Südostschweiz | Freitag, 19. Januar 2018 KULTURPREIS REGION 3

Bild Claudio Godenzi Bild Rolf Canal Noch mehr Preisträger

Neben dem Kulturpreis verleiht die Re- gierung mit 20000 Franken dotierte Anerkennungspreise. Sie gehen an:

Madlaina Lys (1956) und Flurin Bi- schoff (1955), Lavin Madlaina Lys ist Keramikerin, Flurin Bischoff Künstler. Und beide sind auch Gärtner. In Ar- beits- und Lebensgemeinschaft schaf- Bild Archiv fen sie ein poetisches Gesamtkunst- werk aus Blumen, Garten, Malerei und Installationen. Christoph Meier (1950), Malans Der langjährige Dorfarzt ist Ornitholo- ge. Er erforscht Vögel, preist ihre Schön- heit als Fotograf und heilt sie als Vogel- arzt. Und er setzt sich als Redner und Schreiber dafür ein, dass ihre Lebens- räume erhalten bleiben. Bild Marco Hartmann Ivano Nussio (1957), Poschiavo/ Brusio Der Musiker ist ein fähiger Di- rigent und berühmter Instrumentalist, Musiklehrer und vielseitiger Kultur- politiker, der sich stets für die Musik in Italienischbünden, im Engadin und im gesamten Kanton eingesetzt hat. Nikolaus Schmid (1976), Malans Er steht als freier Schauspieler für alle Rollen des Lebens auf der Bühne, spielt im Film und liest vor. Und er ist enga- gierter Kulturpolitiker für das Theater und den Kulturkanton Graubünden. Lucas Schwarz (1977), Trun/Zü- rich Der Musiker ist mit seinen Fender- Jazzbass-Gitarren eine verlässliche Stütze und Mitglied etlicher Jazzforma- tionen. Er ist als Lehrer und Bandcoach vielfältig mit der Jazzszene Graubün- Vielseitig: Corin Curschellas tritt als Musikerin und Schauspielerin auf – zudem gibt sie ihr Wissen an die Sängerinnen Astrid Alexandre und Ursina Giger (Bild unten links) weiter. dens und der Schweiz verbunden. Ludmila Seifert (1969), Die Kunsthistorikerin ist eine Kennerin der Architekturgeschichte Graubündens. Sie ist als Geschäftsführerin des Bünd- ner Heimatschutzes eine erfolgreiche Höchste Ehre für «eine grosse Kämpferin für die Baukultur. Jules Spinatsch (1964), Zürich Der Installationskünstler lebt und arbeitet Stimme der Weltmusik» heute in Zürich und Wien. Er hat die zeitgenössische Fotografie mit seinen grossformatigen Arbeiten geprägt. Sie ist die massgebliche Frauenstimme des Kantons Graubünden. Für ihre Verdienste erhält die Roger Stieger (1968), Chur/Scha- rans Der Lichttechniker ist ein Desig- Sängerin und Musikerin Corin Curschellas den mit 30000 Franken dotierten Bündner Kulturpreis 2018. ner des Theaters in Graubünden. Er ist ein Magier des Lichts für die Bühne. von Valerio Gerstlauer Leben erweckt: dramatisch, tieftrau- in New York – bis 2000 lebte. Danach «Ich hatte immer Der mit ebenfalls je 20000 Franken rig, lüpfig, frech.» pendelte sie zwischen Paris und dotierte Förderpreis geht an: iese Nachricht beflügle Curschellas sei aber auch Sängerin, Zürich. Seit 2009 schliesslich lebt eine Art inneren Petra Aleardi (1985), Grüsch/ sie geradezu, sagte eine Komponistin, Bandleaderin, Schau- Curschellas in Rueun und Zürich. Kompass, der mir Die Schauspielerin aus Grüsch ist auf freudestrahlende Corin spielerin und Fördererin, schreibt die Gesanglich bewegt sich Curschellas Bühnen und im Film vielseitig unter- Curschellas gestern die- Regierung weiter. «Corin Curschellas ebenfalls in verschiedenen Welten. So sagte, wohin ich wegs. In Graubünden, in der Schweiz D und in Deutschland. ser Zeitung. Kurz davor ist eine grosse Stimme Graubündens ist sie , Folk, Chanson und Welt- gehen soll.» hatte die Sängerin und Musikerin aus und der Weltmusik.» Sie spiele ausser- musik ebenso zugetan wie dem Volks- Josy Battaglia (1980), Poschiavo Rueun erfahren, dass die Regierung dem Piano, Dulcimer, , Indisches lied. Ab 1977 arbeitete sie unter ande- Corin Curschellas Zur Unterstützung des literarischen sie mit dem diesjährigen Bündner Harmonium, Percussion, Akkordeon ren mit Walter Lietha, Max Lässer, Musikerin Talents eines jungen Schriftstellers, der Kulturpreis bedacht hat. «Diese Wert- und Synthesizer. «Sie hat ihre Lebens- Bruno Spoerri, , ausgehend von realen Anlässen durch schätzung gibt mir wirklich einen zeit und ihre Lebenskraft der Kunst und Michael von der Worte und Geschichten andere Realitä- Schub.» Der Preis motiviere sie, die gewidmet – mit einem kostbaren und Heide zusammen. Für Letzteren ten beschreibt und uns dabei auf eine beiden grossen Projekte in Angriff zu reichhaltigen Schatz als Ergebnis.» schrieb sie den Nummer-1-Hit «Jeudi hatte auch immer eine Art inneren Reise mit Personen und Emotionen nehmen, die sie derzeit in der Pipeline d’amour». Auch für Vera Kaa, Dodo Kompass, der mir immer sagte, wohin mitnimmt, die scheinbar ohne unser habe. Berlin, Paris, New York, Rueun Hug und Stina Werenfels komponier- ich gehen soll und was als Nächstes Wissen seit jeher in uns leben. Wie die 61-jährige Curschellas ver- Curschellas Lebensweg ist wie bei so te Curschellas diverse Lieder. Cur- kommt.» Sie habe stets sehr intuitiv Martina Gemassmer (1991), La riet, arbeitet sie momentan nicht an vielen Bündnern geprägt vom Weg- schellas selbst veröffentlichte bisher gehandelt und habe ihren Geistes- Punt/Luzern Die Musikerin mit dem einer Hommage, dafür aber an einer gehen und wieder Zurückkommen. acht Alben mit eigenen Songs. blitzen vertraut. «Strategisch bin ich Künstlernamen Linn versteht es, Folk, «Femmage» für die erste Gelehrte Aufgewachsen in Chur studierte sie Die Aufmerksamkeit grosser nie vorgegangen.» Ihr Leben habe Pop, Jazz, Gospel und Rock virtuos mit- Graubündens: Hortensia Gugelberg Schauspielkunst und Theaterpädago- Bevölkerungsteile Graubündens ist aber auch aus viel Arbeit bestanden. einander zu verbinden. Sich für eine von Moos (1659–1715). Die Ärztin, gik sowie Musikwissenschaften in Zü- Curschellas seit 2012 sicher. Fast im «Die totale Hingabe an die Musik, viel versprechende Karriere rüstend, Publizistin, Forscherin und Schrift- rich. Danach zog es Curschellas 1983 Jahrestakt bringt sie Alben auf den könnte man sagen.» tritt sie vielseitig auf. stellerin soll im kommenden Jahr im nach Berlin, wo sie acht Jahre lang Markt, die dem rätoromanischen Als wichtig erachtet Curschellas Sara Francesca Hermann (1985), Rahmen eines multimedialen Anlas- lebte. war die nächste Station. Volksliedgut gewidmet sind. Mit auch ihren Weggang aus Graubünden: Samedan/Chur ses gewürdigt werden. «Das andere Dank eines Stipendiums übersiedelte Astrid Alexandre und Ursina Giger Ihr ging es darum, eine geistige Frei- Die dreisprachige Schauspielerin ist Projekt ist eine Doppel-CD mit den Curschellas 1991 nach Paris, wo sie – bildet Curschellas die Gesangsforma- heit zu erlangen und aus der Enge schon in jungen Jahren eine Stütze von Fränzlis da Tschlin, auf der alte räto- mit einer zweijährigen Unterbrechung tion La Triada. Gemeinsam inter- auszubrechen. «Ich denke auch, dass Mummenschanz, der weltweit spielen- romanische Kinderlieder zu hören pretieren sie alte romanische Volks- ich mich in Graubünden nicht hätte den Theatergruppe. sein werden.» weisen neu und bringen sie an Kon- entwickeln können, da ich mich hier Robert Jerjen (1999), Chur/Zü- zerten regelmässig zu Gehör. sehr beobachtet gefühlt habe.» rich Der klassische Balletttänzer aus «Eine Musikarchäologin» Curschellas arbeitet Schliesslich stand Curschellas, die Die Verbindung zu ihren Wurzeln Chur ist ein grosses Talent auf dem Unter anderem aufgrund ihrer Ver- auch als Musiklehrerin an der Talent- kappte Curschellas jedoch nie: Schon Weg in eine internationale Kompanie. dienste um das alte romanische Volks- momentan nicht an schule in Ilanz tätig war, lange Zeit auf in Berlin las sie die Klassiker der Band Polyphone (Marcus Peten- liedgut zeichnet die Regierung Cur- einer Hommage, der Theaterbühne. Mehrmals vertrau- rätoromanischen Literatur. Mit etwa di, Simon Steiner, Valentin Bezzola), schellas mit dem höchsten Kultur- te Regisseur auf 50 Jahren habe sie dann gespürt, dass Engadin/Chur Die drei Musiker sind preis des Kantons aus. In der Regie- dafür aber an einer ihre Schauspielkünste. sie die Metropolen nicht mehr ertrage gut unterwegs und spielen einen eigen- rungsmitteilung wird sie denn auch «Femmage» für und sie sich zu weit von ihrem inne- ständigen, beschwingten Sound. als eine «wahre Musikarchäologin» Der Intuition vertraut ren Zentrum entfernt habe, sagte Cur- Janic Sarott (1992), Scuol/Frank- beschrieben. Weiter heisst es: «Sie die erste Gelehrte Zurückblickend sei die Musik ihre schellas. «Ich wollte wieder mehr Kon- furt am Main Der Perkussionist und arrangiert und interpretiert alte ro- Graubündens: treuste und sicherste Referenz in templation und Reflexion.» Diese Er- Schlagzeuger aus Scuol bewegt sich manische Lieder neu. Sie läuft zu Hortensia Gugelberg allem gewesen, erklärte Curschellas dung gelang ihr nicht zuletzt durch trittsicher sowohl auf dem klassischen grosser Form auf, wenn sie die in gestern auf die Frage, woran sie sich in die Auseinandersetzung mit dem Parkett wie auf den Podien der Rock- Vergessenheit geratenen Lieder zum von Moos. ihrem Leben orientiert habe. «Ich Liedgut ihrer Vorfahren. und Popmusik.