ALLES BUCH Studien der Erlanger Buchwissenschaft LVIII 2015

Ursula Rautenberg / Elisabeth Engl / Ruijing Qiu ›China Bilder‹ Eine quantitative und qualitative Studie zu deutschsprachigen Publikationen mit China-Bezug und Übersetzungen chine- sischsprachiger Originalwerke auf dem deutschen Buchmarkt 2006–2014 Alles Buch

Studien der Erlanger Buchwissenschaft

LVIII

Herausgegeben von Ursula Rautenberg und Axel Kuhn

ISBN 978-3-940338-42-6 2015 Buchwissenschaft / Universität Erlangen-Nürnberg Alles Buch Studien der Erlanger Buchwissenschaft LVIII

Herausgegeben von Ursula Rautenberg und Axel Kuhn

© Buchwissenschaft / Universität Erlangen-Nürnberg ISBN 978-3-940338-42-6 ISSN 1611-4620

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China als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 2009 (Peter Hirt: Frankfurt Book Fair).

Studie im Auftrag des Programms »Grenzgänger China – Deutschland 华德无界行者« der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit dem Literarischen Colloquium Berlin. Inhaltsverzeichnis

I Einleitung ...... 8 II Untersuchungskorpus und Datenerhebung ...... 10 1 Untersuchungskorpus ...... 10 2 Datenerhebung und Datenbereinigung ...... 11 2.1 Datenerhebung ...... 11 2.2 Datenbereinigung ...... 13 III Statistische Auswertung und Interpretation ...... 15 1 Schwerpunkt 1...... 15 1.1 Verteilung nach inhaltlichen Kriterien und Anzahl der Titel ...... 15 1.2 Verteilung auf die untergeordneten Sachgruppen ...... 16 1.3 Titelproduktion im zeitlichen Verlauf 2006–2014 ...... 28 1.4 Titelzahlen nach Verlagen ...... 29 1.5 Übersicht über die Forschungsliteratur ...... 32 1.6 Fazit Schwerpunkt 1 ...... 33 2 Schwerpunkt 2...... 35 2.1 Verteilung nach inhaltlichen Kriterien und Anzahl der Titel ...... 35 2.2 Verteilung auf die untergeordneten Sachgruppen ...... 37 2.3 Titelproduktion im zeitlichen Verlauf 2006–2014 ...... 48 2.4 Titelzahlen nach Verlagen ...... 48 2.5 Übersicht über die Forschungsliteratur ...... 51 2.6 Fazit Schwerpunkt 2 ...... 53 IV Literaturvermittlung, Übersetzungsförderung und Verlage als Selektionsinstanzen . 55 1 Vorbemerkung ...... 55 2 Buchmessen und Gastlandstatus: China in Frankfurt 2009 und Deutschland in Peking 2007 ...... 55 2.1 Die kulturpolitische Bedeutung des Gastlandauftritts...... 55 2.2 Die brancheninterne Bedeutung der Buchmessen ...... 56 3 Staatliche Lenkung des Publikationsmarkts: Chinas ›Going-Out-Strategie‹ und die Fünfjahrespläne ...... 58 3.1 ›Going-Out-Strategie‹ ...... 58 3.2 Die chinesischen Förderprogramme ...... 58 3.3 Deutsch-chinesisches Abkommen zur kulturellen Zusammenarbeit ...... 60 4 Lizenzhandel ...... 60 4.1 Allgemeines ...... 60 4.2 Lizenzverkäufe chinesischer Verlage nach Deutschland ...... 60 4.3 Lizenzeinkäufe deutscher Verlage aus China ...... 63 5 Verlage als Selektionsinstanzen ...... 64 5.1 Chinesische Autoren sind in Deutschland kaum bekannt ...... 64 5.2 Fehlende Fachkenntnisse deutscher Verlagsmitarbeiter ...... 65 5.3 Fehlende chinesische Sprachkenntnisse deutscher Verlagsmitarbeiter ...... 65 5.4 Probleme der interkulturellen Kommunikation ...... 65 5.5 Kosten...... 66 V Zusammenfassung und Ausblick ...... 66 Literaturverzeichnis ...... 70 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ...... 78 Anhang ...... 79 Die Autorinnen der Studie ...... 79

Vorbemerkung

Die vorliegende Studie untersucht, was Leser und Leserinnen aus Neuerscheinungen der Jahre 2006–2014 auf dem deutschen Buchmarkt über China erfahren können: Welche Vorstellungen von China und welche China-Themen werden über Literatur deutsch- sprachiger Autoren und Autorinnen an ein breites Publikum vermittelt? Welche Über- setzungen chinesischsprachiger Werke stehen dem an China interessierten Leser in deut- scher Sprache zur Verfügung? Die Untersuchung ist im Rahmen des Programms Grenzgänger China – Deutschland 华德无界行者 1 der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit dem Literarischen Col- loquium Berlin entstanden. 2 Gefördert werden Autoren und Autorinnen geplanter deutschsprachiger Veröffentlichungen, die sich mit China, Taiwan, Hong Kong oder Macao3 auseinandersetzen. Wir hoffen, dass diese Untersuchung zur Entscheidung bei- tragen kann, welche innovativen, vom ›Mainstream‹ und den gängigen China-Klischees abweichenden Projekte gefördert werden.

Dank

Die Autorinnen sind Christoph Jensen, M. A., Mitarbeiter an der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Referat Informationskompetenz, zu großem Dank verpflichtet. Er hat wesentlichen Anteil an der Konzeption der Suche im Katalog der Deutschen Natio- nalbibliothek, die wohl nur von Bibliothekaren durchdrungen werden kann. Dr. Lena Henningsen, Juniorprofessorin am Institut für Sinologie, Universität Freiburg, hat die Studie aus fachlich-sinologischer Sicht gelesen; für viele wertvolle Hinweise sei ihr sehr herzlich gedankt. Nicht zuletzt sei der Bosch-Stiftung und dem Literarische Colloquium Berlin für die Erlaubnis gedankt, die Studie an dieser Stelle publizieren zu dürfen.

1 http://www.lcb.de/autoren/grenzgaenger-china/ 2 Vgl. auch die Zusammenfassung der Ergebnisse: URSULA RAUTENBERG / ELISABETH ENGL / QIU RUIJING: »Images on China. A qualitative and quantitative study of German publications on China (德国 图书市场上的中国形象——与中国相关的德 语出版物研究)«. In: Publishing Science (出版科学). Wuhan 23 (2015), H. 5, S. 81–86. 3 Im Folgenden werden diese Länder unter dem Begriff ›China‹ zusammengefasst. In dem vorliegenden Bericht wird unter chinesischer Literatur chinesischsprachige Literatur verstanden, die sowohl von in China als auch außerhalb Chinas lebenden Autoren verfasst wurde.

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I Einleitung

Ziel der Studie ist es, für den Zeitraum 20064 bis einschließlich 2014 zu erfassen und zu beschreiben, welches Angebot an Neuerscheinungen5 von Literatur mit China-Themen und Übersetzungen aus dem Chinesischen einem interessierten Publikum zur Verfü- gung gestellt wird. Verlage und Buchhandel üben literatur- und kulturvermittelnde Funktionen aus, denn über ihr Angebot beeinflussen sie das Bild eines anderen, im Falle Chinas noch weitgehend fremden Landes, seiner Menschen, seiner Gesellschaft und Kultur. Leitfragen sind: (1) Welche Titel sind auf dem deutschen Buchmarkt von deutschsprachigen Auto- rinnen und Autoren vertreten, die China-Themen an ein breites Publikum ver- mitteln? (2) Welche chinesischen Originaltitel liegen in Übersetzung auf dem deutschen Buchmarkt vor? Der Sicht deutscher Autorinnen und Autoren auf China gilt Schwerpunkt 1. Untersucht werden Buchgattungen (Fiktionale Literatur, Sachbuch und Ratgeber, Nicht-fiktionale erzählende Literatur), die sich fiktional oder faktional (genrespezifisch) mit China, seiner Gesellschaft und Kultur auseinandersetzen. Bewusst wurden die diejenigen Buchgattun- gen (Sachgruppen) ausgewählt, die sich an den Publikumsmarkt richten; wissenschaftli- che Literatur und das Fachbuch wurden ausgeschlossen. Erfasst wird also nicht die Dif- fusion von hoch spezialisiertem Wissen an ein wissenschaftliches Publikum, sondern das Angebot ›populärer‹ Inhalte an ein inhomogenes Publikum mit ganz unterschiedlichen Interessen, Lese- und Informationsbedürfnissen zum Thema ›China‹. Im Unterschied dazu geht es in Schwerpunkt 2 nicht um ›deutsche‹ China-Bilder, sondern um die Perspektive chinesischer Autorinnen und Autoren wie sie durch Über- setzungen chinesischsprachiger Originalwerke auf dem deutschen Buchmarkt präsent ist. Kulturtransfer geschieht mithilfe einer Übersetzung, die eine möglichst getreue Übertra- gung des übersetzten Werks aus der Ausgangssprache in die Zielsprache ist. Schwer- punkt 2 berücksichtigt ebenfalls die oben genannten Textsorten. Die Untersuchung fußt auf einer empirischen Erhebung der publizierten Titel (zur Datenerhebung und zum Untersuchungskorpus siehe Teil I; zu den erhobenen Daten siehe die Tabellen etc. im gesonderten Anhang). Teil II enthält die statistische Auswer- tung und eine Interpretation der Daten getrennt nach beiden Schwerpunkten. Die statistische Erfassung bietet zunächst einen quantitativen Überblick darüber, welche Werke über den Gatekeeper ›Verlag‹ den Weg auf den Buchmarkt gefunden

4 2006 begann der 11. Fünfjahresplan der chinesischen Regierung. 2007 trat China der Urheberrechts- konvention bei. Außerdem war Deutschland 2007 Ehrengast der 14. Pekinger Buchmesse und 2007 be- gann das Kulturaustausch-Programm Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung, so dass sich die rückwärtige Begrenzung des Untersuchungszeitraum aus inhaltlichen Gründen für dieses Jahr anbietet. Da eine quantitative Vollerhebung angestrebt war, wäre eine weitere Ausdehnung des Zeitraums aus ar- beitstechnischen Gründen nicht möglich gewesen. 5 Die Bezeichnung ›Neuerscheinung‹ oder ›Novität‹ umfasst im buchhändlerischen Sprachgebrauch so- wohl neu erschienene Originalwerke als auch Übersetzungen, Neuausgaben und Folgeauflagen. Diese sind im Folgenden ebenfalls berücksichtigt.

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haben. Die quantitative Analyse zeigt auf, welche Buchgattungen, Themen und Autoren im Fokus stehen und welche nur randständig sind. Um hier valide Ergebnisse zu erzie- len, muss die Datenerhebung und -bereinigung auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden Kataloge etc. sorgfältig und mit erheblichem händischen Aufwand erfolgen (zur Vorgehensweise siehe Teil II, Kap. 3.1). Im Anschluss an die jeweiligen Unterkapitel, die den einzelnen Sachgruppen gewid- met sind, erfolgt eine knappe Interpretation. Ein inhaltliches Bild zeichnen – ergänzend zur statistischen Darstellung – aus den einzelnen Sachgruppen ausgewählte typische Publikationen, die mit Cover und Klappentext vorgestellt werden. Damit wird die Sicht der Anbieter-Seite wiedergegeben. Eine kulturwissenschaftliche Auswertung, die diese mit der chinesischen ›Realität‹ konfrontiert und bewertet, kann hier nicht geleistet wer- den. Soweit einschlägige Sekundärliteratur zu einzelnen Themen vorliegt, wird diese einbezogen (siehe auch Teil III, Kap. 1.5 und 2.5 zur Forschungsliteratur). Untersucht werden weiter die Verlage, die deutschsprachige China-Literatur publizieren. Teil IV analysiert kulturpolitische und ökonomische Rahmenbedingungen, die Ein- fluss auf Buchmarkt und Verlage nehmen: die Bedeutung der Buchmessen, besonders des Gastlandauftritts Chinas auf der Frankfurter Buchmesse 2009, für Kulturvermitt- lung und Lizenzhandel sowie die Instrumente staatlicher Lenkung und Kulturförderung auf chinesischer Seite (Going-out-Strategie, Förderprogramme etc.). Hier werden be- sonders chinesische Originalquellen herangezogen. Der Lizenzhandel zwischen beiden Ländern wird genauer betrachtet. Während die statistische Übersicht Trends aufzeigt, beleuchten die Ergebnisse aus Tiefeninterviews die Schwierigkeiten der alltäglichen Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deut- schen Verlagsmitarbeitern. Deutlich wird, dass jenseits von kulturpolitischen Maßnah- men Verlage als Gatekeeper – abhängig von ihrem Profil, ihren finanziellen und perso- nellen Ressourcen – darüber entscheiden, welche Titel publiziert werden.

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II Untersuchungskorpus und Datenerhebung

1 Untersuchungskorpus Das Untersuchungskorpus ist für die beiden oben beschriebenen Schwerpunkte analog angelegt. Berücksichtigt werden die folgenden Hauptgruppen, die in Untergruppen weiter aufgeschlüsselt werden:

FIKTIONALE PROSA Fiktionale Prosa bzw. Fiction ist eine »Sammelbezeichnung für alle literarischen Werke, deren Inhalte erfunden sind und damit nicht in der realen Welt existieren. […] Die wichtigsten Textsorten sind Roman, Erzählung, Gedicht, Fabel und Bühnentext.« (Fet- zer 2015, S. 165.) Die weitere Untergliederung erfolgt nach inhaltlich zentralen The- men und literarischen Genres, wobei die Gruppenzuordnung nur den jeweils zentralen Aspekt berücksichtigt. ‐ Liebe, Ehe und Familie ‐ Gesellschaft ‐ Krimi und Thriller ‐ Science-Fiction und Fantasy ‐ Legenden, Märchen und Volkssagen ‐ Manga ‐ Sonstiges

SACHBUCH UND RATGEBER Ein Sachbuch ist eine »Publikation, die – im Unterschied zum wissenschaftlichen Fach- buch – Informationen und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Wissensbereichen einem breiten Publikum in eingängiger, interessierten Laien leicht verständlicher Form präsen- tiert« (Pohl / Umlauf 2007, S. 116). Ratgeber sind »allgemein verständliche Darstellun- gen, […] die auf einen praktischen Verwendungszusammenhang ausgerichtet [sind]« (Pohl / Umlauf 2007, S. 113). Die weitere Untergliederung erfolgte auch hier nach Themengebieten: ‐ Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ‐ Geschichte ‐ Religion und Philosophie ‐ Kunst ‐ Alltagskultur, Sitten und Bräuche ‐ Kochen und Essen ‐ Fest und Feiern ‐ Okkultismus und Astrologie ‐ Gesundheit und Medizin ‐ Interkulturelles Verstehen ‐ Landeskunde ‐ Anderes

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NICHT-FIKTIONALE, ERZÄHLENDE PROSA In dieser Gruppe sind alle nicht-fiktionalen, aber aus der individuellen Sicht der Auto- ren erzählenden Prosatexte erfasst: ‐ Reisebuch und -bericht (aber keine ›klassischen‹ Reiseführer) als »[…] romanhaf- te Berichte über ungewöhnliche Reisen der Gegenwart, Extremtourismus oder einfach herzerfrischende[r] Erzählstoff« (Pohl / Umlauf 2007, S. 113). ‐ Leben in China ‐ Erlebnisberichte von Nicht-Chinesen ‐ Erlebnisberichte von Chinesen ‐ Gesellschaftsreportage: »[…] dokumentarisch-informatorisches Genre des Jour- nalismus, das faktenbetont, zugleich aber persönlich gefärbt ist« (Schütz 2007, S. 647). ‐ Biographie und Autobiographie Folgende Buchgattungen wurden vereinbarungsgemäß6 ausgeschlossen, da diese über- wiegend der Übermittlung wissenschaftlichen Wissens oder zu Studienzwecken dienen: Wissenschaftliches Fachbuch, Lehrbuch und Nachschlagewerk, Wörterbuch, Lexikon, Lehrwerke zum Erlernen der chinesischen Sprache; Kinder- und Jugendbücher werden ebenfalls nicht behandelt, da der Erwachsenenmarkt untersucht werden soll. Weiter wurden mehrsprachige Titel und Sammelwerke nicht aufgenommen.7

2 Datenerhebung und Datenbereinigung

2.1 Datenerhebung Datenbasis ist eine Vollerhebung der bibliographischen Daten aus den Jahreskatalogen der Deutschen Nationalbibliothek (DNB). 8 Die DNB sammelt seit 1913 alle in Deutschland veröffentlichten Medienwerke, im Ausland veröffentlichte Medienwerke in deutscher Sprache, Übersetzungen deutschsprachiger Medienwerke in andere Sprachen sowie fremdsprachige Medienwerke über Deutschland. Die Literatur wird mittels Schlagwörtern und seit 2006 mit DDC-Notationen (Dewey Decimal Classification) inhaltlich erschlossen. Aufgrund des umfassenden Sammelauftrags der DNB und der nahezu lückenlosen Erfassung der Titel ist davon auszugehen, dass die für die Fragestel- lung relevante Literatur im Katalog der DNB verzeichnet ist. In den Datensätzen der DNB sind erfasst: Autor, Übersetzer, Herausgeber, Titel, Erscheinungsjahr, Verlag, Ver- lagsort, ISBN und Sprache.

6 Die Liste wurde mit dem Auftraggeber abgestimmt. 7 Mehrsprachige Titel wurden nur im Bereich der original deutschsprachigen Titel (Schwerpunkt 1) auf- genommen. Da die Titel (v. a. Ausstellungskataloge) den Inhalt u. a. in Deutsch enthalten, sind diese auch für ein deutschsprachiges Publikum verständlich. 8 Datenabfragen waren am 22.01.2015 / 30.03.2015 / 02.04.2015 / 30.04.2015 / 04.06.2015; sie wurden für die beiden Schwerpunkte getrennt durchgeführt.

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SCHWERPUNKT 1 Nicht alle belletristischen Werke sind zuverlässig nach DDC erschlossen, daher wurden für Schwerpunkt 1 weitere Suchanfragen zur Überprüfung und Anreicherung der Er- gebnisse im Katalog der DNB gestellt. Gesucht wurde nach dem Schlagwort nach ›Chi- na‹ über alle Felder in der Sachgruppe Belletristik und weiter nach den chinesischen Großstädten Guangzhou, Shenzhen, Peking, Shanghai und Nanjing: belletristische Titel können nicht nur unter China, sondern auch unter Städtenamen verzeichnet sein, wenn die Handlung explizit dort spielt. Die Schreibweise der Städtenamen richtet sich nach der von der DNB benutzten Schreibweise der Städtenamen. Um die Suche besser nach- vollziehen zu können, wird in Klammern der entsprechende Suchschlüssel angegeben, mit dem im Katalog gesucht wurde. Bei der Suche mit Hilfe der DDC wird außerdem die entsprechende Notation angegeben. Suche nach: China und Tibet, Sinkiang, Mandschurei (ddc all „T2— 51“) Ohne: Mongolei (ddc all „T2—517“) Korea (ddc all „T2—519“) Materialart: Bücher Erscheinungszeitraum: 2006–2014

Suche nach: Geschichte Chinas, Hongkongs, Macaos, des ostchinesi- schen Meers (ddc all „951“) Ohne: Mongolei (ddc all „951.7“) Korea (ddc all „951.9“) Materialart: Bücher Erscheinungszeitraum: 2006–2014 Suche nach: China, Guangzhou, Shenzhen, Peking, Shanghai, Nanjing (woe all) Sachgruppe: Belletristik Materialart: Bücher Erscheinungszeitraum: 2006–2014

SCHWERPUNKT 2 Die Suche erfolgte mithilfe des Sprachencodes ›chinesisch‹. Im Katalog der DNB sind neben den in Deutschland erschienenen Werken auch die Neuankündigungen der Ver- lage verzeichnet. Eine Suche ausschließlich mithilfe des Sprachencodes ›chinesisch‹ wür- de dazu führen, dass auch Werke in die Studie mit aufgenommen würden, die noch nicht erschienen sind. Daher wurde die Suche außerdem auf die beiden Standorte der DNB, nämlich Leipzig und Frankfurt am Main eingegrenzt. Diese Einschränkung führt dazu, dass nur Werke gefunden werden, die in print- oder elektronischer Form an einem der beiden Standorte vorhanden sind. Die Neuankündigungen der Verlage können auf diese Weise aus der Suche ausgeschlossen werden und es wird sichergestellt, dass nur Titel in die Untersuchung aufgenommen wurden, die bereits auf dem deutschen Buch- markt erschienen sind. Für Schwerpunkt 1 wurde die Suche mithilfe der DDC-

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Notation und Schlagwörtern durchgeführt, die von der DNB vergeben werden. Ein Titel, der eine DDC-Notation besitzt, ist folglich bereits auf dem Buchmarkt erschie- nen. Die Abfrage von Übersetzungen wurde wie folgt durchgeführt: Suche nach: Sprachcode „chinesisch“ (chi) Materialart: Bücher Erscheinungszeitraum: 2006–2014 Standort: Leipzig, Frankfurt

2.2 Datenbereinigung

SCHWERPUNKT 1 Die Datenbereinigung auf der Grundlage der Trefferliste (2.905 Datensätze) erfolgte in mehreren Schritten. Zunächst werden Übersetzungen, fremdsprachige Titel, Dubletten, Neuauflagen und nicht in den Untersuchungszeitraum fallende Titel, die trotz Jahresab- frage in der Trefferliste enthalten waren, ausgesondert. Es verbleiben 1.355 Titel. Dia- gramm 1 gibt einen Überblick nach Anteilen über alle Genres und Buchtypen, die im Erhebungszeitraum erschienen sind. Große Anteile entfallen auf Graue Literatur (24,13 %)9 sowie Fachbücher, Sammelbände und wissenschaftliche Titel mit jeweils um 10 %. Nach der Aussonderung aller Titel10, die nicht unter die Kriterien des Untersu- chungskorpus fallen, verbleiben 510 Titel, die im Folgenden zugrunde gelegt werden (siehe Anhang 1).

0,37% 0,96% 6,42% graue Literatur 24,13% Bildbände Sammelbände Fachbücher 24,28% Reiseführer wissenschaftliche Titel 3,76% fiktionale Prosa Sachbuch und Ratgeber 10,04% nicht-fiktionale Prosa 6,94% Kochbuch 8,78% 10,55% Kinderbuch 3,76%

Abb. 1: Gesamtkorpus der deutschen Originaltitel über China.

9 Sammelbegriff für verschiedenste, nicht über den Buchhandel vertriebene Druckwerke wie amtliche Druckschriften, Bedienungsanleitungen und Geschäftsberichte etc. 10 Wenn sich aus dem Buchtitel nicht entscheiden ließ, zu welcher Kategorie das Werk gehört, wurde eine vertiefende Recherche nach weiteren Quellen (Inhaltsverzeichnisse und Klappentexte im Karlsruher Vir- tueller Katalog, Kundenrezensionen und Leseproben auf Amazon etc.) vorgenommen.

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SCHWERPUNKT 2

Die Datenvollerhebung ergab 3.787 Treffer für Übersetzungen aus dem Chinesischen. Anschließend wurden die Daten wie in Schwerpunkt 1 beschrieben bereinigt. Es ver- bleiben 845 Titel. Diagramm 2 zeigt, dass u. a. Sprachlehrbücher (28,17 %) und Fach- bücher (12,07 %) einen großen Anteil unter allen im Erhebungszeitraum erschienenen Titeln ausmachen. Nach der Aussonderung aller Titel, die nicht unter die Kriterien des Untersuchungskorpus fallen, verbleiben 380 Titel, die im Folgenden zugrunde gelegt werden (siehe Anhang 2).

4,85% Fachbücher 3,31% 12,07% 1,54% Lehrbücher Chinesisch als 4,62% Fremdsprache Lyrik 4,26% Klassiker

fiktionale Prosa

Sachbuch und Ratgeber 13,37% nicht-fiktionale Prosa

Bildbände

Kinderbücher 28,17% 11,72% Sammelbände

4,62% sonstiges 11,48%

Abb. 2: Gesamtkorpus der Übersetzungen Chinesisch ins Deutsche.

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III Statistische Auswertung und Interpretation

1 Schwerpunkt 1

1.1 Verteilung nach inhaltlichen Kriterien und Anzahl der Titel 510 Titel bilden die Grundgesamtheit des Untersuchungskorpus für Schwerpunkt 1. Diese ordnen sich den einzelnen Gruppen wie folgt zu:

Buchtypen / Genres Titelanzahl 1 Fiktionale Prosa 94 1.1 Liebe, Ehe und Familie 17 1.2 Gesellschaft 17 1.3 Krimi und Thriller 23 1.4 Science-Fiction und Fantasy 3 1.5 Legenden, Märchen und Volkssagen 13 1.6 Manga 0 1.7 Anderes 21 2 Sachbuch und Ratgeber 329 2.1 Gesellschaft, Politik und Wirtschaft 48 2.2 Geschichte 40 2.3 Religion und Philosophie 8 2.4 Kunst 52 2.5 Alltagskultur, Sitten und Bräuche 22 2.5.1 Kochen und Essen 10 2.5.2 Fest und Feiern 1 2.5.3 Okkultismus und Astrologie 11 2.6 Gesundheit und Medizin 103 2.7 Interkulturelles Verstehen 29 2.8 Landeskunde 19 2.9 Anderes 8 3 Nicht-fiktionale, erzählende Prosa 87 3.1 Reisebuch und -bericht 29 3.2 Leben in China 39 3.2.1 Erlebnisberichte von Nicht-Chinesen 36 3.2.2 Erlebnisberichte von Chinesen 3 3.3 Gesellschaftsreportage 9 3.4 Biographie 10 Tab. 1: Inhaltliche Verteilung auf Haupt- und Untergruppen nach Titelzahlen.

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Die Gruppe Sachbuch und Ratgeber macht mehr als die Hälfte aller Titel (64,51 %) aus. Innerhalb dieser Gruppe liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf Gesundheit und Me- dizin, mit weitem Abstand gefolgt von Kunst, Gesellschaft und Politik, Geschichte und interkulturelles Verstehen. Alle anderen Themen bleiben im niedrigen zweistelligen oder einstelligen Bereich. Die fiktionale Prosa bleibt mit 18,43 % deutlich hinter Sachbuch und Ratgeber zurück. Die nicht-fiktionale, erzählende Prosa (17,06 %) verteilt sich nahezu gleichmäßig auf Reiseberichte und Schilderungen des Lebens in China, wobei hier der größte Anteil auf die Sicht von Ausländern in China auf China entfällt. Die dokumentarische Gesell- schaftsreportage und die Biographie sind mit nur wenigen Titeln vertreten.

17,06% 18,43%

fiktionale Prosa

populäres Sachbuch und Ratgeber

nicht-fiktionale Prosa

64,51%

Abb. 3: Übersicht nach Hauptgruppen und prozentualen Anteilen.

1.2 Verteilung auf die untergeordneten Sachgruppen 1.2.1 Fiktionale Prosa Fast ein Viertel aller Titel entfallen auf Krimis bzw. Spannungsliteratur, einer auf dem deutschen Buchmarkt sehr nachgefragten Warengruppe (vgl. Pohl / Umlauf 2007, S. 72). Es liegt also nahe, dass Autoren dieses Genre bedienen und die Handlung in ein ›exotisches‹ Krimiland wie China verlegen. Die Handlung vieler Titel, z. B. Unter Ver- dacht in Shanghai (tredition, 2012) von Frank Weichert und Yi Li oder Shinkh (Engels- dorfer, 2012; Erstausgabe 2003) von Tino Hemmann, dreht sich um westliche Protago- nisten, die nach China reisen. Dort werden sie in einen Kriminalfall verwickelt und kommen mit der chinesischen Justiz beziehungsweise korrupten Politikern und Staats- beamten in Kontakt. Die chinesische Obrigkeit wird überwiegend als Feindbild darge- stellt. Die übrigen Anteile verteilen sich relativ gleichmäßig auf die Unterkategorien Liebe, Ehe und Familie, Gesellschaft sowie Legenden, Märchen und Volkssagen. Bei den Ro- manen und Erzählungen zum Bereich Liebe, Ehe und Familie sind beispielhaft Shanghai

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Performance (Schöffling, 2011) von Silke Scheuermann und Die Konkubine (Knecht, 2008) von Petra Gabriel zu nennen. Hier steht eine Liebesbeziehung zwischen Personen aus dem Westen und aus China im Mittelpunkt. Häufig leben die westlichen Protago- nisten über längere Zeit in China. Das dortige Leben wird als grundsätzlich positiv be- schrieben. Gegen Ende müssen sich die Protagonisten meist zwischen ihrem Leben in China und einem anderen erstrebenswerten Ziel entscheiden. Shanghai Performance verzichtet auf Klischees oder Stereotypen; wichtige geschichtliche Ereignisse des 20. Jahrhunderts werden aufgearbeitet und China als Land geschildert, das vor vielen Her- ausforderungen steht (vgl. Zhu 2015, S. 213). Im Gegensatz dazu wird in Tilman Rammstedts Der Kaiser von China (DuMont, 2008) ein klischeehaftes China dargestellt. Die Chinesen werden dabei überspitzt als habgierige, hinterhältige oder auch alberne Charaktere gezeichnet (vgl. Zhu 2015, S. 125). Petra Häring-Kuans Chinesisch für An- fänger (Fischer, 2007) entspricht dem bei einer jungen, weiblichen Lesergruppe sehr erfolgreichen Genre des ›heiteren Frauenromans‹. Es erscheinen keine original deutschsprachigen Manga, die in China spielen; sie wür- den vermutlich keine Akzeptanz bei den Manga-Fans finden. Ebenfalls klein ist die Gruppe Science-Fiction und Fantasy.

13,83% 22,34% Legenden, Märchen und Volkssagen Liebe, Ehe und Familie

Gesellschaft 18,09% 3,19% Krimi und Thriller

Science-Fiction und Fantasy

Manga 24,47% Anderes 18,09%

Abb. 4: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres fiktionaler Prosa.

Hier und in den folgenden Kapiteln werden beispielhafte Titel der jeweiligen Gruppe in thematischer Reihung mit Cover und Klappentext des Verlags vorgestellt. Vorgestellt wird die werbende Sicht der Verlage für die von diesen intendierte Zielgruppe.

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BEISPIELHAFTE TITEL DER GRUPPE FIKTIONALE PROSA Weichert, Frank / Li Yi: Unter Verdacht in Shanghai. Ham- burg: tredition, 2012. 978-3-8472-8664-6; 17,95 € Vier junge Studenten fliegen nach Shanghai. Sie wollen gemeinsam ein paar Tage Urlaub machen. Danach werden Li und Lars ihr Auslandsstudium an der East China Normal University aufnehmen. … Sie geraten in die Fänge der chinesischen Polizei und Justiz. Plötzlich ist nichts mehr so wie es war. In Deutschland haben alle an Recht und Ordnung geglaubt. China hat seine eigenen Gesetze. Staatsbeamte scheinen willkürlich zu handeln. Kor- ruption ist an der Tagesordnung. Kriminalität und Verbrechen beherrschen das Land. Der nach außen gezeigte Glanz und die Größe Chinas stehen im Gegensatz zu den Erlebnissen der vier Studenten.

Rammstedt, Tilman: Der Kaiser von China. Köln: DuMont, 2008. 978-3-8321-8074-4; 17,90 € Keith Stapperpfennig kommt aus einer einzigartigen Familie. Von der Mut- ter weiß er wenig, vom Vater gar nichts. Zusammen mit vier vermeintlichen Geschwistern wuchs er beim Großvater auf – mit immer neuen, immer jüngeren Großmüttern. … Zum Achtzigsten schenken die Enkel ihrem Großvater eine gemeinsame Reise an ein Ziel seiner Wahl. Als er sich China wünscht, will keiner ihn begleiten – am Ende bleibt es an Keith hängen. Der lehnt sich zum ersten Mal im Leben auf, verjubelt das Reisegeld und lässt den Großvater alleine ziehen. Doch dann bekommt Keith von der jüngsten Großmutter einen Anruf, sein Opa sei im Westerwald gestorben. Er muss eine Geschichte aus dem Hut zaubern, die den Geschwistern glaubhaft macht, die Reise habe stattgefunden – und erfindet sein eigenes China. Häring-Kuan, Petra: Chinesisch für Anfänger. Frankfurt a. M.: Fischer, 2007. 978-3-596-17191-0; 8,99 € Die Journalistin Nina ist eigentlich mehr zufällig in Shanghai gelandet. Als ihr Freund sie nach zwölf Jahren ziemlich kurzfristig sitzenließ, um eine andere zu heiraten, drohte sie im Liebeskummer zu versinken. Eine Be- kannte überredete sie nach Shanghai zu kommen, denn dort wohne die Zukunft. Nina hatte schon immer davon geträumt, einmal für ein Jahr etwas Ungewöhnliches zu machen. Ihre chinesische Bekannte vermittelt ihr eine Assistentenstelle in einer führenden Kunstgalerie. Doch der Anfang in China ist schwerer, als Nina sich das vorgestellt hat, alles wird zur Heraus- forderung. Auch die Arbeit in der Galerie gestaltet sich eher enttäuschend. Doch dann lernt Nina einen bekannten Neureichen aus der örtlichen Schi- ckeria kennen und verliebt sich in ihn. Sie beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit dem stadtbekannten verheirateten Charmeur. Auch beruflich geht es bergauf. Nina liebt die Stadt der Superlative und der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und möchte die Chance ihres Lebens nutzen. Dann ausgerechnet taucht allerdings ihr Ex aus Deutschland auf, der sich inzwischen eines Besseren besonnen hat, sich scheiden lassen und Nina zurückgewinnen will. Nun muss sie sich entscheiden.

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Scheuermann, Silke: Shanghai Performance. Frankfurt a. M.: Schöffling, 2011. 978-3-89561-373-9; 19,95 € Die berühmte Performance-Künstlerin Margot Wincraft arbeitet mit Mo- dels auf der ganzen Welt. Eines Tages nimmt sie überraschend das Angebot einer unbekannten Galerie in Shanghai an. Ihre Assistentin Luisa kann dem Projekt nicht viel abgewinnen. Für sie ist China als Kunstmarkt passé, in der jungen Galeristin, die alles für Margot organisiert, wittert Luisa eine Konkurrentin. Zu allem Überfluss hat sich ihr Freund auch noch von ihr getrennt, und schuld daran ist sie selbst mit ihren leichtfertigen Seiten- sprüngen. Und so versteht sie auch nicht, warum Margot in der Megacity Shanghai beginnt, sich immer seltsamer zu verhalten. Shanghai Performance ist ein schillernder Roman über Sehen und Gesehen- werden, Kunst und Identität sowie eine Gesellschaft, die ihren ganz eigenen Regeln folgt. Silke Scheuermann reflektiert über Frauenbilder in Zeiten der Globalisierung, über moderne weibliche Lebensläufe und erzählt auf span- nende Weise von einer »ewigen Tragödie der Schuld«. Vospernik, Cornelia: Genosse Wang fragt. Wien: K & S, 2012. 978-3-218-00848-8; 22, 00 € Heute würde er es tun. Es konnte keinen Zweifel mehr daran geben. Und auch keinen mangelnden Mut. Und keine Ausreden mehr. An dem, was er nun vorhatte, arbeitete er seit Jahren. Zu tun, was er wollte, würde heute noch Gelegenheit sein. Und es war das Schwerste, was er sich je vorgenom- men hatte: Der Journalist Genosse Wang würde eine Frage stellen. Genosse Wang ist Chinese – und Journalist. Eine unmögliche Kombination, wie dem fleißigen Schreiber des »Volksblattes« eines Tages bewusst wird. Als wäre es nämlich nicht schon schwer genug, als chinesischer Journalist bei einer Pressekonferenz eine »richtige« Frage stellen zu können, quälen den Genossen auch ständige Selbstzweifel, die er mit sich und vor sich herträgt. Zerrissen zwischen einem bösen Widersacher, dem Karrieristen Li, einem Chef mit Raubtieraugen und einer nach unschuldiger Seife riechenden Kollegin ist Genosse Wang der tragikomische Held in einem Leben voller Missverständnisse. Genosse Wang fragt ist eine skurril-komische Geschichte vor dem Hinter- grund der heutigen chinesischen Realität in ihrem Zwiespalt zwischen Mo- dernität und einem althergebrachten Propaganda-Apparat. Und ganz ne- benbei regt Cornelia Vosperniks erster Roman auch dazu an, über die poli- tische Realität in China, das Handwerk des Journalismus und die Grenzen menschlicher Kommunikation nachzudenken. Aster, Christian von: Jadetrunk und Rabenfuss. Eine kleine Sammlung chinesischer Märchen. Berlin: Uni-Edition, 2014. 978-3-944072-41-8; 10, 00 € Auf dem Gipfel des Tai Shan steht das Haus zum Goldenen Wolkenzepter, in dessen Schriftenkammern die Legenden und Geschichten vergangener Zeitalter ruhen. Um diese Geschichten zu hören, erklimmt der Autor jenen Berg, und begegnet in den Mauern des fast vergessenen Klosters dem ver- mutlich letzten dort lebenden Mönch, der ihm die wundersame Geschichte Meister Guans erzählt. Eingewoben in diese Erzählung werden dem Leser 12 Märchen zwischen Wahrheit und Wunder zuteil, wie sie verschiedener kaum sein könnten. Sie handeln von Liebe und Leidenschaft, Schuld und Tod, dem Willen des Himmels und dem Geschichtenerzählen selbst. Und von all dem erzählt der alte Tsu so lebendig, dass er damit das Haus zum Goldenen Wolkenzepter beinahe zu neuem Leben zu erwecken scheint …

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1.2.2 Sachbuch und Ratgeber Die Unterkategorie Gesundheit und Medizin macht fast ein Drittel aus. Der Großteil dieser Titel sind Überblickswerke oder Einführungen in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die als ganzheitlicher Ansatz dargestellt wird. Meistens werden die verschiedenen Bereiche der TCM kurz vorgestellt und / oder Krankheiten beziehungs- weise deren Symptome und die erfolgreiche Selbstbehandlung beschrieben, z. B. in den Titeln TCM für Einsteiger. Das Praxisbuch zur Selbstbehandlung (BLV, 2013) von Cor- nelia Böttcher oder Das Gesetz der Balance. Chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben (Gräfe und Unzer, 2009) von Fritz Friedl Außerdem beschäftigen sich viele der Titel mit gesunder Ernährung, einige auch gezielt mit Ernährung nach der 5- Elementen-Lehre. Hier ist z. B. Ernährung nach den 5 Elementen für Einsteiger (Laspas, 2007) von Eva Laspas zu nennen. Bei den meisten Titeln dieser Kategorie handelt es sich um Ratgeber, die viele praktische Hinweise und Übungen sowie nützliche Adressen enthalten. Ebenfalls gut vertreten sind Titel zu Kunst, interkulturellem Verstehen, Geschichte sowie Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ausgangsthema der meisten Titel der zuletzt genannten Unterkategorie ist der Aufstieg der Volksrepublik China zur Großmacht. Das Land wird als (wirtschaftliche) Bedrohung für den Westen dargestellt, das zunehmend an globaler Macht und Einfluss gewinnt. Die chinesische Regierung wird häufig in Hin- blick auf die Unterdrückung der Bevölkerung sowie die Missachtung von Menschen- und Urheberrechten kritisiert. Titel wie Vorsicht China! Wie das Reich der Mitte unser Leben verändert (dtv, 2008; Erstausgabe 2006) von Kurt Seinitz oder Der nächste kalte Krieg. China gegen den Westen (Fischer, 2013) von Wolfgang Hirn wollen zeigen, wie sich der Westen gegen China zur Wehr setzen kann. Einige Titel beschäftigen sich auch mit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen westlichen und chinesischen Unter- nehmen und geben Rat, wie der Westen am wirtschaftlichen Aufstieg Chinas mitverdie- nen kann. Hierzu zählen z. B. die Titel Chinas verborgene Schätze. Wie wir am nächsten Aufschwung mitverdienen (Frankfurter Allgemeine Buch, 2013) von Christian Geinitz und Neue Chancen in China. Mit den aufstrebenden Märkten wachsen, aber geistiges Eigen- tum schützen (FinanzBuch-Verlag, 2012) von Hans Joachim Fuchs. Über 70 % der Titel im Bereich interkulturelle Kommunikation versucht dement- sprechend, deutschen Geschäftsleuten das hierfür nötige Wissen über die chinesische Kultur zu vermitteln. Titel wie z. B. Beruflich in China. Trainingsprogramm für Manager, Fach- und Führungskräfte (Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Erstausgabe 2001) von Alexander Thomas, Eberhard Schenk und Wolfgang Heisel, Geschäftskultur China kom- pakt. Wie Sie mit chinesischen Geschäftspartnern, Kollegen und Mitarbeitern erfolgreich zusammenarbeiten (Conbook, 2014; Erstausgabe 2013) von Gerd Schneider und Jufang Comberg oder In China erfolgreich sein. Kulturunterschiede erkennen und überbrücken. Strategien und Tipps für den Umgang mit chinesischen Geschäftspartnern (Gabler, 2009) von Gerhard Preyer und Reuß-Markus Krauße beschreiben die kulturellen Unterschiede zwischen Chinesen und Deutschen. Sie gehen gezielt auf geschäftliche Herausforderun- gen wie Vertragsverhandlungen oder Mitarbeiterrekrutierung und -führung ein und geben Tipps für das ›richtige‹ Verhalten. Eine ausführliche Untersuchung von Michael Poerner (2009, S. 117) kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass »erhebliche Diskrepan-

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zen zwischen der postulierten China-Kompetenz einzelner Autoren und der jeweiligen inhaltlichen Gestaltung der Ratgeber auszumachen sind. […] Das Verständnis für eine fremde Kultur gründet auf entsprechenden Kenntnissen über deren Beschaffenheit. Die Sachkenntnis einzelner Autoren ist dabei offensichtlich nur lückenhaft vorhanden, zu- dem ist bei den jeweiligen Darstellungen meist eine nur geringe Ausrichtung auf die Zielgruppe der Publikation erkennbar.« Titel für Touristen oder an China Interessierte, z. B. Gebrauchsanweisung für China (Piper, 2013) von Kai Strittmatter, werden dagegen kaum veröffentlicht. Für dieses Buch verwendete Strittmatter auch seine für die SZ verfasste Kolumne »Trainieren für Olympia«.11 Insgesamt werben diese Titel zur interkulturellen Kommunikation für ein besseres Verständnis zwischen Deutschen und Chinesen und tragen somit zur Bildung realitätsnaher Vorstellungen von China bei. Bücher über Kochkultur und Essen sind ebenfalls gut vertreten.

2,43% 5,78% 14,59% Gesellschaft, Politik und Wirtschaft 8,81% Geschichte Religion und Philosophie Kunst 12,16% Kochen und Essen Fest und Feiern

2,43% Okkultismus und Astrologie Gesundheit und Medizin 31,31% Interkulturelles Verstehen

15,81% Landeskunde Anderes 3,04% 3,34% 0,30%

Abb. 5: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres Sachbuch und Ratgeber.

11 Vgl. Strittmatter: Yun Dong Sport und Politik-Kampagne. http://www.sueddeutsche.de/politik/trainieren-fuer-olympia-ein-chinesisches-woerterbuch-yun-dong- sport-und-polit-kampagne-1.882524 [19.05.2010 / 16.10.2015].

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BEISPIELHAFTE TITEL DER GRUPPE SACHBUCH UND RATGEBER Böttcher, Cornelia: TCM für Einsteiger. Das Praxisbuch zur Selbstbehandlung. München: BLV, 2013. 978-3-8354-1073-2; 12,99 € Grundlagen und Konzepte der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die fünf Säulen der TCM – Techniken und Anwendung: Akupunktur / Aku- pressur, Tuina (manuelle Therapie), Qigong, Ernährung, Pflanzenarzneien. Hilfe zur Selbsthilfe: die häufigsten Beschwerden und ihre Behandlung mit TCM.

Sieren, Frank: Angst vor China. Wie die neue Weltmacht un- sere Krise nutzt. Berlin: Econ, 2011. 978-3-430-30041-4; 20,60 € China ist 2011 die führende Wirtschaftsmacht der Welt. Deutschlands Abhängigkeit von dieser Supermacht hat sich seit der Finanzkrise drama- tisch erhöht. Weil China boomt, exportieren wir immer mehr Waren und Know-how. Die Spielregeln bestimmen die Chinesen – und ändern sie gern während des Spiels. Das macht Angst. China ist nicht nur eine Bedrohung für viele deutsche Konzerne, sondern auch für unseren Wohlstand. Was passiert, wenn die Chinesen unsere Produkte ohne uns herstellen? Können wir verhindern, dass sie ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss in Deutschland und der Welt weiter ausbauen?

Bertram, Jürgen: Die China-Falle. Abgezockt im Reich der Mitte. Frankfurt a. M: Fischer, 2009. 978-3-596-18314-2; 16,90 € Es gibt so gut wie kein Produkt, das in China nicht kopiert wird. Als ty- pisch gilt das Beispiel eines Hannoverschen Mittelständlers, der sich in Peking auf ein joint venture zur Produktion von Spezialverschlüssen für Ölleitungen einließ. Am Ende einer Kette von Irritationen und Betrüge- reien stahlen ihm seine chinesischen Partner den Panzerschrank mit den Blaupausen seiner viel versprechenden Patente und setzten die genialen Ideen in ihrer eigenen Fabrik um. Ist das kriminell? Nach der konfuziani- schen Lehre, dem kulturellen Fundament Chinas, ist es keineswegs verwerf- lich, sich des geistigen Eigentums von Fremden zu bemächtigen. Schließlich dient ein solcher Diebstahl der Gesellschaft – der chinesischen. Insgesamt gehen der innovativen deutschen Wirtschaft durch diese Piraterie jedes Jahr etwa 30 Milliarden Euro verloren. Lebensgefährlich wird es, wenn die Chi- nesen den Weltmarkt mit minderwertigen oder schadstoffhaltigen Kopien von Arzneimitteln, Kinderspielzeug oder Bremsbelegen überschwemmen.

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Kuntze, Peter: Chinas konservative Revolution oder Die Neu- ordnung der Welt. Schnellroda: Antaios, 2014. 978-3-944422- 42-8; 8,30 € Der China-Experte Peter Kuntze fasst seine These von der Wiedergeburt Chinas aus konservativ-revolutionärem Geist in kaplaken 42 [Reihentitel] zusammen: Wer in diesem längst erwachten Riesen noch immer Maos Enkel am Werk sieht, geht falsch. Die Reform ist längst in Gang gesetzt, sie entspricht eben nicht den liberalen Entwürfen des Westens, sondern einem an Konfuzius orientierten Respekt vor der Herkunft.

Mohrenz, Martin: China. Christentum im Aufbruch. Wien: Lit, 2014. 978-3-643-50573-6; 19,90 € Seit den 80er Jahren besinnt man sich in China wieder auf religiöse Werte. Buddhismus, Daoismus, aber auch Islam und Christentum. Dieses Buch widmet sich der Frage, warum es gerade das Christentum ist, das am meis- ten Zulauf erfährt. Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten, die sich teils ergänzen. Auf anschauliche und leicht verständliche Weise wird dieser aktu- ellen und ebenso spannenden Fragestellung nachgegangen. Dabei wird die chinesische Gesellschaft mit ihren uralten Traditionen und Denkweisen ebenso in den Blick genommen wie aktuelle Entwicklungen.

Brinker, Helmut: Die chinesische Kunst. München: Beck, 2009. 978-3-406-59272-0; 8,95 € Die chinesische Kunst gehört zu den [!] ältesten der Menschheit und um- fasst mehr als acht Jahrtausende. Für Kaiser und Kenner, für Liebhaber, Gläubige und für den Totenkult geschaffen, fesselt sie unser Auge, obgleich sie von ganz anderen Voraussetzungen ausgeht als die westliche Kunst. Helmut Brinker, einer der besten deutschsprachigen Kenner, erläutert diese Voraussetzungen und gibt eine lebendige Einführung in die Vielfalt der chinesischen Malerei, Schriftkunst, Plastik und Architektur.

Li Hong; Dytert, Daniel: Der Duft meiner Heimat. Die wun- derbaren Rezepte meiner chinesischen Familie. Hildesheim: Gerstenberg, 2011. 978-3-8369-2609-6; 19,95 € Sanft rauschende Bambuswälder, plätschernde Gebirgsbäche, das quirlige Treiben in der Metropole Peking: Li Hongs Erinnerungen an ihre Kindheit in China sind berührende Reminiszenzen an die Freuden des Familienle- bens, an gemeinsames Kochen und fröhliches Essen. Bei ihrer abwechs- lungsreichen Reise in eine vergangene Zeit versammelt sie eine Vielzahl altbewährter und köstlicher Rezepte, die zusammen mit ihren stimmungs- vollen Illustrationen Lust machen, sich vom besonderen Flair Chinas und seiner Küche gefangen nehmen zu lassen. »Der Duft meiner Heimat« wurde mit dem dritten Platz des Gourmand World Cookbook Awards 2012 aus- gezeichnet.

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Dautel, Julia; Keller, Nicole: Shanghai Strassenküchen. Men- schen, ihre Geschichten und Rezepte. München: AT-Verlag, 2013 (Erstausgabe 2012). 978-3-03800-716-6; 26, 90 €. In den Straßen, den Hinterhöfen und an den platanengesäumten Alleen der ostchinesischen Metropole Shanghai brodelt das pralle Leben. Hier finden sich zahllose Essensstände und einfache Garküchen, die für eine frische, schnelle und kostengünstige Verpflegung auf die Hand sorgen. Sie werden betrieben von Menschen, die aus allen Teilen Chinas kommen. Sie bringen ihre Träume, ihre Hoffnungen und ihre Rezepte mit und tragen damit die kulinarische Vielfalt Chinas in die Metropole. Eindrücklich fotografiert, aufwendig und liebevoll gestaltet, zeichnet dieses Buch ein lebendiges Bild der Menschen, erzählt ihre Geschichten und prä- sentiert 50 ihrer einfachen authentischen Rezepte zum Nachkochen. Ein lebendiger Blick auf ein Shanghai abseits der vielbeschworenen Gigan- tomanie und ein Buch für alle Liebhaber der asiatischen Küche Thomas, Alexander / Schenk, Eberhard / Heisel, Wolfgang: Beruflich in China. Trainingsprogramm für Manager, Fach- und Führungskräfte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2014 (Erstausgabe 2001). 978-3-525-49050-1; 19,99 € Ein Markt mit einer Milliarde Menschen. Die wissenschaftlich fundierten Trainingsmaterialien bieten Geschäftsreisenden eine bessere Vorbereitung auf die Tätigkeit und Lebenssituation in China. Anhand vieler Situationen aus verschiedenen Arbeits- und Lebensbereichen werden realistische Kon- flikte und problematische Erlebnisse geschildert, wie sie Deutschen in Chi- na bei geschäftlichen Kontakten typischerweise begegnen. Die Situationen wurden bei deutschen Managern, die in China tätig sind, gesammelt und in Zusammenarbeit mit deutschen und chinesischen Experten für das Trai- ningsprogramm aufbereitet.– Darf der stellvertretende chinesische Abtei- lungsleiter seinen Chef vertreten?– Können chinesische Trainees zugeben, dass sie etwas nicht verstanden haben?– Warum trifft man bei der Vertrags- unterzeichnung auf andere Verhandlungspartner als bei den Vorgesprä- chen?– Warum schlafen chinesische Mitarbeiter ein, wenn ihnen ihr neuer deutscher Chef vorgestellt wird? Strittmatter, Kai: Gebrauchsanweisung für China. München: Piper, 2013 (Erstausgabe 2004). 978-3-492-27574-3; 14,99 € Alle Chinesen sehen gleich aus. Alle Europäer auch. Nein, nicht in Italien: Chinakenner Kai Strittmatter weiß, wo Pasta und Fußball wirklich erfun- den wurden. Wieso Sie China nie ohne Ohrenstöpsel betreten sollten. Wie Sie sich für Zufallsbegegnungen im Zugabteil oder auf dem Plumpsklo wappnen. Weshalb Chinesen am liebsten in Scharen auftauchen und wieso sie sehr wohl das »r« rollen können. Warum sie uns plötzlich die Milch wegtrinken und was sie außer »Sissi« und Audis sonst noch an Deutschland mögen. Dass der Mao-Anzug in China gar nicht Mao-Anzug heißt und trotzdem ein Comeback als schickes Modezitat feiert. Wie die Kommunis- ten heute Konfuzius und die Pandabären für sich einspannen und über- haupt die größte Fälschung des Landes sind. Und was bei alledem Früh- lingsrollen und Weißwürste gemeinsam haben.

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Zinzius, Birgit: China entdecken. München: Beck, 2007 (Erst- ausgabe 1999). 978-3-406-42096-2; 9,90 € China gilt allgemein als schwer zugänglich. Doch der Drache ist keine Sphinx: Es ist möglich, China und seine Menschen besser zu verstehen. Birgit Zinzius beschreibt die vielfältigen Aspekte chinesischer Alltagskultur, zeichnet das Porträt einer Gesellschaft im Umbruch, erläutert Widersprüch- liches und zeigt auf, wie dennoch das Fortwirken jahrtausendealter Traditi- onen Gegensätzliches verbindet. Das Buch informiert anschaulich über Geschichte, Politik, Kultur und Wirtschaft des Landes und verrät zugleich jedem China-Reisenden, dem Touristen, dem Geschäftsreisenden wie auch dem vor Ort lebenden Westler, wie er es vermeidet, zum Elefanten im Porzellanladen zu werden.

1.2.3 Nicht-fiktionale, erzählende Prosa Auffallend groß ist der Anteil von Reisebuch und Reisebericht sowie Erlebnisberichten nicht-chinesischer Reisender. Reiseliteratur ist auf dem deutschen Buchmarkt ein belieb- tes Genre (vgl. Pohl / Umlauf 2007, S. 99 f.). China ist für die meisten Deutschen im- mer noch ein fremdes Reiseland, aber in der Öffentlichkeit sehr präsent. Interesse an China lässt sich auch mit literarischen Reisebüchern und Reiseberichten befriedigen. Das Genre ist aber auch beliebt bei Lesern, die China bereits bereist haben oder ihre Reise vorbereiten. Titel wie The longest way. 4646 Kilometer zu Fuß durch China (Malik, 2012) von Christoph Rehage12 und Eine Reise durch Tibet und den Westen Chinas (traveldiary, 2008) von Rosita Pirrwitz beschreiben Reisen durch verschiedene Städte und Landschaf- ten Chinas. Diese bringen häufig die Protagonisten an ihre Grenzen, z. B. in Trotzdem China. Im Rollstuhl von Shanghai nach Peking (Herder, 2008) von Marcel Bergmann13 oder Ab durchs Reich der Mitte. Fast 10000 km – alleine von China in den Hunsrück – mit dem Fahrrad (Pro Business, 2010) von Frank Rickus. Es werden Begegnungen mit der chinesischen Kultur und Bevölkerung geschildert. Es liegen auch einige ältere Reisebe- richte aus den 1980er Jahren und dem 19. Jahrhundert bzw. vom Beginn des 20. Jahr- hunderts in Neuausgaben vor. Hier ist z. B. Klaus-Dietrich Petersens Entdeckungsreisen in China. 1868–1872. Die Ersterforschung des Reiches der Mitte (Edition Erdmann, 2009; Erstausgabe 1982) zu nennen. In den Erlebnisberichten von nicht-chinesischen Reisenden geht es dagegen um den ungewohnten Alltag der westlichen Protagonisten in China und als merkwürdig emp- fundene Eigenheiten der chinesischen Gesellschaft. Meist, wie z. B. in den Titeln In China ist es anders. Erfahrungen und Erlebnisse im Reich der Mitte (Frieling 2007) von Herbert Balk oder Welcome to Presence. Abenteuer Alltag in China (Dryas, 2007) von Oliver L. Radtke, werden auch die Schwierigkeiten beschrieben, sich in dem fremden Land zurechtzufinden. Bei vielen Titeln handelt es sich um humoristische Darstellun- gen, die China als fremdes, aber auch ein Land mit freundlichen Bewohnern vorstellen.

12 Rehage hat seine Erlebnisse auch erfolgreich in einem Blog beschrieben. Vgl. http://www.thelongestway.com/; 13 Bermanns Reise wurde auch von einem Filmteam begleitet und dokumentiert. http://www.trotzdem- china.com/Frameset/Frameset.html [21.10.2015].

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Beispielhaft sind hier die Titel In China essen sie den Mond. Ein Jahr in Shanghai (Kie- penheuer, 2009) von Miriam Collée und Bliefe von dlüben (Rowohlt, 2009) von Christi- an Y. Schmidt. Grundlage für letztgenannten Titel waren im Satiremagazin Titanic ver- öffentlichte Kolumnen.14 In einigen Büchern sollen zudem westliche Vorurteile und Klischees über China korrigiert werden. Interviews bilden häufig die Grundlage der Gesellschaftsreportagen. In diesen kom- men, wie in Reportage Shanghai. Acht Frauen suchen das Glück (Picus, 2012) von Kristina Reiss, auch Teile der nicht-privilegierten Bevölkerung Chinas zu Wort. Dagegen werden z. B. in Mit Konfuzius zur Weltmacht. Das chinesische Jahrhundert (Quadriga, 2012) von Stefan Aust und Adrian Geiges Interviews mit Regierungsvertretern und Regimekriti- kern geführt. Der Großteil der Reportagen kritisiert die Regierung Chinas und stellt die chinesische Bevölkerung als unterdrückt dar. Die Autoren der Reportagen sind überwie- gend als Journalisten tätig.

11,49% 33,33%

Reisebuch und -bericht 10,34% Erlebnisberichte von Nicht-Chinesen

3,45% Erlebnisberichte von Chinesen

Gesellschaftsreportage

Biographie

41,38%

Abb. 6: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres nicht-fiktionaler, erzählender Prosa.

14 Vgl. Rowohlt: Christian Y. Schmidt. http://www.rowohlt.de/autor/Christian_Y_Schmidt.2402607.html [22.06.2015].

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BEISPIELHAFTE TITEL DER GRUPPE NICHT-FIKTIONALE, ERZÄHLENDE PROSA Weber, Lukas Maria: China verrückt … und schonungslos ehrlich. Hamburg: traveldiary, 2014. 978-3-944365-48-0; 14,80 € Lukas Weber reist zum wiederholten Mal durch China. Für verschiedene Reisemagazine berichtet er aus dem Reich der Mitte. Dieses Buch vereint seine Artikel mit den verrückten und schonungslos ehrlichen Tagebuchauf- zeichnungen, die auf seiner sechsmonatigen Landeserkundung entstanden sind. … Ein aberwitziges und geistreiches Buch voller Abenteuer und erstaunlicher Begegnungen in einem stets aufs Neue verblüffenden Land. Köstliche Lek- türe für alle, die von ihrem Lehnsessel aus in ein China frei von Klischees eintauchen möchten; inspirierender Reiseführer und Verhaltensratgeber für jene Wagemutigen, die das Reich der Mitte selbstständig bereisen wollen; und reichhaltiger Wissensquell für alle, die China bereits zu kennen glau- ben. Kurzum, wenn Sie sich ernsthaft mit dem Reich der Mitte auseinan- dersetzen wollen, so ist dieses Insider-Werk ein absolutes Muss! Halten Sie China hingegen für uninteressante Zeitverschwendung, dann ist Ihnen dieses Buch erst recht zu empfehlen! Schmidt, Christian Y.: Bliefe von dlüben. [!] Der China- Crashkurs. Berlin: Rowohlt, 2009. 978-3-87134-658-3; 14,80 € Der Journalist und Satiriker Christian Y. Schmidt kennt sich in China bestens aus, ist er doch mit einer Chinesin verheiratet und lebt in Peking. Hier beobachtet, probiert und kostet er, was er an typisch Chinesischem, an Seltsamem und Bemerkenswertem vorfindet, und erzählt mit Charme und Witz, wie er sich unerschrocken durch den chinesischen Alltag manövriert.

Hernig, Marcus: China mittendrin. Geschichte, Kultur, Alltag. Berlin: Links, 2008. 978-3-86153-472-3; 18,00 € Immer häufiger zieht es Ausländer nach China: Jungmanager, Experten, Existenzgründer, Studenten oder Praktikanten. Viele von ihnen suchen nach neuen Herausforderungen. Inzwischen sind es mehr als 10 000 Deut- sche, die sich mit längerfristiger Lebens- und Arbeitsperspektive allein in der Region Shanghai aufhalten – Tendenz steigend. Dabei ist es nicht ein- fach, sich in diesem Land zurechtzufinden. Marcus Hernig schreibt von den Schwierigkeiten, in China Fuß zu fassen, und vom Glück, mit Chinesen zusammenzuleben. Und er weiß, wovon er spricht, gehört er doch seit mehr als zehn Jahren zu jenen, die von der chinesischen Bevölkerung vertraut laowai (Ausländer) genannt werden. Entstanden ist ein persönliches, ehrliches Buch, das zugleich tiefe Einblicke in die wesentlichen Aspekte der chinesischen Kultur, Geschichte, Politik und Gesellschaft vermittelt – und das ohne die üblichen Stereotype und Superlative auskommt.

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Reiss, Kristina: Reportage Shanghai. Acht Frauen suchen das Glück. Wien: Picus, 2012. 978-3-7117-1015-4; 14,90 € Die chinesische Millionenmetropole Shanghai steht für fulminantes Wirt- schaftswachstum und permanente Veränderung. Doch wie sehen die Le- benswirklichkeiten der Bewohner aus? Die Journalistin Kristina Reiss blickt hinter die Hightech-Fassaden und lässt acht Frauen zu Wort kommen, die von ihrem Leben erzählen: darunter eine erfolgreiche Geschäftsfrau, eine Wanderarbeiterin, die ihr Kind nur dreimal im Jahr sieht, eine Lehrerin, die ihren christlichen Glauben nicht leben darf, oder eine Mutter, die den perfekten Schwiegersohn sucht. Kurz: acht Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie leben zwischen Tradition und Moderne, im Zeitraf- fer einer Stadt, die sich in den letzten Jahren völlig neu erfunden hat und sich weiter in atemberaubendem Tempo verändert – Veränderungen, die die Metropole auch den Bewohnern abverlangt. Ergänzt um eigene Recher- chen, webt Kristina Reiss ein dichtes Porträt der pulsierenden Metropole, in dem die politischen Einschränkungen genauso erlebbar werden wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Und in dem auch die Situation der Frauen illustriert wird – deren landesweiter Anteil an der Bevölkerung aufgrund gezielter Abtreibungen ständig sinkt. Kaul, Albrecht: Sohn des Untergrunds. Das Leben von Isaac Liu –dem Sohn des Heavenly Man. Gießen: Brunnen-Verlag, 2012 (Erstausgabe 2011). 978-3-7655-4112-4; 7,99 € Als Isaac Lius Mutter mit ihm schwanger ist, sitzt sein Vater als »Staats- feind« im Gefängnis. Deshalb droht ihr eine Abtreibung ohne Narkose. Buchstäblich am Abend, bevor sie abgeholt werden soll, bringt sie Isaac als Siebenmonatskind zur Welt. Er überlebt und ist damit erst einmal in Si- cherheit. Für Isaac Liu ist es nicht einfach, Kind eines bekannten Evangelis- ten zu sein. Denn irgendetwas Böses muss der ja wohl getan haben, sagen sich die Dorfbewohner. Sonst säße er nicht immer wieder im Gefängnis. Bei jedem Streich in der Schule, der auffliegt, muss Isaac mit harten Konse- quenzen rechnen. Aber von klein auf erlebt er auch die intensive Gemein- schaft der Christen in Hauskirchen. Er ist ein Schuljunge, als seine Mutter verhaftet wird. Es braucht mehrere Jahre und mutige Rettungsaktionen von Christen, bis die Familie in Deutschland Sicherheit findet. Der spannende Lebensbericht einer ungewöhnlichen Jugend.

1.3 Titelproduktion im zeitlichen Verlauf 2006–2014 Der zeitliche Verlauf über die neun Erhebungsjahre auf der Basis von 510 Titeln zeigt, dass sich die Titelproduktion im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt hat. Bis 2009 bleibt die Titelproduktion auf diesem Niveau. Im Jahr 2010 fällt die Zahl der Titel wiederum ab und stagniert in den folgenden Jahren auf niedrigerem Niveau, abgesehen von einem leichten Einschnitt 2011. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Statistik auf einer geringen Grundgesamtheit beruht, sind diese Ergebnisse signifikant. Sie lassen sich mit einem Blick auf die Buchmessen erklären. Im August 2007 war Deutschland Ehrengast auf der Internationalen Buchmesse in Peking, und im Oktober 2009 war China Ehrengast der Internationalen Buchmesse in Frankfurt. Die Gastgeber ermöglichen mit dieser Einladung einem Gastland, sich und seine Buchproduktion in einem internationalen Rahmen nicht nur der Buchbranche, sondern der interessierten

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Öffentlichkeit medienwirksam zu präsentieren. So werden im Hinblick auf dieses Ereig- nis und in der Hoffnung auf eine Nachfrage beim Publikum die Anstrengungen ver- stärkt, Titel in neuen Übersetzungen vorzulegen oder vergriffene Titel neu aufzulegen (siehe zur tiefergehenden Analyse Kap. III 2.2). Ein weiteres Ereignis von internationaler Bedeutung waren die Olympischen Sommerspiele in Peking 2008.

90 81 79 77 80 70 57 60 51 48 47 50 42 40 Titelzahl 29 30 20 10 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Deutschland China als als Ehrengast Ehrengast auf auf Beijing Frankfurter Book Fair Buchmesse

Abb. 7: Titelzahlen im zeitlichen Verlauf 2006–2014.

1.4 Titelzahlen nach Verlagen Die 510 Titel werden von 319 Verlagen herausgegeben. Die Gesamttitelliste der Verlage findet sich als Anhang (Anhang 3).

Anzahl der Titel eines Verlags Anzahl der Verlage 1 226 2 56 3 12 4 7 5 10 über 6 8

Tab. 2: Übersicht über die Anzahl der produzierten Titel pro Verlag 2006–2014.

71,8 % der beteiligten Verlage haben im Untersuchungszeitraum nur einen einzigen Titel im Programm, 17,6 % zwei Titel. Selbst wenn man berücksichtigt, dass das Kor- pus aus sehr vielfältigen Genres und Buchtypen besteht und Verlage in der Regel ein klares Programmprofil entwickeln, ist die Publikationssituation auf geringem Niveau zersplittert.

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KURZPROFILE DER VERLAGE MIT FÜNF UND MEHR TITELN IM PROGRAMM Verlage mit mehreren China-Titeln publizieren meist sowohl in Schwerpunkt 1 als auch in Schwerpunkt 2. Im Folgenden werden alle Verlage mit – in der Summe beider Schwerpunkte – mehr als 5 Titeln vorgestellt.15 In Klammern wird an erster Stelle die Titelzahl für Schwerpunkt 1 genannt, an zweiter Stelle die für Schwerpunkt 2. Die Rei- hung erfolgt nach Titelzahlen. Verlage, die mehr Übersetzungen als deutsche Original- werke mit China-Bezug publizieren, werden unter Schwerpunkt 2 vorgestellt (siehe Kap. III 2.4). Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Anzahl der Publikationen in Schwerpunkt 1 bzw. 2.

Books on Demand (14 original deutschsprachige Titel / 1 Übersetzung aus dem Chinesischen) Der Verlag wurde 1997 von Libri gegründet. Gedruckt wird im Digitaldruck nach einer Druckvorlage erst bei Eintreten des Bedarfsfalls, einer Bestellung des Titels durch den Kunden (vgl. Hagenhoff / Zimmer 2015, S. 317). Eine Programmpolitik erfolgt so nicht (vgl. auch Kap. II 1.6). Fast die Hälfte der Titel über China sind populäre Sachbücher und Ratgeber, vor allem aus der Kategorie Gesundheit und Medizin.

C.H. Beck oHG (13 / 1 Titel) Der Publikumsverlag mit Sitz in München wurde 1763 gegründet und gliedert sich in die beiden Be- reiche Recht – Steuern – Wirtschaft und Literatur – Sachbuch – Wissenschaft. Bei letztgenanntem Be- reich liegt der Programmschwerpunkt auf den Geschichtswissenschaften. Es werden jedoch auch viele Titel aus den Geistes-, Kultur-, Human- und Naturwissenschaften sowie belletristische Werke veröf- fentlicht. Zu China werden vor allem populärwissenschaftliche Sachbücher und Ratgeber, insbeson- dere zur Geschichte Chinas, publiziert.

Droemer Knaur GmbH & Co. KG (10 / 3 Titel) Die Publikumsverlagsgruppe mit Sitz in München gehört zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Das Programm umfasst Belletristik, populäre Unterhaltungsliteratur und Sachbücher. Der zur Ver- lagsgruppe gehörende Verlag O. W. Barth veröffentlicht vor allem Werke zu östlichen Weisheitslehren und alternativen Gesundheitskonzepten. Die Titel zu China sind überwiegend fiktionale Prosa und Sachbücher zu Gesundheit und Medizin.

Springer Science+Business Media (9 Titel) Die Verlagsgruppe mit Standorten auf der ganzen Welt – drei davon in China – wurde 1842 gegrün- det und versteht sich als Zusammenschluss von Fachverlagen. Das Programm umfasst sämtliche Fach- gebiete mit einem Schwerpunkt auf Technologie, Medizin, Wirtschaft und Verkehr. China wird vor allem in Sachbüchern und Ratgebern zu verschiedensten Themenbereichen aufgegriffen.

Bacopa Handels- und Kulturges.m.b.H. (6 / 1 Titel) Der Verlag wurde 1995 gegründet und hat seinen Sitz in Schiedlberg. Er veröffentlicht Bücher aus den Bereichen Komplementärmedizin, Geschichte und Philosophie. Zu den genannten Themen wer- den schwerpunktmäßig Titel mit chinesischem Wissen publiziert, insbesondere aus dem Bereich der TCM.

15 Die Beschreibungen beruhen in der Regel auf den Selbstbeschreibungen der Verlags-Websites.

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Theseus Verlag (6 Titel) Der Theseus Verlag gehört zur J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, die unter anderem Titel zu Esoterik, ganzheitlicher Gesundheit, Spiritualität, zeitlosen Weisheiten und Zen herausgibt. Die Sach- bücher zu China beschäftigen sich mit Religion, Gesundheit und Kunst.

Verlag Herder GmbH (6 / 6 Titel) Der Freiburger Verlag wurde 1801 gegründet. Das Programm umfasst Sachbücher aus den Bereichen Theologie, Philosophie, Kunst, Soziologie, Pädagogik, Psychologie und Kinderbuch sowie theologi- sche Fachbücher. Zu China werden einige Sachbücher verschiedener Themenbereiche sowie Reisebe- richte veröffentlicht.

Aufbau Verlag GmbH & Co. KG (5 / 3 Titel) Der 1945 gegründete Verlag mit Sitz in Berlin gibt deutschsprachige Literatur zu internationalen Themen, Klassiker, Biographien und Sachbücher heraus. Zu China wird vor allem fiktionale Prosa aus den Bereichen Liebe, Ehe und Familie sowie Krimi und Thriller veröffentlicht.

Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (5 / 5 Titel) Der 1928 gegründete Verlag mit Sitz in München gliedert sich in einen Fach- und einen Literaturver- lag. Letzterer veröffentlicht Kinder- und Jugendbücher, Gegenwartsliteratur, Klassikereditionen sowie Sachbücher. Es werden chinabezogene Sachbücher zu Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sowie Über- setzungen fiktionaler Prosa herausgegeben.

Irisiana (5 Titel) Der Publikumsverlag mit Sitz in München wurde 1974 gegründet und gehört inzwischen zur Verlags- gruppe Random House. Das Programm konzentriert sich auf »ganzheitliche, psychologische und spiri- tuelle Themen«. Es sind einige Sachbücher zur TCM erschienen.

Joy-Verlag (5 Titel) Der Verlag wurde 1987 gegründet und hat seinen Sitz in Mittelberg. Veröffentlicht werden Titel für Laien aber auch Fachbücher aus den Bereichen Medizin, Gesundheit, Ernährung und Philosophie. Zudem werden explizit Titel zu östlicher Weisheit publiziert. Die Titel zu China beschäftigen sich vor allem mit Frauenleiden, gesunder Ernährung und der 5-Elemente-Lehre.

Müller & Steinicke (5 Titel) Der 1903 gegründete Verlag mit Sitz in München veröffentlicht Titel zu TCM, Homöopathie und Impfen. Diese richten sich sowohl an Laien als auch an ein Fachpublikum. Die Titel zu China behan- deln dementsprechend alle die TCM.

Ullstein Verlag (5 / 5 Titel) Im Jahr 1877 wurde der Ullstein Verlag als Zeitungsverlag gegründet und gehört zur Verlagsgruppe Bonnier. Mit Sitz in Berlin veröffentlicht der Verlag populäre Sachbücher sowie belletristische Titel aus deutscher und internationaler Literatur. Zu China wird insbesondere fiktionale Prosa aus der Ka- tegorie Liebe, Ehe und Familie publiziert.

Wiesenburg Verlag (5 Titel) Der Schweinfurter Publikumsverlag hat seinen Programmschwerpunkt auf Reise und Kultur. Hier werden vorwiegend Reiseberichte und Bildbände veröffentlicht. Außerdem werden noch belletristische Titel herausgegeben. Die Titel zu China, Reiseberichte und fiktionale Prosa, vermitteln dementspre- chend die Kultur des alten und neuen Chinas.

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Windpferd Verlagsgesellschaft mbH (5 / 1 Titel) Der Publikumsverlag mit Sitz in Oberstdorf wurde 1987 gegründet. Es werden vor allem Titel zu Ge- sundheit, körperlichem Wohlbefinden und Philosophie veröffentlicht. Dabei wird auch ausdrücklich auf die Bereiche alternative westliche und östliche Heilsysteme, TCM und Taoismus hingewiesen. Die Sachbücher und Ratgeber zu China setzen sich vor allem mit den Themen gesunde Ernährung und 5- Elemente-Lehre auseinander.

Piper Verlag GmbH (4 / 1 Titel) 1904 wurde der Piper Verlag in München gegründet. Das Verlagsprogramm besteht hauptsächlich aus belletristischen Titeln und Sachbüchern. Zu China werden sowohl Sachbücher als auch fiktionale Li- teratur und Übersetzungen von Klassikern herausgegeben. Bei Titeln mit Chinabezug ist somit kein klarer Schwerpunkt erkennbar.

Goldmann (3 / 3 Titel) Der im Jahr 1922 gegründete Publikumsverlag gehört inzwischen zur Verlagsgruppe Bertelsmann. Er gibt unterhaltende Literatur, Belletristik und Sachbücher heraus. Zu China ist vor allem fiktionale Prosa erschienen.

1.5 Übersicht über die Forschungsliteratur Das Untersuchungsinteresse der überwiegend literaturwissenschaftlichen Beiträge liegt auf der inhaltlichen Interpretation. Knapp die Hälfte ist von chinesischen Germanisten und Germanistinnen verfasst worden. Die Dissertation China im Bild der deutschsprachigen Literatur seit 1989. Zwischen Wirklichkeit und Vorstellung von Zhu Liangliang (Bonn 2015) gibt zunächst einen Überblick über die Darstellung Chinas in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Anschlie- ßend interpretiert sie acht aktuelle Werke der fiktionalen und nicht-fiktionalen, erzäh- lenden Prosa: Spengler, Tilman: Die Stirn, die Augen, der Mund (Rowohlt, 2001), Kracht, Christian: 1979 (Fischer, 2010), Kloubert, Rainer: Der Quereinsteiger (Elfen- bein, 2003), Rammstedt, Tilman: Der Kaiser von China (Rowohlt, 2010), Schomann, Stefan: Letzte Zuflucht Shanghai (Heyne, 2008), Krechel, Ursula: Shanghai fern von wo (btb, 2010), Berg, Sibylle: Der Mann schläft (dtv, 2011), Scheuermann, Silke: Shanghai Performance (Schöffling, 2011). Nach Zhus Untersuchungen wird China von den meis- ten deutschsprachigen Autoren in fiktionaler und nicht-fiktionaler, erzählender Prosa realitätsnah und authentisch dargestellt. Nur wenige Autoren nutzen das Land als Meta- pher für trügerische Hoffnungen oder auch Albträume der Protagonisten. Die Geschich- te bzw. die aktuellen Probleme Chinas werden nicht beschönigt, sondern explizit von den Autoren aufgegriffen und kritisch hinterfragt, so Zhus Fazit (vgl. Zhu 2015, S. 210–214). Eine Diplomarbeit, die sich mit der Darstellung Chinas in interkultureller Ratgeber- literatur beschäftigt, ist Michael Poerners Business-Knigge China. Die Darstellung Chinas in interkultureller Ratgeberliteratur (Frankfurt a.M. 2009). Poerner beschäftigt sich zu- nächst theoretisch mit dem Kulturbegriff und stellt in Deutschland verbreitete China- Bilder vor. Auf dieser Grundlage werden vier verschiedene Ratgeber, die deutsche Ge- schäftsleute auf die Zusammenarbeit mit Chinesen vorbereiten sollen, untersucht: Jing, Chunxiao: 30 Minuten für mehr Chinakompetenz (Gabal, 2006), Vermeer, Manuel: China.de. Was Sie wissen müssen, um mit Chinesen erfolgreich Geschäfte zu machen. (Gab-

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ler, 2002), Sieren, Frank: Business Know-how China. So wird Ihre Geschäftsreise zum Er- folg (Redline Wirtschaft, 2007), Himmelmann, Hermann / Hungerbach, Jürgen: Das China-Paradox. Warum keiner die Chinesen versteht und wie man mit ihnen trotzdem Ge- schäfte macht (Hanser, 2005). Poerner kommt zu dem Schluss, dass einige der Autoren nicht über die von den herausgebenden Verlagen propagierte fachliche Kompetenz ver- fügen. Die chinesische Kultur wird teilweise fehlerhaft beschrieben und theoretische Modelle zur Analyse einer anderen Kultur werden von einigen Autoren gar nicht beach- tet. Gerade die Autoren, die nicht über chinesische Sprachkenntnisse verfügen, unter- schätzen deren Bedeutung stark und stellen auch häufig den Umgang mit Chinesen in der Praxis nicht korrekt dar (vgl. Poerner 2009, S. 118 f.). Weiter sind zur Präsentation Chinas in der Literatur des späten 20. Jahrhunderts zu nennen: Gao Yunfei: China und Europa im deutschen Roman der 80er Jahre (Frankfurt am Main 1997) und Heuser Qixuan: Das China-Bild in der deutschsprachigen Literatur der achtziger Jahre (Freiburg 1996). Die meisten Arbeiten widmen sich nicht der Gegenwartsliteratur, sondern Werken des 18. und 19., teilweise auch des frühen 20. Jahrhunderts. Untersucht werden häufig Veränderungen der Darstellung Chinas in den Werken ausgewählter Autoren innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B. Tan Yuan: Der Chinese in der deutschen Literatur. Unter besonderer Berücksichtigung chinesischer Figuren in den Werken von Schiller, Döblin und Brecht. Göttingen 2007; Jacobs, Hans C.: Reisen und Bürgertum. Berlin 1995). Einzelne Arbeiten beschäftigen sich auch mit von Pressepublikationen vermittelten Vorstellungen von China (z. B. Hilsmann, Christiane: Chinabild im Wandel: Die Be- richterstattung der deutschen Presse. Hamburg 1997; Bieber, Linny: China in der deut- schen Berichterstattung 2008. Wiesbaden 2011). Bisher gibt es so gut wie keine wissenschaftlichen Untersuchungen mit dem Fokus auf dem Buchmarkt. Zu nennen ist hier eine bisher unpublizierte Projektarbeit der Er- langer Buchwissenschaft: Engl, Elisabeth / Koch, Cathrin / Qiu, Ruijing / Stadler, Sonja / Schwerin, Jenny: Lizenzhandel zwischen Deutschland und China. Entwicklung des Kommunikationsprozesses und der Titelauswahl im Verlagsbuchhandel (2015).

1.6 Fazit Schwerpunkt 1 Die 2006–2014 auf dem deutschen Buchmarkt publizierten Titel mit China-Bezug zei- gen einen deutlichen Schwerpunkt auf Sachbuch und Ratgeber mit einem Anteil von knapp zwei Dritteln (ca. 65 %). Diese Warengruppen vermitteln Faktenwissen in leicht verständlicher Form an ein interessiertes, breites Publikum mit unterschiedlichen In- formationsbedürfnissen. Sachbuch und Ratgeber können die verschiedensten Inhalte fassen. Während im Sachbuch eine fakten- und sachorientierte Darstellung überwiegt, die durchaus auch mit persönlichen Thesen des Autors unterlegt werden kann, richtet sich der Ratgeber in der Regel an bestimmte Zielgruppen und ist praxisrelevant. Die Grenze zwischen Sachbuch und Ratgeber ist nicht klar zu ziehen. Der Anteil der fiktionalen Literatur macht nur gut 18 % aus, der der nicht-fiktiona- len, erzählenden Prosa gut 17 %. Sachbuch und Ratgeber sowie nicht-fiktionale, erzäh- lende Prosa mit den Untergruppen Reisebuch, Leben in China, Gesellschaftsreportage und Biographie bestimmen den Publikumsmarkt für Neuerscheinungen mit China-

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Bezug. Bei den Sachbüchern und Ratgebern fallen – neben den vielen Titeln zum The- ma Gesundheit und Medizin – die Wirtschaftsbücher auf. Viele Titel nehmen den wirt- schaftlichen Aufschwung Chinas zum Anlass, um entweder auf dessen Gefahren oder Chancen für die deutsche Wirtschaft hinzuweisen, oft mit reißerischen Titeln. Eher praktische Hilfe sollen die zahlreichen Titel zur interkulturellen Kommunikation bieten, die sich an Geschäftsleute richten. Sachbücher über Kunst beschäftigen sich zum größ- ten Teil mit der chinesischen Gegenwartskunst. Krimis, die die größte Untergruppe der fiktionalen Literatur ausmachen, zeichnen ein eher negatives Bild von Politikern, Justiz und Polizei, wobei das zumindest teilweise genretypisch ist. Besonders beliebt sind in der erzählenden Prosa Themen zu Liebe, Ehe und Familie, darunter west-östliche Beziehungen zwischen westlichen Ausländern und Chinesinnen. Insgesamt finden sich hier nur wenige Titel, die China-Klischees perpetu- ieren. Einen großen Teil der nicht-fiktionalen, erzählenden Literatur machen Reisebücher und Reiseberichte sowie Erlebnisberichte von Nicht-Chinesen aus. Hier stehen abenteu- erliche Erlebnisse im Mittelpunkt. Das journalistische Genre der Gesellschaftsreportage ist eher gesellschaftskritisch. Gemessen an der wachsenden politischen und wirtschaftlichen Bedeutung Chinas, ist die Anzahl der im Rahmen des Untersuchungskorpus‘ erschienenen Titel eher gering. China ist Top-Thema in der medialen Berichterstattung, aber auf dem Buchmarkt noch unterrepräsentiert. Der Großteil der Titel wird nur ein oder zwei Mal aufgelegt. Beson- ders bei fiktionaler und nicht-fiktionaler, erzählender Prosa erscheinen nur vereinzelt Titel in drei oder mehr Auflagen. Sachbücher und Ratgeber, vor allem in den Katego- rien Gesundheit und Medizin sowie interkulturelles Verstehen, werden dagegen häufig in vier oder fünf Auflagen, in Einzelfällen sogar noch deutlich mehr, herausgegeben. Zum Beispiel sind Das heilende Tao. Die Lehre der fünf Elemente. Basiswissen für Shiatsu und Akupunktur, Qi Gong, Tai Ji und Feng Shui (Müller & Steinicke, 2012; Erstausgabe 1989) von Achim Eckert bereits in 12. Auflage, Kai Strittmatters Gebrauchsanweisung für China (Piper, 2013; Erstausgabe 2004) in 7. Auflage und Barbara Temelies Ernäh- rung nach den fünf Elementen. Wie Sie mit Freude und Genuss Ihre Gesundheit, Liebes- und Lebenskraft stärken (Joy, 2011; Erstausgabe 1992) sogar in 41. Auflage erschienen. Die Analyse der Verlage und ihrer Profile zeigt, dass nur sehr wenige Verlage einen China-Schwerpunkt pflegen, wie z. B. C.H. Beck oder Nischenverlage für Esoterik und (medizinische) Ratgeber. Große und bekannte Publikumsverlage wie Droemer Knaur und der Wissenschaftsverlag Springer mit einem hohen Titelausstoß produzieren nur wenige Titel zu China im Sachbuch. Es ist bezeichnend, dass beim Bezahlverlag Books on Demand, der druckt was (vom Autor) bezahlt wird, die meisten deutschsprachigen Originaltitel über China erscheinen. Diese Titel haben vermutlich keinen kommerziel- len Verlag gefunden. Hervorzuheben ist, dass die meisten Verlage neben deutschen Originalwerken über China auch Übersetzungen aus dem Chinesischen herausgeben. Zählt man Originaltitel und Übersetzungen zusammen, veröffentlicht Fischer mit Abstand die meisten Titel. Hanser, dtv, Europäischer Universitätsverlag und Ullstein sind an Übersetzungen und deutschen Originaltiteln über China gleichermaßen interessiert und haben eine größere

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Titelzahl im Programm. Außerdem geben 11 Imprints des großen Konzerns Random House insgesamt 17 Originaltitel über China und 9 Übersetzungen chinesischer Titel heraus. Noch ein Hinweis am Rande: Die Gestaltung der Buchcover in Schwerpunkt 1, sel- tener in Schwerpunkt 2, zeigt eine Vorliebe für die Signalfarbe rot, entweder als Hinter- grundfarbe oder für den Werktitel. Rot gilt in China traditionell als Farbe für Glück und Feierlichkeit und ist eine auch in der chinesischen Propaganda vorherrschend ge- nutzte Farbe. Gelb als die kaiserliche Farbe wird auf Covern nur selten verwendet, wenn, dann bei Titeln zum ›alten‹ China. Die Covergrafik nutzt Farben, die vom deut- schen Publikum mit China assoziiert werden. Poerner (2009, S. 63–71) hat China-Bilder aus der Berichterstattung der deutschen Massenmedien seit 1949 zusammen getragen. So ist die erste Phase seit den 1950er Jah- ren bis zum Ende der 1990er Jahre durch Extreme und Stereotypen gekennzeichnet, »die sowohl Züge eines idealisierenden, bis hin zu einem verteufelnden Chinabild auf- weist, und stark mit der Interessenlage der Trägergruppen verbunden ist«. Die zweite Phase bis in das Jahr 2007 »ist geprägt von der Dominanz politischer und wirtschaftli- cher Themenkomplexe«, aber kaum noch Ausdruck »innerparteilicher Ideologiedebat- ten« (S. 65). Themen sind der chinesische Wirtschaftsboom – hier seien Bedrohungs- szenarien für die deutsche Wirtschaft nicht selten –, sozioökonomische Probleme wie die einer durch große Einkommensunterschiede destabilisierten Gesellschaft, die Einforde- rung demokratischer Reformen und die Anprangerung der Umweltverschmutzung vor allem im Umfeld der Olympischen Spiele. Die in deutschen Printmedien vermittelten Informationen lassen nach Poerner »nur beschränkt Rückschlüsse auf die tatsächliche Situation in China zu.« Die Faszination Chinas, Sorge, Ablehnung oder Verteufelung seien nicht neu, sondern wurzelten nach wie vor in den historischen China-Bildern (S. 71), die der Autor als das »märchenhafte China«, das »vorbildhafte China«, das »rückständige und despotische China« und das »mystische China« identifiziert (S. 50– 63). Die politische Berichterstattung in den Massenmedien ist nicht vergleichbar mit Publikationen unterschiedlicher Genres auf dem Buchmarkt. Dennoch zeigt die vorher- gehende Analyse, dass sich Grundzüge sowohl zahlenmäßig in der Herausbildung von Publikationsschwerpunkten als auch inhaltlich wiederfinden lassen.

2 Schwerpunkt 2

2.1 Verteilung nach inhaltlichen Kriterien und Anzahl der Titel 380 Titel bilden die Grundgesamtheit des Untersuchungskorpus für Schwerpunkt 2. Diese ordnen sich den einzelnen Gruppen wie folgt zu:

Buchtypen / Genres Titelanzahl 1 Fiktionale Prosa 99 1.1 Liebe, Ehe und Familie 29 1.2 Gesellschaft 28 1.3 Krimi und Thriller 2 1.4 Science-Fiction und Fantasy 1

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1.5 Legenden, Märchen und Volkssagen 19 1.6 Manga 20 2 Lyrik (ohne Klassiker) 37 3 Klassiker 96 4 Sachbuch und Ratgeber 112 4.1 Gesellschaft, Politik und Wirtschaft 10 4.2 Geschichte 9 4.3 Religion und Philosophie 35 4.4 Kunst 14 4.5 Alltagskultur, Sitten und Bräuche 4 4.5.1 Kochen und Essen 1 4.5.2 Fest und Feiern 1 4.5.3 Okkultismus und Astrologie 1 4.5.4 Alltagskultur allgemein 1 4.6 Gesundheit und Medizin 19 4.7 Interkulturelles Verstehen 2 4.8 Landeskunde 10 4.9 Anderes 9 5 Nicht-fiktionale, erzählende Prosa 36 5.1 Reisebuch und -bericht 4 5.2 Leben in China 6 5.2.1 Erlebnisberichte von Nicht-Chinesen 0 5.2.2 Erlebnisberichte von Chinesen 6 5.3 Gesellschaftsreportage 10 5.4 Biographie 16

Tab. 3: Inhaltliche Verteilung auf Haupt- und Untergruppen nach Titelzahlen. Schwerpunkt 2 untersucht Übersetzungen originalsprachlicher Werke aus dem Chinesi- schen. Bewusst wurde hier zunächst die gleiche Gruppeneinteilung gewählt wie in Schwerpunkt 1, so dass diese in ihrer quantitativen Verteilung verglichen werden kön- nen. Allerdings erwiesen sich einige Modifikationen als nötig. Gegenüber Schwerpunkt 1 wurden die ›Klassiker‹ aus der fiktionalen Literatur – diese enthält nun überwiegend neuere bzw. Gegenwartsliteratur – ausgegliedert. Im engeren Sinne versteht man unter Klassikern (Jing 经) die kanonischen Bücher des Konfuzia- nismus, Daoismus, Buddhismus und der anderen philosophischen Schulen Chinas.16 Außerdem werden die klassischen Romane aus der Ming- bzw. der Qing-Dynastie der Kategorie zugeordnet, wie z. B. Der Traum der Roten Kammer.17 Klassiker und erzählende Prosa machen je etwas mehr als ein Viertel der Gesamttitel- produktion aus. Hinzu kommen noch über 10 % Lyrik-Übersetzungen. Gegenüber

16 Vgl. Moritz 2004, S. 142 f. 17 Vgl. Zimmer 2002, S. 33 ff.

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Schwerpunkt 1, in dem die Lyrik nahezu keine Rolle spielt, wurde in Schwerpunkt 2 eine eigene Untergruppe Lyrik gebildet, die sowohl altchinesische wie auch moderne Gedichte enthält. Repräsentativ für die altchinesische Lyrik sind die Regelgedichte aus der Tang-Dynastie (618–907), Ci-Lyrik aus der Song-Dynastie (960–1279) und lyri- sche Einlagen von Singspielen aus der Yuan-Dynastie (1279–1368), während die ge- genwärtige chinesische Lyrik eine ähnliche Form wie die westliche hat (vgl. Debon 2004. S. 212 ff.). Diese drei Gruppen dominieren den Übersetzungsmarkt. Die Kategorie Sachbuch und Ratgeber ist demgegenüber mit ca. 30 % deutlich geringer vertreten. Die nicht- fiktionale, erzählende Prosa macht nur ca. 10 % aus. Im Unterschied zu den deutschen Originaltiteln sind hier mehr Gesellschaftsreportagen zu finden.

9,47%

26,05%

fiktionale Prosa 29,47% Klassiker Lyrik Sachbuch und Ratgeber nicht-fiktionale Prosa

25,26% 9,74%

Abb. 8: Übersicht nach Hauptgruppen und prozentualen Anteilen.

2.2 Verteilung auf die untergeordneten Sachgruppen 2.2.1 Fiktionale Prosa Das Thema Liebe, Ehe und Familie ist mit 29,29 % die größte Untergruppe der Über- setzungen aus dem Chinesischen in erzählenden Texten. Meist handelt es sich um Lie- besromane bzw. Erzählungen wie Die Tränen des Porzellans (Dryas, 2014) von Chen Jade Y. (陈玉慧), Nachtschwimmen im Rhein (dtv, 2008) von Luo Lingyuan (罗令源) und Marrying Buddha (Ullstein, 2007) von Zhou Weihui (周卫慧), die Liebesbezie- hungen zwischen chinesischen Frauen und westlichen Männern schildern. In Titeln wie Die Konkubine von Shanghai (Aufbau, 2009) von Hong Ying (虹影) und 21 Gramm Liebe (Mocambo, 2014) von Xue Yanping (薛燕平) sind beide Protagonisten Chinesen. Das rote Kornfeld (Unionsverlag, 2007; Erstausgabe 1993) von (莫言), Be- kenntnisse eines Hundertjährigen (Hanser, 2009) von Liu Heng (刘恒) und Die Insel der Göttin (Münchner-Frühling-Verlag, 2008) von Chen Jade Y. schildern chinesische Fa- miliengeschichten und die Beziehung zwischen der älteren und jüngeren Generation.

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Den zweitgrößten Teil mit 28,28 % stellt das Thema Gesellschaft. Viele Titel behan- deln die Kulturrevolution und / oder die Öffnungspolitik in den 1980er Jahren und zeigen eine Gesellschaft in gewaltigem Wandel. Dazu gehören Meisterwerke von bedeu- tenden chinesischen Autoren, z. B. Leben! (btb, 2008) und Brüder (Fischer, 2009) von Yu Hua (余华) sowie Der Überdruss (Horlemann, 2009) von Mo Yan. Frösche (Hanser, 2013) von Mo Yan und Der Granatapfelbaum, der Kirschen trägt (dtv, 2007) von Li Er (李洱) handeln von der Einkind-Politik und ihren Folgen für die chinesische Gesell- schaft. Andere Titel wie Ferne Quelle (Unionsverlag, 2009) von (阿来) und der chinesische Longseller Der Zorn der Wölfe (Goldmann, 2009; Erstausgabe 2008) von Jiang Rong (姜戎) thematisieren die Beziehung zwischen den Menschen und der Natur und haben das tibetische bzw. mongolische Steppenland als Schauplatz. Erwähnenswert ist, dass von Der Zorn der Wölfe schon im Jahr 2007 Übersetzungsrechte für zwanzig Sprache verkauft wurden (vgl. Rautenberg 2007). Zurzeit wird der Roman durch den französischen Regisseur Jean-Jacques Annaud verfilmt. Der Roman stellt die Konflikte zwischen der ethnischen Gruppe der Nomaden in der Inneren Mongolei wegen der Ausbeutung des Landes durch Han-Chinesen dar. Ein weiterer Titel, Der Englischlehrer (Ostasien, 2014) von Wang Gang (王刚), erzählt die Geschichte eines ausländischen Lehrers und seiner chinesischen Schüler auf dem Land, wobei das gegenseitige Verstehen geschildert wird. Legenden, Märchen und Volkssagen bilden mit 19,19 % eine fast ebenso große Gruppe wie Familie und Gesellschaft. Hervorzuheben sind Geschichten wie Der Ochs und sein Hirte (Klett-Cotta, 2008) von Ohtsu Daizohkutsu R. und Tsujimura Kôichi und Doch ewig währt, was aus Liebe geschieht (Kristkeitz, 2010), herausgegeben von Hans-Günther Wagner, die buddhistisches Gedankengut vermitteln. Als typisch chine- sisch gelten auch die Sprichwörter-Geschichten wie Töpfe zerschlagen und Schiffe versen- ken (Drachenhaus, 2013) von Nora Frisch sowie Geschichten von chinesischen Sprichwör- tern (Verlag für Fremdsprachige Literatur, 2009) von Li Lanqin (李兰琴) und Wang Xin (王昕). Im Gegensatz zu den zahlreichen deutschen Originaltiteln in der Untergruppe Krimi und Thriller in Schwerpunkt 1 wird nur wenig chinesische Spannungsliteratur übersetzt. Der (gesellschaftskritische) Krimi Taschendiebe (Dix, 2009) von (刘震云) stellt die Ausweglosigkeit der Menschen aus unteren sozialen Schichten dar. Der Thriller Sichtbare Geister (Horlemann, 2007) der Feministin Li Ang (李昂) handelt hingegen von taiwanischen Spukfrauen und lebt von politischen und gesellschaftlichen Anspie- lungen. Science-Fiction wird nicht übersetzt, während nur ein Titel der Fantasy zugeordnet werden kann. Bezeichnenderweise wurde Drachentotem (Ueberreuter, 2009) von Cui Aner (崔岸儿) 2008 mit dem Wolfgang-Holbein-Preis für nicht veröffentlichte chinesi- sche Fantasy ausgezeichnet und publiziert.18 Ebenfalls groß ist die Gruppe Manga mit 20,20 %. Neben zwei Einzeltiteln sind vor allem Reihen vertreten, z. B. Burning Moon (Tokyopop, 2006) und The Flower Ring

18 Hercules Media: 霍尔拜恩文学奖 Wolfgang-Hohlbein-Preis China. http://www.hercules- media.com/infor/e_infor/WH-Preis.htm [31.05.2015].

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(Tokyopop, 2006) von Lin Selena (林青慧). Sie orientieren sich am Stil des japanischen Mangas.

20,20% 19,19%

Legenden, Märchen und Volkssagen 1,01% Liebe, Ehe und Familie 2,02% Gesellschaft Krimi und Thriller Science-Fiction und Fantasy Manga 29,29% 28,28%

Abb. 9: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres fiktionaler Prosa.

BEISPIELHAFTE TITEL DER GRUPPE FIKTIONALE PROSA Mo Yan: Das rote Kornfeld. [Übersetzt von Peter Weber- Schäfer]. Zürich: Unionsverlag, 2007 (Erstausgabe 1993). 978-3-293-20383-9; 12,90 € Die endlosen Felder sind der Glanz und der Reichtum des chinesischen Dorfes Gaomi. In mächtigen roten Wellen erstrecken sie sich bis zum Horizont. Rot sind auch die Vorhänge der Sänfte, in der die schöne Dai Fenglian zu ihrem zukünftigen Ehemann Shan getragen wird. Aber als der Sänftenträger Yu Zhan’ao und Dai Fenglian sich sehen, entbrennen sie in Liebe zueinander. Als opulente Familiensaga zeichnet der Roman das Schicksal eines Dorfes vor dem Hintergrund des chinesisch-japanischen Krieges nach. Vierzig Jahre später erinnert sich der Enkel an den süßen Duft des frisch gebrannten Schnapses und an die vielen Geschichten und losen Scherze. Die Geister seiner Vorfahren fordern ihn auf, die Tradition des Dorfes und seiner Familie fortzuführen, Vergangenheit und Gegen- wart zu versöhnen. Mo Yan beschreibt atmosphärisch dicht eine Familie am Übergang vom traditionellen zum modernen China. Die Verfilmung des Romans von Zhang Yimou wurde 1988 mit dem Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele ausgezeichnet und für den Oscar nominiert.

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Yan Lianke: Dem Volke dienen. [Übersetzt von Ulrich Kautz]. Berlin: Ullstein, 2007. 978-3-550-08687-8; 16,90 € Zur Zeit der Kulturrevolution unter Mao Zedong wird der brave Soldat Wu Dawang als Haushaltshilfe in das Heim seines Divisionskomman- deurs abberufen. Zur Vorbereitung auf seine Aufgabe unterzieht man ihn einer Gehirnwäsche – diensteifrig folgt er den ihm eingetrichterten An- weisungen. Während einer längeren Abwesenheit des Kommandeurs macht sich dessen hübsche Frau Liu Lian an den ahnungslosen Wu heran. »Zieh dich aus, um dem Volke zu dienen«, befiehlt sie ihm, und er ge- horcht. Eine amour fou entfacht [!] zwischen den beiden, vergessen sind Volk und Partei. Erst als im Schlafzimmer eine Skulptur des Großen Vorsitzenden zerbricht, scheint ihr lustvolles Treiben jäh beendet – auf solch einen konterrevolutionären Akt steht die Todesstrafe. Wer aber denkt, hier ist Schluss, der irrt und kennt weder die Fantasie der Lust noch die erotische Ausstrahlung einer kaputten Mao-Ikone. Ein wilder, verrückter und anrührender Roman über die Freiheit der Liebe und die Liebe zur Freiheit. Li Er: Der Granatapfelbaum, der Kirschen trägt. [Übersetzt von Thekla Chabbi]. München: dtv, 2007. 978-3-423- 24595-1; 15,00 € Kong Fanhua, selbstbewusste Dorfbürgermeisterin in der Provinz Henan, möchte bei den anstehenden Wahlen in ihrem Amt bestätigt werden. Eigentlich reine Formsache. Doch dann gefährdet die außerplanmäßige Schwangerschaft einer Bäuerin ihre Wiederwahl. Humorvoll und sehr direkt schildert Li Er den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, Rückständigkeit und Fortschritt, chinesischer Lebensart und westlichen Einflüssen.

Jiang Rong: Der Zorn der Wölfe. [Übersetzt von Karin Has- selblatt unter Mitarbeit von Marc Hermann und Zhang Rui]. München: Goldmann, 2009 (Erstausgabe 2008). 978-3-442- 47395-3; 9,99 € Der chinesische Student Chen Zhen wird während der Kulturrevolution in den 60er Jahren in die Innere Mongolei geschickt. Dort soll er das Leben der nomadisierenden Viehzüchter kennenlernen. Sofort ist er völlig in den Bann gezogen von dieser ihm gänzlich unbekannten und archai- schen Welt. An der Seite Bilgees, seines alten mongolischen Lehrers, trotzt er Schneestürmen und sengender Hitze, und er erhält Einblick in die alten Mythen und Traditionen des mongolischen Volkes. Vor allem aber macht Chen Zhen die Bekanntschaft mit den Wölfen, deren Klugheit und Mut die Mongolen von jeher fasziniert haben – und bald verbindet ihn eine tiefe Liebe zu einem Wolfsjungen, das er aufzieht. Doch dann kündigt sich Unheil an, denn als die Chinesen das wirtschaftliche Poten- zial der mongolischen Steppe wittern, drohen Profitgier und blinder Fort- schrittsglaube das Jahrhunderte währende Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu zerstören.

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Su Tong: Die Tränenfrau. [Übersetzt von Marc Hermann]. München: dtv, 2008 (Erstausgabe 2006). 978-3-423-13678- 5; 12,90 € Der Mythos von der treuen Meng wird in China seit etwa 2000 Jahren erzählt, Su Tong nennt die bemerkenswerte Frau in seiner Geschichte Binu. Binus Mann wurde zum Bau der Großen Mauer eingezogen und sie nimmt nun eine Odyssee auf sich, um ihm warme Kleidung für den Win- ter zu bringen. Auf ihrer Reise zur Großen Mauer gerät Binu in die ab- sonderlichsten Abenteuer, aus denen sie ihr nicht endender Tränenfluss immer wieder errettet.

Li Ang: Sichtbare Geister. [Übersetzt von Martina Hasse]. Bad Honnef: Horlemann, 2007. 978-3-89502-235-7; 19,90 € Das ganze Ausmaß männlicher Brutalität und die monströsen Folgen des chinesischen Patriarchats vom siebzehnten Jahrhundert bis in die heutige Zeit schildert Li Ang […] in ihrem neuen Roman. Die Hauptfiguren sind fünf janusköpfige Chinesinnen, die nach amourösen Abenteuern alle wegen der ihnen angetanen Gewalt zu Rachegeistern werden. In der Grauzone zwischen Leben und Tod setzen die Frauen ihren eigenen Wil- len durch und finden sich selbst … Dreihundert Jahre Geschichte Tai- wans findet der Leser in diesem farbenprächtigen Geisterkrimi spannend, exotisch und historisch genau recherchiert.

Cui Aner: Drachentotem. [Übersetzt von Anna Stecher und Zhang Weiyi]. Wien: Ueberreuter, 2009. 978-3-8000-5503- 6; 16,95 € Chi You, der Geist des Bösen, ist in das Drachenland eingefallen, in dem die Menschen wohnen. Nur einer kann sie retten: Shaodian, ein auser- wählter junger Weiser. Gemeinsam mit einem Krieger, einem Geschichts- gelehrten und einem Zauberer macht er sich auf die Suche nach dem Großen Drachen, dem Hüter der Menschen.

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2.2.2 Klassiker Übersetzt werden (25,26 %) Urtexte der chinesischen Philosophie, wie der konfuziani- schen und der taoistischen Strömung. Gespräche von Konfuzius und Daodejing von La- otse stehen ganz oben auf der Liste. Außerdem zählen Die Kunst des Krieges von Suntsu und I Ging (auch: Das Buch der Wandlungen) zu den bekanntesten chinesischen Klassi- kern.

BEISPIELHAFTE TITEL FÜR ÜBERSETZUNGEN CHINESISCHER KLASSIKER Cao Xueqin / Gao E.: Der Traum der Roten Kammer oder Die Geschichte vom Stein. [Übersetzt von Martin Woesler und Rainer Schwarz]. Berlin: Europäischer Universitätsverlag, 2009. 978-3-86515-012-7; 59,00 € Die Göttin Nüwa repariert das Himmelsdach mit 36500 Steinen. Ein Stein bleibt übrig. Dieser ernährt daraufhin eine Blume mit Tautropfen. Schließlich wird der Stein als Protagonist Djia Bau-yü wiedergeboren, dem der Tau in Form von Tränen vergolten werden muss. Der Roman berichtet vom Aufwachsen Bau-yüs mit seinen Cousinen im Garten des Großen Anblicks vor dem Hintergrund des Aufstiegs und Niedergangs der Beamtenfamilie Djia in der Zeit der letzten Kaiser der Ming-Dynastie. Der autobiographische Hintergrund ist jedoch der der ersten Kaiser der manschurischen Tjing-Dynastie (1644–1911). Konfuzius: Gespräche. [Übersetzt von Richard Wilhelm] Hamburg: Nikol, 2011. 978-3-86820-101-7; 4,95 € Konfuzius kannte die Schwächen der Menschen: »Der Meister sprach: ›Ich habe noch keinen gesehen, der moralischen Wert liebt ebenso, wie er die Frauenschönheit liebt.‹« Mit seinen poetischen Sentenzen legt Konfu- zius nicht nur den Finger in die Wunde, seine ›Gespräche‹ sind zu einem der einflussreichsten Werke der Weltliteratur geworden. Was für den Einzelnen gilt, wendet er auch an auf Familie, Gesellschaft und Politik: »Der Fürst von Schê fragte nach dem Wesen der Regierung. Der Meister sprach: ›Wenn die Nahen erfreut werden und die Fernen herankom- men.‹«

2.2.3 Lyrik In der Untergruppe Lyrik befindet sich sowohl altchinesische wie auch gegenwärtige Lyrik. Viele übersetzte altchinesische Lyriker stammen aus der Tang-Dynastie (618– 907), etwa Li Bai (李白, Gedichte: eine Auswahl, Reclam, 2009; Erstausgabe 1962), Wang Wei (王维, Jenseits der weißen Wolken: die Gedichte des Weisen vom Südgebirge, dtv, 2009; Erstausgabe 1982) und Bai Juyi (白居易, Bai Juyi. Ausgewählte Gedichte, Verlag Sankt Michaelsbund, 2011). Für die moderne chinesische Lyrik werden Lyriker wie Yang Lian (杨炼, Aufzeichnung eines glückseligen Dämons, Suhrkamp, 2009 und Konzentrische Kreise: Gedichte, Hanser, 2013) sowie Bei Dao (北岛, Das Buch der Nie- derlage: Gedichte, Hanser, 2009) übersetzt.

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BEISPIELHAFTE TITEL FÜR ÜBERSETZUNGEN CHINESISCHER LYRIK Yang Lian: Aufzeichnung eines glückseligen Dämons. [Übersetzt von Wolfgang Kubin und Karin Betz]. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2009. 978-3518421215; 29,80 € Was für Gedichte kann man schreiben in einer Sprache wie dem Chinesischen, an deren Verben sich keine Zeitform oder Person zeigt? Die Antwort des Lyri- kers und Essayisten Yang Lian lautet: Gedichte, die Sinn nicht linear entfalten, die Zustände artikulieren, keine Handlungen. Die die Dinge auf diese Weise in Urbilder verwandeln. Die die archaische Lyrik Chinas und ihre Chiffren auf der Basis des modernen Gedichts seit Pound und Eliot wieder auferstehen lassen. Die von Masken handeln, von Krokodilen, von Sonne und Mond, von Knochen und Zähnen. So rühren sie an die dunklen, großen Themen der Literatur, die nicht an den Grenzen von Kontinenten haltmachen: Erfahrungen des Exils, die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache, an Liebe, Vergänglichkeit und Tod. In seinen Essays und Reflexionen, die die Gedichte begleiten und flankieren, entfal- tet Yang Lian diese Poetik der Überzeitlichkeit und -räumlichkeit. Als Dissident, der nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung im Jahr 1989 seine Heimat verließ und heute im Londoner Exil lebt, nimmt er Stellung zur gegen- wärtigen Lage in China, verknüpft dabei stets das Poetische und das Politische. Denn es ist das Gedicht, das uns eine Sprache erschließt, mit der wir lernen können, auch das Politische neu und anders zu denken. Wang Wei: Jenseits der weißen Wolken : die Gedichte des Weisen vom Südgebirge. [Übersetzt von Stephan Schuhmacher]. Mün- chen: dtv, 2009; Erstausgabe 1982. 978-3-423-13816-1; 9,90 € Unter den berühmten klassischen Dichtern Chinas zählt Wang Wei (701 – 761) zu den bedeutendsten. Sein großes Spektrum zeigen mehr als 120 ausgewählte Gedichte, die zur Kontemplation einladen und geprägt sind von der ästhetischen Sensibilität des Zen. Wie gegenwärtig die jahrhundertealten Kostbarkeiten sind, erschließt der Herausgeber und Übersetzer in ausführlichen Kommentaren.

2.2.4 Sachbuch und Ratgeber Bei der Untergruppe Sachbuch und Ratgeber nehmen die Übersetzungen zum Thema Religion und Philosophie mit 31,25 % den größten Anteil ein. Die konfuzianische und die taoistische Philosophie genießen große Beliebtheit auf dem deutschen Buchmarkt. Populäre Titel wie Konfuzius im Herzen (Droemer, 2009) von Yu Dan (于丹) und Zum Tao erwachen (Aurinia, 2014) von Liu Yiming (刘一明) vermitteln die Lehren des Bhudda. Ebenfalls werden viele Titel zum Zen-Buddhismus übersetzt, wie Das Kultivie- ren des Leeren Feldes (Kristkietz, 2009) von Hongzhi Zhengjue (宏智正觉) und Die Tore des Chan-Buddhismus (Theseus, 2010) von Hui Jing (净慧), die zur Umsetzung der Lehren im Alltag anleiten. Hinzu kommen 14 Übersetzungen von Schriften des chinesischen Predigers Watchman Nee (倪柝声) wie Das normale Gemeindeleben (Strom, 2009; Erstausgabe 1966), Christus ist uns zur Weisheit geworden (Strom, 2007; Erstausgabe 1984) etc. im Verlag Strom. Die Untergruppe Gesundheit und Medizin ist mit 16,96 % die zweitgrößte. Anlei- tungen zum Üben des chinesischen Qigongs bzw. Taiji-Quans werden zahlreich über-

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setzt: Innen Nährendes Qigong (Elsevier Urban & Fischer, 2012) von Liu Yafei (刘亚飞 ), Yàn Chí Göng (Palisander, 2014) von Xiong Daoming (熊道明) und Das Wesen des Taiji-Quan (Theseus, 2010) von Chen Yanlin (陈炎林) etc. Zur chinesischen Medizin erscheinen Titel wie Kräuterrezepturen leicht lernen (Elsevier Urban & Fischer, 2008) von Zhao Zhongzhen (赵中振), Chinesische Fußmassage (Elsevier Urban & Fischer, 2008) von Ruan Ji-Yuan (阮继源) und Chinesische Familien-Akupressur (Verlag für Fremdsprachige Literatur19, 2006) von Wang Chuangui (王传贵). 12,5 % machen Übersetzungen über chinesische Kunst, Musik und Tanz aus: Die Geschichte der chinesischen Musik (Schott, 2009) von Liu Dongsheng (刘东升) und Yuan Quanyou (袁荃猷), Poetische Weisheiten aus dem Chrysanthemengarten (TCM, 2008) von Wu Tianming (吴天明) oder Traditionelle chinesische Kleidung (Verlag für Fremdsprachige Literatur, 2007) von Yuan Jieying (袁杰英). Bücher über Kochen und Essen, Fest und Feiern sowie Okkultismus und Astrologie sind nur wenig in Übersetzung im Sachbuch vertreten. Zum Kochen und Essen wird z. B. nur ein Titel, China kulinarisch entdecken (Ullmann, 2007) von Nina Simonds und Deh-Ta Hsiung (熊德达), übersetzt.

8,04% 8,93% Gesellschaft, Politik und Wirtschaft Geschichte 8,93% 8,04% Religion und Philosophie 1,79% Kunst Kochen und Essen Fest und Feiern Okkultismus und Astrologie 16,96% Alltagskultur allgemein Gesundheit und Medizin 31,25% 0,89% Interkulturelles Verstehen 0,89% 0,89% Landeskunde 0,89% 12,50% Anderes

Abb. 10: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres Sachbuch und Ratgeber.

19 Zu den chinesischen Verlagen siehe auch Kapitel III 2.4.

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BEISPIELHAFTE TITEL FÜR SACHBUCH UND RATGEBER Yu Dan: Konfuzius im Herzen. Alte Weisheit für die mo- derne Welt. [Übersetzt von Johannes Fiederling]. München: Droemer, 2009. 978-3-426-27490-3; 16,95 € Wie ehrlich bin ich zu einem Freund? Wie nutze ich meine Zeit? Wie gehe ich fröhlich durchs Leben? Auf diese Fragen wusste Konfuzius schon vor zweieinhalbtausend Jahren eine Antwort. Yu Dan bringt sie uns ganz nah. Die wirklich Weisen dieser Welt, so die Pekinger Profes- sorin und prominente TV-Moderatorin, verschrecken die Menschen nicht mit unverständlichen Worten. Darum ist es auch heute gar nicht schwer, mit »Konfuzius im Herzen« den Weg zum Glück zu finden.

Jiao Guorui: Das Spiel der 5 Tiere. Qigong: gesundheitsför- dernde Übungen der traditionellen chinesischen Medizin. [Übersetzt von Li Cuiyun und Susanne Ganz]. Kulmbach: Medizinisch-literarische Verlagsgesellschaft, 2012 (Erstaus- gabe 1992). 978-3-936897-92-0; 49,90 € »Das Spiel der 5 Tiere« ist eines der ältesten dokumentierten chinesi- schen Übungssysteme, das der Überlieferung nach auf Hua Tuo zu- rückgeht, dessen Wurzeln aber sicher bis in die legendären Anfänge der chinesischen Kultur reichen. Irgendwann haben die Menschen im alten China begonnen, Tiere in ihrer Bewegung nachzuahmen. … Es ist ein Spiel und ein Abenteuer des Geistes zugleich, die Imitatio, das Erleben der tierischen Aspekte und Ausdrucksmöglichkeiten in uns. Ho Yat-Ming Cathy: Chinesische Kalligraphie für Einstei- ger. [Übersetzt von Claudia Ade]. Stuttgart: Frech, 2009. 978-3-7724-6068-5; 14,90 € Die alte Kunst der chinesischen Kalligraphie mit 300 grundlegenden Zeichen erlernen, die vielfältig und dekorativ eingesetzt werden können. Der Aufbau des Buches ist nach Themen klar strukturiert. Jedes Zei- chen ist mit Strich-für-Strich-Anleitungen genau beschrieben und wird in seiner Bedeutung erklärt. Mit Ratschlägen zu Werkzeugen und Techniken sowie zu der richtigen Hand- und Körperhaltung.

Chen Danyan: Der Shanghaier Bund. Aufstieg, Fall und Wiedergeburt. [Übersetzt von Martina Hasse]. Berlin: Hor- lemann, 2013. 978-3-89502-362-0; 29,90 € Die wechselvolle Geschichte ihrer Heimat aus der Perspektive einer einzigen Straße, dem Shanghaier Bund, in einer Mischung aus Fiktion und Sachinformationen zu schildern – dieser Herausforderung hat sich die international renommierte Autorin Chen Danyan gestellt, und es ist ihr einzigartig gelungen. … Der Bund – Ort der Konfrontation und der Konvergenz chinesischer und europäischer Kultur. Shanghai – Mikro- kosmos des riesigen Landes China und doch von Anfang an ganz an- ders.Für das vorliegende, 2007 erschienene Buch forschte Chen Danyan sechs Jahre in chinesischen, amerikanischen und europäischen Biblio- theken. Historisch genau und fundiert ist ihre Darstellung, literarisch ein Genuss, dazu teils autobiographisch in dem romanesken ersten Kapitel und dem Schlusskapitel.

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2.2.5 Nicht-fiktionale, erzählende Prosa Im Vergleich zu den deutschen Originaltiteln sind in Übersetzungen mehr Gesellschafts- reportagen erschienen (27,78 %). Die Werke des Preisträgers des »Friedenspreis des deutschen Buchhandels« 2012, Liao Yiwu (廖亦武), sind darunter. Fräulein Hallo und der Bauernkaiser (Fischer, 2009), Die Kugel und das Opium (Fischer, 2012) und Gott ist rot (Fischer, 2014) stellen in Interviews und eigenen Erlebnissen dunkle Seiten der chi- nesischen Gesellschaft dar. Andere Gesellschaftsreportagen wie Mobiles China (Zambon, 2013) von Zhou Ruijin (周瑞金), iSlaves (Mandelbaum, 2013) von Pan Yi (潘毅), Lu Huilin (卢晖临), Guo Yuhua (郭于华) und Shen Yuan (沈原) und Dagongmei (Assozi- ation A, 2008) von Pan Yi und Li Wanwei (李婉薇) zeigen Arbeiterinnen und Arbeiter in chinesische Fabriken. Mit 44,44 % machen die Biographien fast die Hälfte aller Titel nicht-fiktionaler, er- zählender Prosa aus. Übersetzt werden häufig Biographien im Exil lebender Personen: des Friedennobelpreisträgers von 2010 Liu Xiaobo (刘晓波, Der Freiheit geopfert, Riva, 2010), des Taoisten Wang Liping (王力平, Der geheime Meister vom Drachentor, Lotus- Press, 2009; Erstausgabe 2000) und die Autobiographie des Rechtsanwalts Gao Zhis- heng (高智晟, Chinas Hoffnung, Agenda, 2008) usw. Die Schriftstellerin Hong Ying, von der zwei Titel in der Gruppe fiktionale Prosa in deutscher Übersetzung vorliegen, hat hier ihre Autobiographie Tochter des großen Stromes (Aufbau, 2008) veröffentlicht. Übersetzt wurde auch die Autobiographie des letzten Kaisers von China, Pu Yi (溥仪), die die soziale Wandlung der Gesellschaft im 20. Jahrhundert bezeugt (Erstausgabe 1973). Unter den Übersetzungen gibt es keine Erlebnisberichte von Nicht-Chinesen.

11,11%

16,67% Reisebuch und -bericht 44,44% Erlebnisberichte von Nicht- Chinesen Erlebnisberichte von Chinesen

Gesellschaftsreportage

27,78%

Abb. 11: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres nicht-fiktionaler, erzählender Prosa.

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BEISPIELHAFTE TITEL DER GRUPPE NICHT-FIKTIONALE, ERZÄHLENDE PROSA Liao Yiwu: Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan- Koch. Geschichten aus der chinesischen Wirklichkeit. [Übersetzt von Hans Peter Hoffmann]. Frankfurt a. M.: Fischer, 2013. 978-3-10-044816-3; 24,99 € Der Friedenspreisträger Liao Yiwu hat es sich zur Lebensaufgabe ge- macht, den kleinen, den unterdrückten Leuten in China eine Stimme zu geben. Als »Sprachrohr der Gesellschaft« ist er im Land unterwegs und bringt die Menschen zum Erzählen. Während Liao Yiwu in seinem hoch gelobten Buch ›Fräulein Hallo und der Bauernkaiser‹ sein Augen- merk auf den Zusammenprall politischer Wirklichkeit mit jahrtausen- dealten Traditionen richtete, berichtet er nun eindrücklich von der chinesischen Gegenwart. Eine Gemüsehändlerin, ein Restaurantbesitzer oder ein Anwalt kommen genauso zu Wort wie Nichtstuer, Geldein- treiber, Spieler, Säufer und Mörder. Bai Yansong: Sind wir nun glücklich? China auf der Suche nach sich selbst. [Übersetzt von Karin Betz]. München: Rie- mann, 2012. 978-3-570-50139-9; 21,99 € Bai Yansong ist einer der prominentesten Journalisten Chinas, einer aus jener neuen Mittelschicht, die vom wirtschaftlichen Aufstieg Chinas profitiert hat, mit weltläufigem, urbanem Lebensstil, eigener Wohnung und eigenem Auto. Ausgerechnet er hält skeptisch inne und legt den Finger in die Wunde einer von Egoismus und Pragmatismus geprägten Gesellschaft: Was ist der Preis, den die Menschen in China für diesen Aufstieg zahlen? In welche Zukunft führt sie diese Entwicklung? Bais individualistischer Blick, der nach ideellen Werten und persönlichem Glück fragt, trifft in China offensichtlich den Nerv: Das Buch ist dort ein überragender Bestseller. Wir im Westen, die wir die Auseinanderset- zung um diese Werte schon länger führen, erleben mit dieser überra- schenden Stimme aus China, dass es hier um eine globale Auseinander- setzung geht, um eine weltumspannende humane Orientierung und gemeinsame Werte. Pu Yi: Ich war Kaiser von China: Vom Himmelssohn zum Neuen Menschen. Die Autobiographie des letzten chinesi- schen Kaisers. [Übersetzt von Richard von Schirach und Mulan Lehner]. München: dtv, 2009 (Erstausgabe 1973). 978-3-423-21168-0; 11,95 € Seine Majestät das Kind: Das Leben des letzten Kaisers von China ist eine der unglaublichsten und aufregendsten Geschichten des 20. Jahr- hunderts. Mit zweieinhalb Jahren inthronisiert, muß Pu Yi bereits 1912 unter dem Druck der ersten chinesischen Revolution abdanken. Seine Gedanken konzentrieren sich fortan nur auf ein Ziel: die Rückkehr auf den Drachenthron. Um dies zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. Pu Yis spannende Autobiographie, Vorlage für Bertoluccis mit neun Oscars ausgezeichneten Film ›Der letzte Kaiser‹ gewährt absurde und zugleich faszinierende Einblicke in die mit ihm versunkene Welt der Verbotenen Stadt und führt über die Wirren des chinesischen Bürgerkriegs in die Gefängnisse der Volksrepublik, wo Pu Yi neun Jahre lang eine Umer- ziehung zuteilwurde, die aus dem ehemaligen Herrscher über Millionen einen überzeugten Anhänger Maos, den »Neuen Menschen« machte.

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Bei Ling: Der Freiheit geopfert. Die Biografie des Friedens- nobelpreisträgers Liu Xiaobo. [Übersetzt von Martin Win- ter, Yin Yan und Günther Klotz]. München: Riva, 2011. 978-3-86883-134-4; 19,95 € Der Schrifsteller Liu Xiaobo steht seit mehr als zwei Jahrzehnten für den gewaltfreien Kampf chinesischer Intellektueller gegen die Unterdrü- ckung des Volkes und für mehr Menschenrechte in China. Seinen Ein- satz für mehr geistige und gesellschaftliche Unabhängigkeit in der Volksrepublik hat Liu Xiaobo mit seiner Freiheit bezahlt. Er sitzt in einem Gefängnis, 500 Kilometer von seinem Zuhause in Peking ent- fernt. Der chinesische Dissident und Präsident des PEN-Clubs unab- hängiger Schriftsteller in China wurde zu elf Jahren Haft verurteilt: Der Vorwurf: Untergrabung der Staatsgewalt. Am 10. Dezember 2010 er- hält der Kämpfer für Menschenrechte den Friedensnobelpreis.

2.3 Titelproduktion im zeitlichen Verlauf 2006–2014 Ebenso wie in Schwerpunkt 1 zeigt auch hier die Titelproduktion im zeitlichen Verlauf den Einfluss des Ehrengaststatus Chinas auf der Frankfurter Buchmesse 2009. 2010 ist die Titelproduktion auf ein Drittel des Vorjahrs gefallen und bleibt bis 2014 bei einer Anzahl von ca. 30 Titeln pro Jahr relativ konstant. Eine ausführliche Analyse zum Gast- land China vgl. unten Kapitel III 2.

100 87 90 80 70 60 56 50 46 39 Titelzahl 34 35 40 31 28 30 24 20 10 0 2006 2007 2008 2009 China 2010 2011 2012 2013 2014 Deutschland als als Ehrengast Ehrengast auf auf Beijing Frankfurter Book Fair Buchmesse

Abb. 12: Titelzahlen im zeitlichen Verlauf 2006–2014.

2.4 Titelzahlen nach Verlagen Die 380 Titel werden von insgesamt 167 Verlagen herausgegeben, so dass im Schnitt ca. 2,3 Titel auf einen Verlag entfallen. Die Liste findet sich im Anhang (Anhang 3).

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Anzahl der Titel über China eines Verlags Anzahl der Verlage 1 110 2 19 3 9 4 10 5 7 6 und mehr 12

Tab. 4: Übersicht über die Anzahl der produzierten Titel pro Verlag 2006–2014. Danach produzieren 66 % der beteiligten Verlage im Untersuchungszeitraum von neun Jahren nur je einen einzigen Titel, 11 % zwei Titel. Dies entspricht in etwa dem Bild einer kleinteiligen, zersplitterten Verlagslandschaft wie in Schwerpunkt 1.

KURZPROFILE DER VERLAGE MIT FÜNF UND MEHR TITELN IM PROGRAMM: Verlag für fremdsprachige Literatur (1 / 24 Titel) Der Verlag für fremdsprachige Literatur (外文出版社, auch Foreign Languages Press genannt, abge- kürzt FLP) ist ein Tochterunternehmen der China International Publishing Group (abgekürzt CIPG, fungiert politisch als China Foreign Languages Publication and Distribution Administration) mit Sitz in Peking.20 Gegründet im Jahr 1952, spezialisiert sich FLP auf das Verlegen von fremdsprachigen Ti- teln in China sowie chinesischen Titeln und ihren Übersetzungen im Ausland.21

S. Fischer Verlag (10 / 20 Titel) Gegründet im Jahr 1886 haben die S. Fischer Verlage (Tochterverlage der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck) ihren Sitz in Frankfurt am Main. Das aktuelle Verlagsprogramm umfasst deutsche wie auch internationale Literatur der Gegenwart, populäre Sachbücher und unterhaltsame Romane. Unter den Titeln zu China sind besonders viele Gesellschaftsreportagen und fiktionale Prosa zu finden.

Verlag Der Strom (14 Titel) Gegründet um 1973, ist Der Strom ein christlicher Verlag mit Sitz in Stuttgart, der hauptsächlich deutsche Übersetzungen von Werken des chinesischen Predigers Watchman Nee (1903–1972)22 her- ausgibt.

Anaconda Verlag (2 / 12 Titel) Der Anaconda Verlag ist ein 2004 gegründeter Verlag mit Sitz in Köln. Zu seinem Programm gehören populäre Sachbücher, Kulturgeschichte, Postkartenbücher und Klassiker. Zu China werden – neben wenigen Sachbüchern zu Medizin und Gesundheit – hauptsächlich Übersetzungen chinesischer Klas- siker herausgegeben.

20 Vgl. China Internet Information Center: Foreign Languages Press. http://www.china.org.cn/english/2006/Sep/182650.htm [02.05.2015]. 21 Vgl. FLP: About us. Know China through books. http://www.flp.com.cn/en/newsdetail.cfm?iCntno=341 [30.04.2015]. 22 Verlag Der Strom: Watchman Nee Kurzbiografie. http://www.verlagderstrom.de/index.php?option=com_content&view=article&id=781&Itemid=245&lan g=de [04.05.2015].

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Ostasien Verlag (5 / 11 Titel) Der Ostasien Verlag (东亚书局) wurde 2007 durch zwei Sinologen gegründet und hat seinen Sitz in Gossenberg. Der Verlag konzentriert sich auf die Herausgabe von Büchern für Laien und Fachleute über die Kultur Ostasiens sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Von den acht Buchreihen des Verlags sind sechs inhaltlich auf China ausgerichtet.

Tokyopop (9 Titel) Tokyopop ist ein Hamburger Manga-Verlag, gegründet im Jahr 1997. Er publiziert Manga, Manhwa und Comics aus Asien, vor allem aber aus Japan, auf dem deutschen Buchmarkt.

Unionsverlag (8 Titel) Gegründet im Jahr 1975 hat der Unionsverlag seinen Sitz in Zürich. Publiziert werden internationale Literaturen aus einer Vielzahl von nicht-deutschsprachigen Ländern. Darunter gilt die Türkei mit dem Programm Türkische Bibliothek als ein Schwerpunkt des Verlags.

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG (6 / 8 Titel) Der Verlag ist ein 1960 gegründeter Zusammenschluss von großen deutschsprachigen Verlagen. Es werden Klassiker, unterhaltende Titel, Kinder- und Jugendbücher sowie Sachbücher herausgegeben. Zu China werden vor allem fiktionale Prosa und Sachbücher verschiedener Themenbereiche publi- ziert.

Philipp Reclam jun. Verlag GmbH (4 / 8 Titel) Der traditionsreiche Publikumsverlag mit Sitz in Stuttgart veröffentlicht in der Reihe Universal- Bibliothek Klassikerausgaben der Literatur, Literaturgeschichte, Philosophie, Sachbücher und Lek- türehilfen. Es werden einige chinesische Klassiker in Übersetzung herausgegeben, darüber hinaus Lyrik sowie populäre Sachbücher mit Bezug zu China.

China Intercontinental Press (7 Titel) China Intercontinental Press (五洲传播出版社, abgekürzt CIP), gegründet im Jahr 1993, hat seinen Sitz in Peking und untersteht dem Informationsbüro des Staatsrats (国务院新闻办公室). Der Verlag ist Mitglied des European Chinese Publisher Promotion Center (ECPPC).23 Schwerpunkt des Ver- lagsprogramms sind fremdsprachige Titel zum Thema chinesische Kultur und Gesellschaft. Der Verlag betreibt eine Internetseite für den Online-Verkauf seiner fremdsprachigen Titel, darunter auch deutschsprachige Titel.24 Neben Büchern produziert China Intercontinental Press auch fremdspra- chige Dokumentarfilme und Fernsehsendungen über China.

Europäischer Universitätsverlag (5 / 5 Titel) Der Wissenschaftsverlag wurde 1999 als Bochumer Universitätsverlag gegründet und veröffentlicht hauptsächlich Dissertationen, darunter auch zwei Buchreihen zu China, Scripta Sinica und Sinica. In beiden Reihen wurden seit längerem keine Titel mehr veröffentlicht. Die Titel beider Reihen beschäf- tigen sich vor allem mit der chinesischen Kultur und vermitteln interkulturelle Kompetenzen.

Angkor Verlag (5 Titel) Der Angkor Verlag wurde im Jahr 2000 gegründet und veröffentlicht Literatur aus Asien. Der Verlag legt seinen Schwerpunkt auf Texte aus dem Zen-Buddhismus und gibt zunehmend belletristische Titel heraus. Literatur aus Japan wird von dem Verlag besonders berücksichtigt.

23 ECPPC: China Intercontinental Press. http://www.ecppc.com/members/detail1.aspx?id=36 [02.05.2015]. 24 CIP: That’s Books on China. http://www.thatsbooks.com/bookstore/control/index?language=en [02.05.2015].

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Hugendubel GmbH & Co. KG (1 / 5 Titel) Bis zum Jahr 2008 gehörten die Imprints25 Ariston, Diederichs, Irisiana, Kailash und Sphinx zu dem Buchhandelsunternehmen Hugendubel. Diese wurden Anfang 2008 an Random House verkauft und Hugendubel konzentrierte sich nun auf den vertreibenden Buchhandel. Bei den Imprints wurden ei- nige chinesische Klassiker in Übersetzung herausgegeben.

Verlag der Weltreligionen (1 / 5 Titel) Der 2007 gegründete Verlag mit Sitz in Berlin gehört zu Suhrkamp. Er publiziert Sach- und Fachbü- cher zu den Weltreligionen und gibt auch Titel zum Konfuzianismus und Daoismus heraus. Zu China werden dementsprechend nur Sachbücher aus dem Bereich Religion und Philosophie veröffentlicht.

Elsevier GmbH (2 / 4 Titel) Der Wissenschaftsverlag mit Hauptsitz in Amsterdam veröffentlicht vor allem wissenschaftliche, tech- nische und medizinische Titel für ein Fachpublikum. Es werden auch Sachbücher zur chinesischen Medizin publiziert.

Horlemann Verlag (2 / 4 Titel) Der 1989 gegründete Verlag mit Sitz in Berlin möchte fremde Kulturen vielschichtig darstellen und veröffentlicht auch Übersetzungen asiatischer Autoren. Zudem werden Romane, Sachbücher zu Um- welt- und Entwicklungspolitik sowie Reisebücher herausgegeben. Zu China werden fiktionale Prosa und populäre Sachbücher unterschiedlicher Themen publiziert.

Nikol Verlagsgesellschaft m.b.H. & Co. KG (1 / 4 Titel) Gegründet in den 1990er Jahren veröffentlicht der Hamburger Nikol Verlag vor allem populäre Fach- und Sachbücher. Er spezialisiert sich auf Veröffentlichungen von Sonderausgaben aus fast allen The- menbereichen. Neuübersetzungen von renommierten Klassikern sind Teil des Verlagsprogramms. Dementsprechend veröffentlicht Nikol zu China vor allem Übersetzungen chinesischer Klassiker.

Drachenhaus Verlag (2 / 3 Titel) Der Drachenhaus Verlag wurde 2010 von der Sinologin Nora Frisch in Esslingen gegründet. Die Herausgabe von Sachbüchern über die chinesische Sprache und Kultur steht im Mittelpunkt des Ver- lagsprogramms.

2.5 Übersicht über die Forschungsliteratur Es gibt kaum wissenschaftliche Arbeiten zu deutschen Übersetzungen chinesischer Lite- ratur mit Buchmarkt-Fokus. Anlässlich des Ehrengastauftritts Chinas auf der Frankfur- ter Buchmesse 2009 wurde ein Symposiumsband Chinesische Literatur in deutscher Über- setzung (Bochum 2009) vom Sinologen und Übersetzer Martin Woesler herausgegeben. Die in deutscher oder chinesischer Sprache verfassten Beiträge von Übersetzern, chinesi- schen Schriftstellern und Kulturagenten widmen sich den Schwierigkeiten bei der Über- setzung aus dem Chinesischen ins Deutsche und der Vermittlung von Lizenzen. Die Verfasser der Beiträge bringen auch ihre eigenen Erfahrungen ein. Für das Goethe-Institut und andere Kulturorganisationen liegen nur knappe Über- sichten und Titellisten vor: Chinesische Literatur in deutschen Verlagen 2011 (2012) von Dagmar Lorenz und China im Buch 2012 – neue Bücher aus und über China (2013) von

25 Ein Imprint-Verlag ist ein »rechtlich unselbständiger Verlag mit eigenständigem Verlagsprogramm. Der Imprint-Verlag ist wirtschaftlich Teil eines größeren Verlags und besitzt i. d. R. über das Lektorat hinaus keine eigenen Abteilungen.« Fetzer 2015, S. 203.

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Veronika Licher. Dagmar Lorenz gibt einen Überblick über die deutschen Übersetzun- gen chinesischer Literatur auf dem deutschen Buchmarkt im Jahr 2011 und stellt vier ausgewählte Neuerscheinungen vor, die sie als Sinologin besonders interessant findet. Veronika Licher betrachtet die Neuerscheinungen des Jahres 2012 aus und über China, und stellt fest, dass sich besonders die kleinen Verlage für die chinesische Literatur enga- gieren. In der Zeitschrift China heute stellt Barbara Hoster in Buchmesse in Frankfurt: Neue deutsche Übersetzungen chinesischer Literatur (2009) die neu übersetzten chinesischen Titel vor. Für die Deutsche Welle beklagt Mathias Bölinger in seinem Artikel Literatur aus China: Eine Nische? (2013), dass der deutsche Buchmarkt vor allem an Titeln von Dissidenten und Exilschriftstellern interessiert sei. Viele andere bereits übersetzte Titel würden dagegen nicht veröffentlicht. Verlage halten diese Titel für den deutschen Leser für uninteressant. Weiter äußern sich Verleger und Übersetzer zum Übersetzen vom Chinesischen ins Deutsche. Chinesische Literatur beim Unionsverlag (2007) von Martin Zähringer basiert auf seinem Interview mit dem Verleger Lucien Leitess. Der Verleger erläutert die Aus- wahlkriterien für chinesische Literatur und seine Erfahrung im Lizenzhandel mit chine- sischen Verlagen. Aufbau Fernost: »Einfach nur übersetzen geht nicht« (2009) von Jörg Magenau stellt die Meinung von Ulrich Kautz zur Übersetzung chinesischer Literatur dar. Der Sinologe und Übersetzer kritisiert in einem Interview vom Chinesischen ins Deutsche übersetzte Titel. Der chinesische Übersetzer Han Ruixiang (韩瑞祥) bemän- gelt im Interview -Literaturpreisträger: Die Aufnahme der chinesischen Literatur in Deutschland ist sehr beschränkt von Wang Ran (王冉) (2014), dass zu wenig chinesische Autoren ins Deutsche übersetzt würden und das deutsche Publikum Extremdarstellun- gen als das ›normale‹ China ansehe. Für die Verbreitung chinesischer Literatur im Aus- land fehlen seiner Meinung nach qualifizierte Fachkräfte und eine internationale Zu- sammenarbeit. Der Sinologe Thomas Zimmer ist in seinem Aufsatz Das Stiefkind der Globalisierung (Hamburg 1999) der Meinung, dass Sinologen nicht als einziger Personenkreis den chi- nesischen Buchmarkt genau beobachten und gute chinesische Bücher auf den deutschen Buchmarkt bringen könnten. Bei den deutschen Lesern sollte mehr ›geistiger Hunger‹ geweckt werden. Christiane Hammer untersucht in ihrem Beitrag Kulturaustausch im Modernisierungs- rausch (Hamburg 1999) deutsche Übersetzungen moderner chinesischer Literatur seit 1989 mit einem Schwerpunkt auf der Zeit seit Beginn der Öffnungspolitik. Sie stellt die politischen Rahmenbedingungen in der Volksrepublik China vor und untersucht deren Einfluss auf den deutschen Buchmarkt. Dabei werden auch die politischen und gesell- schaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland in die Überlegungen mit einbezogen. Hammer schlussfolgert, dass das China-Bild auf dem deutschen Buchmarkt durch Kommerzialisierung geprägt wird und sich am amerikanischen Buchmarkt orientiert. Weiter geht Hammer auf die literarische Qualität der chinesischen bzw. deutschen Tex- te ein und betrachtet die Rolle, die den Sinologen bei der Vermittlung chinesischer Kul- tur in Zeiten der Modernisierung zukommt. Das Zeitalter der Modernisierung und In-

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ternationalisierung erfordert von den Sinologen unter anderem sachkundiges und unab- hängiges Urteilsvermögen.

2.6 Fazit Schwerpunkt 2 Von 2006 bis 2014 wurden Übersetzungen von 47 Autoren in der Untergruppe fiktio- nale Prosa auf den deutschen Buchmarkt gebracht. Die am meisten publizierte chinesi- sche Autorin im Bereich fiktionale Prosa ist die taiwanische Manga-Zeichnerin Selena Lin. Sie hat im untersuchten Zeitraum insgesamt neun Titel, die zu drei Manga-Reihen gehören, veröffentlicht. Alle ihre Bücher erschienen bei dem auf Mangas spezialisierten Verlag Tokyopop. Zwei von den drei Manga-Reihen (sieben Titel) nehmen ein pseudo- historisches feudales China als Schauplatz. Die große Beliebtheit der japanischen Manga-Kultur in den letzten Jahren liegt der Publikation von Lins Werken zugrunde. Mit Mangas beschäftigt sich auch der an dritter Stelle stehende Manga-Zeichner Gong Yijian (龚毅坚). Eine besondere Gruppe bilden Übersetzungen der Werke von Literaturpreisträgern. Nach Lin steht an zweiter Stelle der Literaturnobelpreisträger 2000 Gao Xingjian (高行 健) mit drei Titeln. Von Sieben der 47 Autoren wurden in den vergangenen neun Jah- ren zwei Titel im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Unter diesen sind entweder Preisträger internationaler und chinesischer Literaturpreise wie Yu Hua, Yan Lianke (阎 连科) und Li Er oder Auswanderer bzw. langjährig im Ausland lebende Autoren wie Hong Ying, Jade Y. Chen, Feng Li (冯丽) und die renommierte Schriftstellerin Zhang Ailing (auch Eileen Chang, 张爱玲). Unter den Autoren fiktionaler Prosa (s. Anhang 4) leben der Autor von Peking Koma (Rowohlt, 2009), Ma Jian (马建) und der Nobelpreisträger 2000, Gao Xingjian, seit langen Jahren als Dissidenten in Großbritannien bzw. Frankreich. Ihre Werke sind in Festlandchina verboten. Für nicht-fiktionale, erzählende Prosa gilt dies auch für den Autor von Der Freiheit geopfert (Riva, 2011), Bei Ling (贝岭), und den Preisträger des »Friedenspreis des Deutschen Buchhandels« 2012, Liao Yiwu. Hinzu kommen einige Autoren, die zwar nicht im Exil leben und ihre Bücher teilweise schon in Festlandchina veröffentlicht haben, aber deren ins Deutsche übersetzte Titel einem Einfuhrverbot nach China unterliegen. Zu den Autoren gehören Chen Guanzhong (陈冠中) und Yan Lian- ke. Ihre chinesischsprachigen Titel Die fetten Jahren (Eichborn, 2011) bzw. Dem Volke dienen (Ullstein, 2007) und Der Traum meines Großvaters (Ullstein, 2009) sind nicht in Festland China erhältlich. Darüber hinaus wurden Werke von Autorinnen wie Zhou Weihui und Mian Mian (棉棉) für eine bestimmte Zeit verboten, aber jetzt wieder auf dem chinesischen Buch- markt zugelassen. Solche Erfahrungen werden auch im Klappentext bzw. in der Kurzbi- ographie der Autorinnen verkaufsfördernd erwähnt.26 Diese Verbote sind nicht politisch sondern moralisch motiviert: die Titel der genannten Autorinnen schildern Sex und Drogenmissbrauch. Der Verlag für fremdsprachige Literatur und China Intercontinental Press (s. Kap. 2.4) haben 24 bzw. sieben Übersetzungen auf den deutschen Buchmarkt gebracht. Beide

26 Kiwi-Verlag: Mian Mian. http://www.kiwi-verlag.de/autor/mian-mian/623 [08.06.2015].

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Verlage mit Sitz in Peking werden in ihrer Publikationspolitik stark von der chinesi- schen Regierung beeinflusst. Sie veröffentlichen vor allem populäre Sachbücher über China und sollen dem deutschen Publikum positive Eindrücke von China vermitteln (vgl. Kapitel III 3.2). Deutsche Sinologen tragen viel zur Veröffentlichung deutscher Übersetzungen chine- sischer Literatur bei. Der von Sinologen gegründete Ostasien Verlag und der Europäi- sche Universitätsverlag, der eine Buchreihe Bochumer Sinologen herausgibt, veröffent- lichten elf bzw. fünf Übersetzungen. Unter den Publikumsverlagen hat S. Fischer mit 20 Übersetzungen und zehn original deutschsprachigen die meisten Titel im Programm. Darüber hinaus spielen Nischenver- lage eine Rolle. Etwa der Manga-Verlag Tokyopop (neun Titel von Lin Selena) und der christliche Verlag Strom (14 Titel von Nee Watchman). Außerdem haben Philipp Rec- lam, Unionsverlag und Deutscher Taschenbuchverlag jeweils acht Übersetzungen in Deutschland veröffentlicht. Nur wenige Titel sind so erfolgreich, dass sie mehrmals aufgelegt werden. Insbeson- dere bei fiktionaler und nicht-fiktionaler, erzählender Prosa, Lyrik und Klassikern wird nur in Einzelfällen mehr als eine Auflage gedruckt. Sachbücher und Ratgeber werden dagegen etwas häufiger aufgelegt.

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IV Literaturvermittlung, Übersetzungsförderung und Verlage als Selektionsinstanzen

1 Vorbemerkung China ist in den westlichen Medien und der Öffentlichkeit seit etwa zwei Jahrzehnten sehr präsent. Dies gilt nicht nur für Politik und Gesellschaft, sondern auch für die chine- sische Literatur und Kultur. Die folgenden Kapitel widmen sich in Auswahl kulturpoli- tischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die auf den Buchmarkt und Verlage als Mittlerorganisationen einwirken. Der Fokus liegt im Folgenden auf dem Überset- zungsmarkt, da hier die Interaktion zwischen beiden Ländern beobachtet werden kann.

2 Buchmessen und Gastlandstatus: China in Frankfurt 2009 und Deutsch- land in Peking 2007

2.1 Die kulturpolitische Bedeutung des Gastlandauftritts Die internationale Frankfurter Buchmesse – neben der London Book Fair die größte der Welt – bietet jedes Jahr einem Ehrengast die Möglichkeit, seine Literatur und Kultur mit einer Ausstellung in einem speziellen Pavillon und mit einem Begleitprogramm vor- zustellen. Diese Einladungen sind von erheblicher (kultur-)politischer Bedeutung, die sich in einem politisch hochrangig besetzten Eröffnungsabend mit entsprechender Me- dienpräsenz spiegelt. Der jetzige Staatspräsident und damalige Vize-Staatspräsident Xi Jinping und eine Delegation aus mehr als 1 000 Mitgliedern reisten 2009 nach Frank- furt.27 Der Ehrengastauftritt gibt der Öffentlichkeit Anlass, sich intensiver mit dem Gastland auseinanderzusetzen. Bereits im Jahr 2000 wurde erstmals über den Ehrengastauftritt Chinas 2002 verhan- delt. Die chinesische Regierung entschied sich damals aus Angst vor kritischen Stimmen dagegen (vgl. Licher 2008, S. 58). Bereits im Vorfeld des Auftritts 2009 war die Einla- dung Chinas in der deutschen Öffentlichkeit umstritten. Die Organisatoren der Messe mussten immer wieder betonen, dass die chinesische Regierung keinerlei Zensur oder Einflussnahme auf die Autoren ausübe. Dies wurde vertraglich festgeschrieben. Die Dis- kussionen über Menschenrechte und Meinungsfreiheit prägten auch die Erwartungen an Chinas Gastauftritt:28

27 Yang, Dezhi: 中国将派千人代表团参加法兰克福书展 (1000-köpfige Delegation wird nach Frank- furt geschickt.) http://www.chinawriter.com.cn/2009/2009-03-16/30366.html [10.03.2009/23.04.2015]. 28 Vgl. o.V.: http://www.buchreport.de/nachrichten/kommentar/kommentar_nachricht/datum/ 2009/09/18/traegt-das-konzept.htm [2009]; Wilking 2009, S. 4; Börsenblatt 2009, H. 38, S. 8; o. V.: http://www.buchreport.de/nachrichten/nachrichten_detail/datum////thema-wird-die-messe- praegen.htm?no_cache=1 [2009]; Wittstock: http://www.welt.de/kultur/article1878518/Die-Buchmesse- bietet-China-eine-Plattform.html [2008]; o.V.: http://www.focus.de/panorama/vermischtes/deutschland- china-ist-ehrengast-der-frankfurter-buchmesse_aid_406666.html [2009]; o.V.: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/frankfurter-buchmesse-china-wird-gastland-2009-a-485956.html [2007]; alle Internetseiten aufgerufen am 05.05.2015.

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- Offener Dialog über Konflikte - Präsentation des offiziellen und inoffiziellen Chinas - Offenlegung der Missstände in Chinas Kulturindustrie - Öffnung Chinas für den Westen - Ausbau der Geschäftskontakte mit der aufstrebenden Wirtschaftsmacht China - Förderung deutscher Übersetzungen chinesischer Titel Erst seit 2005 hat jedes Jahr ein Ehrengastland Gelegenheit, sich auf der Beijing Interna- tional Book Fair (BIBF) vorzustellen.29 Offizielles Motto der Messe war: »Lasset die Bü- cher aus aller Welt nach China kommen, lasst die chinesischen Bücher in die Welt ge- hen.«30 2007 war Deutschland Ehrengast der 14. Pekinger Buchmesse. An der Eröff- nungszeremonie nahmen der Frankfurter Bürgermeister, der deutsche Botschafter und der Kulturminister Deutschlands teil. Unter dem Motto »Inspiration and Innovation« war die deutsche Teilnahme an der BIBF eine Veranstaltung im Rahmen des Kulturaus- tausch-Programms Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung, das von 2007 bis zum Ende der Weltausstellung 2010 in Shanghai dauerte.31 Der deutsche Gemein- schaftsstand präsentierte das Schwerpunktthema ›Fußball‹ mit Fußballbüchern und ei- nem umlagerten Tischfußballspiel (vgl. Rautenberg 2005).

2.2 Die brancheninterne Bedeutung der Buchmessen Brancheninterne Ziele des Ehrengastauftritts sind die internationale Vernetzung der Buchbranche bzw. der kulturellen Institutionen beider Länder sowie die Steigerung von Lizenzverkäufen aus dem Ehrengastland. Außerdem erhält nicht nur der Ehrengast, sondern die gesamte Buchbranche besondere mediale Aufmerksamkeit.32 Vom Ehren- gast wird ein Übersetzungsförderungsprogramm erwartet. Nach Angaben des China Press and Publishing Journal wurden auf der Beijing Inter- national Book Fair 2007 insgesamt 1.382 chinesische Lizenzen ins Ausland verkauft. Auf der Frankfurter Buchmesse im selben Jahr wurden 960 chinesische Lizenzen von internationalen Geschäftspartnern gekauft. Die auf den beiden Buchmessen verkauften chinesischen Lizenzen machen 91,09 % des gesamten chinesischen Lizenzhandels im Jahr 2007 aus.33 Auf der 61. Frankfurter Buchmesse 2009 hat China als Ehrengastland mehr als 1.300 Titel verkauft und über 800 ausländische Titel lizenziert.34 Bereits im Jahr 2008 wurde

29 Xinhua Book Catalogue Journal: 历届主宾国回顾(Rückblick: Ehrengastländer der BIBF). http://a.xhsmb.com/html/2011-08/25/content_32682.htm [25.08.2011 / 02.05.2015]. 30 Sheng, Hua: 第 14 届 BIBF 推出中国版权保护及贸易成果展区. http://book.sina.com.cn/books/2007-08-31/1149220411.shtml [31.08.2007 / 02.05.2015]. 31 Zhong, Hua: 灵感与创新:与“德”同行 (Inspiration und Innovation: Gemeinsam in Bewegung mit Deutschland). http://news.sciencenet.cn/html/showsbnews1.aspx?id=188745 [06.09.2007 / 23.04.2015]. 32 Vgl. Frankfurter Buchmesse. http://www.buchmesse.de/images/fbm/dokumente-ua- pdfs/2014/faqs_gastland_2014.pdf_42637.pdf. [05.05.2015]. 33 Fang, Yuan: 2007 年我国图书贸易引进减少输出增加 “走出去”效果明显. (2007 abnehmender Lizenzexport, zunehmender Lizenzimport, »Going-Out-Strategie« zeigt klare Wirkung). http://www.gapp.gov.cn/news/1327/87413.shtml [30.06.2008 / 02.05.2015]. 34 Nachrichtenagentur Xinhua/GAPP: 让世界了解当代中国 (Der Welt das gegenwärtige China näher bringen). http://www.gapp.gov.cn/news/1181/86113.shtml [20.10.2009 / 23.04.2015].

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anlässlich des Ehrengastauftritts Chinas eine Liste zur Übersetzung empfohlener Titel zusammengestellt35 und die übersetzten Bücher im chinesischen Pavillon in Frankfurt 2009 präsentiert. Nach Angaben des Organisationsteams der Frankfurter Buchmesse wurden mehr als 400 deutsche Titel (s. Anhang 5) zum Thema China anlässlich der Buchmesse auf den Markt gebracht, darunter 107 belletristische Titel.36 Die Empfehlungsliste des Gastlands China an deutsche, aber auch internationale Verlage umfasst insgesamt 80 Titel (s. Anhang 6): 28 Fachbücher, 23 Titel der Erzähl- prosa und 21 populäre Sachbücher. Lediglich 13 dieser Titel sind unter den insgesamt 91 deutschen Übersetzungen aus dem Chinesischen, die auf der Frankfurter Buchmesse 2009 präsentiert wurden. Es fällt auf, dass die deutschen Verlage im Vorfeld dieser Buchmesse von der – von der chinesischen Regierung erstellten – Förderliste fast aus- schließlich fiktionale Prosa für die Lizenzierung ausgewählt haben. Inzwischen wurden noch acht weitere Titel dieser Empfehlungsliste von deutschen Verlagen lizenziert. An diesen nicht auf der Frankfurter Buchmesse 2009 vorgestellten Titeln hat insbesondere der Wissenschaftsverlag Springer großen Anteil: Er lizenzierte fünf Fachbücher, die aller- dings nicht ins Deutsche, sondern ins Englische übersetzt wurden. Der Vergleich der von China empfohlenen Titel mit den tatsächlich aus dieser Liste für die Übersetzung ausgewählten Titeln zeigt, dass diese Empfehlungen bei den deut- schen Verlagen nur wenig Anklang gefunden haben. Trotz der chinesischen Überset- zungsförderung für deutsche Verlage wurden für die Frankfurter Buchmesse 2009 nur 16 % und bis heute nur 26 % dieser empfohlenen Titel lizenziert. Auch wurden die Fachbücher, die den größten Anteil an der chinesischen Empfehlungsliste haben, ge- mieden bzw. nur wenige in englischer Sprache herausgegeben. Ein Grund hierfür könn- ten die unterschiedlichen Erwartungen an und Vorstellungen von wissenschaftlichen Büchern bzw. Fachbüchern sein. Während im Westen die Interpretation von Daten als wissenschaftliche Leistung im Vordergrund eines solchen Buches steht, beschränken sich chinesische Wissenschaftler häufig auf die Erhebung von Daten und verzichten auf de- ren Interpretation. Im Westen werden solche chinesischen Werke daher ›nur‹ als Quel- len angesehen, die noch ausgewertet werden müssen. Auffällig ist zudem, dass Springer als einziger deutscher Verlag mehrere Titel dieser Förderliste eingekauft hat. Alle ande- ren Verlage lizenzieren höchstens einen von der chinesischen Regierung empfohlenen Titel. Letztere geben aber, beispielsweise im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2009, noch Übersetzungen von Titeln auf den Markt, die nicht auf der Empfehlungsliste ste- hen. Anscheinend halten die deutschen Verlage den Großteil der von der chinesischen Regierung vorgeschlagenen Titel – trotz Übersetzungsförderung – nicht für erfolgsver- sprechend und haben sich für die Lizenzierung anderer chinesischer Titel entschieden.

35 Wang, Yumei: 法兰克福书展中国翻译出版资助书目公布 (Bekanntmachung der Titelliste für Übersetzungsförderung anlässlich der Frankfurter Buchmesse). http://www.gapp.gov.cn/news/806/77693.shtml [31.10.2008 / 23.04.2015]. 36 Qu, Jingfan: 法兰克福书展主席: 德国将推 400 本关于中国的新书 (Deutschland wird 400 Neuer- scheinungen über China auf den Markt bringen). http://www.china.com.cn/culture/zhuanti/61Frankford/2009-09/16/content_18558560.htm [16.09.2009 / 23.04.2015].

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3 Staatliche Lenkung des Publikationsmarkts: Chinas ›Going-Out- Strategie‹ und die Fünfjahrespläne

3.1 ›Going-Out-Strategie‹ 1999 wurde der Begriff ›Going-Out-Strategie‹ (走出去战略) eingeführt. 37 Im Jahr 2001, als die KP den zehnten Fünfjahresplan aufstellte, tauchte er erstmals als Motto offizieller Staatspolitik in der Öffentlichkeit auf (vgl. Jin 2011). Die chinesische Regie- rung will den Export ins Ausland sowie die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern fördern. Im Kulturbereich trat das Motto erst im Jahr 2009, als der »Plan für die Neube- lebung der Kulturindustrie« (文化产业振兴规划) ins Leben gerufen wurde, in den Vordergrund.38 Die Volksrepublik China strukturiert ihre volkswirtschaftlichen Aktivitäten und ge- sellschaftlichen Entwicklungen in Fünfjahrespläne. Nach dem Grundriss des Fünfjah- resplans (五年规划纲要) werden spezielle Pläne für wichtige Branchen entworfen. Im elften Fünfjahresplan (2006–2010) für die Presse- und Publikationsbranche wurden die Teilnahme am Salon du Livre in Paris (China Ehrengastland 2004) und an der Frank- furter Buchmesse als wichtige Maßnahmen definiert. Damit sollte eine Grundlage für die Weiterentwicklung Chinas auf dem internationalen Buchmarkt geschaffen werden. Im Fünfjahresplan wurde ein konkretes Ziel vorgegeben, das am Ende des Zeitraums erreicht sein sollte. Zum Beispiel setzte der elfte Fünfjahresplan für die Presse- und Pub- likationsbranche das Ziel, dass bis 2010 insgesamt 3.000 Lizenzen ins Ausland exportiert werden sollten. Im zwölften Fünfjahresplan gilt als Zielsetzung für das Jahr 2015 der Verkauf von 7.000 Lizenzen. Für Unternehmen werden innerhalb der Fünfjahrespläne Anreize geschaffen, durch Kooperationen und Investitionen den internationalen Markt für China auszubauen. Im 12. Fünfjahresplan für die Presse- und Publikationsbranche (2011–2015) wurde die Verminderung des Handelsdefizits bis auf ein Im- und Export-Verhältnis von 2:1 zum Ziel gemacht. Bis zum Jahr 2015 sollte das Exportvolumen der gedruckten Publikatio- nen 42 Millionen US Dollar erreichen. Eine der wichtigsten Maßnahmen der Going- Out-Strategie war das staatliche Projekt China Book International (abgekürzt CBI).

3.2 Die chinesischen Förderprogramme

CBI (CHINA BOOK INTERNATIONAL, 中国图书对外推广计划) Das Projekt China Book International wurde im Jahr 2004 anlässlich des offiziellen Kul- turaustauschs zwischen China und Frankreich (Les Années Chine – France) und dem Ehrengastauftritt Chinas auf dem Salon du Livre Paris ins Leben gerufen. Mit finanziel- ler Unterstützung der chinesischen Regierung können ausländische Verlage gefördert werden, die Publikationen mit China-Bezug herausgeben. Zudem werden Bücher über

37 Vgl. Staatsrat Chinas: Verbesserte Umsetzung der „Going-Out-Strategie“. http://www.gov.cn/node_11140/2006-03/15/content_227686.htm [15.03.2006 / 23.04.2015]. 38 Vgl. Nachrichtenagentur Xinhua: 文化产业振兴规划全文发布 (Volltext des Plans für Neubelebung der Kulturindustrie bekanntgegeben). http://www.gov.cn/jrzg/2009-09/26/content_1427394.htm [26.09.2009 / 22.04.2015].

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China an Bibliotheken im Ausland verschenkt. Seit 2006 ist die Exportfirma China Na- tional Publications Import and Export (Group) Corporation mit der Umsetzung des Programms betraut. Weiter wurde ein Arbeitsgremium mit bedeutenden chinesischen Verlagen errich- tet.39 Zweimal im Jahr können chinesische Verlage dem Gremium Bücher empfehlen, die von gegenwärtigen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Kultur in China han- deln, von natur- und geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnissen berichten oder die traditionelle Kultur, Literatur und Kunst Chinas vermitteln. Jährlich veröffentlicht das Gremium einen Katalog von Büchern, die über Buchmessen, Medien, Internet und Zeitschriften ausländischen Verlagen für den Lizenzkauf und zur Übersetzung empfoh- len werden. Seit 2007 gibt das Gremium alle zwei Monate die Zeitschrift China Book International heraus und verteilt sie auf den internationalen Buchmessen.40

INTERNATIONALES PUBLIKATIONSPROGRAMM CHINESISCHER KLASSIKER (经典中国国际出版工程) Im Jahr 2009 wurde das Internationale Publikationsprogramm chinesischer Klassiker be- gonnen. Nach den Richtlinien des jüngsten Antragsverfahrens (申报办法) können chi- nesische Verlage nach Unterzeichnung eines Vertrags mit einem ausländischen Partner einen Antrag auf Förderung stellen. Gefördert werden die traditionellen Klassiker der Hoch- und Trivialliteratur, Klassiker der Wissenschaftstheorie und Titel, die chinesische Kultur, wissenschaftliche Errungenschaften und chinesische ideologische Werte vermit- teln. Für 2015 lautete das Motto »Chinese Dream«, ein vom chinesischen Staatspräsi- denten Xi Jinping – wohl in Assoziation zu »American Dream« – lancierter Begriff. Mangas, Fotobücher und Bildbände werden ausgeschlossen. Publikationen in Partner- schaft mit Verlagen aus den Nachbarländern Chinas werden bevorzugt.41

PLAN ZUR BELOHNUNG DES BUCHLIZENZEXPORTS (图书版权输出奖励计划) Zwischen 2011 und 2013 im Ausland publizierte chinesische Titel, die nicht durch die Förderprogramme CBI und Internationales Publizieren chinesischer Klassiker gefördert wurden, bekommen eine Unterstützung. Belohnt werden auch Verlage von Titeln, die durch Auflagenhonorar, Auflagenhöhe, Absatz und Bewertungen von ausländischen Lesern einen nachweisbaren Einfluss auf den ausländischen Buchmarkt haben.42

39 Mitglieder des Gremiums sind China Publishing Group, China International Publishing Group, China Science Publishing Group, The Beijing Publishing House Group, Shanghai Century Publishing Group, Guangdong Provincial Publishing Group Ltd, Shandong Publishing Group, Hunan Publishing Invest- ment Holding Group Company Ltd, Liaoning Publishing Group, Chongqing Publishing Group, Phoenix Publishing & Media Group, Ltd, Sichuan Publishing Group, Zhejiang Publishing United Group, Jilin Publishing Group, Foreign Language Teaching and Research Press, Beijing Language and Culture Uni- versity Press, Peking University Press, Tsinghua University Press, China Intercontinental Press und In- formation Center of the General Administration of Press and Publication. CBI: Projektüberblick China Book International. http://www.cbi.gov.cn/wisework/content/18431.html [21.04.2015]. 40 Capub: CBI 杂志 (CHINA BOOK INTERNATIONAL). http://www.capub.cn/zxgk/jgjs/dwhzysyfzb/zz/2009/7490.shtml [12.11.2009 / 23.04.2015]. 41 GAPP: Antragsverfahren 2015 für Projekt Internationales Publizieren von chinesischen Klassikern. http://www.gapp.gov.cn/upload/files/2015/1/12154031304.doc [12.01.2015 / 23.04.2015]. 42 Chinapublish: Antragsverfahren 2015 für Plan für Belohnung des Lizenzexports. http://www.chuban.cc/ggl/201504/P020150402596967385058.doc [02.04.2015 / 23.04.2015].

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3.3 Deutsch-chinesisches Abkommen zur kulturellen Zusammenarbeit Ende 2005 wurde zwischen Deutschland und China ein Abkommen zur kulturellen Zusammenarbeit beider Länder beschlossen. Dieses fördert die bilaterale Zusammenar- beit der Buchbranchen, indem z. B. Lesungen abgehalten, Kontakte zwischen den Ver- lagen vermittelt und Übersetzungen von Hochliteratur sowie wissenschaftlichen und fachbezogenen Titeln initiiert werden. Außerdem sollen im jeweils anderen Land weitere Kulturinstitute eröffnet werden.43

4 Lizenzhandel

4.1 Allgemeines Die chinesischen Statistiken zum Lizenzhandel44 werden von der National Copyright Administration Chinas und der Global Dynamic Database Resource on Chinese Cul- ture zur Verfügung gestellt. Die National Copyright Administration ist die spezielle Behörde Chinas für die Verwaltung des Urheberrechts und untersteht dem Staatsrat der Volksrepublik China. Sie veröffentlicht seit dem Jahr 2000 Statistiken über den nationa- len und internationalen Lizenzhandel. Die Global Dynamic Database Resource on Chi- nese Culture ist eine Datenbank für internationale Publikationen über China und die chinesische Kultur. Die Datenbank wird im Rahmen der ›Going-Out-Strategie‹ geför- dert und durch die Beijing Foreign Studies University umgesetzt. Es gibt von der chine- sischen Seite keine unabhängigen Datenquellen über den Lizenzhandel zwischen Deutschland und China. Die hier verwendeten Statistiken zum deutschen Lizenzhandel stammen aus Buch und Buchhandel in Zahlen, herausgegeben von der Dachorganisation der deutschen Buchbranche, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V. Das jährlich veröf- fentlichte Kompendium bietet einen Überblick über den deutschen Buchmarkt sowie seinen Austausch mit ausländischen Buchmärkten, auch aufgeschlüsselt nach Ländern. Als Datengrundlage für die Statistiken zu Buchproduktion und Übersetzungen ins Deutsche in Buch und Buchhandel in Zahlen dienen die deutsche Nationalbibliografie und das Verzeichnis lieferbarer Bücher.45

4.2 Lizenzverkäufe chinesischer Verlage nach Deutschland Diagramm 13 zeigt von 2006 bis 2013 einen stetigen Anstieg des chinesischen Lizenzex- ports ins Ausland, wobei 2010 und 2012 die Zahl der Lizenzverkäufe sprunghaft an- steigt. Dieser Tendenz folgend nahm der chinesische Export nach Deutschland ebenfalls zu, wobei die Zahl der verkauften Lizenzen bereits 2009 ein erstes Mal deutlich steigt (siehe Diagramm 14). 2009 präsentierte sich China als Ehrengastland auf der Frankfur- ter Buchmesse, im Jahr 2012 feierten die Bundesrepublik Deutschland und die Volksre- publik China ihre 40jährigen diplomatischen Beziehungen.

43 Vgl. Bundesgesetzblatt S. 37 ff. 44 »Im Rahmen eines Lizenzvertrags gestattet der Rechteinhaber (Lizenzgeber) dem Erwerber der Rechte (Lizenznehmer) die Nutzung eines Werks« Lutz 2015, S. 270. 45 Vgl. Börsenverein des deutschen Buchhandels 2014, S. 81, 95.

60

9000

8000 352 328 7000 127 6000 120

5000 4000 173

Titelzahl 3000 14 96 104 2000 1000 2050 2571 2440 3103 5691 5922 7568 7305 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

ins Ausland nach Deutschland

Abb. 14: Lizenzverkauf aus China ins Ausland und nach Deutschland. Eigene Darstellung nach statisti- schen Angaben der National Copyright Administration der Volksrepublik China 2006–2013.

400 352 350 328

300

250

200 173 Titelzahl 150 120 127 104 96 100

50 14

0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abb. 13: Verkauf chinesischer Lizenzen nach Deutschland im zeitlichen Verlauf. Eigene Darstellung nach statistischen Angaben der National Copyright Administration der Volksrepublik China 2006–2013.

Die wichtige Rolle, die die Frankfurter Buchmesse beim chinesischen Lizenzverkauf ins Ausland spielt, ist auch in den folgenden Diagrammen zu sehen.

61

350

300 300 272 250

200

150 127 122 100 100 101 85 85 70 72 76 50 30 40 20 25 15 15 19 22 24 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

teilnehmende Verlage präsentierte Titel (hundert Titel)

Abb. 16: Chinesische Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse. Eigene Darstellung nach statistischen An- gaben der Global Dynamic Database Resource on Chinese Culture.

3000

2417 2500

1936 2000

1500 1092 Titelzahl 1030 1000 615

500 0 0 0 0 0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Abb. 15: Auf der Frankfurter Buchmesse erfolgte Lizenzverkäufe (China). Eigene Darstellung nach statis- tischen Angaben der Global Dynamic Resource on Chinese Culture. Die Teilnehmerzahl chinesischer Verlage auf der Frankfurter Buchmesse stieg nach 2000 kurz an und pendelte sich nach 2002 auf einem etwas niedrigeren Niveau ein (s. Dia- gramm 15). 2006 brach die Anzahl der chinesischen Verlage auf der Messe deutlich um etwa vier Fünftel ein und stagnierte bis 2008. Die Zahl der verkauften Titel nahm nach 2005 dennoch deutlich zu (s. Diagramm 16). In diesen Jahren scheinen sich die weni- gen an der Frankfurter Buchmesse teilnehmenden chinesischen Verlage stärker für den Verkauf ihrer Titel engagiert zu haben. Wegen des Ehrengastauftritts erreichten sowohl

62

die Teilnehmerzahl der Verlage als auch die Anzahl der verkauften Titel 2009 ihren Höhepunkt.

4.3 Lizenzeinkäufe deutscher Verlage aus China Neben dem Export deutscher Titel ins Ausland ist der Import fremdsprachiger Titel nach Deutschland auch in wirtschaftlicher Hinsicht für die deutschen Verlage wichtig (vgl. Fetzer 2015, S. 271). Nach den Statistiken aus Buch und Buchhandel in Zahlen nahm der Import chinesischer Titel nach Deutschland zwischen 2006 und 2012 stetig zu. Im Jahr 2012 war der Wert dieser aus China importierten Titel etwa 2,5mal so groß wie im Jahr 2006 (siehe Diagramm 17).

160000

140000 133799

120000 113765

96275 100000 83899 87510 86727 80000

60000 53128 Werte in Tsd. Euro 40000

20000

0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Abb. 17: Büchereinfuhr nach Deutschland aus Festland China. Eigene Darstellung nach Buch- und Buchhandel in Zahlen 2008–2014.

800 719 700 621 647 630 600 547

500 400

Titelzahl 300

200 105 52 52 100 75 31 35 NA 14 19 28 41 27 0 NA NA NA NA NA NA NA 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Übersetzung aus dem Chinesischen Übersetzung aus dem Japanischen Übersetzung aus dem Koreanischen

Abb. 18: Deutsche Übersetzungen aus ostasiatischen Sprachen im Vergleich 2006–2013. Eigene Darstel- lung nach Buch- und Buchhandel in Zahlen 2007–2014.

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NA (=nicht angegeben) in Diagramm 18 weist darauf hin, dass die jeweilige Sprache in diesem Jahr nicht in den Top-20 der Herkunftssprachen für Übersetzungen ins Deutsche ist. In diesen Fällen kann keine Aussage über die Anzahl der Übersetzungen getroffen werden. Als Herkunftssprache der deutschen Übersetzungen zeichnet sich die japanische Sprache als wichtigste des ostasiatischen Sprachraums aus. Diese Lizenzkäufe machen 2009 den dritten Platz in den zehn wichtigsten Sprachen für Übersetzungen ins Deutsche aus (vgl. Buch und Buchhandel in Zahlen, 2006–2014). Bei dem Großteil der Übersetzungen aus dem Japanischen handelt es sich um Mangas. Im Vergleich zu den Übersetzungen aus dem Chinesischen werden aber auch aus dem literarischen Bereich viele japanische Titel von Deutschland importiert. Der Trend beeinflusst auch die Einfuhr von chinesischen Titeln. Etwa die Manga von Selena Lin ähneln stilistisch den japanischen Manga. Auch in der Untergruppe Philosophie und Religion findet man Titel wie Das Zen von Meister Rinzai (Mumon-Kai, 2014) und Der Ochs und sein Hirte (Klett-Cotta, 2008). Das Zen von Meister Rinzai wurde aus einem chinesischen Text über den japanischen Zen-Meister Rinzai übersetzt, während bei dem anderen Titel darauf hingewiesen wird, dass dieser mit japanischen Bildern aus dem 15. Jahrhundert ausgestattet ist. 2009 erreichten die Übersetzungen aus dem Chinesischen ihren Höhepunkt mit 75 Titeln, darunter 43 belletristische. Nach dem Ehrengastauftritt Chinas 2009 wurde in 2010 und 2011 jährlich nur die Hälfte übersetzt, aber immer noch mehr als vor 2009. 2012 und 2013 gelangt die chinesische Sprache nicht in der Top-20-Liste der Herkunftssprachen für deutsche Übersetzungen.

5 Verlage als Selektionsinstanzen Dieses Kapitel nähert sich der Mikroperspektive des Lizenzhandels zwischen den beiden Ländern in der konkreten Zusammenarbeit zwischen den Verlagen und Mitarbeitern. Aus den in der Erlanger Studie Lizenzhandel zwischen Deutschland und China. Entwick- lung des Kommunikationsprozesses und der Titelauswahl im Verlagsbuchhandel (Engl et al. 2015) ausgewerteten Tiefeninterviews sind die wichtigsten genannten Probleme im Fol- genden aufgeführt. Die Ausführungen werden ergänzt durch Sprachbeiträge der Inter- viewpartner in getreuer Transkription (sprachlich nicht bereinigt).

5.1 Chinesische Autoren sind in Deutschland kaum bekannt Ein Verlagsmitarbeiter von Suhrkamp kritisiert, dass die chinesischen Lizenzgeber nicht aktiv versuchen, ihre Autoren international bekannt zu machen. Lesereisen sind schrift- stellenden Parteimitgliedern vorbehalten. Autoren ohne Bekanntheit auf der politischen Bühne werden dagegen nicht gefördert: »[…] die sollen einfach ihre ganz normalen Autoren schicken und sich mit denen auseinanderset- zen. Und wir müssen auch bereit sein, die ganz normalen Autoren aufzunehmen, nicht immer mit Ai Weiwei… da fehlt es noch an Vermittlungen und ich mache sehr viel Werbung, dass […] auch andere zu Wort kommen, die ganz normale chinesische Autoren sind und die ihr Land mögen und vielleicht etwas ganz Normales über Liebe und Flüsse schreiben. Aber so weit ist es noch nicht […].« (Engl et al. 2015, Anhang Suhrkamp S. 19).

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Gerade Titel dieser ›normalen‹ Autoren hält Suhrkamp für die deutschen Leser für inte- ressant. Deutsche Sinologen könnten den chinesischen Lizenzgebern helfen, mit deut- schen Verlagen Kontakte zu knüpfen (vgl. Engl et al. 2015, Anhang Suhrkamp Fn 68 f.). Denn bisher zeigen, nach Aussage eines chinesischen literarischen Agenten in Frankfurt, sowohl Literaturagenturen als auch deutsche Leser kein Interesse an chinesi- scher Literatur: »Die deutsche Sinologe sollten mehr machen. […] Ja, nicht uns … wir sind nicht in der Lage. Aber, die andere, meine deutsche Kollege haben kein Interesse. Kein Interesse. Auch deutsche Leser haben kein Interesse.« (Engl et al. 2015, Anhang Cai S. 3). Die chinesischen Verlage sehen dagegen die deutschen Verlage in der Pflicht: Diese müssten sich mehr für China und die chinesische Literatur interessieren (vgl. Engl et al. 2015, Anhang Changjiang Fine Art Fn 26). Diese Ansicht wird auch von Zimmer vertreten, der von den deutschen Verlagen fordert, asiatischer Literatur mehr Aufmerk- samkeit zu schenken (vgl. Zimmer 1999 S. 652).

5.2 Fehlende Fachkenntnisse deutscher Verlagsmitarbeiter In den deutschen Verlagen ist nur wenig bis gar kein Wissen über chinesische Ge- schichte und Literatur vorhanden; man kann nicht auf Überblickswissen zur chinesi- schen Literatur zurückgreifen. So sieht Suhrkamp den Kauf chinesischer Lizenzen mit großer Skepsis: »da sind Sie einfach zu sehr auf Empfehlungen von Agenten angewiesen und das lockt Sie vielleicht zu sehr in eine Richtung, die Sie gar nicht eingehen wollen.« (Engl et al. 2015, Anhang Suhrkamp S. 11).

5.3 Fehlende chinesische Sprachkenntnisse deutscher Verlagsmitarbeiter In den deutschen Verlagen sind in der Regel keine chinesischen Sprachkenntnisse vor- handen; Ausnahmen sind lediglich Kleinverlage, die von Sinologen geführt werden. Da- her können chinesischsprachige Lizenztitel von den deutschen Lektoren nur schwer be- wertet werden. Während bei Lizenzkäufen aus dem Ausland in der Regel die englische Sprache ausreicht, scheint das im Verhältnis mit China nicht so zu sein, da viele allge- meine Informationen zum chinesischen Buchmarkt und zur Gegenwartsliteratur nur in chinesischer Sprache vorhanden sind. Die Lizenznehmer müssen auf Mittler zurückgrei- fen, die ihnen Titel empfehlen (vgl. Engl et al. 2015, S. 95 f.). Diese Agenten treffen allerdings eine eigene Vorauswahl, die an den persönlichen und / oder wirtschaftlichen Interessen der Intermediäre orientiert ist. Von den Agenten wird nicht-fiktionale, erzäh- lende bzw. Sachliteratur bevorzugt. Sinologen, die ebenfalls als Literaturvermittler die- nen, interessieren sich dagegen vor allem für lizenzfreie Klassiker (vgl. Engl et al. 2015, Anhang Suhrkamp Fn 41 f.; Cai Fn 23). Zudem bedauert Zimmer, dass selbst Sinolo- gen einem Großteil des chinesischen Buchmarkts keine Beachtung schenken. Dabei könnten beispielsweise Kriminalromane eine von Klischees geprägte Vorstellung Chinas der deutschen Bevölkerung korrigieren (vgl. Zimmer 1999, S. 648).

5.4 Probleme der interkulturellen Kommunikation Einige Verlage geben an, die geschäftlichen Entscheidungen des Partnerverlags nicht zu verstehen. Ein Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Wirtschaftssystemen: Chine- sische Verlagsmitarbeiter kennen das westliche System der Marktwirtschaft nicht gut. In

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chinesischen Verlagen werden hingegen Entscheidungen oft aus politischen (Fünfjah- resplan) und nicht rein wirtschaftlichen Gründen getroffen (vgl. Engl et al. 2015, S. 61 f.). Persönliche Kontakte sind in China von großer Bedeutung (vgl. Engl et al. 2015, S. 64). Für lizenznehmende deutsche Verlage ist es schwer, erfolgreich erste Kontakte zu chinesischen Publikationshäusern zu knüpfen. Die deutschen Verlagsmitarbeiter benöti- gen außerdem mehr Wissen über und Verständnis für China: »was für uns in China wichtig ist, sind Sprache, gesellschaftliche Gewohnheiten inklusive eines bestimmten Denkens, und das Wertesystem.« (Engl et al. 2015, Anhang Changjiang Children & Juvenile S. 4). Dies erfordert eine hohe interkulturelle Kompetenz der deutschen Ver- lagsmitarbeiter. Gerade die unterschiedlichen Denkkulturen können dazu führen, dass die Kommunikationspartner ›aneinander vorbei reden‹. Auch die Kommunikationsstile können leicht zu Verstimmungen beim chinesischen Geschäftspartner führen. Deutsche sagen meist klar ihre Meinung, was in China als sehr unhöflich gilt (vgl. Engl et al. 2015, S. 64).

5.5 Kosten Eine große Hürde sind die bei der Lizenzierung anfallenden Kosten für die deutschen Verlage. Dies betrifft weniger die tatsächlich zu entrichtenden Lizenzgebühren an den lizenzgebenden Verlag, sondern vor allem die Übersetzungskosten. Übersetzungen aus dem Chinesischen sind im Verhältnis zur nur kleinen absetzbaren Auflage teuer, und es gibt nur wenige qualifizierte Übersetzer für literarische Texte (vgl. Engl et al. 2015, S. 94). Suhrkamp fasst abschließend zusammen: »Wir kennen sie [die chinesischen Autoren] nicht, es ist viel zu aufwändig und kostenintensiv für uns dieses Netzwerk für uns einzurichten, um ein Buch mit dreitausend Exemplaren zu verkaufen. Und Übersetzungskosten von 15.000 Euro zu zahlen. Das funktioniert nicht. Also, schieben wir den Einkauf mal weg […].« (Engl et al. 2015, Anhang Suhrkamp S. 11 f.) Bisher ist der Einkauf chinesischer Lizenzen für deutsche literarische Verlage also aus ökonomischer Sicht wenig rentabel. Die Übersetzung von im Westen unbekannten chi- nesischen Autoren bringt dem lizenznehmenden Verlag auch keine Reputation ein. Chinesische und deutsche Verlage erwarten von dem jeweils anderen mehr Engagement für und Interesse an den chinesischen Titeln.

V Zusammenfassung und Ausblick

Die Analyse der im Zeitraum 2006–2014 publizierten deutschen Originaltitel mit Chi- na-Bezug (Schwerpunkt 1) zeigt, dass (populäre) Sachbücher und Ratgeber breiten Raum einnehmen; die Grenze zwischen beiden Buchgattungen ist fließend. Ein beson- derer Schwerpunkt liegt auf Titeln über Gesundheit und Medizin, die nahezu aus- schließlich die traditionelle chinesische Medizin und gesunde Ernährung zum Thema haben. Ebenfalls gut vertreten sind Bücher der Gruppe Gesellschaft, Politik und Wirt- schaft. Eher zu den Ratgebern im Bereich Wirtschaft gehören die zahlreich vertretenen

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Titel, die Geschäftsleute auf den Umgang mit chinesischen Geschäftspartnern und das Verhalten im Alltag vorbereiten sollen. Im Sachbuch werden Politik und Gesellschaft kritisch dargestellt, fehlende demo- kratische Strukturen, Menschenrechtsverletzungen und rechtliche Willkür thematisiert. Reisebericht und Reisebuch machen einen hohen Anteil an der nicht-fiktionalen, erzäh- lenden Prosa aus: Sie stehen nicht selten unter dem Eindruck erlebter Abenteuer und der Begegnung mit einer fremden Kultur. Beliebt sind offensichtlich humoristische Dar- stellungen von Land und Leuten. Ähnlich wie die Wirtschaftsbücher, die Ängste vor einer vermeintlich in Zukunft chinesisch dominierten globalen Ökonomie schüren, per- petuiert die humorvolle Perspektive unter entgegengesetztem Vorzeichen Klischees und Vorurteile und trägt nichts zu einer realitätsnahen Auseinandersetzung bei. Anders das Bild der gegenüber dem Sachbuch und Ratgeber recht kleinen Gruppe der fiktionalen Literatur: von Beziehungen zwischen westlichen und chinesischen Part- nern wird differenziert und positiv erzählt. Eine weitere große Gruppe macht die Krimi- nalliteratur aus. Dass die westlichen Protagonisten in Konflikte mit korrupten Politikern und Polizisten verwickelt werden, ist genretypisch und gilt zum Beispiel genauso für den angloamerikanischen Krimi. Auch das ›alte‹, märchenhafte China regt die Phantasie deutscher Autoren an, wie nachempfundene Märchen und Volkssagen zeigen. Schwerpunkt 2 der quantitativen Erhebung gilt der Analyse der Übersetzungen chi- nesischsprachiger Originaltitel. Mehr als zwei Drittel aller Titel entfallen auf fiktionale Literatur, Klassiker und Lyrik. Für das traditionelle China stehen die Klassiker der Phi- losophie und Literatur sowie Übersetzungen altchinesischer Lyrik. Dieses Ergebnis war zu erwarten, da nicht wenige Werke in einen Kanon der Weltliteratur fallen, die traditi- onell auf dem literarischen Markt vertreten sind und auch im Studium genutzt werden. Legenden, Märchen und Volkssagen sind ebenfalls stark vertreten. Aus dem Chinesi- schen übersetzte Kriminalliteratur ist dagegen kaum präsent. Die Gegenwartsliteratur dominieren Autoren, die über Literaturpreise in Deutschland bekannt sind oder / und Autoren, deren Publikationen in China zensiert bzw. verboten werden. Dieser Selekti- onsmechanismus spricht nicht gegen die literarische Qualität dieser Werke, zeigt aber, dass Verlage gern auf Titel zurückgreifen, die über die Personen und deren allgemeine öffentliche Präsenz vermarktet werden können. Auf den Manga-Hype setzen die deutschen Ausgaben der Reihen der chinesischen Autorin Selena Lin, die sich am Stil der japanischen Mangas orientieren; ihre Publika- tion verdanken sie der großen internationalen Beliebtheit von Comic und Manga, weni- ger einem China-Interesse. Teil III widmete sich den politischen und kulturellen Rahmenbedingungen, die auf Buchmarkt und Verlage einwirken. Die beiden wichtigsten Ereignisse in den bilateralen Beziehungen im Untersuchungszeitraum markieren die Internationale Buchmesse Pe- king 2007 mit Deutschland als Ehrengast sowie die Frankfurter Buchmesse 2009, auf der China endlich als Ehrengastland präsentiert werden konnte. Die Wirkung besonders der Frankfurter Messe auf die Buchproduktion mit China-Bezug ist an Förderprogram- men und Empfehlungslisten abzulesen.

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Die Übersetzungsförderung der VR China ist eine staatliche Angelegenheit, eingebet- tet in Fünfjahrespläne und von höherer Seite implementierten Handlungsanweisungen wie der ›Going-out-Strategie‹. Instrumente sind zahlreiche Förderprogramme unter- schiedlicher Zielsetzung. Das deutsch-chinesische Abkommen zur gegenseitigen Zu- sammenarbeit konzentriert sich auf die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Län- dern. Auf der Ebene des Buchmarkts lassen sich aus der Entwicklung des Lizenzhandels Deutschland–China und China–Deutschland Trends ableiten, die bedingt über den Erfolg von Förderprogrammen Aufschluss geben. Auf der Mikroebene der Zusam- menarbeit zwischen chinesischen und deutschen Verlagen zeigen sich die alltäglichen Probleme interkultureller Kommunikation, die die ›offizielle‹ Förderpolitik nicht selten konterkarieren. Ebenso wird deutlich, dass deutsche Verlage als kommerzielle Wirt- schaftsunternehmen mit begrenzten Ressourcen und einer auf den Markterfolg im Pub- likumsmarkt ausgerichteten Publikationsplanung nur eingeschränkt kulturvermittelnd agieren können und wollen. Es wäre genauer zu untersuchen, inwieweit die staatlich-chinesischen Förderpro- gramme wirklich greifen (wie z. B. die Übersetzungsförderung chinesischer Klassiker). Valide Ergebnisse sind nicht aus den Aussagen der chinesischen Regierung zu ermitteln, sondern müssten an den tatsächlich geförderten Projekten und ihrem Erfolg erhoben werden. Obwohl der Lizenzkauf chinesischer Titel von deutschen Verlagen im Untersu- chungszeitraum gestiegen ist, zeigt der Vergleich mit Lizenzankäufen aus Japan ein im- mer noch sehr geringes Niveau. Grundsätzlich besteht hier ein großes Wachstumspoten- tial. Dem steht das Alltagsgeschäft entgegen. Aus der Perspektive der Verlagsmitarbeiter wurden die Hindernisse sehr konkret geschildert. Dabei ist festzuhalten, dass Verlage in erster Linie Wirtschaftsunternehmen sind, die auf die Nachfrage des Publikums reagie- ren (müssen) oder auf finanzielle Förderung Dritter etwa bei den Übersetzungskosten oder bei Druckkostenzuschüssen angewiesen sind. Wenn differenzierte Vorstellungen von China beim deutschsprachigen Publikum entstehen sollen, sind hier Förderinstitu- tionen gefragt, die einen deutlicheren Schwerpunkt als bisher auf China legen. Dem rasanten ökonomischen und politischen Aufstieg der zukünftigen Weltmacht China folgen die Institutionen der kulturellen und literarischen Vermittlung in ihrer Schwer- punktbildung bisher nur zögernd. Wie die Auswertungen im Schwerpunkt 1 zeigen, liegt der Mainstream bei deutschen Originalpublikationen mit China-Bezug beim gängigen Sachbuch und Ratgeber auf der chinesischen Medizin und Diäthetik, die dem stressgeplagten Europäer Lebenshilfe an- bieten soll. Agenda-Setting im Wirtschaftssachbuch schließt an weit verbreitete Vorstel- lungen von der vermeintlich übermächtigen Konkurrenz und unlauteren Wettbe- werbsmethoden Chinas an. Dies, obwohl große Konzerne, besonders der Automobil- wirtschaft, schon seit fast vier Jahrzehnten gute Geschäfte mit und in China machen. Mag das Reisebuch oder auch der eine oder andere Roman auch realistische Schilderun- gen von Land und Menschen übermitteln, zeigt sich doch eine Tendenz zum Unver- ständnis oder Staunen über das Fremde, zur Komik und zum Spott über das fremde Land.

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Ein heikles Kapitel ist die Dominanz der (notwendigen) politischen und kulturellen Berichterstattung über China, die die stark ausgeprägte Kommunikationskontrolle und die Verletzungen von Menschenrechten in den Mittelpunkt stellt. Selektionsinstanzen wie Verlage setzen in ihren Vermarktungsstrategien hier an: mit der Publikation von Gesellschaftsreportagen und Biographien. Mit Übersetzungen chinesischer Gegenwarts- literatur reagieren Verlage auf Förderpreise und setzen auch auf Autoren bzw. Werke, die in China zensiert sind. Diese Selektionsstrategie folgt einem medialen Mainstream und baut auf ein Publikumsinteresse, das das wirtschaftliche Risiko für den einzelnen Buchtitel möglicherweise mindert. ›Literarische Entdeckungen‹ werden eher selten ge- macht. Die chinesische Förderpolitik ist staatlich gesteuert und kontrolliert. Sie zielt darauf, chinesischer Literatur und Kultur im Ausland eine größere Bedeutung zu geben als dies zurzeit der Fall ist, aber auch positive China-Bilder zu vermitteln. Dies ist kein Weg für westliche, unter demokratischen und ökonomischen Rahmenbedingungen agierende Verlage. Differenzierte, weniger einseitige – auch ›normale‹ und realitätsnahe – Vorstel- lungen über China an die lesende Öffentlichkeit zu tragen, dazu könnten kulturvermit- telnde Institutionen und Stiftungen beitragen.

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

ABBILDUNGEN Abb. 1: Gesamtkorpus der deutschen Originaltitel über China...... 13 Abb. 2: Gesamtkorpus der Übersetzungen Chinesisch ins Deutsche...... 14 Abb. 3: Übersicht nach Hauptgruppen und prozentualen Anteilen...... 16 Abb. 4: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres fiktionaler Prosa...... 17 Abb. 5: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres Sachbuch und Ratgeber...... 21 Abb. 6: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres nicht-fiktionaler, erzählender Prosa...... 26 Abb. 7: Titelzahlen im zeitlichen Verlauf 2006–2014...... 29 Abb. 8: Übersicht nach Hauptgruppen und prozentualen Anteilen...... 37 Abb. 9: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres fiktionaler Prosa...... 39 Abb. 10: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres Sachbuch und Ratgeber. .... 44 Abb. 11: Prozentualer Anteil der untergeordneten Genres nicht-fiktionaler, erzählender Prosa...... 46 Abb. 12: Titelzahlen im zeitlichen Verlauf 2006–2014...... 48 Abb. 14: Verkauf chinesischer Lizenzen nach Deutschland im zeitlichen Verlauf. Eigene Darstellung nach statistischen Angaben der National Copyright Administration der Volksrepublik China 2006–2013...... 61 Abb. 13: Lizenzverkauf aus China ins Ausland und nach Deutschland. Eigene Darstellung nach statistischen Angaben der National Copyright Administration der Volksrepublik China 2006–2013...... 61

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Abb. 15: Auf der Frankfurter Buchmesse erfolgte Lizenzverkäufe (China). Eigene Darstellung nach statistischen Angaben der Global Dynamic Resource on Chinese Culture...... 62 Abb. 16: Chinesische Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse. Eigene Darstellung nach statistischen Angaben der Global Dynamic Database Resource on Chinese Culture...... 62 Abb. 17: Büchereinfuhr nach Deutschland aus Festland China. Eigene Darstellung nach Buch- und Buchhandel in Zahlen 2008–2014...... 63 Abb. 18: Deutsche Übersetzungen aus ostasiatischen Sprachen im Vergleich 2006– 2013. Eigene Darstellung nach Buch- und Buchhandel in Zahlen 2007–2014. .. 63

TABELLEN Tab. 1: Inhaltliche Verteilung auf Haupt- und Untergruppen nach Titelzahlen...... 15 Tab. 2: Übersicht über die Anzahl der produzierten Titel pro Verlag 2006–2014...... 29 Tab. 3: Inhaltliche Verteilung auf Haupt- und Untergruppen nach Titelzahlen...... 36 Tab. 4: Übersicht über die Anzahl der produzierten Titel pro Verlag 2006–2014...... 49

Anhang

Die Anhänge finden sich in gesonderten Dateien zum Download. Anhang 1: Gesamttitelliste deutschsprachiger Neuerscheinungen mit Chinabezug. Anhang 2: Gesamttitelliste deutschsprachiger Übersetzungen chinesischer Literatur. Anhang 3: Liste der Verlage mit China-Publikationen. Anhang 4: Liste chinesische Autoren fiktionaler Prosa und Literaturpreise. Anhang 5: Vom Gastland China in Frankfurt 2009 präsentierte Titel. Anhang 6: Vergleich der Empfehlungsliste des Ehrengastlands China in Frankfurt 2009 mit den tatsächlich in Übersetzung erschienenen Titeln.

Die Autorinnen der Studie

URSULA RAUTENBERG leitet (komm.) das Institut für Buchwissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg. Ihre China-Erfahrung reicht in das Jahr 1988/89 zurück, als sie als ›Bochumer Lektorin‹ ein Semester an der Tongji-Universität Shanghai unterrichtete. 2008 wurde sie zum Honorary Research Fellow des Chinese Institute of Publishing Sci- ence, Peking, ernannt. Sie ist regelmäßig an den Universitäten Shanghai und Wuhan zu Gast; zwischen dem Wuhaner Studiengang Information and Publishing Science und dem Erlanger Institut für Buchwissenschaft besteht seit vielen Jahren ein reger Studierenden- und Dozentenaustausch. Sie hat in der FAZ und anderen Medien über den Buchmarkt in China publiziert. Neueste Publikationen sind Reclams Sachlexikon des Buches. Hrsg. von Ursula Rautenberg. 3., vollständig überarbeitete und aktualisierte Aufl. Stuttgart

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2015 [Teilübersetzung der 2. Aufl. 2003 ins Chinesische: Peking 2009], sowie: Lesen. Ein interdisziplinäres Handbuch. Berlin / Boston 2015 (hrsg. zusammen mit Ute Schnei- der). ELISABETH ENGL erwarb im Jahr 2014 an der FAU Erlangen-Nürnberg den Ba- chelorgrad in Buchwissenschaft und Anglistik. Während des Masterstudiums der Buch- wissenschaft arbeitete sie an einer Studie zum Lizenzhandel zwischen Deutschland und China mit, die aus der einjährigen Projektarbeit im Rahmen des Masterstudiengangs entstanden ist. Die Projektgruppe hat im Oktober 2014 Interviews mit Verlagen in Shanghai und Wuhan zum Thema geführt. Elisabeth Engl hat das Studium mit ihrer Masterarbeit Die Weimarer Bibel (1641) – Produktion, typografische Gestaltung und in- tendierte Zielgruppen im Herbst 2015 abgeschlossen. QIU RUIJING hat 2009 bis 2013 Germanistik an der Tongji-Universität Shanghai studiert. Während ihres Bachelor-Studiums hat sie 2012 ein Semester an der Otto-von- Guericke Universität Magdeburg verbracht und im Sommer 2013 bei Shanghai Foreign Language Education Press als Praktikantin gearbeitet. Seit September 2013 studiert sie den Masterstudiengang Buchwissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg. Wie Elisa- beth Engl hat sie an der Projektstudie zum Lizenzhandel China-Deutschland mitgear- beitet. Voraussichtlich Anfang 2016 wird sie ihr Studium mit einer Masterarbeit zum Thema Übersetztes China. Chinesische Gegenwartsliteratur auf dem deutschen Buchmarkt abschließen.

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