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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt (in Folge VERNATE)

Jahr/Year: 2013

Band/Volume: 32

Autor(en)/Author(s): Köhler Günter, Bößneck [Bössneck] Ulrich, Zimmermann W.

Artikel/Article: Johann Samuel Schröter (1735-1808) und die Anfänge der Faunistik inThüringen 5-46 VERNATE 32/2013 S. 5-46

Johann Samuel Schröter (1735-1808) und die Anfänge der Faunistik in Thüringen*

Günter Köhler, Ulrich Bössneck & Wolfgang Zimmermann

*Vor dem Hintergrund umfangreicher Schröterscher Schröter (1735-1808), a Protestant priest, is described Sammlungsteile im Museum der Natur Gotha beschäf- (including a short biography). The main focus of inter- tigte sich sein damaliger Direktor Dr. Wolfgang Zim- est is an anthology of 18 own articles (1776) about fun- mermann schon seit Anfang der 1980er Jahre mit diesem damental contributions to the diversity of nature (with Thema, zu dem Frau Monika Joost (1990) die Historie God as creator), its systematic (according to Linné) der Konchylienkollektion aufarbeitete. Im Zuge der neu- and regional study. Furthermore, he described meth- en Thüringer Wirbellosenfaunen festigte sich die Idee, ods of sampling, preparing, conserving, and protecting Schröters faunistisches Wirken einmal umfassender zu the (insect) collections at that time. His outstanding dokumentieren. Der sich immer wieder verzögernde contributions to the malacology (1770-1786), and his Beitrag sollte eigentlich Dr. Martin Oschmann (1930- systematic-faunistic works on Orthoptera, Trichoptera 2012) bereits 2010 zu seinem 80.Geburtstag gewidmet (larvae), and Lepidoptera are described in more detail. werden … und dann 2012 im Gedenken an ihn. Wid- men wir ihn doch kurzerhand allen Thüringer Faunisten Key words: butterflies, caddisflies, diversity of nature, zur Verinnerlichung, wie eigentlich alles begann und die molluscs, natural history, Orthoptera, systematics Probleme irgendwie doch dieselben geblieben sind.

Zusammenfassung 1. Faunistik und ihre Anfänge in Thüringen

Ausgehend von den Anfängen einer Faunistik im Thü- 1.1 Was ist eigentlich Faunistik? ringen des 18. Jh. wird der Beitrag von Johann Samuel Schröter (1735-1808), eines zeitlebens in Diensten der Eine umfassende Zusammenstellung über die Heraus- evangelischen Kirche stehenden Geistlichen, herausge- bildung und Definition der Begriffe ,Fauna‘ und ,Fau- arbeitet (mit Kurzbiographie). In einem Sammelband nistik‘ im deutschsprachigen Schrifttum, insbesondere mit 18 seiner Schriften (1776) veröffentlichte er grund- aus der Sicht der Zoogeographie, verdanken wir Wal- legende Gedanken zur (von Gott geschaffenen) Man- laschek (2008, 2010). Demnach verwendete erstmals nigfaltigkeit der Natur sowie zu deren (auf Linné basie- Carl von Linné (1707-1778) in seiner ,Fauna Suecica‘ renden) Systematisierung und regionalen Erforschung. (1746) den Sammelterminus ,Fauna‘ für die Tierwelt Schröter beschrieb die seinerzeit gängigen Methoden eines Gebietes (unter Einbeziehung des Menschen!), des Fangens, Präparierens, Konservierens und Schut- als dessen inhaltlicher Begründer aber der französische zes von Sammlungen (vor allem Insekten). Besonders Naturwissenschaftler George-Louis Leclerc de Buffon herausgestellt werden seine profunden Schriften zur (1707-1788) gilt. Daraufhin fand zwar der Faunenbe- Malakologie (1770-1786) und seine systematisch-fau- griff im letzten Viertel des 18. Jh. (1783 Zimmermann, nistischen Arbeiten über Heuschrecken, Köcherfliegen 1791 Goeze, 1798 Schrank) allmählich Eingang in das (Larven) und Schmetterlingen. Schrifttum, doch erst sehr viel später (nämlich in den 1930er Jahren) etablierte sich die von Müller (1972) Summary als alte, klassische Disziplin der Biologie bezeichnete Forschungsrichtung als ,Faunistik‘. Und wie so oft in Johann Samuel Schröter (1735-1808) and the be- der Wissenschaftsgeschichte, schärfte sich ihre Kontur ginning of the faunistics in Thuringia / Germany erst im Laufe der Zeit, wobei sie im akademischen Be- Close to the beginning of the faunistics in Thuringia in trieb (an den Universitäten und Hochschulen) seit jeher the mid-18th century the contribution of Johann Samuel eine (und heute eigentlich vollständig) verdrängte - ob

5 ihrer zumeist beobachtend-sammelnden und deshalb erschienenen ,Codes Kentmanus‘ (in der Herzoglichen für nicht wissenschaftlich genug gehaltenen - Heran- Anna-Amalia-Bibliothek Weimar) mit dem Untertitel gehensweise geblieben ist. Noch Ende der 1960er Jahre ,Piscium Albis Flavii Delineatio‘ immerhin 39 Fisch- erwähnte Ernst Mayr in einem seiner Standardwerke arten (davon 30 abgebildet) aus der sächsischen Elbe (1969, deutsch 1975 - Grundlagen der zoologischen (Hackethal & Hackethal 1994). Europaweit finden Systematik) die Begriffe ,Fauna‘ und ,faunistisch‘ eher sich zu dieser Zeit erste (oft exotische) Faunenüber- beiläufig und im Kontext des Sammelns und wies dar- sichten in Reisebeschreibungen, während die fauni- auf hin, dass der Umfang faunistischer Bearbeitungen stische Erschließung einzelner Gegenden und Länder durch die Grenzen des betreffenden geographischen verstärkt schon im 17. Jh. einsetzte (Bodenheimer Gebiets (und nicht durch diejenigen eines Taxons) 1928/29, Jahn 2000). bestimmt sind. Doch dies scheint zu kurz gegriffen, geht es doch neben systematisch-phylogenetischen Er- kenntnissen zu bestimmten Taxa gerade auch um ein 1.2 Die Anfänge zu Thüringen Verständnis von deren ökologisch-regionaler Verbrei- tung im Kontext von Landschaftsgeschichte und Fau- Nach den regionalen, auch die Geschichte der Faunistik nenwandel. Folgerichtig sieht Klausnitzer (2007) berücksichtigenden Schriften zu urteilen, lassen sich - vor dem Hintergrund einer neuerlich expandieren- ihre Anfänge in Thüringen erst am Beginn des 18. Jh. den, wenn auch akademisch ganz anders verstandenen verorten, und zwar mit Aufzeichnungen zu Wirbeltie- Biodiversitätsforschung - gerade in der Faunistik eine ren (von Knorre et al. 1986, Zimmermann 2011). die eigentliche Basis bildende, notwendige Zukunfts- So erschien auf ornithologischem Gebiet von dem aus wissenschaft. Österreich stammenden Freiherrn Ferdinand Adam von Unter Berücksichtigung aller Aspekte bezeichnet man Pernau (1660-1731), seinerzeit tätig im Staatsdienst mit der Fauna ausgewählte oder sämtliche Tierarten in des Fürstentums Coburg, ein Büchlein ,Unterricht, was einer bestimmten Gegend zu einer bestimmten Zeit, und mit dem lieblichen Geschöpff, denen Vögeln, auch Faunistik dementsprechend als deren Erfassung und außer dem Fang, nur durch Ergründung deren Eigen- Darstellung, also einen materialsammelnden (explora- schaften und Zahmmachung oder anderer Abrichtung tiven) und einen beschreibend-darstellenden (deskrip- man sich von Lust und Zeitvertreib machen könne‘ tiven) Aspekt vereinend. Zur explorativen Faunistik (1702 und 1707), und aus derselben Zeit (1700-1705) zählen folglich auch die Erhaltung des gesammelten datiert ein Manuskript von Christian Juncker ,Ehre der Tiermaterials, also dessen Konservierung, Präparation, Gefürsteten Grafschaft Henneberg‘ (Keidel 1957). Etikettierung, Magazinierung und Bestimmung (Deter- Auch für die zentralthüringischen Lande um Weimar mination), zur deskriptiven die Aufzeichnung, karto- standen in dieser Zeit wirtschaftlich relevante Tiergrup- grafische Darstellung und Publikation der faunistischen pen im Mittelpunkt, besonders jagdbares Wild, Tiere Daten samt zugehöriger Fundumstände (Füller 1959; in Süßgewässern und Insektenschädlinge in der Land- Müller 1972; Wallaschek 2008, 2010). Somit setzt und Waldwirtschaft, wobei deren Vorkommen, Verbrei- Faunistik sowohl die Kenntnis bestimmter (mitunter ta- tung und Häufigkeit von Fall zu Fall auch dokumentiert xonspezifischer) Erfassungsmethoden als auch das ent- wurden. Zu dieser Zeit erschien ein außerordentlich sprechende taxonomisch-systematische Wissen voraus; bemerkenswertes, wenngleich wissenschaftshistorisch und beide Komponenten bildeten sich in Europa seit wenig beachtetes Buch mit dem Haupttitel ,Notabilia dem 16. Jh. allmählich und gebietsweise verschieden Venatoris Oder Jagd- und Weidwercks Anmerckungen heraus, so dass es schon deswegen bestenfalls regional …‘ (1710, 4. Aufl. 1741) von Hermann Friedrich von möglich ist, ihren ohnehin unscharfen Beginn auszu- Göchhausen (von Knorre et al. 1986, Zimmermann machen (Jahn 1994). Bereits Mitte des 16. Jh. entstan- 2011). Als herzoglich sachsen-weimarischer Oberjäger- den erste faunistisch zu nennende Bearbeitungen in meister und damit erster Forst- und Jagdaufseher des Form von Klebebüchern aus einzelnen Druckseiten mit Landes vereinte er jägerische Passion mit waldwirt- entsprechend montierten Bildern. In einem der ersten schaftlichem Wissen und profunder Artenkenntnis. Faunenwerke beschrieb Johannes Kentmann im 1549 Dem Titel nach ist es ein Lehrbuch für die Jagd, in

6 dem es um die Belange des Waldes, seiner Gehölze und binett des Erbprinzen Friedrich Carl von Schwarzburg- Tiere geht, wobei zwar wirtschaftliche Erwägungen im Rudolstadt, welches J. S. Schröter 1778 besichtigte und Mittelpunkt stehen, doch auch zahlreiche faunistische dabei dem Erbprinzen nach Mey (2008) „sein Tractat Angaben zusammengetragen werden. Damit erweist über die Vaterländischen Erd- und Fluß-Schnecken sich von Göchhausen als der thüringenweit wohl erste und eine ganze Folge dieser Schalenkörper in natura“ hervorragende Kenner der Wirbeltiere, deren Vorkom- schenkte. Friedrich Carl korrespondierte seit dieser men (wenn auch nur selten geografisch verortet) und Zeit auch mit Schröter, zu dem er anmerkte „… ist Lebensweise er recht genau schildert, nämlich von ins- einer unserer rastlosesten und fleißigsten Arbeiter, so gesamt 20 Säugetier-, 110(!) Vogel- und 22 Fischarten dass man sich billig verwundern muss, wo er bey sei- sowie vom Edelkrebs (von Göchhausen, 4. Aufl. 1741 nen beschwerlichen Amtsgeschäften, die er wie man - Zimmermann 2011). Um die Mitte des 18. Jh. kamen durchgängig versichert, nicht hintansezt, Zeit und in Thüringen dann die ersten Ansätze einer ´Entomo- Kräfte hernimmt.“ „Er erhielt (nach Schröders diesbe- faunistik´ hinzu, bei der schon damals die Großschmet- züglicher Bitte) vom Fürsten einen guten, brauchbaren terlinge im Mittelpunkt standen, erschienen doch zwi- Reisewagen.“ Im Frühjahr 1789 weilte Schröter (1791: schen 1738 und 1799 immerhin 52 lepidopterologische 127) eine ganze Woche am Fürstlichen Kabinett in Ru- Fachpublikationen mit thüringischen Bezügen (Berg- dolstadt, speiste bei Hofe und logierte beim Geheimen mann 1951, vgl. Kap. 4.2.4). Diese Entwicklung wurde Cammerrat von Brockenburg. Der Fürst bezahlte ihm durch die 1754 erfolgte Gründung der ,Akademie nütz- die Reisekosten und Schröter schenkte ihm eine „schö- licher Wissenschaften zu Erfurt‘ noch gefördert (Bell- ne Holothurie in Weingeist“. Eine Fußnote beschreibt stedt 1990), deren Mitglied auch Schröter einmal kurz Schröters Naturalienkabinett (Schröter 1785: VII werden sollte. Diese bereits recht vielfältigen Anfänge f.), worin es u.a. heißt, es habe über 5000 Conchylien einer Regionalfaunistik waren im Laufe des 18. Jh. in und mehr als 700 Insekten enthalten! (alle Angaben aus zwei maßgebliche Entwicklungen eingebettet, die zum Mey 2008). einen das Sammeln und zum anderen das Benennen Dabei sind noch zwei weitere Aspekte zu berücksichti- von Tieren betrafen (Jahn 1994). gen. Zum einen waren das ganze 18. Jh. hindurch das Pflanzen-, Tier- und Mineralreich (samt Petrefakten) (1) Es war die Hoch-Zeit der mehr oder weniger syste- noch Teile e i n e r Naturgeschichte, bis der um 1800 matisch, wenn auch auf (meist von speziellen Händlern gleich mehrfach erfundene Biologie-Begriff die Lebe- angekaufte) Besonderheiten fokussierten Einrichtung wesen endgültig von der unbelebten Materie abtrennte von Wunderkammern und Naturalienkabinetten, (Leps 1977, Jahn 2000). Zum anderen löste sich hier- in der Regel private Sammlungen von Gelehrten und zulande eine akademische Zoologie erst in der zweiten Ärzten, aber auch von Regenten (Jahn 1994, 2000; Hälfte des 18. Jh. aus der Medizin, wobei allerdings Dürbeck et al. 2001). Beispielhaft seien nur einige das Neue nur selten von Universitäten, vielmehr von der für Mitteldeutschland bedeutenden genannt: so die Privatgelehrten und Akademien ausging (Uschmann herzogliche Kunstkammer von Ernst I. in Gotha (seit 1978). So gehen die Anfänge der Zoologie an der Uni- Mitte des 17. Jh. - Joost 1990; Zimmermann 1990, versität Halle auf den 1769 berufenen Johann Friedrich 1994), die für den Schulunterricht angelegte Kunst- Gottlieb Goldhagen zurück, der sein aus 2500 Stücken und Naturalienkammer von August Hermann Francke bestehendes Naturalienkabinett als Grundstock der in Halle/S. (angelegt 1698-1733 - Müller-Bahlke & Zoologischen Sammlung mit einbrachte (Gatter- Götz 1998, später Teil der Franckeschen Stiftungen) mann & Neumann 2005, Schneider 2011). Und so und das Naturalienkabinett von Johann Ernst Immanu- lässt auch Uschmann (1959) nicht von ungefähr die el Walch in Jena (wohl nach 1750), der seinerseits mit Jenaer universitäre Zoologie und dementsprechend dem in Kahla praktizierenden Arzt (und Ornithologen) Schäller (1994) die hiesige Entomologie auch erst Friedrich Christian Günther (1726-1774) befreundet 1779 beginnen, nämlich dem Jahr der Zusammenle- war, welcher wiederum ein damals bekanntes Kabinett gung des Weimarischen Herzoglichen und des Jenaer besaß (Baege 1963 - vgl. Kap. 4.2.4). Ganz besonders Walchschen Naturalienkabinetts zum „Herzoglichen zu nennen ist aber das 1758 begründete Naturalienka- Museum“ im Jenaer Stadtschloß.

7 (2) Um die Mitte des 18. Jh. führte der schwedische Bo- Steiner & Wiefel (1966), Friess (1975, 1978, 1982), taniker und Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) Bössneck & von Knorre (1997) und Eichhorn die wissenschaftliche Gattungs- und Artbenennung in (2006) folgen. Form der binären Nomenklatur (1735) ein, als de- ren formaler Beginn die 10. Auflage seines ,Systema 2. Johann Samuel Schröter - biographischer Abriss naturae‘ (1758) vereinbart wurde (Jahn 2000). Zuvor und eine Zeitlang auch noch danach verwendete man Johann Samuel Schröter wurde am 25. Februar 1735 landläufige Bezeichnungen für die unterschiedenen Ar- im thüringischen Rastenberg geboren und starb am 24. ten oder das, was man für solche hielt (vgl. Kap. 4). März 1808 im Alter von 73 Jahren im nahegelegenen Somit gab es zur Zeit Schröters in der zweiten Hälfte Buttstädt. Er hat wohl zeitlebens - schon aus berufli- des 18. Jh. bereits seit etwa 200 Jahren zahlreiche Pu- chen Gründen - seine unmittelbare thüringische Hei- blikationen, Erfahrungen, Sammlungen und Erkennt- mat nie verlassen, die sich mit den Lebens- und Wir- nisse zu vielen terrestrischen, limnischen und marinen kungsstätten Rastenberg - Weimar - Jena - Dornburg Tiergruppen, wobei die neuartige binäre Nomenklatur - Thangelstedt - Weimar - Buttstädt (also in einem einen gewaltigen Erforschungsschub zur Folge hatte Umfeld von 25×40 km) recht eng eingrenzen lässt. und maßgeblich zur allmählichen Präzisierung einer Der musisch talentierte Junge kam mit 13 Jahren auf erst sehr viel später so genannten Faunistik beitrug, de- das Gymnasium in Weimar und nach weiteren zwei- ren Anfänge in Thüringen maßgeblich auch von Johann einhalb Jahren (da war er gerade mal 15!) bereits an Samuel Schröter geprägt wurden (vgl. Anhang). die Jenaer Universität, an der er nach seiner Imma- trikulation am 3. Februar 1750 fortan Theologie (an Die Bedeutung Schröters abseits jeglicher akademi- der gleichnamigen Fakultät) studierte, sich aber auch scher Entwicklung wird allein daran deutlich, daß anderen Fächern widmete und bereits seit Schultagen sein Leben und Werk schon mehrfach, wenn auch in ein starkes Interesse für die Naturwissenschaften heg- größeren Zeitabständen, im Fokus der wissenschafts- te, welches ihn zeitlebens nicht mehr loslassen sollte. historischen Forschung stand, und dadurch auch die Auch die Jenaer Universität war zu dieser Zeit noch familiär-biographischen Verhältnisse durch die detail- eine Lernschule (der Professor diktierte vom Lehrstuhl reichen Schriften von Friess (1975, 1982) besonders aus) mit insgesamt nur 290 eingeschriebenen Studenten gut bekannt sind. Die regionale (und teils internationale) im Jahre 1750, durchaus einem Minimum im 18. Jh. Bedeutung seines naturhistorischen Werkes ist für das (Uschmann 1978). Dieses Studium beendete er schon Gebiet der Paläontologie (und Mineralogie) heraus- im Jahre 1754 mit erst 19 Jahren, wobei sich bisher we- gearbeitet worden (Steiner & Wiefel 1966, Friess der Hinweise auf eine Disputation noch auf irgendeine 1982), und seinen umfangreichen Sammlungen und Abschlussschrift finden ließen (weder in Schriften über deren Schicksal widmete sich abermals Friess (1978). ihn noch im Bandkatalog oder auf Karteikarten im Dis- Demgegenüber sind die faunistischen Beiträge aus sei- sertationskatalog der Thüringischen Universitäts- und ner Feder nur erst in Ansätzen aufgegriffen und in den Landesbibliothek Jena - Köhler, in litt.). Danach war er wissenschaftshistorischen Kontext gestellt worden, so ein Jahr lang Hauslehrer (Informator) und wurde 1756 zu den Mollusken kurzgefaßt in einer entsprechenden zum Rektor der Stadtschule im nahegelegenen Dorn- thüringischen Bibliographie (Bössneck & von Knorre burg berufen. Hier heiratete er 1758 Johanna Großhoff 1997) und zu den Heuschrecken in deren Landesfau- und hatte mit ihr fünf Söhne und zwei Töchter, von na (Köhler 2001). Weitgehend ausgeblendet blie- denen nur eine Tochter ihn selbst überlebte. Es folg- ben zudem Schröters naturhistorisch-kompilatorische te die Berufung als Pastor nach Thangelstedt südlich Schriften mit geradezu aktuell anmutenden Passagen, von Weimar, welches Amt er am 10. November 1763 und deshalb werden beide Komplexe im vorliegenden antrat. Sowohl im schulischen als auch im pastoralen Beitrag thematisiert, nicht ohne zuvor seinen unspekta- Bereich blieb ihm offensichtlich noch genügend Zeit, kulären Lebensweg skizziert zu haben, der weitgehend sich gut geplanten, umfangreichen naturwissenschaftli- lückenlos dokumentiert und mehrfach aus verschiede- chen Studien zu widmen, bei denen er sehr zeiteffektiv nen Blickwinkeln dargestellt worden ist, wobei wir hier zu Werke gegangen sein muss. Sein Hauptinteresse galt

8 fortan der Paläontologie, vor allem den Versteinerun- gen des um sein Wohngebiet oberflächlich anstehenden fossilreichen Oberen Muschelkalkes, gefolgt von der Konchyliologie (Gehäusekunde, nach eigenen Bekun- dungen intensiver erst ab 1775 - Schröter 1783) und der Entomologie (Insektenkunde - intensiver wohl erst in Tangelstedt seit den späten 1760er Jahren). Mit gro- ßem Eifer unterhielt er eine umfangreiche Korrespon- denz mit bekannten Sammlern seiner Zeit, suchte Kol- lektionen in seinem Umfeld auf (es war noch immer die Zeit der Naturalienkabinette), benutzte die Weimarer Herzogliche Bibliothek und erweiterte die schon wäh- rend seiner Studentenzeit angelegten Sammlungen von Gesteinen, Molluskenschalen, Insekten, Seesternen und Korallen. In seiner ersten geologisch-paläontolo- gischen Schrift ,Die lithografische Beschreibung der Gegenden um Thangelstedt und Rettewitz im Weima- rischen‘ (1768, 2. Aufl. 1769) beschreibt er sämtliche ihm bekannte fossile Formen an Muscheln, Schnecken (hierunter auch Kopffüsser, vor allem Ammonshörner) und Encriniten (triassische Seelilien) sowie allerlei Bil- Abb. 1: Superintendent Johann Samuel Schröter (1735-1808) auf einem dungen an Dendriten und Stalactiten. Es folgten mit Ölgemälde (Ausschnitt) in der Stadtkirche Sankt Michael zu Buttstädt, den regionalen Beiträgen über die Erdschnecken um vermutlich um 1800. Foto: Foto-Paasch Buttstädt, 1993. Thangelstedt (Schröter 1770a und b, 1771 - 240 S.!) sowie später über vorwiegend thüringische Süßwasser- mollusken (Schröter 1779 - 434 S.!) die ersten gro- machte. Aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse, ßen (malakologischen) Faunenwerke Thüringens. Sammel- und Publikationstätigkeit wurde Schröter mit Im Jahre 1772 wurde Schröter auf das neu geschaffene 38 Jahren Mitglied der Kurfürstlichen Mainzischen Stiftspredigeramt an der Stadtkirche in Weimar be- Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt (seit rufen, an der er ein Jahr später erster Diakon wurde. 1773, als Paläontologe), kurz darauf der Gesellschaft Allerdings waren die von ihm wochentags offenbar naturforschender Freunde zu Berlin (vor 1776) sowie intensiv betriebenen Naturforschungen der Weimarer der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldi- Geistlichkeit ebenso ein Dorn im Auge wie Schröters na (1776, unter dem VII. Präsidenten Ferdinand Jacob scharfe Predigten gegen Teile des Weimarer Hofes. Un- (von) Baier - Uschmann & Opitz 1970) und erst sehr geachtet dessen fiel in diese hochproduktive Weimarer viel später auch Ehrenmitglied der Naturforschenden Zeit Schröters auch seine Kustostätigkeit (1778-81) im Gesellschaft zu Jena (1793). Trotz so mancher tief- Herzoglichen Naturalienkabinett (vgl. Anhang), dessen gründiger Archivstudien ließ sich dabei bis heute nicht sämtliche inventarisierte Stücke 1781 nach Jena über- klären, weshalb es trotz ähnlicher Interessen offenbar führt und dort mit dem kurz zuvor (1779) von Herzog keinerlei naturwissenschaftliche Kontakte zwischen Carl August von Sachsen-Weimar angekauften Walch- Schröter (1772-1785 in Weimar) und dem um 14 Jahre schen Naturalienkabinett vereinigt und zum Grund- jüngeren Goethe (in dessen Bibliothek sich auch kei- stock der Jenaer Zoologischen Sammlungen wurden ne Schrift Schröters fand) gegeben hat, nicht einmal in (Uschmann 1959, Schäller 1994). In Weimar ent- Weimar selbst, wo beider Wohnungen gar nicht weit standen weitere wichtige wissenschaftliche Werke aus voneinander entfernt waren (Steiner & Wiefel 1966; seiner Feder, darunter eine Vielzahl an naturkundlichen Eichhorn, in litt.). Aber vielleicht waren es einfach nur Aufsätzen in diversen Zeitschriften, was ihn zu einer die zeitlich-thematischen Inkongruenzen beider Köpfe, bedeutenden Gelehrtenpersönlichkeit in Deutschland denn als der junge Goethe 1775 in Weimar eintraf, hatte

9 - ist sein Wirken bis heute im öffentlichen Bewußtsein geblieben, mit einer Gedenktafel am Pfarrhaus (Abb. 2) und der nach ihm benannten Samuel-Schröter-Straße (auch Schmidt 2012). Johann Samuel Schröter hinterließ als einer der seinerzeit produktivsten thüringischen Naturforscher - in einem Kabinett mit drei Zimmern - neben einer beachtlichen Bibliothek (ca. 4000 Titel) auch eine große Zahl an na- turwissenschaftlichen Stücken: eine mineralogisch-palä- ontologische Sammlung (>5000 Stücke), eine Konchyli- ensammlung (7140 Stücke, jetzt im Museum der Natur Gotha - Joost 1990; Bellstedt, in litt.), eine Sammlung von Meerestieren (Seeigel, Seesterne, Korallen) und In-

Abb. 2: Die Gedenktafel an der Evangelischen Superintendentur in Butt- sekten (nicht näher bekannt) sowie (7000-8000) Kup- städt weist J. S. Schröter als Naturforscher aus, 1997. Foto: U. Bößneck ferstiche zu ,Naturkörpern‘, wobei ein Nachlaß von Schröter nicht existiert und die einzelnen Sammlungs- teile nach seinem Tode an unterschiedliche Interessenten Schröter seine erste naturwissenschaftliche Phase be- und Käufer gingen und dadurch weit verstreut wurden reits hinter sich, und Goethe - neben der Lokalpolitik (Friess 1978, Eichhorn 2006 und in litt.). noch von vielerlei anderen Interessen getrieben - be- schäftigte sich erst 1796-98 intensiver mit Insekten 3. Schröters Auffassungen von einer Ordnung der (und deren Entwicklung) (Kuhn 1986). Natur Als Fünfzigjähriger kam Johann Samuel Schröter im Jahre 1785 nach Buttstädt, wenige Kilometer südlich Johann Samuel Schröter hat sich mehrfach mit der für seines Geburtsortes Rastenberg, wo er zwar als Su- ihn durchaus schwierigen Problematik einer Ordnung perintendent und Oberpfarrer an der Michaeliskirche der Natur beschäftigt, und sich in etlichen Abhandlun- wirkte (Abb. 1), doch unermüdlich weiter publizistisch gen damit auseinandergesetzt. Einige wesentliche Er- tätig war. In den Jahrzehnten seit 1768 erschienen fahrungen und Gedankengänge seien hier unter Einbe- über 100 Publikationen aus seiner Feder, und noch in ziehung von Originalzitaten nachgezeichnet. seinen späten Jahren verfasste er Abhandlungen über so verschiedene Probleme wie Schafkrankheiten, Sei- 3.1 Schröters ,Abhandlungen‘ (1776, vgl. Anhang) denraupenzucht, Winterdüngung sowie Gartenkultur (Schröter 1805a) und Ästhetik und veröffentlichte Seit 1770 nutzte Schröter verschiedene publizistische eine Sammlung von Leichenreden. Und die 675! Seiten Möglichkeiten, sein angelesenes Wissen, die selbst er- umfassende Schrift ,Das Alter und untrügliche Mittel worbenen Kenntnisse zur Naturkunde und die daraus alt zu werden‘ (1803, 2. Aufl. Schröter 1805b) ist abgeleiteten Gedankengänge einem breiteren Publi- von nahezu zeitloser Aktualität. Am 14. Oktober 1806 kum kundzutun. Eine besondere Bedeutung, gerade wurde Buttstädt von den Franzosen nach siegreicher auch für die Faunistik, kommt dabei jenem Sammel- Schlacht über die preußischen Truppen bei Jena und band zu, der 1776 in Halle als ,Abhandlungen über Auerstedt geplündert und Schröter selbst übel mitge- verschiedene Gegenstände der Naturgeschichte. Erster spielt. Doch kurz danach, am 3. November, gestalte- Theil‘ gedruckt wurde (Abb. 3). „Indem ich jetzo den te die Gemeinde noch sein 50jähriges Amtsjubiläum. ersten Theil derjenigen Abhandlungen aus der Natur- Aber von den Erlebnissen in dieser Zeit sollte er sich geschichte hervortreten lasse, welche ich ehedem in nicht wieder erholen, und Johann Samuel Schröter ver- verschiedenen Journalen und Monatsschriften einzeln starb am 24. März 1808 im Alter von 73 Jahren in Butt- habe drucken lassen,…“ „Diese vierzehn Abhandlun- städt an völliger Entkräftung. Und gerade in Buttstädt gen sind vorher schon abgedruckt gewesen, aber sie - anders als in Rastenberg, Thangelstedt oder Weimar erscheinen jetzt in einer ganz andern Gestalt, und un-

10 ter grossen Vermehrungen.“ Das in der Universitätsbi- VII. Von den Mitteln, die Insekten, die man aufbe- bliothek Jena vorhandene Exemplar ist ein handliches, wahren will, zu tödten, und sie für der Zerstöh- gelb eingebundenes Buch ungefähr im A5-Format, mit rung zu schützen (S. 145-157) Goldrückenschmuck, umfaßt 488 Seiten und enthält VIII. Einige Bemerkungen für die Sammler der Papi- 3 Farbtafeln. Wie zu dieser Zeit üblich, stellt sich der lionen (S. 158-170) Autor unter dem Titel gebührend vor „= Ersten Dia- IX. Einige Bemerkungen über verschiedene Insek- conus an der Stadt- und Hauptpfarrkirche zu St. Petri ten (S. 171-185) und Pauli in Weimar, der Churfürstlich Sächsischen X. Von den Würmern eines grossen Nachtvogels, physikalisch oeconomischen Bienengesellschaft in der daraus Fliegen wurden (S. 186-195) Oberlausitz, der Churfürstlich Mayntzischen Akademie XI. Von dem Kohlschmetterling, und seinen Gattun- nützlicher Wissenschaften in Erfurth, und der Gesell- gen in Thüringen (S. 195-208) schaft naturforschender Freunde in Berlin, Mitglied XII. Von dem Argus unter den Papilioniden und des- =“ Er widmet den Band der Durchlauchtigsten Fürstin sen Abänderungen in Thüringen (S. 208-228) und Frauen Louisen [Großherzogin von Sachsen-Wei- XIII. Von den Kornwürmern, und den Mitteln sie zu mar-Eisenach], deren zahlreiche adlige Titel ebenfalls vertreiben (S. 228-250) genannt werden, und dazu die folgende Widmung: „Ich XIV. Von der Klugheit der Ameisen, wenn sie ge- darf es also auch wagen, Ihro Hochfürstlichen Durch- nöthigt sind ihre Wohnung zu verändern (S. laucht die gegenwärtigen Abhandlungen aus der Na- 252-257) turgeschichte in Unterthänigkeit zu überreichen, weil XV. Von den Heuschrecken, ihrer Naturgeschichte, sie durchgängig von der Grösse Gottes unverwerflich und den Gattungen, welche sich in Thüringen Zeugnisse darstellen. Weimar, d. 28. Februar 1776“. aufhalten (S. 258-315) XVI. Von der Bisselmücke der Thüringer, einer beson- Der Sammelband enthält genaugenommen 18 seiner deren Gattung der Fliegen (S. 316-322) Schriften, wobei die beiden ersten Teile wohl als zu- XVII. Von einigen seltenen Insekten aus Surinam (S. sammengehörig verstanden werden sollen, daher als 322-373) ,Die erste Abhandlung‘ (hier I.) und ,Die andere Ab- XVIII. Ueber die Bemühungen und die Verdienste älte- handlung‘ (hier II.) betitelt. Weiterhin trennt Schröter rer und neuerer Schriftsteller um die Insekten- ,Die dritte Abhandlung‘ (III.) von einem Teil ,Zweyter lehre Europens (S. 373-470) Abschnitt‘ (hier IV.) ab. Abweichend davon und an- stelle der Schröterschen verbal gezählten Titel werden Die uns hier vorrangig interessierenden faunistischen nachfolgend die sichtlich getrennten Abhandlungen Bezüge durchziehen nahezu die gesamte Schriften- einfach mit römischen Ziffern durchnummeriert. sammlung, aus der nachfolgend auch immer wieder zitiert wird. I. Über den Einfluß der Naturgeschichte in die Kenntnis des Schöpfers II. Von dem Nutzen der Naturwissenschaft für die 3.2 Gott und die Mannigfaltigkeit der Natur Geistlichen auf dem Lande (S. 1-40, mit I.) III. Haben wir auch ein vollständiges System der Natur Zur Zeit Schröters sah man die Natur noch als ein zu hoffen? Und wenn es ist durch welchen Weg ge- Werk Gottes an und schöpfte gerade daraus Ansporn langen wir dazu? (S. 41-66, Abb. 4) zu ihrer Erforschung, was in der ersten Abhandlung IV. Besondere Anwendung der vorigen Gedanken auf thematisiert wird. „Man hat zween Wege, ein ewiges die nähere Bestimmung eines vollständigen Na- und allerhöchstes Wesen zu erkennen, welches wir Gott tursystems (S. 66-81) nennen, die Offenbarung und die Natur.“ “Die Kennt- V. Gesammelte eigne und fremde Beobachtungen nis der Natur trägt unbeschreiblich viel zur Kenntnis aus den Reichen der Natur (S. 81-134) Gottes bey.“ Dennoch führt die Natur zum Schöpfer, VI. Von den Wirkungen eines Blitzes auf einen Baum dessen Größe (erst) der Sammler von Naturalien er- im Jahre 1771 (S. 134-145) kennt, was ihn vor Irr- und Aberglauben schützt. Dazu

11 Abb. 3: Titelblatt von Schröters naturgeschichtlichem Sammelband von 1776, der mehrere entomologische Abhandlungen enthält. © Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar.

12 bringt er ein Beispiel, welches wir heute ökologisch in der Nahrungskette verorten würden, und dazu noch die Vorstellung eines Gleichgewichts in der Natur. „Wir finden viele Beyspiele, wo immer ein Geschöpf dem an- dern zur Nahrung dienet. Die kleinen Fische sind eine Speise der grössern. Viele kleine Vögel nähren sich von Würmern und Insekten, und unter den grössern haben wir solche, die nur auf Beute lauren, und sich blos vom Raube nähren müssen. Das ist eine grosse Weisheit Gottes! Sollte der Acker alle Thiere des Erd- bodens nähren, und müste ein jedes Thier seine eigene Nahrung ausser dem Thierreiche nehmen, und von den Früchten der Erde erhalten, so dürfte dem Menschen wenig zu seiner Nahrung und zum Lohn für seine Arbeit übrig bleiben. Wie wunderbar ist hier nicht das Gleich- gewicht, das Gott zu treffen wuste. Das Gleichgewicht, welches so einleuchtende Beweise der Güte und der Weisheit Gottes in sich hält!“

Schon damals beschäftigte man sich mit der Mannig- faltigkeit an Arten, und in einer Fußnote (b) nennt Schröter dazu sogar einige weltweite Zahlen. „Man hat berechnen wollen, daß sich auf dem Erdboden 40000 Arten lebendiger Geschöpfe befänden. Nämlich 20000 Arten Pflanzen, 3000 Arten kriechender Thiere, 12000 Arten Insekten, 200 Arten von Amphibien, 2600 Arten Fische, 2000 von Vögeln und 200 von vierfüßigen Thie- Abb. 4: In der Abhandlung zum System der Natur bekannte sich J. S. ren. So wenig wir für diese Rechnung Bürge seyn kön- Schröter zu den Linnéschen Neuerungen in der Taxonomie und Syste- nen, so gewiß ist es, daß man noch immer neue Arten matik (Schröter 1776, zuerst 1770b). © Thüringer Universitäts- und der Geschöpfe entdeckt, und die Grösse des Schöpfers Landesbibliothek in Jena in dieser grossen Mannigfaltigkeit zu besondern Ur- sach hat.“ Gelehrten mehr als zu bekannt; unter diesen aber Bereits 1770 (Schröter 1770b) und dann nochmals stehet sein System der Natur oben an. Da es zum er- 1776 (oben als III. - Abb. 4) veröffentlichte er einen stenmal gedruckt wurde, betrug es 17 Bogen in groß Beitrag über die Notwendigkeit, die Natur in ein System Octav, jetzo ist es bey der zwölften Auflage bis auf drey zu bringen, aus dem unschwer einige der noch heute starke Bände angewachsen. Wir schließen daraus, daß gültigen grundlegenden Vorstellungen herauszulesen es schwer sey, alle Dinge der drey Reiche der Natur sind (vgl. Anhang). Zu denen wiederum gelangte er [gemeint sind Tier-, Pflanzen- und Mineralienreich] so aufgrund der profunden Kenntnis der maßgeblichen aufzusuchen, daß man sagen könne, man habe sie alle Schriften von Carl von Linné (dessen überzeugter An- gefunden, und so zu beschreiben, daß man behaupten hänger er war) und auf deren Bedeutung er oft verweist könne, unsre Beschreibung sey hinlänglich, alle Dinge (Abb. 4). in der Natur zu kennen.“

„Der königl. schwedische Leibarzt und Ritter, Herr Das Ziel sollte also eine möglichst vollständige Be- Carl von Linné hat sich um die Naturgeschichte un- standsaufnahme der Natur sein, und wenn diese er- sterblich verdient gemacht. Seine Schriften sind den folgt ist, könnte man System hinein bringen, was vieles

13 erleichtern würde. „Man setze den Fall, daß wir alle worden sind, als sie müßten behandelt werden, wenn einzelnen Stücke aus allen Reichen der Natur gesamm- sie eine Lücke in unserer bisherigen Erkenntniß aus- let hätten und kenneten, so würde es gar leicht seyn, die füllen sollten.“ Und etwas später resümmiert er dazu: Natur in das strengste System zu bringen. Ich glaube „Der Unglaube und die Uneinigkeit der Naturforscher daher, mit Grunde behaupten zu können, daß es zum unter einander, ist eine Art eines bürgerlichen Krieges: vollständigen Natursystem gehöre, die Dinge der Na- könnte man hier einen Frieden stiften, welch ein herrli- tur in eine strenge Ordnung zu bringen. Dadurch wird ches Werk würde daher erwachsen ?“ dem Gedächtniß sehr vortheilhaft geholfen, und die so weitläuftige Naturgeschichte ungemein erleichtert.“ Hieraus wird klar, dass Schröter der Notwendigkeit Die Ausgangslage dafür schätzt er als recht günstig ein. einer möglichst umfassenden wie geografisch engma- „Das Studium der Natur ist in unsern Tagen das Fa- schigen Bestandsaufnahme das Wort redet, so wie sie voritstudium der Gelehrten, und der Ungelehrten. Man eigentlich erst zweihundert Jahre später in zahlreichen kann beynahe keinen Ort zählen, wo nicht wenigstens Landesfaunen diverser Tiergruppen verwirklicht wer- einige Freunde der Natur sammlen.“ den sollte. „Was folgt daraus? Unsere Vorfahren ha- ben den Anfang zu einem vollkommenen Natursystem Mit scharfem Blick erkennt Schröter die positiven gemacht: wir thun dergleichen, und wer weiß, wie weit Entwicklungen auf dem Weg zu einem vollständigen es unsere Nachkommen bringen werden? Wir behalten Natursystem, von denen er drei für besonders wichtig daher immer nur einen Anfang. So ist die Sache in An- hält. Da ist zum einen die im 17. Jh. einsetzende, na- sehung der Gegenstände beschaffen, von denen man turwissenschaftlich ausgerichtete ,Mode‘ der Einrich- glaubt, sie wären bearbeitet; aber wie viele Gegenden tung von Naturalienkabinetten, von denen er Walch und sind noch vorhanden, die man gar nicht durchsucht sein (damals gerade eingerichtetes) Kabinett schon seit hat? Kleinere Gegenden werden oft verachtet, und seiner Jenaer Studienzeit gut kannte, und er späterhin wenn nicht ein jeder Ort einen oder mehrere Naturfor- mit Johann Ernst Immanuel Walch (1725-1778) selbst scher hat, so ist an eine allgemeine unterirdische Geo- auch noch korrespondierte. Weiterhin zählt er dazu die graphie welche vorhergehen muß, ehe wir ein vollkom- Förderung der Naturforschung vor allem durch Ausrü- menes System der Natur erwarten können, gar nicht zu stung von Expeditionen durch Potentaten, wie die Kai- gedenken. Die Anzahl der Naturforscher ist zwar sehr serin von Rußland. Und als dritte maßgebliche Säule beträchtlich, aber zu diesem Endzwecke noch lange sieht er die ,Forschungsförderung‘ durch (öffentliche nicht hinlänglich. Eigentlich muß ein Naturforscher, wie private) Gelehrtengesellschaften, deren Mitglied außer seinen Einsichten, drey Eigenschaften haben: er selbst wurde (Erfurt, Berlin, Leopoldina). Allerdings Fleiß, Muse, Geld. Das letztere hält tausend Freunde verstellte dies nicht den Blick auf die negativen Seiten der Natur ab, Naturforscher zu werden. Denn es ge- dieser Entwicklung. (1) „Ich rechne hieher zuförderst, höret unbeschreibliche Mühe dazu, wenn man nicht den Unglauben der Naturforscher bey den neuen Ent- von dem gehörigen zeitlichen Vermögen unterstützet deckungen andrer Naturforscher.“ Dazu führt er als wird. Es folgt daraus die Wahrscheinlichkeit, daß vie- Beispiel die Korallen an, die von verschiedenen Un- le Gegenden nie so werden bearbeitet werden, daß wir tersuchern ganz verschieden gedeutet werden. (2) „Ein Hoffnung hätten, ein allgemeines System der Natur zu jeder Naturforscher, der sich ein System bildet, ziehet erwarten.“ dasselbe zugleich allen andern vor, er tadelt, verwirft, Allerdings kommen ihm auch einige Zweifel, ob über- verbessert. Hieraus entstehen Uneinigkeiten, welche all auf der Welt (also auch im Meere und in fernen Ge- nicht allemal nach den Grundsätzen der Liebe geführet genden) wirklich alles erfaßt werden könnte. „Endlich werden, und die Naturwissenschaft verlieret gemeinig- glaube ich nicht einmal, daß wir Hofnung haben, je- lich da, wo sie gewinnen sollte.“ (3) „…man bearbei- mals alle besondere Körper der Natur zu entdecken…. tet viele, und gemeiniglich die kleinern Gegenden gar Man nehme die sämmtlichen Geschöpfe des Thier- und nicht, viele aber nicht mit gehöriger Sorgfalt. Ich darf des Pflanzenreichs in dem Meere, deren einige sich ent- behaupten, daß eine unzählige Menge von größern und weder gar in dem Abgrunde des Meeres befinden, an- kleinern Gegenden noch lange nicht also bearbeitet dere aber nur dann und wann zum Vorschein kommen.

14 Je unwahrscheinlicher die Muthmassung ist, daß es uns finden sich diese Komponenten heute etwa an einem oder vielleicht unsern Nachkommen noch glücken wer- genadelten und vollständig etikettierten Insekt. de, die sämmtlichen Schätze des Meeres zu entdecken, Tiersammlung. Voraussetzung einer Aufbewahrung desto unwahrscheinlicher ist die Hofnung zu einem von Tieren ist deren trockene oder nasse Konservie- vollkommenen System der Natur. Wir haben ferner vie- rung, wofür in der zweiten Hälfte des 18. Jh. schon die le Gegenden, wo die Gelehrsamkeit gar nicht blühet, wesentlichsten Verfahren bekannt waren (Kästner wo man entweder nur auf die Anpflanzung der Früchte 1748, Kühn 1773, Meinecke 1774, Beckmann 1776). und des Obstes, oder nur auf die Handlung siehet, und So geht wohl die Aufbewahrung getrockneter Insekten auch hier wird es schwer werden, alle Naturprodukte (noch ohne Nadeln) in flachen Kästen bzw. Schachteln zu erlangen.“ auf den Italiener Francesco Redi (1626-1697) zurück, während das Aufspießen auf Nadeln erst Johann Leon- „Wie könnte man es aber dahin bringen, daß auch die hard Frisch (1666-1743) zugeschrieben wird (Haupt kleinsten, und unbekanntesten Gegenden bearbeitet wür- 1926). Auch Schröter muss über eine große Zahl an den? …Hier sollte ein jeder Fürst in seinem Lande eine exotischen und heimischen Sammlungstieren verfügt Gesellschaft der Naturforscher aufrichten, und diejeni- haben, von denen jene der Schnecken heute teilweise gen, die sich um die Natur in ihrer Gegend verdient ma- noch existieren (Museum der Natur Gotha - Joost chen, zu Mitgliedern aufnehmen. Wenn nun im Jahr nur 1990; Bellstedt, in ltt.), während es von seinen Insek- einige Zusammenkünfte wären, wo ein jeder seine Ent- ten wohl keinerlei Belege mehr gibt (Friess 1978). deckungen zur Prüfung vorlegte, wenn diese geprüften Mehrfach widmet sich Schröter in seinen Schriften den Entdeckungen andern Gesellschaften in andern Ländern Beschreibungen verschiedener Konservierungs- und mitgetheilet würden, welch eine Vollkommenheit würde Aufbewahrungsmethoden (siehe unten). daher für die Naturgeschichte erwachsen ?“ Tiernamen. Mit der Einführung und raschen Ver- breitung der Linnéschen binären Nomenklatur (1758, Diese geradezu modernen und in vielen Punkten auch 10. Aufl. ,‘) gab es allerorten Bemü- Realität gewordenen Ansichten zu einer Faunenfor- hungen, diese bei den verschiedensten Tiergruppen schung beschreibt Schröter (1776) nicht aus theo- zu etablieren, wobei schon damals (oder auch noch?) retischen Erwägungen heraus, sondern er lebt die ge- deutsche Vulgärnamen neben den latinisierten Begrif- nannten Forderungen auch tatsächlich vor, und zwar im fen standen und man versuchte, die sich dahinter ver- Umfeld seiner eng begrenzten thüringischen Wirkungs- bergenden heimischen wie fremdländischen Arten in stätten. Schröter wusste also sehr genau und detailreich Deckung zu bringen. Schröter bediente sich dazu der um die Bedeutung und Problematik der ,Faunistik‘, was einschlägigen Literatur, die er wohl größtenteils auch in vielen Passagen seiner Schriften immer wieder klar selbst besaß, was ihn als ausgewiesenen Kenner auch zutage tritt (vgl. Anhang). der damaligen Malakologie und Entomologie ausweist. So beruft er sich etwa bei den Heuschrecken vor allem auf die teils vorlinnéischen Werke von Fritsch, Schaeffer 4. Schröter und das faunistische Arbeiten und Gleditsch, deren Erkenntnisse er ausschnitthaft neu zusammenstellte und für ein breiteres Publikum aufbe- 4.1 Vom Sammeln und Konservieren reitete. Gleichzeitig versuchte er, beschriebene Heu- schreckentaxa (hier gehen Ordnungen, Gattungen und Den Begriff der ´Fauna´ gebrauchte Schröter zwar noch Arten naturgemäß noch etwas durcheinander) in seiner nicht, doch er kannte und beherrschte nicht nur die da- thüringischen Heimat zu verorten (vgl. Kap. 4.2.2). zugehörigen Techniken seiner Zeit, sondern hatte auch Lokal-regionaler Bezug. Diese dritte Komponente der einen klaren Blick auf den Stand der Entwicklung. Er- Faunistik wurde wohl am längsten dergestalt vernach- innern wir uns an die drei wesentlichen Elemente, wel- lässigt, dass man einer möglichst genauen Lokalisie- che Faunistik im engeren Sinne erst ermöglichen: (1) rung der eingetragenen und konservierten Exemplare eine Tiersammlung, (2) ein System an Tiernamen und noch wenig oder gar keine Bedeutung beimaß, was (3) ein lokal-regionaler Bezug. Zusammengenommen sich bei Schröter teilweise schon änderte, wenn auch

15 an die Genauigkeit der Herkunftsangabe keinesfalls Und Schröter selbst: „Ich habe eine noch merkwürdi- heutige Maßstäbe angelegt werden dürfen. Seine ersten gere Erfahrung. Ich hatte einen grossen Hornschröter malakologischen Arbeiten behandeln ausdrücklich nur (caruum volantem) an eine grosse Nadel gesteckt, und (Land-)Schnecken, die um Weimar und Thangelstedt glühte sie. Nach einer langen Marter fand ich, daß nur vorkommen (Schröter 1770a, 1770b, 1771). Abge- sein Leib abgestorben war; sein Hals und Kopf lebten sehen von zwei weiteren Arbeiten mit allerdings nur noch lange fort, und nöthigten mich endlich, eine andere wenigen konkreten Fundortnennungen für Thüringen Nadel unter den Hals zu stecken, um der Quaal dieses (Schröter 1777, 1786) gelten ,Die Geschichte der Fluß- Thierchens ein Ende zu machen.“ Dieselbe Erfahrung conchylien …‘ (Schröter 1779) sowie der zweite Teil beschreibt Schröter noch mit einem Lindenvogel [Lin- der ,Einleitung in die Conchylienkenntniß nach Linné‘ denschwärmer], von dem der Hinterleib auch noch einige (Schröter 1784a) als seine - nach heutigen Maßstäben Tage lebte, bei schon erstarrten ausgebreiteten Flügeln. - „faunistisch-ökologischen“ Hauptwerke. Während die Und eine auf diese Weise geglühte himmelblaue Libelle letztgenannte Schrift sich beim lokal-regionalen Bezug wurde gar braunschwarz, als sie abgestorben war (vgl. oft auf ganz Thüringen bezieht, nennt Schröter in den Kap. 4.2.5). ,Flußconchylien‘ vielfach genaue Fundorte oder Flüs- Dann erwähnt Schröter noch eine Methode von Schä- se, ja sogar einzelne, noch heute identifizierbare Stand- fer, bei der Insekten ohne oder mit gefärbten Flügeln gewässer (vgl. Tab. 1). Zahlreiche lokale Angaben ver- mit Weingeist abgetötet werden: „Die Feuerfalter aber, merkt er auch bei den Köcherfliegen(larven), die er mit und auch diejenigen von erstgedachten Insekten, wel- den Mollusken zusammen bearbeitete. Demgegenüber che sehr haarig sind, machet man mit einer Stecknadel wird bei Heuschrecken und Schmetterlingen besten- auf ein Bretchen fest, leget es in die Sonne, und stürzet falls einmal Thüringen als Vorkommensgebiet erwähnt, ein Glas darüber, wo in wenig Minuten das Insekt hin während kleinere geographische Einheiten oder gar ist.“ Dagegen wendet Schröter ein, daß dieses Mittel Örtlichkeiten nur in Ausnahmefällen vorkommen. nicht allgemein genug sei, da nicht immer und überall Sonne sei, besonders in den Städten. Zur Konservierung von Insekten (VII.) Schließlich beschreibt er noch seine eigene Methode „So schön die Lust ist, die man sich durch eine voll- (von der er nicht behaupten will, dass er der Erfinder ständige Sammlung der Insekten macht, so rührend ist sei). „Als ich einst die in den Kästen aufbewahrten In- die Vorstellung, die uns diese Thierchens erwecken, sekten und Papilinen mit Terpentinöl bestrich, fand ich wenn wir ihren langsamen und schmerzhaften Tod be- ein kleines Käferchen, das ich, ohne es zu glüen, hin- trachten. Man kann sie einige Tage an Nadeln gespießt eingesteckt hatte, noch am Leben. Ich bestrich es, und haben, ehe man sie sterben siehet, …“ Er erwähnt dann fand, daß es den Augenblick erstarrete und starb.“ Dar- ein bequemes Mittel, welches Hofrat Kästner (1748) aufhin mutmaßt er, dass der Käfer etwas von diesem im Hamburgischen Magazin beschrieben hat und das Öl in den Mund bekommen und hinuntergeschluckt ein Herr Hoppe in den physikalischen Belustigungen haben könnte, und daran gestorben sei. Als eigentliche wiederholt, nämlich ein genadeltes Insekt auf Pappe Ursache nimmt er Erstickung infolge der brennenden (oder starkes Papier) stecken, die Spitze der Nadel ans Schärfe des Öls an. Weitere in diesem Sinne positive Licht halten und sie durch die Gewalt des Feuers töten. Versuche erzielte er mit einem Schwalbenschwanz, Allerdings verschweigt er auch nicht die Unbequem- einer großen Heuschrecke, einer Kreuzspinne und ei- lichkeiten dieser Methode und zitiert Hofrat Kästner nem Baumschröter (Weibchen), von denen die ersten (nach S. 203 seiner Schrift): „… hat angemerkt, daß drei gleich starben, der Schröter [hübsches Wortspiel] Mittel, Insekten durch Glühen zu tödten, habe bey eini- aber etwas später. Dazu wird das zuvor genadelte Tier gen grossen Heuschrecken nicht gut gethan, und er lei- auf den Rücken gedreht und ihm mit einem zarten Pin- tet die Ursache, ausser der Grösse ihres Körpers, von sel etwas Terpentinöl eingeflößt, ohne das Körper und ihrem Ueberfluß an Feuchtigkeiten her.“ (Allerdings Flügel davon verkleben. Bei einem Versuch mit Erd- verschweigt der Herr Hofrat geflissentlich, was mit den schnecken zogen sich diese tief ins Gehäuse zurück Tieren wirklich passiert ist). und bildeten Schaum, bevor sie starben. Jeder Insek-

16 tensammler habe solches Öl vorrätig (das es auch in an einer Kastenseite befestigt, und der Schwamm mit Apotheken gibt), weil er Insekten damit bestreicht, um Terpentinöl getränkt. Zusätzlich lege ich [Schröter] sie vor Fäulnis und Würmern zu bewahren. Es ist also in beide Winkel des Kastens Kampfer, und beides ein allgemeines Mittel, „… daß das Terpentinöl alle zusammen machen einen (sehr) stinkenden Geruch. Gattungen von kleinen Thieren tödtet, die ein Sammler Diese Prozedur muß mehrfach im Sommer wiederholt nur aufbewahren kann.“ werden, da besonders Terpentin, später auch Kampfer, verfliegen. Schröter tat es jährlich dreimal (Ende April/ Aufbewahrung und Schutz von Sammlungen (VII.) Anfang Mai, Anfang Juli und Mitte/Ende August).

„Man siehet gar oft, welche Verheerungen in den Spie- Insektenversand (VII.) geln [Insektenkästen] vorgehen, worinne die Insekten aufbehalten werden.“ Bei den Insektenfeinden (in den „Die leichteste Methode ist: man leimet in eine Schach- Sammlungen) bezieht er sich zwar wieder auf Herrn tel Gurke, dergleichen man braucht die Bouteillen Hoppe (in den ,Physicalischen Belustigungen …‘, S. [Weinflaschen] zu verstopfen, und steckt in ein jedes 654), hat aber sicherlich auch reichlich eigene Erfah- dieser Gurke ein Insekt.“ Die Schachtel wird dann fest rungen damit gemacht: zugebunden und in ein geräumiges Kästchen gelegt und 1) Ganz kleiner Curculio, legt Eier an Insekten, daraus dort mit Heu oder Flachs ausgefüttert. wird eine weiße Made, die bis zur Verwandlung frisst (der Käfer fügt den Insekten keinen Schaden zu); Fang und Präparation von Schmetterlingen (VIII.) 2) Die Schabe, woraus der Speckkäfer wird. Hier fressen Wurm und Käfer und richten große Verheerungen an; Nach ausführlicher Beschreibung der Zucht von Papi- 3) Kleines Würmchen, den Wandläusen ähnlich. Es lionen [Tagfaltern] aus Raupen (vgl. Anhang) und von zermalmt die Insekten nach und nach und richtet Raupen aus Schmetterlingseiern, gibt er zum Fang der geringe Verheerungen an (in Thüringen als ,Papier- Falter im Fluge einige Hinweise zu einer ,Maschine‘: laus‘ bezeichnet); zwei mit subtilem Garn (o. Leinwand) überzogene Bö- 4) Kleiner brauner, haariger und raupenähnlicher gen, zu denen man in Thüringen ,Klappe‘ sagt. Schröter Wurm. Findet sich sonderlich in den Kabinetten der fing auch mit nur einem Bogen und überdeckte damit Thüringer sehr häufig und tut größten Schaden. In den im Gras sitzenden Falter. „Wenn man den Schmet- solchen Kästen wurde auch der Fadenkäfer (Lupe- terling erhascht hat, so sticht man eine Nadel durch rus - nach Schäfers ,Principia Entomologica, Tab. seinen Rücken, und steckt ihn auf ein Bretchen. Hierzu LXXX.´) gefunden, der aber keinen Schaden macht. braucht man freylich nach der Beschaffenheit der Grös- se des Vogels, Nadeln von verschiedener Grösse.“ Zur Dieses Spektrum hat sich über 250 Jahre eigentlich nicht weiteren Präparation heißt es dann: “Man hat zu dem verändert, denn es sind dieselben Sammlungsschädlinge Ende ein Bretchen nöthig, in dessen Mitte eine Rinne (Museumskäfer, Speckkäfer, Staubläuse), die auch heu- oder Vertiefung ist, und dessen beyde Seitenflächen bis tigen Kollektionen noch zu schaffen machen. an die Enden des Bretes ein wenig schief sind. In diese Rinne kömmt der Körper des Schmetterlinges zu liegen, Zur Abdichtung der Insektenkästen beruft sich Schröter und er liegt am schönsten, wenn er diese Rinne gera- abermals auf Hoppe. Den Kasten an Falz mit dunkelro- de ausfüllet. Man thut daher wohl, wenn man sich mit them oder scharlachenem Samt füttern, dann passen die verschiedenen Bretchens versorgt, wo die Rinnen bald Falze besser zusammen und halten dicht. Und durch die weiter, bald enger sind.“ Die ausgebreiteten Flügel Seide in der Scharlachfarbe fressen sich die Insekten werden dann mit etwas Wachs auf dem Brettchen befe- nicht durch. Sonst kann man auch mit Wachs alle Fugen stigt. Trockene Schmetterlinge werden weich gemacht, des Kastens überdecken. Zur Innenbegiftung werden indem man sie auf Zuckerpapier oder feines Pergament als doppeltes Verwahrungsmittel Kampfer und Terpentin- steckt, und dieses über einen Topf mit siedendem Was- öl empfohlen. Dazu wird ein auf eine Nadel gespießtes ser hält. Die so präparierten Schmetterlinge werden in Stück Badeschwamm (auch in Apotheken zu kaufen) Kästen mit Glastafeln aufbewahrt, die man ,Spiegel‘

17 Abb. 5: In den ,Berlinischen Sammlungen‘ (erschienen von 1768-1779 in 10 Bänden) erschienen etliche Beiträge aus Schröters Feder, darunter sein ,Verzeichniß der in der Gegend um Weimar, und besonders um Thangelstedt befindlichen Erdschnecken‘ S( chröter 1770a).

18 nennt, die offenbar noch keine Auslagen hatten, wie regeln. Schröter stellte sowohl in diesen als auch in spä- folgende Bemerkung zeigt. „Herr Hoppe will zu sol- teren Werken ein Ordnungssystem vor, das gemäß dem chen Behältnissen das Lindenholz nicht anrathen, weil Zeitgeist ausschließlich auf gehäusemorphologischen sich in demselben die Nadeln wieder heben und umfal- Merkmalen (einschließlich Färbung und Bänderung) be- len. Ich bediene mich, dieses zu verhüten, einer subtilen ruhte. Er war sich allerdings bewusst, dass dies künftigen Pfrieme, mit welcher ich der Nadel vorbohre, und nur Forschungsergebnissen wohl nicht standhalten würde. mag das Holz von dieser oder jener Art sein, so springt So findet sich in Schröter (1770a) folgende ,systema- mir keine Nadel heraus.“ tische‘ Unterteilung der einheimischen Landschnecken: „I. Deckelschnecken: 1) die gemeine Garten- oder 4.2 Schröters systematisch-faunistische Schriften Weinbergschnecke. Sie wird hier ganz kastanien- braun und a) theils mit Banden, theils b) ohne Ban- Seinen umfangreichen wie vielseitigen Schriften nach den angetroffen. zu urteilen, erwarb sich Johann Samuel Schröter über II. Nabelschnecken: [haben immer einen tiefen, kege- die Jahrzehnte (und neben seinem Hauptgebiet, der Ge- ligen Nabel] steins- und Fossilienkunde) auch eine breite Kenntnis III. Tonnenschnecken: Diese gehören bald zu den sowohl in der Malakologie als auch in der Entomolo- Deckel- bald zu den Nabelschnecken, und das ist gie. Dabei sind vor allem vier Tiergruppen zu nennen, ein Beweiß, daß die gewöhnliche Eintheilung der mit denen er sich besonders eingehend beschäftigte: Schnecken noch nicht systematisch genug ist. allen voran die Weichtiere (deren Schalen problemlos IV. Schraubenschnecken (Posaunen- o. Trompeten- konserviert werden konnten), und bei den Insekten schnecken)“. die Heuschrecken, Köcherfliegen(larven) und (Groß-) Schmetterlinge, welche nachfolgend auch in dieser sy- Überhaupt spielt die Systematik bzw. ,Ordnung‘ der stematischen Reihung dargestellt werden. Schnecken und Muscheln sowie deren Benennung ge- mäß dem damaligen Zeitgeist bei Schröter eine zentrale 4.2.1 Weichtiere () Rolle. In fast allen seiner malakologischen Werke, ganz besonders in den ,Flußconchylien‘, wird dies deutlich. Seit seiner Tätigkeit als Pfarrer in Thangelstedt (1763- Einige Arbeiten aus seiner Feder sind nahezu aus- 1772) südlich von Weimar begann sich Schröter intensiv schließlich dieser Thematik gewidmet: ,Johann Samuel mit den heimischen Weichtieren zu beschäftigen und Schröters systematische Klassifikation der Erdschnec- legte in dieser Zeit die erste Thüringer Regionalfauna ken seiner Gegend‘ oder ,Des Ritters Carl von Linné zu den Landmollusken vor: ,Verzeichniß der in der Termini conchyliologici oder Kunstwörter für Schnec- Gegend um Weimar, und besonders um Thangelstedt ken und Muscheln lateinisch und deutsch‘ (Schröter befindlichen Erdschnecken‘ S( chröter 1970a), publi- 1770c, 1782). Er war ein glühender, wenn auch nicht ziert in den ,Berlinischen Sammlungen‘ (Abb. 5 - Titel- unkritischer Anhänger Linnés und legte außerordentli- blatt). Etwas überarbeitet folgte bereits ein Jahr später che Sorgfalt in die Benennung und Auswertung seiner der ,Versuch einer systematischen Abhandlung über die Quellen. Schon allein damit war er seiner Zeit weit vor- Erdconchylien, sonderlich derer, welche um Thangel- aus und genügte diesbezüglich - und im Unterschied zu stedt gefunden werden‘ (Schröter 1771). Beide Wer- manchen heutigen Zeitgenossen - durchaus modernen ke verstehen sich als Beschreibungen der Lokalfauna Ansprüchen (Schröter 1783). ohne Nennung von weiter differenzierenden Fundorten. Auffällig erscheint, dass er in allen seinen Werken die Schröter nutzte in diesen Arbeiten überwiegend die von „Kleinschnecken“ zumindest vernachlässigt bzw. sogar ihm oder Fachkollegen eingeführten morphologisch be- völlig ignoriert. Möglicherweise hängt dies mit Proble- schreibenden Trivialnamen, gibt aber oft auch die von men mit seiner Sehkraft zusammen, jedoch fehlen dar- Linné oder von anderen Conchyliologen seiner Zeit über Hinweise in seinen Schriften. Vielleicht spielen auch verwendeten wissenschaftlichen Bezeichnungen mit methodische Gründe eine Rolle, keinesfalls kann dies an. Freilich entsprachen zumindest die vorlinnéschen jedoch mit Geringschätzung erklärt werden, denn „Klei- Namen meist nicht den heute üblichen Nomenklatur- nigkeiten giebt es in der Natur nicht.“ (Schröter 1776).

19 Abb. 6: Die monumentale ,Geschichte der Flußconchylien‘ (1779) ist das systematisch-faunistische Hauptwerk von J. S. Schröter, mit dem er seinen Ruf als vielseitiger Malakologe begründete.

20 Abb. 7: 1. Tafel II aus den ,Flußconchylien‘ (Schröter 1779): abgebildet sind 1. „Der große Entenschnabel“ (= Anodonta cygnea), 2. „Die dickschalige Flußmuschel“ (= Unio crassus), 3. „Die ganz schmale gelblich oder grüne Flußmuschel“ (= Unio crassus?). © Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna- Amalia-Bibliothek Weimar, Bb.6.e26, Helcig

21 Abb. 8: Anodonta cygnea aus der ehemaligen Sammlung Schröter des Museums der Natur Gotha, Vorlage der Zeichnung zum „Großen Entenschnabel“ (vgl. Abb. 7). Foto: R. Bellstedt.

Besondere Betrachtung verdient sein systematisch-fau- hend dem linnéschen System entsprechenden Namen nistisches Hauptwerk ,Die Geschichte der Flußconchy- mit den Bezeichnungen, die von seinen Vorgängern lien mit vorzüglicher Rücksicht auf diejenigen welche verwendet worden waren, in Einklang zu bringen. Ge- in den thüringischen Wassern leben‘ (Schröter 1779 rade dies ist für heutige Malakologen von sehr großer - Abb. 6, 7 u. 9). Da seine reichhaltige Bibliothek dies Bedeutung. Ebenfalls geht Schröter - im Unterschied hergab, konnte er sich in diesem Werk mit den Ansich- zu den reinen Conchyliologen unter seinen Vorgän- ten nahezu aller wichtiger europäischer (Weichtier-)For- gern - in dieser Schrift umfangreich auf Entwicklung, scher des 17. und 18. Jahrhunderts auseinander setzen, Wachstum, Alter, Ernährung und Bewegung von Mol- darunter Martin Lister (1639-1712), Jacob Theodor lusken ein. Der Zeit geschuldet spielt natürlich auch die Klein (1685-1759), Friedrich Christian Lesser (1692- Färbung (und Bänderung) der Gehäuse eine zentrale 1754), Carl von Linné (1707-1778), Friedrich Heinrich Rolle. Auch wegen der teils erstaunlich ausführlichen Wilhelm Martini (1729-1778) und Otto Friedrich Mül- Beschreibung der Morphologie der Weichkörper vieler ler (1730-1784). Dabei gelang es ihm, seine weitge- Arten hat Schröter mit den ,Flußconchylien‘ ein wahr-

22 haft malakologisches (und nicht rein conchyliologi- ringer Fundorten. In diesem Band beschreibt Schröter sches) Grundlagenwerk geschaffen, das bis heute Be- die Maskenschnecke (heutiger Trivialname) als Helix deutung hat! Seine Auffassung zur Ordnung und Syste- isognomostomos (= Isognomostoma isognomostomos), matik der Mollusken spiegelt sich in der Beschreibung als einziges nicht-marines Weichtier mit seiner Auto- der einzelnen Arten sowie in deren übergeordneten renschaft überhaupt. Dieser Name ist bis heute nomen- Kategorien wider, was naturgemäß den Hauptteil des klatorisch gültig und auch im aktuellen Gebrauch. Al- Werkes beansprucht. Wie bereits ausgeführt, ist er sich lerdings muten die Umstände etwas ungewöhnlich an, bewusst, dass die von ihm verwendete ,Systematik‘, die da er selbst die Schnecke nicht abbildet, sondern sich ausschließlich auf groben (!) Gehäusemerkmalen beruht diesbezüglich auf zwei Arbeiten ,vor-linnéischer‘ Fach- und dem seinerzeit Üblichen entsprach, unzulänglich kollegen beruft (Lister 1685, Klein 1753), in deren ist. In den ,Flußconchylien‘ sind zudem zahlreiche re- Werken entsprechende Zeichnungen - wenn auch sehr lativ konkrete Fundortangaben enthalten, viele davon klein und nicht besonders detailreich - enthalten sind aus dem heutigen Thüringen. Selbst einzelne Standge- (Abb. 11). Doch weder Lister noch Klein verwenden wässer - beispielsweise die Teiche bei Belvedere bzw. einen Namen und geben auch keine morphologische Küchteich (beide Weimar) oder der Ende des 18. Jahr- Beschreibung der gezeichneten Art. Die von Schröter hunderts trocken gelegte Schwansee bei Großrudestedt dazu gelieferte Erstbeschreibung auf Seite 194 hat fol- - sind identifizierbar (Tab. 1). genden Wortlaut: „Beyde Schnecken (Lister 1685, Taf. 93, Abb. 93 u. 94; Klein 1753, Taf. I, Abb. 22) sind blos Seine Weimarer Zeit (1772-1785) gilt als die produk- durch die Grösse unterschieden; beyde sind zwar klein, tivste zumindest hinsichtlich der Weichtierforschung. aber die eine ist ungleich kleiner, als die andere. Beyde Neben der ,Geschichte der Flußconchylien …‘ (1779) sind aus Virginien, und Lister hat sie ohne Beschrei- entstand in dieser Schaffensperiode die dreibändige bung gelassen, ob sie gleich ihrer sonderbaren Mund- ,Einleitung in die Conchylienkenntniss nach Linné‘ öffnung wegen vorzüglich eine Beschreibung verdient (Schröter 1783, 1784a, 1786). Im ersten Band setzt hätten. Man findet eben diese Schnecke bey Rudolstadt, sich Schröter ausschließlich mit marinen Schnecken und bey Straßburg, und Herr Prof. Hermann [Es konn- auseinander. Darüber hinaus beinhaltet das Vorwort te bislang nicht ermittelt werden, wen Schröter damit u. a. eine ausführliche und kommentierte Bibliographie meinte] nennet sie Helix isognomostomos, wegen ih- seiner Hauptquellen. Außerdem verweist er auf seine rer sonderbaren Mundöffnung, die einen Winkelhaken engen persönlichen Kontakte zu anderen Weichtier- gleicht [vgl. Abb. 11]. Die Mundöffnung ist gesäumt, forschern: „… daß ich das Glück habe mit den drey und gewissermassen dreyeckigt, aber überaus enge. Sie größten Conchyliologen unserer Zeit, dem Legations- hat drey Zähne, wovon zwey kleine spitzige auf beyden rat [Friedrich Christian] Meuschen, dem Herrn Pastor Seiten der Mundöffnung, ein breiterer scharfer aber [Johann Hieronymus] Chemnitz in Kopenhagen, und quervor stehen. Die Spindellefze, oder besser, der Mün- dem Herrn Kunstverwalter [Lorenz] Spengler, auch in dungssaum in der Gegend der Spindel hat den Nabel Kopenhagen, in der engsten Freundschaft zu stehen.“. fast ganz überdeckt. Von aussen ist der Mündungssaum Beides steht ganz im Zeichen eines nach heutigen Maß- zurückgeschlagen, daß er hinter sich eine tiefe Furche stäben umfassend informierten ‚Netzwerkers‘ (Schrö- läßt. Die erste Windung ist abgerundet, die folgenden ter 1783). vier machen einen fast ganz flachen platten Wirbel. Die Besonders bedeutsam - nicht zuletzt für Thüringen - ist Farbe ist bräunlich.“ Demnach wird das thüringische der zweite Band der Trilogie (Schröter 1784a, Abb. Rudolstadt neben Straßburg als Locus typicus benannt. 10). Neben verschiedenen ,Gattungen‘ mariner Schnec- Der Holotypus könnte sich im Museum der Natur in ken und Muscheln (darunter auch einiger Süßwasser- Gotha befinden, wurde bis jetzt allerdings nicht iden- arten) wird die ,Gattung‘ Helix - nach damaliger, sehr tifiziert, wobei unklar bleibt, ob ein solcher überhaupt weit gefasster Zuordnung zahlreiche nicht miteinander vorhanden ist. So wurde doch auch nach anderen Ty- verwandte Land- und Süßwasserschnecken umfassend pen im Zusammenhang mit Erstbeschreibungen mari- - ausführlich abgehandelt und einzelne Arten sind ner Mollusken durch Schröter im Gothaer Museum oft dargestellt, darunter auch solche mit konkreten Thü- vergeblich gesucht (Bellstedt, in litt.).

23 Abb. 9: Tafel VII aus den ,Flußconchylien‘ (Schröter 1779): abgebildet sind verschiedene „Trompetenschnecken und Spitzhörner“ (= Vertreter der : Gattungen Lymnaea, , Radix und Galba). © Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar, Bb.6.e26, Helcig 24 Abb. 10: Im zweiten Band seiner ,Einleitung in die Conchylienkenntniß‘ (1784a) handelt J. S. Schröter auch die damals weit gefasste Gattung Helix ab, beschreibt erstmals die Maskenschnecke als H. isognomostomos und vermerkt konkrete Fundorte der Arten. © Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar 25 Spengler auch dafür, dem dänischen Weichtierforscher Otto Friedrich Müller Material aus Thüringen zukom- men zu lassen. Erstaunlicherweise unterhielt Schröter wahrscheinlich keinen direkten Kontakt zu ihm, zumin- dest erwähnt er diesen sehr bedeutsamen europäischen Weichtierforscher des ausgehenden 18. Jahrhunderts in seinen Schriften nicht exponiert. Jedenfalls führt Müller unter Berufung auf von Schröter in Thüringen gesam- meltes Material folgende beiden Arten in die Wissen- schaft ein: truncatulum (= Galba truncatula) und Ancylus fluviatilis [Name wird bis heute verwen- det] (Müller 1774), die mithin auch ihre loci typici in Thüringen haben. Insgesamt ergab die Recherche in sieben malakologischen Schriften 38 Schnecken- und 5 Muschelarten, die Schröter mit Fundorten in Thüringen (von der Unstrut bis zur Saale) angibt (Tab. 1). Die Schrötersche Konchyliensammlung ist - nach Abb. 11: Stark vergrößerte Zeichnung des Gehäuses von Helix isogno- mehreren Um- und Auslagerungen - in die „Normal- mostomos (=Isognomostoma isognomostomos) aus Klein (1753), auf sammlung“ des heutigen ,Museums der Natur‘ in Go- das sich Schröter (1784a) in seiner Artbeschreibung bezieht. tha integriert worden, wobei im Zuge der Zeit wohl seine Original-Etiketten zumindest teilweise verloren Der dritte Band der ,Einleitung in die Conchylienkennt- gingen. Insbesondere betrifft dies die Land- und Süß- niß …‘ widmet sich überwiegend marinen Muscheln wassermollusken, die Schröter somit nicht mehr ohne (jedoch mit der Erwähnung zweier Arten von Teich- Weiteres zuzuordnen sind. Zudem finden sich zwar des muscheln mit Fundangaben zu Thüringen), aber auch Öfteren die betreffenden Stücke in Inventarverzeichnis- Käferschnecken und den seinerzeit den Weichtieren zu- sen, nicht jedoch in der Sammlung selbst. Und ein Teil geschlagenen Entenmuscheln (Rankenfüsser = Krebs- der Molluskengehäuse ist vermutlich durch unsachge- tiere) (Schröter 1786). mäße Säuberungen, Umräumen von Sammlungsteilen durch unqualifiziertes Personal sowie Diebstahl und Neben Helix isognomostomos sind noch weitere hei- Schäden infolge von Kriegswirren unbrauchbar gewor- mische Gastropodenarten nomenklatorisch unmittelbar den bzw. gänzlich verschwunden (Joost 1990). Nur mit Schröters Tätigkeit verknüpft. So nutzte er seine wenige markante Stücke, die als Abbildungsvorlagen ausgezeichneten persönlichen Kontakte nach Kopen- - beispielsweise in Schröter (1779) - dienten, sind hagen zu Johann Hieronymus Chemnitz und Lorenz im Einzelfall identifizierbar (vgl. Abb. 7 und 8).

Tabelle 1: Die von J. S. Schröter aufgeführten und bis auf Artniveau identifizierbaren Mollusken mit Thüringer Fundorten aus seinen Schriften 1770 a und b, 1771, 1777, 1779, 1784a und 1786 (vgl. Literatur), zusammengestellt von U. Bößneck. Vgl. Abb. 7. 8. 9 und 10.

Bezeichnungen von Schröter (Auswahl) Wissenschaftlicher Name Vorkommen in Thüringen [aktueller Name] Schnecken () 38 Arten Nerita fluviatilis, kleine schuppigt gefleckte Theodoxus fluviatilis (Linnaeus 1758) Unstrut, Saale, Schwansee Schwimmschnecke Helix tentaculata, Thürhüter Bithynia tentaculata (Linnaeus 1758) Unstrut, Kahla ovale Patelle ohne merklichen Wirbel Acroloxus lacustris (Linnaeus 1758) Thangelstedt Buccinum truncatulum, ?Nerita minuta, kleine Galba truncatula (O. F. Müller 1774) Weimar, Thangelstedt cylindrische Trompete, kleine schwarze Flußtrompete Flußtrompete mit aufgeblasener Windung ?Radix balthica (Linnaeus 1758) Unstrut Buccinum peregrum, schwarze oder hornfarbige schmale ?Radix labiata (Rossmässler 1835) Thangelstedt Ohrschnecke

26 Bezeichnungen von Schröter (Auswahl) Wissenschaftlicher Name Vorkommen in Thüringen [aktueller Name] Helix auricularia, Ohrschnecke Radix auricularia (Linnaeus 1758) Weimar, Jena, Hasel (Schwarzburg-Rudolstadt) schwarzes Spitzhorn mit sechs Gewinden, Rabe Stagnicola corvus (Gmelin 1791) Kahla großes Spitzhorn Lymnaea stagnalis (Linnaeus 1758) Jena, Kahla, „im Schwarzburgischen“ Helix cornea, Coccinellschnecke Planorbarius corneus (Linnaeus 1758) Weimar (Belvedere) Helix complanatus, Planorbis umbilicatus, Posthorn mit Planorbis planorbis (Linnaeus 1758) Thüringen: in Morästen, Teichen u. Flüssen, u. a. gleich abnehmendem Gewinde und scharfem Rande Jena, Kahla, Hasel (Schwarzburg-Rudolstadt) Helix planorbis, Helix planorbis crassa, Planorbis Planorbis carinatus O. F. Müller 1774 „im Schwarzburg-Rudolstädtischen“ carinatus, gelblich plattes Posthörnchen mit vier Windungen und einem scharfen Rande Helix vortex, Posthörnchen mit fünf bis sechs Gewinden vortex (Linnaeus 1758) Bretleben (Unstrut) und scharfen Rande sechsfach gewundenes rundes Ammonshorn Anisus leucostoma (Millet 1813) Saale, Thangelstedt Planorbis contortus, kleines sechsfach gewundenes Bathyomphalus contortus (Linnaeus 1758) Kahla falsches Posthörnchen kleines weißes Posthörnchen mit drey runden Gewinden Gyraulus albus (O. F. Müller 1774) Thangelstedt, Weimar, Kahla Nautilus crista, Turbo nautileus, ziegelförmige Gyraulus crista (Linnaeus 1758) Mühlhausen (im Bach „Elle“) Tellerschnecke nur morphologische Beschreibung Segmentina nitida (O. F. Müller 1774) Thangelstedt kleine Dragonermütze Ancylus fluviatilis O. F. Müller 1774 Saale, Ilm, Rudolstadt, Jena, Weimar Turbo nitidus, glänzende Spitzschnecke Cochlicopa lubrica (O. F. Müller 1774) Thangelstedt Turbo muscorum ?Granaria frumentum (Draparnaud 1801) Thüringen rechtsgedrehte Erdschraube ?Merdigera obscura (O. F. Müller 1774) Thüringen weiße gewölbte Schraubenschnecke Zebrina detrita (O. F. Müller 1774) Arnstadt, Weimar, Berka, Rudolstadt, Sachsenburg, Sondershausen, Bleicherode glatte Linksschnecke Cochlodina laminata (Montagu 1803) Thangelstedt linksgewundene Erdtrompete (mit weiterer ?Clausilia bidentata (Ström 1765) Blankenhain, OT Lengefeld Beschreibung) Helix octona, Nadel, Flußnadel, Senkel acicula (O. F. Müller 1774) Thangelstedt (Bachgenist) perlenfarbige ganz durchsichtige Nabelschnecke ?Vitrea crystallina (O. F. Müller 1774) Thangelstedt kleine asiatische Schlange Discus rotundatus (O. F. Müller 1774) Umgebung von Weimar u. Thangelstedt fleischfarbene Nabelschnecke Fruticicola fruticum (O. F. Müller 1774) Umgebung von Weimar u. Thangelstedt Samtschnecke mit dreyeckichtem Munde, Helicodonta obvoluta (O. F. Müller 1774) Thangelstedt Erdtellerschnecke Helix hispida, in sich selbst gewundene Nabelschnecke Trochulus hispidus (Linnaeus 1758) Umgebung von Weimar u. Thangelstedt nur morphologische Beschreibung Perforatella bidentata (Gmelin 1791) „Fürstenthum Rudolstadt“ u. Kahla Helix arbustorum Arianta arbustorum (Linnaeus 1758) Weimar, Jena Helix lapicida, scharf gewundene braunbunte Helicigona lapicida (Linnaeus 1758) Thangelstedt Nabelschnecke, Lampe Helix isognomostomos Isognomostoma isognomostomos (Schröter Rudolstadt 1784) Kartheusernonne, weisse Waldschnecke Cepaea hortensis (O. F. Müller 1774) Umgebung von Weimar u. Thangelstedt Kartheusernonne mit braunem Mundsaum Cepaea nemoralis (Linnaeus 1758) Umgebung von Weimar u. Thangelstedt Weinbergsschnecke Helix pomatia Linnaeus 1758 Umgebung von Weimar u. Thangelstedt Muscheln (Bivalvia) 5 Arten Mytilus cygneus, größte flache grüngestrahlte Anodonta cygnea (Linnaeus 1758) Schwansee, Weimar (Teich b. Belvedere, Teichmuschel, größte grünlich braune Teichmuschel Küchteich), Hummelshain Mytilus anatinus,Entenschnabel, breite Fluß- oder Anodonta anatina (Linnaeus 1758) Saale, Weimar Entenmuschel Mya pictorum, dunkel- oder hellgrüne Flußmuschel, Unio pictorum (Linnaeus 1758) Ilm, Saale, Weimar, Kahla, Wandersleben Mahlermuschel Mya testa crassa, dickschalige Flußmuschel Unio crassus Philipsson 1788 Saale, Teich bei Wandersleben Tellina cornea, kleine Gienmuschel, Breitmuschel Sphaerium corneum (Linnaeus 1758) gemein in Thüringen, Thangelstedt, Kahla

27 4.2.2 Heuschrecken (Saltatoria) vor, auf welche Gegend und Jahre sich diese Aussagen beziehen, so dass Hinweise aus seinem Lebenslauf her- Für heimische Heuschrecken ist die Methodik ihrer angezogen werden müssen. Erfassung eher nebensächlich, lassen sich doch prak- tisch alle Arten bei intensiver Nachsuche schon mit der Man muss annehmen, dass sich seine Angaben zu bloßen Hand erbeuten und aufgrund ihrer Größe auch Heuschrecken auf Beobachtungen in der Zeit nach ohne optische Hilfsmittel halbwegs sicher bestimmen. 1750/56 bis etwa 1772/1775 im mittleren Saaletal um Auch Johann Samuel Schröter muss eine genadelte Jena (Oedipoda-Arten, Psophus) und in der Gegend Heuschreckensammlung auf der Grundlage von Hand- um Thangelstedt und Weimar beziehen. Die teils de- fängen besessen haben, wobei nichts über die Art der taillierten Beschreibungen von Körperteilen und deren Abtötung bekannt ist. Färbung lassen auf genaue Beobachtung und auch auf eine vorhandene Sammlung schließen. Außerdem sind Die erste als orthopterofaunistisch zu bezeichnende zwei lange zurückliegende Jenaer Dissertationen über Schrift für Thüringen publizierte Schröter im Jahre 1776 den Wanderheuschreckeneinflug von 1693 erwähnt unter dem Titel ,Von den Heuschrecken, sonderlich de- (Prange 1693, Richertz 1693), die er mithin gekannt nen, welche sich in Thüringen aufhalten‘, erschienen haben muss (Köhler & Asshoff 2002). als ein über 40-seitiger Beitrag in Band 4 (1772) der Von den in Thüringen vorkommenden Heuschrecken- jährlich herausgegebenen ,Berlinischen Sammlungen arten wurde die eine Hälfte bereits im 18. Jh., dar- (zur Beförderung der Arzneywissenschaft …)‘. Im oben unter schon 14 Arten von Linné (1758) beschrieben, erwähnten Sammelband von 1776 wurde dann die über- von denen Schröter selbst sieben erwähnt, wobei aber arbeitete und erweiterte Fassung als 14. Abhandlung Thüringen für keine Art die ,terra typica‘ (Gegend der ,Von den Heuschrecken, ihrer Naturgeschichte, und Erstbeschreibung) ist (Harz 1969, 1975). den Gattungen, welche sich in Thüringen aufhalten‘ (hier XV.) aufgenommen. In diesem überarbeiteten 4.2.3 Köcherfliegen (Trichoptera) Nachdruck werden tatsächlich nur die Heuschrecken nach damaliger Zuordnung, also ohne Grillen und Das Interesse Johann Samuel Schröters an den Köcher- Maulwurfsgrille, behandelt und in ihrem Aussehen fliegen galt nicht den adulten Fluginsekten, sondern recht genau beschrieben. Der Autor teilt diese - in An- ausschließlich ihren Larven mit den vielgestaltigen, lehnung an das Werk ,Einleitung in die Insektenkennt- oft bizarren Gehäusen (Köchern), denen er bei der Su- nis‘ (1766, Regensburg) des aus Querfurt stammenden che nach den von ihm besonders intensiv studierten Jacob Christian Schaeffer oder Scheffer, den Großva- Schnecken und Muscheln in den heimischen Gewäs- ter von Herrich-Schaeffer (Bergmann 1951) - in vier sern immer wieder begegnet war, und deren Fähigkeit Ordnungen ein (welche aber mit heutigen Ordnungen zum ,Hausbau‘ ihn faszinierte und sein forschendes nichts zu tun haben) und versieht sie, soweit möglich, Interesse an den „Würmern mit sechs Füssen“ weckte. auch mit den von Linné eingeführten zweiteiligen wis- Die heutige Insektenordnung (deren Imagines) wurde senschaftlichen Namen. Deren Beschreibung und Be- damals im Volksmund unter anderem als Frühlingsflie- nennung ermöglichen es uns heute, insgesamt sieben gen bezeichnet, die von Linné als Phryganea (pl.) be- Arten ziemlich sicher auszumachen, während einige schrieben worden waren (Wichard 1978). Gomphocerinae (wohl der Gattungen Chorthippus und Bereits in seinen ,Abhandlungen‘ (Schröter 1776) Stenobothrus) entweder gar nicht getrennt werden oder hatte er diesen Tieren, welche er als Sabellen bezeich- nicht klar voneinander zu trennen sind. Auf einer Tafel nete, ein eigenes Kapitel (hier IX.) gewidmet, und mit Schmetterlingen sind zudem noch zwei ,Afterheu- deren Gehäuse, so Schröter, „verdienen die ganze Auf- schrecken‘ (= Tetrix spec.) abgebildet, von denen die merksamkeit der Naturforscher“, und „weil sich noch rechte untrüglich als Säbeldornschrecke zu erkennen ist kein Schriftsteller gefunden hat, der sie einer ausführli- (Tab. 2, vgl. Abb. 14 - fig. 2 und 3.). Hinsichtlich des chen Betrachtung gewürdigt hätte“ (Schröter 1779), Vorkommens der Arten schreibt er mehrfach ,in meiner erteilte er sich quasi selbst einen entsprechenden Auf- Gegend‘, doch geht aus dieser Abhandlung nicht her- trag. Denn in diesem Jahr erschien die Beschreibung

28 Tabelle 2: Die in Schröters Abhandlung ´Von den Heuschrecken, ihrer Naturgeschichte, und den Gattungen, welche sich in Thüringen aufhalten´ (1776) verzeichneten Arten Thüringens, zusammengestellt von G. Köhler.

Deutsche Bezeichnungen Wissenschaftlicher Name Vorkommen in Thüringen [aktueller Name] II. gemeine Heuschrecke, Locusta grüne Heuschrecke, allergrößter grüner Gryllus viridissimus Linn. Am häufigsten in Felderbsen Baumsprengsel, Degenklinge [Tettigonia viridissima] grüne Heuschrecke mit braunen Flecken, Grasepferd, Gryllus verruciuorus Linn. Thüringen kurz erwähnt buntes Heupferd, Warzenfresser [Decticus verrucivorus] weißgelbe Heuschrecke [nach Beschreibung käme Tettigonia Kommt, wenigstens in meiner Gegend, überaus viridissima f. flava in Frage] sparsam vor Grauflügel Gryllus rufus Linn. Von mir in der Thüringischen Gegend noch nicht [Gomphocerippus rufus] entdeckt III. Schnarrheuschrecke, Schnarrsprengsel, Klapperheuschrecke Schnarrheuschrecke, mit braunen, mehr durchsichtigen [?Stethophyma grossum] Keine expliziten Erwähnungen Oberflügeln und karminrotem Schenkel Schnarrheuschrecke, mit braunen, mehr durchsichtigen [?Chorthippus, Omocestus, Hat einige Exemplare gesammelt Oberflügeln, und einem braunen Schenkel Stenobothrus] Heuschrecke, mit weniger durchsichtigen Ober- und Gryllus stridulus Linn. Erkennt nach Beschreibung nur das Männchen roten Unterflügeln, Knirscher, Rothflügel [Psophus stridulus] Gryllus stridulus Linn. Wird als Weibchen von Psophus beschrieben; auf Wiesen, die nahe an Hölzern liegen, sparsamer auf den Rändern und in dem jungen Gebüsch der Nadelhölzer Schnarrheuschrecke, mit weniger durchsichtigen Ober- Gryllus coerulescens Linn. Hat nur ein Männchen vor sich; in Thüringen und blauen Unterflügeln, Blauflügel [Oedipoda caerulescens] desto seltener Schnarrheuschrecke, mit grünen Oberflügeln [Omocestus viridulus, Stenobothrus Keine Anmerkungen lineatus] Schnarrheuschrecke mit melirten Oberflügeln, und [Stenobothrus lineatus] Keine Anmerkungen einem breitgesäumten Rückenschilde IV. Afterheuschrecke, Kahlflügel, Langkiel Gryllus subulatus Linn. In allen Gegenden, wo Gras wächst, Schröter Gryllum subulatum (nach Müller) hat es zuerst in Thüringen entdeckt und [Tetrix subulata, vermutlich aber beschreibt schon Tiere mit verschieden langen mehrere Tetrix-Arten gemeint] Hinterflügeln; bildet zwei Tiere von vermutlich verschiedenen Arten ab (Tafel I - vgl. Abb. 14)

,Von den Wurmgehäusen der süssen Wasser, sonderlich nis, er könne eine „ausführliche Naturgeschichte“ nicht Thüringen‘, kurioserweise als Abschnitt in seiner um- liefern und die Phryganeen ebenfalls charakterisieren, fangreichen ,Geschichte der Flussconchylien‘ (Schrö- denn dazu müsste er sich „in die Insectenlehre, also ein ter 1779 - Abb. 12). Wohl um Missverständnissen ganz fremdes Fach einarbeiten“ [obwohl er sich schon vorzubeugen, hielt er die folgenden Bemerkungen für eingehend mit Insekten beschäftigt hatte!]. Er werde geboten: „Ich weiß es, dass die Wurmgehäuse der süs- sich deshalb auf die kurze Beschreibung der „Wurmge- sen Wasser in keiner Rücksicht unter die Conchylien häuse der thüringischen süssen Wasser“ beschränken. gehören, denn sie sind keine schalichten Körper, son- Dabei folgt er teils den Baumaterialien, teils der Art dern sie werden von einem Wurme aus verschiedenen und Weise, wie diese verbaut sind. Ihm ist dabei die Baumaterialien zusammengesetzt“. Schröter kannte besondere Bedeutung eines „Saftes“ bewusst, von dem den Larvalcharakter dieser Tiere, die sich verpuppen er meint, er werde von den Tieren „ausgeschwitzt“ und und schließlich in Frühlingsfliegen verwandeln. Es dazu benutzt, „fremde Materie“ zu seiner Wohnung zu wird von ihm der allgemeine Kenntnisstand seiner Zeit verleimen. Damit ahnte er prinzipiell richtig, was später zusammengefasst, indem er andere Autoren zitiert, aber als von der Labialdrüse produzierte, feine Spinnfäden zugleich auch eigene Beobachtungen oder Vermutun- erkannt wurde (Waringer & Graf 1997). gen hinzufügt, die mehrfach richtige Ansätze zu späte- Aufgrund eigener Beobachtungen gelangte Schröter zu rem, gesichertem Wissen darstellen. Bescheiden been- „drey Classen“: 1. Aus Steinen erbaute Sabellen, 2. Aus det Schröter den allgemeinen Teil mit dem Eingeständ- Vegetabilien erbaute Sabellen und 3. Aus Conchylien

29 erbaute Sabellen. Diesen „Classen“ werden 13, 5 bzw. ohne nähere Angaben sowie drei außerthüringische. 4 Gehäuseformen zugeordnet, von denen jede Form Letztere verdankte er anderen Sammlern, die wie er ein kurz beschrieben wurde und mindestens 12 Gehäuse Naturalienkabinett besaßen und mit ihm wahrschein- auch abgebildet sind (Schröter 1779, Tafel XI - Abb. lich im Austausch standen. So sind es insgesamt 14 12). Das zeigt wohl, wie sehr er vom diagnostischen Orte, auf die sich Schröters 22 Beschreibungen vertei- Wert der von ihm erkannten Merkmalsunterschiede len. Dabei bestätigte sich mehrfach eine Übereinstim- überzeugt war, und vermutlich billigte er den 22 be- mung mit Fundstellen aus den ´Flußconchylien´ (Kap. schriebenen Gehäusen auch den Rang eigener Arten zu, 4.2.1, vgl. Tab. 1 und 3). allerdings ohne ihnen Namen zu geben. Was er noch nicht wissen konnte: Während der Entwicklung der Bei der Beurteilung von Schröters Studien zu Trichopte- Larven - über zumeist fünf Stadien - kann ein Wech- ren muss man bedenken, wie sehr die Entomologie in die- sel der verwendeten Baumaterialien erfolgen. Es gibt ser Zeit noch in den Anfängen steckte. Kaum mehr als 40 Arten, die sowohl Steinchen als auch Pflanzenteile so- Jahre zuvor hatte Carl von Linné in seinem bis heute be- wie gelegentlich Schnecken- oder Kleinmuschelscha- rühmten Werk ,Systema naturae‘ die Imagines von ledig- len verarbeiten. Andere wiederum verändern während lich 17 Köcherfliegen-Arten beschrieben - heute kennt ihrer Larvalentwicklung sogar die Köcherform. Die Ge- die Faunistik allein aus Thüringen 192 Arten mit aktuel- häuse können daher auch innerhalb einer Art sehr unter- len Nachweisen (Brettfeld 2011) und aus Europa mehr schiedlich sein und ermöglichen nur in Ausnahmefällen als 800 Arten (Wichard 1978). Die Bestimmbarkeit eine taxonomische Zuordnung (Wichard 1978, Wa- ihrer Larven machte sogar erst in den letzten 50 Jahren ringer & Graf 1997). Und die Larven der Rhyacophi- deutliche Fortschritte (Waringer & Graf 1997), wobei lidae bauen gar keine Köcher, sondern am Ende ihrer Merkmale der Köcher praktisch keine Rolle spielen. Entwicklung nur Puppengehäuse, was Schröter selber beobachtete und prinzipiell richtig deutete: „Aber ich 4.2.4 Schmetterlinge (Lepidoptera) habe auch Thiere im Wasser ohne Gehäuse gefunden und ich wage darauf die Folge, dass dieses Thier nur in Von den Insekten waren die Großschmetterlinge seit den letzten Monaten dieses Haus bauet, um sich darinne jeher aufgrund ihrer Auffälligkeit, Farbenpracht und zu verpuppen und zu einer Frühlingsfliege auszubil- ,geheimnisvollen‘ Entwicklung die lukrativsten Sam- den“ (Schröter 1779, Tafel XI - min C 12; vgl. Abb. mel-, Tausch- und Studienobjekte. So umfasst die von 12). Wegen solcher Unregelmäßigkeiten im Köcher- Arthur Petry aufwendig zusammengestellte und von bau konnte Schröters Einteilung, trotz seiner subtilen Bergmann (1951) publizierte Schriftenpalette allein Beobachtungen, auf Dauer keine Gültigkeit behalten, für das 18. Jahrhundert (Thüringen, Harz, südliches denn die Gehäusemerkmale sind zur Artdiagnostik Sachsen-Anhalt) schon 53 Titel mit lepidopterolo- unbrauchbar. Immerhin darf man dem thüringischen gischen Bezügen (Abb. 13), beginnend 1738 mit der Naturforscher noch heute zubilligen, dass seine Arbeit (faunistisch noch unbedeutenden) ,Insecto-Theologie‘ eine Pionierleistung darstellt! von Friedrich Christian Lesser, Pastor in Nordhausen und Mitglied der Leopoldina, gefolgt 1752 von ei- Wenngleich uns die beschriebenen und abgebildeten nem Schwammspinner-Beitrag des Querfurters Jakob Larvenköcher leider nicht zur Identifikation der Arten Christian Schaeffer, seinerzeit Prediger in Regensburg führen, ist doch interessant, dass der Autor zu jedem (Bergmann 1951). Eine erste Blütezeit erlebte die Le- der vermeintlich verschiedenen Köcher einen über- pidopterologie in Thüringen aber erst im letzten Vier- wiegend genauen Fundort nennt, was in seiner Zeit tel des 18. Jh., wohl nicht von ungefähr zu Zeiten der eher ungewöhnlich war (Tab. 3). Wie sich zeigt, lie- sich allmählich durchsetzenden binären Nomenklatur gen Nachweispunkte überwiegend in der Nähe seiner von Linné (1758, 10. Aufl. ,Systema naturae‘). So ist jeweiligen Wohnorte, und auch die ersten Angaben in diesen drei Jahrzehnten Johann Samuel Schröter aus Weimar stammen von ihm (Zimmermann 2011). mit immerhin acht lepidopterologischen Original- Berücksichtigen wir die Wiederholungen, sind es neun beiträgen vertreten, davon vier in der Zeit des ersten thüringische Fundorte, dazu zwei thüringische Orte publizistischen Höhepunktes von 1771-1780 (Abb.

30 Tabelle 3: Thüringische Fundorte (außer VII und XIX) von Köcherfliegen (Larven- und Puppengehäusen) in der Reihenfolge der Beschreibungen in Schröter (1779, Tafel XI, vgl. Abb. 12), zusammengestellt von W. Zimmermann, taxonomisch gedeutet durch R. Brettfeld und F. Nixdorf.

Lfd. Nr. Fundort Abb. Nr. Tab. XI Systematische Zugehörigkeit, Bemerkungen I Thangelstedt, kleiner Bach min. D fig. 1 Lepidostoma basale-Puppenköcher II Thangelstedt, kleiner Bach min. D fig. 8 Lepidostoma basale? passt zu fig. 1 III Kahla, Saale unweit von K. min. D fig. 9 Tab. min. C fig. 13 an Ranunculus Rheotanytarsus? fig. 13 Rheotanytarsus ? (Chironomidae) IV Jena, vermutlich stehender Graben ohne Abbildung V Jena, vermutlich stehender Graben min. C fig. 14 Limnephilidae ? wie fig. 13 vielleicht auch ein Rheotanytarsus ? (Köcher von Chironomidae) VI Thangelstedt u. Jena ohne Abbildung VII Maastricht ohne Abbildung von Hofrath Günther in Kahla VIII (1) Thangelstedt, kleiner Bach min. C fig. 12 Rhyacophilidae, Puppengehäuse

VIII (2) Weimar, Belvedere, Bach min. C fig. 12 dito, „Tal wo der große Teich ist“ = Possenbach IX Weimar, Baumgarten, Bach min.D.fig. 2 = Weimarhallenpark, Asbach Limnephilidae X Kahla u. Thangelstedt ohne Abbildung XI Kahla ohne Abbildung XII Weimar, Baumgarten, Bach ohne Abbildung = Weimarhallenpark, Asbach XIII Wandersleben, Teich ohne Abbildung „ein gräflich haßfeldisches Dorf“ XIV (1) Tannroda, stehender Wassergraben ohne Abbildung ausführlich verbal beschrieben XIV (2) Weimar, Baumgarten, Bach ohne Abbildung = Weimarhallenpark, Asbach XV Tannroda, stehender Wassergraben ohne Abbildung XVI ohne Fundortangabe min. D fig. 5 Anabolia nervosa, der Köcher sieht nach Holz oder Rinde aus - vielleicht Halesus ? XVII Weimar, Baumgarten, Bach min. D fig. 6 = Weimarhallenpark, Asbach Limnephilidae XVIII Thangelstedt, stehendes Wasser min. D fig. 7 Limnephilidae Limnephilus (cf. flavicornis) XIX Zelle, Fluss min. C fig. 10 Limnephilidae, von Hofmedicus Taube

XX Thangelstedt, stehender Graben min. C fig. 11 Limnephilidae XXI Thangelstedt, stehender Graben min. D fig. 3 u.4 Limnephilidae fig. 4 Potamophylax ? XXII Kahla, Saale? min. C fig. 9 Limnephilidae , von Hofrath Günther in Kahla

13). Genau genommen erschienen drei davon bereits ten sowie (3) Unterscheidung nahe verwandter Arten. 1769 (Kohlschmetterling), 1770 (Argus-Gruppe) und Einige wesentliche Aspekte daraus seien nun in der 1771 (Raupenparasiten), die dann aber noch einmal Reihenfolge der fünf lepidopterologischen Abhandlun- und ein wenig überarbeitet in seinem Sammelband von gen ausgewählt (aus Schröter 1776, zur römischen 1776 abgedruckt wurden (der hier zugrundeliegt). In Nummerierung vgl. Kap. 3.1) der Vorrede erwähnt er recht überschwänglich die An- kündigung eines Werkes von den Schmetterlingen der Die siebente Abhandlung (VIII.) beschreibt die not- Wiener Gegend (1775, besorgt von Prof. Schiefermül- wendige technische Ausrüstung für das Sammeln von ler und Prof. Dennis), das er offensichtlich beim Druck Papilionen [Tagfalter, im Gegensatz zu den Phalaenen seines Sammelbandes noch nicht gesehen hatte (vgl. = Nachtfalter], wie Schmetterlingsnetz und Spannbrett. Anhang). Demzufolge musste sich Schröter bereits seit Er erwähnt dabei auch Versuche mit einem Schwalben- Ende der 1760er Jahre mit Schmetterlingen beschäftigt schwanz. haben, wobei er sich drei Hauptthemen widmete: (1) In der achten (IX.) Abhandlung werden vor allem eige- Zucht und Entwicklung, (2) Parasitierung und Parasi- ne Zuchterfahrungen beschrieben. „Ohne Zweifel sind

31 Abb. 12: Gehäuseformen heimischer Trichopteren, nach denen Schröter sein ,System‘ begründete. Tafel XI aus den ,Flußkonchylien‘ (S. 413, Beschrei- bung der ,Wurmgehäuse der Thüringischen Wasser‘). © Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek, Bd.5.e26

32 Abb. 13: Die lepidopterologischen Schriften des 18. Jh. mit Bezug zu Thüringen (n = 52) nahmen nach 1770 beträchtlich zu (blau: ohne Schröter), darunter waren etliche Beiträge von J. S. Schröter (braun). Grafik erstellt nach Schriftenliste in Bergmann (1951).

unter allen Insekten die Papilionen die schönsten.“… liche Voltinismus von Arten war Insektensammlern „Wer nun auf die Oekonomie [Biologie] dieser Thier- seiner Zeit bereits so gut bekannt, dass Schröter die chen Acht hat, der findet bey einer jeden Veränderung Erwähnung von Beispielen nicht für nötig hielt, aller- ihres Lebens neuen Stoff zur Bewunderung. Die merk- dings interessierte ihn schon der eigentliche Grund für würdigste ist ohne Zweifel die Verwandlung einer solch unterschiedliche Entwicklungen. „Wir haben vie- Raupe in eine Puppe, und der Puppe in einen schö- le Papilionen, welche im Herbste Puppen waren und nen Vogel.“ [im Original größer gedruckt]. Aufgemun- erst in den schönsten Tagen des Frühlings zu Vögeln tert durch das Beispiel von Herrn Hofrath Günther zu werden; man hat andere, wo sich die Raupe in einem Kahla, dessen schönes Cabinet (welches nun zu ver- einzigen Sommer zu einer Puppe und auch zu einem kaufen ist) Schröter gesehen hatte, kam er auf den Ein- Papilion verwandelt.“ „Die Natur mancher Raupe kann fall, „eine Sammlung von Puppen zu veranstalten“. So die strengste Kälte aushalten,… Sie würde ohne dieser ließ er das Weibchen eines ihm geschenkten Pärchens Wohlthat der Natur nicht zu ihrer Vollkommenheit ge- vom Abendpfauenauge seine Eier in ein Schächtelchen langen. Eine andere Raupe ist viel zu weich, als daß sie ablegen, woraus am 10. Tag die Jungraupen schlüpften, im Winter sollte bestehen können,…“ Hier beschreibt die mit Weidenblättern gefüttert wurden. Sie brauch- Schröter also bereits jenes Phänomen, welches wir heu- ten knapp zwei Monate bis zu ihrer vollen Größe und te unter dem Brechen von Dormanz (Winterruhe) durch kamen dann in Kästen mit Erde zur Verpuppung (nach niedrige Temperaturen verstehen. Besonders häufig Einspinnen). Vom Kleinen Fuchs fand er um Thangel- (vor allem in der nächsten Schrift) berichtet er aber stedt an Bergen die meisten Puppen gegen Morgen (da über parasitierte Raupen und Puppen, so über einen mehr Sonne und weniger Frost im Winter), die wenig- im Juni aus der Puppe geschlüpften Ringelspinner, in sten gegen Abend oder Mitternacht [gemeint sind hier dessen Puppengespinst sich offenbar eine Fliegenmade die Südost- bzw. Nordwest-Seiten der Hänge]. Aus ei- fand, die vermutlich nur auf die äußere Haut der Raupe ner Anfang September 1771 verpuppten Raupe eines zu liegen kam. Lindenschwärmers erwartete Schröter den Schlupf im In der neunten Abhandlung (X.) geht es konkret um künftigen Sommer, merkte jedoch an: „Ich habe oft eine im April 1769 gefundene dicke Raupe des Weiden- gehört, daß die Liebhaber dieser schönen Thierchen bohrers, aus der dann Maden krochen (wohl Schlupf- über Verlust ihrer mit Mühe gesammelten Puppen im wespenlarven). Und aus Puppen des Großen Fuchses Winter klagen. Vielleicht ist dieses eine Ursache da- kam am 25. Juli eine Art kleinerer Schmeißfliegen von von, daß man sie alzugut wartet,…“ Der unterschied- immerhin anderthalbfacher Stubenfliegengröße.

33 Abb. 14: Eine Farbtafel illustriert Schröters ,Abhandlungen‘ (1776) über den Argus (Bläulinge, figs. oben links und rechts), die Heuschrecken (Dorn- schrecken, fig. 2. und 3.) sowie tropische Insekten aus Surinam. © Klassik StiftungWeimar, Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek.

34 Die zehnte Abhandlung (XI.) handelt von den Kohl- aufhält, war leicht zu entdecken; aber seine Raupe ist weißlingen als häufigen Schädlingen. Der Anbau von den Naturforschern völlig unbekannt geblieben.“ Im Kohlsorten war offenbar zu Zeiten Schröters auf den Beitrag werden 10 Formen der Bläulinge anhand ih- Bauernfeldern und in den Hausgärten weit verbreitet, rer Färbung und mitunter Unterseitenpunktierung kurz so dass es nicht verwundert, wenn auch die Kohlweiß- beschrieben, wobei vier Farbgruppen unterschieden linge häufig auftraten und Schäden anrichteten. „Es werden: blauer (4 Formen), brauner (4 Untergattun- würde eine Wohlthat für die Welt seyn, wenn man ein gen), grüner und schwarzer Argus. Vom ersteren gibt leichtes Mittel wüßte, diese Gäste gar zu vertilgen,…“ es eine dunkel- und eine hellblaue Form, die jeweils Schröter verweist auf eine 1768 in Mannheim erschie- noch in zwei Abänderungen auftreten, und vom brau- nene ,Naturgeschichte der Kohlraupe‘ (Verfasser nicht nen Argus gibt er vier Untergattungen an und vermerkt, genannt) und begründet seinen eigenen Beitrag damit, dass darunter auch das (braune) Weibchen eines kleine- dass trotz Linnés Beschreibung mehrerer Arten und der ren blauen Argus ist. In der Vorrede zum Sammelband genannten ,Naturgeschichte‘ die Arten gemeinhin un- (vgl. Anhang) erwähnt er eine neue thüringische ,Gat- bekannt geblieben seien. „Der grosse Schade, den mir tung‘ [also wohl nur für Thüringen neu?], nämlich den diese schädliche Insekten im Garten und auf dem Felde schwarzen oder rußfarbigen Argus, den er bei Weimar zugezogen haben, machte, daß ich, bey meinem ehema- gefunden hatte. ligen Aufenthalte auf dem Lande, derselben so viel töd- Ein Jahrzehnt später beschreibt Schröter (1784b) tete und einbrachte, als ich nur erhaschen konnte. Alle den Massenfund von ca. 200 Raupen (und deren getödteten aber wurden von mir sorgfältiglich betrach- fünf Farbvariationen, auch schwarze) des Totenkopf- tet, und das hatte den Nutzen, das ich meinen Lesern Schwärmers im Jahre 1783 bei Weimar, während 1784 folgende Arten von Schmetterlingen vorlegen kann.“ Es nur eine einzige gefunden wurde. Dies ist ein früher, folgt die Beschreibung von sieben ´Arten´ anhand ihrer bislang kaum beachteter Beleg für eine Nachkom- Flügelflecken und -färbung, während Unterschiede bei menschaft von in längeren Zeitabständen massenhaft Raupen und Puppen mangels genügend Material noch aus Nordafrika einfliegenden Faltern. Möglicherweise unbekannt blieben. „Man könnte sagen, die Unter- stand diese Beobachtung noch im Zusammenhang mit schiede sind zu gering, als daß man eine besondere Art den von Reinhardt & Harz (1989) erwähnten star- daraus machen sollte…“ „Ich sage aber: minima cir- ken Einflugjahren 1779-1781 (bei Halle) nach Mittel- cumstantis variat rem.“ [Die Umstände verändern die europa. Noch einmal äußerte sich Schröter (zusammen Sache - alter Grundsatz der Rechtsgelehrten] „Es ist mit Gottlieb Friedrich Huschke) zu einer lepidoptero- einem wahren Naturforscher Lust, einen jeden Körper logischen Problematik in der Zeitschrift ,Der besorg- auch in seinen geringsten Abweichungen zu kennen.“ te Forstmann‘ (1798), und zwar zur Nonnenplage, die Hier geht es Schröter also um das Erkennen von Varia- auch Teile Thüringens betraf. tionen und um die Bedeutung solch kleiner Unterschie- Zieht man ein Resümee aus den insgesamt acht Beiträ- de. Auch wusste Schröter um den Sexualdimorphismus gen, so werden in ihnen mindestens 16 gut zuordenbare der Weißlinge, doch waren die Geschlechter der ,Tag- Arten vorgestellt, die Schröter entweder selbst „züchtete“ vögel‘ seinerzeit noch schwer zu unterscheiden, so dass oder von denen er im Gelände größere Serien fing, um er in seinen Beschreibungen selbst vermutete, dass dar- diese dann zu vergleichen. Einige Arten werden bereits unter auch unterschiedlich aussehende Geschlechter (4 mit ihrem zweiteiligem Namen verzeichnet, meist nach %%, 3 && oder umgekehrt) seien (Tab. 4). Linné, wobei die Groß/Kleinschreibung von Gattung und Art noch inkonsequent erfolgte (Tab. 4). Die elfte Abhandlung (XII.) schließlich beschäftigt sich mit der Artenvielfalt der Bläulinge (Lycaenidae) (Abb. 4.2.5 Sonstige Arthropodengruppen 14, oben links und rechts). „Der Argus gehört unter diejenigen Papilionen, deren Naturgeschichte den In- Es ist bereits mehrfach darauf verwiesen worden, dass sektenliebhabern die mehreste Arbeit gemacht hat. Der Schröter auch eine Sammlung an Insekten besessen Vogel selbst, der sich an grasreichen Rändern auf den haben muss, was sich schon daraus ableiten lässt, dass Wiesen, und an freyen Oertern der Wälder zahlreich er (1) sich in seinen allgemeinen Schriften recht tief-

35 Tabelle 4: Von J. S. Schröter aufgeführte, klar zuordenbare Großschmetterlinge um Weimar/Thüringen. Aus Schröter (1776, 7.-11. Abhandlung; 1784b - Todtenkopfraupe), zusammengestellt von G. Köhler. Familie / Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Bemerkungen und Beobachtungen von Schröter [Name bei Schröter] [Name bei Schröter] Holzbohrer Cossidae Weidenbohrer Cossus cossus fand Raupe im Sept., wusste um mehrjährige Entwicklung [Weidenbohrer] [Phalaena Cossus Linn.] Glucken Lasiocampidae Ringelspinner Malacosoma neustria Schlupf aus Puppe im Juni [Ringelmotte] [phalaena neustria] Schwärmer Sphingidae Totenkopf Acherontia atropos viele Raupen bei Weimar (1783) in 5 Farbvariationen (auch schwarze), eine [Todtenkopf] 1784 Lindenschwärmer Mimas tiliae Haltung von [Rückzappen-]Raupe und Puppe (Sept. 1771 über Winter) [Lindenvogel] Abendpfauenauge Smerinthus ocellata bekam Pärchen: Eiablage, Eischlupf, Raupenentwicklung, Verpuppung [Sphinx ocellata] Ritter Papilionidae Schwalbenschwanz Papilio machaon erwähnt Abtötung mit Terpentinöl [heißt ebenso] Weißlinge Pieridae beschreibt 7 Formen (darunter ♀ u. ♂) Zitronenfalter Gonepteryx rhamni &/%: vermutet Weißlingsverwandtschaft, aber Faulbaum als Futter und [zitronengelber Vogel] [Papilio rhamni] andere Raupe? Senfweißling Leptidea „sinapis“ %: nach Flügelflecken und- färbung

Großer Kohlweißling Pieris brassicae &/%: nach Flügelflecken und- färbung, Eiablage an Kraut- und Kohlblättern [Papilio brassicae (bei Linné)] Heckenweißling Pieris napi &: nach Flügelflecken und- färbung [Papilio hexapus] n. Linné Kleiner Kohlweißling Pieris rapae &: nach Flügelflecken und- färbung

Bläulinge [Argus-Arten] Lycaenidae: Lycaeninae unterscheidet 16 Formen (&/ % durcheinander) Steppenheidebläuling Polyommatus coridon %: auf Kupfertafel abgebildet, etwas arg grün (vgl. Abb. 14, oben rechts) [grüner Argus] Zwergbläuling Cupido minimus ganz klein (&/%), äußere Seite wie Ruß; selten um Weimar [schwarzer Argus] [?Papilio minimus (Fueßlin)] Edelfalter Nymphalidae Kleiner Fuchs Aglais urticae Puppensuche um Thangelstedt [Nesselvogel] [Papilio urticae] Großer Fuchs Nymphalis polychloros Raupe mit Parasiten [Papilio polychloros] „Zahnspinner“ Notodontidae Großer Gabelschwanz Cerura vinula beschreibt Bewegung der Raupe und Farbveränderung der Puppe [phalaena vinula] gründig mit den Methoden des Sammelns und Kon- Schmetterlingen noch Kreuzspinne, Horn- und Baum- servierens von Insekten anhand eigener Erfahrungen schröter auf, ebenso eine bizarre Erfahrung mit einer beschäftigt und (2) subtile Merkmalsbeschreibungen himmelblauen Libelle: „ich glüete eine himmelblaue und biologische Details angibt, die so nur aus eigener Libelle, die ich auf dreyfach zusammengelegtes Papier Anschauung erworben worden sein können. Von sei- gesteckt hatte, um sie nicht zu verbrennen. Aber sobald nen 18 Abhandlungen (1776) beschäftigen sich allein die Libelle gestorben war, sobald war auch die Farbe 10 mit Beobachtungen und Erfahrungen zu heimischen verschwunden und hatte sich in eine braun-schwarze Insekten, die Hälfte davon mit Schmetterlingen, andere verwandelt“ (Zimmermann 2011). Allerdings sind mit Käfern, Ameisen und Zweiflüglern (vgl. Kap. 3.1). keine weiteren odonatologischen Beschreibungen aus So führt er im Beitrag zur Insektenkonservierung neben seiner Feder bekannt.

36 4.2.6 Illustrationen in Schröters faunistischen lich als Büchsenmacher, später als Kupferstecher und Schriften Graveur für naturwissenschaftliche Werke tätig war (Vollmer 1999). Welch große Bedeutung Johann Samuel Schröter der visuellen Anschaulichkeit bei der Beschreibung von Naturgegenständen beimaß, erhellt sich allein schon Danksagung aus der Tatsache, dass er eine mehr als 7000 Kupfer- stiche umfassende Sammlung besaß (Friess 1978, Die ausgewerteten Schriften von Johann Samuel Eichhorn 2006). Vor allem beeindruckt aber, in wel- Schröter lagern in den Beständen der Herzoglichen chem Umfange und in welcher Qualität er seine eige- Anna-Amalia-Bibliothek Weimar und der Thüringer nen Werke mit Abbildungen versehen ließ, was ihm mit Universitäts- und Landesbibliothek Jena, wo sie von Sicherheit hohe Kosten verursachte. Ganz überwiegend den Autoren jeweils eingesehen und exzerpiert werden arbeitete der in jener Zeit vielbeschäftigte und hoch- konnten. Die Anna-Amalia-Bibliothek Weimar erteilte geschätzte Illustrator wissenschaftlicher Abhandlun- die Druckerlaubnis für einzelne Tafeln aus Schröters gen Johann Stephan Capieux (*1748 Schwedt, †1813 Werken, wozu Frau Helcig kurzfristig noch die Vorrede Leipzig) für ihn. Ende der 1760er Jahre war Capieux zum Sammelband von 1776 sowie eine weitere Farbta- Schüler bei Adam Friedrich Oeser (1717-1799) an fel scannte. Weitere Details, Gespräche und ein (damals der Leipziger Akademie gewesen, etwa zur gleichen noch ungedrucktes) Manuskript zu Schröter verdanken Zeit, in der auch Johann Wolfgang Goethe dort Zei- wir PD Dr. Manfred Eichhorn (Weimar). Einzelne chenunterricht nahm und Oesers Tochter Friederike Beiträge zur Entomologie- und Zoologiegeschichte einen frühen Gedichtband mit einem Libellengedicht machten Dipl.-Biol. Dietmar Klaus (Rötha) und Frau widmete (Rudolph 2011, Zimmermann 2011). Ca- Dr. Karla Schneider (Halle) verfügbar, Dr. Michael pieux musste sich seine künstlerische Ausbildung wie Wallaschek (Halle) übersandte seine profund-kompila- auch sein naturwissenschaftlich-medizinisches Stu- torische Schrift zur Faunenproblematik. Mit Hinweisen dium durch Erteilung von Zeichenunterricht in Etap- und Fotos zu identifizierten Originalvorlagen zu Schrö- pen selbst finanzieren. Die Kombination von solidem ters ,Flußconchylien‘ aus dem Sammlungsbestand des künstlerischem Handwerk mit naturwissenschaftlicher Museums der Natur in Gotha unterstützten uns Fred Bildung zeichnete ihn in besonderer Weise aus. Seine Woodward (Newmilns, UK) und Ronald Bellstedt (Go- zumeist farbigen Radierungen bestechen durch Sorgfalt tha). Herr Jürgen Postel (Weimar) stellte die e-Version und Naturtreue (Lüddemann 1997). Auch Schröters der Köcherfliegen-Tafel aus den ,Flußconchylien‘ zur große Werke von 1776 (vgl. Anhang) und 1779 sind Verfügung, deren taxonomische Deutung Dipl.biol. ausschließlich von Capieux illustriert (vgl. Abb. 7, 9, Ralf Brettfeld (Bockstadt) und Dipl.biol. Frank Nixdorf 12 u. 14), dessen Talent er zu schätzen wußte, schrieb er (Gießübel) übernahmen. Allen Genannten gilt unser doch in der Vorrede zu seinen ,Flußconchylien‘: „Ue- aufrichtiger Dank. ber die Kupfertafeln hätte ich eigentlich gar nichts zu sagen. Ich darf nur einen Capieux in Leipzig nennen, ich darf nur sagen, dass dieser Künstler zehn dieser Literatur Tafeln hier in Weimar unter meiner Aufsicht gezeichnet habe, so habe ich gewiß genug gesagt“. Baege, L. (1963): Friedrich Christian Günther. Ein Thüringer Ornitho- loge des 18. Jahrhunderts. - Abhandlungen und Berichte des na- Weshalb Schröter die spätere Arbeit ,Ueber den innern turkundlichen Museums „Mauritianum“ Altenburg 3: 5-38. Beckmann, J. (1776): Eine bequemere Einrichtung der Insektensamm- Bau der See- und einiger ausländischen Erdschnecken‘ lungen. - Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft natur- (1783), trotz bester Erfahrungen mit Capieux, von ei- forschender Freunde 2: 69-78. Bellstedt, R. (1990): Thüringer Entomologen - ein Beitrag zur Ge- nem anderen Künstler illustrieren ließ, lässt sich nicht schichte der Insektenforschung I. Teil. - Abhandlungen und Be- erklären. Die fünf Kupfertafeln dieses Werkes stammen richte des Museums der Natur Gotha 16: 51-64. Bergmann, A. (1951): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands. von Heinrich August Schmidt (*1733 Braunschweig, † Band 1. Die Natur Mitteldeutschlands und ihre Schmetterlingsge- zwischen 1782-1799 Offenbach am Main), der anfäng- meinschaften. - Urania-Verlag, Jena, 631 S.

37 Bodenheimer, F. S. (1928/29): Materialien zur Geschichte der Entomo- cies, iconibus singulorum generum aeri incisis illustrata; accedit logie bis Linné. Bd. I und II. - W. Junk, Berlin, 498 S. und 486 S. lucubratiuncula de formatione, cremento et coloribus testarum Bössneck, U. & D. v. Knorre (1997): Bibliographie der Arbeiten quae sunt cochlidum et concharum. - Lugdunum Batavorum, 10 über die Binnenmollusken Thüringens mit Artenindex und bio- + 177 + 27 p., XII pls. graphischen Notizen [Malakologische Landesbibliographien XI]. Köhler, G. (2001): Fauna der Heuschrecken (Ensifera et Caelifera) des - Bibliographische Mitteilungen der Thüringer Universitäts- und Freistaates Thüringen. - Naturschutzreport 17, 378 S. Landesbibliothek Jena, 156 S. Köhler, G. & H. Asshoff (2002): Die Dissertation des Arnold Ri- Brettfeld, R. (2011): Rote Liste der Köcherfliegen (Insecta: Tricho- chertz von 1693 über Wanderheuschrecken - nicht nur ein Beitrag ptera) Thüringens 3. 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(1957): Von unserer Vogelwelt vor 250 Jahren. - Kulturwarte tät. - DGaaE-Nachrichten 25 (19): 13-18. im Kreis Hildburghausen 1957, 7: 8-11. Schröter, J. S. (1768): Lithographische Beschreibung der Gegenden Klausnitzer, B. (2007): Faunistik als Zukunftswissenschaft. - Ento- um Thangelstedt und Rettewitz in dem Weimarischen. - Johann mologische Zeitschrift 117 (1): 3-6. Wilhelm Hartung, Jena, 116 S. Klein, J. T. (1753): Tentamen methodi ostracologicae: sive dispositio Schröter, J. S. (1770a): Verzeichniß der in der Gegend um Weimar, naturalis cochlidum et concharum in suas classes, genera et spe- und besonders um Thangelstedt befindlichen Erdschnecken.

38 - Berlinische Sammlungen zur Beförderung der Arzneywissen- Wallaschek, M. (2008): Ist die Faunistik eine Wissenschaft? - Ento- schaft, der Naturgeschichte, der Haushaltungskunst, Cameralwis- mologische Mitteilungen Sachsen-Anhalt 16 (1): 28-34. senschaft und der dahin einschlagenden Litteratur II (I): 229-248, - (2010): Fragmente zur Geschichte und Theorie der Zoogeo- Joachim Pauli, Berlin. graphie: II. Die Begriffe Fauna und Faunistik. - Selbstverlag, - (1770b): Haben wir auch ein vollständiges System der Natur zu Halle/S., 64 S. hoffen? Und wenn es ist durch welchen Weg gelangen wir dazu Waringer, J. & W. Graf (1997): Atlas der österreichischen Köcher- ? - Berlinische Sammlung zur Beförderung der Arzneywissen- fliegenlarven unter Einschluss der angrenzenden Gebiete.- Wien, schaft, Naturgeschichte, Haushaltskunst, Cameralwissenschaften Facultas-Univ.-Verl., 286 S. und der dahin einschlagenden Litteratur II (I): 249-271, Joachim Wichard, W. (1978): Die Köcherfliegen (Trichoptera). (Die Neue Pauli, Berlin. Brehm-Bücherei Bd. 512). - A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lu- - (1770c): Johann Samuel Schröters systematische Klassifikation therstadt, 63 S. der Erdschnecken seiner Gegend. - Johann Georg Bosse, Berlin, Zimmermann, W. (1990): Über die Anfänge naturhistorischer Samm- 8 S. lungen im Rahmen der Gothaer Kunstkammer. - Abhandlungen - (1771): Versuch einer systematischen Abhandlung über die Erd- und Berichte des Museums der Natur Gotha 16: 2-12. konchylien, sonderlich derer, welche in Thangelstedt gefunden - (1994): Sammlungsgegenstände aus Natur und Technik in der werden. - Johann Georg Bosse, Berlin, 240 S., 2 Kupfertafeln. Kunstkammer Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1640- - (1776): Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Natur- 1675). - In: Grote, A. (Hrsg.), Macrocosmos in Microcosmo geschichte, Erster Theil. - J. Just. Gebauers Witwe, und J. Jac. - die Welt in der Stube. Zur Geschichte des Sammelns 1450 bis Gebauer, Halle, xxvi + 488 S., 3 farb. Kupfertafeln. 1800. (Berliner Schriften zur Museumskunde, Bd. 10). - Leske + - (1777): Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Natur- Budrich, Opladen, 629-642. geschichte, Zweyter Theil. - J. Just. Gebauers Witwe, und J. Jac. - (2011): 2. Geschichte der Erforschung der Fauna von Weimar. 2.1 Gebauer, Halle, viii + 462 S., 5 s-w Kupfertafeln. Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 5.8.1 Li- - (1779): Die Geschichte der Flußconchylien mit vorzüglicher bellen (Odonata). 5.8.3 Köcherfliegen (Trichoptera), mit R. Brett- Rücksicht auf diejenigen welche in den thüringischen Wassern feld. - In: Arenhövel, C., Jahn, E., Maul, L. C. & W. Zim- leben. - Johann Jacob Gebauer, Halle, vi + 434 S., 11 teils farb. mermann (Hrsg.): Die Fauna Weimars und seiner Umgebung. Kupfertafeln. - Weimarer Schriften 66: 9-20, 173-182, 188-193. - (1782): Des Ritters Carl von Linné Termini conchyliologici oder Kunstwörter für Schnecken und Muscheln lateinisch und deutsch. - Carl Ludolph Hoffmanns sel. Wittwe und Erben, Weimar, 45 S. - (1783): Einleitung in die Conchylienkenntniß nach Linné, Erster Seiten 40-47: Band, von den Schnecken. - Johann Jacob Gebauer, Halle, xxxii Vorrede zu den ,Abhandlungen‘ (1776, Titelblatt siehe + 862 S., 3 s-w Kupfertafeln. - (1784a): Einleitung in die Conchylienkenntniß nach Linné, Zwey- Abb. 3) von Johann Samuel Schröter ter Band. - Johann Jacob Gebauer, Halle, viii + 726 S., 4 s-w Kupfertafeln. - (1784b): Erstes und zweites Schreiben an den Herrn Hofrath Schreber über die Todtenkopfraupe bey Weimar im Jahre 1783. - Der Naturforscher 20: 173-184, Johann Jacob Gebauer, Halle. - (1786): Einleitung in die Conchylienkenntniß nach Linné, Dritter und letzter Band. - Johann Jacob Gebauer, Halle, xvi + 596 S., 2 Anschrift der Autoren: s-w Kupfertafeln. - (1805a): Allgemeine Einleitung in die Gartencultur, als Wissen- schaft betrachtet. - Gebr. Gädicke, Berlin, iv + 225 S. Dr. Günter Köhler - (1805b): Das Alter und untrügliche Mittel alt zu werden, nebst elftausend siebenhundert und neunzig Beyspielen von Personen Friedrich-Schiller-Universität Jena welche Achtzig bis Hundert und neunzig Jahr alt geworden sind. Institut für Ökologie 2. stark verm. Aufl. - Gädicke, Berlin, xvi + 675 S. Dornburger Str. 159 Steiner, W. & H. Wiefel (1966): Zur Geschichte der geologischen Forschung in Weimar. Teil I: Forscherpersönlichkeiten und In- 07743 Jena stitutionen. - Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für E-Mail: [email protected] Architektur und Bauwesen Weimar 13 (3): 247-273. Uschmann, G. (1959): Geschichte der Zoologie und der zoologischen Anstalten in Jena 1779-1919. - Gustav-Fischer-Verlag, Jena, 249 S. Dr. Ulrich Bößneck - (1978): Die Lage der Naturwissenschaften an der Universität Jena im 18. Jahrhundert. - Unveröff. Vortrag am 01.02.1978, Naturkundemuseum Erfurt Sektion Biologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Mitschrift Große Arche 14 G. Köhler). 99084 Erfurt Uschmann, G. & G. Opitz (1970): Beiträge zur Geschichte der Präsi- denten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. E-Mail: [email protected] - Nova Acta Leopoldina, N. F. 198, Bd. 36: 23-28. (Separatum: Zeittafel zur Akademiegeschichte) Vollmer, H., Hrsg. (1999): Schmidt, H. A. - In: Allgemeines Lexikon Dr. Wolfgang Zimmermann der bildenden Künstler. - E. A. Seemann, Leipzig 30: 144. Thomas-Müntzer-Str. 5 von Knorre, D., Grün, G., Günther, R. & K. Schmidt (Hrsg.) (1986): Die Vogelwelt Thüringens - Bezirke Erfurt, Gera, Suhl. 99423 Weimar · VEB Gustav Fischer Verlag, Jena, 339 S. E-Mail: [email protected]

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