Ausgabe generiert für: E B E R H A R D K R I E S E L ePaper-Kundennummer: WEB_EPAP0000225059

18 Hannoversche Allgemeine Zeitung HANNOVER Donnerstag, 15. August 2019 Donnerstag, 15. August 2019 HANNOVER Hannoversche Allgemeine Zeitung 19 Ein Geschenk für Hannover

Vor 50 Jahren schenkten der Unternehmer Bernhard Sprengel und seine Frau Margrit der Stadt Hannover ihre Kunstsammlung, zehn Jahre später wurde der erste Bauabschnitt des Sprengel-Museums errichtet. Mittlerweile ist das Haus ein wichtiger kultureller Leuchtturm der Stadt. Am Sonntag, 25. August, wird der Geburtstag des Museums mit einem großen Fest gefeiert.

Von Ronald Meyer-Arlt sammlung, die er zusammen mit sei- ner Ehefrau Margrit aufgebaut hat- Auszug aus dem ieser Leuchtturm liegt te, der Stadt Hannover schenken Festprogramm nicht am Meer, son- wollte – zusammen mit einem nam- dern an einem See – haften Geldbetrag, mit dem der Bau Vorwärts nach Sprengel: Hier fin- und er liegt am Boden. eines Museums für die Sammlung in den Sie einen Auszug aus dem 1969: Bernhard und Margrit Sprengel. Das Sprengel-Mu- Gang gebracht werden sollte. Programm für das Jubiläumsfest D seum, kultureller am 25. August 2019: Leuchtturm der Stadt und eines der Fest am 25. August 1969 bis 2019: wichtigsten Häuser des Landes für Nun wird beides gefeiert: 50 Jahre Führungen Die Chronologie die Kunst der Moderne, ragt am Schenkung der Sammlung und 40 11 Uhr: Leben in der Stadt. Von Maschsee nicht in die Höhe, son- Jahre Sprengel-Museum. Am Sonn- Umberto Boccioni und August Ma- 17. April 1969: Margrit und Bern- dern geht eher in die Breite. Von tag, 25. August, feiern die Mitarbei- cke. Mit Alexander Leinemann. hard Sprengel schenken der Stadt Weitem scheint es, als wolle sich das ter des Sprengel-Museums das Fest 12 Uhr: Director’s Cut. Mit Reinhard ihre Sammlung. Haus kleinmachen. Von Nahem al- mit einem Aktionstag. Es gibt Füh- Spieler. 1972: Architektenwettbewerb für lerdings ist erhebliche Bewegung rungen durch die Ausstellungen – 15 Uhr: Kurt Schwitters und die ein Kunstmuseum. auszumachen. Das Gehwegpflaster unter anderem mit Reinhard Spie- „vermerzte“ Welt. Mit Jörg Worat. 1975: Dr. Joachim Büchner wird wölbt sich hoch, als ob es hier eine ler, dem Direktor des Museums. Die Gründungsdirektor. Welle machen würde. Auch die Luft Schauspielerin Sonja Beißwenger Lesung 1975: Spatenstich des ersten Bau- scheint in Bewegung zu sein, denn wird Texte von Peggy Guggenheim 14.30 Uhr, Museumsplatz: Niki de abschnitts. vor dem Haus tanzt der „Twister“, und Niki de Saint Phalle lesen, das Saint Phalle – biografische Noti- 1979: Eröffnung des Kunstmu- ein weißer Wirbelwind aus Stahl, Orchester im Treppenhaus spielt in zen. Mit Schauspielerin Sonja seums Hannover mit Sammlung den die Künstlerin Alice Aycock verschiedenen Bereichen der Beißwenger. Sprengel. entworfen hat. Sammlung und Mitarbeiter des Mu- 17. April 1984: Anlässlich des 85. seums zeigen, wie es hinter den Ku- Konzerte in der Sammlung Geburtstags von Bernhard Spren- Leichter Zugang zur Kunst lissen zugeht, etwa in den Werkstät- 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr, 17 gel wird das Museum in Sprengel- Das Gehwegpflaster setzt sich im ten oder am Arbeitsplatz der Foto- Uhr: Mit Musikern des Orchesters Museum Hannover umbenannt Foyer und in weiten Teilen des Mu- restaurateurin. im Treppenhaus. 1989: Spatenstich des zweiten seums fort. Die Grenze zwischen der Und weil es zum Geburtstag Ge- Bauabschnitts. Museumswelt und der Wirklichkeit schenke geben sollte, beschenkt Darüber hinaus gibt es Füh- 1989: Dr. Dieter Ronte wird zweiter da draußen sollte klein gehalten sich das Museum selbst – mit einem rungen hinter den Kulis- Direktor. werden. Peter und Ursula Trint aus neuen Auftritt. Zum Jubiläum am sen, ein Kinder- und 1992: Eröffnung des zweiten Bau- Köln und Dieter Quast aus Heidel- 25. August will sich das Museum auf Familienpro- abschnitts. berg, die Architekten des ersten einer neuen Homepage präsentie- gramm sowie 1993: Dr. Ulrich Krempel wird drit- Bauabschnitts des Sprengel-Mu- ren. Unter www.sprengel-mu- Filmvor- ter Direktor. seums, wollten keinen Museentem- seum.de finden Besucherinnen und führun- 2009: Europaweiter Architekten- pel, sondern eine Fortsetzung des Besucher nicht nur Informationen gen. wettbewerb für die Erweiterung Stadtraums ins Museum. Sie woll- zu Sammlung, Sonderausstellun- Angela Kriesel ist des Sprengel-Museums. ten einen leichten, selbstverständli- gen und Veranstaltungen des Mu- die jüngste Tochter 2012: Spatenstich des Erweite- chen Zugang zur Kunst schaffen. Im seums, sondern haben auch die von Bernhard und rungsbaus. Sommer 1979 wurde der erste Bau- Möglichkeit zu einem virtuellen Margrit Sprengel. Sie 2014: Reinhard Spieler wird vierter abschnitt des Museums errichtet. Museumsbesuch. Mehr als 9000 wurde 1945 geboren, Direktor. Das war zehn Jahre nachdem der Kunstwerke aus den Beständen im studierte Anglistik und 2015: Eröffnung des Erweiterungs- Kunstsammler Bernhard Sprengel Sprengel-Museum Hannover sollen Romanistik in Heidelberg baus. verkündet hatte, dass er die Kunst- dann online zugänglich sein. FOTOS: TIM SCHAARSCHMIDT (7) und Mannheim.

REINHARD SPIELERS 49 200 LIEBLINGSWERKE „Die Kunst war „Es ist unser Auftrag, inventarisierte Werke gehören zum Museum, darunter befinden sich 9022 Schenkungen, immer da, überall“ 14 498 Dauerleihgaben, unsere Zeit abzubilden“ 2037 Gemälde, 1526 Skulpturen, Sprengel-Tochter Angela Kriesel über das 25 999 Zeichnungen und Druckgrafiken sowie Herzklopfen, das sie vor Bildern immer noch hat. Erweiterungsbau, Etat, Entwicklung: Reinhard Spieler, 13 374 Fotografien und kreis des Mu- Medienarbeiten. Von Ronald Meyer-Arlt der ich trotz mancherlei Kriegswir- seums. Den hat Direktor des Sprengel-Museums, spricht im Interview über seine ren und Zerstörung ein glückliches Stadt sie mitbegründet Richard Deacon: „What could „Ach“, sagt Angela Kriesel beim Leben führte.“ Hannover. und 35 Jahre lang gelei- make me feel this way“ von 1993. Erwartungen an die Zukunft Gang durch die Ausstellung, „der Er fühlte sich der Stadt sehr ver- „Wir haben für tet. Im Laufe der Jahre habe sich Otto Mueller, der hing früher in mei- bunden. „Mein Vater war nicht nur diese Schenkung auf unser Erbe bei ihr eine gewisse Wehmut einge- nem Mädchenzimmer.“ Jetzt hängt ein leidenschaftlicher Sammler“, verzichtet“, sagt Angela Kriesel, stellt, wenn sie bei den Bildern zu Be- Herr Spieler, das Sprengel-Museum sierung. Wir stellen uns der Frage: aber den Förderverein, die Sparkas- te eher zur der expressionistische Akt hier im sagt Angela Kriesel, „er war auch „da ist es schon merkwürdig, wenn such ist, die früher in ihrem Eltern- wird 40 Jahre alt. Bei Männern ist Welche Kulturen müssen wir eigent- senstiftung, die Hannover-Rück- Kunstvermitt- 8000 Neubau des Sprengel-Museums. ein leidenschaftlicher Hannovera- diejenigen, die das Geschenk be- haus hingen. Manchmal sei es jetzt solch ein Geburtstag oft eine kritische lich repräsentieren und zeigen? Stiftung und private Spender. Wir lung und zur kul- Reinhard Dass der Akt des Expressionisten ner“. Und er war hier Firmenchef. kommen, sich nicht richtig darüber wie ein Wiedersehen mit den Bildern Phase. Man fängt an, über sich selbst haben in den letzten fünf Jahren turellen Bildung, Spieler ist Quadratmeter Ausstellungsfläche früher im Mädchenzimmer von An- 1967 hat er seine Schokoladenfab- freuen.“ ihrer Kindheit. Damals wie heute ist nachzudenken, und fragt sich: War’s Das ist eine sehr große Frage. Welche unsere Sammlung markant erwei- die Kunst selber ist seit Februar stehen dem Museum zur Verfügung. gela Kriesel hing, hat mit ihren El- rik an einen amerikanischen Le- Mittlerweile hat sich die Haltung die Begegnung mit der Kunst ein be- das schon? Ist das bei einem Museum Antworten haben Sie da gefunden? tern können. Es ist verblüffend, wie da noch nicht so aktiv. 2014 Direktor des Die Nutzfläche beträgt tern zu tun; Bernhard Sprengel und bensmittelkonzern verkauft. Die der Stadt zum Sprengel-Museum sonders Erlebnis. Angela Kriesel auch so? Abschließende Antworten gibt es viel ohne den regulären Ankaufs- Aber das dürfte sich Sprengel-Museums. 19 000 Quadratmeter. seine Frau Margrit waren leiden- Einnahmen ermöglichten es ihm, gewandelt. Unbestritten ist das sagt: „Herzklopfen vor Bildern habe Vielleicht schon. 40 ist ein Alter, in noch nicht. Wir waren im Sprengel- etat ins Haus gekommen ist. wohl noch ändern. In Ko- Der 52-Jährige hat schaftliche Kunstsammler. seine Kunstsammlung noch weiter Haus einer der kulturellen Leucht- ich immer noch.“ dem man innehält, vielleicht auch Museum bisher ganz klar auf westli- operation mit dem ZDF haben Kunstgeschichte, Klassi- auszubauen. türme der Stadt. Als 2015 der Mu- Andere Museen besucht Angela : „Der verlorene zurückschaut und sich dann auf die che Kunst ausgerichtet, vielleicht Museen können eigentlich nur immer wir zum Beispiel schon einmal sche Archäologie und Neue- Picasso, Chagall und Macke Die Stadt reagierte auf sein Ge- seumsanbau eröffnet wurde, Kriesel auch, aber die Entdeckerlust Sohn“ von 1949. wirklich wichtigen Dinge besinnt mit gewissen Perspektiven auf Ost- größer werden. So gut wie jede eine digitale Ausstellung erarbeitet. re deutsche Literatur in Mün- Zu ihrer Sammlung gehören Werke schenk am Anfang zögerlich. Rats- schrieb die „Süddeutsche Zeitung“: hat vielleicht ein wenig nachgelas- und sich fragt, worauf man sich europa. Da ist mittlerweile viel in Sammlung ist auf Wachstum angelegt. chen, Berlin und Paris studiert. von , , mitglieder sorgten sich um die Fol- „Wer die Kunst der Moderne ken- sen: „Wozu ich keine Lust mehr ha- künftig konzentrieren will. Bewegung geraten. Für uns stellt Ist diese Expansionshaltung nicht 2014 haben Sie als Nachfolger von Ul- , , Paul gekosten. Diese Distanziertheit nenlernen will, muss nach Hanno- be, ist, mir immer neue Künstlerna- auch ein Problem? Irgendwann sind rich als Krempel Direktor am Spren- Klee, , Emil Nolde, spiegelt auch der erste Name des ver reisen.“ Und mancher Bewoh- men zu merken“, sagt sie. Was wäre das denn im Fall des Mu- schließlich die Depots voll. Was dann? gel-Museum in Hannover begonnen. großes Pfund sind, mit dem die Zusammenarbeit zwischen Kunst, 635 Kurt Schwitters. Angela Kriesel und Museums wider: Das Sprengel-Mu- ner der Stadt freut sich und ist viel- Muss sie auch nicht. Denn hier seums? Das ist in der Tat ein Problem. Wir Haben sich Ihre Erwartungen von da- Stadt noch viel mehr wuchern kann. Tanz, Theater und Musik. ihre Geschwister sind inmitten von seum hieß die ersten Jahre „Kunst- leicht ein bisschen stolz, wenn am kommt ihr Sohn Tilman ins Spiel. Der Erweiterungsbau, der vor vier haben uns gerade erweitert und mals erfüllt? Das Sprengel-Museum ist ein he- Ausstellungen gab es Kunst aufgewachsen. Wie sich so museum Hannover mit Sammlung Wochenende Freunde beim Stadt- Der hat die Jungen Freunde des Jahren eröffnet wurde, hat uns in sind derzeit zusammen mit dem Aus meiner Sicht hat sich das Mu- rausragendes Haus von internatio- Das Sprengel-Museum hat eine fan- seit 1979 im Museum. eine Kindheit anfühlte? „Ganz nor- Sprengel“. Erst 1984, zu Bernhard besuch einen Rundgang durchs Sprengel-Museums im Jahr 2004 eine neue Ära katapultiert. Ein Drit- Der Erweiterungsbau, Stadtarchiv und den Museen für seum sehr positiv entwickelt. Ich naler Qualität, das sein Potenzial tastische Lage am Nordende des mal“, sagt Angela Kriesel. Kunst ge- Sprengels 85. Geburtstag, gab es Museum unternehmen und dann mitbegründet. Jetzt kümmert er sich tel Ausstellungsfläche dazuzuge- Kulturgeschichte auf der Suche glaube, wir sind aktiv auf die Stadt- längst noch nicht ausschöpft. Mit Maschsees, aber es ist vom Zentrum hörte in ihrem Elternhaus einfach einen Ratsbeschluss, dass das Mu- ins Schwärmen geraten über die im Vorstand des Freundeskreises winnen war eine gute Gelegenheit der vor vier Jahren nach neuen Depoträumen. Das gesellschaft zugegangen und ha- dem Landesmuseum, der Kestner- der Stadt ein bisschen abgeschnitten. dazu. „Die Kunst war immer da, seum fortan auch offiziell so heißen Fülle und Qualität der Kunst, die es auch um die Kunstankäufe, die der zu fragen, wie wir unser Profil mar- eröffnet wurde, hat Sprengel-Museum ist ein Museum, ben eine lebendige Präsenz in der gesellschaft, dem Kunstverein, den Es gab doch mal Pläne für eine Kul- überall.“ Das hatte auch Nachteile: darf, wie es die Menschen in Hanno- hier zu sehen gibt. Verein für das Museum unternimmt. Helen Frankenthaer: „Noon“ von kant verändern können. Wichtig ist, das sich mit der Kunstproduktion Stadt. Es ist uns gelungen, den Neu- Museen für Kulturgeschichte und turmeile, die vom Museum August 150000 Rumtoben war nicht gern gesehen. ver immer schon genannt haben: Das kennt auch Angela Kriesel. Angela Kriesel sagt, dass ihr Sohn 1966. dass und wie wir als Museum auf uns in eine neue seit 1900 bis in die Gegenwart hi- bau sehr gut in das Museumsprofil dem Museum Wilhelm Busch ha- Kestner über das Landesmuseum und Im Jahr 1969, als Bernhard Sprengel-Museum. „Ich schleppe jeden mit in dieses genau diese Leidenschaft und die- Veränderungen in der Gesellschaft nein beschäftigt. Und die Gegen- zu integrieren, und wir haben einen ben wir weitere Kulturinstitutionen das Sprengel-Museum bis zum Sen- Besucher kommen im langjährigen Sprengel 70 Jahre alt wurde, Haus“, sagt sie. Und weil die Besu- ses „untrügliche Gefühl für Quali- reagieren. Ära katapultiert. wart schreitet ja immer voran. Es ist starken Akzent mit der Ausweitung in Hannover, die auf Topniveau desaal des NDR reicht. Was ist daraus Durchschnitt jedes Jahr ins Museum. schenkte er seine Kunstsammlung Aufs Erbe verzichtet cher oft so begeistert sind über all das, tät“ habe, das auch ihr Vater hatte. unser Auftrag, unsere Zeit abzubil- der Fotografie und bewegter Bilder agieren. Zusammen mit Oper, geworden? Darunter befinden sich der Stadt Hannover. Zusätzlich zur Die Kinder des Ehepaars Sprengel was es im Sprengel-Museum zu se- „Wenn der auf etwas zugeht, und Welche Veränderungen der Gesell- Reinhard Spieler den. Insofern ist davon auszugehen, gesetzt. Entwicklungsbedarf sehe Schauspiel, den Kunstfestspielen Im Rahmen des Kulturentwick- 600 Schulklassen. Sammlung erhielt die Stadt 2,5 Mil- wunderten sich über die anfänglich hen gibt, gibt sie auch „leidenschaft- sagt, das ist wichtig, dann ist es das“, schaft sind das? Ein wichtiges Thema dass wir immer größer werden. ich noch beim Budgetansatz für das Herrenhausen, dem Festival Thea- lungsplanes wird ein Gesamtkon- lionen Mark. Der Betrag sollte dabei etwas distanzierte Haltung der lich gern“ Führungen im Freundes- sagt Angela Kriesel. ist gerade der menschgemachte Kli- größer gewordene Haus. Darüber terformen und der herausragenden zept für die städtischen Museen er- helfen, ein Museum zu errichten, in mawandel. Wollen Sie im Sprengel- sich die Frage: Müssen wir jetzt ver- Die Geschichte des Sprengel-Mu- hinaus wünsche ich mir mehr An- Musikkultur ergibt sich eine beein- stellt. In Bezug auf die Kulturmeile dem die Sammlung gezeigt werden Museum in Zukunft nur noch klima- stärkt nach Indien, China oder Bra- seums ist geprägt von Erweiterungen strengungen, das Image von Han- druckende Dichte und Vielfalt an würde ich mir persönlich wünschen, kann. ANGELA KRIESELS LIEBLINGSWERKE neutrale Ausstellungen präsentieren? silien schauen? Oder eher nach und Neubauten. Da ist doch jetzt eine nover als Kulturstadt zu profilieren – Kultur. Ich wünsche mir mehr Mut, dass dieses Areal so weit wie mög- Kader Attias: „When Cardboard Ein Museum lässt sich nicht völlig Russland, nach Syrien oder in die Grenze erreicht. Oder? da ist noch viel Luft nach oben. der Kultur eine zentrale Rolle für lich verkehrsberuhigt wird, um eine Sammlung verschenkt repairs plastic #1“ von 2016. klimaneutral betreiben. Immerhin Türkei? In Hannover leben ja viele Noch eine Erweiterung ist vorerst das Stadtprofil zuzutrauen. Muse-Zone zu schaffen. Dafür 142 Beim Festakt zu seinem 70. Ge- sind wir auf der Höhe der Zeit, denn Menschen mit Biografien, die solche nicht geplant. Aber man kann na- Da könnte sich ja im Rahmen der Be- müsste wohl noch viel Überzeu- burtstag sagte Bernhard Sprengel: der Erweiterungsbau ist energetisch Perspektiven nahelegen. türlich über weitere Standorte oder werbung Hannovers zur Kulturhaupt- Was sollte die Stadt denn tun, wenn gungsarbeit geleistet werden. Dass Mitarbeiter hat „Mit allen Mitgliedern meiner Fa- optimiert und zumindest in Anleh- neue Formate nachdenken. Und stadt ja noch einiges ändern. sie nur mehr Mut zur Kultur hätte? es aber grundsätzlich möglich ist, das Sprengel-Museum. milie bin ich mir im Laufe der letzten nung an die Passivhausbauweise er- Aber wie können Sie denn reagieren? vielleicht wird das auch mit den Ent- Das wäre zu hoffen und ist sicher- Meiner Meinung nach müsste die zeigen die weitgehenden Durch- Jahre klar darüber geworden, dass richtet worden. In einem Museum Der Ankaufsetat Ihres Haues ist ja wicklungen der Kunst zu tun haben. lich eine Riesenchance! Ich würde Kultur vor allem in der Stadt sichtba- fahrtsbeschränkungen während es gut sein würde, meine mit so viel herrschen allerdings so hohe Anfor- schmal. Stadt und Land geben zu- Denkbar wäre etwa, dass wir unse- mir wünschen, dass die Stadt Han- rer werden. Das beginnt bei der Be- des Maschseefestes und bei Heim- Passion aufgebaute Sammlung derungen an die Klimatisierung, sammen 100000 Euro im Jahr. ren Aktionsraum in die Stadt hinein nover ihr Profil deutlich selbstbe- schilderung und könnte bis hin zu spielen von Hannover 96. nicht eines Tages den Weg über dass es eigentlich nie klimaneutral Es gibt den in der Tat, im Vergleich erweitern. wusster mit Kultur schärft. Nach neuen Formaten kultureller Präsenz Auktionen wieder in alle Welt ge- betrieben werden kann. Die Verän- zu anderen Museen in Deutschland, wie vor ist Hannover bekannt als im Stadtraum reichen. Etwa mit Was wünschen Sie Ihrem Museum hen zu lassen, sondern dass es sinn- derungen in der Gesellschaft, die uns geringeren Ankaufsetat von Lan- Was ist mit der Erweiterung des Ak- Messestadt mit Maschsee- und einer Art Intendantin oder Intendant zum Geburtstag? 8 voll wäre, die Sammlung zusam- als Kulturbetrieb besonders beschäf- deshauptstadt und Land, die das tionsraums ins Internet? Schützenfest oder für die Herren- für Projekte außerhalb der Institutio- Vor allem: neugierige Besucherin- menzuhalten. Ich schenke sie daher Anselm Kiefer: „St. Bartholomä“, tigen, sind die Migrationsbewegun- Sprengel-Museum gemeinsam fi- Auch das ist sicher eine Option. Im häuser Gärten. Ich finde, dass die nen mit eigenem Budget – das könn- nen und Besucher! Millionen Euro betrug der am heutigen Tage der Stadt Hanno- Albert Oehlens: „Untitled (Baum Louise Bourgeois: „The Institute“ von Fernand Léger: „Le Village“. 2015–2017. gen, die Globalisierung, die Digitali- nanzieren; darüber hinaus gibt es Moment nutzen wir digitale Forma- Musik und die Museen auch ein te ein Querschnittsprojekt sein, eine Interview: Ronald Meyer-Arlt Etat des Museums 2018. ver, in der ich geboren wurde, und in 70)“ von 2016. 2002. FOTOS: MORITZ FRANKENBERG (4)