüchte vorkamen, sind möglicherweise von Wilhelm Landig dann später literarisch verarbeitet und mit dem Mythos der „Schwarzen Sonne“ zu folgender Einheit verknüpft worden: Ein esoterischer Kreis innerhalb der SS rettet am Ende des 2. Weltkrieges Geheimtechnologie vor dem Zugriff der Alliierten, schafft diese in Sicherheit zu einem geheimen Stützpunkt in der Nähe des Nordpols und kämpft nach Kriegsende für ein neues Reich. Neben den Flugscheiben erwähnt der Autor in dem Roman auch noch ein neuartiges Navigationsgerät und verschiedene Flugzeugmodelle, welche als Prototypen tatsächlich existiert haben, so dass es nicht ohne weiteres möglich ist, alle Aussagen des Autors als Phantasie abzuwerten.142 Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass man dem Symbol der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule fünf Funktionen zuweisen kann: Erstens die Verwendung als Hoheitszeichen anstelle des Balkenkreuzes der Wehrmacht. Zweitens steht sie im Zusammenhang mit der Alchemie und symbolisiert einen Schritt bei der ‚Veredlung‘ des Menschen. Drittens verkörpert sie die umfangreiches Geheimwissen besitzenden esoterischen Kreise der SS. Viertens ist sie ein militärisch organisierter Geheimbund oder Geheimorden mit Verbündeten aus aller Welt. Fünftens verbirgt sich hinter ihr ein geheimer Stützpunkt „Punkt 103“, welcher als selbständiges Reich geographisch in der Nähe des Nordpols

139 Vgl. Kater, S. 218-226. 140 Kater,Ibid. S. 220. 141 Ibid. S. 220ff. 142 Landig, S. 14, 119. 26

lokalisiert ist, und auf dem Geheimtechnologien deutscher Herkunft, vor allem sogenannte Flugscheiben, gehortet werden.

2.4. Zur Weiterentwicklung der „Schwarzen Sonne“ nach Götzen gegen Thule

Wie oben gezeigt werden konnte, tauchen bei Wilhelm Landig im Zusammenhang mit dem Mythos der „Schwarzen Sonne“ eine Reihe unterschiedlicher Traditionen und Mythen auf143, die letztendlich alle für eine Verklärung der SS nach 1945 verwendet werden. Der Roman Götzen gegen Thule ist nach seinem Erscheinen selber ein Teil dieser Mythenbildung um die SS geworden, dessen Symbol die „Schwarze Sonne“ ist. Dies beruht teilweise auf dem Wahrheitsanspruch, der im Vorwort des Romans von dem Verfasser proklamiert wird, als auch der Autorität Wilhelm Landigs als ehemaliges Mitglied der SS.144 Der Roman Götzen gegen Thule lässt sich übergreifend dem Genre der rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur zuordnen, genauer einem Zweig dieser Literatur, den man als ‚SS-Mystizismus‘ bezeichnen kann.145 Landigs Mythos bzw. Motiv der „Schwarzen Sonne“ wird ab den 1990er Jahren von einer Reihe nachkriegsgeborener Autoren übernommen und in die rechtsesoterische Mythenbildung146 integriert. In diesem Abschnitt soll deshalb die Weiterentwicklung des Symbols der „Schwarzen Sonne“ nach dem Erscheinen des Romans Götzen gegen Thule untersucht werden. Welche Aspekte der fünf im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Funktionen wurden von anderen Autoren übernommen, welche Funktionen sind in späteren Darstellungen der „Schwarzen Sonne“ weggefallen oder dazugekommen? Auffällig ist vor allem, dass die bereits in der Einleitung dieser Arbeit erwähnte heute gängige Kopplung Schwarze Sonne - zwölfspeichiges Sonnenrad - Wewelsburg (Symbol - grafisches Symbol - Lokalität) in dem Roman von Wilhelm Landig nicht vorkommt. Die Wewelsburg, die nach

143 Völkische Mythen, Verbindungen zur abendländischen Esoterik, vor allem der Alchemie und Nachkriegsmythen (UFO-Mythologie, Mythen über geheime deutsche Stützpunkte). 144 Als ‚Einem, der dabei gewesen ist‘. 145 So beispielsweise bei Trimondi, in der englischsprachigen Literatur verwendet man dagegen den Begriff esoteric SS, so bei Goodrick-Clarke 2002. 146 Man muss sich bewusst sein, dass es seine Vielzahl esoterischer Mythen um das Dritte Reich gibt und der Mythos der „Schwarzen Sonne“ nur einer davon ist. Einige dieser Mythen werden in dieser Untersuchung kurz angerissen, aber aus Platzgründen nicht näher diskutiert. Der Fokus dieser Arbeit liegt darauf, wie das Symbol der „Schwarzen Sonne“ bei Wilhelm Landig auftaucht, und wie es von anderen Autoren später verarbeitet worden ist. 27

dem 2. Weltkrieg als Zentrum esoterischer Praktiken der SS verklärt worden ist,147 wird in Götzen gegen Thule überhaupt nicht erwähnt, obwohl der Autor ausdrücklich von sich selber behauptet, in das geheime Wissen und die geheimen Praktiken der SS eingeweiht gewesen zu sein.148 Die Wewelsburg wurde ab 1934 von Himmler gepachtet, wobei es seine Absicht war, diese als Ordensburg und weltanschauliches Zentrum der SS aufzubauen. Dabei war es der schon oben erwähnte Karl Maria Wiligut, der Himmler zuerst auf die Wewelsburg aufmerksam machte.149 Die weltanschauliche Schulung bzw. der Lehrbetrieb führender SS-Spitzen fand jedoch nicht statt.150 Vielmehr beschränkte sich die Funktion der Wewelsburg während des Nationalsozialismus auf einen „zentralen Versammlungsort für die Führungsspitze der SS“151 mit jährlichen Gruppenführertagungen und Vereidigungen von neubeförderten SS- Gruppenführern. Der Gruppenführersaal mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad diente vermutlich für Zusammenkünfte zeremonieller Art und der ideologische Gedanke dahinter ist wahrscheinlich eher in der Zahlensymbolik der Ziffer 12 zu suchen, als in einem metaphysischen Konstrukt der „Schwarzen Sonne“ als einen geheimen Kreis innerhalb der SS. Die zwölf Speichen des Sonnerades korrespondieren mit den zwölf Säulen des Gruppenführersaales und den zwölf in Stein gemeißelten Sitzen in der Krypta „Walhalla“ unterhalb des Gruppenführersaales. Das Selbstverständnis der SS-Gruppenführer als politischer und rassischer Neuadel basierte ja auf einer von Himmler sanktionierten Verklärung des mittelalterlichen Rittertums, und so ist die Wahl der Zahl 12 vielleicht eher durch Inspiration von der Sage um die zwölf Ritter der Tafelrunde zu erklären.152 Die Verklärung der Wewelsburg als ‚SS-Kloster‘, ‚Ordens- und Gralsburg‘, ‚Kultstätte‘, ‚Himmlers Walhall‘ bis zum ‚Mittelpunkt der Welt‘ begann schon in den 1950er Jahren.153 Deshalb ist es verwundernd, dass weder die Wewelsburg noch das zwölfspeichige Sonnenrad bei der Verklärung der SS und dem Konstruieren des „Schwarze Sonne“-Mythos bei Wilhelm

147 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 125ff. Siehe auch die fantastische Verklärung der Wewelsburg bei E.R. Carmin: Das schwarze Reich, Geheimgesellschaften, Templerorden, Thule-Gesellschaft, Das Dritte Reich, CIA, Hamburg, Nikol Verlagsgesellschaft, 2002. S.137ff. 148 So z.B. im Vorwort zu Götzen gegen Thule und in dem Videointerview Wilhelm Landig ‒ ein Zeitzeuge berichtet. 149 Vgl. Stuart Russell u. Jost W. Schneider: Heinrich Himmlers Burg, Das weltanschauliche Zentrum der SS, Bildchronik der SS-Schule Haus Wewelsburg 1934-1945, Esse, Heitz & Höffkes, 1989, S. 7f. 150 Vgl. Jan Erik Schulte: Himmlers Wewelsburg und der Rassenkrieg, Eine historische Ortsbestimmung. S. 7. 151 Ibid. S. 9. 152 Vgl. Ibid. 153 Vgl. Daniela Siepe: Die Rolle der Wewelsburg nach 1945. S. 488. Zur Verklärung tragen sicher auch sensationsheischende Buchtitel wie Heinrich Himmler´s Camelot. The Wewelsburg, ideological center of the SS 1934-1945 bei. 28

Landig eine Rolle spielen, obwohl in dem Roman ein Großteil von nationalsozialistischen und rechtsesoterischen Mythen aufgegriffen und literarisch verarbeitet werden.154 Dadurch lässt sich die Behauptung aufstellen, dass die Wewelsburg mit dem sich dort befindlichen zwölfspeichigen Sonnenrad bei Wilhelm Landigs ursprünglicher literarischer Konstruktion des „Schwarze Sonne“-Mythos keine Rolle gespielt hat, was einen der wichtigsten Unterschiede zu späterer rechtsesoterischer Literatur, die das Symbol der „Schwarzen Sonne“ aufgreift, ausmacht. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass in dem Roman Götzen gegen Thule die „Schwarze Sonne“ auch unter dem Aspekt der (alchemistischen) Transformation zu betrachten ist, und deshalb möglicherweise nur eine ‚Übergangsphase‘ darstellt. So erklärt der Stabschef des „Punkt 103“: „Das Zeichen unseres Stützpunktes wird zur rechten Zeit abgelöst werden durch das Farbsymbol der Wende, der Sonne in silberweiß.“155 Der Kriegsschluss und die deutsche Kapitulation von 1945 werden als „kosmische Winterwende“ empfunden, die sich jedoch als „[…] Sonnenwende der Thuatha-Deutschen, die mit ihrer Wiedergeburt das alte Heilszeichen und das Licht des Nordens in die Welt tragen werden […]“ 156 entpuppen wird.157 Damit ist die „Schwarze Sonne“ auch ein Symbol für die metaphysische Katharsis der Romanfiguren, welche den Weg der alchemistischen Selbstveredlung158 mit dem Ziel einer ‚diesseitlichen Vergöttlichung‘ durchgehen. Dass Transformation ein wichtiger Aspekt der „Schwarzen Sonne“ ist, bestätigt sich auch an anderer Stelle des Romans. Als die Romanfiguren auf einen arabischen Gelehrten treffen, sagt dieser zu ihnen: „Ihr gehört zu den geheimnisvollen Männern der Sonne, die bisher schwarz und seit kurzem weiß leuchtet. Die Sol nigra hat die Farbe des strahlenden Lichts angenommen.“159 Damit könnte man die Funktion der Transformation sowohl esoterisch als auch exoterisch deuten: Die esoterische Transformation geschieht in Anlehnung an die alchemistische Tradition auf individueller Ebene. Die zwei Romanfiguren Recke und Reimer werden im Laufe des Romangeschehens in esoterisches Wissen eingeweiht, bis sie schließlich um die wahren Geschehnisse ‚hinter den Kulissen der Weltgeschichte‘ Bescheid wissen. Die exoterische

154 Das wären der neben den schon diskutierten Grals- und Flugscheibenmythos, der Thule-Mythos, Atlantismythos, Polmythos, Runen- und Eddamystik, antisemitische metaphysisch motivierte Verschwörungstheorien, Rassenmythos der Arier, Tibetmythos, Grals- und Katarermystik, Vrilmythos, Welteislehre, rassisch fundiertes Antichristentum, SS-Mystizismus, Agarthi- und Shambala-Mythos sowie Verklärung des Nordens und des ‚Nordischen‘. 155 Landig S. 166. 156 Ibid. 157 Ibid. 158 Sprich Vergeistigung bzw. Veredlung in Korrelation mit der alchemistischen zweiten Stufe der ‚Weißung‘, siehe Kapitel 2.2. 159 Landig S. 305. 29

Transformation symbolisiert die Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Romanfiguren nach der deutschen Kapitulation, welche sich nach und nach aber in Gewissheit der eigenen vorbestimmten Mission und Hoffnung auf die Wiedergeburt eines arischen „Groß-Thules“ als „geistiges Reich über alle Staatsgebilde hinweg“160 verwandelt. Es fällt aber auf, dass der Mythos um die „Schwarze Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule jedoch noch nicht voll entwickelt ist. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass der Autor diesen Mythos in den folgenden Romanen weiter entwickelt und verändert hat. In dem Roman Wolfszeit um Thule ist die „Schwarze Sonne“ das Zeichen der „militärischen Potenz […] der wissenden Kräfte der arischen Tradition“161, welches mit dem eddaschen Feuerriesen Surtur in Verbindung gebracht wird, und später von einer „weißen Sonne“162 abgelöst werden soll. Neben dieser Funktion als Zeichen eines militärischen Geheimbundes wird die „Schwarze Sonne“ in Wolfszeit um Thule aber auch in Zusammenhang mit der „Tagessonne“163 gebracht, mit der sie als „unsichtbare Gegensonne“164 in Verbindung steht, ein Zusammenhang, der in dieser Form in dem Roman Götzen gegen Thule nicht vorkommt, und wahrscheinlich von theosophischer und völkisch-esoterischer Sonnensymbolik inspiriert worden ist (Vgl. Kapitel 2.1. in dieser Untersuchung). Dieser Transformationsgedanke der „Schwarzen Sonne“ in eine „weiße Sonne“ findet sich in späteren literarischen Darstellungen nicht, ebenso wenig wie die Verwendung des schwarzen Punktes oder der schwarzen Ronde als Hoheitszeichen auf Flugzeugen oder ‚Flugscheiben‘.165 Auch die Verknüpfung mit der alchemistischen Sol niger, der eine wichtige Funktion in dem Roman Landigs zukommt, wird von späteren Autoren nicht aufgegriffen.166 Die drei Funktionen, die übernommen werden, sind zum einen die der geheimen Militärtechnologie hortenden Stützpunkte, und zum anderen die des militärisch organisierten Geheimbundes von SS-Männern, die im Verborgenem (auch nach dem 2. Weltkrieg) für ein „Groß-Thule“167 kämpfen. Dies setzt natürlich voraus, dass es schon während der Zeit des Nationalsozialismus einen geheimen Zirkel von SS-Männern gab, die umfangreiches ‚geheimes Wissen‘ besaßen, womit auch die dritte bei Landig vorkommende Funktion der

160 Ibid. S. 468. 161 Wilhelm Landig: Wolfszeit um Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1981. S. 64f. 162 Ibid. S. 65. 163 Ibid. S. 354f. 164 Ibid. 165 Anstelle ist meistens das Balkenkreuz der Wehrmacht oder ein Hakenkreuz zu sehen. Vgl. Google-Bildsuche nach dem Begriff Nazi-Ufo. 166 Vgl. z.B. die Diskussion der Entwicklung des Motivs der „Schwarzen Sonne“ bei Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne. 167 Landig: Götzen gegen Thule, S. 468. 30

„Schwarzen Sonne“ von anderen Autoren aufgegriffen wird, und diese damit in literarischen Darstellungen ab den 1990er Jahren (siehe unten) folgenden Charakter bekommt: Die „Schwarze Sonne“ ist ein militärisch organisierter, Geheimwissen besitzender innerer Kreis der SS mit Zugang zu außerhalb Deutschlands liegender verborgener Stützpunkte, auf denen sich deutsche Geheimtechnologie befindet. Der heutige in der rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur verbreitete Mythos von der „Schwarzen Sonne“ taucht aber erst in dem 1991 erschienenen Buch Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo168 des Autors Russell McCloud auf. In diesem Roman ist es ein Journalist, der, ähnlich den Protagonisten von Landigs Roman, nach und nach Einblick in verborgene Geschehnisse der Weltgeschichte gewinnt: Auch hier sind es esoterische Geheimgesellschaften, die miteinander kämpfen,169 und eine von diesen ist ein mystischer Geheimbund „Schwarze Sonne“, der aus ehemaligen SS-Männern besteht. Diese haben mit dem geheimen tibetanischen Zentrum „Agarthi“, welches auch in Götzen gegen Thule mehrmals erwähnt wird170, einen Bund geschlossen und stehen hinter den Morden von Vertretern der ‚globalen Hochfinanz‘. Gemein ist diesen Morden, dass allen Opfern ein zwölfspeichiges Sonnenrad eingebrannt worden ist, welches mit dem Bodenmosaik der Wewelsburg übereinstimmt. Der Entscheidungskampf des Romans findet in der Krypta der Wewelsburg statt, so dass die Verbindung SS-Mystizismus - Schwarze Sonne - zwölfspeichiges Sonnenrad - Wewelsburg hier zum ersten Mal literarisch und grafisch auftaucht. Es gibt Indizien dafür, dass die Verwendung des zwölfspeichigen Sonnenrades der Wewelsburg zu Beginn eher als Vermarktungsstrategie für den Roman Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo gedacht war, denn der Verlag brachte zum Erscheinen des Buches gleichzeitig eine „Thule-watch“ heraus, die als Ziffernblatt das Emblem der Wewelsburg aufwies. Darüber hinaus gab es ein Jahr danach auch ein Mouse-Pad mit dem Sonnensymbol.171 Danach wurde das grafische Symbol von den unterschiedlichsten Gruppierungen aufgegriffen und entwickelte eine Eigendynamik mit einem regelrechten Devotionalienmarkt.172 Hier scheint es vor allem der arbiträre Charakter des grafischen Symbols in Verbindung mit der Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit des Konstrukts der „Schwarze Sonne“ zu sein, welche

168 Tashi Lhunpo ist ein Kloster in Tibet, vgl. http://www.tashilhunpo.org/. 169 Vgl. Klappentext von McCloud. 170 Landig, S. 389, 395. 171 Der Verleger hat Siepe bestätigt, dass die Verwendung des Sonnenrades seines Wissens das erste Mal im Zusammenhang mit der Publikation des Buches und der „Thule-watch“ stattfand, und er diese Art der Vermarktung im Nachhinein bereut: Vgl. Siepe S. 509f inkl. Fußnote 117 und 118. Siehe auch die Aussagen des Verlegers auf: rabenclan.de inkl. Bild der „Thule-watch“, vgl. Anhang 6. 172 Vgl. u.a. das abgedruckte Katalogbild mit „Schwarze Sonne“-Produkten bei Siepe, S. 489 und Sünner, S. 138. 31

die Attraktivität für verschiedene Subkulturen ausmacht. In dieser Arbeit ist aber kein Platz, alle Aspekte der „Schwarzen Sonne“ und deren Deutungsinhalte in den verschiedenen Subkulturen zu diskutieren,173 und deshalb beschränke ich mich auf die Aspekte, die im Zusammenhang mit Wilhelm Landigs Roman Götzen gegen Thule gebracht werden können. Nach dem Erscheinen des Romans Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo wurde das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in den 1990er Jahren von einer Reihe nachkriegsgeborener Autoren weiterentwickelt. 1992 erschien das Buch Das Vril-Projekt der zwei österreichischen Autoren Norbert Ratthofer und Jürgen Ettl.174 Hier wird die „Schwarze Sonne“ mit einer bis zu den mittelalterlichen Templern zurückreichenden Geheimloge der „Herren vom Schwarzen Stein“ in Verbindung gebracht und durch die Verkürzung HvSS eine Nähe zur SS suggeriert.175 In diesem Buch werden die geheimen deutschen Flugscheiben ebenfalls thematisiert, nun aber in Verbindung mit der in der Weimarer Republik existierenden „Vril-Gesellschaft“ gebracht.176 Im Unterschied zu Wilhelm Landigs Flugscheiben sind die Flugscheiben nun in den 1990er Jahren schon ‚weltraumtauglich‘ und unter anderem an der Errichtung militärischer Basen auf dem Mond und dem Mars beteiligt.177 1990 bzw. 1992 erschienen von den beiden Autoren die Videos UFO ‒ Das Dritte Reich schlägt zurück und UFO-Geheimnisse des Dritten Reiches. Dort werden ihre Verschwörungstheorien nun auch akustisch und grafisch dargestellt. Auch hier taucht die „Schwarze Sonne“ als ein innerer Zirkel der SS auf, der über Geheimwissen und Geheimtechnologie (vor allem Flugscheiben) verfügt.178 1993 erschien das Buch Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert des Autors Jan Udo Holey unter dem Pseudonym Jan van Helsing.179 Hier werden die Verschwörungstheorien um die SS und den deutschen Flugscheiben in Kombination mit anderen populären Verschwörungstheorien der Nachkriegszeit zum ersten Mal einem breiteren esoterisch interessierten Publikum zugänglich gemacht und als ‚Fakten‘

173 Vgl. die Übersicht und Diskussion bei Siepe, S. 488-510. 174 Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl: Das Vril-Projekt, Endkampf um die Erde, o. A., Selbstverlag, 1992. 175 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 165. 176 Vgl. Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne. Ebenso: Peter Bahn und Heiner Gehring: Der Vril-Mythos, Eine geheimnisvolle Energieform in Esoterik, Technik und Therapie, Düsseldorf, Omega-Verlag, 1997, S. 84-88. Die „Vril-Gesellschaft“ taucht in dem Roman Götzen gegen Thule nicht auf, dagegen der Begriff ‚Vril‘, vgl. Landig, S. 175. ‚Vril‘ soll eine Energieform, eine Art Äther sein, die u.a. zum Antrieb von ‚Flugmaschinen‘ dient. Vgl. Bahn/Gehring, S. 21-26, 91-111. 177 Vgl. Bahn/Gehring, S. 84, Goodrick-Clarke 2002, S. 164. Ähnlich phantastisch wie Ratthofer/Ettl bei Axel Stoll: Hochtechnologie im Dritten Reich, Reichsdeutsche Entwicklungen und die vermutlich wahre Herkunft der „UFOs“, Suhl, CTT-Verlag, 2000. S. 133-149. 178 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S 333, Fußnote 56 und 57. 179 Jan van Helsing: Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert oder wie man die Welt nicht regiert. Ein Wegweiser durch die Verstrickungen von Logentum mit Hochfinanz und Politik, Trilaterale Kommisionen, Bilderberger, CFR, UNO, Meppen, Ewertverlag, 1993. 32

präsentiert.180 Bei van Helsing ist die „Schwarze Sonne“ die „höchste Loge“ des Dritten Reiches, deren Ziel es war „[...] Deutschland von den Illuminati absolut autark zu machen [...]“ und deren Mitglieder von „tibetanischen Mönchen“ in der „Wewelsburg, bei Detmold“ in geheimes Wissen eingeweiht wurden.181 Vom selben Autor erschien 1998 der Roman Die Innere Welt. Das Geheimnis der Schwarzen Sonne182 in dem die „Schwarze Sonne“ als der „innerste und esoterische Kern der SS“ dargestellt wird, aber Heinrich Himmler nun ‒ im Gegensatz zu Landigs Roman Götzen gegen Thule ‒ „[...] über die Schwarze Sonne informiert war und ihr seinen Schutz gab, ihr selbst aber nicht angehörte.“183 Ein Novum der in den 1990er Jahren erschienenen Literatur zur „Schwarzen Sonne“ ist auch, dass sie nun plötzlich in Verbindung mit ‚Außerirdischen‘ gebracht wird. Dies ist sowohl bei Ratthofer/Ettl sowie van Helsing/Holey der Fall184 und kommt in dieser Form nicht in Wilhelm Landigs Konstruktion des Flugscheibenmythos und dem Geheimbund der „Schwarzen Sonne“ vor. Ein weiterer wichtiger Unterschied der Autoren der 1990er ist, dass sie Mythen der rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur verarbeiten, die bei Wilhelm Landig nicht vorkommen. Als Basis dienen oft in den 1960er Jahren veröffentlichte spekulative Bücher aus dem französisch- und englischsprachigen Raum. Die wichtigsten sind hier Louis Pauwels und Jaques Bergiers Aufbruch ins dritte Jahrtausend, Friedrich W. Douchet Im Banne des Mythos. Die Psychologie des Dritten Reiches und Trevor Ravenscrofts Der Speer des Schicksals. Das Zentrale dieser Werke ist die Verklärung der Thule-Gesellschaft, der Vril-Gesellschaft, der Person des Geopolitikers und Japanexperten Albert Haushofer, des ‚Speers des Longius‘ und das Propagieren für die ‚Hohle-Welt‘- bzw. ‚Innere Erde‘-Theorie.185

180 Laut Schätzungen haben sich Band 1 und 2 der Geheimgesellschaften zwischen 1993 und 1996 ca. 100.000 Mal verkauft. 1996 wurde gegen den Verfasser und den Verleger der Geheimgesellschaften ein Verfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet. Die beiden Bucher waren zwischen 1996 und 2001 in Deutschland und der Schweiz indiziert. Vgl. Meining, Stefan: Rechte Esoterik in Deutschland, Ideenkonstrukte, Schnittstellen und Gefahrenpotentiale. Die beiden Bücher wurden auch ins Englische und Französische übersetzt, und damit international verbreitet. Vgl. Heller/Maegerle, S. 169. 181 Jan van Helsing: Geheimgesellschaften 2, Interview mit Jan van Helsing, Die Verbindungen der Geheimregierung mit dem Schwarzen Adel, dem Club of Rome, AIDS, UFOs, Kaspar Hauser, der reichsdeutschen Dritten Macht, dem Montauk-Projekt, der Jason-Society und dem Dritten Weltkrieg, Meppen Ewertverlag, 1995. S. 226. 182Jan Udo Holey: Die Innere Welt, Das Geheimnis der Schwarzen Sonne, Fichtenau, Ama Deus-Verlag, 1998. 183 Ibid. S. 48. 184 Vgl. Trimondi S. 415 sowie Holey, S. 252f. 185 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 107-127 zu dieser seit den 1960er Jahren einsetzenden populärkulturellen Faszination für ‚Nazi-Mystik‘. Auch Hollywood hat gutes Geld mit dieser Nazi-Mystik verdient, wenn man beispielsweise an die erfolgreichen Indiana Jones-Filme denkt: Dem Helden des Filmes stehen Nazis als Antagonisten entgegen, mit denen er im Wettlauf um die Bundeslade (Raiders of the Lost Ark, 1981) und den Heiligen Gral (Indiana Jones and the Last Crusade, 1989) steht. Beide Reliquien tauchen auch in Götzen gegen Thule auf, vgl. Landig S. 108 (Bundeslade) und 177-198 (Heiliger Gral). 33

Sämtliche Mythen und mit ihnen in Zusammenhang stehende historische Personen werden aber überhaupt nicht in dem Roman Götzen gegen Thule erwähnt. Ebenso wenig beteiligt sich Wilhelm Landig in seiner Thule-Trilogie an der nach dem 2. Weltkrieg einsetzenden Mystifizierung der Person Adolf Hitlers. Ein Genre der rechtsesoterischen Verschwörungsliteratur ist der sogenannte ‚Esoterische Hitlerismus‘, wie er von Autoren wie Miguel Serrano und Savitri Devi vertreten wird.186 Hier wird die Person Hitlers in Anlehnung an hinduistische Lehren zum ‚Avatar‘ verklärt, was bedeutet, dass er als eine Verkörperung des Gottes Visnhu interpretiert wird, welcher sich laut hinduistischer Mythologie in Notzeichen in Menschengestalt manifestiert, um der Menschheit zu helfen.187 Auch der ‚Überlebensmythos‘ um die Person Adolf Hitlers wird nicht von Landig propagiert. Kern dieses Mythos ist, dass Hitler 1945 nicht in Berlin Selbstmord begangen hat, sondern sich per U-Boot oder Flugscheibe in die Antarktis bzw. nach Südamerika abgesetzt hat. Solche Spekulationen tauchten bereits kurz nach Ende des 2. Weltkrieges auf, oft in Zusammenhang mit der Kapitulation deutscher U-Boote in Argentinien, welche von Sommer bis Herbst 1945 stattfand.188 Diese phantastischen Spekulationen um Hitler tauchen in dem Roman Götzen gegen Thule nicht auf. Hitler wird namentlich nur einmal erwähnt189 und beim Lesen des Buches fällt auf, dass der Autor für die Führung des Dritten Reiches wenig Sympathie übrig hat.190 Das Wichtige für Landig ist es anscheinend, in seinem Roman vor allem den elitären Gestus und Pathos der SS auf den Geheimbund „Schwarze Sonne“ zu übertragen. Als abschließendes Beispiel, dafür dass sich das Konstrukt der „Schwarzen Sonne“ mittlerweile als eine von vielen Zutaten bei der Konstruktion von Verschwörungsthrillern im Stile eines Dan Brown etabliert hat, ist der 2008 erschienene Roman Die Schwarze Sonne des Autors James Twining zu nennen.191 Neben Verschwörungstheorien um CIA und FBI, Nazigold und Bernsteinzimmer, Enigmamaschine und geheimen Gesellschaften, wird in dem Roman auch das Symbol der „Schwarzen Sonne“ aufgegriffen und einem größeren Kreis von

186 Vgl. Goodrick-Clarke 2002 S. 88-106 und S. 173-192. Mit beiden Autoren war Landig persönlich bekannt, vgl. Heller/Maegerle S. 103. 187 Vgl. Sünner, S. 154. 188 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 153. 189 Vgl. Landig, S. 169. 190 Joseph Goebbels wird beispielsweise als „Reichspropagandascheich“ bezeichnet. Landig, S. 19. An einer schwer deutbaren Stelle werden „gewisse Kräfte der Reichsregierung“, die mit dem „Chiffre 666 bezeichnet werden“ als „Opposition“ der „Schwarzen Sonne“ identifiziert. Landig, S. 85. 191 James Twining: Die Schwarze Sonne, Bergisch-Gladbach, Bastei-Lübbe, 2008. Englischsprachige Originalausgabe des Romans 2006 unter dem Titel The Black Sun. 34

Lesern präsentiert.192 Hier wird die „Schwarze Sonne“ als ein geheimer Orden von „SS- Rittern“193 dargestellt, deren Symbol das zwölfspeichige Sonnenrad der Wewelsburg ist. Wie bei Russell McCloud wird auch in diesem Roman ein Teil der Handlung in die Wewelsburg verlegt194, und der Gruppenführersaal zum Platz für „kultische Rituale“195 verklärt. Im Gegensatz zu Autoren wie Landig, McCloud und van Helsing ist die SS bei Twining jedoch eindeutig negativ besetzt, denn hier wird sie als „[...] eher eine fanatische Sekte als militärische Organisation ‒ mit Himmler als Pabst und Hitler als Gott.“196 bezeichnet, was ja der positiven Konnotation der SS und der „Schwarzen Sonne“ bei den SS-Mystikern, vor allem bei Wilhelm Landig, überhaupt nicht entspricht.

5. Zusammenfassung und Diskussion

Die oben aufgeführten Beispiele sind nur einige von vielen, wie das Konstrukt bzw. Symbol der „Schwarzen Sonne“ seit den 1990er Jahren auf unterschiedlichste Weise literarisch verarbeitet worden ist. Eine vollständigere Untersuchung ist an dieser Stelle aus Platzmangel nicht möglich, vor allem die Bücher von Russell McCloud und Jan van Helsing waren jedoch entscheidend für die Verbreitung und Popularisierung des Mythos der „Schwarze Sonne“ ab den 1990er Jahren verantwortlich. Einer der wichtigsten Propagandisten dieses Mythos mit dem Ziel einer Mystifizierung der SS war der österreichische Autor Wilhelm Landig, der bereits in den 1970er Jahren nach einer literarischen Verklärung der SS strebte, und als Inspiration und Schnittstelle für eine jüngere Generation von Autoren diente. Wenn man die mythologischen Hintergründe der „Schwarzen Sonne“ untersucht, kann man drei Generationen von Autoren unterscheiden: Die erste ist die, die sich vor und während der Zeit des Nationalsozialismus mit Esoterik, Okkultismus, Ariosophie, Runenmystik, nordischer Mythologie, der Atlantissage und dem Thulemythos beschäftigte.197 Die zweite Generation ist die, die das Dritte Reich noch persönlich erlebt hat, und als ehemalige

192Auf dem Titelblatt des Buches findet sich das Sonnenrad der Wewelsburg, und dadurch wird die Einheit SS- Schwarze Sonne-Wewelsburg-zwölfspeichiges Sonnenrad auch einem breiteren Publikum zugängig gemacht. Auf der offiziellen Homepage des Autors erfolgt im Rahmen der Vermarktung des Buches eine dezent- mysteriöse Verklärung der „Schwarzen Sonne“, welche sich an die Tradition des ‚SS-Mystizismus‘ anlehnt. Vgl. Anhang 7. 193 Twining, S. 208. 194 Ibid. S. 215. 195 Ibid. S. 218. 196 Ibid. 197 Autoren die, vereinfacht gesagt, oft im Umfeld der „Völkischen“ zu finden sind. Dazu zählen Personen wie Otto Rahn, Karl Maria Wiligut, Hermann Wirth, Edmund Kiss und Rudolf Gorsleben. 35

Mitglieder nationalsozialistischer Organisationen die Ideenkonglomerate und Mythen der ersten Autorengeneration nach dem 2. Weltkrieg aufgriff, diese weiterentwickelte, und mit Nachkriegsmythen zu einem verschwörerischen Weltbild, das alte und neue Mythen vermischt, zusammenfügt.198 Die dritte Gruppe besteht aus nachkriegsgeborenen Autoren, die die Ideen der ersten und vor allem der zweiten Generation mit Elementen populärkultureller Verschwörungstheorien199 vermischen und zu einem rechtsesoterischen Weltbild verbinden.200 Fragt man nach der Motivation Wilhelm Landigs für die Thule-Trilogie, so bieten sich eine Reihe Erklärungsmodelle an: Das Schaffen eines Geheimbundes von ehemaligen SS- Mitgliedern ist möglicherweise eine Art, die eigene Biographie zu verklären. Man muss sich immer bewusst sein, dass sich der Autor im Vorwort des Romans Götzen gegen Thule als „Der Verfasser“ meldet und dort proklamiert:

Im vorliegenden Buche werden authentische Begebenheiten vor und hinter den Kulissen der Weltbühne, der geheimen Rüstungstechnik und sonstiger Ereignisse von heute zu einem auf den ersten Blick fantastisch erscheinenden Roman aufgetaut.201

Deshalb scheint es durchaus gerechtfertigt, den Roman Götzen gegen Thule für autobiographische Rückschlüsse zur Person des Autors Wilhelm Landig heranzuziehen. Welche Aufgaben Landig tatsächlich bei seiner Tätigkeit für den Sicherheitsdienst (SD) hatte, ist anhand der heute zugänglichen Dokumente nicht nachzuvollziehen. Dass er, wie er von sich selber behauptet, tatsächlich an der Konstruktion von Geheimtechnologie beteiligt war, ist trotz allem nicht hundertprozentig auszuschließen, unter Bezugnahme der aktuellen Quellenlage und Forschungsliteratur jedoch eher unwahrscheinlich. Eine Intention des Autors scheint es vielmehr gewesen sein, die eigene Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit nach dem Untergehen des Dritten Reiches zu verarbeiten. Dies geschah, wie sich belegen lässt, sowohl politisch als auch literarisch.202 Es könnte also behauptet

198 Im Zusammenhang mit der „Schwarzen Sonne“ vor allem bei Wilhelm Landig und Rudolf J. Mund. 199 Beispiele für diese Verschwörungstheorien sind die schon erwähnte ‚UFO-Welle‘ und die damit verbundenen Kontakte mit Außerirdischen, des Weiteren Verschwörungstheorien um Geheimgesellschaften, Freimaurer, Illuminaten und Bilderberger. Außerdem Theorien um vertuschte Regierungs-, CIA- und Militärexperimente an Menschen (u.a. zur Gedankenkontrolle), sowie Experimente zur Wetterkontrolle usw. Ein Beispiel für so ein verschwörungstheoretisches Weltbild ist die in den 1990er Jahren überaus populäre Fernsehserie Akte X (eng. X- Files). 200 Vor allem die Autoren Jürgen Ratthofer, Ralf Ettl, Russell McCloud und Jan van Helsing/Jan Udo Holey. 201 Landig, S. 5. Dieser Wahrheitsanspruch findet sich oft in der (rechts-)esoterischen Literatur. Auch auf dem Buchumschlag von Russell McClouds Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo findet sich die Behauptung, dass das Buch „mehr als ein Roman [ist]“. 202 Vgl. etwa die umfangreiche politische Betätigung Landigs nach dem 2. Weltkrieg. 36

werden, Wilhelm Landig habe seine persönliche und ideologische Desperation und Ohnmacht nach dem 2. Weltkrieg sowohl praktisch als auch theoretisch verarbeitet: praktisch durch das Engagement in verschiedenen neonazistischen Organisationen und theoretisch durch das Schaffen eines neuen verschwörungstheoretischen Nachkriegsmythos um die SS. Der Mythos um die „Schwarze Sonne“ (und der gesamte Roman Götzen gegen Thule) bietet ja ein Erklärungsmodell dafür, warum Deutschland den 2. Weltkrieg verloren hat:

Die Not und der Niedergang der Tuatha-Deutschen musste so unendlich gewaltig werden, um sie durch Läuterung und tiefster Entsagung wieder den Weg zu sich selbst finden zu lassen, um der Menschheit vorangehen zu können.203

Der „Stabsoffizier“204 des „Punkt 103“ propagiert hier einen ans Religiöse grenzenden Erlösungsgedanken und den Glauben an eine göttliche Mission des deutschen Volkes. Die Schuld für den „Niedergang“ liegt, bei „einer Clique von Hassern“, den „Morgenthauleute[n]“ und den „Shriners“, und den „Hüter[n] der Bundeslade“205. Diese sind aber letztendlich nur „Hilfstruppen des Berges Zion“206, deren Ziel das „One World Government“207 ist. Zudem wird der Untergang des 3. Reiches in dem Roman relativiert, denn der bis ins Metaphysische gehende Kampf zwischen ‚Gut‘ und ‚Böse‘ ist nicht verloren, sondern geht auch nach dem 2. Weltkrieg weiter:

Hinter den Kulissen der Weltgeschichte geht ein großes Kräftemessen vor sich, das mit Bestimmtheit eine Kraft für sich entscheiden wird, welche den wenigsten Eingeweihten als esoterisches Weltzentrum oder als Hochsitz der ethisch positiven Kräfte bekannt ist. Es ist das wahre Ultima Thule; nicht nur der arischen Völker, sondern der ganzen Welt.208

Dieses Kräftemessen wird vor allem durch den Geheimbund „Schwarze Sonne“ fortgesetzt, der im Kern aus in Geheimwissen eingeweihte Männer der SS besteht, die sich mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt gegen den ‚Berg Zion‘ verbünden. Dafür steht ihnen eine geheime Basis in der Arktis zur Verfügung, auf der sie Geheimtechnologie des Dritten Reiches horten, und sich für den Endkampf vorbereiten.

203 Landig S. 166. 204 Ibid. 205 Ibid. S. 42. 206 Ibid. S. 109. Diese Gegner sind die „Götzen“, die in dem Titel des Buches vorkommen, und die gegen das ‚Reich von Thule‘ anstürmen. 207 Ibid. 208 Ibid. S. 88. 37

Eine der wichtigsten Innovationen Landigs beim Konstruieren des Mythos der „Schwarzen Sonne“ ist das Aufgreifen populärer Nachkriegsmythen, vor allem der UFO-Mythologie. Dadurch wird eine Kontinuität zwischen älteren völkisch-inspirierten Mythen und Nachkriegsmythen geschaffen, und darüber hinaus ein zusätzliches Erklärungsmodell für das UFO-Phänomen gegeben: Nun sind es keine Außerirdischen, die in Raumschiffen die Erde besuchen, sondern hinter den UFOs versteckt sich aller anderer alliierter Technik überlegene Geheimtechnologie des Dritten Reiches. Die Vorgehensweise Landigs ist dabei der eines Erich von Däniken natürlich nicht unähnlich: Anhand eklektischer Beweisführung (aus Religion, Mythen, Verschwörungstheorien, Technikinnovationen) wird ein Erklärungsmodell für unerklärliche Phänomene konstruiert und in ein kohärentes Weltbild eingefügt. Bemerkenswerterweise entwickelt sich diese Verbindung von SS-Geheimtechnologie und UFOs in den 1990er Jahren dann doch in die Richtung einer ‚rechten Ufologie‘, die immer phantastischere Ausmaße annimmt: Die deutschen Flugscheiben sind in den Publikationen dieser Zeit ‚weltraumtauglich‘ und es gibt deutsche Basen auf dem Mond und Mars.209 Vor allem die Autoren Ratthofer und Ettl konstruierten eine phantastische Verbindung von Flugscheiben mit dem Sternensystem Aldebaran: Nun sind auch intergalaktische Reisen mit den deutschen UFOs möglich, und die Bewohner Aldebarans werden zu Urahnen der Germanen (und Sumerer).210 Dass dies nicht im Sinne des Autors von Götzen gegen Thule bei der Konstruktion des Mythos um die „Schwarze Sonne“ war, lässt sich aus dem Roman entnehmen: Die Intention Wilhelm Landigs ist es hier vor allem, die umfangreichen Sichtungen von Flugscheiben bzw. UFOs nach dem 2. Weltkrieg mit nationalsozialistischer ‚Geheimtechnologie‘ zu identifizieren. Die Funktion der „Schwarzen Sonne“ als Hoheitszeichen in Form eines schwarzen Punktes oder einer schwarzen Ronde wird nicht von den von Landig beeinflussten Autoren übernommen. Etabliert hat sich inzwischen das Balkenkreuz der Wehrmacht bzw. ein Hakenkreuz als Erkennungszeichen der ‚Nazi-UFOs‘, wie dies in dem Film Iron Sky 211 sehr deutlich wird. Ebenso wenig wurde die oben diskutierte Verbindung der „Schwarzen Sonne“ zur Alchemie und dem Stein der Weisen übernommen. Dahingegen gibt es Variationen des

209 Vgl. Gilbert Sternhoff: Die Zukunft hat längst begonnen, Die Dritte Macht 1945 bis zur Übernahme der Welt, Rottenburg, Kopp-Verlag, 2007. S. 207-225. Braidenbach, S. 194, Holey, S. 248-271, van Helsing 1995, S. 244, Stoll, S. 134-137. 210 Vgl. Bahn/Gehring, S. 84f. 211 Vgl. auch die Bildsuche nach den Begriffen Flugscheibe und Nazi-UFO bei google.de. Auch die Fotos und Zeichnungen von Flugscheiben in der einschlägigen Literatur zeigen keinen schwarzen Punkt als Hoheitszeichen. Vgl. die Fotos in van Helsing 1993, welche maßgeblich für die Verbreitung des Flugscheibenmythos an ein allgemein an Esoterik interessiertes Publikum verantwortlich waren. 38

„Schwarze Sonne“-Mythos, die versuchen eine Verbindung zu älteren Religionen und Hochkulturen herzustellen, und damit eine jahrtausendealte Kontinuität und Herkunft dieses Symbols zu propagieren.212 Diese Verbindung gibt es in dem Roman Götzen gegen Thule noch nicht, wird aber in den nachfolgenden Romanen der Thule-Trilogie von Landig aufgegriffen.213 Letztendlich sind es drei Funktionen der „Schwarzen Sonne“, die Landig sozusagen als literarisch-ideologisches Testament an spätere Autoren weitergibt: Erstens trägt er entscheidend zur Mystifizierung der SS bei, wenn er behauptet innerhalb der Schutzstaffeln habe es schon während des Dritten Reiches einen geheimen, elitären inneren Kreis von SS- Männern (unter dem Namen „Schwarze Sonne“) gegeben, welche sich mit Geheimwissen beschäftigt haben, ohne das Heinrich Himmler davon gewusst hätte. Zweitens, dass dieser Kreis von Männern am Ende des 2. Weltkrieges in Form einer militärisch organisierten Organisation, einem Geheimbund „Schwarze Sonne“ den Kampf für Deutschland bzw. ein „Groß-Thule“214 fortgesetzt hat. Drittens, dass dieser Geheimbund Zugang zu außerhalb Deutschlands liegender geheimer unterirdische Basen hat, auf denen Geheimtechnologie gehortet wird. Bei der Frage, wie wichtig eigentlich die Bücher Wilhelm Landigs sind, sind sich die Forscher darüber einig, dass vor allem er es war, der ‒ neben der Mystifizierung der SS nach 1945 ‒ mit der Thule-Trilogie einen Grundstein für einen sinn- und identitätstiftenden Nachkriegsmythos „Schwarze Sonne“ legte, welcher von einer jüngeren Generation nachkriegsgeborener Autoren enthusiastisch aufgegriffen wurde.215 Beim Lesen der einschlägigen Literatur stößt man immer wieder auf den Autor bzw. dessen Ideen, egal ob er namentlich erwähnt wird, oder zentrale Ideen von Landigs Mythenkonstruktion um die „Schwarze Sonne“ übernommen werden.216 Oft wird der erste Roman der Trilogie allerdings nur beiläufig erwähnt, obwohl ja in Götzen gegen Thule, wie in dieser Untersuchung gezeigt wurde, entscheidende Elemente und Funktionen des Symbols der „Schwarzen Sonne“ bereits vorhanden sind.217 Für weitere Untersuchungen wäre es interessant, die Entwicklung des

212 So vor allem bei Hasler, S. 10-40. 213 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 142ff. 214 Landig, S. 468. 215 Vgl. Goodrick-Clarke 2002, S. 128-172, Heller/Maegerle, S. 96-103, Trimondi, S. 392-422, Siepe, S. 508- 510, Sünner, S. 148-151. 216 So versucht beispielsweise ein Autor wie Sternhoff die Bücher Landigs als Wegweiser zu vermeintlich geheimen unterirdischen deutschen Basen zu benutzen. Vgl. Sternhoff, S. 8. Bei anderen Autoren sind es Formulierungen, die stark an Landig erinnern. Vgl. Breidenbach, S. 31. 217 Sünner erwähnt Götzen gegen Thule zwar, zitiert aber aus den beiden anderen Romanen der Thule-Trilogie als er das Symbol der „Schwarzen Sonne“ untersucht, obwohl sich ja schon in dem ersten Roman eine Reihe von unterschiedlichen Funktionen dieses Symbols finden lassen. Ähnlich bei Siepe, S. 508. 39

Motivs der „Schwarzen Sonne“ in den Romanen Wolfszeit um Thule und Rebellen für Thule zu untersuchen. Eine These dieser Arbeit ist es, dass der Mythos um die „Schwarze Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule noch nicht voll entwickelt ist, und der Autor ihn in einem Zeitraum von rund 20 Jahren (1971-1991) weiterbearbeitet und modifiziert hat: Eine Annahme ist hierbei, dass ursprünglich möglicherweise der Aspekt der Transformation ein wichtiges Element für das Symbol der „Schwarzen Sonne“ war. Mehrere Textstellen des Romans weisen explizit darauf hin, dass die „Schwarze Sonne“ von dem „[...] Farbsymbol der Wende, der Sonne in silberweiß […]“218 abgelöst werden wird. Dies könnte einerseits mit der individuellen Transformation der zwei Luftwaffenoffiziere des Romans in ‚Wissende‘ zusammenhängen, anderseits mit der kollektiven Transformation der Romanfiguren in Zusammenhang stehen: Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit verwandeln sich bei ihnen in Zuversicht beim Fortsetzen des Kampfes gegen den negativ besetzten Kräfte des ‚Berg Zion‘. Eine metaphysische, alchemistische individuelle und kollektive Reinigung transformiert schwarz zu weiß und gibt den Protagonisten des Romans eine ans Religiöse grenzende Heilserwartung. Dieser Aspekt wird jedoch nicht von der jüngeren Generation von Autoren übernommen: Für diese ist vielmehr das Verklären und Mystifizieren der SS, die Farbsymbolik der Schwärze und die geheimnisvolle Organisation der „Schwarzen Sonne“ das Faszinierende. Mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg fand sich ein ebenso geheimnisvolles wie faszinierendes Symbol, welches mit den unterschiedlichsten Inhalten aufgeladen werden konnte. Obwohl die Wahl dieses Symbols eher an eine wirkungsvolle Vermarktungsstrategie erinnert (siehe oben), so hat sich die Kombination „Schwarze Sonne“ - Wewelsburg - zwölfspeichiges Sonnenrad seit den 1990er Jahren zu einem kraftvollen und kommerziell durchaus verwertbaren Symbol entwickelt. In den meisten Publikationen ist das Symbol der „Schwarzen Sonne“ heute identisch mit dem Bodenmosaik der Wewelsburg. Diese Verbindung war offensichtlich nicht im Sinne Wilhelm Landigs bei der ursprünglichen Konstruktion des Mythos der „Schwarzen Sonne“, da dieser die Wewelsburg kein einziges Mal in dem Roman Götzen gegen Thule erwähnt. Somit ist das Symbol der „Schwarzen Sonne“ auch ein Beispiel dafür, wie sich ein Mythos verselbstständigen und eine Eigendynamik entwickeln kann. Bei der Frage nach dem Warum bieten sich neben eventueller persönlicher Ohnmacht und Schuldzuweisung für die Kriegsniederlage Deutschlands weitere Erklärungsmodelle an:

218 Landig, S. 166. 40

Rüdiger Sünner vermutet, dass eine „Entlastungsfunktion“219 vom Schrecken des Nationalsozialismus hinter dem Schaffen eines verschwörungstheoretisches Mythos wie dem der „Schwarzen Sonne“ liegen könnte. Dies erscheint aber bei einem Autor wie Wilhelm Landig eher unwahrscheinlich, da er ja auch nach dem Krieg das Weltbild der SS weiter propagierte, sich politisch betätigte, und bis zu seinem Tod überzeugter Nationalsozialist war.220 Wichtiger scheint hier das identitäts- und sinnstiftende Element der in dieser Arbeit untersuchten rechtsesoterischen Verschwörungstheorien zu sein: Der Mythos der „Schwarzen Sonne“ relativiert die Kriegsniederlage und lässt den Untergang des Dritten Reiches ‒ aus der Perspektive der Romanfiguren ‒ sogar als notwendig erscheinen: Eine ‚Schlacht‘ ist verloren, aber der Krieg wird auch nach der Kapitulation noch fortgesetzt. Dieser Kampf geht bis in den metaphysischen Bereich. Die Gewissheit einer vorbestimmten ‚Mission‘, bei der „Groß- Thule“221, letztendlich siegen wird, scheint vielmehr eine der maßgebenden Intentionen Wilhelm Landigs bei dem Schaffen des Mythos der „Schwarzen Sonne“ gewesen zu sein. Es ist letztendlich das Motiv des ewigen dualistischen Kampfes zwischen ‚Gut und Böse‘, welches durch das Symbol der „Schwarzen Sonne“ gestaltet wird, nur sind es nun eben die SS und der Geheimbund „Schwarze Sonne“, welche bei einem Autor wie Wilhelm Landig für ‚Das Gute‘ stehen, und damit einen positiv konnotierten Beitrag zur Mythenbildung in der rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur leisten.

219 Sünner, S. 170 220 So findet sich auf seinem Grabstein das Motto der SS Meine Ehre heißt Treue, vgl. Anhang 8. 221 Landig, S. 468. 41

Literaturverzeichnis und Quellen

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Iron Sky (Film): www.ironsky.net (2012 erschienen). Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Jung, Carl Gustav: Psykologi och alkemi, Stockholm, Natur och Kultur, 1999. Deutsche Erstausgabe 1972.

Kater, Michael: Das Ahnenerbe der SS 1935-1945, Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches, München, R. Oldenbourg-Verlag, 3. Auflage, 2001. Englische Erstausgabe 1966.

Landig, Wilhelm - Ein Zeitzeuge berichtet: (Videointerview: www.youtube.com/watch?v=eA23BVO79WY). Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Landig, Wilhelm: Götzen gegen Thule, o.A. ,Verlag vergriffener Bücher, 2004. 1. Auflage: Landig, Wilhelm: Götzen gegen Thule, Hannover, Hans Pfeiffer-Verlag, 1971.

Landig, Wilhelm: Wolfszeit um Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1981.

Lange, Hans Jürgen: Im Zeichen der Schwarzen Sonne, (Internetquelle, Anhang 4)

Lange, Hans-Jürgen: Otto Rahn und die Suche nach dem Gral, Engerda, Arun, 1999.

Lange, Hans Jürgen: Weisthor, Karl Maria Wiligut, Himmlers Rasputin und seine Erben, Engerda, Arun, 1998.

Lusar, Rudolf: Die deutschen Waffen und Geheimwaffen des 2. Weltkrieges und ihre Weiterentwicklung, München, J.F. Lehmanns Verlag, 2. Auflage, 1958.

McCloud, Russell: Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, Engerda, Arun, 3. Auflage, 1997. Erstausgabe 1991.

Meinel, Christoph: Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Wiesbaden, Harrassowitz, 1986.

Meining, Stefan: Rechte Esoterik in Deutschland. Ideenkonstrukte, Schnittstellen und Gefahrenpotentiale, 2002. Vortrag, gehalten am 3. September 2002 auf dem Symposium Politischer Extremismus als Bedrohung der Freiheit, Rechtsextremismus und Islamismus in Deutschland und Thüringen. Abgedruckt im Tagungsband des Symposiums: Politischer Extremismus als Bedrohung der Freiheit, Rechtsextremismus und Islamismus in Deutschland und Thüringen.

Mund, Rudolf J.: Das Mysterium der Schwarzen Sonne. In: Mythos Schwarze Sonne, Karl Maria Wiligut/Weisthor, der heilige Gral und das Geheimnis der Wewelsburg.

Mund, Rudolf J. und Werfenstein, Gerhard v.: Mythos Schwarze Sonne, Karl Maria Wiligut/Weisthor, der heilige Gral und das Geheimnis der Wewelsburg, Riga, DHV-Verlag, 2004.

Pauwels, Louis und Bergiers, Jaques: Aufbruch ins dritte Jahrtausend, München, Goldmann, 2. Auflage, 1982. Französische Erstausgabe unter Le Matin des Magiciens, 1961.

Poliakov, Léon: Der arische Mythos, Zu den Quellen von Rassismus und Nationalismus, Hamburg, Junius, 1993. Französische Originalausgabe 1971 erschienen.

Pringle, Heather: Härskarplanen, Himmlers jakt på det ariska ursprunget, Falun, Historiska Media, 2008.

Rahn, Otto: Luzifers Hofgesind, Eine Reise zu den guten Geistern Europas, Dresden, Verlag Zeitenwende, 2. Auflage, 2006. Ursprünglich 1937 erschienen.

Ratthofer, Jürgen und Ettl, Ralf: Das Vril-Projekt, Endkampf um die Erde, o.A., Selbstverlag, 1992.

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Ravenscroft, Trevor: Der Speer des Schicksals, München, Universitas, 1988. Englische Erstausgabe unter Spear of destiny, 1973.

Russel, Stuart u. Schneider, Jost W.: Heinrich Himmlers Burg, Das weltanschauliche Zentrum der SS, Bildchronik der SS-Schule Haus Wewelsburg 1934-1945, Essen, Heitz & Höffkes, 1989.

Siepe, Daniela: Die Rolle der Wewelsburg nach 1945. In: Die SS, Himmler und die Wewelsburg.

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Schulte, Jan Erik (Hrsg.): Die SS, Himmler und die Wewelsburg, Paderborn, Ferdinand Schöningh, 2009.

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Sternhoff, Gilbert: Die Zukunft hat längst begonnen, Die Dritte Macht 1945 bis zur Übernahme der Welt, Rottenburg, Kopp-Verlag, 2007.

Stoll, Axel: Hochtechnologie im Dritten Reich, Reichsdeutsche Entwicklungen und die vermutlich wahre Herkunft der „UFOs“, Suhl, CTT-Verlag, 2000.

Sünner, Rüdiger: Schwarze Sonne, Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik, Freiburg i. Br, Herder/Spektrum, 1999.

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Trimondi Victor und Victoria: Hitler, Buddha, Krishna, Eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute, Wien, Uberreiter, 2002.

Twining, James: Die Schwarze Sonne, Bergisch-Gladbach, Bastei-Lübbe, 2008. Englischsprachige Originalausgabe unter dem Titel The Black Sun. 2006.

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Anhang

Anhang 1: Iron Sky. www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2012/02_programm_2012/02_Filmdatenblatt_2012_20123076.php. Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 2: 62. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2012. Heil Kortzfleisch! „Iron Sky“ (Timo Vuorensola, Finnland/Australien/Deutschland 2011). www.infomedia-sh.de/index.php?page=nl_bn_12_iron_sky. Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 3: Stephan Mögle-Stadel. Ein Weltbürger auf Achse. welt-buerger.org/bio_sms.php Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 4: Hans-Jürgen Lange: Im Zeichen der Schwarzen Sonne. www.antiquariatlange.de/texte/schwarze-sonne/ Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 5: UNTERTASSEN/LUFTFAHRT. Sie fliegen aber doch. wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=44447768&aref=image036/2005/12/13/sp19501333-T2P- 035.pdf&thumb=false Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 6: ARUN-Verlag Teil 5: Die Antwort des Kritisierten - was will der ARUN-Verlag? www.rabenclan.de/index.php/Magazin/LucasCorsoArun05 Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 7: The Black Sun and Wewelsburg Castle. www.jamestwining.com/learn-more/the-black-sun/the-black-sun Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

Anhang 8: Wilhelm Landig: SS-officer?? forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=38&t=75585 Zuletzt abgerufen am 23.2.2013.

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PS-3076-1:Berlinale 2012 02.02.2012 19:21 Uhr Seite 137

PANORAMA IRON SKY SPECIAL

Timo Vuorensola Die finnischen Guerillafilmer von Energia Productions, die schon für Finland/ Australia/ Germany 2011 die ungewöhnlich erfolgreiche Science-Fiction-Kultparodie STAR Länge 93 Min. · Format HDCAM · Farbe WRECK verantwortlich waren, haben erneut zugeschlagen. IRON SKY STABLISTE ist eine hysterische Parallelwelt-Klamotte, die wirr-wilde Nazi-Esoterik Regie Timo Vuorensola und Fascho-Techno-Mystizismus parodistisch verarbeitet. Buch Michael Kalesniko, Timo Vuorensola, Ende 1945. Die Welt weiß nicht, dass von der Nazi-Polarstation Neu- nach einer Story von Johanna Sinisalo und schwabenland eine Gruppe von Wissenschaftlern mit Raumschiffen dem Konzept von Jarmo Puskala auf die Mondrückseite geflüchtet ist. Ohne Kontakt zur Außenwelt Kamera Mika Orasmaa wird hier, in der unter-lunaren Militärbasis „Schwarze Sonne“, eine Schnitt Suresh Ayyar kosmische UFO-Reichsarmada zur Eroberung und Unterwerfung der Musik Laibach BIOGRAFIE 1979 in Tampere, Finnland, Sounddesign Heiko Müller geboren. Regisseur von Musikvideos und Clips. Erde hergestellt. Panik kommt auf, als die Ankunft eines US-Space- shuttles bevorsteht. 2018 beginnt die Mission „Meteorblitzkrieg“. Die Production Design Ulrika von Vegesack Wurde mit seinem STAR WRECK-Sequel be - Art Director Jussi Lehtiniemi Nazis landen in New York – aber Geheimagentin Renate hat bald eige- kannt. In der STAR TREK-Persiflage tritt er auch Kostüm Jake Collier in der Rolle des taktischen Offiziers Dwarf auf. ne Pläne … Maske Bliss MacGillicuddy Ist einer der Vorreiter innovativer Filmfinan zie - Ein All-Rausch mit atemberaubender Concept Art, außergewöhnlicher Produktionsleitung Tarja Jakunaho rungsmodelle. grafischer Gestaltung und von konzeptkünstlerischer Opulenz – Produzent Tero Kaukomaa hoher Kultstatus ist garantiert, da IRON SKY, unter Mitwirkung einer Co-Produzenten Oliver Damian, BIOGRAPHY Born in Tampere in Finland in großen Internet-Gemeinde entstanden, alle Kriterien der überreichen Cathy Overett, Mark Overett 1979. A director of music videos and promos, Trash-, B-Movie-, Exploitationfilm- und Cheap-Thrill-Kultur aufs he first made a name for himself for his STAR Schön ste erfüllt. DARSTELLER WRECK sequel. In this STAR TREK parody he Renate Richter Julia Dietze also puts in an appearance in the role of a Klaus Adler Götz Otto strategic officer named Dwarf. He is one of the James Washington Christopher Kirby precursors of innovative film financing. Dr. Richter Tilo Prückner Wolfgang Kortzfleisch Udo Kier FILMOGRAFIE Auswahl, 1998 NORJALAINEN Vivian Wagner Peta Sergeant HUORA, Kurzfilm · 2005 STAR WRECK: IN THE US-Präsidentin Stephanie Paul PIRKINNING · 2011 IRON SKY Verteidigungsminister Michael Cullen

PRODUKTION Blind Spot Pictures Helsinki, Finnland +41 79 2537638 [email protected]

27 Films Production Berlin, Deutschland +49 30 84711660 [email protected]

Following their unusually successful science-fiction cult parody STAR New Holland Pictures WRECK, the Finnish guerrilla filmmakers of Energia Productions Norman Park, Australien return to our screens with IRON SKY, a hysterical piece of tomfoolery +61 7 31918313 that rolls wildly confused Nazi esotericism and fascistic-techno-mysti- [email protected] cism into one big parody. WELTVERTRIEB Unknown to the world, at the end of 1945, a group of scientists from Stealth Media Group the Nazi fortress of New Swabia in the Antarctic escaped in space Los Angeles, USA rockets to the dark side of the moon. Here, in complete isolation from [email protected] the rest of the world in a sublunary military base known as the ‘Black Sun’, a cosmic Nazi Armada of UFOs is being constructed with the intention of subjugating the world’s population. Panic arises, howev- er, when the imminent arrival of a US space shuttle is announced. It’s 2018, and mission ‘meteor Blitzkrieg’ begins. The Nazis land in New York – but secret agent Renate has her own plans … The breathtaking mix of concept art, extraordinary graphic design and artistic opulence contained in this intoxicating space odyssey will surely guarantee cult status for IRON SKY which, made with support of a vast internet community, splendidly fulfils all the criteria for an over-the-top trashy B-movie-cum-exploitation film full of cheap thrills.

BERLINALE 2012 137 Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein herausgegeben von der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH

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Newsletter 62. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2012

Jetzt abonnieren Heil Kortzfleisch! Archiv 2013 „Iron Sky“ (Timo Vuorensola, Finnland/Australien/Deutschland 2011) Archiv 2012 Finnische Männer reden wenig, am allerwenigsten in der Sauna. Und wenn sie dort doch über etwas sprechen, muss es etwas Archiv 2011 Wesentliches sein. So geschehen 2006, als Jarmo Puskala seinem Freund Timo Vuorensola von einem Traum erzählte: dass ihm Archiv 2010 Nazis begegnet seien, die auf dem Mond wohnten, jetzt aber die Erde erobern wollten – und dass das doch eine prima Idee für einen gemeinsamen Film sei. Archiv 2009 Gesagt, getan: Vuorensola und sein Produktionsteam holten die Unterstützung finnischer, deutscher und australischer Institutionen ins Archiv 2008 Boot und warben sogar noch 10% des Budgets unter einer wachsend begeisterten Internet-Fan-Community ein. Deren Anfänge Archiv 2001-2007 waren schon mit der 2005 alle Rekorde sprengenden Download-Gemeinde der SciFi-Parodie „Star Wreck: In the Pirkinning“ Kontakt entstanden, zu deren digitalen Schöpfern Vuorensola und Puskala gehörten. Alle Downloads in Ehren: Wenn der Run auf die Tickets für „Iron Sky“ an den deutschen Kinokassen ab 5. April 2012 ähnlich stark ausfallen sollte wie der während der Berlinale, hätte sich das Kultpotenzial des Films einmal mehr bestätigt.

Wir befinden uns im Jahr 2018, und zwar auf der erdabgewandten Seite des Mondes. In der dortigen Nazi-Kolonie „Neuschwabenland“ unterrichtet eine adrette Offizierin namens Renate Richter (Julia Dietze) ihre „Pimpfe“ und „Mädels“. Sie bereitet sie mental auf den „Meteorblitzkrieg“ vor, mit dem Neuschwabenland die Erde über 70 Jahre nach Ende des tausendjährigen Reiches unterjochen will. Denn die Weltherrschaftsallüren der Nazis sind auch auf dem Mond ungebrochen, auch wenn der Führer natürlich schon lange nicht mehr Hitler, sondern inzwischen Kortzfleisch heißt (Udo Kier).

Aber die Nazis haben die Rechnung ohne die US-Amerikaner gemacht: Per Raumkapsel landet nämlich der Astronaut James Impressum Washington (Christopher Kirby) zu Erkundungszwecken auf dem Mond und entdeckt die sinnigerweise im Hakenkreuzformat angelegte Kolonie. Doch leider entdecken die Mondnazis auch Washington, der sein Leben, zumal als Afroamerikaner, nur retten

Letztes Update: kann, indem er die (volks-) gemeinschaftsbewegte Renate und vor allem ihren Verlobten, den designierten Führer Klaus Adler (Götz 21. Februar 2013 - 13:34 Otto), dazu überredet, sich gemeinsam mit ihm als Späher nach US-Ami-Land zu begeben. Dort angekommen trifft es sich gut, dass die als Sarah-Palin-Klon daher kommende amerikanische Präsidentin (Stephanie Paul) gerade mitten im Wahlkampf steckt und genau wie ihre männer- und machtgeile Managerin (Kym Jackson) von der Reichsparteitags-Rhetorik der Nazi-Gäste tief beeindruckt ist ...

In effektvollen Weltraum-Stahlgewittern: „Iron Sky“ (Foto: Berlinale)

Dass die Ästhetik des Totalitären eine universelle Faszination ausübt und in der Weltpolitik ebenso wie im SciFi-Genre funktioniert, demonstrieren die Macher von „Iron Sky“ auf respektlos gruselig-witzige Weise. Für‘s Drehbuch hat sich Vuorensola dafür u.a. von der preisgekrönten finnischen Romanautorin Johanna Sinisalo, die vor allem im Fantasy-Genre gepunktet hat, Unterstützung geholt. Auch die Filmmusik, vor allem der polarisierende Sound der slowenischen Band Laibach, arbeitet kräftig am Totalitätsrausch mit. „Krieg der Sterne“-Melodien werden mit Wagnerklängen gleichgeschaltet; da kommt sogar – vorher flott gemacht durch den Einstein- Verschnitt Dr. Richter (Tilo Prückner) – das Nazi-Raumschiff „Götterdämmerung“ wieder auf Touren. Aber um im von Ami-Land und den Mondnazis angezettelten Weltraumkrieg den Endsieg zu erreichen, ist das Kriegsgerät der Mondnazis definitiv zu veraltet ...

Der Regisseur von „Iron Sky“ Timo Vuorensola wurde 1979 geboren und hat auch als Schauspieler und Grafik-Designer gewirkt. „Iron Sky“ ist ohne das gesamte hinter ihm stehende internationale Team und die ideelle (!) Beteiligung der Crowdfunding-Gemeinde gar nicht denkbar. Auch der Dreh wurde zur immerhin die halbe Welt umspannenden Aktion: eine Hälfte wurde in Frankfurt am Main und eine in Australien gedreht (die New York City-Szenen stammen aus Brisbane).

„Iron Sky“ persifliert das SciFi-Genre und etliche menschliche Grundkonstanten so lustvoll, dass man – egal, ob SciFi-Fan oder - Skeptiker – ungehemmt einen ziemlich abgefahrenen Kinoabend damit verbringen kann. Außerdem macht es Riesenspaß, dass die verstaubte Nazi-Sippschaft ebenso wie die machtgeilen Ami-Politiker und die belämmerten Vertreter der Vereinten Nationen so richtig schön durch den Kakao gezogen werden. Und schließlich gibt es auch viele nach allen visuellen Effektkünsten inszenierte Höhenflüge– wenn auch keine intellektuellen. Aber das muss bekanntlich ja auch nicht immer sein. (gls)

„Iron Sky“, Finnland, Australien, Deutschland 2011, 93 Min., Regie: Timo Vuorensola, Darsteller: Christopher Kirby, Götz Otto, Julia Dietze, Udo Kier u.a. zurück Weltbürgertum Gastbeiträge Presse Bücher Schulprojekt Studienreisen Vorträge Biografien

Stephan Mögle-Stadel

Ein Weltbürger auf Achse

Rio, New York, Tokyo. Umweltschutzkonferenzen, Menschenrechtstagungen, Zen-Meditationsseminare. Dies sind einige der Orte, wo man den Journalisten, Schriftsteller und Weltbürger Stephan Mögle-Stadel antreffen kann. Wenn man den am 21. Dezember 1965 geborenen Kriegsdienstverweigerer fragt, was denn ein Weltbürger sei oder tue, dann klingt die Antwort einfach: Ein Mensch, der sich Zeit nimmt, um sich Gedanken und Sorgen über Gegenwart und Zukunft von Menschheit und Erde zu machen. Und, so fügt der 35-Jährige hinzu, jemand, der Mittel und Wege findet sich, sein Ich, ins Weltgeschehen einzumischen. Zum Fotodownload

Infolge einer Begegnung als Jugendlicher mit der Normalität des Bösen im ehemaligen KZ Dachau verweigerte Mögle-Stadel den Militärdienst. "In dieser Biographie war Dachau die Geburtsstätte meines Weltbürgertums." Während einer seiner Großväter in der NS-Zeit bei der Waffen-SS diente, absolvierte der Enkel seinen Zivildienst im Rahmen eines UNO-Praktikums in New York City und Washington DC; studierte Pädagogik, Geschichte und Psychologie inklusive einer Weiterbildung am C.G. Jung- Institut für Tiefenpsychologie. Das intensive Nachdenken und das Engagement bei einer internationalen Weltbürgerinitiative, Seite an Seite mit dem Multitalent Sir Peter Ustinov und dem Geigenvirtuosen Yehudi Menuhin, zeitigten auch schriftstellerische Früchte. Unter dem Pseudonym Russell McCloud ließ der 25-Jährige als Co-Autor des Romanes "Die Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo" Neonazis und UNO-Geheimdienst aufeinanderprallen. Wenig später veröffentlichte er das Boutros-Ghali-Buch UNorganisierte Welt. Plädoyer für die Reform der Vereinten Nationen und die Studie Ist die Zukunft noch zu retten? Danach verfasste er ein ökologisches und ideengeschichtliches Buch über Um-Weltbürgertum: Die Unteilbarkeit der Erde. Das

Vorwort schrieb Peter Ustinov. Zuletzt ging Mögle-Stadel in der Biographie Dag Hammarskjöld. Vision einer Menschheitsethik der Frage nach, warum 1961 UNO- Generalsekretär Hammarskjöld ermordet wurde. Yehudi Menuhin stiftete hierfür das Vorwort. Zur Zeit arbeitet er an seinem nächsten Buch "Seelen-Geschichte. Phäno- menologie der globalen Krise". Durch seine Weltreisen und sein Leben in anderen Kulturräumen ist er politisch dem deutschen "Vaterland" entwachsen und zugleich kulturell-geistig, im Sinne von Goethe und Lessing, viel deutscher geworden als je zuvor. Wenn man ihn fragt, was das nachhaltigste Erlebnis auf seinen Reisen war, bekommt man eine schockierend einfache Antwort: "Dass ich in Indien ein verhungerndes Kleinkind in meinen Armen halten durfte, hat mich sehr erwachsen gemacht."

erschienen in der Februar-Ausgabe 2001 der Stuttgarter Zeitschrift a tempo

About Stephan Mögle-Stadel

Stephan Mögle-Stadel began in 1994 to decipher Hammarskjöld's esoteric writings. With the help of hitherto unpublished material and conversations with former co-workers he succeeded in unravelling the background of the plot of 1961. He also succeeded in tracing Hammarskjöld's 'path of initiation', relating it to his public offices and activities. Stephan Mögle-Stadel was born in 1965. He is a journalist and publishing consultant. He studied at the C.G. Jung Institute for Depth Psychology and he is a member of the Erich Fromm Society for Social Psychology. He also worked for research organisation linked to the Club of Rome from 1996 to 1998. In 1990 he was correspondent in New York. In 1992 whilst he did his alternative national service as a conscientious objector he took part in a UN internship programme. He also took part as journalist and NGO representative 1998 at the Berlin Conference for World Climate Change and 1993 at the Preparation-Conference for the World Summit in Rio. Together with Troy Davis, he is chairman of WFM-Germany. WFM-International is a pressure group for the establishing of an International Court of Law for Crimes against Humanity (Rome Conference 1998).

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NASCA IN PERU Hans-Jürgen Lange: Im Zeichen der Schwarzen WUNDERGLAUBE Sonne GILLES DE RAIS (Erschien 2002 in dem Magazin "Wolfszeit") HEINRICH KHUNRATH Es ist äußerst mysteriös: Auf einmal war sie da, die "Schwarze Sonne" - und plötzlich zierte das Rad mit den zwölf gezackten Speichen immer mehr Publikationen, CD-Hüllen und anderes. WELTEISLEHRE Es gibt sie als Ziffernblatt einer Uhr, als Anstecker, Kettenanhänger, Ring, Krawattennadel und Manschettenknopf, aber auch als Flagge und "T-Hemd", darüber hinaus kann man sie als SPEER DES metallenen Tischständer, als geschnitzten Holzteller oder wenn man will, als gehäkelte SCHICKSALS Tischdecke haben. OTTO RAHN Das Original für all diese Abbilder und Devotionalien findet sich im Nordturm der Wewelsburg WILIGUT/WEISTHOR bei Paderborn. Es ist die Intarsie im sogenannten "Obergruppenführersaal", die sich im Zentrum des dortigen Marmorbodens befindet. Das "Sinnbild" - die Farbe des verwendeten SCHWARZE Steins ist übrigens nicht Schwarz sondern Dunkelgrün - überstand neben der "Krypta" einen SONNE Stock tiefer unbeschädigt Sprengung und Brand in den letzten Kriegstagen. Die Wewelsburg selbst sollte nach den Vorstellungen des Reichsführers-SS, Heinrich Himmler, das VERSCHWÖRUNGSTHEwOelRtaIEnsNchauliche Zentrum der Schutzstaffeln bilden. Das Zentrum des geplanten Ausbaus war jener Nordturm, der nach den Aussagen der damaligen Architekten als "Mittelpunkt der H.-J. LANGE Welt"(1) bezeichnet wurde. Allein schon diese Tatsachen genügen, um einer Mythenbildung Vorschub zu leisten. Dazu kommt, dass sich bisher noch kaum jemand Gedanken darüber gemacht hat, wann sich der wörtliche Begriff mit dem symbolhaften Zeichen aus Himmlers Burg verband. Dabei sind diese Frage und ihre zeitliche Einordnung wesentlich, weil sie den Kern dieses modernen "Mythos" berühren. Suche in neuem Fenster:

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Die meisten Verwender und Käufer der "Schwarze Sonne" wissen wenig über die Herkunft und Symbolik. Nicht umsonst gehen im Internet bei eBay kaum 20 Seiten Kopierpapier über die Thematik zu erstaunlichen Preisen weg. Der Begriff hat allerdings eine Vergangenheit, die bis ins späte Mittelalter zurückreicht, zumindest als "sol niger" wird die "Schwarze Sonne" in der Symbolik der Alchemisten genannt(2), dort steht sie zusammen mit dem Raben für "Putrefactio", den Prozess der Verwesung und Fäulnis(3). Aus ihr entsteht "Nigredo", das schwärzeste Schwarz. Diese Schwärze wird bei vielen Alchemisten als erste Stufe betrachtet, mit der das große Werk beginnt, an dessen Ende neu geschaffenes Gold steht.

In dem kosmologischen Zyklus des Robert Fludd (1574 - 1637) stellt der Philosoph das erste Überlicht als Schwärze dar (4). Eine ähnliche Vorstellung, in der abstraktes, absolutes Licht Finsternis ist, kennen in der Neuzeit auch die Theosophen (5). Allerdings wird man den Begriff "Schwarze Sonne" weder bei Fludd noch in dem Hauptwerk der Theosophen, der "Geheimlehre" von Helena Petrova Blavatsky finden.

Um die Herkunft der "Schwarze Sonne" abzuleiten, ziehen manche Autoren(6) Parallelen zu einer mystischen Zentralsonne, die in der Tat von Blavatsky genannt wird und der Peryt Shou 1910 eine seiner esoterischen Kleinschriften widmete(7).

Als konkreter Begriff wird die "Schwarze Sonne" erst nach dem Zweiten Weltkrieg bei Rudolf J. Mund genannt. Der Österreicher Mund war nach Lanz von Liebenfels, dem Gründer des "Orden vom Neuen Tempel" (O.N.T.), das letzte Oberhaupt dieses Ordens, der ein rassisch und völkisch geprägtes Christentum vertrat. In den 50er Jahren korrespondierte Mund mit damals noch lebenden Zeitzeugen und sammelte Material über vermeintliche geheimen Strömungen. Dabei war er in fast kindlicher Weise gläubig. Zusammen mit seinem späteren Verleger Wilhelm Landig und einem Wiener "Kryptologen" Ing. Erich Halik(8) forschte Rudolf J. Mund nach einem "geheimen Zentrum"(9). Dieses von ihm als "blaue Insel" bezeichnete Zentrum vermutet die Gruppe im Erdinneren unter der Arktis und man versuchte sogar auf "metaphysische Wege" Kontakte zu knüpfen. Später verarbeitet Wilhelm Landig diese Zusammenarbeit in seiner umfangreichen "Thule"-Trilogie. Auf Grund dieser Bestrebungen und der nachfolgenden Veröffentlichungen kann man davon ausgehen, dass in der Gruppe wesentliche Aussagen des "esoterischen Hitlerismus" entstanden, eine Wortschöpfung, die allerdings der Chilene Miguel Serrano prägte.

Ebenfalls wegbereitend für die angenommene Verbindung von Okkultismus und Nationalsozialismus waren die Spekulationen der französischen Autoren Louis Pauwels und Jacques Bergier, die sehr erfolgreich 1960 in Frankreich unter dem Titel "Morgen der Magier" und in Deutschland als "Aufbruch ins dritte Jahrtausend"(10) unter die Leute gebracht wurden. Die "Schwarze Sonne" wird in dem Buch mit keiner Zeile erwähnt, obwohl die Autoren durchblicken lassen, dass ihnen für das "Werk" geheime Informationsquellen zur Verfügung standen.

Den Begriff "Schwarze Sonne" nennt erst wieder der französische "Däniken" Robert Charroux in seinem Buch "Verratene Geheimnisse". In dem Kapitel "Die Goldene Sonne und die Schwarze Sonne" schreibt er: „Der Plan Friedrichs II., der sich mit dem intensiven Machtstreben eingeweihter Kreise deckte, wurde von den Tempelherrn fortgesetzt. Die besorgte Christenheit setzte sich gegen sie brutal zur Wehr, und im Jahre 1307 vernichtete König Phillipp IV., der Schöne, von Frankreich und der von ihm abhängige Papst Clemens V., den Orden, dem es jedoch gelang, im verborgenen fortzubestehen (...) so entstand einige Jahrhunderte später im Zeichen der Toleranz und der Universalreligion (-philosophie) die Freimaurerei. (...) In der Esoterik hat dieser Plan einen symbolischen Namen: die goldene Sonne. Parallel dazu waren andere Ritterorden, insbesondere der Deutsche Ritterorden, seit dem Mittelalter im Geheimen tätig, doch waren sie von rastlosem Machtstreben besessen und standen im Dienst einer immer mehr im Verfall begriffenen Wahrheit: der Schwarzen Sonne, deren Grundidee Friedrich II. von Hohenstaufen vielleicht im Castel del Monte konzipiert hatte. Die Tätigkeit der Schwarzen Sonne setzt sich auf gefährlichen Irrwegen unter den deutschen Volkstumsgruppen fort, deren traditionsbewußte Anhänger fest davon überzeugt sind, dass es die Sendung der germanischen Rasse sei, die weiße Kultur zu retten. In diesem Sinne beginnt auch die Gralssuche von Neuem: die Suche nach dem Gral der Hyperboreer, nach dem Gral d e r weißen Rasse, die die Welt beherrschen will..."(11) Dass der Autor Charroux hier sensationslüstern, wie seine Vorgänger Pauwels und Bergier ebenfalls ohne Belege, versucht, d e n Nationalsozialismus mit geheimen, okkulten Strömungen zu verbinden, macht diese spekulativen Gedankenspielereien nicht gerade wahrer, was ernsthafte historische Arbeiten belegen(12).

Die heutige Verbreitung des Begriffs "Schwarze Sonne" geht recht eindeutig auf die Veröffentlichungen der befreundeten und ehemaligen SS-Männer Rudolf J. Mund und Wilhelm Landig zurück, wobei die Ausformung des "esoterischen Hitlerismus" historische Tatsachen überspielt und eine ideale Rechtfertigung für fast alles bietet. Gleichzeitig darf man nicht übersehen, dass die beiden Autoren damit auch eine esoterische Verklärung ihrer eigenen Biografien schufen(13). Dass der Schöpfer des "esoterischen Hitlerismus", Miguel Serrano, in seinem Hauptwerk "Das goldene Band" die "Schwarze Sonne" eher beiläufig nennt(14), ist ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass Mund und Landig die ursprüngliche Quelle des heutigen Begriffs "Schwarze Sonne" sind.

Entwicklung und Bedeutungswandel der "Schwarze Sonne" sind gerade in Wilhelm Landigs Romanen "Götzen gegen Thule" (1971), "Wolfszeit um Thule" (1980) und "Rebellen für Thule" (1991) überdeutlich(15). In "Götzen gegen Thule" ist es nicht viel mehr als ein schwarzer Punkt, das Hoheitszeichen der "Mitternachtsjapaner". Hier seien aus dem Buch nur folgende Beispiele genannt: „Schwarzer Punkt steht für die ‚Sol nigra' der Alchemie: die Schwarze Sonne" (S. 137). Und: „Die Rote Sonne und die Schwarze Sonne dienen dem gleichen Herrn" (S. 160).

Neun Jahre später, in "Wolfszeit um Thule", schreibt Landig schon anderes, was an zwei Beispielen ausführlich zitiert werden soll. Auf Seite 65: „Allein das Weiße, die kommende Weiße Sonne, sol invictus, die unbesiegbare, muss vom theonischen Prinzip her obenan bleiben. Diese weiße Sonne wird das spätere Symbol, das der jetzt noch gültigen Schwarzen Sonne, das Zeichen unserer militärischen Potenz, folgen wird." Und auf den Seiten 354-355: „Während die Lichtsonne der Erde Helligkeit und Wärme spendet und Trägerin des Lebens ist, steht Ultrarot und Ultraviolett als unsichtbares Licht daneben. Dieses unsichtbare Licht verkörpert das kosmische Hell. Es ist die Lichtquelle der Weisheit und Strahl des einen Großen, dessen Wille alles lenkt, die Quelle, was wir nicht sehen, aber unsere innere Stimme hören. Der tiefdunkle Purpur, die eigentliche Farbe der schwarzen Sonne(16), ist deshalb nicht lichtlos, sondern das die Welt durchdringende Helle, das den Wissenden leuchtet. Nach einer uralten germanischen Überlieferung ist Gott allmächtig, unsichtbar. Hier wird die unsichtbare Allmacht klar ausgedrückt. Das vom menschlichen Auge erfasste Licht ist materiell. Es ist jedoch gleichzeitig der Schatten des unsichtbaren geistigen Lichtes und Feuers, von dem ein kleiner Funken noch in der Wolfszeit um Thule glüht und einer neuen Entfachung harrt. Die Tagessonne war nach Vorstellungen der Alten ein Symbol von der unsichtbaren Gegensonne, dem Purpur von Geist und Wissen. Hier gilt kein Dunkel des Bösen. Die Schwarze Sonne ist das Zeichen der unsichtbaren Gottheit, die über dem materiellen Goldschein des Tageslichtes steht, nachdem die Goldene Sonne der Atlanter von den Dienern des Mammons und der Freimaurerei usurpiert wurde. Die tiefdunkle Purpurscheibe steht für die Vollstreckung des göttlichen Willens und Gesetzes gegen die anmaßende Macht des Goldes und seiner Herrn und Hörigen. Da die Farbe Weiß die Summe aller übrigen Farben materiellen Ursprungs ist, kommt man zwangsläufig zur Nichtfarbe, zur Antimaterie und damit zum Göttlichen. Der Kreis ist bereits seit der Megalithzeit mit der Hochreligion von einem Höchsten Wesen das Symbol für die unfassbare, ungeoffenbarte Gottheit, wie dies schon die Steinritzungen von Bohuslän und anderen zeigen. Gefüllt mit dem dunklen Purpur des geheimen Wissens wurde er zur schwarzen Ronde, die noch kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf Kampfflugzeugen der Schutzstaffeln gesehen wurde. Und der tiefste Sinn der schwarzen Sonne: Sie leuchtet im wahrsten Sinne des Wortes einem Reich, in dem diese Sonne nie untergehen kann!"

In der Chronologie folgt nun die Vereinigung des Begriffs "Schwarze Sonne" mit dem "Sinnbild" aus dem Nordturm der Wewelsburg. Denn erst durch diese Zusammenführung entstand der heutige "Mythos" der "Schwarzen Sonne", der sich 1991 mit der Erstauflage des Buches "Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo"(17) vollzog, das ein unbekannt gebliebener Autor unter dem Pseudonym Russell McCloud veröffentlichte - wie es heißt, ein Österreicher (sic! 18). Die Geburtsstunde des "Mythos" zeigt sich schon im Innentitel, wo zum ersten Mal in der Literatur Zeichen und Begriff zusammen erscheinen. Die Handlung des Romans ist schnell erzählt: Die Weltöffentlichkeit wird durch eine Mordserie in der globalen Hochfinanz erschüttert. Ein Journalist will die Ereignisse aufklären und wird von dem Strudel mitgerissen. Verbindendes Element zwischen allen Morden ist ein zwölfspeichiges Sonnenrad, das den Leichen eingebrannt wurde und dessen Pendant der Journalist in der Wewelsburg findet. Das Sonnenrad, das der Journalist "Schwarze Sonne" nennt, entpuppt sich schließlich als das Symbol einer mystischen Vereinigung ehemaliger SS-Männer, die mit dem geheimnisvollen Zentrum Agharti einen Bund geschlossen haben. Nach dem "Lexikon des Geheimwissens" von Horst E. Miers ist „Agartha (assyro-chald.; tibet. auch: Agarthi, Agarti) = Erde, der ind. Name der unterirdischen Stadt der unsterblichen geistigen Führer, wo tantrische, magische und symbolische Liebe gelehrt werden, teils auch als Shamballah bekannt. (...) Aus dieser Legende stammen alle Bezugnahmen der verschiedenen Okkult-Gruppen, teils unter dem Namen Shamballah statt A., teils auch A. und Shamballah parallel oder als Gegensätze."(19)

In dem Buch spielt auch die Vermischung von drei wirklichen Mythen eine große Rolle, es sind: Platons Atlantis-Erzählung, die sagenumwobene Insel Thule von Seneca und Hekataios Legende von Hyperboreer im hohen Norden. Der Grund, warum diese Dinge mit SS in Verbindung gebracht werden, ist die sogenannte(20) SS-Tibet-Expedition 1938/39. Dem SS- Mann und Ornithologen Dr. Ernst Schäfer wird dabei meist ein okkulter Auftrag angedichtet, für den es auch durch die Aussagen des noch lebenden Expeditionsteilnehmer Dr. Bruno Beger keinerlei Hinweise gibt. Auf meine Frage, warum die damalige Tibetexpedition immer wieder für okkulte Spekulationen benutzt wird, antwortete Dr. Beger in einem persönlichen Gespräch, dass derartige Konstruktionen und Gedanken „reines Wunschdenken" seien und dass man es als ein menschliches "Erbe aus animistischer Vorzeit" betrachten könne.

Der blutige Showdown des Krimis um die "Schwarze Sonne" findet in der "Krypta" der Wewelsburg statt. Dort wollen die Männer Aghartis ein Ritual mit einem geheimnisvollen "Speer des Schicksals" vollziehen, um den Lauf der Geschichte zu ändern: "Seine [d. i. des Speers] Kraft würde Zeugung und Tod zugleich bewirken. Seine Kraft würde der Schwarzen Sonne den Odem des Lebens einhauchen und eine neue Zeit erwecken." Damit greift der unerkannte Autor ein "Highlight" der spekulativen Literatur auf, das Buch des Engländers Ravencroft "Der Speer des Schicksals"(21). Darüber hinaus lässt "Die Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo" alte, anscheinend immer wieder aktuelle Verschwörungstheorien zutage treten, so gesehen benutzt das Buch alte Klischees. Auf dem Schutzumschlag heißt es: "(...) mehr als nur ein Roman. Für den, der es zu deuten versteht, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Dafür sorgen die intensiven Recherchen des Autors über die in der Politik wirkenden Geheimgesellschaften." Damit wird natürlich ein Anspruch auf Realität erhoben - aber man ist sicher kein schlechter Mensch, wenn man an dieser Stelle an Marketing denkt.

Ein Jahr später verwendet das Autorenteam Norbert Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl die "Schwarze Sonne" in ihren Schriften(22), um die selbst erfundenen "Herren vom Schwarzen Stein" aufzuladen, man beachte wieder das zweifache S in den Anfangsbuchstaben, womit eine geheimnisvolle Nähe zur SS angedeutet werden soll. Natürlich werden in dem Geschreibe des Duos Reichsdeutsche Flugscheiben und eine bereits 1922 erfundene "Jenseitsflugmaschine" vorgeführt. In ihrem nachfolgenden Video "Die Geheimnisse des III. Reichs" gibt es weitere selbstgestrickte Enthüllungen. Dort wird eine fiktive Organisation "Schwarze Sonne" genannt, aus der nach der sumerischen Privatmythologie der Autoren das III. Reich hervorgegangen sein soll. Im "Off-Ton" ihrer Pseudodokumentation heißt es: „Der unbesiegbare Kraftquell war für sie die schwarze Sonne. Unendlich strahlt ihr Licht, das menschliche Auge kann sie nicht sehen und doch ist sie da. Wie die helle Sonne des Tages nach außen hin leuchtet, so strahlt die dunkle Sonne in das Innere des Menschen hinein. Durch sie leuchtet der Gottheit Licht." Nach den Autoren, von denen einer als Werbetexter arbeitet, soll die "Schwarze Sonne" für einen nie existenten, inneren Zirkel der SS stehen. Bezeichnenderweise wird am Ende des Films eine Adresse für "Fanpost und Sponsoren" angegeben - erstaunlich, dass solcherlei Schabernack tatsächlich ernst genommen und weitergetragen wird.

Norbert Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl sind wahrscheinlich auch die Gründer des Wiener "Tempelhof" - Societas Templi Marcioni, A-Wien, Postfach 32, Tempelhof(23). Die Grundlagen ihrer babylonischen Privatmythologie beziehen sich auf die heute unbekannten Arbeiten von Friedrich Delitzsch(24).Diesen Trick, unbekannte oder seltene Bücher zum Ausgangspunkt von spekulativen Überarbeitungen zu machen, nutzte auch der schon genannte Trevor Ravenscroft für seine Arbeiten mit dem Buch "Weltgeschichte im Licht des heiligen Gral" von Dr. Walter Johannes Stein. Da die Mythen von Ratthofer und Ettl auf dem geheimen Wirken der "Thule-Gesellschaft" und einer noch unbekannten "Vril"-Energie basieren, sind zu diesen Themen zwei Bücher besonders zu empfehlen, weil sie die Quellen dieser phantastischen Mutmaßungen untersuchen und klarstellen: Detlev Rose, "Die Thule-Gesellschaft", Tübingen 1994 und Peter Bahn und Heiner Gehring, "Der Vril-Mythos", Düsseldorf 1997. Beide Titel zeigen deutlich, dass die historische Wahrheit anders aussieht als die Schwärmer es gerne hätten. Dass einer vom anderen abschreibt, zeigt auch der bekannte Revisionist Ernst Zündel, der in seinem Buch "Hitler am Südpol"(25) die Abbildungen der SS-Ufos von Ratthoferund Ettl übernimmt. Mit Hitlers neuen Lebensraum ist bei Zündel natürlich "die hohle Erde" gemeint, dessen Zugang sich am Südpol befinden soll.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch ein weiter Österreicher, G. Petak (Pseudonym Kadmon), genannt, der neben seinen zweisprachigen Kleinschriften auf Fotokopierbasis zwischen 1992 und 1994 die "Schwarze Sonne" bei der Vertonung von Karl Maria Wiliguts Gedichtszyklus "Gotos=Kalanda" verwendete. - Wiligut in der SS als Weisthor geführt, wurde bekannt als "Himmlers Rasputin"(26). Die CD-Hülle zeigt die "Schwarze Sonne", die sich als grafische Umsetzung auf der Disk wiederholt. Nach Kadmon ist dies ein ganz wesentliches Symbol, das Wiligut/Weisthor schuf, was aber (wie vieles andere aus der Werkstatt des Künstlers) unbewiesen bleibt. Allerdings muß man anmerken, dass er seine schriftlichen Fehlkonstruktionen nicht weiter publiziert. In einem Interview sagte er: „Viele Hefte sind nicht mehr erhältlich; seit den eingehenden Studien von Hans-Jürgen Lange zu Otto Rahn und Karl Maria Wiligut sind meine Schriften nicht mehr notwendig." Da bleibt mir nur noch zu sagen „Danke für die Blumen" (27).

Als Sahnehäubchen ist nur noch ein letztes Buch zu nennen: „Die Schwarze Sonne. Montauks Nazi-Tibet-Verbindung" von Peter Moon. Das 1999 erschienene Buch greift jeden noch so großen Schwachsinn beherzt auf. "Die Herren von Schwarzen Stein" genauso wie das erfundene Medium Maria Orsic, das ebenfalls aus der schreibenden Hexenküche von Ratthofer und Ettl stammt, gefolgt von den Lügereien eines Christian Bernadac zu Otto Rahn. Das Buch ist ein Paradebeispiel zum gegenseitigen Abschreiben von hanebüchenem Unsinn. Sollten Bücherverbrennungen wieder Mode werden, bin ich versucht, diesen aus dem amerikanischen übersetzten Schund eigenhändig den Flammen zu übergeben. Man verzeihe mir an dieser Stelle die kleine Intoleranz.

Mein kleiner verknappter Exkurs zur "Schwarze Sonne" zeigt, dass der "Mythos" konstruiert ist und über die Realität hinweg täuscht. Bei den Baumaßnahmen an der Wewelsburg zwischen 1939/42, der Nationalsozialismus war gerade auf dem Höhepunkt seiner Macht, hat sicher niemand daran gedacht, das gerade geschaffene "Sinnbild" als ein Zeichen des Übergangs zu sehen. So erscheinen die heutigen Deutungen zu der "Schwarzen Sonne" aufgesetzt und unrichtig. Treffender ist sicher die Erklärung, die der SS-Führer Walter Blachetta seinem "Buch der deutschen Sinnzeichen"(28) zu einen zwölfspeichigen Rad nennt: "Zeichen der Vollendung (...) ein für die Schutzstaffel offenbar 'heiliges' Symbol, das sich im germanischen Götterhimmel, in Tierkreiszeichen sowie in anderen 'arischen' Ordensgemeinschaften widerspiegelt, ein Sinnbild für höhere Ordnungen, die die SS wieder auf der Erde herstellen sollte."(29)

Bei der Zahl Zwölf drängen sich Assoziationen zu der Tafelrunde des König Artus auf oder die Parallele zu dem Deutschritterorden der Marienburg mit seinem leitenden Konvent aus zwölf Rittern. Interessanterweise erzählt die Edda von einer Burg in der "Mitte der Welt", in der zwölf Götter über das Schicksal der Menschen walten. Dies scheint bei der Wahl des Zeichens genauso beabsichtigt, wie das "Mitschwingen" der gesamten Symbolik, die in der Zahl Zwölf verborgen liegt(30). Selbst in anderen Räumen der Wewelsburg folgt die Gestaltung einem Zahlenkanon, deren grundlegendes Muster die Zahl Vier oder ein Mehrfaches davon ist(31).

Wichtig ist noch, dass das Zeichen der "Schwarze Sonne" historische Wurzeln besitzt. In der damaligen Literatur über die Alemannischen Zierscheiben finden sich Abbildungen, die der "Schwarze Sonne" verblüffend ähneln. So in Jörg Lechler "Vom Hakenkreuz. Die Geschichte eines Symbols", Leipzig 1934, S.20. Und in Frederick Adama van Scheltema "Die deutsche Volkskunst und ihre Beziehungen zur germanischen Vorzeit", Leipzig 1938. Die Zierscheibe, die Scheltema im Bildteil seines Buches auf Seite 46 abbildet, wurde in Fützen bei Baden gefunden. Dass diese Art der Darstellung im NS virulent war, zeigt auch die Deckenausschmückung einer Bunkeranlage, die sich unter dem Bismarckdenkmal in Hamburg befindet.

Im Augenblick durchläuft die "Schwarze Sonne" in verschiedenen Gruppierungen die gleichen Metamorphosen wie das ebenfalls damals geschaffene Symbol der "Irminsul", das von Himmlers Ahnenerbe bis hin zu der Nachkriegsgemeinschaft "Artglaube-Treuekreis Irminsul" führt(32). So wird die "Schwarze Sonne" heute in bestimmten Kreisen als Zeichen des "mystischen und elitären Deutschland" gesehen und als "Erkennungszeichen geistesverwandter Zeitgenossen" verwendet.

Abschließend noch etwas, das auch zu dem neuen "Mythos" um die "Schwarze Sonne" gehört - "Der Ruf nach Freiheit", Nr. IV, Herbst 2001 gab das Interview eines "Irminsgläubigen" wieder, der das schöne Pseudonym Targaz Ansgisell von Tannenburg nutzt und die Erstausgabe meines "Weisthor" Buches als Machwerk bezeichnet. Soweit so gut, nicht so gut ist, dass er im gleichen Atemzug behauptet, dass sich bei ihm Beweise häufen, die für die schwarzmagischen Fähigkeiten des Wiligut/Weisthor sprechen und seine Realität als Überlieferungsträger bestätigen; wir erinnern uns, „Himmlers Rasputin" wurde ja schon einmal als Schöpfer der "Schwarze Sonne" vereinnahmt. Solche vollmundigen Lippenbekenntnisse sind nichts anderes als heisse Luft. Wie gerne würde ich von solch nachprüfbaren Belege hören, denn achtjährige Recherchen und neueren Nachforschungen in Salzburg und Wien zeigen anderes: einen Wiligut/Weisthor, der im Fahrwasser von Heinrich Himmler ein germanisches „Kristentum" um einen dreimal gekreuzigten „Baldr-Krestos" kreierte, einen Mann, der mit diversen Lügengeschichten den kleinen Gernegroß spielte. Dies und anderes werde ich in der erweiterten Neuauflage meiner „Weisthor" Biografie publizieren. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass gerade diejenigen, die im Glashaus sitzen, besser nicht mit Steinen werfen sollten. Dass die "Irminsgläubigen" mit daran werkeln, die "Schwarze Sonne" als "moderne" Mythologie zu etablieren, zeigt auch das Internet, ganz ganz vorn liegt da der "Schwartze Orden von Luzifer"(33), dem auch Targaz Ansgisell von Tannenburg als dienender Bruder angehört. Und das beschränkt sich nicht nur auf das Bild des Oberhaupts Satorius mit umgehängter "Schwarze Sonne"(34). Dabei sind die Grundlagen des Ordens genau genommen geklaut, das Satanische kommt von der "Church of Satan" und dem "Order of the Trapezoid", beides Schöpfungen unserer amerikanischen "Freunde"; das "magisch Irminische" aus Archivdokumenten von und über Wiligut/Weisthor. Amüsanterweise bezog der Ordensgründer diese Unterlagen und sein "Geheimwissen" aus meinem Bestand, so bin ich ohne eigenes Wissen Mitbegründer eines "satanischen irminschen" Ordens geworden. In den frühen Ordensunterlagen gab es sogar entsprechende Kredits für mich. Damals (ohne Wissen um seine Absichten) empfahl ich Satorius die Quelle dieser Dokumente aufzusuchen, denn es gibt keinen noch lebenden oder geheimnisvollen "Überlieferungsträger" auf den er sich heute so gerne beruft. Die Dokumente finden sich im Nachlaß von Emil Rüdiger, den Manfred Graf Keyserling besitzt und betreut; aufmerksame Leser meines "Weisthor" werden in dem Buch sogar die Postanschrift des Philosophen finden. Da ich mit dem alten Herrn in regelmäßigen Kontakt stehe, weiß ich, dass sich Satorius einen persönlichen Besuch gespart hat.

An anderer Stelle werde ich folgende Buchkritik zum Hauptwerk der "völkischen Satanisten" veröffentlichen: Satorius & Zorn, Flagg T.35 "Das Totenkopf Grimoire", Manuskriptdruck, ohne Ortsangabe, Schweiz 2000/2001. Dieses Manuskript ist nicht zu kaufen, denn es sind die internen Unterlagen vom "Schwartzen Orden von Luzifer". Man erhält es im okkulten "Untergrund" oder als "Arier in der Kette der dienenden Brüder"(36) bzw. als frisch aufgenommenes Ordensmitglied für ca. 30 Euro. Um es kurz zu machen: Der Beitritt lohnt nicht. Die Schrift möchte allzu gern aus Wiligut/Weisthor einen praktizierenden Schwarzmagier machen. Als "Beweis" wird die Fernseh-Magierin Ulla von Bernus genannt(37). Als junger Mann sah ich eine Sendung, in der sie allen Interessierten anbot, für 10 000 Mark magische Totesrituale abzuhalten; im hohen Alter konvertierte die Satanspriesterin zum christlichen Glauben und starb, wie es heißt in einem christlichen Hospiz. Bei Wiligut/Weisthor und Otto Rahn, der mit von der Partie ist, stützt sich der Text der Satanisten hauptsächlich auf meine Bücher; dies ist bei Wiligut/Weisthor relativ durchsichtig, da er neben den Runenzeichnungen auch einen meiner Flüchtigkeitsfehler übernimmt: Frau Winckler-Dechend schreibt sich halt mit "c" und nicht ohne. Eine weitere Auseinandersetzung mit den kindlich zusammengebastelten "Tatsachen" des Textes möchte ich mir ersparen. Nur eine Kleinigkeit: Auch für Satorius gibt es bei der deutschen Frakturschrift nur ein scharfes "S" - eigentlich schade bei einer "arischen Ausrichtung". Was andere unveröffentlichte Dokumente um Wiligut/Weisthor angeht, so kaufte Satorius diese nachweislich erst 2000 über eBay bei mir, insofern ist es unrichtig, dass er sich jahrelang und intensiv mit Wiligut/Weisthors "Urreligion" beschäftigte, da ihm bis auf Munds Buch schlicht und einfach die Unterlagen fehlten. Da Wirkung und Wissen nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben, sucht Satorius die Nähe der Medien, was seine Auftritte im Schweizer Fernsehen belegen(38), peinlich wird es allerdings wenn man sich derart unvorbereitet einer Talkrunde stellt. Peinlich ist auch, dass die Programmmacher von Tele24 selbst so wenig wissen. Bei einem mitgefilmten satanischen Ritual in einer Burgruine, vollzieht Satorius das Kasperletheater ganz nach den Platz sparenden amerikanischen Gepflogenheiten der "Church of Satan", also ohne magischen Kreis. Dazu singen die Ritter Luzifers. Doch was singen die gerüsteten und behelmten Ritter mit Fackeln und Schweizer Flaggen? Es ist ein "Liedlein" aus dem deutschen SS Liederbuch! Das wäre doch ein guter Aufhänger für Moloch Fernseh gewesen!

Fakten sind angesagt, Wissen statt Glauben, das ist etwas, das sich alle auf die "Fahnen" schreiben sollten. An dieser Stelle ist es sicher notwendig meinen eigenen Standpunkt zu beschreiben - ich halte es mit dem in der DDR geborenen Dichter Rolf Schilling, dessen Essays ich vorbehaltlos empfehlen kann(39): "Wir erweisen Adolf Hitler zuviel Ehre, wenn wir ihn zum Universal-Erben und Allein-Eigentümer des deutschen Mythos (...) erklären. Der Adler, die Schlange, der Gral, Wotans Speer und Siegfrieds Schwert, die Queste und der Echsen- Stein kommen von weit her und bleiben fruchtbar für künftige Zeiten, fruchtbar vor allem für den Gesang."(40)

1 Karl Hüser, Wewelsburg 1933 bis 1945, Kult- und Terrorstätte der SS, Paderborn 1982, S. 59 2 Stoltzenberg, Daniel: Chemisches Lustgärtlein, Franckfurt, Jennis 1624 - Reprint Darmstadt 1987. Dazu auch: C. G. Jung, Psychologie und Alchemie, Freiburg im Breisgau 1980 3 In der Literatur über alchemistische Verfahren und Innere Alchemie finden sich dazu häufig Hinweise zur "Putrefactio". In diesem Zusammenhang seien nur folgende Bücher genannt: Evola. Julius: Die Hermetische Tradition. Von der alchemistischen Umwandlung der Metalle und des Menschen in Gold. Interlaken 1989. S.133-138. - Evola, Julius/Gruppe von UR: Grundlegung der Initiation. Magie als Wissenschaft vom Ich. Band I. Interlaken 1998, S. 67- 72 in dem Aufsatz von Abraxas "Drei Wege". 4 Erstes Licht in: Robert Fludd: Utriusque Cosmi Maioris scilicet et Minoris Metaphysica, Physica Atque Technica Historia... Thomas Primus S. 29. Oppenheim (Johann Theodore de Bry) 1617. 5 Blavatsky, Helena Petrova : Die Geheimlehre, Anthropogenesis. Den Haag (Reprint o. Jahresangabe), S.41 6 Sünner, Rüdiger: Schwarze Sonne. Entfesselung und Mißbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik. Freiburg, Basel, Wien 1999, S.146-147 7 Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Vorstellungen findet sich in "sol invictus" Folge 2, Mitternacht, FBK, Andreas Szalay, Postfach 1238, 68544 Ilvesheim 8 Noch 1967 verdiente Erich Halik sein Geld als Ufo-Forscher und Konsulent für Wehrtechnik. Quelle: http://www.alien.de/cenap/chronicles/560er.htm 9 Mund, Rudolf J.: "Vom Mythos der schwarzen Sonne", erschienen in "Das andere Kreuz", als Manuskript für einen begrenzten Freundeskreis vervielfältigt, Selbstverlag undatiert. In dieser Schrift erwähnt Mund das Motivs der "Schwarzen Sonne" schon 1954, aber auch er macht dazu keine nähere und überprüfbare Angaben. 10 Pauwels, Louis und Bergier, Jacques : Aufbruch ins dritte Jahrtausend, Bern/Stuttgart 1962 11 Charroux, Robert: Verratene Geheimnisse, Berlin/München/Wien 1980, S. 233-234 12 Hakl, Hans Thomas: "Nationalsozialismus und Okkultismus", die Arbeit wurde in "Gnosis" beim Verlag AAGW, Lothar von Kübelstr. 1, 76547 Sinzheim in den Ausgaben Jan./April/Jul. 1997 veröffentlicht und ein weiteres Mal als "Vorwort" in: Nicholas Goodrick-Clark, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Graz, Stuttgart 1997 13 Dazu: Hans-Jürgen Lange, Weisthor. Himmlers Rasputin und seine Erben. Engerda 1998 und Ders., Otto Rahn und die Suche nach dem Gral. Biografie und Quellen. Engerda 1999 14 Miguel Serrano, Das goldene Band, Wetter 1987, S. 51: "Das was wir für die Sonne halten, sei nichts weiter als ein Widerschein, ein Reflex des wirklichen Gestirns (wie etwa die Gelbe Sonne, welche die Schwarze Sonne verdeckt und diese wiederum den Grünen Strahl.)" Dazu Godwin, Joscelyn: Arktos. The polar Myth, Kempten, Illinios 1996, S. 71 mit einem Serrano Zitat: „Ich glaube, das das arische, hyperboreische Blut nicht "das Licht" der goldenen Sonne ist, nicht "das Licht" einer galaktischen Sonne sondern einer Schwarzen Sonne vom grünen Strahl." 15 Landig, Wilhelm: Götzen gegen Thule, Hannover 1971. S.134, 137, 160, 163 &171 Landig, Wilhelm: Wolfszeit um Thule, Wien 1980, S. 31, 65,184, 354-355, 464ff, 468-471 & 480 16 Wie schon erwähnt ist das "Sinnbild" im Nordturm der Wewelsburg dunkelgrün. 17 McCloud, Russell, Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, Vilsbiburg 1991 18 Lanz von Liebenfels, Guido von List, Wiligut/Weisthor, Adolf Hitler alles Österreicher, die Liste liesse sich noch verlängern. Der Österreicher August M. Knoll schrieb: " Der Nationalsozialismus ist jene Bewegung, die das preußische Schwert der österreichischen Narretei zur Verfung gestellt hat (Daim, Wilfried, Der Mann der Hitler die Ideen gab, Wiesbaden o. D. , S. 7) 19 In Deutschland erstmalig verbreitet durch das Buch von: Dr. Ferdinand Ossendowski, Tiere, Menschen und Götter. Frankfurt 1923 20 Himmler bezahlte nur die Rückfahrkosten, was ihm das Recht gab dieser Forschungsreise das "Etikett" aufzukleben, Schäfer brachte durch die Kontakte seines Vaters zur deutschen Industrie den überwiegenden Teil der Kosten selbst auf. 21 Ravenscroft, Trevor: Der Speer des Schicksals, Zug/Schweiz 1974 22 Ratthofer, Norbert Jürgen/Ettl, Ralf : Das Vril-Projekt, Selbstverlag 1992. Auch hier taucht die "Schwarze Sonne" als Zeichen und Begriff auf. (Seite 1 und 22) 23 Mittlerweile sicher ein toter Briefkasten. 24 Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Ein Vortrag. Leipzig 1903. Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Zweiter Vortrag. Leipzig 1903. Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Ein Rückblick und Ausblick. Leipzig 1904. Delitzsch, Friedrich: Babel und Bibel. Dritter Schluss-Vortrag. Stuttgart 1905. 25 Zündel, Ernst. Hitler am Südpol, Samisdat, Toronto, Canada, undatiert 26 Dazu: Hans-Jürgen Lange, Weisthor. Himmlers Rasputin und seine Erben. Engerda 1998. Eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage erscheint im Arun Verlag. 27 Der Ruf nach Freiheit 4/2001, S. 17 28 Blachetta, Walther. Das Buch der deutschen Sinnzeichen. Berlin. 1941 29 Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne, Freiburg im Breisgau 1999, S. 107 30 Franz Carl Endres/Annemarie Schimmel, Das Mysterium der Zahl, München 1984 31 Auf den raren Fotografien der nicht mehr vorhandenen Innenausbauten läßt sich diese Gestaltung selbst an den Einrichtungsgegenständen gut erkennen, siehe: Stuart Russell/Jost W. Schneider: Heinrich Himmlers Burg. Das weltanschauliche Zentrum der SS, Essen 1989 32 Weißmann, Karl Heinz: Irminsul und großer Wagen - in einer Festschrift für Ellic Howe: Wege und Abwege. Beiträge zur europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit. Freiburg i. Br. 1993, S. 247- 260 33 www.schwarzeorden.org 34 Mittlerweile hat Satorius, informiert über diesen Artikel, das entsprechende Bild aus dem Netz genommen. 35 http://www.berserks.de/Satanica/LEFTPATH.HTM Geschrieben von Flagg T. Zorn am 28. Juli 2001 17:57:23: „2 Bemerkungen zuvor: a. es ist nicht die aktuelle Fassung des Textes, enthält somit noch etliche Fehler; b. da ich vor kurzem aus den Rängen des Schwartzen Ordens von Luzifer ausgeschieden bin, kann ich nicht mehr in Anspruch nehmen, für den Orden zu sprechen, insofern denkt Euch einfach die ordensspezifischen Bezüge weg (wenn ich auch stark annehme, daß der SOL nach meinem Austritt nach wie vor auf dieses Fundament bauen wird); c. Ihr dürft mich wieder hassen *g* Der Pfad zur linken Hand - eine indoeuropäische Tradition, Flagg T. Zorn" 36 Satorius & Zorn, Flagg T. : Das Totenkopf Grimoire, Manuskriptdruck, Schweiz 2000/2001, S. 39 37 Ebd. S. 71 38 Zum Beispiel Tele24 in der Schweiz über den Schwartzen Orden von Luzifer, 28. Juli 2001 und 30. Juli 2001 39 Schilling, Rolf: Das Holde Reich. München 1990. Das Buch enthält folgende Essays: 1. Das Holde Reich. Quedlinburger Prolog, 2. Gestalt und Lebenszeit. Ein Zahlenspiel um ernste Dinge, 3. Herbstwacht am Kyffhäuser, 4. Pilz-Paradiese. Ein Streifzug im Unteren Reich, 5. Falken und Falter. West-östliche Flugspiele zwischen Tag und Traum, 6. Questenberg. Fährten im Traum-Harz, 7. Die Siegel Saturns. Ferneres über Zeit, Gestalt und Zahlen-Magie, 8. Der Unsichtbare Gral, 9. Eiche, Quester und Schlange Schilling, Rolf: Schwarzer Apollon. München 1990. Das Buch enthält folgende Essays: 1. Homo Aureus. Eine morphologische Phantasie, 2. Schwarzer Apollon. Zur Symbolik der Geschichte, 3. Geheimes Deutschland. Eine Elegie, 4. Stier, der sich opfert, Aion, der spielt. Aphorismen zur Dichtung, 5. Himmels-Zeichen. Ihr Wandel, ihr Bestand, 6. Das verweigerte Opfer, 7. Die Traum-Aufgabe. Winke zur magischen Biographie, 8. Das Goldene Vlies. Über classische Haltung, Stil und Tradition. 40 Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne, Freiburg im Breisgau 1999, S. 211

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1.) In einer "Richtigstellung zu den Ausführungen Die Filtersoftware der von Matthias Wenger über den ARUN-Verlag und seine Person in der Zeitschrift "Steinkreis" Firma Symantec blockiert wehrt sich Stefan Ulbrich gegen Kritik an der Veröffentlichung des Romans "Die Schwarze unsere Adresse. Sonne von Tashi Lhunpo": Begründung: "Roman: nun es ist ein Roman. Mehr nicht. So gut oder so schlecht wie jeder Roman. Daraus abzuleiten, daß mit diesem Roman irgendetwas "gesagt" oder "gedeutet" werden Der Rabenclan verbreite jugendgefährdendes sollte, ist lächerlich. Inhaltlich ist der Roman nicht tendenziös, bezieht keinerlei Position. Material über Okkultismus Ansonsten könnte man ja Zitate oder Belegstellen bringen, tut man aber nicht. Kann man und New Age. Wer einen auch nicht. Aber man muß ja noch einen Roman über die Zeit und die Problematik schreiben Kommentar an Symatec können dürfen, ohne gleich ein Tabu zu verletzen. schreiben mag, folge diesem Link: Daß das Symbol der schwarzen Sonne mittlerweile (und leider nicht ohne Zutun des Romans und der sog. Thule-Watch) zu einem Leitbild esoterischer Hitleristen mutiert ist, kann ich nur zutiefst bedauern. Das war nicht unser Anliegen. Ich kann es leider nicht ändern. Ich kann nur sagen, daß es in unserem Hause aus diesem Grund keine weitere Auflage des Buches und der Uhr mehr geben wird. Es ist berechtigt, Kritik daran zu üben, daß dieser verlegerische Schritt spät kommt. Vielleicht hätte man es vorher wissen müssen. Hätte! Vielleicht! Wer viel macht, macht eben auch einiges falsch!" (2)

Bedauerlicherweise ist es jedoch nicht "lächerlich" anzunehmen, dass mit diesem Roman irgendetwas "gesagt" oder "gedeutet" werden sollte. Und es eben nicht nur ein Roman und "mehr nicht". Die Aussagen im ersten Absatz dieses Zitat widersprechen fast im Wortlaut der Verlagsankündigung des Romans, wie sie noch im Herbst 2000 von Ulbrich publiziert wurde. Dort wird es mit den Worten beworben: "Das Buch ist mehr als nur ein Roman. Für den, der es zu deuten versteht, wird nichts mehr sein, wie es einmal war. Dafür sorgen die intensiven Recherchen des Autors über die in der Politik wirkenden esoterischen Geheimgesellschaften."(Hervorhebung durch LC)

Man mag einem Verleger, der Biographien rund um Nazi-Okkultisten wie Otto Rahn und Weisthor betreut, nicht glauben, dass er nicht genau wusste, auf was hier angespielt wurde.

Der zweite Absatz wirkt nicht viel glaubhafter: Selbstverständlich unterstellt niemand allen Ernstes Ulbrich, dass es sein Anliegen gewesen sei, dass der Roman oder das Symbol der Schwarzen Sonne zum Leitbild esoterischer Hitleristen wurde. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Ulbrich neonazistische Modewellen initiieren will. Aber die Frage ist, ob hier ein bedauerliches Versehen vorliegt, ein verlegerischer Unfall, den man "vielleicht" hätte vermeiden können?

Selbstverständlich kann man sich den Fall eines konservativen Verlegers vorstellen, "der viel macht", und dem ausnahmesweise aufgrund schlampiger Recherche auch ein braunes Buch ins Verlagsprogramm rutscht. Fehler kommen vor. Schaut man sich aber die Aktivitäten des ARUN-Verlags an, sieht die Situation anders aus: Es wäre alles kein Problem, wenn die Veröffentlichung des Romans ein Einzelfall wäre. Doch es geht nicht um einen Verleger, der zufällig einmal ein Buch und dessen mystifizierenden Tendenzen der SS nicht richtig gelesen hat. Die Summierung von Einzelfällen, die in dieser Artikelreihe exemplarisch aufgezählt sind, ist das, was stutzig macht: Es geht um einen Verleger, der ansonsten auch Bücher über Otto Rahn und von Otto Rahn verlegt, der keine Scheu hat, Werke von Julius Evola zu verlegen, der in seinen eigenen Büchern völkische Argumentationen aufgreift und unbedenklich-naiv Nazi-Dichter zitiert usw. Irgendwie mag man nicht mehr an Zufälle oder verlegerische Missgeschicke bei diesem Verlagsprogramm glauben.

Ob zudem die rechtsradikale Bedeutung der Uhrsymbolik dem Verleger so unbekannt waren, wie hier angedeutet wird, ist unklar. Franziska Hundseder behauptet: "Mit seiner "Arbeitsgemeinschaft für Basismedien Pyramid Media" veranstaltete er [Ulbrich] schon Ende der achtziger Jahre mit dem Leiter des Kasseler "Thule-Seminars" Pierre Krebs Seminare über "Metapolitik". 1990 gehörte Ulbrich zu den Teilnehmern des ersten Kongresses der Neuen Rechten, bei dem sogenannte nonkonforme Patrioten an der Vernetzung von Gruppen und Verlagen, an einem Medienverbund und auch bereits an einem Mailbox- System bastelten."(3)

Das in rechtsradikalen Kreisen wohlbekannte Thule-Seminar, das für eine moderne und zeitgenössische Formulierung rechten Gedankenguts eintritt, hat jedoch ein markantes und wohlbekanntes Symbol: Die Schwarze Sonne.

Wenn Ulbrich in dieser Stellungnahme von 2002 abschließend jedoch ankündigt, dass es zu diesem Buch keine weitere Auflage mehr geben wird, stimmt das hoffnungsvoll. Freilich wäre es erfreulicher gewesen, wenn das Buch auch nicht mehr ausgeliefert würde, bzw. ausgelieferte Bände von Buchhändlern und Großhändler zurückgefordert würden. Aber vielleicht hätte dies den geschäftlichen Interessen eines mittelständischen Verlegers doch ungebührlich geschadet, so dass man durchaus Verständnis dafür haben kann, wenn hier ethische Erwägungen hintangestellt werden müssen. Doch selbst dann scheint es, als ob Ulbrich gerade nur soweit zurückweicht, wie es ihm unbedingt nötig erscheint: Das ebenfalls von ARUN verlegte Drehbuch zu dem Roman, auf dessen schwarzen Buchcover das Symbol der "Schwarzen Sonne" in markantem Rot aufleuchtet, wurde noch im Herbst 2003 als Sonderangebot auf der Homepage verkauft (4). Möglicherweise liegt das vielleicht daran, dass Ulbrich sich in der obigen Stellungnahme feinsinnig nur von dem Roman distanzierte, nicht jedoch von dem Drehbuch.

2.) Im Winter 2001 wurde auf dem noch aktiven Internet-Board des damals schon eingestellten Heidenmagazins "Hag & Hexe" die Frage diskutiert, warum einige heidnisch orientierte Autoren wie Vicky Gabriel oder Igor Warneck trotz ihrer politisch linken Ausrichtung Bücher im "ARUN"-Verlag publizierten. Im Zuge der hitzigen Diskussion, bei der sich betroffene Autoren meldeten, schaltete sich auch der Verleger ein:

"Thema: "warum schreiben die alle bei ARUN": ja, frag sie doch mal. Vielleicht weil ihre Bücher bei Arun nicht zensiert werden, vielleicht weil sie keine Lust haben in einem anonymen Großkonzern zu veröffentlichen, bei dem man sie am Telefon gar nicht als Autor erkennt, vielleicht aber auch weil Arun im heidnischen Bereich nahezu der einzige Verlag ist, der keine Mainstream-Esoterik veröffentlicht, sondern Qualität bietet. Wer Ludwig-Bücher gut und seriös findet, soll doch Ludwig-Bücher kaufen. Aber fragt doch mal Vicky oder Gardenstone, welche Erfahrungen sie bei diesem Verlag gemacht haben, und ob sie wieder dort veröffentlichen würden. Fragt sie doch!" (5)

Eine unglückliche Aufforderung: Im Internet-Board des Rabenclans wurde daraufhin eine eMail veröffentlicht, in der der niederländisch-deutsche Autor "Gardenstone", der kurz zuvor ein Buch über "Germanischen Magie" im Arun-Verlag veröffentlicht hatte, sich deutlich bei Stefan Ulbrich beschwerte. Offenkundig hatte der Verlag ohne Rücksprache mit dem Autor in das Kapitel "Runen und Politik" einen zusätzlichen Absatz eingefügt, der die Distanzierung des Buches vom rechtsextremen Missbrauch der Runen relativierte und als oberflächlich und polemisch skizzierte. Sinngemäß wurde davor gewarnt alles Böse dem Rechtsextremismus anzulasten. Der Autor verwahrte sich in dieser eMail gegen solche Eingriffe in seinen Text, da eine undifferenzierte Beschreibung dieser Problematik nicht vorliegen würde.(6) Dem interessierten Leser wurde klar: Offenkundig versuchte der Verlag in diesem Buch tendenziös in die politischen Wertungen des Autors einzugreifen.

Die zentrale Frage bleibt, was Björn Ulbricht mit seinem Verlagsprogramm erreichen will, das sowohl neuheidnische Kreise als auch Sympathisanten der "Neuen Rechte" anspricht. Das schon mehrmals erwähnte Interview in der Zeitschrift "Hag &Hexe" enthält einen signifikanten Hinweis. Ulbrich macht sich dort Gedanken über die "Zerstrittenheit des Heidentums" - ein Topos der gerne von völkischen Heiden verwendet wird, die naturgemäß kein Interesse daran haben, dass anti-rassistische Initiativen im Neu-Heidentum sich scharf von ihnen abgrenzen.

"Die Diskussionen, ob und welche Heiden nun rechts oder links einzuordnen sind, halte ich für völlig unangemessen, denn sie lähmen nur unsere Kraft. Man sollte sich lieber zusammensetzen und nach Gemeinsamkeiten schauen, um herauszufinden, was man gemeinsam konkret in Form von Projekten tun kann; (...)

Anstatt sich dauernd mit Dreck zu bewerfen, sollte man sich lieber sagen: "Okay, wir haben in vielen Fällen Differenzen und kommen an vielen Punkten nicht zusammen, aber laßt uns mal überlegen, wo wir Gemeinsamkeiten haben und gemeinsam etwas Positives aufbauen können." Dadurch kommt man sich zum einen sowieso näher und lernt sich besser verstehen - es stellt eine gute Übung in der Toleranz auch Andersdenkenden gegenüber dar - , und das Ergebnis besteht nicht nur in völlig verkehrt geschossener Energie, sondern in der Zusammenarbeit an einem konkreten Projekt. Das heißt dann noch lange nicht, daß man unbedingt in allen Bereichen miteinander konform gehen muß.

Das müssen die Heiden meiner Meinung nach endlich schaffen: es aufzugeben, sich mit so völlig unnötigen politischen Diskussionen zu entzweien, sondern ihre Gemeinsamkeiten auch gemeinsam umzusetzen. Der Rest kommt dann von alleine. Wenn man sich persönlich gut versteht, werden immer mal Ansichten revidiert oder umgeändert. Man wird vielleicht feststellen, daß auch andere gute Argumente haben und kann sich auf einer ganz anderen Basis miteinander verständigen."

Die hier geforderte Toleranz unter den paganen Strömungen, der Schulterschluss, wenn es um eine gemeinsame religiöse Grundlage geht, ist seit mehreren Jahren eine Hauptforderung von (Neu-)Heiden, die dem rechtsradikalen Milieu zuzuordnen sind oder zumindest signifikante Abgrenzungsprobleme nach rechts ausweisen. Die Botschaft lautet: "Laßt das politische mal beiseite, die Uneinigkeit schwächt doch das Heidentum nur." Gesetzt wird dabei auf eine bei vielen esoterisch orientierten Menschen verbreitete Grundhaltung, in der politische Auseinandersetzungen als "unharmonisch", "unspirituell" oder "unmenschlich" gewertet werden.

Das Verlagsprogramm von Ulbrich ist ein solcher exemplarischer Schulterschluss - aus Sicht von rechten Kreisen durchaus geglückt. Das Heidentum in Deutschland wird sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob es ein Ausrutscher bleiben wird oder zum Regelfall.

Ich persönlich kann Heiden und Naturreligiöse von einem solchen Schulterschluss nur abraten. Die einzigen, die etwas zu verlieren haben, wenn es nicht zu einem Brückenschlag zwischen völkischen und antirassistisch eingestellten Heiden kommt, sind die Vertreter völkischer Anschauungen. Sie brauchen die Brücke in diese Gesellschaft, sie brauchen eine Reputation von außen, frei nach dem Motto: "So schlimm sind die ja gar nicht." Der Großteil der Heiden hat vermutlich nichts davon - außer einen eklatanten Nachteil: Nämlich dem, dass sich jetzt schon Autoren wie Vicky Gabriel, Igor Warneck, Nigel Pennick und Francoise Le Roux fragen lassen müssen, aus welcher Geschmacklosigkeit heraus sie gerade im ARUN-Verlag publizieren mussten.

Lucas Corso

Anhang: Weitere Materialien, Einschätzungen und Zitate zum Arun-Verlag

1 http://www.arun-verlag.de/arun/selbstportraet/jugendsuenden.html 2 http://www.arun-verlag.de/arun/selbstportraet/antwort_wenger.html

3 Franziska Hundseder: "Wotans Jünger - Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus"; München 1998; S.144

4 Norbert Hess: "Die Schwarze Sonne von Taishi Lhunpo - Das Drehbuch"; Engerda 1995

5 "Hab mal den Text gesucht" von Unbekannt am Sam, 15. Dez 2001 18:26; http://www.klammeraffe.org/rabenclan_forum/article.php?sid=249

6 Veröffentlicht in dem Posting: Gardenstone und Arun-Verlag von brandy am Son, 16. Dez 2001 09:18 http://www.klammeraffe.org/rabenclan_forum/article.php?sid=249

Teil 4: Stigmatisierung eines Gestrauchelten oder Kritikresistenz? - Zur Problematik von biographischen Deutungen Liste Nach Autoren Anhang: Weitere Materialien und Zitate zum ARUN-Verlag Home Media Centre Newsletter Contact

The Geneva Deception The Black Sun and Wewelsburg Castle The Gilded Seal The second Tom Kirk adventure, The Black Sun, is named after a runic symbol inlaid into the floor of the Hall of the The Black Sun Supreme SS Leaders in the North Tower of Wewelsburg Castle in Northern Westphalia, Germany.

Hungarian Gold Train » Based on a seventh century AD fertility symbol, the Black Sun (Schwarze The Black Sun » Sonne) in German) combines the The Amber Room » with the stylised sig-runes made infamous by the SS. As described Art of The Black Sun » below, the symbol was meant to present in architectural terms the idea of the Enigma explained » North Tower of Wewelsburg Castle as Uniforms & medals » the centre of the Nazi world.

Photo gallery » The origins of Wewelsburg Castle

Further reading » Wewelsburg Castle, perched on a limestone outcrop overlooking the Alme Useful links » Valley, was built between 1603 and The Double Eagle 1609. The only triangular castle in Europe, it was originally intended as a secondary residence for the Prince Bishops of the nearby town of “ This engaging Paderborn, but fell into disrepair after thriller is as tightly the fall of the Holy Roman Empire. Arial photograph of Wewelsburg Castle plotted as the heist itself, as it weaves In 1815, shortly after passing into the into the murkey hands of the Prussian state, the castle's huge circular north tower was struck by lightening, the resulting fire leaving only its two metre thick outside walls standing. worlds of forgery and art crime ” Financial Times

The SS Reich Leaders' School

In 1933, Heinrich Himmler, signed a 100 year lease on behalf of the SS with the local district of Büren to rent the castle for a symbolic fee of one Reichsmark per annum. His plan was to develop the castle into a training centre for SS Leaders.

The SS was originally established by Himmler as Hitler's personal bodyguard, although it rapidly emerged as a "state within a state", a massive enterprise that encompassed racial and agricultural policy, owned vast factories and ran the concentration camps, not to mention controlling a fighting force of close to a million men at its peak.

From the outset, Himmler emphasised the SS's uniqueness, from its striking black uniforms to its distinctive lightening flash runic symbols. Not only were officers drawn from the highest levels of society, but they had to prove the 'purity' of their family line back to at least 1750, and enlisted men 1800.

The SS Reich Leaders School was, therefore, seen as a key weapon in cementing the SS's elite status in German society and in ensuring that Himmler's rapidly growing organisation retained its ideological purity and shared values. Heinrich Himmler - Reichsfuhrer SS

The cult of the SS

Himmler also envisaged a new state pseudo-pagan state religion based on an idealised view of chivalric German culture and Aryan racial purity. The SS were to be the ideological vanguard of this new faith and the instrument through which the German people were to be indoctrinated into it.

To that end, he established festivals on both the Summer and Winter Solstices which incorporated elements of pagan rituals, including sun and nature worship. SS Officers, meanwhile, were wed in secular ceremonies with distinctly pagan overtones, and their children 'baptised' in similarly pagan-influenced naming rituals.

Wewelsburg was to play a central part in many of these ceremonies, as well as serving as the repository for the SS Death's Head rings – Totenkopfring – presented to SS officers after three years of service. Formed of a band of oakleaves engraved with a death's head and runes, the rings were further testament to Himmler's obsession with Germanic mythology, in which Thor was said to possess a pure silver ring on which oaths were sworn. A Totenkopfring (Death's Head ring)

Wewelsburg - the new Camelot

As Himmler's plans for the castle developed, so did his architectural ambitions for the site. He envisaged a vast military, residential and quasi-religious complex radiating out for nearly a kilometre from the castle's north tower that would have necessitated the resettlement of the entire village of Wewelsburg and taken over twenty years to complete.

Himmler imagined the castle as a new Camelot. He even installed an Arthurian round table in the castle and then chose twelve SS Officers to serve as his followers.

Each of these officers' quarters commemorated a different hero from Germanic mythology and history, with one room even set aside to house the when it was eventually found.

Himmler's own room was dedicated to the Saxon King Heinrich I who led the German defence against a Magyar invasion during the 10th century, and laid the foundation of what was to become the Holy Roman Empire. Rumour has it that Himmler believed himself to be the earthly of Heinrich's spirit.

Wewelsburg rapidly emerged as a sort of Nazi Mecca - a place as sacred to the SS as Marienburg had been to the Teutonic Knights and, effectively, the centre of the Nazi world.

Architectural drawing of planned SS complex at Wewelsburg

KZ Niederhagen

To bring the first stages of this vision to life, in 1939 the SS established a concentration camp at the edge of the village. Not only was it was the smallest such camp in Germany, but its main purpose was to ensure a cheap and continuous source of slave labour for the planned construction work rather than to operate as a profit making enterprise as was the case with most other death camps.

In line with the SS principle of "extermination through work", at least 1,285 of the approximately 3,900 prisoners brought to Niederhagen to work on the castle died. Overwork and undernourishment were the main causes of death, but many were tortured or beaten to death, or simply shot.

The camp was officially dissolved in 1943 when work on the castle stopped, the surviving prisoners being transferred to other camps. KZ Niederhagen

The ceremonial rooms

Despite all Himmler's grand plans, only two rooms in the North Tower were actually approaching completion by the time work stopped in 1943 - the Crypt and the Hall of the Supreme Leaders.

The Crypt was designed to resemble a Mycenean beehive tomb and was probably intended as a place to honour high ranking SS Leaders - twelve plinths are spaced around its circular walls as resting places for funereal urns. The shape of the room and its acoustics and lighting were all designed to create a solemn and mysterious atmosphere. The lightwells illuminate the centre of the room where an eternal flame was to have burnt. Above it, at the apex of the domed crypt ceiling, is a relief of an ornate swastika.

The Hall of the Supreme Leaders lies directly above the crypt and was to have been the focal point of the entire Wewelsburg compex - a Latin inscription over the doorway acts as a reminder that it once served as the castle's The crypt chapel. The room itself is a clash of architectural styles ranging from the twelve Romanesque columns to the church-style semi-circular windows and cross-groin vaults.

It was in this room that Himmler installed his Arthurian round table and gathered his twelve most senior and trusted Generals about him to reportedly enact various ceremonies and rituals - each had their own coat of arms engraved on a silver plaque hung from back of their chair.

The only official record of the room being used, however, was during March 1941 when the generals were briefed on the role of the SS in Operation Barbarossa, the invasion of Russia.

The Black Sun

The symbol of the Black Sun itself is inlaid into the floor of the Hall of the Supreme Leaders, directly above the The Hall of the Supreme Leaders swastika on the ceiling of the crypt underneath it. It is composed of three circles and twelve "rays" in the form of SS sig-runen. People have speculated about the significance of the numbers 3 and 12 which feature in other design elements of the two ceremonial rooms although no clear answer has yet emerged (One is suggested in The Black Sun in the form of the twelve SS Knights of The Order of the Death's Head and their three retainers).

The symbol of the Black Sun unites the three most important symbols of Nazi ideology - the sun wheel, the swastika and the sylised victory rune. The sun wheel was originally worn as a decorative fibula by Frankish and Alemannian women on their belts in the third century AD, although the version on which the Black Sun was based was probably a variation of seventh century AD Roman swastika fibula. The Black Sun The Black Sun This symbol has been reproduced on the cover of The Black Sun with one important difference - the arms face the wrong way (i.e. they go to the left rather than the right). It was a deliberate design decision by the author to subvert the original to indicate that he rejected everything that the symbol represented.

The last act

On 31 March 1945, not wanting to let his "Camelot" fall into enemy hands, Himmler despatched a special task force to Wewelsburg with orders to destroy it. The resulting fire destroyed the castle, although the ceremonial rooms survived relatively unscathed. On 2nd April 1945 advancing US forces reached the castle and liberated a surviving unit of 42 inmates from the concentration camp.

In 1950, after extensive renovation, Wewelsburg Castle reopened as a regional museum and youth hostel. The former SS guardhouse was later also opened to mark Wewelsburg's unfortunate role as the centre of the SS cult and the scene of at least 1,285 murders of concentration camp inmates.

For further information, please go to http://www.wewelsburg.de/

Top Wewelsburg Castle after the war Axis History Forum Search This is an apolitical forum for discussions on the Axis nations, as well as the First and Second World Wars in Advanced search general hosted by Marcus Wendel's Axis History Factbook in cooperation with Michael Miller's Axis Biographical Research and Christoph Awender's WW2 day by day.

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Wilhelm Landig: SS-officer?? Post a reply Search this topic… Search 8 posts • Page 1 of 1

Ads by Google German UFO Luftwaffe WW2 WW2 Militaria Wilhelm Landig: SS-officer?? Mikedc Member by Mikedc on 14 Apr 2005, 20:18

I did find the following piece about Wilhelm Landig on the internet, I now wanna know if he made it Posts: 5945 to SS-officer in the Allgemeine SS or not. According to this piece he made it to SS-Oberscharführer d.R. Joined: 06 May 2004, 00:13 Location: Netherlands

So I'm very interested in his SS-number and in his SS-ranks. Hopefully somebody can help me out regarding this subject. Thanks in advance.

Der Name Wilhelm Landig (* 20.12.1909), seines Zeichens Altnazi, ist verbunden mit rechtsextremer Esoterik, insbesondere aber auch mit der Thule-Gesellschaft, der ideologischen Brutstätte des Nationalsozialismus. Der frühe Hitler-Anhänger Landig war Teilnehmer am gescheiterten NS-Putsch im Juli 1934 in Wien. Danach musste er als "Illegaler" ins Deutsche Reich fliehen, wo er der SS beitrat. Er gehörte dem Sicherheitsdienst (SD) der SS und der Waffen-SS an (8. SS-Kavallieriedivision "Florian Geyer"), wo er es zum Oberscharführer bringt. In Berlin ist er beim Arbeitswissenschaftlichen Institut beschäftigt, welches direkt der Deutschen Arbeitsfront (DAF") unterstand. Nach dem "Anschluss" Österreichs kam er mit einer Sondergenehmigung des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, nach Wien zurück. Der große Bewunderer von Heinrich Himmler war als Sachbearbeiter für geheime Reichssachen im Reichssicherheitsamt beschäftigt und will in dieser Funktion an der Entwicklung von UFOs beteiligt gewesen sein. Außerdem war er im Kampf gegen "Partisanen" in den besetzten Balkanländern eingesetzt und dabei 1944 verwundet.

Greetings, Mikedc[/code]

T o

Wilhelm Landig: SS-officer?? Sponsor

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by Mikedc on 16 Apr 2005, 21:44 Mikedc Member Nobody with some info on this man???

Posts: 5945 Joined: 06 May 2004, 00:13 Location: Netherlands Mikedc

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by SS-Researcher on 18 Apr 2005, 12:22

http://www.idgr.de/texte/esoterik/landig/landig.php

SS-Researcher This is an article by the "Informationsdienst gegen Rechtsextremismus". Member I have read Landigs first two books ("Götzen gegen Thule" and "Wolfszeit um Thule"). They are pretty interesting to read

but I have no idea what to believe of the content and what not Posts: 1140 Joined: 14 Feb 2003, 01:08 Location: Europe

T o

by Mikedc on 18 Apr 2005, 23:18 Mikedc Member Hello Florian,

Posts: 5945 Thanks for the link, but I have that piece as well already. The text I've put in my post comes from this piece. Joined: 06 May 2004, 00:13 Location: Netherlands Location: Netherlands

What I just wanna know is if he was an officer or not??? And if he was, I would like to know his SS-number, his ranks and some other info.

Greetings, Mike

T o

by Phil Nix on 19 Apr 2005, 11:37 Phil Nix In memoriam No Trace in DAL so if he was an offricer he joined after 1939 and was not higher than OSF

Phil Nix Posts: 9491 Joined: 15 Oct 2002, 11:52 Location: Birmingham England

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by Mikedc on 21 Apr 2005, 22:54 Mikedc Member Hello Phil,

Posts: 5945 Thank you, that's already something. Joined: 06 May 2004, 00:13 Location: Netherlands

Mike

T o

Re: Wilhelm Landig: SS-officer?? by Vance Pollock on 23 Aug 2011, 10:10

What is Landig's exact date of death? I have seen 1997, summer 1998, October 1998 but in the photo below the month, Vance Pollock middle number in death date, looks a lot like a 12? Just an odd detail it seems like someone here could handle. Member

He most likely died and is buried in Vienna, Austria... found an index to the main cemetery there but no searchable Posts: 105 information, for privacy purposes, after 1945. Any genealogists or grave hounds who could pin down a correct date, Joined: 16 May 2002, 21:03 Location: Asheville, NC much appreciated.

Would also like to know of any death announcements in daily paper or supporting magazines.

Oh yes, full name is: Wilhelm Oskar Landig Wilhelm Landig Grab, Wien Wilhelm-Landig--Grabstein--r0711a04-q2.jpg (112.44 KiB) Viewed 321 times

T o

Re: Wilhelm Landig: SS-officer?? by Vance Pollock on 09 Oct 2012, 09:01

better photo, from my old computer... Vance Pollock Member

ATTACHMENTS Posts: 105 Joined: 16 May 2002, 21:03 Location: Asheville, NC

Wilhelm%20Landig.jpg (128.19 KiB) Viewed 125 times

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