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Deutschsprachige Gegenwartsliteratur und Medien Band 9 Herausgegeben von Carsten Gansel und Hermann Korte Frieder von Ammon / Peer Trilcke / Alena Scharfschwert (Hg.) Das Gellen der Tinte Zum Werk Thomas Klings Mit 37 Abbildungen V&R unipress Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-89971-874-411-9 ISBN 978-3-86234-874-9 (E-Book) Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Arbeitsgruppe für die Poetik lyrischer Literaturen und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2012, V&R unipress in Göttingen / www.vr-unipress.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild: Thomas Kling Gerald Zörner, gezett.de Druck und Bindung: CPI Buch Bücher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Inhalt Frieder von Ammon und Peer Trilcke Einleitung . ................................ 9 I. Überblicke Hermann Korte »Kopfjägermaterial Gedicht«. Thomas Klings lyrisches Werk in sechs Facetten . ................................ 25 Frieder von Ammon Von Epenchefs und Studienabbrechern. Zur Essayistik Thomas Klings . 41 II. Herkünfte Enno Stahl Die Geburt des Geschmacksverstärkers aus dem Geiste des Punk . 69 Daniela Strigl Kling in Wien. Zu einem literarischen Myzel . ...... 81 Norbert Hummelt Bucheckern. Regionale Bezüge in der Dichtung Thomas Klings ......113 III. Bergungsarbeiten Michael Waltenberger »paddelnde mediävistik«. Über Thomas Klings Umgang mit mittelalterlichen Texten . ...................137 Stefanie Stockhorst »Geiles 17. Jahrhundert«. Zur Barock-Rezeption Thomas Klings . 163 6 Inhalt Markus May Von der »Flaschenpost« zum »Botenstoff«. Anmerkungen zu Thomas Klings Celan-Rezeption . ...................197 Aniela Knoblich »The old men’s voices«. Stimmen in Thomas Klings später Lyrik . 215 IV. Medialitäten Reinhart Meyer-Kalkus »Ohrenbelichtung für alle«. Thomas Kling über den Dichter als ›Live-Act‹ 241 Erk Grimm Bildstörung. Ikonografie des Notfalls . ...................263 Peer Trilcke Klings Zeilen. Philologische Beobachtungen . ......293 V. Einzelheiten Ole Petras Situative Signifikation. Zu Thomas Klings Gedicht »aber annette« . 341 Philipp Böttcher Fake und narrative Struktur. Zu Thomas Klings Gedichten »geschrebertes idyll, für mike feser« und »weegee’s finger« . ......349 Peer Trilcke Leerstellen und spracharchäologisches Verfahren. Zu Thomas Klings Gedicht »kopfständerleine« . ...................363 Aniela Knoblich Fragmentierung und Heilung. Zu Thomas Klings Gedicht »ACTAEON 5« 373 VI. Alena Scharfschwert Das eingepflegte Archiv. Bericht über die Erschließung des Thomas Kling-Nachlasses . ...................383 Inhalt 7 VII. Hubert Winkels im Gespräch mit Franz Josef Czernin und Heinrich Detering (Raketenstation Hombroich, 26. Februar 2010) Naherfahrungen, Distanzgewinne . ...................401 Anhang Siglenverzeichnis . ...................419 Literaturverzeichnis . ...................421 Abbildungsnachweise . ...................441 Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern . ............447 Namensregister ................................451 Gedichttitel- und Bandregister . ...................457 Sach- und Ortsregister . ...................461 Frieder von Ammon und Peer Trilcke Einleitung »Die Ohren gällen mir, wenn man ein klingendes Getöse in denselben empfindet.« Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung »gellen ist eigentlich jedes überlaute klingen« Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm 1. Auch mehr als sechs Jahre nach dem Tod Thomas Klings (1957–2005) ist die Forschungsliteratur zu dessen Werk weiterhin übersichtlich. Wissenschaftliche Monografien oder Sammelbände liegen noch keine vor; lediglich ein mittler- weile über zehn Jahre altes Text + Kritik-Heft ist zu verzeichnen.1 Dass sich die Wissenschaft mit diesem von der Literaturkritik immerhin zum »zweifellos bedeutendsten Lyriker seiner Generation«2 geadelten (und von anderen Lyri- kern seiner und der nächsten Generation immer wieder als zentrale Bezugsfigur genannten)3 Autor bisher schwertut, hat gewiss verschiedene Gründe: von der auch von Kling selbst immer wieder konstatierten, allgemeinen Marginalität des 1 Einen Überblick über die verstreuten Forschungsbeiträge zu Kling geben die Auswahlbi- bliografie im Text + Kritik-Heft (Nicolai Riedel: »Thomas Kling – Auswahlbibliografie 1977– 1999«, in: Text + Kritik 147 [2000] [Themenheft: Thomas Kling], S. 117–120), die Aus- wahlbibliografie im KLG-Artikel (Hermann Korte: [Art.] »Thomas Kling«, in: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hg. v. Heinz Ludwig Arnold. 82. Nlg., 3/06, S. Aff.) sowie die Auswahlbibliografie am Ende dieses Bandes (S. 423 ff.). 2 Michael Braun: »Seit Sonnenaufgang bin ich – Vulcan. Nach dem Tod des Dichters Thomas Kling: Wer erprobt jetzt die herzstärkenden Mittel?«, in: der Freitag vom 3.6.2005; schon 1996, anlässlich von morsch, spricht Roman Bucheli davon, Kling gehöre »fraglos zu den herausragendsten deutschsprachigen Lyrikern« (Roman Bucheli: »Semantik im Mundraum. Neue Gedichte von Thomas Kling«, in: Neue Zürcher Zeitung vom 1.10.1996). 3 Stellvertretend sei hier das Gedicht »Wespe, komm« von Marcel Beyer angeführt, das die Trauer um den Tod Klings ebenso zum Ausdruck bringt wie dessen Vorbildhaftigkeit (In: Jahrbuch der Lyrik 2007. Hg. v. Christoph Buchwald u. Silke Scheuermann. Frankfurt a.M. 2007, S. 11; vgl. auch Beyers Kommentar dazu, in: Laute Verse. Gedichte aus der Gegenwart. Hg. v. Thomas Geiger. München 2009, S. 23 f.). Aus der Jüngeren Generation wären etwa Anja Utler und Sabine Scho zu nennen. 10 Frieder von Ammon und Peer Trilcke zeitgenössischen Gedichts, dem »Orchideenfach der Literatur«,4 über die spe- zifische Sperrigkeit der klingschen Lyrik, ersichtlich bereits an der Verfremdung der gewohnten Orthografie, bis hin zur Expressivität, zuweilen auch Aggressi- vität Klings, im physischen wie im textuellen Auftritt – eine Expressivität, für die sich kaum eine bessere Metapher finden ließe als jene selbstreferenzielle, kühn- synästhetische Formel vom ›Gellen der Tinte‹,5 vom »klingende[n] Getöse« und vom »überlaute[n] klingen« der Schrift also, die diesem Band seinen Titel gibt. Aber nicht nur die Erforschung, auch die editorische und archivarische Er- schließung des klingschen Œuvre steckt noch in den Anfängen. Zwar liegt mitt- lerweile eine (philologisch nicht in Jeder Hinsicht überzeugende)6 Leseausgabe der Gesammelten Gedichte (2006) vor; die ebenfalls im ›Gellen der Tinte‹ anklingende, für das Verständnis des Werks eminent wichtige akustisch-performative Dimen- sion dieser Lyrik harrt Jedoch noch nahezu gänzlich der Untersuchung, und das nicht zuletzt deshalb, weil Ausgaben des Hörwerks bisher fehlen. Als unbefrie- digend muss auch die editorische Erschließung der in der Regel essayistischen Prosa Klings bewertet werden, wurde doch ein erheblicher Teil dieser Texte jen- seits der einschlägigen Essaysammlungen Itinerar (1997), Botenstoffe (2001) und Auswertung der Flugdaten (2005) publiziert, teils an entlegenen, mitunter an entlegensten Orten. Einige dieser Texte liegen mittlerweile in einer das breite Publikum ansprechenden Ausgabe der Zeitschrift Schreibheft vor (Nr. 76/2011: Thomas Kling: Das brennende Archiv). Die Schreibheft-Ausgabe stößt darüber hinaus erstmals in die terra incognita des unpublizierten Werks vor und macht Dokumente aus dem Nachlass ver- fügbar. Die Erschließung dieses auf der Raketenstation Hombroich, Klings letztem Wohnort, lagernden Nachlasses, von der Alena Scharfschwert in einem Beitrag am Ende dieses Bandes berichtet, hat das Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf Jüngst abgeschlossen; auch hier kann also die wissenschaftliche Arbeit beginnen, erste Probebohrungen finden sich in diesem Band. Nicht zuletzt der Abschluss der Nachlasserschließung bietet Anlass, ein vorläufiges Zwischenresümee der Forschung zu ziehen, einen tastenden Aus- blick auf künftige Forschungsansätze zu wagen und damit dem ›Gellen der Tinte‹ erstmals umfangreich mit der beruhigten Schrift der Wissenschaft zu begegnen. Dass ein solches Unterfangen notgedrungen Stückwerk bleiben muss, ist schon angesichts der skizzierten Forschungssituation offenkundig: Zu verstreut und 4 I, S. 21. Zur Auflösung der Siglen siehe das Siglenverzeichnis am Ende des Bandes. 5 Vgl. GG, S. 768. 6 Vgl. dazu Frieder von Ammon: [Rezension zu] »Thomas Kling: Gesammelte Gedichte«, in: Arbitrium 1 (2007), S. 117–120. Problematisch ist zudem, dass die Herausgeber der Gesam- melten Gedichte der Werkpolitik des Autors insofern gefolgt sind, als sie auf einen Abdruck der Gedichte aus Klings erstem Gedichtband, der zustand vor dem untergang (Düsseldorf 1977), verzichtet haben. Einleitung 11 lückenhaft ist noch der literaturwissenschaftliche Diskurs über das Werk Tho- mas Klings, zu sehr ist das Werk selbst noch in Bewegung. Diese Bewegung aufnehmend soll die Einführung in das Werk an dieser Stelle zunächst dem Autor und dessen eigener Perspektive überlassen sein. Die Grundlage bildet ein, wie es scheint, bisher ungedrucktes Rede-Typoskript aus dem Nachlass, geschrieben exakt in der Mitte jener vom Autor fürgültig er- achteten Schaffenszeit, die die Gesammelten Gedichte mit »1981–2005« ange- ben. Gehalten wurde