Die Jury der Oktober 2010 Evangelischen Filmarbeit empfiehlt

LEBANON

Produktion: Paralite Inc., Im ersten Libanonkrieg 1982 fährt ein Panzer mit vier Der Regisseur Samuel Maoz verarbeitet eigene Kriegs- Arielfilms GmbH, Arsam In- jungen, unerfahrenen israelischen Soldaten in einen erfahrungen, die ihn psychisch tief verwundet haben. ternational, /Deutschland/ umkämpften Ort. Heiß und stickig, eng und ölver- Der ganze Film ist konsequent aus der Innenper- Frankreich 2009; Regie und Buch: Samuel Maoz; Kamera: schmiert ist ihr rollendes Gefängnis. Was zunächst spektive gedreht und lässt so das Publikum an der Giora Bejach; Schnitt: Arik wie eine Routinemission aussieht, entwickelt sich zu klaustrophobischen Enge im Panzer wie der emo- Lahav-Leibovich; Musik: Nico- einem Albtraum. Von Heckenschützen beschossen, tionalen Verstörung der Soldaten ungefiltert teilha- las Becker; Darsteller: Yoav wird ihre Lage immer unübersichtlicher. Das Ziel- ben. Das Zielfernrohr mit seinem eingeschränkten Donat (Shmulik), fernrohr ihres Panzers zeigt ihnen Tote und zerfetzte Blick wird zur zweiten Kamera, die das Außen nur (Assi), Oshri Cohen (Hertzel), Körper auf den Straßen, zerstörte Häuser und immer noch als Schlachtfeld mit seinen Opfern ins Visier (Yigal), Zohar Strauss (Jamil) u.a.; wieder Kampfhandlungen. Ein syrischer Kriegsgefan- nimmt. Verzweiflung, Ratlosigkeit und Ohmacht steht Format: Farbe, 35mm, 92 gener, der zu ihnen gesperrt wird, verschärft ihre in den Gesichtern der vier jungen Männer, die von Min.; Verleih: Senator Film, internen Spannungen. Ständig werden sie von Jamil, dem unvorhersehbaren Kriegsgeschehen überwältigt Kurfürstendamm 65, 10707 dem Kommandanten der Fallschirmjäger, die in den werden. Die lauten Kampf- und Panzergeräusche und Berlin, Tel.: +49 (0)30 88091- Straßen draußen operieren, mit Befehlen unter Druck die oft unvermittelt folgende Stille verstärken das 700, Fax.: +49 (0)30 88091- gesetzt. Überleben werden sie nur, wenn sie selber Gefühl der Aussichtslosigkeit. Der Film zeigt eine 703, [email protected], http:// www.senator.de; Preise: Gol- töten. Die Nerven zum Zerreißen gespannt, in Schü- traumatisierende Erfahrung aus der Perspektive von dener Löwe, Venedig 2009; ben von Panik und Todesangst erfasst, sind sie einem Beteiligten, für die der Panzer zum Symbol ihrer Qual Kinostart: 14. Oktober 2010 Chaos von Gefühlen, äußerem Schrecken und unbe- und ihres Gefangenseins wird. Dieser Krieg kennt kannten Bedrohungen ausgeliefert. keine Sieger, sondern nur Verlierer.

Herausgegeben vom Filmkulturellen Zentrum im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH Postfach 50 05 50, 60394 Frankfurt am Main, Tel.: 069/58098-155/-154; Fax: 58098-274 Filme des Monats im Internet: http://www.filmdesmonats.de Bio-Filmografie: Samuel Maoz, geb. 1962 in , nahm mit 20 Jahren als Mitglied einer Panzerbesatzung am 1. Libanon-Krieg teil. Nach dem Krieg ab- solvierte er eine Ausbildung als Kameramann, arbeitete als Szenen- bildner in Film- und Fernsehproduktionen und inszenierte nach seinem Wechsel zur Regie Theateraufführungen, Fernsehserien und Doku- mentarfilme. LEBANON ist sein erster Spielfilm. Die Arbeit an diesem Projekt befreite ihn nach seinen eigenen Worten von seinem Kriegs- trauma. „Das Publikum sollte nicht zuschauen, wie sich eine Ge- schichte vor seinen Augen abspielt, sondern diese gemeinsam mit den Darstellern erleben. Der Zuschauer sollte keine Zusatzinformationen bekommen, sondern mit den Schauspielern im Panzer gefangen sein und deren eingeschränkte Sicht auf das Kriegsgeschehen haben und nur das hören, was die Besatzung hört.“ (Samuel Maoz)

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit ist ein un- Der Film des Monats steht im Kontext weiterer abhängiges Gremium. Evangelische Werke, Ver- evangelischer Einrichtungen zur Filmkultur. Dazu bände und Einrichtungen benennen in vierjährigem gehören: Turnus die acht Mitglieder der Jury. Sie erfüllt ihren Auftrag im Rahmen des Gemeinschaftswerks epd Film – Das Kino-Ma- der Evangelischen Publizistik gGmbh. Sie hat bis gazin, mit Berichten, Ana- heute über 650 Spiel- und lange Dokumentarfilme lysen, Kritiken und Infor- als Filme des Monats ausgezeichnet, die sich durch mationen zu Kino, Filmkultur und Filmgeschichte. ihre herausragende Qualität zur Diskussion anbie- Für alle, die Kino lesen wollen (www.epd-film.de). ten und Impulse zu verantwortlichem Handeln geben. Sie setzt damit Maßstäbe für eine an- EZEF – Evangelisches Zentrum für ent- spruchsvolle Bewertung des jeweils aktuellen Ki- wicklungsbezogene Filmarbeit, die Agen- noangebots. tur für Filme aus dem Süden, fördert im Rahmen des Evangelischen Entwicklungsdienstes Filme aus Die Jury zeichnet Filme aus, die dem Zusammen- Asien, Afrika und Lateinamerika (www.ezef.de). leben der Menschen dienen, zur Überprüfung eige- ner Positionen, zur Wahrnehmung mitmenschli- INTERFILM – Internatio- cher Verantwortung und zur Orientierung an der nale kirchliche Filmorga- biblischen Botschaft beitragen. Sie berücksichtigt nisation. Mitgliederver- dabei die filmästhetische Gestaltung, den ethischen band für Institutionen und Einzelpersonen, die sich Gehalt und die thematische Bedeutsamkeit des im Dialog von Kino und Kirche engagieren, in Ko- Films. Keiner dieser Aspekte darf allein Ausschlag operation mit der katholischen Partnerorganisation gebend sein; sie sollen vielmehr in ihrer wechsel- SIGNIS Träger der Ökumenischen Jurys an interna- seitigen Beziehung bewertet werden. Zur Nominie- tionalen Filmfestivals (www.inter-film.org). rung eines jeden Films veröffentlicht die Jury eine Begründung, die auch im Internet abgerufen wer- Filmkulturelles Zentrum im Gemein- den kann (www.filmdesmonats.de). schaftswerk der Evangelischen Publi- zistik – Forum der Evangelischen Kir- Januar 2008 che für Film und Kino: Information, Beratung, Organisation, Veranstaltungen, Publikationen, Ko- Verantwortlich: operationen, darunter exemplarisch die Veranstal- Werner Schneider-Quindeau tungs- und Buchreihe „Arnoldshainer Filmgesprä- Vorsitzender der Jury che“ (www.gep.de/ 596.php).