DECKBLATT Und INHALTSVERZEICHNIS +
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Universität Bremen ● Sommersemester 2009 Erstgutachterin: Prof. Dr. Sabine Schlickers Zweitgutachterin: Dr. Ana Luengo-Palomino Die literarische Aneignung der Militärdiktaturen in Uruguay und Argentinien am Beispiel von Primavera con una esquina rota von Mario Benedetti und A veinte años, Luz von Elsa Osorio Inwiefern lassen sich Ähnlichkeiten und Unterschiede im Umgang mit den Diktaturen feststellen? vorgelegt von Dagmar Deutges Matrikelnr.: 2169401 Hispanistik (HF), Kulturwissenschaft (NF) Spittaler Straße 1 – 3.03 28359 Bremen [email protected] Abgabedatum: 01.08.2009 Danksagung Matthias Dietz und Christian Agnischock sei hiermit herzlich gedankt. Ihr Korrekturlesen und hilfreiche Verbesserungsvorschläge haben die Fertigstellung dieser Arbeit besonders vorangetrieben. INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung 1 2. Einordnung in den historischen Kontext 4 2.1 Uruguay 4 2.2 Argentinien 5 3. Primavera con una esquina rota 7 3.1 Forschungsstand 7 3.2 Entstehung 9 3.3 Sprache 10 3.4 Exilroman 14 3.5 Autofiktion? 14 4. A veinte años, Luz 16 4.1 Forschungsstand 16 4.2 Entstehung 17 4.3 Sprache 18 4.4 Perspektiven 20 4.5 Rezeptionsgeschichte 22 5. Vergleich 24 5.1 Ähnlichkeiten 24 5.1.1 Formale Ähnlichkeiten 24 5.1.2 Inhaltliche Ähnlichkeiten 26 5.2 Unterschiede 28 5.2.1 Formale Unterschiede 28 5.2.2 Inhaltliche Unterschiede 31 5.3 Vergleich im Überblick 34 6. Fazit 35 7. Literaturverzeichnis 38 7.1 Primärliteratur 38 7.2 Sekundärliteratur 38 Anhang Erklärung 1. Einleitung Der Begriff der literarischen Aneignung soll in dieser Arbeit in seiner hermeneu- tischen Bedeutung verstanden werden. Demnach sind „Aneignungsprozesse [...] Vorgänge des Verstehens“ (Metzler Lexikon Literatur 2007: 24). Nach Hei- degger geht es um das „Zurückgewinnen des Ursprünglichen durch die wieder- holende >Destruktion< des Überlieferten“ (ebenda). Diese Arbeit beschäftigt sich mit der literarischen Aneignung der Militärdikta- turen in Uruguay und Argentinien. Die Romane Primavera con una esquina rota von Mario Benedetti und A veinte años, Luz von Elsa Osorio werden exempla- risch für die uruguayische und die argentinische Verarbeitung der Diktaturen untersucht. Die Auswahl dieser beiden Bücher ist sinnvoll, da einerseits das wichtige Thema Exil in Primavera con una esquina rota bearbeitet wird, ande- rerseits liegt mit A veinte años, Luz ein Werk der jüngsten Verarbeitung der ar- gentinischen Vergangenheit vor. Wie wird in diesen Romanen das sogenannte Ursprüngliche zurückgewonnen? Welches Bild der Militärdiktaturen möchten die Autoren in ihren Ländern vermitteln? Im Kern wird nach den Ähnlichkeiten und Unterschieden im Umgang mit den Diktaturen gefragt und darüber hinaus ver- sucht diese weitergehenden Fragen ansatzweise zu beantworten. Beide Texte werden einer Einzelanalyse unterzogen, die sich aus den Aspekten Forschungsstand, Entstehung und Sprache des jeweiligen Romans zusammen- setzt. Außerdem werden je zwei Besonderheiten der Romane beleuchtet. Da- rauf folgt ein Vergleich der Texte. Hier werden formale und inhaltliche Ähnlich- keiten und Unterschiede im Umgang mit den Diktaturen erläutert. Darüber hi- naus wird versucht, die Romane in einen größeren Kontext einzuordnen und weitergreifende Schlussfolgerungen zu ziehen. Theoretische literarische Konzepte, die in dieser Arbeit Verwendung finden, sind die Autofiktion, Michael Bachtins Begriff der Polyphonie und die Rezep- tionsästhetik. Außerdem wird eine Analyse zur Erzählweise Mario Benedettis herangezogen. 1 Die Sekundärliteratur setzt sich aus Zeitschriftenartikeln und wissenschaftlichen Aufsätzen über Primavera con una esquina rota und A veinte años, Luz zusam- men. Für die historischen Fakten wird größtenteils auf Veit Straßners Die of- fenen Wunden Lateinamerikas Bezug genommen. Des weiteren wurde von eini- gen Standardwerken der Hispanistik Gebrauch gemacht. Über den Forschungsstand zur literarischen Aneignung von Militärdiktaturen in- formiert die Lateinamerikanische Literaturgeschichte von Michael Rössner be- sonders anschaulich. Sabine Schlickers' Aufsatz Vivir entre la muerte und Tiempo pasado von Beatriz Sarlo sind neuere Beiträge dazu. Dem Terror und seiner Verarbeitung zwischen 1960 und 1990 im Cono Sur wid- met sich Roland Spiller. Er weist auf eine neue Welle von Erzähltechniken in den 80er Jahren hin: „Fragmentarisierung, Diskontinuität, Polyphonie, Vielfalt der Sprachregister, Intermedialität [...], Hybridisierung der Gattungen“ (Spiller 2002: 469). Auffällig [sei] besonders am Río de la Plata die Ambiguität des Erzählers gegenüber seiner Geschichte (ebenda: 470). Spiller unterstreicht die Bedeutung, die das Exil während der Diktaturen für das kulturelle Selbstverständnis hatte. Es war aus diesem Grund ein oftgewähltes Thema in der Literatur (vgl. ebenda: 472). Nach dem Ende der Diktaturen hatte die ökonomische Krisenbewältigung vor der historischen Verarbeitung Priorität. Trotzdem gab es eine große literarische Vielfalt, die sich mit dem höchst kom- plexen Prozess der Neubestimmung nationaler Identitäten auseinandersetzte (vgl. ebenda: 477). Als jüngste Entwicklung erwähnt Spiller die „escritura femini- na“ (ebenda: 479-481). Schreibende Frauen waren der Doppelbelastung ausge- setzt, einerseits gegen die Diktatur, andererseits gegen den machismo kämpfen zu müssen (vgl. ebenda: 479). Die Literatur, die sich das Thema der Militärdiktaturen vorgenommen hat, lässt sich laut Schlickers zeitlich und räumlich in vier Gruppen unterteilen. Es gibt die 'Literatura de proceso', also während der Diktatur verfasste Werke, sowie die Li- teratur, die nach der Diktatur entstand. Dabei wurden die meisten Texte im Exil 2 geschrieben und ein kleinerer Teil im Inland (vgl. Schlickers 2008: 121). Schli- ckers hebt hervor, dass sich das sogenannte „Unerzählbare“ (ebenda: 123; Über- setzung der Verfasserin) in allen von ihr untersuchten Romanen in verschie- denen subjektiven Perspektiven ausdrücke. Die meisten literarischen Texte wür- den die Erzählstrategie verwenden, die Geschichte (historia 1) gleichsam mit der Erzählung (discurso¹) derselben darzustellen. Die Figuren selbst begreifen die Realität und ihr Leben erst durch das Schreiben (vgl. ebenda: 123). In Tiempo pasado von Beatriz Sarlo geht es um die auch für diese Arbeit rele- vante textuelle Aufarbeitung der Militärdiktaturen mit besonderem Fokus auf Ar- gentinien. Das Kapitel La retórica testimonial beschreibt, wie zunächst Zeugen- und Opferaussagen veröffentlicht wurden. Los crímenes de las dictaduras fueron exhibidos en un florecimiento de discursos testimoniales (Sarlo 2005: 61). Später tauchten dann auch Erzählungen auf, die nicht mehr so 'unantastbar' waren, wie die Berichte von persönlich Betroffenen (vgl. ebenda: 62). Beatriz Sarlo hebt mit Annette Wieviorkas Worten kritisch hervor, dass die individuelle Erzählung und die persönliche Meinung oft den Platz einer Analyse einnähmen (vgl. ebenda: 70). La dimensión intensamente subjetiva [...] caracteriza el presente (eben- da: 49-50). Für Beatriz Sarlo ist das Verstehen wichtiger als das Erinnern, allerdings sei es notwendig sich zu erinnern, um zu verstehen (vgl. ebenda: 69). Dies ist nur ein kurzer Einblick in die derzeitige Forschung zum Thema. Spiller gibt einen ausführlichen Überblick, der ein guter Ausgangspunkt für neue Unter- suchungen bietet. Der Versuch einer Kategorisierung der Texte wurde von Schlickers (2008: 121) vorgenommen und ein Trend zur subjektiven, wenig selbstkritischen Erzählweise wurde von Sarlo (2005: 49-50) und Schlickers (2008: 122) festgestellt. Ob dieser subjektive Trend negativ zu bewerten ist und wirklich keine Selbstkritik aufkommt, sollte hinterfragt werden. 1 Unterscheidung nach Todorov (vgl. Pomino und Zepp 2004: 225-226) 3 2. Einordnung in den historischen Kontext In diesem Kapitel werden in einem kurzen Überblick die für die vorliegende Ar- beit interessanten Fakten über die Geschehnisse während der Militärdiktaturen in Uruguay und Argentinien dargelegt. 2.1 Uruguay Die Zahl der Uruguayer, die während der Militärdiktatur zwischen 1973 und 1985 ins Exil gingen, beläuft sich auf 350.000 bis eine halbe Million (vgl. Straß- ner 2007: 164). Dies ist eine verhältnismäßig große Zahl, wenn man bedenkt, dass die gesamte Bevölkerung damals etwa drei Millionen zählte und Uruguay bis dahin eine Einwanderernation gewesen war (vgl. Straßner 2007: 173). Viele uruguayische Exilgänger waren Intellektuelle, darunter der Schriftsteller Mario Benedetti. Die Länder, in die ausgewandert wurde, waren hauptsächlich lateina- merikanische, aber auch Nordamerika oder Europa. Dies wird in Primavera con una esquina rota an den Beispielen der exilierten Freunde und Angehörigen Santiagos deutlich. Seine Familie und Rolando sind im mexikanischen (vgl. Be- nedetti 1982: 201) und Manolo ist im schwedischen Exil (vgl. ebenda: 38). Ma- rio Benedetti bindet zusätzlich seine eigenen Exilerfahrungen in Argentinien (vgl. ebenda: 83), Peru (vgl. ebenda: 40), Mexiko und Kuba (vgl. ebenda: 58) in seinen Roman mit ein. Die politischen Gefangenen der Militärdiktatur wurden zu einem großen Teil in dem Männer-Gefängnis Libertad und dem Frauen-Gefängnis Punta de Rieles inhaftiert. Die „Haft war stets mit Folter verbunden“ (Straßner 2007: 164). San- tiago aus Primavera con una esquina rota ist Häftling im Gefängnis Libertad. Zur Militärdiktatur in Uruguay gäbe es mehr zu sagen. Da in Primavera con una esquina rota die historischen Fakten aber weit weniger Raum einnehmen als in A veinte años, Luz , fällt dieser Unterpunkt kürzer aus als der folgende. 4 2.2 Argentinien In der Militärdiktatur in Argentinien