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Personen

Carl Maria von Weber König Ludwig der Sechste (Baß) Die Herzogin von Burgund Euryanthe Adolar, Graf zu Nevers und Rethel () Euryanthe von Savoyen, seine Braut (Sopran) in drei Aufzügen Lysiart, Graf von Forest und Beaujolois (Bariton) Eglantine von Pniset, eine Gefangene, Tochter eines Empörers (Mezzosopran) Rudolf, ein Ritter (Tenor) Bertha, ein Landmädchen (Sopran) Ein Brautpaar Fürsten und Fürstinnen. Grafen. Edle, Ritter und Edeldamen. Jagdjunker. Pagen. Herolde. Reisige. Jäger. Geistliche. Chorknaben. Landleute. Spielleu- te. Trompeter. Soldaten. Kinder

Ort: Abwechselnd auf dem Königlichen Schlosse zu Préméry und auf der Burg Nevers. Zeit: nach dem Frieden mit England 1110.

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Rechts und links vom Darsteller. Spielzeit: drei Stunden und fünfzehn Minuten. Ouvertüre. Erste Aufführung: Wien, 25. Oktober 1823. Erster Aufzug Säulenhalle des Königsschlosses mit einem großen Mittelportal, zu dem einige Stufen hinaufführen. An den Säulen sind Waffen, Schilde und Lanzen befestigt.

Erster Auftritt

Der König. Die Herzogin von Burgund. Adolar. Lysiart. Fürsten. Fürstinnen. Grafen. Ritter und Damen. Pagen. Herolde. Trabanten. Soldaten. Tänzer und Tänzerinnen. Der König sitzt rechts vorn auf dem Thron. Zu seiner Linken stehen die älteren Ehrendamen, zu seiner Rechten die Fürsten. Hinter dem Sitz des Königs stehen zwei Herolde mit goldenen Stäben. In nächster Nähe des Königs sechs Pagen; je zwei stehen zur Rechten und Linken des Thrones, zwei sitzen auf den Stufen desselben; der links Sitzende hält ein rotes Kissen, auf welchem Adolar später kniet; der rechts Sitzende trägt auf einem roten Kissen die goldene Zither, die er später Adolar

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überreicht. Die Ritter überreichen mit einer Verbeugung den Die Herzogin von Burgund sitzt links vorn auf dem Damen die Blumensträuße. Thron. Hinter ihrem Sitz stehen die Grafen; links Die Hofdamen danken mit tiefer Verneigung. von ihrem Thron die Ehrendamen. Zu jeder Seite des Thrones steht ein Page: der rechts Stehende hält Die Herren und Damen vom Ballett verfahren in auf rotem Kissen einen goldenen Lorbeerkranz; der derselben Weise. links Stehende ebenso einen roten Rosenkranz. Die Ehrendamen, Fürsten und Grafen, Adolar und Adolar steht zur Linken des Königlichen Thrones. Lysiart sind an dieser Ceremonie nicht beteiligt. Lysiart ebenso zur Linken des Thrones der Herzogin CHOR DER RITTER. von Burgund. Den Frauen Heil! den Frauen Heil! Den Frauen Heil! den zarten Schönen, Alle Männer mit bedecktem Haupte. Den Blumen in des Lebens Kranz! Es ist Tag. Wohl ringt der Mut nach Siegesglanz, Doch Liebe muß das Leben krönen. Rechts und links vom Darsteller. ALLE. Nr. 1. Introduktion und Reigen. Der Liebe Preis erfchall' in süßen Tönen, Doch Treue reicht den schönsten Lebenskranz. CHOR DER FRAUEN. Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Dem Frieden Heil nach Sturmestagen! Ernster Reigen. Heil dieser Feier reiner Lust! Die vier Herolde in der Mitte hinten öffnen die Des Helden Herz in starker Brust Reihe. Darf nun für sanfte Freuden schlagen. Dem Frieden Heil! dem Frieden Heil! Die Herren und Damen vom Ballett treten in den Vordergrund, führen einen ernsten Tanz aus und Die Hofdamen wenden sich den hinter ihnen treten nach dessen Beendigung in ihre frühere stehenden Rittern zu.

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Stellung zurück. Der vordere Königspage erhebt sich und tritt zu Adolar vor. Recitativ. KÖNIG. KÖNIG. Treuer Adolar! Mein Adolar, so fern dem heitern Reigen, Der froh zur Seite mir im Kampfe war, So trübe bei des Festes Lust? Sei hier auch froh, es töne diesem Kreise ADOLAR tritt etwas nach der Mitte vor. Ein Minnelied zu Euryanthes Preise. Nur Sehnsucht herrscht in meiner Brust, Ihr muß sich selbst die Freude neigen. Adolar zieht die Handschuhe ab, legt sie auf das KÖNIG. Kissen des Pagen und ergreift die Zither; dann Erheitre dich! nimmt er die Mitte. LYSIART für sich. Der vordere Königspage setzt sich wieder auf die O Sorg' um einen Knaben! Stufen. KÖNIG. Beglückend Wiedersehn ist nah! Nr. 2. Romanze. Weilt deine Braut in Nevers? ADOLAR. ADOLAR. Unter blüh'nden Mandelbäumen, Ja, mein König. An der Loire grünem Strand, KÖNIG. O wie selig ist's zu träumen, Heut' noch soll sie Kunde haben, Wo ich meine Liebe fand. Bald soll ihr Anblick dich erfreun, Sie, die Reine, Eine, Meine! Sie wird der Schmuck des Hofes sein. Keusch wie Schnee, wie Rosen mild; ADOLAR. Unter blühn'den Mandelbäumen Liebreichster König! Schwebt um mich ihr süßes Bild. König winkt dem auf den Stufen des Thrones rechts Bei dem goldnen Licht der Sterne, sitzenden Pagen. An der Loire Blütenstrand,

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Gab der reinsten Liebe gerne Die drei Tänzerinnen stehen im Halbkreis um die Augenstern ein Himmelspfand. Mittelgruppe. Selig, minnig, hold und innig, Aug' in Auge, Mund an Mund; Die Solotänzerin nimmt den goldenen Lorbeerkranz Bei dem Leuchten ew'ger Sterne von dem Kissen des hintern Burgunderpagen und Gab sich Herz dem Herzen kund! schmückt Adolars Zither damit, indem sie den Kranz auf den Hals des Instrumentes hängt. Heil'ger Treue schönste Rose An der Loire Blumenrand, Der hintere Burgunderpage tritt nach links zum Ob auch Sturm und Welle tose, Thron zurück. Blühest du, des Lenzes Pfand! Adolar legt die bekränzte Zither auf das Kissen des Zarte, Reine, Süße, Meine! vordern Königspagen, indem er gleichzeitig von Du mit mir ganz E i n und M e i n : dem Kissen seine Handschuhe nimmt. Heil'ger Treue schönste Rose Blüht in deiner Brust allein! Der vordere Königspage tritt nach rechts an seinen Platz zurück. Der König und die Herzogin von Burgundg geben nach Beendigung der Romanze Adolar ihren Beifall Der hintere Königspage hat inzwischen sein Kissen zu erkennen. vor Adolar niedergelegt. Die Herzogin von Burgund winkt nach hinten. Adolar kniet darauf nieder und entblößt sein Haupt. Eine Solotänzerin tritt mit den drei andern aus der Die Solotänzerin nimmt vom Kissen des vordern Mitte zu Adolar vor. Burgunderpagen den Rosenkranz, setzt ihn Adolar auf und tritt nach einer Verbeugung gegen die Die beiden Burgunderpagen treten nach der Mitte Herzogin von Burgund mit den drei Tänzerinnen an zu Adolar. ihren Platz Mitte hinten zurück. Die beiden Königspagen erheben sich und nähern Der vordere Burgunderpage tritt nach links zum sich Adolar ebenso. Thron zurück.

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Adolar erhebt sich. Laut, indem er nach der Mitte etwas vor tritt. Der hintere Königspage nimmt das Kissen, auf Hör' an, Graf Adolar, welchem Adolar kniete, auf. Du hast uns hoch ergötzt mit dem Gesang, Wo a l l e danken, nimm auch m e i n e n Dank! Adolar verneigt sich ehrfurchtsvoll zuerst vor der Kein Sänger ringt den Preis dir ab, fürwahr, Herzogin von Burgund, dann vor dem König, nimmt Vergeuden könntest du getrost dein Erbe, den Kranz von seinem Haupt und legt ihn auf das Die Zither sorgt, daß nicht ihr Held verderbe! Kissen des hintern Königspagen. ADOLAR. Der hintere Königspage tritt nach rechts an seinen Gern, Lysiart, üb' ich mich in sanften Weisen, Platz zurück. Für Mißlaut taugt mein gut gestimmtes Eisen. Adolar bedeckt sich wieder und nimmt seinen Der König und die Herzogin von Burgund erheben frühern Platz in der Nähe des Königlichen Thrones sich. wieder ein. LYSIART. Lysiart verfolgt den Vorgang mit neidischen Was zürnst du gleich? Die Weise tadl' ich nicht, Blicken. Doch wohl die Worte vom Gedicht! Hör' auf, der Frauen Treu' so hoch zu preisen; Nr. 3. Chor und Recitativ. Des Meeres Grund hegt Perlen, makelrein, Heil Euryanth'! der Lieblichsten der Schönen, Des Weibes Brust schließt keine Treue ein. Der Liebe Heil, in reiner Unschuld Glanz! Die Herzogin, die Ehrendamen, die Hofdamen, die Dich, Held und Sänger, müsse Ruhm bekrönen, Burgunderpagen, die Tänzer und die Tänzerinnen, Doch Treue reicht den schönsten Lebenskranz. die Figurantenpaare verlassen erzürnt durch das Recitativ. Mittelportal den Saal. LYSIART für sich. Die Königsherolde nehmen hinten Mitte Aufstellung. Ich trag' es nicht!

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Die Königspagen verharren in ihrer Stellung. Zweiter Auftritt Die Fürsten, Grafen und Ritter füllen in erregten Gruppen den Mittelgrund. Die Vorigen ohne die Frauen und ihre Begleitung. LYSIARD für sich. Schon atm' ich freier! Laut. Was entgegnest du? ADOLAR zu seiner Rechten. Dies acht ich keiner Antwort wert. Komm in den Wald, dort schließet dir mein Schwert, Mit Gott! die gift'gen Lippen zu. LYSIART. Um schnöden Anlaß kämpfen? Nie! Die Warnung gab ich, nütze sie! Mein junger Freund, wärst du der Preis der Ritter, Wär ich der Niedrigste, ich schwör es dir, Die Liebe deiner Braut gewänn' ich mir Trotz deiner Rosenwang' und goldnen Zither! ADOLAR wirft Lysiart seinen Handschuh vor die Füße. Erbärmlich eitler Prahler nenn' ich dich, Den Handschuh nimm! dich lehr' ich Frauen ehren! LYSIART. Ich nehm' ihn nicht. Besiegtest du gleich mich,

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Doch unbesiegt noch meine Gründe wären. Kannst Euryanthes Liebe du gewinnen, Wag' es getrost, bekämpfe die! So nimm mein Gold, mein Gut, mein Land! Du prüftest wohl die Teure nie? Zerrissen sei dann jedes süße Band, ADOLAR. Die Heimat meid' ich! Für Euryanthe bürgt der Glaube LYSIART. In meiner Brust! Alles nach Gefallen! LYSIART. Wie schön wirst du mit Kranz und Zither wallen! Du fromme Turteltaube, ADOLAR. Dein Glück zu stören trüg' ich Scheu! Vermessener! Frohlocke nicht! KÖNIG. Schlägt es dir fehl, ruf' ich zum Gottgericht, Mein Adolar, laß ab von diesem Streite! Dich Frevler, alsobald – LYSIART. LYSIART. Du hörst, die Weisheit ist auf meiner Seite! Wohl! des sind alle Zeugen! ADOLAR. BEIDE. Mein Gut und Blut an Euryanthes Treu'! Es gilt, wohlan! CHOR. Nr. 4. Terzett mit Chor. Vermessenes Beginnen! LYSIART. Kann nichts den starren Sinn euch beugen? Wohlan, du kennst mein herrlich Eigentum? O geht zurück! Zu viel habt ihr gewagt! Das Erbteil meiner Väter, reich an Ruhm! KÖNIG. Zum Pfande setz' ich's, es sei dein, O geh zurück! Nenn' ich nicht die Gepries'ne mein! LYSIART. ADOLAR. Kehrst du zurück? Es gilt! Es gilt! ADOLAR. KÖNIG UND CHOR. Ich gab mein Wort! Vermessenes Beginnen! CHOR. ADOLAR. O geht zurück!

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KÖNIG. LYSIART überreicht dem König ebenso den seini- Ich mach' es ungesagt. gen. LYSIART. Hier diesen Ring in deine Königshand! – Du gabst dein Wort! Jetzt schleunig rüst' ich mich zur Reise, CHOR. Und siegreich kehr' ich heim! Zu viel habt ihr gewagt! KÖNIG steckt beide Ringe an seinen Finger. ADOLAR. Doch die Beweise? Des Edlen Wort kann nicht Gewalt vernichten! LYSIART. CHOR. Ein Zeugnis ihrer Huld dir darzubringen, O geht zurück! zu viel habt ihr gewagt! Verpflicht' ich mich. KÖNIG. CHOR. Mein Adolar! Mög' es ihm nie gelingen! CHOR. König giebt nach rechts dem einen der Pagen einen O geht zurück! Wink. ADOLAR. Ich gab mein Wort! Page tritt vor, hebt den Handschuh Adolars auf und CHOR. geht auf seinen Platz zurück. O geht zurück! ADOLAR. KÖNIG steigt vom Thron herab und nimmt zwischen Ich bau' auf Gott und meine Euryanth'! Adolar und Lysiart die Mitte. Ich bau' auf Gott und meine Euryanth'! Du trotzest kühn der schleichenden Gefahr. LYSIART. ADOLAR. Ich bringe dir ein sich'res Unterpfand. Mein König, Frauenehre schirmen, war KÖNIG, CHOR. Die höchste stets von allen Ritterpflichten! Die Unschuld schütz', o Gott, mit starker Hand! In Demut fleh' ich, nimm der Wette Pfand. Alle wenden sich zum Abgang nach dem Er überreicht dem König seinen Ring. Mittelportal.

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Verwandlung. Dritter Auftritt Burggarten zu Revers; Umfriedung mit Mittelthor. Aus dem Wäldchen im Hintergrund sieht man die Euryanthe allein. Turmspitzen der alten Burg hervorragen. Rechts Nr. 5a. Kavatine. vorn eine Rasenbank. Links hinten ein Gruftgewölbe, aus dessen Fenstern die ewige Lampe EURYANTHE tritt von rechts vorn auf. dämmert. Glöcklein im Thale, Rieseln im Bach, Säuseln in Lüften, schmelzendes Ach! Es ist Abend. Sterne in Wipfeln äugelnd durch Laub, Ach, und die Seele der Sehnsucht Raub. Weilst du so ferne? Bangst wohl nach mir? Bringen die Sterne Grüße von dir? Alle so golden, selig und klar, Ach, doch dein Blick nicht, mein Adolar! Eglantine nähert sich von rechts vorn.

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Gab Lind'rung mir. Vierter Auftritt EGLANTINE. Du wandeltest den Kerker Eglantine. Euryanthe zu ihrer Linken. Zur Freistatt um, warst mild der Heimatlosen, Die ihrer Ahnen Burg in Staub gesehn, Nr. 5b. Recitativ. Den Vater als Rebell geächtet, flüchten! EGLANTINE. Mich tötet die Erinnerung! So einsam bangend find' ich dich? EURYANTHE. EURYANTHE. O Geliebte! O nenne Bangen nicht mein einzig Glück' Getrost blick' in die Zukunft! Mir vertraue! Dies Sehnen ist der Himmel unter Klagen. EGLANTINE. EGLANTINE. Dir? Nimmer hast du mir Vertraun gewährt! Dein Hoffen und dein Sehnen Dich drückt ein bang Geheimnis – Zeigt dir als höchstes Glück nur Thränen – Leg es nieder in diese Brust, EURYANTHE. Dann kann ich ruhig sein, Mir bot das Leben Leid und Liebe nur. Nur dann, sonst nie! Verwaiset lebt ich in des Klosters Stille, wie EURYANTHE. Veilchen blühn. Verschone, laß mich schweigen! Da drang der Liebe Blick, ein Pfeil, in meine EGLANTINE. unbewehrte Brust, Des Unglücks Blick ist scharf! Um Mitternacht Und mein ward Adolar! In dunkler Gruft, wo du dich einsam wähnst, EGLANTINE für sich. Wacht Liebe dir zur Seite. Weh ihm! Weh dir! EURYANTHE. EURYANTHE. O verschweig' es dir selbst, was du gesehn. Nach Nevers führt er mich, zog in den Kampf; EGLANTINE. Hier blieb ich einsam, sehnsuchtsvoll zurück. Nichts sagst du mir? Da fand ich dich, dein schmeichelnd holdes Kosen

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Nr. 6a. Arie. Was störest du der Toten Ruh'? EURYANTHE. O mein Leid ist unermessen, O nein! Ich flehe dort für Emmas Frieden. D u kannst mir dein Herz entziehn! Die Schwester Adolars, durch schnellen Tod Laß mich einsam und vergessen Entrissen seiner Brudertreu'; ihr Leid In die fernste Wildnis fliehn! Trug sie verschwiegen in die Gruft hinab. Laß mich fort, vom Sturm getrieben, EGLANTINE. Irren, schwanken, untergehn! Wer that es kund? Nein, dein Mitleid ist kein Lieben, EURYANTHE. Nie sollst du mich wiedersehn. Ihr Geist! Doch wie könnt' ich je dich meiden? EGLANTINE. O verstoß mich nicht von hier! Entsetzen! Wie?! Dulden will ich, lächelnd leiden, EURYANTHE schauernd in Erinnerung vor sich Sterben süß am Busen dir! hinstarrend. Nr. 6b. Recitativ. Am letzten Mai, in banger Trennung Stunde, Bei Mondenlicht sah'n wir von Duft umwallt EURYANTHE. Der holden Emma Luftgestalt, Freundin! Geliebte! an meine Brust! Und säuselnd tönt's von ihrem bleichen Munde: Wie konnt' ich solche Lieb' ermessen! »Die ihr der Liebe Thränen Herz an Herz so selig Vergieb! weinet, Sie umarmen sich. Hört mich an! Auch mir Strahlt' einst dies goldne Licht, mein Udo EGLANTINE. Liebte mich zart und treu! Er fiel in blut'ger Du liebst mich? Alles ist vergessen! Schlacht! EURYANTHE. Da war mein Leben mir kein Leben mehr, So treu hast du mit mir gewacht, Aus gifterfülltem Ring sog ich den Tod! In dunkler Gruft, in stiller Nacht? Weh dieser That, die mich vom Heil geschieden! EGLANTINE.

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Getrennt von Udo irr ich durch die Nächte! Kannst du zagen, kannst du bangen, O weint um mich! Nicht eh' kann Ruh' mir werden, Holde, da du mir vertraut? – Bis diesen Ring, aus dem ich Tod getrunken, Such' an meinem Busen Ruh! Der Unschuld Thräne netzt im höchsten Leid BEIDE. Und Treu' dem Mörder Rettung beut für Mord!« Trost der Liebe, süß bist (findest) du! EGLANTINE triumphierend. EURYANTHE. Gewicht'ge Kunde! Ja, es wallt mein Herz aufs neue EURYANTHE entsetzt auffahrend. Selig deinem Herzen zu; Was hab' ich gethan? Nie bezweifl' ich deine Treue, Verraten Adolars Geheimnis! Gott! Du nur bist mein alles, du! Gebrochen meinen Eid! EGLANTINE. EGLANTINE. Ja, es wallt dein Herz aufs neue Befürchte nichts! Selig meinem Herzen zu; Zweifle nie an meiner Treue, Nr. 7. Duett. Du nur bist mein alles, du! EURYANTHE. Euryanthe ab in das Gruftgewölbe links hinten. Unter ist mein Stern gegangen, Bange Ahnung sagt es laut! Eglantine begleitet sie. EGLANTINE. Kannst du zagen, kannst du bangen, Holde, da du mir vertraut? EURYANTHE. Weh! ich brach des Schweigens Treue! EURYANTHE. Unter ist mein Stern gegangen, Bange Ahnung sagt es laut! EGLANTINE.

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In meinen Blütentagen! Fünfter Auftritt Er hörte kalt der Liebe Flehn, Mein Herz, so bang, so todeswund. Weh'! weh'! Eglantine zurückkehrend; allein. Drum stürz' auch all' sein Glück zu Grund! Er konnte mich um sie verschmähn, Nr. 8. Recitativ und Arie. Und ich sollt' es ertragen? EGLANTINE mit ausbrechender Heftigkeit. Verschmähen konnt' er mich um sie, ja! Bethörte, die an meine Liebe glaubt, Drum stürz' auch all sein Glück zu Grund! Du bist umgarnt, nicht entrinnst du mehr! Im Abgehen nach rechts hört sie von links Lysiarts Vor allem nun durchsuch' ich Emmas Gruft, Trompete, sie sieht erwartend nach dort, wendet Für meinen Plan soll die Entdeckung nützen. sich und eilt in das Grabgewölbe links hinten ab. Vielleicht sinkt Adolar Noch reuevoll an diese glüh'nde Brust. O der Gedanke löst mich auf in Wonne Und vor Entzücken ist die Seele trunken. Fänd ich den Tod, an seine Brust gesunken Nur einen, einen Augenblick, Ich wollt' ihn mit Vernichtung zahlen. Nur einen Augenblick an seiner Brust! Hinweg, wahnsinn'ge Hoffnung! Gauklerin! Erwecke nicht dies Herz zu neuen Qualen, Ich weiß, daß ich ganz elend bin! Arie. Er konnte mich um sie verschmähn, Und ich sollt' es ertragen? In herbem Leid soll ich vergehn

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Berg und Thal von Lust ertönen, Sechster Auftritt Laßt euch Dank und Liebe krönen In der Treue Heiligtum. Bauern und Bäuerinnen von rechts hinten, um Lysiart und die Ritter zu begrüßen. Gleichzeitig von links vorn acht Trompeter, die sich auf der linken Seite aufstellen; ihnen folgen achtzehn Ritter, die vor ihnen Aufstellung nehmen; endlich Lysiart und Rudolf, die Mitte nehmend. Nr. 9. Finale. CHOR DER LANDLEUTE. Jubeltöne, Heldensöhne, Fröhlich jauchzend euch empfangen; Kühlt von Streites Glut die Wangen Mit den Rosen dieser Flur. CHOR DER RITTER. Mut erfrischt das Herz des Kriegers, Kühnes Wagen ist ihm Wonne; Selig, wen des Friedens Sonne Unter diesen Blüten grüßt. CHOR DER LANDLEUTE. Seht, entgegen lacht euch Segen! Schöner blühen die Gefilde, Sel'gen Friedens Himmelsmilde Gabt, ihr Tapfern, uns zurück! Hirtenweisen froh euch preisen,

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Laut. Siebenter Auftritt Mein tapfrer Graf, wer hat Euch hergesandt? Die Vorigen. Eglantine, Euryanthe aus dem LYSIART. Gruftgewölbe. Mich hat des Königs Huld erwählt, Daß ich Euch zum Begleiter diene, Lysiart eilt Euryanthe entgegen. Da noch dem Fest die Krone fehlt. Alle begrüßen Euryanthe. EURYANTHE. Mit Wonnebeben ehr' ich dies Gebot – CHOR DER LANDLEUTE. O Wiedersehen! Eglantine! Hirtenweisen froh euch preisen, EGLANTINE. Berg und Thal von Lust ertönen Willkomm'ne Kunde! In der Treue Heiligtum! CHOR DER RITTER. Für sich. Heil der lieblichsten der Schönen, Meinem Herzen Tod! Euryanthe Preis und Ruhm! EURYANTHE verbindlich zu Lysiart. EURYANTHE. Verschmähet nicht die ländlich stille Zelle Graf Lysiart, edle Ritter, seid willkommen. In Nevers' Burg zu kurzer Rast. EGLANTINE für sich. LYSIART freudig. O möchte meiner Schmach ein Rächer kommen. Wo du erscheinst, da wird die Wildnis helle, CHOR DER RITTER leise untereinander. Wie selig wäre deines Herzens Gast. Wie schön ist sie! wie schön! Beneidenswerter Freund! LYSIART. CHOR DER RITTER unter sich. Erhab'ne Euryanth', O schwarzer Plan! Reicht mir zum Dank die zarte Hand, EURYANTHE unbefangen. Ich bringe Freude! Wie sagt Ihr? EURYANTHE für sich. LYSIART mit ritterlicher Courtoisie. Wie bin ich beklommen!

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Ehrfurcht Euch nur stammelnd nannte Schwellen die Seele, durchwogen die Brust! Die süßeste der Erde, Euryanthe! LYSIART. EURYANTHE in heiterer Geschäftigkeit. Stillt dies Verlangen süßes Umfangen, Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, Schwelg' ich in Wonnen an Lippe und Brust! verschönen Werd' ich ihn sehen wütend vergehen, Euch den Tag, wo Ihr hoch uns erfreut! Marter des Feindes ist Krone der Lust! EGLANTINE. Bauerntanz. Nun nicht mehr bangen! Was sie begangen, Lysiart stellt Euryanthe den Rittern vor. Stürzet zu Trümmern ihr Glück, ihre Lust! Nicht mehr verschmähen wird er mein Flehen, Die Ritter begrüßen sie ehrfurchtsvoll. Trunken vom Siege schon klopft meine Brust! Rudolf macht sich mit Eglantine bekannt. CHOR. Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, CHOR. verschönen Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! verschönen Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, EURYANTHE. Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! Sehnend Verlangen durchwogt die Brust, EURYANTHE. Wieder ihn sehen, Wonnen und Wehen Sehnen, Verlangen, schmachten und Bangen Durchwogen die Brust! Wandelt nun Hoffnung in himmlische Lust! CHOR. Wieder ihn sehen! Wonnen und Wehen Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge Schwellen die Seele, durchwogen die Brust! Feiern den Tag, wo ihr hoch uns erfreut! RUDOLF. Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen, Sehnen, Verlangen, Schmachten und Bangen Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut! Wandelt ihr Hoffen in himmlische Lust! EURYANTHE. Sie wird ihn sehen! Wonnen und Wehen

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Sehnend Verlangen durchwogt die Brust! Sehnend Verlangen, Schmachten und Bangen Zweiter Aufzug Durchwoget die Brust. Wieder ihn sehen, o himmlische Lust! Burggarten zu Nevers wie vorher; die Gruftfenster Sehnend Verlangen durchwoget die Brust, erscheinen im matten Dämmerlicht. Gewitterhimmel, Wieder ihn sehen, o himmlische Lust! Nacht, Donner und Blitz. Euryanthe reicht Lysiart freundlich die Hand. Erster Auftritt Lysiart führt sie nach rechts hinten ab. Eglantine von Rudolf geführt, folgt. Lysiart erregt von rechts hinten herbeieilend, allein. Die Ritter und Trompeter schließen sich an. Nr. 10. Recitativ und Arie. Die Bauern geben den Abgehenden Raum. Recitativ. LYSIART. Wo berg' ich mich? Wo fänd' ich Fassung wieder? Ha! toller Frevelwahn, du warst es ja, Der sie als leichte Beute sah! Ihr Felsen, stürzt auf mich hernieder! Du Wiederhall, ruf' nicht das Ach Des hoffnungslosen Strebens nach! Nie wird sie mein! O ew'ger Qualen Hyder! Schweigt, glüh'nden Sehnens wilde Triebe, Ihr Auge sucht den Himmel nur; In ihr wohnt Unschuld, Anmut, Liebe, Ganz Wahrheit ist sie, ganz Natur. Schweigt, wilde Triebe! schweigt, wilde Triebe!

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Ihr Auge sucht den Himmel nur; Fort, letzter, süßer Schmerz! In ihr wohnt Unschuld, Anmut, Liebe, Nur sein Verderben füllt Ganz ist sie Wahrheit, ganz Natur! Ganz Natur! – Die sturmbewegte Brust! Schweigt, glühnden Sehnens wilde Triebe, Er zieht sich beobachtend nach rechts vorn zurück. Ihr Auge sucht den Himmel nur! Was soll mir ferner Gut und Land? Eglantine atemlos mit dem Ring aus dem Die Welt ist arm und öde ohne sie! Gruftgewölbe links hinten stürzend, dessen Thür M e i n ihre Huld?! –Mein wird sie nie! hinter ihr zuschlägt. Vergiß, Unseliger! Entflieh'! Sie liebt ihn! –Und er sollte leben? Ich schmachtend beben? Im Staube Sieg ihm zugestehn? O nein! Er darf nicht leben, Ich mord' ihn unter tausend Wehn! Doch, Hölle! Du kannst sie mir auch nicht geben; Sie liebt ihn! –Ich muß untergehn! Arie. So weih' ich mich den Rach'gewalten, Sie locken mich zu schwarzer That! Geworfen ist des Unheils Saat, Der Todeskeim muß sich entfalten! Zertrümm're, schönes Bild! Fort, letzter, süßer Schmerz! Nur sein Verderben füllt die Brust! Zertrümmre, schönes Bild!

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Donner, tiefstes Dunkel. Zweiter Auftritt EGLANTINE zu seiner Linken. Ich bin verloren! Lysiart rechts vorn beobachtend. Eglantine. LYSIART. Nr. 11. Recitativ und Duett. Ruhig, ruhig, Bundgenossin; EGLANTINE. Recitativ. Was willst du mir? EGLANTINE. LYSIART. Der Gruft entronnen, atm' ich wieder! Dein finstres Werk vollziehn. Ich halte dich, du unter Todesschauern, Noch heut' sollst du die Feindin elend sehn, Errungnes Unterpfand der süßen Rache! Und Adolar gestraft, der dich gekränkt. Verhängnisvoller Ring, bezeuge du, EGLANTINE. Daß Euryanthe Lieb' und Treu' verraten, Du hast mir mein Geheimnis abgelauscht! Und gräßlich büße, der mein Herz verwarf! LYSIART sich vor ihr beugend. LYSIART für sich. Zur Sühne beut dir Forest seine Hand, Was hör' ich? Glück! Willkommne Höllenkunde! Die Fesseln wandl' ich in ein Rosenband. EGLANTINE. Beherrschen sollst du diese reichen Gauen, Sie dürfen nie sich wiedersehn! Heil, Ehre, Leben darfst du mir vertrauen! Der Schlag muß fallen wie aus heitrer Luft, EGLANTINE. Zermalmen Liebe, Hoffnung, Glück, Und sprichst du wahr? In Ewigkeit von Adolar sie trennen! LYSIART. Wie führ' ich diesen Schlag? Bei Rache, Wut und Glut Des ew'gen Hasses, ja! Blitz. EGLANTINE. LYSIART rasch hervortretend. Ich glaube dir! Durch meine Hand! Duett.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.221 Weber: Euryanthe 25.222 Weber: Euryanthe

Rache, Rache atm' ich nur! EGLANTINE. Ja, es schlägt der Rache Stunde, Komm denn, unser Leid zu rächen, Sei mit unsrer That im Bunde, Enden soll der Seele Qual! Dunkle Nacht! dunkle Nacht! LYSIART. Nacht, du hörst den Schwur? Nimm mein feierlich Versprechen, Rache atm' ich nur! Rächer werd' ich und Gemahl! EGLANTINE. Beide ab rechts hinten. Trostlos muß sie untergehn, Die mein Leben mir geraubt! Verwandlung. LYSIART. Festlich erleuchtete Säulenhalle des In dem Staub muß ich ihn sehn, Königsschlosses. In der Mitte ein offener Altan mit Der zu Sternen hob sein Haupt! der Aussicht auf eine Mondlandschaft; Mitte rechts EGLANTINE. (offen) zum Innern des Schlosses; Mitte links (offen) Trostlos muß sie untergehn, allgemeiner Eingang. Vor den Eingängen eine Die mein Leben mir geraubt! Estrade, zu der einige Stufen führen, in der ganzen Komm denn, unser Leid zu rächen, Breite des Saales. Vor der Estrade zwei Kandelaber Enden soll der Seele Qual! mit brennenden Lichtern. Ein Kronleuchter mit LYSIART. brennenden Lichtern. In dem Staub muß ich ihn sehn, Der zu Sternen hob sein Haupt! Nimm mein feierlich Versprechen, Enden soll der Seele Qual! BEIDE. Dunkle Nacht, du hörst den Schwur! Sei mit unsrer That im Bunde! Dunkle Nacht, du hörst den Schwur! Ja, es schlägt der Rache Stunde,

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Dies trunk'ne Herz durchglüh'n! Dritter Auftritt Sie ist mir nah! Sie ist mir nah! Euryanthe von rechts hinten vor der Estrade, in Adolar im Festgewande von Mitte links; allein. Adolars Arme eilend. Nr. 12. Arie. ADOLAR. Wehen mir Lüfte Ruh', Strömen mir Düfte zu Seliger Zeit? Füllst du nach bangem Schmerz Wieder mein ganzes Herz, Süßestes Leid? Liebe, wie lebst du neu, Hoffen, wie webst du treu Bilder der Lust! Glaube, wie wankst du nicht, Herz, wie erbangst du nicht In meiner Brust! Herz, wie erbangst du nicht? Glaube, du wankest nicht! Sie ist mir nah! Sie ist mir nah! Mein Bangen war ein Traum! O Seligkeit, dich fass' ich kaum! Ihr Auge wird mir strahlen, Ihr Himmelsreiz mir blüh'n. O wie Erwartungsqualen

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.225 Weber: Euryanthe 25.226 Weber: Euryanthe

Hin nimm die Seele mein, Vierter Auftritt Mein Leben atme ein! Laß mich in Lust und Weh'n, Euryanthe. Adolar zu ihrer Linken. An deiner Brust vergeh'n! Nr. 13. Duett. Sie verweilen in Umarmung. EURYANTHE, ADOLAR. Zwei Trabanten mit Lanzen, kommen von außerhalb Hin nimm die Seele mein, der Thür Mitte rechts und nehmen draußen Stellung Atme mein Leben ein! als Wachen. Laß mich ganz du nur sein! Ganz bin ich dein! Acht Trabanten mit Lanzen, marschieren von Mitte Hin nimm die Seele mein, links herein und nehmen, indem sie die drei Atme mein Leben ein! Mittelöffnungen gangbar lassen, auf der Estrade Hin nimm die Seele mein, Stellung. Laß mich ganz du nur sein! Zwei Trabanten mit Lanzen, bleiben außerhalb Seufzer, wie Flammen weh'n, Mitte links als Wachen sichtbar. Selig um Lind'rung fleh'n, Laß mich in Lust und Weh'n Die Edlen und Ritter kommen vor der Estrade von An deiner Brust vergeh'n. rechts und links und nehmen auf der rechten und Hin nimm die Seele mein, linken Seite Aufstellung; sie begrüßen Euryanthe Atme mein Leben ein! und Adolar. Hin nimm die Seele mein, Adolar führt Euryanthe bei den Edlen und Rittern Laß mich ganz du nur sein! umher. Atme mein Leben ein, Ganz bin ich dein! Hin nimm die Seele mein, Laß mich ganz du nur sein!

25.227 Weber: Euryanthe 25.228 Weber: Euryanthe

Fünfter Auftritt Sechster Auftritt

Adolar. Euryanthe. Edle. Ritter. Trabanten. Die Vorigen. Der König tritt vor und nimmt die Mitte. Adolar und Euryanthe zu seiner Rechten. Die Nr. 14. Finale. vier Fürsten nehmen hinter dem König Aufstellung. CHOR. Die sechs Königspagen treten zwischen die beiden Leuchtend füllt die Königshallen Kandelaber und bleiben dort bis zum Schluß des Euryanthes Wunderpracht. Aufzugs. Die Trabanten salutieren. Die Edlen und Stern der Anmut, hold vor allen, Ritter stehen zur Rechten und Linken. Strahle rein durch jede Nacht! CHOR. Sechs Königspagen erscheinen von Mitte rechts und Leuchtend füllt die Königshallen bilden auf den Stufen Spalier. Euryanthes Wunderpracht. Stern der Anmut, hold vor allen, Der König erscheint mit vier Fürsten von ebenda. Strahle rein durch jede Nacht! KÖNIG. Ich grüß' Euch, edles Fräulein! EURYANTHE. O mein König, Wie mild und väterlich blickt Ihr auf mich! KÖNIG. Du holdes Kind, nichts trübe deine Ruh'! EURYANTHE. Es schützen mich die Strahlen Eurer Huld! Doch, mein Gebieter, Frankreichs hohe Frauen Vermiss' ich hier. KÖNIG.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.229 Weber: Euryanthe 25.230 Weber: Euryanthe

Bald heißen sie Euch alle Willkommen, freudig hoff' ich's, hoff' es fest. Siebenter Auftritt Acht Pagen Lysiarts kommen von Mitte links und Die Vorigen. Lysiart. Zwei Ritter, zwei Herolde und bilden auf den Stufen Spalier. acht Pagen Lysiarts. Alle Anwesenden wenden sich Zwei Herolde von Mitte links, jeder mit einem erstaunt nach hinten und geben Raum. Banner mit dem Wappen von Nevers und Rethel, LYSIART. treten bis an den Rand der Stufen vor. Mein König! Lysiart tritt von Mitte links zwischen den Herolden Er tritt vor, dem König zur Linken. durch bis an den Rand der Stufen. CHOR. Zwei Ritter Lysiarts von Mitte links, hinter ihm. Jetzt schlägt der Entscheidung Stunde; Allwissender, verleih' der Wahrheit Sieg! EURYANTHE. Mich faßt ein Grauen! ADOLAR UND KÖNIG. Mut und Vertrauen! LYSIART. Vernimm, es muß ja sein, von meinem Munde Ein Glück, das ich so gern verschwieg: Die Lande Adolars sind mein! ADOLAR. Dies Engelsantlitz straft dich Lügen. Nein! ADOLAR UND KÖNIG. Es ist unmöglich! EURYANTHE. Wie, mein Adolar,

25.231 Weber: Euryanthe 25.232 Weber: Euryanthe

Was ist geschehn? O löse dieses Bangen? Der Liebe reichte mir die schönste Hand, ADOLAR. Mit Trauer muß ich wiedergeben, Komm an mein Herz! Von deinem Arm umfangen, Was ich empfangen ohne Widerstand! Der Hölle Trotz! Er giebt Euryanthe den Ring. Dies Engelsantlitz kann nicht lügen, Nein, nein, nein! es ist unmöglich, nein! EURYANTHE den Ring emporhebend und auf die LYSIART. Kniee stürzend. Beweise bring ich dar. Der du die Unschuld kennst, beschütz' mein Leben! CHOR. Und wollte mich ein Höllennetz umweben, Weh, Euryanthe, was hast du begangen? Du rettest mich, wirst aus der Nacht mich heben! LYSIART. ADOLAR zu Lysiart. Bewundernswürdig ist's gelungen, Nein, du errangst den Ring durch List! Dies stolze Herz im Sturm errungen! Indem er Euryanthe aufhebt. EURYANTHE. Was hör' ich! Lysiart! Errungen! Ihr! Mein reiner Engel, kannst du zagen? Mein Herz? –Den Blick erhobt Ihr nicht zu mir. LYSIART. LYSIART. Wer sonst als Euryanth' und du kann sagen, So schnöde nun, so liebreich noch zur Stunde? Was dieses Rings Bedeutung ist? ADOLAR. Die Gruft nur kannte Emmas Thaten! Zur Fehde! zur Fehde! ADOLAR. ADOLAR, CHOR. Sprich, Euryanthe! hast du mich verraten? Zur Fehde! zur Fehde! zur Fehde! EURYANTHE. KÖNIG. O Unglücksel'ge! Nein, gebt klare Kunde, ADOLAR. Zeigt den Beweis! Brachst du deinen Eid? LYSIART zieht einen Ring vom Finger. EURYANTHE. Dies Unterpfand Ich that es.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.233 Weber: Euryanthe 25.234 Weber: Euryanthe

ADOLAR. KÖNIG. Schlange! Mein Glaub' an Tugend ist zerstört, EURYANTHE. Denn dieser Engel konnte fallen. Unermeßlich Leid! EURYANTHE. Doch treulos bin ich nicht. Laß mich empor zum Lichte wallen, ADOLAR. Du, der die inn're Stimme hört! Verworfne du, LYSIART. Verstumme! Triumph! mein Flehen ist erhört LYSIART. Und meinen Sieg sehn diese Hallen! Höre mir mit Fassung zu. ADOLAR. Die Wahrheit sprech' ich kühn und frei: Fern in das Elend will ich wallen, In heller Mondennacht, a m l e t z t e n M a i – Wo niemand meinen Namen hört. ADOLAR. CHOR. Vollende nicht, nimm alles, alles hin, O Unthat, gräßlichste von allen, Mein Leben mit! Der Treue Bündnis frech zerstört, EURYANTHE wendet sich, an Adolar vorüber, auf Von Himmelshöh'n in Staub gefallen! die rechte Ecke. Ha, die Verräterin! Ach! O Unthat, gräßlichste von allen, CHOR. Die jemals auf der Welt erhört! Ha, die Verräterin! Der Treue Bündnis frech zerstört, O Unthat, gräßlichste von allen, Von Himmelshöh'n in Staub gefallen, Die jemals auf der Welt erhört! Der Treue Bund zerstört! Der Treue Bündnis frech zerstört, LYSIART kniet nieder. Von Himmelshöh'n in Staub gefallen! Verleih mein Recht mir, großer König, nun! EURYANTHE. Als Graf zu Nevers huldigt dir dein Knecht! Laß mich empor zum Lichte wallen, Die zwei Herolde Lysiarts mit ihren Bannern treten Du, der die inn're Stimme hört! von der Estrade herunter und nehmen hinter dem

25.235 Weber: Euryanthe 25.236 Weber: Euryanthe

König Aufstellung. ADOLAR ergreift Euryanthe bei der linken Hand und will sie mit sich fortziehen. Die zwei Ritter Lysiarts nähern sich ihrem Herrn Komm Euryanth'? und treten ihm zur Linken. EURYANTHE. KÖNIG nimmt das Banner des ihm zur Linken ste- Willkommenes Gebot! henden Herolds, schwenkt es über Lysiart und Ich folge dir in Not und Tod! giebt es dem Herold zurück. CHOR. Nimm hin das neue Leh'n, üb' Treu und Recht! Wir alle wollen mit dir gehn, Dir möge Gott nach deinen Werken thun. Wir all' sind dein mit Gut und Blut. ADOLAR. Er ergreift das Banner des ihm zur Rechten O laßt, kein Auge soll mich sehn! stehenden Herolds, schwenkt es über Lysiart und LYSIART. giebt es dem Herold zurück. Könnt ich nun ganz ihn elend sehn! CHOR. Die Versammelten Adolar, Pagen, Herolde und Wir alle wollen mit dir gehn, Wachen ausgenommen, ziehen die Schwerter und Wir all' sind dein mit Gut und Blut! halten sie mit beiden Händen vor die Brust, die KÖNIG. Spitze nach oben gerichtet. Nach Beendigung der Mein Jüngling, du willst von mir gehn? Belehnung werden die Schwerter eingesteckt. CHOR. Lysiart erhebt sich. Wir alle wollen mit dir gehn, Die links stehenden Edlen des Königs ziehen sich Wir all' sind dein mit Gut und Blut! nach rechts hinüber zu den andern. ADOLAR. O laßt, kein Auge soll mich sehn! Das Gefolge Lysiarts nimmt die linke Seite. LYSIART. Die Pagen Lysiarts treten vor und nehmen hinter Könnt ich nun ganz ihn elend sehn! den Rittern links Aufstellung. Wie schwelgt' in seiner Qual die Wut!

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.237 Weber: Euryanthe 25.238 Weber: Euryanthe

EURYANTHE. Die jemals auf der Welt erhört! Vernimm, o Gott, der Unschuld Flehn, Der Treue Bündnis frech zerstört, Es wallt dein Kind in deiner Hut. Von Himmelshöh'n in Staub gefallen! ADOLAR. ALLE. Fern in das Elend will ich wallen, Du gleißend Bild, du bist enthüllt. Wo niemand meinen Namen hört! Schnell folgte Strafe deinen Thaten! KÖNIG. Du bist enthüllt, du gleißend Bild! Mein Jüngling, du willst von mir gehn? EURYANTHE. LYSIART. Hört niemand denn der Unschuld Flehn? Könnt ich nun ganz ihn elend sehn, Sie wendet sich flehend und ihre Unschuld Wie schwelgt in seiner Qual die Wut! beteuernd zu den Rittern. EURYANTHE. Vernimm, o Gott, der Unschuld Flehn! Alle weisen sie barsch zurück und sie wirft sich dem Es wallt dein Kind in seiner Hut! König zu Füßen. CHOR. Der König wendet sich kurz von ihr ab. Wir alle wollen mit dir gehn, Wir all' sind dein mit Gut und Blut! Euryanthe wankt nach vorn, sinkt auf die Knie und hebt die gefalteten Hände empor. Ha, die Verräterin! O Unthat! KÖNIG. ALLE. Mein Jüngling, du willst von mir gehn? Weh! das Maß des Frevels ist gefüllt! ADOLAR. Du gleißend Bild, du bist enthüllt! O laßt! kein Auge soll mich sehn! Das Maß des Frevels ist gefüllt! LYSIART. Weh dir! die Lieb' und Treu' verraten! Könnt ich nun ganz ihn elend sehn! Du gleißend Bild, du bist enthüllt! CHOR. Adolar nähert sich Euryanthe, ergreift sie bei der O Unthat, gräßlichste von allen, Hand und zieht sie nach Mitte links ab.

25.239 Weber: Euryanthe 25.240 Weber: Euryanthe

Umzug. Dritter Aufzug Adolar. Euryanthe. Eine öde, von dichtem Gebüsch umwachsene Felsschlucht. Über eine kleine Anhöhe rechts führt ein steiler Pfad herein. Im Vordergrund links eine von Trauerweiden umgebene Quelle, in deren Nähe ein Moossitz. Vollmondnacht.

Erster Auftritt

Adolar schwarz gerüstet, das Schwert, mit dem er sich den Weg gebahnt, in der Hand, steigt langsam den Pfad von rechts nieder und bleibt, im Kampfe mit sich, sinnend stehen. Euryanthe in wallendem Haar und in einem einfachen weißen Kleide, folgt ihm matt und bebend. Nr. 15. Recitativ und Duett. Recitativ. EURYANTHE. Hier weilest du? Hier darf ich ruhn? Sich rechts vorn an ein Felsstück lehnend. O gönn' auch Frieden meiner Seele nun!

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.241 Weber: Euryanthe 25.242 Weber: Euryanthe

Bei Sonnenglut, bei Sternenschimmer Du sollst in meinem Grimme Durchirrtest du den öden Hain, Erbarmen nicht vermissen. Bereu'! Sie wendet sich mit einigen Schritten zu ihm EURYANTHE. Verschmähtest Rast und Labung immer, Ich bin mir Liebe nur bewußt! Und neben dir, o Gott! war ich allein! Fühlst du nicht meine Treu' in deiner Brust? Sei milde nun! ADOLAR. Du, die entweiht das heiligste Vertrauen, Adolar wendet sich und blickt sie durchbohrend an. Den Himmel log und barg des Abgrunds Grauen – EURYANTHE flieht von ihm. Duett. Weh! solch ein Blick ist Tod! Was ist's, daß mir dein Zürnen droht? ADOLAR. Du wendest dich hinweg von meinen Leiden? Wie liebt' ich dich! Du warst mein höchstes Gut! Laß mich nicht ohne Trost verscheiden! Du warst mein höchstes Gut! wie liebt' ich dich! Ein lindernd Wort nur laß der Lipp' entbeben, EURYANTHE. Nur einen Blick, wie du mir sonst gegeben! O stille deines Zornes Glut! ADOLAR. Mein Herz ist rein, wie meine Thaten. Dies ist der Ort, ADOLAR. So schaurig, öd' und still, Der höchsten Liebe sprachst du Hohn! Wie meine That ihn will! So gräßlich ward noch nie die Treu verraten; Ich führte dich zum Tode fort. Empfange nun der Unthat Lohn! EURYANTHE. EURYANTHE. Barmherzigkeit! O höre mich. ADOLAR. ADOLAR. Vernimm mein letztes Wort! Zu oft von deinen Lippen Es wecke meine Stimme Hört ich den holden Liebeton. Dein schlummerndes Gewissen! Sirenenlied an Todesklippen,

25.243 Weber: Euryanthe 25.244 Weber: Euryanthe

Verstumm' auf ewig! EURYANTHE. EURYANTHE. Vertraun und Glauben sind verschwunden, Kann nichts dich bewegen, So bittrer Tod war nie gefunden, So töte mich! Mein letzter Hauch ist Segen Mein Leben war in dir allein! Für dich, mein letzter Herzschlag dir geweiht! ADOLAR. ADOLAR. Mein Herzblut quillt aus deinen Wunden! Verworfene! Zum Tode sei bereit! Weh, daß ich muß dein Richter sein! EURYANTHE. EURYANTHE. Du klagst mich an! Du klagst mich an! ADOLAR. ADOLAR. Der Tod macht dich – Der Tod macht dich – EURYANTHE. EURYANTHE. O herbe Pein! O herbe Pein! ADOLAR. ADOLAR. Von Makel rein! Von Makel rein! EURYANTHE. EURYANTHE. Vertraun und Glauben sind geschwunden – Vertraun und Glauben sind verschwunden, ADOLAR. Mein Leben war in dir allein! Der Tod macht dich von Makel rein! Du klagst mich an, o herbe Pein, EURYANTHE. Mein Leben war in dir allein! Du klagst mich an – ADOLAR. ADOLAR. Weh, daß ich muß dein Richter sein! Im Sterben nur – Der Tod macht dich von Makel rein, EURYANTHE. Weh, daß ich muß dein Richter sein! O herbe Pein! EURYANTHE scheint Gräßliches zu gewahren und ADOLAR. eilt zurück an Adolars Brust, als wolle sie ihn Kannst du gesunden! schützen.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.245 Weber: Euryanthe 25.246 Weber: Euryanthe

Entsetzen! rette dich! Zweiter Auftritt Nach links hineinsehend. Sieh, eine Schlange, fürchterlich, Euryanthe allein. Wälzt sich herbei durch das Gestein! Nr. 16. und Recitativ. Hinweg, laß mich das Opfer sein! Für dich zu sterben, o versage EURYANTHE in heftiger Angst. Dies höchste Glück nicht meinem Fleh'n! Schirmende Engel Schar, Schon naht die Schlange, flüchte! Wachend allimmerdar, ADOLAR sie von sich stoßend. In tiefster Mächte Schoß Nicht verzage! Über der Menschen Los, Mit Gott will ich den Kampf bestehn! Blicke herab! Schirmende Engelschar, blicke herab! Ab nach links vorn. Schäumend in Kampfes Wut, Qualmend in Dampf und Glut Dringet die Feindin ein! O wo wird Hilfe sein In dieser Not? Wie sie dichter ihn umzingelt, Sich nach seinem Herzen ringelt! Weh! er fällt! –Nein! mein Held Ringt sich auf und hochgeschwungen Blitzt sein Schwert! Es ist gelungen! Heil! der Sieg ist ihm gegeben! Seele, fühle ganz dein Glück! O was ist mein Leben Gegen diesen Augenblick! –

25.247 Weber: Euryanthe 25.248 Weber: Euryanthe

Sie eilt in höchster Freudigkeit dem Dritter Auftritt zurückkehrenden Adolar entgegen. Euryanthe. Adolar zu ihrer Linken. Recitativ. EURYANTHE. Nun laß mich sterben! ADOLAR. Nein, das sei mir fern! Dich töten war der Ehre streng' Gebot, Du aber wolltest gehn für mich in Tod, So kann ich nicht dein Richter sein; Im Schutz des Höchsten bleibe hier allein! Er eilt, nach schmerzlichem innern Kampf sich losreißend, mit einem letzten Blick auf Euryanthe nach links ab.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.249 Weber: Euryanthe 25.250 Weber: Euryanthe

Mein stilles Grab mir bauen. Vierter Auftritt Wohl kommt auch er einst weit daher, Und findet kaum die Stätte mehr; Euryanthe allein. Dann rauscht ihm sanft die Weide zu: Sie fand von Lieb' und Leide Ruh'! Nr. 17. Recitativ und Kavatine. Die Blum' im Thaue spricht: Recitativ. Nein: sie verriet dich nicht! EURYANTHE. Sie sinkt erschöpft auf den Moossitz an der Quelle So bin ich nun verlassen, links hin. So muß ich hier erblassen Im öden Felsenthal, Die Morgenröte bricht an. In Einsamkeit und Qual! Bauern Männerchor, treten beim Beginn der Was rieselst du im Haine, Hornmusik von links hinten auf und nehmen die Du Quelle, mildiglich? rechte Seite. Was blickst mit goldnem Scheine, So lieblich, Mond, auf mich? Nicht sieget deine Pracht Ob meiner Leiden Nacht. Wo irr' ich hin? Ach, nirgend hin! Die ganze Welt ist öd' und leer, Mir bleibet keine Heimat mehr! Kavatine. Hier dicht am Quell, wo Weiden stehn, Die Sterne hell durchschauen, Da will ich mir den Tod erflehn,

25.251 Weber: Euryanthe 25.252 Weber: Euryanthe

Laßt schmettern die Hörner im Chor: Fünfter Auftritt Ihr Fürsten der Waldung hervor! Der König erscheint nach Beendigung des Euryanthe. Bauern. Dann Jäger und Musikanten. Jagdchors auf der kleinen Anhöhe rechts. Nr. 18. Jägerchor. Vier Pagen und zwei Jagdjunker folgen ihm und Die erste Strophe entfernt. nehmen dann hinter ihm Aufstellung. CHOR. Die Thale dampfen, die Höhen glühn, Welch fröhlich Jagen im Waldesgrün! Der Morgen weckt zu frischer Lust, Hoch schwillt die Brust, des Siegs bewußt. Dringt mutig durch Schluchten und Moor, Laßt schmettern die Hörner im Chor: Ihr Fürsten der Waldung hervor! Die Jäger kommen von rechts hinten und nehmen die linke Seite. Die Musikanten folgen ihnen, indem sie die Mitte nehmen. CHOR. Nun freudig sieget das goldne Licht, Vom Bogen flieget des Pfeils Gewicht, Ereilt den Aar auf luft'gem Horst, Erlegt die Schlang' im dichten Forst. Wohlauf denn durch Schluchten und Moor,

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.253 Weber: Euryanthe 25.254 Weber: Euryanthe

KÖNIG. Sechster Auftritt Nein, ich will dich nicht verlassen, Komm', zu sühnen deine Schuld! Die Vorigen. Der König und Gefolge. EURYANTHE. Meine Brust ist rein von Schuld. KÖNIG blickt nach links vorn hinein und scheint KÖNIG. dort die getötete Schlange wahrzunehmen. Du nicht schuldig? Dürft ich's hoffen? O seht! die Schlang' erlegt von starker Hand! CHOR. CHOR hat inzwischen Euryanthe bemerkt und lenkt Hilf uns auf der Wahrheit Spur! des Königs Aufmerksamkeit auf sie. EURYANTHE. Und hier in Thränen eine zarte Frau! Eglantines flehend Kosen KÖNIG ist herabgestiegen und hat sich Euryanthe Lockt' mir mein Geheimnis ab; genähert. Natter war sie unter Rosen, Wer du auch sein magst, holde Unbekannte, Die den Tod mir schmeichelnd gab. Verbanne jede Scheu, blick' auf zu mir, KÖNIG. Des Unglücks Hort, dein König, spricht zu dir! Euryanthe, sprichst du Wahrheit, Euryanthe wendet ihr Antlitz gegen den König, ohne O so nimm mein Wort zum Pfand, aufzustehn. Höllentrug bring ich zur Klarheit, Neu knüpf' ich dein schönes Band. KÖNIG UND CHOR sie erkennend. EURYANTHE. Himmel! E u r y a n t h e ! Wiedersehn! Jäger ziehen sich nach rechts vor die Bauern. Sich langsam aufrichtend. Nr. 19. Duett mit Chor. Mich ihm versöhnen, EURYANTHE. Wär' es möglich? Laßt mich hier in Ruh' erblassen, CHOR. Gönnt mir diese letzte Huld! Hoffe! Lebe!

25.255 Weber: Euryanthe 25.256 Weber: Euryanthe

EURYANTHE. CHOR. Stürb' ich hin in diesen Tönen! Fort –o weilet nicht! CHOR. EURYANTHE. Hoffe! Zu ihm, zu ihm, zu ihm! EURYANTHE. O weilet nicht! Täuscht mich nicht! Wo bist du meines Daseins Licht? KÖNIG. Wo bist du, wo bist du, wo? Glaube, hoffe, lebe! Zu ihm, zu ihm, zu ihm! CHOR. CHOR. Glaube, hoffe, liebe, lebe! Fort, fort, fort! o weilet nicht! EURYANTHE. Fort, o weilet nicht! fort zu ihm! O wie ich bebe! o kann ich's fassen! EURYANTHE. Daß ich ihn fest umfasse, Nr. 20. Arie mit Chor. Ihn nimmer, nimmer lasse! EURYANTHE in Wonneglut aufspringend. Herz an Herzen, Aug' in Auge Zu ihm, zu ihm, zu ihm! o weilet nicht! Seiner Blicke Leben sauge! Wo bist du meines Daseins Licht? Daß ich ihn fest umfasse, Wo bist du wo bist du, wo? Nimmer lasse, nimmer lasse! Zu ihm, daß ich ihn fest umfasse, Zu ihm! o Hoffnung! Himmelsstrahl! Ihn nimmer, nimmer lasse! Ich trag' es nicht! So Herz an Herzen, Aug' in Auge, Ich sterb' in Wonn' und Qual! Aus seinen Blicken Leben sauge! Ich trag' es nicht! Wo bist du meines Daseins Licht, Ich sterb' in Wonn' und Qual! Daß ich dich fest umfasse, CHOR. Nimmer, nimmer lasse! Hoffe, liebe, lebe! Wo bist du, wo bist du? Dir winkt ein Himmelsstrahl! Zu ihm, o weilet nicht! EURYANTHE.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.257 Weber: Euryanthe 25.258 Weber: Euryanthe

Ach! Siebenter Auftritt Sie sinkt zusammen. CHOR. Die Brautmutter. Der Bräutigam. Die Braut. Bertha. O Jammer, unerhört! Bauern und Bäuerinnen. Man beglückwünscht das O lieblichste der Blüten, Brautpaar und schmückt dessen Hütte rechts vorn Wie hat so früh das Wüten mit Blumengewinden. Des Sturmes dich zerstört! Nr. 21. Tanz mit Gesang und Chor. Alle umstehen Euryanthe mit teilnahmsvollen Pas de cinq Bauerntanz. Gebärden. Gesang und Chor. Verwandlung. BERTHA. Freier Platz vor der Burg Nevers, deren Der Mai bringt frische Rosen dar, Eingangsthor man links hinten hoch oben erblickt; Die Rose schmückt der Jungfrau Haar, die Zugbrücke führt auf einen im Zickzack nach Und niemand weiß im grünen Mai, unten verlaufenden Weg. Im Vordergrunde rechts Was Rose, noch was Mädchen sei. und links die Hütten der Landleute; rechts vorn CHOR Berthas Gesang mit teilnehmenden Gebär- diejenige des Brautpaars. Rasenbänke rechts und den begleitend. links ganz vorn. In weiter Ferne sieht man die Denn was da blüht, ist Ros' im Mai. weinumlaubten Berge der schönen Landschaft. BERTHA. Der Mai bringt frische Blüten viel, Die Liebe ist des Maien Spiel, Und niemand weiß im grünen Mai, Was Blüte, noch was Liebe sei. CHOR. Denn was da blüht, das liebt im Mai!

25.259 Weber: Euryanthe 25.260 Weber: Euryanthe

BERTHA. Der Mai bringt dir, du teures Paar, Achter Auftritt Der Blüten allerschönste dar. Wohl wißt ihr zwei im grünen Mai, Die Vorigen. Adolar. Wie selig Lieb' und Treue sei. Alle Übrigen sind erstaunt über das Erscheinen des CHOR. Unbekannten. Denn eure Treu' krönt heut' der Mai! ADOLAR. Adolar mit gesenktem Visier, wankt, ohne das Giebts keine Treu' auf weiter Erde mehr, festliche Treiben zu beachten, von rechts hinten D a v o n , d a v o n ist mir das Herz so schwer. herzu und steht sinnend rechts vorn. In Liebesglut ist nichts als Wankelmut, Am falschen Herzen sich's gefährlich ruht. DIE LANDLEUTE. Welch Klagen hier trübt froher Liebe Mut? ADOLAR. Fahr' hin, fahr' hin, du süßer Liebestraum, Gieb dunkler Nacht und ihren Schrecken Raum. Nacht ohne Licht herein mit Stürmen bricht; Heimat, versag' ein Grab dem Müden nicht. Er öffnet sein Visier.

Die Landleute erkennen ihren Herrn; freudige Bewegung. CHOR. Er ist's, o Glück, o neuer Hoffnung Licht! BERTHA.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.261 Weber: Euryanthe 25.262 Weber: Euryanthe

So mußte der ersehnte Tag erscheinen! Allwaltender, wo ist dein Blitz?! ALLE. Nr. 22. Solo mit Chor. Geliebter Herr! willkommen bei den deinen! ADOLAR BERTHA UND CHOR. Hinweg! Laßt meiner Trauer mich! Vernichte kühn das Werk der Tücke, BERTHA. Vertrau' der Liebe und dem Glücke! Hier schlägt noch jedes Herz für dich! Es jauchzt dir zu dein ganzes Land, CHOR. Zum Schwert für dich greift jede Hand! Führ' an der Jugend mut'ge Schar, befreie ADOLAR. Dein seufzend Land – Hilf mir durchschau'n das Werk der Tücke, ADOLAR. Allwissender, mit klarem Blicke; Du süße, heil'ge Treue! Gieb Kraft zum Siege meiner Hand, Du lebst, doch nicht in Euryanthes Brust! Für Ehre, Treue, Gut und Land. CHOR. Er schließt seinen Helm und tritt beobachtend nach Den schnödesten Verdacht entferne, links vorn. Ich spreche Wahrheit sonder Scheu: Es wankten eh' des Himmels Sterne, Als unsrer süßen Herrin Treu'! ADOLAR. Nein! sie verriet mich! BERTHA. Hör' gewicht'ge Kunde: Mit deinem Feind ist Eglantin' im Bunde, Auf deiner Ahnen stolzem Sitz, Wo du ihr Zuflucht einst gegeben, Will Lysiart heut zur Herrin sie erheben. ADOLAR.

25.263 Weber: Euryanthe 25.264 Weber: Euryanthe

den ganzen Raum umschreitet, an sich vorüber Neunter Auftritt ziehen zu lassen; dann ziehen sie sich nach rechts hinüber und nehmen dort Aufstellung. Die Vorigen. Die Personen des Hochzeitsmarsches. Der letzte Offizier mit seinen zwei Fahnenträgern Nr. 23. Hochzeitsmarsch und Chor. und zwölf Soldaten nimmt auf dem Burgweg Aufstellung. Die acht Trompeter welche aus dem Eingangsthor LANDLEUTE. des Schlosses links hinten den Hochzeitszug Das Frevlerpaar! Weh' diesem Bunde! eröffnen, beginnen die Marschmusik. Es folgen ADOLAR. ihnen im Marsch ohne Tritt: ein Offizier, zwei O klopfend Herz –sei stark zu dieser Stunde! Fahnenträger mit schwarzen Fahnen, zwei EGLANTINE mit Gebärden des Schmerzes, indem Fahnenträger mit den Fahnen von Nevers und sie mit Entsetzen, das in Wahnsinn übergeht, ste- Rethel, vierzehn Soldaten, zwei Chorknaben mit hen bleibt. Fahnen, zwei Chorknaben mit Räucherbecken, zwei Ich kann nicht weiter! Todesschauer Chorknaben mit Lichtern, zwei Geistliche, Lysiart Durchrieseln mein Gebein! und Eglantine totenbleich, zwei Pagen die Mich drückt die Luft – Eglantines Schleppe tragen, vier Damen, vierzehn Sieh! Emma steigt aus dunkler Gruft, Ritter, ein Offizier, zwei Fahnenträger mit den Sie winket mir mit starrer Hand! Fahnen von Nevers und Rethel, zwölf Soldaten. Was forderst du zurück der Rache Pfand? Die Fahnenträger mit den schwarzen Fahnen Ich gab es hin, die Unschuld zu ermorden! nehmen am untern Ausgang des vom Schloß Hinweg! Hier bin ich Herrscherin geworden! herabkommenden Weges Aufstellung. Der erste Auf ewig, Lysiart, bin ich dein! Offizier mit den beiden andern Fahnenträgern und Geschmiedet ist der Trauring, fest und eigen, die vierzehn Soldaten marschieren nach rechts und Mit Meineid, Blut und Thränen –kannst du von da nach links um den Raum und nehmen zuerst schweigen? auf der linken Seite Aufstellung, um den Zug, der Sei ruhig! Nacht hüllt unsre Thaten ein!

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.265 Weber: Euryanthe 25.266 Weber: Euryanthe

Die Ritter drängen sich um ihn. Lysiart schaut sie ingrimmig an. CHOR. CHOR. Geliebter, unsre Demut dich versöhne! Welch Entsetzen! Welch Gericht! EGLANTINE aus dumpfer Betäubung erwachend Die Vergeltung schlummert nicht. und in die Arme ihrer rechts vorn stehenden LYSIART. Frauen sinkend. Hört! daß Wahnsinn aus ihr spricht! Er ist's! in seiner Glorie, seiner Schöne! ADOLAR für sich. Weh mir! Ha! mir tagt ein schrecklich Licht! LYSIART. Vortretend, Lysiart zur Linken. Verderben, Fluch euch allen! Verwegne Knechte, büßend sollt ihr fallen! Erzittre, ruchlos' Paar! Es naht die Rache. Der Himmel führt bedrückter Unschuld Sache! Nr. 24. Chor mit Duett. LYSIART. DIE RITTER Chor, sich drohend gegen Lysiart Was zischest aus dem Staub du, nicht'ger Wurm? gruppierend. Vasallen, werft den Fremdling in den Turm! Trotze nicht, Vermessener! Die vierzehn Ritter zur Linken, wollen auf Adolar Strafe dräut, Verräter. eindringen. Tilgt das Werk der Nacht! Zittre, Gottvergessener! ADOLAR zu ihnen. Birg dich, Missethäter! Mich wollt ihr fahen? mich? Gottes Auge wacht. Er schlägt den Helmsturz auf. ADOLAR. Zum Kampf, zum Gottgerichte, CHOR in freudigem Erstaunen, in Jubel ausbre- Verruchter Frevler, du! chend. LYSIART. Heil, Adolar, in seiner Väter Hallen! Daß ich dich, Feind! vernichte, Jauchzt mir der Abgrund zu!

25.267 Weber: Euryanthe 25.268 Weber: Euryanthe

ADOLAR. CHOR. Dein schwarzes Herz durchwühle Zittre, Gottvergessener! Mein sieggewohnter Stahl! ADOLAR. LYSIART. Zum Kampf! Zum Gottgerichte! Dein strömend Herzblut kühle Verruchter Frevler du! Der Seele Folterqual! Trotze nicht! Gottes Auge wacht! ADOLAR. LYSIART. Dein schwarzes Herz durchwühle Zum Kampf! will nicht um Mitleid werben, Mein sieggewohnter Stahl! Heran! ich bin bereit! heran! LYSIART. CHOR. Dein strömend Herzblut kühle Birg dich, Missethäter! Der Seele Folterqual! Gottes Auge wacht! CHOR. Schande nur und Verderben Trotze nicht, Vermessener! Ist ewig dir geweiht! Zittre, Gottvergessener! Trotze nicht! trotze nicht! Trotze nicht, Vermessener! Gottes Auge wacht! Strafe dräut, Verräter, Adolar, Lysiart ziehen die Schwerter und dringen Tilgt, das Werk der Nacht! aufeinander ein. Erzittre, Gottvergessener! Birg dich, Missethäter! Der König, zwei Jagdjunker, vier Pagen nahen sich Gottes Auge wacht! von rechts hinten. ADOLAR. Die zwei Jagdjunker trennen die Kämpfenden. Dein schwarzes Herz durchwühle Mein sieggewohnter Stahl! LYSIART. Dein strömend Herzblut kühle Der Seele Folterqual!

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.269 Weber: Euryanthe 25.270 Weber: Euryanthe

Ist meine Schmach! der Feindin Herz gebrochen! Zehnter Auftritt Es stürmt der Tod durch deine Brust! Betrogner! war dir meine Glut bewußt, Der König nimmt zwischen Lysiart und Adolar die Wie legtest sorglos und vermessen Mitte. Die vier Pagen stehen hinter ihm. Die beiden Die Schlange du an der Geliebten Brust? Jagdjunker nehmen, zurückstehend, zur Linken des So hattest du mein Flehn vergessen? Königs Aufstellung. Vergessen meinen Todesschmerz? Vergessen deines Kaltsinns Hohn? Nr. 25. Finale. Vergessen meines Zornes Drohn? KÖNIG zürnend. ADOLAR. Laßt ruhn das Schwert, der höchste Richter naht, Abscheuliche! Der Rächer jeder Frevelthat! EGLANTINE. Grausamer Adolar! Alle beugen sich ehrerbietig. Verzweifle, da sie schuldlos war! Lysiart das Schwert senkend, tritt zurück. Ich war's, von deren Hand den Ring ADOLAR knieend. Der kühne Räuber dort empfing. Mein König, hör' den gräßlichsten Verrat! Ich war's, die ihn der Gruft entwandte. Wir sind getäuschet, aller Tugend Bildnis Rein, wie das Licht, war Euryanthe! War Euryanthe! –Weh mir! in der Wildnis CHOR. Verlassen irret sie umher! O höllischer Verrat! o herb' Geschick! Hilf, rette, strafe! LYSIART nähert sich Eglantine. KÖNIG. Wahnsinn'ge! Hemme deine Klagen, EGLANTINE. Fass' dich, als Held das Gräßlichste zu tragen, Schnödes Werkzeug meiner Rache, Dich segnend ist das treuste Herz gebrochen! Dich schleudr' ich in dein Nichts zurück! EGLANTINE in teuflischer Lust auffahrend. LYSIART. Triumph! gerochen Was hält mich, daß ich dich zermalme,

25.271 Weber: Euryanthe 25.272 Weber: Euryanthe

Meineidige! Verräterin! Hornsignale rechts hinten. Er stößt sie nieder. CHOR DER JÄGER rechts hinten. O Wonne! sie atmet! sie lebet! Eglantine fällt ihren Frauen in die Arme, die sie nach rechts vorn abführen. Euryanthe, Chor der Jäger kommen von rechts hinten. CHOR. Ruchloser Mörder! KÖNIG winkt. Führt zum Tod ihn! ADOLAR. Nein, gebt ihn frei! Laßt ganz sein Werk ihn krönen. Hier ist mein Herz, der Mörder sei Befriedigt. –Gott! wen nannt' ich Mörder? Ich! I c h bin der Mörder und der Fluch trifft m i c h ! W e r mordete mit wildem Triebe Die höchste Treue, Glauben, Unschuld, Liebe! W o lebt ein Frevler sonst, als ich? Er versinkt in dumpfe Verzweiflung.

Der König winkt noch einmal. Lysiart wendet sich nach hinten. Die beiden Jagdjunker, der Offizier rechts hinten und sechs Mann seiner Soldaten begleiten Lysiart als Gefangenen nach rechts hinten hinaus.

Operntexte von Monteverdi bis Strauss 25.273 Weber: Euryanthe

Elfter Auftritt

Die Vorigen. Euryanthe zu Adolar in den Vordergrund eilend. Jagdchor. Duett mit Chor. Der Jagdchor nimmt vor den Trompetern Ausstellung. Adolar kniet vor Euryanthe. Der König in der Mitte, hinter beiden stehend. EURYANTHE, ADOLAR. Hin nimm die Seele mein, Atme mein Leben ein! Hin nimm die Seele mein, Mein Leben atme ein, Ganz bin ich dein! Laß mich in Lust und Wehn An deiner Brust vergehn! CHOR. O Lust nach Todespein, O Treue, stark und rein, Du sein, er dein! Holdseliger Verein, O Lust nach Todespein!

Operntexte von Monteverdi bis Strauss