Birkhuhn-Habitatbewertung (GIS Modellierung) als Grundlage für Habitatverbesserung/-erhaltung sowie Bestandsstützung/Wiedereinbürgerung des Birkwildes im Waldviertel

SUSANNE REIMOSER FRIEDRICH REIMOSER

ISBN 978-3-9504175-0-0 Online Edition DOI: 10.17439/Birkhuhn_Waldviertel

wildlife.info, online publications Wildlife

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 1

Birkhuhn-Habitatbewertung (GIS Modellierung) als Grundlage für Habitatverbesserung/-erhaltung sowie Bestandsstützung/Wiedereinbürgerung des Birkwildes im Waldviertel

Black grouse habitat assessment (GIS Modelling) as a basis for habitat improvement and restocking of black grouse in the “Waldviertel” region (Lower )

S. REIMOSER F. REIMOSER

Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie Veterinärmedizinische Universität Wien Research Institute of Wildlife Ecology University of Veterinary Medicine Vienna

Im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregierung, Abteilung Forstwirtschaft

ISBN 978-3-9504175-0-0 Online Edition DOI: 10.17439/Birkhuhn_Waldviertel

wildlife.info, online publications 2015

2 wildlife.info – online publications 2015

Empfohlene Zitierung: Reimoser S., Reimoser F., 2015: Birkhuhn-Habitatbewertung (GIS Modellierung) als Grundlage für Habitatverbesserung/-erhaltung sowie Bestandsstützung/Wiedereinbürgerung des Birkwildes im Waldviertel. Published by wildlife.info, 111 S. (Online Edition, ISBN 978-3-9504175-0-0)

ISBN 978-3-9504175-0-0 DOI: 10.17439/Birkhuhn_Waldviertel

Copyright 2015 by wildlife.info Online publications: wildlife.reimoser.info

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 3

Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung, Abstract ...... 5 1. Einführung und Fragestellung ...... 5 2. Material und Methode ...... 6 2.1 Untersuchungsgebiet ...... 7 2.2 Digitale Datengrundlagen ...... 11 2.3 Flächenbesichtigungen ...... 13 2.4 Datenauswertung ...... 13 2.4.1 Datenbearbeitung ...... 13 2.4.2 Bewertung der Habitatindices ...... 18 3. Ergebnisse ...... 18 3.1 Bewertung der einzelnen Habitatfaktoren für das Birkhuhn ...... 18 3.2 Zusammenfassung der einzelnen Habitatfaktoren zu einem Gesamt-Habitatindex ...... 40 3.3 Potenzielle Birkhuhn-Habitatschwerpunkte und Management-Präferenzgebiete ...... 43 3.3.1 Habitatschwerpunkte ...... 43 3.3.2 Management-Präferenzgebiete ...... 44 3.3.3 Effektive Habitatfläche und Birkhuhn-Kapazität ...... 48 3.4 Störfaktoren ...... 50 3.5 Detailbetrachtung der Management-Präferenzgebiete ...... 52 3.5.1 Präferenzgebiet Schrems-Heidenreichstein ...... 52 3.5.2 Präferenzgebiet Karlstift-Griesbach- ...... 54 3.5.3 Präferenzgebiet Braunegg- ...... 56 3.5.4 Präferenzgebiet Truppenübungsplatz – Windhagsche Stiftung ...... 58 3.5.5 Trittstein Traunstein (Schönau – Spielberg) ...... 61 3.5.6 Raum St. Martin ...... 62 4. Diskussion und Schlussfolgerung (Maßnahmen-Vorschläge) ...... 64 4.1 Problematik der Habitatbewertung ...... 64 4.2 Alternative Bewirtschaftungsformen ...... 65 4.3 Habitatvernetzung und Kooperation mit angrenzenden Gebieten ...... 65 4.4 Negative Entwicklungen für das Birkhuhn und Gegenmaßnahmen ...... 68 4.5 Prädatoren ...... 79 4.6 Aufklärungsarbeit ...... 84 5. Zusammenfassung ...... 85 6. Summary ...... 86 7. Danksagung ...... 86 8. Literatur ...... 88 9. Anhang: Historische Quellen zum Birkhuhn in der böhmischen Masse ...... 91

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Habitat-Index

Management-Präferenzgebiete

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 5

Birkhuhn-Habitatbewertung (GIS Modellierung) als Grundlage für Habitatverbesserung/- erhaltung sowie Bestandsstützung/Wiedereinbürgerung des Birkwildes im Waldviertel

FRIEDRICH REIMOSER und SUSANNE REIMOSER Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien

Kurzfassung. Im nordwestlichen Teil von Niederösterreich („Waldviertel“, Böhmisches Mittelgebirge, 200-1060 m Seehöhe) wurde für eine Fläche von 4680 km² die Lebensraumeignung für Birkhühner (Tetrao tetrix) untersucht. Die ehemals hohen Birkhuhnbestände haben in diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen und sind bis auf kleine Restvorkommen verschwunden. Mit geographischen Analysemethoden (GIS Modellierung auf Grundlage der für den Großraum vorhandenen Datenquellen) wurden günstig vernetzte Gebiete herausgefunden, in denen eine Habitatverbesserung und Bestandsstützung für Birkhühner am ehesten Erfolg verspricht. Dadurch soll sich eine auf Dauer selbstreproduzierende Birkhuhnpopulation wieder ansiedeln können. Es konnten 6 Gebiete mit hohem Habitat-Potenzial für Birkhühner festgestellt werden. Diese umfassen eine Fläche von gesamt 327 km² (7% des Untersuchungsgebietes, jeweils rund die Hälfte Wald und Grünland), mit einer Maximalentfernung zwischen benachbarten Teilflächen von 30 km. Bei entsprechender Habitatgestaltung könnte in den vorgeschlagenen Präferenzgebieten Lebensraum für etwa 150 Birkhühner (günstigenfalls bis zu etwa 550 Hühnern) wiederhergestellt werden. Management-Empfehlungen für Birkhuhngebiete, ausgerichtet auf landwirtschaftliche, forstliche, jagdliche, sowie die Freizeit- und Erholungsaktivitäten betreffende Tätigkeitsbereiche, werden vorgeschlagen. Zum Vergleich mit der ehemals günstigen Situation für das Birkhuhn wurden historische Literaturquellen zusammengestellt. Schlüsselworte: Birkhuhn, Böhmisches Massiv, Habitat-Bewertung, Präferenzanalyse, GIS

Abstract. In the “Waldviertel” region, a 4680 km² area in the northwest of (altitude 200 to 1060 m), the habitat suitability for black grouse (Tetrao tetrix) was investigated. The former vital populations of black grouse in this region declined dramatically in the last decades unto small remnants. By means of analytical methods and geographic information systems well connected areas were to be found, in which improvement of habitat and stocking of remaining populations or re- introduction may lead to sustainable, self-reproducing populations of black grouse. Six regions with relatively good habitat potential for black grouse could be located, with in total 327 km² (7% of the investigation area) with maximum 30 km distance between neighbouring areas. To enable a self- reproducing population of black grouse, measures for habitat improvement must be made on a sufficiently large area. If these measures are carried out accordingly about 150 birds (at best perhaps 550) could be established on the long term. Management recommendations towards agriculture, forestry, hunting, and recreational interest groups are suggested. Historical information is attached. Keywords: Black grouse, Bohemian Massif, habitat assessment, preference analysis, GIS

1. Einführung und Fragestellung Das Birkhuhn (Tetrao tetrix) war in vergangenen Jahrhunderten im Mittelgebirgsland der böhmischen Masse (Granit- und Gneishochland) weit verbreitet. Die kleinstrukturierte, landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft mit einem Mosaik aus Äckern, Wiesen, Weiden, Wald, mit mageren Standorten, zahlreichen Mooren und Feuchtgebieten, offenen Kuppenlagen und Landschaftselementen wie zum Beispiel Feldrainen und Granitsteinhaufen (Bicheln) mit Pioniergehölzen und Heidevegetation boten günstige Habitate für Balz, Fortpflanzung und Nahrung des Birkhuhnes. Seit Ende des 20. Jahrhunderts hat der Bestand

6 wildlife.info – online publications 2015 sowohl in Tschechien, im oberösterreichischen Mühlviertel und im niederösterreichischen Waldviertel rapide abgenommen und es sind nur mehr vereinzelte Restvorkommen vorhanden. Die Ursachen sind multifaktoriell (Forstner 1984; Schmalzer 1995, 1996, 1997, 2000, 2004; Berg et al. 1995). Wesentliche Gründe für den zunehmenden Schwund von Birkhühnern sind zum Beispiel die Intensivierung der Landwirtschaft durch frühere und häufigere Mahden (Silagegewinnung), die zu Verlusten bei Gelegen und Gesperren führen, sowie durch intensive Düngung, die zu üppigeren, jedoch artenärmeren Pflanzengesellschaften führten, und Flurbereinigungen, bei denen die für Nahrung und Schutz wichtigen Hochraine und Bicheln (Granitsteingruppen) mit Sprengungen und Bagger weggeräumt wurden; Abnahme des Insektenreichtums durch Insektizide und auch durch Herbizide infolge der Pflanzenartenverarmung. Ein weiterer wesentlicher Ursachenkomplex ist die Entwässerung von Mooren und Feuchtgebieten und die Aufforstung vieler dieser Gebiete. Auch die Zunahme von Beutegreifern und Nesträubern (u.a. Zunahme des Fuchsbestandes nach Tollwutimpfung, geringere Fuchsabschüsse durch räudebedingten Wertverlust der Bälge, Greifvogelschutz, Ausbreitung der Wildschweinpopulation, Aaskrähen), sowie touristische Erschließungen und Störungen durch Freizeitaktivitäten (Arlettaz et al. 2007) spielten eine Rolle. Ziel dieser Untersuchung ist es, mittels geographischer Analysemethoden günstig vernetzte Gebiete im Waldviertel herauszufinden, in denen eine Habitatverbesserung und Bestandsstützung am ehesten Erfolg verspricht, sodass sich eine auf Dauer selbstreproduzierende Birkhuhnpopulation wieder ansiedeln kann. Das Projekt wurde im Auftrag des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung (Abteilung Forstwirtschaft) durchgeführt. Birkhühner sind einerseits „Kampfzonenbewohner“, z.B. in alpinen Gebieten und an Moorrändern, andererseits „Katastrophenart“, wie z.B. nach Waldbränden, Wind- und Schneebrüchen oder Borkenkäferkalamitäten (Lehmann 2000). Im zweiten Fall ist der Lebensraum durch Sukzession nur zeitweilig verfügbar und die Birkhühner müssen auf andere, neue Flächen ausweichen. Als Kulturfolger nutzen Birkhühner auch anthropogen bedingte „Ersatz-Kampfzonen und Katastrophen“. Dazu zählen u.a. Waldweide, Kahlschläge, Truppenübungsplätze sowie extensive Formen der Landwirtschaft. Um weiterhin Birkhühner in der Kulturlandschaft erhalten zu können, müssen solche Landschaftstypen auch erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Das Birkhuhn als Leitart für naturnahe, weitgehend offene Landschaften (Kolb und Jenrich 2000, Kirchner 2010), steht als Indikator stellvertretend für eine ganze Lebensgemeinschaft, zu der viele bedrohte Wiesenbrüter, Wirbellose und Pflanzengesellschaften zählen; intakte Birkhuhn-Lebensräume sind im Waldviertel auch Lebensraum für zahlreiche andere seltene Arten.

2. Material und Methode Die Bewertung der potenziellen Habitateignung erfolgte anhand der für das Waldviertel bereits vorhandenen digitalen Datensätze aus jenen Themenbereichen, die für eine Birkhuhn-Habitatsbeurteilung als relevant eingestuft wurden. Die Datengrundlagen wurden Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 7 zur Verfügung gestellt vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung, vom Umweltbundesamt, von Mag. Alois Schmalzer (langfristiges Birkhuhnmonitoring), vom Bundesheer TÜPL Allentsteig sowie vom Landesjagdverband Niederösterreich; einige Daten wurden neu digitalisiert, weitere zugekauft (Details siehe Kapitel 2.2). Die zu berücksichtigenden Habitatfaktoren (saisonal differenziert) beziehen sich grundsätzlich auf Geländeform, Klima, verfügbares Nahrungsangebot, Deckung (Klimaschutz, Feindschutz), Wohnraum (Balz, Nistplätze, Jungenaufzucht, etc.), sowie Beutegreifer und Beunruhigungsfaktoren (Mensch, Tiere). Nicht für alle Habitatfaktoren waren Datengrundlagen vorhanden oder herleitbar (flächendeckend vergleichbar für das gesamte Waldviertel). Die Datengrundlagen waren in einigen Fällen schon mehrere Jahre alt (Details siehe Kapitel 2.2), zeigen also nur bedingt die aktuelle Situation auf. Die Bewertung wurde für Einheitsflächen mit 31,25 Hektar Größe (Mappenblattschnitt 1:1000) durchgeführt. Die Datenverarbeitung und Auswertung erfolgte mittels ARCGIS 9.3 sowie dBase-Programmen. Geländebegehungen zu verschiedenen Jahreszeiten wurden zur Evaluierung/Überprüfung des Habitatmodells in ausgewählten Gebieten (Referenzflächen) durchgeführt.

2.1 Untersuchungsgebiet Das ca. 4680 km² große Untersuchungsgebiet (Waldviertel, Niederösterreich) umfasst die Bezirke Gmünd, , Waidhofen/Thaya, Horn (außer Südost-Zipfel), sowie Teile der Bezirke Melk und Krems nördlich der Donau, und kleine Teile des Bezirkes Hollabrunn (vgl. Abb. 1). Die Seehöhe liegt zwischen 200m (Donau) und 1063m. Das Klima ist kontinental geprägt mit kalten, aber sonnigen Wintern und kurzer Vegetationszeit im Sommerhalbjahr. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 5 bis 7°C. Der Jahresniederschlag liegt in den südlichen Hochlagen bei durchschnittlich 1000 mm, im Norden und Osten um 600 mm. Winterliche Winde führen häufig zu ausgeprägten Schneeverwehungen. Geologisch überwiegen Granite und Gneise, die Böden sind meist sauer. Die ursprüngliche Landwirtschaft war ein kleinteiliges Mosaik aus Äckern, Wiesen und Weiden mit Stufenrainen, Hecken und kleinen, locker bewaldeten Steinhaufen (Bicheln). Durch die Modernisierung der Landwirtschaft mittels Flurbereinigung, schweren Maschinen, Anwendung von Kunstdünger und Herbiziden, Drainagen zur Entwässerung von Feuchtgebieten und Aufforstung mit Fichtenmonokulturen ging dieses ursprüngliche Landschaftsbild vielerorts verloren.

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Abb. 1: Untersuchungsgebiet Waldviertel mit Seehöhen (von grün über braun bis weiß ansteigend), Bezirksgrenzen und Truppenübungsplatz Allentsteig (TÜPL). Fig. 1: Investigated area („Waldviertel“) with altitude (gradient from green across brown to white), borders und military training ground Allentsteig (TÜPL).

Abb. 2: Verteilung Wald (grün) und Gebüsch (rosa). Fig. 2: Distribution forest (green) and shrubs (pink). Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 9

Abb. 3: Straßen und Siedlungen. Fig.3: Streets and settlements

Abb. 4: Vorkommensgrenze 1960 (rote Linie) und Gebiete mit letzten, großteils bereits erloschenen Birkhuhnvorkommen (Schmalzer 1996, Schmalzer 2004), und Balzplätze 2005 (Gansterer et al. 2006).

Fig. 4: red line = Range of occurence 1960; green = areas with the last occurrences of black grouse (Schmalzer 1996, Schmalzer 2004), blue dots = leks 2005 (Gansterer et al. 2006), orange = military training ground Allentsteig.

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Aussetzungen von Birkhühnern: Am TÜPL-Allentsteig konnte nach 2007 keine natürliche Reproduktion des Birkwildes festgestellt werden (keine erfolgreiche Jungenaufzucht). Seither wurden Birkhühner in Volieren gezüchtet und dort zur Bestandsstützung ausgesetzt. Von der Windhag’sche Stiftung wurden ebenfalls ab diesem Zeitraum Birkhühner bei Zierings ausgesetzt (mündliche Mitteilung der zuständigen Personen). Von Herrn Stefan Leeb werden seit 2014 Birkhühner in Wiesensfeld gezüchtet und ausgewildert (Abb. 5 und 6).

Abb. 5: Junger Birkhahn in der reich strukturierten Voliere Fig. 5: Young black grouse cock in a richly structured aviary.

Abb. 6: Junger Birkhahn kurz nach der Freilassung auf Fichtenwipfel. Fig. 6: Young black grouse cock high up in the trees shortly after release.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 11

2.2 Digitale Datengrundlagen Zusammenstellung der verwendeten Datengrundlagen, gegliedert nach Herkunft der Daten. a) Folgende Daten wurden vom Geoshop des Landes Niederösterreich bestellt und zur Verfügung gestellt: Shapefiles • Mappenblattschnitt 1:1000 (M34) • Mappenblattschnitt 1:2000 (M34) • Verwaltungsgrenzen • Raumordnung • Digitale Katastermappe (DKM), reduzierter Umfang • aggregierte Widmungshülle • Geologische Karte • Naturparks • Naturschutzgebiete • Natura 2000 FFH Gebietsabgrenzung • Natura 2000 VS Gebietsabgrenzung • Natura 2000 FFH Schutzobjekte • Natura 2000 VS Schutzobjekte • Naturräumliche Gliederung • Waldflächen • NÖ Straßengraph • Straßenverkehrszählung im NÖ Straßennetz (jahresdurchschn. tägl. Verkehrsstärke) • Bahnlinien in Wien und NÖ • fließende und stehende Gewässer • Wasserrechtlich bewilligte Schutzgebiete • Wasserschongebiete und Rahmenverfügungen • Freizeitmöglichkeiten an Gewässern • Windkraftanlagen • Windkraftzonen – Planung • Jagdgebietsgrenzen Sonstige Daten • Österreichische Karte 50 TIFF • Laserscan DHM (INSPIRE Anhang II) GRIDASC Für ausgewählte Gebiete (insgesamt für 387 von 3943 Mappenblättern 2000) • Höhenmodelle Kombiprodukt 1m GRIDASC • Orthofoto Epoche 3 bzw. wenn vorhanden Epoche 4 (20cm, 4 Kanal) • Orthofoto Epoche 1 (25cm) ECW

12 wildlife.info – online publications 2015 b) Folgende Daten wurden vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellt: • Corine Landcover 1990, 2000, 2006 • Moorschutzkatalog 1992 • Golfplätze 2011 • Feuchtgebietsinventar 2012 • Aueninventar 2011 • Trockenrasen 1986 • Nationalparks 2012 • Ökoregionen • Skigebiete 2008 • Raster_Flor-Kartierung (Datenquelle: Umweltbundesamt GmbH – data.umweltbundesamt.at) c) Folgende digitale Daten wurden von Mag. Alois Schmalzer zur Verfügung gestellt: • Shapefiles zu Schmalzer (2004) • Shapefiles zu Uhl et al. (2009) d) Folgende Daten wurden von Bundesheer TÜPL Allentsteig, Dr. Jindrich zur Verfügung gestellt: • Shapefiles zu allen Birkhuhnsichtungen am TÜPL-A von 2006 bis 2013 (getrennt nach Jahreszeit, Geschlecht, Brutplätze,…) • Shapefiles zu Balzterritorien 2006 bis 2009 e) Folgende Daten wurden vom Landesjagdverband Niederösterreich zur Verfügung gestellt: • Shapefiles zu Sichtbeobachtungen von Birkhühner 2005 (Balzplätze, Balzhähne) • Shapefiles der Reviere mit Birkhuhnnachweise 2005 (Hennen, Gesamt) • Abschuss- und Fallwilddaten für Fuchs, Marder, Iltis, Wiesel, Wildschwein, Krähen, Eichelhäher und Elster von 2005 - 2014 f) Folgende Daten wurden zugekauft: • Administrativkarte Niederösterreich 1864-1882 vom BEV g) Neu digitalisiert wurden u.a.: • Feuchtgebiete: von ÖK50-Karte („Nasser Boden“) • Birkhuhnvorkommen 1996 (Bericht von Schmalzer 1996) • Birkhuhnvorkommen 2004 (auf Karte händisch eingezeichnete Gebiete von Mag. Schmalzer) • Birkhuhnsichtungen 2008-2014 (Daten von Mag. Alois Schmalzer übermittelt) • Umriss TÜPL Allentsteig • „Hot Spots“ zur näheren Untersuchung • Loipen und touristische Attraktionen (aus Werbeprospekten übernommen)

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 13

2.3 Flächenbesichtigungen 15.04.14: Flächenbesichtigungen mit Mag. Schmalzer – Meloner Au, , Griesbach, Antenfeinhöfe, Langschlägerwald, Frauenwieserteich, Kasbach, … 23.07.14: Flächenbesichtigungen mit Mag. Schmalzer – Reichers, Grainbrunn, Gloden, Voitsau, Elsenreith, Kleingöttfritz, Riegers, Weitra, Buchers, Heinrichs, … 24.07.14: Flächenbesichtigungen mit DI Arno Haslacher – TÜPL Allentsteig 22.09.14: Flächenbesichtigungen mit FD Hackl, Windhag’sche Stipendienstiftung 26.10.14: Flächenbesichtigungen mit Herrn Stefan Leeb – Wiesensfeld 03.04.15: Flächenbesichtigungen mit Herrn Stefan Leeb – Wiesensfeld 10.04.15: Flächenbesichtigungen mit Mag. Schmalzer – Gmünd, Schrems, Heidenreichstein 06.07.15: Flächenbesichtigungen – Muckendorf, Rammelhof, Griesbach, Antenfeinhöfe, Langschlägerwald, St. Martin, ...

2.4 Datenauswertung

2.4.1 Datenbearbeitung Um die Daten miteinander verarbeiten zu können wurden alle GIS-Daten auf die vom Land Niederösterreich zur Verfügung gestellten Luftbilder transformiert, verschoben oder rektifiziert (je nach Datengrundlage). Als Rastergrundlage für die Habitatbewertung wurde der Mappenblattschnitt 1:1000 als Grundeinheit verwendet. Eine Rastereinheit umfasst dabei 500m x 625m (= 31,25 ha). Insgesamt wurden 15.380 Rastereinheiten, entsprechend 480625 ha (4806 km²) in die Auswertung genommen. Für jede Rastereinheit wurden Habitat- Indices berechnet und dann mit den letzten Birkhuhnvorkommen (Referenzflächen) verglichen, um die Wertigkeit der einzelnen Indices zu evaluieren. a) Feldrainindex Aus dem DKM wurden Grünlandflächen selektiert und in Linien umwandelt. Dann wurden die Linien mit dem Mappenblattschnitt 1:1000 verschnitten. Die Linien wurden an den Knotenpunkten getrennt. Aus dem DKM wurden alle Grünlandflächen entfernt (= DKM-Nichtgrünland). Alle Linien von DKM-Grünlandlinien wurden entfernt, die mit Nichtgrünlandflächen angrenzten. Dadurch blieben nur Grünland-Grünland-Randlinien über.

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Die Länge der Grünlandlinien je Rastereinheit wurde ermittelt und der Wert durch 2 geteilt, um doppelte Werte zu entfernen, da ein Rain von zwei Polygonseiten begrenzt wird. Dieser Wert entspricht dem Feldrainindex. Er bildet nicht die reale Feldraindichte ab, da zwei im Kataster getrennte Felder als ein Feld bewirtschaftet werden kann oder umgekehrt, jedoch bei stichprobenmäßiger Durchsicht von Luftbildern war eine Zusammenhang erkennbar (siehe Abb. 7), daher konnte dieser Wert als grober Index herangezogen werden.

Abb. 7: Luftbildausschnitt, im rechten Bild mit Grünlandgrenzen aus DKM überlagert (rote Linien).

Fig. 7: Aerial photo, on the right field edges determined from digital land registers are shown as red lines.

b) Waldflächenindex Waldflächen wurden vom DKM ausgewählt. Die Waldflächen wurden mit dem Mappenblattschnitt 1:1000 verschnitten und die Waldfläche je Rastereinheit ermittelt.

c) Waldrandindex-DKM Aus dem DKM wurden Waldpolygone selektiert und in Linien umwandelt. Dann wurden die Linien mit dem Mappenblattschnitt 1:1000 verschnitten. Die Linien wurden an den Knotenpunkten getrennt. Alle Waldlinien, die an DKM-Nichtgrünland angrenzten (alles ausgenommen vegetationsarme Flächen, Feuchtgebiete, Alpe, verbuschte Flächen sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Acker, Wiese und Weide) wurden ausgewählt und entfernt. Nur Waldränder, die an Grünland grenzen bleiben übrig. Die Waldlinien/Rastereinheit wurden ermittelt und bilden den Waldrandindex-DKM.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 15 d) Waldrandindex-ÖK Dieser wurde berechnet wie der Waldrandindex-DKM, jedoch als Grundlage wurden die Waldflächen aus der digitalisierten ÖK50 Karte statt Waldflächen aus dem DKM herangezogen. In vielen Forsten werden Abteilungsschneisen in der ÖK als Waldränder abgebildet, im DKM jedoch nicht (siehe Abb. 8). Im Gebieten mit vielen solchen Schneisen wird der Waldrandindex überbewertet, da sie keine so große Auswirkung auf die Habitatqualität für das Birkhuhn darstellen. Aus diesem Grunde wurde der Waldrandindex für die weitere Habitatevaluierung aus dem DKM berechnet.

Abb. 8: Waldflächen aus DKM links und aus ÖK Mitte und rechts, jeweils aus dem gleichen Gebiet.

Fig. 8: Forest areas from digital land registers (left) and from the Austrian topographic map (center and right), each from the same area.

e) Waldverteilungsindex Variable = Waldlinien (m)/Waldfläche (ha). Je mehr Waldrand im Verhältnis zur Waldfläche, desto stärker ist die Fragmentierung der Waldes (Abb. 9).

Abb. 9: Stark fragmentierte Waldgebiete. Fig. 9: Strongly fragmented forest areas.

16 wildlife.info – online publications 2015 f) Buschfläche Diese für verbuschte Flächen aus dem DKM stammender Wert wurde berechnet wie die Waldfläche. g) Buschrandindex Diese aus dem DKM stammender Wert wurde berechnet wie der Waldrandindex.

h) FFH- Index Aus den Lebensraumtypen (LRT) der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Natura2000 Schutzgebiete) wurde ein Index berechnet. Für Birkhuhn positive Flächen wurden entsprechend gewichtet. Für die Gewichtung siehe Ergebnisse.

i) Corine-Index Die Corine-Landcover-Daten wurden entsprechend Birkhuhn-Eignung gewichtet. Für die Gewichtung siehe Ergebnisse.

Abb. 10: Corine-Landnutzungstypen.

Fig. 10: Corine-Land Cover. Legend from top to bottom: urban areas, arable land, vineyards, meadows and pastures, complex cultivation, mixed agricultural areas, broad-leaved forest, coniferous forest, mixed forest, marshes, water.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 17 j) Straßen-Index Entlang von Straßenlinien wurde beidseits ein 10 m breiter Puffer gelegt und die sich daraus ergebende Fläche je Rastereinheit berechnet. k) Siedlungs-Index Für bebaute Flächen gab es drei verschieden Datengrundlagen: • Corine: grobe Auflösung. Siedlungen werden erst ab 25ha dargestellt • aggregrierte Widmungshülle: feinere Auflösung als Corine. Es fehlen jedoch Einzelgehöfte • DKM: feinste Auflösung. Auch Einzelgehöfte sind abgebildet. Um Siedlungsflächen (Ortschaften) aus den DKM-Bauflächen abzuleiten, wurde ein 20 m breiter Puffer um entsprechende Flächen (Bauflächen, Betriebsflächen, Gebäude, Gärten und Friedhöfe) gelegt, damit Straßen in Ortschaften überbrückt werden konnten und jede Ortschaft eine Einheit bildete. Mit der Funktion „Multipart to Singlepart“ wurden so eigene Entitäten hergestellt. Die Flächengröße jeder Entität wurde bestimmt. Die aggregierte Widmungshülle wurde gleich wie DKM-Flächen behandelt; bei Corine-Daten waren bereits entsprechende Entitäten für Ortschaften vorhanden, aus denen die Flächen berechnet wurden. l) Geologie-Index Es wurden die geologischen Einheiten nach ihrem Nährstoffreichtum bewertet. Annahme: nährstoffarme Böden sind weniger wüchsig, folglich weniger wertvoll für landwirtschaftliche Nutzung, werden später und seltener gemäht und haben weniger dichten Bewuchs, was günstig für das Birkhuhn ist. m) Geländeneigung, Geländeexposition, Geländekrümmung, Seehöhe Diese Werte wurden aus dem digitalen Höhenmodell berechnet und Indices für jedes Rastereinheit gebildet. n) Prädatoren-Index Es wurden die Abschuss- sowie die Fallwilddichten für Fuchs, Dachs, Marder, Wiesel, Wildschwein, Krähen, Eichelhäher und Elster für die Jahre 2005-2014 auf Jagdgebietsebene gemittelt und auf die Rastereinheit übertragen.

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2.4.2 Bewertung der Habitatindices Als Grundlage für die Bewertung der ermittelten Indices wurden die letzten Birkhuhn- Vorkommensgebiete als Referenzflächen herangezogen (Schmalzer 1996; Schmalzer 2004, siehe Abb. 4). Der TÜPL wurde als Referenzfläche außer Betracht gelassen, aufgrund der Sonderform der Bewirtschaftung in den vergangenen 75 Jahren. Um die Präferenz der verschiedenen Habitatfaktoren durch Birkhühner zu beurteilen wurden Jacob’s Index und selection ratio verwendet (Kauhala & Auttila 2010). Der Jacob’s Index wurde nach der Formel D=(r-p)/(r+p-2rp) berechnet, wobei r der Anteil an Habitat ist, das vom Birkhuhn genutzt wurde (Referenzflächen), und p der Anteil an Habitat, das im Untersuchungsgebiet zur Verfügung steht (gesamtes Waldviertel ohne TÜPL). D kann zwischen -1 (starke Vermeidung) und +1 (starke Bevorzugung) schwanken. Selectio ratio wurde berechnet nach der Formel: SR = r/p. Werte über 1 zeigen Präferenz an (je höher, umso besser), Werte unter 1 Vermeidung (0 wäre stärkste Vermeidung). Jeder Habitatfaktor wurde in Klassen eingeteilt und für diese Klassen wurden die beiden Selektionsindices für die Birkhuhn-Referenzgebiete berechnet. Je nach Präferenz wurden die einzelnen Klassen mit Gewichten zwischen 0 und 100 versehen, um daraus einen Habitatindex zu berechnen (Kapitel 3.1). Anschließend wurden die einzelnen Habitatindices für Birkhuhn- und birkhuhnfreie Gebiete berechnet. Diese Einzelindices wurden gewichtet je nach Einflussstärke auf die Birkhuhnhabitate und dann zu einem Gesamt-Habitatindex verknüpft (Kapitel 3.2).

3. Ergebnisse

3.1 Bewertung der einzelnen Habitatfaktoren für das Birkhuhn

Im Folgenden sind die für die einzelnen Habitatfaktoren und Klassen berechneten Kenngrößen Jacob’s Index und selection ratio dargestellt, sowie die Gewichtung der Klassen je nach Präferenzwerten. Für den Habitatfaktor „Prädatoren“ wurden zunächst anhand der Abschuss- und der Fallwilddaten der einzelnen Prädatorenarten (Fuchs, Dachs, Marder, Wiesel, Krähen, Elster und Häher) Präferenzwerte für die Birkhuhnhabitate (Referenzflächen) berechnet. Daraus wurde ein Gesamt-Prädatorenindex ermittelt. Zu jedem einzelnen Habitatfaktor wurde für das gesamte Waldviertel (inkl. TÜPL) für jede Rastereinheit (31,25 ha, Basis Mappenblattschnitt 1:1000) der Indexwert berechnet und graphisch dargestellt (Abbildungen 11 bis 27).

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 19 a) CORINE-Landnutzungsformen Die höchsten Präferenzwerte erreichten Sümpfe, Wiesen und Weiden, sowie Gewässer, die jedoch nur einen geringen Anteil an der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes aufweisen (insgesamt 1,6%, Tab. 1). Der Corineindex ist besonders hoch im Bereich vom TÜPL- Allentsteig und das Gebiet Braunegg-Ottenschlag. Auch im nordwestlichen Waldviertel sind stellenweise höhere Werte vorhanden (Abb. 11).

Tab. 1: Habitatfaktor „CORINE-Landnutzungsform“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 1: Habitat factor „CORINE-Land Cover“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class.

jacob’s selection Anteil CORINE-Landnutzungsformen Gewicht index ratio (%) Sümpfe 0,94 30,1 0,1 100 Wiesen und Weiden 0,80 8,3 1,4 80 Gewässer 0,80 8,8 0,1 80 komplexe Parzellen 0,45 2,0 20,1 60 Nadelwald -0,14 0,8 37,4 40 Acker -0,48 0,4 29,7 20 gemischte landwirtsch. Flächen -0,88 0,1 1,9 10 Mischwald -1,00 0,0 5,9 0 städtisch -1,00 0,0 2,4 0 Laubwald -1,00 0,0 0,7 0 Weinbau -1,00 0,0 0,2 0 Fließgewässer -1,00 0,0 0,1 0 Abbauflächen -1,00 0,0 0,01 0

Abb. 11: Corine-Index.

20 wildlife.info – online publications 2015 b) FFH_Lebensraumtypen Die höchsten Präferenzwerte erreichten geschädigte Hochmoore, Borstgrasrasen, Übergangs- und Schwingrasenmoore sowie Moorwälder, die jedoch nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes aufweisen (insgesamt 0,16%, Tab. 2). Besonders hohe Werte im FFH-Index bestehen im Gebiet Karlstift-Griesbach-Altmelon und im nordwestlichen Waldviertel. (Abb. 12).

Tab. 2: Habitatfaktor „FFH-Lebensraumtypen“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 2: Habitat factor „Special Areas of Conservation from Natura 2000“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class.

jacob’s selection Anteil FFH_Lebensraumtypen Gewicht index ratio (%) Geschädigte Hochmoore 0,98 79,0 0,02 100 Borstgrasrasen 0,96 51,8 0,03 100 Übergangs- und Schwingrasenmoore 0,96 55,7 0,01 100 Moorwälder 0,92 24,6 0,1 100 Trockene Heiden 0,90 18,8 0,01 90 Natürliche Stillgewässer 0,88 15,7 0,01 90 Schlammfluren 0,84 11,1 0,1 80 Naturnahe lebende Hochmoore 0,84 11,7 0,002 80 Nitrophile Hochstaudenfluren 0,75 7,0 0,03 70 Goldhaferwiesen 0,68 5,2 0,02 60 Glatthaferwiesen 0,66 4,8 0,2 60 Pfeifengraswiesen 0,66 4,8 0,002 60 Pionierrasen auf Silikatkuppen 0,38 2,2 0,04 50 Silikat-Felsfluren 0,38 2,2 0,01 50 Fluthahnenfuß-Gesellschaften 0,17 1,4 0,04 30 Erlen-, Eschen und Weidenauen -0,11 0,8 0,2 0 keine FFH-Fläche -0,44 0,9 96,4 0 Mullbraunerde-Buchenwälder -1,00 0,0 1,1 0 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder -1,00 0,0 0,8 0 Hainsimsen-Buchenwälder -1,00 0,0 0,6 0 Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen -1,00 0,0 0,1 0 Schlucht- und Hangmischwälder -1,00 0,0 0,1 0 Trockenhang-Kalkbuchenwälder -1,00 0,0 0,03 0 Wärmeliebende Flaumeichenwälder -1,00 0,0 0,02 0 Osteuropäische Steppen -1,00 0,0 0,01 0

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 21

Abb. 12: FFH-Index. Fig. 12: Special Areas of Conservation index c) Feuchtgebiete Flächen mit Feuchtgebieten wurden bevorzugt (Tab. 3). Diese kamen v.a. im nordwestlichen Waldviertel, am TÜPL Allentsteig und im Gebiet bei Braunegg vor (Abb. 13).

Tab. 3: Habitatfaktor „Feuchtgebiete“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 3: Habitat factor „Wetlands“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Feuchtgebiete (Anteil in %) Gewicht index ratio (%) 0 -0,88 0,9 99,0 0 > 0 0,88 13,3 1,0 100

Abb. 13: Feuchtgebieteindex. Fig. 13: Wetland index.

22 wildlife.info – online publications 2015 d) Waldfläche Die höchsten Präferenzwerte erreichten im Waldviertel Flächen mit 40-50% Waldanteil (Tab. 4).

Tab. 4: Habitatfaktor „Waldfläche“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 4: Habitat factor „Forest area“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Waldfläche (in %) Gewicht index ratio (%) 0% -0,85 0,1 9,9 10 1-10% -0,07 0,9 17,8 40 11-20% 0,12 1,2 9,6 60 21-30% 0,16 1,3 8,0 70 31-40% 0,13 1,3 7,2 70 41-50% 0,37 2,0 6,9 100 51-60% 0,21 1,5 5,6 80 61-70% 0,12 1,3 5,9 70 71-80% 0,14 1,3 5,7 70 81-90% -0,03 0,9 7,0 40 91-99% -0,34 0,5 10,8 30 100% -0,42 0,4 5,7 20

Abb. 14: Waldflächenindex. Fig. 14: Forest area index Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 23 e) Buschfläche Die höchsten Präferenzwerte erreichten im Waldviertel Flächen mit über 15% Anteil an Buschflächen (Tab. 5). Verbuschte Flächen kamen besonders häufig am TÜPL Allentsteig vor (Abb. 15).

Tab. 5: Habitatfaktor „Buschfläche“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen. Tab. 5: Habitat factor „Shrub area“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class jacob’s selection Anteil Buschfläche (in %) Gewicht index ratio (%) 0% -0,25 0,7 44,1 20 1-5% 0,18 1,2 52,6 60 6-10% 0,30 1,8 2,6 70 11-15% 0,37 2,2 0,4 80 >15% 0,57 3,7 0,2 100

Abb. 15: Buschflächenindex. Fig. 15: Shrub area index

24 wildlife.info – online publications 2015 f) Waldrand aus DKM Für den Waldrandindex wurden nur Waldränder herangezogen, die an Grünlandflächen (landwirtschaftliche genutzte Flächen, vegetationsarme Flächen, Feuchtgebiet, Alpe und Buschland) grenzten. Hohe Präferenzwerte erreichten im Waldviertel Flächen mit über 1000m Waldränder pro Rastereinheit (Tab. 6).

Tab. 6: Habitatfaktor „Waldrand aus DKM“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 6: Habitat factor „Forest edges from land register“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class jacob’s selection Anteil Waldrand aus DKM (m/Rastereinheit) Gewicht index ratio (%) 0 -0,58 0,3 21,9 20 1-500 -0,35 0,5 21,7 30 501-1000 -0,09 0,9 20,5 50 1001-1500 0,26 1,5 16,7 80 1501-2000 0,30 1,7 11,2 90 2001-2500 0,38 2,1 6,3 100 2501-3000 0,24 1,6 3,5 90 3001-3500 0,33 2,0 1,6 90 >3500 0,22 1,6 1,2 80

Abb. 16: Waldrandindex. Fig. 16: Forest edge index Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 25 g) Buschrand Für den Buschrandindex wurden nur Buschränder herangezogen, die an Grünlandflächen (landwirtschaftlich genutzte Flächen, vegetationsarme Flächen und Feuchtgebiet) grenzten. Die höchsten Präferenzwerte erreichten im Waldviertel Flächen mit über 1000m Buschränder pro Rastereinheit (Tab. 7).

Tab. 7: Habitatfaktor „Buschrand“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 7: Habitat factor „Shrub edges“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Buschrand (m/Rastereinheit) Gewicht index ratio (%) 0 -0,27 0,7 46,8 30 1 – 500 -0,02 1,0 7,4 50 501 – 1000 0,06 1,1 5,1 70 > 1000 0,26 1,3 40,7 100

Abb.17: Buschrandindex. Fig. 17: Shrub edge index.

26 wildlife.info – online publications 2015 h) Waldverteilungsindex Die höchsten Präferenzwerte erreichten im Waldviertel Flächen mit 320-640m Waldrand pro Hektar Wald (Tab. 8).

Tab. 8: Habitatfaktor „Waldverteilung“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 8: Habitat factor „Forest distribution“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class Waldverteilungsindex jacob’s selection Anteil Gewicht (m Waldrand/ha Wald) index ratio (%) -1 -0,85 0,1 9,9 10 0-40 -0,33 0,6 29,5 30 41-80 0,06 1,1 12,0 60 81-160 0,22 1,4 16,9 80 161-320 0,19 1,4 16,4 80 321-640 0,29 1,7 10,7 100 641-1280 -0,09 0,8 3,2 40 >1280 -0,19 0,7 1,3 30 Waldverteilungsindex = -1: Kein Waldfläche vorhanden und daher nicht berechenbar.

Abb.18: Waldverteilungdindex. Fig. 18: Forest distribution index. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 27 i) Feldraindichte Die höchsten Präferenzwerte erreichten im Waldviertel Flächen mit 2000-4000m Feldrainlänge je Rastereinheit (Tab. 9).

Tab. 9: Habitatfaktor „Raindichte“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 9: Habitat factor „Field edges“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Feldraindichte (m/Rastereinheit) Gewicht index ratio (%) 0 -0,32 0,6 14,6 20 1 - 1000 -0,01 1,0 9,3 50 1001 - 2000 0,03 1,1 5,6 60 2001 - 4000 0,21 1,5 10,0 100 4001 - 8000 0,10 1,2 18,7 80 8001 - 16000 0,09 1,1 23,9 70 16001 - 32000 -0,16 0,8 16,9 40 > 32000 -0,51 0,3 0,9 30

Abb. 19: Feldraindichteindex. Fig. 19: Field edge index.

28 wildlife.info – online publications 2015 j) Seehöhe Je höher die Seehöhe, umso eher wurde das Gebiet von Birkhühnern bevorzugt. Ab 750m Seehöhe ist eine Präferenz feststellbar, unter 450m kamen Birkhühner nicht mehr vor (Tab. 10).

Tab. 10: Habitatfaktor „Seehöhe“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 10: Habitat factor „Altitude“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Seehöhe (m) Gewicht index ratio (%) <=450 -1,00 0,0 15,2 0 451-500 -0,79 0,1 13,1 5 501-550 -0,52 0,4 18,2 20 551-600 -0,23 0,7 16,6 30 601-650 -0,50 0,4 9,2 30 651-700 -0,35 0,5 5,9 40 701-750 -0,09 0,8 5,3 50 751-800 0,50 2,7 4,8 80 801-850 0,60 3,5 4,5 90 >850 0,80 5,6 7,3 100

Abb. 20: Seehöhenindex. Fig. 20: Altitude index. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 29 k) Geländeexposition Da im Waldviertel keine eindeutigen Präferenzen für eine bestimmte Exposition für das Birkhuhn erkenntlich waren, wurde dieser Faktor für die weitere Habitatbewertung weggelassen.

Tab. 11: Habitatfaktor „Exposition“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 11: Habitat factor „aspect“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Exposition Gewicht index ratio (%) Nord 0,06 1,1 13,5 --- Nordost -0,06 0,9 16,3 --- Ost -0,04 0,9 12,5 --- Südost 0,06 1,1 12,9 --- Süd 0,05 1,1 14,6 --- Südwest -0,02 1,0 11,4 --- West -0,09 0,9 9,3 --- Nordwest 0,00 1,0 9,5 ---

30 wildlife.info – online publications 2015 l) Geländeneigung Flächen mit nur geringer Neigung wurden von Birkhühnern im Waldviertel bevorzugt (Tab. 12). Großflächig stark geneigte Flächen, kamen v.a. auf den Hängen Richtung Donautal und an den Flüssen Krems, Kamp, Weitenbach und Ysper vor (Abb. 21)

Tab. 12: Habitatfaktor „Neigung“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 12: Habitat factor „slope“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Neigung (in %) Gewicht index ratio (%) bis 5 0,19 1,2 55,1 100 5,1 – 10 0,08 1,1 23,9 70 10,1 – 20 -0,32 0,6 15,5 40 20,1 – 30 -0,88 0,1 4,7 10 >30 -1,00 0,0 0,9 0

Abb. 21: Neigungsindex. Fig. 21: Slope index.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 31 m) Geländekrümmung Negative Werte zeigen konkaves, positive Werte konvexes Gelände an. Sowohl stark konkave als auch stark konvexe Geländeformen wurden eher gemieden. Es wurden Flächen mit wenig Krümmung bevorzugt (Tab. 13).

Tab. 13: Habitatfaktor „Krümmung“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 13: Habitat factor „curvature“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Geländekrümmung Gewicht index ratio (%) bis -4 -0,92 0,0 0,3 10 -4 bis -3 -0,77 0,1 0,3 20 -3 bis -2 -0,53 0,3 0,9 30 -2 bis -1 -0,21 0,7 3,1 40 -1 bis -0,5 0,00 1,0 5,7 50 -0,5 bis 0,5 0,10 1,0 78,5 100 0,5 bis 1 -0,06 0,9 6,6 50 1 bis 2 -0,18 0,7 3,1 40 2 bis 3 -0,43 0,4 0,9 30 3 bis 4 -0,71 0,2 0,3 20 über 4 -0,84 0,1 0,3 10

Abb. 22: Krümmungsindex. Fig. 22: Curvature index.

32 wildlife.info – online publications 2015 n) Straße Je weniger die Strassendichte, umso günstiger für das Birkhuhn (Tab. 14). Hier ist der TÜPL deutlich im Vorteil (Abb. 23).

Tab. 14: Habitatfaktor „Straßen“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 14: Habitat factor „Streets“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Straße (%) Gewicht index ratio (%) 0 0,33 1,3 52,2 100 0,1-0,5 -0,24 0,6 9,7 30 0,6-1,0 -0,14 0,8 9,7 30 1,1-1,5 -0,20 0,7 19,8 30 1,6-2,0 -0,33 0,5 5,2 20 2,1-2,5 -0,48 0,4 2,5 10 > 2,5 -1,00 0,0 0,9 0

Abb. 23: Straßenindex. Fig. 23: Street index. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 33 o) Siedlung Der Einfluss von bebauten Flächen (Siedlungen) auf Birkhuhnhabitate wurde aus den Corine- Landnutzungsdaten, der aggregierten Widmungshülle sowie aus dem digitalen Kataster (DKM) berechnet (siehe Kapitel 2.4.1.k). Für die weitere Habitatbeurteilung wurden die Siedlungsindices aus den Corine-Landnutzungsdaten und der aggregierten Widmungshülle verwendet (höhere Aussagekraft gemäß Jacob’s Index). Bei den Corine Landnutzungsdaten werden nur größere Siedlungsgebiete (v.a. Städte) erfasst. Kleine Siedlungen scheinen nicht auf, wodurch sich größerere grüne Bereiche ergeben (Abb. 24). Je weniger dicht besiedelt, umso günstiger für das Birkhuhn; der Jacob’s Index ist hier markant ausgeprägt, weil große Siedlungsgebiete stärker negativ wirken (Tab. 15).

Tab. 15: Habitatfaktor „Siedlung aus Corine Landnutzung“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 15: Habitat factor „Settlements from Corine Land Cover“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class jacob’s selection Anteil Siedlung aus Corine Landnutzung (%) Gewicht index ratio (%) 0 0,89 1,1 90,3 100 0,1-5 -0,60 0,3 2,4 10 > 5 -1,00 0,0 7,3 0

Abb. 24: Siedlungsindex aus Corine-Landnutzungsdaten. Fig. 24: Settlement index from Corine Land Cover.

Für die aggregierte Widmungshülle werden auch kleiner Ortschaften angezeigt. Auch hier ergibt der Jacob‘s Index: je weniger dicht besiedelt, umso günstiger für das Birkhuhn (Tab. 16), wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei den Corine-Landnutzungsdaten. Dennoch wurde

34 wildlife.info – online publications 2015 dieser Faktor miteinbezogen, um die Störeinflüsse kleinerer Ortschaften mit zu erfassen. Bei diesem Habitatfaktor ist der TÜPL deutlich im Vorteil (Abb. 25).

Tab. 16: Habitatfaktor „Siedlung aus aggregierte Widmungshülle“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen.

Tab. 16: Habitat factor „Settlements from regional spatial planning“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. jacob’s selection Anteil Siedlung aus aggr. Widmungshülle (%) Gewicht index ratio (%) 0 0,19 1,1 69,1 100 0,1-5 0,10 1,2 12,1 90 6-10 -0,09 0,8 5,6 50 11-30 -0,46 0,4 9,0 30 31-50 -0,64 0,2 2,6 10 > 50 -1,00 0,0 1,5 0

Abb. 25: Siedlungsindex aus aggregierter Widmungshülle. Fig. 25: Settlement index from regional spatial planning. p) Geologie Hier wurde nicht nur nach den Selektionsindices gewichtet, um Kokorrelationen mit anderen Habitatfaktoren möglichst zu vermeiden, sondern nährstoffarme Böden (saure Gesteine, Granit, Phyllit, Sandstein, Vernässung,…) wurden höher indiziert als nährstoffreiche (basische, kalkreiche, Gesteine mit Hornblende, Gabbro, Biotit, Löss, …); nach Blanck (1930). Annahme: nährstoffarme Böden sind weniger wüchsig, folglich weniger wertvoll für landwirtschaftliche Nutzung, werden später und seltener gemäht und haben weniger dichten Bewuchs, was günstig für das Birkhuhn ist. Am günstigsten wurde Vernässung/Moor bewertet, am ungünstigsten Löss und Lehm (Tab. 17). Von der Geologie her ist der westliche Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 35

Teil des Waldviertels günstiger als der östliche Teil. Größere Gebiete mit Vernässung/Moor liegen um Schrems und zwischen Traunstein und Braunegg (Abb. 26).

Tab. 17: Habitatfaktor „Geologie“ mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen. Nur häufige Typen mit mind. 0,5% Flächenanteil dargestellt.

Tab. 17: Habitat factor „Geology“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. Only frequent types with at least 0.5% share of area are shown. Geologie jacob’s selection Anteil Gewicht (häufige Typen mit mind. 0,5% Flächenanteil) index ratio (%) Weinsberger Granit (grob- bis riesenkörnig, mit 0,54 2,3 20,0 70 porphyrischen Alkalifeldspat) Paragneis, Mischgneis, Glimmerschiefer (Drosendorf- -0,16 0,7 10,1 50 Einheit, Gföhl-Einheit) Cordierit-Sillimanitgneis, Biotit-Plagioklas-Gneis, -0,26 0,6 10,1 50 Zweiglimmergneis Gföhler Gneis (Granitgneis) -1,00 0,0 6,9 50 Lehm, Verwitterungslehm, Hanglehm -0,45 0,4 6,6 10 Löss, Lösslehm -1,00 0,0 5,3 10 Talfüllung - Jüngster Talboden (Kies, Auelehm) 0,11 1,2 3,6 60 Granit mittel- bis grobkörnig -0,12 0,8 3,1 70 Vernässung, Moor 0,65 4,3 2,5 100 Dobra-Gneis (Granitgneis, stellenweise mit -0,22 0,6 2,5 40 Amphibolitlagen) porphyrisch (Typ Cimer) -1,00 0,0 2,5 50 Granulit -0,47 0,4 2,2 40 Rastenberger Granodiorit (grobkörnig mit -0,01 1,0 2,1 30 porphyrischen Alkalifeldspat und Hornblende) Bittescher Gneis (Granitgneis, stellenweise mit -1,00 0,0 2,0 40 Amphibolitlagen) Eisgarner Granit i.A. (Zweiglimmer-Granitgneis) 0,12 1,3 1,8 60 Buschandlwand- und Rehberg-Amphibolit -0,75 0,1 1,7 30 St. Marein-Freischling-Formation (Kies, Sand, Schluff) -1,00 0,0 1,6 40 Amphibolit i.A. -1,00 0,0 1,4 30 Glimmerschiefer, Paragneis, Quarzit, Amphibolit der -1,00 0,0 1,3 40 Therasburg- und Pernegg-Gruppe Thaya-Batholit/Brünner Pluton (Granit - Granodiorit) -1,00 0,0 1,1 50 Mischserie von Biotitgneis, Amphibolit, Augitgneis -1,00 0,0 1,1 30 Marmor, Silikatmarmor -0,77 0,1 0,8 30 Klikov-Formation; Ober-Kreide (Tonstein, Sandstein, 0,70 5,5 0,6 40 Konglomerat) Karlstifter Granit (Biotitgranit mit porphyrischer 0,74 6,4 0,5 60 Randfazies) Mauthausener Granit, Schremser Granit, Leukogranite und Feinkorngranite i.A. (fein- bis 0,66 4,8 0,5 70 mittelkörnige Granite) Quarzit 0,06 1,1 0,5 80 Randgranit des Rastenberger Granodioritplutons -0,62 0,2 0,5 50 (feinkörniger Biotitgranit)

36 wildlife.info – online publications 2015

Abb. 26: Geologieindex. Fig. 26: Geology index.

q) Prädatoren Bei der Berechnung eines Index für Prädatoren wurden Jacob’s Index und Selection ratio für die einzelnen Prädatoren getrennt für Abschuss- und Fallwildzahlen berechnet (Tab. 18a - 18l). Anschließend wurden die Einzelindices miteinander verglichen (Tab. 19), um daraus ein Gesamt-Prädatorenindex zu berechnen. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Prädatorenabschüssen bzw. –fallwild und Birkhuhn-Vorkommensgebieten. In der Regel waren bei fast allen Prädatoren die Gebiete mit wenig Fallwild und Abschüssen für das Birkhuhn günstiger. Dieser Zusammenhang muss nicht unbedingt kausal sein, sondern könnte auch auf Subkorrelationen beruhen. Z.B. zeigte es sich, dass Birkhühner höhere Seehöhen bevorzugten, Schwarzwild jedoch niedrige Seehöhen. Krähen kommen aufgrund des Nahrungsangebotes vermehrt in größeren Ackergebieten oder Straßennähe (Fallwild) vor, die beide von Birkhühnern eher gemieden werden. Fuchsdichten sind ebenfalls in Gebieten mit hohen Mäusevorkommen, wie Äcker verstärkt anzutreffen und meiden nicht Siedlungsgebiete. Da die Prädatoren aber eine deutlich negative Korrelation zu Birkhühnern darstellten, egal ob es nun kausal Zusammenhänge (direkte Prädation) gibt oder nicht, wurden sie auch als Teilindex mit in die Berechnung des Gesamtindex eingebracht.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 37

Tab. 18: Habitatfaktor „Prädatoren“: einzelne Prädatorarten getrennt nach Abschuss und Fallwild mit Klasseneinteilung, Präferenzwerten (jacob’s index und selection ratio), Anteil des Klassenvorkommens im Untersuchungsgebiet (ohne TÜPL), sowie die Gewichtung der Klassen. Tab. 18: Habitat factor „Predators“ with classification, jacob’s index, selection ratio, share of occurrence in investigated area (without TÜPL), and weight of each class. a) foxes culled b)foxes found dead c)badgers culled d) badgers found dead e) martens culled f)martens found deadg) crows culled h) jays and magpies culled i) weasels culled j) weasels found dead k) wild boar culled l) wild boar found dead a) Anteil Fuchsabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 - 0,5 0,16 1,3 15,0 100 0,6 - 1 0,04 1,1 33,2 70 1,1 - 1,5 0,02 1,0 29,2 60 > 1,5 -0,23 0,7 22,6 40 b) Anteil Fuchsfallwild (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,38 1,9 14,7 100 0,1 - 0,5 -0,36 0,9 84,7 40 > 0,5 -1,00 0,0 0,5 10 c) Anteil Dachsabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,37 2,0 9,2 100 0 - 0,5 -0,25 0,9 88,4 40 > 0,5 -1,00 0,0 2,4 10 d) Anteil Dachsfallwild (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,10 1,1 31,6 100 > 0 -0,10 0,9 68,4 40 e) Marder: Steinmarder, Baummarder, Iltis zusammengefasst. Anteil Marderabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,56 3,3 2,8 100 0 - 1 0,03 1,0 88,1 60 1,1 - 2 -0,57 0,3 7,3 30 > 2 -1,00 0,0 1,9 10 f) Anteil Marderfallwild (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,15 1,2 25,9 100 0,1 – 0,5 -0,14 0,9 73,6 40 > 0,5 -1,00 0,0 0,5 10

38 wildlife.info – online publications 2015 g) Nebel- und Rabenkrähen zusammengefasst. Anteil Krähenabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,19 1,3 23,2 100 0,1 - 0,5 0,00 1,0 54,8 50 0,6 - 1 0,07 1,1 11,0 50 > 1 -0,71 0,2 10,9 20

Krähenfallwild: entfällt aufgrund zu geringe Zahlen. h) Anteil Eichelhäher/Elsterabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,19 1,4 15,9 100 0,1 - 0,5 0,06 1,0 61,0 50 0,6 - 1 -0,17 0,7 13,0 40 > 1 -0,36 0,5 10,2 30

Eichelhäher- und Elsterfallwild: entfällt aufgrund zu geringe Zahlen. i) Anteil Wieselabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,44 1,4 50,8 100 0,1 - 0,5 -0,29 0,7 38,2 40 0,6 - 1 -0,43 0,4 4,3 30 > 1 -0,85 0,1 6,7 10 j) Anteil Wieselfallwild (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,41 1,1 82,9 100 > 0 -0,41 0,5 17,2 20 k) Anteil Wildschweinabschuss (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,75 6,0 2,5 100 0,1 - 0,5 0,32 1,4 39,5 70 0,6 - 1 0,10 1,2 16,0 60 1,1 - 1,5 -0,59 0,3 15,2 30 1,6 - 2 -0,55 0,3 7,6 30 > 2 -0,75 0,2 19,1 10 l) Anteil Wildschweinfallwild (Stk/km²/Jahr) jacob’s index selection ratio Gewicht (%) 0 0,62 2,2 28,9 100 > 0 -0,62 0,5 71,1 20

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 39

Zusammenfassung zum Prädatorenindex Die artspezifischen Prädatorenindices (Tab. 18) wurden separat für die Birkhuhn- Referenzgebiete sowie für die übrigen Gebiete (ohne TÜPL) berechnet (Tab. 19). Die Indices wurden je nach Einflussstärke (Birkh./Nichtbirkh.) gewichtet. Der Prädatorenindex (alle Prädatorenarten gesamt) ergibt sich aus dem gewichteten Mittel der artspezifischen Einzelprädatorenindices und wurde für jede Rastereinheit berechnet (Abb. 27).

Tab. 19: Habitatfaktor „Prädatoren“: Vergleich der einzelnen Prädatorarten getrennt nach Abschuss und Fallwild mit Einzelprädatorenindices für Birkhuhn-Referenzflächen (Birkhuhngebiete) und übrige Flächen (Nicht-Birkhuhngebiete), das Verhältnis von Index Birkhuhngebiete zu Nicht-Birkhuhngebiete, sowie die Gewichtung der einzelnen Prädatorenindices für die Ermittlung des Prädatorenindexes für alle Arten gesamt (Abb. 27).

Tab. 19: Habitat factor „Predators“: comparison of single predator species separately for culled and found dead, their calculated single predator-index for former black grouse habitat areas and remaining areas of the investigation area, the ratio of black grouse habitat-index to non-habitat- index, and the weight of the single predator-index for calculation of the aggregated predator index. Nicht Birkh. Einzelindices Birkhuhngebiet Birkh./Nichtbirkh. Gewicht Gebiet Fuchsabschuss 71,3 67,7 105% 1 Fuchsfallwild 56,6 48,5 117% 2 Dachsabschuss 50,9 44,6 114% 2 Dachsfallwild 61,7 58,9 105% 1 Marderabschuss 71,9 66,7 108% 1 Marderfallwild 59,2 55,3 107% 1 Wieselabschuss 83,1 67,7 123% 2 Wieselfallwild 93,6 86,1 109% 1 Krähenabschuss 64,7 58,2 111% 1 Elster/Häherabschuss 58,9 54,5 108% 1 Wildschweinabschuss 67,9 48,1 141% 3 Wildschweinfallwild 70,6 42,5 166% 3

Abb. 27: Habitatfaktor Prädatorenindex (gesamt). Fig. 27: Aggregated predator index.

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3.2 Zusammenfassung der einzelnen Habitatfaktoren zu einem Gesamt-Habitatindex In Tab. 20 sind alle einzelnen untersuchten Habitatfaktoren gegenüber gestellt. Für einen Gesamt-Habitatindex wurden die Einzelfaktoren nach ihrer Einflussstärke gewichtet und miteinander verknüpft (gewichtetes Mittel der Einzelindices). Bei bestimmten Werten wurde der Index für die Rastereinheit auf 0 gesetzt, egal welcher errechneter Wert bestand (Ausschlussflächen): Seehöhe <= 450, Corine-Landnutzung = 0 (siehe Tab. 1), Corine-Siedlung >5% und/oder Strasse_10 > 2,5%. Die Gesamt-Habitatbewertung ohne Prädatorenindex ist in Abb. 28 ersichtlich, mit Prädatorenindex in Abb. 29. Die beiden Darstellungen unterscheiden sich nur geringfügig, da der Prädatorenindex ein meist ähnliches Verteilungsmuster zeigte wie der Gesamt-Habitatindex ohne Prädatoren (vgl. Abb. 27).

Tab. 20: Indices für die einzelnen Habitatfaktoren separat für Referenzflächen (Birkhuhngebiete) und übrige Flächen (Nicht-Birkhuhngebiete) sowie Gewichtung der Faktoren.

Tab. 20: Indices for each single habitat factor calculated separately for former black grouse habitat areas (B) and remaining areas of the investigation area (NB). ratio of black grouse habitat index to non-habitat index, and the weight for each factor depending on its impact. Single indices: altitude, geology, forest area*forest edges*forest distribution, shrub area*shrub edges, field edges, Special Areas of Conservation, wetlands, Corine land cover, slope*curvature, settlement from regional spatial planning* Settlement from Corine land cover*streets, predators Birkhuhn- Nicht Birkhuhn- Einzelindices B/NB Gewicht gebiet (B) Gebiet (NB) Seehöhen 74,9 30,4 247% 3 Geologie 63,9 48,1 133% 2

Waldfläche * Waldrand * Waldverteilung 45,9 28,6 161% 3 Buschfläche * Buschrand 39,8 32,1 124% 2 Rain 66,2 58,9 112% 1 FFH 23,5 2,9 825% 4 Feuchtgebiete 13,7 0,7 1870% 4 Corine 50,0 34,1 147% 3

Neigung * Krümmung 84,0 76,0 111% 1 Sied_agg * Sied_corine * Strasse_10 73,9 57,9 128% 2 Prädatoren 64,2 52,2 123% 2

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 41

Abb. 28: Gesamt-Habitatindex ohne Habitatfaktor „Prädatoren“. Fig. 28: Total habitat index without habitat factor “predators”.

Abb. 29: Gesamt-Habitatindex einschließlich Habitatfaktor „Prädatoren“. Fig. 29: Total habitat index including habitat factor “predators”.

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Anschließend wurde versucht, die Habitatfaktoren auf wenige wichtige zu reduzieren. Wenn nur diejenigen Faktoren herangezogen werden, die den stärksten Einfluss hatten (Feuchtgebiete, FFH-Gebiete, Seehöhe) ergibt sich ein verzerrtes Bild, da Gebiete mit vielen ehemaligen Feuchtflächen und Mooren überbewertet werden (Abb. 30). Dies ist v.a. im Gebiet um Schrems und Heidenreichstein der Fall. Diese Flächen sind teils schon stark entwässert oder durch Freizeitaktivitäten beeinträchtigt. Zudem wurden für das TÜPL keine FFH-Flächen ausgewiesen, sodass dieses Gebiet unterbewertet würde. Bei reduzierter Faktorenanzahl bildete sich die Habitateignung am relativ besten ab, wenn die Einflussfaktoren Seehöhenindex, zusammengefasster Waldindex und Corineindex herangezogen werden (Abb. 31).

Abb. 30: Reduzierter Gesamt-Habitatindex aus Seehöhenindex, Feuchtgebieteindex und FFH-Index. Fig. 30: Simplified habitat index calculated from altitude, wetlands and Special Areas of Conservation

Abb. 31: Reduzierter Gesamt-Habitatindex aus Seehöhenindex, zusammengefasster Waldindex und Corineindex.

Fig. 31: Simplified habitat index calculated from altitude, combined forest index and Corine land cover Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 43

3.3 Potenzielle Birkhuhn-Habitatschwerpunkte und Management-Präferenzgebiete

3.3.1 Habitatschwerpunkte Anhand der Habitatbewertung wurden 9 Teilgebiete (potenzielle Habitatschwerpunkte) abgegrenzt, die sich aus gegenwärtiger Sicht als Kerngebiete potenzieller Birkhuhnareale am ehestens eignen (Abb. 32). Deutlich zeichneten sich im Modell die Gebiete Karlstift- Frauenwies-Bruderndorf (1), Langschlägerwald-Griesbach (2), Rammelhof-Altmelon (3), Braunegg-Ottenschlag (4), Altmanns-Brünauteich (5), Gebhartsteich-Torfstich (6), Flachauer Teich (7) und Bad Traunstein (8) ab. Das Gebiet St. Martin (9) zeigte im Modell nur mäßige Werte, wurde aber als Gebiet mit näher untersucht, da dort das Vorkommen von Birkhühnern lange anhielt. Einige Gebiete mit letzten, großteils bereits erloschenen Birkhuhnvorkommen, zeigen in der Habitatbewertung nur mittlere bis geringe Habitatqualität (z.B. Grainbrunn und Göpfritz). Das Gebiet um Grainbrunn, das evtl. als Trittstein zwischen TÜPL und Braunegg-Ottenschlag, hätte dienen können, dürfte nur sehr schwierig wieder als Birkhuhnhabitat herstellbar sein und ist zusätzlich durch geplante Windparks beeinträchtigt. Andere Gebiete zeigen relativ gute Habitatwerte, wurden aber wegen ihrer nur sehr kleinflächig günstigen Habitatsituation und weil sie nur am Rande des Vorkommensgebietes liegen, nicht als potenzielle Habitatschwerpunkt ausgeschieden. Dazu zählen der Jauerling und Münichreith, die sich als Satellitengebiete von Braunegg-Ottenschlag eignen könnten und dort nochmals kurz beschrieben werden.

Tab. 21: Potenzielle Birkhuhn-Habitatschwerpunkte, deren Flächengröße und Gesamt-Habitatindex (ohne Prädatoren). Tab. 21: Potential black grouse core areas, their size (ha) and total habitat index without predators. Flächengröße Gesamtindex Nr Habitatschwerpunkte (ha) (ohne Präd.) 1 Karlstift-Frauenwies-Bruderndorf 2799 48,2 2 Langschlägerwald-Griesbach 3071 49,1 3 Rammelhof-Altmelon 2672 51,1 4 Braunegg-Ottenschlag 2086 52,4 5 Altmanns-Brünauteich 451 43,2 6 Gebhartsteich-Torfstich 573 51,5 7 Flachauer Teich 199 57,0 8 Bad Traunstein 200 51,2 9 St. Martin 581 38,4

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Abb. 32: Potenzielle Birkhuhn-Habitatschwerpunkte im Waldviertel und ehemalige Birkhuhnhabitate im Mühlviertel (violett), 1=Karlstift-Frauenwies-Bruderndorf, 2=Langschlägerwald-Griesbach, 3=Rammelhof-Altmelon, 4=Braunegg-Ottenschlag, 5=Altmanns-Brünauteich, 6=Gebhartsteich- Torfstich, 7=Flachauer Teich, 8=Traunstein, 9=St. Martin. Hintergrund: Gesamt-Habitatindex ohne Habitatfaktor „Prädatoren“ (Abb. 28).

Fig. 32: Potential black grouse core areas (circumscribed blue) in the investigation area and former black grouse habitats in Mühlviertel, Upper Austria (magenta areas). Background: Total habitat index without predators (Fig. 28)

3.3.2 Management-Präferenzgebiete Für ein zielführendes Birkhuhn-Management wurden umgebende noch geeignete Gebiete mit eingebunden und mehrere Teilgebiete zu größeren Räumen (6 Präferenzgebiete für das Birkhuhn-Management) zusammengefasst (Tab. 22, Abb. 33). Für den Großraum TÜPL wurden jene Flächen vom Truppenübungsplatz dargestellt, in denen in den letzten Jahren Birkhühner häufig gesichtet wurden. Die Präferenzgebiete Karlstift-Griesbach-Altmelon, Braunegg-Ottenschlag und Traunstein zeigten ungefähr gleiche Habitatindices um 46 im Vergleich zu 23 für Flächen außerhalb der 6 Präferenzgebiete. Die anderen drei Präferenzgebiete schnitten mit Indexwerten von 37-40 etwas schlechter ab. Beim vereinfachten Index zeigten sich ähnliche Rangfolgen mit Ausnahme von der Region Schrems-Heidenreichenstein, das etwas abgewertet wurde. Falls das Präferenzgebiet Karlstift-Griesbach-Altmelon auf oberösterreichischer Seite (günstige Habitate im angrenzenden Mühlviertel) erweitert werden kann (z.B. wie in Abb. 33 skizziert), würde sich die Fläche von 13.542 ha um etwa 8.800 ha auf etwa 22.340 ha erweitern. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 45

Tab. 22: Management-Präferenzgebiete, Gesamtfläche und mittlere Habitatindices ohne Prädatoren (gesamt und vereinfacht). Effektiv vom Birkhuhn nutzbare Fläche siehe Tab. 24. Tab. 22: Potential black grouse management preference areas, their size (ha), total habitat index without predators and simplified index. Fläche Gesamtindex Vereinfachter Präferenzgebiet Code (ha) (ohne Präd.) Index Karlstift-Griesbach-Altmelon K-G-A 13542 46,2 63,0 Braunegg-Ottenschlag B-O 5046 46,4 61,2 TÜPL Allentsteig-Windhag‘sche Stiftung TÜ-W 6997 36,8 42,2 Schrems-Heidenreichstein S-H 4458 39,9 36,0 St. Martin M 1676 36,6 45,7 Traunstein T 930 46,6 66,8 GESAMT --- 32649 43,2 54,7 Restliche Fläche im Waldviertel --- 435351 23,0 26,3

Abb 33: Sechs Management-Präferenzgebiete und potenzielle Habitatschwerpunkte im Waldviertel (Namen-Codes siehe Tab. 22). Fig. 33: Six management preference areas (red shaded) and potential black grouse core areas (circumscribed blue) in the investigation area.

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Birkhuhnfreundliche Maßnahmen können auch außerhalb der hier von uns vorgeschlagenen Gebietsabgrenzungen für Management-Präferenzen zweckmäßig sein, wenn die potentielle Habitateignung der Rastereinheiten günstig ist, sofern diese in einer für Birkhühner erreichbaren Entfernung von den Präferenzgebieten liegen. Solche zerstreut gelegenen Flächen könnten als Trittsteinbiotop zwischen potentiellen Quellgebieten oder als Satellitenbiotope in der Nähe von Quellgebieten fungieren. Interessierte Grundeigentümer sollten unterstützt werden. In Abbildung 34 sind die Rasterflächen mit einer guten potentiellen Habitateignung (grüne Rastereinheiten, Index mind. 55, siehe Abb. 28) gemeinsam mit den ausgewiesenen Management-Präferenzgebieten (Abb. 33) dargestellt. Das Gebiet bei Bromberg (Abb. 76) wäre ein Beispiel dafür, wo aktuell Buchweizen und Kartoffel in günstig strukturierte Umgebung angebaut sind (günstige Ressourcen für Birkwild) und zwischen den potentiellen Quellgebieten "Braunegg-Ottenschlag" und "Karlstift-Grieskirchen-Altmelon“ liegt - vielleicht interessiert sich dort ein Grundeigentümer für Birkwild.

Abb. 34: Rastereinheiten mit einer Habitatqualität ab Index 55 (siehe Abb. 28) und die sechs Management-Präferenzgebiete im Waldviertel. Fig. 34: Rasters with a habitat index of at least 55 (green areas) and the six management preference areas in the investigation area. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 47

Die Häufigkeitsverteilung (%) der Indexwerte (0-100) für die einzelnen Rasterflächen (31,25 ha) macht die kleinflächige Diversität der Habitateignung in den sechs Management- Präferenzgebieten ersichtlich (Abb. 35).

Abb. 35: Häufigkeitsverteilung (%) des Gesamt-Habitatindexes (0-100; ohne Prädatoren) für die einzelnen Rasterflächen (31,25 ha) in den 6 Management-Präferenzgebieten und im übrigen Waldviertel.

Fig. 35: Frequency distribution (%) of the total habitat index (0-100, without predators) for the single grid areas (31.25 ha) in the six management preference areas and the remaining investigation area.

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3.3.3 Effektive Habitatfläche und Birkhuhn-Kapazität Zur Berechnung der effektiven Habitatgröße für die Einschätzung der potenziellen Birkhuhn- Tragfähigkeit (Anzahl Birkhühner) der ausgewählten Präferenzgebiete wurde von der Gesamtfläche der Anteil an Siedlung und Straßen mit Puffer (Landstrassen 50m, Bundesstrassen 100m, Siedlungen siehe Tab. 23) und die Waldfläche mit einem Puffer von 50m abgezogen. Die Puffer um Siedlungen und Straßen wurden gewählt wegen der anthropogenen Störungen (Annahme: je größere eine Siedlung/Stadt, desto mehr Beunruhigung im Umfeld), jene um die Wälder, weil Birkhühner aus Feindvermeidungsgründen (v.a. durch Habichte) hohe, abrupte Waldränder meiden.

Tab. 23: Puffer in Abhängigkeit von Flächengröße der DKM-Siedlungen (Orte mit über 200 ha: Zwettl, Horn, Schrems, Gmünd, Heidenreichstein, Waidhofen, Groß-Siegharts, Eggenburg, Gars).

Tab. 23: Buffer size (m) depending on size of settlement in the regional spatial planning (ha), number of entities. Größe (ha) Puffer (m) Anzahl >200 500 9 100,1-200 400 13 50,1-100 300 47 25,1-50 200 139 10,1-25 100 456 bis 10 50 3246 bis 1 20 4438

Bei einer angenommenen Populationsdichte von 2 Vögeln je 100 ha im Frühjahrsbestand läge das Potenzial an vorkommenden Vögeln bei optimaler Gestaltung aller Offenflächen im jeweiligen Gebiet zwischen 2 und 51 Stück, für alle Gebiete gemeinsam bei rund 150 Stück (Frühjahrsbestand, ohne Küken). Dies dürfte nur schwer realisierbar sein, da die erforderliche flächendeckende birkhuhnfreundliche Gestaltung der Offenflächen wahrscheinlich nur mit hohem Kostenaufwand bzw. mit Einnahmeneinbußen für die Landwirte einhergehen würde. Wenn allerdings auch alle Waldränder in die Habitatgestaltung mit einbezogen werden (fließende Übergänge statt abrupte Wechsel, kampfzonenartige „Zerfransung“ der Waldränder), dann könnten die Birkhühner die Offenflächen bis zum Wald mitnutzen und die Kapazität der potenziellen Habitate würde sich auf rund 270 Stück erhöhen (Tab. 24 und 25). Werden die Waldflächen selber ebenfalls birkhuhnfreundlich gestaltet (durch Auflichtungen oder Rodungen), würde sich das Kapazitätspotenzial für Birkhühner ungefähr verdoppeln (ca. 550 Stück).

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 49

Tab. 24: Flächenausmaße der 6 potentiellen Birkhuhnmanagement-Präferenzgebiete gesamt, wegfallende Siedlungsflächen, verbleibende Offenflächen plus Wald, Offenflächen ohne Wald, sowie Offenflächen ohne Wald nach Abzug von 50m „Problemzone“ um Waldflächen.

Tab. 24: Total size (ha) of the six management preference areas , deduction of settlements, remaining area of open areas plus forest, size of open areas, size of remaining open areas after substracting a 50m buffer around forest areas. Offenland nach Fläche Abzug Offenland Offenland Abzug von 50m Präferenzgebiet gesamt Siedlung plus Wald (ha) Puffer um Wald (ha) (ha) (ha) (ha) Braunegg-Ottenschlag 5046 -794 4253 2143 1413 Karlstift-Griesbach-Altmelon 13542 -1976 11566 4571 2005 Schrems-Heidenreichstein 4458 -746 3712 1797 1155 TÜPL- Windhag’sche Stiftung 6997 -174 6823 3962 2550 Traunstein 930 -80 851 334 117 St. Martin 1676 -125 1550 716 482 Gesamt 32649 -3895 28754 13523 7722

Tab. 25: Anzahl von Birkhühnern in den 6 potentiellen Birkhuhnmanagement-Präferenzgebiete bezogen auf eine mittlere Populationsdichte von 2 Vögeln/100 ha, differenziert nach Offenflächen, Offenflächen plus Waldrand sowie Offenflächen plus gesamte Waldfläche bei jeweils optimaler Habitatgestaltung der Flächentypen.

Tab. 25: Calculated number of black grouse in the six management preference areas based on a mean population size of 2 birds/100 ha, differentiated between open areas, open areas including forest edges and open areas including total forest areas by optimal structuring of each habitat type. Offenflächen nur Offenflächen plus Präferenzgebiet plus Offenflächen gesamte Waldfläche Waldränder Braunegg-Ottenschlag 28 43 85 Karlstift-Griesbach-Altmelon 40 91 231 Schrems-Heidenreichstein 23 36 74 TÜPL- Windhag’sche Stiftung 51 79 136 Traunstein 2 7 17 St. Martin 10 14 31 Gesamt 154 270 575

In diesen Berechnungen wurde eine Populationsdichte von 2 Stück/100 ha im Frühjahrsbestand zugrunde gelegt (mittlere Dichten für Birkhühner, die für die in der Höhenlage vergleichbaren Rhön in Deutschland zugrunde gelegt wurde, siehe Storch et al. 2009). In anderen Gebieten können auch höheren Dichten bis zu 6 Stück/100 ha und mehr vorkommen. Dies war z.B. am TÜPL der Fall als auf der Gesamtfläche in den 1960er Jahren rund 400-500 balzende Hähne geschätzt wurden (Berg et al. 1995). Solch hohe Bestandesdichten sind auch aus Skandinavien und aus dem Alpenraum bekannt (Storch et al. 2009). Die Zahlen in der Rhön wurden als Vergleichswert herangezogen, da diese in der Höhenlage und im Landschaftstyp (Gemenge aus Wald, Grün- und Ackerland) ähnlich ist und das Waldviertler Birkhuhn genetisch dem Rhöner nähersteht als den alpinen oder skandinavischen Populationen (Segelbacher 2008).

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3.4 Störfaktoren Siedlungen und Straßen wurden bereits im Habitatmodell mitberücksichtigt. Punktuelle Autozählungen (jährlicher durchschnittlicher Tagesverkehr) zeigen, dass die Verkehrsbelastung in den potenziellen Birkhuhnmanagement-Präferenzgebieten als eher gering einzuschätzen ist (Abb. 36).

Abb. 36: Verkehrsstärke (punktuelle KFZ-Zählungen). Fig. 36: Traffic intensity (vehicles per 24 h)

In Abb. 37 sind Golfplätze, Freizeitmöglichkeiten am Wasser, Naturattraktionen und Loipen dargestellt. Golfplätze stehen nicht in Konflikt mit potenziellen Birkhuhnhabitaten. Durch Freizeitmöglichkeiten am Wasser ist bisher lediglich in einem Präferenzgebiet (Frauenwieser Teich) ein Konfliktpotenzial gegeben. Besondere Sehenswürdigkeiten, die Touristen anlocken sind v.a. im Gebiet Schrems-Heidenreichstein gegeben, auch bei Karlstift gibt es Freizeitmöglichkeiten am Rande von möglichen Birkhuhnhabitaten. Loipen befinden sich in großer Dichte im Präferenzgebiet Karlsstift-Griesbach-Altmelon, ebenso im Gebiet Traunstein. Zur Brutzeit bzw. in Brutgebieten stellen diese meist keine Behinderung dar, im Winter können sie jedoch problematisch sein, wenn nicht genug Ausweichmöglichkeiten in ruhige Areale vorhanden sind. Zunehmende Schneeschuhwanderer könnten auch ein Problem darstellen, da diese im Gegensatz zu Langläufer nicht auf vorgegebenen Routen bleiben. Schneeschuhwandern wird in und Traunstein beworben und könnte einen negativen Einfluss auf das Trittsteinhabitat Traunstein haben. Hier zeigt sich die Problematik, dass schneesichere Lagen sowohl für den Wintertourismus als auch für Birkhühner, die Schneehöhlen als Überwinterungsstrategie nutzen, von Bedeutung sind. Nicht dargestellt sind weitere Konfliktpotenziale durch Wanderer, Mountainbiker, Geocacher, Reiter, Pilz- und Kräutersammler. Hier müsste v.a. in der Brut- und Aufzuchtzeit eine Lenkung stattfinden. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 51

Abb. 37: Freizeitattraktionen im Waldviertel.

Fig. 37: Recreational attractions in the investigation area (yellow dots = golf courses, blue stars = recreation at water bodies, dark blue dots = natural places of interest and other attractions, red lines = cross-country ski runs, green areas = potential black grouse habitat areas

Mit Ausnahme vom Gebiet Heidenreichstein-Schrems liegen die meisten geplanten Windradzonen außerhalb der potenziellen Birkhuhnhabitate (Abb. 38). Bei der Windzonenplanung gibt es ein potenzielles Hindernis für die Verbindung von Gebiet Braunegg-Ottenschlag und dem Truppenübungsplatz Allentsteig. Die Gebiete Braunegg- Ottenschlag, Traunstein, Karlsstift-Griesbach-Altmelon und St.Martin sind nicht durch geplante Windparks voneinander getrennt.

Abb. 38: Windzonenplanung. Fig. 38: Planning of wind farms (red areas) and potential black grouse habitat areas (green areas).

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3.5 Detailbetrachtung der Management-Präferenzgebiete

3.5.1 Präferenzgebiet Schrems-Heidenreichstein Dieses Gebiet ist als potenzielles Birkhuhnhabitat sehr zerstückelt. Nur kleine Flächen sind gut geeignet. Dazwischen liegen ungeeignete Gebiete. Hier ist ein Quellgebiet für Birkhuhn nur schwer wiederherstellbar, es könnten jedoch kleine Flächen als Satellitengebiete renaturiert werden. Brünauteich – Altmanns: Das Gebiet südlich Altmanns ist gekennzeichnet durch eine leicht hügelige, weitgehend offene Landschaft, durchsetzt mit kleineren Wäldern und Bicheln. Zahlreiche Wacholder zeugen von ehemaligem Weidegebiet. 2012 ist ein Birkhahn in diesem Gebiet gehört worden. Das Gebiet wird für Birkhuhn derzeit zu intensiv bewirtschaftet. Wiesen werden reichlich mit Mist und Gülle gedüngt. Um daraus wieder günstige Habitate zu erhalten, wäre großflächig extensive Beweidung günstig. Die abrupten Waldränder sollten aufgelockert, Wacholdersträucher erhalten werden. Insgesamt wären Teile des Gebietes mit Maßnahmen leicht wieder birkhuhntauglich zu machen, jedoch sind die Flächen als dauerhaftes Quellgebiet zu klein.

Abb. 39: Halboffene Landschaft mit Bicheln bei Altmanns. Fig. 39: Half open landscape with small hills near Altmanns

Abb. 40: Heide am Feldweg positiv, Wiese zu stark gedüngt. Fig. 40: Heather on dirt road positive, meadow is manured too intensely. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 53

Abb. 41: Heidereicher Rain mit Wacholder: günstig für Birkhuhn, sollte erhalten werden. Fig. 41: Field edges with heather and juniper benefit black grouse and should be maintained.

Abb. 42: Brünauteich. Brünau lake.

Abb. 43: Offene Flächen im Umfeld vom Brünauteich, mehr Struktur wäre günstiger. Fig. 43: Open landscape surrounding Brünau lake, more structure would be favorable

Gebhartsteich – Torfstich bei Schrems: Dieses Gebiet wurde durch die Habitatmodellierung positiv bewertet, jedoch bei direkter Besichtigung aufgrund aktueller Veränderungen als schwer wiederherstellbar eingeschätzt. Ursprünglich haben Birkhühner das Gebiet um den Gebhartsteich bis zum Torfstich genutzt (Schmalzer, mündl.). Der Torfstich ist nun weitgehend zugewaldet und für Birkhühner unbrauchbar geworden, das Gebiet um den Gebhartsteich ist zu klein, um eine Population langfristig zu erhalten (Abb. 44). Den Torfstich wieder zu entwalden ist kaum umsetzbar.

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Abb. 44: Gebiet nördlich vom Gebhartsteich (links) und Blick auf den Torfstich (rechts). Fig. 44: Area north of Gebharts lake (left) and view upon former peat cutting (right).

3.5.2 Präferenzgebiet Karlstift-Griesbach-Altmelon Hier sind viele potenziell geeignete Flächen großräumig vorhanden. Es bestehen Zusammenhang mit ehemaligen Birkhuhnhabitaten im Mühlviertel und in Tschechien (Kooperationsmöglichkeit mit OÖ und Tschechien). Nachteil: kleinflächige Besitzstruktur, Intensivierung der Landwirtschaft, Tourismus, Aufforstungen und Drainagierungen Bruderndorf – Siebenhöf – Hochmoor Große Heide: Der Frauenwieser Teich bei Siebenhöf wird zunehmend als Badeteich genutzt, die anthropogene Beunruhigung nimmt hier zu. Zusätzlich wurden die Wiesensenken aufgeforstet, diese wertvollen Flächen gingen für das Birkhuhn dadurch verloren (Abb. 45).

Abb. 45: Frauenwieserteich (links) und frische Entwässerungsgräben bei Bruderndorf (rechts). Fig. 45: Frauenwieser lake (left) and newly cut drainage ditches near Bruderndorf (left).

Um das Hochmoor Große Heide südlich von Karlsstift ist 2013 ein Birkhahn gesichtet worden. Das Gebiet zwischen Karlstift und dem Hochmoor ist touristisch stark frequentiert. Im Winter ist auch ein dichtes Loipennetzwerk zwischen Karlstift und Frauenwieser Teich vorhanden. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 55

Griesbach – Langschlägerwald: Insgesamt gibt es in diesem Raum viele offene Flächen, die gut miteinander vernetzt sind. Kleinstrukturen wie Hochraine und Bicheln fehlen aber weitgehend. Um die Lebensräume für das Birkhuhn zu verbessern, müsste für mehr Strukturen gesorgt werden, evtl. durch extensive Beweidung oder kleinere gemischte Felder, mit Brachen und Wiesen. Die ehemaligen Brutgebiete bei Antenfeinhöfe sind großflächig als Wildgatter eingezäunt (Abb. 47). Im Gegensatz zu Elektrozäunen oder Holzkoppeln stellt der Drahtgeflechtzaun ein Hindernis für das Birkhuhn dar. Zugleich ist die Fläche vom Gatterwild zu intensiv beäst und ist daher für Birkhühner weniger geeignet. Zwischen Griesbach, Klein Wetzles und Antenfeinhöfe besteht ein dichtes Loipennetzwerk. Die Birkhühner können in dieser Zeit evtl. nach Abspannhäuser und Kleinpertholz ausweichen.

Abb. 46: Landschaft bei Griesbach (links) und Klein Wetzles (rechts). Fig. 46: Landscape near Griesbach (left) and Klein Wetzles (right).

Abb. 47: Wildgatter bei Antenfeinhöfe. Fig. 47: Game enclosure near Anteinfeinhöfe

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Abb. 48: Landschaft bei Abspannhäuser (links) und Bucheck (rechts). Fig. 48: Landscape near Abspannhäuser(left) and Klein Bucheck (right).

Rammelhof – Pürrath – Fichtenbach: Gleich wie im vorhergehenden Gebiet fehlen hier weitgehend die Kleinstrukturen. Auch hier sind Loipen vorhanden, wenn auch in etwas geringerem Umfang wie bei Karlstift und Griesbach.

Abb. 49: Offenflächen bei Rammelhof (links) und Altmelon (rechts). Fig. 49: Open landscape near Rammelhof (left) and Klein Altmelon (right).

3.5.3 Präferenzgebiet Braunegg-Ottenschlag Im Gebiet um Muckendorf-Schneeberg-Braunegg-Roggenreith erscheint bei entsprechender Bewirtschaftung auf großer Fläche auch der Aufbau eines Quellgebietes für Birkhühner möglich. Hier besteht wenig Tourismus. Große zusammenhängende Flächen könnten mit geeigneten Maßnahmen wieder als Birkhuhnhabitat hergestellt werden. 2009 wurde eine Birkhenne im Optimum dieses Gebietes gesichtet. Ein Vorteil könnte sein, dass große Teile der vernässten Wälder zwischen Aschelberg und Kirchschlag im Besitz der Österr. Bundesforste AG sind und hier evtl. eher waldbauliche Maßnahmen zugunsten des Birkhuhnes umgesetzt werden können. Nachteile: Die ansonsten eher kleinräumige Besitzstruktur erfordert Verhandlungen und Zusammenarbeit mit vielen Personen, Intensivierung der Landwirtschaft, Aufforstungen. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 57

Als Satellitengebiet von Braunegg-Ottenschlag bietet sich der Jauerling an. Dieses könnte bei entsprechender Habitatgestaltung ebenfalls Lebensraum für Birkhühner bieten, jedoch nur in Verbindung mit Braunegg-Ottenschlag, da es für sich allein zu klein ist. Auf den Hochflächen des Jauerlings wurden noch bis Mitte der 1990er Birkhühner beobachtet (Schmalzer 1996), auch sind sie von Braunegg regelmäßig auf hangseitige Kahlschläge des Jauerlings geflogen (Schmalzer, mündl.). Im Gebiet um Münichreith am Ostrong, das ebenfalls kleinflächig gute Habitatwerte zeigt, wurde bei Besichtigung weniger positiv eingeschätzt, da es intensiver bewirtschaftet wird und auf den Offenflächen viele eingezäunte Christbaumkulturen angelegt wurden.

Abb. 50: großflächig offene Landschaft bei Muckendorf. Fig. 50: Extensive open landscape near Muckendorf

Abb. 51: Wegraine mit Sträuchern (Muckendorf). Fig. 51: Field path edges with shrubs (Muckendorf).

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Abb. 52: Offenflächen um Roggenreith. Fig. 52: Open landscape surrounding Roggenreith.

3.5.4 Präferenzgebiet Truppenübungsplatz Allentsteig (TÜPL-A) – Windhagsche Stiftung Vorteile: in nur wenigen Händen (großflächige Besitzstruktur), sehr große Fläche, sehr wenig Störung durch Besiedlung, Straßen, etc. Nachteile: sehr wüchsiger Boden (aufwändig Flächen birkhuhngerecht zu erhalten), politische Umsetzbarkeit? Flachauer Teich – Windhagsche Stiftung: Die offenen Flächen um den Flachauer Teich bieten gutes Habitatpotenzial für Birkhühner und wurden im Habitatmodell als sehr günstig abgebildet.

. Abb. 53: Offene Flächen um den Flachauer Teich. Fig. 53: Open landscape surrounding the Flachauer lake.

Vorteile für das Management: alles liegt in einer Hand, unmittelbare Nähe zum Truppenübungsplatz. Nachteile: starke Bodenwüchsigkeit, es erfordert ständige Maßnahmen um die Bodenvegetation niedrig zu halten und einer Verwaldung entgegenzuwirken.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 59

Abb. 54: zu hohe, dichte Vegetation behindert die Fortbewegung des Birkhuhnes am Boden und Trocknung des Gefieders bei anhaltender Nässe.

Fig. 54: Too high and dense vegetation impedes locomotion of black grouse and drying of plumage after wet conditions

Abb. 55: Abrupte, hohe Waldränder wirken wie eine Wand, diese müssten aufgelockert werden.

Fig. 55: Abrupt, high forest edges appear like a solid, these should be opened more.

Für sich alleine ist das Gebiet um den Flachauer Teich zu klein, um eine tragfähige Population zu erhalten. In Kombination mit dem Trüppenübungsplatz Allentsteig kann es jedoch eine günstige Erweiterung für eine größere Population dienen. Zu anderen potenziellen Habitaten liegt die Entfernung um ca. 25 km, gerade noch nahe genug für mögliche Dispersionsdistanzen von Junghennen. Truppenübungsplatz Allentsteig: Der Truppenübungsplatz Allentsteig bildet eine Sonderstellung in der Habitatsbewertung für das Birkwild. Durch die spezielle Nutzungsform dieses Gebietes im Großraum Waldviertel entstand ehemals ein qualitativ hochwertiges

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Habitat für Birkhühner. Wäre dieses Gebiet gleich genutzt worden wie die umliegenden Flächen, so wäre es für das Birkhuhn nur mäßig geeignet, da dann auch hier ein dichteres Straßennetz, Siedlungen, dichte Wälder und intensive Landwirtschaft existieren würden (Böhmer 1997). Was dieses Gebiet besonders wertvoll machte als Lebensraum für Birkhühner, aber auch zahlreiche andere seltene Vogelarten, wie Wachtelkönig, Bekassine oder Raubwürger sind die truppenübungsbedingten, vielfältigen Strukturen, ein Mosaik aus offenem Boden, kurzgehaltenen Grasflächen, Sträuchern, Wald und Feuchtflächen. Durch zahlreiche Panzerspuren entstanden kleinstrukturierte Lebensräume, es wurde nicht intensiv gedüngt. Dadurch konnten sich eine Vielfalt an Pflanzenarten und Insekten, Deckung und Freiflächen mit günstigen Bedingungen für Brut- und Aufzuchtgebiete des Birkhuhnes entwickeln. Die höchste Artenzahl an Vögel kam an den vom militärischen Übungsbetrieb beeinflussten Flächen vor (Herb 1995). Jedoch wurden die Truppenübungen (z.B. Panzerfahrten mit für Birkhühner günstiger Bodenverwundung und Vegetationsbeeinflussung) in den letzten Jahren u.a. auch aus Geldmangel stark eingeschränkt, auch die Nutzung von anrainenden Landwirten (Mahden) wurde wegen der von Blindgängern ausgehenden Gefahr eingestellt. Dies führte zu einem großflächigen Zuwachsen der Flächen mit hohen Gräsern (v.a. Reitgras), Stauden (v.a. Goldrute) und Gehölzen, wodurch die Flächen für Birkhühner allmählich ungeeignet werden, insbesondere für die Jungenaufzucht. Diese Problematik im TÜPL wurde schon länger von den beim Bundesheer zuständigen Herrn DI Haslacher und Dr. Jindrich erkannt und daraufhin Konzepte entwickelt, um der fortschreitenden Verschlechterung der Habitate entgegenzuwirken, z.B. durch extensive Beweidung, Brandschutzstreifen oder partielles Abbrennen von hoher Vegetation. Diese Konzepte konnten aber bisher nicht umgesetzt werden. Gezielte, für die Habitateignung nützliche Schießübungen mit großen Geschoßen, „Panzerrallys“ (evt. für gut zahlende Gäste), geschickt angelegte Brandschutzstreifen auf erhöhten Dämmen („Biotopverbundsystem" für Birkhühner), gezieltes Abbrennen von hochbewachsenen Flächen (Feuermanagement zur Brandvorbeugung und Habitatgestaltung) könnten gleichzeitig den Schutz der Menschen vor Blindgängern, die Übungen des Bundesheeres und dem Natur- und Artenschutz dienen. Der Erfolg einer solchen Vorgangsweise wurde z.B. bei der Schießstätte Rheinmetall (bei Unterlüß in Niedersachsen) bewiesen, wo aus einer Henne und zwei Hähnen ohne Aussetzungen der Besatz auf bis zu 50 Stück angestiegen ist (Sodeikat et al. 2000; Strauß und Sodeikat 2014). Dort wurden bei den ohnedies notwendigen Schießübungen gezielt Bodenverwundungen mit Berücksichtigung der Bedürfnisse der Birkhühner gesetzt. Nebeneffekt ist die positive „Werbung“ für die Schießstätte (Naturschutz durch Nutzung). Vorteile TÜPL-A: alles in einer Hand, bis vor einigen Jahren gutes Birkhuhngebiet, günstige Habitat-Grundstrukturen noch vorhanden, sehr große zusammenhängende Fläche --> günstige Voraussetzungen für Entwicklung (Revitalisierung) eines Birkhuhn-Quellhabitats. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 61

Nachteile: momentan keine einheitliche Linie in der Bewirtschaftung; vom Boden her wüchsig, daher gehen ohne entsprechende Maßnahmen gute Habitateigenschaften rasch verloren.

Abb. 56: Große zusammenhängende Flächen ohne Siedlungen und Straßen am Truppenübungsplatz Allentsteig. Fig. 56: Extensive areas without settlements or streets at the military training ground Allentsteig.

Abb. 57: Negative Entwicklungen am TÜPL-A für das Birkhuhn: Gras zu dicht und hoch; abrupte, steile Waldränder wirken wie Wände.

Fig. 57: Negative changes for black grouse: grass to dense and high; abrupt, high forest edges appearing like walls.

3.5.5 Trittstein Traunstein (Schönau – Spielberg) Hier sind nur kleinflächig potenzielle Birkhuhnhabitate vorhanden. Das Gebiet kann nur als Trittsteinhabitat dienen, v.a. um das Gebiet Karlstift-Griesbach-Altmelon mit dem Gebiet Braunegg-Ottenschlag zu überbrücken. Nachteilig stellt sich hier touristische Beunruhigung v.a. im Winter dar (Loipen, Schneeschuhgehen). Es fehlen auch die Kleinstrukturen (kaum Raine und Bicheln). Zudem wurden auch frisch Entwässerungsgräben gezogen (Abb. 59).

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Abb. 58: Offenflächen bei Glashütten (links) und Anschau (rechts). Fig. 58: Open landscape near Glashütten (left) and Anschau (right).

Abb. 59: Bicheln bei Hummelbergeramt und frische Entwässerungsgräben. Fig. 59: Small stone mounds near Hummelbergeramt (left) and fresh drainage ditches (right).

3.5.6 Raum St. Martin In diesem Gebiet konnte sich das Birkhuhn durch intensive Habitatpflegemaßnahmen (Brachen, …) lange halten. Hier zeigte sich, dass auch auf potenziell nur mäßig geeigneten Flächen durch entsprechende Bewirtschaftung und gezielte Habitatgestaltung das Habitat soweit aufgewertet werden kann, dass es von Birkhühnern besiedelt werden kann. Ungünstig ist, wenn die Brachflächen zu dicht werden und die Wiesen zu einheitlich (Abb. 60). Hier müsste für eine mehr mosaikartige Durchmischung von Vegetationstypen gesorgt werden. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 63

Abb. 60: Offenlandschaft bei St. Martin, Wiesen zu einheitlich (links), Brache zu einheitlich dicht (rechts). Fig. 60: Open landscape near St. Martin, meadows are too homogeneous (left), fallows too homogeneous and dense (right).

Abb. 61: Wegrand mit Steinen, Sträuchern und Kräutern sorgen für Strukturen und Nahrung. Fig. 61: Edge of dirt road with rocks, shrubs and herbage provide structure and forage.

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4. Diskussion und Schlussfolgerung (Maßnahmen-Vorschläge)

4.1 Problematik der Habitatbewertung Zur Bewertung der Habitateignung von Birkhühnern sind die Erkenntnisse aus dem alpinen Raum oder aus flachen Heidegebieten wie in Norddeutschland nicht 1:1 auf das böhmische Massiv mit seinem typischen Hügellandcharakter übertragbar. So spielte zum Beispiel die Exposition im Waldviertel kaum eine Rolle, im Gegensatz zu Birkhuhnvorkommen im Gebirge der Alpen (Erber et al. 2000; Steiner et al. 2007). Viele zumindest saisonal wichtige Habitatfaktoren für das Birkhuhn konnten nicht in das Modell mit hineingenommen werden, da die Datengrundlagen dazu fehlten. Die Habitatbewertungsstudien, die beispielsweise im alpinen Raum (Erber et al. 2000; Kutscha 2007; Wöss et al. 2008; Schweiger et al. 2011) gemacht wurden, untersuchten durch spezielle Freilanderhebungen wesentlich kleinere Projektgebiete in feinerem Maßstab mit detaillreicheren Habitatfaktoren, wie z.B. wildökologische Bestandestypen, Vegetationszusammensetzung, Zwergstrauchdeckung und -höhe, Ameisenhaufen). Für das gesamte Waldviertel wäre eine solche Erhebung zu zeit- und kostenintensiv gewesen, es musste auf gröberer Einheit mit bereits vorhandenem digitalem Kartenmaterial gearbeitet werden. Wichtige Faktoren, wie z.B. Mähzeitpunkte, Höhe und Zusammensetzung der Vegetation je nach Jahr und Jahreszeit oder Waldstruktur fehlten gänzlich. Doch steht in dieser Studie das Potenzial der Birkhuhn-Habitateignung im Vordergrund. Es geht also um die Ausweisung jener Flächen, wo entsprechende Gestaltungsmaßnahmen aus ökologischer Sicht am ehesten erfolgversprechend sind. Viele der nicht im Modell verwendeten Faktoren sind veränderlich, je nach Bewirtschaftung des Bodens, und könnten mit Förderung und Bewusstseinsbildung auch nachträglich zugunsten des Birkhuhnes verändert werden (z.B. Umstellung auf extensive Weidewirtschaft, spätere Mahden, Erhaltung bzw. Neuschaffung von Strukturen, wie Hochraine und Bicheln, Pflege der Gehölze, aufgelockerte bzw. durchlässige Waldränder, …). Daher wurde im Modell v.a. auf nicht oder nur weniger leicht veränderbare Faktoren eingegangen, wie Siedlungen, Geologie, Geländerelief, Bewaldung, grobe Nutzungsformen. Im Prinzip könnte in vielen Gebieten des Waldviertels das Birkhuhn leben, wenn der Lebensraum entsprechend bewirtschaftet würde, wie die Vergangenheit schon zeigte. Daher war es wichtig, diejenigen Gebiete herauszufiltern, wo dies mit dem geringsten Aufwand möglich wäre, damit es auch wirtschaftlich bleibt. Zum Beispiel sind magere Standorte in höheren Lagen begünstigt. Wegen der kürzeren Vegetationsdauer und langsameren Wüchsigkeit wird später und weniger oft gemäht, weniger ertragreiche Böden werden nicht so intensiv bewirtschaftet wie besonders fruchtbare Böden. Auch Gebiete, die weniger von Beunruhigung durch Besiedlung und Tourismus betroffen sind eignen sich besser. Das heißt, dass in Gebieten mit nur mäßigen Habitatwerten dennoch Birkhühner leben könnten, wenn auch mit höherem Aufwand (wie dies beispielweise am Truppenübungsplatz Allentsteig und das Gebiet St. Martin vorübergehend gelungen ist). Jedoch auch in den Gebieten mit relativ bester potenzieller Habitateignung ist ohne begleitende Maßnahmen (günstige Habitatgestaltung) Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 65 eine Wiederansiedlung bzw. Bestandesstützung von Restpopulationen wenig erfolgversprechend.

4.2 Alternative Bewirtschaftungsformen Statt auf kurzfristige landwirtschaftliche Begleitmaßnahmen durch Förderungen (wie Brachlegung) zu setzen, die mit Ende der Förderungszeit oft nicht mehr weitergeführt werden, ist es sinnvoll auf langfristige Umstellungen zu setzen, die auch langfristig wirtschaftlich selbsttragend sind (evtl. mit anfänglicher Förderung für die Umstellung des Betriebes). Dies sollte dort erfolgen, wo eine Wiederansiedlung von Birkhühnern am vielversprechendsten ist (hohes Habitatpotenzial, günstige Besitzstruktur, interessierte Grundbesitzer). Obwohl das Birkhuhn ein Charaktervogel der Zwergstrauchgesellschaften ist, nutzt es auch anthropogene Vegetation, z.B. im Grünland, sofern diese reich an Wildkräutern wie Löwenzahn, Ampfer oder Hahnenfuß ist. Von den Kulturpflanzen nutzt es Klee, Hafer und Buchweizen (Brüll 1961). Extensive Beweidung kann zu einem sehr günstigen Habitatmosaik für das Birkhuhn führen, bei Intensivierung wird jedoch das Gegenteil bewirkt (Zeitler 2003). Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel extensiver Weidebetrieb von Rindern mit Vermarktung von regionalen Biofleisch, Bewerbung in Supermarktketten, indem der Kauf diese Ware auch dem Naturschutz dient, möglicherweise mit dem Birkhuhn als ikonisches Symbol für den Schutz eines ganzen Lebensraumes (mit dem Hinweis, dass nicht nur den Birkhühnern geholfen wird, sondern auch Wachtelkönig, Raubwürger, usw.). Deklarierung zur Genussregion mit regionalen Delikatessen wie Waldviertler Blondvieh und/oder auch bei Birkhühnern beliebtem Buchweizen und Hafer. Eine weitere Möglichkeit wäre die Produktion von kräuterreiches Qualitätsheu für Pferdebetriebe, wo die Wiesen erst spät während oder kurz nach der Blüte gemäht werden. Extensive Sommerungsweiden für Jungpferdeaufzucht wären optimal durch die daraus entstehenden Vegetationsstrukturen. Dagegen sind Weiden für genutzte Reitpferde ungünstig durch die mitbedingten anthropogenen Störungen. Auch für Waldgebiete sind alternative Bewirtschaftungsformen denkbar. Kirchner (2010) empfiehlt statt dichte, hohe Dauerwälder niederwaldartige Wälder mit stockausschlag- fähigen Bäumen wie Karpatenbirke und Eberesche für die Energieholzwirtschaft. Hier werden durch die kurze Umtriebszeit auch auf wüchsigen Böden immer wieder offene Flächen für Birkhühner geschaffen.

4.3 Habitatvernetzung und Kooperation mit angrenzenden Gebieten Da starke Bestandesschwankungen (Fluktuationen) typisch für das Birkhuhn sind, sollte die Populationsgröße (Metapopulation) mindestens 100 Vögel betragen und dauerhaft besiedelte Teilgebiete sollten eine Mindestfläche von 400 ha und eine Mindestbreite von etwa einem Kilometer aufweisen (Wübbenhorst und Prüter 2007). Da die Teilgebiete im Waldviertel für sich alleine kaum diese Populationsgröße erreichen werden, ist es wichtig, dass mehrere Gebiete miteinander vernetzt werden.

66 wildlife.info – online publications 2015

Für ein Habitatmanagement des Birkhuhnes im Waldviertel ist es sinnvoll, dies auch grenzüberschreitend mit Tschechien und Oberösterreich zu koordinieren. In Abb. 62 sind die potenziell bevorzugt geeigneten Birkhuhngebiete im Waldviertel und ehemalige angrenzende Birkhuhngebiete im Mühlviertel (Freiwald) und Tschechien (Novohradské hory – Gratzener Bergland) dargestellt. Hier sind die Entfernungen zum Waldviertel gering. Von dort aus könnte auch eine Verbindung zum Nationalpark Bayerischer Wald und Böhmerwald-Šumava hergestellt werden. Alle andere Birkhuhngebiete (Alpen, Rhön, Erzgebirge, Riesengebirge, …) überschreiten bereits die maximale Dispersionsdistanz von ca. 30 km. Sowohl im tschechischen Šumava-Gebiet (Bufka und Málková 2003) als auch im oberösterreichischen Mühlviertel (Uhl et. al. 2009) sind die Birkhuhnbestände ebenso wie im Waldviertel in den letzten Jahrzehnten rapide zurückgegangen. Bei einer größeren zusammenhängenden Population (Metapopulation) ist die Gefahr von Inzuchtdepression oder zufällige Auslöschung der Population durch regionale Umwelteinflüsse verringert (Höglund et al. 2007). Je größer das Gebiet ist, in dem Birkhühner vorkommen, desto besser können auch örtliche Einbrüche durch Krankheiten, Wetter, usw. ausgeglichen und betroffene Flächen wieder von umliegenden Gebieten aus wiederbesiedelt werden. Wenn Populationen zu klein werden, ist die Wahrscheinlichkeit des Aussterbens durch zufallsbedingte Ereignisse sehr hoch.

Abb 62: Management-Präferenzgebiete für die Birkhuhn-Habitatgestaltung im Waldviertel (blau) und letzte Birkhuhnvorkommen in angrenzenden Regionen (orange schraffiert = Tschechien, violett = Mühlviertel). Entfernungsangaben in km (rot). Namen-Codes siehe Tab. 22. Fig. 62: Management preference areas (circumscribed blue) in the investigation area and last occurrences of black grouse in neighboring regions (orange = Czech Republic, purple = Upper Austria). Distances in km (red). Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 67

Abb. 63: Große offene Flächen im tschechischen Grenzgebiet bei Pohoří na Šumavě (Buchers). Fig. 63: Extensive open areas in the bordering Czech region Pohoří na Šumavě.

Abb. 64: Offene Flächen bei Neustift im Mühlviertel (Oberösterreich). Fig. 64: Open landscape near Neustift (Upper Austria)

Während Junghennen meist im ersten Jahr ihr Gebiet verlassen und Dispersionsdistanzen bis zu 30 km erreichen, sind Hähne weit ortstreuer und verlassen kaum ihr Gebiet (Caizergues und Ellison 2002; Warren und Baines 2002; Marjakangas und Kiviniemi 2005; McEwen et al. 2009). Das bedeutet, dass die potentiellen Birkhuhnhabitate in Waldviertel, Mühlviertel und dem Gratzner Bergland in Tschechien von Hennen gut überbrückbar sind (Abb. 62) und ein genetischer Austausch stattfinden kann. Für Hähne ist dies aber meist nicht der Fall. In England stiegen durch Schutzmaßnahmen die Anzahl der Birkhühner innerhalb von 8 Jahren um 33%, jedoch ohne ihr Raumgebiet auszuweiten. Dies wurde auf die Ortstreue der Birkhähne zurückgeführt. Um dem entgegenzuwirken wurden eingefangene Hähne in entferntere, jedoch geeignete Habitate versetzt, die auch Junghennen in diese neu zu besiedelnden Bereiche anlocken sollten (McEwen et al. 2009). Die ersten Versuche schienen erfolgreich solange die Hähne mehr als 15 km von ihrem Ursprungsort versetzt wurden, da sie ansonsten wieder dorthin zurückflogen. Eine ähnliche Vorgangsweise würde sich auch im Waldviertel anbieten. Junghähne könnten in geeignete neu zu besiedelnde Gebiete

68 wildlife.info – online publications 2015 ausgesetzt werden, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass dort bei Hinzukommen von sich ausbreitende Junghennen (vorausgesetzt, dass es Gebiete mit Junghennen in überbrückbarer Entfernung gibt) eine Population aufgebaut werden kann. E s ist zum Beispiel eine Henne im Optimalgebiet von Braunegg-Ottenschlag (nahe Muckendorf) gesichtet worden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass auch ein Hahn dorthin fliegt, ist sehr gering.

4.4 Negative Entwicklungen für das Birkhuhn und Gegenmaßnahmen Eine Zunahme der Bewaldung, insbesondere dichte, geschlossene Wälder auf ehemals offene Flächen, wirkt sich negativ auf die Habitatqualität aus (Pearce-Higgins 2007; Weißbacher 2007). Dies kann in vielen Gebieten des Waldviertels festgestellt werden, v.a. in zuvor als Brutgebiet günstigen moorigen Senken. Auch abrupte, hohe Waldränder statt fließende Übergänge sind nachteilig zu bewerten. Die dichten, hohen Bäume sind für das Birkwild schwer einsehbar und fungieren als Ansitzplätze für Habichte. Daher werden offene Flächen in Nähe von scharfen, hohen Waldrändern vom Birkhuhn eher gemieden. Um dem in Birkhuhngebieten entgegen zu wirken, soll der Wald im Randbereich aufgelichtet werden, Waldweide, wo erlaubt, kann diese Maßnahmen unterstützen. Korridore zu anderen Freiflächen müssen breit genug sein, um auch genutzt zu werden. Entwässerungen von ehemaligen Feuchtwiesen und Mooren, in Folge dessen intensive Bewirtschaftung und Aufforstungen führten zu Lebensraumverlusten für das Birkhuhn (Brüll 1961). Zudem besteht die Gefahr, dass Küken in die Wassergräben hineinfallen und ertrinken (Ludwig 2003). Hier müssten in Birkhuhnkerngebieten die Drainagierungen möglichst rückgängig gemacht werden durch Zuschütten der Entwässerungsgräben.

Intensivierung der Landwirtschaft durch Düngung, Einsatz von Herbiziden und Insektiziden, führen einerseits zu hohen Bewuchs, andererseits zu Einschränkung der Artenvielfalt und weniger Insekten, die für die Brutaufzucht notwendig wären. Häufige und frühzeitige Mahden (Silagegewinnung) führten zu Verlusten vor allem bei Gelegen und Küken. In Birkhuhngebieten sollten auf intensive Düngung und Einsatz von Herbiziden/Insektiziden verzichtet werden und Mahden möglichst spät erfolgen. In Gebieten mit nährstoffreicheren Böden (z.B. TÜPL-A) ist es schwieriger, hierbei das notwendige Gleichgewicht zu finden. Die Förderungen von Brachflächen bzw. erst spätes Abmähen von Wiesen, Schaffung und Pflege von Strukturen wie Hochraine, Bicheln, aufgelockerte Waldränder, usw. müssen langfristig erfolgen. Offene Flächen bieten einen höheren Reichtum an für die Kükenaufzucht notwendigen Insekten, jedoch suchen Hennen höhere Vegetation als Deckung von Prädatoren auf (Signorell et al. 2010). Wenn große Flächen einheitlich kurz gehalten oder zu dichte, hohe Brachen zuwachsen, kann dies zu Problemen in der Brutaufzucht führen. Daher ist es notwendig für reiche Strukturierung der potenziellen Brutgebiete zu sorgen. Dazu können Bicheln, Hochraine, vielfältige Kleinfelderwirtschaft einen wichtigen Beitrag leisten. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 69

Die Zunahme von Freizeitaktivitäten, wie Joggen, Spaziergänger mit freilaufende Hunde abseits von Wegen, Geocaching, Mountainbiken, Langlaufen und Schneeschuhwandern können zu massiven Störungen in Birkhuhnhabitaten führen. Es konnte auch eine Zunahme von Personen, die Arnika und Beeren auf Moorwiesen sammeln, festgestellt werden (Schmalzer 2004). Storch (2013) wies darauf hin, dass anthropogene Störungen unterschiedliche Auswirkungen haben können, z.B. weil Menschen auch die natürlichen Feinde der Birkhühner stören. Immitzer et al. (2014) stellten fest, dass sich Birkhühner auch an wiederkehrende Störeinflüsse kaum gewöhnen und deshalb Flächen mit häufig auftretende anthropogenen Störungen, wie Wanderwege mieden. Es sollte lenkend auf Freizeitaktivitäten eingegriffen werden durch Wegmarkierungen, Aufklärungsarbeit und evtl. Betretungsverbote bzw. Wegegebote in Brutgebieten, wie dies z.B. im Naturpark Langen Rhön der Fall ist (Kirchner 2010). Einen Sonderfall stellt der TÜPL-A dar. Falls Truppenübungen, v.a. Panzerfahrten, eingestellt oder stark eingeschränkt werden, werden die offenen Flächen zunehmend zuwachsen. Um diese Flächen weiterhin offen zu halten gibt es verschiedene Möglichkeiten wie extensive Beweidung, Mähen und Räumen, Abbrennen, Abplagen, Entbuschen oder Mulchen. Dabei sind Mähen und Räumen (wenn das Mähgut verkauft werden kann) bzw. Beweidung mit Wildtieren oder Großvieh am rentabelsten, Abplagen, Entbuschen und Beweidung mit Schafen am kostenintensivsten (Prochnow und Schlauderer 2003). Eine zu hohe Rotwilddichte ist jedoch problematisch, da sich eine Nahrungskonkurrenz bezüglich der für Birkhühner wertvollen Beerenkräuter ergeben kann (Lehmann 2000), diese auch die Verjüngung der für Birkhühner wertvollen Eberesche verhindert.

Abb. 65: Frische Entwässerungsgraben, im Hintergrund eingezäunter Christbaumkultur, hohe abrupte Waldränder (Gebiet Traunstein).

Fig. 65: Newly constructed drainage ditches, in the background fenced in Christmas tree plantation, high, abrupt forest edges (Area Traunstein).

70 wildlife.info – online publications 2015

Abb. 66: Halboffene moorige Waldflächen, die vom Birkhuhn mitgenutzt werden können.

Fig. 66: Partly open boggy forest areas, which can be occupied by black grouse.

Abb. 67: Frischer Entwässerungsgraben im Wald: der Wald wächst dichter nach und wird als Birkhuhnhabitat unbrauchbar.

Fig. 67: New drainage ditch in the forest: the trees grow more densely and the habitat becomes useless for black grouse. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 71

Abb. 68: Zahlreiche Feldraine wären zwar positiv, jedoch viel zu intensive Bewirtschaftung und Beunruhigung machen das Gebiet ungeeignet. Fig. 68: Plenty field edges can have a positive effect, but too intensive cultivation and disturbances make the area unsuitable for black grouse.

Abb. 69: Große, offene Flächen ohne Strukturen und dichter hoher Wald bieten weniger günstiges Habitat (Gebiet Traunstein). Fig. 69: Large, open areas without any structure and dense high forests provide inferior habitat.

Abb. 70: Siloballen: Zeichen für frühe und häufige Mahden, intensive Bewirtschaftung. Fig. 70: Silage bales: indicator for early and frequent mowing, intensive cultivation.

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Anforderungen an das Habitat: Je nach Lebensphase sind die Anforderungen an das Habitat unterschiedlich: In der Balz sind übersichtliche Flächen mit kurzer Vegetation, meist Kuppenlagen, die nicht in Waldrandnähe sind, günstig. In der Brutzeit ist für die Henne v.a. höhere Vegetation als Deckung nötig. Später in der Aufzuchtphase sind klein strukturierte Flächen mit zur Deckung nahegelegener niederer Vegetation von besonderer Bedeutung, damit nach Regen die Küken leicht wieder abtrocknen können, der Boden sich rascher erwärmt, und wo Insekten reichlich vorkommen (Ameisenhaufen, naturnahe kräuterreiche Vegetation,…). Im Winter benötigen die Birkhühner Knospenäsung (Birken, Weiden,…), schneereichere Gebiete mit Kleinrelief wo sich Schneeverwehungen sammeln, in den sie ihre Höhlen bauen können, sind von Vorteil. Hochraine oder Hohlwege könnten zum Beispiel solche Strukturen schaffen. Minimumfaktor für eine vitale Birkhuhnpopulation im Waldviertel sind geeignete Habitate für Brut und Jungenaufzucht, vor allem ein kleinflächiges Mosaik von Bewuchs (und Gelände- Feinrelief) zwischen etwa 10-60 cm Höhe auf ausreichend großen Flächen (abseits von dichten Waldrändern) mit günstigen Bedingungen für Ernährung, Feindschutz und Bioklima in allen Stadien der Jungvogelentwicklung, sowie mit geringem Prädatorendruck. In der ursprünglichen Waldviertler Kulturlandschaft wurden Gesperre v.a. in Bicheln und an Moor-Feld-Randzonen beobachtet (Forstner, 1984). Hennen hielten sich auch gerne an Feldrainen, Moorrandwälder und landwirtschaftliche Flächen (v.a. Feuchtwiesen) auf. Plenterartige Wälder wurden dagegen von Birkhühnern nicht genutzt. Nahrung: Es sollten alle Strukturen, wie z.B. Bicheln, Raine und alte Feldwege erhalten werden, um die für die Sommernahrung notwendigen Heidekrautgewächse zu fördern, und zusätzlich die für die Winternahrung wichtigen Gehölzen wie Birken, Weiden, Kiefer, Eberesche, Pappeln, Erle, Wacholder erhalten und gepflegt werden. Birkhühner bevorzugen Biotope in denen Ebereschen vorhanden sind (Wübbenhorst und Prüter 2007). Deckung: als Deckung sollten die Habitate stellenweise in kleinflächigem Mosaik höhere Vegetation bis 60 cm aufweisen (Lehmann 2000, Keulen et al. 2003). Vor allem in der Brutzeit ist dies wichtig. Dies kann durch Stehenlassen von Brachflächen bewirkt werden, bei denen auch kürzere Vegetation mosaikartig durch Schnitt oder Brand für trockene „Laufwege“ sorgen. Noch besser ist wegen des geringeren Aufwandes und zusätzlich wirtschaftliche Nutzung die extensive Beweidung.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 73

Abb. 71: Raine mit Sträuchern (Wiesensfeld) und alter Feldweg mit Heidebewuchs und Birken, Gehölzpflege durch „Auf den Stock setzen“ (Wielings). Fig. 71: Field edges with shrubs and old field path with heather and birches, maintenance by cutting wood on a routine basis.

Abb. 72: Ameisenhaufen, Vaccinium, Steine und zahlreiche Kräuter am Wegrand bei Muckendorf. Fig. 72: Anthills, Vaccinium, rocks and herbage along a path near Muckendorf.

Abb. 73: Vielfältige Strukturen: Grasweg, heidereicher Rain und Kartoffelfeld (Heinrichs). Fig. 73: Manifold structures: grass path, field edge covered with heather and potato field

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Abb. 74: Ebereschen, Bichel mit Birke, heidereiche Raine (Heidelbeere und Heidekraut). Fig. 74: Rowan trees, small mound covered with birch trees, field edges covered with dwarf shrubs (bilberry, heather).

Abb. 75: Latschen gepflanzt und Steinplatte als Unterschlupf platziert (beides Wiesensfeld).

Fig. 75: Dwarf pine planted and stone slab placed for shelter (both in Wiesensfeld).

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 75

Abb. 76: kleiner Bichl im Buchweizenfeld, daneben kräuterreiche Brache und Kartoffelfeld (Bromberg). Fig. 76: Small rocky mound surrounded by a buckwheat field; adjoining an herbaceous fallow and potato field (Bromberg)

Abb. 77: Neuangelegter Hochrain mit Steinen und Heidebepflanzung (Arbesbach).

Fig. 77: Newly built earth structure with rocks and planted heather (Arbesbach).

Beweidung: Extensive Beweidung führt durch selektiven Fraß und Tritt zu einem reichen Mosaik an Offenboden, sehr kurz gehaltenen Gräsern und höheren Bewuchs, die als Deckung für die Birkhühner dienen (Abb. 78). Auch der für das Birkhuhn günstige Borstgrasrasen wird durch extensive Beweidung gefördert. Durch das Abfressen der Pflanzen werden Nährstoffe entzogen und der Boden magert aus. Vor allem durch Hütehaltung mit Schafen, die nachts gepfercht werden und dort vorwiegend Exkremente abgeben, kann diese Ausmagerung von Grünflächen besonders gefördert werden (Briemle et al. 2002). Bei Rindern und Pferden entstehen, da sie ihren Kot nicht gleichmäßig absetzen, einerseits ganz kurze rasenartige Areale und an anderen Stellen höherer Bewuchs (Geilstellen). Die erhöhte Vielfalt an verschiedenen Kräutern und Gräsern auf diesen Flächen gemeinsam mit den Dung führen zu einem höheren Insektenreichtum als auf künstlich gedüngten, monotonen Mähwiesen (Geiger et al. 2010).

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Abb. 78: Extensive Pferdeweide führt zu einem Mosaik aus sehr niedrigem und höherem Bewuchs. Fig. 78: Extensively managed horse pasture leading to a mosaic of very short and higher plant growth.

Abb. 79: Zu intensiv beweidete Weidefläche und schlecht sichtbare Zaun. Fig. 79: Intensively managed pasture and hardly visible fence Zu intensive Beweidung (Abb. 79) bewirkt jedoch das Gegenteil, hier gehen die Strukturen verloren und der Insektenreichtum nimmt ab (Baines 1996), außerdem kann es zu Störungen des Birkhuhnes bzw. zu Verlusten bei Gelegen führen. Günstig ist es, das Weidevieh erst spät (nach dem Schlupf der Küken) auf die Weide zu treiben, im Herbst kann jedoch die Fläche lange abgeweidet werden. Teilweise Waldweide kann zu einer günstigen Auflichtung der Waldränder und fließende Übergänge von Wald zu Offenland führen. Wildzäune stellen eine bedeutende Mortalitätsursache für Raufußhühner dar und sollten daher durchgehend gut sichtbar verblendet werden (Nopp-Mayr und Grünschachner-Berger 2011), z.B. mit optisch auffälligen orangenen Netzen (Black grouse UK 2007). Bei Rinder- und Pferdeweiden wäre es aus diesem Grunde vorteilhaft, statt einfache Drähte auffallende Rundkordeln oder Bänder für Elektrozäune zu verwenden. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 77

Waldrandgestaltung: Übergänge von Wald zum Offenland sollten möglichst fließend sein (ohne optisch auffällige Steilränder). Eine hohe Waldranddichte hat keinen Vorteil, wenn die Übergänge abrupt sind, sondern kann sogar das Gegenteil bewirken, da die Waldränder auch vermehrt von Prädatoren genutzt werden (z.B. als Ansitzwarten von Greifvögeln). Da Birkhühner Abstand halten von solchen Gefahrenbereichen (Schmalzer 1996) wird der Lebensraum durch viele dichte Waldränder eingeengt. Für die Habitatqualität ist vor allem der Waldrandtyp maßgeblich. Bei Auflockerung der Waldränder finden sie Einblickmöglichkeit, Deckung und Nahrung, und können den Bereich in den Wald hinein mitnutzen (Abb. 80-82) für Beutegreifer ergeben sich wegen der Unübersichtlichkeit Nachteile. Um solche fließende Übergänge zwischen Offenland und Wald zu schaffen, wird von Black grouse UK (2007) empfohlen entweder auf der Offenlandseite einen 20-50m breiten Streifen entlang der Waldränder mit Sträuchern (Eberesche, Weißdorn, Birke, Wacholder,…) anzulegen oder auf der Waldseite in einen ebenso breiten Streifen rund 80% der Bäume heraus zu schlägern.

Abb. 80: Links: Waldränder mit ungünstigem, abrupten Steilrand; rechts: günstig aufgelockerter Waldübergang ohne deutlichem Waldrand („zerfranste“ Vegetationsstruktur für Birkhuhn günstig). Fig. 80: Left: unfavorable, abrupt high forest edges; right: favorable loosened up transition from forest to open land without obvious edges (frayed vegetation structure is beneficial for black grouse)

Abb. 81: Aufgelichtete Waldränder mit Bodenbegrünung (Zwergsträucher) sowie guter Einblick- und Einflugmöglichkeit für Birkhühner, davor ein nahrungsgünstiges Haferfeld (Kleinpertholz). Fig. 81: Partly opened up forest edges with ground vegetation (dwarf shrubs), good insight and good flight mobility, in the foreground an oat field

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Abb. 82: Aufgelockerter Waldrand, Wacholder als Anzeiger vom ehemaliger Beweidung (Altmanns): entspricht einer Waldkampfzone. Fig. 82: Partly open forest edges, juniper as an indicator of former livestock grazing (Altmanns) Waldstruktur und Habitatqualität: Je nach Waldaufbau und Waldrandtyp werden Waldbereiche von Birkhühnern entweder gemieden (homogene, dichte Wälder, dichte Waldränder) oder aber bevorzugt besiedelt (aufgelockerte, lückige Wälder, aufgelockerte Waldränder, „waldgrenzartige“ Strukturen ohne Waldränder). Während sich zum Beispiel in Finnland bei der dort typischen, aufgelockerten Waldstruktur Unterbrechungen des Waldes durch landwirtschaftliche Flächen eher negativ auf die Habitatqualität und den Besiedlungsanreiz für Birkwild auswirken und große, zusammenhängende Waldgebiete bevorzugt werden (Kurki und Lindén 1995), wirken sich die meist dichteren Wälder in außeralpinen mitteleuropäischen Gebieten eher negativ auf Birkhühner aus und günstig strukturierte Nichtwaldflächen werden bevorzugt (Wubbenhorst und Prüter 2007); auch die Nahbereiche zu den Waldflächen bis zu etwa 100 (200) Metern von (dichten) Waldrändern werden, wahrscheinlich wegen der dort erhöhten Prädatorengefahr, oft gemieden. So wurden auch im Waldviertel eher übersichtliche Flächen mit deutlichem Abstand zum Waldrand bevorzugt (Schmalzer 1996). Die für Birkhühner maßgebliche Detailstruktur der Wälder und Waldränder im Waldviertel (Baumartenzusammensetzung, Schichtung, Überschirmungsgrad, Unterwuchs etc.) konnte anhand des verfügbaren Datenmaterials im großflächigen Maßstab zwar nicht ausreichend erkannt und dargestellt werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Waldstruktur, insbesondere auf Böden mit besseren Bonitäten, überwiegend ungünstig für Birkhühner ist, sofern diese nicht durch spezielle Habitatpflegemaßnahmen günstig gestaltet wird. Da Birkhühner frühe Sukzessionsstadien des Waldes als Habitat bevorzugt nutzen (Weißbacher 2007), ist eine Waldbewirtschaftung durch Kahlschläge, bei der immer wieder offene Flächen entstehen, günstiger als eine Waldbewirtschaftung im Dauerwaldsystem (ohne Kahlschläge, Waldverjüngung unter Schirm). Auch Waldweide begünstigt Birkhühner. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 79

4.5 Prädatoren Prädatoren können einen negativen Einfluss auf die Brutentwicklung haben. In einer norwegischen Studie von Jahren (2012) war Prädation die Hauptursache von Brutausfällen. Fuchs und Marder waren die Hauptprädatoren, gefolgt von Dachs und Krähen. Er führte den zunehmenden Einfluss von Nesträubern auf die steigende Fuchsbestände bedingt durch die nachlassende Bejagung und Veränderung der Flächenbewirtschaftung mit höheren Mäusedichten zurück. Prädatorenregulierung (v.a. Fuchs und Krähen) kann zum besseren Erfolg der Jungenaufzucht führen (Kauhala et al. 2000, Baines et al. 2003, Summers et al. 2004, Bowler et al. 2007). Bei geringen Restpopulationen oder bei Aussetzungen ist es vor allem in der Anfangsphase unabdingbar den Habitatfaktor „Beutegreifer“ nicht zu vernachlässigen und die Prädatorenpopulation möglichst gering zu halten, damit sich die Birkhühner in dieser Phase etablieren können. Ein gebietsabhängiger Einfluss unterschiedlicher Prädatoren konnte z.B. von Költringer-Seiler (2000) festgestellt werden: In zwei nur wenige Kilometer voneinander entfernten, aber unterschiedlich strukturierten Arealen wurden besenderte Birkhähne ausgewildert. In dem nahezu baumlosen Moorgebiet war die Haupttodesursache Risse durch Füchse, während auf den kleinparzellierten birkenbestandenen Flächen v.a. Rupfungen durch Habicht zur Mortalität beitrugen. Bei den geschützten Greifvögeln, insbesondere Habichte, die gerne vom Ansitzplätzen aus jagen, hat es sich bewährt, in Birkhuhnbrutgebieten keine Gehölze über 2 Meter hoch werden zu lassen (mündliche Mitteilung, Hr. Grüntjens, Rheinmetall). In den Abbildungen 84 bis 89 sind die jährlichen Abschusszahlen verschiedener Beutegreifer für die beiden Bezirken Gmünd und Zwettl (Hauptvorkommensgebiete der Birkhühner im Waldviertel) dargestellt. Beim Fuchsabschuss fällt auf, dass in beiden Bezirken eine deutliche Abnahme der Abschusszahlen bis 1991 stattfand um daraufhin sprunghaft wieder anzusteigen und sich auf ungefähr das Doppelte des Ursprungwertes einzupendeln (Abb. 84). Es wird angenommen, dass der starke Anstieg der Abschusszahlen auf die Tollwutimmunisierung Anfang der 90er Jahre zurückzuführen ist. Seitdem sind die Fuchsdichten wahrscheinlich um einiges höher als früher, v.a. durch den geringeren Anreiz Füchse wegen des Balges zu bejagen und durch das Verbot der Fallenjagd. Während die Abschusszahlen bei Iltis und Wiesel abnahmen (Abb. 87 und 88), stiegen sie beim Dachs leicht und bei Mardern stark an (Abb. 85 und 86). Wildschweinabschüsse zeigen ebenfalls einen sehr starken Anstieg, der weiterhin anhält (Abb. 89).

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Abb. 83: Schwarzwild: einerseits gelegentlicher Prädator, andererseits können Wühlungen für Strukturen sorgen. Fig. 83: Wild boar: on the one hand occasional predator, on the other hand rooting around of the boars brings forth more structure

Abb. 84: Jährlicher Fuchsabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd und Zwettl. Fig. 84: Yearly culling rates of foxes 1950-2014 in the districts Gmünd and Zwettl.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 81

Abb. 85: Jährlicher Dachsabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd und Zwettl. Fig. 85: Yearly culling rates of badgers 1950-2014 in the districts Gmünd and Zwettl.

Abb. 86: Jährlicher Marderabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd und Zwettl. Fig. 86: Yearly culling rates of martens 1950-2014 in the districts Gmünd and Zwettl.

Abb. 87: Jährlicher Ilitsabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd und Zwettl. Fig. 87: Yearly culling rates of polecats 1950-2014 in the districts Gmünd and Zwettl.

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Abb. 88: Jährlicher Wieselabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd und Zwettl. Fig. 88: Yearly culling rates of weasels 1950-2014 in the districts Gmünd and Zwettl.

Abb. 89: Jährlicher Wildschweinabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd und Zwettl. Fig. 89: Yearly culling rates of wild boar 1950-2014 in the districts Gmünd and Zwettl.

Als Vergleich die Abschussentwicklung beim Birkhuhn: In den Hauptbezirken Gmünd und Zwettl wurden in den 1950er und 1960er Jahre regelmäßig jeweils 40-70 Stück jährlich geschossen (Abb. 90). Im Bezirk Gmünd wurde der letzte Birkhahn 1975, in Zwettl 1987 erlegt. In Waidhofen/Thaya wurden nur vereinzelt Birkhühner bis 1973, in Krems bis 1968 erlegt. Im Bezirk Horn wurde seit 1950 nur ein Birkhuhn 1953 erlegt, im Bezirk Melk zwei in 1952 und jeweils eines in 1966 und 1970. Im alpinen Raum blieben dagegen die Abschusshöhen vom Birkhuhn in den letzten Jahrzehnten weitgehend stabil (Reimoser und Reimoser 2006; Abb. 91).

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 83

Abb. 90: Jährlicher Birkhuhnabschuss 1950-2014 in den Bezirken Gmünd, Krems, Waidhofen/Thaya und Zwettl. Fig. 90: Yearly culling rates of black grouse 1950-2014 in the districts Gmünd, Krems, Waidhofen/Thaya and Zwettl.

Abb. 91: Jährlicher Birkhuhnabschuss 1950-2014 im Alpenraum und im Böhmischen Massiv in Österreich. Fig. 91: Yearly culling rates of black grouse 1950-2014 in the Austrian Alpine regions (green) and the Bohemian Massif in Austria (red).

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Welche Bedeutung das böhmische Birkhuhn noch vor 120 Jahren hatte erkennt man an den hohen Abschusszahlen. Birkhühner kamen in 84 der 89 damaligen politischen Bezirke Böhmens vor. 1892 wurden in Böhmen 5552 Stück Birkhühner erlegt, in den Alpenländern Tirol (inkl. Südtirol), Kärnten, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg gemeinsam 2482 Stück. Die Abschusszahlen für Niederösterreich und Oberösterreich betrugen 371 bzw. 61 Stück (Statistische Monatsschrift, Band 20, 1894).

4.6 Aufklärungsarbeit Für eine erfolgreiches Birkhuhnmanagement ist eine entsprechende Aufklärungsarbeit notwendig, zum Beispiel durch Infoblätter und Richtlinien an alle Landnutzer, die Einfluss auf Birkhühner und deren Lebensräume haben (landwirtschaftliche, forstliche, jagdliche sowie die Freizeit- und Erholungsnutzung betreffende Aktivitäten).

Beispiele für solche Leitfäden für die Praxis finden sich beim Game & Wildlife conservation trust UK (2011, siehe Abb. 92).

Abb. 92: Beispiele für Aufklärungsarbeit (Game & Wildlife Conservation Trust UK) . Fig. 92: Examples for awareness training (Game & Wildlife Conservation Trust UK). Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 85

5. Zusammenfassung Das Amt der NÖ Landesregierung (Abteilung Forstwirtschaft) beauftragte das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit der Untersuchung der Habitateignung des rund 4680 km² großen Waldviertels für Birkhühner. Mittels geographischer Analysemethoden (GIS Modellierung) sollten günstig vernetzte Gebiete im Waldviertel herausgefunden werden, in denen eine Habitatverbesserung und Bestandsstützung am ehesten Erfolg verspricht, sodass sich eine auf Dauer selbstreproduzierende Birkhuhnpopulation wieder ansiedeln kann. Es konnten 6 Gebiete mit relativ hohem Habitat-Potenzial für Birkhühner festgestellt werden (Karlstift-Griesbach-Altmelon, Braunegg-Ottenschlag, TÜPL-Allentsteig-Windhag’sche Stipendienstiftung, Schrems-Heidenreichstein, St. Martin, Traunstein; Abb. 33), die eine Fläche von insgesamt 327 km² umfassen (7% des Untersuchungsgebietes, davon 3,3% Wald, 2,9% Grünland, 0,8% verbaute Fläche), mit einer Maximalentfernung zwischen benachbarten Teilflächen von 30 km. Als Quellgebiete kommen aus gegenwärtiger Sicht bei entsprechender Habitatgestaltung die Gebiete Braunegg-Ottenschlag, Karlstift-Griesbach- Altmelon und TÜPL-Windhag’sche Stiftung in Frage. In Braunegg-Ottenschlag sind die Voraussetzungen am ehestens gegeben (Höhenlage, große Flächen, umgebende Wälder vernässt, wenig Tourismus). Karlstift-Griesbach-Altmelon hat zwar den Vorteil der großen Fläche und die gute Anbindung an das Mühlviertel und an Tschechien. problematisch sind aber der Tourismus und die Intensivierung der Landwirtschaft. Das Gebiet TÜPL-Allentsteig- Windhag’sche Stiftung hat den Vorteil einer großen Fläche in nur 2 Händen (Bundesheer, Windhag’sche Stiftung), kaum Tourismus, und keine intensive Landwirtschaft; Nachteile sind hier die geringe Höhenlage und wüchsige Böden, die zu einem erhöhten Aufwand der Pflege führen. Schrems-Heidenreichstein und St. Martin würden sich eher als sekundäre Vorkommensgebiete eignen: Schrems-Heidenreichstein wegen der schlechteren Vernetzung der einzelnen gut geeigneten Flächen, die geringe Seehöhe und den stärkeren Tourismus, und St. Martin wegen der kleineren Fläche und geringen Seehöhe. Traunstein eignet sich evtl. als Trittsteingebiet für wenige Vögel. Um ein natürliche Reproduktion des Birkwildes und dadurch eine selbsterhaltende Population zu ermöglichen sind Maßnahmen zur Habitatgestaltung auf ausreichend großer Fläche unbedingte Voraussetzung (sh. Kapitel 4.2 bis 4.5). Bei entsprechender Habitatgestaltung könnte in den vorgeschlagenen Präferenzgebieten mittelfristig bis langfristig Lebensraum für etwa 150 Birkhühner (günstigenfalls bis zu etwa 550 Hühnern) wiederhergestellt werden. Auswilderungen von Birkhühnern machen nur Sinn in geeigneten Habitaten. Die Überlebensrate von ausgewilderten Vögeln ist gering. Minimumfaktor für eine vitale Birkhuhnpopulation im Waldviertel sind geeignete offene Habitate für Brut und Jungenaufzucht, vor allem ein kleinflächiges Mosaik von Bewuchs (und Gelände-Feinrelief) zwischen etwa 10-60(100) cm Höhe auf ausreichend großen Flächen (abseits von dichten Waldrändern) mit günstigen Bedingungen für Ernährung, Feindschutz und Bioklima in allen Stadien der Jungvogelentwicklung, sowie mit geringem Prädatorendruck.

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In den Präferenzgebieten sollten Grundeigentümer gefunden werden, die an einer Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen interessiert sind. Ebenso Jäger, die in diesen Gebieten den Habitatfaktor „Prädatoren“ entsprechend regulieren. Aufklärungsarbeit und die Erstellung von konkreten Management-Leitlinien für Birkhuhngebiete, ausgerichtet auf landwirtschaftliche, forstliche, jagdliche, sowie die Freizeit- und Erholungsaktivitäten betreffende Tätigkeitsbereiche, sind erforderlich. Eine Kooperation zur Birkhuhn- Habitatgestaltung mit angrenzenden Gebieten (Mühlviertel in Oberösterreich sowie benachbarte Gebiete in Tschechien) wäre zweckmäßig.

6. Summary The provincial government of the Lower Austria (department of forestry) assigned the research institute of wildlife ecology, University of Veterinary Medicine Vienna with the investigation of suitable habitats for black grouse in the “Waldviertel” region, a 4680 km² area in the northwest of Lower Austria. By means of geographic analytical methods well connected areas are to be found, in which improvement of habitat and stocking of remaining populations or re-introduction may lead to sustainable, self-reproducing populations of black grouse. The investigation area was divided into 15,380 raster units of each 31.25 ha (500 x 625m). A habitat suitability index was calculated for each unit based upon following parameters: Corine Land Cover, Natura 2000 Special Areas of Conservation, wetlands, forest area, shrub area, forest edges, shrub edges, forest distribution, field edges, altitude, aspect, slope, curvature, streets, settlements from Corine Land Cover, settlements from regional spatial planning, geology, predators (foxes, badgers, martens, crows, jays and magpies, weasels, wild boar, each culled or found dead yearly). Six regions with relatively good habitat potential for black grouse could be located, with in total 327 km² (7% of the investigation area - 3,3% forest, 2,9% grassland, 0,8% other) with maximum 30 km distance between neighbouring areas. Presupposing adequate improvement of habitat the three regions Braunegg-Ottenschlag, Karlstift-Griesbach- Altmelon and Windhag’sche Stiftung-military training ground Allentsteig can be considered as source habitats for black grouse. In Braunegg-Ottenschlag the preconditions are most likely given (altitude, waterlogged forests, little tourism). Karlstift-Griesbach-Altmelon has the benefit of a large expanse and good connection to former grouse habitats in Upper Austria and the Czech Republic, but is problematical concerning tourism and intensification of agricultural use. The area including the military training ground Allentsteig and Windhag’sche Stiftung has the advantage of belonging to only two owners, having hardly any tourism and no intensive agriculture; the drawbacks are the low altitude and fertile soil, leading to increased time and effort for the maintenance of suitable habitats. Somewhat inferior are Schrems-Heidenreichstein (due to the poor connectivity of the individual high quality raster units, the low altitude and tourism) and St. Martin (because of Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 87 the small area size and low altitude). Traunstein lends itself to a stepping stone area for a few birds. To enable a self-reproducing population of black grouse measures for habitat improvement must be made on a sufficiently large area. If these measures are carried out accordingly about 150 birds (at best perhaps 550) could be established on the long term. Re-introduction of black grouse only makes sense if suitable habitats are available. The survival rate of released black grouse is low. The minimum factor for a vital black grouse population in the Waldviertel region are suitable open habitats for breeding and raising offspring, especially a patchy mosaic of ground cover (and terrain relief) between 10-60 (100) cm height on adequate large areas (away from dense forest edges) with favorable conditions for food, protection from predators and weather in every stage of upgrowth, as well as low predation pressure. In the preference areas landowners should be found, who are interested in implementing the necessary measures. Likewise hunters regulating the habitat factor “predators” accordingly in these areas. Educational work and a compilation of practical management guidelines for black grouse areas targeted at agriculture, forestry, hunting, as well as recreational activities, are essential. A co-operation with adjoining regions in Upper Austria and the Czech Republic would be of advantage.

7. Danksagung Für die organisatorische Betreuung des Projekts seitens des Amtes der NÖ Landesregierung danken wir Herrn Landesforstdirektor DI Hubert Schwarzinger und Herrn OFR DI Florian Gruber. Für die fachliche Unterstützung im Rahmen des Projekts herzlich gedankt wird Herrn Mag. Alois Schmalzer (Wildbiologe) für seine exzellente Beratung anlässlich der gemeinsamen Exkursionen im Projektgebiet und die Beistellung seiner Untersuchungsergebnisse über die Entwicklung des Birkhuhns im Waldviertel, Herrn DI Arno Haslacher (Ökol. Referat TÜPL) für die fachliche Begleitung im Gebiet des Truppenübungsplatzes Allentsteig und die Informationen über die Birkhuhnsituation am TÜPL, Herrn MinR Dr. Ottokar Jindrich (Referat Umweltschutz & Ökologie im BM für Landesverteidigung) für seine Unterstützung, Herrn FD DI Richard Hackl (Windhag’sche Stipendienstiftung) für die Exkursionsbegleitung in seinem Betrieb und die dargestellten Leistungen für die Verbesserung des Birkhuhnbestandes, sowie Herrn Stefan Leeb für die Informationen und sein vorbildhaftes Bemühen um eine Verbesserung des Birkhuhnhabitats und den Wiederaufbau eines Birkhuhnbestandes im Bereich seiner Grundstücke.

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Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 91

9. Anhang: Historische Quellen zum Birkhuhn in der böhmischen Masse Zum besseren Verständnis der Bestandsveränderungen des Birkhuhns im Waldviertel seit dem 19. Jahrhundert, wurden Daten und Aussagen in alten Zeitschriften und Büchern recherchiert und dieser Untersuchung hinzugefügt. Unter den ausgewählten Zitaten finden sich auch interessante Hinweise über den Stellenwert und die Behandlung des Birkhuhnes und seines Lebensraumes im Laufe der Zeit. Teilweise sind Feststellungen, Ansichten und Maßnahmen von damals auch heute noch relevant. Gliederung der Zitatesammlung: Seite Zitate aus Büchern 91 Zitate aus Zeitschriften und Zeitungen 92 Zum ehemaligen Umgang mit dem Birkhuhn 92 Zur Ausbreitung des Birkhuhnes im Waldviertel und darüber hinaus 92 Auswirkungen des ersten Weltkrieges auf die Birkhühner 97 Sorgen um die Birkhuhnbestände 99 Aussetzungen von Birkhühnern 100 Praktische Anleitungen für Aufzucht und Aussetzungen von Birkhühnern 101 Prädatoren 110

Zitate aus Büchern Vor über 250 Jahren wies man in Büchern darauf hin, dass Birkhühner ruhige, offene Heideflächen, und lückige, moorige Wälder als Habitat bevorzugen. Auch auf den Einfluss von Prädatoren wurde hingewiesen. Beispiele:

Er halt sich gerne in weiten wüsten mit Heidekraut bewachsenen Feldern auf, und wo dergleichen verbrannt worden, pflegt er gerne zu pfaltzen.1

Denn so schreibt Rheen: “Wo es viel Wald hat, findet man allerhand Wildgeflügel, als Auerhahnen, aber wenig Birkhühner:” und es ist auch das Birkhuhn nicht eigentlich ein Waldvogel, wie das Auerhuhn, sondern hält sich Winter und Sommer nur in solchen Brüchen auf, die nicht mit hohen und dichten Bäumen, sondern mit Birken und Erlensträuchen besetzt sind.2

Meistentheils halten sich die Birkhühner an solchen Örtern auf, wo Birkenbäume anzutreffen sind,… Des Sommers aber ist ihr Geäse von Beeren (sonderlich Wachholderbeeren) und Kräutern, wie des Auerhahns; und ihre Jungen äsen sich gemeiniglich mit Ameisen-Eyern. Indessen findet man sie auch an andern Orten, wo keine Birken sind, indem sie gern auf weiten, wüsten und mit Heidekraut bewachsenen Feldern wohnen, auch gern an solchen Plätzen, wo die Schäfer Heidekraut gebrannt haben.3

daß es [das Birkwild] nur dort gut als Standwild zu erziehen geht, wo viele Birken vorkommen; dieses zeigt aber auch, daß es mehr dem nördlichen als südlichen Klima angehört. Wo daher viel Birken vorkommen, dort hat man Hoffnung diese Wildgattung gut fortzubringen, wenn man sie einbürgern will. Der Glaube, daß das Birkhuhn nur die hochgelegenen ruhigen

1 Trichter, V. (1742): Curioses Reit-Jagd-Fecht-Tanz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Verleger Johann Friedrich Gleditsch. Leipzig. 2 Klein, J.T. (1760): Verbesserte und vollständigere Historie der Vögel. Hrsg: Reyger, G., Danzig 3 Krünitz, J.G. (1784): Ökonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-Stadt-Haus- u. Landwirthschaft. Fünfter Theil, von Bier bis Blume. bey Joachim Pauli. Berlin.

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Laubholzwaldungen bewohnt, ist darum ein ganz falscher. Der Verfasser hat mehrere Jahre auf großen Forsten im größten Flachland Deutschlands zugebracht, wo ein ganz ordentlicher Birkhühnerstand vorkam, wo es aber außer Birken nur einzelne Laubholzbäume gab, sonst waren die Waldungen nur mit Nadelhölzern besetzt; allein sie haben ihren Stand immer nur auf den Moor- und Torfgründen genommen, wo meist nur die Betula odorata oder pubescens im Gemisch der B. alba nebst sehr viel Beersträuchen vorkamen. An solchen brüchigen Orten sind sie natürlich auch weniger von Menschen beunruhigt. Hat man nun Forste, die viel von der Birke bewohnt sind, und will entweder diese Wildgattung erst heimisch machen, oder sie vermehren; so muß man natürlich vor allem andern erst den Füchsen, Mardern, Wieseln, Katzen und Raubvögeln stark nachgehen, diese fleißig vertilgen und für möglichste Ruhe in diesem Waldbezirke sorgen, besonders müßen sie in der Balz- und Brutzeit Ruhe haben,… 4

Das Wiesel, Hermelin genannt, ist ein starker Feind der Birkhühner, wie aller Hühnerarten, beynahe so heftig als der Habicht. 5

Einen verdorbenen Birkwildstand wieder gut zu machen, ist nothwendig, daß die Standorte dieses Wilds besonders in der Balzzeit so wenig als möglich beunruhigt, und die Raubthiere und Raubvögel in der Gegend bestmöglichst ausgerottet werden. ….Einen ganz frischen Birkwildstand in einer Gegend anzulegen, wo gar kein solches Geflügel ist, ist nicht leicht möglich. Wo aber die Waldung geeignet und ruhig ist, ziehen sie auch gerne ein. 6

Zitate aus Zeitschriften und Zeitungen Auch in Zeitschriften und Zeitungen wurde das Birkhuhn häufig erwähnt. Beispiele:

Zum ehemaligen Umgang mit dem Birkhuhn

(Neues Wiener Tagblatt, 21. Okt. 1901) …im Waldviertel ist jeder Schütze so viel Jäger, daß er auf den Auerhahn nur in der Balzzeit schießt. Beim Birkwild nimmt man es nicht mehr so genau, und wenn eine Kette vorüberstreicht, so wird dreingepfeffert, als ob es Rebhühner wären.

(Österreichische Forst-Zeitung, 5. Juni 1914) Einen „Schreckschußapparat“ habe ich vor einigen Jahren in einer Saatschule verwendet, um Auer- und Birkwild davon abzuhalten, die dortigen Kulturpflanzen zu schädigen. Die Anwendung dieses Aparates hat aber nichts genützt und es mußte später eine weit energischere Abwehr ins Werk gesetzt werden. Förster Fischer, Skalka.

Zur Ausbreitung des Birkhuhnes im Waldviertel und darüber hinaus

Ausbreitung im Waldviertel:

(Österreichische Forst-Zeitung, 19. Juni 1884) Eine Einwanderung von Birkwild. Wie die „Hugo’sche Jagd-Zeitung“ berichtet, scheint es, daß in jüngster Zeit das Birkwild, theils durch nicht zusagende Waldcultur veranlaßt, theils durch Überbevölkerung gezwungen, recht wanderlustig geworden, so daß es sich mit einem Male in

4 Liebich, C. (1855): Compendium der Jagdkunde. Wilhelm Braumüller. Wien. 5 Krünitz, J.G. (1784): Ökonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-Stadt-Haus- u. Landwirthschaft. Fünfter Theil, von Bier bis Blume. bey Joachim Pauli. Berlin. 6 von Rieder, J. E. (1840): Das Verhältnis der Jagd in der Kundgebung der Jagdgeheimnisse, um in der kürzesten Zeit ein vollkommener Jäger, und durch die Jagd reich zu werden. Jenisch und Stege’sche Buchhandlung. Augsburg. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 93

Gebieten zeigt und ansiedelt, wo es früher nie gesehen wurde. Wir erinnern diesbezüglich an die erfreulichen Berichte aus dem Waldviertel.

(Österreichische Forst-Zeitung, 8. Februar 1889) Als jagdliche Merkwürdigkeit ist die Zuwanderung des Birkwildes aus Böhmen und dessen weitere Verbreitung gegen das Donaugebiet zu verzeichnen. So wurde beispielsweise zuerst 1875 und 1876 auf dem Gute Kirchberg am Walde des Ritter Fischer von Ankern das Vorkommen von Birkwild constatirt, welches sich alsbald ansiedelte und vermehrte, so daß 1877 2 Birkhähne und seither 1879 und 1880 je 1 Stück, 1882 3 Stück, 1883 4 Stück, 1884 7 Stück, 1885 8 Stück, 1886 13 Stück und 1887 11 Stück Spielhähne abgeschossen wurden. Von dort verbreitete sich das Birkwild in die Gebiete des gräflich Falkenhayn’schen Gutes Ottenschlag und weiter südlich in die Forste des kaiserlichen Familiengutes Pöggstall, woselbst im Waldtheile Aschelberg und Umgebung im vorigen Frühjahre schon ein halbes Dutzend Spielhähne lustig sang. Im vorigen Jahre wurden einzelne Stücke Birkwild auch schon im Territorium der Allerhöchsten kaiserlichen Privatgüter Rorregg-Gutenbrunn angetroffen.

(Neuigkeits Welt Blatt, 4. Mai 1899) Die Hahnenbalz gewinnt im Waldviertel immer mehr an Bedeutung, dies gilt insbesonders vom großen Hahn, der fast das ganze obere Viertel beherrscht. Man hat das Auerwild bisher viel zu wenig beachtet: seit den großen Erfolgen in den Herrschaften Heidenreichstein, Geras, Stift Zwettl und Schwarzenau wird auch in den anderen größeren Revieren diesem interessanten Wild mehr Aufmerksamkeit geschenkt und so kommt es, daß aus den meisten Schußlisten große und kleine Hähne stehen. Die größte Zahl weist das Waldamt Stift Zwettl aus, wo dem Auer- und Birkwild auch die sorgsamste Pflege zu Theil wird.

(Österreichische Forst-Zeitung, 9. Nov. 1906) Jagdverpachtung. Die Eigenjagd des Landsgutes Spitz a.d. Donau, Niederösterreich (Niederjagd, auch Birkwild), ist auf 10 Jahre, ab 1. Jänner 1907, zu verpachten. (Österreichische Forst-Zeitung, 13. Mai 1910) Die Zahl der Balzplätze nimmt mit jedem Jahre zu. Dies gilt insbesondere von den Revieren im Lainsitz- und oberen Moldaugebiete, deren Schußlisten in den letzten Jahren eine stattliche Anzahl von Auer- und Birkwild aufweisen. So wurden im Vorjahre in den Bezirkshauptmannschaften Horn, Waidhofen, Gmünd und Zwettl über hundert große und gegen vierhundert kleine Hahnen geschossen. Heuer dürfte die Strecke noch größer sein, denn es laufen aus den Waldviertler Revieren zahlreiche Meldungen ein und auf den Stationen der Franz Josefs-Bahn wimmelte es nur so von Wiener Schützen, die sich ihren sicheren Hahn aus dem oberen Waldviertel holten. Die Sache ist ja leicht zu machen. Mit dem Nachschnellzug von Wien fort und in vierzehn Stunden kann man wieder zurück sein, dabei ohne Beschwerden und Unannehmlichkeiten, denn die Balzplätze sind von den Stationen zu Fuß oder Wagen leicht zu erreichen. Oft sind sie so nahe, daß man die fahrenden Züge und anschlagenden Hund im Schirm hört. Dadurch darf man sich nicht irre machen lassen, selbst durch ein „Kikeriki“ aus dem Dorfe nicht, sonst ergeht’s einem so wie jenem Wiener Stadtjäger, der die vor ihm balzenden Birkhahnen für Haushühner ansprach und sie entrüstet mit Händeklatschen davonjagte. Als die „Hühner“ sich in die Lüfte erhoben und leichtbeschwingt gegen den Wald abstrichen, merkte er wohl seinen Fehler – aber da war es schon zu spät.

(Österreichische Forst-Zeitung, 13. Juni 1914) Ottenschlag. Von Dr. Gustav Riether…. Dagegen gedeiht das Birkwild in der ganzen Umgebung vorzüglich und nimmt jetzt von Jahr zu Jahr zu.

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Ausbreitung ins Weinviertel und in den Wienerwald:

(Österreichische Forst-Zeitung, 8. Mai 1891). Zur Verbreitung des Birkwildes in Niederösterreich. Zahlreichen Nachrichten zufolge scheint es, daß das Birkwild in Niederösterreich heimisch zu werden beginnt. So erhalten wir aus dem V. U. M. B. vom Herrn Oberförster Preßler in Groß-Zögersdorf folgenden Bericht: „Bereits im Vorjahre vernahm ich, daß in den Graf Breuner'schen Auen bei Neuaigen das hier ganz fremde Birkwild beobachtet wurde, und heuer meldete unser auf der Julius Graf Hardegg'schen Herrschaft Stetteldorf, in dem Revier Ober-Rußbach — anstoßend an die Graf Schönborn'sche Herrschaft Schönborn — stationirte Revierförster, er habe auch in seinem Reviere eine Birkhenne gesehen. Diele Meldung war nicht so sehr überraschend, weil aus der genannten Graf Schönborn'schen Herrschaft im Vorjahre Birkwild ausgelassen wurde. Größer jedoch war mein Erstaunen, als ich eines Morgens in den Schmidau-Ober-Zögersdorfer Auen nächst Stockerau, circa drei Stunden von Ober-Rußbach, und etwa vier Stunden von dem jenseits der Donau gelegenen Wienerwalde, einen Birkhahn lustig balzen hörte und Tags darauf die Meldung einlief, daß auch eine Birkhenne gesehen wurde, daher ein befruchtetes Gelege anzuhoffen ist. So haben wir denn dieses schmucke Federwild nicht nur in unseren hügeligen Revieren, sondern auch in den Auen, doch befürchte ich, daß sein Aufenthalt nur ein temporärer sein wird, weil ihm in der Au einerseits die Lebensbedingungen — Heidel- und Preißelbeeren — fehlen und andererseits die häufigen Ueberschwemmungen es zum Abzüge zwingen werden. Selbstverständlich wird diesem Wilde aller nur möglicher Schutz und alle Hege zugewendet, und es wäre nur zu wünschen, daß unsere lieben Nachbarn, zu welchen sich dieses sehr gerne herumstreichende Federwild wohl auch verirren wird, dasselbe thun möchten"

(Die Presse, 20. Mai 1891) Eine Birkhenne bei Tuttenhof. Aus Tuttenhof bei Korneuburg wird uns von dem Herrn Forstverwalter J.C. Hanreich geschrieben: „Am 14. d. sah ich auf dem Felde beim Tuttenhofe eine Birkhenne und am 15. wurde dieselbe auf der Eisenbahnböschung verendet aufgefunden, wo sie sich wahrscheinlich an den Telegraphendrähten erstoßen hat. Da Birkwild hier gar nicht vorkommt, so muß das Auftreten desselben in hiesiger Gegend als nahezu räthselhaft bezeichnet werden."

(Neuigkeits Welt Blatt, 29. Nov. 1894) Birkwild im Wienerwald. Dem Herrn k.k. Rittmeister a. D. Adolf Freiherrn von Buttlar wurde das seltene Jagdglück zu Theil, daß er im Jagdrevier seines Bruders Herrn Franz Freiherrn von Buttlar am Tulbinger Kogel am 20. d. M. ein prächtiges Exemplar eines Birkhahnes erlegte. Der Hahn wurde dem Atelier Hodek zum Präpariren übergeben. Dieses Jagdergebnis ist um so bemerkenswerther, als es das zweite Stück ist, welches innerhalb vier Wochen im Freiherr von Buttlar'schcn Reviere geschossen wurde. Daß im Wienerwald Birkwild vorkommt, ist nun eine Thatsache, welche in Jägerkreiscn das lebhafteste Interesse hervorrufen dürfte.

(Österreichische Forst-Zeitung, 25. Nov. 1898) Schonet verstrichenes Birkwild! Es vergeht kein Jahr, ohne daß in meiner weiteren Umgebung, an den nordöstlichsten Ausläufern des Wienerwaldes gegen die Donau und das Tullnerfeld hin, vereinzelte Stücke verstrichenen Birkwildes gesehen oder geschossen werden1). Als Hähne erkannt und hartnäckig verfolgt, als Hennen für Haselhühner, Fasanhennen und — horribile dictu — auch Steppenhühner und Schnepfen gehalten, verfallen die über die Donau gekommenen Waldhühner alljährlich umso sicherer dem Blei, als die in Betracht kommenden Vorberge eine bedeutende Zahl kleiner Eigen- und Gemeindejagden umfassen. Berichterstatter erinnert sich sogar eines Falles, daß wegen eines zugestrichenen Birkhahnes eine förmliche Treibjagd veranstaltet wurde. Es besteht kein Zweifel darüber, daß gerade in den beiden letzten Jahrzehnten das Birkwild besonders stark aus nördlicheren Gebieten gegen das „Waldviertel" und aus diesem gegen den Wienerwald vordrängt, und hat sich eine Reihe von Revieren in Niederösterreich nördlich der Donau das Birkwild seither als Standwild eingebürgert. Als ein Birkwildstand jüngster Gründung muß jedenfalls auch derjenige im Kremsthale, auf dem Gute Droß-Gföhl, bezeichnet werden, wo Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 95

heuer zum erstenmale eine Kette abgelaufener Junghühner beobachtet wurde und dem Schreiber dieser Zeilen vor wenigen Wochen ein alter Birkhahn über den Kopf strich. Wenn man überlegt, welche mühevollen und kostspieligen Versuche zur Acclimatisation fremdländischer Jagdvögel, allerlei nichtsnutzigen Zeuges, in Oesterreich bereits unternommen wurden, und die Anpassungsfähigkeit des Birkwildes an die verschiedensten Verhältnisse in Betracht zieht, so muß es wohl als eine arge Sünde bezeichnet werden, daß für die Verbreitung dieses schönen und edlen Flugwildes nicht nur nichts geschieht, sondern derselben geradezu entgegengearbeitet wird. Es brauchte vielleicht ja gar nichts zu geschehen, wenn nicht das Birkwild überall dort, wo es als verstrichener Gast, als über die Verhältnisse gar nicht orientirter dummer Vogel erscheint, sofort und ohne Rücksicht auf die bestehenden Schongesetze zu jeder Jahreszeit gemordet würde, — bald mit Absicht, bald aus Unverstand. Wenn dann der alte Heger den von ihm glücklich erlegten Schildhahn mit sieghafter Miene in die Forstkanzlei bringt oder der Grünling im Weidwerke um Bestimmung des von ihm erlegten braunen Vogels bittet, ist es auf jeden Fall zu spät. Die eine Kette Junghühner, die im kommenden Frühjahre vielleicht angelaufen wäre und den Grundstock eines Birkwildstandes hätte bilden können, ist nun wieder für viele, viele Jahre eine fragliche Sache. Man kann darüber im Zweifel sein, in welchen Lagen sich das Birkwild, beispielsweise in Niederösterreich, noch einbürgern könnte. Ein gutes Zeugniß stellt vorhandenes Birkwild der Bodencultur nicht aus, und scheint es humussaueren Moorböden den Vorzug zu geben. Krüppelwald, Oedflächen mit Eriken, Wacholder und Beerenwuchs, unzusammenhängendes, durch Feldwirthschaft in „Schacher" zerrissenes, in forstlicher Beziehung verwahrlostes Holz sind sein liebster Aufenthalt in mittlerer Höhenlage. Wollen wir uns aber nicht die Köpfe über Dinge zerbrechen, die das Birkwild selber besser versteht. Es wird schon selbst entscheiden, wo es Fuß fassen kann und sich heimisch fühlt. Ist es aber einmal irgendwo angesiedelt, dann ist es anspruchsloser als irgend ein anderes edles Flugwild, verlangt außer der aus allgemeinen Gründen fast überall ohnehin geübten Raubzeugvertilgung keine Hege, keinerlei Wintervorlage und verursacht keine Wildschäden. Die Vermehrung des Birkwildes ist schon mit Rücksicht auf die durch das Herkommen auf den Abschuß in der Balze beschränkte Bejagungsart, welche an das Frühaufstehen in rauher Jahreszeit gebunden ist, sowie durch die gesetzlich gebotene unbedingte Schonung der Birkhenne während des ganzen Jahres, eine zufriedenstellende und in Mittellagen sogar weitaus besser als in den Hochlagen. 1)Auch heuer wieder, im September, hat Hr. Gutsverwalter Karl Schläger aus dem Gebiete der Fürst Maurocordato'schen Herrschaft Mauerbach, man kann sagen — einen heutigen Büchsenschuß weit von der Gemeindegrenze Wiens, eine Birkhenne aufgegangen und respectirt. So machen es aber leider nicht alle!

(Österreichische Forst-Zeitung, 30. Dez. 1898) Zur Verbreitung des Birkwildes. Als Nachtrag zu dem in Nr. 47 (830) d. Bl. gebrachten Mahnrufe: „Schonet verstrichenes Birkwild!" sei mitgeibeilt, daß die Verbreitung und Vermehrung des Birkwildes im Waldviertel höchst erfreuliche Fortschritte macht und diesmal einer verständnißvolleren Auffassung von Seite der Jagdbesitzer als zu Beginn des vorigen Jahrzehntes begegnet. Bei einer auf Gut Droß-Gföhl in Grottendorf, Wirthschaftbezirk Mottingeramt, am 30. November l. I. abgehaltenen Jagd wurden 16—20 Stück Birkhühner beiderlei Geschlechtes gesehen, und wäre damit, bei der großen Ausdehnung des jagdlich bestens verwalteten Gutes, eine hinreichende Besatzung des nördlichsten Kremsthales und dessen weiterer Umgebung gesichert. Daß diesem Birkwilde, sowie dem erfreulicherweise recht oft sichtbaren Auerwilde die denkbar strengste Schonung zutheil wird, ist selbstverständlich.

(Neues Wiener Tagblatt, 2. Juni 1906) Birkwild ist in der Gegend des Tulbingerkogels schon wiederholt aufgetaucht.

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(Wiener Tagblatt, 27. April 1907) Auch im Wienerwalde zeigt sich wieder Auer- und Birkwild. Letzteres wurde ziemlich nahe von Wien, in den Klosterneuburger Revieren, gesehen. Es hielt aber nicht stand, was bei diesem Zigeunervogel nicht wundernimmt.

(Neuigkeits) Welt Blatt, 4. Mai 1907: Ja die Waldviertler sind auf ihre Hahnen stolz…. Um die Birk- und Auerhennen kümmcrt sich niemand, sie bleiben ihrem Schicksal überlassen und man muß sich nur wundern, daß bei den zahlreichen Gefahren, denen unsere Waldhühner gerade zur Brutzeit ausgesetzt sind. das Auerwild hierzulande noch nicht ausgestorben ist. Es befindet sich aber augenscheinlich bei uns recht wohl, denn die Zahl der Balzplätz- nimmt mit jedem Jahr zu. Dies gilt insbesondere von den Revieren im Lainsitz- und oberen Moldaugebiete, deren Schußlisten in den letzten Jahren eine stattliche Anzahl von Auer- und Birkwild aufweisen. So wurden im Vorjahre in den Bezirkshauptmannschaften Horn. Waidhofen, Gmünd und Zwettl über hundert große und gegen vierhundert kleine Hahnen zur Strecke gebracht, darunter auch ein Paar Rackelhähne, deren Vorkommen da oben längst konstatiert ist. Diese Ziffern werden im nahen Böhmerwalde weit übertroffen, wo in den Revieren des Fürsten Schwarzenberg allein alljährlich so viel Auer- und Birkwild erlegt wird, wie im ganzen Waldviertel zusammen. Waldviertlersepp.

Gebietsweise Zunahmen auch im Mühlviertel:

(Linzer Tages-Post, 6. Apr. 1898) Man schreibt uns aus St. Oswald bei Haslach unterm 3. d. M.: Auerwild, und in neuester Zeit auch Birkwild vermehrt sich in hiesiger Gegend in einer – wenigstens für die Jäger – erfreulichen Weise.

(Linzer Tages-Post, 3. Mai 1906) …in Oberösterreich im Mühlviertel…. das Birkwild, welches immer mehr überhand nimmt, den Auerhahn in seiner Ruhe stört und zwingt, sich dahin zurückzuziehen, wo er noch die richtige Waldeinsamkeit findet.

(Linzer Tages-Post, 23. April 1908) Aus Zell bei Zellhof schreibt man uns: Seit einigen Jahren hat sich in unserer Gegend das Auer- und Birkwild sehr stark vermehrt. Besonders tritt aber heuer das Birkwild in großer Zahl auf. Schon in der nächsten Umgebung des Marktes finden sich zahlreiche Balzplätze des Birkwildes. Man darf jetzt durchaus nicht allzufrüh auf den Beinen sein, um das Treiben dieses schönen Wildes beobachten zu können. Wer um 7 oder 8 Uhr früh einen Morgenspaziergang unternimmt und ruhig, möglichst geräuschlos durch die nahen Wälder pirscht, der wird bald da und dort einen liebesdurstigen Schildhahn gewahr, der sich um die Gunst der Hennen bewirbt. Das geübte Ohr des Jägers vernimmt seine Töne schon von weitem. Besonders im Jagdgebiet der Gemeinde Aich treten die Schildhähne zahlreich auf.

(Amtliche Linzer Zeitung, 18. Febr. 1938) Eigenjagdversteigerung der Gemeinde Pfarrkirchen im Mühlkreis. Bemerkt wird, daß dieses Gemeindejagdgebiet durch seine Höhenlage als Auer- und Birkwild in bedeutender Geltung steht und in dieser Hinsicht alljährlich gerne besucht wird.

Manchmal ist diese scheinbare Ausbreitung nicht vom Birkhuhn direkt ausgegangen:

(Neues Wiener Tagblatt, 30. Mai 1901) *(Ein Wiener Birkhahn.) Wir erhalten von dem Präparator Herrn Dorfingcr nachstehende dankenswerthe Mittheilung: Viele Ornithologen und Jagdfreunde dürfte es interessiren, daß am 24. d. im Jagdrevier des 18. Wiener Bezirkes, in dem zwischen Pötzleinsdorf und Salmannsdorf gelegenen Dorotheerwalde, Herrn Franz Bubacek beim Anpürschen eines Rehbockes ein Birkhahn aufstand und von Bubacek auch erlegt wurde. Ich glaube, es ist wohl der erste in den Wiener Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 97

Jagdrevieren erlegte Birkhahn. Derselbe ist ein schöner, alter, jedoch ziemlich abgebalzter Vogel. Die überaus starke, durch die rationelle Vertilgung des Raubwildes in den österreichischen Alpen bewirkte Vermehrung des Auer- und Birkwildes bringt auch dessen coustantes Vordringen in die äußersten Ausläufer des Wienerwaldes mit sich, und es wird mir jährlich Auer-, jedoch namentlich Birkwild aus Revieren zugesendet, wo dasselbe neu auftritt. I. Dorfinger.

(Wiener Salonblatt, 11. Aug. 1901) Tetraonen auf der Wanderung. Das vor wenigen Wochen nächst Pötzleinsdorf geschossene Stück Birkwild hatte zu dem Glauben veranlasst, dass der „kleine Hahn“ auf seinen mehrfach bemerkten Wanderungen auch bereits bis hieher gekommen sei. Thatsächlich aber wurde dann festgestellt, dass dieses, sowie das im Hütteldorfer Wald beobachtete, bei einem Transport auf der Bahn entkommene Stücke waren.

Auswirkungen des ersten Weltkrieges auf die Birkhühner

Im ersten Weltkrieg wurden von manchen Personen stärkere Wildabschüsse, Birkhühner mit eingeschlossen, propagiert, um für die Notzeit mehr Nahrung zur Verfügung zu haben.

(Österreichische Forst-Zeitung, 11. Juni 1915) An die Jagdbesitzer — und Jagdpächter Oesterreich-Ungarns! Wir veröffentlichen nachfolgend eine in die Jagd- und Wildverhältnisse ziemlich tief einschneidende Anregung, die, angesichts der historischen schweren Zeiten, die wir durchleben, begreiflich, doch vielleicht in der breiten Oeffentlichkeit verschiedener Meinung begegnen mag. Jedenfalls ist sie ernster Aufmerksamkeit würdig. Wir leben in einer für unsere Zukunft entscheidenden Ausnahmszeit und eine solche mag auch "Ausnahmsentschließungen rechtfertigen. Die Welt steht im Brand und Uebermenschliches leisten unsere Truppen auf den Schlachtfeldern im Norden, Süden, Westen und Osten! Wir, die nicht mittun können in dem größten Ringen, das die Weltgeschichte kennt, müssen alles tun, dieses Ringen auf das tatkräftigste zu unterstützen, damit es möglich werde, durchzuhalten, bis der große Sieg unser und der Feind niedergerungen ist.

Eine Folge des Krieges ist es, daß alle Lebensmittel knapp und dadurch, wenn auch, da ja die Produktionskosten nicht höher wurden, ganz ungerechtfertigt, auch teuerer werden. (…) Ich möchte da eine Anregung geben und hoffe, daß sie durchgehe und Hilfe bringe. In Oesterreichs Gauen befindet sich ein Wildstand, wie er sich wohl in solcher Menge selten findet. Wenn alle Jagdbesitzer und Jagdpächter sich entschließen wollten, den Gesamtstand des Hochwildes, des Rehwildes und Gemswildes aus den dritten Teil des jetzigen Standes zu reduzieren, würde eine solche Menge Wildbret auf den Markt kommen, daß der „kleine Mann" billiges Fleisch hätte. (…) Auer- und Birkwild (männlich) könnte ebenfalls stärker abgeschossen werden. (…) Die Jagdbesitzer und Jagdpächter selbst werden wohl die ersten 2—3 Jahre nach dem erweiterten Abschuß ihr Jagdvergnügen einschränken müssen, aber ich glaube, daß dieses Opfer gar nicht in Betracht kommt, wenn es gilt, dem Vaterlande in schwerer Not zu helfen und uns alle in den Stand zu setzen, „durchzuhalten“. Dieses Einschränken des Jagdvergnügens für eine kurze Spanne Zeit in der Zukunft ist gewiß ein kleines Opfer im Vergleich zu den Opfern, die unsere Feldarmee in erster Linie für uns alle, also auch für die Jagdbesitzer, bringt. F. Sommer, Forstmeister i. R.

Dazu kamen aber auch einige Gegenstimmen.

(Fremden-Blatt, 25. Juni 1916) Wildbret für die Städte. Von Hauptmann d. R. Heinrich Blaha,Obmann der Freien Vereinigung zum Schutze des Weidwerkes. …. Man vergleiche, nun einmal diese Zahlen z.B. mit den an einem Markttage in Wien zur normalen Zeit abgesetzten Schlachtviehmengen, und man wird zu der Ueberzeugung kommen

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müssen, daß es ein unbilliges Verlangen wäre, von dem sich auf ganz Oesterreich und ans einen Zeitraum von etwa neun Monaten verteilenden Ergebnisse der Wildfällung irgendeine namhafte Beeinflussung des Fleischmarkts oder jetzt eine durchgreifend fühlbare Behebung der Fleischknappheft zu erwarten oder zu forden: Aber lindern, und nicht unbeträchtlich lindern könnte das Wildbret unseren Fleischhunger auch in den Städten,.. Im Interesse einer möglichst reichen und ausgiebigen Wildernte sollte unbedingt von jeder Verkürzung der gesetzlichen Schonzeiten abgesehen und auch die Abschußbewilligungen während der Schonzeit nur in den allernotwendigsten Fällen erteilt werden. Der vorzeitige Abschuß während der Fortpflanzung und zur Zeit der Mutterpflichten vernichtet nutzlos auch das künftige Geschlecht. … Ein noch so reicher Wildstand würde aber der Bevölkerung wenig nützen, wenn für den Jäger die Abschußmöglichkeit beschränkt oder gar unmöglich gemacht wird. Und diese Gefahr taucht vielfach allen Ernstes auf als Folge des herrschenden Mangels an Jagd Munition. … Ist nun genügend Wild und auch genügend Munition vorhanden, so gibt es aber zahlreiche Reviere, die in der gegenwärtigen Kriegszeit entweder gänzlich und für immer oder zeitweise durch den Tod im Felde, Invalidität oder die Einrückung ihrer Besitzer oder Pächter verwaist sind…. werden gewiß auch solche Jagden häufig zu finden sein, .die gänzlich sich selbst und der Gnade, beziehungsweise Ungnade der Wilddiebe überlassen blieben

Aufforderungen an die Bevölkerung den Wald mehr zu nutzen könnte auch größere Beunruhigung der Birkhuhnbestände zur Folge haben.

(Österreichische Forst-Zeitung, 11. Juni 1915) Nutzet die Pilze und Beeren in den Wäldern! Heute, in der schweren Kriegszeit, wo unsere Feinde uns aushungern wollen, heißt es, alle vorhandenen Nährstoffe zu sammeln und dem Ernährungszwecke zuzuführen. Es gilt dies insbesondere von dem Pilz- und Beerenreichtum in unseren Wäldern. Ungeheure Mengen dieser Nährstoffe sind vorhanden, ohne daß sie bisher entsprechend genutzt wurden. Es ist Pflicht jedes Forstmannes, auf alle mögliche Weise dazu beizutragen, daß diese Nutzung ausgiebig geschehe.

Die Raubwilddichten, allen voran Füchse nahmen während der Kriegszeit zu, eventuell aufgrund vieler verwaiste Reviere, Zeit- und Munitionsmangel.

(Innsbrucker Nachrichten, 3. Dez. 1916) Die Jagd im Kriege. von E. Hollstein. …Neben dem Nutzwild spielt auch das Raubzeug im Jagdbetrieb eine gewisse Rolle. Im Laufe des Krieges hat es sich sogar in recht unliebsamer Weise vermehrt; vor allem wird über eine starke Zunahme der Füchse geklagt.

(Die Neue Zeitung, 29. Juli 1917) Vom Tierleben im Kampfgebiet. von Dr. B. Franz (im Felde). …Eine besonders naheliegende Frage ist ferner die, welche Einwirkungen von den Kriegsverhältnissen auf das Tierleben ausgehen. … Hirsche und Rehe sah man aus Belgien und Nordfrankreich im Anfang des jetzigen Krieges in großen Scharen nach den ruhigeren Gebieten Luxemburgs, Deutschlands und Frankreichs abwandern. Gleiches stellte man unter den Vögeln im Westen vom Birkwild, Auerwild, vom Fasan, in Masuren von Wildgänsen und Seeadlern fest; sie verließen das Kampfgebiet und suchten ruhigere Plätze auf. Solche Tierarten sind wohl diejenigen, die im höchsten Grade vom Krieg der Menschen Notiz genommen haben…. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 99

Am bemerkenswertesten erscheint mir jedoch die Tatsache, daß kleinere Haartiere und Vögel vom Kriegsgetümmel anscheinend überhaupt keine oder doch so gut wie keine Notiz nehmen. So meiden Fuchs, Hase und Karnickel durchaus nicht das Feld zwischen den feindlichen Fronten … Rebhühner nisten mitunter in unmittelbarer Nähe des Grabens und nehmen selbst vor gelegentlichen ihnen geltenden Kugelschüssen, die ja meist fehlgehen, oft nicht mehr Reißaus.

(Fremden-Blatt, 29. Juli 1917) Weidwerk im Felde. …Wer dem Weidwerk huldigt, ließ sich bald von daheim seine Flinte ins Feld nachkommen oder brachte sich die ihm vertraute Jagdwaffe von seinem ersten Urlaub mit. Und im strengsten Falle – obzwar es eigentliche verboten ist – hat auch das Dienstgewehr dazu beigetragen, Abwechslung in die Kommißmenage zu bringen, so manchen saftigen Braten zu liefern. … Aus verschiedenen Feldpostbriefen, die eifrige Nimrode zum Verfasser haben, geht hervor, daß sich im vordersten Schützengraben selbst manchmal recht frohes Weidwerk abspielt und daß selbst im ärgsten Trubel des Gefechtes plötzlich auftauchendes Wild den Jäger dazu hinreißt, ihm die Kugel anzutragen. … Auerwild, Birkwild hielt seinen Stand, und manches Stück des letzteren wanderte nach „strafbarem“ Gebrauch des Dienstgewehres in die Kochgeschirre der Mannschaft. Der Führer einer Jägerkompagnie gibt seiner Verwunderung darüber Ausdruck, wie es nun möglich ist, daß Hase, Fasan, Rebhuhn usw. sich in der Feuerlinie aufhalten, wo es doch niemals Ruhe gibt und auf der fast regelmäßig und oft ziemlich heftiges Artilleriefeuer liegt. Sind es allein die bessere Deckung und günstigere Nahrungsverhältnisse oder haben sich die besonders Geriebenen durch Erfahrung zu der Erkenntnis aufgerungen, daß es hinten wegen der vielen Schrotschießerei weit gefährlicher für sie als vorne, wo ein Volltreffer doch immerhin zu den Seltenheiten gehört?

Sorgen um die Birkhuhnbestände Trotz der um die Jahrhundertwende stattfindenden Ausbreitung des Birkhuhnes wurde schon 1877 im Böhmen die Frage gestellt:

(Prager Tagblatt, 14. Aug. 1877) Wie läßt sich die Abnahme des Auer-, Birk- und Hasel-Wildes erklären und welche Mittel gäbe es, derselben bei einem geregelten Forstbetriebe zu begegnen. [Ein Forstrat] constatirte die wirkliche Abnahme dieser edlen Wildgattung in vielen Gegenden Böhmens und glaubte die Ursache derselben vorzugsweise in der im Laufe der Jahre durch Einführung der Kahlschlag-Wirthschaft geänderten Waldwirthschaft, in der Vermehrung der Ansprüche an den Wald, welche von Seiten der sich immer mehrenden Landesbevölkerung gemacht werden, daher in der Unruhe des Waldes zu suchen. Fürst Adolf zu Schwarzenberg konnte die Behauptung, daß die genannten Wildgattungen im Allgemeinen zu sehr abnehmen, nicht acceptiren, wies vielmehr durch die stattgefundenen Abschüsse der letzten Jahre nach, daß sich namentlich das Auer- und Birkwild auf seinen Besitzungen vermehre, daß also die Abnahme dieser Wildgattungen höchstens eine ortweise, und nicht eine allgemeine sein könne.

Immer wieder wurde in dieser Zeit die Abnahme von Birkhuhnbeständen primär auf die Veränderungen in der Forstwirtschaft zurückgeführt. Die starken Veränderungen in der Landwirtschaft traten erst viel später mit der Mechanisierung, Flurbereinigung, Kunstdüngung und Herbizide ein, daher wurde damals in den Zeitschriften der Rückgang fast nur aus dem forstlichen und nicht aus dem landwirtschaftlichen Blickwinkel gesehen.

(Linzer Tages-Post, 3. Mai 1890)

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Weniger selten wie der Auerhahn ist der Birkhahn doch für viele Jäger eine immerhin ziemlich rare Beute, denn die fortschreitende Cultur, welche auch im Walde gelegene Sümpfe und Moore trocken zu legen bedacht ist, welche überhaupt dem tüchtigen, genau rechnenden Forstmanne einen besonderen Ehrgeiz in das Bemühen setzen läßt, jeden Quadratmeter seines Reviers rationeller Holzzucht dienstbar zu machen, hat diesem prächtigen Wilde die gewohnten Lebensbedingungen vielfach ganz entzogen. Aesung, die hauptsächlich aus Knospen, Beeren, Schnecken und allerhand Kerbthieren besteht, ist allerdings in jedem Walde in mehr oder weniger reichlichem Maße, vorhanden, der nach modernen Grundsätzen bewirtschaftete Forst aber zeigt nur selten noch jene ungekünstelt naturwüchsigen, durch ausgedehnte lückenhafte Schonungen und durch Moor- und Heideflächen charakterisierten Waldverhältnisse, welche das Birkwild offenbar besonders bevorzugt. Höchstens hie und da in umfangreichen Forsten der Ebene oder in der Einöde der Gebirgswaldungen gibt es noch Walddistrikte, die ihm eine zusagende Heimat gewähren, und so ist es gekommen, daß diese interessante Wildart, welche in Schweden, Norwegen, Rußland etc. noch in staunenswerten Massen vorkommt, in Deutschland selbst dort, wo sie ehemals recht häufig war, beträchtlich abgenommen hat, während in Revieren, welche noch vor 20 bis 30 Jahren einen ziemlichen Bestand dieses Federwildes hatten, heutzutage, wie der Jäger mit ärgerlichem Bedauern zu sagen pflegt, kaum noch eine „Feder" davon zu finden ist.

Aber vereinzelt wurde bereits früh darauf aufmerksam gemacht, dass besonders Birkhühner empfindlich auf die Intensivierung in der Landwirtschaft reagieren.

(Neuigkeits-Welt-Blatt, 26. Sept. 1874) Die Verminderung im Wildstand. Bei der Aufstellung der statistischen Konsum-Tabellen für die Stadt Wien wurde mehrseits der Rückgang im Verbrauch des Wildes, von einer Verminderung des Wildstandes in Folge des intensiveren Betriebes der Landwirthschaft hergeleitet. Diese Ansicht ist nur beim Hochwild und Schwarzwild zutreffend; was die niederen Wildarten, namentlich Hühner und Hasen, also die große Masse des Marktwildes, betrifft, so irrt man sich. Im Gegentheil nimmt der niedere Wildstand mit der erhöhten Kultur einer Gegend und damit bedingten Verringerung des Raubwildes zu. Ein reicher Wildstand ist absolut an hohe Ackerkultur gebunden und das Eldorado des Jägers sind stets reiche, fruchtbare, intensiv bewirthschaftete Gefilde. Die fruchtbaren Gegenden Böhmens, Sachsens, Dessaus, die hochkultivierten Felder im Mgdeburg’schen, Braunschweig’schen, Hildesheim’schen, Nassaus und des Nieder-Rheins, weisen auch die reichste Ausbeute an Hasen und Hühnern nach. Nur Hasel- und Birkwild sucht unwirthliche Gegenden auf.

Aussetzungen von Birkhühnern Immer wieder gab es Versuche Birkhühner an verschiedenen Orten anzusiedeln. Oft wurden dazu die Tiere aus Norwegen oder Schweden importiert.

(Neue Freie Presse, 13. Okt. 1879) Ein aus Norwegen nach Dresden übergesiedelter Waidmann hat sich an die Vermittlung der Überführung von Auer- und Birkwild begeben und für die Jagdreviere des Fürsten Bismarck bereits im vorigen Jahre fünfzig Stück Birkhühner aus Norwegen herübergebracht.

(Österreichische Forst-Zeitung, 4. März. 1892) Birkwild in Ungarn. Wie „Der Weidm.“ meldet, wird in diesem Frühjahre abermals ein Aussetzen von Birkwild in den Revieren von Gödöllö stattfinden, um die bereits erzielten Erfolge in möglichstem Maße zu fördern. Auch in der Somogy ist kürzlich mit dem Aussetzen von 12 Stück Birkwild der Versuch gemacht worden, dasselbe in den hierzu so geeigneten Revieren heimisch zu machen.

(Deutsches Volksblatt, 22. Dez. 1894) Aus Norwegen eingeführtes Birkwild. Für das Leibgehege des Kaisers in Gödöllö wurden aus Norwegen drei prächtige Birkhähne und zehn Hennen eingeführt.

(Neuigkeits Welt Blatt, 28. Juni 1892) Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 101

Birkwild in den Vogesen. Der Versuch das Birkwild in den Vogesen einzubürgern, ist dieses Frühjahr ausgeführt worden. Zunächst wurden 3 Hähne und 12 Hennen aus Schweden bezogen und von Alberschweiler aus auf dem Großmann gesetzt. Da die Vogesen in Bezug auf Höhe, Klima, Waldbestand, Bodenbeschaffenheit und Nahrung den Lebensbedingungen des Birkwildes entsprechen, ist Hoffnung vorhanden, daß der Versuch, dies edle Wild dort einheimisch zu machen, gelingen wird.

(Österreichische Forst-Zeitung, 19. Mai 1893) Recht interessant war nun der Versuch, hier oben in den Bergen das uns noch fehlende Birkwild einzubürgern, da man glaubt, daß alle hierzu erforderlichen Bedingungen vorhanden seien. Wie seinerzeit an dieser Stelle berichtet, wurden etwa 12 Stück im vorigen Frühlinge von Schweden bezogen und kurz vor der Balzzeit ausgesetzt. Nachdem die Beamten den Winter hindurch einzelne Stücke gesehen hatten, wurden in diesem Frühlinge weitere Paare ausgesetzt, und wirklich konnte man bereits die ersten Hähne balzen hören.

(Neuigkeits Welt Blatt, 24. April 1894) Der vor zwei Jahren gemachte Versuch, Birkwild in den Vogesen anzusiedeln, scheint geglückt zu sein.

(Österreichische Forst-Zeitung, 11. Mai 1894) Recht günstige Resultate können aber aus den Mittelvogesen über des Birkwild berichtet werden, welches hier durch Aussetzen vor wenigen Jahren neu eingeführt wurde. Nachdem bereits im letzten Frühling mehrere Hähne auf der Balz beobachtet, und verschiedene Gelege gefunden wurden, waren in diesem Jahre bereits gut besetzte Balzplätze vorhanden,..

Aussetzungen von Birkhühnern im Waldviertel gab es bereits im Jahr 1883.

(Österreichische Forst-Zeitung, 21. Dez. 1883) Begründung eines Birkwildstandes. Graf Franz Falkenhayn hat auf seinen Herrschaften Rapoltenstein und Ottenschlag in Niederösterreich den Versuch gemacht, das leider immer seltener werdende Birkwild anzusiedeln und zu diesem Zwecke vor einigen Tagen eine Anzahl von Hennen und zwei Hähne ausgesetzt. Da zugleich eine vollständige Schonung dieses prächtigen Wildes anbefohlen ist, so dürfte sich dasselbe hoffentlich bald in seinem neuen Heim wohnlich einrichten.

Praktische Anleitungen für Aufzucht und Aussetzungen von Birkhühnern Oft wurden auch Ratschläge zur Aufzucht und Aussetzen von Birkhühnern erfragt und erteilt.

(Österreichische Forst-Zeitung, 4. Mai 1883) Die Begründung eines Birkwildstandes. (Zugleich Antwort auf Frage 64.) Die Aufgabe der künstlichen Begründung eines Birkwildstandes ist keineswegs leicht zu lösen, da gerade das Birkhuhn sehr bestimmte Ansprüche an seinen ständigen Wohn- und Brutplatz stellt, und sofort auswandert, wenn ihm diese durch Veränderung der Verhältnisse nicht mehr erfüllt werden. Nur im Norden ist sein Stand auch in den Wäldern der Ebene; je südlicher die Gegend, desto mehr nimmt es den Charakter eines Gebirgsvogels an, und geht in den Alpen Steiermarks und Oesterreichs kaum weit über das Latschengebiet herab. Alle wohlgepflegten, gut und gleichmäßig bestockten Wälder meidet es entschieden und wandert aus devastirten, mit Heide und Vaccinien bedeckten Waldgebieten aus, sobald solche durch gelungene Cultur in Bestand gebracht werden. So ist dieses Wild aus vielen Gegenden, in denen es früher in Menge vorhanden war, verschwunden und hat sich andererseits dort angesiedelt, wo ihm die neuer Zeit so häufig gewordene Waldverwüstung günstige Existenzbedingungen schuf. Schöne Altbestände, gut geschlossene Stangenhölzer und Dickungen, die Schläge begrast, ohne Heide- und Beerwuchs — kein Birkwild! Die Hochmoore des Erzgebirges, in den Vorbergen die zerzausten Bauernwälder mit ihrem Mangel an dem was eigentlich hingehört, nämlich an einigermaßen gleichmäßigen Holzbeständen, und mit ihrem Ueberfluß an allem, was nicht hingehört, d. h. an Heidekraut, Heidel- und Preißelbeeren, an

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zwischenliegenden Hutweiden mit Wachholderwuchs etc. — das sind die Aufenthaltsorte, wie sie das Birkwild bei uns in Nordböhmen beansprucht und leider auch noch zur Genüge vorfindet. Aber auch hier verleugnet das Birkhuhn seine Wanderlust nicht. Sobald der Herbst kommt und Alt und Jung vollständig in den Federn ist, streicht es in größeren oder kleineren Ketten in der Umgebung seines Standplatzes herum, hierbei oft Gegenden berührend, in welchen sonst Birkwild nie vorkommt, und an solchen Orten den mehr oder minder berufenen Jüngern Nimrod's, gleichviel ob Hahn oder Henne, eine stets willkommene Beute. Es ist daher bei der Neubegründung eines Birkwildstandes von maßgebender Bedeutung und vor Allem in Betracht zu ziehen, ob der fragliche Jagdcomplex außer in Bezug auf Höhenlage, Bewaldungs- und sonstige Vegetationsverhältnisse den oben skizzirten Kriterien eines Wohn- und Standplatzes auch insoweit entspricht, daß nicht in Folge zu geringer Größe oder sehr schlechter Begrenzungsverhältnisse Mühe und Kosten nur beutegierigen Nachbarn zu Gute kommen, resp. durch solche die Emporbringung eines Birkwildstandes ganz unmöglich gemacht würde. Die Einführung des Birkwildes kann unserer Ansicht nach mit Erfolg nur durch künstliche Aufzucht und allmäliges Ueberführen der halbwüchsigen Hühner in die Freiheit angestrebt werden. Ausgewachsenes Birkwild, im Herbste ausgesetzt, verstreicht sich sogleich und zwar einzeln nach allen Richtungen; an dem Orte, wo man dasselbe aussetzte, wird fast nie mehr ein Stück davon wiedergesehen. Im Frühjahre in's Freie gebracht, scheinen besonders die Hennen etwas länger in der Nähe des Ortes, an welchem sie die Freiheit erhielten, zu verweilen; die Hähne fallen wohl auch in diesem Falle wieder den Jagdnachbarn als (unter solchen Umständen) seltene Beute in die Hände. Niemals ist auch von den im Frühjahr ausgesetzten Hennen eine zur Brut gekommen, womit allein der angestrebte Zweck erreicht worden wäre. Soweit wir in der Literatur des Jagdwesens bewandert sind, existirt eine Anleitung zur Aufzucht von Birkwild weder als selbstständiges Werk, noch kommt dieser Gegenstand in einem der größeren Jagdwerke behandelt vor. Für einen tüchtigen Fasanjäger kann die Erziehung junger Birkhühner keine Schwierigkeiten haben, obwohl dieselbe immerhin Mühe genug kostet. Die Birkhuhneier lasse man am besten von einer Haushenne ausbrüten. Eine große Henne kann zwei Gelege bebrüten, d. i. circa 18—20 Stück. Die Nester müssen in einer trockenen, sonnig gelegenen Kammer untergebracht sein, welche den auslaufenden jungen Birkhühnern auch für die erste Zeit zum Aufenthalte zu dienen hat. Der Fußboden der Kammer muß mit trockenem, nicht zu feinem Sande dicht bestreut sein, und ist dieser Sand, so lang das Birkwild in der Kammer ist, öfters zu erneuern. In zwei Ecken des Raumes wird je ein grünes Rasenstück von mindestens 1 m Größe angebracht, welches ebenfalls und zwar mindestens jeden dritten bis vierten Tag durch ein frisches ersetzt werden muß. Den Rasen kann man schon Anfangs, wenigstens zum Theil, mit Heidelbeerkraut bestecken. Als Nahrung erhalten die ausgekrochenen Nestflüchter die ganze erste Zeit hindurch nichts als Ameisenpuppen (Ameiseneier) und zwar die ersten vier Wochen nur frische; später können auch zum Theil getrocknete gefüttert werden. Ob man die Ameisencocons ganz durch gehacktes Ei ersetzen könnte, habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt zu erproben; jedenfalls wird es rathsam sein, nicht zu rasch mit dem Wechsel der Nahrung vorzugehen. Sobald reife Heidelbeeren zu erhalten sind, bestecke man die Rasen des Tages wenigstens zweimal mit beerentragenden Heidelbeerstengeln. Die schon etwas herangewachsenen Hühnchen bekommen täglich per Stück einige Heuschrecken, nackte Raupen, Käferchen oder dergleichen. Sind dieselben über vier Wochen alt, so bringt man sie in ein nicht zu großes, womöglich an der sonnigen Wand eines Hauses gelegenes Gärtchen, welches von einem dichten, mindestens 3 m hohen Zaun umgeben sein muß. Ein vom Gebäude vorspringendes Dach, event, wenn dieses nicht anzubringen, ein kleines Schutzdach nach Art der in Fasanerien gebräuchlichen, soll gegen Regen und Hagel schützen. Ein Theil des Gärtchens muß besandet sein, die andere Hälfte kann mit Heidelbeer- und Heideplaggen bedeckt werden, von welchen erstere öfters durch mit Früchten besetzte auszuwechseln sind. In die vier Ecken kommt Gesträuch und zwar einige Fichtenbüsche oder Gipfel, dergleichen von Birken oder Buchen. Hat man das junge Wild glücklich bei guter Pflege über die sechste Woche gebracht, dann kann man auch Preißelbeeren, Brombeeren, Wachholderbeeren, immer mit den Sträuchern, vorlegen. Sonst bilden Insecten auch jetzt noch die Hauptnahrung. Ein Ueberstreichen des Zaunes ist bis zur zweiten Mauser nicht zu befürchten. Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 103

Mit dem Beginn dieser Mauser, also Anfangs August, ist auch der Zeitpunkt zum Aussetzen des jungen Birkwildes gekommen. Am besten ist es, hierzu einen lichten jüngeren Bestand mit Beerwuchs und reichlicher Birkenbeimengung zu wählen, der mit größeren Beständen nicht zusammenhängt; auch ein unfern des künftigen Hauptstandortes liegendes Wäldchen, das obigen Bedingungen entspricht, genügt. Wesentlich ist, daß der gewählte Platz vor aller Beunruhigung gesichert ist. Man bringt hier die Einzäunung, in welcher sich die Hühner bisher besanden, nöthigenfalls nach Bedarf vervollständigt, auf einem trocken gelegenen Platze mit Heidelbeerkrautwuchs an und versieht Letztere in der den Hühnern gewohnten Weise mit Futter und zwar vorzüglich Ameisencocons, die aber jetzt sammt den Nadeln des Ameisenhaufens vorgelegt werden müssen. Kann man einen schon vorhandenen Ameisenhaufen mit einzäunen, desto besser. Einige niedrige zum Aufbäumen geeignete Bäume, Birken oder Kiefern, müssen vorhanden sein. Innerhalb dieser Einzäunung läßt man nun das junge Birkwild gegen Abend freilaufen und zwar so, daß man dasselbe bei Eintritt der Dunkelheit aus den dunklen Transportkäfigen in ein innerhalb des Zaunes angebrachtes dichtes Gebüsch schlüpfen läßt, in welchem die jungen Hühner ruhig über Nacht verbleiben. In der Einzäunung werden schon beim Aufstellen auf allen vier Seiten je zwei oder drei Lücken gelassen, so daß das junge Birkwild, wenn es dieselben einmal findet, bequem hindurchschlüpfcn kann. Am nächsten Morgen werden die Hühner ganz vertraut ihre gewohnte Aesung aufsuchen, so lang diese vorhält, einige Tage innerhalb des Zaunes verbringen, endlich darüber hinaus in's Freie entweder durch die Lücken laufen oder von den Orten, wo sie aufgebäumt waren, streichen, und werden so ganz unversehens an dem für sie bestimmten Stande sich eingewöhnt haben. Es ist selbstverständlich, daß jede Störung von dem gewählten Platze, besonders in der ersten Zeit, ferngehalten werden muß, und daß Füchse, Marder und Iltisse in der Gegend rar sein müssen. Da die ausgesetzten Hühner erst in die zweite Mauser treten, so sind sie noch nicht recht flugbar, können also für's erste noch gar nicht so weit streichen, um sich verstreichen zu können, bevor sie aber ihr volles Federkleid erlangt haben, sind sie auf ihrem Stande eingewohnt und mit der Umgebung vertraut; es ist nicht mehr zu befürchten, daß sie sich ohneweiters in alle Winde verstreichen. Bietet die Gegend im Umfange von einigen Stunden um diesen Stand herum alles das, was das Birkhuhn für seine Existenz beansprucht und liebt, so wird zwar das ausgesetzte Wild im Spätherbste auch hin und her streichen, es wird sich aber von dem Standorte, wo es ausgesetzt worden ist, nicht allzuweit entfernen, im Frühjahre in der Nähe desselben balzen und brüten, und wäre damit die gestellte Aufgabe gelöst. Man sieht, ganz leicht und mühelos ist das Ziel der Begründung eines Birkwildstandes nicht zu erreichen, immerhin dürfte aber der von uns empfohlene Weg, ceteris paribus, am sichersten zu dessen Erreichung führen, wenn ein tüchtiger Jäger die Sache in die Hand nimmt. Birkwildeier werden wohl aus dem Norden (Rußland, Scandinavien) bezogen werden müssen, da bei uns sich kaum ein Jagdliebhaber dazu entschließen wird, seinen Wildstand im Wege des Eierhandels zu bestehlen; es wäre denn einer jener Sorte, für die und über die wir nichts schreiben wollen. Czech.

(Österreichische Forst-Zeitung, 20. März 1885) Aufzucht von Birkhühner. Obgleich es allgemein als außerordentlich schwierig gilt, Birkhühner im Hühnerhofe etc. aufzuziehen, so stellt die Zeitschrift „La basse Cour“ dies als sehr leicht hin, wenigstens für nicht schwieriger als die Aufzucht von Fasanen. Demgemäß ist die Fütterung und Wartung der jungen Birkhühner identisch mit der der Fasanen; jene sollen sogar noch weniger wählerisch sein, im Herbst aber eine besondere Vorliebe für Weinbeeren und Weinblätter haben. Als wichtig wird hingestellt, daß die Eier einer Haushenne, nicht aber einer Birkhenne untergelegt werden. Die Balzzeit tritt in der Gefangenschaft um ungefähr vier Wochen früher als in der Freiheit ein.

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(Österreichische Forst-Zeitung, 25. Dezember 1885) Das Aufziehen junger Birkhühner. Über das Aufziehen junger Birkhühner theilt der „Waidmann" Folgendes mit: Es werden alte Hühner, d. h. ein Hahn und eine oder zwei Hennen, eingefangen und in einem möglichst großen eingefriedeten Raum (Voliere) in geschützter Lage eines Waldes ausgesetzt, dessen Boden mit Gestrüpp, Wachholderbüschen, Beerengebüsch bepflanzt ist, das dem Wilde gehörigen Schutz gewährt. Einige mittelhohe Birken, die man vielleicht des Kopfes beraubt, müssen auch darin vorhanden sein; ebenso müßten mehrere Stellen mit kleinem Geröll und grobem Sand beworfen werden. Außerdem wäre durchaus dafür zu sorgen, daß zweckentsprechende Aesung in reichlicher Menge nicht fehle, als Baumknospen, Blätter, Beeren, auch Körner, z. B. Buchweizen u. s. w. und Larven von Kerbthieren und solche selbst, wie Maikäfer, ferner Schnecken und Gewürm. In einem so eingerichteten Asyl wird das Birkwild sicher, wenn auch erst im zweiten Jahre, zum Brüten schreiten und die Jungen werden gut gedeihen. Wasser darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Eine andere Manier ist die, junge Birkhühner, wenn sie etwa so stark wie eine Wachtel oder ein Repphuhn sind, einzufangen, in einem auf oben angegebene Art hergerichteten Raum auszusetzen und namentlich zu Anfang mit zarten Kerbthieren, deren Larven und Gewürm, sowie Ameiseneiern zu verpflegen. Auch kann man die Eier von Birkhühnern in einem solchen Raum von einer Haushenne ausbrüten lassen, nur muß dann, nach dem Ausfallen der Eier, zunächst für zarte Aesung, Ameiseneier, kleine Schnecken und Würmer u. s. w. gesorgt werden. Dieses Verfahren erfordert die größte Sorgfalt.

(Österreichische Forst-Zeitung, 20. Juli 1906) Frage 93: Einsetzen von Birkwild. Es soll in ein mit Stiel- und Traubeneiche bestocktes Laubholzrevier in Westungarn Birkwild ausgesetzt werden. Der hier zunächst in Frage kommende Revierteil liegt auf einer Südwest-Lehne, zeigt zumeist oder stellenweise Krüppelwuchs mit sehr großen Blößen, der Boden ist mit hochstengeligem Gras und verschiedenartigen Beerensträuchern, wie Brombeeren, Wachholder, Liguster, auch Himbeeren, bedeckt. Es sollen etwa 25 Stück Birkwild ausgesetzt werden. Ist es vorteilhaft, zuerst diesen Teil mit einem Zaun zu umgeben, dem eingesetzten Birkwild die Schwingen zu beschneiden und dann in kommendem Jahre die volle Freiheit zu geben? Es wird bemerkt, daß das Revier viel Schwarzwild beherbergt, das vielleicht manches Gelege zerstören könnte, außerdem sind Füchse, Wildkatzen, aber nur in kleiner Anzahl, vorhanden. A. S. in K., Ungarn. (Österreichische Forst-Zeitung, 17. August 1906) Einsetzen von Birkwild. (Zugleich Antwort auf Frage 93.) Nach der oberflächlichen Schilderung der Revierverhältnisse scheint die Einbürgerung des Birkwildes in K. recht aussichtsvoll zu sein. Das Birkwild bevorzugt das Laubholz und liebt besonders recht viele einzelne Baumgruppen und freistehende Bäume. Es mag gerne dort einstehen, um sich nach allen Seiten umzuäugen und um im Winter die wärmende Sonne dort zu genießen. Das Vorhandensein von Birken ist erforderlich. Sollten sie nicht vorhanden sein, so sind sie schleunigst in Gruppen einzubringen. Ganz besonders aber ist dies von Kirschen. und Pflaumen zu sagen. Für dortige Gegenden ist ja auch nichts einfacher, als recht großknospige Arten von Ecrasus und Prunus in recht starken Heistern auszupflanzen. Unser Wild liebt diese Knospen über alles. Sind freistehende Bäume oder Baumgruppen nicht bereits vorhanden, so sind bei der Hiebführung geeignete Ueberhälter auszusparen. Der Heger hat seine Aufmerksamkeit stets der Neigung zum Wandern und Umherstreichen des Birkwildes zuzuwenden; daher muß er es mit allen Mitteln an gewisse Forstdistrikte zu fesseln suchen. Im entgegengesetzten Falle würde er nur die Nachbarreviere bereichern, sich selbst aber nutzlose Unkosten und Enttäuschungen auferlegen. Alle Beerensträucher, die Sambucus- und Sorbus-Arten sind in verschwenderischer Fülle zu kultivieren. Vaccinien und andere Halbsträucher sollten angelegt werden, wenn sie nicht von Natur vorhanden sind; auf kalkarmen Boden möglichst auch zahlreiche Flecke von gemeiner Heide, Calluna vulgaris, die sehr oft ganz falsch mit Erica bezeichnet wird. Ueber die Kultur aller Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 105

dieser genannten Aesungsgewächse, Bäume und Sträucher gibt mein Buch „Der Wildpfleger als Landwirt" (I. Neumann, Neudamm, Neumark) die genaueste Auskunft. An derselben Stelle wolle man sich über die Anlage von Wildäckern und kleinen Aesungsfeldern, speziell für das Birkwild unterrichten. Auch diese herrlichen Edelvögel lieben kleine weiße Erbsen, Hafer und ganz besonders Buchweizen über alle Maßen. Ich habe in dieser Anweisung zu allen und jeden Zweigen der Wildpflege hierüber so weitläufig gesprochen, wie ich es hier gar nicht wiederholen kann. Ebenso findet man dort über die Düngung und Zubereitung des Bodens und über die verschiedenen Zeiten der Aussaat die eingehendsten, auf 40jähriger Praxis beruhenden Winke. Die Buchweizenkörner sind äußerst mehlreich und nahrhaft. Zum Körnerbau eignet sich, aus mehreren Gründen, der schottische, silbergraue Buchweizen Fagopyrum argentium, weitaus am besten. Außerdem ist er eine Bienennahrung ersten Ranges. Diese Nebennutzung ist in Birkrevieren durchaus wichtig, da sie die Kosten der Anlage wesentlich ermäßigen hilft, und da vor allen Dingen die Bienen zur Befruchtung unserer niedrigen und hochwachsenden Birkwildäsung hervorragend beitragen. Ich muß daher aus diese Nebennutzung gerade für den vorliegenden Fall einige Betonung legen. Der Buchweizen gedeiht sowohl aus ganz leichtem Boden, als auch auf Neuland und auf anmoorigem Boden und ausgesprochenem Moor. Will man viel Grünmasse von der Frucht ernten, um sie zur Aesung für Schalenwild zu halten oder im Winter als Heu zu werben, so wählt man Fagopyrum esculentum und düngt sehr reichlich mit Stallmist oder mit Chilisalpeter. 2—3 q Superphosphat und 4-6 q Kainit auf das Hektar sind erforderlich. Für unseren Fall kann der silbergraue, schottische Buchweizen auch im Gemenge mit ein wenig Hafer und einigen kleinen frühen weißen Erbsen in ganz kleinen Stücken ausgesät werden. Man mag auch einige recht frühreifende, kleinkörnige Maisarten in geringen Gaben beimischen oder reine Anlagen aus ihnen schaffen, z. B. früher ungarischer Mais, gelber früher Badenscher, frühester Szekler Cinquantino, dann aber namentlich auch der von der Gärtnerei Metz & Co, Steglitz bei Berlin, gezüchtete Nancrattola-Mais. Dieser ist eine nur etwa 70—80 cm hohe Zwergform. Er hat ein hesonders kleines Korn, welches das Birkwild unzerkleinert bequem aufnimmt. Seine Vegetationszeit beträgt nur 3—4 Monate und jede Pflanze erzeugt 2-5 Kolben, die büschelartig um ihre Stengel angeordnet sind. Alle diese Aesungsfelder für das Birkwild werden vom Frühjahre an in verschiedenen Sätzen ausgesät. Sobald der Boden abgetrocknet ist, beginnt man mit dem ersten Stück, das entweder in reinem Buchweizen oder in dem besprochenen Gemenge besteht. Sodann sät man alle drei Wochen ein neues kleines Aeckerchen aus, so daß die letzten Sätze überwintern und in halb- oder ganz reifem Zustande auf dem Halm stehen bleiben. Die ersten Aussaaten, die reif geerntet worden sind, werden gedroschen zu den Körnungen verbracht. Auch kann man kleine Stücke Buchweizen in kleine Mengen zusammenfassen und diese dann in Stiegen aufstellen und so für das Wild stehen lasten. In dieser Art hat man dann während des ganzen Jahres stets Buchweizen für das Birkwild zur Verfügung. Hat es dann noch Beeren und Knospen, besonders solche von Zwetschken und Kirschen in Fülle, so wird es sicher aus diesem Revier nicht verstreichen. Selbstverständlich muß den Vögeln auch ständig grober, kieseliger Sand zugänglich sein. Sie gehen, selbst bei der reichsten Aesung, sicher zugrunde, wenn sie nicht feine Kieselchen in den gefüllten Kropf aufzunehmen vermögen; zu mechanischen Verrichtungen bei der Verdauung sind diese unbedingt erforderlich. Der Buchweizen greift seinen Standort in erheblichem Maße an und hinterläßt ihm wenig Rückstände. Man achte also ja darauf, daß man den Acker für das Birkwild nicht ausraubt, und dünge kräftig und nicht einseitig. Diejenigen Felder, die man zur ganz freien Aufnahme für unser Wild überwintert stehen läßt, werden ständig besucht sein. Die Vögel nehmen die Körner, die reif zu Boden gefallen sind, dort auf, picken sie auch von der stehenden Pflanze ab. Im Frühjahre pflügt man, um dem Lande tunlichst viel Nährstoffe zurückzugeben, die ganzen Reste tief unter. Die erste Vorbedingung für das Gedeihen eines künstlich angesiedelten Birkwildstandes ist die rücksichtslose Vertilgung alles und jedes Raubzeuges. Sodann tut man wohl am besten, ein größeres, 3 m hohes, eingezäuntes Schutzhaus von einem halben Hektar anzulegen. Einige Rasenflecke, dichte Gebüsche, Master und reiche mannigfaltige Bodenäsung sind erforderlich. Die Einzelheiten der Anlage eines solchen Schutzhauses sind wohl bekannt, im übrigen auch aus guter anderer Literatur zu ersehen. Je dichter die Wände nach außen verschlossen sind, desto ruhiger werden die Insassen des Gartens bleiben. Vermögen sie herumschleichendes und lauerndes

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Raubzeug zu eräugen, so werden sie wild und beschädigen sich leicht, wenn sie die Flucht ergreifen. Beim Besetzen dieses Gatters halte man einige Hähne in Vorrat, damit ein Ersatzmann zur Stelle sei, wenn der Hahn in dem Schutzhause eingehen oder verunglücken sollte. Beabsichtigt man aber, das neu einzubürgernde Wild sogleich in das freie Revier zu bringen, so müßte man die inneren Fahnen der Handschwingen beschneiden, damit die Vögel nur eben in die rettenden Bäume aufzuflattern oder in die Dickungen zu gelangen vermögen, aber am weiten Umherstreichen gehindert sind. Die Abendstunden sind der geeignetste Augenblick zum Aussetzen der so frisierten Vögel. Wenn das Revier erst einigermaßen mit Birkwild besiedelt ist, so hat man an den Abschuß der Hähne zu denken. Ich kenne einen ehemals sehr großen Birkwildstand in einem zusammenhängenden Forste von mehr als fünf Quadratmeilen. Da auf dem dort befindlichen, fast eine Quadratmeile großen Hochmoor infolge einer Reihe sehr nasser Jahre die Birkhähne nicht abgeschossen werden konnten, so verstrichen sie und nahmen viele Hennen mit. Da wegen Unzugänglichkeit dieser gewaltigen Fläche die Hähne nicht zu erlangen waren, ging fast der ganze Bestand an Birkwild, das seit unverdenklichen Zeiten sich dort wohlgefühlt hatte, verloren. Für die zu K. herrschenden Verhältnisse, bei denen Sauen, Füchse und Wildkatzen eine Rolle spielen, ist es anzuraten, ein oder zwei recht große Schutzhäuser, von vielleicht 1 ha Größe anzulegen und diese recht wohnlich und mannigfaltig, im Sinne vorstehender Winke und nach den Anweisungen des „Wildpflegers" auszubauen. Leider fehlt in der Anfrage eine Angabe über die Größe des Reviers. Ist sie sehr beträchtlich, so würde sich die Herstellung von zwei Schutzgärten an weiter auseinander gelegenen, geeigneten Stellen empfehlen. Wenn es gewünscht wird, bin ich durch Vermittlung der Redaktion d. Bl. zu weiterer Auskunfterteilung bereit. Da die vorstehenden Hinweise auch für die Wohlfahrt, bezw. Ansiedlung von Rebhühnern, Fasanen, Tinamu, Schopfwachteln usw., giltig sind, so finden sie vielleicht auch weitergehendes Interesse. Dem Fragesteller empfehle ich speziell, sich noch bei den Herren Oberförster Riff in Alberschweiler im Elsaß und Oberförster Wagner in Andreasberg im Harz nach ihren Erfahrungen mit dem Aussetzen von Birkwild erkundigen zu wollen. Diese Herren haben die Einbürgerung mit gutem Erfolge vorgenommen, werden also am ersten in der Lage sein, dem Fragesteller nützen zu können. Ludwig Dach.

Von den Nutzen von Kirsch- und Pflaumenbäume schreibt Ludwig Dach auch in seinem Werk „Der Wildpfleger als Landwirt" (1906, Verlag Neudamm, 660 S.): „Wo Birkwild steht, sollte man auch dem Anbau von Kirsch- und Pflaumenbäumen in Remisen sowohl, als auch in anderen geeigneten Revierteilen erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Das prächtige „Flugwild liebt deren Knospen im Winter über alles und befindet sich bei ihrem Genusse ausnehmend wohl. Diese Prunus-Arten helfen uns also nicht nur, die Birkhühner gut zu ernähren, sondern sie werden sie auch von weither anlocken und sicher fesseln.“

(Österreichische Forst-Zeitung, 31. Aug. 1906) Einsetzen von Birkwild. (Antwort auf Frage 93.) So wie das zum Einsetzen des Birkwilds bestimmte Revier geschildert ist, bietet es demselben alle Lebensbedingungen zu seinem gedeihlichen Fortkommen. Unter allen Umständen aber ist die Einbürgerung dieses an und für sich scheuen Wildes eine riskante Sache. Die Hauptsache ist und bleibt — absolute Ruhe in dem betreffenden Revierteile. Das Umgeben mit einem Zaun zur Entfernung der Schwarzkittel von den Gelegen könnte sehr zeitlich im nächsten Jahre geschehen, bis konstatiert ist, welchen Teil das Birkwild als ständig angenommen hat. Die Schwingen vorerst zu beschneiden? Nein! Würde doch das sonst wohl vorsichtige Wild seines einzigen Rettungsmittels vor zwei- und vierfüßigem Raubzeuge, seiner zu gebrauchenden Flugkraft beraubt sein. Sollte ihm aber der zugewiesene Standort nicht behagen und es denselben wechseln wollen, so tut es dies in Ermanglung seiner vollen Schwingen ganz einfach — auf dem Boden! F. R. H.

(Österreichische Forst-Zeitung, 30. Jan. 1914) Frage 10. Aussetzen von Birkwild. Kann man Birkwild im Reviere (ca. 600 ha groß) künstlich einführen? Welche Methoden führen am raschesten zum Ziele? Bemerkt wird, daß in der Umgebung Birkwild vorhanden ist. Zb, Böhmen

(Österreichische Forst-Zeitung, 15. Mai 1914) Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 107

Aussetzen von Birkwild. (Antwort aus Frage 10.) Das Aussetzen und Festhalten des Birkwildes auf bestimmten Flächen hat insoferne seine Schattenseiten, als das Birkwild im Herbst und Winter gegebenenfalls oft weit verstreicht, um in wärmeren Lagen zu überwintern. Ist also der Waldort, in dem das Birkwild eingeführt werden soll, nicht gerade sein Zufluchtsort,, wie erwähnt, so kann man mit dem Verstreichen des Wildes mit Sicherheit rechnen; dies umso eher, als in der Umgebung Birk- als Standwild vorkommt, was zu der Annahme führt, daß es dort die nötigen Lebensbedingungen zur Verfügung hat. Will man um jeden Preis Birkwild aussetzen, so dürfte es wohl das Beste sein, fortpflanzungsfähiges Wild, etwa zwei Hahnen zu 5—6 Hennen, aus der Fremde zu beziehen und mit Beginn der Balzzeit auf einem geeigneten Platz auszulassen. Vor dem Auslassen könnte man auf diesen Platz für alle Fälle Weizen streuen und dann nachschieben, wenn man sieht, daß der Weizen vom Wilde genommen wird. Dies ist für den Fall vorgeschlagen, als man vielleicht halbzahmes Wild bekäme. Wenn aber, wie Fragesteller sagt, in der Umgebung Birkwild vorhanden ist. so wäre es doch das Einfachste, dasselbe herüber zu locken. Die Bedingungen, unter denen sich Birkwild einbürgert, sind: Sehr viele Birken mit buschigen Kronen für den Herbst und Winter; für den Sommer reichlich Ameisenhaufen, die künstlich begründet, bezw. vermehrt werden können, beerentragende Stauden und Sträucher, reines, womöglich fließendes Wasser und kleine Wiesflächen hie und da ungefechst lassen, damit die Grashalme ausreifen können. Auf diesen Grashalmen findet unter Leitung der Mutter das junge Wild neben guter Deckung eine reiche Aesung an Samen und Insekten. Jahraus, jahrein soll möglichste Ruhe herrschen, denn 600 ha find für diesen Zweck nicht allzuviel. Inwieweit sich Birkwild in Volieren halten läßt, ist mir nicht bekannt. Förster Fischer, Skalka.

(Österreichische Forst-Zeitung, 10. Juli 1914) Aussetzen von Birkwild. (Antwort aus Frage 10.) Zb., Böhmen. Beim Aussetzen von Birkwild muß sich der Revierbesitzer vor allem vor Augen halten, ob die Bedingungen für das gedeihliche Fortkommen dieses Wildes vorhanden sind. Das Birkwild liebt Ruhe, flieht größere zusammenhängende, geschlossene sowie intensiv bewirtschaftete Nadelholzwaldungen und verträgt sich mit der modernen Forstwirtschaft nicht recht. Beim Aussetzen verfährt man am zweckmäßigsten folgendermaßen : Auf den zwei günstigsten und ruhigsten Plätzen im Reviere errichtet man je eine Voliere, bestehend aus einem Brutraum und einem Auslaufplatz und legt Seidenhühnern die Birkwildeier unter. In der Nähe der Voliere werden in geschützten Dickungen einfache Schleppdachschütten ausgestellt. An einer Seite des Drahtgitters bringt man einen kleinen Schieber oder eine kleine Türe an und stellt durch einen schmalen ausgehobenen Steig eine Verbindung zwischen der Voliere und der Schütte her. Sobald das ausgebrütete Birkwild Halbflugbar geworden, öffnet man den Schieber, füttert allmählich in der Voliere weniger, bestreut den Steig mit Futter und führt auf diese Weise die Jungen zur Schütte, wo das Futter stets reichlich, aber nur für einen Tag genügend vorhanden sein muß. Wenn die Schütten gut angenommen werden, kann mit der Fütterung in der Voliere aufgehört werden. Auf den Schütten soll aber immer etwas Aesung vorhanden sein, auch wenn das Birkwild schon selbständig geworden ist. Selbstverständlich ist auf die Vertilgung des Raubzeuges, ganz besonders des Wiesels, zu achten. Sollten Sie im Reviere Fasanen haben, dann gestaltet sich die Besetzung desselben mit Birkwild viel einfacher, indem Sie das Gelege einer Fasanenhenne mit Birkwildeiern auswechseln. Da in der Umgebung Birkwild vorhanden ist, können Sie, wenn die Standortsverhältnisse bei Ihnen günstig sind, dieses Wild gleich direkt aussetzen. Der geeignetste Zeitpunkt ist im Jänner und Februar. Natürlich darf das zur Besetzung bestimmte Spielgeflügel nicht aus der Umgebung stammen. Was das Geschlechtsverhältnis betrifft, so wählen Sie am zweckmäßigsten ein Fünftel Hähne. Ed. Schimitschek.

Auch auf die Biotopgestaltung wird großen Wert gelegt, um das Birkwild im Revier zu halten und ein Verstreichen zu minimieren.

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(Österreichische Forst-Zeitung, 19. Okt. 1906) Der Buchweizen oder das Heidekorn als Wildäsung. Wie wir schon neulich anläßlich der Ratschläge über das Einsetzen von Birkwild gesehen haben, ist der Buchweizen, Fagopyrum esculentum, eine in mehrerer Hinsicht hervorragend gute und praktische Wildäsungspflanze. Sowohl alles Geflügel als auch sämtliches andere Wild nimmt die Pflanze in allen ihren Teilen und zu jeder Zeit begierig an. Sodann ist das Heidekorn noch eine der anspruchslosesten Kulturpflanzen. Es gedeiht sowohl auf dem Moor als auch auf allen Formen des Kulturlandes und verschmäht selbst das Neuland im Walde nicht. Handelt es sich darum, auf frischen Holzschlägen schnell eine Aesungspflanze zu schaffen, oder will man Waldfeldbau treiben, so ist kaum ein Wildfuttergewächs praktischer, genügsamer, reicher lohnend als unser Buchweizen. Indessen ist mit dieser Pflanze ebensowenig schematisch oder gedankenlos zu verfahren, wie mit jeder andern. Will man unser genügsames Gewächs zu hohen Leistungen, namentlich zu sicherem und reichem Fruchtansatz bringen, so muß man die Kultur auch rationell ausführen. Außerdem ist es durchaus nicht gleichgiltig, welche Art von Buchweizen wir auswählen. Will man recht üppiges Kraut, große Blattmasse, ein hochdeckendes, selbst größeres Wild schirmendes Feld erziehen, so gibt man eine reichliche Stickstoffdüngung, vielleicht selbst Stalldünger, und wählt , Fagopyrum esculentum aus. Beabsichtigt man aber hauptsächlich die Körner zu nutzen, will man also für Fasanen und Birkwild sorgen, so ist zu schottischem, silbergrünem Buchweizen, Fagopyrum argentium zu greifen. Der erstere gibt also reiches Blatt, starken hohen Halm, mit anderen Worten: mehr Kraut, das von sämtlichem Schalenwild und den Hasen von klein an bis zum Abmähen sehr begehrt wird. Ein weiterer Vorteil der Buchweizenkultur ist noch der. daß man ihn in verschiedenen Abteilungen aussäen und selbst über Winter stehen lassen kann. Der Halm ist sehr steif, legt sich nicht leicht um und bleibt selbst noch lange Zeit stehen, wenn die Frucht auch schon reif ist. Das Birkwild ist den Körnern vollständig aufgebannt. Sie können an alles Wild in Krippen gereicht werden oder die Frucht bleibt einfach auf dem Felde stehen- Ebenso kann sie gemäht und in Büschel gefaßt verabfolgt werden. Vom ersten Frühjahr an bis zu Anfang August hin kann man also Aussaaten von Heidekorn unternehmen. Zur Gemengesaat, zur Mischung mit Lupinen, Hafer, weißen Erbsen oder auch mit Sanderbsen oder Peluschken eignet sich das Gewächs hervorragend gut. (….) Will man den Buchweizen für sich allein oder im Gemenge auf Holzschlägen erziehen, so muß man entweder geeignete Stellen von Stöcken und Wurzeln reinigen und sie pflugfrei machen, sie tief umackern und nach einigen Tagen mit der Saat bestellen oder aber man sät auf die vorbereiteten Kulturstreifen. Folgt dem Schlage sogleich die Neukultivierung, so wird man die Streifen entweder pflügen oder hacken, oder graben. Auf den Rigolenstreifen wird natürlich jede Getreidesaat am besten wachsen Bei kräftigem Waldboden wird eine besondere Düngung dort nicht nötig sein. Auf wärmerem Lande wäre etwas Superphosphat, Kainit und Thomasschlacke anzuwenden. Man würde gut tun, in diesem Falle die Kulturstreifen etwas breiter zu machen als gewöhnlich. Das Buchweizengemenge würde manches Ungeziefer von den jungen Holzpflanzen abhalten, die letzteren beschirmen, den Boden vor Aushagerung schützen und eine vortreffliche Nebennutzung geben. Ja, die beigegebenen Erbsen, Lupinen, Ackerbohnen würden sogar in ihren Wurzeln Stickstoff sammeln, bodenbessernd wirken, den Ackergrund erschließen und mürben, und somit noch geradezu düngend für die neuentstehende Forstkultur sich betätigen. Selbstverständlich könnte man auch auf frischen Holzschlägen, zwischen etwa stehen gebliebenen Stöcken, Buchweizen und andere Aesungsfrüchte erziehen, wenn man kleinere Stöcke umgräbt oder umhackt. Das kann sogar auf geringen Flecken von wenigen Quadratmetern Größe geschehen. Man hat dann gerade bei unserem in Rede stehenden Knöterich den großen Vorteil, daß man nicht nach der Güte des Bodens zu fragen braucht. Man kann also diese kleinen Saatflecke lediglich nach den forstlichen Verhältnissen und nach den Bedürfnissen des Wildes wählen. Festerer Boden, Sand und Moor sind eben dem Heidekorn vollkommen gleichwertig. Ludwig Dach.

Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 109

(Österreichische Forst-Zeitung, 4. März 1910) Frage 32. Verstreichen von Birkwild. Ist es möglich, Birkwild über Winter derart zu füttern, daß es zur Zeit der Balz vom Verstreichen abgehalten wird? Enzian. (Österreichische Forst-Zeitung, 1. Apr. 1910) Verstreichen von Birkwild. (Antwort auf Frage 32.) Es ist ja wohl möglich, Birkwild zu füttern, in Norddeutschland soll dies mit in Pyramiden gestellten Gerstengarben bewirkt worden sein; bei uns hier haben wir es noch nicht nötig gehabt, wohl aber haben sich auf Getreideschobern schon öfter starke Flüge von Birkhähnen eingefunden und durch Herausziehen und Ausklopfen der Aehren merklichen Schaden verursacht. Selbst wenn sich die Fütterung dieses Wildes aber auch ganz regelmäßig bewerkstelligen ließe, könnte auf eine Verhinderung des Verstreichens während der Balz durch dieses Mittel nicht gerechnet werden, denn zur Zeit der Balz hat das Birkwild gewiß kein Bedürfnis mehr, sich um die Fütterung zu kümmern. Wir überwintern hier Flüge von Birkhähnen von 100 Stück und darüber und in anderen Orten solche von Hennen mit einzelnen Hähnen untermischt. Jedoch bei Beginn der Balz sind wir froh, wenn wir auf unserem besten Balzplatze 30—40 .Hähne beisammen haben. .Das Umherziehen liegt dem Birkwilde eben im Blute und wird sich wohl kaum durch irgend eine Maßregel ganz verhindern lassen. Strengste Ruhe auf den Ständen und Balzplätzen das ganze Jahr über wird wohl noch am meisten zur Seßhaftmachung dieses Wildes beitragen. Forstmeister I. Czech.

(Österreichische Forst-Zeitung, 22. Apr. 1910) Verstreichen von Birkwild. (Antwort auf Frage 32.) Bei Birkwild tritt ein Verlassen der bisherigen Standorte, ein Verstreichen, in der Regel dann ein, wenn ihm diese Standorte nicht mehr genehm sind, also durch Beunruhigung, stärkere Schlägerungen (Durchforstungen!) usw. beeinträchtigt werden. Maßgebend für das Standhalten oder für das Verstreichen sind die Hennen. Die Hahnen folgen diesen nach. Und für die ersteren ist neben geeigneter Äsung das Vorhandensein entsprechender Brutplätze das Wichtigste. Wo diese fehlen oder den Hennen durch die angedeuteten Ursachen entzogen werden, da nützt keinerlei Fütterung: die Hennen wandern aus, die Hahnen folgen. Dort jedoch, wo geeignete Brutplätze vorhanden sind, wird die Darbietung besonderer Leckerbissen gewiß dazu dienen, das Wild noch mehr an seinen Standort zu fesseln. Die Früchte der Eberesche eignen sich hiezu beispielsweise recht gut. Beim Birkwild — besonders bei dem der Ebene, welches manchmal ausgesprochenen Wandertrieb zeigt — wird allerdings der Erfolg kaum ein bedeutender sein. Ldr.

Sind die Standortsverhältnisse günstig, dem Birkwild zusagend, dann wird auch eine entsprechende Fütterung während des Winters ganz entschieden viel dazu beitragen, es mehr an die Scholle zu fesseln; es aber durch die Fütterung über den Winter vom Verstreichen zur Zeit der Balz abzuhalten — wie in der Frage gemeint ist — ist unmöglich. Besonders sind es junge Hähne, welche, von den Platzhaltern vertrieben, bald hier, bald dort ihren Minnegesang ertönen lassen. Das Birkwild nimmt dargereichtes Futter an, davon habe ich mich in meiner Jugend wiederholt überzeugt, denn fast täglich sah ich, wenn ich in den Wintermonaten früh oder abends die Fasanenschütten abging, Birkwild von denselben abstreichen. Wenn es sich aber darum handelt, eigene Schütten für Birkwild zu errichten, so müßte auch das vorgelegte Futter ein viel mannigfaltigeres sein, als wir es den Fasanen bieten. Auch in jenen Gegenden, wo Birkwild lebend gefangen wird, kirrt man es vor dem Fange durch Ausstreuen von Beeren, Mischungen von Weizen, Hafer und Nadelholzsämereien, sowie mit Ameiseneiern. Eine Hauptbedingung für die gedeihliche Entwicklung und den Fortbestand sind aber Ruhe und die Erhaltung ihrer Aufenthalts- und Balzorte in einem gewissen Urzustande. Das Birkwild liebt Birkenwälder, gemischte, schlecht bestockte Bestände, auch schlechte Nadelholzwaldungen mit vielen und großen Blößen, mit Beerensträuchern und Heidekraut überwucherte Räumden, flieht aber entschieden große, zusammenhängende Nadelholzwaldungen. Mit der rationellen Forstkultur verträgt sich das Birkwild nicht, denn durch das Aufforsten aller Blößen und Lücken, durch die Umwandlung aller schlecht bestockten Mischbestände kann das Birkwild, wie wohl keine zweite Wildart, aus manchen Gegenden nach und nach verdrängt werden. Ed. Schimitschek.

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Prädatoren

Auf den Einfluss von Prädatoren wurde immer wieder hingewiesen (siehe oben). Zusätzliche Beispiele:

(Österreichische Forst-Zeitung, 9. Feb. 1900) Die Krähe als Birkwildschädling. Viel und oft würde in Fachschriften für und wider die Krähe eine Lanze eingelegt. Hauptsächlich ist es der Landwirth, der diesem Mordgesindel wenigstens für gewisse Zeiten Schutz angedeihen lassen möchte, während der Weidmann im Interesse der Jagd für rücksichtslose Vertilgung plaidirt. Daß die Krähe nicht nur den Hasen, Fasanen und Rebhühnern alljährlich arg zu Leibe rückt/sondern auch dem Birkwildstande großen Schaden zufügen kann, beweist folgende Thatsache: Eine ausgedehnte Moorfläche in England beherbergte einen prächtigen Stand an Birkwild, welch letzteres alle Aussicht hatte, noch bedeutend an Stückzahl zuzunehmen, zumal mit Sorgfalt darauf Bedacht genommen ward, nie eine Henne abschießen zu lassen Trotz aller Hege und Pflege verminderte sich der Wildstand rapid, und als man schließlich nach der Ursache dieser traurigen Erscheinung forschte, entdeckte man während der Brutperiode des Birkwildes, daß von einer mehrere Meilen entfernten Krähenansiedlung in England oft des Sportes wegen von großer Ausdehnung — Züge von mehreren hundert Stück Krähen nach dem Moore strichen, dort die vorhandenen Gelege plünderten und zerstörten, und so die Früchte einer mühsamen Hege in kurzer Zeit vernichteten. Da in dem Moore den vorsichtigen und verschlagenen Galgenvögeln schlecht beizukommen war, so blieb nichts anderes übrig, als sich mit dem Besitzer der Krähencolonie behufs gänzlicher Vernichtung derselben ins Einvernehmen zu setzen. Die Nistplätze wurden nun zerstört, die jungen Krähen ausgehoben, viele Hunderte aus den Schlafplätzen abgeschossen, so daß nurmehr ein kleiner Bruchtheil der riesigen Krähenansiedlung übrig blieb. Dieses energische und zielbewußte Vorgeben hatte zur Folge: daß schon im nächsten Jahre eine erfreuliche Vermehrung an Birk- und anderen, Federwilde eintrat und der Stand von heute ein äußerst befriedigender ist. Milani.

(Agrarische Post, 27. Dez. 1941) Der Igel ist als „Raubwild“ im Reichsjagdgesetzt aufgeführt; wohl aber gehört er zu den Tierarten, die ganzjährig unter Naturschutz stehen. Wenn man die Lebensweise des Igels betrachtet, so wird man in wirtschaftlicher Beziehung zwei Seiten daran erkennen, eine nützliche, aber auch eine schädliche. … Aber auch nützliche Vögel, besonders Erdbrüter, fallen seiner Raublust anheim, Eier werden ebenfalls gerne fortgeschleppt und aufgesogen. Seine Stellung zum Vogelschutz ist also feindlich. …Jagdlich erweist er sich als Zerstörer der Gelege von Rebhühnern, Fasanen, Auer- und Birkwild als schädlich. So behauptet ein glaubwürdiger Weidmann, er habe in einem Igelnest mit Jungen die Überreste von 40 Fasanen und Rebhuhneiern gefunden; ein anderer Jäger entdeckte eine totgebissene Fasanenhenne auf dem vom Igel ausgeleerten Nest; leicht feststellbare Trittsiegel (Fußeindrücke) beweisen, daß ein Igel der Täter gewesen. … Als Zusammenfassung kann man aus der Lebensweise des Igels entnehmen, daß er ganz allgemein nützlich, besonders in Fasanerien und Geflügelhöfen aber schädlich ist. Hier sollte er in Kastenfallen lebend gefangen und weitab verpflanzt werden.

(Österreichische Forst-Zeitung, 26. Juni 1908) Birkhuhngelege. (Antwort auf Frage 64.) Ein Birkhuhngelege mit nur sechs Eiern ist auf alle Fälle als ein abnormes zu bezeichnen, da diese Eierzahl das äußerst selten vorkommende Minimum von Eiern ist, und es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß das Gelege als noch unvollständiges Gelege beobachtet wurde. Bei Hühnervögeln besteht — von einzelnen, durch Nässe usw. verursachten Ausnahmsfällen abgesehen — die volle Wahrscheinlichkeit, daß allen befruchteten Eiern, so viel oder so wenig auch sein mögen, Junge entschlüpfen. Ein Minimum gibt es da also Birkhuhn Habitat-Bewertung Waldviertel – GIS Modellierung 111

nicht und das Maximum ist durch die Eierzahl gegeben. Die Gefahrenklasse einzuschätzen, in der sich ein einzelnes, bestimmtes Birkwildgelege befindet, ist ohne Kenntnis der örtlichen Verhältnisse wohl nicht möglich, auch ist nach ihr nicht gefragt. Wo Fuchs, Dachs, Marder und Habicht das Regiment führen, wird man die Wahrscheinlichkeit für das glückliche Auskommen eines Geleges nach Umständen sehr gering einschätzen. Rgl.