Künstler Biografien
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KUNST AUS DEM HOLOCAUST 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem KÜNSTLER BIOGRAFIEN Bitte stellen Sie dieses Heft nach Ihrem Rundgang zurück. Danke! Louis Asscher 1885, Amsterdam – 1945, Schipkau, Deutschland Im Alter von 14 Jahren nahm Louis Asscher seine Arbeit im Diamantengeschäft seiner Familie auf. Er war in einem Kunstzirkel aktiv, und in der Freizeit malte er. 1919 heiratete er Louise van Gelder; das Paar hatte vier Kinder. Im Juni 1943 wurden er, seine Frau und die beiden Töchter in das Lager Westerbork deportiert. Dort fanden sie ihren Sohn Eliezer wieder, der bereits früher deportiert worden war. Sohn Issachar-Berrie gelang die Flucht ins Land Israel. Im Januar 1944 wurde die Familie ins Lager Bergen-Belsen deportiert, wo Asscher heimlich malte. Am 9. April 1945 wurde er zusammen mit seiner Familie in einen Zug mit unbekanntem Ziel gesetzt. Auf diesem Transport verstarb er am 19. April 1945, vier Tage vor der Befrei- ung des Zugs in Tröbitz, Deutschland. Er wurde in einem Massengrab in der Kleinstadt Schipkau begraben. Seine Frau starb am 10. Mai 1945. Seine Kinder überlebten, aber sein Sohn Eliezer, dem es gelungen war, die Werke des Vaters aus dem Lager zu retten und nach Holland mitzunehmen, starb noch im Juli 1945 an Entkräftung. 1 Adolf (Dolfi) Aussenberg 1914, Prag – 1945, Ort unbekannt Adolf Aussenberg war der Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter. Die Familie zog nach Paris, was der Karriere des Vaters im Filmgeschäft förderlich sein sollte. In den späten 1930er-Jahren übersiedelten die Eltern nach London, während Aussenberg in Paris blieb. Nach Kriegsausbruch wurde er verhaftet, nach Prag ausgewiesen und 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete er in der technischen Abteilung und schuf offizielle Gemälde sowie Propaganda- material für die Deutschen. Daneben entwarf er Bühnenbilder für das Ghetto- Theater. Aussenberg und seine Gefährten malten heimlich Bilder vom Alltags- leben im Ghetto. Da Aussenberg im Ghetto an einer Herzerkrankung litt, kam er häufig ins Krankenhaus. Als seine Geliebte, die Krankenschwester, die ihn dort pflegte, im Oktober 1944 den Befehl erhielt, sich zum nächsten Trans- port zu melden, bat er darum, sie begleiten zu dürfen. Aussenberg wurde nach Auschwitz deportiert, danach in das Lager Lieberose, einem Nebenlager von Sachsenhausen. Wann und wo genau er ermordet wurde, ist nicht bekannt. 2 Jacob Barosin 1906, Riga – 2001, New York Jacob Barosin studierte Kunst und Philosophie in Berlin und promovierte an der Universität Freiburg in Kunstgeschichte. 1933 floh er mit seiner Frau Sonja nach Paris. Dort wurde er im Mai 1940 von den fran- zösischen Behörden verhaftet und in verschiedenen Lagern in Südfrankreich interniert. Als er im Sommer 1941 freigelassen wurde, gelangte er mit seiner Frau nach Lunel, wo sie unter Hausarrest standen. Im November 1942 versteckten sie sich in der Kleinstadt Florac. Im Februar 1943 wurde Barosin erneut verhaftet und im Lager Gurs interniert. Sechs Wochen später kam er in das Lager Gignac, aus dem ihm im April die Flucht gelang. Er kehrte daraufhin zu seiner Frau nach Florac zurück. Mit der Hilfe von Simone Serrière, einer protestantischen Lehrerin, versteckten sie sich danach auf dem Speicher des Dorfschulhauses von Montméjean. Nachdem sie dort entdeckt worden waren, entkamen sie im August 1943 nach Paris, wo sie sich bis zur Befreiung im August 1944 in einem Vorort versteckt halten konnten. 1947 emigrierten sie in die Vereinigten Staaten von Amerika. Barosin setzte hier seine künstlerische Tätigkeit fort und arbeitete als Illustrator bei der NBC. 3 Marko Behar 1914, Skalitsa, Bulgarien – 1973, Sofia 1927 zog die Familie von Marko Behar nach Burgas. 1934 trat Behar in die Kommunistische Partei ein, in der er für den Kontakt mit den dortigen Juden verantwortlich war. 1935 ging er nach Sofia; dort zeichnete er satirische Karikaturen, die den wachsenden Antisemitis mus kritisierten. 1940 stellte er seine Arbeiten in einer Einzel- ausstellung vor, in der das Werk Begräbnis des Faschisten beschlagnahmt wurde. 1941 wurde er für das Arbeitsbataillon Nr. 12 im Südwesten Bulgariens rekrutiert, anschließend für ein paar Monate entlassen und 1943 für die Dauer eines Jahres erneut eingezogen. Nach seiner Entlassung schloss er sich den Partisanen an und stellte Propagandamaterial für sie her. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Bulgarien trat er in die bulgarische Armee ein, erkrankte jedoch und wurde vom Dienst an der Front zurückversetzt. Zwischen 1949 und 1955 studierte er am Repin-Institut, der Russischen Kunstakademie, in Leningrad (heute St. Petersburg) Malerei, Bildhauerei und Architektur. Seine Werke erfreuten sich internationaler Anerkennung. 4 Felix (Ferdinand) Bloch 1898, Wien – 1944, Ghetto Theresienstadt Felix Bloch arbeitete als Grafiker in Wien. Nach dem »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich 1938 floh er zusammen mit seiner Frau Antonie zunächst nach Mailand, danach nach Prag. Im Juli 1942 wurde er ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er in der technischen Abteilung arbeitete, in der die Künstler offizielle Gemälde und Propagandamaterial für die Deutschen anfertigten. Im Geheimen hielten er und andere Künstler das Alltagsleben im Ghetto fest. Nach dem Besuch einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes im Juni 1944 wurden die Künstler beschuldigt, anti-nationalsozialistische Propaganda aus dem Ghetto geschmuggelt zu haben. Bloch wurde daraufhin mit der Gruppe der Künstler in der »Kleinen Festung« inhaftiert, wo er schwerster Folter ausgesetzt war. Im Oktober 1944 wurde er zu Tode geprügelt. Seine Frau, die zusammen mit ihm inhaftiert worden war, wurde ebenfalls ermordet. Die meisten seiner Kunstwerke sind nicht erhalten geblieben. 5 Karl Robert Bodek 1905, Czernowitz (Cernăuţi), Bukowina – 1942, Lager Auschwitz-Birkenau Karl Robert Bodek entstammte einer traditionellen jüdischen Familie. Er arbeitete als Fotograf und tech- nischer Zeichner. Als die Sowjetunion im Juni 1940 die nördliche Bukowina annektierte, floh er nach Frankreich und danach nach Belgien. Im Oktober 1940 wurde er verhaftet und erst im Lager Saint-Cyprien und anschließend im Lager Gurs, beide in Südfrankreich gelegen, interniert. Dort malte er Briefmarken, mit denen er gegen die schmählichen Lebensumstände im Lager protestierte. 1941 wurde er in das Lager Les Milles bei Aix-en-Provence transportiert. Er gab dort Zeichenunterricht, fertigte Porträts seiner Mithäftlinge an und arbeitete an den Wandgemälden mit, die dort bis heute erhalten geblieben sind. Seine Versuche, aus dem Lager zu fliehen, schlugen fehl. Im April 1942 wurde er in das Lager Drancy deportiert und im August nach Auschwitz, wo man ihn ermordete. Karl Robert Bodek und Kurt Conrad Löw arbeiteten häufig zusammen und signierten viele ihrer Werke gemeinsam. Die beiden malten zusammen auch die Bühnenbilder für das Kabarett im Lager Gurs und produzierten Grußkarten zu den verschiedensten Anlässen. 6 Alexander Bogen (Katzenbogen) 1916, Tartu, Estland – 2010, Tel Aviv Als Alexander Bogen zwei Jahre alt war, wurde sein Vater in die Rote Armee eingezogen, in deren Dienst er starb. Danach zog die Familie nach Wilna. 1936 nahm Bogen sein Studium an der dortigen Kunst- akademie auf, musste es aber wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs abbrechen. Zu Beginn des »Unternehmens Barbarossa« im Jahr 1941 versuchten Bogen und seine Frau zu fliehen, wurden jedoch gefasst, in das Ghetto Święciany (Švenčionys) und von dort ins Ghetto von Wilna deportiert. Im Juli 1943 floh Bogen in die Wälder von Narocz und schloss sich den Partisanen an. In ihrem Auftrag kehrte er heimlich ins Ghetto von Wilna zurück, um Gruppen von Jugendlichen zu organisieren, ihnen zur Flucht zu verhelfen und sie den Partisanen zuzuführen. Auch seine Frau und seine Schwiegermutter schlossen sich ihm an. Bogen kämpfte nicht nur aktiv als Partisan mit, er wurde auch gebeten, das Leben und die Tätigkeit der Partisanen in seinen Skizzen zu dokumentieren. Nach dem Ende des Krieges kehrte er mit seiner Frau nach Wilna zurück und unterrichtete nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie in Lodz. 1951 wanderte das Ehepaar nach Israel aus. Dort war Bogen Dozent für Kunst an der Hebräischen Universität Jerusalem und Vorsitzender des israelischen Maler- und Bildhauerverbands. 7 Leo Breuer 1893, Bonn – 1975, Bonn Leo Breuer war der Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft. 1919 kehrte er nach Deutschland zurück und studierte an der Kölner Kunstgewerbeschule sowie an der Kunstakademie in Kassel. Breuer stellte auf Ausstellungen in Deutschland aus, daneben arbeitete er als Kulissenmaler und gab Kunstunterricht. 1934 emi- grierte er nach Den Haag und ging danach nach Brüssel. Dort war er weiter als Maler tätig und stellte auch seine Werke aus. Im Mai 1940 wurde er ver- haftet und in das Lager Saint-Cyprien deportiert, wo er an Typhus erkrank- te. Nach seiner Genesung wurde er in das Lager Gurs transportiert. Breuer gehörte der Katholischen Hilfsorganisation an und hielt in seinen Skizzen das Leben im Lager fest. Ende 1941 wurde er zusammen mit 57 anderen Häftlingen freige lassen und fand Unterschlupf im Centre de Chansaye, wo politische und jüdische Gefangene versteckt wurden. Bis zu seiner Befreiung lebte er unter falscher Identität. Nach dem Krieg ließ er sich in Paris, später in Bonn nieder und setzte seine künstlerische Tätigkeit fort. 8 Charlotte Burešová 1904, Prag – 1983, Prag Charlotte Burešová studierte an