„Dann Gibt Es Tote“

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„Dann Gibt Es Tote“ Serie (II): Der Showdown „Dann gibt es Tote“ Die Republik am Rand des Staatsnotstands: Die Polizei verpasst die Chance, Hanns Martin Schleyer aus den Händen der RAF zu befreien, 86 Lufthansa-Passagiere werden zu Geiseln, die Stammheimer Häftlinge begehen unter staatlicher Aufsicht Selbstmord. Von Stefan Aust und Helmar Büchel s war am Tag zwei der Entführung dann klingelte es natürlich auch an unserer von Hanns Martin Schleyer, da glaub- Tür. Aber die Schritte gingen weiter, zur Ete die Polizei im rheinischen Erftstadt nächsten Tür auf der anderen Gangseite.“ zu wissen, wo er versteckt war. Jeder Be- Dann war Stille. amte kannte mittlerweile die Kriterien, die Schleyer fragte: „Hätten Sie mich jetzt für konspirative Wohnungen der RAF gal- wirklich erschossen?“ ten: Hochhaus, nahe der Autobahn, Tief- Boock antwortete, so sagt er heute: garage mit direktem Liftzugang, größt- „Selbstverständlich, was dachtest du mögliche Anonymität. denn?“ Der 15-geschossige Bau an der Straße Der Einsatzbefehl „Vollkontrolle“ kam Zum Renngraben 8 im Ortsteil Liblar könn- nicht, und nach zehn Tagen, die Schleyer te es sein, dachten die Polizisten – und in seinem Versteck zugebracht hatte, schickten ihren erfahrenen Kollegen Fer- wurden die Terroristen nervös. Man be- dinand Schmitt dorthin. „Ich suche Herrn schloss, die Geisel wegzuschaffen – in die Schleyer“, sagte er dem Hausmeister, und Niederlande. der verwies ihn an eine Angestellte des Es hätte den Deutschen Herbst 1977 Maklerbüros. Was Schmitt von ihr erfuhr, womöglich nicht gegeben, wäre Fern- elektrisierte ihn: Am 17. Juli 1977, gerade AP schreiben 827 nach den Regeln polizei- mal vor sieben Wochen, hatte eine junge Verschleppter Schleyer lichen Handwerks bearbeitet worden. Viel- Frau die Wohnung gemietet, und als sie die Fernschreiben 827 versandete leicht hätte die GSG 9 Schleyer befreit, Kaution in Höhe von 800 Mark an Ort und und ob sich eine frustrierte Rest-RAF dann Stelle bezahlte, zog sie aus ihrer Handta- so dicht, dass eine schlagartige Überprü- noch zu einem weiteren Schlag hätte auf- sche ein Bündel mit Fünfzig-, Hundert- und fung und Durchsuchung geplant wurde, raffen können, steht dahin. Fünfhundertmarkscheinen hervor. Auslöser sollte das Stichwort „Vollkontrol- Aber Fernschreiben 827 versandete. Schmitt erfuhr auch, dass sie direkt nach le“ sein. Jedes der verdächtigen Objekte Hanns Martin Schleyer blieb 44 Tage in der Anmietung das Türschloss hatte aus- sollte von einem Einsatztrupp „überholt“ den Händen der RAF. Ein Flugzeug wurde wechseln lassen. werden, der aus neun Schutzpolizisten, entführt und befreit, die Anführer der Am Tag vier der Entführung wurde die vier Kriminalbeamten und einem „orts- RAF, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und heißeste aller Spuren nach Köln gemeldet kundigen Führer“ bestehen sollte – Breit- Jan-Carl Raspe, brachten sich im Gefäng- – mit dem Fernschreiben 827. Es war adres- haupt, der Hauptkommissar, war zuständig nis Stammheim um, und Schleyer wurde siert an den „Koordinierungsstab“, der für Wohnung 104. ermordet. Großeinsätze vorbereiten sollte. Und ein Um die Örtlichkeiten für den Einsatz zu Dieser Deutsche Herbst ist bis heute Durchschlag, möglicherweise auch das checken, schlich er sich mit einem Kollegen voller Rätsel und Widersprüche. Es sind Original, ging an die Sonderkommission durchs offene Rollgitter an der Tiefgara- noch viele andere Fragen offen: Wuss- des Bundeskriminalamts. Nichts passierte. genausfahrt ins Innere des Hauses. Beide ten die Behörden davon, dass die Häft- Es passierte auch nichts, als kurz danach sondierten Ein- und Ausgänge, dann fuh- linge Waffen hatten? Wie hat sich Andreas noch einmal auf genau dieses Fernschrei- ren sie in den dritten Stock. Während Baader erschossen? Haben die Behör- ben 827 hingewiesen wurde. Der Versuch Breithaupt langsam den Flur entlangging, den in der Nacht von Stammheim ab- des örtlichen Kripochefs, telefonisch nach- gab ihm der Kollege Feuerschutz. Vor der gehört? zuhaken, wurde abgebügelt mit der Bitte, Eingangstür zur Wohnung 104 verharrte Vergangene Woche hat der SPIEGEL in „von weiteren Fragen abzusehen, weil sie Breithaupt und horchte. „Ich war“, zeigt er Teil I einer großen Serie zur RAF zahlrei- zeitlich und organisatorisch nicht zu be- heute mit den Händen an, „so ein Stück che Indizien dargelegt, die darauf hinwei- wältigen“ seien. von Herrn Schleyer entfernt.“ sen, dass man die Häftlinge während der In der Polizeistation Erftstadt, nicht mal Auf der anderen Seite der Tür stand der Schleyer-Entführung tatsächlich abgehört 20 Kilometer von Köln entfernt, war man RAF-Mann Peter-Jürgen Boock. Einmal hat. Es wurden zudem die Ereignisse des mehr denn je davon überzeugt, Schleyer hörte er, wie jemand draußen auf und ab blutigen Jahres 1977 bis zur Entführung könnte in der Wohnung 104 gefangen ge- ging. „Füße, Klingeln, tapp, tapp, tapp, Schleyers erzählt. Teil II knüpft nun dort halten werden. Wenn Schmitt mit seiner nächste Tür, Füße, Klingeln und so weiter, an und erzählt die Tage bis zum Tod Frau oder mit Kollegen auf Streife am und das kam näher.“ Schleyer sah Boock Schleyers. Hochhaus vorbeikam, zeigte er nach oben: fragend an, Boock lud die Waffe durch und Am Donnerstag, dem 6. Oktober 1977, „Da sitzt er.“ Für Schmitts Chef Rolf Breit- richtete sie auf Schleyer. Boock: „Und besuchte der Gefängnisarzt Helmut Henck, haupt war sonnenklar: „Das Raster stimm- te eindeutig.“ Schließlich schien der Hinweis auf dieses Klaus meinte: „Ein lebendiger Hund ist Objekt – und sieben andere im Erftkreis – immer noch besser als ein toter Löwe.“ 62 der spiegel 38/2007 der zu den Gefangenen inzwischen ein leidlich gutes Verhältnis aufgebaut hatte, Jan-Carl Raspe in dessen Zelle. Er traf ei- nen Gefangenen, der einen deprimierten Eindruck machte, über Schlafstörungen klagte und dem das Sprechen schwerfiel. Raspe hatte Tränen in den Augen und sprach von Gedanken an Selbstmord. Henck erschrak. Nach diesem Besuch schrieb der Arzt einen Vermerk für die Anstaltsleitung: „Nach dem Gesamteindruck muss davon ausgegangen werden, dass bei dem Gefan- genen eine echte suizidale Handlungsbe- reitschaft vorliegt. Ich bitte um Kenntnis- nahme und Mitteilung, auf welche Art und Weise ein eventueller Selbstmord verhin- dert werden kann.“ Am Nachmittag ließ der stellvertretende Anstaltsleiter, Regierungsdirektor Ulrich Schreitmüller, den Arzt und den Amtsin- spektor Horst Bubeck zu sich kommen. Er wollte wissen, welche Maßnahmen man trotz Kontaktsperre ergreifen könne. „Ist es vertretbar, Raspe in eine Beruhigungs- zelle zu verlegen oder ihn bei angeschalte- tem Licht nachts laufend zu überwachen?“ Henck verneinte: „Dadurch wird der Druck auf Raspe noch mehr verschärft.“ Man entschied, Henck solle Raspe einmal täglich aufsuchen. NORDISK / PICTURE-ALLIANCE / DPA NORDISK / PICTURE-ALLIANCE In den Wochen vor der Schleyer-Ent- Entführter Lufthansa-Jet „Landshut“ in Dubai: „Warum helft ihr uns nicht?“ führung hatte man die Gefangenen nachts sehr häufig kontrolliert, und wenn sie keine Reaktionen zeigten, sogar mitten in der Nacht den Arzt geholt. Jetzt, während der Kontaktsperre, als Zeichen für suizi- dale Neigungen festgestellt und weiter- gemeldet wurden, tat man nichts. Oder hatte man andere Möglichkeiten der Kon- trolle, etwa durch Belauschen der Gefan- genen? Inzwischen trafen sich die RAF-Mit- glieder Boock und Brigitte Mohnhaupt mit Wadi Haddad alias Abu Hani, einem wich- tigen Funktionär der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) in Bagdad. Abu Hani schlug vor, die Forderungen der RAF mit einer Aktion zu unterstützen. Es gebe zwei Möglichkeiten: entweder die Besetzung der Deutschen Botschaft in Kuweit oder eine Flugzeugentführung. Die RAF-Illegalen entschieden sich für das Flugzeug. Boock hatte den Eindruck, die Opera- tion sei schon vorbereitet und könne sofort losgehen. Als Flughafen schlug Abu Hani Palma de Mallorca vor; dort seien die Sicherheitsvorkehrungen sehr dürftig. Am Freitag, dem 7. Oktober, besuchte Anstaltsarzt Henck die Gefangenen im siebten Stock. „Noch ein paar Tage, dann gibt es Tote“, sagte ihm Baader. Am Nachmittag des 9. Oktober hatte Gudrun Ensslin ein Gespräch mit dem BKA-Beamten Alfred Klaus. Ensslin brach- Häftlinge Baader, Ensslin, Mohnhaupt „Sie sind keine Opfer“ 63 RAF-Serie (II): Der Showdown te Notizen mit und verlangte, dass der Voll- fangenen als verschiebbare Figuren zu be- niger wahrscheinlich – zumal als Alterna- zugsbeamte Bubeck mitschreibe, was sie handeln. Die Gefangenen werden der Bun- tive zur Freilassung.“ zu sagen habe: desregierung, wenn dort keine fällt, die Am 10. Oktober sprach Andreas Baa- „Wenn diese Bestialität hier, die ja auch Entscheidung abnehmen.“ der bei einer Visite des Anstaltsarz- mit Schleyers Tod nicht beendet sein wird, „Wollen Sie sich selbst töten, so wie es tes von einem „kollektiven Selbstmord“. andauert und die Repressalien im sechsten Ulrike Meinhof getan hat?“, fragte Alfred Gudrun Ensslin äußerte sich ähnlich, Jahr der Untersuchungshaft und Isolation Klaus. meinte dann aber: „Selbstmord ist hier – und da geht es um Stunden, Tage, dass „Ich weiß nicht“, sagte Raspe. Er dach- ja wohl nicht drin.“ Henck wunderte heißt nicht mal eine Woche –, dann werden te einen Augenblick nach: „Es gibt ja auch sich, dass beide trotz Kontaktsperre „mit wir, die Gefangenen in Stammheim, das Mittel des Hungerstreiks und des fotografischer Wiedergabe“ die gleichen Schmidt die Entscheidung aus der Hand Durststreiks. Nach sieben Tagen Durst- Worte benutzt hatten. Er wurde seine nehmen, indem wir entscheiden, und zwar streik ist der Tod unausweichlich.
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