A l l g e m e i n e S o z i a l b e r a t u n g · B e r a t u n g s s t e l l e f ü r a l l e i n e r z i e h e n d e F r a u e n · G e m e i n d e c a r i t a s · Ka t h o l i s c h e r K i n d e r g a r t e n u n d F a m i l i e n z e n - t r u m S t 100. B a r b a r a · R e c hJahre t l i c h e B e t r e u u n g · G e w i n- n u n g , S c h u l u n g , B e r a t u n g u n d B e g l e i t u n g e h - r eSozialdienste n a m t l i c h e r B e t r e u e r i n n e n · S c h w a n g e r s c h a f t s - b e r a t u n g s s t e l l e · M ü t t e r c a f é S o n n e n s c h e i n · S e c o n d H a n d L a d e n S t e r n t a l e r · V e rb r a u c h e r - i n s o l v e n z b e r a t u n g · S c h u l d n e r b e r a t u n g · S t r e e t-

Sozialdienst w o r k · V o r m u n d s c h a f t e n üKatholischer b e r M i n d e r j ä h r i g e · Katholischer Frauen undund MännerMänner W a t t e n s c h e i d e r - B e r u f s - BWWattenscheid attenscheid i l d u n e.V.e. g V. s - Z e n t r u m · A l l e r h a n d G e m e i n n ü t z i g e I n t e g r a t i o n s f i r m a

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100 Jahre katholische Sozialdienste in Wattenscheid

1912 - 2012

Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum

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Inhalt

Vorwort des Vorsitzenden Klaus de Vries 6 Erfahrungen aus der Vergangenheit 45

Grußwort von Weihbischof Franz Vorrath 8 Porträt: Hermann Vößing 49

Grußwort von Stadtdechant Dietmar Schmidt 9 Porträt: Elisabeth Arning 51

Grußwort von Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz 10 Porträt: Hermann Waleczek 52

Gastbeitrag von Ferdi Dick 12

Geschichte des SKFM Wattenscheid 16 Mitglieder des SKFM blicken zurück 11

Vorstand des SKFM Wattenscheid 20 Klaus Wangard 15

Leitungen der vergangenen Jahrzehnte 22 Herbert Hader 19

Struktur des SKFM Wattenscheid 24 Hans Johanni 29

Annette Zimmermann 35

Die Fachbereiche des SKFM Wattenscheid Gerda Hesseling 41

Wattenscheider-Berufs-Bildungs-Zentrum 26 Margarita Meyer 46

AllerHand 28 Johannes Tillmann 48

Kindergarten und Familienzentrum St. Barbara 30 Heinz Wiederhold 50

Rechtliche Betreuung 32

Schuldner- und Insolvenzberatung 36 Wege zum SKFM: Kontaktdaten 53

Schwangerschaftsberatung 38

Secondhandladen Sterntaler 42

Straßensozialarbeit 43

5 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Einladung zum Innehalten

Ein Vorwort von Klaus de Vries, Vorsitzender des SKFM Wattenscheid.

inhundert Jahre katholische Sozialdienste in Wat- Sozialdienst überflüssig? Oder darf sich ein christlich tenscheid laden dazu ein, inne zu halten. Wir motiviertes Engagement in gleicher Weise allgemeinen E schauen auf die Entwicklung des Vereins und die Qualitätsnormen und betriebswirtschaftlichen Vorgaben Erfahrungen, die engagierte Christen in ihrem Dienst am unterwerfen? Nächsten gemacht haben. In diesem Heft haben wir dazu einiges zusammengetragen. Schnell wird deutlich, dass Der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Wat- wir diese Erfahrungen nur beschränkt auf die Gegenwart tenscheid stellt sich mit seinen Einrichtungen den Vorga- anwenden können. Denn die Gegenwart hat ihre eigenen ben und Prüfungen staatlicher, kirchlicher und privater Herausforderungen, ihre guten und ihre schlechten Sei- Geldgeber. Dabei können wir aber unser soziales Enga- ten. gement in der Nachfolge Jesu Christi nicht auf allgemein humanitäre Ziele und nicht auf reglementierte Hilfsleis- Im Sozialstaat sind viele Hilfeleistungen für Bedürftige tungen einschränken, so erfreulich es ist, dass es hierzu längst nicht mehr an christliches Engagement gebunden. einen breiten gesellschaftlichen Konsens gibt. Christlich Eine Vielzahl von Organisationen steht im Wettbewerb motivierter Sozialdienst stellt die Grenzen des Sozial- um staatliche und private Mittel zur Finanzierung von staates in Frage und appelliert an die Großzügigkeit des sozialen Dienstleistungen. Soziale Dienste werden nach Menschen, den Benachteiligten nicht durch fallbezogene Qualitätsnormen und betriebswirtschaftlichen Grundsät- Sachleistungen, sondern als personales Angebot zuguns- zen geprüft und organisiert und entwickeln dabei eine ten des ganzen Menschen an die Seite zu treten. Ehren- bemerkenswerte Effizienz. Wird damit ein katholischer und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

6 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

ein solches Angebot zu ermöglichen, ist seit nunmehr 100 Jahren die Aufgabe des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer in Wattenscheid. Dabei werden an- gesichts konkreter Notsituationen immer wieder neue Aufgabenfelder erschlossen, die im Sozialstaat keine Beachtung gefunden haben und deren Finanzierung den Verein vor besondere Herausforderungen stellte. Kreati- vität und Zuversicht konnten dann häufig genug ver- meintliche betriebswirtschaftliche Grenzen überwinden.

Unter diesen Vorgaben bleibt ein katholischer Sozial- dienst auch im Sozialstaat Aufgabe von Christen in der Nachfolge Jesu. Und so ist das Jubiläum Anlass allen zu danken, auch wenn sie in diesem Heft nicht benannt sind, die durch aktives schöpferisches Verhalten, pro- duktive Fantasie und entscheidendes Handeln zum Woh- le des Menschen den Sozialdienst katholischer Männer und Frauen in Wattenscheid mitgetragen haben.

7 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Was Gott aus uns macht

Ein Grußwort von Franz Vorrath, Weihbischof im Bistum .

er Sozialdienst der Ka- Sie wussten, dass Gott uns durch unsere Realität ruft, tholischen Frauen und nicht außerhalb von ihr. Das Engagement der vielen von D Männer e. V. in Wat- der Gründergeneration bis heute findet genau hier seinen tenscheid blickt in diesem Jahr Ursprung und liegt darin begründet: Die Welt selbst ist auf eine 100-jährige, überaus der Fundort für unseren Lebenssinn, unsere Lebensauf- erfolgreiche Wirkungsgeschich- gaben. Anders ausgedrückt: Es kommt nicht so sehr dar- te zurück. Es ist Anlass genug, auf an, was wir machen. Entscheidend ist, was Gott aus an die Anfänge, an den Ur- uns macht! sprung solcher Dienste zurück zu denken. Dabei stehen nicht In diesem Sinne kann ich uns alle dazu ermutigen, auf- die bloße Historie im Mittelpunkt des Interesses, sondern merksam und behutsam mit den „Zeichen der Zeit“ um- die Ursachen dafür, dass engagierte Frauen und Männer zugehen und in ihnen mehr als zufällige Entwicklungen der Kirche sich dazu veranlasst fühlten, Hilfe für andere zu sehen. Genau darin können wir dem Beispiel Jesu zu organisieren, Orte und Strukturen zu schaffen, die Not folgen. Denn die Heilige Schrift führt uns genau das vor ihrer Mitmenschen zu lindern. Was war es also, was die Augen: All seinem heilenden und segnenden Tun ging Initialzündung dafür gab, es nicht beim Bestehenden zu immer das sensible Hören, das Sehen der Menschen und belassen? ihrer Realität voraus. „Als Jesus all das hörte“ (Mt 14, 13), als er all das sah…, hatte er Mitleid – so beginnen Die Antwort auf diese Frage ist offensichtlich und faszi- viele Speisungen und Heilungsgeschichten der Bibel. Er nierend zugleich. Offensichtlich, weil die Initialzündung hat sich von der Not seiner Zeitgenossen berühren las- für das gläubige Engagement der vielen Christinnen und sen, in dieser Anteilnahme fand sich oft der Wende- Christen aus dem Erleben des Nahe-Liegenden ent- punkt, ein Beginn für etwas Neues. springt, aus dem Erleben der Not derer, die sich direkt vor der Haustür finden lassen. Faszinierend, weil diese Im Vertrauen auf die darin begründete Wirksamkeit gött- Christinnen und Christen gerade in dieser Not etwas licher Liebe wünsche ich allen Mitarbeitenden der Wat- mehr erblickten als das Versagen sozialer Systeme. Sie tenscheider Sozialdienste offene Augen, Ohren und Her- sahen darin einen Ort, einen Anruf Gottes, eine Stimme, zen, auf dass ihr Realitätssinn noch vielen zum Segen die sie berührt, beeinflusst und am Ende auch beseelt hat. werden kann. 8 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Leuchtendes Zeugnis

Ein Grußwort von Dietmar Schmidt, Stadtdechant von und Wattenscheid.

„Wer diese meine Worte hört und danach handelt, der Kirche ein Gesicht gegeben ist wie ein kluger Mann, der sein Haus haben. In diesem Gesicht spie- auf Fels baute…“ (Mt 7,24) gelt sich etwas von der Güte und Menschenfreundlichkeit er hundertste Geburtstag der Sozialdienste in unseres Gottes, dessen Sohn Wattenscheid fällt in eine Zeit, in der die Kirche sich nicht zu schade war, sich D unseres Landes unter einer schweren Vertrau- gerade der Ärmsten und Ver- enskrise zu leiden hat. Und gerade die, denen als Priester achteten anzunehmen. in besonderer Weise der Dienst einer glaubwürdigen Verkündigung anvertraut ist, haben durch schwere Ich bin davon überzeugt, dass Schuld eine fundamentale Erschütterung bewirkt. Auf für unsere Kirche nur auf die- diesem dunklen Hintergrund leuchtet umso deutlicher sem Wege, d.h. nur durch tatkräftiges und handgreifli- das Zeugnis der Männer und Frauen, die sich seit hun- ches Zeugnis das verlorene Vertrauen zurück gewonnen dert Jahren hier in der Ortskirche von Wattenscheid auf werden kann. „Wer diese meine Worte hört und danach vielfältige Weise der Not ihrer Mitmenschen angenom- handelt“ – mit diesem anschaulichen Bild vom Haus, das men haben. Ihre ganz praktische Hilfestellung hat durch auf Fels gebaut ist, beschreibt Jesus am Ende der Berg- Beratung, Begleitung und tatkräftige Unterstützung un- predigt das verlässliche Fundament seiner Kirche. gezählten Menschen neue Hoffnung und Zuversicht schenken können. Dank und Anerkennung allen, die in den vergangenen hundert Jahren an diesem Fundament mitgebaut haben. So ist der hundertste Geburtstag der Sozialdienste ein Und allen, die heute mit ihrem Einsatz den SKFM Wat- guter Anlass, dankbar aller Hauptamtlichen und auch der tenscheid tragen, Glück und Segen! Ehrenamtlichen zu gedenken, die mit ihrem Engagement

9 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Für unsere Stadt unverzichtbar

Ein Grußwort von Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum.

KFM – diese vier Buch- schen in sozialen, psychischen oder wirtschaftlichen staben stehen in Watten- Not- und Konfliktsituationen entwickelt. Auf Basis ihres S scheid für über 300 enga- christlichen Glaubens und ihrer Bereitschaft, Verantwor- gierte Frauen und Männer, die tung zu übernehmen in Kirche und Gesellschaft, leisten sich haupt- und ehrenamtlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertvolle Hilfen in für ihre Mitmenschen engagie- den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Schwanger- ren. Sie stehen für den Sozial- schaftskonfliktberatung, Straßensozialarbeit, Schuldner- dienst Katholischer Frauen und beratung und vieles mehr gehören zu den Angeboten des Männer Wattenscheid e.V., der SKFM. Für das soziale Miteinander in unserer Stadt ist zu den traditionsreichsten frei- diese engagierte Gemeinschaft daher unverzichtbar. en Trägern der Jugend- und Familienhilfe in unserer Stadt zählt. In diesem Jahr feiert er sein 100-jähriges Be- Ich gratuliere dem Sozialdienst Katholischer Frauen und stehen. Männer Wattenscheid herzlich zu seinem stolzen Jubi- läum und bedanke mich für ein Jahrhundert segensrei- Von Beginn seiner Tätigkeit im Jahre 1912 bis heute hat chen Wirkens. Für die zukünftige Arbeit wünsche ich sich der SKFM Wattenscheid zu einem Netzwerk einan- allen Aktiven viel Erfolg und Gottes Segen. der ergänzender Dienste und Einrichtungen für Men-

10 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Klaus Wangard Geb. am 30. Oktober 1937

1985 wurde ich v on den Herren Waleczek und Pfarrer Johanni aufgesucht und ge fragt, ob ich berei t sei, im Vorstand des SKM Wattenscheid mitzuarbeiten. Aufmerk sam geworden w ar man offensichtlich durch meine langjährige Tätigkeit im Kir chenvorstand der P ropsteiGemeinde und im Kuratorium des St. MarienHospitals.

Von 1985 bis 1999 habe ich im Vorstand m itgearbeitet. Eine direkte Arbeitsteilung nach Sachgebieten inner halb des Vorstands gab es nicht. In den rege lmäßigen Besprechungen wurden alle anliegenden Fragen behan delt und nach Zeit und Sachkunde Aufgaben übertragen. Dabei war ich in erster Linie bei juristischen Proble men gefragt. Die Umsetzung lag in den bewäh rten Händen von Herrn Vößing. Den Sinn meiner Arbeit sah ich in der Möglichkeit, benachteiligten Menschen etwas helfen zu können. Das entspricht meinem grundsätzlichen Gefühl von Gerechtigkeit.

Problematisch empfand ich während der ges amten Zeit meiner Vorstandstätigkeit das Verhältnis zum und die Zusammenarbeit mit dem Caritasverband sow ohl in Wattenscheid als auch in Essen. Man hatte oft das Gefühl, nicht einem gemeinsamen Ziel verpflichtet zu sein, sondern sich als Konkurrenten zu begegnen. Hintergrund mag gewesen sein die souveräne Arbeit von H errn Vößing und seine sehr gute Vernetzung zu allen wichtigen Personen und Stellen, insbesondere in B ochum, während der Caritasverband nichts Gleichwertiges zu bie hatte. ten

Gerne erinnere ich mich an die gute Zusam menarbeit im Vorstand und das Engagement der Mitglieder des SKM. Dies galt nicht nur für dem SKM Watte nscheid, sondern im ganzen Bistum, wie ich während meiner Tä tigkeit als Diözesanvorsitzender der Arbeits gemeinschaft der Sozialdienste Katholischer Männer im Bistum Essen in den Jahren 1990 bis 1996 erleben durf te. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir in Wattenscheid die Projekte, die oft mit großen finanziellen Risiken zur Förderung benachteiligter Jugendlicher und Heran wachsender durchgeführt worden sind.

Mein Interesse an der Arbeit des SKFM bes teht unvermindert fort. Leider haben mich in den letzten Jahren andere Verpflichtungen (Ombudsmann der Öffe ntlichen Banken Deutschlands) und leider auch gesundheitliche Probleme an einer stärkeren Präsenz gehinder t. Der SKFM hat weiterhin seinen festen Platz in meinem Leben und nicht nur deshalb wünsche ich ihm für d ie Zukunft alles Gute und eine erfolgreiche Fortsetzung seiner Ar beit, die an Wichtigkeit nichts verloren hat.

11 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid „Bringe meine Wertschätzung zum Ausdruck“

Ein Gastbeitrag von Ferdi Dick.

er nicht mit der Zeit geht, der geht mit der damals als unsinkbar geltenden Titanic, einhundert Jahre Zeit (Johann Wolfgang Goethe). Fakt ist: Der später ist die menschliche Gesellschaft mit der Frage W Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer konfrontiert: Haben wir noch alles im Griff auf dem sin- (SKFM) ist seit nunmehr einhundert Jahren mit und kenden (Narren-)Schiff? Ganz offensichtlich feiern Kla- durch eine Zeit gegangen, die von zwei Weltkriegen, der bautermänner fröhliche Urständ, während die Kluft zwi- Judenvernichtung, einer Weltwirtschaftskrise, dem deut- schen jenen, die man gemeinhin als „reich“ bezeichnet schen Wirtschaftswunder und der Globalisierung massiv und denen, die noch nicht einmal mit vermeintlich seriö- geprägt war. Das mag und darf die Zeitgenossen, die ser Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen können, ste- heute ihr Jubiläum feiern, mit gesundem Selbstbewusst- tig größer wird. sein und auch ein wenig Stolz erfüllen. Es sollte sie mit Blick auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschich- „Unser Stand verlangt die Fähigkeit, sich auf das We- te aber auch ein Stück weit nachdenklich stimmen. Denn sentliche zu konzentrieren und es allgemein verständlich mancher Systemkritiker kommt zu der Einschätzung, an die Öffentlichkeit zu kommunizieren.“ Vor nunmehr dass die Zeichen der Zeit erneut und einmal mehr auf 34 Jahren gab mir Ulrich Polzin, damals Redaktionsleiter „Sturm“ stehen. der Westfälischen Rundschau in Gevelsberg und mein erster journalistischer Ziehvater, eine Art mentalen Auf zahlreichen Feldern der Sozialarbeit waren die „Kompass“ mit auf meinen beruflichen Weg, der mich Gründer des SKFM und ihre Nachkommen Vorreiter und dann über Düsseldorf, , Ennepetal und Wan- Wegbereiter; heute sind sie aus dem vielschichtig organi- ne-Eickel schließlich nach Wattenscheid führte. Über sierten und strukturierten sozialen Netzwerk der Groß- eine Dekade hinaus durfte ich dort auch die Arbeit des stadt Bochum und des Stadtbezirks Wattenscheid nicht Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer journa- mehr wegzudenken. Der SKFM gewährt seine Sozialbe- listisch begleiten, gestützt auf Zahlen, Daten und Fakten, ratung kostenlos und unabhängig von Religion, Nationa- hinter denen sich überwiegend geradezu tragisch anmu- lität und Geschlecht, gelebte und praktizierte Ökumene tende menschliche Schicksale verbargen, und die eines gehören zu seinem christlichen Selbstverständnis. Das ist deutlich machten: Die Herausforderungen, denen sich gut so. der SKFM stellt, nehmen zu, sie gewinnen an Bedeu- tung. Das ist eine wesentliche, denkwürdige, teils scho- Ins Gründungsjahr des SKFM fiel der Untergang der ckierende Erkenntnis, die stets im Fokus meiner Bericht- 12 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid erstattung stand. Im selbstkritischen Rückblick kamen sie lassen jene Menschen nicht mit ihrer Not und ihren dabei die Menschen, die den SKFM verkörpern, seine Existenzängsten alleine. Ideale tragen und einen existenziell wichtigen sozialen Dienst an der Gesellschaft leisten, sprichwörtlich zu Der Reformpädagoge Johann Heinrich Pestalozzi hat kurz. Die Hauptrollen spielten in jedem der zahlreichen gesagt: „Man muss das Elend dieser Welt nicht mit dem Artikel, die ich verfasste, jene Zeitgenossen, die auf die Maul, sondern mit den Händen anpacken.“ Man kann in Schattenseite der Bürgertums geraten waren, und von diesem Kontext auch den Evangelisten Johannes (1 Joh. denen die „Spaß“-Gesellschaft eigentlich gar nichts wis- 3,18) zitieren, der im Brief an seine Glaubensbrüder pos- sen wollte. „Schreib doch mal positiv“, mahnten mich tuliert: „Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der manche, die sich berufen fühlten, mir „gut“ zu raten. Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ Doch ist das, was in den Jahresberichten des SKFM akri- bisch dokumentiert ist, schön zu schreiben? Dass dieser Aufruf zur Nächstenliebe auch eine Heraus- forderung ist, wird jedem, der für den SKFM tätig ist, Tag für Tag vor Augen geführt. Denn nicht jeder, der bei „Jede Begegnung hat ihnen Rat und Hilfe sucht, erscheint auf den ersten, und meinen Horizont erweitert.“ manchmal auch nicht auf den zweiten Blick „liebenswert“. Es bedarf zweifelsfrei einer ausgeprägten mentalen Stärke, vielleicht aber auch eines gewissen Nun, nach dem Abschied aus meinem Berufsleben, bin Gottvertrauens, menschlicher Not und oft auch doku- ich dankbar, dass ich in Form eines Gastbeitrages den mentiertem menschlichen Versagen ins Antlitz zu bli- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SKFM einige Zei- cken. len widmen kann, die meine tief empfundene Wertschät- zung zum Ausdruck bringen. Jede Begegnung mit ihnen „Man kann das, was wir tun, nicht als Job bezeichnen“, hat meinen Horizont erweitert, mich sensibilisiert und sagte mir einmal eine in der Schwangerschaftsberatung mein Leben reicher gemacht. Und ich empfinde es als des SKFM tätige Fachkraft. „Man muss sich dazu beru- äußerst wohltuend, so etwas sagen zu können. fen fühlen, sonst hält man das nicht aus.“ Und dann fügte sie hinzu: „Es geht auch nicht, wenn man von der eige- Nach meiner Ansicht sind die heute 145 haupt- und die nen Familie nicht getragen wird, oder es an Teamgeist 152 ehrenamtlich für den SKFM tätigen Mitarbeiterin- mangelt. Dienst nach Vorschrift, das geht bei uns einfach nen und Mitarbeiter „Überzeugungstäter“ im positiven nicht, Flexibilität ist angesagt.“ Und zum Ende unseres Sinne, sie zählen zu der rar gewordenen Spezies der Gespräches sagte sie mir ausgenzwinkernd: „Das Leben „Kümmerlinge“. Sie stehen nämlich denen, die nicht, macht doch nur Spaß und Sinn, wenn man gebraucht oder noch nicht auf eigenen Beinen stehen, oder solchen, wird.“ Das kann man unkommentiert so stehen lassen. denen die Gefahr droht, den Boden unter den Füßen zu verlieren, mit Rat und Tat zur Seite; sie kümmern sich, Erwähnenswert erscheint mir, dass Druck nicht nur von 13 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid außen auf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Alle hier zitierten Parameter werden von den Menschen, SKFM lastet. Sie alle wissen: Konträr zum steigenden die den SKFM tragen und in seinem Sinne arbeiten, er- Anforderungsprofil werden die finanziellen Spielräume füllt. Ihr Dienst an der Gesellschaft ist wertvoll und un- ihres Trägers und der öffentlichen Hand immer enger; so verzichtbar. Und was mir im Rückblick auf zahlreiche nimmt für sie Zukunftsangst gleich zweierlei Gestalt an. persönliche Begegnungen mit ihnen unvergessen blieb, ist ihr Lächeln…, das nichts kostet aber viel gibt, das den Umgangssprachlich beinhaltet der Begriff „sozial“ die reich macht, der es bekommt, ohne den, der es gibt, är- Fähigkeit, sich für andere zu interessieren, sich einfühlen mer zu machen. Es dauert nur einen Augenblick, aber die zu können, das Wohl anderer im Auge zu behalten und Erinnerung bleibt – manchmal für immer. fürsorglich (Caritas) an die Allgemeinheit zu denken. „Sozial“ bedeutet auch, bereit zu sein, anderen zu helfen. Glückauf und Gottes Segen!

Ferdi Dick, geb. 1951 in WanneEickel, war 13 Jahre in der Wattenscheider Lokalredaktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung tätig, zunächst als stellvertretender Lokalchef, später als Leiter der Redaktion. Er versteht sich selbst als Weltenbürger mit einer besonderen Sym pathie fürs Revier und die dort lebenden Menschen. Fer di Dick ist Arbeiterkind, hat drei jüngere Geschwister, eine 30 Jahre alte Tochter und steht als Jung68er seit seinem 17. Lebensjahr auf eigenen Beinen.

14 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Hader Herbert er 1931 / Bergmann Geb. am 10. Novemb

inen eid geboren und habe hier me . ovember 1931 in Wattensch or Ich bin am 10 ich nach Bayern verschickt w cht. Während des Krieges war Schulabschluss gema Bayern werden. Es kam t, ich würde gerne Landwirt in den. Damals hatte ich gedach nd hatte kurz mit Wattenscheid zurückgekehrt u ber doch anders. Ich bin nach ort eine dann a den Bergbau wechselte und d itet, zu Maler begonnen, bevor ich in eilung als Messgehilfe gearbe einer Lehre als ann 41 Jahre in der Wetterabt ann gemacht habe. Ich habe d in . Ausbildung zum Bergm eschlossen wurde in der Zeche n Wattenscheid und als diese g nächst in der Zeche Centrum i v. Viele Jahre war ich zwei r verbunden und dort sehr akti ngemeinde St. Pius immer seh itsgruppen gebil von zu Hause aus der Kirche er Tillmann hatte damals Arbe Ich war farrgemeinderats. Unser Pfarr . Darüber r der KAB und Mitglied des P eshalb habe dort mitgearbeitet ter Vorsitzende am meisten interessiert und d Arbeit und Soziales hatte mich sam mit meiner Ehefrau 1979 det. Die Arbeitsgruppe ischer Männer. Ich bin gemein em Verein Sozialdienst Kathol kam es auch zum Kontakt zu d . Mitglied beim SKM geworden erinnere mich auch gut an nprüfungen durchgeführt. Ich ele Jahre die jährlichen Kasse geführt haben, wir en mit Felix Bögel habe ich vi Bewohner in Eickelborn durch Zusamm it Frau Arning vom SkF für die undschaft geschenkAktionen, die wir m worden bin, ob ich eine Vorm die Weihnachts zu beschenken. Als ich gefragt 17 n gefahren, um die Bewohner rt und war später noch einmal sind regelmäßig dorthi ber ungefähr acht Jahre gefüh unächst eine Vormundschaft ü übernehmen würde, habe ich z n. Jahre Betreuer für einen Herr mals im Verein en ichtsesshaften, die wir da , empfand ich die Arbeit mit d , wenn be, die nicht immer leicht war hat mich schon mitgenommen Als besondere Aufga er Bewohner in Eickelborn. Es ierig war auch die Situation d an die gemeinsamen Ur noch ausgeübt haben. Schw en. Besonders gern denke ich stungen die Bewohner dort leb rten immer sehr sehen habe, mit welchen Bela e Frau und ich haben die Fah ich ge eczek organisiert hatten. Mein n, erinnern ie Frau Arning und Herr Wal in den Herbstferien stattfande laubsfahrten, d n. An diese Reisen, die immer e auch die Fahrten nach Italie genossen, insbesonder höne Zeiten. Freude. Das waren einfach sc wir uns heute noch mit großer n Mitgliederversammlun l läuft. Ich komme gerne zu de t, wie es mit dem SKFM aktuel rs nicht mehr kom immer noch daran interessier sind oder aufgrund ihres Alte Ich bin ren Zeiten heute nicht mehr da h dem Ju viele Bekannte aus den frühe interessant. Im Übrigen bin ic gen, auch wenn er im Jugendhof sind für mich Treffen der freiwilligen Betreu r Frau und zwei befreundeten men können. Auch die andes gehe ich dort mit meine n. Aus der Zeit des KABVorst gendhof immer noch verbunde ig kegeln. Ehepaaren bis heute regelmäß und die vielen Arbei gut begleitet und geführt wird nd, dass der Verein weiterhin dem SKFM und seinem Vorsta Ich wünsche erden können. unft erfolgreich durchgeführt w ten und Aufgaben auch in Zuk

15 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Eine ereignisreiche Geschichte

Nicht immer war das Wirken der Wattenscheider Sozialdienste ganz einfach.

Gründung der Ortsvereine Wattenscheid straße 5 (heute: Auf der Kirchenburg 3). Berta Koch war schon vor der kommunalen Neuordnung im Jahre 1926 Nach der Gründung des Caritasverbandes für ganz (Zusammenlegung von Stadt und Amt Wattenscheid) Deutschland im Jahr 1897 entstanden zunächst in den Mitglied des Ausschusses für das Jugendamt der Stadt. großen Städten Fachverbände, die sich die erzieherische Fürsorge gefährdeter Jugendlicher zur Aufgabe machten, Arbeit von 1933 bis 1945 die sogenannten Fürsorgevereine. In Wattenscheid waren nach dem Vorbild des in im Jahr 1901 von Der Wirkungsbereich der katholischen Fürsorgevereine Agnes Neuhaus gegründeten Vereins Vorbereitungen für war durch die NS-Herrschaft stark eingeschränkt wor- die Gründung eines örtlichen Fürsorgevereins für Mäd- den. Der freien, insbesondere der kirchlichen Wohl- chen, Frauen und Kinder und eines katholischen Män- fahrtspflege wurden nur noch die geistig, seelisch und nerfürsorgevereins getroffen worden. Im Februar 1909 körperlich Kranken überlassen, soweit es sich um hoff- wurde an Aschermittwoch im Vereinshaus Wattenscheid nungslose Fälle handelte. Dem neu geschaffenen Ver- eine Versammlung abgehalten zur Gründung des band „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“ (NSV) „Katholischen Fürsorgevereins für Frauen, Mädchen und wurden nach und nach wesentliche Aufgaben und Ar- Kinder“. Am 22. Oktober 1912 folgte die Gründungsver- beitsbereiche der Caritas- und Fachverbände übertragen, sammlung des „Katholischen Männerfürsorgevereins“ so dass diese, auch wenn sie formal bestehen blieben, im Kolpinghaus Wattenscheid. organisatorisch und funktionell stark geschädigt wurden.

Hauptamtliche Mitarbeiter Wiederbeginn nach dem Krieg

Am 1. April 1924 erhielt der Katholische Frauenfürsor- Zur Wiederbelebung der Ortsgruppen kam es nach 1945 geverein mit Berta Koch eine hauptamtliche Mitarbeite- mit Verzögerungen. Der Krieg hatte bekanntlich grausa- rin. Der Zuständigkeitsbereich der Frauen umfasste so- me Spuren hinterlassen. Die Not war allgegenwärtig. wohl die Geschäftsführung für den Männerfürsorgever- Viele standen vor einem Nichts. Den meisten Menschen ein als auch die für den Frauenfürsorgeverein. Daran ging es um das Überleben. Hinzu kam in der unmittelba- sollte sich auch in der Folgezeit nichts ändern. Unterge- ren Nachkriegszeit eine gewisse Indifferenz. Nicht weni- bracht war die Geschäftsstelle im Gertrudishaus, West- ge „flüchteten“ in die Anonymität. Immerhin waren in 16 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid der Vorzeit viele von der Massenhysterie des NS-Staates viele Jahre die „Nichtsesshaftenhilfe“, bei der Obdachlo- erfasst worden. All das bewirkte Teilnahmslosigkeit, sen konkrete Unterstützung gewährt wurde. Gleichgültigkeit und die Scheu vor Bindungen. Im Jahr 1968 wurden die beiden Fürsorgevereine in In Wattenscheid wurde von Propst B. Hellmich die Wie- „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SkF) und deraufnahme der Fürsorgearbeit veranlasst, um Kindern, „Sozialdienst Katholischer Männer“ (SKM) umgewan- Jugendlichen und Erwachsenen in schwierigen und auch delt. Besondere Arbeitsschwerpunkte waren in der Fol- zum Teil in ausweglosen Situationen zu helfen. Die Für- ge: sorgerin Elisabeth Arning nahm ihre hauptamtliche Tä- tigkeit im Katholischen Fürsorgeverein für Frauen, Mäd- Sozialer Brennpunkt Mariannenplatz chen und Kinder in der Geschäftsstelle Weststraße 5 (Auf der Kirchenburg 3) schon im Juli 1945 auf. Wenig Nach 1945 gab es in Wattenscheid die Notunterkünfte später kam Anni Brinkmann als weitere hauptamtliche Hüller Straße 43, Hollandstraße 30, Vogelspoth 81, die Mitarbeiterin hinzu. Die Fürsorgerinnen nahmen sowohl am Drosselweg in Günnigfeld und die auf dem Marian- die Aufgaben des Frauen- als auch die des Männerfür- nenplatz in Höntrop. Die Stadt war bemüht, die Notun- sorgevereins wahr. Hier bewährten sich das von Anbe- terkünfte für Obdachlose zu konzentrieren. Dafür er- ginn gepflegte Zusammenwirken der beiden Fürsorge- schien ihr der Mariannenplatz besonders geeignet. Die vereine und die entsprechende Bürogemeinschaft. Eine dort schon vorhandenen Not- und Schlichtwohnungen Mitarbeiterstelle im Katholischen Männerfürsorgeverein wurden durch umfangreiche Baumaßnahmen erweitert. war viele Jahre vakant. Die im April 1954 erfolgte Ein- Die übrigen Notunterkünfte wurden nach und nach frei- stellung eines „Fürsorgers“ wurde als „Entlastung“ für gezogen und anschließend beseitigt. SkF und SKM leis- die Fürsorgerinnen in dem Frauenverein wahrgenom- teten in den Notunterkünften intensive Betreuungsarbeit. men. Sie nahmen auf dem Mariannenplatz alle Aufgaben wahr, die das Jugendamt der Stadt Wattenscheid auf die In den jährlichen Arbeitsberichten, die den jeweiligen Verbände der freien Jugendhilfe übertragen hatte. 1971 Zentralen vorgelegt werden mussten, zeigen sich die wurde dann als Angebot für die vielen dort lebenden vielfältigen Arbeitsfelder der beiden Vereine. Über viele Kinder von den beiden Vereinen die Sozialpädagogische Jahrzehnte war die Betreuung von „Schützlingen“ mit Einrichtung Mariannenplatz (SPEM) gegründet. den unterschiedlichsten familiären, sozialen, finanziellen und persönlichen Problemen ein wesentliches Arbeits- Ferien auf Ameland feld. Dazu kamen von Anfang die Vormundschaftsarbeit, Jugendgerichtshilfe, Unterbringungen, Straffälligenhilfe Seit 1968 wurden über viele Jahre für Kinder und Ju- sowie Berichte für die verschiedenen Ämter, Vormund- gendliche Ferienangebote auf der holländischen Insel schaftsgericht, Fürsorgeerziehungsbehörde, Fürsorgeamt, Ameland organisiert. Die meisten Jungen und Mädchen Jugendamt etc. Eine weitere Aufgabe war zudem über kamen aus Familien mit wirtschaftlichen oder anderen 17 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Problemen, und dieses Angebot war für viele die einzige gemäß der von der SkF-Zentrale herausgegebenen Leitli- Möglichkeit, in den Ferien Urlaub zu machen und zu nien beraten und mit den Frauen auch über alle Hilfen verreisen und Perspektiven für eine Entscheidung für das Kind gesprochen. Hausaufgabenhilfe für Ausländerkinder Das im Jahr 1998 von Papst Johannes Paul II. erlassene Auf einer Mitgliederversammlung des SKM im Frühjahr Verbot der Ausstellung einer Beratungsbescheinigung 1972 wurde eingehend über die Probleme der bei uns durch katholische Beratungsstellen ist von dem damali- lebenden Ausländer diskutiert. Dabei stand im Vorder- gen Vorstand und den Beraterinnen des SkF Watten- grund die Frage, wie den Ausländerkindern in ihrem scheid unter Protest und mit großem Bedauern umgesetzt Konflikt zwischen ihrer eigenen Muttersprache, die in worden; die Zahl der Beratungen in Konfliktfällen ging ihrem Elternhaus gesprochen wird, und der in der Schule massiv zurück. Die allgemeine Beratung schwangerer zu erlernenden deutschen Sprache geholfen werden Frauen ist jedoch nach wie vor ein wichtiges und gefrag- kann. Im April 1974 wurde mit der Arbeit begonnen. In tes Angebot des katholischen Sozialdienstes in Watten- der Grundschule an der Vorstadtstraße kamen zwölf ita- scheid. lienische Kinder zweimal in der Woche zur Schulaufga- benhilfe. Schüler aus der Sekundarstufe II des Jungen- SKM und SkF fusionieren gymnasiums leisteten die Hilfe. Bis zum Jahr 2005 wur- de die Hausaufgabenbetreuung an mehreren Standorten Von Beginn ihrer Gründung an gab es eine Vielzahl von mit tatkräftiger ehrenamtlicher Unterstützung durch Leh- gemeinsamen Arbeitsbereichen und Aktivitäten der bei- rer und Schüler geleistet. den Vereine. Eine frühe Übersicht der vom „männlichen und weiblichen“ Fürsorgeverein bearbeiteten „Fälle“ aus Beratung im Schwangerschaftskonflikt den Jahren 1924 bis 1932 zeigt dies bereits deutlich. Bei der Arbeit an dem Brennpunkt Mariannenplatz und der Mitte der siebziger Jahre nahm die Beratung von Frauen Hausaufgabenhilfe wurde seit Beginn an einem Strang in „Not- und Konfliktsituationen“ sprunghaft zu. Dieser gezogen. Die jährlichen Vereinsfeste wurden regelmäßig Arbeitsbereich wurde zunehmend wichtiger. Die Anzahl zusammen organisiert und waren für Mitarbeiter, Mit- der Beratungen von Frauen in Konfliktsituationen und glieder und Vorstände der Vereine stets eine gute Gele- allgemeiner Schwangerenberatung nahm ständig zu. genheit, sich auszutauschen und gemeinsam zu feiern. Durch die Reformen des Strafrechts wurde auch unter Mitwirkung christlicher Parteien und unter Einbindung Legendär waren die über viele Jahre mit sorgfältiger katholischer Kirchenoberen die Beratung von Frauen im Vorbereitung und unter großem Einsatz des Vorsitzen- Schwangerschaftskonflikt gesetzlich zuletzt im Jahr den des SKM Hermann Waleczek und Elisabeth Arning 1992 in Paragraf 218a des Strafgesetzbuches vorge- sowie von engagierten Mitgliedern organisierten und schrieben. Der SkF hat die ratsuchenden Klientinnen durchgeführten Reisen, zunächst an die Ahr und ins Mo- 18 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid seltal, später nach Italien. Kulturelle Eindrücke und ge- und die Ausweitung der Arbeitsfelder haben dazu ge- meinsame Unternehmungen sind für alle Teilnehmer bis führt, dass die bereits seit längerem angedachte Fusion heute unvergessene Erlebnisse. In der hundertjährigen immer konkretere Gestalt annahm. Seit dem 22. August Geschichte gab es immer große Schnittstellen gemeinsa- 2000 gibt es den „Sozialdienst Katholischer Frauen und mer Aktivitäten und Planungen. Beide Vereine waren als Männer e.V“, der die Aufgaben der bisherigen Träger Fachverbände automatisch Mitglieder des örtlichen Cari- weiterführt und weiter ausbaut. Die im Jahr 2010 erfolg- tasverbandes, sie haben jedoch stets ihre Eigenständig- te Zusammenlegung der Ortscaritasverbände für Wat- keit und fachliche Kompetenz gewahrt – eine Konstella- tenscheid und Bochum hat dazu geführt, dass der SKFM tion, die zu einigen unvermeidbaren Auseinandersetzun- Wattenscheid heute Fachverband im „Caritasverband für gen mit dem Caritasverband geführt hat. Bochum und Wattenscheid e.V.“ ist. Unsere aktuellen Arbeitsbereiche werden im Folgenden vorgestellt. Ende der neunziger Jahre wurden die beiden Vereine vor große finanzielle Herausforderungen gestellt. Die Kür- Hermann Vößing & Monika Ishar zung von Bistumszuschüssen, höhere Anforderungen

Hans Johanni 0 / Pfarrer i.R. Geb. am 13. Dezember 193 999 als geistlicher Beirat im Vor rer Hans Johanni war von 1982 bis 1 Pfar hatte er erstmalig ls Pfarrer von St. Johannes in Leithe stand des SKM tätig. A r sich bei Frau Arning und Herrn Wa ntakt zum Verein. Damals beklagte e Ko urchgeführt wurde. lerhilfe, die im dortigen Pfarrheim d leczek über die Schü achfolger vor, und Pfarrer Johanni farrer Tillman schlug ihn als seinen stand, wobei P ach EssenHaarzopf blieb er im Vor eirat. Auch nach seiner Versetzung n wurde geistlicher B . Zum Ende der Amtsperiode er den Verkehr auf der A 40 beklagte er bei jeder Vorstandssitzung sich üb im Jahr 1999 gab er sein Amt ab. macht ndel, den der Verein in dieser Zeit ge an seine Zeit beim SKM und den Wa Er erinnert sich gerne um Kauf der Gebäude an der sbau in verschiedene Bereiche und z : vom „Einmannbetrieb“ bis zum Au or seinem hat er mit besonderem Interesse, da er v . Den Aufbau der Druckerei verfolgte Westenfelder Straße ihm der ewige Kampf um Gel uckereiwesen tätig war. Ebenso sind tudium zum Priesteramt selbst im Dr i ist immer S bhaft in Erinnerung. Pfarrer Johann rigkeiten im Personalbereich noch le der und die Schwie and. enießt er den wohlverdienten Ruhest noch Mitglied im Verein. Seit 2011 g

19 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid So arbeitet der Vorstand des SKFM

Sieben Mitglieder tragen seit vielen Jahren die Verantwortung.

er Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer vertritt den Verein rechtsverbindlich im Sinne des Bür- Wattenscheid e. V. (SKFM) ist ein gemeinnüt- gerlichen Gesetzbuches. Die laufenden Geschäfte erle- D zig anerkannter Verein, dessen Zweck es ist, digt die Geschäftsführerin, der auch die Leitung der Ge- Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und deren Famili- schäftsstelle übertragen ist. en, die sich in geistiger, seelischer, wirtschaftlicher oder sonstiger Not befinden, Rat und Hilfe zu gewähren. Bei den monatlich stattfindenden Sitzungen wurden die satzungsgemäßen Aufgaben behandelt. Außerdem wur- Der SKFM ist im Jahr 2000 entstanden aus dem Sozial- den wichtige und zukunftsorientierte oder aktuell not- dienst katholischer Frauen (SkF), gegründet 1909, und wendige Entscheidungen getroffen, u. a. werden folgen- dem Sozialdienst Katholischer Männer (SKM), gegrün- de Themen bearbeitet: det 1912. Der Verein ist Fachverband im Caritasverband und beruht auf den Prinzipien der Ehrenamtlichkeit und • Haushaltsplanung und Haushaltsüberwachung des Zusammenwirkens von hauptamtlich und ehrenamt- • Vor- und Nachbereitung von Steuerprüfungen lich für den Verein Tätigen. Der SKFM ist alleiniger Ge- • Vertragsverhandlungen mit der Stadt Bochum, der sellschafter zweier gGmbHs. EU, dem Land, der Arbeitsagentur Bochum und dem Bistum Essen Der Vorstand des SKFM Wattenscheid e. V. setzt sich • Entwicklung neuer Projekte und Maßnahmen seit vielen Jahren aus folgenden Personen zusammen: • Personalentwicklung • Vertretung in verschiedenen Gremien Klaus de Vries, Vorsitzender • Wahrnehmung der Gesellschafterfunktion im Watten- Monika Ishar, stellvertretende Vorsitzende scheider Berufs-Bildungs Zentrum und bei Aller- Gabriele Kamerewerd, Vorstandsmitglied Hand, der gemeinnützigen Integrationsfirma. orbert Bongartz, Vorstandsmitglied Christian Arnold, Vorstandsmitglied Für den Vorstand des SKFM Wattenscheid e. V. Pastor Klaus Reiermann, geistlicher Beirat Klaus de Vries Birgit Schiller, Geschäftsführerin Vorsitzender

Dem Vorstand obliegt die Vereinsgeschäftsführung. Er 20 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Der aktuelle Vorstand: (v. l.) Christian Arnold, Klaus de Vries (Vorsitzender), Norbert Bomngartz, Birgit Schiller (Geschäftsführerin), Gabriele Kamerewerd, Monika Ishar (stellvertretende Vorsitzende); oben rechts: Pastor Klaus Reiermann (geistlicher Beirat)

21 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Die Leitungen der Vereine

Vorsitzende, geistliche Beiräte und Geschäftsführer des SKFM und ihrer Vorläufer-Vereine.

Männer-Fürsorge-Verein / SKM

Vorsitzende des Katholischen Geistliche Vorstandsmitglieder des MännerFürsorgeVereins / SKM Katholischen MännerFürsorgeVereins / SKM

1912 - 1913 Rentner Franz Willebrandt 1912 - 1915 Pfarrvikar Carl Bertrams 1926 - 1930 Oberstadtsekretär Anton Dinspel 1916 - 1919 Kaplan Schulte 1930 - 1934 Rektor Edmond Mock 1919 - 1920 Vikar Goebel 1936 - 1945 Konrektor i. R. Alex Koch 1921 - 1922 Vikar Prior 1950 - 1952 Verwaltungsdirektor Heinrich Pauli 1923 - 1939 Vikar/Pfarrer J. Schulte 1952 - 1957 Oberstudiendirektor i. R. Josef Bideau 1950 - 1955 Pfarrer Zeppenfeld 1958 - 1999 Studiendirektor Hermann Waleczek 1958 - 1976 Propst Theodor Lotter 1977 - 1982 Pfarrer Johannes Tillmann In den Zeiträumen, in denen die Stelle des 1. Vorsitzenden 1982 - 1999 Pfarrer Hans Johanni des Männer-Fürsorge-Vereins unbesetzt war, führten die geistlichen Vorstandsmitglieder den Vorsitz. Geschäftsführende Sozialarbeiter des SKM

1954 - 1955 Heinrich Weyerstraß 1959 - 1960 Heinz Hermann Lambrecht 1961 - 1962 Rudolf Auert 1962 - 1965 Franz Strauch 1966 - 1969 Viktor Fughe 1969 - 1970 Udo Bremer 1977 - 2000 Hermann Vößing

22 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder / SkF

Vorsitzende des Katholischen Fürsorgevereins Geistlicher Beirat des SkF Wattenscheid e. V. für Mädchen, Frauen und Kinder 1963 - 1972 Propst Theodor Lotter 1947 - 1948 Lehrerin Maria Biederbeck 1978 - 2000 Pfarrer Heinz Wiederhold 1949 - 1951 Vorsitz vakant 1951 - 1956 Elisabeth Hardieck Geschäftsführende Sozialarbeiterinnen des SkF Wattenscheid e. V. Vorsitzende des SkF Wattenscheid e. V. 1945 - 1947 Elisabeth Arning 1976 - 1989 Margarita Meyer 1947 - 1985 Elisabeth Arning, Anni Brinkmann 1989 - 2000 Elisabeth Arning 1985 - 1999 Birgit Schiller, Mechthild Jordan 1999 - 2000 Hermann Vößing Geistlicher Beirat des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder

1947 - 1949 Vikar Alois Nüschen 1950 Propst Schwingenheuer 1951 - 1957 kein geistlicher Beirat aufgeführt 1958 - 1960 Caritasdirektor Tillmann 1960 - 1962 kein geistlicher Beirat aufgeführt

SKFM Wattenscheid

Vorsitzende des SKFM Wattenscheid e. V. Geschäftsführer des SKFM Wattenscheid e. V.

2000 bis heute Klaus de Vries 2000 - 2009 Hermann Vößing 2009 bis heute Birgit Schiller Geistlicher Beirat des SKFM Wattenscheid e. V.

2000 - 2004 Pfarrer Heinz Wiederhold 2004 bis heute Pastor Klaus Reiermann

23 Der SKFM Wattenscheid -

145 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 152 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

SKM - Wattenscheider- AllerHand Berufs-Bildungs-Zentrum gemeinnützige gGmbH Integrationsfirma gGmbH

(100-prozentige Tochter) (100-prozentige Tochter)

24 - Hilfe für viele Menschen

Allgemeine Sozialberatung Rechtliche Betreuung

Beratungsstelle für Sterntaler alleinerziehende Frauen

Schuldner– und Gemeindecaritas Insolvenzberatung

Jugendhof St. Pius Vormundschaften über Minderjährige Schwangerschaftsberatung

Straßensozialarbeit Kath. Kindergarten und Familienzentrum St. Barbara Jugendtreff Frankenweg

25 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid „AK 13“ startete als Teestube

Das Wattenscheider-Berufs-Bildungs-Zentrum berät seit 1977 arbeitslose Jugendliche.

urch die Arbeit in der Siedlung Mariannenplatz Unternehmen geworden. KJA und BDKJ zogen sich aus hatten die ehrenamtlichen und hauptberuflichen der Verantwortung zurück, der Name wurde geändert in D Mitarbeiter von SkF und SKM bereits in den SKM-Wattenscheider-Berufs-Bildungs-Zentrum gemein- 1960er Jahren Kontakt zu den Menschen, die frühzeitig nützige GmbH, kurz WBZ. von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Mitte der 1970er Jahre fanden immer weniger junge Menschen eine Aus- 1984 reichten bereits die Räumlichkeiten an der Westen- bildungs- oder Arbeitsstelle. Gemeinsam mit dem Bund felder Straße nicht mehr. Es herrschte ein großer Ausbil- der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem dungsstellenmangel, und das WBZ wurde von der Ar- Katholischen Jugendamt (KJA) Wattenscheid wurde beitsverwaltung gebeten, fünf Sonderausbildungsgrup- 1977 ein Angebot für arbeitslose Jugendliche geschaffen. pen mit insgesamt 150 Auszubildenden einzurichten. Der SKM stellte seinen hauptamtlichen Mitarbeiter mit Somit wurden an der Hohensteinstraße 3.500 Quadrat- einer halben Stelle zur Verfügung, die beiden anderen meter Hallen- und Büroflächen angemietet. In den Räu- Träger eine Vielzahl Ehrenamtlicher. Der AK-13 als of- men wurde eine komplette Druckerei eingerichtet, mit fenes Beratungsangebot wurde gegründet und hatte seine Druckvorstufe und Buchbinderei. Daneben wurden erste Beratungsstelle an der Westenfelder Str. 13 – eine Raumausstatter und Büroinformationselektroniker ausge- Teestube mit täglichen (!) Öffnungszeiten und regem bildet und in der Tischlerei Qualifizierungen durchge- Zulauf. Bereits Ende 1977 wurden vom Bistum die Kos- führt. Jährlich wurden bis zu 600 Personen im WBZ aus- ten für eine Honorarkraft übernommen, die Freizeit- und gebildet, qualifiziert oder beschäftigt. Bis heute hatte das Beratungsangebote für die Besucher vorhielt. WBZ etwa 15.000 Teilnehmer in den unterschiedlichsten Maßnahmen. Kontinuierlich konnten die Angebote ausgeweitet wer- den. Die Stadt Bochum stellte ab 1980 zunächst kosten- Mitte der 1990er Jahre fuhr das Arbeitsamt die Förde- los die Räumlichkeiten des früheren Wattenscheider rungen zurück und stellte Schritt für Schritt die Maßnah- Bauamtes an der Westenfelder Str. 56 zur Verfügung. mebewilligungen um. Nun mussten sich alle Träger auf Eine Tischlerei wurde eingerichtet, Haushaltsauflösun- Ausschreibungen bewerben und entsprechende Angebote gen durchgeführt, Gebrauchtmöbel verkauft und die ers- einreichen. Der billigste erhielt den Zuschlag. Das war ten zehn Mitarbeiter als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme häufig nicht das WBZ; wir konnten mit Billiganbietern eingestellt. Nun war aus der Beratungsstelle ein kleines nicht mithalten. Die komplette Druckerei musste aufge- 26 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

In einer eigenen Tischlerei wurden über viele Jahre Qualifizierungen durchgeführt. 2010 musste sie jedoch aufgegeben werden. geben werden, ebenso 2010 die Tischlerei. Der Standort gleitende Maßnahmen angeboten, Beratungs- und Quali- Hohensteinstraße konnte nach 15 Jahren nicht mehr fizierungsangebote vorgehalten und Frauen und Männer gehalten werden. Es ist immer wieder gelungen, neue sinnvoll in den verschiedenen Werkstätten und Läden Maßnahmen zu planen und durchzuführen. Nach wie vor beschäftigt, unter anderem im Bereich Hauswirtschaft, ist das WBZ ein zuverlässiger und auch gern gebuchter Kostümfundus, Innenausbau und vieles mehr. Partner von Maßnahmen für arbeitslose Mitbürger. So werden heute noch berufsvorbereitende und berufsbe- Hermann Vößing 27 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Firmenkauf rettete „AllerHand“

Kurz vor der Insolvenz übernahm der SKFM 2005 das vielseitige Dienstleistungsunternehmen.

ereits in den 1990er Jahren gab es regelmäßig Kontakte zur Integrationsfirma AllerHand. Zum B einen waren dort Klienten des SKFM beschäftigt, andererseits erledigte AllerHand Malerarbeiten an der Westenfelder Straße. Wir waren freundschaftlich mitein- ander verbunden und sehr überrascht, dass AllerHand im Jahr 2005 vor der Insolvenz stand. Mitarbeiter von Aller- Hand fragten an, ob der SKFM nicht irgendwie helfen kann. Nach dem Studium der Geschäftsbücher und Ge- Gartenarbeit gehört zu den vielen Angeboten von AllerHand. sprächen mit Betriebsrat, Gewerkschaft und Verantwort- lichen war klar, dass AllerHand bei Einbindung in die Strukturen und Räume des SKFM eine gute Chance hat, den Zuwachs an Mitarbeitern reichten die Räumlichkei- weiter zu existieren. Schnell waren sich alter Besitzer ten an der Westenfelder Straße nicht mehr. Was macht und der Vorstand des SKFM einig, und zum 1. Juni 2005 AllerHand? Zunächst beschäftigt die Integrationsfirma ging die Firma AllerHand in den Besitz des SKFM über. AllerHand Menschen mit und ohne Behinderung. Aller- 13 hauptberufliche Mitarbeiter und 25 Hinzuverdiener Hand bietet seine Dienstleistungen auf dem ersten Ar- konnten weiter beschäftigt werden. beitsmarkt an. Die Firma macht einen Jahresumsatz von mehr als einer Million Euro. AllerHand ist tätig in den Und AllerHand gedieh und wuchs in den folgenden Jah- Arbeitsfeldern Gartenbau, Maler- und Lackierarbeiten, ren. Mittlerweile sind acht Mitarbeiter im Gartenbereich, Transport, haushaltsnahe Dienstleistungen. AllerHand vierzehn Maler, acht haushaltsnahe Dienstleister, zwei macht eine gute, qualitativ hochwertige Arbeit, steht aber Transporteure und zwei Verwaltungsmitarbeiterinnen auch in Konkurrenz zu den etablierten Firmen unserer hauptberuflich beschäftigt. Dazu kommen noch bis zu 35 Region. Es war sinnvoll, die Firma AllerHand zu kaufen. so genannte 400-Euro-Kräfte. Knapp die Hälfte der Mit- 34 Menschen haben Arbeit, Behinderte einen gut bezahl- arbeiter ist schwerbehindert. Jeder Arbeitsbereich wird ten Arbeitsplatz, Kunden profitieren von den Dienstleis- von Fachkräften wie Ingenieuren oder Meistern geleitet. tungen und der SKFM hat eine Tochter. Seit dem 1. Januar 2011 befindet sich die Geschäftsstelle von AllerHand an der Günnigfelder Straße 23. Durch Hermann Vößing 28 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Dr. Annette Z Ge immermann b. am 29. August 1 947 / Apothekerin

Im Jahr 1985 bin ich von der damaligen V orsitzenden des SkF anges chen worden. Frau Arning h pro atte eine ehrenamtliche Betr wohnerin in ein euung für eine Be em Altenpflegeheim in Watt „e enscheid gesucht. Es sollte infache Betreuung“ sein. Ic eine h habe dann aber festgestel Dame viel Hilfe lt, dass diese alte benötigt hat. Es waren ganz un konkrete Dinge zu regeln w d den Umzug in ein anderes ie die Wohnung aufzulösen Heim durchzuführen. Ich h Frau lebte, und s abe diese Betreuung geführt ie regelmäßig einmal in der , solange die Woche besucht. Das hat für mich einfach dazu gehört. Ich bin dann auf Bitten von F rau Arning stellvertretende dieser Zeit die Vorsitzende geworden und Fusion mit dem SKM mitge habe während tr tragen. Wir hatten damals w effen, die nicht immer einfac ichtige Entscheidungen zu h waren, z.B. wenn es um d Fusion der Vere ie Entlassung von Mitarbeit ine war aber letztendlich wi ern ging. Die rtschaftlich notwendig und e ine richtige Entscheidung. D ie Aufgabe als stellvertreten de Vorsitzende musste ich i geben. Ich bin j m Jahr 2000 aus berufliche edoch immer noch Mitglied n Gründen auf des SKFM und interessiert an der Arbeit des Vereins. Ich wünsche dem Verein zu seinem 100jährig der en Jubiläum, dass er gute L Vereinsgründung die Arbei eute findet, die im Sinne t des Vereins weiterführen.

29 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Schwerpunkt Bewegung und Ernährung

Seit 2005 ist der SKFM Träger des Kindergartens und Familienzentrums St. Barbara.

m Jahr 1897 gründeten Olpener Ordensschwestern in dieser Gruppe werden derzeit zwölf Kinder im Alter von einer Wohnsiedlung in der Nähe der Zeche Holland null bis unter drei Jahren betreut. I einen eingruppigen Kindergarten. Drei Jahre später, im Jahr 1900, stellte die Bergwerks-AG das Gebäude in Insgesamt leben und lernen in St. Barbara 107 Kinder, der Hollandstraße 26 für die Nutzung des Kindergartens davon 18 Kinder unter drei Jahren. Kinder mit einer Be- zur Verfügung. Träger der Einrichtung wurde später die hinderung werden inklusiv mit nichtbehinderten Kindern Katholische Kirchengemeinde St. Gertrud von Brabant in einer Gruppe betreut. 16 pädagogische Mitarbeiterin- in Wattenscheid. 1974 wurde der jetzige Standort Hol- nen sind verlässliche Partner für Kinder und Eltern. Hin- landstraße 24 mit einer dreigruppigen Einrichtung für 75 zu kommen zwei Reinigungskräfte und zwei ehrenamtli- Kinder errichtet. Diese wurde im Jahr 1997 auf vier che Mitarbeiterinnen. Kinder mit Förderbedarf können Gruppen mit insgesamt einhundert Kindern erweitert. Im bei uns verschiedene Therapien erhalten: Ergotherapie, August 2005 übernahm der SKFM Wattenscheid die Heilpädagogik, Logopädie und Motopädie. In unserem Trägerschaft, da die Kirchengemeinde sich aufgrund von Haus begleiten wir ebenfalls junge Menschen, die sich Sparmaßnahmen des Bistums von einer Einrichtung ver- für den Beruf der Erzieherin/des Erziehers interessieren abschieden musste. oder eine Ausbildung in diesem Bereich absolvieren.

Die Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen sind sehr zufrie- Der Kindergarten und das Familienzentrum St. Barbara den, unter dem neuen Träger weiterhin unter dem christ- kooperiert mit vielen verschiedenen Institutionen. Neben lichen Menschenbild leben und arbeiten zu dürfen. 2007 der Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen des und 2008 hat die Einrichtung neben der Anerkennung als SKFM Wattenscheid gibt es Kooperationen mit dem Al- Bewegungskindergarten NRW das Gütesiegel ten- und Pflegewohnheim St. Elisabeth von Thüringen, „Familienzentrum NRW“ erhalten. Mit dem neuen Kin- der AOK, der Erziehungsberatungsstelle, den Familien- derbildungsgesetz (KiBiz) veränderte sich die Struktur zentren Martin-Luther-Kinderhaus und St. Nikolaus, der der Einrichtung auf 95 Plätze, aufgeteilt in vier Gruppen Grundschule Leithe, dem Jugendamt der Stadt Bochum, für Kinder von zwei bis sechs Jahren und Betreuungszei- der Katholischen Familienbildungsstätte, dem Kinder- ten von 25, 35 oder 45 Wochenstunden. Im August 2009 und Jugendfreizeitheim Miniklecks, der RAA Bochum begannen die Arbeiten für den Neubau einer fünften (regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Gruppe, die im März 2010 feierlich eröffnet wurde. In Jugendlichen aus Zuwandererfamilien) und verschiede- 30 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Neben der Anerkennung als Bewegungskindergarten NRW erhielt der Kindergarten St. Barbara auch das Gütesiegel „Familienzentrum NRW“. nen Therapeuten. Das Familienzentrum bietet ein vielfäl- zeptionell verankert. Zu unserem Gesundheitskonzept tiges Angebot für Familien mit Kindern. Diese Aktivitä- gehören täglich ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und ten dürfen von allen Familien des Sozialraums genutzt ein frisch zubereitetes und ausgewogenes Mittagessen, werden. Wir möchten Familien schon früh erreichen, sie welches im Hause gekocht wird. Die Vermittlung von begleiten und bei Bedarf unterstützen. Ess- und Tischkultur sowie das gemeinschaftliche Mahl- halten haben einen hohen Stellenwert. Das Gütesiegel Schwerpunkte unserer pädagogischen Arbeit sind die „Familienzentrum NRW“ wurde der Einrichtung im Bereiche Bewegung und Ernährung. Die pädagogischen Frühjahr 2012 für weitere vier Jahre verliehen, so dass Mitarbeiterinnen haben die Qualifikation die erfolgreich begonnene Arbeit fortgeführt werden „Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulal- kann. ter“. Bewegungsfreudige Gruppenräume und Materialien sowie ausreichend Bewegung im Tagesablauf sind kon- Christiane Schlott 31 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Hilfe zu einem selbstbestimmten Leben

Die rechtliche Betreuung gehört traditionsgemäß zu den wichtigen Aufgaben des SKFM.

raditionsgemäß gehört die Aufgabe der vertre- Staat die Wohlfahrtspflege. Organisationen der freien tungsweisen Wahrnehmung der Rechte Dritter und Wohlfahrtspflege wurden per Gesetz beschnitten, deren T die Durchsetzung der daraus resultierenden An- praktische Arbeit somit faktisch radikal reduziert. So sprüche der betroffenen Menschen zu den Aufgaben des waren beispielsweise Mitgliederversammlungen in den SKFM. Anno Domini 1903 beschloss die 50. General- Vereinen allgemein verboten. vollversammlung der Katholiken Deutschlands die Grün- dung eines Äquivalents zum Katholischen Fürsorgever- Ab den 1950er Jahren führte die Wattenscheider Orts- ein für Mädchen, Frauen und Kinder für den männlichen gruppe des „Katholischen Männer Fürsorgever- Bevölkerungsteil des deutschen Kaiserreiches. Es mag eins“ (KMFV) Vormundschaften und Pflegschaften, vor- der Fantasie der geneigten Leserschaft überlassen blei- wiegend allerdings basierend auf ehrenamtlichem Enga- ben, warum eine Frau, nämlich Frau Amtsgerichtsrat gement. Auf der Fünfzigjahr-Feier des KMFV 1962 wur- Agnes Neuhaus, damalige Vorsitzende jenes Fürsorge- de die Umbenennung des Gesamtvereins und der Unter- vereins, am 12. Oktober 1911 aus Anlass des Caritasta- organisationen in SKM beschlossen, gültig ab 1. April ges in Essen für die Gründung eines „männlichen“ Pen- 1963. Unter dem Einfluss der Einführung des Bundesso- dants zu ihrer Organisation plädierte. In ihrer damaligen zialhilfegesetzes begann man auf lokaler Ebene eine en- Redeschrift verwies sie bereits unter anderem darauf, gere Zusammenarbeit mit dem örtlichen Jugendamt zu dass solcherart Organisationen in entsprechenden Fällen organisieren. Wattenscheid hatte zum damaligen Zeit- Einzelvormundschaften auf Grundlage des Bürgerlichen punkt noch ein eigenes Amtsgericht. Rechtspflegerin war Gesetzbuches übernehmen könnten. dort unter anderem Frau Lanzerath, welche auch noch später, nach Zusammenlegung der Bezirke, in selbiger Der deutschen Tradition verpflichtet, dauerten die – bis Funktion bis zu ihrem Wechsel in den wohlverdienten heute aus dem Vereinswesen allseits bekannten – Ruhestand am Vormundschaftsgericht Bochum tätig „Grabenkämpfe“ (um Name, Satzung etc.) etwa ein Jahr, war. bis es am 11. September 1912 zur Gründung des Katho- lischen Männerfürsorgevereins kam. Anschließend kam In den 70ern des vergangenen Jahrhunderts verzeichnete es folgerichtig zur Gründung diverser Ortsvereine, der man einen Rückgang der ehrenamtlichen Arbeit, was Dachverband Caritas musste die Verhältnisse und Ver- unter anderem zur Folge hatte, das SKM und SkF Wat- bindlichkeiten klären. In den 1930ern übernahm der NS- tenscheid professionell die Übernahme von Amtspfleg- 32 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid schaften und Vormundschaften betrieben. Der Sozialar- ten Vorstandes: Herrmann Waleczek, langjähriger Vor- beiter und Kaufmann Hermann Vößing füllte mit einer standsvorsitzender des SKM Wattenscheid. Auf dieser halben Stelle diesen Bereich für den SKM aus, die Sozi- Vertreterversammlung wurde auch die Bildung von drei alarbeiterinnen Elisabeth Arning und Anni Brinkmann Fachausschüssen beschlossen, darunter ein Fachaus- waren für den SkF in diesem Bereich tätig. Zu Hochzei- schuss für Vormundschaften/Pflegschaften und Hilfe für ten wurden im Laufe der Zeit unter veränderten Bedin- psychisch Kranke.

Ende der 1980er Jahre betätigte sich der Mündel N.U. innovativ bei der Deutschen Post. Er nutzte die Mittags- pause einiger, an einer Außenbaustelle tätigen Mitarbei- ter jener Staatsorganisation zur technischen Optimierung des Fernmeldeverkehrs („Geht Ihr mal, ich mach das schon“). Dies hatte die zwischenzeitliche Stilllegung des Wattenscheider Telefonnetzes zur Folge. Unmittelbar darauf setzte ein Umdenken innerhalb der Post ein, man entwickelte neue Ideen zur Kabelsicherheit, deren Mate- rialbeschaffenheit und zur Datenübertragungsrate. Schlussendlich führte dies zum Internet, der Rest ist Ge- schichte. Im früheren Jugendhof St. Pius ist das Büro für die rechtlichen Betreuungen des SKFM untergebracht. 1992 trat das 1. Betreuungsrechtsänderungsgesetz in gungen 20 bis 25 Fälle durchgehend geführt. Der Cha- Kraft. Die reine Vormundschaft, insbesondere die Ent- rakter der Arbeit war dem Vernehmen nach, verglichen mündigung der Mündel per se war endgültig Vergangen- mit den heutigen Bedingungen, von einer intensiveren heit. Die Rahmenbedingungen und Aufgabenstellungen persönlichen Beziehung des Vormundes zu seinem Mün- änderten sich. Sowohl SKM als auch SkF bekamen del gekennzeichnet. Es wurden aber auch weiterhin eh- durch hauptamtliche, als gesetzliche Betreuer tätige Mit- renamtliche Amtspfleger und Amtsvormünder umwor- arbeiter im Betreuungsbereich Zuwachs. In den Folge- ben und begleitet, welche, je nach ihren privaten Kondi- jahren wurde der Betreuungsbereich mit wechselnder tionen, ein bis fünf Fälle übernahmen. Mitarbeiterzahl und steigender Fallzahl ausgebaut. Durchschnittliche Fallzahl für ein volle Stelle in Bochum Im März 1986 traf sich in Dortmund eine konstituierende zur damaligen Zeit: ca. zwanzig. Was der Freistaat Bay- Vertreterversammlung zwecks Neuwahl des Vorstandes, ern und die Bundesrepublik bis heute nicht umgesetzt notwendig geworden durch eine Neuausrichtung des haben, vollzogen die Wattenscheider Ortsverbände des SKM (unter anderem durch eine angestrebte Öffnung der SkF und des SKM im Jahr 2000: eine rechtsgültige Ver- Mitgliedschaft für Frauen). Mitglied dieses dort gewähl- einigung, ab diesem Jahr eben Sozialdienst Katholischer 33 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Frauen und Männer Wattenscheid e.V., kurz SKFM heute der Status quo, obwohl es seitens des Gesetzgebers WAT. Die Anzahl der Mitarbeiter im Betreuungsbereich mittlerweile Tendenzen gibt (angelehnt an Paragraf 1793 veränderte sich hierdurch nicht wesentlich, da es zuvor des Betreuungsgesetzbuches), der Vormünder- und in dieser Abteilung des SKM bereits personelle Verände- Betreuungsarbeit einen Teil des persönlichen Charakters rungen bzw. Abgänge gegeben hatte bzw. um den Zeit- zurückzugeben. punkt der Fusion gab. Im Sommer 2007 bezog der Betreuungsbereich des Im Jahr 2005 wurde das 2. Betreuungsrechtsänderungs- SKFM Räumlichkeiten des ehemaligen Jugendhofes der gesetz verabschiedet. Auf Bundesebene mehrheitlich Gemeinde St. Pius. Im Jahre 2009 wechselte die Ge- begrüßt, stellte es für das Bochumer Betreuungswesen schäftsführung und in Personalunion auch die Abtei- einen radikalen Einschnitt dar, dito für die Betreuungs- lungsleitung im Betreuungsbereich. Birgit Schiller nahm gesetz-Abteilung des SKFM. Aufgrund des veränderten, ihre neue Tätigkeit auf. Neben der Führung von rechtli- pauschalisierten Vergütungswesens waren die Mitarbei- chen Betreuungen erledigt die Abteilung des SKFM ter, wollte man finanzielle Einbußen oder gar Entlassun- (ähnlich wie auch alle anderen Bochumer Betreuungs- gen respektive Kündigungen vermeiden, gezwungen, ein vereine) weitere Aufgaben im Rahmen ihres Vertrages erhebliches Mehr an Fallzahlen zu bewältigen. Es waren mit der Stadt Bochum. Dazu gehören Sachverhaltsermitt- und sind bis heute pro voller Stelle nunmehr ca. 40 lungen ebenso wie die Beratung und Begleitung von eh- Betreuungsfälle durchgängig zu führen, also rund ein- renamtlichen Betreuern. Weiterhin gehören punktuell hundert Prozent mehr Fallzahlen. Der Charakter der Ar- Verfahrenspflegschaften und begleiteter Umgang zu den beit veränderte sich durch diese Gesetzesverabschiedung Aufgabenbereichen dieser Abteilung, die aktuell zwölf auf der Bochumer Ebene wesentlich, der Anteil der per- Mitarbeiter zählt. sönlichen Betreuung der Betroffenen durch ihren gesetz- lichen Betreuer verringerte sich zugunsten der durch den Thomas Klostermann & Martin Weber Betreuer zu regelnden Verwaltungsarbeit. Dies ist bis

34 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

seling Gerda Hes ffrau 1938 / Industriekau Geb. am 25. November

nte damals hre Mitglied des SkF. Ich kan wurde Ende der sechziger Ja Ich Arning kennen gelernt. So und habe über sie auch Frau Frau Brinkmann ed des Vor ande. Später wurde ich Mitgli am der Kontakt zum SkF zust k svorsitzende. Unser Büro war t Meyer war damals Vorstand stands. Margre nerStraße in Wattenscheid. damals noch in der OttoBren r Sache andten übernommen. In diese e Pflegschaft über einen Verw atte damals auch eine privat h seinerzeit die finan Ich h lfen. Als schwierig empfand ic ndung an den SKF sehr geho einsvorsit hatte mir die Anbi au Arning haben sich als Ver r Waleczek vom SKM und Fr lle Situation des Vereins. Her zt und um die finanzielle zie attenscheid auseinandergeset e mit dem CaritasVerband W zende über Jahr gen. t und unserer Aufgaben gerun Sicherstellung unserer Arbei SKM durch vom SkF gemeinsam mit dem mich an die Fahrten, die wir Besonders gerne erinnere ich ine wunderbare Gemein isi gefahren. Es war immer e Ich bin dreimal mit nach Ass d unvergessli geführt haben. mmer sehr gut vorbereitet un rstanden. Die Reisen waren i schaft, alle haben sich gut ve entsfeiern und Mitglieder elbstverständlich, an den Adv . Für mich war er es immer s kF und SKM che Erlebnisse r. Die Aufgabenbereiche des S , soweit mir dies möglich wa ersammlungen teilzunehmen usion der beiden Vereine. v r geworden, auch nach der F hren erheblich umfangreiche sind mit den Ja geht. och dafür, wie es dem Verein Ich interessiere mich immer n hrt wird, in dem sie begon Vereins in dem Geist fortgefü m SKFM, dass die Arbeit des en Werten Ich wünsche de ientiert und an den christlich eiterhin an ihren Wurzeln or nen wurde und dass sie sich w festhält.

35 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Gründe für Verschuldung sind vielfältig

Seit 1999 bietet der SKFM eine Schuldner- und Insolvenzberatung an.

mmer wieder begegnet den Mitarbeitern der einzelnen Im Rückblick der nunmehr 13-jährigen Beratungstätig- Fachbereiche des SKFM das Thema der Verschul- keit hat sich die Inanspruchnahme der Beratungsstelle I dung in unterschiedlichen Facetten. Dieser Umstand verändert. Nicht zuletzt durch eine Sendereihe im Fern- und die Einführung der Insolvenzordnung zum 1. Januar sehen über „Deutschlands besten Schuldnerberater“ ha- 1999 veranlassten den damaligen Geschäftsführer des ben die Wahrnehmung der Verschuldung und der Um- SKM Wattenscheid, eine Schuldner- und Insolvenzbera- gang damit eine Wandlung erfahren. tung in den Räumen der Westenfelder Straße einzurich- ten. Vier Mitarbeiterinnen – zwei Juristinnen, eine Sozi- Auch heute begegnen uns in den Beratungsgesprächen alarbeiterin und eine Verwaltungskraft – teilten sich zwei Menschen, die erst ihre Scham über die Verursachung Büroräume und nahmen zum 11. Januar 1999 ihre Arbeit der Verschuldung überwinden müssen. Durch die The- auf. Diese bestand zunächst in der Einrichtung der Bera- matisierung in der Fernsehwelt wird diese Schamgrenze tungsstelle mit Hardware, in der Fortbildung zu diesem jedoch leichter überwunden und unsere Beratungstätig- Spezialthema, das für alle Beteiligten aufgrund der neu- keit selbstverständlicher angenommen. Während in den en, veränderten Rechtslage mit Leben zu füllen war, und Anfängen dieses Fachdienstes die Verschuldung durch in der Akquise von Klienten. nicht zu bewältigende Kreditaufnahmen eine Hauptrolle spielten (gewisse Banken waren hier zu 90 Prozent der In der Gründerzeit der Beratungsstelle war die Aufarbei- Verschuldung in der Hauptrolle zu finden), sind die Ver- tung der privaten Verschuldung ein Novum. Während schuldensgründe heute vielfältigerer Natur. das frühere Insolvenzrecht den Firmenkonkurs zuließ, war ab sofort die Einleitung eines Verbraucherinsolvenz- Auch in Abhängigkeit des Alters unserer Klienten sind verfahrens möglich. Private Schuldner konnten nach heute oftmals das Eingehen unverhältnismäßiger Verträ- Durchlaufen eines vorgeschriebenen Vorverfahrens mit ge in Verbindung mit moderner Telekommunikation Ur- Hilfe einer anerkannten Beratungsstelle einen Antrag sache der Verschuldung. Der Abschluss mehrerer Han- beim zuständigen Amtsgericht stellen. Die Anerkennung dy-Verträge gleichzeitig, Internet-Abos oder Onlinebe- unserer Beratungsstelle erfolgte durch die Bezirksregie- stellungen sind gerade für die Generation „Achtzehn rung Düsseldorf im März 1999 und autorisierte uns da- Plus“ zu überwindende Fallstricke. Gründe für die Zah- mit zur Ausstellung einer für die Insolvenzantragstellung lungsunfähigkeit der Klienten sind in der Regel nicht der notwendigen Bescheinigung. maßlose Konsumrausch, sondern eher schicksalhafte 36 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Veränderungen der Lebensumstände, wie der Eintritt von waltungskraft – jährlich rund 200 Klienten neu in die Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung vom Ehepartner Beratung aufgenommen worden und jeweils im Mittel oder die gescheiterte Selbstständigkeit. 115 Insolvenzanträge zur Antragstellung vorbereitet worden. Die Anzahl der Ratsuchenden in der Schuldner- und In- solvenzberatungsstelle ist gleichbleibend hoch. In den Nach wie vor begegnen wir im Rahmen unserer Tätig- letzten Jahren hat sich die Anzahl der beratenen Klienten keit unterschiedlichen Menschen mit neuen Fallkonstel- auf hohem Niveau, insbesondere verglichen mit den an- lationen, die unsere Arbeit in einem spannenden Fach- deren Beratungsstellen auf dem Bochumer Stadtgebiet, dienst interessant macht. Trotz der hohen Nachfrage un- gehalten. Der Fachbereich hat sich dem immer weiter seres Fachwissens können nicht alle Anfragen zur Bera- wachsenden Spezialbedarf gewachsen gezeigt. So wer- tung erfüllt werden. Leider gestaltet sich die Finanzie- den vermehrt ehemals Selbstständige, gescheiterte Im- rung als Hindernis, mehr Beratungstätigkeit anzubieten. mobilienerwerber, aber auch „Arbeitslosengeld II“- Doch dieses Schicksal teilen wir wohl mit allen anderen Empfänger mit unterschiedlicher Nationalität beraten. In sozialen Bereichen. den letzten fünf Jahren sind durch unsere Mitarbeiter – nach wie vor die zwei Gründer-Juristinnen und eine Ver- Ingrid MaiswinkelKoch

Unterschiedliche Gründe führen zum Minus auf dem Konto, auch schicksalhafte Veränderungen der Lebensumstände gehören dazu. 37 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Ausstieg der Kirche veränderte das Angebot

Die Schwangerschaftsberatung des SKFM will auch nach der Geburt helfen.

ie Schwangerschaftsberatung ist eine vielseitige Der Hauptteil der Unterstützung findet in Beratungen mit Aufgabe. Alle Bereiche des täglichen Lebens den Frauen und Familien statt, die sich an unsere Bera- D können Thema sein: Beziehungen, Erziehungs- tungsstelle wenden. Zusätzlich haben wir Angebote ent- fragen, Gesundheit, Existenzsicherung, Ausbildung, Be- wickelt, die hilfreich sind und auch direkt genutzt wer- fürchtungen, Traumata und Verletzungen, Ausländer- den können. Und natürlich sind die Beraterinnen in An- rechtliche Belange, häusliche Gewalt, Frühgeburt, Tot- betracht der Fülle von Themen und Anforderungen dar- geburt, Umgang mit Behörden usw. Eine Schwanger- auf angewiesen, sich gut in der sozialen Landschaft von schaft wirkt wie eine Lupe. Mit der Brille: „Bald bekom- Wattenscheid und Bochum zu vernetzen. Die Vernet- me ich ein Baby“, werden die bestehenden Lebensbedin- zung findet tagtäglich im persönlichen Kontakt bei ge- gungen noch einmal ganz genau überprüft, latente oder meinsam bearbeiteten Fällen statt, hat ihre Basis auch in verdrängte Fragen und Probleme deutlicher benannt und Öffentlichkeitsarbeit, Arbeitskreisen, Sozialraumkonfe- tragfähige Antworten gesucht. Tatsächlich bringt eine renzen, Bistumskonferenzen, Lobbyarbeit im Landtag Schwangerschaft, egal ob erwünscht oder ungeplant, für und Kooperationen. Auf diese Weise ist die Schwange- jede Frau und oft auch für die Partner viele Veränderun- renberatung in Wattenscheid bestens verwurzelt. Die gen mit sich, die bewältigt werden müssen. Fallzahlen steigen seit Jahrzehnten kontinuierlich. Seit Beginn der Schwangerschaftsberatung hat sich die perso- In vielen Fällen kommt es nicht nur zu Vorfreude, son- nelle Ausstattung nicht wesentlich verändert. Es steht dern auch zu schmerzlichen Erfahrungen wie Trennung, seit 1977 eine Vollzeitstelle für die Beratung zur Verfü- Ablösung von der Familie oder vom Freundeskreis, Ver- gung (aktuell besetzt mit zwei Teilzeitkräften), seit 1989 lust der Arbeit oder Ausbildung, Ablehnung bei der unterstützt durch eine Halbtagsstelle in der Verwaltung. Wohnungssuche, unfreundliche Behandlung bei Ämtern, Im Hintergrund steht das Fachteam ehrenamtlich zur Befürchtungen im Hinblick auf vorgeburtliche Diagnos- Verfügung: ein Geistlicher Beirat, eine Psychologin, eine tik, Schmerzen, gesundheitliche Einschränkungen, Angst Rechtsanwältin, ein Frauenarzt. vor der Geburt, Angst vor der Verantwortung usw. Wie alle wissen, geht es dann nach der Geburt ja erst so rich- Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der sozialen tig los. In all diesen Situationen soll die Schwanger- Dienste ist es interessant, sich die Wurzeln einmal anzu- schaftsberatung beraten, begleiten, stärken, entlasten, sehen: Die Schwangerschaftsberatungsstelle hat ihre Tra- spiegeln, anregen, vermitteln. dition in der Frauen- und Mädchenarbeit bzw. der Fami- 38 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Ein Kind bedeutet auch eine große Verantwortung: Die Schwangerschaftsberatung begleitet Eltern bei der Erziehung des Nachwuchses. lienfürsorge, die der katholische Fürsorgeverein Frauen, schaftsabbruch straffrei nur bei einer vorliegenden medi- Mädchen und Kinder seit seiner Gründung ca. 1909 ge- zinischen Indikation (Gefahr für das Leben der Mutter) leistet hat. Schon damals waren unerwünschte, oft auch möglich. nichteheliche Schwangerschaften ein großes Problem für die betroffenen Frauen, die dadurch in der Regel einen Im Jahr 1976 gab es dann eine Reform des Paragrafen tiefen, häufig negativen Einschnitt in ihr Leben erfuhren. 218, die die Bedingungen, unter denen ein Schwanger- Seit 1871 war der Schwangerschaftsabbruch durch den schaftsabbruch straffrei möglich war, erweiterte. Voraus- Paragrafen 218 des Strafgesetzbuches unter Strafe ge- setzung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch stellt. Im Nachkriegsdeutschland war ein Schwanger- war das Vorliegen bestimmter Indikationen: medizini- 39 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid sche Indikation (d.h. Gefahr für das Leben der Schwan- Diskussionen und Protesten, aus der Vergabe der Bera- geren durch die Schwangerschaft), kindliche Indikation tungsnachweise gemäß Paragraf 219 des Strafgesetzbu- (d.h. bei nicht behebbarer Schädigung des Kindes), kri- ches auszusteigen, da sie befürchtete, durch die bloße minologische Indikation (d.h. innerhalb zwölf Wochen Teilnahme am verpflichtenden Verfahren im Einzelfall nach Empfängnis durch Vergewaltigung), Notlagenindi- schuldig zu werden. Die Schwangerschaftskonfliktbera- kation (d.h. innerhalb der ersten zwölf Wochen der tung wird seitdem zwar in unserer Beratungsstelle ange- Schwangerschaft ist eine Notlage ersichtlich, die so boten und auch immer noch nachgefragt und angenom- schwerwiegend ist, dass ein Austragen der Schwanger- men. Allerdings können wir jetzt keinen Beratungsnach- schaft nicht verlangt werden kann). Die Indikationen weis mehr vergeben, und den Frauen bleibt der Besuch werden vom Arzt ausgestellt. Zusätzlich musste erstmals einer weiteren Beratungsstelle nicht erspart. bei kriminologischen und Notlagenindikationen ver- pflichtend ein Informations- und Beratungsgespräch Die mit dem Ausstieg verbundene intensive Auseinan- durchgeführt und bescheinigt werden, die sogenannte dersetzung mit unseren Aufgaben und Anliegen hat seit- Schwangerschaftskonfliktberatung, die von Beraterinnen dem einige neue Angebote hervorgebracht. Im Septem- in anerkannten Beratungsstellen verschiedener Träger ber 2001 wurde der Secondhandladen „Sterntaler“ eröff- angeboten wurde. net, der seit 2003 in einem großen Ladenlokal in der Ha- genstraße 1 zu finden ist. Von 2002 bis 2007 gab es die In dieser Situation stieg 1976 der SkF Wattenscheid in Kontaktgruppe für Erstmütter. Im Sommer 2001 fand der die staatlich anerkannte Schwangerschaftskonfliktbera- erste Nachmittag für jugendliche Schwangere statt. Seit tung und die allgemeine Schwangerenberatung ein. Nach 2003 führen wir in Kooperation mit dem Caritasverband weiteren Reformen der Gesetze 1992, 1993 und 1995 und dem Sozialdienst katholischer Frauen wurde der Schwangerschaftsabbruch als rechtswidrig Essen die Wochenendfahrt „Jetzt geht’s rund“ für ju- definiert, allerdings blieb er innerhalb der ersten zwölf gendliche Schwangere durch. Im Oktober 2006 konnte Schwangerschaftswochen straffrei, wenn ein Beratungs- dann die erste Wochenendfahrt „Du und ich“ mit jugend- nachweis einer anerkannten Beratungsstelle eine aus- lichen Müttern und ihren Babys stattfinden. Im Jugend- führliche Beschäftigung mit der Entscheidungsfindung treff Frankenweg bieten wir seit März 2009 das Mütter- nachwies. café „Sonnenschein“ an, wo sich Mütter ohne jede Ver- pflichtung einfach begegnen und austauschen können. Zeitgleich wurde in Paragraf 2 des Schwangerschafts- Das neueste Projekt ist die Alltagswerkstatt „Ja, ich konfliktgesetzes das allgemeine Recht auf ausführliche schaff’s – der gute Start ins Leben“, die, gefördert vom Beratung und Begleitung in allen Fragen von Schwan- Jugendamt Bochum, Erstmüttern Unterstützung und An- gerschaften und Geburt bis zum dritten Lebensjahr des regungen für die Bewältigung des Alltags im ersten Le- Kindes festgeschrieben. Dieses Recht bildet die Basis bensjahr anbietet. unserer heutigen Schwangerschaftsberatung. Im Jahr 2001 entschloss die katholische Kirche sich nach langen Petra Keuthage & Birgit Schiller 40 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Margarita Me Ge yer b. am 24. Oktobe r 1928 / Gesundh eitsfürsorgerin

Von Beruf bin ich ausgebildete Gesundhei sundhei tsfürsorgerin. Ich war a tsamt in Wattenscheid a b 1953 am Ge ls Gesundheitsfürsorger zuständig für psychis in tätig. Als solche war ch Kranke, Alkoholabh ich auch für ängige, Tuberkuloseerkr Mütterberatungen und ankte, aber Beratungen in Schul un daher Frau Arning u d Kindergärten. Ich ka nd Frau Brinkmann, dies nnte Interesse e haben mich angespr an einer Mitarbeit in dem ochen, ob ich Verein hätte. Als ich Mitg lied des SkF wurde, bin n ich auch bald zur Vors icht besetzt und es wurd itzenden gewählt worden e ein Vorstandsmitglied . Der Vorstand war da te. Ich habe d gesucht, welches als F mals iese ehrenamtliche Tät achkraft Erfahrungen ei igkeit gerne übernommen nbringen konn , unsere drei Kinder w aren schon groß genug In der Zeit, in . der ich Mitglied im Vor Ber stand des SkF war, ist d liner Straße vom Carita as Altenheim St. Elisabet sverband in Wattensch h von Thüringen an der Entscheidunge eid gebaut worden. Zu n getroffen werden. Wir dieser Zeit mussten wei ver waren als Mitglieder d treichende band Wattenscheid. Di es SkF automatisch au e Zusammenarbeit mit d ch Mitglieder im Carita die Finanzierun em Caritasverband wa s g unserer Arbeit mit dem r allerdings nicht immer Caritasverband abges einfach, da timmt werden musste. Damals wurden auch e hrenamtliche Vormünder Betreuungen gesucht. Im Laufe der geführt. Die Arbeit mit Zeit habe ich etwa 20 e vö den Mündeln habe ich hrenamtliche llig verarmt und lebten immer sehr gerne gema wirklich in elenden V cht. Einige von ihnen w men. Mein E erhältnissen. Ich bin per aren hemann Hermann hatte sönlich mit allen sehr g t ebenfalls ehrenamtlich ut ausgekom erstützt. Ich habe immer e Betreuungen übernom versucht zu helfen und men, er hat mich stets habe auch viel Freude un von den Betreuten zurü An ckerhalten. den gemeinsamen Unter nehmungen, den Fahrten und später ins A mit dem SkF und dem usland führten, haben ich SKFM, die zunächst an ren im und mein Mann regel die Mosel mer schöne Erlebnisse. mäßig und sehr gerne teilgenommen. Das wa

41 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Die Regale sind prall gefüllt

Der Secondhandladen „Sterntaler“ verkauft Kinderausstattung zu günstigen Preisen.

ie Beratungsstelle für schwangere Frauen in Not und Konfliktsituationen hatte immer schon D „Notfallpakete“ mit Babykleidung. Diese Erst- ausstattung für Neugeborene wurde durch die Aktion „Babykorb“ mit der Zeit reichhaltiger, und so entstand eine Kleiderkammer im Keller der Beratungsstelle. Aus Platzgründen zogen wir 2001 in das Haus an der Papen- burg 9, wieder ins Untergeschoss. „Sterntaler“ der Se- condhandladen war geboren. Nach weiteren zwei Jahren wurde es auch hier zu eng und „Sterntaler“ bezog seinen jetzigen Standort an der Hagenstraße. „Sterntaler“ ist ein besonderer Laden und gibt sich doch alle Mühe, nicht so Beate Braun und Dagmar Sackers (v.l.) können ihren Kunden eine zu wirken. Das Geschäft ist hell und freundlich, die Klei- große Auswahl anbieten. derständer sind schwer behangen und die Regale prall gefüllt. Nur eines fällt auf: Die Preise sind erstaunlich Verkauf, die Beratung der Kunden, Sortieren der Spen- niedrig. Dieses ist möglich, da wir die Ware geschenkt den, Wäschepflege, Dekoration etc. Die Ehrenamtlichen bekommen und unsere Mitarbeiterinnen ihren Dienst arbeiten bei freier Zeitenteilung dennoch mit großer Ver- ehrenamtlich versehen. Insbesondere Schwangere und bindlichkeit. Das eigenständige Arbeiten und die gute junge Familien haben hier die Möglichkeit, Textilwaren Atmosphäre untereinander werden von allen geschätzt. und Zubehör für die Babyausstattung zu erwerben. Ware, Überhaupt ist eine sehr hohe Identifikation mit dem Pro- die nicht verkauft wurde, wandert nicht in den Reißwolf, jekt feststellbar. In regelmäßigen Abständen finden bei sondern wird von uns weitergegeben. Der Secondhandla- einem gemeinsamen Frühstück Teambesprechungen den „Sterntaler“ ist mittlerweile ein fester Begriff in statt. Einmal im Jahr findet ein Betriebsausflug statt. Wattenscheid, aber auch weit über die Stadtgrenze hin- 2011 feierte „Sterntaler“ sein zehnjähriges Jubiläum – aus. Im Durchschnitt suchen ihn 250 Kundinnen pro Wo- mit Kaffee und Kuchen, Eisfahrrad, Glücksrad, Prozente che auf. Dreißig Frauen und ein Mann arbeiten unent- würfeln, Kinderschminken und einer Zirkusvorstellung. geltlich mit Engagement und Freude im „Sterntaler“. Zu den Aufgaben der aktiven Mitarbeiterinnen gehört der Birgit Schiller 42 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Jugendlichen eine Perspektive geben

Die Straßensozialarbeit ist einer der jüngsten Fachbereiche des SKFM.

um Oktober 2003 installierte der damalige Ge- können, wobei sie oftmals schon durch die Raster ande- schäftsführer das Projekt „Streetwork“ (Stra- rer Hilfsangebote gefallen sind. Aufgabe des Streetwor- Z ßensozialarbeit) beim SKFM Wattenscheid. We- kers ist es dann, mit diesen jungen Menschen eine akzep- nig später wurde aus dem Projekt der entsprechende table und nachhaltige Perspektive zu entwickeln, die sich Fachbereich beim SKFM geschaffen. Die neue Ge- in der Lebenswelt der Klienten verwirklichen lässt. Da- schäftsleitung hat dankenswerter Weise diese Struktur bei geben die entsprechenden Rechtsvorschriften des aufgegriffen und weitergeführt. Damit ist dieser Fachbe- Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG), nach denen reich einer der jüngsten Fachbereiche des SKFM. Da- die Aufgaben des Streetworkers geregelt sind, einen ge- mals suchte das Jugendamt Bochum einen freien Träger, wissen Rahmen vor. Aber darüber hinaus haben sich die der gemäß dem Subsidiaritätsprinzip die Aufgaben der Streetworker schon vor langer Zeit einen Rahmen gege- Straßensozialarbeit für Wattenscheid in Zusammenarbeit ben, der durch drei Prinzipien abgesteckt wird. Diese mit dem Amt zu übernehmen bereit war. Seit dieser Zeit Prinzipien prägen ihre Arbeit: Anonymität, Freiwilligkeit arbeitet ein Streetworker des SKFM im Wattenscheider und Parteilichkeit. An dieser Stelle seien ein paar Erläu- Süden, genauer gesagt in den Sozialräumen terungen zu den Prinzipien erlaubt. „Westenfeld“, „Höntrop“ und „Eppendorf“, für das Ju- gendamt Bochum. Seit 2011 ist der Streetworker des Eine Jugendliche oder ein Jugendlicher, der einem SKFM Wattenscheid auch Sozialraumkoordinator für Streetworker durch die eigene Gruppe oder durch Freun- den Sozialraum Eppendorf – als erster Koordinator, der de begegnet, muss grundsätzlich seine Identität gegen- nicht bei der Stadt Bochum angestellt ist. über dem Straßensozialarbeiter nicht preisgeben. In der Anonymität lässt es sich für viele leichter erzählen und Das kommunale Jugendamt beschäftigt seit 1983 Street- vor allem leichter Vertrauen finden. Prekäre Dinge wer- worker im Bereich der offenen Jugendarbeit, deren Zahl den in der Anonymität eher offengelegt. Ferner ermög- mittlerweile von ursprünglich zwei auf sechzehn ange- licht die Anonymität den Jugendlichen in für sie ange- stiegen ist. Die Aufgaben eines Streetworkers sind viel- messener Weise, Grenzen zum Streetworker zu setzen fältig. Aber zusammenfassend könnte man sagen, dass und zu erhalten. Was bedeutet dies? Der Streetworker alle jungen Menschen im Alter zwischen 14 und 27 Jah- begibt sich sozusagen als „Gast“ in das Feld der Jugend- ren, die sich in Notsituationen und akuten Krisen befin- lichen. In dem Maße nun, in dem sich die Jugendlichen den, die Hilfe des Streetworkers in Anspruch nehmen öffnen und aus der Anonymität treten, akzeptieren sie 43 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid die Anwesenheit des Streetworkers in ihrer Welt. In dem zialarbeit. Bei der Parteilichkeit geht es vielmehr um ei- Maße also, in dem sich Jugendliche gegenüber dem ne grundsätzliche Ausrichtung der Arbeit des Straßenso- Streetworker zu erkennen geben, bejahen und begrüßen zialarbeiters, auf die sich die Jugendlichen verlassen und sie die Anwesenheit des Straßensozialarbeiters. Diese berufen können. So kann ein Streetworker beispielsweise Akzeptanz kann und wird aber auch Grenzen haben; die- im Falle eines Konfliktes innerhalb der Familie eines se können inhaltlicher wie zeitlicher Natur sein. Konkret Jugendlichen nicht die Aufgabe eines Mediators über- heißt das: Die Jugendlichen werden nach einer gewissen nehmen, selbst wenn er dazu ausgebildet sein sollte. Die Zeit die Hilfe des Streetworkers nicht mehr in Anspruch Aufgabe eines Mediators besteht ja darin, in neutraler nehmen müssen oder wollen. Weise einen Dialog zwischen Konfliktparteien zu mode- rieren; die dazu notwendige Neutralität kann der Street- worker aber nicht aufbringen. Den Jugendlichen entlastet Streetworker darf Jugendliche das zugesagte Prinzip der Parteilichkeit von Misstrauen zu nichts drängen oder zwingen. gegenüber dem Streetworker und von einer stetigen Ver- gewisserung des Beistandes durch diesen.

Die Möglichkeit des Jugendlichen, dem „Gast“ zu zei- Daraus ist zu erkennen, dass die drei Prinzipien der Stra- gen, dass sein Engagement nicht mehr gewünscht ist – ßensozialarbeit nicht nur regulativ die Arbeit prägen, zumindest nicht in der einen oder anderen Form – ist in vielmehr prägen sie auch das Verhältnis und die mensch- der Freiwilligkeit gegeben. Sie ermöglicht einen – kom- liche Beziehung zwischen Streetworker und Jugendli- mentarlosen – Ausstieg aus jeder Form der Begleitung chen. Darüber hinaus steht aber für den Streetworker oder Betreuung. Andererseits bedeutet Freiwilligkeit eines christlich-katholischen Trägers eine spirituelle Di- auch, dass kein Streetworker berechtigt ist, Jugendliche mension im Hintergrund seines Wirkens. Die Würde des zu irgendwelchen Maßnahmen zu drängen oder gar zu Menschen ist unantastbar und seine Freiheit ist eines sei- zwingen. Das fruchtbare Miteinander zwischen Beglei- ner größten Güter überhaupt! Dies hat für alle immer zu tern und Begleiteten ergibt sich im Bereich von Street- gelten und dem muss Rechnung getragen werden, wann work gerade durch und wegen des hohen Maßes der immer Menschen miteinander umgehen. Die Begegnun- Freiheit, in dem sich beide Seiten begegnen und so in gen zwischen Jesus und den Menschen sind stets von Würde miteinander handeln. Das Handeln des Streetwor- großer Achtung des Herrn vor dem Menschen, seiner kers ist dabei besonders geprägt von der unbedingten Würde und seiner Freiheit geprägt. Es bleibt zu hoffen, Parteilichkeit für den Jugendlichen oder die Jugendliche. dass auf diesen Grundlagen die Arbeit in Kontinuität Parteilichkeit bedeutet einerseits natürlich nicht das weitergeführt werden kann und gleichzeitig eine große grundsätzliche Ja-Sagen zu allem, was junge Menschen Flexibilität dafür sorgen wird, den Anforderungen der sich vorstellen oder wünschen. Das Setzen von Grenzen, Zukunft stets zu genügen. die Konfrontation mit Regeln und Ordnungen und deren Umsetzung gehören oft auch zum Alltag der Straßenso- Klaus Breddemann 44 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Stets hartnäckig zum Ziel

Bemerkenswerte Erfahrungen aus einer erlebnisreichen Vergangenheit.

ie Festrede zum 75-jährigen Jubiläum des SKM genutzt werden konnte. Der Beginn einer langjährigen Wattenscheid sollte Josef Stingl halten. Stingl Sozialarbeit in dem sogenannten sozialen Brennpunkt D war viele Jahre Präsident der Bundesanstalt für Mariannenplatz. Arbeit und nach seiner Pensionierung Vorsitzender der Zentrale des SKM. Er hatte als Festredner zugesagt, die Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums Einladungen waren entsprechend geschrieben und ver- konnten gewonnen werden, gemeinsam mit einigen Leh- schickt. Zwei Wochen vor dem Termin hat das Büro rern ehrenamtlich Hausaufgabenhilfe für Kinder auslän- Stingl wegen Terminüberschneidungen abgesagt. discher Mitbürger anzubieten. Bis zu 60 Schüler waren zeitweise aktiv. Als Dankeschön fand jährlich eine große So schnell konnte kein Ersatz gefunden werden, und der Party statt, bei der es dann richtig hoch her ging, mit Li- Vorstand wollte auch nicht suchen. Stingl sollte Wort ve-Musik und leckerem Essen und einigen Getränken. halten. Also flogen zwei Vorstandsmitglieder (einer zahlte bei innerdeutschen Flügen den halben Preis, der 1984 wurden 3.500 Quadratmeter Hallenflächen an der andere als Begleitung war umsonst) ohne Termin und Hohensteinstraße angemietet. Es sollte ein Ausbildungs- Rücksprache nach München. Stingl hatte dort bei der zentrum entstehen. Voller Stolz zeigten wir dem damali- sudetendeutschen Ackermann-Gemeinde noch ein Büro. gen Amtsleiter des Jugendamtes Dr. Fred Krause die Beide setzten sich vor das Büro und warteten, bis Stingl nackte Halle; man konnte 200 Meter weit sehen und an kam. Er war sehr beeindruckt von der Hartnäckigkeit einigen Stellen auch den Himmel erkennen. Fred Krause und sicherte sein Kommen als Festredner zu. Die Rede war entsetzt: „In drei Monaten wollt ihr hier eine Dru- war dann auch sehr eindrucksvoll. Stingl konnte die Zu- ckerei eingerichtet haben? Wenn ihr das schafft, spendie- hörer mit seinem bayerischen Dialekt und Temperament re ich eine Kiste Bier!“ Das Fiege-Pils hat geschmeckt. gut mitreißen. Der Bewilligungsbescheid des Landes zur Förderung der Hartnäckigkeit war eine der Charaktereigenschaften des Kosten für die Einrichtung der Druckerei lag vor, die SkF und SKM Wattenscheid. Bei der Anmietung einer Maschinen waren geliefert. Die Rechnung sollte bezahlt Wohnung in der Obdachlosensiedlung Mariannenplatz werden. Doch leider wurde der Sachbearbeiter des Lan- wurde die Stadt Wattenscheid so lange bedrängt, bis eine des krank und sein Vertreter weigerte sich, die Angele- Wohnung als Begegnungs- und Beratungsraum kostenlos genheit zu bearbeiten. Wir könnten ja gegen ihn eine 45 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen; diese sei form-, trag mit der Kirchengemeinde für die Mutter-Kind- frist- und zwecklos. Was war zu tun? Bei der Bank wur- Gruppe in Sevinghausen wurde über Nacht ignoriert. de das Problem vorgestellt und wir erhielten die Ant- Das Gebäude verkauft, unsere Eingangstür aufgebro- wort: „Wir kennen uns doch schon sehr lange, also wer- chen, und Bauarbeiter machten sich in den frisch reno- den wir die Rechnungen begleichen und Sie geben uns vierten und mit neuem Inventar versehenen Räumen ihr Wort, dass der Zuschuss, sobald es geht, dem Konto breit. Da auch ein neues Schloss eingesetzt wurde, stand gutgeschrieben wird.“ Unser Wort galt. Auf die Bank die Gruppe alleinerziehender Mütter von heute auf mor- konnten wir uns verlassen. Nicht so auf den Diözesanca- gen auf der Straße. ritasverband. Der Wattenscheider Caritasdirektor rief uns eines Tages an und teilte mit, dass unser Antrag zur Fi- nanzierung einer Sozialarbeiterin vom Diözesancaritas- Es dauerte eine Weile, verband genehmigt sei. Man habe eben angerufen. Die bis aus zwei Vereinen einer wurde. Sozialarbeiterin wurde eingestellt und die Auszahlung des Zuschusses in Essen beantragt. Dies wurde jedoch verweigert mit der Begründung, man habe uns nur Der SKFM nahm jedoch an vielen Terminen mit anderen mündlich eine Zusage erteilt, nicht schriftlich. SKM- oder SkF-Ortsgruppen, den Arbeitsgemeinschaf- ten der Bochumer Wohlfahrtspflege und der Bochumer Es war nicht die erste und einzige merkwürdige Erfah- Verwaltung teil. Wir haben den Bundesvorsitzenden des rung mit dem (Diözesan-)Caritasverband. Zur Klärung SKM gestellt, den Sprecher der Diözesanarbeitsgemein- verschiedener Sachverhalte wollten wir mit dem Diöze- schaft, waren vertreten im Jugendhilfeausschuss (früher sancaritasdirektor sprechen. Es dauerte Wochen, um ei- Jugendwohlfahrtsausschuss) und Sprecher oder Dele- nen Termin vereinbaren zu können. Als es dann eines gierter verschiedener regionaler und überregionaler Gre- Tages zu einem Telefongespräch kam, erhielten wir die mien. Im August 1977 sollte ein neuer Sozialarbeiter Auskunft, dass er in den nächsten Monaten zwischen 6 seinen Dienst beim SKM antreten. Er war pünktlich um Uhr und 24 Uhr keinen freien Termin mehr habe. Es 8 Uhr an der Dienststelle, ebenso die für die Beratung wurde ihm ein Termin für 5 Uhr in der Früh angeboten. der Nichtsesshaften zuständige Sozialarbeiterin, die je- Das Telefon wurde aufgelegt, wohl vor lauter Schreck; doch nichts von einem neuen Kollegen wusste und ihn ein Termin kam nie zustande. für einen Klienten hielt. Beide redeten eine Weile anein- ander vorbei, der eine wollte sich vorstellen und die an- Ähnliche Erfahrungen durften wir mit der Bistumsver- dere ihn beraten und mit einem Lebensmittelgutschein waltung machen. Planstellen für die Arbeit mit Alleiner- versorgen. Beide hatten viel Freude, als sich der Irrtum ziehenden waren zugesichert. Doch da man vergessen auflöste. Ein guter Start. hatte, dies auch im Bistumsetat festzuschreiben, durften wir die Mitarbeiterinnen zwar einstellen, erhielten jedoch Dialog bei einer Begegnung mit einem Kirchenvorstand, nicht den fest zugesagten Zuschuss. Und unser Mietver- der einen Malermeister und keinen Geschäftsführer er- 46 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid wartete: „Das war dann wohl ein Missverständnis, aber Komplikationen abwickelte. Die Vorsitzenden waren vielleicht haben Sie eine Idee, wie wir unseren Kinder- sehr froh, hatten sie doch mit ihrer Beharrlichkeit das garten retten können.“ „Welchen meinen sie?“ „St. Bar- gemeinsame Ziel erreicht. Im Alltag der Geschäftsstellen bara.“ „Kenne ich, den leitet doch Frau Decka.“ „Ja.“ verlief der Prozess nicht ganz so reibungslos. Zwei Mit- „Was halten sie davon, wenn wir, der SKFM, den Kin- arbeiterinnen verließen den neuen Verein, und es dauerte dergarten übernimmt?“ „Das wäre super!“ „Dann ma- eine Weile, bis aus zwei Vereinen einer wurde. Mitglie- chen wir das!“ Dann wurde das so gemacht. der und Mitarbeiter leben seit vielen Jahren SKFM.

1988 stellten wir einen Antrag beim Land NRW zur Fi- nanzierung des Erwerbs der Häuser an der Westenfelder Straße. Es sollte ein Bildungszentrum in eigener Verwal- tung entstehen. Bis dahin hatten wir einen kurzfristigen Nutzungsvertrag mit dem Eigentümer, der Stadt Bo- chum. Eines Tages kamen Mitarbeiter der Stadtverwal- tung zu einer Besichtigung der Häuser an der Westenfel- der Straße. Wir waren seit mehr als zehn Jahren dort Mieter. Das Liegenschaftsamt hatte uns 1978 gebeten, in die leerstehende ehemalige Bauverwaltung der Stadt Wattenscheid einzuziehen, um einer Hausbesetzung vor- zubeugen. Nun gab es plötzlich kommerzielle Interessen, und um zu verhindern, dass wir Käufer werden, wurde mitgeteilt, wir müssten auch den öffentlichen Parkplatz An die gemeinsamen Ausflüge erinnern sich viele Mitglieder des mit kaufen. Und der Erwerb des Grundstückes wird vom SKFM immer noch sehr gerne. Land nicht gefördert. Die Kaufsumme hätten wir niemals finanzieren können. Eine offizielle Anfrage ergab, dass Viele Jahre haben die beiden Vorsitzenden von SkF und dieser Parkplatz gar nicht verkauft werden kann. Das SKM versucht, die beiden Vereine zusammenzulegen. Land schob die Entscheidung auf die lange Bank. Uns Es gab gemeinsame Aufgaben in der Vormundschaftsar- kam dann zugute, dass Entscheidungsträger der Bewilli- beit, der Nichtsesshaftenhilfe und der Hausaufgabenhil- gungsbehörde in der Förderung unseres Vorhabens einen fe. Die Hauptamtlichen hatten eine Bürogemeinschaft Ausgleich anderer, politisch motivierter Förderungen und vertraten sich untereinander. Doch es brauchte eini- sahen. Die Vorstandsmitglieder des SKFM trauten ihren ge Zeit, bis die meisten Verantwortlichen zu einer Fusion Augen nicht, als sie den Zuwendungsbescheid sahen. bereit waren. Wir hatten das große Glück, dass uns ein Das musste gefeiert werden, in der Kneipe nebenan. im Fusionsgeschäft erfahrener Anwalt während des zweijährigen Prozesses begleitete und die Fusion ohne Hermann Vößing 47 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Tillmann Johannes R. 1936 / Pfarrer i. Geb. am 3. Oktober

Vikar für St. 1969 als Religionslehrer und Pfarrer Tillmann kam im Jahr um lernte er Hermann Walec enscheid. Am Jungengymnasi Pius nach Watt Zielen des schnell mit den Aufgaben und zek kennen. Dieser machte ihn arbeitete er sofort mit. Auch ut. Bei der Schulaufgabenhilfe Vereins vertra er Mitglied des tätig. Von 1977 bis 1982 war im Vorstand war er beratend folgte das Leben im Ver trop blieb er Mitglied und ver ch seiner Versetzung nach Bot Vorstandes. a Sozialdiensten. at hat er gute Kontakte zu den ein. Auch in seiner neuen Heim e einer ilfe erinnert er sich an die Red n Bestehen der Schularbeitenh Von der Feier zum 20jährige und später selbst ehren ls Kind die Hilfe erhalten hatte ausländischen Wurzeln, die a hof ist ihm Studentin mit ischen Mitbürgers“ im Jugend uch eine „Woche des ausländ amtlich mitgearbeitet hat. A bereits in den 1980er Jah gen ist ihm noch im Sinn, dass erung. Von den vielen Tagun r damals noch in Erinn den sollten. Es kam aber leide nd SKM zusammengelegt wer ren die beiden Vereine SfF u ihm ein Vortrag eines Zentraltagung in Freiburg ist Zusammenschluss. Von einer ren und nicht zu einem er die Zusammenarbeit von eh Erinnerung geblieben, der üb amerikanischen Professors in eferierte. hauptamtlichen Mitarbeitern r Feste des SKM. Er elen Fahrten, Einkehrtage und rt er sich auch gerne an die vi s er im Weiterhin erinne reinsjubiläum feiern kann, das uch noch sein 200jähriges Ve wünscht dem Verein, dass er a n Sinn zusammenzuar tlich bereit sind, im christliche findet, die haupt und ehrenam erwaltung mer Menschen m die Begegnung als um die V es in der Arbeit immer mehr u beiten und zu helfen und dass geht.

48 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Mehr als drei Jahrzehnte Sozialarbeit

Hermann Vößing gehörte bis 2010 zu den prägenden Figuren beim SKFM.

ermann Vößing hat als Sozialarbeiter und Ge- schäftsführer die katholische Sozialarbeit in H Wattenscheid über Jahrzehnte geprägt. Einge- stellt im Jahre 1977 hatte er bis zum Jahr 2010 die Ge- schäftsführung inne. Unter seiner Leitung wuchs aus der Foto Vößing Zusammenarbeit mit dem BDKJ Wattenscheid und dem Katholischen Jugendamt aus dem AK 13 das Watten- scheider-Berufs-Bildungs-Zentrum als eine Bildungs-, Beschäftigungs- und Qualifizierungseinrichtung in Bo- chum. Das WBZ gründete sich 1998 und baut dabei als 100-prozentige Tochter des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer Wattenscheid e.V. auf eine 20- gen aufrechterhalten und unter guten Bedingungen zum jährige Erfahrung in der Bildungsarbeit und Integration heutigen Stand ausgebaut werden. in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt für Jugendliche und Erwachsene auf. Leider musste Hermann Vößing aufgrund einer Erkran- kung vorzeitig aus der Geschäftsführung ausscheiden. Mit der Gründung des WBZ wurden vorhandene Kräfte Bis heute steht er aber dem Verein als Berater zur Seite. gebündelt und alle Angebote noch stärker auf die Wie- Um seine Arbeitsweise in der katholischen Sozialarbeit dereingliederung in den Arbeitsmarkt ausgerichtet. Mit zu charakterisieren, scheint mir ein Zitat von Marie Cu- der Gründung der Firma AllerHand als weitere Tochter- rie treffend: „Man merkt nie, was schon getan wurde, gesellschaft gründete Hermann Vößing eine gemeinnüt- man sieht immer nur, was noch zu tun bleibt.“ Wir sehen zige Integrationsfirma als weitere Tochter des SKFM, allerdings heute, was Hermann Vößing getan hat. Neben die Menschen mit Handicap eine Chance gibt und zeigt, den vielen Aktivitäten des SKFM, die auf seine Initiative dass behinderte und nichtbehinderte Arbeitnehmer er- hin aufgebaut wurden, sind bleibende Merkmale seines folgreich, solidarisch und gleichgestellt zusammen arbei- Wirkens die Zusammenführung von SkF und SKM und ten können. Dank seiner Kreativität, soziale Arbeitsfel- der Kauf der Häuser an der Westenfelder Straße. der mit neuen Konzepten zu bearbeiten, konnten die Ak- tivitäten des Vereins auch in finanziell schwierigen La- Klaus de Vries 49 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid

Heinz Wiederho Geb. a ld m 5. Januar 1935 / Pfarrer i.R.

Ich war „Mi tglied“, d. h. Geistliche 1 r Beirat des SkF Watt 978 (Ernennung zum P enscheid seit farrer von St. Joseph u Frauen). a nd Dekanatspräses de ch dem Zusammenschl r H uss und der Versetzung ans Tillmann wurde ic von Pfarrer h dann Geistlicher Bei bis 2004 (Ve rat des SKFM Wattens rabschiedung in Watte cheid nscheid). Ich erinnere mich gern e an die „Dankabende Bereichert “ im Advent im Carita wurden sie besonders shaus für alle Ehrenam durch die Ruhrgebiets tlichen. dann hier in Steele als geschichten von Rudol achbarn häufiger in f Schäfer, den ich seinem 70. seiner schweren Erkra Geburtstag erhört wur nkung besuchen durfte, e de. Seiner Frau begegn bis er an vangelischen Einricht e ich häufig im „Mart ung für Senioren, in de ineum“, einer großen Erinnerunge r sie ehrenamtlich täti n aus Wattenscheid au g ist. Im Gespräch tauc f. hen viele Ich verfolge nach wie vor die Entwicklu Pius“ ng des SKFM, vor alle , mit dem ich seit 1964 m die Beziehung zum „ (!) verbunden bin (ers Jugendhof St. te Kaplanstelle „unter“ Eberhart Droste…!) Anläss lich des 100jährigen J ubiläums wünsche ich die vielfachen Verä dem SKFM, dass es ih nderungen in Kirche u m immer neu gelingt, a gen der nd Welt zu reagieren u uf Menschen zu finden (w nd passende Antworte enn ich da so an die „ n auf die Fra denke…!!). Umwälzungen“ in mei nen 48 Priesterjahren

50 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Die Frau der ersten Stunde

Elisabeth Arning brachte den Fürsorgeverein für Frauen nach dem Krieg wieder in Schwung.

ls 23-jährige Fürsorgerin, so die damalige Be- zeichnung für den Beruf der Sozialarbeiterin, A begann die gebürtige Wattenscheiderin Elisabeth Arning ihre Tätigkeit beim „Katholischen Fürsorgever- ein für Mädchen, Frauen und Kinder“. Das Büro an der Weststr. 5 war am 1. Juli 1945 eingerichtet worden. Frau Arnings erster Arbeitsbericht für das vierte Quartal 1945 datiert vom 16. Mai 1946. Sie war also die Frau der ers- ten Stunde nach dem Krieg und in der Wiederaufbaupha- se. Die komplett erhaltenen Berichte aller Jahre zeigen ein gerüttelt Maß an Arbeit und Aufgaben, die zu schaf- fen und zu bewältigen waren, sie spiegeln darüber hinaus auch die Situation der Zeit wider. Besondere Auszeichnung: Elisabeth Arning (l.) erhält 2003 das Bun- desverdienstkreuz. Frau Arning war zunächst die einzige Mitarbeiterin, 1947 kam Anni Brinkmann als Jahrespraktikantin dazu – kannte ihn wie kaum eine andere, hatte erleben können, sie blieb. Und diese beiden Frauen prägten in den kom- wie er im Laufe der Jahre gewachsen war und keines- menden Jahrzehnten als hauptamtliche Mitarbeiterinnen wegs mehr mit den bescheidenen Anfängen zu verglei- das äußere Bild des Vereins. Aus den Berichten geht her- chen war. vor, dass der Fürsorgeverein das ganze Spektrum der Sozialarbeit im Blick hatte und immer wieder offen für In ihrem erstmals als Vorsitzende verfassten und unter- neue Herausforderungen war. Dem „Mariannenplatz“ zeichneten Jahresbericht für 1989 an die Zentrale des zum Beispiel gehörte Elisabeth Arnings Liebe. Auch SkF in Dortmund nennt sie als schwerpunktmäßige Ar- nach ihrer Pensionierung im November 1984 blieb Elisa- beitsgebiete: Frauen in Not- und Konfliktsituationen, beth Arning ihrem Verein treu: Sie ließ sich in die Vor- Schwangerschaftskonfliktberatung, Vormundschafts- standsarbeit einbinden, sie übernahm 1989 den Vorsitz und Pflegschaftsarbeit. Für 1990 wird erstmals die Ar- vom „Sozialdienst katholischer Frauen Wattenscheid beit mit alleinerziehenden Frauen erwähnt. Kinderschul- e.V.“, wie der alte Fürsorgeverein seit 1968 heißt. Sie ferien auf Ameland in vielen Jahren, die Hausaufgaben- 51 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid hilfe über lange Jahre zusammen mit dem SKM – zwei Anerkennung für ihren jahrzehntelangen Dienst wurde große Anliegen von Elisabeth Arning, die sie mit ihr am 29. Januar 2003 das Bundesverdienstkreuz verlie- Verstand und Herz vertrat. hen. Leider wurde ihr kirchlicherseits keine offizielle Anerkennung zuteil. Vielfältige Erinnerungen gibt es an SkF und SKM arbeiteten in Jahrzehnten freundschaftlich Elisabeth Arning, ihre Heiterkeit zeigte sich wohl am „vor Ort“ zusammen. So war es für Elisabeth Arning meisten beim Musizieren mit Kindern und alten Men- dann naheliegend, unter sich verändernden äußeren Be- schen. dingungen den Zusammenschluss beider Vereine aktiv zu betreiben, damit sie zusammen als SKFM in Watten- Elisabeth Arning verstarb am 9. November 2008. scheid ihre Aufgaben aus christlich-sozialer Verantwor- tung weiterhin erfüllen können. Als äußeres Zeichen der Dr. Annette Zimmermann

Vorsitzender mit Herz und Sachverstand

Hermann Waleczek initiierte die Gründung des SKM Wattenscheid.

uf Initiative von Her- AK 13 waren ihm besonders wichtig. mann Waleczek wurde A im Jahr 1958 der Sozi- Neben seiner Vorstandstätigkeit beim SKM war Her- aldienst Katholischer Männer mann Waleczek viele Jahre Vorsitzender des Caritasver- Wattenscheid e. V. gegründet. bandes Wattenscheid e. V., des Diözesanverban-des Bis 1999 leitete er als Vorsit- SKM und des Bundesverbandes SKM. Durch seinen un- zender ehrenamtlich mit Herz ermüdlichen Einsatz und seine tatkräftige Aufbauarbeit und Sachverstand die Geschicke prägte Hermann Waleczek den heutigen SKFM Watten- des SKM Wattenscheid. Die scheid e. V. Konstruktive Zusammenarbeit haupt- und Hausaufgabenhilfe für Auslän- ehrenamtlicher Mitarbeiter war für ihn zukunftsweisend. derkinder, die Nichtsesshaften- Er war ein Vorbild der engagierten Sozialarbeit! arbeit, Vormundschaften und Pflegschaften sowie die außerbetriebliche Ausbildung mit der Modelleinrichtung Hermann Waleczek verstarb am 16. Juli 2010 52 100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Wege zum SKFM

Die Kontaktdaten der Fachbereiche.

Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Straßensozialarbeit Wattenscheid e. V. Geschäftsstelle In der Hönnebecke 53 Propst-Hellmich-Promenade 29 44869 Bochum 44866 Bochum-Wattenscheid Tel. (02327) 54 86 37 Tel. (02327) 96 58 46-0 Fax (02327) 965 89 53 Fax (02327) 96 58 46-9 [email protected] [email protected] www.skfm-wattenscheid.de Kath. Kindergarten und Familienzentrum St. Barbara Hollandstr. 24 Betreuung nach dem Betreuungsgesetz 44866 Bochum Stresemannstr. 11 Tel. (02327) 3 49 11 44866 Bochum Fax (02327) 56 99 87 Tel. (02327) 94 54-0 [email protected] Fax-Nr.: (02327) 94 54 22 www.kita-st-barbara.de [email protected] WattenscheiderBerufsBildungsZentrum Schuldner und Insolvenzberatung Westenfelder Str. 56-58 Stresemannstr. 13 44867 Bochum 44866 Bochum Tel. (02327) 98 79-0 Tel. (02327) 91 92 07 Fax (02327) 98 79 41 Fax (02327) 91 92 09 [email protected] www.wbz-bochum.de Schwangerschaftsberatungsstelle Propst-Hellmich-Promenade 29 AllerHand 44866 Bochum Gemeinnützige Integrationsfirma GmbH Tel. (02327) 96 58 46-0 Westenfelder Str. 56 a Fax (02327) 96 58 46-9 44867 Bochum [email protected] Tel. (02327) 98 79 50 [email protected] Secondhandladen „Sterntaler“ www.allerhand-bochum.de Hagenstr. 1 44866 Bochum Tel. (02327) 93 32 49

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100 Jahre katholische Sozialdienste in Wattenscheid 1912 2012 Festschrift zum 100jährigen Jubiläum

Herausgeber: Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Wattenscheid e. V. Propst-Hellmich-Promenade 29 44866 Bochum Vorsitzender: Klaus de Vries

Redaktion: Christian Arnold, Christoph Dittmann Gestaltung: Christoph Dittmann Druck: Ritter-Druck GmbH

Bildnachweise: Bistum Essen (Seite 8), Bündnis 90/Die Grünen Bochum (49), Fotogen (21 Gruppenbild), Grey59/Pixelio (28), Kzenon/ Fotolia (27), Dieter Schütz/pixelio (37), Stadt Bochum (10), Salih Ucar (39), Ulli Weber (21 kleines Foto). Alle übrigen Bilder: privat.

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