„Mein

Mir erscheint Jerusalem zunehmend als ein Ort, zu dem fast jeder eine Meinung hat. Nicht jede Meinung trifft zu. Nicht jede Erwartung wird erfüllt. Manchmal schadet auch der Aufenthalt. „Since 1980, Jerusalem's psychiatrists have encountered an ever-increasing num- ber of tourists who, upon arriving in Jerusalem, suffer psychotic de- compensation. (...) On average, 100 such tourists are seen annually, 40 of them requiring admission to hospital.“1 So warnte mich auch schon der Münchener Fahrer bei meiner Ausreise vor der Stadt und dem Umzug dorthin. „Sie lesen doch die Bibel?“

Richard Asbeck, Auslandsmitarbeiter in Jerusalem,

1 Durst et. al. (2000): Jerusalem syndrome, The British Journal of Psychiatry, S. 86.

JERUSALEM – STADTENTWICKLUNG AUF BESETZTEM GEBIET

RICHARD ASBECK ||

Vor mehr als 5.000 Jahren hinterließen Jede Darstellung ist wegen Menschen nachweisbare Spuren an dem Ort, der multiplen Identität der Stadt per se un- wo sich heute Jerusalem befindet. Seitdem vollständig und unausgewogen. Die Unver- galt Jerusalem sicherlich phasenweise bei einbarkeit der Narrative und der immer auch seinen Zeitgenossen als eine ‚Megastadt’. intolerante Wahrheitsanspruch von Religion Auch war Jerusalem in der Vergangenheit schaffen eine Polarisierung, die eine ausge- bereits eine international anerkannte Haupt- wogene Darstellung praktisch nicht erlaubt. stadt. Gegenwärtig sieht die Lage jedoch Dies gilt besonders in einer Zeit, in der Frie- anders aus. Mit kaum mehr als 800.000 Ein- densinitiativen ermüden und der Sinn nach wohnern hat Jerusalem rein quantitativ be- Ausgleich, Kompromiss und Versöhnung trachtet den Beinamen mega nicht verdient. kaum zu spüren ist. Vorliegender Beitrag Zudem verbietet der bisher ungeklärte israe- versucht daher gar nicht erst, auf die konträ- lisch-palästinensische Konflikt der deutschen ren Narrative einzugehen oder ausgeglichene Außenpolitik, Jerusalem als eine Hauptstadt Antworten zu suchen. Vielmehr werden rein anzuerkennen – weder als eine israelische, selektiv drei urbane Tendenzen beschrieben, noch als eine palästinensische. die sich neben vielen anderen Entwicklungen jüngst ereignen. Zunächst soll über die Doch bleibt das dreimal heilige Jerusalem Gentrifizierung Jerusalems gesprochen wer- aus religiöser Perspektive mega. Für die den, die vor allem entlang der Waffenstill- drei monotheistischen Weltreligionen ist standslinie von 1949 und dem umgebenen Jerusalem wichtiger oder wichtigster Ort. Niemandsland zu sehen ist. Diese umfangrei- Judentum, Christentum und Islam beeinflus- chen öffentlichen und privaten Investitionen sen mit ihrem religiösen Wahrheitsanspruch stehen im starken Kontrast zu den infrast- auch die städtebauliche Entwicklung. Noch rukturellen Bedürfnissen in den jüdisch- mehr beeinflussen jedoch die israelische ultraorthoxen und arabischen Stadtvierteln und palästinensische Nationalbewegung, mit ihrem überdurchschnittlich hohen Be- die sich aus den religiösen Überzeugungen völkerungswachstum. Daher soll im zweiten durchaus ableiten lassen, die urbane Ent- Abschnitt über die demographische Zusam- wicklung Jerusalems. Die Stadt muss eine mensetzung und ihre Auswirkung auf die große Ansammlung an religiösen und politi- Stadtentwicklung gesprochen werden. Da schen Identitäten ertragen. Insofern kann die sozio-ökonomische Forderung nach be- anhand von Jerusalem lediglich (und auf zahlbarem Wohnraum zu einer Ausweitung keinen Fall exemplarisch) gezeigt werden, des Stadtgebietes führt, soll drittens über wie im Einzelfall spirituelle und machtbezo- die steigende Urbanisierung in den Vorstäd- gene Überzeugungen die urbane Entwick- ten und die jüdische Besiedelung Ost- lung einer Stadt beeinflussen. Jerusalems gesprochen werden. Hierdurch

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lässt sich ableiten, welche Prioritäten die zerschossenes Betongebäude, ein UN- amtierenden Stadtplaner verfolgen. Beobachtungsposten, der zugleich Grenzsta- tion war, sowie verstreut herumliegende Gentrifizierung der Innenstadt nach dem Steine und zwischen den Landminen wach- Sechstagekrieg sende Disteln. Außerdem gab es einen Weinstock, der die vielen Kämpfe überlebt Das Waffenstillstandsabkommen von hatte. Im Frühjahr starrte ich stundenlang 1949 teilte Jerusalem entlang der so genann- auf die jungen Blätter, und im Herbst sah ich ten „Grünen Linie“. West-Jerusalem wurde zu, wie die saftigen Trauben reiften.“1 Teil des ein Jahr zuvor ausgerufenen israeli- schen Staates und völkerrechtlich anerkannt. Erst 1967 änderte sich die Situation nach Ost-Jerusalem wurde vom Haschemitischen dem Sechstage-Krieg. Der Präventivschlag Königreich Jordanien annektiert, internatio- Israels gegen drei arabische Armeen leitete nal aber nur von Großbritannien und Pakis- die israelische Besatzung und Besiedelung tan anerkannt. Zwischen den beiden Stadt- Ost-Jerusalems, des Westjordanlandes und der gebieten entstand durch einen gespalteten Golan-Höhen ein. Mit der Ausdehnung israeli- Verlauf der Grünen Linie ein Niemandsland. scher Gesetzgebung und Rechtsprechung auf Wie so häufig waren die Wohngebiete, die Ost-Jerusalem legte Israel im Jahre 1969 direkt an das Niemandsland angrenzten, schließlich die Grundlage für die städtebauli- gelegentlichen Feuergefechten ausgesetzt. che Entwicklung des Niemandslandes nach Daher gehörten die angrenzenden Stadtteile eigenen Vorstellungen. entlang des Niemandslands lange Zeit nicht Diese städtebauliche Entwicklung kann in zu den bevorzugten Wohngegenden Jerusa- zwei Phasen eingeteilt werden. Zunächst wur- lems. Auf israelischer wie auf jordanischer den die Grundbedürfnisse der Stadt durch den Seite verkamen die Wohngebiete zu wenig Bau belastbarer Straßen gestillt. Diese ver- gepflegten Gegenden. An den äußeren Mau- kehrstechnisch wichtigen Neuerungen konn- ern mehrten sich die Einschläge von Klein- ten erst mit der de facto Annexion Ost- feuerwaffen. Nur sozio-ökonomisch schlechter Jerusalems beginnen, da vorher kein Stra- gestellte Schichten gingen das Risiko ein, ßenbau im Niemandsland möglich war. Eine diese Stadtviertel zu bewohnen. verkehrstechnisch wertvolle Achse von Nor- Der Anblick des Niemandslandes war trist. den nach Süden wurde durch die hügelige Sari Nusseibeh, bis vor kurzem Präsident der Stadt gebaut, die zum ersten Mal Jerusalem Al-Quds Universität und führender palästi- mit den neuen, israelisch besetzten Gebieten nensischer Intellektueller, beschreibt in sei- im Norden, Osten und Süden der Stadt ver- ner autobiographischen Betrachtung den band. Diese Konzentration auf wichtige ver- Blick aus der jordanisch besetzten Altstadt kehrsinfrastrukturelle Maßnahmen verzöger- auf das Land zwischen den beiden Stadttei- te eine zügige Entwicklung des Niemands- len: landes. Vielmehr stand der Bau der neuen Verkehrsader dem sofortigen Bau luxuriöser "Unser Haus grenzte also unmittelbar an Wohngegenden, die heute die Stadt entlang jenen öden, von den Vereinten Nationen und der Grünen Linie schmücken, im Weg. Sicherheitsunterhändlern ziemlich unbehol- Dies änderte sich erst, als die israelischen fen als "Niemandsland" bezeichneten Strei- Planer begannen, Ost-Jerusalem in das Kon- fen, der unseren Teil Ostjerusalems von Mea zept der „ewig ungeteilten Hauptstadt des Schearim, dem von den Haredim (wörtlich jüdischen Staates“ einzupassen. In diesem ‚die von Ehrfurcht Ergriffenen’) bewohnten Sinne wurde es zunehmend wichtiger, den Stadtteil, trennte. Zwischen unserer Gar- Zugang zur Altstadt von den jüdischen tenmauer und dem Staat Israel befanden Wohnvierteln West-Jerusalems aus zu ver- sich ein verlassenes, halb zerstörtes und bessern. Folglich musste die neu geschaffe-

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ne Nord-Süd-Verkehrsachse (-Talpiyot- : Dieses Gebiet wurde als eines Achse) durch West-Ost-Zugänge für Fußgän- der ersten Stadtgebiete extra muros 1891 ger überbrückt werden. Dies führte zu einer von dem englischen Philanthropen Lord Stadtentwicklung, die eine fußgänger- und Montefiore gegründet, um die Lebensquali- tourismusfreundliche Wirkung hatte und die tät der Juden von Jerusalem anzuheben. Wohnqualität und den Immobilienwert in Aufgrund von nächtlichen Angriffen beduini- manchen Gegenden West-Jerusalems erheb- scher Araber wurde der Wohnraum aber erst lich steigen ließ. dann wirklich nachgefragt, als Lord Monte- fiore begann, neben dem kostenlos gestell- Geteiltes Jerusalem 1948-1967 ten Wohnraum auch noch ein Gehalt für die tatsächliche Bewohnung von Yemin Moshe zu finanzieren. Erst nach 1967 wurde die Gegend deutlich aufgewertet. Eine Begrü- nung der Umgebung und die Renovierung des Wohnraums ließ Yemin Moshe nun zu einem der teuersten Wohngegenden Jerusa- lems werden. Aufgrund der Nähe zur Klage- mauer in der Altstadt wird dieser Wohnraum vornehmlich von betuchten Juden aus dem Ausland nachgefragt. Diese Klientel, die in der Lage ist, auch Quadratmeterpreise von gegenwärtig mehr als 15.000 EUR zu zahlen, wohnt die meiste Zeit des Jahres allerdings nicht in Jerusalem. So ist das Viertel abge- sehen von den hohen jüdischen Feiertagen und den Besuchen von Touristen häufig verwaist.

Quelle: PASSIA - Palestinian Academic Society for the Study : Diese Gegend zwischen der westli- of International Affairs, URL http://www.passia.org (30.04.2014), ergänzt durch eigene Eintragungen. chen Altstadtmauer auf der einen Seite und einem mamlukischen Friedhof sowie alten Spätestens seit dem Besuch des deut- herodianischen Wasserreservoirs auf der schen Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1898 sind anderen Seite hat ebenfalls eine deutliche auch brachiale Maßnahmen zur Verbesse- Metamorphose erlebt. Wie Yemin Moshe rung des Zugangs zur Jerusalemer Altstadt wurde das Stadtviertel Mamilla im 19. Jh. nicht unbekannt. Um erhobenen Hauptes auf als eine Wohngegend extra muros geschaf- seinem Schimmel reitend Einzug in die Alt- fen. Diese Gegend wurde gleichermaßen von stadt zu erhalten, ließ Kaiser Wilhelm eine jüdischen und arabischen Einwohnern be- Rampe zu einer Bresche neben dem Jaffa-Tor wohnt. Nach dem Waffenstillstandsabkom- aufschütten. Heutige Maßnahmen orientie- men von 1949 befand sich das Viertel west- ren sich ebenfalls an den Bedürfnissen eines lich bzw. auch innerhalb des Niemandslan- Souveräns und reagieren zeitgemäß auf des. Es lag in Reichweite der jordanischen Bürger-, Konsum- und Geschäftsinteressen. Artillerie, die nun die nur noch magere städ- Der Ausbau von Einkaufsbezirken, luxuriö- tebauliche Perspektive für das Stadtviertel sen Wohngebieten und Tourismusattraktio- bestimmte. Die beschädigte, ja gefährliche nen ist das Resultat. Besonders auffallend Bausubstanz wurde schließlich vor allem ist diese Entwicklung in den Stadtgebieten von Juden aus orientalischen Ländern be- Yemin Moshe, Mamilla und perspektivisch wohnt, die über nur wenig Mittel für eigen- auch in . ständige Baumaßnahmen verfügten. Aller-

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dings zog die zentral gelegene Bausubstanz Altstadt in das mehrheitlich jüdische West- mit geschichtlichem Charakter die Aufmerk- Jerusalem zu integrieren. Aus israelischer samkeit von Stadtentwicklern auf sich, Sicht sollte Jerusalem als vereinte Haupt- nachdem die Kanonen zu schweigen began- stadt eines jüdischen Staates geschaffen nen. Nach langen Auseinandersetzungen werden. Verlassene religiöse Orte wie Mo- konnten die Stadtbehörden eine Umsiede- scheen und Friedhöfe blieben in der Nähe lung von 600 jüdischen Familien erwirken von Mamilla zurück, sind aber zunehmend und überließen die Stadtentwicklung von Vandalismus rechtsradikaler und krimineller Mamilla einem privaten Firmenkonsortium. Mitbürger ausgesetzt. Im Jahre 2007 wurde die Mamilla- Das Niemandsland ist zu einem präsen- Einkaufszone – aufbauend auf alter Bausub- tablen und viel besuchten Highlight Jerusa- stanz und erheblich durch kommerzielle Zonen lems geworden, dessen völkerrechtlich um- und Fünfsternehotels ergänzt – eröffnet. Diese strittener Status nicht mehr zu erkennen ist. Ost-West Achse führt nun Fußgänger und Dagegen fällt das sozio-ökomische Niveau Touristen unmerklich über die Nord-West- vieler anderer Stadtteile rapide ab. Dies Verkehrsachse durch die Bresche am Jaffa- wird um so deutlicher, je mehr ein Fortzug Tor in die Altstadt von Jerusalem. der Jerusalemer säkularen Mittelklasse in den Großraum Tel Aviv zu beobachten ist. Musrara: Ob Musrara einen ähnlichen Weg einschlagen wird wie Mamilla und Yemin Demographische Entwicklung Jerusalems seit Moshe, ist noch nicht klar. Die Zutaten für 1967 eine baldige Gentrifizierung sind bereits zu erkennen. Einzelne renovierte Altbauten, Mit der Einnahme Ost-Jerusalems änderte Präsenz von Künstlern und Studenten wei- sich das demographische Verhältnis zwi- sen in diese Richtung. Nur trennt die Ver- schen Juden und Arabern. Nach der Einnah- kehrsachse Atarot-Talpiyot Musrara massiv me Ost-Jerusalems durch Israel kamen zu von der Altstadt, so dass eine Fußgängeran- den rund 200.000 jüdischen Bewohnern bindung nur durch den Bau von entspre- West-Jerusalems weitere 69.000 arabische chender Brückeninfrastruktur denkbar wäre. Bewohner hinzu. Die Gesamtbevölkerung Weiterhin sind die angrenzten Stadtviertel verteilte sich 1967 auf 74 Prozent Juden und Batei Nitin und Bab al-Zahra fast aus- 26 Prozent Araber. Im Laufe der Zeit hat schliesslich von ultra-orthodoxen und arabi- sich aber das Verhältnis zugunsten eines schen Bewohnern bewohnt, so dass ein di- gewachsenen arabischen Bevölkerungsan- rektes ‚Upgrading’ von Musrara nicht selbst- teils geändert. Die Grafik zeigt einen deutli- verständlich ist. Dennoch: auch im Falle der chen Anstieg der arabischen Bevölkerung an Entwicklung der Stadtviertel Yemin Moshe der Gesamtbevölkerung in Jerusalem. Der und Mamilla hat erst die Kombination von Anteil der Arabischen Bevölkerung in Jerusa- Umsiedelungspolitik sowie die Bereitstel- lem (36 Prozent) ist dabei im Vergleich zur lung privatwirtschaftlicher Investments die Arabischen Bevölkerung in ganz Israel (20 Gentrifizierung eingeleitet. Dies ist für Prozent), Haifa (zehn Prozent), und Tel Aviv Musrara zumindest nicht auszuschließen. (vier Prozent) sehr hoch.2 Die drei oben genannten Stadtviertel sind beispielhaft für die städtebauliche An dieser Stelle sollte auch auf die eigen- Entwicklung im Niemandsland zwischen tümliche staatsbürgerrechtliche Situation West-Jerusalem und der Altstadt. Die Städ- von Ost-Jerusalemiten eingegangen werden, teplaner verwirklichten hierdurch ihr Ziel, da ihr rechtlicher Status mittelbar Einfluss eine moderne Stadt mit tiefem geschichtli- auf Demographie und Stadtentwicklung hat. chen Bezug in alten Mauern und Gemäuern Nach der Eroberung Ost-Jerusalems erteilte zu schaffen. Hierbei wurde versucht, die Israel den arabischen Einwohnern ein per-

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Quelle: Choshen et. al. (2012): Jerusalem: Facts and Trends 2012, Jerusalem Institute for Israel Studies, URL http://www.jiis.org/. upload/facts-2012-eng.pdf [30.04.2014]. manentes Aufenthaltsrecht in Israel. Nach sischer Organisationen rund 86.000 Ost- internationalen Übereinkommen konnte Jerusalemiten die Aufenthaltsgenehmigung Israel den Bewohnern Ost-Jerusalems eine entzogen.3 Parallel drängt der sinkende Le- verpflichtende Annahme der israelischen bensstandard und das steigende Risiko ei- Staatsbürgerschaft gegen den eigenen Wil- nes Verlustes des Aufenthaltsstatus viele len nicht auferlegen, sondern lediglich an- Ost-Jerusalemiten dazu, eine israelische bieten. Die israelische Staatsbürgerschaft Staatsbürgerschaft zu beantragen. Beide wurde in der Vergangenheit jedoch kaum Prozesse sind im Interesse der Stadtverwal- nachgefragt. Erst in jüngster Zeit ist die tung, die eine Stadt von Staatsbürgern mit Nachfrage nach der israelischen Staatsbür- allen Rechten und Pflichten verwalten möch- gerschaft, die in palästinensischen Kreisen te. oftmals noch als eine Art Verrat betrachtet Aus städtebaulicher Perspektive hat die- wird, gestiegen. se Entwicklung vor allem zwei Auswirkun- gen. Zum einen wird von der Bevölkerung in Ohne israelische Staatsbürgerschaft Ost-Jerusalem ein fortgesetzter Aufenthalt in droht arabischen Ost-Jerusalemiten jedoch beengten Wohnverhältnissen über Gebühr immer auch der Verlust des Aufenthalts- toleriert, um das Aufenthaltsrecht zu si- rechts. Mit jeder Ausreise aus Israel müssen chern. Hierdurch wird das zwischenmensch- Ost-Jerusalemiten bereits eine Rückkehrge- liche Zusammenleben und die Infrastruktur nehmigung beantragen, wenn sie wieder extrem belastet. Übervölkerung und Slum- nach Israel zurückkehren wollen. Auch ist Bildung sind die Folge. Zum anderen trägt der Nachweis eines tatsächlichen Lebens- die Ablehnung der israelischen Verwal- mittelpunktes in Ost-Jerusalem für eine Bei- tungsstrukturen durch Ost-Jerusalemiten behaltung des Aufenthaltsrechts verpflich- auch zu einer fortwährenden Verschlechte- tend. Selbst längere Aufenthalte außerhalb rung des staatlichen Dienstleistungsange- des Stadtgebietes können zum Verlust des bots bei. Aufenthaltsrechts führen. Da gerade die Auch wenn die Bewohner Ost-Jerusalems zunehmend beengte Wohnsituation in den Anspruch auf Gesundheitsvorsorge haben arabischen Teilen Ost-Jerusalems zu einem und ein autonomes Schulsystem vom israe- Verlassen des Stadtgebietes animiert, wur- lischen Staat gefördert wird, sind die Wohn- den seit 1967 nach Schätzungen palästinen- verhältnisse in manchen arabischen Staat-

ARGUMENTE UND MATERIALIEN DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT 12 23 RICHARD ASBECK

vierteln zunehmend prekär. Die Kinderarmut kein Ventil in Form von neu geschaffenem von arabischen Kindern in Ost-Jerusalem Wohnraum geöffnet wird, wächst der jüdi- liegt nach Aussage der Vereinten Nationen sche Wohnraum in Siedlungen in Ost- jüngst bei 84 Prozent.4 Jerusalem erheblich. So wurde seit 1967 mit Die andere Bevölkerungsschicht Jerusa- strategischem Weitblick eine systematische lems, die verstärkt im Prekariat lebt, ist die- Judaisierung Ost-Jerusalems begonnen. jenige der ultra-orthodoxen Juden (Haredim). Das demographische Wachstum dieses Be- Ausdehnung Jerusalems und Siedlungspolitik völkerungsteils liegt mit durchschnittlich 6,2 Kindern pro Frau (2009) deutlich höher Eine natürliche Ausdehnung Jerusalems als das durchschnittliche israelische Wachs- ist allein schon aus geologischen Gründen tum mit weniger als drei Kindern. Insofern schwierig. Rund 800 Meter über dem Mee- hat sich der Bevölkerungsanteil von Haredim resspiegel liegt Jerusalem direkt am westli- an der Gesamtbevölkerung in Israel in den chen Rand des Jordangrabens, der im Pleis- letzten 20 Jahren von sechs auf zwölf Prozent tozän zwischen der afrikanischen und asiati- verdoppelt. In absoluten Zahlen bezeichnen schen Platte einbrach. Neben diesem Gra- sich derzeit nach Schätzungen knapp eine benbruch in Nord-Süd-Richtung hat die Erd- Million Israelis als ultra-orthodox. Im Jahr kruste den tektonischen Spannungen auch 2011 lebten 169.000 Haredim in Jerusalem im rechten Winkel zum Jordangraben nicht und stellen 20 Prozent der Gesamtbevölke- standgehalten. Hierdurch ist die Erdkruste rung bzw. 34 Prozent der jüdischen Bevölke- ebenfalls in Ost-West-Richtung abschnitts- rung der Stadt.5 weise eingebrochen. Da die Haredim zumeist in eigenen Stadt- Dieser Einbruch der Erdkruste ist aus ver- vierteln wohnen, in denen sie den Alltag und teidigungspolitischer Sicht für die jeweili- ein (aus ihrer Sicht) angemessenes Verhalten gen Stadtherren sicherlich ein Segen und durchsetzen können, sind in Jerusalem eigene wird von den Festungsbauern seit Jahrtau- Mikrokosmen für Haredim entstanden. Gesell- senden geschätzt. Für Stadtentwickler der schaftliche Normen werden hier vor allem an Gegenwart ist die zerklüftete Topographie religiösen Feiertagen durchgesetzt, wenn bei- jedoch ein Fluch. Das Kidron-Tal im Süden spielsweise die Schabbat-Ruhe oder eine Ge- der Altstadt, in dem in dunkler kanaaniti- schlechtertrennung anlässlich des Laubhütten- scher Vorzeit dem Gott Moloch Kindsopfer festes eingefordert wird. entgegengebracht wurden, lässt beispiels- Die haredischen Viertel Mea She’arim, weise eine kontinuierliche Besiedelung ext- , und Rommema werden durch ra muros genauso wenig zu wie das Sorek den Anstieg der Bevölkerungsdichte zuneh- Tal nördlich der Altstadt. mend beengt. Der Staat reagiert auf Forde- Diese geologische Beschaffenheit beein- rungen nach Errichtung neuer Stadtviertel flusst auch die strategische Stadtplanung mit Bauprojekten, die aber nur noch außer- Israels nach der Eroberung Ost-Jerusalems halb Jerusalems umgesetzt werden können. im Sechstage-Krieg. In ihrem wissenschaft- Die neuen Stadtviertel erfüllen dabei nicht lichen Beitrag zur Raumforschung beschrei- die Klischees eines Stetl-Charakter, ähnlich ben Helbrecht/Ruppe/Dirksmeier (2012) das dem berühmten ultra-orthodoxen Viertels Kalkül des Militärs bezüglich der Entwick- Mea She’arim. Vielmehr werden zunehmend lung Jerusalems. Die neue „Grenzziehung moderne, religiöse Stadtviertel wie zum wurde durch zwei Aspekte geleitet: der Ein- Beispiel Neve Ya’akov auf halben Weg nach beziehung von Höhen in das Stadtgebiet zu Ramallah errichtet, die aus strategischer einer Optimierung der Verteidigungsfähig- Sicht den Ring jüdischer Siedlungen um keit der Stadt und eine Maximierung der Jerusalem vervollständigen. Während für die Stadtfläche bei gleichzeitiger Minimierung anschwellenden Stadtviertel Ost-Jerusalems der arabischen Bevölkerung.“6

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Ausdehnung Jerusalems und Siedlungen der Klagemauer. Dieser aus dem 11. Jahr- hundert stammende Teil des muslimischen Altstadtviertels, in dem vor 1948 auch ca. 1.500 Juden lebten, wurde im Zuge der Kampfhandlungen in Mitleidenschaft gezo- gen. Die Konfiskation des Gebietes gegen eine Entschädigungszahlung von 200 Jorda- nischen Dinar pro Familie leitete die Besei- tigung der restlichen Häuser und Ruinen ein. Anschließend schuf die Stadtverwaltung einen erweiterten Platz für den Besuch der westlichen Tempelmauer. Besonders in den letzten zwanzig Jahren versuchen Siedler- organisationen, Wohneigentum auch in dem christlichen, muslimischen und armenischen Viertel der Altstadt zu erwerben, um dort Quelle: Just Vision (2014): Terrestrial Jerusalem, URL http:// jüdische Bürger anzusiedeln. Zankapfel wird www.justvision.org/sites/justvision.org/files/TJ%20Map.png [30.04.2014]. verstärkt der Tempelberg, der nach der isra- elischen Eroberung der Altstadt unter admi- Nach dem Präventivschlag Israels gegen nistrativer Aufsicht des jordanischen König- Ägypten, Syrien und Jordanien im Jahre reiches blieb. Die jordanische Administrati- 1967 „wurden zunächst mit etwa 23,3 on erlaubt den Zutritt aber nicht das Gebet Quadratkilometern Land etwa 35 Prozent von Nicht-Muslimen auf dem Tempelberg. der Gesamtfläche für öffentliche Zwecke Jüngst häuften sich israelische Forderungen konfisziert. Auf diesen Flächen entstanden nach Ausweitung der israelischen Verwal- seitdem insgesamt 15 israelische Siedlun- tung auf den muslimischen Felsendom gen mit rund 60.000 Wohneinheiten und (Haram al-Sharif). Besuche von rechten Poli- 193.000 ausschließlich jüdischen Bewoh- tikern und Aktivisten auf dem Tempelberg, nern im Jahr 2008.“7 Diese Neuordnung Ost- die eine Übernahme Israels deklamieren, Jerusalems kann in unterschiedliche Sied- ereignen sich derzeit im Wochentakt. Im lungsprojekte unterteilt werden. Zum einen Frühjahr 2014 wurde der Tempelberg daher wurde die jüdische Besiedelung der Altstadt Schauplatz von häufigen Schlägereien zwi- aus einer religiösen Motivation heraus initi- schen den Provokateuren und Bewahrern.8 iert. Weiterhin wurden Teile von Jerusalem, die bereits vor 1948 jüdisch gewesen wa- : Ein Beispiel für die Wiedereingliede- ren, in die vereinte Stadt wieder eingeglie- rung jüdischer Stadtviertel, die im Unab- dert. Schließlich floss viel Energie und Auf- hängigkeitskrieg von 1948 unter jordani- wand in die Errichtung von massiven Sied- sche Herrschaft gefallen waren, ist der lungsblöcken, die tief in die Judäische Wüs- Stadtteil Gilo. Das Stadtgebiet südlich von te hineinragen. Zur Illustration dieser drei Jerusalem wurde bereits in den 1930er Jah- Besiedelungsarten wird die Entwicklung des ren von zionistischen Einwanderern mehr- marrokanischen Viertels der Altstadt, der heitlich per Landkauf erworben. Die Ein- Stadtteil Gilo und der Siedlungsblock Ma’ale wanderer wurden im Unabhängigkeitskrieg Adumim genannt. jedoch vertrieben. Erst 1973 wurde ein mo- dernes Stadtviertel auf dem hügeligen Ge- Altstadt: Bereits im April 1968 erteilten biet oberhalb von Jerusalem errichtet. Gilo israelische Stellen die Erlaubnis zur Evaku- trennt nun die palästinensischen Orte Beit ierung und Beseitigung des so genannten Jala und Bethlehem von dem arabischen Marokkanischen Viertels direkt gegenüber Stadtteil . Das kontinuierlich

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wachsende Stadtviertel wird inzwischen von schen Staat gänzlich negieren würde, wäre mehr als 40.000 jüdischen Einwohnern be- die Bebauung des so genannten Gebietes wohnt. „E1“ zwischen Ma’ale Adumim und Jerusa- lem. Bisher wurde dieses Gebiet – vor allem Ma’ale Adumim: Die Siedlungsblöcke östlich aufgrund von internationalem Protest - nicht von Jerusalem unterscheiden sich von dem bebaut. Stadtteil Gilo, das einen geschichtlichen Bezug zur zionistischen Einwanderung des Ausblick 20. Jahrhunderts hat. So wurde beispiels- weise die Siedlung Ma’ale Adumim von der Eine weitere Ausdehnung von Jerusalem Siedlerorganisation Gush Emunim auf einem steht vor politischen und geologischen Hin- Plateau östlich von Jerusalem gegründet. dernissen. Zwar hat sich die Anzahl der Ein- 1975 errichtete Gush Emunim mit 23 Fami- wohner seit 1967 von 270.000 auf 800.000 lien eine provisorische Siedlung auf einer Personen verdreifacht. Im internationalen Felshöhe. Diese ist nach 40 Jahren auf eine Vergleich steht die Stadtgröße aber damit Größe von 40.000 Einwohner angewachsen. weit hinter anderen Beispielen zurück. Die Demographisch unterscheidet sich diese projüdische Mittelallokation erreichte bis- Siedlung dabei deutlich von den religiös her eine Neuansiedelung von lediglich motivierten Siedlern in der Altstadt Jerusa- 200.000 jüdischen Israelis im Großraum lems. Die zumeist säkularen Bewohner von Jerusalems. Gleichzeitig wurde das über- Ma’ale Adumim errichteten mit aktiver Un- durchschnittlich hohe Bevölkerungswachs- terstützung der israelischen Regierung eine tum der arabischen Bevölkerung durch frei- Industriezone, die auf dem ehemals unbe- willige oder erzwungene Abwanderung ge- wohnten Felsplateau sogar einige kleine und bremst. mittlere Unternehmen anzog. Die hohe Le- Die Mittelallokation des kommunalen bensqualität, der billige Wohnraum, Ar- Budgets lässt aber deutlich erkennen, in beitsplätze und Unternehmertum steigern welche Richtung die Stadtentwicklung steu- die Akzeptanz der Siedlung bei vielen jüdi- ert. Ruppe et. al. beschrieben die territoriale schen Israelis. Selbst im Nahost Friedens- und demographische Zielsetzung, die von prozess wurde Ma’ale Adumim gemäß der so Israel nach der Eroberung Ost-Jerusalems genannten Clinton-Parameter als einer der angestrebt wurde. Demnach sollte durch die Siedlungsblöcke genannt, der im Rahmen Einbeziehung von Höhen in das Stadtgebiet von Gebietstausch bei einem Endstatusab- die Stadtfläche maximiert und gleichzeitig kommen an Israel fallen würde. der Anteil der arabischen Bevölkerung mi- Die palästinensische Seite hat den Clin- nimiert werden. Da seit 1967 kein einziges ton-Parametern und einem begrenzten Ge- neues Wohngebiet für arabische Bewohner bietstausch prinzipiell zugestimmt. Jedoch geschaffen wurde und arabische Ost- ist die Anzahl der Siedlungsblöcke stetig Jerusalemiten nur in Ausnahmefällen in die gestiegen. Neben Ma’ale Adumim wurde neuen jüdischen Siedlungsblöcke ziehen, inzwischen ein Kranz von Siedlungsblöcken kann die territoriale Zielsetzung als erreicht halbkreisförmig um Ost-Jerusalem errichtet. gelten. Dagegen wurde das demographische Die schiere Masse bebauten Landes lässt Ziel nicht erreicht. Der Anteil der arabischen daher einen Landtausch zur Beilegung terri- Bevölkerung ist trotz der extrem ungleichen torialer Streitigkeiten nur sehr begrenzt zu. Budgetverwendung gestiegen. Die Besser- Die territoriale Kontinuität eines palästinen- stellung jüdischer Viertel und die Vernach- sischen Staates ist mit der derzeitigen Aus- lässigung arabischer Viertel, die sich an der dehnung jüdischer Siedlungsblöcke nicht Aufteilung des Budgets und der Bereitstel- mehr zu vereinen. Der letzte Baustein, der lung von staatlichen Dienstleistungen er- einen zusammenhängenden palästinensi- kennen lässt, hat trotz allem nicht zu einem

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Anstieg des jüdischen Bevölkerungsanteils ANMERKUNGEN 9 in Jerusalem geführt. 1 Nusseibeh, Sari (2009): Es war einmal ein Land, Suhr- Parallel bleibt der Großraum Tel Aviv ein kamp, Taschenbuch Verlag, S. 71. Magnet für die leistungsbereite jüdische 2 Jerusalem Institute for Israel Studies (2012): Jerusalem: Facts and Trends 2012, URL http://www.jiis.org/.upload/ Mittelschicht Israels und zieht mit seinem facts-2012-eng.pdf [30.04.2014]. Arbeits- und Wohnangebot einen großen 3 Palestinian Academic Society for the Study of Personenkreis an. So ist der gelegentliche International Affairs (2012): Passia Diary, Jerusalem, S. 408. Spott der Tel Aviver zu verstehen, wenn sie 4 Vgl. United Nations Conference on Trade and sagen, das beste an Jerusalem sei die Auto- Development (UNCTAD, 2013): The Palestinian economy in : Enduring annexation, isolation and bahn Nr. 1 – also die Ausfahrt vom 800 Me- disintegration, S. 24, URL http://unctad.org/en/Publications ter hoch gelegenen Jerusalem hinab an die Library/gdsapp2012d1_en.pdf [30.04.2014]. Küste. Dennoch bleibt Jerusalem mehr denn 5 Eigene Berechnung. 6 Ruppe et. al. (2011): Die Politisierung der Stadtplanung: je der religiöse Anziehungspunkt aller drei die performative Rolle von Planungsinstrumenten in Kon- monotheistischen Religionen und zieht wei- fliktzonen an Beispiel Jerusalem, Springer Spektrum. terhin diejenigen an, die ihre Zukunft nicht 7 Ebd. 8 Vgl. Caspit, Ben (2014): Temple Mount now central nur im Diesseits suchen. Materielle und reli- Israeli-Palestinian flashpoint, URL http://www.almo giöse Gegensätze werden daher ein harmo- nitor.com/pulse/originals/2014/04/temple-mount-annex nisches Zusammenleben in Jerusalem auf ation-area-c-bennett-third-intifada.html [30.04.2014]. 9 2010 wurden neun Prozent des Budgets auf die Wohnge- absehbare Zeit beeinträchtigen. biete der palästinensischen Bevölkerung verwandt, die allerdings 35 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht; 50 Prozent der von Palästinensern bewohnten Häuser sind ohne Zugang zum Abwassernetz; lediglich 1,2 Pro- || RICHARD ASBECK zent des Kulturetats sind für die palästinensische Bevöl- Auslandsmitarbeiter Israel kerung vorgesehen. Vgl. Ruppe et. al. (2011).

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