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Rund 60 Teilnehmer informierten sich über die Denzlinger Tiefbrunnen. Der neu entdeckte Tiefbrunnen. „Denzlingen liegt nicht an der Glotter“ Dorfbach trieb zahlreiche Mühlen an – Ferienaktion des Heimatvereins Denzlingen(hg).ImRahmendes„Fe- einzelne Gehöfte, die im Besitz von rienprogramms für Daheimgebliebe- Klöstern und Adelsgeschlechtern ne“ lud der Heimatverein am vergan- waren, wobei die vor Ort arbeiten- genen Sonntag ein zu einer Besichti- den Bauern ihre „Zehntabgabe“ zu gung alter Tiefbrunnen entlang der leisten hatten. Die einstige „Dorfstra- Hauptstraße im Unterdorf. Histori- ße“, bis weit ins 20. Jahrhundert oh- ker Dieter Geuenich und der Denzlin- nehin nur ein besserer Feldweg, sei ger Kulturpreisträger Dieter Ohm- allemal erst nach der Fertigstellung berger wussten eine Fülle interes- des fließenden Gewässers entstan- santer Details zu erzählen, die bei den, gleichsam als Verbindungsweg den rund 60 Besuchern auf sehr gro- zwischendenHöfen,dieweitausein- ßes Interesse stießen. ander lagen. In allen erhaltenen alten Auf- zeichnungen finde man nirgendwo Ein besonderer „Knüller“ dabei war Dieter Geuenich mit Dieter Ohmberger bei den Erläuterungen. die inzwischen als gesichert zu be- die Bezeichnung „Glotter“, vielmehr nur „Bach“ oder „Dorfbach“. Die zeichnende These, wonach die „Glot- schenhand geschaffen wurde. Bevor der hochsommerlichen Temperatu- durch diesen Kanal angetriebenen ter“, die durch Denzlingen fließt, solche und ähnliche Informationen ren kurzerhand eine „Sektprobe“ Mühlen in „Langendenzlingen“ fin- nicht jene aus dem ist, son- den nachmittäglichen Gang im Un- servierte und einige Erläuterungen det man übrigens vereinzelt auch dern ein bereits vor Jahrhunderten terdorf beherrschten, begrüßte der zum traditionellen Weinbau in Denz- noch weiter westlich in und in künstlich gebauter Kanal, der seit Heimatvereinsvorsitzende Joachim lingen gab, der vermutlich bis in die Nimburg. Schon bald nachdem der vielen Generationen als Primärener- Müller-Bremberger im Hof des Heim- Römerzeit zurückgeht. Die Römer, ziemlich schnurgerade verlaufende gieträger diente, um mit Hilfe der ethues die zahlreich erschienenen die bekanntlich am Mauracher Hof Denzlinger „Dorfbach“ das heutige Wasserkraft mehrere mechanisch ge- Gäste und gab sodann das Wort an siedelten und dort nicht auf den Re- Dorf verlässt, nimmt dieser auch triebene Geräte zu betreiben, zum dieobengenanntenHistoriker.Mitei- bensaft verzichten wollten, mögen wieder einen typischen natürlichen Beispiel Mühlen, Trotten und nicht nem ersten Gang zum neu entdeck- die Initialzündung zum Weinbau ge- Bachverlauf, nämlich in Meander- zuletzt auch schwere Schmiedehäm- ten Brunnen beim Gaus’schen Fach- gebenhaben,wiedasauchanderorts form, also mit vielen Kurven, die mer. werkhaus begann die Besichtigungs- der Fallwar.Weinanbau auf Denzlin- durch das natürliche Gefälle entste- Bestärkt wurde die Vermutungei- und Informationstour in Richtung B3, ger Gemarkung gibt es jedenfalls hen. nes künstlichen Bachbettes der wobei Dieter Geuenich und Dieter nachweislich seit Jahrhunderten. Es gäbe vieles zu erzählen über „Glotter“ neuerdings durch die zufäl- Ohmberger auch einiges Interessante Freilich wurde seitens mancher dieses Thema und vieles andere lige Entdeckung eines weiteren Tief- zum alten Fachwerkhaus aus dem Teilnehmer auch kritisch nachge- mehr. Doch darauf kann sich jeder brunnens in der Nähe des Dorfba- Jahre 1728 und zur Geschichte der fragt, und zwar nicht nach der Wein- ortshistorisch interessierte Bürger ches, unmittelbar beim Gaus’schen Tiefbrunnen zu sagen wussten, die tradition, sondern bezüglich der The- schon heute freuen: Noch im Spät- Fachwerkhaus unweit des Heimethu- vor der Fertigstellung des kommuna- se, wonach „unsere Denzlinger Glot- jahr 2009 ist mit dem Erscheinen des es. Wie es denn sein könne, so die len Wasserversorgungsnetzes im ter“ nur ein künstlicher Kanal sei. ersten Bandes der Denzlinger Ortsge- spontane Frage, dass man hier, so Jahre 1911 der Trinkwasserversor- Überall auf der Erde treffe man doch schichte zu rechnen, an der Professor dicht am Bach, erst bei gut sechs Me- gung im Dorf dienten. Es gab somit eher die Situation an, dass Menschen Geuenich zusammen mit Dieter tern Tiefe auf Grundwasser stoße, einst zahlreiche Brunnen dieser Art, dort siedelten, wo man bereits Was- Ohmberger aktuell noch arbeitet. das in dem neu entdeckten Brunnen nämlich an jedem Hof entlang der ser vorfand – in Form von Quellen Man darf sehr gespannt sein, denn eine Triefevon etwa zwei Metern auf- Straße. Viele wurden später zuge- oder eines bestehendes Gewässers. auch über das oben angedeutete weist, derweil so dicht daran, gute schüttet, etliche jedoch existieren WaralsozuerstdasDorfdaunddann Thema wird es einiges zu Lesen ge- vier bis fünf Meter höher, der Dorf- noch heute und können womöglich der Bach oder zuerst der Bach und ben, und zwar mit zahlreichen auf- bachinseinemBettfließt.Denktman noch wertvolle ortshistorische Er- danach die Höfe? Vieles, um nicht zu schlussreichen Bebilderungen. an die Trennung von Glotter und Los- kenntnisse zutage fördern. sagen alles, spricht für die These, sele beim Einbollen am Ausgang des Neben Brunnen wie jener am dass „unsere Denzlinger Glotter“ ein Glottertals, wo die Lossele unmittel- „Gaus-Fachwerkhaus“, der mit sei- künstlicher Kanal ist, der allerdings bar nach dem „Glotter“-Abzweig“ ei- nem Durchmesser von 1,80 Metern bereits seit dem 19. Jahrhundert nige Meter abfällt, um dann in natür- und einer Tiefe von etwa 8 Metern „Glotter“ genannt wird, derweil am Gottesdienste lichem Meander-Bachlauf in Rich- besonders beeindruckt, konnte man Glottertal-Ausgang die Lossele ab- tung zu fließen, dann können ei- imLaufedesGangesdurchdasUnter- zweigt. nem schon solche Gedanken eines dorf entdecken. So zum Beispiel im Eine geschlossene Siedlung ent- künstlich gezogenen Kanals kom- Tiefkeller des ehemaligen Adelhau- lang des Baches dürfe man sich in Katholische men, der zum Zwecke „industrieller serKlosterhofes,woabschließendei- früheren Jahrhunderten ohnehin Gottesdienste | kirchl. Veranstaltungen Nutzung“ vor nicht näher zu definie- ne kleine „Weinprobe“ durch Martin nicht vorstellen, lautet die Antwort. renden Jahrhunderten von Men- Frey angekündigtwar,der angesichts Vielmehr handelte es sich hier um St. Jakobus Denzlingen Fr., 21.8., Seniorenzentrum 17 Uhr