Flottenkommando
Jahresbericht 2006
Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland
Flottenkommando
Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland
Jahresbericht 2006
19. Auflage Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Flottenkommando 24956 Glücksburg, 01. August 2006 Dezernat Handelsschifffahrt Postfach 1163 Tel. (0 46 31) 666 - 33 30 Fax (0 46 31) 666 - 45 05
Jahresbericht 2006
Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland
19. Auflage
Die Meere sind das größte Ökosystem unserer Erde und haben auch für ein eher kontinental ausgerichtetes Land wie Deutschland elementare Bedeutung. Klimageschehen, Energieversor- gung, Welthandel und die Sicherung der Ernährung betreffen die Menschen an der Küste ge- nauso wie im Binnenland. Deutschland zählt zu den führenden Handelsnationen der Welt nach den USA, China und Japan. Unser Land bleibt auch in einem immer stärker zusammenwachsen- den Europa von weltweiten Seeverkehrsverbindungen abhängig: Die Lebensadern zur See füh- ren in die Häfen; die Adern des Warenverkehrs und der Logistik führen grenzüberschreitend weit in das europäische Binnenland hinein. Maritime Technik beschäftigt gleichermaßen die Wirtschaft in den Küstenländern und im Binnenland. Die maritime Abhängigkeit unseres Landes unter dem besonderen Aspekt der Sicherheitsvor- sorge zu verdeutlichen, ist Ziel dieses Berichtes, der mit Stand Juli 2006 überarbeitet wurde und in der 19. Auflage herausgegeben wird. Sofern nichts Anderes angegeben, beziehen sich die Daten und Tabellen in der Regel auf den Stand 31.12.2005. Der Jahresbericht wird im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung veröffentlicht.
Im Auftrag
W. Janiak Fregattenkapitän Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Inhaltsverzeichnis
1. Die maritime Abhängigkeit der 8. Maritimes Sicherheitsmanagement Bundesrepublik Deutschland 8.1 Internationale Bestimmungen zu 1.1 Die Bedeutung der See 1-1 Ships Safety 8-1 1.2 Die Bedeutung der See und sicherer See- 8.2 Internationale Bestimmungen zu verbindungen für Deutschland 1-2 Ships Security (ISPS-Code) 8-8 1.3 Die politische Dimension der maritimen Ab- 8.3 Verkehrssicherungssystem Deutsche hängigkeit Deutschlands 1-2 Küste 8-14 1.4 Die maritime Abhängigkeit Deutschlands – 8.4 Maritime Sicherheit und Unfallmanage- ein Überblick 1-5 ment Deutsche Küste 8-19 8.5 Piraterie 8-35 2. Welthandelsflotte und Seewärtiger Welthandel 9. Energiewirtschaft und -versorgung 2.1 Welthandel und Seewärtiger Welthandel 2-1 9.1 Weltweite Energiereserven 9-1 2.2 Welthandelsflotte 2-7 9.2 Weltweite Energiereserve Erdöl 9-6 2.3 Containerschifffahrt 2-13 9.3 Weltweite Energiereserve Erdgas 9-10 2.4 Verkehr durch Kanäle und Meerengen 2-20 9.4 Weltweite Energiereserve Kohle 9-12 2.5 Kreuzfahrtmarkt 2-23 9.5 Nutzung erneuerbarer Energien 9-15 9.6 Energieversorgung in Deutschland 9-20 3. Deutsche Handelsflotte und Seewär- tiger deutscher Außenhandel 10. Maritimer Umweltschutz und Mee- resforschung 3.1 Deutsche Handelsflotte 3-1 3.2 Deutscher Außenhandel 3-12 10.1 Meeresumweltschutz 10-1 3.3 Seehäfen und Seehafenwirtschaft 3-18 10.2 Meeresforschung 10-12
4. Schiffbau und Zulieferindustrie 11. Deutsche Marine 4.1 Weltschiffbau und internationale 11.1 Auftrag und Aufgaben Bundeswehr 11-1 Entwicklung 4-1 11.2 Auftrag und Aufgaben Dt. Marine 11-1 4.2 Internationale Schiffbaupolitik der EU 4-1 11.3 Daten zur Deutschen Marine 11-5 4.3 Weltschiffbauproduktion 4-3 11.4 Ausbildung zum ResOffz Marine (HSO) 11-6 4.4 Deutscher Schiffbau 4-8 11.5 Ausbildung zum Schiffsoffizier der 4.5 Schiffbau- und Offshore-Zuliefer- Handelsschifffahrt 11-10 industrie 4-14 11.6 Vereinbarung BSH/Deutsche Marine 11-14
5. Fischerei und Fischwirtschaft 12. Zivilverteidigung Seeverkehr und Sicherstellung Seetransport 5.1 Internationale Fischereipolitik 5-1 5.2 Fischereipolitik der EU 5-1 12.1 Zivilverteidigung im Seeverkehr 12-1 5.3 Fischereipolitik Deutschlands 5-5 12.2 Sicherstellung Seetransport 12-3 5.4 Deutsche Fischwirtschaft 5-7 12.3 Dt. Marineschifffahrtleitorganisation 12-4 5.5 Deutsche Fischereiflotte 5-10 12.4 Rechtsgrundlagen für Zivilverteidi- 5.6 Fischereiforschung 5-14 gung im Seeverkehr 12-7 5.7 Fischereischutz 5-19 Anhang 6 Binnenschifffahrt und Binnenschiff- A1 Begriffsbestimmungen/Definitionen A-1 bau A2 Abkürzungen A-5 6.1 Verkehrssystem Binnenschifffahrt 6-1 6.2 Deutsche Binnenschiffsflotte 6-7 6.3 Güterverkehr in der Binnenschifffahrt 6-9 6.4 Personenschifffahrt 6-15 6.5 Binnenschiffbau 6-15
7. Maritime Industrie 7.1 Meerestechnik 7-1 7.2 Maritime Rüstung 7-7
I
Maritime Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland 2006 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
1 Die maritime Abhängigkeit Deutschlands
1.1 Die Bedeutung der See
Die Meere bieten große natürliche Ressourcen und stärken damit wesentlich die Wirtschafts- kraft der Küstenregionen in aller Welt. Gleichzeitig unterliegen die Meere dadurch vielfältigen Nutzungen und es gilt, die Nachhaltigkeit dieser Nutzungen zu entwickeln. Fischerei, Fremden- verkehr, Seeverkehr und Schiffsicherheit, Offshore-Ölförderung und Windenergie, Küstenschutz, die Erhaltung oder Widerherstellung der biologischen Vielfalt, globale Erwärmung, Eutrophie- rung durch landbasierte Aktivitäten und die Schließung von Wissenslücken durch verstärkte Meeresforschung sind die beherrschenden Themen dieser maritimen Dimension. Schifffahrt und Häfen spielen im internationalen Handel eine wesentliche Rolle. 95% des Ferngütertransports im Welthandel werden über den Schiffsverkehr abgewickelt. Ein Drittel der weltweiten Schiffsbewegungen haben ihren Ziel- oder Abfahrtshafen in der Europäischen U- nion. 90% des Außenhandels und über 40% des Binnenhandels der EU-25 erfolgen auf dem Seeweg. Mit 40% der Welthandelsflotte ist die Führungsposition Europas in dieser globalen Wirtschaft unumstritten. Die europäischen Seehäfen bewältigen jährlich 3,5 Mrd. Tonnen Fracht und 350 Mio. Fahrgäste1. Etwa 2,5 Mio. Menschen arbeiten in der europäischen maritimen Industrie (Schiffbau, Häfen, Fischerei und verwandte Industrien und Dienstleistungen), davon rund 350.000 Menschen in der europäischen Hafenwirtschaft und im maritimen Dienstleistungsbereich, die zusammen einen Mehrwert von rund 20 Mrd. EUR erwirtschaften. Allein im Schiffbau sind europaweit 110.000 Personen beschäftigt. Im Jahr 2004 wurde der Direktumsatz des maritimen Tourismus in Europa auf 72 Mrd. EUR geschätzt2. Die Europäische Union besteht etwa zur Hälfte aus Wasserflächen. Die Küstenlänge der EU beträgt 89.000 km und ist damit über 7 mal länger als die der USA und über 4 mal länger als die von Russland. Ein Drittel der rund 450 Mio. Menschen der EU lebt an oder nahe der Küstenlinie. 70% des Sauerstoffs, den wir atmen, wird von maritimer Flora produziert. In der Europäischen Union gibt es gegenwärtig über 100 Regionen mit direktem Zugang zum Meer: von Larnaca auf Zypern bis Munster in Irland, von Algarve in Portugal bis Etelä-Suomen Lääni in Finnland. Alle anderen Regionen sind indirekt über Flüsse mit dem Meer verbunden. Eine umfassende Meerespolitik muss auf Wachstum und mehr und bessere Arbeitsplätze ab- zielen und so zu einer starken, expandierenden, wettbewerbsorientierten und nachhaltigen ma- ritimen Wirtschaft im Einklang mit der Meeresumwelt beitragen. Sie soll ferner dazu beitragen, Konflikte bei der Ressourcennutzung im Zusammenhang mit dem Meeresraum zu vermeiden und auf ein Mindestmaß zu begrenzen, und - sofern es solche Konflikte dennoch geben sollte - klare und von allen akzeptierte Mechanismen für eine Lösung vorsehen. Sie soll der Wirtschaft und allen anderen Akteuren mehr Rechtssicherheit bieten und ein wirksameres Konzept für die Erhaltung der Meeresumwelt festlegen. Entscheidungen in der Meerespolitik haben damit un- mittelbare Auswirkungen insbesondere in den Küstenregionen auf die Menschen, die Wirtschaft und die Umwelt, auf die Hafenwirtschaft, den Tourismus und die Fischerei.
1 Grünbuch über die künftige Meerespolitik der EU – Brüssel, 08.05.2006 2 Press Release der EU-Kommission zum Grünbuch über die künftige Meerespolitik der EU
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1.2 Die Bedeutung der See und sicherer Seeverbindungen für Deutschland
Deutschland und seine Wirtschaft sind eng eingebunden in das Weltwirtschafts- und europäi- sche Wirtschaftssystem der EU-25 und in dessen weltweiten Warenaustausch und Rohstoffver- kehr. Aus dieser Abhängigkeit erwächst ein elementares Interesse am Funktionieren eines insge- samt offenen Weltwirtschaftssystems und am Warenaustausch in einem freien Seeverkehr. Fast der gesamte Ferngütertransport im Welthandel wird über den Schiffsverkehr abgewi- ckelt. Ohne einen leistungsfähigen und kostengünstigen Seeverkehr gibt es keine wirtschaftliche Entwicklung, gibt es keine prosperierenden Handelsverbindungen. Freie Seewege sind die Le- bensadern, auf die Deutschland wegen seiner geostrategischen Lage und seiner exportwirt- schaftlichen Orientierung besonders angewiesen ist. Freier und ungestörter Seeverkehr ist die Voraussetzung, dass sich die deutsche Wirtschaft erfolgreich entwickeln und in die Prozesse des Weltwirtschaftssystems integrieren kann. Deutschland ist hoch industrialisiert, jedoch rohstoffarm. Als moderner Industriestaat ist Deutschland zur Produktion von Waren und Veredelungsgütern auf die kontinuierliche Einfuhr jener Rohstoffe angewiesen, die für das Funktionieren unserer Wirtschaft und damit für das Le- ben in Deutschland unentbehrlich sind. Die deutsche Wirtschaft ist aufgrund ihres hohen Au- ßenhandelsvolumens, das im Wesentlichen über die Seehäfen abgewickelt wird, besonders ab- hängig von den empfindlichen Transportwegen über See und angewiesen auf den ungehinder- ten und gesicherten Zugang zu Rohstoffen, ihren Märkten und zu wichtigen Primärenergieträ- gern wie Rohöl und Erdgas. Für den internationalen Warenverkehr, für den Import und Export über See gibt es keine wirtschaftliche Alternative. Sie machen die Abhängigkeit von einer freien Nutzung der interna- tionalen Seetransportwege besonders deutlich. So stammen z.B. gut 28% der Rohöleinfuhren aus der Nordsee, 41% kommen über See aus außereuropäischen Ländern der OPEC und Nordaf- rikas, wie Libyen und Algerien. Fast zwei Drittel des deutschen Erdgasbedarfs stammen aus westeuropäischen Quellen (Norwegen und Niederlande), 43% stammen aus Russland, die aller- dings im Wesentlichen über Pipelines Deutschland erreichen. 60% des Steinkohlenbedarfs stammt aus Importen im Wesentlichen über den Seetransport aus Südafrika (21%) und aus Ko- lumbien (12%). Stabile politische Verhältnisse in diesen Räumen und ein ungehinderte Zugang zu den Roh- stoffmärkten sind für Deutschland unabdingbare Voraussetzungen für einen ungestörten Wirt- schaftsverkehr, haben einen hohen sicherheitspolitischen Stellenwert und eine entscheidende sicherheitspolitische und strategische Bedeutung für unser Land und unsere Wirtschaft. Eine Unterbrechung der Rohstoff- und Warentransporte über See hätte, wie während der Ölkrisen der 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, dramatische Folgen für die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft, die Beschäftigungslage und die Stabilität Deutschlands.
1.3 Die politische Dimension der maritimen Abhängigkeit Deutschlands
Das sicherheitspolitische Umfeld Deutschlands ist heute stärker durch veränderte Risiken und neue, anders geartete Bedrohungen gekennzeichnet. Derzeit und auf absehbare Zeit gibt es kaum eine ernsthafte Gefährdung des eigenen deutschen Territoriums durch konventionelle Streitkräfte, gleichwohl ist das internationale Umfeld Deutschlands nicht frei von militärischen und nicht-militärischen Risiken, die die Sicherheit und Stabilität gefährden und bedrohen. Unge- löste politische, ethnisch-religiöse und wirtschaftliche Konflikte im Verbund mit der weltweiten Reichweite des internationalen Terrorismus bedrohen unsere freiheitliche und moderne Zivilisa- tion mit ihren Errungenschaften wie Freiheit, Menschenrechte, Offenheit, Toleranz und Vielfalt. Sie wirken auch unmittelbar auf die freien Seeverbindungen und den freien Warenaustausch mit den internationalen Märkten, auf den Deutschland unmittelbar angewiesen ist. Hierauf muss die deutsche und die europäische Politik Antworten finden und Interessen defi- nieren, denn über die rein wirtschaftlichen Aspekte hinaus haben freie Seeverbindungen für Deutschland, für die NATO und für die EU auch eine entscheidende Bedeutung für den inneren Zusammenhalt sowie die künftige politische und wirtschaftliche Entwicklung.
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Die sicherheitspolitische Lage erfordert deshalb eine auf Vorbeugung und Eindämmung von Krisen und Konflikten zielende Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die das gesamte Spektrum sicherheitspolitisch relevanter Instrumente und Handlungsoptionen umfasst und auf gemeinsa- mem Handeln mit Verbündeten und Partnern aufbaut. Die Lösung der vielfältigen regionalen Krisen und Konflikte bleibt dabei von herausragender Bedeutung für Sicherheit und Stabilität und für den ungehinderten Warenaustausch auf gesicherten Seeverbindungswegen.
„Maritime Abhängigkeiten“ der Bundesrepublik Deutschland (Jahresbericht Flottenkommando 2006)
Dt. Reeder managen mit 2.282 Schiffen die drittgrößte Handelsflotte der Welt
...fossile Energieträger (Mineralöl, Kohle, Erdgas) tragen mit etwa 83% zur Energieversorgung Deutschlands bei...... 97% des Rohöls muss eingeführt werden...... 82% des Erdgases und 60% der Steinkohle stam- men aus Importen...... 41.110 Schiffe werden im internati- onalen Verkehr eingesetzt...... die Welthandelsflotte verfügt über eine Tragfähigkeit von 944,4 Mio. dwt...
...95% des Ferngütertransports im Welthandel werden über den Schiffsverkehr abgewickelt ...
...Freibeuter, Piraten und Seeräuber sind von Anfang an Begleiter der Seeschifffahrt ...... 90% des Außenhandels und über ...bisher weltweit 4.061 Überfälle von Piraten, Seeräubern 40% des Binnenhandels der EU-25 und Terroristen auf Handelsschiffe... erfolgen auf dem Seeweg...... 2005: 276 Überfälle auf Handelsschiffe; 440 Crewmit- glieder als Geiseln, 12 werden vermisst, 24 wurden ver- letzt...
Dabei verdienen aus maritimer Sicht diejenigen Krisenzonen besondere Beachtung, die ent- lang der Seeverbindungen Europas („Sealines of Communication [SLOC]“), im Nahen Osten und an den Meerengen liegen, in denen sich die Schifffahrt zwangsläufig küstennah bündelt und deshalb besonders verwundbar ist. Deutsche Sicherheitspolitik muss im vereinten Europa und im Bündnis neue Möglichkeiten zur Risikovorsorge und zu internationalen Konfliktlösungen entwi- ckeln, und zwar gemeinsam mit Verbündeten und Partnern in der NATO und der EU sowie in Zusammenarbeit mit Deutschland partnerschaftlich verbundenen Staaten. Nur so können Chan- cen für eine regionale und auch weltweit angelegte Sicherheitsvorsorge genutzt und sicher- heitspolitische Risiken verringert werden. Das Bündnis hat sich an das veränderte sicherheitspolitische Umfeld angepasst, damit es auch in Zukunft seine zentrale Rolle in der internationalen Risikovorsorge, im Krisenmanagement und in der Konfliktbewältigung wahrnehmen kann. Die Schwerpunkte des neuen strategischen Kon- zeptes der NATO haben sich von der Abschreckung und Abwehr einer groß angelegten Aggres- sion hin zur Vorsorge gegen alte und neue Sicherheitsrisiken, vor allem zur Abwehr asymmetri- scher Bedrohungen, verlagert. Die neue Sicherheitsarchitektur begreift Risiken und Abhängig- keiten nicht nur in militärischer, sondern auch in wirtschaftlicher, kultureller, ethnischer und ökologischer Dimension. So geht das Bündnis davon aus, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit von Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Konfliktverhütung ungleich höher einzuschätzen ist als Einsätze im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. Deshalb sieht die NATO die wesentliche Aufgabe der Streitkräfte des Bündnisses mehr darin, auf Krisen innerhalb eines breit angelegten sicherheitspolitischen Ansatzes politischer Maßnah- men reagieren und einen wirksamen Beitrag zur Lösung derartiger Krisen leisten zu können.
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Darauf weisen auch die Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) vom 21. Mai 2003 hin und bilden damit die Grundlage für künftige Einsätze der Bundeswehr. Einsätze zur Konfliktverhü- tung und Krisenbewältigung – einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terroris- mus – werden als die wahrscheinlicheren Aufgaben der Bundeswehr definiert. Die Ausrichtung auf diese wahrscheinlicheren Aufgaben bestimmt in Zukunft maßgeblich Fähigkeiten und Struk- tur der Streitkräfte. Einsätze finden grundsätzlich gemeinsam mit Verbündeten, Partnern und im Rahmen von VN, NATO und EU ohne geografische Eingrenzung statt. Im Rahmen der multinationalen Sicherheitsvorsorge hat die NATO in Ergänzung ihrer opera- tiven Fähigkeiten bei Krisenoperationen und zur Konfliktbewältigung ihr bisher ausschließlich auf die Kontrolle der Handelsschifffahrt ausgerichtetes „Shipping Concept“ weiterentwickelt: Bei „Maritime Interdiction Operations“ (MIO) und anderen militärischen Krisenoperationen des Bündnisses bildet das Konzept „NCAGS“3 den Rahmen für eine effektive Zusammenarbeit mit der Handelsschifffahrt. NCAGS stellt die Fähigkeit zum Lagebild- und Informationsaustausch im Operationsgebiet sicher und bietet dem Joint Forces Maritime Component Command (JFMCC) Handlungsmöglichkeiten bis hin zu Maßnahmen der Schifffahrtlenkung in Krisengebieten. Die Verantwortung für die Zusammenarbeit mit der Handelsschifffahrt obliegt dem NCAGS Com- mander, der auf operativer Ebene die zugewiesenen Elemente der NCAGS-Organisation führt4. Der Schutz der deutschen Schifffahrt ist eine nationale Aufgabe5. Die Verantwortung dafür obliegt im Frieden und in Krisen- sowie Konfliktsituationen dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Das BMVBS koordiniert alle Maßnahmen der „Zi- vilverteidigung Seeschifffahrt“ und überträgt einzelne Zuständigkeiten an Dienststellen ihres nachgeordneten Bereichs. Im Rahmen der gemeinsamen überstaatlichen Risikovorsorge erfolgen Schutz und Zusam- menarbeit mit der Handelschifffahrt stets gemeinsam mit den Partnern im Bündnis und im Rah- men von Systemen kollektiver Sicherheit. Die Deutsche Marine leistet im Rahmen der Ressortzu- ständigkeit ihren nationalen Beitrag zum militärischen Schutz der Handelsschifffahrt. Eine be- sondere Bedeutung kommt dabei der Marineschifffahrtleitung (MSLtg) zu, die sich bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben auf die Fachexpertise von Reserveoffizieren aus der Handels- schifffahrt stützt. Die konzeptionellen Grundlagen für Marineschifffahrtleitung leiten sich aus dem „Shipping Concept“ der NATO ab. Die konzeptionellen Grundlagen von NATO-NCAGS sind in der MC 376/1 „NCAGS – Naval Co-operation and Guidance for Shipping“ vom Oktober 2003, die Einsatzgrund- sätze und -verfahren in der ATP 2 Vol I niedergelegt. Sie sind auch Grundlage für die Aufgaben- wahrnehmung bei MSLtg/NCAGS außerhalb von NATO-Operationen.
3 NCAGS – NATO Naval Co-operation and Guidance (MC 376/1) 4 BMVg FüM III3 Az 57-71-01 vom 26.04.2005 „Einsatz- und Ausbildungskonzept für die deutsche Marine- schifffahrtleitorganisation“ 5 Einsatz- und Ausbildungskonzept für die deutsche Marineschifffahrtleitorganisation, a.a.O. Seite 5f
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1.4 Die maritime Abhängigkeit Deutschlands – ein Überblick über Schiff- fahrt und Schiffbau, Seeverkehr, Seetransport und Fischerei, Mariti- me Sicherheit und Meeresforschung
1.4.1 Das Maritime Interesse Deutschlands
Die Seeschifffahrt hat eine außerordentliche Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutsch- land. Die Leistungsfähigfähigkeit des Seeverkehrs ist eine entscheidende Voraussetzung für den Transport von Gütern und Rohstoffen, ohne die unsere exportorientiert Volkswirtschaft nicht wettbewerbsfähig wäre. Über 50% der Weltbevölkerung sind heute an Küsten zu Hause. In wenigen Jahren werden es nach Schätzungen der Vereinten Nationen 60% sein. Ozeane bedecken 71% der Erdoberfläche. Unter den Nationen der Erde befinden sich 43 kleine Inselstaaten. Küsten sind die Kristallisati- onspunkte für Handel und Wirtschaft. Der gesamte Welthandel ist ohne die Schifffahrt nicht vorstellbar. 95% des Ferngütertrans- ports im Welthandel werden über den Schiffsverkehr abgewickelt. 90% des Außenhandels und über 40% des Binnenhandels der EU-25 erfolgen auf dem Seeweg. Die Bewältigung des EU- und weltweit anwachsenden Güterverkehrsaufkommens bedeutet für die Verkehrswirtschaft eine besondere Herausforderung zur Sicherstellung leistungsfähiger Seeverkehre und Seeverkehrs- träger; sie sind die Grundlage für eine funktionsfähige maritime Wirtschaft und Industrie. Deutschland ist ein exportorientiertes Land und lebt von einer erfolgreichen Außenwirt- schaft. 20% des deutschen Außenhandels werden über den Seetransport abgewickelt. Über 60% der deutschen Außenhandelsumsätze (Exporte und Importe) werden im Warenver- kehr mit Ländern der EU-25 getätigt. Auf den Handel mit anderen europäischen Ländern (au- ßerhalb der EU) entfallen knapp 12% der Außenhandelsumsätze , fast 14% auf den Handel mit Asien, 9% auf den Handel mit der NAFTA, 2% auf den Handel mit Afrika und 1,6% auf den Handel mit Zentral- und Lateinamerika (ohne Mexiko) sowie 0,6% auf den Handel mit Australien und Ozeanien. Die maritime Industrie und der Transport von Industriegütern und Rohstoffen über See, auf Küsten- und Binnenwasserstraßen sind von existentieller Bedeutung, ohne die unsere exportori- entierte Volkswirtschaft nicht wettbewerbsfähig wäre. Damit kommt der Seeschifffahrt und der gesamten maritimen Industrie mit ihren verknüpften Aktivitäten im Handel und Güterverkehr eine besondere Bedeutung zu. Gerade vor dem Hintergrund der Rohstoffabhängigkeit Deutschlands erwächst der Schifffahrt eine besondere Bedeutung. Der Gesamtbereich der Seeschifffahrt und der maritimen Industrie stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, ist ein entscheidender Faktor für die Stabilität in Deutschland und ein unerlässlicher Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die ent- scheidende Grundlage dafür ist eine angemessene, hochwertige und leistungsfähige nationale Handelsflotte mit dem entsprechenden qualifizierten seemännischen Personal. Der Schifffahrtsstandort Deutschland ist geprägt von einer wachsenden Handelsflotte unter deutscher Flagge und einer immer größer werdenden Handelsflotte unter deutschem Manage- ment (2.828 Schiffe). Die deutsche Handelsflotte und die Handelsflotte unter deutschem Mana- gement ist ein bestimmender Faktor in EU und im Bündnis und die Basis für die Wahrnehmung der sicherheitspolitischen und außenwirtschaftlichen Interessen Deutschlands. Sie ist sozusagen ein strategischer Faktor für die Sicherheit unseres Landes. Unter Umweltgesichtspunkten nimmt die Schifffahrt beim Energieaufwand pro Ladungston- ne vor allen anderen Verkehrsträgern mit Abstand den ersten Platz ein. Weiterhin trägt der Schiffsverkehr dazu bei, die Überlastung der landgebundenen Verkehrsträger nicht noch weiter zu steigern bzw. zu verringern. Deshalb haben Kurzstreckenseeverkehre und Hafenausbaupro- jekte hohe politische Priorität auf nationaler und europäischer Ebene. Seeverkehr und Hafenwirtschaft gehören zu den Haupt-Wachstumsbranchen. Nord- und Ost- see gehören zu den am meisten und dichtesten befahrenen Gewässern der Welt und die See- schifffahrt, über die ca. 20% des deutschen Außenhandels abgewickelt werden, ist von erhebli- cher Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
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Dabei unterscheiden sich der Nord- und Ostseeraum grundlegend, der von einer insgesamt knapp 3.400 km langen Küstenlinie (2.100 km in der Ostsee, 1.300 km in der Nordsee) geprägt werden. In der Nordsee ist der Schiffsverkehr zwischen einigen der bedeutendsten europäi- schen Häfen (u. a. Hamburg und Bremerhaven) maßgeblich. Als Teil der maritimen Verbundwirt- schaft steht die Seeschifffahrt in enger Verbindung mit der Hafenentwicklung, dem Schiffbau, der Küsten- und Binnenschifffahrt sowie der Anbindung an die Landverkehrsnetze. Die Entwick- lung der letzten zehn Jahre wurde durch die anhaltend hohen Wachstumsraten im Container- umschlag bestimmt (insgesamt ca. 120%), gleichzeitig entfallen etwa die Hälfte der Schiffsbe- wegungen auf den Fährverkehr. Mehr als 173 Handelsschiffe passieren täglich die Ostsee, das sind gut 63.200 Schiffe im Jahr, davon etwa 8.200 Rohöltanker. Verkehrsexperten rechnen bis 2010 mit einer Steigerung der Öl- und Chemietransporte in der Ostsee um 60% auf 160 Mio. t pro Jahr, insbesondere durch die Erweiterung des russischen Ölexports über die Ostsee. Rund 250.000 Beschäftigte arbeiten in der Hafenwirtschaft und erwirtschaften jährlich einen Umsatz von etwa 54,4 Mrd. EUR. Seeschifffahrt, Schiffbau, leistungsfähige Häfen, maritime For- schung und die Mitwirkung am politischen Gestaltungsprozess zur Durchsetzung des internatio- nalen Seerechts sind Kernbereiche unseres nationalen maritimen Interesses. Die Sicherung des maritimen Know-hows und die Sicherung der Beschäftigung in der Seeschifffahrt am Schiff- fahrtsstandort Deutschland sind das auf die Zukunft gerichtete Ziel der maritimen Strategie unseres Landes.
1.4.2 Schifffahrtsstandort Deutschland
Eine angemessene nationale Handelsflotte ist die Grundlage für die Vertretung unserer schifffahrtspolitischen Interessen auf internationaler Ebene, sie ist die entscheidende Vorausset- zung, um als Schifffahrtsnation akzeptiert zu werden. Nur so kann sich Deutschland als Schiff- fahrtsnation und international bedeutender Schifffahrtsstandort wirksam in die internationale Schifffahrtspolitik einbringen, um neue Rahmenbedingungen für Schiffssicherheit, Meeresschutz und internationale Marktordnungen bei Seetransport und Fischerei wirksam entwickeln zu kön- nen. Eigene Seetransportkapazitäten in ausreichendem Maße verringern darüber hinaus die Ab- hängigkeit von fremden Verkehrsträgern in Krisen und Konfliktsituationen. Die deutsche Han- delsflotte und in einem noch stärkeren Maße die Deutsche Marine sind auf eine einheimische leistungsfähige, innovative und international kooperations- und konkurrenzfähige maritime Industrie in Schiffbau und Meerestechnik angewiesen. Dafür gilt es, angemessene industrielle Kapazitäten und technologisches „Know how“ bereit zu halten und bei Bedarf an die Entwick- lungen anzupassen. Die Zunahme des Welthandels und die Ausweitung der außenwirtschaftlichen Handelsbezie- hungen Deutschlands im internationalen Warenverkehr verstärken die Nachfrage nach Schiff- fahrtsdiensten. Der pazifische Raum gewann in den letzten Jahren zunehmend an wirtschaftli- cher Bedeutung, insbesondere durch das überproportionale Wachstum der chinesischen Wirt- schaft. Von dieser Entwicklung profitiert die deutsche Handelsschifffahrt ganz besonders, weil sie nicht nur am direkten Seehandel Deutschlands mit anderen Staaten, sondern auch am soge- nannten Cross-Trade zwischen Drittstaaten beteiligt ist. Mindestens drei Viertel der deutschen Handelsschiffstonnage ist im Cross Trade beschäftigt, der für sie damit weitaus bedeutender ist als der Transport von Gütern aus bzw. nach Deutschland. Die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Asien über die beiden großen deutschen Seehäfen stellen eine der größten Han- delsachsen überhaupt dar, was in der Zunahme der Transportleistung besonders deutlich wird: Die Transportleistungen der deutschen Seeschifffahrt sind seit 1995 von etwa 4,5 Mrd. EUR auf mehr als 15 Mrd. EUR in 2005 angewachsen. Den Reedereiunternehmen in Deutschland geht es im Rahmen der sich anhaltend positiv entwickelnden Weltwirtschaft wirtschaftlich sehr gut. Deutschland ist mittlerweile der drittgröß- te Schifffahrtsstandort in der Welt, im Marktsegment der Containerschifffahrt sind die deut- schen Reeder und Schifffahrtsunternehmen weltweit mit Abstand führend.
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Die deutschen Reedereiunternehmen entwickeln sich in einem von der deutschen Politik be- sonders gestärkten Schifffahrtsstandort Deutschland. Gemeinsam haben Politik und Gewerk- schaften, Reeder und maritime Wirtschaft, Seehäfen und Seehafenbetriebe in einem „Nationa- len Bündnis für die Schifffahrt“ entscheidende Weichen für eine insgesamt positive Entwicklung des gesamten Seeverkehrsbereichs gelegt: neue Handelstonnage wird verstärkt unter die deut- sche Flagge zurückgeholt, zusätzliche Bordarbeits- und -ausbildungsplätze für dt. Personal wer- den geschaffen und die Rahmenbedingungen für die maritime Verbundwirtschaft werden neu gestaltet. Als direkte Auswirkung des „Nationalen Bündnisses“ ergaben sich in 2005 für die ge- währten Zuschüsse Nettorückflüsse aus Steuern und Abgaben in Höhe von 167 Mio. EUR, der mittelbare volkswirtschaftlichen Nutzen beläuft sich sogar auf gut 1.125 Mrd. EUR. Bis Ende 2005 wurden insgesamt 3.000 neue Arbeitsplätze an Land und Bord geschaffen. In Deutschland bereedern etwa 390 Reedereien Fracht- und Fahrgast- schiffe, Fischereifahrzeuge, Schlepper Handelsschiffe in Disposition dt. Reeder und andere Schiffe. Die deutschen Reeder kontrollierten am 30.04.2006 2006 2.828 insgesamt 2.828 Handelsschiffe, 588 2005 2.647 davon unter deutscher Flagge 2004 2.448 (20,8%). Der größere Teil ist jedoch 2003 2.409 ausgeflaggt: 1.883 Schiffe unter Ba- 2002 2.230 reboat-Charter nach den Bedin- 2001 2.110 gungen des §7 Flaggenrechtsgesetz 2000 2.010 (deutsches Register – fremde Flagge, 1998 1.783 begrenzt auf jeweils 1-2 Jahre unter 1990 1.518 Vorbehalt des Widerrufs durch die 1980 1.900 Bundesregierung) und 357 Schiffe mit 1970 2.578 8,6 Mio. BRZ unter ausländischer 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 Flagge in ausländischen Registern. Disposition dt. Reeder dt. Flagge Bareboat-Charter Damit könnten in einer Krise bzw. einem internationalen Konflikt etwa 87% der von deutschen Reedern kon- trollierten Handelsschiffe (588 deut- sche Flagge plus 1.883 in Bareboat-Charter) bzw. 83,7% des von ihnen kontrollierten Transport- raums im Bedarfsfall zur Gewährleistung der Versorgung von Bevölkerung, Wirtschaft, Industrie und Streitkräften unter die Kontrolle der Bundesregierung gebracht werden (vgl. VerkLG vom 23.07.2004 - BGBl 2004 I Nr. 39 vom 28.07.2004). Der Anteil der Handelsschiffe unter deutscher Flagge und in Bareboat-Charter ist seit 2000 von 1.573 auf 2.471 Schiffe und damit um 57% gestiegen, wobei die Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge im gleichen Zeitraum von ehemals 692 auf jetzt 588 zwar objektiv gesunken ist, gleichwohl im letzten Jahr aufgrund der Vereinbarungen der NMK (Nationale Maritime Kon- ferenz) um 37 Schiffe, entsprechend 10%, wieder angestiegen ist. Diese auch aus sicherheitspoli- tischer Sicht ausgesprochen positive Entwicklung trägt erheblich zur Stärkung des Schifffahrts- standorts Deutschland bei. An den weltweiten Seetransportkapazitäten (41.110 Handelsschiffe) sind die deutschen Reeder und Schifffahrtsgesellschaften mit 6,9% der von ihnen gemanagten Handelsschiffe (2.828) und mit gut 7% der Transporttonnage (71,5 Mio. dwt) beteiligt und belegen dabei jeweils den dritten Platz in der Rangfolge. Unter deutscher Flagge fahren dabei nur 1,4% der Schiffe mit einem etwa gleichen Anteil an der Transporttonnage. Das entspricht in etwa dem deutschen Anteil (1,2%) an der Weltbevölkerung. Im europäischen Vergleich beträgt der Anteil der Handelsschiffe unter deutscher Flagge rund 6% und die Seetransportkapazität etwa 6,4% bei einem Bevölkerungsanteil von annähernd 17% an der Gesamtbevölkerung der EU-25. Die von deutschen Reedern kontrollierte Containerflotte ist die größte der Welt. Die deut- schen Reeder und Schifffahrtsgesellschaften besitzen mit 1.157 Containerschiffen ein Drittel (33,1%) der weltweiten Containertransportkapazitäten und bereedern darin einen weltweiten Tonnageanteil von 32,6% (36,4 Mio. dwt). Betrachtet man allein nur die deutsche Flagge, so machen Containerschiffe einen Anteil von gut 87% der Schiffe unter deutscher Flagge aus.
1 - 7 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
In direktem Zusammenhang mit den Vereinbarungen der NMK nehmen auch die Bordar- beitsplätze für deutsches seefahrendes Personal auf den Schiffen unter deutscher Flagge wieder zu: Ende 2005 fuhren 6.537 deutsche Seeleute unter deutscher Flagge , ein Zunahme um 11,5%. Unter fremder Flagge fuhren schätzungsweise weitere 2.500 bis 3.000 deutsche Seeleute, darunter 1.127 deutsche Seeleute auf deutschen Handelsschiffen unter fremder Flagge.
1.4.3 Schiffbau und Maritime Industrie
Dem Schiffbau und der maritimen Industrie insgesamt kommt eine strategische Schlüsselrolle zu. Im Zentrum stehen technologische Führung, Innovation, Forschung und Entwicklung. Der Schiffbau bleibt ein Hochtechnologie-Sektor, der für eine moderne Industriegesellschaft unver- zichtbar ist, denn die Wertschöpfung ist außerordentlich hoch. Die Meerestechnik gewinnt zu- nehmend an Bedeutung, vor allem für eine nachhaltige Nutzung der Meere als Transportweg, Rohstofflieferant und Nahrungsquelle. Insgesamt stellt die deutsche maritime Industrie – Schiffbau, Schiffbau- und Offshore- Zulieferer sowie die meerestechnischen Hersteller – mit mehr als 100.000 Beschäftigten und einer Wertschöpfung von rund 15 Mrd. EUR einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, der insbeson- dere in den strukturschwächeren Küstenregionen gute Beschäftigungsperspektiven bietet. Die nationale und europäische Schiffbauindustrie steht in Konkurrenz mit den Werften in Südostasien, vornehmlich in Südkorea, künftig verstärkt auch in China. Insbesondere „Schiffe von der Stange“ können in Südostasien wesentlich kostengünstiger gebaut werden als in Euro- pa. So hält die Tendenz deutscher Reeder weiter an, Standardschiffe - insbesondere große Con- tainerschiffe - in Korea und China zu ordern, während Spezialschiffe und hochwertige Passagier- schiffe mit hohen Sicherheitsstandards in Deutschland und anderen Ländern Europas bestellt werden. Die deutsche Schiffbauindustrie konnte ihre technologische Spitzenstellung halten und bleibt in Europa die Nr. 1 und weltweit die Nr. 4 nach Südkorea, Japan und China. 140 In 2005 lieferten die deutschen 120 Seeschiffswerften 69 Neubauten 96 ab. Betrachtet man die Neubauor- 100 83 ders (157 Schiffe), so ist eine er- freuliche Tendenz festzustellen: es 80 67 62 60 69 konnten deutlich mehr neue Auf- 60 53 68 63 träge hereingeholt werden, die 61 eine mittelfristige Auslastung der 40 Werften bis 2009 sicherstellen. Die 20 Werftumsätze in 2005 beliefen sich auf 6,1 Mrd. EUR: 60% entfielen 0 auf den Handelsschiffbau, etwa 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 25% auf den Marineschiffbau und 12% auf Reparaturen und Umbau- ten. Der Rest von etwa 3% entfiel auf Binnenschiffs-, Boots und Yachtbau sowie schiffbaufremde Aktivitäten. Aufgrund der guten Auslastung konnten die deutschen Werften den Umfang ihrer Belegschaften im Wesentlichen mit 22.889 Mitarbeiter halten (Stand: Ende 2005). Der Gesamtumfang der weltweiten Zulieferungen für den Schiffbau beträgt etwa 61 Mrd. EUR, auf die europäischen Schiffbauzulieferindustrie entfällt dabei ein Marktvolumen von etwa 20 Mrd. EUR. Die deutsche Schiffbauzulieferindustrie ist nach Japan die zweitgrößte der Welt und umfasst einschließlich des Offshore-Bereichs und Dienstleistungen bundesweit schätzungs- weise 400 Betriebe mit rund 70.000 Beschäftigten. Die Betriebe erwirtschaften einen Jahresum- satz von etwa 9,3 Mrd. EUR, wovon gut 76% auf den Handelsschiffbau, etwa 20% auf den Ma- rineschiffbau und rund 4% auf die Meerestechnik entfallen.
1 - 8 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Als wichtiger Bereich der nachhaltigen Nutzung der Meere gewinnt die Meerestechnik zu- nehmend an Bedeutung. Meerestechnik umfasst heute alle industriell-technischen Aktivitäten zur Nutzung und auch zum Schutz der Meere über Schifffahrt und Fischerei hinaus. Die Offsho- re-Technik für die Gewinnung von Erdöl/Erdgas aus dem Meer ist der bedeutendste Bereich der Meerestechnik. Das weltweite Marktpotenzial der Meerestechnik (nicht-schiffbauliche maritime Technik) wird auf über 150 Mrd. EUR Jahresumsatz geschätzt und ist damit schon heute ein dem Schiffbau vergleichbarer wirtschaftlicher Faktor. Den größten Anteil daran hat die Offshore- Technik zur Gewinnung von Öl und Gas mit ca. 80 Mrd. EUR. Deutsche Unternehmen haben dar- an einen Anteil von etwa 2,6% (ca. 4 Mrd. EUR).
1.4.4 Seewärtiger Welthandel
Ausgehend von dem ausnehmend guten Wachstum der Weltwirtwirtschaft in 2004 mit der dritthöchsten Wachstumsrate von 9% seit Mitte der 70ger Jahre entwickelte die Weltwirtwirt- schaft auch in 2005 ein stabiles Wachstum von 6,7%. Getragen wird das Wachstum durch die anhaltende Nachfrage nach Rohstoffen und Energie (Rohöl, Kohle), deren Anteil an der Welt- wirtschaft um 16% anstieg. In der Prognose für 2006 erwartet die WTO eine Fortsetzung die- ses stabilen Trends mit einem Wachstum der Weltwirtschaft um 3,5%, trotz des rasanten An- stiegs des Ölpreises. Dieses Wachstum wirkt sich auch anhaltend belebend auf den seewärtigen Welthandel aus, der um etwa 7% ansteigen wird. Träger des Wachstums sind China (+8,5%), das übrige Asien und die GUS (+6,5%). Für Europa wird ein Wachstum von 3,6% erwartet. Entwicklung im seewärtigen Welthandel Im Allgemeinen werden 95% des 8.000 6.784 Ferngütertransports im Welthandel 7.000 in Mio. t 6.542 über den Schiffsverkehr abgewickelt. 6.000 Ein Drittel der weltweiten Schiffsbe- 5.000 5.820 6.133 wegungen haben ihren Ziel- oder 4.000 5073 3.977 3.000 Abfahrtshafen in der Europäischen
2.000 Union. 90% des Außenhandels und
1.000 über 40% des Binnenhandels der EU- 1990 1995 1998 2000 2002 2003 2004 2005 25 erfolgen auf dem Seeweg. Für die Menge in Mio t Industriestaaten hat dabei die Zufuhr von Rohstoffen, vor allem von Rohöl, eine außerordentliche Bedeutung: 26% des seewärtigen Welthandels von 6,78 Mrd. t entfällt auf den Transport von Rohöl (1,82 Mrd. t). Das Rohöl deckt immerhin 37% des Primärenergiebedarfs der Welt. Mit der Stabilisierung der weltweiten Wirtschaft stieg auch wieder die Nachfrage an See- transportkapazitäten, insbesondere bei Tankern und Containerschiffen. Mit der Expansion des seewärtigen Welthandels Tragfähigkeit der Welthandelsflotte erhöhte sich dessen Transportvolumen, stieg (944,4 Mio. dwt) das Tonnageangebot der Welthandels- flotte um 6% auf 944 Mio. dwt. Den 97,4 5,9 größten Anteil an der Welthandelstonnage 111,7 353,5 haben Rohöltanker mit 37,4% (353,5 Mio. dwt), gefolgt von den Massengutschiffen mit 36,2% (341,7 Mio. dwt). Den größten 341,7 34,2 Zuwachs in der Welthandelsflotte erzielten im vergangenen Jahr jedoch die Container- Ro hö lt anker Sp ezialt anker schiffe mit 12,6% auf 111,7 Mio. dwt, ge- M assengut schif f e Cont ainerschif f e folgt von der Flotte der Spezialtanker mit General-Cargo-Schiffe Passagierschiffe 8,2% Zuwachs auf 34,2 Mio. t dwt.
1 - 9 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
1.4.5 Deutscher Außenhandel und seewärtiger Außenhandel
Im deutschen Außenhandel (Ge- neralhandel6) wurden im Jahr 2005 Entwicklung dt. Außenhandel insgesamt 907,7 Mio. t (-0,4%) mit
1500 einem Wert von 1.419,3 Mrd. EUR (+7,3%) über die Grenzen transpor- 1.201,46 1.419,30 in Mrd. EUR 1250 tiert. Der Anteil der Ausfuhren be- 1.152,18 1.316,38 1.178,23 1000 849,9 trug 349,9 Mio. t (+0%) mit einem 907,7 641,32 915,3 in Mio. t Wert von 790,2 Mrd. EUR (+6,9%), der 750 820,3 818,4 Anteil der Einfuhren betrug 557,8 500 573,4 Mio. t (-0,6%) mit einem Wert von 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 629,1 Mrd. EUR (+7,8%).
Menge in Mio t Werte in Mrd. EUR Der Gesamtumfang des seewärti- gen deutschen Außenhandels be- misst sich nach dem Seegüterumschlag in den deutschen Seehäfen. Jährlich laufen etwa 143.000 Seeschiffe die deutschen Seehäfen an Nord- und Ostsee an, davon 65% die Nordseehäfen. Etwa 25% des „verdienenden Schiffsraumes“ fährt unter deutscher Flagge. Dabei wurden in 20047 rund 176,7 Mio. t Seegüter umgeschlagen, bei einem Gesamtgü- terumschlag in den Seehäfen von 271,8 Mio. t. Der Seegüterumschlag belief sich damit auf 2,7% des Welthandelsvolumens von 6,5 Mrd. t. Im seewärtigen deutschen Außenhandel wurde in 2004 mit 176,7 Mio. t knapp ein Fünftel (19,3%) des gesamten deutschen Außenhandelsvolumens über deutsche Seehäfen ab- gewickelt und erzielte einen Wert von 213,1 Mrd. EUR (16,2%). Hierbei wird nicht Entwicklung seewärtiger Außenhandel der Teil des deutschen Außenhandels 213,1 erfasst, der über ausländische Seehäfen 210 in Mrd. EUR transportiert wird, wie z.B. über Rotterdam, 199,5 176,7 wo rund 30% mehr Güter für Deutschland 170 137,6 164,4 umgeschlagen werden, als in Hamburg. in Mio. t
Zum Vergleich: im Straßenverkehr 130 wurde mit 202,7 Mio. t nur unwesentlich 115,8 mehr über die Grenzen transportiert, 90 allerdings mit 520 Mrd. EUR deutlich mehr 1995 2000 2001 2002 2003 2004 verdient. Diese Tendenz gilt grundsätzlich auch für 2005, obwohl dazu keine statisti- Menge in Mio t Werte in Mrd. EUR schen Daten vorliegen.
1.4.6 Seegüterumschlag in deutschen Seehäfen
Nimmt man die gesamte Umschlagsleistung der deutschen Seehäfen zusammen, so wur- den in 2005 insgesamt 284,9 Mio. t Güter im seewärtigen Außenhandel und Intrahandel um- geschlagen. Ein beträchtlicher Anteil des Güterumschlags entfiel mit 97,9 Mio. t auf den Con- tainerverkehr, der um 11,9% auf 12,1 Mio. TEU stieg. Hamburg bleibt mit einem Anteil von 38% (108,3 Mio. t) am gesamten deutschen Seegü- terumschlag der größte Container- und Stückguthafen: 8,08 Mio. TEU (66,8% des gesamten Con- tainerumschlags) und gut 68,2 Mio. t Stückgut wurden umgeschlagen. Mit seinen intermodalen und logistischen Verkehrsverbindungen weit in das europäische Binnenland hinein ist Hamburg das Außenwirtschaftszentrum Deutschlands.
6 Nur Generalhandel: alle nach Deutschland eingehenden und alle aus Deutschland ausgehenden Waren in besonderer Nachweisung der auf Lager (Freizone und Zolllager) eingeführten ausländischen Waren sowie einiger Sonderfälle. 7 Statistische Daten liegen nur für 2004 vor! Für 2005 stehen keine detaillierte Außenhandelsdaten für die einzelnen Verkehrsträger zur Verfügung.
1 - 10 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
16% des deutschen Seegüterumschlags (37,9 Mio. t) bewältigen die Bremischen Häfen. Bremerhaven entwickelte sich zum zweitgrößten deutschen Containerumschlagplatz mit gut 3,74 Mio. TEU und zu Europas zweitgrößtem Automobilumschlagplatz nach Zeebrügge mit rund 1,6 Mio. Kfz. Wilhelmshaven ist größter deutschen Massenguthafen und größter Ölumschlaghafen. Mit 32,1 Mio. t werden hier etwa 78% des Rohölumschlags aller deutscher Seehäfen und etwa 28,6% des gesamten Rohölimports Deutschlands umgeschlagen. Rostock und Lübeck sind die umschlagstärksten Ostseehäfen im Fähr- und Ro/Ro-Verkehr, wobei Lübeck (18,8 Mio. t) durch seine Nähe zu Hamburg einen wesentlichen Teil des Feederver- kehrs in der Ostsee für sich beansprucht. In Konkurrenz dazu entwickelt sich Rostock (17,1 Mio. t) zunehmend zur Drehscheibe für den Seegüterverkehr in der Ostsee. Puttgarden bleibt mit seinem hochfrequenten Fährverkehr über den Fehmarn Belt der deut- sche Seehafen mit den meisten Passagieren (6,76 Mio.) pro Jahr. Im europäischen Binnenmarkt sind die großen deutschen Seehäfen nicht mehr Randlage, sondern Zentren und Schnittstellen im multimodalen Verkehrsnetz, weil sie sich zu Drehscheiben im internationalen Containerverkehr entwickelt haben. Vor allem die Bereiche Distribution und Logistik, welche eine zunehmend größere Zahl außenhandelsgebundener Arbeitsplätze schaf- fen, stehen dabei im Mittelpunkt. Damit wird auch deutlich, dass eine Unterbrechung der Ener- gie- und Rohstoffzufuhr sowie des Warenaustausches über See unsere Wirtschaft ernsthaft be- einträchtigen und die Arbeitslosenproblematik deutlich verschärfen würde.
1.4.7 Energieversorgung und Rohstoffabhängigkeit Deutschlands
Die Abhängigkeit Deutschlands von einer sicheren Rohstoffzufuhr ist besonders markant. Deutschland ist bis zu 100% auf die gesicherte Zufuhr wichtiger Rohstoffe wie Mangan, Chrom, Kupfer, Titan und Eisenerz angewiesen. Rohöl deckt rund 36% des deutschen Primarenergiebe- darfs und bleibt mit Abstand wichtigster Steinkohleimporte nach ausgewählten Energieträger, muss aber zu gut 97% einge- Herkunftsländern (in Mio. t SKE) führt werden. Erdgas hat einem Anteil von gut 23% an der Energiebedarfsdeckung, 2,97 3,00 muss aber zu fast 82% importiert werden. 2,81 Der Anteil der Steinkohle an der Energie- 6,05 bedarfsdeckung beträgt 13%, der der 26,40 Braunkohle 11%. Steinkohle muss zu 60% 9,66 importiert werden. Die fossilen Energieträ- ger (Mineralöl, Kohle, Erdgas) tragen damit zu etwa 83% zur Energieversorgung bei, die Inland Polen Südafrika Australien Kernenergie mit gut 13% und die erneuer- baren Energien mit gut 4%. Besonders kritisch bleibt die Versorgung mit Rohöl aus dem islamischen Krisenbogen des Nahen und Mittleren Ostens. Dort lagern 57% der nachgewiesenen und vor allem auch förderbaren Weltrohölreserven von geschätzten 163,6 Mrd. t: davon allein in Saudi-Arabien Rohöleinfuhr 2005 über 36 Mrd. t und im Iran über 18 Mrd. t. ausgewählte Herkunftsländer Deutschland bezieht aus dieser Region gerade (in 1.000 t) 3% des eigenen Rohölbedarfs, genau so viel, wie im eigenen Land gefördert wird. 4.137 3.405 12.915 In etwa 41 Jahren dürften - den derzeitigen 38.293 4.572 Verbrauch zugrunde gelegt – die wirtschaft- lich gewinnbaren weltweiten Ölreserven er- schöpft sein. 14.559 17.289
Saudiarabien Syrien Lybien Algerien Großbritannien Norwegen Russland
1 - 11 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Wie drastisch die Folgen einer auch nur gedrosselten Zufuhr von Rohöl über See für die Funk- tionsfähigkeit unserer Wirtschaft sein können, haben uns die Auswirkungen der Ölkrisen in den Jahren 1973 und 1979 gezeigt. Die Wirtschaftsleistung ging deutlich zurück; im November 1973 wurden zum ersten und bisher einzigen Mal die Autobahnen geschlossen. Unabhängig vom Um- fang unseres sonstigen Warenaustausches über See wird hier die maritime Abhängigkeit Deutschlands besonders deutlich.
1.4.8 Binnenschifffahrt
Die Binnenschifffahrt und ihre Transportleistung ist ein wichtiger Bereich der maritimen Wirt- schaft insgesamt. Deutschland hat in der europäischen Güterbinnenschifffahrt eine herausra- gende Bedeutung. Über 50% aller für die gewerbliche Binnenschifffahrt nutzbaren westeuropäi- schen Wasserstraßen liegen in Deutschland. 50% der gesamten Güterverkehrsleistungen West- europas werden auf deutschen Binnenwasserstraßen erbracht. Die Flussschifffahrt ist das natürli- che Bindeglied im trimodalen Verkehr, das heute bereits alle Seehäfen Europas verbindet und die Hinterlandanbindung der Seehäfen sicherstellt. 7.476 km deutsche Binnenwasserstraßen verbinden die Seehäfen mit rund 250 deutschen Binnenhäfen (öffentliche und Werkhäfen) und die bedeutendsten inländischen Industriezentren untereinander. Der Marktanteil der deutschen Binnenschifffahrt an der gesamten Güterver- kehrsleistung in Deutschland beträgt 15%. Im Berichtsjahr 2005 wurden auf deutschen Binnen- wasserstraßen insgesamt 236,8 Mio. t Güter transportiert. Der direkte Vergleich mit anderen Verkehrsträgern macht deutlich, dass die Binnenschifffahrt z.B. rund 75% des Aufkommens und auch der Verkehrsleistung der Eisenbahn erbringt. So transportieren 7 Binnenschiffe das Trans- portvolumen von 200 Lkw-Ladungen, darüber hinaus sind die Transportkosten mit dem Binnen- schiff je Tonne deutlich günstiger als der Transport mit dem Lkw oder mit der Bahn. Der Containerverkehr wird zunehmend auch zum Wachstumsmotor für die Binnenschiff- fahrt: so nahm die Zahl der transportierten Container in 2005 auf jetzt 2,109 Mio. TEU zu, eine Steigerung zum Vorjahr um knapp 8,5%. Die Drehscheibe des Binnenschiffsverkehrs in Deutschland ist der Rhein mit seiner entschei- denden Verbindung in den Raum Rotterdam und Antwerpen. Dies belegen rund 720 Kilometer Wasserstraßen und 120 Häfen, davon 23 öffentliche und 97 private Werkhäfen. Europas größter Binnenhafen liegt in Duisburg und der größte Kanalhafen Europas in Dortmund. Insgesamt rund 125.000 Arbeitsplätze in NRW sind von der Binnenschifffahrt abhängig. Die im Rheingebiet um- geschlagene Gesamtgütermenge betrug in 2005 insgesamt 173,1 Mio. t. Das hohe Transportaufkommen aus diesem Raum von etwa 64% des gesamten Güterum- schlags aller deutschen Binnenhäfen lässt die Bedeutung Rotterdams und die sehr starke hollän- dische Konkurrenz deutlich werden. Seit 1994 sind die Niederlande die führende Binnenschiff- fahrtsnation auf deutschen Binnenwasserstraßen. Sie dominiert den Gütertransport auf deut- schen Binnenwasserstraßen. Ihr Anteil am Gütertransport liegt bei über 53%, ihre Binnenschiffs- flotte ist nach Anzahl der Schiffe und der Ladekapazität etwa doppelt so groß wie die deutsche. Der Anteil der deutschen Binnenschifffahrtsunternehmen am Gütertransport betrug 2005 nur noch 34,2%. Ende 2005 gab es in Deutschland 3.768 Binnenschiffe zur Güter- und Personenbeförde- rung, darunter 1.918 Trockengüterschiffe, 428 Tankgüterschiffe, 1.000 Fahrgastschiffe und 442 Schub- und Schleppfahrzeuge. 7.612 Personen waren in der Binnenschifffahrt beschäftigt.
1.4.9 Fischerei und Fischwirtschaft
Die geringe Länge und ungünstige geographische Gestalt der deutschen Küsten hat Deutsch- land nur sehr bescheidene Wirtschaftsgewässer in der AWZ, der Ausschließlichen Wirtschaftszo- ne, beschert. Darauf und auf die grundsätzlichen Veränderungen in der EU-Fischereipolitik mit dem Ziel einer bestandsschonenden und nachhaltigen Fischerei ist der heutige geringe Umfang der deutschen Hochseefischereiflotte zurückzuführen. Sie wird darüber hinaus zusätzlich be- grenzt durch die international vereinbarten reduzierten Fangquoten in internationalen und EU- Gewässern.
1 - 12 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Ende 2004 umfasste die Fischereiflotte 2.162 Fischereifahrzeuge, davon waren jedoch nur 11 der Großen Hochseefischerei zuzuordnen, darunter 8 Universalfroster. 134 Trawler wurden in Nord- und Ostsee auf Grundfischarten eingesetzt. Der Rest zählt zur Kutter- und Küstenfischerei mit zum Teil geschlossenen und zum überwiegenden Teil offenen Fahrzeugen, fast ausnahmslos Familienbetriebe mit je einem Fahrzeug. Die Hauptfanggründe der deutschen Seefischerei sind die Nordsee und angrenzende Gewässer. Unter Berücksichtigung der international vereinbarten Fangquoten landeten deutsche Fische- reifahrzeuge der Kutter- und Großen Hochseefischerei im Berichtsjahr 2004 gut 257.000 t Fisch an, die Hälfte davon (132.600 t) im Ausland. Sie erzielten dabei einen Erlös von 177,2 Mio. EUR. Statistisch gesehen isst jeder deutsche Verbraucher etwa 13,5 kg Fisch pro Jahr. In der Fischereiflotte waren Ende 2004 2.205 Personen an Bord beschäftigt, davon 307 in der Großen Hochseefischerei. Die vorwiegend mittelständisch ausgerichtete fischverarbeiten- de Industrie beschäftigte 9.004 Mitarbeiter in 88 Betrieben. Diese Betriebe erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 1,72 Mrd. EUR (-0,9%).
1.4.10 Maritimer Umweltschutz und Meeresforschung
Die IMO ist die weltweit anerkannte Organisation der Vereinten Nationen zur Entwicklung und Festlegung internationaler Standards für Schifffahrt, Schiffssicherheit und für den Meeres- umweltschutz. Um diese Ziele zu erreichen, hat IMO 40 Konventionen und Protokolle sowie über 800 Verhaltenscodes und Empfehlungen zu Themen der maritimen Sicherheit und der Vermei- dung von Verschmutzung verabschiedet. Zu den wichtigsten Konventionen zählt das MARPOL- Übereinkommen, ein internationales, weltweit geltendes Übereinkommen zum Schutz der Mee- resumwelt durch Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe. Damit erhalten in der IMO beschlossene Vereinbarungen zum Meersumweltschutz quasi weltweiten Normencharakter. „Integriertes Küstenzonenmanagement (IKZM) ist der dynamische, kontinuierliche, ausgewo- gene und vom Nachhaltigkeitsprinzip geleitete informelle Prozess der systematischen Koordina- tion aller Entwicklungen im Küstenbereich in den durch die natürliche Dynamik und Belastbar- keit gesetzten Grenzen.“ In allen Küstenländern stehen große Küstenbereiche aufgrund ihrer herausragenden Bedeu- tung für Flora und Fauna unter Naturschutz oder bilden Teile von Biosphärenreservaten und Nationalparken. Diese Gebiete stellen zusammen mit weiteren Flächen außerdem Schutzgebiete nach der internationalen Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten und nach der EU- Vogelschutzrichtlinie dar, sind als Particularly Sensitive Sea Area (PSSA) der IMO anerkannt und werden zusammen mit anderen Flächen in der AWZ und im Küstenmeer Bestandteil des noch entstehenden NATURA-2000-Netzwerks. Die Ostsee wurde bereits zu einer „Particularly Sensitive Sea Area“ – PSSA erklärt. Unmittel- bare Auswirkungen auf die Schifffahrt hat dieser Schritt vorerst nicht, erleichtert aber die Durch- setzung weiterer Schutzmaßnahmen. Mit der Ausweisung der Ostsee als PSSA wird international anerkannt, dass dieses Gebiet eines besonderen Schutzes auch gegen Gefahren bedarf, die von der Schifffahrt ausgehen könnten. Die Ostsee hat auf Grund ihres geringen Salzgehaltes und der niedrigen Wasseraustauschkapazität kaum Selbstheilungskräfte, falls es zu einer Verschmutzung durch Öl oder andere gefährliche Stoffe kommt.
1.4.11 Sonstiges
Schon heute befahren schätzungsweise gut 63.000 Schiffe (etwa 173 pro Tag), darunter etwa 8.200 Öltanker, jährlich die Ostsee und passieren auch die Meerengen der südwestlichen Ostsee (Kadetrinne, Fehmarnbelt, Großer Belt, Öresund). Bis 2010 wird eine Steigerung der Schiffstrans- porte um 60%, bei den Ölexporten Russlands über die Ostsee gar eine Verdoppelung alle drei bis fünf Jahre erwartet. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung im Seeverkehr der Nord- und Ostsee ist der Nord- Ostsee-Kanal. Er ist eine besonders wichtige internationale Wasserstraße zwischen den Meeren.
1 - 13 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Mit 31.444 Schiffspassagen im Durchgangsverkehr ist er genauso stark befahren wie der Panama-Kanal (12.647) und der Suez-Kanal (18.193) zusammen. Die Gütermengen im Durch- gangsverkehr des NO-Kanals sind mit 88,2 Mio. t allerdings von weitaus geringerer Bedeutung als die der beiden großen Kanäle: Panama-Kanal mit 193,82 Mio. t und Suez-Kanal mit 571,1 Mio. t. Das Verkehrs- und Sicherheitskonzept Deutsche Küste besteht aus einer Vielzahl von untereinander verzahnten Komponenten, die ihren Beitrag zur maritimen Verkehrssicherheit leisten. Das Sicherheitskonzept differenziert nach Präventiv- und Bekämpfungsmaßnahmen setzt auf die Vorbeugung und grundsätzliche Vermeidung von Schiffsunfällen sowie die Minimierung und Bekämpfung bereits eingetretener Schäden nach Schiffsunfällen. Die Koordination aller Maßnahmen des maritimen Sicherheitskonzepts und des Umweltschutzes, zur Sicherheit des Schiffsverkehrs, des polizeilichen Grenzschutzes, des Zolls sowie des Fischereischutzes in Nord- und Ostsee erfolgt im Koordinierungsverbund „Küstenwache“. Die „Küs- tenwache“ selbst ist keine eigenständige Behörde, sondern eine besondere Form der verabredeten Zusammenarbeit verschiedener Bundesministerien zur wirkungsvollen Erledigung maritimer Aufgaben in den deutschen Küs- tengewässern. Dabei nehmen die Kooperationspartner ihre originären gesetzlichen Aufgaben grundsätzlich selbst wahr, kooperieren aber in bestimmten Situationen zur schnellen Reaktion auf Gefahren und Störungen. Die Einsätze der Küstenwache werden zentral aus dem Küsten- wachzentrum Nordsee in Cuxhaven geleitet. Dabei arbeiten die Beamten eng mit dem Havarie- kommando am Ort zusammen. Das Havariekommando in Cuxhaven ist verantwortlich für das Unfallma- nagement an der deutschen Küste bei Großschadensereignissen und zur Schad- stoffunfallbekämpfung. Im Bedarfsfall werden von hier aus die Einsätze bei Unfällen und Großschadensereignissen koordiniert. Für den Rettungsdienst auf See setzt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrü- chiger 61 Fahrzeuge ein. 60 Mitarbeiter in der Zentrale Bremen, 185 festangestellte und rund 800 ehrenamtliche Seenotretter stehen darüber hinaus zur Verfügung. Die DGzRS wird unter- stützt durch SAR-Hubschrauber der Deutschen Marine. In 2005 wurden 127 Personen aus Seenot gerettet und 647 Personen aus lebensbedrohender Gefahr befreit. 846 See- und Hafenlotsen sowie rund 160 Schlepper stellen ihre Dienste in den deutschen Gewässern und Seehäfen bereit. Zusammen mit den Verkehrssicherungseinrichtungen der Was- ser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Sicher- heit auf den deutschen Schifffahrtswegen und zum vorbeugenden Umwelt- und Meeresschutz.
1 - 14 Welthandel und Welthandelsflotte 2006
Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2 Welthandelsflotte und Seewärtiger Welthandel
2.1 Welthandel und Seewärtiger Welthandel
Ausgehend von dem ausnehmend guten Wachstum der Weltwirtwirtschaft in 2004 mit der dritthöchsten Wachstumsrate von 9% seit Mitte der 70ger Jahre entwickelte die Weltwirtwirt- schaft auch in 2005 ein stabiles Wachstum von 6,7%1. Getragen wird das Wachstum durch die anhaltende Nachfrage nach Rohstof- fen und Energie (Rohöl, Kohle), deren Anteil an der Weltwirtschaft um 16% anstieg. Insbesondere die Schwellenlän- der Südamerikas und Südostasiens bestimmen das Wachstum durch ihr Nachfragepotenzial. Indien und China, die bevölkerungsreichsten Länder, erziel- ten ein Wirtschaftswachstum von 7,1% bzw. 9,9%, während in Europa, in der EU-25, das Wirtschaftswachstum deutlich langsamer anstieg: +1,6%. In der Prognose für 2006 erwartet die WTO eine Fortsetzung dieses stabilen Trends mit einem Wachstum der Weltwirtschaft um 3,5%, trotz des rasanten Anstiegs des Ölpreises. Dieses Wachstum wird sich anhaltend belebend auf den seewärtigen Welthandel aus, der um etwa 7% ansteigen wird. Träger des Wachstums sind China (+8,5%), das übrige Asien und die GUS (+6,5%). Für Europa wird ein Wachstum von 3,6% erwartet.
In 2005 nahm das Transportvolumen im seewärtigen Welthandel um 3,9% auf 6,78 Mrd. t zu, die Transportleistung wuchs um 4,7% auf 28,8 Mrd. Tonnenmeilen. Gleichzeitig bleibt eine gewisse Unpaarigkeit der Verkehre auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten von Europa nach Südostasien bestehen.
1 WTO – Press Release of 11.04.2006 - World Trade 2005, Prospects for 2006
2 - 1 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.1.1 Entwicklung des seewärtigen Welthandels2 (in Mio. t)
2.1.2 Entwicklung des seewärtigen Welthandels nach Gütern3 (in Mio. t)
andere Gesamt- Änderung Jahr Rohöl Ölprodukte Eisenerz Kohle Getreide Güter handel in % 1985 871 288 321 272 181 1.360 3.293 +0,0 1990 1.190 336 347 342 192 1.570 3.977 +3,0 1995 1.415 381 402 423 196 1.870 4.687 +4,0 1996 1.466 404 391 435 193 1.970 4.859 +3,7 1997 1.519 410 430 460 203 2.070 5.092 +4,8 1998 1.535 402 417 473 196 2.050 5.073 -0,4 1999 1.550 415 411 482 220 2.091 5.169 +1,9 2000 1.608 419 454 523 230 2.200 5.434 +5,1 2001 1.592 425 452 565 234 2.245 5.513 +1,5 2002 1.588 414 484 570 245 2.519 5.820 +3,0 2003 1.673 440 524 619 240 2.637 6.133 +5,4 2004 1.754 461 589 664 236 2.789 6.493 +5,9 2005 1.820 488 650 690 242 2.894 6.784 +4,5
Der Rohstoffbedarf der boomenden Stahlindustrie, deren Produktion im Jahr 2005 weltweit um fast 6% auf über 1,1 Mrd. t zulegte, bewirkte, dass die Massengutschifffahrt des vergangenen Jahres erneut hohe Wachstumsraten ausweisen konnte. Vor allem durch die starken Importe Chinas standen die Eisenerztransporte mit an der Spitze des seewärtigen Welthandels mit 650 Mio. t (+10,3%) und einer Steigerung der Transportleistung um 10,4% auf 3.801 Mrd. tm.
2 ISL - Shipping Statistics and Market Review 2006 3 VSM Jahresbericht 2005; Fearnleys Review 2005; ISL - Shipping Statistics and Market Review 2006
2 - 2 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Die ebenfalls von der Stahlindustrie benötigten Kohletransporte nahmen hingegen nur um 4,9% auf 690 Mio. t zu, da der größere Teil dieser Transporte auf Heizkohle entfiel, deren Bedarf nicht so stark anstieg. Die Transportleistung steigerte sich um 4,4% auf 3.801 Mrd. tm. Die Verschiffungen von Getreide, die aufgrund klimatischer Schwankungen und regionaler Versorgungskrisen von Jahr zu Jahr gewissen Schwankungen unterliegen können, nahmen im vergangenen Jahr um 2,5% auf 242 Mio. t zu. Die Beförderungen von Eisenerz, Kohle und Getreide ergaben zusammen einen Anteil von 23% des gesamten Seeverkehrs. Der größte Anteil des Seeverkehrs entfiel 2005 aber erneut auf die Rohöltransporte, die um 2,2% auf 1.820 Mio. t zunahmen. Die Transportleistung stieg um 2,1% auf fast 9.000 Mrd. tm. Aufgrund von Raffinerieengpässen in einzelnen Ländern verzeichneten die Transporte von Ölprodukten sogar eine Steigerung von 7,4%. Auf den Verkehr von Öl- und Produktentankern entfiel insgesamt ein Anteil von fast 40% aller Seetransportleistungen. Alle anderen Frachttransporte (Bauxit, Phosphat, Flüssiggas, Container, Ro-Ro-Fracht, Fahrzeuge etc.) ergaben 9.132 Mrd. tm. Damit nahmen sie um 4,7% gegenüber 2004 zu und übertrafen mit einem Anteil von rd. 32% erstmals den der Rohöltransporte (31%). Unter der Sammelbezeichnung „Andere Güter“ sind mit 31,5% des Gesamtvolumens eine Vielzahl nicht einzeln dargestellter Waren zusammengefasst, die zur Massen- und Stückgutfracht gezählt werden. Hierzu gehören u.a. Containerladungen, spezielle Autofrachten und Schwergut. Dem Wert nach ist die Stückgutfracht noch weitaus bedeutender als nach ihrem Gewicht.
2.1.3 Entwicklung der weltweiten Seetransportleistungen nach Gütern4 (in Mrd. Tonnenmeilen)
andere Gesamt- Änderung Jahr Rohöl Ölprodukte Eisenerz Kohle Getreide Güter handel in % 1985 4.00 7 1.150 1.702 1.473 1.004 3.750 13.086 -3,0 1990 6.261 1.560 1.978 1.849 1.073 4.400 17.121 +4,5 1995 7.225 1.945 2.287 2.176 1.160 5.395 20.118 +3,7 1996 7.495 2.040 2.227 2.217 1.126 5.705 20.678 +2,4 1997 7.830 2.050 2.444 2.332 1.169 6.000 21.825 +5,5 1998 7.889 1.970 2.306 2.419 1.064 5.940 21.588 -1,1 1999 7.980 2.055 2.317 2.363 1.186 6.089 21.990 -1,9 2000 8.180 2.085 2.545 2.509 1.244 6.443 23.016 +4,7 2001 8.074 2.105 2.575 2.552 1.322 6.613 23.241 +1,0 2002 7.848 2.050 2.731 2.549 1.322 7.547 24.253 +1,5 2003 8.390 2.190 3.035 2.810 1.273 8.156 25.854 +6,6 2004 8.795 2.305 3.444 2.960 1.350 8.720 27.574 +6,7 2005 8.985 2.475 3.801 3.091 1.384 9.132 28.868 +4,7
4 VSM Jahresbericht 2005; Fearnleys Review 2005; ISL - Shipping Statistics and Market Review 2006
2 - 3 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.1.4 Entwicklung der weltweiten Seetransportleistung nach Gütern5 (in Mrd. Tonnenmeilen)
Die die Transportstrecken berücksichtigende gesamte Transportleistung des seewärtigen Welthandels, die als Orientierung für den Bedarf an Schiffstonnage dient, wuchs auf 28.868 Mrd. Tonnenmeilen (+4,7%). Der Steigerung der Transportleistung (+4,7%) stand über alle Transportbereiche ein um 6,4% höheres Tonnageangebot der Welthandelsflotte von 944,4 Mio. dwt gegenüber. Damit erhöhte sich die Auslastung der Handelsschiffsflotte um 2%.
2.1.5 Entwicklung der weltweiten Charterraten6
Die Steigerungen der Nachfrage und die Zunahme bei den Transporten über See wirkten sich auch auf die Charterraten aus; sie erreichten in vielen Bereichen Rekordhöhen, sodass sich seit 2003 Schifffahrt für die Reedereien wieder lohnt.
5 ISL - Shipping Statistics and Market Review 2006 6 ISL - Shipping Statistics and Market Review 2006
2 - 4 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2004
46,4
70
114,5 12,2
67 832,2 65,8 353 221,5 91,7 205,8 58,4
179,9
10,6 World Trade 1.754,1 Mio. t
2004
15,8
23,2
68,3
11
204,8 13,8 206,1 41,7
World Trade 589,8 Mio. t
2 - 5 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2004
73,6 54,5 84,8
21
54,3 225 56,0
World Trade 664,7 Mio. t
2004
15,7
107,6
53,0 24,6 World Trade 236,0 Mio. t
2 - 6 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.2 Die Welthandelsflotte
Die zunehmende Globalisierung und der weltweit anhaltende Wirtschaftsaufschwung führ- ten auch 2005 zu einer Erhöhung des Transportvolumens im seewärtigen Welthandel um 3,9% auf 6,78 Mrd. t. Die gestiegene Nachfrage nach Transportraum sorgte für eine anhaltend gute Beschäftigung in der internationalen Schifffahrt. Die Nachfrage nach Schiffsraum stieg um 2%, was insgesamt auch zur Folge hatte, dass im gleichen Zeitraum deutlich weniger Schiffe durch Abwrackungen aus dem Markt genommen wurden. Die Welthandelsflotte mit Schiffen über 300 BRZ wuchs um etwa 3% auf 41.110 Einheiten mit einer Tragfähigkeit von 944,4 Mio. dwt7. Das gestiegene Transportvolumen in der Linienschifffahrt führte auch zu einer Steigerung der Transportleistung um 4,7% auf 28,8 Mrd. Tonnenmeilen. Die Welttankerflotte8 umfasste am 01.01.2006 10.401 Einheiten, davon 7.863 Rohöltan- ker mit einer Tragfähigkeit von 353,5 Mio. dwt – 75,5% der weltweiten Tankerflotte. 199 Roh- öltanker mit 7,2 Mio. dwt wurden in 2005 abgewrackt, 358 Tanker mit 31,6 Mio. dwt wurden neu dem Tankermarkt zugeführt. Der Anteil der Rohöltanker an der Tonnage der Welthandels- flotte beträgt 37,4% und umfasst damit den mit Abstand größten Bereich der Tragfähigkeit der Welthandelsflotte. 3.514 Containerschiffe9 gehörten am 01.01.2006 zur Welthandelsflotte (davon 3.499 Con- tainerschiffe über 1.000 BRZ) mit 111,66 Mio. dwt und einer Containerkapazität von 8,139 Mio. TEU (davon 8,138 Mio. TEU auf Schiffen über 1.000 BRZ) („Container Intelligence Monthly“ – Clarkson). 700 Einheiten der weltweiten Containerschiffsflotte (19,9%) hatten eine Stellplatzka- pazität von 4.000 TEU und mehr. Die Flotte der Containerschiffe wuchs seit 2002 jährlich um durchschnittlich 6,6%. Mit ihrer Tragfähigkeit wuchs der Anteil der Containerschiffsflotte an der Tonnage der Welthandelsflotte auf jetzt 11,8%. Die Gesamtzahl der General-Cargo-Schiffe10 betrug am 01.01.2006 16.544 Schiffe mit 97,417Mio. dwt und einem Anteil an der Tonnage der Welthandelsflotte von 10,3%. Die Flotte der Massengutschiffe11 umfasste am 01.01.2006 6.631 Einheiten mit einer Ton- nage von 341,729 Mio. dwt, was einem Anteil von 36,2% an der Tonnage der Welthandelsflot- te entspricht. Das Abwracken von Handelsschiffstonnage im Berichtsjahr 2005 war erneut geringer als in 2004, weil die Reeder diesen Schritt wegen der anhaltend guten Marktlage und Auslastung der Schiffe hinauszögerten. Einschließlich geringer Schiffsverluste wurden 496 Schiffe mit einer Trag- fähigkeit vom 10,3 Mio. dwt aus dem Markt genommen, davon 199 Tanker mit 7,2 Mio. dwt. Das bedeutete die geringste Anzahl in den letzten 10 Jahren. Für eine Modernisierung der Welthandelsflotte ist ein Abwrackvolumen von mindestens 33 Mio. dwt pro Jahr notwendig, das in 2005 wieder deutlich unterschritten wurde. Derzeit bleibt es bei der Tendenz, Schiffe so lange wie möglich im Markt zu halten, um die gestiegene Nachfrage nach Schiffstransportraum bedienen zu können. Bei einer durchschnittlichen Lebens- dauer von ca. 25 Jahren müssten jährlich etwa 8,5 Mio. dwt der Tankerflotte, etwa 14,2 Mio. dwt der Bulkerflotte, etwa 1 Mio. dwt der Containerflotte und etwa 8,8 Mio. dwt der General Cargo Schiffe aus dem Markt genommen und durch Neubauten ersetzt werden.
7 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, Stand: 01.01.2006 8 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – Tanker Fleet, März 2006 9 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – General Cargo/Container Fleet, Juli 2006 10 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – General Cargo/Container Fleet, Juli 2006 11 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – Bulk Market, Mai 2006
2 - 7 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.2.1 Tonnageentwicklung der Welthandelsflotte12 (Schiffe ab 300 BRZ)
Schiffstypen 01.01.2003 01.01.2004 01.01.2005 01.01.2006 Rohöltanker 305,2 317,8 336,8 353,5 Spezialtanker 27,9 29,6 31,6 34,2 Massengutschiffe 296,9 301,6 319,2 341,7 Containerschiffe 83,7 90,2 99,2 111,7 General-Cargo-Schiffe 96,8 95,2 95,3 97,4 Passagierschiffe 5,9 5,9 5,9 5,9
gesamt (in Mio. dwt) 816,4 840,4 888,0 944,4
2.2.2 Struktur der Welthandelsflotte nach Schiffstypen (Schiffe ab 300 BRZ)
Tragfähigkeit der Welthandelsflotte (944,4 Mio. dwt)
97,4 5,9
111,7 353,5
341,7 34,2
Rohöltanker Spezialtanker Massengutschiffe Containerschiffe General-Cargo-Schiffe Passagierschiffe
Anzahl Handelsschiffe (41.110)
4.020 7.863
2.538
16.544 6.631 3.514
Rohöltanker Spezialtanker Massengutschiffe Containerschiffe General-Cargo-Schiffe Passagierschiffe
12 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, Stand: 01.01.2006
2 - 8 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.2.3 Welthandelsflotte anteilig nach Schiffsgrößen13 (ab 300 BRZ)
01.01.2004 01.01.2005 01.01.2006 dwt % Schiffe % dwt % Schiffe % dwt % Schiffe % dwt - 2.499 34,3 1,7 33,7 1,7 33,0 1,6 2.500 - 9.999 29,3 7,2 28,7 6,7 28,5 6,5 10.000 - 24.999 12,6 9,9 12,7 9,5 12,7 9,2 25.000 - 69.999 16,3 32,7 16,9 32,5 17,3 32,4 70.000 - 149.999 4,8 21,7 5,2 22,1 5,6 22,7 150.000 - 274.999 1,7 14,6 1,8 15,1 1,9 15,3 275.000 - 399.999 0,8 11,8 0,9 12,1 0,9 12,1 400.000 >= 500.000 0,2 0,4 0,1 0,3 0,1 0,2
2.2.4 Die größten Handelsflotten der Welt nach Flaggen (ab 300 BRZ)
Rang Anteil Rang Anteil Flagge Zahl Flagge 1.000 dwt (Vorjahr) % (Vorjahr) % 1 (1) Panama 5.704 13,9 1 (1) Panama 210.234 22,3 2 (2) Japan 2.551 6,2 2 (2) Liberia 91.010 9,6 14 3 (3) VR China 2.326 5,7 3 (3) Griechenland 52.474 5,6 4 (4) Liberia 1.560 3,8 4 (5) Hongkong (SAR) 50.713 5,4 5 (6) Indonesien 1.417 3,4 5 (4) Bahamas 49.573 5,2 6 (5) Russland 1.385 3,4 6 (8) Marshall Islands 47.741 5,1 7 (9) Bahamas 1.192 2,9 7 (6) Singapur 47.463 5,0 8 (8) Malta 1.178 2,9 8 (7) Malta 36.948 3,9 9 (11) Singapur 1.131 2,8 9 (10) VR China 31.936 3,4 10 (7) Griechenland 1.110 2,7 10 (9) Zypern 30.134 3,2 11 (14) Hongkong (SAR) 1.013 2,5 11 (12) Großbritannien 25.084 2,7 12 (13) Antigua&Barbuda 996 2,4 12 (11) Norwegen 22.022 2,3 13 (15) Rep. Korea 976 2,4 13 (13) Japan 14.010 1,5 14 (10) Norwegen 964 2,3 14 (16) Rep. Korea 13.876 1,5 15 (12) Zypern 892 2,2 15 (22) Deutschland15 13.408 1,4 16 (17) Philippinen 849 2,1 16 (15) Indien 12.855 1,4 16 17 (18) Großbritanien 845 2,0 17 (14) USA 11.858 1,3 18 (16) Türkei 840 2,0 18 (17) Italien 11.766 1,2 19 (19) Niederlande 762 1,9 19 (20) Dänemark 9.547 1,0 20 (21) Italien 751 1,8 20 (21) Antigua&Barbuda 9.404 1,0 21 (25) Marshall Islands 735 1,8 21 (19) Iran 8.950 0,9 22 (20) Saint Vincent 658 1,6 22 (18) Saint Vincent 8.364 0,9 23 (23) Kambodscha 627 1,5 23 (28) Bermuda 8.263 0,9 24 (24) Thailand 570 1,4 24 (24) Türkei 7.572 0,8 (-) Deutschland17 473 1,2 25 (23) Malaysia 7.481 0,8 gesamt 41.110 gesamt 944.498
13 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, Februar 2006 14 ohne Hongkong 15 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, April 2006: die von dt. Eignern insgesamt kontrollierte Handelsflotte ab 1.000 BRZ weist einen Tonnageanteil von 70,3 Mio. dwt auf (Weltanteil 7,5%, Rang 3) 16 ohne Gibraltar (168/1,388 Mio. dwt) 17 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, April 2006: die von dt. Eignern insgesamt kontrollierte Handelsflotte ab 1.000 BRZ zählt 2.731 Schiffe (Weltanteil 8,5%, Rang 3)
2 - 9 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.2.5 Handelsflotten der FOC18-Länder (ab 300 BRZ)
Flagge Anzahl Anteil in % in 1.000 gt Anteil in % in 1.000 dwt Anteil in % Panama 5.704 43,3 140.120 42,6 210.234 42,3 Liberia 1.560 11,8 58.134 17,7 91.010 18,3 Bahamas 1.192 9,0 36.797 11,2 49.573 10,0 Marshall Islands 735 5,5 28.700 8,7 47.741 9,6 Malta 1.178 8,9 22.785 6,9 36.948 7,4 Zypern 892 6,8 18.802 5,7 30.134 6,1 Antigua&Barbuda 996 7,6 7.140 2,2 9.404 1,9 Saint Vincent 658 5,0 5.536 1,7 8.364 1,7 Bermuda 121 0,9 7.198 2,2 8.263 1,7 Cayman Islands 136 1,0 2.671 0,8 4.271 0,9 gesamt 13.172 328.833 496.942 Welt gesamt 41.110 639.658 944.498
2.2.6 Handelsflotten der NATO-Länder19 (ab 300 BRZ)
Flagge Anzahl Anteil in % in 1.000 gt Anteil in % in 1.000 dwt Anteil in % Griechenland 1.110 13,9 30.774 22,7 52.474 28,4 Norwegen 964 12,1 16.031 11,8 22.022 11,9 Großbritannien 845 10,6 18.936 14,0 25.084 13,6 (Gribaltar) 168 2,1 1.120 0,8 1.388 0,8 Türkei 840 10,5 4.941 3,6 7.572 4,1 Niederlande 762 9,6 6.282 4,6 6.776 3,7 Italien 751 9,4 11.173 8,2 11.766 6,4 USA 513 6,4 9.918 7,3 11.858 6,4 Deutschland 473 5,9 11.276 8,3 13.408 7,3 Dänemark 387 4,9 7.865 5,8 9.547 5,2 Frankreich 221 2,8 5.052 3,7 6.728 3,6 Spanien 186 2,3 2.320 1,7 2.293 1,2 Kanada 174 2,2 1.205 0,9 1.292 0,7 Portugal 143 1,8 1.115 0,8 1.444 0,8 Bulgarien 77 1,0 871 0,6 1.288 0,7 Belgien 67 0,8 4.041 3,0 6.725 3,6 Litauen 60 0,8 396 - 398 - Slowakei 45 0,6 210 - 298 - Rumänien 44 0,6 219 - 277 - Estland 41 0,5 260 - 86 - Polen 41 0,5 70 - 60 - Luxemburg 35 0,4 366 - 460 - Lettland 24 - 251 - 335 - Island 6 - 6 - 2 - Slowenien ------Ungarn ------Tschechien ------gesamt 7.977 135.698 184.581 Welt gesamt 41.110 639.658 944.498
18 FOC: Flags of Convenience; 19 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, Februar 2006
2 - 10 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.2.7 Handelsflotten der EU(25) nach Flaggen20 (ab 300 BRZ)
Anteil in Flagge Anzahl in 1.000 gt Anteil in % in 1.000 dwt Anteil in % % Malta 1.178 15,4 22.785 15,4 36.948 17,6 Griechenland 1.110 14,5 30.774 20,7 52.474 26,0 Zypern 892 11,6 18.802 12,7 30.134 14,4 Großbritannien 845 11,0 18.936 12,8 25.084 12,0 Niederlande 762 9,9 6.282 4,2 6.776 3,2 Italien 751 9,8 11.173 7,5 11.766 5,6 Deutschland 473 6,2 11.276 7,6 13.408 6,4 Dänemark 387 5,0 7.865 5,3 9.547 4,6 Schweden 240 3,1 3.651 2,5 2.358 1,1 Frankreich 221 2,9 5.052 3,4 6.728 3,2 Spanien 186 2,4 2.320 1,6 2.293 1,1 Portugal 143 1,9 1.115 0,8 1.444 0,7 Finnland 126 1,6 1.379 0,9 1.089 0,5 Belgien 67 0,9 4.041 2,7 6.725 3,2 Litauen 60 0,8 396 - 398 - Slowakei 45 0,6 210 - 298 - Estland 41 0,5 260 - 86 - Polen 41 0,5 70 - 60 - Luxemburg 35 - 366 - 460 - Irland 34 - 298 - 303 - Lettland 24 - 251 - 335 - Österreich 8 - 34 - 44 - Slowenien ------Ungarn ------Tschechien ------gesamt 7.669 148.336 209.758 Welt gesamt 41.110 639.658 944.498
2.2.8 Struktur der NATO, EU und FOC-Handelsflotten nach Anzahl und Tragfähigkeit (ab 300 BRZ)
184.581 205.643 499.448
Anzahl 15.000
11.000 13.172 7.000 7.977 7.669
3.000 NATO- EU- FOC- Handelsflotte Handelsflotte Handelsflotte
Anzahl 7.977 7.669 13.172 Tragfähigkeit in 1.000 dwt 184.581 209.758 496.942
20 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Fleet, Februar 2006
2 - 11 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.2.9 Entwicklung der NATO, EU und FOC-Handelsflotten in Mio. gt
340
306 328,8
272
238
204
170 148,3 136 135,7 102
68 EU 34 NATO 0 FOC 0 9 2 80 85 97 00 05 9 9 99 9 99 0 00 0 1975 1 1 1 1 1998 1 2 2001 2 2003 2004 2
2 - 12 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.3 Containerschifffahrt21
Das System Container revolutioniert nun schon seit fast 50 Jahren die Seeschifffahrt22 und verzeichnet in diesem Bereich die höchsten Wachstumsraten. Die standardisierte Form des Con- tainers beschleunigte den Warenumschlag aufgrund reduzierten Arbeitsaufwands. Die daraus resultierenden kürzeren Liegezeiten für Schiffe sowie die hohe Kombinationsfähigkeit mit Schiene, Straße oder Binnenschifffahrt reduzieren die Transportkosten signifikant. Der Bedarf an Transporten steigt allein schon deshalb, weil immer mehr Güter in den Boxen und nicht mehr sozusagen lose im Frachter bewegt werden. Der Container ist praktisch ein Stück Schiffsladeraum, das unabhängig vom einzelnen Schiff flexibel bewegt und koordiniert werden kann. Zugleich sind die Schiffe immer schneller unterwegs. Von Anfang an spielte für die Wirt- schaftlichkeit der Containerschiffe die Schiffsgröße eine wichtige Rolle. Ein Vergleich zeigt den rasanten Anstieg der Produktivität: Schaffte früher ein konventionelles Frachtschiff im Jahr vier Rundreisen und transportierte etwa 80.000 Tonnen Ladung, befördern Containerschiffe heute mehr als das Zwölffache. Die "Berlin-Express" von Hapag-Lloyd etwa, mit 8750 Containern eines der größten Containerschiffe der Flotte, legt im Jahr 6,5 Rundtouren zwischen den Kontinenten mit einer Gesamtladung von einer Mio. t zurück. Bei den größten Containerreedereien scheint das 8.000 TEU Containerschiff die neue Stan- dardgröße zu werden. Diese Größe beschreibt offensichtlich die Schiffsgröße im internationalen Verkehr, mit der wirtschaftlich erfolgreich im internationalen Seeverkehr operiert werden kann. APM/Maersk verfügt z.B. mit seiner S-Klasse bereits über 20 Schiffe dieser Größenordnung. MSC hat z.T. in Kooperation zehn 8.030 TEU Containerschiffe und Seaspan fünf 8.100 TEU Container- schiffe bestellt. Ähnliches gilt auch für CMA-CGM und Hapag Lloyd. Der nächste Sprung könnte die 10.000 TEU-Marke sein. Die Tragfähigkeit der sog. Panamax-Klasse wuchs auf max. 4.500 TEU an, während die Ent- wicklung der sog. Post-Panamax-Klasse derzeit auf eine Tragfähigkeit von bis zu 10.000 TEU hi- nausläuft. Diese Schiffe mit etwa 110.000 BRZ und ca. 150.000 tdw sind etwa 340 m lang, 45,60 m breit bei einer Seitenhöhe von 24,40 m und haben einen Mindest-Tiefgang von 14,50 m; die Leistung der Hauptmaschine beträgt etwa 95.000 PS/69.000 kW und gewährleistet eine Dienst- geschwindigkeit von 25 Knoten (Reederei Offen 9.200 TEU-Schiff).
21 ISL Bremen - Shipping Statistics and Marked Review 2006, Container Shipping, Juni 2006 22 Am 26. April 1956 begann die Erfolgsgeschichte des Containers: Der Lastwagenfahrer und Transportun- ternehmer Malcolm Maclean belädt den ersten Containerfrachter der Welt mit der „Kiste“, die bis heute im wahrsten Sinne des Wortes „die Welt bewegt“. Im Jahre 1966 wurde sie zum ersten Mal in Deutsch- land entladen.
2 - 13 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Ein wesentlicher Gesichtspunkt für Konstruktion und Betrieb der großen Post-Panamax- Schiffe ist die Containerstauung. Containerschiffe mit einer Breite von etwa 49,50 m könnten 17 bzw. 18 Container in der Breite stauen. Folgt man nämlich dem Rastermaß von etwa 2,50 m staubarer Containerbreite, so können bei 32,20 m Schiffsbreite an Deck 13 Containerreihen und unter Deck normalerweise 11 (max. 12) Reihen nebeneinander gestaut werden. Containerschiffe bis 7.000 TEU erreichen derzeit 42,80 m Breite und stauen an Deck 17 und unter Deck 15 Contai- nerreihen. Die noch größeren 8.000 TEU Containerschiffe kommen bei etwa 46 m Breite auf 18 Reihen an Deck und 16 unter Deck. Die Hauptverschiffungshäfen rüsten derzeit ihre Lade- und Löscheinrichtungen bereits auf bis zu 50 m breite Schiffe/8.000 TEU Schiffe um. Für ein 8.000 TEU Containerschiff muss ein Hafen in der Lage sein, etwa 330 Containerbewegungen (Moves) pro Stunde zu gewährleisten (bis zu sechs Containerbrücken gleichzeitig). Zur Zeit liegt die Kapazität eines Durchschnittsterminals bei 120 bis 150 Moves pro Stunde. Zwischen 2007 und 2015 könnte eine Flotte von Mega-Containerschiffen in Fahrt kommen, deren Containerstellplätze bis auf 13.000 TEU anwachsen könnten23. Diese neue Schiffsgenerati- on von 13.000 TEU Containerschiffen wird auf den Zufahrten zu den Häfen eine Min- destwassertiefe von 15 m benötigen bei 382 m Länge, 54,20 m Breite, einer Seitenhöhe von 29,00 m und einem Tiefgang von 13,50 m. Unter Deck werden 6.230 Container in 10 Lagen über 19 Reihen gestaut, die 7.210 Container an Deck sind in 21 Reihen angeordnet.
2.3.1 Weltweite Containerschiffsflotte
Die weltweite Flotte der Containerschiffe wächst im Durchschnitt jährlich um 10%. Seit 1997 hat sich die Gesamtkapazität der 25 weltweit größten Containerreedereien mehr als verdoppelt. Die 5 größten Containerreedereien verfügen allein über fast 46% der am Markt verfügbaren Containerstellkapazitäten. Die 15 weltweit größten Containerreedereien verfügen über fast 71% der weltweiten Containerstellkapazitäten, was etwa 80% der weltweit verfügbaren Con- tainer entspricht. Am 01.01.2006 befanden sich 3.514 reine Containerschiffe (davon 3.449 über 1.000 BRZ) mit 111,66 Mio. dwt und einer Containerkapazität von 8,139 Mio. TEU (davon 8,138 Mio. TEU auf Schiffen über 1.000 BRZ) im Einsatz. Dies entspricht einem Anteil von 11,8% an der Welthandels- flotte. 20% der weltweiten Containerschiffsflotte hatte eine Stellplatzkapazität von 4.000 TEU und mehr. Die großen Containerschiffs-Reedereien erreichen dabei eine durchschnittliche Transport- leistung von 165.000 – 468.000 Containern im Jahr. Die beiden größte Containerschiffs- Reedereien (APM/Maersk und MSC) erreichen mittlerweile eine Kapazität von 1,460 Mio. TEU bzw. 774.000 TEU auf ihren Containerschiffen, APM/Maersk bereits 849.000 TEU auf Container- schiffen ab einer Kapazität von 1.000 TEU.
2.3.2 Weltweiter Containerschiffbau
Die Entwicklung im Containerschiffbau weist auf immer größere Schiffe hin. 39,5% aller Neubauorders betreffen derzeit Containerschiffe mit einer Gesamttragfähigkeit größer als 4.000 TEU. Am 1. Januar 2006 umfasste der Weltauftragsbestand 1.167 Containerschiffs-Neubauten mit insgesamt 3,6 Mio. TEU. Dies entspricht einem Auftragsvolumen von 50% der bereits existie- renden Stellplatzkapazitäten. Auf den Großbaubereich über 4.000 TEU entfielen 461 Neubauorders (39,5%), davon 318 Neubauorders (27,2%) auf große Containerschiffe mit 5.000 TEU und mehr: 169 der geplanten Neubauten lagen oberhalb von 7.000 TEU (14,5%), 46 sogar oberhalb von 9.000 TEU (3,9%). Rund 34% der Neubauorders entfielen auf die Bereiche von 1.500 - 4.000 TEU (399) und die rest- lichen 26% (307) auf den Bereich unter 1.500 TEU.
23 Germanischer Lloyd – Mega-Carrier vorgestellt (29.09.2005)
2 - 14 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.3.3 Weltcontainerbestand und –standardisierung24
Anfang 2004 betrug der Weltcontainerbestand etwa 16,6 Mio. TEU. Aufgrund verschiedener Abmessungen ist die Stückzahl der Container mit rund 11 Mio. etwas niedriger. Die Standardcontainer machen rund 90% des Gesamtbestandes aus, was einer Stückzahl von ca. 9,9 Mio. entspricht. Im Durchschnitt hält eine Box 15 Jahre lang den Umschlägen in Häfen und beim Weitertransport auf Schienen oder Straßen stand. Legt man die aktuellen Preise und Mietraten zu Grunde, dauert es mindestens zehn Jahre, bis ein Container im Vermietgeschäft Geld verdient. Aktuell kostet ein neuer Standardcontainer rund 2.000 Dollar. Hergestellt wird er bei den chinesischen Unternehmen CIMC oder Singmas, die zusammen den Markt dominieren. Jährlich ist als Ersatzbedarf ein Neubauvolumen für Container nach Berechnungen des Bre- mer Instituts für Seeschifffahrt und Logistik (ISL) von etwa 2,2 Mio. TEU erforderlich, etwa 90% des Containerneubaus entfallen auf Standardcontainer. In 2003 überschritt erstmals die weltwei- te Produktion neuer Container mit etwa 2,2 Mio. die 2-Mio.-Grenze, 90% des Neubauvolumens kommen aus China25. Die Marktanalyse von ISL geht davon aus, dass 2006 ein Bestand von 19,2 Mio. TEU an Tro- ckenladungsbehältern, 0,3 Mio. TEU an Spezialcontainern und 0,6 Mio. TEU an Kühlcontainern im Markt sein wird. Nach einer Studie der britischen Ocean Shipping Consultants (OSC) von 2005 wird es in den nächsten Jahren zu einer stark steigenden Nachfrage nach Fisch und Fleisch in Fernost, vor allem in China, kommen, die zu einem kräftigen Wachstum der weltweiten Kühl- containerverkehre führen wird. Danach wird der Kühlverkehr bis 2010 um 38% - 54% zuneh- men, d.h. sein Anteil am Seetransport wird auf jährlich 87,6 und 97,5 Mio. t zulegen. Von 2010 bis 2015 werden die Mengen nach Einschätzung der OSC noch einmal um etwa ein Drittel wach- sen. Das am stärksten expandierende Marktsegment sind die Verschiffungen von Fisch und Fleisch, vor allem in Richtung Ostasien. Für 2010 wird dafür ein Ladungsaufkommen zwischen 46,1 und 51,0 Mio. t prognostiziert, das entspräche einem Plus von 50% - 65%. Überproportional von diesem Wachstum wird nach Einschätzung der OSC die Containerschifffahrt profitieren. Die Zuwachsraten in dem Marktsegment der Kühlcontainerverkehre werden für die Zeit bis 2010 auf 64% - 85% Prozent veranschlagt.
2.3.4 Weltcontainerumschlag26
In 2005 wurden innerhalb eines Jahres 264 Mio. TEU weltweit umgeschlagen. Die 30 bedeu- tendsten Containerhäfen fertigten nach der CI-Statistik zusammen 217,72 Mio. TEU ab. Erstmals übernahm Singapur mit 23,2 Mio. TEU als weltweit größter Containerumschlagsplatz die Füh- rung im internationalen Ranking der Containerhäfen. Hamburg zählt zu den Aufsteigern in der Rangliste der Containerhäfen. Mit einem Wachstum von rund 15% auf 8,1 Mio. TEU erreichte der Hafen der Hansestadt in 2005 den achten Platz, auf dem im Vorjahr noch Los Angeles ran- gierte. Weiterhin unverändert ist insgesamt die Dominanz ostasiatischer Häfen. Mit Singapur, den drei chinesischen Häfen Hongkong, Shanghai, Shenzhen sowie Pusan (Südkorea) und Koahsiung (Taiwan) liegen sechs der weltweit zehn größten Containerhäfen in dieser Region.
24 ConRendit 3 GmbH & Co. KG Hamburg; ISL Bremen - Shipping Statistics and Marked Review 2005 25 UNCTAD – Review of Maritime Transport 2004, Genf 2004 26 Fachzeitschrift „Containerisation International“ (CI) 2006
2 - 15 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Weit überdurchschnittlich legten die chinesischen Häfen zu: Spitzenreiter ist Guangzhou mit einem Plus von fast 42%. Zusammen kamen die chinesischen Häfen, die der „Champions Lea- gue“ angehören, auf eine Umschlagleistung von 83,65 Mio. TEU (plus 17%) und damit auf einen Anteil von 39 Prozent am gesamten Weltcontainerumschlag. Verglichen mit dem Vorjahr (34,8%) hat Chinas Anteil an der Umschlagmenge noch einmal deutlich zugenommen. Ein über- proportionales Wachstum weist die CI-Statistik außerdem für Dubai, Jeddah, Long Beach, Yoko- hama und Rotterdam aus. Rückläufig waren die Mengen im italienischen Gioia Tauro und in Kaohsiung auf Taiwan.
2.3.5 Die weltweit größten Containerreedereien27 (Vollcontainerschiffe ab 1.000 TEU)
Anzahl Kapazität Reederei eig. Schiffe Charter gesamt 1.000 TEU 1. MAERSK SEALAND/Safemarine (DNK) 162 269 431 1.460,5 2. MSC (SUI) 152 77 229 774,4 3. CMA-CGM (FRA) 48 109 157 468,6 4 HAPAG LLOYD (DEU) 63 64 127 424,8 5 EVERGREEN (TWN) 93 30 123 415,4 6. Hanjin/Senator (KOR) 16 64 80 329,2 7. COSCO (CHN) 66 23 89 318,1 8. China Shipping (CHN) 32 38 70 312,3 9. NYK (JPN) 36 63 99 292,9 10. APL (SGP) 29 43 72 287,7 11. MOL (JPN) 27 49 76 253,3 12. OOCL (CHN) 28 26 54 238,3 13. K-LINE (JPN) 26 43 69 231,3 14. YANGMING (CHN) 39 29 68 191,8 15 Hamburg-Süd (DEU) 21 52 73 165,1 gesamt 1.817 7.163,7 Welt gesamt 3.449 8.138,028
27 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – Container Shipping - Juni 2006 In 2005 A.P. Møller-Maersk (APM - Maersk Sealand and Safmarine) (Denmark) purchased Royal P&O Nedl- loyd (Netherlands) and its subsidiary P&O Nedlloyd Containers Ltd (UK). TUI A.G. (Hapag-Lloyd A.G.) (Germany) purchased CP Ships Ltd (Canada & UK). CMA CGM (France) purchased Delmas (France) and its subsidiaries (OTAL and share in Setramar) from Bolloré Technologies. Mitsui-OSK Lines (MOL) bought the SAECS operations of P&O Nedlloyd from A.P. Moller-Maersk. (BRS Alpahliner, 2006) 28 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – Container Shipping - Juni 2006 (Stand April 2006)
2 - 16 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.3.6 Die größten Containerschiffsflotten nach Reedereisitz29 (Schiffe ab 1.000 BRZ)
Rang Reedereisitz Flaggen Schiffe Kapazität (Vorjahr) national fremd 1.000 TEU 1 (1) Deutschland 267 890 1.157 2.747 2 (2) Japan 12 223 235 663 3 (3) Dänemark 84 58 142 545 4 (5) Schweiz 4 168 172 509 5 (4) Taiwan 33 154 187 500 6 (7) VR China 138 123 261 452 7 (6) Griechenland 42 119 161 398 8 (8) Großbritannien 32 41 73 249 9 (9) Singapur 101 39 140 203 10 (10) USA 55 26 81 212 11 (11) Frankreich 15 42 57 176 12 (12) Korea 71 44 115 159 13 (15) Kanada 2 49 51 168 14 (16) Niederlande 33 33 66 143 15 (14) Israel 16 26 42 120 gesamt 905 2.035 2.940 7.244 Welt gesamt 3.449 8.138
2.3.7 Die größten Containerhäfen der Welt 30
Rang Hafen 2004 2005 Zuwachs (Vorjahr) Mio. TEU Mio. TEU in % 1 2 Singapur (SGP) 21.329 23.200 8,7 2 1 Hongkong (CHN) 22.237 22.430 2,3 3 3 Schanghai (CHN) 14.558 18.080 24,2 4 4 Shenzhen (CHN) 13.655 16.200 18,7 5 5 Pusan (KOR) 11.190 11.840 3,6 6 6 Kaohsiung (TWN) 9.714 9.470 -2,5 7 7 Rotterdam (NLD) 8.281 9.300 12,0 8 9 Hamburg (DEU) 7.003 8.050 14,9 9 10 Dubai (UAE) 6.429 7.620 18,5 10 8 Los Angeles (USA) 7.321 7.480 2,2 11 12 Long Beach (USA) 5,780 6.710 16,1 12 11 Antwerpen (BEL) 6.000 6.480 6,9 13 14 Qingdao (CHN) 5.139 6.310 22,8 14 13 Port Kelang (MYS) 5.244 5.540 5,7 15 - Ningbo (CHN) 5.190 29,6 16 17 Tianjin (CHN) 3.815 4.800 25,9 17 15 New York/ New Jersey (USA) 4.478 4.800 7,2 18 - Guangzhou (CHN) 4.680 41,6 19 16 Tanjung Pelapas (MYS) 4.020 4.170 3,7 20 18 Tokyo (JPN) 3.580 3.760 5,0 21 19 Bremen/Bremerhaven (DEU) 3.469 3.740 7,7
29 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – World Merchant Ships by Owner Patterns - April 2006 30 „Containerisation International“ (CI) 2005 und ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review – Container Shipping, Juni 2006
2 - 17 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.3.8 Ranking der weltgrößten Containerhäfen31
Ranking der weltgrößten Containerhäfen
1995 2003 2004 2005 Hongkong Hongkong Hongkong Singapur 1 12.550 20.449 22.237 23.192 Singapur Singapur Singapur Hongkong 2 11.845 18.411 21.329 22.427 Kaohsiung Shanghai Shanghai Shanghai 3 4.900 11.280 14.558 18.084 Rotterdam Shenzhen Shenzhen Shenzhen 4 4.787 10.650 13.655 16.197 Pusan Pusan Pusan Pusan 5 4.503 10.247 11.190 11.840 Hamburg Kaohsiung Kaohsiung Kaohsiung 6 2.890 8.843 9.714 9.470 Long Beach Los Angeles Rotterdam Rotterdam 7 2.844 7.179 8.281 9.287 Yokohama Rotterdam Los Angeles Hamburg 8 2.757 7.107 7.321 8.084 Los Angeles Hamburg Hamburg Dubai 9 2.555 6.138 7.003 7.619 Antwerpen Antwerpen Dubai Los Angeles 10 2.329 5.445 6.429 7.485
2.3.9 Entwicklung der Containerschiffs-Charterraten
31 DESATIS vom 04.05.2006
2 - 18 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.3.10 Kapazität der Containerschiffsflotte in TEU32 (Schiffe ab 300 BRZ)
32 ISL Bremen - Shipping Statistics and Market Review, Container Shipping, Juni 2006
2 - 19 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.4 Verkehr durch Kanäle und Meerengen
2.4.1 Passagen Nord-Ostsee-Kanal33
Transporte durch den NOK erfolgen meist mit Feederschiffen, d.h. mit Containerschiffen im Zubringerdienst vorrangig von den großen Überseehäfen Hamburg oder Bremerhaven in die Ostsee. Die zumeist im festen Liniendienst fahrenden Feederschiffe profitieren bei der Passage durch den NOK vom Zeitvorteil gegenüber dem Weg um Skagen. Seit 2000 ist ein stetiger An- stieg der Schiffspassagen festzustellen, was sich auch in der transportierten Ladungsmenge nie- derschlägt. In 2005 wurde mit den bisher meisten Schiffspassagen und der seit 1895 höchsten Ladungsmenge auf dem Nord-Ostsee-Kanal erneut ein ungewöhnlich gutes Ergebnis erzielt. Im Jahr 2005 befuhren 56.969 Schiffe den Nord-Ostsee-Kanal, 14.417 davon waren aller- dings Sport- und Kleinfahrzeuge. Bereinigt um diese Fahrzeuge nahm der Schiffsverkehr um 2,1% auf 42.552 Handelsschiffe zu. Auf den Durchgangsverkehr entfielen 31.444 Schiffe, im Teilstreckenverkehr sank die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um 836 Schiffe auf 11.108 Schiffe. Die Schiffsgröße aller den NOK befahrenden Schiffe hat deutlich zugenommen. 1965 befuh- ren 85.000 Schiffe den Kanal, die zusammen allerdings nur 80 Mio. BRZ aufwiesen und lediglich 60 Mio. t Ladung beförderten. In 2005 wuchs der Transportraum auf insgesamt 138,7 Mio. BRZ (+11,1%); davon entfielen auf den Durchgangsverkehr 128,4 Mio. BRZ und 10,3 Mio. BRZ auf den Teilstreckenverkehr. Auf den Gütertransport entfielen 38.642 Handelsschiffe mit einer Transportmenge von 88,2 Mio. t (+9,4%). Im Durchgangsverkehr konnte ein Anstieg auf 82,0 Mio. t verzeichnet wer- den, während im Teilstreckenverkehr mit 6,2 Mio. t die Transportmenge annähernd gleich blieb. Interessant ist die Tatsache, dass weitaus mehr Güter aus der Ostsee kommend durch den NOK transportiert wurden als von West nach Ost (55,4 zu 32,8 Mio. t). Die durchschnittliche Schiffsgröße nahm von 2.996 BRZ auf jetzt 3.260 BRZ (+8,8%) zu. Im Durchgangsverkehr waren es sogar 4.084 BRZ (+7,0%).
2.4.2 Passagen Panama/Suez-Kanal34
Im Vergleich zum NO-Kanal passierten 12.647 Schiffe den Panama-Kanal und 18.193 Schiffe den Suez-Kanal, die allerdings dort eine ungleich höhere Ladungsmenge transportier- ten.
2.4.3 Gütertransporte im Nord-Ostsee-Kanal (in Mio. t)
Güterarten 2002 2003 2004 2005 Erdöl und Derivate 10,852 13,463 13,679 14,482 Kohle 0,835 0,905 2,377 2,625 Eisen&Stahl 4,066 4,690 6,456 6,485 Holz 3,686 3,536 3,985 4,421 Chemische Produkte 5,488 6,253 6,350 6,334 Getreide 1,872 1,818 1,482 1,861 Düngemittel 2,542 3,000 3,079 3,379 übrige Massengüter 8,125 8,256 9,545 10,109 Stückgüter 27,124 30,371 33,685 38,488 gesamt 64,590 72,292 80,638 88,186
Der Stückguttransport stieg um 14,2% auf insgesamt 38,49 Mio. t. Die transportierte Ladung stieg bei den meisten Güterarten an, lediglich der Erztransport war rückläufig.
33 WSD Nord, Kiel, Juni 2006 34 Kanalverwaltung Panama-Kanal und Suez-Kanal 2005
2 - 20 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.4.3.1 Anteile am Verkehrsaufkommen im NOK nach Flaggen35
2004 2005 2004 2005 2004 2005 Flagge BRZ % Schiffe % Gütertonnen % 1 Deutschland 17,6 15,6 18,6 16,5 18,4 16,5 2 Niederlande 14,0 14,0 14,2 14,2 16,3 16,4 3 Antigua&Barbuda 10,4 11,5 10,3 11,5 10,9 12,4 4 Finnland 5,6 5,1 4,6 4,3 4,0 3,9 5 Großbritannien 15,5 14,8 16,1 16,0 16,0 15,9 6 Norwegen 4,8 4,2 4,3 3,9 4,6 4,2 7 Schweden 3,7 3,8 3,8 3,5 4,4 3,5 8 Zypern 4,5 4,6 4,8 4,6 4,2 3,8 9 Russland 4,6 5,3 4,1 4,9 4,9 6,0 10 Panama 2,4 2,7 2,4 2,5 1,3 1,5 11 Malta 2,2 2,3 2,4 2,5 2,1 2,4 12 Bermudas-Bahamas 2,2 2,4 1,8 1,9 0,8 1,0 13 Portugal 1,5 1,4 1,4 1,2 1,0 1,0
2.4.3.2 Kosten für eine Schiffspassage im Nordostseekanal
Berechnet für ein Schiff von 10.000 BRZ von Elbe1 bis Kiel-Leuchtturm (Stand: 08/2004) Befahrungsabgaben NOK EUR 1.373 Lotsabgaben Kieler Förde EUR 214 Lotsabgaben NOK EUR 195 Lotsabgaben Elbe EUR 371 Lotsgeld Kieler Förde EUR 359 Lotsgeld NOK EUR 1.563 Lotsgeld Elbe EUR 600 Kanalsteurer EUR 457 Summe EUR 5.132 Schiffsmaklerkosten36 EUR 1.310 Schlepperassistenz zum Einlaufen in die Schleuse ca.37 EUR 1.125 Gesamtkosten einer Kanalpassage38 EUR 7.567
35 WSD Nord, Kiel, Januar 2006 36 Die Annahme eines Maklers ist bei dieser Schiffsgröße üblich, jedoch nicht vorgeschrieben. 37 Ein Schlepper wird dann angenommen, wenn der Kapitän des Schiffes dies wünscht oder der Lotse eine Notwendigkeit dafür sieht (Wetterverhältnisse, Besonderheiten am Schiff) und der Kapitän dem Vor- schlag zustimmt. 38 Für die Lotsung können im Einzelfall weitere Kosten (Wartegeld, Verholen, etc.) entstehen.
2 - 21 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.4.4 Passagen durch Nordostseekanal (NOK), Suez-Kanal, Panama-Kanal39
NOK Suez Panama Eröffnung 1895 1869 1914 Länge 99 km 190,25 km 81 km Breite im Wasserspiegel 162 m max. 350 m 152 m Breite in 11m Wassertiefe 200 – 210 m Wassertiefe 21 m Max. Tiefgang 58 ft Max. Tonnage (dwt) 195.000 dwt Durchfahrt (Std.) 6,5 - 8,5 24 8 – 10 Schleusen 2 x 4 - 3 x 2 Höhenunterschied (m) - - 26 Schiffsgrößen -max. Länge (m) 235 keine 274,3 -max. Breite (m) 32,5 64 32,3 -max. Tiefgang (m) 9,5 17,67 12,1 Höchstgeschw. (kn) > 8,5 m Tiefgang 6,5 (8,1) 14 12 (> 8,5 m Tiefgang) Lotse beratend beratend verantwortlich mögliche Durchfahrten (täglich)40 ständig rd. 50 Schiffe max. 48 in 3 Konvois Passagen 2001 26.303 13.986 12.040 2002 26.219 13.447 11.853 2003 27.551 15.667 11.725 2004 29.738 16.850 12.518 2005 31.444 18.193 12.647 Gesamtschiffsraum (in Mio. BRZ) 2001 100,8 457,1 229.7 2002 103,6 444,8 237,5 2003 111,9 549,3 241,9 2004 124,9 621,2 266,1 2005 138,7 671,8 278,3 Gütertransporte (in Mio. t) 2001 62,7 373,1 190,3 2002 64,6 368,8 187,8 2003 72,3 457,9 188,2 2004 80,6 521,4 200,2 2005 88,2 571,1 193,8
2.4.5 Schiffsverkehr durch die dänischen Meerengen41
Sund Nord Sund Süd Großer Belt Süd N S N S N S 1999 20.303 21.367 19.723 20.343 9.318 8.623 2000 19.534 20.214 19.672 20.402 8.667 7.619 2001 18.412 19.151 18.459 19.334 9.232 7.797 2002 17.704 19.162 18.055 19.542 9.518 7.720 2003 17.916 19.245 17.903 19.235 9.559 7.845 2004 16.717 18.659 18.771 20.694 10.111 7.959 2005 15.335 17.454 16.882 18.858 10.389 7.978
39 ISL Bremen 2006; WSD Nord Kiel, Januar 2006 40 Zum Vergleich: Nach Angaben der südafrikanischen Marine fuhren 2005 ca. 15.726 Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung bzw. legten dort an, darunter 2.554 Tanker (Botschaft der Bundesrepublik Deutsch- land, Pretoria/Südafrika – Militärattachéestab - v. 09.03.2006) 41 Admiral Danish Fleet, Aarhus, 2006
2 - 22 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
2.5 Kreuzfahrtmarkt42
Weltweit hat der Kreuzfahrtmarkt seine Bedeutung als Wirtschaftsfaktor weiter gesteigert. Nach wie vor ist zwar das Marktpotenzial für Kreuzfahrten klein, dennoch verzeichneten die Reiseveranstalter innerhalb der letzten drei Jahre zweistellige Zuwachsraten. Insgesamt 19 Ge- sellschaften, die in der Cruise Lines International Association (CLIA) zusammengeschlossen sind, bieten Passagierkreuzfahrten an, etwa 65% entfallen auf internationale Anbieter und etwa 35% auf nationale Anbieter. Nach Brancheninformationen verteilen sich die internationalen Passagie- re wie folgt: 77-80% US-Amerikaner, 15% Europäer und 5% restliche Welt. Bevorzugt werden Kreuzfahrten in die Karibik (50%) und ins Mittelmeer (30%) gebucht, wo- bei sich das Mittelmeer zunehmend zu einem der populärsten Reiseziele entwickelt. Darüber hinaus setzen die internationalen Kreuzfahrtanbieter verstärkt ihre Schiffe auch in den europäi- schen Gewässern ein. Im Jahr 2005 nahmen weltweit etwa 11,2 Mio. Passagiere an Kreuzfahrten teil, darunter aus den USA etwa 9,6 Mio. (+1%), UK etwa 1,0 Mio. (+10%) und aus Deutschland 639.099 (+9,6%). In 2005 stieg die Zahl der deutschen Kreuzfahrtpassagiere auf 639.099 Urlauber auf Hoch- seeschiffen (+9,6%) und auf 325.634 Urlauber auf Flusskreuzfahrtschiffen (+6,2%). Die Anbieter im deutschen Kreuzfahrt-Markt, 17 nationale und 22 internationale Anbieter (Reederei/Charterer), verbuchten in 2005 einen Umsatzzuwachs von 7,2% auf 1,22 Mrd. EUR bei Hochseekreuzfahrten und von 4,1% auf 370 Mio. EUR bei Flusskreuzfahrten.
Dt. Kreuzfahrtpassagiere
639.099 583.043 537.348
428.412 379.485 392.202 80 306.199 330.6 283.317 254.520
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
42 DRV – Der Kreuzfahrtmarkt Deutschland 2005
2 - 23 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Passagierschiffe und frachttragende Passa- Anzahl 1.000 dwt 1.000 gt gierschiffe (über 300 BRZ) Bahamas 159 663 5.193 Italien 268 606 2.650 Panama 173 443 2.557 UK 118 327 1.773 Griechenland 275 374 1.539 Japan 351 504 1.324 Norwegen 262 196 1.231 VR China 175 195 520 Kanada 114 98 418 Deutschland 74 81 339 USA 145 144 431 Zypern 28 76 347 Türkei 136 93 273 Korea 73 57 201 gesamt43 3.976 5.933,4 28.187,5 in Bau 184 474 3.640 44 Welt gesamt 41.110 944.498 639.658
wichtigste Kreuzfahrt- Anzahl Kapazität Land Passagiere gesellschaften Schiffe (Betten) 1 Carnival Corporation (u.a. Carnival Cruise, Holland USA 79 136.402 America Line, Cunard Seabourn Cruise Line) 2 RCI Royal Caribbean Cruises NOR 29 61.782 3 Star Cruises MAL 16 28.248 4 Med. Shipping Cruise SWZ 7 8.662 8 Louis Cruise Lines CYP 10 6.872 10 Thomson HolidaysLines UK 3 3.834 5 NYK Cruises Co. JPN 4 3.584 7 Disney Cruise Line USA 2 3.520 9 Pullmantur SPA 4 3.001 6 Radisson Seven Seas USA 5 2.620 11 Oceania Cruises MON 3 2.070 12 Silverseas Cruises ITA 4 1.368 andere 97 41.764 gesamt452005 263 303.727 11.200.000
43 ISL - Shipping Statistics and Market Review, Juli 2005 44 ISL - Shipping Statistics and Market Review, Stand 01. Januar 2006 45 ISL - Shipping Statistics and Market Review, Juli 2005
2 - 24
Deutsche Handelsflotte und seewärtiger deutscher Außenhandel 2006 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3 Deutsche Handelsflotte und seewärtiger deutscher Außenhandel
3.1 Deutsche Handelsflotte
3.1.1 Entwicklung der deutschen Handelsflotte1
In Deutschland bereedern etwa 390 Reedereien Fracht- und Fahrgastschiffe, Fischereifahr- zeuge und Schlepper und andere Schiffe. Etwa 300 Unternehmen setzen Fracht- und Fahrgast- schiffe ein, etwa 45 kleinere Fahrgastschiffe und Fähren sowie etwa 40 Unternehmen Schlepper, Bagger und sonstige Schiffe. Etwa 250 Unternehmen sind im Verband deutscher Reeder (VDR) organisiert. Die deutschen Reeder können vom deutschen Standort aus Schiffe unter deutscher Flagge – eingetragen im deutschen Seeschifffahrtsregister -, Schiffe unter ausländischer Flagge – eingetragen im deutschen Seeschifffahrtsregister iVm der Genehmigung, befristet eine ausländische Flagge zu führen (Bareboat-Charter nach §7 Flaggenrechtsgesetz) -, Schiffe unter ausländischer Flagge - eingetragen im ausländischen Seeschifffahrtsregister - bereedern und einsetzen. Die deutsche Reeder profitieren dabei am Schifffahrtsstandort Deutschland von der Fortset- zung der Schifffahrtsförderungspolitik der Bundesregierung, die einerseits darauf ausgerichtet ist, den Reedereistandort Deutschland attraktiv zu gestalten und andererseits Arbeitsplätze für deutsche Seeleute zu beschaffen und zu erhalten. Grundlagen der deutschen Schifffahrtsförde- rung sind das Internationale Deutsche Seeschifffahrtsregister und das zum 01.01.1999 eingeführ- te Tonnagesteuersystem. Nach den Vereinbarungen der 3. und 4. Nationalen Maritimen Konfe- renzen (NMK) wird die Schifffahrtsförderung fortgesetzt, nachdem die Reeder die Vorausset- zungen dafür erfüllt haben, bis Anfang 2006 zusätzlich mindestens 100 Handelsschiffe in der internationalen Fahrt wieder unter deutsche Flagge zu bringen. Der Lohnsteuereinbehalt wurde im gleichen Zusammenhang auf 80% angehoben.
Von deutschen Reedern/ Schifffahrtsgesellschaften kontrollierte Handelsflotte
Die deutschen Reeder und Schifffahrtsgesellschaften bereederten am 30.04.2006 nach den Angaben des BSH und VDR 2.828 Handelsschiffe über 100 BRZ mit einer Gesamttonnage von 52,9 Mio. BRZ. Betrachtet man nur die großen Handelsschiffe ab 1.000 BRZ2, so besitzen die deutschen Reeder und Schifffahrtsgesellschaften mit 2.731 Schiffen (darunter 392 Schiffe unter dt. Flagge) und 70,3 Mio. dwt insgesamt 8,5% aller Handelsschiffe weltweit oder 7,5% der Welttonnage (3. Platz der dwt Weltrangliste). Die von deutschen Reedern kontrollierte Containerschiffsflot- te ist die größte der Welt und umfasste Anfang 2006 1.157 Schiffe (33,1%) mit 36,4 Mio. dwt (32,6%) (1. Platz der Weltrangliste in diesem Segment)3.
Deutsche Seeschifffahrtsregister4
Am 30.04.2006 fuhren 588 Seeschiffe ab 100 BRZ unter deutscher Flagge, der Tonnage- anteil betrug 11,1 Mio. BRZ, dies entspricht 21% der gesamten deutschen Eignertonnage. Seit Einführung der Tonnagesteuer blieb der Schiffsbestand der in deutschen Seeschifffahrtsregistern eingetragenen Schiffe in der internationalen Fahrt zwar weiter unter dem damaligen Höchst- stand von 848 Schiffen, allerdings wuchs die Tonnage erstmals mit 11,1 Mio. BRZ über die 10 Mio.-BRZ-Grenze.
1 BSH: Stand 30.04.2006 2 ISL - Shipping Statistics and Market Review 4/2006 3 ISL - Shipping Statistics and Market Review 4/2006, Seite 21 4 BSH: Stand 30.04.2006
3 - 1 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Von den Schiffen unter deutscher Flagge wurden am 30.04.2006 382 Seeschiffe mit einer Tonnage von 10,9 Mio. BRZ im Internationalen Seeschifffahrtsregister (ISR - deutsches Zweitregister) geführt, was rund 98% der in deutschen Seeschifffahrtsregistern eingetragenen Tonnage entspricht. Seit Einführung des ISR (05.04.1989) blieb der dort geführte deutsche Schiffsbestand zwar weiter unter dem damaligen Höchststand von 547 Schiffen, allerdings wuchs die Tonnage erstmals mit 10,9 Mio. BRZ über die 10 Mio. BRZ-Grenze. Mit Stand 30.04.2006 wurden 1.883 Seeschiffe ab 100 BRZ mit 33,2 Mio. BRZ zwar in deut- schen Seeschifffahrtsregistern geführt, waren aber auf Bareboat-Charterbasis befristet ausge- flaggt. Dieser Flottenteil wuchs seit Ende 2000 um 1.002 Einheiten. Diese Schiffe können im be- sonderen Falle eines nationalen Notstandes bedingungsgemäß zurückgeflaggt werden und ste- hen im Bedarfsfall für die Krisenvorsorge der Bundesregierung zur Verfügung - allerdings wohl nicht immer kurzfristig und unter Umständen auch ohne Besatzung. In den deutschen Seeschifffahrtsregistern waren somit am 30.04.2006 insgesamt 2.741 Handelsschiffe über 100 BRZ mit insgesamt 44,3 Mio. BRZ eingetragen, 1.168 Schiffe und 28,9 Mio. BRZ mehr als zum Ende des Jahres 2000. Damit könnten insgesamt 87,4% der von deut- schen Reedern kontrollierten Handelsschiffe (588 deutsche Flagge plus 1.883 in Bareboat- Charter) bzw. 83,6% des von ihnen kontrollierten Transportraumes im Bedarfsfall unter die Kon- trolle der Bundesregierung gebracht werden. Hier zeigt die Tonnagesteuer, die eine Regis- trierung der Schiffe im Inland voraussetzt, deutlich ihre Wirkung. Die bevorzugten Auslandsflaggen der deutschen Reedereien sind die des Karibik-Staates Antigua&Barbuda mit 776 Schiffen und 6,1 Mio. BRZ, Liberia mit 491 Schiffen und 14,8 Mio. BRZ und den Marshallinseln mit 130 Schiffen und 3,8 Mio. BRZ. In Gibraltar sind 96 Schiffe registriert mit 0,6 Mio. BRZ. Die verbleibenden 335 Schiffe verteilen sich auf weitere 19 Flaggen.
Von deutschen Reedern/Schifffahrtsgesellschaften kontrollierte Handelsflotte unter ausländischer Flagge in ausländischen Registern
357 Schiffe mit 8,6 Mio. BRZ fuhren am 30.04.2006 unter ausländischer Flagge in auslän- dischen Registern. Zusammen mit dem Flottenanteil der Bareboat-Charter (1.883 Seeschiffe) sind damit 79,2% aller von deutschen Reedern kontrollierten Handelsschiffe unter ausländischen Flaggen registriert, von ehemals 64,8 % in 1998.
3 - 2 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.2 Bareboat-Charter5
Die befristete Ausflaggung wird als Dual Registration bezeichnet. Dies bedeutet, dass ein Schiff im deutschen Register verbleibt und zusätzlich während der Laufzeit der Bareboat-Charter in das Register des gewählten Flaggenstaates eingetragen wird. Voraussetzung für eine solche Dual Registration nach §7 Flaggenrechtsgesetz6 ist, dass das Schiff einem Ausrüster, der nicht Deutscher ist, zur Bereederung überlassen wird. Die Eintragung in ein ausländisches Bareboat- Register hat zur Folge, dass für den Zeitraum der Eintragung die Flagge des Bareboat-Charter- Registers geführt wird und die Besetzungs- und Sicherheitsvorschriften (Besatzungszusammen- setzung, Schiffssicherheit) dieses ausländischen Flaggenstaates zur Anwendung kommen. Die Ausflaggung nach §7 Flaggenrechtsgesetz im Rahmen einer Bareboat-Charter ist zunächst auf 2 Jahre befristet, kann aber verlängert werden. Die befristete Ausflaggung ist zwar eine vorübergehende Ausnahmeregelung, die sich aber zur gängigen Praxis entwickelt hat. Bevor- zugt werden dabei die Register von Antigua&Barbuda sowie Liberia.
3.1.3 Die deutsche Tonnagesteuer7
Ende 1998 wurde die Schifffahrtsförderungspolitik in Deutschland von Grund auf geändert. Sie richtete sich jetzt mehr auf Wachstum und Wertschöpfung bei Reedereien und Schifffahrts- gesellschaften am Standort Deutschland, wobei die Kernelemente der neuen Schifffahrtspolitik die Reduzierung der Personalkosten und die Einführung der Tonnagesteuer waren. Zum 01.01.1999 wurde mit dem „Gesetz zur Förderung des Schifffahrtsstandortes Deutschland“ die Tonnagesteuer als Anpassung der Besteuerung von Schifffahrtseinkünften an den europäischen Standard eingeführt. Ein wesentlicher Bestandteil der Tonnagesteuer ist die Einführung eines Wahlrechts bei der Gewinnermittlung für Handelsschiffe im internationalen Verkehr (§5a EStG). Der Reeder kann zwischen der herkömmlichen ertragsabhängigen Besteuerung und der pauschalen Gewinnermittlung nach der Nettoraumzahl8 (NRZ) des Schiffes, die im Wesentlichen den Laderaumgehalt erfasst, wählen. Die steuerliche Bemessungsgrundlage wird dadurch unabhängig vom tatsächlich erzielten Ergebnis der Schifffahrtsgesellschaft festgestellt. Der so ermittelte und von den Gesellschaftern zu versteuernde Gewinn ist außerordentlich niedrig. Diese steuerliche Erleichte- rung können die Reedereien für jeweils zehn Jahre wählen, was ihnen auch eine langfristige Planungssicherheit verschafft.
5 Bareboat-Charter bedeutet, dass dem Charterer das gesamte Schiff ohne Besatzung zur Nutzung überlas- sen wird. Koch/Arning: Die Situation der deutschen Flagge, Januar 2005 6 FlaggRG §7(Gesetz über das Flaggenrecht der Seeschiffe und die Flaggenführung der Binnenschiffe): Wird in den Fällen des § 1 ein Seeschiff einem Ausrüster, der nicht Deutscher ist oder seinen Wohnsitz oder Sitz nicht im Geltungsbereich des Grundgesetzes hat, auf mindestens ein Jahr zur Bereederung in eigenem Namen überlassen, so kann auf Antrag des Eigentümers das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen für bestimmte Zeit, höchstens jedoch jeweils für die Dauer von zwei Jahren unter dem Vorbehalt des Widerrufs gestatten, dass das Schiff anstelle der Bundesflagge eine andere Nationalflagge führt, deren Führung nach dem maßgeblichen ausländischen Recht erlaubt ist. Die Rechte und Pflichten aus dem Recht der Europäischen Gemeinschaften bleiben unberührt. 7 BSH und Koch/Arning: Die Situation der deutschen Flagge, Januar 2005 8 Nettoraumzahl NRZ: Die Nettoraumzahl bezeichnet das Maß für die ermittelte Nutzbarkeit eines Schiffes. Die dimensionslose Nettoraumzahl ist abhängig von dem Inhalt aller Laderäume, dem Tiefgang, der Sei- tenhöhe und der Anzahl der Fahrgäste. Sie wird nach einer speziellen Formel ermittelt, wobei die Netto- raumzahl nicht kleiner als 0,3 BRZ sein darf. (Koch/Arning: Die Situation der deutschen Flagge, Januar 2005)
3 - 3 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Das Gesetz befreit die Reeder darüber hinaus auch teilweise von den Lohnnebenkosten. Nach Paragraf 41a Absatz 4 des Einkommensteuergesetzes kann der Reeder in 2 aufeinanderfolgen- den Jahren 80% der von den Seeleuten zu entrichtenden Lohnsteuer einbehalten. Dieser Abzug setzt bei den Schifffahrtsunternehmen eine Beteiligung an der Eigentümergesellschaft voraus. Die betroffenen Beschäftigten müssen Besatzungsmitglieder sein und dürfen nicht von Dritten zur Verfügung gestellt werden.
3.1.4 Internationales Seeschifffahrtsregister (ISR) 9 (deutsches Zweitregister)
Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seeschifffahrt und zur Erhaltung ei- ner angemessenen Tonnage unter deutscher Flagge wurde nach Zustimmung des Bundestages und Bundesrates am 05.04.1989 ein internationales Seeschifffahrtsregister (ISR) als Zusatzregister für Schiffe unter deutscher Flagge eingerichtet. Es wird geführt beim Bundesamt für Seeschiff- fahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Dieses Register wird zusätzlich zu den amtlichen Schiffsregistern der Amtsgerichte geführt. Das ISR ist ein zusätzliches Register, in dem deutsche Seeschiffe eingetragen werden können, die die Bundesflagge führen und überwiegend im internationalen Verkehr eingesetzt sind. Für die Besatzungsmitglieder gilt prinzipiell das deutsche Sozialversicherungsrecht. Damit bietet das Internationale Seeschifffahrtsregister eine bessere Sicherung der mit der deutschen Seeschifffahrt direkt und indirekt zusam- menhängen Arbeitsplätze an Bord und an Land sowie die Gewährleistung der Versorgungssicherheit im Krisenfall. Die Eintragung schafft eine größere arbeitsrechtliche Flexibilität für die Reederei. Die Eintra- gung eröffnet gegenüber einer Ausflaggung die Möglichkeit, für die Sicherung von Arbeitsverhältnissen von Besatzungsmitgliedern, die im Inland kei- nen Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt haben und die Vereinbarung des ausländischen Arbeits- und Tarifrechts.
9 BSH und Koch/Arning: Die Situation der deutschen Flagge, Januar 2005
3 - 4 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.5 Handelsschiffsbestand in Disposition deutscher Reeder10 (ab 100 BRZ)
Bareboat Frem- insgesamt in Fremde Flagge Deutsche Flagge nur ISR (dt. de Flagge (§7 Jahr deutscher Dis- (fremdes (einschl. ISR) Zweitregister) FLRG) position Register) (dt. Register) in 1.000 in 1.000 in 1.000 in 1.000 in 1.000 Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl BRZ BRZ BRZ BRZ BRZ 1970 2.578 7.485 2.578 7.485 - - - - 1980 1.900 11.833 1.540 7.866 137 1.432 223 2.535 1990 1.518 8.989 1.064 5.435 575 3.182 255 4.040 1997 1.645 15.252 769 6.646 488 5.900 612 4.211 264 4.395 1998 1.783 18.045 844 8.098 547 7.800 638 5.052 301 4.895 1999 1.850 19.924 717 6.536 407 5.663 735 6.759 398 6.629 2000 2.010 23.039 692 6.605 393 5.716 881 8.805 437 7.629 2001 2.110 26.584 605 6.190 353 5.436 1.075 12.332 430 8.062 2002 2.230 29.726 549 6.093 309 5.607 1.203 14.833 478 8.800 30.04.03 2.409 33.839 494 5.642 261 5.135 1.469 19.526 446 8.671 30.04.04 2.448 36.061 463 5.637 243 5.319 1.529 21.191 456 9.233 30.04.05 2.647 43.649 551 9.081 324 8.410 1.632 24.657 464 9.911 30.04.06 2.828 52.991 588 11.125 382 10.865 1.883 33.224 357 8.642
3.1.5.1 Entwicklung Handelsschiffsbestand unter deutscher Flagge11 (ab 100 BRZ)
2.800 2.578
2.400
2.000 1.540 1.600 1.064 1.200
692 800 605 588 549 494 551 393 463 353 309 324 382 400 261 243
0 1970 1980 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
registriert im ISR (eingerichtet 1989) gesamt Handelsschiffe unter dt. Flagge
10 BSH/VDR: Stand ISR/Dt. Register jeweils zum 30.04. des Jahres 11 BSH/VDR: Stand bis 2002 jeweils 31.12.; ab 2003 jeweils zum 30.04. des Jahres
3 - 5 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.6 Handelsschiffe unter deutscher Flagge nach Schiffstypen12 (ab 100 BRZ)
30.04.2004 30.04.2005 30.04.2006 Schiffstyp Anzahl BRZ Anzahl BRZ Anzahl BRZ Fahrgastschiffe 121 80.254 115 85.911 111 80.773 Fähren 32 130.457 30 117.994 31 121.646 RO/RO-Schiffe 8 168.205 8 168.205 7 160.945 Stückgutfrachter 118 253.529 116 245.655 108 211.258 Kühlschiffe 1 4.951 1 4.951 1 4.951 Containerschiffe 147 4.803.624 234 7.963.355 271 9.696.314 Tankschiffe 34 195.343 42 328.833 45 539.723 Spezialtransportschiffe 2 822 3 1.595 3 1.595 Mehrzweck- 0 0 1 8.963 10 152.414 Trockenfrachtschiffe Massengutschiffe 0 0 1 155.051 1 155.051 gesamt 463 5.637.185 551 9.080.513 588 11.124.669
3.1.6.1 Entwicklung der Handelsflotte unter deutscher Flagge nach Schiffs- typen (ab 100 BRZ)
30.04.06 588
30.04.05 551
30.04.04 463
30.04.03 494
2001 605
2000 692
1 10 100 1000 Gesamtzahl Schiffe unter dt. Flagge Fahrgastschiffe RoRo-Schiffe M ehrzweck-Trockenfrachtschiffe Kühlschiffe Containerschiffe Spezialtransportschiffe Stückgutfrachter M assengutschiffe Tankschiffe
12 BSH/VDR: Stand ISR/Dt. Register jeweils zum 30.04. des Jahres
3 - 6 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.7 Tonnageentwicklung der Handelsflotte unter deutscher Flagge13 (ab 100 BRZ) (in Mio. BRZ)
12 11,12 10,86
10 9,08 7,87 8,41 8 6,61 6,19 6,09 5,72 5,64 5,64 6 5,44 5,43 5,6 5,14 5,32
4
2
0 1980 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
registriert im ISR (eingerichtet 1989) Handelsschiffe unter dt. Flagge
3.1.7.1 Tonnageentwicklung der Handelsflotte unter deutscher Flagge nach Schiffstypen (ab 100 BRZ) (in 1.000 BRZ)
30.04.06 9696
30.04.05 7963
30.04.04 4803
30.04.03 4693
2001 4987
2000 5110
1990 2042
1 100 10000 Fahrgastschiffe RoRo-Schiffe Mehrzweck-Trockenfrachtschiffe Containerschiffe Spezialtransportschiffe Stückgutfrachter Massengutschiffe Tankschiffe
13 BSH/VDR: Stand bis 2002 jeweils 31.12.; ab 2003 jeweils zum 30.04. des Jahres
3 - 7 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.8 Handelsschiffe ab 1.600 BRZ14 unter dt. Flagge nach Schiffstypen
1998 2000 30.04.2005 30.04.2006 Schiffstyp Anzahl Anzahl Anzahl BRZ Anzahl BRZ Passagierschiffe 5 3 4 50.533 3 47.069 Fähren 18 16 12 105.040 13 108.692 RoRo-Schiffe 19 15 8 168.205 7 160.945 Trockenfrachter 189 132 38 199.019 39 309.245 Kühlschiffe 3 1 1 4.951 1 4.951 Containerschiffe 299 224 233 7.928.012 266 9.566.668 Massengutschiffe 1 - 1 155.051 1 155.051 Rohöltanker 2 4 7 149.440 11 371.219 Gastanker 4 2 3 18.365 3 18.365 Chemikalientan- 13 4 8 93.592 6 58.098 ker gesamt 563 409 315 8.872.208 350 10.800.303
3.1.9 Einsatzbereiche der Seeschiffe deutscher Reedereien15 (über 4.000 BRZ)
Einsatzbereiche Deutsche Flagge Ausländische Flagge Deutsches Register Fremdes Register 2005 Anzahl 1.000 BRZ Anzahl 1.000 BRZ Anzahl 1.000 BRZ Trampfahrt 244 7.577 953 17.536 212 4.369 Linienfahrt 49 2.602 38 906 15 285 Tankfahrt 20 472 163 5.985 90 2.252 Massengutfahrt 1 1550 152 4.120 35 1.383
Fahrgastschifffahrt 9 234256 2 49 13 376 Kühlfahrt - - 14 111 10 145 insgesamt 323 11.040 1.322 28.707 375 8.820
14 BSH 2005: Kriterium für den DSA-Schiffspool für den NATO-Bündnisfall 15 VDR, 01.01.2006: Schiffe über 4.000 BRZ; ohne Küstenschiffe, Hafen- und Spezialfahrzeuge
3 - 8 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.10 Handelsschiffe in deutschen Seeschifffahrtsregistern - befristet unter fremder Flagge (Bareboat-Charter) nach Schiffstypen16
Schiffstyp (ab 100 BRZ) Anzahl BRZ Fahrgastschiffe 2 4.784 2. RO/RO-Schiffe 26 249.395 3. Trockenfracht- und Mehrzweckschiffe Stückgutfrachter 590 2.685.259 Kühlschiffe 27 255.235 Containerschiffe 844 19.243.139 Vielzweckfrachtschiff 66 637.663 Bohrinselversorgungsschiff 2 5.045 Massengut-Mehrzweckfrachter 3 94.255 4. Tankschiffe Öltankschiffe 86 5.187.457 Flüssiggastankschiffe 30 185.933 Chemikalientankschiffe 69 1.010.564 5. Sonstige 138 3.665.043 gesamt 1.883 33.223.772
3.1.10.1 Bestand der Handelsschiffe in dt. Seeschifffahrtsregistern - Bareboat-Charter nach Flaggen17 (ab 100 BRZ)
Flagge Anzahl BRZ dwt Antigua und Barbuda 776 6.052.876 7.901.085 Liberia 491 14.772.948 19.868.141 Marshallinseln 130 3.848.023 6.164.181 Großbritannien (Gibraltar) 96 555.895 725.572 Zypern 96 1.716.246 2.529.223 Malta 58 1.038.743 1.553.618 Großbritannien 52 724.830 905.616 Niederlande (Niederl. Antillen) 41 451.556 620.084 Großbritannien (Insel Man) 37 368.913 508.921 Bahamas 21 1.252.099 2.189.679 Portugal 17 44.818 62.787 Niederlande 14 401.507 419.374 Panama 11 983.664 1.570.234 Spanien 9 59.454 73.117 Luxemburg 9 143.800 177.238 Singapur 6 421.994 570.591 Myanmar (Burma) 5 155.476 290.905 Großbritannien (Kaimaninseln) 3 161.310 293.300 Sri Lanka 3 30.447 42.226 Färöer 2 17.660 22.286 Frankreich 2 9.953 9.295 Korea (Nord) 1 6.172 3.663 Neuseeland 1 3.850 4.766 Polen 1 935 165 Tuvalu 1 603 817 Summe 1.883 33.223.772 46.506.884
16 BSH: Stand 30.04. 2006 17 BSH: Stand 30.04. 2006
3 - 9 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.10.2 Entwicklung der Handelsschiffe in deutschen Seeschifffahrtsregis- tern - befristet unter fremder Flagge (Bareboat-Charter)18
3600 3322 3200
2800 2466 2400 2120 1883 2000 1632 1586 1529 1600 1075 1200 881 1306 1233,2 800 Anzahl Schiffe 802,4 271 400 in 10.000 BRZ
0 101 1990 2000 2001 30.4.03 30.4.04 30.4.05 30.4.06
3.1.11 Deutsche Kreuz- und Fahrgastschifffahrt19 (ab 100 BRZ)
Schiffe unter deutscher Flagge Anzahl BRZ Fahrgastschiffe mit Kabinen (Kreuzfahrt) MS DEUTSCHLAND 22.496 MS AURORA 20.381 MS SANSSOUCI STAR 453 MS WAPPEN VON HAMBURG 4.192 gesamt 4 47.522 Fahrgastschiffe ohne Kabinen Fähr- und Bäderschiffe Ausflugs-Inselverkehr gesamt 85 27.279 Ro/Ro-Schiffe (bis 12 Fahrgäste) 2 13.943 (über 12 Fahrgäste) 5 147.002 gesamt 7 160.945 Fährschiffe Eisenbahnautofähren (über 12 Fahrgäste) 4 89.515 Autofähren (ohne Fahrgastkammern) 27 31.131 gesamt 31 120.646 sonstige Ausflugsboote 5 1.369 Sportangelfahrzeuge 12 1.759 gesamt 17 3.128
18 BSH: Stand bis 2002 jeweils 31.12.; ab 2003 jeweils zum 30.04. des Jahres 19 BSH: Stand 30.04. 2006
3 - 10 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.1.12 Bordpersonal auf Handelsschiffen in deutschen Registern20
deutsches Bordpersonal ausländisches Bordpersonal Jahr fremde Fremde gesamt Dt. Flagge Dt. Flagge Flagge gesamt Flagge gesamt 1990 11.262 4.590 15.852 1995 10.248 4.358 14.606 1997 8.751 5.023 13.774 1998 8.305 5.499 13.804 1999 6.905 3.956 10.861 2000 6.670 980 7.650 4.116 72 4.188 11.838 2001 6.494 1.210 7.704 4.454 58 4.512 12.216 2002 6.096 1.358 7.454 3.701 52 3.753 11.207 2003 5.835 1.521 7.356 3.130 56 3.186 10.542 2004 5.861 1.425 7.286 3.466 49 3.515 10.801 200521 6.537 1.127 7.664 5.252 46 5.298 12.962 davon Fischerei 0 1 1
3.1.12.1 Bordpersonal nach Berufsgruppen auf deutschen Handelsschiffen22
Berufsgruppe Deutsche Ausländer gesamt Frauen Kapitäne, Offz, andere Angestellte Kapitäne, Schiffsführer 1.041 14 1.055 2 Nautische Offiziere 1.071 605 1.676 36 Naut. OffzAssisten und Bewerber 41 6 47 3 Technische Offiziere 1.245 400 1.645 9 Techn. OffzAssistenten und Bewerber 37 3 40 1 Funkoffiziere 5 0 5 Elektriker und Assistenten 156 249 405 1 Schiffsbetriebsmeister 21 3 24 Deckspersonal Facharbeiter, Fachkräfte, Hilfskräfte 1.046 1.817 2.863 13 Auszubildende (Fischerei) 88 1 89 0 Maschinenpersonal Facharbeiter, Fachkräfte, Hilfskräfte 241 773 1.014 3 Personal im Gesamtschiffsbetrieb Schiffsmechaniker 467 54 521 2 Auszubildende zum Schiffsmechaniker 506 18 524 22 Angestellte, Arbeiter Wirtschaftspersonal (Küche/Bedienung) 453 755 1.208 162 Sonstiges Personal 461 620 1.081 133 Unternehmer und Ehegatten 1.511 8 1.519 27 gesamt 8.390 5.326 13.716 414 davon Fischerei 1.889 74 1.927 19
20 Stand 31.12.2005; See-Berufsgenossenschaft Januar 2006 21 Auf deutschen Handelsschiffen unter fremder Flagge waren am 31.12.2005 insgesamt 1.173 Personen, davon 46 Ausländer bei der SBG sozialversichert (Ausstrahlungs- sowie Antragsversicherung), in der Fi- scherei lediglich 1 Person. 22 Stand 31.12.2005; See-Berufsgenossenschaft Januar 2006
3 - 11 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.2 Deutscher Außenhandel
3.2.1 Überblick und Entwicklung Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft23 entwickelte sich im Verlauf des Jahres 2005 anhaltend positiv weiter mit einer Steigerung um durchschnittlich 4,5%. Die Weltkonjunktur wurde im Wesentlichen durch die Entwicklung in Südostasien bestimmt. Den wichtigsten Wirtschaftsmotor bildete er- neut China mit einem Wachstum von etwa 10%. Verstärkt trägt aber auch Indien zur positiven weltwirtschaftlichen Entwicklung bei, dessen Wirtschaftswachstum auf 7,6% anstieg. Die Indust- rieländer konnten ihre Wirtschaftsleistung demgegenüber nur um rund 2,5% steigern. Trotz einer reduzierten Wachstumsrate von 3,6% führten die USA diese Ländergruppe an. Japans Wachstum fiel auf 2,3% und das der EU-25 auf 1,4% zurück. Überblick und Entwicklung Welthandel Der Welthandel wies 2005 eine ungebrochene Dynamik auf und wuchs um durchschnittlich 7% auf etwa 7,5 Mrd. t. Davon profitierte auch der seewärtige Welthandel, dessen Transportvo- lumen um 3,7% auf 6,8 Mrd. t zunahm, was sich auch in der Steigerung der Transportleistung der Welthandelsflotte um 4,5% auf 28,9 Mrd. Tonnenmeilen deutlich niederschlug24. Überblick und Entwicklung im Handel mit Europa 2005 wurden Waren im Wert von 583,6 Mrd. EUR aus Deutschland in die anderen europäi- schen Länder ausgeführt und Waren im Wert von 448,5 Mrd. EUR aus diesen Ländern bezogen. Dies entsprach gegenüber dem Vorjahr einem Wertzuwachs von 7,5% bei den Ausfuhren und von 9,1% bei den Einfuhren. Damit lag die Wachstumsrate der Einfuhren aus europäischen Staa- ten im Jahr 2005 noch um 0,4% höher als die Wachstumsrate der gesamten deutschen Importe (+8,7%), während sich die Wachstumsraten bei den Ausfuhren entsprachen. Überblick und Entwicklung im Handel mit der Europäischen Union (EU-25)25 Der Anteil der EU-25 am weltweiten Handel betrug nach Angaben der Welthandelsorganisa- tion (World Trade Organization – WTO) im Jahr 2002 bei den Ausfuhren 39% (2.449 Mrd. USD) und bei den Einfuhren 37,6% (2.447 Mrd. USD). Fast 10% der weltweiten Exporte und knapp 8% der Importe der Welt werden von deutschen Firmen getätigt. Im Jahr 2005 wurden von Deutschland Waren im Wert von 498,6 Mrd. EUR in die EU-25 aus- geführt und Waren im Wert von 368,8 Mrd. EUR von dort eingeführt. Dies entspricht einem Wertzuwachs von 6,9% bei den Versendungen und von 7,6% beim Empfang. Der Anteil des Wertes des Außenhandels mit der EU-25 am gesamten deutschen Außenhandel betrug 63,4% bei Ausfuhr und 59,0%bei Einfuhr. Im Handel mit der EU-25 wurde ein Ausfuhrüberschuss in Höhe von 129,8 Mrd. EUR erzielt. Dies entspricht 81% des Ausfuhrüberschusses des gesamten deutschen Außenhandels. Es fällt auf, dass im EU-Binnenhandel ein Güteraustausch oft im gleichen Güterspektrum und auf hohem Niveau stattfindet: 18,7% der deutschen Ausfuhren in die EU-25 bestanden im Jahr 2005 aus Kraftfahrzeugen und Kfz-Teilen. Umgekehrt hatten Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile ei- nen Anteil von 13,9% an den deutschen Einfuhren aus der EU-25. Ein reger europäischer intrain- dustrieller Handel fand 2005 zudem bei den chemischen Erzeugnissen (13,0% der deutschen EU- Ausfuhr und 13,4% der deutschen EU-Einfuhr) sowie bei den Maschinen (11,0% der deutschen EU-Ausfuhr und 6,7% der deutschen EU-Einfuhr) statt. In die Eurozone wurden von Deutschland im Jahr 2005 Waren im Wert von 339,8 Mrd. EUR ausgeführt und Waren im Wert von 249,2 Mrd. EUR von dort eingeführt. Dies bedeutete gegen- über 2004 einen Zuwachs von 6,9% bei der Ausfuhr und von 8% bei der Einfuhr. Gemessen am Wert waren die wichtigsten Güter mit 17,8% ausfuhrseitig und 12,7% einfuhrseitig Kraftfahr- zeuge und Kfz-Teile, danach folgten chemische Erzeugnisse (14,5% des Versands, 15,6% des Empfangs) sowie Maschinen (10,4% des Versands, 6% des Empfangs). Auf der Eingangsseite hatten allerdings Eisen- und Stahlerzeugnisse mit einem Anteil von 7,4% und Güter der Ernäh- rungswirtschaft mit 6,6% eine größere Bedeutung als Maschinen.
23 VSM Jahresbericht 2005 vom Mai 2006 24 VSM Jahresbericht 2005 vom Mai 2006 25 DESTATIS – Wirtschaft und Statistik 5/2006 3 - 12 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.2.2 Deutscher Außenhandel (Generalhandel)26
Im deutschen Außenhandel (Generalhandel27) wurden im Jahr 2005 insgesamt 907,7 Mio. t (-0,4%) mit einem Wert von 1.419,3 Mrd. EUR (+7,3%) über die Grenzen trans- portiert. Der Anteil der Ausfuhren betrug 349,9 Mio. t (+0%) mit einem Wert von 790,2 Mrd. EUR (+6,9%), der Anteil der Einfuhren betrug 557,8 Mio. t (-0,6%) mit einem Wert von 629,1 Mrd. EUR (+7,8%). Über 60% der deutschen Außenhandelsumsätze (Exporte und Importe)28 im Jahr 2005 wur- den im Warenverkehr mit Ländern der EU-25 getätigt. Knapp 12% wurden im Handel mit ande- ren europäischen Ländern (außerhalb der EU) erzielt, fast 14% im Handel mit Asien, 9% mit der NAFTA, 2% mit Afrika und 1,6% im Handel mit Zentral- und Lateinamerika (ohne Mexiko) sowie 0,6% mit Australien und Ozeanien. Das deutsche Exportwachstum im Jahr 2005 war insbesonde- re durch Zuwächse im Handel mit den zehn neuen EU-Mitgliedstaaten (+9,8%) geprägt. Hohe Zuwächse verzeichneten auch die Importe aus China (+21,6%), Afrika (+19,1%) und den EFTA- Staaten (+13,1%). Obwohl der Warenexport nur einen Mengenanteil von 38,5% ausmachte, erzielte er jedoch einen Wertanteil von 55,7%, vergleichbar den Werten des Vorjahres. In der Außenhandelsbilanz des Jahrs 2005 betrug der Wert des Exportüberschusses 161,07 Mrd. EUR und stieg damit um gut 4% gegenüber dem Vorjahr. Im deutschen Außenhandel29 (Generalhandel) entfielen 2004 auf den Straßenverkehr 202,7 Mio. t (22,1%) mit einem Wert von 520,0 Mrd. EUR (39,5%) Seeverkehr 176,7 Mio. t (19,3%) mit einem Wert von 213,1 Mrd. EUR (16,2%) Binnenschifffahrt 40,6 Mio. t (4,4%) mit einem Wert von 13,9 Mrd. EUR (1%) Eisenbahnverkehr 33,2 Mio. t (3,6%) mit einem Wert von 43,7 Mrd. EUR (3,3%) Luftfrachtverkehr 1,5 Mio. t (0,1%) mit einem Wert von 0,13 Mrd. EUR (0,01%) Zu beachten ist, dass ein erheblicher Teil des Im- und Exports, der über Straße, Schiene, Bin- nenschiff oder Pipeline transportiert wird, aus ausländischen Seehäfen stammt bzw. dorthin zur Seeverschiffung angeliefert wird. So erfolgen z.B. rund 50% der Rohölanlandungen für Deutsch- land in Marseille/Lavera, Genua, Triest, Antwerpen, Rotterdam und in den Rheinhäfen.
3.2.3 Seewärtiger Außenhandel 200430
2004 betrug der mengenmäßige Anteil des seewärtigen Außenhandels über deutsche Häfen am gesamten deutschen Außenhandel 176,7 Mio. t oder 19,3% des Außenhandelsvolu- mens, eine Steigerung um 4,9% gegenüber 2003. Der Anteil des über deutsche Seehäfen abge- wickelten seewärtigen deutschen Außenhandels am gesamten seewärtigen Welthandel von 6,5 Mrd. t betrug damit 2,7%. Wertmäßig31 belief sich in 2004 der Anteil des seewärtigen Außenhandels Anteil auf 213,1 Mrd. EUR oder 16,2% des Außenhandelswertes, eine deutliche Steigerung um 6,8% ge- genüber dem Vorjahr. Am seewärtigen Außenhandel hatte der Export zwar nur einen Mengen- anteil von 31,2% (55,2 Mio. t), erzielte aber einen Wertanteil von beachtlichen 59,6% (127 Mrd. EUR).
26 Statistisches Bundesamt – Fachserie 7 Reihe 1 2005 (vorläufige Ergebnisse) 27 Der Generalhandel enthält alle nach Deutschland eingehenden und alle aus Deutschland ausgehenden Waren. Der Unterschied zum Spezialhandel beruht nur auf einer verschiedenen Nachweisung der auf La- ger (Freizone und Zolllager) eingeführten ausländischen Waren sowie einiger Sonderfälle. 28 DESTATIS – Wirtschaft und Statistik 5/2006 29 Statistische Daten liegen nur für 2004 vor! Für 2005 stehen keine detaillierte Außenhandelsdaten für die einzelnen Verkehrsträger zur Verfügung. 30 Statistische Daten liegen nur für 2004 vor! Für 2005 stehen keine detaillierte Außenhandelsdaten für die einzelnen Verkehrsträger zur Verfügung. 31 Statistischer Wert der Ware frei deutsche Grenze, d.h. ohne Zoll, Steuern etc 3 - 13 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.2.4 Entwicklung des deutschen Außenhandels (Generalhandel)32
Einfuhr Ausfuhr gesamt Erdteil Jahr Mio. t Mrd. EUR Mio. t Mrd. EUR Mio. t Mrd. EUR 1990 245,7 175,7 421,4 2000 376,1 375,48 235,4 441,89 611,5 817,37 2001 370,8 387,00 239,5 465,64 610,3 852,64 Europa 2002 372,7 375,08 243,1 474,90 615,3 849,98 2003 424,5 387,53 272,1 491,67 696,6 879,20 2004 429,95 411,52 308,32 545,68 717,9 963,98 2005 436,70 448,79 304,54 585,88 741,2 1.034,7 1990 39,5 3,4 42,9 2000 33,7 12,36 5,1 10,69 38,8 23,05 2001 31,5 11,58 5,8 12,28 37,3 23,86 Afrika 2002 33,7 10,33 5,9 12,02 39,6 22,35 2003 31,6 9,90 4,8 12,26 36,4 22,16 2004 34,91 11,08 4,6 13,90 38,2 24,22 2005 35,76 13,22 4,9 14,96 40,7 28,18 1990 54,0 7,2 61,2 2000 57,8 62,67 14,6 81,78 72,4 144,45 2001 53,8 60,70 14,3 90,43 68,1 151,13 Amerika 2002 53,5 54,21 15,8 89,73 69,3 143,94 2003 47,9 52,13 14,9 80,09 62,8 132,22 2004 62,05 55,77 17,5 85,49 75,9 140,39 2005 53,67 58,18 18,8 92,54 72,5 150,71 1990 26,4 9,5 35,9 2000 27,2 89,83 19,7 63,17 46,9 153,0 2001 26,0 84,39 15,6 68,85 41,6 153,24 Asien 2002 24,7 79,96 16,5 72,81 41,2 152,77 2003 26,6 83,26 18,8 75,04 45,4 158,30 2004 26,41 98,52 17,4 83,56 43,5 181,13 2005 25,89 106,10 19,4 89,03 45,4 195,13 1990 8,9 0,4 9,3 2000 12,3 1,92 0,7 4,02 13,0 5,94 Australien/ 2001 9,7 2,09 0,8 4,44 10,5 6,53 Ozeanien 2002 10,2 2,02 0,8 5,05 11,0 7,07 2003 6,6 1,78 0,9 5,03 7,5 6,81 2004 8,05 2,21 0,9 5,55 8,7 7,59 2005 5,71 2,08 0,9 5,87 6,6 7,95 1980 374,3 174,54 169,3 179,12 543,5 353,66 1990 374,4 293,21 199,0 348,11 573,4 641,32 1995 454,1 339,61 216,6 383,23 670,8 722,84 2000 542,9 548,87 277,4 603,31 820,3 1.152,18 2001 546,4 546,40 276,0 643,28 822,4 1.189,68 2002 513,8 522,23 304,6 656,0 818,4 1.178,23 2003 537,4 535,38 312,5 666,68 849,9 1.201,46 2004 561,38 579,85 350,0 735,70 911,4 1.315,56 Insgesamt 2005 557,80 629,1 349,9 790,17 907,7 1.419,30
32 Statistisches Bundesamt – Fachserie 7 Reihe 1 2005 (vorläufige Ergebnisse) 3 - 14 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.2.5 Übersicht 200433 zum seewärtigen deutschen Außenhandel (Generalhandel) über deutsche Häfen (ohne Binnenschifffahrt)
Seewärtiger Außenhandel - Einfuhr 2004
125,0 121,4 113,7 113,2 107,5 112,1 107,5 105,0 94,7 97,1 96,5 95,0 86,08 81,8 77,3 76,4 75,4 63,3 65,0 57,4 59,4 50,9 47,3
35,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Menge in Mio. t Werte in Mrd. EUR
Seewärtiger Außenhandel - Ausfuhr 2004
150,0
135,0 124 127 119,2 121,4 120,0 107,2 105,0
88,4 89,9 90,0 81,9
72,7 75,0 68,5
60,0 53,8 55,2 55,2 49,7 45,9 42,8 43,9 44,9 45,0 40,5 42,0
30,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Menge in Mio. t Werte in Mrd. EUR
33 Statistische Daten liegen nur für 2004 vor! Für 2005 stehen keine detaillierte Außenhandelsdaten für die einzelnen Verkehrsträger zur Verfügung (Fachserie 7 Außenhandel 2004 - Mai 2005).
3 - 15 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Seewärtiger Außenhandel - 2004
213,1 210 201 197,8 199,5
184,5 176,7 168,4 170 161,3 157,4 158,0 153,5 54,7 147,7 1 141,0 139,3 2,0 137,6 137,0 14
130 123,6 115,8
90 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Menge in Mio. t Werte in Mrd. EUR
3 - 16 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.2.6 Übersicht 200434 zum seewärtigen deutschen Außenhandel (Generalhandel) nach Herkunft/Bestimmung (ohne Binnenschifffahrt)
Seewärtiger Außenhandel 2004 Menge der Einfuhr nach Herkunft/Bestimmung 121,4 Mio. t
15,8 2,3
25,1 64,7
13,5 Europa Asien Amerika Afrika Austr/Ozeanien
Seewärtiger Außenhandel 2004 Menge der Ausfuhr nach Herkunft/Bestimmung 55,2 Mio. t
3,4 13,4 24,5
13,2 0,7
Europa Austr/Ozeanien Asien Amerika Afrika
Seewärtiger Außenhandel 2004 Wert der Einfuhr nach Herkunft/Bestimmung 86,08 Mrd. EUR
0,98 18 19,6
4,2
43,3
Europa Afrika Asien Amerika Austr/Ozeanien
Seewärtiger Außenhandel 2004 Wert der Ausfuhr nach Herkunft/Bestimmung 127 Mrd. EUR
29,7 40,4
7,9 3,2
45,8
Europa Afrika Austr/Ozeanien Amerika Asien
34 Statistische Daten liegen nur für 2004 vor! Für 2005 stehen keine detaillierte Außenhandelsdaten für die einzelnen Verkehrsträger zur Verfügung (Fachserie 7 Außenhandel 2004 - Mai 2005). 3 - 17 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3 Seehäfen und Seehafenwirtschaft
3.3.1 Die Bedeutung der Seehäfen und ihrer Hinterlandverkehre
„Seehäfen sind Knotenpunkte des Weltseeverkehrs, Brückenköpfe des Außenhandels, Stütz- punkte einer Volkswirtschaft in ihrer Betätigung auf den Weltmarkt. Bedeutung, Aufgaben und Tätigkeiten der Seehäfen bestehen in der Umformung von Seegüterströmen in Landgüterströme und umgekehrt…“ (JOLMES, 1980, S1). Der Seehafenpolitik kommt damit eine zentrale Rolle zu. Insbesondere in einem so stark ex- portorientierten Land, wie der Bundesrepublik Deutschland, ist eine ausgewogene und zu- kunftsorientierte Seehafenpolitik eine der Voraussetzungen, um im immer härter werdenden europäischen und globalen Wirtschaftsprozess wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Seehafenwirtschaft und den Seehäfen als Transport- und Dienstleistungszentren kommt eine entscheidende Bedeutung im Außenhandel des Industriestandortes Deutschland zu. Hafen- politik war und ist primär Länderpolitik, dennoch obliegt dem Bund die Verantwortung für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Seehäfen. Der Bund hat im Rahmen des gesamtwirtschaft- lich Vertretbaren mit den seewärtigen Zufahrten und den Hinterlandanbindungen der Häfen die Voraussetzungen für deren wirtschaftliche Tätigkeit zu schaffen (vgl. §1 Abs.1 Seeschiff- fahrtsaufgabengesetz). Die deutschen Seehäfen in Nord- und Ostsee nehmen eine Schlüsselfunktion für den Außen- handel Deutschlands ein. Sie sind ein bedeutender Bestandteil der Logistikwirtschaft unseres Landes, ein Motor für Wachstum und Innovation. Optimierung der Hinterlandanbindungen und Sicherstellung der Seezugänge stärken insgesamt die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich. Die Stärkung des maritimen Standortes sowie die damit verbundene Sicherung von Beschäftigung, Wertschöpfung und Ausbildung sind unverzichtbare Aufgaben der deutschen maritimen Politik35. 20% des deutschen Außenhandels werden über die Seehäfen abgewickelt. Für den Wirt- schaftsstandort Deutschland ist dieser Sektor von großer Bedeutung. Rund 3 Mio. Arbeitsplätze entfallen in Deutschland auf den Logistikbereich und davon ist jeder zehnte Arbeitsplatz direkt oder indirekt hafenabhängig. Nach Angaben der IHK Nord arbeiten etwa 250.000 Beschäftigte in der Hafenwirtschaft und erwirtschaften einen Umsatz von etwa 54,4 Mrd. EUR36. Insgesamt hat der Transport- und Logistikbereich damit einen Anteil von rund 40% an der Bruttowertschöp- fung unseres Landes. Der Hafen ist der strategische Dreh- und Angelpunkt, um die Vorteile des Schiffs zu realisie- ren. Insoweit sind nicht nur die internationalen Überseeverkehre von Bedeutung. Ausschlagge- bend für die Häfen sind auch die nationalen und europäischen Verkehrsströme. Voraussetzung hierfür ist eine gute Hinterlandanbindung und optimale Möglichkeiten eines Weitertransportes durch Kurzstreckenseeverkehre. Ein verkehrspolitisches Gesamtkonzept muss daher nicht nur die Häfen, sondern auch das Hinterland umfassen.37 Ergänzend zu den interkontinentalen Schiffsverbindungen werden die innereuropäischen Schiffsverbindungen einen wichtigen Faktor im Rahmen einer deutschen Hafenstrategie darstel- len. Diese Kurzstreckenseeverkehre – sog. Short Sea Shipping (SSS) – bilden ein bedeutsames Element einer nachhaltigen Verkehrspolitik. Neben den starken Zuwachsraten im interkontinen- talen Containerverkehr werden auch für die innereuropäischen Verkehre hohe Zuwächse vor- ausgesagt. Insbesondere die Steigerung der Ost-West-Verkehre ist mit großer Sicherheit zu er- warten.
35 Deutscher Bundestag 2005 und BMWi, Vierte Nationale Maritime Konferenz, Bremen, Januar 2005 36 IHK Nord 2006 37 Eckpunkte Hafenkonzept 2010 – Grundzüge des Seehafenkonzepts der Bundesregierung, BMU vom 30.08.2004
3 - 18 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Short Sea Shipping bedeutet, dass die Verkehre küstenah von Hafen zu Hafen geführt wer- den. Schon heute liegt der Anteil von Short Sea Shipping für die europäischen Binnenverkehre bei rund 40 %. Gerade für die Verbindungen von Ost- nach West- und Mitteleuropa bieten sich die Kurzstreckenseeverkehre über die Ostsee als ideale Verkehrswege an. Die Kurzstreckensee- verkehre haben ein erhebliches Potenzial für eine Verkehrsverlagerung „from Road to Sea/Waterway“. Die Güter, die mit den großen, aus Asien oder Amerika kommenden Containerschiffen in den zentralen europäischen Häfen ankommen, werden anstatt auf den LKW auf kleinere Schiffe um- geladen, um die Waren auf weitere europäische Häfen zu verteilen. Es wird also ein Vielzahl von Häfen geben, um im Short Sea Shipping Schiffe zu be- und entladen und die Waren entweder direkt zu verarbeiten oder ins Hinterland –insbesondere über die Schiene – zu verteilen. Eine besondere Bedeutung für die Ost-West-Verkehre erlangen diese sog. Feederverbindungen auch deshalb, weil die verkehrliche Anbindung des Ostseeraums an die interkontinentalen Shuttle nur über Feeder gewährleistet wird. Größere Containerschiffe des weltumspannenden Container- schiffsverkehrs verkehren nicht auf Ostseerouten. Die Gewährleistung einer hochwertigen Hinterlandanbindung ist Voraussetzung für den Er- folg der Häfen und muss deshalb wichtiger Bestandteil eines Hafenkonzepts sein. Der Bundes- verkehrswegeplan sieht hierfür erhebliche Investitionsmittel vor. Im November 2001 wurde dazu ein „Prioritätenkonzept Seehafenanbindungen“ zur Stärkung des Seehafenstandortes Deutsch- land mit Länderübergreifenden Maßnahmen erarbeitet und durch die „2. Nationale Maritime Konferenz“ (NMK) bestätigt. Auf der „4. Nationalen Maritimen Konferenz“ in Bremen (25.01.2005) wurde vereinbart, im Rahmen der Bundesverkehrswegeplanung die 15 küstenlän- derübergreifenden Verkehrsprojekte entsprechend ihrer Baureife, Umweltverträglichkeit und Finanzierungsfähigkeit im Zeitraum 2005 bis 2010 möglichst weit nach vorne zu ziehen. Insbe- sondere soll damit die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden durch die Weiterentwicklung der see- und landseitige Anbindung der Häfen auf der Grundlage der „gemeinsamen Plattform zur deutschen Seehafenpolitik“38.
3.3.2 Güterumschlag in deutschen Seehäfen (Übersicht)
In 2005 nahm der Güterumschlag39 in den deutschen Häfen an der Nord- und Ostseeküste auf insgesamt 284,9 Mio. t zu (+4,7%). Damit steigerten die deutschen Seehäfen ihren Gü- terumschlag im Seeverkehr seit Beginn der Veröffentlichung gesamtdeutscher Daten im Jahr 1992 um über 100 Mio. t bzw. gut 56%. Den größten Anteil daran hatten die Nordseehäfen, vor allem wegen der Steigerung im internationalen Containerverkehr. In 2005 wuchs der Güterum- schlag in den Nordseehäfen um 5,3% auf 229,65 Mio. t, die Ostseehäfen schlugen zusammen 52,4 Mio. t um, eine Steigerung um 2,7%. Der Versand von Gütern per Seeschiff in ausländische Häfen stieg in 2005 um 9,2 Mio. t auf 112,6 Mio. t (+8,9%), der Empfang von Gütern per Seeschiff aus ausländischen Häfen nahm um 3,8 Mio. t (+2,2%) auf 172,3 Mio. t zu. Weiter an Bedeutung verloren hat dagegen der inner- deutsche Seeverkehr, der um 6,2% gegenüber 2004 abnahm. 143.427 Schiffsanläufe in deut- schen Seehäfen wurden gezählt, ein Rückgang der absoluten Zahl um 2.629 (-1,8%). Auf den Stückgutumschlag der Seehäfen entfielen in 2005 151,9 Mio. t, ein Zuwachs um 10,5 Mio. t (+7,4%). Davon entfielen auf die Ostseehäfen 37,1 Mio. t und auf die Nordseehäfen 114,9 Mio. t. Im Ostseebereich lagen Lübeck mit 17,9 Mio. t und Rostock mit 8,4 Mio. t an der Spitze des Stückgüterumschlags, während im Nordseebereich Hamburg mit 68,2 Mio. t und die Bremischen Häfen mit 37,9 Mio. t weit vor allen anderen Seehäfen lagen. Der Umschlag von Massengütern (Rohöl, Erze, Getreide) in den deutschen Seehäfen wuchs 2005 um 1,8% auf 130,2 Mio. t. Der Rohölumschlag betrug in 2005 im Wesentlichen unverän- dert etwa 40,1 Mio. t.
38 Deutscher Bundestag 2005 und BMWA, Vierte Nationale Maritime Konferenz, Bremen, Januar 2005 39 Statistisches Bundesamt – Fachserie 8, Reihe 5 - Verkehr, Seeschifffahrt 2005 (Mai 2006) und Fachserie Verkehr, Seegüterumschlag in deutschen Häfen, Dezember 2005
3 - 19 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.2.1 Containerumschlag
Wieder deutlich um 11,8% zugenommen hat in 2005 der Containerumschlag in den Seehäfen auf 12,1 Mio. TEU, davon 11,9 Mio. TEU im Verkehr mit Häfen im Ausland. Die in den Contai- nern beförderte Ladungsmenge stieg um 9,1% auf 97,9 Mio. t. Das Wachstum des Container- verkehrs ist weiter ungebrochen, weil vor allem zunehmend Stückgüter in Containern verpackt und transportiert werden, überwiegend in 40-Fuß-Containern, deren Anteil am Ladungsauf- kommen auf 20,6% zunahm im Vergleich zum Anteil der 20-Fuß Container am Ladungsaufkom- men von nur 13,6%. Der Anteil der Containerladungen am Gesamtgüterumschlag beträgt mehr als 34,3%. Beim Containerumschlag lag Hamburg unangefochten an der Spitze mit erstmals über 8 Mio. TEU (8,1 Mio. TEU/+15,4%), gefolgt von den Bremischen Häfen mit 3,7 Mio. TEU (+6%). Der Weitertransport40 erfolgte per Lkw, per Feeder (=Umladung auf weitere Seeschiffe), per Eisenbahn sowie per Binnenschiff. Das bedeutet für den Modal Split der Empfangsrichtung: mehr als die Hälfte der ankommenden Güter in Containern wurde mit Lkw abtranspor- tiert (52,1%), etwa ein Drittel (32,0%) wurde auf kleinere Seeschiffe umgeladen und im Feederverkehr weitertransportiert oder verblieb im Hafen, 15,4% des Weitertransportes erfolgte mit der Eisenbahn und 0,5% entfielen auf den Weitertransport durch die Binnenschifffahrt.
3.3.2.2 Umschlagszahlen ausgewählter deutscher Seehäfen (Übersicht)
Im Seegüterumschlag bleibt Hamburg unangefochten der bedeutendste deutsche Seeha- fen und in Europa der zweitgrößte Containerhafen: hier wurden in 2005 insgesamt 108,3 Mio. t (+8,8%) Seegüter umgeschlagen, fast zwei Fünftel (38%) aller Seegüter in deut- schen Seehäfen. Rund 2,2 Mio. TEU wurden im Verkehr zwischen den Ostseestaaten und Ham- burg auf dem Seeweg per Feederschiff transportiert. Mit 46,7 Mio. t Seegüterumschlag folgen die Bremischen Häfen (+2,8) und Wilhelmshaven mit 45,9 Mio. t (+2,3%). Hamburg war mit 68,2 Mio. t (+10,3%) größter deutscher Stückguthafen, davon allein 65,4 Mio. t Warengewicht in 8,08 Mio. TEU - das sind 66,8% des gesamten Containerumschlags in deutschen Seehäfen, gefolgt von den Bremischen Häfen mit 37,9 Mio. t und Lübeck mit 17,9 Mio. t. In den deutschen Ostseehäfen wird der Stückgutumschlag meist im Fähr- und Ro/Ro- Verkehr abgewickelt. In 2005 schlugen die Ostseehäfen insgesamt 37,1 Mio. t um, ein Zuwachs von 4,3%, der sich auch in den Stückgutumschlagzahlen der beiden großen Ostseehäfen wider- spiegelte: Lübeck mit 17,9 Mio. t (+0,2%) und Rostock mit 8,4 Mio. t (+5,6%). Bremerhaven ist nach Zeebrügge einer der größten Automobilhäfen in Europa und sichert dem Land Bremen etwa 4.000 damit direkt oder indirekt verbundene Arbeitsplätze. Seit 1980 stieg die Zahl der umgeschlagenen Fahrzeuge von 0,3 Mio. über 1,0 Mio. in 1997 auf jetzt 1,645 Mio.41 Fahrzeuge in 2005. Der flämische Hafen Zeebrügge bleibt noch der größte Auto- mobilhafen in der EU-25, jedoch hat sich der Abstand zu Bremerhaven deutlich verringert: 1,735 Mio. Neufahrzeuge42 gingen in 2005 im Im-/Export über die Kaikanten des inzwischen zweit- größten belgischen Seehafens. Daneben bleibt Bremerhaven der nach Hamburg zweitgrößte Containerhafen Deutschlands mit 3,696 Mio. TEU (Bremische Häfen insgesamt 3,74 Mio. TEU).
40 Statistisches Bundesamt – Kombinierter Verkehr 2003 – Eine Untersuchung im Auftrag BMVBW, Mai 2005 41 Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien und Hansestadt Bremen – 26.01.2006 42 Port of Zeebrugge – Cargo Traffic 2005
3 - 20 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
45 % 40 38,4 Anteile am Seegüterumschlag 35 30 25 20 16,5 16,3 15 10 6,7 6,1 5 0 Hamburg Bremen/ BHV Wilhelmshaven Lübeck Rostock
Emden entwickelte sich zu einem ernsthaften Konkurrenten Bremerhavens beim Kfz- Umschlag: in 2005 wurden ca. 863.261 Fahrzeuge umgeschlagen, von denen 82% für den Export bestimmt waren (VW). Cuxhaven ist der führende deutsche Standort der Hochseefischerei (einzig verbliebener deutscher Hochseefischereistandort an der Nordsee) und der Fischindustrie. Hier wird frischer Fisch zu jeder Tageszeit angelandet, an Ort und Stelle verarbeitet und von spezialisierten Frisch- fischspediteuren europaweit verteilt: in 2005 insgesamt 93.564 t. Cuxhaven ist Heimathafen der Hochsee- und Küstenfischereiflotte. Angegliedert sind moderne Ausrüstungs-, Reparatur- und Versorgungsbetriebe sowie eine Schiffswerft. Insgesamt befinden sich rund 31 Betriebe in Cuxhaven, die Fisch fangen oder verar- beiten. Der größte Teil zählt dabei zu den kleinen und Kleinstunternehmen mit unter 20 Be- schäftigten. Deutlich mehr Betriebe in der Stadt sind über Zuliefer- und Dienstleistungsbezie- hungen mit der Fisch verarbeitenden Industrie verbunden und tragen somit auch zur Wertschöp- fung und Beschäftigung in der Fischwirtschaft bei. Dabei handelt es sich zum großen Teil um spezialisierte Speditionen und Kühlhäuser. Bei einem Rohwareneinsatz von über 120.000 t/Jahr stellen rund 1.100 Beschäftigte in 31 Be- trieben Fischereiprodukte in einem Wert von über 300 Mio. EUR her43. Wilhelmshaven war in 2005 mit 45,54 Mio. t größter deutscher Massengutguthafen und schlug als einziger deutscher Tiefwasserhafen (20m tiefe Zufahrt) mit 32,1 Mio. t Rohöl rund 28,6% des gesamten deutschen Rohölimports um. Die Nord-West Ölleitung GmbH (NWO), Wil- helmshaven, ist Deutschlands wichtigster und größter Mineralölumschlagsplatz mit 21,2 Mio. t Mineralölumschlag. Hamburg folgte beim Massengutumschlag an zweiter Stelle mit 40,1 Mio. t, im Ostseebereich liegt Rostock mit 8,7 Mio. t an erster Stelle. Das Passagieraufkommen in den Häfen an der deutschen Nord- und Ostseeküste verringer- te sich auf 12,65 Mio. Reisende von und zu Häfen außerhalb Deutschlands (-3,4%). Puttgarden verzeichnete mit 6,76 Mio. (+0,3%) die höchsten Passagierzahlen im Fährverkehr in Deutschland.
43 IAW – Institut für Arbeit und Wirtschaft, Universität Bremen – „Entwicklungstendenzen in der Fischwirt- schaft: Chancen und Risiken für den Standort Cuxhaven“, 10.02.2006
3 - 21 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.2.3 Seegüterumschlag „Hamburg-Antwerpen-Range“
Besonders deutlich wird die insgesamt positive Umschlagsentwicklung deutscher Häfen, wenn die Umschlagsentwicklung der Range Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam, Hamburg und Bre- men/Bremerhaven, der sog. „Hamburg-Antwerpen-Range“44, zum Vergleich herangezogen wird. Die fünf Großhäfen schlugen im Jahr 2005 insgesamt 784,2 Mio. t Güter um, verglichen mit 2004 ein Zuwachs von 5,3% oder 39,5 Mio. t. Der Stückgutumschlag (einschl. der Containerwa- ren) erzielte 343,1 Mio. t (+7,7%) und der Massengüterumschlag erreichte 441,1 Mio. t (+3,5%). Daran waren die deutschen Häfen wie folgt beteiligt: Bremische Häfen mit einem Gesamtgüterumschlag von 54,3 Mio. t: Stückgut 14,9 Mio. t, Containerladung 29,8 Mio. t und Massengüter 9,6 Mio. t; Hamburg mit einem Gesamtumschlag von 125,7 Mio. t: Stückgut 20,4 Mio. t, Containerla- dung 65,4 Mio. t, Massengüter 39,9 Mio. t.
44 Port of Hamburg, 2006
3 - 22 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.3 Schiffsankünfte in deutschen Seehäfen45
2004 2005 Schiffe Ladung in Ladung in Anzahl Anzahl 1.000 t 1.000 t Tankschiffe 6.470 68.980 6.103 71.415 Schüttgutfrachtschiffe 9.515 54.533 9.180 55.573 Containerschiffe 14.382 84.895 12.455 93.367 Spezialfrachtschiffe 368 1.182 389 1.217 Stückgutfrachtschiffe 9.146 20.775 8.595 19.743 Ro/Ro-Schiffe/Fährschiffe 71.550 36.632 70.791 37.615 Kfz-Transportschiffe 1.365 2.793 1.385 3.035 Leichter/Schuten 49 186 117 638 Fahrgastschiffe 32.405 - 33.154 - Offshore-Fahrzeuge - - - - Sonstige Schiffe 806 1.892 966 2.259 Summe 146.056 271.869 143.427 284.865
3.3.3.1 Entwicklung der Schiffsankünfte in deutschen Seehäfen
180.000 11 149.356 147.5 147.263 146.056 143.427 150.000 120.295 120.000
90.000
60.000
30.000 1999 2001 2002 2003 2004 2005
45 Statistisches Bundesamt – Fachserie 8 Reihe 5, 2006
3 - 23 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.4 Seegüterumschlag in ausgewählten deutschen Seehäfen46 (in 1.000 Tonnen)
Hafen 2002 2003 2004 2005 % Ostseehäfen 50.020 49.789 51.071 52.464 +2,7 Rostock 17.347 16.712 16.367 17.147 +4,8 Lübeck 17.020 17.786 19.168 18.848 -1,7 Puttgarden 3.283 3.375 3.574 3.735 +4,5 Kiel 3.199 3.050 2.986 3.099 +3,8 Wismar 2.822 2.664 2.804 3.750 +33,7 Saßnitz 2.987 2.939 2.858 2.623 -8,2 Wolgast 766 596 568 439 -22,7 Stralsund 905 893 963 877 -8.9 Flensburg 473 565 523 555 +6,0 Rendsburg 253 335 322 245 -24,0 sonstige Häfen 589 574 938 1.146 Nordseehäfen 193.157 202.873 218.190 229.652 +5,3 Hamburg 86.724 93.562 99.529 108.253 +8,8 Wilhelmshaven47 38.798 39.427 44.956 45.977 +2,3 Bremische Häfen48 40.452 42.492 45.370 46.655 +2,8 Brunsbüttel 7.560 7.180 6.896 6.598 -4,3 Brake 5.019 5.178 5.002 5.309 +6,1 Bützfleth (Stade) 3.653 4.182 4.697 4.984 +6,1 Emden 3.380 3.313 3.498 3.597 +2,8 Nordenham 3.143 2.944 3.535 3.780 +6,9 Cuxhaven 1.248 1.196 1.594 1.833 +15,0 Leer 376 393 180 146 -19,2 Husum 330 357 326 335 +2,9 sonstige Häfen 2.476 2.212 2.607 2.184 Duisburg (nur Seeverkehr) 2.454 1.555 1.706 1.673 -0,8 gesamt 243.177 252.662 269.261 269.261 282.235 (ohne Binnenhäfen) gesamt 246.353 254.834 271.869 284.865 +4,8 (mit Binnenhäfen) davon Empfang 156.476 153.935 168.490 172.257 +2,2 Versand 89.574 92.418 103.379 112.608 +8,9
46 Statistisches Bundesamt – Seegüterumschlag deutscher Häfen Dezember 2005 47 2005: davon allein 32,1 Mio. t Rohöl: dies sind rund 80% des Rohölumschlags in den Seehäfen 48 Meldungen der Hafenverwaltungen; Zentralverband der Seehafenbetriebe 2005
3 - 24 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.5 Umschlagentwicklung des Güterverkehrs in deutschen Seehäfen49 (in 1.000 Tonnen)
Güterarten 2002 2003 2004 2005 Land-/Forstwirtschaft 15.809 16.441 13.706 18.729 Nahrungs-/Futtermittel 18.615 19.275 19.219 22.242 Feste mineral. Brennstoffe 11.501 12.409 13.865 12.529 Erdöl, Mineralöle, Gase 57.331 57.045 62.979 64.650 Erze und Metallabfälle 19.830 20.176 20.998 20.624 Eisen, Stahl u. NE-Metalle 9.179 8.929 10.126 11.261 Steine und Erden 13.284 13.020 13.474 14.331 Düngemittel 5.529 6.236 5.765 5.892 Chemische Erzeugnisse 16.289 16.596 17.872 20.598 Sonstige Halb-/ Fertigwaren 78.986 84.706 93.862 94.008 Fahrzeuge (Anzahl) 5.729 6.174 6.769 5.969 Container (TEU) 8.699 9.569 10.822 12.101 Summe 246.353 254.834 271.869 284.865
3.3.5.1 Entwicklung des Güterverkehrs in deutschen Seehäfen (in Mio. t)
290
260
230
200
170
140
110
80 1990 1991 1992 1994 1996 1998 2000 2001 2002 2003 2004 2005
49 Statistisches Bundesamt – Seegüterumschlag deutscher Häfen Dezember 2005
3 - 25 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.5.2 Seegüterumschlag in deutschen Seehäfen nach Flaggen50 (in 1.000 Tonnen) (ohne Verkehr zwischen deutschen Häfen)
2004 2005 Flagge Versand Empfang gesamt Versand Empfang gesamt Deutschland 17.126 16.084 33.210 18.164 16.429 34.593 Norwegen 4.579 16.861 21.440 5.011 16.510 21.521 Panama 9.912 14.016 23.928 11.660 15.172 26.832 Liberia 5.989 15.034 21.023 6.846 11.394 18.241 Bahamas 4.708 14.750 19.458 4.702 12.745 17.447 Schweden 6.751 9.129 15.880 6.547 8.887 15.434 Niederlande 6.780 6.876 13.656 6.893 6.358 13.251 Großbritannien 9.321 13.982 23.302 10.671 14.079 24.750 Zypern 2.335 7.138 9.473 3.670 8.290 11.960 Dänemark 5.284 5.959 11.243 4.987 6.389 11.376 Malta 3.001 7.015 10.016 2.822 6.948 9.771 Antigua&Barbuda 4.075 5.747 9.822 4.535 6.402 10.938 Griechenland 2.486 4.971 7.456 2.996 6.901 9.896 Finnland 1.974 5.110 7.084 2.369 4.932 7.301 VR China 3.110 4.245 7.356 3.061 5.471 8.532 Singapur 1.762 2.584 4.346 1.965 2.742 4.707 Russ. Föderation 2.224 2.860 728 2.892 3.621 Marshall-Inseln 2.122 3.348 5.470 2.885 3.823 6.709 Frankreich 769 - - 921 846 1.767 Italien 967 1.739 2.706 1.198 4.504 5.701 übrige Flaggen 11.097 10.864 20.970 9.976 10.542 20.519 gesamt 103.379 168.490 271.869 112.608 172.257 284.865
50 Statistisches Bundesamt – Fachserie 8 Reihe 5, 4. Quartal 2005
3 - 26 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.6 Stückgutumschlag in ausgewählten deutschen Seehäfen51 (in 1.000 Tonnen)
Veränderung 2002 2003 2004 2005 in % Ostseehäfen 32.758 34.147 35.510 37.054 +4,3 Lübeck 15.951 16.696 17.836 17.878 +0,2 Rostock 6.654 7.367 7.982 8.430 +5,6 Puttgarden 3.274 3.375 3.574 3.735 +4,5 Kiel 2.328 2.173 1.907 2.045 +7,2 Saßnitz 2.742 2.785 2.716 2.493 -8,2 Wismar 1.213 1.060 966 1.978 +104,9 Stralsund 141 184 124 196 +58,2 Flensburg 40 31 33 1 -97,3 sonstige Häfen 178 179 171 219 +28,0 Nordseehäfen 86.566 93.339 105.889 114.860 +8,5 Hamburg 48.900 53.994 61.780 68.173 +10,3 Wilhelmshaven 416 364 540 430 -20,4 Bremische Häfen 31.087 32.588 35.741 37.934 +6,1 Brunsbüttel 9 13 127 21 -83,5 Brake 2.092 2.321 2.475 2.750 +11,1 Bützfleth (Stade) 4 0,5 11 6 -47,1 Emden 2.048 2.025 2.266 2.319 +2,3 Nordenham 196 209 662 693 +4,7 Cuxhaven 965 916 1.325 1.584 +19,5 Leer 1 k.A. k.A. 6 Husum 2 k.A. k.A. k.A. sonstige Häfen 828 893 932 916 -1,7 gesamt 121.894 127.486 141.399 151.914 +7,4 (ohne Binnenhäfen)
3.3.6.1 Umschlagentwicklung bei Stückgut in deutschen Seehäfen (in 1.000 Tonnen)
170.000 151.914 150.000 141.399 127.486 130.000 121.894 115.783 108.713 110.000 98.941
90.000
70.000
50.000
30.000 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
51 Statistisches Bundesamt – Seegüterumschlag deutscher Häfen Dezember 2005
3 - 27 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.7 Massengüterumschlag in ausgewählten deutschen Seehäfen52 (in 1.000 Tonnen)
Verände- 2002 2003 2004 2005 rung in % Ostseehäfen 17.262 15.642 15.561 15.410 -1,0 Rostock 10.693 9.345 8.385 8.717 +4,0 Lübeck 1.069 1.090 1.331 970 -27,1 Wismar 1.608 1.604 1.838 1.772 -3,6 Kiel 872 877 1.079 1.053 -2,4 Flensburg 433 534 490 554 +13,0 Stralsund 764 710 839 681 -18,8 Saßnitz 245 153 142 130 -8,9 Rendsburg 249 329 307 224 -27,2 sonstige Häfen 411 394 551 596 +8,1 Nordseehäfen 106.591 109.534 112.301 114.792 +2,2 Hamburg 37.832 39.568 37.749 40.079 +6,2 Wilhelmshaven 38.382 39.064 44.416 45.547 +2,5 Bremische Häfen 9.365 9.904 9.629 8.721 -9,4 Brunsbüttel 7.550 7.167 6.769 6.577 -2,8 Brake 2.926 2.857 2.526 2.559 +1,3 Bützfleth (Stade) 3.650 4.181 4.687 4.978 +6,2 Emden 1.332 1.288 1.232 1.279 +3,8 Nordenham 2.946 2.735 2.874 3.088 +7,4 Cuxhaven 282 280 268 249 -7,0 Leer 375 393 180 140 -22,3 Husum 328 357 325 335 +3,0 sonstige Häfen 1.630 1.739 1.233 924 -33,4 gesamt 124.459 125.176 127.863 130.202 +1,8 (ohne Binnenhäfen)
3.3.7.1 Umschlagentwicklung des Massengüterumschlags in deutschen See- häfen (in Mio. t)
175
150 30,2 130,3 125,2 1 122,6 131 124,5 127,9 125
100
75
50
25
0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
52 Statistisches Bundesamt – Seegüterumschlag deutscher Häfen Dezember 2005
3 - 28 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.8 Containerumschlag ausgewählter deutscher Seehäfen
Container Beladene Container Änderung Änderung Ladungsgewicht Änderung in 1.000 TEU in 1.000 TEU in % in % in 1.000 t in % 2000 Hamburg 4.275 3.704 37.356 Bremische Häfen 2.752 2.377 22.188 gesamt 7.027 6.081 59.544 Containerumschlag 7.128 6.188 60.849 gesamt 2001 Hamburg 4.665 +9,1 4.044 +9,2 40.494 +8,4 Bremische Häfen 2.973 +8,0 2.487 +4,6 23.522 +6,0 gesamt 7.638 +8,4 6.531 +7,4 64.016 +7,5 Containerumschlag 7.856 +10,0 6.727 +8,2 65.631 +7,5 gesamt 2002 Hamburg 5.376 +15,2 4.646 +15,6 46.695 +14,4 Bremische Häfen 3.032 +2,0 2.551 +2,6 24.220 +3,0 gesamt 8.408 +10,0 7.197 +10,2 70.915 +10,7 Containerumschlag 8.699 +9,7 7.409 +10,1 72.196 +10,0 gesamt 2003 Hamburg 6.126 +13,9 5.272 +13,5 51.950 +11,2 Bremische Häfen 3.191 +5,2 2.703 +5,9 25.491 +5,2 gesamt 9.316 +10,8 7.976 +7,6 77.441 +9,2 Containerumschlag 9.569 +10 8.154 +10,1 78.866 +9,2 gesamt 2004 Hamburg 7.004 +14,3 6.082 +15,4 59.049 +15,5 Bremische Häfen 3.529 +10,6 2.990 +10,6 28.139 +10,4 gesamt 10.533 +12,4 9.072 +13,7 87.188 +13,8 Containerumschlag 10.822 +13,1 9.292 +13,9 89.720 +13,7 gesamt 2005 Hamburg53 8.084 +15,4 6.829 +12,3 65.438 +10,8 Bremische Häfen54 3.741 +6,0 3.195 +6,9 29.800 +5,9 gesamt 11.825 +12,3 10.024 +10,5 95.238 +9,2 Containerumschlag 12.101 +11,8 10.248 +10,3 97.853 +9,1 gesamt55
53 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Mai 2006 54 Der Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, Januar 2006 55 Statistisches Bundesamt – Seegüterumschlag deutscher Häfen - Dezember 2005
3 - 29 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.9 Gesamtgüterumschlag in den Universalhäfen der Hamburg- Antwerpen-Range56 (in Mio. t)
Hamburg Bremische Häfen Rotterdam57 Massen- Stück- Massen- Stück- Massen- Stück- gesamt gesamt gesamt gut gut gut gut gut gut 1980 44,2 16,4 60,6 10,4 15,0 25,4 241,0 36,5 277,5 1985 38,1 18,8 56,9 11,4 16,3 27,7 205,8 44,1 249,9 1990 32,8 24,4 57,2 10,9 17,2 28,1 229,2 58,9 288,1 1995 36,5 36,0 72,5 10,7 20,5 31,2 223,3 63,1 293,4 1998 35,9 40,0 75,8 10,4 24,1 34,5 234,2 81,3 315,5 1999 37,3 43,7 81,0 9,0 27,0 35,9 218,9 84,5 303,4 2000 36,4 48,7 85,1 10,2 34,6 44,8 238,2 83,9 322,1 2001 39,2 53,2 92,4 10,0 36,0 46,0 235,4 79,3 314,7 2002 37,5 60,1 97,6 9,4 37,1 46,5 239,4 82,7 322,1 2003 39,4 66,9 106,3 9,9 39,0 48,9 238,5 89,3 327,8 2004 37,8 76,7 114,5 10,4 41,9 52,3 250,3 102,3 352,6 2005 39,9 85,8 125,7 9,6 44,7 54,3 259,5 109,7 369,2
Amsterdam58 Antwerpen HA-Range gesamt Massen- Stück- Massen- Stück- Massen- Stück- gesamt gesamt gesamt gut gut gut gut gut gut 1980 19,7 2,7 22,4 53,4 28,5 81,9 368,7 99,1 467,8 1985 23,7 3,7 27,4 48,6 37,6 86,2 327,6 120,5 448,1 1990 28,6 2,7 31,3 58,6 43,5 102,1 360,1 146,7 506,8 1995 43,5 6,7 50,2 57,4 50,7 108,1 371,4 177,0 548,4 1998 - - 55,7 60,2 59,5 119,7 - - 601,2 1999 - - 55,7 55,4 60,3 115,7 - - 591,7 2000 57,2 6,8 64,0 61,8 68,7 130,5 403,8 242,7 646,5 2001 61,6 6,8 68,4 61,8 68,3 130,1 408,0 243,6 651,6 2002 63,4 7,0 70,4 58,3 73,3 131,6 408,0 260,2 668,2 2003 58,4* 7,0* 65,4 61,0 81,8 142,8 407,2 284,0 691,2 2004 66,7 6,5 73,2 62,6 89,7 152,3 426,2 318,5 744,7 2005 68,1 6,8 74,9 64,0 96,1 160,1 441,1 343,1 784,2
56 Hafen Hamburg Marketing, Senator für Wirtschaft und Häfen Bremen, Januar 2006 57 Port of Rotterdam - einschl. Randhäfen Schiedam, Vlaardingen, Vlaardingen-Ost, Massluis u. einiger Bin- nenschiffsterminals 58 Stückgut schließt jeweils Container ein; dazu gehören Amsterdam, Ijmuiden, Beverwijk und Zaanstad;
3 - 30 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.10 Fähr- und Ro/Ro-Verkehr in deutschen Ostseehäfen59 (in 1.000 t bzw. Anzahl)
Rostock 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Passagiere 1.969.000 2.005.300 2.169.300 2.349.000 2.263.000 2.223.500 Fahrzeuge 370.112 760.000 801.000 738.352 769.450 772.917 Fährverkehr 10.027 17.065 17.347 16.712 12.319 13.196 gesamt (in 1.000 t)
Kiel 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Passagiere 1.046.908 1.054.977 1.077.367 1.123.120 1.099.142 1.344.744 Fahrzeuge 188.157 178.653 184.000 k.A. k.A. k.A. Fährverkehr 4.923 3.349 3.199 3.500 3.158 3.295 gesamt (in 1.000 t)
Lübeck 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Passagiere 782.486 624.848 620.000 617.325 569.000 581.344 Fahrzeuge 110.758 892.000 907.000 958.000 991.000 917.696 Fährverkehr 25.574 22.352 22.564 23.041 24.647 24.604 gesamt (in 1.000 t)
Puttgarden 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Passagiere 5.429.902 6.027.887 6.612.993 6.421.490 6.741.144 6.760.680 Fahrzeuge 1.158.989 1.695.000 1.896.398 1.885.889 2.064.734 2.125.197 Fährverkehr 3.938 3.362 3.283 3.375 3.574 3.735 gesamt (in 1.000 t)
Saßnitz 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Passagiere 942.954 832.293 832.666 931.267 836.834 761.000 Fahrzeuge 298.115 283.807 294.812 321.795 322.670 231.300 Fährverkehr 5.172 5.066 5.023 4.942 5.059 5.020 gesamt (in 1.000 t)
59 Statistisches Bundesamt – Seegüterumschlag deutscher Häfen Dezember 2005; Seehafen Kiel GmbH + Co.KG; Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH; Hero MbH Rostock; Scandlines Deutschland für Seehafen Putt- garden, Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein Mai 2006
3 - 31 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
3.3.11 Reise- und Güterverkehr 2005 mit europäischen Häfen60
Güterumschlag Güterumschlag Passagiere gesamt in Containern 2005 in 1.000 t in 1.000 t in 1.000 (TEU) Verkehr mit Europa 169.398 95.957 12.653 gesamt (4.401) Europäische 121.988 36.899 11.748 Union (EU-25) (3.270) 17.589 6.066 k.A. Russland (682) 17.698 6.861 267 davon: Finnland (790) 26.537 2.779 895 Norwegen (318) 28.165 5.402 2.040 Schweden (609) davon: Empfang EU 71.594 davon: Versand EU 50.394
60 Statistisches Bundesamt – Fachserie 8 Reihe 5 – Seeschifffahrt 4. Quartal 2005
3 - 32
Schiffbau und Schiffbau-/Offshore-Zulieferindustrie 2006 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4 Schiffbau und Zulieferindustrie
4.1 Weltschiffbau und internationale Entwicklung1
Das stetige Wachstum der Weltwirtschaft und des Welthandels, das besonders von den Märk- ten in Fernost, aber auch durch die Entwicklungen in Südamerika und Russland beflügelt wird, unterstützte im Jahr 2005 die positive Entwicklung in der Schifffahrt und im Schiffbau. Der zu- nehmende Rohstoffbedarf insbesondere in den Volkswirtschaften Südostasiens sowie die Verän- derungen der internationalen Arbeitsteilung als Folge des Globalisierungsprozesses hielten den Bedarf an Schiffsraum im seewärtigen Welthandel auch nach dem Rekordjahr 2004 weiter auf hohem Niveau. Die Weltwirtschaft wuchs 2005 wieder überdurchschnittlich um rd. 4,5%; wichtigster Wirt- schaftsmotoren waren China mit einem Wachstum von rd. 10% und Indien mit einem Wirt- schaftswachstum von 7,6%. Die Industrieländer konnten ihre Wirtschaftsleistung demgegenüber nur um rd. 2,5% steigern. Trotz einer reduzierten Wachstumsrate von 3,6% führten die USA diese Ländergruppe an. Japan folgt mit einem Wirtschaftswachstum von 2,3% und die EU-25 mit 1,4%. Der Welthandel wuchs 2005 um rund 7%. Da der internationale Handel zum weit überwie- genden Teil über See abgewickelt wird, wirkten sich die Impulse der Weltwirtschaft und des Welthandels unmittelbar auf die Schifffahrt und die entsprechenden Transportströme aus. Das weltweit transportierte Frachtvolumen im seewärtigen Welthandel stieg um 3,9% auf 6,78 Mrd. t. Der hohe Bedarf an Schiffstonnage spiegelte sich auch in den unverändert hohen Preisen für gebrauchte Schiffe wider, die teilweise über den Neubaupreisen notierten, und führte im Jah- resverlauf zu extrem geringen Verschrottungen ausgemusterter Schiffe trotz hoher Abwrack- preise. Die attraktiven Raten veranlassten die Reeder, Tonnage so lange wie möglich im Einsatz zu halten. Mit einem Werftaufenthalt verbundene Reparaturen und Wartungen wurden auf ein Minimum reduziert, um Einsatzausfälle zu vermeiden. Diese positiven Entwicklungen in der Schifffahrt und die weiterhin günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sorgten auch 2005 für eine Fortsetzung des Wachstumsbooms im Welt- schiffbau. Die Produktion erreichte 2005 einen neuen Höchststand. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 1988 stieg die Weltschiffbauproduktion damit im Durchschnitt um 7,4% pro Jahr. Aufgrund der hohen Auftragsbestände und der steigenden Kapazitäten ist auch im Jahr 2006 ein weiteres Pro- duktionswachstum zu erwarten.
4.2 Internationale Schiffbaupolitik der EU
2000 hatte der europäische Schiffbauverband CESA Beschwerde wegen unlauterer Handels- praktiken Koreas zur Unterstützung seiner Werften eingelegt. Diese betrafen im Wesentlichen staatliche Exportfinanzierungsprogramme sowie Umstrukturierungsbeihilfen durch staatliche Banken zugunsten Not leidender Werften. Nach Prüfung leitete die EU-Kommission im Juli 2003 ein Streitbeilegungsverfahren vor der WTO ein. Die WTO hat im März 2005 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die beanstandeten Exportfinanzierungsprogramme der staatlichen koreanischen Banken als sol- che nicht gegen das WTO-Antisubventionsübereinkommen verstoßen. Beanstandet wurde aller- dings eine größere Anzahl individueller Transaktionen unter diesen Programmen, die zu nicht- marktkonformen Bedingungen erfolgten und daher verbotene Beihilfen nach den Vorschriften der WTO darstellten.
1 VSM Jahresbericht 2005
4 - 1 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
In Verbindung mit dem Verfahren vor der WTO gegen die Dumpingpreispolitik der koreani- schen Werften hatte die EU befristete Schutzmaßnahmen für die europäischen Schiffbaubetrie- be beschlossen, die am 31.03.2005 bereits wieder ausgelaufen sind. Danach konnten Beihilfen von 6% für die am meisten betroffenen Marktsegmente gewährt werden, die in den kommen 3 Jahren noch abfließen müssen. Die EU konnte sich vor der WTO mit ihrer Argumentation nicht durchsetzen, nach der die an drei koreanische Werften gewährten Restrukturierungsbeihilfen durch staatliche Banken an- fechtbare Subventionen nach den WTO-Regeln darstellen und zu einer Schädigung der europäi- schen Schiffbauindustrie geführt haben. Ein Nachweis von direkten staatlichen Subventionen konnte nicht geführt werden, weshalb das Verfahren vor der WTO beendet wurde. Das Beispiel der Schiffbauhilfen in Korea hat gezeigt, wie Unternehmen kontinuierlich Neu- bauten unter Selbstkosten anbieten und dadurch Verluste erwirtschaften können, die norma- lerweise zum wirtschaftlichen Zusammenbruch des Unternehmens führen müssten. Werden die- se Unternehmen anschließend mit staatlicher Hilfe entschuldet, können sie weiterhin am Markt operieren, was ihnen einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bei der Schiffbauproduktion ein- bringt. Ohne Reduzierung der ruinösen Überkapazitäten in Verbindung mit aggressiven Neu- baupreisen wird der Trend zur Verlagerung von Neubauvorhaben für große Standardschiffe, insbesondere Megacarrier im Containerschiffbau nach Südostasien anhalten. Als wirksames Instrument zur Unterstützung und Weiterentwicklung eines eigenständigen, wettbewerbsfähigen europäischen Schiffbaus verfolgt die EU ihr Projekt „LeaderSHIP 2015“ mit dem Ziel, gemeinsame mittel- und langfristig Projekte des europäischen Schiffbaus umzusetzen, um konsequent höhere Marktanteile im Weltschiffbau für die europäischen Werften zu errei- chen. Europäische Förderprogramme leisten darüber hinaus Beiträge zur Finanzierung der schiff- baulichen Innovationsleistung. Dafür steht u.a. das 6. Rahmenprogramm der Europäischen Ge- meinschaft mit der Konzentration der maritimen Forschung auf Fortschrittliche Design- und Fertigungstechnik Umweltfreundliche und wettbewerbsfähige Transportsystem Integration und Verlagerung der Transportmodi Erhöhung der Schiffssicherheit und Gefahrenabwehr Entwicklung eines europäischen Forschungsraums.
4 - 2 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.3 Weltschiffbauproduktion
Die anhaltende Zunahme der Auftragseingänge sicherten dem Weltschiffbau auch in 2005 eine stabile Produktion. 2.129 Schiffe mit 47 Mio. gt bzw. 29,4 Mio. cgt wurden abgeliefert2. Durch die unterdurchschnittlichen Schiffsabwrackungen entfielen nur etwa 10% auf die De- ckung des Ersatzbedarfs und die übrigen 90% zu einem deutlichen Wachstum der Welthandels- flotte. Koreas (34,5%) und Japans Werften (28,9%) blieben bei Handelsschiffsneubauten Weltmarkt- führer, Südkorea bleibt weiterhin etablierter Marktführer. China hält mit seiner stetig expandie- renden Schiffbauindustrie weiter den dritten Platz (14,8%) und strebt an, nach 2015 mit einem Marktanteil von 35-40% zur größten Schiffbaunation heranzuwachsen. Insgesamt entfielen gut 80% der weltweiten Schiffbauproduktion auf die asiatischen Schiffbauländer, nach knapp 75% in 2003. Deutschland bleibt weiterhin erstes europäisches Schiffbauland mit einem Anteil von 3,7% an der weltweiten Schiffbauproduktion, gefolgt in Europa von Polen, Italien und Kroatien. Der Marktanteil der EU-25-Schiffbauländer verringerte sich von 13,5% auf jetzt 10,9% an der Welt- schiffbauproduktion.
Rangfolge der Schiffbauländer3
Schiffbau nach Schiffgröße in GT4 Schiffbau-Arbeitsaufwand nach CGT5 Marktan- Marktan- Land 1.000 gt Land 1.000 cgt teil in % teil in % 1 Südkorea 17689 37,7 1 Südkorea 10.136 34,5 2 Japan 16.434 35,0 2 Japan 8.479 28,9 3 VR China 6.466 13,8 3 VR China 4.343 14,8 4 Deutschland 1.236 2,6 4 Deutschland 1.073 3,7 5 Polen 787 1,7 5 Polen 666 2,3 gesamt 46.970 gesamt 29.353
4.3.1 Internationaler Schiffbaumarkt
Die weltweite Schiffbauproduktion6 des Jahres 2005 wurde weitestgehend durch die Nach- frage von Containerschiffen und Tankern bestimmt. Das Neubauvolumen betrug 70,1 Mio. dwt. 1.627 Schiffe wurden abgeliefert, darunter 266 Containerschiffe mit 11,8 Mio. dwt und 520 Tan- ker mit 31,6 Mio. dwt. Das Volumen der Schiffbauproduktion für Tankschiffe blieb mit 31,6 Mio. dwt konstant. Rohöltanker (139) hatten mit 4,4 Mio. cgt einen Marktanteil von 15,1% an der Weltschiffbau- produktion. Spezialtanker (369) kamen mit 6,45 Mio. cgt auf einen Marktanteil von 22%. Marktführer blieben unangefochten die koreanischen Werfen mit gut 51% Anteil an der welt- weiten Tankerneubauproduktion, gefolgt von Japan mit 24%. Der Neubau von Containerschiffen bestimmt weiterhin die Neubauproduktion: 266 Schiffe mit 7,1 Mio. cgt wurden abgeliefert – ein Marktanteil von 24,3% an der Neubautonnage. Damit kam eine weitere Stellplatzkapazität von 936.000 TEU neu in den Markt.
2 Lloyd’s Register-Fairplay 2006 3 VSM Jahresbericht 2005 4 GT – Gross Tonnage = Bruttoraumzahl BRZ 5 CGT – Compensated Gross tonnage: mit dem schiffbaulichen Arbeitsaufwand gewichtet Schiffsgröße 6 ISL Bremen 2006 – Shipping Statistics and Market Review – Feb 2006 World Merchant Fleet
4 - 3 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Die südkoreanischen Werften blieben unangefochten Weltmarktführer in diesem Marktseg- ment vor Japan, China und Deutschland. Ende 2005 waren 3.514 Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von 8,1 Mio. TEU im weltweiten Einsatz. Die Neubauproduktion von Massengutschiffen stieg in 2005 deutlich an. Die Werften lie- ferten 313 Schiffe mit 5,5 Mio. cgt ab und erzielten damit einen Anteil von 18,7% an der Welt- schiffbauproduktion. Führend sind in diesem Marktsegment Japans Schiffbauunternehmen mit einem Marktanteil von 61,7%, gefolgt von China mit 22% und Südkorea mit gut 4%. Die Neubauproduktion von übrigen Frachtschiffen (General Cargo-, Kühl- und Ro/Ro- Schiffe) stieg in 2005 deutlich an. 332 Schiffe mit 2,8 Mio. cgt wurden abgeliefert, etwa 9,6% der Weltschiffbauproduktion. Der Anteil nicht Fracht tragender Schiffe an der Neubaupro- duktion beläuft sich auf etwa 6,5% (1,9 Mio. cgt). Der Bau von Fähr- und Passagierschiffen schwächte sich weiter auf 1,1 Mio. cgt ab, ent- sprechend 3,8% der Gesamtproduktion. Entscheidend dafür waren die in den Vorjahren gerin- gen Bestellungen für Passagierschiffe. Größtes Marktsegment bleibt darin der Bau von Kreuz- fahrtschiffen, in dem die deutschen Werften einen Anteil von etwa 14% haben.
4.3.2 Auftragsbestände zum Jahresanfang 20067
Die anhaltend positive Entwicklung im Welthandel und in der Schifffahrt führte auch in 2005 zu einer weiter steigenden Nachfrage nach Schiffen in allen Marktsegmenten. Insgesamt 5.522 Schiffe mit 104,4 Mio. cgt bzw. 235,9 Mio. dwt standen in den Orderbüchern der Werften. Füh- rende Bestellernationen waren Japan (17%) und Deutschland (14%), gefolgt von China mit 9%, Griechenland mit 8%, Dänemark mit 6% sowie den USA und Norwegen mit 5% bzw. 4%: zu- sammen mehr als 63% der bestellten Neubautonnage weltweit. In 2005 gingen etwa 78% aller Neubauaufträge im Gesamtvolumen von 104,4 Mio. cgt an die Schiffbauländer in Südostasien. Der Schiffbau der EU-25-Länder erholte sich auf etwa 12%. Die Nachfrage konzentrierte sich vor allem auf koreanische Werften, die mit bestellten 37,2 Mio. cgt einen Anteil von gut 35,7% georderter Neubautonnage gewinnen konnten. Japans Werften blieben mit Aufträgen über 26,9 Mio. cgt und einem Anteil von 25,7% erneut auf dem zweiten Platz zurück. China steigerte seinen Marktanteil mit 15,6 Mio. cgt auf insgesamt 15%. Dank der weltweit anhaltenden Nachfrage konnten die deutschen Werften ihren 4. Platz mit 3,4% der Neubauaufträge (3,5 Mio. cgt) halten. Die Bestellungen für Containerschiffe standen weiter im Mittelpunkt. Mit 30,6 Mio. cgt er- reichten die Neubauorders einen Marktanteil von 29.3%. Mehr als 51% der Neubauorders für Containerschiffe zogen die koreanischen Werften an sich, gefolgt von China mit 15,1% und Ja- pan mit 9,8% sowie Deutschland mit knapp 7%. Damit werden etwa 4,1 Mio. TEU an Stellplatz- kapazitäten neu in den Markt kommen, allein 55% (2,2 Mio. TEU) davon auf Containerschiffen mit mehr als 5.000 TEU. 141 Großcontainerschiffe über 8.000 TEU wurden geordert, davon allein 46 über 9.000 TEU. Die Bestellungen für Tankschiffe hatten ein Volumen von 41,9 Mio. cgt. Der Auftragsbestand bei Rohöltankern belief sich auf 10,7 Mio. cgt. Damit kam dieses Marktsegment auf einen Neu- bauanteil von gut 10,2%, der sich zu 44% auf koreanische, zu 34% auf japanische und zu 20% auf chinesische Werften konzentrierte. Ein wichtiges Marktsegment bleiben Spezialtanker. Stark nachgefragt waren Flüssiggastan- ker mit 13,1 Mio. cgt. oder 12,6% Marktanteil. Übrige Produktentanker hielten ihr hohes Niveau mit gut 15,4 Mio. cgt oder 14,8% Marktanteil. In diesem Marktsegment produzieren in der Hauptsache koreanische Werften mit einem Anteil von 69% und japanische Werften mit einem Anteil von 24%. Die weltweit anhaltende Nachfrage nach Rohstoffen ließ die Neubauaufträge für Massen- gutfrachter weiter steigen: mit 15,3 Mio. cgt entfielen 14,7% der Gesamtorders auf dieses Seg- ment.
7 VSM Jahresbericht 2005
4 - 4 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Aufträge für Frachter (General-Cargo-Schiffe) schlossen sich dem guten Markttrend an und stiegen auf gut 4,3 Mio. cgt, was einen Anteil von 4,1% des weltweiten Auftragsbestands ausmacht. Neben der führenden Schiffbaunation Japan (24%) konnten in diesem Marktsegment China mit 21,5% und Korea mit 3% weitere Anteilen an den weltweiten Neubauaufträgen her- einholen. Insgesamt beeinträchtigt jedoch die zunehmende Containerisierung im Warentrans- sport dieses Marktsegment nachhaltig. Die Nachfrage nach Ro/Ro-Schiffen und Autotransportern nahm weiter zu. Der Auftrags- bestand belief sich auf 5,7 Mio. cgt (5,5%). Der Anteil japanischer Schiffbauer an der Neubau- produktion beträgt dank einer weiter anhaltend starken inländischen Nachfrage gut 55%. Die Bestellungen von Fähr- und Passagierschiffen verdoppelten sich auf mehr als 5,3 Mio. cgt. Der Auftragsbestand belief sich damit auf 5,1% des weltweiten Neubauvolumens. Marktführer blieb Italien mit 45%, gefolgt von Finnland mit 17% und Deutschland mit 15%.
4.3.3 Ablieferungen im Weltschiffbau nach Schiffstypen8
Schiffstyp 31.12.2004 31.12.2005 Anzahl in 1.000 gt % Anzahl in 1.000 gt % Rohöltanker 119 10.159 25,3 139 11.367 24,2 Spezialtanker 343 8.064 20,1 369 8.069 17,2 Massengutschiffe 257 10.264 25,6 313 12.537 26,7 (bulk carriers, combined carriers) Containerschiffe 174 7.069 17,6 266 10.276 21,9 Frachtschiffe 217 2.702 6,7 332 3.235 6,8 Fähren/Passagierschiffe 92 1.339 3,3 85 861 1,8 Fischereifahrzeuge 131 95 0,2 106 51 0,1 sonstige 386 479 1,2 519 574 1,3 gesamt 1.729 40.171 2.129 46.970
4.3.4 Ablieferungen im Weltschiffbau nach Ländern9
2004 2005 2005 2004 % Anzahl in 1.000 gt Anzahl in 1.000 gt 1. Südkorea (1) 282 14.768 326 17.689 36,7 2. Japan (2) 430 14.515 469 16.434 34,9 3. VR China (3) 216 4.679 420 6.466 13,8 4. Deutschland (4) 61 958 69 1.297 2,6 5. Polen (7) 42 606 55 787 1,7 6. Taiwan (6) 14 691 19 629 1,3 7. Kroatien (5) 25 765 24 546 1,2 8. Dänemark (10) 5 290 7 493 1,0 9. USA (11) 63 289 46 431 0,9 10. Philippinen (-) 8 211 14 364 0,8 11. Italien (8) 22 599 18 356 0,8 12. Rumänien (13) 35 208 38 327 0,7 13. Türkei (-) 50 153 68 215 0,5 14 Niederlande (14) 76 212 72 170 0,4 15. Russland (15) 28 128 27 120 0,3 übrige 350 917 459 646 1,5 Welt insgesamt 1.729 40.171 2.129 46.970
8 Lloyd’s Register-Fairplay, ISL Bremen 2006, VSM Jahresbericht 2005 9 Lloyd’s Register-Fairplay, ISL Bremen 2006, VSM Jahresbericht 2005
4 - 5 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.3.5 Auftragsbestände im Weltschiffbau am 31.12.2005 nach Schiffstypen (ausgewählte Daten, in 1000 cgt)10
nicht Massen- Contai- GenCar- Passa- frachttra- Tanker gut- ner- go- gier- gesamt gende schiffe schiffe Schiffe schiffe Schiffe Südkorea 19.555 594 15.874 933 19 268 37.243 Japan 9.818 9.904 3.014 4.017 33 109 26.894 VR China 5.797 3.319 4.632 1.179 1 701 15.629 Deutschland 190 17 2.139 367 810 27 3.550 Polen 141 - 1.045 578 88 249 2.102 Italien 123 - - 76 2.370 50 2.619 Kroatien 901 - - 619 - 35 1.555 Türkei 797 26 399 134 - 39 1.394 Taiwan - 122 1.228 8 - 8 1.365 Rumänien 263 43 629 74 41 278 1.329 übrige 1.669 1.311 692 1.746 1.941 2.147 2.147 gesamt 39.254 15.336 30.629 10.014 5.303 3.911 104.446
4.3.6 Auftragsbestände im Weltschiffbau am 31.12.2005 nach Ländern11
31.12.2004 31.12.2005 2005 2004 Anzahl in 1.000 gt Anzahl in 1.000 gt % 1. Südkorea (1) 1.015 54.355 1.140 59.282 36,1 2. Japan (2) 1.065 49.708 1.168 51.871 31,6 3. VR China (3) 793 20.472 1.028 25.941 15,8 4. Deutschland (5) 117 2.700 187 4.085 2,5 5. Polen (4) 127 2.846 126 2.585 1,6 6. Kroatien (6) 83 2.390 75 2.360 1,4 7. Italien (8) 78 1.815 91 2.239 1,4 8. Taiwan (7) 51 2.045 52 2.224 1,3 9. Dänemark (9) 16 1.487 16 1.584 1,0 10. Rumänien (10) 87 986 100 1.522 0,9 11. Türkei (-) 138 650 192 1.222 0,7 12. Russland (12) 71 523 106 908 0,5 13. Finnland (16) 6 412 13 874 0,5 14. Philippinen (-) 30 772 30 787 0,5 15. Frankreich (14) 12 454 11 676 0,4 16. Niederlande (13) 171 457 233 614 0,4 17. USA (11) 49 652 52 592 0,4 übrige 738 3.490 902 4.656 2,8 Welt insgesamt 4.647 146.214 5.522 164.022
10 ISL Bremen 2006 – Shipping Statistics and Market Review – Feb 2006 World Merchant Fleet 11 Lloyd’s Register-Fairplay, ISL Bremen 2006, VSM Jahresbericht 2005
4 - 6 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.3.7 Auftragsbestände im Weltschiffbau am 31.12.2005 nach Schiffstypen12
31.12.2004 31.12.2005 Schiffstyp Anzahl in 1.000 gt % Anzahl in 1.000 gt % Öltanker 357 29.929 20,5 321 28.664 17,5 Spezialtanker 1.058 29.965 20,5 1.296 36.185 22,1 Massengutschiffe 796 33.690 23,0 805 36.389 22,2 Containerschiffe 880 38.261 26,2 1.124 44.170 26,9 Frachtschiffe 550 9.860 6,7 828 12.736 7,8 Fähren/Passagierschiffe 171 3.268 2,2 171 4.402 2,7 Fischereifahrzeuge 205 123 0,1 164 116 0,1 sonstige 630 1.117 0,8 813 1.359 0,8
gesamt 4.647 146.214 5.522 164.022
12 Lloyd’s Register-Fairplay, ISL Bremen 2006, VSM Jahresbericht 2005
4 - 7 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.4 Deutscher Schiffbau
4.4.1 Deutsche Schiffbauindustrie13
In 2005 setzte sich der Boom in der internationalen Schifffahrt fort, was sich auch in der ho- hen Zahl von Neubaubestellungen widerspiegelt. Die Weltwirtschaft bleibt anhaltend weiter auf Wachstumskurs, vor allem angetrieben durch die wirtschaftliche Entwicklung in den USA und China. Die deutsche Wirtschaft konnte in 2005 trotz der Steigerung im Vorjahr nur ein sehr schwaches Wachstum von 0,9% entwickeln. Nach wie vor bleibt die Binnennachfrage hinter den Erwartungen zurück und bremst die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Der Export bleibt mit 6,3% Zuwachs Wachstumsmotor, auch die Importe stiegen im gleichen Zeitraum um 5,3%. Die fehlenden Wachstumsimpulse belasteten zusätzlich den Arbeitsmarkt – die Arbeitslosenquote blieb gerade noch unter 10% - und die Öffentlichen Haushalte. Dieser Druck auf die Öffentli- chen Haushalte wirkte sich unmittelbar auf den Schiffbau in Deutschland aus, weil Aufträge ge- strichen, reduziert oder gestreckt wurden. Die deutschen Werften konnten sich auch in 2005 gut im Markt behaupten und wiesen nach den bisherigen Neubaubestellungen ein die Beschäftigung bis in das Jahr 2009 sicherndes Auf- tragsvolumen auf. Besondere Sorgen bereiten weiterhin der starke Euro, die niedrigen Neubau- preise und der anhaltende koreanischer Konkurrenzdruck. Aus EU-Sicht ist die Entwicklung weiterhin nicht zufriedenstellend, da erneut 80% des welt- weiten Neubau-Auftragsvolumens an die südostasiatische Konkurrenz gingen. Die starke Order- tätigkeit ließ die Neubaupreise um bis zu 30% gegenüber dem Vorjahr ansteigen, wobei der größte Teil der Erhöhungen durch die extremen Stahlpreissteigerungen sowie andere Energie- und Rohstoffverteuerungen ausgelöst wurde. Auch wenn der deutsche Schiffbau seinen Kostennachteil durch bessere Qualifikation der Mitarbeiter, das technisches Know-how und das hier vorhandene Cluster zum Teil kompensieren kann und mit Erfolg im Bereich von Spezialschiffen tätig ist - vor allem Passagierschiffe und Me- gayachten aus Deutschland sind gefragt – braucht die deutsche Schiffbauindustrie auch den Massenmarkt, insbesondere für Containerschiffe. Gleichwohl hielt die Tendenz deutscher Reeder an, Standardschiffe vor allem von den Werften in Korea, Polen und China zu ordern, um von den dortigen niedrigeren Produktionskosten zu profitieren. Zur Verbesserung der Auftrags- und Ertragslage der europäischen Werften haben die EU- Kommission und die europäische Schiffbauindustrie ihre gemeinsame Initiative "LeaderSHIP 2015" vorangetrieben, die tragfähige Rahmenbedingungen für den Erhalt der Technologiefüh- rerschaft und die Rückgewinnung von Marktanteilen im weltweiten Schiffbaumarkt zum Ziel hat.
4.4.2 Umsätze deutscher Werften14
Die deutsche Schiffbauindustrie, die Zulieferindustrie sowie die Meerestechnik stellen mit mehr als 100.000 Beschäftigten und einer Wertschöpfung von über 15 Mrd. EUR einen bedeu- tenden Wirtschaftsfaktor dar, der insbesondere in den strukturschwächeren Küstenregionen Beschäftigungsperspektiven bietet. Bedeutsam ist, dass sowohl der deutsche Schiffbau als auch noch mehr die deutsche Schiffbauzulieferindustrie hinsichtlich der erzielten Umsätze und Markt- anteile jeweils führend in Europa sind. Die deutschen Werften erzielten in 2005 im gesamten Bereich ihrer Aktivitäten mit Neubau, Reparaturen und Umbauten einen Jahresumsatz von 6,1 Mrd. EUR, eine Steigerung gegen- über dem Vorjahr um 35,9%. Die Umsätze aus Import und Export halten sich dabei ungefähr die Waage (etwa je 3 Mrd. EUR).
13 VSM Jahresbericht 2005 14 VSM Jahresbericht 2005 und THB „Deutsche Schiffbauindustrie“, April 2006
4 - 8 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Den größten Anteil daran hatte weiterhin der Handelsschiffsneubau mit etwa 60%, gefolgt vom Marineschiffbau mit rund 25% sowie Reparaturen und Umbauten mit etwa 12%. Der Rest von etwa 3% entfiel auf Binnenschiffs-, Boots und Yachtbau sowie schiffbaufremde Aktivitäten. Schiffsneubauten im Wert von 2,6 Mrd. EUR wurden abgeliefert, 54% der Jahresproduktion gingen in den Export (rund 1,4 Mrd. EUR) und 46% wurden an inländische Kunden abgeliefert. 65,3% der Schiffsneubauten entfielen dabei auf Containerschiffe, nach 62% im Vorjahr. Reparaturen und Umbauaufträge sind ein wichtiges Standbein der deutschen Werften. Die Jahresumsätze belaufen sich in diesem Marktsegment auf konstante 400 – 600 Mio. EUR. In 2005 erzielten die deutschen Werften aus Reparaturen und Umbauten rund 601 Mio. EUR.
2003 2004 2005
Mio. EUR % Mio. EUR % Mio. EUR % Schleswig-Holstein 1.111 26 1.151 25 1.424 23 Hamburg 533 12 586 13 899 15 Mecklenburg-Vorpommern 1.180 27 974 22 996 16 Bremen 156 4 426 9 472 8 Niedersachsen 992 23 1.066 24 1.987 32 Sonstige Bundesländer 333 8 321 7 369 6
gesamt (in Mio. EUR) 4.305 4.524 6.147
4.4.3 Beschäftigte im deutschen Schiffbau15
Aufgrund der guten Auslastung konnten die Werften den Umfang ihrer Belegschaften im Wesentlichen halten: am Jahresende 2005 waren insgesamt 22.889 Beschäftigte im Schiffbau tätig. Unterauftragnehmer der Werften beschäftigten weitere etwa 6.000 Personen, die hier allerdings nicht mit gezählt werden.
Zahl der Beschäftigten im Dezember Änderung
1990 2000 2003 2004 2005 in % Schleswig-Holstein 8.791 7.224 5.502 5.386 5.177 -3,8 Hamburg 7.103 2.997 2.833 2.573 2.553 -0,8 Mecklenburg- 26.341 5.551 5.791 5.781 5.714 -1,2 Vorpommern Bremen 6.989 1.946 1.571 1.355 1.335 -1,5 Niedersachsen 8.460 6.413 6.187 6.149 6.107 -0,7 sonstige Bundesländer 4.997 1.808 1.923 1.738 2.003 +10,1 gesamt 62.681 25.939 23.807 22.982 22.889 -0,4
15 Statistisches Bundesamt 2006, VSM Jahresbericht 2005
4 - 9 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.4.4 Ablieferungen von Handelsschiffsneubauten deutscher Werften Übersicht (ab 100 BRZ)16
In 2005 lieferten die deutschen Seeschiffswerften 69 Neubauten mit einer Tonnage von 1,297 Mio. gt ab; der Umsatzwert betrug 2,6 Mrd. EUR. Auf den Export entfiel dabei ein Anteil von 1,4 Mrd. EUR (54% Marktanteil). Die nach Schiffstypen gegliederte Produktion spiegelt die gesamte Breite des Produktionsprogramms wieder: Containerschiffe lagen mit einem Marktan- teil von 74% an der Spitze, gefolgt von Fähr- und Passagierschiffen sowie Ro/Ro-Schiffen mit je 6% Marktanteil. Öl- und Spezialtanker erreichten einen Marktanteil von gut 4,3%; übrige Schif- fe, die nicht für den Frachttransport ausgelegt sind, kamen auf einen Marktanteil von 7,2%.
Jahr Inland Ausland gesamt Anzahl gt Anzahl gt Anzahl gt 1985 120 461.444 16 184.714 136 646.158 1990 49 326.829 36 291.426 85 618.255 1995 57 442.010 36 657.657 93 1.099.667 1999 37 384.423 30 419.731 67 804.154 2000 33 303.356 30 672.722 63 976.078 2001 29 449.725 24 657.233 53 1.106.958 2002 31 434.637 37 847.997 68 1.282.634 2003 24 215.150 38 782.839 62 997.989 2004 33 433.862 28 543.379 61 977.241 2005 43 749.429 26 548.012 69 1.297.441
140
120 96 83 100
68 69 80 67 62 60 63 60 61 40 53
20
0 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004
16 VSM Jahresbericht 2005
4 - 10 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.4.4.1 Ablieferung von Handelsschiffsneubauten deutscher Werften nach Bundesländern17
Land Anzahl gt Mio. EUR Schleswig-Holstein 11 249.586 405,2 Niedersachsen 22 288.151 707,6 Mecklenburg-Vorpommern 20 489.494 722,3 Hamburg, Bremen, und ande- 16 270.210 745,8 re Länder gesamt 69 1.297.441 2.580,9
4.4.4.2 Ablieferungen von Handelsschiffsneubauten deutscher Werften (in gt)
1.600.000
1.400.000 1.282.634 1.297.441 1.067.252 1.200.000 1.106.958 997.989 1.000.000 890.000 976.087 800.000 977.241 600.000 510.000
400.000 200.000
0 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006
4.4.4.3 Ablieferungen von Handelsschiffsneubauten deutscher Werften nach Schiffstypen
2004 2005 Schiffstypen Anzahl gt Anzahl gt Öltanker - - - - Produkten/Chemikalientanker 2 42.679 3 66.021 Massengutschiffe - - 1 17.350 Frachtschiffe (General Cargo) 1 8.400 - - Containerschiffe 39 692.400 51 931.724 RO/RO-Schiffe 2 61.600 4 100.505 Gastanker - - 1 1.200 Fähren/Passagierschiffe 9 155.558 4 178.902 sonstige 8 16.604 5 1.739 gesamt 61 977.241 69 1.297.441
17 VSM Jahresbericht 2005
4 - 11 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2005
4.4.5 Auftragseingänge deutscher Werften nach Schiffstypen18
Aufgrund anhaltender Nachfrage blieben die Neubaubestellungen bei deutschen Werften auf einem attraktiv hohen Niveau. Begünstigt wurde diese Entwicklung von relativ kurzfristigen Ablieferungsterminen, attraktiven Schiffsentwürfen und den von der EU genehmigten Schiff- bauhilfen zum Schutz gegen die südkoreanischen Dumpingpreise im Neubausektor. So konnten die Werften insgesamt 157 Neubaubestellungen mit 2,65 Mio. gt hereinnehmen. Dabei profitierten sie von der gestiegenen Nachfrage nach Containerschiffen bis 4.000 TEU. Bei den Auftragseingängen entfallen deshalb fast 75,2% der Neubautonnage auf Containerschiffe und 8% immerhin auf den Neubau von Fähr- und Passagierschiffen. Mit diesem Auftragsvolu- men sind die deutschen Werften bis 2009 gut ausgelastet.
2004 2005 Schiffstypen Anzahl gt Anzahl gt Öltanker - - - - Produkten/Chemikalientanker 3 65.229 6 159.250 Massengutschiffe - - - - Frachtschiffe (General Cargo) - - 2 25.600 Containerschiffe 60 1.188.790 118 1.940.952 RO/RO-Schiffe 6 156.300 8 167.470 Gastanker 1 1.200 4 55.200 Fähren/Passagierschiffe 11 253.310 13 302.250 Sonstige 5 1.387 6 4.292 gesamt 86 1.666.216 157 2.655.014
4.4.5.1 Auftragsbestände deutscher Werften am Jahresende19
Inland Ausland gesamt Anzahl 50 68 118 1999 gt 585.722 1.826.170 2.411.892 Mio. EUR 1.226,9 6.323,8 7.550,7 Anzahl 100 99 199 2000 gt 1.369.349 2.392.026 3.761.375 Mio. EUR 5.176,4 15.644,5 20.820,9 Anzahl 48 71 119 2002 gt 469.251 1.465.763 1.935.014 Mio. EUR 1.096,5 4.414,4 5.510,9 Anzahl 69 75 144 2003 gt 1.098.074 1.471.632 2.569.706 Mio. EUR 1.823,8 4.042,9 5.866,7 Anzahl 69 78 147 2004 gt 1.161.237 1.861.135 3.022.372 Mio. EUR 1.961,5 5.072,6 7.034,1 Anzahl 133 98 231 2005 gt 2.092.970 2.257.325 4.350.295 Mio. EUR 3.978,2 7.106,0 11.084,0
18 VSM Jahresbericht 2005 19 VSM Jahresbericht 2005
4 - 12 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.4.5.2 Auftragsbestände deutscher Werften nach Bundesländern20
Ende 2004 Ende 2005 Land Anzahl gt Mio. EUR Anzahl gt Mio. EUR Schleswig-Holstein 26 554.723 1.134,7 37 771.895 1.651,9 Niedersachsen 44 896.127 2.474,8 58 1.129.018 3.828,6 Mecklenburg- 44 909.596 1.846,9 76 1.873.022 2.985,9 Vorpommern Hamburg, Bremen und 33 433.310 1.577,7 60 576.360 2.617,8 andere Länder gesamt 147 2.773.570 7.034,1 231 4.350.295 11.084,2
20 VSM Jahresbericht 2005
4 - 13 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
4.5 Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie
Die Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie ist technologisch und wirtschaftlich un- trennbar mit den Werften verbunden. Sie folgt in ihrer Entwicklung den Konjunkturen des Schiffbaus, dabei allerdings nicht unbedingt der Binnenkonjunktur in Deutschland. Etwa zwei Drittel der Umsätze werden im Ausland erzielt. Der deutsche Schiffbaumarkt bleibt jedoch mit rund einem Drittel der Umsätze der insgesamt wichtigste. Angesichts der Entwicklung im Welt- schiffbau hat auch die Schiffbauzulieferindustrie eine entsprechende Auslastung und Auftrags- reichweite aufzuweisen. Der Schiffbau in Südostasien sichert nach einer Studie des Bremer Instituts für Seeverkehrs- wirtschaft und Logistik (ISL)21 rd. 8.600 Arbeitsplätze in der deutschen Zulieferindustrie, was rd. 12 Prozent der Arbeitsplätze der Branche entspricht. Allein die Aufträge deutscher Reeder an ausländische Werften schaffen Beschäftigung für mehr als 3.000 bis 3.500 Arbeitnehmer, wovon rd. 1.500 bis 1.800 dem Schiffbau deutscher Reeder in Asien direkt zuzuordnen sind. Der Gesamtumfang der weltweiten Zulieferungen beträgt etwa 61 Mrd. EUR22, die europäi- schen Schiffbauzulieferindustrie umfasst ein Marktvolumen von etwa 20 Mrd. EUR. Die deutsche Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie erwirtschaftete in 2005 einen Anteil von mehr als 9,3 Mrd. EUR (+6,8%), wovon 65% auf den Export entfallen23. Damit nimmt Deutschland welt- weit den ersten Platz ein, vom Umsatz her nach Japan den zweiten Platz. Das Auslandsgeschäft der deutschen Schiffbau-Zulieferindustrie verteilte sich in 2005 zu 42% auf Asien und 31% auf das europäische Ausland. Am stärksten legte China zu mit einem Volumen von 26% der Auslandsorders gefolgt von Korea mit 12%. Zunehmend werden die Ab- satzmärkte im Mittleren Osten interessant, auf die bereits 9% der Auftragseingänge entfallen, gefolgt Nordamerika mit 6% und Osteuropa mit 5%. Auch bei den Zulieferungen in die Offshore-Öl- und Gasindustrie boomt der Markt. Die hohen Rohstoffpreise stimulieren weltweit verstärkte Investitionen in technisch anspruchsvollste Problemlösungen - ein idealer Markt für die bisher besonders in Nischen starke deutsche Zulie- ferindustrie. In der Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie produzieren in Deutschland rund 1.25024 ü- berwiegend mittelständische Unternehmen mit rund 70.000 Beschäftigten. Je nach Schiffstyp kommen heute mehr als 70% der Wertschöpfung eines Schiffes aus dem Zulieferbereich. Vom Umsatzvolumen entfallen auf die Zulieferungen für den Handelsschiffbau 76%, auf den Marine- schiffbau gut 20% und auf die Meerestechnik 4% des Jahresumsatzes. Neben dem Maschinen- bau und der Elektrotechnik hat sich der Dienstleistungsbereich mit einem stetig wachsenden Anteil (derzeit 18%) zu einem festen Umsatzträger der maritimen Zulieferindustrie entwickelt. Die Zukunftsprognose für die Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie hängt von verschie- denen Einflüssen ab. Zunächst gehört hierzu der Weltschiffbaumarkt, für den die Prognosen insgesamt nach wie vor positiv sind und an dem die deutschen Zulieferunternehmen auf Grund guter Technologie und der hohen Zahl an Schiffsbestellungen aus Deutschland nach wie vor einen hohen Anteil haben werden (deutsche Reeder haben 12% Anteil am Bestellvolumen weltweit). Zusätzliches Wachstum wird voraussichtlich über eine mit dem steigenden Weltsee- handel weiterhin boomende Schifffahrt entstehen, weil der Ersatzteilbedarf der fahrenden Flot- te steigen wird. Diese insgesamt positive Entwicklung für die Zukunft trifft auch für die System- und Komponentenhersteller zu. Dahingegen ist die wirtschaftliche Entwicklung der Fertigungs- dienstleister vorwiegend an die wirtschaftliche Entwicklung der regionalen Werften geknüpft. Hier kann allenfalls von einer stagnierenden Entwicklung ausgegangen werden.
21 Institute of Shipping Economics and Logistics, Bremen, 2004 22 Potenzialanalyse für die maritime Wirtschaft in Schleswig-Holstein und Deutschland, MC Kiel im Auftrag der WTSH vom 20.04.05, Seite 41 23 VDMA – Daten und Fakten 2005 und Umfrage der ARGE Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im VDMA 24 Potenzialanalyse für die maritime Wirtschaft in SH und Deutschland, Kiel, a.a.O. Seite 41
4 - 14 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Erhebliche Marktpotenziale werden in Zukunft für Produkte und Dienstleistungen im Zu- sammenhang mit maritimer Sicherheitstechnik sowohl für schiffsgestützte Anwendungen (Mari- time Safety) als auch für landgestützte Anwendungen (Maritime Security - Sicherung von Schif- fen, Häfen und Offshore-Anlagen gegen äußere Gefahren und Angriffe) erwartet.
Produktbereiche der Zulieferindustrie
20 16
Auftraggeber der maritimen 18 Zulieferindustrie 16 3 12 27 7 8 Elektrotechnik Dienstleistungen Sonstige 9 64 Motoren&Maschinenbau Stahlprodukte Fremdleistungen Werften Reeder/Schiffsmanagement Handelshäuser Händler andere Zulieferer
Die Zulieferindustrie in Deutschland ist nicht allein küstennah angesiedelt, sondern ist eine bundesweit ausgerichtet Branche. 45% des Umsatzes werden in den Binnenländern Baden- Württemberg (19%), Nordrhein-Westfalen (7%) und Bayern (19%) erwirtschaftet.
4 - 15
Fischerei und Fischwirtschaft 2006 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5 Fischerei und Fischwirtschaft
5.1 Internationale Fischereipolitik1
Nach Angaben der FAO betrug die globale Fischproduktion im Jahr 2003 insgesamt 132,5 Mio. t. Davon stammten 90,2 Mio. t aus der Meeresfischerei und 42,3 Mio. t aus der Aqua- kultur. Im Jahr 2005 konzentrierte sich die Arbeit der FAO im Wesentlichen auf den Wiederaufbau der von der Tsunami-Flutkatastrophe betroffenen südostasiatischen Länder, auf die Bekämpfung der illegalen, nicht regulierten und nicht gemeldeten Fischerei (IUU-Fischerei) und auf die Erar- beitung von Leitlinien für die Öko-Kennzeichnung von Fischereierzeugnissen. Die Internationale Walfangkommission (IWC) ließ auch in 2006 das Moratorium zum seit 1982 bestehenden weltweiten Verbot des kommerziellen Walfangs unverändert, obwohl es Ja- pan zusammen mit einer Mehrheit aus Ländern der Dritten Welt erstmals gelang, dieses Morato- rium grundsätzlich infrage zu stellen. Die unterschiedlichen Auffassungen und Konflikte zwi- schen den Walfangländern und den ausschließlich am Walschutz interessierten Ländern bleiben weiter bestehen, eine Einigung ist nicht in Sicht. Die internationalen Fischereiorganisationen NAFO für den Nordwestatlantik NEAFC für den Nordostatlantik IBSFC für die Ostsee legten in zum Teil kontroversen Diskussionen und mit nicht immer einstimmigen Entschei- dungen für 2005 neue Fangrechte und Gesamtfangmengen in den Fanggebieten fest. Die zum Teil deutlichen Reduzierungen der Fangmengen blieben strittig, insbesondere wegen der nicht geklärten Fragen beim Verteilungsschlüssel. Trotz deutlicher Anzeichen einer Verschlechterung der Bestände, konnte man sich nicht auf weitreichende Reduzierungen einigen, um die Bestände wieder aufzubauen und langfristig zu sichern. Die Gesamtfangmengen im NAFO-Gebiet wurden nicht geändert, lediglich die Fangmenge für den Schwarzen Heilbutt wurde leicht reduziert und auf max. 18.500 t festgelegt. Der He- ringsfang soll sich an den wissenschaftlichen Empfehlungen von max. 890.000 t orientieren. Die IBSFC für die Ostsee wird Ende 2006 aufgelöst, weil durch die Integration der baltischen Staaten in die EU nur noch Russland als Vertragspartner verblieb. Die EU und Russland einigten sich im Interesse der Bestandserhaltung auf Anpassungen der Gesamtfangmengen auf der Grundlage der wissenschaftlichen Bestandsempfehlungen. Darüber hinaus wurde beschlossen, die zeitlichen Fangverbote aufrechterhalten und Schutzgebiete zu vergrößern bzw. neu einzu- richten.
5.2 Fischereipolitik der Europäischen Union2
Die Grundsätze der Fischereipolitik werden in der Europäischen Union durch den Fischereirat (Vertreter der Mitgliedstaaten der Europäischen Union) auf Vorschlag der EU-Kommission nach Anhörung des Europäischen Parlaments festgelegt. Die vom Fischereirat verabschiedeten Ver- ordnungen haben unmittelbare Gültigkeit in den Mitgliedstaaten, die von den nationalen Re- gierungen umgesetzt werden müssen. Ziel der Fischereipolitik der EU ist es, innerhalb der Europäischen Union dafür zu sorgen, dass angesichts der weiter zurückgehenden Bestände die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit sowie der Schutz der marinen Ökosysteme im Vordergrund der politischen Entscheidungen ste- hen.
1 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 2 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 und Fisch-Informationszentrum Hamburg – Jahresbericht 2005
5 - 1 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Dabei sollen jedoch die Interessen der von der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) Be- troffenen durch die Einrichtung regionaler Beratungsgremien stärker im Willensbildungsprozess der EU berücksichtigt werden. Anfang 2006 wurden zwei neue regionale Beiräte gegründet: einer für pelagische Fischbe- stände im August 2005 in den Niederlanden und einer für die nordwestlichen Gewässer, der sei- ne Arbeit im September desselben Jahres in Dublin aufnahm. Zusammen mit dem im November 2004 gegründeten regionalen Beratungsgremium für die Nordsee gibt es nun – ein Jahr nach ihrer Einführung als partizipative Gremien – drei regionale Beiräte. Die regionalen Beiräte (RAC - Regional Advisory Councils) sind Versammlungen, in denen die Berufskreise der Fischerei und verschiedene Beteiligte des Sektors zusammentreffen. Als wichtige Stützen der Gemeinsamen Fischereipolitik verfolgen sie zwei Ziele: Einbindung des Sektors in die ihn betreffenden Entscheidungen und Förderung des Dialogs zwischen den Berufskreisen und den anderen von der Fischerei betroffenen Kreisen – in erster Linie Wissenschaftler, aber auch Frauen-, Umweltschutz-, Verbraucherverbände usw. Als Orte des Dialogs zwischen diesen Kreisen können die RAC der Kommission Empfehlungen und Vorschläge zu allen Aspekten der Verwal- tung der Fischerei in dem Gebiet oder für den Bereich ihrer Zuständigkeit unterbreiten. Insge- samt hat die EU die Einrichtung von sieben RAC beschlossen. Die Lage der Fischbestände in der Europäischen Union3 Die Anzahl geschlechtsreifer Grundfische ist nach Schätzungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) in den letzten 25 Jahren in vielen Fällen deutlich zurückgegangen. Die durchschnittlichen Zahlen lagen Anfang der siebziger Jahre rund 90% höher als Ende der neun- ziger Jahre. Bei den Anlandungen ist der Rückgang ähnlich. Bei einigen Beständen wie Kabeljau hat es sogar noch drastischere Rückgänge geschlechtsreifer Fische gegeben. Die Biomasse der pelagischen und Industriefischarten hat seit Ende der siebziger und Mitte der achtziger Jahre durchschnittlich um 20% zugenommen, was zumindest teilweise auf die Erholung des Herings- bestands von den sehr niedrigen Werten Ende der siebziger Jahre zurückzuführen ist. Generell wird jedes Jahr ein ständig wachsender Anteil der Bestände gefangen (höhere fi- schereiliche Sterblichkeit), was zum Rückgang der Laicherbestände geführt hat. In den letzten Jahren lag der Anteil der geschlechtsreifen Fische bei vielen Beständen sehr nah am oder knapp unter dem Mindestwert, bis zu dem die Nachhaltigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit gesichert ist (Vorsorgewert der Bestandsbiomasse), während die Bestandsgröße früher in der Regel dar- über lag. Ebenso verhält es sich mit der fischereilichen Sterblichkeit: Bei vielen Beständen ist sie inzwischen zu hoch, während sie historisch die festgesetzten Vorsorgewerte praktisch nie er- reichte. Vom biologischen Standpunkt aus gesehen ist die Existenz einer großen Anzahl von Be- ständen gefährdet, wenn die derzeitigen Befischungsraten beibehalten werden; die größte Ge- fahr besteht derzeit für Grundfischbestände mit hohem Handelswert. Bei den pelagischen Beständen ist die Lage weit weniger dramatisch. Bei kleinen pelagischen Arten (Hering, Sprotte, Makrele, Stöcker, Sardelle, Sardine) und Industriefischarten (Stintdorsch, Sandaal) hat sich der Zustand in den letzten 20 Jahren und vor allem in den letzten zehn Jahren nicht unbedingt verschlechtert. Bei den benthischen Beständen (Kaisergranat, Plattfische) kann unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von einer übermäßigen Nutzung die Rede sein, aus bio- logischer Sicht jedoch ist die Lage nicht unbedingt ernst. Schließlich gibt es Bestände, wie ver- schiedene Rochenarten und bestimmte Plattfischarten (wie Steinbutt, Glattbutt, Limande, Rot- zunge, Kliesche), die wissenschaftlich nicht genau überwacht werden, aber auch überfischt sein könnten. Die Situation stellt sich - besonders bei der mittel- bis langfristigen Entwicklung der fischerei- lichen Sterblichkeit - je nach Gebiet sehr unterschiedlich dar. In der Ostsee dürfte die aktuelle Situation auf Dauer nicht tragbar sein. In der Nordsee war es nicht möglich, den Rückgang der Rundfischbestände aufzuhalten oder im Fall von Seezunge und Scholle eine Sicherheitsmarge im Sinne des Vorsorgeprinzips zu garantieren, was auch die wirtschaftliche Lage dieser Fischereien verbessert hätte. In den westlichen Gewässern nimmt die fischereiliche Sterblichkeit zu und er- reicht oder überschreitet häufig sogar die Höchstwerte, die bisher in der Nordsee beobachtet wurden.
3 Mitteilung der EU-Kommission über die Reform der GFP – Gemeinsamen Fischereipolitik 2002
5 - 2 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Für das Mittelmeer sind die wissenschaftlichen Daten weniger vollständig, aber es besteht weitgehend Übereinstimmung, dass viele wichtige Bestände überfischt werden. Mit anderen Worten, viele Bestände befinden sich schon jetzt außerhalb sicherer biologischer Grenzen oder stehen kurz davor. Sie werden zu stark befischt oder es gibt zu wenig geschlechts- reife Fische oder beides. Noch ist die Lage bei den meisten Beständen nicht wirklich katastro- phal. Wenn die derzeitige Entwicklung jedoch anhält, werden viele Bestände zusammenbrechen. Die Lage vieler Bestände muss dringend verbessert werden. Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) Seit 01.01.2003 ist die neue Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) in Kraft. Schwerpunkte sind ein verstärkter Umweltschutz und eine stringente Anpassung der Flottenkapazitäten an die schwindenden Fischressourcen. Die bisherige Praxis der jährlichen Festlegung von Fangquoten wurde durch eine Verordnung über mehrjährige Wiederauffüllungs- und Bewirtschaftungspläne ersetzt, die ein nachhaltigeres Management der Fischbestände ermöglichen soll. Kernstücke eines verbesserten Fischereimanagements sind: mehrjährige artenübergreifende und ökosystemorientierte Wiederauffüllungs- und Bewirtschaftungspläne; Einrichtung von Schutzzonen und Schonzeiten, um die Reproduktion der Fischbestände zu erleichtern; Verbesserung der Kontrollen und der technischen Maßnahmen zur Erhaltung der Fisch- bestände, u.a. durch Verbesserung der Fanggeräte, größere Maschenöffnungen, Einbau von sog. „Fluchtfenstern“ und Maßnahmen zur Verringerung der teilweise hohen Rück- würfe (Discards) beim Jungfisch; EU-weite Reduzierung des Fischereiaufwandes durch dauerhaften Kapazitätsabbau der EU-Flotten und durch Festsetzung begrenzter See- bzw. Fangtage; stärkere Einbeziehung aller Beteiligten in die Entscheidungsprozesse. Als neues Planungsinstrument wurde dafür der Europäische Fischereifonds (EFF) einge- richtet. Der neue Fonds löst ab 1. Januar 2007 das derzeitige Finanzinstrument für die Ausrich- tung der Fischerei (FIAF) ab. Ziel ist es, eine nachhaltige Fischerei- und Aquakulturwirtschaft in Europa zu fördern. Der neue Fonds unterstützt einerseits die Fischwirtschaft bei der Flottenan- passung (2002: 90.500 Schiffe) und macht sie wettbewerbsfähiger. Andererseits fördert er Maß- nahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Umwelt. Der Fonds hat eine Laufzeit von sieben Jahren und beläuft sich insgesamt auf rund 3,8 Mrd. EUR. Künftig müssen die Mitgliedstaaten einen nationalen Strategieplan für den gesamten Fische- reisektor erstellen, wobei die gesamte Förderung dann über ein einziges nationales EFF- Programm geleitet wird, das die vielen unterschiedlichen Programme, die es bisher gegeben hat, ersetzt Im Rahmen der Umsetzung der Gemeinsamen Fischereipolitik wurde Anfang 2005 die Euro- päischen Fischereiaufsichtsagentur gegründet. Diese Gründung zielt auf eine einheitlichere, transparentere und gerechtere Anwendung der Vorschriften der GFP vor Ort. Durch die Zusam- menlegung ihrer Aufsichtsmittel und die Abstimmung der Planung ihrer Interventionen werden die Mitgliedstaaten durch die von der Agentur ausgehenden Koordinierung effizienter vorge- hen können, um die tatsächliche Anwendung der Gemeinschaftsvorschriften zu gewährleisten. Die Europäische Fischereiaufsichtsagentur wird ihren Sitz in Vigo, Spanien, haben und soll ab 2006 operationell arbeitsfähig sein. Fangquoten und Fangmenge Der Fischereirat einigte sich im Dezember 2004 über die neuen Fangquoten für 2005 und legte damit die Gesamtfangmengen und nationalen Quoten für die Fischerei in den Gemein- schaftsgewässern und in den Gewässern von Drittstaaten fest. Die Fangmenge der EU-25-Staaten im Nordwest-Atlantik belief sich 2004 auf 68.000 t. Dies entspricht etwa 2% der weltweiten EU-25-Fangmenge und etwa 2% der Fangmengen aller Län- der im NW-Atlantik. 3 Mitgliedstaaten sind dabei für 72% der EU-25-Gesamtmenge verantwort- lich, nämlich Spanien (19.000 t oder 28%), Estland (16.000 t, 24%) und Portugal (13.000 t, 20%). Die neuen Mitgliedstaaten, d. h. die Anrainerstaaten der Ostsee, leisteten einen Beitrag von 46% zur EU-25-Gesamtfangmenge.
5 - 3 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Fischverarbeitungsindustrie der EU Die Fischverarbeitungsindustrie in der Europäischen Union (EU) ist ein wichtiger Wirt- schaftszweig, der EU-weit über 135.000 Mitarbeiter beschäftigt, die Mehrheit davon in Betrieben mit 20 oder weniger Mitarbeitern, insbesondere in Regionen, die von der Fischerei abhängen. Der jährliche, in der Fischverarbeitungsindustrie produzierte Wert von Fischereierzeugnissen be- trägt ungefähr 18 Mrd. EUR und ist damit nahezu doppelt so hoch wie der Wert der Anlandun- gen und der Aquakultur-Produktion. Die wichtigsten Produkte der Fischverarbeitungsindustrie sind Fischzubereitungen und Fischkonserven (6,7 Mrd. EUR), gefolgt von frischem gekühltem, gefrorenem, geräuchertem und getrocknetem Fisch (5,2 Mrd. EUR). Auf die EU entfallen etwa 5% er weltweiten Fischproduktion, die EU ist damit nach China und Peru der drittgrößte Fischverarbeiter weltweit. 526.034 Menschen arbeiten in der europäi- schen Fischindustrie. Der Bedarf an Fisch wächst zunehmend, denn jeder Europäer isst rund 25 kg Fisch im Jahr. Damit liegt die EU neun Kilogramm über dem globalen Durchschnittsverzehr.
5.2.1 Die europäische Aquakultur4
Die wichtigsten Aquakultur-Produkte in der Europäischen Union sind Fische (Forelle, Lachs, Meerbarsch und Goldbrasse) und Weichtiere (Miesmuschel, Auster und Teppichmuschel). Die europäische Produktion vergrößerte sich von 642.000 t (1980) auf 944.000 t in 1990 und erreich- te 2001 fast 1,3 Mio. t – das sind knapp 3% der weltweiten Aquakultur-Produktion. Bei der Pro- duktion bestimmter Arten wie Forelle, Meerbarsch, Goldbrasse, Steinbutt und Miesmuschel steht die EU steht weltweit sogar an erster Stelle. Der Wert dieser Produktion belief sich 2001 auf 2,9 Mrd. EUR (EU-15) und 3,1 Mrd. Euro in EU-25. Die Aquakultur stellt volumenmäßig 17% und wertmäßig 33% der gesamten Fischereiproduktion der EU dar. Die europäische Aquakultur sichert über 55.000 Arbeitsplätze. In vielen Regionen bildet sie ein echtes Schwerpunktzentrum für die sozioökonomische Entwicklung. In Galicien (Spanien), dem Zentrum der Miesmuschel- und Steinbuttzucht in Europa, arbeiten gut 13.500 Personen in der Aquakultur, wobei die indirekten Arbeitsplätze nicht mitgerechnet sind. In Frankreich be- schäftigt die Austernzucht ungefähr 4.700 Personen im Charente-Maritime und mehr als 3.000 in der Bretagne. Durch das Wachstum der Meeresfischzucht entstanden in den vergangenen 20 Jahren tausende von Arbeitsplätzen in Schottland und Irland, aber auch in Griechenland. Und das Wachstum des Sektors lässt erkennen, dass weitere Arbeitsplätze entstehen könnten, insbe- sondere in den Ländern, die vor kurzem der Europäischen Union beigetreten sind, und auch in nichtmaritimen ländlichen Gebieten.
4 Die europäische Aquakultur 2004 - Eine Publikation der Europäischen Kommission (Generaldirektion Fi- scherei)
5 - 4 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.3 Fischereipolitik der Bundesrepublik Deutschland
Die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) der EU wurde zum 01.01.2003 neu geordnet. Die ge- nutzten Fischbestände befinden sich weltweit in einem weiterhin überfischten und insgesamt schlechten Zustand. Jahr für Jahr wird ein immer größer werdender Anteil der natürlich nach- wachsenden Meeresfische gefangen, was einen anhaltenden Rückgang der erwachsenen Laich- bestände (Elternbestand) zur Folge hat. In einigen Fischereien werden jährlich über 50% der am Jahresanfang vorhandenen Fische entnommen. Damit hängen die Fischereien fast nur noch von den Jahrgangsstärken der nachwachsenden Jungfische ab, die dann dezimiert werden, bevor sie auch nur einmal abgelaicht haben. So liegt das durchschnittliche Fangalter eines Nordseekabel- jaus heute unter 3 Jahren bei einer früher üblichen Lebenszeit von bis zu 20 Jahren. Die Bundesregierung setzt national weiter auf eine anhaltende Förderung und Unterstützung der deutschen Fischerei. In 2004 standen für die Förderung der Seefischerei insgesamt 3,1 Mio. EUR zur Verfügung. 2 Mio. EUR sind für Kapazitätsanpassungshilfen (befristete und endgültige Stillegungen) und 1,1 Mio. EUR für die Investitionsförderung (Kutterdarlehen und Zinsverbilli- gungen für Modernisierungen und Neubauten) bestimmt. In der internen Fischerei sind für Deutschland die Fangmöglichkeiten in der Nord- und Ostsee von besonderer Bedeutung. Dort haben sich die für Deutschland wichtigen Fischbestände weiter verschlechtert (Nordsee-Kabeljau und Ostsee-Dorsch), während einzelne Bestände aufgrund wis- senschaftlicher Empfehlungen wieder stärker befischt werden können. Insgesamt wurden jedoch die Fangquoten für die deutsche Fischerei zum Teil drastisch reduziert. So stehen der deutschen Fischerei jährliche Fangquoten für rd. 260.000 t Fisch zur Verfügung. Davon entfallen rd. 175.000 t auf das EU-Meer und 85.000 t auf den externen Bereich. An der deutschen EU-Quote hat die Kutterfischerei einen Anteil von rd. 130.000 t. Im Bereich der Quotenverwaltung war die deutsche Fischerei mit erheblichen Veränderungen für wichtige Bestände konfrontiert. National konnte jedoch erneut eine weitgehend einver- nehmliche Regelung mit dem Berufsstand der Fischer herbeigeführt werden. In der Nordsee wurde der Schutz des Kabeljaus fortgesetzt und durch eine Kürzung der Fangtage verschärft. In der Ostsee wurde die Heringsquote von 24.000 t auf Mecklenburg-Vorpommern mit 15.000 t und auf Schleswig-Holstein zusammen mit Niedersachsen mit 9.000 t aufgeteilt. Wie in den Vorjahren übernahm die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wieder Kontrollaufgaben im Vertragsgebiet der Nordostatlantischen Fischereikommission (NEAFC) und der Nordwestatlantischen Fischereiorganisation (NAFO). Darüber hinaus beteiligte sich die BLE weiter an gemeinsamen Fischereikontrollen im Verbund mit anderen EU- Mitgliedsstaaten.
5 - 5 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.3.1 Die deutschen Quoten für die wichtigsten Bestände5
Fanggebiet Quote 19836 Quote 2004 Quote 2005 Fischart (in 1.000 t) (in 1.000 t) (in 1.000 t) Nordsee Kabeljau 29,1 2,9 2,9 Seelachs 16,7 19,9 15,2 Schellfisch 6,5 2,7 2,4 Scholle 8,8 3,4 3,3 Seezunge 1,3 1,1 1,2 Hering 5,0 49,2 58,6 Ostsee Dorsch 39,0 9,0 8,9 Hering 11,5 25,1 26,1 Sprotte 0,7 23,6 30,1 Westbritische Gewässer Makrele 24,0 19,0 13,8 Hering 6,8 3,4 3,4 Blauer Wittling - 31,1 38,0 Stöcker - 9,6 9,7 Nordnorwegen Kabeljau 2,1 2,4 2,4 Seelachs 5,6 2,9 2,9 Rotbarsch 3,1 0,5 1,0 Spitzbergen Kabeljau 0,0 3,2 3,1 Färöer-Inseln Rotbarsch 4,5 5,8 3,7 Nordostatlantik Rotbarsch 0,0 11,2 7,0 Hering 0,0 4,4 4,7 Grönland Rotbarsch 19,1 19,5 11,8 Schwarzer Heilbutt 62,8 7,6 5,7
5 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 6 Beginn der Quotenfestlegung
5 - 6 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.4 Deutsche Fischwirtschaft
5.4.1 Fischindustrie7
Deutschland hat einen jährlichen Bedarf an Fischereierzeugnissen von rd. 2 Mio. t und ist da- bei zu 85% von Importen abhängig. EU-weit beträgt der Importbedarf 60%. Schon aus diesem Grund sind Deutschland und die EU an einer nachhaltigen Bewirtschaftung der weltweiten Fischbestände interessiert. Für die Eigenproduktion stehen der deutschen Fischerei im Durchschnitt Fangquoten für rd. 260.000 t Fisch zur Verfügung. Davon entfallen rd. 175.000 t auf das EU-Meer und 85.000 t auf den externen Bereich. An der deutschen EU-Quote hat die Kutterfischerei einen Anteil von rd. 130.000 t. Aus der Binnenfischerei kommen weitere etwa 30.000 t hinzu. Das Gesamtaufkommen an Fisch und Fischwaren lag 2004 mit rund 1,92 Mio. t8 (Fangge- wicht) etwa auf Vorjahresniveau. Die Eigenproduktion, die sich aus den Eigenanlandungen deut- scher Fischer und der Produktion der deutschen Binnenfischerei zusammensetzt, fiel gegenüber dem Vorjahr um 5% auf rund 290.000 t. Die deutsche Fischerei trug damit einen Anteil von 15% zum Basisaufkommen bei. Die Importe betrugen 1,63 Mio. t und entsprechen 85% des Gesamt- aufkommens. Somit haben die Einfuhren die größte Bedeutung für die Versorgung des deut- schen Marktes. Die Nachfrage nach Fisch und Fischereierzeugnissen fiel gegenüber dem Vorjahr um 6,2% auf einen Pro-Kopf-Verbrauch in 2004 von 13,5 kg (Fanggewicht)9. Im Vergleich zum derzeitigen Weltdurchschnitt von 16,3 kg ist jedoch in Deutschland noch weiteres Steigerungspotential vor- handen. Seefische dominieren den deutschen Fischmarkt. Alaska-Seelachs, Hering und Thunfisch sind die bedeutendsten Fischarten, gefolgt von Lachs und Rotbarsch. Bezogen auf die Produktberei- che liegt Tiefkühlfisch vor Fischkonserven und Marinaden, Krebs- und Weichtieren, Frischfisch und Sonstigen. Die durchschnittlichen Verkaufspreise für Fisch und Fischwaren im Einzelhandel nahmen im Jahr 2004 um 0,5% zu. Diese Preissteigerung ist im Wesentlichen auf gestiegene allgemeine Kosten wie Löhne, Gehälter, Energie und Transport zurückzuführen. Die Erzeugerpreise der Hochsee- und Kutterfischerei nahmen im Jahr 2004 um 1,1% ab. Der Gesamtumsatz der Fischindustrie lag im Jahr 2004 bei 1,73 Mrd. EUR (-0,9%). Davon wurden Waren im Wert von rund 292 Mio. EUR im Ausland abgesetzt, was einer Exportquote von 16,9% entspricht – ein Rückgang um 0,4% gegenüber 2003. Die Rohwarenversorgung der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels erfolgt zum größten Teil durch Importe aus EU-Mitgliedsländern und aus Ländern außerhalb der EU (z.B. Norwegen, USA, Russland und Chi- na) und zum geringen Teil durch die eigene Flotte. Die Produktion der 88 fischverarbeitenden Betriebe mit mehr als zehn 10 Beschäftigten nahm in 2004 um 7,9% auf 474.428 t zu. Der Verkaufswert ab Werk stieg geringfügig um 0,6% auf 1,54 Mrd. EUR. An der zum Absatz bestimmten Produktion von Erzeugnissen des Ernäh- rungsgewerbes in der Bundesrepublik Deutschland haben die Unternehmen der Fischindustrie einen Anteil von 1,4%. Cuxhaven ist ein bedeutendes Zentrum der Fischverarbeitung in Deutschland. Insgesamt 31 Betriebe arbeiten mit Fisch. 2004 waren insgesamt 1.112 sozialversicherungspflichtig Beschäftig- te im Bereich der Fischverarbeitung und 135 in der Fischerei und Fischzucht tätig. Cuxhaven hat seit 1998 beinahe 40 Prozent der Arbeitsplätze in der Fisch verarbeitenden Industrie verloren, während im zweiten Zentrum der Fischverarbeitung, in Bremerhaven, das ein Viertel der Be- schäftigten der gesamten Fischindustrie beschäftigt, kaum Arbeitsplätze verloren gingen. Bre- merhaven konnte diese starke Position in den letzten fünf Jahren, insbesondere durch die Diver- sifizierung innerhalb der Lebensmittelproduktion, halten.
7 Daten und Fakten 2005 zur Fischwirtschaft - Herausgegeben vom Fisch-Informationszentrum Hamburg 8 vorläufige Zahlen 9 Daten und Fakten 2005 zur Fischwirtschaft - Herausgegeben vom Fisch-Informationszentrum Hamburg
5 - 7 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Die beiden in Cuxhaven ansässigen Großbetriebe mit ihren ca. 580 Beschäftigten stellen vor allem Konserven her. Die Frischfischverarbeitung musste dagegen einem schrumpfenden Markt begegnen. Tiefkühlfischprodukte als wichtigster und wachsender Produktbereich spielen in der Fischverarbeitenden Industrie in Cuxhaven keine Rolle. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Fischerei ist mit 4.400 Personen in der Seefi- scherei und weiteren 4.600 in der Küsten- und Binnenfischerei zwar verhältnismäßig gering, in der gesamten Fischwirtschaft (Fischindustrie, Fischerei, Fischgroßhandel, Fischeinzelhandel und Fischgastronomie) arbeiten immerhin rd. 42.600 Beschäftigte. Konkret nahm die Zahl der Be- schäftigten in der deutschen Fischindustrie weiter ab: im Jahre 2004 wurden insgesamt 9.004 Personen beschäftigt, 309 weniger als im Vorjahr (-2,6%). In Betrieben der alten Bundesländer arbeiteten 7.442 Personen , während in den neuen Bundesländern 1.562 Personen eine Beschäf- tigung in der Fischindustrie fanden. Insgesamt wurde in der Fischwirtschaft ein Finanzvolumen von 5,9 Mrd. EUR bewegt. Die Fi- scherei ist ein traditioneller Bestandteil der Wirtschaft und der Kultur in den Küstenländern, die Arbeitsplätze konzentrieren sich häufig auf den Küsten- oder küstennahen Bereich. Die Fischerei ist darüber hinaus auch eine wichtige Attraktion für den Tourismus und trägt damit zur Wirt- schaftskraft in den Küstenregionen bei.
5.4.2 Produktion von Fisch und Fischerzeugnissen und anderen Meeres- früchten in der Bundesrepublik Deutschland10
Warenart Menge (in t) Veränderung 2003 2004 in % frisch oder gekühlt Fischfilet u.a. Fischfleisch 6.245 7.855 25,8 gefroren Seefische 3.599 6.102 69,5 Süßwasserfische ? ? Fischfilets 34.707 44.103 27,1 anderes Fischfleisch 2.361 1.854 -21,5 Fische, getr., ges. oder in Salzlake; Fische ger.; Mehl, Pulver
u. Pellets von Fischen genießbar Atlantischer u. pazifischer Lachs u. Donaulachs, ger. 18.628 17.794 -4,5 Heringe, geräuchert 912 1.355 48,6 andere Fische, geräuchert 8.593 7.044 -18,0 Fische, anders zubereitet o. haltbar gemacht Lachs 14.216 11.905 -16,3 Heringe 78.348 90.684 15,7 Sardinen, Sardinellen, Sprotten 607 578 -4,8 Makrelen 1.231 1.165 -5,4 Fischfilets, Fischstäb., roh, ledigl. mit Teig umhüllt, 136.726 156.303 14,3 paniert, auch vorgebacken, gefroren andere Fische (o. Fischstäbchen) 28.887 26.995 -6,5 Fischsalat 37.321 32.852 -12 andere zubereitete o. haltbar gemachte Fische 37.942 39.943 5,3 Kaviarersatz 801 1.456 81,8 Krebstiere gefroren 401 446 11,2 Lebensmittelzubereitung aus Krebstieren, Weichtieren 3.629 3.938 8,5 u.ä. Krebs-, Weichtiere u.a. zubereitet o. haltbar gem. 2.704 2.462 -8,9 zusammen (einschl. geheimer Angaben) 439.637 474.428 7,9
10 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005; mit „?“ gekennzeichnete Angaben werden grundsätz- lich nicht veröffentlicht
5 - 8 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.4.3 Strukturzahlen der fischverarbeitenden Industrie in Deutschland11
Betriebe 2003 2004 Veränderung in % (über 10 Beschäftigte) Umsatz in TEUR insgesamt 1.741.937 1.726.452 -0,9 Alte Bundesländer 1.516.107 1.491.919 -1,6 Neue Bundesländer 225.830 234.533 3,9 Inlandsumsatz insgesamt 1.448.945 1.434.716 -1,0 Auslandsumsatz insgesamt 292.992 291.736 -0,4 Betriebe insgesamt 94 88 -6,4 Alte Bundesländer 68 62 -8,8 Neue Bundesländer 26 26 0 Beschäftigte insgesamt 9.249 9.004 -2,6 Alte Bundesländer 7.751 7.442 -4,0 Neue Bundesländer 1.498 1.562 4,30 Exportquote in % 16,8 16,9 0,5 Alte Bundesländer 18,8 18,3 -2,7 Neue Bundesländer 3,2 8,3 159,4
11 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005
5 - 9 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.5 Deutsche Fischereiflotte
5.5.1 Struktur der deutschen Fischereiflotte12
Die Größe der deutschen Fischereiflotte entspricht im Wesentlichen den Fangmöglichkeiten und zugeteilten Quoten im EU-Meer und anderer internationaler Fanggebiete. Die wichtigsten Fanggebiete der Hochseefischerei sind die westbritischen Gewässer, Norwegen, Grönland, das Meer nördlich der Azoren, die Irminger See und die Barentssee. Hochseekutter und Trawler führen in der Fernfischerei Fangreisen von bis zu drei Wochen Dauer durch. Die deutschen Kutterfischer betreiben Tagesfischerei. Am 31.12.2004 gehörten zur deutschen Fischereiflotte 2.162 Fahrzeuge mit einer Gesamt- tonnage von 65.882 BRZ.13 Der weitaus größte Teil der deutschen Fischereiflotte mit mehr als 2.000 Fahrzeugen ist an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holsteins behei- matet. Auf hoher See werden 11 deutsche Fang- und Verarbeitungsschiffe (Trawler) eingesetzt. Den Kern der deutschen Fischereiflotte bildet die Kutter- und Küstenfischerei mit insgesamt 422 Fahrzeugen. Die Kleine Küstenfischerei wird fast ausschließlich an der Ostseeküste betrieben. Hier werden 1.625 teilgedeckte und offene Boote im küstennahen Bereich in der Stellnetz- und Reusenfischerei eingesetzt. Die deutsche Fischereiflotte war zum Jahresende 2004 rund 25 Jahre alt. Im Wege des Aus- tauschs älterer Fahrzeuge durch Neubauten oder den Ankauf jüngerer Fahrzeuge wurde der weitere Alterungsprozess allerdings gebremst. Die deutschen Fischereifahrzeuge werden noch nach den EU-Bestimmungen für Fischereien in 8 Segmente eingeteilt:14 zwei Hochseefischereien - pelagische in EU-Gewässern und demersale (Grundfischarten) in NAFO-/NEAFC-/EU- und Drittlandsgewässern sowie 6 Kutterfischereien - Kleine Küstenfahrzeuge unter 12 m Länge, Fahrzeuge ab 12 m Länge mit passivem Fanggerät, Trawler auf Grundfischarten, große Baumkurrenfahrzeu- ge zum Plattfischfang der Liste I und II. Im Berichtsjahr 2004 nahmen 53 Fahrzeuge die quotierte Fischerei neu auf. Dem standen 101 Fahrzeuge gegenüber, die aus der Fischereiflotte endgültig abgemeldet wurden. Hinzu kommen 55 Modernisierungsmaßnahmen, bei denen es sich überwiegend um Neuvermessungen und Mo- torleistungsänderungen handelte. Bei den auf Grundfischarten spezialisierten Hochseefängern wurde ein Schiff neu in die Fi- schereiflotte integriert; damit stieg die Kapazität im Segment 4C7 um 2.385 BRZ. Bei den drei Hochseetrawlern für pelagische Arten im Segment 4C6 blieb im Berichtsjahr alles unverändert. Die kleinen Baumkurrenfahrzeuge im Segment 4C5 verzeichneten hingegen 10 Abgänge bei 3 Zugängen. 11 Fahrzeuge wurden neu vermessen, bei 3 Kuttern wurde die Motorleistung er- höht. Insgesamt führten diese Maßnahmen zu einer Verringerung der Kapazitäten um 309 BRZ (7 Fahrzeuge). Einer der großen Baumkurrenfänger im Segment 4C4 schied aus, ein Fahrzeug nahm die Fi- scherei auf. Dies führte zu einer Zunahme der Kapazitäten um 201 BRZ. Im Segment 4C3, das die Schleppnetzkutter aus Nord- und Ostsee umfasst, gaben 3 Kutter die Fischerei auf. Die Kapazitäten verringerten sich um 494 BRZ. Im Segment 4C2 (Fahrzeuge der passiven Fischerei über 12 Meter Länge) nahm ein Kutter die Fischerei auf. Damit stieg die Kapa- zität im Segment um 71 BRZ.
12 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 - Dezember 2005 13 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 - Dezember 2005; Seite 157 14 Diese Einteilung folgt dem mehrjährigen Ausrichtungsprogramm der EU für die nationalen Fischereiflot- ten, dessen derzeitige Stufe IV (MAP IV) Ende 2002 auslief und im Kern auf eine Verringerung der Flotten zielte. Ab 01.01.2003 änderte die EU diese Fischereipolitik und legte Kapazitätsobergrenzen in der EU- Fischerei fest; einen damit verbundenen Flottenabbau will die EU durch erhöhte Abwrackprämien för- dern.
5 - 10 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.5.2 Bestand der deutschen Fischereiflotte (Stand: 31.12.2004)15
Fahrzeuge Bereich BRZ kW Personal 2003 2004 Große Hochseefischerei Universalfroster 8 17.087 21.142 245 Spezialfroster (Schwarmfischfänger) 3 18.105 12.841 113 gesamt: 11 11 35.192 33.983 358 Kutter- und Küstenfischerei Baumkurrenkutter (Liste I + II) 282 12.051 48.853 660 Baumkurrenkutter (Großkutter) 6 1.752 6.821 33 Hochseekutter (> 24 m Lüa) 31 6.982 15.336 191 sonstige Kutter 103 3.340 17.331 248 gesamt: 431 422 24.125 88.341 1.132 Kleine Küstenfischerei 1.625 3.669 30.272 2.275 (< 12 m Lüa) davon teilgedeckte und offene Boote 1.415 2.212 17.657 1 841 gesamt: 1.662 1.625 3.669 30.272 2.275 Muschelfahrzeuge 12 12 2.776 7.203 38 sonstige Fischereifahrzeuge 92 92 120 1.444 101 (unquotierte Arten) gesamt: 2.212 2.162 65.882 161.243 3.904
5.5.3 Beschäftigung in der deutschen Fischereiflotte16 (Stand: 30.09.2004)
Nach Angaben des BMELV und der Seeberufsgenossenschaft waren Ende 2004 in der deut- schen Fischereiflotte noch 2.205 Personen an Bord beschäftigt, von denen 307 in der Großen Hochseefischerei eingesetzt waren.
2003 2004 Unter- Crew Unter- Crew nehmen nehmen Große Hochseefischerei 36 368 41 307 Kleine Hochseefischerei und 1.463 1.965 1.410 1.898 Küstenfischerei gesamt 1.499 2.333 1.451 2.205
15 BMELV Mai 2005 16 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 und Jahresbericht 2005 See-BG
5 - 11 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.5.4 Seefischerei17
Im Jahr 2004 beliefen sich die Gesamtanlandungen der deutschen Fischereifahrzeuge im In- und Ausland auf insgesamt 257.800 t Fanggewicht. Das sind rund 10.000 t (-3,7%) weniger als im Vorjahr. Die Inlandsanlandungen von Seefisch stiegen 2004 um 15% auf 125.053 t. Dies ist insbesondere auf steigende Anlandungen von Frischfisch und Speisekrabben zurückzuführen, während die Anlandungen von Muscheln auf nur noch 15.028 t sanken. Bei weiter anhaltendem rückläufigen Trend der Auslandsanlandungen deutscher Fischereifahrzeuge wurden in 2004 nur noch 132.600 t (-17%) Fisch angelandet. Die Gesamtfänge der Kutterfischerei stiegen in 2004 auf 132.500 t, ein Zuwachs um 4,6%, und überstiegen deutlich das Fangergebnis der Großen Hochseefischerei mit 125.300 t (-11,3%). Die Kutterfischerei erzielte mit 107,2 Mio. EUR (-2,5%) jedoch einen deutlich höheren Erlös als die Große Hochseefischerei mit 70 Mio. EUR (-3%). Die Durchschnittserlöse haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert: 0,69 EUR/kg zu 0,68 EUR/kg. Der Erlös pro Kilogramm Fang lag für die Große Hochseefischerei mit 0,56 EUR/kg leicht über dem Vorjahresergebnis. In der Kutterfischerei wurden dagegen nur noch 0,81 EUR/kg erlöst gegenüber 0,87 EUR/kg im Vorjahr. Bei den Auslandsanlandungen deutscher Fischereifahrzeuge wurden im Jahre 2004 mit 132.600 t deutlich weniger Fischereierzeugnisse abgesetzt als im Vorjahr (-26.600 t/-17%). Die Erlöse blieben jedoch mit 82,6 Mio. EUR deutlich unter denen des Vorjahres (-17%). Die Durch- schnittserlöse blieben konstant bei 0,62 EUR/kg. Mengenbezogen betrug der Anteil der Auslandsanlandungen gut 52% der Gesamtanlandun- gen der deutschen Seefischerei. Dieser weiterhin hohe Anteil der Auslandsanlandungen zeigt die enge fischwirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und insbesondere den Nachbar- ländern Niederlande und Dänemark. Neben den Vorteilen bei der Vermarktung sind dabei auch die kürzeren Wege von den Fangplätzen zu den Vermarktungs- und Auktionsplätzen von Be- deutung. Die Nachfrage auf dem deutschen Markt nach Fisch und Fischwaren wurde zu 85% durch Im- porte aus EU-Staaten und Drittländern gedeckt. Die Importmenge nahm gegenüber 2003 um 3,4% auf 1,628 Mio. t weiter ab, der Importwert sank um 6,9% auf 2,12 Mrd. EUR. Die deutschen Exporte stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2,4% auf 669.530 t. Die Exporterlöse nahmen um 3,8% auf 917 Mio. EUR ab.
5.5.5 Fangergebnisse der deutschen Seefischerei im In- und Ausland18
2003 2004 Durch- Durch- Fang- Fanger- Fang- Fang- schnitts- schnittser- menge löse menge erlöse erlöse löse 1.000t 1.000t Fangge- Mio. EUR EUR/kg Fangge- Mio. EUR EUR/kg wicht wicht Große Hochseefischerei 141,26 72,2 0,51 125,3 70,0 0,56 Kutterfischerei 126,4 110,0 0,87 132,5 107,2 0,81 Insgesamt 267,6 182,2 0,68 257,8 177,2 0,69 Zu-/Abnahme zum Vorjahr +62,8 -7,8 -0,251 -9,8 -5,0 0,01 in Prozent +30,7% -4,1% -26,6% -3,7 -2,7 1,0
17 Daten und Fakten 2005 zur Fischwirtschaft - Herausgegeben vom Fisch-Informationszentrum Hamburg 18 einschl. Direktanlandungen deutscher Fischereifahrzeuge im Ausland; BMELV: Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 – Dezember 2005
5 - 12 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.5.6 Gesamtanlandungen deutscher Fischereifahrzeuge im In- und Aus- land (ohne Muscheln und Krebstiere)19
2001 2002 2003 2004 Verände- Art der Anlandungen (in 1.000 t ) rung in % Gesamt 178,8 204,8 267,6 257,8 -3,7 Inlandsanlandungen gesamt 83,1 80,5 108,5 125,2 +13,2 Große Hochseefischerei 31,4 21,7 38,7 58,6 +51,5 Kutterfischerei 51,7 58,8 69,8 66,6 -4,9 Auslandsanlandungen gesamt 95,7 124,0 159,1 132,6 -17,0 Große Hochseefischerei 73,8 94,5 102,5 66,7 -34,9 Kutterfischerei 21,9 29,5 56,6 65,9 +14,1 Große Hochseefischerei gesamt 105,2 120,1 141,2 125,3 -11,3 Kutterfischerei gesamt 73,6 84,7 126,4 132,5 +4,5
19 BMELV: Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 – Dezember 2005
5 - 13 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.6 Fischereiforschung20
5.6.1 Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) Palmaille 9 22767 Hamburg Tel.: (0 40) 38 90 50; Fax: (0 40) 38 90 52 00 E-Mail: [email protected] Internet: www.bfa-fisch.de Für eine erfolgreiche Fischereipolitik benötigt die Bundesregierung wissenschaftliche Ent- scheidungshilfen. Diese erhält sie von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) in Hamburg mit ihren Instituten für Seefischerei, Fischereitechnik und Fischereiökologie. Ein weite- res Institut für Ostseefischerei arbeitet in Rostock. Die Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) in Hamburg berät die Bundesregie- rung, hier das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), in allen Fragen der Meeresfischerei, Fischereiumwelt und Aquakultur im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP). Schwerpunkte der Forschungsaufgaben sind die biologische Überwachung der Nutzfischbestände des Meeres, Untersuchungen der Schadstoffbelastung und Krankheiten von Meerestieren, fangtechnischen Untersuchungen sowie der gesundheitliche Verbraucherschutz. Ziel der Forschungsaktivitäten ist es, die Bundesregierung in ihren Bemühungen zu unterstüt- zen, eine ökonomisch sinnvolle Kontrolle und ökologisch verträgliche Fischerei im Rahmen der GFP der EU zu erreichen. Konkret führt die BFA für Fischerei im Verbund der europäischen Fischereiforschungsinstitute eigene Forschungsarbeiten zur biologischen Überwachung und nachhaltigen Bewirtschaftung lebender Meeresressourcen (Fische, Krebs- und Weichtiere) durch und befasst sich mit Fragen zur Erhaltung und zum Schutz von Meeressäugern und Vögeln. Die Verbreitung und Wirkung von Schadstoffen im Meer und die Auswirkungen der Aquakultur auf die Gewässer und ihre Lebens- gemeinschaften sind weitere Arbeitsbereiche. Auf dem Gebiet des Verbraucherschutzes werden Fische und Fischereierzeugnisse in einem integrierten Ansatz auf verschiedenen Stufen der Pro- duktionskette („vom Fang zum Verbraucher“) untersucht. Ein weiterer wichtiger Aufgabenbe- reich ist die Entwicklung bestandsschonender, selektiver und energiesparender Fangmethoden. Die Deutsche Wissenschaftliche Kommission für Meeresforschung (DMK) im Institut für Seefi- scherei (ISH) koordiniert darüber hinaus den deutschen Beitrag zum Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES), der die wissenschaftlichen Grundlagen für eine nachhaltige Fischereien in den EU-Gewässern und im Nordatlantik erarbeitet. Die Institute der BFA beteiligen sich an Untersuchungen des Bestandes, der Variabilität und möglicher Veränderungen in den Fischgemeinschaften und in den verschiedenen Fanggebieten. Die BFA für Fischerei führt eigene Forschungen durch zur biologischen Überwachung und nach- haltigen Bewirtschaftung lebender Meeresressourcen sowie zur Erhaltung und zum Schutz von Meeressäugern und Vögeln. Einen immer breiter werdenden Raum nimmt dabei die Abschät- zung der Auswirkungen der Fischerei auf das Ökosystem sowie der Auswirkungen von Aktivitä- ten im Küstenvorfeld (Öl- und Gasentnahme, Offshore-Windparks) auf die maritime Umwelt ein. Auf dem Gebiet des Meeresumweltschutzes kommt den Jahreskonferenzen der Helsinki- kommission zum Schutz der Ostsee (HELCOM), der Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR), der Weiterentwicklung der von der Ministerkonferenz für Fische- rei und Umwelt in Bergen (IMM) festgelegten Ziele sowie den Arbeiten von BALTIC 21 zur Ent- wicklung von Nachhaltigkeitskriterien für den Ostseebereich eine besondere Bedeutung zu.
20 BMELV - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2005 - Dezember 2005
5 - 14 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.6.2 Forschungsinstitute der BFA für Fischerei
Institut für Seefischerei in Hamburg (ISH) Das Institut für Seefischerei erforscht und überwacht die Fischbestände im EU-Meer (Nordsee und Gewässer westlich der Britischen Inseln), sowie in den von der deutschen Fernfischerei ge- nutzten Gebieten des Nordatlantiks. Ziel der Arbeiten ist es, die Nutzung der lebenden Meeres- ressourcen an den Kriterien der Nachhaltigkeit und Ökosystemverträglichkeit auszurichten und damit zum langfristigen Erhalt einer ökologisch und ökonomisch stabilen Fischerei sowie zur dauerhaften Versorgung der Bevölkerung mit dem Lebensmittel „Meeresfisch“ beizutragen. Schwerpunkte der Forschungsarbeiten sind Erarbeitung der Bewertungsmaßstäbe und Bewertung der Nutzfischbestände Erarbeitung von Beiträgen zur Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP) Entwicklung von Bewirtschaftungsmodellen zum Wiederaufbau von Fischbeständen Bestandskundliche Untersuchungen befischter Fischarten und Grundfischuntersuchun- gen Bewertung der Auswirkungen einwandernder Arten Auswertung des mit dem Senckenberg-Forschungsinstituts durchgeführten EU-Projekts „Managing fisheries to conserve groundfish and benthic invertebrate species diversity“.
Institut für Ostseefischerei in Rostock (IOR) Das Institut für Ostseefischerei liefert die wissenschaftlichen Grundlagen, um die Fischereires- sourcen der Ostsee zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Neben der kontinuierlichen Beobach- tung der Entwicklung der Populationen der wichtigsten von der Fischerei genutzten Fischarten Dorsch, Hering, Sprotte, Flunder, Steinbutt, Kliesche, Aal und Zander werden für einige dieser Arten auch ihre Beziehungen zu bestimmten Umweltparametern während unterschiedlicher Lebensphasen untersucht. Ebenso werden auch Beziehungen von Fischarten untereinander und die Einwirkungen der Fischerei auf die Fischbestände erforscht.
Institut für Fischereiökologie in Hamburg (IFÖ) Das Institut für Fischereiökologie betreibt Fischereiforschung im Bereich der Meeresumwelt, ist auf dem Gebiet des ökologischen Monitorings tätig und widmet sich insbesondere der Unter- suchung mariner Organismen (Biota). Das beinhaltet Forschung in den Gebieten Schadstofffor- schung und Monitoring, Biologische Wirkung von Schadstoffen in marinen Systemen, Aquakul- tur und Binnenfischerei. Ziel der Arbeiten des Instituts ist die Zustandsbewertung und kontinu- ierliche Überwachung von aquatischen Ökosystemen unter besonderer Berücksichtigung der Fische. Das IFÖ untersucht die Auswirkungen natürlicher und anthropogener Faktoren auf die Schadstoffbelastung der Fische, deren Gesundheitszustand und Reproduktionsfähigkeit, die ge- netische Diversivität von Populationen sowie die ökologischen Auswirkungen der Aquakultur.
Institut für Fischereitechnik und Fischereiökonomie (IFF) Das Institut führt Untersuchungen zur Weiterentwicklung und Anwendung selektiver, um- weltschonender und energiesparender Fischereitechniken durch und analysiert die sozioökono- mischen Auswirkungen von Managementsystemen und fischereirechtlichen Regelungen sowie von neuen Technologien auf die deutsche, europäische und internationale Fischerei. Das Institut koordiniert das deutsche Datenerhebungsprogramm im Bereich der Fischereiökonomie und nimmt an den bestandskundlichen Forschungsprogrammen der Anstalt mit hydroakustischer und fangtechnischer Methodik teil. Das Institut wertet die Arbeiten aus, die sich auf den schonenden Umgang mit den natürli- chen lebenden Meeresressourcen sowie die damit verbundenen sozioökonomischen Effekte in der Fischerei als Teil eines integrierten Küstenzonenmanagements beziehen.
5 - 15 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.6.3 Grundlagenforschung und indirekte Forschungsarbeit für die Fische- rei
Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft (IHF) der Universität Hamburg Institut für Meereskunde (IfM HH) der Universität Hamburg Untersuchung zur Auswirkung ozeanografischer Frontenregionen auf den Rekrutierungspro- zess kommerziell wichtiger Fischarten (EU-Projekt LIFECO) Untersuchung der Ökologie atlantischer Unterwasserplateaus (EU-Projekt OASIS) Energie- und Massenflüsse in den Mesozooplankton-Gemeinschaften des östlichen Mittel- meers (EMZOO) Untersuchung zu Auswirkungen anthropogener Einflüsse auf die marinen Ökosysteme (RE- SOLVE) Untersuchung zum globalen Wandel auf den ökologischen Zustand der Nordsee von morgen (NORGLOW) Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI) Hamburg Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) Bremerhaven Untersuchung von Modellen zum Einfluss des Strömungssystems und der Gezeiten auf die Ökosysteme in den Bankbereichen (EU-Projekt GLOBEC) Leibnitz-Institut für Meereswissenschaften Kiel (IFM-GEOMAR) Untersuchung von Modellen zur Mehrartenprognose und zur Verdriftung der Jungstadien von Dorsch und Sprotte (EU-Projekte GLOBEC, LIFECO und STORE) Entwicklung von Vorhersagemodellen zu den Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf die Dynamik mariner Ökosysteme (AQUASHIFT) Pflege des Informationssystem FISHBASE Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel in Husum Arbeitsgruppe Küstenökologie in der Eutrophierungsüberwachung und Modellierung von Nährstoffkreisläufen und -verteilungen Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel in Husum GKSS-Forschungszentrum Geestacht Forschungsbereich Büsum für Immunologie/Molekularbiologie von Meeressäugern Institut für Küstenforschung des GKSS-Forschungszentrums in Husum Methodik zur Berechnung von Sandtransporten am Boden in Flachwassergebieten mittels Schiffsradar Forschungsinstitut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven Langjähriges Monitoring der Benthosfauna im Auftrag ICES Benthos Ecology Working Group für die Nordsee Forschungszentrum Terramare (FTM) in Wilhelmshaven Untersuchung der Marikultur von Muscheln Untersuchungen zur Entwicklung umweltverträglicher Aquakulturverfahren zur nachhaltigen Kultur mariner Organismen Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen Untersuchungen zu Mangrove Dynamic and Management (MADAM) Institut für Ostseeforschung (IOW) Warnemünde Beteiligung am EU-Projekt GLOBEC Einsatz Eisrandforschungsschiff „Maria S. Merian“
5 - 16 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
5.6.4 Fischereiforschungsschiff/-kutter
Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz (BMELV) hat die Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) die Aufgabe, wissenschaft- liche Grundlagen für die bestands- und artenerhaltende Bewirtschaftung der weltweiten leben- den Meeresressourcen zu erarbeiten. Sie leistet den deutschen wissenschaftlichen Beitrag zur internationalen Fischereiforschung und berät BMELV insbesondere im Vorfeld internationaler Verhandlungen und Rechtsetzungen. Für diese Aufgaben stehen ihr die drei Forschungsschiffe „Walther Herwig III“, „Solea“ und „Clupea“ zur Verfügung. Die Fischereiforschungsschiffe werden von der BLE bereedert und liefen in 2004 zu 42 For- schungsreisen aus, vor allem in die Fang- und Untersuchungsgebiete der Nord- und Ostsee. Wäh- rend der 753 Reisetage legten die Schiffe 63.400 sm zurück.
Fischereiforschungsschiff Walter Herwig III Länge Breite Tiefgang Geschwindigkeit BRZ 64,50 m 15,22 m 5,96 m max. 13,5 kn 2.131 Besatzung Wissenschaftler 21 max. 12 Besonderheiten Indienststellung Dezember 1993 2004: 12 Seereisen mit 277 Reisetagen in der Nord- und Ostsee sowie im Nordatlantik
5 - 17 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Fischereiforschungsschiff Solea Länge Breite Tiefgang Geschwindigkeit BRZ 42,40 m 10,00 m 3,80 m max. 12,5 kn 770 Besatzung Wissenschaftler 14 max. 7 Besonderheiten Indienststellung 11.06.2004 2004: 17 Seereisen mit 230 Reisetagen in der Nord- und Ostsee
Fischereiforschungskutter Clupea Länge Breite Tiefgang Geschwindigkeit BRZ 17,60 m 5,12 m 2,42 m max. 8,5 kn 46 Besatzung Wissenschaftler 4 3-4 Besonderheiten Indienststellung 1949, modernisiert 1987 2004: 13 Seereisen mit 246 Reisetage in den Küsten- und Boddengewässern der Ostsee
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5.7 Fischereischutz
5.7.1 Allgemein21
2004 führten die Fischereischutzboote „Meerkatze“, „Seefalke“ und „Seeadler“ Einsätze zur Fischereiaufsicht in den deutschen Territorialgewässern und der „Ausschließlichen Wirtschafts- zone (AWZ)“ der Nordsee durch. Die Schiffe liefen zu 24 Seereisen mit 967 Reisetagen aus und legten im Berichtsjahr 70.960 Seemeilen zurück. Die Kontrollbeamten führten 678 Kontrollen auf Fischereifahrzeugen aus 13 verschiedenen Nationen in der deutschen Fischereizone durch. Wie in den Vorjahren wurden vor allem Logbücher und Meldevorschriften, die Einhaltung von technischen Maßnahmen zum Schutz der jungen Meerestiere, die Einhaltung der erlassenen Fangverbote und die geltenden Kontrollregelungen überprüft. Darüber hinaus wurde geprüft, ob die an Bord befindlichen Fische der Mindestanlandegröße entsprachen. Bei Drittlandsfahr- zeugen wurde die Einhaltung der besonderen Meldeverpflichtungen überwacht. Im Rahmen der entsprechenden Verwaltungsvereinbarungen wurde die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) durch Zoll und Bundespolizei-See bei der Fischereiaufsicht unterstützt. Während der Zoll auch Kontrollen auf den Fischereifahrzeugen durchführt, hat die Bundespolizei die Aufgabe, die unzulässige Fischerei durch Fahrzeuge aus Drittländern zu un- terbinden sowie die Beachtung von besonderen Zugangsvoraussetzungen für bestimmte Fahr- zeuggruppen in bestimmten Fanggebieten zu überwachen. 2004 wurden 9 Zollboote an insgesamt 1.224 Einsatztagen in der Fischereiaufsicht eingesetzt. Dabei führten die Zollbeamten 27 Fischereikontrollen durch und registrierten die Aktivitäten von 963 Fischereifahrzeugen. Zusätzlich vermerkten die Einsatzkräfte der Bundespolizei die Ak- tivitäten von 1.777 Fischereifahrzeugen. Die Kontrollbeamten des Zolls, der Bundespolizei und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung kamen damit auf 705 Fischereikontrollen und 5.067 Sichtkontrollen.
5.7.2 Fischereischutzboote
Fischereischutzboote der BLE Typ Name BRZ Indienststellung
Fischereischutzboot Meerkatze 1.751 Dezember 1977 Fischereischutzboot Seefalke 1.789 August 1981 Fischereischutzboot Seeadler 1.774 Juni 2000
21 BMVEL - Jahresbericht über die Deutsche Fischwirtschaft 2004 - Dezember 2005
5 - 19
Binnenschifffahrt und Binnenschiffbau 2006 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6 Binnenschifffahrt und Binnenschiffbau
6.1 Das Verkehrssystem Binnenschifffahrt
6.1.1 Europäische Binnenschifffahrt
Europaweit hat die gestiegene Nachfrage nach Verkehrsleistungen auch zu einer Zunahme des Güterverkehrs auf den Binnenwasserstraßen geführt. Dafür müsste eigentlich der Binnen- schifffahrt im europäischen Verkehrssystem angesichts der besonderen Qualitäten dieses Ver- kehrsträgers ein größerer Platz eingeräumt werden und es müssten für alle Verkehrsträger glei- che und faire Wettbewerbsbedingungen, auch und gerade innerhalb der Binnenschifffahrt in den verschiedenen Mitgliedsländern der EU geschaffen werden. Besonders wichtig ist eine adä- quate Wasserstraßen- und Hafeninfrastruktur. Nur wenn ungehinderte Beförderungen mit Schif- fen ausreichender Größe möglich sind, können Binnenschiffstransporte auch wettbewerbsfähig sein. Die Infrastruktur ist der entscheidende Parameter für die Wettbewerbsfähigkeit der Bin- nenschifffahrt. Wasserstraßenstandards bestimmen die Schiffsgrößen und damit die Kosten des Binnenschiffstransports, denn Binnenschiffstransporte verlaufen überwiegend über große Ent- fernungen: die Ladekapazität der eingesetzten Schiffe wird vom größten Engpass auf der ge- samten Route bestimmt. Dies gilt sowohl für die Abladetiefe (bei Massengütern) als auch hin- sichtlich der Brückendurchfahrtshöhen (bei Containerverkehren). Allerdings kann von einem einheitlichen Standard auf weiten Netzabschnitten des europäischen Wasserstraßennetzes auf Grund zahlreicher lokaler oder großräumiger Engpässe nicht die Rede sein, so die Pine- Untersuchung1. Die Binnenschifffahrt birgt aus Sicht der EU-Kommission ein erhebliches Potenzial für die Verbesserung des europäischen Verkehrssystems. Eine zunehmende Verlagerung des Güterver- kehrs auf die Schifffahrt kann dazu beitragen, das stetig wachsende Frachtaufkommen zu be- wältigen. Das Aktionsprogramm NAIADES (Navigation And Inland Waterway Action and Development in Europe – Europäisches Aktions- und Entwicklungsprogramm für die europäische Binnenschiff- fahrt) zielt auf fünf Schwerpunkte: Dienstleistungen, Flotte, Beschäftigte, Image und Infrastruk- tur und ist ist ein Beitrag zur europäischen Strategie für Wachstum und Beschäftigung. Mit einer Flotte von 10.000 Schiffen und einer Kapazität, die der von 10.000 Zügen oder 440.000 Lkws entspricht, kann der Verkehr in Europa durch die Binnenschifffahrt effizienter, zuverlässiger und umweltfreundlicher gestaltet werden. Durch die verstärkte Nutzung der Binnenschifffahrt kön- nen die Verkehrskosten erheblich gesenkt werden. Die Verfügbarkeit kostengünstiger Binnenschiffsverkehrsdienste ist ein entscheidender Standortfaktor für die europäische Industrie, der zur Erhaltung industrieller Arbeitsplätze erheb- lich beiträgt. Die europäische Binnenwasserstraßeninfrastruktur verfügt über umfangreiche freie Kapazitäten. Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern hängt die Intensivierung des Wasserstra- ßenverkehrs nicht so stark von öffentlichen Investitionen und der Verfügbarkeit entsprechender Flächen ab. Darüber hinaus ist die Binnenschifffahrt weitaus sicherer als andere Verkehrsarten. Ferner erweist sich die Binnenschifffahrt mit externen Kosten von derzeit 10 EUR je 1.000 Ton- nenkilometer als der umweltfreundlichste Landverkehrsträger (zum Vergleich: Straßenverkehr 35 EUR und Eisenbahn 15 EUR). Im Mittelpunkt des Aktionsprogramms stehen fünf strategische Bereiche: Schaffung günstiger Bedingungen für Dienstleistungen und Erschließung neuer Märkte, Anreize für die Modernisie- rung der Flotte und Innovationen, Schaffung attraktiver Bedingungen für neue Arbeitskräfte und höhere Investitionen in das Humankapital, Förderung der Binnenschifffahrt als verlässlichen Geschäftspartner durch ein Netz von Förderzentren sowie Bereitstellung angemessener Infra- strukturen für die Binnenschifffahrt. Das Programm soll im Zeitraum 2006-2013 umgesetzt wer- den.
1 PINE ist eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Untersuchung zur europäischen Binnenschiff- fahrt: „Prospects of Inland Navigation within the enlarged Europe“ 6 - 1 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.1.1.1 Güterbeförderung der Binnenschifffahrt in der EU-25
Die wichtigen Binnenschifffahrt betreibenden europäischen Länder verfügen zusammen über eine Flotte von mehr als 7.000 Motorschiffen und mehr als 2.000 Leichtern, die über etwa 10 Mio. t Frachtraum verfügen (darunter 6.360 Binnenschiffe für Trockengüter, 1.279 Tankschiffe sowie 235 Schleppkähne und 869 Schubboote)2.
Motorschiffe Leichter Gesamtfracht- Zahl Frachtraum Zahl Frachtraum Raum in t Deutschland 1.300 1.716.637 t 970 925.000 t 2.641.637 Niederlande 3.921 4.042.000 t 971 1.533.000 t 5.575.000 Belgien 1.300 1.239.000 t 171 394.000 t 1.633.000 Frankreich 1.113 459.000 t 230 168.000 t 627.000 Österreich 16 19.000 t 81 135.000 t 154.000 gesamt 7.650 7.475.637 t 2.423 3.155.000 t 10.630.637
Mit ihnen wurden in der EU-25 im Jahr 2004 etwa 408 Mio. t3 an Waren und Gütern beför- dert. Während grenzüberschreitende Transporte in der EU auf den landgebundenen Verkehrs- trägern Schiene und Straße rund 10% aller Gütertransporte ausmachen, stellen sie in der Bin- nenschifffahrt 52% der Gütertransporte. Zu dieser Beförderungsleistung trugen im Wesentlichen Deutschland und die Niederlande bei, auf die in der EU-25 mehr als 86% der Gütertransporte in der Binnenschifffahrt entfielen, bei der die Rhein-Achse eine entscheidende Rolle spielt. 12% des Beförderungsvolumens entfielen auf Frankreich und Belgien. Diese vier Mitgliedsländer beför- dern auf ihrem gut ausgebauten Binnenwasserstraßennetz die meisten Güter im innereuropäi- schen Binnenschiffsverkehr. 82% des grenzüberschreitenden Verkehrs auf Binnenwasserstraßen in der EU-25 werden zwi- schen den Niederlanden, Deutschland und Belgien abgewickelt. Zwischen Deutschland und den Niederlanden werden 45%der Güter transportiert. Die Niederlande sind das europäische Land, das mit Abstand die meisten Güter im Binnenschiffsverkehr exportiert: 117 Mio. t, davon entfal- len auf die Verkehre mit Deutschland und Belgien allein 110 Mio. t. Deutschland importiert mit Abstand die meisten Güter (95 Mio. t) im Binnenschiffsverkehr. Im internationalen Binnenschiffsverkehr der EU-25 entfallen im Wesentlichen 19% der beförderten Güter auf Steine, Erden und Baustoffe, 17% auf Erze und Metallabfälle, 15% auf Erdöl und Mineralölerzeugnisse.
2 EU-Kommission 10/2002 3 EUROSTAT Verkehr 1/2006 vom 12.01.2006 6 - 2 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.1.2 Deutsche Binnenschifffahrt
Deutschland hat in der europäischen Güterbinnenschifffahrt eine herausragende Bedeutung. Über 50% aller westeuropäischen Wasserstraßen mit Ausbaustand Klasse Va aufwärts (GMS4 110 m) liegen in Deutschland. 50% der gesamten Güterverkehrsleistungen der EU-25 wer- den auf deutschen Binnenwasserstraßen erbracht. Auch wesentliche Teile des Verkehrs auf aus- ländischen Wasserstraßen haben Ziel oder Quelle in Deutschland. Damit ist der Binnenschiffs- verkehr in Deutschland weitgehend ein grenzüberschreitender Güter- und Transitverkehr. Binnenhäfen haben drei ausgeprägte Stärken: Sie sind leistungsfähig, sie sind flexibel und die Verknüpfung der Verkehrsträger macht den Transport zuverlässig, kurzum: Hier werden Binnen- schiffs-, Lkw- und Schienenverkehr zu idealen Partnern. Trotzdem wird die Binnenschifffahrt noch zu selten in die Transportkette der verladenden Wirtschaft eingebunden, weil die Möglich- keiten des Systems Wasserstraße bei potenziellen Auftraggebern wenig präsent sind. Um das zu ändern, wurde die „Initiative Binnenschifffahrt und Logistik“ ins Leben gerufen. Die Binnenschifffahrt hat im Verbund der Verkehrssysteme neben Straße und Schiene eine wichtige Funktion als Verkehrsträger im Güterverkehr. Sie stellt national und international einen unentbehrlichen Verkehrsträger dar, der besonders gut für den Transport von Gefahrgut und Massengütern über lange Strecken geeignet ist (Schwerlasten, industrielle Massenfrachten, Bau- produkte, Abfall) und eine besondere Rolle beim Umschlag von Containern aus Seehäfen in das europäische und inländische Hinter- bzw. Binnenland übernehmen kann. Darüber hinaus ist die Binnenschifffahrt einer der sichersten, wirtschaftlichsten und umweltfreundlichsten Verkehrsträ- ger überhaupt. Der direkte Vergleich von Eisenbahn und Binnenschifffahrt zeigt, dass die Binnenschifffahrt rund 75% des Aufkommens und auch der Verkehrsleistung der Eisenbahn erbringt. So transpor- tieren 7 Binnenschiffe das Transportvolumen von 200 Lkw-Ladungen, darüber hinaus sind die Transportkosten mit dem Binnenschiff je Tonne deutlich günstiger als der Transport mit dem Lkw oder mit der Bahn. Zur besseren Nutzung der Potenziale der Binnenschifffahrt wurde in 2004 ein nationales „Fo- rum für Binnenschifffahrt und Logistik“ eingerichtet mit dem Ziel, Strategien zur Stärkung der nationalen Binnenschifffahrt zu entwickeln. Grundlage dafür war das Gutachten der Planco Con- sulting GmbH zu „Potenziale und Zukunft der deutschen Binnenschifffahrt“. Der Marktanteil der deutschen Binnenschifffahrt an der gesamten Güterverkehrsleistung in Deutschland betrug 2005 15% (64,1 gegenüber 425,6 Mrd. tkm). Die auf deutschen Binnenwas- serstraßen beförderte Gütermenge stieg im Berichtsjahr 2005 um 0,4% auf jetzt 236,8 Mio. t, ein Anstieg um 0,9 Mio. t gegenüber dem Vorjahr. Die Beförderungsleistung stieg auf 64,1 Mrd. tkm, ein Zuwachs um 0,7%. Der innerdeutsche Güterverkehr auf Binnenwasserstraßen verliert zwar immer mehr an Bedeutung, wuchs jedoch erstmals wieder auf 56,6 Mio. t Fracht. Die Transportleistung der Bin- nenschifffahrt innerhalb des Bundesgebietes erreichte 2005 zwar 11,7 Mrd. tkm, demgegenüber war jedoch der grenzüberschreitende Binnenschiffsverkehr (einschl. Durchgangsverkehr) fast fünf Mal so groß und betrug 52,4 Mrd. tkm. Besonders positiv hat sich der Versand ins Ausland entwickelt, der im letzten Jahr um 3,4% zugenommen hat. Mit einer Güterbeförderung von 53,1 Mill. t wurde das höchste Ergebnis seit 1989 erreicht (55 Mio. t). Leicht rückläufig waren die Gütertransporte im Durchgangsverkehr (23,6 Mio. t/-2,5%) und der Empfang aus dem Ausland, der mit etwas über 103 Mill. t (-1,8%) die bei weitem wich- tigste Verkehrsrelation darstellt und gut 43% der Binnenschifffahrtsergebnisse ausmacht. Der Containerverkehr bleibt weiterhin der Wachstumsmotor für die Binnenschifffahrt: so nahm die Zahl der transportierten Container in 2005 auf jetzt 2,109 Mio. TEU zu, ein Zuwachs zum Vorjahr um 8,5%.
4 GMS - Großmotorschiff 6 - 3 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Das Rheingebiet, in dem fast 65% des Güterumschlags erfolgen, bleibt weiter die Haupt- verkehrsachse der deutschen Binnenschifffahrt. Die Binnenschifffahrt ist gerade in NRW von erheblicher verkehrlicher und wirtschaftlicher Bedeutung. Dies belegen rund 720 Kilometer Was- serstraßeninfrastruktur zwischen Emmerich und Höxter und 120 Häfen, davon 23 öffentliche und 97 private Werkhäfen. Europas größter Binnenhafen liegt in Duisburg und der größte Ka- nalhafen Europas in Dortmund. Insgesamt rund 125.000 Arbeitsplätze in NRW sind von der Bin- nenschifffahrt abhängig. Die im Rheingebiet umgeschlagene Gesamtgütermenge betrug in 2005 insgesamt 173,1 Mio. t. Die inländischen Binnenschifffahrtsunternehmen stehen jedoch nicht nur im Wettbewerb mit Unternehmen anderer Verkehrszweige, sie konkurrieren auch mit ausländischen Unternehmen. Der Marktanteil der europäischen Flotten5 auf deutschen Wasserstraßen beträgt heute gut 66% an der beförderten Gesamtgütermenge: etwa 53% entfallen allein auf niederländische, etwa 7% auf belgische Binnenschiffe. Der Anteil am Gütertransport der unter deutscher Flagge fahrenden Binnenschiffsflotte auf deutschen Binnenwasserstraßen verringerte sich von 44,4% in 1991 auf jetzt nur noch 34,2%. Bei einer Betrachtung der Anteile der mittel- und osteuropäischen Flotten am Gesamtgü- teraufkommen in der Binnenschifffahrt in Deutschland wird die gegenwärtig noch geringe Be- deutung der unter mittel- und osteuropäischer Flagge fahrenden Binnenschiffe deutlich. Die unter polnischer Flagge fahrenden Binnenschiffe transportieren lediglich 1,3%, die unter tsche- chischer Flagge fahrenden 0,5% des Gesamtgüteraufkommen; auf die ungarische Flotte entfal- len lediglich 0,2%. Nach Schätzungen des Bundesverbandes öffentlicher Binnenhäfen (BöB) sind in Deutschland rund 400.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt mit der Binnenschifffahrt verbunden. Dessen 109 Mitgliedshäfen beschäftigen selbst zwar nur rund 3.000 Mitarbeiter. Die in den Häfen angesie- delten Unternehmen aus Logistik und Produktion jedoch bieten derzeit rund 235.000 Menschen Arbeit6.
5 Statistisches Bundesamt, Binnenschifffahrt 2004, Reihe Wirtschaft und Statistik 6/2006 6 Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt – Jahresbericht 2003/2004 6 - 4 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.1.3 Das Verkehrssystem Binnenschifffahrt
Das Verkehrssystem Binnenschifffahrt wird auch durch die Leistungsfähigkeit der Bin- nenwasserstraßen bestimmt. Unter Einbeziehung aller Flüsse, Seen und Kanäle sind in den wich- tigen europäischen Binnenschifffahrt betreibenden Ländern insgesamt 25.303 km Wasserstraßen vorhanden, von denen die Hälfte mit Schiffen von 1.350 t und mehr befahren werden können. Das deutsche Netz der Bundeswasserstraßen hat eine Länge von rd. 7.476 km, darunter rd. 2.700 km in den neuen Bundesländern. Hiervon entfallen 6.760 km auf Binnenschifffahrtsstraßen und rd. 754 km auf Seeschifffahrtsstraßen ohne Außenbereiche der seewärtigen Zufahrten. 35% der Netzlänge sind freie/geregelte, 41% staugeregelte Flussstrecken und 24% Kanäle. Zu den staugeregelten Bundeswasserstraßen zählen Weser, Oberrhein, Neckar, Main, Mosel, Saar und Donau. Seit 1992 verbindet der Main-Donau-Kanal die Nordsee mit dem Schwarzen Meer. 6.000 km der 7.476 km Bundeswasserstraßen sind klassifizierte europäische Wasserstraßen, davon 25% mit regionaler Bedeutung (Wasserstraßenklasse I bis III) und 75% mit internationaler Bedeutung (Klasse IV bis VIc).
6.1.3.1 Bundeswasserstraßen7
7 Statistische Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 4 Binnenschifffahrt – 2004 6 - 5 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.1.3.2 Öffentliche Binnenhäfen (109)8 am Rhein Andernach, Bendorf, Bingen, Breisach, Bonn, Brühl, Duis- burg, Düsseldorf, Emmerich, Emmelsum, Gernsheim, Gustavsburg, Karlsruhe, Kehl, Kleve, Koblenz, Köln, Krefeld- Uerdingen, Leverkusen, Lahnstein, Ludwigshafen, Mainz, Mannheim, Neuss, Neuwied, Orsoy, Rheinberg-Ossenberg, Speyer, Weil, Weißenthurm, Wesel, Wesseling, Wiesbaden, Worms, Wörth am Rhein-Herne-Kanal Bottrop, Castrop-Rauxel, Essen, Herne, Gelsenkirchen, Wan- ne-Eickel am Dattel-Hamm-Kanal Hamm, Lünen, am Wesel-Datteln-Kanal Rhein-Lippe-Hafen, Dorsten, Marl, Hervest am Dortmund-Ems-Kanal Dortmund, Leer, Münster, Spelle-Venhaus an der Mosel Trier an der Saar Merzig, Völklingen, Saarlouis/Dillingen am Neckar Heilbronn, Plochingen, Stuttgart am Main Aschaffenburg, Frankfurt/Main, Hanau, Kitzingen, Ochsen- furth, Offenbach, Schweinfurt, Wertheim, Würzburg am Main-Donau-Kanal Bamberg, Dietfurt, Erlangen, Fürth, Nürnberg-Roth an der Donau Deggendorf, Kehlheim, Passau, Regensburg, Straubing am Mittelland-Kanal Bad Essen, Braunschweig, Bückeburg, Espelkamp, Hannover, Hannover-Brink, Hildesheim, Lübbecke, Minden, Misburg, Osnabrück, Detmold (Preußisch Oldendorf), Peine-Salzgitter, Wolfsburg-Fallersleben am Elbe-Seitenkanal Lüneburg, Uelzen, Wittingen am Elbe-Lübeck-Kanal Lauenburg, Lübeck am Küstenkanal/Hunte Dörpen, Oldenburg an der Weser Bremen, Brake, Nordenham, Bremerhaven, Oldenburg an der Ems Emden, Papenburg, Haren am Ems-Jade-Kanal an der Elbe Dresden, Magdeburg, Riesa, Torgau, Aken, Tangermünde, Wittenberge, Roßlau am Dahme-Nottekanal Königs Wusterhausen, Niederlehme am Elbe-Havel-Kanal Niegripp am Havel-Kanal Potsdam Havel-Oder Wasserstraße Hohensaaten, Schwedt Hauptwasserstraßen Berlin Berlin (6 Häfen und 3 Ladestraßen), Velten an der Saale Halle an der Ruhr Mühlheim/Ruhr Spree-Oder-Wasserstaße Eisenhüttenstadt an der Oder Frankfurt/Oder an der Peene Anklam am Silokanal Brandenburg
8 Statistische Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 4 Binnenschifffahrt – 2004 und Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen (BöB) 6 - 6 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.2 Deutsche Binnenschiffsflotte9
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Anzahl der in der Binnenschifffahrt tä- tigen Unternehmen zum 30.06.2004 nur geringfügig unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Von den insgesamt 1.189 in Deutschland ansässigen Unternehmen waren 672 in der Trockengü- terschifffahrt (Vorjahr: 682), 184 in der Tankschifffahrt tätig (Vorjahr: 172) und 310 in der Perso- nenschifffahrt (Vorjahr: 310). Zum Stichtag 31.12.2005 verfügten die gewerblichen Binnenschifffahrtsunternehmen über 3.768 Binnenschiffe zur Güter- und Personenbeförderung: 1.918 Trockengüterschiffe (ohne Trägerschiffsleichter) mit einer Tragfähigkeit von 2,03 Mio. t, davon 937 Gütermotorschiffe mit einer Tragfähigkeit von 1,115 Mio. t; 428 Tankgüterschiffe/Leichter mit einer Tragfähigkeit von 0,661 Mio. t 1.000 Fahrgastschiffe sowie 442 Schub- und Schleppboote. Die Zahl der Beschäftigten in der Binnenschifffahrt bleibt weiter rückläufig: Mitte 2004 waren nur noch 7.612 Personen in der Binnenschifffahrt beschäftigt gegenüber 7.690 im Vorjahr (-1%). Die Anzahl des fahrenden Personals nahm um 0,1% auf 6.080 Beschäftigte zu, während die Zahl der an Land beschäftigten Personen um 5,1% auf 1.532 Beschäftigte abnahm. Im Jahr 2004 erzielten die deutschen Unternehmen mit der Binnenschifffahrt einen Umsatz von 1,216 Mrd. Euro (+1,1%). Von diesen Umsätzen stammten 0,64 Mrd. Euro aus Beförderung und 0,55 Mrd. Euro aus Befrachtung. Vom Umsatz aus Beförderung entfielen 44% auf die Tro- ckengüterschifffahrt, 28% auf die Tankschifffahrt sowie 28% auf die Personenschifffahrt.
6.2.1 Schiffsbestand der gewerblichen Binnenschifffahrt10 (ausgewählte Daten ohne Schuten, Bunkerboote und Barkassen)
Schiffsgattung 31.12.2003 31.12.2004 31.12.2005
Gütermotorschiff 966 956 937 Tankmotorschiff 332 344 369 Güterschleppkähne 73 66 66 Tankschleppkähne 12 12 12 Güterschubleichter 919 922 915 Tankschubleichter 45 48 47 Schleppboote 154 150 146 Schubschleppboote 84 85 82 Schubboote 211 210 214 gesamt Frachtschiffe 2.796 2.793 2.792 Gesamtladekapazität 2.626.567 t 2.641.637 t 2.788.259 t Fahrgasttagesschiffe 924 932 947 Fahrgastkabinenschiffe 38 46 53 gesamt Fahrgastschiffe 962 978 1.000
9 Zentrale Binnenschiffs-Bestandsdatei bei der WSD Südwest 31.12.2005 10 Zentrale Binnenschiffs-Bestandsdatei bei der WSD Südwest 31.12.2005 und VSM Jahresbericht 2005 - Bin- nenschifffahrt 6 - 7 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.2.2 Strukturdaten der Binnenschifffahrt11 (gewerbliche Güter-/Personenschifffahrt und Werkverkehr)
Binnenschifffahrt Jahr Binnenschiffe zur Unternehmen Güter-/ Personenbe- Beschäftigte förderung 1996 1.382 3.343 8.613 1998 1.294 3.267 8.140 1999 1.370 3.406 8.596 2000 1.370 3.822 8.057 2001 1.340 3.768 7.750 2002 1.232 2.868 7.689 2003 1.191 2.773 7.690 2004 1.189 2.79512 7.612
11 Stand jeweils 30.06. d.J.; Stat. Bundesamt 23.02.2006 und Zentrale Binnenschiffsdatei bei der WSD Süd- west 2006 12 Daten ohne Leichter, Schub- und Schleppboote, Barkassen u.ä. 6 - 8 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.3 Güterverkehr in der Binnenschifffahrt
6.3.1 Güteraufkommen in der Binnenschifffahrt13
Die Binnenschifffahrt verzeichnete im Jahr 2005 auf den Hauptverkehrsverbindungen ge- ringe Mengen- und Leistungszuwächse und konnte nach den Jahren 1995 und 2000 ihre dritt- höchste Beförderungsmenge seit 1989 erzielen. In 2005 betrug das auf den deutschen Binnenwasserstraßen beförderte Güteraufkommen 236,8 Mio. t, eine Zunahme zum Vorjahr von 0,7 Mio. t oder 0,3%. Die Transportleistung stieg im gleichen Zeitraum um 0,8% auf 64,1 Mrd. Tonnenkilometer (tkm). Die im Wettbewerb mit der Binnenschifffahrt stehende Eisenbahn beförderte in 2005 insgesamt 306,7 Mio. t (-1,1%), ihre Transportleistung betrug 89,7 Mrd. tkm (+3,8%).
Anhaltend im Aufwind ist der Containerverkehr. Da rund 70% der Binnenschiffstransporte von oder zu den großen Häfen an der Nordsee erfolgen, beeinflusst diese Entwicklung auch ganz entscheidend die Transportstrukturen der deutschen Binnenschifffahrt. Mit 2,109 Mio. TEU legte der Containerverkehr gegenüber 2004 um 8,5% zu. Die unter deutscher Flagge fahrenden Binnenschiffe profitierten jedoch nur bedingt vom Wachstum der Containerverkehre. Sie erzielten 2005 darin lediglich einen Marktanteil von 17,1%. Die vergleichsweise geringe Bedeutung der deutschen Flagge im grenzüberschreitenden Verkehr spiegelt sich damit auch bei der Containerbeförderung wieder, die zu einem Großteil im Hinterland der Seehäfen Antwerpen und Rotterdam stattfindet. Auf den Binnenverkehr auf deutschen Wasserstraßen, wo die deutsche Flagge mit einem Marktanteil von ca. 75% nach wie vor dominiert, entfielen im Jahr 2005 lediglich rund 9,6% der gesamten Containerbeförderungen. Der größte Mengenanteil am Transportaufkommen entfiel mit 103,2 Mio. t auf den Güter- empfang aus dem Ausland (-1,8%), dessen Transportleistung im gleichen Zeitraum um 1,1% auf 23,4 Mrd. tkm abnahm. Der Güterversand in das Ausland stieg auf 53,4 Mio. t (+3,9%), die Transportleistung stieg um 3,7% auf 13,9 Mrd. tkm.
13 Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 4, 2006 6 - 9 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Der deutsche Binnenverkehr erzielte ein Transportvolumen von 56,7 Mio. t, ein Anstieg um 2,6%, bei einer Transportleistung von 11,7 Mrd. tkm (+3,5%). Der Durchgangsverkehr über deutsche Wasserstraßen nahm auf 23,6 Mio. t. ab, ein Rückgang um 0,6 Mio. t bzw. 2,5%. Die Transportleistung reduzierte sich auf 15,1 Mrd. tkm (-1,4%).
6.3.1.1 Transportleistung der Binnenschifffahrt auf dt. Wasserstraßen 14
Binnenschiffsgü- Transportaufkommen Verkehrsleistung terverkehr in Mio. t in Mrd. tkm 2002 2003 2004 2005 2002 2003 2004 2005 gesamt 231,7 220,0 235,9 236,8 64,2 58,2 63,7 64,1 grenzüberschreitend 206,8 166,6 180,7 180,2 48,1 47,3 52,3 52,4 Versand 49,1 46,1 51,4 53,4 12,7 11,7 13,4 13,9 Empfang 101,8 99,0 105,1 103,2 23,7 22,0 23,6 23,4 Durchgangsverkehr 25,0 21,5 24,2 23,6 16,1 13,6 15,3 15,1 Binnenverkehr 55,8 53,4 55,2 56,7 11,7 10,8 11,3 11,7 Dt. Binnenschiffe 84,9 79,9 81,7 81,0 22,0 20,1 21,3 21,2 Ausl. Binnenschiffe 146,8 140,1 154,2 155,8 42,2 38,1 42,4 42,9 Containerverkehr 1,519 1,66 1,943 2,109
(in TEU) Mio. Mio. Mio. Mio.
Verkehrsleistung 64,1 Mrd. tkm Anmerkung: Transportaufkommen = mittlere Transportweite = 236,8 Mio. t = 270 km
14 Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 4, 2005; BAG-Marktbeobachtung Güterverkehr - Jahresbericht 2005 6 - 10 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.3.1.2 Anteile der Binnenschiffe unter deutscher Flagge am Güterverkehr15
Transportaufkommen Anteil am Ge- Verkehrsleistung dt. Anteil an der gesam- Jahr dt. Binnenschiffe samtaufkommen Binnenschiffe ten Transportleistung 1998 95,7 Mio. t 40,5% 24,0 Mrd. tkm 37,3% 1999 91,6 Mio. t 40,1% 23,2 Mrd. tkm 37,4% 2000 91,4 Mio. t 37,7% 23,4 Mrd. tkm 35,2% 2001 88,2 Mio. t 37,4% 22,6 Mrd. tkm 34,9% 2002 84,9 Mio. t 36,6% 22,0 Mrd. tkm 34,2% 2003 79,9 Mio. t 36,3% 20,1 Mrd. tkm 34,5% 2004 81,7 Mio. t 34,6% 21,3 Mrd. tkm 33,4% 2005 81,0 Mio. t 34,2% 21,2 Mrd. tkm 33,1%
Vom Transportaufkommen im Güterverkehr konnten die unter deutscher Flagge fahren- den Binnenschiffe erneut nicht profitieren. Der Trend zur rückläufigen Beteiligung deutscher Binnenschiffe am Gütertransport hielt an: sie beförderten in 2005 nur 81,0 Mio. t und damit rund 0,7 Mio. t (-0,8%) weniger Güter als im Vorjahr. Ihr Anteil an der Gesamtbeförderung sank von 34,6% auf jetzt 34,2%. Hauptkonkurrenten bleiben die niederländischen Binnenschiffsbe- triebe, deren Flotte nach Zahl und Ladekapazität etwa doppelt so groß ist wie die der deutschen Betriebe. Seit 1994 sind die Niederlande die führende Binnenschiffsnation auf den deutschen Wasserstraßen. In 2005 lag ihr Anteil am Gütertransport bei mehr als 53%, an dritter Stelle fol- gen belgische Binnenschiffe mit einem Anteil von etwa 6,9% am Gütertransport auf deutschen Binnenwasserstraßen.
Güterbeförderung nach Flaggen
Anteile am Verkehr Gesamtverkehr Veränderung insgesamt Flagge 2005 gegenüber 2004 2005 2004 2005 2004 1.000 t % Niederlande 125.404,0 124.993,5 410,5 0,3 53,1 53,0 Deutschland 80.997,6 81.667,0 -669,4 -0,8 34,2 34,6 Belgien 16.582,3 16.365,2 217,1 1,3 7,0 6,9 Schweiz 2.923,5 2.986,7 -63,2 -2,2 1,2 1,3 Polen 2.970,5 2.364,1 606,4 25,9 1,3 1,0 Österreich 1.347,0 1.289,7 57,3 4,4 0,6 0,5 Frankreich 1.231,9 1.183,1 48,8 4,4 0,5 0,5 Luxemburg 1.078,3 1.175,5 -97,2 -8,6 0,5 0,5 Tschech. Republik 1.275,4 916,7 358,7 38,6 0,5 0,4 Ungarn 386,0 416,1 -30,1 -8,1 0,2 0,2 übrige Flaggen 1.946,4 2.502,8 -556,4 -22,1 0,8 1,1 insgesamt 236.142,9 235.860,7 282,5 33,1 100 100
6.3.2 Umsätze in der Binnenschifffahrt16
Nach den vorliegenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes stieg im Jahr 2005 der Gesamt- umsatz der Binnenschifffahrt um 1,1% auf 1,216 Mrd. EUR. Davon wurden 0,64 Mrd. EUR aus Beförderungsleistungen erzielt (-1,1%) und 0,55 Mrd. EUR (+3,4%) aus Befrachtung. Auf Beför- derung entfielen damit 52,6% (davon 23% in der Trockengüterschifffahrt, 14,6% in der Tank- schifffahrt und 15% in der Personenschifffahrt), 45,3% auf Befrachtung sowie 2,2% auf Schub- und Schleppleistungen.
15 Statistisches Bundesamt – Binnenschifffahrt 2005 16 Statistisches Bundesamt – Unternehmen in der Binnenschifffahrt 2004, Wirtschaft und Statistik 06/2006 6 - 11 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Bei der Umsatzart „Befrachtung“ handelt es sich um Aufträge für Güterbeförderungen mit dem Binnenschiff, die Binnenschifffahrtsunternehmen – hauptsächlich Reedereien – akquirieren, aber nicht selbst durchführen, sondern an andere Binnenschifffahrtsunternehmen – im Regelfall an Partikuliere – weitergeben bzw. diese mit der Ausführung beauftragen.
6.3.3 Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt17
Im Jahr 2005 standen Aufkommenszuwächsen in den Güterabteilungen „Land- und Forst- wirtschaftliche Erzeugnisse“, „Erdöl, Mineralölerzeugnisse, Gase“, „Eisen, Stahl und NE-Metalle“, „Chemische Erzeugnisse“ sowie „Sonstige Halb- und Fertigwaren“ zum Teil deutliche Aufkom- mensrückgänge in den übrigen Güterabteilungen gegenüber: Mit einem Zuwachs in Höhe von knapp 2,4 Mio. t bzw. 26,9 % konnte die Güterabteilung „Land-, forstwirtschaftliche und ver- wandte Erzeugnisse“ im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr sowohl mengenmäßig als auch pro- zentual am stärksten zulegen. Dies dürfte u.a. auf die hohen Ernteerträge des Jahres 2004 zu- rückzuführen sein, denn im 2. Quartal 2005 wurden die Erntemengen, die im Vorjahr eingela- gert worden waren, abtransportiert. Das fortgesetzte Wachstum der Güterabteilung „Sonstige Halb und Fertigwaren“ war im Wesentlichen dem anhaltenden Boom in der Containerschifffahrt zuzuschreiben. Vor dem Hintergrund einer hohen internationalen Nachfrage nach Mineralölerzeugnissen und stark ausgelasteter Raffineriekapazitäten verzeichnete die Güterabteilung „Erdöl, Mineral- ölerzeugnisse, Gase“ trotz des Niedrigwassers im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr noch einen Aufkommenszuwachs um 0,5 % auf 38,8 Mio. t. Im Inland wurden private Lagerbestände ange- sichts relativ hoher Heizölpreise nur bedingt aufgefüllt. Insgesamt lagen die Lagerbestände wäh- rend des gesamten Jahres 2005 unter dem langjährigen Mittel.
17 Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 4, 2005; BAG-Marktbeobachtung Güterverkehr - Jahresbericht 2005 6 - 12 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.3.4 Güterumschlag in den Binnenhäfen18
Deutschland hat das größte Binnenwasserstraßennetz Europas mit ca. 7.476 km Länge. An diesen Binnenwasserstraßen liegen 109 Öffentliche Binnenhäfen (ÖB) und über 150 private Werkshäfen. Binnenhäfen haben drei ausgeprägte Stärken: Sie sind leistungsfähig, sie sind flexi- bel und die Verknüpfung der Verkehrsträger macht den Transport zuverlässig, kurzum: Hier werden Binnenschiffs-, Lkw- und Schienenverkehr zu idealen Partnern. Trotzdem wird die Bin- nenschifffahrt noch zu selten in die Transportkette der verladenden Wirtschaft eingebunden. Die Öffentlichen Binnenhäfen schlugen in 2005 im Güterverkehr19 insgesamt 271,2 Mio. t Güter um. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der gesamte Güterumschlag um rund 3,8 Mio. t bzw. 1,4 %. Weiterhin führender Binnenhafen Deutschlands ist der Duisburger Hafen mit einem Gesamt- güterumschlag von 49,2 Mio. t, der seinen Umschlag jedoch nur um 0,6 Prozent bzw. 0,3 Mio. t steigern konnte. Zweitplazierter des Hafenrankings ist der Hafen Köln mit einem Güterumschlag von knapp 15 Mio. t, was einem leichten Plus von 1,8% im Vergleich zum Vorjahresergebnis be- deutet. Hamburg nimmt hinter Köln wie auch im Vorjahr den dritten Rang ein mit ca. 11,2 Mio. t umgeschlagener Güter. Im Gegensatz zu den beiden führenden deutschen Binnenhäfen Duis- burg und Köln weist Hamburg einen Umschlagszuwachs von beinahe 25% auf. Bedeutende Aufkommenssteigerungen verzeichneten zudem die Häfen Magdeburg, Hamm und das Gebiet Berlin.
Güterumschlag in ausgewählten Binnenhäfen Verände- Binnenhäfen (in Mio. t) rung 2004 2005 gesamt Empfang Versand gesamt Empfang Versand in % Hamburg 8,99 3,05 5,94 11,18 4,38 6,79 24,4 Magdeburg 2,18 1,25 0,93 2,51 1,28 1,24 15,2 Bremen 4,68 3,25 1,43 4,30 3,11 1,19 -8,2 Oldenburg 1,28 1,22 0,05 1,20 1,15 0,50 -6,3,5 Salzgitter 2,73 2,06 0,67 2,40 1,70 0,69 -12,4 Dortmund 2,32 1,40 0,92 2,36 1,38 0,99 1,7 Hamm 2,34 1,88 0,45 2,87 2,47 0,41 23,0 Marl 3,28 2,28 1,00 3,44 2,33 1,12 4,8 Düsseldorf 2,34 1,62 0,72 2,38 1,53 0,85 1,9 Köln 14,71 7,09 7,62 15,0 7,19 7,79 1,8 Duisburger Häfen 48,95 40,10 8,89 49,24 39,04 10,20 0,6 Frankfurt/Main 3,39 2,65 0,74 3,09 2,39 0,70 -9,0 Karlsruhe 6,69 3,24 3,46 6,51 2,82 3,69 -2,8 Ludwigshafen 7,30 5,47 1,83 7,22 5,15 2,07 -1,1 Mannheim 7,68 5,63 2,06 8,10 5,73 2,38 5,5 Gebiet Berlin 2,83 2,70 0,13 3,49 3,28 0,21 23,2 Donaugebiet 6,64 4,12 2,52 6,79 4,05 2,74 2,2 zusammen 267,37 160,32 107,06 271,16 159,84 111,32 1,4
6.3.4.1 Umschlag Binnenschifffahrt in einzelnen Wasserstraßengebieten
Die öffentlichen Binnenhäfen entwickelten sich über ihre Verkehrsfunktion und Funktion als multimodale Schnittstelle des Güterverkehrs (Binnenschiff, Waggon, Lkw) hinaus zu multifunkti- onalen Standorten der Industrie, des Handels und der Distribution. Zunehmende Bedeutung erlangen einige Binnenhäfen im Hinterland (Flusshäfen) als Quasi-Außenstellen der Seehäfen. An Flussmündungen gelegene Seehäfen wiederum besitzen auch Module eines Binnenhafens.
18 Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 4, 2005 (Umschlagergebnisse der 99 wichtigsten Häfen Deutschlands) 19 alle Verkehrsträger gerechnet 6 - 13 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Der Güterumschlag im deutschen Binnenwasserstraßennetz konzentriert sich auf das Rhein- gebiet mit seinen Nebenflüssen. Es folgen mit sehr weitem Abstand das Elbe und das Donauge- biet. 64% des Güterumschlags (173,2 Mio. t) erfolgt über die Häfen am Rhein, gefolgt von dem Westdeutschen Kanalgebiet (34,3 Mio. t) und dem Elbegebiet mit 21,5 Mio. t. Die Werkshäfen sind im Jahresdurchschnitt mit etwa 30% am Güterumschlag beteiligt.
in Mio. t Veränderung 2002 2003 2004 2005 in % Rheingebiet 172,3 162,1 173,6 173,2 -0,3 Westdeutsches Kanalgebiet 31,9 33,1 33,9 34,3 1,0 Mittellandkanalgebiet 14,1 15,0 15,8 16,4 3,3 Wesergebiet 11,6 11,8 12,7 12,2 -4,2 Elbegebiet 19,9 18,8 18,7 21,5 15,2 Donaugebiet 5,9 5,9 6,6 6,8 2,2 Gebiet Berlin, Brandenburg, 6,3 5,7 5,9 6,8 13,8 Mecklenburg zusammen 262,1 252,5 267,4 271,2 1,4
6 - 14 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
6.4 Personenschifffahrt20 Neben der Güterschifffahrt betreiben die gewerblichen deutschen Binnenschifffahrtsunter- nehmen im nennenswerten Umfang auch Personenbeförderung mit Fahrgast- und Fahrgastka- binenschiffen. So waren von den 1.189 gewerblichen Binnenschifffahrtsunternehmen (Stand: 30.06.2004) nach ihrem wirtschaftlichen Schwerpunkt 310 Unternehmen (26,0%) in der Perso- nenschifffahrt tätig. Die Weiße Flotte stellt ein gutes Drittel aller Schiffe in der gewerblichen deutschen Binnenschifffahrt. Diese setzte insgesamt 749 Fahrgast(Kabinen-)Schiffe21 ein (-1,3%) und erwirtschaftete mit insgesamt 3.205 Beschäftigten einen Gesamtumsatz von 182,2 Mio. EUR, ein Anteil von 28% am gesamten Umsatz der Binnenschifffahrtsbranche aus Beförderung (639 Mio. EUR). Die Fahrgastschiffe transportierten etwa 15 Mio. Fahrgäste pro Jahr. Über ihren Anteil am Umsatz der Branche hinaus haben die Personenschifffahrtsunterneh- men eine wesentlich größere Bedeutung für die Beschäftigung: mit 3.205 Beschäftigten sind 42% des in der gewerblichen Binnenschifffahrt beschäftigten Personals bei Personenschiff- fahrtsunternehmen tätig. 2.551 Beschäftigte werden an Bord von Ausflugs- und Flusskreuzfahrt- schiffen eingesetzt (ohne Fluss- und Kanalfähren).
6.5 Binnenschiffbau22
Nach den Feststellungen des Planco-Gutachtens23 von 2003 sind in Deutschland zur Zeit 33 Werften im Binnenschiffbau oder Reparaturen tätig, bei weiteren 5 Werften spielt der Bau von Binnenschiffen nur eine geringere Rolle. Die 38 meist klein- und mittelständisch ausgerichteten Binnenschiffbaubetriebe in Deutschland beschäftigen etwa 2.000 Mitarbeiter, die Mehrheit we- niger als 50, keiner jedoch mehr als 500 Mitarbeiter. 22 Werften sind im Spezialschiffbau tätig, 17 bauen Tankschiffe und 14 Güterschiffe. Produktion und Auftragsentwicklung im deutschen Binnenschiffbau hielten sich auch in 2005 auf einem stabilen Niveau. Die Binnenschiffswerften lieferten 66 Schiffe im Wert von 90,3 Mio. EUR ab. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der fertig gestellten Schiffe deutlich er- höht (+15 Schiffe), der Auftragswert jedoch etwas verringert. Der Schwerpunkt lag bei hochwer- tigen Fahrgastschiffen (15 Einheiten) und vier Fähren, die zusammen einen Wertanteil von 75% ausmachten. Auf die 33 fertig gestellten Arbeitsboote, Behördenfahrzeuge und sonstigen Spezi- aleinheiten entfielen 16% der gesamten Binnenschiffsproduktion. Verdoppelt hat sich die Pro- duktion von Frachtschiffen, von denen 2005 insgesamt 15 Einheiten abgeliefert wurden. Der Exportanteil betrug etwa 14%. Im Auftragsbestand der Binnenschiffswerften befanden sich zum Jahresende 2005 noch 54 Schiffe mit einem Auftragsvolumen von 119 Mio. EUR. Im Mittelpunkt standen Fahrgastschiffe und Fähren (15) mit einem Wertanteil von 57% des Auftragsvolumens. Der Neubauanteil von Frachtschiffen (15) an der Produktion bedeutete eine erfreuliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren. Sie zeigt, dass die deutschen Binnenschiffswerften weiterhin auch in diesem Markt durchaus Kompetenzen und Chancen besitzen. Neben den Neubauaktivitäten bilden Reparatu- ren, Umbauten und Wartungen ebenso wichtige Tätigkeitsbereiche der Binnenschiffswerften.
6.5.1 Entwicklung des deutschen Binnenschiffsbaus24
Produktion 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Frachtschiffe einschl. Tan- 16 4 5 13 7 15 ker/Schubeinheiten Fahrgastschiffe 13 17 14 19 13 18 Hafen-/Behördenfzg., Sonderfzg. 18 34 26 16 31 33 Umsatzerlöse (in Mio. EUR) 33 47 72 87 93 90
20 Statistisches Bundesamt zu Binnenschifffahrtsunternehmen 2004 – 30.06.2006 21 Fahrgastschiffe ohne Fähren im Personenverkehr 22 VSM Jahresbericht 2005 (Mai 2006) 23 Planco-Gutachten 2003 zu „Potenziale und Zukunft der dt. Binnenschifffahrt“ 24 VSM Jahresbericht 2005 (Mai 2006)
6 - 15
Maritime Industrie 2006 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
7 Maritime Industrie
7.1 Meerestechnik
Zunehmend gewinnt das Meer und seine Umgebung als Lebensraum und Ökosystem an Be- deutung. Technische Innovation und eine rasch wachsende Bevölkerungsdichte an der Küste – die Hälfte der EU-Bevölkerung lebt weniger als 50 km von der Küste entfernt – bewirken eine starke Beanspruchung der maritimen Ressourcen und der Meeresumwelt. Für innovative mariti- me Produkte und Dienstleistungen besteht deshalb eine große Nachfrage und als wichtiger Be- reich der nachhaltigen Nutzung der Meere gewinnt die Meerestechnik1 zunehmend an Bedeu- tung. Meerestechnik umfasst dabei alle Bereiche der industriell-technischen Nutzung der Meere und stellt innovative Lösungen für die nachhaltige Nutzung der Meere als Transportweg, Roh- stofflieferant und Nahrungsquelle zur Verfügung und liefert wesentliche Beiträge zum Schutz der Meeresumwelt. Die meisten Küstenstaaten messen den maritimen Technologien und Industrien strategische Bedeutung bei. Das weltweite Marktpotenzial der Meerestechnik (nicht-schiffbauliche maritime Technik) wird auf über 150 Mrd. EUR Jahresumsatz geschätzt und ist damit schon heute ein dem Schiffbau vergleichbarer wirtschaftlicher Faktor. Den größten Anteil daran hat die Offshore- Technik zur Gewinnung von Öl und Gas mit ca. 80 Mrd. EUR. Die Wachstumspotenziale der Mee- restechnik sind überdurchschnittlich; hierzu tragen z. B. die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. Offshore-Windparks) oder die steigenden Anforderungen an Sicherheit in der Schifffahrt und an den maritimen Umweltschutz bei. Die deutsche maritime Industrie hat in diesen Prozess eine industrielle Kompetenz entwickelt, die von der marinen Umweltschutztechnik und Vermessungstechnik, über den Wasserbau und das Küstenzonenmanagement bis zur Offshore-Technik reicht. Damit hat sie einen Anteil von etwa 2,6% (ca. 4 Mrd. EUR) am weltweiten Umsatzvolumen erwirtschaftet. Zur Meerestechnik2 selbst zählen folgende Felder: Aquakultur, Hydrographie, Meeresfor- schungstechnik, Marine Umweltschutztechnik, Maritime erneuerbare Energien, Maritime Infor- mations- und Leitsysteme, Küsteningenieurwesen/Wasserbau, Offshore-Technik, Polartechnik und Unterwassertechnik/ Seekabel.
7.1.1 Aquakultur/Fischerei
Die Aquakultur ist ein international immer wichtiger werdender Zweig der Fischerei. Vor dem Hintergrund stagnierender bzw. begrenzter Erträge aus der weltweiten Hochsee- und Binnenfi- scherei kommt der Aquakultur zur Deckung des Nahrungs- und Eiweißbedarfs der Menschen eine große Bedeutung zu. Unter Aquakultur wird die Bewirtschaftung, Vermehrung und Auf- zucht von aquatischen Organismen (Fische, Weichtiere, Krebstiere, Pflanzen) in natürlichen und künstlichen Teichen sowie industriemäßig in Netzkäfigen oder Becken verstanden. Die Hauptbe- reiche der Aquakultur sind gegenwärtig Muschel- und Austernzucht, Karpfenzucht (Teichwirt- schaft) und die Lachsaquakultur (Netzkäfige), die in vielen Ländern (z.B. in Norwegen) bereits zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden sind. In Zukunft könnte die Aufzucht von hochwertigen Meeresfischen sowie die Produktion orga- nischer nachwachsender mariner Rohstoffe und Grundstoffe für die Medizin zu einem neuen wirtschaftlichen Schwerpunkt in der Aquakultur werden; darüber hinaus könnten auch biotech- nologische Verfahren zunehmende Bedeutung in der Aquakultur erfahren. Konventionelle Verfahren der marinen Aquakultur stellen bei unzureichender Planung eine potentielle Gefahr für anliegende Ökosysteme dar. Gefahrenpotentiale derartiger Anlagen betreffen den Nährstoffeintrag, das Entkommen von Zuchtfischen, die Möglichkeit einer Über- tragung von Krankheiten und der Eintrag von Betriebsstoffen (Schadstoffen) in die Küstenge- wässer. Um diesen Gefahren zu begegnen, könnten moderne Kreislaufsysteme mit ihrer innova- tiven Umwelttechnik in Zukunft eine große Rolle spielen.
1 VSM – Jahresbericht 2005 und Schiffbauindustrie Heft 1/2006 2 Nach GMT-Klassifikation
7 - 1 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Derartige Anlagen erlauben die Aufzucht unter kontrollierten Bedingungen, die weitgehend standortunabhängig sind und nicht im direkten Austausch mit der Umwelt stehen und damit ökologische Folgeschäden weitgehend ausschließen. In Verbindung mit umweltfreundlicher Bio- technologie hat insbesondere die Algenproduktion erhebliche Zukunftsperspektiven. Aus Mak- roalgen werden beispielweise Biopolymere für die Nahrungsmittelindustrie extrahiert. Kurz- bis mittelfristig liegt ein großes wirtschaftliches Potential in den Bereichen Kosmetika, Wellness und Health Food, mittel- und langfristig in der Abwasserreinigung, in Antifouling-Anstrichen und in der pharmazeutischen Industrie. Kleinere, aber regional wichtige Potentiale sind in der Verwen- dung als Algen-Nahrungsmittel, als Biofilter, in integrierten Kreislauf-Aquakulturanlagen und in Renaturierungsmaßnahmen möglich. Die Umsätze in der Aquakultur betragen in Deutschland etwa 121 Mio. EUR.
7.1.2 Hydrographie
Hydrographie erfasst und beschreibt die Hydrosphäre, d.h. Gewässer und Meere. Diese sind Wirtschaftsraum und Umwelt zugleich, und gelten als bedeutende Verkehrsträger. Der Meeres- boden liefert darüber hinaus wichtige Bodenschätze wie Erdöl und Erdgas, über ihn laufen Pipe- lines, Strom- und Telefonleitungen. Das Meer versorgt den Menschen mit Nahrung und be- stimmt wesentlich unser Klima. Hydrographie leistet dazu einen entscheidenden Beitrag, denn eine gute Kenntnis der Gewässer ist zwingende Voraussetzung für eine schonende Nutzung und sichere Schifffahrt. Im Jahr 2002 trat eine Neufassung des Internationalen Schiffssicherheitsübereinkommens (SOLAS) in Kraft, die die Küstenländer zum Aufbau nationaler hydrographischer Dienste ver- pflichtet. Darüber hinaus fordert das Übereinkommen der IMO die Küstenländer zur aktiven Vermessung ihrer exklusiven Wirtschaftszonen vor der Küste auf. Hier entwickeln sich gewaltige Aufgaben und Märkte. Welches Ausmaß das annehmen kann, verdeutlicht die Tatsache, dass allein Australien, eine im Vergleich zu Chile kompakte Landmasse, mit seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone sein „Territorium“ mehr als verdoppelt hat. Hydrographie betrifft also global gesehen einen außerordentlichen Wachstumsmarkt, dessen Größenordnung sich z.Zt. noch schwer abschätzen lässt. Allein in Deutschland gibt der Bund etwa 120 Mio. EUR, zumeist im Rahmen der Bundeswas- serstraßenverwaltung, für Hydrographie aus. Hiervon entfallen etwa 48 Mio. EUR auf die Be- schaffung von Geräten in der Industrie; der Rest ist Eigenleistung der Verwaltung. Weltweit werden die staatlichen Ausgaben für die Hydrographie auf 15 bis 20 Mrd. EUR geschätzt.
7.1.3 Meeresforschungstechnik
Der internationale Markt für Meeresforschungs- und Überwachungstechnik mit einem aktuel- len Marktvolumen von 8 bis 10 Mrd. EUR ist sehr stark geprägt durch große Forschungsinstitute und staatliche Behörden als Endkunden sowie nationale und internationale Forschungspro- gramme zur Meeresforschung. Deutschland verfügt über eine Reihe international führender Meeresforschungsinstitute und –institutionen, die speziell in Bereichen Polar- und Tiefseefor- schung, Meeresgeologie und Erschließung neuer Energiequellen (z.B. Gashydrate), Meeresbiolo- gie und Meeresüberwachung aktiv sind. Dazu zählt auch der erfolgreiche Aufbau eines Messnet- zes zur Überwachung der deutschen Nord- und Ostsee, das vom Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) betrieben wird. Zur Meeresforschungstechnik wird eine breite Palette von Komponenten, Systemen und Dienstleistungen für die Messung und Überwachung von allen meeresrelevanten Daten gerech- net. Dazu zählen sowohl Einzelkomponenten als auch komplexe Systeme wie langzeit-stabile chemische und biologische Sensoren, Oberflächenmeßsysteme, wartungsfreie Unterwasserstati- onen, ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge und Driftkörper. Ebenso zählen hierzu marine Si- mulationsmodelle, Vorhersage- und Expertensysteme. Technologisch anspruchsvoll ist der Einsatz drahtloser und energiesparender Datenübertragungstechnik, einschließlich der Satellitenkom- munikation, mit nachfolgender Datenerfassung, -aufbereitung, -auswertung und das Zuschnei- den dieser Informationen auf individuelle Bedürfnisse der Anwender in Form von Produkten und Dienstleistungen sowie als Systemkomponenten.
7 - 2 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
Der nationale Markt ist weitgehend begrenzt auf den Bedarf von Behörden und Forschungs- instituten und damit auf relativ geringe Stückzahlen. Der internationale Markt ist dagegen er- heblich größer und aufnahmefähig für technologisch anspruchsvolle Produkte. Im Rahmen welt- weit geplanter und regionaler Meeresüberwachungsprogramme sowie beim integrierten Küstenzonenmanagement (IKZM) werden einsatzspezifische Messgeräte und Geräteträgersys- teme entwickelt, die sich im Dauereinsatz bewähren müssen.
7.1.4 Marine Umwelttechnik
Die zunehmende Nutzung der Meere als Transportweg, Rohstofflieferant und Nahrungsquel- le erfordert neuartige technische Lösungen zum Schutz der Umwelt bei wirtschaftlich vertretba- ren Kosten. Die messtechnische Erfassung von Daten über den physikalischen und chemischen Zustand der Weltmeere zur Erkundung natürlicher Veränderungen, der Auswirkung von Schad- stoffeinträgen und der Erfolge bei der Ursachenbekämpfung sind Ansatzpunkte für Forschung und Entwicklung bedarfsorientierter Produkte und Methoden. Marine Umwelttechnik beschränkt sich heute im Wesentlichen auf die Bekämpfung von Schadstoffverunreinigungen im Wasser, insbesondere durch Öl. Für die Verhütung von Öl- oder Chemikalienunfällen, Überwachung auf See und auf Binnengewässern, Öl-/ Chemikalienunfall- bekämpfung und für die Entsorgung von schadstoffbelasteten Komponenten ausgedienter mari- timer Anlagen werden mechanische, chemische und biologische Verfahren entwickelt, die je nach Wassertiefe, Seegang, Strömung sowie Ölart und -menge in der Lage sind, Schadstoffunfäl- le zu bekämpfen. Die Nachfrage nach Geräten zur Ölunfallbekämpfung ist beachtlich und wird auch in Zukunft weiter steigen, weil insbesondere durch die verstärkte Ölgewinnung im Offshore-Bereich in den Schwellenländern und in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion solche Geräte benötigt wer- den.
7.1.5 Maritime erneuerbare Energien
Unter den verschiedenen Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen bietet die Offshore-Windenergie kurz- und mittelfristig das größte wirtschaftliche Potenzial. Bis 2010 wird in Europa eine Windenergieleistung bis zu 60.000 Megawatt erwartet. Dabei kommt der Er- schließung geeigneter Seegebiete für die Installation von Offshore-Windenergieanlagen eine besondere Bedeutung zu. Neben Bau und Unterhaltung von Offshore-Windenergieanlagen kommt modernste Schiffstechnik zum Einsatz für Wartungs- und Transportschiffe. Windpark- Tender und die zugehörigen Mutterschiffe können in SWATH-Bauweise (Small Waterplane Area Twin Hull) durch ihr überlegenes Seegangsverhalten eine hohe Verfügbarkeit der Windenergie- Anlagen im Meer gewährleisten, die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte ist. Die Offshore-Windenergie bietet darüber hinaus Unternehmen der Mess- und Untersu- chungstechnik zur Erfassung geologisch-physikalischer, biologischer und chemischer Prozesse ein innovatives Einsatzgebiet. Die Nutzung regenerativer Energiequellen im Meer gewinnt weiter an Bedeutung. Strö- mungskraftwerke und Wellenkraftwerke befinden sich in der Erprobung und Gezeitenkraftwer- ke im Betrieb. Auf all diesen Geschäftsfeldern ergeben sich gute Chancen für deutsche Unter- nehmen, Werften und Zulieferbetriebe, Ingenieure und Forscher, um die Entwicklung der mari- timen Technik maßgeblich beeinflussen und vorantreiben zu können. Damit ist die deutsche maritime Industrie auf einem guten Weg, durch Vernetzung des schiffbaulichen Know-hows mit landgestützten Kompetenzen diesen anspruchsvollen Markt weiter zu entwickeln. Im Markt werden etwa 51,5 Mio. EUR erwirtschaftet.
7 - 3 Flottenkommando Fakten und Zahlen 2006
7.1.6 Maritime Informations- und Verkehrsleitsysteme
Die zunehmende Bedrohung durch die Möglichkeit terroristischer Anschläge hat einen erheb- lichen Handlungsdruck in der Schifffahrt und in der maritimen Wirtschaft erzeugt. Die Entwick- lung neuer Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Schiffe, ihrer Verkehrswege auf See sowie der Häfen wurde notwendig; der ISPS-Code legt dazu die notwendigen Grundlagen. Sowohl die Fernüberwachung (Tele-Monitoring) von Seeräumen als auch der Steuerun- gen/Sensorik der Schiffe von Land aus spielt nicht nur in Zeiten möglicher terroristischer Bedro- hungen eine Rolle. Dazu bedarf es sicherer und nicht beeinflussbarer Navigationseinrichtungen, sowohl terrestrisch als auch über Satelliten. Die Chancen hierfür verbessern sich mit der (onli- ne-)Nutzbarkeit von Galileo für maritime Anwendungen. Automatische Schiffsidentifizierungs- systeme (AIS) mit Warnungen vor Kollisionsgefahrenen sind weitere wesentliche Punkte zur Er- höhung der Sicherheit im Schiffsverkehr. Die Ausrüstung mit interaktiven Informations-, Optimierungs-, Entscheidungssysteme und ih- rer Informations- und Kommunikationstechnik sollen einen sicheren und effizienten Seetrans- port gewährleisten. Die angemessene technische Ausstattung ist sowohl auf der Schiffs- wie auch auf der Landseite von Bedeutung. Die heutigen integrierten Brückensysteme, wie ECDIS (Electronic Chart Display and Information System), AIS (Automated Identification System), VDR (Voyage Data Recorder), Computernetzwerke und „high speed communication“ stehen für den heutigen technischen Fortschritt. Auf der Landseite leisten VTS (Vessel Traffic Service) bzw. VTMIS (Vessel Traffic Management and Information Service) mit der Integration von ECDIS und AIS ihren Beitrag für eine sichere und effiziente Verkehrserfassung und -lenkung als Teil des Transportprozesses. Die vorhandenen Technologien ermöglichen nicht nur eine Beobachtung des Verkehrs, sondern durch die eindeutige Identifizierung eines Schiffes mit AIS, seine individu- elle Ansprache bis hin zum Eingreifen und Lenken des Verkehrsflusses, z.B. zur Vermeidung von Kollisionen.
7.1.7 Küsteningenieurwesen/Wasserbau
Beim Küstenschutz und den Wasserstraßen geht es um Bereiche der Maritimen Wirtschaft, die gegenwärtig in Deutschland praktisch nur einen Binnenmarkt haben. Die Küstenländer sind hauptsächlich für den Küstenschutz an Nord- und Ostsee zuständig und investieren jährlich etwa 100 Mio. EUR. Für die Unterhaltung und den Ausbau der Wasserstraßen wendet die Bundesre- publik Deutschland gegenwärtig im Schnitt etwa 2,7 Mrd. EUR auf. Dies hängt im wesentlichen mit der zunehmenden Verlagerung des Gütertransports auf die Wasserstraßen, mit dem starken Wachstum im Seetransport und mit den immer größer werdenden Seeschiffen zusammen. Dies zwingt auch den Hafenbau zu Ausbaumaßnahmen bis hin zur Schaffung neuer Tiefwasserhäfen.
7.1.8 Offshore-Technik
Die Offshore-Technik für die Gewinnung von Erdöl/Erdgas aus dem Meer ist der bedeutends- te Bereich der Meerestechnik. Auf die Ölförderung in Offshore-Gebieten entfällt weltweit ein Anteil von ca. 30%. Schiffe, die zur Erschließung neuer Tiefseefelder für die Rohölexploration eingesetzt werden können, kabelgebundene Unterwasserfahrzeuge zur Exploration und Exploi- tation von Kohlenwasserstoffen und andere Spezialschiffe werden benötigt. Der Offshore-Markt ist neben dem Schiffbau der umsatzstärkste maritime Teilmarkt, etwa 75 Mrd. EUR werden jährlich umgesetzt, davon allein mit ca. 15 Mrd. EUR über 20% allein in der europäischen Nordsee. Fast 50% davon sind Investitionskosten. Der Offshore-Markt umfasst alle Lieferungen und Leistungen für die Auffindung und Förderung von Kohlenwasserstoffen - Erdöl und Erdgas - aus dem Meeresboden. Der Offshore-Markt zeichnet sich durch höchste Qualitäts- standards und technisch sehr anspruchsvolle, innovative Realisierungen aus und ist deshalb kein Markt für Massen-/Großserienprodukte. Mit den hohen Anforderungen ist er der maritime Tech- nikbereich mit dem höchsten technologischen Entwicklungspotential. Technische Entwicklungen in der Offshore-Technik sind oft Pilotentwicklungen für die spätere Verwendung in anderen maritimen Technikbereichen.
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Die primären Kernbereiche des Offshore-Marktes sind die Lagerstättentechnik (Seismik, Simu- lation etc.), die Bohrtechnik sowie die Produktionstechnik im Sinne der Förderung und der pro- zessualen Behandlung der Kohlenwasserstoffe. Die sekundären Kernbereiche sind die Trägersysteme für die Anlagen des primären Bereichs: feste und gegründete Plattformen/Systeme für Produktionsanlagen, Pumpstationen, Pi- pelines, Wohneinrichtungen etc.; schwimmende Plattformen und Schiffe für Explorationsbohren und Produktionsanlagen Unterwassersysteme zur Anbindung beim Produkttransport durch Pipelines, zur Energie- versorgung/Kommunikation und zur Unterwasser-Produktion. Zum peripheren Bereich der Kernsysteme gehören Einheiten zur Installation bzw. zum Abbau der Trägersysteme (Kran- und andere Hebeschiffe, Rohr- und Kabelverleger, Werkstattschiffe etc.) sowie für den Logistik- und Maintenancebereich (Versorgungsschiffe, Hotelplattformen, Hubschrauberanlagen, Unterwasserüberwachungs- und -einsatzsysteme, etc.). Auch mit der Entsorgung oder Verwertung nicht mehr benötigter Offshore-Anlagen wird sich in den nächsten Jahren ein großes Marktvolumen entwickeln. Weltweit gibt es etwa 8.000 Öl- und Gasplattformen, die im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte entsorgt oder einer neuen Verwertung zugeführt werden müssen. Aufgrund internationaler Vereinbarungen werden in den nächsten 20 Jahren allein im europäischen Raum ca. 200 Offshore-Plattformen zurückgebaut werden müssen. Die kompletten Entsorgungskosten allein für die in der Nordsee derzeit betrie- benen ca. 700 Plattformen werden auf zweistellige Milliardenbeträge veranschlagt. Der größte Anteil wird im Rahmen des umweltgerechten Rückbaus dieser Anlagen auf die landgestützte Entsorgung entfallen. Deutschland hat dafür mit umweltfreundlicher Offshore-Öl- und Gasexploitation unter Was- ser und aus großen Tiefen, insbesondere mit moderner, technisch anspruchsvoller Systemtechnik, Erkundung, Bohrtechnik, Fördertechnik, Steuerungstechnik und Anlagenbau ein großes wirt- schaftliches und technische Potential. Allerdings hat die deutsche Offshore-Industrie nur einen Anteil von etwa 2% am weltweiten Offshore-Markt: Zum einen besitzt Deutschland keine nen- nenswerten eigenen Erdöl- und Erdgasvorkommen, so dass sich nur ein begrenzter heimischer Markt für entsprechende Produkte, Engineering- und Managementdienstleistungen entwickelte. Zum anderen war die Beteiligung deutscher Ölgesellschaften an der Entwicklung und dem Be- trieb von Ölfeldern bislang eher zurückhaltend. In der Offshore- und Unterwassertechnologie werden in Deutschland etwa1 Mrd. EUR Umsatz erwirtschaftet.
7.1.9 Polartechnik
Der Nördliche Seeweg (NSR) stellt ein enormes ökonomisches Potenzial dar und steht offiziell seit dem 01.07.1991 für die internationale Schifffahrt zur Verfügung. Er ist von hohem Interesse für die gesamte europäische Wirtschaft. Der Nördliche Seeweg ist die kürzeste Seeverbindung zwischen Europa und Ostasien bzw. Alaska (Einsparpo- tenzial ca. 40 %), ermöglicht die Gewinnung und den Transport von fossilen Brennstoffen aus den extrem mächtigen Erdöl- bzw. Erdgasfeldern im Norden Russlands und ist Voraussetzung für die Entwicklung einer Wirtschafts- und Verkehrsinfrastruktur in Sibirien und damit auch von hohem Interesse für Russland. Neben dem maritimen Transport in Eisgebieten stellt der Einsatz von meerestechnischen Komponenten unter polaren Bedingungen eine erhebliche Herausforderung dar für die Meeres- forschung, die Offshore-Technik und die maritime Infrastruktur (Pipelines, Kabel, Verlegetech- nik) bis hin zur Überwachungs-, Leit- und Navigationstechnik für polare Anforderungen. Die besondere Bedeutung betrifft einen Hochtechnologiebereich, der durch besonders hohe Anforderungen durch extreme Umweltbedingungen gekennzeichnet ist:
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