KUNST AUS DEM HOLOCAUST 100 Werke aus der Gedenkstätte

KÜNSTLER BIOGRAFIEN

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Louis Asscher 1885, Amsterdam – 1945, Schipkau, Deutschland

Im Alter von 14 Jahren nahm Louis Asscher seine ­Arbeit im Diamantengeschäft seiner Familie auf. Er war in einem Kunstzirkel aktiv, und in der Freizeit malte er. 1919 heiratete er Louise van Gelder; das Paar hatte vier Kinder. Im Juni 1943 wurden er, seine Frau und die beiden Töchter in das Lager Westerbork deportiert. Dort fanden sie ihren Sohn Eliezer wieder, der bereits früher deportiert worden war. Sohn Issachar-Berrie gelang die Flucht ins Land Israel. Im Januar 1944 wurde die Familie ins Lager Bergen-Belsen deportiert, wo Asscher heimlich malte. Am 9. April 1945 wurde er zusammen mit seiner Familie in einen Zug mit unbekanntem Ziel gesetzt. Auf diesem Transport verstarb er am 19. April 1945, vier Tage vor der Befrei- ung des Zugs in Tröbitz, Deutschland. Er wurde in einem Massengrab in der Kleinstadt Schipkau begraben. Seine Frau starb am 10. Mai 1945. Seine Kinder überlebten, aber sein Sohn Eliezer, dem es gelungen war, die Werke des Vaters aus dem Lager zu retten und nach Holland mitzunehmen, starb noch im Juli 1945 an Entkräftung.

1 Adolf (Dolfi) Aussenberg 1914, Prag – 1945, Ort unbekannt

Adolf Aussenberg war der Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter. Die Familie zog nach Paris, was der Karriere des Vaters im Filmgeschäft förderlich sein sollte. In den späten 1930er-Jahren übersiedelten die Eltern nach London, während ­Aussenberg in Paris blieb. Nach Kriegsausbruch wurde er verhaftet, nach Prag ausgewiesen und 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete er in der technischen Abteilung und schuf offizielle Gemälde sowie Propaganda­ material für die Deutschen. Daneben entwarf er Bühnenbilder für das Ghetto- Theater. Aussenberg und seine Gefährten malten heimlich Bilder vom Alltags­ leben im Ghetto. Da Aussenberg im Ghetto an einer Herzerkrankung litt, kam er häufig ins Krankenhaus. Als seine Geliebte, die Krankenschwester, die ihn dort pflegte, im Oktober 1944 den Befehl erhielt, sich zum nächsten Trans- port zu melden, bat er darum, sie begleiten zu dürfen. Aussenberg wurde nach Auschwitz deportiert, danach in das Lager Lieberose, einem Nebenlager von Sachsenhausen. Wann und wo genau er ermordet wurde, ist nicht bekannt.

2 Jacob Barosin 1906, Riga – 2001, New York

Jacob Barosin studierte Kunst und Philosophie in Berlin und promovierte an der Universität Freiburg in Kunstgeschichte. 1933 floh er mit seiner Frau Sonja nach Paris. Dort wurde er im Mai 1940 von den fran- zösischen Behörden verhaftet und in verschiedenen Lagern in Südfrankreich interniert. Als er im Sommer 1941 freigelassen wurde, gelangte er mit seiner Frau nach Lunel, wo sie unter Hausarrest standen. Im November 1942 versteckten sie sich in der Kleinstadt Florac. Im Februar 1943 wurde Barosin erneut verhaftet und im Lager Gurs interniert. Sechs Wochen später kam er in das Lager Gignac, aus dem ihm im April die Flucht gelang. Er kehrte daraufhin zu seiner Frau nach Florac zurück. Mit der Hilfe von Simone Serrière, einer protestantischen Lehrerin, versteckten sie sich danach auf dem Speicher des Dorfschulhauses von Montméjean. Nachdem sie dort entdeckt worden waren, entkamen sie im August 1943 nach Paris, wo sie sich bis zur Befreiung im August 1944 in einem Vorort versteckt halten konnten. 1947 emigrierten sie in die Vereinigten Staaten von Amerika. Barosin setzte hier seine künstlerische Tätigkeit fort und arbeitete als Illustrator bei der NBC.

3 Marko Behar 1914, Skalitsa, Bulgarien – 1973, Sofia

1927 zog die Familie von Marko Behar nach Burgas. 1934 trat Behar in die Kommunistische Partei ein, in der er für den Kontakt mit den dortigen Juden verantwortlich war. 1935 ging er nach Sofia; dort zeichnete er satirische Karikaturen, die den wachsenden Antisemitismus­ kritisierten. 1940 stellte er seine Arbeiten in einer Einzel­ ausstellung vor, in der das Werk Begräbnis des Faschisten beschlagnahmt wurde. 1941 wurde er für das Arbeitsbataillon Nr. 12 im Südwesten Bulgariens rekrutiert, anschließend für ein paar Monate entlassen und 1943 für die Dauer eines Jahres erneut eingezogen. Nach seiner Entlassung schloss er sich den Partisanen an und stellte Propagandamaterial für sie her. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Bulgarien trat er in die bulgarische Armee ein, erkrankte jedoch und wurde vom Dienst an der Front zurückversetzt. Zwischen 1949 und 1955 ­studierte er am Repin-Institut, der Russischen Kunstakademie, in Leningrad (heute St. Petersburg) Malerei, Bildhauerei und Architektur. Seine Werke erfreuten sich internationaler Anerkennung.

4 Felix (Ferdinand) Bloch 1898, Wien – 1944, Ghetto Theresienstadt

Felix Bloch arbeitete als Grafiker in Wien. Nach dem »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich 1938 floh er zusammen mit seiner Frau Antonie zunächst nach Mailand, danach nach Prag. Im Juli 1942 wurde er ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er in der technischen Abteilung arbeitete, in der die Künstler offizielle Gemälde und Propagandamaterial für die Deutschen anfertigten. Im Geheimen hielten er und andere Künstler das Alltagsleben im Ghetto fest. Nach dem Besuch einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes im Juni 1944 wurden die Künstler beschuldigt, anti-nationalsozialistische Propaganda aus dem Ghetto geschmuggelt zu haben. Bloch wurde daraufhin mit der Gruppe der Künstler in der »Kleinen Festung« inhaftiert, wo er schwerster Folter ausgesetzt war. Im Oktober 1944 wurde er zu Tode geprügelt. Seine Frau, die zusammen mit ihm inhaftiert worden war, wurde ebenfalls ermordet. Die meisten seiner Kunstwerke sind nicht erhalten geblieben.

5 Karl Robert Bodek 1905, Czernowitz (Cernăuţi), Bukowina – 1942, Lager Auschwitz-Birkenau

Karl Robert Bodek entstammte einer traditionellen jüdischen Familie. Er arbeitete als Fotograf und tech- nischer Zeichner. Als die Sowjetunion im Juni 1940 die nördliche Bukowina annektierte, floh er nach Frankreich und danach nach Belgien. Im Oktober 1940 wurde er verhaftet und erst im Lager Saint-Cyprien und anschließend im Lager Gurs, beide in Südfrankreich gelegen, interniert. Dort malte er Briefmarken, mit denen er gegen die schmählichen Lebensumstände im Lager protestierte. 1941 wurde er in das Lager Les Milles bei Aix-en-Provence ­transportiert. Er gab dort ­Zeichenunterricht, fertigte Porträts seiner Mithäftlinge an und arbeitete an den Wandgemälden mit, die dort bis heute erhalten geblieben sind. Seine ­Versuche, aus dem Lager zu fliehen, schlugen fehl. Im April 1942 wurde er in das Lager Drancy deportiert und im August nach Auschwitz, wo man ihn ermordete.

Karl Robert Bodek und Kurt Conrad Löw arbeiteten häufig zusammen und signierten viele ihrer Werke gemeinsam. Die beiden malten zusammen auch die Bühnenbilder für das Kabarett im Lager Gurs und produzierten Grußkarten zu den verschiedensten Anlässen. 6 Alexander Bogen (Katzenbogen) 1916, Tartu, Estland – 2010,

Als Alexander Bogen zwei Jahre alt war, wurde sein Vater in die Rote Armee eingezogen, in deren Dienst er starb. Danach zog die Familie nach Wilna. 1936 nahm Bogen sein Studium an der dortigen Kunst­ akademie auf, musste es aber wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs abbrechen. Zu Beginn des »Unternehmens Barbarossa« im Jahr 1941 versuchten Bogen und seine Frau zu fliehen, wurden jedoch gefasst, in das Ghetto Święciany (Švenčionys) und von dort ins Ghetto von Wilna deportiert. Im Juli 1943 floh Bogen in die Wälder von Narocz und schloss sich den Partisanen an. In ihrem Auftrag kehrte er heimlich ins Ghetto von Wilna zurück, um Gruppen von Jugendlichen zu organisieren, ihnen zur Flucht zu verhelfen und sie den Partisanen zuzuführen. Auch seine Frau und seine Schwiegermutter schlossen sich ihm an. Bogen kämpfte nicht nur aktiv als Partisan mit, er wurde auch gebeten, das Leben und die Tätigkeit der Partisanen in seinen Skizzen zu dokumentieren. Nach dem Ende des Krieges kehrte er mit seiner Frau nach Wilna zurück und unterrichtete nach Abschluss seines ­Studiums an der Kunstakademie in Lodz. 1951 wanderte das Ehepaar nach Israel aus. Dort war Bogen Dozent für Kunst an der Hebräischen Universität und Vorsitzender des israelischen Maler- und Bildhauerverbands.

7 Leo Breuer 1893, Bonn – 1975, Bonn

Leo Breuer war der Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft. 1919 kehrte er nach Deutschland zurück und studierte an der Kölner Kunstgewerbeschule sowie an der Kunstakademie in Kassel. Breuer stellte auf Ausstellungen in Deutschland aus, daneben arbeitete er als Kulissenmaler und gab Kunstunterricht. 1934 emi­ grierte er nach Den Haag und ging danach nach Brüssel. Dort war er weiter als Maler tätig und stellte auch seine Werke aus. Im Mai 1940 wurde er ver- haftet und in das Lager Saint-Cyprien deportiert, wo er an Typhus erkrank- te. Nach seiner Genesung wurde er in das Lager Gurs transportiert. Breuer ­gehörte der Katholischen Hilfsorganisation an und hielt in seinen Skizzen das Leben im Lager fest. Ende 1941 wurde er zusammen mit 57 anderen Häftlingen freige­lassen und fand Unterschlupf im Centre de Chansaye, wo politische und jüdische Gefangene versteckt wurden. Bis zu seiner Befreiung lebte er unter falscher Identität. Nach dem Krieg ließ er sich in Paris, später in Bonn nieder und setzte seine künstlerische Tätigkeit fort.

8 Charlotte Burešová 1904, Prag – 1983, Prag

Charlotte Burešová studierte an der Schule für Industrie­ kunst und an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Sie heiratete Radim Bureš, einen christlichen Rechtsanwalt; 1927 wurde ihr einziges Kind, Sohn Radim, geboren. 1938 ließ sie sich von ihrem Mann scheiden. 1941 musste sie ihre von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Wohnung verlassen und jede künstlerische Tätigkeit einstellen. 1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort musste sie anfangs bei der Herstellung von Grußkarten mitwirken und danach in der Künstlerwerkstatt arbeiten, wo sie klassische Werke kopierte. Ein Offizier, der von dem Bild einer Madonna, das sie für ihn gemalt hatte, stark beeindruckt war, sorgte dafür, dass sie nicht »nach Osten« deportiert wurde. Heimlich malte Charlotte Burešová Bilder, auf denen sie die harte Realität im Ghetto darstellte. Daneben entstanden Kinderporträts, Blumenbilder und Darstellungen von Tänzern. Nach ihrer ­Befreiung kehrte sie zu ihrer Familie nach Prag zurück, heiratete ihren Mann ein zweites Mal und war weiter als Malerin tätig.

9 Jan Burka 1924, Postoloprty (Postelberg), Böhmen – 2009, L’Isle-sur-la-Sorgue, Frankreich

Jan Burka wurde als Sohn eines christlichen Vaters und einer jüdischen Mutter geboren. Nach der deutschen Annexion des Sudetenlands 1938 flüchtete die Familie nach Prag; ihren gesamten Besitz musste sie zurück- lassen. Als die Deutschen im Jahr 1939 Böhmen und Mähren besetzten, bedeutete das das Ende von Burkas Studium an einer privaten Kunstschule. Stattdessen besuchte er Kurse, die der Maler František Petr Kien für jüdische Studenten gab. Im August 1942 wurde Burka mit seinem Bruder Raymond in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er in den Gartenanlagen der SS-Soldaten und später in der Ghettoküche arbeitete. Daneben spielte er in der Jugend- Mannschaft der Fußball-Liga im Ghetto. Mit der Hilfe seines Bruders, der Schreiner war, richtete er sich ein kleines Dachatelier ein. Im Oktober 1944 war Burka für den Transport »nach Osten« vorgesehen, entging jedoch im letzten Augenblick seiner Deportation. 1945 zog er mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Ellen Danby, die er im Ghetto kennengelernt hatte, nach Amsterdam. Dort studierte er an der Rijksakademie van beeldende kunsten und wurde ein erfolgreicher Maler und Grafiker.

10 Felix (Feiwel) Cytrin 1894, Warschau – 1971, New Jersey

Felix Cytrin ging nach Deutschland und ließ sich in Leipzig nieder. Hier wurde er ein erfolgreicher Maler, der sich auf Porträts spezialisiert hatte. Er heiratete Margarete Braun; das Paar hatte eine Tochter. Im Winter 1942 wurde Cytrin in das Lager Sachsenhausen de- portiert und hier der »Operation Bernhard« zugeteilt, mit der das NS-Regime plante, ausländische Währungen zu fälschen, um den Wirtschaftskollaps der Alliierten herbeizuführen. Als erfahrener Graveur wurde Cytrin zum Leiter der Gravierabteilung ernannt. Er nutzte die ihm dank seiner Stellung zur ­Verfügung stehende Zeichenausrüstung, um seine Mithäftlinge zu porträtieren. Als die Rote Armee im Februar 1945 auf dem Vormarsch auf Berlin war, wurde die Fälschergruppe überstürzt in das Lager Mauthausen verlegt, um dort in einem letzten Versuch US-amerikanische Dollars zu fälschen. Cytrin wurde schließlich im Frühling 1945 aus dem Lager Ebensee befreit. 1949 emigrierte er mit seiner Frau in die Vereinigten Staaten von Amerika, hat jedoch nie mehr etwas gemalt.

11 Arnold Daghani (Korn) 1909, Suceava, Bukowina – 1985, Hove, England

Arnold Daghani wurde in eine deutschsprachige Familie geboren. Ende der 1920er-Jahre reiste er nach München und Paris, um Kunst zu studieren. Anfang der 1930er-Jahre ging er nach Bukarest, wo er seinen Namen von Korn in Daghani änderte, und war fortan hauptberuflich als Künstler tätig. Im Juni 1940 heiratete er Anişoara Rabinovici und das Paar zog nach Czernowitz. Im Oktober 1941, nach Beginn des »Unternehmens Barbarossa«, kamen beide ins Ghetto von Czernowitz. Im Juni 1942 wurden sie zur Zwangsarbeit nach Transnistrien, zuerst nach Ladyshyn deportiert und im August in das Arbeitslager Michailowka. Im Juni 1943 wurde Daghani damit beauftragt, im Hauptquartier der Firma Dohrmann in einem Dorf nahe der Stadt Gaisin ein Mosaik mit dem deutschen Reichsadler anzufertigen. Ungefähr einen Monat später gelang dem Ehepaar die Flucht in das Ghetto Bershad. Dank der Intervention des Internationalen Roten Kreuzes wurden sie am 31. Dezember 1943 freigelassen, gingen nach Tiraspol und erreichten im März 1944 Bukarest, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben. 1958 immigrierten sie nach Israel; schließlich ließen sie sich in England nieder.

12 Carol Deutsch 1894, Antwerpen – 1944, Lager Buchenwald

Carol Deutsch entstammte einer religiösen, im Diamantengeschäft tätigen Familie. 1922 heiratete er Esther Lauffer, die Tochter des Vorsitzenden der ­jüdischen Gemeinde in Ostende, wo sie einen Pelz- salon betrieben. Unter dem Einfluss des Künstlers James Ensor begann Carol Deutsch, sich mit Kunst zu beschäftigen. Zwischen 1930 und 1935 war er Präsident der jüdischen Gemeinde in Ostende. 1934 lernte er Felicia (Fela) Bronsztajn kennen, eine aus Polen geflüchtete Jüdin. Sie verliebten sich. 1935 ging Deutsch für ein Jahr ins Land Israel und malte die Landschaft. Nach seiner Rückkehr ließ er sich von Esther scheiden und heiratete Fela. 1940 wurde ihre Tochter Ingrid geboren. Von 1942-1943 versteckte sich das Paar auf dem Land bei Brüssel, wurde jedoch denunziert, verhaftet und im September 1943 nach Auschwitz deportiert. Fela wurde dort ermordet, Deutsch wurde dagegen ins Lager Sachsenhausen transportiert; von dort gelangte er auf einem Todesmarsch ins Lager Buchenwald bei Weimar. Hier starb er. Die Tochter Ingrid hatte sich zusammen mit der Großmutter bei einer katholischen Familie im Süden Belgiens versteckt gehalten. Beide überlebten.

13 Pavel Fantl 1903, Prag – 1945, Hirschberg, Schlesien

Pavel Fantl studierte Medizin und nahm privaten Kunstunterricht. Gleich nach seiner Heirat im Jahr 1935 wurde er in die tschechoslowakische Armee einberufen, wo er als Militärarzt diente. 1939 entließ man ihn, weil er Jude war. Daraufhin zog er mit seiner Familie nach Kolin in Böhmen. Dort musste er Zwangsarbeit leisten. Im Juni 1942 wurde Fantl mit seiner Mutter Ida, seiner Frau Marie und ihrem Sohn Tomas in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Im Krankenhaus des Ghettos leitete er das Spital für Typhuskranke und war Vorsitzender der Gruppe jüdischer Ärzte, die im Untergrund tätig war. Er nutzte seine Stellung im Ghetto, um Nachrichten nach draußen zu schicken. Als die Deutschen Verdacht schöpften, wurde er zum Verhör in die »Kleine Festung« gebracht und gefoltert. Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis konnte er ungefähr 80 seiner Zeichnungen aus dem Ghetto schmuggeln. Im Oktober 1944 wurde Fantl zusammen mit seiner Frau und seinem siebenjährigen Sohn nach Auschwitz deportiert. Die beiden wurden dort sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Fantl selbst kam mit einem Transport in das Lager Schwarzheide nach Deutschland. Im Januar 1945 wurde er auf einem Todesmarsch erschossen.

14 Adolphe (Aizik) Feder 1885, Odessa – 1943, Lager Auschwitz-Birkenau

Wegen seiner Mitgliedschaft im Bund musste Adolphe Feder nach Berlin flüchten, wo er Kunst studierte. 1908/09 besuchte er die Kunstakademie in Genf. Danach ging er nach Paris. Dort studierte und arbeitete er zwei Jahre an der Académie Julian und im Atelier von Henri Matisse. Er war im Kreis der russischen Künstler von Montparnasse aktiv und sammelte afrikanische und naive Kunst. Seine Sammlung wurde später von den Deutschen geraubt. Feder illustrierte auch Bücher von Arthur Rimbaud und Joseph Kessel. Er reiste gerne, um sich inspirieren zu lassen. So gelangte er bis nach Algerien und ging 1926 sogar ins Land Israel. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen blieb Feder in Paris. Im Juni 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau im Pariser Gefängnis Cherche-Midi inhaftiert. Im Herbst 1942 wurde er nach Drancy transportiert. Am 13. Februar 1943 wurde Feder mit dem Transport Nr. 48 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

15 Maximilian Feuerring 1896, Lemberg (Lwiw), Galizien – 1985, Sydney

Während Maximilian Feuerring sich nach einer im Ersten Weltkriegs erlittenen Verwundung erholte, studierte er in Berlin Malerei. Von 1923 bis 1926 besuchte er die Accademia di Belle Arti in Rom, zog 1927 nach Paris und stellte dort seine Arbeiten im Salon des Indépendants und im Salon d’Automne aus. 1934 ging er nach Warschau und begründete eine modernistische Kunstströmung, die sich »Neue Generation« nannte. Zwischen 1934 und 1938 lehrte er an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau, die aus Protest gegen den Numerus clausus für jüdische Studenten in Polen gegründet worden war, und war Präsident einer in Warschau tätigen Gruppe jüdischer Künstler. 1939 wurde er in die polnische Armee als Offizier eingezogen. Er geriet in Gefangenschaft und verbrachte sechs Jahre im Kriegsgefangenenlager Oflag VII A für polnische Offiziere in Murnau, ohne dass seine jüdische Identität bekannt wurde. Feuerring erteilte Studiengruppen, die sich im Lager gebildet hatten, Unter- richt in ­Malerei und Kunstgeschichte. Noch während dieser Zeit musste er erfahren, dass seine Frau, seine Eltern sowie sein jüngerer Bruder in den Todeslagern ermordet worden waren. Nach seiner Befreiung emigrierte er nach Sydney und setzte dort seine künstlerische Tätigkeit fort.

16 Karel Fleischmann 1897, Klatovy (Klattau) , Böhmen – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Karel Fleischmann war der Sohn eines Lithografen. Mit dem Zuspruch seiner Eltern studierte er in Prag Medizin und erweiterte parallel dazu Stück für Stück seine künstlerischen Fähigkeiten. 1925 eröffnete er eine Hautarztpraxis in České Budějovice (Budweis). Fleischmann gehörte zu den Gründern des avantgardistischen Künstler- und Schriftstellervereins »Linnie« (1931–1939), der eine gleichnamige Zeitschrift herausgab. In ihr veröffentlichte er eigene Zeichnungen und Schriften und zählte zu deren Redaktionsmitgliedern. Nach der Einrichtung des Protektorats Böhmen und Mähren und der Ein­ führung der Rassengesetze im Jahre 1939 erhielt Fleischmann Berufsverbot als Arzt. Im April 1942 wurde er mit dem Transport Akb in das Ghetto ­Theresienstadt deportiert, wo er stellvertretender Leiter des Gesundheits­ dienstes wurde. Er dokumentierte mit seinen Bildern heimlich das Leben im Ghetto. Außerdem verfasste er Gedichte und philosophische Abhandlungen. Im April 1944 deportierte man ihn zusammen mit seiner Frau Rosa und seiner Schwester Marta mit dem Transport Et nach Auschwitz-Birkenau, wo sie alle ermordet wurden. Nach dem Krieg fand man über 600 seiner Zeichnungen und Schriften in einem Versteck in Theresienstadt.

17 Benjamin (Wechsler) Fondane (Fundoianu) 1898, Jassy (Iași), Rumänien – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Benjamin Fondane veröffentlichte bereits im Alter von 14 Jahren erste Gedichte, später übersetzte er jiddische Lyrik und schrieb ein Theaterstück. 1919 übersiedelte er nach Bukarest. Gleichzeitig begann er sein Jurastudium an der Universität Jassy, das er jedoch im Jahr 1922 aufgab. Im selben Jahr in Bukarest gründete er ein avantgardistisches Theater mit dem Namen Insula. Ein Jahr darauf ließ er sich in Paris nieder und begann dort unter dem Pseudonym Fondane in französischer Sprache zu schreiben. In den 1930er-Jahren entstanden hauptsächlich Gedichte, Rezensionen und Texte zu existenziellen philosophischen Fragen. Im Februar 1940 wurde er in die französische Armee einberufen und geriet in deutsche Gefangenschaft. Aufgrund seines schlechten Gesundheits­ zustands kam er 1941 frei und kehrte nach Paris zurück, wo er zusammen mit seiner Frau und seiner Schwester lebte. Aufgrund einer Denunziation­ wurden er und seine Schwester im März 1944 verhaftet und beide zunächst in Drancy interniert. Obwohl es ihm selbst möglich gewesen wäre, von dort freizukommen, weigerte Fondane sich, seine Schwester allein zurückzulassen. Im Mai 1944 deportierte man beide nach Auschwitz-Birkenau, wo sie ermordet wurden.

18 Bedřich Fritta (Friedrich Taussig) 1906, Weigsdorf (Višňová), Böhmen – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Bedřich Fritta lebte als Grafiker und Karikaturist in Prag. Im Dezember 1941 wurde er mit dem zweiten Transport zusammen mit Ingenieuren, Künstlern und Ärzten in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie hatten den Auftrag, das Ghetto einzurichten. Fritta wurde zum Leiter des Zeichenbüros innerhalb der technischen Abteilung ernannt, die grafische Druckarbeiten sowie Propagandamaterial für die Deutschen lieferte. Fritta und seine Gefährten hielten heimlich die Gräuel des Ghettos in Bildern fest. Einige davon wurden aus dem Ghetto geschmuggelt, wurden jedoch von den Deutschen entdeckt. Daher kam Fritta im Juli 1944 zusammen mit seiner Frau und ihrem dreijährigen Sohn Tommy (Tomáš) in die »Kleine Festung« im Ghetto. Drei Monate später deportierte man Fritta nach Auschwitz, wo er an Entkräftung starb. Seine Frau Johanna starb im Ghetto an Typhus, nur ihr Sohn Tommy überlebte. Nach dem Krieg wurde er von Frittas Freund Leo Haas adoptiert. Nach der Befreiung fand man ungefähr 200 von Frittas Arbeiten, die im Ghetto in Wänden versteckt oder vergraben worden waren.

19 Ilka Gedő 1921, Budapest – 1985, Budapest

Ersten Kunstunterricht erhielt Ilka Gedő bei Privat- lehrern, darunter Tibor Gallé und Viktor Erdei. In den Jahren 1942/43 studierte sie dann Kunst an der Privatschule von István Örkényi Strasser. Nach der Besetzung Ungarns durch Deutschland wurde sie im Juni 1944 in ein mit einem Davidstern gekennzeichnetes Haus eingewiesen, das sich im Gebiet des im November 1944 eingerichteten Ghettos befand. Als sie für die Deportation selektiert wurde, meldete sich an ihrer Stelle einer der ­jüdischen Gemeindeältesten. So wurde Gedő vor der Deportation bewahrt und konnte sich im Ghetto verstecken. Nach der Befreiung Budapests im ­Januar 1945 studierte sie zunächst an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste. Bereits nach sechs Monaten musste sie allerdings ihr Studium dort abbrechen. Stattdessen nahm sie Abendstunden beim ungarischen Bauhaus- Künstler Gyula Pap. 1946 heiratete sie den Biochemiker Endre Bíró; das Paar hatte zwei Söhne. Nach langen Jahren der Pause nahm sie 1968 ihre künst­ lerische Tätigkeit wieder auf. 1969 reiste sie für ein Jahr nach Paris. Ihre Werke wurden auf vielen Ausstellungen in Paris und Budapest gezeigt.

20 Petr Ginz 1928, Prag – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Petr Ginz wurde als Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter geboren. Nach der deutschen Besetzung von Böhmen und Mähren und der Einfüh- rung der antisemitischen nazionalsozialistischen Politik wurde er 1940 der Schule verwiesen. Talentiert, wie der junge Ginz war, schrieb er von seinem Lieblingsautor Jules Verne inspiriert Kurzgeschichten und war bestrebt, sie zu illustrieren. Im Oktober 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert, bald darauf gefolgt von seiner Schwester Eva und seinem Vater. Zusammen mit Freunden aus dem Jugend- haus des Ghettos gab er eine Zeitung namens Vedem (Wir führen) mit Zeich- nungen, Geschichten, Gedichten und Artikeln heraus. Einige seiner Schriften erschienen unter dem Pseudonym »Der anonyme Jude«. Am 28. September 1944 wurden Petr Ginz und sein Cousin Pavel mit dem Transport Ek nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Nach der Befreiung übergab einer der Überlebenden aus dem Jugendhaus des Ghettos dem Vater von Petr Ginz dessen Werke.

21 Sara Gliksman-Fajtlowicz 1915, Lodz, Polen – 2005, Tel Aviv

Sara Gliksman-Fajtlowicz studierte Malerei bei Maurycy Trębacz und Konstanty Mackiewicz sowie an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. 1933 trat sie dem polnischen Künstlerverband bei und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen. Nach der Zwangsumsiedlung in das Ghetto von Lodz im Jahr 1940 arbeitete sie als Malerin und Grafikerin im Meldebüro und in der Statistischen Abteilung. Diese Aufgabe ermöglichte es ihr, sich frei im Ghetto zu bewegen, und sie hatte Zugang zu einfachstem Material zum Malen. Sie tauschte Essen gegen Ölfarben. Mit anderen Künstlern wie Szymon Szerman, Mojszez Gurewisz und Mendel Grossman hielt sie heimlich Szenen des Ghetto-Lebens fest. Nach der Liquidierung des Ghettos musste die Künstlerin in Zwangsarbeit die Ruinen räumen. Trotz der Gefahr malte sie weiter. Nach der Befreiung der Stadt im Januar 1945 begab sie sich mit Unterstützung des polnischen Künstlerverbands auf die Suche nach ihren verlorenen Werken. Gliksman- Fajtlowicz kehrte Anfang 1947 wieder zur Malerei zurück und stellte ihre Arbeit in Polen aus. 1957 emigrierte sie nach Israel und ließ sich in Tel Aviv nieder.

22 Jacques Gotko (Yankel Gotkowski) 1899, Odessa – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Infolge der Pogrome in Odessa emigrierte Jacques Gotkos Familie 1905 nach Paris. Hier studierte er an der École des Beaux-Arts Architektur und Bühnen- bild, arbeitete als Bühnenbildner für Filme und befasste sich mit Kunst. Schon bald entwickelte er sich zu einem geschätzten Künstler und stellte im Salon d’Automne, im Salon des Indépendants sowie in bekannten Pariser Galerien aus. Mitte der 1930er- Jahre ließ er sich im südfranzösischen Dorf Charente-Maritime nieder und widmete sich ganz der Malerei. Seine Arbeiten aus dieser Periode wurden später von den Nationalsozialisten vernichtet. Im Juni 1941 wurde er verhaftet und in das Lager Compiègne deportiert, im September 1942 nach Drancy. Während der gesamten Zeit in den Lagern porträtierte er Häftlinge und hielt das tägliche Leben in den Lagern in Bildern fest. Im Juli 1943 wurde er mit dem Transport Nr. 57 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort starb er im Januar 1944 an Typhus.

23 Leo (Lev) Haas 1901, Opava, Mähren – 1983, Berlin

Leo Haas war Absolvent der Kunstakademien Karlsruhe und Berlin. Zwischen 1924 und 1938 war er als Maler und Grafiker in Wien und in Opava tätig. 1939 wurde er infolge seiner Tätigkeit in der Kommunistischen Partei verhaftet, in das Lager Nisko deportiert und danach zur Zwangsarbeit in Ostrau (Ostrava) herangezogen. Im September 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert und der technischen Abteilung zugewiesen. Dort stellte er Propagandamaterial für die Deutschen her, zugleich hielt er im Geheimen zusammen mit anderen Künstlern das Leben im Ghetto in Bildern fest. Im Juni 1944 wurden die Künstler beschuldigt, ihre Werke aus dem Ghetto geschmuggelt zu haben. Haas wurde daraufhin in der »Kleinen Festung« inhaftiert und wurde schwer gefoltert. Im Oktober 1944 erfolgte seine Deportation nach Auschwitz und einen Monat darauf in das Lager Sachsenhausen. Hier musste er im Rahmen der »Operation Bernhard« Geldscheine der Alliierten fälschen. Im Februar 1945 wurde er erst ins Lager Mauthausen und danach in das Lager Ebensee transportiert, wo er die Befreiung erlebte. Haas und seine Frau adoptierten später den dreijährigen Sohn Tommy (Tomáš) ihres Malerfreundes Bedřich Fritta, der in Auschwitz ermordet worden war. Nach dem Krieg kehrte Haas noch einmal nach Theresienstadt zurück und fand beinahe 400 seiner Werke wieder, die er dort versteckt hatte. 24 Osias Hofstatter 1905, Bochnia, Galizien – 1994, Ramat Gan, Israel

Bereits während des Ersten Weltkriegs flüchtete Osias ­Hofstatters Familie nach Wien. Nach dem »Anschluss« in März 1938 wurden sie inhaftiert. Osias und seinen Brüdern gelang es zu entkommen, jeder in eine andere Richtung. Die Eltern wurden dagegen deportiert und ermordet. Osias Hofstatter flüchtete zu seiner Braut Anna Schebestova nach Brüssel, und dort heirateten sie im November 1938. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde Hofstatter verhaftet und erst ins Lager Saint-Cyprien und danach ins Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Im Sommer 1942 versuchte er, über die Grenze in die Schweiz zu fliehen, wurde jedoch von der Schweizer Grenzwache gefasst. Er kam daraufhin im schweizerischen Aigle ins Gefängnis, später in das Lager Wald und 1943 in das Arbeitslager Birmensdorf im Kanton Zürich. Während seiner gesamten Zeit in den Lagern zeichnete und malte Hofstatter Personen und Landschaften. 1943 kam er schließlich frei und studierte in Zürich Kunst. Anfang 1946 kehrte er nach Wien zurück, wo er seine Frau wiederfand. Fünf Jahre hatten sie sich nicht gesehen. 1957 ­emigrierten sie nach Israel, wo Hofstatter seine künstlerische Tätigkeit fortsetzte.

25 Marcel Janco 1895, Bukarest – 1984, Ein Hod, Israel

Marcel Janco nahm bereits als Junge Kunstunterricht bei dem Maler Iosif Iser. Im Gymnasium schloss er sich einer Schülergruppe an, die avantgardistische Literatur- und Kunstzeitschriften herausgab. 1914 ging er nach Zürich, um dort Architektur am Institut für Techno- logie der Eidgenössischen Technischen Hochschule zu studieren. Während seines Studiums schloss er sich einer Gruppe kreativer Künstler an, darunter Tristan Tzara, und war Mitbegründer der Dada-Bewegung. 1922 kehrte er nach einem dreijährigen Aufenthalt in Frankreich nach Rumänien zurück und arbeitete dort als Architekt und Maler. Er zählte zur Spitze der rumänischen Avantgarde. Aufgrund von zunehmendem Antisemitismus, den Judenverfol- gungen in Rumänien und dem Bukarester Pogrom emigrierte Janco 1941 mit seiner Familie ins Land Israel. Dort initiierte er die Gründung des Künstler- dorfs Ein Hod und der Gruppe »Neue Horizonte«. Er war als Kunstlehrer tätig und stellte seine Werke auf vielen Ausstellungen aus. 1967 erhielt er den Israel-Preis für Kunst, und im Jahr 1983 ehrte man ihn mit der Einweihung des Janco-Dada-Museums in Ein Hod.

26 Leo Kok 1923, Berchem, Belgien – 1945, Lager Ebensee, Österreich

Leo Kok studierte Gebrauchsgrafik an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen und arbeitete anschließend in einem Studio, in dem Bühnen- bilder für Theater hergestellt wurden. Als die Deutschen 1940 Belgien besetzten, flüchtete er mit seinem Bruder nach Holland, während seine Eltern Zuflucht in Surinam fanden. 1942 wurde Leo Kok verhaftet und zunächst in das Lager Geesburg deportiert, anschließend kam er in das Lager Westerbork. Dort arbeitete er in einer Werkstatt, die Bühnenbilder für die im Lager stattfindenden Aufführungen herstellte. Zur gleichen Zeit hielt er das tägliche Leben im Lager in Bildern fest. 1943 heiratete er Kitty de Wijze, die als Krankenschwester im Lager arbeitete. Die beiden wurden im September 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Einen Monat darauf erfolgte Koks Deportation nach Auschwitz-Birkenau; von dort kam er mit einem Todes­marsch erst ins Lager Mauthausen, danach in das in Ebensee. Dort erlebte er am 6. Mai 1945 die Befreiung des Lagers. Er starb jedoch nur sechs Tage später im Alter von nur 22 Jahren. Nach dem Krieg wurden seine Bilder, die einem der Wachpolizisten im Lager Westerbork zur Aufbewahrung anver- traut worden waren, seiner Witwe übergeben.

27 Abraham (Abramek) Koplowicz 1930, Lodz (Łódź), Polen – 1944, Lager Auschwitz- Birkenau

Bei Abramek Koplowicz, dem einzigen Sohn von Mendel und Johet-Gitel, zeigte sich schon früh das Talent zum Malen und Schreiben. Er wurde mit der polnischen Sprache erzogen, war aber erst zwei Jahre in die Schule gegangen, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Nach der Besetzung Polens kamen er und seine Familie ins Ghetto Lodz, das im Mai 1940 errichtet worden war. Im Ghetto musste der Junge in der Schuhwerkstatt arbeiten. Nach Auflösung des Ghettos im Sommer 1944 deportierte man ihn und seine Eltern nach Auschwitz. Bei der ersten Selektion gelang es seinem Vater, Abramek durchzubringen. Auch danach versuchte er, seinen Sohn zu schützen, und versteckte ihn in der Baracke, während er zur Zwangsarbeit außerhalb des Lagers ausrücken musste. Als er eines Nachts zurückkehrte, entdeckte er jedoch, dass man Abramek in der Zwischenzeit in die Gaskammer geschickt hatte. Auch seine Mutter wurde ermordet, nur der Vater hat überlebt. Nach der Befreiung fand Abramek Koplowicz’ Vater auf dem Speicher des Hauses, in dem sie im Ghetto gewohnt hatten, ein Bild und ein Heft mit Gedichten, das sein Sohn hier hinterlassen hatte.

28 Josef Kowner 1895, Kiew – 1967, Kalmar, Schweden

Josef Kowner war noch ein Kind, als seine Familie nach Lodz zog. Er besuchte die Kunstakademie in St. Petersburg, bildete sich anschließend in Düsseldorf, Kassel und Paris weiter und stellte seine Werke in bedeutenden Städten Polens aus. Er war Redakteur der Zeitschrift Forma und Mitglied im polnischen Künstlerverband. Nach dem deutschen Überfall auf Polen musste er in das Ghetto von Lodz übersiedeln und war einer der wenigen Maler, die in den Genuss einer finanziellen Unterstützung von Chaim Rumkowski, dem Vorsitzenden des Judenrats, kamen. Im Ghetto entwarf Kowner in der Teppichwerkstatt Teppichmuster. Seine Arbeiten wurden im Ghetto ausgestellt. In seinem Haus fanden heimliche Konzerte statt. 1944 wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert und von dort weiter in das Lager Wöbbelin bei Ludwigslust in Deutschland. Dort wurde er im Mai 1945 befreit. Krank und verletzt, wie er war, emigrierte Kowner nach Schweden. Er ließ sich in Kalmar nieder und setzte seine umfassende künstlerische Tätig­ keit fort. Seine Werke aus der Zeit des Holocausts, die im Ghetto geblieben waren, wurden von seinem Bekannten, Nachman Zonabend, gerettet und dem Künstler später zurückgegeben.

29 Jacob Lipschitz 1903, Kowno () – 1945, Lager Kaufering, Bayern

Nach Beendigung seines Studiums am Kunstinstitut Wilna unterrichtete Jacob Lipschitz am Institut für Drucktechniken. Daneben illustrierte er Lehrbücher und stellte seine Arbeiten aus. Im Juni 1941 musste er zusammen mit seiner Frau Lisa und seiner Tochter Pepa in das Ghetto von Kowno übersiedeln. Er wurde der Arbeitsbrigade zugewiesen und musste in Fabriken im Ghetto arbeiten, abends malte er heim- lich auf dem Speicher. Später schloss er sich der Malerin Esther Lurie und der Künstlergruppe im Ghetto an, die gemeinsam das Lagerleben dokumentierten. Aus Furcht vor den berüchtigten »Aktionen« schmuggelten Jacob und Lisa ihre Tochter Pepa aus dem Ghetto und versteckten sie bei der christlichen Familie Zabielavičius. Als das Ghetto im Sommer 1944 aufgelöst wurde, deportierte man Lipschitz erst nach Dachau und von dort in das Lager Kaufering, wo er Zwangsarbeit leisten musste. Aufgrund der harten Bedingungen und wegen seines schlechten Gesundheitszustands starb er dort im März 1945. Nach Kriegsende kehrten Lisa und Pepa Lipschitz in das Ghetto Kowno zurück und retteten seine auf dem Friedhof versteckten Bilder.

30 Kurt Conrad Löw 1914, Wien – 1980, Wien

Schon während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien arbeitete Kurt Conrad Löw als Textilgestalter. 1938 wurde er wegen seiner sozialistischen Aktivitäten kurzzeitig inhaftiert. 1939 floh er nach Belgien, wo er sein akademisches Studium in Antwerpen fortsetzen konnte. 1940 wurde er erneut verhaftet und erst im Lager Saint-Cyprien, danach im Lager Gurs in Südfrankreich interniert. Mit Unterstützung des Internationalen Roten Kreuzes in Genf wurde er in das Lager Rivesaltes verlegt und 1942 entlassen. Zwischen 1943 und 1945 studierte er in Genf Kunst und präsentierte seine Werke in Ausstellungen. 1952 kehrte Löw in seine Geburtsstadt zurück und setzte dort seine Arbeit als Künstler fort.

Löw und Karl Robert Bodek arbeiteten häufig zusammen und signierten viele ihrer Werke gemeinsam. Die beiden malten gemeinsam die Bühnenbilder für das Kabarett im Lager Gurs und produzierten Grußkarten zu den verschiedensten Anlässen.

31 Esther Lurie 1913, Libau (Liepāja), Lettland – 1998, Tel Aviv

Esther Lurie wurde in Brüssel zur Bühnenbildnerin ausgebildet und studierte Malerei an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen. 1934 emigrierte sie mit ihren Eltern ins Land Israel und wurde Malerin. 1938 erhielt sie den Dizengoff-Preis für Malerei. 1939 weilte sie zur Fortbildung in Belgien; im Sommer fuhr sie nach Lettland und Litauen, um Verwandte zu besuchen. Die Deutschen besetzten im Juni 1941 das Land, und so kam sie, während sie ihre Schwester in Kowno (Kaunas) besuchte, ins Ghetto der Stadt. Auf Befehl der Deutschen malte sie anfangs Landschaften und Porträts; nachdem sich der Judenrat an sie gewandt hatte, dokumentierte sie auch Szenen des Lebens im Ghetto. Zu diesem Zweck schloss sie sich mit den Künstlern Josef Schlesinger, Jacob Lipschitz und Ben Zion Schmidt zusammen. Die Gruppe war vom Herbst 1942 bis zur Auflösung des Ghettos im Juli 1944 tätig. Danach wurde Esther Lurie von Kowno ins Lager Stutthof und von dort in das Lager Leibitsch deportiert, wo ihre Arbeit in der Registratur von Häftlingsnummern bestand. Nach der Befreiung ging sie 1945 nach Italien, und von dort kehrte sie im Juli ins Land Israel zurück. Sie heiratete, bekam zwei Kinder und setzte ihre künstlerische Arbeit fort.

32 Ludwig Meidner 1884, Bernstadt (Bierutów), Schlesien – 1966, Darmstadt

Ludwig Meidner studierte ab 1903 an der König- lichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau und machte später eine Kunstdruckausbildung beim Maler und Künstler Hermann Struck. 1906 besuchte er in Paris die Académie Julian und das Atelier Cormon. 1912 gründete er zusammen mit Jakob Steinhardt und Richard Janthur die Künstlergruppe »Die Pathetiker«. 1927 heiratete er Else Meyer, zwei Jahre später wurde ihr Sohn David geboren. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, wurde ihm in Deutschland jede öffentliche künstlerische Tätigkeit verboten, und seine Werke wurden aus allen Ausstellungen entfernt. Nach der »Reichspogromnacht« im November 1938 schickte Meidner seinen Sohn mit einem Kindertransport nach England; im August 1939 emigrierten auch er und seine Frau dorthin. In den Jahren 1940-1941 wurde Ludwig Meidner als feindlicher Ausländer zuerst im Internierungslager in Huyton, danach in Ramsey auf der Isle of Man festgehalten. 1942 kam er frei und ließ sich in London nieder. 1953 kehrte er nach Deutschland zurück und nahm seine umfassende künstlerische Tätigkeit wieder auf.

33 Selma Merbaum-Eisinger * 1924, Czernowitz, Bukowina – 1942, Lager Michailowka, Transnistrien

Selma Merbaum-Eisinger war mütterlicherseits mit dem Dichter Paul Celan verwandt. Schon im Alter von 15 Jahren begann sie, eigene Gedichte zu schreiben und zu übersetzen. Im Oktober 1941 kam sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater ins Ghetto von Czernowitz. Im Juni 1942 wurden alle drei in das Lager Michailowka in Transnistrien deportiert. Dort erkrankte Selma an Typhus und starb im Dezember im Alter von gerade einmal 18 Jahren. Im Jahr darauf wurden ihre Eltern im Lager Tarasiwka erschossen. Vor ihrer Deportation in das Lager Michailowka war es Selma gelungen, ihr Poesie­ album mit den Gedichten, die sie zwischen 1939 und 1941 geschrieben hatte, ihrem Freund Leiser Fichman von der Ha-Schomer ha-za’-ir-Jugendbewegung anzuvertrauen. Ihm hatte sie ihre Gedichte gewidmet. Leiser reichte das Album, das 52 Gedichte enthielt, an Else Schächter-Keren weiter, auch eine Freundin Selmas, bevor er selbst 1944 zu flüchten versuchte. Auf dem Weg ins Land Israel kam er jedoch ums Leben, weil das Schiff, die Mefkure, an dessen Bord er war, versenkt wurde. Else vertraute die Gedichtsammlung ihrerseits einer weiteren Freundin an, Renée Abramovici-Michaeli, die das Büchlein 1948 nach Israel mitnahm. Veröffentlicht wurde der Gedichtband dann 1976 von Hersch Segal, Selma Merbaum-Eisingers­ einstigem Lehrer aus Czernowitz. 34 Grégoire Michonze (Michonznic) 1902, Kischinew (Chişinău), Bessarabien – 1982, Paris

Grégoire Michonze studierte seit 1919 an der Kunst- schule von Kischinew und setzte seine Ausbildung anschließend an der Kunsthochschule in Bukarest fort, wo er auch am Nationaltheater als Assistent für Bühnenbilder arbeitete. 1922 ging er nach Paris und studierte an der École des Beaux-Arts. 1937 verbrachte er fast ein Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich lernte er die schottische Künstlerin Una Maclean kennen und die beiden heirateten. Im Mai 1940 meldete er sich freiwillig zur französischen Armee, geriet bereits im Juni in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Dezember wurde er im Kriegs- gefangenenlager Stalag XC bei Bremen inhaftiert. Er verbrachte dort zwei Jahre, ohne dass man seine jüdische Identität entdeckt hätte. Nach seiner Rückkehr nach Paris im Dezember 1942 malte er viele Gefangenenporträts, ebenso dokumentierte er die harten Bedingungen, die er während seiner Inhaftierung erlebt hatte. Er lebte bis zur Befreiung versteckt in Paris und Arpajon. Bis zu seinem Tod war er in Paris als Künstler tätig.

35 Moritz Müller 1887, Liptovský Mikuláš, Slowakei – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Moritz Müller war Absolvent der Akademie der ­Bildenden Künste in Prag. Nach dem Abschluss seines Studiums eröffnete er eine private Kunstschule und nach dem Ersten Weltkrieg ein Auktionshaus. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Prag im März 1939 wurde das Haus geschlossen und durch die Nationalsozialisten geplündert. Müller musste als Gutachter für die jüdische Gemeinde in Prag arbeiten und dabei den Wert von Besitztümern schätzen, die von den Nationalszialisten beschlagnahmt worden waren. Im Juli 1943 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er in der urologischen Abteilung von Dr. Kurt Weiner als Sanitäter arbeitete. Heimlich fertigte er Porträts von alten und kranken Menschen an, die in der Krankenhauskaserne lagen, wobei er sorgfältig die persönlichen Daten der Dargestellten und das genaue Datum vermerkte. Er zeichnete auch Baracken, Höfe und Ghetto-Szenen. Im Laufe eines Jahres schuf er ungefähr 500 Skizzen, die ein seltenes und wertvolles Zeugnis des Lebens im Ghetto darstellen. Im Oktober 1944 wurde Moritz Müller nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

36 František Mořic Nágl 1889, Kostelní Myslová, Mähren – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Von 1905 bis 1912 studierte František Mořic Nágl an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs kämpfte er an der Balkanfront und wurde an der rechten Hand verwundet. Er kehrte in seinen Geburtsort zurück, kümmerte sich um den Bauernhof der Familie und malte weiterhin Bilder. 1941 beschlagnahmten die Deutschen den Hof, und Nágl zog mit seiner Familie nach Telč. Im Mai 1942 wurde die Familie ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nágl arbeitete dort in der technischen Abteilung, in der er mit anderen Künstlern offizielle Gemälde und Propagandamaterial für die Deutschen produzierte. Heimlich malte und zeichnete Nágl Szenen vom Alltag im Ghetto. Im Oktober 1944 kam er mit dem letzten Transport von Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau. Dort wurde er zusammen mit seiner Frau Vlasta und seiner Tochter Vera ermordet. Sein Sohn Miloslav war bereits ein Jahr zuvor in Auschwitz ermordet worden. 1950 entdeckte man während der Renovierung eines Speichers in einem der Häuser im Ghetto Theresienstadt ganz zufällig Nágls Kunstwerke.

37 Felix Nussbaum 1904, Osnabrück – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Felix Nussbaum studierte 1922 Kunst in Hamburg und setzte sein Studium ein Jahr später an der Lewin- Funcke Schule in Berlin fort. Zwischen 1924 und 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst. 1932 erhielt er den Rompreis und ein Stipendium für ein Studium in der Villa Massimo in Rom. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, irrte Nussbaum durch Europa und suchte 1935 für sich und seine Frau, die Künstlerin Felka Platek, in Belgien einen Unterschlupf. Anfangs wohnte das Paar in Ostende, zwei Jahre später zogen sie nach Brüssel. Nach dem Überfall der Deutschen auf Belgien im Mai 1940 wurde Nussbaum verhaftet und ins Lager Saint-Cyprien in Südfrankreich deportiert. Nach einigen Monaten gelang es ihm, aus dem Lager zu fliehen und nach Brüssel zurückzukehren. Dort tauchten er und seine Frau unter und lebten in einem Versteck. In dieser Zeit schuf er Dutzende Kunstwerke, die das Leid der verfolgten Juden thematisierten. Er sorgte dafür, dass sie von Bekannten aufbewahrt wurden. Im Juni 1944 wurde das Ehepaar denunziert und verhaftet. Zunächst wurden sie ins Lager Mechelen, danach im Juli mit dem letzten Transport aus Belgien nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

38 Halina Olomucki 1919, Warschau – 2007, Aschkelon, Israel

Halina Olomucki wuchs in Warschau auf und besuchte eine jiddischsprachige Schule. 1939 musste sie mit ihrer Familie ins Warschauer Ghetto. Dort hielt sie das tägliche Leben in Zeichnungen fest, die sie aus dem Ghetto schmuggelte und einer polnischen Freundin zuspielte. Olomucki war einem Arbeitskommando außerhalb des Ghettos zugeteilt. Im Mai 1943 deportierte man sie mit ihrer Mutter Margarita ins Lager Majdanek. Ihre Mutter wurde hier ermordet. Im Juli 1943 wurde Olomucki nach Auschwitz transportiert und musste Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik der Weichsel-Union-Metallwerke leisten. Im Lager hatte sie Schilder für die Baracken zu malen. Mit dem Material zum Malen, das ihr aufgrund ihrer Arbeit zur Verfügung stand, konnte sie auch hier weitermalen. Als die Rote Armee im Januar 1945 immer näher rückte, wurde sie auf einem Todesmarsch ins Lager Ravensbrück evakuiert und von dort weiter in das Lager Neustadt-Glewe, wo sie am 2. Mai 1945 befreit wurde. Olomucki kehrte nach Warschau zurück in der Hoffnung, dort noch Familienangehörige zu finden, aber niemand hatte überlebt. Nach dem Krieg zog sie nach Lodz, heiratete und studierte Malerei an der dortigen Kunstakademie. 1957 ging sie nach Frankreich; 1972 immigrierte sie nach Israel.

39 Max Plaček 1902, Kyjov, Mähren – 1944, Lager Sachsenhausen

Max Plaček studierte Jura, unterbrach jedoch sein Studium und begann für eine Versicherungsgesell- schaft in Banská Bystrica und danach in Prag zu arbeiten. Hier heiratete er Trude Pollak. Nach der deutschen Besetzung 1939 war er bei der jüdischen Gemeinde in Prag angestellt. 1942 kam Plaček für kurze Zeit als Zwangs­ arbeiter auf den Hof der Witwe des ehemaligen stellvertretenden Reichs­ protektors von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich. Im September 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Während seines ­Aufenthalts dort zeichnete er im Verlauf von acht Monaten über 500 Porträts in humoristischem Stil von Intellektuellen und Kulturschaffenden. In den meisten Fällen vermerkte er das Datum und ließ die Porträtierten signieren. Im Dezember 1943 erfolgte die Deportation ins »Familienlager« in Auschwitz- Birkenau und im Juli 1944 in das Lager Sachsenhausen. Dort wurde er ermordet. Seine Werke blieben dank Herman Weiss, dem Leiter der Melde- und Statistikabteilung im Ghetto Theresienstadt, erhalten, der heimlich ­Dokumente und künstlerische Arbeiten der Deportierten sammelte und so retten konnte.

40 Arthur (Alter) Ritov 1909, Riga – 1987, Tel Aviv

Arthur Ritov war Absolvent der Kunstakademie in Riga. Nach der Beendigung seines Studiums gab er Kunstunterricht an Schulen. Nach der Besetzung Lettlands durch die Deutschen im Juli 1941 kam er ins Rigaer Ghetto. Einige Monate später musste er in das »Kleine Ghetto« übersiedeln. Hier leistete er Zwangsarbeit im HKP (Heereskraftfahrpark), in dem die für die Front bestimmten deutschen Armee­fahrzeuge gewartet wurden. Er stellte Nummernschilder her und por­ trätierte heimlich die Mitgefangenen seiner Abteilung. Im Juli 1944, drei Monate vor dem Einmarsch der Roten Armee in Riga, floh er mit Jacob Ritov, einem Verwandten, sowie fünf weiteren Gefangenen aus dem Ghetto. Drei von ihnen wurden auf der Flucht erschossen. Mit sechs anderen Juden fanden Arthur und Jacob Ritov Unterschlupf im Haus eines Letten namens Mottmiller, bei dem sie bis zur Befreiung am 13. Oktober 1944 bleiben konnten. Im Jahr 1970 wanderte Ritov nach Israel aus und ließ sich in Tel Aviv nieder.

41 Moshe Rynecki 1881, Międzyrzec Podlaski, Polen – 1943, Lager Majdanek, Polen

Moshe Rynecki wurde in eine chassidische Familie mit 18 Kindern geboren, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichten. Schon in jungen Jahren interessierte er sich sehr für die Malerei; allerdings wurde das von seiner zutiefst religiösen Familie nicht mit Wohlgefallen betrachtet. Er studierte zunächst an einer Jeschiwa, danach aber an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. Schon mit 17 Jahren heiratete er Perla Mittelsbach, die den Schreibwarenladen der Familie führte. So konnte sich Rynecki ganz auf die Malerei konzentrieren. Vor dem Krieg malte er hauptsächlich das Leben der jüdischen Gemeinde und fand dafür Anerkennung in seiner Umgebung. Nach der Besetzung Warschaus im Jahr 1939 musste er mit seiner Familie in das Ghetto, wo er trotz des allgegenwärtigen Mangels weiterhin malte. Aus dieser Zeit sind nur drei seiner Werke erhalten geblieben. Obwohl es seinem Sohn gelang, gefälschte Papiere zu beschaffen, die der Familie eine Flucht auf die arische Seite ermöglicht hätten, weigerte sich Rynecki, das Ghetto zu verlassen, mit der Begründung, er müsse bei seiner Mutter bleiben. Anfang 1943 erfolgte Ryneckis Deportation ins Lager Majdanek, wo er ermordet wurde.

42 Charlotte Salomon 1917, Berlin – 1943, Lager Auschwitz-Birkenau

Charlotte Salomon wurde in eine Familie geboren, die im kulturellen Leben Berlins involviert war. 1935 wurde sie trotz der bereits in Kraft getretenen Rassengesetze an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin zugelassen. Als Folge der Reichspogromnacht am 9. November 1938, in der ihr Vater Albert verhaftet worden war, beschlossen die Eltern, Charlotte zu ihren Großeltern zu schicken, die in Südfrankreich Zuflucht gefunden hatten. Dort verfasste sie ein Singspiel mit über 700 Illustrationen unter dem Titel Leben? Oder Theater? in welchem sie ihre eigene Lebensgeschichte thematisierte. Im Juni 1943 heiratete sie Alexander Nagler – auch er ein jüdischer Flüchtling. Im September desselben Jahres wurden beide verhaftet und nach Drancy transportiert. Von dort aus erfolgte am 7. Oktober die Deportation nach Auschwitz. Salomon, die zu diesem Zeitpunkt schwanger war, wurde sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Ihr Mann Alexander starb am 1. Januar 1944 an Entkräftung.

43 Malva Schalek (Malvína Schalková) 1882, Prag – 1944, Lager Auschwitz-Birkenau

Malva Schalek war die Tochter einer wohlhabenden, liberalen jüdischen Familie. Nach dem Abschluss der höheren Schule ging sie nach Wien, wo sie bei der österreichischen Malerin Marie Rosenthal-Hatschek lernte. Anschließend studierte sie für ein Jahr an der Frauenkunstschule in München. Sie kehrte nach Wien zurück und wurde eine namhafte Porträtmalerin, deren Werke in Wien und Prag ausgestellt wurden. Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 floh sie zunächst zu ihrem Bruder nach Litoměřice (Leitmeritz) in der dama- ligen Tschechoslowakei, 1940 flüchtete sie nach Prag. Im Februar 1942 – da war sie 60 Jahre alt – wurde sie verhaftet und mit dem Transport W in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort zeichnete sie zahlreiche Porträts und Szenen aus dem täglichen Leben der Gefangenen. Im Mai 1944 wurde sie, nachdem sie sich geweigert hatte, das Porträt eines Arztes zu malen, der mit der NS-Kommandantur des Ghettos kollaborierte, mit dem Transport Eb in das ­»Familienlager« in Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde sie im September ermordet. Nach dem Krieg fand man ungefähr 140 ihrer Werke in einer doppelten Wand in einer Baracke des Ghettos. Sie wurden ihrem Bruder übergeben, der den Holocaust in einem Versteck überlebt hatte.

44 Josef Schlesinger 1919, Brünn (Brno), Mähren – 1993, Prag

Josef Schlesinger begann sein Studium an der ­Akademie der Bildenden Künste in Prag im Jahr 1938. Nach dem Einmarsch der Deutschen im März 1939 emigrierte er mit seinen Eltern ins litauische Kowno. Er heiratete Sarah Segal und fuhr mit seinem Studium fort, bis er im Juni 1941 ins Ghetto von Kowno musste. Dort war er für die Spielzeugwerkstatt verantwortlich, deren Erzeugnisse für Kinder in Deutschland bestimmt waren. Daneben malte er Porträts deutscher Offiziere. Auf Anregung des Judenrats im Ghetto dokumentierte er zusammen mit der Künstlerin Esther Lurie Ereignisse des täglichen Lebens und porträtierte verschiedene Amtsträger im Ghetto. Als das Ghetto im Juli 1944 aufgelöst wurde, wurde er ins Lager Dachau deportiert und musste bei der Firma Messer- schmitt Zwangsarbeit leisten. Nach der Befreiung des Lagers im April 1945 kehrte er nach Prag und zu seiner künstlerischen Tätigkeit zurück. Später wurde er der Leiter der Galerie Středočeského kraje (Galerie für die Region Zentralböhmen) in Kutná Hora. Seine eigenen Kunstwerke aus der Zeit im Ghetto Kowno fanden sich nach dem Krieg in Kisten im Keller einer Werk- statt für Gebäuderenovierung wieder.

45 Margarethe (Grete) Schmahl-Wolf 1882, Wien –1942, Ghetto Theresienstadt

Margarethe Schmahl, geborene Wolf, war Schrift­ stellerin, Drehbuchautorin, Frauenrechtlerin und Redakteurin der von Heinrich Kanner herausgegebenen Wiener Wochenzeitung Die Zeit. Zu ihren prominenten Kollegen zählten unter anderen Bertha von Suttner, Theodor Herzl und Hugo von Hofmannsthal. Schmahl-Wolf setzte sich nach- drücklich für die Rechte der Frauen ein und gründete 1919 die ­Wiener ­Frauenkorrespondenz, die ab 1932 als Wiener Feuilletonkorrespondenz bekannt war. Ihre Texte und Gedichte, denen sie sich mit voller Hingabe widmete, wurden in vielen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Ende Juli 1942 wurde Schmahl-Wolf mit dem Transport IV/5 von Wien ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie einen Monat später, am 31. August starb. Einige ihrer literarischen Werke sind der Nachwelt erhalten geblieben, darunter das Gedicht Doch meine Seele ist frei, das Margarethe Schmahl-Wolf zwei Tage vor ihrem Tod 1942 im Ghetto Theresienstadt verfasste.

46 Ben Zion (Nolik) Schmidt 1925, Kowno (Kaunas) – 1944, Ghetto Kowno

Ben Zion Schmidt besuchte die hebräische Schule in Kowno und nahm auch an Kunstkursen teil. 1942, im Alter von 17 Jahren, musste er in das Ghetto Kowno, wo er in der Grafikwerkstatt arbeitete. Im Rahmen dieser Tätigkeit lernte er bei Peter (Fritz) Gadiel, dem Leiter der Werkstatt, das Zeichnen. Auf die Bitte des Sekretärs des Judenrats, Avraham Tory, hin malte Schmidt auch Bilder vom Ghetto-Leben. Im Juli 1944, als das Ghetto liquidiert wurde, versteckte Schmidt sich mit ungefähr zehn weiteren Personen im Luftschutzkeller der Grafikwerkstatt, wo er ­verbrannte, als das Ghetto in Brand gesteckt wurde. Er war gerade einmal 19 Jahre alt. Von allen Bildern, die er im Ghetto geschaffen hatte, blieb nur ein einziges erhalten. Avraham Tory hatte es zusammen mit anderen Werken und Dokumenten, die das Leben im Ghetto dokumentierten, im Keller einer Werkstatt für Gebäudereparaturen versteckt.

47 Karl Schwesig 1898, Gelsenkirchen – 1955, Düsseldorf

Karl Schwesig wurde in einer katholischen Familie geboren. Er studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf und gehörte der Kommunistischen Partei und einer avantgardistischen Künstlergruppe an, die gegen den aufkommenden Faschismus protestierte. 1933 wurde er verhaftet, in einen Keller gesperrt, gefoltert und gezwungen, Folterungen anderer Gefangener mit anzusehen. Seine traumatischen Erleb- nisse in diesem Keller skizzierte er in allen Einzelheiten. Diese Bilder wurden 1936 auf einer Ausstellung in Belgien gezeigt, wohin er nach seiner Freilassung ein Jahr zuvor geflohen war. Als die Deutschen 1940 Belgien besetzten, wurde er erneut verhaftet und in Lagern in Südfrankreich interniert. Im Lager Gurs malte er Porträts seiner Mithäftlinge in der Invalidengruppe, zu der er gehörte, weil er einen Buckel hatte und zwergwüchsig war. Im Juni 1943 kam er in ein Pariser Gefängnis und wurde später in ein Gefängnis nach Deutschland überführt. Hier blieb er bis Kriegsende inhaftiert. Nach der Befreiung kehrte er nach Düsseldorf zurück und stellte in seinen Werken die Zeit seiner Gefangenschaft dar. Als Kommunist, der er nach wie vor war, zeichnete er auch Protestbilder gegen die Regierenden.

48 Zvi Hirsch Szylis 1909, Bełchatów, Polen – 1987, Safed, Israel

Zvi Hirsch Szylis war Schüler des bekannten jüdischen Künstlers Maurycy Trębacz. In den Jahren 1932 bis 1936 studierte er Kunst in Lodz und Warschau. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er ein namhafter und angesehener Maler und Mitglied des polnischen Künstlerverbands, und seine Werke wurden in ganz Polen ausgestellt. Anfang 1940 musste er ins Ghetto von Lodz übersiedeln. Dort erhielt Szylis auf Befehl des Vorstehers der Ghettoverwaltung, Hans Biebow, der von seinen Werken beeindruckt war, ein Stipendium des Judenrats im Ghetto. Als Gegen­ leistung musste er allerdings SS-Offiziere porträtieren. Im Geheimen malte Szylis Ghetto-Szenen, als Leinwand dienten ihm zerschlissene Säcke. Weil es kaum Farben gab, entwickelte Szylis eine spezielle Maltechnik, bei der er Anilin (Benzol) verwendete. 1944 wurde er nach Auschwitz und von dort in das Lager Oranienburg nach Deutschland deportiert. Im März 1945 wurde er in das Lager Flossenbürg und schließlich nach Dachau transportiert, wo er befreit wurde. Nach dem Krieg studierte und arbeitete er in München, 1950 übersiedelte er nach Paris. 1957 immigrierte er schließlich nach Israel, ließ sich in Safed nieder und setzte seine kreative Tätigkeit an der dortigen Künstlerkolonie fort.

49 Nelly Toll Geb. 1935, Lwów, Galizien

Nelly Toll war die Tochter der wohlhabenden jüdischen Familie Mieses. Im Oktober 1939, als die Sowjetunion Ostgalizien besetzte, versteckte sich ihr Vater, um der drohenden Evakuierung nach Sibirien zu entgehen. Als Lwów 1941 von den Deutschen besetzt wurde, musste Nelly mit ihrer Familie ins Ghetto. Ihr fünfjähriger Bruder wurde bei einer der berüchtigten »Aktionen« der Deutschen verschleppt und ermordet. Nelly und ihre Mutter Rozia schlossen sich einer Gruppe an, die versuchte, über die Grenze nach Ungarn zu fliehen, was jedoch scheiterte. 1943, als sie acht Jahre alt war, gelang es ihrem Vater, ein Versteck für sie und ihre Mutter bei einem befreundeten christlichen Ehepaar in der Stadt zu finden. Er hatte die Absicht, sich ihnen später anzuschließen. Um die langen Stunden in dem abgeschlossenen Zimmerchen des Verstecks zu überstehen, war sie von ihrer Mutter stets ermutigt worden zu zeichnen, Geschichten zu schreiben und ein Tagebuch zu führen. 1944, als die Stadt befreit wurde, stellte sich heraus, dass Mutter und Tochter die einzigen Überlebenden ihrer Familie waren. Sie blieben noch einige Jahre in Europa, während Nelly Kunst studierte. Schließlich emig- rierte sie in die Vereinigten Staaten von Amerika, malte weiter, schrieb Artikel und Bücher und war als Dozentin für Literatur und Kunst tätig.

50 Otto Ungar 1901, Husovice, Mähren – 1945, Blankenheim, Deutschland

Otto Ungar studierte Malerei an der Akademie der Bilden- den Künste in Prag. Bis 1940 unterrichtete er an jüdischen Gymnasien in Brünn (Brno) die Fächer Zeichnen und Mathematik. Im Januar 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete er in der technischen Abteilung, in der die Maler Propagandamaterial für die Deutschen herstellten. Zusammen mit anderen Künstlern hielt Ungar heimlich die Realität im Ghetto in Skizzen fest. Nach dem Besuch einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes im Juni 1944 wurden die Maler beschuldigt, anti-nationalsozialistische Propaganda aus dem Ghetto geschmuggelt zu haben. Ungar wurde daraufhin mit anderen Mitgliedern der Künstlergruppe in der Kleinen Festung­ inhaftiert und gefoltert. Man verstümmelte seine rechte Hand. Später wurde er nach Auschwitz deportiert und auf einem Todesmarsch in das Lager Buchenwald getrieben. Im April 1945 erlebte Otto Ungar hier die Befreiung. Allerdings starb er bereits drei Monate später. Seine Witwe, die zusammen mit seiner Tochter überlebt hatte, rief 1946 eine Kommission zur Auffindung seiner Kunstwerke ins Leben, die im Ghetto Theresienstadt versteckt worden waren. 54 dieser Bilder wurden ihr aufgrund des Beschlusses des Ministeriums für Nationale Verteidigung der Tschechoslowakei später zurückgegeben. 51 Léon Weissberg 1895, Przeworsk, Galizien – 1943, Lager Majdanek, Polen

Léon Weissberg studierte an der Staatlichen Kunst­ gewerbeschule in Wien, bei Oskar Kokoschka sowie an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Nachdem er im Ersten Weltkrieg gedient hatte, setzte er 1919 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München fort. 1923 ging er nach Paris, wohnte im Viertel Montparnasse und stellte seine Arbeiten in Galerien, im Salon d’Automne, im Salon des Tuileries und im Salon des Indépendants aus. 1927 heiratete er Marie Ber, und das Ehepaar bekam eine Tochter, Lydie. Im Juni 1940 floh Weissberg nach Rodez, um seiner Tochter nahe zu sein, die dort Unterschlupf gefunden hatte. Als Ausländer wurde Weissberg in einem Dorf bei Rodez unter Hausarrest gestellt, wo er erkrankte. Nach ungefähr einem halben Jahr im Krankenhaus ging er nach Entraygues-sur-Truyère und fing wieder zu malen an. In dieser Zeit wurde sein Atelier in Paris geplündert. Im Februar 1943 wurde er verhaftet und er kam in die Lager Gurs und danach nach Drancy. Im März desselben Jahres erfolgte seine Deportation in das Lager Majdanek, wo er ermordet wurde.

52 Hilda Zadikow (Zadiková) 1890, Prag – 1974, Pine Bush, New York

Hilda Zadikow studierte Kunst in einem Privatatelier in Prag und an der Münchner Frauenkunstschule. 1920 heiratete sie den Bildhauer Arnold Zadikow, mit dem sie eine Tochter, Mariánka, hatte. Sie war in einem Glaswerk tätig, illustrierte Kinderbücher und beschäftigte sich mit Kunsthandwerk. Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, kehrte sie mit ihrer Tochter nach Prag zurück, wo sie Mal- und Werkunterricht gab. 1936 stieß ihr Ehemann zu ihnen. Im Mai 1942 wurden alle Drei in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete Hilda Zadikow in der Lautscher Kunstwerkstätte, wo die Künstler Grußkarten, Andenken und dekorative Gegenstände anfertigen mussten. Parallel dazu schuf sie Kunstwerke für die Nationalsozialisten. Ihr Mann starb im März 1943 aufgrund einer Erkrankung. Nach dem Krieg kehrte Hilda Zadikow mit ihrer Tochter nach Prag zurück, lebte später in Italien und in Israel und ließ sich schließlich in den Vereinigten Staaten von Amerika nieder.

53 Anmerkungen

Selma Merbaum-Eisinger * Neueste Forschungen belegen, dass Merbaum und nicht Meerbaum die korrekte Schreibweise ist.

54 Bildnachweis S. 1: © Yad Vashem, Halle der Namen, Jerusalem S. 2: © Jüdisches Museum, Prag S. 3: © Leo Baeck Institut S. 4: © Yad Vashem, mit freundlicher Genehmigung von Tania Behar-Zecharia S. 5: © Charlotte Burešová (1904–1983), Porträt des Künstlers Felix Bloch, Theresienstadt Ghetto, 1944, Aquarell und Bleistift auf Papier, 31,5 x 23,5 cm, Sammlung des Yad Vashem Kunstmuseums, Jerusalem, Schenkung von ­Miriam Novitch S. 6: © Deutsche Nationalbibliothek / Deutsches Exilarchiv 1933–1945, Frankfurt am Main S. 7: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem S. 8: © Mit freundlicher Genehmigung von Jacques Breuer S. 9: © Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Zuzana Spitalska S. 10: © The Jan Burka Collection S. 11: © Israel Alfred Glück (1921–2007) Portrait von Felix Cytrin, Hamburg, 1945, Kohle auf Papier, Sammlung des Yad Vashem Kunstmuseums, Jerusalem, Schenkung des Künstlers S. 12: © Arnold Daghani Collection, Sammlung des Center for German Jewish Studies, University of Sussex S. 13: © Yad Vashem Kunstmuseum, Jerusalem

55 S. 14: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem S. 15: © Mit freundlicher Genehmigung des Beit Theresienstadt Archivs S. 16: © Mit freundlicher Genehmigung von Justin Feuerring S. 17: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem S. 18: © Sammlung Michel Carassou, Paris S. 19: Leo Haas (1901–1983): Porträt von Bedrich Fritta, PT 10814, ­Terezin Memorial, © David, Haas, Daniel Haas, Michal Foell (Haas), Ronny Haas S. 20: © The estate of Ilka Gedő S. 21: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem S. 22: © Mit freundlicher Genehmigung von Amos Helman S. 23: © Mit freundlicher Genehmigung von Nadine Nieszawer S. 24: © Mit freundlicher Genehmigung des Ghetto Fighter‘s House Archives S. 25: © The Israeli Center for the Documentation of the Performing Arts. Tel-Aviv University (IDCPA) S. 26: © Mit freundlicher Genehmigung der Familie Janco, Israel S. 27: © Mit freundlicher Genehmigung von Jaap Nijstad S. 28: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem S. 29: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem S. 30: © Yad Vashem Kunstmuseum, Jerusalem, mit freundlicher Genehmigung­ von Pepe Sharon S. 31: © Yad Vashem Archiv, Jerusalem

56 S. 32: © United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher ­Genehmigung von Esther Lurie S. 33: Foto: Krongold, London, © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Muse- um der Stadt Frankfurt am Main S. 34: Privatbesitz S. 35: Foto: Henry Grossman / © Grossman Enterprises LLC. Alle Rechte vorbehalten. S. 36: © Mit freundlicher Genehmigung von Václav Erben S. 37: Herkunft unbekannt S. 38: Porträtfoto Felix Nussbaum, 1942 © Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück S. 39: © Yad Vashem Kunstmuseum, Jerusalem S. 40: Herkunft unbekannt S. 41: © Mit freundlicher Genehmigung von Michael Ritov S. 42: © Mit freundlicher Genehmigung der Familie Rynecki S. 43: © Yad Vashem Kunstmuseum, Jerusalem, mit freundlicher Genehmigung von Christine Fischer-Defoy S. 44: © The Archives of Catherine Stodolsky S. 45: © Josef Schlesinger (1919-1993), Selbstporträt, Ghetto Kovno, 1943 Tinte auf Papier, 10,8 x 7,8 cm, Sammlung Yad Vashem Kunstmuseum, ­Jerusalem, Schenkung von Avraham and Pnina Tory (Tory Collection), Israel S. 46: Keine Abbildung verfügbar

57 S. 47: © United States Holocaust Memorial Museum, mit freundlicher Genehmigung von Shmuel Elhanan S. 48: © Mit freundlicher Genehmigung von Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf S. 49: © Yad Vashem Kunstmuseum, mit freundlicher Genehmigung der Familie Shalit S. 50: © Mit freundlicher Genehmigung von Nelly Toll S. 51: © Mit freundlicher Genehmigung des Terezin Memorial Photo Archive S. 52: © Mit freundlicher Genehmigung von Lydie Lachenal S. 53: © Mit freundlicher Genehmigung des Beit Th eresienstadt Archivs

Trotz sorgfältiger Recherche war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechte- inhaber zu ermitteln. Berechtigte Ansprüche werden im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten.

© 2016 Yad Vashem, Jerusalem & Deutsches Historisches Museum, Berlin

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