Ungarischen Soldaten Im Ersten Weltkrieg
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„Jeder will als Held sterben…“ Kriegserfahrungen und Männlichkeitskonstruktionen von österreichisch- ungarischen Soldaten im Ersten Weltkrieg Masterarbeit eingereicht an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Leopold-Franzens- Universität Innsbruck zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts von Kofler Sabine Viktoria (Matrikelnummer 00918160 – Studienkennzahl C 066 803) betreut durch ao. Univ.-Prof. Dr. Gunda Barth-Scalmani Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie Innsbruck, Juni 2018 Widmung Für ihre liebevolle und fortwährende Unterstützung während meines Studiums sei an dieser Stelle meinen Eltern Susanna Berta Weiss und Franz Kofler gedankt. Inhalt 1. Einführung 5 1.1. Forschungsthema und Fragestellungen 5 1.2. Forschungsstand 6 1.3. Methodik und Aufbau 11 1.4. Die Quellen 13 2. Die Kriegserfahrungen von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg 19 2.1. Kriegserfahrungen als historische Analysekategorie 19 2.2. Die „Offiziersgeschichtsschreibung“ in der Nachkriegszeit 21 2.3. Kriegserinnerungen von österreichischen Soldaten 25 3. Ein Krieg der Nerven 28 3.1. Der Krieg und die Neurastheniker 28 3.2. „Kriegsneurosen“, „Kriegshysteriker“ und deren Behandlung 31 3.3. Nervöse Soldaten oder Nervenkrieger? 38 4. Die moderne Kriegsführung 42 4.1. Die Schrecken der Artillerie 42 4.2. Die neuen Waffen des Krieges 50 4.2.1. Die technischen Entwicklungen im Krieg 50 4.2.2. Der Gaskrieg 53 4.2.3. Der Luftkrieg 58 5. Die Kriegsfronten 66 5.1. Der Krieg im Osten 1914 66 5.1.1. Frontängste: Spione, Kosaken und Seuchen 70 5.1.2. Bewegungs-, Stellungskrieg und der Schützengraben 74 5.1.3. Rumänien – Die vergessene Front 77 5.2. Die Südfront – Der Krieg gegen Italien 80 5.2.1. Der italienische Kriegseintritt 80 5.2.2. Die Alpenfront und der Mythos Gebirgskrieg 85 5.2.3. Die Isonzofront und der Karstkrieg 95 6. Die soldatischen Tugenden 103 6.1. Militärische Männlichkeiten 103 6.2. Die Untugenden eines Soldaten 111 6.2.1. Desertion und Strafen 111 3 6.2.2. Feigheit und Kameradschaft 119 6.2.3. Todesängste, Gewalt und das Töten 130 7. Fazit 138 8. Bibliographie und Quellenverzeichnis 141 8.1. Quellen 141 8.2. Bibliographie 141 8.3. Internetquellen 152 4 1. Einführung 1.1. Forschungsthema und Fragestellungen 2018 wird das letzte Jahr der Gedenkjahre 1914-1918 zum Zentenarium des Ersten Weltkrieges sein. Eine Reihe von Veranstaltungen, Gedenkfeiern und Publikationen haben den Ersten Weltkrieg wieder in den Vordergrund der allgemeinen Aufmerksamkeit und öffentlichen Interesses gedrängt. Institute und Archive konnten durch die Aufarbeitung des umfangreichen Quellenmaterials wertvolle historische Dokumente aus dieser bewegenden europäischen Zeitphase präsentieren.1 Zahlreiche Organisationen in verschiedenen Staaten haben sich den Auftrag gestellt, mithilfe interaktiver Medien, den Ersten Weltkrieg der heutigen Bevölkerung näher zu bringen. Ein besonderes Anliegen dieser Organisationen ist es, dieses Ereignis, das spürbare Auswirkungen in der Welt hinterlassen hatte, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.2 Unzählige Fachliteratur hat sich in diesen Gedenkjahren den verschiedensten Themen des Ersten Weltkrieges gewidmet und steht Interessierten zur Auswahl. Eine Fülle von Dokumentarfilmen, Fotoausstellungen und sogar Romanen sollen die Schicksale der Menschen aus dieser Zeit zugänglicher machen.3 Die Bearbeitung und Publikation von persönlichen Tagebüchern, Biographien und Erinnerungen bilden dabei einen Schwerpunkt des Interesses, denn Zeitzeugen und Kriegsteilnehmer vermitteln den Lesern des 21. Jahrhunderts einen konkreten und oftmals intimeren Einblick in die Gedanken und Erfahrungswelt der Menschen von damals. Kriegstagebücher erlebten einen erkennbaren Aufschwung in der jüngsten Publikationswelle, ermöglichten diese schriftlichen Aufzeichnungen doch einen wertvollen Einblick in den Alltag, die Lebensumstände und Erfahrungen der Soldaten. Aus diesem gegebenen Anlass stellt sich auch diese Masterarbeit in die Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit den Kriegserfahrungen von Soldaten im Ersten Weltkrieg befassen. Das Hauptaugenmerk wird hierbei auf die Erfahrungswelt der österreichisch-ungarischen Soldaten anhand ihrer schriftlichen Hinterlassenschaften, die sie während des Krieges und teils in einigem zeitlichen Abstand festgehalten haben, gelenkt. In 1 Beispielsweise das Österreichisches Staatsarchiv, 1914-2014 100 Jahre Erster Weltkrieg, o. D., [http://wk1.staatsarchiv.at], eingesehen 16.05.18; Das Bundesarchiv, 100 Jahre Erster Weltkrieg 1914-1918, o.D., [https://www.ersterweltkrieg.bundesarchiv.de], eingesehen 16.05.18. 2 WW1. Dentro la Grande Guerra, o.D., [http://www.grandeguerra100.it], eingesehen 18.05.2018; World War I Centenary, o. D., [http://ww1centenary.oucs.ox.ac.uk/], eingesehen 18.05.2018; Mission Centenaire 14-18, o. D., [http://centenaire.org/fr], eingesehen 18.05.2018. 3 Eine Auflistung unterschiedlicher Medien findet sich unter: 2014-2018. Hundert Jahre Erster Weltkrieg. Gegen das Vergessen, o. D., [http://www.100-jahre-erster-weltkrieg.eu/literatur-medien.html], eingesehen 18.05.2018. 5 diesem Sinne wird untersucht, inwiefern sich das Soldaten- und Männlichkeitsbild während des Krieges verändert und entwickelt hat. Bei der Lektüre der Quellen fiel die Wahl auf vier zentrale Faktoren, die für diesen Prozess ausschlaggebend waren und für eine Analyse der Kriegserfahrungen von besonderen historischen Interesse sind. Die Auswirkungen des Krieges auf die Nerven und deren Widerstandskraft wurde in allen Quellen angesprochen, weshalb es naheliegt den zeitgenössischen Diskurs näher zu betrachten und zu untersuchen inwieweit dieser Krieg viele Männer bis an die Grenzen ihrer psychischen Belastungskraft brachte. Ein weiterer wichtiger Punkt, der in den Quellen oft angeführt wird, waren die neuen Waffen und Technologien dieses Krieges. Die Tagebuchschreiber waren aufmerksame Zeugen ihrer Zeit und beobachteten intensiv, wie sich durch den Einsatz moderner Kriegswaffen der Krieg und seine Soldaten veränderten. So wie die Waffen dem Krieg nachhaltig einen anderen Charakter gaben, unterschieden sich auch die verschiedenen Fronten und die Kriegsführung von den vorherigen Kriegen in Europa. Ein Soldat an der galizischen Ostfront erlebte nicht denselben Krieg als der Soldat im friulanischen Karstgebiet. Ein letzter wesentlicher Punkt in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Soldaten liegt in den militärischen Fähigkeiten, welche im Krieg und in der Nachkriegszeit propagiert wurden. Dabei ist es interessant herauszuarbeiten, welche besonderen militärisch-männlichen Tugenden und Untugenden diese Männer verkörperten und an anderen beobachteten. Damit ist ein weiteres spannendes Thema angesprochen, dem sich diese Arbeit widmen wird. In Berücksichtigung einer inklusiven und interdisziplinären Forschung, versteht sich diese Arbeit auch als ein Beitrag zur Geschlechtergeschichte des Ersten Weltkrieges mit dem Fokus auf die Konstruktion bzw. Dekonstruktion von militärischen Männlichkeitskonzepten im Krieg. 1.2. Forschungsstand Die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg begann schon während des Krieges erste Formen anzunehmen. Dabei war der Hauptzweck dieser Tätigkeit, maßgeblich auf das Sammeln und Dokumentieren für eine spätere historische Aufarbeitung angelegt.4 Privatpersonen, Vereine, Museen, Archive und diverse staatlichen Einrichtungen sammelten systematisch Objekte und Dokumente, die mit dem Krieg in Verbindung standen. In Österreich 4 Gerd Krumreich/Gerhard Hirschfeld, Die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg, in: Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2014, S. 304–315, hier S. 304. 6 fanden sich bis zu 91 solcher Kriegssammlungen.5 Die Sammler wollten in dieser historischen Umbruchsphase für die nachkommenden Historiker erste Vorarbeiten leisten. Die frühen kriegsgeschichtlichen Abhandlungen standen ganz unter der Leitung von Militärhistorikern und ehemaligen Offizieren, den „Generalstabshistorikern“, dessen Fokus zunächst auf den Darstellungen des Kriegsverlaufes lagen.6 Im Vordergrund standen deshalb in den Nachkriegsjahren die Untersuchungen der militärischen Pläne und Befehlshaber des Krieges. International spielte auch die Frage und Forschung nach den Ursachen und den Verantwortlichen des Krieges eine wesentliche Rolle. Deutschland, geprägt von den Versailler Verträgen, hielt lange Zeit an der These fest, das Deutsche Reich sei nicht allein am Ausbruch des Krieges schuldig.7 Zur Untermauerung der eigenen Thesen veröffentlichten die Archive Deutschlands, Österreichs, Frankreichs, Englands und der Sowjetunion Chroniken und Quelleneditionen von politischen Dokumenten aus der unmittelbaren Vorkriegszeit.8 Untersuchungen zu den wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Krieges wie jene der international angelegten Carnegie Stiftung blieben jedoch ohne große Nachahmer.9 Die Kriegsschuldfrage und die Handlungen der Akteure, die Geschichte der „großen Männer“ blieb für lange Zeit im Vordergrund der historischen Forschung. Erst die Thesen von Fritz Fischer (1908–1999) lösten 1961 in der deutschen Historikerzunft den ersten Historikerstreit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus und entfachten, auch international beachtet, von Neuem die Debatte über die Kriegsschuldfrage Deutschlands. In einem Aufsatz von 1959 und seinem späteren Buch „Griff nach der Weltmacht“ widersprach Fischer dem vorherrschenden Forschungskonsens und argumentierte anhand offizieller Regierungsdokumente, das Deutsche Reich hätte bewusst einen europäischen Krieg heraufbeschwört, um die eigenen territorial-politischen