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SWR2 Musikstunde

Zweiter Sieger ist erster Verlierer Eugene Fodor, der gestolperte Glücksritter (1)

Von Jörg Lengersdorf

Sendung: Montag, 1. Dezember 2014 9.05 – 10.00 Uhr Redaktion: Ulla Zierau

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Zweiter Sieger ist erster Verlierer Stunde 1: Eugene Fodor, der gestolperte Glücksritter

Die Welt der Violine und ihrer Virtuosen ist normalerweise eine Welt der Erfolgsgeschichten. Wer auf dem Geigenolymp ganz oben angekommen ist, hat eine Menge Hindernisse erfolgreich aus dem Weg geräumt, Wettbewerbe gewonnen, Konkurrenten dominiert und Nerven aus Stahl bewiesen. Nun gibt es aber begabte Geiger, deren Karrieren auch mal andere Richtungen nehmen konnten, als nur steil nach oben. Klar: die Musikwelt ist nicht die beste aller möglichen Welten, wer den Lauf der Dinge im Allgemeinen schon des Öfteren mal für ungerecht hält, dürfte vom Verlauf der Musikgeschichte im speziellen häufig bestätigt worden sein. Wer zählt die Namen all derjenigen Supervirtuosen, die bei Wettbewerben nur auf Rang Zwei landeten, obwohl sie vielleicht in vielerlei Hinsicht besser waren, als die gesamte Konkurrenz? Wer erinnert all die vergessenen Spitzenmusiker, die falsche Karriereweichen gestellt haben, die manchmal auch nur Pech mit dem Schicksal hatten, oder die schlichtweg keine Karriere als Superstars im Rampenlicht machen wollten? Solchen Geigern ist die SWR2 Musikstunde in dieser Woche gewidmet. Einer Handvoll dieser Geiger, bei weitem nicht allen. Denn allein eine Aufzählung sämtlicher Violinvirtuosen, die heutzutage völlig vergessen sind, und die es vielleicht anders verdient hätten, würde den Rahmen der Sendungswoche vollkommen sprengen. Und die Unterscheidung in „zu Unrecht vergessen“ und „zu Recht vergessen“ ist ja häufig ohnehin eher Geschmacksache als objektiv begründbar. Eins aber kann ich versprechen: Viele der Aufnahmen in dieser Woche werden selbst eingefleischte Violinfans noch nie gehört haben, zum Beispiel das folgende, etwas obskure, Tondokument eines der hoffnungsvollsten Violintalente aller Zeiten.

Musik 1, gekürzt auf 0.58min Albert Hay Malotte „The Lords Prayer“ Eugene Fodor Orchestra and Chorus „Don Johnson“ Grazioso Records EAN 6 6729201562 3

Es war schon ziemlich am Ende einer insgesamt doch eher traurig verlaufenen Karriere, als der Geiger Eugene Fodor 2002 diese Aufnahme machte: Ein Poparrangement des „Vater unser“, eine schmalzige, aber unanfechtbar gut gegeigte Solostimme, unterlegt mit Schlagzeug, Band und Chor. Man kann das schmalzig finden, seicht, viele werden es als jedenfalls eines Spitzengeigers unangemessen empfinden. Ausgerechnet eine Popplatte mit geistlichen Texten. Nicht wenige Kritiker sahen das 2002 als den verzweifelten Versuch eines gestrauchelten Supervirtuosen, sich dem amerikanischen Publikum als reuiger Sünder anzudienen. Und der Geiger Eugene Fodor hatte vielleicht auch allen Grund dazu, sich 2002 als geläutert zu vermarkten, denn gesündigt hatte der ehemalige Sunnyboy in den Augen des prüden amerikanischen Publikums zuvor auf jeden Fall.

Aber ich greife vor, vielleicht fangen wir ganz von vorne an: Wer war dieser Geiger Eugene Fodor, dessen Karriereanfänge eigentlich zu den allergrößten Hoffnungen Anlaß geben durften? Nun, geboren wird Eugene Fodor 1950 in Turkey Creek, auf der Luxusranch seiner Familie in . Ein Junge vom Lande, der kleine Eugene. Im Falle von Turkey Creek, Colorado darf man getrost an Berge denken, die Rocky Mountains, riesige farbige Wälder im Indian Summer, an Weiden, an Büffelherden und an Pferde. Man kann getrost alle diese Bilder mit dem Jungen Eugene Fodor verbinden, denn so wird er vermarktet: das Wunderkind von der Pferdekoppel. Eine Verwandte sagt über Eugene Fodor: „Eugene lebte auf Pferden, er konnte auf dem Rücken von Pferden stehen, und er konnte auf Pferden Geige spielen…“

Musik 2, 3.37min Fritz Kreisler Menuett im Stile von Porpora Eugen Fodor (Violine), Stephen Swedish (Klavier) RCA 5 CD Box „Eugene Fodor“ EAN 8 803581 176056

Eugene Fodor und Stephen Swedish mit einem Menuett von Fritz Kreisler. Die Biografie der frühen Fodor Jahre, seine Kindheitsüberlieferungen, lesen sich wie hunderte andere 4

Wunderkindlebensläufe: Musikalische Früherziehung durch den Vater, erster Geigenunterricht mit 7, Debut mit 11, dann gleich als jüngster jemals verpflichteter Solist vor dem großen Denver Symphony Orchestra. Fodors Eltern, beide Musikliebhaber, haben sicher auch beste Beziehungen, um ihr junges Talent ans Publikum zu bringen. Wunderkind wird man nie „einfach so“. Und da Eugene Fodor später auf dem Höhepunkt seiner Karriere unzählige Interviews gegeben hat, weiß man auch, dass hinter dem strahlend hübschen Jungen mit den Pferden eine ehrgeizige Familie stand. Noch während der High School darf er sich kaum je mit Freunden verabreden. Stattdessen wird geübt, stundenlang, der Vater besteht darauf. Mit 16 gewinnt Eugene Fodor einen ersten größeren Wettbewerb in Washington. Inzwischen ist er Student des damals renommiertesten Geigenlehrers der USA, Eugene hat ein Stipendium an der New Yorker Juillard School, lernt bei der Pädagogenlegende Ivan Galamian, dem Lehrer zum Beispiel von Itzhak Perlman oder Pinchas Zukerman. Zur Sensation wird Eugene Fodor im Jahr 1972, als er triumphal den Paganini Wettbewerb in Genua gewinnt. Er ist 22, Fodors Lebenslauf verläuft genauso, wie der Lebenslauf eines Topsolisten zu beginnen pflegt. Er wird Paganini Spezialist. Und was für einer.

Musik 3, 6.17min Nicolo Paganini Violinkonzert Nr. 1, op. 6, D Dur Rondo Eugene Fodor New Philharmonia Orchestra, Peter Maag RCA 5 CD Box „Eugene Fodor“ EAN 8 803581 176056

Eine Zeichnung des Konterfeis Paganinis befindet sich stets im Geigenkasten Eugene Fodors. Diese Aufnahme ist bis heute unübertroffen brillant, sensationell virtuos. Mit dem Gewinn des Paganini Wettbewerbs scheint Eugene Fodor 1972 endgültig der Kindheit entwachsen zu sein und auf dem Weg in eine seriöse Karriere. 5

Probleme hat Eugene Fodor tatsächlich nie mit dem Geigen, eher mit der Disziplin. Schon den Lehrern in der Schule war Eugene Fodor des öfteren als Bad Boy aufgefallen, ein Junge, der gern provoziert, den Klassenclown spielt, heimlich auf dem Pausenhof raucht, und dazu unverschämt arrogant sein kann. Disziplinprobleme führen nun auch am Karrierescheideweg zu ersten Zerwürfnissen mit mächtigen Förderern. , Geigengott und Lehrer, ist kurze Zeit Mentor des jungen Supertalents, hat aber deutliche Schwierigkeiten mit dem unangepassten Charakter seines Schützlings. Heifetz besteht auf unbedingter Übedisziplin und auf Korrektheit in Kleidung und Auftreten. Nun hat Eugene Fodor in frühester Kindheit offenbar bereits so viel Geige unter den gestrengen Augen seines Vaters üben müssen, dass ihm Fleiß in späteren Jahren wohl eher überflüssig zu sein scheint. Es gelingt ja auch so alles. Statt an Musikliteratur zu arbeiten, perfektioniert Fodor seine Technik am Poolbillardtisch. Die konfliktreiche Lehrer Schüler Beziehung zwischen Heifetz und Fodor eskaliert, als der legendär pedantische Jascha Heifetz den Studenten auffordert, sich die modisch langen Haare kurz zu schneiden. Nicht mit Eugene Fodor: der erscheint in der nächsten Stunde mit einer Kurzhaarperücke, die lange Haare darunter nur leidlich kaschiert, es folgt der Rauswurf.

Musik 4, 4.35 Pablo de Sarasate Romanza Andaluza Eugene Fodor (Violine), Stephen Swedish (Klavier) RCA 5 CD Box „Eugene Fodor“ EAN 8 803581 176056

Wenn Eugene Fodor selten einfache Beziehungen zu seinen altehrwürdigen Förderern hat, so schadet ihm das vordergründig betrachtet zunächst einmal überhaupt nicht. Das Image des Outlaws im Klassikbetrieb steht ihm gut zu Gesicht. Er kultiviert das Bild des Don Juans, pfeift aus seiner Luxuslimousine Frauen auf der Strasse hinterher, raucht Marihuana. Antibürgerliches Verhalten: Im Post Woodstock Amerika macht er das alles vermutlich zur Freude seiner PR Agenten. 6

Und seine Karriere hat ihren Höhepunkt noch nicht einmal erreicht. 1974 zieht der Vorzeigerebell aus, um zum amerikanischen Volkshelden zu werden. Eugene Fodor bewirbt sich beim Moskauer Tschaikowsky Wettbewerb. Auf dem Höhepunkt des kalten Krieges spielen hier immer noch die Systeme gegeneinander: Ost gegen West. Hier dominieren seit Jahren die Sowjetkader die Konkurrenz: Die russische Geigenschule stellt auf internationalen Wettbewerben eine kaum zu besiegende Phalanx auf die Podien. Die Moskauer Konkurrenz ist das traditionelle Schaulaufen der Eliten aus den kommunistischen Violinschmieden. Und nun kommt der gutaussehende US Posterboy Eugene Fodor und lässt sich in Cowboystiefeln und Hufeisengürtelschnalle vor der Tschaikowsky Büste des Konservatoriums pressewirksam fotografieren.

Musik 5, 1.51min Fritz Kreisler Scherzo Caprice aus “Recitativo und Scherzo Caprice” Eugene Fodor RCA 5 CD Box „Eugene Fodor“ EAN 8 803581 176056

Sein Image reicht bei weitem nicht aus im Moskauer Koservatoriumssaal, um das kritischste Publikum der Welt zu überzeugen. Wer hier, beim Tschaikowsky Wettbewerb, geliebt wird von den geigenverrückten Zuschauern, muss gegen Weltspitze bestehen können. Tatsache ist: Nationalitäten sind spätestens vor den Zuschauerrängen nebenrangig, dafür umso wichtiger: geigerisches Handwerk. Schon nach Eugene Fodors Solocapricen in einer der ersten Runden scheint das Publikum beim Applaudieren kein Ende zu finden, wie Fodor später in Interviews erzählt. Tatsächlich verspätet sich der Auftritt der nachfolgenden Kandidatin im Zeitplan um ganze zwölf Minuten, weil der Tumult im Saal kein Ende nimmt. Igor Oistrach, Sohn des legendären russischen Geigers David Oistrach und selbst Weltklassegeiger, kommt nach der Vorrunde ins Ankleidezimmer Fodors und erklärt mit schwerem russischen Akzent: „Perfect“. „Ob ich dachte, dass ich gewinnen würde?“ wird Eugene Fodor später in einem Interview im Originalton zum Besten geben: „Yeah, 7 sagen wir mal so: ich wusste, dass ich kein Problem mit der Platzierung kriegen würde“

Musik 5, 9.06 Peter Tschaikowsky Violinkonzert op. 35 in D Dur Allegro vivacissimo Eugene Fodor (Violine) New Philharmonia Orchestra, Erich Leinsdorf RCA 5 CD Box „Eugene Fodor“ EAN 8 803581 176056

„Moskowiter, die ein sehr genaues Publikum sind, applaudierten dem amerikanischen Teilnehmer für fünf Minuten“. So stand es zu lesen 1974 nach Fodors Finale in der Moskauer „Tass“. Eugene Fodor hat gespielt und die Herzen des Moskauer Publikums erobert. Und in der Folge passiert das, was schon viele Karrieren befördert hat: Fodor gewinnt nicht. Er wird, gemeinsam mit zwei sowjetischen Teilnehmern, Zweiter. Ein erster Platz wird nicht vergeben. Ein Skandal, der gut in jede Karriere passt. Angeblich wird Fodor nach der vermeintlich politisch motivierten Entscheidung gegen den US Amerikanischen Teilnehmer von weinenden russischen Frauen auf der Strasse um Verzeihung für das Verhalten der korrupten Jury gebeten. Ob das nun genau so stimmt, wie es später Eugene Fodor in Interviews erzählt, mag dahingestellt bleiben, daheim in den USA wird es zur Sensation. Zweifelsohne hat der Geiger Eugene Fodor das Potential, jeden Wettbewerb der Welt zu gewinnen, das leuchtet vielen Geigenkritikern ein, die sein Spiel beurteilen müssen. Aber erst der vermutete Betrug Russlands gegen Amerika macht Fodor endgültig zum kurzzeitig wohl bekanntesten Geiger der USA. Talkshows reißen sich um ihn, Fodor spielt in der Folge gar eine kleine Rolle in einer Fernseh- Seifenoper, in der er sich selbst persifliert. Er erweist sich auch als echtes TV Talent, als er zum Beispiel in einer Show vor Millionenpublikum mit dem Folk Fiddler Charlie Daniels Western Musik um die Wette geigt…

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Musik 7 0.39min Auszug aus Johnny Carson Show, NBC Charlie Daniels und Eugene Fodor „Orange Blossom“ Quelle: Youtube

Eugene Fodor geigt in der Johnny Carson Show mit einem Western Geiger um die Wette, das ist umwerfend unterhaltsam, es zeugt nebenbei bemerkt auch für die stilistische Vielfalt, die seine künstlerische Natur beherbergt, Eugene Fodor hat sich lebenslang für Folk und Jazz Musik interessiert. Um diese Zeit, Mitte der siebziger Jahre, ist Eugene Fodor ein Topverdiener im amerikanischen Klassikzirkus. Sein Spitzname: Mick Jagger der Geige. Es ist jene Zeit, in der eine Platte mit virtuosen Stückchen erscheint, auf deren Cover Eugene Fodor abgebildet ist mitsamt seinem Pferd, in offenem Hemd auf der Weide sitzend, die Geige in der Hand. Ein legendär geschmackloses Cover, aber eine fantastisch gegeigte Platte, jedoch eine, deren musikalische Zusammenstellung nur jene Stücke präsentiert, deren die immer zahlreicheren Kritiker von Fodors Marketing langsam überdrüssig sind: Paganini, Sarasate, Bazzini, Kreisler… drei Minuten Hits. Es sind eben jene drei Minuten Hits, die Fodor fast immer in Talkshows und Recitals spielt. Der Cowboy und seine Schlagermusik – warum spielt Fodor nie seriöse Kammermusik? Warum nur virtuoses Feuerwerk und Schmachtfetzen? Das fragen die Kritiker. Fodors Ruf beginnt zu leiden. Er, der mit der Geige herzergreifend singen kann, gilt als oberflächlicher Künstler. Zudem sind zu seinem exzessiven Marihuana Konsum nun auch härtere Drogen dazugekommen. Jede Nacht eine Party, Fodor gerät in zweifelhafte Gesellschaft.

Musik 8, 6.11 min Sonate op. 100 A Dur Andante tranquillo Eugene Fodor (Violine) Alexander Peskanov (Klavier) Clarity Recordings EAN 7 44786 10142

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Brahms Sonate op. 100, mit Pianist Alexander Peskanov. Mitte der 80er Jahre spielt Eugene Fodor erstmals Brahms in der Carnegie Hall, die Kritiker jedoch vermissen angeblich jene Tiefe, um die er sich verzweifelt bemüht. Tatsächlich ist Fodors Brahms Platte eine der ausdrucksstärksten Aufnahmen, die er je gemacht hat. Aber für eine Karrierewende ist es jetzt wohl ohnehin zu spät. Der ehemals heimlich auf dem Schulhof rauchende Klassenclown ist auf dem Weg in die Drogenhölle. Die Heroinsucht hat Fodor inzwischen fest im Griff. Angeblich hat Eugene sogar eine Nadel im Arm, während er mit dem Auto zu Konzerten fährt. Seine Klavierbegleiterin erinnert sich später, in solchen Momenten vom Beifahrersitz aus gelenkt zu haben, obwohl sie keinen Führerschein besitze. Ende der achtziger kommt das Aus. Verhaftung, Polizei, Prozeß. Eugene Fodor ist in ein Motel eingebrochen, mitten in der Nacht. Hausfriedensbruch ist schon schlimm genug, aber er hat auch noch Kokain, Heroin und eine Waffe dabei. Dem Haftrichter bietet Eugene seine sündhaft teure Geige als Kaution, es hilft alles nichts, er verbringt Tage im Gefängnis, später in der Entzugsklinik. Die Karriere ist vorbei. In den Folgejahren kommt es zu jenen verzweifelt wirkenden Versuchen, zu retten, was an Nachruhm zu retten ist, alles vergeblich. Eugene Fodor nimmt zwei Platten auf, eine mit geistlicher Popmusik die andere und mit seichten Arrangements von verblassten Charthits. Was hier bei flüchtigem Hinhören klingt, wie ein zweitklassiger Popgeiger, ist in Wahrheit einer der größten Virtuosen des 20. Jhds.

Musik 9, gekürzt auf 0.48min Waldman/Lind/Galdstone Save the best for Last Eugene Fodor Orchestra and Chorus “Don Johnson” Grazioso Records G95143 “Love Fodor Style”

Eugene Fodor spielt Popmusik. Klanglich ein Edelmann der Geige. Und ein gestolperter Glücksritter. Eugene Fodor wurde immerhin 60 Jahre alt und versuchte 10 regelmäßig Comebacks, noch nach der Jahrtausendwende hat er große Violinkonzerte aufgenommen, allerdings nur bei winzigen Labels und ohne große Marktresonanz. Seine wegweisenden Aufnahmen aus den 70er Jahren kann man heute teilweise nur noch als Reimporte in Korea, China oder Japan bestellen. Im Jahr seines Todes, 2011, wurde eine Gedenkassette in Asien mit Aufnahmen von ihm veröffentlicht vom Label RCA. In Deutschland ist sie nur über komplizierte Umwege zu erhalten. Aber das Internet macht vieles möglich. Und so erinnern wenigstens einige wenige Tonträger an die Siebziger Jahre und den Mick Jagger der Geige. Nach seinem Triumph beim Moskauer Tschaikowsky Wettbewerb hatte Eugene Fodor sich von der Ranch seiner Eltern sein Pferd direkt ans Rollfeld des amerikanischen Flughafens bringen lassen, wo ihn Fans jubelnd begrüßten. „Gut Geige spielen reicht nicht, Man muss Glamour haben“, hatte er oft erklärt. Und war vom Rollfeld geritten…

Musik 10 10.46 min Tomaso Vitali Chaconne Eugene Fodor (Violine) Joseph Payne (Orgel) RCA 5 CD Box „Eugene Fodor“ EAN 8 803581 176056