Lenk

Haben Sie etwas im Eis oder in dessen Umfeld 0 1000m gefunden? – Bergen Sie das Objekt nicht oder nur, wenn es unmittel­ bar gefährdet ist. – Fotografieren Sie das Objekt im Detail und die weitere Umgebung des Fundortes. Département de la mobilité, du territoire et de l’environnement du canton du – Markieren Sie den Fundort. Service des bâtiments, monuments – Notieren Sie die Koordinaten des Fundorts oder zeich­ 3 et archéologie nen ihn auf einer Karte ein. Departement für Mobilität, Raumentwicklung 2 – Funde gehören dem Kanton, in dem sie gefunden wur­ und Umwelt des Kantons Wallis Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege den. Melden Sie die Funde der jeweiligen kantonalen und Archäologie Fachstelle: Case postale, 1950 Sion Téléphone +41 27 606 38 00 Archäologischer Dienst des Kantons Bern Brünnenstrasse 66 [email protected] Postfach www.vs.ch/web/sbma/patrimoine-archeologique 3001 Bern 4 +41 31 633 98 98 Wildhornhütte SAC [email protected] Erziehungsdirektion des Kantons Bern www.be.ch/archaeologie Direction de l’instruction publique du canton de Berne

Service des bâtiments, monuments et archéologie Amt für Kultur | Office de la culture Avenue du midi 18 3 Archäologischer Dienst des Kantons Bern Case postale Service archéologique du canton de Berne 1950 Sion +41 27 606 38 00 Postfach, 3001 Bern [email protected] Telefon +41 31 633 98 00 www.vs.ch/web/sbma/patrimoine-archeologique 1 Schnidejoch [email protected] www.be.ch/archaeologie Vielen Dank!

Für weitere Fachstellen und Informationen: www.alparch.ch

Das Schnidejoch und der Iffigsee als Wanderziele Nützliche Hinweise: Die Iffigenalp und die Barrage du Tseuzier sind mit BERNER ALPEN Heute sind Iffigsee und Schnidejoch beliebte und lohnens­ dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Bei den Wanderwegen handelt es sich um Bergwege (T2/T3). Gute Trittsicherheit und gutes Schuhwerk sind er­ Archäologie werte Wanderziele. Der Iffigsee ist von der Iffigenalp gut forderlich, ebenso den Wind- und Wetterverhältnissen angepasste Kleidung. erreichbar. Die Passüberquerung kann mit einer Übernachtung Publikationen: Albert Hafner, Schnidejoch und Lötschenpass. Archäo­ auf dem Schnidejoch unterwegs kombiniert werden. logische Forschungen in den Berner Alpen. Bern 2015. – Hanspeter Holz­ Ausgangspunkte: Iffigenalp an der Lenk; Barrage du hauser, Samuel U. Nussbaumer und Heinz J. Zumbühl, Die beiden Gletscher von Grindelwald. In: Heinz J. Zumbühl et al. (Hrsg), Die Grindelwaldgletscher. Tseuzier via . Kunst und Wissenschaft. Bern 2016, 13–44. – Christoph Schwörer et al., Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten: Holocene climate, fire and vegetation dynamics at the treeline in the North­ western Swiss . Vegetation History and Archaeobotany 23 (5), 2014, – Wildhornhütte SAC (www.wildhornhuette.ch) 479–496. – Berghaus Iffigenalp­ (www.iffigenalp.ch) Titelbild: Im Vordergrund das Schnidejoch, dahinter das Wildhorn. – Gîte de Lourantze (www.gitedelourantze.ch) Bildnachweis: Titelbild, Fundstelle: ADB, Rolf Wenger; Fundobjekte: Badri – Restaurant du Barrage de Zeuzier (www.rda-sa.ch) Redha; Rekonstruktion Bogenfutteral: Max Stöckli. Figurine: Bernisches 1 Funde aus der Jungsteinzeit Archäologischer Dienst des Kantons Bern bis ins Mittelalter Historisches Museum, Bern, Christine Moor. Rekonstruktion Schuh: ADB und Gentle Craft, Lausanne. Topografische Karte: Bundesamt für Landestopo­ Service archéologique du canton de Berne Weitere Tipps über die lokalen Tourismusverbände 2 römische Dachziegel grafie und ADB, Eliane Schranz (Einträge). Service des bâtiments, monuments et archéologie (www.lenk-simmental.ch oder www.anzere.ch). 3 römische Schuhnägel © 2019 ADB / Regula Gubler (Text), Eliane Schranz (Grafik). du canton du Valais Dienststelle für Hochbau, 4 römische Münze 6 / 2019 Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Wallis Ayent Plan Nr. Aufnahme Verifikation Zeichnung

LENK 348.007.2004.02 az Schnidejoch Fundzeichnung Holzschüssel

M. 1:2/1:6

NICHT DRUCKEN Archäologischer Dienst des Kantons Bern

Abschmelzende Eis- und römische Mesolithikum Neolithikum Bronzezeit Eisenzeit Mittelalter Neuzeit Firnfelder geben immer Epoche wieder archäologische 6000 v. Chr. 5000 4000 3000 2000 1000 0 1000 2000 n. Chr. Funde frei. Oft handelt es sich um Objekte aus Das Schnidejoch wurde vor­ organischem Material wiegend in klimatisch günstigen wie Holz oder Leder, die Phasen genutzt (rot), in Zeiten Silex­ sich bei den meisten von Gletschervorstössen (blau) Holzbrett war der Chilchligletscher nur pfeilspitze Dachziegel archäo­logischen Fund- schwer überwindbar. Brille stellen nicht erhalten Wollstoff und deshalb äusserst sel- Flicksohle aus tene Einblicke in die Leder Vergangenheit erlauben. Lederschuh Sind die Fundobjekte einmal aufgetaut, können Schüssel aus Ulmenholz Bronze­ sie in kurzer Zeit zer­ nadel fallen. 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 Bogenfutteral aus Birkenrinde Spanschachtel Schuhnägel

2000 schwund → 1920 Die Nordseite des Schnide­ jochs im Sommer 2005 1850

mit dem Chilchlig­ letscher Vorstos Gletscherlänge in den Schweizer Alpen und Westalpen im Vergleich zu historischen Quellen (Nussbaumer et al. 2016). im Hintergrund. ←

Ein in Vergessenheit geratener Passübergang Einzigartiges aus der Jungsteinzeit Funde aus der Bronzezeit und der römischen Epoche Der Klimawandel und die alpine Archäologie Die ältesten Objekte vom Schnidejoch sind Fragmente einer Eine für die Frühbronzezeit (2200–1600 v. Chr.) typische Das Abschmelzen der Gletscher und Firnfelder in den letzten Das Schnidejoch diente viele tausend Jahre als Übergang phasen blieben Gegenstände auf Ulmenholzschüssel und von Pfeilen aus dem 5. Jahrtausend Bronzenadel und verschiedene Objekte wie Lederschuhe und Jahrzehnten ist für die Archäologie ein Segen und Fluch zu­ zwischen der Lenk im Berner Oberland und Ayent im Wallis. dem Pass liegen. In diesen Zeiten v. Chr. Andere Objekte aus der Zeit um 2800 v. Chr. gehören eine Spanschachtel belegen, dass auch in der Bronzezeit gleich. Das Ausschmelzen von archäologischem Fundmaterial In Mittelalter und Neuzeit geriet der Pass in Vergessenheit zog sich der Chilchligletscher so wahrscheinlich alle zur Ausrüstung einer einzelnen Person. Menschen den Übergang nutzten und gelegentlich Dinge liegen öffnet immer wieder Fenster in die Vergangenheit. Diese und schriftlich belegt ist der Rawilpass als Übergang. Die weit zurück, dass er im Bereich Neben einem Bogenfutteral konnten ein Bogen aus Eibenholz, liessen. Flickstellen an Schuhen und am jungsteinzeitlichen stehen nur eine kurze Zeit offen. Liegen die fragilen Fund­ Menschen transportierten Waren und führten Vieh über den der Geländestufe bei 2610 m ü. M. die vermutlich dazugehörige Bogensehne, Pfeilschäfte und Beinling illustrieren, wie sorgfältig man die Ausrüstungsteile objekte einmal frei, so zersetzen sich Gegenstände aus Holz Rawilpass, um es zu verkaufen oder auf Alpweiden wie der umgangen werden konnte, wie -spitzen sowie ein Beinling aus Ziegenleder und Reste von pflegte. Die Spanschachtel aus Arven- und Weidenholz war und Leder rasch. Viele Eisfelder werden in wenigen Jahren Wallisdole auf der Iffigenalp zu sömmern. heute. In Kaltphasen lag hier eine Lederschuhen geborgen werden. Das einzigartige, aus mehre­ ein Unikat, bis 2012 auf dem Lötschenpass ein gleich gefer­ oder Jahrzehnten wohl völlig verschwunden sein. Ins Blickfeld rückte das Schnidejoch erst wieder, als eine Spaltenzone des Gletschers, die ren Lagen Birkenrinde gearbeitete Bogenfutteral ist von tigtes Stück aus fast derselben Zeit gefunden wurde. Um diese Funde für die Nachwelt zu sichern und zu erfor­ Wanderin 2003 auf dem Pass ein jungsteinzeitliches Bogen­ nur schwer zu überwinden war. grosser wissenschaftlicher Bedeutung. Ein einzelnes Holzbrett aus der Zeit um 1000 v. Chr. lässt schen, kontrollieren die Archäologischen Dienste der Kantone futteral entdeckte. Seither sind aus zwei Eisfeldern auf der Schon im 20. Jahrhundert liess Pollen und andere Pflanzenreste aus Sedimenten des Iffig­ auf eine spätbronzezeitliche Passbegehung schliessen. Die Bern und Wallis die bekannten Fundstellen regelmässig. Nordseite des Passes über 300 meist organische Objekte aus­ der Fund von Dachziegeln am sees belegen, dass man bereits ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. nächstjüngeren Funde stammen erst wieder aus der Zeit kurz Neue Objekte werden sorgfältig dokumentiert und ge­ geschmolzen und von den Archäologischen Diensten der Iffigsee und einer Münze nahe der um den See Weidewirtschaft betrieb. Vermutlich kamen die vor der Zeitenwende: römische Schuhnägel, Reste von Woll­ borgen und die Veränderung der Landschaft wird fotografisch Kantone Bern und Wallis geborgen wurden. Ihre Erhaltung im Wildhornhütte eine römische Hirten mit ihren Tieren aus dem Wallis über das Schnidejoch. stoffen und Lederschuhen. Am Iffigsee lässt der Fund römi­ festgehalten. Die Archäologischen Dienste sind aber auch So könnte der Besitzer des jung­ Eis beweist, dass das Schnidejoch seit mindestens 6500 Jah­ Nutzung des Passes oder der Alp­ steinzeitlichen Bogenfutterals Klare Hinweise auf jungsteinzeitliche Siedlungen im Berner scher Dachziegel ein Gebäude vermuten, vielleicht eine auf Fund­meldungen und Hinweise aus der Bevölkerung an­ ren begangen wurde. Besonders während klimatischen Warm­ weiden um den See erahnen. ausgesehen haben. Oberland fehlen bisher. Unterkunft oder ein Heiligtum. gewiesen.