Schwarzen Sonne“ in Wilhelm Landigs Roman Götzen Gegen Thule Herkunft, Gestaltung Und Weiterentwicklung Eines Mythos in Der Rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur

Schwarzen Sonne“ in Wilhelm Landigs Roman Götzen Gegen Thule Herkunft, Gestaltung Und Weiterentwicklung Eines Mythos in Der Rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur

School of Education, Culture and Communication Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in Wilhelm Landigs Roman Götzen gegen Thule Herkunft, Gestaltung und Weiterentwicklung eines Mythos in der rechtsesoterischen Nachkriegsliteratur Specialarbete i tyska, 15hp Daniel Hertel Betreuer/handledare: Thorsten Päplow Herbstsemester 2012/ht12 1. Einleitung …………………………………………………………………………..3 1.1. Biographie Wilhelm Landigs …………………………………………………...5 1.2. Der Roman Götzen gegen Thule ………………………………………………..7 2. Analyse des Motivs der „Schwarzen Sonne“ …………………………………….8 2.1. Hintergrund, Mythologie und literarische Popularisierung ……………………8 2.2. Das Motiv der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule ………13 2.3. Zur Funktion der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman Götzen gegen Thule …...15 2.4. Zur Weiterentwicklung der „Schwarzen Sonne“ nach Götzen gegen Thule …..27 3. Zusammenfassung und Diskussion ………………………………………………35 Literaturverzeichnis und Quellen …………………………………………………..42 Anhang ………………………………………………………………………………..45 2 1. Einleitung Am 11. Februar 2012 hatte die Science-Fiction-Komödie Iron Sky1 auf der 62. Berlinale Weltpremiere: Ende 1945 ist eine Gruppe von Wissenschaftlern und SS-Soldaten von dem geheimen deutschen Antarktisstützpunkt „Neuschwabenland“ mit Raumschiffen zu der dunklen Seite des Mondes geflüchtet und hat dort eine Nazibasis „Schwarze Sonne“ angelegt.2 Das Ziel der ‚Mondnazis‘ ist es, die Erde wiederzuerobern und damit die Weltherrschaft zu ergreifen. Als Mittel dazu stehen ihnen unter anderem sogenannte ‚Reichsflugscheiben‘3, also ‚fliegende Untertassen‘, zur Verfügung, die neben dem Hakenkreuz auch das Balkenkreuz der Wehrmacht als Hoheitszeichen tragen. In dem Film taucht darüber hinaus mehrmals ein zwölfspeichiges Sonnenrad auf, welches sich auch in Form eines Bodenmosaiks in der bei Paderborn gelegenen Wewelsburg findet. Die Idee für den Film hatte angeblich ein Freund des Regisseurs, dem in einem Traum Nazis begegneten, die auf dem Mond wohnen und die Erde erobern wollen.4 Googelt man allerdings nach Begriffen wie „Schwarze Sonne“, ‚Reichsflugscheiben‘, ‚Neuschwabenland‘ oder ‚Nazi-Ufos‘ dann stellt sich schnell heraus, dass es eine Unzahl von Büchern und Internetartikeln gibt, in denen diese Wörter vorkommen. Gemeinsam ist den meisten, dass sie in ein verschwörungstheoretisches, rechtsesoterisches Ideenkonglomerat eingehen, welches man sowohl als Teil einer Nachkriegserinnerungskultur an den Nationalsozialismus als auch einen Zweig populärkultureller Verschwörungstheorien bzw. -mythen betrachten kann. Bei der Frage, wie „Schwarze Sonne“, Reichsflugscheiben, geheime unterirdische deutsche Stützpunkte und die SS miteinander zusammenhängen, stößt man immer wieder auf den Österreicher Wilhelm Landig und die von ihm verfassten Romane 1 Homepage: www.ironsky.net. Der Film ist eine finnisch-deutsch-australische Ko-Produktion und wurde teilweise durch „Crowdfunding“ finanziert. Für den Film konnte man immerhin einen renommierten Schauspieler wie Udo Kier gewinnen. Die Filmmusik wurde von der kontroversiellen slowenischen Avantgardegruppe Laibach beigesteuert. Ein Computerspiel zum Film ist bereits erschienen und ein Comic in Vorbereitung. 2 Vgl. Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=wx_mk_kxi-s (Zuletzt abgerufen am 23.2.2013) und Anhang 1 3 Der Terminus ‚Reichsflugscheibe‘ bzw. ‚Flugscheibe‘ (vereinzelt wird auch der Begriff ‚Flugkreisel‘ angewendet) ist ein etablierter Begriff in der rechtsesoterischen Literatur, welcher sich auf scheiben- oder diskusförmige Luft- und Raumfahrzeuge bezieht, die im nationalsozialistischen Deutschland unter Verwendung von ‚Geheimtechnologie‘ gebaut worden sein sollen. In der englischsprachigen Literatur werden dagegen die Begriffe ‚Nazi-UFO‘ oder ‚German flying saucer‘ verwendet. Um die verschiedenen für diese Arbeit relevanten Motive und Mythen der rechtsesoterischen Literatur untersuchen zu können, werden diese Begriffe deshalb so in dieser Arbeit übernommen. 4 Vgl. Anhang 2 3 der sogenannten Thule-Trilogie.5 Ein wichtige Rolle scheint hier der erste Band der Trilogie, der 1971 erschienene Roman Götzen gegen Thule einzunehmen, da in ihm das erste Mal die literarische Gestaltung eines Geheimbundes „Schwarze Sonne“ auftritt, und der Autor völkische Mythen mit populärkulturellen Nachkriegsmythen verschmelzen lässt. Ein herausstehendes Charakteristikum dieses Romans ist, dass er sich aus einer Vielzahl teilweise schwer zu überschauender ideologischer und religiöser Symbole und Motive zusammensetzt, welche in die Mythenkonstruktion der „Schwarzen Sonne“ eingehen. Die auf den ersten Anblick eklektisch wirkende Vermischung von Verschwörungstheorien mit völkischen, religiösen und populärkulturellen Mythen ist jedoch Ausdruck eines in sich kohärenten Weltbildes des Autors. In dieser Untersuchung ist jedoch kein Platz, die Vielzahl heterogener Quellen, die Wilhelm Landig in dem Roman Götzen gegen Thule verarbeitet, im Detail zu beschreiben. Zum besseren Verständnis werden notwendig erscheinende Erklärungen und Informationen zu den Mythen und Symbolen, die von dem Autor benutzt werden, hauptsächlich in den jeweiligen Fußnoten kurz erklärt und mit relevanter Sekundärliteratur komplettiert. Man muss sich als Leser immer bewusst sein, dass es ein Charakteristikum der zu untersuchenden Primärliteratur ist, dass sie sich aus vielen unterschiedlichen Quellen zusammensetzt, die miteinander verwoben werden. Die mitunter schwer nachvollziehbare Vernetzung dieser Quellen ist aber ein Teil der rechtsesoterischen literarischen Tradition. Um zu verdeutlichen, wie dies bei einem Autor wie Wilhelm Landig geschieht, wurde bewusst gewählt, längere Passagen des Romans Götzen gegen Thule im Abschnitt 2.2. zu zitieren. Dadurch kann illustriert werden, dass sich das Motiv der „Schwarzen Sonne“ aus einer Vielzahl unterschiedlicher Symbole und Traditionen zusammensetzt, die vom Autor zu einem sinnstiftenden Mythos miteinander verwoben werden.6 Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Roman Götzen gegen Thule anhand von Textstellen und Sekundärliteratur in Hinsicht auf die folgenden Fragestellungen zu untersuchen: In welchem Kontext taucht das Symbol der „Schwarzen Sonne“ in dem Roman auf? Welche Funktionen lassen sich ihm zuordnen? Was möchte der Autor mit dem Mythos der „Schwarzen Sonne“ bezwecken? Wie wird das Motiv der „Schwarzen Sonne“ von anderen Autoren aufgegriffen und literarisch gestaltet? Welche Funktionen werden übernommen und 5 Wilhelm Landig: Götzen gegen Thule, Hannover, Hans Pfeiffer, 1971; ders.: Wolfszeit um Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1980; ders.: Rebellen für Thule, Wien, Volkstum-Verlag, 1991. 6 Dasselbe gilt für die Weiterentwicklung des Symbols der „Schwarzen Sonne“ (Abschnitt 2.4.). Auch hier verarbeiten die jeweiligen Autoren eine Vielzahl heterogener Quellen, übernehmen einzelne Aspekte dieses Symbols von Wilhelm Landig und fügen ihm neue hinzu. 4 inwieweit werden neue Inhalte hinzugefügt? Wie kommt es zur heutigen Verbindung der „Schwarzen Sonne“ mit dem zwölfspeichigen Sonnenrad der Wewelsburg? Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Symbol bzw. Mythos der „Schwarzen Sonne“, was im 2. Teil dieses Aufsatzes untersucht wird. Dort wird erst Hintergrund, Mythologie und relevante Literatur zur „Schwarzen Sonne“ präsentiert. Danach werden die wichtigsten Textstellen des Romans, in denen das Motiv der „Schwarze Sonne“ auftaucht ausführlicher zitiert, um dann eine Analyse dieses Symbols anhand von Primär- und Sekundärliteratur durchzuführen. Zum besseren Verständnis der Thematik ist es jedoch von Interesse, in Kapitel 1.1. den Autor Wilhelm Landig kurz zu präsentieren, sowie in Kapitel 1.2. den Inhalt des zu untersuchenden Buches Götzen gegen Thule wiederzugeben. Abschließend sollen in Kapitel 3. die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und diskutiert werden. Am Ende des Aufsatzes befinden sich zudem die in dieser Arbeit verwendeten Internetquellen als Anhang. 1.1. Biographie Wilhelm Landigs Wilhelm Landig7 wurde am 20. Dezember 1909 in Wien geboren und gilt als ein früher Anhänger Adolf Hitlers. Er erhielt eine militärische Ausbildung als Mitglied eines „Mittelschul-Freikorps“ und trat anscheinend schon früh der NSDAP bei. Da diese 1933 in Österreich verboten wurde, wurde er zum ‚Illegalen‘. Nach Teilnahme an dem 1934 in Wien gescheiterten nationalsozialistischen Putschversuch floh er ins Deutsche Reich, wo er einen hohen Status als Mitglied der in Österreich verbotenen NSDAP erhielt. Im selben Jahr trat er auch der SS bei, wobei er gleichzeitig Mitglied des Sicherheitsdienstes SD und der Waffen-SS war, weil ihm die Freikorpszeit als militärische Dienstzeit anerkannt wurde. Anstellung fand er von 1937-38 beim Arbeitswissenschaftlichen Institut in Berlin, welches der Deutschen Arbeitsfront (DAF) unterstand. Unmittelbar nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs kehrte er aufgrund einer Sondergenehmigung Heinrich Himmlers nach Wien zurück, wo er von 1938-41 als Sachberater des SD für geheime Reichssachen tätig war. Obwohl er offiziell direkt dem NSDAP-Mitglied und 7 Die biographischen Daten Landigs sind eher spärlich. Lediglich die Autoren Heller/Maegerle scheinen direkt mit dem Autor im Gespräch gewesen zu sein, und es ist möglich, dass Landig seine eigene Biographie und sein Wirken im Dritten Reich beschönigt hat. Allgemein zu Landig vgl. Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle: Thule, Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten, Stuttgart, Schmetterling-Verlag, 1998, S. 96-102. Nicholas Goodrick-Clarke: Black Sun, Aryan cults, esoteric Nazism and politics of identity, New York, New York University Press, 2002,

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